Skip to main content

Full text of "Grammatik der serbo-kroatischen sprache"

See other formats


.XrM 


a».ft 


SAMMLUNG 

SLAVISCHER  LEHR-  UND 

HANDBÜCHER 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

A.  LESKIEN     UND    E.  BERNEKER 


I.  REIHE:    GRAMMATIKEN 

4.  GRAMMATIK  DER  SERBO 
KROATISCHEN  SPRACHE 


-"ÖS^"- 


HEIDELBERG  1914 

CARL  WiNTER'S  UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG 


GRAMMATIK 

DER 

SERBO-KROATISCHEN 
SPRACHE 


VON 


ArLESKIEN 

PROFESSOR  DER  SLAVISCHEN  SPRACHEN 
AN  DER  UNIVERSITÄT  LEIPZIG 


1.  TEIL: 
LAUTLEHRE,  STAMMBILDUNG,  FORMENLEHRE 


519548 

/6     S-  'b\ 


HEIDELBERG  1914 
CARL  WINTER'S  UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG 

Verlags -Nr.  1116 


Alle  Rechte,    besonders  das  Recht  der  Übersetzung,  werden  vorbehalten 


Vorwort. 

An  die  Abfassung  einer  serbokroatischen  Grammatik 
bin  ich  nicht  ohne  Bedenken  gegangen,  und  das  hat  sich 
im  Lauf  der  Arbeit  nicht  vermindert.  Ich  hatte  immer 
lebhaft  die  Empfindung,  daß  ein  Werk  über  die  Sprache 
eigentlich  nur  schreiben  kann,  wer  unter  dem  Volk  lebt, 
das  sie  spricht,  mit  ihm  in  beständiger  Berührung  sein 
und  vor  allem  in  sich  aufnehmen  kann,  was  den  Ge- 
schulten und  Gebildeten  gegenwärtig  als  normale  Sprech- 
weise gilt.  Ich  könnte  mich  zwar  darauf  berufen,  daß 
ich  mich  mehrmals  längere  Zeit  unter  Serbokroatisch- 
redenden aufgehalten  habe  und  die  Sprache  leidlich  ge- 
läufig habe  sprechen  können,  auch  einige  Lokalmundarten 
genauer  kennen  gelernt  habe.  Allein  ich  gestehe  gern, 
daß  das  nicht  ausreicht,  das  Gefühl  völliger  Sicherheit  zu 
geben.  Sehr  oft  tritt  das  Verlangen  ein,  Fragen  nach  der 
Betonung,  nach  dem  Gebrauch  von  Flexionsformen,  nach 
der  Gebräuchlichkeit  älterer,  vielleicht  im  Schwinden  begrif- 
fener Ausdrucksformen,  nach  der  Bedeutung  und  Gebrauchs- 
ausdehnung gewisser  Wortbildungen,  nach  syntaktischen 
Eigentümlichkeiten  sofort  und  möglichst  sicher  entschieden 
zu  haben.  Denn  so  einheitlich  im  ganzen  die  heutige 
Schriftsprache  der  Serben  und  Kroaten  in  ihrer  äußeren 
Gestalt  erscheint,  so  machen  sich  doch  landschaftliche 
Unterschiede  ziemlich  stark  geltend.  Dazu  kommt,  daß 
neben  einem  bewußten  und  gewollten  genauen  Festhalten 
an  der  Gestalt  der  Schriftsprache,  wie  sie  Vuk  Stefanovic 
Karadzic  vor  einem  Jahrhundert  festgelegt  hat,  Verände- 


VI  Vorwort. 

rungen  eingetreten  sind,  wie  sie  im  Lauf  einer  solchen 
Zeit  bei  veränderten  Kulturverhältnissen  immer  ohne 
jedes  bewußte  Streben  erfolgen,  und  daß  eine  beabsich- 
tigte und  ganz  berechtigte  Anpassung  der  Sprache  an  die 
neuen  Verhältnisse  stattfindet.  Davon  kann  nur  ein  Ge- 
lehrter, der  mitten  in  dieser  Bewegung  steht,  ausreichende 
Kenntnis  haben,  und  nur  ein  solcher  könnte  diesen 
Stand  der  Dinge  genügend  darstellen.  Ich  muß  wesent- 
lich auf  Grund  des  in  der  Sprache  und  über  sie  Ge- 
schriebenen bauen.  Da  darf  ich  wohl  sagen,  daß  selten 
jemand,  der  nicht  dem  Volke  angehört,  so  viel  Serbokroatisch 
gelesen  haben  wird  wie  ich.  Das  wird,  hoffe  ich,  namentlich 
der  Syntax  zugute  kommen.  In  Laut-  und  Formenlehre  habe 
ich  mich,  wie  es  sich  von  selbst  versteht,  an  die  besten 
Darstellungen  einheimischer  Gelehrter  gehalten,  und 
verdanke  vor  allen,  abgesehen  von  den  unentbehrlichen 
Werken  Vuks,  namentlich  den  Arbeiten  von  Daniele, 
ßudmani,  Maretic,  Resetar  und  Belic  die  Hauptgrundlage 
meines  Buches.  Über  dessen  Zweck  und  Ausführung 
möchte  ich  noch  sagen:  Es  ist  kein  Lehrbuch  für  den 
praktischen  Gebrauch;  man  kann  daraus  nicht  Serbokroatisch 
schreiben  oder  sprechen  lernen,  sondern  es  verfolgt  ohne 
jede  solche  Rücksicht  den  Zweck  einer  wissenschaftlichen 
Beschreibung  und  Erklärung  der  Sprache.  Es  beschreibt 
diejenige  Form  der  Sprache,  die  Vuk  als  Schriftsprache 
festgelegt  hat,  möglichst  vollständig  und  knüpft  ihre  Er- 
scheinungen an  das  Urslavische  oder,  wo  eine  LTnterschei- 
dung  des  Urslavischen  und  Altbulgarischen  nicht  nötig 
ist,  an  dieses.  Weiter  zurück,  in  indogermanische  Ver- 
hältnisse, bin  ich  nicht  gegangen.  Man  findet  zwar  die 
Darstellung  einzelner,  auch  lebender  slavischer  Sprachen 
bisweilen  mehr  oder  minder  ausführlich  an  urindogerma- 
nische Formen,  oder  was  dafür  gilt,  angeknüpft;  ich  habe 
aber  ein  solches  Verfahren  immer  für  verfehlt  gehalten. 
Wer  weiter  zurückliegende  sprachliche  Entwicklung  sucht, 
muß  zu  einer  urslavischen  oder  einer  vergleichenden 
Grammatik  der  indogermanischen  Sprache  greifen. 


Vorwort.  VII 

Eine  erschöpfende  Darstellung  der  Dialekte  und  der 
Sprachgeschichte  zu  geben,  war  ganz  ausgeschlossen ;  dazu 
fehlen  noch  zu  viel  Vorarbeiten,  und  diese  sämtlich  selbst 
zu  machen,  war  mir  nicht  möglich.  Ich  bin  mir  daher 
bewußt,  daß  mein  Buch  lückenhaft  und  ungleichmäßig 
ist.  Andrerseits  wird  man  vielleicht  einzelne  Teile  zu 
ausführlich  finden,  so  die  Abschnitte  über  die  Betonung 
und  die  Stamm bildungslehre.  Die  Betonung  habe  ich  so 
eingehend  behandelt,  weil  sie  besondere  Schwierigkeiten 
bietet  und  weil  die  bisherigen  Darstellungen  meist  nur 
rein  äußerliche  Schemata  ohne  Zurückführung  auf  all- 
gemeinere Grundsätze  geben;  die  Stammbildung,  weil  ich 
sie  überhaupt  in  anderer  Art  behandle  als  üblich,  nicht 
auf  Grundlage  der  lautlichen  Form  der  Formantien, 
sondern  auf  Grundlage  von  Bedeutungsgruppen,  zu  deren 
Veranschaulichung  aber  eine  größere  Fülle  von  Beispielen 
erwünscht  ist.  Überhaupt  bin  ich  nicht  zu  sparsam  ge- 
wesen, habe  Wiederholungen- nicht  gescheut,  wo  allenfalls 
Verweisungen  ausgereicht  hätten;  aber  ich  habe  immer 
eine  Abneigung  gehabt  gegen  Darstellungen,  wo  in  einem 
kurzen  Abschnitt  viele  Verweisungen  stehen  und  der 
Leser  sich  erst  mühsam  den  Zusammenhang  herstellen 
muß.  Raum  hätte  ich  sparen  können,  wenn  ich  die 
deutsche  Übersetzung  der  serbokroatischen  Wörter  weg- 
gelassen hätte ;  aber  das  Buch  ist  für  deutsche  Leser 
oder  solche,  die  Deutsch  verstehen,  bestimmt,  bei  denen 
man,  auch  wenn  es  Slaven  sind,  nicht  ohne  weiteres  die 
Kenntnis  der  Bedeutung  beliebiger  serbokroatischer  Wörter 
voraussetzen  kann. 

Die  Paragraphenzahlen  sind  zur  Bequemlichkeit  des 
Zitierens  eingefügt,  haben  nichts  mit  der  systematischen 
Einteilung  zu  tun. 

Der  vorliegende  Teil  meines  Werkes  enthält  nur 
Lautlehre,  Stammbildung  und  Formenlehre.  Es  war  erst 
meine  Absicht,  die  Syntax  mit  aufzunehmen,  doch  wäre 
das  Buch  dadurch  sehr  unhandlich  geworden  und  die 
Veröffentlichung  sehr  verzögert  worden.    Es  wird  also  die 


VIII  Vorwort. 

Syntax    in   einem    besonderen  Bande   folgen,    den    ich  in 
nicht  zu  ferner  Zeit  zu  vollenden  hoffe. 

Zu  besonderem  Dank  bin  ich  meinem  Zuhörer,  Herrn 
Alex,  Stojicevic,  verpflichtet,  der  mein  Buch  nach  voll- 
endetem Druck  genau  durchgesehen  hat.  Leider  hat  sich 
dabei  eine  große  Anzahl  Fehler  herausgestellt,  zum  aller- 
größten Teil  in  den  Akzentzeichen,  Versehen  von  mir  und 
übersehene  Druckfehler.  Die  am  Ende  stehende  lange 
Liste  hat  sie  wohl  beseitigt,  und  ich  muß  mich  damit 
trösten,  daß  es  Einzelfehler  sind,  von  denen  prinzipielle 
Dinge  nicht  berührt  werden.  Für  die  Mühe,  die  ich  dem 
Leser  dadurch  bereite,  bitte  ich  um  Entschuldigung; 
nur  möchte  ich  wünschen,  daß  die  Zahl  der  Fehler 
nicht  gemessen  werde  an  der  Seitenzahl  des  Buches, 
sondern  an  den  Tausenden  von  serbokroatischen  Wörtern, 
die  darin  vorkommen,  bei  deren  unzähligen  kleinen 
Akzentzeichen  man  sich  so  sehr  leicht  versieht,  verschreibt 
und  verliest,  und  falsche  Setzung  übersieht. 

A.  Leskien. 


IX 


Inhaltsverzeichnis. 

Die  eingeklammerten  Zahlen  geben  die  Paragraphen  an,  die 
rechts  stehenden  nicht  eingeklammerten  die  Seitenzahlen. 

Seite 

Vorwort V 

Inhaltsverzeichuis IX 

AbkürzDugen XVII 

Elnleitniiff XVIII 

I.  Name  und  Sprachgebiet XVIII 

II.  Dialekte XXII 

III.  Stellung  des  Serbokroatischen  innerhalb  der  sla- 

vischen  Sprachfamilie XXVIII 

IV.  Sprachquellen XXIX 

V.  Schrift       XLII 

VI.  Grammatische  und  lexikalische  Hilfsmittel     .     .      XLIV 

Lautlehre. 

I.  Die  einzelnen  Laute  und  ihr  Verhältnis  zum  Urslavischen. 

A.  Die  Vokale  : 

Urelav.  Vokale  (1) 1 

Aussprache  der  Vokale  (2) 1 

Die  einzelnen  skr.  Vokale: 

Skr.  a  (3—16),    o  (17—19),    u  (20—26),    r  (27—29), 

e  (e;  je,  ije,  ie;  30—39),  i  (40-42) 2 

Übersicht  über  die  Vertretung  der  urslav.  Vokale  (43)  30 
Die  für  den  skr.  Vokalismus  charakt.  Vorgänge  (44)  31 
Bemerkung  über  Ablaut  und  Ablautsreihen  (45)    .     .       32 

B.  Die  Konsonanten: 

Urslav.  Konsonanten  und  skr.  Bestand  (46)   ....       33 

Aussprache  der  Konsonanten  (47) 34 

Charakteristische   Eigentümlichkeiten   des    skr.  Kon- 
sonantismus (48) 35 

I.  Die  einzelnen  Konsonanten: 

A.  Nasale  (49),  B.  Liquidae  (50),  C.  Verschluß- 
laute (51),  D.  Reibelaute  (52—59),  E.  Aj9fri- 
katae  (60—64) 35 


X  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
II.  Konsonantengruppen,  Ab-  und  Ausfall  von  ^,  t: 

A.  Konsonantengruppen  (65) 41 

I.  Wortanlautegruppen  (66 — 68)      ...  43 

I.  In  einheitlichen  Wörtern  (69 — 83)  44 

II.  In  Zusammensetzungen  (84 — 98) .  60 
II.  Konsonantengruppen    im  Wortinnern 

(99-112) 66 

III.  Konsonantengruppen  im  Auslaut  (113)  74 

B.  Ab-  oder  Ausfall  von  s,  »  (114-121)     .     .  74 

n.  Kombinatorischer  Lautwandel  (122) 77 

I.  Hiatus,    Kontraktion,    Verkürzung    langer    Vokale 

(123—128) 78 

IL  Abfall  auslautender  Vokale  (129—130) 81 

IIL  Entstehung  der  Diphthonge  (131) 81 

IV.  Silbenauslautendes  l  zu  o;  alter  ?- Vokal  zu  tc  (132)       82 
V.  Wandlung    nicht    palataler  Vokale    nach    palatalen 

Konsonanten  (133) 83 

VI.  Wandlung  der  Konsonanten  durch  Verbindung  mit 
urepr.  j:  A.  urslav.  Erscheinungen  (134—139); 
ß.  besondere  skr.  Entwicklung  (140 — 150)    .     .       84 
VII.  Die  Konsonanten  vor  palatalen  Vokalen  (151  —  157)       88 
VIII.  Konsonantischer  Wortauslaut  (158— 160)     ....       92 
IX.  Konsonantenausfall  aus  Konsonantengruppen:  A.  ür- 

8lavisch(161— 163).';  B. Serbokroatisch (164- 174)       92 
X.  Konsonanteneinschub  in  Lautgruppen  (175)  ...       97 
XL   Umstellung  von  Konsonantengruppen  (176 — 177)    .       98 
XII.  Konsonantenassimilation:  1.  tönende  vor  tönenden, 
stumme  vor  stummen  Konsonanten  (178  — 184); 
2.  Palatalisieruug  durch  folgende  palatale  Kon- 
sonanten (185—188) 100 

XIII.  Vereinzelte  Lautveränderungen  und  Lautneigungen 

(189—192) 105 

Geschichtliche  und  dialektologische  Bemerkungen  zum 
Vokalismus  und  Konsonantismus. 
Zum  Vokalismus:  1.  altes  ^,  «,(193—195);  2.  r- Vokal  (196 

bis  197);  3.  Z-Vokal  und  seine  Entwicklung  (198—200); 

4.  silbenauslautendes  l  zu.  o  (201);  5.  Entwicklung  des 

urslav.  c  (202);  6.  die  alten  Naealvokale  (203—205).     .     106 
Zum   Konsonantismus  (206—210) 117 

Betonung  und  Silbenquantität  (211) 119 

I.  Haupttonstelle:    1.  Allgemeines.     Cakavische    Haupt- 
tonstelle (212 — 213);  2.  stokavische  Haupttonstelle 


Inhaltsverzeichnis.  XI 

Seite 
(214);  3.  Vergleichung  der  stokavischen  Hauptton- 
stelle mit  der  cakavischen  und  russiecheu  (215)  .     120 
IL  Die    Intonationen:       A.     in     der     heutigen     Sprache 
(216 — 218);  B.  vor  der  stokavischen  Verschiebung 

der  Haupttonstelle  (219) 123 

HI.  Verhältnis    von    Haupttonstelle    und    Intonation    zur 

Silbenquantität  (220—229) 125 

Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität  der  skr.  Wörter 

nach  §§  214—229  (230) 131 

I.  Zweisilbige  Nominalstämme,  Substantiva  und  Ad- 
jektiva:  A.  die  femin.  z-Stämme  (231);  B,  die  Mas- 
kulina (232—244);  C.  die  neutralen  o-St.  (245—250); 
D.  die  femin.  a-  und  ja-St.  (251 — 256);  E.  die  alten 
üSt.  (257);  F.  die  alten  konsonantischen  Stämme 
(258—261);     G.  die  Adjektiva  (262-265);     H.  die 

zweisilbigen  Infinitive  (266—271) 131 

IL  Nomina  mehrsilbigen  Stammes  (272) 159 

A.  Nicht  zusammengesetzte  Wörter:     1.  die  Quantität 

der  Formantien  (273);  die  Hypokoristika  (274); 
Abweichungen  vom  normalen  Typus  (275);  2.  Quan- 
tität der  stammhaften  Bestandteile  abgeleiteter 
Nomina  (276-278) 159 

B.  Zusammengesetzte  Wörter:  1. aus  Nomen  und  Nomen 

(279  —  285);  2.  aus  Präposition  und  Nomen 
(286-303) 180 

III.  Betonung    der    Verbindungen    von    Präposition    und 

Kasus  (304)     .     .     .     .^ 194 

IV.  Betonung  von  Partikeln  (305—309) 195 

V.  Vokaldehnung  vor  bestimmten  Konsonanten  und  Kon- 
sonantengruppen: A.  vor  auslautendem  v,  j 
(310-812);  ß.  vor  je  =  yV  (313);   C.  vor  n  m  r  l 

t;y  + Kons.  (314-332) 198 

VI.  Dialektische  Betonung  in  stokav.  Mundarten  (333—338)     213 
Zur  Cakavischen  Betonung  (339—352) 217 

Stammbildung  der  Nomina  (353—553) 228 

Das  Einzelne  s.  in  dem  besonderen  Register  zu  diesem 
Abschnitt  S.  319. 

Nominalkomposita  (554—569) 322 

L  Attributivkomposita  (559—566) 325 

IL  Rektionskomposita  (567—569) 328 


XII  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Flexion  der  SnbstantiTa,   A«ljektiva,   Pronomina, 
Zahlwörter. 

I.  Deklination      der     Substantiva.         Allgemeine     Be- 
merkungen:   Einteilung  (570—572);    Genus  (573); 
Numeri  (574);  Bestand  der  Kasus  (575)    ....     330 
Paradigmata:    I.  Maskulina  (576 — 584);    II.  Neutra 
(585-588);  III.  Feminina:  Lauf  -a  (589—593); 
2.   konsonantisch    auslautend     (alte   «-Stämme; 
594);  matt,  kcl  (595);  die  Reste  des  Duals  (596)     337 
Quantität  der  Endsilben,  Wechsel   der  Haupttonstelle 

(597-617) 347 

II.  Deklination  der  Pronomina  und  Adjektiva. 

1.  Deklination  der  Pronomina: 

A.  Personalpronomina  (618  — 622j      ....     361 

B.  Demonstrative,    interrogative,     indefinite, 

possessive  Pronomina:  l.Demoustrativa 
(623—625);  2.  Interrogativa  (626—627); 
Relativa  (628);  Indefinita  (629);  3.  Pos- 
eessivpronomma  (630—631);  4.  sonstige 
pronominal  flektierte  Wörter:  säm,  väs 
(säv)  (632—635) 364 

2.  Deklination  der  Adjektiva  (636) 372 

A.  Unbestimmtes  Adjektiv  (637—638)       .     .  373 

B.  Bestimmtes  Adjektiv  (639—640)  ...  375 
Komparation  der  Adjektiva  (641 — 646)  .  .  377 
Quantität  und  Betonung  der  Adjektiva:  1.  das 

unbestimmte  Adjektiv  (647—652);     2.  das 
bestimmte  Adjektiv  (653—660)      ....     380 

III.  Zahlwörter.     Bestand  und  Flexion : 

1.  Kardinalzahlen  (661-669) 390 

2.  Ordinalzahlen  (670) 395 

3.  Koilektivzahlen  (671—672) 396 

4.  Distributivzahlen  (673) 397 

5.  Multiplikation  (674) 398 

Gebrauch  der  Zahlen,  Zählweise  (675 — 685)      .     .  398 

Anhang  zur  Deklination.     Adverbia 402 

I.  Adverbia  von  alten  Pronominalstämmen: 

1.  Zur  Angabe   des    Orts   (686-689);    2.  der  Zeit 

(690);  3.  der  Art  und  Weise  (691)      ....     402 
II.    Adverbia     aus     Nominalkasus:      I.     zu     Adjektiven 
(692— 693);  II.  sonstige  Nominalkasus  (694  bis 
696);  Adverbia  auf  -ice,  -ce,  -ke  (697—704)  .     406 


Inhaltsverzeichnis.  XIII 

Seite 
m.  Adverbia    aus    Präposition    und    Nominalkasus 

(705—708) 414 

IV.  Vereinzelte  Adverbia  (709—711) 416 

Zur  Geschichte  der  Deklination  (712) 417 

I.  Nomina.     Die  Cakavstina  (713) 418 

Die  Mundart  von  Cherso  (714) 419 

Die  Mundart  von  Kraeica  (715) 420 

Die  Mundart  von  Novi  (716) 421 

Historisches  (717—718) 423 

Zur  Geschichte  der  stokavischen  Deklination  der  No- 
mina (719—741) 430 

II.  Pronomina  (742—749)        447 

Pronominalkasus     mit     angehängtem     -re,    -a,    -/,    -e 

(750—755) 452 

Das  Verbuin. 
Stammbilduiig'.    Aktionsarten.    Konjugation. 

Stammbildung  und  Aktionsarten.     Allgemeines    (756—757)  458 

,1.  Einheitlicher  Verbalstamm  (758—762) 461 

1.  Einsilbiger  Stamm  (758) 461 

A.  Konsonantisch  auslautend  (758)  ....  461 

B.  Vokalisch  auslautend  (759) 462 

2.  Mehrsilbiger  Verbalstamm  (760) 463 

A.  Verbalstamm  auf  -a-  (760) 463 

B.  Verbalstamm  auf  -/-  (761—762)  ....  463 
II.  Zweiter  Stamm  neben  Verbalstaram: 

1.  Zweiter  Stamm  auf  -a-  (763) 465 

A.  Konsonantisch  auslautender  Verbalstamm 

(763) 465 

B.  Vokalisch  auslautender  Verbalstamm  (764)  467 

2.  Zweiter  Stamm  auf  -nn-  (765) 468 

Vom  Verbalstamm  abgeleitete  Formen  (766)     .  469 

3.  Zweiter  Stamm  auf  -je-  =  -e-  (767) 471 

A.  Zweiter  Stamm  -e-  (-je-),  Präsens  -i-  (768)  471 

a)  Mit  bewahrtem  -e-,  -je-  (768)     .     .     .  471 

b)  Zweiter  Stamm  auf  -a-  aus  e  (769)  .  472 

B.  Ursprünglich    einheitlicher    Verbalstamm 

auf    -e-   (und    a  aus  e),  skr.     zweiter 

Stamm  -je-  (a)  Präsens  -i-  (770)     .     .  473 
Die  formalen  Verhältnisse  der  Perfektiva  und  Imperfektiva 

zueinander  (771)       474 

I.  Perfektivierung  (772)       475 

1.  Durch  Formans  -nu-  (772) 475 

2.  Durch  Zusammensetzung   mit  Präposition  (773)  475 


XIV  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

IL  Imperfektivierung  (774) 480 

Iterativ  und  Imperfektiv  (775)       481 

1.  Zu  den  Verben  mit  einheitlichem  Stamm: 

A.  Einsilbiger  Stamm: 

a)  Konsonantisch    auslautender   Stamm 

(776) 481 

b)  Vokalisch  auslautender  Stamm  (777)     483 

B.  Mehrsilbiger  Stamm: 

a) Verbalstamm  auf-a-;  Formans-i?a-(778)    485 

-ivati  neben  -Avati  {11%) 486 

b)  Verbalstamra  auf  -i-;  Formans  -«-; 
Wandlung  des  wurzelauslautenden 
Konsonanten;  bewahrte Länge(780); 
ohneKon8onantenveränderung(781); 
Kürze  im  Iterativ  (782)  ....  486 
Erweiterung  der  Iterativstämme  auf  -a- 

durch  -va-  (783) 489 

Das  Iterativ  auf  -Ivati  (784)  ....     490 
Mehrere    Formen    {•ävati,    -ivati,   -ati) 
nebeneinander  (785) 491 

2.  Zu  den  Verben  mit  besonderem  zweiten  Stamm : 

A.  Zweiter    Stamm    auf  -«-:    a)  das   Grund- 

verbum    mit  Wurzelauslaut  /•,  l,   Vokal 
%,'b;  b)  anders  beschaffener  Wurzel  vokal 

(786,  787) 492 

Iterativbildung  mit  -ävati  {181 3i)       .     .     .     493 

B.  Zweiter  Stamm  auf  -nu-: 

a)  Iterativstamm  auf  -a-  (788)      .     .     .  493 

b)  Iterativ  auf  -ivati  (789) 495 

Verbleibendes  n  im  Iterativ  (790)    .  495 
Die  Entstehung   der  Bildungen   auf 

-ivati  überhaupt  (791) 496 

c)  Iterativ  auf  -dvati  (792) 496 

C.  Zweiter  Stamm  auf  -e-  (-je-),  -a-: 

a)  Bei  zweitem  Stamm  auf  -a-  Iterativ 

-ävati  (793) 497 

b)  Bei  zweitem  Stamm  auf  -c-  Iterativ 

-a-,  -va-  und  -ivati  (794)  ....  497 

Anhang.     Iterativa  auf  -i-ti,  Wurzelvokal  o  (795) .  498 

Deren  weitere  Iterierung,  Dehnung  o  —  a  (796)  499 

Vereinzelte  Fälle  besonderer  Iterativformen  (797)  499 
Besonderheiten  der  Aktionsart  in  Zusammensetzung 

mit  po   und  mit  mehreren  Präpositionen  (798)  499 

1.  po-  distribnierend  (798) 499 

2.  mehrere  Präpositionen  (799) 500 


Inhaltsverzeichnis.  XV 

Seite 
Konjugation, 
I.  Ühersicht   über   den  Formen  bestan  d  dee  Ver- 

bunis  (800) 502 

II.  Einteilung  in  Konjugationsklassen  und  Prä- 

sensbildung  (801) 503 

(Gruppe  A)  Klasse  I.  Formans  -e-  (802)       ....  504 

1.  Einheitlicher  Verbaistamm  (802) 504 

2.  Zweiter  Stamm  auf  -a-  (808) 505 

Klasse  II,  Formans  -ne-  (804) 505 

Klasse  III,  Formans  -je-  (805) 505 

1.  Kousonantiech  auslautender  Verbalstamm  (805)  506 

2.  Vokalißch  auslautender  Verbalstamm  (806)      .  506 

A.  Ohne  besonderen  zweiten  Stamm  (806)    .  507 

B.  Zweiter  Stamm  auf  -a-  (807) 507 

(Gruppe  B)  Klasse  IV,  vor  der  Personalendung  -ö-  (808)  507 

(Gruppe  C)  Klasse  V,  vor  der  Personalendung -«-(809)  508 
(Gruppe  D)  Klasse  VI,  vor  der  Personalendung  -ije- 

(-e-)  (810)       508 

VII.  Anhang.      Reste    alter     thematischer    Präsens- 
bildungen und  Unregelmäßigkeiten  (811)     .     .     .  509 

jhmm,  fe^7^  (811)        .     .  ' 509 

ääm,  dati  (812) 509 

vim  (813) 510 

Jim  (ijem),  jesti  (814) 510 

imäm,  \niati  (815) 510 

"idem,  \ci;  dessen  Zusammensetzungen  mit  Prä- 
positionen (816) 511 

djedem,  dßsti  (817) 511 

hödu  cu,  hötjefi  htjeti  (818) 512 

Die  Betonung  der  Präsentia.     Allgemeines     .     .  512 

Präpositionalkomposita  (819—820) 513 

Klasse  1. 1  (821—823) 513 

Klasse  1. 2  (824) 516 

Intinitivbetonung  der  Klasse  I  (825)    ....  516 

Klasse  II  (826) 517 

Inßnitivbetonung  (827—828) 517 

Kla.«se  III.  1  (829) 519 

Klasse  III.  2  (830—832) 519 

Klasse  IV  (833) 521 

Klasse  V.  1,  einheitlicher  Verbalstamm  auf  -i-  (884)  522 

Klasse  V.  2,  zweiter  Stamm  auf  -je-,  -a-  (835)  .     .  524 

Klasse  VI  (836) 525 

Übersicht  über  die  Betonung  des  Präsens  (837) .  525 

Zur  Geschichte  des  Präsens  (838-842)      ....  527 


XVI  Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

III.  Das  Imperfektum  (843) 529 

Die  Imperfekta  der  einzelnen  Klassen  (844 — 851)  .  530 

Betonung  des  Imperfekts  (852) 533 

Zur  Geschichte  des  Imperfekts  (853) 534 

IV.  Der  Aorist  (854) .537 

Der  Aoriststamm  und  die  Verbindung  der  Endungen 

mit  dem  Aoriststamm  (855  -  858) 538 

Die  Betonung  des  Aorists  (859  —  871) 540 

Anhang.     Die  Aoriste  -nijeh,  rijeh  (872)      ....  547 

V.  Der  Imperativ  (873) 548 

Die  Betonung  des  Imperativs  (874—878)    ....  549 

Zur  Geschichte  des  Imperativs  (879) 551 

VI.  Die  Partizipien: 

A.  Partizip  präsentis  aktivi  (880) 552 

Zur  Geschichte  des  Part.  präs.  (881)  ....  553 

Betonung  des  Part.  präs.  (882) 554 

B.  Partizip  prät.  akt.  I  (883) 556 

Zur  Geschichte  des  Part.  prät.  akt.  I  (884)      .  557 

Betonung  des  Part.  prät.  akt.  I  (885)  ....  558 

C.  Partizip  prät.  akt.  II  (Z-Partizip)  (886)  ....  559 

Betonung  des  /-Partizips  (887-898)     ....  561 

D.  Das  Partizip  präteriti  passivi  (894 — 897)  .     .     .  565 

Betonung   des  Partizips    prät.  pass.  (898 — 904)  567 

Zur  Geschichte    des  Partizips  prät.  pass.  (905)  571 

VII.  Der  Infinitiv  (906) 571 

VIII.  Die  umschriebenen  Tempora  und  Modi: 

1.  Perfektum  (907) 572 

2.  Futurum  (908)       572 

3.  Konditionalis  (909) 573 

Durchgeführte  Paradigmata  aus  den  einzelnen  Verbal- 

klassen  (910—921) 574 

Verbesserungen  und  Nachträge 585 


XVII 


Abkürzungen. 


abg.  =  altbulgarisch. 

Abg.  Gr.     =     Altbulgarische 
Grammatik  von  Leekien. 

Ak.  Wb.  =  Wörterbuch  der  Süd- 
slavischen Akademie  (RjeC'nik 
hrv.  ili  srpskoga  jezika). 

ASlPh  =  Archiv  für  slav.  Phi- 
lologie. 

AT  =  Altes  Testament  in  Da- 
niCic'  Übersetzung. 

ßudm.=  Budmani,  Grammatica 
della  lingua  serbo-croata. 

Dan.  =  Daniele. 

Dan.  Ist.  obl.  =  Danißic,  Isto- 
rija  oblika. 

DO  =^  Daniele,  Oenove. 

ik.  =  ikavisch. 

Izv.  =  Izvestija  otdelenija  russ- 
kago  jazyka  i  elovesnosti 
Imper.  Ak.  Nauk. 


kajk.  =  kajkaviech. 

jek.  =  jekavisch. 

Mar.  =  Maretic,  Gramatika  i 
stilistika  hrvatskoga  ili  srps- 
koga jezika. 

Mon.  =^  Monumenta  serbioa  ed. 
Miklosich  (Viennae  1858). 

MVG  =  Miklosich,  Vergleichen- 
de Grammatik. 

N.pj.  =  Narodne  pjesme  skupio 
ih  Vuk,  2.  Aueg. 

NT.  =  Neues  Testament  in 
Vuks  Übersetzung. 

r.  =  russisch. 

Roczn.  slaw.  =  Rocznik  slawi- 
sticzny. 

slov.  =  slovenisch. 

St.  p.  =  Stari  pieci  (Ausgaben 
der  Agramer  Akademie). 

stok.  =  stokavisch. 


Die  näheren  Angaben    über    die    grammatischen  Werke  und  die 
in  serbokroatischer  Sprache  s.  in  der  Einleitung. 


L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik. 


XVIII 


Einleitunsr. 


&' 


I.  Name  und  Sprachgebiet. 

Die  zusammengesetzte  Benennung  Serbo-Kroatisch 
ist  kein  volkstümlicher  Name,  sondern  von  der  gelehrten 
Forschung  gegeben,  weil  für  die  Mundarten,  um  die  es 
sich  handelt,  kein  passender  Gesamtname  vorhanden  war. 
Die  Bestandteile  der  Zusammensetzung  dürfen  aber  nicht 
so  verstanden  werden,  als  gäbe  es  ein  bestimmt  abgrenz- 
bares Serbisch  neben  einem  ebenso  begrenzbaren  Kroatisch 
als  Dialekte  der  Gesamtsprache,  sondern  sie  haben  eine 
geschichtliche  Bedeutung.  Die  Namen  Serben  und  Kroaten 
sind  seit  dem  9,  Jahrhundert  bekannt;  in  die  nordwest- 
liche Balkanhalbinsel,  d.  h.  in  das  Gebiet,  das  sich  von 
der  Küste  der  Adria  in  der  Ausdehnung  etwa  vom  heu- 
tigen Fiume  bis  zur  Mündung  des  Drin,  nach  Osten  un- 
gefähr bis  zum  Timok  erstreckt,  der  etwas  westlich  von 
Widin  in  die  Donau  mündet,  wanderten  am  Anfang  des 
7.  Jahrhunderts  eine  Anzahl  ethnisch  und  sprachlich 
nahe  verwandter  Stämme  ein.  Ein  Teil  von  ihnen  führte 
den  Namen  Hrvdti  (Sing.  Hrvät,  in  der  heutigen  Form 
und  Betonung),  Kroaten ;  sie  besaßen  ungefähr  den  Winkel 
zwischen  Kulpa-Sava  im  Norden,  den  Flüssen  Vrbas 
(Nebenfluß  der  Sava)  und  Cetina  (mündet  ins  Adriatische 
Meer  bei  Almissa,  südlich  von  Spalato)  im  Osten  und 
Süden,  der  Adriaküste  im  Westen.  Von  den  weiter  nach 
Süden  und  Osten  wohnenden  Stämmen  führte  einer  den 
Namen  Srbi  (Sing.  Srbin  oder  Srb):  «das  Land  der  eigent- 
lichen Serben  umfaßte  das  Gebiet  des  Lim  und  der 
oberen  Drina,  samt  der  Piva  und  Tara,  das  Tal  des  Ibar  und 


Name  und  Sprachgebiet.  XIX 

den  Oberlauf  der  westlichen  Morava»  (Jirecek,  Geschichte 
der  Serben  1, 120 ;  der  Abschnitt  des  Werkes  von  S.  61  — 159 
enthält  eine  vorzügliche  Darstellung  der  Einwanderung 
der  Slavenstäname,  Serben-Kroaten  und  Bulgaren,  in  die 
Balkanhalbinsel;  für  die  ältesten  Verhältnisse  vgl.Niederle, 
Slovanske  starozitnosti,  Dil  II,  Povüd  a  pocätki  Slovanü 
jiznich,  Prag  1906  — 10).  Dies  Gebiet,  im  wesent- 
lichen das  später  Altserbien  genannte,  wurde  der  Aus- 
gangspunkt für  die  Zusammenfassung  der  einzelnen 
Stämme  zu  einem  größeren  Staat,  dem  altserbischen  Reich 
des  Mittelalters,  das  seine  größte  Ausdehnung  unter  dem 
Zaren  Stephan  Dusan  erlangte,  1389  dem  Türkenansturm 
erlag.  Die  Namen  der  einzelnen  Stämme  sind  bei  den 
politischen  Umwandlungen  verdrängt  und  durch  den 
Namen  Serben  ersetzt  worden,  der  jetzt  Gesamtname  ist 
für  die  slavischen  Bewohner  Montenegros,  Süddalmatiens, 
der  Herzegovina,  Bosniens,  des  früheren  türkischen  Vilajets 
Kosovo  (d.  h.  des  Landes  zwischen  Montenegro  und  dem 
Königreich  Serbien  in  ihren  früheren  Grenzen  [bis  1913] 
ungefähr  vom  Nord  ende  Montenegros  bis  zu  den  Gebirgen 
Schardagh  und  Karadagh  [nördlich  vom  Oberlauf  des  Var- 
dar]),  des  Königreichs  Serbien  in  seinem  früheren  Umfang  bis 
zu  den  Friedensschlüssen  von  London  und  Bukarest  (1913), 
Slavonien-Syrmiens,  des  Banats  (in  Südungarn  östlich  von 
der  Theiß).  Durch  die  genannten  Friedensschlüsse  ist 
Serbien,  abgesehen  von  der  Erwerbung  eines  Teils  von 
Kosovo,  durch  einen  bedeutenden  Teil  Mazedoniens  ver- 
größert worden,  ungefähr  um  das  Gebiet,  das  begrenzt 
wird  im  Norden  von  Schardagh-Karadagh  und  der  alten 
Südgrenze  des  Königreichs,  im  Westen  durch  eine  Linie 
von  Südende  des  Ochrid-Sees  über  Dibra  bis  ungefähr 
nach  Prizren,  im  Süden  durch  die  Linie  vom  Südende 
des  Ochrid-Sees  bis  zum  Dojran-See ,  im  Osten  durch 
eine  Linie  von  da  bis  ungefähr  zum  Breitengrad  von 
Vranja.  Wie  weit  die  in  diesem  Gebiet  wohnende  sla- 
vische  Bevölkerung  den  Serben,  wie  weit  den  Bulgaren 
zuzurechnen  ist,  bildet  eine  Streitfrage,  die  hier  nicht  ent- 

II* 


XX  Einleitung. 

schieden  werden  kann  und  nicht  behandelt  zu  werden 
braucht,  da  das  mazedonische  Slavisch  außerhalb  der  Be- 
trachtung dieser  Grammatik  liegt.  In  bezug  auf  den 
Namen  Srbi  ist  noch  zu  bemerken,  daß  er  volkstümlich 
fast  nur  bei  den  der  orthodoxen  (morgenländischen) 
Kirche  Angehörigen  ist,  während  Katholiken  und  Muham- 
medaner  sich  in  der  Regel  nicht  so  bezeichnen,  sondern 
für  sich  und  ihre  Sprache  Lokalnamen,  wie  bosnisch,  dal- 
matinisch u.  a.,  brauchen. 

Es  ist  weder  für  die  ältere  Zeit  der  Überlieferung 
noch  in  der  Gegenwart  möglich,  zwischen  den  Mundarten  der 
alten  kroatischen  und  der  serbischen  Stämme  eine  Grenz- 
linie zu  ziehen.  Dazu  kommt,  daß  im  19.  Jahrhundert 
die  Bewohner  des  gesamten  Sprachgebiets  eine  im  engern 
Sinne  serbische  Mundart  als  Schriftsprache  angenommen 
haben.  Diese  gilt  als  Schriftsprache  aber  auch  in  dem 
nördlich  von  der  Kulpa  liegenden  Teil  Kroatiens,  das 
nicht  zum  eigentlich  serbokroatischen  Sprachgebiet  gehört; 
diese  Schriftsprache  wird  hier  einfach  als  kroatisch  {hrvät- 
ski  jezik)  bezeichnet,  im  Titel  von  Schulgrammatiken 
z.  B.  Gramatika  hrvatskoga  jezika,  womit  niemals  eine 
Grammatik  der  dortigen  Mundart  gemeint  ist,  auf  wissen- 
schaftlichen Werken  hrvatski  ili  srpski  jezik.  In  der 
ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  versuchte  man  für 
die  Sprache,  die  wir  Serbokroatisch  nennen,  den  Namen 
Illyrisch  durchzusetzen.  Lingua  illyrica  wurde  schon  im 
17.  und  18.  Jahrhundert  von  Gelehrten,  namentlich  Dal- 
matinern gebraucht,  weil  das  Sprachgebiet  zum  Teil  in 
das  römische  Illyricum  fällt.  Diese  Manier  hat  Sprach- 
forscher, z.  B.  Pott  in  seinen  Etymologischen  Forschungen 
und  sonst,  verführt.  Illyrisch  neben  Serbisch  als  eine  be- 
sondere slavische  Sprache  aufzuführen.  Im  Westen  des 
Sprachgebiets  wurde  die  Sprache  im  17.  und  18.  Jahr- 
hundert häufig  auch  als  slovinsM  jezik  bezeichnet. 

Das  oben  im  groben  nach  der  politischen  Einteilung 
angegebene  Sprachgebiet  wird  genauer  durch  folgende 
Grenzen    bestimmt:    im  Osten    und    Süden    eine  Linie 


Dialekte.  XXI 

von  der  Mündung  des  Timok  in  die  Donau,  den  Timok 
aufwärts  bis  Zajecar,  von  da  bis  Stalad  am  Zusammen- 
fluß der  westlichen  und  südlichen  Morava,  von  da  in 
südlicher  Richtung  über  Prokuplje  und  Kursumlija  bis 
Janjevo  (etwas  südöstlich  von  Pristina),  weiter  bis 
Prizren  oder  bis  zum  Zusammenfluß  des  weißen  und 
schwarzen  Drin,  von  da  die  8üdgrenze  des  heutigen  Monte- 
negro (1914)  bis  zur  Mündung  der  Bojana  in  die  Adria. 
Die  Westgrenze  wird  gebildet  durch  die  Küste  des 
Adriatischen  Meeres  mit  seinen  Inseln  von  der  Bojana- 
mündung  bis  Fiume,  läuft  dann  die  Ostküste  Istriens 
entlang  bis  zur  Südspitze  der  Halbinsel,  von  da  in  einer 
stark  gezackten  Linie  nach  Norden,  im  groben  angegeben 
über  Villa  di  Rovigno  und  Montona  nach  Buje.  Die 
Nordgrenze  ist  so  außerordentlich  gezackt,  daß  sie  hier 
auch  nur  im  groben  angegeben  werden  kann:  von  Buje 
nach  Osten  über  die  Orte  Socerga,  Rakitovic  bis  Lisac, 
doch  herrscht  an  dieser  Linie  teilweise  ein  Durcheinander 
von  Slovenisch  und  Serbokroatisch.  Von  Lisac  geht  die 
Nordgrenze  bis  zur  Quellgpgend  der  Kulpa,  dann  diesen  Fluß 
entlang  bis  zvir  Einmüdung  in  die  Sava  (bei  Sissek), 
weiter  die  Sava  entlang  bis  Jasenovac,  von  da  nördlich 
in  einer  Zickzacklinie  etwa  bis  Kreuz  (Krizevci),  von  dort 
über  Virovitica  an  die  Drava  (bei  Bazje),  dann  der  Drava- 
lauf  bis  zur  Mündung  in  die  Donau,  von  da  eine  Linie 
gerade  nach  Osten  bis  an  die  Theiß  ungefähr  bei  (j-Becse 
(Stari  Becej),  dann  fortgesetzt  ungefähr  über  Groß-Beckerek 
und  Weißkirchen  bis  Moldava  an  die  Donau,  endlich  diese 
entlang  bis  zur  Timokmündung;  zu  bemerken  ist  dabei, 
daß  auch  noch  nördlich  von  der  Linie  Dravamündung- 
Moldava  Enklaven  serbischer  Bevölkerung  bis  Szegedin 
und  Arad  reichen. 

Ausgeschlossen  ist  bei  dieser  Begrenzung  die  Mundart 
des  Teils  von  Kroatien,  der  nördlich  von  der  Kulpa,  westlich 
von  einer  Linie  Jasenovac-Kreuz-Virovitica  liegt,  die  soge- 
nannte Kajkavstina  (Kajdialekt  benannt  nach  dem  Aus- 
druck für  «was»  käj,  käjkavac  pl.  käjkävci  =  Kaj-Sprecher). 


XXII  Einleitung. 

Ferner  sind  in  den  angegebenen  Grenzen  nicht  einbegriffen 
Mundarten,  die  östlich  von  der  oben  bezeichneten  Ostgrenze 
z.  T.  in  Serbien,  z.  T.  in  Bulgarien  liegen,  und  von  einigen 
Gelehrten  für  das  Serbische,  von  anderen  für  das  Bulga- 
rische in  Anspruch  genommen  werden.  Man  kann  von 
einem  bestimmten  berechtigten  Standpunkt  aus  sowohl 
die  Kajkavstina  wie  die  genannten  östlichen  Mundarten 
zum  Serbokroatischen  im  weitesten  Sinne  rechnen,  allein 
es  ist  zweckmäßig,  sie  von  der  Betrachtung  des  eigent- 
lich Serbokroatischen  auszuschließen.  Die  Kajkavstina 
bildet  eine  Übergangs-  oder  Zwischenform  zwischen  Serbo- 
kroatisch und  Slovenisch,  und  ebenso  darf  man  jene  öst- 
lichen Mundarten  als  Übergangsformen  von  Serbisch  zu 
Bulgarisch  ansehen.  Wie  denn  überhaupt  zwischen 
Kajkavisch  mit  Slovenisch  einerseits.  Serbokroatisch  andrer- 
seits, zwischen  Bulgarisch  mit  den  mazedonischen  Mund- 
arten einerseits,  dem  Serbokroatischen  andrerseits  eine 
scharfe  Grenzlinie  nicht  besteht.  Unberücksichtigt  sind 
bei  der  Umgrenzung  endlich  geblieben  die  serbokroatischen 
vereinzelten  Kolonien  im  westlichen  Ungarn,  in  Nieder- 
österreich und  Mähren,  wie  die  in  Süditalien;  über  diese 
s.  Resetar,  Die  skr.  Kolonien  Süditaliens  =  Schriften  der 
Balkankommission,  ling.  Abt.  IX  (Wien  1911). 

Zu  der  gegebenen  Begrenzung  vgl.  Resetar,  Der  sto- 
kavische  Dialekt  (a.S.XXIII);  Niederle,  Obozrenie  sovremen- 
nago  slavjanstva  (=  Encikl.  slavj.  filol.  pod  red.  Jagica, 
vyp.  2,  St.  Petersburg  1909),  S.  106fg. ;  Derselbe,  Slo- 
vansky  svet,  Prag  1909,  S.  llOfg. 


IL  Dialekte. 

Daß  es  auf  dem  großen  Sprachgebiet  dialektische 
Unterschiede  geben  muß,  ist  selbstverständlich.  Bei 
dem  gegenwärtigen  Stande  der  Erforschung  der  serbo- 
kroatischen Mundarten  ist  es  aber  nicht  möglich,  eine 
sichere  Gruppierung  der  Dialekte,  Mundarten  und  Unter- 
mundarten   vorzunehmen;    dazu    fehlen    noch    für    einen 


Dialekte.  XXIII 

großen  Teil  des  Sprachgebiets  genauere  Angaben,  und  wo 
sie  vorhanden  sind,  Untersuchungen  über  das  Verhältnis 
der  Mundarten  zu  anderen  benachbarten  oder  ferneren. 
Die  genauere  Erforschung  hat  erst  in  neuester  Zeit  be- 
gonnen ;  frühere  Darstellungen  beruhen  meist  auf  den  in 
Vuks  Schriften  zerstreuten  Bemerkungen  über  serbo- 
kroatische Dialekte;  sie  sind  zusammengefaßt  und  be- 
sprochen %'on  Beli(j,  0  Vukovim  pogledima  na  srpske 
dijalekte  i  knjizevni  jezik,  1908  (Glas  Srpske  Kralj.  Ak. 
LXXXII,  102  [1910])'. 

Die  wichtigsten  neueren  Schriften  über  die  Grup- 
pierung der  serbokroatischen  Mundarten  und 
über  einzelne  Gruppen  sind: 

M.  Resetar,  Die  serbokroatische  Betonung  südwest- 
licher Mundarten  (Schriften  der  Balkankommission,  ling. 
Abt.  I,  Südslav.  Dialektstudien  I,   Wien  1900). 

0.  Broch,  Die  Dialekte  des  südlichsten  Serbiens 
(Sehr,  der  Balkankommission,  ling.  Abt.  I,  Südsl.  Dialektst. 
III,  1903),  mit  Karte.  —  Vgl.  dazu  Belic,  0  dijalekatskom 
materijalu  0.  Bntcha  (Srpski  dijal.  zbornik  II). 

A.  Belic,  Dijalekti  istocne  i  juznje  Srbije  (Srpski 
dijalektoloski  zbornik  I,  Belgrad  1905),  mit  zwei  Karten. 
In  der  Einleitung  LXXXV  auch  eine  allgemeine  Mund- 
artengruppierung. 

Derselbe:  Dialektologiceskaja  karta  Serbskago  jazyka, 
St.  Petersb.  1905  (Sonderabdruck  aus  Sbornik  po  slavjano- 
vedeniju  pod  red.  V.  J.  Lamanskago  II,  St.  Petersb.  1906), 
mit  Abhandlung.  Ausführliche  Besprechung  von  Resetar, 
ASlPh.  30,  597  —  625;  damit  ist  zu  verbinden  Belic,  Zum 
heutigen  Stande  der  serbokroat.  Dialektologie,  Roczn.  slaw. 
III,  82  (1910). 

M.  Resetar,  Der  stokavische  Dialekt  (Schriften  der 
Balkankommission,  ling.  Abt.  I,  Südslav.  Dialekst.  IV, 
Wien  1907),  mit  zwei  Karten.  Dort  werden  auch  die 
früheren  Gruppierungsversuche  besjjrochen  und  die  betref- 
fenden Schriften  genannt.  Ausführliche  Besprechung  von 
Belic  im  Roczn.  slaw.  I,  184;  vgl.  ferner  Belic  im  Roczn. 


XXIV  Einleitung. 

slaw.  III,  283,  zugleich  über  Resetars  Abhandlung  in 
ASlPh.  Bd.  30. 

A.  Belic,  0  srpskim  ili  hrvatskim  dijalektima  (Glas 
Srpske  Kralj.  Ak.  LXXVIII,  1908). 

Resetar,  Die  Cakavstina  und  deren  einstige  und 
jetzige  Grenzen,  ASlPh.  XIII,  93,  161,  361  (1890). 

A.  Belic,  Zametki  po  cakavskim  govoram,  St.  Petersb. 
1910  (aus  Izv.  XIV.  2  [1909]),  S.  181  fg. 

Über  cakavische  Mundarten  des  kroatischen 
Küstenlandes  s.  auch  Belic  im  Godisnjak  Srpske  Kralj. 
Ak.  XXV  (1911),  353,  mit  Karten. 

Über  einzelne  Mundarten  ist  vieles  veröffentlicht 
im  Rad  jugoslavenske  Akademije  (Agram  von  1867  an), 
im  Archiv  für  slav.  Philologie,  im  Srpski  dijalektoloski 
zbornik  I,  II  (1905,  1911),  Soweit  sie  in  dieser  Gram- 
matik benutzt  sind,  werden  sie  an  den  betrefiFenden 
Stellen  angeführt. 

Zu  den  Schwierigkeiten,  die  der  gegenwärtige  Stand 
der  Forschung  genaueren  Bestimmungen  entgegenstellt, 
kommt  noch,  daß  seit  Jahrhunderten  durch  Verschiebungen 
und  Wanderungen  der  Bevölkerung  Durchkreuzungen  ver- 
schiedener Mundarten  entstanden  sind,  daß  sie  sich  da- 
bei gegenseitig  beeinflußt  haben  und  alte  Grenzen  und 
Unterschiede  verwischt  sind.  Namentlich  ist  so  das  Gebiet 
der  alten  westlichen  Mundarten  (der  Cakavstina)  durch 
Vordringen  der  östlichen  (der  Stokavstina)  außerordentlich 
verkleinert  worden.  Die  ältere  Begrenzung  und  Gruppierung 
der  Mundarten  bedarf  aber  noch  weiterer  Untersuchungen. 

Die  Einleitung  dieser  Grammatik,  deren  wesentliche 
Aufgabe  die  Darstellung  der  heutigen  Schriftsprache  ist, 
muß  sich  darauf  beschränken,  eine  im  allgemeinen  orien- 
tierende Übersicht  über  die  heute  bestehenden  Unterschiede 
zu  geben.  Um  eine  deutliche  Terminologie  zu  haben, 
brauche  ich  Dialekt  als  zusammenfassenden  Ausdruck  für 
eine  größere  Gruppe  lokaler  Sprechweisen,  Mundart  für 
deren  Unterabteilungen,  Untermundart  für  weitere  Glie- 
derung. 


Dialekte.  XXV 

Übereinstimmung  besteht  darin,  daß  das  Sprachgebiet 
in  seiner  oben  gegebenen  Begrenzung  in  zwei  Mundarten- 
gruppen, zwei  Dialekte,  zerfällt:  I.  der  cakavische 
Dialekt,  benannt  nach  einem  leicht  merkbaren,  übrigens 
nicht  wesentlichsten  Kennzeichen,  der  Fragepartikel  ca 
«was»,  daher  cdkavac  pl.  c'^Ä;ä??a  ^  ca-Sprecher,  cäkävstina, 
diese  Sprechweise;  II.  der  stokavische  Dialekt,  eben- 
so benannt  nach  sto  «was»,  daher  stokavac  pl.  stökävci, 
stokävstina. 

Die  hauptsächlichsten  Unterschiede  der  beiden  Dia- 
lekte sind: 

1.  Das  Cakavische  hat  die  ursprüngliche  Hauptton- 
stelle der  Wörter  durchweg  bewahrt,  das  Stokavische  sie 
auf  dem  größten  Teil  des  Sprachgebiets  entweder  ganz 
oder  teilweise  verschoben;  s.  darüber  §§  212  —  215,  333 
bis  338. 

2.  Das  Cakavische  hat  die  Intonationen,  fallende  und 
steigende,  nur  auf  langen  Silben,  bezeichnet  fallend  mit 
'",  steigend  mit  '.  Da  alle  Kürzen  nur  eine  Art  Betonung 
haben,  bezeichnet  mit  ',  hat  das  Cak.  also  die  drei  Ak- 
zente ^  '  \  —  Das  Stokavische  hat  infolge  seiner  Haupt- 
tonverschiebung auch  steigende  Kürze,  bezeichnet  mit  \ 
daher  vier  Akzente:  ^  ',  '  ';  s.    §§  216—219,  333  —  352. 

3.  Das  Cakavische  hat  an  Stelle  des  urspr.  dj  einfaches 
j,  das  Stokavische  d,  s.   §§  136,  207. 

4.  Die  aus  sk  infolge  von  Palatalisierung  durch  ; 
und  palatale  Vokale  entstehende  Lautverbindung  ist  ca- 
kavisch  aV,  stok.  regelmäßig  oder  vorwiegend  st;  die  eben- 
so aus  zg  entstehende  cak.  ij,  stok.  M^  s.   §  208. 

5.  Silbenauslautendes  l  bleibt  cakavisch  erhalten, 
geht  stokavisch  in  o  über,  s.   §§  132,   201. 

6.  Das  Cakavische  hat  die  ursprünglichen  Deklinations- 
formen in  altertümlicher  Weise  bewahrt,  das  Stokavische 
sie,  namentlich  im  Plural,  stark  umgebildet,  s.  §  §  712  —  740. 

7.  Das  neutrale  Fragepronomen  lautet  cakavisch  ca, 
stokavisch  sto. 


XXVI  Einleitung. 

Gebiet  und  Einteilung  des  Cak avischen. 

Das  Gebiet  der  Cakavstina  liegt  im  äußersten  Westen 
und  hat  gegenüber  dem  Gesamtgebiet  des  Serbokroatischen 
wie  dem  des  Stokavischen  einen  sehr  geringen  Umfang. 
Früher  war  die  Ausdehnung  weit  größer,  die  alte  Ost- 
grenze bildete  ungefähr  der  Lauf  der  Bosna  von  ihrer 
Mündung  in  die  Sava  bis  hinauf  zu  dem  Orte  Zenica, 
von  da  eine  Linie  bis  zum  Knie  der  Narenta,  d.  h.  wo 
diese  ihren  nordwestlichen  Lauf  plötzlich  nach  Süden 
umbiegt,  dann  diesen  Fluß  entlang  bis  zur  Mündung  in 
die  Adria.  Jetzt  gehören  der  Cakavstina  an  die  Inseln 
der  Adria  von  der  nördlichsten  Veglia  (Krk)  bis  Lagosta 
(Lastovo),  ferner  auf  dem  Festlande  die  nordwestliche 
Hälfte  der  Halbinsel  Sabioncello  (Peljesac),  im  übrigen  an 
der  dalmatinischen  und  kroatischen  Küste  von  Spalato 
bis  Zengg  (Senj)  einige  ganz  schmale  Streifen  und  ver- 
einzelte Punkte,  namentlich  etwas  südlich  und  nördlich 
von  Spalato  (Poljica,  Spalato  mit  nächster  Umgebung, 
Trau).  Ein  breiteres  Gebiet  beginnt  erst  bei  Zengg;  hier 
läuft  die  Grenze  gegen  das  östlich  liegende  Stokavische 
ungefähr  über  Otoöac,  Piaski,  Trzic,  Generalski  Sto  nach 
Karlovac  (Karlstadt)  an  der  Kulpa;  s.  darüber  Resetar, 
ASlPh.  Xm,  166—282.  Das  cakavische  Gebiet  ist  seit 
langem  von  Norden  her  vermindert  worden  durch  Ein- 
dringen der  Kajkavstina  mit  dem  Slovenischen,  von 
Osten  her  durch  das  Vordringen  der  Stokavstina;  auch 
in  dem  angegebenen  größeren  cakavischen  Teile  Kroatiens 
gibt  es  stokavische  Enklaven. 

Der  cakavische  Dialekt  zerfällt  in  eine  Anzahl  Mund- 
arten und  Untermundarten,  bei  dem  gegenwärtigen  Stande 
der  Kenntnis  ist  aber  eine  systematische  Gliederung  nicht 
möglich.  Man  kann  mit  Belic  (Roczn.  siaw.  HI,  85) 
eine  Einteilung  vornehmen  nach  einem  Laut  Verhältnis, 
das  namentlich  bei  der  Einteilung  der  otokavstina  eine 
Rolle  spielt,  nach  der  Vertretung  des  urslav.  e,  entweder 
durch   i   {Ikavstina   von   Ikavac    pl.    Ilcavci  =  LSprecher) 


Dialekte.  XXVII 

oder  durch  e  (Ehivstina  von  Ekavac  pl.  Ekavci  =  E-Sprecher). 
Die  Ikavstina  herrscht  am  reinsten  auf  den  dahnatinischen 
Inseln  Brazza,  Lesina,  Curzola,  Lissa  und  in  den  cakavischen 
Teilen  des  dalmatinischen  Festlandes,  ferner  wesentlich  auf 
den  Zara  gegenüberliegenden  Inseln;  eine  Mischung  von 
Ekavstina  und  Ikavstina  besteht  auf  den  Quarneroinseln 
Pago,  Arbe,  Veglia  und  im  Küstenstreifen  zwischen  Zengg 
und  Fiume,  während  das  Innere  des  Küstenlandes  wesent- 
lich ikavisch  ist.  Eine  genauere  Begrenzung  kann  bei 
dem  vielen  Durcheinander  von  Ikavstina  und  Ekavstina 
hier  nicht  gegeben  werden. 

Gebiet  und  Einteilung  des  Stokavisch  en. 

Der  Dialekt  umfaßt  den  Teil  des  gesamten  Sprach- 
gebiets, der  östlich  von  der  oben  angegebenen  Ostgrenze 
des  Cakavischen  liegt,  also  abgesehen  von  dessen  geringem 
Umfang,  fast  das  ganze. 

Die  Einteilung  in  Mundarten  und  Untermundarten 
bildet  den  Gegenstand  noch  nicht  abgeschlossener  Unter- 
suchungen, und  die  damit  beschäftigten  Forscher,  in 
neuester  Zeit  namentlich  Resetar  und  Belic,  weichen  z.  T. 
stark  voneinander  ab,  prinzipiell  wie  in  Einzelheiten.  Ich 
teile  hier  das  Stokavische  auf  Grundlage  der  dreifachen 
Vertretung  des  urslav.  e:  durch  e,  Ekavstina;  durch  je 
ije  (ie)  Jekavstina  (von  Jekavac  pl.  Je/taua  =^  Je-Sprecher); 
durch  i,  Ikavstina;  s.  §§  ö3,  203.  In  der  Begrenzung 
habe  ich  mich  nach  Belic,  Dial.  Karta  und  Roczn.  slaw. 
III  gerichtet: 

1.  Ekavische  Mundart.  Ihre  Westgrenze  wird  ge- 
geben durch  die  Linie  Szegedin,  0-Becse,  Osjek  (Esseg  an 
der  Drava),  von  da  über  Vinkovci  bis  zur  Mündung  der 
Drina  in  die  Sava,  die  Drina  aufwärts  bis  Lesnica,  von  da 
über  die  Gebirge  Cer,  Vlasic,  Medvenik,  Maljen,  Suvobor, 
Rudnik  bis  Kraljevo  am  Ibar,  diesen  Fluß  hinauf  bis  Mitro- 
vica,  dann  über  die  Mokra  Gora  nach  Pec  (Ipek;  d.  i.  un- 
gefähr der  Bogen  des  Ibar  von  Mitrovica  bis  zur  Quelle), 
von  da  bis  zum  Zusammenfluß  des  schwarzen  und  weißen 


XXVm  Einleitung. 

Drin  (südwestlich  von  Prizren).  Die  Ostgrenze  wird  ge- 
bildet durch  die  Ostgrenze  des  Gesamtsprachgebiets,  wie 
sie  oben  angegeben  ist. 

2.  Jekavische  Mundart.  Ostgrenze  ist  die  eben 
angegebene  Westgreuze  des  Ekavstina,  die  Westgrenze 
wird  ungefähr  gebildet  durch  eine  Linie  von  Brcka  an 
der  Sava  über  Tuzla  nach  Zenica  an  der  Bosna,  von  da 
über  Fojnica,  Konjica,  Mostar  an  die  Narenta,  dann  diesen 
Fluß  entlang  bis  an  die  Adriaküste. 

3.  Ikavische  Mundart,  im  Gebiet  zwischen  der 
unter  2.  angegebenen  Westgrenze  der  Jekavstina  und  der 
oben  bezeichneten  Ostgrenze  des  Cakavischen,  weiter  nach 
Norden  des  Kajkavischen. 

Bei  diesen  Bestimmungen  ist  aber  zu  bemerken,  daß 
zwar  auf  den  oben  als  eka^^sch  und  als  jekavisch  be- 
zeichneten Gebieten  diese  Mundarten  mit  ihren  unter- 
scheidenden Merkmalen  ziemlich  gleichmäßig  herrschen, 
daß  aber  in  dem  oben  als  insgesamt  ikavisch  genannten 
Raum  infolge  von  Verschiebungen  und  Wanderungen  der 
Bevölkerung  ein  starkes  Neben-  und  Durcheinander  von 
Vertretern  der  ikavischen  und  jekavischen,  z.  T.  auch  der 
ekavischen  Sprechweise  besteht.  Die  Betrachtung  dieser 
Einzelheiten  geht  über  den  Rahmen  dieser  Einleitung 
hinaus;  ebenso  lasse  ich  hier  beiseite  die  weitere  Ein- 
teilung in  Untermundarten  und  verweise  für  beides  auf 
die  obengenannten  Schriften  von  Resetar  und  Belic. 

III.  Stellung  des  Serbokroatischen  innerhalb  der 
slavischen  Sprachfamilie. 

Man  pflegt  die  Gesamtheit  der  slavischen  Sprachen 
meist  zu  gruppieren  nach  ihrem  Verfahren  mit  den  ur- 
sprünglichen Lautgiuppen  tj,  dj,  und  nimmt  als  Beispiele 
die  Wörter  *svetja  Licht,  *medja  Grenze: 

L  B  u  1  g  a  r  i  8  c  h  j  fj  zu  st,  dj  zu  zd  :  svesta,  mezda. 

IL  Serbokroatisch-Slovenisch,  ursprünglich 
tj  zu  <:.  (etwa  =^  t's),  dj  zu  d  (etwa  =  d'z). 


Sprachquellen.  XXIX 

1.  Serbokroatisch:  c,  d  bleiben  so  erhalten  (über 
Abweichungen  s.   §  206):  sv^c'a  {svijei'a,  svida),  mkla. 

2.  Sl ovenisch:  ö  ist  zu  c,  d  zu  ;  geworden:  sveca^ 

III.  Russisch,  tj  zu  c  (=  ts),  dj  zu  z  (aus  *dz): 
sveca,  me.ia. 

IV.  Westslavisch,  tj  zu  c  {=  ts),  dj  zw  dz,  daraus 
auch  z:  polnisch  sivieca  miedza,  cechisch  svice  nieze,  sorbisch 
siveca  mjeza. 

Danach  steht  das  Serbokroatische  dem  Slovenischen 
am  nächsten;  das  gilt  auch  sonst  in  vielen  Beziehungen. 
Auf  der  andern  Seite  nähern  aber  gewisse  Eigentümlich- 
keiten das  Serbokroatische  auch  dem  Bulgarischen,  daher 
faßt  man  Bulgarisch,  Serbokroatisch,  Slovenisch  auch  als 
südslavische  Gruppe  zusammen;  vgl.  Jagic,  Ein 
Kapitel  aus  der  Geschichte  der  südslavischen  Sprachen, 
ASlPh.  XVII,  47,  namentlich  ^  14  fg. 

Vergleichend  ist  das  Serbokroatische  behandelt  von 
Miklosich  in  seiner  Vergleichenden  Grammatik  der  slav. 
Sprachen  (über  die  einzelnen  Teile  des  Werkes  s.  meine 
Altbulg.  Grammatik,  Einl.  L)  und  von  Vondräk,  Ver- 
gleichende slavische  Grammatik,  2  Bde.,  Göttingen  1906 
bis  1908. 

IV.  Sprachquellen. 
Da  es  sich  um  eine  lebende  Sprache  handelt,  ist  selbst- 
verständlich alles,  w^as  man  gegenwärtig  an  den  Sprechenden 
beobachten  kann  und  was  von  solchen  Beobachtungen  aufge- 
zeichnet ist,  zu  verwenden.  Ich  verstehe  aber  hier  unter 
Sprachquellen  das  gesamte  Schrifttum  von  Anfang  bis  heute. 
In  diesem  ist  zu  unterscheiden:  eine  ältere  Periode,  in 
der  keine  gemeinsame  Schriftsprache  vorhanden  war,  bis  zum 
Anfang  des  19.Jhs.,  bis  zur  Einführung  einer  solchen  auf 
Grund  einer  bestimmten  Mundart  durch  Vuk  Stefanovic 
Karadzic;  eine  neuere  bis  zur  Gegenwart.  Bei  den 
folgenden  Angaben  über  die  ältere  Periode  handelt  es 
sich  nicht  um  einen  Abriß  der  Literaturgeschichte,  sondern 


XXX  Einleitun-:. 

um  eine  summarische  Zusammenfassung  der  Spraehquellen 
in  bezug  auf  das  sprachliche  Verhältnis  und  auf  die 
Schriftart,  in  der  sie  überliefert  sind  :  Kyrillisch,  Glago- 
litisch, Lateinisch.  Diese  Verschiedenheit  der  Schrift  be- 
deutet an  sich  keine  dialektische  Verschiedenheit,  wenn 
auch  die  glagolitisch  geschriebenen  Quellen  durchweg  dem 
cakavischen  Dialektgebiet  angehören,  die  lateinisch  ge- 
schriebenen dem  Westen,  Dalmatien  und  Kroatien.  Für 
die  bibliographische  und  literarhistorische  Behandlung  des 
serbokroatischen  Schrifttums  überhaupt  verweise  ich  auf 
folgende  Werke: 

P.  J.  Safafik,  Geschichte  der  südelavischen  Literatur 
I — III, Prag  1864 — 65,  wesentlich  biblio-  und  biographisch. 

Stoj.  Novakovic,  Srpska  bibliografija  za  noviju 
knjizevnost  1741  — 1867,  Belgrad  1869,  fortgesetzt  im 
Glasnik  srpskog  ucenog  drustva  von  Bd.  XXVI  (neue 
Serie  IX;  1869)  an. 

V.  Jagic,  Historija  knjizevnosti  naroda  hrvatskoga  i 
srpskoga  I,  Staro  doba  (bis  Ende  des  14,  Jhs.),  Agram  1867. 

Stoj.  Novakovic,  Istorija  srpske  knjizevnosti,  2.  Ausg., 
Belgrad  1871. 

IvanBroz,  Crtice  iz  hrvatske  knjizevnosti,  2Tle.,  Agram 
1886—88. 

E).  Surmin,  Povjest  knjizevnosti  hrvatske  i  srpske, 
Agram  1898. 

Milorad  Medini,  Povjest  hrvatske  knjizevnosti  u  Dal- 
maciji  i  Dubrovniku  I,  Agram   1902. 

M.  Murko,  Geschichte  der  älteren  südslav.  Literaturen, 
Leipzig  1908  (=  Die  Literaturen  des  Ostens,  5.  Bd., 
2.  Abt.),  von  S.  133  an. 

P.  Popovic,  Pregled  srpske  knjizevnosti,  Belgrad  1909; 
s.  dazu  die  Besprechung  ASlPh.  XXXII, 580 ;  2.izd.l913. 

Jov.  Skerlic,  Srpska  knjizevnost  u  XVIII.  veku, 
Belgrad  1909. 

Derselbe:  Pisci  i  knjige,    5  Tle„  Belgrad  1906 — 11. 

A.  Gavrilovic,  Istorija  srpske  i  hrvatske  knjizevnosti 
narodnoga  jezika.  Belgrad  1910. 


Sj5rachquellen.  XXXI 

Derselbe:  Istorija  srpske  i  hrvatske  knjizevnosti  us- 
menoga  postanja,  Belgrad   1912. 

Drag.  Prohaska,  Das  kroatisch-serbische  Schrifttum 
in  Bosnien  und  der  Hercegovina,  Agrain   1911. 

Branko  Vodnik,  Povijest  hrvatske  knjizevnosti,  knj.  I. 
Od  humanisma  do  potkraj  XVIII.  stoljeca.  S  uvodom 
V.  Jagica  o  hrvatskoj  glagolskoj  knjizevnosti,  Agram  1913. 

Jov.  Skerlic,  Istorija  nove  srpske  knjizevnosti,  Bel- 
grad  1914. 

Für  Einzelforschungen  und  Mitteilungen  ist  bestimmt 
Grada  za  povijest  knjizevnosti  hrvatske  (hsg.  von  der 
Südslavischen  Akademie),   7  Tle.,  Agram  1897  —  1912. 

A.  Aus  der  Masse  des  Überlieferten  müssen  besonders 
gestellt  werden  die  in  serbokroatisch-kirchensla- 
vischer  Sprache  geschriebenen  Werke:  durchweg  in 
glagolitischer  Schrift  bei  den  Angehörigen  der  römischen 
Kirche  (die  Schrift  ist  die  sogen,  kroatische  Glagolica 
eckigen  Duktus  [über  die  Geschichte  dieser  Schrift  s.  Jagic, 
Grafika  u  Slavjan  =  Enciklopedija  slavjanskoj  filologii, 
Vyp.3,St.Petersb.  1911,  S.  1 3 7fg.]),  durchweg  in  kyrillischer 
Schrift  bei  denen  der  morgenländischen  Kirche.  Serben  und 
Kroaten  übernahmen  die  Liturgie  mit  den  liturgischen  und 
biblischen  Büchern,  im  Laufe  der  Zeit  auch  andre  kirchliche 
Literatur,  in  altkirchenslavischer  (altbuigarischer)  Sprache; 
s.  meine  Altbulg.  Grammatik,  S.  XLX,  wo  auch  einige 
hierhergehörige  Handschriften  genannt  sind.  Vor  allem 
bei  den  der  morgenländischen  Kirche  angehörenden  Serben 
wurde  das  Kirchenslavische  in  kyrillischer  Schrift  zugleich 
Schriftsprache,  auch  für  etwa  selbständige  Übersetzungen 
griechischer  kirchlicher  Literatur  und  für  eigne  Arbeiten 
auf  diesem  Gebiet,  endlich  für  profane  Gegenstände,  z.  B. 
Lebensbeschreibungen  von  Bischöfen  und  Königen.  Diese 
namentlich  vom  13.  — 15.  Jahrhundert  ziemlich  zahlreichen 
Denkmäler  haben  für  die  Geschichte  des  Serbokroatischen 
nur  insofern  Bedeutung,  als  sich  Einwirkungen  der 
Nationalsprache  der  Schreiber,  also  Serbismen,  darin  vor- 
finden.    Viele  Texte  aus  dieser  Literatur  sind  abgedruckt 


XXXII  Einleitung. 

in  der  Starine  der  Südslav.  Akademie  (von  1869  an). 
In  dieser  serbisch-kirchenslavischen  Sprache,  die  in  den 
letzten  Jahrhunderten  auch  stark  mit  Russisch  aus  rus- 
sisch-kirchenslavischen  Kirchenbüchern  versetzt  war, 
wurden  bei  den  Serben  literarische  Werke  verfaßt  bis  an 
den  Anfang  des  19.  Jhs.  und  z.  T.  noch  länger.  Es  war 
keine  jemals  so  geredete  Sprache,  sondern  eine  künstliche 
Schriftsprache,  deren  Gemisch  man  als  «Slaveno-serbisch, 
srpsko-slavenski»  bezeichnete.  Dem  Zwecke  dieser  Gramma- 
tik liegt  es  fern,  darauf  näher  einzugehen.  Vgl.  Murko, 
Geschichte  der  älteren  südslav.  Literaturen,  S.  144 — 174. 

Die  Kroaten  erhielten  die  Liturgie  und  die  alt- 
kirchenslavischen  Kirchenbücher  in  glagolitischer  Schrift. 
Durch  die  Einwirkung  der  Lokalmundart  der  Schreiber 
bildete  sich  hier  ein  Kroatisch  -  Kirchenslavisch ,  über 
dessen  Verwendbarkeit  für  die  serbokroatische  Grammatik 
dasselbe  gilt,  was  oben  über  die  kyrillischen  gesagt 
ist.  Eine  Sammlung  solcher  Texte  enthält:  Ulomci  sve- 
toga  pisma  (Bruchstücke  der  heil.  Schrift),  skupio  I.Bercic, 
5  Hefte,  Prag  1864 — 71;  vgl.  ferner  Jos.  Vajs,  Nejstarsi 
breviäf  chrvatsko-hlaholsky,  Prag  1910;  s.  auch  Murko, 
aaO.,  S.  174  fg. 

Die  handschriftliche  Überlieferung  verzeichnet  I.  Mil- 
cetic,  Hrvatska  glagoljska  bibliografija  (Starine  XXXIII, 
1911). 

Die  kirchlichen  glagolitischen  Drucke  vom  17.  Jh.  an 
(seit  1648)  sind  überhaupt  für  das  Serbokroatische  nicht 
mehr  verwendbar,  da  sie  vom  Bischof  Levakovic  auf  An- 
ordnung des  Papstes  «verbessert»  sind.  Diese  Verbesserung 
ist  nach  russischen  Kirchenbüchern  vorgenommen  und  die 
Drucke  enthalten  eine  Menge  Russismen. 

B.  Denkmäler  in  der  Volkssprache. 

1.  Urkunden,  d.  h.  öfifentliche  Aktenstücke,  Erlasse, 
Statuten,  Verträge,  Briefe,  Gesetzbücher,  von  Fürsten, 
Großen,  Gemeinden  und  Klöstern. 

a)  In  kyrillischer  Schrift.  Sie  gehören  in  den 
Osten  und  Süden  (Bosnien,    Zeta,    Serbien),    soweit  über- 


Sprachquellen.  XXXIII 

haupt  das  Gebiet  der  Kyrillica  reicht;  es  kommen  dazu 
die  Urkunden  der  Republik  Ragusa,  die  sich  in  ihrem 
Verkehr  mit  den  serbischen  Dynasten  der  serbischen 
Sprache  bediente,  während  sie  nach  Westeuropa  lateinisch 
oder  italienisch  korrespondierte.  Diese  Urkunden  sind 
von  Anfang  an  —  die  älteste  ist  die  des  bosnischen  Bans 
Kuhn  von  1189  —  in  der  Volkssprache  geschrieben,  aus- 
genommen bisweilen  die  von  Geistlichen  und  Klöstern 
ausgestellten,  und  innerhalb  der  andern  kirchenslavisch 
gefärbte  Formeln,  Segens-  und  Schwurformeln  u.  ä.  Die 
Urkunden  geben,  da  eine  einheitliche  Schriftsprache  nicht 
vorhanden  war,  auch  mundartliche  Verschiedenheiten 
wieder  und  sind  in  jeder  Beziehung  für  die  Geschichte 
der  Sprache  von  der  größten  Bedeutung. 

Größere  Urkundensammlungen  sind: 

Monumenta  serbica  spectantia  historiam  Serbiae,  Bos- 
nae,  Ragusii,  ed.  Fr.  Miklosich,,  Viennae  1858. 

SiDomenici  srpski  od  1395  do  1423,  to  jest  Pisma  pi- 
sana  od  republike  Dubrovacke  usw.,  hsg.  von  Medo  Pucic, 
Belgrad  1858.  —  Vgl.  Resetar,  Die  ragusanischen  Ur- 
kunden des  13.  — 15.  Jhs.,  ASlPh.,  Bd.  16  u.  17. 

Zakonski  spomenici  srpskih  drzava  srednjega  veka, 
prikupio  i  uredio  Stoj.  Novakovic  I,  Belgrad  1912. 

Zahlreiche  Urkunden  sind  veröffentlicht  im  «Glasnik 
Drustva  srpske  slovesnosti»,  17  Bde.,  Belgrad  1847 — 63, 
und  dessen  Fortsetzung  «Glasnik  srpskog  ucenog  drustva», 
von  1865  an;  in  den  «Starine»  der  Südslav.  Akademie 
zu  Agram,  von  1869  an;  im  «Spomenik»  der  Kgl.  serb. 
Akademie  zu  Belgrad. 

Sonst  seien  noch  angeführt:  Das  Gesetzbuch  des 
serbischen  Zaren  Stephan  Dusan  (1325 — 55),  hsg.  von 
Stoj.  Novakovic  u.  d.  T.  Zakonik  Stefana  Dusana,  Bel- 
grad 1898. 

Statut  Poljicki  (das  Statut  der  Gemeinde  Poljica  in 
Dalmatien),  hsg.  von  Jagic,  Agram  1890,  besonders  und 
in  den  von  der  Südslav.  Akademie  herausgegebenen  Mo- 
numenta historica-juridica  Slavorum  meridionalium  P.  I. 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  III 


XXXIV  Einleitung. 

Statuta  et  leges  vol.  IV.     —    Über  solche  Statuten   siehe 
auch  unten. 

b)  Urkunden  in  glagolitischer  Schrift;  sie  be- 
ginnen mit  dem  14.  und  reichen  bis  ins  17.  Jh.,  von  An- 
fang an  in  der  Volkssprache,  mit  dialektischer  Färbung. 

Größere  Sammlungen  sind :  Acta  croatica.  Listine 
hrvatske  (=  Monumenta  historica  Slavorum  meridiona- 
lium  I,  Agram  1863),  hsg.  von  Kukuljevic  Sakcinski,  in 
glagolitischem  Druck. 

Hrvatski  spomenik,  sv.  I  (od  godine  1100 — 1499 
=  Monumenta  hist.-jur.  Slav.  merid.  vol.  VI),  hsg.  von 
D.  Surmin,  Agram  1S98;  die  glagolitischen  in  k^'rillischer 
Umschrift. 

Dazu  mehrere  Ortsstatuten  des  kroatischen  Küsten- 
landes und  der  Inseln  (vgl.  die  bibliographische  Über- 
sicht von  Iv.  Strohal,  Statuti  primorskih  gradova  i  op- 
cina,  bibliogr.  nacrt,  Agram  1911),  hsg.  u.  d.  T.  Statuta 
lingua  croatica  conscripta  von  Racki,  Jagic,  Crncic,  Agram 
1890  (=  Mon.  hist.-jur.  Slav.  mer.  P.  I.  Statuta  et  leges 
vol.  IV),  darunter  sind  die  Statuten  von  Vinodol,  Vepri- 
nac  glagolitisch  geschrieben,  in  der  Ausgabe  mit  kyril- 
lischer Schrift  wiedergegeben.  Vgl.  außerdem  die  Aus- 
gabe von  Jagic,  Zakon  Vinodolski,  St.  Petersb.  1880,  in 
kyrillischer  Umschrift,  mit  russischer  Übersetzung. 

Chrestomathien  des  unter  A  und  B  behandelten 
Schriftturas : 

Vuk  Stef.  Karadzic,  Primjeri  srpsko-slavenskoga 
jezika,  Wien  1857;  nur  aus  kyrillischen  Quellen. 

Jagic,  Primjeri  starohrvatskoga  jezika,  2  Tle.,  Agram 
1864-65. 

Novakovic,  Primeri  knjizevnosti  i  jezika  etaroga  i 
srpsko-slavenskoga,   3.  Aufl.  Belgrad  1904. 

c)  In  lateinischer  Schrift;  kroatische  Urkunden 
vom  16.  Jh.  an  (davon  eine  Anzahl  in  Acta  croatica  ed. 
Kukuljevic  Sakcinski)  und  Statuten  von  Orten  des  kro- 
atischen Küstenlandes,  in  den  Statuta  lingua  croat.  con- 
scripta No.  4  und  6. 


Sprachquellen.  XXXV 

2.  Literaturdenkmäler  im  eigentlichen  Sinne. 

A.  Neben  und  nach  der  erwähnten  serbokroatisch- 
kirchenslavischen  Literatur  entwickelte  sich  eine  popu- 
lärkirchliche in  der  Volkssprache:  Apokryphen, 
Heiligenleben,  Übersetzungen  liturgischer  Bücher,  Pre- 
digten u.  ä.;  auch  einzelne  weltliche  Stoffe  wurden  auf- 
genommen. 

a)  In  k  y  r  i  1 1  i  s  c  h  e  r  S  c  h  r  i  f  t ,  eigentliche  Literatur- 
werke sind  spärlich;  ein  Alexanderroman  hsg.  von  Jagic 
in  «Ogledi  stare  hrvatske  proze  IV.,  zivot  Aleksandra 
Velikoga»  (Starine  III).  Bemerkenswert  sind  die  Werke 
des  Bosniers  Matija  Divkovic  (1563 — 1631);  über  ihn  und 
seine  Werke  s.  Bordevic  in  Glas  Kralj.  Srpske  Ak.  2.  razr., 
34  und  35  (1896  und  1898). 

b)  in  glagolitischer  Schrift;  hierher  gehört 
«Kolunicev  Zbornik»,  von  1486,  hsg.  in  lateinischer  Um- 
schrift von  Valjavec,  Agram  189^;  enthält  Fastenpedigten 
und  einen  Traktat  über  die  sieben  Todsünden.  Vgl.  das 
S.  XXXI  genannte  Werk  von  Vodnik. 

c)  In  lateinischer  Schrift.  Aus  dem  15.  und 
16.  Jh.  gehören  hierher  drei  Lektionarien:  Lektionarij 
Bernadina  Spljecanina  (zuerst  gedruckt  Venedig  1495),  hsg. 
von  Maretic,  Agram  1885.  —  Zadarski  i  Raüinin  Lekcionar, 
hsg.  von  M.  Resetar,  Agram  1894;  das  aus  Zara  (Zadar) 
ungefähr  Mitte  des  15.  Jhs.  geschrieben,  das  andere  von 
Nikola  Ranjina  in  Ragusa,  Anfang  des  16.  Jhs.  Über  das 
Verhältnis  dieser  Lektionarien  und  die  Sprache  s.  Resetar, 
Primorski  lekcionari  XV.  vijeka  (Rad  134,  S.  80;  136, 
S.  97fg.). 

Von  besonderer  Bedeutung  ist  außerdem,  weil  in 
istrischer  Mundart,  eine  im  16.  Jh.  entstandene  Über- 
setzung der  Propheten  aus  Luthers  Bibelübersetzung,  hsg. 
von  Jagic  u.  d.  T.  Veteris  Testament!  prophetarum  inter- 
pretatio   istro-croatica    saec.  XVI    (Wien  u.  Berlin   1897). 

Ferner  eine  größere  Anzahl  von  Legenden  u.  a., 
mehrere    veröfientlicht   von    Jagic    in    «Ogledi    stare   hrv. 

III* 


XXXVI  Einleitung. 

proze»  (Starine  I),  von  demselben  und  Mikulicic  in 
ASlPh.  8,  444  fg. ;  von  Leskien  in  ASlPh.  4,  427. 

B.  Am  Ende  des  15.  Jhs.  entstand  unter  dem  hu- 
manistisch gebildeten  Patriziat  der  dalmatinischen  Städte 
eine  lebhafte  geistige  Bewegung  und  eine  starke  litera- 
rische Tätigkeit,  so  gut  wie  ausschließlich  in  poetischer 
Form.  Sie  schuf  eine  Menge  von  Werken:  lyrische  Ge- 
dichte, Lehrgedichte,  Hymnen,  poetische  Episteln,  Epen 
oder  erzählende  Gedichte,  Dramen,  bis  gegen  Ende  des 
17.  Jhs.,  von  da  wird  die  Produktion  schwächer,  setzt 
sich  aber  durch  das  18.  Jh.  fort  und  geht  noch  ins  19. 
über.  Man  pflegt  diese  dalmatinische  Literatur  auch  die 
ragusanische  zu  nennen,  weil  sie  hauptsächlich  in  Ragusa 
(Dubrovnik)  ihren  Sitz  hatte  und  die  meisten  und  hervor- 
ragendsten Dichter  Ragusaner  waren.  Neben  Ragusa 
stehen  aber  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jhs.  namentlich 
Spalato  und  die  Insel  Lesina  (Hvar);  die  in  diesen  beiden 
Orten  verfaßten  Dichtungen  sind  cakavisch.  Die  zur  Zeit 
ihrer  Abfassung  meist  handschriftlich  verbreiteten  und  auch 
später  so  verbliebenen  Werke  sind  in  neuerer  Zeit  heraus- 
gegeben von  der  Südslav.  Akademie  u.  d.  T.  Stari  pisci 
hrvatski  (1869  — 1913,  22  Bde.).  Diese  ganze  Literatur, 
nur  in  der  Volkssprache  verfaßt,  ist  für  die  Geschichte 
der  Sprache  von  hervorragender  Bedeutung,  es  muß  aber 
dabei  erwähnt  werden,  daß  Phraseologie,  Syntax  und  Stil 
stark  vom  Italienischen  beeinflußt  sind,  teils  Aveil  ein 
großer  Teil  der  Dichtungen  aus  dem  Italienischen  über- 
setzt oder  italienischen  Werken  nachgeahmt  ist,  teils  weil 
die  gebildeten  Dalmatiner  in  Italien  studierten,  das  Ita- 
lienische ihnen  auch  sonst  geläufig  war,  so  daß  man  sie 
geradezu  als  zw^eisprachig  bezeichnen  kann. 

Für  die  Geschichte  dieser  Literatur  kommt  jetzt 
namentlich  das  S.  XXXI  genannte  Werk  von  Vodnik  in  Be- 
tracht (Medini  istS.XXX  genannt;  vgl.  auch  Popovic, Pregled 
2.  Aufl.  S.  123 fg.).  Das  ältere  Werk  von  Appendini,  No- 
tizie  historico-critiche  sulle  antichitä,  storia  e  letteratura 
de  Ragusei,   2.  Tle.  (Ragusa  1802   und    1803,   im  2.  Teil 


Sprachcjuellen.  XXXVII 

die  Literatur)  ist  ganz  unkritisch.  x\uf  die  Einleitungen 
der  Bände  der  Stari  pisci  sei  besonders  hingewiesen.  Eine 
ganz  kurze  Darstellung  gibt  Murko  in  «Kultur  der  Gegen- 
wart», Tl.I,  Abt.  IV,  S.  210— 216.  Auf  die  Behandlung 
einzelner  Dichter  und  ihrer  Werke  im  Archiv  für  slav. 
Phil,  und  im  Rad,  wie  in  Grada  za  povijest  knjiz.  hrvatske 
kann  ich  hier  nur  mit  diesem  allgemeinen  Hinweis  auf- 
merksam machen. 

Vom  17.  Jh.  an  sind  auch  grammatische  Be- 
arbeitungen der  Sprache  der  dalmatinischen  Literatur 
vorhanden: 

Jac.  Micalia,  Blago  jezika  slovinskoga  ct.  Thesaurus 
linguae  illyricae  sive  dictionarium  illyricum,  Laureti 
[Loreto]  1649.  Als  Einleitung  geht  voran:  Grammatika 
talianska  u  kratko  illi  kratak  nauk  za  naucitti  latinski 
jezik. 

Della  Bella,  Dizionario  italigno-latino-illirico,  Venedig 
1728^  voran  geht  eine  Grammatik  der  illyrischen  Sprache. 
Die  zweite  Ausgabe,  Ragusa  1785,  ist  weniger  gut. 

Gioachino  Stulli's  vierbändiges  Wörterbuch :  Rjesco- 
sloxje,  2.  Tle.,  Ragusa  1806,  illyr.-ital.-lateinisch;  Voca- 
bolario  italiano-illirico-latino,  Ragusa  1810.  In  das 
Rjecsosl.  ist  auch  der  Wortschatz  des  gedruckten,  von 
Levakovic  (s.  S.  XXXII)  verbesserten  glagolitischen  Breviars 
mit  seinen  Russismen  aufgenommen.  Aus  StuUi  hat  Pott 
seine   «illyrischen»  Wörter. 

F.  M.  Appendini,  Grammatica  della  lingua  illyrica, 
Ragusa  1808. 

In  diesen  Kreis  gehören  in  gewisser  Weise  auch  noch 
Jo.  Bellosztenecz,  Gazophylacium  seu  latino-illyricorum 
onomatum  aerarium,  2  Tle,  lat.-illyr.  und  illyr.-lat,  Agram 
1740;  Jose  Voltiggi,  Ricsoslovnik  illiricskoga,  italianskoga 
i  nimacskoga  jezika,  Wien  1803,  mit  vorangehender,  ita- 
lienisch und  deutsch  verfaßter  Grammatik. 

2.  Die  neuere  Zeit,  Im  Westen,  in  Dalmatien 
und  Kroatien,  hatte  man,  wie  oben  ausgeführt,  seit  dem 
15.  Jh.  in  der  Volkssprache  geschrieben;  es  war  aber  dort 


XXXVIII  Einleitung. 

nicht  zu  einer  gleichmäßigen,  einheitlichen  Schriftsprache 
gekommen.  Innerhalb  des  Serbentums  im  engeren  Sinne, 
dem  der  morgenländischen  Kirche  angehörigen,  blieb  man 
miter  dem  Banne  der  künstlichen  kirchenslavischen 
(slaveno-serbischen)  Literatursprache.  Die  Bestrebungen, 
davon  freizukommen,  fallen  in  die  zweite  Hälfte  des  IS.Jhs. 
Der  Banater  Serbe  Dositije  Obradovic  (1739 — 1811)  wandte 
in  seinen  der  Aufklärung  und  Erziehung  des  Volkes  ge- 
widmeten Werken,  um  dies  Ziel  zu  erreichen,  die  Volks- 
sprache an,  ohne  daß  es  ihm  gelang,  sich  von  slaveno- 
serbischer  Beimischung  ganz  zu  befreien.  Über  seine  Schrift- 
stellerei  vgl.  Milan  Sevic,  Dositheus  Obradovic,  ein  serbischer 
Aufklärer  des  18.  Jhs.  (Leipziger Dissertation;  Neusatz  1889); 
ferner  Scherzer,  0  Dositiju  Obradovicu  (Rad  134,  S.  161; 
die  Sprache  ist  kurz  charakterisiert  S.  187),  vgl.  dazu  mit 
einigen  weiteren  Literaturangaben  Radcenko,  Einige  Be- 
merkungen über  das  Leben  und  die  literar.  Tätigkeit  Dos. 
Obr.  (ASlPh.22,  S.504);  zur  Charakteristik  auch  die  Be- 
merkungen von  Prohaska,  ASlPh.  29. 610;  Gavrilovic,  Dos. 
Obradovic,  Belgrad   1900. 

Ähnliche  Ziele  verfolgte  der  katholische  Slavonier 
Matthias  Anton  Reljkovic  (1732 — 98);  von  seinen  in 
der  Volkssprache  ikavischer  Form  geschriebenen  Werken 
ist  das  bekannteste,  noch  jetzt  gelesene  «Satir  ili  divji 
covik»  (nach  der  2.  Ausg.  von  1779  neu  hsg.  von 
D.  Bogdanovic,  Agram  1909).  Reljkovic  schrieb  auch 
eine  Grammatik  der  Volkssprache:  Nova  slavenska  i 
nimacska  graramatika.  Neue  Slavonisch-  und  Deutsche 
Grammatik,  Agram  1767 ;  mehrmals  aufgelegt,  3.  Aufl., 
Wien  1789.  Über  Reljkovic  und  die  Literatur  über  ihn 
s.  A.  Ivic,  Urkundliche  Beiträge  zur  Biographie  des 
Dichters  Reljkovic,  ASlPh.  28.  305. 

Der  eigentliche  Reformator  aber,  der  bewußtermaßen 
strebte,  den  Serben  eine  einheitliche  Schriftsprache 
auf  alleiniger  Grundlage  der  Volkssprache  zu 
schaffen,  und  dies  Ziel  auch  durch  unermüdliche  Tätigkeit 
erreichte,  war  Vuk  Stefanovic  Karadzic  (1787 — 1864). 


Sprachquellen.  XXXIX 

Er  war  geboren  in  Trsic,  im  westlichen  Kgr.  Serbien  im 
unteren  Drinagebiet,  östlich  von  Loznica;  der  Ort  liegt 
nicht  mehr  im  ekavischen  Dialektgebiet,  überdies  stammte 
die  Familie  Vuks  aus  der  Herzegovina,  aus  dem  Stamme 
der  Drobnjaci  im  heutigen  nördlichen  Montenegro.  Die 
von  Vuk  festgelegte  Schrift  •spräche  ist  seine  stokavisch- 
jekavische,  speziell  herzegovinische  Mundart.  Diese  ist 
alles  in  allem  genommen  die  am  wenigsten  altertümliche 
des  ganzen  Sprachgebiets :  die  Verschiebung  des  ursprüng- 
lichen Haupttons  der  Wörter  ist  hier  am  weitesten  fort- 
geschritten; die  Vertretung  des  ürslavischen  e  ist  zwiefach, 
wenn  man  alles  zählt,  sogar  vierfach,  z.B.  -pena  —  ?^;e'«rt, 
gredvh  —  grtjeh,  sejati  ■ —  sJjaii,  rezati  —  rezaii;  die 
Neuerungen  in  der  Deklination  sind  hier  am  weitesten 
gegangen.  Man  hat  wohl  die  Frage  aufgeworfen,  ob  nicht 
eine  andere  Mundart  sich  besser  zur  allgemeinen  Schrift- 
sprache geeignet  hätte;  die  geschichtliche  Entwicklung  hat 
aber  einmal  darüber  entschieden  und  die  Vuksche  Sprache 
ist  im  Laufe  des  19.  Jhs.  durchgedrungen  im  Gesamt- 
gebiet des  stokavischen  und  des  cakavischen  Dialekts, 
darüber  hinaus  haben  die  kajkavisch  sprechenden  Be- 
wohner Kroatiens,  die  ihren  Dialekt  als  Schriftsprache 
hatten  und  eine  Literatur  darin  besaßen,  sie  aufgegeben 
und  brauchen  die  Sprache  Vuks.  Diese  herrscht  also 
in  ganz  Kroatien,  Slavonien-Syrmien,  Banat,  Kgr.  Serbien, 
Montenegro,  Bosnien -Herzegovina,  Dalmatien.  Eine  ge- 
ringe Abweichung  ist,  daß  im  Kgr.  Serbien  und  im 
Banat,  also  wesentlich  im  Gebiet  der  Ekavstina.  die 
Schul-  und  Literatursprache  ekavisch  ist,  was  für  die 
sonstige  Gestalt  der  Sprache  keinen  Unterschied  bedeutet. 
In  allen  andern  genannten  Gebieten  wird  die  jekavische 
Form  gebraucht;  cakavisch  wird  zu  literarischen  Zwecken, 
abgesehen  von  Sammlungen  aus  der  Volksliteratur,  über- 
haupt nicht  mehr  geschrieben.  Selbstverständlich  hat 
sich  die  Schriftsprache  in  dem  ganzen  Jahrhundert,  das 
seit  den  Anfängen  von  Vuks  Tätigkeit  verflossen  ist, 
nicht  mit  dem  in  seinen  Werken  enthaltenen  Wortschatz 


XL  Einleitung. 

begnügt,  sondern  hat  ihn  durch  Aufnahme  von  Wörtern 
aus  andern  Mundarten  und  durch  Neubildungen  erheb- 
lich erweitert. 

Vuks  sämtliche  Schriften  bleiben  die  vorzüglichsten 
Muster  serbischer  Sprache.  Man  kann  die  Schönheit  und 
Kraft  südslavischer  Rede  nirgends  so  gut  kennen  lernen 
wie  aus  ihnen.  Alles,  was  Vuk  geschrieben  hat,  zeigt  durch 
Reichtum,  Reinheit,  Klarheit,  Einfachheit  und  Sicherheit 
des  Ausdrucks  eine  geniale,  bewundernswerte  Beherrschung 
der  Sprache.  Seine  grammatischen  Schriften  sind  ge- 
sammelt in  «Skupljeni  gramaticki  i  polemicki  spisi  Vuka 
Stef.  Karadzica»,  3  Tle.,  Belgrad  1S94.  Sie  begannen  mit 
einer  kleinen  Grammatik:  Pismenica  serbskoga  iezika  po 
govoru  prostoga  naroda  (Wien  1814);  diese  enthält  schon 
im  Titel,  «nach  der  Sprechweise  des  einfachen  Volkes», 
den  bestimmten  Hinweis  auf  den  Gegensatz  gegen  die  da- 
mals übliche  slaveno-serbische  Literatursprache.  Dann  folgte 
ein  Wörterbuch:  «Srpski  rjecnik,  istolkovan  njemackim  i 
latinskim  rijecma,  skupio  ga  i  na  svijet  izdao  Vuk  Stefa- 
novic.  Wolf  Stephansohns  Serbisch-Deutsch-Lateinisches 
Wörterbuch.  Lupi  Stephani  F.  Lexicon  Serbico-Germanico- 
Latinum»  (Wien  1818),  davor  S.  XXIX — LXXI  eine  aus- 
führlichere Grammatik.  Diese  wurde  übersetzt  von  Jac. 
Grimm:  «Wuk's  Stephanowitsch  kleine  serbische  Gram- 
matik, verdeutscht  und  mit  einer  Vorrede  von  J.  G. » 
(Leipzig  und  Berlin  1824).  Die  zweite  erweiterte  und  im 
Betonungssystem,  das  hier  seine  endgültige  Gestalt  erhielt, 
vervollkommnete  Ausgabe  u.  d.  T. :  Srpski  rjecnik,  istu- 
macen  njemackijem  i  latinskijem  rijecima,  skupio  ga  i  na 
s\äjet  izdao  Vuk  Stef.  Karadzic  (Wien  1852),  ohne  die 
Grammatik  der  ersten  Auflage.  Dritte  Auflage  mit  gleichem 
Titel,  Belgrad  1898,  mit  Vorrede  von  ?.  P.  Dordevic  und 
Ljub.  Stojanovic  über  die  Grundsätze  bei  dieser  neuen 
Ausgabe. 

Über  die  Verdienste  Vuks  um  die  serbische  Sprache 
E.  Jagic^  Zasluga  Vuka  Stef.  Karadzica  za  nas  narodni 
jezik  (Agram  1864,    Sonderabdruck   aus  Knjizevnik  IV); 


Sprachquellen.  XLI 

Ljub.  Stojanovic,  Vuk  Stef.  Karadzic,  njegov  rad  na  srp- 
skom  jeziku  i  pravopisanju  (Glas  LV).  Sonstige  Literatur 
über  Vuk  und  seine  Bestrebungen  sind  verzeichnet 
ASlPh.  Supplementband  (1892),  S.45,  Note  200.  Die  Auf- 
zählung der  gesamten  Werke  Vuks,  die  sich  nicht  un- 
mittelbar auf  die  Sprache  beziehen,  würde  hier  zu  weit 
führen;  es  liegt  aber  dem  Zweck  dieses  Buches  nicht 
fern,  dasjenige  anzuführen,  was  für  die  Erkenntnis  der 
Sprache  besondere  Bedeutung  hat;  Vuks  Sammlungen  der 
Volksliteratur  sind  eine  Sprachquelle  ersten  Ranges. 
Volkslieder:  Narodne  srpske  pjesme  T.  1 — 3  (Leipzig 
1823  — 24), T.4(Wien  1833),  mit  sehr  wertvoller  Einleitung; 
sehr  erweitert  unter  gleichem  Titel,  5Bde.  (Wien  1841 — 65), 
doch  ohne  die  Einleitung;  neue  Ausgabe,  vermehrt  durch 
Material  aus  Vuks  Nachlaß,  unter  gleichem  Titel,  9  Bde. 
(Belgrad  1891 — 1902).  —  Srpske  narodne  pjesme  iz  Herce- 
govine  (Wien  1866);  die  Sammlung  stammt  aus  Vuks  Nach- 
laß, rührt  aber  nicht  von  ihm  her,  sondern  war  ihm  vom 
Sammler  Vuk  Vrcevic  überlassen.  —  Märchen:  Srpske 
narodne  pripovijetke  (Wien  1853,  2.  Ausg.  1870,  4.  Belgrad 
1897);  die  erste  Ausg.  ins  Deutsche  übersetzt  von  Vuks 
Tochter  Wilhelmine:  «Volksmärchen  der  Serben»  (Berlin 
1854),  mit  Vorrede  von  Jac.  Grimm.  —  SprichAvörter: 
Narodne  srpske  poslovice  (Cetinje  1836;  neue  Ausg.  Wien 
1849).  —  Sonstiges:  Zivot  i  obicaji  naroda  srpskoga 
(Wien  1867;  aus  dem  Nachlaß).  — Ferner  sind  als  aus- 
gezeichnete Muster  der  Sprache  zu  erwähnen :  Vuks 
Übersetzung  des  Neuen  Testaments,  Novi  zavjet  (Wien 
1847  ;  seitdem  öfter  gedruckt);  seine  historischen  Schriften, 
hsg.  u.  d.  T.  «Skupljeni  istoriski  i  etnografski  spisi  Vuka 
Stef.  Karadzica,  I»  (Belgrad  1898).  Über  Vuks  Bestre- 
bungen nach  allen  Seiten  gibt  eingehende  Auskunft  seine 
Korrespondenz,  hsg.  u.  d.  T.  «Vukova  Prepiska  I— V» 
(Belgrad  1907  —  10). 

Vuks  Tätigkeit  wurde  energisch  unterstützt  und  fort- 
gesetzt durch  ©uro  Daniele  (1825 — 82);  seine  gramma- 
tischen Werke  s.  S.  XLIV  (Gramm,  u.  lex.  Hilfsm.);  hier  sei 


XLII  Schrift. 

noch  als  vorzügliche  Sprachqiielle  genannt  seine  Übersetzung 
des  Alten  Testaments,  allmählich  von  1864  an  erschienen, 
1868  mit  Vuks  N.  T,  zur  Gesamtbibel  vereinigt,  hsg.  von 
der  Brit.  Bibelgesellschaft:  Sveto  pismo  staroga  i  novoga 
zavjeta  (Belgrad  1868). 

V.  Schrift. 

Die  glagolitische  Schrift  wird  seit  dem  16. 
bis  17.  Jahrhundert  nicht  mehr  gebraucht.  Die  Serbo- 
kroaten  schreiben  jetzt  mit  lateinischer  oder  kyrillischer 
Schrift,  und  zwar  die  Bekenner  der  orthodoxen  (morgen- 
ländischen) Kirche  durchweg  kyrillisch,  die  der  römischen 
Kirche,  neuerdings  auch  z.  T.  die  Mohammedaner  in  Bos- 
nien, lateinisch.  Die  jetzt  gebräuchliche  kyrillische 
Schrift  ist  eine  der  Reformen  Vuks,  der  das  überlieferte 
kirchenslavisch-altserbische  Alphabet  durch  Aufnahme  des 
lat.  ;'  und  Neuformung  einzelner  Buchstaben  dem  wirk- 
lichen Lautbestande  der  Sprache  anpaßte  und  so  eine 
ganz  ausgezeichnete  Orthographie  schuf.  Die  lateinische 
Schrift  ist  im  Anschluß  an  das  neuere  cechische  Alpha- 
bet mit  gewissen  Erweiterungen  und  Umbildungen  ent- 
sprechend derVukschen  Orthographie  gestaltet.  —  In  dem 
vorliegenden  Buche  wird  durchgängig  nur  die  lateinische 
Schrift  angewendet. 

Kyrillisches  und  lateinisches  Alphabet. 


a 

ö 

B 

r 

A 

h 

e 

JK 

3 

TS. 

a 

b 

V 

g 

d 

cT, 

9h  ^i 

e 

Z 

z 

i 

j 

K 

JI 

jb 

M 

H 

Hj 

0 

n 

P 

i 

k 

l 

ihl 

m 

n 

nj,  n 

0 

P 

r 

c 

T 

h 

y 

^^ 

X 

^ 

^ 

^ 

ni 

s 

t 

6 

u 

f 

/( 

c 

c 

di,g 

s. 

Vuk  braucht  außerdem  in  seinem  kyrillischen  Alpha- 
bet das  alte  Zeichen  des  Halbvokals  3  (h),   wenn  r-Vokal 


Einleitung.  XLIII 

vor  folgendem  Vokal  steht,  um  die  konsonantische  Aus- 
sprache des  r  zu  verhindern,  z.  B.  ijnoue  (Kehle),  lies 
dreisilbig  gr-o-ce,  nicht  gro-ce;  h  selbst  liat  also  keinen 
Lautwert.  In  der  3.  Ausgabe  des  Vukschen  Wörterbuchs 
wird  statt  dessen  p  geschrieben :  i^ioue ;  trägt  eine  solche 
r-Silbe  einen  Akzent,  so  genügt  dieser  zur  Bezeichnung 
des  f,  ijionr,  da  konsonantisches  r  keinen  Akzent  haben 
kann. 

Die  Reihenfolge  der  lateinischen  Buchstaben  in  den 
neueren  Wörterbüchern  ist:  a,  h,  c,  c,  c,  d,  d,  e,  f,  g, 
h,  i,  h,  1,  Ij  (/),  m,  n,  nj  {n),  o,  p,  r,  s,  s.  f,  u,  v,  z,  z. 
Wo  für  kyrillisches  ],!  die  Kombination  dz  gebraucht  wird, 
steht  sie  nach  d,  wo  dafür  ^,  steht  dies  nach  g\  wo  man 
für  ä  schreibt  g],  folgt  dies  auf  g.  Die  Zeiclien  /,  n,  g 
werden  in  den  Schriften  der  Südslavischen  Akademie  ge- 
braucht, sind  aber  sonst  nicht  durchgedrungen,  dagegen 
ist  d  allgemeiner  eingeführt.  - 

Akzente  sind  \  '\  ',  "  (darüber  s.  §  214).  Ein  Strich 
unter  dem  Buchstaben  bedeutet  in  dieser  Grammatik  die 
Haupttonstelle  von  nicht  skr.  Wörtern,  oder  serbokroatischen, 
wo  ich  die  Intonation  nicht  bezeichnen  wollte. 

Das  glagolitische  Alphabet. 

rf«        t!        Hfl       'A3        Elb       3  Öfj       «B        üa        ^ 

a  h  V  g  d  e  z  z  z  i 

snp^       iftmi'       a       JUS       Q 

i  d        k  l       m         n         0         p         r         s 

t  u  f       h  (ch)        0         st  c  c  s 

S  &  m  oQn  ^ 

b        e  (Ja)       JH  b-  u 


XLIV         Grammatische  und  lexikalische  Hilfsmittel. 


VI.  Grammatische  und  lexikalische  Hilfsmittel. 

Genannt  werden  hier  nur  Gesamtdarstellungen  und 
solche,  die  größere  Teile  der  Grammatik  behandeln, 
Schriften  über  die  Betonung  des  Serbokroatischen  und 
über  andere  einzelne  Gegenstände  werden  bei  den  be- 
treffenden Abschnitten  angeführt. 

A.  Die  heutige  Sprache  darstellend. 

1.   Grammatiken. 

Vuks  Grammatik  ist  S.  XL  genannt. 

D.  Danicic,  Mala  srpska  graraatika  (Wien  1850), 
von  1863  an  in  ganz  veränderter  Gestalt  u,  d.  T. :  Oblici 
srpskoga  jezika  (Belgrad  1863;  seitdem  in  vielen  Auf- 
lagen, sowohl  in  k3'r.  wie  in  lat.  Druck). 

P.  Budmani,  Grammatica  della  lingua  serbo-croata 
(Vienna  1867),  ein  ausgezeichnetes  Werk. 

A.  Mazuranic,  Slovnica  hervatska,  I.  Recoslovje 
(4.  Aufl.,  Agram  1869),  Schulbuch,  wertvoll  durch  dia- 
lektische Angaben. 

St.  Novakovic,  Srpska  gramatika  (Belgrad  1894), 
2.  Aufl.  1902,  Schulbuch. 

T.  Maretic,  Gramatika  i  stilistika  hrvatskoga  ili 
srpskoga  jezika  (Agram  1899);  gibt  eine  sehr  eingehende 
Darstellung  der  in  Vuks  und  Danicics  Werken  gebrauchten 
Sprache,  zieht  aber  auch  die  Vuksche  Volksliedersamm- 
lung hinein,  deren  Sprache  nicht  ohne  weiteres  als  die 
Vuks  angesehen  werden  kann.  Vgl.  die  Anzeige  von 
Jagic  ASlPh.  22,263. 

Derselbe:  Hrvatska  ili  srpska  gramatika  za  srednje 
skole,  3.  Aufl.  (Agram  1906;  vgl.  dazu  Grubor,  Recen- 
zija  hrvatske  ili  srpske  gramatike  T.  Maretica,  Agram 
1909). 

Jos.  Florschütz,  Gramatika  hrvatskoga  jezika  za  zenski 
licej,  preparandije  i  vise  pucke  skole  (2.  Aufl.,  Agram 
1907). 


Einleitung.  XLV 

Ljub.  Stojanovic,  Lekcije  iz  srpskoga  jezika  za  II. 
razred  gimnazije  (10.  Aufl.,  Belgrad   1910). 

E).  Daniele,  Osnove  srpskoga  ili  hrvatskoga  jezika 
(Belgrad   1876),  Stamrabildungslehre. 

Derselbe:  Korijeni  s  rijecima  od  njih  postalijem  u 
hrvatskora  ili  srpskom  jeziku  (Agram  1877);  Zurückfüh- 
rung  der  skr.  Wörter  auf  indogerm.  Grundlage.  Das 
skr.  Material  in  den  beiden  letztgenannten  Werken  ist 
vortrefflich,  dagegen  die  Aufstellung  indogermanischer 
Formen  der  Wurzeln  und  Suffixe  und  die  Art,  wie  ser- 
bische Wörter  und  Wortformen  daraus  abgeleitet  werden, 
völlig  verfehlt. 

Derselbe:  Srpska  sintaksa  I  (Belgrad  1858),  enthält 
nur  Kasuslehre. 

Zur  praktischen  Aneignung  der  Sprache  gibt  es  für 
Deutsche  keine  genügenden  Hilfsmittel;  angeführt  seien: 
Muza,  Praktische  Grammatik  der  serbisch -kroatischen 
Sprache;  ders.,  Prakt.  Gr.  der  kroat.  Spr.  (=  «Kunst  der  Poly- 
glottie»  Bd.  12;  14);  Vlad.  Corovie,  Serbokroatische  Gram- 
matik (Sammlung  Göschen,  1913);  vgl.  aber  dazu  die  ab- 
weisende Anzeige  von  Stj.  Ivsic  im  Savremenik  1913, 
br.  7,  und  ebenso  von  Vrhovac  in  Letopis  Matice  Srpske 
1913,  S.  213;  Rezension  von  Resetar  in  ASlPh.  35.294; 
W.M.  Petrovitch,  Serbische  Konversationsgrammatik  (Lehr- 
bücher Methode  Gaspey-Otto-Sauer),  Heidelberg  1913. 

2.  Wörter  h  ü  c  h  e  r. 

Das  Vuksche  ist  S.  XL  genannt.  Aus  seinem  Nach- 
laß: «Deutsch-serbisches  Wörterbuch»  (Wien  1872;  mit 
Vorbemerkung  von  Miklosich),  ohne  Akzente. 

Das  von  der  Südslavischen  Akademie  herausgegebene 
große  AVörterbuch,  bearbeitet  nacheinander  von  Daniele, 
Valjavac,  Budmani,  Maretic,  soll  den  gesamten  Wort- 
schatz von  Anfang  der  Überlieferung  bis  ins  19.  Jh.  um- 
fassen: Rjecnik  hrvatskoga  ili  srpskoga  jezika,  Bde.  1  —  6, 
7,  H.  1 — 3  (bis  in  den  Buchstaben  N),  Agram  1880 
bis  1913. 


XLVI  Grammatische  und  lexikalische  Hilfsmittel. 

F.  Ivekovic  und  I.  Broz,  Rjecnik  hrvatskoga  jezika, 
2  Tle.  (Agram  1901;  über  das  «Kroatisch»  des  Titels 
siehe  S.  XX. 

Kleinere  Wörterbücher:  Parcic,  Vocabolario  slavo- 
italiano  (gemeint  ist  serbokroatisch),  Zara  1874;  Filipovic, 
Neues  Wörterbuch  der  kroatischen  und  deutschen  Sprache, 
kroat. -deutsch  Agram  1875,  deutsch-kroat.  1870;  Popovic, 
Wörterbuch  der  serbischen  und  deutschen  Sprache,  2  Tle., 
2.  Aufl.  (Pancova  1S86  und  l-'^QS).  Sie  sind  namentlich 
dadurch  mangelhaft,  daß  sie  die  Betonung  nicht  angeben. 

B.  Zur  älteren  Geschichte  der  Sprache. 

1 .  Zur  Grammatik. 

P.  J.  Schaffarik,  Serbische  Lesekörner  oder  historisch - 
kritische  Beleuchtung  der  serbischen  Mundart  (Pest  1833). 

V.  Jagic,  Gramatika  jezika  hervatskoga,  I.  Glasovi 
(Agram   1864),    auf    Grundlage    des    Altkirchenslavischen. 

D.  Daniele,  Istorija  oblika  srpskoga  ili  hrvatskoga 
jezika  do  svrsetka  XVII.  vijeka  (Belgrad  1872);  Ge- 
schichte der  Deklination  und  Konjugation ;  berücksichtigt 
nicht  die  Überlieferung  in  glagolitischer  Schrift. 

