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HARVARD COLLEGE
LIBRARY
FROM THE BEQUEST OF
EDWIN CONANT
CUm of 1829
OP WORCESTBR. MASSACHUSETTS
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Von
Heinljotö Steig-
Lettin.
fDetlag Hott ®ill^eltit ^et#*
(öcffcrfc^c »ut^l^anblung.)
1892.
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9^y^?u-.<^/
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^räulctn 2luguftc (5rtmm
bei Cod?tet rOittjelm (Brimm's
Sugeeignet
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%
tu ber 3^it tt)0 bie SBrüber ©ritnm in baS ßcbcn
unfrei SSoIfeö eingriffen, war ©oetl^e'^ §errf($aft überall
burd^gebrungen unb anerfannt. 2)aö gefammte literarifd&e
unb liinftlerifd&e ©treBen in S)eutf($Ianb fd^ien feinem
©ebot ju unterftel^en. (Sr voax ber ©tern, gu bem alle
empor fd&auten, ob oieHeidit ein ©tral^I feine§ OlanjeS
auf il^re eigne Sl^atigfeit falle. 3)a§ 3)afein ber ©n-
jelnen fc^ien fi(5 iju erl^öl^en, benen e§ gelang, fi(5 ®oet]^e'§
^erfon ju näljem. S)en Srübern ®rimm ift biefer SJor^:
gug ju 2:i^eil geworben, gaft ämangig ^af)xe ^inbm^
ftanben fie mit ©oetl^e in SSerfel^r, feine SBerfe oerelirten
fie aB ba^ C>öd)fte, wa^ in beutf(§er ©prad&e gefd&rieben
fei. Sn ben großen ©trom ber nationalen SBirffamleit
©oetl^e'S floß aud^ il^re eigne fiebenSarbeit ein. ^acob
unb SBill^elm l^atten fidE) jur Slufgabe beftimmt, bie
beutf4)e SSergangenl^eit au§ bem 3)unfel ber Sal^rl^un^
berte in ba^ fiid^t ber ©egenmart ju §eben. 2Ba§
fie beibe für bie Siteratur ju leiften mad^tig maren,
®ocÜ|c u. b. Sriiber ®rimm. i
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3ur ©infü^tung.
baöfelbe [trebtc il^r iüngftcr SBruber ßubioig, ber SWalct^
SRabierer, voie burd^ natürlid^c SSererbung auf bcm ®cs
Biete ber Äunft an. SDie ©pur il^rcS SBirfenö ift in
©oetl^e'S iBal^ncn eingebrücft. ®r Blieb für atte ^exkn
il^re l^od&fte Erinnerung.
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iBx^zB dapifel
®oct]^e'§ SJerfel^T mit bcn SBrübem ®rimm iDurjcIte
in bemfelbcn Soben, rote fein eignet SJerpItni§ jur
SBoIf^poefie unb beutf(§en SSergangenl^eit.
©oetl^e iror, nad^ bem ßulluö be§ claffif(§cn
3beali§mu§, am Seginn unfrei ^ö^tl^unberts mieber
gu f(5arferer SSetonung bcffen gelangt, u)a§ er unb
^erber in i^rer Sugenb gemoHt l^atten. Dffian, ©l^ale^
fpeare, @bba üikn bamal^ iliren ®influ§ auf bie beutfd^e
Literatur unb fd&ufen eine neue Slrt nationalen ©mpfinbenö.
Älopftod unb feine Sln^änger, bie 93arben unb ©falben^
fanger, fd^offen im erften ©ifer über ba§ 3^^^ l^inauS.
2)ie unüermittelte (Sinful^rung beS neu fid^ bietenben
Stoffes in bie ^oefie mu§te einer nad^l^altigen SBirfung
auf bie ßßitflß^öffen oerfel^Ien. S)iefen ^trtl^iitn räumte
ber l^iftorifd^ orbnenbe unb poetifd^ nad^empfinbenbe
(Seift §erber'§ auö bem SBege. (är trug baju Bei, ba§
bie SSarbenminbSbraut enblid^ oorüBerraufd)te, unb fteKte
bie gorberung, ialß bie oerfuntene 2BeIt be§ Slltertl^umö
für fid) allein mit ber Äraft be§ ÄunftlerS mieber aufge^^
baut werbe, ©d^on al§ §erber feine SReife gen SBeften
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€rfted (SopiteL
antrat, leBtc in il^m bic Ucberjcugung, bafe baSicnigc,
roaS cl^cbem (S;bba nnb Dffian il^rer ^eü geroefcn roarctt,
für feine ©cgcnroart bic ©ammlung alter SBoHsUeber,
©agcn, ®ebräu(|)c leiften müfetc. Unb alö er aus
^ranlreid^ jnrüdfe^renb feinen 5u§ auf ben alten
beutfd^en ©oben ©trafebnrßS fe|te, pflangte er biefe ßclörc
bem jungen ©oetl^e in bie Seele. Slud^ baS Äunftt)erflänb:=
nife für baS „ßotl^ifd&c ©rofee" erfd^Iofe ober ftarfte er
il^m. SKit SSorliebc entliel^ ^erber in feinen bamaligen
©d^riften, wenn er erhabene ©d^önl^eit preifen rooHte,
ben SWeid^tl^um feiner Silber Dom gotl^ifd^en ®en)filbe:
ber ©trapurger SRünfter fd^roebte il^m jumeift babei
oor. Sl^m xvax SRembranb ein großer 2Weifter, unb
©oetl^e 30g bic l^oljgefd^nifetcftc ®eftalt beS mannlid&en
aibre($t S)ürer ber aufgefd^minften, ftillofen Unfelb:=
ftanbigfeit ber mobcrncn 9KaIcr oor. §ier in ©träfe«
bürg alfo leimten unb reiften bie ©cbanlen, mit benen
pd^ §erber unb ©octl^e 1773 in ben fliegcnben Sldttem
oon 2)eütfd&er ?lrt unb Äunft über ben engen Ärei§ ber
gierigen l^inauS an ba§ beutfd^e ^Publicum manbten,
ba§ als ibcale ©nl^eit frei oon polilifd^cr g^triffenl^eit
gebadet murbc. Berber l^atte feiner prcbigtartigen @t^
giefeung über bie „2)cutfd&c 8Irt" Dffian unb bie fiieber
alter SSöIfer fomic ©l^afefpcarc gleid&fam als Siejt ju
©runbe gelegt; Ooet^c medfte bie „2)eutfd&c Äunft'',
inbem er ben SKünfterbau oon ©trafeburg pries unb
ben aWeifter ©rmin, ber il^n fd&uf. SDaS aSüd^eld&en ent«
l^ielt ein ^Programm, auf baS fidE) ^erbcr unb ©oetl^e oor
ber Deffentlid&feit oerpflic^teten.
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®oet]^e unb bie beutfc^e Borgett.
S)ie Z^at folgte. S)ie 1773 nad& einem erftcn ^n^
lauf vertagte, nac|) fünf Salären aber t)oII6rac|ite ©amm^^
Inng unb Verausgabe ber „SSoIföliebcr" löfte ein ge^s
gebeneS SBort ein. 9iur ^erberS reiche ^erfönlitfifeit
lonnte ein foI($e§ SBerf gu ©tanbe bringen. SSon bem
breiten Pane ber beutfc^en SSoIföpoefie ftfiritt er in ben
aSejirl ber ftamntüerroanbten SSoIIer über; er burd^fd^roeifte,
feiner 3bee üon bem urfprünglid&en ©nflang aller Sßatur^
poefie folgenb, ba^ SWeüier ber fremben, felbft ber roilben
SBoIIer. §erber rooHte fic|) roeber rdumlic^ no(J geitlid^
eingeengt füllten, ©oetl^e, ber an biefem SBerfe bet^eiligt
njar, l^atte bod^ ein n)efentlid& t)erfd^iebene§ SSerl^dltni^ jur
beutfc^en SSergangenl^eit. ©r gog fid^ von Anfang an
feine ©rengen. 2)ie frül^eflen ©pod&en bis jur ß^i* ber
2Rinnefanger wixlten nid&t auf feine mitten im ©eniefeen
jur $robuction treibenbe ©inbilbungSfraft. 9hir bad
15. unb 16. gai^rl^unbcrt, auf baS il^n als Äinb bie
alten SSoIföromane unb bie ©puren altbeutfd^en SebenS
in feiner SJaterftabt l^ingeleitet l^atten, erregte feine
?ß]^antafic. @r bid&tete im S^one be§ SSoIföIiebeS; er
entroHte im®ö^ ein S3ilb biefe§ üergangenen fiebenS; er
fteDte nnh löfte im O^auft ein bas S^it^^t^ ^^^ Sieformation
burd^rüttelnbeS 5ßrobIem. S)ie Äenntnig beS beutfd^en
äebeii^ in ber Vergangenheit mar il^m tiid^t 3^^^/
fonbem SRittel gu eigner, l^öl^erer ©d^öpfung.
Sßiemanb mar bamalö genial genug, bie 2Bege
^erber'S unb ®oet^e'§ einguf dalagen. 3Kan oerl^arrte
auf bem üon il^nen übermunbenen ©tanbpunct, unb
fo mufetc bie langft vorbereitete Slbbiegung beiber gum
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Qx\M dav'iUl
©lafficiörnuä \\ä) befd&Ieunigen. ^^xe crftc Segeifterung
für national:! beutf(§e ©toffe burd^^og bo(§ ein bcutlid^cS
©eignen na$ SSoHenbung bur(5 ba§ (£Iaffif($e. ©o,
wenn Revier, ber claffifd^ gebilbetc SWann, bem aUtx^
bingö erl^abnen, aber gu lünftlid^en, bunfeln unb un^
gel^euren gotl^ifd^cn ©ewölbe ben freien gried^ifd&en
Stempel gegenüber fteHte, unb ©uibo, ßorregio unb
Stapl^ael über SWembranb erl^ob; ober wenn ©oetl^e
burd^ ben 3^f^fe f/^oläß^f^nifet" gu erfennen gab, ba§
3)ürer'§ formen bod& bie freie ©c^önl^eit fel^Ie, bie
fi(§ il^m felber in Stauen fpdter offenbarte, ©oetl^e
lie§ fid^ von bem ©efül^I beflimmen, ba§ ba§ geiftige
äeben nid^t einfeitig auf bie Silbungöftufe frül^erer Sal^r*
l^unberte gurüdCgefd&oben werben bürfe. 9?ur bie öntife
üermdl^It mit bem S)eutfd)t]^um !onnte eine l^öl^ere ©ultur
l^eroorbringen. 2)er Slntüe aber mußte ba§ gelb faft üon
neuem erobert merben. Salier bie fieibenfd&aftlid&feit, mit
ber cö gefd^a^. 3Kan barf ftd^ nid^t burd^ oereinjelte, bie
©efammtftimmung nid^t üerbürgenbe Sleußerungen in
©riefen beirren laffen: ©oetl^e'ö Uebergang jum 6Iaffi=
ciSmuS mar leine Slbfage an ba^ 2)eutfd^tl|um überl^aupt,
fonbern üornei^mlid^ an ben l^errfd^enben SBetrieb beSfelben.
©oet^e Blieb beutfd^, mie einer, ©ein 3^auft begleitete il^n
nad^ Stauen, in SRom entftanb bie ^ejenfitd^e. @r
bid^tete 1793 ben Sleinete i^näß, menn aud& in claffi=
fd^em ®manbe. @r üerl^errlid&te 1797 ba§ beutf4ie
Sürgerleben in ^ermann unb Sorotl^ea. Sll§ aber
bann unter bem fid& mel^renben S)rudCe ber ßeitoerl^dltniffe
jüngere S^alente mit daffifd^cr SBilbung unb poetifd^er
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©octl^c unb bic bcutf(^c aSorjcit.
SegaBung au^gerüftct feine Sugcubtcnbenjen auftiol^men
unb fortfül^rten, xoax für i^n bie 3^it gelotnmen, au^
lange nad& au§en beroa^rtcr 3ii^ü*§^Öiitt8 ^crauöjU::
ireten. @r griff förbernb in bie neue SRiditung ein, bo(§
immer mit ber 9}orfi(§t cineö SWanneä, ber fein fd&mer
erworbene^ ®nt auf feinen ^aH verlieren miH. ®r i^ielt
erft inne, aU er mandjeg mit anfeilen mußte, ba§ er
nid&t gut ju l^ei^en üermod&te.
Sie meitere ©ntmidtung ber 3)ingc aber üolljog
ft($ unter tl^dtiger Slntl^eilnal^me ber Äreife, an^ benen
au(5 bie Srüber ©rimm l^ertjorgingen.
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3mziUsi CdptfeL
^acob ttttb Wtf^etm ^nmm'd ^tttinti in
bte ^ontattfill.
@cgcn ba^ @nbe be§ üorigen ^ö^^l^^nbertä Mlbctcn
bic SBrüber ©d&Iegel in ^ena, bcnen fid& fiubioig Xkd oon
©iebid&enftcin au§ gugefcHte, bic üKittc, um wel^t fic^ bie
aufftrebenbcn lungeren S^alente fammelten. ^kx erfd&ien,
nadö furjcm ©tubium ju ^aHe, im Solare 1797 ©lemenS
Srentano afö „bet Slrjcneigelal^rtl^eit SSefliffener," weniger
üon mebicinifd[)en afö literarifdden Sntereffen angejogen.
3m grül^ia^r 1800 berührte Äarl gricbrid^ von Ba^
üigng auf einer ©tubienreife Sena unb trat bem 3^^^
biefer „genialifd^en unb [id^ roal^rl^aft bilbenben SKeufd^en"
bei. aiud^ 8(d[)im von amim fd&eint von ^aUe auQ,
n>o er von Dftem 1798 ab graei Saläre lang ftubicrte,
in 3cna uerlel^rt unb namentlid^ mit SBrentano, öuguft
SBinlelmann unb ©aüignt) greunbfddaft gefd^Ioffen ju
l^aBen. SBeld^e SSerel^irung ©oetJ^e, ber erlorene SKeifter,
Bei allen geno&, bauon legte ßlemenS in feinem ©obmi
(2; 434) 3^i^9"i6 ^6- ;;2)arf id^ nennen, maS un§ aUe
üerbanb? ®in S5id^ter l^atte uns aUe gemecft; ber ®eift
feiner SBerfe mar ber SÄittelpunct gemorben, in bem mir
un^ felbft nnb einanber mieberfanben, mannigfad^ von
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3acob unb SSßil^cIm ®rimm'8 (Stntritt in bic S'lomantif. 9
einanbcr unterfd[)iebcn loarcn xüiv, tdic unfrc S^üfl^^offen,
o§nc aicligion unb SSaterlanb, locr bie fiicbe lannte,
ful^Ite fic jerftdrcnb — ol^ne bicfe S)td^tungcn toärc bcr
IcBenbigc Äeim bc§ Bcffeni 5Dafct)n§ in unS jcrftört,
xük in fo t)ielen. 3m ©enuffc bicfer SBcrIe würben wir
{Jrcunbc, in ®rlcnntni§ feiner SSortrefflid&feit gebilbct,
mit bem ßeben einig, ju allen Untemel^mungen mut][)ig,
gu eingelnen SSerfuiJen gefijicft." ©lernend felbft, ber [id^
nad^ einer bunllen rerftimmten Swg^tib lange nid&t bem
Reitern ®eniu@ üertrauen fonnte, rerbanite bem ©tubium
®oet^c'0; bafe fein ©d&merj Älage, fein UnglüdE Äraft,
feine 2;rauer um fiiebe Streben nad^ Äunft mürbe, ©nt^
fd^Ioffen, biefem Streben fid& ju mibmen, nal^m er
nad^ bem SBeggang t)on 3ena feinen Slufent^alt in Ttax^
bürg, XDO ©aüignt) al§ SRed^tSlel^rer ju mirlen begonnen
l^atle. 3m Saläre 1803 mürbe Äünigunbe SSrentano, ge^
mö^nlid^ ®unbel genannt, bie ©emal^Iin ©auignri'^.
SJiefer SWarburger Ärei§, mit feiner großen unb
geiftig au^gejeid&neten ^^^iKen^^SSermanbtfd&aft, öffnete
fid^ nun htn jungen ®rimm'§, aU fie, 3acob 1802,
SBill^elm ein ^a^x fpdter, bie i^effifd&c fianbei^^Unioerfitdt
Belogen, um bie SWed^te gu ftubieren. ©aüignt)'^ emfte,
jielbemu^te ©elel^rfamfeit mirfte am tiefften auf fie ein;
feine milbe greunblid^Ieit unb fein feinc§ SSerftanbni§
für bie beutfd[;e fiiteratur 50g fie unmiberftel^Iid^ an.
@ine gIüdEüd^::enge, ftiH nad^ innen gefe^rte ßebenS^
gemol^nl^eit l^atte ben 33rübern frül^jeitig fiuft unb ^n^e
jur ßecture unfrer großen ©id&ter gegeben. SBill^elm mar
glcid^ eutfd[)ieben ©oetl^e gugemanbt, mal^renb 3öcob
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10 3">"te8 6:apitcl.
[id^ md)v ju @d;illcr f)\dt unb crft nad& inib nad^
üon Ooetl^e ergriffen tourbe. (Sin angeBorneS unb gern
geübtes 3^i^ß"talent fc|)drfte ben SSlid bor Jünglinge
für bie SBerfe ber bilbenben Äunft. S)ie (Saffeler ©allerie
l^atte i^nen, al§ fie ba§ figccum bort Befuc|)ten, offen
geftanben. Äurj, e§ waren aUe SSorbebingungen für
einen auf innerer ©emeinfamfeit fid^ grünbenben 2lrt=:
fd^IuB an ©aoignt) unb bie ©einigen oorl^anben.
3n ber eblen ©efeHigfeit, xvk fie in ©aüignp'ö
^aufe gepflegt rourbe, naf)m ba§ l^eitre' JCSo^IgefaHen
an bem Sieueften in Äunft unb Siteratur bie erfte
©teile ein. ©oldpe Sefd&dftigung galt bamalS, mel^r
n)ie ^ßute, al§ geiftige ©rfrifd^ung na($ ben SWül^en bc§
S3erufe§. ©aoigni) l^atte an fi($ felbft bie SÄad&t ber ?ßoefie
erfal^ren: an^ einem gerftreuenben Seben roar er burd^
SBill^elm äReifter auf fid^ felbft unb bie (Sinfamfeit
gurüdfgefül^rt unb fo für bie SBiffenfd^aft gewonnen
roorben. @r liebte e§ aud& fpaterl^in, ein ©tüdC au§
SBill^elm SWeifter ober ein fiieb Don ©oetl^e oorgutragen;
bie anmutl^ige SBeife, mit ber er e§ tl^at, oerga^cn bie
banibaren ®rimm'§ il^r lebelang nid^t. 3n biefer em-
pfanglid^ ftimmenben Umgebung lafen fie 2:iedf§ mit
günbenber SBorrebe auSgeftattete SWinnelieber (1803).
(Siemens' SSorliebe für alte beutfdpe Sieber regte aud^
fie an, auf il^ren SluSflügen in bie fd^öne ©egenb ^olU^
lieber, ©agen unb SÄard^en gu fammeln. 3n SWarburg
würben Sacob unb SSil^elm ©rimm für bie 9lomantif ge«
monnen; Don ba ab batiert il^re ^inmenbung gur alteren
beutfd^en Siteratur.
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Sacob unb SSill^cIm @ri«tm*ö (gintritt in btc Slomantif. 11
ein länflcrcr Sfufentl^alt SacoB'ö in $ari§ führte
bem frifd^en ©fer ber SSrüber neue SRal^rung ju. BavxQXtt)
t)erlie& namli(5 im ©ommer 1804 bie Uniüerfitat, unb trat
eine Iiterarif(§e Steife bi§ na(§ granfreid^ an. Suf feinen
Slutrag traf im gebruar beö folgenbcn ^aJ^xc^ Sacob
©rirnm in ?ßari§ ein, um il^m bei feinen Arbeiten gu l^elfen.
Untermeg^ in SKefe l^atte er bie Äatl^cbrale mit i^ren l^ol^en
genftern von gemaltem ®Ia§ gefeiten, er glaubte, ba^ ber
^errlid^Ieit i]^re§ S3aue§ ni($t einmal ber — il^m nod^
unbelannte — ©trafeburger S5om gleid^Iomme. ^ie il^m
reid^lid^ üerbleibenbe freie ßeit benufeteSacob baju, fid^ an
ben in ber fraujöfifd^en ^auptftabt aufgekauften ©d^äfeen
ber Äunft unb Literatur fortjubilben. Sin einer bem
^ßarifer ©obej entnommenen ©teile prüfte er unb fein
®ruber 2!iedf S ^Bearbeitung ber SKinnelieber, unb SBil^^
l^elm meinte, ba^ biefer „nid^t üiel oeranbert l^abe, voa^
an^ pbfdd fei". @r riet^, ba^ Sacob fid^ in ?ßarifer
^anbfd^riften nad^ alten beutfd^en ?ßoefien umfd&auen
foöe, bie merfmürbig unb nod^ unbelannt mdren —■
offenbar gu gleid^er Slrt ber Bearbeitung unb ^erauö-
gäbe, ^m ©d^Iegel^Sied'fd^en ©inne mar e§ aud^, ba§
3acob in ben großen Äunftfammlungen auf 3)ürer, (Si)dE,
SucaS t)on fiet)ben, 9tuben§, SRugSbael unb anbre SReifter
ber altbeutfd[)en SWalerei befonber§ ad^tete. Slber an^
geregt burd& bie ^ropglden gel^örte bodp feine innigfte
Steigung ber antifen unb italienifd&en Äunft be0 SWittels:
altera, üor bereu ©d^ön^eit er „im §erjen nieberfniete."
Siafaete Silber riffen ii^n gu „trunlener" Semunberung
]^in. ^ehzn Sftafael BefdEiautc er faft nur nod^ Seonarbo
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12 S^tiM (SopiteL
ba SStnci unb Zitian, gerabe xok er oicrjig Sa^rc
fp&tcr, im Serid^t über feine italienifd^e SReifc^ bie brei
SRamen loicber gufatnmen nannte. Unb mitten in bcr
frcmben SBcIt, ba ging il^m immer Ilarer baS SSerftdnb*
nife für ©oetl^c'ö ®r6&c auf, mic er feinem ©ruber üer^^
traute: „SJcr ®öt^e ift ein SWann, mofur mir 3)eutfd^e
©Ott genug nid^t banlen fönnen, er lommt mir gerabe
mie Slafael vor, ol^ne ba^ i^ bedl^alb @d^legel unb
Zkd mit 5Dürer, ©9!, ®cllini 2c. ücrgleid&en miß."
SDic ©ruber warfen fid^ üon nun an mit ©emufetfein
auf ba^ ©tubium ©oet^e'ö. ©eine @d[)riften mürben, fomeit
es möglidö mar, DoHfldnbig für il^re liebe ffliblioü^d
angefd^afft. SBill^elm fud^te fid& an^ gebnidCten Duellen
mit ber literarifd^en SBelt ber fiebjiger Saläre, in meld^er
©oetl^e murjelte, üertraut ju mad&en. 3<icob bagegen
burfte in $ari§ unmittelbar aus jener 3^^^ ^crüber:^
reid&enbe 3^^9^iff^ einfe^en. @ax)ignt) befafe uamlid^
S3riefe von ©oetl^e, SBielanb, bem ^erjog unb ber
^erjogin üon SBeimar unb anberen, fämmtlidd au^ ben
legten fiebriger unb erften ad&tjiger Seigren, von benen
er im SSerein mit S^cob Slbfd^rift nal^m. 3tzm @d[)riften
von ®oet^e, auf meldte bie 33rüber burd^ gute Siad^^
rid&ten meift oorl^cr aufmerifam maren, mürben mit ©e*
gierbe ermartet. ,,$eute i^ab id^ etwa^ ganj Äöftlid&eS
gelefen (fd&rieb SBill^elm ben 17. 3uni 1805 an^acob):
SDiberotS 3Setter SRameau, von ©ötl^e überfefet;" 8(ns
läge unb ©utmidEelung fei unübertrefflid^; er miffe eS
nid&t genug ju loben; ba^ befte Urtl^eil l^abe ©oetl^e
felbft barüber gefagt in einem Snljang, ber anwerft in-
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3acob unb SBill^elnt ®rtinm'ß ©ttttritt in bic SfJotnanttf. 18
tercffant fei unb l^crrlid&c ©cbanlen auSfpred&c, trcffenbc
für ba^ jefetge ^titaltn: „i^ glaube, ha^ nictnanb ein
foltjes SBerf üon ber ©cbiegcnl^eit, geftigleit unb ber
eben bavan^ entfpringenben ßeid^tigleit, ^arl^eit fd^reiben
lönnte, atö ebtn ©ötl^c unb eS mufete i^nt beSl^alb not^^
wmbiQ gufagen. SBenn man fo etoaS lieft, lann man fid&
eigentUd^ erft einen Segriff mad^en üon bem, maS ©til
§ei§t, unb ba^ ©ud^ ift red^t eigentlid^ baju gemad&t
eö, je mc][)r man e§ lieft, je mel^r ju Bemunbcrn.'' 3ni
felBen SSriefe gab SBill^elm aud& feinem Sruber bie etfte
SRad^rid^t über „SBinfelmann unb fein 3ö§r§unbert."
Sacob aber antmortete: „SBa§ mid& am meiften in
SDeinem SBrief gefreut, ba§ finb bie ©ötl^ifd^en ©ad^en.
S)iefe brei: ©eUini, SSinlelmann unb SRameau fd&einen
mir infofem eine S^enbenj ju l^aben, al§ fie aUe fremben
(aber aud& üortrefflid^en) Stoff in fid& ful^ren, morüber
aber ©ot^ifd^e i^oxm verbreitet ift, mit löftlid&en Sfn^
i^angen unb eignen ©ebanlen über biefe t)erfd[)iebenen
Äünftlcr."
Um fo fd&merjlid[)er mürben bie Sörüber burd& trübe
^iad^rid&ten au§ SBeimar berül^tt. S)er Zob „be§ lieben
Sd^iHer^" (mie gcicob fagte) lieg aud& ba^ ©d&Iimmfte
für ©oetl^e'S Seben befürd&ten, ba^ burd^ immer neu
ftd& einfteHenbe Äranll^eit emftlid^ bebrol^t fd&ien. aber
feine Äraft blieb fiegreid^. SDic g^it ft^nb nal^e beüor,
wo er bzm engeren greunbeöfeeife ber ©ruber ®rimm
unb biefen felbft feine mol^ImoHenbe Sil^eilnal^me ^n^
menben foHte.
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Dritte« dapttel.
@tQen baö (Snbc beS gtil^teS 1805 toar bic gange
gamilie ©rintm in ©affcl vereinigt; roo ^acoh eine be^
fd^cibene ©teile im ^effifd^en Staatöbienft erhielt. Slber
balb erfolgte ber ßufammenbrudp ber bcfte^enben SBerl^alt-
niffe, unb ba^ neue 9?egime erI)oB fitj. ©affel, nun^^
ntel^r bie ^auptftabt be§ Ä6nigrei(5^ SBcftpl^alen, gcraann
mit einem ©daläge roeitreid&enbe SBebeutung. SJurd^
So^anneö üon SRütter'S ®mpfe][)lnng rourbe Sacob jum
SBibliotl^elar be§ Äfinig^ nnh ©taatSratl^öaubiteur er^^
nannt. 3)ie§ mit einem reidjlid^en ©nfommen bebad^te
ömf gab il^m unb bm ©einigen aud^ vor ber SBelt
eine ©teHung unb gemal^fte SWu^e genug für eifrig
betriebene gortarbeit.
Um biefe ß^it magten fid[) bie 33ruber, jum 2:^eil
ol^ne fid& gu nennen, mit fc&riftfteBerifd[)en SBerfud&en an
bie Deffentlid^Ieit. ©nen feften unb Beftimmten Snl^alt
aber nal^m il^re S^l^dtigfeit erft feit bem 3^itpii«ct an,
wo fie fid^ an bie ©eite fiubmig S(d^im'§ t)on 5lmim
fteüten.
Slmim'S 3?ame Hang ben SSrübern ©rimm von
SKarburg l^er Dertraut. 2)ort geno& er bie atterreinfte
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SButtbcrl^om utib Sröftcinfamfcit. 15
SBcrel^rung. &in eigner ©lanj uiufd^roebtc feine menfd^Iid^s
eble ^erfönlid&feit. SBenn Sriefe von il^m eintrafen an
6Iemen§ ober ©atjigng, mit gartem ©rufe an ©anbei
nnb Settina, roar greube in bcm ^aufc. @o rerfd&iebcn
bie ®efd&n)ifter fein mod&ten an ®emütl^ unb tjreunb^
fd^aft§äu§erung, in il^rer fiicbe ju ?(mim roaren fie einig.
STd&im ron SImim unb fein alterer ©ruber Äarl l^atten
gu Dftern 1800 bie Uniüerfitdt ^aUe mit ©öttingen vti^
taufdit. ^ier befud^te il^n ®lemen§ im 2Äai beö folgenben
Sal^reg. Stuf bem 2:rageö, bem ©tammgute ©aijigng'S,
verlebten bie ^^reunbe golbne ©ommcrtage. ?ll§ ein
folgenreid^eö ®lüd für fein Seben aber fiel Arnim
bie perfönlid&e Selanntfd&aft mit ©oetl^e gu, afö biefer
bie jmeite S^nimod^e, l^o^gefeiert, in ©öttingen meilte.
Slm 5. Suni 1801 feierte er bort, natj feiner eigenen Sr-
ga^Iung, in ber ^one ein. (Sbzn aU bie SJdmmerung
anbra(5, bemerfte er einige SBemegung auf ber ©trage,
©tubierenbe lamen nni gingen, oerloren fid^ in ©eiten=:
gägdien unb traten in bemegten 2Äaffen mieber oor.
@nblid& erfd&oC auf einmal ein freubigeS Sebel^od^!
aber ani^ im Slugenblid mar Sllleö oerfd^munben. 3)ers
gleid^en SeifaHöbegeugungen maren gmar oerpönt; um
fo mel^r freute eö ®oet§e, ba^ man gemagt l^atte, il^n
au^ bem ©tegreife gu grüben, unb er fprad^ eine ©e^
feUfd^aft biefer jungen Seute mit Slntl^eil unb SSergnügen.
Unter ben ©oetl^e l^ulbigenben ©tubenten befanb fid^ aud^
Sld^im üon ?(mim, ber furg barauf feinem ^reunbe
auguft SBinfelmann mittl^eilen fonnte: „©ötl^e markier,
i($ l^ab il^n gefprod^en, i^m ein breifad^eö öffentlid^e§
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16 dritte» (Sapitel.
fiebcl^od^ ausgerufen allen SSerboten jum Zxoi^, baS feg
baö einjigc SSemünftige von 3)einem x^veuribt Äd^im
amtnt." Unb ©oetl^e'd burd^ fein Stagebud^ tjom 8. Suni
verbürgter ®efu(5 ,,bei ben ©ebrubem t)on amim"
Idfet barauf fd^KcBett, ia^ ac^im bei ber Jfunbgebung
eine fül^renbe SioQe gcfpielt §at.
SRadö weiten Keifen burd^ ba^ racfllid^e ÄuSlanb
roäl^Ite Wcnim ^eibelbcrg, rool^in fic^ ©lemenS ®rentana
in glüdEIid&er (Sf)e mit feiner ©opl^ie geraanbt l^atte,
1805 jum äufentl^alt. S)ie fieben§:s unb @d&affen§Iuft
ber beiben g^eunbe galt ben alten beutfd^en fiiebem
für ,,beS Änaben SBunber^om." ©d^on jur Seipjiger
9Wid&aeIiS::aWeffe (aber mit bem Siiteljal^r 1806) erfd&ien
ber crfte Sanb, ©oetl^e gugeeignet. SSon ©oet^c murbc
ba§ SBunber^om bem beutfd^en publicum al§ ein Sud^
empfol^Ien, ba^ in jebem §aufe, wo frifd^e 2Äenfd&en
mol^nen, gu finben fein foHte.
e§ ift mal^rfd^einlid^, ba^ Sacob unb SBill^elm
®rimm bereits jum erften Sanbe an^ i^rem bamatö
fd^on Dorl^anbenen, unb bod^ nie felbft benu^ten SSor-
ratl^e an SJoIlSliebem beigefteuert l^aben; aud& äußere
©puren in ben Sugenbbriefen beuten barauf 5^^-
©id&er aber, wenn aud^ nid^t in aßen (Sinjel^eiten l^eute
mel^r nad^juiüeifen, bleibt ii^r Slntl^eil an bem gmeitcn
unb britten 33anbe beS SBunberl^omS.
3m ^erbft be§ ^aS)xe^ 1807 begab fid^ namlid^ Slrnim
3um jmeiten äKole nad& |)eibelberg. UntermegS traf er
unb ©lemenS, oon ©iebid^cnftein aus lommenb, mit
@at)ignt) nnb feiner g^milie, SSettina unb SWeHina (ber
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SBunberl^orn unb Jrdpeinfamfeü. 17
fpdtereu i^xan von @naita) in SBeimar gufammen:
„S)ort finb wir taglicfi bei ®otl^c unb er bei uns
gemefen, unb l^aben un§ gegcnfettiß lieb gel^abt." 3)ie
gange ^axawant ful^r barauf in brei Äutfd^cn nad^
(Saffel, roo man bei bem einflufereid^en SBanficr Sorbiö/
mit bent fiuife Srenlano vexmäf)li rvax, abftieg. ?(rnim unb
©lernend blieben bann nod& mel&rere SBod^en bort, um ba§
äRanufcript jnm gleiten unb britten SSanbe be§ SBunber^
]^orn§ ju „arrangieren", unb im neuen Saläre begann
ber S)ru(f, non Slrnim in ,|)eibelberg perfönlid^ über^
road^t.
S)iefe (Saffeler SBod^en 2(rnim'§ würben in ftetem
Umgang mit ben SSrübern ©rimm Derlcbt. SIelter aU
fie, meltcrfa^ren, mit literarifd&em Siul^me gefd^müdt,
l^atte er 2lnfang§ mof)l ein natürlid&eö Uebergeroid^t
über fie. @§ fd^manb jjebod^ in bem SRafee, al§ er bie
innere Stüd&tigfeit unb baS SBlffen ber 93rüber fennen
lernte, „^xex giebt e§ einen fel^r geleierten beutfd^en
©prad&^ unb Siteraturfenner, ^r. ÄriegSfecretär @rimm,
er ^at bie noUftanbigftc Sammlung über alle alte
$oefie", fd^rieb er bamatö an fiubmig Sied. 3lrnim'§
frol^finnige, milb belebenbe $crfönlid&feit erfd^loß in
furgem baö gerne gurüdl^altenbe SBefen ber jungen
©rimm'S gn offener 3Sertraulid&feit. 3Son nun an maxm
fie Ji^eunbe; eine ber fd^önften Slütl^en biefer greunb^^
f($aft, i^r au§ bem ^ergen gefd&riebener SBriefmed^fel,
ftel^t nod^ l^eute in noHem S)ufte.
3)ßr bamalige ©tanb ber oon il^nen gepflegten
fiiteratur mürbe burd^gefprod^en. ^m aHgemeitien ent^^
®octf)c u. b. a^rübcr ©rimtn. 2
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18 drittel» @;apitel.
öüBte fid) ®inI)cHigfett bcr äufid^tcn, auc^ über hen
SBetricb unb Fortgang il^rer eigenen SlrBeiten. 3^^^*
2Bunberl^orn gaben bie ©ruber j[e^t nid&t nur Seiträge l^er,
Jonbern auc^ — roaö üiel ujertl^roller roar — il^rcn guten
Matf). ©ie roud^fen fo in eine SSertrauti^eit mit bem
33uc|)e ^inein, bie i^ncn ben Snl^alt aDejeit gegenwärtig
l^ielt. SBiU^elnt freilid) ftanb ber fubjectiD^oetifd&en Sfrt
ber Herausgeber fd^on bamafö innerlid^ naiver', olS
3acob, roeld^er mcl^r auf ein f)iftorif($^obj[ectioe§ SJer-
fal^ren brangte. SBä^renb äntint unb SSrentano, unb
mit il^nen SBill^elm, ein 23ud^ liefern mottten, ba§ für
atte lesbar märe, m\b beSroegen fi($ bie ^Jrei^eit liefen,
gu erneuern unb umjufd^affen, l^ielt ^acoi mit ftetig
junel^menber geftigfeit bie SSerpflangnng ber alten SoIfö=
lieber in bie mobeme Qdt, ein poetifd&eS Stufblül^en
berfelben nid&t für tl^unlid^, ?(m f(§roffften formulierte
er einft biefe Slnfd^auung, inbem er au§fpra($, ba^
SReiftermerfe ber Äunft burd^ jebe ßopie entmeil^t mürben
unb burd^ ein allgemeines SBerbot baoor gu bel^üten
mären. (£r glaubte, bafe bie 3^^*/ i^ ber bie SolfS:^
lieber entftanben, unb bamit aud^ bie Slufnal^mefäl^igfeit
Seitens beS ?ßublicumS unmieberbringlid^ worüber fei.
rri^^^Q gefd^eibte ßeute (fefete er einft feinem Sruber
auSeinanber), bie id^ gar ni^t anberS l^aben mfld&te,
ob il^nen nid^t gel^n ßieber oon Oötl^e lieber finb, als
bie je^n beften aus bem SBunberl^orn, unb marum f)aben
fie nid^t red^t? SDie SKinnelieber finb jum 2;§eil
gang l^errlid^ unb üottfommen, aber ©ötl^e unb ©d&iHer
mögen fie nid^t." SDiefer ©tanbpunct, ber bei ben
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SBunbcr^om unb %xd\idn\amlt\t 19
aWärd^en, bcn ©agcn, bcr ferBtf(§cn ?ßoefic immer tpicbet
ft(§ geltcnb mad^te, ndl^erte Sacob @rtmm tl^atfdd^Ud&
bcn ©cgnern bei^ SBunbcr]^orn§, an beren cifrigftcm,
3o]^ann $einti(§ Sog, er baö ©id^re unb ©elcl^rte
feines SBiffenS gu fd&öften mußte. 3^^^^ ^IS SofeenS
Derlefeenbe ?(ngriffe auf baS SBunberl^orn erfolgten, üer*
tl^eibigte fid^ Slrnim üon ©affel auö, bcn 8. 2)ecember 1808,
in einer nid^t ol^ne bie ®rüber ücrfertigten S^^f^^^f* ^^^
bie 3enaifd)e Siteratur^ßeitung. SDod[) bie ^orberung
ber ®egner nac^ einer gefd^id^tlid^en SBeglaubigung ber
aufgenommenen SoIfSlieber lieg fid& nid^t fo leid&t ab^
meifen, unb ber fd^nettfertige (Siemens mar am el^eften
geneigt, fie ju erfüllen. @r plante einen Änl^ang jum
SBunberl^orn, bcr „eine gebrdngte ©cjd^id&te ber SJoIfö-
lieber, mit möglid&fter 3^it6^f*iin"^W"9 ^ ^^^ ^^^ ^"^^
^til ber dd^ten unb jroeifell^aften ©tüdfe il^rer ©amm-
lung" auf ein paar Sogen entl^alten foHte. ?J(uf biefen
$Ian rerpflid^tete er fid& 1809 in einer Slnjeige im
3nteIIigeng=S3Iatt berfelben 3ßifat^^9/ ittbem er gu^
gleid^ bie „®er)plfe einiger greunbe, meldte md^renb
unferer Sammlung ba^in arbeiteten", in SluSfid^t fteHte.
©rimm'S, bie gemeint maren, mußten in biefem ^ad&e
lüol^I gut 33efd&eib; SBill^elm fd^ieb j. S3. in ber 3Sorrebe
in feinen Slltbdnifd^en ^elbenliebern eine betrdd^tlic^e
»njal^l fold^er ©tüdfe beS SBunberl^ornS an§^, bie „bie
eigcntlid&e 9?atur unb ©runbgeftalt beS beutfd^en SSoIlS^
liebes" oor baS 17. Sa^rl^unbert gu rüdfen fd&icn. 3)od&
fallen bcibe bie UnauSfül^rbarleit beS aSerfprod^enen ein,
unb burd^ i^re ©rünbe üBergeugt mar aud^ ?(mim ba^
2*
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20 dritte« ©apücL
gegen. „SBie unbebeutenb loenig man aber (fd&rieb er
an ©lernend) im ®an3en gur ©efd^id^tc ber SSoIföliebcr
nod& roiffen fann, baüon ift mir ©rinim'ö ©ammlung
ber bcfle Setoeiö, ber roal^rlid; mit großer ?tu8bauer
unb ©efd^idflitjfeit baju fammelte." ©lemenS gab na^.
©r l^atte ni(§t§ anbereö beabfid&tigt, als bic in ®örre§'
SWecenfion beö SBunberl^omS fprubeinben ®ebanlen bem
^Publicum in l^iftorifd^er unb lesbarer i^ovm barjubieten.
aber trofebem famen Slmim unb ©lemenö no(§ einmal
auf bie ©ad&e gurüd, aU — wo^l auf ^Betreiben beö
legieren — 1810 von SBerlin aus ber üierte SBanb be§
SBunberl^ornS angelünbigt mürbe; „ben fiiteratoren ju
gefatten moHen mir (l^iefe e§ ba) literarifd&e änmerfungen
jur ©efd^id&te beö SSoIlSliebeS unb unferer Sammlung
l^injufügen, mobei) mir uns bie $ülfe unferer ^Jreunbe
®rimm in (Saffel oerfpred^en, bereu grünblid&e Jfenntni§
biSl^er fo erquidflid^ jur Anregung lebenbiger änfid&t
ber älteren beutfd^en Siteratur gemirft i^at." Äud^ bieS^
mal ol^ne ^^Igcu: benn gu einem vierten Sanbe ift eS
bei fiebjeiten Slmim'S unb Srentano'S nid^t gefommen.
Slurf) an bem funftlerifd^en ©d^mudf beS SBunber^
^ornS finb ®rimm'§ betl^eiligt. SDaS 2:itelblatt beS erften
SanbeS geigt, üon unbefannter ^anb, einen auf bloßem
Stoffe üormarts fprengenben Knaben, ba^ SBunber^orn
l)0(§ in ber dienten f(f)mingenb. S)aS S5ilb gum gmeiten
93anbe aber l^at SBill^elm Orimm gegeid^net, mie auS einem
Sriefe fflrentano'S an bie Srüber oom 3. SRai 1808
l^eroorge^t. ©S fteHt nad^ Si^^Ö^^f ^^^ «Ite ?(nfid&t
oon @tabt unb ©d^Ioß §eibelberg bar, auf meldte bie
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SBunbcrl^om ünb Xröfteiiifamfett. 21
ßleiddfam ßouliffc bilbcnbc Sftuubung beö Dlbcnburgcr
S^rinl^omö einen in bie i^etm rüdEenben SDurd^Blirf
geftattet; üon einer SBcinbergömaucr fteigen gu beiben
©eitert SBein- unb @pf)euranlen empor, üon fingenben
SSögeln belebt, unb bilben baruber ein fdjroanfenbe^
Saubgetoinbe. S5aS S^rinll^orn ifl, rote bie SBergleid&ung
lefirt, nad^ einer »bbilbung in ^amelmannS Dlben-
Burgif d&em ®f)ronicon (Snno 1599, @. 20) gegeid^net,
aus rocld^er Duelle in ©rimm'S SDeutfd^en ©agen bie
^crfunft biefeS, öfters fo henannten, „SBunberl^ornS" er::
jd^It wirb ; aud& ein Seroeis bafür, roie roeit bie anfange
bcr @rimm'fd&en ©agen jurüdfreid^en. SBeil fomit bei
beul S^rinfl^om bie SBejiel^ung auf ben Änabeu IiinfäHig
roarb, lonnte ber groeite Sl^eif aud^ nur ben Sianten
„SSunberl^orn" erl^alten. ©lemenS roar übrigens mit
ber äuSfül^rung beS ^pferfted^erS ]^öd^ü4)ft unjufrieben,
ber SBill^elm'S mul^fame ß^id^^w^ß t)erl^ungt unb be^
fonberS fteif unb plump baS umgebcnbe Saixb geftod^en
^abe: „fiouiS l^atte eS geroi^ beffer gcmad^t."
ai)ie ©elegenl^eit l^ierju üerfd&affte bem bamals fieb jel^ns
iol^rigcn Subroig ©mil ®rimm ber nod[) auSftel^enbe britte
Sanb beS SBunberl^omS. fiubroig roar gang in ber Seljre
ber beiben alteren SSruber aufgeroad&fen. @v t^eilte il^re
jWeigungen unb fiebenSgeroo^nljeiten. 2)ie O^ortfd^rittc,
roeld^e fie aud& ol^nc fiel)rer im 3^i<§nen gemad&t Ratten,
ftedften nad^ 3öcob'S SBorte ien lungeren Sruber an,
fo ba^ er l^offen burfte, bereinft als SWaler unb 9tabierer
Beftel^en ju lönnen. Sßamentlid& ful^lte er fid^ SSill^elm
geifteSoerroanbt. ©leid^ i^m liebte er eS, feine ©ad^en
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22 ^ritted (Sapitel.
bis in aUe ©iujcl^citen l^inein mit liebeüoCer ©orgfalt
burd&jubilben. ©eine lünftlerifd&en üeiftungen erfd&einen
als bie acufeeruufl cineö Zalmk^, bad bcmjenißcn bcr
älteren ©ruber im SBcfcntUitcn gleid&geartct mar.
fiubmig ^at bie ©Über jum brüten ^anbe geliefert,
mit bie erften öffentlid^en groben feiner felbftermorbencn
^ertigleit. S)er ^aupttitel ift einer SSorlage SfraeFS
von aWedfenem als ©egenbilb nad^geftod&en: ©pielmann
unb ^arfneriU; in ber SKitte auf einem Stabe ein ?ßapagei,
meld&er einen SBing mit bcn 3^^^^^ ^^^ Unten i^n^eQ
emporl^ält; ber Papagei ift aber Sut^at ©rimm'S. 3)ie
bem S3anbe angel^ängten Sinbcriieber foHten urfprung:=
Ii(5 mit einem Silbd&en gejiert merben, ba^ bie beiben
Sliepenl^aufcn für ©opl^ie ffiernl^arbi'ö, erft uiel fpdtcr
erfd[)ienene, Bearbeitung von glore unb Slanfd&eflur
beftimmt Ratten: ein Änabe mit einem äRab(§en jmifd&en
S3Iumen ftel^enb. ßubmig'ö ßompofition cntlel^nte bie
Wloixvt bem Äinberliebd^en
^a(!^i auf, il^r fd)OTien ^ogelein,
il^r ka^ü^aiitn fleinc,
bie i^r auf grünem 3ujeigelein,
tioc^ t^ bie @onn rcdjt fd^citic,
anftitnntt bie törtetib ©d^ndbclctn,
gebrel^t üon ^elfenbeine 2C.
SKitten in SSalbeinfamleit ein „^eiligenbilbelein", ba^
ßl^riftfinb in ber Ärippen; SSögel fingen ringsum in
ben ßw'ßiß^^ ^^^ füttern i^re Swngeu; eid^l^örn(§en
l^oden auf ben Sleften; jmei Änaben blafen il^re pfeifen;
$irf(5, SRel^ unb ^aölein I;or($en au^ bem ^aine; e§
fallt ein flare§ S3rünnelcin; bie SBIumcn fd^aun l^iuein
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SSunberl^om unb S^roftetnfamteit. 28
unb bie SBögel ncjjen il^re Äe^Ie: ^,®eIobt feg @ott, ®ott
©abaotl^ aUcine."
©n c$t romantif(5e§ ©ilb, ba§ in allem bie frül^efte
9D?aiuer fiubtoig'S anfipeift; unb ben auf ber ©egcnfeite
einher fd^reitcnben Änabcn, wie er bcm Äinbcrbifd^of bie
SSrefeel üoranträgt, erfennt man an bcr Haltung bcö
ÄopfeS unb bem ÄuöbrudC beä ©efid^teö fofort al§ ben
3n)iCingSbniber beffen, ber auf bem eigentlid^en Äinbcr=
tttelbilbd^en bie Beiben ^fcifeleien bidft. S)iefc§ fflilbd^en
ift nod^ 1817 üon Element für feine ?lu§gabe von
©pee'g 2^ru^nad&tigaII renoert^et morben, bod^ unter
Umbilbung ber garten SKotioe in ba§ religiös = eifrige.
3)a§ ^eiligenbilb in ber 9Kitte Blieb; bie beiben nadften
ÄnaBen aBer mußten fid^ in angftlid^ üerJ^üHte ®ngcl
üermanbeln.
©nc iournaliftifd^e ©rganjung jum SBunber^orn
bilbete arnim'S 3^it^^Ö fö^ ©infiebler. äimim xoav mit
S3eginn be§ Sa^reS 1808 in §eibelberg angelangt. 3Rit
bcm treubereiten 3^«^^^^' ^^^ aScrIeger be§ 2Bunber=
l^ornS, mürbe von frul^er l^er gute ^^^eunbfd&aft gehalten.
3ofep]^ ®örre§ unb anbere fd^Ioffen fid^ an. Wlan vtx^
fügte über eine SKaffe angefammelter ©d^afee, bie jeben
augenblidf von ^been belebt mcrben fonnten. ®egner=
fd^aften maren gu befämpfen. ®er SBunfd^ nad^ einem
bie SDingc fd^neU inS publicum mcrfcnben Drgan mad^te
fid^ immer ftärfer geltenb. ©iner Ängal^I rüftiger SKit^
arbciter mar man fid&er. Unb fo übernahm 3iinmer ben
SBcrIag nnb Slrnim bie Sftebaction ber 3ci^^^^9 f^^ ®"i'
fiebler, bie fpdtcr ben eigenö von bicfcm erfonnencu
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24 2)rttted (Eapitel.
3larmn 2:röftemfamlcit bafür eintauf(§tc. - Die erfte Sium-
mcr crfd&icn am 1. 8fpril 1808.
Ooctl^e, münblic^ unterrid^tet, badete günftig von
bem Unternehmen. Slö iljui nun bie erftc Slnmmec ju^
fam, mit einem Sd^rciben Slrnim'ö üom 1. äpril, morin
juglcid^ bie Sitte um tl^atige Untcrftü|junfl au^gefprod^en
mürbe, mufete er bie SEBa^me^mung mad&en, ba^ bie neue
3eitung auf eine nur für i^n allein oerftänblid&e SBeifc
feiner ^erfon jugefd^rieben fei.
afö arnim namlid^ 1805 in SBeimar ©oet^e he^
fud&tc, l^atte fid^ ba§ ©efpräd^ oielfad^ aud^ auf bie
politifd()en SBer^ältniffe unfereö SJaterlanbeS unb auf bie
bebrol^ten ®efd&idEe ^reu&en§ gemanbt. ©oetl^e unb bcr
junge marfifd^e (Sbelmann ftimmten, im ©eifte ber färben-
berg'fd&en ©enffd^rift über bie 9teorganifation ^reu&en§,
barin überein, ba^ bie SRettung SDeutfd&lanbS nid^t von
äußerer Äraftanftrengung, fonbern üon innerer, gciftiger
SBiebergeburt ju erhoffen fei. 3n biefem ©inne l^at
®oet]^e me^r, al§ irgenb ein anberer beutfd&er SKann,
für unfcr SBaterlanb getl^an. ^n biefem Sinne l^at aud^
2lmim für ^reu§en^ ©röfee gemirtt. ©oetl^e freilid^ l^ielt
1813 bie Qeii ber ©r^ebung für ju frü^ gegriffen; mit
jubelnbem Patriotismus begrüßte fie Arnim, ^tnn
biefer, bereits als Hauptmann beS fianbfturmS einge-
fleibet, bennod^ nid&t inS i^emv fam, fo ergiebt fid^ l^eute
aus einer im (Sntmurf Dorl^anbenen bringenben SSor-
fteHung an feines ÄönigS 2)?aj|eftat, meldten äußeren,
in ber Unfertigfeit beS DrganifationSft)ftemS begrünbeten
Umftdnben er bamals ju feinem Sdjmcrjc l^at meid^en
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JBunberl^om uitb Zrdfteitifamfeit. 25
muffen. ®t roav ju monard&if(^ uub patriotifd^ flcfinnt,
um baö, worunter er litt, an bie Dcffentlid^Ieit ju tragen.
®r fd^micg. UeBle 9iad&rcbe ift il^m freilid() nidjt er^^
fpart geblieben.
3n ©riuncrung an jene ©cfprädje fanbte ®oct^c
am 9. 3Karj 1806 bem jungen Slrnim ein Stammbuc^^
blättrigen mit bem §ejameter
Consiliis hominum pax non reparatur in orbe —
uub Arnim ftimmte in biefen ©pnid^ auö üottem ^erjen
ein; ba^ traf aud^ feine Ueberjeugung, ba^ „nid^t nad^
bem SBiHen ber SRenfd^en ber grtebe auf ©rben bergen:
ftellt roerbe". @§ mar eine feine ?lrt l^ulbigenber S)ant
Barfeit, bafe Slmim biefen ©pru^l, ol^ne ©oetl^e'S Siamen
3u nennen, an bm ©d^Iufe feiner erften (Sinficbler-
Siummer fefete unb baneben, mie jur pofitiüen ©rgdns=
äung, ba§ Sibelmort fteUte
Unb (Sott fpra^: Q» roerbe 2xd)i\ Unb ed rvax\> 2xd)t
SDaS fiid&t, ba^ 1813 fo l^ell erglanjte, trübte fid^
Balb. ©oetl^e l^atte bod() nic^t fo gang Unred^t gel^abt:
man üerftanb mof|l baS ^au§ nieberjurei^en, nid^t aber,
e^ neu mieber aufzubauen. ?lrnim, bie @rimm'§, ®örre§
unb aCe 5^^eunbe trugen bie SSerroorrenl^eit ber 3iiftänbe
mit ©d^merj. SSieber beroal^rl^eitete fid^ ba^ SSort, ba^
nid^t na^l bem SSiHen ber äRenfd^en ber triebe auf
@rben l^ergeftettt merbe. 2)ur4) bie Äroncnmäd^ter aber,
in benen fi^i 2(mim mit ben 3uftänbcn feiner ©egenmart
(1817) abfinben mottte, giel^t biefe ©timmung mie ein
fieitmotio J^inburd^: „aber erft menn feinblid()e Stämme
fid^ inuerlid^ üerfö^neu nnb oerbinben, Tüirb ber 5^*'^^^^
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26 ^rittc§ Kapitel.
lommen auf (£rben" ; unb e§ fliugt wie eine über aUeö
Äleinc crl^cBcnbc ^ßropl^ejciung : „2)ie Äronc 3)cutf($'
lanbS tüirb nur burd^ gciftiflc Silbung crft ipieber ex^
rungcn. (£in !E^eil be§ SKcTifdhcngefd^Ied^tS arbeitet
immer im &ä\i, bi§ feine 3cit ßcfommcu."
9ln bicfer (Siufieblerjcitung arbeiteten au(§ bie SBrubcr
@rimm mit, ju benen fid; ßlemcnö Srentano bamals
um fo ndl^er ^ielt, aU bie aRuIifal feiner jipeiten, in
©affel gu überftel^enben, (£^e auf i^m laftete. ©ine luftige
©d^nurre über ba^ SBefen ber ^oefie, bie aber nid^t mel^r
äum ?IbbrudE fam, rid^teten ßlemcnS unb^ctcob gemein-
fd^aftlid() ^er. SBill^elm mad^te in 2:röfteinfamfeit feine
erften Ueberfefeungen altbanifd^er ßieber betannt ^acoh
eröffnete mit einbringlid^en Semerfungen über ben SBert§
ber 9iibelungen feine „®ebanfen: mie fid^ bie Sagen
3ur ^oefie unb ©efd^id^te üer^alten", unb tl^eilte mel^rere
©tüdCe a\\^ feiner unb SBill^elm'g Sammlung mit. S)enn
au^er ber mit feinem SZamen gegeid^neten ©olem-^efd^id&te,
getien aud^ bie Sagen üom ©IodEengu& ju S3re§Iau unb
äu Sittenborn, ferner bie „®~W unterfertigte eradl^liing
„grontalBo unb bie beibeu DrbeHen, organifd^e^ 5^ag^
ment einc§ 9?oman§ t)om @nbe be§ 17. Sal^rl^unbert^"
auf i^n 5urüdE. gür jene beiben StüdEe erbringen bie ent-
fpre4)euben Sagen in ®rimm'§ fpaterem ®ud&e üon 1816
ben SBemeiö, für [Jrontalbo folgt bie ®eu)i§l^cit an^
®rimm'§ ©orrefponbenj mit Slrnim rom 10. Slpril iini
6. äJtai 1808. 2)iefe munberbare ®efd^idöte, mit ber
fid& ®rimm'§ Sage oom ®efpenft al§ @^emeib nafie be-
rül^rt, cntnal^m ^acoh faft mortlid^ au^ „Veriphantors
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SSunber^orn unb ^rdfteinfamfeit. 27
93etroßenem Frontalbo, S)aö ift @inc fiiebc§= unb flaö-
Ix^e Zxanx@e\(^\(!^t, roeld^c fi(§ mit bem Frontalbo unb
ber fd^öncn Orbella begeben, ©ebrucft im ifeigcn ^af)x".
3n bie SRitte finb ftatt ber brei Driginalflropl^en fed&S
neue eingelegt, unb bafe Sfrnim biefe gebid^tet l^at, ücr*
Bürgt bie Unterzeichnung „®(rimm) — ?((niim)". S)ie
3u @örre§' Sluffafe über ben geprnten ©iegfrieb unb
bie Siibelungen oerfproc|)enen Untcrfu($ungen „jmeper
©elel^rten", b. i. ©rimm'ö, über ba^ ^iftorifd^e in bcn
Siibelungen fanben, roie mand^eS anbre, nic^t mel^r
Unterfunft in bem ölatte, meil e§ bereite nad^ einem
l^alben Saläre einging.
aSon fiubmig ®rimm rül^ren nun bie meiften Tupfer
l^er, bie ba^ ffllatt gieren. Slrnim ^dtte [id^ gern ber
empfel^Ienben S^^eilna^me eineö SünftlerS mie ^l^ilipp
Dtto Siunge oerfid^ert, beffen 2Kard&en dou ben SRad^onbel
a3oi^m in 2:röfteinfamleit erfd^ien. 2)od& SWunge, über^
bürbet unb feiner Äranf^eit fd&on üerfaHen, lel^nte ab,
obmol^I i^m Slmim am 9. 3)lai au§ |)eibclberg fd^reiben
lonnte: l^ier feien jmei junge ßeute, bie mit glei^ nad^^
bilbcn unb rabieren mürben, ma§ er bem Statte etma
äujumenben fid^ entfdE)Iie§e. ©iner biefer jungen fieute
iDar fiubmig @rimm. Sd^on bie britte Siummer, pom
9. Slpril, l^atte feinen Siad^ftid^ be^ ©idbem'fc^en „5^"ft
unb SKep^iftopl^ele^" gebrad^t. Slm 3. SRai forberte il^n
6Iemen§ auf nad^ §eibelberg J^inüberjuge^en, er fotte
SSett, 3i^^^^/ ^if^ f^^i l^aben: ,,2)afür müfete er un§
freilid^ madfer für ben ©infiebler arbeiten"; jugleid^ bat ex:
,,@obaIb fiüui§ fertig mit ber ©lifabctl^, fd&idfen @ic bic==
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28 ^rttted (Kapitel
fclBc." ßubit)ig folgte ber ©niabung. S)ie l^ciligc ®lifa=
bctl^, rabiert nad^ einem alten ^oljfd^nitt üon ber ^eiligen
©lifabetl^ al§ einer geiftUd^en Spinnerin, auf ben bie
alteren ©ruber aud^ im 3ufammen^angc mit il^rer Sagen-
fammluug gelommen marcn, mürbe ber ©infieblerjettung
üom 31. SKai beigegeben. Xa% nad^fte Äupfer (15. ^nni),
„2)er erftc ®dm]^auter" ju ®rentano'ö ©efd^id^te, gehört
gleid&faUö fiubmig ju, ber einen Äbaug bicfeS nad^ Soft
Smmann'S ©pielfarten gearbeiteten SlatteS in ein für
feinen 9ieffen ^erman als Äinb jufammengefteCteS Silber^
bud& geflebt ^at. 2Kit SBa^rfd^einlid&feit la^t fid^ oer^
mutigen, ba^ aud^ bie beiben fpdteren Äupfer von feiner
§anb geftod^en finb, ebenfo mie ba^ SBilb beS „geeierten
?ßubliIum§",nac^fiat)atefS^l^r)fiognomif4)en Fragmenten
3, 170, baS Slrnim'ö Slbfd^iebSmorten an bie ßefer feiner
3eitung beigegeben mar.
Ooet^e fonnte in SBielem mit ber Haltung ber ßei^
tung einuerftanben fein. ®o unoergleid^lid^ l^od^ mie er
mürbe niemanb fonft von ben ©infieblern geftettt. ©d&iUer
geno^ eines eI|rent)olIen StngebenfenS. 3)ie @($Iegers
ftanben faft einflußlos jur Seite. SDie ©d^itterüerel^rung
lag in Slrnim'S (Sntmidfelung. ^n ^oHinS fiiebeleben
(1802) 3. 33. übt SRaria Stuart ein ftarfeS ®emid&t auf
bie fiöfung beS ©anjen; bie SSerfe „ßilenbe 2Bolfen,
Segler ber fiüfte" ftel^en mortlid^ ba. Sie Hingen burd^
g^rega'S Sieb in Triers Offenbarungen (1804, S. 23):
SBinbe, i^r licBen, i^r fd^laucn ©efcttcn,
gül^ret t^n Balb mir unb freunblid^ l^ernicber —
3)er gmeite @^or ber Äricger fd^Ueßt (S. 31) in ber
SBeife beS SReiterliebeS :
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SBunbcr^orn unb Jröftcinfamfcit. 29
^rum frof) in bic ^a^t bc« 2:obeö ßcfc^ti,
2)cnn l^cOer glül^t bann ba« fieBen —
?ßiccoIomini=©timmung ^crrfd^t, xomn ^crrmann ju
5ret)a finßt (®. 42):
3(^ föl^ nur iob, ben Ärieg auf aller 8pur,
3n 2)tr fü^r td^ ben »leij ber SlDnatur —
unb ber „2)i(§tertob" (®. 188) gcmal^nt an bic im
@d&Ieflerf(i)en Greife fo Blinb oerfpottete ®Io(Jc:
©lodenKang
3um ©cfang
$>untpf unb bang
SImim l^atte flct§ ein al^nlid^ ^nai)e^ aScr^altnife gu
@(§ißcr, tüic Sacob ®rimm.
3)ic 3^itii"fl ^tnpfal^l fid^ alfo burd^auö in 2Bei'
mar unb rourbc aud& bei §ofc unb Don allen maß-
gcbenbcn ?ßerfßnlid^feiten gclefen. ®oetl^e griff l^aufig
gur Seetüre ber i^m regelmäßig überfanbten .J)efte unb
trug öfters barauö in ben SlbenbgefeUfd&aflen ber ^van
^ol^anna Sd^open^aucr üor. @r banite burd^ ®ettinen,
\a er fagte bem Herausgeber münblid^ : @S fei i^m unb
anbem nie ein fo lebenbigeS ®Iatt erfd^ienen. äWand^eS
mod^te i^m iebod^ weniger bel^agen, mie ber nid^t er^
quidflid^e Streit mit SSofe unb bem äRorgenblatte. S)ie
SBel^anblung beS SiibelungenliebeS, bem fid^ ©oet^e ba-
malS felbft gumanbt l^atte, ftieg il^n gerabegu ah unb
gab il^m gu Knebel ben unmilligen ?lu§fprud^ in ben
5D?unb: „2)ie mobernen fiiebl^aber beffelben, bie |)erren
®örre§ unb ßonforten, giel^en nod^ bid^tere 5WebeI über
bie Stibelungen." ©oet^e üermieb, bie „munberlid^e"
3citung burd^ eigene Beiträge gn unterftüfeen.
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©ierU0 CaptüL
^ir^erm'd ^efttd) in Keimax 1809.
Durd^ SBunberliorn unb Jröfteinfamfcit wax ©rimm'ö
Sugcl^örigfcü gu ben giiifieblcrn üon ^eibelberg bcfiegclt
unb in lüeiteren Greifen befannt geiüorben. S^rc tü(§=
tigen Sfuffci^c in tDiffcuf(§aftli(f)cii gadfigeitfd&riften l^atten
il^nen nintmcr benfcIBcn (Srfolg üerfd&affcu fönncn. SSor
bcr DcffcntÜd^feit l^attert fie nun eine fefle literarifd^e
^ßofitiort geroonnert mit allen barauö fliegenben SBortl^cilcn.
5reili(§ waten and) Siad&tl^eile mit in ben Äauf jn
ncl^men. 3)aö SBort gegen bie „§erren ®örre§ unb
ßonforten" galt einigermaßen aud& il^nen. SDie a3ea4):=
tnng iebod^, bie ©octl^e biejem i^reu literarifd^en Huftreten
fd^enfte, mürbe baburd^ üortl^cil^aft ergangt, baß er fonft
nur ®ute§ über fie erfuhr. ?ll§ ©aoign^ 1807 mit ben
©einigen bei il^m mar, ba )Tpvad) man bei Jifd^e, nad^
9liemer'§ Siotig üom 9. Siooember, aud^ von ,,gmci Jungen
fieuten (ben®rimm) in Gaffel, bie fd^ßne Äeuntniffe unb
Sammlung, bie altbeutfd^c Sitteratur betr." befaßen.
Hrnim tl^eilte ©oetl^e in feinem ©riefe nom 1. April 1808
mit, baß ber SJad^ftid^ ieö ermahnten ©id^em'fd^cn
35Iatte§ „non einfem jungen ©rimm in Saffel" gearbeitet
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SBil^elm'ö Scfud^ in SBcimar 1809. 81
fei. ©0 oft er nai^ SBcimar tarn, Berid^tete er üBcr
feine ©affeler ^reunbe. Unb ^tiüna f)at xf)nen fd^on
bamalS in eifriger ^^ennbfc^aft genügt.
SBill^elTn ®ritnm war alfo für ®oet^c fein i^vtmbex
me^x, al§ er gegen @nbe beS ^af)ve^ 1809 jnnt SBefud^
in SBeimar erfd^ien.
2Son ber au§ ßaffel i^er befreunbeten gamilic be§
©apeUmeifterö 9?eid^arbt eingelaben, begab fid& 2Bil^eIm
im O^rül^ial^r 1809 nad^ ^aüe, nm bei bem berül^mten
SReil für feine franlenbe SBmft Reifung jn fnd&en. 3«
SBeimar, n)o er am 29. äßärj eintraf, befnd^te er bie
Sögemann, bie „eine red^t angenel^me, feine ßomöbiantin
ift." Sei il^r lernte er ßöd&ariaS üon SBerner fennen,
beffen SBefen aber für il^n etmaö SBiberlid^e^ l^atte:
,,3Son feiner Sleife nad^ Italien, von ®enua nnb bem
großen STOeer l^at er nid&tS al§ ein ^aar Sonette,
tüorin ber SKonb aU §oftie oorfommt. 21I§ er ©ötl^e
biefe üorgelefen, l^at biefpr gefagt, er foHe i^m fortan
mit bergleid^en oom ^al§ bleiben, fonft fei c§ an^ mit
il^nen beiben." 2Sie e^t ber ®runb in biefer Sriefmit-
tl^eilung SBiI^eIm'0 ift, bemeift ein 2:ifd&gefprad& ®oetl^e'ö,
ba§ §oItei faft amangig g^^re fpäter angel^ört l^at. „Sd&
f)dbe, fagte ®oet^e 1828, mid& SBerncrö oon §ergen an^
genommen unb i^n reblid^ gu förbem gcfud^t, auf alle
SBeife! Slber mie er nad^l^er au^ ;3talien gurüdffam, ba
las er un0 gleid^ am erften Slbenb ein Sonett oor,
worin er bcn aufgel^enben aWotib mit einer .^oftie oer^
glid^. 2)a l^atf id& genug unb lieg iljn laufen." SBill^elm
fonnte bie§ SRal @oeti)e nid^t fe^en, ba er auögefal^ren
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82 Sterte« Sapitel.
war. 3)er ^axt gefiel il^m aii4) ol^nc ben ©dfiniurf bc§
fiaubes aufeerorbentlid^.
3n §aHe na^tn SBitJ^cIm SBol^mmg bei ^einrid^
Steffen^, ^anne Stcid&arbt'ö ©cmal^I, auf bem ©iebic^en-
[teilt. 2)ie 2:]§eilnal^Tnc an ben ©rcigniffcn biefeS ©ommerS
loar aUgemein. ?luf bem ©d&Iad&tgefilbe von ÄSpcni
ging nod& einmal bie Hoffnung ber ^rei^eit auf, um
bann ju finfcn. 2)a8 SBraunfd&meigifd^e fcfimarje 6orpö
30g burd) i^alle, an ber ©pifee ber ^er^og griebrid^
SBill^elm mit ernften, von meinen Augenbrauen he-
fdjatteten S^Ö^"- Sdbitt rücfte mit einer ©icabron
preugifd^er §ufaren ein. @in unglüdflid&er triebe folgte,
unb bie franjöfifd^c ©emalt umftridEte fefter alö je ba§
SSaterlanb. ®eiftige Slrbeit allein fonnte an^ biefem
3uftanbe ber allgemeinen ©umpf^eit erl^ebcn.
©eiftige Slrbeit aber mar baS (SIement be§ ÄrcifcS,
in bem SBill^cIm ©rirnm nun in §alle lebte. 2Son ©tef=^
fen§, bem 2)anen, empfing er mand^erlei Slnregung für
feine befonberen ©tubien. Unter beffen Singen brachte er
feine Ueberfe^ung ber altbänifd^en fiicber jum Slbfd^Iu^.
Del^Ienfd&Iäger'§ ©ebid^te laö er ^ier auf 2)anifdö. 3)urc()
Steffen^ fnüpfte er SSerfeljr mit norbifd^en ©ele^rten an.
SBdl^renb biefer 3eit erfdiien in ben ^eibelbergifd^cn ^oi)t^
büdfiern SJBill^cIm'^ 9?ecenfion be§ von ^^riebrid^ §cinrid^
üon ber §agen 1807 l^erauögegebenen 9?ibelungen'ßiebe§:
eine äftl^etifierenbe Ueberfd^au über bie mid&tigften fiitcra^
turmerfe be§ 3KitteIaIter§ unb ber gelungene S^ad^meiö,
bcL^ §cigen'§ „SKobemifierung ber $RibeIungen fd&Ied&ter
fei a(§ ba§ Driginal, unb bod& nid^t mobern". Äurj l^in^
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aSil^cIm'S ©cfu^ in SBcimor 1809. 38
geiüorfcnc Slnbcutungcn irarcn breiter ausgeführt in bem
glcid^jeitig in 3)auB nnb ©rcujcr'S ©tubien oeröffcnt^
lid&ten Suffafe über bie Sntftel^ung ber altbcutfc^en ^oefic
imb il^r ^erl^ftltnife gu ber norbifc^en. Steffen^, ber
felbft eine ad^tbare Äenntnife ber älteren roie ber neueren
beutfd^cn fiiteratur bcfafe, na^m an aUeni Slntl^eil. 2Ba§
SBill^elni i^m von bem frül^en fieben ber ©agen unb
il^ren SBanberungen mitfl^eilen fonnte, ftimmtc in feine
pl^ilöfopl^ifd^en ?Infid^ten ein.
®oet]^e::aScre^rung roo^nte aud^ in ber SReid^arbt*
fd^en ^amilie. Sleid^arbt roax bei mand^en ©igenl^eiten
unb einem ftarfen ©elbftgefül^I ein SWann von leidet
Bewegtem, eblen ^ergen. Unter feinen muficolifc^en ©r^
geugniffen ftanben bie ©ompofitionen ju ®oet§e'§ fiie-
bem oiman, S)ie ©lieber ber gamilie, namentlid^ fiuifc,
pflegten fie mit Snnigfeit rorgutragcn, unb SBill^elm lernte
fic baburd^ in i^rem ganjen SBert^e fd^afeen: „@inem
einfad^en ®efd&madC (urtl^eiltc er nad^mafö), ber bie natür^^
lid^en ^riid^te lieber, alö ben fiebenmal abgezogenen @eift
genießt, unb in überfüllten SBlumen cl^er einen franf*
l^aften S^rieb, aU eine ©d&önl^cit erfennt, fagen fie üicl«
leidet mieber ju." S)ie ocrfd^iebenften Siad^rid&ten über
©oetl^e brangten fid^ l^ier jufammen. SBon bem ®rimm'S
perfönlid^ befaunten ©affcler ard^iteften ©ngell^arb l^atten
fic erfaliren, ba^ „®öti)c ie^t an bem gmeiten 21^eil be§
5auft§ arbeite nnb gefagt l^abe, eö mcrbe nod^ oiel ©paß
barin fepn." S)urrf) ben äRaler SWunge, Steffen^' i^xenni,
wax man über ia^ SBormärtSrüdCen ber g^rbenlcl^re
unterrid^tet. 5)ie in baS ©ottaifd^e Safd^enbud^ für ©a^
<Soet^e u. b. Stüber (S^rimm. o
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34 Stertci» dapttel.
mcii gegebenen gortfefeungöproben oom SSill^elm 9Keifter,
tjorl^cr crmartet, rourbcn als „überrafd^enb erba4)t nnh
licblid^ auögefül^rt" befunbeu. 2)ic SRecenfion oon ©trij=
ner'S d^riftnd[)-mijt^oIogifd^en ^anbjeid&nungen Älbred^t
©urer'S erfreute bie 9?rüber. Site (Srcignife erften Stangcö
aber Ijielt aUe baS (Srfd&eincn bcr SBaI|It)cm)anbtfd[iaftcii
in Spannung.
SBill^cIm fd^ricb fein erfteö Urtl^eil über fie an Sacob
tjon ®crUn au^, rt>of)in er im September mit ©lemcuä
Srentano, ber üon SWünd^en fam, jum Sefud^c SI4)im'ö
tjou Örnim gereift mar. Die grcunbe lafen gemcin=j
fdf)aftlid& ben SWoman. S)ie bie eigentlid&e SBcrmidfelung
einicitenben unb üorbereitenben ©apitel fd^ienen SBil^elm
naci) bcm erften ©nbrucf über äße SBcgriffc langmcilig,
baS übrige aber „J^errlid^, rü^renb unb üon einer fcl^
tcnen ®emalt ber ©arftellung." ^acöb lonnte bcm S^abel
feines SSrubcrö gar nid^t beifallen: ,,@§ ift mir begreife
lid^, ba§ man in bergleid^en Oefd^id^ten aiiS mobemer
3eit red&t leis in ba^ eigentlid&e fieben, burd^ aUe &on-
üeniengen l^inburdö, burd^ aUeö förmlid&e SBefen ein^
bred&en mu^ 3ni SSil^elm SWeifter ift eS nid^t anberS
gemad^t. D^ne bicfen Eingang märe bie ß^arlotte fid^cr
nic^t intereffant. SDie fiuciane i^otte meinctmegen ganj
megbleiben mögen unb aud^ ber SRittlcr, ber nid&ts
3ted[)teS ju tfjun ^at. Seim Slrd&iteften l^at oieHeid^t
®fit^e mcnigftenS an bie ®eftalt bcS (Sngel^arb gebadet.
§luffaKenb ift, mic ©ötl^e ben Sn^aü unb ein ^eimlid&eS
Sd^idffal gegen feine fonftige 2lrt mannigfaltig l^at malten
laffen." S^cob'S Urtl^eil Iie& SBillielm bie gaujc Jiefe
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2SiI5cIm'§ Scfud) ht aScimar 1809. 35
ber ©id^tung cmpfinbcn: „8fu(|i bartn (antoortctc bicfcr)
htrväf)xi fid& ©ötl^c'ö großer ®eift; bag feine SBerfe fo
üerfd&tebeitartige Urll^eile erzeugen unb unenblid&e ?lm
fi(§ten julaffen. ©teffcnö, 9?ei(§arbt l^aben roieber gang
abmeid^enbe, feltfameäKeinungen; abernod^ jebcr meint,
e§ l^abe e§ bocf! nnr ©ötl^e f^reiben lönnen, unb jeber
f)ai ctu)a§ gefnnben, ba§ il^m befonber§ roert^ geroefcn,
fo bafe fd^on jeber cinjelne (i^avatkx feinen greunb unb
fj^einb geljabt f)at nnb aHe§ fd^on gut unb fd^Ied^t ge^
n)efen. 3d& 3- ©. finbe nun bie fiuciane (^ögemann)
lieber fe^r reijenb nnb gang not^roenbig, inbem burdf)
fie ber ß^araftcr ber Dttilie erft red^t beutlid^ unb ent=
gegengefteHt wirb. S)agegen ift mir ber üerflud^te ®e-
pife gang unau^ftel^Iid^. — 3d& begreife au4), bafe ba§
gange SSerpItnig fel^r langfam unb forgfältig mufete ent^
ibidfelt merben, nur nid^t langroeilig, mie e§ mir burd^=:
au^ ift. 3d& crHare mir eS auö ber Slrt ber ©ntftel^ung
be^ 93ud&§, meil eS burd^auS bictirt ift, wo ber 5<^ben
n)o]^I nid^t ftreng angel^alten morbcn, fonbern gang ge-
mad^Iid^ abgehaspelt morben unb gumeilen auf bie Seltne
be§ ©d&laffeffel§ ^erabgefaHen ift. S)ann aber foQ aud&
©ötl^e mel^rereS von Sftiemer l^aben aufarbeiten laffen
unb xi)m nur ien ©ntmurf gegeben l^aben, mie 9tafael
malte — wenn e§ ma^r ift." 3)a§ Urtl^eil eine§ ©ins
gelnen über ein mal^rl^aft geiftreid^eö SBerf fd&ien SBil^
^elm überl^aupt unbered&tigt unb ungulaffig.