M.  Kusar,  Povijest  razvitka  nasega  jezika  hrvackoga 
ili  srpskoga  od  najdavnijeh  vremena  do  danas  (Ragusa 
1884). 

T.  Maretic,  Istorija  hrvatskoga  pravopisa  latinskijem 
slovima  (Agram  1889;  vgl.  die  Anzeige  von  Jagic,  ASlPh. 
12.  602). 

2.  Wörterbücher. 
Die  älteren  Wörterbücher  der  Volkssprache  sind 
S.  XXX VII  genannt.  Das  S.XLV  erwähnte  Wörterbuch  der 
südslavischen  Akademie  ist  zugleich  ein  historisches.  Den 
Wortschatz  der  altserbischen  Literatur  und  der  Urkunden, 
jedoch  mit  Ausschluß  der  glagolitischen,  verzeichnet 
Daniele,  Rjecnik  iz  knjizevnih  starina  srpskih,  3  Tle. 
(Belgrad  1863—64). 


Lautlehre. 

I.  Die  einzelnen  Laute  und  ihr  Verhältnis 
zu  den  urslavischen  Lauten. 


Den  Ausgangspunkt  der  folgenden  Darstellung  bildet, 
wo  nichts  Besonderes  bemerkt  ist,  die  serbokroatische 
Schriftsprache  jekavischer  Form. 

A.   Die  Vokale. 
1.    Als  urslavische  Vokale  sind  hier  angenommen: 

1.  Volle  Vokale: 

a)  velar  (nicht  palatal,  hart):  a  o  q  (d.  i.  nasales 

0,  abg.  n  geschrieben)  u  y\ 

b)  palatal  (weich):  e  e  c  (d.  i.  nasales  e)  i. 

2.  Halbvokale(schwache,  reduzierte,  irrationale  Vokale): 

a)  velar  (nicht  palatal,  hart):   o\ 

b)  palatal  (weich):  h. 
Also  elf  verschiedene  Vokale. 

Das  Serbokroatische  hat  einen  viel  geringeren 
Vokalbestand:  a,  o,  u,  r  (d,  i.  vokalisches  r,  r),  e,  i;  die 
elf  urslavischen  Vokale  sind  also  auf  fünf  reduziert,  da- 
gegen ein  im  Urslavischen  fehlender,  r,  hinzugekommen. 

Alle  Vokale,  auch  r,  können  kurz  und  lang  sein: 
d  ü,  0  0,  ü  ü,  V  e,  /  i,  r  f. 

2.  Die  Aussprache  der  Vokale  wird  hier  nur 
ganz  kurz  angegeben,  für  genauere  lautphysiologische  Be- 
stimmungen verwiesen  auf  Broch,  Slavische  Phonetik  (1911), 
§§  90-94. 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  1 


2  Lautlehre.  [§  2. 3. 

a,  i,  u  sind  gleich  den  so  bezeichneten  Lauten  der 
deutschen  Bühnensprache. 

e,  0  sind  im  allgemeinen  offen  (e  ==  ä  in  deutschem 
7väre,  0  =  0  in  Gott  nach  gewöhnlicher  norddeutscher 
Aussprache).  Doch  scheinen  mir  die  Längen  ä,  o  überall 
etwas  geschlossener  zu  sein,  daher  ä  in  manchen  Gegenden 
wie  d,  sogar  wie  ö  lautet  (z.  B.  gräd,  gröd  =  gräd) ;  ö  nach 
?:f  hin,  daher  lokal  wie  m,  z.  B.  ün  =  ön. 

r  ist  wie  das  konsonantische  r  gerolltes  Zungen- 
spitzen-r. 

Die  genannten  Vokale  sind  alle  monophthongisch; 
ursprünglich  besaß  das  Skr.  überhaupt  keine  Diphthonge 
(im  Sinne  von  u-  und  i-Diphthongen),  weil  bereits  im  Ur- 
slavischen alle  idg.  Diphthonge  zu  Monophthongen  ge- 
worden waren  (s.  Abg.  Gr.  §  43).  Später  sind  im  Skr. 
^Diphthonge  dadurch  entstanden,  daß  aus  den  Verbin- 
dungen Vokal  -\- jb  das  fe  ab-  oder  ausfiel  und  j  (i)  mit 
dem  vorangehenden  Vokal  Diphthong  bildet,  z.  B.  kräj 
(gen.  Tcräja)  =  Icrajb,  säjmlste  (Versammlungsort)  =  '^•sijb- 
7niste,  zu  sdjani  gen.  sdjma  =  *s^jbm^  gen.  *s^jbma  Ver- 
sammlung. 

Die  einzelnen  serbokroatischen  Vokale.^ 

Skr.  a  vertritt,  kurz  wie  lang: 

3.  I.  urslavisches  a,  einerlei  auf  welchen  indo- 
germanischen Vokal  dies  zurückgeht  (s.  Abg.  Gr.  §  7); 
das  ursl.  a  hat  überhaupt  im  Skr.  keine  andere  Vertre- 
tung als  a.  Beispiele:  in  Wurzelsilben,  ä:  häba  alte 
Frau  baba,  bajati  zaubern  bajafi,  bänja  Bad  bana,  brät 
Bruder  bratr^  brath,  cäs  Augenblick  cas^,  cäsa  Becher  casa, 
däti  geben  dati,  jäma  Grube  Jama,  jävör  Ahorn  javon, 
Mmen  Stein  kamy  gen.  Tcamene,  Msalj  gen.  käslja  Husten 
hasl'h,  Jclästi  präs.  hlddem  (mit  ä)  legen  klasti,  näs  unser 
nash,  pästi  fallen   pasti^   2^^'^sti   präs.  päsem  (mit  ä)  weiden 

1  Bei  den  Anführungen  urslavischer  Formen  ist  diesen  nur 
dann  *  vorgesetzt,  wenn  sie  nicht  äußerlich  mit  altbulgarischen 
zusammenfallen. 


§  3 — 5.]  Die  einzelnen  Laute.  3 

2)asti  pasq^  pläkaii  weinen  ijlakati,  räk  Krebs  rak^,  räna 
Wunde  rana,  släva  Ruhm  slava,  stär  alt  star^,  sfäti  sich 
stellen  stati,  znäti  wissen  znaii,  zaha  Frosch  mha  (=  urspr. 
■''■geba).  —  ä  (unbetont,  dann  mit  dem  Quantitätszeichen 
",  oder  betont,  dann  mit  den  Akzenten  ",  '):  dar  Geschenk 
dm'o,  jdje  Ei  joje,  jdram  Joch  jarwm,  jdviti  offenbaren  ja- 
viti,  Mditi  räuchern  Jcaditi,  krdkafi  krächzen  krakati,  nag 
nackt  nag^,  pläst  Mantel  plasib,  pöjäs  Gürtel  jyojaso,  säni 
selbst  sarm,  stän  Wohnung  siam,  slrddati  leiden  stradati, 
väbiti  locken  vabiti,  vdriti  kochen  variti^  sär  Glut  mn 
(urspr.  *gero-); 

in  Formantien,  Beispiele:  ä,  der  Auslaut  der  Verbal- 
stämme auf  -a-,  z.  B.  jj>/to/i  fragen  pytati,  bräti  sammeln 
hhrati,  släti  schicken  shlati,  zväti  rufen  z^vati,  mäzati  salben 
mazati;  in  den  Fällen,  wo  neben  dem  -a-  des  Infinitivs 
der  Präsensstamm  auf  -i-  ausgeht,  z.  B.  drzati  halten 
'^dhrzati  abg.  drsati  2.  präs.  drzis  '^•dhriisb  abg.  drzisi,  steht 
a  für  urspr.  e,  vgl.  noch  böjati  se  sich  fürchten,  bjeiati 
laufen,  s.  Abg.  Gr.  §  141;  grädanin  pl.  grädäni  Bürger 
*grad'anim  abg.  graManim\  vbstan  wächsern  abg.  vosiam 
aus  ^voskem;  bögat  reich  bogath;  ä:  öbicäj  Gewohnheit 
obicajh,  kfväv  blutig  kr^vav^,  vrätär  gen.  vratdra  Türhüter 
vrafarb,  celjäd  Familie  cel'adb,  jünäk  gen.  jundka  Held 
(eig.  junger  Mann)  jimakö; 

im  Wortauslaut,  in  Flexionsformen,  z.  B.  das  a 
aller  Feminina  auf  -a,  zena  Frau  zena,  gen.  sg.  msk. 
boga  (zu  bog  Gott  aus  bog^)  boga;  dat.  dual,  dvjema  den 
zweien  d venia  u.  a. 

4.  II.  Skr.  a  vertritt  urslavisches  o  in  den 
ursprünglichen  Verbindungen  or,  ol  vor  Konsonanten,  aus 
denen  skr.  ra,  la  entsteht  (über  einzelne  ro  s.  §  17,  I).  Die 
folgende  Aufzählung  gibt  die  Fälle  möglichst  vollständig; 
hinzugesetzt  ist  die  russische  Gestalt  der  Wörter,  mit 
oro,  olo,  weil  sie  am  einfachsten  und  deutlichsten  die 
ursprüngliche  Form  als  *or,  *ol  erkennen  läßt. 

5.  A.  Ursl.  or,  ol  stehen  ursprünglich  zwischen  Kon- 
sonanten (also  nicht  im  Wortanlaut): 

1* 


4  Lautlehre.  [§  5. 6. 

1.  kurzes  ä. 

I.  Betonung  ä:  hläto  Sumpf  boloto,  brädva  Zimmer- 
mannsaxt =  '''bord/j,  wahrscheinlich  entlehnt  aus  germ. 
*bardö  ahd.  barta^  bräsno  Mehl  abg.  brasbno  r.  borosno,  dläJca 
Haar  ''''dolka,  dlän  flache  Hand  doloti,  dräga  Tal  doroga 
Weg,  grah  Bohne  gor  och,  hrape  pl.  Unebenheiten  poln. 
chropawtj  holprig,  Mäda  Klotz  kolöda^  klädenac  Quelle  kolo- 
d'az,  kläti  (präs.  kdljeni)  schlachten  kolot! ^  krcwa  Kuh  ko- 
rova,  kräsfa  Blatter  korösta,  mräz  Frost  moroz^  mräziti  ver- 
feinden =  '■''■morziti,  pläh  heftig  pläsiti  schrecken  klr.  poloch 
schreckhaft  r.  polosit'  beunruhigen,  xMmm  Flamme  abg. 
plamy  =  ^polmy  klr.  ar.  jjolöm'a,  vgl.  abg.  poleti  in  Flammen 
stehen,  pläsa  Scholle  klr.  jwlösa,  plaziü  (jezik)  heraus- 
strecken (die  Zunge,  eig.  gleiten  lassen)  vgl.  r.  poldzW 
kriechen,  jmica  Schleuder  poln.  ptroca,  präg  Schwelle  porög, 
pram  Art  Kahn  piorom,  prämm  Büschel  (Wolle  u.  a.)  ^ 
'■'p)ormenb,  klr.  pöromin  Strahl,  präporac  Schelle  ar.  poroporh 
Fahne,  skrämica  {K\x skrämica  Tröpfchen,  eig.  Fetttröpfchen; 
dem.  von  älterem  skräma)  r.  skoronih  fette  Speise  =  ^skonn-, 
slädak  süß  solödkij  (bestimmte  Form),  vgl.  lit.  saldüs, 
släma  Stroh  solöma,  slätina  Salzquelle,  vgl.  soh  skr.  so  gen. 
soll  Salz,  r.  solotina  Morast,  svräka  Elster  soröka,  vläga 
Feuchtigkeit  vologa,  vläca  Egge  (eig.  Schleppe,  Schleife) 
vgl.  r.  volok  Schleppstelle  (wo  Schiffe  über  Land  ge- 
zogen werden),  vrana  Krähe  corona,  zraka  Strahl  vgl.  r. 
zorok  Blick,  zdrav  gesund  abg.  szdravb  =  '■'s^dorv^  r.  zdoröv. 
Man  wird  bemerken,  daß  fast  durchgängig  das  Russische 
die  Betonung  orö,  olö  hat;  das  skr.  ra,  lä  vertritt  diese 
Betonung. 

6.  n.  Betonung  ä  oder  unbetontes  d:  bläzina  bla- 
zinja  Federbett,  Kopfkissen  vgl.  r.  bolozen  Schwiele,  krä- 
välj  gen.  kravdlja  Hochzeitsspeise  (die  als  Geschenk  gebracht 
wird)  korovdj  Brotlaib,  Art  Kuchen,  zd-mlaz  Art  saure 
Milch  =  *molz^  (zu  '^mhlzq  '■'mhlsH  skr.  tnüzem  musti  melken, 
.abg.  mlzq  mlesti),  ö-mraza  Entzweiung  (vgl.  oben  mraziti), 
planlna  Waldgebirge,  Gebirge  klr.  2^olonynd  Hochebene, 
plänuti    aufflammen  =  ^'polnQÜ  (vgl.  oben  plamen),  öplaza 


§  6—8.]  Die  einzelnen  Laute.  5 

beim  Pflügen  übersprungene  Ackerstelle  (eig.  Gleitstelle), 
oplaznuti  (vom  Pfluge)  eine  Stelle  überspringen,  vgl.  oben 
plaziti,  slävüj  gen.  slavüja  Nachtigall  solovej,  prljetran  widrig 
fett  r.  jirüornyj  dial.  prltoromnyj,  nävlaka  Überzug  nävoloko 
(vgl.  oben  vlara). 
2.  langes  ä: 

7.  I.  Betonung  ä: 

hräv  Schafvieh  horov,  gläd  Hunger  golod,  glas  Stimme 
golos,  klää  Kühle  chölod,  Mäs  Ähre  kolos,  kräJc  das  Bein 
(in  seiner  ganzen  Länge)  vgl.  poln.  krok  Schritt  r.  ökorok 
Hinterviertel,  »ilä.z  Milchstrahl  beim  Melken  (vgl.  oben 
bei  zä-mlaz)  ^=  ^'niolzo,  vgl.  r.  molozevo  Biestmilch,  mräk 
Finsternis  morok,  mräv  Ameise  abg.  mravbji  vgl.  poln. 
mröwka,  r.  umgebildet  zu  muravej  (der  abg.  Form  ent- 
spräche ^''morovej),  pläz  ein  Pflugteil  vgl.  r.  2)6loz  Schlitten- 
kufe, ^;rfl/i  Staub  j)üroch,  präse  gen.  praseta  Ferkel  porosä, 
])räz  Widder  poröz  Eber,  släsi  Süßigkeit  (s.  o.  sladak)  = 
"•'■solsth  aus  '■'•soldti-,  smräd  Gestank  smorod,  sräm  Scham 
sorom,  sträza  Wache  sioroza,  svräh  Krätze  svöroh,  träk  Streif, 
Binde  torok  pl.  ioroki  Stirnband,  vläk  Fischernetz  (eig. 
Zug)  volok  Schleppstelle  (s.  o.  unter  vlaca),  vläs  Haar 
völos,  vläst  Macht  volost  Amtsbezirk,  vlät  Ähre  volot ,  vräg 
Teufel  (urspr.  Feind)  klr.  vörog,  vrän  Rabe  voron  (vgl. 
oben  vrana  —  vorona),  vrät  Hals  vorot  Kragen,  zläto  Gold 
Sülofo,  zräk  Strahl  zorok  Blick.  Man  wird  bemerken,  daß 
durchgängig  dem  skr.  rä  lä  die  russische  Betonung  oro 
ölo  entspricht. 

8.  n.  Betonung  d: 

hrdda  Bart  horodä,  hräna  Wehr,  Egge  boronä,  vgl. 
brdniti  wehren  klr.  horonyty  r.  horonit'§a  sich  wehren,  hrdzda 
Furche  horozdd,  gldva  Kopf  golom,  glänija  Scheit  golovnd 
Feuerbrand,  hrdbar  tapfer  klr.  choröbryj,  hräna  Nahrung 
hrdniti  nähren,  bewahren  klr.  choronyty  nähren  r.  choronW 
(eig  bergen) begraben, /cZa/ißc  =  ^''fcZawfccfe  =  "^''kolnbcb  Engpaß, 
vielleicht  zu  lit.  kdlnas  Berg,  krätak  fem.  krdtka  kurz  ko- 
rotök  fem.  korotkd,  mldtifi  dreschen  violotW,  za-mldziü  an- 
melken  (einem  jungen  Tier  in  den  Mund)  vgl.  oben  mläz, 


6  Lautlehre.  [§  8—10. 

plädne  Mittag  =  '''^wl-dme,  vgl.  podne  dass.  =  '^poodne  inr 
^'poldiie  =  polö-dh7ie,  p)lükati  spülen  klr.  polokaty  (nicht  in 
Verbindung  zu  bringen  mit  p)lakati  weinen  r.  jMkat'), 
plätno  Leinwand  polotnö,  pldzati  gleiten  ( vgl.  oben  jMz ;  Wurzel 
ursl.  pblz-,  abg.  plzeti  kriechen,  skr.  piuzati),  jjra-?a«  leer 
für  *präzdan  nach  fem.  präziia  für  '■'^'präzdna  abg.  j^razdhnh 
^orazdhna  r.  pioröznij  dial.  poroznyj,  sldna  Reif  lit.  szalnä, 
strdna  Seite  storond,  tldciti  niedertreten  tolocit' ,  tldka  Frone 
klr.  toloM  gemeinsame  freiwillige  Arbeit,  vlada  Herrschaft 
vlddati  herrschen  vgl.  r.  volode't',  vldka  geschleifter  Baum- 
stamm vldciti  eggen  (eig.  schleifen,  schleppen)  volocii' 
schleppen,  vldkno  Flachs  roloknö  Faser  (Flachs),  vrdbac 
Sperling  klr.  vorohec  r.  vorohej  ^=  abg.  vrabbjh,  vrdta  Tor 
vorotd,  vrdiifi  wenden  rorotit'.  Zu  bemerken,  daß  regelmäßig 
dem  skr.  rd  Id  im  Russischen  die  Unbetontheit  des  oro 
olo  entspricht,  der  Hochton  liegt  auf  der  folgenden  Silbe. 

d.     in.   Die  Betonung  wechselt   zwischen  ä   und  d: 

dräg  teuer  fem.  drdga  r.  dorog  dorogd,  liräm  gen.  lirdma 
Tempel  chorömy  pl.  großes  Haus,  Tiräst  gen.  hrästa  Eiche, 
cJwörost  klr.  cJivoröst  gen.  cAi;oros/j(  Gestrüpp,  mldd  fem.  mldda 
jung  molod  molodd,  jMv  fem.  j^Wfa  blond  polovyj  fahl  (be- 
stimmte Form),  slän  fem.  sldna  salzig  sölonyj  (solönyj,  be- 
stimmte Form),  vrän  fem.  vrdna  schwarz  voronoj  (bestimmte 
Form;  vgl.  oben  vrä7i  und vrana),  vielleicht  wy«//  gen.  rrdnja 
Spund  (wenn  zu  vbrq  vreii  abg.  =  '■''verfi)  =  'Horm.  Über 
wechselnde  Betonung  in  Kasusformen  z.  B.  gldva  akk.  glävu, 
pl.  gläve  s.  §  565. 

10.     IV.  a  unbetont: 

öhläk  Wolke  ar.  oboloko,  pämräh  Art  Wurm,  vgl.  poln. 
pamrowie  Engerlinge  (m  für  n\  vgl.  skr.  phidräv  dass. 
was  pamräJc,  für  ^po-nrav  =  *po-norv^,  bei  Mikl.  EW. 
S.  212b  r.  dial.  jwnorov  Art  Wurm),  päprät  Farn  pdjjo- 
rot,  po-vräz  Henkeleisen  am  Kessel,  vgl.  klr.  voroza 
Peitschenschnur;  ndrast  fem.  Begattung  des  Hahns  und 
jidrav  Gemütsart  stehen  für  *nräst  und  '^nräv  {nr  kann 
im  Skr.  nicht  anlauten,  daher  der  eingeschobene  Vokal) 
r.  norost  Froschlaich,  nörov. 


§  11 — 12.]  Die  einzelnen  Laute.  7 

11.  B.  or  ol  stehen  ursprünglich  im  Wortanlaut: 
lacan  hungrig  (von  Hunden)  abg.  alkati  hungern  (lit. 

dlhti)  alcbm  lacbm  hungrig,  läne  gen.  läneta  Rehkalb  abg. 
alnbji  und  lawbji,  mläka  Art  Quelle,  mläk  fem.  mJdka  lau, 
mläkva  Lache,  die  winters  nicht  zufriert,  "'■molk-  altr.  molo- 
kita  Sumpf  (s.  Brückner,  KZ.  45,  S.  104),  räbota  Arbeit 
klr.  roböta  vgl.  got.  arhaips,  räkita  Art  Weide  (Pflanze)  klr. 
rokijta,  ralo  Pflug  =  *ordlo  zu  or-nti  pflügen,  dazu  auch 
rätaj  Ackerer  =  '''ortajb  vgl.  lit.  ariöjis,  räme  gen.  rämena 
Schulter  vgl.  deutsch  arm,  raz-  Präp.  (zer-)  r.  roz-.  — 
läbüd  Schwan  *olbpdb  (vgl.  ahd.  albiz),  läda  Schiff"  abg. 
(ddbji  und  ladbji  r.  lod'jd,  läkat  Ellenbogen  r.  lokoi'  vgl. 
lit.  alkime,  läni  adv.  im  vorigen  Jahr  r.  dial.  loni,  rdstl 
wachsen  r.  rost\  rdvan  fem.  rdvna  eben  abg.  ravbm  =  '^or- 
ühivb  r.  rövnyj  unbest.  röven  fem.  rovnd,  rdzanj  gen.  rdznja 
Bratspieß  rozon  gen.  7'oznd. 

Unklare  Fälle :  die  Wörter  mlävifi  sehlagen ,  mräse 
pl.  Masern  (Krankheit)  haben  unursprüngliche  Anlaute, 
denn  die  Gruppen  mr,  ml  können  im  Slavischen  ursprüng- 
lich nicht  im  Wortanlaut  stehen,  aber  ihre  Herkunft  ist 
unklar;  auch  trcq)  Rübengrube,  träfor  Amarant  (Blume) 
sind  unsicher. 

IIa.  In  Fremdwörtern  ist  nicht  selten  die  Um- 
stellung von  ar,  la  zu  ra,  la  erfolgt,  so  in  klak  Kalk  lat. 
calx  calcem,  klasnja  Art  Strumpf  aus  mittellat.  calcia 
ital.  calza'^,  krälj  gen.  krdija  König  r.  koröl'  gen.  korol'd 
aus  deutschem  Karl  (der  Große),  krap  aus  deutschem 
karp  (aus  lat.  carpio)  r.  korop.  Lähm  Albona  in  Istrien, 
mramör  Marmor  lat.  marmor,  Mrätin  dem  Martinstag,  Rab 
die  dalmatinische  Insel  Arbe,  raka  aus  lat.  arca.  Rasa 
Fluß  in  Istrien  Arsia.  Skradm  gen.  Skradina  Skardona  in 
Dalmatien,  Vlali  Walache,  aus  dem  deutschen  Walcli 
(Romane)  r.  Volöck,  Vrafdlomije  Bartholomäus  (nach  der 
griech.  Aussprache  mit  v). 

12.  III.  Skr.  ä  ü  vertritt  nicht  ausfallendes 
urslavisches  ^  und  b,  außer  wenn  diese  zwischen  Kon- 
sonanten stehen    in  den  ursprünglichen  Verbindungen  r^ 


8  Lautlehre.  [§  12— IS. 

rh,  h  h;  ^r  i,r,  ^l  d  (darüber  s.  §§  27  —  29  u,  24 — 2-5); 
standen  n  rh,  h  Ih  im  Wortanlaut  vor  Konsonanten,  sr- 
ist  die  Vertretung  skr.  z.  T.  ra  la,  z.  T.  anders  (s.  dar- 
über §  28  I.  2  u.^  §  19). 

13  a.     A.  a  ä  stehen  für  ^ : 

1.  in  Wurzelsilben. 

hadar  fem.  hadra  munter  hodrh  bzdra,  bah  («  Iah  ganz 
und  gar)  bas  adv.  gerade  b^(:h^  vgl.  abg.  h^sbjq,  bäcva  Faß 
h7>cbva,  dähmiti  atmen  dhchnqti,  däska  Brett  d^ska,  gen.  pi. 
dänä  zu  dno  Boden  dwio,  n-gänuti  verrenken  g^nqfi  (aus 
''^'fßb-n-),  hxbao  Eimer  (Kübel)  kzbh,  käda  wann  '-'Hda  vgl. 
abg.  khgda,  kasno  spät  kitshno,  mäknuti  maci  rücken  mohioH, 
»last  Most  m^sh>  (lat.  mustum),  naöve  pl.  Backtrog  sg.  -'"rnktva 
(s.  Berneker,  Jagic-Festschr.  G02)  abg.  pl.  msfhvtj,  sa 
Präp.  mit  s^,  n-saJmuti  vertrocknen  si>clinqti,  sein  gen.  S7ia 
Schlaf  s^m  gen.  s^na,  rdsap  gen.  räspa  Zerstörung  (eig. 
Zerschüttung)  näsap  gen.  näspa  Damm  (eig.  Aufschüt- 
tung) rashj^z  (=  "'raa-srijn)  nas^p^,  snaha  Schwiegertochter 
smcha,  sät  Wabe  s7dh,  saljem  {sljem)  släti  schicken  s^l'q  s^lati, 
fädä  dann  '-'töda  vgl.  abg.  thgda,  täkmdi  iaci  berühren 
thknqti  H^ti  =  '■^thkti,  dazu  tacka  Stütze  (einer  Rebe  u.  a.) 
ticbka,  tast  leer  '''-thsk'h  abg.  thsth,  van  hinaus  vom,  väs  gen. 
twisi  (neben  üs  usi)  Laus  vhsh,  zao  fem.  da  böse  mh  zhla. 
—  Urspr.  r^,  h  im  Wortanlaut:  lagati  lügen  lä£  Lüge 
hgati   hzh,    räz    gen.   raz'i  (neben  rs  rzi)  Roggen  T^^:b. 

13.  2.  In  Formantien  und  sonstigen  Nicht- 
wurzelsilben:  -ak  =  -^k^,  z.  B.  pocetak  gen.  pocetka  An- 
fang j^ocd'^kz  gen.  -t^ka,  krötak  fem.  kröfka  sanft  krothko 
krottika,  krdtak  fem.  krdtka  kurz  *korthki>  abg.  krat^k^  kra- 
l^ha;  lagahan  fem.  lägahna  leicht,  mälahan  fem.  mälahw 
klein  '■'■hghcH^iz  *mahcJnm;  läkat  gen.  läkta  Ellenbogen 
abg.  lali:hth  gen.  lak^te\  pnjesak  gen.  pijeska  Sand  j^^^"^^-^^' 
pes^ka•,  sapät  Geflüster  sb'p^t^]  -a  am  Ende  von  Präpo- 
sitionen, z.  B.  iza-gnati  austreiben  iz^-gönati,  obä-sjati  be- 
scheinen  obhCb)-sbjati,  razä-slati  auseinanderschicken  ''■'razh- 
silati,  pjodä-vj  sub  eum  jwdz-iib. 


v^  14.  15.]  Die  einzelnen  Laute.  9 

14.  B.  a  a  stehen  für  h. 
1.  In  Wurzelsilben: 

häzfljeti  foetere  '■■'■hbzdeti,  cävtjefi  (für  "'cvätjeti)  blühen 
pro-cvästi  aufblühen  '•'kvbtefi  ^^Jcvbsti  abg.  cvisti  präs.  cvbfq, 
ra  Fragepron.  was  <'h-(to),  cähar  gen.  cähra  Zuber  chhro 
rhhbn,,  cdma  Langeweile  chnaü  mit  Ungeduld  warten  *cbma 
'•'chmati  vgl.  slov.  chmeti  hinbrüten,  cäst  gen.  cästi  Ehre 
cbsi'b,  cätac  Leser  eäfifi  lesen  cbtbcb  rbtq  1.  präs.  (inf.  abg. 
cisti),  dabar  gen.  dahra  (d  für  h)  Biber  bbbn,  dän  Tag 
dhnb^  nd-jani  gen.  nd-jma  Miete  najbnio  najbma,  oh-läznuti 
belecken  ''^Ibznqti  (vgl.  Uzati,  abg.  lizaii),  mac  Schwert  nibch, 
magla  Nebel  nibgla,  na-mägnufi  zuwinken  mbgnqti,  mavji 
kleiner  mbnbjb,  mästanije  dial.  Spiegelfechtereien  mhcbtanije 
Träumerei,  mäzga  Mauleselin  mhzga,  _pafcao  gen.  i)äkla 
Hölle  pbkh  Pech,  jjawj  Baumstamm  2)bnb,  ö-panak  gen. 
dpänka  Bundschuh  Opanke  ojrbmkh  ophrnka,  paf^-  gen.  psä 
Hund  j>»/>.SÄ  pjbsa,  'purac  gen.  pärca  Kläger  pärha  Prozeß 
süpärnik  Widersacher  phrhch  gen.  pbvbca  pbrbba  sqphrhnikh, 
fitaza  Fußpfad  sibd'za  sthza,  svanuii  hell  werden,  tagen 
svhnqti  aus  *svhtu-,  si-äst  gen.  svasti  Schwägerin  svbstb,  sav 
gen.  svä  Nat  sbvr,  shva,  stdblo  Stengel  sfbblo,  stäklo  Glas 
fitbklo,  l-sao  =  sal  gegangen  shh,  säptati  lispeln  sapät  Ge- 
flüster sbjj^tafi  sbjnh,  gen.  pl.  tdlä  zu  tle  pl.  Fußboden  vgl. 
abg.  tblo  ntr.,  tdma  Finsternis  tbnia,  tanäk  fem.  tanka  dünn 
ibmkh  ibnoka,  tarem  (frem)  1.  sg.  präs.  zu  trti  reiben  fbrq 
'■'fbrfi  abg.  trti,  täst  gen.  tasta  Schwiegervater  tbsfb,  väs  (säv) 
omnis  vbsb,  p)re-vaz-ici  übersteigen  -v^z-  (sonst  skr.  uz),  zäd 
dial.  Mauer  zbd^,  zanjem  1.  präs.  zu  zeti  ernten  ibnq  zetl. 

Ib-  ursprünglich  im  Anlaut:  Iah  fem.  laka  (aus  '^-lagka) 
lagahan  leicht  vgl.  lhg^kh  fem.  l■bg^ka  Hbg%clnm,  lan  Leinen 
Ibm,  last  Leichtigkeit  lästan  fem.  Idsna  leicht  Ibsth  Ihsfbmi. 
Ibsihna,  lav  Löwe  hvh. 

15.  2.  In  Formantien: 

-ac  =  -bcjj  z.  B.  ötac  gen.  dca  Vater  oihcb  otbca,  slijepac 
Blinder  slephch,  vgl.  auch  gen.  pl.  ovdcä  zu  ovca  Schaf 
ovbca;  -ak  =  -hko,  görak  fem.  gorka  bitter  gorbkh  gorhka, 
feiak  fem.  feska  schwer  tezbkh;  -ao  aus  -al  z.  ß.  kötao  gen. 


10  Lautlehre.  [§15-17. 

hoüa  Kessel  Icoibh  koibla,  örao  gen.  orla  Adler  onh  orbla, 
svljetao  iem.  svijetla  hell  svethh  svefbla;  -an  = -hm,  z.B. 
vjeran  fem.  vjerna  treu  verhm  vcrhna;  vgl.  noch  einzelnes: 
jdram  gen.  jdnna  Joch  jarhrm  jarhma,  öcat  gen.  dcia  Essig 
ochth  ocbta;  svagda  (für  *vsagda)  immer  vbsbgda;  onomä-dne 
neulich  ononib  dbne  lok.  sg.  =  an  jenem  Tage. 

In  Fremdwörtern  vertritt  a  öfter  deren  t  und  n, 
z.  B.  inasa  Messe  aus  lat.  missa,  tämjan  Weihrauch  aus 
■9u)uia|ua  (u  ^=  i),  2)apar  gen.  2)äpra  Pfeffer  lat.  piper,  Cäptat 
Ragusa  vecchia  in  Dalmatien  aus  civitaiem;  sjjänäö  Spinat 
ital.  spinace;  Bäkar  gen.  Bäkra  Ort  in  Kroatien  ital.  Bue- 
cari;  in  türkischen  Wörtern  u.  a.  deren  e,  z.  B.  bäkar 
gen.  häkra  Kupfer  haker. 

16.  IV.  a  dient  im  Skr.  als  Einschubsvokal 
zwischen  urslav.  Konsonantengruppen,  die  das  Skr.  über- 
haupt nicht  oder  an  der  betreffenden  Stelle,  z.  B.  im 
Wortauslaut,  nicht  duldet  (s.  §  114).  Zu  verstehen  ist 
das  so,  daß  zunächst  ein  dumpfer  Vokal  ^  eingeschoben 
ist,  der  dann  wie  jedes  ^  m  a  übergeht,  z.  B.  müdar  fem. 
mmlra  weise  mqdn  mqdra,  ösam  acht  osmh,  tmsao  (aus 
mtsal)  gen.  misli  Gedanke  viyslb,  tljesak  gen.  tljeska  Presse 
leskh  teska  (das  a  dieses  Wortes  ist  also  andern  Ursprungs 
als  das  des  scheinbar  gleichen  pijesak  pijeska  Sand,  dies 
ist  =  pes^k^  peshka,  mit  urspr.  ~o,  während  es  dort  neu 
entstanden  ist). 

IT.     Skr.  0  ö  vertritt: 

I.  urslav.  0,  z.  B.  hög  gen.  hoga  Gott  hog^,  hos  fem. 
hösa  barfüßig  hoso,  covjek  Mensch  clovekh,  dorn  döma  Haus 
dorm,  görjefi  brennen  (intr.)  goreti,  govör  Rede,  Sprech- 
weise gövon,  kösa  Haar  kosa,  löza  Rebe  loza,  ösam  acht 
osmb,  2^olje  Feld  2)ol'e,  rög  gen.  roga  Hörn  rogh,  usw. ;  dk- 
hov  eichen  dqbovb,  sclo  Dorf  selo,  vedoh  1.  sg.  aor.  ich 
führte  vedochh,  £eno  vok.  sg.  (zu  £cna)  zeno. 

Die  Verbindung  ro-  steht  in  einigen  wenigen  Fällen 
für  urslav.  or  im  Wortanlaut  vor  Konsonant:  roh  gen.  roha 
Sklave  *orh^  abg.  rab^  und  roho,  rbzga  Stange  (zum  An- 
ranken) '■■'orzga  abg.  rozga  und  razga. 


s5  IS — 21.]  Die  einzelneu  Laute.  11 

18.  II.  Skr.  0  für  silbenauslautendes  /.  Da 
altes  l  nach  Vokal  vor  Konsonanten  in  dieser  Stellung 
nie  verblieb,  sondern  el,  ol  zu  le,  la  wurden,  bl  zu  /  (dies 
zu  u,  s.  §  25),  so  kommt  silbenauslautendes  l  nur  vor, 
wo  nach  ihm  ein  ^,  b  ausgefallen  ist;  z.  B.  däo  f.  cldhi 
=  dah,  hvdlio  f.  hvälila  =  chvalilo,  pleo  f.  jüela  ^=  pleh,  ümro 
f.  ümrla  =  *umbrh;  gen.  prafioca  zu  noni.  pratilac  Begleiter 
=  pralilhca  prafilbch,  dloha  Teilung  =  dehba,  tjyoce  dem.  zu 
f/iio  Hals  =  ■'■gorlbce;  döca  aus  ''''dooca  gen.  zu  ddlac,  dies 
dem.  zu  dö  gen.  dola  Tal  =  dohca  dohcb,  doh.  —  Altes 
l'  bleibt  unverändert,  z.  B.  priiaielj. 

19.  III.  In  einigen  seltenen  Fällen  ist  wort- 
anlautendes l^■ ,  Ib-  vor  einfachen  Konsonanten  in 
o  übergegangen  (über  la-  s.  §  11):  biica  Löffel  (neben 
läsica  und  sllca,  dies  umgestellt  aus  Hsica;  das  auch  an- 
geführte lösica  ist  eine  Neubildung  aus  Kontamination 
von  uzica  und  läzica)  hsica,  özujäk  neben  läzaTc  März  zu 
hgati  skr.  lägaü  lügen;  jiri-önnti  ankleben  (intr.)  pri-lbnqü 
(aus  -Hbpnaji)  vgl.   skr.  pri-lijepiti  trans. 

20.  Skr.  u  entspricht: 

I.  ursiav.  z« ;  in  Wurzelsilben  z.  B.  hüditi  wecken 
haditi,  düsa  Seele  dnsa,  gubiti  verlieren  gubiti,  hüd  schlecht 
chud^,  kiqnti  kaufen  kupiti,  Ijüdi  Leute  l'iidbje.  mulia  Fliege 
mucJia,  slüga  Diener  sluga,  süh  trocken  siichh,  am  Vernunft 
MWi«;  —  in  Nicht  Wurzel  Silben  z.  B.  grädii  dat.  sg.  zu 
gräd  Stadt  gradu,  iiögii  gen.  dual,  zu  tioga  F'uß  nogu,  krä- 
güj  gen.  kragüja  Falke  kragujb,  vblüjskl  Ochsen-  vgl.  volujb. 

21.  II.  Skr.  ü  ü  vertritt  ursl.  q  (abg.  a  ge- 
schrieben) in  folgenden  Fällen: 

1.  In  Wurzelsilben: 

blüdifi  verhätscheln  blqditi  irreführen  (zu  bl§dq  ich 
irre)  bübanj  gen.  bübnja  Trommel  bqbbm,  zu  derselben  W.  br)b- 
(sch wellen)  bubla  Klumpen,  nä-bubriti  anschwellen,  bubnljka 
Pustel;  büdem  ich  werde  bqdq,  düb  Eiche  dqll^,  düga 
Regenbogen  dqga,  nä-duti  se  (pr.  nadmem)  sich  aufblasen 
dqti  (pr.  dhmq),  gölüb  Taube  golqbb,  grab  grob  grqJih,  grüdl 
})!.    Brust    grqdi,     güba    Aussatz    gqba    Schwamm,    gnbica 


12  Lautlehre.  [§21. 

Tiermaul  gqha,  güdjeti  geigen  gusle  pl.  Geige  ^ggdeti  abg. 
gada  gqsti  gqsli,  güsjenica  Raupe  gqsenica,  güska  Gans 
gasbka  dem.  zu  gqsb,  güst  dicht  gqsth,  güzva  güzvka  Reiser- 
geflecht ^'gp^bvica,  häluga  dial.  Kluft  (Hohlweg)  cJialqgn 
qppaY)ii6<;,  klupa  Bank  *klQpa  klqpb,  kliqjko  Knaul  klqbzko, 
kriig  Scheibe,  Kreis  krqgh,  krüt  dick,  fest  krqtb,  kma  Haus 
''''kpt'a  kqsta,  küdä  kudije  wohin  kqda  kqde,  küdjelja  Flachs- 
docke kqdelb,  küdrav  kraus  lockig  kqdravo,  kükolj  Kornrade 
kqkol'b,  küpati  baden  kqpati,  kiipina  Brombeerstrauch  kq- 
pina,  küs  gestutzt  kqso^  küt  Winkel  (Ecke)  kqt^,  läbüd 
Schwan  ■'■olbpdb  (vgl.  ahd.  albiz),  lüciti  al)sondern  Iqcifi, 
lüg  Hain  lqg^,  lük  (eig.  Bogen)Feder  an  der  Flinte  Iqkh, 
Jüka  Au  Iqka,  luika  Puppe  poln.  fqtka  "^'lohka,  müdar  weise 
)nqdrh,  müdo  Hode  mqdo,  muka  Pein  mqka,  müka  Mehl 
mqka,  mntiti  trüben  mqtiti,  vgl.  smMa  Schneetreiben  '■'^■s^- 
mqta,  müz  Mann  mqlb,  brüzje  Waflen  orqzbje,  pauk  Spinne 
paqko,  prüd  Sandbank  prqdo,  prug  gestreckt,  straff  2^'''19'^r 
dazu  pruziü  strecken  prqziti,  prüglo  Schlinge  prqglo,  su- 
priiga  Knittel  sq-prqga,  pd-prug  Saurasattelgurt  -pyqgh;  ^jr5f 
Rute  pj'oh,  püditi  scheuchen  pqditi,  pucina  weite  Meeres- 
fläche jMcina,  puknati  puci  bersten  pqknqti  *pQt'i,  pupak 
Xabel  pqpokh  zu  pajn,  püf  Weg  pqth,  piito  Fußfessel  pqto, 
rüb  Saum,  Naht  rübiti  säumen  rqb^  rqbiti,  ruda  dichte  rauhe 
Wolle  (lana  crispa)  rqda,  rudhia  Flur  (pratum)  poln.  i'e- 
dzina  fettes  Erdreich,  rüg  Spott  rqgb,  rüka  Hand  rqka,  vgl. 
obi'ilc  Reifen  ob-rqcb,  j^o-rüciti  sagen  lassen  (eig.  behändigen) 
po-rqciti\  skudla  Schindel  abg.  skqdoh  -dblb  -delb,  sküp  teuer 
skqph,  smnditi  sengen  smqditi,  strük  Stengel  poln.  strqk, 
siüpiti  treten  sfqpifi,,  sii-  in  süsjed  Nachbar,  süpärnik  Wider- 
sacher und  gleichartigen  Zusammensetzungen  sqsed^  sqphrh- 
nikh,  Süd  süda  Gefäß  s^-sqd^,  süd  süda  Gericht  sqd^,  tlsuca 
tausend  '^hjsot'a  abg.  tysqsta,  trüba  Trompete  trqba,  früd 
Feuerschwamm  *trodh  (und  trqtb),  j^o-trüsiti  anstreuen, 
dadurch  verunreinigen  *-trpsiti  zu  fres-  schütteln,  frfif 
Drohne  trqh,  tuca  Hagel  tqca,  iüga  Schauer,  Angst  tüziti 
beklagen  tqga  tqziti,  tüp  stumpf  tqp^,  tüsiti  dämpfen  (eig. 
dumpf  machen)   ^fositi  vgl,  poln,  iechnoc    muffig  werden. 


§21 — 23.]  Die  einzelnen  Laute.  13 

tütaiij  gen.  tübija  Dröhnen  tatbm,  ühorak  Art  Maß  qborzkv, 
udica  Fischangel  qdica,  ugor  Aal  *pgor'b,  ütroba  Eingeweide 
qtroba,  un-üfar  hinein  vin-qtrb,  üfva  Ente  aty,  ügal  gen. 
ügla  Ecke  qgh,  ugalj  gen.  tiglja  Kohle  qglh^  uzak  fem.  üska 
eng  uzao  gen.  üzla  Knoten  üzica  Strick  üze  Seil  suzanj  gen. 
suznja  Gefangener  qz^k^  '^-QZhh  qzica  qie  s%-qzbnh  (zu  der 
Wurzel  v^z-  binden);  züb  Zahn  zqh^,  zelüd  Eichel  seludac 
Magen  zelqdb  zelqd^k^. 

22.  2.  In  Formantien  und  andern  Nicht- 
wurzelsilben:  Verbalstämme  auf  -nq-,  z.  B.  däJmtiti 
döchnqti;  Partizipien  präs.  auf  -tiöi  =  -ot'-  abg.  -qst-,  z.  B. 
pletüci  *pletpt'i  pletqsti;  Adverbialendung  -pd-,  z.  B.  svüd.je 
svüdä  überall  vbsqde  vbsqda,  oviidä  von  hier  ovqda;  Akk. 
sg.  fem.  -u  =  -p  z,  B.  zenu  =  zenq ;  Instr.  sg.  fem.  auf 
-ju,  z.  ß.  stvärju  =  s^tvarbjq•,  1.  sg.  präs.  -u  =  -o  in  höcti 
ich  will  =  "^cJiot'p  abg.  chostq,  nwgu  ich  kann  =  mogq,  velju 
ich  sage  =  t'eZ'rt ;  3.  pl.  imperf.  -hu^-chq,  z.  B.  pletyähu 
pU'tähu  vgl.  abg.  plefeachq. 

In  älteren  Lehnwörtern  steht  ?(  für  deren  an,  am 
und  zuweilen  für  andere  dumpfe  Vokale  mit  Nasal,  so 
Früskä  Göra  (Gebirge  in  Syrmien)  =  frqzbsk^  fränkisch, 
pöluga  Stange  aus  *palanga  =  phalanga  (paXdTTI)  sühota 
Sonnabend  abg.  sqbota  vgl.  ahd.  sambaz-tag  \  su-,  sut-  in 
Ortsnamen  aus  romanischem  san-,  sanf-  (heilig),  z.  B.  in 
Dalmatien  Su-petar  San-Pietro,  Sut-ivan  San-Giovanni. 

23,  III.  Skr.  u  als  Vertreter  von  ursl.  ^l  hl, 
lo  Ih  zwischen  Konsonanten.  Im  Abg.  wurde  aus 
ol  hl  vokalisches  Z;  h  Ib  blieben  in  der  ältesten  Periode 
der  Sprache  als  solche  bestehen;  in  der  Schrift  werden 
hier  die  Gruppen  ^l  hl  (abg.  /)  von  h  h  nicht  geschieden, 
sondern  beide  geschrieben  mit  h  h  (s.  Abg.  Gr.  §  55). 
Im  Skr.  sind  sie  zusammengefallen,  und  zwar  in  u;  die 
Entscheidung,  wann  ursprünglich  ^l  hl,  wann  h  Ih  ge- 
standen hat,  läßt  sich  am  einfachsten  mit  Hilfe  des 
Russischen  treffen,  da  dies  für  ursl.  ^l  hl,  die  dort  zu- 
nächst in  hl  zusammenfielen,  ol  eintreten  ließ,  für  urspr. 
h  Ib  dagegen    lo   le   hat.     Es    sind  daher  unten    die   rus- 


14  Lautlehre.  [§  23—26. 

sischen  Formen  beigefügt  neben  den  altbulgarischen  oder 
den  urslavischen. 

24.     1.  u  statt  h,  h: 

biiha  Floh  hhcha  hiochd,  gunuti  Schluck  tun  (jidati 
schlingen  -f/htiti  -ghtati  gloiät ,  jhbulca  Apfel  jabhko  jabloko, 
Jciicine  pl.  Werg  vgl.  kl^k^  Tclok  Büschel,  kün  Ahorn  (neben 
hüjen  klen)  ''"khm  r.  klen  (spr.  kl'on),  künem  1.  sg.  präs.  (zu 
kleti)  fluchen  klbnq  (klefi)  r.  kl'anü  (für  klenü),  put  (alt) 
Fleisch  j)^'^^^  ploi\  süza  Träne  slhza  slezd. 

35.  2.  u  statt  ursl.  ^l  hl  (abg.  /,  geschrieben  h  Ib) 
bugarin  Bulgare  '■''b'olgarim  r.  bolgdrim,  bün  bimika  Bilsen- 
kraut Hhlm,  vgl.  r.  beleiid  =  '^belna  dass.,  cün  Kahn  '''chlnh 
colli,  dübem  düpsti  aushöhlen  (meißeln)  '■'dblliq  vgl.  r.  dol- 
bit\  dng  lang  ''^dhlg^  dolgij,  düg  Schuld  ''^dilgi  dolg,  hüm 
Hügel  '''clnhm  cholm,  kuk  Hüftbein  '^■k^lk^  vgl.  r.  kolce-nogvj 
Hinkender,  u-mnknem  n-muöi  ü-muknuii  verstummen  mü- 
cati  schweigen  ^mhlk-  u-nwlknut'  molcdt',  mnnja  Blitz 
•hmhibji  molnija,  mnzem  müsti  melken  '■■inblza  ''■■mhlsti  vgl. 
lit.  mll2-ti^  pull  Bilchmaus  (Siebenschläfer)  ^'phlclvb  vgl.  ahd. 
pilili  pilch,  pük  Volk  ^''jnlkh  polk,  pmi  voll  ^pblm  polmjj 
vgl.  lit.  pUnas,  püst  Filz  *pblstb  polst'  vgl.  das  deutsche 
Wort,  piizati  kriechen  h-puznuti  se  ausgleiten  jjüi  spnz 
Schnecke  '''phlzq  '^pblsti  polzü  polsti  vgl.  abg.  plezati  kriechen 
=  '■'"pelzati,  stuba  Baumleiter  ''''st^lba  vgl.  r.  stolb  Säule, 
stüp  Säule  '-'■'sthlpi  stolp,  sünce  Sonne  *s^lnbce  solnce,  tücem 
tuet  schlagen  stoßen  '''tblJcq  '^iblt'i  =  Hblkti  (abg.  tJkq  tlesfi 
=  Helkti)  r.  tolkü  (inf.  tolöc  =  '^telkti),  is-tumdciti  erklären 
'Hzlmacb  Dolmetsch  tolmdc,  tust  fett  '''tblsth  *tblstb  tolstyj, 
vücem  riÄci  ziehen  'hblkq  *vblt'i  =  '^'vblkti  (abg.  vlekq  vlesti 
=  '■■'■velkq  ^'velkti),  r.  rolokü  voloc'  (=  *velk-)  vgl.  lit. 
vükti,  vv.ga  Beutelmeise  H-blga  poln.  wilga  r.  i-volga  Pirol, 
vük  Wolf  '^vblkb  volk  vgl.  lit.  vilkas,  vüna  Wolle  *vhlna  völna, 
züc  Galle  '-''zblcb  zolc,  züdjeti  verlangen  nach,  begehren 
pö-zuda  Begierde  '-'zbldeti^  züna  Specht  ^zblna  zolnd  (zelnd)^ 
ifit  gelb  "■'■zblth  soltijj  vgl.  lit.  gettas. 

36.  IV.  Skr.  M  vertritt  anlautendes  urspr. 
v^-,  vb-: 


§  26 — 28.]  Die  einzelnen  Laute.  15 

Präposition  v^  in,  hinein,  wird  u,  z.  B.  ü  kuci  im  Hause 
abg.  vh  kqsti,  ü  Tcucu  ins  Haus  abg.  m  hqstq,  u-nütar  hinein- 
vz-nqfrb,  u-vesti  hineinführen  v^veHti\  dies  m  ist  nicht  zu 
verwechseln  mit  der  Präp.  u  (mit  dem  Gen.)  bei  =  ursl. 
abg.  u;  Präposition  v^z^  hinauf  uz^  z.  B.  üz  hrclo  den  Berg 
hinan,  abg.  v^z  hrdo,  uzvesti  hinaufführen  v^zvest^^,  —  uhao 
gen.  ubla  Art  Brunnen  '^v^h^l^,  udövica  Witwe  v^dovicay 
unuTc  Enkel  v^nulc^,  iqnti  rufen  (neben  väjnti,  z.  B.  3.  aor. 
zaväpi  2.  Mos.  8. 12)  v^p^t^,  üs  (neben  väs)  Laus  v^sb,  ütörnik 
Dienstag  v^tot'bnikh ;  jücer(a)  gestern  vhcera  {j  im  Skr. 
durch  Anschluß  an  jütro  Morgen,  jütrös  heute  morgen). 
Die  Vertretung  des  v^-  vh-  durch  u  ist  nicht  ganz  durch- 
gehend, vgl.  oben  väs,  ferner  van  hinaus  =  v^n^,  väs 
omnis  =  vbsb. 

37.  Skr.  r  vertritt  ursl.  n  rb  (abg.  rz  rb)  und 
ursl.  ^r  br  (abg.  r,  geschrieben  r^  rb)  vor  Konsonanten. 
Vor  Vokalen  konnte  die  Verbindung  r^  rb  überhaupt  ur- 
sprünglich nicht  vorkommen;  im  Skr.  kommt  aber  r- 
Vokal  vor  o  zu  stehen,  wenn  dies  aus  silbenauslautendem 
/  entstanden  ist,  z.  B.  gfoce  =  ^ghrhce,  daraus  zunächst 
■''■grlce,  Dem.  zu  grlo  Hals,  ümro  gestorben  =  ^umbrh 
daraus  *umrl;  dies  r  wird  leicht  zu  konsonantischem  r, 
also  gesprochen  wird  oft  ümro.  Da  bei  r  keine  Ver- 
wechslungen mit  anders  entstandenem  Vokal  stattfinden 
können  (wie  bei  u  =  ^l,  bl  mit  u  =  q  usw.),  genügt  es^ 
die  Fälle  herauszuheben,  in  denen  r  =  r^  rb  ist,  die 
übrigen  (Beispiele  §  29)  verstehen  sich  danach  von  selbst 
als  aus  ^r  br  entstanden.  Das  einfachste  Kennzeichen, 
welche  Lautverbindung  ursprünglich  vorliegt,  gibt  das 
Russische,  wo  r^  rb  zu  ro  re,  dagegen  ^r  br  zu  or  er  ge- 
Avorden  sind,  es  sind  daher  unten  die  russischen  Formen 
beigefügt: 

28.     I.  r  =  rz  rb: 

1.  Zwischen  Konsonanten: 

brst  junges  Laub  br^stb  hrost',  brvno  Balken  hrhvbno 
brevnö,  dfhat  gen.  drhta  (für  *drkta  aus  *drhgzta  nom.  *dr^- 
goh,  li  im   skr.  Nom.  aus  den  obliquen  Kasus  übertragen) 


16  Lautlehre.  [§28.29. 

Schauder  drhtati  zittern,  schaudern  *drifj-  drögnut',  di^vo 
Baum  pl.  drva  Holz  dnva  drovä,  gfm  Art  Eiche,  Gebüsch 
grmen  Gebüsch  grhrm  (in  altr.  Überlieferung  grbim  und 
gremh),  grmjeti  donnern  grhmeti  greme't\  vgl.  gröm  Donner, 
Jirbat  gen.  hrpta  Rücken  chrhhhU  chreböt  gen.  chrebtä,  krhaii 
krsifi  zerbrechen,  zu  kncha  krochd  Brocken,  krmelj  Augen- 
butter gramiae,  vielleicht  zusammenhängend  mit  grhmeMh 
dass.  (in  ar.  Überlieferung  gremezdh  und  grom-),  vgl.  slov. 
krmezelj  Augeneiter;  krna  Messerscheide  =  km'ia?,  kfpa 
Flick  krpiti  flicken  kropät'  sudeln,  oberflächlich  nähen, 
üs-krs  Ostern  its-krsnuti  auferstehen  v^s■krhsnqt^  voskres  vos- 
kr4smd' ,  krtica  Maulwurf  kroio  krot,  krv  Blut  kr^vh  krov 
vgl.  lit.  krüvinas  blutig,  prsljen  neben  presljen  Spinnwirtel, 
strm  stfmen  strmenü  steil  stnim  r.  stremind  Steile  stremif' 
heftig  fortreißen,  stfmen  Steigbügel  neben  sfrhnen,  dstrvo 
Insel  neben  r.  östrov,  trbuh  Bauch  r.  frehucJid  Wanst,  für 
'Hrhh-,  trsiti  se  sorgen,  sich  bemühen  um  (zu  lit.  irüsas  Ge- 
schäftigkeit, trüsti  viel  herumwirtschaften?),  trst,  ihka  aus 
{^tristbka)  Schilfrohr  trostb  trost' ;  —  in  Nichtwurzelsilben 
vereinzelt:  srebrn  =  '■■'•Sihrebrhno  silbern,  vjetrnl  mim  Wind- 
mühle =  vetrbm  vctrhnyjh. 

2.   Im  Wortanlaut: 

rda  Rost  (eig.  Röte)  "^nd'a  abg.  rzMa,  ndeti  se  erröten 
(vgl.  skr.  rüd  rötlich),  rt  Spitze  (z.  B.  eines  Berges)  r^to 
rot  Mund,  rvati  se  ringen  r'ovati  raufen,  fzati  wiehern  '-^'rb- 
zati,  vgl.  poln.  rze6,  fz  (neben  räz)  Roggen  r^zb  roz. 

39,  II.  Skr.  r  =  urspr.  hr  hr;  hier  nur  einige  Bei- 
spiele (s.  die  Bemerkung  oben  §  27):  bPz  schnell  *b^rzo 
borzöj,  cetvPti  vierter  '■'cetvbrh  cetvdrtyj  vgl.  lit.  ketviffas, 
crn  schwarz  *cbrm  cörnyj,  grlo  Hals  ''"g^rlo  görlo,  khna 
Steuerruder  '*khrma  kormä,  krmiti  nähren  '^^'k^rm^ti  kormW, 
mfknidi  finster  werden  '*mbrkngti  merknut',  smrt  Tod 
'■■s^mhrtb  smert,  Si'bin  Serbe  '''■sbrbim  Serb,  srce  Herz  '■'sbr- 
dbce  (vgl,  lit.  szirdls)  serdce,  tPg  Ware  'Hhrgh  torg  Markt,  vrU 
Gipfel  *vhrc1n  (vgl.  lit.  virsziis)  r.  verch,  vrba  Weidenbaum 
■■'•vbrba  verba,  zfno  Korn  *zhrno  (vgl.  lit.  zmds  Erbse) 
zernö. 


1 29. 30.]  Die  einzelnen  Laute.  17 

In  Lehnwörtern,  altererbten  wie  neueren,  steht  r 
öfter  an  Stelle  von  deren  ra,  vi,  re,  ar,  or,  er,  z.  B.  crkva 
Kirche  abg.  crky  ^=  '^cbrhy  aus  ahd.  Mrcha,  Jcrst  Kreuz, 
Christus  abg.  Icrbsh  aus  ahd.  kHsf{=  xpiCTTog),  tiyeza  Tisch 
xpctTreZia,  Grk  Grieche  abg.  grhki  aus  graecus,  Grgür  Gregor 
aus  rpriY6piO(S  (spr.  gri-);  srdeJJa  Sardelle  ital.  sardella, 
mhiär  Matrose  ital.  marinaro,  mrgwj  Grenzstreifen  ital.  mar- 
gine,  Kff  Korfu,  frimm  vrh'ma  Sturm  türk.  fertena  aus  ital. 
fortuna,  Trst  Triest  Tergeste. 

30.  e  e;  vom  Urslavischen  ausgegangen,  gestaltet 
rfich  die  Entwicklung  der  e-Laute,  ursl.  r,  e,  e,  fol- 
gendermaßen : 

A.  Ursl.  e  wird  über  das  ganze  Sprachgebiet  e 
(über  bestimmte  einzelne  Abweichungen  in  cakavischen 
Mundarten  s.  §  204);  russisch  entsteht  '«. 

1 .  In  Wurzelsilben : 

blhiuti  erstarren  (eig.  irre  werden)  aus  *hlednpti,  vgl. 
abg.  hledq  hlesti  irre  gehen,  brecati  knallen  r.  hräknid'  = 
"^br^k-,  znbrekmäi  anziehen  (vom  trockenen,  in  Wasser  ge- 
lassenen Gefäß)  r.  na-brähmt'  aufquellen  =  *bn'k-,  cedo 
Kind  cedo,  cesf  dicht  cesh  (vgl.  lit.  kitnszfas  gestopft),  eist 
cestica  Teil  cestit  glücklich  cpstb,  pö-ceü  (präs.  pö-cnem)  an- 
fangen -c^ti  (-cbna),  deset  zehn  desptb,  desni  pl.  Zahnfleisch 
(sg.  desna  AWb.)  =  *desna  r.  desnd  (für  d'asnä),  djetao  djetla 
Specht  djeielina  Klee  r.  d'äiel  =  ^deteh  ddtlina,  =  *detelina 
(in  den  skr,  Wörtern  ist  je  anomal),  devet  neun  devetb, 
Drezga  (Ortsname)  drezga  Wald,  üz-eti  (u.  a.  Zusammen- 
setzungen mit  -eti)  präs.  iiz-mem  wegnehmen  v^z-eti  vhz-hma 
(Simplex  ^f^i  imq),  galeb  Möwe  =^  galeb^?,  gävez  Wallwurz 
f.  gav'äz  ••=  ^'gavezs,  gledati  schauen  gledati,  gdlet  kahle 
Gebirgsgegend  =  '^goleib'^,  göveda  pl.  Rindvieh  govedo,  greda 
Balken  grcda,  gredom  üz-gred  im  Vorbeigehen  gredem  gresti 
gehen  gredq  gresti,  grezmdi  (untersinken)  überschwemmen 
gr^znqti,  jägned  Pappel  agnah,  järeb  Rebhuhn  jarebb^  jästreh 
(jästrijeb)  Habicht  jastrebö,  jöknuti  erschallen  jecati  hallen, 
vgl.  poln.  jeknqc  ächzen  =  *jeknQti,  jeänen  Gerste  jecbrny, 
jeguija  Aal  =  ^jegul'a?  vgl.  ügor  dass.  =  '*qgorb,  jedar  fem. 

L  0  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  2 


18  Lautlehre.  [§  30. 

jedra  dicht,  fest  j^dn  vgl.  jedro  Kern,  jetra  Leber  jetro, 
jetrva  Schwägerin  jetry,  jeza  Schauder  j^d'za  Krankheit, 
jezik  Zunge  jezyk^,  klekmdi  kleöl  niederknien  *kleknqti  *klet'i 
=  '■^klekti  abg.  kl^'caii  klecati,  Meli  (präs.  künem)  fluchen 
kmi  iklhnq),  knez  Fürst  fem.  knegwja  abg.  kbn^d'zh  {kyn^zh}  kwi^- 
gyni,  altes  Lehnwort  aus  deutschem  kuning,  köleda  (jetzt 
eine  Art  Weihnachtsruf  koledol)  aus  lat.  calendae,  krenuti 
kretati  bewegen  krenqti  krefati,  leca  Linse  abg.  ksta,  ledina 
brachliegendes  Land  ledina,  leda  Rücken  hjdvbja  Lende, 
legnem  lege  mich  '^kgnp  (inf.  leci  ==  Hegti  abg.  lesti),  dazu 
U&i  Uzem  brüten  =  ^let'i  aus  H^gti  *legp,  u-leknuti  se  -leöi 
se  sich  senken  =  *l^kn^ti  *let'i  aus  H^kti  abg.  l^sti  lekq 
biegen,  tmk  fem.  rneka  (=  *mekka  für  *mek^ka)  weich 
mek^k^  fem.  niekhka,  po-menuti  erwähnen  po-menqti,  meso 
Fleisch  mcsOj,  jM-mösti  metem  verwirren  mfsfi  m^tq,  pamet 
Verstand,  Gedächtnis  pametb,  metva  metvica  Minze  aus  lat. 
mentha,  ped  Spanne  pedb,  penezi  pl.  Geld  (für  *pjenez;  ikav. 
plnezi)  pened'zh  penezb  altes  Lehnwort  aus  deutschem  penmng, 
pet  fünf  p^th,  pefa  Ferse  o-pet  wiederum  p^ta  o-petb,  pest 
pesnica  Faust  p)estb,  po-jn'^gnuti  -preöi  anschirren  pr^gnqti 
*prft'i  =  *pregti,  prenuti  auffahren  (aus  dem  Schlafe) 
predati  erschrecken  prenqti  =  ^prcdn.  pr^dati  aufspringen^ 
presti  predem  spinnen  presti  jjrcdq,  pretati  zudecken  (bergen) 
zäpret  mit  Asche  bedecktes  Feuer  p)r^tati,  red  Ordnung 
red^,  regnuti  aufmurren  rSiati  Zähne  fletschen  r^gnqti,  rep 
Schwanz  *rep-  vgl.  poln.  j-zqp',  resa  Kätzchen  am  Nußbaum 
pl.  rese  Fransen  resa,  sedra  Kalksinter  *sedra  vgl.  deutsch 
Hinter,  segmdi  sezati  langen  nach  segnqti,  u-siknuti  schnauzen 
(emungere)  seknqti  sickern,  abfließen ,  svet  heilig  sveio, 
säati  wandeln,  spazieren  sgtati  sc,  stedjefi  sparen  *skedeti 
abg.  st^deti,  feg  Zug  po-tegnuti  (u.  a.  Zus.)  ziehen  te£ak 
sch^v er  teMti  Feld  bauen  tezäk  Ackerer  teg^  tegnqti  tez-bki  usw., 
tetiva  Bogensehne  tetiva,  tresti  tresem  erschüttern  trf,sii  trcsq, 
veöi  größer  abg.  vestbjb,  venuti  welken  v^nqti  =  *v^d-n., 
vesti  vezem  sticken  vezati  binden  vpsti  v^zq  v^zati,  rukovet 
Handvoll  vgl.  abg.  rako-jeh,  vez  Ulme  *vezh  poln.  itiqz, 
vltez  Held   vit^d'zb   vitezh,  zinuti  keimen    *zenpti  =  zehnqti, 


§30—32.]  Die  einzelnen  Laute.  19 

zepsti  zebem  frieren  z^hq,  zet  Schwiegersohn  zeth,  zvek  Klang 
zvecati  kHngen  zv^knqfi,  seäa  Durst  zedan  durstig  *z§d'a 
abg.  i^ida  Durst  £§dati  dürsten,  £eti  (präs.  imeni)  drücken 
£^ti  (zbmq),  ieti  (präs.  zänjem  znjem)  ernten  zetva  Ernte  zeU 
{zhnq)  z^tva,  zezelj  Anbindestock  für  Schafhunde  ar.  zazelb 
=  *zgz-. 

31.  2.  In  deutlich  nicht  wurzelhaften  Silben: 
Neutra  auf  -e  gen.  -eta  =  -e  -de,  z.  B.  tele  teleta  Kalb 
felf,  telete;  Nora,  der  Neutra  auf  -e  gen.  -ena,  z.  B.  wie 
gen.  Imena  Name  inif  imene;  mjesec  Mond  mesecb,  zec  aus 
'^•zajec  Hase  zajecb;  Gen.  sg.  fem.  -e,  z.B.  düse  (zu  düsa) 
=  duse;  Nom.  Akk.  pl.  fem.  msk.  -e,  z.  B.  düse  =  duse, 
ordce  (zu  dräc  Pflüger)  =  orace;  Akk.  sg.  pron.  me  te  se 
mich  dich  sich  =  mp  te  se;  3.  pl.  aor.  -se  =  -se,  z.  B. 
pletose  (zu  pletem  ich  flechte)  =  pletose. 

33.  B.  Für  die  nicht  -auf  e  zurückgehenden 
e-Vokale  des  Skr.  muß  getrennt  werden  nach  den 
Mundartengruppen:  ekavisch  einerseits,  ikavisch  und 
jekavisch  andrerseits:  im  Ekavischen  sind  urspr.  e  und  e 
(dies  =  e  und  e)  in  e  e  zusammengefallen;  da  e  ebenfalls  zu 
e  wird,  hat  diese  Mundartengruppe  e  e  unterschiedslos  für 
ursl,  e,  e,  ^.  Im  Ikavischen  und  Jekavischen  dagegen  ist 
die  Vertretung  des  ursl.  e  von  der  des  e  e  unterschieden 
geblieben,  indem  ikavisch  e  zu  i  7,  jekavisch  zu  je  ije  {ie) 
wird.  Statt  re-  tritt  jekavisch  in  der  Regel  nicht  r/e-, 
sondern  re-  ein,  so  daß  in  diesem  Falle  ekavisch  und 
jekavisch  zusammenfallen. 

33.  1.  Die  Vertretung  von  altem  e\  ehemaliges 
serb.  e  kann  auf  zwei  urslavischen  Lautverhältnissen  be- 
ruhen : 

a)  Altes  e  kann  entstanden  sein  aus  er  el  vor  Kon- 
sonanten: re  le.  Ein  einfaches  Mittel,  zu  erkennen,  wann 
dies  der  Fall  ist,  gibt  das  Russische,  da  es  ere,  olo  (dies  zu- 
nächst für  ol,  in  das  urrussisches  el  überging)  für  er,  el  hat. 
Daher  ist  unten  den  skr.  Wörtern  in  ihren  drei  mög- 
lichen Formen  außer  der  urslavischen  und  abg.  auch  die 
russische  Form  beigefügt. 

2* 


20  Lautlehre.  [§33.34. 

I.  Akzent  ": 

hreg  brljeg  bng  Hügel  *hergi  bregh  bereg  Ufer,  brest 
brijest  brist  Ulme  %ersh  r.  berest,  cremza  crljeniza  crimza 
Sperberbauni  r.  ceromcha  cerömucha,  crep  crljep  cnp  Scherbe 
*cerp^  cerep,  dren  drljen  drin  Kornelkirsche  *derm  abg. 
drenyni  (der  Baum)  r.  defon,  drSvo  lignum  crucis  (urspr.  nur 
Baum)  Schiff  (vgl.  ital.  legno)  drijevo  drwo  *dervo  derevo, 
dnjezga  {vodena)  Pfianzenart  (sium  latifolium)  zu  r.  derezd 
Ginster  u.  a,?  mrest  mrljest  mrist  {m  für  n)  Fischrogen 
*nerst^  klr.  nerest  Laich,  plen  plljen  plvn  Beute  *peln~o  (vgl. 
lit.  petnas  Verdienst)  plem  polön,  pryed  pred  prid  vorher 
vor  *perd^  pred^  r.  j;ere(7  und  ^je/drf,  j)^'^^<^  iwljeko  pnko 
hinüber,  jenseits  *perJco  r.  jjerok,  sremus  (s  für  c)  srijemus 
allium  ursinum  r.  ceremica,  sres  srijes  srls  Hefe  sresb 
"sersb,  treni  tryem  Halle  trem^  Urem  gr.  Tepe|Livov,  vrljed 
vrld  Beule  (Geschwür)  *verdi  rred^  vered,  vresak  vrijes  vrl- 
jesak  vrisak  Erika  "'-versh  veres-,  idreb  Mrljeb  Mrlb  Los 
''"zerb-  abg.  zrebbjh  r.  zerebej  gen.  zereb'ja,  idrebe  gen.  Mrebeta 
Mrxjebe  zdribe  Füllen  *zerbe  zrebe  zereb'd,  zdrelo  zdrljelo 
zdrilo  Engpaß  (eig.  Schlund)  *zerlo  r.  zerelo,  zleb  zlijeb  Mb 
Rinne  (Wasserr.)  *zelb^  zölob.  Zu  bemerken  ist,  daß  dem 
skr.  e  (f,  ije)  der  Regel  nach  im  Russischen  die  Betonung 
ere  entspricht. 

34.     H.  Akzent  ": 

breda  trächtig  '''berd'a  abg.  brezda  klr.  bereza,  brenie 
brhne  Last  ^berme  breme  berem'a,  breza  brlza  Birke  breza 
beröza,  crepati  crtpati  schöpfen  *cerpati  crepati,  crevlja  Schuh 
'■'cerv-  abg.  crevhjh  vgl.  r.  cerevik  Bauernschuh,  mleti  mljeti 
(Präs.  meljem)  mllti  mahlen  ^melti  mleti  (meto)  r.  molot' , 
mreza  mrlza  Netz  *merza  mreza  mereza,  pljeti  (Präs.  plijevem) 
pleviti  pUjeviii  pliviti  jäten  ^'pelti  (^'pelvo)  pleti  (plevq)  r.  po- 
I6t\  pleva  pljeva  pllva  Spreu  '^'pelva  pleva  r.  polova,  prez 
{rükii  mi  je  es  ist  mir  zuwider,  eig.  darüber  hinaus)  *perzi 
jyrezi  wr,  perez  durch,  vorbei,  sljeme  slhne  slhne  Trambaum 
des  Daches  (First)  vgl.  lit.  szehnü,  smreka  Wacholder 
*smerka    vgl.    abg.    smreca    klr.    smereka    eine    Fichtenart, 


34 — 36.]  Die  einzelnen  Laute.  21 

tresnja  (alt,  cak.  crisnja)  injesla  Weichselkirsche  r.  ceresna^ 
vreöa  Sack  *verta  vgl.  abg.  vretiste  r.  veretisce  (alt). 

35.     III.  Akzent  '  (e  i  ije): 

crevo  crijevo  crivo  Darm  "^cervo  crevo  r.  cerovo  (klr.  re- 
revo)  Leib,  {reda  crijeda  crida  (aus  der  Kirchensprache,  die 
serb.  Form  wäre  *creda)  Reihe  ^cerda  crcda  reredd,  dlijeto 
Meißel  ^-'delto  (=  *delh-to  zu  ^dblbq  skr,  dühem  düpsti)  r.  do- 
Jofo  (entweder  =  *delfo  oder  =  *dolto,  vgl.  preuß.  dalptan), 
dreti  drijeti  driti  (präs.  derem)  reißen  "^derti  (abg.  dagegen 
dhrati  derq),  mleko  mlijeko  niliko  Milch  *)nelko  mJeko  moloko, 
srMa  srijeda  srida  Mitte  *serda  sreda  seredd,  trebiti  irijeUli 
fr'ibiti  säubern  *ferbiti  trebiti  terebit',  tr^zan  trijezan  trizan 
(fem.  -zna)  nüchtern  '■■'•terz-  vgl.  abg.  trezv^  r.  dial.  tcrezvyj 
klr.  tverezyj,  vrijeci  vriöi  (präs.  vrsem)  dreschen  "■verchti 
'■''vhrchg,  vredan  vrijedan  vridan  (fem.  -dna)  würdig  *verd^ 
(aus  ahd.  icerd  adj.)  abg.  vred^,.  vreme  vrijeme  (gen.  vremena) 
vrime  (gen.  vnmend)  *veyme  vreme  ar.  verema,  vr6slo  vrijeslo 
vrislo  (po-vr.)  Henkel  am  Kessel  '-Herslo  klr.  po-veresl6 
Garbenband,  vreza  vrijeza  vriia  Stengel  *verza,  ilezda  zli- 
jezda  zlizda  Drüse  abg.  zleza  ar.  zeleza.  Die  entsprechenden 
russischen  Wörter  haben  als  Regel  den  Hochton  auf  der 
Silbe  nach  -ere. 

«$6.     IV.  (e  e,  i  ?,  e  ije)  mit  Akzent  '   oder  unbetont: 

brekinja  Sperberbaum  klr.  bereka,  ü-mreti  ü-mrijeti  ü- 
mrlti  (präs.  ümrem)  sterben  '^merti  vireti  {mbrq)  r.  meret' ; 
pre-  (pri-)  pre-  prije-  (pri-)  Präp.  z.  B.  p)re-laziti  hinüber- 
gehen, prelaz  prijelaz  Furt,  j^re^es  (Vorhang)  prijevjes 
Schleier  '■'per-  abg.  pre-  r.  pere-;  prepelica  Wachtel  r.  j?e- 
repel  klr.  perepelica,  zä-preti  zä-prijeti  zä-priti  (präs.  zä-prem) 
zusperren  ö-preti  usw.  anstemmen  (und  in  anderen  Zus.) 
*perti  preti  (präs.  phrq)  stützen  r.  2)eret\  slez)na  sljezlna 
Milz  r.  selesonka,  teireb  tetrijeb  tetrlb  Auerhahn  *tetervh  r.  te- 
terev,  zh-trijeti  (neben  zätrti;  präs.  zä-trem)  ausrotten  (eig. 
zerreiben)  'Herti  (tbrq)  teret',  vreteno  Spindel  r.  vereteno,  zä- 
vrefi  zä-vrijeti  zä-vriti  (präs.  zä-vrem,  eig.  einschließen)  ver- 
bergen *vert/  (vhrq)  vreti  r.  za-veret'  zuflechten  (ausbessern); 
lyreti    vrlfi    sieden    ist    nicht  =  '-'verti    sondern  =  vhreti, 


22  Lautlehre.  [§  36. 37. 

skr.  vrelo  Quelle  kann  sein  =  'Herlo  und  =  '-'vuelo^,  pro- 
zdreti  prb-zdrijeti  prö-MrUi  (präs.  prö-zdrem)  verschlingen 
*zerti  (zhrq)  ireti  klr,  zeröty. 

In  Lehnwörtern  steht  re  le  ebenfalls  zuweilen  für 
die  Verbindungen  er  re  el  und  ähnlichen,  z.  B.  Mißt  (Insel 
bei  Ragusa)  ital.  Meleda  MeXmi,  Spljet  Spllt  Spalato  (doch 
nicht  für  diese  Form,  sondern  für  ein  Sp-let-),  Srem  Srijem 
Srlm  Sirraium  (Syrmien). 

37.  h)  Skr.  e  e,  je  ije,  i  t  entspricht  ursl.  e,  einerlei 
wie  dies  entstanden  ist  (s.  Abg.  Gr.  §  10): 

In  Wurzelsilben: 

Mda  hijeda  bida  Beschuldigung  calumnia  beda,  pb- 
begnuti  -bjegnuti  -bignidi  entfliehen  bezati  bjezati  b'izati  laufen 
bljeg  Flucht  begnqti  bezati  beg^\  beo  fem.  bela,  bto  bijela,  Mo 
bila  weiß,  belma  bjellna  bilina  Weiße  beh  belina;  bes  biß  es 
bis  Wut  bes^  Dämon,  beseda  besjeda  besida  Rede  beseda,  ble- 
jati  blöken  vgl.  klr.  blijäty  =  *&Ze-,  daneben  blejdty^  daher 
skr.  e  zweifelhaft,  ob  e  oder  e  (ikavisch  scheint  kein  bli- 
jati  vorzukommen),  blijeslca  Flimmern  vor  den  Augen 
bljesnuti  erglänzen  (=  Hüeskngti)  vgl.  abg.  bleskh  Glanz, 
Schimmer,  c4diti  cijediti  ciditi  seien  cediti,  djeö  clö  wegen 
*cet'a  abg.  cesta;  ceo  fem.  cda,  cio  cijela,  do  cila  ganz  (in- 
teger) ceh;  cena  djena  dna  Preis  (Wert)  cjenoca  Wohlfeil- 
heit cena;  cepac  cijepac  dpac  Querstab,  djep  pl.  cjepovi 
Dreschflegel  *cep^,  c^pati  djepati  dpafi  spalten  cßpka  Scheit 
cepiti;  cesta  Weg  cesta,  ceu  cijev  civ  Spule  vgl.  abg.  cevhnica 
Lyra  (eig.  fistula),  covek  cövjek  cövih  Mensch  clov^k^,  ded 
djed  did  Großvater  ded^;  deo  gen.  dela,  dio  dijela,  dlo  dila 
Teil  del^\  delo  djelo  dilo  Tat  delo\  nedelja  nedjelja  nedüja 
Sonntag  nedel'a;  nh-deti  nä-djeti  -diti  anlegen,  anstecken, 
dhfi  djesti  dlsti  legen  deti;  düe  gen.  deteta,  dijete  gen.  dje- 
teta,  dite  gen.  dlteta  Kind  deff.  gen.  detete;  dever  djever  dluer 
Schwager  deverb,  devöjka  djevöjka  divdjka  Mädchen  deva  de- 
vica;  drem  drljem  drim  Schlummer,  dHmati  drijemati  drimaii 
schlummern  dremati,  gnjev  (hei  Vnk  gnßv;  alt  auch  gnijev 
gnjijev,  gniv  gnjiv  geschrieben)  Zorn  gnevh,  gndzdo  gnißzdo 
gnizdo  Nest    gnezdo,   raz-gövetan   -govijefan.  -govttan   deutlich 


§  ä7.J  Die  einzelnen  Laute.  23 

^'-(jovethm,  na-grijebati  (zu  grcbem  grepsti)  umgraben  -grebaii, 
hieb  hljeh  hVib  Brot  cliWn,  greh  grljeh  grih  Sünde  grecJa, 
(frejati  präs.  grejein  grljati  grijem  wärmen  grejatl,  hrhi  Meer- 
rettich chrem;  jhü  präs.  jeni  tjem  jedem,  jisti  ßm  jtdem 
essen,  dbjed  Mittagessen  '''esti  '^'emb  abg.  jasii  janib,  vgl.  iz- 
esti  iz-emh,  obed,h;  jed  Ijed  jtd  Gift  ^'edi  abg.  jad^,  klesia 
klijesta  klista  Zange  abg.  Mesta,  Met  klljet  Mit  Vorratskammer 
kUtb,  oUevaii  -klijevati  -klivati  zögern^  kolebati  se  schwanken, 
kblevka  kulijevka  kbllvka  Wiege  kolebati,  ökrek  ökrijek  Algen 
iabbkrecina  dass.  (zweifelhaften  Ursprungs);  krepak  fem. 
krepka,  krlpak  stark,  krepost  krlpost  Stärke,  pot-krijepiti 
kräftigen  krejnkh  krepostb  krepiti\  kres  knjes  pl.  kresovi  Jo- 
hannisfeuer  (zu  kresiti  aufstehen  machen,  erregen);  po- 
legati  -lijegati  -ligafi  sich  der  Reihe  nach  hinlegen  (iter.  zu 
poleci)  priUgati  pri-lijegati  sich  anlegen,  sich  niederbücken 
(ipf.  zu  j?r*7ec0  -legati;  Ulm  lijl'ha  Ulm  Gartenbeet  lecha;  lek 
lijek  llk  Arznei,  lekär  Ijekär  Vikar  Arzt  lekh  lekarb,  len  Ivjen 
lin  und  leniv  Ijeniv  Viniv  träge  Um  leniv^;  lep  lyep  lip  schön, 
lepbia  Ijepöta  lip)bta  Schönheit  leph  lepota;  lepiti  lijepiti  lipiti 
ankleben  trans.  lepiti,  les  l\jes  lis  Wald,  lesa  Ijesa  lisa 
Pritsche,  Flechte  klr.  l'isa  =  *Zesa;  leska  lijeska  liska  Hasel- 
strauch, Ijesnik  Haselnuß  leska;  nä-lesti  -lezem  -Ijesti  -Ijezent 
-listi  -lizem  u.  a.  vorbeipassieren  lezq  lesti,  lestve  Ijestve 
Fistve  pl.  Leiter  vgl.  abg.  lestvica,  lemati  lijemati  liniati 
schlagen  Hemati  (zu  der  Wurzel  von  löniiti  brechen), 
na-letatl  (u.  a.  Zusammensetzungen)  na-lijetafi  na-Utati 
aufliegen  letati,  leto  Ijeto  Itto  Sommer  leto,  dö-ljevati  do- 
lijevati  (u.  a.  Zus.)  do-livati  vollgießen,  levl  lljevi  Iwi  link 
Ijeväk  Linkhändiger  lern,  med  mjed  mul  Kupfer  medb,  med- 
ved  medvjed  niedvid  Bär  medvedb,  meli  m'ijeh  mih  Schlauch 
mjehtr  Blase  mecll^  mechyrh;  mena  niijena  mina  (eig. Wechsel) 
Mondwechsel,  mljent  se  es  wird  Neumond,  mijenjati  tauschen 
meniti  mena;  pri-meniti  pri-mijeniti  anmeinen,  vorbedeuten 
meniti  erwähnen;  mera  mjera  mlra  Maß,  ndmera  ndmjera 
ndmira  Zufall,  nä-mjeriti  einen  wohin  bringen,  treffen,  finden, 
pbmjeriti  j^omijerati  von  der  Stelle  rücken,  zdmera  zdmjera 
zdmira  Übelnehmen,   zä-mjeriti  (bösen)  Blick  werfen    mera 


24  Lautlehre.  f§  37. 

^[aß  menti  messen;  mesec  mjesec  mlsec  Mond  mesecb]  mesiti 
Mijesüi  niisiti  (Teig)  anrühren,  po-mesati  po-mijesati  po-inisati 
vermischen  mesiti  mesati;  mesto  mjesto  mlsto  Ort  mesto; 
za-mijetiti  bemerken  r.  metä  Ziel  metit'  mit  einem  Merk- 
zeichen versehen,  mezga  mezgra  Baumsaft  mezga,  mczimac 
vtljezinac  mtzi7iac  Letztgeborener  mezinbcb;  nega  vjega  Pflege 
negovati  njegovati  nlgovati  (nä-nigovati)  pflegen  nega  negovati; 
dö-neh  -nijeJi  -mh  Aor.,  dazu  Inf.  dö-neti  -nijeti  -niti, 
Partiz.  dö-neo  do-nela,  -nio  -nijela,  -nio  -oiila  (u.  a.  Zus.) 
aus  '■'-n€ch^  abg.  -7ieff7)  *-neti  (Analogiebildung  statt  -nesti 
tragen)  *-wefo;  neko  njeko  mko  aliquis  ne■k^to^,  nein  nljem 
nvm  stumm,  neniac  nijemac  nimac  Deutscher,  njemica  die 
Stumme  nem^  nemhch;  nesam  nijesam  nisam  bin  nicht  nesmb, 
iieveda  iievjesfa  nevista  Braut  nevesta,  za-novetati  za-novijetati 
za-novitati  plappern  ''^■novetaii,  pre-pjecati  (iter.  zu  ^;^c/)  zum 
zweiten  Male  überbacken  '"^-pecati,  pega  pjega  plga  Fleck 
pega,  pijehiuü  pijehafi  ausatmen  (eig.  keuchen?  zu  ^^^ 
pbcJi-  stoßen?),  phia  pjena  plna  Schaum  2^^^^(^>  penezi  pl. 
{'■■pjen.)  plnezi  Geld  pen^d'zb',  pesak  gen.  peska,  pijesak  pisak 
Sand  pes^k^,  ^jciwÄ;  ptjesäk  j)isäk  Fußgänger,  pese  pjese  adv. 
zu  Fuß  pesb;  petao  gen.  petla^  pijctao  pitao  Hahn  petbh, 
pevaii  pjevati  plvati  singen,  pesma  {pesna)  pjesma  plsma  Lied, 
pevac  pijevac  pivac  Scänger  peti  (präs.  ?;oja)  xievati  pesnb  pc- 
vbcb',  plesan  plijesan  plisan  Schimmel  (Pilz)  plesnb,  pretiti 
pnjeüti  prititi  drohen  pretiti \  redak  fem.  redka,  rijedak  ridak 
dünn,  selten  red^k^^,  -reh  -rijeh  -rih  Aorist  zu  reH  sagen 
rechi,  porevati  na-revnfi  hervorbrechen  porijevati  drängen 
(vgl.  nä-ri-nuti  losstürzen)  -revati,  reka  rijeka  rika  Fluß 
reka,  repa  Rübe  klr.  ripa  abg.  repa;  raz-d-resiti  -rijesiti  -ri- 
siti  losbinden,  daraus  entnommen  dresiti  drijesiti  drisiti 
lösen  resiti;  rezati  rizati  schneiden  rezati,  seöi  präs.  serem, 
sjeci  sijecem,  siöi  sicem  hauen  "-'set'i  =  *sekti  abg.  sesti  sekq ; 
sed  sijed  sid  grau  (cavus)  sedh;  sejati  sejem,  sljati  s\jem 
säen,  isijevati  aussieben,  za-sijevati  besäen  (2.  Mos.  22.10) 
sejq  seti  -sevati;  sekira  sjekira  stkira  Beil  sekyra;  sesti  sjesti 
srsti,  iter.  sjedafi  sich  setzen,  södeti  sijedjeti  siditi  sitzen  sesti 
sedeti]    seme  sjeme  shne  Samen  seme,    shi  sjen  sin  Schatten 


§  37.]  Die  einzelnen  Laute.  25 

senh,  senica  sjenica  Meise  (steht  für  sinica,  r.  sinica),  seno 
sijeno  smo  Heu  seno,  sijerak  sirah  (?)  eine  Hirseart;  setiti 
se,  sjetiti  se,  sUiti  se  sich  erinnern,  sßta  Wehmut  sjetovati 
trauern  sefovati;  sijevati  leuchten  od-sijevati  zurückstrahlen 
(vgl.  si-nvH  erglänzen)  *sevati,  sever  sjever  slver  Nordwind 
seven,  sied  slljed  slid  Spur  släh;  slep  süjep  sl'ip  blind  sle- 
pöta  sljepbia  slipöta  Blindheit  slep^  slepota;  siez  sljez  (u. 
dial.  süjez)  sllz  Malve  slez^,  smed  brünett  c.  smedy  *smedi; 
smejaii  smejem  se,  srmjati  svitjem  se  lachen,  pod-sniijevati 
auslachen,  smeh  smljeh  sm'ih  Gelächter  {smbjati)  smejq  se 
smechi;  smeran  fem.  smenia,  srnjeran  simran  demütig  .s^- 
inerbm  s^meriti  (demütigen);  syyieti  präs.  smem,  smjeti  sm'ijem, 
smlti  sniim  wagen  s^meti  s^mejq•,  sneg  sfiljeg  snig  Schnee, 
snezan  fem.  sneina,  snjezan  smzan  schneeig  sneg^  snesbm; 
snei  smjet  snlf  Brand  im  Getreide  *sneib;  do-speti  präs. 
-spem,  -spjeti  -spijein,  -sp)iti  -sphn,  dospevati  -spijevati  -spivati 
Muße  haben  speti  spejn;  sresti  sretati  srijetaii  begegnen 
si-resti  s^-retati,  stljeg  süg  (alt)  Fahne  siegi>  (doch  r.  st'ag, 
das  auf  *.s<02.  zu  weisen  scheint),  sUna  stijena  stina 
Felswand  stena,  streha  Dachvorsprung  strecha,  streka  strijeJca 
strika  Streifen,  Ritze  vgl.  abg.  strekati  stechen,  ritzen;  str^la 
strijela  sfräa,  demin.  sirelica  strllica  Pfeil,  strijeljati  schießen 
sfrela  strelitx  -sfrel'afi;  svet  svijet  svlt  Licht,  svetao  fem. 
svetla,  svliao  fem.  svitla,  svijetao  fem.  svijetla  hell,  svjeüöst 
Helle  svet^  svefbh  svetblostb;  dd-fjecati  hinreichen  '■'■-tecafi 
(W.  tek-),  ü-tjeha  Trost  tesiti  tjesiti  üsiti  trösten,  beruhigen 
teclia  tesiti;  telo  tljelo  tilo  Leib  (Körper)  telo,  thne  tjhne  tlme 
Scheitel  teme,  terati  tjeraii  tlrati  treiben  terati;  tljesak  gen. 
t'ijeska  Presse,  tijestiti  pressen  tesk^  testiti,  tisan  fem.  tesna, 
tijesan  tisan  eng,  tjeskdba  Enge  tesm  =  *teskm;  testo  tljesto 
tlsto  Teig  testo;  treska  trUka  Splitter,  tiijes  trijesak  gen. 
trijeska  Donner  W.  tresk-;  vecati  vijeöati  vicati  beraten, 
vijece  Ratsversammlung  *vet'ati  '^vet'e  abg.  vestati  veste;  is- 
po-ved  ispovijed  ispovld  Beichte,  is-pb-vediti  -vjediti  -viditi,  is- 
po-vedati  -vijedati  -vidati  beichten,  hlägo-vest  blägovijest  hlago- 
vist  Maria  Verkündigung,  s-vest  s-vljest  s-vist  Bewaißtsein, 
s-vcdok  svjedok  svldok  Zeuge,  alles  zu  vedeti  wissen ;     vedro 


26  Lautlehre.  [§  37. 38. 

vjedro  vidro  Eimer  vedro,  vMa  vjeda  inda  Braue  '-'ved'a 
iibg.  vezda,  vejati  vljati  worfeln  (eig.  wehen)  vejafi:  zä-vje- 
siti  verhängen,  zdvjes  zäves  zdvis  Vorhang,  vjesaii  visati 
hängen  vesitl  vesati ;  vek  vljek  vlk  Lebenszeit  velch,  venac 
vijenac  vinac  Kranz  venbcb,  vera  vjera  vira  Glaube  vera,  vest 
vjest  vlst  kundig  vestb,  vefar  gen.  vetra,  vjefar  vitar  Wind 
vetrb;  veverica  vjeverica  vlverica  Eichhörnchen  veverica,  zenica 
zjhiica  zmica  Augapfel  zenica;  zev  zljev  zw  das  Gähnen 
zevati  zijevati  zivati  gähnen  (vgl.  zl-nuü  Mund  aufsperren) 
'■''zevati',  zver  zvijer  zvlr  wildes  Tier  zverb,  zv4zda  zvijezda 
zvizda  Stern  zvezda. 

38.     In  Nichtwurzelsilben: 

Infinitiv  -eti  skr.  -eti  -jefi  -iti,  z.  B.  vldeti  vldjeti  vuliti 
sehen  videti,  zreti  zrUi  schauen  zbrcti;  eerenac  Art  Fischer- 
garn cerjen  Art  flacher  Korb  *ceren5'?,  pögiUja  (aus  *pogi- 
Mo)  Untergang  jjogyhelb,  gölen  gölijen  gölin  Schienbein 
golenb,  köleno  kbljeno  kölino  Knie  koJeno^  kören  körijen  körin 
Wurzel  *korenb  abg.  koreiih,  küdelja  kudjelja  kudilja  Flachs- 
docke kqdelb,  staresina  siarjcsbia  stafisina  (Ältester)  Vor- 
steher siarejbsina  pf vijenac  (daneben  prvenac  Erstling)  u.  a. 
Anführer,  mlädenci  mlädijenci  Brautleute  abg.  jjrvenbcb  nila- 
denbch  (vgl.  auch  bräfenci  [sg.  bräfenac^  hrätijencl  [sg,  brät- 
jenac^  bräöinci  [sg.brä&lnac]  Gebrüder);  zlediti  zlijediti  zlidifi 
Wunde  aufreißen  (eig. beschädigen)  zbledb  Böses;  vgl.  noch 
nebeneinander  kösijer  kdm~  Rebenmesser,  vödijer  vödir  (aus 
ital.  fodero  Scheide)  Wetzkiste,  kostreg  köstrijeg  Ziegenwolle, 
kostrisiii  kostrijesiii  se  sich  sträuben;  vgl.  dazu  unten  i 
aus  y  (§  41). 

gde  gdje  gdt  avo  (u.  a.  auf  altes  -e  auslautende  Orts- 
adverbien) k^de;  fem.  dve  dvije  dvT  zwei  d^ve,  dvijem  dinm 
dvjema  dvima  Dat.  der  Zweizahl  dovcma,  fem.  obje  beide 
obe,  dat.  öbjema  abg.  ohema\  gen.  pl.  zu  täj  der  (abg.  t^) 
tyeh  tili  abg.  UcM,  dat.  pl.  fijem  fim  abg.  teniö,  instr.  sg. 
fijem  tim  abg.  temb  (über  tlh  um  s.  indes  §  584). 

Anmerkung.  Über  -je-  als  Vertreter  von  -c'-  durch  sekun- 
däre Dehnung  p.  §  317. 


§39.40.]  Die  einzelnen  Laute.  27 

39,  2.  Die  Vertretung  des  urspr,  e  ist  in 
allen  Mundarten  e,  gedehnt  e,  findet  also  überall  da 
statt,  wo  nach  den  bisher  behandelten  e-Lauten  (s.  §§  30 
bis  38)  nicht  ursl.  f ,  e,  er  el  zugrunde  liegt.  Es  genügen  daher 
wenige  Beispiele :  jylesti  plefem  flechten  phsti  pletq,  bcdro 
Schenkel  bedro,  celo  Stirn  celo,  deset  zehn  des^tb,  Icfjeti 
fliegen  leteti,  sest  sechs  sestb,  kämen  Stein  Icamenb,  zehn  grün 
zelem,  zena  Frau  =  zena  usw. 

40.  Skr.  i  i  kann  ursl.  y  und  i  vertreten,  die  in 
allen  Mundarten  zusammengefallen  sind;  ikavisch  fällt 
außerdem  i  =  e  damit  zusammen  (also  ikav.  i  =  altem 
y,  i,  e);  i  in  jekav.  ije  bildet  einen  Teil  des  aus  urspr,  e 
entstandenen  Lautgebildes. 

A.  i  vertritt  ursl.  y  in  folgenden  Fällen: 

1.  In  Wurzelsilben: 

Mk  Stier  l)ylc^,  hxstar  fem.  hlstra  klar  (von  Wasser) 
bystro,  hin  sein  hUje  Kräuter  hyti  byhje,  hivö  gen.  hivola 
Büffel  byvoh;  briznuii  (eig.  hervorspritzen  intr.)  in  Tränen 
ausbrechen  bnzgaii  Milch  absondern  r.  bryznid'  bryzgat' 
spritzen ;  cetiri  vier  cetyre,  dihati  atmen  dychati,  dhn  Rauch 
dyrm,  dimati  blasen  dymaü,  dlmnje  pl.  Leistengegend  vgl. 
c.  dymej,  dm  ja  Melone  dym;  gibati  hin  und  her  wiegen, 
schwenken  (eig.  biegen),  pre-glbao  gen.  -gibli,  z-glb  Gelenk, 
nagibati  neigen  gybati  (zu  gvnqti  für  ^g^bnqti  vgl.  skr.  na- 
(jnuti  nä-gnem  neigen);  glnufi  umkomixien  pö-glbao  gen. -gibli 
Untergang  gynqti  abg.  gybnqü  gybeh ;  gizda  Schmuck  gyzda, 
ymizati  kriechen  (wimmeln)  ghmyzati,  gömila  Haufen,  um- 
gestellt aus  mogyla,  grlsti  grizem  beißen  grysti  gryzq ;  hUati 
werfen,  greifen,  eilen,  liltüi  werfen,  hltar  fem.  lütra  schnell 
cliytiti  chytrb;  hUina  Vorratskammer  hyza  hyzina  Haxis,  Ge- 
mach, kidafi  reißen  khmä  se  sich  fortpacken  kydati,  kih- 
nuü  kihati  niesen  kychnqti,  kljäk  Knittel  kyjb,  kika  Zopf 
kyka,  klla  Bruch  (Leibschaden)  kyla,  k'qyeti  überwallen 
kypeti;  klsnuti  sauer  werden,  naß  werden,  klsa  Regen,  klseo 
fem.  klsela  sauer  kysnqfi  kyseh;  klta  Strauß,  Quaste  kyta, 
za-kivati  anschmieden  '^kyvati  (zu  kövati),  kriti  krljeni  ver- 
bergen   kryti    kryjq,    za-ligivati    (oko    koga)    jemand    um- 


28  I>autlehre.  [§  40. 

schmeicheln  (vgl.  abg.  oh-Jygaü  eig.  umlügen  =  ver- 
leumden; zu  Ihgati  skr.  lägati  lügen?),  Rko  llk  Bast  lyko, 
Visa  Blässe  (Stirnfleck)  lys^  kahl,  ml  wir  my,  po-micati 
rücken  (zu  mäknuti  =  möknqti)  -mycati,  misao  gen.  mtsli 
Gedanke  myslh]  mls  Maus,  mlska  Arm(-muskel)  miska  Ober- 
armmuskel, Arm  mysh  mysica;  mit  mito  Bestechung  myto, 
iii  enklitischer  dat.  pl.  uns  ny,  pö-nirati  unter  die  Erde 
sinken  nyrati,  plr  Getreideart  pyro  Spelt,  j;«-«^?'  blasen 
pyrifi,  pitati  fragen  j;?//rt^/;  pliti  plljem  pllvati  schwimmen, 
plima  Überschwemmung,  plitak  seicht  ''''plyti  ^plyjq  altr. 
plyti  plovu  abg.  pluti  plovq;  pö-tüjak  Hinterkopf  tyh  Nacken, 
prist  Beule  (Geschwür)  p)rysth,  riha  Fisch  ryba,  ridati  weh- 
klagen rydafi,  ruf  fuchsrot  *ryd'b  abg.  ryzch,  rlgati  h- 
rignutl  aufstoßen  (rülpsen)  rygnqti  rygati,  riknqti  rlkati 
])rüllen  rykati,  rllo  Mund  rylo,  ris  Luchs  rysh,  rlti  rljem 
wühlen  ryti  ryjn,  sin  pl.  smovi  Sohn  synö  synove,  slpati 
schütten  sypati,  slr  Käse  syr^,  slrov  frisch  roh  (crudus) 
syrovh,  sisati  saugen  slsa  mamma  sysati,  sU  satt  syth,  situ 
Honigwasser  r.  syiä,  skitati  se  sich  herumtreiben  skytati  se; 
sllsati  prüfen  (=  Schulprüfung  halten,  eig.  hören),  üslisiti 
erhören  slysati;  o-snivati  gründen  o-snyvati  (vgl.  oben  za- 
klvati  und  kovati);  sfld  Scham,  st'idjeü  se  sich  schämen 
stydokv  schmählich  stydeti  se;  sthmti  se  gerinnen  r.  stijnut' 
aus  *stydnpti,  strlc  Vaterbruder,  strina  dessen  Frau  abg. 
stryjb  *stryjhcb,  po-siljati  hinschicken  -sylati,  ti  du  fy,  na- 
ticati  anheften  (zu  takmiti)  -iycati  (zu  Uknqti),  tlkva  Kürbis 
*tyky  gen.  *tykwe,  fhi  Scheidewand  fym  Zaun,  tlsiica  tau- 
send *iysQt'a  abg.  tysqsta;  üfi  tljein  fett  werden,  pre-tio 
ievii.  prcHla  fett  iyü  iyjq\  vi  \\\r  vy,  vi  enkl.  dat.  pl.  euch 
vy,  vldra  Fischotter  cydra,  vikati  schreien  vykati;  s-viknuti 
s-viöi  sich  in  etwas  eingewöhnen,  öhiknuti  se  sich  gewöhnen, 
öhicäj  Gewohnheit  vyknqti  '^vyt'i  =  *vykti  ohyknqti  obycajb, 
vlme  Euter  vyme;  vis  Berghöhe,  vislna  Höhe,  v)sok  hoch 
vysina  vysoko;  vlti  vijem  heulen  vyti  vyjq,  visle  Wachtel- 
hund *vysble  r.  vi/zlec  Jagdhund,  zlbaii  schwanken  machen 
zybati,  na-zivati  nennen  (zu  nä-zvati  na-zbvem)  -zyvati  (zu 
zhvati  zom). 


§  41. 42.]  Die  einzelnen  Laute.  29 

41.  2.  In  nicht  wurzelhaften  Silben:  Formans 
-inja  z.  B.  kneginja  Fürstin  k^negyni^  Srhkinja  Serbin;  For- 
mans -Is  aus  -ysh,  z.  B.  gladls  gen.  gladlsa  r.  glad//s  Laser- 
kraut ;  in  gewisser  Ausdehnung  die  Iterativa  auf  -Ivati  aus 
-yvati,  z.  B,  do-pisivati  zu  Ende  schreiben  vgl.  r.  -pisyvat' . 
Mehr  oder  minder  vereinzelte  Fälle:  jezik  Zunge  jezyko, 
vlädika  Bischof  vladyka  Herrscher,  moüka  Hacke  motyka; 
remik  Riemen  *remyk^  (zu  remenh),  vgl.  dazu  kamicak 
Steinchen,  kremicak  Feuersteinchen  ^kamychkh,  *kremycbk7, 
(Deminutiva,  zu  *kamyko  von  kamy);  köbila  Stute  ko- 
hjla,  metilj  Leberegel  r.  metyV  Eintagsfliege  u.  a.,  könst 
Nutzen  korysth,  kbrito  Trog  koryto,  mjehir  Blase  mechyfb, 
pästlr  Hirt  pastyrb;  leplr  leptlr  metdpir  Schmetterling 
r.  netopyr  Fledermaus;  pclin  Salbei  pelym. 

Instr.  sg.,  dat.  pl.,  gen.  pl.  des  bestimmten  Adjektivs 
■im,  -im,  -ih,  z.  B.  zütim  abg.  'iliyinih,  iütim  abg.  sltylim, 
zidlh  zltyicho;  Adverbia  auf  -skl,  z.  B.  sipski  auf  serbisch 
*sbrbhsky  abg.  srhbsky. 

In  älteren  Lehnwörtern  (Ortsnamen)  steht  öfter  i, 
aufzufassen  als  älteres  y,  für  romanisches  o  und  m,  z.  B. 
Rlm  Roma,  Sölm  Salona,  Trögir  Tragurium  (Trau).  Im 
Abg.  haben  die  Fremdwörter  nionasiyfh  fiovacTTiipiov, 
psaityrb  ipaXxnpiov  ein  y  statt  gr.  ii,  im  Skr.  manastir 
psältir',  vgl.  auch  püttr  Kelch  =  TTOiripiov,  daneben  die 
Form  pütijer,  wie  neben  dem  oben  angeführten  pästlr  auch 
pastijer  (vgl.  §  38). 

42.  B.  Skr.  i  Z  =  ursl.  i;  diese  Vertretung  findet 
überall  statt,  wo  nicht  nach  §§40,41  i  =  y  und  ikavisch 
i  =  e  ist;  es  bedarf  daher  nur  einiger  Beispiele:  Mti 
schlagen  biti,  dlgnuti  di&i  heben  dvignqti  *dmt'i  =  *dvigti, 
iz  aus  izh,  kci  für  '^^d^t'i  =  *d^kti  abg.  dösii  Tochter,  llst 
Blatt  lish,  mlo  fem.  mlla  lieb  miU,  ni  neque,  pisem  ich 
.schreibe  pisq,  pili  trinken  piti^  slla  Gewalt  sila,  tili  ruhig 
ticin;  Formans  -ica  usw.  —  Das  i  im  jekavischen  ije  aus 
e  s.  §§  33,  35 — 38;  im  Jekavischen  entsteht  außerdem  i 
aus  urspr.  e  vor  o  =  silbenauslautendem  l  und  vor  j, 
z.  B.  blo  fem.  bijela  weiß  beh  bcln,  sijati  ekav.  sejati  säen  sejati. 


30  Lautlehre.  '    [§43. 

43,  Kurze  Übersicht  über  die  Vertretung 
der  urslavischen  Vokale  im  Serbokroatischen 
C>  bedeutet   „geworden  zu"): 

I.  Ursl.  rt^a  ä:  stau  dan'^  stäti  dar. 

II.  Ursl.  o: 

1.  Au  Gerhalb  der  Verbindungen  or  ol  vor  Konsonant 
^  0  ö:  hog^  hoga  ^  bog  höga. 

2.  or,  ol  zwischen  Konsonanten  '^  ra  ra,  la  lä:  '^korva 
'''gordz,  '■'kolda  *gold^  ^  Tcräva  grod,  Idada  gläd. 

3.  or,  im  Wortanlaut  vor  Konsonanten  ^  ra  und 
ro:  '*ordlo  *orhh'^  ralo  roh  (s.  §   17). 

III.  Ursl.  (j  (abg.  q)  ^  «  w:  hqdq  gqsh  ^  hudem  (alt 
h\idu)  güst. 

IV.  Ursl.  u"^  ü  a:  giibiti  sucho'^  gübiti  süh. 

V.  Ursl.  y^i  i:  byti  myslb^blti  niTsao. 

VI.  Ursl.  e: 

1.  Außerhalb  der  Verbindungen  er  e/ vor  Konsonanten 
^  e  e:  celo  sestb  '^  celo  sest. 

2.  er  el  vor  Konsonant:  ^  ekavisch  e  e,  ikavisch  i  i^ 
jekavisch  je  (nach  r  in  der  Regel  nur  e)  ije  (ie):  *berza 
'^bergo,  *pelva  ^pelm  ^  breza  brlza,  breg  hrig  hrljeg ;  pleva 
pliva  pljeva,  plen  plui  pUjen. 

VII.  Ursl.  e  ^  ekavisch  e  e,  ikavisch  i  i,  jekavisch 
je  (nach  r  meist  nur  e)  ije{ie)  ded^  sveh'^ded  dld  djed,  svet 
svit  svijef. 

VIII.  Ursl.  ^^  e  e:  cedo  r^d^ ^  cedo  red. 

IX.  Ursl.  o: 

1.  Wenn  es  nicht  aus-  oder  abfällt  und  außerhalb 
der  Verbindungen  hr  vh,  hl  h  vor  Konsonanten  stand, 
'^  a  ä:  szm  sztb'^sän  sät. 

2.  hr  ri  zwischen  Konsonanten  ^  r  f:  *ghrlo  *bhrzo, 
*drhvo  krhvh  ^  grlo  brz,  drvo  krv. 

3.  i-h  im  Wortanlaut  vor  Konsonanten  ^  r  und  ra: 
'hnid'a  ii-hzh  ^  rda,  rz  und  räz. 

4.  -d  h  zwaschen  Konsonanten >m  ü:  *ghltati  ^s^ünbce, 
bhcha  ^  gütati  sünce,   büJia. 


§  43. 44.]  Die  einzelnen  Laute.  31 

5.  h   im    Wortanlant   vor   Konsonant  >  la    lä,    ver- 
einzelt o:  hgati  hib,  hzica^  Ingati  lä£,  läzica  und  oHca. 
X.  Ursl.  h: 

1.  Wenn  es  nicht  ans-  oder  abfällt  nnd  außerhalb 
der  Verbindungen  hr  rb,  hl  h  vor  Konsonanten  stand, 
^  n  ä:  phs^  dmih'^päs  dem. 

2.  w  rfc  zwischen  Konsonanten  ^  r  r:  "^svmbrtb  ■^■cbrm, 
(jrbmeti  ^  smft  crn,  ghnjeti. 

3.  bl  Ib  zwischen  Konsonanten  ^  m  ü:  *pblm  '■^•zblh, 
slbza'^pün  iüt,  süza. 

4.  Ib  im  Wortanlaut  vor  Konsonant  ^  la,  vereinzelt 
o:  Ibm  pri-lbnqti'^  län  pri-dnuti. 

44,  Die  für  die  Entwicklung  des  serbokroatischen 
Vokalismus  charakteristischen  Vorgänge  sind  dem- 
nach: 

1.  Das  Aufgeben  der  Nasalvokale  o  c,  ihr  Ersatz 
durch  nicht  nasalierte  u  e. 

2.  Die  Wandlung  von  y  in  i,  Zusammenfallen  von 
urspr.  y  und  i  in  i. 

3.  Die  Ausbildung  eines  r- Vokals  unterschiedslos  aus 
rb  rb  und  aus  br  br. 

4.  Die  Ausbildung  eines  u  aus  älterem  ^Vokal,  dieser 
unterschiedslos  aus  h  h  und  aus  bl  bl  entstanden. 

5.  Die  Wandlung  von  silbenauslautendem  Z  in  o.  — 
Vereinzelte  Wandlung  von  wortanlautendem  Z- Vokal  (aus 
h-  Ib-)  in  0. 

6.  Schwund  von  b,  b  (s.  §  115  fg.);  wo  sie  erhalten 
bleiben,  Zusammen  fall  in  einen  einheitlichen  Halbvokal 
und  dessen  gleichmäßiger  Ersatz  durch  a. 

7.  Die  verschiedene  Behandlung  des  c  als  ekavisch 
e  e,  ikavisch  i  l,  jekavisch  je  ije. 

Die  Metathesis  von  or  ol,  er  el  vor  Konsonanten  zu 
ra  la,  re  le  ist  kein  dem  Serbokroatischen  allein  zu- 
kommendes Charakteristikum,  dieselbe  Erscheinung  bietet 
auch  das  Bulgarische,  Slovenische,  Cechische  (vgl.  Abg.  Gr, 
§53). 


32  Lautlehre.  [§  44. 45. 

Die  geschichtliche  Entwickkmg  des  jetzt  in  der  Sprache 
vorliegenden  Vokalismus  und  die  mundartlichen  Verhält- 
nisse s.  §  193  fg. 

45.  Bemerkung  über  Ablaut  und  Ablauts- 
reihen. Vokalwechsel  in  verschiedenen  Wortbildungen 
aus  gleicher  Basis  kann  man  im  Skr.  so  gut  beobachten 
wie  in  anderen  idg.  Sprachen,  z,  B.  pletem  jjli'sti  flechten 
plöt  gen.  plöta  Zaun  (Geflecht).  Aus  der  Betrachtung  der 
Gesamtheit  der  slavischen  Sprachen,  allenfalls  auch  aus 
der  des  altertümlichen  altbulgarischen  Vokalismus  (s.  Abg. 
Gr.  §§18 — 23)  kann  man  eine  regelmäßige  Beziehung  be- 
stimmter Vokale  zueinander  und  ein  Ablautsystem  ge- 
winnen, dies  dann  mit  dem  in  der  vergleichenden  Gram- 
matik der  idg.  Sprachen  entwickelten  in  Verbindung 
setzen.  So  bildet  einen  in  seinen  einzelnen  Phasen  deut- 
lich erkenn]:)aren  und  aus  der  vergleichenden  Grammatik 
begründbaren  Wechsel  z.  B.: 


2}b7iq  peti  =  '■''phnti  o-jwna     pqto  =       p)ro-pinüti 

oder  '■^'•penii  *ponto 

Hhlko         Hclkti  '''tolciti 

(abg.  tjkq)  (abg.  flesti)  (j^bg.  ilaciü) 

^                                  y  u 

(hch-nqti                       dychatl  dusa ; 

setzt  man  aber  die  skr.  Wörter  an  die  Stelle: 

p-nein  (älter  j:;-?;«)         päl  ö-pona    puto 

tücein  (älter  tiiku)  tläciti 

däh-nuti                           dihati  düsa, 

so  ist  es  unmöglich,  Vokalschwund  {p-nem)  e  o  u,  n  la, 
a  i  u  zueinander  in  Beziehung  zu  setzen.  Es  wäre  daher 
ein  vergebliches  Unternehmen,  vom  Serbokroatischen  aus 
irgendwelche  Systematisierung  des  Vokalwechsels  zu  ver- 
suchen, diese  kann  eben  nur  erreicht  werden  durch  eine 
vergleichende  Grammatik  der  slavischen  Sprachen  über- 
haupt. 


§  46.]  Die  einzelnen  Laute.  33 

B.  Die  Konsonanten. 

46.    Bestand  der  skr.  Konsonanten;  ihr  Verhältnis 
2U  den  urslavischen. 

Als  urslavische  Konsonanten  sind  hier  angenommen, 
abgesehen  zunächst  von  der  Palatalisierung  (Erweichung): 


Nasale 

n 

m 

Liquid ae 

r 

l 

Verschlußlaute 

Labiale 

P 

h 

Dentale 

t 

d 

Gutturale  (Velare)  . 

l 

9 

Reibelaute 

s 

z 

s 

z 

s 

eil 

V 

Affrikatae 

c 

'      dz 

c 

dz 

Von  diesen  Konsonanten  sind  s  z  c  ursprünglich 
palatal,  also  genauer  anzusetzen  als  s'  z  c  (t's),  ebenso 
e  als  ö  (t'^),  dz  als  d'z;  dazu  kommen  als  Palatale  noch 
t'  d'  (z.  B.  ^svH'a  Licht,  *med'a  Grenze),  n  r  V,  j;'  b'  vi. 

Anmerkung,  t'  d'  sind  augesetzt  für  idg.  tj  dj  (ti  di);  die 
Ubergangsstufen  zwischen  diesen  idg.  Verbindungen  und  ihren 
verschiedenen  letzten  Ausläufern  in  den  einzelnen  slav.  ISprachen 
sind  nicht  sicher  feststellbar  (vgl.  Abg.  Gr.  §39.3);  vielleicht  wäre 
es  angemessen,  ursl.  t'x',  d'^'  anzusetzen,  die  dann  unter  die 
Affrikaten  einzureihen  wären. 

Der  serbokroatische  Konsonantenbestand: 
1.  Nichtpalatale  (harte)  Konsonanten: 

Nasale  n  m 

Liquid  ae  r  l 

Verschlußlaute 

Labiale  p  b 

Dentale  t  d 

Gutturale  (Velare)  k  g 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  3 


34  Lautlehre.  [§  46. 47. 

Reibelaute  s  z 

s  £ 
h 

3 

f  V 

Affrikatae  c  dz 

c  dz 
2.  Palatale  Konsonanten: 

'y  (w)  ij  (!,  t) 

6  (t 

47.  Über  die  Aussprache  der  Konsonanten  sei 
hier  nur  eine  kurze  Bemerkung  gemacht;  genauere  laut- 
physiologische Bestimmungen  bei  Novakovic,  Fisiologija 
glasa  i  glasovi  srpskoga  jezika  (Glasnik  XXXVII,  1872); 
Broch,  Slav.  Phonetik  (1911),   §§  78—81. 

n,  m  =  deutschem  «,  m;  n  vor  gutturalen  (velaren) 
Konsonanten  wie  im  Deutschen  =  id,  d,  h.  sogenanntes 
gutturales  n,  z.  B.  Pälänka  wie  deutsch  Ranke. 

r  ist  stets  gerolltes  Zungenspitzen-r,  niemals  das  so- 
genannte gutturale  (besser  Uvulare),  durch  Schwingung 
des  Zäpfchens  gebildete, 

l  =  dem  l  der  deutschen  Bühnensprache,  das  so- 
genannte mittlere  l. 

p,  t,  k  sind  nicht  nach  norddeutscher  Weise  zu 
aspirieren;  sie  entsprechen  den  französischen  p,  t,  c  (vor 
a  usw.). 

g,  d,  b  =  den  französischen  so  bezeichneten  Lauten, 
d.  h.  es  sind  tönende  Mediae. 

s  und  z  zu  unterscheiden  wie  die  ebenso  geschriebenen 
französischen  Laute. 

h  kann  man  wie  deutsches  h  aussprechen  oder,  da 
es  in  großen  Teilen  des  Sprachgebiets  geschwunden  ist, 
unausgesprochen  lassen. 

s  =  deutschem  seh;  z  =  französischem  j. 

f  =  deutschem  /,  v  ^==  w. 

c  =  ts;  dz  entsprechend. 

c  =  ts:  dz  =  d  -\-  französischem  j. 


§  47 — 49.]  Die  einzelnen  Laute.  3.5 

nj,  Ij  sind  palatale  w,  l'  (wie  italienisch  gw  in  cam- 
Xtagna,  gl  in  foglia).  Die  Schreibung  nj,  Ij  für  diese  Laute 
ist  hier  gemäß  dem  gewöhnlichen  Gebrauch  der  mit 
lateinischer  Schrift  Schreibenden  beibehalten.  Bei  der 
Verbindung  von  j  mit  anderen  vorangehenden  Konsonanten 
=  pj  bj  inj  vj,  tj  dj,  sj  zj,  rj  (darüber  s.  §§140fg.,  146) 
kann  man  am  einfachsten  j  sprechen.  Die  dabei  vor- 
handene Artikulations Verschiebung  des  p,  h  usw.  stellt  sich 
dann  meist,  wenigstens  annähernd,  von  selbst  ein. 

c,  (t  können  den  polnischen  c,  dz  gleichgesetzt  werden, 
d.  h.  c  =^  t'x  (palatales  t  verbunden  mit  einem  Laute, 
der  ungefähr  dem  ch  nach  i  in  der  deutschen  Bühnen- 
sprache, ich  =  is,  entspricht);  (T=d'z,  d.h.  j^alatales  d 
mit  dem  tönenden  Spiranten  z. 

Über  ein   sonst   im  Skr.  vorkommendes  &',  i  s.  §  54. 

48.  Charakteristisch  für  das  Skr.  ist  gegenüber  dem 
Urslavischen : 

1.  Der  Verlust  der  Palatalität  des  s  z  c  r  (wo  jetzt 
rj  steht,  ist  r  nicht  palatal). 

2.  Die  Laute  c  d  gegenüber  ursl.  t'  d'  (=  urspr.  tj 
dj  und  =  kt  vor  palatalen  Vokalen;  s.  Abg.  Gr.  §51). 

3.  Der  Laut  h  für  ursl.  ch. 

4.  Der  Laut  /,  der  dem  Ursl.  überhaupt  fehlt. 

5.  Die  Affrikatae  dz  dz,  die  nicht  den  urslavischen 
entsprechen;  über  ihre  Entstehung  s.  §  60,  61. 

Die  einzelnen  Konsonanten.  —  Die  Konsonantengruppen. 

—  Ab-  und  Ausfall  der  alten  Halbvokale  ^,  h. 

I.  Die  einzelneu  Konsonanten. 

49.  A.  Nasale,  ursl.  n  m,  palatal  n  m. 

Skr.  n  =  ursl.  n,  z.  B.  nöz  Messer  nozh,  gödina  Jahr 
godina,  sän  Schlaf  s^n^. 

Skr.  vj  entspricht  1.  ursl.  ?i  (urspr.  Verbindung  von 
n-^j),  z.B.  hmija  Bad  haiia,  zänjem  (präs.  zu  zeti  ernten) 
zhiiq;  2.  ist  sekundär  entstanden:  a)  durch  Zusammen- 
rücken von  M  und  j  nach  Ausfall  von  6,  z.  B.  pitänje 
Frage  pytamje,   gonjenje   das   Treiben   (das  erste  nj  dieses 

3* 


36  Lautlehre.  [§  49.  50. 

Wortes  =  urspr.  n,  das  zweite  sekundär)  goiienhje;  b)  in 
jekavischen  Mundarten  durch  die  Verbindung  von  n  mit 
je  =  ursl.  e,  z.  B.  nemöta,  njemöta  (ek.  nemöta,  ik.  nimbta) 
Stummheit  nemota. 

Skr.  m  entspricht  ursl.  w,  z.  B.  müz  Mann  juqzb, 
mdmiü  locken  mamiii,  säm  selbst  smm. 

Das  ursl.  m  (aus  m  f-  j)  ist  im  Skr.  nicht  mehr  vor- 
handen, sondern  ersetzt  durch  mlj  {ml'),  z.  ß.  zemlja  Erde 
zema,  abg.  so  und  zeml'a,  Idmljenje  (d.  i.  Idml'ene)  das 
Brechen  lorhenhje,  abg.  so  und  lonil'emje.  —  Ein  neues  mj 
entsteht  in  den  jekavischen  Mundarten  durch  Verbindung 
von  m  mit  je  =  ursl.  e,  z.  ß.  mjesto  (ek.  mesto,  ik.  mhto) 
Ort  mesto. 

50.     B.  Liquidae,  ursl.  r  l,  palatal  /•  l' . 

Skr.  r  entspricht  ursl.  nicht  palatalem  r  und  pala- 
talem  r  (aus  urspr.  r  -f-  i),  z.  B.  rüka  Hand  roÄ;a,  öraii 
pflügen  orati;  mbre  Meer  mo/'e,  zbra  akk.  2;orM  Morgenröte 
^om  zorq,  vrätär  gen.  vratära  Türhüter  vrafa/b  vratara.  — 
Wo  im  Skr.  ein  rj  vorkommt,  ist  es  in  jekavischen  Mund- 
arten durch  Verbindung  von  r  mit  je  aus  ursl.  e  ent- 
standen, z.  B.  rjecii  beredt  (vgl.  rijec  Rede  rech)]  recih. 
Über  re  =  re  s.  §  146. 

Skr.  l  entspricht  ursl.  l  vor  Vokalen,  z.  B.  Ibmitl 
brechen  lomiti,  mbliti  bitten  moliti,  kUjet  Vorratskammer 
Meth.  Über  die  Wandlung  von  silbenauslautendem  l  zu  o 
s.  §  18. 

Ij  ist  1.  =  ursl.  l' ,  z.  B.  ^wZ/e  Feld  pol'e,  völja  Wille 
rora,  Ijiibiti  lieben  l'ubiti;  2.  Vermittlungslaut  zwischen  p 
h  V  m  und  ursprünglich  folgendem  j,  die  alten  Gruppen 
pj  usw.  werden  also  zu  pl'  (plj)  usw.,  z.  B.  düplja  Baum- 
höhle *dup'a  abg.  so  oder  dupl'a,  dävljenje  das  Würgen 
davenbje  abg.  so  oder  davl'enbje,  gväblje  Harke,  vgl.  abg. 
grah'a  grabt a  Rauben  (Raffen),  zemJja  Erde  abg.  zema  und 
zeml'a.  Dies  t  tritt  skr.  auch  ein,  wo  erst  durch  Aus- 
fall von  b  ein  j  an  die  Labialen  gerückt  ist,  z.  B.  düblje 
koU.  die  Eichen  abg.  dqbbje,  zdräiije  Gesundheit  abg.  s^- 
dravbje;  3.  l'  entsteht  nach  Ausfall  von  b  durch  Zusammen- 


§50.51.]  Die  einzelnen  Laute.  37 

stoß  von  l  und  j,  z.  B.  reselje  Lustigkeit  vesehje;  4.  in  je- 
kav.  Mundarten  durch  Verbindung  von  je   =  ursl.  e  mit 
Z,  z.  B.  Ijeto  l'eto  (ek.  leto,  ik.  llto)  Sommer. 
51,     C.    Die  Verschhißlaute. 

1.  Labiale  p  b  entsprechen  ursl.  p  h.  Über  die 
Wandlung  des  ursl.  p  b'  s.  §  50;  wo  jetzt  im  Skr.  bj 
}}j  stehen,  beruht  das  auf  Zusammenstoß  von  p  b  mit  je 
=  I  in  jek.  Mundarten,  z.  B.  bjegnuti  (ek.  begnuti,  ik.  big- 
nuti)  entlaufen  begiiqü,  x>jßn<x  (ek.  pena.,  ik.  pma)  Schaum 
pena\  p  b  außerhalb  solcher  Verbindung,  z.  B.  päs  Hund 
2)hs^,  Fipa  Linde  Iqm,  üjep  schön  lep^\  bog  Gott  bog^,  bäba 
alte  Frau  baba,  düb  Eiche  dqb^.  —  Über  j^  durch  Assimi- 
lation aus  &,  z.  B.  sfpshi  adv.  serbisch  aus  '■^■sbrbhsky, 
s.  §  178. 

2.  Dentale  t  d  (über  ein  palatales  t'  d'  s.  bei  c  et, 
§§  62,  63)  entsprechen  ursl.  t  d,  z.  B.  Usali  schwer  ieshln, 
hvatiti  ergreifen  cJwatiti,  plöt  Zaun  ploh;  dän  Tag  dbnh, 
müdar  weise  mqdrb.  Über  t  durch  Assimilation  aus  d,  z.  B. 
fem.  slätka  zu  msk.  slädak  süß  abg.  slad^ka  slad^k^;  über  d 
ebenso  aus  t,  z.  ß.  svädba  Hochzeit  (vgl.  svät  Begleiter  des 
Bräutigams)  svathba,  s.  §§  178,  180.  Heutiges  fj  dj  beruhen 
auf  Verbindung  von  t  d  mit  je  aus  ursl.  e,  z.  B.  tjeme 
(ek.  teme,  ik.  tlme)  Scheitel  tern^,  djed  (ek.  ded^  ik.  didt) 
Großvater  ded^. 

3.  Gutturale  k  g  (wie  auch  h,  s.  §  56,  =  ursl.  ch) 
können  im  Ursl.  nicht  stehen  vor  ursprünglich  palatalen 
Vokalen;  wo  dies  im  Skr.  doch  der  Fall  ist,  handelt  es 
sich  um  Fremdwörter,  z.  B.  Msa  türk.  Beutel,  kiruUija 
türk.  Fuhrmann,  heöim  türk.  Arzt,  liiljada  tausend  ngr. 
XiXidöa,  oder  um  Schallnachahmungen,  z.  B.  gtc  (Lockruf 
für  Schweine)  glckati  gic  rufen,  oder  um  die  Stellung  vor 
einem  i  =  ursl.  y,  z.  B.  Mdnti  reißen  kydati,  glnuti  um- 
kommen gynqii^  Mtiti  werfen  chytiti.  Wo  in  echt  skr. 
Wörtern  k  usw.  vor  alten  palatalen  Vokalen  stehen,  hat 
Nachahmung  von  Formen  stattgefunden,  in  denen  k  vor 
nichtpalatalen  Vokalen  steht,  z.  B.  dat.  rijeki  statt  rijeci 
(abg.  rece)   nach    nom.  rijeka,  dat.  snähi   statt  snäzi  (abg. 


38  Lautlehre.  f§  51—55. 

smze)  nach  nom.  snäha.  —  Beispiele:  kdpati  graben  kopati, 
läkat  Ellenbogen  abg,  laküh,  krepak  stark  krep^k^\  gödina 
Jahr  godina,  lagati  lügen  hgati,  rög  Hörn  rog^.  Über  g 
durch  Assimilation  aus  k,  z.  B.  gdje  wo  fcWe^  s.  §  180. 

D.  Die  Reibelaute,  ursl.  s  z,  s  S,  ch,  j,  v. 

52»  Skr.  s  entspricht  ursl.  s,  z.  B.  svljet  Licht  sveth, 
kösa  Haar  kosa,  hös  barfuß  boso.  Über  s  durch  Assimi- 
lation aus  2,  z.  B.  gen.  izlaska  zu  nom.  ■izlazak  Ausgang 
=  izlaz^ka  izlaz^k^,  s.  §  178. 

53.  Skr.  z  entspricht  1.  ursl.  z,  z.  B.  züh  Zahn 
zqh^,  mäzati  schmieren  mazati,  tzlaz  Ausgang  izlazh)  2.  ursl. 
dz  und  d'z  (abg.  dz  und  2,  d'z  und  i),  z.  B.  vläzi  dat. 
zu  t'Wgra  Feuchtigkeit  ursl.  '■^•voldze  abg.  vladze  vlaze;  staza 
Pfad  sihd'za,  abg.  so  und  s^fcia,  foifo  Fürst  khned'zt^  abg. 
so  und  k^nezb,  sezati  langen  (nach  etwas,  zu  -signuti  = 
segnqti)  s^d'zati  spzati.  —  Über  z  durch  Assimilation  aus 
s,  z.  B.  gozba  Gasterei  goshha,  s.  §§  164,  180. 

54.  Palatale  .^  z  sind  enthalten  in  öd,  s.  §§62,63; 
außerdem  entwickeln  sich  s  z  mundartlich  aus  s  2  in 
Verbindung  mit  jek.  je  =  ursl.  e,  z.B.  sen  Schatten  für 
sjen  abg.  sem,  shiica  Augapfel  für  zjenica  abg.  zenica ;  ferner 
wenn  ein  ursl.  71  t  dadurch  an  ein  s  z  gerückt  wird,  daß 
nach  diesem  ein  schwacher  Vokal,  2.,  ausgefallen  ist,  z.  B. 
s  iijim  mit  ihm  sh  nimb,  iz  njega  aus  ihm  iz  nego\  ebenso 
wenn  in  jekavischen  Mundarten  vor  l'e  aus  le  ein  s  z 
steht,  z.  B.  ü'epöta  für  sljepöta  Blindheit  slepota,  zl'e  für 
zlje  adv.  arg  zble.  Wenn  man  solche  Formen  schreibt, 
braucht  man  gewöhnlich  s  z,  z.  B.  sljepöta  zlje. 

55.  Skr.  i,  nicht  palatal,  entspricht  ursl.  s ,  z.  B. 
sest  sechs  sesth,  siti  nähen  siti,  düsa  Seele  dusa,  näs  unser 
nash.  Über  s  aus  s  vor  ursl.  n  l' ,  z.  B.  misljenje  das 
Denken  mysl'enhje,  s.  §  187;     über  sc  aus  stj  s.  §  186. 

Skr.  z,  nicht  palatal,  entspricht  ursl.  i',  z.  B.  Mba 
Frosch  zaba,  lezati  liegen  lezati,  läz  Lüge  hzb.  Über  z  aus 
z  vor  ursl.  n  l',  z.  B.  bläznjenje  Liebkosung  blaznewbje,  s.  §  187; 
vor  skr.  d,  z.  B.  gröide  koll.  zu  grözd  Traube,  abg.  groz- 
dbje,  s.  §  186. 


§56—60.]  Die  einzelnen  Laute.  39 

56.  Skr.  h  entspricht  ursl.  di,  z.  B.  höditt  gehen 
choditi,  Md  schlecht  chudb.  Über  die  weiteren  Schicksale 
des  /t,  über  h  durch  Assimilation  aus  k  g,  z.  B.  drhtati 
zittern  für  drUati  aus  dngztaü,  s.  u.  Über  li  vor  palatalen 
Vokalen  s.  §  51.3. 

5T.  Skr.j  vertritt  1.  ursl.  j,  z.B.  jäma  Grube  jama, 
niöj  fem.  moja  mein  mojh  moja;  2.  entsteht  in  jekavischen 
Mundarten  in  ije  und  je  aus  e,  s.  §32;  3.  als  Übergangs- 
laut zwischen  i  und  folgenden  nichtpalatalen  Vokalen, 
2.  ß.  fem.  tlja  ntr.  fijo  statt  üha  tllio  zu  üh  ruhig.  — 
Über  j,  j  als  zweites  Element  der  sekundär  entstandenen 
Diphthonge  s.  §  131;  dialektisches  j  aus  d  s.  §  207,  aus 
r  s.  §  209;  j  aus  c,  z.  B.  nöjca  aus  ?iO(5ca  Dem.  zu  nöc 
Nacht,  s.  §  173. 

58.  Skr.  V  entspricht  1.  ursl.  v,  z.B.  väriti  kochen, 
däviti  würgen,  zdrav  gesund  '*s~odorvh  abg.  s^drav^^,  2.  ent- 
steht als  Übergangslaut  zwischen  u  und  folgenden  Vokalen, 
z.  B.  fem.  süva  ntr.  siu'o  für  sM«  siiho  zu  smA  trocken, 
nach  süva  usw.  der  Nom.  msk.  süv  neu  gebildet.  —  Über 
V  aus  »e,  z.  B.  fem.  tdvna  für  tämna  zu  tdman  finster  (=  ^6- 
wfc/iö  fem.  tbmbna),  s.  §  190. 

59.  Skr.  /,  dem  Urslavischen  fehlend,  kann,  ab- 
gesehen von  Schallnachahmungen,  z.  B.  frkati  schnurren, 
Jis  Ruf  bei  einem  Hieb  flsmdi  Hieb  versetzen,  in  ein- 
heimischen Wörtern  nur  vorkommen  als  Umbildung  von 
hv  und  pv:  fäla  statt  hväla  Lob,  ufati  se  hoffen  ^^^uphvaü 
se;  außerdem  dialektisch  zuweilen  für  v,  z.  B.  monten. 
frljes  für  vrljes  Heidekraut.  Sonst  nur  in  Fremdwörtern, 
z.B.  fUdiän  türk.  Tasse;  doch  tritt  für  das  fremde  /  auch 
*'.'  ein,  z.  B.  viljev  Elefanten-  statt  und  neben  filjev  von 
türk.  ßl  Elefant. 

E.  Die  Affrikatae. 

60.  Skr.  c  entspricht  1.  ursl.  av.  c  6,  das  im  Skr. 
hart  geworden  ist,  z.  B.  cijena  Preis  cena,  dat.  rüci  (zu 
rüka)  Hand  rqce  (rqka);  otac  Vater  otbch,  mjesec  gen.  mjeseca 
Mond  mes^cb  meseöa;  2.  entsteht  aus  ursl.  c  vor  r-Konso- 


40  Lautlehre.  [§60-64-. 

nant  und  r- Vokal,  z.  B.  crijcvo  (ek.  rrevo,  ik.  n'wo)  Darm 
crevo,  crn  schwarz  *chrm  abg.  crm.  —  Über  c  in  Konso- 
nantengruppen als  ts  geschrieben  s.  §  182. 

Skr.  dz  entspricht  nie  ursl.  dz,  d'z  (dies  skr.  zu  Zj 
s.  §  53) ;  dialektisches  dz  {dzöra,  Ragusa)  für  älteres  z. 

61.  Skr.  c  vertritt  ursl.  c' ,  z.  B.  celo  Stirn  celo,  sjeca 
das  Niederhauen  seca,  j9?«c  das  Weinen  jylacb. 

Skr.  dz  entspricht  nicht  einem  einstmaligen  ursl.  aus 
g  vor  e  usw.  entstandenen  di  (s.  Abg.  Gr.  §  41),  dies  ist 
stets  zu  i  geworden,  z.  B.  vok.  bd£e  zu  bog  Gott,  ursl. 
einmal  ^hodze  daraus  hose.  Das  skr.  dz  entsteht  durch 
Assimilation  von  c  {ts)  an  tönende  Konsonanten,  z.  B. 
ötcuUhina  Vaterland  für  '^otacbma  aus  othchbina. 

62.  Skr.  6  (d.  i.  t's')  entspricht  1.  ursl.  t'  =  tj  und  = 
U  (abg.  in  beiden  Fällen  st',  s.  Abg.  Gr.  §  39.  3,  §  51  III.  3), 
z.  B.  svijeöa  Kerze  '^svef'a  =  '^ftvet-ja,  abg.  svesta;  nöö  Nacht 
*not'b  aus*  nokth,  abg.  ??os/fc.  —  Abg.  st'  kann  auch  anderen 
Ursprungs  sein,  =  skj  und  sTc  vor  palatalen  Vokalen, 
ferner  =  stj  (s.Abg.  Gr.  §  41),  in  diesem  Falle  steht  skr. 
st  und  sc,  s.  §§  185,  186.  —  2.  c  entsteht  durch  Zu- 
sammenrücken von  /  mit  j  nach  Ausfall  von  b  oder  in 
jekav.  Mundarten  durch  Verbindung  von  t  mit  je  =  e,  z.  B. 
2}race  koll.  (zu  prüf)  Ruten  prqtbje,  cerati  treiben  für  tjerati 
(ek.  terati,  ik.  tlrati)  terati,  s.  §§  141,  147. 

63.  Skr.  (f  (d.  i.  d'z')  entspricht  1.  ursl.  d'  =  dj,  abg. 
ifl',  z.  B.  meffa  Grenze  *merf'a  =  *mei-ja  abg.  weifZa ;  2.  ent- 
steht im  Skr.  durch  Verbindung  von  d  mit  j  nach  Aus- 
fall von  h,  z.B.  Zäcfa  Schiff  ursl.  *oldhji  abg.  ladhji;  Mmäcte 
koll.  Stücke  (zu  komäd)  =  '^'komadhje.  In  jekavischen 
Mundarten  durch  Verbindung  von  f?  mit  je  aus  e,  z.  B. 
c?ever  für  djever  =  devert,  de  aus  gdje  =  Ä^^e,  s.  §  147. 

64.  Im  Wortanlaut  ist  außer  den  dialektischen 
Fällen  ce-,  de-  aus  tje-,  dje-  (=  te-,  de  )  ein  ö  und  d  selten: 
cüd  Naturell  =  Hjudb  abg.  studb,  cütjeti  (dial.  noch  emp- 
finden, merken)  schweigen,  ksl.  stutiti.  Durch  Konsonanten- 
abfall ist  es  in  den  Anlaut  gekommen  bei  61  cer  Tochter 
für  hcl  hcer,  abg.  dT>sti  (s.  §  74). 


§  64. 65.]  Die  einzelnen  Laute.  41 

Im  Anlaut  erscheint  einigemal  6  im  Wechsel  mit  * 
und  c:  cepica  Käppchen,  vgl.  Upica  und  cepac  Frauen- 
haube, cuha  Schopf  (der  Vögel),  vgl,  cüpa  Haarbüschel. 
Ferner  c  und  d  in  Schallnachahmungen:  6ä,  ceja  weg!, 
öäknuti  =  cä  rufen,  öcq)  schnapp!,  ddjnti  erhaschen,  öapr- 
äati  cnsTcati  cepürkati  plappern,  cäpiti  carlikati  rauschen 
(vom  Winde),  öevkati  belfern,  Cöpiti  schlagen,  cdliati  se  sich 
leise  schlagen ,  cäöa  Vater  (Lallwort),  öük  Nachteule  (vom 
Schrei  öü\  cü\);  äääa  Lockruf  für  Pferde,  dljotka  Fuhr- 
mannspeitsche (vom  Rufe  beim  Antreiben  äijol),  äiknuti 
aufspringen,  niederfallen,  ciihmti  stibitzen,  dlpuuti  springen, 
diläsnuti  entwischen.  Zu  dieser  Klasse  mögen  auch  noch 
andere  dunkle  Wörter  gehören.  Was  sonst  vorkommt, 
ist,  soweit  zurückführbar,  fremd,  und  zwar  vertritt  c 
romanisches  und  griechisches  k  vor  palatalen  Vokalen 
und  türkisches  /.:';  d  vertritt  romanisches  g  vor  palatalen 
Vokalen  und  di-  (dj-),  ferner  türk.  g,  z.  B.  öelija  Zelle 
KeXXiov,  ceremida  Dachziegel  ngr.  Kepajiiiöa,  ölpür  Garten 
ngr.  Kr|7T0upa,  C'h'ü  Cyrill  KupiX\o<;,  cor  6drav  einäugig  türk. 
k'or,  öümur  Kohle  türk.  kö'mür;  Bi'irad  Georgius,  delsämin 
(Pflanze)  ital.  gelsomino,  däkon  Diakonus,  däk  Student  (aus 
diaconus),  derdän  Halsband  türk.  gerdan,  dögo  Schimmel 
(Pferd)  türk.  gök'  u.  a.   bläulich,  graulich. 

II.  KoDsonauten^ruppeii.  —  Ab-  und  Ausfall  von  altem  ^,  h. 
A.  Konsonantengruppen. 
65.  Konsonantengruppen  sind  ins  Skr.  teils  aus  dem 
Urslavischen  in  dort  schon  so  vorhandener  Verbindung 
übergegangen,  teils  erst  in  späterer  Entwicklung  entstanden. 
Die  neuen  Gruppen  gehen  einmal  hervor  aus  der  Um- 
stellung von  or  ol,  er  el  vor  Konsonanten  in  ra  la,  re  le. 
Die  so  entstandenen  Verbindungen  teilt  das  Skr.  mit 
anderen  slavischen  Sprachen,  so  auch  mit  dem  Abg., 
z.B.  mläd  abg.  mlad^  ursl.  *mold^  (s.  Abg.  Gr.  §53).  Ferner 
entstehen  neue  Gruppen  durch  Ausfall  von  ^^  h,  wodurch 
früher  getrennte  Konsonanten  aneinander  rücken;  dabei 
können    zugleich  Veränderungen   des   ersten  Konsonanten 


42  Lautlehre,  [§  65. 

durch  Angleichung  an  einen  folgenden  eintreten,  z.  B. 
dnö  Boden  ih,no,  bräti  sammeln  Ibrati,  zdrüziti  gesellen 
s^dr^^ziti.  In  bestimmten  Fällen  sind  auch  ursprüngliche 
Gruppen  als  solche  verloren  gegangen,  so  dadurch,  daß 
Ti  rh  vor  Konsonanten  skr.  zu  r- Vokal,  h  h  zu  u  geworden 
sind;  z.  B.  sind  so  die  alten  Gruppen  kr  sl  in  IcroVb  slhza 
in  skr.  krv  süza  zu  einfachem  k  s  geworden.  Die  Be- 
wahrung überkommener  Konsonantengruppen  oder  ihre 
Beseitigung  und  die  Ausbildung  neuer  gibt  in  hohem  Grade 
den  einzelnen  slavischen  Sprachen  ihr  besonderes  Gepräge. 
Außerdem  ist  die  lautliche  Gestalt  dieser  Sprachen  stark 
bedingt  durch  den  Ab-  und  Ausfall  der  Halbvokale  ^  h 
und  deren  Erhaltung,  d,  h.  Ersatz  durch  vollere  Vokale 
(skr.  als  a).  Um  aber  zu  wissen,  wann  schwinden  die 
Halbvokale,  wann  bleiben  sie,  muß  man  bestimmen, 
welche  Konsonantengruppen  eine  Sprache  hat.  Die  fol- 
gende Ausführung  beruht  auf  dem  in  Vuks  Wörterbuch 
aufgezeichneten  Wortschatz.  Der  gesamte  Wortschatz  der 
Sprache  ist  damit  freilich  nicht  erschöpft,  aber  ein  anderes 
maßgebendes  Wörterbuch  ist  nicht  vorhanden,  da  das  der 
Südslavischen  Akademie  weit  von  der  Vollendung  ist. 
Bei  der  folgenden  Einzelbehandlung  ist  j  nicht  als  selb- 
ständiger Konsonant  aufgefaßt,  daher  Verbindungen  von 
Konsonant  und  j,  z.  B.  in  bjezati  (ek.  bezati,  ik.  blzati), 
nicht  als  Gruppe;  c,  c  gelten  als  Gruppen  =  ts,  ts,  Bei- 
spiele für  ihre  Stellung  im  Wortanlaut  ohne  Verbindung 
mit  andern  Lauten  sind  unten  nicht  gegeben,  da  sie  nichts 
für  das  Skr.  charakterische  enthalten. 

I.  Wortaiilautsgrnppen. 

Möglich  sind    folgende   (der    links  von  der  Klammer 
stehende  Konsonant  ist  der  erste  Bestandteil). 


§  66.  67.] 


Die  einzelnen  Laute. 


66. 


1.  Zweigliedrige  Gruppen. 


p 

h 

p' 

h 

t 

d 

p 
d 

t 
d 

t 

t 

Tc 

k 

k 

d 

d 

9 

9 

9 

h 

9 

s 

>  y 

h 

9 

s 

i 

s 
s 

z 

>  m             s 
s 
z 

! 

s 

z 

>  V 

z 

s 

z 

z 

z 

h 

z 

h. 

m 

V 

i 

v^ 

m 

h 

v_ 

m 

V 

- 

p]s 

p}s 

d}z 

s]'h 

«}/ 

s] 

l\^ 

p 

k 

s 

V 

s 
h 

9) 
t 

^     :h 

c  =  ts 
c  =  ts 

t 

s  \  k 

z[^ 

\d 

k' 

s    6 
h 

.\d 

^9 

i\ 

67.  2.  Dreigliedrige  Gruppen. 

Sie  können  als  erste  Bestandteile  nur  haben  s  §,  z 
i,  c  c,  vereinzelt  2^.  Die  beiden  folgenden  Bestandteile 
müssen  so  beschaffen  sein,  daß  sie  an  sich  als  zwei- 
gliedriger Anlaut  stehen  können. 


44 


Lautlehre 

pr 

kr 

hr 

(dl 

pl 

kl 

dr 

^\  dr 

tr 

s 

tr 

z- 

gr 

\ 

tv 

c 

gn 

h- 

s  ■ 

Tel 

kv 

c  l  in 

1  V 

,1 
m 

p{c 

Ten 
hr 
hv 
mr 

C  ' 

V 

k 

d{0b 

ml 

vr 

OS*         3. 

V 

ierglie 

drige  Gm 

PP 

en. 

s 

HU 

c 

\kl 
\kv 

c{J 

[§  67—69. 


kv 


Die  Vorkommnisse  im  einzelnen,  alphabetisch 
geordnet  nach  dem  Anfangskonsonanten. 

I.    Im  ursprünglich  einheitlichen  (nicht 
zusammengesetzten)  Wort. 

09,    Anlautsgruppen  mit  b  als  erstem  Konsonanten: 

bd:  durch  Ausfall  von  z  bdenije  (aus  der  Kirchen- 
sprache; daraus  auch  denije)  Vigilien;  in  älterer  Zeit  noch 
bdjUi  (bdeti,  bditi)  wachen  b^deti. 

bl:  urspr.  z.  B.  in  hUjed  {bled,  blid)  bleich,  hljüvati 
eich  erbrechen;  durch  Metathesis  nur  in  bläg  gut,  bläto 
Sumpf  aus  ursl.  *bolgh  *boUo;  blävör  {bläor,  blor)  Art  großer 
Schlange,  aus  dem  alban.  boie  für  *botve,  dies  aus  lat.  helua. 

br:  1.  ursl.  z.  B.  brät  Bruder,  bröd  Furt  und  so  in 
allen  Fällen,  die  nicht  unter  2  und  3  angegeben  sind; 
2.  durch  Metathesis,  z.  B.  brdda  Bart  *borda,  breme  Last 
%erme,  die  sonstigen  Beispiele  s.  §§  5,  33;  3.  durch  Aus- 
fall von  b,  bräti  (präs.  berem)  sammeln  bhrati. 


§70.71.]  Die  einzelnen  Laute.  45 

70.  Anlautsgruppen  mit  c  als  erstem  Bestandteil: 
ckl,  nur  in  cMö  Glas  für  *stklo  durch  Umstellung  von 

st  in  ts  (c),  neben  sUüdo  und  sklo,  aus  stbTclo;  dazu  cMe- 
nica  Trinkglas  (für  stbklenica),  ckliti  se  (neben  skllti,  stäkliti 
se)  glänzen. 

clcv,  nur  in  ckvära  (Art  Salbe)  für  skvära,  abg.  skvara 
Fettdampf  zu  -skvbreti  raskvbreti  trans,  schmelzen. 

cm,  Umbildung  von  cv  in  cmiljeti  für  cmljeti  wehklagen; 
onomat.  cmöknuti  neben  cvöknuti  schmatzend  küssen. 

er,  stets  entstanden  aus  älterem  er  aus  der  ursl.  Ver- 
bindung cer-  -f-  Kons. :  crevlja  Schuh  vgl.  abg.  crevbjb  aus 
*cerv-,  crijep  Scherbe  ^cerjn  abg.  crep^,  erepnti  schöpfen 
*cerpati  abg.  crepati,  crijevo  Darm  '''eervo  abg.  erevo. 

ev:  1.  aus  ursl.  kv  vor  palatalen  Vokalen  (ebenso  im 
Bulgarischen,  Sloveniscben,  Russischen,  gegenüber  west- 
slavischem  kv):  evljet  {cvet  evit)  Blume  *kveh  abg.  cveto 
(poln.  kwiat),  evät  Blume  *kvbib  *cvbtb  (vgl.  eävtjeti  blühen 
für  cvätjeti  =  *cvbteti);  cvUjeti  klagen  abg.  cvileti  (cech. 
kviliti);  2.  in  onomatop.  Wörtern,  z.  T.  neben  em,  cvöknuti 
und  emoknuti  (s.  o.  unter  cm);  cvokdtati  zittern  (und  eokd- 
tati);  3.  durch  Umstellung  von  st:  cvblika  Stengel,  vgl. 
abg.  stvoh  dass.  —  Vgl.  auch  §  71  cv. 

71.  Anlautsgruppen  mit  c  als  erstem  Bestandteil. 
ck,    überall    sekundär   entstanden:     1.    durch    Ausfall 

von  h,  ckäti  (und  cäckati)  stochern  *cbkati,  vgl.  r.  pro-skat' 
durchstechen;  2.  aus  sk  und  dies  aus  sk:  ckäkljati  und 
skäkljati  kitzeln,  vgl.  altr.  skoktati  =  *skokhtati\  cköljka  und 
sköljka  Muschel  *skol'bka;  vgl.  noch  ckälj  (Distelarten), 
ckälja  und  skälja  Krebshöhle,  cköla  für  sköla  Schule  (scola). 

clcv,  nur  in  dial.  ckvär  statt  kvär  Beschädigung,  c  un- 
klaren Ursprungs;  ckvrlj  (älter  cvrlj;  Vogelart^  Amsel, 
Star),  vgl.  cvrijak  Star. 

cl,  in  clän  clänak  (eig.  Gelenk)  Knöchel,  alt  cUn,  vgl. 
ksl.  clem  und  clam  aus  '^xelm  (poln.  czion).  In  cövjek 
(älter  noch  clövjek)  Mann  (dazu  cloviti  Männchen  machen, 
vom  Hasen  gesagt),  aus  ursl.  cüoveki^  ist  l  beseitigt. 


46  Lautlehre.  [§71.72. 

cm,  immer  unursprünglich:  1.  durch  Ausfall  von  fc, 
cmävati  schlafend  faulenzen  (zu  cämati  =  *chmati); 
2.  durch  Verlust  einer  ersten  Silbe,  cniicac  cmicak 
Gerstenkorn  (am  Auge)  statt  jecmicac  -cak  =  *jechmycbch 
-chki,  Dem.  zu  jechmy  (skr.  jecmen)  Gerste.  —  Unklar  dial. 
cmär  Mastdarm;    cmüla  Krug  für  *mcula?  vgl.  £muo  §  88. 

cp,  nur  in  cpäg  Rocktasche  ksl.  chpagz,  daneben  späg. 

er,  nicht  serbisch  (s.  §  70),  sondern  nur  in  einigen 
Worten  kirchenslavischer  Form:  crez  durch  abg.  crez^ 
=  *kerzh;  creda  Reihe  abg.  creda  =  ^herda  (Kloster-  und 
Kirchenwort). 

cv,  unursprünglich,  entstanden  1.  durch  Umbildung 
von  shv,  cvarak  Fettgriebe,  cväriti  Fett  schmelzen,  vgl.  §  70 
unter  ckv  ckvära  sTcvära  und  altserb.  cvrijeti  schmelzen  abg. 
sJcvbreti;  cvördk  Star,  \^.  skvörac  dass.  =  sÄ;yor6cfe;  2.  durch 
Umstellung:  cvrst  voll,  fleischig  *chrstvh  abg.  crst'ü^  r.  cer- 
stvyj;  3.  wahrscheinlich  schallnachahmend:  cväknuti,  cvä- 
kati,  cvalikati  klatschen,  cvrknuti  zischen  (von  Wasser  auf 
glühender  Platte),  cvrknuti  klopfen,  cvrcati  (und  cvrcati} 
zwitschern,  cvflj  (ckvrlj)  Amsel,  Star,  cvfljak  Star  (vgl. 
cvörak).  —  Unklar  cvör  Knorren,  cvrljuga  Knoten  (Knorren, 
Auswuchs  am  Leibe). 

72,     Anlautsgruppen  mit  d  als  erstem  Konsonanten: 

dl,  aus  Metathesis:  dläka  Haar,  wahrscheinlich  = 
'■''■dolka;  dlän  flache  Hand  *dolnh  abg.  dla7ih,  dlijeto  Meißel 
""delto  (s.  §  35). 

dm,  nur  im  Eigennamen  Dmliar  aus  ^Dhmitrb  = 
^r\\xr\ip\oc,  (spr.  Dinii-),  vgl.  DimUrije  dass. 

dn,  durch  Ausfall  von  h,  ^:  Formen  von  dän  (aus 
dwih)  Tag,  z.  B.  pl.  dm;  dno  Boden  d^no. 

dr:  1.  ursl.,  z.B.  drüg  Freund  drugs,  drijem  Schlummer 
dreim,  drözak  Drossel,  und  so  in  allen  Fällen,  die  nicht 
im  folgenden  genannt  sind;  2.  durch  Metathesis,  z.  B. 
dräg  teuer  ^dorgt  abg.  dragi,  drijeii  (präs.  derem)  schinden 
*derti;  die  sonstigen  Fälle  s.  §§5,33;  3.  durch  Ausfall 
von  b:  dräca  Dornstrauch  für  "^dbraca  vgl.  abg.  dhrati 
(präs.  derq)  reißen,    schinden;    dazu    vielleicht   auch  dial. 


§  72. 73.]  Die  einzelnen  Laute.  47 

dreha  Kleidung,  Gewand  =  *dbrecJia?,  und  drönjak  Lappen, 
drönjav  zerlumpt;  4.  in  drijesiti  loslösen  stammt  d  aus 
der  Zusammensetzung  raz-d-rijesiti  durch  falsche  Ab- 
trennung, s,  §  175. 

dv:  1.  ursl.  in  dvör  Hof  dvon;  dveri  Altartür  in  der 
Kirche,  aus  dem  r.-ksl.  (abg.  dvbri);  dveka  Art  Wagen- 
schmiere =  *dveka;  —  2.  durch  Ausfall  von  ^,  nur  in 
dvä  aus  d^va  zwei,  und  seinen  Ableitungen,  z.  B.  dvß-sta 
(sti)  zweihundert  dhve  shte. 

dz,  in  einigen  seltenen  Fällen  dialektisch  für  i:  dzäs- 
nuti  se  erschrecken  für  zäsn-  (bei  Vuk  Wb.  zäcnuti  se), 
dzüpa  Pfarre  u.  a.  für  züpa  (eig.  Gau).  Alles  andere 
Fremdwörter,  so  dzäm  türk.  Glas,  dzeväp  türk.  Antwort, 
dzeneräl  General  ital.  generale. 

dzh:  dzbän  (daneben  zbän)  Wanne,  durch  Wegfall  von 
h  und  Assimilation  aus  chbam;  unklar  dzbün  (und  zbün) 
Staude. 

"73.   Anlautsgruppen  mit  g  als  erstem  Konsonanten: 

gd,  nur  in  gde  (jek.  gdje,  ik.  gdl)  wo  =  1c^de,  vgl. 
dazu  käda  wann  aus  k^da  (abg.  k^gda). 

gl:  l.nrsl.  glabati  nagen,  glädak  glatt,  gledati  schauen 
gl^dati,  gilb  Kot,  glisfa  Regenwurm,  globa  Geldstrafe,  glög 
Weißdorn,  glöniöt  Geräusch,  glöta  Familie  (Weib  und  Kind), 
arme  Leute,  glüh  taub,  gljiva  Schwamm  (fungus);  — 
2.  dial.  aus  dl:  glijeto  für  dlijeto;  —  3.  durch  Metathesis, 
z.  B.  gläva  Kopf  *golva  abg.  glava,  glas  Stimme  *gols^  abg. 
glas;  die  sonstigen  Fälle  s.  §§  5,  33. 

g7n,  nicht  ursl.;  gmlzati  neben  gämizati  kriechen 
gimgzati;  dem  nachgebildet  ist  gmiljeti  (doch  daneben 
hmiljeti)  aus  miljeti  dass. ;  sonst  nur  in  dem  wohl  schall- 
nachahmenden gmezditi  kneten,  quetschen. 

gn,  unursprünglich  in  gnäti  treiben  g^nati,  gnjlla  Ton- 
erde aus  älterem  glina\  sonst  überall  ursl.,  z.  B.  gnijezdo 
Nest  gnezdo,  gnöj  Dünger  gnojh  usw. 

gr,  unursprünglich  durch  Metathesis  in  gräd  Stadt 
*gord^  abg.  grad^  usw.  (s.  §§5,33);  in  allen  anderen  Fällen 


48  Lautlehre.  [§  73—75. 

ursl.,    z.  B.  gröda  Balken  gr^cla,  grtjeh  Sünde  grech^,    grob 
Grab  grob^,  grub  grob  grqb^  usw. 

gv,  selten,  gvözd  (eig.  Nagel)  hervorstehender  Stein, 
mit  Ableitungen  gvözde  Eisen  u.  a. ;  gviriti  auf  etwas 
starren  (glupen). 

74.  Anlautsgruppen  mit  Ji  als  erstem  Konsonanten, 
alle  selten: 

hö,  nur  in  hör  Tochter  aus  kci  für  *grdi  aus  '''dci  = 
ursl.  *d^]cti  abg.  d^sti. 

hl,  ursl.  in  lüäpiii  schnappen,  liläptati  schlappen  (vom 
Hunde),  Mjeb  Brot;  aus  Metathesis  in  Mäd  Kühle  ^'choldo 
abg.  clllad^. 

hm,  nur  in  dem  einen  hwlj  Hopfen,  wahrscheinlich 
altes  Lehnwort  und  für  "-rJnmel'b  stehend. 

hr,  urspr.  in  hrdkafi  räuspern,  hrijjati  keuchen,  hrdpiti 
schnarchen,  hren  Meerrettich  chrem;  wohl  auch  in  den  un- 
klaren hreb  Baumstumpf,  hrek  Strunk,  hrid  Fels.  Durch 
Metathesis  in  hräbar  tapfer  ^chorbn  abg.  chrabn,  hräm 
Tempel  *chonm  abg.  chrmm,  hräna  Nahrung  *chorna  abg. 
chrana. 

ht,  nur  in  htjeti  wollen  =  chzteti. 

hv  (dafür  f,  s.  §  59),  urspr.,  in  hväla  Lob,  hväüti  er- 
greifen. 

"75.    Anlautsgruppen  mit  Ic  als  erstem  Konsonanten: 

kl,  aus  Metathesis  in  kläda  Klotz  *kolda  abg.  klada, 
kläti  schlachten  "^kolti  abg.  klati,  die  sonstigen  Fälle  s 
§  5fg.,  §33fg. ;  in  allen  anderen  Fällen  ursprünglich, 
z.  B.  kleti  fluchen  kleti,  klyet  Vorratskammer  kleth,  kljuc 
Schlüssel  kl'ucb  usw. 

km,  nur  in  kmet  Bauer  aus  "^kwieh  '"khmetb;  das  dial. 
kmeziti  se  neben  knjeziti  (schallnachahmend)  weinerliche 
Miene  machen  (niederdeutsch  =  ningeln). 

kn,  nirgends  ursprünglich  und  nur  in  knez  =  khnezb 
Fürst,  kfißga  Brief,  Buch  kziiiga.    Über  knjeziti  se  s.  km. 

kr:  1.  durch  Metathesis  in  kräva  Kuh  *korva  abg. 
krava  usw.,  die  Beispiele  s.  §  5 fg.,  §  33fg. ;  2.  Ursprung- 


§  75 — 77.]  Die  einzelnen  Laute.  49 

lieh  in  allen  anderen  Fällen,  z.B.  krästi  stehlen,  kräati  weg- 
schieben hrefati,  Jcrlv  krumm  Jcrirh,  krüg  Kreis  krqg^  usw. 

kt  und  kö,  durch  Ausfall  von  ^  und  dial.  für  ht  hö 
in  kteti  kceti  wollen  cMieti;  ferner  in  köi,  s.  §  74. 

kv,  ursprünglich,  z.  B.  kväs  Sauerteig,  kvär  Beschädigung, 
kvrga  Auswuchs;  sonst  selten  und  in  schallnachahmenden 
Wörtern,  z.  B.  kveka  Quieken  (des  jungen  Hasen),  kvecati 
queck-schreien,  kvbcati  glucken  kvöcka  Gluckhenne,  kvrknuti 
kvrcafi  schnurren  (von  der  Katze). 

76.  Anlautsgruppen  mit  m  als  erstem  Konsonanten. 
Sie  waren  im  Ursl.  jedenfalls  sehr  selten,  vielleicht  skr. 
mledan  mager,  vgl.  r.  mlet  mleju  ohnmächtig  werden  (ai. 
mläyämi  matt,  schlaff  werden);  vielleicht  zu  derselben 
Wurzel  mrüav  lau,  kraftlos;  mläviti  schlagen,  kann  sein 
=  %nolvifi  (vgl.  got.  ga-malvjan  zermalmen). 

Im  Skr.  ml  1.  aus  Metathesis:  mläd  jung  *mol(h  abg. 
mlad^,  viläz  Milchstrahl  aus  dem  Euter  *molz^,  mldtiti 
dreschen  '■hnoltiii,  mlijeko  (ek.  nilcko,  ik.  mliko)  Milch  *melko 
abg.  mleko,  mljefi  (präs.  meljSm)  mahlen  ^melti  abg.  mleti 
(s.  §5fg.,  §33fg);  —  2.  aus  dialektischer  Neigung,  vm  in 
ml  zu  wandeln,  sehr  verbreitet  mlögi  viel  neben  nmögi 
(s.u.vm);  mlUi  meinen  neben  mmii;  allgemein  ilf/eto'  (gen. 
Mleiäkä)  Venedig  für  Mneci,  alt  Bhnetbci,  Bneci,  aus  Venetici, 
sg.  Bbneibkrj,  Bneibk  Bnetak;  — ■  3.  in  mihi,  altes  Lehnwort 
aus  lat.  molina. 

mn,  niemals  ursprünglich,  nur  durch  Wegfall  von  h, 
b:  mnögi  viel  m.^nog^,  mnlti  meinen  abg.  mmeti. 

mr,  stets  unursprünglich,  durch  Metathesis  entstanden, 
mräz  Frost  *morz^  abg.  virazo,  mräkh  Dunkelheit  *mork^ 
abg.  vlrak^,  mreza  Netz  *merza  abg.  mreia,  die  sonstigen 
Fälle  s.  §§  5,  33.  In  mrljest  (mrest,  mrist)  Rogen  steht 
mr  für  «r,  ursl.  *»ersh  r.  neresh;  mrhia  Barbe  (Fisch)  aus 
lat.  miiraena. 

yy.    Anlautsgruppen  mit  p  als  erstem  Konsonanten: 
Solche  waren  ursprünglich  nur  vorhanden  mit  r  oder 
l  als  zweitem  Bestandteil. 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  4 


50  Lautlehre.  [§  77. 

pc,  durch  Ausfall  von  h  und  Assimilation  in  pcela 
Biene  aus  hbcela;  gesprochen  meist  cela. 

2)1:  1.  ursprünglich  pllvati  plUi  plöviti  plütati  schwim- 
men, pluta  Kork  (Schwimmholz),  vgl.  abg.  pluti  plovq; 
pläkati  weinen,  plätiti  zahlen,  jMst  Mantel,  pleme  Stamm 
(von  Menschen),  plesti  flechten  j^iöt  Zaun,  p/a'e  Schulter- 
blatt (pleöi  skr.  f.  pl.  Schultern),  plöd  Frucht,  plösan  fem. 
plbsna  flach  aus  *ploskna,  plüg  Pflug,  pljeskati  pljüskati 
plätschern  pljüskati  ausspritzen  (onomat.),  pljkvati  speien 
abg.  pl'hvati  pl'icjq,  j^^j^^t  Efeu  neben  hljüsf.  (rankenartige 
Pflanzen);  fremd  plöska  Flasche  aus  lat.  flasca;  —  2.  durch 
Metathesis,  z.  B.  plämen  Flamme  abg.  plamy  =  *polmy\ 
jilßti  präs.  plijeveni  jäten  abg,  pleti  plevq  =  "^pelti  "^pelvq; 
weitere  Beispiele  s.   §  5  fg.,  §  33  fg. 

pr:  1.  in  einigen  w^enigen  Fällen  durch  Ausfall  von 
h,  präti  (präs.  perem)  waschen  pbrati;  preti  (präs.^rm)  an- 
klagen pr.  se  prozessieren  pweti  phrq.  —  2.  Ursprünglich 
sind  stets  die  Anlaute  pro-,  z.B.  präp.  j>ro-,  prositi  bitten, 
prost  einfach;  pri-  (=  pri-  und  pry-),  z.  B.  präp.  pri^ 
prtjatelj  Freund,  prica  Erzählung  ahg.  prithca-,  prist  Beule 
prysth;  pru-  (=  pru-  und  =  prq-),  z.  B.  prüditi  nützen, 
prüt  Gerte  prqt^.  —  3.  Von  Anlauten  pra-  sind  ursprüng- 
lich: pra-  in  Zusammensetzungen  wie  p)rä-haha  Urgroß- 
mutter; ferner  präv  recht,  präziti  mit  Knall  verpuffen, 
prama  (und  prema)  gegenüber,  p)räs  Lauch  (gr.  Trpdaov), 
jmiskati  krachen,  prätiti  geleiten,  ^^rac'a^i  se  zappeln,  präs- 
tati  ipf.  zu  pröstiti  verzeihen,  —  4.  Mit  pre-  (=  pre-, 
pre-,  pr^-)  sind  ursprünglich  ptresti  prMem  spinnen  pr^sti 
predq,  pregnuti  anspannen  j;r0n-,  2yi''esa  Eile  (aus  ital. pressa), 
pretati  zudecken  pr^tati,  prijetiti  {pretiti,  prititi)  drohen 
pretiti,  prijesan  (presan)  roh  (von  Fleisch)  abg.  presbm.  — 
5.  Auf  Metathesis  beruht  eine  größere  Anzahl  von  pra-, 
pre-,  z.  B.  j;ra(7  Schwelle  '^porg^  abg.  i^ragh,  ^wäse  Ferkel 
'^'■pors^  abg.  p)'>'<^se,  präp.  pre-,  pre-  =  *j;er-,  z,  B.  p)re-variti 
betrügen  prijevara  {prevara,  p)rivara)  Betrug;  die  weiteren 
Fälle  s,  §5fg.,   §  33  fg. 


§  77. 78.]  Die  einzelnen  Laute.  51 

ps,  nur  durch  Ausfall  von  h,  psä  gen.  zu  päs  Hund 
phsa  pbs^y  dem.  pseto  u.  a.  Ableitungen. 

ps,  nur  durch  Ausfall  von  h  in  psenica  Weizen  (oft 
nur  senica  gesprochen)  =  phsenica. 

pt,  nur  durch  Ausfall  von  ^  in  ptica  Vogel  (meist 
üca)  =  p^tica. 

78.    Anlautsgruppen  mit  s  als  erstem  Konsonanten: 

sk,  alle  solche  Anlaute  sind  ursprünglich,  z.  B.  skoöiti 
springen,  sMha  Klammer,  skot  Vieh,  aküp  teuer  skqp^, 
sküpsti  skübem  rupfen  usw.  Die  mit  ske-  anlautenden  sind 
Fremdwörter,  z.  B.  skerlet  (aus  dem  Türk.)  Scharlach;  die 
mit  ski-  anlautenden  haben  ursprünglich  sky-,  z.  B.  skitati 
se  sich  herumtreiben  skytati  s§.  In  skrnäviti  besudeln 
skrnävan  besudelt  steht  sk  für  skv,  vgl.  abg.  skvrna  Schmutz 
=  *skvbr7ia  (s.  u.  skvära). 

skv,  nur  in  skvära  (dafür  •■  auch  ckvära,  s.  §  70)  Art 
Salbe  (zu  skvhra  *skverti  abg.  skvreti  schmelzen),  skvorac 
Star  =  skvorbch  (r.  skvorec). 

sM,  ursprünglich  oder  alt  in  skllzak  schlüpfrig  (da- 
neben auch  skr.  kFizak  klizav,  vgl.  sklizavica  neben  kliza- 
vica  schlüpfriger  Weg;  in  anderen  sl.  Sprachen  auch  sl-), 
sklibiti  se  grinsen  hat  Beziehung  zu  abg.  sklabiti  s^  lächeln, 
doch  steht  dies  für  *skolb-,  vgl.  ar.  o-skolohiü  sa.  Durch 
Ausfall  von  b  und  t  in  sklö  (aus  stbklo)  Glas  sklenica  Trink- 
glas (vgl.  cklo  §  70). 

skr,  ursprünglich  in  skrob  Stärkemehl,  Mehlmus, 
skröbüt  Waldrebe,  skröz  durch  ksl.  skroze,  vgl.  abg.  skvoze 
und  skoze;  skrhija  Schrein  (aus  lat.  scrinium).  Durch 
Metathesis  Skrädin  (Stadt  in  Dalmatien)  aus  Scardona 
(s.  §  IIa). 

sl:  1.  ursprünglich  in  släb  schwach,  släva  Ruhm, 
slövo  Buchstabe  (urspr.  Wort),  slüsafi  hören,  slisati  (einen 
Schüler)  prüfen,  älter  =  hören,  slljep  (slep,  sllp)  blind, 
slijed  {sied,  slid)  Spur,  sline  pl.  Rotz,  sllva  Pflaume,  sllz 
(jek.  sljez  sljez)  Malve,  slöta  feiner  Regen,  slüga  Diener, 
slüz  Schleim.  —  2.  durch  Metathesis  slävü]  Nachtigall 
*solv-  abg.  slavbjb,    slädak  süß  "^soldbkh    abg.  slad^k^,  släma 

4* 


52  Lautlehre.  [§  78. 

Stroh  *solma  abg.  slama,  slän  salzig  *solm  abg.  slam,  slezhia 
Milz,  sleme  (slhne,  sljeme)  Firstbalken,  s.  außerdem  §  5  fg., 
§  83  fg.  —  3.  durch  Ausfall  von  ^,  släti  schicken  shlafi.  — 
4.  aus  SV,  in  slohbda  Freiheit  für  svohoda. 

sm,  außer  in  smjeti  wagen  aus  smfieti  in  allen  Fällen 
ursprünglich,  z.  B.  srmjeh  {smeh,  snnli)  Lachen  smechh, 
smtjati  se  lachen,  srnöla  Pech,  smrdjeti  stinken  usw. 

smr,  nur  unursprünglich  durch  Metathesis,  smräd  Ge- 
stank *smordi  abg.  smrad^,  smreka  Wacholder  ^snierka. 

sn,  ursprünglich  in  snäga  Kraft,  s/iäha  Schwägerin 
smclia,  snljeg  (sneg  smg)  Schnee  snegh,  dazu  snjezan  {snemn 
snUan)  schneeig;  snop  Garbe.  Durch  Ausfall  von  ^  in  snä 
gen.  usw.  zu  sän  Schlaf  s^na  shm,  und  seinen  Ableitungen 
z.  B.  sniti  träumen. 

sp,  urspr.  in  s])dr  verschlagsam,  dö-spjeti  Muße  haben 
speti,  spila  spUja  Höhle  (aus  ngr.  crirriXid);  durch  Ausfall 
von  ^  in  späfi  (präs.  spim)  schlafen  szpati  (szpl'q). 

spl  in  Spljet  (/SpZl^)  Spalato  aus  *Sp-let. 

sr,  stets  unursprünghch,  entweder  1.  durch  Meta- 
thesis, z.B.  sräm  Schande  ^sortm  abg.  sramh,  srijeda  {sreda, 
srida)  Mitte  *serda  abg.  sreda,  die  weiteren  Fälle  s. 
§  5  fg.,  §  33  fg.;  oder  2.  durch  Ausfall  von  ^,  t:  sräti 
cacare  *s'brati,  srebro  Silber  sh{^)rebro.  Dial.  sräh  Krätze 
für  svräb. 

st,  ursprünglich,  z.  B.  stäti  sich  stellen,  stär  alt,  stijena 
{sfena,  stina)  Fels  stena,  stui  Scham  styd^,  stüd  Kälte  usw. ; 
doch  vereinzelt  durch  Einschub  von  t  entstanden  in  Fällen, 
wo  dem  s  ein  r- Vokal  folgte :  stfz  dial.  neben  srz  Baummark 
strsiti  sträuben  (Haar)  für  srs-  ursl.  *sbrs-,  stfsljen  neben 
sfsljen  Hornisse. 

stJd,  in  stklö  Glas  (vgl.  daneben  stäklo,  cklö,  sklö),  s. 
§  70  und  oben  skl  =  sthklo. 

str:  1.  ursprünglich  in  sträh  Schrecken,  strädati  leiden, 
streka  Streif,  ströka  Art  Schafblattern  (eig.  Streifigkeit), 
streha  Dachvorsprung,  stremm  Steigbügel,  stric  Vaterbruder 
stryjbcb,  stnöi  (präs.  strizem)  scheren,  strijela  {strÜa,  strüa) 
Pfeil    sfrela,    strdjiti    herrichten,     strövo  (?)    Haufen    ab- 


§  78. 79.]  Die  einzelnen  Laute.  53 

geschüttelter  Blätter,  strüg  Hobel  strügati  schaben,  strujati 
wallen  (vom  Wasser  beim  Sieden;  eig.  strömen),  strük 
Stengel,  strüka  Gattung.  —  2.  durch  Metathesis:  sträm 
Wache  '''storza  abg.  siraza,  strdna  Seite  *storna  abg.  strana. 

—  3.  dialektisch  durch  Einschub  von  t  in  älteres  sr: 
stramöta  für  sramöta  Schande  (=  *sorniota),  stres  Weinstein 
für  sres,  srljes. 

SV.  1.  ursprünglich,  z.  B,  svät  Hochzeitsbegleiter, 
svanuti  [==  svhnqti),  sintati  tagen  svijet  {svet,  svit)  Licht, 
svekar  Schwiegervater,  svet  heilig  sv^t^,  svinja  Schwein,  svöj 
sein,  svrbjeti  jucken  usw.;  2.  unursprünglich  nur  durch 
Umstellung  von  vs  in  den  Formen  und  Ableitungen  von 
väs  (omnis)  =  vbsh,  fem.  alt  vsa  {vbsa),  daraus  svä,  ntr. 
sve,  svägda  immer  =  vbsbgda  usw. 

svr,  nur  durch  Metathesis:  svräh  (Jucken)  Krätze 
^svorhh,  svräka  Elster  *svorka. 

'79.  Anlautsgruppen  mit  s,  obwohl  in  der  heutigen 
Sprache  ziemlich  zahlreich,  doch  meistens  unursprünglich, 
urserbisch  nur  z.  T.  in  st. 

so:  1.  durch  Vv^'andlung  von  sk  vor  palatalen  Vokalen 
in  Lehnwörtern,  so  dial.  söela  Überfahrt  und  Überfahrts- 
schiff, neben  skela,  aus  dem  Türk.  (zuletzt  aus  lat.  scala). 

—  2.  aus  htj  in  Mundarten,  wo  tje-  =  altem  te-  zu  ce- 
wird,  aus  dvhteti  wollen  litjeti,  dies  zu  söeti.  —  3.  durch 
Wandlung  von  älterem  kc  in  Ac-,  dies  dialektisch  in  sc; 
aus  *dhkti  (abg.  d^st^)  Tochter:  *dzci  *döi  H6i  köi  hei  s6i 
gen.  söeri  usw. ;  das  s  in  2.  und  3.  ist  genau  genommen  s. 

sk  mit  skl  und  skr,  sämtlich  aus  ursprünglich  an- 
lautendem 67i:  nach  einer  weitgehenden  Neigung,  sk  sowohl 
in  einheimischen  wie  in  fremden  Wörtern  zu  sk  zu 
wandeln:  1.  In  einheimischen,  skäkljati  (neben  ckäkljati) 
kitzeln  vgl.  ksl.  sk^kotati,  skoha  neben  skoba  Klammer, 
skbhäJj  u.  skbhälj  (Fischart),  sköljka  (u.  cköljka)  Muschel 
abg.  skol'hka,  skdpiti  kastrieren  skopac  Kastrat  aus  skop-, 
vgl.  r.  skopec,  skörav  runzlig  (zu  skora  cech,  u.  sonst 
«Rinde»,  skr.  kora),  skrämica  Tröpfchen  (Dem.  von  skrania 
eigentlich     «Fetttröpfchen»    =    "^skornia,    vgl.     r.    skoröm 


54  Lautlehre.  [§  79. 

Fleischspeise),  skrb  neben  skrb  Sorge  abg.  skrhb,  skrbav 
schartig  skrbina  Stummel  (Zahnst.)  geht  zurück  auf  ein 
*skhrb-  vgl,  deutsches  «Scherbe»  ahd.  scirbi,  skrgüt  Ge- 
knirsch skrgütati  knirschen,  vgl.  abg.  skrhgztati,  dazu  auch 
ski'ya  Art  Feldhuhn,  skfge  pl.  Kiemen;  skrijyati  knarren, 
vgl.  r.  skripet';  skrob  und  skrob  Stärkemehl;  in  skrök 
Schritt  neben  krdciti  schreiten  und  in  skröpiti  neben  krö- 
piti  besprengen  liegt  vielleicht  Zusammensetzung  mit  So- 
(s-)  vor;  ebenso  in  sklöcati  neben  klöcati  schnappen,  dazu 
sklöce  pl.  Fußfessel  für  Pferde,  skloca  Art  Taschenmesser 
(zum  Zuklappen);  sklöpac  Wanzen-,  Flohstich  =  s^klopbCbl , 
vgl.  klöpac  Wasserblase.  —  2.  In  Fremdwörtern;  z.  T.  ist 
hier  das  s  schon  mit  übernommen,  in  deutschen  Wörtern 
und  in  italienischen  mit  dial.  s  für  s:  skälja  u.  a.  Stein- 
splitter ital.  scaglia,  skänj  Sessel  ital.  scanno,  skarämbec  Art 
Ungeziefer  ital.  scarafaggio  Käfer  (aus  scarabaeus),  skäre 
pl.  Schere  (aus  dem  Deutschen,  ahd.  scära)^  skätula  Scha- 
tulle ital.  scatola,  skäf  deutsches  «Schaff»,  sJchnbe  Wanst 
türk.  sik'embe,  sküjiti  blinzeln  sMljav  blinzelnd  aus  mhd. 
schuhen  (schielen),  skip  Mulde,  Trog  ahd.  sä;«/ (Schiff),  sköda 
Schaden  ahd.  scado^  sköla  Schule  lat.  scola,  skölj  kleine 
Felsinsel  ital.  scoglio,  skrhija  neben  sknnja  Schrein  lat. 
scrinium,  skrpina  (Fischart)  ital.  scorpena. 

Eine  Anzahl  z.  T.  nur  dialektischer  Wörter  sind  un- 
klar: skamütati  befzen,  skänjac  Sperber  vgl.  slov.  kavjec, 
skljäka  (daneben  sljäka  und  stäka)  Krummstab,  sköljci  und 
skökci  Vorrichtung  am  Webstuhl  zum  Anhängen  der  Fäden, 
skräbija  Schieblade,  skrApa  kleine  Steine  (Grant),  skrletka 
neben  krleika  Käfig,  skrökati  versagen  (von  der  Flinte), 
skülj  Schöps  u.  a. 

sl:  1.  durch  Assimilation  von  s  an  folgendes  V  (Ij), 
dies  entweder  gleich  altera  t :  sl'em  sljem  (präs.  zu  släti) 
schicken  szl'q  {s^lati),  oder  entstanden  aus  altem  le-  in  je- 
kavischen  Mundarten,  oder  aus  dialektischer  Umformung 
von  l  in  t :  sl'ez  sljez  Malve  neben  sljez,  sl'eme  sljeme  neben 
sleme  (ek.)  Firstbalken,  sl'epöta  sljepöta  (ek.  slepöta,  ik,  sli- 
pdta)    Blindheit,    vgl.  slyep  blind;    sl'iva  slßva  neben  sllva 


§  79.]  Die  einzelnen  Laute.  55 

Pflaume,  sl'uka  sljülca  Schnepfe  aus  '"'stuka  für  *sluka  = 
slqka.  —  2.  schallnachahmende  Wörter:  sljäpaii  waten, 
sljäpiii  schlagen,  slis  Ausruf  bei  scharfem  Hieb.  — 
3.  Fremdwörter,  deutsches  sl  {seht},  släknja  Schlacke,  sUn- 
govati  (lokal)  sticken  (eig.  schlingen).  Dazu  einiges  un- 
klare, aber  s  jedenfalls  nicht  ursprünglich:  sljäka  (neben 
sTdjäkd)  Krummstab,  sljig  faulender  Erd-,  Laubhaufen, 
sljÖko,  Flitter  (kleine  Metallstücke),  sljünak  Kies. 

sm,  wo  klar  aus  sm:  smühmti  (daneben  smiirnuti) 
irgendwo  schnell  ein-  und  auslaufen  (wohl  eig.  schlüpfen, 
vgl.  abg.  smykati  sc  kriechen,  schlüpfen);  snirk  Spritze 
smrkati  scbnupfen  abg.  smrkati  r.  sniorkdt',  smrljika  für 
smr dljikaWoer escYiQ]  schallnachahmend  smitati  schleudern, 
smlgmcti  sich  davon  schleichen.  Unklar  smökljan  Dummkopf. 

sn,  nur  in  dial.  snjeti,  d.  i.  '■''shneti,  für  gewöhnliches 
sniü,  d.  i.  *s^n^H,  träumen. 

sp:  ältere  oder  neuere  Fremdwörter  mit  sp,  z.  B. 
spdga  (und  spdda)  Degen  aus  gr.-lat.  spatlia,  splca  Speiche 
(aus  dem  Deutschen)  u.  a. ;  nur  späg  Tasche  neben  cpäg 
geht  zurück  auf  altes  cbpag^•,  spfig  Schnecke  scheint  lokale 
Verdrehung  zu  sein  von  spüz. 

st:  1.  In  einheimischen  Wörtern:  a)  aus  ursl.  .sfc  vor 
palatalen  Vokalen  und  j,  'u:  steäjeti  sparen  *skedeti  abg. 
stedeti  vgl.  abg.  skqd^  karg,  stcktafi  stehtati  belfern  '■■'■skek^- 
tati,  stene  junger  Hund  ^skenc  abg.  sfenc,  stipati  kneifen 
r.  scipdi'  ^ski})-,  stir  Amarant  r.  scir,  stuka  Hecht  r.  scüka, 
stüktati  se  stucati  se  rülpsen,  vgl.  poln.  szczkac  =  *skjhk-. 
Auf  sk  beruhen  auch  steia  Schaden  für  Hsteta  aus  hsteta 
zu  t^stb  leer  (skr.  täst)  =  '''hskjb;  süca  Brettchen  aus 
Hstica,  dies  für  *dstica  =  distica  (Dem.  zu  dhska,  skr. 
däska  Brett),  daneben  däscica;  ferner  in  dem  alten  Lehn- 
wort stlt  Schild,  lat.  scutimi.  —  b)  aus  älterem  et,  dies 
seinerseits  durch  Wegfall  von  h  aus  cbt-,  stö  was  chto,  stlti 
(daneben  cäfiii)  lesen  '■'cbtiti,  stdvati  ehren  cbtovati.  — 
c)  für  st:  sfPk  Storch  (älter  strk),  sfrcäljka  u.  sircäljka 
Spritze.  —  2.  In  Fremdwörtern  aus  st:  stdgalj  gen.  stdglja 
Scheuer  (deutsch  Stadel),    sfäla  Stall,  stämpa  Druck  stäm- 


56  Lautlehre.  [§79.80. 

pati  drucken  ital.  stampa  stampare,  släp  Stab,  sfikla 
Schuhabsatz  (deutsch  Stückel?),  sfikovati  sticken,  stimati 
ehren  ital.  stimare,  sfirak  Stärke  stlrkaü  stärken  (Wäsche), 
siöpela  Pantoffel  (angeblich,  doch  nicht  wahrscheinlich,  aus 
ital.  stivale),  sftda  Stelzfuß  rrihd.  stalle  Fußgestell,  Stütze; 
stlrkivja  Unfruchtbare,  vielleicht  entlehnt  aus  deutschem 
stirke,  sterke  (Kuh,  die  noch  nicht  gekalbt  hat),  vielleicht 
slav.,  vgl.  Mikl.  EW.  s.  v.  stera. 

Manches  bleibt  unklar,  so  stüviti  Haut  einweichen 
zum  Gerben,  vgl.  slov.  scava  Spülicht,  etwa  =  '-'skeva, 
s/rti'7/e  Ampfer  {='^'skev-?),  stäka  (neben  skljdka  u.  sljäka) 
Krummstab,  sülja  stlljega  Spindel,  stilr  butt,  verkümmert. 

str,  in  den  deutlich  erkennbaren  Fällen  aus  str, 
ströjiü  verschneiden  aus  ströjiU,  ströka  und  ströka  Art 
Schafblattern  (s.  §  78  unter  str);  unklar  siröcati  (vgl.  skrö- 
kati)  versagen  (von  der  Flinte);  sträptati  spritzen,  könnte 
ein  '■'strb{^)p^tat^  sein;  onomat.  strbekati  radebrechen;  fremd 
sträiijga  Strang. 

SV,  sicher  nirgends  ursprünglich,  obwohl  einige  Fälle 
unklar:  1.  sv  durch  Wegfall  von  6,  svenje  das  Nähen 
sbvenhje  (zu  shvem  part.  prät.  pass.  zu  siti  nähen,  jetzt  skr. 
sven,  Siven),  dazu  svälja  Näherin  =  shv-.  —  2.  aus  svr 
dial.  in  svriika  für  svräka  Elster.  —  Unklar  svägati  se 
träge  umhergehen,  svdnjiii  se  sich  schämen,  svrljati  und 
swndati  (wohl  onomat.)  herumwirtschaften,  svrda  Weich- 
ling, svlgär  Schwippe  an  der  Peitsche. 

80.    Anlautsgruppen  mit  t  als  erstem  Konsonanten: 

fk,  nur  in  tko  wer,  umgestellt  aus  kto  =  khto;  tkäti 
weben  t^kati. 

tl,  nirgends  ursprünglich:  1.  durch  Metathesis  ttäka 
Frohn  *tolka,  tldciti  niedertreten  *tolcifi,  wahrscheinlich 
auch  in  tidpifi  wirr  träumen  (daneben  kldpiti).  —  2.  durch 
Ausfall  von  h:  ile  pl.  Boden  gen.  tdlä  abg.  tüo.  Unklar 
tljenica  neben  fjenica  und  tjena  feine  Haut. 

tm,  stets  unursprünglich,  durch  Ausfall  von  6:  tmlna 
hmca  tmusa  Finsternis  tmöra  (dunkle)  Regenwolke,   nä-tnm- 


§80.81.]  Die  einzelnen  Laute.  57 

rüi  se  sich  bewölken,  aus  tbm-,  vgl.  skr.  fäma  abg.  tbma 
Finsternis. 

tr,  sehr  häufiger  Anlaut,  ist  meist  ursprünglich, 
z.  B.  trdva  Gras,  tri  drei,  tr^sti  schütteln  tresti;  nur  in 
folgenden  Fällen  unursprünglich:  1.  aus  Metathesis  tmk 
Band,  Streifen,  träp  Rübengrube  träpiti  Weinberg  pflanzen, 
trätor  Tausendschön  (Blume),  tresnja  trijesla  Kirsche,  trebati 
nötig  sein  trebovati  nötig  haben  trijeba  {treba,  trlba)  in  riije 
trijebe  ist  nicht  vonnöten,  trijebiti  (trebiti,  tribiti)  säubern, 
trijezan  {trezan,  trizan)  nüchtern,  irijem  (trem)  Halle, 
s.  §  5  fg.,  §  30  fg. —  2.  durch  Wegfall  von  6:  trem  (präs. 
zu  tfti  reiben)  tbrq,  daneben  täretn,  dazu  gehören  trenica 
Reibeisen,  trenje  das  Reiben,  trlna  Bißchen  (Abfall),  trlca 
u.  a.  Kleie,  alle  aus  tbr-. 

tv,  seltener  Anlaut,  urspr.  in  tvöj  dein,  tvdriii  schaffen 
ivär  Geschöpf  und  anderen  Ableitungen,  ivrd  fest  =^  *tvbrdh. 
Unursprünglich  in  tvor  (tvör)  =  '-Hfor  Iltis  aus  *thor  für 
*(hchoi-h  vgl.  cech.  tcliof. 

81.    Anlautsgruppen  mit  v  als  erstem  Konsonanten: 

vi,  immer  unursprünglich  durch  Metathesis,  tat- 
sächlich in  der  heutigen  Sprache  nur  Beispiele  aus  ursl. 
i;oZ-|-Kons.,  z.B.  vlddati  herrschen  *wW-,  vläk  Fisehernetz 
*volkh,  die  weiteren  Beispiele  s.  §  5  fg.  Die  Fälle,  wo  vel  -\~ 
Kons,  zu  vle-  geworden,  fehlen  in  der  heutigen  Sprache, 
vgl.  aber  dial.  vliöi  =  *vleöi  — -  ursl.  *velkti  abg.  vlesti, 
gewöhnlich  vüci  =  *vblkti.  —  Dial.  vljeda  Braue  ist 
entstanden  aus  vjeda  ursl.  *ved'a  abg.  veMa.  Vereinzelt  in 
Fremdwörtern  vi  für  fl,  vlinta  Flinte. 

vr:  1.  in  den  meisten  Fällen  aus  Metathesis,  z.  B. 
V7'dta  Tür  ^vorta  abg.  vrata,  prijeme  gen.  vremena  Zeit 
*vermc  abg.  vreme,  die  sonstigen  Fälle  s.  §  5 fg.,  §  30  fg. ;  dabei 
sind  zweifelhaft  vräc  Wahrsager,  vrebati  lauern,  vreva 
Tumult.  —  2.  durch  Ausfall  von  &:  zä-vrem  präs.  (zu 
-vrijeti,  abg.  vreti  vbra)  verbergen;  vrefi  präs.  vrtm  sieden 
abg.  vbreti  vbrq  vbrisi,  dazu  vrelo  Quelle  (wenn  =  *vbrelo, 
kann  auch  =  *verlo  sein),  vreo  fem.  vrela  heiß  vbreh, 
vrüö  heiß  (part.  präs.)  =  vbrot'-  (abg.  nur  vbrest-),  vrütak 


58  Lautlehre.  [§  81—83. 

Quelle  '^vhvoUhh.  —  In  Fremdwörtern  zuweilen  für  //•, 
z.  B.  vrätor  Frater,   vrisak  frisch. 

Sonstige  Gruppen  mit  i' -f- Konsonant  sind  vereinzelt 
und  lokaldialektisch :  vnögl  statt  mnögi  (mlögi)  viel  imnogh, 
vtica  (eig.  *ftica)  aus  ptica  Vogel  p^tica,  vsenica  (eig.  */-se" 
nica)  aus  p)^enica  Weizen  phsenica. 

82.    Anlautsgruppen  mit  z  als  erstem  Konsonanten: 

zd,  zdür  (älter  ragusanisch)  Ausrufer  {praeco\  wohl 
fremd). 

zdr,  dial.  für  zr  aus  zhr-,  zärefi  reifen  für  zi'eti,  abg. 
zbreti. 

zl,  niemals  ursprünglich:  1.  aus  Metathesis  zläto  Gold 
*zolto  abg.  zlato.  —  2.  durch  Wegfall  von  ^:  alle  Ab- 
leitungen des  Adj.  zhh  skr.  zäo  böse,  fem.  zlä  ntr.  zlö^ 
adv.  zU  {ilß),  zlijediti  (zlediti,  zliditi,  eig.  beschädigen) 
Wunde  aufreißen  u.  a.,  alle  =  zhl-.  —  3.  vereinzelt  aus 
zn:  zlämenje  Vorzeichen  aus  znameubje. 

zm,  unursprünglich,  durch  Ausfall  von  ^,  nur  in  zmäj 
Drache  zniija  Schlange,  abg.  z^mbjb  {z^mijb)  z^mbja  {z^mija). 

zn,  ursprünglich:   znäti  wissen,  znöj  Schweiß. 

zr,  nirgends  ursprünglich,  außer  in  dem  onomat.  zri- 
kavac  zrljavac  Art  Heuschrecke  (vom  Rufe  zri)\  sonst 
1.  aus  Metathesis:  zrak^  zrcika  Strahl  '■■'zorkb,  -Tca  s.  §5, 
§  80  fg.  —  2.  durch  Ausfall  von  h:  zreti  zrtm  (zreni)  reifen 
Zbreti  zbrq  zbrisi,  prd-zreti  prö-zrem  (u.  a.  Zusammen- 
setzungen) durchschauen  zb7"eti  zbra  zbrisi. 

ZV.  1.  ursprünglich  in  zvehndi  zvecati  klingen  zvfknqti 
zvecati,  zvljer  (zver,  zv'ir)  wildes  Tier  zverb,  zvijezda  {zvezda, 
zvizda)  Stern  zvezda,  zviznuH  Pfiff  tun,  zvlzga  (zvizda)  Pfeifen, 
zvöno  Glocke,  zvrknuti  zvrcati  (schaHnachahniend)  schnurren, 
zvrcati  (schallnachahmend)  Schnippchen  schlagen.  Die 
Lautfolge  zvu-  ist  durch  zu-  vertreten,  falls  zük  Brumm- 
kreisel, züka  Summen  nicht  schallnachahmend^  sondern 
=  zvqlci  (Ton),  ^zvgka.  —  2.  durch  Ausfall  von  ^:  zväti 
rufen  z^vati. 

83.    Anlautsgruppen  mit  i  als  erstem  Konsonanten: 

zb,    in    zbän    Holzkanne    aus    dzbän,    dies  =  cbham: 


§  83.1  ^i^  einzelnen  Laute.  59 

gbün  Staude  neben  dshün.  Fremd  in  shlr  (lokal)  Spion 
ital.  sbirro,  zhwa  (lokal)  neben  spica  Speiche. 

zd:  iderati  fressen  (s.  u.  bei  zdr);  ü-Müi  (u.  a.  Zu- 
sammensetzungen) anzünden,  aus  zg\  Mrnmji  (lokal) 
pl.  =  zrvnji  (sg.  zrvanj)  Handmühle,  dur^i  Einschub  von 
d  zwischen  £  und  r,  abg.  irny  ursl.  *zbrny. 

£dl,  s.  M. 

Mr ;  das  Skr.  hat  eine  Abneigung  gegen  die  Laut- 
gruppe zr ;  jetzt  vereinzelt  dialektisch  für  zr,  zräk  für  zräk 
Strahl.  Das  zr  älterer  Zeit  ist  1.  entstanden  durch  Meta- 
thesis,  zdrijeb  (zdreb,  zdnb)  Los  abg.  zrebhjh  =  '^'zerb-; 
zdnjebe  {zdrebe,  zdribe)  Füllen  abg.  zrebe  =*zerb§',  ^;rö- 
zdrijeti  (-Mreti,  -zdnti)  verschlingen  abg.  zreti  =  *zerti.  — 

2.  durch  Wegfall  von  b,  präs.  2)rd-zdrem  abg.  zhrq,  ursl. 
daneben  *zerQ,  das  entsprechende  skr.  ^zeru  durch  An- 
schluß an  zdrem  zu  zderem,  ein  neuer  Infinitiv  zderati  dazu 
gebildet;  zdrälj  Kranich  ^=  *zbral'b  für  '■'zbravl'b  abg.  zeravb 
zeravl'b. 

zd,  dial.  für  zdj,  zdela  ^=  zdjela  Schüssel. 

zg,  durch  Wegfall  von  h,  zgänci  pl.  Art  Polenta,  zu  zhg- 
zeg-  brennen,  skr.  zedi  zezem,  vgl.  dial.   ü-zgaü  anzünden. 

zl,  nirgends  ursprünglich,  sondern  1.  durch  Metathesis, 
zlijeb  {zieh,  zltb)  Rinne,  zlijezda  {zUzda,  zlizda)  Drüse,  s.  §  33. 
—  2.  durch  Umstellung  von  U  nach  Ausfall  von  h,  in 
zllca  Löft'el,  neben  läzica  und  özka  (s.  §  19),  aus  hzica.  — 

3.  durch  Wandlung  von  z  in  z  (eig.  z,  s.  §  54)  vor  l', 
zlje  adv.  schlimm  z^le. 

zm,  nirgends  ursprünglich;  1.  durch  Ausfall  von  6, 
imem  ich  drücke  inf.  zeti  abg.  zbmq  zeti.  —  2.  durch 
Umstellung  von  mz  nach  Ausfall  von  ö:  zmirati  smiriti 
blinzeln,  zmüriii  die  Augen  zufallen  lassen,  aus  mhz-  vgl. 
abg,  mbgnqti  ynhzati,  skr.  na-magnuti  zuwinken.  Vgl.  auch 
zmül  zmüo  zmülj  Trinkbecher,  vielleicht  für  '■'mzul^  vgl. 
slov.  muzöl  dass,  aus  lat.  modiolus  Trinkgeschirr.  —  Un- 
klar ist  zniire  pl.  Art  Brei  (Polenta). 

zn,  nicht  ursprünglich;  durch  Ausfall  von  b  in  znjem 
(daneben  zimjtm)  präs.  zu  zeti  ernten,  a])g.  ibnq  zeti. 


60  Lautlehre.  [§  83—86. 

ZV,  nicht  ursprünglich,  durch  Ausfall  von  h:  zväle  pl. 
Gebiß  (am  Zaum),  zvulo  Rachen,  zväkati  u.  zvdtati  kauen, 
alle  aus  zbva-,  ahg.  zhvati  kauen. 

II.     Anlautsgruppen  entstanden  in 
Zusammensetzungen. 

84.  Die  Präpositionen  sh  vi  v^z  konnten  durch  Ver- 
lust des  Vokals  und  Anschluß  des  verbleibenden  Kon- 
sonanten (s  V  vz)  an  konsonantischen  Anlaut  des  zweiten 
Gliedes  von  Zusammensetzungen  mit  ihnen  Anlaß  zur  Bil- 
dung neuer  Konsonantengruppen  geben.  Für  das  Skr. 
im  engeren  Sinne  kommen  n-  vhz-  nicht  in  Betracht,  da  sie 
zu  u-  uz-  wurden,  s.  §  26;  zu  berücksichtigen  ist  nur  s^., 
dies  kann  als  s-  oder  mit  Verbleiben  des  Vokals  als  sa- 
erscheinen.     Dabei  gilt  folgendes  Verfahren: 

A.  Vor  anlautendem  s  s  z  z  des  zweiten  Gliedes  der 
Zusammensetzung  steht  sa-,  z.  B.  sa-sahnuti  verdorren,  sä- 
sjeci  abhauen,  sä-stati  se  zusammenkommen,  sä-süti  präs. 
sä-spem  hineinschütten;  sa-setati  hinabspazieren,  sä-siti  zu- 
sammennähen; sa-zklafi  aufbauen,  sä-znaü  erfahren,  sä-zreti 
reifen,  sä-zvati  zusammenrufen;  sä-zaliti  bedauern,  sa-zedi 
verbrennen,  sa-zeti  präs.  sä-zmem  (eig.  zusammendrücken) 
Achsel  zucken.  —  Ganz  vereinzelt  kommt  Ausfall  von  ^ 
vor:  stänak  neben  sästanak  Zusammenkunft  ==  shstamkT), 
vgl.  dazu  das  nicht  zusammengesetzte  scifi  praes.  sem  saugen 
==  s^sati  s^sq. 

85.  B.  Lautet  das  zweite  Glied  auf  einen  anderen 
Konsonanten  an,  so  läßt  sich  eine  durchgehende  Be- 
stimmung für  sa-  s-  (z-)  nicht  geben,  doch  gilt  im  all- 
gemeinen, daß  s-  (z-)  bevorzugt  wird;  oft  sind  es  nur  ver- 
einzelte Fälle,  wo  sa-  neben  s-  (z-)  erscheint.  Das  s  bleibt 
als  solches  vor  allen  Konsonanten  außer  h  d  g,  vor  denen 
es  zu  z  wird.     Im  einzelnen: 

86.  1.  Für  s^-b.  ist  durchaus  Regel  zh,  z.B.  z-hdciti 
hinabwerfen,  z-bUi  se  (aus  s^byti  sp)  in  Erfüllung  gehen, 
z-brätiti  se  sich  verbrüdern  usw.  Daneben  vgl.  sä-bifi  {si- 
biti)  zusammenstopfen,  sä-böj  Zusammenlauf  und  zbdj  zu- 


§86—89.]  Die  einzelnen  Laute.  61 

sammengedrängter  Haufe,  sd-hor  und  z-hor  (das  eig.  skr. 
ist  zbör)  Kirchenversammlung,  sä-brafi  präs.  sä-berem  und 
z-bräti  z-berem  versammeln,  dazu  sa-hirati  und  z-birati 
dass. ;  sä-bläzan  (Kirchen wort)  Ärgernis  abg.  s^-blazn^',  sä- 
borit  zusammengefaltet. 

8*7.  2.  Für  s^-c.  steht  sa-c.,  so  sä-cufi  anhören,  sa- 
cüvati  behüten;  doch  auch  sc  durch  Assimilation  für  sc: 
sa-cekati  und  scekati  (eig.  erwarten)  auffangen,  sa-celiti  se 
und  scelifi  se  die  Vorderseite  zukehren,  sc/njati  zaudern, 
unschlüssig  sein  (eig.  sich  anstellen,  nur  so  tun?),  '?  scün- 
jiti  se  sich  ducken. 

88.  3.  Für  s^-d.  tritt  sa-d.  oder  z-d.  ein,  z.  B.  z-d.jela 
hölzerne  Schüssel  '■•'szdela,  z-depast  plump,  zdjetna  (eig.  mit 
Kind)  schwanger  s^defbna,  z-dfpiti  sich  überwerfen  mit  jem., 
z-dhniti  Feuer  geben  '-^si-dymiti, .  zdräv  gesund  s^-drav^, 
z-dröbiti  zerbröckeln,  z-drözgati  zerschmettern;  bei  den  Bei- 
spielen von  z  vor  dj  {j  aus  je  =  e)  tritt  dial.  i  ein,  zcljela 
statt  zdjela,  Mjesti  statt  zdjesti,  vgl.  abg.  s^-deti\  sa-deraii 
und  z-derati  abreißen,  sä-djeljati  zuschnitzen  (vgl.  oben 
zdjela),  sä-djesti  sa-dijevati  aufschobern  und  zdjesti,  sa-drü- 
ziti  se  und  z-drüziti  se  sich  gesellen,  sa-drzati  und  z-drzati 
halten,  vgl.  auch  sa-dzgati  abnutzen. 

8®.  4.  Für  s^-(J.  steht  sa-g.  und  z-g.,  z.  B.  sa-:  sa- 
gänak  Unterbrechung  (auf  einen  Augenblick,  eig.  Ab- 
biegung)  '■^'■s^-g^n^k^,  sä-gnuti  pr.  sä-gnem  niederbeugen,  sä- 
gnjiti  verfaulen,  sa-grhijati  von  Motten  zerfressen  werden. 
Nebeneinander  sa-  und  z-:  sä-gaditi  se  zgäditi  se  Ekel  be- 
kommen, sa-gibati  niederbiegen  (vgl.  oben  sägnuti)  z-gib 
Gelenk  (=  *s^gyb^,  eig.  Zusammenbiegung),  sä-gledaü 
z-gledati  erlilicken,  sä-gnati  z-gnäti  hinabtreiben,  sa-göditi 
z-göditi  treffen  z-gdda  Gelegenheit,  sa-gdniti  z-gbniü  hinab- 
jagen, sa-gorjeti  z-görjeti  verbrennen,  sa-gräditi  z-gräditi 
erbauen  z-gräda  Gebäude,  sa-grijesiti  z-grijesifi  sündigen, 
sa-grnuti  zurückschlagen  z-grimti  wegscharren,  zusammen- 
scharren, sa-gübiti  z-gühiti  umbringen,  sä-guciti  z-guciti  zu- 
sammenballen. —  Öfter  erscheint  nur  s'gf:  z-gäziti  zertreten, 


62  Lautlehre.  [§89—91. 

z-goropädifi  se  rasend  werden,  z-gotoviti  bereiten,  z-grstiti  se 
sich  ekeln,  z-guzvati  verdrücken,  z-güliii  abreißen,  z-guriti 
se  sich  zusammenziehen,  z-güsnuti  se  dicht  werden,  z-glävak 
Gelenk  (zu  gläva  Kopf),  z-glöhiti  zusammenlegen  z-glöh  Ge- 
lenk, z-gnjeeiti  zusammenkneten,  z-grähiti  erraffen,  z-gränuti 
se  rasend  werden,  z-grlsti  z-grizati  abfressen,  z-grijati  er- 
wärmen, z-gröziti  zusammenschaudern,  z-grühati  z-grüsiti 
zerstoßen. 

00.  5.  Skr.  s-f.  aus  s-Jiv.,  s-fätiti  fassen  =  s-hvätiti. 
6.  s^-ch.,  dafür  sa-h.  und  s-h.,  z.  B.  sä-harati  ermatten, 

sa-hrmiti  und  s-liräniti  bewahren,  s-hvätiti  fassen;  släpiti 
aufraffen   für  sliläpiti  =  sz-chl. 

01.  7.  Für  si-k.  mit  großer  Regelmäßigkeit  s-Jc.:  s- 
käzäljka  Uhrzeiger,  s-kalabüriü  durcheinander  mengen, 
s-kämeniti  versteinern,  s-käniti  se  zaudern,  s-käpati  (eig.  ver- 
schmachten) umkommen,  s-käsati  hinabtraben,  s-klnuti 
s-kidati  herabnehmen,  s-koUjenti  umzingeln,  s-komraciti 
kargen,  s-koncänje  Ende  vgl.  abg.  s^-konbcati  endigen,  s-ko- 
pati  durch  Hacken  abnutzen  s-köpak  abgenutzte  Hacke, 
S'konobiti  kargen,  s-kdreti  se  hart  werden,  s-korüsiti  se  sich 
überrinden  (beides  zu  kora  Rinde),  s-kösje  Abfälle  beim 
Ästen,  s-kocdnjiti  se  hart  werden  (zu  kbcänj  Stengel), 
S'kotrljati  se  s-kovHjati  se  hinabrollen,  s-kovcati  zuheftein, 
s-kozna  trächtig  (von  der  Ziege  kdza)  *s^-kozbna,  s-krhati 
s-krsiti  zerbrechen,  s-krkniiti  se  sich  verdichten,  s-kfpiti 
flicken,  s-krstiti  über  Kreuz  legen,  s-krviti  s-krväviti  blutig 
machen,  s-küditi  schelten,  s-kuliati  kochen,  s-küciti  in  die 
Enge  treiben;  s-kläd  Schober,  s-klädan  artig,  s-klbpiti  s-klä- 
pati  zusammenfügen,  s-klöp  Ort,  wo  Bergketten  zusammen- 
stoßen, s-kljukati  hineintun,  s-kljümti  die  Nase  hängen  lassen 
(zu  kljün  Schnabel);  s-knäditi  verschaffen;  s-krdtiti  s-kräcati 
verkürzen,  s-kr4nuti  s-kretati  wegrücken,  s-kresati  abästen, 
s-kriviti  Verbrechen  begehen,  s-krüziti  abschütteln;  s-kväsiti 
befeuchten.  —  sa-k.  neben  s-k.:  sa-kövati  s-kbvati  schmieden, 
sä-kupiti  s-küpiti  versammeln,  sd-kup  s-küp  Versammlung; 
sd-klati  se  s-kläti  se  sich  raufen,  sa-klbniti  s-klbniti  beschirmen 
(vgl.  s-klänjati  beugen),  sä-kriti  s-krlfi  verbergen  vgl.  s-krovit 


§91—94.]  Die  einzelnen  Laute.  63 

verborgen,  sa-kröjiti  s-kröjiü  zuschneiden,  sa-krüsiti  s-krüsiti 
zermalmen. 

9Ä.  8.  Für  s^-l.  steht  s-l.  und  sa-L:  s-lägafi  lügen, 
s-Iakoniifi  se  heftig  begehren,  s-llka  zusammenpassendes 
s-lican  ähnlich  {sh-lichm)^  s-Uzati  se  (eig.  sich  belecken)  sich 
mit  jem.  abgeben  (tadelnd),  s-lüciti  se  sich  ereignen,  s-lü- 
pati  zusammenschlagen,  s-ljüUti  se  sich  verbinden.  —  sa-l. 
und  s-L:  sä-laziti  s-läziti  s-ljesti  (dafür  dial,  sljest'i)  herab- 
gehen, sa-letjeti  s-Vetjetl  anfallen,  vgl.  sa-lijetati  s-lijetati 
hinabfliegen,  sä-Uti  s-Uti  sä-ljevati  gießen,  sa-ldmiti  s-ldmiti 
s-lämati  zerbrechen,  sa-löziti  s-lbziti  s-ldgati  zusammenlegen, 
vgl.  s-le6i  zusammenführen  (ein  junges  Ehepaar)  s-lög 
Gartenbeet  s-löga  Eintracht. 

93,  9.  s^-n^.,  fast  durchgehend  s-m. :  s-mäcna  trächtig 
(von  der  Katze),  s-viäöi  s-mlcati  -  herabnehmen,  s-mdmiti 
herab-,  zusammenlocken,  s-mänjati  se  kleiner  werden, 
'^^'■s^-mbnati  sf,  s-mäzaii  hinabessen  (zu  mäzati),  s-mesfi  ver- 
hindern sz-mesti,  s-mcsfi  zusammenkehren  si-mesti,  s-mctati 
hinabtun  s^-metati,  s-mijesati  mischen,  s-niüjeti  hinab- 
kriechen, s-niiliti  se  lieb  werden,  s-miriti  beruhigen,  s-mis- 
liti  beschließen,  s-mjeran  demütig  srbmerhm,  s-mjeriti  sich 
etwas  vornehmen,  s-mjesiiti  placieren,  s-mläviti  zermalmen, 
s-mläcifi  lau  wärmen,  s-mUdnjeii  mager  werden,  s-mööi 
s-mägati  bändigen,  s-mbtaü  zusammenwickeln,  s-mötriti  er- 
blicken s-mdtrati  betrachten  vgl.  abg.  sh-motriti,  s-niöMiti 
zermalmen,  s-mföi  se  s-mrdciti  se  sich  verdunkeln,  s-nirä- 
moriti  se  sich  versteinern,  s-mräzifi  verfeinden,  s-mr6sTcati 
zerquetschen,  s-nirmljati  s-mümljati  dahermurmeln,  s-mrz- 
nuti  gefrieren  lassen,  s-mückati  ausschwenken,  s-müljati  zer- 
quetschen, s-mütiti  verwirren  s^-mqtiti.  Nebeneinander  sa-m. 
und  s-m.:  sa-mdhnuti  s-mähnuii  weghauen,  sa-möriii  s-möriti 
ermüden ,  sä-mrijeti  präs.  sä-mrem  sterben  vgl.  smrt  Tod 
(abg.  sz-mrtb),  in  Liedern  daneben  gelegentlich  sä-mrt ;  nur 
sa-mljeti  pr.  sä-nieljem  mahlen. 

94.  10.  s^-7l.,  regelmäßig  s-n.:  s-ndci  finden  ''-sh-na- 
iti,  s-nahöditi  dass.,    s-nebiti  se  verlegen  sein,  s-nevescliti  se 


64  Lautlehre.  [§  94—96. 

sich  betrüben,  s-nijeii  s-nesti  s-nösiti  herab-,  zusammen- 
tragen, s-nhnati  herabnehmen  s^n-imaU,  s-mzaJc  niedrig 
*s^-7l.iz^kh,    s-nizati  reihen  (Perlen  ii.  dgl.). 

95.  11.  s^-p.,  mit  großer  Regehnäßigkeit  s-p. :  s-jjä- 
riti  se  in  Gcärung  geraten,  s-päriti  paren,  s-pästi  s-pääaii 
herabfallen,  s-pästi  pr.  s-päsem  retten,  s-päziti  wahrnehmen, 
s-päzmati  kindisch  werden,  s-pecdliti  (eig.  «erkümmern») 
mühsam  erwerben,  s-piriti  anfachen  *s^-pyriti,  s-pisati  ver- 
fassen, conscribere,  s-plsJcati  vergeuden,  s-pjevaii  dichten, 
die  Doppelzusammensetzungen  mit  si>-po-  nur  s-po-^  z.  B. 
s-piommuti  erwähnen  *s^-pomcnqti^  s-pömen  Andenken  usw. ; 
s-präati  dummes  Zeug  schwatzen,  s-pfstiti  zerschmettern, 
s-prfiti  abladen,  s-pfziti  anbrennen,  s-jmciti  zuhaken,  s-püriti 
versengen,  s-püstiti  herablassen,  s-2Mtiti  verknüpfen,  ver- 
wickeln *s^-p)qi^ti,  s-püziti  se  hinabgleiten  '■^'■s^-p'hlziti  se; 
s-pldkati  abspülen,  s-pläsnuti  (eig.  flach  werden  plask-)  ab- 
nehmen (von  Geschwulst),  s-^Mvifi  abschöpfen  s-jMv  Floß 
s-pRti  se  zusammenströmen  *s^-x)ly^i  sc;  s-plöstiti  platt 
drücken,  s-präsicati  verprassen,  s-prutiti  abfertigen,  s-präviti 
rüsten,  herrichten  s-präva  Machwerk,  s-pred-i  zusammen- 
spannen '^^s^-pr^t'^  =  ''^-preg-ti  vgl.  sh-pregnqti,  s-premiti  be- 
reit machen,  s-pretaii  abfeuern  (ein  Gewehr)  s^-pr^t-.  s-presa 
Eile  (presa  dass.),  s-prijateljifi  se  sich  befreunden.  — 
Neben  s-  auch  sa-  und  sa-  allein:  sa-peti  präs.  sä-pnem,  sä- 
pinjaH  zuknöpfen  s^-peti  s^-phnq  *sh-pinati;  sä-preti  pr.  sä- 
prem  Prozeß  gewinnen  sz-phreti  sz-phrq,  dazu  auch  sä-pirafi 
beschuldigen,  sa-plähaü  s-pWiati  überwältigen,  sa-päliti 
s-päliti  verbrennen,  sa-petljaii  s-petljati  zuheftein,  sa-j^lesti 
s-plesti  verflechten  s-plet  Haarflechte,  sa-pöjiti  s-pojifi  zu- 
sammenlöten, sä-pon  Bindeseil  s-pöna  Schlinge  =  s^-pon^ 
s^-J)ona  (zu  sä-jMi),  sä-prati  s-präti  sa-pirati  s-pirafi  ab- 
spülen. 

96.  12.  .ss-7-.,  regelmäßig  s-r.:  s-rästi  zusammen- 
wachsen, s-reci  (eig.  zusammensprechen)  buchstabieren, 
s-resii  begegnen  s-reca  Schicksal,  Glück  *sz-7"esti  '^■sh-rpt'p 
abg.  so-resti  si-i'estq,  s-rmuii  se  abfallen  (mager  w.),  s-rbdUi 
se  Verwandtschaft  schließen  s-rodan  verwandt,   s-röJc  Zeichen 


§  96 — 98.]  Die  einzelnen  Laute.  65 

*sh-ro]ch,  s-röcan  übereinstimmend,  s-rüsiti  niederreißen.  — 
Nur  sa-rezaü  neben  s-rezati  abschneiden,  vgl.  s-rez  Bezirk. 

OT.  13.  s^-t.,  mit  großer  Regelmäßigkeit  s-t.'.  s-täk- 
nuü  zusammenrücken,  s-teci  erwerben,  s-teci  se  zusammen- 
laufen, s-tdkaü  se  herabfließen^  s-tegnuti  anziehen,  s-teon 
trächtig  (von  Kühen)  '■''sh-telbm,  s-tepsti  se  verkommen, 
s-tesati  behauen,  s-tinjati  verglimmen,  s-fisnuü  zusammen- 
drücken, s-üsati  sich  legen  (sich  beruhigen,  zu  fih  ruhig), 
s-töpiti  schmelzen,  s-trkaü  hinabrennen,  s-trpjeti  erdulden, 
s-tüöi  zerstoßen  *s^-tblt'i  aus  *-thlkti  abg.  s^-tlesti,  s-Mriti 
hinabwerfen,  s-tüstiti  se  sich  umwölken;  s-tr^jnti  erzittern, 
s-tresti  herabschütteln,  s-trösiti  verausgaben  ;  s-tvfdnuti  hart 
werden.  —  sa-i.'.  sä-tkati  präs,  sä-cem  fertig  Aveben  szhkati 
s^i^kq,  sa-trti  präs.  sä-trem  sä-tirati  abreiben  *s^-thrti  sythrq 
s^-tirati^,  sa-tjeraü  und  s-fjerafi  wegtreiben,  sa-iüziii  se  und 
s-iüziti  se  übel  sein,  sich  ekeln,  sa-ivöriii  und  s-tvöriti 
schaffen  vgl.  s-tvör  Werk,  Arbeit,  s-tvär  Ding  (dial.  auch 
sä-tvär)  *s^-tvarb. 

98.  14.  sh-v.,  sehr  regelmäßig  s-v.:  s-väbiti  zusammen- 
locken, s-väditi  entzweien,  s-väliti  hinabwerfen^  s-väriti 
kochen,  s-vjed£bati  sich  gewöhnen,  s-vesti  s-vedem  zusammen- 
fügen, wölben,  s-vöd  Gewölbe  s-vbditi  wölben,  s-vktati  be- 
stellen, s-vldjeti  se  behagen,  s-vljest  Besinnung  sz-vestb, 
s-vikati  zusammenrufen,  s-vlci  s-inhmfi  sich  gewöhnen  s^~ 
vyknqti,  s-vjedok  (eig.  Mitwisser)  Zeuge  sz-vedok^,  s-vjerovati 
Wort  halten,  s-vrci  s-vrgnuti  hinabwerfen  s^■vrgnqH,  s-vrstvo- 
vati  erlangen;  s-vlak  abgestreifte  Schlangenhaut  ^s^-volk^ 
s-vläciti  herab-,  zusammenschleppen,  s-vrdtiti  s-vhiuti  s-vrtati 
ablenken.  —  sa-v. :  sä-virati  abfließen,  einkochen  (zu 
vbreti  vbrq  sieden),  sä-vrijeti  se  präs.  sä-vrem  se  sich  ver- 
kriechen (zu  '^'oerti  abg.  vreti  vbrq).  —  Nebeneinander  sa-v. 
und  s-v.:  sa-vesti  s-vesti  pr.  -vezem  zusammenfahren,  s-vöziti 
herabfahren,  sa-vezaii  s-v^zafi  zusammenbinden,  sä-viti  s-vtfi 
zusammenfalten,  sa-vltlati  s-viflati  hinabjagen,  sd-vjet  s-vjet 
Rat  sä-vjetovati  s-vjetovati  raten,  sa-vlddati  s-vl4dati  über- 
wältigen, sa-vrsiti  s-vrsiti  vollenden. 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  5 


66  Lautlehre.  [§  98—100. 

Es  ergibt  sich,  daß  die  Neigung  der  Sprache  dahin 
geht,  überall  außer  vor  s,  s,  z,  z  das  %  der  Präposition 
fallen  zu  lassen.  Wo  trotzdem  vor  anderen  Anlauten  als 
diesen  sa-  oder  sa-  neben  s-  {z-)  vorkommt,  z.  B.  sä-brati 
(neben  z-hräti),  wird  dies  nicht  unmittelbar  auf  das  alte 
s^-bhraü  zurückgehen,  d.  h.  mit  Erhaltung  des  o  als  a, 
sondern  beruhen  auf  Anschluß  an  die  Fälle,  wo  notwendig 
s^-  als  sa-  bleiben  muß,  z.  B.  sä-süti,  sä-zvati  usw. ;  ferner 
wenn  z.  B.  sä-peti  statt  *s-2)eti  gebraucht  wird,  so  hat 
Nachahmung  von  sä-pnem  stattgefunden,  wo  die  sonst  nicht 
vorkommende  Lautgruppe  spn  vermieden  wurde. 

II.    Konsonantengruppen  im  Wortinnern. 

99.  Die  Sprache  hat  einmal,  vor  dem  Ab-  und 
Ausfall  der  Vokale  ^  b,  in  ihrem  ältesten  Zustande  nur 
offene,  vokalisch  auslautende  Silben  gekannt  (vgl.  dazu 
Abg.  Gr.  §§50 — 52,58).  Dieser  Zustand  ist  in  der  über- 
lieferten Geschichte  der  Sprache,  also  vor  dem  12.  Jahr- 
hundert, schon  aufgehoben;  geschlossene,  konsonantisch 
auslautende  Silben  sind  möglich.  Daher  können  im  Wort- 
innern zwischen  Vokalen  Konsonantengruppen  stehen,  die 
im  Wortanlaut  nicht  vorkommen,  weil  von  diesem  Kon- 
sonantenmaterial fast  immer  so  viel  zur  ersten  Silbe  ge- 
schlagen werden  kann,  daß  für  den  Anfang  der  zweiten 
nur  ein  solcher  Konsonant  oder  eine  solche  Gruppe  ver- 
bleibt, die  im  Anlaut  sprechbar  ist,  also  stimmt  zu  den 
oben  §§  69 f.  Liehandelten  Wortanlauten.  So  kann  es  auch 
kommen,  daß  in  Zusammensetzungen  mit  Präpositionen 
das  zweite  Glied  einen  Anlaut  hat,  der  dem  nicht  zu- 
sammengesetzten gleichen  Worte  fehlt,  z.  B.  niähmti  mäci 
pr.  mäknem  rücken  mknqti  fmknq,  kein  *mkmdi  ''inöi,  weil 
tnkn  m.<'-  nicht  anlauten  können,  aber  neben  o-mä6i  o-mak- 
nuti.  abgleiten  lassen,  jjro-maci  jjro-maknuü  durchgehen,  gibt 
es  auch  bmci  präs.  ömknem,  prömöi  präs.  prömknem,  weil  hier 
die  Silbenteilung  pröm-knem  usw. 

100.  Es  ist  unnötig ,  alle  im  Wortinnern  vor- 
kommenden Konsonantengruppen    anzuführen,    es    mögen- 


§  100— lOy.]  Die  einzelnen  Laute.  67 

zur  Veranschaulichung  einige  Beispiele  von  Verbindungen 
genügen,  die  im   Wortanlaut  nicht  vorkommen: 

1.  Im  ursprünglich  einheitlichen  Wort:  gen. 
bübna  nom.  hühan  Trommel  vgl.  abg.  bqbbna  hqbhm,  bäcnuti 
werfen,  gen.  ocfa  nom.  dcaf  Essig  ocbtb,  hrcmljenje  das  Aus- 
schenken *k^rcb}he'llbje  abg.  krcbml'enbje,  ndcca  Dem.  zu  nöc 
Nacht,  bjelidba  das  Bleichen,  bjekca  gen.  zu  bjegac  Flücht- 
ling begbca  beghch,  bogomöljca  gen.  zu  bogömoljac  Beter,  gäm- 
ziü  kriechen  gamzenje  das  Kriechen,  könjski  Pferde-,  grepsti 
krämpeln,  vräpca  gen.  zu  vräbac  Sperling,  öjma  Häutchen 
'■^•ophna,  övca  Schaf  oubca,  övsa  gen.  zu  övas  Hafer  ovbsa 
ovbs'b,  rözgva  Art  Stange,  phmljenje  Rache  usw. 

101*  Eine  besondere  Bemerkung  erfordern  nur  die 
auf  n  wt,  r  l  auslautenden  Silben.  Da  nasalauslautende 
Silben  schon  urslavisch  durch  Übergang  des  Silbenvokals 
mit  dem  Nasal  in  Nasalvokal  oder  einfache  Länge  auf- 
gehoben waren  (s.  Abg.  Gr.  §  46),  können  alle  im  Skr.  so 
auslautenden  Silben,  abgesehen  von  Fremdwörtern,  nur 
durch  Ausfall  von  ^,  h  nach  dem  Nasal  entstanden  sein, 
z.  B.  könca  gen.  zu  könac  Ende  konbca  konbcb,  sänljiv 
schläfrig  shwbl'ivo,  zenskl  weiblich  zenbskyjb,  blizänka  gen. 
zu  blizänak  Zwilling  %lizbmka  *bl^zbn^k^. 

102.  Da  ferner  sämtliche  ursprünglich  auf  r  aus- 
lautende Silben  durch  die  Metathesis  von  or  zu  ra,  von 
er  zu  re,  durch  die  Verwandlung  von  br  w  in  r- Vokal 
beseitigt  sind,  können  alle  jetzt  im  Skr.  auf  r  endende 
Silben,  abgesehen  von  Fremdwörtern,  nur  sekundär  sein, 
durch  Ausfall  von  /»,  z.  B.  bdrba  Streit  ^=  borbba,  zägörca 
gen.  zu  zägorac  einer  von  jenseits  der  Berge  zagorbca  za- 
gorbcb,  fem.  dazu  zägörka  =  zagonka,  örla  gen.  zu  örao 
Adler  orüa  orblo,  järma  gen.  zu  jdram  Joch  jarhrna  jarbim, 
vecernß  abendlich  vecerbnijb,  djeverstvo  Brautführerschaft 
deverhstvo  usw. 

103.  Da  endlich  jedes  silbenauslautende  l  in  o 
übergeht  (s.  §18),  müßten  Silben  auf  /  überhaupt  fehlen. 
Sie  sind  aber,  auch  abgesehen  von  Fremdwörtern,  im 
Skr.  dadurch  vorhanden,  daß  aus  Formen  des  Wortes,  in 


68  Lautlehre.  [§  103. 104. 

denen  l,  als  zwischen  Vokalen  stehend,  verblieb,  es  in 
die  Formen,  in  denen  es  zu  o  werden  mußte,  wieder  ein- 
geführt ist,  vgl.  z.  ß.  dökolan  Muße  habend  (regelrecht  =s 
dokohm)  fem.  doköna  aus  regelrechtem  *dokoona  für  do- 
kolna  =  dokolbna,  daneben  dökölna,  töholac  Lederbeutel 
gen.  töhöca  und  töhölca,  vlasteoski  adlig  (=  vlastehskyjb) 
und  vlästelski  nach  vlastelin  der  Adlige,  stälan  fem.  sfäona 
und  stälna  standhaft.  So  ist  öfter  /  aus  dem  Nominativ 
in  Kasusformen  übertragen  worden,  wo  die  regelmäßige 
Entwicklung  zu  o  führen  mußte,  z.B.  kozälac  gen.  kozälca 
(eig.  Böcklein)  ein  Pflugteil  kozhhcb  kozühca,  vgl.  dazu  ko- 
tälae.  gen.  köfaoca  und  kofälca  (eig.  Kesselchen)  Höhlung 
des  Schlüsselbeins,  £älac  gen.  ^älca  Stachel  vgl.  iaoA:«  dass., 
sokölak  gen.  sokblka  Dem.  zu  sökö  gen.  soköla  Falke  soko- 
hkh  sokohka.  —  Über  Erleichterung  von  Konsonanten- 
gruppen im  Inlaut  durch  Auswerfen  von  Konsonanten  und 
dabei  vorkommende  Assimilationen  s.  §  161  fg.,  178fg. 

104.  2.  In  Zusammensetzungen  mit  Prä- 
positionen können  beliebige  Konsonanten  im  Auslaut 
des  ersten  Gliedes  zusammenstoßen  mit  Anlauten  des 
zweiten,  sobald  dies  an  sich  mit  einfachen  Konsonanten 
oder  Konsonantengruppen  anlautet,  die  nach  §§  66—68 
im  Anlaut  vorkommen  können,  z.  B.  ob-grdditi  umzäunen, 
öbmbtati  umwickeln,  ob-znäniti  kund  machen,  od-brdniti 
abwehren,  bd-gristi  abbeißen,  od-vläciti  abziehen,  öd-zdräv 
Gegengruß,  öp-klada  Wette,  rascvijetati  se  erblühen,  rashldditi 
abkühlen  räs2mem  pr.  zu  räsxMi  ausspannen,  of-hlddüi  ab- 
kühlen, hez-glasan  stimmlos  usw. 

Einer  besonderen  Behandlung  bedürfen  die  Fälle,  in 
denen  eine  ursprünglich  auf  ^  auslautende  Präposition 
erstes  Glied  einer  Zusammensetzung  bildet.  In  diesen 
Fällen  kann  ^  abfallen,  dadurch  die  eben  erwähnten 
Konsonantenverbindungen  im  Inlaut  eintreten;  es  kann 
aber  auch  ^  als  a  erhalten  bleiben.  Die  in  Betracht  kom- 
menden Präpositionen  sind:  bez^  —  bez-,  beza-;  iz^  —  iz-, 
iza-;  nad^  —  nad-,  nada-;  ob^  —  ob-,  oba-;  oth  —  ot-,  od-, 
oda-;    podh  —  ijo^-,  poda-;    ^jrec?*  —  pred-,  prijed-,  preda-; 


§104—106.]  Die  einzelnen  Laute.  69 

Yaz^  —  raz-^  raza;  vhzh  —  uz-,  uza-.  Von  diesen  haben 
bez-,  iz-^  raz-,  uz-  schon  vor  der  besonderen  serbischen  Ent- 
wicklung ihren  Auslantsvokal  eingebüßt  oder  überhaupt 
nur  auf  z  ausgelautet  (vgl.  Abg.  Gr.  §  58  II).  Vor  k  t 
p  h  c  geht  das  z  in  s  über;  andere  Assimilationsverhält- 
nisse s.  §  181.     Die  einzelnen  Fälle: 

105.  beza-  in  bezaänjt  bodenlos  '■'^bez^-d^njijb  (vgl. 
bezdana  Abgrund),  bezäzien  arglos  *bez^-z^len^,  sonst  nur 
bez-,  bes-,  z.  B.  bez-rodan  unfruchtbar,  fces-c;'e;2  unschätzbar ; 
vor  .9  schwindet  z,  z.  B.  besolica  Mangel  an  Salz  (zu  so 
gen.  soll). 