S)er nur auf furge 3^it bered^nete Sefud^ SBil^elm'S
in Serlin be^nte fid& burd^ Slmim'ö ®üte nni 3reunb:=
fd^aft auf aWonate au§. S)cr junge ®rimm mad^te mit
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86 SterieiS dTapitel.
bell ^auptträgern bc§ geiftigen ficbenö ^icr Sclannt^
f4)aft, arbeitete auf ber Sibliot^cf unb Befud^tc bic Äunft=
fammlungen mib Sel^enStpürbigfeiteu ber ^auptftabt.
2)en SSorftellungen im I^eater tool^nte er öftere bei, bod^
wav bie Slupl^rung be§ ®dfe tjon Serlid&ingen bie cuu
jige, an ber er gro&e greube l^atte. ®rft gegen 6nbc
9toüemBer toarb jur ^cimreife gerüftet.
®§ fdf)ien irünfd^enöiüertl^, ba^ SBil^elm auf beut
9?ü(fn)ege eine perfönlid&e Huuäl^emng an ®oetl^e oerfud&e.
?lnum unb SBreutauo rietl^en baju. @ie hofften, ba^
@oeH)e etujaS für SBil^elm'S altbäuifd^e ^elbenlieber
tl^uu merbe. 3^ür biefe foroie für §euriettc ©d&ubert'ö
f(|lottifd&e aSaHaben l^atte Arnim, alö er baS Sal^r vox^
^ev in SBeimar war, ©oeti^e einjunel^mcn gemußt, ^en^
riette, in ärmlid^en SSerl^altniffen faft menfd^enfd^eu in
3ena lebenb, mar bic ©d^roefter üon ©lernend' erftcr
©emal^Iin. (Sinige il^rer ®allaben l^atte bie ©infiebler*
geitung gebrad&t. (So mar augenfd^eiulid^ bie im Swui^:
l^eft gebrudfte „©raufame ©d^mefter", mit bereu SSor^
trag ©oet^e einft bie 3)amen bei Sol^auua ©d^opeu^
Iraner in SSergmeiflung fefete, inbem er uerlaugte, fie
foHteu bcu nad^ jebem einjelueu SSerfe micberfel^renben
SRefraiu {Siuuorie, o Siuuorie) im ©l^or bagmifd^eu
fpred^eu. Slruim fd^eiut bod& ®oetl^e'§ allgemein gc^:
au^erter S^l^eilual^me gu üiel ®emid^t Beigelegt ju l^abeu;
meuigfteu§ gelaug il^m ui4)t, eine Beftimmte 3"f^S^ ^^^^
au^juIodEeu. @o fd&rieB er an ©oetl^e am 18. Slpril
1809 aus Serlin:
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SBil^elm'd Sefu(^ in SBeimar 1809. 37
„Slu^er bicfcr Sitte um Uterarifd^c Siad^fid^t (für ben
beigelegten SBintergartcn), roage id^ uod& eine Anfrage,
gu ber mi4) 3§re gütige ®efinnung für bie lieber^
fefeungen aM bem altbänifd^en unb altfd^ottifd^cn von
SB. ©rirnm unb 2H. Sd^ubart, bie in bcm (Siiificbler
entl^alten, Dcranla&t. Sener ^at feine Ueberfefeungen
nun gang beenbigt, bie l^iefige SRealfd&uIbud^^anblung
miU ben SSerlag übemel^men, wenn bie SSorrebe eine^
äuSgegeid&neten bobet), einige SBorte von S^nen;
bie SJcranlaffung ju bicfer fflebingung ber SJerlag^::
übernal^me war ber Set)faII, ben @ie gegen mid^ über
biefe Semü^ungen auffertcn unb ben id^ gur beften
©mpfel^Iung roieberl^olte. ®rimm fönnte unb ntüfte pflid^t^:
ntagig, im 'Qaüe biefe Slnmut^ung 3^nen nid^t Idftig
wave, bie ^anbfd&rift überfenben, ebenfo äW. ©d^ubart,
unb e§ Sl^rem Urtl^eile überlaffcn, ob e§ nad^ gutem
©cmiffen gu empfel^len feg. 2Benn 3^nen unmittelbare
aSerl^anblung mit ben Ueberfefeern laftig märe, befon^
ber§, menn @ie e§ nad^ ber ®urd^fid&t ber aWül^e nid()t
roertl^ l^ielten, fo mürbe id^ bie ^anbfd^rift mir unter
bcm SSorgeben gufenben laffen, ben SSerleger erft bamit
ndl^er betonnt gu mad^en."
SDiefe SSerl^anblungen maren 6[emen§ nid^t unbe^
fannt, unb mit einer gemiffen Seibenfd^aftlidfileit l^atte
er fd&on in §alle barauf gebrungen, bie banifd^en
Sieber müßten al§ üierter Sanb be§ SBunberl^omg
erfd^eincn. ^enn biefe§ ©ud& foDte !eine§meg§, mie
eö ©eroinu^ guerft nad& bem tl^atfdd&lid^en SSeftanb
auSgefprod^en l^at, ein patecldnbifd^eö ©egeuftüdf gu
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Sterte« (Sapttcl.
bcr foömopolitifd&cu Sanimluiifl bcr §erbcr'fc§CTi 35oIf§==
[timmcit bilbcn. ©rimrn fowic fpater Arnim loiffifltcit
in ©lemcnS' SSorfd^Iag ein, unb bic ^^^eunbc erliefen von
SScrlin au^ eine „tolle Slnfünbigung" in ben ^cibclbcrgi'
fcf)cn -Snijrbüdjcrn. $löfeUcl& aber war S3rentano lieber
l^eftig bagegcn: t)ernint^Ii(5, weit bei bem ?lu§blciben
jeber Slntroort von ®oetf)t ber ©rfolg jiDeifell^aft fc^ien
unb @[emen^ felbft DieQeid^t fd^on bamall^ bie ^eraud-
gäbe bc§ bonn 1810 mit Arnim angezeigten oierten
SBanbed in« 3lnge gefaxt l^atte. Arnim ]()ielt iebod& an
feinem gegebenen SBorte feft, nnb nm fein freunbfd^aft^
lid&eö ©efül^I nic^t }u uerle^en, ließ SBil^elm bie 8ln^
lünbigung vor ber §anb untjeränbert. S)ie SJinge fonnten
ja aud^ burd& SBil^elm'S Eintreffen in SBeimar eine
günftige SSenbung nel^mcn.
@in jioeiter Oefid&töpnnct mar für ben fflefud^ in
SBeimar mitbeftimmenb. Sacob arbeitete bamafö, in einer
Slrt pofitioer $oIemif gegen 3)ocen, an feiner ©d&rift
über ben altbentfd&cn äReiftergefang. SBil^elm erful^r
nun bur$ ^agen, ba^ in SBeimar jroei alte ©obiced
mit SRinneliebeni mären. 3)iefe fomie bie in Sena befinb^^
lid^e grofee §anbfd&rift fonnten für Sacob'S 3^^^^ mid&tig
fein, unb überhaupt oielleic^t neuen Stoff gu ^ublica:^
tionen bieten.
Sacob, um 3lat§ gefragt, ftimmte ju. ©in äufent^
§alt in SBeimar fd^ien il^m oort^eill^aft. 9fiur foHte SBiI:=
^elm oerfud&en, bie ^anbfd^riften gu borgen unb
mit nadj Saffel gu bringen, bamit feine Qnt für
anbrc 2)inge frei bliebe. „3)cn ©ötl^e (ful^r Söcob fort
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SSil^chn'S »cfu^ in ©ciuiar 1809. 89
thit SBorten, beten roogeuber gorm man ben SBiber«
ftreit feiner ©efül^Ie nad^empfinbct), ben ©ötl^e wirft S)u
mm feigen. 3d& n)ü§te foüiel barüber, ob id& il^n feigen
möd^tc ober nid^t, ba§ id&, roenn icf) in SBcimar loarc,
im ä^'^if^'^ ^^i^^^ meinen SBitlen, aber bod; I;ingeljcn
roürbc." SBil^elm fam ben 11. ©ecember, Siad^mittafl^
um 3 Ul^r, in 3Bcimar an unb ftieß im ©lepl^antcn ab.
SBeil er ]^öc^ften§ nur jmei Za^e ju bleiben gcbad&te,
liefe er fid^ fofort nadj ®oet^e'§ §anfe fül^ren, beffen üaqc
i^m rool^lgefiel. Ooetl^c, an^ ernfter Äranf^eit nod; nid^t
üoBifl l^ergefteHt, mar an biefcm 2;age nid^t ju fpred^en.
©0 überreid&te SBill^elm menigflenö ben 93rief, meldten
il^m Äd^im von ?[rnim mitgegeben l^atte:
33erlin hm 19. ^ov. 1809.
9Kcin 5^eunb ©rimm, ber mir unb allen l^iefigen
S3ibIiot§c!cn feinen SBefud^ unb Umgang auf ein ^aat
STOonatc gefd&enß l^attc, bittet mid^ jum Slbfc^iebe um
bie ©efaHigleit, i^m einen SBrief ber ©mpfe^Inng unb
©cfanntmad^ung an ®ie, ben loir be^be in gleid^er ®e=
ftnnung l^od&ocrel^ren, mit ju geben. 2Bcr fann jum
Äbfd^iebc etroa§ abfd^Iagen; faum genüge id^ mir felbft
um mid^ Sönen gu empfehlen, mein 5^eunb mufe felbft
baber) ba^ Sefte t^nn, fein treue§ unfd&ulbiges ®emül^cn,
bie Dergcffenften norbifd^en ©cgenben nn^ 2)eutfd^cn he^
lannt ju mad^en, l^abe id& Sinnen f4)on in einem frül)cren
93riefe angcjcigt; id^ Derfpredjc S^ncn nadf) bcftem SBiffen
unb ©cmiffen ein $aar angenel^me ©tunben, menn Sie
@id^ feine Ueberfcljungen ber SSoIf» lieber, bie er mcift
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40 S^ietted ^apittl
aUe her) [id^ ^at, mit eine ©ammlung von ©agen, t)tm
bcnen er tiur bcn Hcinftcn Zf)äl mit [id& fül^rt, ooricgen
Ia[fen (er lann ni(§t gut Dorlefe» roegen ©li^ioad&e feiner
S3nift, feine ^anbfd&rift ift ober fel^r leferlid^). SRad^
meiner llcberjeugung giebt e§ unter allen, bie fid& jefet
in ©eutfd^lanb um beffen ältere Sitcratur Befümmem,
feinen, mie ®rimm unb feinen SBruber, an SBal^rl^eit^^
liebe, ©rünblid^feit, Umfaffung unb ^I^ife, moüon feine
Sfteccnfion ber ^agenfd^en 9iibelungen in btn §eibelberger
3al)rbü$ern, fo mie fein Sluffa^ über bie Siibelungen
in ben Stubicn von Sreujer unb S)aub baö befte 3^9-
ni§ geben; ©ie mürben il^n erfreuen, menn @ie i^m
eine bequeme ©elcgen^cit üerfd^afften, ba§ äRerlmürbige
ber SBcimarcr unb Jenaer SBibliotl^el gu benufeen, er ift
fel^r eifrig unb gemanbt alte 93üd^er in feinen S3c=
jiel^ungen \(^ncü ju burd^Iaufen. "Sion ben (Sreigniffen
biefeö ©ommer§, in fo fern fie biefe ©egenben berül^rt,
von ©d&itt unb Del§ unb wie fid^ biefe Unternel^mungen,
bie fid& an fü^ner SBerjmeifelung bem Sllterll^um faft allein
üergleid^en laffen, in §alle burc^jiel^enb aufgenommen,
unb auf eingelne gemirft, mürbe er 3^n«i mandie§
äRerhpürbige fagen lönnen, menn er bie ©d^üd^teml^eit
erfter SBefanntfd^aft überminben !ann; aud^ über bie Slrt
ber Sluffül^rung S^reö neuen ®öfe auf ber ^iefigen S3ü§ne,
über bie auSgcgeid^nete SBirfimg mand^er ©cenen un=
gead^tet ber Slbfürjung gu einem Jlbenbe, unb ber ab^
fi4)tlid^ fd^led^ten SSefefeung mand^er 9ioIIen lann er alö
äKitaugengeuge mel^r fagen al§ ein flüd^tiger Serid^t.
^ür bie SBal^Ioermanbtfd&aften fage id^ im 9iamcn oicler
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^tl^elm'g aSefud^ in SSBeitnar 1809. 41
^reunbe unb Selatintcn einen fcfimerjUd^en 2)QnI, [ie
ma4)en mand&e SSeranbenmg glüdlid^er SJcr^öItniffe Mar,
bie fo mand&er cmpfunben.
Srentano empfiel^lt fid^ Sinnen fjo^ai^tnrxQdvoU, er
brad^tc mir fcl^r crn)ünf($tc 9Jad&rid&t oon bcr Jortbauer
S^rer gütigen ©efinnung gegen mid^, ber i(5 mid^
fo wie allen ben ^^xm mit meiner (Srgebenl^eit ju em-
pfcl^Ien fud^c.
Sld&im von ärnim.
SSon Ooetl^e'S §aufc begab fid^ ©rimm gu grau
So^anna ©d&opcnl^auer, gleid&fall§ mit einem ©riefe
Don Sirnim. Salb fam ba^in ©oetl^e'ö 93ebienter nad^ mit
ber äWelbung: §err 2)octor SRiemer merbe il^n am Slbenb
in bie ®omöbie abl^olen, am anbern 2^age möge er erft
auf bie ®ibIiotl^eI gelten, unb bann um 12 U^r ju bem
^erm ©el^eimen 9?at§ lommen. ^m Sweater mürben
Äofeebue'S 2)eutfdöe Äleinftdbter gege6en. SBill^elm unb
SRiemer fallen ber Sluffüljrung au§ @oet^e'§ fioge ju;
e§ mürbe „redjt gut" gefpielt. 3)aS §auö in feinen
„ungemein jierlid^en" SSerl^ältniffen unb bie2lu§fd&mü(fung
be§3nnenraum§ bel^agte bem jungen @rimm. ?luf®oet^e'§
©effel fifeenb burfte» er fid^ jum erften äKale alö ^aft
be^ großen SDZanne^ fül^Ien.
Slm anbern Xage mürbe er auf ber 93ibIiotl^eI „artig
genug" empfangen. Unb bann ging'ö ju ®oet§e: „3)er
$au§e]^ren in ©otl^eö §aufe ift mit freiftef;enben Statuen
unb anbern in Jßifd^en fd&ön oeräiert. Ueber eine breite
Zxtppe, bie üorne^m uub bequem auöfiel^t, murb' id^ erft
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42 Sßxcxici (Kapitel
üor ein 3iinmcr G^fß^^, lüo am (gingatig ju ben ^ü^cn
Salve mit fc^roarjcn Sud^ftabcu imb an bcr Seite ein
Ganbelaber fielet, unb ba^ üoH Silber l^ing, bann in ein
ßabinet, ba§ cbenfatti^ mit .^anbjeidjnungen, altbentf(§cn
^oljfdjnitten auögejiert war, nnb aUcö eitjen eingerid&tet,
3. 93. bie Spüren mit matter brauner garbe angeftrid^en
unb bie ©riffe an^ golbeucn Sömenföpfen beftc^enb,
fe^r georbnet unb reinlid[)." ^icr mu&te SBil^elm einige
3eit märten. 2)arauf trat ®oet^e felbft l^erein, ganj
fd^marj angezogen mit ben beibcn Drben unb ein menig
gcpubert. 3)em jungen aWanne fd^Iug baS §crj gc^^
maltig: „3cf) ^attc nun fein Silb oft gefeiten unb roufete
es auSmenbig, unb benno$, mie mürbe id^ überrafd^t
über bie ^ol^eit, SSoüenbung, (äinfad^l^eit unb ®üte biefe§
2lngefid^t§." Ooet^e lub il^n mit großer ^^^eunblid^feit
jum ©ifeen ein unb begann • 3U fpred^en üon btm
9fiibelungenlieb ; üon ber norbifd&cn ^oefie; von einem
S^Ianber Slrnbt, ber ehen in SBeimar gemeilt unb ein
üollftanbigcö Sttanufcript ber Edda Saemundina gel^abt,
aber l^öd&ft bizarr unb ungenießbar unb ftarr gemefen;
üon Del^Ienfd&Iöger; von ben alten SWomanen; von feiner
fiectüre be§ ©impliciffimu^. @r ließ fi(^ aud^ bie bäni^^
fd^en Ueberfe^ungeu geben. SBil^elm blieb bei i^m faft
eineStunbe: ,,@r fprad& fo freunblid^ nnb gut, baß id&
bann immer nid&t baran badete, meld^ ein großer SWann
e§ fei, als id& aber meg mar ober meun er ftiH mar,
ba fiel e§ mir immer ein, unb mie gütig er fein müffc
nnb menig ftolj, ba^ er mit einem fo geringen SD?enf4ien,
bcm er bodj cigontlid^ nid^tö 3U fagcn l^abc, rcben möge."
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SBill^cIm'S 93cfu(5 in SBcimar 1809. 43
S)aö ®cfprad& beiDeßte fid^ alfo fürSBill^elm auf einem
(Scbietc, iro er ^cimifc^ mar. ®oel^e'§fouüeraneihmft,init
2Renfdjcn t)erfc$iebcnflcr Stellung uub Begabung mic an^
gleid^em gufee ju üerfeljren, bcioicö aud5 l^ier iljre 9Wa$t.
3)er junge 5Wanu überroanb feine Sd&üd&ternl^eit unb gab
ji(5 mit offener 9tatürlid^leit l^in. 2)ie SRibelungen bi[=
beten bamalö aud^ für Ooetl^e bie SDfitte fcine§ Sntereffcö.
(Sx fannte ba^ ©afein bcö @ebid&te§ längft au^ ^ob^
mer'ö ausgäbe üom Sa^re 1757. (S^riftian §eiurid|) SKi)t
ler'S 1782 peranftalteter2)nicf blieb j|eboci& unaufgefd^nitten
6ci il^m liegen, unb nur bie äufäHig aufgef4)Iagenc ©teile,
XDO bie äRcerfrauen bem lü^ncn ^agen mciffagen, ergriff
feine ?ßl^antafie, afö ©toff ju einer nid&t üollenbctcn
93aIIabe. ©rft bie Sfomantiler räumten il^m ben S^^O^ng
JU bem fiiebe frei. 2)ie SluSgabe ^nebrid^ ^einrid)'§ von
ber §agen empfing er 1807. @r lie^ bei 3ol|anne0 üon
äÄüHer über bie ©ntfte^ungSjeit be§ ©ebid^teö anfragen.
SBäl^renb er ®örre§' Oebanlen ablehnte, la§ er ®rimm'§
Sluffafee in ben ^eibelbcrger ^ß^rtüd^era unb in SDaub
mib ßreujer'^ ©tubien genau unb benufete fie aud^. ^n
bem nad^gelaffenen ©d^ema über „35a§ SRibelungenlieb,
überfefct üou Ä. ©imrocf. 2 St^eile. ©erlin, 1827"
finben fic^ merfroürbige Scrül§rung§puncte mit SBill^elm
@rimm, unb barum geminnt SBoIbemar üon 93ieber=
mann'§ Weinung an SBal^rfd^einlid^feit, ba§ bicfe§
©tüdf ber §auptfac^e nad^ in eine üiel frül^ere 3^^^
gel^öre; freilid^ nod^ nid)t in baä ^a^v 1807, mo
Ooet^e nod^ nid^t mit fid& einig mar, mo^in er bie
SRibelungen ber 5orm unb bem Sni^alte nac^ einran-
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44 Sierteg Kapitel.
gieren foHte. (Sinjeltie^nnctebeöSd^emaS nämlid^ fd^einen
gerabegu auö &x'mxa cntlel^nt, 3. ®. „Uralter Stoff liegt
jum ®runbe" — „SRiefcrtmä&ifl" — „ÄuS bem l^öd^ften
9iorben"; bei beiben, ®rimm tüic ®oetl^e, bic tüeiin aud^
t)erfci()ieben nuancierte 9SerßIeic$nnfl einer Siibelungcn-
Ucberfe^ung mit einem ©emälbe, ba§ trofe frifd^ auf^
getragener färben ben alten ®runb burd^blirfen la§t.
Unabl^ängig von ©oetl^e vertrat and^ SBill^elm ®rimm
bie Slnfid^t, ba^ bie $ßibelungen am beftcn in ?ßrofa
ju überfefeen feien, ba ein betrdd&tlid&er 2;^eil unfrer
alteren ©ebid^te auf biefe SBeife erft red^t ben SBeg
ins SSolI gefunben l^abe, eine Suffaffung, bie fpater-
l^in für bie 93rüber ©rirnm practifd^e folgen l^atte. SBa§
®oetl^e bamald über bie Slibelungen geäußert l^at ober
geäußert l^aben mag, bemie§ j[ebenfall§, ba^ er ben meiften
feiner künftigen 3eitgeno[fen üoran tief inben®eift bc^(Spo^
eingebrungen mar. Seine SSortrdge unb Ueberfefeungen
an bm äWittmod^en muffen in ber S^l^at geeignet ge=
mefen fein, bie Slufmerffamfeit einer ebeln ©efeUft^aft
feftäul^alten.
3)a§ norbifd^e fiebcn in feinen uerfd^iebenen Sleufee-
rungen mar ©oetl^e feit |)erber'ö ^^ü^jeit befonberS
mieber burd^ ^riebrid^ SKajer au§ ©d^lci^ unb ben
„ munberlid^en gu^reifenben SBunen = Antiquar Srnbt "
nal^e gcbrad&t morben, bie beibe feine Oaftfreunb^
fd&aft genießen burften. @r l^atte aud^ 1802 ju Sena
in rul^igen Slbenben bie Urquette ber norbifd^en äRpt^o^
logie burd^ftubiert unb glaubte barüber jiemlid^ im
klaren ju fein. TOajer las bie norbif4)en Sagen oon
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SBill^elm'S «efu^ in SBctmar 1809. 46
SBrunl^ilb unb ©igurb vox: ipo^I bie 1819 gcbrudftcn,
ireld^c Sacob ®rimm'§ S3efpred^ung als mittelmäßige
?Irbcit bejeid&tiete. 2)cr anbre l^ielt SSorträge über ytnnen^
fd^riften unb norbifd&e aitcrtl^ümcr. SBiemol^I SBill^elm
©rinim bamafö f(§on crnftlid^ in bie norbifd&e Citeratur
eingebrungen mar, fo fd^ehit bod^ ber ,;3§Iänber ?lnibt"
eine gang neue ©roße für ii^n gemefen gu fein. ®cmeint
ift SWartin ^riebrid^ Slrcnbt au§ Slltona, von beffen Un-
geniegbarleit SRiemer ergöfelid&e SDingc bcrid^tet. 35er
3"f^fe „S^Iänber" Bebeutete in ©oet^e'ö SWunbe, ba&
fid^ ber 2J{ann berufsmäßig mit i§Idnbif4)er b. i. mit
aItnorbifd()er Citeratur befd)dftige. SBill^elm aber fd^eint
„Sölanber" mörtlid^ tjerftanben ju l^aben, unb bie SReuig^^
feit mad^te nun in ber üon ®oetf|e l^crrül^renben ^o^ni bei
©rimm'S fflelannten bie SBunbe, ja feierte ju ©oetl^e felbft
gurüdf. ?ln 9Ji)enip 1810: „in SBeimar ift t)orige§ ^a^x
ein S^Ianber Slrnbt gemefen, ber ein SKanufcript ber
alteren @bba mit fid^ l^erumfül^rt, mit bem aber burd^-
au§ nid&t§ anzufangen gemefen". Sin SRaff 1811: „Bo^
bann befi^t §err Sfrnbt, ein S^W^i^er, gegenwärtig gu
^ariS, ein SWanufcript ber @bba, meld^eS er mit fid6
l^enimtrdgt" ; SRaff jebod^ fannte ben 3Kann beffer unb
begann feine Slntmort mit bcn rid^tigfteHenbcn SBortcn:
,,8lrenbt, en omrejifenbe ^olftener." S)er „S^Ianbcr"
blieb bemnad^ meg, als SBill^elm balb barauf ®oetl^e
angeigte, ba^ er jefet eine Slbfd^rift ber (£bba befifec,
berfelben, „moron §r. Slrnbt ein äWanufcript mit fid^
l^crumfül^rt." 35ie 93rüber lernten Slrenbt in ber ^olge
nod^ genauer tennen. @r erfd^ien in ^ariö, 6affel>
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46 «icrtcö ©apücl.
SBicn — „lumpig unb [d&anblid^ brutal roic nfferiDärtö."
Sacob, bem er fid^ in SBien }u ttäl^ern fud^te, l^ielt i^n
„für l^albücrrücft unb jroar au§ |)0(5niut]^" unb cnt^
fc&ieb: „aWit Ärcnbt rooUcn mir nic^t^ gemein l^aben."
öoct^e fprad^ femer von De]^lenfd|)la0er, ©teffcnö'
fianbömann unb gutem ^reunbc, ber furg norl^er in
SBeimar gerocfen mar. SBili^cIm mar mit feinen ©ebid&tcn
vertraut. Jllabbin'd SBunbcrIampe l^atte 3ean ^ßauFö
9iecenfion (1800) ben fflrübem nal^c gerudt. ®a§ S^raucr-
fpiel ajcl og SSalborg fanntc SBil^cIm an^ ber ^mib*
fd&rift. ©r überfefete aud^ im folgenbni Saläre fürbaß üater:^
lonbifd^e SKufeum an^ ©l^rifti SSiebererfd^einen in ber
SRatnr unb jeigtc ben ^alnatofe im ^antl^eou an. lieber
DeI)Icnfd& läger' § Sebeutung muffen ©oet^e unb ©rimm
einer SWeinung gcroefen fein. 28ill^elm'§ ©mfinbung mar,
ba^ in feinen ®ebid&len ^errlid&e 3)inge „mitten m einer
SKenge ganj fcbicd&tem orbin ftrem Senq" ftünben. Unb
für ®oet^e mar, bei aller Slncrfennnng beS 2)id^terS,
bie trofe feines reijbaren SBefenS feine ©inbu&e erlitt,
3. 33. ber älabbin bod& ein „problematifd^eS SBerf", an
bem er nid^t aUcS gutl^ei^en lonnte.
aSon alten 9?omanen l^atte ©oetl^e bamalS, aud&
meift an ben 2)?ittmod&en, bie von §agen nnb a3üfd&ing
üeröffentlid&ten gelefen: S^riftan unb gierabraS an^
bem ;,95ud& ber Ciebe" (1809), ba^ bie ®rimm'§
aud^ f4)on fanntcn, unb in ben ^eibelbergifd^en ^afjx-
büd()ern ju recenfieren gebad()ten, ein ^lan, beffen ?[uS=
fül^rung burd^ befonbere Umftanbe bis in ba§ Sa^r 1812
unb für einen anbern Drt üerfcf)oben mürbe; ferner ffiönig
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2SiIöerm*§ 5^efu(f) in ©cimar 1809. 47
Siot^fer unb SBeigamur an^ bcti „©eutfd^cn ©cbid^ten
bc§ 3)?itte(alter§" (1808), Bei bcncn ^acoh ben ,,ungc*
meinen gleife unb rü^mlid^c @infi(tit" ber beiben iQnaii^^
gebet anerfannte. 9?anientlid& bie ben cinjelnen Stüdfen
üorangefd^iciten literarifd^en (Einleitungen mögen &ocif)c
miHfommen gemefen fein, 'än^ auf ben Drtnit, Jj^ener-
banf unb SBeipunig erflredfte fid^ feine i?ecture, ja fogar
bie beutfd&en @pracf)altertpmer beö Ulfilaö unb Dtfrieb
mürben ^eroorgel^oben. SSiel tieferen ©nbrud aber
al§ aUe bicfe fiiteraturbenfmäler mad^te auf ©oetl^e
ber ©impliciffimuS, von bem gerabc eine mm, von
®rimm'§ „l^er^lid^ fd^Ied^t" befunbene Bearbeitung ]^er=
anSgelommen mar. S)ic Seetüre biefeS SRomanö ift fo-
mol^I in ®oct^e'§ mie SRiemcr'ö Jagebüdiem be§ öfteren
angemerft ©oetl^e fdjien. ber ©impIiciffimuS tüd^tiger
unb lieblid^er als J?e ©age'ö ©ilblaS ron ©antiüana,
ben er 1807 in Äarl^bab gclefen l^atte. 3^^ ©rimm
äußerte er fid^ fel^r fd^ön über ben ©impliciffimuö, unter
anbern aber meinte er, e§ feijmar üicl $ocfie barin aber
fein ©efd^madf. SBill^elm mußte mit biefcm Suöfprud^ nidjtö
anzufangen, ba i^m beibeö am (Snbe einerlei fd[)ien;
über Slnorbnung unb SluStl^eilung,' menn baö gemeint
fei, fönne man freilid^ anbere 2lnfidE)ten unb ^Regeln
Ijaben, Siegeln feien immer nur conpentiöneU.
3)ie angeregte, inl^altreid^e Unterl^altung nal^m ©oetl^c
für ben talentDoHen jungen 9D?ann ein; mit frciytblid&em
SBoJ^ImoHen bel^anbelte er il^n aud^ fernerhin. SBicberum
pflegte SBil^clm'ä fpätere (ärinnenmg i^re gorm üon
biefer crflen ^Begegnung gu entfel^nen. Siiemcr £)at eine
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48 Sierted dapttel.
fid^crlid) &octf)e^ ©iibnidf loicberfpicflclnbe ß^oraftcriftif
SßU^cInr^ in [einen ZaQcin^evn aufberoal^rt: „ein artiger
junger STOann, ber miS Jlrnim, Srentano imb (SnQd^atbt
gemifd^t ift, au(§ in ber ^^gfiognomie." @S ift l^ier mit
rid&tigem ©cfül^l Ijerauögefuuben unb auSgefprod^en, ba%
SBill^elm'ö poetifd&sromantifd^e 2>enfart [id^ mit bcrienigcn
airnim'S unb ®reutano"§ innig Beriil^rte, iinb äJ^nlid^
roie ber ?lrdöiteft ber 2Baf|lr)ern)anbtfd&aften mar er „ein
Süngling im üoHeu 6inne be^ SBortö, rool^Igebaut,
f(f)Iauf, e^er ein SBenig gu grofe, befc^eiben, ol^ue ängft^
Iid&, jutraulid^, ol^ne jubringenb ju fein". SBic gel^o^
ben fid^ SBili^elm ®rimm burd^ ®oetl^c'^ freunblid^c
Jlufnai^me fül^Ite, fpred^eu bic unter bem frifd&cn (gilt::
brud biefeö ©reigniffe^ niebergefd&riebenen ©riefe an
3acob, Slrnim, Steffen^ an^. ^amie Steffens anU
mottete i^rem jungen greunbe nad^ SBeimar jurüd:
„(S^ ift mir aud^ fo fel^r Heb, ha^ (Sie ben l^erlid^en
©oetl^e red^t orbcntlid^ feigen unb l^ören. id^ raupte eS
wof)l ba§ ©r Sie fo freunblid^ aufnehmen mürbe, unb
eine red&te greube an (Sic unb 3I)ren Sfrbeiten l^aben
müfee."
ßum folgenben S^agc, bem 13. SDccember, murbc
SBU^elm ©rimm bei ©oet^e gum üßittageffeu geloben:
„©eine ^rau, bie fel^r gemein ausfielet, ein red^t l^übfd&eS
SRäbd^eu, beffen SJamen id^ mieber üergeffen, bie er aber,
bäudbt mir, aU feine ^iid^te oorfteHte, unb SHiemer maren
ba. @S mar ungemein fplenbib, ©anSleberpaftetcn, §afen
unb bergleid^en ©erid^te. Gr mar nod& freunbli($er,
fprad^ re4)t üiel unb inüitirte mid^ immer jum.Sirinfen,
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SSiIf)cIm'S 93efud^ in Sßcimar 1809. 49
inbem er an bic SouteiHe geigte unb Iei§ brummte, mad
er überl^aupt riel tl^iit; e§ mar fel^r guter rotl^er SBein
iinb er tranf fleißig, be[fer nod& bie i^xaü. @r fagte
unter anbern, ba| er ba^ fflilb ber SSettine üon fioui^
erl^alten, unb lobte e§ babei fel^r, eä fei eine fel^r jarte
S^abel barin, rcd^t afinlid^ unb überl^aupt f(§ön com^
ponirt unb gehalten unb l^abe il^m üiel greube gemalt.
^^ fagte, ba^ SBcttine felBft nac$ SBerlin gefd^rieben,
ha^ e§ nid^t ganj oJ^nlid^. @r antmortete: „3a, e§ ift
ein liebet ^nb, mer fann fie roo^l malen, wenn nod^
2uca§ Äranad^ lebte, ber mar auf fo etma§ cingerid&tet."
SDer Sif$ bauerte faft brei ©tunben, üon ein bis l^alb pier
Ul^r; SBil^elm \a^ einige ©tüde an^ feinen banifd&en fiie^
bevn üor. ^ann \tanb ©oetl^e auf unb mad)te ein ®om:=
pHment, morauf SBil^elm mit SRiemer mcgging. 2lm
abenb l^olte il^n SRiemer mieber in bie ©omöbie ab, mo
jmei „artige" Heine ®tnde aufgefül^rt mürben unb ein
©affeler Sanbömann, 9Jamen§ S^^urner, ein ßoncert gab.
SBeber in ®öet^c'§ nod& in SWiemer'ö 2^agebud& mirb
eine junge 3)ame, gar 9iid^tc, alö bcüCifd&eanmefenb genannt.
Scbenfallg mar eö ®l^riftianen^ ©efeüfd^afterin (Caroline
Ulridö, bie fpdtere ®attin SBicmer'S. Ooetl^e mag fie
rool^I a(§ SZid^te in bem meiteren, unbeftimmbaren Sinne
üorgefteüt l^aben, in bem er aud& einmal in einem SSriefe
an So^cinna ^al^Imer von Sötte Sacobi al§ ber „lieben
9«(i&te" rebete.
fiubmig ©rimm'ö Settina^?ßortrait lieferte alfo ©toff
jur Unterl^altung bei 2;ifd^e. fiubmig i^atte fid^, als feine
Slrbeit an bem SBunber^orn unb S^röfteinfamfeit beenbigt
9ott^t u. b. Srüber @rimm. 4
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50 «icrtc« Kapitel.
mar, am S(udgang bed ^af)xt^ 1808 auf bie freuiiblid^e
SSermtttcIung beS Bav\Qnr)'\^en Äreifcö nad^ SRund^en
Begeben, um in ber Scl^rc beö Äupferftcd^crS §e6 fein
Xalent auöjubilbcn. 3n ber ©aoigng'fd&en gamilie ju
fianbdl^ut burfte er fid^ wie gu ^aufe betrad^ten; mit
Settinen, bie abmcd^felnb in fianb^^ut unb SRund&cn
[id^ auffielt, fd&Iog er greunbfd&aft für ba§ fiebcn. Suf
gemeinfamcn Spaziergängen mit il^r geid&nete er Subcru
unb SRdbd^cn-Oefidjter in ein il^m von Arnim gefd^etifteö
3eid&en6ud&, in ii^rer ©efettfd^aft lernte er aHmftl^Iid^ feine
übergroße ©d^üd^tcntl^eit überminben. @ie mar eö aud^,
bie ©oetl^e immer roieber von ii^rem g^^eunbe ergal^Ite. 3«
biefer ßcit namlid^ magte er fid^ an ein Portrait S3et=:
tinend, mie fie in fifeenber Stellung bcn il^r, ber „Un^
genannten", gemibmeten SBintergarten il^rei^ Serlobten
Sld^im von Arnim traulid^ im Slrme pit. Sie fanbte
ein rabierteS Slatt an Ooetl^e, mit bem ®emerfen: e§
fei ber crftc Sbbrudf, nod^ tjermifd^t unb unjart, aud^
fei baö ©ange etwa^ büfter unb nad& bem Urtl^eil
anberer ju alt; inbeffen „fd&eint mir'§ nid&t ganj ol^ne
SBerbienft, er l^at e§ ol^ne ß^^^^^ng gleid& nad^ ber
^Jiatur auf« Äupfer gearbeitet; menn 2)ir'ö gefallt, fo
fd^idf id^ ein reinere^ beffereö, mit mel^r Sorgfalt ge^
pacft, baö IannftS)u an 2)ein Sett an bieSBanb fteden."
©oet^e antmortete barauf am 3. 5Rooember 1809:
,,2)ein hinzugefügte^ SSilb marb gleid^ oon jcber^
mann erfannt unb gebül^renb begrübt. 6§ ift fel^r natura
Iid& unb funftreid^ babei, ernft unb lieblid^. Sage bem
Äünftler eUva^ freunblid^eö barüber unb jugleid&r er
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SBtI^cIm'0 Befu4 in SBetmar 1809. 51
möge ja fortfal^ren fid^ im SRabiren tiod^ ber 92atur gu
üben, ba3 Unmittelbare ful^It fid^ gleid^. 2)ag er feine
Äiinftmajimen babei immer im Äuge l^abe, ocrftel^t ftd&
Don felbft. 6in fold^eö lalent mnfete fogar lucratiü
werben, es fei nun ba§ ber Äünftler in einer großen
©tabt mol^nte; ober barauf reifte. Sn^ctriS l^atte man
fd^on etma§ äl^nlid^ei^. Seranlaffe il^n bod[) nod^ jemanb
Dorjunc^men, ben id^ tenm, unb fd&reibe feinen Sial^men,
DieHeid^t gelingt il^m nid^t aUeS mie baö intereffantc
©ettind^en, fürma^r fie fifct fo traulid^ unb l^erjlid^ bo,
ba§ man bem etmaS forpulentcn SBintergarten, ber
übrigens im ®ilbe red^t gut lomponirt, feine ©teile Be?
nciben mufe. SDaS gerfniHte Slättd^en §abe id^ fogleid^
öwfö^äogen, mit einem braunen Stammen umftrid^en unb
fü ftel^t es vot mir inbem id^ bieS fd^reibe. Senbe ja
balb beffere Slbbrüdfe."
®ettina erfüttte ©oetl^e'S SSünfd^e, fie melb^te-ben
Flamen Cubmig ®rimm'S unb fd&idfte beffere äbbrüdfe;
einen von biefen mar ®oet^e fo gütig SSill^elm gu
fd^enlen. Slud^ baS einflufereid^e Urtl^eil ^einrid^ SKeger'S,
ber baS Portrait eines SlbenbS, ben 5. Siooember, bei feinem
Äunftfreunbe fa^, fd^eint nid^t gegen Submig ausgefallen
5U fein. 3)er ©tid^ ift ^eute nod& im ©oetl^e^aufe üor:=
l^anben, jugleid^ aber aud^ eine ß^^^^^fl/ ^i"^ SSor*
flubie ju jenem, bie SettinenS ©eftalt jugenblid^er unb
lieblid&er erfd&einen Iä§t, als ber ni4)t gang leidet be^
l^anbeltc Äupferftid&.
SBili^elm lannte übrigens ©oetl^e'S Urtl^eil fd^on,
ba i^m Settina nod^ nad^ Serlin eine SIbfd&rift guge^
4*
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52 Sterted Kapitel.
[teilt ^attc. ^^n freute bie fd&öne unb tl^eilncl^menbc
Äncrfennung von ^erjen. 5^^riH(§ roat er für baö
SWangell^afte in bem Silbe nid&t Blinb: „e§ ift (f(§ricB
er bett ^Berliner ^reunben) nid&t uBcrrafd&eiib unb frappant
ä^nlic^/ aber Bei Iftngcrm ®etra($tcn fittbet mon aUc
3üge loieber unb cS gleid&t bann rcd^t fel^r." Arnim
n)iberfpra(i[) iebod& bem Urtl^eil ©oetl^e'ö; fo nieleS ©njelne
in bem S3ilbe fei ßänjlid^ rerfel^It. ©IcmenS rooHte gar
nid&ts von einer Slel^nlid^Ieit miffen: „Souiö Settincnö-
bilb (l^ei^t eS in einem S3riefe an bie ©ruber) fielet auö
mie eine l^ocBfc^mangere arme ©ünberin bie im Slod
fifet"; unb nod^ mo&Iofer äußerte er fid^ gegen ©örrcS.
5Rur baS ©efü^I Srentano'§ für ben Äbftanb ber frül^cr
gef eigenen „fe^r fd&önen" 3^i<5"ii"fl ^on ber nun vor^
liegenben SWabierung rermag il^n ju entfd^ulbigen. ©elBft
©aoignr) fanb baö Urtl^eil (Siemens' unb Ämim'ö l^art
unb ungerecht.
Sol^anna (Sd^openl^auer üerfaumte gleid^faHö nid^t,
SBill^elm ©rimm gu fid^ einjulaben. ?In ben (Smpfangö-
abenbcn biefer auSgejeid&neten ^xan üerfammelte fic§
feit bem Salute 1806, mo fie fic§ in SBeimar nieberliefe,
bie Befte ®efellf$aft in il^rem |)aufe; fogar bie fürftlid&en
^erfonen Beel^rten fie jumeilen mit i^rer ©egenmart.
©oetl^e felBft mar ein l^dufiger ®aft Sol^anna'ö unb
üerfefete bie Slnmefenben oft bux^ bie bominierenbe äJfad^t
feiner ^erfönlid^feit in Spannung. 2)urd^ il^n mürbe
Settina eingcfül^rt. Sld^im ron Siniim ftanb l^ier in
gutem Slngebenfen. ©ein greunb ®rimm mar glei(5=^
falls miHfommen.
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mifjtlxtC^ «cfut^ in ©eimar 1809. 68
SBill^elm'S ©ripartung war auf^ l^öd;fte erregt:
ganj SBeimar, l^attc man i^m gefagt, loürbc er l^ier
fe^en uub fcunen lernen. Slber roie gütig er aud& in
bem üomefimen unb gldnjcnben 3^^^^^ aufgenommen
wuvbt, e0 moHte i^m 9lnfang§ menig beljagen. 2)ie
S)amen rebeten i^m ju üiel t)om Sragifd&en, moüon er
nid&tö üerftanb. 3ol^anne§ i}aU Ia§ gar eine mcbicinifd^e
Sfbl^anblung über ?ßeftilenj unb maffcrigtc 5'«^'^^^ ^^r,
auö bem ^ippocrate^ überfe^t; mal^renb Orimm fi(^
]^ö(§lid&ft langmeilte, liefen bie 2)amen cS fid^ angelegen
feiU; anbad&tig juju^ören. 9Wit ber 3^it jebod^ fanb er
e§ bort „ganj gut mib ungenirt". 2)ie beiben ^ßrin^en,
roelci^e aud& erf4)ienen, rebeten il^n an unb fragten il^n
an^\ ^rinj SSernl^arb, ber jmeite, fd^ien il^m leßenbiger
unb tüd^tiger. §ier fal; er einen S^eil ber ?ßerfonen,
bie Ooetl^e'S Urbilber für bie SBafilücrmanbtfd&aften
fein foDten — unb „bie' ^ eben fo üiel and) nid^t finb".
3efet fd&rieb er an Slrnim: „5)ie Suciane ift nid^t bie
Sagemann, fonbern ein ^^äulein SReijenftein, meldte in
SBeimar ift unb alle ^er^en erobern foH. 3d& f)abe fie
me^rmalö gefe^en, aber gar nid&t§ au§ge3eic|)nete§ an
i^v gefunben. 5)ie Dttilie ift ein ^^raulein, Don ber
©ötl^e gefagt l^at, eö ftafc nid^t ein, fonbern taufenb
ßngel in il^r,' bie aber nid^t ba mar, ebenfo nid&t ber
Dffijier ber ©buarb ift, barum id& aud& il^re SRamen üer=
geffen l^abe". S)icfeö g^aulein üon 9?eijenftein ift offem
Bar ieneö „jart gebaute, reijenbe g^^öulein", baö aud&
nad^ ©tepl^an @d()üfee'§ (Srinnerung in ben 'SSa^U
i^ermanbtfd^aften miebergefunben mürbe. D^m ba^ ba^
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54 IBierted (Scq)tteL
mit irgeub etmai für ober gegen bie Saifee bctoicfcn
TPurbe, fo folgt bod^ barau^, bag SBill^elm ©rtinm unb
bie iJ^m tial^e ftanben bei ber ®e[talt ber fiuciane nic^t
an 93ettina badeten.
93ou aQcu Säften 3o^nima'$ l^atte SBUl^elni ben
,,gutcit Keinen, gefd&eibten Äerl" Stcpl^an ©d^üfcc am
liebften. 2)icfer lieg feine literarifd&en ©rgeugniffe gern
burd^ anbre, gemon), SKebel ober Siiemer juut SSortrag
bringen. @inen fold^en 2)ienft ermied il^m aud^ SBil^
l^elm ®rimm, inbem er ben anroefenben „fein neued
artige« SBiegenlieb" oorlaö. 3n ©d^üfee'S 1810 l^er*
ausgegebenen ©ebid^ten finbet fid^ ein SBiegenlieb nid&t,
n)aS fid& aber barauS erllart, ba^ laut bcigefefeter Sal^reö^
jal^Ien fein einjige§ ber ^ier vereinigten ©ebid^te na(5
bem Sa^re 1808 entftanben ift. @rft bie ®ebid&tc
ernften unb fd&erjl^aften 3a^alt§, roeld^e 1830 ]^erauSs=
lamen, lonnten ba§ SBiegenlieb entl^alten, unb ba lautet
e§ ©. 24:
€d^Iaf in guter 9lu]^',
%f)ü beitt 9(euglein lü,
^öxt, wie ber Siegen fällt
$or, n)te iRa^barS ^ünbd^en htüt zc.
SBill^elm Xaubert l^at eS für feine Äinberlieber in SWufif
gefefet, nnb l^eute nod^ fingt nrand^e SWu'tter mit biefem
fiicbd&en il^ren fiiebling in ben ©d^Iaf. Seit 1809 blieb
SSil^elm ®rimm im beften ©inüemel^men mit Sol^anna
©d^openl^auer. Sn§ er nad& ^df)vm SBeimar mieberfal^,
ging er an il^rem |)aufe nid^t üorüBer. @ie lieg il^m
burd^ gemeinfame Jreunbe, j. 93. ©uabebiffen, il^re
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SBilöcIm'S »efu(^ in 92Beimar 1809. 55
@rü§c fagen, unb SIrnim [d^ricb 1820: ,,3)ie Sd^open^
l^aucr vettert 2)id^ ungemein".
8lud& fonft bot [id^ ©clcgcnl^eit, SSeimarer ^crfönlid^-
leiten, berühmte unb weniger berühmte; ju fe^en ober
fennen ju lernen, ^m fraujöfifd&en ^Puppentheater, ba^
au^ ^Petersburg eingetroffen war, prägte fid& 2BiIl^cIm
bie 3wflc SBiclanb'ö ins ®ebäct)tni6. ®ine§ SDZorgenS
bei ©oetl^e rourbe er fj^au von ©d^iHer uorgefteHt.
„®er SSuIpiuS ift ein @fel", lautete lurj unb bünbig
fein Urt^eil über S^riftianenö ©ruber, ber fid& ein
wenig mit ben oielcn Momanen, bie er befafee aber
nid^t aeigen lönnte, auffpicite. 2Rit Siiemer üerf eierte
SBÜl^elm oft. S)er erfte ®inbrudf mar mefentlid^ mit-
bemirft burd^ ba% frol^e ®efüf)I über bie il^m oon
©oetl^e unb feiner ndd&ften Umgebung gemorbenc Sluf^
nal^me, baS @infcitige in SRiemer'S SBefen Iie& fid& leid&ter
überfeinen: „(Sr ift ein red^t oerftdnbiger febater 2Kenfd&,
ber bIo§ für ©ötl^e arbeitet". ®od& oerringerte fid^ biefe
SBertl^fd&dfeung mel^r unb mel^r: „2)er SRiemer (fd^rieb
®rimm nad^l^er an arnim) ^at etmaS l^öd^ft mibrigeä
für mid&, id& meine nid^t, i>a^ er ein menig ©ot^e fpielt
unb nad^mad^t, benn ba^ gcl^t mol^I natürlid^ ju, fonbern
megen einer feltfamen 2lrt t)on gi^eunblid&feit unb
©d^meid&elei, er padft einem beftänbig bie ^änbe unb
brüdt fie unb bergleid^en, moju er etmaS fatales in
feinem ©efid^t l^at". 2)iefeS ©efül^l mürbe fpatcrl^in
burd& Stiemer'S mi^günftigeS SSerl^alten gegen Smim'S
unb ©rimm'S üerftarft.
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56 Stertes aapitcL
2)ie Üterarifd&cn Shbeitcn feinci^ ®afle§ förbcrtc
©octl^e nad^ 5traften, hibcm er eö einleitete, bafe bic
bcibcn ^anbfd^riften nad) (Sa[fel uerlicl^en roörben. S)ie§
mu&te ald eine um fo größere ®unft erfd&einen, aU
mau fouft fo ftreug oerfu^r, bafe mau ^aubfc^riftcu
uic^t ciumal in SBeimar felbft auf bic SBol^nuufl mitju^
nehmen erlaubte. SBil^elm gcroauu baburd^ 3^^*/ ^^^
feiteueren Süd&er ber SBibliotl^el für feine unb Sacob'ö
3me(fe, freilid^ ol^uc bebeutcnbe @rgebuiffe, burc^julaufcn.
Sogar auf bie geplante SReife uad^ Scna erftrecfte fid^
@octl^e'§ güttge ^örf^^^fl^/ inbem er il^n im oorauS an
feine bortigen greunbe empfal^L 3u feinem Auftrage
fd^rieb 9?iemer am 12. 3)ecember au grommann:
,,8lud& befinbct fid^ ^ier ein junger Tlann, §err
@rimm (SBill^cIm), ^^reunb t)on Slrnim unb ßieb^aber
unb Äenner ber älteren norbifd&en fiitcratur. @ie l^aben
von il^m eine 9Jcccn(ton ber ^agcnfd^en ?(uögabe ber
SRiebelungen in ben ^eibelbcrger Ännalen ol^nc 3n>^if^I
fd^on gelefen. @§ ift ein artiger junger aRann, unb
ba er nad& ^ena ju gelten gcbenft, um bie bortigen
SSibliotl^efen ju bur4)fu(^en, fo ift e§- S^nen DieQeid^t
nic^t unangenehm, menn mir i^u an Sie recommaubireu,
oorauSgefefct, bafe e§ Sie in ^^xcx je^igen unruhigen
fiage nid&t incommobirt, i^n ju l^aben."
Unb am folgenben Sage an Änebel:
,,®egen ©übe ber SBod^e l^offen mir S^nen einen
jungen 9Jiann ju recommaubireu, ber nad& 3ena gel^t,
um bie bortigen Sibliotl^clrn für fein ©tubium ber
älteren ^oefieen ju benu^en. @r l^ei^t ®rimm, ift ein
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SBU^elm'g 93efu^ in Bcimar 1809. 67
^teimb Don $r. v. Slmim unb S3rcntano, unb übrigens
ein feiner, artiger junger SWann. ©eine Sammlung
altbdnifd^er "iSaUaben unb fiiebcr (@ic l^abcn feinen
5Ramen gemi^ fd^on in ber ©infiebler 3^i*^"8 sclefen)
wirb Sinnen einiget SSergnügcn gemal^ren: fie eutt)dlt
fel^r trefflid^c ©ad&en. ®inigc finb un§ fd&on burd^
^erber befannt gemorben."
®rft am 18. 2)ecember reifte SBill^cIm nad^ Qjcna,
er u)urbe von ^rofeffor Dien, an ben er ®mpfel(lungen
l^atte, fogleidö auf bie SSibliotl^cf geführt. S)ie fd^ön^
gefd&riebene ^ergamentl^anbfd&rift von ungeheurem [Jor^
mat, auf bereu SBenufeung cö i^m auf am, lag an einer
Sette feftgefd^Ioffen unb mürbe nur für eine SSiertelflunbe
abgefd^naHt unb SBill^elm üorgelegt. 2)ann jeigte i^m
ber Sibliotl^efar Dr. 2BaId& bie aufgeflcHten Süd&er.
an ' eine ruhige 2)urd&fid&t ber $anbfd^rift aufecrl^alb
ber fflibliotl^efördume mar überl^aupt nid&t ju imlm.
Heber biefe literarifd^e Sttiß^ölitdt üerbroffen reifte
SBill^elm fd^on am jmeiten Sage mieber ab. @r l^at
TDeber [Jrommann nod& Änebcl einen 93efud& gemad^t:
in be§ lefetcren nod^ ungebrudEtem S^agebud^e ftel^t fein
9iame nid&t oermerft, unb bie g^niilie g^ommann lernten
@rimm'§ erft im Seilte 1820 gelegentlid^ eines ©efud&eS
in ©affel perfönlid^ lennen. SBil^elm'S Umgang blieb
auf Dfcn befd^ranft, ber i^m als fd^arfer, gefd^eibter
©l^arafter ^öd&ft merlmürbig erfd^ien.
SBili^elm mar nun mieber in SBeimar. 2)aS 2Bei^^
nad^tsfeft ftanb vov ber Spr, baS er bod& am liebfteh
bal^eim mit feinen ©efc^miftern ober bei ber mütterlid^
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58 Bterteg Kapitel
forgeiibeu Xante Henriette 8ii"«i^^ i" ©ot§a ocrlebt
l^atte. 9lod& war bie ®rlebigung bcr beibcn ^aitpt^
fad&cn feinen ©d&ritt üorroärt^ flcriidft. 6r ging gu
®oetl^c unb Berid^tete il^m bie SKiBcrfoIge feiner Jenaer
SReifc. Setreffä ber SBeimarer aRanufcriptc erl^iclt er
nun eine beftimmte äntroort, bie „wie oieleS in ©otl^e'^
SBcfen" auf ein ,,formelIe3 fflrmlid&e§" ©erfal^ren ein^
gerid^tet war. SacoB foHtc in feinem amtlid^en ©l^araftcr
unb aU SiBIiotl^efar an i^n fd&reiben unb förmlid^
um bie SRittl^eilung ber ^anbfd^riften Bitten, aud^ bcr
anberen Ferren ermal^nen, meldte mit ju biSponieren
l^dtten. 2)ann moDte ©oet^e „bauon reben", bie §anb^
fd&riften würben mit ber ?ßoft nad^ Saffel abgelten.
SSenn SBil^elm fid& über biefe fo peinlid^ BeoBad&tcte
g^örmlid&Ieit tJermunberte, fo üerfannte er bod& einiger^
mafeen ©oet^e'S freunblid&e SereitmiHigfeit unb unter-
fd^afete bie ©d^mierigfeiten, meld&e bei ber fiage ber
S)inge ju überminben maren.
3)ie Hoffnung auf eine gö^t^erung ber UeBerfefeungen
au0 bem ©dnifd^en unb ©d&ottifd^en jerrann bagegen
gänjUd^. ©oetl^e, ber fid^ nad^ bem S^ageBud^ auc^
Henriette ©d&uberf § SaHaben l^atte geben laffen, nal^m
felBft ober burd^ ©rimm'S unb Sfiiemer'ö SBortrag ©m
Blidf in biefe ^oefien. „Sie finb munberBar unb mir
l^aBen bergleid&en nid^t gemad^t, mir muffen baoor er^
ftaunen", augerte er, ate er bie SKanufcripte jurüd!^
gab. 5)a§ mar aber aud^ alle§. Äein SBort oon
practifd^er Unterftüfeung ober gar empfei^Ienber SSor^
rebe. SSilfielm gemann eö nid&t über fid^, i^n an
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mif)dm'^ «efurf) in ©eimar 1809. 59
feine frül^ere 3"f^9^ 3" erinnern. <2o fd&merjlid&
bie ©ntt&ufd^ung fein inod^te: &oetf)c lonnte bamals
niclit mcl^r anbcrS l^anbeln. SBereifö l^atte er c§ für
gut befunben, fid^ btn etma§ tumultuarijd^ betriebenen
altbeutfd^en Seftrebungen ferner ju fteHen. @r modele
nid^t ben ®Iauben auflommen laffen, aU fei er ein
literarifd^er ?ßarteid^ef geworben, woju i^n namentlid^
gerne bie ©d^Iegel'S geftempelt l^ättcn. 3n ©ad&en be0
SBnnberl^ornS beforgte er rool^I, fidj ju tief eingelaffen
ju l^aben, befonber§ aU er feigen mufete, ba^ fein SRame
in ben baruber auSbred^enben Streit l^ineingegogen rourbe.
3nt ©egenfa^ ju ber Slrt, rvit er unb |)erber bie 2)inge
einft bel^anbelt l^atten, griff mel^r unb mel^r eine latl^oli^
fterenbe SRid&tung $Iafe: ,,beutfd&" unb ,, latl^olifd^ "
fingen an beinal^e baSfelbe ju bebeuten. 8luS aH biefen
©runben bet^eiligte fid^ ®oetl^e n>eber an ber ©nfiebler^
jeitung, nod& liefe erfid^ öffentlid^, roorum il^n ©lernen«
in einem bcfonberen Sriefe gebeten l^atte, über bie
tjortfe^ung beS SBunberl^omS oerne^men. ®d war alfo
folgerid^tig, wenn er fid& SBil^elm'ö banifd&en unb ^en-
ricttenS fd^ottifd^en SaQaben üerfagte. @r würbe aud^
niemafö von biefen Stoffen, ber @bba unb ien SRibe^
lungen in bem 9Kafee crfüHt wie etroa oom ^orner.
@ie befafeen für ©oetl^e nid^t jene plaftifd&e SBenüenbbar*
feit, bie in feinen 8lugen ba^ ®ried&enepo§ auf bie aHer^^
l^öd^fte Stufe [teilte. S)ie t)on bm Srübem ®rimm in
früheren S^^ren gel^egte Hoffnung, ba^ bie altbeutfd^e
^oefie in bem ®eifte eine« großen S)id&terö roiebergeboren
werben möd&te — biefe auf 0oet§c fd^auenbe Hoffnung
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60 SStertei» Kapitel.
ging nid&t in ©rfullunfl. (£r l^at jroar ehijelne ®efta(ten
bcr beutfc^eu ^clbcnf agc in bem SKaSfcnauge „bcr ro-
mautifd^en $oc[ic" jum 30. S^nuar 1810 auftreten laffen;
er l^at fpäter bcn altcrtpmlid^ tapferen ©inn ber Sitbc-
langen in (Somcliu§' 3^'i4)""»0«i loicbergcfunbcn. ?l6er
wex, xük er, bie Sieigung ber fammtlid^cn Suflcnb jum
SKittelalter bo($ nur für einen Uebcrgang ju l^öl^eren
Äunftregionen l^ielt; lonnte auS biefen Stoffen leine Un^
regung empfangen, ein cigcntlid^eö Äunftroerf ju fd^affen.
Ooetl^e bcfanb ficfi alfo bem jungen ®rimm gegen^
über in fd^mieriger fiagc von Slnfang an. 2)od& 28Ul^eIm*§
Sactgefüf)! erleid^terte fie fe^r. @r mürbe nod&malS jum
gffen gelaben unb freunblid^ entlaffen, als er fid^ am
erften 2öeil)nad&t§tage üerabfd&iebete. S)iefe frcunblid^c
©efinnung l^at ©oetl^e and) bcmal^rt. Sll§ er nad^
Satiren biefc Qtxt für feine Slnnalcn referiercnb über^
fdtiaute, ocrgaß er nid^t bie Slnmcfenljeit 2Bilf)elm'ö ju
ermäl^nen. Slber menn er fagte: „c§ mar bamalS
nid&t§ natürlid&er, als ba^ man ©entfd&e Sprad&alter::
tpmer l^erüorl^ob unb immer mel^r fdjäfeen lernte, moju
®rimm'§ Slufentl^alt unter un^ mitmirfte'', unb roi€
im Oegenfafee bagu anfügte, bafe ein grünblid^ grarn^
matifd^er @nift burd^ bc§ Änaben SBunberl^orn licbli(§
aufgefrifi^t mürbe -- fo empfinben mir ben ©nflu^
einer üiel fpdteren Sd&äfeung, bie burd& bie nad&folgenbe
©ntmidelung unb SSirffamleit ber SBrüber bcbingt mar.
SBill^elm ©rimm mar im 3^^^^^ 1809 ber Sftomantiler
unb geifteSrermanbte ®enoffe Sl4)im'ö üon ?Irnim.
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iünftie0 Capif^I.
^a^ mef)r aU brciüierteljäl^rigcr SlBiücfenl^eit traf
SBill^elm an 3aco6'§ ©ebiirtötagc, bm 4. S^nuar 1810,
lüieber in ©affel ein, im frol^cn ©cful^Ie tjorfd^rcitenbcr
©efunbung. @ine gro§c SWaffc Inftiger ©efd&id&ten unb
©pdge l^attc er mitgebrad^t, bie er mit unroiberftel^Iid^cr
SBirlung üorjutragen üerftanb. SWiemanb t)on benen,
bic er lennen gelernt l^atte, ging leer an^. ^üv feine
l^armlofen ©d^ierje l^atte er an feinen Srübern unb
näd&ften ^^eunben jebcr Qext ein banfbareS ^Publicum.
SJann legte er if)ncn mo^ feine üielen, nod& l^eutc üor-
l^anbenen Silbd^en üor, bie untermeg^, jum S^l^eil
caricaturma§ig, entftattben waren. 3)a fal^ man bie
9lei(§arbf fd^e gßwiÜic feierlid&ft jur äRufifprobe rerfam=
melt. 2)ie geleierte berliner SBelt wax üertreten burd&
©l^amiffo, ^iftor, Sllberti, §ifeig, t)on ber §agen,
S8üf(5ing unb ben mie einen ^ut^a^n einl^erftoljieren^
bcn Sartl^olbg. S(uö SBeimar ?lbele Sd^open^auer,
3o]^anna'ö 2;od&ter, unb red&t f orgfaltig auögefü^rt
,,Dr. SRiemer bei ©oetl^e 1809"; 3?iemcr'§ plumpcö
©efid^t ^ai l^icr einen uneblen, ergeben fd&munjelnben
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62 gfmftcfi ©apitcl.
aiuöbnicf. @in anbreö Slatt, mit bcr Unterfd&rift
„^ena 1809", Ia§t burd^ eine Deffnung bcr ^of)en^
guge in baS angebaute ^l^al l^ineinfd^auen. 3n l^o^etn
fic^nftul^I grabe unb ftcif, htn Slidf ber ?(ugcn fd^arf
üonoärtiJ gerid^tet, ftfct ,,®öt^c im (Soncert 1809".
SSon ©octl^c crjäl^Ite SBill^elm überl^aupt am liebftcn.
2Benn gu guter ©tunbe auf i|n bie SRebc fam, bann
erl^ob fi($ SBill^cIm von feinem @ifee, redtte fid& tote
©oetl^e empor unb roanbelte, bie Arme auf ben
SRücfen gelegt, baS 3^"^^^^^ gemeffenen ©d^ritte^ auf
unb ab. Haltung unb SBemegung nid^t nur, aud^
feine gumal in üertrauter Siebe munbartlid^ gcfdrbte
©prad^e al^mte er bann gum @rgö^en ber Qiäiöxtvben
nad^. @r oerfügte über eine i^nüe Heiner ©efd^id&td&cn
von i^m. 3- ®- ^I^ fi<^ einmal jcmanb beflagte, baß
i^m in 9lorbbcutfd&Iaub ber ?lnflug feiner fübüd^en
SRunbart gum SSormurf gemad^t roorben fei, ermiberte
©oetl^e fd&ergenb: „man foH fid^ fein Sficd^t nid^t nel^men
laffen, ber S3ar brummt nad^ ber ^ö^Ie, in ber er ge^
boren ift". (Sin anbreö, oft oon SBill^elm mieberl^oIteS
©oetl^e-SBort mar: „2Bei^na(§ten, SBeil^nad^ten, bn marft
ber Äinber ^xeube, bie nod& im S^raume lad&ten". 2)er
SSefud^ in SSeimar oom ^df)ve 1809 l^at immer bei
Sffiill^elm Orimm im SSorbergrunbe feiner (Erinnerung
geftanben. —
®oetl^e'§ SBunfc^e gcmä§ megen ber beiben |)anb'
fd^riften ein @efud^ nad^ SBeimar gu rid^ten, liefe fidd
3acob nid&t gern bereit finben. 2)ergleid&en formcHe
2)inge maren il^m ftetS gumiber. 2)o(^ um ba^ von
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^ie ©eimorcr ^atibfc^riftcn. 63
SStl^elm üorgcgebenc Sntercffe an bor ^onbfc^riftcn ni(§t
BI0& SU fteDen, unb um ni^t unbanibax gcgcit ©octl^e
ju crfd^eincn, örtf($Iofe er fi(i& ju bcm Sd^ritte. 3)aS
©d^ieiBcn lief um bie SWitte be§ Sönuar Bei ©oetl^e ein
unb mürbe von biefem unter bem 18. be^ 2)?onat§ mit
folgenber Sufci^^ft an im ®el^eimen diati) von SSoigt
Befürmortet:
„&. ©. eTfeI)cn auö beiüegenben @d&reiben, bafe ber
©taat^ratl^^'Slubitor luib Sibliotl^efar $err Orimm in
©affcl für ficli unb feinen ©ruber um SWittl^eilungen
jmeier auf ber l^iefigen SSibliotl^e! befinblid&en ^Jlann-
fcripte altbeutfd&er fiieber gebeten l^at, meld&e i4i mir
l^abe geben laffen unb l^ier ju naiverer @infi(§t beilege.
SBaö mid& betrifft, fo mürb' xi} biefen beibcn ^erfonen
bie ©ommunication mol^I gönnen, ba id^ ben Jüngern
Sruber bei feiner ©urd^reife l^ier fennen gelernt unb
il^n als einen ganj l^übfc^en, in biefem Jad&e gang
fleißigen SWann gefunben. 9iid^t meniger muB id& be-
merlen, ba^ mir von ©öttingen au§ alle nnb jebe S3üd&er
auf mein Verlangen, bi§ auf bie neuften 3^^*^"/ mitge::
t^eilt morben, wogegen i^i bortl^in au^ etmaö greunb-
Iid&e§ ju ergeigen münfd^te."
S5oigt'§ Slntmort lautete:
„@ine (SegengefäHigfeit märe mol^I nid^t ju üerfagen.
S)ie ©öttinger Sibliot^ef fann un^ üiel größere erjeigen."
3)ie ^anbfd^riften mürben fd&on am folgenben S^age
an „SDeö ^errn ©taat^ratJ^öaubitor unb Sibliot^cfariuS
®rimm vSBofilgeboren nac^i ©affel" aufgegeben. SDaju
ein von 9?iemef § ^anb gefd^ricbener Segleitbrief ®oetl^e'§ :
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64 fünfte« Oiapitcl.
SBo^Igcbomcr,
3nfonbcrö l^od&gcel^rtcftcr ^err,
3)ad Vergnügen; bad id^ burd^ bie 93elanntfd^aft
beö $crrn Srubcrö l^ier genojfcn, wirb nid&t tocnig ba^
burd^ uermel^rt, ba§ id& gugleid^ ju bcr ®^rc 3§ter 3«*
fd&rift gelange, ©el^r gern uberfenbc id^ bie äWanufcripte^
roeld^e id^ auf meinen Flamen Don §erjogIid&er SiBIiot^cf
cntlel^nt. 3<5 füßc bie «bfd^rift beS ©d^einö bei|, bcn
id^ bei^l^alb an0gefteQt.
®§ foH mir fc^r angenel^m fct)n, menn Sic in bicfcn
bei)ben ®dnben einige bebeutenbe Binde finben, unb
inbem Sie fold^e entziffern unb mittl^cilen, bai^ SSerbieuft,
baS ©ie fid& fd^on um bicfen 3w^eig ber beutfd^en Literatur
gemad^t, ju unfrer aDerfeitigen S)anfbarleit Dermel^ren.
S)er id^ bie ß^re l^abe mi(5 ju unterjeid^nen
SBeimar ^'^^ SBo^Igeboren
ben 19 3atiuar ge^orfamften S)iener
1810. 32S. ©oet^e.
SDie Slbfd&rift be§ S5ibliotl^eI§fd^eine§ ftel^t auf ber
Siürffeite be§ »riefet:
Copia
©n ®anb ©ebid&te von äWinne^ unb 9)?eifter:=
©ängern, in 4^« (150 S3l. 300 Seiten ftarl)
fub D, a : 4 : zo*'
— einer in 8*o (200 351. 400 ©eiten ftarf)
fub D, a : 4 : zo* .
SBeimar ®^9^ß fi^^^ ouf ?ßapier gefd&rieben,
bcn 19 3cinncr^ in befd^riebene ^ergamentSBdnbe
^®^^- eingebunben.
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5)ic ©cimarcr €>onbf(f)rtftcn. 65
SSorftel^enbe bei)bc Sanbe von §crjO0li($cr Siblio^
t^et erl^alten -ju l^aben bcfd&einigc
@oet]^e.
©ine banfenbc ©mpfangSbefc^cinigung ©eitcn§ ber ©ruber
lief unüerjüfllid^ nad) SBeimar jurücf.
SDie ®rüber ual^men bie SWanufcripte emftlid^ biird^.
"Sftad) 3SHf)cUn^ 5lu§fage enthielt ba§ eine juna(^fl
einige and) in ber STiane^ifc^en ©ammlung üorfommeubc
STOinttelieber an^ guter 3^**, unb bann eine SRenge
I)öd^[t unüerftdnblici^er, gang üenoirrter 3)id^tungen üon
^tauenlob; ba§ anbre aber bibactifd^e ©ebid^te t)om
Seidener. ©§ fiel au4) n)irllid& einiger ®en)inn für
®rimm'S arbeiten ab. ^auptfad^Iid^ für Sacob'S ©d^rift
„über ben altbeutfd&en SReiftergefang" 1811, beren SWanu-
fcript bem SBerleger fd&on im September 1810 übergeben
roorben mar. S^cob bemie§, bafe ber fpätere 2Reifter==
gefang nid^t§ anberc§ fei, alö ein erftarrter, in feinem
Stoff verengerter SKinnegefang: ,,ber 9Keifter feieret fic^
ganj feinem ©emütl^ ju" — unb baju mirb angemerlt
(®. 32): „®ie merfroürbigfte unb beutlid&fte mir befannte
©tette, morin bie fammtlid&en fieben freien S^öd^ter auf
ben SWeiftergefang angemenbet werben, ift in einem ©e-
fang in bem langen ^Regenbogen, balb gu @nbc beö
SBeimarifd^en ^obtic. 3d& mürbe il^n gern mit-
tle eilen, menn eö ber 9?aum erlaubte", ©in ©ebid^t
Don fjrauenlob mirb nad^ ber SBeimarer §anbf4)rift ins
I|altlid& angeführt (©. 81). 5Die erllärung be§ 2Borte§
„ßei^i" nimmt, üon ber äRanegifd^en ©ammlung in
©oet^c u. b. SJrüber ©rinim. ^
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66 gunftciS (Sapitcl.
@tid^ gelaufen; eingig unb allein ben SBeimarer (S^obe;
jur ©tü^e (@. 64). 2)cn lunftlü&en «ufbau bcr aKfame:=
unb SReiftcrlicbcr finbct SacoB (@. 143) mcrfroürbig
genug roiebcr in „oielen ®ebid&tcn von ®öü)t, bie il^reS
S3aueiJ falben aud& in ben SKeifterfd&uIen gelten Knuten",
©oetl^e f)at 3ocob'S S3ud& fd&merlid^ jemals in ber ^anb
gehabt; obglcid^ arnim feine greunbe aufforberte (22. De-
tober 1811): „^ai ©ud^ über ben SKeiftergefang
fd^idft boc|i an ®ötl^e, id& l^abc il^m uiel bauon ge^
fprod&en unb er fannte e§ nic^t". ^acoh fd&eint Slmim'S
SRatl^ nid&t befolgt ju ^aben, ba§ ©ud& finbet fid^ nid^t
in ®oet]^c'0 Siblioti^el. 3^^ größeren felbftänbigen
?5ublicationen aber boten bie SBeimarer ^anbfd^riftcn
leinen geeigneten Stoff; ©rintm'ö verfügten über roert^^^
ooHere 2)?aterialicn. 9?ur ein eiujigeS ©ebid^t: ,;bcr
2;raum", beffen gcroanbte SJarftellung unb frifd^e, Ieben=
bige ^otbe in bem einen SWanufcript aufgefallen war,
rourbe oon SBill^elm 1815 in btn altbeutfc^en SBalbent
(2, 135), aber nad^ einer iujroifd^en atö beffer befunbenen
Trierer §anbfd^rift oeröffentlidjt. „Siad^ftel^enbeS ©ebid&t
(beginnen bie einleitenben SSorte) befinbet fid5 mit oielen
anberen Meinen @tüdCen in einer äBeimarifd^en ^ßapier-
^anbfd&rift, bereu äRittl^eilung mir bem SBol^ImoIIen be§
^n. ©SR. 0. ©ot^e t)erbanlen. SBielleid&t rü^rt
ei^ au§ be§ 2:eid^ner'§ 3cit im 14. 3- ^-r i^c^ von biefem
fid^ ®ebi4)te in bcr Sffieimar. ^f. befinben."
3la(ti faft fünfmonatlid^er S3cnufeung fanbte SBil^elm
bie ^anbfd^riften nad& SBeimar jurüdf, inbem er an
®oct]^e fd^ricb:
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^ie SBcimorcr ©attbfd^riftcti. 67
^od&geel^rtefter |)err ©el^eiin diatf)
erlauben ®n). (Sfcellcns, ba§ i($ Bei ^uvüdQabz
ber altbeulf($en SWanufcripte nod^mafö für bie gütige
SRittl^eilung bcrfelBcn banfe, roic für bie Siad&pd&t, tpo^
mit ©ie mir fold^e faft ein ^albc^ ^a^x anoertraut
l^aben. ^^ roürbe fie nid&t fo lange bel^alten l^aben,
wenn idi nid&t ju berfelben 3ßit aud) üon anbem Orten
SKff* erl^altert ptte, wobei mir eine furjc fjrift gefefet
mar; unb.menn m(§t ba§ Sopiren ber alten 2Kff. eine
fo mül^fame langmicrige Sirbeit märe: gumal menn bie
SSermirrung, mie bei einem ber bortigen, mie abfi($tli(i^
oorfommt.
^ä) nel^me mir bie ^^eil^eit (Sm. ©jcellenj ein
bairifd^eg ^olUbnd) gn überfcnbcn, t)on bem i(§ einige
©jemplarc erl^alten, morin freilid^, ma§ ba§ fd^Ic(§te
fegn foH, baS befte fei)n mufe, ba§ aber mie e§ mir
fd&eint red^t gut ift, unb morin ber jjefet no($ lebcnbige
Ocift unb SSife be§ Äbral^am a ©ancta ©lara oor-
treffli(|) bargcfteHt ift, fo mie aud^ ba§ ®ilb nid&t ol^ne
aHen SBert^ ift.
2lud[i erlaube id^ mir ju bemerlen, ba§ ba^ Srud^^
ftüdt einer SRomanje, meld^eS ©ie auf einem SWaculatur^
bogen gefunben, ju brei ober oier al^nlid^en gel^ört,
roeld^e Äofegarlcn in feinen ,,Slumen" (Serlin 1801.)
aus bem fd^mebifd&en überfc^t l^at.
3d& cmpfel^Ie mid& mit meinem ©ruber ber ©emogcn^
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68 günfted (SaptteL
I(cit (Sit). ©jccDcnj, unb ^abc bie @]^rc mit SJcrjtdöcnmg
ber größten ^ocfiQcfitung gu fe^n
@ix). ©jceDertj
«afeci am 8. Sun^ gel^orfamftcr ©icner
1810. SBtll^cIin ©. ©riinm.
©n bairifd&cö SSoIföbud^ l^at fi(§ lücber unter ©octl^c' ö
nod& unter ©rimm'S Sudlern biSl^cr ßcfunbcn. ®d mag
ben bamald für eine Sludgabe ber Solfdbud^er fantnteln^
ben Srübem x)on fiubroig, ber nod^ in aWünd^en lebte,
jugelommen fein. 3)ie ^eruorl^ebung bed aud^ für bie
„2)cutfcl&en Sagen" x)iel gelefencn Äbral^am a Sancta
Clara beutete wof)l auf bie t)on ©oetl^e veranlagte
Äapujiners^rebigt in SBaÜcnftein'S Säger. 2)ad ;,®ru4>-
ftüdE einer SRomonje" fd^eint Ooet^e fd&on in SBeimar
bcm jungen ®rimm oorgelegt ju l^aben, ol^nc bo§ er
eS bamafö erfannte. @rft im weiteren Serfolg feiner
banifd^en Ueberfefeungen lam er auf bie redete Spur.
SRdmlid) eine Slnjal^I fd&roebifd&er Solfölieber mar auf
fliegenben ®Iattem ol^nc Drt unb ^af)x bi^ nad& ©eutfd^s
lanb ^inein verbreitet morben, unb von biefen l^atte
Äofegarten einige in feinen S3Iumen (@. 96 ff.) uberfcfet.
@inö: ,,von ber unfd&ulbigen ^illa ßiöa, unb il^re§
SruberS unbriiberlid^em betragen", berül^rte fid^ nun na^e
mit bem banifd&cn Siebe von „^eüelilb im Kämmerlein",
wmn aud& ber Slu^gang anberS gemenbet fd^ien. ©oct^e
felbft erinnerte fidj md)t mel^r, ba^ er einft „SlbenbS
beg 2Wab. ©d^openl^auer (9. April 1807) bie SRomanje
von ^iöa SiQa vorgelefen" ^attc; fonft ptte erfogleic^
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S)tc ©cimarer ©anbft^riftcn. 69
— wie jefet SBill^elm feftfletttc — jencö ^^agmcnt ate
einen Jl^etl ber SRomanjc crfenncn muffen. 2)ai^ aü^
Dier (üon 129—136 paginierten) 93Idttern be^ Äofegarten'-
fd^en Sud^eS bcftel^enbe g^^^fln^^"* ^Q* ®oet^e bann, in
Blauet S)c(fpapier eingef dalagen, feinem ®jemplar üon
SBiI^eIm'8 oltbänifd&en §clbenliebern, bie auf @. 119
baS entfprecfienbc banifd&e ßieb enthielten, angeheftet
unb cigen^dnbig barauf ücrmerft:
vid.
Grimm pag 119
aSa^rfd^einlid^ au§ Kofegartens Blumen 93erlin. 1801 .
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Wtf^ttne» atthäuifd^t <$e(bettßeber.
äWit bcr SRudgabe ber SKanufcriptc Toarcn oor ber
$anb bic jtoifcl&en ®oetl^c unb ben SBrubcm ®rimm
f(§«)cbcnbcn SJingc erlebigt. @id& mit leeren ^änben unb
ol^ne fid^tbaren @runb an i^n ju loenbcn, loiberftreBtc
i^rem ©cfü^Ie. Sod^ fud&ten [ie mit ben il^u umgebenbcn
^Jerfoneu gü^Iiiiifl ä" bel^alten. @§ ftanb in 2lu§[id^t,
ba^ bie no(§ üon 5^rnoiD begonnene, von äWeger unb
©diulje fortgefcfete 3)re§bener öu<5gabe ber Sd^riften
2öinlelmann'§ eine möglid&ft üoüftänbige Sammlung
feiner ©orrefponben^en bringen mürbe, ©inen Beitrag
fanbte SBUl^elm an i^n „|)errn Soctor Sdiulj SSol^IgeB.
SBeimar":
3cl& 'überfenbe @m. SBol^Igebornen hierbei ju bcr
neuen Verausgabe ber SBinlelmannifd^en Sriefe bie Slb^
fd&rift eines ungebrudften, l)er fid^ im Original auf bcr
i^iefigen Sibliotl^el befinbet. ©r ift freilid^ an fid^ ntd^t
hebeukni, allein id& badete er lönne im ßufammenl^ang
mit anbern einiges gntere&e geminnen, mie er einiges
in bcm XXIV Sricf ber ©öt^ifd&en @bition @. 144
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SBiI^eIm'8 altbanifd}e ^elbenlieber. 71
crllärt. ©e^cn Sie cS in jjebcm gaU aU einen JBcroci»
an, me gern id^ ber guten ©ad^e btenen mögte.
2Rit aufrid^tiger §ocf)ad&tung
en). SBo^Igeb.
©afeel. 19 5)cc. 1810. ergebenftcr 2)r.
SSil^cIm e. ©rimrn.
an ber au^ ©octl^e'ö ©d&rift ,,SBmfeImann unb
fein Sa^rl^unbert" angejogenen ©teile eröffnete SBinfefc
mann (28. ©eptember 1761) beiläufig feinem greunbe
©erenbiS, baß ein Antrag be§ fianbgrafen ju $effem
®affel an i^n ergangen fei, ben er aber fd^Uefelid^ wie
aUe^ anbre au^gefd&Iagen l^abc. SRit biefen SBorgöngen
i^ing bai^ ©d^reiben jufammen (t)om 13. 3uni 1761),
ha^ bie ©affeler Sibliot^ef üerma^rte. (Si5 ift aud^ in
bem von i^mbxi^ Sörfter mit Unterftüfeung 3Ret|er'S
unb ©d^ulje'ö xjeranftaltetcn SBrieffammlung (2, 56. 1824)
aBgebrudCt morben. 9Rit Sol^anneS ©d^ulje ftanbcn bie
©ruber aud^ fpftter nod6 in SSerfe^r, al§ er ©iimnafiat
birector ju $anau unb julejjt in SSerlin üortragenber
JRatl^ im ÄultuiJminifterium mar.
SDie Ueberfefeungen au§ bem S)dnifd&en mürben
nod& im Saläre 1810 in S)ru(J gegeben unb erfd&ienen
ben nad&ften ^rü^üng bei 2»o^r unb ßitnmer unter bem
Sitel „aitbanifd&e ^elbcnlieber, SaHaben unb aWard&en
überfefet von SBil^elm Sari ©rirnm". ?leu§erlid& gmar
nid^t an baS SBunber^orn angereil^t, ^dben fie bod&
gleid^eS gormat unb 2)rudf, mie biefeS ; ein von fiubmig
geftod&ene^ Äupfer, nad^ ©tiijner'ö genannter SDürer=
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72 ^td)Mc^ (Sapitcl.
^ubltcation, giert ba^ SCitelblatt. (£in SBort auö
amim'S ®rdfin 3)oIore§: ba& ber fromme Sttenfd^,
bcr feinen SBdtern in Xf)at unb ©lauben treu bleibt, in
ber ©efinnung feineö SSoIfeS unb mit i^m fortlebt unb
btn 2;ob nid^t fennt, leitet finnig bie fd^ön gefd&riebenc
SBorrebe ein, bic ba^ SBefen ber banifd&en SSoIfö-
poefie burd^bringt unb i^re ftammoenoanbte ßuge^örigfctt
ju ben beutfd^en fiiebem beleud^tet. 6d giebt, fc^lie^t
SBill^elm, eine Sage in ©c^roeben oon einem alten
SRann, ber in ber SReereötiefe fifet, unb bie ^arfe fpielenb
jU ben Jdnjen ber (älfen in einer emigen SRufi! lebt;
Äinbem, bie an baö Ufer lommen unb i^n in ber ©n-
famfeit erbliden, ermedt er Stimme unb fiuft jum ®e^
fang. 9Kö4)ten biefe fiieber au^ alfo fiuft ermedfen!
benen, bie fie barauö geminnen lönnen, ift biefe lieber^
fefeung beftimmt: benen aber, meldte bie fiieber be§
alten ©ängerö gehört unb miebergefungen, Sld^im oon
Sirnim unb SIcmen§ SBrentano, ift fie jugeeignet!
Äud^ für ©oetl^e mürbe ein ©femplar beftimmt.
(£§ foHte momöglid; gleid^jeitig mit S^cob in SBeimar
eintreffen. 2)iefer mu^te namlicfi im Suni 1811 eine
SWcife nad& ©otl^a unternelimen, um bie gute Xante
3immer ju befud&en. 3^^9^^'^ moKte er ein paar
©d&ritte meiter nad& SBeimar, fietpäig unb SDreSben
t^un, ob fid& ba oieHeid^t einiget für bie altbeutfd^e
$oefie ergäbe. „Suf SBeimar freue id^ mid& gugleid^
unb fd&eue id& mid^", fd^rieb er lurj oorfter an Slmim.
ober al§ er eintraf, mcilte Ooetl^e in ber 5^nte ju
Äarföbab, oon mo er erft mit beginn beö 3>uli nad&
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Sil^clm'g altbdnifc^e ^elbenlteber. 78
3ena jurüdfifc^rte. SSill^elm'^ Sud& unb SSrief blieben
oorldufig in SBcimar liegen:
©afecl am I8ten gun^ isil.
&w. ©fceHenj
erlauben, bafe id& ^f)nvx bie fertig gebrudfcn bänifd^en
fiieber überfenbe, unb bitte ba§ SSud^ ebenfo geneigt an*
junel^uien, atö einen S^eil beß 2Wanufcrlpt§ Sie ange^
nommeu; roeld^c^ id^ bie ©l^re l^atte Sinnen perfönlid^
gu überreid^en. An x^ltx^ mand^erlei »rt i^abe id^ eö
babei nid&t fel^Ien lafeen: mögte fid^ einigci^ ber arbeit
ha^ SBol^IgefaQen @iü. ©jceüenj erroerben. ©ne Steigung
gu ueranbern unb baö g^embe bem 2:i^eil beS ?ßubIicumS,
baS er im Sinne l^at na^er ju rüdEen, mag mol^I jeber
Ueberfe^er empfinben, unb eS liegt biefer Steigung ge*
mi^ ein rid&tigeS (Sefü^I, ba§ nämlid^, ba§ vor attem
eine lebenbige mirflid&e 23erul^rung ba^ SBünfd&enS^
mertl^cfte feg, jum ®runb; inbe& roirb bod& eine @d^eu
bie SBürbe unb ben SBert^ be§ Originale nid^t gu üer«
lefeen ebenfo natürlid^ fegn, unb il^n antreiben, alleS
anbere möglid^e gu Derfud^en, bod^ ju jenem 3^^^ i^
gelangen unb bie SRedite ber ©egenmart gu bead^ten.
®o bin id^ gang treu geblieben unb ^abe mid^ bod&
geptet, foüiel id^ lonnte, nid&t auf moberne ärt cari-
caturma^ig gu überfefeen; ob e§ mir gelungen, mei& id&
freilidö nid&t, id& l^abe von niemanb ein Urt^eil barüber
üemel^men lönnen: mirb man e§ oerneinen, fo fann id&
mi(]^ menigfteng mit einem be&ern SBiUen entfd^ulbigen.
Ueber^aupt barf id& auf lein fel^r gro§e§ publicum
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74 ee(^6ted (£apiteL
rcd^ncn: biefe fiicbcr l^abcn bod^ fo mand^cS eiflent^ünt^
li^t, mancfie werben erft einem guten geneigten SBiEen
Sug&nglid^ unb erfreulicfi, unb biefer ift gar nid^t gu
erwarten in einer ^dt, vdo man bie ßritil über ein
©cbid&t für l^öl^er l^ält, als bie unfd&ulbige 5^eube ha^
ran, fo ba% t)iele au§ 93equemlid^leit ba§ ä9ud& gur
Seite legen merben. 3nbc6 mirb bod^ niemanb feinen
SBertl^ für bie ®efd^id^te ber $oefie fo leidet ableugnen;
baß biefe §elbenlieber l^alb unfer oerlorencö @igentl^um,
unb burd^ oiele Sal^rl^unberte ^inburd^ gelebt, bleibt ein
merfmürbigeS SRefultat; id^ i)ahe, maS mir fonft von
aHgemeinerm Sntereße fd&ien in ber SSorrebe bemerft,
in bem Änl^ang mirb ber, roeld^er fid& bem befonbcrcn
€)tubium gu lieb burd^arbeiten lann, nod^ mand^ed
anbere nid^t unmertl^c baran gelnüpft finben. — SDarin
baß biefe fiieber burd& fo lange 3ßüen lebenbig geblieben,
fo mand^eS ®emüt| bemegt, erfreut unb gerül^rt l^abcn,
oon fo mand^em neu gefungen roorben, liegt aud^ ber
@runb, baß fie ber moberncn ©ritif unoenounbbar
bleiben unb fie fönnen e§ wo^l nod& oertragen, wenn
fie iefet ein eingclner fd^Ied^t nennt.
3)urd^ einen glüdflid^en S^faH bin id& im S3cft^
l^errlid^er ©d&dfee ber altnorbifd&en fiiteratur, bie man
mit Unred^t bie islänbifd&e nennt. a)er SRinifter am
bänifd^en §of, @raf ^ammerftein, ber mit fd&öncn
^enntnißen ®eift unb ein regeS Sntcreße für bie
SBißenfd&aft oerbinbet, fenbet mir mit einer Siberalitdt,
bie eben fo feiten ift, mie jene ©d^ä^e eS finb, %h^
fd^riftcn oon ben SDianufcripten bc§ SDiaguäifd&cn ^Jn^
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mi^tlm:^ altbanifc^e ^elbenlieber. 76
ftttutö, bic id& mir nur tüünfd^c. @§ ift üicl glüdt
lid^er S^^<^^ ^<i6ei ücrciniflt, bcnn ol^ne bm ©influfe
feiner ©teile n)urbe ed nid^t fo leidet möglid^ fepn
baju }u gelangen, roeil bie 2)ancn mistrauifd^ [tnb
unb eiferfüd&tig barauf. 2)abei aber finb [ie fo trag
unb gegen bie ©ad^e fclbft eigentlid^ gonj gleid^gültig,
ba^ furo crfte feine Hoffnung ba ift, fie würben etroaS
barin leiften: ein rcd^t Ilarcr S3en)ciS ift, bafe fie eine
üoflftänbige in jjeber ^infid&t fertige Bearbeitung bcr
lungern @bba t)on einem Ssidnber nun fd^on ein l^albeS
Sal^rl^unbert im SWanufcript l^aben liegen Ia§cn, ma^renb
bie einjige äuSgabe von SRcfeniuS eingeftänblid^ fel^r
lüdfenl^aft aufeerbem l^öd^ft feiten ift. 2Äan barf fragen,
ipeld^eS SJoIf eins feiner mid^tigften SKonumente in
biefem ®rab Dernad&Id^igt, unb niemanb l^at fein SSrot
fo in Sünben gegeben, mie bie bciben SSlanber, meldte
ba^ S^ftitut befolbet gur Bearbeitung ber alten Sagen,
unb meld&e feit brei&ig ^af)xen eine Ueberfefeung ge^
liefert l^aben. S)a§ üorjüglid^fte, maS i6) l^abe, ift eine
aibfd&rift be§ groeiten 2:5eil§ ber ©dmunbifd&cn @bba,
befeclbcn, mooon $r. Ärnbt ein 9Kf. mit fid^ ^erum^
fül^rt. ®S fann rnid^ eine SSorliebe, bie aus bem ©tu^s
bium eines ©egenftanbS leidet ermädift, unb meldte
nid&t ju fel^r 2:abel oerbient, wenn fie nur mal^r ift, in
eiwa^ taufd^en, aQein bicfe fiieber fd^einen mir oon fo
gcmaltiger, großartiger ^oefie, ba§ id& fie mit ju bem
oorjüglid^ften red^nen muß, maS uns aus ber ^ät bcS
cmften, granbiofen ©tglS oon irgenb einem SSolI übrig
geblieben, ©ic gel^örcn meift in ben ©glluS beS 5Ribes
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76 eed}dted dapttel.
lunßcn fiicbö unb [teilen bic alte Sage in bcr bem
Slorbcn eigentl^ümlid&cn abrocid&enben 9?ecenfion bar,
Sic f4ieinen mir in biefer ®eftalt alter al^ bai^ beutfd&e
fiieb; ed muB f(§on einige 3^^ l^ingegangen feijn, e§
fid& baö einzelne fo ju einem ©anjen, mie in biefcm,
gufammenfügen !onnte. 2Benn ba^ SRibelungen Sieb
anmnt^iger, finnlid^er unb mcnf(§Ii(5er erfd^eint unb bcr
Äeru ft^on in einen reichen grünen ®aum aufgegangen,
fo jcigt er fid^ l^ier weniger entmidelt; urfraftig aber,
wie aud^ bie ^elbenfage barin ber SWiit^e unb bem
fflcbcutenben üiel nd^cr fte^t. aWand&c roid^tige %\if^
Ilarung mirb fid^ baraud ergeben, mie eS 3. 93. gang
beutlid^ mirb, bafe man an eine ©celenmanberung
glaubte. 3^ Biti fo frei (Sro. ©jceöenj eine Ueberfefeung
beS erften fiiebS, beren eS etioa jmölf finb, beijulegen;
e§ ift bloS ein SSerfud^, eine forgfaltigere unb au^ge^
arbeitetere, ba mir nod^ mand^er 2lu§brudf bunM ift,
unb bie ^ilfömittcl beft^ränft genug finb, motten mir
23rüber mit bem norbifd&en 2;ejt unb einer ©inicitung,
bie ba§ mt)tl|ifd&e unb l^iftorifd^e erläutert, belannt mad&en,
menn fid^ ba§ publicum nur einigermaßen bafür in^
tereßirt.
aWein S3ruber in äRund^en ^at mir jmei SSilber,
bie er üor einiger 3^it bcenbigt, jugefd^idft mit ber
aSitte @ie Sitten gu überfenben. ©ntfd^ulbigen ®m.
®Ecetten3 biefe ^reil^eit gütigft unb nel^men @ie bie
SSIätter nad^fid^tig auf. @ine natürlid&e ^arteifid^feit
Id&t fie mid^ mo§I gu gunftig betrad^ten, inbeßen, wtnn
fie üon einem ^remben l^errül^rten, glaub id^ bod^,
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SSill^cIm'« altbänifti^c C^clbctilicbcr. 77
mürben fic mir Icid&t unb babci Mftig gearbeitet, über::
l^aupt rool^Igeratl^en Dorfommen. Sie ftnb na^ Dxxqu
naiien ber SWünd^ner ©aöerie unb, wo id^ nitjt irre
ift fiutl^erS Äopf inbefe aud^ in einer @teingeid[)nung
TDicber copirt roorben.
aWogten ®n). (SjceHens bieS aöeS mit mo^woUen^
btn Sfugen betrad&ten.
©riauben ©ie mir bie SSerfid^rung ber größten
^od^ad^twng unb bie SSitte um eine geneigte Erinnerung
©m. ©ycellenä
gel^orfamfter 3)iener
SaSil^elm 6. ®rimm.
2)er erfte X^eil be§ S5riefe§ giebt in Äürge bie S5or^
rebe ber altbänifd^en ^elbenlieber mieber unb erlennt
namentlid^ bie ,;9?ed^te ber ©egenmart" al§ ein maB=
gebenbe^ 5Srincip für bie 8lrt ber Ueberfefeung an. ^m
jroeiten Äbfd^nitt üerfud^te SSil^elm ®oet]^e'§ ^ntcreffe
feinen unb Söcob'ö (Sbbaftubien jUjumenben. S5ic SSor^
rebe ber altbänifd&en ^elbenlieber l^atte fd^on ange^
fünbigt (@. XX.), ba^ bie Srüber eine Slu^gabe ber
ebbaifd^en Sieber rüfteten: ,;2)urd& bie ®üte beö §errn
©eneratö, ©rafcn von ^ammerftein, ber fidf) felbft für
bie norbifd^e Siteratur intereßirt, l^offe id& nac^ftenS in
bem S3efife einer üollftanbigeu Slbfd^rift biefer ^errlid&en
SÄl^apfobien ju ferin, unb fie ben O^reunben biefer ?ßoefie
mittl^eilen ju fönnen." 2lIIe§, wa^ in bem ©d^reiben
über ben ©tanb ber banifd^en @bbas?lrbeiten gefagt ift,
floß au0 ben nod^ rorl^anbenen SBriefen ^ammerftein'0.
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78 5)ritte« ©apitel.
3)iefcr gu @quorb bei ^ilbeöl^eini bcfliiterte greil^err (nur
wäl)xenb bcr 9?apoIeomfd&cn 3^^*'- ®^öf) uertrat na(|)
dnem iDed^felooKen fieben baS ^dnigreid^ SBeftp^alen am
^ofe von ^opcn^agcn. 8lfö g^^^^^^ ^^^ oolldtpmlicöen
ßitcratur fnüpftc er in Saffcl mit ©riinm'« fflejie^ungcn
an^ bie bis gu feinem 2:obe (1841) bauerten. @r mar
es, bcr ben Srübern jur ©rlangung bcr altnorbifc^en
Xejte feine einflufereid^e Untcrftöfeung gemährte. (St
brdngte jundd&ft beim banifd^en Äönig auf befd&Ieunigtc
Bearbeitung bcr $anbfdbriften=@ammlungen, meldte ber
berühmte SSlänber 2lrnad SRagnaeuS ^intcrlaffen l^atte,
unb bercn SBeröffentlid&ung langft bie ftiftungSmdfeigc
5ßflid&t beö aJJagnäifd&en ^nftituts unb ber beiben als
©tipenbiaten angefteHten 3§Idnbcr gemcfen mdre. 9iid^t
bloS ®rimm'8, aud& bdnifd^e ©elel^rte mie Sigerup unb
aj?ünter begrüßten §ammcrftcin'S ©d&ritte mit g^^euben.
DfficicQ marb biefem nun, gleidifam als ein abmcifen
feines SDrdngenS unb als ffiemeis üor^anbenen S^ter-
effeS, bie Heine ©d&rift „über bie Sled&tl^eit ber Sfale^re
unb ben SBertl^ ber ©norroifd^en @bba" von ^eter
©raSmuS äWütter gugeftettt, bie fic|i mefentlid^ auf beut
®runbe jener „fertigen Bearbeitung ber jungem ®bba
t)on einem Ssidnber" aufbaute; biefe fd&on feit 1765
unbenufet liegcnbe SeyteSconftitution mar von 3ol^anne§
Dlat)iuS l^ergerid^tet morben. SDurd^ „^eimlic^c 9iego:=
tiationen" aber mufete fid& ^ammerflein äbfd^riften
von üerfd&iebenen 9Kanufcripten gu rerfd^affen: „©ic
!önnen mit ber ®bba mad&en, maS ©ie moQen, nur
mögen fid^ lauten ben 3)dnen ©rillen in ben Äopf
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SBiirjeltn'S altbänif(^c ^clbfnlieber. 79
ju fefeen, bic il^rc Stufmerifamleit unb il^rcn 9leib
erregen." Huf eine energifd^e götberung il^rer Sd&afec
von ©citen ber 2)änen [ei bo(§ nid^t ju rcd^nen: ;,3)er
©runbjng beö bdnifd&en Sl^aralterS .... ift ^öul^eit
imb au§ il^in — wie aUe Äranl^eiten ani bem SWagen."
SDafe SSil^elm ron biefen unb äl^nlid^en aWittl^eilungen
in öffetiUid^cn ®ldttem einen groar fd^onenben, aber
unäroeibeutigen ©ebraud^ mad&te, trug il^m von bem
3)dnen diaf)bel in bem Journal ©anbfigeren einen ge^*
reijten Ausfall ein. |)ammerftein'§ 9[bfd^riften maren nun
no(§ geitig genug eingetroffen, um bcn JBrubem eine
Siad^fd&rift gu bm altbänifd^en ^elbenliebem gu er^
möglid^en, in ber fie ficf) gegenüber etwaigen ©oncurrenj^
beftrebungen üon ber §agen'S fdion jefet gur Verausgabe
ber @bba oerpflid&teten. 2)er erfte biefer ©efönge, baS
„Sieb ©igurburS mit Srgnl^illburS SBeiffagung", lag
bem SBriefe an ®oet§e bei; e§ feiert in ®rimm'ö au^s
gäbe üom ^af)xe 1816 in üerbefferter 5^ffi^"0 wieder.
S)ie beiben nod& im ©oetl^e^aufe üorl^anbenen Silber
Submig'ö finb SRad^ftid^e von ^anad^'ö fiuti^er unb
SWeland^tl^on, biefelben, meldie Sld^im üon Slmim 1817
feiner SfuSgabe oon SKatl^efiuö' ^rebigten über fiutl^er
Dorfefete unb in ©ubife' ©efettfd&after (1817, 19. ©eptbr.)
weiteren Greifen belannt mad&te.
3n ^ma, laut 2:agebu4) oom 9. Suli, murbc SBil^
I|elm'§ ©enbung ®oet^e gugcfteüt. @r nal^m roä^renb
ber näd^ften 2;age bie Uebcrfefeungen mcl^rfad^ gur §anb
unb laö in il^nen. ©omie ^r nad^ SBeimar gurüdE^^
gelehrt war, fagte er SBil^elm feinen 2)anf in einem
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80 8e(^«te« Kapitel.
©riefe, bcr bi§ auf bie 9iamcndunterfd5rift von Slicmer'ö
^anb gef daneben ift:
5ür bie mir jugefcnbete Uebcrfc^ung ber SJäntfd^en
Sieber bin i(§ S^nen fel^r banfbar. 3c& fd&ä^e feil
langer ^ext bergleid^en Ueberrefle ber norbifd&en ^ocfic
fe|r ^0^ unb ^abc mid^ an mand^em einzelnen ©töd
berfelben fd&on früher ergebt. §ier aber l^aben ©ie
und nunmel^r fel^r t)iel bii^^cr Unbefannted gegeben,
unb burd^ eine gludlid^e ä3e^anblungdn)eife au§ meiern
©injelnen einen gangen Äörper gebilbet. ©oId[>e 3)inge
t^un üiel beffere SBirfung, wenn man fie bei)fammen
finbet: benn cin§ flimmt unö ju bem Änt^eil ben loir
an iem anbeni ju nehmen ^aben, unb biefe fernen
©timmen werben und üernel^mlid&cr, wenn fie in SJfaffc
Hingen, ©el^r angenel^m ift ed aud&, gu feigen, lotc
geroiffe ©egenftanbc fidf) bei) mel^rern 35ölfern eine Stei-
gung erworben, unb von einem jeben nad& feiner 9Irt
rol^er ober audgebilbeter bel^anbelt morbcn.
3u ber Slbfd&rift bed groeijtcn S^^eilS ber (£bba=
Sämunbar, moüon id& ba§ ?lrenbtfd&e SKanufcript ge:=
fe^en, münfd^e id^ ®Iüdf, unb üerlange fe^r nad& S^ter
Ueberfefeung. . Sie melbcn mir gmar, ha^ ©ie ba§ erfte
Sieb beigelegt, aber leiber finbc id^ ed nid^t. SBal^r^
fd^einlidö ift e§ begm SludpadEen in ben papieren be§
Umfd^Iagd geblieben, meld^ed mir fel^r leib tl^ut, ba id^
Sl^re ©enbung in ^ma erl^alten unb fo leidet nid^t nacg-
lommen fann. 5Dic gmei) Silber aber fjobtn fid& ge=
funben. 3d^ f^eue mi4), baraud gu fefien, meld&e gort-
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aSill^cIm'S altbänift^c §clbenlicbcr. 81
fd^rittc ber junge Äünftler mad^t. ©rüfeen Sic i^n von
mir jum aHcrfd&önften. SBIeiben @ie übctäcugt bafe id&
an Sl^ren arbeiten einen lebl^aften änt^eil nel^me, unb
ba^ id^ unter biejenigen gel^öre, bie [id& immer bc§
©eroinnS, ben Sie fi(5 unb un§ auf biefem i^elbe vex^
fd^affeU; aufrid&tig erfreuen.
3ci& münfd^e red&t raol^I gu leben unb bitte mi(§
3^tcm ^erm ®ruber aufS befte gu empfehlen.
^^^'""^ ©oetbe.
bcn 18 auguft v^u«;^.
1811.
SSil^elm füllte fid^ burd^ ben 2;on biefeS ©d^reibenö
enttaufd&t, er glaubte, SRiemer'§ SWifegünftigfeit barau§
gu üemel^men. (Sr ^ätte gu gern au§ ©oetl^e'ö Sßunbe
ein ben 2)ingen auf bcn ®runb gel^enbeS Urt^eil gel^ört.
3)enn n)ie freunblid^e Slufmunterung unb JInerfennung
ii^m üon mand&er Seite im perfönlid&en SKeinungöauä:^
taufd^ 3u Sl^eil gemorben lüar: ^acoh naf)m mie beim
SBunber^orn eine abmeid&enbe Stellung ein unb mad^te
fein ^ef)l auö feiner ©efinnung. ®er cingige, bcr
SBill^elm'S fieiftung mit tief bringenbem SSerftanbni§
befprad^, roar S'igerup. Sld^im üon ?lrnim, microofil er
fid^ gegen 3^"^^^^ äußerte: ,,SBiIl^cIm ®rimm'§ alt=
bänifd^e ^elbenlieber finb überrafd^enb' fd^ön, SlUc^
freut fid^ l^ier baran, Sliebul^r unb anbere ©elel^rten
erlennen forool^I bie Xrefflid^Ieit ber Ueberfefeung mie
bcr Slnmerfungen, beffen ungead^tet bin id^ gen)i§, bafe
bie i^amifd^en- ©d&anbbuben e§ auöfd^impfen" — fül^rte
bod^ feine Slbfid^t, mit Siiebul^r gemeinfd)aftlid^ eine "Sic^
Qoti^t u. b. »rüber ©rintnt. 6
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82 ^td)9M Kapitel.
cenfion gu üerfaffen, nid^t aus. ©agcgcn liefe bcr Äno^
ngtnuS, ber baS JBud^ au§fc|)impfte, nid&t auf ficl& roarten.
©einem Unmut^ inad&te SBill^elm enblic^ ©örreö ßcgen-
über fiuft: ^,Slmim loollte vor ^a^xzn einmal eine 3Jc?
cenfion ber oltbänifd&en §elbenlieber fd&reibcn, id^ glaube
ober, er §at eS üergeffen unb id5 mag il^n nid&t befonber§
baran erinnern. äRe^rere l^aben mir gefagt, ba^ fie
gteube baran gel^abt, alfo ift bod^ ba§ SSud^ nid^t um-
fonft auf ber SBcIt gcmefen. ®ötl^e l^at mir burd& feinen
©efrelar fel^r l^öflid& mit einigen i^m nad&gefc^Iagenen,
inmenbig fupfernen ?ßeriobcn banlen laffen, maö mir
nid^t julieb gemefen; fo üiel id& mcife, fürd&tet er fi(|
bei bem SBunberl^om ju t)iel gefagt ju l^aben, fo ba&
man il^n cine§ gu großen Snt^eifö an bergleid&en J)in=
gen befd^ulbigen fönnte". ®örre§ felbft begcigte einen
maleren (Sntl^ufiaämuS für bie bänifd^en fiicber mb
brad&te ba§felbe ©efü^I bem il^m gleid^faßö üorgelegten
(Sbbaliebe entgegen. SBon ©oetl^e langte auc^ bann
fein eigentlidt) förbernbeS SBort an, al§ Slmim i^m im
Sluguft 1811 ba§ oerloren gegangene ©bba^SIatt auf
SBil^elm'S SBunfd^ burd^ ein neue§ erfe^te.
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0iebenf£0 Äopttel.
„SBie gana anbeten (ginbrud (al§ üiele anbre) l^at
mir ©ötl^e gemalt, ben xüxx auf ber §erreife (nad&
Serlin) gmer) Zaqe in Söplij gefeiten l^aben! wie fräftig,
gro§, milb, überaD gang er felbft, in allem voa^ er
t^ut xinb benft unb fprid&t fein gangeS ©emütl^ gegen^
roärtig. ©r l^at mid^ red^t üon neuem mit fiiebe unb
(gl^rfurd^t erfüllt. ^^ meife ni(|it§, ma§ fo mit fiuft
unb 3^reube am fieben erfüllen unb fo auf bem redeten
233ege befeftigen fann, al§ foId& ein Slnblidf". @o fdfirieb
am 1. Dctober 1810 ©amgnri an feine getreuen ©rimm'ö.
®egen foldfie golbnen SBorte aus bem aWunbe i§re§
fie§rer§ mögen feberleid^t bie oielen gel^affigen Siad^-
rid^ten, bie über Ooet^e uml^erfd^mirrenb aud^ an ba^
D^r ber ©ruber brangen. 3^^^ ^^^e SBill^elm be^
treffe ber altbänifd&en §elbenlieber eine trübe (Srfal^rung
gemad&t. SDod^ bie gemöl^nlid^e ©efinnung, meld&e au§f
perfönlid^cm SWi^Iingen ein Slnred^t gu ungered^ter Sc^
urtl^eilung l^erleitet, rei4)te nidjt an fie l^eran. ©oetl^e'S
gunel^menbe, aud& burd& 2lrnim'§ SBal^rnel^mung be^
ftatigte Slbmenbung oon ben 2;enbengen ber jungen Za^
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84 6ic6ented Kapitel.
lentc war il^ncn gcipi^ „unerroartct unb Icib" — aber aud^
ocrftänblid^. 3acob, ber ftc^ fd^on bamafö feinen Slugen:^
Blid bebat^te, bie auöbilbung ber Sprache in „unferm
Ofauft ober ben fprat^geroaltigcn SBal^Iüenoanbtfd^aften"
über alle Sergleid^ung l^inauögul^eBen, antroortete feinem
JJteunbe Arnim: „3^n fclbft fann id^ mir einmal un-
möglid^ anberS ald gut, lieb unb barum autö reti^t
benfcn, maö er für fic^ felbft tl^ut, ift il^m gemife notl^^
menbig unb ob c§ mid^ gleic^i überrafd^te; fo pnbe id^
eg bod^ nid^t tabelnSmert^, bafe er fi4) oon bem duferen
abioenbet unb gu fid& felber fammclt, eS ift ba§ ein
uralter Srieb, ber äße alte gelben au^ bem @erauf4)
in bie ©infamfeit jiel^t. ©ein »bmeifcn be§ Sieuferen
unb 9?euen ift bal^er crfldrlid^, nur ba% er e§ nid&t mit
ßiebe unb mand&mal mit ©pott tl^un foll, mir nid^t
oerftänblidö nod& erfreulid&, befonberä ba er mit feiner
Kul^e 9Ki§oerftanbni&e, bie rool^l anberc befangen fonnen,
leidster ju ebenen unb ju überfd^auen im ©tanb ift.
S)a& er oiele l^errlid&e ©ad^en nid^t ancrfennt, ober
nid^t genug, unb feine §errlid^feiten baruber fefet, l^eifet
nid&ts anberö, al§ ba§ genJö^nlid^e, ba^ fein SReufd^
alle§ jufammen begreifen unb lieben fann. ©d&afet er
alfo meiner SD? einung nad& bie altbeutfd^e $oefie, bie
beutfd^e ®efd^i(^te ju menig, fo betrübt mid^ ba^ info-
fem gar nic^t, aU e§ meine anbere Ueberjeugung ba^
oon nid&t roiberlegt; ja id& fül^le, bafe id& bie römifd^en
?ßaften unb antifen SKonumente ebenfalls oiel l^öl^er
ad^ten mürbe, rocnn id^ fie genauer ftubirte, benn in
allem einjelnen ift Siebe unb ©egen moglid^, allein
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25i§ ju bcn grei^citSfricßen. 86
Tiid^t in aßem jufammen genommen; wo er [1$ jerftreuen
loürbe". 3)le SSrüber mußten, ba^ ©oetl^e in Qnxndf^
gejogenl^eit auf firf) felbft an ber 2)arfteIIiing fcineö
äehm^ arbeitete; fie mußten, ba^ Bettina, feit bem
^rü^jal^r 1811 Slmim'§ ©emaJ^lin, für i^n bie ©r^
3äl>lungen ber i^xan SRatl^ aufgejeid^net ^atte. Qn
aWid&aeliö 1811 erfd^ien nun ber erfte Il^eil non SBal^r^
§cit unb 3)icl^tung. lieber feinen ©inbrurf üon biefem
„natürlid^ mieber au^erorbentlid^en unb fd&önen S3ud&e"
fprad^ fid^ Sacob ju ?lmim folgenber Tiaren an^:
„SBenn e§ mir erft fd^ien, ate ob auf ben anmutl^igen,
rei^enben ©ingang e§ in ber SWitte l^in armer mürbe,
fo ift baS legte 2)riltel mieber l^errlid^ unb id& nel^me
alles gurüdC. @S fam aud& bal^er, meil id^ mir mol^l ba§
®anje enger unb ftörfer gebadet l^atte, fo aber ift mir
biefe SBeitlaufigfeit üiel lieber unb id& freue mid^ auf
bie na4)foIgenben 12 2;^eile, xüenn fie nur l^erauSlommen.
S)aS (Spifd^e, ©rünblid&e, ^iftorifd^e ift ja immer baö
Tücitaufgenommene, üon garbe l^immelblaue, bai^ in
ber Sial^e üergel^t, je ferner man aber baüon rüdft, befto
buftiger mirb. @o wirb biefer crfte 2;i^eil an^ ben
folgenben befel^en immer an S^itere^e junel^men. 2)er
3iJfßmmen]^ang mit feinen ©d^riften ift fd^on an üielen
Drten beutlid^ unb angenel^m gu mi^cn, er unb ©ret^
^en ift SBill^elm unb SKariane; auferbem aud& ®ret-
d^en in ben gauft unb aU Äldrd^en in ©gmont ein^»
gegangen. 3$ möd&te nun 2)eine grau erja^Ien l^ören,
bie fo tjicIeS üon ber SKutter gel^ört f)at unb fidler üon
anbern Seiten; überi^aupt für g^anlfurter mufe ba^
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86 etebeuted (Kapitel.
SBud^ mit feiner lebenbigen ßocalitat einen großen 9iei|
mcl^r befommen. 2)ic gange Ärßnung^feierltd^feit ifl
auSnel^menb etjäl^It unb üon il^r unb bem fieBenj|dl^rigen
Ärieg ein reineö l^iftorifd^eö 33ilb gegeben. @r mu§
eine beiuunbcrungömürbig gebad&tniöreid&e ©eele l^aben;
feine Snbiüibnalitdt ift mir f)aufig nic^t ba^ liebfte, b. ^,
id& l^ätte an feiner ©teile ba unb ba nid^t fo fepn fönnen
unb mögen unb e§ ift mir einigemal lieber, ma§ er
oon anbern erjäl^It. Ueberfiaupt ift mir eingefaßen, mic
bie erften Äinberja^rc bei jebem SKcnfctien fo ä^nlid^
angelten, im merten unb fünften ^ai)x fo pIofeÜ(f) uer^
fd^ieben auSgel^en. S)ie Erinnerungen üon ®etragen:=
merben, tjom Sluögelien mit SKägben, oom ©picien im
^of pafecn auf faft alle, bie feine befonberen ©d[)i(!fale
l^aben, maö er üon bem SScrftanb, ber JRu^e 2C. biefer
Äinber fagt, ift t)ortreffli(f), au§ biefen Sa^i^cn ^at ntan
aud^ bie Äinbcr am liebften. — 6ine 9Kenge ©inbrudte,
bie er l^atte befd^reiben fönnen, meil er fie bod^ gemj^
erlebt l^at, finbet man nic^t befd^rieben, unb fie f)aben
it)n baljer nid[)t fo berührt, 3. S5. bie Konfirmation.
SBa§ mir am menigften gefällt, ift ba^ ^nabenmörd^en
(nid^t megen feines unoolfSmäfeigen 6oftum§, fonbem
roeil mir l^ier, fonft faft nie im gangen SBud^, 3^ßifßl
an ber formellen SBal^rl^eit aufftiefeen,) bie SluSjüge an^
ber SSibel, bie Slnecboten oon ÜKal^Ierei, Ie^terc§ aus
©infeitigfeit meinerfeitS, bie id& mit nid^tS anberm gu
entf4)ulbigen mei^. äßand^eS mag aber bei il^m gu
einer rounberbar früfjen ©ntmidfelung gefommen fegn;
an xi)m l^at mir am menigften gefallen, fo fd^ön e§ aud^
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SiS ju bcn grci^citgfricgcn. 87
erjäl^tt ift; bie Abgötterei ntit ben SRineralicn unb dtm^^
lerjen unb ba§ SBemül^cri na(§ [einem unrec^iten @xo^^
üatcr, (roobei aud^ feine 2)ebatten mit bcn Si^ngen treuer
erjä^It fein müßten) aUeS bicfe^ aber ift in bem 33uc^
felbft fel^r bebeutcub, unb gewig folgenreich gcmefen".
SBil^elm ^atte ba^ ©efü^I, al§ ob er in einem SSolfö^
bu(5 läfe: fo einfad^, unfd^ulbig, anbring enb unb tJOÜ-
cnbet fd^ien i^m bie 3)arftellung; bie Äaiferfrönung fanb
er fo ooMommen, ba& er feinen fflud&ftaben baxan miffen
tnod&te; nur bie ©rjöl^Iung ber biblifd&en ©efd&id^tcn in
biefer SWanier münfd&te er fort. üKand^eS oon bem,
ToaS Sacob bemerft l^atte, traf aud^ feine äKeinung: „2)ie
ßiebeSgcfd^id&te mit ber ®retd^en (fügte er be§ SruberS
©rief überlefenb l^ingu) ift üon ganj unbefd^reiblid^er
anmutig unb fiieblid^feit, in ©gmontS Slärd^en ift fic
mir am meiften lieber üor bm Slugen, meil fie bort
aud^ §ofen unb 2Sam§ anl^aben mögte, "fi^eilicli aud^ im
gauft, aber nid^t in ben ©efd^miftem. — SBie üerfd&ieben
TDir bcibe (3acob unb id^, üon einanber) finb, ift mir
babei mieber red^t beutlid^ geroefen, inbem eS mir mein
ßebtag ni4)t eingefallen u)dre ju fragen, ob id^ aud^
fo ober fo ptte t^un mögen ober ob mir etroaS barin
unred^t getl^an fd[)eine. 3c^ tneinc bann id^ mar mie
einer, ber üon ber Strafe ein genfter aufmad^t unb bcn
Äopf in bie ©tube ftedft, ba^ SSefen ba brinnen ju be-
trad^tcn, bagegen mag id^ gern in ber 2)unfel§eit üon
brausen l^ineinfel^en. Ueberl^aupt ift mir baö ®egen=
cinanberl^alten jum Urtljcil in ber belebten Sßatur immer
eine ücrlel^rte Arbeit, bie leine gute grüdjte trägt.
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88 etebented (lap'ittl
3t3& lege ein ©einblatt unb ein gleidjgro^eS ranbcS
3ufammen: in jenem fel^It üieIcS, gonge Sinlel finb
]^crauSgcf(^nitten, f)alt id^ cg frei gegen ha^ fiic^t, fo jeigt
fid& eine eigcnt^ümlid()e jicrlid^e unb üoßftanbige Silbung.
Siadjbcm ici^ biefeS Sud^ oon @ött)e gelefen, ift mir
nod^ mel^r unbegreiflich), roaS 3)u von i^m fd^reibft,
meldte milbe ©efinnung, meldte Sd^tung gegen baö
ganje Streben (er mad^t e§ fid^ fclbft jum SSonourf,
ba§ er einmal ba^ $ublifum nid^t gead^tet) ift barin
auSgebrücft. @ö ift gemi^, ba§ @öt^e, roic ieber,
unroiHfürlid^e SSorliebc unb Abneigung für mand^eö
l^aben roirb, jumeilen benf i^, bafe bcr SRiemer, gegen
meldten id^ 3. ®. eine fold^e unmiHfurlid^e Abneigung
empfinbe, i^m bieö abgelauert unb i^n, um fid^ ju em^
pfc^IeU; in fold^en ©efinnungen beftdrft, unb i^m nur
baö, lüOS ®öt§e ba§ SBequeme nennt, üor bie Sugen
rüdft. 3cS glaube, ber größte fid^crfte ©eift mißtraut
feiner 2lnfidE)t, aber er mirb feft barin, menn er fte in
einem anbexn ebenfo erblidft, unb meint fie feg aud&
lebenbig in biefem entftanben".
3)er näd^fte, 1812 nad^folgenbe S^eil üon SBal^rl^^it
unb 2)id&tung mar SBil^elm faft nod^ Heber al§ ber
erfte. „SBie gefunb unb lebenbig, jierlid^ nnb erregenb
ift ®ötl^e§ Seben, rooDon id^ eben ben jroeiten S3anb
gelefen (fdirieb er an ©örreö), e§ ift ein SBer! ol^ne
©leid^en in ber fiiteratur. Unermartet ift mir barin ge^
mefen bie mannid&fadfie religißfe Seftrebung (bei bem
feinen pl^ilofop^ifdien ©gftem mag er mol^l jefet, wie
bei bem äWard^en im erften üBanb, mit bem ©rabftid^el
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S3i8 5U bcn grei§citSfricgcn. 89
na(58^§oIfcn f)aben) unb ba^ im erften SSanb üon
anbem bei aiiberm fc^oii bemerlte 9Ki§oerpItni§, bafe
man nid^t recl^t bcn ^^ilofopl^cn, ber ft($ ©gfteme tief^^
finniß auöbenft, mit bcm reimen fann, ber nid^t meife
wa^ ©rfal^rnnß ift unb megen beö feltfamen 2)in9§
fid^ Bei anbem l^erum ertunbigt. SSon brei Siebet-
gefd^id^teit [inb groei, namentlidf) bie jwm @d&Iu§ fo
anmutl^ig, ba§ ni4)t bafür ju [teilen ift, e§ tl^ut fid&
mand^er nad& ctroaS öl^nlid^em um".
3n bicfer 3^it h:^* f^^ SBill^elm jum erften ÜRoIc
bie Sßotl^menbigfeit ein, fid^ offentlid^ über ©oet^e rer^
nehmen ju laffen. (5r befprad^ 1812 in ben §eibel^
Bergifd&en Sö^tbüd&ern, gmar anongm, aber für jeben
Äunbigen offenbar, „bie fd&öne Literatur 3)eutfd^Ianb§
wal^reub be§ ad^tgel^nten ^af)t^unh^vt^" von J^anj
^om. ©iefen lannte er von früher l^er an^ Serlin
als einen Keinen bünnen 9Kann, ber gana langfam unb
aud^ rool^l langroeilig fprad^, unb fid^ immer fel^r glüdf^
Iid& fül^Ite, menn er roieber ein 33ud^ l^erauSgeben fonnte.
SBie ber SSerfaffer, fo mar aud^ fein neuefteS SBerf be=
fd^affen, rva^ SBill^elm unoerl^ol^Ien in feiner SRecenfion
auSfprad^. S)ie allgemeinen ®efid^t§puncte aber, bie
®rimm l^ier für bie l^iftorifd^e S3efd^äftigung mit
ber beutfd^en fiiteratur abftedEte, überrafd^en l^eute nod^
burd^ bie SBeite ber JluSfid&t, meldte fie eröffnen. (Sr
gelangte gegen ben SSerfaffer gu bem ©ajje, ba^ über
einen großen Sl^eil ber bel^anbelten S)id^ter ein gefd^id&t-
lid&e§ Urtl^eil äu^äufpred^en oerfrül^t fei. 35enn: „nod^
leben mir in i^rer ßeit unb unter il^rer ^errfd^aft, felbft
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90 ^iebented (Sapttel.
rocmt fic^ i^r irbifd&eS fiebeii fd&on be[d^Ioffcn, wiv
fül^Ien und oon i^ncn berührt, mv muffen unö nähern
ober cutfernen. Hud^ bcr Stern, bcr über icuem bunfeln
frcubenlofen Sag (ber üoraufgel^cnben fiiteratur) fc^nett
bie 3)e(Je tl^eiltc unb bic ^errlid&fcit cine§ morgenblid^en
^immeld ausbreitete^ ftel)t nod^ in aQem @lan3 über
unö unb mir erfreuen uu§ gern feiner fieitung". 3)ic
©ntmidfelung ©oetl^e'd fonnte jum Semeife bicnen gegen
bie SKeinung §orn'ö, ba§ ber einzelne beutfd^e Siic^ter
einfam für fid^ unb o^ne 3ufantmenl^ang mit ben anbem
in ber fiiteraturgefd^id&te bajuftc^en pflege: „SBare tiefe
SBel^auptung rid^tig, fo mügte bie erfte i^ol^e baoon
fein, ba^ fold^e üereingeltc ^ßoepe aud& o^ne SBirfung
auf bie Jiation geblieben. SBie fann aber alleS bieS
©otl^e allein roiberlegcn. (Sr, ber, ein iugenblid&er §elb,
mie nic||t an^ xf)m geboren, unter ein befd^ränfteS SSoIf
trat, erjd^lt in feinem 2eben, ba§ ÄIopftodE unb bie
S)id^ter feiner 3^^* ouf il^n geroirlt, unb geftel^t bann,
mie abhängig ber aKenfd^ oon ber 3^it ^^^^f ^^^ ^^^
Sftaum oon jel^n Stieren o^ne 3"^cift''I rine ganj aubere
Entfaltung bemirlt l^aben mürbe; mieberum aber, mie
l^at er, ber fid^ fo eigentpmlid^ gebilbet, bod^ feine
Siation ergriffen unb angerül^rt, unb mie allgemein ift
er oerftanben unb geliebt morben". 3n feinem Äbfd^nitt
über ©oetl^e l^atte fid^ §om bamit begnügt, frembe
Sleu^erungen anjufül^ren. SBenn SBil^elm aud^ jugab,
ha^ fie mannid&fad^ unb gum 2;i^eil oortrefflid^ feien,
unb an il^uen fid^ rül^mlid^ jeige, mie bie 3)eutf(5en
il^ren erften 3)id^ter geliebt i^aben, fo l^ättc bod^ feineä
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93i§ ju bcn grei^ettSfricgen. 91
@rad^ten§ ber ?PIan be§ Sud^eS ein eignet; aUßemeine^
Urttjeil VOM §om oerlangt. (£in folc^eö aber ju geben,
überftieg nad^ ®rimnt'§ ätteinung bie gal^igfeit bcS
(Sinjelnen. Ueber ©oetl^e gab c§ für xf)n, ben SRoman:*
tiler, nur eine S^ftanj: ba§ /fSJoII", ba§ fingenbe,
bid^tenbe: „©ortft galt baö ©efefe, ba§ nur ©letd^e über
ben ©leid^en rid^ten tonnten, loer rooHte eö roagcn, ficfi
nur neben if)n gu fe^en? 9iur einmal fein gangeS SSoII,
n)ir meinen aQ baö ^errlid^e, baö in biefem liegt unb
nod^ blü^enb auffteigen mirb, fann über iJ^n fpred^en".
@egen „unjiemU(§e" SSorroürfe nal^m SBill^elm ©oetl^e'ö
SGSerle in @$u^, namentlidö bie SBal^IoenDanbtft^aften,
eine S)id&tung, bie feine „falte ©raufamfeit" cntl^alte, no(§
„ein langet, meiteS, öbe§ ©§felb fei, auf ba^ ein ftenien^
lofcr^immel l^erabl^ange", nod^ „eine d&emifcöe3etlegung
ber ©ünbe" bringe, fonbem: „bie in Dttilienö fieiben
t>a^ Sieffte unb gßrtefte einer l^immlifd^en Seele entl^alt,
in il^rem 2;obe bie milbefte ®eru^igung gemeiert, ober
iper l^at ni$t bm reinen unb großen ©inn berfelben,
bie gang in il^rer 3^it ^^^^ ^^^ barüber ftel^t, erfannt,
ha fie mit erf^ütternber ©emalt leiert, roie aUeö ©lud
in ber 9ii$tad&tung ber ©itte unb l^eiliger SSerl^altniffe
notl^menbig untergel^e". Slm meiften f^merjten ©rirnm
^orn'§ bittre SBorte gegen einen überfd^menglid^en ^alb^
gotteSbienft nnh eine unfreie, fned^tifd^e SSerel^rung
©oetl^e'ö. SBil^elm unb feine S3rüber burften fid^ bei
il^rer ©oetl^e^^SSercl^rung frei miffen t)on (Sigennufe ober
Äned^teSfinn. (Sr münfd^te, §orn l^dtte nid^t fo gefprod^en.
SJenn „ber @nt]^ufia§mu§ einc§ SSolfö, feine fiiebc ju
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92 Siebentel Kapitel.
einem flro^en 3)id&ter ifl ba^ §errli(^fte, roaä lotr tx^
Blideti Mnnen, fnet^tifd^e ©efinnung entftel^t burd^ ftrengc
tiiramüfd^e ^errf(§aft, wer aber ift inilber uub aner-
fennenber gegen icglid^cS Zahnt, aU ®ötl^c. ?llle
?Parteiunfl Ijat fi(§ in i^m Dcveinigt unb aUe f)abzn voi
biefem ©tcni mit @]^rfurdjt fid& geneigt. Sßur bei bciien
l^aben mir blinbc Änl^anger unb eine ertöbtenbe ©infeitig-
feit bemerft, bie ni(5ts au^er fi(5 ad^ten unb jebe^ eigene
Seftrebcn nieberbriidten rooHten. 3)er ©ntl^u[ia§mu§ ober
i)at niemals Unred^t".
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Stö^tzs ÖTopttel.
l^ir^efm'ö mb ^abwig'ö ^^etttfa^rf 1815.
SDic Seit fam, tdo bie geiftige Vorbereitung 2)eutf(||:5
lanbs bie ?ßrobe Qiif il^ren SBertl^ beftel^en foHte. ®er
©türm bra$ Io§. S)ie Sug^nb eilte unter bie SBaffcn.
3)ie Sritber ®rimm nai^men freubig an bem Kampfe
2;j)cil. Subroig trat al§ Sieutenant in baS 3. ^effifd&e
SaTibn)e]^r=:9?egiment; ein anbrer Sruber, ^arl, jog als
freiwilliger Säger in ba§ O^elb ; Sacob folgte al§ 2egation§=
fecretair bem Hauptquartier. 9iur SBil^elm blieb ju^^
rücf : „®ott erl^alte fie, er weife, wie e§ mir Slngft unb
tjreube mad^t, bafe fie mit finb". ?io(§ immer ol^ue
SImt (benn erft im gebruar 1814 mürbe er jum Siblio::
tl^efSfecretair mit 100 2^^alerit ©el^alt ernannt) laftete
nun auf feinen ©dbultern allein bie ©orge für bie
@jiften3 ber g^amilie. S)ie nodj gemeinfam begonnenen
arbeiten mußten oon if)m weiter gefül^rt merben: 3Kar$en
unb (Sbha, vov allen aber bie Herausgabe non ^axU
mann'S Slrmen Heinrid^. 9luS biefem fd^Iid^ten, tief^^
finnigen unb l^erjlid^en SSudfie foHte S^bcrmann, geleiert
ober ungele^rt, lefen fönnen, mie finblid&e Streue unb
Siebe, wenn fie 95Iut unb 2ehcn il^rem Herrn ^ingiebt,
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94 Hc^ted (Eap'ütl
bafur l^crrlid& oon ®ott belol^nt toirb. 3)er (Srtrag,
eißcntlid& gut auSruftung ber grciiüiHigcn bcftimmt;
tüuxht, ba bic arbeit cr[t 1815 fertig roerbcn fonntc,
in ^fll^c von 194 Z^alttn an ben ^effifd^cn grauen-
SSerein jur Pflege ber SSeriüunbeten abgefül^rt. SBo^I-
bel^alten feierten bie brei 93rübcr auö bem gelbe jurud;
Sacob, ber bienftlid^ tiod^ am SBiener ©ongrefe Zf)z\l
}u nel^men ^atte, traf erft SWitte Suli 1815 loieber in
©affel ein.
SBill^elm beburftc bringenb ber ©r^olung. 3^m
erging'^ wie ben Slumen hinter bem genfter, bie lool^I
fortioad^fen unb bie ©onne burd5'§ ®Ia§ feigen, aber
bo(5 oerlemen, ma^ ber frifd^e Sltl^em brausen ift.
(Sin ®efud^ um üienpöd&entlid^en Urlaub, oom 31. Äu-
guft ab, erl^ielt baö d^urfürftüd&e fiat, unb fd^on jroct
Sage fpdter mar SBill^elm in granffurt, um in (SefeH-
fd^aft t)on ©aoignc) unb iJubmig feine erfte SWI^einfal^rt
anjutretcn. 2)amalö meitte Ooetl^c in feiner ©eburtö::
ftabt.
2)er politifd^en (Srl^ebung unfrei SSolfeS l^atte fic^
®oet^e fem geftcßt; von fold&en, bie feinen beutfd&en
©inn tjerfannteU; mu§te er bie l^ärtefte Seurtl^eilung
über fid& ergel^en laffen. SDie ©ruber @rimm gel^örten
nid&t ju feinen 2!ablern. ^acob oertlieibigte i^n nod^
ein aWenfd^enalter fpdter in ber 3ii^i9"i^"9 f^i^^^ ®^-
fd^id&te ber beutfd&en ©prad^e an ©eroinuS: „Sinige
S^rer Urtl^eile über ©ötl^e (in ber ®efd&id&te ber ^oefie)
fd&ienen mir ungered&t, in beffeu Swg^nb unb S3lüte
lein beutfd^er Suffd^mung fiel, bcffen ?llter bie ?ßoIitiI
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Sßil^elm'g unb fiubroig'S gfH^cttifal^rt 1815. 95
mübc fein muftc, unb bcr bod^ fo gefungcn ^at, ba§
o^ne x^n xdxx unS nid^t einmal red&t als 3)cutfd&e fül^Ien
fönittcn. ©0 ftarf ift bicfe J^cimlid^c ©croalt oatcrs
lanbifd^cr ©prad&c unb SDid&tung". 818 ba§ Äricgö*
geroolf fi(§ octjog unb ber politifd^e Fimmel fid^ auf«
Harte; raurbe in ©oetl^c ber 22Bunfd& mad^tig, feine
Saterftabt roieber ju feigen. 3m ©ommer 1814 roeilte
er fd^on bort, unb aU ^acoh jum SBiencr ©ongrefe
burd^reifte, tonnte i^m SKeline von ®\xaiia nid^t genug
baoon ergdl^len, mie rool^I ber 2)id&tcr fid^ gefalle, unb
ju ben 5^anffurtern gefagt l^abe: „9iun fie mieber frei
geiDorbeU; ^abe er fie aud& mieber befud^en moHen".
3m folgenben ©ommer gog e§ il^n mieber gum SRain
unb St^citi. 85on SBieSbaben aus langte er mit ©ulpig
Soifferee oor TOitte Sfuguft in g^anffurt an,
SBil^elm mufete nod& einige Jage in ^tanffurt bleiben,
bis fid& iöubmig üon 3D?ünd&en !ommcnb anfd^Io^. Am
5. September waren bie SReifegefal^rten im ©uaita'fd&en
§aufe beifammen, als ©oetlje mit ©ulpig ©oifferee
eintrat. 3iatürlid& für alle ein ©reignig frol^cfter Art.
fiubmig burfte feine S^i^^iins^'^ vorlegen, unter benen
fein befteS ©tücf auS jener geit: baS ^reuSje von
©d^Iud^tem, baS gutmütl^ig^üerfd&mifete ©efid^t eines
alten ©teinauer §anbelSj|uben, Dor n)enigen S^agen erft
in ©teinau entftanben mar. 3« bem äKafee, wie —
nad& ©ulpig' 2;agebud^noti3en — i^xau von ©aoigng,
Submig'S „SSefd&üfeerin", in bem fiobe beS fd^onen S;a«
lents bie redete ©renge überfd^ritten l^aben mag, blieb
Soifferee felbft, ber aud& bei anbem ©elegenl^eiten
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96 Hc^ted Kapitel.
l^dd^ftend nur eine lül^Ie unb nidgt vöüiq gerecht
tDcrbcnbc atnertennung für bie ©ruber ©rirnm übrig
l^atte, l^inter bicfer ©rcnje jurütf: ÄIö ein guter S^fui-
tenprooinjial roürbe er bem jungen SWanne aufgegeben
l^aben, ein Sal^r lang feiner i^xan feine 3rici&i^iittflß« i^
jeigen. ©oetl^e l^abe nad^l^er geäußert: ,,3eben ©otnmer
roat^fen SJofen, bie Sialente finb immer ba, menn fte nur
entmidfelt mürben". S)iefc Segegnung mit SBill^elm unb
fiubmig l^at ©oetl^c in feinem 2iagebud&e tjermerlt.
Äaum maren bie beiben 33rüber unb Sanigni) von
granffurt abgereift, al§ SacoB t)on feiner ^Regierung
ben Sefel^I erhielt, fd[)Ieunigft nad& $ariö gu ge^en, um
bie an^ einigen ©egenben ?ßreu6en§ geraubten §anb-
f^riften ju ermitteln unb jurüdguforbem. @ö mar bicS
bie 5oIge einer f(^riftli(^en SBorfteßung, bie Sacob 1814
furj Dor bem ©injug in ^ari§ bem SWinifter nom Stein
übergeben l^atte; biefer l^dtte bamal§ fd^on gern ge^
l^olfen, roie „er überl^aupt unter allen ber befte mar;
aber mie mar burd^ bie anbern SSerfel^rt^eiten gu bringen?"
3acob berührte am 12. September ^^anffurt, fam aucfi
mit Sulpij bei ®uaita'§ gufammen unb fonntc feinen
Sörübcm melben: „Slud^ ben Oötl^e l^abe id5 im SBIid
no^ ju granffurt gefeiten"; e§ mar ba^ einzige Tlal,
wo il^m biefe ®unft gu 2!^eil mürbe. SBdl^renb er felbft
in (Sile bem ,,t)ermünfd&ten Drte" guftrebte, ful^r SBil^elm
bei bem l^errlid&ften SBetter ben SKl^ein l^inuntcr bi§
®öln, unb fanb bei Sofepl^ ©ßrreö in Sobleng bie
liebeüoßfte Slufna^me. 3)ie ©tabt ©öln mit ber gfüDe
i^rer (Erinnerungen, von ben ^Römern an bi§ in ba^
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SSil^elm'g unh Subroig'S m^cm^a^xt 1815. 97
aKittelalter l^inem, liefe ba^ uergangenc fiebert mn in
feiner Seele crftel^en. 3)er ©ont fcf)ien il^m in feiner natura
liefen Umgebung crft red^t bebeutenb unb feine SSli^U
Doßenbung, bic bod^ ein ©efu^I be§ ©angen errege,
ba§ üoHfommcnfte SSilb be§ SKittelalterS. 3» biefer
Stimmung moHtc er je^t aud^ bic ©emölbe ber Srübcr
®oifferee in §eibelberg fennen lernen: „^on 6öln
(fd^rieb er an eine ^^reunbin) bin id^ nad^ §eibelberg
an ben 3ledav gegangen, wo bic Siad^tigaH fingt unb
ber ©nfiebel fpringt. 3)ort finb bie ]^errli(f)ften alt-
beutfdfien Silber, bie je gemal^It morben; aud& ©ötl^e
wax babei unb l^atte feine g^eube baran. ©agu l^abe
i(^ ben gangen ^uq in Begleitung lieber i^vennb^ qc^
mad^t; aud^ mein Sruber SKal^ler mar mit, ber, bcoor
er nad^ Stauen gel^t, fein SSaterlanb red&t feigen moHte".
SSil^elm ging üor biefen ©cmälben, meldten er
au§f4)lie§lid& bie brei Sage feinet §eibelberger Slufent-
]^alt§ mibmete (üom 25. September ah), eine reid^e, nie
geal^nte SÜBelt auf. @ine fold&e SSereinigung üon 9iatur
m\b ©eift, üon ^axbmpvaä)t unb SBal^rl^eit l^atte er
nid^t erwartet, obgleid^ i^m fd^on ba§ munberbare
2)ombilb gu 6öln ein SSorgefüp üon aß ber ^errlid^-
leit gegeben l^atte. ®otif)e mar in biefen Jagen öfters
jugegen, mit ber au§gefprod^enen Slbfid&t, über bie alt^^
beutfd^en Silber gu fd^reiben. @inft fafe er lange 3^^*
fd^meigenb cor bem großen Silbe Sol^ann'ö von ©gdf,
ba§ in fortfd^reitenber 5olge ©l^rifti SSerfünbigung, ©c^
burt unb SDarfteßung im Stempel fd^ilbert, unb rebete
aud& nad^l^er lein SBort barüber; aber 9iad^mittag§ beim
©oet^c u. b. »riiber ®rimm. 7
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98 %d)M a;apitcl.
©pajicrgangc fagtc er mit einem SRale: „S)a l^abe i^
nun in meinem äeben oiele Serfe gemad&t, batunter
finb ein paar gute unb üicCe mittelrndfeige; ba tnol^lt
ber (St)d ein foId&c§ Silb, ba^ mel^t roertl^ ift, al§ alle§
toaö i(^ gemad&t l^abe". ©nmal mar ©oet^e aud& fo
gütig, an SBill^eCm l^eranjutreten unb i^n ju fragen,
mit meld^cr literarift^cn Arbeit er unb ^acoh jejt be-
fd&äftigt mdren. SBill^cIm antwortete il^m, bag fie %t^
badeten nad& 2lrt ber äRärd^en min aud^ bie beutfd&cn
Sagen jufammenjufteßen; ba^^ mannigfad&e Seben ber-
felbcn, i^r ^in^: unb §erftrömen, il^re ^Bereinigung unb
S^rennung fei ein befonbercö Slugenmerf bei il^rer Sfrbeit.
„^a (fd^Iofe ©oet^e ba§ ©efpräd^), ma§ ift bie Äritif
anbere^, als ba§ 93eobad^ten, mie ba^felbe in mx^
fd^iebenen ß^iten immer eigentl^ümlid^ auf ben 9Kenfdpen
gemirlt unb von i^m gefaßt morben" — ein Slu^-
fprud^, ber mel&r nad^ SBill^elm'S, a[§ nad& 3öcob'§
©inne mar. 3)enn 2BiIl;eIm moHte bie alteren Stoffe
in bie ©egenmart einful^ren, unb mußte bal^er i§re
gorm üerdnbem; Sacob aber mottte bie ©egenroart
ju ben alteren Stoffen l^infü^ren, unb mußte ba^er if)re
gorm ungeanbert laffen. ^mt^ SSerfal^rcn erl^eifd&t Dor^
miegenb ein poctifc^-probuctiüeS 2!alent; biefeö vox^
miegenb ein miffenfd^aftlid^-receptiüe^. SBili^elm ftanb
©oct^e innerlid^ nä^er, al§ fein SBruber.
©onft ging ©oetl^e in biefem ©efpracö auf „nid&t^
9lal^eliegenbe§" ein. @r f4)ien bamafö meber üon ben
aWdrd^en nod& üom armen §einrid^ gu miffen, unb
SSill^elm miberftrebte eS, fid& aufgubrdngen: ,,S)aerfid&
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SBil^cIm'g unb lüubrotg'S äfl^cinfa^rt 1816. 99
xvof)l Beioufet fein mag, wie leicht er an etroaS Zf)e\l
nimmt, fo l^at er eine eigene, rounberlid^e @(§eu, man
tann fagen Slengftlid^feit, ba^ if)m \a nid^tö gu nal^e
rüdt, unb er meidet gen)i§ an^ ober fe^t fid^ eisfalt l^in,
lüenn man üon etmaS mit flebl^aftigfeit unb (Sifer fpric||t,
ba§ er nod& nid)t fennt". 3n bemfelBeu Sinne äußerte
SBill^elm fd[jer3enb gu OörreS: „S)a§ ift ja red^t fd&ön,
fagt ©ötl^e, menn er fonft nid^t§ meife". dagegen
liefe ©oetl^e jefet ein Urtl^eil über bie (Sbba ber SSrüber
üerlauten. Sll§ er auf ber SBieöbabcner Sibliotljel
üicie S3änbe ber Oöttingifd^en geleierten Singeigen mit
gcmütl^Iid^er Slufmerlfamfeit burd&IaS, mar il^m ol^ne
ßmeifel bie x)er!appte ©elbftangeige 23Bil^eIm'§ in einer
ber legten 9lummern üor bie 8(ugen gefommen, morin
fogleid^ ber $Ian für ba^ gange (aber nid;t ooH?
enbete) SBerf entmidfclt mürbe. J)ie (Sinrid&tung be§
S3ud^e0 gefiel Ooet^e, befonberö megen ber am ©d^Iuffe
beigegebenen ?Profaüberfefeung, unb fo äußerte er fid^
lobenb barüber gu ^rofeffor ©reuger in §eibelberg,
ber ba§ 95ud& für feine mrit^ologifd^en SSorlefungen fo^
fort gelauft l^attc. 3)abei fprad^ er mieber, mic in
SBal^r^eit unb 3)id&tung, üon einer ä^nlid^en Bearbeitung
§omer'§, bie aud^ nad^ ^acoh ©rimm'ö 3Weinung gegen?
über bem gebrod^enen unepifd^en Zon in SBoffen^ Ueber?
fefeung ba^ Siedete unb SBal^re treffen mürbe. So fonnten
fid^ bie ®rübcr mo^I entfd&abigt fül^Ien für bie anfd^einenb
geringe SBead^tung be§ frül^er eingelieferten ^robeftüdfeö.
äud^ gegen fiubmig begcigte fidt) Ooet^e in $eibelberg
liebrei^i. @r fam au§ eignem antriebe gu bem jungen
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100 %d)M (Sapttcl.
Manne, bcr fitf; auQ ttatürlid&em ©efü^ jumifl^ielt,
unb lieft fid^ gern oou bcn eiiibruden unb ©riebnijfen
ber SRI^einfal^rt ergal^Ien.
3n ber ^ranlfurter unb ^eibclbcrger ©efeBfd^aft
l^iclt natürlid; ein jeber ben ®Ii(J auf ©octl^c gerid&tct.
aHeö, roaö er tl^at ober nid&t tf)at, erregte uneingc-
fd^ränfteS Sntereffe. Die Unterl^attung feierte immer
roiebcr auf il^n jurudf. @o erful^r audd SBill^elm, mo-
mit er fid^ bamate befd^öftigte: baft er fid^ mit perfifd^cn
©ad^en abgäbe unb bereite ein ?ßddd&en ©ebid^te in
$afij' @efd&madt gemad^t l^atte; ba^ er mit Sergnügen
ben d^inefifd^en SRoman ^aof) ^ö\) S^fd^men läfe unb
erflärte; baft er beim ©el^eimen Äird&cnratl^ $aulu§
in §eibelberg ärabifd^ lernte. 3)ie Scfanntfd^aft mit
perfif4)er ?ßoefie mar bamal^ burd^ §ammer'§ Ueber=
fejjungen meiteren Äreifen ücrmittelt morben. 3n ben •
altbeutfd&en SBälbern (1, 134. 1812) bejog fid^ ^acob,
bie „Sebeutung ber ®Iumen" be^anbelnb, aud& auf bic
perfifd&e ©age, meldte Stad^tigaU (bul) unb 9?ofe (gul)
in ein mr)tl^ifd^e§ SSerpItnift gu einanber fefee. Qnm
armen §einrid^ (SS. 101) erinnerten bie SSruber an ba§
beliebte 93ilb be§ perfifd^en ^afij üon ber Äergc, bie
jugleid^ meint (b. 1^. fid^ abgeirrt, tobtet) unb lad&t (b. 1^.
in ber 3^lamme fprül^t unb ®lut erjeugt). SBill^elm
mar bamafö nid)t ju fel^r für bie Igrifd&en ?Poefien
beö ^erfer§ eingenommen: bergleid^en ptten mir bei un§
in SKenge, unb eine gemiffe ©intönigfeit üon ®ull ©uU
unb S3uII aSuH; oon SBein unb Siebe mirle ermübenb.
,,§errli(§ bagegen, erflärte er jugleid^ Slmim, ift ber
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SBil^cIm'g ux\t> l^ubroig'ö St^cinfa^rt 1815. 101
epifc^c girbufi, unb wa^ ®örrc§ mir an^ feiner fd&Iid^tcn
^rofaüberfe^ung üorgelefen, f)at mir fo mol^I ßef allen,
a[§ fei) e§ biblifd^". 5ßod^ a^ntc SBil^elm nid^t, meld^
buftige Stützen bic morgenlänbifd^e SJid^tung in ©oetl^e'S
©eifte treiben mnrbe.
?luf ber ©erbermiil^Ie bei ^i^anffurt beging ©oet^e
im Äreife ber O^amilic von SBißemer bie geier feinet
66. ®eburt§tageS. 3)a§ l^errlid^fte SBetter lend^tete über
biefem ^efte, bem glürflid^e ©timmnng unb feinfinnig
gemäl^Ite |)ulbigungcn il^re SBeibe gaben, ©ang fjranf:?
fiirt fprad^ baüon. „?llö fein ©eburtötag in ^^^anffurt
mar (ergäl^Ite SBill^elm feinem ©ruber S^icob), l^at üon
ben ^au^Ieuten niemanb etmaS erroäl^nt, nur bei S^ifd^
§at fid^ auf bem STOain eine fd^öue SBalbl^ornSmufil
^ören laffen, unb aU er gefragt: wa^ ift ba§? l^at
bIo§ fein ®ebienter geantmortet: ,,ei §err ©el^eimer
SÄat^, ^eut' ift ja ^f)x ©eburt§tag". Sffiä^renb ber Seit
l^aben fic il^m in fein 3^^^^^ ^i^^ ©d^üffel mit foft^
lid&em Dbft, mie 2lnana§ u. f. m. fd^ön georbnet aufge^
fteHt, baneben ed[)t perfifd^eö S^^Q («'^il ^^ gerabe mit
ben oricntalifd^en ©ad^en befd^dftigt ift), mo id^ nid^t
irre, aud^ einen 2)oId^ l^ingelegt, unb wie er l^inein ge^
treten ift, beobad^tet. Sfnfang^, mie er e§ gefeiten, ift
er gang ängftlid^ gemefen, ^at l^in unb ^er geblidt unb
gemeint, e§ fei jemanb oerftedt, ber nun glüdfmünfd^en
iDerbe, bann in§ Siebenjimmer gefeiten, ob etma ba
Senk fid^ basu üerfammelt l^ätten, unb aU bann enb-
lid^ atte§ leer unb ftiH gemefeu, l^at il^n biefc.Sluf:^
merffamfeit bi§ 311 Sfirdnen gerüljrt".
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102 %diM Kapitel.
Ucber bicfcn lag ift fowol^l ©octl^c'i^ eigne aiuf-
geid^nung im Xaqthiidi afö aud& ein auSfül^rlid^cr Se=
ri(§t beö mitfeiernbcn ©ulpij Soifferec uorl^anbcn.
Sielten toir bcibe jur Scrgleid^ung l^eran, fo erfcnncn
toir, bafe ©rimm'S ©t^ilberung aM guter DueHe ge-
floffen fein mufe, gewahren aber aud&, bafe [id& an bem
®anjen eine 9lrt üon mr)t]^opoetifd&cr Serroanblung oott^
jogen l^at. SBal^r^eit unb 3)id&tung berül^ren fi(§ aUe
3eit in ber ^l^antafie bcd 3Wenfd&en.
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PtC^eCm'$ ^tM ttt Peimar 1816.
Äein t)olIe§ Sßl^r ocrftrid), fo fa^cn [id^ ®oetl^c
iinb SBill^elm ®rimm in SBeimar toiebcr.
ad^im ron 3[mim toar im grül^Iing 1816 Icben^s
gefal^rlici^ ertranft. ©eJ^nfud^tSPoH ocriangtc er nad^
SBill^cIm'ö SlniDefcn^cit, unb Settina bat brinflenb il^rc
3^rcunbc, hen 2Bunf4) bcS Äranfen ju erfüllen. Sie SReifc
rourbe foßleid^ befd&Ioffcn. 2)od^ el^c SBill^elm in SBieperö«
borf, bem Slrnint' fd^en [Janiilienfi^e, eintreffen fonnte,
war ad&im genefen, unb fo bra4)te SBil^elm „bei il^m,
feiner grau unb feinen lieben Äinbern" ein paar oer^
gnügte SSod^en 3u. S)er ebenen märfifd^en ®egenb, in
ber ba^ ®ut gelegen ift, uerliel^en jierlid&e SBirfenrodIber
eine n)oI|Itl^uenbe .^eimlid^feit. SBor 2lrnim'§ genftem
hinter einem grünen dinnb erl^ob fid^ ein ^alblreiö
l^ol^cr, breiter 5^«^*^"/ ^^'^ S"^ ®^it^ biente ein 3)ufeenb
abgcl^auener ©tdmme al§ SRul^efifec. Slrnim pflanjte oiel
unb f)aüe x^xenbe aud^ an allem ©injelnen; fein frifd^eS
^erj unb feine milbe ®efinnung l^alfen i^m über oieleö
l^inmeg. 3^^^ ^P^sW^P ^^^^ i»>at:b c3 nun lebenbig auf
bem ftiUen fianbe: ba famen von ©erlin nod^ ©aüignt)
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104 9{cuntcd (Kapitel.
mit J^rau unb Äinbem foroic ßlcnienö Srentano an.
Bold} fro]^c§ aScrfammeltfciu war \>cn ^^xennim feit
langen ^af)xtxi nid^t üergönnt ßcrocfcn.
?luf bcm 9?ü(f lüegc nal^m SBil^elm einen mehrtägigen
Slnfent^alt in ©reäben, wo er Äugcigen befudbtc. 3)ie
©aUerie Bereitete i^m bie reinfte greube; aber tiefer al^
in aUe übrigen ©emälbe üerfenfte fid^ feine 39etrad&tung
in bie ,,in jeber 9Irt unübertreffliche" SRutter @ottc§ non
^olbein. SSon ^ier auö langte er am Ttittwo^ ben
19. 3uni frül^ in SBeimar an, im felben SBageu mit
einer reid^en ^ubenbraut, ber äScrmanbte unb ®efannte
mit @4imerjge^eul unb lappifd^en Sd^erjen ba^ ©eleite
gaben. Irofe biefer SBeläftigungen Ijdttc er bod^ gerne
bie Steife fortgefe^t; aber er burfte e§, ba er ftarf burdö=
nd&t mar, feiner Oefunbl^eit l^alber nid[)t magen. Gr
ftieg alfo im ©lep^anten ab, jiemlid^ mifemutl^ig über
ben gegen feinen SBiUen not^menbig gemorbencn aufent-
^alt. ©d^on in Äöfen ^atte er gehört, ba§ ©oet^e'^
5rau (am 6. 3witi) geftorben fei. SBie Sliemer unb
3ol^anna Sd^openl^auer i^m erjäl^Iten, mar ß^riftianen^
Xob fd^rerflid) gemefen, niemanb l^atte bie Krämpfe mit
anfeilen fönnen: „®emeint l^at er laut über fie, unb ba^
märe aud^ unnatürlid^ gemefen, menn er eä nid^t getl^au
rjdtte".
®oct§e l^atte feit bem UnglüdCstage fein ^au§ noä)
nid^t üerlaffen unb nur menige gi^eunbe bei fid^ gefeiten.