106.  iz-  verbindet  sich  in  der  Regel  unmittelbar 
mit  dem  Anlautskonsonanten  des  zweiten  Gliedes,  z.  B. 
iz-vesti  hinausführen,  is-köpati  ausgraben,  is-teöi  auslaufen, 
is-pläüü  auszahlen,  is-hödiü  ausgehen,  is-cijelifi  ausheilen. 
Vor  /'  (Ij)  bleibt  z  oder  geht  dialektisch  in  i  (eig.  £,  s. 
§  54)  über,  z.  B.  iz-ljiibiti  iz-ljübiü  der  Reihe  nach  küssen, 
tz-ljesü  Iz-ljesü  {=  -lesti,  ekav.  h-Iesfi)  ausgehen ;  vor  c 
wird  das  zunächst  aus  z  hervorgegangene  s  zu  s,  z.B.  ts- 
ceznuti  =  Hs-c.  verschwinden,  is-cekati  erwarten,  ebenso 
von  dem  mundartlich  aus  te-  hervorgehenden  ce-,  z.  B. 
Is-öerafi  für  ts-tjerati;  vor  s,  s,  z  schwindet  z  (s)  völlig, 
z.  B.  iseWi  auswandern  ^=  'Hs-s.,  isköcüi  herausspringen 
(skociti),  islüzifi  ausdienen  (slüziti);  istetiti  beschädigen 
(stefiti),  isüati  herausspazieren  (sefati);  izeniti  nacheinander 
verheiraten  =  '*iz-z.,  izdrijebiti  werfen  (von  der  Stute)  = 
Hz-zdr.  —  Den  zahlreichen  Beispielen  mit  iz-  und  seinen 
Assimilationen  stehen  nur  wenige  mit  iza-  gegenüber, 
größtenteils  neben  iz-:  izä-brati  pr.  izäberem  und  Iz-brati  Iz- 
berem  auslesen,  izä-dnjeü  pr.  iza-drem,  izä-dirati  und  'iz-dirati 
ausreißen,  izä-djesti  iz-djesti  u.  a.  ausfädeln,  izä-laziti  (Nach- 
bildung von  izd(H)  Izlaziti  herausgehen,  izä-jjrati  präs.  izä- 
perem  und  Is-prati  auswaschen,  izä-zdenuti  und  izdemdi  aus- 
treiben, izä-zeti  präs.  tza-zmem,  izä-zimafi  und  izeü  izmem  izi- 
mati  ausdrücken ;  izä-gnati  izä-zenem  austreiben,  izä-gnjiti 
verfaulen,  izä-süfi  iza-spem,  izä-sipaii  ausschütten,  izä-srafi 
izä-serem    excacare,     izä-tkaii    tza-cem    ausweben,     izä-vreti 


70  Lautlehre.  [§106-109. 

heraussprudeln,  izä-zvati  pr.  iza-zövem  iza-zivali  herausrufen 
(in  älterer  Zeit  auch  nvaii  usw.). 

107.  raZ'  und  raza- ;  raz-  ist  das  fast  durchgehende ; 
für  die  Behandlung  des  z  gelten  dieselben  Regeln  wie  bei 
iz-,  z.  B.  ras-kidati  zerreißen,  ras-plesH  losfiechten,  ras-hläditi 
abkühlen,  ras-cijepiti  zerspalten ;  raz~ljütiti  raz-lj.  erzürnen, 
ras-clniti  auflösen,  räs-öeratl  für  räs-tjerati  auseinander 
treiben;  rasiiditi  entscheiden  (sicditi),  rcmq)  Zerstörung  = 
^raz-shjn  (eig.  Zerschüttung),  rasiriti  ausbreiten,  razbniü  se 
sich  (von  der  Frau)  scheiden  (ieniti).  Selten  ist  raza-, 
daneben  immer  raz-:  razä-hrati  raza-hiraU  und  raz-hrati 
raz-hirati  unterscheiden,  raza-gnaii  raza-gcmiti  und  razg. 
auseinandertreiben,  razä-peU  präs.  raza-pnem,  razä-pinjati 
und  räspieü  räsjmem  räspiiijati  ausspannen,  razä-sfiti  räza- 
spem,  razä-sipati  und  räsüti  räspem  räsipati  auseinander- 
schütten, razä-trti  pr.  räza-trem  und  räs-trti  ras-irem  zer- 
reiben, razä-viti  und  räz-viü  auseinanderwickeln. 

108.  uza-  ist  vereinzelt:  nza-hrati  und  üz-hrati 
pflücken,  nzä-vreti  uzävirati  aufwallen,  uzä-idifi  anzünden, 
sonst  durchweg  nz-,  z  behandelt  wie  bei  iz-  und  raz-, 
z.  B.  usjeiiti  aufsitzen  =  *v%z-sesti,  tisköciti  entspringen 
(skdc'iti)  iistati  aufstehen  {sfäti),  üstaviü  hemmen  {stävUi), 
uscüpaii  abpflücken  (citpati),  uzeci  (zu  ie6i)  üzizati  anzünden, 
uiljütiti  erzürnen. 

109.  oh-  oba-;  oba-  in  ohä-gnjiti  verfaulen,  obä-peti 
pnis.  bba-pinem  umspannen,  obä-mrijeti  präs.  öba-mrem,  oba-mi- 
rafi  in  Ohnmacht  fallen,  obä-sjati  bescheinen,  oba-strijeti 
präs.  öba-strem  umbreiten,  öba-sav  gen.  dba-sva  eine  Art  Naht 
*obh-sbv^,  oba-vezaii  se  sich  anhängen,  oba-vijcstiti  begreiflich 
machen,  obä-viti  oba-vijati  umwickeln,  obä-vreti  ansieden. 
Die  Beispiele  mit  anlautendem  v  im  zweiten  Gliede  zeigen 
das  Aufgeben  der  alten  Regel,  nach  der  ob-v.  zu  ob-  werden 
mußte  (s.  Abg.  Gr.  §51  VIII);  alt  befolgt  ist  sie  in  obäliti 
niederwerfen  =  *ob-v.,  obäriti  absieden  =  *ob-v.,  öbjesiti 
aufhängen  =  ^ob-vesUi;  in  alten  Nominalzusammen- 
setzungen,   öbläst    Mast    =   *oh-vlasih,    öbicOj    Gewohnheit 


§109.110.]  Die  einzelnen  Laute.  71 

vgl.  nä-rika  dass.  Wo  die  Sprache  jetzt  h-v  hat,  z.B.  oh- 
vesti  herumführen,  öb-viti  umwickehi,  ist  eine  Neuein- 
führung des  oh-  nach  Analogie  der  sonstigen  Komposita 
mit  oh-  anzunehmen.  Nebeneinander  oha-  und  oh-:  ohä- 
süti  präs.  oha-sjMsn,  ohä-sipali  beschütten  und  op-süti  öp-spem, 
ohä-znati  erfahren,  vgl.  oh-znäniti  kund  machen,  ohä-zreti  se 
ohäzirati  se  und  öh-zirati  se  sich  umsehen.  Außerdem  nur 
oh-,  dessen  h  vor  t  k  s  s  h  c  c  c  zu  jj  wird,  z.  B,  op-koliti 
umringen,  op-teci  überflügeln,  öp-sjecl  umschneiden,  dp-siti 
umnähen,  op-höditi  umgehen,  opi-chviti  behexen,  öp-cerati  = 
dp-tjerati  herumjagen. 

110.  ot-  0-;  od-,  oäa-.  Das  alte  ot-  ist  einigemal 
geblieben,  wo  es  in  alten  Zusammensetzungen  vor  Vokal 
stand:  öt-eti  pr.  öt-mem.  (^  ot-cti  ot-biuq)  öt-imatl  wegnehmen, 
vgl.  auch  öt-mica  Mädchenraub  (eig.  Wegnahme)  *ot-hinica, 
ot-iti  (-ici)  weggehen  (vgl.  aber  daneben  od-tgrati  wegtanzen, 
od-öraü  abackern,  oä-Miti  abgewöhnen  u.  a.  d.  A.);  außer- 
dem in  ot-vrsti  se  präs.  ot-vrzem  se  sich  loslösen  =  *otb-vbrsii 
(abg.  dagegen  oih-vresti),  wo  die  Zusammensetzung  mit  ot- 
nicht  mehr  empfunden  ist.  Ferner  ist  ot-  erhalten  vor 
Anlaut  h  p  h  des  zweiten  Gliedes,  z.  B.  ot-hüpiti  loskaufen, 
ot-prati  auswaschen,  ot-hödiü  weggehen;  dasselbe  ist  der  Fall 
vor  s  und  s,  z.  B,  ot-sjesti  absitzen,  ot-siti  auftrennen,  aber 
nach  Vuks  Vorgang  schreibt  man  ddsjesti  ddsiti,  weil  es 
scheint,  daß  man  bei  konsequent  lautlicher  Schreibung 
schreiben  müßte  dcjesti  (c  =  ts)  öciti  (c  =  ts)  und  da- 
durch das  Bild  der  Zusammensetzung  verdunkelt  würde, 
allein  Vuks  Schreibung  ist  im  Prinzip  richtig,  denn  die 
Silbentrennung  ist  ot-siti,  nicht  '''o-ciii;  nur  hätte  in  sol- 
chen Fällen  od-  vermieden  und  ot-  geschrieben  werden 
sollen ;  od  ist  nur  angewendet,  weil  es  als  die  normale 
Form  der  Präposition  angesehen  wurde.  —  Vor  t-  und  d- 
lauten  t,  c  (^  ts),  c  (=  tc),  d,  und  vor  s  kann  t  ganz 
schwinden,  z.  B.  otcci  ablaufen  abg.  otz-testi,  öirti  präs.  ötrem, 
öiirati  abwischen  abg.  otrHi  oirti  und  oth-ir.,  ötisnuti  weg- 
drücken =  otvtisnqti,  otresti  abschütteln  =  oii-trcsti,  ötjerati 
{diixl. ocerati)  wegtreiben  =  otz-terati,  otvöriti  aufmachen  abg. 


72  Lautlehre.  [§110. 

ofvoriü  für  *oh-tv.,  ocijepiti  abspalten  =  oh-cejnti,  ocäjati 
verzweifeln  abg.  otbvajati,  odähnuti  aushauchen  =^  ot^chchnqti, 
OilijcUti  abtrennen  =  othcUliti;  dsjeri  abhauen  =  ^'othset'i  abg. 
oU-sesti,  dsjesti  absitzen  (vom  Pferde)  und  od-sjesti,  osMciti 
und  od-skocifi  abspringen,  ostiqnii  und  od-stüpiti  abtreten; 
vereinzelt  auch  vor  anderen  Konsonanten:  oMddifi  se  und 
of-Jd.  se  sich  aus  dem  Staube  machen,  okänili  se  und  ot-k. 
se  sich  entschlagen,  okinnti  okidati  losspannen  und  df-kinuti 
ot-kidati  abreißen,  dlomak  (im  Verse)  öd-lomak  Bruchstück 
ot^-lom^k^,  omäöi  gleiten  lassen  od-mäci  Avegrücken,  oniesti 
pr.  ometem  abkehren  (fegen)  oh-vi.,  öpasfi  öpadati  und 
btpasti  btpadati  abfallen,  apraviti  abfertigen  =  ohpr.  — 
od-  oda-\  vor  &,  gf,  z,  z  als  tönenden  Konsonanten  mußte 
t  zu  d  werden,  daher  z.  B.  od-biti  abschlagen,  od-govöriti 
antworten,  od-zivati  antworten  auf  einen  Ruf.  Danach 
ist  auch  vor  den  Nasalen  n  m,  den  Liquiden  r  l,  vor  v  j 
als  ebenfalls  tönenden  Lauten,  obwohl  an  sich  vor  ihnen 
t  stehen  kann,  od-  für  ot-  eingetreten,  z.  B.  öd-nijeti  weg- 
tragen, od-möliii  losbitten,  öd-rezati  wegschneiden,  od- 
letjeti  wegfliegen,  od-vrätiti  abwenden,  öd-jahati  wegreiten. 
Ferner  ist  aus  dem  so  entstandenen  od-  die  Gewohnheit 
hervorgegangen,  die  selbständige  Präposition  vor  Kasus 
immer  od  zu  schreiben,  obwohl  sie  nur  vor  den  oben  be- 
zeichneten Konsonanten  so  gesprochen  wird,  dagegen  ot 
vor  k  usw.,  also  od  gräda  von  der  Stadt,  öd  brata  von  dem 
Bruder,  aber  of  krave  von  der  Kuh,  geschrieben  öd  krave. 
—  Neben  od-  steht  in  wenigen  Fällen  oda-;  das  kann 
nicht  ursprünglich  sein,  da  es  ein  '■^■od^  nie  gegeben  hat, 
ist  also  aus  Nachahmung  von  iza-,  poda-  u.a.  entstanden: 
odä-gnuti  wegbiegen  ohgvnqti,  odä-drijeti  präs.  öda-drem,  odä- 
dirati  wegreißen  (vgl.  aber  ödtr  ödor  Plünderer,  ödora  Beute), 
odä-dniti  Boden  ausschlagen,  odä-slaü  präs.  öda-sljem  weg- 
schicken ot^-s^lati,  odä-strijeti  präs.  öda-strem  abdecken  (abg. 
-sfreti  -stbrq);  neben  od-:  odä-brati  öd-brati  auslesen,  odä- 
gnaii  präs.  odä-zenem,  odagöniti  und  odgöniti  wegtreiben,  oda- 
peti  präs.  dda-pnem,  odäpinjati  und  öt-pinjati  abspannen,  odä- 
prijeti  präs.  bda-prem,  odapirati  und  öt-pirati  abstützen,  odä- 


§110—112.]  Die  einzelnen  Laute.  73 

sjeci  (poet.)  öd-sjeci  abhauen,  odä-süti  präs.  oda-sj^em,  odäsipati 
und  öd-sidi  öd-spem  odsipaU  wegschütten, 

111.  i)od-  poda- ;  pod-  wird  vor  k  p  h  zu  pot-,  z.  B. 
pot-kbpati  untergraben,  pot-pisati  unterschreiben,  pot-hräniti 
aufpllegen;  ebenso  vor  s,  z.  B.  pöt-staviti,  man  schreibt 
aber  (vgl.  od,  §  110)  zur  Vermeidung  von  pbdaviti  dafür 
■pbd-staviti.  Fast  durchgehend  sind  pod-  piot-,  selten  ist 
poda-:  podä-drijeti  ])Yäs.  2Mda-drem,  podä-dirati  darunter  weg- 
ziehen, podä-gnati  präs.  poda-zenem,  poda-gbniti  und  podgbniti 
jagen,  podä-peti  präs.  pbda-pnem,  |;of?rt-j9mja/i  anspannen, 
podä-süti  präs.  pibda-spem^  poda-sipafi  unterschütten. 

Neben  nad-,  pred-  kommen  in  Zusammensetzungen 
keine  nada-,  preda-  vor.  Das  d  wird  behandelt  wie  das 
von  pod-,  z.  B.  nat-hriti  von  oben  zudecken,  nat-plaati 
darauf  schreiben,  p/rct-kucnica  (was  vor  den  Häusern)  ein 
Bettlerlied;  aber  nad-skbciti  überspringen,  wie  pbdstaviti 
u.  dgl.,  obwohl  iiat-sk.  gesprochen. 

Über  die  Verbindung  des  Verbums  iii  )ci  gehen  mit 
Präpositionen  und  die  dabei  vorgehenden  Lautver- 
änderungen s.  §  177. 

Vi2.  Präpositionen  vor  Kasus  bilden  mit  diesen 
für  die  Betonung  eine  einheitliche  Gruppe,  in  dieser  kann 
das  o  der  Präpositionen  als  a  erhalten  bleiben  und 
schwinden.  Einigermaßen  fest  sind  folgende  Gebrauchs- 
weisen: kb  ist  vertreten  durch  ka  regelmäßig  vor  Anlaut 
k,  g,  h,  z.  B.  ka  knezbvima,  kä  gräda,  ka  hümu,  wird  bevor- 
zugt vor  s_,  z-\-Kons.,  z.B.  ka  stijmi,  ka  svemu,  kä  zboru. 
Bei  sonst  in  Betracht  kommenden  Präpositionen  ist  die 
Form  auf  -a  feste  Regel  wohl  nur  vor  dem  vokallosen 
Akk.  -nj  (cum)  und  dessen  Nebenform  -njga,  z.  B.  krözä-nj 
krözä-njga,  nädä-nj,  nizä-nj,  pödä-nj,  predä-nj,  und  vor  dem 
Instr.  nimm,  z.  B.  sä  mnöm,  preda  mnöm;  bevorzugt  wird  sie 
vor  den  enklit.  Akkusativen  me,  te,  se,  z,  B.  predä  nie 
(s.  die  Bemerkungen  Mar.    §  60). 


74  Lautlehre.  [§113—116. 

II.  Kousonanteugrnppeu  im  Wortanslaut. 

113.  Sie  konnten  nur  entstehen  durch  Abfall  von 
■&,  6  und  werden  nur  geduldet,  wenn  sie  bestehen  aus 
Sibilant  und  Dental:  st,  zd,  st,  zd,  z.  B.  göst  Gast  gostb, 
grözd  Traube  (jrozdh,  pläst  Mantel  plastb,  däsd  Regen  döädh. 
Über  die  Beseitigung  anderer  Gruppen  durch  Hilfsvokal 
s.  §§16,114. 

B.     Ab-  und  Ausfall  von  ursprünglichem  ^,    b. 

114.  I.  Alle  wortauslautenden  ^,  h  sind  im  Skr. 
abgefallen,  6  ohne  Hinterlassung  einer  Palatalisierung  des 
vorhergehenden  Konsonanten  (wie  z.  B.  im  Russischen), 
z.  B.  gräd  Stadt  grad^,  cäst  Ehre  cbsfb.  In  einzelnen  ein- 
silbigen Wörtern,  die  durch  den  Abfall  vokallos  würden, 
ist  b  als  a  erhalten  geblieben:  cak.  ca  «was»  =  r6,  vgl. 
abg.  ni-cb-h;  dial.  tä  =  th  der.  Wenn  durch  den  Abfall 
andere  Konsonantengruppen  als  sf,  zd,  st,  zd  in  den  Aus- 
laut kämen,  wird  zu  ihrer  Aufhebung  der  Hilfsvokal  ^, 
d.  h,  im  späteren  und  heutigen  Stadium  der  Sprache  a, 
eingesetzt,  z.  B.  abg.  veprb  gen.  vepri  Eber  skr.  vepar  vepra, 
abg.  qglb  gen.  qgli  Kohle  skr.  ugalj  nglja,  abg.  svekn  gen. 
svekra  Schwiegervater  skr.  svekar  svekra,  abg.  teskb  gen. 
teska  Presse  skr.  tljesak  tljeska.  Dasselbe  geschieht  in 
Fremdwörtern,  z.  B.  ^mrat  gen.  j^orta  it.  j^orfo  Hafen,  tes- 
tamenat  Testament,  märac  März  it.  marzo. 

115.  II.  In  inneren  Silben  (Nichtendsilben)  fallen 
^,  b  aus  oder  bleiben,  wesentlich  nach  folgendem  Ver- 
fahren : 

1.  Hatten  zweisilbige  Wörter  ursprünglich  in  beiden 
Silben  Halbvokale,  so  fällt  der  letzte,  der  dann  notwendig 
wortauslautend  ist,  ab,  der  erste  bleibt  als  a,  z.  B.  chstb 
— ■  cäst  Ehre,  d^zdb  — •  däzd  Regen,  dhnh  —  dän  Tag,  hzh 
—  läz  Lüge,  mhvh  —  mäc  Schwert,  som  — -  sän  Schlaf, 
vwio  —  rän  hinaus. 

116.  2.  Hatte  in  Wörtern  von  beliebiger  Silben- 
anzahl die  erste  ursprünglich  Halbvokal,  die  zweite  vollen 
Vokal,  so  fällt 


§116.117.]  Die  einzelnen  Laute.  75 

a)  der  Halbvokal  der  ersten  Silbe  aus,  wenn  so  Kon- 
sonantengruppen entstehen,  die  den  (§66  fg.)  behandelten 
entsprechen,  z.  B.  d~ono  —  dnö  Boden,  d^va  —  dvä  zwei, 
khniga  —  kvßga  Buch,  m^no(J^  —  mnogi  mancher,  gen.  psä 
(zu  päs  Hund  =  phs^)  =■  phsa,  shlnti  —  släii  schicken, 
gen.  snä  (zu  sän  Schlaf  =  ^^n^)  =  shua,  p^tica  —  ^jßm 
Vogel,  Hmihm  —  tmhm  Finsternis. 

b)  Dagegen  bleibt  der  Halbvokal  als  a,  wenn  nicht- 
duldbare Konsonantengruppen  durch  den  Ausfall  entstehen 
würden,  z.  B.  h^drh  f.   'b^dra  —  hadar  hädra  munter,  diska 

—  daska  (daneben  ckä  =  tskä  für  '-^'dska)  Brett,  d^chnqti  — 
dähnuti  atmen,  h^hlo  gen.  k7,hla  —  kahao  käbia  Eimer, 
kbs{h)neii  säumen,  zögern  —  kasniti,  hgati  — ■  lagati  lügen 
(vgl.  dazu  russ.  fgat),  hib  gen.  hzi  —  lä£  gen.  lä£i  Lüge, 
hm  gen.  hva  Löwe   —   hlr  läva    (vgl.  r.   lev  l'va),  imknqti 

—  niäci  maknuti  rücken  (vgl.  prö-mri  prö-mknem),  mhslh 
gen.  m^sta  —  müst  mästa  JMost,  smcha  —  snalia  Schwieger- 
tochter, stbklo  —  stäklo  (neben  stklo  und  alt  cklö  =  tsklö 
durch  Umstellung  von  st)  Glas,  svbuqti — ■  svämdi  anbrechen 
(vom  Tage),  hknnfi  —  täkmdi  anrühren  (vgl.  nä-hiufl  aus 
*na-tkmiti,  aor.  na-tkoh  =  na-Ukodn). 

WS.  3.  Hatten  in  mehrsilbigen  Wörtern  die  beiden 
ersten  Silben  Halbvokale,  die  dritte  vollen  Vokal,  so  fällt 
der  Halbvokal  der  zweiten  aus,  der  der  ersten  bleibt  als 
a,  z.  B.  abg.  sbp^fat^  präs.  sbpzstq  — •  saptati  säpcem  flüstern, 
tbtnbnica  —  Vamnica  Gefängnis,  zzhva  —  zäova  =  *zalva 
Schwägerin.  —  Hier  mögen  auch  die  Fälle  angeschlossen 
werden,  wo  dreisilbige  Wörter  in  allen  drei  Silben  ^.  h 
hatten.  Nach  Abfall  des  auslautenden  ^,  h  bewahren  die 
beiden  ersten  den  Vokal  als  a.  Dagegen  muß  nach  den 
eben  besprochenen  Fällen  wie  tämnica,  sobald  in  Flexion 
oder  Ableitung  die  dritte  Silbe  vollen  Vokal  hat,  der 
zweite  der  beiden  i?ch wachen  Vokale  ausfallen:  cbtbcb  gen. 
chtbca  —  cätac  cäca  =  cätca  Leser,  dbnbsb  —  dänns  heute, 
chshm  fem.  cbsthna  — ■  cästan  cäsna  ehrenvoll,  hzbcb  gen. 
hzbca  —  lüzac  läsca  Lügner,  hzbvo  fem.  hzbnn  —  läzan 
läzna  lügnerisch,  pwbcb  gen.  phrbca  —  parac  parva  Kläger, 


76  Lautlehre.  [§117—121. 

s^no1c^  gen.  Somka  —  sunak  sänka  dem.  zu  shno  —  sän 
Schlaf,  tbrnhm  fem.  tbmhna  —  fdman  tdmna  finster,  tbnhkh 
fem.  tbmka  —  tänak  tänka  dünn,  sbphth  —  säpät  Geflüster, 
sbvbcb  gen.  sbvbca  —  sdvac  sävca  Schneider,  z^lbcb  gen.  Zh- 
Ibca  —  zälac  zälca  böser  Mensch;  vgl.  noch  Idgähan  fem. 
lägahna  leicht  Hbg^chono,  f.  *-chö)ia  zu  hghkh  f.  Ibghka,  skr.  f. 
Hagka.  daraus  läka,  diesem  nachgebildet  das  Mask.  läk 
statt  Hagak. 

118.  4.  Standen  ursprünglich  in  den  beiden  letzten 
Silben  Halbvokale,  in  der  drittletzten  voller  Vokal,  so 
bleibt  nach  Abfall  des  Auslauts  vokal  s  der  Halbvokal  der 
vorletzten  erhalten. 

119.  5.  War  die  Lautfolge  der  drei  letzten  Silben : 
drittletzte  v'oller  Vokal,  vorletzte  Halbvokal,  letzte  voller 
Vokal,  so  fällt  der  Halbvokal  der  vorletzten  aus. 

Beispiele  zu  4.  und  5.:  ^düzbrn  f.  '^düzbna  —  düzan 
düzna  schuldig,  kothlb  gen.  kotüa  —  kötao  kötla  Kessel, 
orbh  gen.  orüa  —  örao  örla  Adler,  starbcb  gen.  starbca  — 
stärac  stärc%  Greis,  syn^k^  gen.  symka  —  slnak  sinka  Söhn- 
chen, zajbrm  gen.  zajbma  —  zäjam  zdjma  Borg. 

ISO.  6.  War  die  Silbenfolge:  letzte  voller  Vokal, 
vorletzte  und  drittletzte  Halbvokal,  viertletzte  voller  Vokal, 
so  schwindet  der  Halbvokal  der  vorletzten,  der  der  dritt- 
letzten bleibt  erhalten,  z.  B.  ostbnbce  —  ostänce  kleiner 
Stachel,  ■^•sbrdbcbce  —  srdasce  Herzchen,  liadycbnbstvo  — 
vlndicänstvo  Bischofswürde;  vgl.  dazu  noch  den  seltenen 
Fall,  daß  drei  Silben  vor  der  letzten  Halbvokal  hatten, 
es  bleibt  dann  der  der  drittletzten:  *sedblhcbce  —  sedläsce 
dem.  zu  skllo  {=  sedblo)  Sattel. 

läl.  7.  Hatten  die  drei  letzten  Silben  schwache 
Vokale,  die  viertletzte  vollen  Vokal,  so  fällt  bei  un- 
gestörter Entwicklung  nach  Abfall  des  auslautenden  Halb- 
vokals der  der  drittletzten  Silbe  aus,  der  der  vorletzten 
bleibt  erhalten,  z.  R.  kotblbcb  dem.  Kesselchen  kötlac.  Die 
Entwicklung  ist  aber  meistens  gestört  durch  Einwirkung 
von  Wortformen,  die  in  der  letzten  Silbe  vollen  Vokal 
hatten,   z.  B.  gen.  kofbhca,  daraus  kotdlca  kofaoca,  danach 


§  121.  122.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  77 

nom.  kotalac,  vgl.  noch  starbchcb  (dem.  zu  starhcb  GreisX 
gen.  starhcbca,  daraus  staracca  staräsca,  und  danach  der 
Nom.  staräcac  statt  *starcac;  der  Gen.  kotläca  ist  wieder 
eine  Neubildung  nach  dem  Nom.  kotlac. 

Derartige  Ausgleichungen  sind  auch  sonst  vorhanden, 
z.  B.  zu  dem  {^=  äbtib)  lautet  der  alte  Gen.  dne  (=  dwie), 
dafür  jetzt  däna  nach  dem  Nominativ,  ebenso  sät 
Honigwabe  (=  s^t^)  gen.  säta  statt  *sta  (=  s^fa);  statt 
Hma  Finsternis  aus  tbyna  (vgl.  imwa)  ist  tdma  eingetreten 
nach  tdman  f.  tämna  dunkel.  Zuweilen  erscheint  a  ^  ^, 
b  auch  da,  wo  an  sich  keine  Hemmung  des  Ausfalls  vor- 
lag, z.  B.  präs.  trein  (zu  trti  reiben)  neben  tlirem  abg.  hra^ 
gänuti  gänem  verrenken^  vgl.  sh-gnuti  sä-gnem  niederbiegen 
g^nqti  g^nq,  znjem  (präs.  zu  zeti  ernten)  neben  mvjem,  abg. 
zhnq,  präs.  sljem  (zu  släti  schicken)  statt  *sljem  neben 
suljem  abg.  s^Vq,  und  anderes  der  Art. 


IL  Kombinatorischer  Lautwandel. 

1S3.  Behandelt  werden  in  diesem  Abschnitt  Laut- 
veränderungen, die  durch  Stellung  im  Wortganzen,  durch 
Beeinflussung  benachbarter  Laute  aufeinander  verursacht 
sind.  Vieles  einzelne  mußte  des  Verständnisses  wegen 
schon  in  den  Abschnitten  über  die  Laute  und  Lautgruppen 
vorweggenommen  werden.  Hier  soll  das  Ganze  mehr  im 
Zusammenhang  dargestellt  werden. 

Wie  bei  jeder  slavischen  Sprache  muß  man  auch 
beim  Serbokroatischen  genau  scheiden,  welche  Vorgänge 
der  Geschichte  der  behandelten  Einzelsprache  angehören, 
welche  dem  Gemeinslavischen  oder  einer  Gruppe  der 
slavischen  Sprachfamilie,  also  älter  sind  als  die  besondere 
Entwicklung  der  Einzelsprache,  Wenn  man  z.  B.  in  der 
skr.  Grammatik  die  Regel  aufstellt,  k  wird  vor  e  und 
anderen  palatalen  Vokalen  zu  c,  so  kann  man  allerdings 
oft  in   einer   Reihe    zusammenhängender  Formen    diesen 


78  Lautlehre.  [§  122—124. 

Wechsel  beobachten,  je  nachdem  k  vor  einem  palatalen 
oder  nichtpalatalen  Vokal  steht,  z.  B.  2,  sg.  präs.  peces  du 
bäckst,  3.  pl.  pekn.  Aber  der  Vorgang  ist  nicht  serbo- 
kroatisch, sondern  allgemeinslavisch,  die  Regel  für  das 
Skr.  an  sich  wertlos,  denn  es  heißt  z.B.  3. pl.präs.  pläcü 
(zu  pläkati  weinen),  2.  präs.  pläces,  also  altes  k  auch  vor 
dem  nicht  palatalen  u  als  c.  Aus  dem  Skr.  ist  es  über- 
haupt nicht  erklärbar,  warum  es  neben  peces  heißt  pekü, 
dagegen  neben  pläces  anders,  pläcü;  pekü  ist  gleich  ursl. 
pekgtb,  pläcü  =  ursl.  placotb  aus  ^plakjonti.  Im  Skr.  sind 
die  Ij  (l')  in  pöstelja  =  pösleVa  Bett  und  veselje  =  vesel'e 
nicht  verschieden,  obwohl  ganz  verschiedenen  Ursprungs, 
jenes  =  ursl.  postel'a  aus  *po-stel-ja,  dieses  =  vesehje,  Ij  (V) 
erst  nach  Ausfall  des  h  entstanden. 

I.  Hiatus,  Kontraktion. 
Verkürzung  langer  Vokale. 

1^3.  1.  Zusammenstoß  zweier  Vokale  im 
VVortinnern  (Hiatus)  kam  urslavisch  nur  vor  in 
Zusammensetzungen  bei  vokalischem  Auslaut  des  ersten, 
vokalischem  Anlaut  des  zweiten  Gliedes,  so  urspr.  auch 
im  Skr.,  z.B.  za-örati  unterpflügen,  na-üciti  belehren,  prl- 
usak  Ohrfeige,  samo-uk  Autodidakt.  In  solchen  Fällen 
wird,  auch  beim  Zusammentreffen  gleicher  Vokale,  nicht 
kontrahiert,  wenigstens  in  der  Schriftsprache  nicht,  z.  B. 
crnö-ok  schwarzäugig.  In  Vuks  Wb.  deutet  indes  die 
anomale  Betonung  crnook  jMvook  (im  Ak.  Wb.  normal 
crnbok)  auf  eine  Aussprache  crnök  plävök,  vgl.  iütöka  (övca) 
gelbäugiges  (Schaf)  =  zuiöoka.  —  Über  die  Aufhebung  des 
Hiatus  in  den  Zusammensetzungen  mit  iti,  z.B.  näci  nädem 
aus  na-iti,  s.  §  177. 

124.     2.  Im  Skr.  ist  Hiatus  neu  entstanden: 
a)  Durch  Wandlung   des    silbenauslautenden    l   in    o 
(s. §18);  kontrahiert  wird  dann  regelmäßig  nur  beim  Zu- 
sammentreffen von  0  —  0,    z.  B.    vö  Ochs  =  voo    aus    vol, 
gen.  vula,    demin.  völak  =  voUkz  gen.  vöka  ■==  vooka  aus 


§  124.  125.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  79 

volka  =  volöka,  töholac  gen.  toböca  aus  tobooca  =  tobölca. 
Die  auf  gleiche  Weise  entstandenen  Verbindungen  ao,  eo, 
uo,  io  läßt  die  Schriftsprache  so  bestehen,  z.  B.  ^^^'ko  = 
pitalö  (zu  pHati  fragen),  veseo  vergnügt  =  veseU,  menduo 
Mandel,  vrdtio  (zu  vrdtiti  wenden).  Aber  in  großen  Teilen 
des  Sprachgebiets  wird  ao  der  /-Partizipien  zu  ö  kontra- 
hiert, z.  B,  pekd  =  2>^kao  aus  pekal  =  pekh,  pltö  =  püao. 
Über  die  scheinbare  Kontraktion  dieses  Partizips  zu  jje'M 
jntä  s.  §  201.  In  inneren  Silben  bleibt  in  der  Regel  ao 
bestehen,  vgl.  nom.  vlddalac  Herrscher  (=  vladahcb)  gen. 
rlddaoca  =  vladalca  aus  vladahca,  zäova  Schwägerin  für 
^■'■zalva  aus  zöldva  (als  dialektisch  wird  zfwa  angegeben). 
Bei  io  tritt  in  der  gesprochenen  Rede  der  Übergangslaut 
j  ein:  vrätijo,  dijöba  {geschr. dioba)  =  delbba.  Bei  r-o  bleibt 
entweder  r  als  Vokal  bestehen,  z.  B.  gr-oce  (dem.  zu  grlo 
Kehle)  =  grhce,  oder  r  wird  konsonantisch,  z.  B.  statt 
■h)ir-o  aus  umrlo  in  der  Regel  ümro. 

125,  b)  Durch  Schwinden  des  Ji,  das  die  heutige 
Schriftsprache  nach  Mundarten,  die  es  erhalten  haben, 
bewahrt.  Tritt  das  in  Zusammensetzungen  ein,  so  wird, 
auch  bei  Zusammenstoß  gleicher  Vokale,  nicht  kontrahiert, 
z.  B.  do-od  =  dohod  Zugang;  in  einheitlichen  Wörtern 
kann  aber  kontrahiert  werden,  z.  B.  gröt  =  gröJwt  Gelächter, 
jäti  ^  jähati  reiten,  gen.  sirä  =  uträha  zu.  sträh  Schrecken; 
lägan  ist  wohl  nicht  kontrahiert  aus  lägaan  =  lägahan, 
sondern  ein  zum  fem.  Idgahua,  spr.  lägana,  hinzugebildeter 
nom.  lägan.  Bringt  der  Schwund  des  h  die  Gruppen  uo, 
io  zusammen,  so  treten  die  Übergangslaute  v,  j  ein,  z.  B. 
fem.  ntr.  süva  süvo  (zu  süh  trocken)  statt  sülia  sülio  (zu 
dem  fem.  ntr.  ist  dann  ein  msk.  smu  neugeschaffen);  fem. 
ntr.  üja  ttjo  für  üha  tVio  zu  msk.  tlh  (der  Nom.  tlj  neu- 
geschaffen zu  üja).  In  einzelnen  Fällen  tritt  auch  nach 
anderem  Vokal  als  u  ein  v  zur  Ausfüllung  des  Hiatus 
ein:  sträva  Auffahren  vor  Schrecken,  strdviti  se  sich  er- 
schrecken (monten.  bei  Vuk),  aus  stra{k)a.  In  Beispielen 
wie  podsmijevati  se  (über  etwas  lachen)  ist  v  nicht  dieses 
Ursprungs;  das  Wort  gehört  nicht  zu  simjeh  unmittelbar, 


80  Lautlehre.  [§125-128. 

sondern  zum  alten  Präsens  synejq  se,  zu  dem  es  die  regel- 
rechte Iterativbildung  ist. 

1^6.  c)  Wenn  in  jekavischen  Mundarten  die  Ver- 
tretung des  urspr.  e  nicht  diphthongisch  =  ie,  sondern 
zweisilbig  gesprochen  wird,  entsteht  regelmäßig  'ije,  z.  B. 
bijela  fem.  weiß  =  heia. 

Vereinzelte  Kontraktionen  in  päs  =  2^oJäs  Gürtel,  zec 
Hase  aus  zajec  =  zajech;  n^mati  nicht  haben  ^=  ne-imati. 
—  Über  möga  statt  mdjega  u.  ä.  s.  §  591. 

127.  3.  Verkürzung  von  Längen  vor  fol- 
gendem Vokal  ist  regelmäßig  beobachtbar  nur  bei  dem 
neu  entstandenen  Hiatus  vor  o  aus  silbenauslautendem  l, 
z.  B.  ek.  bela  fem,,  heo  msk.  aus  bei,  jek.  bijela  blo,  ekav. 
deo  Teil  aus  del  gen.  dela,  jek.  dio  dljela,  zdräo  Kranich 
(daneben  zdräl)  gen.  Mräla,  Mo  Kot  aus  käl  gen.  Mla. 
In  anderen  Fällen  ist  die  Berührung  einer  Länge  mit 
folgendem  Vokal  durch  Ausfall  von  h  entstanden,  vgl.  z.  B. 
jek.  sjnlje  aus  smijeh  Gelächter,  gen.  smrja  (für  smm,  dazu 
vgl.  bw  neben  bijela)  mit  dem  VukWb.  als  ekav.  angegebenen 
smeh  (=  jek.  smijeh)  gen.  smeha,  aber  dem  jekav.  smljeha 
muß  ekav.  smeha  entsprechen  und  smeha  ist  als  smea  zu 
verstehen  aus  *smea.  Ebenso  sind  zu  beurteilen  pj^äh  gen. 
praha  Staub,  sträh  sträha  Schrecken,  aufzufassen  als  j;rrtö 
sträa  (daher  auch  kontrahiert  strä);  die  alten  regulären 
Formen  waren  prräha  (vgl.  russ.  fallende  Intonation  porodi 
pm'ocha),  sträha.  Wenn  die  Länge  vor  Vokal  erscheint,  so 
mdati  schwingen,  pdati  abstäuben,  statt  mdhati,  pähati,  so 
ist  sie  wiederhergestellt  durch  Einwirkung  der  Präsentia 
mäsem  päsem. 

138.  Anmerkung.  Die  Eigentümlichkeit  der  jekavischen 
Mundarten,  nach  der  je  =  e,  ie  {ije)  =  e  vor  folgendem  Vokal  / 
ergibt,  wird  sich  durch  Ausfall  des  e  aus  dem  eigentlich  ent- 
stehenden Triphthongen  erklären,  z.  B.  sejati  ekav.  sejati  ergäbe 
jekav.  ^sieiati,  daraus  sijati,  beh  ekav.  heo  ergäbe  jekav.  hleo, 
daraus  blo. 


§  129—131.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  81 

IL  Abfall  auslautender  Vokale. 
\29,     1.  In  älterer  Zeit,    schon    vor   der   schrift- 
lichen Überlieferung  des  Skr.,    sind  5,  b   im  Wortauslaut 
abgefallen. 

130.  2.  In  späterer  Zeit  fallen  auslautende  volle 
Vokale  ab  in  manchen  Adverbien,  Konjunktionen  und 
partikelartigen  Wörtern:  regelmäßig  e  von  -re  = -£e,  z.  B. 
jer,  älter  jere,  aus  je-ze,  svMer  immer  vgl.  abg.  vbshMe-ze, 
tädär  dann  vgl.  abg.  tzgda-se,  und  in  gleichartigen  Ad- 
verbien, öndär  =  '-^onzda-ze  u.  a.,  ferner  in  vereinzelten 
Fällen:  vec  schon  statt  vece  vgl.  abg.  veste.^  sved  immer 
vgl.  abg.  vbsh'zde.  Über  die  Zahlwörter  wie  dvdnaest  aus 
döva-na-desde  s.  §  622.  —  In  den  Zeitadverbien  auf  -da 
kann  a  abiallen:  käd  lad  (neben  käda  täda).  Über  gen. 
növög  neben  növöga  s.  §  600  (2).  —  Ein  i  ist  abgefallen  in 
rästa  weswegen  aus  räd  stä  für  rädi  sta.  Über  die  kurzen 
Infinitivformen  auf  -t  statt  -ti  s.  §  865a.  Anderes  ganz 
vereinzeltes  wie  etwa  prek,  z.  B.  in  prek-länl  (vor  zwei 
Jahren)  neben  preko,  mag  hier  übergangen  werden. 

III.  Die  Entstehung  der  Diphthonge. 

131.  Das  Urslavische  hatte  keine  Diphthonge 
mehr  (s.  Abg.  Gr.  §  4o),  wenn  man  diesen  Begriff  in  dem 
gewöhnlichen  engeren  Sinne  von  i-  und  ««-Diphthongen 
versteht.  Wo  solche  in  den  einzelnen  slavischen  Sprachen 
vorkommen,  sind  sie  ein  Ergebnis  späterer  Entwicklung, 
so  auch  im  Skr.  Dies  besitzt  heute  keine  w-Diphthonge, 
wie  etwa  das  Kleinr.  in  dau  u.  ä.  =  dai^  sondern  in  den 
Fällen,  wo  ein  u  (v)-Laut  mit  vorangehendem  Vokal  im 
Wortauslaut  oder  vor  Konsonanten  im  Inlaut  steht,  wird 
konsonantisches  v  gesprochen,  z.  B.  kröv  Dach,  prävda  aus 
pravbda  Gerechtigkeit,  lovca  =  lovbca  gen.  zu  Idvac  Jäger 
^  lovbcb.  Es  gibt  nur  z-Diphthonge,  stets  entstanden 
durch  Abfall  oder  Ausfall  von  h  nach  j:  aj  oj  ej  ij  uj, 
z.  B.  kräj  Rand  =  krajb,  zmäj  Drache  =  ziubjh,  kräjnji 
äußerst  =  krajbn'ijb;  böj  Schlacht  =  bojb,  höjni  auf  Schi, 
bezüglich  =  bojbnyjb,    djevojka  =  '^■devofbka     (Dem.    eines 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  6 


82  Lautlehre.  [§  131.  132. 

alten  devoja,  so  altr,);  Becej  gen.  Beceja  (Ortsname),  jev- 
rejski  hebräisch  für  -jbskyjb  (zu  jevrejin);  krägüj  ^=  kragiijh 
Falke,  fem.  hüpia  =  hujhna  zu  msk.  hüjan  =  hujbnö  heftig. 
Altes  -ij  wird  verschieden  behandelt:  im  Nom.  sg.  msk. 
tritt  statt  des  alten  -yjb  -ijb  stets  einfaches  -i  ein,  z.  B. 
döhri  =  dobryjb,  görnji  oben  =  gorwiijb]  ebenso  im  Gen. 
pl.  der  i-Stämme,  z.  B.  stvdri  =  '■''■sötvarifb.  Auch  in 
inneren  Silben,  wo  in  der  Regel  ij  geschrieben  wird,  z.  B. 
sentändrijski  =  -ijbskyjh,  scheint  regelmäßig  t  gesprochen  zu 
werden,  z.  B.  schreibt  Vuk  selbst  ubistvo  neben  idnjstvo  = 
ubijbstvo.  Auch  die  ursprüngliche  Verbindung  -iji-,  die 
bald  so,  bald  nur  -ij-  geschrieben  Avird,  scheint  tatsächlich 
nur  ^  zu  lauten,  z.  B.  räkijca  aus  räkijica,  dem.  zu  räkija^ 
als  räkica.  In  bestimmten  Fällen  ist  auslautendes  -ji  zu 
-)b,  d.  h.  skr.  -j  geworden,  dies  bildet  dann  mit  dem 
vorangehenden  Vokal  Diphthong,  z.  B.  2.  imper.  znäj  aus 
znaji,  cüj  aus  cxji,  2nj  aus  pifi  usw.  Ein  -ji-  in  inneren 
Silben  unterliegt  solcher  Wandlung  in  der  Regel  nicht, 
z.  B.  kräjina  Grenze;  wenn  im  Plur.  die  Imperative  lauten 
znäjte,  cüjte,  pljte  (statt  znajite  usw.),  so  beruht  das  auf 
Weiterführung  des  Singulars  znäj. 

IV.  Wandlung  von  silbenauslautendem  l  in  o, 
von  älterem  /  in  u. 
132.  1.  0  aus  silbenauslautendem  l.  Silben- 
auslautend kann  l  nur  geworden  sein  durch  Ab-  oder 
Ausfall  eines  ursprünglich  nach  ihm  stehenden  ö,  b; 
welcher  dieser  Vokale  weggefallen  ist,  bleibt  sich  gleich, 
z.  B.  hvdlio  =  clivalilib),  zäo  leid  =  zal{b),  zuova  aus  zalva 
=  zölöva,  prätioca,  gen.  sg.  zu  prätilac  ^=  pratilbcb,  für 
pratilca  =  p)ratilbca,  tresao  fem.  tresla  hat  geschüttelt  = 
tresal  aus  trph;  hlo  fem.  hijela  weiß  =  heh,  ü-mro  fem. 
ü-mrla  ^^  *-mbrlö  abg.  mrk;  diöha  Teilung  =  fZefota,  gfoce 
dem.  zu  gflo  Hals  =  *görlbce\  döca  aus  *dooca  gen.  zu 
dolac  =  dolbca  dolbcb,  dem.  zu  dö  =  *doo  aus  dolo  gen. 
ddla  Tal.  Ein  palatales  t  (Ij)  geht  nicht  in  o  über,  z.  B. 
üciteljskl  lehrerhaft  (zu  ücitelj). 


§  132.  133.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  83 

Jedes  0,  das  in  einem  einheitlichen  Wort  nacli  einem 
Vokal  steht,  geht  auf  l  zurück. 

In  den  recht  zahlreichen  Fällen,  wo  doch  l  im  Silben- 
auslaut steht,  ist  es  durch  Auegleichung  mit  Formen, 
namentlich  Flexionsformen,  die  es,  weil  nicht  im  Silben- 
auslaut stehend,  erhalten  mußten,  wieder  hergestellt,  z.  B. 
Nom.  sg,  msk.  hljel  nach  fem.  bijela,  Gen.  sg.  bijelca  (zu 
hijelac  Schimmel),  daneben  noch  normal  bidca  =  belbca; 
stradälca  gen.  sg.  (zu  straddlac  Leidender),  neben  strddaoca 
=  stradahca;  ngal  Winkel  nach  gen.  ugla,  selten  normal 
ügao^  Mräl  (neben  zdräo)  Kranich  nach    gen.  zdräla  usw. 

Formen  mit  normalem  o  aus  l  haben  aber  auch  um- 
gekehrt dies  0  in  Formen  hineingezogen,  wo  es  sich  laut- 
lich nicht  entwickeln  konnte,  z.  B.  normales  fem.  käona 
ntr.  Mono  =  Icahna  kalbno  führte  zu  msk.  kernt  statt  des 
daneben  gebräuchlichen  normalen  kälan  =  kalbnö  (kotig); 
so  msk.  ndseon  bevölkert  nach  fem.  ndseona  {nasehnz,  nase- 
hna);  in  der  Literatur  findet  man  Fälle  wie  nom.  sg. 
prätioc  statt  2)rätilac  nach  dem  gen.  prätioca  usw. 

2.  u  aus  /"Vokal   s.  §§  23—25. 

V.  Wandlung  nichtpalataler  Vokale  in  palatale 
nach  den  palatalen  Konsonanten. 

133.    Im  Ursla vischen  gingen  nach  den  Palatalen 

c',  i',  6'',  t'{i),  d'{j)^  n,  l' ,  r,  c,  d'z  (i)  die  ursprünglichen  o 
in  e,  3  in  h,  y  in  i  über  (s.  Abg.  Gr.  §  47).  Im  Skr.  ist 
dieser  Wechsel  nicht  mehr  bemerkbar  in  dem  Verhältnis 
von  y  zu  ?',  weil  beide  in  i  zusammengefallen  sind,  auch 
nicht  im  Verhältnis  von  ö  zu  b,  weil  beide,  wenn  über- 
haupt erhalten,  zu  a  wurden.  Dagegen  konnte  nach  den 
skr.  Vertretern  jener  palatalen  Konsonanten,  also  c,  i,  i, 
c,  (f,  71  {nj),  V  (Ij),  r  (wenn  =  altem  r),  c,  z  (wenn  dies 
=  altem  d' z,  i),  der  Wechsel  von  e  mit  o  sichtbar  bleiben, 
z.  B.  selo  Dorf  pölje  Feld,  instr.  sg.  grädom  (zu  gräd)  tnäcem 
zu  mäc  (Schwert),  n.-pl.  grädovi  mäcevi^  gen.  sg.  adj.  zütöga 
(zu  züt  gelb),  süpljega  (zu  siipalj  hohl),  Adj.  jumkov  (des 
Helden,  jünäk)  krdljev  (des  Königs,  krälj)  cärev  (des  Kaisers, 

6* 


84  Lautlehre.  [§  133—135. 

cär)  =  cesarevh.  Aber  für  die  lebende  Sprache  gilt  der 
allgemeine  Satz  nicht  mehr;  sehr  oft  ist  die  alte  Regel 
durch  Ausgleichungen  durchbrochen,  z.  B.  vok.  düso  (zu 
dtisa)  statt  düse  nach  zeno  (zu  iena),  instr.  sg.  düsdm  (alt- 
serb.  düseu)  nach  ihiöm  (altserb.  iewo?^) ;  ücüeljovaÜ  Lehrer 
sein  (vgl.  Adj.  üciteljev  des  Lehrers)  nach  den  zahlreichen 
Verben  SLui-ovati;  dusbguhac,  ahg. diiseguhhch  Seelenverderber, 
nach  den  zahlreichen  Komposita  mit  Kompositionsvokal  o, 
z.  B.  hogörodica,  glavöholja,  sarnötok  usw.,  durch  die  o  über- 
haupt der  allgemeine  Kompositionsvokal  geworden  ist. 
Da  r  früh  hart  geworden  ist  (r),  wird  nach  ihm  o  neben 
e  gesetzt,  z.  B.  rätärov  neben  rätärev  =  ratarevs,  zu  rätär 
=^ratarb;  bei  dieser  Adjektivendung  ist  auch  nach  anderen 
alten  Palatalen  Schwanken  eingetreten  oder  es  herrscht 
-ov  allein,  z.  B.  vlsnjov  (von  der  Weichselkirsche,  vlsnja), 
vgl.  aber  visnjcvl  von  Weichselkirschenfarbe.  —  In  jöste 
Jos  noch,  abg.  jeste,  ist  ohne  Anschluß  an  andere  Formen 
je-  durch  jo-  ersetzt. 

VL  Wandlung  der  Konsonanten 
durch  Verbindung  mit  folgendem  j. 

A.  Urslavische  Erscheinungen. 

134.  1.  w,  J,  r -\- j  ergaben  n,  l' ,  r,  davon  sind  im 
Skr.  verblieben  ü,  V  (nj,  Ij),  z.  B.  könj  gen.  Jcönja  =  konh 
kona,  jjrljatelj  gen.  prtjatelja  =  prijatel'b  jn'ijatel'a;  dagegen 
ist  r  verloren,  entpalatalisiert  zu  r,  z.  B.  viore  =  more, 
Mira  =  fewra,  stvdrati  (ipf,  zu  stvoriti)  =  sotvarati,  räspra 
Streit  =  raspbfa. 

Anmerkung.  In  den  cak.  Mundarten  von  letrien  und  über 
die  quai'nerischen  und  dalmatinischen  Inseln  wird  l'  (Ij)  durch  j 
vertreten,  z.  B.  judl  statt  l)üdi  Leute,  böje  adv.  mehr  statt  bölje. 
Das  kommt  nach  Budmani  (Rad  65, 157)  auch  in  Ragusa  vor  und 
scheint  auch  sonst  hie  und  da  einzutreten. 

135.  2.  k,  g,  ch  -j-  j  ergaben  c,  d'z  (daraus  schon 
ursl.  i'),  6-';  im  Skr.  verblieben  als  entpalatalisierte  c,  i,  s, 
z.  B.  Mfüc  Schlüssel  =  *kluJcjb  vgl.  Mjüka  Haken,  teia 
Schwere  =  '''fegja  vgl.  tegnuti  ziehen  tegoba  schwere  Arbeit, 


§  135 — 140.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  85 

düsa  Seele  =  *duchja  vgl.  dähnutl  =  dhchnqti  atmen.  — 
Über  sie,  zg  mit  j  s.  §  185. 

136.  3.  tj,  dj,  in  den  slaviscben  Sprachen  verschieden 
behandelt  (s.  Abg.  Gr.  §  39.3),  haben  skr.  ergeben  c,  d, 
z.  B.  '■'■'svefja  svijeca,  *medja  nieda,  roden  geboren  zu  rdditi 
(abg.  entsprechen  st,  zd:  svesta,  mezda,  roideuö).  —  Über 
st,  zd  +  i  s.  §  186. 

IST,  4.  sj,  Z'j  ergaben  s,  i',  skr.  geblieben  als  ent- 
palatalisierte  s  z.  z.  B.  päsa  Weide  =  *pasja  vgl.  pästi 
pdsem  weiden,  3.  präs.  veie  er  bindet  zu  vczati  =  '■'■vezje{fb) 
ifzati,  üze  Seil  =  '^'gzje  abg.  qze. 

138.  5.  p,  b,  m,  v-\-j  sind  in  den  slav.  Sprachen 
verschieden  behandelt,  im  Skr.,  Slovenischen,  Russischen, 
zum  Teil  im  Altbulgarischen,  tritt  zwischen  Labial  und  j 
ein  überleitendes  l,  das  mit  j  das  palatale  /'  ergibt,  z.  B. 
zemlja  aus  '^zemja,  siävljati  (ipf.  z\i  stduiti  stellen)  für  *stav- 
jati,  küpljen  gekauft  (zu  Impiti)  statt  *kupjenz,  väbljen  ver- 
lockt (zu  vdbiti)  aus  '^vabjenö.  Wenn  nach  Vuk  (Poslovice 
XXXVIIl)  in  Montenegro  zenija  slörnjcn  (zu  slomüi)  vor- 
kommt, 80  sind  das  nicht  alte  Formen,  sondern  j  ist 
sekundärerweise  aus  t  entstanden,   s.  §  134Anfn. 

139.  Anhang,  h,  g  sind  urslavisch  oft  in  c,  d'z 
übergegangen  (s.  Abg.  Gr.  §  34.2  b).  Im  Skr.  dafür  ent- 
palatalisiertes  c,  z,  z.  B.  junac  junger  Stier  =  jnnbcb,  mcati 
(ipf.  zu  mJcmäi  hervorströmen),  stäza  Pfad  =  stbd'za  stbza, 
do-sezati  =  -sed'zati,  ipf.   zu  do-segiudi  ^=  -scgnnti  erreichen. 

B.  Besondere  serbokroatische  Entwicklungen. 

Im  Skr.  können  durch  Ausfall  eines  urspr.  b,  ferner 
in  jekavischen  Mundarten  durch  das  aus  v  entstandene  je 
sekundärerweise  Konsonanten  mit  j  zusammentreten.  Die 
so  entstehenden  Verbindungen  verhalten  sich  zum  Teil 
wie  die  ursprünglichen  Verbindungen  von  Konsonanten 
mit  j,  werden  zum  Teil  anders  behandelt. 

140.  1.  Zusammentreten  von  Konsonanten 
mit  j  nach  Ausfall  von  5,  0. 

a)  Nach  r,  l,  n.     Das  rj  bleibt  so,  d,  h.  nicht  pala- 


86  Lautlehre.  [§  140- 142. 

tales  r  mit  j,  z.B.  prhnorje  Kx\s,ie  =  x>rimorbje,  x>erje  koll. 
Federn  =  penje,  stvärju  instr,  sg.  (zu  stvär  Geschäft)  = 
S5tvarbjq.  Die  nj,  Ij  fallen  heute  mit  ursl.  ?«',  t  zusammen, 
daher  pisänje  (pisäne)  =  pisanhje,  veselje  (vesd'e)  =  vesehje 
nicht  verschieden  von  hänja  (häna)  =  häna,  2^ostelja  (pö- 
stel'a)  =  pösteVa.  In  älterer  Zeit,  bis  ins  18.  Jahrb.,  be- 
stand wenigstens  in  Teilen  des  Sprachgebiets  noch  der 
Unterschied  zwischen  altem  n,  t  und  neu  zusammen- 
getretenem n-j,  l-j.  Die  Handschriften  der  altdalmatinischen 
Dichter  schreiben  altes  n,  i  in  der  Schreibart  der  ita- 
lienischen n^  l'  als  gn,  gl,  z.  B.  va^mgnen  ==  napunen  (er- 
füllt), zenujla  =  zeml'a,  dagegen  das  neuere  n-j,  l-j  mit 
7iy,  ly,  z.  B,  piisanye,  veselye.  Wo  die  Ausgaben  der  Agramer 
Akademie  in  diesem  Punkte  genauer  verfahren,  geben  sie 
die  letztangeführte  Schreibung  durch  pisan'je,  resel'je  wieder. 
Auch  heute  besteht  der  Unterschied  noch  in  den  west- 
lichsten Mundarten,  so  auf  den  Quarnero-Inseln,  auf  Le- 
sina, Lissa  und  Curzola,  z.  B.  vesel-je  Icamen-je. 

141.  b)  j  nach  i,  d.  Die  neuen  Verbindungen  tj, 
dj  ergeben  wie  die  urslavischen  ö  (t,  z.  B.  jyriice  koll.  Zweige 
(zu  prüt)  ^=  prqtbje,  hräca  Brüder  =  brathja,  lääa  Schiff  = 
*ladbja,  milosrde  Barmherzigkeit  =  *miloshrdbje.  In  älterer 
Zeit  bestand  im  westlichen  Sprachgebiet,  z.  T.  noch  jetzt, 
ein  Unterschied  zwischen  c  d  und  tj  dj,  z.  B.  bei  Mikalja 
(17.  Jahrb.,  1649)  wird  unterschieden  svichja  Leuchter 
(==  svica;  sveca,  svijeöa),  roghjen  (=  roden  geboren)  von 
z.  B.  bratja,  ch,  chi,  chj  ist  bei  diesem  Schriftsteller  der 
regelmäßige  Ausdruck  für  d;  vom  16.  Jahrb.  an  schrieb 
man  gh,  ghi,  ghj,  gy,  gi,  gj  (dies  bis  in  unsere  Zeit  ge- 
blieben) für  d;  vgl.  Maretic^  Istor,  hrv.  pravop.,  S.  350 — 351. 

143.  c)  Die  sekundären  Verbindungen  von  sj,  zj 
bleiben  so  erhalten,  s  z  nicht  palatal,  z.  B.  kläsje  koll. 
Ähren  =  klasbje,  sjäti  glänzen  (neben  sijati)  =  sbjati,  lözje 
koll,  Reben  =  lozbje,  kozjl  Ziegen-  =  '■^'■kozbjijb.  Doch  gehen 
in  herzegovinischen  Mundarten  sj  in  .^,  zj  in  z  über:  ^äti 
közi.   —  Über  die  Verbindungen  stj,  zdj  s.  §  186. 


§  143 — 146.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  87 

143.  d)  Die  sekundären  Verbindungen  p,  h,  m,  v-\-j 
bekommen  den  gleichen  Übergangslaut  wie  die  ursprüng- 
lichen, z,  B.  zdrävlje  Gesundheit  =  ssdravhje,  düblje  koll, 
zu  düb  Eiche  =  dqbhje^  köplje  Lanze  =  kopbje.  Bis  ins 
IS.Jahrh.  noch  zdravje  usw.  In  den  seltenen  Fällen,  wo 
solche  Gruppen  sekundärerweise  im  Wortanlaut  entstehen, 
tritt  kein  l'  ein,  z.  B.  pjän  trunken  (neben  jnjan)  =  ph- 
janö,  bjen  gesehlagen  (neben  bljen)  ^=  bbjenö.  Die  von  Vuk 
(Poslovice  XXXVIII)  aus  Montenegro  angeführten  Beispiele 
zdravje^  Icöpje  können  den  älteren  Lautbestand  bedeuten, 
aber  j  kann  auch  aus  l'  entstanden  sein  (s.  §  134Anm.). 

144.  e)  Die  sekundären  Verbindungen  c,  i,  s  -{-  j 
bleiben  unverändert,  z.  B.  instr.  sg.  rijecju  (zu  rijec  Wort) 
:^  recbjq,  örüzje  Waffen  =  orqzhje,  pö^ws/e  was  für  die 
Seele  (düsa)  gegeben  wird  =  podushje.  Dialektisch  (mon- 
ten.)  jedoch  auch  on7ie,  ndrüce  (s.  Maretic,  S.  43),  deren 
i,  c  vermutlich  =  /  e'  sind. 

145.  f)  Nach  c,  et  schwindet  ein  sekundär  daran, 
getretenes  ;',  z,  B.  instr.  sg.  mocu  (zu  möc)  =  'hnochJQ,  cäctu 
(zu  cäd  Ruß)  =  cadhjq. 

146.  2.  j  aus  je  =  e  in  Verbindung  mit 
vorangehendem  Konsonanten. 

a)  Mit  71,  l,  r.  Altes  ne  le  haben  ergeben  n'e  l'e, 
Ijeto  {l'eto)  Sommer,  Ijepöta  {l'epöta)  Schönheit  (vgl.  üjep 
schön);  njegovati  (n'e-)  pflegen,  njemica  die  Deutsche  (vgl. 
msk.  nijemac).  Bis  ins  17.  Jahrb.  noch  l-jepbta  n-jemka. 
—  Bei  r  herrscht  keine  Einheitlichkeit.  Tatsächlich  findet 
sich  bald  re,  bald  rje,  dessen  r  aber  nicht  palatal  ist, 
z.  B.  immer  rezati  schneiden  =  rezati,  breza  Birke  = 
hreza  und  manche  andere;  dagegen  schreibt  Vuk  z.  B. 
grjesan  sündig,  pögrjeska  Fehler,  und  andere  Ableitungen 
von  grijeh  =  grechs,  rjecü  beredt  (zu  rljec),  rjecica  Flüß- 
chen  (zu  rijeka),  strjelica  demin.  zu  sirijela  Pfeil,  rjMi  komp. 
zu  rijedak  selten  (aber  auch  redt).  So  weit  ich  die  Bei- 
spiele kenne,  scheint  rj  bei  Vuk  nur  dann  einzutreten, 
wenn  dem   betreffenden  Worte  Formen  mit  ije   zur  Seite 


88  Lautlehre,  [§146—151. 

stehen,  vgl.  die  obigen  Beispiele.  Wenn  Danicic  (s.  Mar. 
S.  104)  auch  krjepost  Stärke,  krjepak  stark  schreibt,  so 
wird  das  wohl  seinen  Grund  haben  in  der  Anlehnung  an 
krijepiti  stärken.  Schwankend  ist  bei  Vuk  auch  die 
Schreibung  der  Infinitive  auf  altes  -eii:  die  zweisilbigen 
mit  re,  z.B.  zreti  =  zbreü  schauen,  die  mehrsilbigen  mit 
je,  z.  B.  gbrjefi  brennen,  stärjeti  altern.  Demnach  scheint 
mir  die  Sache  so  zu  liegen,  daß  einst  aus  re  ein  re  ent- 
stand, das  seine  Palatalität  verlor,  wie  die  ursprünglichen 
r,  und  daß  das  jetzt  bestehende  rje  im  Anschluß  an  da- 
neben stehende  Wortformen  mit  ije  neu  gebildet  ist. 

14'^.  b)  (je,  dje  verbleiben  in  einem  Teil  des  Sprach- 
gebiets und  die  Schriftsprache  beläßt  sie  so,  z.  B.  tjeme 
Scheitel  =  lerne,  letjeii  fliegen  =  leteti,  djed  Großvater  = 
ded^,  vidjeti  sehen  =videti.  In  anderen  jekavischen  Teilen 
entsteht  c  d,  wie  bei  ursprünglicher  Verbindung  ij  dj,  also 
6eme,   leceti,  (Ted,  vutefi. 

148.  c)  sje,  zje  verbleiben  im  allgemeinen,  z.  B. 
sjeme  Same  =  seme,  vlsjeti  hangen  =  viseti,  zjenica  Aug- 
apfel =  zenbca.  Nur  in  den  herzegovinischen  Mundarten, 
wo  auch  anders  entstandenes  sj  zj  zu  s  i  wird  (s.  §142), 
entsteht  hier  seme,  vUeti,  zenica. 

14®.  d)  jt^/e,  bje,  mje,  vje  bleiben  im  Wortanlaut 
stets  so,  z.  B.  2}jena  Schaum,  hjezati  fliehen,  mjesec  =  mesecb 
Mond,  vjera  Glaube.  In  inlautenden  Silben,  bei  den 
Verben  auf  altes  -efi,  schwankt  der  Gebrauch  zwischen 
2)je-  und  j^/^e-  (=  j^l'e-)  usw.,  z.  B.  frpjeii  und  trpljeti 
dulden,  zivjeti  und  zhijeti  lelien,  niiemjeti  und  nijemljeti 
verstummen. 

150.  e)  cje  verbleibt  im  allgemeinen,  z.  B.  cjena 
Preis,  qedilo  Seihgefäß;  in  den  Mundarten,  avo  sj  in  s 
übergeht  (s.  §  142),  entsteht  auch  hier  cena,  öedilo. 

VII.    Die  Konsonanten  vor  den  alten  palatalen 
Vokalen  (e-  und  ?'-Lauten). 

151.  Es  kann  angenommen  werden,  daß  urslavisch 
eine   palatalisierende  Wirkung   palataler  Vokale   auf    alle 


§  151 — 153.]  Kombinatorischer  LautAvandel.  89 

ihnen  vorausgehende  Konsonanten  ausghig  (Erweichung 
der  Konsonanten),  aber  nur  auf  die  Gutturale  k  g  ch  und 
auf  ht  haben  sie  stark  verändernd  gewirkt,  und  diese 
Wirkung  ist  im  Skr.  geblieben.  Alle  anderen  Konsonanten 
dagegen  erscheinen  vor  palatalen  Vokalen  unverändert 
(hart),  also  Silben  wie  te-  de-,  ti-  di-  sind  nicht  wie  etwa 
im  Russischen  =  t'e  d'e,  ti  d'i. 

A.  Die  Gutturale  vor  den  palatalen  Vokalen 

außer  e,  i  =  urspr.   oi. 
15!S.  urspr.  ursl.         skr. 

k         I  j  e,  tu,  e  \   c'  (■ 

g  1   vor       e  =  idg.  e        [  i'   (aus  d'z)    z 

dl  (h)  I  \  i  =  idg.  i,  ei  \   s  s 

Urspr.  *M-,  '■'•ge-,  *-che-  sind  ursl.  zu  c'a-,  za-,  s'a-  ge- 
worden, daher  skr.  m-,  ia-,  sa-  (vgl.  Abg.  C«r.  §  40 fg.). 
Beispiele:  pece  S.präs.,  vgl.  o.plur,  j;eM;  niozete  2.pl. präs. 
zu  niögu;  vrse  S.präs.  zu  vrijeci  dreschen,  vgl.  part.  vrhao. 
—  sammce  dem.  zu  samonk  Autodidakt  =  -ucc,  siljeze 
dem.  zu  slljeg  Widder  =  -ze.  —  jw-cimiti  rasten,  vgl. 
j>ö/i<5;/ Ruhe ;  zw  lebendig,  vgl.  r/r); <7i  pflegen,  aufziehen,  lit. 
gyvas.  —  peijäh  Imperfekt  zu  pek-  backen,  abg.  pecaachö 
aus  ^'pckeacliö',  rözan  hörnen  =  '-'rogenö,  vgl.  abg.  rozanö 
mit  hnenö  leinen  (zu  Ityrn,);  zär  glühende  Kohle  =  '■■'■ger- 
zu  görjeti  brennen. 

153.  Wenn  im  heutigen  Skr.  in  einheimischen 
W^örtern  c,  i,  s  vor  nicht  palatalen  Vokalen  (außer  vor 
dem  aus  e  entstandenen  a  nach  c  usw.)  oder  vor  Konso- 
nanten stehen,  so  beruht  das 

a)  darauf,  daß  altes  f.,  wo  es  bleibt,  zu  a  geworden 
ist  und  als  solches  nach  c  usw.  steht;  wo  es  ausfällt,  c 
usw.  an  den  nächsten  Konsonanten  rückt,  z.  B.  cäst  Ehre 
=  c6Si!6;  obläcan  fem.  dhläOna  wolkig  (zu  öhläk  Wolke)  = 
oblacMiö  oblacbna.     Statt  cövjek  älter  cidvjek  =  cblovek^. 

b)  auf  der  Umstellung  von  ursl.  er,  el  vor  Konsonant 
zu  re,  Je,  z.  B.  ursl.  *cerpö  Scherbe,  abg.  erepz,  skr.  cnjep 
crep  aus  er- ;  ursl.  '^'zelbs  abg.  zlebr,,  skr.  zFijeb  Rinne. 


90  Lautlehre.  [§153  —  155. 

c)  auf  der  Wandlung  von  ursl.  nr,  bl  vor  Konsonant 
in  r- Vokal,  /-Vokal,  aus  diesem  skr.  u,  z.  B.  ursl.  *zbrny 
skr.  zrvanj  Handmühle;  ursl.  '■''■cehiö  skr.  ■^'■rln  ciln  Kahn; 
ursl.  '^■'zblfö  gelb  skr.  züt. 

d)  auf  der  Stellung  vor  urspr.  iu,  z.  B.  ridi  hören  = 
c'uii  aus  kiu-. 

e)  auf  Assimilation  eines  s,  z  an  folgende  palatale 
Konsonanten  zu  s,  i,  z.B.  sljqnc  Blindschleiche  statt  slje-, 
vgl.  sUjep  blind;  sljiva  Pflaume  statt  sl-  (s.  §  187). 

f)  auf  Konsonantenumstellung,  so  zmirati  blinzeln  aus 
*miir-  =  *mbzir-. 

g)  auf  Ausgleichungen  in  Flexionsreihen:  Genitive 
wie  rijeke  (zu  rijeha  Fluß),  twge  (zu  ndga  Fuß),  snähe  (zu 
S7iäha  Schwiegertochter)  sind  ein  Ersatz  für  urspr.  rehy, 
nogy,  snöchj,  Umbildungen  nach  düse  (zu  düsa)  =  urspr. 
duse,  B.  §  679. 

In  Fremdwörtern  sind  c,  i,  s  vor  nicht  palatalen 
Vokalen  häufig,  z.  B.  aus  dem  Türkischen  dam  Tanne, 
cärdäk  Warte,  cöban  Hirt,  cüma  Post,  süga  Krätze. 

154.  Wenn  umgekehrt  ä:,  q,  h  vor  palatalen  Vokalen 
stehen,  so  kann  das  folgende  Ursachen  haben: 

a)  Altes  y  ist  im  Skr.  mit  altem  i  zusammengefallen, 
vor  jenem  blieben  aber  die  Gutturalen  unverändert,  daher 
z.  B.  kidati  reißen  =  kydati,  ghiufi  umkommen  =  gynnti, 
Jütnr  schnell  =  chytro. 

b)  Durch  die  Analogie  von  Wortformen,  die  vor  nicht- 
palatalen  Vokalen  k,  g,  h  haben,  sind  diese  auch  vor 
palatalen  beibehalten,  z.  B.  mäjkin  (neben  mäjcin)  der 
Mutter  gehörig  (zu  mäjka),  snähin  der  Schwägerin  (snäha) 
gehörig,  statt  *snasin;  zveket  Geklimper  zveketati  klimpern, 
angeschlossen  an  zvck  Klang,  vgl.  dazu  die  Onomatopöia 
kreketaii  kreknufi  quaken,  veketati  vScnuti  meckern. 

In  Fremdwörtern  stehen  oft  fc,  g^  h  vor  palatalen 
Vokalen,  z.  B.  aus  dem  Türkischen  kesa  Beutel,  kiridsiia 
Fuhrmann,  Möim  Arzt,  aus  dem  Griech.  Ivüjada  Tausend. 

155.  Anhang.  1.  Wie  Ä-,  g  werden  ursl.  behandelt 
auch  die  aus  k,  g  entstandenen  <',  d'z,  werden  folglich  vor 


§  155 — 157.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  91 

palatalen  Vokalen  zu  c',  i',  im  Skr.  daher  c,  i,  z.  B.  otbcb 
vok.  otbce,  köncdzh  vok.  kzneze,  skr.  utac  oce  =  otce,  hiez 
kne£e;  starbcb  Greis  adj.poss.  starbcevö,  skr.  siärac  sfärcev; 
TcoYi^zina  skr.  kneHna  Gebiet  eines  knez. 

156.  2.  Im  Slavischen  ergibt  fc^  vor  palatalen  Vo- 
kalen dasselbe  wie  urspr.  tj  (s.  Abg.  Gr.  §  51.3),  daher  im 
Skr.  c  erscheinen  muß,  z.  B.  '^'■noUb  (lit.  naküs)  Nacht  skr. 
nöc.  In  der  Sprache  läßt  sich  das  noch  unmittelbar  be- 
obachten an  den  Infinitiven,  die  aus  Wurzeln  mit  aus- 
lautenden k,  g  gebildet  sind,  z.  B.  peei  backen  =  *pekti, 
vgl.  S.pl.präs.  pekü,  ze&i  brennen  ='-''zegti,  vgl.  o.pl.  präs. 
zegü. 

B.    Die  Gutturalen  vor  e,  i  ^=  ursprünglichem  oi. 

157.  ~         ursl.      skr. 

'     \      I..    .,    . 

g  I   vor      e,  i  =  idg.  oi 

eil  ili)  1  l 

z.B.  reka  dat.  recc  skr.  rijeka  rijeci  (über  das  auslautende 
i  s.  §  679);  junaks  pl.  jimaci  skr.  jünäk  junäci;  noga  dat. 
nodze  skr,  nöga  nozi;  snocha  dat.  swsse'  skr.  snäha  snäzi. 

Ausnahmen  beruhen  auf  Anschluß  an  Wortformen, 
in  denen  vor  nichtpalatalem  Vokal  die  Gutturale  unver- 
ändert stehen,  so  Dative  rijeki,  snähi  nach  dem  Nom.  rijeka 
snälia. 

Anmerkung.  1.  Ein  altes  dz  ist  im  Skr.  nicht  vor- 
handen. Wo  es  mundartlich  vorkommt,  ist  es  aus  älterem  z  ent- 
standen, z.  B.  dzöra  Morgenröte  aus  zdra,  üzüb  Zahn  aus  züh  (s. 
Vuk,  Posl.  XXX).  —  2.  Es  gibt  eine  Anzahl  Wörter,  z.  T.  nur 
dialektische,  wo  vor  einem  i,  das  in  analogen  Fällen  die  Wand- 
lung von  k  in  c  herbeiführt,  c  steht:  pecivo  Braten,  tecivo  das  Er- 
worbene (vgl. dagegen  s;Vf/ya Schneidinstrumente),  nc-l'olicina  einige 
(zu  köliko),  toliana  so  viele  (zu  toTilo  soviel),  itteciste  Zuflucht  (Vuk, 
aus  einem  monten.  Liede,  vgl.  demgegenüber  velicma,  tdociste), 
focilj  Schleifstein  zu  tocUi  u.  a.  schleifen.  Über  das  c  in  Imper- 
fekten, wie  p^cijäh  (zu  peci,  W.  pek-),  s.  §  81o. 


(• 

c 

d'z  (i) 

z 

s 

s 

92  Lautlehre.  [§  158—161. 

VIII.  Konsonantischer  Wortauslaut. 

158.  1.  Im  Auslaut  können  nur  stehen  einfache 
Konsonanten  und  die  Gruppen  st,  zä,  st,  id,  andere  durch 
den  Abfall  von  urspr.  auslautendem  s,  6  entstandene 
werden  aufgehoben  durch  Einfügung  des  Hilfsvokals  alt 
5,  später  daraus  a  (s.  §16).  In  den  südlichen  Teilen  des 
Sprachgebiets,  Herzegovina,  Süddalmatien,  Montenegro, 
werden  auch  st  usw.  vereinfacht  zu  s,  z,  s,  i,  z.  B.  slabös 
statt  släböst,  gröz  Traube  statt  grözd,  pläs  Mantel  statt  pläst, 
däz  Regen  statt  däzd. 

150.  2.  Nach  allgemeiner  Annahme  bleiben  im 
Wortauslaut  alte  tönende  Konsonanten  tönend,  Vuk  schreibt 
daher  z.  B.  bog,  gräd,  qrözd,  däzd,  hob,  cäct,  mräz,  mü£, 
hröv  (s.  Broch,  Phon.  §  199).  Die  Nom.  mozak  Gehirn,  drözak 
Drossel,  gen.  mözga  drözga,  sind  nicht  lautlich  entstanden, 
sondern  durch  Anschluß  an  die  Subst.  auf  -nk  =  -ökz. 

160.  o.  In  den  cakavischen  Mundarten  wird  jedes 
auslautende  m  von  Flexionsendungen  zu  n,  z.  B.  sihi  ich 
bin  =  säm,  znän  ich  weiß  =  znäm,  istr.  sg.  gospodlnon  = 
-nom.  Die  Wandlung  tritt  nicht  ein,  wenn  m  nicht  flexi- 
visch  ist,  sondern  zum  Wortstamm  gehört,  z.  B.  säm  selbst, 
sräm  Schande.  Der  Unterschied  erklärt  sich  daraus,  daß 
im  letzten  Falle  die  obliquen  Formen  mit  ihrem  erhaltenen 
m,  fem.  sdma,  gen.  sräma,  die  Erhaltung  des  vi  auch  im 
Auslaut  bewirken,  während  die  Flexionsformen,  die  als 
solche  vereinzelt  stehen,   keinen  derartigen  Anhalt  haben. 

IX.  Konsonantenausfall 
aus  ursprünglichen  Konsonantengruppen. 

A.   Schon  im  Urslavischen  oder  in  größeren  Gruppen, 
also  vorserbokroatisch  erfolgt  (s.  Abg.  Gr.  §  51). 

161.  1.  Die  folgenden  urspr.  Lautgruppen  sind  durch 

Wegfall  des  ersten  Bestandteils  vereinfacht: 

ps     bs  \   ^ 
ts      ds  J 


§  161.  16'?.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  93 

z.  B.  osa  Wespe  aus  ''''-opsa  lit.  xmpsä,  gtisle  pl.  Geige 
(urspr.  gqsH  fem.  plur.)  aus  '^'(jod-sli  vgl.  güdjeti  geigen. 

Jcs  \  vor  Vokalen    zu  *]ccJi,    daraus  ch,    vor  Kon- 
gs  J        sonanten  zu  s. 
z.B.  rijeJi,  aor.  zu  recem  o.pl.  prcäs.   rekü  (abg.  rekatö 
sagen),    abg.  recliö  aus  '^rekchö,    2.  pl.    rijesie  =  resie    aus 
''^'reliste. 

U  j  ^ 
z.  B.  älijeto  Meißel  =  dUto  aus  '"'delhfo,   vgl.  dübem  ich 
höhle  aus  =  *f?6föa;  ^jrö-.sw/'i  verschütten,  präs.j?ro-.9^m  = 
*siq}ti  söjxi. 

pn  Im  1 
/w  <f/j  1 
z.  B,  känuti  tropfen  =  "^'Icapnpti,  vgl.  Ä;«/;  Tropfen; 
sali  Schlaf  =  ssnö  aus  *sö/>«5,' vgl.  s^xHi  schlal'en  =  ss/ja^i ; 
pre-gnuti  präs.  pre-gnem  biegen  =  gonaü  gsna  aus  "''-göbn-, 
vgl.  pre-gibati  dass.;  svänuti  hell  werden  =  svbnqti  aus 
'''svbtn.^  vgl.  svitati  dass.;  prenuti  se  aus  dem  Schlafe  auf- 
fahren =  *j;}r^«p^(',  vgl.  predati  ^  yrrdaü  zittern. 

,,  |-  l  im  Skr.,  Sloven.,   Bulgar.,  Russischen. 

z.  B.  zu  pletem  ich  flechte  part.  prät.  2^?eo  =  pleh 
aus  ''^pletlö,  fem.  plela;  predein  ich  spinne,  part.  j_>reo  = 
j;re^ö  aus  *pr^dl5',  omelo  Ofen  wisch,  vgl.  mcsii  metSm  kehren, 
fegen. 

diu  ]  m,  dam  ich  gebe  aus  ^'dadnib,  vgl.  ?>.  pl.  dädü 
abg.  dadeto. 

102.  2.  Der  zweite  oder  ein  mittlerer  Konso- 
nant ist  ausgefallen: 

bv  ]   V,     z.  B.  vüci  ziehen    obüci  für  *o&-('.,   abg.  vlesti 
oblesti]  öbläst  Macht,  vgl.  vläst  Herrschaft. 
skn  I  sn 
zgn   I   zn 

Z.  B.  üsnuti  drücken,  vgl,  tiskati  dass. ;  brimuti  her- 
vorspritzen (von  Flüssigkeiten),  vgl.  bnzgcdi  Milch  absondern 
lactare. 


94  Lautlehre.  [§163. 164. 

163.  Wenn  in  der  heutigen  Sprache,  von  Fremd- 
wörtern abgesehen,  die  Verbindungen  ^,9,  ts,  ks,  j^t,  jm,  hn, 
tn,  (In,  il,  dl,  dm,  bv  vorkommen,  so  beruhen  sie  auf 
späteren  sekundären  Vorgängen,  namenthch  auf  dem  Aus- 
fall von  ö,  6,  oder  auf  Wiederaufnahme  der  ersten  Bestand- 
teile aus  Wortformen,  in  denen  sie  nicht  von  dem  zweiten 
begleitet  waren,  z.  B.  tepsti  se  herumstreifen,  grepsti  kratzen, 
späte  Bildungen  vom  Präsens  tepem  se,  grehem  aus  (§762); 
säptati  flüstern  =  sbjntati;  vdpno  Kalk  =  vajihno,  zlohna 
fem.  zu  zlohan  übelwollend  =  Zolohtna,  zölohtnö;  putna 
fem.  zu  putan  recht  =  pqtbna,  pqtbnz;  vrijedna  fem.  zu 
vri jedem  würdig  =  vredtna,  vredtnö;  pädmdi  pädnem  (neben 
2}ämdi)  fallen,  metnufi  legen,  Wiederherstellung  des  d,  t 
nach  Aor.  pädoli  usw.;  fem.  svijetla  zu  svljetao  hell  = 
svetbla,  svefblö;  pijetla  gen.  zu  pijefao  Hahn  ^^  petbla,  pefblö; 
sedlo  Sattel  ==  sedüo;  sednit  siebenter,  vgl.  sedam  sieben, 
=  sedhmyjb,  sedbinö;  obviti  umwickeln,  statt  ohiti,  erneuert 
nach  dem   Simplex  vlti. 

B.  In  serbokroatischer  Entwicklung  eingetretener 
Konsonantenausfall. 

164.  Durch  Ausfall  von  s,  6  entstehen  neue 
Konsonantengruppen,  die  zum  Teil  den  unter  A  be- 
sprochenen analog  behandelt  werden,  zum  Teil,  da  sie  ur- 
sprünglich gar  nicht  vorkamen,  ihre  besondere  Entwicklung 
haben.  Stoßen  durch  Ausfall  von  0,  6  zwei  gleiche  Kon- 
sonanten zusammen  (Doppelkonsonanz),  so  wird  stets  ver- 
einfacht, z.  B.  sali  Sern  saugen  =  Sosati  sösq,  vgl.  slsa 
Mutterbrust,  sisafi  saugen;  fem.  meA-a  -weich  ^*mekka  aus 
meköka,  bezdkonik  Religionsloser  =  bez-z-,  pedeset  fünfzig 
aus  pet-deset  =  petb  desci^. 

b 

n 


.-f  <  + 


n') 
kl 


verlieren  das  t. 


§  164 — 168.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  95 

Z.  B.  tazbina  Schwiegereltern  aus  '^tasthina  =  tbsthhina, 
gozha  Gasterei  aus  '■■jjostbba;  bolesljw  kränklich  (über  s  s. 
§  187)  aus  *bolestljiv  =  holesthV iv^  \  fem.  rädosna  ntr.  rä- 
dosno,  aus  *radosfna  *radostno,  zu  msk.  rildostan  =-  rado- 
stbns,  das  msk.  rädosan  beruht  auf  einer  Irrung  des  Sprach- 
gefühls nach  Mustern  wie  fem.  hijesna  msk.  hijesan  = 
hcsbna,  besbnö ;  sklö  Glas  aus  *stklo  =  stbklo,  vgl.  die  ge- 
wöhnliche Form  stäklo;  hdscica  (für  '■''koscica)  doppelt  de- 
minuiert  =  kostbcica  zu  kost  Knochen. 

165.  d  schwindet  stets  als  mittlerer  Konsonant 
einer  alten  dreilautigen  Gruppe  (über  das  neu  entstandene 
zdr  s.  §  175),  z.  B.  fem.  prdzna  leer  aus  '^'prazdna  = 
jyrazdbna,  das  msk.  prdzan  ist  nach  diesem  Fem.  neu- 
gebildet statt  '■■'•prazdan  =  prazdbuo;  gen.  gröska  zu  nom. 
grozdak  Träubchen  =  grozdöka,  grozdzkö;  gen.  gvösca  zu 
nom.  gvbzdac  Schnalle  =  gvozdt^ca,  gvozdbcb. 

166.  cc  ergibt  c,  z.  B.  Gröcanin  für  Grocc.  einer 
aus  Grbckä. 

cc  d.  i.  Uts  verliert  das  erste  t,  z.  B.  srdasce  aus 
srdacce,  dem.  zu  srce  Herz,  =  srdbcbce,  gen.  Gradäsca  zu 
Gradäcac  =  Gradbcbca,  Gradbcbcb;  lisce  =  licbce  dem.  zu 
lice.  Doch  verbleibt  auch  cc,  z.  B.  rijccca,  dem.  zu  n/ec 
Wort,  =  recbca. 

et  d.  i.  /ö^i  verliert  das  erste  t,  z.  B.  pösten  redlich  aus 
'^pocten=  2^(^-cbtenö,  mästanije  Spiegelfechterei  •^=  mbCbtanije'y 
stö  was  aus  cto  =  cbto,  vgl.  cak.  ca  ^  cb. 

cstv  =  tsstv  ergibt  stv,  z.  B.  prorostvo  Prophetentum 
=  prorocbstvo,  djevojastvo  Jungfrauenstand  —--  devojbcbstvo, 
cövjestvo  =  clovecbstvo. 

csk  ^=  tdsk  verliert  das  s,  z.  B.  jünäcki  heldenhaft  = 
■junacbskijjb. 

167.  dzd  hat  ergeben  zd  in  ozdö  unten  für  *odzdo 
aus  ot5-so-dol{a),  vgl.  dazu  özgör  oben  =  oi5-s5-gor{y)^ 
daraus  nach  Analogie  von  özdö  die  Form  özgö. 

168.  g7ic  (vereinzelt)  ergab  njc  in  gen.  jdnjca  = 
*jagnhca,  daraus  dann  der  Nom,  jdnjac  für  *jagnjac  = 
*jagnhch,  und  Dem.  jänje  neben  jägnje  =  ^-jagm. 


96  Lautlehre.  [§  169—172. 

109.  pt  (=  2^^  ^ii^fl  i'üi'  ^0  kann  erhalten  bleiben, 
z.  B.  gen.  lii-pta  =^  chrhbhta  zu  nom.  hrhat  =  chrhbbfö 
Rücken;  dagegen  ist  jj  ausgefallen  in  {h)rtenica  Rückgrat 
=  '^hrpt.  aus  chrhhhtenica.  Im  Anlaut  püca  =  ^js^ica 
Vogel  und  tlca. 

pc,  ps  im  Wortanlaut  können  p  verlieren,  pcelci  und 
cela  Biene,  psenica  und  senica  Weizen. 

170.  SS,  zs  ergeben  s,  z.  B.  mnostvo  Menge  aus 
'hnnozsivo  =  mönozbstvo;  sirbmastvo  Armut  =  siromashstvo, 
zu  sirbmali,  sirömasM  =  siromasbskyjh. 

stn  verliert  f,  z.  B.  gbdisnjl  jährlich  aus  '^godistn'l  = 
godistbnijb,  zu  gbdiste  Jahr. 

sfb  ergibt  zh,  so  iizha  (dial.)  Vollmond  aus  "^ustpba  = 
*nstbpbha,  vgl.  ttstep  dass.  =  '''■iisthpö;  so  ist  auch  entstanden 
üvjedzbati  sich  einlernen,  sich  einüben,  zunächst  für 
'hi-vjesihati  aus  a-vestbhaH,  vgl.  v/e57  kundig,  geschickt. 

171.  i,  d  -\-  c  ergeben  einfaches  c,  z.  B.  btac  gen. 
oca  =  otbcb  otbca,  bbdac  gen.  &öca  Stößer  =  hodbcb  hodbca. 

^-j-c  ergibt  (',  z.B.  dä-cu  ich  werde  geben  aus  dät-cu. 

ist  (d),  aus  ist  und  dst,  wird  in  der  Regel  beibehalten, 
z.  B.  brafstvo  Bruderschaft  =-  bratbsfvo,  bbgatstvo  Reichtum 
=  bogatbstvo,  srbdsivo  Verwandtschaft  =  s5rofZb5/vo,  gospbdstvo 
Herrschaft  =  gospodbstvo  (über  d  vor  s  s.  §  178,  phone- 
tisch wäre  srbtstvo  oder  srbctvo);  doch  auch  gospöstvo. 

ist  verliert  das  erste  t,  z.  B.  steta  Schade  =  tösteta, 
nä-ste  srca  =  na  töste  srdbca  (auf  das  Nüchterne  —  Leere 
—  des  Herzens,  Magens),  nästina  =  *natöstina  Nüchtern- 
heit, hrvästina  Kroatentum  =  ^chörvatstina  aus  *chörvatb- 
skina;  so  ergibt  dsto  zunächst  fst,  dann  st,  in  kästo  zu- 
weilen =  käd-sto,  rästa  weswegen  =  räd-sta  für  rädi  stä. 

thi  verliert  fc,  so  in  nä-tnuti  nä-inem  anstecken  =  na- 
töknqti  -toknq,  vgl.  na-täknuti  (natä/i)  nä-taknem. 

172.  znl'  hat  ergeben  zl,  zl' ,  bojäzljiv  bojäzijiv  furcht- 
sam, aus  bojaznbl' iv5  zu  bojaznb  Furcht. 

In  gewissem  Sinne  kann  man  als  Konsonantenausfall 
auch  betrachten  das  Schwinden  des  t  aus  c  (=  t's)  in  dialek- 


§  172 — 175.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  97 

tischen  Formen  wie  nojca  aus  7idcca  (Dem.  zu  nöc  Nacht), 
vöjJca  aus  vocka  Obstbaum  (bei  Vuk  aus  einem  Liede). 

173.  Angeführt  werden  mögen  noch  vereinzelte 
Fälle :  vsm  zu  sm  in  säsma  sehr  aus  *savstna  =  So-vbshma ; 
dv  zu  d  in  dignuti  dlöi  dlzati  heben  statt  dvici  usw.,  meden 
Bär  statt  medvjed  =  tnedvedb;  svj  zu  5/,  sjeddk  =  svjedok 
Zeuge,  sjetovati  =  svjetovati  raten,  vgl.  auch  cetati  blühen 
^=  cvjetati;  svr  zu  sr,  sräb  =  svräb  Krätze. 

Über  die  öfter  in  den  Konsonantengruppen  statt- 
findenden Assimilationen  geben  §  178 fg.  Auskunft. 

174.  Anhang.  1.  Vereinzelt  findet  sich  Konso- 
nantenausfall zwischen  Vokalen,  so  allgemein  Mio  wie 
(vergleichend)  statt  käko  (wie,  fragend),  durch  Silbendissi- 
milation; häufig  cöek  statt  cövjek  Mensch;  crljen  für 
crvljen  rut  (vgl.  crven  dass.);  dialektisch  (Monten.)  preo  für 
preko  pnjeko  hinüber;  meii  für  medu  zwischen  beruht  auf 
cakavischem  mefu. 

2.  Anhangsweise  möge  hier  auch  beigefügt  werden  die 
Auswerfung  einer  von  zwei  gleichlautenden  aufeinander- 
folgenden Silben  (Haplologie) :  bremenosa  Lastträger  für 
*bremeno-nosa,  zakönosa  Pfleger  des  Gesetzes  (der  Religion ; 
eigentl,  Gesetzesträger)  =  '•^■zakono-nosa,  Tänkosa  (Name, 
«die  Feinhaarige»)   =  ^Tankokosa. 

3.  In  den  alten  Eigennamen  auf  -slav  fem.  slava 
scheint  das  l  regelmäßig  auszufallen,  z.  B.  Bögosav,  Büdi- 
mv,  Drägosav,  Stänisav,  Stänisava.  Das  erklärt  sich  wohl 
aus  Silbendissimilation  in  Fällen,  wo  beide  Korapositions- 
glieder  l  hatten,  so  in  Vladislav,  daher  Vladisav,  nach 
diesem  Muster  dann  die  übrigen.  Vgl.  dazu  blägosöv  statt 
blagoslov. 

X.  Konsonanteneinschub  in  eine  Lautgruppe. 

175.  ürslavisch  ist  er  bei  urspr.  .s-r,  z.  B.  struja 
Strom  aus  ^srujn,  daher  auch  skr.  strüjati  wallen  (vom 
Wasser  vor  dem  Kochen),  östrvo,  vielleicht  für  älteres 
'■'"ostrovo,  vgl.  msk.  abg.  ostrovö,  es  kann  aber  auch  sein  = 
*o-s-t-r5vo     von     nichtdiphthongischer     Wurzelform     srü-, 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  7 


98  Lautlehre.  [§  175. 176. 

Unterbleiben  muß  daher  die  Einfügung  von  t,  wenn  s  und 
r  erst  durch  Metathesis  zusammengerückt  sind,  also  z.  B, 
srambta  =  "^sorm-,  dialektisch  indes  auch  strambta.  —  Im 
Skr.  wird  regelmäßig  d  eingeschoben  in  älteres  ir,  das 
seinerseits  nur  entstehen  konnte  durch  Ausfall  von  *  oder 
durch  Metathesis  aus  '-^'zer-  vor  Konsonanten  zu  ire-,  z.  B.  prö- 
idrijeti  präs.  pro-Mrem  verschlingen  =  zreti  aus  *^erti  präs. 
ihrq  (in  prö-Mirati  statt  -iirati  ist  M  durch  Nachahmung 
des  primären  Verbums  entstanden) ;  Mrijehe  Füllen  =  zrehe 
aus  *£erbe.  Vor  vokalischem  r  (aus  urslav.  hr  vor  Konso- 
nanten) bleibt  einfaches  i,  z.  B.  zrvanj  gen.  zrvnja  Hand- 
mühle zu  ursl.  *£brny.  Wenn  in  der  Sprache  ir  vor- 
kommt, so  ist  es  aus  zr  hervorgegangen,  so  in  dial.  £räk, 
zraka  Sonnenstrahl  statt  zräk,  zräJca,  für  h~äka  tritt  dann 
auch  Mräka  ein.  —  Vereinzelt  dial.  ist  auch  d  zwischen 
z-r  eingeschoben,  z.  B.  zdräka  für  zräka;  nur  in  der  Zu- 
sammensetzung raz-resiii  losbinden  ist  d  regelmäßig  ein- 
getreten razdrijesiü  und  daraus  wiederum  ein  Simplex 
drijesiti  abstrahiert.  Da  das  sonst  in  der  Zusammensetzung 
nicht  erfolgt,  vgl.  z.  B.  räz-rezaü  zerschneiden,  so  liegt 
bei  razdrijesiti  keine  rein  lautliche  Erscheinung  vor,  sondern 
eine  Angleichung  an  ein  Verbum  verwandter  Bedeutung, 
räz-drijeti  räz-drem  zerreißen. 

XI.  Umstellung  von  Konsonantengruppen. 

176.  Was  derart  vorkommt,  sind  mehr  oder  minder 
vereinzelte  Fälle. 

dn  zu  nd:  pländovati  unterstehen  (vom  Vieh  in  der 
Hitze),  pländiste  solcher  Unterstand,  aus  pladn.,  zu  2)lddne 
Mittag  =  "^pol-dhne. 

km  zu  shi^  daraus  ckn,  dies  zu  cn  geworden:  dorne 
adv.  spät,  döcniti  säumen,  aus  do-kssbne  (adv.  zu  kssbnö), 
do-köshneti,  die  Entwicklung  ist  '^doksne  '■^doksnifi,  *doskne 
^doskniti,  '''dockne  '■'■dockniti;  aus  den  Formen  mit  ckn  ist 
gebildet  döckan  adv.  (eigentl.  nom.  sg. msk.  adj.).  Zu  der 
Neigung  sk  in  ck  zu  wandeln  vgl.  ckvära  für  skvära. 


§  176.  177.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  99 

kt  zu  tk:  tkö  wer  aus  kto  =  ksto;  daneben  kö  nach 
dem  gen.  koga  usw. 

Iz  zu  M:  zllca  Löffel  aus  Hzica  =  löiica,  vgl.  läSica 
und  oMca  (über  Idiica  s.  §  19). 

m£  zu  im:  £müra  Blindekuh  (eigentl.  das  Blinzeln), 
zmüriti  zmiriti  zmlrati  blinzeln  aus  mz-  =  wbi-,  vgl.  mäg- 
nuti  zuwinken  =  nibgnqti. 

stk  zu  tsk  (ck):  köcka  Würfel  (eigentl.  Knöchelchen) 
=  '-'kostka  aus  kosfbka,  dem.  zu  kost;  dial.  cklö  Glas  aus 
■''stklo  =  stbklo,  vgl.  stäklo. 

stv  zu  /su  (cv):  cvdlina  Lauchstengel  aus  *stvolina. 

vs  zu  SV  in  der  Flexion  von  väs  =  i'&sfc  (omnis)  gen. 
vbsego  skr.  ■yseöra,  daraus  svega  usw.,  fem.  tJ&sa  skr.  vsa, 
daraus  svä;  zu  diesen  Formen  ist  ein  Nom.  sg.  msk.  säv 
hinzugelüldet  worden,  s.   §   593. 

Versetzung  aus  einer  Konsonantengruppe  an  eine 
andere  Stelle  im  Wortkörper,  so  cävt/jeti  blühen  für  *cva- 
tjeti  =  cvbtefi;  cvrst  fem.  cvrsta  voll,  fleischig  aus  *cbrstv5, 
die  Umstellung  ist  hier  älter  als  die  Wandlung  von  c  vor 
r  in  c,  sonst  würde  es  *cvrst  aus  *crstv  heißen. 

177.  Die  Zusammensetzung  der  vokalisch 
auslautenden  Präpositionen:  äo,  na,  po,  pre,  pri,  pro, 
M  (=  vs),  za,  mit  iti  gehen,  do-iü  usw.,  gingen  in  älterer 
Zeit  über  in  dojti  präs.  dojdu  usw.  Jetzt  sind  gebräuch- 
lich: döci  döcTem,  ndci  näctem,  pöci  pödem,  prijeci  j^ri^er^em 
(ekav.  prdci  predeni),  proci  prödem,  üci  üctem,  zdci  zudem. 
Diese  Formen  sind  also  gebildet,  als  wenn  das  ältere  jf, 
jd  umgestellt  wäre  zu  tj,  dj,  die  dann  c,  d  ergeben.  Durch 
Anschluß  an  die  so  entstandenen  Formen  sind  dann  auch 
die  Zusammensetzungen  mit  den  konsonantisch  aus- 
lautenden Präpositionen :  iz,  nad,  oh,  ot,  päd,  raz,  s  in  die 
Gestalt  -ici,  -idem  übergegangen  und  zwar  mit  gedehntem 
i:  izici  Izidem  (und  Izidem),  nadici  nädidem,  ohici  bhldem 
(und  obldem),  otici  (otici)  düdem  (Vuk  nur  so  neben  ödem), 
podici  pödidem,  raziöi  se  räzidem  se  (und  -idem),  sici  sidem 
(stdem)  herabkommen.     Über  izdci  rzüdem  usw.  s.  u. 

7* 


100  Lautlehre.  [§  178. 

XII.  Konsonantenassimilation. 

178.  Schon  im  Abschnitt  IX  B  (§  164)  sind  Bei- 
spiele von  Assimilation  mit  angeführt.  Es  handelt  sich 
wesentlich  um  zwei  Vorkommnisse: 

1.  Ursprünglich  tönende  Konsonanten  gehen  vor 
folgenden  stummen  in  stumme,  ursprünglich  stumme 
vor  folgenden  tönenden  in  tönende  über  (tenuis  ante 
teniiem,  media  ante  mediam). 

A.  In  einheitlichen  (nicht  zusammengesetzten) 
Wörtern. 

a)  Ursprünglich  tönende  Konsonanten  vor  stummen 
zu  stummen  geworden  : 

hk  zu  ^;^,  zühak  (dem.  zu  züb  Zahn)  gen.  züpka  = 
zqböka;  roh  Sklave  röpkinja  Sklavin;  —  bc  zu  pc,  liljebac 
(dem.  zu  hljeh  Brot)  gen.  hljepca;  —  hc  zu  pc,  roh  dem. 
röpce  =  ^rohhc^,  pcela  Biene  (gew.  cela)  aus  bbcela;  — 
hs  zu  ps,  srpski  serbisch  =  "^shrhhshj. 

dk  zu  tk,  slädak  süß  fem,  slätka  =  sladöks,  sladoka; 
—  dh  zu  fh,  tvör  {tvör)  Iltis  aus  "^thor  =  döchorh  zu  W. 
döcli-  {dähnuti);  —  ds  zu  /s,  hier  schreibt  aber  Vuk  ds, 
z.  B.  gospbdstvo  (1.  -tstvo),  Ijüdskl  menschlich  (1.  Ijütskl)  = 
Vudhskyjb:  es  geschieht  das,  um  die  Schreibung  c  (=  ts) 
der  Deutlichkeit  wegen  zu  vermeiden.  —  de,  de  lassen 
das  d  in  dem  t  von  e,  c  aufgehen,  vinogrädae  (dem.  zu 
vlnogräd)  gen.  -grdca  =  -gradhca,  südac  gen.  snca  Richter 
=  mdbch  sqdbca,  glachia  Glätte  =  gladhcina  zu  glädak  fem. 
glätka  =  gladökö  gladöka;  —  de  zu  öc,  zeeea  (bei  Vuk  ge- 
schrieben z6äca,  dem.  zu  zeda,  zed  Durst)  =*z^djbca;  — 
dk  zu  ek,  ömedak  gen.  omeeka  Gebüsch. 

gk  zu  kk  d.  i.  k,  fem.  laka  (zu  läk  leicht)  aus  'Hagka 
=  Ihgöka,  vgl.  lägahan  leicht  =  Hhgzchznö;  —  gt  zu  kt, 
gen.  nbkta  des  Fingernagels  =  '^■nogsta,  der  Nom.  vökaf 
statt  '^nogat  ist  den  obliquen  Kasus  nachgebildet,  zugleich 
unter  Einfluß  von  läkaf  gen.  Iäkta  =  lak3tb  '^laköta;  drktati 
(dafür  auch  drlüati)  ^'^drögötati;  — gc  zn  ke,  pfäs.  dfkcem 
(und  drsceni  statt  drhcSm)  =  ^di'zgötjo;  ■ —  ge  zu  ke,  drü- 
kciji  anders  (alius)  =  *dri(göeijijh. 


§  178—180.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  101 

zc  zu  sc,  vozac  gen.  «ö.?m  Ruderer  ^=^  ro2/^cfe  vozhca;  — 
zk  zu  sk^  dblazak  gen.  ddlaska  Ankunft  =  dolazsk5,  do- 
lazöka;  —  zt  zu  st,  grlzem  inf.  (jnsti  nagen,  beißen. 

sc  zu  sc,  läzac  gen.  läsca  Lügner  =  hzhch  Uibca;  — 
zc  zu  sc,  0-tescati  schwer  werden  =  o-tphcati  aus  *lezbketi 
zw  teiak  fem. .  teska  =  tezbko;  —  zk  zu  sk,  tezak  fem.  teska 
schwer  =  t^zhks  t§zbka.  drzak  gen.  drska  Handhabe  = 
'■■'drzbkö  *drzbka;  —  zs  zu  ss,  daraus  s,  drüsivo  Gesellschaft 
aus  "'drusstvo  =  druzhstvo. 

1*79.  Eine  besondere  Betrachtung  erfordert  v;  es 
wird  vor  folgendem  Stummlaut  tonlos,  /,  aber  geschrieben 
wird  nur  v.  Budmani,  Gramm.  §  14  a  leugnet  die  Um- 
wandlung, allein  der  gesprochene  Laut  ist  entschieden 
tonlos,  und  Budmanis  Ansicht  wird  wohl  daher  stammen, 
daß  nicht  labiodentales,  sondern  bilabiales  /  gesprochen 
wird.  Auf  einem  stummen  v  beruhen  Dialektformen  wie 
Jjevsi  =  Ijefsi  statt  Ijepsi,  klüvko  statt  klupko  Knäuel^  und 
umgekehrt  cäptjeti  blühen  aus  caftjeti  cävijeti  (dies  für 
cvätjeti).  Beispiele:  vc  zu  /c,  öfca  (övca)  Schaf  =  ovhca; 
—  VC,  ofcär  Schäfer  =  övhcarb;  —  vc,  Löfcen  (Bergname, 
Lövcen);  vk,  crvak  gen.  crfka  [crvka)  dem.  Wurm  ^^^'^'-chv- 
vhkö  *chrvbka;  —  vs,  ovas  gen.  ofsa  (övsa)  Hafer  =  ovhsö 
ovbsa;  —  vs,  cüfsi  {cüvsi)  part.  prät.  ^  cuvös-  zu  cüti  hören. 

Die  behandelten  Fälle  sind  alle  derart,  daß  der  erste 
Konsonant  dem  zweiten  angeglichen  wird.  Umgekehrt 
wird  ein  v  nach  s  zum  bilabialen  stummen  Spiranten. 
Die  Orthographie  berücksichtigt  das  jetzt  nicht,  aber  die 
Handschriften  der  dalmatinischen  Dichter  haben  sehr 
häufig  sf,  sfoy  =  svöj,  sfet  =  svet  usw.  Daß  eine  solche 
Assimilation  stattfindet,  beweist  die  fast  durchgehende 
Aussprache  des  alten  chv  (hv)  als  /,  was  nur  erklärt 
werden  kann  durch  die  Mittelstufe  hf,  aus  der  das  h 
stumm  wird,  daher  fdla  =  kvdla  Lob,  fätiti  =  hvätiti  er- 
greifen. Auf  demselben  Vorgange  beruht  auch  üfati 
hoffen  aus  '■'•iipfati  für  *upvaü  =  ^i-prA-ati. 

180.  b)  Ursprünglich  stumme  Konsonanten  werden 
vor  tönenden  tönend. 


102  Lautlehre.  [§  180.  ISl. 

rb  zu  fUb,  svjedodiba  Zeugnis  aus  "'svjedocba  =  söve- 
dochba,  vtadzbina  Vaterland  =  '^othvbbina,  zu  btac  Vater  = 

OthCb. 

kd  zu  gd,  gdje,  wo,  statt  '■'■Jcdje  =  köde  (abg.  kode). 

tb  zu  db,  svadba  Hochzeit  =  svafhba,  zu  svät  Braut- 
begleiter. 

sb  zu  zb,  tazblna  Haus  der  Schwiegereltern  aus  "^fas- 
bina  für  Hastbina  (s.  §  164)  =  thstbbina,  vgl.  täst  ■=  ihsth 
Schwiegervater;  cäzbina  Bewirtung  =  cbsthbina,  vgl.  cäsf 
Ehre,  Gastmahl  =  cbsib. 

sb  zu  ib,  zäduzbina  fromme  Stiftung  ==  '^zadusbbina; 
tiiba  Vollmond  =  "^ustbphba  s.  §  170. 

181.   B.  In  Präpositionalzusammensetzungen. 

a)  Die  mit  z  auslautenden  Präpositionen  und  ob- 
wandeln  vor  jedem  stummen  Konsonanten  im  Anlaut  des 
zweiten  Teils  der  Zusammensetzung  das  z  in  s,  das  b  in 
p:  bez-,  z.  B.  besputan  ungeziemend,  bcsmrfan  unsterblich 
(für  bes-sm.);  iz-,  z.  B.  is-köpati  ausgraben,  isHiii  (für  is-s.) 
übersiedeln;  uz-  {=  voz-),  z.  B.  ustegnuü  anziehen  =  vös- 
tegiiqii,  üstati  aufstehen  =  vöst.  für  vös-sf. ;  raz-,  z.  B.  ras- 
tvöriti  auflösen,  räsüti  für  ras-s.  zerstören;  ob-,  z.  B.  opko- 
pati  (umgraben)  verschanzen,  öpsjeci  beschneiden. 

ISS.  b)  Die  mit  d  auslautenden  Präpositionen  nad, 
pod,  pred  (über  od  s.  §  110)  wandeln  dem  allgemeinen  Ge- 
setze gemäß  ebenfalls  ihr  d  vor  stummen  Konsonanten  in 
t,  aber  das  t  wird  von  Vuk  nur  geschrieben,  wenn  der 
folgende  Konsonant  nicht  s,  s  ist,  vor  diesen  beiden  be- 
hält er  d,  obwohl  t  gesprochen  wird.  Es  geschieht  das 
aus  Gründen  der  Deutlichkeit,  um  nicht,  wie  es  konse- 
quent wäre,  z.  B.  für  ein  aus  nadöskociti  hervorgehendes 
iiadfskbciii,  d.  i.  lautlich  natsköcüi,  oder  ein  aus  podösloniti 
entstehendes  podslöniii  se,  d.  i.  2Jotsl.,  schreiben  zu  müssen 
nackdciti  podönifi.  Die  Schreibung  Vuks  ist  aber  auch 
wohl  aus  anderen  Gründen  berechtigt;  das  c  z.  B.  in  cär 
ist  nicht  mit  fs  in  natsköciti  usw.  gleichzustellen,  weil  die 
Silbengrenze,  wenigstens  nach  meiner  Auffassung,  nach 
dem  t  liegt:    nat-skbciti.      Sonst  vergleiche   natpisati  über- 


§  182—185. 


Kombinatorischer  Lautwandel. 


103 


schreiben,  nätlivatiti  nätfatiti  übertreffen,  potkbpaü  unter- 
graben, pretkidnjica  ein  Lied,  das  vor  dem  Hause,  pred 
hiröm,  gesungen  wird. 

1^3.  c)  s  =  So  wird  vor  tönenden  Konsonanten  zu 
2,  z.  B.  zgddiii  treffen  =  sö^.,  zgörjeti  verbrennen  =  sögo- 
refi,  zdjefna  schwanger  (eig.  mit  Kind)  =  södetbna.  zdräv 
gesund  =  södravö,  zlnti  se  in  Erfüllung  gehen  =  söhyü  se, 
zbrätiti  se  sich  verbrüdern  =  söbr. 

184.  Anmerkung.  Die  §  180 fg.  besprochenen  Assimi- 
lationen finden  in  gleicher  Weise  statt  zwischen  Wortauslaut  und 
Wortanlaut  im  Satz  (im  Satzsandhi):  die  Orthographie  läßt  das 
unberücksichtigt.  Z.B.  j^fcf  {pred)  Jcucöm  vor  dem  Hau.se,  z{s)  hoyoni, 
mlät  {mläd)  cuvjek,  "izlaz  (-s)  tröziti,  zestöl-  {-(/)  zuinmcära,  brädz 
(-c)  gbvori. 

185.  2.  Palatalisierung  von  Konsonanten 
durch  folgende  Palatale.  Zum  Teil  ist  diese  Assimi- 
lation urslavisch  oder  Gruppen  von  slavischen  Sprachen 
gemeinsam,  wenn  auch  die  entstehenden  Konsonanten- 
gruppen nicht  überall  gleich  sind.  Mit  voller  Sicherheit 
lassen  sich  alte  und  einzelsprachliche  Erscheinungen  hier 
nicht  scheiden. 

a)  Älter  als  die  Sonderentwicklung  des  Skr.  sind 
folgende  Vorgänge. 


s  c 
i'd'z 


(vgl.  Abg.  Gr.  §  39.2;  §  41). 

Im  Skr.  kann  daraus  eine  zwiefache  Form  entstehen, 
in  westlichen  Mundarten  sc,  zj\  z.B.  hkati  1.  präs.  '^iskjq 
Isöem,  däska  Brett  =  döska,  dem.  *döskica  "'dscica  sc'ica; 
mdijäni  Gehirn,  aus  ^'mozgen-.  In  den  östlichen  Mundarten 
fällt  entweder  das  letzte  s,  z  der  Gruppen  weg,  bleibt  st, 
zd,  z.  B.  istem,  stwa,  vristati  schreien  =  'Hrisketi  vgl,  vnska 
Geschrei,  nwzdäni,  zvizdati  pfeifen  =  '■'zvizgeti  vgl.  zvtzga 
Pfeifen  (zu  iz-gnaii  verjagen  pr.  Izdenem  vgl.  Abg.  Gr. 
§  58.3);  oder  es  steht  sc  (aus  urspr.  sk),  z.  B.  dascica  = 


j 

sk    1 
^9   1 

vor   ' 

e,  b 

i  =  i,  ei 
e  ^  e 

zunächst    '^ ,  , 

zd  z 

daraus 

.) 


\  skr.  zunächst  I      ,       c'on  k[ 
J  \  zd       ^  39.  ö). 


104  Lautlehre.  [§  185—188. 

*dzshica.  In  den  Ableitungen  auf  -im  bleibt  wohl  meist 
Sc,  z.  B.  Ijuscica  dem.  zu  IjüsJm  Schale  (Hülse),  Mscica 
Knöchelchen   ==^  "■'kostbcica,   gusrica  Gänschen  =  '^'-gashcica. 

186.  st 

zd 

daraus  durch  weitere  Assimilation  sei,  im  westlichen 
Dialektgebiet  so  verbleibend,  z.  B.  krstiti  taufen  part.  pass. 
krscen,  im  östlichen  schwankend  krscen  und  hrsten,  dopüs- 
cafi  und  dopüstati  erlauben  = '■'pusijaii  zu  pkstiti;  zd  (im 
westlichen  Sprachgebiet  ij),  z.  B.  gnijezditi  nisten  Subst. 
verb.  gnijl'htmje. 

187.  s  \l'  \  st,  sn 

z  1   n   \  i't,  zn  (s.  Abg.  Gr.  §  39.4)., 

im  Skr.  z.B.  mxsliii  denken  partiz.  pass.  m'isljen;  käsniti 
zögern  käsvjenje  Zögerung;  hldzniti  liebkosen  hJdznjenje  Lieb- 
kosung. 