S^rofebem lieg fid^ SBil^elm melben, nieHeid^t ba§ ein
Jrember i^m in feiner Stimmung gerabe miHIommen fein
mod^tc. Ooet^e empfing ifjn mirflid^, unb mar fo Reiter,
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SBiUftcImä 33cfuc^ in SBcimar 1816. 106
freunblid^ unb rool^lroollciib wie nie juoor. @r erfunbigtc
firf) t^eilnal^m^oott nad^ äci^im üoii ?lntim, 93ettinen
imb ben Äinbcrn, unb Iie§ fid^ §auä imb ©eQcnb, wo
fie roo^itteu, bcfd^reibcn. 35ie grofeeu fragen ber ß^it
berül^renb, prieö er al§ ctmQ§ .t^errlidjeS am bcutfd&m
Solle ^ Tüie atte fo gerne einig wären unb boc|i anä)
il^rc eigentl^umlid^feit nid^t im geringflen mottten fal^ren
laffen. fieiber merbe üiel guter SSitte gehemmt: munber^
bar fei, ba^ babei bod^ alle§ fo oben fte[;c; cö fei loie
bei ben Äorfmdnnd&cn, bic unten S3lei l^aben. (£r fprac^
bann fd^on unb marm über ba^ neuermacfitc religiöfe
©efül^I; loeil e§ fo rcc^it aU eine 9iot{)n)enbigfeit em-
pfunben fei, aU etmaö ol^ne baä man nid^t leben fönnc,
fo werbe e§ aud^ uid^t mieber untergcl^cn. SBil^elm
erhielt bei biefen SBorten ba§ ©efül^I, bafe ©oetl^c in
^unft unb aitert^um nur an^ einer geioiffen Dppofition
]^erau§ eine falte unb l^umane Slrtigfeit gegen ben
l^eiligen ®eift, bcix ^erm ß^riftuö unb bie ^eiligen jur
©d&au getragen f)abe, um bem über^anb ne^menben
djriftelnben @influ§ 311 fteuern. @egen bie neuefte Slrt
ber Sefeljrer, Slbam aWüHer unb ^riebrid^ Sd^Iegel,
äußerte er fid^ (ä^nlic^ mie in ben Slnnalen unb ju
3elter) fel^r beftimmt: „fie mögen treiben, maö fie motten,
fie werben un^ nid^t nel^men, ma§ mir einmal erworben
l^aBcn; ber SWenfd^ gcl^t nid^t wieber äurücf, unb ein
red^ter Äatl^olif wiß eigentlid^ nic^t§ anbcrö alö ein
^roteftant". 2)?it i^erjlid^em fiad&en erjäl^tte er barauf,
ba^ ber ^rinj 8(nton oon Sad^fen jebem SJeitfned^t, ber
fati^olifdt) werbe, ial^rlid^ nod; über baö ®ewöf;nli(^e
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106 9^eunted Kapitel.
ein ^aar toilblcbenic ^of cu fd&enfe; ba§ f)aht fd^on
mand^eii mxfüffxi, bcm feine Äameraben üorgefteHtl^atten:
,fWa^ roiQft S)u 3)id^ um bie §ofen bringen, rocrb fa=
tl^olifd^, fo fricgft 35n fie aud^!'' Son ber altbeutfd^en
fiitcratur fing öoctl^e auöfüJ^rlid^ ju reben an unb bic
art ju billigen, roie ©rimrn'^ fie betrieben. S^ren $roffl=
ubcrfefeungen goUtc er wieber feineu SBeifaU: fie loören
mel^r nad) (einem Sinne, atö 2BiI^eIm DieDeid^t glaube.
@r fefete feine Änfid^ten barüber beS näheren auSeinanber
unb fugte, ä§nlid& loie fpäter jum 2)it)an, l^ingu: e§
gebe auf bem ©ebietc ber Uebcrfe^ungen fo Derfd^iebenc
Parteien, bie aDe i^r publicum Ratten, bafe man in
jeber o^ne 0efa^r arbeiten tonne. 3n hm $rofa=
überfefeungcn fomme ba^ rein SKenfd^Iid^e ol^ne meiterc
Slnmafeung am beften ju feinem SRed^tc. S3eim äbfd^ieb
brucfte er SBill^elm noö) bcn SSnufd^ au^, feine unb
Sacob'S ©üd^er, an benen er immer »nt^eil genommen
ptte, roUftanbig gu bcfifecn. gür ben SRad^mittag trug
er in fein Iagebud& ein: „®ibliot^. ®rimm, mit Siad^-
rid^t oon Slrnimö".
®OQff)c^ beutfd^c ©efinnung entpHte fid& l^ier in
il^rer ganjcu 9?ein^eit unb ©tarfe, ungeftört üon an-
mafelid^er 3i^^^i"9li4)J^it, n)ie er fid^ bereu gar oft er-
meieren mu§te. 2BaS ©oetl^e jutraulid^ gegen SBil^elm
unb feinen ©ruber mad^te, mar il^r „afat^ottf4)er'' Se^
trieb ber älteren beutfd^en ßiteratur. ©iefer für ben
großen 3"föi^"^^"^<J^^9 hex ®inge beftel^enbe ©inHans
ber Slnfid^ten rief natürlid^ audf im einjelnen i^dt
übereinftimmenbc S3eurtl)eilung l^eroor. ^unct für ^unct
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SBüflcIm'g 33efuc^ in ©cimar 1816. 107
TDar ©rimni in bcr öagc, ®octl^e'§ Sleufeerungen beiju^
pfli(5ten. 2Bie fein S3tuber, l^atte er immer bie ©mpfin^
bung gcl^abt, ba^ ^id) burd^ äbam STOüHer'd ©d&rifteii
eine gemiffe finge üerbreite, inbem er einen rid^tigen
^UTict an§finbe, von biefem anS aber ba§ ©anje über*
bcde, fo ba§ ber ®runbton unb baö einfad^ SBal^re
öerfd^roinbe. 2)ic Srnber ©d^Iegel mod&te SBill^elm
nod^ roeniger als ^acoh, ber bie anregenbe 5h:aft il^reö
SBirfeni^ anjnerfennen el^er bereit mar. SReligiöfe Un-
bulbfamleit aber fanb in ®rimm'§ ^erjen feine Statte.
,,S)a§ maS alle (Sl^riften rereinigt, morin fie glürffelig
neben einanbcr ücreinigt monbeln, roa^ fic in biefem
©inn tl^nn unb rollbringen" — baö mar SBil^cIm ba^
Siedete; unb ^acoi befannte einmal: „®ic ^rofeCgtens:
mad^erei ift mir bi§ in ben Zoi rer^afet, fie ift ber
ärgfte S)iebftaI|I, ben einer am anbem nerüben fann".
3)ie Srüber ®rimm mußten ®oetl^e'S SSerl^alten
gegen fie mie eine Kräftigung i^rer ^ßofitiou betrad^ten.
S)iefe äuffaffung ^errfd^te aud& in i^rem 5^eunbe§Ireife
nor. Unb bod^ mdre e§ ein 5^^^^^^ gemefeu, menn fie
mel^r von i^m ermartet ftdtten, aU er geroal^ren fonntc.
8n ein fad&männifd^eö ®ingel^en ©oetl^e'S auf bie ©rimm'^
fd^en Sudler mar nic^t 3u beulen. ai§ SBil^elm barauf
bie erbetenen iäSerle überfanbtc, fam eS alfo für i^n
barauf an, in bem Begleitbriefe einjcine @efid&t§punctc
abjuftedfen, bie einen leidet unb fd^nell orientierenben
?fu§blid auf ba^ ®anje möglid^ mad&ten:
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108 S>{euntc8 aapttel.
Gafecl am 1 tot «u^uft 1816.
?lfö iä^ vor furjcm bie (£§rc l^atte, (Sro. ©fceüenj
meine äfufiDartung }u mad^cn, gaben n)o^[n)oIIenbe
?(eu6crungen mir bie (Srlaubnife, Sinnen baö SBenigc,
iüa§ mein Sniber unb id^ bi^^cr für bie altbeutfcfie
fiiteratur gearbeitet, jujufenben; mooon ic^ l^ier ©ebraud^
mac^e. 3)a6 biefe arbeiten au^erlid^ SRaum genug ein-
nehmen, fe^en mir in biefcm göDe el^er für einen günftigen
unb befd&cibenen Umftanb an, benn eS üerftel^t fid^ ba=
bei oon felbft, bafe baS ©injelne nur bann, menn e§
in ben Äreiö beftimmter Setrac^tung fallt, [id& 3^rer
Serüdfid&tignng unb naiveren S^eilna^me mirb erfreuen
bürfen.
3)ie fru^fte ber gegenwärtigen ®d()riften ift ha^
^ilbebranbslieb^; ba unfere Sibliotl^ef biefe fd^d^bare
^anbfd^rift befi^t, fo glaubten mir un§ fd&on fdjulbig,
ben ®eminn, ber au^ ber eigenen S3etra4)tung berfelben )i(|
ergibt, mitjut^eilen, menn un§ aud^ nid&t bie arbeiten an
ber @bba fd^on baju geführt Ijdtten. 6§ bleibt al§
ba§ dltefte beutfd&e @ebid)t unb bei ber Sled^tl^eit, bie
glüdfüd^crmeife feinem ß^^^if^I unterliegt, immer fel^r
merfmürbig unb gemalert, menn aud^ nur einen bod^
einen gellen SSlidE in bie 33ilbung bamaliger ^e\t, meld^er
ha^ ©rogartige, ba§ ben ebbifdtien ©efdngcn eigen ift,
^) ^ic Beiben dltcften bcutfd^cn ©ebidjtc am bem ad^ten
Saljrfiunbert: 5Da§ Sieb oon §ilbc6ranb unb ©abubranb unb
baö SSci^enbrunner ©ebet jum erftcnmal in i^rcm SÄctrunt bar*
gcftcttt unb IjcrauSgegeBen burd) bie 23rübcr ©rimm. Saffcl bei
S^urneiffeiT, 1812.
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SSil^cIm'S »cfud^ in Sßctmar 1816. 109
au(^ ttatürlid^ geroefcn ju fegn fd^eint. SBäre ein dl^n^
lid^cS SBerl, aud^ nur üon geringem Umfang au§ jener
3eit übrig geblieben, e§ mürbe mel^r Suffldrung nadb
allen Seiten barauS l^errorge^en al§ burd^ bie mül^:=
famftcn arbeiten eines gangen SKenfd^enlebenS.
3n ben ^auösäßärd^en^ ^aben mir oerfud&t, bie
nod^ ie^t biefer ?lrt gangbaren Ueberlieferungen gu
fammeln. Sie bejeic^nen einmal ol^nc fremben S^^f^fe
bie eigentpmlid^e poetifd&e Snfid^t unb ©efinnung be§
SSoIfö, ba nur ein gefülltes Sebürfni§ jebeSmal 3u
i^rer 3)id^tung antrieb, fobann aber aud^ ben ßiifön^w^^J^'
l^ang mit bem frül^eren, aus roeld^em beutlid^ mirb, mie
eine 3^i* ^^^ anbern bie §anb gereid^t, unb man^t^
reine unb tüd^tige, mie ein üon einem guten ®eift bei
ber ®eburt gegebenes ®efd&en!, immer meiter überliefert
unb bem begabten ©efd&Ied&t erl^alten morben. SBir
^aben fie aus beiben ©rünben fo rein als möglid^ auf^
gefaxt unb nid^tS auS eignen STOitteln l^ingugefügt, maS
fie abgerunbet ober aud& nur auSgefd&müdft ptte; obs
gleid^ eS unfer SBunfd^ unb 93eftreben mar, baS S3ud^ ju-
glcid^ als ein an fid^ poctif4)eS erfreulid^ unb einbringlid^
ju erl^alten. Sd^ I^ßc nur ben gmeiten S3anb bei unb
merbe von bem erften, be§en (Sjemplare üergriffen finb,
bie neue ol^ne^in üiel rerbeßerte Auflage nad^fenbcn.
3)od& finben fid^ gerabe in biefem S^l^eile bie merf=:
*) Ätnbcr- unb ©au^ntärd^cn. ©cfantmclt burd^ bie ÜBrübcr
©rimm. 35crlin in ber Slealfd^ulbuc^l^anblung. (@rf4er S3anb)
1812. 3roeiter »anb 1815.
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110 9^eunte^ (SaptteL
tourbigen mit bcr alten einl^eimif^icn ^clbcnfage gu^
fanimcn^angenbcn äRärd^cn, in roclclien fid& fogar no<|
baö Sßorbifc^e, ndntlitfi bic Sage oon bcr im SSerborgnen
lebcnbcn föniglid^cn ?l§lauga (9ir. 8.), auc^ unter uii§
erhalten f)at ®en ?Inmcrfungen, meldte gumcift jenen
3ufammcnl^ang mit bem frül^eren anbcutcn, ift in biejer
(Seftalt oicHeit^t etwaö ju oicl Sd&arfe in bem ?lu§=
brucf ber Behauptungen nad^jufel^en, allein bei i^rer
not^ioenbigcn Äürgc war bieö faum ju oermeiben unb
eine nähere S)arlegung ber anficht, morauf fie fid^
ftüfeen, roirb oieleö in ben 3ufammen]^ang unb babur(|
in fein rcd&te^ gemäßigtes fiid^t [teilen.
eine ocriüanbte Sammlung entl^alten bie beutfd^en
Sagen S mooon eben biefcr erfte S3anb erfdjienen ift.
3)a §icr felbft bie änmerfungen mußten juructge^alten
merben, fo l^aben fie mo^I mel^r ba^ Sinfel^en eine^
blofen Unterl^altungSbud^ei^ , inbeßen beutet bie SSorrebe
menigften§ an, ba^ mir nod& einen pl^em SSertl^ l^inein
legen; benn mir l^offen, fobalb bie Sammlung beenbigt
ift, in einer befonbern Sdbiwfefd&rift geigen gu fönnen,
an wie üiele ^uncte 3. 83. ber bunfeln 3cit ber ©efd^id^te,
ber Sprad&e, bie ber forgfamften SSetrad^tung roert^
finb, biefe Sagen o^ne ß^'^^^fl P^ anfnüpfen laffen.
§ier l^aben fi(§ nod^ Ueberrefte ber alten germanifd&en
2Äi)tl^ologie erl^alten, mie g. 33. bie 5^üu §olIa nid&tö
^) ^eutfd^e Sagen, herausgegeben oon ben 93rübern ©rimin.
»erlin, in bcr 9«icoIaifd^cn SSu^^anblung. (@rftcr %f)tH) 1816.
3njciter X^til 1818.
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2SiI]5cIm'§ Scfud^ in SGBcimar 1816. 111
anbex^ a[§ eine roaf)ve Siatur ©öttin, eine frennblid&e
unb furd^tbare; eine gro§e 2»utter oom 93ergc ift. äud&
bie ©age oon ben Siebcnfd^Iaferu finbet fid^ al§ eine
eigentpmli(5 beutfd&e in nmnd^erlei SRidjtungen 3. S.
gir. 29. 7. 21. 23. Unö ift biefe Sammlung eine an^
gelegentlid^e ©ad^e, jmar ücrftel^t fid^ von felbft, ba§
n)ie burd^ ein SBörterbud^ eine Sprad&e nid^t fann bar^
gefteHt unb eingefaßt merben, fo aud^ bie beutfd^e SßolU-
bid^tung nid^t bamit fann üoUftänbig begriffen merben,
aber red&t üerftanben unb benufet mu^ ein fol^icr Ueber^s
blid aller ^uncte, n)o [ie fidt) geäußert, feij e§ nun in
einer reid^en ober armen unb Keinen Slütl^e, ba§ Iebcn:=
bigfte SWittel gur ©infid^t in i|r SBefen fei)n.
Sei ber ®bba^ lam e§ un§ barauf an fomo^
bie n)i§enfd^aftlid^en goberungen nad^ unfern Gräften
ju Befriebigen, al§ aud& bie audgejeid^ncte unb ge^
wältige ^oefie barin fo nal^ aU möglid^ äu rüden.
SSaren biefe fiieber bIo§ mptl^ologifd&en Snl^altö, mie
bie längft in 2)dnemarf l^erau^gegebenen, fo fönnte bie
i^ier jugefugte ^rofa^Ueberfe^ung entbel^rt merben, aber
^ier fd&ien fie un^ ba^ natürlictifte unb barum befte
aWittel gum aSerftänbnife. SDie SBorrebe fann erft mit
ber gmeiten Slbtl^eilung biefe§ 95anbe§ ausgegeben
merben, inbeg l^aben loir ba§ noti^roenbigfte barauä jur
S8cfanntmad&ung ben OötHnger 8lnj. (1815. 9lr. 110.)
^) Sicbcr ber alten (Sbba. Slu§ ber öanbfcf)rtft heraus-
gegeben unb crllärt burd^ Die Srüber ©rtmtn. (Srftcr 93anb.
Serttn, im Serlage ber ^ealfd^ulbud^l^anblung. 1815. (^cr
Sttjeitc unb britte S^^cil finb nid^t erfd^ienen.)
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112 92eunted (Sapitcl.
initgctl^cilt. Un§ 35cutfd^cn gcl^ören bicfe ebbifd^cn Sieber
in fo üielcn SBejicJ^uiigen an, bafe fie faum ctoaö auö-
lönbifd^eö Ijci^cn fönneu. STOcrfroürbig bleibt roiebcmni
il^re gciftiße SJcriDanbfd^aft mit bem Dfeian, ob fie gleich
nieljr fieib unb finnlid^e ©cgenroart l^aben.
3)ic , Verausgabe be§ armen §einric^S* ift groar
gunad^ft burcf) bie :^^it oeraulagt roorbeu, inbc§ l^abcn
wir aiid) l)ier ein urfprüngli(§ einl^eimifd^eS, in einer
gemigen äJoUenbung ergal^lteS ®ebid^t au§gefud;t. 2)te
üoranfte^enbe Ueberfe^ung follte c§ gleid^faHS aUgetnein
juganglid^ madjcu: roir l^aben barin feine alte, unüer^
ftanblid^e Spracl;e gelten lafeen, aber aud^ nid^t bic
SSortl^eile aufgeben lüoUeU; bic au§ bcr Äenntnife ber^
felben cntfpringt. S:)b e§ unS gelungen unb ha^ ©anje
ol^ne Slnftog mit SBoJ^IgefaCen ju lefen ift, fönnen roix
felbft nid&t beurtl^eilen; üöllig mißlungen unb ganj um
erträglich fd^eint un§ bie ärt, in roeld^er 3^""^ ^^^
Siibelungenlicb in ?ßrofa aufgelöft ober eigentlid^ jer^
l^adt l^at. 33ei bem Ze^t l^aben mir ben S3crfu4i einer
cigentpmlid^ critifd[)en ^Bearbeitung gemad^t, bie S(u§=
fül^rlid&fcit ber erflarenben 9ioten mufe ber Umftanb
red^tfertigen, bafe eine ©rammatif ber alten ©prad&e,
ein einigermaßen ooIIftanbigeS SB5rterbud& nod^ gar
nid^t üorl^anbcn ift. 3)ie gugefügten Äb^anblungen
merben fic^ aud^ einmal runber ausarbeiten laßen, bod^
*) ^cr arme ^txnxid) uon ©artmann oon ber Äue. ÄuiJ
ber ©trafeburgifc^cn unb SSatilantfd^cn ^anbfc^rift l^erauSgegebcn
unb erflärt burt^ bie S^rübcr ©rirnm. 8erlin, 1815. gn ber
9lealfd^ulbu(^]^anblung.
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mif)tM^ »efud^ in SScimar 1816. 118
I)offen tüir, mand&eg merfipürbigc barin jufamnicngcftcHt
3n bcn altbcutfd^en SBdIbern* l^aben mir etu^
jelnc Sorarbeitcu unb au§ unfercr DueHenfammluiig
Heinere ©türfc, fo manid^fad) atö möfllicl[), tnitgetl^eilt.
SBir l^abcn bicje ßßüfd&rift ftreng für fieutc üom ^anbiocrf
beftimmt unb fud^cn in biefem Umftanb, bcn man ge^
tabelt, el^er ein Sob, ba cS Unterl^altungöfd&riften, in
roeld^en ba§ cmftl^afterc gcroöl^nlid^ rcriorcn ge^t, genug
gibt. 9iacl[)fic|)t gegen alle§ gn ftreng unb einseitig gc*
l^altene l^atten n)ir iinQ gtcid^ in ber SSorrebe aii§
natürli(t)en ®rünben erbeten. aWerfroürbig ift ber ßi*'
fammenl^ang eines altbeutfd&en l^ier an^ ber ^anbfd&rift
jucrft abgcbrudften ©cbid&tS mit einem neugried&ifd^cn
aSoIfölieb (S3. 1. 35. ff. u. 85. II. 181. ff.) Sm gmeiten
Söanbe ift ein altbeutfd^eS mr|ftifc|)e§ ©ebid^t abgebrurft,
morauö fid^ cind unb ba§ anbere jur ®rHärung ber
altb. ©emd^Ibe ergeben fönnte, 3. S3. über bie fc^roargc
aKutter ®otte§. 8. 206. S)er britte a3anb ift in biefem
äugcnblirf nod& nid&t üoHenbet.
®ie altbeutfd^e fiiteratur unb maS bainit jufammen'
i^angt, lann fid^ nod& nit^t rühmen, ba§ fic in irgenb
einer Siid&tung üollftanbig ju übcrfd&auen fei), bis iefet
finb nur größere ober Heinere S3rud&ftüdfe barauS be-
^) S(Itbeutf(i)c SSBdIbcr l^erauSgegeben hüx6) btc trüber
®rimm. (Srftcr S3anb (Saffcl, Bei ^l^umciffcn, 1818. grocitcr
Sanb granifurt, Bei »eml^arb Slörner 1816. dritter 33anb
Sranffurt, bei ^ernl^orb Äömer 1816.
doet^c u. b. »rüber ©rintm. g
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114 SlcnnM (Sapttel.
famit flcroorbcn. 2)ic§ jicl^t il^r natürlid^, tdo ttid^t
aibneigung bod^ eine geroifee ©leid^gültigfcit berienigeti
äu, roeld^c fie iiid^t gerabc al§ ^anbroerf treiben,
locnigftenö benfen fie, eine größere li^eilna^me für bie
3eit SU fpaven, wo ber ©eroinn für bie Silbung im
©anjen fid^ erft leidet unb fid&er ergeben würbe unb
wo man ol^nc ©efal^r ju ricl ober ju wenig ju tl^un,
i^r ben gebü^renben ?piafc in bem ^cife anroeifen fann.
Si§ iefet ift cö milcr ben ©elel^rten erlaubt, gar wo^I
fd5icflid&, fie gang ju überfeinen nnb'fürS crfte gar nid^t^
baoon wi^en ju wollen, fo bafe fd&on eine befonbere
ficbenbigfeit unb grei^eit be§ ©eifteö baju gel^ört, um
ju fül^Ien, bafe fie bead^tet ju werben üerbiene. 2)ie
alte fiiteratur^ l^atte bei il^rem SBiebererwad^cn ben
großen SSortl^eil üon dürften, weld&e bie ©elel^rfamfeit mit
anbeni §lugen betrad^teten, aU e§ in ber ©egenwart
bei ben weiften ber g^all ift, bcgünftiget ju werben;
bann aber aud^ ben nid&t geringem, ia^ bie SluSbilbung
berfelben mit ber Sluöbilbung überl^aupt fortft^ritt, fie
alfo gewifee nalürlid&c Stufen erlebte unb ftets im
ßufammenl^ang unb al^ ein &anie^ weiter rüdfte. ®^
erfd^eint al§ ein großer ©ewinn unb e§ ift aud& einer,
baß biefc neue ßiteratur fid& gleid^ an ben äßuftem,
bie bort oorl^anben, aufbauen fann, allein eö liegt au(i&
barin ein nid&t ju leugnenber Siad^ti^eil, bafe fie ?u
fd^neU 3um SKanncöalter fpringt unb jenes umfa&enöe
nnb warmenbe ©eful^I ber Si^genb ober gar wol^I ber
^) ©cmeint ift bie „altclaffifc^e" Silcratur.
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SSSil^elm'g 33c}u(^ in SSeimar 1816. 115
Ämbctjeit ücriiert über einjclne an ftd^ trefflid^e unb
geiftrcid&e Slrbeitcn. SlüeS xva^ bauern unb galten foH,
ntu§ roic eble ^Jflanjcn lanßfam ipad)fen. SBelc^ ein
Unterfd&ieb i[t nid^t groifd^en ber Verausgabe eine§ @e=
bid^tö "^ SKüIIerS ober au(|) üon ber §agen§ unb
Süfd^ingS Sammlung unb ber neuftcn critifd^en ©e^
arbeitung be§ 93oneriu§ üon SenedEe unb bod& liegen
jmifd^cn ben lefetern Slrbeiten nur ad^t ^a^xe.^ Äommt
nid^t anbermeitige ^ilfc, fo miib e§ nod^ fange bauern
bi§ nur eine Seite, um ha^ Vauptfäd&lid[)fte ju nennen,
bie beutf4)e §elben]agc, als ein ®anje§ mirb überfd^aut
lüerben fönnen. 2)icfem aWangel fc^eint nur ein ge^
feEigeS Slrbeiten unb Unterftüfeung von oben l^er ab^
jul^elfen. SBirb einmal burc^ ben Slbbrud* ber Duellen
erft eine Ueberfid&t moglid^, bann fann aud^ bie J^eiU
nal^me baran unb ein lebenbigeS ^ublifum laum auS^
bleiben.
S)arf id& ron iin^ felbft etmaS bemcrfen, fo n)ci§
id^ nid&t, inmiefem [ic^ ber 3"fömmen^ang, in bem
mir bieje fliteratur betrad&ten, aud^ in bem, ma§ mir
l^aben brudfen Ia§en, jeigt. Un§ reijt meniger, ma§
fd^on bamals auS ber grembe cingefül^rt mürbe, fo
ouggegeid&net unb fd^ön mand&cS barunter i[t, als xva^
unmittelbar aus beut)d&em ®eift ^eroorgegangen mar,
bcnn es finbet aud& iefet, meil eS nie ganj rerfiegen
fonnte, nod& feine SBerul^rungSpuncte, meldte bie ^off-
*) ^@9t @5)(5S (S2:@35R getid)tet oon ^Boneriug crfrf)ien in
Bcncde'S §lu§gaBe Berlin 1816. Hebet mMcx, £)agen unb SBü=
ft^ing f. oBen @. 43. 46.
8**
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116 Neuntes Kapitel
nung an eine frud^tbare SBieberbelebung gar tool^l %t^
flatten. S^befeen, bei bem biöl^erigen jerftudften fficfen,
bürfen toir jufriebcu fepn, wenn man roenigftenS bemetft,
ba^ eö nid^t planlos l^eraudgerifeene ©injell^eiten finb.
©dienten ®w. (gjceUcnj biefen Semerfnngen, bic
id& nid^t über bie erlaubten ©rängen eineö S3rief§ auS=
gubel^nen mir erlaube, 9lad^fid^t unb nn^ beiben bie
^ortbauer S^teö SBol^lTOoHenS; mir bitten barum, weil
toir und eines guten SBiDenS berougt finb unb un3
nid^ts fd^&parer fe^n lonnte, als n)enn in biefem
Seftreben etroaS wate, baS Sie ^f)xtx SSeriidtfid&tigung
nid&t unroertl^ l^ielten. 8lud^ meinen jungem ®ruber
Submig bin id& fo frei Sl^rem geneigten SCnbenfen ju
empfel^len, er ift ehtn mit $erm ®eorge SSrentano an^
Ofranifurt auf einer Steife nad& Statten unb ^at von
dtom an^ uns feine greube über bie alten unb roieber
erworbenen Äunftmerle gefd^riebcn.
2Rit ber SJerfid&erung ber üottfommenften SSerel^rung
@u). ©jceHenj
gel^orfamer SDiener
SBill^elm 6. ®rimm.
9»it bem 1812 reröffentlid^ten $ilbebranbsüeb als
,,bcr frül^eften ber. gegenmärtigen ©d^riften" fnfipfte
SBiD^elm ®rimm an jene alteren ©eaiel^ungen mieber
an, bie mit ben altbänifd^en ^elbcnliebcrn (1811) il^re
oorldufige ©nbfd^aft gefunben l^atten. SBie ®oet§e fid&
ju il^ren SWard&en fteQen mürbe, mar bie gro§e tJrage.
©er üRdrd^enfpuren gab'S genug in feinen ©d^riften,
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fBill&elm'S »cfudi in ©cimar 1816. 117
an^ allen ßeiten feines fiebenö. SBcnbungen bei i^m
n)ic ;,cö xvai einmal ein ftinb" unb t)iele anbre gcl^örten
bcm ungcfd&mßdften; einfad&en aWärd&enftile an. 3)aS
3Rard^en üon ben äRad&anbelbooni; ba§ literarifd^ juerft
in Xröfteinfamfeit erfd^ien, lannte ©octl^e bereits in feiner
Sugenb. 6r entnal^m baranS in einem ©riefe an ©opl^ic
von Sarod^e (1774) jnr Seseid&nung beS Unermarteten bie
SB orte: ,,n)ie jener üRül^Iftein, ber rom §immel fiel".
3ür ben ^auft 1808 Qa f(§on für ben „Urfauft") ent:=
licl^ er bemfclben äRard^en bie SRotiüc ju ®rctd&enS
fiiebe im Äerfer
SÄcine aRuttcr, bic ^ur,
a)iefcn ßwfammcnl^anfl, auf meld&en Arnim jnerft in
einer Siote feiner 3^i*i*"9 ^inbeutcte, belend&teten bie
©ruber aud^ in i^ren SWard^cn (1, 203. XXIX).
SlnbercS bagegcn, mie bie im armen ^einrid^ (@. 192) mit
Sesiel^ung auf ©oetl^e unb ba^ SRard^en üom „gerenanb
getru" gcmad^te fflemerfung, ba§ miebcr jum fiebcn cr^
ipecfte Äinbcr ba, wo bcr ©d^nitt in ben §ate getl^an
roax, 9?inge mic rotl^e gäben tragen, mürbe in i^rer
Sammlung nid^t mieberl^olt. S)ie ©ruber mollten —
unb baS mar Sacob'S ©nflufe — mit il^ren SKärd&en
unb Sagen üorjüglid^ ber ®efd^id[)tc bcr ?ßoefic einen
©ienft ermeifen, uub beS^alb SBill^elm'S §iumeis auf
bie Huge Sauerntod^tcr (2, 8), bie glcid^ bcr norbifd&en
äslaug, ©igurb'S lod^tcr mit ©rr)n^ilb, fönigÜd& ge:=
boren in niebriger Verborgenheit lebt, burd; eble Älug*
i^eit fid& auSjeid&net, unb baS üorgelegte diätf)\d löfenb
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118 92euntcd (SapttrL
fiel) eine« Äönig jum ©emal^I crroirbt. ©oet^e jebod^
neigte bcr üou SBill^elm allmal^Iid^ gegen ^acoi ju
alleiniger ®elhing gebrad^ten ©runbanfd^auung ju, ba^
bie Kardien ein ficfc* iinb Grbauung§bu(i& beä beutfd&en
SSoIfeö fein foHten. 3n biefem Sinne empfal^I aud& ©oetl^c
©rimm'ö SKärd&en, nad^bem er fic gelefen l^atte, ber
J}rau ron Stein:
,,2Ran fommt, üere^rte g^eunbin, für lauter gutem
SBiHen oft nid&t jur Jl^at, fo ift mir'§ bie§mal aud&
mit bem tJerfprod&enen aWäl^rd^en gegangen, ba^ iä)
gegenwärtig um fo mel^r gu fd6irfen oerfdumt l^abe alö
bie SDämonen mir allerlei Icibige ^au^mäl^rd^en ergal^Iten.
Unb fo fd^id id& benn jur Sül^ne l^ier einen gangen
®anb, bm id& mir gelegentlid^ gurüdE erbitte. 3)er erftc
aSanb l^at fid& oergriffen, mirb aber balb mieber im
aSud^l^anbel erfd&einen. SBenn Sie ^^tev SRedlenburg.
greunbin ben Jitel biefer Sammlung überfd^rieben, fo
mürbe fie baburd^ in ben Staub gefegt auf oiele ^af)xz
bie Heine 9iad&fommenfd&aft glüdflid^ gu mad^en".
SSeld^e erl^ebenbe g^reube marc eö für bie Srüber
®rimm gemefen, menn ©oetl^e'ö SKunb aud^ il^nen ba^
malö oerbürgt l^atte, bafe il^ren SKdrc^en bie Äraft bei=
mol^ne, Äinber glüdlid^ gu mad&en. 2)ic SKardöen^
poefie mirlt burd& ba§ unfd&uIbig^Hbfid&t^Iofe il^rer @e=
bilbe, benen jene „xvaiixe SDarfteHung" eigen ift, bie nad^
©oetl^e'^ 2Borten feinen bibactifd^en QxDtd l^at, bie nid&t
billigt, nid&t tabelt, fonbern bie ©efinnungen unb §anbs
lungen in if)rer S^Iß^ entmidfelt nnb baburd& crleud&tet
unb belel^rt. SDiefe Stelle au§ SBa^r^eit unb ©id^tung
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SBU^elm'S 33cfud^ in SBeimar 1816. 119
Derioertl^ete SSil^elm ©rimm für bie ©nieitung „über
i)a§ SBefen ber 3Kard&en" in bcr gtüeitcn Sluflagc
(1819) imb fd^tlbcrte unter ,,Äinbern)efen nnb Äinber=
fitten" o^ne bie fonft üblid&e Duellangabe bie auS
<Soet]^c'§ 2ef)m allgemein belannt geworbenen ©piele
,,aBIinbe ^uf)" unb ,,©tirbt ber ^udöe, fo gilt ber 93alg".
@rimm'§ ©ammlung roieberum bürfte betgetragen l^aben
3U ber ©ioansSteHe, wo ©oct^e 9){aI)onict'§ Abneigung
gegen bie ^oefie bcr aWärd^en fo munberfein begrünbeti
^,®iefe ©pielc einer leichtfertigen (ginbilbung^fraft, bie
üom SBirllicIien biö jum Unmöglid^cn ]^in= unb roieber^
f(5n)ebt, unb ba^ Unroal^rfdjeinlid&e al§ ein SSal^rl^afteS
unb 3^^ßif^Kofe§ üorträgt, mareu ber orientalifd^cu
©innlid^feit, einer ipeid^en SRul^e nnb bequemem 3Wü§ig:r
gang l^ödpft angemeffen. ^l^r eigentlicher ß^aralter
ift, ba^ fie feinen [ittlicj&en Qwzd J)aben unb ba£)er ben
aKenfcJ^en nid^t auf fid^ felbft jurücf, fonbern aufeer fic]&
5inau§ in'§ unbebingte ^i'eie führen unb tragen: Oerabc
ba^ (Sntgegengejc^te wollte SKal^omet beioirfen". S)a§
(Soctl^e üon ben Srübeni bie jroeite Sluflage erhalten
iinb mirflid^ gelefen I;at, ergiebt [ici^ barauS, ba^ er
fiel) fpater einmal (1827) auf baö erft l^ier Ijinjugefommene
„9Warc|)en üon einem, ber au^jog baö gürcj^ten gu
lernen" auöfü^rlic^ berief. @r rooEte bei S3efpreci&üng
einer englifc^en ß^itjd^rift Hflt^ mad^en, wie eine gemiffe
l^umoriftifd^e Slnmut^ au5 ber SSerbinbung be§ Unmög-
lid^en mit bem ©emeinen, be§ Unerl^örten mit bem
@en)ö^nlid)en entfpringen fönne: ,,3n biefem fflejug,
obgleid^ etmaö ferner liegenb, finbert mir cin^ ber
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120 9tcnnM dapiUl
©rimmifd^en ^itibcrmärd^en gu empfcl^Ien, wo ber natura
fcftc Saucrjunge, bcr immer von @d5auberu (©riefeln)
l^ört unb, l^öd^ft neugierig, roa^ benn baö eigentlid^ für
eine @mpfinbung fei, bie gefpcnfterl^afteften Slbcnleucr
mit realiftifc^er ©emütl^drul^e befielet unb burd^ eine
SReil^e ber fürt^lerlid^ftcn 3upä»i>c l^inburd^, bei roeld&em
bem fiefer roirflic^ f (Räubert, feinen rcijien ?ßrofai§mu&
bemäl^rt, einen Zob- unb leufetefpul als gang ctwa^
©emeineö bel^anbelt unb im l^öd&ften @lüd fid^ nid^t
berul^igen fann, ba% if)m eine fold&e ©rfal^ruug nid&t
i^at merbcn moHen, biß er enblid^ burd^ einen abfurbcn
SBeiberfpafe bclel^rt mirb, maS benn eigentlid[) ©d^aubern
fei. 2)er ©egcnfafe von äeufecrcm unb Snnerem, üon
@inbilbung§fraft unb ©erbl^eit, von unDermüftlid&em
gefunbem ©inn unb gefpenftigem S^nig lann nid^t beffer
bargefteHt werben. Sa, ba& er julefet nur auf eine ganj
reale ^Bcife ju berul^igen ift, finben mir mcifter^aft er^^
funben, mib fo platt bie Suflöfung fd^einen mag, getrauen
mir un^ bod), fie al§ §öd^ft geiftreid^ anjurül^men".
?luf ben ?lbfd&Iu6 ber jmeiten SWdrd&enauögabe folgte
1826 nod^ ©rimm'S liebliche Ueberfcfeung ber 3tifd^«i
(Slfenmard&en. Oi biefe irgenbmie ©oetl^e'S Sead^tung
gemonnen l^aben, ftel^e bal^in. ^n ber reid&en Einleitung
über baS SSefen ber @Ifen jeigte ^acoh aud^, mie auiJ
bem bänifd&en eHelonge, [tatt ebefongc, burd& ein 3Ri6'
i)erftanbni§ bie unrichtige beutfd&e Ueberfefeung Grllönig
cntfprungen ift, ba ber SRame be§ ©eiftcS mit bem beS
Söaumeö (Srie, bänifd& eile, nid^tS gu f (Raffen l^at: mobei
ifjm natürlid^ ®oet]^c'§ Sallabc üorfd^mebte. 3u bem
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mi^tlm» »efu^ in SBcimar 1816. 121
©ud^lbcflanbe bc§ Ooetl^el^aufeS finb ®rimm'§ SRärd^cn
nid^t tncl^r tJorJ^atiben, imb bicS JJ^l^Icu barf afö ber
f(§önfte SeipeiS bafür gelten, ba^ ®oct]§c [ie liebte unb
iDertl^ l^ielt. Sbtd^ er tpirb bamit feine Heine Stad^Iommen-
fci^aft gludlid^ gemad^t l^aben; n)ad aber ^nberaugen
lefen, roiffen Äinber^änbd^en ju gcrftören.
aWärd&en unb ©agen fd^ieb ber ©prad^gebraud^ §er-
ber'§ unb ©oetl^e'ö faum üon einanber. 2)ie ©renjen
rücfen fid^ n)o]^I juroeilen nal^e, bod^ im allgemeinen
finb jene poetifd^er, biefe ^iftorifdjer. Scnc leben mel^r
im SKunbe beS 9SoIIc§, biefe fliegen gumeift axi^ ge«
brudCten Duellen ju. ®rimm'S Sagen maren gemiff ermaßen
aSegleitergebniffe il^reS i^tubiengangeö burd& bie beutfd^e
fiiteratur; fd&öne, reife x^vü^k, bie il^nen beim ?ßflücfen
beö a3aume§ üon felbft in ben Äorb fielen. Äuc^ ©oet^e'S
©d&riften boten il^nen (Srtrag. S)enn bie ©age oom
ertrunlenen Stinbe (5Wr. 62), beffen ^dd&eld^en üom
©türme anS Ufer gemorfen merben, unb ba^ in bie
Äird&e getragen wieber jum ßeben ermad^t, ift an^
SBiD^elm SReifter (8, 9) genommen, mo beim SBaffertobe
üon ©peratenS Stinbc „alle SWard&en" jur©prac^e fommen,
bie man t)on unfern SBaffem ju erjdl^len pflegt. ®oet^e
traf ^iex ben eigcntl^ümlid^cn ©agenftil fo fid&er, ba^
@rimm'^ bei il^rcr ^erübemal^mc nur ganj loenigeS ju
änbem brandeten, ©ine anbre Sage oom ©trcid^mag,
Jfting unb Sedier, mcldö !oft6arc§ ©eratl^e eine munber^^
f(§ßne grau bem legten ®rafcn ron Drgemiler oere^rt
j^attc, finbct fid^ gleid^mafeig bei ®rimm'§ (9ir. 71) unb
bei ®oct]^e, ber bieö an^ S3af)ompierre'§ SKemoircn ent?
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122 9icuntc8 (Tapttel.
lel^ntc „3)laxci}en" in bie Untcrl^altungcn bcutfd&er 2lu^-
gcroanbcrten eingelegt l^at, roaö ©rimm'S erft fpäter Be=
merltcn unb in i^rem ^anbejemplar notierten. SDic
auffSHige öleit^^^it einzelner äSörter erllärt fid& barau§,
baB beutfd&e HuöbrüdEe fd^on bem franjöfifrfjen Original::
teite eingeftrcnt [inb. Sonft aber ergaben [id^ fad&Iid^
für Sil^clm noc^ mand&e ?lnfnüpfungdpuncte. @r f)ob in
bem ®riefe bic Jrciu §oIIa l^crüor, rocil ©oetl^e in feiner
1813 gebid^tetcn SaDabe üom getreuen @rfart biefen
Stoff bel^anbelt l^atte. 38on ben Siebenf(§Iäfern fang
fdOon S^omaö in ^evj unb Satelr)
(5g roar ein faulcj 8d)äftx
Gin red^ter (2icben|(^Iäfer,
3^n füntmcrte fein (S<^Iaf 2C.
unb bereite im ©eptembcr 1815 laö ©oetl^e fein "^ivan^^
gebid^t ,,®icbenfd&Iafer" im SBiQemcr'fd^en Äreife üor,
wa^ aSil^elm red^t gut üon Srentano'ö erfahren l^aben
fonnte. Slllerbingö bie jur ©tufec angefül^rten Sflummern
,,29. 7. 21. 23." finb nid^t gauj in Drbnung. Sir. 21
„©erolböed" ftimmt: benn ba nad^ biefer au§ ^ß^itanbcr
von Sittemalb'ö ©efid^ten gefd&opften ©rjal^Iung, roenn
bie 2)eutfd&en in hen ^öd^ften 9iötl^en mären, bie uralten
gelben in bem ©d^Ioffe ©erolbSed mieber aufftel^en
unb ju §ilfe erfd&einen mürben, fo liegt mirflid^ eine
ben ©iebenfd&Iafem üermanbte ©age von ber Unfterb-
lid^feit ber an üerborgcnem Orte fdjlafenben gelben oor.
SDie gleid^e 2)eutung geftattet 3lv. 23 „gncbrid^ SRotl^^
bart auf bem Ägff^aufer", ber üerl^ol^Ien in bem ®ergc
fifet unb barin lebt biö auf bcn jüngften ZaQ. ©agegen
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SBil^clm'« «efu^ in SBetmar 1816. 123
foHte ipol^l 9ir, 7 „^^tan §oIIa unb ber treue ©dart"
al§ Seleg für ©rimm'ö nir)t^ologif(^e Äuffaffung ber
5rau §oIIa bimen, lüd^reub 9Jr. 29, bic ©agc üom
©d^erfenberger unb bem 3^^^'9^ übcrl^aupt nid^t in ben
Sufantmenl^ang pa§t; l^ier mufe bei ber Sieinfd^rift etroaö
üerfel^en fein. S)ie allgemeinen Slnbeutungen über ba3
3^ortIebeu ber äKard&en unb Sagen, roie eine 3^^^ ^^r
anbern bie ^anb gereid&t, lel^ncn [id& offenbar gleich-
falls an ®oetl&e, unb groar an bie ^cibelbcrger Unter?
l^altung mit il^m an. ©oetl^e f;atte feine ?(nfi(5t non ber
2:rabition ber SSoIföpoefie rounberbar beftatigt gefunben,
als i^m 1814 am SJl^eine Äinber unb (Sltcrn, fi(§ ein?
anber einl^elfenb, bie anmutl^ige Segenbe nom ^eiligen
3ioc^uS crjäl^Iten: „^iev lernte man (fd^rieb ©oetl^e 1817
in Äunft unb Slltertl^um) ba§ eigentli(i)c SScfen ber @age
lennen menn fie non SRunb ju 2)Zunb, üon Df)v ju
Dt)r manbelt. SBiberfprüc|)e famen nid&t nor, aber un=
enblid^c Itnterfd^iebe, meld&e ba^er entfpringen mod&ten
i)a§ ]ebe§ ©emütl^ einen anbern Slnt{)eil an ber 33egeben=
l^eit unb ben eiujelnen SSorfaüen genommen, moburd^
benn ein Umftanb balb jurüdgefcfet, balb l^eroorgel^oben,
nid&t meniger bie oerfd^ieberien SSanbcrungen, fo mie
ber Stufentl^alt beS |)ciligen an üerfd^icbenen Orten,
Dermed&felt mürbe". SSill^elm legte biefe ©teile, ju ber
er fogufagen ein perfönIid)eS SSerl^ältni^ l^attc, in fein
^anbeyemplar ein, unb menn er felbft basn gefommen
märe, ba^ S3ud^ non neuem l^erauSgugeben, fo mürbe
er il^r in ben einleitenben SBorten einen ^eroorragenbcn
pafe gugemiefen l^aben. 3efet aber fd^müdft fie §erm an
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124 9ttvinM Kapitel.
ekimm'ö brüte Sfuflage ber beutfd^en ©agcti ?cine§
S8atcr§ unb Dnfcfö.
2)ic $rofafibcrfe^ungcn ber @bba loic be§ armen
^etnrid^; beibc allem Snfd^eiit ttad^ au^ SSiI^eIm'§
gcber ftammenb, bürfen l^cute nod^ ate muftergültig
unb in i^rcr Art unubertrefflid^ atigefprod^en werben.
SBie aSoItebüdjer lefen fid^ biefe einfad^cn ©arftcHungcn
in il^rer fraftigen, bod^ nirgcnbi^ altertl^ümelnbert ©prad^e.
3eunc'§ axtdö von ^acoh öffentlid^ oermorfene $rofa=
auflöfung ber SWbelungen (1814) ift bemgegenüber ein
unbebeutcnbeö 2Rad^ioerf. @i^ fflaoifd^ an ©til unb
SReim anlcl^nenb, l^atte er ftd^ uur ba mit ]^aIbprofaifd[ier
Uebertragung l^eri)orgen)agt, n)0 e^ leine aRögIid^!eit
mel^r gab, bem Driginal auf ©d&ritt unb Stritt ju folgen.
?luf biefelbe ,,geiftIofefte nnb ungemafd&enfte SBeife" l^ielter
aud^ feine öffentlid^en SSorträge über bie 9iibeluugen. ©er^
gleid^en fonnte@oet]^e natürlid^ feine ?l4)tung abgeroinnen.
9(nbrcrfeitö brad^te ®rimm'§ Aufgabe beS armen ^ein-
viä) nic^t ju SBege, bafe er fein 2Ri§bcl^agcn an biefem
Stoffe ocrior. Sßod^ fpdter^in, al§ er für bic Snnalen
bie @rcigniffe bc§ ^af)xe^ 1811 jufammenfafete, üer^
gcgenmärtigte er fid& ben p^^Pf^-öftl^rtifd&en ©d^merj,
ben er bamalö bei ber Seetüre be§ 1810 ron SSüfd^ing
l^erauögegebenen @ebid;te§' empfunben l^atte: er tonnte
ben (£fel gegen einen auöfdfeigen ^erm, für ben fi(§
ba^ marferfte SKäbd^en aufopfert, niemals üerminben,
Slm fd&merften l^ielt e^, ben altbeutfd^en SBälbern
ein SBort ber ©mpfel^lung mitgugeben. 2)ie SBruber
joaren fid^ berufet, ba^ Öbfid^t unb ßeiftung itirer Sefc
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SBil^cIm'« »cfu^ in ©ctmar 1816. 125
fd^rift fi(5 ©octl^c'ö QlIgemciTi tnenfd&Iic^cr Art, bic
3)ingc gu rtcl^men, ni^t anbequemen fonnte iinb burftc.
S)ic Sage ber altbeutfd^en ©tubien fd^ien il^nen ju forbem,
ba§ jur ^elampfung geroiffer unllarer SHd^tungcn ein
aitifdö gefid&tcteö DueQmaterial geliefert würbe, tjieifcitig
unb anregenb, felbft auf bic ®efal^r l^in, ba§ bie etroaS
bunten unb grellen S^t^^w^^^^ft^ttwngen ben Slidf be§
ScferS aUiu fcft auf ba^ (Sinselne l^eften fonntcn. 3)ie
SBröber felbft rerfenften fic|) in ba§ ©ngelne bo$ immer
nur ju bem S^vede, um fid^ barüber l^inauS jum ©rofeen,
aiQgempinen ju erl^eben. 3)enn eigentlid^ mar il^nen,
TDie ^acob e§ in ber SSorrebe 1812 au§fprad&, bod&
,,nur ba^, wa^ mir mit gemiffen fü^Ienbcn SBorten,
mit ber SRu^e, bie un§ bie Slbenbrötl^e auf einen l^eifeen
Sag giebt (morin ©ötl^e fo grofe ift) nennen f önnen, fledfen^
utib tabelloS unb unangreiflid^ ". 2Bo Socob in ben 3SaU
bcrn, von SBolfram'S ?ßarcioal auögel^enb, bie S3ebeutung
ber garben meife, rotl^ unb fd&marj burd& bie Literatur vev^
folgt, bejiel^t er fid& mel^rfad^ auf „©ötl^e'S neufte (Snt^
berfungen", fo bafe SBill^elm biefe Äb^anblung in einem
©rief an «mim gerabeju aU einen Seitrag ju ®oetl^e'§
ijarbenlel^rc begeid^nete. 3^ einem SSerfe an^ be§
©triler'S i^aielbn^, beginnenb „bu mübinc tor", mirb
,,mübinc" atö armfelig erflart unb l^ingugefügt: „bal^er
too^I ber Siame aWiebing". SBill^elm griff für feinen
JBrief gmci aubre, ©oetl^c'ö bamalige§ Sntcreffcngcbiet
ftreifenbe S)inge l^erauö. 3)a§ altbeutfd^e ©ebid^t „von
jmein Äanfmann" (1,35) ermiei^ fid& alö na^e oermanbt
mit einem jüngft erft belannt geworbenen neugried&ifd^cn
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126 9{eunted (Sapttel.
SSoIKIicbc, ba in beiben baS äRotto bc^anbelt tpirb,
mie ein treu unb tugenbfameS 2Betb burd^ bie Eingabe
einer TlaQb vov Gnte^rung beraol^rl bleibt, ferner:
unter bcn ©emälben S3oifferec'§ befonb \\ä) eine braune
ober fd^raarjbranne SRutter ®otteS, für ®oetl^e bie
triftefte aßer Grfd&einungeu, bie \xä} vDai)v\ä)einli^ aw§
dgriptifd&en, at^iopifd^en, abpffinifd^en Slnldffen in bie
c^riftlid^sbpjantinifd^e Äunft eingefd&Iic^en l^ätte. 3)cm
gcßcnüber mad^te SBil^elm im jroeiten ffiaube ber SBdIbcr
(©. 19S) ju ben SJerfen 1924. 1925 ber golbenen ©d^miebe
Gonrab'ö üon SBürsburg
bu fprit^cft, fxomc reine,
boj bu froarj unb fd^one fift
bie 93emerfung, ba^ l^ier bie SBorte be§ l^ol^en 2iebe§
üorfd&Jüebten (1, 5): „ic^ bin fd&raarj aber gar Iieblid&,
bie Sonne l^at mid^ oerbrannt", roeld&e ©onne den
(£]^riftu§ fei, unb lonnte nod^ l^injufefecn, ba^ fd^roarge
aKutter ®otte§ Silber fid^ aud^ in SJeapel, fioretlo,
SBürjburg unb ©infiebeln oorfänben. 3m allgemeinen
aber mar ©oetl^e au§ SBill^elm oon ©d&Iegers fd&arfer,
biömeilen felbft in§ Unrecht faßenber SHecenfion, bie 1815
bie ^eibelberger 3fl^^büd^er brad&ten, über @rimm'§ alt=
beutfd^e SBälber orientiert. @r lautete fid& jebod^, ©ul-
pij SBoifferee'S Snrtl^wni mitjumad&en, ber fid^ unb
anbeni einjureben fud^te, bafe fein gteunb ©d^Iegel i^ier
bie 2JJenfd&en geroiffermafeen vorbereitet l^abe, nun ha^
redete über bie altbeutfd&e fiiteratur unb il^re ®e^anblmig
au§ (Soeti^e'ö 2)?unbe ju oernel^men, nnb ber an ©oet^c
fd^rieb : „©d^Iegel lobt an ben ®eb rübern ®rimm, ipa0
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SBill^cIm'S »cfu(% in SBcimar 1816. 127
gu loben i[t, aber ba^ nid&tige, Heinlicfic finnbilbcln nnb
wovtbmtehi, il^re gange Anbackt gum Unbebeutenbcn,
üerfpottet er mit grimmißcm 2Bifee". 2Bar'§ nur mit
©rimmifd^cm ©rnfte gefd^el^en, niclleid^t ^atte fid& ®oet^e
and^ ©dllegcl al§ ^erolb gefallen laffen fönnen. ©o
aber beobachtete er gegen ©nipig ein froftigeö, berebteö
©(5n)eigen. ®egen jene 9?ecenfion erfolgte, jomeit SBit
J^elm'S Sfrbeit gur beutfd^en §elbenfage in SBetrad^t fam,
eine Slntifritil SBil^elm'S im brittcn S3anbe, ben er
aud& ©oetl^e gufanbte:
@n). ©fceüeng
bin id^ fo frei nad&träglid& aud& ben britten Sanb
bcr SHtbeutfd^en SBalber gu fenben. 2Bir muffen bamit
f daliegen tl^eilö, meil bie ß^itf^^ft gu menig unterftüfet
n)irb, tl^eilS, loeil mir bie Sorrectur nid^t meJ)x felbft
beforgen fönnen, ma§ in biefem 5^4)^ unumganglid^
iiotl^ig ift.
3(§ empfel^Ie mid^ 3^rem ferneren SBol^lmotten unb
bin mit ber SBerfid^erung ber reinften SSerel^rung
@m. (gjceHeng
geborfamfter S)r.
eaffcl 20 tm gan. 1817. Sß. g. ©rimm.
®ie aSrübcr ©rimm l^atten bei @oetI)e ba^ gelb gegen
bie ©d&Iegel'fd&e SKd&tung be\)anpkt,
2)ie überreid&ten SBüd^er behinbeten ein tüd^tigeS
<Btüd geleifteter Arbeit. Ober gu nod& größeren SSürfen
fül^Iten fid& bie S3rüber benifen unb geruftet, greilid^,
bie Serpitniffe lagen nid^t günftig. SJieHeidjt lie^ fid&
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128 ÄcuntcS (Jopitcl.
mit ücrcintcn Äräftcn ft^ncBcr baS ßi^I crrcid&cn. SBclt
auSgrcifcnbc $Iänc Begannen bamafö gerabe, fefteren
Umrig anjunel^men. ®oetl^e fon)o]^I roie bie SBruber
wußten banim, ol^nc ba§ eS bis bal^in jur offenen
a[u8f|)ra(§e jw)if(§en i^ncn gefommcn rodre. SBenn er
[id& nur nid&t ablel^nenb üerl^telt, roar üicl gewonnen.
®a]^er wagte SBill^elm am ©d^Iuffe feines großen S9riefe§
ben Serfudö/ i!^« für bie leitenbe 3bec ber $Iänc ju
ermarmen. SDie mürbeootte SBef(§eibcn]^eit biefer au^=
fül^rungen ^at einen guten ©nbnnf bei ®oet^e ju l^inter^
laffen nid&t üerfel^lt.
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3zifnizB ÖCaptül.
^e$ ^veif^evxn vom ^Uin ^tan ßv htnif^e
SDa§ gro§c Sd&rciben SSil^elm ®rinim'§ gelangte,
nad^ einer SRotig be§ JageBud&ö, am 14. Sluguft ju
S^ennftebt m ©oetl^e'g ^anbe. (£r badjte bie S)mge in
9?u]^e buxä} unb eriüog, roaS er für bie S3rüber ttjun
fönnte. 3SielIeid&t empfahl fid& ein ancrfenncnbel^ SBort
in Äunft unb Siltertl^um. Xa trat ein llmftanb ein,
ber feiner anfdnglid&en Slbfid^t eine ücränberte SWid&tnng
gab.
®er frühere preufeifd^e ©taatöminifter, ^rei^err
t)om Stein, war für ben ^lan gewonnen worben, eine
jroedmafeige Sammlung ber beutfc|)en DueHenfd&riftfteUer
in bie SBege ju leiten. 2)ie treibenben Gräfte fafeen in
Serlin, unter il^nen ©aüignt), ®rimm'§ unüerbrüd^lidjer
greunb. SSon i§m erl^ielt ^acob fd&on 1814 nad^ SBien
bie erften ättittl^eilungen. (Sr märe für bie ®ilbung
einer „großen beutf^en ©efeUfd^aft für (Srforfcl&ung
beutfd^er ©efd^id^te. 3§r ©iß märe ganj S)eutfd&Ianb,
überall müßten SKitglieber gemorben merben, bann liege
«oct^e u. b. »ruber ®ritntn. 9
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ISO 3(^iite« GointcL
fi($ u. a. an ^auptsotdt, nie an rinen beutfd^en fielong,
eine 8u§ga6e ber &€\^\^^^mbci, bcr Uitunben p.,
bmten. Quitten mÜBien bann julreten unb bie Soften
eincd roürbigen S^nutd ^geben, nid^l Sitd^^onbler.
@in 6iii^iit£^puiict ober auc^ mehrere mügten fre^Iic^
fcijn. Sic unb Z^^ Sniber wären treffÜ(|^e ©ccretare.
Z(b bitte 3ic, bilben Sie )\^ bie Bad^t einmal red^t
in C^ebonlen au^, unb fe^en @ie, ob Sie nic^t bort ben
@cbanfen in entjünbbare Seelen n)erfen lönnen''. 3)ie
Silbung i'olc^er literarifcf^ ^wtdQ^eä]^a\ttn lag ba:=
mald gleicl^fam in ber fiuft. 3in folgenben Saläre n>ar
Stein^d X^eilna^me an bem berliner $Ian entfc^ieben,
unb er befprac^ jid^ barüber mit @oet^6 auf i^rcr
gcmeinfc^aftlic^en ^ya^rt ben Sl^ein hinunter gu @örreS,
nid^t lange beoor aud^ Saoignq unb SBUi^cIm @rimm
in Gobleng eintrafen. Stein'ö SerJ^anbbtngen mit hen
^Berliner (gelehrten fpannen fu^ fori Sm 25. ai^ai 1816
melbete Saoign^, ber nic^t mijfen tonnte, bog er 2BiU
i^elm fo balb in SSieper^borf mieberfe^eu mürbe, an
Sacob auö Scrlin:
,,®d i[t le^t etmad im Sßerfe unb ber audfü^rung
na^e, mogu id^ in gar mand^er Shictfic^t auf 3^re Tat-
mirbtng rechne, oieOeic^t ^abe ic^ 3^nen fd^on frül^er
baoon ge|(|^rieben ober bem SSSili^elm gefprod^en. ®d
finb biefed nämlic^ fianbcdgefeüfd^aften für 2)eutfd^e
@ef(^i(^te. 3n jebem fianbe foO bie 9Iegierung eine
fold^e [tiftcn, mo c§ fe^n lann, foH ein ^nj (j. ©.
l^ier ber ^onpring) an bie Spi^e treten^ aber alle
@efellf($aften foQen burd^ [teten Seriel^r unb befonberd
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@tcin'8 $Ion für bcutfcf)c @cfc^id)tc. 131
burd^ bie Ocmcinfd&aftlid^fcit bcS 3^^!^ i^ ^i"^^ großen
©anjen rcrbuubert fer)n, inbcm alle große SBcrIe, U)0:=
rauf Qcfammelt unb l^ingearbeitct wirb (j. SB. Ed. ber
Scriptores, gebrucfter unb migebrucftcr, ferner ein un:=
gc^eurcö Diplomaticum pp.) allgemein beutfc^e SBcrfe,
nic^t bcfonberc für bie einzelnen fianber ferjn foUcn.
^icr n)irb in wenigen 2^agcn von mel^rcren ©efd^id&tös
frcunben eine ?ßetition barüber übergeben, unb ©tcin,
ber ft(5 anBerorbentlicl) bafür intereffirt, wirb bei ben
fübbeutfd^en |)öfen bie ©ac^e betreiben. Hufeer bcm
literarifd&en ®rfolg, ben id& ^offe, lann bie ©ad^e nod^
groei) ^errlic&e folgen I)aben: 1) SSerbrübemng ber
3>cutfd^en rcrfd^icbcner ©taaten, bie bann an ©inein
unb bemfelben großen SBcrfe arbeiten 2) SBedten unb
Anregen nmnc&eS guten S^alentö ba§ fonft üielleid^t ganj
Dcrborgen geblieben loare, unb jugleid[) Einleiten fo rieler
©efd^id^tö:: unb ©ammlcrliebljaberer) , reid^er fieute fos
njol^I al§ ameifcnartig fleißiger, auf Sin beftinimtcö unb
großartige^ 3^^'^/ önftatt ba^ jene fiiebl^aberet)en fic^
fonft immer in§ unbeftimmte jerftreuen unb mie im ©anbe
oerlieren, ol^ne SKufeen, ^^eube unb ©l^re. 9?öt^ig ift
benn fre9lid[) jugleid^ ein ©eneralfecretariat, um ben
SSerfelir ber fianbeSgefeEfd;aften gu erlialten. ©oll id^
^f)mn nun im SScrtrauen meine gel^eimften ©ebanfen
mittl^eilen, fo l^abe id& ©ie nnb SBill^elm ju fold^en
©cneralfecretarcn au^crfe^cn ali^ bie tauglid&ften ^ßer^
foncn, bie ju biefem S3eruf in ©uropa, Äfia, Slfrila
unb Slmerila ju finben finb, maS fidj mit einer anfteHung
beg ber Unioerfitat 6öln fcl)r gut pereinigen ließe.
9*
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182 S^^nted Kapitel.
IDiefen meinen gel^eimften ®cbanlcn l^abc id^ burc^ ©id^-
l^orn bem §m. ü. Stein unter ben 5u§ geben laffen.
3(§ fagc S^nen ba§ allcS, bamit @ie, n)cnn ©ie bamil
einftimmen, Zi)ve SWaaöregcIn bamad^ nel^men, aud^
felbft 100 fidj ©elegcn^eit finbet bafür arbeiten ober ax-
beiten lafjcn fönncn."
Saoignr) fdtjricb bie§ jn einer 3^^^ roo ber (roie
SBill^elm ©rimm bejcugt) aiiS beffen 5^ber ftammenbe
grofee ©ntronrf einer erften SSerfaffung ber neuen ©efell^
f d&aft bereits fertig lag. SDenn fc^on am 1. 3uni murbc er
burd; (£id[)l^orn bcm 5tcil;erni oom Stein beljänbigt. SSon
biefem gelangte er burdb SSermittelung beö ©anglerS oon
aWüQer axi ®oet^e, loie ba§ Slagebud^ auSmeift, am
21. Sluguft 1816.
SDcr ,,a3erliner ^lan für 2)eutfd;e ®efd&ic^te, im
Sommer 1816" ift abgebrurft im 2eben Steint oon
$erfe (VI 2, 101). @r gel^t oon einer auf geiftigem
®ebiete ooBjogenen ©nigung S)eutfd&Ianb§ au§, ba§
Deftreid^, bie Sd&meij, bie 9?ieberlanbe einbegreifenb bie
politifd&en ®rengen unfreS SBaterlanbeö übenoäd&ft: „be^
fonberö in unfern Sagen fann fid; gen)i§ niemanb über
bie SBillfürlidbfeit unb ßufalligleit ber ®ran3beftimmungen
taufd^en". gür bie (Stfd&Iie§ung ber beutfd&en ©efc^id^te
mar eine Drganifation gebad&t, mie fie im ganjen l^eute
für ba§ politifd&e 2thm unfrei SSoIfeS befteljt. 'Sflan
rooBte in einzelnen fianbeögefeUfd^aften arbeiten, aber
feine Sonberintereffen unb Specialgefd&ic^ten förbern:
baS allen gemeinfame ßi^I füllte bie beutfd&e ©efd^id&te
fein. 2U§ eine ort oon SSnnbeSrat^ foHte ba§ ®encral=:
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etetn'S Sßlan für beutf(i)e (^t\d)xd^it. 138
fecretariat bic SBerbinbung attcr fianbcögcfcHfd^aftctt
untereinanbcr erhalten unb jäl^rlid^ über bcn 5ört9^"9
be§ gangen Unternel^mend in einer SJrucffc^rift 6cri(§tcn.
SJlan roottte aber uid^t bloS ^anbfd^riftßd&e unb gebrudte
®efd^id[)t§quellen offnen, fonbem au(§ auf bie ©rforfd^ung
unb SBewalirung nationaler Äunftroerle, Sitten unb ^e^
bräud&e bebad[)t fein. S9efonber§ loar bie altbeutfc^e
Siteratur betont. 3)er fie bctreffenbe §. 14 lautet:
„^f)T ift bie Sorge für bie Silbung einer roirlüd^
geleierten SDeutfd^en ^^ilologie unb bereu Stubium in
bcn Sel^ranftalten aufgetragen, ©ie l^at ju biefem QvDtd
bie S3efugni&, oorlaufig äbfd&riften von aHen bal^in ge-
I)örigen nur ieanbfci&riftlid5 oorl^anbenen SBerfen, bie after
al^ ia^ XIV. Sa^rl^unbert finb, nehmen gu laffen;
namentlidö ^on Slngclfa(§fifd^cn;
fie ift beauftragt, bie Slbfaffung oon ©rammatilen
unb 2Börtcrbü(§ern für
ba^ Sölanbifd[)e,
?lngelfa(§fifd[)e,
2»öfogot]eifd)e,
9?ieberfacl&fifd^e,
^ränfifd^e,
@c^n)abif(§e beö SK, ?!•
gu oeranftalten unb gu leiten; ferner bie SSerfaffung oon
@(§ulgrammatifen unb |)anbn)örterbü(§em biefer SDialecte,
unb rool^Ifeiler SluSgaben g. ®. von ben altern 2;^eilen
ber .^eim^fringle, oon ber Slngelfad&fifd^en ©oangeliens?
l^armonie, oon SReinicfe be 3So§, pon Dttfrieb u. bergl.
©enn wenn bie S)eutfd^e ^l^ilologie nid^t red^t geleiert
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184 3c^«tcg eapitcf.
Toirb, fo bleibt ftc, loaS fic Icibcr jefet mcifteutl^cils ift^
bad @piel Don f)alb unterrid^teten fieuten.
©ic wirb cnblid^ beauftraflt für ben lool^Ifeilen ^b^
brud bcfferer SHeccnfioncn von Solföbüc^cm ju forgen^
Tooju mcl^rcre von ben ©djrifteii bcr dltcm 3rit geinac^t
locrben lonneii". — fllS (Srenje, über welche l^inauS ftd^
bie ©amuiluiiflen nic^t auöbel^nen follten, xoax bic 3^^
bcr SRefortnation bejcid^net, weil bann lein ®egenfafe
fatj^olifc^er unb proteftantifd^er ahifid^tcn bie (Sinl^cit
ber Untcrncl^mimg ftörcn roürbc.
a»it beir ©cbanfcu biefeS @iUn)urfc§ befdjäftigte
ftd[) ©oet^e ipa^rcnb mehrerer 2;agc in ungeroö^n=
Ii(§cm aWafec, bcfoiibcrS aber rcigtc i^ii bie in baö Sanb
ber alteren fiiteratur eröffnete Ausfielt. §icr waren,
um in ber ©prad^e bc§ @ntn)nrf§ ju rcben, bie JBrüber
®rimm fold^e „ancrfannt tüd&tigcn" SKanner, mit beneii
er fid), alö ber geiftigc ?ßrafibent aBer, fc^leunigft in
ajerfe^r 311 fe^en l^attc. 3"^^^ ^^agc nad6 ©ingong be&
$Iaue§, am 23. ^uli/ bictierte er feinem ©ecrctär ein
©d^rcibcn an „|)erni Sibliotl^efar @rimm ©affcl" in
bie gcber unb fing an eö 3U munbicrcn. S)od^ brac&
er mitten in ber Slrbeit ab unb oerfd^ob bic 5<^rtigftcIIung
be§ aSriefeä auf eine bcffere ©tunbe. SSiellcicöt ftiegen
neue 3"^^*^^ i^ ^^^ ^wf- ®^ Ki munberbar (äußerte
er am 26. ju 3Soigt), mie bcr patriotifd^e ®nt]^ufia§mu§
über S^ved unb SDHttcI ücrblenbe. SBie foDe fo ctroa^
Qcti)an merbcn? unb mcnn e§ gcttian fei, mcm foDe cS
frommen? SDod^ feien bcrgicidjcu Slnftö^e unb Slnlöffe
möglid^ft ju benufeen: „34) wiü meine jungen beutfd^s^
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©tcin'S $Ian für beutfc^c @cfrf)tc§te. 186
gcfinnten greunbe befonberö über beu § 14 befragen.
3)tcfer fd^eint mir ber fd^iDäd&fte, unb man tl^ut benn
bo4) mol^I, bag man über ba§ ma§ bic 3^** forbert,
nid^t bunfel bleibt!" Sflod^ beutüd^er befannte er am
28. Sluguft feinem grcnnbe Seliex, bafe er für fid& unb fein
poetifc^cö ©d^affen feinen cißcntlid&en SSortl^cil au§ ber
Unternehmung ermarte. ©ein größter ®eminn foHe
bartn beftel^en, etmelc^c ®allaben gu erl^afd^en. 35ie
S)eutf$en müßten nid^t immer beutlid^, ob fic DoHe
SBaijengarbcn ober ©trol^bünbel einfal^ren.
3>en ®rief an bie ©ruber ©rimm l^atte ©oetl^e
fd^oTi am 27. im Sfufd^Iug an bai^ ©oncept ooHenbet,^
iubem er fid^ im allgemeinen nod^ Dorfid&tcr au§bru(fte
als ba§ erfte SKal. ©rft am 29. Sluguft mürbe balJ
ganj eigen^anbigc ©d&reibeu auf bie ?ßoft gegeben:
@m. SBo^Igeboren
gel^altreid&eS ©d&reiben marb mir nad^ 2:ennftebt
gcfcnbet, einem 2;pringifd&cn SBabeort, mo id& mid^, nad&
auf gegebner Hoffnung einer mcitcrcn Steife, feit oier
SBodEien aufhalte. 3)ic S3üd&er finb in SSeimar jurüdf::
geblieben.
äWeine Sfbfid&t mar: nad^ meiner SWücEfe^r bie SBerdEc
fogleidö, burd& S^tcn S3rief geleitet, nd^er gu betrad^ten,
unb mit S^ncn übcreiu ju fommen wa^ oieneid()t gu
g^örbenmg S^ter löblid^en 3^^^^ oud^ oon meiner
©eite gefc^cl^cn fönnte.
^) SSgl. ba^ (Soncept beg 33nefe§ unten im Hnl^ang.
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zed by'GoOgle
136 3cI)ntcS 6:apitcL
5Run aber finbct fid^ eine SScranlaffung früher ju
fd^reibcn mib mid^ mit S^nen, o^nc »ufcnt^alt, in SSe-
jug gu fefecn. SerjIommenbcS ^eft giebt l^ierüber nal^ercti
auffd^Iufe. ©otoeit auSfcl^cnb unb bcgnal^e unauöfül^r'
bar ber SSorftä&lag au(§ f(§cinen motzte ; fo lann unb
barf er bod^ nid&t ol^ne 2Birfung bleiben.
SKöd^tcn Sie mir bal^er, über baS @anit fomol^I,
afö befonberS über bcn uierjcl^nten ^nncft ^f)xe ©ebanfen
eröffnen. S)iefer fd^eint mir weitere HuSbel^nung unb
naivere SBeftimmung ju forbem, mcId^eS @ie am beften
überfeinen unb beurtl|cilen merben, ba ©ie l^ier gang gu
^aufe finb.
3uglcidn merben Sie gefaQig überlegen unter meld&en
|)offnungen unb 2luöfid&ten Sie geneigt fcgn fömtten
mit eingumirdten. SKir fd^eint e§ rätl^Ud^ guten SBiUen
gu geigen: benn S^te eigenften Slbfid^ten lönnen burdp
eine fold^e Anregung nur geforbert merben. 9Kögen
@ie mir einen mittl^eilbaren Äuffa^ l^ierüber fenben;
fo lann id^ il^n alöbalb an bie ^auptbel^örbc bringen.
2)a§ SWfft erbitte mir balbigft, unter meiner Slb=
breffe, nad^ SBeimar gurüd, ba id^ mir nod^ lurge 3^^^
l^ier bleibe, fieben Sie red&t moijl unb bleiben mit tm
S^rigen meiner S^eilna^me gemife.
%cnn\U\>t
b. 23. Slug. ®oet^c
1816.
9iodn füge ijiugu ba^ Sie nad^ S3clieben eine %h
fd^rift nel^men fönnten, nur bliebe fie üorerft in Sl^rem
engften Äreife.
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©tcin'g ^lan für bcutfd)c 0cf(^id)tc. 137
Slucl^ ipürbcn @ie mi(§ fel^r rcrbinbcn wenn Sic
mir bicjenigeu SWanner nennten auf bic man in bicfcr
Slngclegcnl^eit am fid^erften gäl^Icn bürfte.
änbcrei^ fernerer SRittl^cilung üorbel^altenb
3(m 29. Sluguft fd^rieb @oet^e aud^ an ©ulpig
SBoiffcree. 9?ur nebcnl^cr ermäl^nte er bed ^Berliner ?ßlancd
unb beutete feine Stellung hain an: ,,§oren Sic üon
fold^en S)ingen, fo laffen Sie mid^ Sl^r eigenes unb
ba^ allgemeine Urtl^cil miffen". ©ulpij' ?lntn)ort lautete
ba^in, ba§ fid[) für bie altbeutfd^e fiiteratur ein einzelner
geiffe unb fenntni§reid[)er "Utann gel^ore, bcr claffifd&e
©prad^bilbung Befifee unb mit bem neuern ß^^ft^nb
unfcrer fiiteratur unb @prad&e burd^auö Befannt fei.
81. 2B. Sd^Iegel mdre ein fold&er. ?ln Sufmerffamfeit,
Slri^ unb Jl^atigteit im ©njelnen mangele eS feinet-
rocgS; bie Srüber ®rimm jeid^neten fic^ l^ierin befannter^
ma^en Dor allen au§. ?lBer moran e§ fel^Ie, ba^ fei
Äritil, UeBerfid[)t iinb Umfid[)t bcö ©angen. (gr fprad^
ben bringenben SBunfd^ an^, baß einmal in Äunft unb
Slltcrtl^um gcfagt merbc, maS ber altbeutfd^cn fiiteratur
eigentlid^ notl^ tl^ue. ©oetl^e mar aber nidE)t geroiHt,
auf SSoifferee'S SRatl^fd&Iäge einjugeijcn; er fd&micg barauf.
©ic famen audtj üicl ju fpat (am 7. SRoüemBer), um
nod^ auf feine (Sntfd^Iiefeungen einjumirlen. S)enn Bereite
am 6. ©eptemBer l^atte er bem ^^cil^crm üom ©tein
für bie Ueberfenbung bc§ planes feinen S)anf gefagt
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138 3«^ntfS dapitc!.
unb bic abfid^t funb getl^an, ©rimm'ö in ®affcl ju
gciüinnen.
SBUI^cIm'S gcmeiitfam mit S^cob fcftgcftclltc autmort
auf ©oct^c'd 33ricf erfolgte unter bcm 20. September:
@!0. ^jccÜenj
fenbc id& bcu mir gütigft mitget^eiltcn $lan gu einer
®efcQfd&aft für bie bcutfcbe ®cfd^i(§te banfbar jurüdf
unb behalte nac^ S^^rcr ©rlaubnife baoon eine abfd^rift.
©d^on bicfe§ grü^jal^r mar id& ron bem ©anjen burd&
$errn von ©aüigng münblid^ unterrid^tet unb i^abe eS
icfet genauer fenuen gelernt. @ö lägt fid& biefem $Iane
nur gutes nad^fagen unb eö ift barin ebenfo ba§ mid&tige;
bringlid^e unb jeitgemdße als i>a^ ©d&mierigc be§ Unter^^
nel^menS geful^lt. SBarc er mcniger aus allgemeinem
Setrac^tungen, fonbem auS einem einjelnen bei einer
fiton mirflid^ üorgenommcnen Arbeit lebl^aft gefül^Itcn
Söebürfnig J^eroorgcgangeU; fo mürbe er befd&raniter,
aber aud[) gur SluSfü^rung fa&lidjer fegn, bod^ ift ja
fclBft barin nuögebrüdft, bag an eine üollige Ausführung
nid&t gu bcnfcn fei) nni bie abgeftedften ©ranjcn be^^
3eirf)ncn bloS baS Sbcal. 2Rir \i)cmt cS üor allem
nötljig, ba^, mie eS aud^ gcfagt ift, ein Anfang gcmad&t
merbe iixib baS ©aujc irgcnbmo ben ^ufe auffejje. Slm
tauglid^ften ift bagu mol^l bic Sammlung oon Urfunben,
meil hierbei fc^on mirflid^ üor^anbene arbeiten entgegen
lommen, benn id^ jmeifle nid^t, bafe nod^ mel^rerc, als
id^ fenne, bavan gearbeitet unb nur in ber Uebcr^cuguiig,
ba§ bie Verausgabe unmöglid^ fer), fie aufgegeben l^aben.