188.  b)  Ein  speziell  skr.  Vorgang  ist  die  Assi- 
milation Ijei  Zusammentreffen  mit  j  durch  Ausfall  von  6 
oder  durch  das  jekavische  je  =  e.     Es  entstehen  so: 

sc  aus  sfj,  z.  B.  lisce  Laub  =  lisfbje,  zu  list  Blatt, 
Jcrotoscii  istr.  sg.  =  krotostbjq  zu  krotöst  Sanftmut;  ~  zd 
aus  zdj,  z.  B.  grözde  koll.  Trauben  =  grozdhje,  zu  grözd; 
—  st  aus  slj,  z.B.  l.präs.  sljem  ich  schicke  zu  inf.  släti 
aus  söljq  sölati,  istr.  sg.  mislju  =  mgslbjq  zu  m'iso.o  Gedanke 
=  myslb;  — znj  aus  znj,  z.  B.  grbznja  Drohung  =  ^grozhna; 
sc  aus  sc,  z.  B.  pdsce  dem.  =  ^pbshc^  zu  päs  =  phsö  Hund, 
rasclnifi  auflösen  =  i'usc.  aus  *raz-c.  In  Verbindung  mit 
je  in  den  betreffenden  Mundarten  aus  slj  slj  (genauer  st), 
z.  B.  sljeme,  sljcpica  =^  sljeme,  sljepica.  —  sc  (genauer  sc) 
dial.  aus  //(',  s(''eti  wollen  aus  Mjeti  =  chöteti,  vgl.  dazu  söi 
Tochter  aus  hci,  dies  aus  köi  für  "'((^i  aus  '''döci,  bei  Ver- 
lust des  /*  entsteht  c'f;  präs.  drscem  zu  drhtaii  zittern,  das 
erst  aus  drktati  =  "'drgtati  =  drögötati  entstanden  ist;  — 
zt  (eig.  zt)  zlj,  zlje  adv.  arg  zsle,  räzljevafi  ausgießen  = 
raz-IJ.  —  Das  .9,  ^  im  Auslaut  von  Präpositionen  kann  vor 
dem  anlautenden  n  der  Kasus  des  Pron.  3.  Pers.  zu  ^,  z 


§188 — 191.]  Kombinatorischer  Lautwandel.  "  105 

(geschrieben   s",  i)  werden,  z.  B.  s  njlm  mit  ihm,    is  njega 
aus  ihm. 

Anmerkung.  Die  Palatalisierung  eines  folgenden  Konso- 
nanten durch  den  vorhergehenden  ist  selten,  dialektisch,  in  der 
Verbindung  cii,  das  in  *cü,  darnach  in  tti  übergeht  Cfo  bei  Vuk), 
z.  B.  kücni  (zu  küca  Haus)  kütnji,  pomöcmk  Helfer  pomötnjik ; 
s.  Resetar,  Stck.  Dial.  138. 

XIII.  Vereinzelte,  sporadische  Laut- 
veränderungen und  Lautneigungen. 

189.  i  ist  zu  r  geworden  stets  in  der  alten  Par- 
tikel ie,  daher  _;er,  älter  jere  =  je-ie  denn ;  sonst  vereinzelt 
mores  more  (präs.  zu  möci  können)  usw.  statt  mozes;  dö- 
renem  statt  dö-zenem  zu  dö-gnati  herbeitreiben,  aus  dem 
Präs.  ist  dann  ein  do-renuti  abstrahiert  nach  Verben  wie 
minem  minuti  vorbeigehen,  wo  das  n  zur  Präsensbildung 
gehört. 

190.  mn  neigt  zum  Übergang  in  ml,  so  mlögo  für 
mnögo  viel,  mliti  für  mnlti  meinen  (ipf.  mljäh  statt  mnjäli), 
pömlja  Achtsamkeit,  pömljiv  achtsam  statt  pmnnja,  pöinljiv, 
dlmljäk  statt  d'tmnjak  Rauchfang,  sümlja  Zweifel  sümljati 
statt  sümnja  sümnjati.  Ferner  wird  mn  leicht  zu  vn,  öhräv- 
nica  neben  öhrämnica  Achseljoch  der  Wasserträgerin,  fem. 
tdvna  aus  tdmna  (zu  tdman  finster;  aus  dem  Femin.  der 
neue  mask.  Nom.  tävan);  güvno  statt  giimno  Dreschtenne, 
iJiivno  (Stadt  in  Bosnien)  statt  Dümno  =  *Dlmhno  aus 
AeX)Liiviov.  Umgekehrt  ist  auch  mn  aus  vn  entstanden, 
gldmnja  aus  gldvnja  Scheit,  sänmufi  aus  sävnuti,  dies  aus 
svänuti  hell  werden.  Auf  solchen  Veränderungen  beruht 
die  skr.  Bezeichnung  für  Venedig,  sie  geht  zurück  auf 
Venetici  *Vbnetbci  ^'VHetci  '-''Mnetci  Mleci   (gen.  Mletakä). 

In  einigen  Fällen  geht  n  vor  Labial  in  m  über:  lümha 
Betrug  =  *chyn'bba,  strämputica  Seitenweg  (zu  sfrdna);  doch 
schreibt  Vuk  zenba  Heirat  ==  *zenbba. 

191.  sl  für  SV  in  sloböda  statt  sv. ;  d  statt  z)it  in 
zlämenje  für  zn.  Zeichen,  Vorbedeutung,  nach  Mar.  S.  43 
durch  Anschluß  (Volksetymologie)  an  zlö  Übel. 


106  Lautlehre.  [§191—193. 

br  statt  vr  im  Anlaut  dialektisch  in  hnjeme  Zeit  aus 
vrijeme,  brefeno  Spindel  aus  vretcno. 

192.  Es  besteht  eine  gewisse  Neigung,  s  vor  Kon- 
sonanten in  s  zu  wandeln,  z.  B.  svräka  —  svräka  Elster, 
shrbb  —  skröb  Art  Mus,  stroka  —  sfröha  Schafblattern, 
skrb  —  skrb  Sorge  u.  a.,  östar  fem.  ostra  (scharf)  allgemein 
so,  aus  oströ  ostra;  vgl,  §  79.  Dahin  gehört  auch  das 
gelegentlich  für  z  vor  Konsonanten  eintretende  i,  z.  B. 
iglöb  —  zglöb  Gelenk,  Mräk,  zdräka  Strahl  für  zd)\,  dies 
aus  zr  (s.  §  175). 


Geschichtliche  und  dialektologische 

Bemerkungen    zum  Vokalismus    und 

Konsonantismus. 


Es  ist  hier  nicht  auf  eine  vollständige  geschichtliche 
und  dialektologische  Betrachtung  abgesehen;  sie  ließe  sich 
nach  dem  jetzigen  Stande  der  Forschung  wohl  überhaupt 
nicht  geben.  Nur  solche  Züge  sollen  hervorgehoben  werden, 
die  für  die  charakteristischen  Eigentümlichkeiten  des 
Skr.  besonders  wichtig  sind. 

Zum  Vokalisraus. 

193.     1.  Die  "Wandlungen  des  ursprünglichen  5,  6, 

außer  der  Verbindung  mit  r,  ('  +  Kons.  Der  Abfall 
im  Auslaut,  der  Ausfall  in  inneren  Silben  ist  so  alt  wie 
die  Überlieferung  des  Skr.  überhaupt.  Wenn  in  den  alten 
Denkmälern  glagolitischer  und  kyrillischer  Schrift  das 
Vokalzeichen  (5)  noch  geschrieben  wird,  so  ist  das  die 
Beibehaltung  der  kirchenslavischen  Orthographie. 

Über  die  Erhaltung  des  Vokals  in  solchen  in- 
inutenden Silben,  wo  er  nicht  ausfallen  konnte,  und  seine 
Vertretung  durch  volle  Vokale  vgl.  Jagic,  Pomladena  voka- 
lizacija  u  hrvatskom  jeziku  (Rad  9,  65);  ders.,  Wesen 
des    sekundären   a   (ASlPh.  4,  397);    Oblak,    Die    Halb- 


§  193—195.]    Gescliichlliche  u.  dialektologische  Bemerk.  107 

vokale    und    ihre    Schicksale    in    den    südslav.  Sprachen 
(ASlPh.  16,  170). 

194.  Bei  der  Einwanderung  der  Serbokroaten  in 
die  Balkanhalbinsel  bestanden  die  Vokale  3,  h  noch  oder 
wenigstens  an  ihrer  Stelle  ein  einheitlicher  schwacher 
Vokal,  denn  bei  der  Aufnahme  romanischer  Wörter  (Orts- 
namen u.  a.)  werden  deren  kurze  oder  verkürzte  u,  i  ge- 
nau so  behandelt  wie  die  ursprünglich  slavischen  ö,  b  und 
in  denselben  vollen  Vokal  verwandelt  wie  diese,  z.  B. 
Btikar  ital.  Buccari,  Cäptat  Cävtat  =  civitatem  (heute  Ragusa 
vecchia),  Ki'knr  (=  Gorcyra  nigra,  Curzola),  fämjan  =■- 
^u|aia|aa  (v  =  i).  Das  wäre  nicht  möglich,  wenn  nicht 
damals  die  romanischen  n,  i  mit  dem  u-  und  7-artigen 
slov.  5,  6  zusammengeworfen  wären. 

Die  Frage  ist  nur,  wie  lange  sich  ein  solcher  schwacher 
Vokal  erhalten  hat.  Zunächst  ,  steht  fest,  daß  der  alte 
Unterschied  von  ö  und  b  vor  dem  11.  Jahrhundert  ge- 
schwunden ist,  denn  die  lateinischen  Urkunden  des  11. 
bis  12.Jahrhs.  aus  dem  adriatischen  Küstenland  schreiben 
skr.  Wörter,  einerlei,  ob  sie  ursprünglich  5  oder  b  ent- 
hielten, gleichmäßig.  Ferner  ist  unzweifelhaft,  daß  die 
Schreiber  noch  nicht  das  spätere  a  an  Stelle  des  6  ver- 
nahmen, denn  sie  schreiben  ursprüngliches  a  stets  als  a, 
dagegen  z.  B.  das  häufig  vorkommende  sötbniko  (centurio; 
später  satnik)  regelmäßig  sitnicus  (seltener  setnicus),  Namen 
auf  -bcb  (später  -ac)  mit  -iz,  z.  B.  Liisiz  d.i.  lu£bch  (später 
luzac).  Also  bis  ins  12.Jahrh.  war  wenigstens  in  Teilen 
des  Sprachgebiets  noch  der  alte  schwache  Vokal  vorhanden. 

Das  a  für  h  kann  man  in  den  glagolitischen  Urkunden 
etwa  von  1300  an  reichlich  belegen,  z.  B.  dohitak  =  do- 
hytökz;  in  denen  des  östlicheren  Gebiets  (Bosnien  usw.) 
von  der  Mitte  des  14.  Jahrhs.  an,  das  liegt  aber  nur  au 
dem  starreren  Festhalten  der  überlieferten  kirchenslavischen 
Schreibweise  (s.  ASlPh.  16,  175fg.). 

195.  Das  a  ist  aber  niemals  über  das  ganze  Sprach- 
gebiet völlig  durchgedrungen.  Im  Süden,  in  Teilen  Monte- 
negros und  darüber  hinaus  (s.  Resetar,   Der  stok.  Dialekt, 


108  Lautlehre.  [§  195.  196. 

S.  90)  erscheint  ein  dumpferer  Vokal.  Mir  erschien  er 
aus  dem  Munde  von  Leuten  aus  Dobrota  (an  den  Bocche 
di  Cattaro)  bei  langer  Silbe  wie  der  mir  geläufige  Vokal 
im  niederdeutschen  sön  (Sohn),  bei  Sievers  0^,  z.  B.  dfhi 
(dem)  Tag;  bei  kurzen  Silben  wie  die  entsprechende  Kürze. 

Das  zweite,  vom  a-Gebiet  abweichende  liegt  an  der 
äußersten  Nordwestseite,  auf  den  Quarnero-Inseln,  vgl. 
Milcetic,  Cakavstina  kvarnerskih  otoka,  Rad  121,  dazu 
Oblak  in  ASlPh.  18,  246,  der  dort  die  Verhältnisse 
anf  Veglia  kurz  zusammenfaßt.  Sogar  nahe  beieinander 
liegende  Lokalmundarten  haben  verschiedene  Wege  ein- 
geschlagen, in  den  Orten  Vrbnik  und  Omisalj  herrscht  e, 
z.  B.  pe6'  {pbso^  päs),  otec  (otbcb^  ötac);  dagegen  in  Dobrinj 
o:  pos,  otöc.  Über  Cherso  s.  Tentor,  Der  cakav.  Dialekt 
der  Stadt  Cres,  ASlPh.  30,  156.  Die  dort  angeführten 
Beispiele  scheinen  zu  ergeben,  daß  nach  einer  alten,  frei- 
lich jetzt  verwirrten  Regel  die  Vertretung  der  Kürze  e, 
die  der  Länge  a  war,  z.  ß.  otec  janec,  jwsel  {=  posölö, 
pösao),  ves  (omnis;  väs),  meglä  (mägla),  denes  (dänas),  Bei- 
spiele wie  fenki  (tänki)  haben  e  durch  sekundäre  Dehnung 
vor  ?^-f■Kons.;  dagegen  in  den  ursprünglich  stets  langen 
Endsilben  von  Genitiven  plur.  a,  z.  B.  kolec  g.  pl.  kolac 
prasec  präsac,  divöjka  divojak,  rozga  rozäg\  vgl.  dazu  dän 
neben  denes. 

196.  2.  Die  Ausbildung  eines  r- Vokals.  Mit  Aus- 
nahme kleiner  Strecken  herrscht  auf  dem  ganzen  Sprach- 
gebiet diese  Silbengestalt.  Nur  im  adriatischen  Küsten- 
und  Inselgebiet  kommt  neben  r  auch  er,  ar,  ri  vor.  Ich 
hebe  daraus  einiges  hervor:  auf  Veglia  (s.  Milcetic,  Cak.) 
variieren  die  Lokalmundarten  zwischen  r,  ar,  er,  das  letzte 
da,  wo  die  Mundart  e  als  Vertreter  von  altem  6  hat,  so 
in  Vrbnik  und  Omisalj,  z.  B.  deriät  (dr£ati),  zeruo  (zfno), 
kerv  (krv). 

ar  findet  sich  sporadisch  oder  durchgehend  auf  den 
Inseln,  zum  Teil  in  Quarnero,  dann  auf  denen  südlich  von 
Lussin  bis  Lesina  und  Lissa;  auf  diesen  beiden  kommt 
nach  meiner  Erfahrung  r  in  der  Volkssprache  überhaupt 


§  196.]  Geschichtliche  u.  dialektologische  Bemerk.  109 

nicht  vor,  sondern  nur  ar  für  kurzes  f,  är  für  langes  f, 
z.  B.  bärdo  =  bhlo,  zärno  ==  sfno,  ai'jä  =  rda;  tvärd  = 
tvPd,  kär  (statt  kurv  =  Ä;ry  Blut)  gen.  karvi  (=  krv'i). 

Diese  er,  ar  sind  nicht  Fortsetzungen  eines  urslav. 
sr,  tr  vor  Konsonant,  wie  sich  daraus  ergibt,  daß  sie  eben- 
sowohl urspr.  rö,  n  fortsetzen,  vgl.  derzäl  darzät  =  *di>r- 
zati.  kerv  kär  =  kvövh.  Die  e  und  a  sind  Hilfsvokale, 
einem   ehemaligen  r  hinzugefügt. 

Die  glagolitischen  Urkunden  vor  dem  Iß.Jahrh.  auch 
aus  denselben  Gegenden,  wo  jetzt  er  und  ar  vorkommt, 
schreiben  einfach  r;  wo  die  späteren  Denkmäler  desselben 
Gebiets  er  oder  ar  haben,  kann  man  nicht  immer  mit 
Sicherheit  bestimmen,  ob  dialektische  Aussprache  wieder- 
gegeben ist,  oder  ob  er,  ar  den  an  lateinisch-italienische 
Orthographie  gewöhnten  Schreibern  nur  eine  Verlegenheits- 
auskunft war  für  das  ihnen  fremde  r.  In  den  kyril- 
lischen Urkunden  wird  das  aus  der  kirchenslav.  Schreib- 
weise übernommene  pb  festgehalten.  In  ragusanischen 
Urkunden  des  13.  Jahrhs.  findet  sich  gelegentlich  er, 
selten  auch  in  bosnischen,  daneben  auch  ar,  das  in  der 
dalmatinischen  Literatur  lateinischer  Schrift  im  16.  Jahrb. 
regelmäßig  geschrieben  wird.  Da  sich  das  in  diesen  Teilen 
des  Sprachgebiets  jetzt  übliche  r  nicht  aus  er,  ar  ent- 
wickelt haben  kann,  bin  ich  der  Ansicht  Resetars  (ASlPh. 
17,  12):  «Eine  Affizierung  der  Aussprache  des  Vokals 
r  möchte  ich  jedoch  weder  in  der  Schreibung  er  noch 
in  der  Schreibung  ar  erblicken,  höchstens  daß  die  ro- 
manischen Schreiber  des  13.  Jahrhs.  sich  die  Aus- 
sprache des  ihnen  ungewöhnlichen  Vokals  zu  erleichtern 
suchten  und  denselben  nicht  nur  in  der  Schrift  durch  er 
wiedergaben».  Es  kommt  auch  jetzt  noch  vor,  daß  italie- 
nisch sprechende  Städter  in  Gegenden,  wo  sonst  r  besteht, 
nicht  dies,  sondern  er  sprechen.  Für  das  Suchen  nach 
einem  passenden  Ausdruck  für  r  ist  ein  interessantes 
Zeugnis  Micaglia,  Thesaurus  linguae  illyricae  1649  (in  dem 
Abschnitt  der  Einleitung  «de  Orthographia»):  «Mortem» 
aliqui  scribunt  smart,  aliqui  smerf,  aliqui  alii  sine  vocali 


110  Lautlehre.  [§  196—198. 

smrt;  sed  in  coiiimuni  usu  loquendi  non  dicitur  smart 
nee  smert,  sed  modo  quodam  aspero  ita  ut  vocalis  non 
advertatur.  Er  schlägt  dann  vor,  rri,  smrrit  zu  schreiben. 
Der  Notbehelf  des  er,  är  (zur  Unterscheidung  von  anderem 
er,  ar)  hat  sich  in  der  kroatischen  Literatur  bis  in  die 
zweite  Hälfte  des  19.  Jahrhs.  erhalten,  vgl.  Jagic,  Zur 
Verständigung,  ASlPh.  1,  453. 

197.  ri  erscheint  auf  Lagosta  (s.  Oblak,  Der  Dialekt 
von  Lastovo,  ASlPh,  16,  435),  als  Vertreter  von  f, 
z.  B.  gen.  pl.  ])'^'i'St  (prst-ä)  zrm  (zrn-ä)  dir  (drvä),  kzr  (für 
Jürv,  krv),  dagegen  scheint  kurzes  r  stets  zu  bleiben,  n.sg. 
prst,  zrno,  drvo,  gen.  krvi. 

Zu  der  Beimischung  eines  i-Klanges  ist  zu  vergleichen, 
daß  die  lateinischen  Urkunden  des  11.  Jahrhs.  sehr  regel- 
mäßig ir  schreiben,  z.B.  Tlrpimir,  Dirzislav,  Girdan.  Den 
Griechen  muß  r  noch  später  so  erschienen  sein,  wenigstens 
findet  sich  die  Stadt  Novo  Brdo  bei  Ducas,  Hist.  Byz.  ed. 
Bonn.  p.  209,    Z.  15  (=  Cap.  XXX,  p.  117)   geschrieben 

NoßÖTTpiöOV. 

198.  3.  Die  Ausbildung  eines  u  aus  älterem  /-Vokal; 

s.  Jagic,  Zur  Frage  über  den  Übergang  des  silbenbildenden 
l  in  u,  ASlPh.  4,  386;  Oblak,  Zum  silbenbildenden  l 
im  Slavischen,  ebd.  16,  198;  Resetar,  Die  ragusan.  Ur- 
kunden des  13.  — 15.  Jahrhs.,  ebd.  17,  9. 

Mit  geringen  Ausnahmen  herrscht  u  über  das  ganze 
Sprachgebiet.  Dialektische  Ausnahme  bildet  im  äußersten 
Nordwesten  die  Gruppe  der  Quarnero-Inseln .  Für  die 
Einzelheiten  verweise  ich  auf  Milcetic,  Cak.  (Rad  121), 
dazu  Oblak,  ASlPh.  18,  218,  und  bemerke  nur,  daß  auf 
Veglia  noch  /  vorkommt,  z.  B.  dlg  (lang,  düg),  pln  (voll, 
pün).  Nach  einer  Notiz  bei  Resetar,  Skr.  ßet.  südw.  Mund- 
arten, S.  17^  soll  in  Serbien  im  Kreis  Knezevac  noch 
langes  l  vorkommen,  vlk  (vük).  Die  Lokalmundarten  auf 
Veglia,  die  b  durch  e,  o,  a  vertreten  lassen,  haben  ent- 
sprechend auch  el,  ol,  al,  z.  B.  in  Omisalj  el  (dessen  kon- 
sonantisches l  verloren  geht),  vena  (Wolle,  vuna),  deg,  behä 
(Floh,  hidia,  ursl.  hhcha),  bei  Länge  e,  iet  {=^  ilt,  züt);  in 


§198 — 200.]    Geschichtliche  u.  dialektologische  Bemerk.  111 

Dobrinj  o  (für  ol):  (log  hohä,  iöt,  während  hier  für /•  kein 
or  eintritt.  Vgl.  dazu  die  Angaben  Tentors  über  Cherso 
(ASlPh.  30,  157):  delh  gen.  delga  (Schuld,  (lüg),  pelf 
(=  plf.  altkr.  j;Äi!,  ursl.  phth),  selkel  =  s-velkel  aus  s-vlkl 
(s-cükao),  sence  (=  shice,  sünce).  Unter  den  dort  gegebenen 
Beispielen  ist  nur  eins  mit  Kürze,  jäbelka  =  jablka,  jäbuka; 
vgl.  dazu  die  Bemerkung  über  r  §  196.  Aus  anderen 
Lokalmundarten  des  Quarnero  jmln,  dalgo  (s.  Rad  121, 
lOG).  Der  diesen  Mundarten  sonst  nahe  verwandte 
Festlandsdialekt  der  kroatischen  Küste  im  Vinodol  (Novi) 
kennt  für  l  nur  m,  wie  er  auch  nur  r  hat  (s.  Belle,  Zam.  po 
cak.  gov.,  Izv.  XIV).  Daß  die  el,  ol,  al  nicht  Fort- 
setzungen von  altem  ol,  ü  +  Kons,  sind,  beweist  das 
gleiche  Verfahren  dieser  Mundarten  bei  altem  /ö,  Ih,  vgl. 
z.  B.   he(l)hä  ho(l)hä  =  ursl.  hhcha. 

199.  Die  andere  Ausnahme  liegt  im  Süden;  auf 
Lagosta  tritt  geschlossenes  o  ö  ein,  z.  B.  dog  (lang,  düg), 
dö£(in  (schuldig,  däzan),  s-vöc  =  *sz-vlkti  =  '^'•vhlkti  (s-vüci), 

iOC    (==  '''Zhl(^b,    ZÜc). 

200.  Die  glagolitischen  Urkunden  des  14. — 15.  Jahrhs. 
zum  Teil  aus  demselben  Gebiet,  wo  jetzt  l,  und  daneben 
el,  ol,  al  vorkommt  oder,  wie  im  kroatischen  Küstenland, 
M,  schreiben  oft  einfach  l,  z.  B.  mlcanie,  Vlksic,  dUan 
(ASlPh.  4,  390),  von  da  an  tritt  u  ein.  Die  lateinischen 
Urkunden  des  Adriagebiets  haben  vom  ll.Jahrh.  an  sehr 
regelmäßig  il,  z.  B.  Vilcan,  Tüsto-cossa,  daneben  seltener  el, 
Velcan  (Vickan,  tust);  vgl.  dazu  ir  (er)  für  r  (§  197).  Von  An- 
fang des  15.  Jahrhs.  tritt  in  den  ragusan.  Urkunden  u 
ein,  in  östlicheren  Gegenden  (Bosnien)  schon  im  14. 
(ASlPh.  17,  11).  Den  Vorgang  der  Wandlung  von  /  in 
u  hat  Jagic,  ASlPh.  4,  395  so  erklärt:  «Das  silben- 
bildende l  ging  im  Serbischen  und  Kroatischen  ganz  gleich 
dem  auslautenden  oder  die  Silbe  abschließenden  Z  in  o 
über  [s.  §§  18,  132];  der  Unterschied  besteht  nur  darin, 
daß  beim  silbenbildenden  l  das  aus  dem  ursprünglichen 
Stimmton  des  l  beim  Übergang  von  der  Muta  (als  Ge- 
räuschlaut) zur  Liquida  (als  sonorer  Laut)  erzeugte  kurze 


112  Lautlehre.  [§200.201. 

u  nach  und  nach  über  o  das  Übergewicht  bekam  und  zu- 
letzt es  ganz  in  sich  aufgehen  ließ».  Also  z.B.  ursl.  '-^'pölkö 
wird  zu  x^lk,  daraus  ein  jflk  puok  puk.  Die  Überlieferung 
ragusanischer  und  bosnischer  Urkunden  etwa  von  der 
Mitte  des  IS.Jahrhs.  an  und  Schreibungen  ragusanischer 
und  bosnischer  Schriftsteller  des  16.  und  17.  Jahrhs. 
scheinen  diese  Ansicht  zu  stützen,  denn  dort  wird  häufig 
geschrieben  iio,  z.  B.  puok,  stuop,  muo'nja,  puof  (Fleisch), 
suo7ice  (s.  ASlPh.  4,  394;  9,  121).  Dazu  macht  Oblak 
(ASlPh.  16,  202)  die  Bemerkung,  daß  bei  dem  Bosnier 
Divkovie  (17.  Jahrh.),  bei  dem  diese  Schreibung  am 
meisten  vorkommt,  uo  nur  steht  in  Wörtern,  die  jetzt  u 
{=  l)  haben,  z.B.  vuok  (vük),  duog  {dng),  puok  {pük)^  zuot 
(züt).  Ich  kann  Jagics  Ansicht  nicht  teilen:  1.  tritt  u  auch 
ein  in  solchen  Mundarten,  die  bis  jetzt  silbenauslautendes 
/  erhalten  haben,  und  es  ist  nicht  zu  verstehen,  warum  sie 
es  hier  belassen,  dagegen  in  dem  für  /  vorauszusetzenden 
"Z  in  0  übergehen  ließen;  2.  stimmt  das  o  auf  Lagosta  nicht 
wohl  dazu;  man  müßte  denn  annehmen,  daß  hier  ein  ehe- 
maliges uo  durch  Assimilation  zu  o  geworden  sei.  Ich  bin 
daher  der  Meinung,  daß  u  unmittelbar  aus  f  (sogen,  gut- 
turalem i)  entstanden  ist  durch  Lösung  der  Sperre,  die  bei 
l  durch  die  Zungenspitze  geschieht,  in  der  Mittellinie  der 
Mundhöhle;  der  dann  verbleibende  Stimmton  des  i  ist  ein 
dumpfer  Vokal  zwischen  m  und  o  und  kann  in  dieses  oder 
jenes  übergehen,  wie  denn  das  Skr.  überall  die  Tendenz 
zeigt,  dumpfe  Vokale  in  klare  übergehen  zu  lassen.  Die 
Schreibung  mo  ist  dann  ein  Versuch,  jenen  einst  vorhandenen 
Mittellaut  zu  schreiben.  Für  die  Richtigkeit  dieser  Ansicht 
spricht  mir  auch  das  Schw^anken  zwischen  o,  uo,  u  in  den 
ragusan.  Urkunden,  z.  B.  Vokac,  Vuokac,  Vukac  {=  vlkbcb), 
s.  ASlPh.  17,  10;  vgl.  dazu  die  Bemerkung  über  die 
Schreibungen  in  latein.  Urkunden,  z.  B.  Volc,  Vnocli,  Vocli 
(=  lük,  vük)  ebd.  S.  37. 

SOI.  4.  Wandlung  des  silbenauslautenden  /  in  o. 
So  im  allergrößten  Teil  des  Sprachgebiets;  erhalten  ist 
dies  l   auf  den  adriatischen  Inseln  von  Veglia  bis  Lesina 


§201.202.]      Geschichtliche  u.  dialektologische  Bemerk.  113 

und  Lissa,  wie  im  kroatischen  Küstenland,  z.  B.  Iwalil, 
videl,  rekal.  Häufig  ist  dann  in  diesen  Mundarten  das  l  ge- 
schwunden, z.B.  in  DobrinJ  (auf  Vegha)  hi^hil,  poheqnu  = 
-begnid,  köva  =  koval,  auch  an  anderen  Orten,  z.  B.  auf 
Lesina  und  Lagosta,  hier  z.  B.  za  =  zäl  zäo,  vldje  =  vidjel 
vldjeo,  reka  =  rekal  rekao.  Es  ist  hier  nicht  etwa  ein  aus  l 
entstandenes  o  abgefallen,  sondern  l  schwindet  in  gewissen 
Verbindungen  im  Satz  vor  Konsonanten,  z.  B.  auf  Lesina 
reka  san,  dagegen  ja  san  rekal. 

In  den  östlicheren  Teilen  des  Sprachgebiets  erscheint 
dies  0  sehr  früh,  in  bosnischen  Urkunden  schon  im 
14.  Jahrh.,  z.  B,  vlasteo  =  vlastel,  in  den  ragusanischen 
nach  1400,  z.  B.  veseo,  is-pio  u.  a.  (s.  Resetar,  ASlPh.  17, 
21).  Soweit  die  beigebrachten  Beispiele  ein  Urteil  er- 
lauben, scheint  es  mir,  daß  überall  die  Wandlung  von 
silbenauslautendem  l  in  o  jünger  ist  als  die  von  /  in  u, 
demnach  beide  Erscheinungen  nicht  in  Zusammenhang 
stehen.  Der  Unterschied  bei  den  ja  lautlich  verwandten 
Vorgängen  hat  seine  Ursache  darin,  daß  /  stärker  gespannt 
ist  und  tieferen  Stimmton  hat  als  konsonantisches  l.  Man 
kann  das  leicht  wahrnehmen,  wenn  man  hintereinander 
einmal  die  Zungensperre  bei  l  {^=  i)  löst,  dann  die  von 
kons.  l. 

20S.  5.  Die  Behandlung  des  alten  e.  Die  dia- 
lektische Begrenzung  der  Vertretungen  e,  i,  je  ije  (ie) 
s.  Einleitung.  Zum  Verhalten  innerhalb  der  jekavischen 
Mundarten  ist  zu  bemerken,  daß  die  seit  Vuk  allgemeine 
Schreibweise  ije  für  altes  &  nicht  für  alle  Jekavci  zutrifft. 
In  südwestlichen  Mundarten  (Montenegro,  Herzegovina, 
Ragusa)  ist  nicht  zweisilbiges  ije  eingetreten,  sondern  es 
wird  einsilbiger  Diphthong  gesprochen,  z.  B.  sieno  (Vuk 
svjeno),  rieka  (Vuk  rijeka),  also  verschieden  von  den  Fällen, 
wo  ursprünglich  ./  zwischen  Vokalen  steht,  z.  B.  M-j-emo 
(zu  biti  schlagen).  Die  Einsilbigkeit  stimmt  zu  dem 
metrischen  Gebrauch  der  ragusanischen  Dichter  des 
16.  Jhs.  Vgl.  Resetar,  Die  Aussprache  und  Schreibung 
des  e  im  Skr.,  ASlPh.  13,  591;    ders.,    Der  stokav.  Dial., 

Leskien,  Serbokroatische  Grammatik.  8 


114  Lautlehre.  [§202.203. 

S,  89,  dazu  Belic  im  Rocznik  slav,  1,  191;  Broch,  Slav. 
Phonetik,  S.  259.  Der  Wechsel  von  ije  und  ie  hängt  zum 
Teil  mit  der  Betonung  zusammen;  bei  Betonung  "  scheint 
in  den  betreffenden  Gegenden  gewöhnlich  diphthongisch, 
ohne  j,  gesprochen  zu  werden,  bei  '  dagegen  Schwanken 
zwischen  ije  und  ie  zu  bestehen. 

Auf  Lagosta  wird  nicht  bloß  e  durch  je,  sondern  auch 
I  durch  je  vertreten,  z.  B.  jyena  injesto,  svjet  vjenac.  Die- 
selbe Sprechweise  findet  man  auch  in  Gegenden,  wo  die 
jekavische  Schriftsprache  nicht  ursprünglich  heimisch  ist, 
z.  B.  in  Agram. 

Über  das  Verhalten  der  älteren  Überlieferung  s.  Jagic, 
Umlautserscheinungen  usw.,  ASlPh,  6,  80 fg.;  Resetai-, 
Die  ragusan.  Urkunden,  ASlPh.  16,  1.  Ich  bemerke 
hier  nur,  daß  in  latein.  Urkunden  auch  aus  Gegenden, 
wo  jetzt  ikavisch  gesprochen  wird,  die  betreffenden  Wörter 
mit  e  geschrieben  werden  (s,  ASlPh.  4,  405),  z.  B,  Bel- 
grado,  Negovan,  Vera,  ded,  TJteclia.  Daraus  darf  man  schließen, 
daß  damals  noch  kein  i  gehört  wurde.  Allgemein  aus- 
gedrückt wird  die  Sache  so  liegen:  urserbisch  war  das 
alte  e  l  vertreten  durch  geschlossenes  e  f,  diese  konnten 
in  offene  e  e  übergehen  (ekavisch),  konnten  zu  t,  i  werden 
(ikavisch)  und  konnten  sich  in  Diphthonge  wandeln  Je 
(daraus  je),  -le  (daraus  ie  ije;  jekavisch). 

20»5.  6.  Das  Atifg-eben  der  alten  Nasalvokale. 
Bei  Einwanderung  der  Serbokroaten  in  die  Balkanhalb- 
insel, im  Übergang  vom  6.  zum  7.  Jahrb.,  müssen  sie  noch 
Nasal  vokale  gesprochen  haben.  Das  geht  hervor  aus  der 
Behandlung  des  romanischen  San-  Sani-  (sanctus)  vor  Namen 
in  einer  größeren  Anzahl  von  Ortsnamen  an  der  kroatisch- 
dalmatinischen  Küste  und  auf  den  Inseln,  vgl.  die  Zu- 
sammenstellung bei  Jirecek,  Die  Romanen  in  den  Städten 
Dalmatiens  I  (Wiener  Denkschr.,  Bd.  XLVIII,1901),  S.57, 
z.  B.  Su-äuraä  (ital.  San  Giorgio),  Su-x)etar  (San  Piefro), 
Sut-ivan  {=  Sant-ioan,  San  Giovanni);  Insel  Susak  (westlich 
von  Lussin)  ital.  Sansego  (bei  Racki,  Documenta,  S.  356, 
Nr.   3  Sansagus).     Die    romanische    nasale   Silbe    hat    die 


§203.204.]      Geschichtliche  u.  dialektologische  Bemerk.  115 

gleiche  Wandlung  durchgemacht  wie  das  slav.  q,  das  ist 
aber  nur  möglich,  wenn  dies  zu  der  Zeit  der  Aufnahme 
solcher  Namen  noch  vorhanden  war,  denn  spätere  Ent- 
lehnungen behalten  an  bei,  z.  B.  sänseg  (origanura  majorana) 
aus  ö"d|Ltvpuxov  (Jdiuiipouxov,  kändilo  aus  mittelgr.  Kavör|\a, 
spr.  kandila  (aus  lat.  candela).  Noch  im  9.  Jahrh.  haben 
Nasal  vokale  wenigstens  in  Teilen  des  Sprachgebiets  be- 
standen. Das  bezeugen  Schreibungen  eines  skr.  Namens 
in  Urkunden  von  872  und  892:  Montimerus,  Mimcimirus 
l.Muntimirus  (=  Mptimin);  sie  sind  erst  in  späteren  Ab- 
schriften überliefert,  aber  die  Abschreiber  wären  schwer- 
lich auf  jene  Form  statt  des  späteren  Mutimir  (schon  im 
11.  Jahrh.)  verfallen,  wenn  die  Originale  sie  nicht  gehabt 
hätten.  Die  analoge  Schreibung  en  für  e  scheint  nirgends 
überliefert  zu  sein;  im  11.  Jahrh.  werden  die  mit  veöe- 
(abg.  veste-)  zusammengesetzten  Namen  nur  mit  e  ge- 
schrieben, z.  B.  Veöedrag  (s.  ASlPh.  4,  407).  Man  kann 
danach  annehmen,  daß  die  Nasalvukale  zwischen  dem 
9.  und  11.  Jahrh.  aufgegeben  sind;  genauere  Bestimmung 
läßt  sich  nicht  geben. 

204.  Das  u  aus  p  ist  über  das  gesamte  Sprach- 
gebiet gleichmäßig  verbreitet,  e  statt  e  nicht  allgeniein 
durchgehend.  Im  adriatischen  Küstenlande  mit  seinen 
Inseln  steht  in  älterer  Zeit  wie  zum  Teil  noch  jetzt  nach 
j,  c,  i,  s  in  Wurzelsilben  n;  in  Flexionsendungen  nur  e, 
z.  ß.  düse  =  duse,  pridose  =  pridos^.  Von  den  im 
15.  Jahrh.  entstandenen  Lektionaiien  (s.  Resetar,  Primorski 
lekcionari,  Rad  134  und  136)  hat  das  Zaraer  (Z)  regel- 
mäßig a  nach  jenen  Konsonanten,  z.  B.  jazik  =  jezykz, 
pri-jati  =  -j^ii,  po-öati  =  -c^ti,  kitva  =  z^tva;  das  Lect. 
Bernardini  (Spalatenser,  B)  regelmäßig  -jati,  sonst  e  neben 
a,  z.  B.  jezik  und  jazik,  za-ceti  za-cati,  zetva  £atva;  das 
Ragusaner  Exemplar  regelmäßig  -jati,  sonst  e.  Auch  die 
ragusan.  Urkunden  des  14. — lö.Jahrhs.  wie  Schrittsteller 
des  16.  Jahrhs.  haben  -jati  (das  Nähere  s.  Rad  134,  107); 
ebenso  die  Schriftsteller  aus  Spalato  und  Lesina,  z.  B.  bei 
Marulic   jazik,    zaja    (=  *iedja    abg.  zesda),   pri-jati.     In 

8* 


116  Lautlehre.  [§204.205. 

heutigen  Mundarten  desselben  Gebietes  sind  Reste  dieser 
Erscheinung  geblieben.  Von  Norden  an  gerechnet:  in 
Fiume  zajik  (statt  jazik),  jacmik  =  jecbrnyks  (s.  Strohal, 
Osebine  rijeckoga  narjecja,  Rad  124);  im  kroatischen 
Küstenland  in  denselben  beiden  Wörtern  (s.  Belic,  Zametki, 
S.  10);  auf  Veglia  wenigstens  zajik,  wahrscheinlich  aber 
auch  die  sonst  in  den  umliegenden  Mundarten  vor- 
kommenden Beispiele;  auf  Cherso  zajik,  iajen  =  *z§djh7i5 
abg.  zfsdhns,  jacmik,  sonst  e  (s.  ASlPh.  30,  154);  auf 
Arbe,  wo  am  meisten  die  schon  in  älterer  Zeit  beobachteten 
Beispiele  aufgezeichnet  sind,  jjo-cät  (so  in  allen  Formen 
des  Verbums  -ceti),  jätra  ^^  j^ira,  zalk,  zäja^^z^dja  abg. 
z^Ma,  zäjan,  zät  =  z^ii  ernten,  zäiva,  o-zät  =^  zeti  drücken 
(s.  Kusar,  Rapski  dij.,  Rad  118,  3),  außerdem  kl'ät  = 
kleti;  vgl.  dazu  im  Lect.  Z  po-kfak^upsi  =  kl^k.  Es  be- 
ruht dies  kl'a-  auf  einer  Neigung,  nach  gutturalen  Kon- 
sonanten l  zu  palatalisieren,  so  im  Dialekt  von  Novi 
(Belic,  Zametki)  z.  B.  kl'in,  kl'efva,  gl'eäali.  Auf  Lussin 
wird  angegeben  zajik,  uzali  neben  uzeli  =  v^zeli  (Vor- 
läufige Berichte  der  Balkankommission  VII,  7).  Von  Le- 
sina und  Lissa  führt  Oblak  (ASlPh.  16,  430)  an  jazik, 
jädro,  jätra,  pri-jät  u-jät,  aus  Curzola  nur  ii-jät,  das  alles 
auch  aus  Lagosta.  Es  zeigt  sich  also,  daß  dies  «  überall 
abnimmt  durch  den  Einfluß  von  Mundarten,  die  nur  e 
haben.  Das  a  ist  nicht  unmittelbar  aus  e  hervorgegangen, 
sondern  aus  e  entstanden  und  erklärt  sich  daraus,  daß 
nach  alten  palatalen  oder  nach  palatalisierten  Konsonanten 
e  zu  einem  sehr  offenen  ä,  dies  dann  zu  a  wird.  Den- 
selben Vorgang  kann  man  im  Litauischen  finden,  wo  e 
betonter  Silben  so  in  a  übergeht,  z.  B.  väda  3.  sg.  pr., 
vedit  (vedn)   1.  sg.  (ich  führe),   l'adas  Eis,  plur.  l'edai  (ledai). 

Über  den  Bereich  des  westlichen  Sprachgebiets  bat 
in  älterer  Zeit  -jati  hinausgeragt,  pre-jati  za-j.  pri-j.;  es 
findet  sich  häufiger  in  bosnischen  und  namentlich  in  ragu- 
sanischen  Denkmälern  bis  zum  Ende  des  15.  Jahrhs. 

S05.  7.  Das  Zusammenfallen  von  y  und  i  in 
i  ist  so  alt  wie  überhaupt   die  Überlieferung  des  Skr.  in 


§205—207.]    Geschichtliche  u.  dialektologische  Bemerk.  117 

eigener  Sprache,  z.B.  in  Urkunden  des  12.  Jahrhs.  ?»i  = 
my  wir;  ebenso  in  Latein.  Urkunden  des  11. — 12,  Jahrhs. 
Wo  noch  bi  geschrieben  wird,  ist  es  Beibehaltung  kirchen- 
slav.  Orthographie,  und  es  wird  m  auch  für  altes  i  an- 
gewendet, z.  B.  RaniM  =  vami  Urk,  1189  (Miklosich,  ^lon, 
serb.  Nr,  IV).  Merkwürdigerweise  haben  Abschriften 
von  latein.  Urkunden  des  9.  Jahrhs.,  die  im  14,  Jahrh, 
gemacht  sind,  bei  Personennamen  mit  zweitem  Gliede 
myslh  (jetzt  nüsao  gen,  muli)  die  Schreibung  -miislo,  z.  B. 
Lutimuslo.  Es  scheint  das  ein  Zeugnis  zu  sein,  daß  die 
Originale  des  9.  Jahrhs.  noch  u  hatten,  als  unvollkommenen 
Ausdruck  eines  y;  hätten  sie  schon  i  gehabt,  wären  die 
späteren  Abschreiber  schwerlich  auf  u  verfallen,  vgl.  Jagic, 
ASlPh.  4,  406. 

Zum  Konsonantismus. 

SOO.  Der  Konsonantenbestand  ist  im  ganzen,  wenn 
man  von  geringeren  Artikulationsunterscbieden  absieht, 
über  das  ganze  Sprachgebiet  gleichartig.  Einige  besondere 
Bemerkungen  mögen  genügen: 

1.  Der  mit  c  geschriebene  Laut  ist  nicht  überall  gleich. 
Im  westlichsten  Sprachgebiet,  den  dalmatinischen  Inseln, 
ist  für  mein  Ohr  der  Laut  nicht  zu  unterscheiden  von  t' 
(wie  z,  B,  im  Cech.),  svU'ä  (sveca,  svijeca),  vgl,  dazu  die 
Betnerkung  von  Belic  über  die  Mundart  von  Novi  (Za- 
metki,  S,  11).  In  südlichen  Mundarten  (Ragusa,  Teilen 
von  Bosnien  und  Plerzegovina,  s.  Resetar,  otokav.  Dial., 
S.133;  vgl.  auch  Rad  153,  S.53)  fällt  c  mit  c  zusammen 
in  der  Weise,  daß  statt  c  gesprochen  wird  t's  (c).  In  den- 
selben Orten  geht  cU  in  ä  über. 

307.  d  wird  im  westlichsten  Teil  des  Sprachgebiets 
zu  ;',  von  Fiume  bis  Lagosta  auf  allen  Inseln  wohl  durch- 
gehend, z.  B.  viejä  =  meda,  niläji  ^=  mlädl  (Kompar.), 
mjen  =  vlden. 

Die  sekundär  durch  Verlust  von  b  aus  der  Verbindung 
-hj-  entstandene  Kombination  von  Konsonant  mit  j  bleibt 
wenigstens  in  Teilen  des  westlichen  Gebiets   unverändert, 


118  Lautlehre.  [§207—210. 

d.h.  j  wirkt  nicht  palatalisierend  auf  den  vorangehenden 
Konsonanten,  z.  B.  in  Novi  (Belic,  Zam..  S.  10):  netjäk 
(stok.   neöäk)  Neffe,  djäval  (stok.  dävö). 

208.  Die  im  Stokav.  mit  so  wechsehide  Verbindung 
st  (s.  §  18.5 fg.)  ist  cakavisch  nur  durch  sV,  z.  B.  gnojisce, 
plasc  {gndjlsfe,  pläsf),  iscem  {Isteni  zu  iskati);  das  stokav.  z(t 
nur  durch  iy  vertreten,  z.  B.  grosje  (grözde). 

209.  Eine  weitreichende;  Eigentümlicheit  cakav. 
Mundarten  ist  die  Ersetzung  von  V  durch  j,  z.  B.  jildi^ 
l'üdi,  jüblt  ^=  l'ühiü,  zemjä  =  zeml'a;  man  kann  sie  beob- 
achten  von  Fiume  bis   I^esina. 

210i  Die  Wandlung  von  d  vor  Konsonanten  in  / 
findet  sich  nach  Rad  1 18,  5  in  Arbe,  z.  B  silbä  =  sjedha, 
bolcä  gen.  sg.  zu  hodäc  für  bodcä,  ol  gräda  =  od  gr.  Das- 
selbe habe  ich  auf  Lesina  beobachtet,  und  es  mag  auch 
sonst  vorkommen. 

Über  n  statt  m  im  Wortauslaut  s.  §  160. 


§211.]  119 


Betonung  und  Silbenquantität. 


all.  Literatur.  Angeführt  werden  hier  Schriften,  die 
sich  wesentlich  auf  das  Skr.  beziehen,  theoretische  Bt-trachtungen 
über  das  Wesen  der  skr.  Betonung  oder  historische  Versuche 
oder  Zusammenfassungen  der  Betonung  ganzer  Wortklassen  ent- 
halten. Die  urslavisclie  Betonung  behandelt  Mikkola,  Urslavische 
Grammatik  (Heidelberg  191;^)  1, 116.  —  Über  besondere  dialektische 
Betonungsweisen  s.  §§333—338,  über  die  cakavische  §339 fg.  — 
V.  Jagic,  Paralele  k  hrvatsko-srpskomu  naglasivanju,  Rad  13,  1 
(1870).  —  L.  Maaing,  Die  Haupttonnen  des  serb.-chorv.  Akzents 
(M6moire9  de  l'Acad^mie  de  St.  P.,  VII  sörie,  T.  XXIII,  Nr.  5, 
1876).  Dort  S.  93  die  benutzte  ältere  Literatur.  Vgl.  die  Anzeige 
von  Kovacevic,  ASIPh.  3,  685.  —  R.  Gauthiot,  l^tude  eur  les  in- 
tonations  serbes,  MSL.  11  (1899),  336.  —  O.  Broch,  Slav.  Phonetik, 
nameutl.  §§  231,  232.  —  Gj.  Dani(5ic,  Prilog  za  istoriju  akcentu- 
acije  hrvatske  ili  srpske,  Rad  11  (1872),  150.  —  A.  Sachmatov, 
K  istorii  serhsko-chorv.  udarenija,  RFV  19  (1888),  20,  23,  .14;  ders., 
Jurij  Krizaniö  o  serbsko-chorv.  udarenii.  ebd.  Bb.  32 — 34;  Izv. 
III,  I.  Anzeigen  beider  Schriften  von  Resetar,  ASIPh.  19,  564, 
wo  auch  Theorien  von  Storm,  Florschütz,  besprochen  werden.  — 
T.  Maretic,  O  njekim  pojavima  kvantitete  i  akcenta  u  jeziku 
hrvatskom  ili  srpskoni,  Rad  67  (1683),  1  (Anzeige  von  Jagic,  ASIPh. 
7,  488);  Ders.,  Nov  prilog  za  historiju  akcentuacije  hrvatske  ili 
srpske,  Rad  70  (1S84),  89;  71  (1884),  61 ;  73(1884),  77.  —  V^ondräk, 
Vergleichende  slav.  Grammatik  (1906)  I,  221  fg..  —  Leskien,  Unter- 
suchungen über  Quantität  und  Betonung  in  den  slavischen 
Sprai;lien  I  (Abhandl.  der  phil.-histor  Kl.  der  säclis.  Ges.  d.  Wiss. 
X,  1885);  II  ebd.  XIII  (1893);  eine  dritte  Abhandlung  gleichen 
Titels  ASIPh.  21  (1899).  —  Zur  Bestimmung  des  Haupttons  in 
einzelnen  Wortklassen:  P.  Budmani,  Grammatica  della  lingua 
eerbo-croata,  Wien  1867.  —  Daniele,  Nesto  o  srpskijem  akcentima 
(die  Feminina  auf  -a),  in  Miklo.sich,  Slav.  Bibl.  I  (1851),97;  Ders., 
Srpski  akcenti  (die  Subst.  masc.  gen.),  in  Glasnik  drustva  srpske 
slovesnosti  VIII  (1856),  1;  XI  (1859),  1  (die  Neutra  und  die  fem. 
i-Stämme);    Ders.,  Akcenti    u    glagoia,    Rad  6  (1869),  47    (Sonder- 


120  Betonung  und  Silbenquantität.  [§211.212. 

abdruck,  Agram  1896);  Ders.,  Akcenti  u  adjektiva,  ebd.  14  (1871), 
88  (Sonderabdruck  der  Arbeiten  über  die  Nomina  u.  d.T.  Akcenti 
u  iraenica  i  pridjeva,  Agram  1913).  Alle  diese  Arbeiten  beruhen 
fast  ausschließlich  auf  der  zweiten  Auflage  von  Vuks  Wörter- 
buch. —  A.  Pavic,  Studije  o  hrvatekom  akcentu,  Rad  59  (1881), 
behandelt  die  Substantiva  auf  Grundlage  von  Danicics  Zusammen- 
stellungen. —  J.  Gopic,  Glagolski  akeenat  u  jeziku  hrvatskora, 
Nastavni  Vjesnik  XX  (191 2),  S.  321,  401,  497,  577,  657.  —  Mikkola, 
Ursl.Gr.1, 128.  —  Die  Literatur  über  das  Cakavische  und  andere 
Mundarten  s.  §§  3:^3,  3:^9. 

Es  ist  in  diesem  Abschnitt  nicht  abgesehen  auf  alle  und 
jede  Einzelheit.  Man  ist  bisher  nicht  imstande,  für  jedes  Wort 
und  jede  Wortform  die  Urt^ache  cder  die  Bedingungen  der  be- 
stehenden Betonung  und  Quantität  anzugeben.  Es  handelt  sich 
hier  daher  nur  um  Zusammenfassungen  des  Gleichartigen  und 
um  wesentliche  allgemeinere  Prinzipien. 


L  Die  Haupttonstelle. 
I.  Allgemeines.     Cakavische  Haupttonstelle. 

212.  Wenn  man  das  gesamte  Sprachgebiet  in  Be- 
tracht zieht,  so  ist  die  heutige  Lage  des  Haupttons  nicht 
überall  gleich. 

Es  gibt  zwei  Mundarten  oder  Mundartengruppen, 
die  den  äußersten  Gegensatz  darstellen :  cakavische  Mund- 
arten, namentlich  die  nordwestlichen,  haben  die  ur- 
slavische  oder  überhaupt  ältere  Haupttonstelle  bewahrt, 
dagegen  hat  die  von  Vuk  zur  Schriftsprache  erhobene 
besondere  herzegovinische  Mundart  den  älteren  Hauptton 
um  eine  Stelle,  um  eine  Silbe  nach  dem  Wortanfang  zu 
verschoben.  Es  herrscht  diese  Betonungsweise  außerdem 
im  allgemeinen  mit  der  herzegovinischen  übereinstimmend 
in  Süllwestserbien,  in  Zentralserbien  (der  Sumadija)  und 
in  Südungarn.  Es  gibt  aber  auch  Mundarten,  die  jene 
Verschiebung  nur  zum  Teil  und  unter  bestimmten  Be- 
dingungen durchgeführt  haben,  also  in  einigen  Fällen 
altertümlich  betonen,  in  anderen  auf  einer  neueren  Ent- 
wicklungsstufe stehen  (s.  §§  333 — 338).  Bei  der  folgenden 
Darstellung  handelt  es  sich    um  die  von  Vuk    festgelegte 


§212—214.]  Die  HaupttonstelJe.  121 

Betonungsweise,  für  die  ich  der  Kürze  wegen  die  Be- 
zeichnung stokavisch  beibehalte,  weil  man  sie  meistens 
kurzer  Hand  so  benennt. 

513.  Die  slavischen  Sprachen  zerfallen  in  bezug  auf 
die  Haupttonstelle  in  zwei  Hauptgruppen;  die  eine  hat 
beweglichen,  d.  h.  nicht  bei  allen  Wörtern  an  der  gleichen 
Stelle  liegenden  Hauptton:  Russisch,  Bulgarisch,  Slovenisch, 
Serbokroatisch,  Kaschubisch  (Slovinzisch);  die  andere  hat 
den  Hauptton  aller  Wörter  auf  die  gleiche  Stelle  festgelegt: 
Polnisch  auf  die  vorletzte  Silbe,  Cechisch  und  Sorbisch  auf 
die  erste.  Es  ist  klar,  daß  zu  unmittelbaren  Rückschlüssen 
auf  den  urslavischen  Hauptton  wesentlich  nur  die  erste 
Gruppe  dienen  kann. 

Die  Vergleichung  ergibt  nun,  daß  der  heutige  ca- 
kavische  Hauptton  im  ganzen  dieselbe  Stelle  einnimmt 
wie  der  russische.  Da  diese  beiden  Sprachen  verschiedenen 
Zweigen  der  slavischen  Sprachfamilie  angehören,  in  ge- 
schichtlicher Zeit  keine  Berührung  und  gemeinsame  Ent- 
wicklung gehabt  haben,  ist  der  Schluß  gerechtfertigt,  daß 
die  gleichartige  Betonung  aus  urslavischer  Zeit  stamme. 
Dieser  Schluß  wird  bestätigt  durch  die  Tatsachen  der 
bulgarischen  und  der  slovenischen  Betonung.  Man  darf 
also  bei  der  Betrachtung  der  stokavischen  Haupttonstelle 
die  cakavisch-russische  als  Grundlage  nehmen.  Dabei  ist 
es  möglich  und  kommt  wirklich  öfter  vor,  daß  Cakavisch 
und  Russisch  wie  auch  die  andern  genannten  Sprachen 
in  einzelnen  Fällen  oder  einzelnen  Wortgruppen  nicht 
übereinstimmen,  sei  es  daß  eine  von  ihnen  eine  ehemals 
gemeingültige  urslavische  Betonungsweise  geändert  hat, 
sei  es  daß  schon  im  Urslavischen  Verschiedenheiten  be- 
standen. 

2.    Die  stokavische  Haupttonstelle. 

514.  Aus  der  allgemeinen  Zurückziehung  des  alten 
Haupttons  um  eine  Silbe  nach  dem  Wortanfang  zu  folgt: 

A.  daß  in  mehrsilbigen  Wörtern  keine  Endbetonung 
stattfinden  kann ; 


122  Betonung  und  .Silbenquantität.  [§214.215. 

B.  daß  eine  Zurückziehung  nur  erfolgen  konnte  bei 
Wörtern  (oder  eng  zusammengehörenden  syntaktischen 
Gruppen,  s.  §§  304,  305),  deren  Hauptton  nicht  auf  der 
ersten  Silbe  lag,  daß  dagegen  Wörter  mit  altem  Hauptton 
auf  der  ersten  Silbe  diesen  behalten  mußten. 

C.  In  Vuks  Akzentuationssystem  ist  der  verschobene 
Hauptton  bei  kurzer  Silbe  mit  \  bei  langer  mit  '  be- 
zeichnet, der  nicht  verschobene  bei  kurzer  mit  ",  bei 
langer   mit  ".     Aus    der   Bemerkung    unter  B  folgt,    daß 

und  "  als  Bezeichnung  der  Haupttonstelle  nur  auf  ersten 
Wortsilben  stehen  können. 

Eine  Anomalie  des  Vukschen  Zeichensystems  ist  es, 
daß  "  auch  auf  nicht  haupttonigen  Silben  gebraucht  wird. 
Vuk  hat  nämlich  jede  Länge  nach  der  Haupttonsilbe 
mit  "  bezeichnet,  z.  B.  vrätär,  crnbgörka,  cnwgorskl,  döbro- 
völjan,  Ijüdi,  pököjnik;  doch  kann  dabei  ein  Zweifel  über 
die  Haupttonstelle  nicht  entstehen,  denn  diese  wird  stets 
durch  den  ersten  der  mehreren  auf  einem  W^orte  stehenden 
Akzente  bezeichnet. 

3.  Beispiele  zur  Vergleichung 

der  stokavischen  Haupttonstelle  mit  der 

cakavischen  und  russischen. 

!S15.  Um  einer  Verwirrung  und  Verwechslung  des 
für  das  Russische  gewöhnlich  allgemein  gebrauchten  Ak- 
zentes '  und  des  für  das  Cakavische  (bei  Nemanic)  an- 
gewendeten '  auf  kurzer,  '  auf  langer  Silbe  mit  den  Vuk- 
schen Zeichen  vorzubeugen,  brauche  ich  hier  bei  cakavischen 
und  russischen  Wörtern  den  Strich  unter  dem  Vokal  als 
Zeichen  des  Haupttons,  bei  cakavischen  den  Strich  über 
dem   Vokal  als  Längezeichen. 

Beispiele  des  nicht  verschobenen  Haupttons, 
weil  ursprünglich  auf  der  ersten  Silbe  stehend:  r.  rijba 
cak.  riba  stok.  rlba,  r.  [stina  cak.  istina  stok.  Istina,  r.  ozero 
cak.  jezero  stok.  jezero,  r.  dub  gen.  daba  cak.  düb  düba 
stok.  dfd)  düba,    r.  cvet  gen.  cveta   cak.  cviil  cveta  stok.  cvet 


§215-217.]  Die  Intonationen.  123 

cvefa    (evijet    cvijeta),    r.  delat'    stok.  äjelafi,    r.    lidet'    slok. 
vuljeti. 

Beispiele  des  verschobeneu  Hochtons,  die 
Wörter  nach  dem  :  sind  die  stokavischen;  r.  noga  cak. 
iioga  :  7idga,  r.  sesfrn  cak.  sestrn  :  sestra,  r.  riika  cak.  rM%  : 
■r?«A;a,  r.  beseda  cak.  hesedci  :  hesjeda;  r.  sramota  cak.  sramota  : 
sramota,  r.  ofec  gen.  o<m  cak.  ofac  om  :  ö^rtc  öca,  r.  lia^r  ?2a(7a 
nago  (nackt)  cak.  nag  nägcj  nägo  :  7iäg  näga  nägo,  r.  sirok 
siroka  siroko  (weit)  cak.  sirok  siroka  siroko  :  slrok  siroka  siroko, 
r.  odin  odna  odvo  (ein)  cak.  jedg,n  jedna  jedno  :  jedan  jkhia 
jklno,  r.  cliodij'  cak.  liod[i{i)  :  höditi,  r.  chvallt'  cak.  hvälitii)  : 
hväliii,  r.  prodavat'   cak.  prodävcdii)  :  j^rodävati. 


IL  Die  Intonationen  (Tonqualitäten); 

fallender  und  steigender  Ton. 

A.  In  der  heutigen  Sprache. 

^16.  1.  Die  mit  ^  (Länge)  oder  '  (Kürze)  bezeich- 
neten Haiipttonsilben  sind  fallend  betont,  d.  h.  Tonhöhe 
und  Tonstärke  liegen  auf  dem  Anfang,  dem  Ansatz  der 
Silbe  und  sinken  gegen  das  Ende.  Wenn  man  sich  die 
Länge  aufgelöst  denkt  in  zwei  Kürzen  ^^i  die  Kürzein 
zwei  noch  kürzere  Bestandteile,  die  als  '  '  bezeichnet 
werden  mögen,  so  kann  man  die  Intonationen  schematisch 
so  ausdrücken:  '^'^,  '•  %  z.  B.  grfid  =  grääd,  kräva  = 
kränva. 

2\7.  2.  Die  mit  '  (Länge)  oder  '  (Kürze)  akzen- 
tuierten Silben,  also  die  mit  unursprünglichem  verschobenem 
Hauptton,  haben  steigende  Intonation;  das  Bild  der  gleich- 
artigen Auflösung  wie  oben  ergibt  dann  "^"^^  "\  z.  B. 
rüka  =  riiiika,  kdza  =  köoza,  hrdda  =  brääda,  iena  = 
^eena. 

Daß  in  den  Silben  mit  -^  der  Ton  fallend,  in  denen 
mit  '  steigend  ist,  läßt  sich  einfach  zeigen,  wenn  man 
ekavische  Beispiele  mit  e  und  e  entsprechenden  jekavischen 
mit    ije  (ie)   gegenüberstellt;    dem   fallenden   r^    entspricht 


124  Betonung  und  Silbenquantität.  [§217—219. 

Ije,  dem  steigenden  '  dagegen  ije,  z.  B.  sneg  :  srnjeg,  nileko  : 
mlijeJco,  slep  fem.  slepa  :  slijep  slijepa. 

Vuks  Bezeichnmig  jeder  Länge  nach  der  Haiiptton- 
stelle  mit  i^  ist  dadurch  gerechtfertigt,  daß  tatsächUch 
alle  Längen  nach  der  heutigen  Haupttonsilbe  fallende 
Intonation  haben. 

218.  Die  steigende  Intonation  des  zurückgeschobenen 
Haupttons  (',  ')  beruht  darauf,  daß  bereits  vor  der  Ver- 
schiebung die  dem  alten  Hauptton  (dem  jetzigen  caka- 
vischen)  vorangehende  Silbe  steigend  betont  war,  wie  es 
noch  jetzt  in  cakavischen  Mundarten  der  Fall  ist,  z.  B. 
raka  =  rüäka,  £ena  =  zehm.  Die  Verschiebung  im  Sto- 
kavischen  ist  dadurch  veranlaßt,  daß  die  Silbe  vor  dem 
(alten)  Hauptton  die  am  stärksten  betonte  Silbe  neben 
der  Haupttonsilbe  war,  diese  und  die  ihr  vorangehende 
waren  fast  gleich  stark  hervorgehoben,  die  Betonung  ge- 
wissermaßen schwebend;  dann  bekam  der  Nebenton  der 
vorangehenden  Silbe  das  Übergewicht  und  trat  an  die 
Stelle  des  Haupttons. 

B.  Die  Intonationen  vor  der 

stokavischen  Verschiebung  des  Haupttons; 

älterer  Sprachzustand. 

!219.  Die  vergleichende  Betonungslehre  der  slavischen 
Sprachen  zeigt,  daß  bereits  vor  der  Entwicklungsgeschichte 
der  Einzelsprachen  ein  Unterschied  der  Intonation  bestand, 
nicht  wie  im  heutigen  Serbokroatisch  abhängig  von  einer 
Verschiebung  des  Haupttons  (vgl  Mikkola,  Ursl.Gr.  §88fg.). 

Am  einfachsten  läßt  sich  das  zeigen  an  der  Betonung 
von  langen  Silben  mit  urslav.  or  ol,  er  el  vor  Kon- 
sonant im  Russischen;  ursprünglich  fallende  Intonation 
ist  hier  durch  oro  qlo  ere,  ursprünglich  steigende  durch 
ovo  ere  oh  vertreten,  z.  B.  '■''gordö  :  (jorod  —  *korva  :  korova; 
''■'z(jUo  :  zoloto  —  '-'bolto  :  boloio;  "■'■berfjö  :  bereg  —  %erza  :  beroza; 
*zelbö  :  zolob  —  ■''■pelva  :  polova  (vgl.  die  Verzeichnisse 
§§4-11,  33-36)." 


§219 — 221.]       Haupttonstelle,  Intonation,  Quantität.  125 

An  anders  gearteten  ursprünglich  langen  Silben  ist 
der  Unterschied  im  Russischen  nicht  beobachtl-iar.  In 
derselben  Weise  theoretisch  ausgeführt  wie  bei  den  oben 
behandelten  Silben  würde  urslavisch  anzusetzen  sein  in 
nasalauslautenden  Silben  z.B.  *zoinbö  {zqbo) — lionto  {pqto), 
in  Silben  mit  einfacher  Länge,  z.  B.  sqädö  {mdö)  —  räqna 
(rana),  lustz  (listö)  —  liipa  (Jipa).  Dieser  urslavische  Unter- 
schied hat  im  Skr.  bestimmte  Nachwirkungen  hinterlassen 
(s.  §  221  fg.).  Hier  kann  gleich  bemerkt  werden,  daß 
vormals  steigende  Intonation  einsilbiger  Wörter 
im  Skr.  (stokavisch)  fallend  geworden  ist,  z.B.  snrl 
{gen.  süda  =  südä;  iivsl.  sodö  soda)  Gericht,  nicht  verschieden 
von  Süd  (gen.  süda,  ursl.  sgdö  sgda)  Gefäß,  vgl.  aber  slove- 
nisch  50^  Gericht,  S(;f/ Gefäß.  Über  das  Cakavische  s.§  345. 

Auch  die  kurzen  Silben  sind  ursprünglich  ge- 
schieden in  solche  mit  fallender  und  solche  mit  steigender 
Intonation;  im  Russischen  kann  der  Unterschied  nicht 
mehr  erkannt  werden,  ist  aber  z.  T.  im  Slovenischen  noch 
wahrnehmbar.  Im  Skr.  werden  alle  haupttonigen  kurzen 
Silben  jetzt  fallend  betont,  der  alte  Unterschied  hat  aber 
bestimmte  Nachwirkungen  hinterlassen  (s.  §  226  ig.). 

III.  Verhältnis  von  Haupttonstelle 
und    Intonation   zur    Silbenquantität. 

330.  Im  Skr.  können  Längen  nur  stehen  in 
und  nach  der  heutigen  Haupttonsiibe,  vor  ihr 
nur  Kürzen.  Stellt  man  die  ältere  Haupttonstelle  durch 
Verlegung  auf  die  folgende  Silbe  wieder  her,  muß  es 
heißen:  Länge  konnte  nur  stehen  in  der  Silbe  unmittelbar 
vor  der  Haupttonstelle,  in  ihr  und  in  den  Silben  nach  ihr. 

331.  Die  Erhaltung  urslavischer  Längen  und 
die  Dehnung  urslavischer  Kürzen  ist  im  Skr.  zu 
einem  großen  Teil  abhängig  von  der  ursprüng- 
lichen Intonation  der  Silben.  Nach  Ausweis  der 
vgl.  Gr.  sind  hier  als  ursprüngliche  Längen  angesehen: 
a,  e,  i,  u,  y,  e,  p,  or.,  ol,  er,  et  vor  Konsonant,  als  Kürzen 


126  Betonung  und  Silbenqnantität.  [§221.222. 

0,  e,  5,  b  (die  beiden  letzten  außer  Verbindung  mit  r  l  vor 
Kons.);  die  Vertretung  der  ursl.  Verbindungen  sr  6r,  öl  bl 
vor  Kons.  (skr.  r,  u)  sind  im  Skr.  in  bezug  auf  die 
Quantität  in  gleicher  Weise  abhängig  von  der  Intonation 
wie  sichere  alte  Längen,  können  daher  hier  als  lange 
Silben  angesehen  werden.  Wo  die  alte  Intonation  nicht 
im  Russischen  an  Polnoglasie  {oro^  olo,  ere)  erkannt  werden 
kann,  ist  das  Slovenische,  das  dieselbe  Intonation  hat  wie 
das  Skr.,  herangezogen  worden. 

222.     A.  Ursprünglich  lange  Silben. 
1.  Alte  fallend  intonierte  Längen  der  Haupt- 
tonsilbe   bleiben  im  Skr.    erhalten   (die  nach  dem  : 
angeführten  Formen  sind  die  skr.),  z.  B. : 
ursl.    '''■golss  r.  golos  :  glas  Stimme 

*smord5  r.  smorocl  :  smräd  Gestank 

'■'zolto  r.  zoloto  :  dato  Gold 

*lcj~gö  V.  hereg  :  breg  brljeg  Ufer 

*dervo  r.  derevo  :  drevo  di'ijevo  Baum 
slov.  Jcväs  :  kväs  Sauerteig,  gen,  kväsa 

znäk  :  znäk  Zeichen,  gen.  znäka 

sneg  gen.  snegä  :  sneg  smjeg  Schnee 

list  :  Iwt  Blatt,  gen.  lista 

drüg  :  drüg  Freund,  gen.  drüga 
ursl.   sijnö  slov.  mi  :  .sT»  gen.  stna  Sohn 

redö  slov.  rßd  :  red  gen.  reda  Ordnung 

meso  slov.  inesp  (für  meso)  :  ))ief<o  Fleisch 

dqb5  slov.  dpb  :  däb  gen.  düba  Eiche 

mq£b  slov.  mpz  gen.  moM  :  müi  gen.  müia  Mann 

*cbrvb  (t-St.)    r.  cen;    gen.    cerva    slov.  crv  :  crv  gen. 

crva  Wurm 

*tbrn5  r.  lern  gen.  terna  :  trn  tPna  Dorn 

*vblko    r.  Volk   gen.  volka   slov.  vöik    voikä  :  vük  vfika 

Wolf 

*dölgö  r.  dolg  dolga  slov.  döfg  doigä  :  düg  düga  Schuld 

Hörgz  r.  torg  gen.  iorga  slov.  trg  :  ir^  ir^ra  Ware. 


§223.224.1       Haupttonstelle,  Intonation,  Quantität.  127 

^23.  2.  Ursprünglich  steigend  intonierte 
Längen  der  Haupttonsilbe  sind  im  Skr.  verkürzt. 
Soweit  nicht  das  Russ.  die  Intonation  erkennen  läßt,  gibt 
das  Slovenische  die  Möglichkeit:  in  dieser  Sprache,  die 
innere  Hanpttonsilben  dehnt,  werden  Kürzen,  die  aus  alter 
steigender  Länge  entstanden  waren,  wieder  mit  steigender 
Intonation  gedehnt  (bezeichnet  mit  '),  z.  B. : 
ursl.    '■■'■korva  r.  Jcorova  slov.  krdva  :  krävn  Kuh 

■^'volga  r.  vologa  :  vläga  Feuchtigkeit 

*&o/to  r.  lohto  slov.  lläig  :  Uäto  Sumpf 

Herza  r.  ieroza  slov.  breza  :  Ireza  Birke 

'*2}elva  r.  polova  slov.  pUva  :  pljeva  Spreu 
slov.  räna  :  räna  Wunde 

zdba  :  zäha  Frosch 

vera  :  vjera  Glaube 

pena  :  jxjcna  Schaum 

ded  gen.  deda  :  djed  djeda  Großvater 

griva  :  grlva  Mähne 

lipa  :  llpa  Linde 

säo  :  sito  Sieb 

grüda  :  gruda  Scholle 

cüdo  :  cüdo  Wunder 

jüg  gen.  jüga  :  jug  juga  Süd 
ursl.    ryla  slov.  riba  :  riba  Fisch 

syro  slov.  sir  gen.  sira  :  s\r  slra  Käse 

zetb  (z-St.)  slov.  zet  gen.  z§ta  :  zet  zeta 

""'■gonstja  (ab.  gqsta)  slov.  ggsca  :  güsta  Dickicht 

*ponto  slov.  w^'(o  (j;o7a)  :  ^jwto  Fußfessel. 

2S4.     3.    Ursprüngliche    Längen    bleiben    er- 
halten in  der  Silbe  vor  der  alten  Haupttonstelle, 
d.  h.  in  der  heutigen  Haupttonsilbe,  z.  B.: 
ursl.    ■■'borda  r.  boroda  cak.  hräda  :  brdda  Bart 
'-■'golva  r.  golova  cak.  (/läm  :  ^Zdya  Kopf 
■'■'■serda  r.  sereda  cak.  sre<Za  :  sre^/a  srijeda  Mitte 
'''melko  r.  moloko  cak.  j>«ZeÄ:o  :  >m?^^o  mlijeko  Milch 
r.  chvala  cak.  /tt'öZa  :  Äm?a  Lob 


128  Betonung  und  Silbenqnantität.  [§224-226. 

tiag  fem.  naga  cak.  nag  nägu  :  näg  näga  nackt 

cenn  cak.  c'ena  :  cena  die  na  Preis 

grech  gen.  grecha  cak.  greh  grehnigreh  greha  (gr'ijeh  grijeha) 

Sünde 
zima  cak.  zlma  :  zhna  Winter 
slugo  cak.  slüqa  :  slüga  Diener 
gluck  fem.  gluchn  cak.  glüh  glalm  :  glüh  glüha  tauli 
hjk  gen.  ^^/Ay/  :  l'ik  hika  Stier 
ursl.   gr^da  r.  (/mr/a  cak.   (yj-e^/r/  :  greda  Balken 
moka  r.  muka  cak.   ^;m7Ay'  :  )u/(Ä:a  Mehl 
{'''monka  mqka  r.   j»y/i-n^  :  muka  Pein^ 
rpÄ:«  r.  ruka  cak.  r;7Av<  :  r/d'«  Haud 
''""zblrnj  r.  ieZ?ifl  cak.  zünq  :  ii<?e/a  Specht 
■■^'i?Jiü  r.  zeit  fem.  ie//(7  ntr.  zelto  cak.  ii7<  izi^ö  iM^^>  : 

züt  züta  Udo  gelb 
"^■'sbrnn  r,  serwf/  cak.   vfv?«  :  srna  Keh 
"'cbrnö  V.  Ceren  f.  cerwr?  ntr.  renw  cak.  crn  crnn  crno : 

crn  cfna  crno  schwarz. 

^35.  B.  Die  Wirkung  der  Intonation  in  ur- 
sprünglich kurzen  Silben  (mit  o,  f,  5  6  außer  Ver- 
bindung mit  r  l  vor  Konsonant).  Zu  erkennen  sind  die 
ursprünglichen  Verhältnisse  aus  dem  Slovenischen.  Dies 
verwandelt,  wenn  die  betreffenden  Silben  unter  dem 
Hauptton  gedehnt  werden,  alte  fallende  Kürze  in  fallende 
Länge  (bezeichnet  mit  o),  alte  steigende  Kürze  in  steigende 
Länge  ('):  wo  nicht  gedehnt  wird,  so  in  Endsilben,  bleibt 
die  Kürze;  z.  B.  sind  im  Skr.  jetzt  koza  Fell,  l)dga  gen. 
Gottes,  konj  Pferd  in  der  Intonation  gleich,  aber  slovenisch 
koza.,  dagegen  hogä  (Verschiebung  für  l)öga),  könj;  vgl.  noch 
skr.  roda  gen.  (Geschlechtes)  slov.  roda  rodä,  skr.  möagen. 
(der  Macht),  slov.  rnoci  (für  möci),  skr.  leda  gen.  (des  Eises), 
slov.  l§da. 

22&.  Wenn  eine  skr.  Silbe  mit  alter  fallen- 
der Kürze  durch  Abfall  von  5  b  Endsilbe  ge- 
worden ist,  wird  der  Vokal  gedehnt,  z.B.  gen.  höga 
nom.  iög  {bogö),  gen.  leda  nora.  led  (J.edz),  gen.  vioci  nom. 


§226.227.]  Haupttonetelle  und  Intonation.  129 

möc  {mosth  abg.),  gen.  peäi  noni.  per  (pesth  abg.);  die 
weiteren  Beispiele  dieser  einsilbigen  Nominative  s. 
^§   231.  233. 

227.  Dasselbe  gilt  abr-r  auch  von  mehrsilbigen 
Bildungen;  der  Hauptton  liegt  dann  immer  als  "  auf  der 
ersten  Silbe.  Nach  den  Vokalen  geordnet  und  innerhalb 
dieser  nach  den  nominalen  Stammklassen  gehören  hierher: 

1.  mit  Vokal  e:  Maskulina:  büse>t  gen.  hnsena 
(und  80  der  Genitiv  bei  den  folgenden)  Rasen,  drobljm 
Brocken,  grehen  Krempel,  grumen  Klumpen,  jasen  Esche, 
jev.men  Gerste,  kämen  Stein,  keden  Kastanie,  kremen  Feuer- 
stein, plämen  Flamme,  prämen  Büschel,  prsten  Fingerring, 
pfsljen  Spinnwirtel,  reinen  Riemen,  srsljen  Hornist,  stremen 
Steigbügel,  ngljen  (gen.  ügljena;  auch  als  uglijen  uglijena 
angegeben)  Kohle.  In  koren  gep-  körena  (korijev  korijena) 
Wurzel,  und  dem  unklaren  kur.en  kucena  Rebmesser  geht 
die  Dehnung  über  den  Nom.  hinaus.  Es  sind  ursprünglich 
konsonantische  Stämme,  darnach  in  die  i-Stämme  über- 
getreten, als  Nominativform  also  zugrunde  zu  legen  kameiiu 
usw.  —  cemer  gen.  cemera  (so  der  Gen.  bei  den  folgenden) 
Nieswurz,  djever  (alter  kons.  Stamm)  Schwager,  güster  Ei- 
dechse, höher  Bergkuppe,  Hahnenkamm,  wer  Span,  sjever 
Nord,  stezer  stözer  Baumstamm,  seper  das  dicke  Ende  eines 
Reisergeflechts,  vecer  Abend.  — ■  kUpet  Geklimper,  trepet 
Beben,  moriger  Boden,  zveket  Geklingel,  gen.  -eta;  diese 
über  den  Nom.  hinausgehende  Dehnung  beruht  auf  Über- 
tragung aus  der  Nominativform.  —  Vereinzelte  Fälle  : 
Ijemez  gen.  Ijemeza  Dachstange,  Sparren.  —  Über  Kom- 
posita wie  premet  s.  §  286 fg. 

Femina le  i- Stämme;  die  Dehnung  ist  vom  Nom. 
z.  T.  in  die  offnen  Silben  der  andern  Formen  übertragen: 
cfven  gen.  crveni  (und  so  überall)  Schwärze,  jesen  Herbst, 
rümen  Röte,  stfmen  Steile,  zeleii  das  Grün ;  vgl.  dagegen 
Akk.  sg.  nieder  Mutter  neben  Dat.  mäieri,  dazu  köer  Dat. 
Meri  Tochter.  —  gölet  kahles  Gebirgsland,  köcet  Ziegen- 
wolle, vHet  Steile,  gen.  -eti. 

L  e  R  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  9 


130  Betonung  und  Silbenquantität.  [§228.229. 

ä38.  2.  Mit  Vokal  o.  Maskulina:  glomöt  gen. 
glomöta  Geräusch,  grdJiöf  (Ak.  Wb.)  lautes  Lachen  (bei  Vuk 
grohot),  klökot  Mokdta  Gluckern  des  Wassers,  koköt  koköta  (?) 
Gackern,  doch  koköt  kökota  Hahn,  söpöf  söjjöfa  Sprudel. 
töpöt  töpöta  Geräusch.  —  bdkör  gen.  hokora  (und  so  bei 
den  folgenden)  Staude,  cöpör  (svinjä)  Herde  (Schweine), 
gövör  Rede  (vgl.  auch  ddgovor,  nagovör,  dögovör,  räzgovör)^ 
jävor  Ahorn,  mrämör  Marmor,  stdhdr  (und  stdhor)  Hof. 

Feminale  ^-Stämme:  kökos  gen.  kökosi  Henne, 
pitöm  gen.  jntömi?  angebautes  Land,  pusios  gen.  püstosi 
Heide;  dazu  kommen  die  zahlreichen  Bildungen  aut -ostb, 
z.  B.  zälost  gen.  Mlosti,  mlädöst,  inilöst  usw.  Bei  Vuk  haben 
alle  Wörter  mit  diesem  Formans,  auch  die  mit  altem  Haupt- 
ton auf  -ost  das  o  des  Nominativs  gedehnt,  z.  B.  gotövösf, 
pokörnöst,  allein  ursprünglich  ist  es  nicht  so,  auch  jetzt 
nicht  allgemein,  sondern  -öst  gilt  nur  wo  der  Hauptton 
vor  ihm  stand,  also  z.  B.  wohl  müdrösf,  svjeflöst,  prävednöst, 
dkolöst,  aber  lijepost,  dmnost  usw.  —  Vgl.  auch  Komposita 
wie  crvotöc,  prltöc  (s.   §  28(3  fg.). 

Ä20.  3.  Mit  Vokal  ö,  6,  säpät  gt-n.  säpäta  Geflüster 
(aus  sbpötö  sbpzta),  die  Länge  in  den  obliquen  Kasus  aus 
dem  Nom.  übertragen,  die  lautlich  normale  Form  des 
(Jen.  wäre  '-'säpta,  vgl.  das  Verbum  säptnii  =  sbpötaii. 

Gleichartige  Wörter  mit  "  auf  der  ersten  ohne  Deh 
nung  eines  o,  e  der  nächsten  Silbe  sind  spärlich  vorhanden : 
grähor  Wicke,  pnskor  Muräne,  puhor  Flockasche,  ugor  Aal, 
üTior  Hahnenkamm,  iubor  {zuher)  neben  zubor  und  zämor 
Geflüster;  dazu  einige  Eigennamen  auf  -os:  Drägos  3Iilos 
(doch  auch  MUos  gen.  Milösa)  tJros.  —  presljen  Wirtel 
(doch  s.  o.  2^''sljen)',  mädei  mlädez  Muttermal,  derez  Prügel- 
bank; einige  Eigennamen,  z.  B.  Malen,  JfZärffji  (ursprünglich 
Adjektiva). 


§230.231.]         Bestimmung  der  Betonung  "nd  Quantität.  131 

Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität  der 

serboi^roatischen  Wörter  nach  den  §§  214 — 229 

aufgestellten  Grundsätzen. 

I.  Z'weisilbige  Nominalstämme,  Substantiva 
und  Adjektiva. 
330.  Diese,  fast  Stänitlich  sogenannte  primäre  Bil- 
dungen, denen  nicht  schon  ein  Nomen,  von  dem  sie  ab- 
geleitet wären,  zugrunde  liegt,  sind  hier  für  sich  behandelt, 
weil  die  Betonungs-  und  Quantitätsverhältnisse  mehrsilbiger 
Stämme,  meist  sogenannte  Sekundärableitungen,  besondere 
ihnen  eigentümliche  Erscheinungen  zeigen  (s.  §  272  fg.). 
In  den  Beispielen  wird  bei  den  maskulinen  o-Stämmen 
und  bei  den  alten  konsonantischen  Neutren  der  Nom.  und 
Gen.  sg.  angeführt,  beim  sul;)stantivischen  neutralen  o- 
Stamm  und  beim  feminalen  a-Stamm  kommt  nur  der 
Nom.  sg.  in  Betracht;  beim  Adjektiv  steht  die  unbestimmte 
Form  des  Nom.  sg.  m.  und  fem.  Etwaige  Wechsel  der 
Betonung  und  Quantität  innerhalb  der  weiteren  Flexion 
s.  §§597 — 617,647 — 660.  Vom  Verbum  sind  in  diesem 
Zusammenhange  nur  die  zweisilbigen  Infinitive  behandelt 
(§266 fg.);  die  übrigen  sehr  mannigfaltigen,  teils  ursprüng- 
lich verbalen,  teils  nominalen  Formen  lassen  sich  nicht  wohl 
voneinander  trennen  und  werden  besser  im  Zusammen- 
hang mit  der  Konjugation  behandelt,  s.  §§819 — 837,852, 
859—871,  874—878,  882,  887—893,  898—904. 

!S31.  A.  Die  feminalen  i-Stämme  zweisilbigen 
Stammes.  Sie  haben  nur  eine  Art  der  Betonung,  Haupt- 
ton mit  fallender  Intonation  auf  der  Wurzelsilbe,  daraus 
folgt,  daß,  wenn  diese  eine  alte  Länge  war,  die  Länge  im 
Skr.  erhalten  bleibt;  wenn  sie  kurz  war,  die  Kürze  im 
einsilbig  gewordenen  Nom.  sg.  gedehnt  wird,  sonst  ver- 
bleibt. Zum  Beweis,  daß  die  Intonation  von  alters  her 
fallend  war,  dient  einmal  das  Verhalten  der  Präpositionen 
vor  den  Kasus,  z.B.  nä  kost,  öd  kosti  (s.  §304 fg.),  ferner 
das  Russische,  wenn  Polnoglasie  die  Intonation  verrät,  vgl. 

9* 


132  Betonung'  und  Silbenquantität.  [§  231. 232. 

bolon  Splint,  boron  Verbot,  volot'  Ähre,  volosf'  Bezirk,  berez 
Sparsamkeit,  und  das  Slovenische  z,  B.  c§v  rem  (für  cSvi), 
klet  klet,  kost  kosti,  soi  soll. 

Skr.  mit  ursprünglicher  Länge,  z.  B.  cijev  gen. 
cljevi  ekav.  cev  cevi  Spule  (bei  den  folgenden  ebenso  Länge 
im  Gen.  usw.),  cest(=  cpstb)  Teil,  (fwr?  Naturell,  klljet  (klet) 
Kammer,  niäst  Schmalz,  Salbe,  mrijest  (mresf)  Rogen  (vgl.  r. 
norost\  klr.  nerest'  Froschlaich),  mläcl  kollektiv  die  Jungen 
(vgl.  r.  molod'  junger  Wald),  misao  gen.  misli  (=  niyslb),  mz 
Niederung,  ped  Spanne  (=  p^äb),  pUjesan  (plesan)  Schimmel 
(Pilz),  rljec  (rec)  Rede,  skFb  Sorge,  smjet  (snet)  Brand  im 
Getreide.  —  Mit  ursprünglicher  Kürze,  z.  B.  böl  gen. 
böli  (und  so  alle  folgenden  im  Gen.  mit  kurzem  Vokal) 
Schmerz,  döb  Alter  (aetas),  köb  köbi  (AkWb.,  bei  Vuk  köbi), 
möö  Macht,  nö6  Nacht,  so  (=■  söo  =  söl)  gen.  söli  Salz, 
zöb  Futter,  Hafer;  pec  gen.  pe6i  Ofen;  cäst  gen.  cästi  (= 
cbstb)  Ehre,  läz  gen.  läzi  (=  lözb)  TÄige,  räz  räsi  (und  ri 
fzi  =  rzzb)  Roggen,  sväst  svästi  (=  svbstb)  Frauen  Schwester, 
väs  väsi  (und  üs  iisi  =  vdsb)  Laus;  krv  krvi  {■=  krzvb) 
Blut;  z'üc  gen.  zuci  (=  *zblcb)  Galle. 

Abweichungen  von  diesen  Typen  sind  ganz  vereinzelt 
und  wohl  sicher  unursprünglich:  bei  urspr.  Länge  pest 
p)esti  (=  p^stb)  Faust,  dagegen  cak.  pest  pMi  (das  wäre 
stok.  *pest  pesti),  so  slov.  fallend  p§st  pesti',  mjed  mjedi 
Kupfer  (=  medb),  slov.  aber  med  mSdi\  sirz  der  weiche 
Splint,  slov.  als  strz  angegeben;  nlt  nlti  Faden  (slov.  nU 
7nti),  rät  räti  Krieg  (bei  Vuk  auch  msk.);  die  Pluralia  j^m 
Brust  (slov.  steigend  prsi),  östi  Dreizack  der  Fischer,  der 
Sing,  wäre  wohl  öst,  vgl.  slov.  öst,  östi  smrt  Tod  ist  ein 
altes  Kompositum  =  *Somhrtb;  das  alte  fem.  ursl.  *dolnh 
Handfläche,  skr.  dlän,  ist  hier  msk.  geworden  gen.  dläna, 
slov.  dlmi  dlani,  r.  dolonh  (steigend);  ebenso  mls  (=  mysb) 
Maus,  slov,  mls  misi  (steigend). 

2^2.  B.  Die  maskulinen  zweisilbigen  o- 
Stämme  (alter  Nominativ  auf  3,  b). 

1.  Ursprünglicher  Hauptton  auf  der  Wurzel- 
silbe. 


§232.233.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  Iii3 

a)  Mit  fallender  Intonation. 

aa)  Bei  ursprünglicher  Länge,  die  lang  ver- 
bleibt, z.  B. : 

(iräd  gen.  gräda  Stadt  r.  goroä  goroda  slov.  gräd  gräda  gradü, 
Mas  Mäsa  Ähre  r.  kolos  Jcolosa  slov.  kläs  kläsa  klasü 
brijeg  (fireg)  brljega  (brega)  Ufer  r.  lereg  herega  slov.  irfg 
düi  duba  (=  dabo)  Eiche  r.  diib  duha  slov.  dqb 
müs  müza  (=  mqzb)  Mann  r.  mus  mum  slov.  niqz  inozä 
drüg  drüga  Freund  r.  drug  dnjga  slov.  drüg 
red  redet  {=  r^dö)  Reihe  r.  mcZ  rada  slov.  rßd  r§da  redü 
list  lista  Blatt  (r,  abweichend  list  lista)   slov.  list  llsta  listü 
sin  sina  (alter  ?{-St.)  Sohn  r.  syn  syna  slov.  sina  sma  shm. 

233.     bb)  Fallende  Intonation  bei  ursprüng- 
licher Kürze;  der  Vokal  im  Nom.-akk.  sg.  gedehnt. 

Vokal  0,  e:  bog  (=  bogö  und  so  in  allen  folgenden) 
gen.  böga,  slov.  bog  bogä  (aus  *böga),  r.  bog  boga;  bök  hoka 
Seite,  r.  bolc  boka  (slov.  abweichend  bök  boka  aus  Hoka); 
bor  bora  Kiefer,  slov.  bor  bura,  r.  bor  bora;  bröd  bröda  Schiff, 
slov.  brpd,  r.  brod  broda;  dö  (aus  döo  =  döl)  dola  Tal,  slov. 
doi;  dorn  doma  (alter  w-St.)  Haus,  slov.  dorn,  r.  dam  doma; 
drob  dröba  Eingeweide,  slov.  drob;  göd  göda  (urspr.  Zeit) 
Festtag,  slov.  ggd  goda  godü,  r.  god  gada;  göst  gösta  (alter 
i-St.),  slov.  göst  gostü  (und  gösta  angegeben  Wb.),  r.  gost 
gost'a;  liöd  hoda  Gang  (slov.  abweichend  hbd  Imld),  r.  cliod 
ckoda;  köt  köfa  (dial.)  Brut;  möst  mösta  Brücke,  slov.  mfist 
mosta  mostä,  r.  most  mosta;  nös  nösa  Nase,  slov.  nos  nosa 
nosä,  r.  no&  vosa;  j)löd  ploda  Fruclit,  slov.  plgd  plgda  plodü 
(r.  abweichend  plod  ploda);  plöt plota  Zaun,  ^\o\.  plgt  plgta 
plotü  (r.  abweichend  plot  plota),  pöst  pösta  Fasten  (slov. 
abweichend  2^ost  pösta  =  r.  post  posta);  pöt  pota  Schweiß, 
slov.  pgt  pgta  potü,  r.  pot  pota;  röd  röda  Geschlecht,  slov. 
rgd  rgda  wdä,  r.  rod  roda;  rög  röga  Hörn,  slov.  rgg  rgga 
rogä,  r.  rog  roga;  rök  röka  Termin  (slov.  abweichend  rbk 
rgka),  r.  rok  roka;  skok  skoka  Sprung  (slov.  abweichend 
skök  skgka),  r.  skok  skoka;  smök  smöka  Zukost,  slov.  sniök; 
srok  sröka  (monten.)  Zeichen  (slov.  abweichend  srok  srgka), 


134  Betonung  und  Silbenquantität.  [§233  — '285. 

r.  srok  sroka;  tör  tbra  Hürde.  —  led  leda  Eie,  slov.  l§d 
l§da  ledü  (r.  abweichend  l'od  l'da)\  med  meda  Honig,  slov. 
m^d  mßda  meda,  r.  mod  mnda. 

S34.  Hierher  gehört  noch  eine  Anzahl  von  Wörtern 
mit  0  vor  v  oder  j,  die  hier  besonders  gestellt  sind,  weil 
auch  außerlialb  der  hier  behandelten  TonverhäUnisse  o 
vor  auslautendem  ;  und  v  gedelmt  werden  kann  (s. 
§  310  fg.),  im  einzelnen  Fall  also,  wenn  nicht  das  Slo- 
venische  aushilft,  nicht  immer  sicher  unterschieden  werden 
kann,  woher  die  Dehnung  im  Nom.:  höj  böja  Kampf  (slov. 
abweichend  Jöy  iöja),  r.  boj  boja;  bröj  bröja  Zahl;  gnöj  gnöja 
Dünger,  slov.  gnöj  gnojä,  r.  gnoj  gnoja;  göj  goja  (slov.  goj 
göja);  kröj  kröja  Schnitt  (slov.  krdj  kröja),  r.  kroj  kroja;  löj 
löja  Talg,  slov.  Ipj,  r.  loj  loja;  röj  röja  Bienenschwarm 
(slov.  röj  röja),  r.  roj  roja;  vöj  vöja  Schicht,  vgl.  Kompo- 
situm svoj  {^=  sovojh)  svöja  Wendung;  zböj  (=  söhojb)  zböja 
Haufen;  zyiöj  znoja  Schweiß,  slov.  znoj,  r.  znoj  znoja;  köv 
köva  Beschlag,  slov.  kgv  kgva  r.  kov  kova;  kröv  kröva  (slov. 
kröv  kröva),  r.  krov  krova;  löv  löva  Jagd  (slov.  löv  löva), 
r.  lov  Inva;  röu  röva  Grube  (slov.  rbv  röva,  r.  rov  rva),  klr. 
riv  rovii;  töv  iöva  Fettigkeit;  tröv  trova  (Gift)  betäubender 
Fischköder  (slov.  frdv  iröva). 

Andere  kurze  Vokale  sind  vereinzelt:  zmäj  zmäja 
(=  zmbjb)  Drache;  däzd  däzda  Regen,  Vuk  Wb.,  ist  Ver- 
sehen für  däzd  däzda  (Ak.  Wb.),   vgl.  r.  doM'  dozd'a. 

^85.  b)  Die  Wurzelsilbe  hatte  alte  steigende 
Intonation. 

aa)  Bei  ursprünglicher  Länge,  die  verkürzt  werden 
muß  (s.  §  223).  Da  jetzt  im  Skr.  alle  Kürzen,  die  alten 
Hauptton  tragen,  fallende  Intonation  h;ib'n,  muß  zur  Er- 
keimung  des  Ursprünglichen  das  Slovetiische  (steigende 
Intonation  in  der  offenen  Silbe  de-^  Genitivs)  und,  soweit 
es  dienen  kann,  das  Russische  herangezogen  werden.  Z.  ß. 
brät  gen.  bräla  (und  so  mit  Kürze  die  Genitive  aller  fol- 
genden) Bruder,  slov.  brät  bräta;  cäs  Zeit,  slov.  cäs  cdsa; 
groll  Bohne,  r.  goroch,  slov.  gräh  grdha;  mräz,  r.  moroz, 
slov.  iuräz   mrdza;   präg,    r.  porog,    slov.   2^''^9  P^'äga;    djM 


§  235 — 237.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  135 

Großvater,  slov.  dcd  (h'da;  hljeh,  slov.  Jileb  hlcba;  äim  (= 
dijmo)  Rauch,  slov.  dm  dima;  .s'ir  (=  syrö)  Käse,  slov. 
s)r  sira. 

336.  bb)  Bei  ursprünglicher  Kürze  der  Wurzel- 
silbe, z.  B.  sköt  sköta.  Über  diesen  Fall  s.  §  244,  in  Ver- 
bindung rnit  der  Frage,  ob  überhaupt  dieser  Typus  ur- 
sprünglich ist. 

237.  2.  Der  alte  Hauptton  lag  nicht  auf  der 
Wurzelsilbe,  also  im  Gen.  sg.  auf  der  Endsilbe,  in  der 
heutigen  Betonung  als  '  oder  '  auf  der  ersten.  Die  Quan- 
titäten bleiben,  abgesehen  von  etwaiger  Dehnung  kurzer 
Vokale  vor  auslautendem  u,  j,  unverändert.  Im  einsilbigen 
Nominativ  wird  nach  §  219  im  Skr.  die  Intonation  fallend, 
im  Slovenischen  ist  sie,  wo  beobachtbar,  steigend. 

a)  Die  Wurzelsilbe  hat  alte  Länge:  gäj  gaja  (so 
mit  Länge  und  '  alle  Genitive  der  folgenden  Wörter)  Hain 
cak.  (jaj  fjäja,  slov.  gäj;  pläst  Mantel,  r.  j?/rtsc  plasca;  vräc 
Wahrsager,  slov.  vräc,  r.  vrac  vraca\  hräm  hrdma  Tempel 
{=  *c/ior;»s;  slov.  abweichend  hräm  hrdma),  r.  kchsl.  chram 
chramci;  hräst  (=  ■■'chvorsts)  hrästa  Eiche,  slov.  hrdst  (r. 
abweichend  chvorost);  krälj  (aus  '■■'■korl-)  krälja  König,  slov. 
krälj,  r.  korot  korol'a;  brijest  hrijesta  (brest  bresla)  Ulme 
(cak.  abweichend  brest  bresta  wie  r.  berest  beresia);  grljeh 
grijeha  (greh  greha)  Sünde,  cak.  greh  greha,  slov.  greh,  r. 
grech  greclia  ;  bik  bika  Stier  (slov.  abweichend  btk  bika),  r. 
byk  bijkn ;  ^mst  jjrista  Beule  (Aussclüag),  slov.  2^'>"is(\  y.  2)rysc 
prijsca;  kljüc  kljüca,  cak.  kljüc  kljüca,  slov.  kljüc,  r.  kl'uc 
kl'uca;  irüd  trüda  Mühe,  cak.  trüd  trttdn  (slov.  abweichend 
trüd),  r.  trud  trudn;  prüd  (=  praßö)  pirüda,  slov.  pröd-,  süd 
(=  sqiio)  süda  Gericht,  cak.  süd  süda,  slov.  söd,  r.  sud  suda 
(vgl.  dazu  Süd  süda  Gefäß,  slov.  sgd,  r.  siid  suda);  stüp 
(=  ''^stolpo)  stüpa  Säule,  slov.  stuip,  r.  siolp  stolpa.  In  irgend- 
einer früheren  Periode  des  Urslavischen  hatten  diese  Wörter 
im  Nom.  sg.  Endbetonung,  z.B.  Hj/kö' ,  '''kl'ucb';  bei  schon 
urslavischer  Zurückziehung  des  Haupttons  von  3.  6  auf  die 
erste  Silbe  ward  diese  zunächst  steigend  intoniert,  behielt 
aber  gegenüber  den  ursprünglich  haupttonigen  steigenden 


186  Betonung  und  Silbenquantitilt.  [§237—239. 

Silben  ihre  Länge,    die    erst    im  Skr.    fallende  Intonation 
bekam. 

338.  b)  Die  Wurzelsilbe  hat  kurzen  Vokal. 
Auch  hier  lag  ursprünglich  der  Hauptton  iniNom.sg.  auf  der 
Endsilbe  Hobz  ,  *kovjb' ;  bei  alter  Zurückziehung  auf  die  erste 
Silbe  wurde  diese  steigend  betont,  blieb  also  im  Skr.  kurz 
böb,  kbnj',  aber  wie  alle  ältere  steigende  Intonation  in  End- 
silben ist  sie  im  Skr.  fallend  geworden;  im  Slovenischen 
steht  im  einsilbigen  Nom.  '  Kürze,  im  Genitiv  usw.,  wo 
der  Hauptton  auf  die  Wurzelsilbe  zurückgezogen  ist,  Länge 
(=  gedehnter  Kürze)  mit  steigender  Intonation  '.  Beispiele: 
hob  böba  Bohne,  slov.  böb  böba,  r.  hob  boba;  glög  glbga  Weiß- 
dorn, slov.  glög  glöga  (r.  abweichend  glog  gloga);  grob  gröba 
Grab,  slov.  grob  groba  (r.  abweichend  grob  groba);  gros 
grösa  (Fremdwort),  slov.  gros  grösa;  könj  könja  Pferd,  slov. 
könj  könja,  r.  kon  konn ;  kos  kösa  Korb,  slov.  kös  kösa,  klr. 
kis  kosa;  pöp  jwjja  Priester,  slov.  pöj)  iJÖpa,  r,  pop  popuy 
röb  röba  Sklave,  slov.  röb  röba,  r.  rab  raba ;  svöd  svöda  (= 
sövodö)  Gewölbe,  slov.  svöd  svoda  (r.  abweichend  svod  svoda); 
sklöj)  sklöpa  [=  söklopo)  Zusannnenstoß,  slov.  sklöp  sklöjm; 
alög  (=  sölogs)  slöga  Ackerbeet,  slov.  slög  slgga;  slöm  (= 
söloniö)  slöma  Zusammenbruch,  Untergang ;  snop  snöpa  Garbe, 
slov.  snöp  snöpa,  r.  snop  snopa;  söm  söma  Wels,  slov.  söm 
söma,  r.  som  soma;  zglob  (=  söglobz)  zglöba  Gelenk;  zgon 
(=  sr,gonz)  zgöna  Land  zwischen  zwei  Grenzen,  slov.  zgön 
zgöna\  hierher  auch  sto  stöla  Tisch,  slov.  stöi  stöla,  r.  stol 
stola;  vö  völa  (alter  it-Stamm),  slov.  vöt  völa,  r.  vol  voln; 
das  ö  ;=  00  aus  ol-;  klen  klena  Feldahorn,  slov.  klen  klena, 
r.  abweicdiend  kVon  kl' ona. 

330.  Abweichungen  von  den  regelmäßigen 
Typen;  der  Betonungstypus  Nom.  ",  Gen.  "  bei  ur- 
sprünglich kurzem  Wurzelvokal.  Nach  den  obigen 
Ausführungen  müßten  ausgeschlossen  sein  die  Betonungs- 
typen: 

1.  Ncm.  ^,  Gen.  "  bei  ursprünglicher  Länge  der 
Wurzelsilbe;  in  der  Tat  sind  die  vorhandenen  Beispiele 
teils  Wörter  mit  altem  steigendem  Ton   (slov.  kruj  kräja., 


§239.240.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  137 

räj  rdja),  daher  die  Verkürzung  der  Länge  in  den  offnen 
.Silben :  kräj  kräja  Rand,  räj  räja  Paradies ;  die  Dehnung 
im  Nom.  sg,  beruht  auf  der  SteHung  vor  j  (s.  §  olOfg.); 
in  der  einsilbigen  Form  ist  die  Intonation  im  Skr.  not- 
wendig fallend  geworden.  Teilweise  beruht  "  in  den  ob- 
liquen Kasus  auf  Kürzung  älterer  Länge:  präh  j>m/«a 
Staub,  slov.  präh  ^^välia  prahä,  r.  pöroch,  also  fallend,  dem- 
nach skr.  zu  erwarten  präha,  präha  ist  präa  und  dies  für 
*/jrört  nach  der  Regel,  daß  Länge  vor  Vokal  gekürzt  werden 
muß  (s.  §127);  sträh  sträha  Schrecken,  aber  nach  Danicic 
(Rad  21,  157^)  in  Ragusa  sirähc,  wie  im  Slov.  sträh  sträha 
strahü,  also  Vuks  sträha  =  straa  aus  *sträa;  mäh  maha 
Hieb  (Vuk  als  Nebenform  von  mäh  mäha),  aber  in  Ragusa 
mäh  mäha  (AkWb.),  dies  ist  das  ursprüngliche,  Vuks  mäha 
neben  mäh  ist  =  *mäa,  mäh  dem   Genitiv  nachgebildet. 

340.  2.  Nom.  ^,  Gen.  ebenfalls  r^  bei  ursprüng- 
licher Kürze  der  Wurzelsilbe  ist  anomal,  da  fallende 
Intonation  der  I^ürze  in  mehrsilbigen  Formen  nicht 
gedehnt  wird.  Die  vorkommenden  Beispiele  beruhen  auf 
Übertragung  der  Länge  des  Nominativs  in  die  andern 
Formen:  hod  (Stich)  Art  Stickerei,  löm  (clematis  vitalba), 
mör  das  Sterben,  skör  eine  Art  Schlange,  sind  teils  nur 
lokal  gebräuchliche,  teils  nur  in  einzelnen  Redewendungen 
vorkommende  Wörter,  wie  mör  (gen.  möra  Ak.  Wb.);  bei 
Vuk  ist  die  Genitivform  nicht  angeführt  und  aus  seiner 
sonstigen  Gepflogenheit  muß  man  schließen,  daß  der 
lange  Vokal  auch  im  Gen.  steht,  also  löda  usw.,  allein 
sicher  ist  das  nicht.  Ferner  Ml  msk.  Schmerz  (alter 
/-StamnK  hol  höli  s.  §  2ol);  ös  ösa  Wespe  scheint  eine 
späte  Umbildung  des  fem.  ösa  zu  sein  (so  skr.  und  in 
andern  slav.  Sprachen);  kos  kösa  Amsel,  aber  cak.  kös 
kösa,  das  wäre  stok.  Jcös  kösa;  vöz  vöza  Fuhre,  bei  Mazu- 
ranic  (Slovnica  hrvatska)  vöz  voza  wie  cak.  vöz  vöza,  slov. 
voz  vozä\  (jrözd  (jrözda  Traube,  bei  Mazuranic  grözd  grözda, 
slov.  (jrözd  fjrözda,  r.  grozd  grozda;  drözd  (drözak)  drözda 
{drözga)  Drossel,  vgl.  daneben  das  normale  mözak  (für 
mözag)    mözga  Mark;  met  meta  {Wxxri)  Ort,    wo   die  Netze 


138  Betonung  und  Silbenquantität.  [§240—244. 

ausgeworfen  werden,  cak.  met  meta,  slov.  met  m§ta,  das 
wäre  stok.  *met  meta;  wenn  stok.  die  Intonation  fallend 
war,  ist  met  normal,  meta  müßte  für  meta  eingetreten  sein. 
Ganz  klar  ist  die  Übertragung  der  Länge  aus  dem  Nomi- 
nativ bei  den  Silben  mit  alten  o,  t:  dän  (aus  clMih)  däna 
Tag,  Gen,  alt  dne  =  dtne,  sät  säta  Wabe  (^  sotö  sota), 
der  ursprüngliche  Gen.  war  *sfa;  cvät  cväta  Blüte  (^= 
'^'■CVbtö   cvbta). 

241.  3.  Nom.  ^,  Gen.  '  (also  alte  Endbetonung) 
bei  kurzem  Vokal  ist  anomal,  da  Kürze  vor  dem  Haupt- 
ton nicht  gedehnt  wird.  Bei  Vuk  zwei  Beispiele:  dvör 
dvora  Hof,  cak.  ebenfalls  unregelmäßig  dvör  dvora  neben 
dvör  dvora  (=  r.  dvor  dvora,  slov.  dvör  dvora);  ferner  iiöi 
nöza  Messer,  cak.  ebenfalls  unregelmäßig  nö£  nüzä,  slov. 
nd£  nöza,  r.   no£  noza. 

24:2.  4.  Nom.  r^^  Gen.  '  (also  alte  Endbetonung) 
bei  ursprünglicher  Kürze,  anomal,  weil  im  Nominativ  bei 
ursprünglicher  Endbetonung  nicht  geflehnt  wird.  Ver- 
einzelte Beispiele:  gröm  gröma  Donner,  bei  Mazuranic 
normal  gröm  gröma  wie  r.  grom  groma  (cak.  gröm  gröma 
im  Nom.  abweichend,  slov.  gröm  und  gröm  gen.  gröma); 
stög  stöga  Schober,  Maz.  normal  stög  stöga,  so  auch  cak. 
stög  stöga  (slov.  stög  stöga).  Es  handelt  sich  hier  um  alte 
Schwankungen    der    Betonung  und    Durcheinanderwerfen. 

S43.  5.  Nom.  '^,  Gen.  '  bei  alter  Länge  des  Vokals, 
anomal,  weil  alter  langer  Vokal  vor  dem  Hau[)tton  nicht 
verkürzt  wird:  vez  veza  Ulme  (Vuk  aus  einer  Lokalmund- 
art), r.  va,z  vaza  {=  vezö),  vgl.  das  lautähnliche  normale 
vez  veza  {=  vezö  veza)  Stickerei:  vrh  vrha  {x.  vercli  vercha), 
zu  ervv'arten  wäre  vrJia,  vrha  ist  aus  *i;m  nach  Verstummen 
des  h  entstanden,   vgl.  §  289  jjr«//a  (=2,^r«rt)  iüx  präha  u.a. 

244.  6.  Oben  §  286  sind  Beispiele  steigender  Into- 
nation bei  alter  Kürze  mit  dem  Betonungstypus  Nom.  ", 
Gen.  "  nicht  angeführt  worden,  weil  die  Frage  allgemein 
gestellt  werden  muß,  ob  ein  solcher  Typus  ursprünglich 
überhaupt  vorhanden  war.  Die  Vergleichimg  der  wenig  zahl- 
reichen Beispiele    (die  Komposita  wie  shös  =^  sokosö,  spiet 


§  244.  245.]        Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  139 

=  söpleto  11.  a.  sind  auszuscheiden,  s.  u.,  ebenso  das  ur- 
sprünglich mehrsilbige  hnet  -^kömetö)  deutet  auf  ältere  End- 
betonung des  Genitivs  oder  auf  ältere  Betonung  des  Nom. 
mit  ^,  die  durch  Einfluß  des  "  der  anderen  Kasus  durch 
dieses  ersetzt  ist:  mit  o- Vokal,  gön  Länge  eines  Laufes  oder 
Rittes,  slov.  göu  gona  (kann  sein  =  einem  skr.  gon  göna), 
r.  gon  gona;  gvozä  gvözda  (eig.  Nagel)  Fels  (monten.  bei  Vuk), 
im  AkWb.  nicht  akzentuiert,  slov.  gvözd  (entspräche  einem 
skr.  gvözd),  r.  gvozd'  gvozd'n;  kön  köna  Ende,  r.  kon  kona; 
pöd  poda  Stockwerk,  dial.  pbd  pöda  (so  auch  cak.),  r.  jwd 
poda;  sköt  sköta  Vieh,  slov.  sköt  skgta,  r.  skot  skota;  skrök 
skröka  Schritt  (lokal),  vielleicht  Kompositum  für  *s3krokö, 
vgl.  Fälle  wie  skröpiti  aus  skrbpiU  ^=  sökropiti  besprengen : 
soh  söka  monten.  Ausspürer,  Pfadfinder;  skröb  Stärkemehl, 
bei  Vuk  ohne  Angabe  des  Genitivs,  also  anzunehmen 
skroba,  aber  es  ii4  dialektische  Nebenform  von  skrob  mit 
dem  normalen  Gen.  skröba;  vöct  voda  Führer,  slov.  vöj  voja, 
r.  voM'  voM'n  (kirchensl.);  vösak  vöska  Wachs,  cak.  vösk 
vöska  (wäre  skr.  ''"vosk  —  vömk  vöska);  in  toör  tvöru 
litis  neben  tvor  tvöra  ist  das  erste  normal;  mit  e- Vokal, 
ein  unsicheres  hieb  lireba  Baumstumpf  neben  lirek^  Iren 
trena  Augenblick,  sprez  spreza  (Pflanzenname^  bei  Stulli 
sprez^  vielleicht  Kompositum  =  '■'■'soprezö,  '■■'■söprrzb) :  mit 
anderen  Vokalen,  lav  lava  Löwe,  vgl.  r.  lev  Iva:  Jan  läna 
Lein,  r.  ton  l'nn. 

S45.  C.  Die  alten  zweisilbigen  neutralen 
o-Stämme  und  die  in  diese  Form  übergegangenen 
es-Stäm  m  e. 

1.  Alter  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe. 

a)  Bei  fallender  Intonation. 

aa)  Mit  ursprünglicher  Länge  der  Wurzel- 
silbe, die  demnach  lang  bleiben  muß.  Im  Slovenischen 
wird  in  dem  Falle  der  Hauptton  auf  das  Ende  verlegt : 
zläto  Gold,  slov.  zlato,  r.  zoloto;  städo  (und  stado  Vuk) 
Herde,  r,  städo]  jäje  Ei  (so  Budmani  S.  40  und  Ak.  W., 
Vuk  jäje);  meso  Fleisch  (=  m§so),  slov.  meso;  mlivo  Mehl; 
pivo  Bier,  slov.  abweichend  pivo;  drljevo  Baum,  slov.  drevo, 


140  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  245 — 247. 

r.  cjerevo;  sljeno  seno  Heu,  slov.  seno',  tljelo  telo  Leib,  slov. 
telo;  iljedo  testo  Teig,  slov.  testo. 

246.  bb)  Mit  ursprünglicher  Kürze  der  Wur- 
zelsilbe. Beweis  der  fallenden  Intonation  ist  slo venische 
Verlegung  des  Haupttons  auf  die  Endsilbe,  aus  dem  Skr.  die 
Zurückziehung  des  Haupttons  auf  vorangehende  Präpo- 
sitionen als  "  (vgl,  §  304):  kölo  Rad  ü  kolo  (und  so  bei  allen 
folgenden  Wörtern),  slov.  kolg;  möre  Meer,  slov.  morje; 
nebo  Himmel,  slov.  neio;  öko  Auge,  slov.  oko;  pölje  Feld, 
slov.  pölje  und  poljg,  na  pölje  ^=^  skr.  nä  pol  je;  slövo  Wort, 
slov.  slouy;  pröso  Hirse,  slov.  proso;  strovo  vom  Wind  ab- 
geschüttelte Früchte  (Kompositum  =  sö-fr.  ?);  zveno 
Glocke. 

Die  Plurale  der  unter  2  b  anzuführenden  Wörter, 
die  "  haben,  z.  B.  rebra  zu  rl'hro,  sind  steigend  intoniert, 
daher  skr.   h  rebra,  slov.  r^bra. 

247.  b)  Die  Wurzelsilbe  hatte  steigende  In- 
tonation. 

aa)  Bei  ursprünglicher  Länge,  die  demnach  ver- 
kürzt sein  muß.  Beweis  der  alten  Länge  ist  die  slov. 
steigende  Intonation  der  gedehnten  Silbe  ('),  die  rus- 
sische Betonung  der  zweiten  Silbe  etwaiger  Polnoglasie, 
im  Skr.  das  Verbleiben  des  Haupttons  auf  dem  Kasus 
in  Verbindung  mit  Präposition ,  u  blato  (vgl.  oben  da- 
gegen u  kolo),  woraus  in  der  heutigen  Betonungsent- 
Avicklung  u  blato  :  hläio  See,  Sumpf,  slov.  blcdp,  r.  boloto; 
vrelo  Quell,  slov.  vrelo  (\Vb.);  j:>n^o  Fessel  {=  pqto),  slov. 
i)ötp;  cedo  Kind  (=  cedo);  bljüdo  Schüssel;  cMo  Wunder, 
älov.  cüdp;  jütro  Morgen,  slov.  jiUrp;  plaio  (und  ievu.  pluto.) 
Kork;  puzdro  penis  animalium;  riüio  Gewand,  slov.  rüho 
uJio  Ohr,  slov.  abweichend  uho;  pllo  Getränk,  slov.  pilp; 
slto  Sieb,  slov.  sitp;  sUo  Ahle,  slov.  silp;  zlto  Getreide, 
slov.  sitp;  Rko  (=  hjko)  Bast,  slov.  likp;  mllo  (=  mylo) 
Seife,  slov.  nülo-,  rllo  (=  rylo)  Maul,  slov.  rilp;  djelo 
Werk,  slov.  delp\  jelo  Speise,  slov.  jelp;  Ijeto  Sommer,  slov, 
läo\  nijesto  Ort,  slov.  mestp;  njedra  pl.  Busen,  slov.  als 
nedrp   pl.  nMra   angegeben;    jäto  Trupp    Vögel,    slov.  jdto; 


§247 — 251.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  141 

miislo  Schmalz,  slov.  mdslp;  päsmo  Gebinde  Garn,  slov. 
pdsmp;  sälo  Fett,  slov.  sälp;  städo  (und  üädo)  Herde;  hfäo 
Berg,  slov.  hfäp\  grlo  Hals,  slov.  grlp;  zrno  Korn,  slov. 
zrnp  (cak.  zrno,  r.  zervn);  drvo  Baum,  slov.  drvp. 

248.  bb)  Bei  ursprünglicher  Kürze  der  Wur- 
zelsilbe; keine  Beispiele. 

249.  2.  Der  alte  Hochton  lag  auf  der  End- 
silbe. 

a)  Bei  ursprünglicher  Länge  der  Wurzelsilbe, 
die  erhalten  bleibt:  crijevo  crevo  Darm,  dlijeto  dlefo  Meißel, 
</nijezdo  gnezdo  Nest,  hlijesta  Jdesta  pl.  (neben  fem.  klijesta) 
Zange,  mlijeko  mleko  Milch,  sijelo  seh  Sitzgesellschaft  (Be- 
such), Mrijelo  Mrelo  (Schlund)  Engpaß,  lice  Gesicht,  vino 
Wein,  mito  {=  myto)  Bestechung,  rww  Vließ,  ?Ho  (eig. 
Glied)  Stück  Fleisch  zum  Räuchern,  mta  pl.  Mund,  üie 
(=  q^e)  Seil,  jdje  Ei,  kldio  Art  Halsjoch,  vlakno  Flachs 
r.  volokno,  vräta  pl.  Tor  r.  vorota  (und  vorota),  Uce  Linse 
(^  =  §)-,  ^ßV?«  pl.  Rücken  (ursprünglich  mehrsilbig  ^=  Hrd- 
vbja),  prelo  (=  prdo)  Spinnstube  (Gesellschaft),  U'io  Art 
Hürde,   Mrlo  Engpaß  (vgl.  idrijHo). 

250.  b)  Bei  ursprünglicher  Kürze  der  Wur- 
zelsilbe: ohm  Fenster,  bedro  Schenkel,  celo  Stirn,  resno 
Knoblauch,  leto  Flugloch  am  Bienenstock,  pleee  Schulter- 
blatt, rebro  Rippe,  sedlo  Sattel  (urspr.  mehrsilbig  =  sedblo); 
srelro  Silber  (aus  strelro),  sfegno  Schenkel,  veslo  Ruder, 
staMo  (=  sibklo)  Glas. 

Es  fehlt  eine  Betonung  ^  und  '  bei  kurzer  Wurzel- 
silbe mit  Ausnahme  des  einzigen  öje  Deichsel,  das  slov. 
oje  deutet  auf  altes  *o/e  mit  fallender  Intonation.  Fälle 
wie  gvözdje,  zelje  usw.  sind  nur  scheinbare  Ausnahmen,  sie 
beruhen  auf  gvozdbje,  zehje  und  die  Länge  auf  Dehnung 
vor  -je  =  altem  -hje  (s.  §  313). 

251.  D.  Die  feminalen  a-  und  ja-Stämme. 

1.  Der  alte  Hochton  lag  auf  der  Wurzelsilbe, 
a)  Bei  fallender  Intonation. 

aa)   Mit  ursprünglicher  Länge  der  Wurzel- 
silbe, Betonung  ^.     Dieser    Fall,    wenn    überhaupt    ur- 


142  Betonung  und  Silbenquantität.  [§251.252. 

sprünglich,  ist  jedenfalls  selten  gewesen;  die  Wörter 
scheinen  z.  T.  späten  Ursprungs  zu  sein,  und  die  Betonung 
ist  in  den  anderen  Sprachen  z.  T.  abweichend :  grätta 
Baumaterial,  Bauwerk,  Zaun,  aber  r.  goroza,  slov.  grdja; 
vräöa  (lokal)  Rückgabe,  lautlich  vergleichbar  r.  dial.  voroca 
Wasserwirbel;  slräla  Wache,  slov.  sträza,  aber  r.  storoza; 
{v)läka  (lokal)  tief  eingeschnittenes  Tal,  wenn  =  Zug, 
Schleppe,  zu  vgl.  slov.  vläka  Schleppe,  klr.  voloka  Art 
Riemen,  beide  abweichend  vom  Skr.;  kletva  FKich  (  = 
kletva),  slov.  klßtha;  teza  Schwere  (==  ifza),  slov.  t§za;  zeda 
Durst  (=  '■■'■z^dja),  slov.  zqja;  süsa  Dürre,  slov.  süsa\  dira 
(und  dlra,  dtra)  Loch,  slov.  dqra  r.  dyra;  drijezga,  im 
Ak.Wb.  daneben  drezga  (^=drezga)  nasturtium  officinale  (bei 
Stulli  drijeska  apiura  palustre);  däöa  Totenmahl,  vgl.  aber 
daneben  däca  Gabe  (slov.  ddca),  dä6e  (■=^  datbje)  Gebung, 
dd6a  Tribut;  Mxa  große  Menge  (neben  Ire  Irca);  tvrita 
Festigkeit;  vrsa  (daneben  vrsa)  Reuse,  slov.  vrsa.  Dazu 
noch  gläda  Hunger,  eine  Neubildung  zu  gläd  nach  dem 
Muster  von  zectcr,  so  ist  auch  peda  Spanne  (poet.)  zu  ped 
f.  hinzugebildet;  jetra  Leber  ist  alter  Flur,  ntr.,  ebenso 
plüöa  Lunge;  zum  Flur,  tantum  sljede  das  Sitzen  kann 
ein  Sing.  *sijeda  gehören.  Es  bleiben,  wenn  man  mit 
dem  Slovenischen  parallelisiert,  in  beiden  Sprachen  über- 
einstimmend nur  sträza,  kletva. 

Was  sonst  in  den  Zusammenstellungen  über  skr.  Akzent 
hierhergestellt  wird  (z.B.  Pavic,  S.  10  und  74),  ist  ursprüng- 
lich mehrsilbig  und  die  Dehnungen  anders  zu  erklären, 
z.  B.  läda  Schiff,  prälja  Wäscherin  beruht  auf  Dehnung 
vor  altem  -bja  {-bji,  ladbji),  oder  vor  gewissen  Konsonanten- 
gruppen, z.  B,  grmia  =  *grivbna,  vgl.  gen.  pl.  grivänä  (s. 
§olOfg.);  pnca  Erzählung  aus  prihca  ist  kirchenslavisch. 

S52.  bb)  Mit  ursprünglicher  Kürze  der  Wur- 
zelsilbe. Auch  dieser  Fall  ist  wahrscheinlich  ursprüng- 
lich nicht  vorhanden.  Die  überwiegende  Mehrzahl  der 
Feminina  mit  "  auf  der  ersten  haben  steigende  Intonation 
(s.  §  253);  für  fallende  lassen  sich  nach  Vergleichung 
mit    dem    Slovenischen    anführen:    gloia    Unkraut,    arme 


§  252.  253.]      Bestimmung  der  Betonuna:  und  Quantität.  143 

Leute  (Gesindel),  slov.  glqta  u.  a.  Lolch,  Gesindel  (un- 
klares Wort,  klr.  MoUj  —  neben  msk.  Mit  Motu  —  Ijedeutet 
Gedränge,  dichte  Menge);  Mönja  Vogelfalle,  slov.  Id^nja; 
nözdra  neben  wö^c^rm  Nasenloch,  slov.  ngzdra  nözdrva  nözdrv; 
rözga  und  rözgva  Pflock,  slov.  rgzga  rqzgva;  tröska  Schlacke, 
slov.  trqska  troskva  trgsköv  (über  die  z.  T.  unter  die  alten 
i7.-Stämme  gehörenden  Bildungen  s.  §  257);  göba  Höcker, 
ragus.     göba,  ist  ital.  gohha. 

!^53.  b)  Die  Wurzelsilbe  hatte  steigende 
Intonation. 

aa)  Bei  ursprünglicher  Länge,  demnach  im  Skr. 
mit  Kürze  und  Akzent  ",  die  Intonation  jetzt  fallend  (s. 
§219).  Die  alte  steigende  Intonation  wird  erwiesen  durch 
das  Russische,  wo  Polnoglasie  sie  erkennen  läßt,  durch 
die  steigende  Intonation  der  im  Slovenischen  gedehnten 
Silbe,  endlich  aus  dem  Skr.  selbst  durch  die  Betonung 
einer  vorangehenden  Präposition  mit  \  z.  B.  zä  kucii  == 
altem  za  kücu. 

Vokal  ra,  la^or,  ol  vor  Konsonant:  dläka,  slov.  dlc'ika 
Haar;  dräga  Tal,  r.  doroga,  slov.  drdga;  hräpe  pl.  Uneben- 
heiten, slov.  hrdjm ;  kläda  Klotz,  r.  koloda,  sl(^v.  kldda ;  krästa 
Blatter,  r.  korosta,  slov.  ]crdsta\  kräva  Kuh,  r.  korova,  slov. 
krdva;  mräse  pl.  Masern;  pläsa  (leda)  Stück  (Eis),  klr.  po- 
losa,  grr.  polosa,  slov.  pläsa;  pträöa  Schleuder,  slov.  p)rära\ 
räka  (altes  Lehnwort  aus  lat.  arcd)  Sarg,  slov.  räka',  sluma 
Stroh,  r.  soloma,  slov.  sldma;  svräka  Elster,  r.  soroka,  slov. 
srdka;  vläca  (eig.  Schleife)  Egge,  slov.  vMca;  vJäga  Feuchtig- 
keit, r.  vologa,  slov.  vldga;  vräna  Krähe,  r.  vorona,  slov. 
vrdna;  zräka  Strahl,  vgl.  r.  msk.  zorok. 

Vokal  re,  le  =  er,  el  vor  Konsonant:  hreza  Birke,  r. 
beroza,  slov.  breza;  crevlja  (crew)  Schuh;  »ireia  Netz,  r.me- 
reza,  slov.  mreza;  pljeva  das  Jäten,  doch  slov.  pl§tva  und 
pmzv  (über  diese  Bildungen  s.  §  257);  pljeva  Spreu,  r. 
polova,  slov.  pleva;  stnreka  Wacholder,  slov.  smreka. 

Vokal  II  =  o:  druga  große  Spindel;  düga  Daul^e,  slov. 
dgga;  guba  Aussatz,  slov.  göba  u.  a.  Schwamm;  gasta 
Dickicht   slov.   ggsca;    küca  Haus,    slov.  köca;    muka  Pein 


144  Betonung  und  Silbenquantitilt.  [§253. 

(slov.  mülca  ist  kroatisch) ;  rucla  dichte  Wolle;  siruka  Gattung, 
slov.  ■?  strgka',  stüpa  Mörser,  Stampfe,  slov.  stöjM;  sljuka 
Schnepfe  (aus  *slpka),  slov.  slöka;  tüca  Hagel,  »\ov.  töca. 

Vokal  e  =  e  :  dveka  Art  Wagenschmiere;  jeka  Hall, 
slov.  j^lca ;  2)reda  Spinnerin  (in  einem  Sprichwort) ;  j^re'Vf« 
Garn,  slov.  abweichend  pr§ja;  rega  Zähnefletschen,  slov. 
r^ga\  seka  Untiefe;  zeha  Fink,  slov.  z^la;  zveka  Klang; 
ietva  Ernte,  slov.  jedoch  ietva  z§löv  (s.    §  257). 

Vokal  ?^  =  n  :  h'uko  Spott,  hula  Ungeziefer,  slov.  Mla; 
buka  Gebrüll,  slov.  abweichend  hüka;  rhna  Pest;  rvpa 
Haarbüschel;  grnda  Klumpen,  slov.  grüda;  güka  Girren; 
Mika  (uka)  Geschrei,  slov.  hnka;  Mda  Tadel,  slov,  Mda; 
kljüka  Haken,  slov.  kijüka;  kljüna  Krampe;  kljüsa  Falle: 
kuga  Pest,  slov.  kt<ga;  kfika  Haken;  lüca  Strahl;  Ivnja  Art 
Vogel;  /iipa  Klopfen ;  Ijüska  Hnlse,  slov.  abweichend  fösAa; 
miida  (kchsl.)  Not,  slov.  nüja;  plüta  Kork  (neben  ntr. 
plüto  und  msk.  jj/«^  plüia),  slov,  Wb.  plüta\  pljüske  pl. 
Art  Ausschlag,  slov.  abweichend  pljüska  (andere  Bedeu- 
tungen); piiha  kleines  Geschwür;  ruka  Gebrüll;  runje  pl. 
Haarzotten,  slov.  rnnja;  rüpa  Loch;  slov,  rüpa;  struga  Riß 
im  Zaun,  slov.  strüga  u.  a.  Gebüschlücke;  strüna  Saite, 
slov.  strüna\  siüga  ausgehöhlter  Stumpf;  süknja  Unterrock, 
aber  slov.  süknja;  stüka  Hecht,  slov.  scnka\  shna  Wald, 
slov.  süma;  tüska  Schlacke,  Treber;  üja  Rast,  Erholung; 
zi(ka  Summen. 

Vokal  i  =  i:  hitva  Schermesser,  slov.  brttva  Irltöv  (s. 
§  257);  dlra  (neben  dira,  dtra)  Loch,  slov.  d^ra:  gljlva 
fungus,  slov.  gliva;  gnjlda  Nisse,  slov.  gnida;  gnfda  Ton 
(Lehm),  slov.  gllna;  grlnja  Motte,  slov.  Wb,  gr'tnja;  grwa 
Mähne,  slov.  griva;  tkra  Rogen,  slov.  ikra\  Iskra  Funken, 
slov.  iskra;  Iva  Weide  (Baum),  slov.  iva;  kllca  Keim,  slov, 
kUca;  knjhja  Buch,  slov.  knjiga:  llpa  Linde,  slov.  lipa;  njlska 
Wiehern;  njha  Kckex,  slov,  wyYi;«;  ^?da  Nahrung,  slov.  j:>?ca; 
piiska  Pfeifen,  slov.  abweichend pisA:«;  rita  Fetzen;  riza  Kleid; 
siha  {smha)  Hartriegel,  slov,  sviha;  siga  Sinter,  slov.  Wb.s/^a; 
sUa  Kraft,  slov.  sila;  sua  Gattung;  sUne  pl.  Rotz,  slov.  slina: 
svlta  Tuch,  slov.  abweichend  svUa;    s^ba  Rute,    slov.  siba; 


§  253.1  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  145 

Mja  Hals,  slov.  si'ja;  slka  Zischen  der  Gans;  sljlva  Pflaume, 
slov.  sliva;  tlla  Baumart;  vika  Geschrei,  slov.  vlka-,  vile 
pl.  Heugabel,  slov.  vile-,  viska  Wiehern;  vUnja  Weichsel- 
kirsche, slov.  abweichend  visnja;  vrhka  Geschrei;  zvhda 
Gepfeife;  itca  Faden,  slov.  Mca;  zilaAder,  slov.  iila;  Mva 
Quecksilber. 

Vokal  i  =  ?/  :  bllja  Scheit  {i  =  i  ?) ;  dlnja  Melone, 
slov.  dlnja;  grlza  Bauchgrimmen,  slov.  abweichend  grUa; 
kika  Zopf,  slov.  kika;  klla  Bruch  (Krankheit),  slov.  küa; 
Msa  Regen;  Uta  Strauß,  slov.  küa;  llsa  Blässe  (am  Tier), 
slov.  Visa;  plhna  Flut,  slov.  Wb.  plhna;  riba  Fisch,  slov. 
riba;  rlka  Gebrüll;  slsa  Mutterbrust,  slov.  sisa;  shlka  Grun- 
zen; skrlpa  Geknarr,  slov.  skr'qm;  vidra  Fischotter,  slov. 
abweichenel  vidra. 

Vokal  e,  je  ^  e  :  ceata  Weg,  slov.  ccsta;  djeva  Jung- 
frau, slov.  deva;  jeda  Speise,  slov.  jeja;  Ijesa  Pritsche,  slov. 
iesa;  mjera  Maß,  slov.  mera;  njega  Pflege;  pjega  Fleck,  slov. 
pega;  pjena  Schaum,  slov.  jjena;  reJia  dünnstehende  Wolle 
(e  =  J"?);  repa  Rübe,  slov.  re^xt;  sjeca  (Hieb)  abgehauener 
Zweig,  slov.  seca;  sjeda  (Sitz)  Sitzbrett,  slov.  seja;  sjera 
Schwefel;  sjeta  Wehmut;  streJia  Dachvorsprung,  hIov.  streha; 
tjena  Häutchen;  treska  Splitter,  slov.  treska  (und  trcskä); 
vjeda  Braue,  slov.  abweichend  v§ja  Lid;  vjera  Glaube,  slov. 
Vera;  vreoa  Tumult,   slov.  vreva  Wb. 

Vokal  a  =  altem  a  :  häla  alte  Frau,  slov.  häba;  häle 
pl.  Rotz;  Mnja  Bad,  slov.  abweichend  hänja;  lära  Pfütze, 
slov.  Mra;  h-clva  Türschloß;  cäda  Ruß;  cäplja  Reiher,  slov. 
abweichend  cäplja;  cäsa  Becher,  slov.  cdsa;  däca  Gabe,  slov. 
däca;  dräca  Dorn;  gäce  pl.  Hosen,  slov.  abweichend  gäca; 
gäka  Gekrächz;  gläda  Art  Schäferhätte;  grählje  pl.  Rechen, 
slov.  grablje;  gräja  Gekrächz,  slov.  grdja;  hälja  Rock,  slov. 
hälja;  jäma  Grube,  slov.  jdma;  jära  Hitze  u.a.;  känja  Art 
Raubvogel,  slov.  kdnja  Weih;  käplja  Tropfen,  slov.  kdplja; 
käsa  Brei,  slov.  kdsa;  kräda  Diebstahl,  slov.  abweichend 
kräja;  malje  pl.  Flaum;  mäma  Wut;  mläka  Lache,  slov. 
mldka;  pära  Dunst,  slov.  abweichend  pära;  päsa  Weide 
(=  Hut),    slov.    abweichend  päsa;   präska   Krachen,   slov. 

Leskien,    Serbokroatische  Grammatik.  10 


146  Betonung  und  Silbenquantität,  [§  253. 254^ 

abweichend  präska  (andre  Bed.);  räna  Wunde,  slov.  räna; 
skäla  Fels,  slov,  skäla;  skälje  pl.  Holzabfälle,  slov.  abweichend 
skälje;  skvära  Art  Salbe,  slov,  skdra;  släva  Ruhm,  slov. 
sldva;  stäja  Stall,  slov.  stdja',  stätva  Balken  des  Webstuhls^ 
slov.  abweichend  stätva  (s.  §257);  säka  Handvoll,  slov.  säka; 
sära  die  Bunte,  slov.  sdra  bunte  Farbe;  träga  Tierrasse ^ 
iäha  Frosch,  slov,  Mha. 

Vokal  u  =  urslav.  bl,  öl  vor  Konsonant:  müsa  (und 
niüsa)  Baumsaft;  muzga  die  auf  einmal  her  vorschießende 
Milch;  muza  Melken,  slov.  möiza;  stuba  Baumleiter,  slov. 
stoiha;  ?;%«  Beutelmeise,  slov.  votga;  vüva  Wolle,  slov,  voina. 

Vokal  )•  =  urslav,  w,  ör:  crva  Wurmloch;  cvrka 
Gezwitscher;  grla  Höcker,  slov.  grha;  hrka  (rka)  Schnar- 
chen; krga  Flaschenkürbis;  krlja  Holzblock;  khija  Scheide, 
slov.  krnja;  krpa  Flick,  slov,  krpa;  kfplje  pl.  Schneeschuhe, 
slov,  krplja;  kvfga  Auswuchs,  Knorren,  slov.  kvfga;  kvfka 
Knurren  (der  Katze);  furva  Brocken,  slov,  mrva;  mrska 
Runzel;  mfsa  Magerkeit;  jjf^a  Furz,  slov.  xyrda\  pfga  Art 
Speise  aus  Hirse,  slov.  pfga ;  pfnja  Fetzen,  slov.  abweichend 
prnja;  fpa  Haufen;  skrge  pl.  Kiemen,  slov.  Wb.  skfge-, 
frka  Laufen;  vfka  Knurren  (der  Katze). 

2»54.  bb)  Die  Wurzelsilbe  ist  ursprünglich 
kurz;  die  im  Slovenischen  gedehnte  Silbe  hat  steigende 
Intonation  ('):  Vokal  o,  döha  Zeit,  slov.  doha;  gösöa  Gastin 
(fem.  zu  göst);  grlhija  Fruchtzweig  der  Kirsche;  höia 
Haut,  slov.  kgza;  köra  Rinde,  slov.  köra;  krösna  Webstuhl, 
slov.  krosna;  möma  Mädchen;  sköba  Klammer;  plöca  Platte, 
slov,  ^;Wca;  sZoto  Regenwetter;  som  Eule,  sloy.  söva;  ströka 
Schaf blatter,  slov.  ströka;  tröha  Bißchen,  slov.  trölia;  volja 
Wille,  slov.  vglja. 

Vokal  e:  dreca  Dickicht,  dreka  Gewand,  kIejM  Hieb 
mit  dem  Finger,  kreka  Quaken,  krelja  Kiemen,  kreka 
Quieken,  peca  Totenfieck,  peca  Sorge,  sleka  Flut;  stelja  u.  a. 
Hefen,  slov,  sf^lja  Streu;  steza  Fingerkraut;  tesla  Hacke, 
slov.  t^sla;  meka  Meckern;  iega  Hitze,  slov,  ^^ga. 

Vokal  a  =  b:  Beispiele  sind  ganz  selten;  das  ab- 
geleitete fusfa  Schwiegermutter  (fem.   zu  täsi). 


§255.]  Beetimmuno;  der  Betonung  und  Quantität.  147 

S55.  2.  Der  alte  Hochton  lag  nicht  auf  der 
Wurzelsilbe;  alte  Endbetonung. 

a)  Bei  ursprünglicher  Länge,  die  demnach  lang 
bleibt  (ausgeschlossen  sind  hier  die  zahlreichen  Hypo- 
koristika  mit  Akzent  '  auf  der  ersten  Silbe  mit  der  bei 
ihnen  eintretenden  Dehnung  kurzer  Silben,  s.  §274). 

Vokal  M  =  u:  hüna  Aufruhr,  drüga  Gefährtin,  cluplja 
Baumhöhle,  düsa  Seele,  giija  Schlange,  jüha  Brühe,  krüpa 
Hagel,  Jcüna  Marder^  hüpa  (Haufen)  Spiel  mit  Nußhäufchen, 
Ijüba  Gattin,  rüda  Erz,  slüga  Diener,  £iipa  Gau. 

Vokal  i  ■=  i:  dika  Stolz,  glista  Regenwurm,  hrida 
Fels  (neben  msk.  hrld  Jinda),  lila  Birkenbast,  niza  Perlen- 
schnur, Sita  Binse,  svÜa  Seide,  svinja  (urspr.  mehrsilbig  = 
svhibja)  Schwein,  vila  Vila,  zima  Winter. 

Vokal  i  =^  y:  dira  (neben  d;ira)  Loch,  gizda  Zierde, 
Schmuck,  gmiza  (urspr.  mehrsilbig  =  gzmyza  Gewimmel) 
Glasperlen. 

Vokal  <?',  skr.  ije  e  =  ursl.  e\  hijeda  (Not)  Verleum- 
dung, blijesTca  (Glanz)  Augenblinken,  cijena  Preis,  klijesta 
Zange,  lijeha  Gartenbeet,  lijeska  Hasel,  mijena  (Wechsel) 
Mondwechsel,  rijelca  Fluß,  stijena  (Wand)  Felswand,  stri- 
jela  Pfeil,  strijeka  Streif,  Ritze,  svijeöa  Kerze,  zvijezda  Stern. 

Vokal  a  =  a:  gdra  rußbraunes  Schaf  (zu  gär  Ruß; 
wohl  hypokor.),  gräna  Zweig,  hvdla  Lob,  jägln  geröstetes 
Maiskorn,  kdza  Nachricht,  kldpa  Wahn,  mdza  Hätschelei, 
•ndda  (Kompositum  aus  na  -\-  de-)  HoH'nung,  pdja  Streifen, 
pdla  Wasserschaufel,  pläta  Lohn,  prdna  faules  ülmenholz, 
räda  Arbeit,  sdsa  Anemone,  sndga  Stärke,  säla  Scherz, 
säpa  (fremd"?)  Pfote,  sdra  Buntheit,  sdsa  Riedgras  (neben 
säs),  trdva  Gras,  vdda  Termin,  £dra  Brennessel. 

Vokal  u  =  0 :  däga  Regenbogen,  kliipa  Bank,  lüka 
Au,  müka  Mehl,  pyrüga  Streifen,  Higa  Spott,  rüka  Hand, 
trüha  Tr<jmpete^  tüga  Schauder. 

Vokal  e  =  e  :  greda  Balken,  jeza  Schauder,  jezgra 
Kern,  mezga  Baumsaft,  j;eYa  Ferse,  risa  Kätzchen  am  Baum, 
seia  Spaziergang. 

10* 


148  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  255. 256. 

Vokal  ra,  la  =  nrsl.  or,  ol  vor  Konsonant :  hrdda 
Bart,  bräzda  Furche,  hrdna  Wehr,  Egge,  giäva  Kopf,  hrdna 
Nahrung,  midda  Taubenkropf  (Pflanze),  släna  Reif,  strdna 
Seite,  tldka  Frohne,  vidda  Herrschaft,  vldka  geschleppter 
Baumstamm;  s.  §  8. 

Vokal  e  ije  =  urslav.  er,  el  vor  Konsonant:  srijeda 
Mitte,  trijeba  Erfordernis  {nije  trijehe  ist  nicht  nötig),  vrijeia 
Stengel,  zlijezda  Drüse;  s.  §  35. 

Vokal  u  =  urspr.  b/,  öl  vor  Konsonant:  münja  (urspr. 
mehrsilbig,  aus  '■'■möhibji)  Blitz,  niüsa  (und  müsa)  Baumsaft, 
iunja  Specht;  nmza  Kuh  ist  wohl  hypokor. 

Vokal  r  =  ur?pr.  br,  zr  vor  Konsonant:  lirka  (fremd?) 
Art  Mostsuppe,  /cma  Futter,  Steuer,  krza  Art  wilder  Ente, 
prpa  Mischung  von  Asche  mit  Wasser  {pPpor  dasselbe), 
srna  Reh,  vfba  Weide  (Baum),  vrsfa  Reihe,  zvrka  Spinn- 
rocken (vgl.  zvrka  Geschnurr). 

Abweichungen,  d.  h.  Verkürzungen  alter  Längen 
bei  urspr.  Endbetonung,  sind  ganz  selten:  müha  (w  =  ii), 
aber  r.  mucha  cak.  müha;  das  nach  stokav.  Betonung  zu 
erwartende  *müha  ist  wohl  bei  Stummwerden  des  h  aus 
inüa  in  müa  übergegangen;  iizda  Zaum,  r.  uzda,  igra  Spiel, 
r.  igra,  Igla  Nadel,  r.  igla  haben  alte  Endbetonung,  sind 
also  in  der  Quantität  anomal;  zmlja,  r.  zmeja  (geschrieben 
zmejn)  ist  aus  urspr.  ziiibja  hervorgegangen;  hüha  =  ursl. 
hlzcha  r.  hlocha,  süza  Träne  =  ursl.  shza  r.  sleza,  rcta  Rost 
=  ursl.  '''rddja  haben  3,  6  urspr.  nach  der  Liquida,  also 
von  altersher  kurze  Silbe;  vrsa  Reuse  hat  neben  sich  das 
ebenfalls  anomale  vrsa;  djeca  Kinder  ist  =  "^deibca. 

S56.  b)  Der  Wurzelvokal  ist  ursprünglich 
kurz;  die  Kürze  bleibt.  Vokal  o  :  drbzda  Bodensatz  (Um- 
bildung von  drosdbja),  glöha  Geldstrafe,  göra  Berg,  Wald, 
gröza  Schauder,  höäa  Gehen,  köza  Ziege,  kösa  Sense,  Ibza 
Rebe,  möra  Alp,  nöga  Fuß,  ösa  Wespe,  rosa  Tau,  sloia 
Ungetüm,  smbla  Pech,  söha  Gabelholz,  stöpa  Tritt,  svöja 
eine  Fischart  pleuronectes  solea  (fremd?),  tönja  Gestank, 
Art  Wetter,  vöda  Wasser,    vbnja  Geruch,  zbra  Morgenröte. 


§  '256.  257.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  149 

Vokal  e:  meda  Grenze,  metla  (eig.  '■luetbla)  Besen, 
sestra  Schwester,  zemlja  Erde,  zena  Frau,  £elja  Wunsch; 
pcela  cela  Biene  =  urspr.  hbcela. 

Vokal  a  =^  ö,  ö:  däska  Brett,  mägla  Nebel,  mäzga 
Mauleselin,  snäha  Schwiegertochter,  stä~a  Pfad, 

Ausnahmen,  in  denen  also  alte  Kürze  gedehnt 
erscheint,  sind  ganz  vereinzelt:  bei  Vuk  hvöja  Bauraast, 
aber  Ak.Wb.  hvöja  und  Jivdja;  höha  u.a.  Krebsrogen,  wohl 
hypok.  zu  höh  Bohne;  höra  nur  bei  Vuk  «Falte»,  sonst, 
wie  es  scheint,  unbekannt;  hjhi  Lagei',  wohl  hypok.  zu 
dem  allgemein  slav.  loze;  zolja  Wespe,  vgl.  slov.  zolj 
(Fliegenarten);  jela  Tanne,  daneben  dial.  jela,  vgl.  cak. 
und  kajk.  jelva,  bei  Nemanic  jelva,  slov.  j§la  und  jelva, 

SST.  E.  Die  alten  feminalen  «-Stämme  (Nom. 
sg.  -</).  Mit  Ausnahme  von  Ißibi  (bei  Vuk  aus  einem 
Liede,  als  indeklinabel  angegeben)  «Gattin»  = /'2(6?/,  und 
dem  in  die  Analogie  der  /-Stämme  übergetretenen  Ijühav 
gen.  Ijühavi  (=  Jjubövb,  gen.  Ijuhövi)  sind  alle  übergegangen 
in  die  Form  der  fem.  a-Stämme,  Nom.  sg.  -va.  Die 
Gesamtzahl  dieser  Wörter  im  Skr.  enthält  so  viele  Fremd- 
linge, daß  ein  sicheres  Resultat  über  die  Quantitätsver- 
hältnisse nicht  zu  erlangen  ist;  nur  das  steht  fest,  daß 
alle,  einheimische  und  fremde,  alten  Hochton  auf  der 
ersten  Silbe  haben.  Nimmt  man  die  altheimischen  und 
die  alten  entlehnten  Wörter  zusammen,  so  haben  kurze 
erste  Silbe  mit  ',  dem  im  Slovenischen  fallender  Ton, 
also  -^  entspricht:  häcva  (altes  Lehnwort?)  Faß,  slov. 
häcva  höcvä;  höäva  Fischerdreizack;  hrädva  (altes  Lehn- 
wort) Zimmeraxt,  slov.  hrädva;  hrözgva  (a.  L.?)  Päonie; 
hiikva  (a.  L.)  Buche,  slov.  bükvabüköv;  grüdva  (neben  grüda) 
Erdklumpen;  lökva  (a.  L.)  Lache,  slov.  Ipkva  Ipksv;  juestva 
Lederstrumpf,  slov.  mßstva;  mläkva  eine  Pflanzenart;  mfkva 
(a.  L.)  Mohrrübe,  slov.  mrkva  und  mrköv  Wb.  näcve  pl, 
Backtrog,  slov.  näcve;  nözdrva  Nasenloch,  slov.  ngzdrva  (und 
nozdrv  /-Stamm);  ösfve  pl.  (neben  osti  fem.  pl.)  Fischer- 
dreizack, slov.  pstve;  plädoa  Mutterkuchen;  räcve  pl. 
(fremd?)  Zacken;  rözgva  (neben  rözga)  Gerte,  slov.  rgzgva 


150  Betonung  und  Silbenquantität.  [§257—259. 

rözga\  soekrva  Schwiegermutter,  slov.  svßh'va;  smökva  (a. 
L.)  Feige,  slov.  sniqkva  smgköv;  tlkva  Kürbis,  slov.  tikva 
tiköo;  üfva  Ente,  slov.  gtva;  [zäova  Mannesschwester  gehört 
nicht  hierher,  es  steht  für  *zalva  =  Zolöva).  Ältere 
und  neuere  Fremdwörter  verhalten  sich  ebenso,  z.  B.: 
breskva  Pfirsich,  slov.  hreskva  bresköv\  dretva  Bindfaden, 
slov.  dr§tva  dr§föv\  metva  Minze,  slov.  m§tva  u.  a.  Länge 
haben  nur  wenige :  jetrva  Schwägerin,  slov.  jßtrva;  mläkva 
nicht  zufrierende  Lache  (zu  mläk  fem.  mläka  lau),  slov. 
mläka:  crkva  (altes  Lehnwort),  slov.  anders  vokalisiert 
cqrkva  c§rk5v;  vPsva  Nebenform  zu  dem  in  der  Betonung 
unregelmäßigen  vrsa  und  vrsa  Reuse;  güSva  Reisergeflecht 
(Wiede),  slov.  gqzva. 

358,  F.  Die  alten  konsonantischen  Stämme. 
1.  Die  beiden  feminalen    r-Stämme:    mäti  gen. 

mätere  Mutter  usw.  hat  steigenden  Ton,  daher  kurzes  ä 
fürurspr.  a,  slov.  mäii\  df  (A:ef,  lici)  gen.  i'eri  usw.  Tochter, 
slov.  hcl  hcSre. 

359.  2.  Die  alten  maskulinen  w- Stämme 
{kamy  gen.  kamene)\  im  Skr.  übergegangen  in  die  Flexion 
der  o-Stämme,  z.  B.  kämen  (über  die  Dehnung  der  End- 
silbe des  Nominativs  s.  §  227).  Die  urslavische  Betonung 
ist  im  einzelnen  kaum  sicher  feststellbar.  Im  Russischen 
liegt  der  Hauptton  bald  auf  der  ersten  Silbe,  bald  auf 
folgenden,  z.  B.  grehen  grehm,  jdsen  jäseria.  kamen  kämna^ 
pcrsten  perstna.,  pldma  plämeni  (kchsl.  Form)  pölyma  (ntr.), 
klr.  pölomen,  sfrema  (ntr.)  stremeni,  dagegen  jacmSn  jacmena, 
kremen  kremnä,  remen  remnd.  Im  Slovenischen  ist  mit 
Ausnahme  von  greb§n,  das  dem  skr.  greben  entspricht, 
regelmäßig  angegeben  jdsen  jas§na,  kremen  kremqna  usw. 
Im  Skr.  herrscht  Einheit:  alle  Wörter,  einerlei  ob  die 
erste  Silbe  ursprüngliche  Länge  oder  urspr.  Kürze  ent- 
hält, haben  den  Hauptton  als  "  auf  der  ersten  Silbe  mit 
fallender  Intonation;  daher  z.  B.  öd  kamena  (s.  §  304): 
büsen  (fremd?)  Rasen,  dröbljen  Brocken,  greben  Krempel, 
gfmen  Gebüsch,  jäsen  Esche,  jecmen  Gerste,  kämen  Stein, 
kremen  Feuerstein,  plämen  Flamme,  prämen  Büschel,  pfsten 


§259 — 261.]        Bestimmung  der  Betonuno;  und  Quantität.         151 

Fingerring,  prsljen  Spinnwirtel,  remen  Riemen,  srsljen  Hor- 
nis,  sf remen  Qteighügel;  i'.f/ljen  Kohle  hat  neben  sich  üglijen 
(in  Ragusa  nach  Vuk);  kören  neben  körijen,  hier  auch  in 
den  obliquen  Kasus  Länge:  gen,  kbrena  körijena. 

360.  3.  Die  alten  neutralen  w-Stämme  (urspr. 
nom.  -p,  gen.  -ene),  im  Skr.  übergegangen  in  die  Flexion 
der  neutralen  o-Slämme  außer  im  Nom.akk.sg.  Mit  einer 
Ausnahme  sind  alle  durchweg  mit  "  auf  der  ersten  Silbe 
betont,  eine  Betonung,  die,  was  den  Hauptton  betrifft, 
zum  Russischen  stimmt,  ebenso  fast  in  allen  Fällen  zum 
Slovenischen,  dessen  Betonung  zeigt,  daß  die  Intonation 
steigend  war  (ausgenommen  im§  im§na):  hne  gen.  hnena 
(und  so  bei  allen  folgenden)  Name,  r.  ima  imeni  (und  so 
bei  allen);  ^;Zewe  Stamm  (gens),  r.  jjlema,  slov.  pleme  ple- 
tn§na]  räme  Schulter,  r.  ramo,  slov.  räme  rämena]  sjeme 
Same,  r,  serha,  slov.  seme  semena;  sljeme  First,  slov.  sleme 
slemena;  ijeme  Scheitel,  r.  iema,  slov.  ieme  temena;  vlme 
Euter,  r.  vyma,  slov.  virne  vimena.  Die  einzige  Abweichung 
bildet  der  Nom.  vrijeme  vreme  (=  "^verme)  mit  alter  End- 
betonung, daher  die  Erhaltung  der  alten  Länge,  r.  rrema 
vremenl  (kchsl.  Form),  doch  deutet  die  Betonung  vremennyj 
auf  die  Zeit  bezüglich  (neben  vremennyj  zeitlich,  zeitweilig) 
vielleicht  auf  ein  altes  endbetontes  '■■'■verme,  slov.  vreme 
{vreme)  vremqna,  der  skr.  Gen.  usw.  vremena  wie  in  den 
andern  Fällen. 

361.  4.  Die  alten  Neutra  auf  -e  Gen.  -eAe,  bis 
auf  den  Nom.-akk.  sg.  im  Skr.  in  die  Flexion  der  neu- 
tralen o-Stämme  übergegangen,  z.  B.  tele  teleta  usw.  Die 
zahlreichen  später  gebildeten  Deminutiva  auf  -e  gen.  -ete 
bleiben  hier  unberücksichtigt.  Altererbte  gibt  es  nur 
wenige;  eine  feste  Betonungs-  und  Quantitätsregel  ist  nicht 
vorhanden,  in  bezug  auf  die  Haupttonstelle  bestehen  zwei 
Typen: 

a)  Alter  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe;  dieser 
Typus  fehlt  dem  Russischen  und  Slovenischen.  Die  skr. 
Beispiele  haben    sämtlich    eine    urspr.   lange  Wurzelsilbe, 


152  Betonung  und  Silbenquantität.  [§261.262. 

diese  ist  durchweg  verkürzt  in  jägnje  gen.  jägnjeta,  klr. 
jagna  jagnaty,  ?.\oy.  jägnje  jdgniefa;  läne  läneia  Rehkülh ;  in 
den  übrigen  Fällen  hat  der  Nom.  fallende  Intonation, 
daher  Länge,  die  anderen  Kasus  dagegen  "  auf  der  ersten 
Silbe:  blizne  hVizneta  Zwilling,  klr.  hlijzna  bhjznaly\  dvlze 
dvlzeta  zweijähriges  Schaf;  }jräse  präaefa  Ferkel,  klr.  porosa 
porosaiy,  slov.  prase  _pras^te;  Mryebe  zärebeta  Füllen,  klr. 
zereb' n  zereb'aty,  slov.  zrebe  {zrebg)  zreb§fa. 

b)  Alter  Hauptton  im  Nom.-akk.  sg.  auf  dem 
Ende,  in  den  Kasus  auf  dem  Formans  -d-.  War  die 
Wurzelsilbe  ursprünglich  lang,  muß  die  Länge  im  Nom. 
sg.  erhalten  bleiben,  in  den  übrigen  Kasus  dagegen  ist 
sie  verkürzt  (vgl.  dazu  vrijeme  vremena  §  260):  (Hjete  djeteta 
Kind,  klr.  dyt'a  dyt'nty,  slov.  deie  def^fa;  jüne  jüneta  junges 
Rind,  slov.  june  jun§ta;  kljüse  kljüseta  Gaul,  slov.  kljuse 
kljusqia  {kljüse  kljüseta)-.  zvijere  zvjerefa  wildes  Tier,  klr. 
zvira  zvirafy.  Ist  der  Wurzelvokal  ursprünglich  kurz, 
bleibt  er  so:  tele  teleta  Kalb,  klr.  tel'a  tel'gty,  slov.  tele 
tel^ta;  stene  steneta  junger  Hund,  klr.  scena  scemty,  slov. 
scene  {scene)  scenqta. 

!S6S.  G.  Die  alten  zweisilbigen  Adjcktiva. 
Berücksichtigt  wird  hier  nur  die  unbestimmte  Form;  Fe- 
mininum und  Neutrum  sind  dabei  nach  Vuk  und  Danicic 
(Rad  XIV,  Akcenti  u  adjektiva)  als  gleichbetont  angesetzt ; 
über  Unterschiede  in  der  Betonung  dieser  beiden  Genera, 
sowie  sonstige  Änderungen  der  Haupttonstelle  in  der 
Flexion  des  unbestimmten  Adjektivs  s.  u.  bei  der  Flexion 
der  Adjektiva  §§607  fg.  Die  bestimmte  Form  kann  Be- 
tonungs-  und  Quantitätsänderungen  mit  sich  führen  und 
wird  bei  der  Adjektivflexion  (s.  §613  fg.)  bebandelt.  Im 
historisch  überlieferten  Slavisch  gibt  es  nvir  eine  flektier- 
bare Adjoktivklasse,  o-Stänime  im  Msk.  und  Neutrum, 
zu  denen  ein  «-Stamm  als  Femininum  gehört. 

1.  Der  Nom.  sg.  msk.  hat  ursprünglich  langen 
Vokal,  daher  wegen  der  Einsilbigkeit  die  Be- 
tonung '^;  Femininum  und  Neutrum  hatten  alte  End- 
betonung, daher  Erhaltung  der  Länge. 


§262.]  Beatiminung  der  Betonung  und  Quantität.  153 

Vokal  «  =  a:  jäk  jäka  jäko  (und  so  Fem.  und  Neu- 
trum bei  dem  folgenden)  stark;  nag  nackt,  r.  v,ag  iiaga  nago. 

Vokal  a  aus  or,  ol  vor  Konsonant:  hläg  gut;  vrän 
schwarz,  r.  voron  vorona  vorono;  dräg  teuer,  r.  dorog  do- 
roga,  dorogo;  niläd  jung,  r.  nujlod  moloda  molodo;  mläk  lau; 
jjläv  blau,  blond,  r.  bestimmt  polovoj\  slän  salzig,  r.  solon 
solonn  solono. 

Vokal  ije  e  =  ursl.  e:  hlo  bijcla  hijelo  (Leo,  heia  held), 
r.  hei  heia  belo;  hlvjed  ihlSd]  hlijeda  hlijedo  {hlcda  hledo);  cio 
cijela  cijelo  (ceo  cela  celo)  unversehrt,  r.  cel  cclq  celo;  lljen 
Ujena  lijeno  (Jen  leim  Uno)  trüge;  Fijep  lijepa  lijepo  {lep  lepa 
Upo)  schön;  nliem  nijeina  nijemo  (^iieiti  nema  nemo)  stumm, 
r.  nem  nema  nemo;  prljek  prijeka  prijcko  {prel:  preka  preko, 
eig.  quer)  schrorf;  s'ijed  sijeda  sijedo  grau  (von  Ilaaren), 
r.  sed,  seda  sedo  (sedo). 

Vokal  e  =  f':  t;vet  sveta  sveto  heilig,  x.  scat  svata  svato; 
eist  edsta  cesto  dicht,  r.  cast  casfa  easlo. 

Vokal  i  :=  i:  gnjlo  (aus  gnjll)  gnjila  gnjilo  verfault, 
r.  gnü  gnila  gnilo;  kriv  kr  Iva.  krivo  krumm,  r.  kriv  kriva 
krlvo;  Mv  ziva  Iivo  lebendig,  r.  Mv  ziva  zlvo. 

Vokal  i  =  y:  rut  r'ula  rldo  rot. 

Vokal  u  =  u:  glüh  gliüia  ghlJio  (und  so  Fem.  und 
Ntr.  der  folgenden),  r.  gluch  gliicha,  glijeho;  häd  schlecht, 
r.  ehxd  chiida  cJwdo;  lud  dumm;  Ijüt  grausam;  jjwsf  leer, 
r.  pufii  pusfa  pnsto\  rüd  rötlich;  snr  blaß;  süh  trocken, 
r.  such  SHcha  sijcho;  siilr  verkümmert;  lud  fremd,  r.  eid 
cicia  eilig. 

Vokal  u  =  q:  grab  gruba  grüho  (und  so  bei  den 
folgenden),  r.  grub  gniha  grüho;  güst  dicht,  r.  gust  gusfa 
gnsfo;  krüf  dick,  r,  krut  kruia  krufo;  käs  gestutzt;  sküp 
karg,  r.  skup  skupa  skujjo;  tüp  stumpf,  r.  ttip  tupa  fnpo; 
vriie  (altes  Partizip  =  '■^'•cbroijh)  heiß. 

Vokal  r  =  ör,  ör:  bPz  hrza  hrzo  (und  so  bei  den 
folgenden);  grk  bitter;  hro  (aus  hrt)  hrla  hrlo  tüchtig;  crn 
schwarz,  r.  eercn  cerna  cerno;  cvrst  fleischig,  r.  cerstv 
cerstva  cerstvo;  krnj  splittrig;  ivrd  fest,  r.  Uord  iverda 
ivordo. 


154  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  262. 263. 

u  =  6^:  iüt  iüta  züto  gelb,  r.  zolt  zelta  inlfo  (ielUj). 

Das  Verhältnis  zwischen  z.  B.  rask.  glüh  fem.  glüha 
entspricht  dem  von  süd  gen.  süda  (Gericht)  beim  Sub- 
stantiv; s.  §219. 

ä63.  2.  Der  Nom.  sing.  msk.  hat  die  Be- 
tonung ",  also  kurzen  Vokal;  Akzent  und  Kürze  ver- 
harren im  Fem.  und  Ntr.,  z.  B.  nov  'uova  novo,  stär  stära 
stäro.  Hier  hat  im  8 kr.  eine  Uniformierung  stattgefunden; 
Femininum  und  Neutrum  waren  nicht  von  Anfang  an 
notwendig  so  betont,  s.  §  611  fg. 

a)  Der  Wurzelvokal  ist  eine  ursprüngliche 
Länge;  die  Intonation  war  steigend,  daher  die  Verkürzung, 
vgl.  beim  Substantiv  den  Typus  hräf  (s.   §  235). 

Vokal  a  =^  a:  znän  (altes  Partizip  pass.)  bekannt; 
Mjäst  vei'stümmelt  (aa  der  Hand) ;  mäo  mala  mäh,  r.  mal 
mala  malo;  pjän  (aus  j^öjaws)  betrunken,  r.pjan  2)jana;  präv 
gerade,  r.  prav  prav(s  pravo;  räd  gern,  r.  rad  rnda  rado 
släb  schwach,  r.  slab  slaba  slabo;  sfär  edt,   v.  siar  sfara  staro. 

Vokal  e  =  e:  breda  trächtig,  r.  best.  Form  beroSaja; 
smed  brünett,  vjest  kundig;  vreo  vrela  vrelo  heiß  (altes 
Part.  =  Vbrelo);  zreo  zrcla  zrelo  (altes  Part.  =  zbreh),  r. 
Z7'el  zrela  zrelo. 

Vokal  i  =  i:  eil,  Bo  kräftig;  cht  rein,  r.  eist  rista 
cisto;  llst  schnell;  mlo  mlla  iiillo  lieb,  r.  mil  mila  niijo;  sio 
grau,  r.  siv  siva  sivo;  fih  ruhig,  r.  tich  ticlux  ticJio;  tut  bieg- 
sam   (altes  Part,  vifö),   r.  vit  vita  vijo. 

Vokal  i  ^=  y:  h'istar  bhtra  blstro  klar,  r.  bystr  bysfra 
bysiro;  hltar  hltra  Miro  schnell,  r.  chHr  [chil'or]  chitra  chitro; 
Sit  satt,  r.  syt  syta  syto. 

Vokal  'U  =  u:  rm  rötlich,  r.  rus  rusa  rijso?;  süt  form- 
los, klr.  bestimmt  sntyj  unbestimmtes  fem.  suta?;  trüo 
trühla  trichlo  morsch,  r.  bestimmt  tnjclihjj  unbestimmt 
fem.  truchla? 

Vokal  u  =  p:  prug  gestreckt. 

Vokal  r  =  br,  sr:  ki't  u.  a.  spröde,  mf-k  finster, 
sffm  steil. 


§  263 — 266.]        Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.         155 

Vokal  u  =  hl,  öl:  dag  lang,  r.  dnlog  dolga  dnlgo;  pun 
voll,   r.  pölon  polna  poino ;  tust  dick,   r.   folst  folsfa  folsfo. 

204.  b)  Der  Wurzelvokal  ist  eine  ursprüng- 
liche Kürze: 

Vokal  e:  vedar  vedra  vedro  heiter  (vom   Wetter). 

Vokal  o:  hröm  lahm,  r.  chrom  cliroma  cliromo;  lös 
schlecht;  mödar  modra  mödro  blau;  niökar  mokra  mökro 
feucht,  r.  mokr  mokra  mokro;  növ  neu,  r.  nova  novo;  ohal 
[öhao]  öbla  öblo  rund,  r.  bestimmt  oblijj  fem.  unbestimmt 
obla'?;  ösfar  östra  ösfro  scharf,  r.  ost'or  ostrn  ostro;  prost 
einfach,  r.  j;>-osf  ^jro.sfy  prosto;  spor  ausgiebig,  r,  spor  spora 
sporo ;  topcd  tbpla  ibptlo,   r.  iqjel  tepln  tejjlo ;  tröm  schwerfällig. 

Vokal  a  =  5:  täst  leer,  r.  tose  toscg  tosco. 

205.  3.  Wenn  man  das  Verhältnis  des  Nom.sg.msk. 
der  Adjektiva  zum  Nom.  sg.  fem.  zusammenstellt  mit  dem 
Verhältnis  des  Nom.sg.msk.  der  substantivischen  o-Stämme 
zu  seinem  Genitiv,  so  fehlen  dem  Adjektiv  mehrere  dort 
v<H-kommende  Typen:  1.  der  beim  Substantiv  häufige  bog 
böga  (§  233),  d.  h.  fallende  Kürze  mit  Dehnung  in  der  ein- 
silbig gewordenen  Form  des  Nom.  sg.  msk.;  2.  der  Typus 
skot  sköta,  d.  h.  steigende  Kürze  bei  Wurzelbetonung, 
dessen  Ursprünglichkeit  beim  Substantiv  zweifelhaft  war 
(s.  §  244),  ist  beim  Adjektiv  zwar  vertreten  [hröm  Jmmia), 
aber  erst  durch  Umformung  entstanden,  die  ursprüngliche 
Betonung  des  Femin.  war  chroma,  und  ein  Verhältnis 
von  chröm  ^chromcj  entspricht  dem  von  snöp  snöpa  beim 
Substantiv  (§  238).  Wirklich  erhalten  hat  sich  dieser 
Typus  beim  Adjektiv  nur  in  vereinzelten  Fällen:  dobar 
döhra  döbro  gut  =  r.  dobr  dobra  dobro;  ferner  im  Fem.  und 
Neutr,  iosa  böso  barfuß,  r.  bosa  boso,  der  zu  erwartende 
Nom.  msk.  wäre  *bds,  er  lautet  anomal  bös  (cak.  bös)^  zu 
dem  man  Fem.  "^'-bösa  erwartet  (vgl.  bog  böga);  in  Fem.  und 
Neutr.  göla  gblo  nackt,  r.  gola  golo,  Nora,  msk,  gö  cak. 
göl^  ebenso  anomal. 

266.  H.  Die  ein-  und  zweisilbigen  Infinitiv- 
stämme.    Ganz    allgemein    für    sämtliche    Infinitive    der 


156  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  266. 267. 

Sprache,  ob  zwei-  oder  mehrsilbig,  gilt,  daß  die  Betonung 
r^  auf  der  ersten  Silbe  ursprünglich  gefehlt  hat.  Wo  sie 
jetzt  bei  zwei-  und  mehrsilbigen  Infinitiven  vorkommt, 
ist  sie  eine  Wirkung  der  Dehnung  vor  den  Verbindungen 
u  VI  r  l  V  j  -{-  Konsonant  (s.  §  ölOfg.),  z.  B.  pämfiti  ge- 
denken, mömöiii  se  sich  wie  ein  Bursche  (vidmak)  betragen, 
prCwdati  rechtfertigen  (von  prävrJa),  süncafi  se  sich  sonnen 
(zu  sünce);  dazu  kommen  einige  Ableitungen  von  Fremd- 
wörtern mit  ^,  z.  B.  lögoriti  lagern  (lögor),  äzägoriti  lärmen 
[(Uügor),  kicositi  se  sich  zieren  [klcos  Zierbengel). 

Einheimisch  ist  präznovati  feiern,  es  hat  seine  Länge 
von  prdzan  präzna.  —  Über  ^  bei  einsilbigen  Infinitiv- 
stämmen s.   §  271. 

Behandelt  werden  hier  nur  die  zweisilbigen  In- 
finitive, also  die  einsilbigen  Stammes  (=  Wurzel);  die 
ursprünglichen  Verhältnisse  der  dreisilbigen,  also  zwei- 
silbigen Stammes,  sind  stark  gestört  durch  eine  Menge 
besonderer  skr.  Neubildungen  und  durch  Ableitungen  von 
Nomina,  und  lassen  sich  besser  im  Zusammenhang  mit 
der  Betonung  des  Verbums  überhaupt  behandeln. 

2^7.  Die  zweisilbigen  Infinitive  einsilbigen 
Stammes  (=  Wurzel). 

1.  Mit  ursprünglich  vokalisch  auslautender 
Wurzel. 

Der  Vokal  ist  immer  eine  ursprüngliche  Länge; 
Infinitive  mit  altem  kurzem  Vokal  als  Wurzelauslaut 
kommen  überhaupt  im  Slavischen  nicht  vor  (auch  im 
Litauischen  nicht).  Mit  einer  Ausnahme  lii  Ici  (gehen), 
vgl.  r.  itti^  liegt  der  Hochton  mit  alter  steigender  In- 
tonation auf  der  ersten  Silbe,  diese  Silbe  muß  also  kurz 
sein,  z.  B.  däii  geben,  slov.  ddti;  bltl  schlagen,  slov.  biti; 
Mti  sein,  slov.  bUi  (=  byti);  djeii  legen,  slov.  dcti\  cufi 
hören,  slov.  cüti  usw. 

Wenn  durch  Ausfall  eines  ö^  b  in  der  ersten  Silbe 
ursprünglich  dreisilbige  Infinitive  (zweisilbigen  Stammes) 
zweisill>ig  geworden  sind,  gilt  derselbe  Betonungstypus, 
z.  B.    bruti    sammeln  (=  hwati),    zväti    rufen  (^^  zovati), 


§267 — 269.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  157 

vrefi    sieden    (=    Vbreti),    smjeti    wagen    (=   sömeti),    snlti 
trävimen  (=  s^viü}  usw. 

^68.  2.  Mit  ursprünglich  konsonantisch  aus- 
lautender Wurzel. 

a)  Der  Wurzelvokal  ist  ursprünglich  kurz  (o, 
e,  6,  3);  alle  haben  alte  Endbetonung,  auf  dem  -ti  der 
Endung,  der  Vokal  muß  kurz  bleiben:  mesti  fegen  (präs. 
rnetem),  nesti  tragen  (nesem),  teci  laufen  (tecem),  bosti  stoßen 
(bodem),  cvästi  blühen  {coätein;  =  ''''cvbsti  cvbtq),  mäci  schie- 
ben (=  ^^möktf). 

369.  b)  Die  Wurzelsill.ie  ist  ursprünglich 
lang. 

aa)  Der  alte  Hochton  lag  auf  der  Endsilbe 
{-ti);  dann  bleibt  nach  der  allgemeinen  Regel  die  Länge 
erhalten : 

Vokal  ra  =  or  vor  Konsonant:  rdsti  (präs.  rdsteiii)  ^= 
*orsti  wachsen. 

Vokal  re  =  er  vor  Konsonant:  drijefi  reißen  (= 
'■rierti;  präs.  derem,  älter  drem,  so  in  Zusammensetzungen, 
z.  B.  räzdrem  aus  dbrq);  mrijcti  sterben  (=  ^inerü\  mrim); 
vrijeöi  {vrseni)  dreschen  (=  '^'verchti). 

Vokal  e  =  e:  za-breci  anziehen  (von  ausgetrockneten 
Gefäßen,  die  man  ins  Wasser  stellt),  gresti  kommen  (präs. 
gredeni),  leci  brüten  {lezein),  mesti  trüben  (metem),  tresti 
schütteln  (tresem),  vesti  sticken  (eigentlich  binden,  knüpfen 
vez-;  vezein),  zepsti  frieren  {zebem)\  na-preci  se  (sich  stemmen) 
sich  anstrengen,  do-seci  erreichen,  poteci  ziehen,  strengen 
(pr^g-),  do-seci  erreichen  (seg-),  po-teci  ziehen  (f^g.). 

Vokal  u  =  u:  skupsti  raufen  {sh'ibem). 

Vokal  i  =  i:  sivsti  leben  (Neubildung,  nach  Präsens 
iivem,  für  altes  zUi). 

Vokal  r  =  br  vor  Konsonant:  c/psti  schöpfen  (cfpem), 
vrci  dreschen  (s.  o.  vrijcci,  vrsem),  vrsti  se  hängen  bleiben 
{vrzem  se). 

Vokal  II  =  6^  vor  Konsonant:  düpsti  aushöhlen  {=^ 
*dbl[p]ti;  dübem),  tüci  schlagen  (=  '^tbJkti;  tücem);  vüci 
(=  *vblJiti;  vücem). 


158  Betonung  und  Silbenquantität.  [§270.271. 

370.  bb)  Der  Hochton  liegt  ursprünglich  auf 
der  ersten  Silbe  mit  steigender  Intonation,  daher 
Verkürzung  der  alten  Länge  {"),  sloveniseh  steigende 
Dehnung,  z.  B.  kldti,  slov.  kldfi,  r.  kolot'  (=  "^koUi),  gr'isti 
slov.  gristi. 

Vokal  la  =  ol  vor  Konsonant:  kläti  schlachten 
{köljem). 

Vokal  le  Ije  =  el  vor  Konsonant:  inljefi  mahlen  (vgl. 
r.  molot  ;  meljeni). 

Vokal  0  ^  o:  puci  (==  ^jjqkti;  jniknein)  bersten;  düti 
blasen   {=  dqii;  -dmetn  =  dömq). 

Vokal  e  =  (' :  £eti  ernten  {zänjem  znjem  =  zeti  zhiia).  ■ 

Vokal  i  =  i:  dlci  älter  dmöi  heben  (=  '''•dvigfi);  kllöi 
rufen  (=  '•■'klikti),  nu'i  keimen  (=  '■^•nikü),  stlci  erreichen 
(=  ^stigti),  stricl  striegeln  (=  strigti;  strizem). 

Vokal  i  ^  y:  gristi  beißen  [grizem] ;  sv^ici  (=  "^sö-vykti) 
sich  anbequemen. 

Vokal  je,  e  ^^  e:  jesti  essen  {jede)ii  je  in  Ijem),  sjesti 
sich  setzen,  sresti  begegnen  (=  S5-ref-),  sljesii  (=  S5-Iez-) 
herabsteigen  (sljezem)^  sjeci  hauen  [sijecem),  dö-bjeci  d.  i. 
-bjeci  (heg-)  hinlaufen,  zä-ljeai  d.  i.  -Ijeci  [leg-]  vorübergehen 
(zäljezem). 

Vokal  a  =  a:  kläsfi  legen  (klddem),  krästi  stehlen 
{krädem)^  pästi  fallen  (pad-)^  ^^ffsfi  weiden  (päsem). 

Vokal  /•  =  br:  trti  (==  '""fbrii)  reiben  {trem  =  hrq), 
zämrci  d.  i.  -mrci  {'-'mbrk-)  von  der  Finsternis  überfallen 
Averden. 

Vokal  u  ^=  bl:  pusti  (==  *pblz-ti)  se  gleiten,  vgl.  r. 
polzil  polzt' ;  Diüsti  melken  {müzem  =  ^mblzq),  zämuöi  =^ 
-mnci  {'■'mblk-)  verstummen. 

271.  Der  Grundregel,  daß  die  erste  Silbe  der  Infinitive 
fallenden  Ton  nicht  haben  kann,  widersprechen  einige 
ursprünglich  einsilbige  Infinitivstämme  in  der  Zusammen- 
setzung mit  Präposition:  1.  Auf  ursl.  -er:  mrijeti  sterben, 
aber  ü-mrijeü  ü-mreti,  das  wäre  im  Simplex  *mrijeti  '-inreti 
(ebenso  bei  den  folgenden);  drijeti  reißen,  zä-drijeti;  ü-V7"ijeti 
sich  einschmiegen;    prb-zdrijeti  verschlingen;  dö-jn-ijeti  ge- 


§  271 — 273.]        Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.         159 

langen;  prd-stnjeti  ausstrecken.  Das  Russische  kennt  nur 
die  Betonung  meret',  klr.  ierety,  also  steigende  Intonation, 
das  ergäbe  skr.,  wenn  vorhanden,  *mreti.  —  2.  Auf  urspr. 
-p:  kleti  fluchen,  aber  zäMeti,  das  wäre  im  Simplex  *'-kleti 
(und  so  bei  den  folgenden),  ^j>eY<  spannen  zä-peti^  pö-ceti 
anfangen,  öt-eti  wegnehmen,  Mi  {hnem)  drücken,  sä-zeii 
{sä-smem).  —  3.  Auf  -u:  zä-süti  verschütten  (=  '^seupti;. 
präs.  -spem  =  Söpq). 

II.  Betonungs-  und  Quantitätsverhältnisse  der 
Nomina  mehrsilbigen  Stammes. 

272.  Eine  wesentlich  erschöpfende  Angabe  wie  bei 
den  zweisilbigen  Stämmen  ist  hier  nicht  möglich.  Diese  sind 
zum  größten  Teil  uralte  Bildungen,  deren  Zahl  gar  nicht 
oder  selten  durch  neuere  vermehrt  wird;  dagegen  bleiben 
die  sogen.  Sekundärsuffixe,  d.h.  Formantien,  durch  die  aus 
den  einfachen  zweisilbigen  Stämmen  weitere  Ableitungen 
gebildet  werden,  zum  guten  Teil  in  lebendigem  Gebrauch, 
können  daher  stets  zu  neuen  Wortbildungen  verwendet 
werden.  Diese  brauchen  nicht  mehr  an  alte  einst  befolgte 
Gesetze  der  Betonung  und  Quantität  gebunden  zu  sein, 
sondern  können  einfach  die  im  Grundwort  bestehenden 
Verhältnisse  festhalten.  Dennoch  ist  es  in  gewissem  Grade 
möglich,  feste  Bestimmungen  zu  treffen.  Zu  scheiden 
sind  dabei  die  nicht  zusammengesetzten  Wörter  von  den 
zusammengesetzten. 

ST3.    A.  Die  nicht  zusammengesetzten  Wörter. 

Es  liegen  hier  mehrere  Probleme  vor:  1.  Ist  es  mög- 
lich, die  Quantität  bestimmter  Formantien,  d.  h.  als  for- 
mativ  empfundenen  Bestandteile  des  Wortes,  und  den 
etwaigen  Wechsel  zwischen  Länge  und  Kürze  zu  bestimmen? 
2.  Hängt  mit  bestimmten  Formantien  eine  bestimmte 
Quantität  des  stammhaften  Teils  des  Wortkörpers  zu- 
sammen? 

1.  Quantität  der  Formantien.  Die  ursprünglich 
kurzvokaligen  können  ausgeschlossen  werden,  da  die  Kürzen 


160  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  273. 

an  sich  bleiben.  Wo  sie  gedehnt  sind,  hängt  das  mit  den 
§310  fg.  zu  behandehideu  Lautverbindungen  zusammen. 
Bei  denen  mit  ursprünglich  langen  Vokalen  gelten  als 
allgemeine  Grundsätze:  I.  Ursprüngliche  Länge  des  Formans 
bleibt  erhalten  in  der  Silbe  unmittelbar  vor  der  ur- 
sprünglichen Haupttonstelle,  d.  h.  in  der  jetzigen 
H  a  u  p  1 1  o  n  s  t  e  1 1  e  des  W'  o  r  t  e  s.  —  IL  Ursprüngliche  Länge 
des  Formans  wird  verkürzt,  wenn  sie  selbst  den  ursprüng- 
lichen Hauptton  des  Wortes  trägt,  also  eine  Stelle  nach 
der  jetzigen  Haupttonstelle  steht.  Die  Verkürzung  ist 
sehr  einfach  beobachtbar,  wenn  die  Wurzelsilbe  vokallos 
geworden  ist,  der  Hauptton  daher  auch  jetzt  notwendig 
auf  das  Formans  fällt;  die  Verkürzung  der  Länge  zeigt 
alte  steigende  Intonation  des  Formans  an;  z.  B.  ptlca  (= 
phtica)^  tmrna  (=  tbminn),  2)sefo  (=  ''■'■phseto) ,  sväk  (aus  vbsakö, 
vgl.  jednnk).  —  III.  Ursprüngliche  Länge  des  Formans 
bleibt  erhalten,  wenn  die  Silbe  nach  der  ursprünglichen 
Hauptton  stelle  stand  und  also  auch  jetzt  steht. 

Bei  den  folgenden  Beispielen,  einer  kleinen  Anzahl 
zur  Verdeutlichung  der  allgemeinen  Auseinandersetzung, 
beziehen  sich  die  Zahlen  I,  11,  III  auf  die  eben  ange- 
führten Sätze. 

Angegeben  wird  bei  Msk.  der  Nom.  und  Crcn.  sg. 
Wenn  im  Nom.  der  Maskulina  Länge  in  der  alten 
Haupttonsilbe  steht,  in  scheinbarem  Widerspruch  mit  II, 
z.  B.  zu  Gen.  junäJca  (I)  der  Nom.  jimäk  (cak.  junak,  gen. 
junäkn),  so  beruht  das  auf  einer  ursprünglichsten  Betonung 
junäkz,  daher  cak.  pindk  mit  steigender  Länge  der  End- 
silbe. Wo  eine  der  Zahlen  I,  II,  III  nicht  vorkommt, 
bedeutet  es,  daß  der  T\'pus  überhaupt  fehlt. 

■äc,  I:  däväc  daväca  Geber,  izmlsljäc  izmisljdca  Auasinner. 

-äö,  I:  glühäc  gluMöa  der  Taube,  goläc  goldca  (eig. 
Nacktling)  eine  Art  Söldner. 

-ad  (Kollektiva),  III:  ^^^rtsäc?  Ferkel,  cigancäd  Zigeuner, 
lätincäd  Lateiner. 

-äg,  -jag,  I:  krcög  krcäga  Krug,  mütljäg  mütljdga  das 
Trübe,  prtljäg  i)rüjäga  Gepäck. 


§273.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  161 

•aga,  II:  prÜjaga  Gepäck  (vgl.  msk.  j:;rfZ_/'%  gen.  prf- 
Ijdga),  muttjaga  Plapperer  (vgl.  mütljäg  miäljäga). 

-äj :  I.  Biläj  Büdja  (Ortsname);  III.  mjesäj  mjesäja 
Portion  Mehl  zum  Backen,  öhicäj  dbicäja  Gewohnheit. 

■aja:  I.  daher  -äja,  peräja  Rückenborsten  des  Schweins, 
strMja  Ranke;  II.  daher  -äja,  prekaja  Wassermühle  mit 
seitwärts  (quer)  stehenden  Radbrettern. 

-Cije:  I.  lezäje  Hasenlager. 

-äk,  jäk:  I.  Ijeväk  Ijeväka  Linkhänder;  III.  r'ihnjäk 
ribnjäka  Fischteich . 

-aka,  -jaka,  II:  rodaka  Kusine  (vgl.  das  msk.  rodäk 
ro(fdka). 

-ülj:  I.  drozdälj  drozddlja  Drossel,  cetvrtälj  cetvrtälja 
(Viertel)  Getreidemaß;  III.  gubalj  guhälja  Grindmähre,  ku- 
sälj  küsälja  Pferd  mit  gestutztem  Schweif.  —  Vgl.  dazu 
Fem.  wie  knvdlja  nach  II. 

-an:  I.  züpän  zup>dna  Gaufürst,  güsän  gusdna  Gänse- 
rich, Radükän  Radukdna  (Eigenname);  II.  Diisan  Düsana 
(Name),  Vukan  Vükana  (Name);  III.  Zlvän  Zlväna  (Name), 
MUovän  M'iloväna  (Name). 

-ana:  II.  Zvjezdana,  Dragäna  (Eigennamen). 

-'anin  pl.  ani.  Im  Singular  -'anin  sind  bei  jedem 
Betonungstypus  diese  Silben  kurz;  dagegen  ist  bei  dem 
-an-  des  Plurals  die  alte  Regel  gewahrt:  II.  also  d,  z.  B. 
krscanin  krscani  Christ;  III.  also  ä,  z.  B.  mjesöanin  {mjes- 
tanin)  mjescäni  Städter.  Schwankt  die  Betonung,  so  wechselt 
auch  die  Quantität,  z.  B.  Pomdravljanin  Pomöravljäni,  da- 
gegen Pomordvljanin  Pomorddjani.  Die  Kürze  des  -in  be- 
ruht auf  einer  Verallgemeinerung.  Sie  würde  normal  sein, 
wenn  es  im  Singular  des  Skr.  Beispiele  des  Typus  II  gäbe, 
*-änin  =  *anin.  Dieser  findet  sich  im  Russischen,  z.  B. 
dvoranin,  skr.  Ak.  Vv'b.  dvöranin;  mescanin,  skr.  mjescanin; 
sei' anin,  skr.  seljanin;  und  man  darf  annehmen,  daß  das 
Skr.  diesen  Typus  zugunsten  der  Betonung  der  Grundw^orte 
aufgegeben  hat,  vgl.  mjesfo  mjescanin,  selo  seljanin  (r.  selo, 
sel'anin).  Zur  Bestätigung  dient,  daß  bei  Anwendung  des 
•in  zur  Substantivbildung  ohne  -an-  die  Typen  regelmäßig 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  11 


162  Betonung  und  Silbenquantität.  [§273. 

sind:  IL,  also  i,  z.  B.  gospodin  Herr  (r.  gospoäin),  vlastelin 
Edelmann,  domädin  Hausvater  (vgl.  doniädi  die  Haus- 
genossen); vgl.  auch  die  Eigennamen  z.  B.  Vukäsin,  Miläsin, 
Milädin;  I.  also  i,  z.  B.  Stamhblin  Stambolina  Konstantino- 
politaner,  vecerln  vecerma  Abendwind,  sjeverm  sjeverina 
Nordwind,  Radülm  Badidina  (vgl.  den  Eigennamen  Vecerin 
Vecerina  nach  II),  kidin  kuUna  fahles  Pferd  (vgl.  Eigennamen 
Kidin  Kidina,  Rädin  Rädina  nach  II) ;  Anomalien  wie  Cmjetin 
(Name)  nach  III  sind  ganz  vereinzelt.  —  In  den  Kreis 
dieser  Formantien  gehört  auch  das  possessive  Adjektive 
bildende  -in,  dessen  i  bei  jedem  Betonungstypus  kurz  ist, 
z.  B.  II.  sestrin,  III.  häbin,  djevöjcin.  Mit  vereinzelten  Aus- 
nahmen ist  die  Betonung  die  des  Grundw^orts  (sestrn,  haha, 
djcvöjka);  die  Quantität  des  Typus  sestrin  ist  im  Skr.  ver- 
allgemeinert. 

-a7ij:  I.  köcänj  kocanja  Stengel;  II.  köstanj  kostanja 
(Pflanzenart),  Zm^anj  Zmljanja  {^a\ne);  III.  sähänj  sälänja 
(Vogelart). 

-anja:  II.  pomäganja  Hilferuf,  pütanja  Fußsteig,  Böranja 
(Ortsname). 

-är:  I.  vrätär  vratära  Türhüter,  vräcär  vracära  Wahr- 
sager; III.  krävär  Kuhhirt,  rihär  Fischer. 

-ara:  II.  vräcara  Wahrsagerin  (vgl.  msk.  vräcär  vra- 
cära), sträzara  Wachthaus. 

-öS,  Eigennamen:  II.  Vükas  Vükasa;  III.  Vrbäs  Vrhäsa. 

-äs:  1.  hogätäs  hogatäsa  Reicher,  -tkräs  ikräsa  Rogner ; 
III.  hjeläs,  hjeläsa  Schimmel  (Pferd),   Göräs  Göräsa  (Name). 

-ava:  I.  meljäva  das  zu  Mahlende;  II.  drzava  Herr- 
schaft, tvrttava  Festung. 

-et-  =  -et-;  -et-  ist  stets  kurz,  z.  B.  tHe  teleia  Kalb, 
präse  präseta:  über  die  Betonung  s.  §  261. 

-ic:  I.  vjetric  vjefrica  (Demin.)  Wind,  kosic  kosica 
Korb;  III.  kmjw  konjica  (Demin.)  Pferd. 

-ic:  II.  hränic  hränica  Beschützer,  2^ovrätic  povrätica 
eine  Farnart. 

■ija,  das  Formans  ist  fremd,  entweder  aus  roma- 
nischem -ia  oder  Weiterbildung    (Serbisierung)    türkischer 


§  273.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  163 

Wörter  auf  -Zi,  -ci  {-dii);  das  i  ist  immer  kurz,  bei  den 
meisten  Beispielen  normalerweise,  da  die  Betonung  die 
nach  I  ist:  bestija  Bestie,  gälija  SchiE,  zälfija  Salbei;  delija 
{inx^.deli)  Krieger,  tufekcija  (t.iiifekci,  -dzi)  Büchsenmacher. 

-ija,  um  Ragusa  gebräuchliche  Pluralbildung  zur  Be- 
zeichnung mehrerer  Arten  eines  Dinges  (s.  Budmani, 
Dubrovacki  dijalekat,  Rad  65),  nach  I:  selija  Idöxiex  {selo), 
zitija  Getreide  {Mo)\  vgl.  dagegen  nach  II  cedija  Kinder 
(verächtlich), 

-Ik,  -nlk:  I.  hreztk  brezika  Birkenwald,  slänik  slanika 
Salzfaß,  zimbvnik  zimovntka  Winterquartier;  III.  ucenikucemka 
Schüler,  lilädnik  hlädmka  Laubhütte  {hlädmk  hladnika  Son- 
nenschirm). 

■ika:  II.  konöpljika  Hanfstaude,  perünika  Schwertlilie. 

-ik  =  -yks:  II.  jezik  jezika  Zunge,  remik  reniika  Riemen ; 
anomal  in  femin.  Form  vlädika  (Herrscher)  Bischof. 

-in;  vgl.  die  Bemerkungen  bei  -'anin. 

-inja  (=  -i/nja);  sämtliche  alte  Bildungen  nach  II, 
ghlinja  Schaufel,  piistinja  Wüste,  svdinja  Heiligtum,  höginja 
Göttin,  kneginja  (Fürstin)  Frau  des  knez;  ebenso  die  Er- 
weiterung der  Abstrakta  auf  -ota:  suhötinja  (Trockenheit) 
Notfasten.  Dazu  stimmt  das  Russische,  z.  B.  gordyiia,  bo- 
gb'ia;  wenn  r.  rabijna  Sklavin  skr.  röbinja,  der  einzige 
Fall  dieser  Betonung,  gegenübersteht,  so  beruht  das  auf 
späterer  Umbildung.  Die  zahlreichen  Feminina  auf  -ak- 
-inja,  von  Msk.  auf  -äk  -äka,  haben  bei  jeder  Betonung 
■Inja;  es  sind  aber  späte,  dem  alten  Typus  nachgebildete 
Ableitungen,  die  dessen  Kürze  beibehalten. 

-Ir:  I.  zvekir  zvekira  Türklopfer,  plähir  plahira  scheuer 
Ochs;  III.  mjehlr  mjehira  Blase. 

-ira:  II.  sjekira  Beil. 

-Is:  I.  glädis  gladisa  u.  a.  Art  Eidechse,  Gölis  GoUsa 
(Bergname),  slätMs  slatkisa  Leckerbissen,  Iväms  Ivanisa 
(Name) ;  III.  okoUs  ökolfsa  Bezirk. 

-isa:  II.  ni  vrätisa  ni  pläüsa  (weder  Zurückgeber  noch 
Zahler),  Rädisa  (Name). 

11* 


164  Betoiiung  und  Silbenqnantität.  [§  273. 

-ito:  II.  hbpito  Huf,  koriio  Trog;  vgl.  dazu  fem.  räkifa 
Weide  (Pflanze). 

■üva,  -idba:  II.  möliiva  Gebet,  lyrbsidha  Frei  Werbung, 
vrsidba  Dreschen,  vezidha  Anbindung  (der  Weinstöcke); 
dem  T3'pus  III.  entspricht  niünltva  (fremd?)  Betrug. 

-iv;  die  mit  Hinzurechnung  von  -Ijiv  sehr  zahh-eichen 
Adjektiva  zeigen  bis  auf  eine  ganz  geringe  Anzahl  den 
Typus  II,  daher  «,  z.  B.  Ijeniv  fem.  Ijeniva  träge  (und  so 
das  Fem.  bei  allen),  südljiv  schamhaft,  grabeiljiv  räuberisch. 
Bei  den  Ausnahmen,  die  nach  III.  betonen,  also  -Iv  er- 
warten ließen,  schwankt  die  Betonung  nach  II.  hin :  dö- 
sjetljiv  —  dosjetljiv^  döcekljiv  —  doceJdjiv,  pohjegljiv  —  po- 
hjegljiv,  pddatljiv  —  podaüjiv,  üroMjiv  —  tirokljiv,  zägiisljiv 
—  zagüsljiv;  es  zeigt  sich  dabei,  daß  fast  alle  Abweichungen, 
die  nicht  schwanken,  die  Betonung  des  Grundworts  fort- 
setzen, vgl.  milostiv  —  milöst,  zäzorljiv  —  zdzor;  vgl.  dazu 
docekljw  (döcekljiv)   zu  döcekati. 

■Iva:  I.  tetiva  Bogensehne;  II.  kbp)riva  Nessel;  III. 
(h)ödwa,  daneben  odka,  das  aus  dem  Hause  heiratende 
Mädchen. 

■ivo:  I.  jestiva  pl.  Speisen;  III.  pletivo  y^tr'iGkgSivn,  pre- 
divo  (Spinngarn)  Flachs,   Wolle. 

-üg:  III.  bjelng  bjelüga  weißer  Eber,  zeljng  zeljüga 
grauer  Eber. 

-uga:  IL  bjeluga,  zeljuga  weiße,  graue  Sau. 

-uh:  I.  pästüh  pasWia  Hengst;  II.  kohih  közaha  Pelz; 
III.  ocuh  Stiefvater,  dazu  stimmt  nicht  Gen.  öcuha,  er 
steht  aber  für  öcua  aus  '^ocüa,  nach  §  127;  vgl.  dazu  fem. 
pepeljuha  (Aschenbrödel)  normal  nach  II. 

-üj:  I.  krägüj  kragüja  Falke,  slavüj  slavüja  Nachtigall. 

-uja:  I.  olüja  (fremd?)   CIngewitter. 

-iik:  III.  klöbük  klöbüka  Wasserblase,  zvlzdük  zvizdüka 
Gepfeif.  —  Das  alte  vsnvko  Enkel  nach  II.  ünuk  ünuka. 

-uka,  Eigennamen :  II.  Miluka,  Räduka ;  vgl.  auch  timika 
Enkelin. 

-ülj:  I.  piaülj  [päliülj)  pahülja  Grashalm;  III.  nä  dugülj 
d.  i.   dugülj)  der  Länge  nach. 


§273.274.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  165 

■ulja:  II.  grdidja  häßliches  Frauenzimmer,  plävulja 
falbe  Kuh. 

-ün:  I.  (jlhäün  gladüna  Zierling,  medfm  inedüna  Art 
Granatapfel,  slädän  sladüna  Eiehenart,  hogätün  bogatma 
Reicher;  III.  slädün  sladüna  Art  Granatapfel,  die  Namen 
Mllün  Milüna^  Rädün  Bädäna. 

■mia,  seltene  und  unklare  Wörter;  Beispiel  nach  IL 
sekuna  Koseform   (von  seka  zu  sesfra  Schwester). 

-ür:  I.  boiär  hozüra  Päonie;  III.  mjehür  mjehüra  Blase. 

-ura:  1.  smüra  (aus  '■''•nizara  eig.  «Blinzeln»)  Blinde- 
kuhspiel; II.  gliwura  augm.  zu  gläva  Kopf,  djevojcara  zu 
djevöjka  Mädclien. 

-usa,  fast  ausnahmslos  nach  II:  tmhsa  Finsternis,  gove- 
därnsa  Rinderhirtin,  seljakma  Bäuerin,  MUusa  (Name) ;  vgl. 
dazu  msk.  Mllüs  Milüsa,  Njegus  Njegüsa  nach  III. 

-ut,  fast  alles  unklare  oder  fremde  Wörter.  Die  Regeln 
sind  genau  befolgt:  I.  vrnüt  vrnüta  (Fischart);  II.  bobut 
höbiita  (Pflanzenart);  III.  välitt  väläfa  kleiner  runder  Stein 
(Kiesel),  säpüt  säpüta  (Nebenform  von  säpäf)  Gelispel.  — 
Vgl.  dazu  -ut  fem.  t-Stamm  III.  periit  gen.  pirüti  Gefieder, 
prJiüt  prhüii  Schuppen  (auf  dem  Kopf). 

-ida:  IL  kdsnfa  Hündin. 

274:.  Die  Hypokoristika  (s.  Danicic,  Srpska  de- 
minucija  i  augmentacija,  Glasnik  12  [1860];  Maretic, 
Gramatika  §§  371,  372):  1.  Wenn  ein  solches  Wort  so 
gebildet  wird,  daß  von  seinem  ein-,  zwei-  oder  mehr- 
silbigen nicht  hypokoristischen  Grundwort  nur  die  erste 
Silbe  mit  dem  ihr  folgenden  Konsonanten  bleibt  und  daran 
das  Formans  -o,  -a,  -e  tritt,  so  ist  die  Stammsilbe  stets 
gedehnt   und   der  Akzent  '  (steigende  Länge),    z.  B.   bräto 

—  brät  Bruder,  pöpo  —  poj)  Priester,  medo  —  viklvjed 
Bär,  Ivo  —  Ivan,  Kosto  —  Kostädin,  Läzo  —  Läzär; 
göspa   —  göspoda  Frau,  Dame,  nem  —  nevjesta  Braut,  trba 

—  ii'buh  Bauch,  Röksa  —  Böksända,   Töda  —   Todora;  kdle 

—  kaluder  Manch,   neve  —  nevjesta,  Bade   —   Badöjica. 

2.  Die  gleiche  Quantität  und  Betonung  herrscht,  wenn 
von  dem  Grundwort  nur  die  Anlautskonsonanten  mit  dem 


166  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  274. 275. 

folgenden  Vokal  bleiben,  die  übrigen  Bestandteile  des 
Wortes  ersetzt  werden  durch: 

-ca^  -CO'.  Mdca  —  Märija,  J4ca  —  Jelisdveta;  Jöco  — 
Jdvan,  Peco  —  Petar. 

-ca,  -CO',  teca  —  tetak  Mann  der  Tante,  Gdca  —  Gii- 
vrilo;  Koco  —  Kostädin. 

-6a,  -öo:  Mica  Mico  —  MUar  aus  Dimitrije  (Demetrius). 

■ja,  -jo :  seja  —  sestra  Schwester,  Uja  —  lisica  Fuchs, 
Böja  —  Bbgdana,  zeja  —  zec  Hase;  Bojo  —  Bögdän,  Pejo 
—  Petar. 

-Ica,  -ko:  bäka  —  haha  Großmutter,  J6ka  —  Jeleim; 
pnko  —  pnjatel'j  Freund,  Joko   —  Jovav.,  Läko  —  Läzär. 

-la,  -le:  sola  sele   —  sestra. 

•sa,  -so:  snäsa  —  snälia  Schwiegertochter,  grdsa  —  gräh 
Bohne;  priso   —  imjatelj,  Peso  —  Paar. 

275.  Abweichungen  in  der  Quantität  der 
Formantien  von  den  normalen  Typen  I,  11,  III. 
Unter  den  Wortbildungen  des  Skr.  folgt  eine  große  Anzahl 
den  oben  gegebenen  ßetonungs-  und  Quantitätstypen  nicht, 
und  zwar  gerade  Bildungen  mit  sehr  beliebten,  oft  an- 
gSAvendeten  Formantien.  Es  läßt  sich  aber  der  Grund 
der  Abweichung  meist  mit  Wahrscheinlichkeit  nachweisen. 

-aca,  ohne  Wechsel  der  Quantität  bei  jeder  Art  der 
Betonung;  normal  nach  II.  z.  B.  bjäaca  Art  weißen  Ge- 
wandes, mjedenjaca  Bronzeklingel,  und  so  fast  ^/e  aller 
vorkommenden  Fälle.  Die  übrigen  betonen  nach  III, 
haben  trotzdem  -äca,  z.  B.  hrestovaca  Ulmenstab  (zu  hrestov), 
few^ouaca  Buchenstab  (zu  hükov),  sjemenjaca  Beet  für  Samen- 
pflanzen (vgl.  das  regelrechte  Mask.  sjemenjäk  zu  sjeme); 
sie  haben  den  Hauptton  des  Grundworts  festgehalten, 
dabei  aber  das  Formans  als  -äca  aus  der  Überzahl  der 
regelmäßigen  Fälle  entnommen.  Es  ist  bezeichnend,  daß 
mehrmals  ein  Schwanken  nach  der  normalen  Betonung 
hin  stattfindet;  vgl.  sjemenjaca  —  sjemenjaca.,  tjenienjaca  — 
tjemenjaca  Art  Kopfausschlag  (zu  tje7ne  tjemena  Scheitel), 
tavänjaca  —  tävanjaca  Fußbodenbrett  (zu  tavan  Fußboden). 


§275.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  167 

■alo,  -ilo\  a  und  i  des  Formans  sind  immer  kurz, 
einerlei  ob  nach  II  oder  nach  III  betont  ist,  z.  ß.  hjclilo 
Bleiche,  drsalo  Handhabe,  Stiel;  glädilo  Wetzstein,  sjedalo 
Sitzstelle  (der  Hühner).  Die  Unregelmäßigkeit  beruht 
darauf,  daß  alle  diese  Bildungen  die  Haupttonstelle  des 
Verbums,  das  ihnen  zugrunde  liegt,  festhalten  und  zu- 
gleich die  bei  allen  Verben  auf  -ati,  -iti  stehende  Kürze 
des  a  und  i,  z.  B.  slbalo  Rute  —  slbati,  jjrävilo  Regel  — 
präviti;  küpalo  Badeplatz  —  küpati,  nosila  pl.  Bahre  — ■ 
nösiti,  klepeialo  Klapper  —  Mepetati,  prekrlvalo  (und  pire- 
krwalo)  Schleier  —  prekrivati.  Es  ist  hier  wie  bei  den 
Infinitiven  auf  -ati,  -iti  der  Typus  II  verallgemeinert.  — 
Anschließen  kann  man  hier  die  femin.  Nomina  agentis 
auf  alja,  -üja  wegen  der  Gleichartigkeit  der  Ableitung  von 
den  Verbalstämmen.  Sie  haben  alle  den  Typus  II,  trotz- 
dem ä,  ^,  z.  ß.  prälja  Wäscherin,  grebenälja  Kremplerin, 
bjHllja  Bleicherin,  aber  die  Länge  beruht  hier  auf  der  alten 
Gestalt  des  Formans  als  -albja,  -ihja  (s.  §  313). 

-'an;  von  den  so  gebildeten,  im  Skr.  wenig  zahlreichen 
Adjektiven  haben  bei  Vuk  den  Typus  II,  darum  das  a 
kurz,  növcan  geldreich,  ögnjan  feurig,  trnjan  dornig,  aber 
die  andern  mit  dem  Typus  III  ebenso,  z.  B.  zemljan  irden 
—  zcmlja,  rösan  hörnen  - —  rög  röga,  snjesan  schneeig  — 
smjeg,  däscan  brettern   —   däska. 

-at  und  -ast.  1.  -at;  die  bei  weitem  vorwiegende  Be- 
tonung ist  die  nach  II,  daher  -ät,  z.  ß.  hdgat  reich  —  bog 
höga,  vläsat  haarig  —  vläs  vläsn,  brädat  härtig  —  brdda, 
krUat  geflügelt  —  krilo,  also  unabhängig  von  der  Betonung 
des  Grundworts.  Das  stimmt  auch  zu  der  russischen 
Betonungsweise;  vgl.  volosatyj,  borodatyj,  krylgtyj.  Von  den 
wenigen  Abweichungen  nach  III,  die  trotzdem  -dt  haben, 
z.  B.  vünaf  wollig  —  vüna,  usnat  großlippig  —  usna,  zeigen 
einige  daneben  den  regulären  Typus,  z.  B.  kljünat  neben 
kljünat  geschnäbelt  —  kljün,  cak.  kosmat  neben  skr.  kösmat 
haarig.  Bei  den  regelmäßig  mit  "  auf  erster  Silbe  betonten 
Adjektiven  auf  -nat.,  z.  B.  vläsnat  (neben  vläsat),  Visnat  be- 
laubt  —   list,    pernat    gefiedert,    vgl.    r.    pernafyj    —   jjero. 


168  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  275. 

kommt  die  alte  Regel  überhaupt  nicht  in  Betracht;  es 
sind  späte  Weiterbildungen  alter  Adjektive  auf  -huä.  Daß 
einmal  im  Skr.  bei  Typus  III  ein  -ät  bestanden  hat,  geht 
aus  einzelnen  Beispielen  hervor:  cüdnovät  wunderbar  (cak. 
cudnovgt,  r.  ciidnovdtyj  nach  II),  citovät  AkWb.  unversehrt 
(cak.  citovat);  ferner  aus  den  amplifizierenden  auf  -cäf, 
z.  B.  gölcät,  növcät,  puncät.  —  2.  -ast.  Bei  Vuk  unter 
jeder  Betonungs weise  mit  «,  allein  das  geht  nicht  durch 
alle  Mundarten  (vgl.  Untersuchen  I.,  S.  604  =  78);  in 
einigen  wird  regelmäßig  bei  II  gesprochen  -ast  fem.  -asta., 
bei  III  -äst  fem.  -ästa,  z.  B.  goluba^i  -hasta,  III  zvjezdäst 
-dästa,  kriläst  krilästa;  bei  Schwanken  der  Betonung  wech- 
selt auch  die  Quantität,  z.  B.  II  jastrebast,  III  jästrebäst; 
II  pastiisast,  II I  pästusäst. 

■av.  Regelmäßig  nach  II  ganz  wenig  Beispiele:  lükav 
listig,  ritav  rostig,  pepeljav  aschig;  nach  III  mit  normalem 
ä  nur  das  eine  krväv  fem.  krväva.  Die  übrigen  sehr  zahl- 
reichen Adjektiva  mit  diesem  Formans  haben  trotz  des 
durchgehenden  Typus  III  -äv,  z.  B,  glzdav  geschmückt, 
bddljikav  stachlig,  ospicav  blatternarbig.  Es  zeigt  sich  nun, 
daß  alle  nach  dieser  Art  betonten  Wörter  die  Betonung  ihres 
substantivischen  Grundworts  festgehalten  haben  (Aus- 
nahmen sind  ganz  selten:  glzdav  zu  gizda,  smölav  pechig  — 
smöla),  z.  B.  pjegav  fleckig  —  pjega,  sFinav  rotzig  —  sllna, 
gnöjav  eitrig  —  gnöj  gnbja,  bddljikav  — •  bödljika  Stachel,  ospicav 
—  öspice  pl.  Blattern.  Die  Frage,  warum  nicht  in  diesem 
Fall  -äv  fem.  -äva  steht,  läßt  sich  mit  Hilfe  des  Cakavischen 
nicht  beantworten,  denn  dies  betont  durchweg  wie  das 
Skr.,  z.  B.  gizdav,  kilav,  dlnkav,  grcav  usw.,  die  Silbe  nach 
dem  Hoch  ton  kann  aber,  selbst  wenn  einst  lang,  die 
Länge  nicht  bewahren.  Es  zeigt  sich  dagegen,  daß  im 
Großrussischen,  wie  es  scheint  immer,  im  Kleinrussischen 
mit  wenig  Ausnahmen  diese  Bildungen  -avyj  betonen,  z.  B. 
kudravyj  (skr.  küdrav),  sl'unavyj  (skr.  slinav),  kilnvyj  (skr. 
kllav),  kornvyj  eingeschrumpft,  dymvyj  löcherig,  sersavyj 
rauh,  helavijj  weißlich,  vertl'nvyj  unruhig,  gul'nvyj  herum- 
bummelnd, kurcgvyj  kraushaarig,  liikavyj  listig  (skr.  lükav 


§275.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  169 

ebenso),  molo^avyj  jugendlich,  pl' ugavyj  widerlich,  sucJwscaviiJ 
mager,  ioncnvijj  hager,  dmäoscovyj  mager,  velicnvyj  groß- 
artig (unbest.  velicav  fem.  velieava),  krovnvyj  blutig  (skr. 
krrdv),  r~avyj  rostig  (ebenso  skr.  rcTav).  Man  darf  also 
schließen,  daß  ursprünglich  der  Typus  II  und  damit  die 
Kürze  des  -av  das  weit  überwiegende  war  und  darnach 
eine  Uniformierung  erfolgt  ist. 

-tca;  bei  jedem  Betonungst^ypus  ist  i  kurz.  Daß  auch 
hier  eine  Uniformierung  und  Ausgleichung  älterer  Unter- 
schiede vermutet  werden  darf,  geht  aus  folgender  Betrach- 
tung hervor:  Es  gibt  einige  Fälle  nach  I  mit  dem  dann 
normalen  z:  vrhica,  lactica,  presUcica,  senicka,  ctttrctica,  stica; 
vgl.  daneben  normal  nach  I[  vrhica,  stica.  Dazu  kommen 
anomale  Quantitäten  bei  Betonung  nach  I,  kurzes  i,  z.  B. 
brzlca,  Drinica  (neben  normalem  Drinica),  zinüca  (normal 
zrmica),  rudlca  (und  riulica),  crnica  (und  chiica),  cjeFica  (und 
cjclica).  Das  sieht  gegenüber  den  Fällen  wie  vrhica  = 
'■^'vrblcn  so  aus,  als  wäre  ein  älteres  '■'■brzlca  durch  An- 
lehnung an  die  zahlreichen  Fälle  mit  normalem  -tca  (nach 
II)  ersetzt  worden  durch  *hrztccj,  d.  h.  hrz'ica. 

-ic.  Bei  der  Anwendung  dieses  Formans  zur  Bildung 
von  Deminutiven  und  zur  Substantivierung  von  Adjek- 
tiven lassen  sich  die  alten  Typen  mit  Quantitätswechsel 
noch  beobachten:  I  grädu'  gradica  (vgl.  dazu  regelrecht 
nach  II  graäic  gradica)  —  gräd,  pö^nc  pojnca  Hausgrille 
(eig.  Priesterchen)  —  pöp,  mlädu'  mladicn  Jüngling  — 
wMd\  II  z.  B.  vücic  —  üük,  goläbic  —  y'">h'ih,  mjesecic  — 
mjestc.  Wenn  nun  die  zahlreichen  Fälle  nach  III  (sie 
stehen  indes  an  Zahl  hinter  denen  nach  Typus  II  zu- 
rück) anomalerweise  -ic  haben ,  z.  B.  brätic,  zähic, 
grählr,  lanetic,  mlsic,  rlhic,  cärlc,  vränic,  und  dabei  fast 
regelmäßig  die  Betonung  des  Grundworts  zeigen  (brät, 
zäba,  grab,  hmet,  mis,  rlha,  cur,  vräna),  so  darf  angenommen 
Averden,  daß  -ic  aus  Typus  II  verallgemeinert  ist.  Daß 
die  zahllosen  Familiennamen  auf  -ic  den  ausgeglichenen 
Typus  -Ic  haben,  erklärt  sich  auf  dieselbe  Weise.  Demi- 
nuierte  Eigennamen,  die  auch  ursprünglich    den  Patrony- 


170  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  275. 

mika  auf  -ic  gleichbedeutend  sind,  zeigen  noch  Typus  I 
mit  normalem  i,  z.  B.  Petnc  Petn'ra,  MarMc  Markk'a. 

-ina;  bei  jedem  Betonungstypus  dieser  außerordent- 
lich häufigen  Wörter  ist  i  kurz,  z.  B.  I  planina  Berg,  hi- 
strma  Klarheit,  velichia  Größe;  II  mjesina  großer  Schlauch, 
slanina  (und  slamna)  Speck;  III  gövedina  Rindfleisch,  'isHna 
Wahrheit,  mjesecina  Mondschein,  mödrina  Art  blauen  Ge- 
wandes {modrhia  Bläue).  Das  nur  bei  II  normale  t  wird 
allgemein  geworden  sein.  Das  Cakavische  zeigt  z.  T.  noch 
ältere  und  normale  Verhältnisse;  dabei  kommt  Typus  III 
wie  lefina,  Ustina  nicht  in  Betracht,  weil  in  der  Mundart 
nach  dem  Hochton  keine  Länge  stehen  kann,  sonst  aber 
kommen  folgende  Wechsel  vor :  II  druzina  {=  skr.  drüsina) ; 

I  slablnn,  vrucina,  starlna  (skr.  slabhia  und  slhhina  Weichen 
[des  Körpers],  vruchia,  Hitze,  starlna  Altertum).  Endlich 
kommt  cakavisch  noch  vor  brzJna,  daljJna,  duUna,  mnoima 
(skr.  überall  -Ina),  wo  die  Betonung  und  die  Quantität 
einander  widersprechen,  und  man  darf  annehmen,  daß 
hier  im  Cak.  eine  Zurückziehung  des  alten  Haupttons 
stattgefunden  hat  mit  Beibehaltung  der  unter  dem  älteren 
Hauptton  (brzina  usw.)  normalen  Quantität.  Darnach  läßt 
sich  schließen,  daß  im  Skr.  das  Verlassen  der  alten  Nor- 
men auf  Ausgleichung  in  der  Richtung  des  -tna  beruht. 
■ —  Über   das  Adjektivsuffix    in  s.  §  273  unter  -anin. 

-iste,  als  Formans  für  Ortsl^ezeichnungen  und  zur 
Bildung  von  Augmentativen.     Typus  I  kommt  nicht  vor; 

II  hat  im  Cakavischen  völlige  Regelmäßigkeit,  z.  B.  gra- 
dijce,  kozijce]  III  hat  cak.  seine  Geltung  verloren  wegen 
der  nach  dem  Hauptton  notwendigen  Kürze.  Im  Skr.  ist 
II  vertreten  durch  z.  B.  grädiste  eig.  Burgplatz  (zu  gräd), 
löviste  Fangplatz,  zimovisfe  Winteraufenthalt;  III  durch 
zahlreiche  Beispiele,  z.  E.  knciste  Hausplatz,  könopljisfe 
Hanfacker.  Charakteristisch  ist,  daß  bei  wechselnder  Be- 
tonung auch  die  Quantität  des  i  wechselt,  z.  B.  gddiste  — 
gödisfc,  blätiste  —  blauste,  dvdriste  —  dvbriste  (dvörlste),  und 
daß  bei  gleichbleibender  Betonung  regelrechte  neben  un- 
regelmäßiger Quantität  vorkommt,  z.  B.  ögvßste  —  ögnßste, 


§  275.  276.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.         171 

idiste  —  liliste;  vgl.  auch  zlmoviste  neben  danövisfe.  Sicher 
sind  hier  ursprünghch  normale  Verhältnisse  gestört  worden, 
Länge  bei  Typus  II  zuweilen  aufgenommen  aus  III. 

■it.  Das  i  bei  den  Typen  II  und  III  (nur  diese 
kommen  vor)  gleichmäßig  kurz.  Auch  hier  ist  es  wahr- 
scheinlich, daß  die  Kürze  bei  III  auf  Ausgleichung  mit 
der  bei  II  normalen  beruht.  Nimmt  man  die  von  No- 
mina abgeleiteten  als  besondere  Gruppe,  so  stellt  sich 
heraus,  daß  die  auf  -ovit  alle  nach  II  betonen,  z.  B.  hre- 
gövit,  pjeskbvit  (ebenso  im  Russischen),  die  auf  einfaches 
-it  ebenfalls  und  zwar  ohne  Rücksicht  auf  die  Betonungs- 
weise des  Grundworts  (vgl.  gläsit  —  glas  gläsa,  cesfif  — 
cest  cesti),  so  daß  die  wenigen  Abweichungen  nach  III, 
z.  B.  7'jecifj  sjenit,  istiniil,  wahrscheinlich  sekundär  die  Be- 
tonungsweise des  Grundworts  angenommen  haben:  rljee, 
sjen,  Istina.  Dazu  kommt^  daß  bei  III  Schwankungen 
vorkommenj  so  kametiit  neben  Mmenit  (dies  nach  Minen); 
vgl.  dazu  die  gleichartigen  busenit  rumenit,  cak.  vremenij 
skr.  vremenit  (nach  vremena  gen.  zu  vrijeme),  jjlenienit  (nach 
pleme,  r.  aber  plemenityj).  —  Eine  andere  Gruppe  sind  die 
partizipialartigen  Adjektiva,  die  unmittelbar  von  Verben 
herkommen,  immer  mit  Präposition  zusammengesetzt.  Sie 
haben  stets  den  urspr.  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe,  also 
jetzt  '  auf  silbischer  Präposition,  und  stets  -U  gegen  ihre 
Betonung  nach  Typus  III,  z.  B.  bdjelit  abgeteilt  —  odijeliti 
ddijelim,  ügasit  (eig.  erloschen)  dunkelbraun  —  ugasiti 
ügasvn,  omrazit  verhaßt  —  ömraziti,  sröcit  übereinstimmend 
—  srdciti  sröcim.  Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  hier 
die  Quantität  des  Infinitivstamms  der  Verba  (?)  maß- 
gebend gewesen  ist. 

S76.  2.  Die  Quantität  der  stammhaften  Be- 
standteile abgeleiteter  Nomina. 

Im  Skr.  sind  Bildungen  mit  bestimmten  Formantien 
notwendig  mit  Kürze  der  diesen  vorangehenden  Silben 
verbunden,  ursprüngliche  Längen  solcher  Silben  sind  also 
verkürzt.  Eine  gemeinsame  Eigenschaft  dieser  Formation 
ist,  daß  sie  alten  vollen  Vokal  enthielten  und  enthalten, 


172  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  276. 

nicht  ein  im  Skr.  verlierbares  oder  stets  verlorenes  3,  6 
(wie  -Miö,  -6C6,  -öka  usw.);  die  scheinbare  Ausnahme 
-aJian  :  -öcJiönö  s.  u.  Man  könnte  daher  jene  als  schwere, 
diese  als  leichte  bezeichnen.  Der  Behandlung  der  Quan- 
tität im  einzelnen  ist  vorauszubemerken:  Wenn  die  betr. 
Silben  mehr  als  eine  Stelle  vor  dem  alten  Hochton 
stehen,  also  vor  dem  heutigen  Akzent  \  ',  so  sind  sie 
nach  dem  allgemeinen  Gesetz  (s.  §  220)  notwendig  kurz; 
also  z.  13.  die  Kürze  der  ersten  Silbe  von  vrätär  gen.  vratära 
gegenüber  der  Länge  von  vrdta  versteht  sich  von  selbst. 
Ferner  muß  abgeselien  werden  von  Längen,  die  vor  r, 
l,  m,  n,  V,  j  -j-  Kons,  stehen,  da  sie  auf  sekundärer  Deh- 
nung vor  diesen  Gruppen  beruhen  (s.  §  314),  so  daß 
z.  B.  ein  dsörljlv  keine  Ausnahme  von  der  Spracherschei- 
nung bildet,  nach  der  die  Silben  vor  -Ijiv  kurz  sein  müssen. 

Als  Beispiele  —  immer  nur  einige  zur  Erläute- 
rung —  sind  mit  Absicht  solche  gewählt,  deren  Grund- 
wörter im  Skr.  selbst  noch  langen  Vokal  haben,  weil  sich 
so  die  Kürzungsregel  unmittelbar  ergibt,  während  bei 
einer  Kürze  des  Grundworts,  die  ihrerseits  auf  einer 
Kürzung  urspr.  Länge  beruht,  die  Annahme  entstehen 
kann,  die  Ableitung  habe  einfach  dessen  Quantitätsver- 
hältnisse fortgesetzt. 

-aca:  Ijelaca  Art  weißen  Gewandes  —  Mo  fem.  Ujela, 
slänaca  Salzquelle    —    slän,    pokrlvaca  Decke  —  poknvaü. 

-aci  Adj.  bestimmter  Form:  spävaöi  zum  Schlafen 
gehörig  (z.  B.  spävace  häljine)  —  spävaü,  obüvaci  zum  An- 
ziehen {oh.  käis  Schuhriemen)  —  oMvaü. 

■ad:   vücäd  junge  Wölfe   —   vük,    zvjeräd  wilde  Tiere 

—  zvijer. 

■aJian  fem.  -aJina,  aus  -ochötiö  -zcliöna,  deminuierte 
Adjektiva;  nach  Ausfall  des  mittleren  ö  im  Fem.  usw. 
wird  im  Skr.  das  erste  5  als  a  fest,  z.  B.  fem.  mlädahna 
(mit  Verlust  des  h  mlääana)  —  mlad  jung,  das  Formans 
tritt  so  in  die  Kategorie  der  schweren. 

■äj  gen.  -aja:  närucäj  Armvoll  —  rnka,  pötpasäj  Schürze 

—  päs  (aus  pöjäs)  Gürtel. 


§276.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  173 

-aja:  jjreÄa^'a  Art  Wassermühle  mit  querstehenden 
Schaufeln  — prijek,  siivaja  Roßmühle  —  süv  (süh)  trocken. 

-äk  {-'äk  -njäk)  gen.  -äka;  die  zahlreichen  unter  die 
Generalregel  fallenden  Wörter  müssen  Kürze  haben,  z.  B. 
Ijeväk  gen.  Ijevdka  Linkshändiger  —  lljevJ,  aber  die  Kürze 
geht  mit  geringen  Ausnahmen,  wo  die  Quantität  des 
Grundworts  gewirkt  hat  (svljetnjäk  Leuchter  —  svljet) 
durch,  z.  B.  llcnjäk  Handtuch  (eig.  Gesichtstuch)  —  Vice. 
Deutlich  zeigt  sich  das  Verkürzungsgesetz  l)ei  Ableitungen 
von  langvokaligen  Hypokoristika,  z.  B.  Vüjäk  —  Vüjo, 
prljäk  —  prijo. 

-älj  gen.  -älja:  küsälj  gestutztes  Pferd   —  küs  adj. 

-an  (mit  festem  a),  -an :  Vükan  — •  vük,  Drägan  — 
dräg  fem.  dräga,  zvjezdan  Art  Aster  —  zvijezda  Stern, 
Zlvän  —  sw\  ebenso  das  Femininum  -ana:  Vükana,  Zvjez- 
dana,   Cvjetayia  —  ciyljet. 

-'an:  snjezan  schneeig  —  smjeg. 

-är  gen.  -ära;    die  Verkürzungen   wie  drkgar  drugara 

—  drüg,  zlätär  zlaiära  —  zläto  usw.  fallen  unter  die 
Generalregel,  die  Kürzung  ist  aber  allgemein  auch  bei 
anderer  Lage  des  Haupttons,  z.  B.  himistär  (Schimpfwort) 

—  'bumste  Kehrichtplatz,  ödzacär  (und  odmcär)  Essen- 
kehrer —  ödsäk  odiäka  (und  ödsak  bdzaka);  vgl.  nament- 
lich mobär  freiwilliger  Helfer  bei  einer  Arbeit  —  moba, 
dies  aus  '*mooha  =  '■'■molba  =  molbba. 

-ara:  zlätara  Schmeißfliege  —  zläto  Gold  (vgl.  zlätär 
zlatdra  Goldschmied),  svllara  Seidenfabrik  —  srUa  (vgl. 
svllär  svilära  Seidenhändler),  sjeuara  Heuboden    —  sijeno. 

-äs:  bjeläs  Schimmel  (Pferd)  —  Uo  fem.  bijela. 

-ast:  zvjezdast  besternt  —  zvijezda,  cvjetast  mit  Blässe 
(cvijet)  auf  der  Stirn,  golhbast  taubenfarbig  —  gölüh. 

-at:  brädat  bärtig  —  brdda,   krilat  geflügelt   —   krilo. 

-av:  glzdav  geschmückt  —  gizda,  gärav  rußig  —  gär. 

-ava:  dübrava  Wald  —  däb,  ebenso  -njava,  z.  B.  tiizn- 
java  Wehklage  —  tüiifi,  tüsan  fem.  tüzna  betrübt. 

-ba  s.  unter  -oba. 

-el:  klseo  sauer,  i  =  altem  y  (kyselö). 


174  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  276. 

-en  bei  Substantiven,  z.  T.  alten  konson.  Stämmen: 
jäsen  gen.  jäsena,   Vücen  —  vük. 

-en  bei  Adjektiven:  svllen  seiden  —  svila,  sühien 
suchen   —  sükno,  kletveni  Fluch  enthaltend  —  klefva. 

-es  mit  fem.  -esa  :    Vränes,  fem.  vränesa  (Ziegenname) 

—  vrän,   Grubesa  {Grübesa,  Mannsname)   —   grub  grob. 

-et,  -ot:  treset  zitternder  sumpfiger  Boden  —  tresti 
tr6sem  (=  tres-). 

-et-  (=  -et-)  gen.  -eta.  Die  Bildung  ist  im  Skr.  weit 
über  den  ursprünglichen  Bestand  hinausgewachsen  und 
die  später  geschaffenen  Wörter,  namentlich  die  Demini- 
tiva^  denen  -et-  als  zweites  Deminutivformans  angesetzt 
ist,  folgen  den  Quantitätsverhältnissen  der  Grundwörter, 
z.  B.  vrdnce  (=  ^vranbce)  kleiner  Rappe  —  vränac  (= 
*vranbcb),  jadnice  (=  ^jadbnice)  armes  Kind  —  jädnik 
jadnika.  Aber  alte  Bildungen  haben  die  feste  Regel:  im 
Nom.  sg.  Länge,  in  den  andern  Formen  Kürze,  dijete  gen. 
djeteta  Kind,  dvlze  dvlzeta  zweijähriges  Schaf,  jüne  jüneta 
junges  Rind,  kljüse  kljüseta  Pferd,  präse  präseta  Ferkel, 
zvijere  zvjereta  wildes  Tier,  Mrijebe  zdrebeta  Füllen. 

-eta,  männliche  Personennamen:  Dräieta  —  dräg, 
Vuceta  — -  vRk. 

-ica,  -nica.  Unter  den  fast  2000  Beispielen,  die  bei 
Daniele,  Osnove  813  fg.,  angeführt  werden,  bildet  bei 
allen  Bedeutungen  die  Verkürzung  von  Längen  des  Grund- 
worts durchaus  die  Regel,    z.   B.  brädica  —   bräda,    crnica 

—  crn,  cestica  —  cest  (Teil),  cünica  —  cün,  düsica  —  diisa, 
kräljica  —  krälj,  lUica  —  Itt  (Fels),  sljepica  —  slijei)y 
trävica  —  träva,  vrbica  —  vrba,  vücica  —  vük,  zecica  — 
zec  (aus  zajec  ==  zaj^cb);  golubica  —  golüb,  gospodärica  — 
gospddär,  hajdncica  —  Jiäjdük,  Jirvätica  —  hrvät,  oräcica  — 
örä(5,  tekünica  —  tekün ;  rädilica  —  rddio  rädila  räditi,  Z7iä- 
nica  — znän.  Wenige  Ausnahmen:  Ableitungen  von  Hypo- 
koristika  mit  langem  Vokal,  P^rica  —  Pero,  vgl.  aber 
Vüjica  —  Vüjo,  Jelica  — ■  Jela,  Jövica  —  Jovo;  Bildungen 
von  zweisilbigen  Femininen  auf  a  mit  ,  deren  es  über- 
haupt wenige  gibt  (s.  §251),  z.B.  crkvica  —  crkva,  sträzica 


§276.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  175 

—  sträza,  mlädica  —  mläda  (die  Junge)  Braut,  vgl.  aber 
mlädica  Sproß  —  mläd  fem.  mläda;  ferner  von  ^Partizipien 
abgeleitete  Wörter,  z.  B.  naräsUca  (aber  ohräslica)  —  rästaa 
rdsla  rdsti,  setalica   —   setao  setala  süati. 

■ic.  Die  Flut  von  Eigennamen  auf  -iö  muß  hier 
beiseite  bleiben.  Bei  appellativischer  Anwendung  zur 
Bildung  von  Deminutiven  steht  regelmäßig  Kürze  vor  dem 
Formans:  kljücic  —  kljüc  Schlüssel,  grädic  —  cjräd  Stadt, 
Ustiö  —  list  Blatt,  cvjetiö  —  cvljet  Blume,  junäciö  —  jünäk 
Held,  pojäsiö  —  pöjäs  Gürtel,  ohläcic  —  öUäk  Wolke; 
ebenso   bei    dem    Doppelformans  -cid  (=  -*bcitjb):    irescic 

—  brtjeg  Ufer,  Höhe,  vjencie  —  vijenac  Kranz.  Nur  in 
einigen  bestimmten  Fällen  erscheint  Länge:  in  Ablei- 
tungen von  possessiven  Adjektiven  auf  -ov  -ev,  z.  B.  kräl- 
jeviv  Königssohn  —  kräljev  zu  krälj  krdlja ;  bei  Bildungen 
aus  Hypokoristika,  z.  B.  jwpic  (eigentlich  Priesterchen) 
Zaunkönig  —  2)62)a  (zu  pöjj) ;  abzusehen  ist  von  Fällen 
wie  tovärclö  zu  tdvarac  gen.  tövärca,  Dem.  zu  tbvar  Saum- 
last, wo  nach  §  314fg.  a  wegen  der  Stellung  vor  rc  ein- 
getreten ist. 