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atcin'g ^lon für bcutfd)c ®cfd)id^tc. 189
— Seftimnit ift l^icr bcr f(4on bcjal^rtc -SZifoIau^
Äinblinflcr ?lr(§ii)ar in i^niba ju nennen, ber nod()
im 3öi^v 1806 einen SSerfnc^ gemad&t, feine Urfnnben
l^crau§jugeben, aber fd&on mit bcm crften §cft (ßcipgig
b. fjleifd&er. ©ammlung mcrtoürbigcr 5ßad[)rid^ten imb
Urfunben für bie ©efd^id&tc SDentfd^Ianbö) anfpren
raupte. ^ 3n ©oroci foQ ber SDombed^ant (SinE (wenn
id) feinen Flamen richtig fd^reibe)^ fd&önc nrfnnblid^c
©amnihmgen befifeen; über ba§ Ijiefige Sircliio wirb ber
gel^eimc 9tcferenbar Stopp el^emafö in l^icfigen 2)ienftcn,
ic&t ^rioahnann in SWannl^cim gute unb gelehrte ?(uö^
fünft gcbeno fnnen.^ 35er gegenwärtige %x^\vav ift fo
mit anberroeitigen arbeiten übcrf)auft, bag er an biefel^
Sieben^Slmt fanm benfen fanu. — @ö lommt barauf
an, ba§ in bem Snöfd^ufe, ber eine lanbfd^aftlid^c ®es
feQf4)aft bilben foH, \\^ von felbft ein ^rafibent finbet,
bcr fd^on längft in Slrbeiten biefer §lrt gelebt unb 'bem
jefet erft fiid^t unb fiuft jugefü^rt morben. 2Kit anbem
SBorten, bag man eincä 9iefultat§ gemife ift, o^ne ba^
mürbe felbft guter 2BiQe leidet l^erumiaen unb bie an-^
geregte Suft mieber 3ufammenfinfen.
*) ^ic Ämblitigcr'f(f)cit Sänbe lagen ttoc^ fpätcr im Sftc-
c^icrunflSordjio ju 5ulba, roo fic ^acoh ®rimm 1828 für feine
Sammlung bcr 9ßcigtl}ümcr au^jog.
*) 3ft rid^tig gcfcf^ricbcn; j. 5?. unter bcn ^ränumcrantcn
für SBiganb'g @cfc^id)te oon Soroc^ (1819) crft^cint ber „^ed^ant
aruj ju ©öjtcr".
•) Äopp, früher 2)irector beö Saffcler S(rd)iöö, mar mit bcn
trübem pcrfönlid) bcfannt: „Sd^arfftnn, Talent, befonbcre
@abcn für fein %ad) beflfet er ol^ne grocifel."
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140 S^^nM eapitcl.
ßroeitcftö lüdrc bcr 3"f*^Jit^ ^on lebcnbig oerbrcU
tcter X^eilna^ntc, bcn ber %lan üorauSfcfet, fd^on iDirHid^
iefet üorl^anbcn, fo ipärc bie Jragc, ob nid^t, trofe attcr
äußern Hemmungen unb Jremtungeu, fic fd&on burd^=
gcbrod^cn imb 311 gcmcinfamcr 2^^aligleit gelangt roare.
35ie ®efellfct)aft foH alfo au(§ bilbenb roirfen unb jene
2^^eilna^mc erft l^erüorgernfen werben, mithin ift ba§
SSebürfnife ber ®ilbung einer ©d^ule fic^tbar. 3n
roeld^en Stönben foll biefe aufroad^fen? SSei Uniüerfitdtcn
ift fdE)on eine gemifee feft beftimmte SRid&tnng bcr ©njelncn
©lieber üortjanben, bod& fönnen unb ntugen bal^er S^^eil-
nel^mer foramen, aber fie werben immer nid^t bie größere
Slngal^I fet)n. SSon äcabemien fommt üiellcid^t aud^
S3eiftanb, nur ift man an ctmaö erftarrteS nnb IebIofe§
bei i^nen frf;on feit langen geiten gemöl^nt. 2(n nnäb-
I;angige bcn ©tubien bIo§ fid^ mibmenbe ^ritjatgele^rte
benft man nad& ber allgemeinen SSerarmung nid^t mcl^r.
@^ bleiben alfo niemanb al§ Staat^biener. §ier mu§
man aber ben traurigen Umftanb bemerfen, menigftcnö
fo mcit meine ©rfa^rung reid^t, ba^ in ber Serroaltung,
bem 3ufliä= unb ©ameralfadb alle Beamten burc^ hie
immer oerme^rten Slrbeiten unb oerringerten Slrbeiter,
fo feßr bcfd&äftigt, betäubt ober abgeftumpft finb, ba^
\f)ncn für ba§ SSiBeufd^aftlid^e feine 3^^* "^^^0 bleibt,
ober eine im pd&ften @rab lebenbige fiuft baran in
i^nen oor^anben fegn mu§, bie fid^ burd^ jel^n unb
jmanjigial^rige Störungen erl^dlt. $ier mirb ein STOit^
glieb für bie ©efeöfd&aft nur burd& glüdCIid&e ßi^fatte
auänal^mSmeife gemonnen werben. (3n frül^eren ßeiten
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©tcin'g flan für beutfd)c ®eftf)ic^te. 141
loärc aud^ ber SBotjug gcioefcn, ba& geroifec Slrbeiten
mei^r l^iftorifc^ betrieben lüurben, g. SB. bic Siegulirmig
ber ©teuem, alfo mit jenen roifeenfd&aftl. 33efd)afti8un(jen
naiver üerroanbt waren.) 2)a9egen bleibt ein ©tanb,
ber an ber ©efeUfc^aft großen Slntl^eil nel)men lönnte,
nämli($ ber ©eiftlid^e. SSon ?ßfarrcni ift and^ noci&
immer für ©pejial ©efd^id&te, ^biotifen an^ eigenem
Slntrieb mand^eS gefd^e^en, fo ift 5. 33. von Steinen in
feiner meftp^dl. ©efd^. mand^e Urfunbe gefmnmelt unb
belannt gemad&t. ^n ben fat^oIifdEieti Cänbem lönntcn
außerbem bie S)om§ernt angeregt merben, bei benen,
lüenn fie biö^er anf§ ©ammlen üerfielen, e§ meift anf
eine bigarre ober läd&erlid&e, mand^mal and) finnlofe
üöllig unfrud)tbare SSeife eingerid&tet ranrbc. $ier in
^efeen nnb aud& mol^I in anbern Drten ^aben bie Sanb::
geiftlid&en ^anfig ben ß^arafter üon S3erat^ern in melt-
lid^en Slngelegen^eiten nnb Siöt^en erl^alten, ba^ ^ai
eine fd^öne nnb nüfelid^e ©eite; bafe fie aber ängleid^
oud^ Sanbroirt^e gröfetentl^eiB fepn miifecn, foHtc abge-
fd^afft werben nnb baburd^ möglid^ gemad^t, fid& mifeen^
fd^aftlid&en Slrbeiten gn lüibmen. $ier müßten alfo einer-
feitö bie Siegiernngen mirffam fegn, auf ber anbern
Seite aber SKitglicber ber ®efellfrf)aft auf ben Uniücr-
fitdten 9ieigung bagu bei ben ®anbibaten eriüedfen. SBo
ber geiftlid^e Staub nod& in guten unb würbigen SSer^
l^dltni^en beftel^t, wie in Slltwürtemberg wirb er bie
©efellfd^aft gewig förbem fönnen unb leid&t bafür gu
gewinnen fei)n.
UeberaU müßten mirflid^e Slrrf)iDarc angefteHt unb
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142 S^^nM (Sapttel
biefed "Amt nid^lt a(d ein 3tehenamt ertl^eilt iDerbeit, xvo
bamt ]^od[)[tcnS nur gcforgt wirb, ba§ bic ©ammlung
nic^t äu§eiiid& ju ®runb ßc^t, roic ei^ j. 8. I^ier ift.
3>a§ wären natürlid&e SRitglicber bcr ©efcttfd&aft.
(£nbUd&: entroideltc fid^ bie Ocfettfd^aft ftufenrociö
immer fortfd&rcitcub mic bcr ^lan l^offt, fo märe freitid^
beim Anfang eine fleine ©umme ^iulängüd). SHIein
man muß auf Reiten gefaxt feijn, in meldten ©iiijelnc
erft ba§ Oauje jufammenlialten unb foH e§ bann nid^t
fallen, fo mu$ c§ gcmi^ fegn, ba§ jebe tüd&tige Slrbeit
erfdieinen lann unb ^onorirt mirb. ®^ fommt mir and^
ror, bafe Regierungen nid^t leidet ju mieber^oltcn
Beiträgen gu ftimmen finb. SSielleid^t glüdCt e§ aber,
bafe im anfange aBc ^ö^t^n^äwfer in S)cutfd^[anb unter-
zeichnen unb auf biefe Art ein anfe^nlid^cr @d^a^ ge:=
fammelt mirb.
3u bem §. 14, l^ätte id& foIgenbeS ju bemerfen:
(Sine Sammlung ber l^anbfd&riftt. Duellen ift fe^r
nötljig, müßte fidj aber uorerft auf bie altbeutfc^en
bejiel^en, marum ba§ angelfäd^fifd&e l^erüorgel^oben loirb,
fe^e id^ nic^t, eS bleibt mid^tig genug, aber bem aller:=
näd^ften, bem altbeutfd^en, ber SSor^ug. ^ierju fommt
bie ©c^mierigfcit für ha^ Slngcl®. etmaS bebeutenbc§
au leiften, ba beö^alb Steifen imb aufent^alt nad& 6open^
Iiagen unb ©nglanb wo bie |)ff. liegen burd&auS nöt^ig
finb. SJielleid^t ift bie ®e^auptung auö bem Snrtl^ume
entftanben, bie nod^ ungebrudCte ©oangelien-^armonie,
moüon fid& eine §@. iefet in SKünd^cn, bie anbere in bcr
©ottonianifd^en SBibliotl^ef ju ®nglanb befinbet unb meldte
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etein'g $lan für beutfdge ®efif)tif)te. 143
ein in icbcr ^inftd^t au&gejeid&netcS 2Serf ift, feg angcU
fäd^fif(§, fie ift aber rein altfdd&fifd^ unb gel^ört gu
bcr altbeutfd&cn Siteratur. gerner bearbeitet ^err SRaff
in ©opcntiagen uic^t nur Dtl^erö unb SBuIfftanö SReife^
unb mü Slnmerfungen ju bem uon Stl^orfelin vox furjem
ausgegebenen Sl@. ©cbid^t* liefern, fonbem er f)at and)
eine angelf. ®rammatif uor, bie gciüife ft($ auöjeid^net.^
©ine iöldnbif(i^c ©rammatif nnb ein i§Ianb. SBörterbucf;
ift gleid^faDä üorl^anbcn, jene ebenfaHä üon SRafI unb fel^r
gut (im 3- 1812.), biefe§ von Stöni ^alborfon mit einer
SJorrebe von ^eter ©raSm. SKüHer (1814). SRaff ^at
gleid^faHö babei §ilfe geiciftct. SEBaö baS aWöfogott|ifd&e
im Ulfila betrifft, fo ift eS njenigftenS fd&on fo bearbeitet,
ba§ ba^ anhexe erft auf gleid^en $unct müßte gebrad^t
werben, e^e man für biefe§ befonberc SBünfd^e ju liegen
l^atte. Ueberbieß ift üon einer neuen SluSgabe in ©d^rocben
fd^on üor ein paar Sa^r^n bie 5Rebe gemcfen, ba fid;
bclanntl. bie filberne §f. langft in Upfal befinbet. —
©d^ulgrammatifen unb ^anbroörterbüd^er üon ber altb.
©prad^c be§ ÜÄittelS. (bie man nid^t mit bem bcfd^ranfen-
ben Siamen ber fd^mdbifd^en bejeid^nen foKte) finb iefct
nod& eine fel^r fd^roierige ober gar nid&t gu löfenbe Auf-
gabe, menn e§ ndmlid^ nid&t fel^r unüoHfommenc leidet
^) (5rf(f)tcn Tto(f) im Saläre 1816.
') ©ctttcint ift %^ovttlin'^ §crou8gaBc bcS SicbcS tjon
93conjuIf unter bem Sitel de Danorum rebus geftis fec. III
€t IV, Havn. 1815.
•) drfd^ien im Sa^re 1817.
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144 S^^xiM dapittl
fd^äblid^ roirfenbe «nfang« SBerfe, fonbem SRefultate üon
grunblid^cn S3orarbeitcn fegii follen.
3)a§ ^dtte id^ ßcgcn bcu §. 14. 311 jagen, als eine
cigentlid^e änfid^t oon bcm ©egenftanb lege id& einen
^lan^ 3U einer ©cfeßfc^aft für altb. Literatur, (Sro.
(SfceHenj jur S3curt^eilung unb Prüfung bei. 6r ift
o^nc 93ejiel^ung auf imcn großem gemacht, bem er lüo^I
größtenteils fönnte einüerleibt n)erben, roenn man einer
cinjclnen 2lbtl)eilung fo t)iel äuSbel^nung geftatteu roill.
SSeranlaßung roar bie ju Äopen^agen tjerorbnete Som=
mißion jur SBeroal^rung ber Slltert^ümer unb ein von
anbcrn auSgefprodjener SBunfd^. Sidmlid^ fd^on im
Januar fcfirieb mir ber greifen: §an§ t)on ^ammerftein,
ber mit ©eift unb fiiebe an ben beutf(§en ältertl^iimem
I;dngt: „id^ fammle fleißig (auf feinem ®ut ©quorb bei
^ilbcöljcim) unb forbere anbere baju auf unb eS roirb
fid^ ein SSorratl^ bilben, bafur ftel^e id^, gal^len @ie mic^
ju ben Slpofteln ^f)xe^ ®lauben§ an SBieberJ^erfteHung
ber üerlorenen alten (©agcn-) ©efc^id^te. 3d& belehre
menigftenS eine Slaffe, bic wtnn fie aud^ nic^t gerabe
bic gclel^rtefte ift, bod) 3Ku§e unb gro^e äRittel f)at,
inbem fie (Segenben bc^crrfd^t unb für i^r @elb reifen
nnb auffaufen unb fd^reiben unb jeid^nen Ia§en mag,
wenn i^r ^Htrc^e nur erft barauf gerid^tet ift. @eBen
@ie nn^ ctmaS bafür, ben ?ßlan gu einer gel^altencn
Sammlung oon JUtertl^ümern beS nörblid^en SSaterlanbeö
3m Original ftanb jucrft: ;, einen un8 bcibcn gemein»
fd)aftlic^cn ¥lan".
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©tein'S $Ian für beutfd^e @ef(f)t(f)te. 145
— 3^ür eine ßa^l SKitarbeiter, mtb !£rager ber ettüaigen
Soften l^afte id^ unb bie iJefetereu mögen aud^ nü^Iid^
ja notl^roenbig iDcrben. Sagen ®ie mir, maö Sie bas
rüBer benfen, nnb rva^ oielleid&t fd&on gcfdiel^en ifl, benn
id) l^abe menig erfahren".
@n). ©jceKeng feigen, ba§ auf eine geroi^e Z^eiU
nal^me l^ierbei ju red^ncn märe unb c§ finb natürliche
©rünbe, marum Oelbunterftu^ung oon (giujelnen e^er ju
crroarten ift. Ueberl^aupt ^at ba§ befd^rdnftere ba^ "Hiu
genel^me einer größeren ©i(5er^eit ber SBirfung. Uebrigeii§
brau(§e id^ mol^l nid&t auSjufü^rcn, ba^ mir gu bem
SSenigen, ma§ mir l^ierbei leiftcn fönnen, jeberjeit bereit^
miüig fegn merben.
3($ fd^Iiefee iubem idE) mid& mit bm Weinigen S^tem
ferneren 2Sof)ImolIeu empfehle
(gm. ©fceHenj
eagel am 20 Scptbr. gc^orfamcr
1816. SB. ©. ©rimrn.
3d^ mu§ nod^ ju §. 17. bemcrfen, ba§ bie (Sefd^idfjte
be^ SOjä^r. Ärieg§ nid^t mol^I bürfte au^gefc^Iofeen fe^n;
mir fäHt ba§ gerabc ein, meil ftd& ^ier nod^ merfmürbige
]^anbf4)riftl. 5ftadörid&ten baüon im Slrd^io finben folleu.
Sd^ lefe eben in bem Hamburg. Seobad^ter ?ir 397.
ba^ fid& gu StodE^olm eine gmar befd^ränftere aber bod^
dlinlic^e ©efeUfdjaft für bie ffanbinaü. ®efdE)i4)te burt^
ben g^ei^crrn pon Stiernolb gebilbet.
@octf)c 11. b. Srübcr ©rimtn. 10
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146 Sel^nted (SapitcL
3)cr bcm Sricfc beigelegte ^lan war nur ein ©lieb
aM ber Äette d^nlid^er Serfud^e, bic arbeit Dieler
fiiteraturfreutibe ju einl^eitlid^^cm ^rocde jufammen ju
faffen. Sluf biefe SBeife floffen einft amim unb Srentano
rocrt^üoHc beitrage für baö SSunberl^orn ju; ber ^ilfe
glcic^gefiuntcr g^^i^^l^^ oerbanften bic ©ruber felbft
einen guten 2;^eil il^rer 9Kdrd^en unb Sagen. 1811
nmd^te Sacob für ©lernend einen rocitlanfigen $lan ju
einem beutfd^jen Sammler, barin alle münblid^en
Sagen gefammelt werben foHten unb ganj 2)eutfd&lanb
in geroiffe Sammelfreife getl^eilt mar. .3n 2Bien ftiftete
er 1815 unter ben bort erf(i^ienenen jungen SJeutfd^en
eine literarif(i^c SBereinigung, bie bur(§ einen uon il^m
üerfaßten unb in alle fianbe uerfd^idten ©ircularbricf
bad Sammeln unb Wetten ber SSoIföpocfie aufs bringenbftc
anempfal^l; bie ©entralftatte für bie einlauf enben ^Beiträge
füllte bei @rimm'§ in ©affcl fein. SBill^elm legte biefe
Sad&e bem ^^eil^erm uon ^ammerftein an§ ^erg, ber
fid^ nun einen feften Slrbeiti^plan erbat. So entftanb
ber jefet an ©oet^e mitgetl^eilte $lan:
I. @inc Oefettfd^aft für altbeutfd^e Literatur
unb ba§; ma§ bamit natürlid&en 3"f^^wc"i^ön8 W'
namentlid^ ba§ beutfdlje SSollSleben müfete auS breier-
lei aWitgliebem beftel^en:
1) aus fold&en, bie fid^ auöfd^liefelid^ ober ju meift
biefer SBi^eufd^aft gemibmet l^aben unb fo 311
fagen üom ^anbmerf finb.
2) bie aus Steigung unb einer cblen Sld^tung fie
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©tcin'ö $Ian für bcutfd^c ®cfcf)id^tc. 147
unterftüfeen, roie aitablid^c b. 1^. mit il^rcr linier-
te ancn @pra(§c, fiebcnSroeifc u. f. ro. genau be-
fanntc ©utöbefifeer. @d üerftcl^t fid^, ba^ fic ju:'
gteid^ SKitglieber ber erften 6Ia§c fepn fönnen.
3) au^ benen, rocld^jen SBeruf unb fiage c^ leidfjt
mnd^en, §ilfe ju leiften unb bie baburd^ jum
S^^eit ipenigftcnS furS @tubium gewonnen werben
lönnen, bal)in gel^ören änttleute, namentli(i^ aber
Sanbgeiftlic^e.
IL S)ic 9?cgierungen mü^cn bie ®efettfdjaft nidjt
BIo§ fennen, fonbcrn auf uerfd^iebcne SBcifc beförbent,
n)ie l^emarfj im ^injclnen angegeben wirb. Dl^ne il^re
SKitn)irfung faun ein ^auptjmccf laum crreid^t werben.
ni. 2)ie SKitgÜeber ber erften ©lafee bilbcn ju-
flleid^ einen a[u§fd&u&, meld&erin einer Stabt, bie etwa
in einer befonberS S^^eil nel^mcnben Sanbfd^aft gelegen
ift, ober fonft SBort^eilc bietet, ein ßocal erroirbt unb
auö il^rer 2Ritte jum wenigften jroei Strd^ioare unb bie
nöt^igen ©eplfen aufteilt, ober, mcnn e§ bc^er mdre,
ber SRegierung üorfd^Iagt, bamit biefe fic aufteilt.
im. Stn bie STOitgliebcr ber brittcn Sbtl^eilung er*
gelten oon ber 9?egieruug @rla§e, fo roic bic§ in SJänes
mar! für bie Sommifeiou gur SBemaljrung ber Sllter«
tl^ümer gefcfie^cn ift, roornad^ fie:
1) über alle S)enfmalcr in il^rem S3ejirf, e§ fegen
Silber, ©rabpgcl, ©tcine mit ^nfdjriften :c.
menigfteuö eine Slugeige an bie Slrd&ioare eins
fcuben mü&en, mo e§ in i^ren Gräften ftel^t,
gcuaue S3efdf)rei6ung mit einer Slbjeidjnung.
10*
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148 3c^ntcd (SapiteL
Sic rocrben für ©rl^altung bcrfelben üeraitt-
toorUid; gemad^t.
2) 2)ic fianbflciftlic^en erf)altcn ben Auftrag bcfou^
bcrd, bie SSolKfitten (bei ^od&jeiten, fieid^enac.)
SRed^tögcbrauc^ie, cor aÄem bie ©agen unb Öieber
5U [atnmelu.
Sic liefern ferner beitrage jur Äenutni§ ber
äRunbarten il^rcr öegenben, nad) einer Slnleituitg.
Gin gcioi^eö Stncf, etroa qu§ ber fflibel, roirb
üon einem iebcn in ber SWunbart aufgefaßt utib
eingcfdjicft.
3)ie SRitgüebcr ber jiöciten ©la^e itjcrben ju einer
gicid&en Unterftnfenng in i^rem Sereid^ eingelaben. Sie
geben, wo möglich, ^iad^rid^t von eingelnen Sammlungen
unb eine genaue Hngeige i^reö Snl^altö, fo ba§ man in bem
Strd^it) ipcnigftens ciufe^en fann, mo man etiua^ finben
loirb; ferner von nod& unbelannten altb. §anbfd&riften.
V. Sämmtlid^e Beiträge roerbcn an bie Slrd&iüare
eingefdöidt, meldte fie orbnen. Sie geben iebe§ 3^^^^
ober melc^er ßeitraum fonft pa^Iid^ fei)n mirb, Ueber-
fid^ten von bem üorl^anbenen unb l^ier unb bort ju
finbenben I)erau§, eine Slit Söl^^büd^er; roeld^e vom
publicum berid^tigt merben fönnen.
S)ie 33efanntmadjung ber Sammlungen über Sitten,
äWunbarten 2C. fann, wenn fie etmaö ooUftanbigeS leiften,
üom Sluöfd^u^ ücrabrebet merben; maJ^rfd^eittlid^ wirb
fie einem ©in^clnen am bcften übertragen.
5)ie Slrdjioare l^abcn ferner für eine ooUftänbige
Sibliot^c! ber altb. Literatur in bem Sinne, in meld^em
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@tein'§ ^lan für bcutfd^c (^t]d)\ä)tc. J49
fic ^icr genommen mirb, ju forgen. Sie ift bei ber
@eltenl)eit mand^er SBerfe. burd^auö nöt^ig.
VI. ^auptangelegcnl^cit ift aber eine ^aubfd^rift-
lid^e DucIIenfammluTig. Sie befielet in einer
iiplomatifd^en 2lbf($rift ber gur altb. fiit. geprigen
^aiibfc^r. unb ftrebt nad) einer üernünftigen SSoII::
ftätibigfeit. 3)er (Srmerb von Originalen ift natür-
Iid& üorgiijiel^en. 6^ ocrftel^t fid&, bafe. mit bem
Tüid^tigften mu§ angefangen merbeu unb ber SIn§fd&u§
bie Drbnung üerabrebet. 3)ie Slbfci^riften mitten unter
ben Slugcn ber Jlrd^ioarc gemad^t unb genau üerglid^en
TDerben, inbcm bie mciftcn Sibliot^cfen fid) bereitroiHig
erzeigen mcrben, i^re Originale mitjutl^cilen. Sin bie
^auptorte ^eibelberg, SKünd^en, SSien mü§te einer üom
SluSld^ufe reifen um bie @ad;c bort gu leiten.
VII. 2lu§ biefem Slrd^io, ber Duellenfammlung unb
ber Sibliotl^cf erhalt ein jeber üom 2lu§fci5u6, mo er
triebt felbft an ben Ort fommeu fann, maS er für feine
eigentpmüd&e Slrbeiten nöt[)ig \)at. 2)iefe finb ganj
frei unb e§ finbet feincriei SSefd^ränfung ftatt. ^ebc
njtgenfd^aftlid^e.SBilbung nimmt einen not^roenbigen ®ang,
ben feinc§ SKcnfd&en Äraft beftimmen fann unb bem
man felbft eine falfd^c Sfiid^tung in einem eingelnen $unct
nid^t gemaltfam abfd&neiben barf, mcil biefe mit bem
figcntJ^ümlid^ trefflid^en gufammenpngen fann.
VIII. Slöt^ige 5lrbeiten nad& bem gcgenmärtigen
Stanbpunct unb rorgufd&Iagcn mären:
1) Sammlung unb (SrHärung alter 9Jamen an^
ben alten Urfunben unb ©djriftfteltern.
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150 3cf)nte« aapitel.
2) Sammlung bcr bcutf({)cu ©logen oud ber
ältcftcn 3^it- (S)cr brittc S^cil bc« ©c^ilterfd^cn
X^cfaurui» ^at im $lan unb in ber :9iidfül^rutig
groge t^e^Icr) Stcinmalbt ^at [jierin gearbeitet
unb feine ma^rfd^einlidb ju SRund^en fid^ be^
finblic^e Rapiere mäitw ju bcnu^en.
3) ^craui^gabe ber altfad^^fifd^en ©oangclieni^
Harmonie. Slud^ ^ier [inb SBeinroalbtö üicU
jäl^rige arbeiten oor^anben.
4) 9leue auögabc beö Dttfrieb burd^ SBenu^unj
ber nod^ ungebraud^ten unb neugefunbeneu $)).
5) Verausgabe be« Stcinl^art 5"^^ «^ü f^i"^^
manid^fad^en SSergmeigungen.
IX. dagegen finb gemeinfdf;aftli(^e arbeiten, roeld^e
not^roenbig üon ber ©efcüfd&aft müfeen übernommen
werben, folgenbe:
1) @in SBörterbnc^ bcr altb. ©prad^e au^
bem 12—14 3. ^. S^aju mußten alle aWitglieber
ber crften Slafee Seiträge cinjenben. ^ür einen
ober ein paar 3Kcnf(f)cn ift bie Arbeit unauS-
fül^rbar. 2)ie im Ärd&io gcfammcltcn Duetten
würben ein oortrefflidjeö 2BerI möglid^ ma(!^cn.
2)ie SSerarbeitung ber SBciträge fönntc enblid^
nfid^ Ucbcreinfunft bc§ Sluöfd^ufecS einem l^öd&ftend
jioeicn anotrtraut mcrben. @ö ift babci bie Siebe
üon einem erneuten Sd^erj=DbcrIin.
2) Beiträge jur ©rammatif. 2)er oorljerrfd&enbe
Stiarafter berfclben müfete eine ^iftorifd^e (nui^t
critifd&e) S9etrad^tiutg bcr ©prad[)e ferin. 3)ie
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etcin'S ^lan für beutf(f)c @ef(f)icf)tc. 151
SluöarBeitung bcr Seüräßc ju einem ©anjcn
inwfeteaiidj einem (Sin jelucn anJ^eimfaHen. Dl^ne
bic manictifadöen Beiträge ber ©injelnen mürbe
eine }u uorfd&neU gefd&ricbene ©rammatif nad&-
tJ^eiligen ©nffufe anf bie ©el^anbl. ber Sprad^e
in ben Ausgaben ^aben, benn eö mürbe mand^eS
ju frül^ beftimmt unb feftgcfcfet merben, maö crft
bie mül^famftcn S3orarbeiten crforbert.
3) @ine Sammlung ber bentfd^en (Slagifer
bc§ SKittelalteriJ. @§ ift babei auf eine cris
tifd&e unb forgfaltigc Scl^anblung ber Urfd^jrift
abgefel^en, nid^t uon einem blofcn SlbbrudE einer
^anbfd&rift bie diebe, 2)ie JluSmal^l mirb üom
auöfd^ufe beftimmt unb einer ober jmci über^
nel^men ein einjelneö ©ebid^t. lieber allgemeine
9?egeln bei ber crit. Se^anblung bcS !£ejteS
mirb man übereinfommen, fonft bleibt greil^eit
unb es mare nur von ben Icitenben ®runb^
fäfeen üomen in ber ©nieitung SWcrfjenfd^aft ju
geben.
X. 35iefc SBerfe mcrben fo mic bic Sal^rbüdjcr auf
Äoften ber ©cfeDfd&aft gebrudt unb einem befannten
SBud^l^anblcr in ©ommi^ion gegeben. 3)cr reine ©crninn
Idmc ben cinjcinen SBcrfa^crn jn.
XL (SS mirb ein nid^t unbebcutcnbcr ©df;afe nötl^ig
feijn 1) für Socal unb ®efoIbung ber Slrd^iüare unb
Sd^reiber. 2) für bic Ducßenfammlung \u\b S3ibIiotl^ef.
3) 3)rudE bcr SBerle. Sind; märe @clb für SZa^igrabungcn,
abjeic^nungen, Steifen, fef|r münfd^enSmertl;.
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152 ^ef)nM ©apitcl.
3)iefc§ @clD iDirb gegeben von ber 9?eflicrung unb
bcn aWitgliebeni bcr jiceiten ßlafee.
XII. SDie S^age ob unb in liefern bic norbifd^en
unb angclfad&f. «Itert^ümer mit ^ercinjuncl^men finb
wirb nad) ber Jä^iß^^it unb Steigung ber STOitglieber
erfter ßlafee ju beantworten fepn. @ö roare bann eine
CueHenfammlung anjulegen, bie loegen ber Keifen nad&
ßopen^agen, ©tocf^ofm mit ©nglanb nod& grö&cre
Äoften oeranlafeen wirb. UebrigenS uerftcl^t [id&, bafe
atteö hierin gebnicfte in jebem J^aH für bie Sibliot^et
gefud&t wirb.
SBill^elm Ijatte nic^t Unred^t, loenn er meinte, fein
^lan fönnte bem berliner Gntmurf größten 2^^eilö ein::
georbnet werben. 3n gemiffen 2)ingcn mußten bic Srübct
mit ben berliner SSertretern beö i^aö)^, auf bie bocb bic
Raffung be§ §. 14 l^auptfädjUd^ äurücfjufülöten mar, ju-
fammentreffen. Unb bod& mad&te fi($ ein tiefer Unter-
fd&icb geltenb. S)ie ^Berliner ^orberungen burd&jic^t
ein polg^iftorifd^e^ , frül^ unb unbeforgt ju einem 3^^'^
fpringenbeg SJ^oment; ©rimm'^ fd&reiten rul^igen ©d^ritte§
üormartö, ba^ grofte, malere ßiel feft im Suge ^altenb.
@df)on l^atten in S^cob'ö ®ebanfen bie ®rammatif unb
ber SWeinl^art 5"^^^ eine i^rer fünftigen ^orm dl^nelnbc
©eftaltung angenommen. 2Ba§ an^ ber Sammlung unb
©rflärung alter 5Ramen 3. S3. für bie §elbenfage folgen
fönnte, barauf ^atte SBil^elm in ben aitbeutfd^en SBälbern
^ingebeutet. gür bic §erau§gabe altbcutfd^er ©laffifcr
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©tein'ö ^lan für beutf(f)c ©cfdiid^tc. 153
fprad^ er in bem ®riefe txn noc^ Ijcute gültiges ^ßrincip au§.
Sil ^ritnm'ö ©efeUfd^aft bcmerfen roir il^nen natie ftetienbe
SlrbcitSgenotfen. SKitSReinioalb, ©dritter' i^Sd^ioagcr^^atteu
fie noä) Brieflid^en SSerfel^r wnb literarifd^en ?lu§taufd&
gepflogen. 93ei bem SBörtcrbud^ ber altbeutfd&cn ©prad^c
an§ bem 12—14 Sa^r^unbert bad^jten fie an ®eorg
aSenede, bem SacoB fd&on vox Sagten bcn ?(bfd^Iii6
feiner voeit gebiel^enen Vorarbeiten bringenb angeratl^eti
l^atte, nnb üon bem [ie mußten, ba^ er ju bem mxx
Dberlitt 1781. 1784 nm J^erauSgegebenen Glossarium
germanicum t)on ©d^erj Siad&träge ju liefern bcabfid^tigte.
5)a§ aWufter eine§ für literarifd^e Sntcreffen offenen
£anbgeiftli(§en mar ber Pfarrer S3ang gu ©ofefelben
bei 5Karburg, ber auf Orimm'ö SSeranlatfung unter
anberm bic biblifd&en ©leid&niffe oom Sdmann unb
tjeriprenen ©ol^n in oBcrl^effifd^er SKunbart aufnahm,
al^ ©eitragc für SRabloffS S3u(i) ber ,,©prad6cn ber
©ermanen in i^ren fämmtlid^en äKunbarlcn" (^tanffurt
1817). SDie S3rüber legten naturgemäß, na^ ber gangen
Slrt il^reö (gmporf ommenS , ben fd&drferen Slccent auf
i?raft unb SSiUen be§ ©ngelnen unb l^offtcn menig uon
bor Unterftü^ung ber SWegierungen. ^iur gmei ^ai)xci
fpater fprad^ fi$ S^cob fogar auf ba§ beftimmtcfte gegen
alle ©efeUfd^afterei auö, bic gute Äöpfc bel^inbere unb
nur 3KitteIma§ige§ förbere: „an^ ber Unabijängigfeit
allein entfpringe bic ©tarfe gur ?Iuöfü^rung".
@rimm'§ SSeurtl^eUung be§ berliner ^Ianc§ befric-
bigte ©oet^e burd^auS. SBenn er aud^ nid^t oom ^anbmerf
ujar, fo füllte er bod^ mit.Sid^erl^eit bie ben Berlinern
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154 3«^nted Kapitel.
überlegene ©ac^hmbc feiner „ jungen greunbe" l^erauS.
Sladö SBil^elm'iJ Scri(i^tigimg fe^te er ben SBortcn bc^
93erlmer S^lan^ „von ber angelfäd^fifd^en SDangelten-
l^annonic" am Äanbc bie ©orrectur „alt'' l^inju. SBal^rcnb
er ein il^m von anbrer (uns nid^t befannter) Seite ju-
getommene§, me^r gefd^id^tlid^ei^ ©utadgten unbeachtet
liefe, na^m er bie äuffaffung ber Sruber ®rimm in
aßen roefentlidöeu ^unctcn an. 3n biefem Sinne l^iclt
er am legten ©eptember (iiad& bem S^agebud^c) einen
„SSortrag an ©ereniffimum über eine ju organiftrenbe
©efeüfd&aft für beutfd^c ®ef<i^id&te unb fiiteratur". 3)er
©rofe^erjog, ber cor einem SRenfcljenalter bereit* mit einem
ä^nlid^en ^lane ^erbefs befafet gcmefen mar, roanbtc ba^
bamald behtnbete ^ntereffe nun aud^ bem neuen, ftatt^
lid^eren Unternehmen ju. 3^^^ formeDen (Sriebigung
liefe er fid& furg barauf fd^riftlid^en ©erid^t uon ®oetl|e
erftatten, unb biefer überreid^te ein ^aScifel mit ber
cigen^&nbigen äuffd^rift
Acta
bie @rrid&tung
einer beutfcfjcn ©efcHfd&aft
für ©cfdjid^tc
unb ©prad^c
betr.
1816.
S)ieö tiod& üorJ^anbenc Slctenbünbel enthielt: 1. ben
»erliner $Ian, 2. ben ®rimm'fd&cn Sßlan, 3. SSil^elm
@rimm'§ S3rief vom 20. ©eptembcr 1816, 4. \>a^
l^iftorifc^e ©utad^ten {von unbelannter ^erfunft), 5. ben
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etcind $(aii für beutfd)c ®cfd)td)te. 155
aSerid&t ©oct^e'S. — 3n bcm SBcrid&t gab ®oet^c feinem
Oroftl^erjofl folgenbe Orientierung:
@n). Äonigl. .f)o]^eit
bead^ten gnabigft betjfomntenbed ^ai^cicul mit bem ed
folgenbe Semanbnife f)ai:
©d^on im fiaufe beS gegenroärtigen ^aijvc^ veu
Maf)m i^ non SerÜn ba§ man bie Slbfid^jt ^abc oon
bortl^er bie beutf4ie Station anjuregen, bafe [ic gemeinfam
für @ef(i^i(|te wnb fiiteratur jroedmdfeige Scmü^ngen
niitcrne^meu möge. Staatsrat)^ oon 9?iebuf)r cnipfal^I
bct) feiner JJurdjreife bicfclbc Angelegenheit.
9hin aber bringt ©angler ton äRüDer einen meit^
läufigen Äuffafe, ben ^lan umftänblid;cr oorlegenb, aber
an^ eben baburd; bie Sd&mierigfeit ja Unmöglid^feit
bcffelben an btn lag bringenb. @r crl^iclt iljn auö
ben §dnben bcjj §emi ©taatö^SWinifterö oon Stein.
2)a i(4i in bicfen SWcgionen midj nur alc Oaft unb
SBanberer aufgel^alten: fo erfud&t id) bie ©ebruber
©rimm, in Gaffel, afö STOänner oom ^anbmerf, mir
I)ierüber ein fregeö ©utadjten ju erftattcn, meld&c§ fie,
fe^r gcnugenb loic mir fd)cint erfüllt, unb id) ftanb im
SBegriff biefe Rapiere bem SKinifter oon Stein, alö ein
3eid)cn bcr äufmerffamfeit jn meitcrn ©ebraud^ ju
überfcnben. (Sl^e aber biefe§ gefd)icl^t münfdjc oorl^er
@io. Äönigl. §ol^eit gnabigfte Seriftimmung, in micfern
i(f> l^ier blo^ aU ^rioatmann l^anbclu fott, ober oiel^
leicht einige Hoffnung ju |)ö(öftbcro Jl^cilnal^mc er=
regen bürfe.
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156 3f^nt«« dapitcl.
(£§ tanii mit roirb immer ctmaS ®uteö barauS
entftel^en, fobalb fid^ irgctibmo ein tl^ätiger äRittelpunft
feftfefet, anbete jnr 9Zad)foIge reijt unb mel^rcre fold&c
ScBenöpunfte fid^ in SRapport fefeen. Unb fo mürbe
fic^ nad^ nnb nad() eine ©cfeUfd^aft organifiren, meld&e
iefet aus üielcn, aber jerftreuten SWitgliebern beftel^enb,
nur eine unfi4)tbare Äirc^ie mat^t.
Sei) SRudffcl^r be§ ^errn @taat§minifter# non SJoigt
ber biefen Okgenftanb naö) aDen Seiten überfielet, mürbe
[id) ba§ SBeitere ergeben.
untert^änigft
SBcimar b. 2^«" Cctbr. 1816. . ©oetl^e.
2)er Wro^Ijeraog 6arl Siuguft mad&te ba^u bie
cigen^anbigc SRanbbemerfung :
4. «ö^'r 16. ^yür mein t^eif ift eö mir gemi§
münfd^cnSmcrtfj, ia^ bn tl^cil an bicfcr nüfelid^cn
anftalt ncljmcft bcr xd) gerne ba§ befte gelingen münfd^e.
6. Sf.
2)iß SScr^anbüingen in SBcimar jogen fid^ nod^
einen SKonat l^in. 3)ann, am 6. Sionember nad^ bem
STagebud^e, fanbtc @oetf|e ein ,,^ad!ct an ©taatSminifter
pon Stein bie ®rimmifd^en ?Iuffä^e megen ber S)entfd&en
©efettfd&aft innliegenb". ©rfic^tlidö jenes Slctenbnnbel,
baS fpäter mieber jurüdfgefteKt mürbe. 3)ie 93rüber
®rimm Ijatten alfo einen ad^tungSmert^en @rfoIg erjielt,
o^ne es bod^ gu milfcn. Sie, benen fid& bief? internen
SSorgängc ganjlid^ entjogen, ma^en balb bcr Sad&c
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^tetn'g $Ian für bcutfdjc ©efd^td^tc. 167
taum nod^ eine 93ebeutung bei. 2Rit ber größten Un^
bcfangenl^eit fprad^ SBill^elm gelegentlid& baruber ju
33ang unb ©uabebiffen. S)iefer aber, fri{d& nad^ ber
Secture ber Stalienifc^en SReife, antwortete in freubiger
33egeiftening: ,,2BeIci^ ein glüctlid^er 9Wenfd^ ift Oötl^e! —
2)16'- eroige 3ugenb unb S^l^ätigfeit beS SRanneS berocift
fidö an^ jefet roieber in bem SSunfcfie, bic 9lnerfennung
ber altbeutfd)en Äunft unb SBiffenfd^aft gu förbern.
aWöge er, üon ^f)mn ju beftimmten Qkkn gerid^tet,
roirffam werben!" 3)ic {Jreunbe ahnten nic^t, baß biefer
SBunfcfi innerhalb möglid^er ©rengen bereite in ©rfüHung
gegangen mar.
3)ie ®cfellf(§aft trat ni'd&t fo, roie fic anfdnglid)
geplant roar, in§ fieben. Hemmungen fdioben fid^ ba^
5n)iid^en. S)er Sluöfd^lufe reiner ßiteraturroerfe rourbe
notl^roenbig. 3)ie SSrüber roirlten aber nodj roeiterl^in
auf bie ®eftaltung be§ ?ßlane§ ein. „S)er 23rief über
bie l^iftorifd^e ©efeHfd^aft (fd^rieb ©aüignij am 23. 9?o=
üember) wirb gewiß bead^tet unb benu^t werben, üieleö
barin ift mir red^t au§ ber ©eele gefdjriebcn". Slnbcre,
von @rimm'§ wie e§ fd^eint für @i($]^oru aufgearbeitete
$Iänc gelangten burd^ biefen 1818 an Saüignri unb
fobann an ben preußifd&en 2Kinifter. Slm 20. S^nuar
1819 ftiftete ber [Jrei^err üom ©tein 5U ^^anffurt auf
ber aQmäpid^ gefd&affenen ©runblage bie ,,@efcHf4)aft
für ältere beutfc^e ©efd^id^tsfunbe". Söebcr ©octl^e no(§
bie 93rüber ®rimm gel^örten gu ben conftituiercnbcn WtiU
gliebern. ©oet^e aber würbe nod^ im felben ^a\)ve an
feinem fiebgigiä^rigen ®eburt§tage gum (S^rcnmitglieb
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158 3<^nted Kapitel.
ernannt unb fd^riftlid^ beglädFtuunfd^t, n)ofür er unter
bem 5. Dctobcr bem ©ccretair bcr ©efettfd^aft, fiambert
Sudeler, feinen SDonf übermilteltc. 3)ic ©ntroicfüing
bed Unternehmend, foiueit er felber einigen ^ntl^cil
^atte, fid^ uergegentpartigcnb fcf^rieb er:
„?llö im Sommer 1815 bc§ §errn ©taat^^SKiniftcr
von Stein eycctteiij in Siaffau oufjuroarten unb mit
einem fo roürbigen 5^^^"^^^ unb ®önner eine fnrje
iH^einreife ju DoQbringen bad @lnd genog, mad^te mid^
berfelbc mit einem $[ane httannt, monad^ ju 93earbeitung
älterer bentfd^cr ©efcliid^tsfnnbe, eine ©efedfd&aft mol^I
jufammcutrcten mürbe; aud^ erl^iclt id^ nad&l^er einen
umftänblid^en 9luffa^ l^icrüber, ben id^ mit älteren unb
iüngcren 5^^^"^^"/ münblid^ unb fd^riftlidEi bcl^anbelte
unb; t>a ic^ mir in biefcm ^ac^e, mebcr l^inreid^enbc
Jtenntnife nod^ S3eurt^eilung jutrauen barf, i^re ÜKeinung
Dernal^m, il^re ©efinnung erforfc^te."
W\t ber ©efellfc^aft l^ielt ©oetl^c ben ßwfammen^
i^aiig iioc^ in ben näd&ften Sauren aufre4)t. SSon ^acoi
®rimm'§ Regierungen, bie )i(5 gleid^faHS im Sa^re 1819
nod& !nüpften, rcben oornel^müd^ feine Sriefe an ®eorg
§einrid& $erfe, ben erften Herausgeber ber Monumenta
Gennaniae historica, beren fortgefcfete Sammlung unb
Seröffentlid^ung bie ®cfenf4)aft bis auf ben l^eutigen
S:ag als il^rc ?lufgabe betrachtet.
Sin ben SSoroerl^aublungen l^atten fid& alfo bie
SBruber ®rimm el^reuDott bctl^eiligt. Son ben per*
fd^iebenften Seiten mar bie »ufmerffamfeit mafegebenber
^erfdnlirf)leiten auf fie gelenft morben. gür Söcob liegte
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@tein'3 $Ian für bcutfti^e @c\ä^xä)it, 159
man m $reu§en in ^olgc feiner ?ßarifer SBirffamfeit, bie
burd^ befonbereS ©d^reibcn bed dürften von ^arbenberg
<31. Sluguft 1816) anerfannt rourbe, bie befte SKeinung.
S>icö alles empfal^I i^n für eine ^ßrofeffur an ber neu
gegrünbeten Uniüerfität S3onn, bie il^m inbirect burd)
•©id^^orn angeboten rourbe. S^cob lehnte jebod^ ben
Sluf ol^ne SSebenfen ah: er l^otte fid^ nie t)on SBill^elm
trennen mögen, unb in Reffen gebad&te er gu leben unb
^u fterben.
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mihs Capifel
3n bcr beginncnben Sicugeit be§ üorigen Sal^r-
Ijuiibertö erfd)lofe ^crber bcr beutfd&en Siteratur, glci^)-
Toie eine neue SBcIt, and) bie ^oefie be§ 2WorgenIanbc§.
lieber ben altel^rroürbigen S3oben ^ßatdflina'ö roanbelte
fein ©d&ritt, burd^ t>a^ blü^enbe SRofeut^al be§ $erfer§
l^in ju ben eroigen g^Iutl^cn beö Oangeö. ©oetl^e folgte
bamaB feiner Sal^n. Unb al§ trübe ß^iten fein xia-
l^enbeö 2(Iter umroölften, rettete er fi(§ roieber in ba^
fonncnl^elle fianb feiner Suflcnbpoefie, bm SBeftöftlid^ett
Xivan JU bid^ten.
Siid^t fo rein poctifd^e ©timmungen roaren e§, von
bencn fid^ bie jüngere Slomantif bei il^rem ©rfaffeu bc^
Dricntö leiten liefe. ®dci)xk ober potirifd^e Sntereffen
fpielten mit l^erein. brennte unfer oorigeö Sai^i'i^iinbert
faft nod& eine geograpl^ifd&e Äluft oom 9WorgenIanbe,
fo ^atte jefet bie politifd^e (SntroidEelung aHmd^Iid; bie
fiücfe aufgefüllt. SDie kämpfe ber ©ried^en nnb ©erben
gegen ba^ 3odö ber Siürfen wcdien in ganj (Suropa
ÜBiberl^an unb riefen namentlid^ bie niebergeroorfenen
nnb \\ä) äur g^eil^eit er^ebenben S)eutfd^en gum SKit-
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SRcugricc^ifc^e un\> ferbifd^e S3olf§poc(tc. 161
gefül^I auf. SDic fiiebe für il^re g^cub unb fieib ab^
fpiegclnbcn 9?ationaIgefange, von bencit einft in ^erbcr'ö
35oH§Iiebern ®oel[;c'§ Uebcrtragimg be§ „SKorlacfifd^en"
ÄIagegefang§ üon ben cblen {grauen be§ 9lfan äga
einen 3Sor|d^macf gegeben l^atte, fing au ju ern)a(§en.
S)ie Slnraefen^eit üieler junger 3)eutfdöer auf bem Son^
gre§ in SSien, n)o fid^ bie roeftlid^e unb öftüd^e SBelt
in lebenbiger Sidl^e berührte, ^atte roeittragenbc i^olqen
für ein voUe^ ©influtl^en ber gric4)ifd^en unb ferbifd^en
SSoIföpoefie in bic beutfd&c fiitcratur.
„®ie D^eugried^en l^aben ed^te unb trefflid^e SSoIfö^
lieber. SSielleid&t erf($eint eine Sammlung baoon",
ntelbete ^acoh ©rimm 1815 feinem SSruber au^ SBien.
3^r lüeftp^älifd&er ^^reunb SBerner von ^ajtl^aufen l^attc
biefe fc^öne Slufgabe übernommen. SDa nämlidj ber ge:=
leierte ©laoe von Äopitar beffen @ifer nnh ©efd^idEüd&s
teil erfannte, überlief er il^m l^unbert gried^ifd^e Sieber,
ujörtlidö überfe^t, gnr Verausgabe mit — ©oetl^e; ^uu
jufam eine ftattlidtje Sluial^I fiieber, bie ^agtliaufen alö
^oSpitalmate an^ bem SKunbe erfraniter gried&ifd^er
5Katrofen aufgenommen ijatte.
Tlit biefen ©d^ä^en fud^te SBerner im ©ommer ©oetl^e
guSBieöbaben auf unb erreid^te mirflidE), ba§ btefer jur
Verausgabe ermunterte unb S^eil gu nehmen üerfprad^.
®egen SD?er)er begeid^nete ©oet^e bie neugricd^ifd^en ©at
laben als i>a^ SSefte, maS i^m in ber erften Sulimoc^e üor^
gefommen märe, unb erga^Itc aud^ in ^eibelberg gern
von ü)nm. 2)ic gelben feien meift unabt)angige ©ce-
tauber unb in ben ©ebirgen Sanbräuber, ober 3^a:=
©oct^c u. b. »rüber örimm. ^4
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162 Ql\M Kapitel
tnilien auf {(einen 3nfeln, ed feien meift bramatifd^e
Stomanjen. Slle @[emente, I^rifd^e^ bramatifd^^epifd^e,
feien in einer gorm enll^altcn. 3)er @eift berfclben fei
ber norbifd^e, fd^oltifd^e mit bent füblid^en unb altmt)ti)o-
logifd^en oerbunben. 2)aö ®efprdd& eine§ äblerS mit
bem abgefd^Iagenen ^aupt eine§ Stäuberanfu^rerS,
n)eld)ed er auf bic gcl^^ö^c getragen. ©J^aroU; ein
SReiter, roeld^er bie ©cclen bcr ©eftorbenen hinten an
ben ©d^roeif feine§ SRoffcö binbet, bie ber Äinber an
ben ©attel l^dtigt. Gin ?ßferb, roeld^eö feinen erfd^tagenen
§errn bcflagt unb mit bem ^ufe fd^arrt. (Sin S3räutigam,
ber auf bcr Ueberfal^rt gur 93raut in einem fiegreid^en
@ef.c4)t mit ben SCürfen bleibt, unb roünfd^t, e§ foHe ber
Sraut oerfd^roicgen merben. Sni ©rimm'fd^cn Äreifc
crmartcte man von ©oet^e, bafe er ju einer "än^Qabt
bie SSorrebe fd[)reibcn mürbe. Strofebem jögerte SBemer
in fd^dbli4)er Unentfd^loffcn^eit, biö ©oet^c enblid^ 1823
in Äunft unb Slltertl^um felbft ein altbdl^mifd^e§ ©ebid&t
„2)a^ Strdu^dEjen" unb einige neugried^ifd&sepirotifd^c
^elbenlieber feinen ßcfern übergab nnb baxan anfc^Iie^enb
ben „^reunb" erfud&te, fid& mit i^m über bie SluSgabcgu
üerftanbigen. gtJfet erft liefe ^ajtl^aufen mieber etioaö von
fidj^öreu, in einem SBriefe, beri^nnad&^oetJ^e'öSSorlenganj
atö |)erauögeber folc^er ©ebid^te legitimierte unb qualifi^
eierte. SBieber rüdEtc bie Slngetegenl^eit nid[)t üormdrtg; um^
fonft brdngte aucfj 3<icob®rimm brieflid^ mie öffenttid^. ®o
lam eg, bafe biefd^Ied^tere frangofifd^eSammlunggauriel'S,
bie Chants populaires de la Grfece moderne, roel^e
ein ^al)v nad^ i^rem @rf4)einen, 1825, oon SBill^elni
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^^eugried^ifd^e unb fet5ifd)e ^olfdpoefte. 168
ÜÄüDcr ins SJcutfc^c übertragen njurben, ^ajtl^aufcn'S
Slrbeit für immer ben ©d^ritt abgemann. ®oet^e voax
rocnig erbaut von biefen fiiebem : ,, ©dalagt il^n tobt, fd^Iagt
il^n tobt! Sorbeem §er! SBtut! 93Iut! 3)aö ift no(§ feine
^oefie", äußerte er ju 2;^erefe oon Safob, unb nid^t
üiel mdrmer finb bie Hngeigen gehalten, bie er fpdter
einigen neugried^ifd&en (Srfc^einungen in feiner 3ritfd&rift
roibmete.
6inen oiel erfreutid^eren SBerlauf nal^m bie SBemegung
gu ®unften ber ferbifd^en SBoHöIieber, beren Sammlung,
Verausgabe nnb Sßerbreitung in bie ^anbe l^ertjor::
ragenber nnb t^atfräftiger SKenfd^en gelegt mar.
SSon bem ©erben SBuI ©tepl^anoroitfd^ Äarabfd^itfdö
ging ber literarifd^e Slnfto§ gu biefer Semegung auö. 6r
mar ber erfte, ber ben fiiebern feines SSoIfeS l^ingebenbe
Sfufmerffamfeit fd^enfte. SSal^renb bie (Seiftlid^feil i^n
3U l^emmen fud^te, mar ber emporgefommene 3^ürft
5KiIofd^ Dbrenomitfd^ aufgeflärt getiug, ben nationalen
SBertl^ beffen, wa§> ©tep^anomitfd^ moHte, ju fd&äfeen
nnb bie ©ad&e nad& Gräften gu untcrftüfeen. 3n ben
Sauren 1814. 1815 erfd^ien SSufS fleineS ferben=
flamifd&eS 3SoIfSlieberbudE) , in bem nnn aud^ guerft ein
ferBif4)er Zejci beS Ooetl^e'fd^en ÄlagegefangeS entl^alten
mar. 2)er erfte SBanb mürbe glcidfj bamalS mit einer
mßrtlid^en Ueberfefeung ©oet^e gugefd^idEt. Slber mie
oiel ©purejt eingcl^enber SBefd^äftigung in biefen Slättern
aud^ gurüdgeblieben finb: ©oetl^e, anbern SDingen gu-
gemanbt, lonnte bamalS nod& gu feinem Ueberblidfe ge?
11*
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164 (Slfted @:apitel.
langen. 6rft S^cob ©rimm'S energif$c§ ©ingreifen
führte glücfli(§ jum 3'^^^-
3n frud^tbarem Umgang mit bcn ©laüiftcn Äopitar
unb 3iobron)§fi) rüftcte fid^ Scicob ®rimm ju SBien mit
grünblid^er Äcnutni^ bcr ftaoifd^en ©prad^en au§. 3)ur(|
Äopitar lüurbc i^m SBuI ©tepj^anoroitfd^ jugcfül^rt.
Su lurjcr 3^^* brang Sacob fo tief in ba^ SSer=
ftanbniB ber ferbifd&en SBoIföpoefie ein, ba^ er eine
an^ bem SSoHen [d^öpfenbc Slnjeige üon 2Bnf § „au§:=
bünbigcr Sammlung reineö, frifd^eö SBoII§gefang§" für
bie SBicner Siteraturgeitung liefern fonntc. lieber aUe
fiicbcr aber, meldte er d^arafterifierte ober aU $robm
in beutft^er Ucberfefeung mittl^eilte, erl^ob er bod^ ba%
eble ©ebid^t auf |)affan:=Slga'§ grau: „eS giebt nid^tö
§crrlid^ere§ alö ben rool^lbelannten (Singang biefe§
@efangc§, wo gefagt wcxben foll, bafe ber franfe |)elb
in feinem 3^1* f^itt gelegen; allein ba xüivb angefungen
von bem lüeifeen ^ledEen im grünen SBalbgebirge; gc^
fragt: ob e§ ©d^nee ober ©d&mäne feien? geantmortet,
ba^ ber ©d^nee l^atte muffen gefd^moljcn, bie ©d^radne
entflogen fein; unb nad& biefer Vorbereitung fann fid^
bie 3)id^tung fclbft auf bie meinen ©egelte fenfen". Unb
Sacob fd^Iofe feine Slngeige be§ jmeiten SanbeS mit bctn
SBunfd^e: „ba^ irgenb ein ®öt^e (ber Ueberfe^er be§
ÄIaggefang§ üon ber eblen grauen be§ gelben ^affan-
Slga) au4) biefe l^errlid^en S5Iumen auf ben beutfdpen
^arnafe oerpflanjen möge." 2)iefe SBuIifd^en fiiebcr
maren e§, oon benen ^acoh bamate feinem ©ruber
melbete: „Sefonber^ fannft 2)u 2)id^ im oorauö "auf
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9?cugriec^ifd^e unb fcrbifc^c SJoIfgpocfie. 165
fel^r fd^one ferbifd^e ^^oefien freuen, rooDon id^ S^ejt unb
Ueberfefeung l^abe". SBil^elm erjä^Ite bavon bcngreunben
in 3Bieper9borf unb erregte in il^nen ben von Sacob gern
erfüllten S!8unf4), fie lennen ju lenien. S8on ©aüigni)
erl^ielt fie Srentano, ber an 3cicob fd&rieb (4. Septem::
ber 1816): „5)ie ©erbifd^en fiieber ^abe id& mir au§
eigner fiuft abgefd&riebcn, fie l^aben mir grofee greubc
gemad^t. S)er Herausgeber eines ^iefigen Safd^eubud^S
(©ängerfal^rt), Dr. i^öx^iev, bittet um 9?ad&rid^t burd^
mid^, oh ©ie i^m ein paar brauS jur SSefanntmad^ung
erlauben", ©rimrn ^atte nid)ts baroiber, unb fo erfd^ienen
1818 in ber ©angerfal^rt „neunsel^n fcrbifd^e Sieber
überfcfet von hcn Srübern ©rirnm". 2)ie SluSroal^I
foroie bie ^in^ufe^ung von SBil^elm'S Sßamen, ber ganj
unbet^eiligt wax, ift allein auf ©temenS SSrentano ju-
rüdfäufül^ren.
SSuf fd&affte ingmifd^en emfig weiter, ©ein ferbifd^-
beutfd^4ateinifd&e§ SBörterbud^, baS ^acoh ©rimrn allen
beutfd^en ^^orfdEiern öffentlid^ empfal^I, n)urbe im Saläre
1818 fertig. 35ie SWaffe ber nad^gcfammelten SSoHS^
lieber war fo ftarf angefd^ipoüen, ba^ fie eine neue
mel^rbanbige SluSgabe füHen lonnten. aber bie Pfaffen,
jumal ber ßarloroifeer ^apft, raupten bei ber öfter^^
reid^ifd&en ©enfur ein SScrbot be§ 2)rudfeS ju er^:
ujirfen, angeblid^ um ien Znvtcn feinen Slnftofe gu
bieten, ©o manbcrtc SSuf 1823 mit feinen Siebern
nai^ Seipjig, wo §drtel unb 93reitfopf ben SSerlag
übernafimen. Snt §erbft fd&idEte er b^n gucrft fertig
geworbenen b ritten S3anb an ^acoh ©rimrn unb traf
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166 eiftcö aapitcl.
halb barauf fclbft gum fflcfud^ in ©affcl ein. ©r war,
nac^ SBil^dm'S ©döilbcning, natürlid^ unb mitt^cilenb
unb erjäl^Itc üiel mcrlroürbigc« üon feinem SJaterlanbc;
bic ®cbid&te, bcrcn Söcob einige gemeinfam mit SBuf über^
fefete, gefielen ben S3rübern au^erorbentlid^: „großartig,
neu, überrafd^enb bie ®ebanfen, DoHfommen angeme&en,
fräftig unb einfad^ bic ©prad&e; alles fo mie in bem
^omer. Unb biefe SJid^tungen finb gemiß l^emorgebrad^t
ol^ne Siaclirinnen unb Sftegel, au§ bem blofen lebenbigen
fi(§ern ©efül^I. ©troaS ratl^fell^afteS fterft mir bod^
immer in biefcr ©rfd^einung, bie fid^ bei allen auSge^
jeidOnetcn SBoIfern roieberl^olt", 3)ie grcunbc überlegten,
mie 2BuFS Unternel^men ju förbeni fei. 3>aS mafe-
gcbenbe publicum in 2)eutfd^Ianb mu§te gegen bic
bünfell^afte (Sngl^ergigfeit feiner l^eimatl^Iid^en SBiber^
fad^er gewonnen merben. (Sine roarm anerfennenbe 83e^
fpred^ung für bie ®öttingifd&en anzeigen mar balb t)on
Sacob gefd&rieben, roieber mit ^inroeifung auf ®oet^c'§
aSerbienft. S^m, bem ,, größten S)eutfd()en", mie 2Buf il^n
üor faft ge^n S^^ren in ber 3ufd^rift be§ erften Sieber-
banbe§ angcrebet l^atte, foHte biefer auf ber 3?üdCreife
nad& fieipgig feine Sufmartung mad&en. 2)ie äbfid^t
mar, bem SBerfe irgenb eine SBegiel^ung gu SBeimar gu
geben unb fo, ma§ für ben armen SBuf aud& eine fiebenS-
frage mar, ben ©rfolg gu fid^ern. Söcob Iie§ fid^
bereit finben, bem 3^reunbe einen @mpfel^Iung§brief an
©oeti^e gu fd^reiben, als beffen Ueberbringer nun SBuf
in SBeimar erfd^ien:
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5Rcugrtcd^ifc^c unb fcrbifd^c SJoIföpoefic. 167
l^aben crft furjÜd^ böl^nüid^er unb gried^ifd&cr 38oIföIiebcr
mit Bcfonbrcr 9icigimg gebadet unb f(§ou ctnmal^l üor
langer 3^^* ^ö^ fd)öne ferbifd&c JJieb t)on afan äga
nad^gcbid^tct. Unter allen l^eutigen @Iat)cn erfreuen bie
©erben [id& ber reinften, rool^IIautenbften SWunbart, il^re
9lationaIpoefie reid^t an guUe unb ©emeffen^eit meiner
3Keinung über alles, maö mir in biefer 2itt befannt ift.
3^5 jioeifte nid^t, bafe Sie Ueberbringer biefeS ©d&reibenS
^erm Suf ©tepl^anomitfd^, aM Serbien fetbft gebürtig,
al§ gelehrten ©ammler, Äenner unb Herausgeber biefer
SJid^tungeu mit SBol^Imotten aufnel^men unb fidj auS
feinem 3)?unbe felbft einiges Sial^ere von ber ©ad^e,
bie i^m fo rül^mlid^ am ^ergen liegt, berid^ten lafeen
nrerben. 3iad)bem er bereits üor mel^rern ^ai)xen ju
SBien gmci ^anbe biefer trefflid[)en fiieber (fd&roerüd^ ift
ein fd&led^teS barunter) unb ju il^rem SBerftänbniS mit
bem ffleifaü ber gcle^rteften ©laüiften Äopitar unb 2)0-
bromffr) eine ferb. ©rammatil unb ein reid^eS SBörter:?
bud^ herausgegeben l^at, befd^aftigt er fid^ nunmel^r ju
Seipjig mit einer neuen, betrad^tlid^ oermel^rten SluSgabe
ber Sieber. SereitS ift ber britte S^l^eil bei Sreitlopf
unb §drtel fauber gebrudEt erfd^ienen utib bem dürften
aKilofd^, roeld^er für Sammlung unb Unterftüfeung ber=
felben üicl getl^an l^at, gugecignet. 2)en erften ober
jmeiten 2:i^eil gebeult ^r. SSuI ^f)xev SDurd^Iaudjtigften
©rofefürftin ju mibmen. (Sure (SjceKenj merbcn il^m
am beften fagen, ob eS baju einer üorgangigen ©r-
laubniS bebarf? unb in fold&em galle üielleid&t bie @ütc
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168 (fifte« (£apttc(.
I^abcn, fie ju ücrnüttctn. ©ebonicn JRuifcit )inb jcrbijii^e
fiiebcr leicht Dcrftänblid^ unb fd&öucrc, licbliddere l^at bic
ruff. fiitcratur fd^ioerlid^ aufiiuüeifcn.
3)a id& mid& mit bcr fcrb. Sprad^e befd&aftigt l^abc
unb mit §ülfe beö 2öorterbucfi§ bic Sicbcr jiemlii^ ücr^
ftc^cn faiin; fo bin id^ fo frei, jur ?ßrobe bie lieber-
fcfeunfl eine§ ber fürjeren, lüie [ie in ber ©efdjroinbigteit
chzn geratl^eu roiH, beigufügen. @S ift aber faum tl^un-
l\^, bie üoüfommenen formen biefcr ©prad^e in uufer
Diel mel^r abgeid&liffeneö 3)eutfd&, bem aufeerbem ber
trod^aifd&e SilbenfaH unbequem ift, ju übertragen unb
ie befannter man mit ben Originalen mirb, beflo me^r
jammert e^ einen, fie im bent[d^en SlnSbrucf jn rab^
bred^en.
'^d) bin mit SJerel^rung
(Surcr @fcel(en.5
Gaffel 1 Cct. 1823. ge^orfamfter 35r.
®rimm.
3)ie beigefügte Ueberfefeung bot aU $robe „bic
©rbfc^aftötl^eilung", ein @ebid[)t, beffenergreifenbeSd&ilbes
rung be§ 2Bert^e§ brüberlic^er ©intrad^t Sacob au(§
in bcr ©öttingifd^en Slngeige rül^mte. ^wei ©ruber,
2)miter unb Sogban, t^eilen if)re§ SSaterö @rbe. SRur
um ein fd^marjcö 3to6 unb einen grauen Ralfen l^abem
fie. 2)miter fd^roingt fid^ auf ben SWappen, nimmt fid&
u>eg ben i^alUn, eilt gur 3agb inö SSalbgebirge. ©eine
©attin Sngelia foH inbe§ ben S3ruber i^m oergiften.
©ie bringt jebod^ bem ©c^iuager einen 33ed)er rotten
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Siicugricrfiifc^c unb ferbifc^c S^oIfSpoeftc. 169
2Bcine§ unb erbittet [id^ ben diappen unb ben i^allm.
Selbe aber, be§ S^^^f*^^ älnlafe, ge^en auf ber ^aQh
äu ©runbe. Unb roie S)miter reueüoll jurüd nac^ SBel-
grab'ö roeifeem ©d^Ioffe eilet, empfangt i^n feine ©attin
mit ben SBorten:
'Sflid)t oergiftct f)ah' ic^ 5)ir ben ©ruber,
©abc S)id) bcm ©ruber auggcfö^net.
2Buf ©tepl^anoroitfd^ rourbe in SEBeimar auf ba^
freuublid^fte aufgenommen. Suf ®oet^e mad^ten bie ferbi*
fd^en 2)inge großen (Sinbrurf. @r tiefe fidj SBuF§ ©ram-
matt! (1814) unb ba^ Sßörterbuc^ (1818) jufcnbcn unb
bcäeigte briefüd^ feinen S)anf bafür. SSon 2BuI empfing
er aud& eine ängal^t mörtlid^er Ueberfefeungen, barunter
ba^ grofee ©ebid^t oom 2:ob beö Äralemitfc^ 2Karfo, ba^
bann in Äunft unb Slltertl^um erfd&ien. 2Bal^rf(§einlid&
wat SBuFö ©enbung üom 10. 5ßoDember aud^ 3lacob
®rimm'§ ?lnjeige be§ britten S8anbe§ beigefd^loffen,
bereu fiecture (Soet^e im 2:agebud& unter bem 13. 3lo^
oember uergeid^nete. 3)er 1824 aber erfd&einenbe erfte
^anb burfte ber „©rbgrofei^crjogin von SBeimar Siaifer-
lid^en §o^eit" in einer rnffifd&en S^^f^^ift gemibmet
werben.
Slud^ Sacob ©rimrn würbe von ©oet^e mit einer
Slntmort erfreut:
9Kit oielem Slnti^eil, mein SBertl^efter, l^abe ben
mir jugemiefeneti ferbifd^en fiiterator aufgenommen unb
gefprod^en; feine frül^eren arbeiten maren mir fd^on
burd^ SWejenfionen befannt unb ba gar mand^e fiieber
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170 (Jlftc« Kapitel.
jener SBöIfer, bic fid^ biefcr unb al^nlid^er SRimbartcn
Bebient, in meinen §anben finb fo war eine naivere
au§ unfcrcr Unterl^altnng l^eroorßel^enbe Äenntnife tntr
l^öd^ft angenel^m.
21m aller erfrenlicf^ften aber bod^ bie wol^löclunflcnc
Ueberfefeung be§ f(§dnen Pf^rf^^" wnb @ittenlicbe§, bic
Sie mir fo gefällig überfenben mögen, unb meldte id^,
na(4>bem idfi fie grennben unb ©inneSüermanbten vov^
getragen foglei^l, ©enel^mnng l^offenb, in Äunft unb
aitertl^um abbrudfen lie^.
?(u bcn glüdflid^en ^ortfd^ritten S^rer eblen SBe-
mü^ungen mürbe mid& ^^x emfter treuer Sinn nid^t
gmeifeln lafeen, vocmi id& aud^ nid&t, mie e§ von S^ii
gu 3cit gefd^ie^t, burd^ x^vennbc, ober rool^I öffcntfid^
bavon atad^rid^t erl^ielte, unb baüon meinen SBortl^eil
gemanne.
äWöge andi) mir mie bii&l^er bei) meinem eigenen
Zi)un nnh fiaffen 3i^re SWitmirlung gum fd^onen unb
großen 3^^^^ 3" ®^^^ fommen; erl^alten ©ie mir ein
freunblid^e^ Slnbenlen unb geben mir gelegentlid^ er-
freulid^e ß^i^^"-
SBeimar ergcbenft
bcn 19. Dctbr. ^^ ^ ^^
J823 3SB. ®oet]^e
3Die (Srbld^aftSt^eilung ift im britten §eft be§ vierten
S3anbe§ (©. 66) abgebrudEt unb „®rimm" unterjeid&net.
S)iefe§ §eft fd^idfte ©oetl^e nad^ bem 2:agebud^e ant
25. 3<inuar 1824 an „|)errn SiBliotfiefar ®rimm, nad&
©affel". ^acoh f)aite, mie er au§brüdflid() 2:i^erefe Don
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SRcugrict^ifd^c unb fcrbi)cf)c SJoIfgpocfie. 171
Satob tjcrfid^crte, feine ctoaS l^aftig üerfafete Ucber«
fe^ung nid^t für bcn 3)rudf bcftimmt; er würbe fid^ bei
längerer SKufee nod^ mel^r ftaüifcSe SBenbungen anjiu
geroöl^nen ücrfu4)t l^aben. ©ein nod& im (^oet^c^^^Hx^iD
rorl^anbciteS Sttanufcript läfet eine eigenartige Äenberung
von ©oet^e'ö §anb erfennen. 3)ie SSerlefeung be§ g^Ken
ndmlid^ loirb in @rimm'§ urfprünglid^er Uebertragung
folgenber aWafeen gefd^itbert:
66 ©egcn Slbenb traf er unocrfe^cnS
3n bcg SBalbcS @rüne einen SBeil^cr,
3luf il^m eine ©nte golbgepgclt.
So§ banb 5)mitcr feinen grauen galfcn
70 31^m 5U fal^n bie (5nte golbgcflägelt
Slber nimmer liefe fte fic^ erblitfen
Sonbern [fafecnb] fal^renb nac^ bem grouen galfen
^rat^ fic bem ben einen redeten Slügel.
3af|d)i5 ^miter als er ba§ gefe^en,
75 3og et fd^ncH fein l^crrlic^cS ©croanb auS,
©prang l^inunter in ben tiefen SBeil^cr
3u erl^afd^cn feinen grauen galfen ic.
SDie Situation ift nid^t gang flar. ^n bcn fiüften finbet
ber Äampf fd^merlid^ Statt. 2Iuf bem SBaffer aber
mügte bod) bie 6nte fid&tbar gemefcn fein, t>a fonft ber
galle nid^t ^ätte ^^rabftofeen fßnnen. SJiefen Slnfto^
moHte @oetf)e befeitigen, inbem er auf einem angeflebten
Streifen bie SSerfc 71. 72 alfo umformte:
2[ber rounbcrfam erfd^icn fie brol^cnb,
§eftig fal^renb auf ben grauen galfen
unb fie in biefcr S^ft^^fl brudEen lie&. S)a§ aber fein
UeberfefeungSf eitler norliegt, oerbürgt bie SBiebergabe
SalofS (1, 149):
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172 elfte« ©apitel.
%htx cl^' er jtc no(^ fonnt* crft^aucn,
$ielt fte frf)on gefaxt bcn grauen 3alfcii.
25 er fid^ ^ier abfpielcnbe SSorgang ^at aDgenicinere S3cs
beutung. SEßeun Sieber in SSoIföfc^id&ten fortgefungen
roerben, bie bereite auf einem anbtxti Soben [teilen aU
n)orau§ ba§ Sieb geroad^fcn ift, fo üerfümmert biSroeilcn
bie urfprünglid^e SBal^rl^eit unb Sufd^aulidöfeit, mit ber
bie 5)inge begriffen merben. Sacob ®rimm empfanb bie
Unebenheit au$: in ber ®öttingifd^en Slnjeige fpradp
er nur üon ber ,,jaubcr]^aften" @nte. 8l6er er crfannte
fid) nidbt ta^ 9te4)t ju, an bem Ueberlieferten gu beffem.
Woetl^e bagegen, beffen freifd^affenbe SJid^ttraft fogar
ba^ SSoIIöIieb fi$ bienftbar gemad;t l^atte, l^atf an biefer
©teKe unbebenffidö nad^. ^reilid^ nid&t mit gtücflid^er
§anb: er entfernte nid^t ben Slnfto§, fonbem oerbedte
il^n nur bem äuge be§ Scferö.
Sacob ©rirnm ücrmanbte ben ganjen SBinter, unter
3urüdffd^iebung aKcr anbcren Slrbeiten, auf bie SSer^
beutfd^ung ber ferbifc^en Orammatif von SSuf. Um
ba^ ©tubium ber DriginaUieber auc^ Siid^tferben gu
ermöglid^en, l^atte bicfcr, ber beutfd^en ©prad^e felbft
nid^t üöQig mäd^tig, von einem Ungarn eine beutft^e
Uebertragung ber ©rammatif anfertigen laffen. Orimm
füHte fie berichtigen, ergangen unb mit einer SSon^ebe unb
(Einleitung üerfel^en. 2)a§ 3J?anufcript ermieä fid^ aber
al§ unbraud^bar, unb ba ber S)rudE fogleid^ beginnen
foHte, marf fid^ ^acob lurg entfd^Ioffen mitten in bie i§n
angie^enbe Arbeit, ^m 3Jtax 1824 mar ba^ S3ud& an^^-
gebrudft. SBoran eine SBorrebe ^acob'^, meldte bie SSolfö^
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92cugricd^tfd^c unb fcrbift^c 23oIfSpocftc. 173
nnh ©prad&gcfd^id&te ber flaüifd&cn Stationen in großen
Silbern cntroHt; bal^inter t)on bem £inguiften SBater,
beffen 5^eunb unb ^auögcnoffe SBuf in §alle geroefen
voax, eine 3ergliebening beS umfangreid^ften |)elbenliebe§,
ber §od^jeit be§ äRafim ßernoieroitfd). ©oet^e toar auf
ha^ nal^e (Sr)d^einen ber ©rammatif norbereitet. 9iad&
beut 2;agebu{§c l^attc i^n SBuf am 15. "^ebmav 1824
abermals befud^t unb mit einem ©riefe SSatcr'§ nun
aud^ bie beiben erften S3anbe feiner SSolfSlieber über-
reicht. SSeibe empfal^I ©rimm mieber in einer ®öt=
tingifd^en Slnjeige; bie üerbeutfd&te ©rammatif über?
fanbte er ©oet^e:
(Sw. ©jceHenj
l^aben burd) bie raol^ImoHenbe Slufnal^me be§ §erm
SSuf @id^ bcnfclben gu immerma^renber 3)att!barfeit
rcrbunben. (Sr ift gegcnmärtig in fein SSaterlanb ]^eim=
gefeiert, wo e§ nid^t an 3Serfennertt unb Sefeinbern ber
oerbienftlidien 93emü]^ungen biefeö 3Kannc§ fcl)lt. Qn^
maS)l fd^eint i^m bie ferbifd^e unb ungrifd&e ®eiftIidE)!eit
abgeneigt, roeld^e ien engen Ärei§ i^rer Äird^enfprad&c
burd^ bie Slufmunterung unb ^crüorl^ebung ber leben^
bigen ßanbeSfprad^e beeintrad^tigt ma^nt, bie SSoIföIieber
für ju frei ober abgefd^macEt nnb ber (Sammlung für
unraertl^ l^ält.