-tk,  -nik.  Die  Beispiele  alter  Endbetonung,  die  große 
Überzahl,  müssen  nach  §  220  die  vorangehenden  Silben 
kurz  haben,  z.  B.  drenlk  drenika  (so  die  Gen.  der  folgenden 
Beispiele)  Kornelkirschenstand  —  drljen,  vidik  Anblick  — 
vul.,  slämk  Salzfaß  —  slän,  crmk  Schwärzung  —  crn,  düznik 
Schuldner  —  düzan  düg,  suäenik  der  vom  Schicksal  be- 
stimmte —  Süden,  sevärik  Gesträuch  —  sevär  sevära  — 
Strauch  Staude.  Die  anders  betonten  lassen  keine  feste 
Regel  erkennen.  Von  den  400  bei  DO.  271  fg.  angeführten 
Fällen  haben  60  Länge,  davon  aber  30  durch  Dehnung  vor 
V,  j,  r-(-Kons.,  z.  B.  hüntövmk,  pököpnk,  p)okörmk,  kommen 
also  hier  nicht  in  Betracht;  30  behalten  einen  im  Grund- 
wort vorhandenen  langen  Vokal,  z.  B.  Uüdnik  Vagabund  — 
Uüdm,  jmimk  Reisender  —  j;?/^  skrbmk  (Besorgter)  sorg- 
fältiger Mensch  —  skfban  skrb,  pöslämk  Gesandter  —  jjöslän,. 
sm4temk  W^irrkopf  —  smeten.  Vergleicht  man  aber  die  ge- 
wöhnliche Betonung  der  Ableitungen  von  Partizipien  auf 


176  Betonuug  und  Silbenquantität.  [§  276. 

-an,  -en,  z.  B.  varemk  —  vären,  iskitsenlk  —  hkäsen,  hra- 
njemk  —  hränjen,  cjepämk  —  cijeiJän;  nimmt  man  ferner 
die  Fälle,  wo  neben  der  regelmäßigen  Form  mit  Kürze 
eine  solche  mit  Länge  steht:  zdkiipmk  Pächter,  bei  Vuk 
zäkupmk  —  zäkitp,  zäludmk  müßiger  Mensch,  bei  V.  zä- 
ludn'ik  —  zäludan,  präzn'ik  Feiertag,  aber  präznik  leerer 
Bienenstock  —  pjvuzan,  südulk  neben  südntk  Richter  — 
südon  Süd,  so  wird  man  kaum  zweifeln,  daß  die  Avisnahmen 
auf  sekundärem  Anschluß  an  die  Längen  der  Grund- 
wörter beruhen. 

-ika:  bjelika  Sj^lint  —  Mo  bijela,  mljeeika  Wolfsmilch 
—  mlijeko,  teüvika  Stechwinde,  smilax  aspera  —  tetiva 
Sehne. 

-in  bei  Substantiven  außer  der  Verbindung  -an- in, 
meist  männliche  Personennamen;  deutlich  ist  die  Ver- 
kürzung namentlich  bei  Ableitungen  von  Hypokoristika : 
Vüjin  —  Vüjo;  vgl.  ferner  Miläsin  —  Mlläs,  prijäsin  Freund, 
von  einem  '^-prljäs. 

-ina;  die  Verkürzung  ist  bei  allen  verschiedenen  Be- 
deutungen dieser  Bildungen,  von  denen  DO.  152  fg.  ca. 
1000  aufgezählt  werden,  so  gut  wie  allgemein,  vgl.  hrezina 
augm.  —  hyvjeg  Hügel,  päsiyia  —  päs  aus  jjöjäs  Gürtel, 
rücina  —  rüka  Hand,  jimäcina  —  jünäk  Held,  hajdücina 
- — ■  käjdük,  koväcina  —  köväc  Schmied,  mjesecina  Mond- 
schein ■ —  mjesec,  propästina  —  pröpäst  Abgrund,  vrücina 
Hitze  —  vrüö.  Abweichungen  sind,  wenn  man  die  auf 
der  Verbindung  r,  l,  m,  n,  v,  j  -\-  Kons,  beruhenden 
Dehnungen,  z.  B.  ddlömcina  —  odlomak  odlömka,  abrechnet, 
vereinzelt,  z.  B.  zdvjetina  —  zdvjet;  mehrmals  bei  dem 
aus  -*bskina  entstandenen  -stina,  z.  B.  hrvästina  —  hrvätski, 
lüpestina  —  lüpesM;  das  beruht  auf  sekundärem  Anschluß 
an  das  Grundwort. 

-inja  --==  -?/?k (alter Nom.  -yni).  Bei  der  viel  angewendeten 
Ableitung  von  männlichen  Personenbezeichnungen  auf  -äk 
gen.  -äka  wird  das  a  dieses  Formans  stets  verkürzt,  z.  B. 
Bosnjäkinja  Bosnierin  —  Bösnjak  Bosnjäka,  prösjak'mja 
prdsjakinja  Bettlerin  —  prösjäk.     Dagegen    haben  die    er- 


§276.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  177 

haltenen  alten  Bildungen  auf  -ytli  Länge  der  Wurzelsilbe : 
grdinja  Scheusal  —  vgl.  gfclan  (gfdan)  häßlich,  püstinja 
Einöde   —  püst,  svetinja  Heiligtum  —  svef. 

-inji,  bestimmte  Form  possessiver  Adjektiva.  Alle 
Beispiele  haben  die  Kürze,  z.  B.  golnbinp  —  gölüh  Taube, 
güjinjt  —  güja  Schlange, 

-ts  :  7ie-)nans  Sorgloser  —  ne-mär. 

-isa:  ni  vrätisa  m  ■plätisa  weder  Rückgeber  noch 
Zahler  —  vrätiti  plätiti,  hvälisa  Prahler  —  hväliti^  Drägisa 
—   dräg. 

-iste :  Meiste  —  hrk,  grädiste  —  gräd,  suhmte  —  sükno, 
pazärlste  —  päzär.  Dabei  einzelne  Abweichungen  bei 
Vuk:  dvöriste  —  dvör  dvora,  daneben  dvönste;  zhöriste  — 
zhör  zböra,  daneben  zhöriste;  süplste  —  süp  Fischzaun, 
setalUte  —  setao  setcda  setati,  Rüdniclste  —  Büdmk;  ])ei 
allen  sekundärer  Anschluß  an  die  Quantität  des  Grimd- 
worts,  bei  zhöriste  einfach  an  den  Nom.  zhör. 

-it:  gläsit  ruchbar  —  glas,  glävit  ansehnlich  —  gldva, 
rjecit  beredt  —  rijec,  räzhorit  verständig  —  rdzbor.  Einige 
wenige,  von  Grundworten  mit  langvokalischer  Präposition 
gebildet,  machen  zugunsten  der  Quantität  des  Grund- 
worts eine  Ausnahme,  z.  B.  räzlicit  verschieden  —  räzlika, 
räskosit  schwelgerisch  —  ruskos. 

-iv,  -Ijiv;  bei  allen  zweisilbigen  Bildungen  lag  der 
alte  Hauptton  auf  dem  Formans,  die  Silbe  vorher  ist  kurz, 
z.  B.  sttdljiv  schamhaft  —  stld,  smjesljiv  gern  lachend  — 
srmjeh,  pljesniv  schimmelig  —  plljesan  (wo  p)ljesniv  betont 
ist,  findet  Anschluß  an  das  Grundwort  statt);  mit  wenig 
Ausnahmen  ebenso  bei  mehrsilbigen,  z.  B.  lisäjiv  voll 
Flechten  —  Itsäj  llsäja.  Wenn  andere  Quantität  erscheint, 
liegt  deutlicher  Anschluß  an  das  Grundwort  vor,  so  nd- 
zorljiv  scheu  —  ndzor. 

-ivo:  predivo  Spinngarn  —  presti  predem  (=  pjr^d-), 
varlvo  (Kochzeug)  Gemüse  —  vdriti. 

-men,  Substantiva,  msk.  nom.  -nien  aus  -merib^  ntr. 
nom.  -me  aus  me :  die  ursprünglichen  Längen  vor  dem  For- 
mans sind  verkürzt,  z.  B.  kämen  Stein,  plämen  (=  *polmen-) 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  12 


178  Betonung  und  Silbenquantität.  [§276. 

Flamme,  sjeme  (abg.  seme)  Same,  gen.  vremena  (^  'h'er- 
men-)  Zeit,  nur  bei  diesem  Wort  im  Nom.  Länge  vrijeme. 

-men,  Adjektiva,  seltene  Bildungen :  rihnen  rot,  stämen 
feststehend. 

-oha ;  mit  Ausnahme  von  utroba  haben  alle  alte  End- 
betonung, daher  notwendig  die  Silben  vor  o  kurz.  Wahr- 
scheinlich ist  Kürze  die  Grundregel  auch  bei  -ha  aus  -bba, 
vgl.  driiBa  Kameradschaft  —  clrüg,  slüzba  Dienst  —  slüga 
slüziti,  tüzba  Klage  —  tüziii,  ilreclba  Einrichtung  —  ure- 
diti,  sjedha  Saat;  Ausnahmen  beruhen  auf  Länge  durch 
Kontraktion,  wie  moha  (=  '-^mooba  =  *molla  =  molbha) 
Bitte,  oder  auf  Dehnung  vor  den  betreffenden  Konsonanten- 
gruppen, kdria  Schelte,  svöjdba  Schwägerschaft.  Vor  dem 
Doppelformans  -idha  steht  immer  Kürze,  z.  B.  bjelidba 
Bleichzeit  —  bijeliti,    vezidba  Anbinden    (der  Weinstöcke) 

—  vezati  (=  vez-). 

-oje,  Personennamen  neutraler  Form:  Vükoje  —  vüh\ 
Zlätoje  —  zläto^  Sredoje  —  srijkla,  Cvjetoje  —  cvijet. 

-oro,  Zahlwörter:  petoro  —  pet  fünf  (=  i)etb),  desetoro 

—  deset  zehn  (=  deseih). 

-osa:  hrtlosa  am  Bauche  weißes  Schwein  —  kr'do 
Flügel,  cvjetosa  Ziege  mit  Blässe  —  cvijet,  bjelosa  (Rätselwort) 

—  blo  bijela;  nur  rögosa  (Schaf-,  Ziegenname)  ist  an  den 
Nom.  rög,  gen.  röga  angeschlossen. 

-ota;  die  Bildungen  haben  durchweg  alte  Endbetonung, 
daher  notwendig  die  Silben  vor  o  kurz,  z.  B,  Ijepota  Schön- 
heit —  lijep,  sramöta  Schande  —  sräm;  die  wenigen  Bei- 
spiele andrer  Betonung  aber  ebenso,  vgl.  Ijepota,  vrmiota 
(Ochsennamen)  —  Vijep,  vrän. 

■ov,  possessive  Adjektiva,  in  dieser  Bedeutung  ein- 
fach den  Quantitäten  des  Grundworts  folgend;  es  ist  aber 
bemerkenswert,  daß  die  alten  Ableitungen  von  Pflanzen- 
namen die  langen  Stammsilben  des  Grundworts  kürzen, 
z.  B.  brestov  —   brljest  Ulme,    dübov  —   düb  Eiche,    grmov 

—  grm  grma  eine  Eichenart,  Jcnnov  —  Mn  Ahorn,  hrästov 

—  hräst  Eiche,    vrbov   —    vrba  Weide,    Ijeskov    —   lijeska 


§276.277.]     Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  179 

Hasel,  trnov  —  trn  Dorn,  jöhov  —  jöha  Erle  (aus  *'jeoha  = 
jelbcka).  Die  Weiterbildung  -ovbns  skr.  -ovan  {-övan)  fem. 
-ovna  (-övna)  hat  stets  Kürze  vor  sich,  z.  B,  vllövan  — 
vila,  vrätövan  —  vrät,  dusevan  —  düsa,  dremövan  —  drljem, 
müievan  —  mü£. 

-teljb;  die  alten  Wörter  vlästelj  {=  *volstel'b)  Herrscher, 
prljatelj  Freund  haben  Kürze  des  urspr.  langen  a,  i; 
ebenso  alle  anderen  Bildungen  auf  -itelj,  z.  B.  svetitelj  Hei- 
liger —  sveiiti  {=  sv^t-),  Jiränitelj  Ernährer  —  hräniti 
(=  *cliorniti). 

-üg  rask.,  -uga  fem.,  seltene  Bildungen,  z.  B.  bjelüg 
weißer  Eber,  hjeluga  fem.  weiße  Sau  —  hio  hijela. 

•idja:  plävidja  (Kuhname)  —  pläv  blond,  blau,  küsulja 
Stutzkuh  —  A'ws,  pjeskulja  Sanderde  —  pijesak. 

-im  und  fem.  -loia:  slädün  Art  Granatäpfel,  slädün 
Eichenart,  sekuna  zum  Hypok.  seka  (sestra). 

-ur:  mjehür  Schlauch  —  nivjeh;  das  entsprechende 
Fem.  -ura:  glävura  —  gldva. 

-usa:  pjeskusa  sandige  Erde  —  pijesak,  govedärusa 
Rinderhirtin  —  govedär,  seljäkusa  Bäuerin  —  seljäk. 

377,  Es  gibt  nur  wenig  schwere  Formantien, 
die  sich  gegen  die  Quantität  der  vorangehenden 
Silben  gleichgültig  verhalten,  Kürzung  alter  Längen 
nicht  fordern : 

-ez;  in  der  Wurzelsilbe  erscheint  mit  wenig  Aus- 
nahmen eine  alte  Länge  erhalten:  graben,  drijemez,  krpez, 
Idvei,  lüpei,  metez  (=  metesb),  mlddez  Jugend,  mütez,  pälez, 
pilez  (zu  piile),  sitnez  (zu  sltan),  srämez,  sfälez,  stärez  (zu 
stär),  ifpez,  trühlez  (zu  trühli) ;  bei  diesen  lag  also  der 
alte  Hochton  auf  dem  Formans^  die  Erhaltung  der  Länge 
einer  vorangehenden  Silbe  ist  also  normal,  wenn  das  For- 
mans keine  verkürzende  Wirkung  hatte.  Abweichungen 
sind  vereinzelt:  mlädez  und  mädez  (unklare  Herkunft) 
Muttermal,    Pädez   (Eigenname),    derez  (mit   alter  Kürze). 

-in,  poss.  Adj.  von  femin.  Wörtern,  slügin  —  slüga, 
vllin  —  vila,  jetrvin  —  jetrva. 

12* 


180  Betonung  und  Silbenquantität.  [§277—280. 

-ost,  z,  B.  drdgöst  —  dräg^  svetösf  —  svet;  vereinzelt 
kommen  Kürzungen  vor:  lüdöst  —  lud,  svjetlösf  —  svljetao 
fem.  svijetla. 

-tva:  brltva,  ietva,  pljetva,  aber  Idetva. 

278.  Über  die  Bildungen  mit  leichten  Formantien 
läßt  sich  nur  aussagen,  daß  sie  im  allgemeinen  eine  be- 
stimmte Quantität  nicht  erfordern,  mit  Ausnahme  der 
Komparative  (nur  gebräuchlich  in  der  bestimmten 
Form);  ihre  Stammsilben  sind  stets  kurz,  z.  B.  dräg  — 
dräti,  zw  — -  Mvlji;  lljep  —  Ijepsl;  so  auch  die  auf  -iji  ge- 
bildeten, z.  B.  Icrüpan  —  krüpniji.  —  Über  -sk7  s.  §  330. 

B.  Bestimmung  und  Quantität  der  zusammen- 
gesetzten Wörter. 

279.  1.  Zusammensetzungen  aus  Nomen  und 
Nomen.  Alle,  wie  immer  beschaffen,  unterliegen  dem 
allgemeinen  Gesetze :  die  Silben  des  ersten  Bestandteils 
sind  stets  kurz,  ohne  Rücksicht  auf  die  Haupttonstelle 
der  Zusammensetzung  und  auf  die  Quantität  des  Grund- 
worts, z.  B.  glavdholja  —  gldva,    zlatökos    —   zläto,    rükovef 

—  rüka,    sühozld    —   süh,  käzipüi    (Zeige-weg)   Zeigefinger 

—  kdzi  zeige!,    vhioböj    (gen.  -hoja)   phytolacca    decandra, 
mnöpija  Weinsäufer  —  imio. 

Der  Übersicht  wegen,  die  zugleich  die  Bestimmung 
der  Haupttonstelle  erleichtert,  ist  die  Gesamtheit  in  fol- 
gende Gruppen  geteilt:  a)femininalei-Stämme,  b)o-Stämme. 
Substantiva  und  Adjektiva,  c)  femininale  a-Stämme,  und 
als  Beispiele  nur  solche  Wörter  genommen,  die  kein  weiter- 
bildendes Formans,  etwa  -ac  {-bcb),  -an  (-bm),  enthalten, 
weil  dabei  die  Quantitäten  mit  den  solchen  Bildungen 
überhaupt  zukommenden  zusammenhängen  oder  zu- 
sammenhängen können. 

280.  a)  i- Stämme,  femin.  Substantiva.  Sämt- 
liche Wörter,  deren  Zahl  gering  ist,  haben  "  auf  der 
ersten  Silbe,  den  zweiten  Bestandteil  der  Zusammensetzung 
lang;  eine  darin  enthaltene  alte  Kürze  wird  gedehnt, 
z.  B.  gbrapäd  Epilepsie  —  gora,  pästi  fallen ;  Ijetoräst  Jahres- 


§  280—282.]    Bestimmung  der  Betonuog  und  Quantität.  181 

wuchs  —  Ijeto,  rdsti  rcistem;  püstoims  (freie  Weide)  un- 
gesperrte Wiese  —  püst,  pusti  pdsem;  rükodfz  Handhabe 
—  rüka,  drkiü,  rükovet  Handvoll  (aus  rqko-j^tb)  —  rüka 
-jeti;  crvotöc  Wurmfraß  —  cPv,  iociti.  Die  alte  Betonung 
auf  der  ersten  Silbe  stimmt  zu  der  durchgehenden  Be- 
tonung des  Russischen,  vgl.  Utopie  Jahrbuch,  Chronik, 
vodopad'  Wasserfall,  letorost'. 

381.  b)  0- Stämme.  Es  sind  mehrere  Betonungs- 
typen und  z.  T.  davon  abhängige  Quantitätstypen  vor- 
lianden. 

I.  Der  alte  Hauptton  lag  auf  dem  zweiten 
Glied,  liegt  also  jetzt  auf  dem  Auslaut  des  ersten  (dem 
sogen.  Kompositionsvokal),  Das  zweite  Glied  hat  dann 
stets  kurze  Silbe,  daher  Verkürzung  einer  Länge  des 
selbständigen  Wortes,  z.  B.  dragocjen  kostbar  —  dräg,  ci- 
jena;  golobrad  bartlos  —  bräda;  zlatöglav  (Goldkopf)  As- 
phodill  —  zläto,  gläva;  zlatoruk  goldhändig  —  zläto,  rüka; 
sesfokrili  sechsflügelig  —  sest,  krilo;  krivbvrat  krumm- 
halsig  —  kriv,  vrät;  crnörep  Schwarzschwanz  (eine  Fisch- 
art)  —   crn,  rep. 

282.  n.  Der  Hauptton  liegt  als  ''  auf  dem 
ersten  Gliede;  hier  ist  zu  unterscheiden: 

aa)  Hat  der  zweite  Bestandteil  als  selbständiges  Wort 
langen  Vokal,  so  bleibt  er  erhalten,  z.  B.  Ijelobrk  mit 
weißem  Schnurrbart  —  Irk ;  crnorep  (neben  crnörep) ; 
(jörocvijet  (Bergblume)  adonis  vernalis  —  gora,  cvijet;  rü- 
kosäd  (Handpflanzung)  eigenangelegter  Weinberg  —  rüka, 
säd\  ztmollst  (Winterblatt)  eine  Pflanzenart  —  z/ma,  llst; 
Ylsegräd  (Oberstadt,  Oberburg)  —  gräd;  högodän  gottge- 
geben —  hög  Mga,  dän ;  crnogläv  (Ak.  Wb.,  Eigenname 
«Schwarzkopf»,  vgl.  oben  golöglav)  —  crn,  gläva;  rükojns 
Handschrift  (wohl  urspr.  fem,,  vgl.  r.  rnkojns)  —  rüka, 
pisaii;  kolovrät  Wirbel  —  prdtiti.  Wo  im  Skr,  keine 
Länge  in  den  entsprechenden  selbständigen  Wörtern  vor- 
liegt, die  Silbe  aber  ursprünglich  lang  ist,  hat  die  Zu- 
sammensetzung Länge,  so  kölomäz  (vielleicht  urspr.  fem, 
i-Stamm,  vgl.  r.  kolomaz)  Wagenschmiere  —  mäzati  mäsem. 


182  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  282—284. 

Ausnahmen  sind  vereinzelt:  Eigennamen  auf  -sav  (au.s 
-slav  zu  släva),  Drägosav,  Mllosav  (und  normal  Milösav, 
vgl.  auch  Vukbsav),  Rädosav;  ferner  andere  Eigennamen: 
Mllorad  —  räd;  Drägobrat  —  dräg,  brät;  Lnpoglav  (Ortsn.) 

—  glQva ;  Slävolpib  (neben  normalem  Slavoljid)),  aber  appel- 
lativ  drägoljub  Kapuzinerkresse.  Appellativische  Beispiele 
sind  noch  seltener:  vijoglav  und  fem.  vijoglava  Wendehals 

—  gläva;  tüko-lnk  Knoblauchstößel  —  lük. 

283.  bb)  Das  zweite  Glied  hat  als  selb- 
ständiges Wort  alte  Kürze.  Die  geringe  Zahl  der 
Beispiele  zeigt  keine  feste  Quantitätsregel ;  in  einigen 
Fällen  ist  die  Kürze  gedehnt:  sämotök  (und  samötok)  von 
selbst  ausgeflossener  Honig  —  säm,  tokb,  tdciti ;  mödrokös 
(eig.  Blauamsel)  eine  Vogelart  —  modar,  kos  pl.  kösovi; 
prekonöz  (bei  Vuk,  ohne  Angabe  von  Genus  und  Flexion) 
eine  Art  des  Pferdefesseins  —  j;r<;/eÄ-,  nöga.  In  anderen 
bleibt  die  Kürze,  z.  B.  krnjorog  mit  Stummelhörnern,  vl- 
torog  mit  gewundenen  Hörnern  —  rög  gen.  röga;  jj^^^onog 
bläßfüßig  — ■  nöga\  in  hlägosöv  gen.  -sova  (zu  slovo)  Segen, 
vlnoböj  gen.  -boja  (Pflanzenart,  phytolacca  decandra)  beruht 
die  Dehnung  im  Nominativ    auf   dem  auslautenden  v,  j. 

Der  ganze  Typus  II  ist  wahrscheinlich  nicht  ursla- 
visch;  im  Russischen  haben  diese  Komposita  durchweg 
den  Hauptton  auf  dem  zweiten  Gliede,  z.  B.  cernoborodyj 
schwarzbärtig,  belornkij  weißhändig  (vgl.  skr.  bjelonog  weiß- 
füßig),  siichovercJdj  gipfeldürr  (vgl.  skr.  tankdvrh  schlank- 
wipfelig);  ebenso  fast  regelmäßig  im  Slovenischen,  z.  B. 
Ustopad  Blattfall,  Oktober  (skr.  llstojjäd),  rokomet  (Hand- 
wurf)   Wurfweite,   bosonog   (skr.  ebenso   bosönog)    barfüßig. 

284.  III.  Die  erste  Silbe  hat  den  Akzent  \ 
älterer  Hochton  lag  also  auf  dem  -o-  (dem  Kompositions- 
vokal). Es  sind  in  appellativischer  Bedeutung  ganz  ver- 
einzelte Fälle:  divoroga  kräva  (Rätselwort)  wunderhörnige 
Kuh,  vlnogräd  Weinberg  (r.  vinograd,  kchsl.  Form,  r.  wäre 
vinogorod)',  sisobrk  mit  gestutztem  Schnurrbart  —  sisati, 
brk.     Dazu  einige  Eigennamen  auf  -sav,  so  Bögosav,  Ljü- 


§  284.  285.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  183 

bosav  (vgl.  aber  dazu  MUosav  Milosav),  und  einige  andere, 
so  Ljiibobrat  (vgl.   aber  Drägobrat). 

385.  c)  Femininale  a-Stämme.  Die  als  Femi- 
nina zu  den  Adjektiven  der  obigen  Abteilung  II  ge- 
hörenden Wörter  haben  Betonung  und  Quantität  wie  die 
Maskulinform,  ebenso  das  zugehörige  Neutrum,  z.  B.  go- 
löglav  golöglava  golöglavo  kahlköpfig.  Die  Substantiva,  so- 
weit sie  nicht  substantivierte  Feminina  von  Akjektiven 
sind,  haben  eigentlich  nur  einen  durchgehenden  Typus: 
alten  Hauptton  auf  dem  zweiten  Gliede,  also  jetzt  '  auf 
dem  «Kompositionsvokal»,  und  Kürze  dieses  Gliedes, 
einerlei  ob  eine  ursprüngliche  Länge  oder  eine  alte  Kürze 
vorliegt.  Ein  größerer  Teil  der  Wörter  bezeichnet  männ- 
liche Personen.  Beispiele :  hogbmolja  Bethaus  —  möliti, 
glavdbolja  Kopfschmerz  —  holjeti,  sjenokosa  (eig.  Heumahd) 
Wiese  • —  kositi,  stöhlasa  (eig.  Hundertährige,  Pflanzenname) 

—  kläs,  vodöjaza  Wassergraben  —  jäza,  firöpada  Eichel- 
fall —  pästi  ]iädem\  glasonosa  Nachrichtbringer  —  nösiti, 
Ijudömora  Leuteschinder  —  mbriti,    vjefrögonja  Windbeutel 

—  goniti,  zlosreöa  Unglückskind  —  sreca;  Ljubövüta,  Dra- 
gömira  (vgl.  msk.  Drägomlr)  usw.  Die  Abweichungen  von 
diesem  Typus  sind  sehr  gering  an  Zahl:  1.  Die  erste 
Silbe  hat  ",  dabei  kommen  einige  Fälle  mit  Länge  im 
zweiten  Gliede  vor:  mrkogleäa,  strmogleäa  finsterblickender 

—  mrk,  strm,  gledati  gledäm  und  (gledeti)  gledlm;  glühoprda 

—  glüh,  prdjeti  (bei  Vuk  daneben  kHoprda,  ein  Scherz- 
wort; richtiger  krto-Y);  tänkoprelja  Feinspinnerin  —  tänak, 
pirelja^  die  Länge  hier  begründet  durch  Stellung  vor  altem 
•bja  {'•prelbja);  cetovoda  Bandenführer,  kblovoäa  Reigen- 
führer (vgl.  aber  dagegen  sljepövoda  Blindenführer,  celovoda 
Anführer,  vojskdvoda  Heerführer);  vöjevoda  Heerführer 
(r.  vöjevoda);  drägoresa  (Ziegenname)  —  resa  Wamme, 
dlvokoza  (Wildziege)  Gemse,  krätosija  Kurzhals  (vgl.  aber 
krivösija  Krummhals);  Ijeposeta  (Ziegenname)  —  lljep,  setati 
wandeln;  uholaza  Ohrwurm  —  m/jo,  läziti.  —  2.  Noch 
spärlicher  ist  der  Akzent  '  auf  der  ersten  Silbe,  also 
ältere    Betonung    des    Kompositionsvokals:    einige   Eigen- 


184  Betonung  und  Silbenquantität.  [§285—287. 

namen  auf  -sava,  D'ikosava,  Ljühosava,  JDrosava,  Skorosava, 
Tänkosava,  Vldosava,  Vükosava  (vgl.  dazu  die  Mask.  Lju- 
bosav,  Mlrosav  und  Mirösav,  Skbrosav,   Vukbsav). 

!S80.  2.  Zusammensetzungen  aus  Präposition 
und  Nomen,  Berücksichtigt  sind  hier  aus  demselben 
Grunde  wie  oben  unter  1.  nur  die  nicht  mit  weiter- 
bildenden Formantien  versehenen  Wörter. 

Die  sehr  mannigfaltigen  und  scheinbar  sehr  unregel- 
mäßigen Betonungs-  und  Quantitätserscheinungen  lassen 
doch  einige  große  Prinzipien  erkennen,  und  eine  Lösung 
der  Schwierigkeiten  ist  in  hohem  Grade  möglich. 

Die  in  Nominalzusammensetzungen  verwendbaren  Prä- 
positionen zerfallen  ihrer  ursprünglichen  Quantität  nach 
in  solche  mit  ursprünglicher  Kürze:  hez,  do,  o  ob,  od,  po, 
pod^  pro,  aCz)  sa  (=  ss),  u  (=  vö),  uz  (=  i'ö^);  und  solche 
mit  ursprünglicher  Länge:  tm,  nad,  pa-,  pra-,  pre-,  pred, 
pri-,  raz-,  su-  (=  sq-),  u  (=  u),  za.  Eine  besondere 
Stellung  nimmt  iz  ein;  es  hat,  obwohl  anscheinend  i  =  i, 
doch  niemals  Länge;  der  Grund  wird  sein,  daß  es  urspr. 
*hz  war  (=  lit.  U),  also  Kürze  hatte,  i  erst  aus  *j6^ 
entstand. 

Die  Generalregel  für  die  Quantität  der  präpositio- 
nalen  Silbe  der  Komposita  ist:  ursprüngliche  Kürze 
bleibt  stets  unveränderlich;  ursprüngliche  Länge 
bleibt  erhalten,  wenn  die  Präposition  nicht 
selbst  den  alten  Hochton  trug,  sondern  dieser 
auf  einer  folgenden  Silbe  lag;  sie  wird  verkürzt 
und  hat  den  Akzent  ",  wenn  die  Präposition 
selbst  den  alten  Hauptton  trägt.  Die  Gruppierung 
der  Wörter  nach  der  unter  1.  (§  279)  befolgten  Einteilung. 

287,  I.  Femininale  i-Stämme.  Der  Hauptton 
liegt  stets  als  "  auf  der  Präposition  (abgesehen  von  dem 
Falle,  wo  das  alte  so  als  s,  z  vokallos  geworden  ist) ;  der 
nominale  Bestandteil  hat,  wenn  eine  ursprünglich  lange 
Silbe  vorliegt^  Länge;  wenn  ursprüngliche  Kürze,  in 
mehreren  Beispielen  Dehnung  der  Kürze. 


§  287 — 290.]    BeetimmuDg  der  Betonung  und  Quantität.  185 

a)  Mit  kiirzvokalischer  Präposition^  z.  B.  döbtt 
Gewinn,  öbläst  Macht,  özfm  Wintersaat,  ■poMic  Ruf,  pögibao 
(=  -gyilh)  Verderben,  pomtsao  (=  -myslb)  Gedanke,  pödräst 
(Art  Krankheit),  pröMdi  pl.  Seitenstechen,  pröpäst  Ab- 
grund, sätvär  (gewöhnlich  stvär  =  sstvarb)  Geschöpf,  üzräst 
Wuchs;  protöc  gen.  prötöci  Durchfall,  dagegen  pömöc  gen. 
pomoci. 

388.  b)  Präpositionen  mit  alter,  hier  ver- 
kürzter Länge:  näzeb  Erkältung  (=  -z§hb),  pämet  Ge- 
dächtnis (=  j)am^tb),  pregibao  (=  -gyilb)  Gelenk,  rästrxs 
Schlitz,  ugär  zum  Anbau  aufgerissene  Erde,  zäkric  Verbot. 

c)  Zusammensetzungen  mit  iz:  Izmkao  (^^-nikh) 
Aufsprießendes,  Izrästao  (=  -rastlb)  gen.  Izräsli  Auswuchs. 

Dieselbe  Betonung  herrscht  im  Russischen,  z.  B. 
oblast\  nndpis,  oborot' ,  pomoc\  propast' . 

Im  Skr.  kommen  einige  wenige  abweichende  Fälle 
vor:  alter  Hauptton  auf  dem  nominalen  Bestandteil,  dem- 
gemäß Länge  der  Präposition,  ndpast  Unfall  (r.  napnst'  und 
nnpast');  näruc  das  Leihen  {iizeti  na  näriic),  vielleicht  durch 
Anlehnung  an  w^tn/fca  Bestellung;  j^n'cesi  Kommunion  (ge- 
wöhnlich pricesce);  zdpad  (und  normal  zäpäd)  schattiger 
Ort;  zdvist  Neid  (r.  zavist'). 

389.  Oben  §  231  ist  ausgeführt,  daß  die  alten  nicht 
zusammengesetzten  zweisilbigen  i-Stämme  fallende  Into- 
nation haben.  Wenn  nun  bei  Zusammensetzung  mit  Prä- 
position der  (alte)  Hochton  regelmäßig  auf  diese  fällt,  so 
ist  der  Schluß  gerechtfertigt,  daß  die  fallende  Intonation 
des  nominalen  Bestandteils  die  Ursache  der  obwaltenden 
Betonung  ist.  Wie  sich  später  zeigen  wird,  gilt  im  Skr. 
allgemein,  daß  eine  nichterste  Silbe  des  Wortes 
(oder  einer  syntaktischen  Gruppe)  mit  fallender 
Intonation  den  Hauptton  des  Wortes  nicht  be- 
halten konnte,  sondern  daß  in  den  betreffenden 
Wörtern  (oder  syntaktischen  Gruppen)  der  Hauptton  schon 
vor  alters  auf  eine  vorangehende  Silbe  fallen  mußte. 

290.  IL  Maskuline  o-Stämme.  Die  Verhältnisse 
sind  hier  etwas  verwickelter:  A.  Geht  man  von  den  Fällen 


186  Betonung  und  Silbenquantität.  [§290—292. 

der  iinsilbig  gewordenen  Präposition  6-,  z-  (=  sö-)  aus, 
60  zeigt  sich:  1.  bei  ursprünglicher  Länge  des  no- 
minalen Bestandteils  wird  die  Länge  bald  bewahrt, 
bald  ist  sie  verkürzt:  aa)  bewahrte  Länge,  z.  B.  s-pläv 
(=  ^sö-plavo)  Floß,  spÜ2  Schnecke  (=  *söpblzö),  svläk  ab- 
gelegter Schlangenbalg  (=  '■^•sövolhö),  zgib  Gelenk  (=  *so- 
cjyhz);  bb)  Verkürzung  der  Länge:  sMäd  Schober 
(=  ^söMadö),  sküp  Haufen  (=  *S'3Ä;m|;3),  späs  Heiland 
(^  sspasö),  svez  Nat  (=  *s5vezö),  svjet  Rat  (=  ssvetö), 
zhjeg  Flucht  (=  *sölegö). 

291.  2,  Bei  ursprünglicher  Kürze  des  nomi- 
nalen Bestandteils  ist  entweder:  aa)  die  Betonung 
und  der  Vokal  im  Nom.  sg.  gedehnt:  stvör  gen.  stvöra 
(==  *sötvorö)  Machwerk,  sr-ok  sröka  Zeichen  (=  ssrohö),  zhöj 
zböja'H.a.uten  {^*s5bojb),  zlör  2;&öra Versam mlung  (=6'o&orö); 
—  oder  bb)  es  bestand  alte  Endbetonung,  im  Nom.  sg. 
dann  kurzer  Vokal,  slög  sloga  {==  sölogz)  Gartenbeet,  slom 
slöma  (Bruch)  Untergang  (=  sölomz),  smet  smeta  zusammen- 
gekehrter Schnee  {^=^  sömetö),  svöd  svöda  Gewölbe  (=  ssvodö), 
zglob  zgloba  Gelenk  (=  söglobö),  zgön  zgöna  Stück  Land 
zwischen  zwei  Grenzhügeln  (=  Sogons).  Der  Gegensatz 
der  Gruppen  aa)  und  bb)  (sowohl  unter  1.  ^\ie  unter  2.) 
bedeutet,  daß  in  aa)  die  Intonation  fallend,  in  bb)  steigend 
war.  Die  fallende  Intonation  in  aa)  zeigt  sich  im  Rus- 
sischen bei  Polnoglasie,  z.  B.  svolok  (skr.  svläk)^  snorov. 

293.  B.  Der  gleiche  Unterschied  in  der  In- 
tonation des  nominalen  Bestandteils  zeigt  sich 
bei  silbiger  Präposition: 

1.  Der  nominale  Bestandteil  enthält  eine  alte 
Länge. 

a)  Die  Länge  ist  erhalten;  der  Hochton  liegt 
als  "  auf  der  Präposition.  Diese  Betonung  erklärt 
sich  aus  dem  oben  §  289  ausgesprochenen  Gesetz,  wenn 
man  die  Länge  des  nominalen  Bestandteils  als  fallend 
betrachtet.  Beispiele:  aa)  Präposition  mit  alter 
Kürze,  z.  B.  dohvät  das  Erreichen  (vgl.  hväfiti),  obläk 
Wolke    (==   *obvolkö    ^oholkö),   opäz  Hut   (vgl.   päziti  acht- 


§  292.  293.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  187 

geben),  öfpäd  Abfall,  pögled  (^  -qMö)  Blick,  pömäz  Art 
Bestreichungsraittel  (vgl.  mäzati),  2ioiprng  (==  -prqgo)  Sattel- 
gurt, podsmijeh  Lachen  über  etwas  (vgl.  smijeh  smek),  prö- 
sijek  kleine  Hacke  (vgl.  sjeci  sijecem).  —  bb)  Präposition 
mit  alter  Länge:  nä-teg  (=  -fcgö)  Heber,  pirlstäv  Knecht 
in  der  Wirtschaft  (vgl.  stäviti),  prekid  Unterbrechung  (vgl. 
kldati),  prekret  (=  -krets)  Umschwung,  räzrez  Schlitz  (vgl. 
rezati),  smiräk  (=  -''morkö)  Abenddämmerung,  ü-gled  An- 
schein (vgl.  gledafi),  üdär  Schlag  (vgl.  üdariti,  d.  i.  -däriti), 
zäpäd  Westen,  zuteg  (=  -tfgö)  Spannung.  —  cc)  Zusammen- 
setzung mit  iz:  Izrijekom  (mit  eigentlichem  Namen)  instr. 
eines  Izrijek  (im  Ak.  Wb.  izrijek  hnjekom). 

Dieser  Typus  ist  ebenfalls  im  Russischen  vorhanden, 
d.  h.  der  Hauptton  liegt  auf  der  Präposition,  z.  B.  vgl. 
skr.  öbläk  —  r.-kchsl.  ohiak  (r.  dial.  oboloko  ntr.),  öUik 
Antlitz  —  r.  oblik,  pöjäs  Gürtel  —  r.  pojas^  razftm  — 
klr.  rozum,  vgl.  namentlich  Beispiele  mit  Polnoglasie:  zn- 
moroz,  2)rkjorod,  obereg  (Schutzmittel)  Talisman,  pobereg 
prihereg  Ufergelände,  povorot  (und  pjovorot)  skr.  povrät, 
ostereg,  sumorok  skr.  sumrak. 

^03.  b)  Ursprüngliche  Länge  des  nominalen 
Bestandteils  ist  verkürzt;  der  Hauptton  lag  auf 
ihm,  also  jetzt  auf  der  Präposition;  diese  hat,  wenn  ihr 
Vokal  ursprünglich  lang  war,  die  Länge  bewahrt  (§  286). 
Nimmt  man  an,  die  Intonation  des  nominalen  Teils  sei 
steigend  gewesen,  so  erklärt  sich  die  Verkürzung  wie 
auch  die  Lage  des  (alten)  Haupttons.  Beispiele:  aa)  Prä- 
position mit  alter  Kürze;  obhk  (=  -Iqks)  Sattelknopf; 
obriib  {= -rqbo)  Saum,  r.  obrnb;  popmg  (=  -prqgö)  Sattel- 
gurt; pötres  (=  -tresö)  Erdbeben;  prdsjek  Durchhau,  r.  pro- 
sek.  —  bb)  Präposition  mit  Länge;  z.  B.  näkit  (=:• 
-kytö]  vgl,  näkititi  d.  i.  -kUiti)  Putz,  ndniz  Perlenschnur 
(vgl.  na-nizati  nmwem),  ndstup  Anfall  (von  Krankheit;  vgl. 
nastüpiti  nästüpim),  primjer  Beispiel,  prijelaz  ekav.  prelaz 
Furt  (vgl.  pre-laziti  d.  i.  •läziti),  rdzdio  gen.  räzdjela  Ver- 
teilung (vgl.  razdijeliti  räzdijelmi)  Markscheide,  zdvrat  (vgl. 
zavrdtiti  zävrätmi)  Umkehr,  zäkon  Gesetz  r.  zahm.    Im  Rus- 


188  Betonung  und  Silbenquantität,  [§293—296. 

sischen,  wo  dieser  Typus  häufig  ist,  kann  man  bei  Polno- 
glasie  die  steigende  Intonation  beobachten;  z.  B.  perevolok, 
ogorod  (dagegen  gorod   skr.  gräd),  zavorot. 

S94.  2.  Der  nominale  Bestandteil  enthält 
alte  Kürze,  a)  Die  Kürze  hatte  fallende  Intonation, 
dabei  muß  von  alters  her  der  Hauptton  als  "  auf  der 
Präposition  stehen.  Beispiele  der  Art  finden  sich  nur 
sehr  wenige;  die  Kürze  ist  z.  T.  gedehnt:  aa)  kurz- 
vokalische  Präposition:  oböd  (aus  *obvodz)  Reifen, 
Rand,  ötök  Geschwulst  {otok  Insel),  poMön  (Verneigung) 
Geschenk,  poijjor  Stütze,  iitok  (=  '^■votok^)  Mündung.  — 
bb)  langvokalische  Präposition:  premet  Purzelbaum, 
üsöv  gen.  üsova  (eig.  Abschub)  Lawine,  ütor  Kimme,  zädäk 
(=  *2adochö)  Gestank.  —  cc)  mit  iz  :   htok  Osten. 

395.  b)  Der  nominale  Bestandteil  hat  alten 
Hauptton  (jetzige  Betonung  also  '  oder  '  auf  der  Prä- 
position). Nach  dem  früher  Auseinandergesetzten  ist  der 
Schluß  gegeben,  daß  der  nominale  Bestandteil  steigend 
betont  war.  Aus  den  zahlreichen  Fällen  einige  Beispiele, 
aa)  mit  kurzv  okalisch  er  Präposition:  dohod  Zugang, 
dbrok  Frist,  ödskok  Absprung,  pogreb  Begräbnis,  pörod  Nach- 
kommenschaft, potok  Bach,  pbdnos  Präsentierteller,  prökop 
Graben,  üzmak  {=  ^vözmöks)  Rückzug;  —  bb)  mit  lang- 
vokalischer  Präposition:  nähod  Fund,  nämet  Auflage, 
Steuer,  prllog  (Beilage)  Opfer,  prijekor  ekav.  prekor  Vor- 
wurf, räzbor  Unterschied,  rdzmet  Zerwerfen,  zäklon  Zuflucht, 
zdlet  Stelle  des  Bienenflugs,  säton  tiefe  Dämmerung,  ülozi 
pl.  Gicht;  —  cc)  mit  iz:  IsJiod  Ausgang,    Izmet  Auswurf. 

29ß,  Die  den  aufgestellten  Grundsätzen  nicht  ent- 
sprechenden Fälle  sind  sehr  spärlich;  sie  bestehen  ein- 
mal darin,  daß  bei  alter  Lage  des  Haupttons  auf  dem 
zweiten,  nominalen  Bestandteil  doch  eine  urspr.  lang- 
vokalische Präposition  kurz  erscheint:  pristup  Zutritt  (r. 
p'istup),  pricek  Borg,  vgl.  dagegen  prhnjer,  prikaz,  prirez; 
prebjeg  Flüchtling  (r.  perebeg  das  Überlaufen),  pretek  Über- 
fluß, vgl.  dagegen  prijeklad  preklad,  prijekor  prekor;  räzmak 
=  ^razmökö)  Trennung,  räzmet  (daneben  rdzmet)  Zerwerfen, 


§  296.  297.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  189 

rästok  Antimon,  vgl.  dagegen  ruzgon,  räzhor.  Am  meisten 
Abweichungen  zeigen  nach  dieser  Richtung  Zusammen- 
setzungen mit  u  (=  w),  nicht  immer  sicher  von  solchen 
mit  M  =  vö  zu  scheiden:  iihöj  gen.  ühoja  (und  normal 
ühoj)  Schläge,  ührus  Handtuch,  ücin  Gerben,  Mes  Unfall, 
tücor  Vorwurf,  ümor  Ermüdung,  üfret  (=  -preh)  unter  der 
Asche  verdeckte  Glut,  uroci  pl.  Beschreiung,  iiskok  Flücht- 
ling, üsjev  Aussaat  (wohl  =  *V5-sevd),  üsud  Schicksal,  üstap 
{=  ^uslbfo)  Vollmond,  ntuk  (n  =  vö-)  und  iistuk  (^  vöz-) 
Gegenmittel,  ütvor  Gespenst,  itvjet  Vereinbarung,  iihog  arm ; 
vgl.  dagegen  üjam  (eig.  Wegnahme;  =  *ujbmö)  Mahl- 
gebühr, nlozi  pl.  Gicht.  Zweitens  kann  die  Abweichung 
darin  bestehen,  daß  bei  "  auf  der  Präposition  doch  eine 
ursprüngliche  Länge  des  nominalen  Bestandteils  verkürzt 
ist,  ganz  vereinzelte  Fälle:  süsjed  (neben  normalem  süsjed) 
Nachbar.  Aus  allem  fällt  heraus  das  Beispiel  prljerov 
Graben,  man  erwartet  *preröv  oder  *prijerov.  —  Bei  einer 
Zählung  aller  in  Vuks  Wb.  stehenden  Fälle  kommen 
ca.  280  normale  gegen  30  abweichende  heraus. 

397.  III.  Femininale  a-Stämme.  Die  Beur- 
teilung der  Verhältnisse  ist  hier  am  schwierigsten.  Geht 
man  aus  von  den  Beispielen  der  unsilbig  gewordenen  Prä- 
position s,  z  (=  ss),  also  von  solchen  Zusammensetzungen, 
die  notwendig  den  Hauptton  auf  dem  nominalen  Bestand- 
teil tragen,  so  zeigt  sich  hier  eine  ursprüngliche  Länge 
stets  verkürzt,  muß  demnach  steigende  Intonation  gehabt 
haben,  z.  B.  smjesa  (=  sömesa)  Gemenge,  spräva  {=  szpra- 
va)  Machwerk,  sveza  Band  (=^  söveza),  zgräda  {=  *s8gorda, 
r.  sgoroda  Umzäunung)  Gebäude.  Bei  Zusammensetzung 
mit  silbiger  Präposition  hat  das  Russische  nur  einen 
Typus:  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe  des  nominalen  Be- 
standteils, z.  B.  dosgda,  natuga,  nauka,  zahava,  opora,  osnova, 
podprnga,  priroda,  ugroza.  Wo  Polnoglasie  die  Intonation 
erkennen  läßt,  ist  sie  steigend,  z.  B.  ohorona,  provoloka, 
peregoroda^  osteroga.  Wenn  die  Wurzelsilbe  durch  Ausfall 
von  5,  h  vokallos  geworden  ist,  hat  die  Präposition  im 
Russischen    den    Hauptton,    z.  B.  ospa  (=  osöpa),    rgspra 


190  Betonung  und  Silbenquantität.  [§297—299. 

(==  rasphi-a),  peresva  (=  *per-sbva).  Mit  der  russischen 
Betonung  stimmen  die  bulgarischen  Beispiele  überein, 
vgl.  zaplgtö,  osnovö,  pregradö.  Im  Slovenischen  liegt 
ebenfalls  der  Hauptton  regelmäßig  auf  der  Wurzelsilbe 
des  nominalen  Bestandteils,  aber  im  Gegensatz  zum 
Russischen  fallend  intoniert,  z,  B.  dosega,  naväla,  odmena, 
zagräda,  zalräna  (vgl.  r.  oiorona),  zaguba ;  alte  Kürze  ist 
gedehnt  zu  fallender  Länge,  z.B.  pohgra,  prigoda,  pripSka. 
Auf  diese  slovenische  Eigentümlichkeit  ist  nachher 
(§§  300,  301)  Rücksicht  zu  nehmen. 

Das  Serbokroatische  hat  dem  einheitlichen  Ver- 
fahren des  Russischen  und  Bulgarischen  gegenüber  zwei 
Typen : 

298.  A.  Alter  Hauptton  auf  der  Wurzel- 
silbe des  nominalen  Bestandteils,  diese  Silbe  kurz  ; 
jetziger    Akzent    auf   der  Präposition:    '    wenn   sie   kurz, 

wenn    sie    lang    ist.      Die   Haupttonlage    stimmt    zum 
Russischen : 

a)  Kurzvokalische  Präposition,  z.B.  öpona  Häut- 
chen, r.  opona,  slov.  opgna;  ösnova  Webezettel,  r.  osnova^ 
slov.  osn'gva;  ötava  Grummet,  r.  otava,  slov.  oiäva;  pöpasa 
Weidegeld,  slov.  popäsa  Abweiden;  pbdkova  Hufeisen,  r. 
podkova,  slov.  podkgva. 

b)  Langvokalische  Präposition,  z.  B.  nävada 
Angewöhnung,  r.  navada,  slov.  itaväda;  näloga  Gedränge, 
r.  naloga;  nduka  Lehre,  r.  nauka;  ndzeba  Erkältung 
(=  -z^ba),  slov.  naz§ba;  prijevara  Betrug,  slov.  prevära\ 
räzlika  Unterschied,  r.  razltka,  slov.  razlika;  zcibava  Zeit- 
vertreib, r.  zabgva,  slov.  zabäva;  zdpara  Schwüle,  r.  zapara, 
slov.  zapära. 

c)  Zusammensetzungen  mit  iz\  hjesa  Vielfraß; 
Ispasa  Weide,  slov.  izpäsa  Abweiden. 

Der  Typus  A  ist  sehr  in  der  Minderzahl  (ca.  70  Bei- 
spiele) gegen  den  gleich  zu  behandelnden  Typus  B 
(ca.  220). 

299.  B.  Der  Hochton  liegt  als  "  auf  der 
Präposition;    die  Wurzelsilbe  des    nominalen  Bestand- 


§  299.  SOO.]     Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  191 

teils  ist  kurz,  d.  h.  entweder  Verkürzung  einer  ursprüng- 
lichen Länge  oder  verbliebene  alte  Kürze.  Dieser  Typus 
fehlt  dem  Russischen  (mit  sehr  geringen  Ausnahmen,  s. 
ASlPh.  21,  382)  und  Bulgarischen,  auch  wenigstens  dem 
heutigen  Slovenischen. 

a)  Mit  kurzvokalischer  Präposition,  z.  B.  do- 
sada  Überdruß,  r.  dosnda;  obrana  Schutz,  r.  oborona;  ögrada 
Einfriedigung,  r.  ogoroda  (vgl.  gorod,  skr.  gräd),  slov.  ogrä- 
da;  ödluka  Entschluß,  r.  otliika  (Trennung),  slov.  odlpha; 
odmjena  Ersatz,  r.  otmena,  slov.  odmena;  pökora  Buße,  r. 
pokora  (Vorwurf),  slov.  pokgra;  pözlata  Vergoldung,  r.  po- 
zolota  (vgl.  skr.  zläto  r.  zoloto),  slov.  pozläta;  pöipora  Stütze, 
r.  podpora,  slov.  podpora;  üklada  Einlage,  slov.  vkläda. 

b)  Mit  langvokalischer  Präposition,  z.B.7iätega 
(=:  -t§ga)  Heber,  r.  nat'aga  (Spannriemen),  slov.  nat^ga; 
prlgoda  Gelegenheit,  r.  prigoda,  slov.  prigoda;  prlpeka 
Schwüle,  r.  pripoka,  slov.  prip^ka;  presada  Umsatzpflanze, 
r.  peresada;  räzmjena  Tausch,  r.  razmena;  räsprava  Aus- 
einandersetzung, r.  räsprava  (Gericht),  slov.  razpräva;  sü- 
sjeda  Nachbarin  (zu  msk.  süsjed,  süsjed),  slov.  soseda;  zä- 
grada  Verzäunung,  r.  zagoroda,  slov.  zagräda;  zämjena  Er- 
satz, r.  zamena,  slov.  zamena;  znslada  Dessert,  r.  zasoloda 
(Versüßung),  slov.  zasläda;  zäshiga  Verdienst,  r.  zasluga, 
slov.  zaslüga;  ütjeha  Trost,  r.  utecha,  slov.  täeha. 

c)  Zusammensetzungen  mit  iz:  Isprava  Bewilli- 
gung (Ausfertigung),  r.  isprava,  slov.  izpräva;  izmjena 
Wechsel,  r.  izmena,  slov.  izmena. 

300.  Die  skr.  Betonung  und  Quantität  des  Typus 
B  bietet  der  Betrachtung  eine  Fülle  von  Schwierigkeiten, 
die  ich  nur  hervorheben,  aber  nicht  lösen  kann: 

1.  Geht  man  von  der  normalen  russischen  und  bul- 
garischen Betonungsweise  aus  und  sieht  den  Hauptton 
auf  der  Wurzelsilbe  des  nominalen  Bestandteils  als  ur- 
slavisch  an,  so  setzt  die  Verlegung  des  Haupttons  im 
Serbischen  auf  die  Präposition  voraus,  daß  die  Intonation 
des  nominalen  Bestandteils  fallend  war  nach  dem  oben 
§  289   ausgesprochenen  Satz,     Das  widerspricht  aber  der 


192  Betonung  und  Silbenquantität.  [§300.301. 

steigenden  Intonation,  wie  sie  russische  Fälle  mit  Polno- 
glasie  zeigen,  z.  B.  oborona. 

2.  Nimmt  man  unter  Zugrundelegung  der  russischen 
Haupttonstelle  eine  ursprüngliche  steigende  Intonation  an, 
so  muß  zwar  eine  alte  Länge  dieser  Silbe  verkürzt  werden, 
z.  B.  ein  -*hvääla  (steigende  Länge),  als  zweiter  Teil  einer 
Zusammensetzung,  zu  -hvää'la  (steigende  Kürze),  allein  der 
Hauptton  wäre  in  diesem  Falle  nicht  in  alter  Zeit  auf 
die  Präposition  übergegangen,  denn  nach  §  289  geschieht 
das  nur  dann,  wenn  die  betreöende  Silbe  fallende  Into- 
nation hatte. 

3.  Hält  man  die  Annahme  fest,  daß  die  russische 
Hochtonstelle  und  ihre  steigende  Intonation  das  Ursprüng- 
liche sei,  so  ergibt  sich  im  Skr.  ein  weiterer  Widerspruch, 
denn  eine  urspr.  langvokalische  Präposition  hätte  vor  der 
Hochtonstelle  ihre  Länge  bewahren  müssen,  also  z.  B. 
'■'zähväla  d.  h.  nach  jetziger  Betonung  *zähvala  (vgl.  die 
wirklich  so  vorkommenden  Fälle  wie  nählada  =  *nahläda; 
§  298,  b). 

301.  Um  diese  Widersprüche  aufzuheben,  bliebe 
die  Annahme,  daß  aus  irgendeinem  Grunde  die  ursprüng- 
liche steigende  Intonation  der  Wurzelsilbe  des  zweiten 
Bestandteils  in  fallende  verwandelt  wurde,  damit  die 
Zurückziehung  des  Haupttons  auf  die  Präposition  und 
deren  dann  notwendige  Verkürzung  verbunden  war,  die 
der  steigenden  Intonation  entsprechende  alte  Verkürzung 
des  nominalen  Bestandteils  aber  bewahrt  blieb.  Einem 
solchen  Zustand  scheint  das  Slo venische  mit  seiner  Be- 
tonung odmena,  poköra  zu  entsprechen ;  die  fallende  Kürze 
muß  ja  hier  in  der  Haupttonsilbe  wieder  in  fallende 
Länge  verwandelt  werden.  Die  Frage  ist  aber,  ob  hier 
im  Slovenischen  die  Lage  des  Haupttons  die  ursprüng- 
liche, oder  ob  sie  erst  aus  einer  der  serbokroatischen  ana- 
logen "'ddmena  *zämena  '^'pökora  entstanden  ist.  Das  letzte 
nimmt  Valjavec  (Rad  132,  S.  191)  an.  Die  Bedingung 
einer  solchen  Versetzung  des  Haupttons  ist  im  Slov.,  daß 
die  ältere  Haupttonstelle   fallende  Intonation  hatte,   z.  B. 


§301.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  193 

io(j  gen.  iogä  (skr.  iöga),  meso  (skr.  meso).  Im  Skr. 
scheinen  aber  die  Komposita,  von  denen  hier  die  Rede  ist, 
gerade  nicht  fallende,  sondern  steigende  Intonation  auf 
der  ersten  Silbe  (der  Präposition)  zu  haben.  Das  geht  her- 
vor aus  der  Betonungs weise  bei  Verbindung  ihrer  Kasus  mit 
Präpositionen,  z.  B.  pöruka  —  nä  poruku  =  *na  pöruku, 
zäfjrada  —  od  zagrade  =  *od  zägrade;  wären  pö-,  zä-  fallend 
intoniert,  so  würde  es  iheißen  *nä  poruku,  '-'öd  zagrade 
(s.  §  304).  Zu  erkennen  ist  das  aus  der  Vergleichung  der 
zusammengesetzten  i-Stämme  in  gleicher  Lage.  Diese, 
die  nachweisbar  fallende  Intonation  der  Wurzelsilbe  des 
nominalen  Bestandteils  haben,  z.  B.  pämet,  pröpäst,  pövijest, 
•betonen  die  Verbindungen  mit  Präposition:  bez  pa^neti,  ü 
propäst,  öd  povijesti,  d.  h.  die  präpositionalen  Elemente 
-der  Zusammensetzungen  sind  fallend  betont  (s.  §  304), 
vgl.  dazu  russische  Betonungen  wie  perepis',  peresyp',  pere- 
men.  Demnach,  während  im  Slovenischen  völlige  Gleich- 
heit besteht  zwischen  den  i-Stämmen,  z.  B.  povest  pom^d, 
und  den  a-Stämmen,  z.  B.  zamena,  pokora,  werden  im  Skr. 
pövijest,  pömöc,  obwohl  äußerlich  einem  pöTcora  zämjena 
igleich,  doch  verschieden  behandelt.  Aber  auch  inner- 
halb des  Skr.  bieten  die  a-Stämme  noch  eine  Schwierig- 
keit, die  wieder  der  Betonung  nä  poruku  =  *na  poruku 
widerspricht  und  die  darauf  führen  könnte,  daß  diese 
Ersatz  einer  älteren  */2a  poruku  sei,  die  aufgegeben  wurde 
durch  Anschluß  an  die  Betonung  der  Kasus  außerhalb 
der  Verbindungen  mit  Präposition:  pöruke  poruku  usw. 
Für  eine  solche  Annahme  scheint  zu  sprechen,  daß  die 
mit  zwei  Präpositionen  zusammengesetzten  a-Stämme  in 
bezug  auf  die  Betonung  ebenso  behandelt  werden  wie  die 
in  gleicher  Weise  komponierten  i-Stämme,  vgl.  z.  B.  öpo- 
mena  Erinnerung,  preohlaka  preobuka  Umkleidung,  preporuka 
Empfehlung  mit  den  i-Stämmen,  z.  B.  pripovijest,  zäpo- 
vijed,  zäpovijest.  Also  eine  Zusammensetzung  aus  pre- 
und  pöruka  ist  anders  behandelt  als  eine  Verbindung  wie 
*na  poruku,  das  kein  *?;«  poruku  ergibt,  sondern  bleibt 
{heute    nä    poruku).     Im    Slovenischen    scheint   bei   zwei- 

Leskien,  Serbokroatische  Grammatik.  13 


194  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.     [§301—304. 

facher  Präposition  jene  Betonung  nicht  herrschend  zu 
sein,  denn  z.  B.  opomena,  zaprisßga,  preobleka  betonen  wie 
pomena,  pris§ga,  oUeka;  vielleicht  ist  aber  hier  ein  '-^preobleka 
(aus  noch  älterem  ''"preoUeka)  wieder  aufgegeben  zugunsten 
von  oUeka  usw. 

30!S.  4.  Weiter  erhebt  sich  noch  für  das  Skr.  die 
Frage,  wie  man  sich  erklären  soll,  daß  neben  der  Mehrzahl 
nach  dem  Typus  zägrada  (220)  eine  beträchtliche  Anzahl 
(80)  des  Typus  nählada  (==  %ähläda)  verbleiben  konnte. 
Ferner  ist  dabei  zu  erwägen,  warum  nicht  bei  den  mask. 
o-Stämmen  unter  ganz  gleichen  Verhältnissen  eine  dem 
Typus  zägrada  entsprechende  Verschiebung  eingetreten  ist. 
Vgl.  z.  B.  ursl.  fem.  "^zagorda  mit  gen.  sg.  msk.  '-'zagorda  (zu 
nora.  *zagordö);  jenes  ist  russisch  zagoroda  (steigend  into- 
niert), skr.  abweichend  zägrada,  dieses  russisch  ganz  ebenso 
zagoroda  (nom.  zagorod),  skr.  übereinstimmend  ^zägrada  = 
*zägräada  (nom.  zägrad).  Dazu  kommt  endlich,  daß  im 
Skr.  einige  «-Feminina  zwischen  beiden  Typen  schwanken, 
so  nävala  Andrang,  nämama  und  nävala  und  nämama  Lock- 
speise, näplata  und  näplafa  Beitreibung  (einer  Schuld),  sü- 
tiika  und  sMiika  {=  *sn-tblka,  eigentlich  «ein  Zustoßen») 
Unheil. 

S03.  Zusammensetzungen,  die  zu  keinem  der  Typen 
A  und  B  stimmen,  sind  vereinzelt,  so  nävika  Gewohnheit, 
normal  wäre  *ndvika  oder  *nnvika,  slov.  navika;  zäklada 
(Vuk  Wb.  aus  einem  Liede;  gewöhnlich  zäklad)  Schatz, 
statt  '^•zäklada  oder  *zäklada,  slov.  zakläda\  ütoka  das  Ent- 
laufen, statt  *ütoka  oder  '^ütoka;  ohhnjera  Maßstab  (Meß- 
faden), statt  *-ümjera  oder  '^-obumjera;  sü-mjesa  Gemenge, 
sümuzga  Zusammenballen  (des  Schnees),  süpruga  Knittel 
statt  sü-  oder  su-. 

III.  Betonung  der  Verbindungen  von 
Präposition  und  Kasus. 
«504.  Eine  durch  diese  Verbindungen  gebildete  Wort- 
gruppe gilt    als   eine  Einheit    und    die  Betonung    richtet 
sich  nach  denselben  Grundsätzen  wie  die  der  nominalen 


§  304.  305.]     Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  195 

Präpositionskomposita.      Daraus    ergeben     sich     folgende 
allgemeine  Sätze: 

1.  Liegt  der  ältere  Hochton  nicht  auf  der  ersten 
Silbe  des  Kasus,  so  erreicht  die  stokavische  Zurück- 
ziehung des  Haupttons  die  Präposition  überhaupt  nicht, 
sie  bleibt  unbetont,  z.  B.  gen.  göre  (gdra  Berg  =  *gorä), 
daher  iz  göre,  lok.  rdgu  (=  rogü,  nom.  rög),  daher  na  rögu, 
lok.  zapovijedi  (=  -dl,  nom.  zäpovijed),  daher  u  zapovijedi, 
akk.  mölitvu  (=  ^molttvu,  nom.  mblitva)^  daher  za  mölitvu. 

2.  Lag  der  ältere  Hauptton  auf  der  ersten  Silbe  des 
Kasus,  ist  diese  demnach  mit  "  oder  "  betont,  so  besteht 
eine  doppelte  Möglichkeit: 

a)  Ist  diese  erste  Silbe  von  Haus  aus  fallend  betont, 
so  ist  schon  in  alter  Zeit,  also  nicht  im  Zusammenhang 
mit  der  späteren  stokavischen  Verschiebung,  der  Hauptton 
und  zwar  als  "  auf  die  Präposition  übergegangen,  ist  diese 
mehrsilbig,  auf  ihre  erste  Silbe,  also  soweit  zurück  wie 
möglich,  z.  B.  gräd  :  ü  gräd,  gen.  gräda  :  Iz  gräda,  göru 
(akk. .  zu  göra  =  *gorä) :  nä  goru,  stränu  (akk.  zu  sfräna  = 
*sträna) :  nä  stränu,  akk.  pl.  gläve  (zu  gläva  =  '^glavä)  :  nä 
gläve;    böga  (gen.  zu  bog)  :  öd  boga;    mimo  goru,    ha  gläsa. 

b)  War  die  erste  Silbe  des  Kasus  von  Haus  aus 
steigend  betont,  so  behält  sie  ihren  alten  Hauptton,  der 
aber  bei  der  späteren  stokavischen  Verschiebung  als  '  auf 
die  Präposition  übergehen  mußte,  bei  mehrsilbiger  Prä- 
position auf  deren  letzte  Silbe,  z.  B.  bräta  (gen.  zu  brät)  : 
*od  bräta,  öd  brata;  bläto  (vgl.  r.  boloto)  :  *u  bläto,  ü  blato, 
miniö  blato. 

IV.  Betonung  von  Partikeln. 
305.  Es  handelt  sich  um  die  kopulativen,  adver- 
sativen, satz  verbind  enden  Partikeln  da,  a,  i,  te,  ni,  kad. 
Sie  sind  an  sich  im  Satze  schwach  betont  oder  unbetont, 
können  aber  unter  gewissen  Bedingungen  den  Ton  auf 
sich  ziehen.  Die  Bedingungen  sind  einfach  und  stimmen 
mit  den  sonst  herrschenden  Betonungsverhältnissen  über- 
ein.    Es  sind  folgende : 

18« 


196  Betonun»  und  Silbenquantität,  [§305—309. 

1.  Folgt  der  Partikel  ein  sonst  im  Satze  en- 
klitisch stehendes  oder  ein  proklitisch  sich  an 
ein  weiter  folgendes  Satzglied  anlehnendes  Wort, 
z.  B.  eine  Präposition,  so  wird  die  Partikel  be- 
tont: da,  1.  Die  in  Betracht  kommenden  Enklitika 
sind:  die  Pronominalkasus  mi  nie,  nam  nas;  ti  te,  vam  vas; 
mu  ga,  joj  je  (ju),  im  ih;  das  Präsens  sam  si  je,  smo  ste 
su;  das  Präsens  ca  ces  ce,  cemo  cete  ce;  das  konditionale 
bih  bi  usw.;  einige  Partikeln  wie  m',  ??e. 

306.  2.  Folgt  auf  die  Partikel  ein  Wort  mit  alter 
fallender  Betonung  auf  der  ersten  Silbe  C  oc^^r  "), 
so  geht  der  alte  Hauptton  auf  die  Partikel  über  {da,  i), 
das  folgende  Wort  wird  tonlos. 

307.  3.  Folgt  ein  Wort  mit  alter  steigender 
Betonung  auf  der  ersten  Silbe  ("),  so  tritt  die  ge- 
wöhnliche stokavische  Verschiebung  des  Haupttons  ein, 
d.  h.  die  Partikel  erhält  \ 

308.  4.  Folgt  ein  Wort,  das  den  alten  Hauptton 
nicht  auf  der  ersten  Silbe  trug,  also  jetzt  noch  diese 
Silbe  unbetont  oder  infolge  der  stoka\äschen  Verschiebung 
mit  ,  '  betont  hat,  so  bleibt  die  Partikel  unbetont,  anders 
ausgedrückt,  die  Verschiebung  erreicht  die  Partikel  nicht. 
In  den  mir  bekannten  akzentuierten  Texten  werden  diese 
Grundsätze  nur  bei  da  und  I  einigermaßen  konsequent 
durchgeführt,  selbst  hier  herrscht  nicht  immer  Über- 
einstimmung. Da  ich  hier  nicht  jeden  einzelnen  Fall 
untersuchen  kann,  muß  ich  mich  begnügen,  typische  Bei- 
spiele für  die  oben  genannten  vier  Punkte  anzuführen, 
einzelne  Abweichungen  und  dialektisches  Verhalten  un- 
berührt lassen.  —  Vgl.  Budmani,  §  274  fg.,  namentlich 
aber  die  zahlreichen  akzentuierten  Sätze  in  seiner  Gram- 
matik; Maretic,  §  131a,  ferner  die  akzentuierten  Texte 
in  seiner  Hrvatska  Citanka;  aus  Budmani  und  Maretic 
stammen  die  unten  gegebenen  Beispiele;  vgl.  auch  Re§etar, 
Südw.  Mund.,  S.  210. 

309.  Zu  1  (§  305)  da  mi  povräfi',  da  ga  je  küpio; 
mUöst  l  mir;  da  vam  se  iimnozi;  da  mu  ga  je  poklömla;  da  se 


§309.]  Bestimmung  der  Betonunjf  und  Quantität.  197 

ne  höji\  da  im  ih  da;  da  cemo;  da  si  ml  brät;  da  je  tö  hilo; 
da  ni  {ut  neque). 

i  da  SU  öndje;  l-li  (oder);  na  Ijühavi  l  na  prijateljstvu; 
po  zdkonu  l  po  obicäju;  ä  kad  vidje;  ä-U;  ä  od  dne;  ä  od 
sendt-a;  ä  u  vlsocijeh  (Budm.  §  463);  ni-ti. 

Zu  2  (§306),  da  bog  Jidce;  ja  se  üzdäm  ü  boga;  da  tu 
(diese)  azdäju  ön  mbze  svlddati;  so  auch  da  ön  büdi  brata; 
da  ja  Mem;  da  tö  njöj  pömäzü  drugärice;  vgl.  iö  mje  lijepo, 
da  fl  (du)  jäses  a  ötac  da  ti  (dir)  Ide  pjesice. 

kiaiem  ti  se  i  bogom  t  vjeröm  {bog  böga  hat  fallende, 
vjera  steigende  Intonation);  od  mlijeka  i  gnoja  (gnöj  gnöja); 
trävöm  l  cvijetom  (cvijet  cvet) ;  treci  smisli  l  boga  l  düsu 
{düsa,  aber  akk.  düsu);  prijateljstvo  i  nitr;  dän  i  noö;  u  ime 
öca  l  sitia  i  svetöga  düha ;  i  bog  l  svijet  {svljet  svet) ;  ne  mogü 
blti  slti  l  vüci  i  övce;  bei  der  Anfügung  der  Zahlen  dvä 
dvlje  (dve),  tri,  pet,  sest,  sedam,  ösam,  divet,  deset  an  andere 
Zahlen  mittels  i,  z.  B.  dvädeset  l  dvä  (vgl.  l  dvije  [dve^ 
kaplje),  dv.  i  tri  usw.,  tisuca  i  stö  (vgl.  dagegen  dvädeset  i 
jedan,  dv.  i  cetiri).  Folgt  eine  Präposition,  auf  die  wegen 
fallender  Intonation  des  ihr  folgenden  Kasus  alter  Hoch- 
ton getreten  ist  (z.  B.  öd  gräda),  so  rückt  dieser  auf  die 
Partikel,  z.  B.  od  seht  do  sela  l  od  gräda  dö  gräda ;  l  u  tri 
püta  {u  tri  püta) ;  l  u  glävu  l  u  nogu  {ü  gläva,  u  nogu) ;  l 
pred  bogom  i  pred  svijetom  (pred  b.,  pred  sv.);  ebenso  wenn 
auf  die  Partikel  eine  mit  Präposition  zusammengesetzte 
Verbalform  folgt,  die  aus  dem  gleichen  Grunde  alten 
Hochton  auf  die  Präposition  verlegt  hat,  z.  B,  räsjede  se 
zemlja  %  prozdrije  {pröMrije  3.  aor.)  Dätana  I  zatrpä  (zatrpä 
3.  aor.)  cetu;  dän  ösvanü  i  ogranü  (3.  aor.)  sünce.  Bei  den 
angeführten  Gewährsmännern  werden  da  und  i  vor  ein- 
silbigen mit  betonten  Pronomina  ungleich  behandelt: 
l  ön,  da  ön;  t  tö,  da  tö;  i  ja,  da  ja;  i  ti,  da  ti;  t  vi, 
da  vi;  vgl.  dazu  Beispiele  wie:  ä  dvije  (dve);  a  kci  careva; 
ä  Jcnez;  könji  se  mjere  peäu  a  Ijüdi  pameca;  a  Rim;  ä  sin; 
a  sir;  ä  zec  sköci,  mit  Fällen  wie:  ä  ön  und  ä  ön;  ä  mi, 
ä  tl;  a  to,  d  tö. 

nl  bog  m  more  {niöre);  m  za  düb  {za  düh). 


198  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  309. 310. 

Zu  3  (§307),  in  Klammern  die  unabhängige  Betonung 
des  betreffenden  Wortes ;  z.  B.  da  ide  {Ide);  da  vide  (vtde); 
da  trebä  {frebä);  da  svi  (svi)  hlaze;  sütra  da  ides  (tdes)  s 
cdbaninom  na  jezero  da  ga  pöljübis. 

l  bral  (brat)  i  sestra;  ötac  l  mäjka  (Dehnung  für 
'■^'mäjka);  Hjepa  i  prava  {präva);  ondä  ee  doci  svl  gradäni  \ 
gledaöe  (gleda-ce) ;  säzväla  je  gösti  l  zvanice  (zvänice)  i  ku- 
move  (kümove)  l  sve  (sve)  prljatclje;  po  gradbvima  t  selima  {seli- 
ma) ;  ü  njojzi  kösüt  t  jelenä  {jele7iä) ;  ön  se  zbve  t  jest  (jest) 
Türcin;  gübiti  se  i  venuti  (venuti);  siä  su  cfili  t  vidjeli 
{vldjeli). 

ä  haba  (bäba) ;  ä  car  (cär) ;  a,  kravii  (krcivu) ;  ä  psi  {psl) 
sköce;  ä  sdblja  (säblja). 

nl  brat  (brät)  ni  mäjka  (vgl.  i  brat  i  mäjka);  nl  slusati 
(slüsati)  nece;  nlti  sto  vidi  m  cuje  {cüje). 

Zu  4  (§  308),  da  körne  kä£es;  prävo  bi  bila,  da  cdvjek 
üzme  bätinu  päk  da  vas  obojicu  stjerä;  bog  da  mu  düsu  pröstt; 
kän  da  se  pömami. 

brät  i  sestra. 

a  öna\  a  öni;  veliki  tijelom  a  malen  djelom. 

ni  ötac  m  mäjka. 

Für  fe  und  kad  fehlt  es  mir  an  genügenden  Bei- 
spielen, doch  vgl.  z.  B.  te  mu  däde;  cär  Trojan  sjedne  te 
ga  momak  öbrije,  mit  te  övamo  te  önamo  (Mar.  Cit.,  S.  189); 
über  kad  s.  eine  Bemerkung  bei  Resetar,  Südw.  M., 
S.  210. 

V.  Vokaldehnungen  vor  bestimmten  Kon- 
sonanten und  Konsonantengruppen. 
310.     A.  Dehnung  von  wortauslautendem  v,  j. 
1.  Die  auf  -j   (aus  -jb)   auslautenden    nicht   kompo- 
nierten  Maskulina   zweisilbigen   Stammes    haben   bei   der 
Betonung   "   in   den   obliquen   Kasus  im  Nom.    sg.  ":  böj 
böja,  bröj  bröja,  gnöj  gnöja,  kräj  kräja,  räj  räja,  zmäj  zmäja 
u.  a.    (s.  §  234).     Sie    sind   dort   bereits    behandelt   und 
bemerkt,  daß  das  Verhältnis  von  böj  :  böja  aufzufassen  ist 
wie  das  von  bögiböga,  d.  h.  die  Länge  auf  der  fallenden 


^310.311.]        Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  199 

Intonation  der  Silbe  beruht.  Ebenso  verhält  es  sich 
mit  den  Substantiven  gleicher  Art  auf  -v:  köv,  köva,  röv 
röva^  tröv  tröva  (s.  §  234),  und  mit  krv  gen.  krvi. 

2.  Bei  steigender  Intonation  erwartet  man  das 
Verbleiben  der  Kürze.  Das  trifft  auch  zu  in  folgenden 
Fällen,  bei  auslautendem  v: 

a)  Bei  den  Adjektiven  auf  -ov  (über  die  steigende 
Intonation  der  Formantien  s.  §  273),  vgl.  die  Adjektiva 
auf  -av,  -iv,  deren  Kürze  aus  ursprünglicher  Länge  aber 
auf  der  steigenden  Intonation  beruht  und  bei  denen  v 
nicht  dehnend  gewirkt  hat. 

b)  Bei  nicht  komponierten  Substantiven  und 
Adjektiven:  läv,  növ,  vgl.  dazu  z.  B.  gnjev,  präv,  siv, 
deren  Kürze  aus  alter  Länge  auf  steigende  Intonation 
zurückzuführen  ist  und  bei  denen  ebenfalls  das  v  nicht 
-dehnend  wirkt. 

c)  Bei  den  Nominalkomposita  mit  altem  Hoch- 
ton  auf  dem  zweiten  Element,  vgl.  Madndkov,  mirökov, 
■dkov,  ötkov,  pbtkov^  sfarökov,  pokrov  (vgl.  kröv  kröva),  prijerov 
(für  '^prijerov,  §296),  ötrov^  j^^'^^'^oslov.  Vgl.  dazu  in  §§  293, 
295  die  Ausführung  über  die  steigende  Intonation  des 
zweiten  Gliedes  dieser  Zusammensetzungen  und  Beispiele 
wie  vrtbglav^  pröljev,  üsjev,  pbplav,  w'o  die  Kürzen  aus 
alten  Längen  eintreten  muGten  wegen  der  steigenden  In- 
tonation. Abweichungen  sind  scheinbar  blägoslöv  (söv) 
gen.  hlugoslova,  üsöv  gen.  üsova,  pöpläv  (neben  pdplav);  der 
Hauptton  '  auf  der  ersten  Silbe  zeigt  aber,  daß  hier  das 
zweite  Glied  fallend  intoniert  war,  die  Dehnung  also  nor- 
mal ist.  Über  die  Komposita  auf  -sav  (aus  -slav)  siehe 
§§   174  (3),  284. 

311.  Dagegen  sind  die  Verhältnisse  bei  aus- 
lautendem j  anders,  hier  tritt  auch  bei  steigender  Be- 
tonung Dehnung  des  zweiten  Gliedes  der  Komposita  ein, 
so  bei  den  aus  silbiger  Präposition  und  Nomen  zusammen- 
gesetzten Substantiven  auf  -oj:  Poböj  gen.  Poboja  (und  so 
der  Gen.  bei  den  folgenden),  pödböj,  prihdj,  rdzboj,  saboj,  uboj 
(daneben  w&oj;  zboj  zböja  folgt  dem  nicht   komponierten  böj 


200  Betonung  und  Silbenquantität.  [§311,312. 

hoja);  rdzävöj  gen.  rdz(hoja;  pdköj;  polöj;  ndpöj,  vodopöjj. 
zdpöj;  pr/pöj;  povöj,  zdvöj  (während  svöj  gen.  svöja  wie 
oben  ziöj).  Davon  sind  mir  als  Ausnahmen  bei  Vuk 
nur  begegnet:  naboj  gen.  ndhoja,  prijeboj,  üboj,  das  werden 
Versehen  sein  (Ak.  Wb.  ndböj) 

Es  gibt  demnach  eine  allein  auf  der  Stellung  vor 
auslautendem  j  beruhende,  von  der  Betonung  unabhängige 
Dehnung.  Das  wird  bestätigt  durch  folgende  Betrachtung: 
die  Bildungen  auf  -aj  gen.  -aja  haben  gemäß  der  General- 
regel (§  273)  ä,  wenn  dies  nach  oder  vor  altem  Hochton 
liegt,  z.  B.  lisäj  gen.  llsäja,  nosäj  gen.  nösäja,  obicäj  gen. 
obicäja,  beläj  beldja,  BUäj  Bildja  usw. ;  dagegen  Kürze,  wenn, 
der  Hauptton  das  a  trifft,  trotzdem  hat  der  Nom.  sg.  (K 
das  also  nur  auf  der  Stellung  vor  j  beruhen  kann,  z.  B. 
äläj  älaja,  Blägäj  Blägaja,  käläj  kälaja,  Käväj  Kävaja,  Ijubljäf 
Ijühljaja,  Mägläj  Mäglaja,  Obljäj  Obljaja,  öläj  olaja,  Rözäj 
Rozaja;  vgl.  dazu  gleichartig  Becej  Beceja,  Begej  Begeja;. 
rnj  rnja,  Ddbüj  Ddbuja.  Ausnahme  bildet  rätaj  gen.  rätaja 
(Vuk,  als  montenegrinisch). 

31S.  3.  Es  bleibt  die  Frage,  ob  es  eine  von 
der  Betonung  unabhängige  Dehnung  vor  aus- 
lautendem V  gibt.  Nur  die  Substantiva  auf  -öv  gen. 
-ova  haben  langen  Vokal  im  Nom.  sg.,  in  den  andern 
Formen  Kürze.  Die  Betonung  ist  entweder  durchgehend 
auf  der  ersten  Silbe,  oder  '  im  Nominativ  auf  der 
ersten,  in  den  andern  Formen  auf  der  zweiten  Silbe.  Die 
Wörter  sind  zunächst  Entlehnungen  aus  dem  Magyarischen, 
von  da  aus  ist  das  Formans  dann  zur  Bildung  von  ser- 
bischen Stämmen  aus  verwendet  worden,  z.  B.  entlehnt 
dköv  gen.  dkova  Eimer  —  niagy.  akö,  löpov  gen.  lopova  — 
lopo  (Partizip  «stehlend»,  Dieb),  saböv  gen.  sahdva  —  szabo- 
Schneider;  von  serbischen  Elementen,  z.  B.  bjelöv  gen. 
bjelova  Aveißer  Hund  —  bw  bijela,  gäröv  gardva  schwarzer 
Hund  — <7flr  Rußfarbe,  slütöv  gen.  slutöva  Unglücksprophet 
—  slütifi.  Angeschlossen  ist  an  diese  Wortgestalten  auch 
Jäköv  gen.  Jaköva  .Jakob.  Daß  die  Länge  im  Nominativ 
aus   dem    langen    magy.  -ö  stammt,    ist  Avohl   zweifellos. 


§  312.  313.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  201 

eigentümlich  ist  aber  die  Kürze  des  o  in  den  offenen 
iSilben  (Gen.  usw.),  denn  ein  Hindernis  gegen  Formen 
wie  *l62)ova  *saböva  besteht  an  sich  in  der  Sprache  nicht. 
Vielleicht  beruht  die  Länge  im  Nominativ  auf  einem  als 
ou  aufgefaßten  magy.  o,  das  stark  geschlossen  ist.  Bei  der 
Auflösung  eines  solchen  Diphthongen  vor  folgendem  Vokal 
muß  notwendig  das  o  kurz  sein,  dagegen  war  ou  in  sich 
lang  und  die  Länge  verblieb  auch  bei  der  Aussprache  -öv. 
Einfach  wäre  die  Sache,  wenn  die  Aufnahme  solcher  Bil- 
dungen aus  dem  Magyarischen  sehr  alt  wäre;  im  13.  Jahrh, 
hieß  es  dort  noch  -ov  -ou,  im  14.  schon  -o,  während  in 
Kasusbildungen  und  Ableitungen  noch  -ov-  erscheint. 
Nach  Simonyis  Annahme  ist  das  o  in  -ov-  der  Ableitungen 
kurz,  zwischen  der  ältesten  Form  -ov  und  der  heutigen 
-6  des  Nominativs  setzt  er  die  Mittelstufe  ou  an.  Allein 
man  kann  aus  der  Zeit  vor  dem  14.  Jahrh.  keins  der 
Wörter  im  Skr.  belegen;  die  Belege  (so  im  AkWb.,  so- 
weit dieses  reicht)  sind  nicht  älter  nls  das   18.  Jahrh. 

313.     B.  Dehnung  vor  -je  =  -bje. 

Vor  dem  Formans  -je  =  altem  -bje  wird  die  un- 
mittelbar vorangehende  Silbe  gedehnt,  z.  B.  Kollektiva: 
pero  Feder  :  perje,  örali  Nuß  :  öräsje,  zfno  Korn  :  zrnje,  snöjy 
Garbe  :  snöplje;  Bildungen  aus  Präposition  und  Sub- 
stantiv wie  primorje  (zu  more)  Land  am  Meer,  Küste, 
zägörje  (gora)  Land  hinter  dem  Berge,  räzdölje  {dö  döla)  Tal, 
podnöije  (udga)  was  unter  den  Füßen  ist,  Fußschemel, 
prdcelje  {celo  Stirn)  oberster  Platz  am  Tisch;  Verbal- 
abstrakta:  stvorenje  Schöpfung,  Geschöpf  (zu  stvören  ge- 
schaffen, von  stvbriti);  Abstrakta  von  Adjektiven: 
zdrävlje  {zdräv)  Gesundheit,  veselje  {veseo  vesela)  Lustigkeit. 
Von  der  Lage  des  Haupttons  ist  diese  Dehnung  ganz 
unabhängig.  In  Vuks  Werken  finden  sich  einige  wenige 
Ausnahmen,  namentlich  unter  den  Fällen  wie  primorje 
(vgl.  Untersuchungen  über  Quant.  I,  79);  von  den  dort 
verzeichneten  Beispielen  habe  ich  aber  eine  Anzahl  mit 
Länge  sprechen  hören,    so   lespüöe,  rdspüce    (nicht  hesptiöe. 


202  Betonung  und  Silbenquantität..  [§313.314. 

räspnce),  hescjenje  (nicht  bescjenje),  zdcelje  (nicht  zdcelje,  vgl. 
oben  pröcelje),  pbsüäe  (nicht  pösucte),  rdselje  (nicht  räselje) ; 
bei  Vuk  selbst  steht  räshrsöe  neben  rdskrsöe.  Die  Kürze 
dürfte  überall  durch  die  Länge  zu  ersetzen  sein. 

Ist  die  betreffende  Silbe  schon  im  Grundwort  lang, 
so  bleibt  sie  vor  -je  so,  z.  B.  düh  Eiche  :  dühlje,  list  Blatt : 
lisöe,  trenüce  oder  trenüöe  Augenblick  (vom  Part,  trenüf  zu 
trenuti  Auge  zumachen).  Über  das  gleichartige  -tlja  -älja 
s.  §  275  (unter  -alo). 

314.  C.  Dehnung  der  Vokale  vor  den  Kon- 
sonantenverbindungen n,  m,  r,  l,  v,  j  -f"  Kon- 
sonant. 

Alle  solche  Verbindungen  sind  im  Skr.,  soweit  es 
sich  nicht  um  Fremdwörter  handelt,  entstanden  durch  den 
Ausfall  von  3,  6  nach  den  Liquiden,  Nasalen  und  v,  j. 
Denn  die  ursprünglichen  Gruppen  n,  m  -\-  Konsonant  sind 
schon  urslavisch  verschwunden,  vertreten  durch  Nasal - 
vokale  oder  Längen;  die  Gruppen  or  ol,  er  el  im  Skr.  er- 
setzt durch  ra  la,  re  le,  die  Gruppen  sr  br,  ü  bl  durch  r, 
l  (heute  u) ;  Verbindungen  von  v,  j  -\-  Konsonant  gab  es 
urslavisch  überhaupt  nicht. 

Es  ist  eine  allgemeine  Tendenz  des  Skr.,  vor 
jenen  Konsonantengruppen  stehende,  sonst  kurze 
Vokale  zu  dehnen,  sowohl  die  alten  Kürzen  o,  e,  a 
(als  Vertreter  vor  5,  &)  wie  die  kurzen  Vertreter  ursprüng- 
licher Längen:  i  (=  i  und  ?/),  c  je  (=  e),  e  (=  e),  ü 
(=  u  und  =  a);  so  auch  r.  Diese  Tendenz  kann  ge- 
hemmt sein  und  überschritten  werden: 

1.  Die  Dehnung  kann  nach  dem  allgemeinen  Gesetz 
nicht  eintreten,  wenn  die  Silbe  mehr  als  eine  Stelle  vor 
dem  alten  Hochton  steht  (s.  §  220). 

2.  Die  nach  dem  allgemeinen  Satz  zu  erwartende 
Dehnung  ist  dadurch  gehemmt,  daß  gewisse  Formantien 
vor  sich  kurze  Silben  erfordern. 

3.  Es  gibt  eine  Anzahl  Fälle,  wo  die  Dehnung  ohne 
findbaren  Grund  unterblieben  ist. 


§  314.  315.]     Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  203 

4.  Durch  Übertragung  kann  die  Dehnung  auch  vor- 
handen sein,  wo  die  verlangten  Lautverbindungen  in 
andern  Formen  des  Wortes  nicht  stattfinden. 

Es  folgen  Beispiele  der  einzelnen  Vokale  —  aus  der 
großen  Zahl  immer  nur  wenige  zur  Veranschaulichung  — 
geordnet  nach  der  Lage  der  alten  Haupttonstelle.  Zu 
Belegen  können  nur  Fälle  gebraucht  werden,  wo  neben 
der  Länge  vor  n,  m  usw.  -|-  Konsonant  in  andern  Formen 
Kürze  steht,  nicht  solche,  wo  zwar  vor  den  Konsonanten- 
gruppen Länge  steht,  Länge  aber  schon  im  Grundwort 
vorhanden  ist,  weil  ja  hier  dessen  Länge  einfach  fest- 
gehalten sein  kann,  also  Fälle  wie  pästirka  :  pästvr  xxistira, 
Negötinka  :  Negotin,  päzärm  :  päzär  iMzqra  usw.  sind  hier 
ausgeschlossen. 

315.  L  Die  gedehnte  Silbe  steht  in  oder 
nach  der  alten  Haupttonsilbe. 

1.   Vokal  o: 

Madedönka  —  Maceäbnija,  nezäkönstvo  —  zäkon,  obro- 
nak  gen.  obrönka,  spönka    —    spöna,    zäponac  gen.  zdponca. 

läkomac  gen.  läkömca,  läkömstina,  mömciti  se  —  mö- 
mak,    ödlomak    gen,  ödlömka,    odlönicina,  ömce  fem.  pl.  (= 

ieskörka  —  köra,  crnögorac  gen.  crnogörca,  crnögörka, 
cetvörka  —  cetvoro,  Eötörka  —  Kötor,  mätörka  —  mätor, 
nägörkinja  —  gora,  pästorak  gen.  pästörka,  pästörka  fem., 
pökörmk  —  pokora,  pötvorstina  —  2)oivöriti,  präporac  gen. 
präpörca,  2}rlmorac  gen.  prhnörca,  2^'^^^^iorkinja,  sambtvoran 
fem.  saniötvörna. 

hesölnica  —  so  gen.  söli,  bivölce  —  bivö  gen.  bivola, 
bogömoljac  gen.  bogömöljca  (und  bogomöljac  -möljca),  dragd- 
voljan  fem.  dragövöljna,  dobrövoljan  fem.  dobrdvöljna,  glavb- 
boljan  fem.  glavöböljna,  samövoljac  gen.  samövöljca,  Stämbölkä 
—  Stämbol. 

Duh'Qvka,  Dübrovmk,  Däbrövcanin ;  Hercegövce,  Hercegövka 
vgl.  Hercegovac;  Kösövka  —  Kosovo,  Kösovac  gen.  Kösövca, 
pöpövstvo  —  pbpov,  psövka  —  psbvati;  sehr  häufig  sind  die 
Wörter  auf  -ovac  gen.  -övca,  z.  B.  Jasenovac  gen.  Jasenövca, 


204  Betonung  und  Silbenquantität.  [§315.316. 

mukämedovac  gen.  muhämedövca,  pöpovac  popövca,  Slsatovac 
Sisatvca. 

höjm  höjnica  —  höj  gen.  höja,  djevößa  djevöjcin  djevöj- 
citi,  döjJca  —  dojiti,  dvojka  —  dvoje,  ndpöjmca  —  napöjiti, 
nästöjnik  —  ndstojati,  obojak  gen.  oböjkn,  poköjm  pököjnik 
pököjnica  —  2)bköj  gen.  pökoja,  räzbojac  gen.  räzhöjca,  zdvojak 
gen.  zdvöjka,  zndjak  gen.  znöjka. 

310.  Weitere  Übertragung  der  Dehnung.  In 
den  oben  gegebenen  Beispielen  sind  unberückeichtigt  ge- 
blieben die  Wörter,  die  in  Formen  mit  den  Verbindungen 
11,  m,  r,  I,  V,  j  -\-  Konsonant  die  normale  Dehnung 
haben,  dazu  aber  in  andern  Formen  vor  einfachem  n 
usw.  ebenfalls  langen  Vokal  zeigen,  wie  dövöljan  fem.  dö- 
völjna.  Die  Länge  in  dövöljan  ist  aber  nicht  rein  lautlich 
entstanden,  sondern  durch  Anschluß  an  die  Form  dövöljna. 
Sie  ist  auch  an  besondere  Bedingungen  gebunden,  be- 
schränkt sich  fast  völlig  auf  den  Nom.  sg.  msk.  der  Ad- 
jektiva  auf  -an  (=  bnö)  und  findet  nur  statt,  wenn  das 
Wort  1.  mehrsilbig  ist  und  alter  Hauptton  "  auf  die  erste 
Silbe  fällt,  also  nicht  auf  die  in  Betracht  kommende 
Silbe;  2.  wenn  es  zweisilbig  ist  und  alten  Hauptton^ 
eigentlich  "  (dies  durch  Anschluß  an  die  Formen  mit 
Dehnung  ersetzt  durch  "),  auf  der  betreffenden  Silbe  hat. 
Sind  verschiedene  Betonungen  eines  und  desselben  Wortes 
vorhanden,  so  wechselt  auch  Kürze  und  Länge  im  Nom. 
sg.  msk.,  z.  B.  dragdvoljan  fem.  dragbvöljna  und  drägovöljan 
fem.  drägovoljna. 

hücövan  fem.  bücövna  (so  das  Fem.  aller  folgenden), 
därövan,  dövöljan  döbrovöljan  (aber  dobrbvoljan  fem.  dobrö- 
völjna)  drägovöljan  (und  dragdvoljan  fem.  dragbvöljna)  nevöljan 
jjövöljan  nepovöljan  sämovöljan  zlövöljan  —  völja,  dögovöran 
räzgovöran,  dökölan,  dremövan,  drnövan,  eljdövan,  grömöran, 
gnjecövan,  jädövan,  jälövan,  Ijnbövan,  nevjeran  (aber  nevjeran 
mit  unregelmäßigem  fem.  nevjerna,  vgl.  §  331),  oblapöran 
öporan  üpöran  pödupöran,  ödmöran  umöran  zlmomöran  sümö- 
ran,  ököran  jwköran  nepoköran  preköran  uköran,  ölövan  — 
ölovo,  osöran,  ötrövan,  päsövnt,   sllövan,   stänövan,   stärokövan 


§  316 — 318.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  205 

(aber  starokovan),  sudövan,  türövan,  üdvöran,  üsövan,  vllövan, 
mnövan,  vrätövan,  zlrövan. 

göjan  fem.  göfna,  tövan  tövna. 

Dazu  kommen  einige  Substantiva  auf  -anj  (=  -bm) 
unter  den  gleichen  Betonungen :  potpöranj  zäpöranj,  zävöranj, 
gen.  -örnja,  näJcövanj  gen.  -öv))ja  ist  nur  auffällig  durch  die 
Betonung  nä-  statt  nä-. 

Unregelmäßigkeiten  sind  ganz  vereinzelt:  cudötvöran 
(zu  erwarten  wäre  cMotvöran)  fem.  cudotvörna;  döstöjan  fem. 
dostöjna  AkWb.  (bei  Vuk  döstöjan)  ist  nur  durch  die 
Länge  des  dö-  auffallend,  vgl.   cech.  düstojen. 

317.  2.  Vokal  e  (=  e  und  aus  e)  bratend  pl.  — 
gen.  brätenäcä,  gvozdenka  —  gvözden,  jelence  —  jelen,  klädenac 
gen.  klädenca,  pömenak  gen.  pömenka,  Prizrenac  gen.  Prlzrenca, 
Prlzrenka  —  Prlzren,  rämenak  gen.  rämevka. 

gornjözemac  gen.  gornjdzemca  —  zemlja. 

hlserce  —  blser,  inövjerac  gen.  inövjerca,  vnövjerka  — 
vjera,  jezerce  Jezerkinja  —  jezero,  kälucterstvo  —  käluder, 
perni  —  2^^^('i  sjeverni  —  sjever  gen.  sjevera,  sestbperac  gen. 
sestöperca. 

rdzdeljak  gen.  räzdeljka,  rdditeljka  —  röditelj,  ponedjeljak 
gen.  ponedjeljka   —   nedjelja. 

dölevak  (ddljevak)  gen.  döleoka  {dölijevka),  krdljevka  — 
kräljev,  Smederevka  und  Smederevka  —  Smederevo,  Bränicevac 
gen.  Bränicevca,  Bränicevka  —  Bränicevo,  cärevac  gen.  cärevca, 
krdljevac  gen.  krdljevca. 

dvejci  pl.  —  gen.  övejäkä. 

318.  Übertragung  der  Länge  auf  Formen 
ohne  die  Verbindungen  Liquida  usw.  +  Kon- 
sonant; Bedingungen  wie  unter  1:  cemeran  fem.  cemerna 
(und  so  bei  den  folgenden)  —  cemer,  ceperan,  druzevan, 
düsevan,  kicevan,  köcoperan,  knjlsevan,  pläcevan,  temeljan  — 
temelj,  ücevan. 

gnjevan  —  gnjev,  spremati  —  sprema,  veran  fem.  venia 
(gewöhnlich  vjeran  mit  unregelmäßigem  fem.  vjerna)  — 
vjera. 


206  Betonung  und  Silbenquantität.  [§318—321. 

Unregelmäßig  ist  starodrevan  fem.  starödrevna  (zu  er- 
warten  wäre  *  starodrevan). 

319.     3.  Vokal  ä  =  urspr.  a. 

cäkanac  gen.  cäkänca,  cdhänce  —  cdban  cobanin,  Däm- 
jävJca  —  Dämjan,  kätanac  gen.  kätänca,  gäöänka  —  gen.  pl. 
gäc'anäkä,  onöstranac  gen.  onbstränca,  onöstränka,  östanah  gen. 
ostänka,  pijänka  pijänciti  —  pljan,  tänac  gen.  tänca. 

doramak  gen.  dorämka,  öbrämnica  —  räme,  slämha  — 
slänia. 

Bugärce  Bügärka  Bürgärcica  —  Bkgar,  cärstvo  —  cär, 
järac  gen.  järca;  mägarac  gen.  mägärca,  stärac  gen.  stärca, 
stärcev,  tovarac  gen.  iövärca,  tovärce  tovärm  tdvärnina  — 
tövar. 

neväljalac  gen.  neväljälca,  pälac  gen.  pälca,  pddvalak 
gen.  podvälka. 

crnoglavak  gen.  crnöglävha,  cävka  —  gen.  pl.  caväkä, 
dünävka  —  Dünav,  gübavac  gen.  gubävca,  krästavac  gen. 
krästävca,  lükävstvo  lükävstina  —  liikav,  prävda  —  präv 
vgl.  prävedan,  Pomörävka  —  Mörava,  slazävka  —  gen.  pl. 
slümväkä,  zaböravak  gen.  zabbrävka,  zdglavak  gen.  zdglävka. 

kräjan  fem.  kräjna  —  kräj  gen.  kräja,  Izdäjmk  tzdäj- 
iiica  —  izdaja,  ökrajak  gen.  ökräjka^  pökäjnik  —  käjati  se, 
räjsM  —  räj  gen.  räja,  sfäjnica  —  sfäja,  mäjka  (und  mdjka) 

—  gen.  pl.   mäjäkä. 

330.  Übertragung  der  Länge  wie  unter  1. 
und  2.: 

Weiterbildungen  mit  -öws  von  Adjektiven  auf  -avCö) : 
bühävan  fem.  bühävna  (und  so  bei  den  folgenden),  döfu- 
pävan  nedotupävan,  kükävan,  skrnävan;  anders  geartete : 
näopäran  süJiopäran  spar  an  —  pära  päriti,  slävan  —  släva., 
sprävan  —  spräva,  öprävan  —  öprava,  preprävan  —  preprava, 
Isprävno  adv.  (Vuk;  AkWb.  Ispravan  fem.  Isprävna,  richtig 
wohl  Isprävan)  —  isprava,  pömäman  —  pömama,   zäborävan 

—  zaböraviti,  zähvälan  —  zähvala. 

321.     4.  Vokal  i  =-  i  und  =  y. 
brätinac  gen.  brätlnca,   Cetmjka  —  Cetinje,  djedinstvo  — ■ 
djedina,   djetmci  pl.   —  gen.  djetinäcä,   djetmstvo,   dobröcirmc 


§321—323.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  207 

gen.  dobrbcmca  (und  dobrocinac  -einen),  mätennstvo  —  mäte- 
rin,  näsinac  gen.  näsinca,  oiäsmstvo,  pösinak  gen.  pösinka, 
slnak  gen.  sinka. 

brätimstvo  pobratimsivo  —  pöbratim,  mezimac  gen.  me- 
zlmca^  sredozimci  pl.  —  gen.  sredözimäcä. 

Izbirak  gen.  hhirka,  slrac  gen.  sxrca,  zirka  gen.  pl. 
zlrakä. 

bösüjah  gen.  hdslljka,  jnlac  gen.  pilca,  sestökrilka  vgl. 
sestökrül. 

Ijenivac  gen.  Ijemvca,  slvac  gen.  sivca. 

Ändrijca  —  Ändrija,  kütljca  —  kictija,  Märljca  —  Mä- 
rija,  bedevljce  —  bedevija. 

S22.     5.  Vokal  u  =  u,  =  p,  =  il,  hl  vor  Kons. 

jyodsunac  gen.  pbdsünca  (u  =  ^l,  vgl.  sÜ7ice  =  *shlnhce 
Sonne). 

jednöumac  gen.  jedndümca,  pnkumak  gen.  prlkümka. 

Surac  gen.  Bürca,  kürva  —  gen.  pl.  kürävä,  Türci  pl. 
—  gen.   Türäkä. 

dulac  gen.  dülca. 

hzbljuvdk  gen.  tzbljüvka,  näzuvak  gen.  näzüvka. 

öziijak  gen.  özüjka,  Volujac  gen.  Völüjca,  rüjno  vlno  — 
rüj  rüja. 

Übertragene  Länge,  wie  unter  1,  2,  3:  büran  fem. 
bürna  —  Mira. 

323.     6.  Vokal  a  =  ^,  h. 

blatänce  (=  *blatbnbce)  —  blätan  fem.  blätna  zu  bläto, 
blizänka  zu  altem  bllzan  fem.  bllzna  =  blizwvb,  Bösänka  — 
Bosna  {^=  Bosbna),  dänak  (=  dhnhk^)  gen.  (?awÄ;a  —  ffe??6, 
tzdanak  gen.  izdänka  jyödanak  gen.  pödänka  zu  rfwo  =  rf^wo 
Boden,  sawafc  gen.  .säwfca  —  san  snä  =  shm  shna,  öpanak 
(=z  ophn^k^)  gen.  öpänka,  süzänjstvo  (und  süzanjstvo)  = 
sqzbnbstvo. 

pdvesämce  ^=  '■^povgsbmce  {b  Einschubsvokal)  —  pövesmo, 
üjamak  {=  '^^(jhm^k^)  gen.  üjämka. 

jütärce  (=  *jutbrce,  b  Einschubsvokal)  —  jütro,  nje- 
därca  pl.  {=^^nedbrca,  h  Einschubsvokal) — njedra,  süpär- 
nik  siipärnica  =  sqphrbnik^  -nica. 


208  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  323—825. 

zäravanak  gen.  zäravänka,  mrtävstina  —  mrtav  (a  =  i 
Einschubs  vokal)  fem.  mrtva, 

Übertragene  Länge  wie  unter  1,  2,  3,  5:  Ijübävan  fem. 
Ijübävna  =  ljub^vbnö. 

334.     7.  Vokal  r. 

(jrnac  gen.  grnca,  zfnce  =  zfno,  ökrnjak  gen.  okrnjka. 

pästrmka  —  ijästrma,  prekrmak  gen.  prekfmka,  zdrmnji 
pl.   —  gen.  zdrmänjä. 

östrvce   —  ostrvo,   vPvca. 

Übertragung  der  Länge  wie  unter  1,  2,  3,5,6:  iiillo- 
kfvan  fem.  mllokrvna   —   kfv  gen.  krvi 

S25.  II.  Die  gedehnte  Silbe  steht  eine  Stelle 
vor  dem   alten  Hochton,    hat  also  jetzt  den  Akzent  '. 

1.  Vokal  0. 

konac  gen.  konca  pl.  könci,  Ibnac  gen.  lönca  pl.  lönci 
Ibvac  gen.  lövca  pl.  lövci,  novac  gen.  növca  pl.  növci,  övan 
und  övan,  mit  übertragener  Länge  aus  gen.  övna,  ovas 
gen.  övsa,  pokrövac  gen.  pokrövca,  sinövac  gen.  sinovca,  pojac 
gen.  pöjca.  Dieser  Wechsel  zwischen  Kürze  in  der  offenen, 
Länge  in  der  geschlossenen  Silbe  ist  aber  selten,  gewöhn- 
lich hat  die  offene  Silbe  im  Nom.  sg.,  durch  Über- 
tragung aus  den  anderen  Formen,  ebenfalls  die 
Länge,  z.  B. : 

Macedönac  gen.  Maöedonca  —  Maöeddnija,  övan  (und 
övan)  gen.  ovna. 

lakömac  gen.  lakömca  (und  läkomac  läkömca),  lakömstvo, 
potömak  gen.  potömka  —  pötoni. 

görak  fem.  görka  best.  Form  görkl  adv.  görko,  skvorac 
gen.  skvorca,  tvorac  gen.  tvorca,  pokörnöst  —  pököran  fem. 
pökörna,  upörnöst  —  üpöran  fem.  üpörna,  zimomörnica  — 
zlmomöran. 

äavolak  gen.  davolka,  davölce,  davolstvo,  Stambölac  gen. 
Stambolca,  zadovoljnöst  nepovöljnöst  —  zädovöljan  pövöljan 
fem.  -völjna,  bogomoljac  gen.  -moljca  (und  bogdmoljac  gen, 
bogömöljca). 

bogoslovac  gen.  -slövca  —  slövo,  caslovac  gen.  -lövca 
Schüler,    der    lernt    aus    dem    caslovac   gen.    cäslövca    (Art 


§  325 — 329.]        Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.         209 

Lesebuch),  jalovac  gen.  -lovca  —  jälov,  gövno  pl.  gövna  gen. 
pl.  gövänä,  övca  pl.  övce  gen.  pl.  ovdcä,  Karanovcanin  (und 
Käranövcanin)  —  Käranorac  gen.  Käranövca,  zirövnica  — 
Mrövan,  slovce  —  slövo. 

vojslca  akk.  vöjsku. 

3!36.  2.  Vokal  e\  Fälle  von  Wechsel  zwischen  Kürze 
und  Länge,  wie  unter  1.  bei  o,  scheinen  hier  nicht  vorzu- 
kommen. 

grebenac  gen.  -henca  —  greben  gen.  grehena,  jelenak 
gen.  jelenka  —  jelen,  prsUnak  gen.  prstenka  —  jrrsten  gen. 
prsfena,  shtdenac  gen.  -denca  —  siüden. 

tudozemac  gen.  tuäozemca  —  zemlja. 

djeverak  gen.  djeverJca  —  djever  djevera,  djeverstvo, 
kaliuterak  gen.  -derka,  kaluderce  —  kälucter,  vjernöst  —  vjeran 
vjerva  und  veran  verna. 

celac  gen.  celca  —  cela  {=  2)cela),  prijateljstvo  —  j;n- 
jatelj,  nedjeljak  gen.  -djdjka  —  nedjelja. 

Sarajevac  gen.  -j^ca  —  Sarajevo,  Smederevac  gen. 
Smedere'vca  —  Smederevo. 

327.  3.  Vokal  a  =  a. 

Jabdnac  gen.  jabänca  —  jabäna,  pijdnac  gen.  pijdnca  — 
pljan,  jjijdnstvo^  pogdnac  gen.  pogänca,  pogdncina  pogdnstma 
—  pögan. 

hobdrac  gen.  bobdrca  —  böbara,  stdrac  sfdrca  alter  Wein- 
berg (vgl.  stärac  stärca  Greis),  nevaljdlstvo  nevaljdstina  — 
neväljno  fem.  neväljala. 

Dwidvac  gen.  Dundvca  —  Dunav  Dünavo,  prdvac  gen. 
prdvca  —  präv. 

328.  4.  Vokal  i. 

dobrocinac  gen.  -clnca  (und  dobröcinac  gen.  dobrdcinca), 
zlocinac  gen.  -cinca,  dobrocinstvo  zlocinstvo  —  ciniti,  Jago- 
■dinac  gen.  -dinca  —  Jägodina,  iivince  —  zivina. 

Jerusalimac  gen.  -limca  —  Jerusalim. 

siljak  gen.  siljka  —  silo. 

329.  5.  Vokal  u. 

kostünjak  gen.  kostünjka  —  köstunj,  paünce  —  pmm, 
.kosüljac  gen.  kosüljca  —  kösulja. 

L  e  s  k  i  e  n  ,   Serbokroatische  Grammatik.     .  14 


210  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  329. 330. 

6.  Vokal  a  =  ■&,  h. 

Bosänac  gen.  Bosänca  —  Bösna  (=  Boshna),  sdvac 
(=  shvhcb)  gen.  sävca. 

7.  Vokal  r:  hfviio  —  gen.  pl.  hrvänä. 

330.  C.  Die  Dehnung  ist,  obwohl  die  rein 
lautlichen  Bedingungen  vorhanden  sind,  unter- 
blieben. 

1.  Sie  unterbleibt  vor  gewissen  Formantien: 
Vor  -shi  (aus  -bs1i^,  bestimmte  Form  -hsJcyjb).  Die 
Neigung,  vor  diesem  Formans  die  mit  n  usw.  -\-  Konso- 
nant schließenden  Silben  ungedehnt  zu  haben,  geht  so 
weit,  daß  selbst,  wo  das  Grundwort  an  der  betreffenden 
Stelle  eine  lange  Silbe  hat,  diese  oft  verkürzt  wird,  z.  B. 
günjski  —  günj  gen.  günja,  jäblamki — jäblän,  jenjicarsM  — 
jenjicär,  mäcUarski  —  mädzär,  mlsarski  —  Mlsär,  namästirski 

—  nämastfr,  negdtinsM  (und  negofrnski)  Negotrn,  ömoljski  (und 
ömoljski)  —  Omölje,  önomlanjski  preklanjski  —  önomlänT  pre- 
kläm,  pekarski  —  pekär,  preködrinskt  — -  Drina,  pljacarskT  — 
pijacär,  sremsM  (und  srljemskf)  —  Srem  Srijem,  räfarskl  — 
rätär,  stränski  önostranski  övostranski  —  strdna,  swarskJ  — 
sicär,  svlnjski  —  svinja,  zeniünski  —  Zhnün.  Es  kommen 
jedoch  auch  Fälle  von  Dehnung  vor,  z.B.  jesenski — jesen 
jesena,  jövmiski  —  Jövan,  päströvski  —  Päsirovici,  pomorävski 

—  Mdrava,  tövärski  —  tovar,  tstinski  —  Istina,  pläninskl  — 
plänina,  smjskt  —  Slnj,  senjsM  —  Senj,  cärski  —  rar.  INIehr- 
mals  sind  Doppelformen  verzeichnet,  vgl.  außer  den  oben 
angeführten  noch  dünävsM  und  dhnavski  —  Dünav  Dhmvo^ 
erdeljski   und    erdeljski  —  Erdelj\  prhnörski   und  prhnorski 

—  prhnörje,  resävskl  und  resavskl  —  Resava,  sibinjskl  und 
stbinjski  —  Slbmj,  lätinski  (so  gewöhnlich,  auch  Ak.  Wb.) 
lätinski  Vuk  —  latinin.  Regelmäßig  erscheint  Dehnung  nur 
bei  der  Verbindung  Vokal -j-J,  z.  B.  nd^jskl — ndija,  sen- 
iändnjskt  —  Andrija,  späijsM  —  sijciija,  blägäjski  —  Blagäj 
gen.  Blägaja,  Kaväjski  —  Käväj  gen.  Kävaja,  räjski  —  räj 
räja,  svöjskt  —  svöj  fem.  svoja.  In  Vuks  Wörterbuch  sind 
reichlich  220  Beispiele  solcher  Adjektiva  verzeichnet,  da- 


§330.]  Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  211 

von  nur  der  neunte  Teil  mit  Dehnung  vor  den  betreffenden 
Lautverbindungen . 

Beispiele  von  Beibehaltung  einer  Kürze  des  Grund- 
worts, wie  sie  bei  jeder  Art  Betonung  des  Wortes  vor- 
kommen kann:  däkonski  —  äcikon;  crnögorsJcl,  kosovsM; 
prlzrenski  —  Prlzren,  zhisM  —  zena,  jelenski  —  jelen,  do- 
njözemsM  —  zemlja,  berberski  —  berber,  jezersM  —  jezero, 
selski  —  selo,  vräcevski,  dganski  —  clganin,  pbganski  — 
jjögan,  rämsM  —  Räm,  bügarski  —  Bügar,  skädarski  —  Skädar, 
gfbaljskl  —  Grbalj,  fämnavski  —  Tämnava;  brätinski  — 
brätin^  cetinsM  —  Cetina,  cetinjskt  —  Cetinje,  Jiecimski  — 
hecim,  divski  —  dlv;  häurski  —  Tcäurin,  rümski  —  Büma, 
podrumski  —  pbdruni;  krmski,  östrvski  —  östrvo. 

Vor  Formans  -cäd  bleiben  die  Silben  ausnahmslos 
ungedehnt ;  wo  das  Grundwort  Länge  hat,  tritt  Verkürzung 
ein,  z.  B.  kümcäd  —  küm,  pastircäd  —  pästir,  dncarcäd  — 
dncär,  bügarcäd  —  Bügar,  cöbancäd  —  coban,  lätincäd  — 
latinin,  vgl.  lätinskl  und  lätinski  lätince,  mömcäd  —  momak, 
päuncäd  —  pjäun,  sömcäd  —  som. 

Vor  Formans  -ci6  fast  durchgängig  ebenso,  z.  B. 
Ivänciö  —  Ivan,  järciö  —  jarac  järca,  jünciö  —  jünac,  ka- 
mencic  —  kämen  gen.  kämena,  nazlmcic  —  näzimac  gen. 
näzimca,  stärcic  —  starac  gen.  stärca,  oböjcic  —  bbojak  gen. 
öböjka,  ijriglävciö  —  prtglavak  gen.  prlglävka.  Nur  ver- 
einzelt kommt  Länge  vor,  so  loncic  —  lonac  lönca,  növciö 
—  növac  novca,  köncic  —  konac  konca,  tövärcid  —  tovärce, 
cävciö  vgl.  cävka^  offenbar  durch  Anschluß  an  die  Längen 
der   Grundwörter. 

Vor  dem  possessiven  Doppelformans  -ovljev  ebenso, 
z,  B.  drozgövlji  —  drözak  drözga,  kosovlji  —  kös,  muzevlji  — 
müzev  milz,  sindvlji  ■ —  stnov  sin;  auch  vor  -Ijev,  wenn 
dies  an  Substantiva  anf  -öv  ova  tritt,  z.  B.  bjelbvljev  — 
bjelöv  bjelova,  garbvljev  —  gäröv  gärova,  birovljev  —  biröv 
hirova. 

Vor  Formans  -Ijiv,  z.  B.  crvljiv  —  crv,  dhnljiv  —  dim, 
gnjevljiv  —  gnj^^v,  gusärljiv  —  güsär,  nemärljiv  —  neniär, 
zdzorljiv;  eine  Ausnahme  macht  bsörljiv. 

14* 


212  Betonung  und  Silbenquantität.  [§330.331. 

Vor  Formans  -cät,  -cU :  gölcät,  nbvcät  növclf^  pravcät, 
püncät  pünclt,  zdravcit. 

Eine  Betrachtung  anderer  Formantien  nach  dieser 
Richtung  ergibt  kein  sicheres  Resultat,  da  entweder  keine 
oder  zu  wenig  Beispiele  mit  den  in  Betracht  kommenden 
Lautverbindungen  vorliegen. 

331.  2.  Etwaiges  Unterbleiben  der  Dehnung 
aus  Ursachen  der  Betonung. 