3)a§ beiliegenbe fiieb üon ber (Srbauung ©cutari'S
l^atte mid^ burd^ feinen Sn^alt, ber fid^ mit meituerr^
Breiteten SSoIföfagen berül^rt, üor anbeut angejogen.
2)ie ©d^önl^eit feiner gorm barf nid^t nad^ meiner, jmar
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174 (Slftei» a:apiteL
flctrcucn, aber uitüoDfornrnncn Ucbcrfcfeunfl erntcRch
TPerbcn. S3cfricbiflenbc Ucbcrtragungen ber ferbifd&cn,
fo n)ie aHcr Solfölieber nbev^anpt, werben fid^ fd&roerlic^
geben Ia§en. 3)ie epifd^en gormein, im Driginal natür-
lid^e SSieberl^ol^Iungen, belommen in ber Stad^bilbung
etmaS ®ejn)ungenc8 unb ©d^IeppenbeS. SBiellcid^t l^attc
id^ anbere unb fürjere ©türfc überfenben follcn, vor
allem ba§ großartige ©ebid^t üon 2Rarco'§ 2:obc; bod^
l^at mir §err SSuf gcmelbet, bafe er felbft an @urc
(SfceHenj gerabe üon biefem unb anbern Siebern mört^
lic^e SSerfionen f)at gelangen lafeen, aug benen fid^ bic
©nfalt unb @efdllig!eit ber S^cjte ebenfo gut ober be^er
ergibt, al§ auS meinen metrifc^en Siad&al^mungen.
3d^ bin fo frei, bie 3Serbeutfd^ung ber ferb. ©ram-
matil beijufügen.
aWein SSruber, ber äWal^ler, l^at mit 3)anf unb 93e-
le^rung bie Slnjeigc feiner rabirten Sldtter im legten
^eftc für Ä. nnb S(. gelefen unb beult fid^ bie i^m
crtl^eiltcn SBinfe ju Slufe ju mad^en. SReulid^ l^at er
Silbniffe göttingifd^er ^rofefforen mit @IüdE rabirt, aber
nod^ feine guten JlbbrudEc gur §anb.
SWit SSerel^rung Qw. ©jceHenj
©affcl 8 mai ge^orfamfter Wiener
1824. ©rimm.
2)er ©rbauung ©cutari'ö Seiten^ breier ©rüber
fteHt fid& bie SBila oom ©ebirgc entgegen; erft atö naä)
bem SBiUen biefer SergeSfee ba§ unfd^ulbige SBeib bcö
jüngften 33ruber§ in ben ©runb oermauert wirb, iäjt
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9?cugnc(5tf(%c unb fcrbifd|c SJoIföpoepc. 176
bcr S3au Dort ©tattcn; nod^ ein flanjeS 3ö^t: l^inburd^
fäugt bic junge SKutter bur(§ ein g^f^riein il^ren Keinen
ÄnaBen. Son biefem Siebe l^atte ^acoi ni(§t lange rorl^er
eine unmetrifd^e Uebertragung ben g^äulein üon ^ajct^^
Raufen mitgetl^eilt: „Um biefem Brief einigen SBertl^ ju
geben, fd^reibe id& S^nen ba^ rounberfd^öne fcrbifd&e
Sieb von ber (Srbauung ©cutaris ^er. 6in Heinere^
l^abe id& neulid^ ©Otiten gefd^idt ((Srbfd&aftötl^eilung),
ber eö in fein neufte^ ^eft von Stnn\t unb Slltertl^um
^at la&en abbrudfen. 3)iefeg ift aber roeit fd&öner —
unfere beutfd^en SSoIfölieber müfeen fid^ alle baüor t)er=
fricdlien". ©oet^e nal^m ba§ ©ebid^t 1825 roieber in
feine 3^itf^^ift ^"f^ iebod^ aud^ l^ier fid^ einige ^rei-
l^eiten geftattenb. 3Son il^m rül^rt, ol^ne erfid&tlid&en
®runb, bie Ueberfd^rift ;,3Die Slufmauerung Scutariö"
^ev, n)dl;renb ^acob ©rimm ba§ ^dufig von x^m
citierte ©ebid&t ftetö „bie ©rbauung ©cutariö" nannte.
(Sin ganjer 3Ser§ fe^It bei ©oetl^e; bie beibcn lieber-
tragungen bieten nämlid^,
an ©ajtl^aufen: hd ©oetl^c:
Xa^ nift bic SBUc oon bem Serge, 1it]c2 fc^rcit bic 3JiIa oom Gebirge:
^lid^tö nü^e »crfd^raenbcn beS ®elbe8, Stimmer frud^tetbaferoiröelboerfc^roeiibcn,
Xit 2BiIc läfet nid^t ben @runb legen, fietbet SJila nld)t, ben ©runb 5U legen,
9lo(§ iDcnigcr bie geftc aufbauen; ^o(i) oicl minbcr 3U cröaun bie g^cfte,
SScitcr fagt bic 3öile oon bem ©ergc,
3Bir feien ba brei leibliche lörübcr ^oc^ mir fegen f)ier brci) ßeiöeSbrüber,
Scbcr ^nbc eine treue ©attin .... ^cba* l^abcnb feine treue ©ottin ....
Äein 3^ßif^I/ ^^B ©oet^e jenen 3Ser§, ber i^m btn
munteren gortftrom be§ Sieben ju ^emmen f4)ien, nn^
bebenflid^ auögefd^icben l^at.
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176 elftes (Sapttcl.
ais ©egengafie für S^coB ©rirnm ücrroanbte ©oetl^e
ba§ fertig liegcnbe erftc §cft be§ fünften SöanbeS t)on
5iunft nnb Slltertl^um, cntl^altenb hm Sob be§ Äraleroitfi]^
SKarfo t)on SBuf:
Giü: SBol^Igefioren
übcrfenbe berjfommenbeS jiDar fpäter ate
BiHig, aber bod^ nidjt ungeitig, benn eben je^t fül^ren
ntid^ meine fel)r Dereingelten ©tubien roieber an bie
ferbifd&en lieber unb rocffen foHt id^ babei; el^er gebenfcn
al§ S^ter rourbigen S3einu^ung.
3)aö julefet mitget^eilte ©ebid^t ift unter benen bie
\ä) fenne lüol^I ba^ altefte, n)enigften§ begiel^t fid&§ auf
bie ©rbauung von Sfutari, üieHeid^t fd&on im ad^ten
Sal^rl^unbcrt, unb tragt nod& ganj ben Ijöl^ren Barbarifd^
l^eibnifd&en ©inn cine§ 9Kenfd^enopfer§ gu großem un-
erld^Iid^en SiationaljmedEe.
®ar mand^e^ anbere ift mir inbe^ burd^ bie SBe-
müljuiig ber [Jrdnlein S^erefe von ^atoh gu §alle be^
lannt gemorben, bie fid) aud^ mol^I S^rer S^^eilnal^me
freut. S)ie gcttigfeit unb Sluöbauer bicfe§ talentüollcn
^raueujimmerS finb ju Bemunbern, fie f^ieint mir butä)
bie Ferren SBuf unb SSater ju biefer Slngelegenfteit auf==
geregt morben gu fegn.
3d& lefe fo eben ©m: SBol^IgeBoren SSorrebe gu ber
ferbifd&en ©rammatif n)iei)er unb Bemunbere bie mög^
lid^e Älarl^eit bie @ie über ba§ ©emül^I ber 3SoIföu)am
berung unb 3SoIf§üerfefeung, fo mie über bie SBanbet
Barfeit ber ©prad^e üerBreitet. Seiber l^aB' id& au(!^
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^tu^xit6)i)6)t unb ferbifd^e SSolfSpocfie. 177
iiid^t bie geringfte Slnmutl^ung ju icncn öftlid^en S^^^fl^i^
unh ift mir beöl^alb eine gci[trci$ angcfd^Io^cnc lieber^
tragung üom größten SBcrtl^.
2a^en Sie mid^ von 3^it ju 3<^it an 3^rcn ®emü-
jungen Sil^cit ncl^mcn, bie id^, wenn gleid^ nur auö einer
geroiffen 3^erne, ju fd^iäfeen loeis, au(5 in bcm mir über-
feparen Umfang mal^rl^aft ju berounbem bie ^reube f)abe.
3u geneigtem Slnbenlen mi(§ angelegentlid^ft em-
pfe^Ienb
SSeimar ergebeuft
Itn 30. ftuguft
1824. 32B. ®oet^e
3u ber 3^it^ ^c) ©oetl^e biefe 3cilcn f(5rieB, lebte
er nad& 2lu§n)ei§ be§ 2:agebu(§e§ gang unb gar in ber
ferbif(§cn 3SoIf§poefie. S)ic fiieber maren il^m bamals,
frei üon bem national ::patriotif(§en @ifer 2Buf§ unb
bem fprad^lid^en Siebcnintereffe ®rimm'§, nur üon
ber poetifd^en Seite bargeboten morbcn burd^ !£l^erefe
:Don ^atob au§ §alle. S^r @nt^ufia§muS für biefe
5)inge entfprang allein perfönlid^em 93e^agen. ^^v erfter
an ®oetl^e, ben „Derel^rteften aller Scanner", gerid^teter
S3rief batiert üom 12. Stpril 1824. @ie l^atte jmar nod^
ben guten Söul burd& ^rofeffor SSater lennen gelernt, aber
eigentlid^ mar fie erft burd^ Sacob ®rimm'§ öffentlid^e
©mpfel^Iung ber ferbifd^en SBoIf§Iieber auf bie§ neue,
unerJ^cHtc ^elb ber Literatur geführt morben. Ungenannt
trat fie guerft mit einer öffentli($en ?lnjeige ber brei SSufi::
fd^cn S3änbe auf, in ber bie SSeftimmt^eit il^reö Urtl^eilö
überrafd^t. 2Rit ber i^r üon Slnfang an eigenen ©elbft-
©oct^c u. b. »ruber ®rimm. 12
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178 (Slfted (S:apüeL
ftänbigleit ging fte unbelummert felbft auf ^acoh ®mm^
UeBertragung ber @c6fcl^aftdt]^eilung loS. ^n ben
SScrfen 48. 49, wo ÄngcÜa, bic ben ©d^roagcr Dergiften
foD, fi(i& im ©clbftgcfpräd^ entf abliefet:
X)o(^ i(^ loerb i^n nimmermel^r oergiftett,
no(^ im ^ofe l^arren meined Ferren 2C.
tabeltc fic frifd^roeg einen Ucberfefeungi^fel^ler, ba eS Dtet
ntel^r l^eigen mugte:
fihn loenn ic^ il^n ni(^ oergiften iDtH,
2)arf i(^ ben hatten ntc^t im §ofc crroartcn.
aiö aber unter ®oet^e'ö roo^IrooHenber ^orberung ber
erftc SBanb il^rer „SSolföÜebcr ber ©erben metrifd^ über-
fefet unb l^iftorifd^ eingeleitet von SialDJ" 1825 erfd^icnen
wav,^ roanbte fie [id^ mit i^rem 93u4)e unmittelbar an
Sacob ®rimm (7. 3uni): ;,35ieIIeid^t [inb Sie fd&on bur(i&
©oetl^e, ober burd^ einen änbem, von meiner emfigen
SBefd&dftigung mit ben ferbifd^en aSoIf^Iiebern unterrid^tet
roorben." 3)ie l^albe SiamcnöDetterfd^aft mad^te @rimm
Dielen ©d^erj. „®^ ift von ^acoh (fd^rieb er grdulem
von ^ajt^aufen) mirflid^ eine Ueberfe^ung ©erbifd^er
fiieber im 3)rudfe erfd^ienen. (£§ fte^t ein anberer SRame
auf bem 2^itel, aber ber malere SJerfafeer l^ei§t 3acob,
bod& bin id^ö nid^t, ^aUe bei 9?enger 1825."
Snjmifd^en mar für ©oetl^e bie redete 3eit gefommen.
S)ic langfam reifenbe Slngelegenl^eit l^atte fid^ ent^iillt
@r fal^ bie ferbifd^en ©ebid&te „in äRaffe" üor fidp unb
*) ^ag ^fcubontim %alv'} ift gebilbet aug 3:(l^ercfe) «(Iberttnc)
S(uifc) ü(on) 3(afob).
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-r
Steugrted^ifd^e unb ferbifd^e S^olldpoeftc. 179
lonnte nun Stetd^t^um ober Sfimutl^, SBefd^ränltl^eit ober
SBeüfinn, tiefe« §erIommen ober S^ageSflad^l^eit (vx ü^nen
el^er geroa^ren unb beurt^eilcn. 3)en ferbifd^en Solfös
gefangen ermtei^ er '\t%i ben gletdgen S)ienft, xdxz 3n)an3tg
Saläre frül^cr ben alten beutfd^en fiiebern in beö Änaben
SBunberl^orn, unb fd^rieb ben großen ?luffa| „©erbifd&e
fiieber" für ftunft unb aitert^um (V 2). 2Kit ber ©id^erl^eit
beS @enieS griff er oxA bent Sorratl^ beffen, roaS
®rimm'§ Arbeiten, ©efpräd^e mit 2öuf unb Jaloj, unb
bie in ber ^anbfd^rift oorgelegten Ueberfefeungen ber
%(}Sx\ il^m Dermittelt l^atten, bie roefentlid^ften 3)inge
^erauS unb brad^te fie mit einer Älarl^eit fonber ©leid&en
gur 3>arfteIIung. 3)ie furjcn Sni^öItSbegeid^nungen ber
cingelnen fiieber orbnete er nad^ ben 9iummcrn ber er-
mäi^nten §anbfd^rift. 3)a bie SRei^enfolge für ben
3)rudf auf ©oetl^e'ä Stat^ umgeftaltet mürbe, fo lommt
ba§ @d^ema mit S^alot'« 33ud^e nid^t mel^r oöllig
überein, für einzelne ber ffijjirten ©ebid^te märe
eine naivere SSeftimmung nur au§ SBuI'S Originalen ju
geminnen. ®oet]^e'j^ SRummer 29, „SSorjug be§ Keinen
aKdbd&en« unb fonftiger Kleinheiten", begießt fid^ aber
fid^erlid^ auf ein fiiebd^en, ba§ ©oetl^e fd&on 1814 in
jener mörtlid^en Ueberfefeung, morin e§ S5Iatt 22 ein:^
nimmt, jugefommen mar unb mit nur menigen ab-
meid&ungen aud^ unter ®rimm'§ „neunjcl^n ferbifd&en
Siebern" erfd^eint:
„SRäbd^cn, nicblid^ fleine§ 33cilcf)eii,
i^tcben ntöd^t td^ %\i), aber bift Hein!"
Sieb mid^, Sicbcr, rotH fd^on gro^ rocrbcn,
12*
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180 (Slfted dapitel.
SMein i{i bad Suge ber ^crlc,
Unb man tragt fte gern am $a[fe,
ftlrin ift ber Sogel, bte 9{a(^ttgaD,
flber fte ennübet Stetter unb 9to^.
SDcr 6cfte Jfieil aber Don ©oct^e'ö aUflcmcincn au§ful^'
rungcn bcrul^t auf 3öco6'§ SSorrcbc jur fcrbifd^cn @rain=
matil. äRoitc^e SBenbungen gingen fogar n)drtlidg in ben
auffafe über. SBaS l^ierin über ©rintm'ö perfönüd^eö
SSerJ^dltni^ jum ©erbifd^en gefaßt wirb, I^Ält freilid^
nid^t in aQem ©tid^; um fo bebeutungSDoüer brid^t bie
©d^afeung beffen, roaö er für bic ©ad^e leiftete^ burd^:
„©ibliotl^cfar örimni in Äaffel ergriff mit ber @e^
n)anbt]^eit eines ©prad^geroaltigen aud^ bai^ ©erbifd^e; er
überfefetc bie SBuKfd^c ©rammatif unb begabte fie mit einer
SBorrebe bie unfern obigen Sßittl^eilungcn jum ©rutibe
liegt. SBir oerbmifen il^m bebeutenbe Ueberfe^ungen, bie in
©inn unb ©t)Ibenma§ jenes SiationeHe roiebergeben." 3)en
Unterfd^ieb jmifd&en ©rimm'S unb 2:aIt)fS SBeife l^attc
®oet§e rid^tig l^erauögefü^t. Orimm'S emft unb ftreng
an baS Original fid^ l^altenbe Ucbertragung war für
il^n perfönlid^ gundd^ft bie erraüufd^tefte. 3)enn ia er
felbft feines flauifd^en 3)iaIecteS mdd^tig mar, eri^iclt er
bis 3u einem gemiffen @rabe ©rfafe für bie Driginale
unb lonnte fid^ fo ein ©efül^I für bie SBortfteDung unb
btn S^onfaK ber ferbifd^en fiieber oerfd^affcn. Am legten
(Snbe moHte 3ßcob ©rimm auf ben Urtejt l^infu^ren,
aber biefer me!^r gelehrte ©tanbpunct mar für ein Brei-
teres, genießen moHenbeS publicum nid&t betretbar. da-
gegen S^alof S mit freier ^eiterfeit überlief ernber SSortrag
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9Jeugne(i)tfc^c unb ferbifd^e SSoIfSpoefic. 181
üetftanb bie tüd^tiflften ^elbcngefdnße unb jartcften Siebes-
lieber ber frentbcn Station in beutfd^cS Slllgcmeinflut ums=
gubilben. @o wieberl^olte fid^ l^ier ber ©cgenfafe^. in ben
Sacob ©rimrn [id^ einft ju bm Herausgebern be§ SBun=:
berl^omS unb gu feinem ®ruber SBil^elm gefteHt ^atte.
®er gro^e ferbifd^e Sluffafe ®oetl^e'§ befriebigte
2:i^erefc von ^atoh roenig, er fd^ien il^r burd&auS nidjts
93ebeutenbe§ ju entl^alten. gür Sacob ©rimrn loar
©oetl^e'S Urtl^eil l^öd&ft merftpürbig : er beleud^te bcn
SBertl^ ber SSoIfSbid^tung ftrid^weife mit Haren Slidfen;
bagmifd&en bleibe oieleS liegen; unb aud& an bcn
©ried^ien ergreife un^ manches, maS man barbarifd^ 3U
nennen l^atte. SSon S^atoj'S Ueberfe^ung erfd^ien bann
1826 ber gmeite S^l^eil. Jl^erefe lernte nod^ im ^erbfte
3acob ®rimm in Gaffel perfönlid^ fennen unb l^atte
bie greube, ba^ biefer ba^ gange SBerf in bcn ®öttingi=:
fd^en Slngeigen befprad^. ©in prdd^tig gefd&riebener aH^
gemeiner ©ngang- leitet ju bem @a^e, ba§ bie ferbi^
fd^en fiieber eigentlid^ unüberfc^Iid^ feien. SSon l^ier an^
fdHt Sidöt unb ©d^atten auf ÜCalüi'S SScrfal^ren, bod^
fo, ba^ erquidEenbe SBdrme ba^ ©an^e burd&bringt.
XabfS Sorgfalt unb ©efd^idf mirb lobenb anerfannt.
J5ie meiften Sieber feien mit feinem 93ebadöt georbnet.
®rimm lomite nid^t miffen, ba^ bie 3lnorbnung beS
®ud^e§ ein ftiH l^ergegebeneS SSerbienft von ©oetl^e mar.
@oetr;e mieber l^ielt fid& burd^ ©rimm'S Stecenfion aller
weiteren ?leuBeruugen ubcrI)oben, bie er felbft über Salüj'S
jmeiten S5anb gu mad^en gebadete. „Sie ift (fd^rieb er
1827 in ^nft unb Slltertl^um) von bem grünblidöften
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182 C^lfted (SopiteL
@pra(^Ienner Derfagt, ber eben fo gut bad allgemeine
Organ n)oburd^ xüix und mittl^eilen, ald bad baburd^
SRitgetl^eilte gu |(^äfeen roeife. SBir würben bcn ®n^
gang l^iebeQ abbrucfen laffen, menn n)ir ntd^t in unfrer
geiool^nten ®ogenja§I gu weit fortgerücft roären."
äRtt aDmal^Iid^ abfinlenbem ^ntereffe l^at ©oetl^e
nod^ bie ©erbiania bcö ©erben ©imeon aMiIutmon)itf(i&
öffentlid^ empfol^Ien; er l^at au(§ bcn fieipgiger Äauf^
mann unb Segationdratl^ ®er^arb, beffen ,3Uct. ©er-
bifd^e Solteüeber unb §elbenmard&en'' 1828 l^eraudlamen,
mit diat^ unb Z^at unterftüfet. «ud^ l^ier unter ftctcr
fflcgugnal^me auf ®rimm unb feine SSerbienfte. Auf
biefcm ©ebiete mar SocoB ®rimm ber ©al^nbred&er
©oetl^e'S gewefen.
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3rD0lft^0 CaptW.
S[{§ fiubroig ©rimm an^ bcn g^cil^eitöfriegen lüiebcr
in ba§ bürgerlid^e Seben übertrat, l^atte er bic cißents
lid&e Sel^rgeit l^inter fid^. 3Son immer beffer gelungenen
(Kopien unb einjelnen üiel oerfpred&enben 9Serfu$en na(!^
beni fieben war er allmal^li(5 gu felbftdnbiger 8luffaffung
unb fünftlerifd^ freier SSel^anblung il^m gufagenber Stoffe
aufgeftiegen. Äöpfe von Äinbern unb Seuten au§ bem
SBoIfe gal^Itcn ju feinen beften ©tüden. ®a§ ^ortrai«
tieren feiner ©efd^mifter unb aä berer, bie gu il^nen ge^
l^ortcn, betrad^tete er mie eine liebe, i^m natürlid^ ju^
lommenbe SSerpflid^tung.
5ür feine ^^ortentmirflung mürbe e§ inbcffen uotl^'
menbig, bafe ber S3Iidf be§ jungen 3Wanne§ fid^ in bie
SBeite bel^ne, ba§ er ba§ gefd&id&tlid^e SBerben feiner
Äunft mit eigenen Singen fel^e. ®ie ben 93rübern n)of)U
gefinnte Sl^urfurftin Slugufte, eine preugifd^e ^ringeffin,
l^atte il^m nad^ feinem 9J[uötritt au§ bem SRegimcnte fo
üiel SRittcI gugemenbet, ba§ er bei magigen Slnfprüd^en
auf brei ^ctl^t^e jeber ©fiftenjforge überl^obcn mar. 3)ie
SRI^einfal^rt mit SBill^elm unb ©aüignp erfd^Iofe i^m
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184 S^oölftcS (Sopitcl.
gum erftcu SRale bic altbcutfd&c 2ßalcrci. SBcnig fel^Ite,
fo Tpäre er feinem fflrubcr Sacob bainalS na(§ ?ßari§
gefolgt. SBon ber größten SBid&tigfeit rourbe Stalten
für feine Arbeiten.
als finbroig namlid^ 1815 in granffurt roeilte, it-
frennbete er fid^ mit bem jungen ©eorge Srcntano^
Sarod&e, ber fid^ bamatö mit Seibenfd&aft auf ia^
Seidenen gelegt l^attc. Sie befd&loffen eine gemeinfame
3leife nad& St^lien, bie im folgenben Saläre auSgefül^rt
würbe, ^nx ©oetl^e, ber ©eorge al§ einen Srentano
gut fannte unb j. S5. nod& 1814 von ü)m ein Stamms
bud^blatt entgegen genommen l^atte, mar SBiD^elm'^
brieflid^e (Srroäl^nung ber SReife (oben ®. 116) gen)i&
nid^t ol^ne ^ntereffe. 93i8 tief in ben ©üben, über 9tom
§inau§, eilten bie greunbe; fiubmig fd&aucnb unb jcid^-
nenb. @ine Steige geiftroHer ©tubien leierte mit i§m
^eim. 3)ie SSlätter finb aUe nod[) im 9iad^lafe Submig'ö
erhalten. S)er befte 2:]^eil baüon lieferte, in ^pfer
ausgeführt, ben Stoff ju feinem erften großen 2BerIe,
ben „rabirtcn SBIattcni nad& ber SKatur gejeid&net üoii
S. @. ®rimm", bem g^eunb unb 3teifegenoffen ju-
geeignet. Diefer ©eminn ber Sieife fiel aud& ©oet^e
ju; SBil^elm fd^icfte baS 2SerI unb fd^rieb:
9ie^mcn @m. ©jceHeng beiliegenbe Sammlung üoii
rabirtcn Slättern mit gemol^nter @üte unb Sßad^fici&t
auf. Sie mad^en als 3^i^"ii"9^" ^^^ ^^^ ^^^^
feine l^o^eren Slnfprüd&e, mein Sruber münfd^t aber
auf biefe SBcife eingclne Stubien, bie für anbere Qwi^
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Subn)ig &nmxR& 9)abierunflen. 185
bod^ unoerloren finb, fcftjul^altcn unb l^offt, ba^ bei feinem
Sctnül^en, voa^ i^m eigent^ümlicö unb c^arafteriftifd^,
überl^aupt auf irgenb eine 8lrt auSflejeid^uet fd^ien, nur
auf3une]^men, ber Siebl^aber fold^cr arbeiten immer eU
roaS ©rgöfelid^eö ober SBiUfommeneS barin finben merbe.
SWoge ba^ §cft mit ben ital. ß^iti^niinflc" S^nen einige
?lugcnBli(fe angenehmer (Erinnerung gemdl^ren; biefer
5!8unfd6 fo mie baS SBol^ImoIIen, momit (Sm. SjceHettj
fc§on vor Stiften a^nlid&e 3ri^^i^«9^n meines SruberS
betrad^tet l^aben, muß il^n entfd&ulbigen, menn er mit
einer fo Reinen @abe fein Hnbcnlen ju erneuern fu$t.
9Köge Sinnen oom §immcl nod^ eine Sieil^e l^eiterer
Saläre in neugeftarfter ©efnnb^eit beftimmt fegn! 3Ser-
fd^mäl^en ©ro. ©fceHenj bicfen SBunfd^ unb bie Sl^eit
nal^me an S^rem SBo^lergel^en auc^) oon bencn nid^t;
bie fie ftiH unb in ber ^exne gehegt ^aben unb einer
©elegenl^eit fid& erfreuen, mo fie fie andern bürfen.
(Sm. (SjceHenj
Gaffel ben 8ten guUug ge^orfamer 3)r
1823. SBil^elm 6. ®rimm.
Ooetl^e mar oon ber fd^meren ^ranfl^eit, bie il^n
im 3^^i^^^ föf^ i^ 93oben gerungen ^atte, erftanben.
Srübe 9ia($ridf)ten l^atten in ben 2^agen ber Oefal^r
aud^ bie ®rüber ®rimm in ©affel bcmegt. Um fo
freubiger begrüßten fie feine (Senefung unb burften fid^
fpdter unter bie ßci^I bercr rc4)Tien, an bie er fid^ 1824
in Äunft unb Slltertl^um (IV 2) mit traulid^er SDanfbar^
feit für bie cnoiefcne S'l^eilnal^me manbte. Sa§ näd^fte
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186 Stodlfted aapitel.
^c^ (IV 3) Brachte nun au^cr S^cob'S ©rBfd^aftöt^cifung
eine freunblid^e Ängeigc für ben jungen 3RaIcr:
,,3)ie rabirten Sldtter . . von fi. @. ®rimm . . I^abcn
und her) n)ieber]^oIter S)urd^fi4)t angenel^m unterl^alten
unb 3ur Sld^tung gegen baS angeborne 2;Q[ent bed
roacfem Äünftlerö üerpflidbtet. Sie entl^alten ©egcn-
ftdnbe mannid&f altiger «rt, Silbniffe üon SWo^ren, 3^=
geunem, aWalem, gi^l^ricwten, ^irten, fd&dnen gi^auen
unb 3Rabd)en; $rofpectenierfn)ürbiger®egenben, Slumen,
3nfecten, Jl^icre unb Srud^ftüde alter Silbl^auerfunft,
n)ot)l meiftenS 3)inge, weld^e ^r. ©rintm roäl^renb
feineiJ «ufentJ^altS in Stauen, aud^ auf ber 9?eife bal^in
unb jurürf, jur (Srinnerung in fein Jafd^enbud^ geid^netc
unb jefet beut ^Publicum mitt^eilt. 2)ic Slabimabcl ift
fo jart unb 3ierli(§, ba§ man oft an bie Slrbeiten beö
SBenceSlauö ^ollar gu benfen SBeranlaffung finbet.
aWand^eS barf geiftreidö, felbft aui^brucfSüoH genannt
roerben, jumal unter ben SSilbniffen. 2)ie ^rofpecte
finb meiftenS gut gefeiten, ba§ roiU fagen, auS rooi^t
geroa^lten ©tanbpuncten gejeid^net; inbeffen fd^eint ber
Äünftler in biefem 5<^d& n)eniger ^^^^tifl^^it i^ befi^en
al§ in bem ber Silbniffe, benn oft ift bie Sel^anblung
ber eingelncn 2^§cile nid^t bebeutenb, nid^t abroed^felnb
genug; aud^ rodre mel^r Haltung unb funftgercd^te SJer^
tl^eilung oon Üidöt unb ©d^atten ju roünfd&en".
3)iefc JInjcigc, für roeld&e ^atob in fiubroig'S 9ias
men banfte (oben S. 174), ift neuerbingS ©oetl^e ab^,
unb ^einrid^ SWeger gugefprod^en roorben. 2)en ®rübcm
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Subtoig ©rimm'ö 9*abicrungtn. 187
®rimm galt fie ate ©oet^ifd^. ©nttocber burd& SBuI
ober auö bcm Srcntano'fd^cn Äreife roufeten fie im
3Sorau§, bafe in biefem §cfte bie SRecenfion erfd^einen
loütbe. gtur aus münblid&er UnterJ^altung fonnen bie
naiveren Sfngaben über bie (Sntftel^ung be§ SBerfeS ge^
fIo[fen fein. 2)ie gan^e Art ber Slnerlennung roie ber
SluSftettung gleid&t frül^ercm Urtl^eil ©oet^e'S, fogar in
wortlid^en Slnfldngen, j. S3. bie ,,fe]^r garte Siabel"
(oben @. 49). S)ie ©injeld^aralteriftil, ber gel^altene
2^on ber SluSfül^rungen fd&eint gleid^faHS für ©oetl^e in
jeugen. fidgen beftimmte 2)aten für §einrid^ SWeper'ä
aSerfafferfd&aft üor, man mü&te atöbann fagen, bafe
biefer oon feinem großen Äunftfreunbe oorjüglid^ in?
fpiriert gemefen märe.
Sluf bem 2:itelblatte be§ nod^ im ©oetl^el^anfe vov^
!^anbenen ©jemplars ber SRabirten SSIatter ift bie ge:=
brudfte ^a\)xe^af)l 1818 mit 2;inte in 1822 umgeanbert.
@o lange alfo l^atte fid& bk Soßenbung ^inauögefd^oben.
S3creit§ Begann fiubmig an einem neuen SBerfc gu
arbeiten. S)ie engere SSerbinbung feiner Sörübcr mit
©öttingen üerfd^affte i^m bie oort^eill^afte ©elcgenl^eit,
bie Berül^mteren ^rofefforen bafelbft porträtieren ju
bürfen. gacob'S oorl^erige SBenad&rid^tigung (oben
@. 174) mad^te ©oet^e fi(§erli(§ greube, ba er f eiber
gute Sejiel^ungen ju itnen SJJännern pflegte. 3nt
3al^re 1824 mar bie erfte Serie ber ;,93ilbniffe ©ÖU
tinger ^rofefforen" fertig gefteHt, unb SBill^elm beforgte
für Submig bie ßwft^ßi^^ß ^^ ©oetl^e:
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188 3wölfte« ©apitcl.
@n). (Syceßeng
nehmen mit gctool^nter Siad^fid^t einige neuere Sldtier
meinet JBruberiJ auf, roeld^e bic Silbni^e ©ßttinger
?ßrofe§oren enthalten. ®r ^at geglaubt bic 93efannt=
fd&aft unb @üte biefer geleierten äRänner auf fold^e ärt
benufeen ga bürfeu unb fid^ bemül^t, fie fo d^aralteriftif($,
als il^m mogtidö roar, aufjufafeen. an ber 5ortfe|ung
bc§ SBerfö ift burd& 3^i^"wngen gearbeitet.
^d} geftatte mir, eine Siad^rid^t Don '^^äxöi^i^m
fiebern auS ben ®ötting. Slnjcigen beijulegen, üietleid^t,
baß bic 2:ieeilnaieme, rocld^ic ®ie ben ©ttmmen ber
SJölfer ju fdöcnfcn pflegen, aud^ biefen l^ier, in mandier
.§infi(Jt merfioürbigen, einige SIugenbUdEc ber Setrad^tung
juroenbet. 3^ befeerm SScrftdnbnife füge id^ bic lieber^
fe^ung eins ber eigentpmli4)ften ©tüdfc l^inju. ^ö#
n)a5rfcf)cinH4) ^at fid& barin eine alte, in ber (Siha m(|t
mel^r üor^anbcne 2)ämcfage erhalten, roeld^c alö unter-
i^altcnbeö SKard^en, roenn aud^ o^ne aDe auöbilbuug,
bod^ angemefeen, reinlid& unb fauber f orter jäl^lt Jüirb.
3)eutlic^ ift nod& SSerbiubung unb Äampf ber 3Kettf(|en
unb ®ötter gegen bie roilben aber mächtigen SSiefen
fi4)tbar; umfonft u)irb bei ben (Slemeutcn ©d^u^ gefu(|t,
nur bie 2ift Ijilft cnblid^ au§.
aKcin SSruber ^acoh banft (Sn). eEcelleng für bie
gütige Ucberfenbung ber beiben §efte über ^unft unb
Slltertl^um.^ S^tc roo^lroollenbe ©cfinnung ift un^ eine
') @§ finb bie §eftc IV 3 unb V 1 (oben 6. 176). - ^^u
ben färöifc^en Siebern fprid^t ha^ folgenbe ©apitel.
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fiubroig @rtmnt'S Slabicrungcn. 189
gro§e 3^rcube, möd^tcn @ie un^ berfelBen immer roürbig
Italien!
aefiorfamcr ®r.
eaffel 21.en «„„. 1824. ^.^^^^^ ^^.^^
®ie SBilbniffe fanbcn gute Slufnal^me in SBeimar.
SDaöfelBe §eft Don Äunft unb 2lttertt)um, loelcfieS bie
Slufmauerung ©cutari'ö cntl)ielt (V 2), lenftc bie Slufs^
merffamfeit be§ ^ublicumö aucf) auf 2ubn)ig'§ neuefte
arbeit:
,,SBie gart unb jierlicl) §crr ®rimm bie SRabir^
nabel äu bel^anbeln üer[tet)t, burfte unfern Sefern üiefc
leidet nod^ au§ Ä. u. 31. IV. ®. 3. |). erinnerli$ fegn.
3)a§ gegenwärtig angugeigenbe SBerf Beftel^t au§ fed^g
Slättem, n)el(fte bie ^rofefforen §ugo, Senedfe,
©. 3^. @id||l^orn, 3- ®. &\äj\)oxn, unb Slumenbad^
barfkEen. 3)er.Iefetere ift auf jraeri Slattem o^ngefdl^r
in berfelBen ?ßofitur aber üon üerfdiiebcnen Seiten aB^
geBilbet; ba^ S3ilbni§ n)eld^e§ biefen Berühmten ättann
in ?ßrofiI geigt, fd&eint un§ gang üorjügliift al^nlid^, aud&
ift e§ bem ^nftler in Setrad^t ber Slu§fül)rung unter
allen am Beften gelungen".
Stud^ biefe Slngeige foD je^t „groeifeüo^ üon SKeger"
fein. SlBer roie e§ fd&eint, trifft „gmeifeHoS von ©oetl^e"
baS rid^tige. ®oett)e, ber ben Berül^mtcn SIumenBadö
fel^r gut lannte, war in ber Sage, bie üorjüglid^e "äz^n-
lid^feit gu Betonen. S)ie§ ?ßortrat l^ielt aud^ 3öcoB
®rimnt für.baö Befte. §ugo fal^ nad^ feiner Slnfid^t
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190 Bn'ölfted dapiteL
etipad malitiöd aM, er l^dtte mid^ bic $anb ait§ ber
$ofc laffen foQen. 3>er alte ©d^l^om läd^dte il^m 3U
oiel, ol^ne bod^ bad @l^rlid^e feine« ©efid^töaudbrude^
barüber verloren ju l^aben. 93ei SSenede gefiel ü^m iiid^t
ber SRanteliDurf, bagegen feilten il^m bad ^aupt red^t
iDol^l gelungen, ^en jungen @id^l^om fanb er am
fd^led^tcften gearbeitet, bie Aufgabe roax aber aud^ i^oit
allen bie fd^roerfte.
®oet]^e ma§ ben Arbeiten fiubroig ®rimm'ö einen
beträd&tlid^en SBertl^ bei @r langte fie öfters j^eroor
unb bcfal^ fie mit gj^eunben. 5Rad^ bcm 2:agebud&e Iie|
er, am 12. SloDember 1823, bic SRabirten Slätter an
$(bele @d^openl^auer, bie bamald augefangen l^aben mag
©rimm'fd&e ®Iättcr ju fammeln, unb au§ bereu SRod^^
Iaj5 fpäter jal^Ireid^ie SRabierungen von il^m, barunter
feltenc ©tüdte, in bie Seftdnbe be§ ©oetl^el^aufeS über-
gegangen finb. 3n ©oetl^e'S ©orrefponbcuj mit ®arl
Sfuguft finbet fid& anfd^eineub eine Spur ber and)' m--
jeln fauflid^en ©öttinger Silbniffe. J^er (Sro^l^erjog fd&ricb
nämlidö an ©oet^c Bei ber 9lüdtgaBe i^m bargereid&ter
SBIatter: „3)a§ Silbni§ üon Slumenbad^ befifee id& fd&on.
3)ie Sortierung be§ ® 2Serfö l^abc id^ aber ah
befteöt." 3n ber fiüdtc be§ S>rudte§ ftanb r)ermut]^Ii($
„beS ©rimmfd^en SBerfö", unb bann fiele ber un^
batiertc, aber ol^nel^in fd^on bem Saläre 1824 gugemicfene
Srief in ben SWoDember ober beffer 3)ecember biefc^
3a^re§.
3m ^erbft befud&te Söettina auf einer Sieife in bie
JJranffurtifd^e ^eimatl^ bie ©ruber ©rimrn gu ©affel.
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Submg ®rimm'd 9ftabieruttQcn. 191
SBon bcr bcfleiftcrtcn Sbcc il^rcö ©oetJ^c^SWonutncntö
tDurbe Subipiß aufö tiefftc ergriffen. Unb bod& n>av Hjxc
antif^l^eroifiercnbe Sluffaffung @oetl^e'§ weit entfernt von
ber airt, wie er felbft fein SBefen l^atte geftalten mögen.
3n biefem ßiifcininienl^ange rourbcn rool^I bie Seilen gc-
fd^rieben, roeld^c er unter bem 6. 3uni 1825 au§ ©affel
an SBettina rid^tete:
„B^on oft l^abe id^ baran gebad&t ob e§ roo^I
niü^t mögli(§ n)dre ben §r. o. @dtt)e nad^ ber 5Watur gu
3ei(§nen i$ roolte mir SRü^e geben, u. ba§ fönte ein
fd^oneö ®ilb geben, loaS fid& gemife jeber gern faufte,
er müfte aber in feiner ?[rbeit§:=@tube fifeen u. bie Um^^
gebung babci, u. ni(§t mie man Silber oon il^m ^at,
in feinem g^adf-Siodf mit ben ©ternen u. Drbcn 2c: id&
u)eiS iwav nx^t oh e§ gel^t, aber iä) meine ba§ fönten
@ie am beften bemirfen, ba^ er mir fid^i l^infefete gum
seidenen. 2Benn Sie einmal ßeit ^aben fo benfen @ie
bod^ einmal baruber nad^ mie ba§ am beften angufangen
ift. @§ mufe ein red^iter @enu§ fegn ba§ fd^one Sn«
tere^ante ©eiftige ©efid^t treu nad|i bcr 9iatur ju jeid^nen.
greilic^ nod^ beffer mal^Ien, aber mer fann ba§ bem
^iann gumut^en."
®iefer ^lan ift nid^t jur SluSfü^rung gefommen.
3n ®ettinen§ SSerJ^dltnife ju ©oetl^e t)atte bie 3^^
mand^eS gednbert, unb Submig felbft fonnte fid^ niemals
baö ^erj f äffen, ©oetl^e feine SBünfd^ie auägufpredlien.
3m allgemeinen ift e§ begeid^nenb für fiubmig, bafe alle
SBerl^ältniffe, in meldte er eintrat, auf bie SSerbinbungen
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192 3»ölftc« aopitcl.
SacoB'iJ imb SBill^elm'S unb beren ^Jreunbe jurütfju-
fül^rcn ftnb. 2)cn älteren SBrübcni überlief er aud^ gern
bic SSertrctung nad^ au|en. (St voax eine ungemein
Befd^eibene 5Watur. 3Wit bem allmdl^Kd&en ©rlöfd^cn be0
äußeren Serfcl^ri^ jroifd&en ®oetl^e unb ben alteren Srü-
bem l^örten aud^ feine S3egiet)ungen ju tl^m auf. 3it
beJ^agüd^er ©d^iaffenSrul^e roirfte er ' ben 9left feinet
fiebens alö ^rofeffor unb Se^rer bcr SRalcIaffe an ber
?lfabemic ju (Saffel. 3e üoUcr einmal bie 3^*/ meld^er
fiubmifl ®rimm'§ fieben angehört, in baS gefd^id^tlid^e
SBemufetfein bcr Station jurudtlcl^rt, bcfto p^er fteigt
fid^iertid) ber SBcrtt) feiner SBirffamfeit. 3« f^i^cn
3cid&nungcn unb rabierten fflidttern fpiegcin fid^ nidbt
loeniger rein bic ®ebanfen jener ©pod&e ab, ate in ben
iffierfen bcr fiitcratur. Seine ^ortrdtö beroal^ren treu-
Iid& bie 3Ü9C berer, bic auf ba§ geiftige Seben unfre§
SBoIfeS fo nad^l^altig cinjuroirlen berufen roaren.
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9iod& üor bem au§bnid& bcr 5reiI)eitSfricgc ^attc
@oetI)e'§ ©d^ilberung feinet ä^hen^f 311 erfd&cincn au-
gefaitgcn. ®te toeitcften Sluöblide öffneten fid^ bamals
in be§ 2)id&ter§ g^ül^jcit. Slber bic SBat)rt)cit, mit bcr
er fein fieben befd^reiben iDoHte, l^atte er nid^t o^ne Sei:;
niifd^ung bcr ^ocfie ju crfaffen ücrmodjt. (Serabc I)ierin
fal)en bic ©ruber ©rimm eine ®eftatiguug ber von iljnen
äu ben SKdrd^en, ben beutfd^en Sagen unb ber gelben*
fage oertretenen 8lnfid)t, ba§ ^oefie unb ©efd^id^te üer:=
roanbt finb unb von einem inneren S3ebürfni§ 3ufammen=
geführt merben. ^^t^^ni feinen ©efül^l fonnte bie all-
mftlige aSerringerung be§ poctifd^en ßnfa^eö von ©oetl^e'ä
Seite nidjt entgeljcn. Sd^on bcr brittcSi^eil üon SBal^r-
l^cit unb ©id^tnng (1814) bünftc SBil^elm üiel mel^r
litcrarifd^, aB bic üorigen, meömegcn ©oet^c aud^ felbft
fage, ta\^ c§ i^m jc^t crft Icid&t um§ §erj merbe. 3)ie
S)arfteIIung ber italicnifd^cn Steife, ju ber @oci^e gel^n
3a^re überf4)Iagenb rorau^ciltc, äunbete burd& bie fid^
barin Reiter betptigenbe Cicifteöfrciljcit; SBil^clm fanb
bie Sefd^rcibungcn mcifterl^aft: ,,man meint man fönntc
©oct^c u. b. Srübcr öriinm. 13
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194 Xrcijc^nteg Kapitel.
Überaß ba l^crum fpafeircn gelten"; um fo mel^r vtx^
nü§te er bie aHeS burd^bringeiibe poetifd^e Äraft. ©inen
ni^t ganj reinen (Sinbrudf l^interliefe bei it)m 1822 „ber
neueftc ©anb feiner fiebenöbefd^reibung, voo er ben
^elbjug in bie 6t)ampagne 1792 befd&reibt nnb bieSBelt^
gef4)ic^te in ben Sauf feiner ®cgebenl^citen eintritt: aM
ift jierlicf) nnb funftreid^ georbnet, fd|iön in färben ge-
fefet nnb aud& auf bicfem SScge geroinnen roir einen fel^r
beftimniten ©inbrud feineö SBefenö. SDierfroürbig fein
^ang jur SBeobad^tung mitten in Unrul^e unb ©efaljr,
bie i^n fogar treibt, ba^ Äanonenfieber an fid^ felbft
roirfen ju lagen. 31$ glaube, cbm biefeö |)ange§ roegen
ift er fein üoHfommen groger 2)id&ter geroorben, wie
etwa ©^afefpeare, ber allerbingS mit einem Serougt^
fegn nni> öcfül|l üon fi4), bod^ ol^nc 3Rüf)e unb löftige
Slrbeit, auf ben Stal^Ifebern feine§ ®eiftc§ fid& roiegt
nnb of)m SSorforge in bie @onnc feine Singen richtet.
e§ flebt ®öt^e§ SBerfen, bei aller §errlid&feit, gu üiel
Stubium an, roie e§ anbre ättenfd^en aud& braud^en,
ebenbarum aber üiel jeittidö SSerganglid^e^."
2)en Sntercffcn ber ©egenroart biente ®oet^e'§
Beitfd^rift über Äunft unb Slltert^um, feit 1816 erfiei^
nenb. ^ier famcn S)ingc gur Sprad&e, meldte bie 99rüber
©rirnm unmittelbar berül^rten. S)ie erften §cfte madEiten
il^nen an fid^ feinen gu bebeutenben (SinbrudE. 2)ie^
fd^Iog nid^t axi^, ba^ bie gange SR^einreife foroic ®oet^e'§
Slbftimmung über 6öln unb Sonn al§ Unioerfitat^ftabtc
für 3öcob „fel^r gierlid^, bequem unb üornel^m" roat
Sm jujeiten .^efte üermod^teu fic ®oet]^e'§ giemlid^ ftartcn
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S3i§ 5U ^octf)t^ Xobe. 195
aiuSfaD gegen bic ®c)innung ber neueren ÜÄaler nx^t }u
mißbilligen. S)ie Uebertreibungcn unb Ueberfd&dfeungen
taugten aud^ in i^ren Slugen ni(§t. SDod^ meinten fie,
bergleid^en wäre von felbft abgefallen, unb bebauerten,
baß üielen roel^e getl^an würbe. @§ benfe bod& niemanb
ernftli(5 baran, 3. 83. ba§ ^arte üon SDürer § formen,
ober ba§ Unruhige ber altbeutfdöen Silber nad^jua^men.
3)aß ®oet]^e aber bie Sßad^a^mung ber gricd^ifd^en SBelt
al§ bie juträgtid&fte prieö, l^ieft SBil^elm für falf4) gu-
mal in ber SKalerei, ba bie SRad^al^mung ber Slntife
Bi^l^er no($ nid^tö 9ied^tc§ tierüorgebrad^t ^abc: „2)ie
Serüdf)id)tigung ber altbcutfdien SRalerei ift üiel natura
lid^er, röeil ha^ Seben, ba§ fie barfteHt, bod& nod& üicl^
fad^ in un§ fortlebt. ©0 rul^ig er fidf) im ^n^bxnd
f)alt unb oon bem bemußten ^eiteren unb anmutöigen
SBefen fpri4)t, fo fie^t man i^m bod) eine innere S3es
megung unb eine 2lrt SIergerniß an." Unb ferner: ,,S)er
gmeite Sluffag üon ber .9tod&u§capeIIc ift mo^l abfid&t-
Ii($ I)ingefteIIt, um ein ©jempcl gu geben, mie man fid&
in biefen fällen l^eiter unb fd^idflidb gu benel^men ^abe.
Unfer g^eunb l^at l^ier fein Sel^agcn an bem erquidE'=
lid^en, mol^Il^dbigen, fclbft fd^ergenben @enn^ eine§ burd^
äußeren ©influß nid^t unbebcutenben Seftc^ l^eiter an
b^n Zaq gegeben, ja ber SBeinluft babei eingeftänblidö
fid^ nid&t gefdjdmt." 35a§ abfd^Iießenbe britte ^cft
be§ erften Sanbe§ (1817) brad^te mand^erlei nad^ bem
Sinne ber 33rüber. 3^^^ ®oct^e'§ Sefd&reibung feinet
Slufent]^alt§ gu SBinfel unb ber umliegenben ©egenb
l^atte ni4)t oiel Slngiel^enbeS für SBil^elm, ber bie Dcrt=
13*
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196 ^rci^el^nted (SapiteL
Ii(|llciten äße fanute. JDageßcn fd&icnen bcibcn Srubcrn
bic 93eincrhtngen über bie beutfd^c @prad^e unb i^rcn
natürlid^en @ebraud^ gut unb geitgemag. 3)ie @pi^c
eines J^eilö biefcr SBemerfungett feierte fid^ gegen bic
SBcrliner Sprad^reiniger^ gegen SBoIfc unb feinen «n-
l^ang, bereu Sefd&rdnftl^eit [i(§ Dermal, mit ungefd^iiclter
§anb fogar bie Sprad&e unfrer erftcn S)id|iter unb ©d^irift^
[teuer aujutaften. öoctl^e f^at bieS geiftlofe 2:reibcn
ju lüieberl^olten 2KaIcn gefcnngeid&net. ©inen aWittel-
punft erl^ielt bie Serocgung burd^i bie ©rünbung ber
S3erlini)c|)en ©efeQfd^aft für beutf(Je Sprad^e, ^u bereu
SKitgliebent aud^ bie ©rüber ®rimm 1816 o^ne il^r
ßutl^un ober Sonoiffen gemad&t würben. @ie fteHten
ficf) aber üon Slnfaug an abfcitö, i^uen war ju vid
^a^weü unb ?ߧilifterei in biefcr @cfeQfd&aft. 2)q§
nüd^ternc 9?eubilben fd&icn i^neu loie eine Bmbe, weil
eö 2ügc fei. Sie fa^eu rid^tig vorauf, \)a^ c§ feinen
©influ^ auf unfrc ©prad^c gcroinucn würbe. 3)ic§
pcbautifd^c S^^^iidflJ^^if^^ ^^^ ©prad^rcinigcr auf bic
ältere ©prad^ic, meinte ^acoh, müfetc, xoenn e§ roa^x
xväxe, bagu führen, Ooetl^ifdic feine SBenbungen in beu
gotl^ifd^en formen beg^ UlfilaS auSjubrüdten. 8lu bcn
fid^ gerabe in Serlin auf^altenben ©bcrl^arb üon ©roote
fc^rieb er bamalS: „Sie finb wo^l aud^ bort unter bie
beutfd^e OefeUfc^aft geratl^en; bie ätteinung ift gut, aber
bie Äraft unb Slrt bicfer ©prad^reinigung wiU mir nid&t
in ben Äopf unb id^ ^alte fic für unerlaubt. 3)ergleid^en
Ilopftodfifd^e, oo^d^e SBortmad&ereien l^aben fid^ jefco
überlebt unb bie 3eit ift eigentlich) bagegen; mie unenb^
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5Bi§ 3U ©oct^c'S 2:obc. - 197
Ud^ ^öl^er ftcl^t ba§ l^eiligc innere SBefcn unfercr ©prad&e
felbft, unb Oötl^c (bcr au§ l^albcm ©egcnfafe je^t über
bie ®ebü^r frembe SBörter brandet) fd^reibt biefer gledfen
ungead&tet je^nmal grunbbeutfd^er al§ alle SSoIfe unb
^einfiuö. 3)a§ befte roaS bie Spielereien üermögen, ift
ba^ |ie geroifee grammatifd^c Unterfud&nngen anregen
fönnen." ®egen biefe ^uriften nerfod&t ^acob aud|i in
ber 1818 mit leibeufd^iaftlid^er SBa^r^cit gefd&riebcnen
SSorrebe jur erften Sluögabe ber ©rammatif bie ättad&t
beS unerniüblid^ fd^affenben ©pra^igeifteö, beffen unfid^t^
bare§ SBalten 2)id&ter unb ©d^riftfteQer in ber Se-
geifterung unb Seipegung burd^ il^r ©efül^I üemel^men,
unb berief fid^ auöbrüdflid^ auf baö, ioa§ ®oet^e neu^
Iid& in Äunft unb Slltert^um (I 3, 51) l^ierüber „recf)t
fd^ön" gefagt l^abc. ?lu§ bcr gleid^en ©efinnung fd^ricb
Sacob bamal§ gegen bie aucf) ®oetfje roiberroärtis:
gen SBortäufammenfefeungen 3ecin ^auf§, unb ücr^:
fpottete nod^ 1826 auf ba§ graufamflc ben in fprad&=
reinigenber ©efd^marflofigfeit ba^ Sleufeerfte Iciftenben
3eune unb mit il^m bie gange „SBoIfifd&e 3»fl«enga,
bie felbft nad^ bem Jobc i^rcö gefd^madEIofen Url^eber^
immer nod^ ^erum graffiert." älfo mit ©oetl^c'ö Sen^
bcnj fonnten bie SBrüber in fo meit einoerftanben fein^
mie bie bcutfd^e (Sprad&c für fid& allein in 33etrad&t fam.
dagegen besagte SBillietm nid^t bie mieber jur ©d&au
getragene SJorliebe für bie ®ricd&e«: ,,SBunberIid^ ift
nur, ba^ er immer l)drter bamit l^erüortritt, bie ©ried^en
alö bie einzige unb emige ficbenSqueüe gu preifert. 3)ag tl^ut
SRudfftu^I in bem gerül^mten (unb von ©oet^e gum ?lu0=
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198 . ^rcijc^ntcS Gapitel.
gang genommenen) Änffafe au^, id) möd&tc nur roiBcn,
mag ein fold^er oernünftigeö barauf antmorten roiH,
mcnn man fragt, wo in unferer Sprad^e, SRed&t, Sitten,
©igent^ümlid&feiten ba§ griec^ifd^e Clement oorl^errfd&enb
unb bilbenb fid^ seige. 2Ba§ fid& als gemeinfd&aftltd&
jeigt, foBte mof;I auö einer nod& frül^ern ßeit ftammen.
©öt^e ift nod) immer ju 3^«^ unb foQ im ©anjen
fränfUdli feijn; eben wirb bcr oftmeftlid^ie 2)ii)an gebrucft,
wo mir nun bie reine ^atriard^icnluft ju foften Wegen."
3)iefe etmaö oerbrießlid^e Stimmung barüBer, ba^
öoetl^e fo Icid&t unb gern in bie grembc fd^imeifte, Dcr-
flog bei Wrimm'ö in bcm Slugenblicf , wo ber SBeftöftlid^c
Xivan mirfüd& er)d&icn (1819). 9Kd^t§ Dermod^te ben
Sriibcrn bie Semunbcrung biefcS 2Serfeö abjufd^mädicn:
„Sei biefcm Xioan (tdjricb ^atoi an fiad&mann) l^abe i^i
roicber lebhaft empfuuben, mic mdd^tig @öt^e ift unb mic
f)od) über allen unfern anbern SDid^tem; am liebftcn finb
mir bie fiieber, wo man bie perfifdE)e fiiebl^aberei gar
nid^t merft, miemo^I jjebcö SBort au§ feinem ättunbe
geiftreid; unb voü jierlid^cr ?lnmutl^ ift."
3m ämeiten unb britten Sanbe von Äunft unb
Slltert^um (1818 — 1822) mar mieber bem claffifd^en
Äunftgefd)mad! ber meiteftc Spielraum üerftattet. 2)a§
mu^tc ben SBrübern ®rimm natürlid&er SBeife im ^in^^
blid auf bie beutfd^en Stubien fd&merjlid^ fein; S^cob
erfldrte bamals, be§ ®ercbeö über Sunft, Slltertl^um unb
Stauen beinahe fatt ju fein, ©oetl^e mar von griebrid^
Huguft SBoIf'ö jertrennenber §omerfritif aHmal^Iid^ jurüdf-
gefommen, unb be^anbelte jefet im britten 33anbe feiner
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«iö ju Ooct^c')^ 5:obc. 199
3eitfc^ritt bic 3Ka§ im Sinne poctifd^er ©inl^citlid&feit.
3Kit ben ^Kibelungcn aber, über bie er af)nli^ gcfinnt
joav, mod&te er fid|i bamal§ nid^t befaffen; um fo
roenigcr; afö bcr junge Äarl @ntft S^nhaxtS) in feinem
©ud)e „Quv SBeurtI)eiümg ©oet^e'ö" ben ©egenftanb
auf eine Srt üerfolgte unb barlegte, bic „mit feiner SJor-
ftcBung üöOig übereintraf." ©c^ubart^ mamte, mie
•©oetl^c im ©ioan, baoor, bie 9iibelungcn mit §omer
3u oergleid^en. @ie fönnten niemals für nn^^ baSfelbe
fein, maS ^orner für bie ©ried^en mar. 2)cnn |)omer
J^abe au^ ber 2:otaIität einest ooHen SSoIfSlebenö ^erauS
ßcfc^affen; bcm fc^mer nad^ t;eiterem Haren ®eifte rin^
genben 9ii6elungenbid&ter fei bod^ nur bie Söeltauffaffung
einer in itjren Jiefen aufgerüttelten ß^it 3«^ SSerfügung
flemefen. 35ie ©djlegel, üon ber §agen, 3^"^^^/ ®rimm,
©öttling, fiad^mann, SKone Ratten bidt)cr allein ben Stoff
ieö @ebid&tS, ober ^öd^ftcnö ben ^n^cilt bead^tet, ol^ne
auf ®eftalt unb Setianblung, biefe beiben SBefentlid^s
feiten jeber guten 3)id^tung, ju feigen. ®d&ubart^'§ SluS^
fül^rungen bcfriebigten ©rimm'ö natürlidj ui4)t: ,,2Bic
gefaßt ^f)mn ©d^ubart^ (fragte S^cob bei Sad&mann
an), ber mie ®ötl|e ejercirt, aud^ biefelben SSortc jum
<5ommanbo brandet? S<5 Ijabe einen ©ele^rten gefannt,
ber ein paar SBeften me^r trug, um ba^^ ftattlidE)e 2Befen
feinet 35orbilb§ aud& aufeerlid^ gu betommen, aber menn
ein ganj blutjunger 2Kenfd^ fic§ nun gebal^rbct, als feg
bie gauje STOa^e oon SBelterfal^rung, bie Ijeiterc Slul^ö^e
ber SRul^e fd&on fein, fo ift baS ganj uucrträglid&; maS
er über ba§ 9iibclungenlieb fagt, ift an fic^ menig mert^."
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200 Xrciäc^nteS Kapitel.
aubtcrfcitö aber lonutc ^acoh uic^t üon bcr ^agen §
fd^neDer öcgcufd&rift „®ic 5Ri6elungcn: iS)xc SBebeutung
für bic ©cgcniDart unb für immer" Med^t geben, iporin
ber SBemeiö ocrfud^t mürbe, ba§ bie 9iibcluiigen eine
gcnugfam oerftäublicöe, mcnfd^üdö ma^re, unb in ber
J^at aud^ ©l^riftlic^e gelben:: unb 9iitter:=@cfdjidHe
an§ ber §ol^en[taufen S^xi feien. S^cob ®rimm fanb bie
^eranSfjcbung be§ d&riftlid^en $rincip§ ju roeit getrieben
unb jmcifcitc ftarf, ba& ©d^ubartl^ ober ®oet§e baburd& jn
^agen'ö ©tanbpunct befel^rt mürben. SBirflid^ fafete aud^
©d^ubartl^ feinen ©egner ia, mo er am fd^mac^ften mar:
inbem üon ber ^aQcn ba§ äUegorifd&e feiner ©rflärung
fo ftar! betonen muffe, l^ebe er „bie SWatur beö Siibelungen^
Siebet als ®ebid&t" auf. ©oetl^e erllarte fid^ burdjau^
mit ©d^nbart^ einoerftanben; inbem er eS t^at, ocnoarf er
aber and& bie oon fiac^mann angebal^ntc fritifd^ie ättetl^obe,
ber gegenüber bie fflrüber ©rimm fid^ bamafö nac^giebift
oert)ieIten. Ueberl^aupt mar in @cf)nbartl^'§ SBud^e mand&e^
SBort gegen bie Vertreter ber neueren bcutfdEjen ^oejic
unb fiiteratur gefagt, gegen Sd&Iegel, Zied, 9?oüaIi§,
^ouquet, benen allen bod^ nnr„ba§ Slneignen, ba^ SBieber^^
Idolen, baS Sleprobuciren oergönnt unb möglich" fei. 3n
bief enSluölaffungen glaubte 2Bilf)elmnic^tmcniger®oet^e'^
gcgenmärtige ©efinnung gu ocrnel^men, al§ in ben jal^men
Genien beö jmeiten unb britten SSanbeö oon Äunft unb
Slltertl^um, bie an fid^ fd^merer at§ bie milben ju oer^
fte^en mdren: „Sd^ woütc, ftatt bie[er gereiften Stim-
mung mo^nte il^m eine milbe, bie ®egenmart mit mel^r
fiuft unb SSertrauen befd^auenbe bei; mir mürben ge^
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»ig ju ©oet^e'g Jobe. 201
Irinnen, ba§ ift Har, aber aud^ er. Sld^tung uub ßi^-
neißung geniest er fo üicl, alö ein SReufc^ [id^ toünfcfien
mag, i>od} fd&cint i^n eine geroiffe SUteröfrittelci ju be:^
fd^Ieid^ien." S)aB ©oetl^e babci bem publicum mand^ierlei
3umutl)ete, bafur galten i^m bie(1821 l)erau§gefomnienen)
SBanberjal^re al§ ein neuer ®en)ei§: „3)aS feltfame
©rgiel^ungöioefen, ber S3ilbungöbnnb, bie brei 6^rfwrc|)ten
begreift fein orbentIi(§er ^ten\ö) unb fo retjenb bie ein^
jclnen (Sr^äl^Iungen, fo unbebeutenb ba§, roaö ben eigent^
Iid)en Snl^alt audmac^en foQ." 3luö bem SRoman fd&ien
iljm eine §lrt ©ecamerone geworben ju fein mit einzelnen
f(f)önen ©tücfcn, aber leeren SScrbinbungcn.
9Kit bem nad^ften S3aiibe mad^te ®oet^e*§ 3^^*'
fd^rift eine bemerfenömert^e Sd^mcnfung jnm SSoIfS:^
ll^ümlid^en l^in. S)ie fiieber bc§ näheren Dftenö l^atten
fid& feine ®unft erobert unb üermanbte 9ieigungen in
i^m, ältere unb neue, glndtlic^ aufgerufen. Zm üierten
aSanbe, meinte SBilljelm 1823, „ftel^en mieber einige 3)inge,
bie mid^ fel^r erfreut Ijaben, fo unbefangen, lebenbig unb
einbringlid^ finb fie. @ö fd^eint, al§ ob er fid^ loirflid^
nad^ ber Äranf^eit mieber oerjüngt f)abc, ob e0 aber
nid^t ein ju jugenblid^er Sinn ift, menn er ein ganj
blutjunge^ ^J-'^w^ci" ^eiratl^en loiH, loie id^ geftern l^abe
er jaulen Igoren, mag er felbft am befteu beurtl^eilen
fönnen". Gö ift in ben früheren ©apiteln befprod^en
uH)rben, in vocldjex SBeife 3acob'§ unb Submig'S ®es
ftrebungen non ©oct^c burd^ bie nad&folgenben S3änbe
ber 3citf^^ift ^i" anerfannt morbcn finb.
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202 ^reije^ntciS (Kapitel.
©oct^c'S mnexwaäfte^ ©cfii^I für SSoIföIiebcr foioic
fein freunblid^eö Serl^äftnife 311 t>m Srüberii liefe SBiU
j^clnt l^offen, bafe er feinen Sinn and) für eine eben aufge^^
landete ®attung Don Slationalgefängen öffnen würbe, bic
allen SScrtretem beö alteren S)entfd&t^nmö ein ©egen-
ftanb freubigftcr Ueberrafd&ung roaren. Slämlid^ auf
ben in nörblid&er 2l6gefd)ieben]^eit liegenben göröem
l^atte fidj, von fremben ©inflüffen unberührt, bie
(Sigenart ber norbifd^sgcrmanifd^en SBeüöIfemng rein
erhalten. 35a§ größte Vergnügen ber 33eu)ol^ner war
bei feftlidjer 3^it ^^^ '^anj, ber üon allen, 3ung unb
?Ut, jnm öefange ernfter IMeber gefd^ritten irurbe. S)iß
Sammlung biefer von 2Wuub ju SDiunb fid^ oererbenbeii.
fiieber mar bad SBerbienft beö bänifd^en Pfarrers 2^nQ^
bge, unb im Seigre 1822 mürben biejenigen baDon oer-
öffentUd^t, meld^ie üon ©ignrb bem [JafnerStöbter unb
feinem ©efc^Iedjtc alte Äunbc gaben. SSon biefem SBud^e
mad&te 3Bilt)elm örimm 1824 in ben ®öttingifd^en Sln^
geigen eingel^enbe SWittl^eilung. Ueber Socal, §erfunft
unb SBertl^ biefcö „9?eid&tl;um§ Don ?Poefie auf engem
SRaum unter einem fleincn 3SoIf" bot er alleö SBiffcnö^
mertl^e in Inapper ^üHe. Unter ben jur $robe mit-
get^eilten fiicbent an bem 3ul^ölt§, fd^Iicßt bie aingeigc,
fei bcfonberö ba§ üon fiole auSgejeid&net fd&ön unb an
fid; merfmürbig genug, ba bie brei ®ötter Dbin, §äner
unb fiofe, bie fid^ fd&on in ber @bba in ©efeEfc^aft
finben, ^ier gemeinfd&aft(id& einen 9iief cn uberliften:
„mal^rfd^einlid^ ^aben mir eine alte SDamifaga vor unö,
bcnn fclbft ber Umftanb^ bafe biefeö fiieb fonft ju fingen
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53i8 SU 6)octf)c'iJ %ohc. 203
»erboten xüot, beireifet bic Jlbftammung au§ ber ^ciben^:
jeit". 2)tcfe Sliigeigc unb eine Uebcrfcfcung x)on „SofeS
©ang" loaren e§ alfo, bie SBUl^elm feinem SBriefc an
®oct§e x)om 21. 3iopcmber 1824 (oben ©. 188) bei::
legte. 3)aS ®ebid&t, in SijngbijcCö ausgäbe ®. 500,
lautet in ber Ucbertragung na(| SBill^elm'ö nod^ im
©oetl^e^ärd&io oor^anbenem 9Kanufcript:
Sliefc fpicit mit bcnt 95auerSmann,
gcrüinnt baS '3piel bcm Souer att.
„^a§ fi^wjcrc @tüd l^ab' id) üollbrarf)!,
2)cin 3ol^n ift nun in meiner 3!fia^i\
2)cn Änabcn forbrc id) üon bir,
aufeer, bu lannft i^n bergen üor mir."
2)cr Stauer fprid)t ju Jhtcd^tcn smcin:
„labet Dbin ju mir herein.
SBorc Dbin, ber Sfcnfönig, l^icr,
ber lönnte mein Äinb mo^I bergen mir!
3d) moKf Dbin ftcinbe mir bereit,
' fo mdrc mein 5tinb in @id)cr^eitl"
Seüor er fprac^ ba8 SSort ^alb ai\^,
ftanb fc^on Dbin in feinem ^aü^^.
„Dbin, f)öx\ tuaS ic^ fage ju bir:
meinen Änabcn follft bu bergen mir."
Dbin fdl^rt mit bem Knaben fort,
bie ©Itern fi^cn in Slcngftcn bort.
3um adcr fprid)t Obin mit SKac^t:
,,bu, n)ad)fc auf in einer 9^ad)tl"
Dbin fpri(^t ju bem Änaben fein:
„fpring mitten in bie Sichren l^inein;
©pring mitten in bie §(el^ren i^imxn,
mitten in ein ©erftenförnt^cn Hein.
Dl^n' alle @orgc meil hu l^ier,
menn idfi bid^ rufe, fomm ju mir."
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204 ^ret^e^ntc^ (Sapitcl
£)el^ 9liefcn ^tx^ ift f^axt toic ^orn,
et reigt heraus ein ^üfc^el Stovn.
(&x reigt baS Itom fic^ au» bem l^anb,
trägt fc^orf ein ^(^roert in feiner ^anb.
3:räflt ft^arf ein «cfirocrt in feiner ^anb,
ben jhiaben roiQ er I)auen ju 6(^anb.
3n großen 9{ötr)en ftc^t bad ^nb,
baS Itom bed 9ltefen gauft entfpnngt.
3n großen Slengften fte^t ha» 5(inb,
ba ruftd DDin ju ftd) 9cfd)n)inb.
Obin fä^rt mit bcm S^naben bal^in,
Sater unb S^utter fügen i^n.
„^ier ^aft bu bcinen (Srben jurüd,
ooIIbrad)t ^ab' icf) baS fc^roere «Stüct'' —
2)cr ^^auer fprid^t ju Äne(f)tcn jroein:
;,Iabet ^äner ju mir herein!
3a, wenn hod) ^oncr rodrc f)icr,
meinen Änaben tonnt' er bergen mir."
Seoor er fprac^ baö 3Bort fialb ou8,
fianb ^äner fc^on in feinem ^au».
„^dner, Iftör roaS id^ fage ^u bir:
meinen ftnabcn fottft bu bergen mir."
©äner fäfirt mit bcm Knaben fort,
bie @Itern fi^en in Hcngften bort,
^äner ge^t auf grünem @runb,
brei ©c^roänc fliegen über ben ©unb;
SJon Dften brei 3d)ujäne mit weitem ©cfieber,
fic lagen firf) bei ^äncr nicbcr.
§oner fprid)t ju bem Itnaben fein:
„im 9laden alg 3cber fe^ bic^ ein!
D5"' <^tte ©orge roeil bu ^'cr,
mann i^ hid) rufe, fomm in mir."
2)er ^liefe lauft über ben grünen ©runb,
brei 8(^roänc fliegen über ben ©unb.
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^i§ in ®oet§e'§ %oU, 205
Sflicfc ftürjt pc^ tticbcr auf bie Ante,
bcr Dorberftc ©c^tüan liegt unter il^m.
S)cn oorberften (Sdjroan er nicber reifet
bcn ^aU er oon bcm ßcib abbcifet.
2)ic gebcr ift in ber fftoi^ nit^t faul,
fc^Iupft glü(fli(^ am be^ S^iefen a^aul.
3n großen Slengftcn fielet bog Äinb,
ha ruft cg ©äncr ju fid) gcfc^roinb.
§dncr fäl^rt mit beut Änobcn ba^in,
^ater unb 2Rutter füfecn i^n.
;,§icr Ijaft bu bctnen @rbcn jurud,
ooöbrad^t ^ah' i^ ba§ fc^rocre ©tüd!" >-
S)cr ^auer fprtrf)t ju Änc(f)tcn sroein:
„labet Sofe ju mir I)erein.
Sa, märe Sofe bei mir gefd)tüinb,
ber fönnte bergen mir mein Äinb."
93eoor er fprad^ ba§ SSort l^alb au§,
ftanb ßofc fd^on in feinem ^auS.
„S)u mcifet mo^I nid^tg r»on meiner ^oü),
Stiefe fmnt auf meines ^abcn Xob.
&or, Sofe, maS id^ fage gu bir,
meinen 6of)n, ben follft t>u bergen mir.
SSerbirg il^n, mic c§ nur geT)t an,
t>a^ il^n ber S^liefe ni(J)t fangen fann."
„@oII mir ba^ fc^merc Btüd gelingen,
mußt bu juüor mir ein§ ooKbringen.
Slm @tranb lafe bauen ein @cf)iff§au§,
bermeil id^ fa^r mit htm Knaben l^inaug.
fianbmärts eine Sutfe groß unb meit,
brin l^ängc ein ©ifenfolben breit."
Sofe fäl^rt mit bem Änaben fort,
bie ©Item fifeen in «Sorgen bort.
Sofe gel^t nieber an ben @tranb,
ba§ (Sd^ifflein fliegt fo fc^nett üom Sanb.
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206 ^rctje^ntcd Kapitel.
Sofc rubcrt bis jur legten ©anf,
(3ft mir flcfagt im alten 8ang.)
2ofe fprid^t nicf}t oielc Sort,
Kiiflcl unb <8tein wirft er über Sorb.
ÄngcI unb 3tcin in bie 3:icfc fani,
gar balb 50g er einen ^utt auf bie Sani
@incn unb jroei 30g er auö bcm SÄeer,
ber britte erft war ftarl unb \6)mtx.
Sofe ber fpridjt ju bem Äinb:
„aU &if(^ei ba birg bid^ gcfd^roinb.
D^n' aUe «Sorge rocil bu ^ier,
mann ic^ bic^ rufe, fonim ju mir."
fiofe rubert jurüd an« Sanb,
9iiefc fielet oor ilftm auf bem <©anb.
Slicfe ju il^m bie ©orte fprid^t:
„iDO warft bu öcute SfJad^t, bu SBid^t?"
„ein roenig Stulpe roirb mir fo fc^mer,
id) treibe mirf) überall auf bem 3Äeer."
Sflicfe ftöfet inö 9Rcer fein ©ifenboot.
^ofc ruft: „mic gcl^t bie Sranbung ^od^!"
Üofc ber fpricf)t ba für f\d):
„^k\€, id) roiH begleiten bic^."
Sfliefe nimmt^ Steuer in bie ©anb,
Sofe rubcrt von bcm ^anb.
Sole rubcrt mit gutem SSerftanb:
ber (Sifcnna(i)cn lüiß nid)t üom Sanb.
Sofe fpri^t ber Ilugc 3Äann:
„bcfeer al§ bu i^ fteuern fann."
9tiefc nimmt*3 Sluber. in bie §anb,
ha fliegt ber ^adjm üon bcm Sanb.
3Rit langen Firmen rubert'S Ungcl^euer,
Sofe fäl^rt jurüd nom Steuer.
Siicfc rubert ju ber legten Sanf;
(3ft mir gefagt im alten Sang.)
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3518 in ©octl^c'S 2obc. 207
Stiefc fpri(^t ni(f)t oicic ©ort,
Slngel unb Stein wirft er über 93orb.
SCngcl unb Stein in bic Xicfe fanf,
gar balb einen 33utt 30g er auf bie 93anf.
(Sincn unb jujci 30g er au^ bcm SKecr,
ber britte war fo ftarf unb fc^ioer.
Sofe ber ruft unb rufts mit 2ift:
„Sftiefe, gib bu mir ben gifd^.''
„£) nein, mein Sole, ber abliefe fpri(f)t,
D nein, mein Sofe, ben friegft bu nid)t!"
@r fefet ben gifcf) jroifcfjen feine Änic,
jebeg @i im ^ogen jäl^It er l^ie;
3m SRogen j[ebe§ @i fo Hein, ,
ber Stiefe roill l^afd^en ben Änaben fein.
^a fam in grofee ^ot^ bog Äinb,
fprang au8 bem SRogenei gcf(f)n)inb.
^a mar ha^ Äinb in großer 9iot§,
bis Sofe e§ ju ficf) entbot.
„Sit nieber fc^neö, fife l^intcr mic^,
bamit ber Sliefe bid) nicf)t erblidt.
^u fannft benn loufen fo Iei(f)t üBcrö Sanb,
baß er nid)t merft bie Spur im Sonb,"
abliefe rubert jurüd ang Sanb,
gerabe nacf) bem roeifeen Sanb.
9ftiefe rubert narf) bem Sanbe fort,
Sofe brel^t ben ©ifennad^en bort.
Sfliefe fd)iebt ben 9?ad^cn on ben Straub,
ber ^nabe fpringt fo leicht an§ Sanb.
S^liefe befd^aut um^er ha^ Sanb,
ber ^nabe ftefjt oor il)m auf bem Sanb.
^er Änabe lauft fo leidet überS Sanb,
niemanb merft bic Spur im Sanb.
®er Stiefc lauft fo fdjroer auf bcm Sanb,
bis an bie Änie fiuft er im Sanb.
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208 £rcijc^ntc« ©apitcL
?lu$ allen fträften lauft bad Stinh,
hüxd)^ Sc^iff^aud mitten burc^ ed fprtngt.
^urd)d 3(^iff§aud mitten burc^ ed fe^t,
fccr iJHicfe ^intcr^er ftd^ ^c^t.
Sitcfc in bcr l'ude ftcden bleibt,
baö (Sifen fd)Iägt iftm ben S(^äbel cntjroci.
üofc bcr jcigt babci fic^ munter,
^aut iljm bnö eine "öcin f)eruntcr.
IHicfc f)älts für «po6 unb ißorrctöci:
unc balb ift fo *ne SBunbe ^eil!
i!üfc bcr 5cigt babci fic^ munter,
Iinut i^m ha^ anbrc SJcin l^crunter.
Qx flaut i^m ab ha^ anbre Sein,
er uürft c? jttjifd^c" ®to(f unb 3tctn.
Xcm Änabcn cS gar njol&l geföQt,
lüic bcr S^liefc au§ cinanber fällt.
)doh fäftrt mit bcm S^nabcn bal^in,
5Batcr unb 3)?uttcr fü^en i^n.
„§icr r)aft bu beincn Grben jurüd,
irf) Ijabö ooöbrac^t ju beincm @Iu(f.
3d) hob' gef)alten meine Zxtn;
mit bcm Sflicfcn ift c§ nun oorbei."
§lm ?(6enb be§ 26. 9?ooemBcr fam laut 2agcbii$
Slicmer ju ®oct^c, unb ba mürbe „ba§ norbifd^e Sieb
iiberfefet von SBil^elm Orimm gelefen". 2Sa]^rf(i()emIi$
fanb eö feine ju giinftigeSiufnal^me. ©oetl^e beroal^rte gegen
SBill^elm Sd)n)ctgcn. S)ie trüben norbifd&en ^^antoine
besagten feinem ®efül;le nidit me^r, ba^ fid^ nad& ber ?fe
ntut^ be§ griedjifdöcn ©ötter^immelö feinte. @r wax au(§
n)o]^I burd^ ungej'(f)i(fteö SBefen unb falfd&e ^arteimdnner
an bem Slltbeutfd^en irre geworben. SDie §auptfa(f)C aBcr
war, bafe i^m au§ biefen ilDingen aEein feine bcfonberc
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^i& ju ©oct^cö 3:obc. 209
©ultur l^erüorjugc^en fd^ien; im gioeiten J^eil beö ^auft
fafete er ba§ beutfd&c SHtcrt^um bod& nur al§ 3)urci&::
gaiigöftiife, al§ ©ntioidEelung^pl^afe 311m ©anjen auf.
,,2)?an lieft e§ imb intereffirt fid^ eine ßcitlang bafür
(fagte er in ^oi^em Hlter 311 Qäevmami), aber blofe um
e§ abjutl^un unb fobaun hinter fid^ liegen ju laffen".
3BiI^eIm'§ »rief üom 21. gioücmber 1824 ift ba^
le^te Seid^en eine§ unmittelbaren SSerfel^reö jiüifc^en
®oetl^e unb ben SSrübern ®rimm. S)a0 gute SBerljältni^
blieb aber beftel^en. @r i^örte jumeilen von i^nen "unb
nannte ii^re 9iamen aud& fpäter nod^ in Srief unb Sdjrift.
(^oetl^e aber unb allc§, wa^ il;n betraf, mar ba§
natürlid^e ©cfpräd^ berer, bic i^n fannten unb rere^rten.
3m x^xüi)laf)v 1827 befud^te SBil^efm üon Sd&legel bie
©ruber in Saffel. Sei Sifd^ beclamiertc er audf; einige
®ebid)te von Ooet^e unb crgä^Ite üiel artige Slnecboten
über il^n, barunter folgenbe üon feinem SScrI)äItni§ ju
Schiller: „©ötl^e be^anbelte ben fränffid^en, oft launifd)cn
Siebter mie ein jartlirfier fiieb^aber, ti^at il^m alle§ ju
Gefallen, fd^onte i^n unb forgte für bie Stuffü^rung
feiner S^rauerfpiele. S)od; mand^mal brad& ©öt^eö
fräftige 9iatur burd^ nnb einmal, aU eben bie $Raria
>3tuart bei ©d&iHer befprodjen mar, rief ©ötl^e beim
9tad^E|aufege]^en: mid^ foH nur munbern, maö ba§f ^ubli-
cum fagcn roirb, menn bie beiben §uren jnfammen^
fommen unb fid) ii^re Slüantüren üormerfen!" S)icfe
©cfd^id^te, meldte SBill^elm aud^ fpäter nod^ mit SScr*
gnügen unb mit bem Qn^a^e gu ergä^len pflegte, bie
8eu§crung fei auf bem 2Warftpla^ am Srunnen getrau
©oet^c u. b. »rüber (Sritntn. 14
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210 Ibiti^t^nM (Ecüpittl
rooxbtn, fd&rieb er glcid^ bamal^ bcm ^erm tjon 2Reufc-
bad&. 3)icfer !annte ®octl^c gleid^fallä pcrfönlid^; er
f)aüc il^n jutn lefetcn SKale 1815 gefeiten nnb erinnerte
fid& nod& nai} S^l^ren fc§r genau, bamatö ni(§t§ ®reifcn=
§afteö an il)m bemerft ju l^aben. SKeufebac^ raupte
uujdl^Ufle @efd&id^td^en and bem fieben be§ SDid^terS,
bic er in feiner fraufen SKanier ßerabe ba, wo man
es am roenigften erwartete, anjubringen liebte, ©nmal
ftid^elte er in einem ©riefe an Sacob ®rimm fo neben==
]^er auf 3cnne: „atö ß^une ein Ttaf)l nac^ (Srfd^einung
öon SBal^rl^eit unb 2)id&tung nad^ SBcimar fam unb
®oetl^en . . befud^te, loar e§ ganj naturlid^, ba§ er
ben SBa^ren unb S)id^ter aufmerifam mad^te, bafe bie
golbne SuHe unmöglid^ auf (Sari bm fünften fallen
lönne, n)ie ®oetl^e gefd&rieben l^atte. ®oet^e aber ant^
n)ortete auf bm Antrag, bei näd^fter SluSgabe ba^ gu
üerbeffern: „D baS l^at nid^ts ju bebeuten, bie ^of)U
moÜenben wtxbm [lä) ba§ Siedete fd^on felbft gured^t
fteHen, unb für Stid^tmol^IrooIIenbe l^abe id& nid^t ge::
fd&rieben". Unb babci roar e§ 3^^^^ unmöglid^ gu
f äffen, ba§ er mit feiner Serid^tigung fid^ einer Unart
fd&ulbig gemad^t l^abe.
S)ieS3rüber®rimm beroal^rten ®oetl^e unentwegt il^rc
treue, üerel^renbe ®efinnung. Sllö ^acob nnb SBil^elm
1830 für 3ufti'ö ^effifc^e ®ele§rten^®efd^i(^te i^re ©elbft^
biograpl^ien gufammenftellten, gebadete SBil^elm be§
®Iüde§, ba^ i^ni in ber SBelanntfd^aft mit ®oetl^e juS^l^eil
geworben mar. S)ie Erinnerung an ben SBeimarer Stuf ent^
l^alt x)om ^ai)ve 1809 lebte miebcr in feiner ©eele auf. @r
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S3ig ju @oet§c'g 2obc. 211
war fid^ nod^ bcutlid^ be§ Sanbex^ feiner ^erfönlid^feit bes
wu^t. @r gab l^icr eine toarme, freimütl^ige SBürbigung
Ooet^e'§: ,,3d& l^abe @otf)e in bcr ©gentl^ümlid&fcit
feine§ SBefenS gefeiten, feine SRebe gel^ört. 3d& glaube,
i^n felbft gefeiten ju §aben, ift ju bem Sßerftanbniffe
feiner ®ebi(^tc ungemein förberlid^. 3n il^nen ift bic^^
felbe SKifcfiung ber grofeartigftcn, reinften unb ebelftcn
Statur, bie ein finnüoHer SWeufd^ fogleid^ anerfennt unb
Dere^rt, unb jener l^öd&fteigentl^ünilid^en, befonberen Sil::
bung, bereu @ang man nur jumeilen errätl^. @rrcgt
bod^ aud^ bcr rounberbare S3Iicf feiner Slugeu ebenfo-
Tuol^l ha^ rollfte 3wtraueu, al§ er un§ ferne von i^m
j^ält. SBenn in einer 3^it eine nationeOe ©efinnung
l^errfd^t, mag e^ üon geringerer Sebeutung fein, bic
^erfönlid^feit be§ S)id&ter§ lennen ju lernen, ber beu
€[)arafter be§ SSoIB in ^öd^fter S3lüt^c barfteHt; anberö
üerl^alt e§ fid&, wo eine folrfie 9iationaIitdt fel^It unb
€in ®eift, je größer er ift, befto freier unb fül^ner, inncni,
unauSmeßbaren 23ebürfniffen gemäß fid^ entmidelt unb
bei l^öj^crem Siuffteigeu immer einfamer fid^ fül^Ien muß.
Man finbet biefe (Sinfamleit, meine irf), in hcn meiften
feiner SBerfe unb baS Slnfpred&enbfte unb ©inicud&tcnbfte
mit bem ©eltfamften unb 5^'^"^^ö^^iof*c" üerbunben.
Sfu^ biefem SBeri^ältniS mirb aud^ ba§ SSerlangen unferer
3eit gererfitfertigt, bie ®efd^id&te bcr ®ilbung ciueö au§s
gegeid^neten 9Wannc^ ju erfal^rcn, bie oft ba§ SSerlangen
nad^ bem unmittelbaren ©cnuß feiner SBcrfe überfteigt".
©oet^c fd&Ioß nid^t lange nad^l^er bie Singen. 33rci
Sage fpater crreid&te bic 9iad^rid^t ßaffcL Sacob gab bie
14*
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212 Xreijcfintc^' dapitcl.
JBotfd&aft von &ott^e^ fanftcm 2;ob bcn greunbinnen in
SBeftpl^alcn weiter. SBill^elm aber fprad^ e§ gu fiad^mann
an^: „©ncrt SWann, roie ®öt^e, irerben n)ir nid^troieber
bc!ommcn"; uub feinem ®niber gerbinanb fd&rieb er:
„®ötl)c^ Job lüirb 3)irf) and& betrübt ^aben. 3Kan
fiatte bei feinem l)of)en SUter auf bie 9iad)rid&t foBen
gefaxt fei)ri, uub bod^ l^at fid^ jebcr baüon betroffen
gefüfilt. 3)aS ift ein Slbfd&uitt in ber ©efd^id^te ber
beutfd^en Silbung uub ^oefic."
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^ie Probet ^timm in ^oftittgen.
Sni Sa^re 1829 fd&ieben Sacob unb SBil^elm ©rirnm
aiiö bem l^effifd^en ©taatö^ imb Sibliotljeföbienft auö
UTib fiebelten nad) ©öttingen über, ^ier erfd^Io§ fid&
i^mn ein größerer SBirlung^freiö. $Reue g^reunbfd&aftcn
würben angefnüpft. Sn rafd^er [J-oIge cntftanb eine
Sfteifie ber rcid^tigften Slrbeiten.
©oet^e bebeutete in ©öttingen eine geiftige ättad^t.
Siid^t auöf(§Iie§Udö burdb bie SBud&t feiner ©d^riften. 9iod&
lebten unb lüirften eine Slnga^I SKanner, in bereu $au§
er Dor einem 3Kenfd)enaIter eingetreten war, unb mit
benen er burd^ bie fpateren ßeiten in Sßerbinbung ge-
ftauben l^atte. @rimm'§ üerfügten über gleid^e ober
d^nli4)e ©rinnerungeu. 2Ba§ über i^n im ©inne ber
^ietat gefd^rieben mürbe, erfreute bie nal^ücrbunbenen
SRanner. fiiebIofe§ Slbfpred^en empörte fie. ®amal§
erfd&ien, ^ma 1835, bie anonijme 2lbl)anblung über
„®oet^e unb fein ^ai)v\)nnbevi" , bie ben ^annöoerfcten
^aü) SRe^erg gum SSerfaffer l^atte. ©a^ eine 2Äaffe
faIfdE)er, ungünftigcr Urt^eile über @oet^if4)e ©d^riften
ba^ wenige , voa^ ri4)tig mar, faft erftidEte, mod^te ^in=:
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214 Ster^c^ntcg (Sapitel.
gelten, aber Weinberg toagtc ju behaupten, ©oet^c i^abe
btn nioralifd^cn 2Bert^ bcö 9Wcnfd&cn, bcr fi(§ in feiner
geiftigen Äraft offenbare, nid^t gefannt ober ni(|)t 90=
ad^tet, unb eine ©öttingifd^e Ängeige joHte ber ©d^rift in
bcr ^auptfad^e i^rcn SSeifaH. S)aS mar Scicob @rimm ju
üiel, nnö an ?ßerfe in ^annoücr gab er bem aUgemeinen
Unmut^ fraftigen auöbrudt: „2Bir finb l^ier entruftet
über beö bortigen S3Iumcnbad&§ loirflid^ unx)erantrr)ort=
Iid;e anzeige be§ JWe^bergifc^eu ®ud&S loiber ®öti)c.
SBenn fd^on SRel^berg baburd^ fein gänjlid&eö Unoermögen
bic Oötl^ifd&e ^oefie ju roürbigen an ben Sag gelegt
^at, fo Hingen bcS SWecenfenten nad^fpred^enbe SBorte
nod^ freoel^after unb beeren ^dtte fie nimmermel^r auf^
nel^mcn foHen. Sott benn unter nn^ 2)eutfd&en aud^
alle ?ßietat unb ®cgeifterung aufl^ören!" 2)a§ wav
ein 9iad&flang jeneä gornigen SBorteS, mit bem Sctcob
mel^r al§ ein Sal^rje^nt früher @Iox)ef§ elenbiglidEic^
2Rarf)it)erI „©oetl^e al§ 2Kenfd& unb ©d^riftftcllcr" in
bcnfelben anzeigen abgefertigt ^atte: AotSopov max
yala xpeqpet.
S)aö erfte oon Sßcob'ä gro^n ©öttinger SSerfeu
rvav fein Steinhart gud^^/ 1834. SDic J^ierfage i^atten
bie ©ruber Orimm roic einen nationalbeutfd&en Stoff
guerft in ©octl^e'S Steinefc gud^S fcnnen gelernt. 3^
tiefer fie in bic beutf4)e SBorgeit einbrangen, befto me^r
lodtte eö fie, ben ©tamm ber ©age biö auf bie SBurgeln
bIo§ ju legen, ©d&on 1811 fünbigten fie gemeinfam i^re
Sibfid&t an, bie altfrangöfifdien ©ebid^te unb t)or allem ben
altbeutfrfien SReinl^art ^ud^^ üon $einrid& bem Olid&cfcre
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^ie SJrübcr ©rimm in ©öttingcn. 215
^erau^äugcBen: „SDa§ beutfd^c ?PuBIicum, locId^eS biefcn
@agenct)clu§ feit ®öt]^c§ neuer ®carBeihing von neuem
gcioürbigt ^at, xoivb o^m S^d^tl ber t)iel alteren unb
gang neue Seiten aufroeifenben DueHe S3cifaII unb Unter-
ftüfeung angebcil^en laffen". 3)er Sluöfül^rung biefe§
fül^nen ®cbanfen§, bm bod) in ber ©ad^e begrünbete
@d^n)ierigleiten l^enimten, fprangen anbcre, notl^roenbiger
fd^einenbe arbeiten vov, unb e§ Beburfte erft neuer,
von an^m fommenbcr Sfnregungen, um S^cob Orimm
attein nai^ gmei ^a^tie^nten gur SBieberaufnal^me jener
Sbee, wmn arn^ in tjeränbertem Umfange, ju beftimmen.
S)ie jefet jmifd^en i^m unb bem ^errn von äReufebacf)
gemed&felten SSriefe, meldte einen ©nblid in ba^ SBerben
be§ SBud^eö geftatten, berül^rten aud^ mand^e $uncte in
©oetl^c'ö ©ebid^t, ber nad& ®ottfd^eb'§ SSorgange eine
Slngal^I Srrt^ümer Beibel^alten l^attc. ^n ber 35orrebe
311 feinem SReinl^art 5i^d^§, bie fid^ ju einer ®efd&id&te
be§ beutfd^en Sl^ierepoS au^mud^^, faßte ^acob fein Urtl^eil
bal^in gufammen: „®öt]^e§ ®ebidE)t (erfd^ienen 1794,
na4)gea]^mt üon De^Ienfd^läger, Äiöben^. 1806) geugt
laut für bie epifd^e Äraft ber aud^ ein claffifd^e^ ®c-
wanb ertragenben ^Jabel, l^at aber ii^rc natürlid^e, ein=
fad^e SSertrauIid&Ieit oft baran gegeben". Unb SBil^elm
ücrfel^Ite in feinen SBorIcfungen nie barauf l^injumeifen,
mie ®oet5c burd^ bie ptattbeutfd&e ©eftaltung bc§ Stoffe^
angeregt morbcn fei, fie in einer Bearbeitung mit an-
tifem SSerSmafj in weitere Äreife eiujufül^ren.
S)ie S)eutfd&e SWgt^oIogie, meld&e ba§ ^a^v barauf
erfd^ien, baute an^ ben S^rümmern ber Sal^rl^unberte
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216 ©icrjcfintcg aapitcl.
bic alte bcutf(f;c SBcIt bcö ®Iaubcn§ roiebcr auf, unb
räumte bic SBege frei, bie bid^t öerbedtt unb nic^t gc=
fcljcn in uufrc 3cit f)iiiüberfül^rtcn. SSielc biefer ?|Jfabe
rvar Woctfjc, aüeiu üon feinem ®eme geleitet, fidler
gcioaubelt, unb niand;c ®Iumc ^atte er [i^l eingepflücft.
SBicfe von biefen I)at ^acob feinem 2Berfe roie jum
Scf;mucfc angefügt. SBo er 3. ffl. ben leifen, l^cimlid^en
Ginbrud; bcr 3laä)t fc^ilbert, merft er bic SSerfe an
2)cr Slbcnb roicgtc fc^on bic ©rbc
unb an bcn "bergen I)ing bie 92ac^t —
unb alter SSorftcHung entipred&enb fanb er e§, racnn ©oetl^e
fang: Jii)on weicht bic tiefe Siad^t". 35ei ben „S^ier-
angangen" erinnerte '^acob an ba§ ilehcn @öfeen§ von
Scrlid^ingen, mo fünf SSöIfe jum glüdlid^en SSa^rjeid^en
in bic ®cf)afe faEen, unb fefete l^inju: „2)en poetifd^cn
©inbrudf biefer 28orte nid^t ücrlennenb l^at fie @ot^e
in feine 35icfttung aufgenommen". S)en alten SBobancuIt,
ju bem außer bcm SBoIfc bie Beiben didbm gehören,
crfanntc er in ber gauftftcHe mieber, wo bie ^eje ben
äRep!^iftopI)clc§ fragt: „wo finb benn eure beiben
3iaben?" S)er ^auft überhaupt war nnerfd^öpflid^ für
biefe 5)inge.
öoet^c=Ciebe ift and} ber SDcutfd^en ©rammatif ein-
geprägt. 2)ieö 2Berf, ba§ 1819 mit einem @rfoIge fonbcr
©leid&en einfette, fam 1837 mit bcm nierten SBanbe äu
einer (Snbfd^aft. So gebanfenfül^n bcr SBurf im ©rofeen,
fo mcnfd^lid^:=enggcma]^It jum S^l^eil bic 5üf)rung be§
Ginjelncn. SRitten in ber UncrmeSlid&feit be§ ©prail-
materialS treffen mir al§ 93eifpiele bie 9iamen feiner
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S)tc 33rüber ©rimm in ©öttinc^cii. 217
Srüber SBil^elm, ©art, fiubtüig, feiner Sieffcn §erman
unb Siiibolf, feineö Imigiä^rigen ^auöroirt^ö in Gaffel,
be§ Äaufmannö SBillc, feiner g^rcunbe nnb SIrbcitö-
genoffen SäBiganb, t)on 9WaI§Bnrg, 2Binbif(5niann, 2ai^^
mann, von ber §agen; felbft ber alte Studier erfd^ciut
anf beni ^lafee. SDie Rauptet ber beutfd^en Literatur
finb gleirfjfaHS eingeftettt, an i^rer Bpii^e — Ooetr^c.
@o ein unf(5ulbige§ SWnfterfäfed^en, roie: ,,S)em ©ötl^e
fein ®ebi(§t ift bod) fd^öner al§ bem SBielanb feinet",
Befagte bod6 me^r al§ ba§ bloße SBelegen einer gram=:
matifd^en (£rfd&einung. 2Äit fid^tlid)em Se^agen wan^
belte Socob bei ber fie^re oon ber SDecIination ber
Eigennamen baö Seifpiel „®öti)e" bnvi} fämmtlid^e
(Safu§ ah, nnb betrad^tete anberroärtö, xvk „@öt^e" mit
ober ofine üorgefe^ten Slrtilel gu gebraud^en fei. 2)er
9iame felbft fd^ien i^m (mie er fpäter einmal au^fprad^),
wa^ auc|) bie Ueberliefernng bcfage, auf götlänbifd^e
^erfunft ju beuten, nnb bie feine, eble S3itbung ber Siafe
@oet]^e'§ glaubte er 1844 auf feiner ff anbinaoif4)en Steife in
bem ernftcn nnb regen ®efid&t ber ©dfimeben al§ einen
5Rationalgug mieberäufinben. 3n bem SSornamen „S!BoIf=
gang" lag i^m ba^ ©iegrcid^e, ©lüdgefrönte oon (3)oet|e'd
Saufba^n üorgejeid^net, mie ba§ ©eleit be§ 2Bolfe§ ober
^ahen, ber alten Sieblinge SBoban§, ben Sieg n)eif=
fagte: ,,§eroor]^ebe id& am^ (^ei§f § in ber SDeutfd^en
2)?t)t]^oIogie), ba^ fein anbre§ X^ier mit „@ang" gu-
fammengefügt loirb, al§ ber SBolf: SBolfgang bc:=
jeid^net einen gelben, bem ber SiBolf beö @iegö oor=
angelet." Ungereimt aber mar für ^acoh ®rimm ber
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218 Sterjc^nted (Sapitel.
pcrfönüd^c ober Sricf-aibel ©oct^c'S, bicfc SSorfe^utig
bed SJortc^end „von" vov ben loirffid^eu Eigennamen,
ba3 bo(^ nur bie örtlid^e ^erfunft bejeid^nen fönnte;
ein SSoIfgang von @oet^e ober ^o^anneQ von äRuOer
ober liviebxx^ von ©d^ißer roiberftrebte i^m atö ©ünbe
loiber ben 0eift ber Sprache.
3n ber 5)eutfd^en ©rammatif trat ^acob ®mm
juerft ofö GrHärer ber öoet^ifc^cn Sprache auf. @r
rechtfertigte SBenbungen loie ,,ron biefer oor^abcn-
ben ^erbftreife" ober ,,nad5 einer fd&Ied&tfd^lafenben
ÜJJac^t." Gr erfannte bie lebenbige Siac^roirhiug be§
natürlichen öefd&Ied^tö in einer SSerbinbung roie: „^ene-
lopcia . . bie treufte ber SBeiber." ©eine fiel^re, bafe
baö $räfen§ nid^t für bie ouö bem SRunbe beö epifd^en
Sid^teri^ ge^enbe GrjQ^Iung tauge, fonnte er burd^ bie
Scobad&tung ftüfeen: ,,in &öü)e§ ^ermann nnb SJorot^ea
ift fein eingige§ bist praes." 3)er l^iftorifd^en 6nts
roicflung ber Jlnrebeform cntfpradö bie ©rfd^einung, ba§
,,@öt^e§ ^ermann feine (Sltcrn irgt." S)er üolfötl^üm'
liefen 9?ebc n)ie§ ^acob bie SRu^e unb 9ia4)brudf gebcnbc
SBieberl^oInng beö ^ronomcn§ ju: „S)ie ©ternc bie
begel^rt man nid^t". 3c uie^r fid^ ein ®oet^ifd&e§ ©c^
bic^t bem Jone be§ a5oIf^3licbeS näherte, befto öfter fanb er
barin bie flejion^Iofc SRac^fteDung bc§ abjectiDS: ,,3lo§Iein
rot^" — „er l^at ein armeö SKabel jung gar oft in
Slrm genommen" — „35u bift mir jmar ein fd&öne§
üBilb oon mand&er Jungfrau rein unb milb." 3)er
finnigften SSertiefung aber überlief er fid& in ba^ gauftifd&c
SBort: „SÜBic at^met l^ier Oefüi^I ber Stitte, ber Drb*
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^ic trüber ®rimtn in ©öttingcn. 219
itung, ber 3i*f ri^i>^"5^it ", roo ba§ g^l^lcn beö Slrtifete
bie ungcfd^ränltc SBeite be§ ©efül^IS l^erüorjunifen he-
ftimmt unb geeignet ifl.
2)iefe unb üiele anbere ©rinneningen floffen unge?
fud^t in 3ttcoB'§ SBerfe: ungefud^t, rocU bamal§ nod^
nid^t bie planmäßige ©rfdjiiegung beö ©oetl^ifd&en @prad&-
fd^afeeS Begonnen ^alte, fraft bcxen fpäter mand^eS ©itat
am SJanbe ber ^anbejemplare nad^getragen loorben
ift. ^acob ®rimm'§ ©eutfd^e ©rammatif brang ol^ne
ßweifel aud^ in ®oeif)e'^ ®eträd&tungöfrci§ ein. Silier^
bing§ in bie fd^roierigeu ©injell^eiten ber ficctüre
ift er gewiß niemals l^inabgefticgen, aber ben aH*
gemeinen ®eift be§ 2Bcrfe§ ^at er a(§ einen i^m
congenialen empfinben muffen. Unter bem ©inbrudE ber
©rammatif, nad& 1819, legte er aud^ in bcnSlnnalen nad^
feiner bie SSrüber menig unterfd^eibenben Slrt SBill^elm
für ba^ ^af)x 1809 einen „ grammatifd^en @rnft" Bei,
ben biefer bamals nid^t Befaß. @§ fd^eint, baß
©oetl^e'ö lefeter Srief an ^acob {oben @. 177) üor
aUen bie ©rammatif in ben malirl^aft ju Bemunbern-
bcu Umfang ber i^m überfel^baren ©d^riften einBe^og.
Unb mcnn ©oetl^e 1825 in Äunft unb SUtertl^um e^
auöfprad^, ^crr ©rimm in 6affel l^aBe mit ber ©emanbt^
l^eit eines ©prad^gemaltigen aud^ baö ©erBifc^e ergriffen,
fo ftufete er fein Urtl^eil mieber auf — ^acob ©rimm'ö
S)cutfd&e ©rammatif.
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irunfjtljnfrs CapiW.
^oef^e'ö ^riefttiec^fer mit einem ^inbe.
Witten in bic Wöttingcr ßcit ber SSrubcr ©rimin,
itt haö 3ö^r 1835, fiel ba§ @rfd5eineit üon ®ettinen§
(SoiTcfponbciij mit Woetl^c.
Settina ^attc im ^erbftc be^jjenigcn ^af)te^, in
mold^em fic bie ©emal^Iin ?ld^im'§ pon ?trnim ge^
morbcn mar, ®oet]^e"§ greunbfcjaft auf längere 3^^*
eingebüßt. 2Bic fc^merjlicf) biefer Serluft auc^ für fie
fein mu^te, 33ettina mar eine ju freubige, ooHe 9iatur,
al^ baß fie fid; ben gciftigen ©eminn il^rer ©emeinfd^aft
mit ®oet[)c jemals l^atte üerfiimmeni laffen. 3)ie Äraft
il^rcr ^^antafie mar mad&tig geimg, um ba^ Vergangene
lebenbig in bie Oiegenmart ju lieben. 8llö ju 93eginn
ber /jm^njigcr Sofjrc in i^rer unb ©oet^c'ö SSaterftabt ber
Oebanfe auftaudjtc, bem S)i(§tcr ein SDenfmal ju errid^ten,
t>a jünbetc biefe 3bee in i^rem ©eifte, unb fie fd^uf i^r
®octt)es2)ionument al§ ein perflärtcä ©rjeugniß il^rer
Siebe, aU eine Hpottjeofe i^rcr 58egeifterung unb feinet
SRuljme^.
8ie felbft bra(i)te, mie fie erjä^lt, i\)x 3)enfmal oor
©oet^e, im September 1824. S)eö frol^en ©eful^IeS voU,
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@octr)c'§ Sriefroec^tcl mit einem ^inbe. 221
ba§ ©octl^c'^ Iicbrei(i)c 2(ufua^me il^r gegeben i^atte, lehrte
fie bamal^ auf i^rer SBeiterreife bei ©rimm'ö in ©affel
ein: „S)er merteürbigfte Sefud) in biefem ©ommer
(fd^rieb SBil^cIm an einen greunb) xoav ®ettine SBrentano,
bie cineö aWorgenö ganj nnerroartet in baS 3^^"^^^ ^^t/
fie war franfUd^ unb tooUte in ein ^ai, i^r ©cift rvax
aber nod) \o lebenbig roie fonft iint) mir f)ahen unS,
bie 2^age über, roo [ie l^ier war, fe^r baxan oergnügt.
3n ©rfinbung eine§ 3)enfmal§ für ©ötl^e l^at fie unge-
meine, berounbcrung^roürbige @ahe gegeigt. — Sic füllten
fie einmal von ©ötJ^e, pon bem fie eben tarn, erjä^Ien
Igoren! n)ie ^at nn§ alle biefe ßebenbigfeit ber ©ebanfcn
unb SBorte ergöfet! "
9?id^t§ anbere§; al§ roa^ '\f)x 2)enfmal burd^ bie
üRittel ber Äunft gum auSbrud brad&te, foUte in Söort
unb ©d^rift „®oet^e'§ Sriefroed^fel mit einem Ä'inbe"
Iciften. Slrnim l^atte 1831 üoDenbet, ©oetl^c ba§ ^af)x
barauf feine SSal^n burd^meffen. SlHcö 3rbifd;c mar ah^
gefallen. Settinen^ ®eift fonnte fd^affenSfrei bie ©c&miu-
gen regen. Sie mar in ber beüorjugten fiage, ein StüdE
„au§ feinem fieben" aufbauen ju fonnen, unb entfd&lofe
fid^ trofe be§ SBiberfprud&S i^rer ^^niilie baju, an^ SBerf
ju ge£;en. ^m September 1834 befud&te fie in ©öttingen
if)re 5reunbe auf groeiS^age unb la§ aM ber bereits fertigen
§anbfd&rift oor. ®rimm'§ maren ber ©erounberung doH.
SSenn fie aud^ üorauSfal^en; ba§ Dteleö nid^t mürbe üer^
ftanben merben, pieleS fogar unred^t ausgelegt merben,
fo maren fie bod^ übergeugt, ba^ anci) bie SBibermiU
ligften etmaS ?(uSgegeid5neteS barin anerfennen müßten.
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222 ^unfjc^nted ^apiteL
SSeniger üermod^ten fte ber Sibtnung an ben durften
^cHer ScifaD ju joIIcn. ,,S)ic 3>cbication an itn
durften (meinte SSill^elm) fagt fe§r graziös wa^ fie fageii
foB unb ift eine feine ©loffe ju bcm SRotto von ©ötl^e
ba§ brüfter ftc^t^ UcbrigenS bcbarf 3^r ®ucl& be^
Sd^ufecö be§ dürften nic^t; e^ wirb aüe SKenfd^en, beiien
ber Staub nid;t 5i"fl^ri>irf ö"f ^^^ Bcele fi|t cntjüdcu
unb augerbem locit me^r in Z^x ^erj bliden laffen aU
ber ?ßarf in baS ^erj bcö durften, bei oDem Slefpcct
baüor." ?(uf benfclben ©taubpunct [teilte fic^ ^acoh,
fonft ^attc er für baö Sud^ bie feurigfte anerfenuung.
,,3)cr alten, aber immer jungen Settine Sriefmed&fel mit
©öt^c (fct)rie6 er an Saüigng) lefe ic^ mit freubiger SSc-
munberung. ^d^ miQ ed gefte^en auf bad bloge ©erüd^t
Don Srfc^einung be§ 93uc^3 mar mir bange baDor, befto
me^r ubcrrafd^t mid& jefet feine \)o^e Irefflid^feit. (Sine
fold^e Sammlung burfte unb mufte gebrucft merbcn,
ief)n 9iebenru(ffid&ten gum Xro^, unb mirb burd^ fid^
felbft lange leben unb entgüden. Unnad^al^mlid^ ift im
©iugang ber ®egenfa^ gmifd^en SBettinenS ©riefen unb
benen ber alten ©ötl^c, in gorm unb ®cift. Sei 3)ingen,
moüon id5 früher fd^on mufte, gmeifle id^ einigemal an
ber factifd^en Siitfitigfeit bcS ©ngelnen ober meines ©e-
bäd&tniffe§. SDaS ©ange ift erfüllt Don Xiefe, Unfd^ulb
unb ^errlic^feit; auc^ ber föuiglid^e 3)i4)ter mirb ia^
burd^ von neuem beftra^It. 2Bad @Iemen3 gebadet unb
gefc^riebcn l^at, reid^t nid^t von ferne an S3ettincnö ©e-
^) S(u§ bcm aSBcftoftlitfjcn 2)iDan: „§abcn fic oon deinen
geilen IC."
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©oct^e'g öricfiocd^fcl mit einem Stinht. 223
roalt ber (Smppnbungen unb Ocbanfen." S5on ®rimm'^
cmpfol^Ien, ntad^te ba§ S3ud& bie Shittbe bei bcn i^nen
nd^cr ficfreunbeteii ^amilicn, aDe cntjüdtenb. 2)cr Sunft
^ugo lüüttfd^te e§ feiner O^rau gum SBeil^nac^töfeft gu
befd^ccrcn unb bat ©rimm'ö, il^m boc§ ein ©femplar
ber fd^nell vergriffenen aufläge gu üerfd^offen. SDer
fcinftnnige Sl^eolog ^riebricl) finde banfte für bm ©enufe,
ben ba§ Sud& i^m unb feiner O^rau geroäl^rt l^atte: ,,(£§
ift etroag SBunberbareö in ben ^Briefen unb ba ic^ fein
^^ilifter gu fegn glaube, fo erfenne id& ba^ an unb Bin
ber Slrnim bo(§ im §ergen fel^r banfbar, ba^ fic bie
bdmonifd^e Äül^nl^eit gel^abt ijai, fie and) anbere fieute
Icfen gu laffen." ?lu§ 3flcob'§ SKunbe fanben aH biefe
©efü^Ic lauten, freubigen SBiber^aH in ben ©öttingifc^en
geleierten Singeigen:
„SBenn mir bie SBerle großer ©id^ter lefen unb
njieber lefen, fo l^aben mir bamit nod^ nid^t genug; tüir
Tnöd^ten aud^ alle Umftänbe i^re§ fiebenö unb l^unberterlci
TDtffen, roaS un§ von ben übrigen SRenfd^en gar nidt)t
angiel^t. @öt^e§ ©röfee ift burd^ fein eigenes ®ud&, bem
er ben tieffinnigen unb allein rid^tigen 9iamen SBal^rl^eit
Hnb 3)id&tung ertl^eilte, glangenb beleud^tet roorben; feit
feinem |)ingang giel^en Briefe, bereu SSefanntmad^ung
loal^rft^einlid^ noä) fo balb nidjt gefd&loffen ift, einen
©d^leier nad^ bem anbem meg üon bem Silbe feinet
äußeren unb inneren 2Befen§. Unter allen, bie il^m ge^
fd^ricben morben finb, werben eö leine aufnehmen, an
@eift unb (Smpfinbung, mit benm ber üorliegenben
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2*24 ^^unfse^nted (Kapitel.
Sammlung, bcrcn §craiiöga6c fid&cr üiele S3ebenfen unb
3tt)eifel ju uberftimmen ^atte. 2Ba§ aber bic 3la6)xozli
bereinft al§ foftbarcS 2)cnfmal begeiftertcr fieibcnjd^aft
üoK freubiger aScrmunberung mitgetl^cilt ^abcn roürbc,
woju c§ mifercr Wcgeinoart geiieim galten? S)erertrag
be§ Sucres l^at bie SScftimmung ein grogartig erfun^
beneö; im Umrife ficigelegteö SKonumcnt für bcn Sid^ter
auöfu[;ren ju Reifen ober gu Stanbe ju bringen, darauf
bcjicfjt fid^ ber litel.
Gd gibt fein anbereö Sud^, baö biefen SBriefen in
(5icipalt ber Sprad^e trie ber ©ebanfen an bie ©eite
5U fefeen roarc, unb alle ©ebanfen unb SBorte load^fen
in einem wciblid^cn (Semüt, ba§ in ber ungel^emmteften
^rei^cit fic^ an^ fid^ felbft bilbet unb burd^ fi(§ felbft
Siigelt, ®oId[)er Unbefangenheit gelingt ba§ fu^nfte unb
baö fdömcrfte. S)ic meiften SBorte finb fo unmittelbar
•ij^oefie, i>a^ mir jefet auf einmal im Urfprung oieler
Sonette bc§ 2)ic^tcrö erfaJ)ren, bereu SuSbrüdEc er au^
ber ^rofa ber ©riefe gcrabcgu in fein ©ebid^t aufnehmen
tonnte, unb faum gu übcrfcgen brandete; ol^ne bafe burd^
bie SSergleid&ung baS Original üerlöre.
3m (Singang gemährt ber Sriefmed&fel mit @ötl^e§
SJJutter bie reinften ©ontrafte. 35e§ SDid&ter§ Sricfe
felbft tönen, mie eine belannte Stimme unb in bera ge^
mo^nten 3Wa6, ba^ aber bod& jumeilen auö ber g^ffung
gebrad^t mirb , gmifd^en ber tieferen ©rregung ' ber
Sd^reibenben ^inburd^.
3Ke^r oon bem SBud^e unb feinem 3"i&ötte gu fagen
mürbe nid^t paffen. 5Rur ba^ glauben mir, ba§ e§ bem
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©oct^e'S S3riefn)cd)fcl mit einem ^inbe. 225
S)i(i)ter je länger je naiver fi(§ anfd^Itefeen, unb mit ber
3eit einen Slttl^ang, ja einen integrierenben 2!^eil feiner
SBerfe auömad^en wirb".
2Benn man abfielet üon bem, ma§ über ben Ur?
fprung ber Sonette bemerft ift unb fid^ l^eute anf Ornnb
etne§ aümd^Iicf) erft l^erüorgejogenen 9)iaterial§ anberö
ftcHt, mie üief allgemein ^SBa^reS unb trofe fpäterer
unfälliger SSerurtl^eilung be§ ®nd&eö SBal^rgebliebeneS
entl^ält nid^t biefe Slngeige! Sie lonnte, ba fie brei ober
t)ier SKonate bei ber 9?ebaction auf ben Slbbrud tparten
mu^te, nid^t mel^r gur erften SJerbrcitung beö Sud^eö mit=
wirfen. ®§ mar ingmifd^en faft überall oon felbft burd^^
gebrungeu; unb Stimmen be§ fiobeö erfd^aHten an^ ben
Derfd^iebenften ©egenben. 2lber fo ^^gang unbebeutenb unb
unnü^", mie ^acoh felbft feine ^Ingeige gegen Settinen
Begeid^nete, erfdt)eint fie nn^ l^eute mal^rlic^nid^t; fie bauert
al§ ein 3^i*9^i& beffen, ba§ bie SBrüber ®rimm bie (Sin^
gcBung einer reid^en menfdblid^en Seele, be§ ®enie§ aügeit
p^er angefd^Iagen l^aben, al§ bie mül^DoHe unb oft mül^^
feiige Arbeit be§ bIo§ gelelirten SBiffenS; nnb 93ettina
l^atte ein SRed^t, auf biefe Slngeige i^reö S3ud()e§ ftolg
unb freubig gu fein.
3acob'§ ^rop^egeiung am Sd^Iu^ ber Slngeige ftimmt
fd^ön gu ben SBorten beö ^errn 3Äeufebad&, ber fein
Urtl^eil in feiner fonft gang anber§ gearteten SWecenfion
bal^in gufammenfa^te, ba§ ia^ S9ud^ ber Unfterblid^-
feit fd&mer gu entgiel^en fein merbe. 9iad() SKeufe-
bad^'ö 2Beife mar biefe Stecenfion mit eigene auf
®octl^e u. b. 25tübci- ®vimm. 15
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226 Suiif^e^nted ^apttcL
^Bettina unb feine O^reunbe gemünjten SBenbungen
gefpidt. Unter anbcrcm ma^te er fid^ ben ©d^crj
]^en)or3ul^e6en, bag iBettine in ber Siteraturgefii^id^te
bie ßrofee Ungeroi^l^eit gelaffcn ^ahe, ob Sacob ®rimm
ober Sil^elm @nmm cd n>ar, ber auf bem ®ange au^ beut
©d^aufpicl^aufe ©oetl^en auflauerte — blofe um il^n
ju feigen. @r fpielte bamit auf biejjenige ©teile be^
Sriefroed^fetö an, wo SBettine eine ©rioal^nung ber beiben ,
alteren SBrübcr ®rimm fo eingefloc^ten §atte: „S)er junge
äReuf(§ (fiubioig ®rimm) . . ift au§ einer ^öiuilie,
beren iebeö eingelne SWitglieb mit großer Stufmerffamfeit
an a)eirtem ^Beginnen ^ängt; ic^ l^örte ben beiben alteren
aSrübern oft in, wie fic $ldne mad&ten, 2)td& nur einmal
uon roeitem gu fe^en; ber eine l^atte 2)i(§ auö bem
©d&aufpiel gelten feigen, in einen großen grauen 9WanteI
gefüllt, er er jaulte eS mir immer mieber. — SBie mir
ba^ ein boppelter @enu& mar! — benn i^ mar ja
felbft an jenem SRegentag mit 3)ir im Sc^aufpiel g^-
mcfeu, unb biefer ä)?antel fd^ü^te mid^ oor ben äugen
ber SKenge 2C." Settinc müßte bie SÜBorte an ©oetl^c
gefd^ricben l^aben, e^e SBil^elm im 35ecember 1809 in
SBeimar eintraf, eine änfnüpfung an biefen 93efud^ ift
alfo nid&t ftatt^aft; ed laßt fidö aud& au§ SBil^elm'ö
breimaligem ßi^fö"^"^^"!^^" ^^^ Ooetl^e feine eingige
Situation auSbenfen, bie ben Äern für 33ettinen§ 2)ar^
fteHung ^dtte ^ergeben fönnen.
aber: im Sa^re 1801 meilte ©oetl^e com 15. Bio
21. Sluguft in ©affel. @r befud&te am 17. baS Sbeater,
mo bie ©amiHa aufgeführt mürbe. 3)amal§ marcn
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&od^c^ S3ricfn)C(f)feI mit einem Stinhc. 2*21
Sacob unb SBil^cIm ©d^ülcr bc§ fitjceumö bafelBft, uitb
©octl^c'iJ 8luu)cfenl^eit in bcr ©tabt blieb i^ncn geioift
nx^t üerborgen. SSärc e& ba nid^t benfbar, bag bie
Jünglinge ben gegluctten SSerfud^ tnad^ten, \f)n beim
SJerlaffen beS Z^eatev^ ju fe^cn? bafe S3ettine in Ttax^
bürg au§ Gaffel fie baoon erjä^Ien ^orte? unb bag
au§ bicfen eckten ^^i^^*^ baö ©eroanb fic^ roebte?
S)oc^ biefe ättöglid^feit roirb von SBil^elm ©rinnn
felbft bcftritteu. auf ben ©edfcl feincö @jemplarö bcr
jmeiten aufläge be§ Sriefroed^felö ^at er mit ber §anb
be^ SritcrS gef(§rieben: ,,2Ba§ 2, 137. 138 üon mir er:=
jö^It mirb, ift erbid^tet um ben großen grouen äWantel
Dor^ubringen, von bem id^ nid^ts meig unb ben id^
niemals gefe^en ^abe. 3^ ^Cix jmeimal in SSeimar,
id^ glaube jebeämal 8 bi§ 10 S^age, am @nbe beö
3al^r§ 1809, etma ju ber ß^ü, mo ber ®ricf in äWünc^cn
foH gefd^rieben fein, unb 1816 im §erbft, balb nad^
bem 2:obe von ®öt]^e§ 5^au. Scf) mar öfter bei ®dtf)e,
in einem 9)iorgenconcert, roo id^ ^rau von SdEiiHer fal^,
id^ l^abe bei il^m gegeffen unb mar mit i^m in feiner
Soge im !£^eater, id& f)dbe bavon in meiner fiebenSbe-
fd^reibung bei ^ufti gefprod^en. Sacob ^at ©ötl^e nie
gefe^en. ^m ^af)v^ 1816 gieng er mit mir im 3iinmcr
auf unb ab, bie ^anbe auf bem SRüdfen unb mar
freunblic^ unb mitt^eilenb. @r ^atte ben blanfen Ueber:=
rodf an mie in 9iaud&§ Statuette".
2BiI]^elm'S äuSlaffung ift im ^öd^ften ®rabe merf*
mürbig. SBeniger beSl^alb, meil er Settinenä äeugerung
auf fid& allein bejief)t, obgleid^ ^acob aud^ gemeint fein
15*
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228 • gunfjcl^ntcß dapitcl.
tonnte, fonbcm loeil feine (Erinnerung aHma^Iid^ an^
gefangen l^atte bie 3)inge ju oerfefeen nnb umauformen.
3)ie angäbe ber 3^it unb a)aucr be§ boppelten S5efu$e§
entrdtl^ beibe SKale genauer SBeftimmung. SBill^cIm
©rirnm ift nid^t, wie er aud^ juioeilen im @t\ifxaä)
ergä^Ite, mit ©oetl^e gufammen in ber Soge gewefen,
eg fte^t oud; nid&ts baüon bei 3ufti (oben @. 210);
fonbem bo ©oet^e 1809 IranI mar unb nid^t aus-
ging, begleitete SRicmer ben jungen örimm in ia^
2;]^cater: SBil^elm faß aber auf ©oet^e'ö ©effel.
Sacob l^at ©oet^e boc^ gefeiten. Äurjum SBill^elm'ö
SBorte fönnen nid^t bemeifen, ma^ fie beireifen follcn.
3)ie angebeutete äRöglid^Icit ber ©rflärung bleibt Be-
ftei^en, nur bafe bann SBettinenS eigene SBetl^eiligung ba^
bei, in mcld^er gorm aud& immer, auSgcfd^Ioffen erfd^iene.
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^ie gröber ^rimm in ^erßtu
SBie fd&rocr aud^ bcn S3rubern Orimm ber Stbfdöieb
von il^rer l^effifd^en ^cimatl^ gefallen roar, fo l^atten fie
fid^ bo(5 aHma^Iid^ in bie ©öttinger SScrpItntffe ein^
gelebt. 2)er SBunfd& naä) einer SBerdnberung il^rer Sage
wate t^nen niemals in ben ©inn gefommen. S)a ftorb
1837 ber Äönig SSil^elnt IV. Sein 9fIac§foIger ©rnft
Sluguft brad^ bie SSerfaffung. @ib unb ®en)iffen liefen
bie S3rüber ^ti)ebnnQ üom Slmte unb SSertreibung auS
bem fianbe einer fd^mal^Iid&en Unterroerfung unter bie
SBiUfür be§ Äönigä rorjiel^en. (Saffel na^m fie roieber
auf, bi§ fid^ il^nen mit bem 9?egierung§antritt ^nebrid^
SBif]^eIm'§ IV. in Serlin eine neue ^.eimat^ öffnete.
2Bä]^renb ber amtölofen ßwJifd&enjeit , im ^a^xc
1838, trat an bie ®rüber ber $Ian jum S)eutfd^en
SBörterbud^ l^eran. 9J?orij §aupt unb (Sari 9?eimer,
bamal^ nod^ mit ©alomon ^irjel in fieip^ig üerbunben,
erfd^iencn in ©affel unb legten felbft i^ren Slntrag uor.
9iad^ ernftcn 33ebenfen fagten bie Srüber ju, ein 2Berf
öwf fi^ i^ nel^men, ba§ — jum erften 9Wale in il^rem
Scben — nid^t an^ eigner, innerfter ©ingebung fprang.
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280 ©ec^dje^nted Kapitel.
@ä f)ai aud^ f)avt qenuQ auf i^ren Sd^ultem fortan
gelaftet. 2)urc|) bie ftetig oortDärtS brängenbe Sorge
um bad 2Sörtcr6u(^ ift ^acob nic^t ba3u gefommen,
eine SReil^c bereite in feinen ©ebanfen fertig liegenber
Sucher nieberjufc^reiben, unb SBil^cIm fonnte nid^t ein-
mal bie 3^Jt erübrigen, fein fiieblingömerf, bie 3)eutfcl^e
^elbcnfagc, oon neuem ju bearbeiten. 2)ie jüngft bc-
fannt gegebene ©orrefpoubenj jmifd^en @rimm'§ unb
©alomon ^trgcl l^interlägt bod^ am @nbe einen l^crj-
bellemmenben @inbrud( unb ftimmt ju innigem aRit-
gefu^I mit ben ®rübern ®rimm.
3)d^ SBorterbud^ follte bie beutfc^e ©prad&c um-
faffen, mic fie fid^ in brei ^ö^rl^unberten, oon Sut^er
bii^ @oet^e , audgebilbet l^atte. Ttii feiner milben
greunblid^feit ba§ allju fc^neHe Serlangen be§ ^ubli^
cumg nac^ ber erften fiieferung abme^renb, berid^tetc
SBill^elm im September 1846 ben ju granffurt am
SWain oerfammeltcn ©ermaniften über ben ©taub ber
eifrig geförbertcn SSorarbeiten unb begrünbete bie bcm
SBerfe gegogenen Orenjen, SBie bie Sonne biefeS gc-
fegneten Sfl^teä btn eblen SBein, fo Ratten fintier unb
©oetl^e bie beutfdöc ©prad^e beibe§ feurig unb lieblid^
gemad^t. 3)arum ftünben fie mit Sfted&t am (Singang
unb 3lu§gang beö 2)eutfd&en SBörterbud^S. 3n fiutl^cr
gemann nad^ einer langen ^txi ber ©d^mäc^e bie beutfd^e
©prad&e ba^ ®efü^I i^rer angeborenen Äraft mieber.
S)er breiftigjal^rige Ärieg oeröbete unfer SSaterlanb unb
unfer geiftige§ fieben. 9iod^ im Anfang be^ ad^tgel^nten
Sal^rl^unbertö l^ing trübet ©emölf über bem alten S3aum
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S)ic 95ruber ©rimm in 93erlin. 231
uufrcr ©prad^e. Siber ,,unfenn SJatcrlanb ift mcl^nnatö
ein Sietter erfd^icnen, ber feine ©efd^idte roicber aufwärts
Ictifte: fo crfd^en &dtt)e and^ ber ©prad^e ate ein
nem^ ©eftirn, ©ötl^e, ber biefer ©tabt onge^ört, beffen
©tanbbilb, ba§ feine fd&önen unb eblen Qüqc beroai^rt,
id^ ol^ne Seioegung nid^t Betrad^te, ber in bie liefen
ber meiifd^Iid^en Seele l^inab, gu il^ren ^öl^en l^inanf
gcblidft f)ai unb über ben eigenen fiorbeerfranj, ber in
feiner §anb rul^t, l^inrocg fd^aut. 2)er ©tab, mit bem
er an ben i^d\en fc^Ing, liefe eine frif(^e Duelle über
bie bürren S^riften ftrömen; fie begannen tüieber gu grünen
unb bie 5^ü^ling§blumen ber SDid^tung geigten fi(^ auf§
neue. @ö ift nid^t ju erfd^öpfen, wa^ er für bie (Sr-
J^cbung unb fiäuterung ber ©prad^c getl^an l^at, nid^t
mü^fam fud^enb, fonbern bem unmittelbaren 2)range
folgcnb; ber ©eift beö beutfd^en SSoIfe§, ber fid^ am
flarften in ber Sprad^e bemä^rt, l^atte bei i^m feine
DoHe ^^eil^cit wieber gefunben. SBaä fonft ^erüorragenbe
SKanner, mie SBielanb, ^erber, ©d^iüer in biefer Se^:
jiel^ung gcmirft ^abcn, erfd^eint i^m gegenüber von
geringem SBelang, Seffing ftanb, tua§ bie S3e^anblung
ber ©prad^e betrifft, i^m am nad^ften, aber niemanb
^at i^n bi§ je^t erreid^t, gefd^meige übertroffen. ®öt^e
ift alfo für bie lefete ^eriobe, ber fein langet äehtn eine
glüdEüd^e Sluöbe^nung gegeben l^at, ber äWittelpunft be§
beutfd&en 2Börterbud^§".
2)iefe Slnfid^t von ®oetl^e'§ bominierenber ©tcHung
aud^ in ber ©efd&id^te ber beutfd^en ©prad^c bilbete fic^
ben S3rübern ®rimm mie eine gang neue unter ber
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232 Bt6)&iif)nM (Sapitel.
Suriifhing bcö SBörterbud&cö. S)ic «uöjüge au§ feinen
©d&riften lagen in ben §änben Älee'ö, ber bicfer fcfiroies
rigen «ufgabe in bem ÜÄafee geredet ju ^oerben üerflanb,
baft er imr feiten im ©tid^e liefe. SBofem aber über
©oetl^e mcl^r an^fanft ju roünfd^cn blieb, fteQte ^ülfe
fid& faft immer ein, ba ber nod^ l^eute in geiftiger OrifdÖ^
fd^affenbe SRuboIf §Ubebranb nnb ©alomon ^irgel un=
rerglei(§li(|ie SBelefenl^eit in feinen Sd^riften befafeen. Unb
bod^ mnfete SSil^elm noc^ Diele3 nachtragen unb mand^e
©teile oerüonftänbigen. SBer l^ätte aud&, entfc^ulbigte Sa^
cob^ biefen unüergleid^Iid^en ©d&riftfteHer für aUe SBörter
auiJfd^reiben lönnen! ®rimm'd SSerl^dltnife ju ©oet^e, ba^
bis bal^in mel^r ein unmittelbar perfönlid^e^ mar, mürbe
ie^t üormiegenb ein ^iftorifd^eS. ©eine SBerfe floffen i^nen
fortan mie eine reid^Iic^e DneHe für i^re SSetrad^timg
ber aSergangenl^eit, nad^ ©prad&e unb Sn^alt. 3^re
Slb^anblungen au§ ber berliner 3^1^ ^^^ ^^^^ 3RaB=^
ftab beö Äleinen entrüdt gn fein fd^einen, bienen
I)icrfür al§ SBeftatigung. ^n bem ^errlid&en Sluf-
fafe ;,über baö SSerbrennen ber Seid^en" nid^t nur
bei ben beutfd&en, fonbern auc§ bei bcn fremben
aSölfern nal^m Sacob ®rimm für ben l^eiteren, ber
äRenfd^l^eit mürbigen ©cbanfen, i^re 3:obten ber l^ellen
unb reinen 51^^""^^ i^ überlaffen, aud^ ©oetl^e unb
©d&iller ju Saugen; unb nad& gartcfter unb innigftcr
SBetradbtung unfrei 6]^riftenglauben§ empfanb er erft
red^t bie 2Bal^rI)eit ber SBorte bcö 3)id^terö; mit benen
bie ®raut üon Äorint^ i^re üKutter bittet, il^re „bange
Heine |)ütte" ju öffnen unb i^r mit bem ©eliebten
einen ©4)eiter^aufen gu fd^id&ten:
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2)ie !8rübcr ©rimm in Berlin. 288
9Bcnn bcr 3unfc fprü^t,
©cnn bic Slfrf)c glü^t,
@ilcn roir bcn oltcn ©öttcrn ju —
ein ©^d&IuBMang für bie Slbl^aublung, wie er nid^t
rü^renbcr gefunben tüerben lönnte. 2)ie Untcrfud[)un0
„über beu ^Perfonentüed^fel in ber SRebe" führte bie
fd^Iagenbften Selege an^ @oet^e an unb beleuchtete fo
bie n)imberbare SSertrautl^eit be§ ©id^terS mit ber ©eele
feinet S5oIfe§. SBie j. S3. bie gefangene ®ubrun, bie
SKagbearbeit Derrid^tct, Don fid^ felbft Hagen muß
(@tr. 997, 4):
iedoch hat vil selten miner muoter tohter geschürt die brende,
(b. ]^. idb) — fo erfolgt im ^auft auf ®retd&enö Srage
„it)er liegt ^ier?" bie ergreifenbe Slntroort „©einer
SKutter ©o^n", b. i. er, bein eigener SBruber. Unb
faum mar ber S)rud ber Unterfud^ung üoHenbet,
ba bebauerte Socob, ba& i^m bie Strophe bcö ^atem^^
fiiebeö im SSeftöftlid^en 3)it)an entgangen fei:
^u Bcfd^dmft rate SKorgcnrötl^e
3ciicr Oipfel crnfte SSBanb,
Unb noci^ einmal fül}let ^atcm (b. i. ^oetl^c)
^rül^Iingg^aud^ unb ©ommerbranb.
@§ bebarf feiner ^dufung ber SBelege. S)effen fann
man gemi^ fein: SSären bie großen SBerfe ber Srüber
®rimm in biefer fpateren 3^^* gefd^rieben morben ober
aud^ nur oon ©runb an^ umgeftaltet, fie mürben
nod^ oiel rcirf)Iid&er au§ ®oetl^e'§ Duelle getranft fein.
Sin bie feinen SSeobad^tungen, bie fid^ beu S3rübem
bamal§ auftl^aten, finb fo in ba^ beutfd)e SBörterbud^
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234 ^t6)9it^nM (SapttcL
geborgen, au§ beRen i^a^tm fic bcr Icbenbigen ©oetl^e-
©rllärung jU3ufü^ren namentlich bie ©ommcntare ©uftaü
von fioepcr'8 einen glürflid&cn, bie i^üüe naturgemäß nocl&
nid^t au^fc^öpfenben Einfang gemacht ^aben. Sacob'S
mieberl^olte ©ntfd^ulbigungen, bie SBerle be§ 2)id&ter§
lönnten üielleic^t übcrma&ig für ba^ SBörterbud^ auö^^
gebogen erfc^einen, entfprangen bem ®efü]^I ber SBruber,
ba^ ®oct^c bamalö nod^ nid^t alö bie ©ulturmac^t ge^
roiirbigt wai, bie er für unfre Station bebeutet. Sie
gingen über ba^ Scbürfni^ i^rer 3^it l^inaud unb pflang-
ten für bie ßwfunft. Sic bahnten im ©tillen bie ©oet^c-
SBiffenfc^aft an, bie in ben betrieb beS Sebenö einju^
führen bcmjcnigcn üergönnt unb bcftimmt war, ber i^ncn
am nad^ften ftel^t.
äJtan Ijat mo^I oon einer SSermanbtft^aft gefpro(^eu
jioifc^en ©oet^e'S ©prad^e unb einem „@ti( berSBrübcr
®rimm". Siicmanb wirb fie läugnen. SBenn felbft
©oetl^e'S Sprad^e bie ©inmirfung ber ®rüber erfahren
l^at, micoicl fid^rer mufe nic^t in i^ren Sd^riften ber
(ginflufe be§ SKeifterö gu fpüren fein. aSon mörtlid^en &nU
le^nungen, wie j.S. ,, einer ^f lange ba§ ^erg auöbrcd^en"
bei ^acob au§ bem Slaoigo, fteigt bicfe SSermanbtfd&aft gu
gciftig freiem @d&affcn im ©oetl^ifd^en Sinne auf, nnb
e§ fd^eint faft belanglos, gu unterfud^en, bi§ gu melc^em
®rabe bewußter ober unbemu^ter Aneignung fie gebiel^en
ift. ©enug, bie S^atfarfje ift üor^anben unb mirb einmal
üottfommen greifbare ^o^^ annehmen, menn bercinft an
©teile be§ l^eutigen 2Börterbudj§ ein Sieubau fid& crl^ebt,
gu bem bann aud^ ©rimm'ö ©d^riften bie Steine liefern
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S)ic »ruber ©rimm in »crlin. 235
TDcrbcti. 3)ie|cI6c urioüd^fige Äraft be§ SBorte§; bicfelbc
finnlidb loie im Silbe angcfd^autc älrt bcS @cbanlen=
auSbrudfö; bicfclbc mü^elofe SeJ^crrfd^uiig ber ®ebanlen=
tnaffen üon ber §ö]^e eines überragenben ©ipfcls.
Slllein ipenn man jnm ^nbiDibueCfen I)ina6fteigt,
weidet ber ftd^re ®oben. ©inen „6til ber 93rübcr ®rimm"
im engeren Sinne gießt e§ nid^t. Sacob'S ©d^reibart
ift eine anbre mie SBill^elm'ö.
Sacob ©rimm fd^rieb burd[)au§ gefprod[)ene
©prad&c. ©eine ©äfce, meldjc unter ben rid^tigen
Slccent beö ©pred^enS gefteKt in natürlid^em ©efälle
abfliegen, fd[)einen ber ©rfaffung burd^ ba^ ftiH lefenbe
Sluge oftmals ju miberftreben. 2)abei engte fid^ ^acob
webet örtlid^ no4) jeitlid^ ein. Äraft feiner Selefenl^eit
ftanb i^m. ein ungeheurer SJarrat^ von @prad[)material
aus bem gangen S3ereid& ber l)iftorif$en (Sntmidlung ju
®ebote. 6r entnal^m barauS nad^ freiem SSelieben.
©eine gcfprod^ene ©prad[)e marb üiclfad^ ju einer
reminifcierenben. i^üv xf)n gab cS fein SBorbilb, bem
er nad^^ing. @r felbcr fann aud^ niemals anberen
jum 9Kufter bienen. ©o im l^öd&ften SKa^e inbiüibueH
ift fein ©til unb feine ©prad^e. SBer i^n nad^al^men
moQte, bemiefe nur, ba^ er ba^ SBefen ^acob ®rimm'S
in feinem ^erne nid&t begriffen l^at.
SlnberS liegt bie ©ad^e bei SBil^elm ©rimm. 3n
i^m regt fid^ oon uorn^erein ein literarifd^^fd&riftftellerifd^eS
SRoment. SBunberbar, mie frü^ unb rid^tig Slrnim bieS
l^erauSfü^lte. SBill^elm mahlte gum Äleibe feiner ®e^
bauten bie ^errfd&enbe ©d^riftfprad^c unb mar barauf
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286 ee(^S}e^ntei» (SaptteL
bebaut, bcn ©ingcn gorm ju gcBcn. ®in Heiner 3^8 ^uS
ben Suflenbbriefeu fd^eint hierfür bebeutungöDoH. 3ii einer
Sd&Ubening Sapigng'ö unb feiner ©ema^Iin, au§ $ari§
1805, üerroanbtc Sacob in feiner nnbefummerten Art
fünfmal l^intereinanbcr ben auöbnid „fagen". @S ift,
atö ob er fid^ von bem äSannc bed einmal gemd^Iten
28ortc§ nid&t loö mad^en fönnc obeV rnoHe. SJergleid^icii
lüirb man, alö ein äWertjeid&cn fd^neQer, ber SBortauSlcfe
Doraufeilenber ®cbanfenarbcit , bei ben oomc^mften
Sd^riftfteHern, nnb nid^t blo^ im rafc^en ®ricfftil finben.
SSiIt)eIm aber begeic^nete bie i^m auffaQenbe @rf4)einung
am SRanbe be§ S3riefe§ alö eine „blo&e gro^e SRad^-
läffigfeit", nnb fagte bamit von feinem ©tanbpuncte
ang ctma0 SRid&tigeö. @r moHte jmar and^ bie mobemc
Sprad&c anS ber üergangenen ftärfen, ^ütete fid^ aber
xvo\)l, fo weit ju gelten mic fein S3mber. Sluf biefem
5elbe mürbe ber Streit um ben äWärc^enftil aufgetragen.
SBill^cIm'^ SSerbienft befte^t in ber ma^üoKen änerfennung
unb gelungenen SJcrfd^meljung beiber Sfnfid&ten. SBa§
3acob fd^rieb, glid^ eblem 3Retaß, frifd[) auö bem
Stein gcbrod&en unb in eignem ©lanje leud^tenb. SSifc
l^elm milberte bie ©d^arfe nnb ninbete bie ^om,
er liebte ba§ bel^aglid&e fiid^t funftooHer ^Bearbeitung,
©eine ©d^reibart trat nid^t neben, fonbern in bie 6nts
midflung^bal^n bc§ beutfd^en ^ßrofaftileö, beffen auf-
fteigenbe fiinie in .©oet^e bie ^öl^e erreid^te. 3n biefem
©inne fann unter ben ®rübern ©rimm nur SBil^cIm
mit ®oetl^e üerglid&en merben.
SlHmäl)lid^ begann eine ®oetl^e:=fiiteratur fid& ror-
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^ic trüber ®rimm in Scriin. 287
• 5u6creitcn. Srieffammlungcn unb fonftige ©rörterungös
fd^riften erfd&ienen bamal^. Äeiiie bicfer ^ublicationcn
entging ben Srubem. Micmer'ö SWittl^cUungcn über
©oct^c (1841) voaxen i^nen perföttlid^ rool^I am n)iber=
ipdrtigften. 9iid^t nur baß er gegen SSettinen^ ©rief-
n)e4>fel unb i^re öffentlichen fiobrebner feine ^amifd^e
SSoSl^eit rid^tete, au(§ ©ritnm'^ fud;te er unter falber
. Berufung auf @oetl)e bircct ju treffen. 3)enn bie
©teile gegen bie ,,9ieuem unb 9ieuften", bie anftatt
in bie ®egenn)art tüd^tig einzugreifen, rüdfroarts ftrebtcii
unb ba^ Äe^rid^t beg alten ?lberglauben§, ber aSoIfö=
fagen, äKdrd^en unb ©efpenftergefd^id^ten lieber auf:=
«)ü]^lten, um burc^ ben erregten ©taub unb 3)unft
eine fünftlid^e 3)ämmerung gu Derbreiten — biefc
©teile (1, 193) mar beutlid^ genug auf bie SBrübcr
©rimm bered^net, mie fie f eiber rid^tig empfanben.
35re inftinctioe Slbneigung gegen SRiemcr jeigte fid&
jefet leiber ju gut begrünbet. SDieö mar ber SÄann, ber
im (Singeinen einen üer^ngni^DoHen ®infIuB auf ©oetl^c
bei june^menbem ?llter geübt ^atte. 2)em SRiemer ma§
SBill^elm aud^ bie ^auptfd^ulb bei, menn er ju feinem
©c^imeräe in einigen i^m üon §irjel mitgetl^eilten ©riefen
feigen mu^te, ba^ ®oeÜ)e „beftanbig auf bie Deutfd&en
l^adEt". @oId& momentane SBerftimmung über C^oet^e mid&
fogleirf) mieber vox bem ©inbrudf anberer SBriefe, bie er
mit bem reinften aSergnügen Ia§: „S)er an SReid&arbt,
morin er ba§ gute 35er]^altni§ mieber ^erfteHt, mad^t
il^m @]^re. SBie fd^on tritt bei il^m bie menfd^Iid^e 3ÄiIbe
l^croor, menn er aud^ einmal brauf loö gef dalagen l^atte;
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238 Btdi^cf)nit& Kapitel
Sd&iBcr ^attc fic nid^t''. ©n anbrcS SKal grotuliettc
SBil^eltn bem gludUd^en ©atnmler ^irjel }u einer
©oct^ifc^cn ^anbfd&rift: „2)ic 3^9^ ^i«^^ SBcrftorbcnen
mad^en eine eigent^ämlt(^e SSirhmg, äKeufebad^, ald er
mir ein ®nc^ seigte, in roeld^eö 5if(i&art feinen Flamen
gef (^rieben l^atte, fagte mit einer gemiffen 9tü^rung:
,^ier f)at feine §anb geruht". Unb in ben unruJ^ooHen
3eiten beö ^ö^teS 1859 fd^rieb er bem greunbe, an
bem &lnd feiner 5^"^^^^ ^^cil nel^menb: „Sie tl^nn
rcd&t, ba& Sie bie ^od&jeit jefet feiern: roie lebenbig l^at
(^öt^e biefen 3uftanb im ®öfe geft^ilbert". ©oetl^e^S SBüfte
fd^müdfte bis gulefet SBill^elm'S 3^^^^^'» U^ ftanb, roic
bie p]^otograpl^ifd[)e äufnal^me ber an einanber ftofeenben
älrbeiti^ftuben beiber 93ruber erfennen Iä§t, obm auf bem
mittelften 39üd&erBrett jmifc^en v®rimm'fd[)en 5^milien=
bilbern, burd& bie geöffnete 2^pr von ^acoV^ ^lafee
au§ fid[)tbar. Sacob l^atte in feinem 3iw^nter SÄaud^'S
Statuette; ein äWebaiHon ift nac^mate in ben 93cfi^
5riebrid& 3^^"^^'^ übergegangen.
©Unters 33ud[) über bie ,,@öt]^ifd^en grauen"
(1852) mar nid^t nad^ 3öcob ©rimm'S Sinne. 2>a5
gegen erfreuten i^n fe^r bie von ^irjel überfanbten
(üierje^n) SSriefe ber i^van diatf) an xf)xe lieben
enfeleinS (Sd^Ioffer), gebrudft jum 13. gebruar 1855,
unb merfmürbig genug glaubte er jefet ju empfinbcn
unb pttc e§ oon bem SSorrebner gern öffentlich au^:^
gcfprod^en gefeiten, bafe ®oetl^e'§ STOuttcr feine folt^e
®riefe ju fd^reiben vermöge, mie fie bei SSettine ftel^cn;
boc^ ,,bie fd[)mar3e Silhouette t^ut mir mei^, fie fielet
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^ie Srübcr ©rimnt in 33crlin. 239
baraitf gemeiner unebler an^, als auf bem bamad^
gemad^ten Silb vov ber cnglifc^cn Ausgabe ber ©ettine,
ipo i^re ^ÜQe bem ®ot^e äJ^nlid^er finb". 3Baö Sacob
äule^t gef4)riebeu ^ätte, mdrc ciue SRecenfion über ©oetl^c'ö
Sriefipcd&fel mit 6ari äuguft (1863) gemcfen; er mollte
bafür ben Sriefmed^fel ©oetl^e'S mit ^rau Don ©tein
burd&Icfen; in feinem S^ifd^e fanb fid^ ein frifd&gefalteter
Sogen mit ber Ueberfd^rift jenes 93ud^eS als erfter än^
fang.
3m3ai^rel859 beging ganj 5)eutfd[)lanb feinSd[)ilIer'
fcft. 3n ber ^Berliner älfabemie foHte SBil^elm bie geft*
rebe l^alten. aber ein leifeS ®tma^ ftanb nod^ immer
^n)ifd^en i^m unb ©dritter. 6r lehnte ab, Bo fd&ritt
.3acob an feine ©teile. Oenialer, aufbauenbcr unb jugleid^
freimüt^iger ift ©d^iHcr an feinem (Sl^rentage üon nie-
manben gefeiert morben.
Sacob betrad&tcte ©d&iKer in ber i^m jufommen^
ben ©emeinfd&aft mit ©oetl^e unb an^ bem ®e|id&t§=:
punfte, ba& bciben 2)id^teni, mie r)erfd;icben fie maren,
gelungen fei, fid^ auf baS erfreulid^fte auSjufüHen
unb ju ergdnjen. ^ür bie Seleud^tung ber ©igen-
tl^ümlid&tcit beiber ging er Don bem lanbfd^aftlid^en
Unterfd[)ieb i^rer Slbftammung auS: ;,@d[)iller erfd[)eint
uns ein empfinbfamer, p^antafiereid^cr, freibenfenber
©d&mab, ©ötl^e ein 3ran!e milb, gemeffen, Reiter,
ftrebfam, ber tiefften Silbung offen", unb leitete barauS
im allgemeinen ah, bafe jener mel^r bem fentimentalen,
bramatifd^en ©lement, biefcr hingegen bem naioen unb
cpifd^en jugemanbt mar. (Sincr Ueberfd^au beffen, maS
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240 ecc^dje^nted (Eapitcl.
Sd^itlcr im 2)tania ßclciftct, mit bem Grgcbm^, ba§ er
im SBaEenftciti, jumal im fiagcr, unb fjtmad) im Zd
bic l^öd&ften 3iclc ctreid^te unb waf)vt fflcfricbifluitg ju
SBegc bringt, folgte bie parallele SBürbigung ®octl^c'§:
„S)icfer mächtige @eift, beffcn Uebcrlegenl^eit ju fül^leu
unb anjiierfennen ©(j^illern gar nid^tö foftcte, . . mar von
®runb an% ein anbrer üerfd^icbner. ®öt]^c gab \\ä)
lieber bcr bcl^aglicl^cn (Srjdl^Iung l^in, al§ ba§ ed il^n
auf tragifd^c ?lnl^ö^en getrieben l^attc unb felbft in feinen
SDrameu, bic einem folc^en Ausgang entgegen geführt
merben, I)ört man nid^t fo oft ben 33obcn fd^üttem unb
bem Sd^luffc nal)c ba^ öebaH ber ^abel erfrad^ien,
als c§ ber 2^ragöbie gemä^ gemefen mdre. ©d&on im
&öi, ber crften aKer feiner großen ©onceptionen, bie Io§
gelaffcn ift unb nngcjäl^mt gleid^ ben SRäubent, mol^nt üiel
ein milbereö, fd^önereö SRaß, unb brei ober oier Um-
arbeitungen, bie ber SDid^ter ju Derfd^iebner ß^it ^^^^^
Domal^m, um ba§ SSerl bül^nengered^t ju mad^en, biefer
fortgefefete, iebeömal angiel^enbe SSerfud^ be§ UmgicIcnS
bezeugt e§, mic fc^mer ©öt^e oon ben unbramatifd^en
ffleftanbt^eilen abließ, bereu baS ©tüdf doH mar, ba^
fid^ aud^ nid^t auf ben SBrettem bel)aupten fonnte. Slid^t
eben anberö finb im ©gmont . . bie ?luftritte aneinanber
gereil^t, unb 2^affo, an ©mpfinbungen beS 3)irf)terö fo
reid^ unb in beffen SnnerfteS ©liefe merfenb, l^at nur
fd^mad^ mirfenbe bramatifd^c ^anblung, in ber Sp^ifi^^^'^
ift fie bcbeutenber unb mie milb glaujt ber S)id^tung
©d^Iufe. ^n ber ©ugenic l^ingegen folgen bie eiujclnen
©ccnen unocrflod^ten l^intereinanber unb fein anbcreS
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2:ie ©ruber @rimm in 3?crltn. 241
SBcrf @otf)e^ ift lälter aufgenommen roorben, o6fd^on
e§ bic i^üüt Don maleren SJetrad^hmgcn unb ^mpfin^
bnriQm über bie SSeltfage entplt, e$ follte mciter fort^
fpinnen unb ber 5pian liegt und Dor, bie auSfüJ^rung
unterblieb; einige Ileijiere; ältere ©tüdfe, bie SRitfd^ulbigen
ober bic ©cfd^mifter finb bramatif4)er entmidelt. @anj
feinem epifd^en J^rieb überlief fid& @öt^e in ^ermann
unb SDorotl^ea ober felbft im SReinefe, meld^em ba^
gangbare nieberbcutfd^e ©ebid^t überall ©runblage bot;
uuau§fül^rbare§ ju wagen mar fonft bed 2)id^ter§ Sad^e
nid^t, nur bafe er eine Std^iHeid begann , bi« beim erften
©cfang ftei^en geblieben ift unb von ber mon fagte,
baB fie feinen SSerö entl^alte, ben ^omer l^ätte fönnen
Braud^en, aud^ eine früher gemoOte 9?aufi!aa lam ni^t
jum erften Singriff. — 233a§ foH man üon bem gro^^
artigften aller ©ebid^te ©otl^eö überl^aupt fagen, ba§
3U gemaltig ift, um in irgenb einen anbeni SRal^men
gu gelten? id& meine ^^wft^ ^^ft^^^ Z\)exl, ben ex felbft
nid&t 3u üoQenben üermodfjte, mie er begonnen mar, unb
jvelä)en bic femfte Siad^melt anftaunen mirb; für i^n
gibt e§ feine Siegel al§ bie f eibeigne, in i^m mangeln
an^ f)öl)eve bramatifd^e Äunft unb SSoHenbung nid^t. @§
ift aber aud& einjufe^en, ba§ in ben ©öt^ifd^en 9lomanen,
an bie mieberum i^r eigner 3Kafeftab miH gelegt fein,
namentlid^ im 3Weifter unb in ben SBa^lücrmanbtfd^aftcn,
bie ©rgäl^lung von funftreid^ unb lebenbig, beinal^e mie
im ®rama maltenben Elementen geftü^t unb getragen
großen Slufmanb unb ©elenffamfcit ber Sermidfelungen
entfaltet, obfd^on ein epifd^er "Slon üor^errfd&t, üon beffen
©oct^e u. b. »ruber @rtmm. jg
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242 ecd)^itf)nit§ Kapitel
dnmutl^ in ©d^iUerd @eifterfel^er fo Qnt tpte gar niii^tö
ju fpurcn roar. — SKit ®rctd&cn, Äat^d&en, ber üRignon
unb Dttilic Idfet )icl& nid&tö bei ©d&iHcr ücrgleid&en, ber
f)o^ bic SBürbc ber ^^aiieu fang, roogegcn ©ötl^e^
(Sgmont, Sracfenburg, SKcifter, ©buarb f^irodc^ere SRa-
turen finb aU SBaHenftcin unb J^cQ". S)a§ tragif(i^e
Talent in @d^iQer fd^Iug ^acob ©rimm entfc^iebner
unb großer an alö in ©oetl^e.
^on unüergänglid^er Sebeutung finb 3ttco6'§ SBorte
über bcn @lanben unfrer großen SJid&ter. §ier fallen
©daläge Demid^tenbcr Äraft auf ba^ ^aupt berer, rvü^tn
bic SReligion in blinbem ®fer, anftatt ju befeligenbem
^rieben, ju unauf^örlid&em ^abcr unb §a^ gereid^t:
„®öt^c f)at fid& an ga^IIofen ©teilen, bic i^ier nirf)t auS-
juroal^Icn roaren, jumcift im i^an^t, über bie ^dl^en unb
liefen unfereS 2)afein§ mit Dotter Äü^nl^cit bargegeben,
anberemal wo eö ber ^voed feiner SWittl^eilungen erbrachte,
fd^cu unb be^utfam, fein SReifter birgt ©d^a^e von ©nt-
pHungen in fraftiger unb bldffercr 3)inte gcfd&rieben,
man mufe von fid^ felbft abtrünnig gemorben fein, um
mie Stolberg foId& ein Sud^, nad^ 2lu§fd&nitt ber Se^^
fenntniffe einer fd^önen ©eele, fanatifd^ bm giammcu
ju überliefern. 2lu§ ©teilen be§ bramatifd^en S)id&ter§
läfet fid& ja eigentlid^ fein SBemei^ gegen i^n felbft
f4)öpfen, meil er in SRoHe ber uerfd&iebenften ^erfonen
rebet, bereu ©efinnung er un§ aufbedten miü, in bie er
fid^ Dcrfcnft l^at, unb morum foHte einen SDid^ter nid&t
aud^ fonft fiuft ober 33ebürfni§ anroanbeln fid^ in Sm-
pfinbungen anbrer SKeufd^en ju Dcrfefecn, bic lange nod&
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©te 39rübcr ©riinm in 33erlin. 243
ni(§t felbft feine eißtien finb, bann aber an(^ xxai) an
biefe ftreifcn?" Unb nad^ naiverer Setrad&tung ©d&iHcrö,
bcr „an^ SReligion" feine bcf(5rdnfte unb befd^rdntenbc
t}oxm ber SReligion benennen iDottte, fd&Iofe Sacob ©rirnm:
,,2lu§ SWannem beren ^erj doH Siebe fd&Iug, in bentxi
jebe fjafcr jart unb innig empfanb, roie fönnte gefommen
fein, ba§ gottlob wäre? 9Kir roenigftenö fd^einen fie
frömmer al§ üermeinte SRec^tglaubige, bie ungläubig
finb an baö il^n immer naiver gu @ott leitenbe (Sble
unb 5^ci^ i^ SWenfd^en". Unb ebenfo mirfung^üoH
cntfrdftete er bie mibcr bie SSaterlanböIiebe ®oet^c'§
unb ©d&iner ö auSgeftreuten SSormürfe: „unb ber 2)id&ter,
ber un§, nad^ bem il^n entjüdtenben Slufentl^alt in Stauen,
1790 ben t^an^i gab, märe nid^t ber aßerbeutfd&efte ge-
mefen?"
3)er gel^obenen Jefteöftimmung cntfprang bamalö
ber ©ebanfe, nid^t nur ®d&iHer, fonbern aud^ ®oeÜ)e
ein 3)enlmal in ®erlin ju errid&ten, ®oet^e, beffen Sin*
benfen in ben ringenben SBirren be§ ^a^xe^ 1849 nur
matt unb trüb geleud^tct l^atte. Sacob ®rimm trat mit
ber 3Rad^t feiner ^erfönlid^feit bafür ein unb fe^te
feinen Siamen unter ben Slufruf ju beitragen für
©oetl^e'S Stanbbilb. @r munfd^te, ba^ bie 3)enfmäler
beiberS)id)ter ju bleibenbem Slnbenfen üerüielfad&t mürben,
mic ber alten ©ötter Silber im ganjen Sanbe aufgefteHt
maren: „Sd^on ftel^en beibe ju SBeimar unter bemfelben
Ärang. äRögen au4) J^ier in meißem 2Karmor ober in
glüi^enbem ©rj ooQenbet i^re ©äulen auf ^Id^en unb
©trafen erglänjen".
16*
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244 ecc^dsei^ntcd Kapitel
Hbex nod^ ein anbered, grögered 2>enlmal, malzte
Sacob &x\mm, bliebe unfern 2)i<i^tem in ber Veraus-
gabe il^rer SBerfe gu f (Raffen: ,;®ötl^e unb ©d^iQer
l^aben i^re ©ebid^te vielfach umgearbeitet, oft roeid^en
bie Zejcte pon einanber ab n)ie laum ftärter bei mittel-
l^od^beutfd^en ©ebid^ten, unb nid^t überaD mirb man bie
neue fieöart ber alten Dorjiel^en, eö ift aber not^menbig
unb ^öd^ft bele^renb beibe unb aQe Siebte fo mel eS
gibt gu tcnmn".
Seibe SBünfd&e finb, mk Sacob ®rimm fie au§ge=
fproci^en l^at, in (Srfüttung gegangen. Unter bem ©d^ufee
einer beutfd^en götf^i" cntmarfen SKanner, in ©rimm^
fd[)em ©eifte gcbilbel, ben ^lan gu einer mürbigen
ausgäbe ber SBerle ®oetl^e'§. (Eingeleitet von §erman
®rimm ging 1887 ber erfte Sanb inö SSaterlanb unb
in bie SBelt l^inauö. SSon St^^t ju Setzte mdd^ft bie
neue SBeimarer 2;i^at, unb el^rt bie arbeit beffcn, ber
in friebfamer SBerfftatt an ber ^Ixn fein Slmt oer=
rid^tct.
Unb nun ergebt fid^ anä) gu SSerlin, im ^ergcn
be§ beutfd^cn 9teid6e§, n)eitl^in leud&tenb ®oetl^e'§ ©tanb^
bilb. i^vd für fid^ unb burd^ fid& mirlenb, mie ^acoh
©rinim eö einft als SSorfifeenber beS erften ©oet^e^
©omite'S in einem ©d^reiben vom 29. Wtai 1861 an
©buarb ©imfon, ben ^rdfibentcn bcS §aufeS ber
Äbgeorbneten, l^errlid^ begrunbenb geforbert i^atte.
@uftaü von fiocper, ber bamate fd^on an ber ©eite
Sacob ©rimm'S geftanben l^atte, l^ielt nun bie SBeü^e^
rebe, alö unter bem erften beutfd^en Äaifer, im ©ommer
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5)ic SSrübcr ©rimrn in 33crlin. 246
1887, bic ^üBc Don bem SDcnfmal fiel. Scfet ftcl^t cS
ba, fo rul^iö, fo cri^abcn. @S Icnit unfer ©innen rücfs
roärtß in jene große 3^it, bcr ©oetl^e feinen Flamen
gab, in bie güHe beS fiebcnö, bic um il^n rooßte:
3)ie ©ruber ©rirnm gel^örten ju hm ©einigen.
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"SHai^tQort.
3n bem änl^ang iDiD id) über baiS Dorliegenbe 99u(^
nähere 9(udlunft geben.
93eDor id^ baju übergel^e, empfinbe id^ ed als $flid)t
unb gfreube, ^ier audfpred^en gu bürfen, toai^ mir ®ute§
bei meiner Arbeit gu S^cil geworben ift. S)cr §en: ®c*
l^eime Stat^ @rimm geftattete mir bie freie Senu^ung ber
reichen Srieffc^aften unb fonftigen SKaterialien, bie in feinen
f)änben fmb. S)ie Sermittelung beö ^errn ^rofeffor
©up^an roirfte mir bie 6rlaubni| au», baö in 3ßeimar
Sefinbli(^e für meine ^mtdt gebraud^en ju bürfen. ®ie
©efinnüng, in ber i(^ fd^rieb, möge il^nen mie ein Serfud)
ber 3)anf barfeit erfd^einen.
Serlin/ im TOai 1892.
Äntjang.
3acob GJrimm, 4. Sanuar 1785—20. September 1863.
SBil^elm Orimm, 24. gcbruar 1786—16. 2)ccember 1859.
Subroig @rimm, 14. SKärj 1790—4. Slpril 1863.
(3. 3. 3um erftcn Sapitel tjcrglci(^e man Slubolf oon
S'laumer, @efrf)i(^te ber germanifd^cn ^l^ilologic, @. 283 ff;
^ermann @ro6e, @oct]^c unb ba§ beutfc^e Stltcrtl^um (®ram«
bürg 1876); SBil^cIm ©d^erer, 3acob @rimm (1886), bcfonberS
im brittcn Sapttel.
8. „^cr Hrjcneigela^rt^eit Sefliffcner" — mit biefer 3[uf*
frf)rtft fmb ungcbrucftc gamilicnbriefe an ©lemenS aug bcn Salären
1797 unb 1798 üorl^anbcn.
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Sln^ang. 247
oaöignt) in 3cna" — Hbolf 8toII, gricbrid^ Äarl von
6aüignr)i5 ©äd^fifc^c ©tubicnrcifc 1799 unb 1800 (©affel 1890)
@. 34; 33ricfn)ed)fel jroifrfjcn S^cob unb SBil^cIm ©rimrn au«
ber Sugenbjeit, herausgegeben von ^erman @(rimm unb ©uftau
©inri^g, <B. 22; @nnecccruS, gricbrid^ @arl pon @aüignr) @. 76.
„Hc^un oon Slmim" — er uerliefe 1798 mit einent feine
ungerool^nlid^e Sebeutung unb ftttlic^c ^iefe anerfennenben
i^c^uljeugniffe bad 3oad)im§tl^alfd)e @t)mhafium in Serlin; laut
eines officicllen <5tubienjcugniffcS üom 7. Slpril 1800 f^at er
„feit Dficrn 1798 bis bo^in 1800" in ^afle ftubicrt, ogl. aud^
Wla^ ^od), Einleitung in bcn 146. Sanb bcr ^eutfd^en Siational-
Sitteratur, @. VIII.
9. „©rimm'S SJcrfe^r bei ©auigng in SRarburg" — Sacob
©rintm'S kleinere (Sd^riftcn 1,4 ff. 115. 8,25; SBill^elm ®rimm'8
kleinere @d)riften 1, 10 f. Snftatt „1803" bcffre man „1804".
„SBill^elm ©oetl^e jugeroanbt" — 3acob'S AI. ©d^riften 1, 166.
10. „aus einem jerftreucnben Sebcn" — SluS bcm Scben
üon Sol^ann ^icbcrid^ @rieS, @. 40.
11. 2)ie angaben über Sacob'S Stufentl^alt in ^ariS bis
5um «Sc^Iuffe beS jroeiten ßapitelS fufeen jumeift auf bcn 3ugenb«
Briefen.
12. „Serid^t über bie italienifd^e 9!eifc" — 3acob'S kleinere
©d^riften 1, 75.
16. (Sin (ungebrucfter) 39rief an dlemenS SSrentano nad^
©ötttngen ift batiert üom 28. Wtai 1801.
15. 16. „öoet^e in ©öttingen" — Slnnalen (§empcl 27, 68)
unb SBeimarer SluSgabc III 8, 19.
„Slrnim an 3BinfeImann" — ungcbrudt, auS SSarnlftagen'S
fRac^Ia^ auf bcr Slöniglid^en Sibliotl^ef in Berlin.
16. Hrnim rool^nte in (Söttingen bamals ^rinjcnftragc 11;
»gl. SRcjer, Äulturgefc^idf)tlic^c Silber auS ©öttingen, @. 143.
16. 17. „<Saüignr)'S , Slrnim, 33rentano'S in SBeimar" —
3o^ann ©eorg gtnimer unb bie Slomantifer, l^erauSgegcben von
§einric^ 3immer, ®. 176.
17. „arrongicren" — Si^^^^i-* ®- ^'76'» ^Q^- ^^^) ^^rl
Sartfd^, S^omantifcr unb germaniftifd^c Stubien in ^eibelbcrg
1804—1808 (©eibelberg 1881) ®. 44 Sf^ote 54.
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248 $(nl^ang.
„flrntm an licd" — ©riefe an Subioig %\td, auöge-
xoälfli unb herausgegeben von ftarl von poltet, 1, 11. ^er
9nt\ m bei ^oltei 3. 14 tft nxd^t (Snbe 9tox>tmhtx 1808,
fonbem d^nbe ^äRa^" gefc^rieben, ba ©rentano'i» Bärenhäuter
bereits im 3uni^ft ber (5inftebler«3^tung ctfc^ien.
18. 3acob'S Stimmung gegen baS Sunberl^om lommt in
ben 3ugenbbriefen immerfort iura 9(u0bru(t, ^ier ift Begug ge-
nommen auf <S. 68. 167; an X^erefe oon galob noc^ 1840: „baS
unfritifc^ ttunber^om" (ungebrudi).
19. „3acob über «oft'' — 3«flenbbriefe e. 68.
„3enaif(^e Siterotur-^eitung" — gnteßigenjblatt 1809 @p.22
unb 3|). 147; t)gl ^offmann oon gaUerSleben, SBeimarifc^ed
Sa^rbud) (1855) 2, 261. ^a^ bie Sruber @rimm an ber @r»
naning gegen Sog ((Gaffel 8. Deccmber 1808) betl^eiligt toaren,
bafür fann aU augereS 3(i<^^n bienen, bag btefelbe in einer
oon 9Btll§elm'S „fel|r leferlit^en'' ^onb ^ergeftedten (Sopie, ber
Xmim nur 2)atum unb Kamendunterfd^rift sufügte, an @örreg
gegeben lourbe, in beffen Briefen (8, 40) fie befonberd abgebrudt
roorben ift. „Ältbonif^e ©elbenlieber" — »orrebc @. XXXV.
20. ,,0rnim an Clemens" — vom 2. Wtäxi 1809 (ungebrucft);
Dgl bei 3immer ben Brief @. 149, welcher oom ^af)xt 1809
(nid^t 1808) ift unb bemgem&g l^inter bem i§m nad^folgenben
ftel^cn müfete. ^ic ftnfünbigung beg 4. Banbcg bcö SSSunber-
bornS im 3itteIIigen5blatt ber S^^aifd^en Stteratur-S^itung 1810
6p. 166. „Siemens gab na^" — in einem Briefe oom Hpril
ober Wtai 1809 (ungebrucft).
3u bem ungebrucften Briefe Brentano'S an ^rimnfS oom
3. ä^ai 1808 og(. 3immer e. 182. 188. — gribri^ ^W(^ HuS«
fül^rungen über bie l:itelbilber beS Sunber^omS (geft(i^roni{
ber Unioerfität fecibelbcrg, 1886 e. 157 ff unb 3eitf^rift. für
oergleic^enbe Sitteraturgefciiid^tc, 1887 @. 264) ftellcn ft(^ ie^t
3um %f^txl anberS.
21. ^amelmann'0 (Sl^roni! oom Sabre „1595", nad^ ber
bie Brüber ©rimm in ben ^eutfd)en (Sagen eitleren, mar mir
ni(^t jugängüd^, fonbern nur biejenige oom Sa^re 1598.
22. 28. gür bie beiben Stitclbilber ber Äinberlieber ift einige«
aus Dtto Slunge'S oicr JagcSseiten entlehnt; ogl. 3inimcr unb
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anl^ang. 249
bte 9tomantifcr @. 182. ^ie betben fij^enben Knaben auf bem
erfterett Xitel {„fBa6^t auf, t^r fd)6ntn ^ögelein") gel^oren ber
XJarftcflung be« „SKorgcttÄ" on. 2)er auf bcm jioctten Jitcl»
Bilbd^cn ctttberfd^rcitcnbc ^ndbt entflammt ber Äal&menbeforation
bc« „%a%t»"; ha ru^t be« Änabcn gufe auf blül^cnbem Setldien,
bem 6t)mbol bec ^emut^, unb feine llrme Igalten einen Stengel
bei» bte ^tmmeUbläue anbeutenben 99ittetfpom9 empor. Statt
ber fronenben Blätter unb ^lütl^en aber l^at Submtg @rtmm,
iDte t^ für feinen ^wcd ndtl^ig mar, bte Don Shranjen breifac^
burd)fIo(^tene Sre^el bem nun aU Üragcftab btenenbcn Blumen«
ftengel aufgefej^t
24. ;,bie bebrol^ten @ef(f)icfc ^reufeeng" — ein Slat^flang
btefer ©efprad^e ift baii^ von Hrntm bamald in ha^ 6tammbud}
be« jungen QJoet^e gefc^riebene ©ebid^t „2)cr preufeifdje ?lbler''
(«mim'« fammtliii^e ©erfe 22, 8).
25. „©oetl^e'ö @tammbu(^oerg'' — Hmim an ©rentano ben
la april 1806 (ungebrucft); ogl. @trcl&I!e 1, 42. „fronen-
roä^tcr" — 1, 84. 2, 890. 403.
26. „Ueber bag ©efen ber ^oefie'' - bieS @tüdt mirb
anberiSmo ueroffentlid^t merbcn.
„Veriphantor Oo^. ©orgiag)" — ha^ in Xroftetnfamfeit
mitgetl^eiltc 8tücf umfaßt im Frontalbo bic 8eiten 106—122;
(Sbuarb 3PI>cr8 fxä) mir nie oerfagcnber ©efäHigfeit oerbanfe
x^ bie leiste Kuffinbung be0 DriginaliS in ber Stonigli^en
ä^ibüot^el.
27. lieber Slrnim"« Berfuc^e, Slunge jur X^eUnal^me ju
bewegen, ogl. ©interlaffenc ©c^riften von ^l^ilipp Otto Siunge,
Wtaltx (^eraudgegebeu von beffen alteftem trüber, Hamburg
1840. 1841) 2, 861. 1, 186.
28. „3oft Simmann" — Jodoci Ammanni, civis Nori-
bergensis, Charta LuBoria, MDLXXXVIII, gebrudt ju 9lixm*
berg; unter bem iBilbe folgcnbe SSerfe (Dij):
%\x l)afj tc^ <Sb(er Sat^e nun
Sil ^ax gebient, 9Ba8 ift mein lo^n?
9[mtut, ftrancflieit, unb ^obe^ pein,
®cb \^ ben tteroen Wienern mein.
29. „©oet^e'g ^anl für Xrofteinfomfeit" — «riefe ©oet^e'S
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260 ansang.
an @opl^te von ^a 9)o(^e unb Settina Srcntano, l^erauSgege&en
»on Soepec, @. 171; ^xmmtt 8. 172; 3ofcpl& oon @örre8 ®c*
fammeltc ©(^riftcn 8, 77. „an Äncbel" — 25. 9?oocmber 1808
(O^u^rauer 1, 388).
30. „Ziemer'« 9lotij" — 3floBert Steil, SlnS ben Xagc*
büd^em 9tiemerd, bt^ Dcrtrauten f^reunbed oon ©oetl^e, in
Der 5)cutfd)en Äcoue 1886. XI 1, 67; ogl. JBcimarcr ?lu8gabc
III 3, 293.
31. ;,ffiil^clm bei bcr 3agemann" — Sugcnbbriefc ®. 76.
„poltet" — «ierstg ga^re IV (1828).
32. 33. ©il^elm'd beibc ^lecenponen in feinen kleineren
ei^riftcn 1, 61—170.
„Snjciter Xl^eil bcd fjauft" — ©ill^clm an «mim 2. SRorj
1809 (ungebrurft).
„Sflunge, ©teffeng' grcunb" — ^interlaffenc (Srfiriftcn oon
S^lunge 1, 146 ff. 2, 386 ff.; Sugenbbriefe ©• 82.
33. ,,9Het4arbt" — ©il^elm'3 AI. ad^riften 1, 17; bie
I)arfteIIung bed Eufentl^altg in ^alle berul^t großen X^dU auf
ben Sugcnbbricfcn; ogl. Steffens, SBaS id) erlebte 6, 116 f.
34. „SKeifter" — 3ugenbbricfe @. 138. 176; „@trijner" —
cbcnba @. 92. 93 unb §empcl 28, 818; „SBal^lnerroanbtfc^aften"
— ebenba @. 184. 187.
86. „Stuffü^rung beg ©öfe'' — 3ugenbbriefe @. 185.
„©oetl^e'ö Vortrag ber fd^ottifdien 33anabe" — Stepl^an
(Schübe, bie 9lbenbgcfeIIfd^aftcn ber ^ofrätl^in ©d^openl^auer in
SBeimar 1806—1830, in SSeimarS Hlbunt jur üicrtcn «Sdcular*
feier ber 23u^bru(fer!unft am 24. 3uni 1840, @, 183 ff. ^gl
^ünfeer, ©octl^c'S erfte Bedienungen ju 3onfl'^nfl (S^openl^aucr,
in SBeftermannS aJJonatSl^eften 25, 263 ff.
37. „Slrnim an ©oetl^e" — ungebrudtt, au§ 9Jarnl^agcnö
S^a^lafe.
38. „toHc Slnfünbigung" — SSill^clm'S AI. «Schriften 1, 173;
Dgl. 3ugenbbriefe ®. 193. S)er urfprünglit^ in ber flnfünbigung
entl^altene §inroei§ auf bie Stnglieberung bcr Sltbanifd^cn §el«
benlieber an ha^ SBunbcrl^om ift noc^ rerfjtjeitig unterbrüdt
n)orben.
39. „%x\\m an ©oet^c" — ungebrudt, au§ Sam^agen'«
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ansang. 251
SRad^lag. pr bie ^arfteßutig bc8 Sufetitl^altg in Seimar
lommen im allgemeine« bic 3«9cnbbricfc (@. 196 ff) uttb ein
(ungebrucftcr) ©rief SBil^elm'S an Umim com 3anuar 1810 in
Setrac^t.
43. ,,@oct]^e'g @(f)cma über ba§ Siiibclungcnlicb" — bei
©empel 29, 426. 27, 452. 3"^^ 33curt^eilung bcS (Schemas t)er-
glct(3^c man ©iE^clm'S ÄI. ©d^riftcn 1, 98. 97. 73. 69. 64.
44. „1802 ju 3cna" — OJoet^c an «Sd^iffcr 4. 9Äai 1802.
45. „Sacob ©rimm'g Sefpred^ung" — kleinere ©d^riften
4, 123. „Sflicmer über 5Crcnbt" — in ben aJJitt^eilungcn 1, 412.
„Hn Sl^erup, an Slaff" — SSricfroet^fcl ber ©cbrübcr @rimm
mit . norbif d^cn ©elel^rtcn, TjerauSgcgcbcn Don @mft ©djmibt,
e. 20. 90. 92; an ©orrcS 8, 273.
46. „Oel^lcnfci^lägcr in SBcimar" — S^licmcr'ä SJüttl^eilungcn
1, 415; Del^Ienfd^Idger'S öebeng»@rinnerungcn 2, 56 ff. ©octl^c
über il^n in ben Slnnalcn (bei ^cmpel 27, 155). «Bill^elm'ä S3e«
fprcd)ungcn in ben Stl. @d)riftcn 1, 245 ff; ogl. noci^ an @örre§
8, 218. 9Äit De^lcnfi^Iäger routbcii bic ©rüber im ^af^xt
1817 pcrfönlid^ befannt; ogl. SÄcine Seben8*@rinnerungen. @in
^aä)la^ pon Slbam Dc^lenfd^ldger (Scipjig 1850) 3, 113 ff. @r
crfc^icn in Staffel, fanb beibc ©rüber auf ber ©ibliotl^ef unb
ging l^emad^ mit SBill^elm fpajieren. @ie fprad)en pom SÄittcl«
alter unb ber ©egenroart, „unb bic ganjc (Situation in bcnt
fci)önen SSinterroalb mitten in einer unbefanntcn @egcnb an ber
©eitc beg SÄdl^rc^enfreunbcS ©rintm, fd)icn mir fclbft ein fd)öne§
2£ltafyxd)cn". Del^Icnfd^Iäger meilte nod) ein paar ^benbe bei
ben ©rübcm.
47. „Seetüre be§ @impliciffimu§'' — ^cutf^e 9lenue
XII 1, 286 unb SBeimarer §(uggabe III 3, 253 ff.
48. „ei^arafteriftif aBiU^elm'g" — S)cut|^c 9let)ue XI 1, 67.
3Kit ber <Stette auö ben SBal^loenoanbtfd^aftcn (2, 1) t)ergleid)e
man Sacob'S Siebe auf SBil^elm in ben Äl. ©d^riften 1, 165.
„^annc Steffens" — in einem ©riefe auS bem Slnfang be§
ganuar 1810 (ungebrudtt).
49. „an So^anna gal^Imer" — SBeim. SluSg. IV 2, 74;
tJon Soepcr, ©ebic^tc 1, 304.
50. 6in biSl^er ungebrucftcr ©rief ©ettincnS an ©octfic
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252 9n^ang.
übrr Subiotg ürimm funfttg in einem Hrtifel über Settine in
ber ^eutf(^en 9lunbf(^au. Der aut^entif(^e SBortlaut bed $ettina^
ikiefe^ intx\t befannt gegeben in l^erman drimm'd ou(^ fonft
von mir benu^tem Suffa^ über feinen Dnfel Submig in @rf(^ unb
(trüber* 1$ allgemeiner <Snc^tlopabic; banta^ oon Socper, Briefe
Q^ott^t'9 au €opl^ie von Sa 9to(^e 2c. 6. 182. ^ugerbem lommt
aQgemetn i^oti^ti Sriefroec^fel mit einem ftinbe in 93etra(^t.
61. ^^cinric^ SRe^cr" — »eim. »uÄgabc IH 4, 76.
^ie (Sinfni^t ber bem üoet^e^aufe angeprigen ^nft« unb
e^riftmerfe banfe id^ ber (Buk be0 ^errn ®el^. 9}atl^8 9lulanb.
52. „eiemeng über ha9 «ettinabilb'' — an ®örre8 8, 81;
Sugenbbriefe ®. 156; eaotgn^ an 3acob 12. ^pril 1810 (un«
gebru(ft). JBaS Bettina in il^rem Briefmec^fel fagt, bad Portrait
fei o^ne geid^nung gleich auf bic platte gearbeitet n)orben,
tft bemnac^ nid^t genau.
58. „^air» mebictnif<^e Hb^anblung'' — ogL 89eim. Eud<
gäbe III 4, 80 (22. ftovtmhcx), „nad^ etepl^an ed)\xi^e^ @r«
innerung" — «beubgefcttfc^aften S. 202. 208.
54. ,,»ill^elm Xaubtrt*' — Opus 27 »r. 5, »erlin bei
@(^Iefinger. @c^üj^e ifi bort nid^t als ^id^ter angegeben, obfd^on
fonft in ben ^nberlieber^eften immer bie ^id^t^i^^iinen bei>
gefd^rieben finb. — (SS ift ®(^abe, bag @tep§an Sd^ü^e'd Sebeni»'
Erinnerungen cor ber 3«t ber l^ier bel^anbelten Berl^SItniffc ah
bred^en.
„burd^ ©uabebiffen" — ^riüate unb amtliche Begleitungen
ber Bruber örimm ju Reffen, eine «Sammlung üon (S. Stengel,
2, 199.
56. g. 3. grommann, tia» f^rommannfd^e ^avi^ unb feine
grcunbc (3. Slufl. 1889) @. 109. ^cr in bicfem Buc^e (S. 165
erwähnte Befuc^ in Staffel ift mir aud ungcbrucftcn Sagebu^«
Slufseid^nungen (uom 25. Suni 1820) unb Briefflellen S^lJ^clm'S
roobl befannt. SBill^elm'd SBorte mad^en jebod^ burc^auS ben
(Sxnhxnd, al« l^anble e» fic^ um bie er^e Befanntfd^oft mit
grommann*^. ^al^er eradE)te id^ bad Sä^dEfen bed Bu(^ed
„oon bencn SBil^elm un§ fd)on belannt mar" (6. 165) al« bur(§
ben tjoraufftel^enbcn Brief 9fJicmerS J^errorgerufen. 5«rner l^eifet
es in 8Bili)elm'§ 2:agebud^: „^en 4. mäx^ 1828 fam ber junge
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^nf)ang. 253
gtommann t)on granffurt". ^gl. ®buarb SPP«^^ Sricfrocc^fcl
jTDtfd^en 3acoB unb ©ill^elm ©riinm, ^al^Itnann unb @croinu«
1, 166 unb Unmcrfung baju.
„an ^cBel" ■— 2)üntfcr, 3"^ beutfd^en Sitteratur unb #c«
f(i|i(i^te 2, 118; bic ^Ibroe^ungen ntcincS Xejte^ auf @runb bcö
oon Bern^arb Supl^an t)crgltd)enen Originals.
57. „SSil^cIm ©rirnm unb ^crbcr" — SStcrtcIjal^rfd^rtft für
Sitteraturgefd^ii^te (1H90) 8, 573 ff.
68. Henriette SdiubcrtS 93aIIab€n, beren einzelne nod^
Süfd^ing'S SEBöd^cntlicf)c Siod^rid^ten Brachten, erf(i)iencn 1817
unter bcm nid^t genaueiv %itd „(Sd)ottif(^c Sieber unb SSaUaben
t»on SBaltcr Scott"; SEBill^elnt ©rimm'g Slnjeige in feinen M.
©d^riften 2, 208.
59. „^ie Don ©rimnt gehegte Hoffnung" — SSil^elnt'S
m. Schriften 1. 71.
61. „9iüdttf)r am 4. Januar" — narf) SBill^cIm'S S^ageBurf)*
nötigen.
62. „ber Sär Brummt" — SBil^elm'g Äl. Si^riften 1, 512.
„SBeil^nad^ten, SSeil^nad^ten" — au§ münblid^er Duede; ta^ ©octl^e
an biefem SSort ©cfallcn fanb unb eg bamals um bie SBeil^«
nad^tSjeit auSfprad^, Bemeift, roic gut er ha^ SBunberl^orn gc«
lefen l^atte; benn ba^er (3, 237) l^at eg feine umformenbe ©r«,
inncrung entlel^nt.
63. Sttcob'S erfleh (Sd^reiBen an ©oet^e fd^eint nidCjt erhalten.
;,(Soet^e an ^oigt" — ©oetl^e in amtlid^en IBcrl^altniffen @. 278,
Bei Sa^n 6. 290".
64. Ungebrudter ^^rief @oetl^c'§ in 4^; bie breijeilige Unter«
ft^rift cigenl^änbig.
66. „@mpfang§Bef^einigung" — nid^t erl^alten. „'Stad)
SSill^elm'S SluSfage" — Sriefn)ed)fel mit norbifdften ©elel^rten
<B. 19; ügl. SacoB'g SKeiftergefang @. 125.
66. „Hrnim üBerSacoB'g SKeiftcrgefang" — 9(lemini§cenjen.
©oetl^eS 9Äutter; neBft Briefen unb Slufjeid^nungen jur ©l^araf«
teriftil anberer mcrfmürbtger SRänncr unb grauen. §erau§«
gegeben non Dr. ^orora (Seipjig 1842) @. 113, unb an @örre§
8, 197.
67. ^ie Briefe ber SSruber @rtmm an ©oetl^e finb (Big
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254 Sln^ang.
auf einen) veröffentlicht im &ottf)C'Zo^thud^ (1888) IX 20 ff.
unb von 2ubn)ig (Sieiger unb Sernl^arb ©up^an mit 9m
merfungen Begleitet morben. X)ie Originale l^aben mir nod^
mald oorgelegen.
„«crlin 1801.- — bo« Original l^at irrtpmlit^: „©erlin
1808."
68. „bei 9Rab. ^d^openl^auer'' — SBeim. Hui^gabe III 3, 204.
69. ^ie Ueberf(^riften ber fc^rocbifc^en Driginallieber fonjo^I
in .^ofegarten'g Blumen 6. V, ald im Hn^ang uon @rimm'«
Slübdnifc^en ^elbenliebem 8. 518. 586. 9$gl. Sriefmec^fel mit
norbif(^en (^tkf)Tim 8. 18.
70. „©il^elm an Soi^anne« ©c^uljc" — ungcbrurft, au«
^arn^agen'd ^adjia^.
72. „an 9lmim" — 20. SWai 1811 (ungcbrudtt).
76, 3. 6 Don unten fc^It „Seit" im Original, unb @. 11,
3. 3 oon oben ^abc ic^ ^»©anerie'' für boS offenbar oerfrf^riebene
,,»ibliot5c!" bcS Driginalg gefegt.
78. Son (ungcbrucftcn) Briefen bc8 grei^crrn ^anS uon
§ammerficin fommen in 23etrad)t: 8. gebruar, 10. SKärs, 30. SKarj,
28. Suli 1811.
„OlaoiuS'' — »il^elmö Äl. 8d)riftcn 2, 16; @örre§ 8, 216;
a»üncr'§ Slfalc^rc «£. 24 9iotc unb @. 92.
79. „Sanbftgeren" -- Briefiocd^fel mit norbifd^en ©ele^rtcn
e. 46 ff.
Unter 3»cIand)t^on'3 33ilbc ift burd) ein jufäHigeg SScrfc^en
©eibclbcrg anftatt Bretten aU ®cburt^ort angegeben, roa§ %vnm
für Submig @rimm berid)tigtc.
80. Ungebrurftcr Brief aJoct^c'« in 4®; nur bie llntcrf(^rift
„©oetl^e" eigenl^änbig. 2)a§ (Sonccpt biefeS Briefe^ aud| in bcn
DuartalSl^cften oorl^anbcn; banac^ bictierie ©octl^c auc^ l^ier
„Slrnbtfd)e" feinem ©ccretdr Sliemer.
81. „9?r)crup" — S)anfl Sitteratur*2ibenbe 1811. 9tx. 15.
„Sld^im oon 9(rnim" — Sin^n'^i^ ""^ ^i« Slomantifcr 8. 152.
82. ,,S)er ^nongmuS" — mar ©räter, ogl. „SBil^cIm
O^riram unb Berber" <S. 575.
„@örre§ gegenüber" — 8, 877 oom 12. ^ecember 1812;
ügl. 8, 222.
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Slnl^nng. 255
84. „gauft unb SBo^locrroanbtft^aftcn" — SocoB'S 5?Icincrc
©d^riftcn 4, 72.
84—88. „SacoB unb SBtll^cIm an «rnim" — com 1. 9Jo-
ocmBcr 1811 (ungcbrudt), t)gl. ©örreg 8, 269.
88. „an ©örrcg" — 8, 362.
89. SSil^clm'S 93cfprc(^ung bc§ ^orn'fdjcn *uci^cS in feinen
m. ®ci)riftcn 1, 266 ff.
94. ;,SBiIl^cIm'8 Urlaub" — Scjtcl^ungen ju ©cffcn 2, 7 unb
Sugcnbbriefc @. 468.
95. „fftüxi fie njicbcr frei geworben" — Sugcnbbriefc 8. 348,
n>omit man üerglcic^c bic ©oetl^e-SBriefc au8 grift 6cf)Ioffer'§
^a^ia^, BerauSgegebcn von grcfc, 8. 62. „Sulpij Xagebud^*
nötigen" — ©ulpij löoiffcree 1, 274.
96. „3Riniftcr t)om @tein" — 33riefe ber 93rübcr 3acob unb
SBill^cIm ©rintm an ©eorg griebrid^ Scnerfe aug ben 3al^ren
1808—1829, herausgegeben üon SSil^cIm aßüHer, 6.82.
„Sacob 12. September in granifurt" — 3ugcnbbriefe @. 470
unb SSejiel^ungen ju Reffen 2, 18. 19. ^a§ 2)atum, unter beut
©rimm'S ^nrocfenl^eit bei Sulpij S3oifferee (1, 275) benterft ift,
nämlicf) ber 7. September, ermeift fi(^ al8 Srrtl^um; alfo nid^t erft
üom 15. September an, wie in ©reiscnad^'8 ©oetfie unb SRarianne
üon SSiUemer (2. §lufl. 8. 50*) fc^on Bemerft mirb, ift eine 9(lei^c
non Sagegjal^len bei Soifferee unrid^tig gcfleKt.
gur bte @(i)ilberung ber 9fJl^einfa]^rt finb im allgemeinen
bie Sugenbbriefe, ferner bie greunbcSbriefe oon SBill^elm unb
SacoB @rimm (herausgegeben »on Steiffcrf^eib) @. 35 ff. unb
ein (ungebrudter) S3erid^t SBill^elm'S an 5(rnim vom 31. DctoBcr
1815 maggeBenb.
97. „3o^ann t)on @r)cf" — ^unft unb aitert^um I 1, 172
(Bei §cmpel 26, 331).
99. „5u @örreS"— 8, 479; ber üorauSgel^enbc »rief SBil«
l^elm'i? an ©örreS, morin bie S^tl^einreifc befc^ricben mar, ift
rerloren gegangen.
99. „bie »ertappte eelbftan^eige SBil^elm'S" — 3eitfd^rtft
für bcutft^c gSl^ilologie (1892) 24, 563. „SSoffenS Ueberfefeung" —
SacoB'S m. <Sd)riftcn 4, 423.
100. „3acob über Jammer" — an ©orrcS 8, 229.
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256 9ln^ang.
102. ^®e&urt8tag«fcter'' — ercijetta<^*8 ©octl^c unb Wta^
rtanne von fBiDcmer 3. 48.
108. „miWm» «cfuc^ in ödmar 1816* — »cjtcl^ttngcn
3u Reffen 1, 151. 31 unb an (idrred 8, 504; baju tritt ein (un*
gcbrurftcr) "SBrief ©ill^elm'« an Arnim üom 4. 3uli 1816.
104. ,,8Bie Ziemer unb ^o^^nna .3d^open^auer il^m er«
Säl)Itcn" — Dßl. ®octr)c.3al&rbu(^ 1892 «b.XIlI @. 139 unb 143.
SIU eine stimme aud jener 3^i^ ^'^^ilc i<^ ^^^^ ^^^ ^^^
prcufeifc^e Cbcrft Don «clon?, SWilttairgouocrncur bcS &cffif(i^en
^rtnjcn, auf ©il^elm örimnt'3 ©rief an ©uabebiffen jurütf««
fd^ricb (ungcbrutft): „Sftte treue «d^ilberung von ©ötl^eS ruijiger
unb gefaxter Stimmung, furj nadf einem fo großen SJerluftc,
l^at unfcre tarnen ein inenig gegen i^n aufgebrad^t; id) l^abe
bie 2a6:)c \tf)x naturlid^ gefunben, unb fann mir beulen, l^a)^
c» i^m, im Snnerften feine« ^crjenS rec^t mol^I fegn, unb bog
er fic^ orbentlirf) leitet fül^Ien mufe, feitbem il^m biefe fd^roerc
Sürbe abgenommen."
105. „in $tunft unb HUert^um" — 1816. 1, 139 (Bei ©empel
26, 319). „roic in bcn ?lnnalen (&empcl 27, 441) unb ju gelter
(26. Dctober 1831)".
106. ,,iüm ©inan" — SBeim. Sluögabe I 7, 235.
107. „abam HRüacfg ©(^riften'' — 3ugcnbbricfe <B. 176;
über bie rcligiöfc ^ulbfamfcit ber ©ruber @rimm oergleid^c man
bie ©cjiel^ungen ju Reffen 1, 190, 94.
108. 3. 5 oon unten feJ^lt „bei" im Original.
117. „c§ mar einmal ein Äinb" — Sacob'S Äl. ©c^riften
3, 302. „aRad^anbclbüom" — 3immer unb bie Sflomantifer 6. 271
unb ©interlaffene ©d^riften pon Sflunge 2, 361; Don Soepcr'S
©riefe ©oet^e'g an ©opl^ie Don Sa moä)t @. 37. „ÄSlaug" -
SBil^elm'g m. @(f)riftcn 1, 136.
118. „ber grau pon Stein" — ©oet^e'g ©riefe an grau
Don Stein (2. Auflage) 2, 470.
„biefe Stette au^ SBal^röcit unb S)i(^tung" — SBeimarcr
Ausgabe 28, 228.
119. „Stirbt ber gu(^S" - ogl. nod; 3acob ©rimm'^
SDcutfc^e SR^t^ologic (4. Siufl.) 2, 711. „^inan « StcCc" -
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§(nf)ancj. 257
SBcimarcr 5(uggabe 1, 36. „Scfprcd^ung einer englifti^en ^cxU
fc^rift'' — bei ^mvtl 29, 775.
120. „Si^ifci^e eifcnmärd^en" — mit ©cjug auf 3öcob*ö
^emcrlungcn über Grlföniß (SSil^elmö Äl. ©d^riften 1, 444)
üerglci(f)e man SBenbeler'S S9riefn)cd)fcl bcß ^reil^erm Äarl
§arhDig ©rcgor oon 9Äeufcbat^ mit 3acob unb ©il^elm (^rimm,
unb äioar @. 34, eine ©teile, meiere SWcufcbac^ an ben Staub
feines (jeftt auf ber berliner 5!öniglid)cn Sibliotl^e! unter ber
Signatur Yc 3909 bcfinblicl)en) (SjcmpIarS bc§ (Srbuin Äod^'f(%cn
^runbriffcg gefd^riebcn f)al — §118 ein eigenartiger Swfan fei
crroä^nt, \>a^ am ©d^Iuffe ber Srifc^en (5Ifenmärd[)en ©oetl^e'S
35orrcbe für ben (gleid)fatt§ bei gleifd^er in Seipjig erfd^ienenen)
jungen gelbjdger als ©mpfeljlung biefe§ S?uc^e§ abgebrucft ift;
bei ^cmpcl 29, 200.
122. .„©dart" — Grid) 8d)mibt im ©oet^e-Sal^rbu^ (1888)
IX 234. „eiebenfd)Idfer" — §empel 9, 150; aSeim. SuSg. 6, 267;
©ulpij S3oifferee 1, 280. „©erolböed" — 2Sil^eIm'§ m. Schriften
2, 219; bic 2) eutfd)e gelben fagc "Sftx. 161. 3" ^^n in bcm Briefe
berührten Sagen »gl. man bie ^eutfd^e aÄt)t]^oIogie (4. ?(ufl.)
2, 794. 795. 797. 798.
123. „1817 in Slunft unb ^Iltert^um" — I 2, 106 (bei
§empel 26, 244).
124. „geune"— Sacob'S ,S?Ieinere Sd^riften 4, 423; «Sulpij
S3oifferec 2, 145.
125. „^rief an Slrnim" — üom 2. ©ecember 1812 (un*
gebrucft).
126. „bie triftcfte atter @rfd)einungen" — §empel 26, 321.
325. „(S(^Ieger§ 9^ecenfton" — Sdmmtlid^e 2Bcrfe (heraus-
gegeben pon Sörfing) 12, 383. „33oifferee'S Srrti^um" — ©ulpij
Boifferee 2, 72.
127. Ungebrudter 33ncf 9Bil^clm*§ an ©oetl^e, au§ bem
©oetl^e« uub ©d^iIIer«S(r(^iö ju SBetmar.
129 ff. Ungebrucfte 93riefe @at)igni)'i& ; ber erfte uom 8. ifto*
Dember 1814.
132. „wie SBil^cIm ©rirnm bezeugt" -- Scjic^ungen ju
Reffen 1, 31.
135. ^ie erfte gaffung beS t)on bcm ©ecretdr ^erbinanb
öoet^c u. b. Srubcv ®rimm. 17
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258 9litl^ang.
®d^retber ouf l)albbrü(^igem ^onccpt niebcrgefc^ricbcncn ©riefeS^
Dom 23. Huguft 1816 lautet:
(SiD. 993o^Igcboren
gc()a(treici)ci$ «Sd)retbcn luarb mir nad) Scnnftdbt gefenbet;^
einem t^üringtfdjcn Sabeort, roo id^ mid^, nad) aufgegebener
©ofnung einer weiteren 9'letfe, feit oier SBoc^en aufl^alte. i)te
^üd^er finb in SBeimar jurücf geblieben.
a»einc Slbfic^t mar noc^ meiner Stücöer bie äBcrcfe, fogleid)^
nat^ Einleitung Z^xc& Briefes, ju bctrad)tcn unb mit 3^nen
überein ju fommen ma^ pteQeidit ju f^orberung tl^rer löblichen
3me(fe bel^^alb offentlid) ju fagen fe^n möchte.
9iun ,abcr finbet fid) eine ^Scranlafeung frül^er ju fd)reibcn
unb mtd^ mit 35"*^" ol^nc Stufent^alt in naiveren SSejug ju
fejjcn. ©etjlommenbeg §eft, rocId^eS uorerft gel^eim ju l^alten
bitte, giebt t)ierüber naiveren ^luffc^Iufe. <3o roeit auSfel^enb unb
betinafjc unauäifül^rbar ber 33orf(^Iag ft^einen möchte ^ fo fann
unb barf er bod) nidjt ol^nc SBtrcfung bleiben.
3)?öd)ten »Sie mir bal^er*, über ba§ ©anjc foroo^I, aU be»
fonDerg über ben üiergel^nten ^unrft, gi^rc ©ebancfen eröffnen*
unb baSjenigc roaö Don eigener X^ätigfeit in ©efolg beS an
mid) crlaffenen @d)rcibcnö no^ nad) ju bringen nötl^tg fcgn
möd^te üiclleid^t märe bic §auptabftc^t entfd^icbener auSjufpred^en
31^re 33orarbcit nid^t j^u üerfd^meigen unb gi^re ^wedt in be*
seidenen möd^ten 3ic unberounbcn erllären mag @ie ju einem
93e^tritt aufgeforbert ju Iciften gebdi^len unb roaS -Sie bagcgen
für görberni^ tptigc 2^f)cilnal^me ja Unterftüftung ermarteteit
fo lönnte id) ber id) mit ben ^erfonen bie fid) für bie 6a(^c
fe^r lebhaft intereffiren in genauer 9?erbtnbung ftel^c ber Sfn*
gelcgenl^eit felbft unb benjenigen bie fi^ früher auS uneigen«
nü^igen inncrm Iricbe mit foId)en ©egenftdnben befd)äfttgt
^) Giflcnfjdnbifl ooit (^octljc ^ergcfteUt aiiftatt ber urfpnmglid^cn JJaffuitg:
„unb 0011 unmöglicher mi^fü^rung ber SJorfc^Iag fein möchte*.
*) „baf)cr" cigcuf)änbig gugcfügt.
') ©oet^c f)at Ifinttt „eröffnen" ein ^unct gefegt unb ben Steft ber ©oncept*
feite, bic bie ju ben 33orten ,,no(^ nad)" reidjt, burcf)ftrid)en. 2ai f^olgenbe ()at
er offenbar nlc^t me^r burt^gefcl)cn.
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?lnr)ang. 259
bienftli(i^ unb förberlid) fct)n rocld^cö mir um fo crfreiilt(fter
wäre alg i^ fclBft in bicfen l^cimifd^cn @auen nur als um-
ftcl^cnber SBanblcr mit^ üoit je^er umgctrieben l^abe ol^ne mtci^
irgcnb njo an ju jicbclit.
3Rögcn 8ie mir fobann eröffnen welche HJiitarbeitcr in
biefcn ^atcrlänbifd^cn SBcinbcrg @ie auf ben @rab fertucn
f(f)ä^cn, bag <Sie folc^e ftc^ felbft unb bcm gangen bc^gcfeßen
möd^ten fo roirb au(^ bicfcg ju fd)nellcrer üBeförbcrung beg
guten baö man BeaBftd)tigt gcretcf)en. SBoHen ©ic mir ferner
ha^ SSerlrauen fc^encfen aurf) bcSjenigcn ju gebenden roaS «Sie
an ben 3^it9C"offc" «i^t billigen fo nerfprei^e alle SScr«
fd^micgcnl^eit unb jugleirf) Senufeung jum iBort^eil ber @a(i)e
bcr xd) mid) nid)t auf ben @rab roibmen fann um auf eigenen
SScgcn genügenbe ©infid^t ju erlangen.
SlBgegangcn 2^ennftebt
b. 29tcn§[ug. 1816.^
137. „6. aeptember" — 6trcl^Ife 2, 298 nad) htm ni(i)t
mel^r controlierBaren SluSjug eines je^t oerfc^munbenen S3riefeS.
3acoB'§ 5ßamc mar jcbenfalls nid^t genannt, fonbern o^ne
Qroeifel (mie @oet^e immer fc^rieB) „©r. 33iBIiot^eIar ©rimm",
roaS Bei ber ^erfteHung beS ?lu§3ugc§, mie c§ am näd^ftcn lag,
auf 3acoB gebeutet roorben ift.
144. ®ic an^ bem S3ricfe ^ammerftein'S eingelegte ©teile
ift einem noc^ üorl^anbenen (ungebrucften) ©c^reiBcn com
7. ganuar 1816 entnommen, mit einigen Slenberungcn , bercn
HBfni)t Iei(i)t erfenuBar ift. ^ammerftein fd^rieB §. 33.: „ju ben
^pofteln 3l^re§ l^eiligen ©lauBenS an bie SBieberl^erftellung bcr
üerlomcn alten @efd^icl)ten", 3" Ber üon SBill^elm burrf) einen
©ebanfenftrid^ angebeuteten Sude (oben ®. 145) ftanb: „tl^eilen
Sie uns bie erften ©runbfä^e ber (Sritif folc^er ©egenftänbe
mit, unb ftellen fid) an bie 8pi^e eines ©unbcS ber %xt'\
©. 145 3. 1 ^aBe id) „unb" anftatt SSil^elm'S ^erf^rciBung
„nur" aus ^ammerftein'S Driginal geBeffert
146. „$Ian ju einem bcutfc^en ©ammler" — @örreS 8, 265.
1) ttv jioeigcilifle 9tl)ßaiifl8Dcrmcrf cißcnfjdnbig oon @octI)e.
17*
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260 9lnr)anfl.
„(S^rcularbriff' — Sacob'g ftl. ©t^riftcn 7, 593 ^SBillJcIm an
^ammcrftcin" — 3"9e«fe5&ricfe @. 426.
163. „Sicinroalb"— 3uö<nbbriefc an oicicn Stellen; 3acob'§
m. ©Triften 5, 104. 8, 40; ®d)iflcrg »riefrocd^fcl mit feiner
®d|roeftcr Gf)riftop^ine unb feinem ©(^maget S'lcinroalb (Seipjig
1875) im «oriport. „an ©eorg »cncde" — 7. Dctober 1810,
@. 18 ber 3?rtefe: Jugenbbriefe S. 424. „^arrer SJang" —
S3ejicl^ungcn ,^u Reffen 1, 28. 39. „gegen atte ©efcDfc^afterei" —
an ^cncde 3. 98.
154. ,,ä§nlid)cr $Ian ©erber'S" — @ämmtlirf)e ©d^riften,
l^eraui^gegeben von iBccnl^arb @upl^an 16, 600.
157. „^ang unb ©uabcbiffen" — Sejie^ungcn ju Reffen
1, 31. 35. 157. 2, 194.
157. @at)ignr)'g ^Briefe oom 23. 9loDembcr 1816 unb 4. fÄpril
1818 (ungebrurft). „Stiftung ber ©cfcttfci^afl" — ißdl^creg im
crften 33anbe i^re« ard)it)g 1820.
158. „®oett)c an «ürfiler" — $er^' Jsiebcn Stein § V 418
unb Stre^lfe 1, 98. „©rimm'g »riefe an ^crfi" — Sßiffen:^
f^ap^e Seilage ber Öeipjiger 3eitung 1882 9ir. 91—93 unb
3citf(^rift für beutfd^e ^^ilologie 16, 231.
161. „^unbert gried)ifd)c Sieber" ■— Sriefroed^fel gmifd&en
©oetl^e unb X^erefe oon Salob, im ©octl^e-gal^rbu^ XII (1891)
S. 42, auf meldten aud^ roeiterl^in Sejug genommen wirb. „al§
^oöpitalmate" — granj Öubroig Sluguft SWaria greil^err von
^ajtl^aufen. @in p^otograpl^ifrficr SJerfurf) oon grcunbeSl^anb.
ms aJianufcript gebrucft. ^annooer 1868, S. 12. „in ©cibel«
Berg" — Sulpij S3oifferee I 283.
162. „ju einer Sluggabe bie §Borrebc" — »riefe pon Safob
©rirnm an ^enbrif SBillem 2;t|bemon, l^erauögegeben von Sleiffer*
fc^eib (öeilbronn 1883) S. 61. „in Äunft unb ^Htcrtl^um" —
IV 1, 64. 168 (bei ©empel 29, 562); t)gl. ©oetl^eg Unterl^altungen
mit bem Äanjler griebric^ v. MMtx, l^erouS gegeben oon ®. St. §.
»urifl^art, S. 52. „brieflid) mic öffentlid^" — greunbeSbriefc
S. 92, 3acob'§ AI. Sd^riften 4, 199.
163. „Sd^Iagt il^n tobt" — SRilloftd^, über @oetl§e'§ Älag«
gefang oon ber eblen grauen be§ Slfan ^ga (SSien 1883) S. 62,
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Sln^ang. 261
eine B^xi^i, auf roel^c and) lociterl^in norf) SSejug genommen
mirb.
164. ,,au§Bünbige ©ammlung" — Sacob'S AI. Stritten
4, 427. 487 ; ogl. 4, 401.
165. „aSiC^cIm crjäl^ae'" — greunbcSbricfc @. 44. 46.
©lemcnS 93tcntano*§ Brief oom 4. ^September 1816 (ungebrutft).
„^Reunje^n fcrbif(i^c 2icber" — gncob'S AI. Schriften 4, 455.
165. ,,ber ©arloroibcr ^apft" — Srtcf Sacob @rimm'8 an
Sad^mann vom 27. S)ecembcr 1823 (ungcbrucft).
166. „aSuf in (Saffel" — Sacob'g AI. ed^riften 6, 349 unb
a^ejie^ungen su Reffen 1, 228. „für bie ©öttingif^cn Slnjeigen"
— m. ©rfiriftcn 4, 197. 202. 203. „bem größten S)cutf(i)cn" —
©oetl^e-Sal^Tbuc^ XH 65.
167. ($§ fei bemcrft, bofe biefer 93rief Sacob ©rimm'S mit
beutfd^en Bud^ftabcn gef daneben ift; bcr anbre 53rief 3acob'g
(oben @. 173) f)at jroar lateinif^e <S(^rift aber bie ©auptroörter
mit großen ^nfanggbud^ftaben.
169. „©oet^c an ©uf" — ©trel^Ife 1, 317. „<Senbung
oom 10. S^ooember" — nad) (Soetl^e'8 Xaqchn^c. „in Shinft
unb Hltert^um" — V 1, 84 (bei ^empel 29, 586).
Ungebrucfter Brief @oetl^c'§ an Sacob @rimm in 4^ bie
ämeijeilige Unterfcf)rift cigenl^änbig. 9lu§ bem ©oncept ber
Cuartalg^efte fei bemerft, bag oben ®. 170 l^inter „abbrucfen
liefe" bie SBorte geftri^en ftnb: ,,§err SSoIf [b. i. ^ul] Ijat mir
auc^ einiges bergleirf)en äugefagt unb eine bucf)ftäblid|e lieber«
tragung oerfprod^en"; ferner ,,31&rer cblcn Bemühungen" eigen»
^änbig im ©oncept anftatt „Sl^rer eigentli^cn Bemühungen".
170. 2)ie ©efte IV 3 unb V 1 (oben ©. 188) mit ©oetl^e'S
(niefit eigen^dnbiger) SSibmung ftnb norf) oorlianben.
173. ,,Beibe empfal^I ©rimm" — m. <Sd^riften 4, 218.
175. ,,unmetrifcfie Uebertragung" — greunbeSbriefe @. 92.
,,in feine 3eitfd^rift" — V 2, 24. ,,bie Erbauung @cutari§" —
ebenfo norf) citiert ÄI. ecfiriften 4, 222; ^ed^tSaltert^ümer«
@. 695; SW^t^ologie* 2, 957. greunbegbriefc @. 98 3. 4 ift „in
einer 9iac^t" 8d)rcibfe]^Ier für „an einem 2:age".
176. Ungebrucfter Brief ©oetl^e'S an Sacob ©rimrn in 4«,
bie gmei^eilige Unterfd^rift eigenpnbig. „in bem mir über-
Digiti
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262 ^(nl^ang.
fel^Baren Umfang"— fo nad) bcm ®onccpt Don mir l^crgcficllt;
ber (Schreiber lieö in bcr Äeinfdjrift Jn" au8 unb änbcrtc bann
,,bcm" in „ben". 2)cm oon (Bott^c gewollten @innc entfprid)t
aQein bie Raffung bcd @:onceptiS.
177. „geiftrcici^ angcfd^lofeenc Ucbertragung"— ügL @oet]^e'§
Unterl^altungen mit bem ftanjler oon 9Küncr <5. 103. ,,91njeige
ber brci SBufifd^en Sdnbe" — im üiiterarifc^en Qf^onoerfaüoniS«
blott 9lr. 122 oom 26. 9Äai 1824 unb folgcnbc Kummer.
178. ,,bircct an ^acoh ©rimnt" — bie mir norliegenbe
ungebrucfte ^orrcfponbenj ^mifti^cn gacob ©rtmm unb S^erefc
oon Söfob mirb paffenben Crted oon mir oeroffentlid^t werben;
im golgenben ift fie öfters bcnufet roorben. ,,9iomcn8i)etterf(^aft"
— grcunbcgbricfc <B. HO.
179. ,,9leiöcnfoIge" — aKillofK^, über ©oetl^e*« ^aggcfaucj
®. 62.
3ur Sergleidjung mit ©rimm*^ Uebcrtragung ftc^c ^ier bie
u)örtiid)c ^erfton auf ^Slatt 22 (an^ bcm ©oetJc-Ärd^iü) :
SHtöbc^en, tiiebli(^ tletned JBeild^eit!
lieben mdd^V i^ bicQ. aber bu btft flein.
iUcb mit^, i^ieber, icQ loerb too^l gro& roevben.
»lein ift bie »cerc bcr ^Jerle
unb man tragt fte an bem i^erren ^alfe
Silein ift ber »ogel, bie Sac^tel
(= dn Heiner «Oflel ift b. 98.
aber fie tobtet (ermübet) »oft unb «eiter.
(auf ber 3agb
181. „in bcn @öttingi|d&en Slnjeigen" — Äleincrc *S<^ften
4, 419. Jn Äunft unb aitcrt^um" — bei ^empel 29, 590;
ogl. 686. 148.
184. ,,nad| ^arig" — Sugenbbriefc @. 469. ,,ein @tamm-
hud^hlaü'' — ©tammbud^blätter au^ ©oetl^c'g 9?ad)Ia6 oon
.aBaltl^er tSuIpiuS, in ber 1)eutf^en Sflunbfd^au 1890 @. 589.
186. ,,®otif)t abgcfprod^en" — ?aul SSeiäfäcfcr, kleine
:€l(^riften jur Äunft t>on §cinrid) 3Rer)er (§cilbronn 1886) «or«
rcbe @. CLI; unb für bie SHecenfton bcr 93ilbniffe ©öttingcr
^rofcfforcn ebenba S. CLIV.
187. „mußten fte im SSorauä" — 3acob @rimm an Stmim
-btn 10. gebruar 1824 (ungebrucft): „i(i^^abc (®octl^c ein fcrbi«
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Änl^aTig. 263
fd^eS Öicb) für Äunft unb H. uberfe^t, roag er ins tteuftc §eft
aufnel^mcn xv'iU. 3n bicfcS fott aud) ein ^xüM über Sui«
rabierte Blätter ju ftc^cn !ommcn."
189. ,,3acob über i^ubroig'ö ^ortraitö" — an Scnede
€. 161.
190. !öricfroed)fcl beS ©rofel^crjogS @arl S(uguft mit Ooctl^e
2, 250 9h:. 552 [1824].
191. Ungebrudter 35rief Subiuig'ö an 33cttina, au§ Sarn-
l^agen'S SfJad^Iafe.
193. SSil^cIm'S ©öttingcr ^cbe über Ocfd^id^tc uttb ^ocftc,
in bcn ^l @d^riftcn 1, 497. „britte S^eil ron ^it^tung unb
^al^rl^cit" — an Slmim 21. 3uni 1814. ,,italicntfd^c S^lcife" —
an iSuabebiffen (Sejic^ungen ju Reffen 1, 157) unb an ?(rnim
<ungcbrucft), beibe Briefe oom 10. 9?oücmbcr 1816.
194. ,,ber ncuefte SJanb 1822" — S^esie^nngcn ju Reffen
1, 214. „über eöln unb ©onn" (Ä. n. St. II, 26) — an Oörre«
8, 501.
195. „gegen bic neueren 3WaIer" — ^Sejiel^ungcn ju Reffen
1, 168 unb an %tn'm 3. 3uli 1817 (ungebrudt). „baS ah^
fd^Iicfeenbe brittc ^eft" — an Strnim 6. 3uni 1818 (ungebrudft).
196. „@nntm'§ 9RitgIteber bcr 93crlinif^en ©efeafd^aft^' —
Bestellungen ju Reffen 1, 159; Sacob'S AI. ©(^riften 8, 84. 36;
@d^crcr @. J61. „an dberl^arb oon ©roote" — Sfleiffcrfd^cib,
Erinnerung an (Sberl^arb üon ^ootc, in ber 3)'^onat8fd[)rtft für
T^cinifcfi-roeftfalift^c @efd^i^t8forfrf)ung (1875) 1, 146.
197. „gegen 3ean $aul" — 3acob'§ m. 6d)riften 1/ 407.
S)agcgen fd^rieb Scan ^aul im fünften ^ojlfcript ju ben beutfd)en
^oppelroörtcm (bei §empcl 54, 67). Bgl. SSicrjig '^af^xt ron
Äarl Don ©oltei Bb. 4 (1828). „gegen 3cune" — 3acob'g AI.
@(^riften 4, 377. 380; mif)tM2 m. @d)riften 1, 514. „Ifind»
ftu^I" — Äunft unb aitert^um I 3, 42 (bei ^empel 29, 247).
198. „3acob an 2ad)maun" — 24. Dctober 1820 (unge*
brucft). „be§ ©crebcg . . fatt" — Bcjiel^ungcn ju Reffen 1, 56.
^il^elm'ö ©rmäl^nung oon Äunft unb Stltertl^um in ben kleineren
@(^riften 2, 266.
199. „©(^ubartl^" — ogl. bie oon ^ermann §ettner mit»
gct^cilten 95riefe ©oet^e'jS an Ä. @. Sc^ubart^, in ber S)eutf(^en
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264 ^n^ang.
9(iunbf(^au 1876 (£.23 ff. 3(^ citicrc nad) bcr sroeitcn Auf-
lage Don 3(^ubart]^'d ^Md)t „^ux Seurtl^eilung ^oetl^e'g mit
^cstcl^ung auf oenoanbte Sitteratur unb Sbxn^t' (Breslau 1820)^
unb jmar fommen l^ter in Setrad|t bic ©teilen 2, 111. 144.
393. 426 unb fonft. „3acob'« ?lnfragc bei Sad^tnann" —
22. gcbruar 1820 (ungcbrurft); ogl. ©ejie^ungcn ju Reffen J. 76
unb bic folgcnbe ^emcrfung ju @. 200.
200. ^acoh ©rimm an griebrii^ ^einric^ uon ber ^agen^
18. Siopcmbcr 1819, im «njcigcr für 5)cutf(^cS «[Itcrt^unt (1885)
11, 96. 2)ic betreff cnbc @tcßc in von ber §agen'g S3ud^e
(Breslau 1819) fielet auf @. 144.
„©oet^c'g gegeniüortige ©efiunung" — ^Sejie^ungen 5U
Reffen i, 73.
201. ,,SSanbcrj[a§re" — Bc^ieöungen ju ©cffcn 1, 73 unb
an Slmim 1821 (uugcbrucft). „meinte SBil^elm 1828" — 93c«
jic^ungen ju Reffen 1, 227.
202. 9Bil§cIm'§ Slnjeige bcr gciröift^cn Sicbcr in ben $L
©cijriftcn 2, 388.
208. „ungcfci)i(fte« SBefen unb falf(f)c ^arteimänncr" —
(Sd)ercr @. 77.
209. „3U ©cfermann" — 8. Dctobcr 1828. „@d)lcgel in
©affel" — Sriefmcdjfel bc3 greil^crm ftarl ^articig @rcgor von
aReufebad) mit 3acob unb ©ill^elm @rimm, [jcrauSgegcben öon
©amittuS SBenbcIer (^eilbronn 1880) @. 69.
210. „SÄcufebad^ !anntc ©oct^e pcrfönlici^" — ^aöifd^c
§(IIgemcinc 2itteratur-3citung vom ^af)Xt 1835, @p. 814. „auf
3eune" — S3riefroec^fcl SWeufebacij'S mit ©rimm'g 3. 224. „6cI6ft«
biograpljicn" -- jc^t oor ben kleineren ©d)riften ber Srüber.
212. „bcu greunbinnen in ©eftp^alcn" — grcunbegbriefc
@. 134. „ju Sat^mann" — Sriefmerf)fel 9Äeufcbad)*g mit @rimm-g
6. 368. „feinem 3?rubcr gcrbinanb" — vom 10. Hpril 1832 (un-
gcbrudt).
213. „9flcl^berg" — ügl. auc^ ©euerer im ®ottf)t'>^a^xhnä)
(1886) VII 299. „©öttingifc^c Slnscige" — 1835, 182. 183 etü<l.
2)en 19. SRoDcmber, <B. 1809 ff.
214. „an ^erfe" — 27. S^oüember 1835 (oben @. 260 ju
158). „©loücr" — 3acob'§ feinere ed^riften 4, 178. „@d)on
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Stn^ang. 266
1811"— SBil^elm'« Älctnere ^rfjriftcn % 496; an ®örrcg 8, 164.
184. 200. 230.
215. „jroifc^ctt 3oco^ unb SReufcbaci)" — im 33ricfit)cci)fel
<2. 145 ff, roomit ju Dcrbinben ift Sacob'ö SBtbmung fetncS
S'leinl^art an Sarf)mann unb Srief an §upfelb in ben Se»
jie^ungen ju Reffen 2, 266 ff. ,,3n ber SJorrebc" — 3. CLXXX.
„SBil^cIm in feinen SJorlefungcn" — AI. 3d)riftcn % 556.
216. ^ie oben au^ ben ©oetl^C' Guttaten ber ^eutfc^cn
SRgt^oIogie auSgeroäl^Iten stellen finbet man in ber 4. Auflage
% 627. 8, 226. % 948. 8, 57 (ju 1, 122).
217. 218. %\t oben auS ber ^eutft^en ©rammatif auSgc»
mahlten ©teilen finbet man 4, 851. 1, 695. 4, 420 (,,ffanbinaoifci^e
9fleifc" — m. ©djriftcn 1, 78. ,,in ber ^entfdjen 9Kr|t§oIogie" —
2, 954, momit man ocrgleic^e SBil^elm'g AI. @ci)riftcn 4, 404).
1, 696 nnb ©^iöerrcbe. 4, 66 unb 68. 4, 269; 272; 3, 322.
4, 146. 4, 811. 4, 423. 4, 498. 4, 42?.
220. „mie fie erjä^It" — ©oetfte'S 35rtefroc(^fel mit einem
^inbe (8. Auflage non ^erman @rimm) 8. 542 ff. 2)a6 S3et*
tinens S3cfud) bei ©oet^e tl^atfät^Iid) 1824 Statt gefunbcn \)Qii,
beroeift btc oben @. 221 mitgetl^eilte 8teIIe aus bem unge»
brurften Briefe SBil^elm ©rimm'g oom 20. ^ccember 1824. ^er
ungenannte greunb, an ben ber Srief gerid)tet ift, !ann naci^
bem gangen weiteren 3nl§alt nur ber Pfarrer 33ang fein, beffen
übrigen @rimm-5Rarf)Ia6 Stengel in ben Schiebungen ya Reffen
publiciert l^at; ngl. an ©uabebiffen in ben Regierungen ju ©effcn
1, 283. 284. 279. Stellt aber S3ettineng S3efu(f) bei ©oetl^e 1824
feft — eine Si^atfadjc, bie biSljer für Rettinenö ScbenSbarftellungen
nic^t oermertl^et ju fein ft^eint (ugl. HRcufebat^'g Sriefmerf)fel
@. 404) — fo fallen bie ©ntfteHungen , unter benen bis jcfet
SBettinenS S^crpltni^ ju bem greifen @octl)c gelitten l)at. SJoci^
jüngft ]^at Sil^ öon Äretfc^man in einem Sluffa^ über SSeinn^rS
©efellfi^aft unb bas S^aoS (SBeftermannS SWonatgl^efte 1891,
<£. 260) einiges baoon berührt; fie \)qX barin S^tec^t, baj fie ben
SScrbat^t, unter „grieberife" berge jic^ Rettina, abgemeiert l^at.
„aus ber bereits fertigen §anbfcf)rift" — 3reunbeSbriefe
e. 140, com 29. Dctober 1834.
222. „meinte ^il^clm" — an Rettina 22. September 1884
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266 Hngang.
(ungcbrurft). ,,3ocöb on (Saoigng" — 14. 2)cccm6er 1834 (un«
gcbrutft), einer bcr tDeutgen bisher sugdiigli^en Briefe (Srimm'g
an 6aoign^, ber au^ leitet crfennbarem ©runbe in SetttnenS
^änben oerblieben ift.
223. ,^ugo" — unbatterter «rief Sacob @rimm*§ an 95ct*
tine (ungebrudt). „Südfe" — SJriefrocd^fel gricbrid^ Südc'S mit
ben Brubem gacob unb SBil^elm ©rtmm, herausgegeben üon
3. Sanber (^annooer-Sinben 1891) @. 8. ,,5ocob'§ Slnjetgc" —
AI. 3(^riften 6, 419.
225. „brci ober oier SÄonotc" — S^cob an Settine 10. 3uni
1885 (ungcbrucft). Settina brad)te beibeS, 93rief unb ^[njeigc,
bem §cnm oon SÄcufeba^ (©riefroed^fel 3. 206). „SKeufebad^'s
Slccenpon" — an bem oben 3. 264 ju 210 angegebenen Drtc.
Sctreffi* ber Sonette fei l^ier noc^ ouf öoeper'S Sorrebe
gu ben «riefen ©oet^e'« an ©opl^ie unb »ettina <3. XXXVIU
oermiefen; bie oon !i?oeper herangezogene ^eugerung SSil^elm
©rimnt'S au§ ben 3reunbe8briefen (@. 141), mel^rere 83ricfe l^abc
©octl^e in @ebt(i^te überfe^t, fann nirf)tg beroeifen, rocil @rimm
l^ier nic^t früher eingefc^ene Originale, fonbern SJettinenS ^rud*
ntanufcript, alfo ben iBriefmerfifcl mit einem Äinbe felbft im
@inne l^at.
226. äÄeuf ebad)'g 9tecenfton 3. 410; ©oet^c'g »rtefrocdjfel
mit einem ftinbc @. 292. „@oet§e 1801 in Gaffel" — flnnalen
(§cmpcl 27, 68) unb SBeimarer fluggabe III 3, 32.
227 3- 6 0. 0. ocrbcffre „auö" in „ober".
230. „Sorrcfponbenj jmifc^en @rimm*3 unb @alomon
§irjel" — ^tnjeiger für ^eutft^eS 3IItert^um XVI (1890) unb
XVII (1891); rooju man auci^ oerglcid^e „3ur Äenntnife 3acob
^rimm'S. 8Son Wt. Scrnat)§" in bcr 33cilage jur SKünd^ener
Singcmcinen 3"tung 1891. 9"Jr. 55—57. 3luS ©rimm'S ©orrefpon«
bcnj mit ^irjcl unb 3acob'8 SJorrebc jum SBörterbud) jinb im
golgenben Die t^atföd^Iicöen Angaben entnommen. „SSäili^elm'ö
a?cri(^t in ^ranffurt" — AI. Schriften 1, 508.
232. „über ba§ Serbrennen ber Seilten" — Socob'S AI.
@c^riften 2, 213. „Sraut oon ^orint^" — ber Rauhet ber
Sprache gerabc in bicfem ©ebic^te mirb fc^on in ben 3^9«"^*
briefen <B. 86 gerühmt.
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ansang. 267
233. „^erfoncnroec^fcl" — Sacob'g AI. @rf)riftcn 3, 236.
„hthanettt Söcob" — ju ^irjcl, Slnjciger XVI, unb $u SBciganb,
»qic^ungcn ju Reffen 1, 841.
234. ;,3ttco6'g iDicbcr^oIte ©tttft^ulbigung" — aufecr bcr
SJorrcbc jum ©örtcrBu(^e Sb. 1 @. XXXVn ocrgletc^c man
gacoB @rtinm an Hbclbert ÄeDcr 26. 3üat 1853, anjeiger für
2)cutf(^eS mtcrtl^uni (1888) XIV @. 107.
,,@incr ^flanjc bag ^crj auSbrcj^cn" — Subroig Slume,
ei^ronif bcg ©tcncr ©oet^e-SScrctnö 1890 @. 4; bei Sacob
®rintm in bcn 2atetntfrf)cn ©cbtd^tcn bc8 X. unb XI. Sal^r«
l^unbcrtS (1888) @. VII, bei ©oct^c im ©laoigo IV. Slct.
235. ,,roie §lmim l^crauSfül^Itc" — i)ororo, ^cminiöccnjcn
e. 113.
236. ,,au8 ben gugenbbricfcn" — <S. 17.
237. ^ber 33ricf an ^dd^aThi" — oom 5. gcbruar 1801,
Dgl. SBcimarcr Ausgabe in 3, 5.
289. ^fBag 3acob julc^t gefd^riebcn ^^tte" — german
@rimm in Sacob'S AI. ©d^riftcn 1, 187. ,,3acob'g Stiebe ouf
eä^iütt" — AI. @rf)riftcn 1, 374.
243. „Sacob'S Aufruf ju Beiträgen für Ooet^e'S <5tanbbilb"
— AI. «Schriften 7, 606. 608; nad^ ben l^icr oon (Sbuarb gppel
gegebenen S^ad^rocifcn !ann man fid^ über bie innere @ef(^i(^te
ber bamaligen ^enfmaldangelegenl^eit informieren, (^in non
©erman ©rimrn ber Äöniglid^en S3ibIiotl^e! ju Serlin über«
miefcner ©ammclbanb (T d 592) enthält bie auf S^cob @rimm'§
SSorft^ im erfien @oct^e»@omite bejüglirfien Äctenftüdfe; barin
aud^ ber 93rief an (Sbuarb (Simfon.
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^legiflet.''
lH(^taetd 241.
^Itbantfdie ^elbenlteber 26. 36.
87. 58. 70 ff.
Slltbcutfcfie aRalerci 4. 6. 11. 22.
42. 97.' 98. 113. 126.
«Itbcutfi^c SBälbcr 66. 113. 124
biö 127.
«rcnbt 42. 44.
Ärmer ©dnrtrf) 98. 112. 124.
«mim 8—41. 104. 105. 247.
»cttina 81. 49—52. 220 ff. 265.
Kampagne nad) granfrcirf) 194.
(£emni 13.
(Sl^rtftiane (©octl^c'g ®emal^Iin)
48. 104. 256.
©lemeng Brentano 8. 15.
$)i<^tung unb aSa^r^cit 85 ff.
193 ff.
5)tt)an 100. 198.
@bba 42. 44. 74. 98. 99. 111.
(ggmont 240.
(Sugcnic 240.
garbcnlcl^re 33. 125.
%ävöi\d)t Sicbcr 202 ff.
gauft 33. 84. 241. 242.
Srommann 56. 252.
@Iouer 214.
@oetl^e-Äudaabe 244.
@oct]^c»©ncfc unb ©enbungcn
an Orimm'S 64. 80. 135(258).
169. 170. 176.
@oct^c«©enfmal 243. •
@0^ 86. 240.
©rammati! 216 ff. 219,
@rintm-i3riefe unb @cnbungcn
an @octl^e 67. 73. 108. 127.
138. 146. 167. 173. 184. 188.
©ammcrftein (25ricfc) 77 ff. 144.
259.
€>crbcr 3 ff. 57.
^ermann unb ^orotl^ea 241.
^ilbcbranbglicb 108.
Spl^igcnic 240.
Staltcntfci^c Sdcifc 193.
ftnebel 56. 57.
Äunft unb muit^nm 170 ff.
185 ff. 194 ff.
Sa(^mann 199. 200.
Wtäx6)tn 93. 98. 109. 116 biS
121. 257.
SKciftcrgefang (Sacob ©rtmnt'S)
38. 65. 66.
*) ^ie« 3lc0ifter enthält nur baäicniac, roaS in nic^t ju rocitcin Umlreifc ba8
eigentliche Ser^altnife sroifc^en ©oct^e unb bcn ©riibem Qximm untgicbt.
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Stcgiftcr.
269
2»cufcba(% 210. 225.
Smtfd^ulbiaen 241.
SÄüDcr (Stbam) 105.
SJh^tl^oIogie 215 f.
9^cugrteci^ifd^cS5oI!gpoeric 160ff.
SRiBelungen 30. 42. 48. 44. 199.
Del^Ienfc^läger 32. 46. 251.
^opr)Iäcn 11.
^rofaüberfcfeungen 99. 106. 124.
Sflameau'g SfJeffe 12.
Sficidiarbt 31. 33. 237.
^ün^axt gud^g 214 ff. 241.
9tcPerg 213.
mkmtl 41. 48. 55. 81. 237.
^omam (alte) 46.
Sflunge 27. 33. 248.
«Sagen 20. 26. 98. 110. 121
bi§ 124.
©aoignr) 8—10. 129. 157.
©d^iUer 10. 13. 209. 238. 239.
ed)Iegc[(9SiI^cIm unb griebrid^)
11. 28. 106. 126—127. 137.
199. 209.
(Sd^openl^auer (Sol^anna) 41.
52. 104.
©d^uBert (Henriette) 36. 58.
©djubartl) (St. @.) 199 ff.
@c^ü|e (<Bkp^an) 54.
(Berbif(^e »oIf«pocfic 163 ff.
©impltciffimus 42. 47.
©prad^reintgcr 196 ff.
(Bteffcng 32. 48.
@tein (greil^crr oom) 96. 129 ff.
@til ber 95rüber (Srimm 234.
6trijner 34. 71.
2:affo 240.
Jl^erefe üon3a!ob(2aIoi) 167 ff.
Xröfteinfamfeit 23—29.
SBa]^Ii)ern)anbtfcf)aften 34. 53.
84. 91. 241.
SBeimarer §anbf(^riften 58. 61.
65. 66.
SBielanb 55.
SSinfelmann 13. 70. 71.
SBill^elm HRciftcr 10. 34. 201.
241.
2Sorterbu(^ 229 ff.
2Buf ©tep^anoroitfd^ 164 ff.
SBunbexl^orn 16—23.
3cid^nungen unb Sflabicrungcn
(Subroig ®rtmm'§) 22 unb
Hnnt. 27. 49. 76. 79. 80.
96. 96. 184 ff. 187. 191.
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20. 61.
3eune 112. 124. 197. 199. 210.
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