Die  Beispiele  auf  -cäd  zeigen,  daß  dort  bei  jeder  Art 
Betonung  die  Dehnung  unterbleibt,  z.  B.  künicäd  bügarcäd 
lätincäd,  daß  also  das  Unterbleiben  von  der  Formation 
des  Wortes  abhängt.  Ferner  ist  aus  den  Ausführungen 
§  3 15 fg.  ersichtlich,  daß  Dehnung  sowohl  in  und  nach 
altem  Hauptton  wie  vor  ihm  eingetreten  ist.  Dennoch 
kann  man  aus  gewissen  Vorkommnissen  entnehmen,  daß 
eine,  freilich  in  der  überlieferten  Sprache  vielfach  ver- 
dunkelte Beziehung  der  Dehnung  zu  der  Lage  des  Haupt- 
tons besteht,  und  zwar  derart,  daß  bei  Stellung  der  be- 
treffenden Silbe  vor  altem  Hauptton  die  Dehnung  sehr 
oft  vermieden  wird. 

Das  Formans  -ina  erfordert  vor  sich  Kürzen  (s.  §276); 
Dehnung  der  Silben  mit  w,  m  usw. -j- Konsonant  tritt  ein, 
wenn  sie  unter  oder  nach  altem  Hauptton  stehen^  unter- 
bleibt, wenn  vor  ihm,  z.  B.  odlömcina  —  ddlomak  gen.  ö^- 
lömka^  läkömcina  —  lakoniac  gen.  lakömca,  säljwcina  — 
säljivac  gen.  säljivca;  dagegen  opäncina  —  bpanak  gen. 
öpmika,  pokrövcina  —  pökrovac  gen.  pdkrövca,  njemcina  — 
nijemac  gen.  nijemca.  —  Vgl.  ferner  bei  Formans  -ak,  = 
-^k^,  -'bk^,  zhöjak  gen.  zböjka,  sänak  gen.  smika,  shiak  gen. 
smka,  zglavdk  gen.  zglävka,  mit  böjak  gen.  hdjka,  cändk  gen. 
cänka,  mömak  gen.  momka,  lövak  gen.  lövka.  —  Bei  Formans 
-sM  vgl.  büdimski  und  budimski,  bünärski  und  bunärski,  dü- 
nävski  und  dunävski,  snjemskt  und  sremski,  zemünskl  und 
zemünski.  —  Bei  Formans  -ba  unterbleibt  die  Dehnung, 
wenn  der  alte  Hauptton  auf  dem  Ende  lag,  so  börba, 
dvöjba,  dvörba,  körba,  terba,  hhnba,  klnjba,  pärba  {^  pwhba), 
senba\  dagegen  svöjdba.  Das  eine  kdrba  (neben  kbrba)  stimmt 


§  331 — 334.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  213 

nicht,  durch  Anschluß  an  Mrati.  Vgl.  zu  diesem  Abschnitt 
Untersuchungen  I,  S.  101,  115,  118,  130,  134,  138,  139, 
145,  156,  157,  164,  168,  205. 

33!^.  3.  In  einer  gewissen,  aber  im  Verhältnis  ge- 
ringen Anzahl  von  Fällen  unterbleibt  die  Dehnung,  ohne 
daß  eine  Ursache  im  Formans  oder  in  der  Betonung  zu 
finden  ist;  z.  B.  Idvnl  (aber  nelövni),  nevoljnik  neben  nevoljan 
fem.  nevöljna,  blsernl  —  User,  pjevak  gen.  pjevka,  Särajevce 
Särajevka  —  Sarajevo  (vgl.  dazu  Sarajevac),  stlan  sllna,  säjak 
gen.  säjka,  tänak  fem.  tanka  u.a.;  im  ganzen  habe  ich 
bei  Vuk  ca.  100  derartige  Beispiele  gezählt,  gegen  die  Ge- 
samtheit der  oben  behandelten  eine  ganz  geringe  Minder- 
zahl; zum  Teil  sind  auch  die  Angaben  schwankend,  z.  B. 
gromovni  und  grömövm,  ähliovmk  (Vuk),  aber  gesprochen 
wird  auch  düliövrnk  (in  Ragusa  duhovnlk),  knjUevmk  (Vuk), 
gesprochen  auch  knjlzevmk  (vgl.  knjUevan). 

VI.  Über  dialektische  Betonung  im 
stokavischen  Mundartengebiet. 

333.  Vgl.  dazu  M.  Resetar,  Die  serbokroat.  Betonung  süd- 
westlicher Mundarten  (Schriften  der  ßalkankommission,  ling.  Abt. 

1,  Wien  1900);  dazu  Anzeige  von  Sachmatov  in  Izv.  VI,  1,  339.  — 
A.  Belic,  Dialektologiöeskaja  karta  serbskago  jazyka  (Sbornik  po 
.Slavjauovedeniju  II,  St.  P.  1905). — Resetar,  Der  stokavische  Dia- 
lekt (Schriften  der  Balkankommission,  ling.Abt.  VIII, Wien  1907); 
Anzeige  von  Belic  im  Rocznik  slav.  I  (1908),  184.  —  Belic,  O 
srpskim    ili    hrvatskim    dijalektima    (Glas    srpske    ak.  LXXVIII, 

2.  razr.,  Belgrad  1908);  hier  werden  auch  die  Schriften  über  Lokal- 
mundarten angegeben,  ich  verweise  darauf,  da  hier  nicht  jede 
Abhandlung,  in  der  Abschnitte  über  mundartliche  Betonung  vor- 
kommen, genannt  werden  kann.  —  Resetar,  Zur  Frage  über  die 
Gruppierung  der  serbokr.  Dialekte,  ASlPh.  30  (1909),  597.  — 
Belic  unter  gleichem  Titel  in  bezug  auf  Resetars  oben  angeführte 
Abhandlung,  Roczn.  slav.  III,  283.  —  Jvsic,  Prilog  za  slavenski 
akeenat,  Rad  187  (1911),  133. 

334.  Es  ist  schon  oben  (§  212)  bemerkt  worden, 
daß  nicht  alle  stokavischen  Mundarten  in  der  Betonung 
auf  der  Stufe  der  von  Vuk  festgelegten  herzegovinischen 
stehen.     Abweichungen  von  diesem  Typus  bestehen  teils 


214  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  334—336. 

in  bestimmten  mehr  oder  minder  genau  abgrenzbaren 
stovakischen  Mundartengruppen,  teils  zerstreut  innerhalb 
des  Gesamtgebiets  der  neueren  (Vukschen)  Betonungs- 
weise. Dabei  kommen  selbst  auf  kleineren  Gebieten  Über- 
gänge, Durchkreuzung  und  Nebeneinander  verschiedener 
Entwicklungsstufen  vor,  und  es  wäre  unmöglich,  ohne 
eine  ganz  ins  Einzelne  gehende  Darstellung,  die  hier  aus- 
geschlossen ist,  eine  Anschauung  zu  geben  auch  nur  von 
dem  durch  neuere  Forschungen  einigermaßen  sicher  Fest- 
gestellten. Für  manche  Lokalmundarten  liegt  überhaupt 
kein  genügendes  Material  vor  und  die  Aufstellungen  ver- 
schiedener Forscher  weichen  zuweilen  voneinander  ab.  Ich 
muß  mich  daher  hier  beschränken  auf  einige  allgemeine 
Angaben,  die  vielleicht  für  die  Geschichte  der  Betonungs- 
typen in  Betracht  kommen,  und  auf  einige  Beispiele,  im 
übrigen  auf  die  genannten  Schriften  verweisen. 

3«t5.  Die  Besonderheiten  gegenüber  dem 
Vukschen  Typus  (dabei  ist  abgesehen  von  den  Prizren- 
Timok-Mundarten,  die  übrigens  die  alte  Betonung  erhalten 
haben). 

1.  Die  alte  Haupttonstelle  ist  in  allen  Fällen 
bewahrt.  Das  kommt  in  weit  voneinander  abliegenden 
Teilen  des  Sprachgebietes  vor,  so  ganz  im  Süden,  im  süd- 
lichen und  östlichen  Montenegro,  im  Gebiet  der  Kuci, 
Piperi,  Bratonoziei,  Vasojevici,  um  die  Bocche  di  Cattaro 
südlich  von  Perasto,  z.  B.  sena,  zimä,  iivinä,  pletem  pletes, 
zlvim  Zivis,  kopmri,  Beispiele  aus  Prcanj  (Perzagno).  Ferner 
im  Norden  an  der  linken  Seite  des  unteren  Unatals  von 
Kostajnica  an  und  in  dem  sich  anschließenden  linken 
Savagebiet  bis  2upanje  an  der  Sava,  z.  B.  fäla,  rükä, 
näröd,  Ijüdi,  drii,  die  Beispiele  aus  Resetar,  Serbokr.  Bet. 

336.  2.  Alter  Hauptton  bleibt  unverändert 
auf  langer  Silbe.  Dieser  Typus  läßt  sich  in  zwei 
Untertypen  zerlegen: 

A.  Alter  Hauptton  auf  langer  Silbe  wdrd  bewahrt, 
z.  B.  neprävda,  vode;  alter  Hauptton  auf  kurzer 
offener     (ungedeckter)     Endsilbe      wird     zurück- 


§336.337.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  21-5 

gezogen.  Trifft  der  neue  Hauptton  eine  Länge,  so  hat 
diese  steigende  Intonation,  daher  z.  B.  svila  aus  svlla 
{lokal  dafür  auch  tollende  Intonation  svlla);  trifft  er  eine 
Kürze,  hat  diese  in  der  Regel  fallende  Intonation,  sesfra  aus 
^estra  (seltener  steigend  sestra).  Alter  Hauptton  bleibt  er- 
halten auf  kurzer  innerer  Silbe  und  gedeckter  Auslautssilbe, 
z.  B.  lopäfa,  jez'ik.  Dieser  Typus  ist  nach  Resetar  eben- 
falls in  getrennten  Teilen  des  Sprachgebiets  zu  finden:  im 
Süden,  in  Montenegro,  bei  den  Ozriniei,  Zagarcani,  Ro- 
manik zum  Teil  auch  bei  anderen,  Bjelopavlici,  Vasojevici, 
wo  er  gemischt  mit  dem  T^'pus  1  erscheint.  Aber  auch 
im  Norden  in  demselben  Gebiet  (Unatal),  das  unter  1. 
genannt  wurde. 

B.  Alter  Hauptton  bleibt  auf  langer  Silbe 
bewahrt,  wird  von  kurzen  Silben  jeder  Art 
{offener  und  geschlossener  Endsilbe,  innerer 
Silbe)  zurückgezogen.  Fällt  der  neue  Hauptton  auf 
«ine  Länge,  so  ist  diese  steigend  ('),  fällt  er  auf  eine  Kürze, 
so  kann  diese  sein: 

a)  steigend  intoniert;  so  nach  Resetar  in  Teilen  Bos- 
niens, der  Herzegovina  und  des  Bezirks  Ragusa,  z,  B. 
{aus  Maglaj)  junak,  Jcoväc,  gen.  vode,  izmisljivä,  zapUe^  vodöm, 
dagegen  svila,  ihia,  sestra,  poiok. 

b)  Die  Kürze  ist  nicht  wie  bei  Vuk  steigend  ('), 
sondern  fallend  C^)  intoniert.  Dieser  Typus  herrscht  in 
den  Kosovo-Resava-Mundarten,  z.  B.  neprävda,  oränje,  sene 
gen.,  zove  3.  sg. ;  aber  zima,  rüka  (aus  zlmä,  rükä);  däska, 
iena,  nd(ja  (aus  daskä,  ienä,  noga),  pötok  aus  iwtök,  die 
Beispiele  aus  Belic. 

337.  Das  Gemeinsame  der  Typen  1  und  2  ist  die 
Bewahrung  des  alten  Haupttons  auf  langer,  die  Zurück- 
ziehung von  kurzer  Silbe,  wenn  diese  auch  nicht  in  ganz 
gleicher  Weise.  Es  fragt  sich  nun,  ob  man  aus  den  jetzt 
tatsächlich  vorhandenen  Typen  eine  ihnen  entsprechende 
geschichtliche  Entwicklung  bis  zum  Abschluß  der  Bewegung 
in  der  herzegovinisch-vukschen  Betonungsweise  ableiten 
kann,     Resetar  (Bet.  südw.  M.  12)    ist  dieser  Ansicht;    er 


216  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  337. 338. 

nimmt  an,  daß  der  alte  Hauptton  zuerst  zurückgezogen 
wurde  von  kurzen  offenen  Endsilben  (s.  o.  2A,  §336);  dann 
von  kurzen  inneren  und  von  gedeckten  auslautenden  Silben 
(s.  o.  2  B),  zuletzt  von  langen  Silben  (Vuksche  Betonung). 
Demnach  an  Beispielen  gezeigt:  erste  Stufe  svila  sestra 
(sestra)  aus  svUa  sestra,  bestehen  bleibend  lopäta,  näröd, 
neprävda  vode;  zweite  Stufe  sv'da  sestra  {sestra)  wie  in 
der  ersten,  weitere  Entwicklung  Ibpata  (lojMta),  ^;ötofc 
(pötok),  ndrod  aus  lopata  j)otdk,  näröd;  dritte  (letzte) 
Stufe  svila  sestra  lopata  ndrod  pötolc,  und  neu  hinzu- 
kommend oieprävda  vode. 

338.  Zunächst  wird  man  annehmen,  daß  in  den 
Mundarten,  die  einen  auf  kurze  Silbe  zurückgezogenen 
Hauptton  fallend  intonieren,  diese  Intonation  erst  aus 
älterer  steigender  umgesetzt  ist,  wie  es  sicher  der  Fall  ist^ 
wo  dialektisch  eine  durch  Zurückziehung  des  Haupttous 
neu  betonte  Länge  fallend  intoniert  wird,  z.  B.  sv'da  für 
svila  aus  svila.  Der  Unterschied  zwischen  fallender  und 
steigender  Kürze  ist  gering  im  Vergleich  zu  dem  zwischen 
fallender  und  steigender  Länge,  kann  daher  leicht  zu- 
gunsten fallender  Intonation  verloren  gehen.  Mir  scheint 
Resetars  Hypothese  soweit  völlig  annehmbar,  daß  die  Zu- 
rückziehung des  alten  Haupttons  die  langen  Silben  zuletzt 
betroffen  hat.  Die  auch  von  ihm  hervorgehobene  Schwierig- 
keit besteht  darin,  daß  man  nicht  erkennt,  warum  die 
Zurückziehung  bei  kurzer  ofifener  Endsilbe  früher  statt- 
gefunden haben  soll  als  bei  innerer  oder  gedeckter  aus- 
lautender Kürze.  Vielleicht  löst  sich  der  Widerspruch  so^ 
daß  es  sich  bei  der  angenommenen  ersten  Stufe  nicht 
eigentlich  um  Zurückziehung  handelt,  sondern  um  schwe- 
bende Betonung,  also  svllä  sestra.  Ich  glaube  früher  be- 
obachtet zu  haben,  daß  vor  ungedeckten  Auslautssilben 
mit  altem  Hauptton  die  unmittelbar  vorangehenden  einen 
besonders  starken  Nebenton  haben,  stärker  als  vor  anders 
gearteten  altbetonten  Kürzen;  vgl.  dazu  die  Bemerkung 
Resetars  aO.  S.  22  über  die  montenegrinische  Mundart 
der  Piperi,    «die    auch    in  offener  auslautender  Silbe  den 


§  338 — 840.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  217 

alten  Akzent  erhalten,  insofern  sie  ihn  nicht  wie  die  erste 
Gruppe»  (d.  h.  die  svüa  betonende)  «ersetzen,  wo  man 
also  neben  svila  auch  svüa,  bzw.  die  Doppelbetonung  svilä 
hören  kann».  Ist  meine  Beobachtung  richtig,  so  kann 
man  die  Ansetzung  der  ersten  Stufe  ganz  entbehren,  denn 
sie  ist  eigentlich  noch  die  alte  Betonung,  und  die  Be- 
wegung der  Betonung  hätte  sich  dann  so  vollzogen:  1.  Zu- 
rückziehung des  alten  Haupttons  von  allen  Kürzen ;  2.  Zu- 
rückziehung auch  von  langen  Silben.  Zu  dem  gleichen 
Resultat  kommt  im  wesentlichen  auch  Belic  (Roczn.  slav. 
III,  299),  nur  daß  er  die  Zurückziehung  des  alten  Haupt- 
tons  auf  eine  Kürze,  wenn  der  neue  Hauptton  fallend  (") 
ist,  als  unmittelbar  so  gestaltet  ansetzt.  Dabei  braucht 
man  nicht  zu  zweifeln  an  der  Richtigkeit  von  Resetars 
Beobachtung,  daß  es  Mundarten  gibt,  die  svüa  sestra  neben 
lopata  näröd  betonen  (seine  erste  Stufe);  der  starke  Neben- 
ton in  svüa  sestra  hat  dann  eben  den  alten  Hauptton 
überwunden,  aber  man  ist  nicht  genötigt,  diese  Erscheinung 
als  eine  Vorstufe  zu  der  Vukschen  Betonungsweise  anzu- 
setzen. 

Zur  cakavischen  Betonung. 

339.  Ant.  Mazuranic,  Slovnica  hrvatska.  4.  Aufl.  Agram 
1859  (diese  Aufl.  hat  viele  Druckfehler).  —  D.  Nemanic,  Caka- 
visch-kroatische  Dialektstudien.  I.  Akzentlehre  (enthält  Nomina, 
Pronomina,  Adjektiva,  Zahlworte,  Partikeln;  das  Verbum  fehlt), 
«itzungsber.  der  Wien.  Ak.  phil.-hist.  Kl.  Bde.  CIV,  CV,  CVIII; 
vgl.  dazu  Jagic,  ASlPh.  7,  490.  —  Belic,  Zametki  po  cakavskim 
govoram  (wesentlich  die  Mundart  von  Novi  im  kroat.  Küstenland 
darstellend),  Izv.  XIV  (1909),  H.  2. 

340.  Da  die  steigende  Intonation  der  heutigen 
Haupttonsilben  des  btokavischen  ('  ')  durch  die  Versetzung 
des  alten  Haupttons  auf  die  vorangehende  Silbe  bedingt 
ist,  können  die  cakavischen  Mundarten,  die  diese  Art 
der  Zurückziehung  nicht  kennen,  auch  keine  der  stoka- 
vischen  unmittelbar  gleichzusetzende  steigende  Intonation 
haben.  In  der  Tat  fehlt  ihnen  '  völlig  und  muß  fehlen, 
weil    wie    im  ötokavischen    ursprünglich    fallende    und 


218  Betonung  und  Silbenquantität.  [§340.341. 

ursprünglich  steigende  Intonation  kurzer  Silben  in 
fallende  zusammengefallen  sind.  Dagegen  ist  sie  vorhanden 
auf  langer  Silbe  (').  Vgl.  Resetar,  Alter  steigender  Akzent 
im  Serbischen,  ASlPh.  17, 192,  dazu  s.  19,568;  Sachmatov, 
Izv.  6.  1,  S.  339fg. ;  Belic,  0  cakavskome  ',  Jagic-Fest- 
schrift,  S.  449.  Das  Problem  ist,  wie  die  steigende  Into- 
nation des  Cakavischen  zu  deuten  sei. 

341.  Die  bisherigen  Aufzeichnungen  cakavischer 
Mundarten  bieten  kein  vollständiges  Material;  die  meisten 
leiden  auch  daran,  daß  die  Intonationen  nicht  sicher  be- 
stimmt sind.  Daher  ist  es  nicht  möglich,  über  das  ge- 
nannte Problem  zu  einem  abschließenden  Urteil  zu  kommen. 
Ich  beschränke  mich  deswegen  darauf,  an  der  Hand  des 
von  Belic  (Zam.  po  cak.  gov.},  der  die  Akzente  "  '  "  ge- 
nau unterscheidet,  beigebrachten  Materials  aufzustellen, 
was  mir  sicher  oder  wahrscheinlich  scheint.  Auch  werde 
ich  nicht  jeden  einzelnen  Fall  behandeln,  sondern  mich 
an  die  reihenweise  vorhandenen  gleichartigen  Fälle  halten. 
Es  ist  dabei  zweckmäßig,  die  flexivischen  Endsilben  von 
den  anders  gearteten  AVortsilben  zu  trennen. 

A.  Nichtflexionssilben. 

Ihre  steigende  Intonation  beruht  auf  verschiedenen 
Vorgängen:  Kontraktion  zweier  Silben,  deren  zweite  den 
Hauptton  trug;  Dehnung  einer  alten  steigenden  Kürze; 
alte  (nicht  mit  der  stokavischen  zusammenhängende)  Zu- 
rückziehung des  ursprünglichen  Hochtons  auf  eine  voran- 
gehende Silbe.     Im  einzelnen: 

I.  Steigende  Intonation  findet  statt,  wenn 
zwei  Silben,  deren  zweite  den  Hauptton  "  hat, 
zusammengezogen  werden,  z.  B.  hat  =  bojat,  häli  = 
hojali,  vätok  =  va  ötok;  smet  se  =  smejat  se,  dvdjset  = 
dvaeset  (stok.  dväest).  Die  Sache  ist  selbstverständlich  und 
wird  bestätigt  durch  den  umgekehrten  Fall:  hat  die  erste 
der  beiden  Silben  den  Hauptton,  so  hat  die  kontrahierte 
fallende  Intonation,  z.B.  vet  =  vejat,  jedanäjst  =  jedanäest, 
päs  =  pöjäs,  väko  =  vä-oko,  kopämo  vgl.  r.  kopajem,  mnin 


§341 — 343.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  219 

^lm^s   aus    umejq   umejesb  usw.,    vgl.    dazu   die    bestimmte 
Flexion   der  Adjektiva,     z.  B.  novl  vovöga  fem.  novä  usw. 

34S.  II.  Wenn  eine  ursprünglich  lange  Silbe  durch 
alte  steigende  Intonation  verkürzt  ist,  also  einst  zur  stei- 
genden Kürze  wurde,  so  ist  diese,  wie  §  340  bemerkt,  durch 
fallende  ersetzt  worden,  also  z.  B.  gen.  bräta  (nom.  brät) 
nicht  verschieden  von  böga  (alte  fallende  Kürze,  nom.  bog) 
und  auch  nicht  von  böb  (alte  steigende  Kürze  *&o&,  gen. 
boba).  Der  Unterschied  tritt  aber  wieder  hervor,  wenn  im 
Cakavischen  die  Kürzen  durch  irgendwelche  Lautverhält- 
nisse gedehnt  werden,  dann  wird  alte  steigende  Kürze 
wieder  zu  steigender  Länge,  alte  fallende  Kürze  zu  fal- 
lender Länge,  z.  B.  zu  gen.  konjä  nom.  könj  statt  '''Jcdnj 
(stok.  könj),  zu  gen.  böga  nom.  bog  (wie  stok.),  zu  nom. 
starac  gen.  sidrca  (stok.  sfärca). 

343.  Solche  Dehnung  kurzer  Silben  geschieht  1.  in 
Endsilben  vor  auslautendem  j,  n  n,  l  t,  ni,  r  (nicht  vor 
v),  daher  z.B.  krdj  gen.  kräja,  kl' in  gen.  kl' Ina,  dm  gen.  dhna, 
sir  gen.  slra,  cur  gen.  cara,  mil  fem.  mila,  pnn  fem.  2mna 
(stok.  krüj,  Dehnung  wegen  j,  kUn,  dhn,  slr,  cär,  mm,  pün), 
odahnid  fem.  odahnüla,  kopäl  fem.  kopäla,  zelel  fem.  seUla  usw. 
—  moj  (stok.  möj)  fem.  moja,  instr.  sg.  krovon  (zu  krov 
krovä),  debel  fem.  debela  (stok.  debeo  debela),  zelen  fem.  ze- 
lenä  (st.  zelen  zelena),  prisäl  fem.  prislä,  1.  sg.  präs.  incen 
2.  peces,  Part,  pecen  fem.  p)ece7ia.  —  perje  (st.  perje),  go- 
voreni  (st.  govörenje),  primorfi  (st.  prhndrje). 

2.  In  Nichtend Silben,  vor  den  Verbindungen  j,  l, 
r,  in,  n  -\-  folgendem  Konsonanten  und  vor  Kons.  +  /  = 
altem  -bj-  (wie  stok.),  z.  B,  strina  (st.  strma)  =  ^stnjna, 
divöjka  (st.  djevöjka)  aus  '■■'■devöjka,  palac  gen.  pdlca,  bisernica, 
bärka  (st.  bärka),  Briblrac  gen.  Bribirca,  naramak  gen.  na- 
ränka  (st.  naramak  närämka),  kl'lnac  gen.  kl'inca  (st.  klmca). 
Hierher  gehören  auch  die  Imperative  wie  pij  pijte  {pi, 
pite),  küj  küjte,  kopdj  kopdjte  statt  '■'plj,  *küj,  "•'kopaj,  zu  den 
Kürzen  vor  den  Personalendungen  vgl.  päVl  pcdUe,  pist 
plsife. 


220  Betonung  und  Silbenquantität.  [§343—345. 

In  diesen  Fällen  (II.  1,  2)  hat  das  Cakavische  inso- 
fern alte  Verhältnisse  bewahrt,  als  eine  ältere  steigende 
Kürze  zugrunde  liegt. 

344.  Vermutungsweise  rechne  ich  zu  diesem  Ab- 
schnitt II  auch  die  steigende  Intonation  der  vorletzten 
Silbe  von  Nominativen  plur.  neutr.  Nach  der  Angabe  von 
Belic,  Zam.41,  hat  bei  einer  größeren  Anzahl  meist  zwei- 
silbiger Neutra  das  Cakavische  den  alten  Wechsel  des 
Haupttons  zwischen  endbetontem  Singular  und  wurzel- 
betontem Plural  in  manchen  Fällen  bewahrt,  z.  B.  celb 
cela,  perö  pera,  selb  sela,  veslö  vesla  (vgl.  dazu  das  Russ. 
und  Stokav.).  Ist  die  Wurzelsilbe  kurz,  so  kann  man  in 
ihrem  Akzent  ''  an  sich  nicht  unterscheiden,  ob  die  In- 
tonation steigend  oder  fallend  war;  daß  sie  aber  ehemals 
steigend  war,  zeigt  die  stokav.  Verbindung  mit  Präpo- 
sitionen, z.  B.  pd  selima,  li  rebra,  s.  ASlPh.  21,  395  und 
§  304,  2  b.  Ist  dagegen  die  Wurzelsilbe  lang,  so  hat  sie 
im  Cak.  steigende  Intonation  deutlich,  z.  B.  krilo  krila, 
Uce  Uca,  j^^smö  pisma,  vlnö  vina;  propelö  j^t'opüa.  Zunächst 
möchte  man  annehmen,  daß  das  Cak.,  da  es  die  alte 
Haupttonstelle  hat  (vgl.  r.  lico  pl.  Uca),  auch  alte  steigende 
Intonation  auf  der  Länge  unmittelbar  bewahrt  habe,  allein 
dem  widerspricht  der  Grundsatz,  daß  steigende  Intonation 
alte  Längen  verkürzt;  ich  nehme  daher  an,  daß  einmal  auch 
Hlca  vorhanden  war  und  die  Länge  im  heutigen  Plural 
auf  Ausgleichung  mit  dem  Singular  beruht;  die  Intonation 
mußte  steigend  bleiben,  da  sie  in  *l\ca  steigend  war. 

345.  III.  "Die  steigende  Intonation  beruht  auf  alter 
Zurückziehung  des  Haupttons  von  einer  einst  haupttonigen 
Endsilbe  auf  eine  vorangehende  lange  Silbe. 

1 .  Im  Auslaut  ist  ein  ehemals  betontes  ^,  h  ge- 
schwunden.    Dahin  gehört: 

a)  der  bekannte  Fall,  daß  der  Nom.  sg.  von  Sub- 
stantiven mit  Endbetonung  der  Kasus  auf  seiner  nunmehr 
Endsilbe  gewordenen,  einst  vorletzten  Silbe  steigend  betont 
Avird,    z.  B.  gen.  süda  nom.  süd  =  sqd^    (stok.  süda  süd)^ 


§345 — 347.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  221 

gen.  griha  nom.  grih  (st.  grijeha  greha,  grijeh  grell),  gen. 
gospodärä  nom.  gosjyoddr  (st.  gopoddra  gospbdär),  gen.  junäkä 
nom.  jundk  (st.  junäka  jünak). 

346.  b)  In  gewisser  Ausdehnung  ist  hierher  auch 
zu  rechnen  die  Betonung  des  cak.  endungslosen 
nominalen  Gen.  plur.,  dessen  letzte,  einst  vorletzte  Silbe 
stets  gedehnt  ist,  z.  B.  zena  :  zcn,  hradä  :  hrdd.  Es  muß 
aber  hier  eine  andere  Erscheinung  herangezogen  werden, 
die  sich  nicht  auf  den  Gen.  plur.  beschränkt.  Im  §to- 
kavischen  ist  zu  beobachten,  daß  alter  Kauptton  auf 
einer  fallend  intonierten  inneren  oder  Endsilbe 
nicht  bleiben  kann,  sondern  entweder  zurück- 
gezogen oder  auf  eine  Endsilbe  verlegt  ist,  eine 
Verschiebung,  die  nichts  zu  tun  hat  mit  der  späteren  all- 
gemeinen stokavischen  Haupttonverlegung,  sondern  älter 
ist.  Es  fragt  sich,  ob  das  auch  für  das  Cakavische  gilt. 
Zieht  man  zunächst  die  inneren  Wortsilben  in  Betracht, 
so  erkennt  man,  daß  die  Verrückung  des  ursprünglichen 
Haupttons  hier  nur  stattfindet,  wenn  die  vorangehende 
Silbe  lang  ist,  unterbleibt,  wenn  sie  kurz  ist.  Das  möge 
zunächst  erläutert  werden  an  einem  Fall,  wo  über  fallende 
Intonation  kein  Zweifel  sein  kann :  vorangehende  Silbe 
kurz:  cak.  zu  Icopat  die  1.  pl.  ko2)ämo  2.  kopäte  (1.  sg. 
kopiäni  2.  kopäs  usf.),  aus  ^kopajemo  (s.  §  341),  dagegen 
stok.  köpati : kopämo  kÖ2)äte  (kopäm  usw.);  dieser  Betonungs- 
typus des  Stokavischen  fehlt  dem  Cak.  ganz  (wie  auch 
der  stok.  Typus  vjencäm  vjencäs,  vjencdmo  vjencdte);  dem- 
gegenüber bei  Länge  der  vorangehenden  Silbe:  j^^t^t  l.pl. 
pitämo,  1.  sg.  pitäm,  stok.  pHati  j^'itämo  pitäte,  obwohl  die 
Betonung  der  Präsentia  von  kopati,  pytati  ursprünglich 
gleich  war,  kopajq,  pytajq  (vgl.  r.  kopaju,  pytaju).  Derselbe 
Unterschied  zeigt  sich  nun  in  einigen  anderen  Fällen 
<§§  347—350): 

347.  im  Gen.  plur.  subst.  Im  Cakavischen 
haben  die  Substantiva,  deren  Flexion  nicht  endbetont  ist, 
in  der  betonten  Endsilbe  des  Gen.  pl.  fallende  Intonation ; 


222  Betonung  und  Silbenquantität.  [§  3*7. 

der  Haiiptton  bleibt  unverändert  bei  vorangehender 
kurzer  Silbe,  im  Stok.  tritt  er  als  "  auf  diese,  z.  B. 
grajanm  pl.  grajani:  gen.  pl.  grajän,  st.  graäänä  (doch  hier 
auch  gradanin);  ohed  g.  obeda : oMä,  st.  dbjed  objecla\dhjeda\ 
drmlo  :  drzäl,  st.  drzalo  :  dfiälä;  koleno  :  kolen.,  st.  Jcdljeno  : 
Jcdljenä;  korito  :  korlt,  st.  kbrito  :  köritä;  beseda  :  besed,  st. 
besjeda  :  besjedä ;  ned'dja  :  nedUj,  st.  nedjetja  :  iiedjeljä.  Wenn, 
im  Cakavischen  die  gleiche  Betonung  des  Gen.  pl.  bei 
Endbetonung  der  anderen  Flexionsformen  erscheint,  findet 
ebenfalls  fallende  Intonation  statt,  z.  B.  konöp  konopä  :  ko- 
nöp,  nirtväc  mrtvaca  :  mrtväc,  j^^teh  petehä  '.])eteli,  lirbat  hrpta  : 
lirbät,  st.  hrbat  hrpta  :  lifbätä.  Zu  der  fallenden  Intonation 
des  Gen.  pl.  sind  dann  noch  zu  vergleichen  die  einsilbigen 
Formen,  z.  B.  brdd  bröda :  bröd  st.  brödä,  cäs  cäsa  :  cäs  st. 
cäsä,  kräva :  kräv  st.  krävä,  delo  :  del  st.  djelä,  seid  pl.  sela : 
sei  (und  sei)  st.  selä.  Bei  vorangehender  langer  Silbe 
liegt  cakavisch  Avie  stokavisch  bei  endbetontem  Paradigma 
der  Hauptton  auf  der  vorletzten  Silbe,  cak.  als  steigend, 
stok.  als  fallend,  man  muß  also  (nach  §  346)  schließen,  daß 
diese  Betonungsweise  auf  einer  ehemaligen  fallenden  Into- 
nation der  Endsilbe  beruht,  also  z.  B.  zu  svetac  svecä,  st. 
svetac  sveca  :  gen,  pl.  *svetäc,  daraus  cak.  sveiäc,  stok.  svetäc-ä,. 
dobttäk  dobitka  :  dobltäk,  stok.  dobitdk  dobitka  :  döbUäk-ä  = 
'^dohitäkä.  Gegenüber  dieser  Darstellung  bleibt  eine  Schwierig- 
keit: bei  kurzer  vorangehender  Silbe  schwankt  im  Cak. 
die  Lage  des  Haupttons,  wenn  der  Vokal  der  nächsten  be- 
wegliches a  (=  o,  b)  ist  und  das  Wort  Endbetonung  der 
Flexionsformen  hat,  z-B.  kosac  koscäikösüc  und  kosdc,  otäc 
oea  :  otäc  und  otäc,  kotdl  kotlä  :  kotäl  und  kotdl;  in  den 
Anführungen  bei  Belle  S.  33  meistens  otäc  usw.,  vgl.  dazu 
stok.  ötäcä  neben  otdcä.  Um  diesen  Widerspruch  zu  lösen, 
muß  eine  andere  Reihe  von  Gen.  pl.  herangezogen  werden. 
Die  Wörter  alter  Endbetonung  der  Flexion  hatten  auch 
im  Genitiv  plur.  ursprünglich  den  Hauptton  auf  der 
Endung  ^,  *;  wenn  er  bei  Verlust  dieser  Vokale  zurück- 
tritt, so  entsteht  derselbe  Fall  wie  §  345,  süd  (=  sqdi)  stidä, 
daher    z.  B,  zenä  :  zen  für  zem,    daskä  :  dasdk,    ovcä  :  ovdc, 


§  347.  348.]      Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  223 

hrüda :  brdd,  dnb  dna :  dän,  tlö  tlä :  tdl,  jezero  pl.  jezera  :  jezer 
aus  der  älteren  Betonung  des  Plur.  jezera  st.  jezera;  otäc 
otcä'.ofdc;  wie  pl.  imcnd:imön,  nebo  pl.  nebesd:nebes.  Wenn 
neben  dem  normalen  otdc  auch  öfäc  erscheint,  so  ist  das 
eine  Ausgleichung  mit  den  Fällen,  wo  die  vorangehende 
Silbe  lang  ist,  svääc.  Es  begegnet  auch  die  umgekehrte 
Ausgleichung,  z.  B.  zu  jütro  ist  regelmäßig  jütär  (stok.  jü- 
tärä),  daneben  jufdr  nach  Analogie  altendbetonter  Fälle. 
Im  Stokavischen  hätte  ein  altes  een,  das  im  Cak.  erhalten 
ist,  bei  unveränderter  Gestalt  *zen  ergeben  müssen,  hier 
ist  der  Hauptton  in  Analogie  der  anderen  Kasus  nach  An- 
fügung des  -ä  aufs  Ende  geworfen:  zenä,  so  daß  die  heutige 
steigende  Intonation  von  ienä  beruht  auf  der  späteren  sto- 
kavischen  Haupttonverschiebung  und  nicht  identisch  ist 
mit  der  cakavischen  von  ien. 

348.  Das  bestimmte  Adjektiv  hat  im  Caka- 
vischen, wenn  die  Wurzelsilbe  kurz  ist,  keine  ganz  fest 
bestimmte  Haupttonstelle,  es  kann  Endbetonung  und  Nicht- 
endbetonung  stattfinden,  z.  B.  eist  fem.  elsta  :  cisfi  cistä 
und  cisti  clstä,  mokär  :  niokri  und  mokrl.  Ist  die  Wurzel- 
silbe lang,  so  liegt  der  Hauptton  auf  ihr  und  zwar  steigend 
intoniert,  z.  B.  süli  f.  süliä  :  sülü  siihä.  Die  stokavische 
Betonung  ist  hier  nach  den  Angaben  Vuks  fast  durch- 
gehend süM,  allein  sie  ist  nicht  allgemein,  es  heißt  auch 
Silin,  d.  h.  alte  Endbetonung  mit  Verkürzung  der  voran- 
gehenden Silbe.  Vergleicht  man  diese  stokav.  Betonung 
mit  der  russischen,  so  zeigt  sich,  daß  die  Endbetonung 
in  beiden  Sprachen  öfter  übereinstimmt,  daher  alt  ist. 
Dazu  die  folgende  Liste: 


ca 

k. 

stok. 

russ. 

bläg 

blägl 

blägl 

blagöj 

hled 

bledl 

blljedi 

klr.  blid0 

cel 

cell 

cijell 

celyj 

dräg 

drdgi, 

drägi 

dorogoj 

glüh 

glüM 

glüMi  glühi 

glucMj 

gnjU 

gnjill 

gnjUi,  gnjill 

gnilöj 

224 


Betonung  und  Silbenquantität. 


[§  348. 


cak 

stok. 

russ. 

güst 

güsti 

güsti,  güsti 

gustöj 

Mä 

Midi 

Jiüdi 

clmdoj 

jak 

jdki 

jäkt 

hrw 

krhn 

krwi,  krivi 

krivoj 

len 

Uni 

Rjeni 

Ivp 

lipn 

lyepi 

livi 

lljevl 

levyj 

Ijüt 

Ijütl 

Ijüti,  Ijütl 

mläd 

mlddi 

mlädi 

molodoj 

7iini 

nimt 

mjemi 

nemoj 

pläv 

plävt 

plävi 

klr.  polovyj 

püst 

püstt 

püstt 

pustoj 

rij 

rijt 

rläi,  näi 

rysij 

sed 

sMl 

sijedi 

sedöj 

siv 

s'ivi 

{slv,  slvi) 

sivyj 

slän 

sldm 

Slam 

svet 

svetl 

svetl 

svatöj 

süh 

süln 

Suhl,  süM 

siicJiqj 

tfip 

tüpj 

tüpi 

tup)öj 

tust 

tüsti 

(tust,  iüsti) 

tölstyj 

vrüö 

vrnöl 

vrüöi,  vrün 

zlät 

zlätl 

zolotöj 

süt 

sütl 

ZÜtl 

zöltyj 

glädan 

glddnt 

glädni,glädni 

golödnyj 

f.  glädnä 

Jcrätak 

krätki 

krätki,  kräthi 

korofkij 

f.  kräikä 

plitak 

plitki 

plUki,  plUki 

f.  plitkä 

Nimmt  man  die  angeführten  17  Beispiele  der  rus- 
sischen Endbetonung  als  Zeugnis,  daß  eine  solche  überall 
möglich  war,  so  wird  man  die  allgemeine  cakavische,  die 
häufigere  stokav.  Betonung  auf  der  Wurzelsilbe  als  zurück- 
gezogenen Hauptton  fassen  gemäß  der  §  346  gegebenen 
Regel,  daß  fallender  Hauptton,  wie  er  auf  *glahi  '-'gltihöga 


§  348 — 350.]    Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  225 

bestand,  auf  die  vorangehende  Silbe  versetzt  werden  muß. 
Ist  das  zutreffend,  so  ist  die  Länge  der  Wurzelsilbe  im 
Cakavischen  normal,  denn  da  sie  ursprünglich  vor  der 
alten  Haupttonsilbe  stand,  konnte  sie  nicht  verkürzt  werden. 
Schwierigkeit  macht  aber  die  Kürze  im  Stokavischen : 
süM  =  *süM,  man  erwartet  *SM/ii  =  *süln,  sie  ist  aber  wohl 
erklärbar.  Das  Russische  zeigt  z.  B.  in  golodnyj  koröthij 
steigende  Intonation,  Da  eine  zwiefache  Lage  des  Haupt- 
tons möglich  war,  würde  bei  solcher  Wurzelbetonung  serbo- 
kroatisch Verkürzung  eintreten  müssen,  *glädnt,  %rätM,  bei 
Endbetonung  mußte  die  Länge  erhalten  bleiben,  *glädm, 
hrätki,  ebenso  *sühi  und  *sühi.  Die  beiden  Betonungs-  und 
Quantitätstypen  sind  durcheinander  geworfen,  so  daß  an 
Stelle  von  *siihi  die  Betonung  von  *sühl  trat,  aber  mit  Bei- 
behaltung der  Länge,  die  stokavisch  notwendig  fallend  sein 
muß ;  umgekehrt  trat  an  die  Stelle  von  *sü}n  die  Betonung 
von  *sühi,  aber  mit  Beibehaltung  der  Kürze. 

349.  Ganz  deutlich  ist  die  Zurückziehung  alten 
Haupttons  und  die  damit  verbundene  steigende  Intonation 
der  neubetonten  Silbe  bei  Wörtern  auf  -ina  durch  den 
Vergleich  mit  dem  Stokavischen  und  Russischen ;  so  crnina 
st.  crvhia,  daljina  st.  daljlna  r.  dalina,  debeljina  st.  dehelina 
klr.  debelyna,  mohrina  st.  mokrlna  r.  moTcrinn,  starina  st.  sta- 
rhia  r.  starina  usw.  (s.  Belic  S.  4.5).  Das  i  hatte  alte 
steigende  Intonation,  vgl.  z.  B.  imhm  Finsternis,  mußte 
also  vor  dem  alten  Hauptton  stehend  seine  Länge  bewahren, 
starina,  daher  die  Länge  des  i  im  Cakavischen  auch  nach 
dem  Wechsel  der  Haupttonstelle,  im  Stokavischen  beruht 
die  Kürze  auf  Ausgleichung,  s.  §  275,  S.  170. 

t$50.  Vom  Verbum  wurde  der  Fall  püäm  usw. 
schon  §  346  behandelt;  es  kommen  aber  noch  andere  Fälle 
der  steigenden  Betonung  im  Präsens  vor.  Unter  den  Verben 
von  Kl.  HI  und  von  V  gibt  es  eine  Anzahl,  die  Wechsel 
der  Haupttonstelle  hatten:  1.  sg.  endbetont,  die  übrigen 
Personen  wurzelbetont,  vgl.  r.  pisat'  :  pisij  pises,  plat'it  : 
placij  platis,  mölotit'  :  molocii  molotis.     Der  L^nterschied    ist 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  1 5 


226  Betonung  und  Silbenquantität.  [§350.351. 

im  Serbokr.  dadurch  ausgeglichen,  daß  die  I.Person  mit 
den  folgenden  in  Übereinstimmung  gebracht  ist;  die  fol- 
genden Personen  aber  haben  im  Cakavischen  steigenden 
Hauptton  auf  der  ersten  Silbe,  z,  B.  pisät  :  {pisen)  p'ises 
usf.,  pällt  :  (pdlin)  pälls,  mlätlt  :  {mlätin)  mläiis;  im  Sto- 
kavischen  muß  fallende  Intonation  dafür  eintreten:  {pi- 
sem)  pises,  (plätim)  plätis,  {mläthn)  mlätis.  Die  ersten  Per- 
sonen haben  im  Serbokr.  einmal  gelautet  ^ptsn,  "^pläcUy 
*mläc!i,  hier  ist  die  Länge,  als  vor  der  Haupttonsilbe  ver- 
bleibend, normal.  Nun  zeigt  aber  das  Russische,  daß  die 
haupttonigen  ersten  Silben  der  folgenden  Personen  stei- 
genden Ton  haben,  molofis,  vgl.  noch  gorozu  gorodis,  kolonj 
kolotis,  volocu  volocis,  vorocu  vorotis\  man  erwartet  danach 
im  Serbokr.  "-'-pUes,  '^platts,  *mIäHs,  und  ich  bin  der  An- 
sicht, daß  die  jetzt  bestehende  Länge  beruht  auf  Aus- 
gleichung mit  dem  Infinitiv  imd  anderen  Formen,  die 
vortonige  Länge  erhalten  hatten.  Die  so  eintretende  Länge 
mußte  aber  als  Vertreterin  einer  einstmals  steigenden 
Kürze  im  Cakavischen  steigende  Intonation  bewahren.  Ist 
bei  den  Verben  auf  -iti  der  Wurzel  vokal  kurz,  so  besteht 
im  Cakavischen  nur  ein  Typus  (nösrm)  nösis  usw.  zu  nosU, 
(Joinm)  lovls  zu  lovtt;  vgl.  dazu  das  r.  nosu  nosis,  lovJ'v  Iq'vis, 
einst  serbokr.  nosu  lovl'n.  Die  cak.  Betonung  nosis  usw. 
ist  kein  Widerspruch  gegen  das  Verhalten  bei  Verben  mit 
langer  Wurzelsilbe,  denn  nösis  steht  für  ^■'■nosis  mit  ehe- 
maliger steigender  Kürze.  Das  Stokavische  hat  der  Ein- 
heitlichkeit des  Cakavischen  gegenüber  zwei  Typen:  {nösim) 
iwsis  und  {lövim)  IdvJs,    darüber   s.  beim  Verbum  (§  884). 

JI5i.  B.  Steigende  Intonation  auf  Endsilben  in  der 
Flexion  kommt  im  Cakavischen  oft  vor,  mit  wenig  Aus- 
nahmen regelmäßig,  und  ich  halte  sie  auch  hier  für  eine 
Umsetzung  ehemals  fallender  in  steigende.  Den  Unter- 
schied der  Quantität  von  gen.  sg.  düse  und  nom.-akk.  pl. 
duse  iß  in  beiden  Fällen  =  ^ ,  urspr.  Länge)  kann  ich  nicht 
anders  erklären,  als  daß  beim  Gen.  die  Intonation  fallend 
war,    daher   Bewahrung    der    alten  Länge  cak.  duM   stok. 


§351.302.]        Bestimmung  der  Betonung  und  Quantität.  227 

düse,  beim  Akk.  pl,  steigend,  daher  Verkürzung,  cak.  und 
stok.  düse.  Ist  das  richtig,  so  ist  also  die  steigende  Into- 
nation des  cak.  düse  aus  ehemals  fallender  *düse  entstanden. 
Das  würde  dann  auch  von  anderen  Endsilben  gelten:  instr. 
sg.  fem.  zenü-n  (-n  ist  dem  Mask.  entnommen)  aus  '■^zeno, 
lok.  pl.  m.  ntr.  -Ih,  Tcrovlli  aus  '^krovedn;  3.  pl.  präs.  pekä 
aus  '^'-pekoh;  Präsens  ddm  das  usw.,  Jim  jis  usf.  (stok.  däm 
das,  jem  yem  jes  Ijes)  und  anderes  gleichartige,  s.  die 
Flexionstabellen  bei  Belic.  Woher  diese  Umsetzung  der 
Intonation  in  solchen  Endsilben  kommt,  kann  ich  nicht 
erklären,  die  Tatsache  scheint  mir  unzweifelhaft. 

353.  Das  Resultat  der  ganzen  Betrachtung  ist:  der 
steigende  Hauptton  des  Cakavischen  (')  ist  alt,  wo  er  die 
Dehnung  einer  alten  steigenden  Kürze  ist;  in  allen  anderen 
Fällen  beruht  er  1.  auf  Zurückziehung  des  Haupttons  von 
seiner  ursprünglichen  Stelle  auf  die  vorhergehende  Silbe; 
diese  muß  steigend  intoniert  sein,  weil  sie  als  vortonig 
schon  steigenden  Silbenton  hatte;  2.  auf  Umsetzung  fal- 
lender in  steigende  Intonation  auf  Endsilben.  Das  otoka- 
vische  hatte,  bevor  die  heutige  stokavische  Verschiebung 
der  Haupttonstelle  eintrat,  alle  alten  steigend  betonten 
Silben  in  fallende  verwandelt  und  hat  heute  alte  steigende 
Intonation  überhaupt  nicht  mehr. 


:28  [§  353. 


Stammbildung  der  Nomina. 

353.  In  der  Stamm-  oder  Wortbildungslehre  der 
Grammatiken  ist  es  üblich,  alle  mit  gleichem  Formans 
gebildeten  Wörter  zu  einer  Gruppe  zu  vereinigen,  z.  B. 
im  Serbokroatischen  alle  Substantiva  auf  -ac  (abg.  -bch), 
dann  die  Unterabteilungen  nach  den  Bedeutungen  der 
fertigen  Wörter  zu  machen,  z.  B.  bei  -ac  zu  unterscheiden 
handelnde  Personen  (Nomina  agentis),  Deminutiva  u.  a. 
Dies  Verfahren  hat  den  Vorteil,  daß  alle  Wörter  gleicher 
Form  zusammenbleiben.  Es  wäre  unbedingt  einzuschlagen, 
wenn  man  die  Grundbedeutung  der  Formantien,  oder  wenn 
nicht  aller,  doch  vieler,  angeben  und  aus  ihr  die  Sonder- 
bedeutungen ableiten  könnte.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall. 
Man  kann  die  Frage,  was  bedeutet  z.  B.  das  Formans 
-ac,  überhaupt  nicht  beantworten,  sondern  nur  angeben, 
die  und  die  Wörter  auf  -ac,  die  von  Verben  herkommen, 
bedeuten  den  Handelnden,  die  und  die  anderen,  von  Sub- 
stantiven abgeleiteten,  eine  kleinere  Form  des  mit  dem 
Grundwort  bezeichneten  Dinges.  Das  von  dem  Sprechenden 
lebendig  Empfundene  ist  aber  nicht  ein  durch  grammatische 
Zergliederung  abgelöstes  Formans,  sondern  das  fertige  Wort 
in  seinem  Verhältnis  zum  Grundwort.  Er  wird  schwerlich 
in  seiner  Vorstellung  ein  Nomen  agentis  wie  küpac  (Käufer, 
zu  Mpiti  kaufen)  mit  einem  Deminutiv  wie  brätac  Brüder- 
chen (zu  brät)  verbinden.  Dagegen  wird  er  Bildungen 
mit  verschiedenen  Formantien,  wenn  sie  gleiche  oder  an- 
nähernd gleiche  Bedeutungen  haben,  d.  h.  hier  das  gleiche 
Verhältnis  zu  den  Grundworten  ausdrücken,  als  zusammen- 
gehörig empfinden,  z.  B.  die  verschieden  gebildeten  Wörter 
für  handelnde  Personen,    wie    etwa  Mpac  (zu  Mpiti)  und 


§353.]  Stammbildung  der  Nomina.  229 

svträc  Flötenspieler  (zu  svirati;  daneben  auch  svirac).  Es 
erscheint  daher  dem  Wesen  einer  lebenden  Sprache  an- 
gemessener, als  Einteilungsgrund  die  Bedeutungsgruppen 
zu  wählen,  d.  h,  Gruppen  abgeleiteter  Wörter  zu  bilden 
nach  gleichartigen  Beziehungen  der  Ableitungen  zu  ihren 
Grundworten,  die  Unterabteilungen  nach  den  verschiedenen 
Formantien  zu  machen.  Auch  dies  Verfahren  hat  seine 
Nachteile.  Dasselbe  Formans  kommt  so  an  mehreren, 
manchmal  drei  oder  vier  verschiedenen  Stellen  vor.  Um 
diesem  Übelstand  abzuhelfen  und  die  Zusammenstellung 
der  mit  gleichem  Formans  gebildeten  Wörter  zu  ermög- 
lichen, ist  am  Schluß  der  Stammbildung  ein  alphabetisch 
geordnetes  Verzeichnis  der  Formantien  (in  ihrer  serbo- 
kroatischen Form)  mit  den  nötigen  Verweisungen  angefügt. 
Empfindlicher  ist  die  Schwierigkeit,  die  Bedeutungsklassen 
bestimmt  festzustellen.  Die  Grenzen  sind  fließend.  Im 
Altdeutschen  bedeutet  z.  B.  tregil  tregel  (zu  tragen)  Träger, 
d.h.  einen  Tragenden  portator,  ist  ein  persönliches  Nomen 
agentis;  das  ganz  gleich  gebildete  slegil  slegel  (zu  slahan) 
bezeichnet  dagegen  ein  Werkzeug  zum  Schlagen;  es  ist 
aber  klar,  daß  es  nichts  anderes  heißt  als  «etwas  Schla- 
gendes2>,  also  ebenfalls  ein  Agens  ist,  nur  daß  seine  Aktion 
vom  Willen  einer  Person  abhängig  ist.  Heute  brauchen 
wir  «Träger»  als  ^jor^ato?'  und  als  zum  Tragen  benutztes 
Ding  (eiserner  Träger),  haben  aber  auch  im  zweiten  Fall 
die  Empfindung,  daß  das  Ding  die  Handlung  des  Tragens 
vollzieht.  «Schlägel»  wird  auch  heute  nur  von  gewissen 
Werkzeugen  des  Schiagens  gebraucht,  aber  «Schläger» 
kann  neben  persönlicher  Bedeutung  auch  bestimmte,  zum 
Schlagen  benutzte  Dinge  bezeichnen.  Ebenso  im  Serbo- 
kroatischen: dübac  Hohlmeißel  (zu  düpsti  dübem  aushöhlen) 
ist  eigentlich  nichts  anderes  als  «der  Aushöhler»  (tatsäch- 
lich wird  es  in  älterer  Zeit  in  dem  Sinne  «Mensch,  der 
aushöhlt»  angeführt),  wie  Mpac  «der  Käufer».  Stellt  man 
küpac  und  dübac  nach  den  heute  bestimmt  abgegrenzten 
Bedeutungen  in  zwei  verschiedene  Bedeutungsklassen,  jenes 
unter  die  Nomina  agentis,  dieses  unter  die  Nomina  instru- 


230  Stammbildung  der  Nomina.  [§  353. 354. 

raenti,  so  reißt  man  Bildungen  ursprünglich  gleichen  Sinnes 
auseinander.  Um  das  möglichst  zu  vermeiden,  ist  unten 
ein  mittleres  Verfahren  angewendet:  wenn  sich  aus  dem 
Bestände  gleichgebildeter  Wörter  eine  Gruppe  ausscheiden 
läßt,  deren  Gesamtbedeutung  man  nicht  mit  der  anderer 
Gruppen  aus  diesem  Bestände  vereinigen  kann,  so  ist  eine 
solche  Gruppe  rein  nach  der  Bedeutung  in  die  Klasse 
anders  gf-bildtter,  aber  gleichbedeutender  Wörter  eingereiht, 
also  z.  B.  die  Deminutiva  auf  -ac  in  die  Bedeutungsklasse 
«Deminutiva».  Steht  dagegen  eine  solche  Gruppe  einer 
zweiten  so  nahe,  daß  sich  die  Bedeutungen  leicht  ver- 
mitteln lassen,  so  sind  sie  nicht  getrennt,  sondern  unter 
einer  Bedeutungsangabe  zusammengesetzt,  also  die  Wörter 
auf  -ac,  die  Werkzeuge  u.  ä.  bezeichnen,  mit  unter  die 
Nomina  agentis  gestellt,  und  bei  den  Nomina  instrumenti, 
wo  sie  ebenfalls  stehen  könnten,  auf  ihren  Standort  ver- 
wiesen. 

354.  Die  folgende  Behandlung  der  Wortbildung 
geht  nicht  darauf  aus,  alle  Arten  von  etymologisierbaren 
Wörtern  mitzunehmen.  Absichtlich  habe  ich  weggelassen 
Bildungen,  bei  denen  zwar  die  sprachwissenschaftliche 
Analyse  durch  Vergleichung  verwandter,  altertümlicher  ver- 
bliebener Sprachen  feststellt,  daß  sie  von  irgendeinem 
Stamme  mit  einem  bestimmten,  mehr  oder  minder  sicher 
abtrennbaren  Formans  abgeleitet  sind,  deren  Formantia 
aber  in  der  lebenden  Sprache  nicht  mehr  zu  Wortbildungen 
verwendet  werden,  nicht  mehr^  wie  man  sagt,  lebendig 
sind.  Es  fehlen  daher  z.  B.  alte  Maskulina  auf  -o-,  -men~, 
-en-,  alte  Neutra  auf  -o-,  -es-,  -me??-,  alte  Feminina  auf  -y- 
{-U-)  u.  a.  Die  so  gebildeten  Wörter  sind  sozusagen  Einzel- 
dinge, sie  werden  von  den  Sprechenden  sehr  oft  gar  nicht 
mehr  zu  anderen  Wörtern  der  Sprache  in  Bedeutungs- 
beziehung oder  in  Ableitungsverhältnis  gesetzt.  Hie  und 
da  geschieht  es  allerdings,  wie  man  z.  B.  ohne  weiteres 
möd  Kraft,  Macht  (^^  vires)  aus  *mog-lb  in  der  Vorstellung 
mit  niööi  mdgu  (können)  verbindet,  oder  släsf  Süßigkeit 
mit  sJädaTc  süß.     Aber  als  Bedeutungsgruppe    mit    festem 


§  354—356.]  Stammbildung  der  Nomina.  231 

Verhältnis  zu  den  Grundworten  können  die  alten  primären 
Bildungen  auf  -tb  nicht  empfunden  werden,  weil  die  Be- 
deutungen der  formal  dahin  gehörigen  Wörter  sich  nicht 
zu  einer  Gesamtvorstellung  vereinigen  lassen.  Es  bildet 
fiuch  niemand  mehr  Wörter  der  Art,  während  bei  ge- 
gebener Gelegenheit  z.  B.  ein  Deminutiv  auf  -ac  sofort 
geschaffen  werden  kann. 

355.  Eine  gewisse  Willkür  ist  bei  der  Entscheidung, 
welchen  Wortteil  man  als  Formans  ansehen  soll,  unver- 
meidlich. Es  ist  z.  B.  vom  Standpunkte  einer  rein  ety- 
mologischen Analyse  richtig,  in  Bildungen  wie  grebeimlja 
Krämplerin  (zu  grebenati),  döjllja  Amme  (zu  döjiti  säugen) 
als  Formans  abzutrennen  -Ija.  Fragt  man  aber,  was  wohl 
die  Redenden  als  das  Formierende  empfinden,  so  sieht 
man  an  Wörtern  wie  pleülja  Strickerin  (zu  plesti  pletein), 
daß  diese  mit  -Uja,  nicht  mit  -Ija  gebildet  sind,  da  hier 
kein  Verbalstamm  auf  -(-  vorhanden  ist.  Daher  ist  unten 
-älja.  -tlja  als  Formans  angegeben. 

Die  nominalen  Ableitungen  von  Pronomina  und  Zahl- 
wörtern s.  unter  diesen,  die  in  das  Verbalsystem  ein- 
bezogenen nominalen  Formen,  wie  Partizipien  und  Infinitiv, 
s.  beim  Verbum. 

Die  größten  Sammlungen  zur  skr.  iStanimbildung  sind  die 
Werke  von  Danicic:  Osnove  srpskoga  ili  hrvatskoga  jezika,  Bel- 
grad 1876  (zitiert  DO):  Korijeni  k  rijeöima  od  nijh  postalijem  u 
hrv.  ili  srp^ikom  jeziku,   .Xgram  1877. 

A.  Substantiva. 

'J5ö.  I.  Wörter,  die  den  Handelnden  bezeichnen, 
meistens  eine  Person;  Nomina  agentis.  Es  können  auch 
Dinge  als  handelnd  vorgestellt  werden,  dann  geht  die 
Bedeutung  über  in  die  eines  JNtittels  oder  Werkzeugs  der 
Handlung. 

1.  -a  {-ja,  der  vorangehende  Konsonant  pala- 
talisiert),  femininaler  Form,  aber  fast  durchweg 
männliche  Personen  bezeichnend,  können  indes  auch 
von  Frauen  gebraucht  werden  (in  Vuks  Wörterbuch  meist 


232  Stammbildung  der  Nomina.  [§356—35^ 

als  Mask.,  zuweilen  als  Fem.  bezeichnet,  z.  B.  vojskbvoäa 
[zu  vojslco,  vddifi]  m.,  cetovoda  f.  \ceta],  obwohl  beides 
=  «Heerführer»).  Sehr  selten  außerhalb  von  Zusammen- 
setzungen: läza  Lügner  lägati,  vocta  Führer  vöcliti,  öfter, 
doch  auch  in  beschränkter  Anzahl,  als  zweites  Glied  von 
Zusammensetzungen:  drvddjelja  Zimmermann  drvo  Holz 
djeljati  Holz  bearbeiten,  glühojjrda  (Schimpfwort,  qui  leniter 
pedit)  einer,  der  nicht  hören  will,  gocöhrja  Trommelschläger 
göc  hitl,  kölovoda  Reigen  führer  kölo  vöditi,  krvölija  Blutver- 
gießer krv  llti  gießen,  Jcrvöpija  Blutsauger  vinbpija  Wein- 
säufer krv  vino  plti  trinken,  mfkogleäa  finster  Blickender 
mrk  gledati,  stetöcinja  Schadenstifter  steta  clniti  machen,. 
vjetrogonja  Windbeutel  vjetar  göniti  jagen,  voddnosa  Wasser- 
träger, -rin  glasonosa  Bote  vdda  glas  (Nachricht)  nositi. 

357.  2.  -ac,  abg.  -beb,  daher  bewegliches  a,. 
z.  B.  tvörac  Schöpfer  =  tvorhcb,  gen.  tvorca  =  tvorbca. 

A.  Unmittelbar  zu  Verbalstämmen  gehörig, 
von  jeder  Art  solcher  Stämme;  deren  letzter  Vokal  geht 
verloren,  daher  zu  nositi  tragen  nosac  gen.  nösca  Träger, 
zu  prodävati  verkaufen  prodävac  gen.  ^jrodävca  Verkäufer- 
Häufige  Bildungen. 

a)  Personenbezeichnungen,  eigentliche  No- 
mina agentis  (vereinzelt  Tiere,  wenn  diese  als  handelnd 
erscheinen),  z.  B.  bjegac  B'^lüchtling  bjegnuti,  döhodac  (eig. 
Ankömmling)  der  ins  Haus  der  Frau  einheiratende  dohö- 
diu,  glümac  Schauspieler  glümiti  (alt)  gaukeln,  kösac  Mäher 
kösiti,  läiac  Lügner  lägati,  lovac  Jäger  Idviti,  pärac  Kläger 
=  abg.  pbvbch  preti  abg.  pbreti,  pisac  Schreiber  pisati,  rönac 
Taucher  röuiti,  südac  Richter  süditi,  trgovac  Kaufmann  trgd- 
vati  handeln,  vdbac  Lockvogel  vdbiti.  Im  zweiten  Teil  von 
Zusammensetzungen,  z.  B.  bogomoljac  Beter  bog  mdliti,  cu- 
dotvorac  Wundertäter  cüdo  tvdriti,  zloclnac  Übeltäter  zlo  cl- 
niti, dusogitbac  Seelen  verderber  düsa  gübiti. 

358.  b)  Dinge,  als  Mittel  der  Handlung, 
seltener;  z.  B.  dübac  Hohlmeißel  düpsti  dübem  aushöhlen, 
mdmac  Köder  mdmiti  locken,  plövac  (Schwimmer)  pl.  iMvci 


§358—361.]  Stammbildung  der  Nomina.  2BS 

Flöße  ploviti  schwimmen  und  schwemmen,  pbklopac  Deckel 
Xwlclbpiti  zudecken,  svitac  Wachsstock  (auch  «Johannis- 
würmchen», beides  =  der  Leuchtende)  svUati. 

S59.  B.  Nicht  unmittelbar  vom  Verbalstamm, 
sondern  vom  Part.  prät.  akt.  auf  /,  z.  B.  cüvalac 
Hüter  cüvati  cüvao  f.  cüvala,  ddvalac  Geber  ddvati,  dohivalac 
Gewinner  dobivati,  nemalac  Habenichts  neniati,  neväljalac 
Taugenichts  nevaljao  nichtsnutzig  ne  väljati,  sfradälac  Lei- 
dender strddati,  tkdlac  Weber  tkäti;  hvälüac  Prahler  hväliti, 
krcilac  Roder  ki^citi  roden,  küpilac  Leser  (von  Trauben  u.a.) 
küpiti,  mästüac  Färber  mdstiti,  nbsilac  Träger  nositi,  prätilac 
Begleiter  prätiti;  pogörjelac  Abgebrannter  pogorjeti;  vezilac 
Rebenbinder  vezati  binden  (nach  Muster  der  Bildungen 
auf  -ilac  von  Verben  auf  -i-ti).  Als  zweiter  Teil  von  Zu- 
sammensetzungen :  krvopilac  Blutsauger  krv  iMi,  starosjedüac 
Altsasse  (neben  stm'ösjelac)  stär  sjediti  sitzen,  wohnen 
(sjesti  sjedem  sich  setzen,  sich  niederlassen). 

Ganz  selten  in  sachlicher  Bedeutung,  dülac  Dxidel- 
sackröhre  (eig.  Bläser)  düti  blasen   Part,  düo  dhla. 

360.  C.  Ableitungen  auf  -avac,  eigentlich 
von  Adjektiven  auf  -av  (s.  §  527),  z.  B.  bükavac  Rohr- 
dommel (eig.  Brüller)  bükati,  gegavac  träger  Gänger  gegati 
se,  Uzavnc  Lecker  Uzati,  puzavac  Blauspecht  (eig.  Kletterer) 
püzati,  skäkavac  Heuschrecke  (Springer)  skdkati. 

361.  3.  -cu-  (=  abg.  -acb),  eins  der  häufigsten 
Formantien  zur  Bildung  von  Nom.  ag.  Der  Hauptton 
im  Nom.  sing,  stets  als  '  auf  der  Silbe  von  -äc,  in  den 
obliquen  Kasus  als  '  auf  -äc-;  die  Silben  vor  -äc  sind  kurz; 
z.  B.  däväc  Geben  gen.  davdca,  vgl.  dävati  geben.  Die  Ab- 
leitung geschieht  fast  durchgehends  von  Verben  auf  -a-ti, 
daher  eigentlich  zu  scheiden  ist  dava-cb,  als  charakteristisch 
wird  aber  -äc  empfunden.  Das  zeigt  sich  darin,  daß,  wenn 
auch  seltener,  von  anderen  Verbalstämmen  solche  Wörter 
geschaffen  werden,  z.B.  trubäc  Trompeter  zu  trübiti  trom- 
peten. 

Das  Femininum  zu  -äc  ist  -aca,  Hauptton  stets  als 
auf  der  drittletzten,  alle  Silben  vor  -aca  kurz. 


■234  Stammbildung  der  Nomina.  [§  361 — o64. 

A.  Maskulina  -äc,  a)  Personenbezeichnungen, 
z.  B.  häjäc  Zauberer  bäjati,  cuväc  Hüter  cüvati,  Igräc  Spieler 
tgrafi,  izmlsljäc  Aussinner  izmisljati,  koväc  Schmied  kovati, 
opädäc  Verleumder  dpadati,  dräc  (Pflüger)  Ackersmann 
drati,  2)J^väc  Sänger  pjevafi,  pomägäc  Helfer  pomägati,  rügäe 
Spötter  rügafi  se,  strjeljäc  Schütz  strijeljati,  säptäc  Einflüsterer 
säptati  flüstern.  Von  anderen  Verbalstäramen:  hrdjäc  Zähler 
hrdjiii.  gkdäc  Geiger  giidjeti,  kösäc  Mäher  kösiti. 

36S.  b)  Dinge,  Mittel  und  Werkzeug  zu 
Handlungen,  z.B.  öryac Rasiermesser  hrijati,  dühäc  Hohl- 
meißel (vgl.  §  358  diibac)  düpsti  dübem  aushöhlen,  mähäc 
Fächer  mähati,  oüräc  Handtuch  otirati  abwischen,  potpäsäc 
Bruchband  pbtpasati  untergürten,  strügäc  Schaber  als  Instr. 
(bedeutet  auch  Schaber  als  Person)  sfrügati,  zavijäc  Verband 
zav'ijati.  Von  anderen  Verbalstämmen  z.  B.  zapüsäc  Stöpsel 
zcqmsiti  zustopfen,  sjekäc  Art  Schneidewerkzeug  sjeci  sijccem. 

363.     B.  Feminina  -aca. 

a)  P  e  r  s  o  n  e  n  b  e  z  e  i c  h  n  u  n  g  e  n  ,  selten :  narikaca  Klage- 
weib vgl.  naricaü  Totenklage  halten,  prevrtaca  eine  Unbe- 
ständige (eig.  üni  dreherin)  prevrtatl,  iumciraca  Herum- 
treiberin tmnärati,  udävaca  das  zu  verheiratende  Mädchen 
udävaü  verehelichen. 

b)  Dinge,  Noraina  instrumenti,  s.  §  374. 

304.  4.  -älja  und  -llja,  Feminina,  von  Verbal- 
stämmen auf  -a-  und  -i-.  Mehr  als  zweisilbige  haben 
den  Hochton  als  '  auf  der  drittletzten,  zweisilbige  als 
auf  der  vorletzten;  die  Silben  vor  -älja,  -ilja  sind  stets 
kurz.  Die  Wörter  sind  wohl  Weiterbildungen  der  /-Par- 
tizipien, vgl.  den  seltenen  Fall,  wo  ein  konsonantisch  aus- 
lautender Verbalstamm  zugrunde  liegt:  ■prelja  Spinnerin 
zu  presü  predem  preo  prela.  Z.  B,  grehenälja  Krämplerin 
grehenati,  okretälja  Dreherin  (z.  B.  an  einer  Maschine) 
okretati,  prälja  Wäscherin  jjräii  pirem,  pnmälja  Hebamme 
primati  empfangen,  tkälja  Weberin  tkäti;  bjeWja  Bleicherin 
bijeliti,  döjilja  Amme  dojiti  säugen,  redllja  Flachsbereiterin 
rediti  u.  a.  Flachs  bereiten,  rödüja  jjorddtlja  Wöchnerin 
röditi  gebären.      Nach  Analogie    der  von  Verben  auf  -i-ti 


§  864 — 367.]  stamm bildung  der  Nomina.  235 

abgeleiteten  wird  .so  auch  von  konsonantisch  auslautenden 
Verbalstämmen  gebildet:  müztlja  Melkerin  musti  müzem, 
perilja  Wäscherin  (vgl.  oben  prälja)  perem  jjräti,  pletilja 
Strickerin  j^iesti  lüetem,  rczUja  Stickerin  vesti  vezem ;  in  An- 
lehnung an  -älja:  svälja  Näherin  zu  sili  sljem,  vgl.  Part, 
prät.  pass.  slven  abg.  shvem. 

365.  5.  -tir  abg.  -arb:  im  Skr.  als  unmittelbar 
von  Verben  ableitend  nicht  häufig;  auf  Grundlage 
von  Nominalstämmen  mit  anders  gefärbter  Bedeutung  s. 
§  379.  Die  Silben  vor  -är  sind  stets  kurz,  vgl.  cävür  Hüter 
zu  cüvati;  wenn  der  Plauptton  als  '  auf  der  vorletzten  Silbe 
liegt,  rückt  er  in  den  obliquen  Kasus  auf  -är-,  gen.  öu- 
vära,  ist  der  Akzent  '  oder  liegt  der  Hauptton  mehr  als 
eine  Silbe  vor  -är~,  so  bleibt  er  unverändert:  pekär  pekära. 
Beispiele:  gätär  Wahrsagtr  gdtati,  klopötär  Tier  der  Herde, 
das  die  Glocke  trägt  (eig.  Küngler)  klopötati,  kühär  Koch 
Mliati,  pekär  Bäcker  peCi  pecem,  p}sär  Schreiber  pisati,  püdär 
Weinbergs hüter  püditi  scheuchen,  slüzär  Aufwärter  slüziti 
dienen,  süsär  Fischdörrer  süsiti  dörren,  vözär  Ruderer  vbziti., 
inäär  Arzt  vidati  heilen,  vräcftr  Wahrsager  vräcati,  zldär 
Maurer  zidati. 

Die  femininale  Form  zu  -är  ist  -ara,  z.B.  hjeljara 
Bleicherin  hjeljär,  gätara  Wahrsagerin  gätär,  kärtara  Karten- 
legerin kärtär,  muzara  kräva  Milchkuh  zu  irmsti  müzem 
melken,  podlözara  Kupplerin  zu  podlöziti,  vräcara  Wahr- 
i^agerin   vräcär. 

S&&,  6.  -äs  ==  -asb]  die  Silben  vor  dem  Formans 
.sind  kurz;  die  wenigen  Noraina  agentis  haben  alle  die 
Bedeutung  «Schwätzer»  oder  ähnl.:  blebetäs  Schwätzer 
hlebetati,  cegiiäs  cegrtati  (ca^.)  klappern,  prtljäs  pHljaü,  sprdäs 
sprdati,  zanovjetäs  Plapperer  zanovijetati;  äimlich  hurgljäs 
(eig.  einer,  der  überall  herumbohrt)  hurgtjaü  (eig.  bohren, 
zu  hürgija  Bohrer)  aufwiegeln. 

SUT.  7.  -icrt;  obwohl  die  Wörter  femininale 
Form  haben,  werden  die  meisten  entweder  aus- 
schließlich oder  zugleich  für  männliche  Personen 


236  Stammbildung  der  Nomina.  [§367—369. 

gebraucht.  In  Vuks  Wörterbuch  sind  sie  meist  als 
Feminina  bezeichnet,  selten  als  Mask.  oder  als  Mask,  und 
Fem,,  obwohl  regelmäßig  durch  deutsche  und  lateinische 
männliche  Nom.  ag.  übersetzt. 

A.  Unmittelbar  von  Verbalstämmen:  grlzica 
Motte  (eig.  Beißerin)  gristi  grizem,  izdajica  Verräter  izddvati 
'izdäjem,  nabodica  Stänker,  Händelsucher  nabösti  -bödem  an- 
stechen, näbrcica  dass.  nabrrati  gegen  etwas  anstoßen,  näle- 
tica  dass.  naletjeti  anfliegen,  jem.  anfallen,  näprMca  Hitz- 
kopf näfrziti  rösten,  frlca  Kläger  (vgl.  oben  §  357  pärac) 
2)reti,  prznica  Störenfried  przniti,  üdvorica  Höfling  udvöriti 
se  sich  einschmeicheln,  ükoljica  Stänker,  Händelsucher 
koljeyn  kläti  stechen,  iilazica  Schmeichler  ulägati  se  (sich 
einlügen)  sich  einschmeicheln,  idizica  Speichellecker  ulizati 
ablecken.  Als  zweiter  Teil  von  Zusammensetzungen:  bo- 
gdrodica  &eoTÖKO(^  Gottesgebärerin  bog  rdditi,  koujdkradica 
Pferdedieb  könj  krästi  krddem  stehlen. 

B.  Vom  Z-Partizip  (vgl.  §  359  -ac),  z.  B.  bäjalica 
Zauberin  bäjati,  döbjeglka  Mädchen,  das  mit  seinem  Bräu- 
tigam flieht  döbjeöi  -bjegnem,  grizlica  Motte  (s.  oben  gnzica)^ 
ddjilica  Amme  döjiti  säugen,  Izjelica  Vielfraß  Izjesti  izjedem 
auffressen,  küpilica  Leserin  (fem.  zu  kupilac)  kupiti  lesen 
(colligere),  mäzalica  Schmeichler  mäzati  schmieren,  salben^ 
nesmjelica  Zaghafter  ne-smjeÜ  nicht  wagen,  2}^''(ioslica  An- 
kömmling pridöcl  pridösao  pridosla,  rädUica  Arbeitsbiene 
rdditi,  süstalica  leicht  Ermüdender  süstati  süstao  süstala,  vä- 
ralica  Betrüger  värati,  vezilica  Stickerin  (nach  Analogie  der 
Bildungen  von  Verbalstämmen  auf  -v'-)  vesü  vezem.  Als 
zweiter  Teil  von  Zusammensetzungen,  z.  B.  mnogöznalica 
Vielwisser  sveznalica  Allwisser  mnögo  sve  znäti. 

Ganz  selten  in  sachlicher  Bedeutung:  müzlica 
Melkgelte  müsti  müzem  mkzao  müzla,  pädalica  Fallobst  pädati. 

368.  S.  -iü  == -ich,  vereinzelt:  bränic  Beschützer 
b7-dniti. 

369.  9.  -IS,  gen.  -isa;  die  Silben  vorher  kurz;  ver- 
einzelte Bildungen:  blutU  einer,  der  ungereimtes  Zeug 
redet  blütiti,    nemaris  ein  Hans  Ohnesorge    ne  mdriti  nicht 


§369—371.]  Stammbildung  der  Nomina.  237 

sorgen  (kann  auch  zu  nhnär  Sorglosigkeit  bezogen  werden), 
poletU  Fliegauf  (das  bekannte  Pfänderspiel)  poletjeti. 

-isa,  femininale  Form  dazu,  aber  die  Wörter 
bezeichnen  durchweg  männliche  Personen;  der 
Hauptton  liegt  als  "  auf  der  drittletzten  Silbe,  die  Silben 
vor  -isa  sind  kurz.  Wenige  Beispiele:  hvälisa  Prahler  livä- 
liti,  plätisa  Zahler  pldtiU,  rädisa  Arbeitsamer  rdditi,  stedisa 
Sparer  stedjeti,  vrätisa  Zurückgeber  vrdtifi. 

370.  10.  -usa,  wenige  femininale  Nom.  ag. ; 
der  Hauptton  fast  regelmäßig  als  '  auf  der  Silbe  vor  -usa, 
die  Silben  vor  diesem  kurz  (sonstiges -wsa  s.  unten  §422). 
Der  Sinn  ist  öfter  tadelnd  oder  scherzhaft:  blebetusa  Plapper- 
maul hlebetati,  gähusa  (Kräherin)  Krähe  gdkati,  govdrusa  die 
Redselige  govöriti  sprechen,  krehefusa  Quakerin  (Frosch) 
kreketati,  namlgusa  eine,  die  gern  zuwinkt  nämignuti,  prodkusa 
Zischerin  prociknuti,  postrkusa  Kuh,  die  sich  beim  Melken 
sträubt  postrkaii  se,  jJovrätusa  Frau,  die  wieder  ins  Eltern- 
haus zurückkehrt  povrdtiti  se,  i^ovükusa  jemand,  der  sich 
von  einer  Arbeit  drückt  povüöi  -vücem  wegziehen,  provljusa 
Zierpuppe  (von  Mädchen  gesagt)  2)rovijaü  se  geziert  gehen, 
redusa  Frau,  an  der  die  Reihe  der  Haushaltung  ist  rdditi 
anordnen,  torökusa  (Scheltwort)  Lärmerin  torökati.  —  Zu- 
weilen von  Sachen  :  klepeiusa  Kuhglocke  kleiMati  (zu  klepet 
das  Scbellen  der  K.),  iwvlpisa  turbanartiges  Kopftuch 
povijati  bewickeln,  nepomenusa  Blattern  und  andere  Krank- 
heiten (die  man  sich  hüten  muß  zu  erwähnen)  pomemdi 
erwähnen. 

Ein  maskulines  -uh  kommt  in  einigen  alten,  z.  T. 
unklaren  Bildungen  vor  und  mag  hier  angereiht  werden: 
közuh  Pelz  zu  köza  Fell,  lädüli  Weinreis  mit  Trauben,  löpüh 
Klette,  öcüh  Stiefvater  zu  ötac,  pästüh  Hengst  zu  pästi  pdsem 
weiden,  repüh  u.  a.  Klette,  Distelart,  trbuh  Bauch;  vgl. 
dazu  fem.  pepeljnha  neben  pepeljusa  Aschenbrödel  (pepeo 
gen.  pepela  Asche). 

371.  11.  -lo,  neutraler  Form,  doch  männliche 
Personen  bezeichnend,  fast  nur  im  Singular  ge- 
bräuchlich; wenn  vereinzelt  im  Plural,  hat  dieser  mask. 


238  Stimmbildung  der  Nomina.  [§-^71 — 373. 

Form.  Die  ziemlich  zahlreichen  Bildungen  drücken  bis- 
weilen übertriebene,  tadelnswerte  Neigung  zu  der  Handlung 
aus.  Die  Ableitung  erfolgt  durchweg  von  imperfektiven 
Verben,  daher  von  der  Iterativform  bei  Verben,  die  mit 
Präpositionen  zusammengesetzt  sind.  Mit  wenig  Ausnahmen 
liegen  Verbalstämme  auf  -a-  zugrunde.  Betonung  und 
Quantität  wie  im  Infinitiv  der  Verba.  —  Über  -lo  bei 
Nomina  instr.  s.  §  378. 

Beispiele:  häjalo  Zauberer  (vgl.  §  361  häjäc)  bäjati, 
benetalo  Schwätzer  benetati,  blebetalo  Plapperer  hlebetati,  dir- 
kalo  Necker  dJb'kati,  vgl.  zadirklvalo  dass.  zu  zaclirTcivati, 
flrijeynalo  Schlafmütze  drijemati  Schlaflust  empfinden,  gcitalo 
Fabelhans  gdfati,  izmisljalo  Spintisierer  (vgl.  izmisljäc, 
§  361)  izmisljati,  mäzalo  Schmierer  (schlechter  Maler)  mä- 
zati,  namigivalo  der  gern  zuwinkt  (vgl.  namlgnsa,  §  370) 
namigivati,  peckalo  Necker  peckafi.  pricalo  der  gern  viel  er- 
zählt ^m-afi,  vikalo  Schreier  vikaü;  ^xmitüo  einer  mit  gutem 
Gedächtnis  pämtiti. 

S'72.  12.  -sa,  femin.  Form,  aber  männliche 
Personen  bezeichnend;  wenig  Beispiele:  tzdlrsa  einer, 
der  sich  abmüht  (dass.  izdiralo)  hdirati  se  (eig.  sich  ab- 
schinden), iiehöjsa  Furchtloser  (oder  der  sich  so  stellt)  ne 
böjati  se,  neznäjsa  Unwissender  ne  znäti,  öh'öjsa  Beschnittener 
okrbjiti. 

373.  13. -feZj  =  abg.  -iel'h\  die  Silben  vor  -telj  sind 
stets  kurz;  im  ganzen  nur  wenig  Wörter,  davon 
volkstümlich:  hränifelj  Ernährer  hrämti,  pnjatelj  Freund 
pnjati  gut  bekommen  (alt:  beistehen),  röditelj  Erzeuger  pl. 
Eltern  rdditi,  upravifelj  Regierer  üpraviti,  ncitelj  Lehrer  üciti. 
Einige  sind  aus  der  Kirchensprache  aufgenommen:  krstitelj 
Jövan  Johannes  der  Täufer  krsfiti,  gbnitelj  Verfolger  göniti, 
späsitelj  Heiland  sjjästi  erretten,  stvoritelj  Schöpfer  stvöriti; 
einige  in  der  Schriftsprache  neugebildet  oder  anderen  sla- 
vischen  Sprachen  entnommen,  wie  cUaielj  Leser  cltati, 
splsatelj  Schriftsteller,  Verfasser  spisati,  predsjedatelj  Vor- 
sitzender, Präsident  ("aus  dem   Russischen). 


§  374 — 376.]  .Staminbildung  der  Nomina.  239 

374.  II.  "Wörter,  die  Mittel  oder  Werkzeug-  einer 
Handlung  bedeuten,  Nomina  instrumenti. 

1.  -am;  die  Silben  vor  dem  Formans  stets 
kurz,  z.  B.  djeljara  Schnitzbank  djeljati,  drljaca  Egge 
drJjati,  gärqaca  Krämpel  gärgati,  isp)raca  Wischlappen  %;/- 
rnü  auswaschen,  mäliaca  Klopfbrett  für  Hanf  mäliaü,  na- 
Tr/jaca  Art  Fischspeer  vabijati  (aufschlagen)  spießen,  ogrebaca 
Flachsraufe  dgrebati,  j^^^^^^'^'^^a  Kotze  pokrlvati  zudecken, 
pofjnrara  Stütze  pötpirati,  povezaca  Kopftuch  povezati  um- 
binden, saphijaca  Knüpfband  säpinjati  zuknöpfen,  vljaca 
Art  Sieb  vljati  worfeln,  zapinjaca  (und  msk.  zapmjäc)  Sperr- 
holz zäpinjati,  zitjaca  Brummkreisel  züjati  summen,  2}.icnjaca 
Schaumlöffel  pjhiiti  abschäumen,  prähaca  kxi  F?ing  prähati 
(den  Boden)  lockern,  värjaca  Kochlöffel  vdriti. 

375.  2.  -ak,  abg.  -hH,  -^^c^,  daher  bewegliches 
-a-,  z.  B.  drialc  Handhabe  (zu  driati  halten)  =  drzhkö,  gen. 
drska  ■-—  drzhka.  Wenig  Beispiele:  Rjevak  Trichter  lijevaü 
gießen,  vgl.  döljevdk  (gen.  döUjevka)  Füll  wein  döljevafi  voll- 
gießen, ötarak  Handtuch  tärem  trti  reiben,,  töcak  Rad, 
Brunnenröhre  tbciti  (laufen  lassen),  väljak  Walze  vdljati, 
zvrcak  Schnarre  zvrcati;  als  Nom.  ag.  cvfcak  Grille  (Zikade) 
cvrknuti  zwitschern. 

373.  ?>.  -äljka  =  ^-'--aljbka;  fast  ausnahmslos  der 
Hauptton  auf  der  Silbe  vor  -äljka,  alle  Silben  vor 
dem  Formans  kurz:  chhüljka  Schaukel  rübati  se,  cagr- 
fäljka  Klapper  cagrtati,  dhdäljka  Pfeife  düdafi,  izmetäljka  Art 
Tanz  izmetati  auswerfen,  käzäJjka  u.  a.  Uhrzeiger  käzati 
zeigen,  niähäljka  Klopfbrett  für  den  Hanf  (vgl.  §  374  mä- 
haca)  mdhati  abklopfen,  metälika  Platz  für  das  Stein  vvurf spiel 
mctati  werfen,  namjäljka  Art  Garnwinde  navijaü  aufwickeln, 
okretäljka  Art  Riegel  bkreiati  drehen,  p)säljka  Gerät  zum 
Bemalen  der  Ostereier  pisati.,  prostväljka  Art  großer  Nadel 
prosivati  durchnähen,  pühäljka  Blaserohr  pühati,  snoväljka 
Vorrichtung  zum  Zetteln  snövati,  strcäljka  Spritze  strcaü, 
svlräljka  Flöte  svirati,  shäljka  Zulp  shati  saugen,  sttpäljka 
Lichtputze  stipafi  kneifen.  Ganz  vereinzelt  sind  Bil- 
dungen   auf  -rljka  von  Verbalstämmen  auf  -?-:    söpiljka 


240  Stammbildung  der  Nomina.  [§  376—378. 

Art  großer  Flöte  sbjnti  keuchen;  in  Nachahmung  der  Bil- 
dungen auf  -äljka  von  solchen  Stämmen  sädäljha  Pflanzholz 
säditi  pflanzen,  tüiäljka  Klagelied  tüiiti  klagen.  —  In  per- 
sönlicher Bedeutung  narädäljka  Schwätzerin  narddati. 

377.  4.  -ica,  nicht  unmittelbar  vom  Verbal- 
stamm ableitend,  sondern  vom  ^-Partizip;  z.  B. 
drzalica  Stiel  drsati  halten,  glädilica  Wetzstein  gläditi  glätten, 
käpalica  Auffangegeschirr  käpati  tropfen,  mähalica  Fächer 
mdhati,  mäzaUca  Ölbüchse  mäzati  schmieren,  pregledalica 
Schreib  vorläge  pregledati  nach  einem  Muster  machen,  püha- 
lica  (vgl.  §  376  2}üliäljka)  Blaserohr  pühaü,  sjecalica  Hack- 
messer sjecati,  trlica  Flachsbreche  trti  reiben,  väljalica  Walk- 
mühle vdljati,  züjaUca  Brummkreisel  (vgl.  §  374  züjaca) 
züjati  summen,  sidüica  Färberginster  (Mittel  zum  Gelb- 
färben) Haiti. 

378.  5.  ~lo;  bei  konsonantisch  auslautenden 
Verbalstämmen  ist  -lo  oder  -slo  als  altes  Formans 
anzusehen:  jelo  Speise  ^'^jedlo  (vgl.  c.  jidlo)  jedem  jesfi 
essen,  leglo  Brut  ledi  lezem,  mäslo  Schmalz  =  *maz-slo 
mäzati  schmieren,  ogreblo  Flachsraufe  ogrepsti -grebem  kratzen 
(vgl.  c.  ohfeblo  Ofenkrücke),  oml-lo  Ofenwisch,  Kehrlappen 
=  '■'o-metlo  mesii  nietem  kehren,  poreklo  Zuname,  Familien- 
name reci  recem  sagen,  ptrelo  Spinngesellschaft  =  ^predlo 
(vgl.  c.prddlo  Gespinst)  presti  (=  2')resti)  predem,  veslo  Ruder 
=  '^vez-slo  vesti  vezem  fahren,  vrijcslo  povrijeslo  Henkeleisen 
am  Kessel  (vgl.   abg.   vrzq  vresti  binden)  =  *verz-slo. 

Bei  vokalisch  auslautenden  Verbalstämmen 
liegt  wahrscheinlich  überall  -dlo  vor;  wo  west- 
slavisch  entsprechende  Bildungen  bestehen,  haben  sie  -dlo, 
s.  u.  die  cechischen  oder  polnischen  Parallelen.  Betonung 
und  Quantität:  Ableitungen  von  einsilbigen  vokalisch  aus- 
lautenden Verbalstämmen  haben  bei  Hauptton  "  Kürze,  bei 
Hauptton  '  (d.  h.  bei  alter  Endbetonung)  Länge,  z.  B.  Mio 
(c.  bidlo  Stange,  Kloben)  Läute-(Anschlage-)Brett  Mti,  odijelo 
(ekav.  odilo)  Bekleidung  ödjeti;  Bildungen  von  mehrsilbigen 
Stämmen  auf  -a-  und  -i-  haben  stets  die  Silben  vor  -lo 
kurz.      Beispiele  (die  Bedeutung  ist  zuweilen   in   die   des 


§378.]  Stammbildung  der  Nomina.  241 

Ortes  der  Handlung  übergegangen):  hjelllo  Bleiche,  weiße 
Schminke  bijeliü  weiß  machen  c.  helidlo,  cjedilo  Seihgefäß 
cijediti  c.  cedidlo,  cjepalo  Spalteplatz  (Holzplatz)  cijepati, 
crvenüo  Röte  (=  rote  Farbe)  crveniti  röten  c.  cervenidlo, 
crnilo  Schwärze  chdü  c.  cernidlo,  cMUa  pl.  Wunderdinge 
cMiti  se  sich  wundern,  jugnjilo  Ort,  wo  die  Schafe  lammen 
jägiijUi,  glädilo  Wetzstein  gldditi  glätten  c.  Madidlo  Glätt- 
^verkzeug,  giidalo  und  güdilo  Fidelbogen  güdjeti  geigen 
c.  hndidlo  Art  Geige,  dlzalo  Heber  dlzati,  drzalo  Stiel  drzati 
halten  c.  drzadlo,  \gralo  Spielzeug  vjyati,  klepalo  Läutebrett 
klepaü  anschlagen  c.  klepadlo^  küpalo  Badeplatz  küpati 
c.  kupadlo,  mästilo  Tinte  mdstiti  u.  a.  färben  c.  mastidlo 
u.  a.  Schmalz,  mjerüa  pl.  Wage  Viijenii  messen  c.  meridlo 
Maßstab,  mbcilo  Flachsröste  möciti  netzen  e.  mocidlo,  nösila 
pl.  Bahre  nbsiti  tragen  c.  nosidlo,  nnlo  Waschlauge  tuiti 
waschen  c.  mydlo  Seife,  ogledalo  Spiegel  ögledati  besehen, 
oralo  Pflugeisen  (Neubildung  statt  rälo,  s.  u.)  örati  pflügen, 
perilo  Waschplatz  pierem  prcdi,  pllo  Getränk  plti  ac.  ])idlo 
Trunk,  pÄfmalo  Spucknapf  pljiwcäi  c.  plivadlo,  pujüo  Tränke 
pöjiü  Y)o\n.poidfo,  2)>'(ivilo  Regel  präväi  [nchten]  c.  j/ravidlo, 
prepredalo  Art  Spindel  prepredati  überspinnen,  prehrivcih) 
Schleier  j;reÄ;/-/m^i  überdecken,  prohädalo  Werkzeug  zum 
Durchstechen  probädati,  rälo  c.  rddlo  Pflug  =  "^ordlo  zu 
>dr-ati  pflügen,  skäkalo  Furt  im  Flusse,  in  der  man  vori 
Stein  zu  Stein  springt  skdkati,  solilo  Salzlecke  sdliti.  salzen, 
sträsilo  Schreckbild,  Vogelscheuche  sträsäi  c.  strasidlo,  siikalo 
Spulrad  sükati  drehen  c.  aoukadlo,  sllo  Ahle  sUi  nähen  c.  sidlo, 
thcalo  Mörserkeule  tücati  stoßen,  vjesala  pl.  Galgen  vjesati 
hängen  c.  vesadlo  Werkzeug  zum  Aufhängen,  vrätilo  Weber- 
baum vrätiti  drehen  c.  vratidlo,  vrelo  Quelle  =  *ve)io  zu 
■vreti  abg.  vbreti  wallen,  sieden  c,  vrullo  Sprudel,  zrcalo 
Spiegel  c.  zrcadlo,  Mrijclo  Engpaß,  fauces  -zdrijeti  ver- 
schlingen c.  zfidlo  {zfidlo)  Quelle,  sütilo  gelbe  Farbe  (als 
Färbemittel)  zütiti  gelb  machen  c.  zhdidlo  Färberginster. 
—  In  einigen  Fällen  haben  Wörter  auf  '■'■•-idlo  die  Be- 
deutung von  Nomina  actionis  (Verbalabstrakta),  z.B. 
hjesnilo  Wut   bje.mjeti  wüten,    ludilo  Narrheit  lüditi  se  sich 

L  e  s  k  i  e  n  ,   Serbokroatische  Grammatik.  1  ti 


242  Stammbildung  der  Nomina.  [§  378. 379. 

närrisch  gebärden,  särilo  Buntheit  Stickerei  sdrati  bunt 
machen,  tämnilo  Dunkelheit  tämnjeti  dunkeln.  Da  neben 
den  Verben  Adjektiva  wie  hijesan,  lud  stehen,  verbinden 
sich  die  Bildungen  in  der  Empfindung  mit  diesen  und 
*-i(Uo  wird  so  auch  zur  Ableitung  von  Adjektiven  aus 
verwendet,  z.  B.  mrtvilo  Schlafsucht  mrtav  tot,  nistävüo 
Nichtswürdigkeit  nlsfav,  jedoch  kann  auch  an  Verba  ge- 
dacht werden,  alt  mrtviti. 

Über  Nomina  intr.  auf  -ac  und  -äc  s.  §§  358,  359,  362. 

379.  III.  "Wörter,  die  den  mit  einem  Gegenstand 
dauernd  oder  berufsmäßig  Beschäftigten  bezeichnen  (Ver- 
fertiger eines  Dinges,  Händler  mit  einer  Sache  usw.). 

-ür  =  abg.  -arb;  Ableitung  von  Substantiven, 
Quantität  und  Betonung  s.  bei  §  365;  sehr  zahlreiche 
Bildungen;  z.  B.  hräsnär  Mehlhändler  hräsno,  bithrjär 
Trommler  hühmij  gen.  bilbnja,  cärinär  Zöllner  cärina  Zoll, 
crevljär  Schuhmacher  crevlja,  drvär  Holzhändler  drvo,  düdär 
Maulbeergärtner  düd,  gädljär  Dudelsackpfeifer  gädlje  pl., 
gränicär  Grenzer  gränica,  govedär  Rinderhirt  göveda  pl.  Rind- 
vieh, Iglär  Nadler  Igla,  kamenär  Steinmetz  kämen,  hlobücär 
Hutmacher  klobük  gen.  Mobüka,  knjlzär  Buchhändler  hijlga, 
kötlär  Kesselschmied  kbtao  gen.  kbtla,  közär  Ziegenhirt  kbza, 
TcöMr  Gerber  1cö£a  Fell,  krcmär  Schenkwirt  krcma  Schenke, 
Ijekär  Arzt  Ujek  Arznei,  mesär  Fleischer  meso,  mlmär  Müller 
mlin  Mühle,  nadnicär  Tagelöhner  nädnica  Tagelohn,  nbvinär 
Zeitungsschreiber  növine  pl.  Zeitung,  opawcar Opankenmacher 
öpanak  gen,  öpänka,  ovcär  Schäfer  övca  Schaf,  plamnär  Senn 
plamna  Berg,  xMtnär  Leinwandhändler  pldtno,  pöljär  Feld- 
hüter jpö^'e,  prepelicär  W SLchtelhund  jJrejjelica  Wachtel,  ptlcär 
Vogelfänger  ptlca  Vogel,  ribar  Fischer  rlba,  stäklär  Glaser 
stäMo,  svccär  der  seinen  Hausheiligen  feiert  svetac,  svmjär 
Schweinehirt  Schweinehändler  svinja,  tämnicär  Kerkermeister 
tämnica  Gefängnis,  ügljär  Kohlenbrenner  ügalj  gen.  üglja, 
vinogrädär  Weingärtner  vlnogräd  Weinberg,  vrätär  Türhüter 
vrdta  pl.,  zlätär  Goldschmied  zläto,  zvjezdär  Sterndeuter 
zvijezda,  zltär  Getreidehändler  Mo.  In  einigen  wenigen 
Fällen  sind  Wörter  auf  -är  gebildet  ohne  jene  Beziehung, 


§  379. 380.]  Stammbildung  der  Nomina.  243 

so  drügär  Genosse  (Mg  dass.,  glävär  poglävär  Oberhaupt 
gläva  Haupt,  gospödär  Herr  (vgl.  gospodin)  göspöd  dass. 
(nur  von  Gott  dem  Herrn  gebraucht). 

380.  IV.  Wörter  zur  Bezeichnung  des  Ortes,  wo 
sich  ein  Gegenstand  befindet  oder  eine  Handlung  vor 
sich  geht,  Nomina  loci. 

1.  -'äk,  -iijak;  Ort  (Behälter  usw.)  eines  Dinges 
bezeichnend.  Die  Ableitung  geht  nicht  unmittel- 
bar vom  Substantiv,  dem  Namen  des  Gegen- 
standes, aus,  sondern  von  einem  daraus  ab- 
geleiteten Adjektiv,  mit  wenig  Ausnahmen  (z.  B. 
güscäk  Gänsestall  zu  güscß  Adj.  zu  güska  Gans)  von  solchen 
mit  w-Formantien,  z.  B.  golübinjdk  Taubenschlag  golühinjt 
poss.  Adj.  zu  gölüb  Taube,  maslenjäk  Schmalztopf  mäslen 
zu  mäslo,  plevnjak  Spreubehälter  pljevm  zu  pljeva  Spreu. 
Aus  den  Bildungen  auf  -lyak  kann  dies  auch  als 
selbständiges  Formans  verwendet  werden,  wie 
etwa  ein  ribnjak  Fischteich  von  riban  (abg.  rylwvb)  abge- 
leitet sein,  aber  auch  unmittelbar  zu  rlha  Fisch  bezogen 
sein  kann.  Liegt  der  Hauptton  als  '  auf  der  vorletzten 
Silbe,  so  geht  er  als  '  in  den  obliquen  Kasus  auf  -äh 
über ;  Wörter  mit  "  oder  mit  Hauptton  auf  drittletzter  und 
weiterer  Silbe  verändern  ihn  nicht,  z.  B.  päsnjäk  pasnjdka, 
rlhnjäk  ribiijaka,  mrävinjäk  mrävinjäka.  Weitere  Beispiele: 
böcnjäk  Flaschenbehälter  böca,  dinmjäk  Rauchfang  dhn, 
kokösinjäk  Hühnerstall  Adj.  kokdsinji  zu  kökös  Henne,  kösut- 
njäk  Hirschgarten  kösuta  Hindin,  krticnjäk  Maulwurfshaufen 
krtica,  mäticnjäk  Zelle  der  Bienenkönigin  mätica,  mrävinjäk 
Ameisenhaufen  Adj.  mrävinjt  zu  mräv,  mücnjäk  der  Mehl- 
kasten in  der  Mühle  müka,  bzicnjäk  Löffelblech  (zum  Ein- 
stecken der  L.)  özica,  päcinjäk  Entenstall  päce,  päsnjäk 
Weideplatz  päsa,  pcelinjäk  Bienenstand  pcela,  pepeljinjäk 
Aschengrube  pepeo,  sjenjäk  Heuboden  sljeno,  zverinjäk  Tier- 
garten koll.  zverlnje  zu  zvljer  Tier.  Die  Silben  vor  -äk 
sind  kurz  mit  wenig  Ausnahmen  (vgl.  oben  mücnjäk;  svi- 
jetnjäk  ekav.  svetnjäk  Leuchter  zu  svijeöa  Kerze). 

16* 


244  Stammbildung  der  Nomina.  [§  381. 382. 

SSI.  2.  -ara;  der  Hochton  als  '  auf  der  drittletzten 
(der  Silbe  vor  -ara),  alle  Silben  vor  -ara  kurz.  Ab- 
leitungen von  Substantiven  zur  Bezeichnung  de.-^ 
Ortes,  Behälters;  doch  liegt  ursprünglich  wohl 
nicht  unmittelbar  der  Name  des  Dinges  zugrunde, 
sondern  eine  Bildung  auf  -är  (s.  §§  365,379),  so  daß 
z.  B.  drvara  Holzkammer  eigentlich  zu  drvär  Holzträger, 
Holzhändler  (von  dfvo)  gehört.  Das  -ara  ist  aber  selb- 
ständig geworden  zu  unmittelbarer  Bildung  von  Ding- 
worten aus  (vgl.  unten  die  Bildungen  auf  -arica,  -ärnica 
§§  382,  384).  Beispiele:  hräsnara  Mehlkammer  hräsno 
(vgl.  Iräsnär  Mehlhändler),  crepara  Ziegelscheune  crljep, . 
düdara  Maulbeerpflanzung  düd  (vgl.  düdär  Maulbeerpüanzer), 
grncara  Töpferei  gfnac  (vgl.  alt  f/rncär  Töpfer),  gmtara 
Dickicht  cjusta  das.s.,  gvbzdara  Eisenladen  gvözde  (vgl.  gvöMär 
Eisenhändler),  hljebara  Brotkammer  Jdjeb  (vgl.  hljebär  Brot- 
bäcker), kupusara  Krautbottich  kupus  Kohl,  övvara  Schaf- 
stall ovca  (vgl.  övcär  Schäfer),  pnvara  Bierhaus  plvo  (vgl. 
plvär  Brauer),  pljevara  Spreubehälter  pljeva^  pomijara  Spül- 
faß pdmrje  pl,  Spülicht,  sjcnara  Heuboden  sljeno,  sträzara 
Wachthaus  sträza  Wache  (vgl.  sträsär  Wächter)  svllara 
Seidenfabrik  svila  {vgl.  svUär  Seidenhändler),  ügljara  Kohlen- 
brennerei ügalj  gen.  üglja  (vgl.  ngljär  Kohlenbrenner),  nzhiara 
Tasche  für  die  uzina  Jause,  vünara  Wollfabrik  vüna.  Zu- 
weilen, doch  selten,  ist  der  Konsonant  vor  -ara  palatali- 
siert:  däscara  Bretterhütte  däska  Brett,  vöstara  Haus  zum 
Wachspressen  vbsak  gen. vöska;  vgl.  auch  oben  bvcara  zu  ovca. 

In  seltenen  Fällen,  die  hier  angereiht  werden  mögen, 
hat  das  raask.  -är  die  Ortsbedeutung,  so  mljecär  Milch- 
kanne (und  Milchhändler)  mlijeko,  ogf/avär  Kopfriemen  des 
Pferdes  (dass.  ogläv)  zu  gidva  Kopf,  kilcär  in  der  Zadruga 
die  abgesonderte  Wohnung  des  Ehepaares,  zu  küca  Haus, 
sljivär  Pflaumengarten  (dagegen  slßvär  Pflaumenhändler) 
sljwa. 

382.  3.  -ica,  tritt  verhältnismäßig  selten  un- 
mittelbar an  das  Substantiv,  das  zugrunde  liegt,  in 
bei  weitem  den  meisten  Fällen  liegt  ein  von  diesem  ab- 


§  382. 383.]  Stammbildung  der  ]S'omina.  245 

geleitetes  Adjektiv  auf  -hm,  zugrunde,  daher  die  Endung 
■mica,  skr.  -mco,  das  seinerseits,  selbständig  ge^vorden,  auch 
unmittelbar  von  Substantiven  ableiten  kann. 

A.  Unmittelbare  Ableitungen  mit  -Ica:  hremen- 
ira  (wenn  nicht  =  %remenbnica)  Tragefaß  Irhne  iremena 
Last,  hitrmuticM.  Tabaksdose  hurmnf  Schnupftabak,  kätran- 
ica  Teerbütte  kätran,  sefnica  Spazierplatz  setnja  Spazier- 
gang, ze'itinica  Ölfläschchen  zeüin. 

In  mehreren  Fcällen  liegen  Nomina  auf  -är  zugrunde 
oder  scheinen  zugrunde  zu  liegen,  so  kozärica  (neben  ko- 
znra)  Ziegenstall  közär  Ziegenhirt  kösa  Ziege,  lojärica  Stätte, 
wo  Talg  loj  bereitet  wird  löjär  Talgbereiter,  loncärica 
Schiff  zum  Verladen  von  Töpfen  (lönac)  löncär  Töpfer, 
ovcärica  (und  övcara)  Schafstall  övcär  Schäfer  övca  Schaf, 
nbarica  Fischerschiff  ribär  Fischer,  iitarica  (und  Vitara) 
Getreideschiff  Mär  Getreidehändler  ilto  Getreide,  Nach 
solchen  Mustern  sind  gebildet  kJädarica  Wassermühle,  die 
auf  Pfählen  oder  Blöcken  kläde  steht,  lükarica  Art  Lauch- 
kuchen Utk,  ognjärica  heizbare  Hirtenhütte  dganj  gen.  ögnja, 
tdjärica  Ölgefäß  ülje,  räljarica  Walkmühle  vnljati  u.  a. 
walken. 

383.  B.  -nica;  die  Adjektiva  auf  altes  ■h7iz 
sind  entweder  vorhanden  oder  voraussetzbar; 
oder  -nica  ist  ohne  eine  Adjektivbildung  un- 
mittelbar an  das  Substantiv  gefügt: 

a)  Bildungen  von  verschiedenen,  der  Form 
nach  nicht  näher  bestimmbaren  Substantiven, 
z.  B.  bäkälnica  Spezereiladen  bäkäl  Spezereihändler,  her- 
bernica  Barbierbude  bcrber,  dmm'irnica  Kohlenbrennerei  <iü- 
mur,  fisecnica  Patronentasche  flsek,  gröbnica  Grabstätte 
grob  Adj.  grobni,  käniärnica  Wagschale  käntär  Art  Gewicht, 
käsapnica  Fleischerei  käsap  (und  käsapin)  Fleischer,  konica 
Wagenschuppen  (=  ^•koonka  ==  *kolnica)  köla  pl.  Wagen, 
kbnjusnica  (daneben  älter  konjusärica  zu  konjüsär  Pferde- 
hüter) könjüli  (älter)  Pferdeknecht,  mücnica  Mehlkasten 
niüka,  nbznica  Messerscheide  nöz  Messer,  pänäürnica  Pan- 
durenhütte  piändnr,    r'iznica  (Kleider-)Kammer   rua  Kleid, 


246  Stammbildung  der  Nomina.  [§383—386. 

snijeinica  Schneegrube  snljeg,  nach  dem  Adj.  S7ijezan  wäre 
*snjeznica  zu  erwarten,  Mjebnica  Brotkammer  Adj.  liljebm 
zu  hljeh  Brot,  strdsnica  Wachthaus  sträza  Wache,  sudnica 
Gerichtshaus  Adj.  südnl  zu  süd  gen.  süda  Gericht,  zbbnica 
Hafersack  zob,  sUnica  Adj.  zUni  zu  zito  Getreide. 

384.  b)  Von  Substantiven  auf  -ar  (s.  §§  365, 
379),  z.  B.  gvdidärnica  Eisenladen  (neben  gvoMara)  gvözäär 
Eisenhändler  gvozde  Eisen,  knjizärnica  Buchhandlung 
knjlzär  knfiga,  kolärnica  Wagenwerkstatt  kölär  köla  Wagen, 
kühärnica  Küche  Mihär  Koch,  löncärnica  Töpferei  löncär 
lönac,  medärnica  Honigstube  niedär  Honighändler  med  gen. 
nieda,  mesärnica  Fleischbank  mesär  Fleischer  meso,  pekärnica 
Backhaus  pekär  Bäcker,  fuskärnica  Schießscharte  jyuskär 
Schütz,  vbstärnica  (neben  vbstara)  Ort,  wo  Wachs  gepreßt 
wird  vösak  gen.  vbska. 

Ähnlich  sind  die  seltenen  Ableitungen  von  Nom. 
ag.  auf  -rtc :  koväcnica  Schmiede  köväc  Schmied^  pljüväcnica 
Spucknapf  *pljüväc  Spucker  zu  pljüvati. 

385.  c)  Von  -/-Partizipien,  z.  B.  gbstionica  = 
gostilhnica  zu  gosfilo  skr.  gbstio  fem.  gbstila  zu  gbstiti  (von 
göst  Gast)  bewirten;  eigentliche  Bedeutung  dieser  Bil- 
dungen ist  also:  Ort,  wo  die  Handlung  stattfindet.  Weitere 
Beispiele:  c'itaonica  Lesehalle  citati  citao  cHala,  djeljaonica 
Schnitzbank  djeljati,  kädionica  Räucherfaß  käditi,  kidaonica 
Auswurf  loch  (für  Mist)  k'idati  w'crfen  (misten),  mjesaonica 
Backstube  mijesati  (vgl.  mijesiti,  eigentl.  «mischen»),  Brot 
bereiten,  pärioiiica  Waschbalge  pänti  mit  heißem  Wasser 
(Wäsche)  begießen,  perionica  Waschhaus  perem  präti,  pljü- 
vaonica  Spucknapf  pljiivati,  inmvaonica  ^^'aschbecken  umivati, 
väljaonica  Walkmühle  väljati. 

386.  d)  Ableitungen  unmittelbar  von  Verbal- 
stämmen sind  selten;  möglich  werden  sie  dadurch,  daß 
man  Bildungen  auf  -nica  zu  Verben  hinzuempfindet, 
wenn  solche  neben  dem  Substantiv  oder  Adjektiv  stehen, 
das  eigentlich  zugrunde  liegt,  z.  B.  läßt  sich  sudnica  (von 
südnl  zu  Süd  Gericht)  leicht  beziehen  auf  süditi  richten, 
strdznica    Wachthaus    auf    sträziti    wachen;     danach    ent- 


§386-388.]  Stammbildung  der  Nomina.  247 

stehen  dann  Wörter  wie  livnica  Gießerei  zu  llvati,  leznica 
Lagerstätte  zu  lesati  liegen  (dass.  löznica  zu  löziti  legen), 
strüznica  Hobelbank  zu  strügati,  püsnica  Obstdarre  zu  püsiti 
rauchen  (=  Rauch  machen). 

387.  4.  -iste  aus  *-iskje,  Weiterbildung  von 
-isko  (vgl.  c.  ohen  Feuer,  abg.  ognb,  ohnisko  Feuerstätte 
und  ohniste  =  abg.  ogniste  skr.  öfjnjiste).  Die  Silben  vor 
-Iste  fast  ausnahmslos  kurz. 

A.  Den  Ort  eines  Dinges  bezeichnend,  häufig 
von  Pflanzennamen  den  Acker,  wo  die  Pflanze  gestanden 
hat,  von  Gebäuden  oder  Ortschaften  die  Ruinenstätte, 
von  Werkzeugsbezeichnungen  Stiel  oder  Handhabe,  Zahl- 
reiche Bildungen;  Beispiele:  blätiste  Stelle  eines  ehemaligen 
Sees  bläto,  crkvtsfe  Ort  einer  ehemaligen  Kirche  crkva, 
dämste  Ort,  wo  man  sich  den  Tag  über  aufhält,  dän,  clvö- 
riste  (dvörlste)  Ruine  eines  Hofes  dvör,  duvämste  früheres 
Tabaksfeld  diivän,  gräbipste  Rechenstiel  gräbJje,  grebemste 
Krämpelstiel  greben,  igriste  Spielplatz  igra  Spiel,  könopljiste 
ehemaliger  Hanfacker  könoplje,  kösiste  Sensenstiel  kösa, 
küciste  ehem.  Hausplatz  küca,  länlste  ehem.  Flachsacker 
Imi,  Ibviste  Platz  zum  Fischfang  löv  löva  (Fang)  Jagd, 
Ijetlste  Sommeraufenthalt  Ijefo,  nöciste  Nachtlager  nöc,  öst- 
vlste  Dreizackstiel  östve  pl.  Dreizack  (ein  Fischspeer),  pana- 
dürUte  Marktplatz  pänadür,  pnstanisfe  Hafenplatz  pristan, 
selisfe  Platz  eines  ehem.  Dorfes  selo,  sjekirJste  Beilhandhabe 
sjekira,  iäoclste  Zufluchtsort  üfok  Zuflucht,  vätriste  Feuer- 
stätte vätra,zböriste  {zbönste)  Sammelplatz  ^ftör  Versammlung. 

388,  B.  Den  Ort  einer  Handlung  bezeichnend: 

a)  Unmittelbar  von  Verben;  pälUte  Brandstätte 
päliti  anzünden,  päslste  Weideplatz  päsfi  pdsem,  pöjUte 
näpojiste  Tränke  pöpti  nap.,  sjediste  Sitz  sjedüi  sitzen. 

b)  Von  ^-Partizipien:  hükallste  Ort,  wo  die  Ochsen 
brüllen  bükati,  tgraliste  Spielplatz  (vgl.  oben  Igrlste)  -igrati, 
ogörjeliste  Brandstätte  ogörjeti  anbrennen,  pädalUte  Lager- 
stätte pädati  fallen,  pjevaliste  (poet.  Wort)  Ort,  wo  man 
singt  pjevati,  pociväliste  Ruhestätte  pocivati  ruhen,  rvaliste 
Ringplatz    ivati   se,    skäkalUte  Springplatz  shdkati,    setaliste 


248  Stammbildung  der  Noraina.  [§388—391. 

Spazierplatz  (vgl.  oben  setnica)  setatl  se,  frkaliste  Rennhahn 
frkati,  vljaliste  (im  Gedicht)  Ort,  wo  die  Wölfen  heulen  vijati. 

389.  5.  -je,  abg,  -bje.  Verbindungen  von  Prä- 
position und  Kasus  können  zu  einem  einheit- 
lichen Substantiv  mit  Formans  -bje  skr.  -je  ver- 
schmolzen werden;  z.  B.  2)od^  gorojq  skr.  pod  göröm 
«unter  dem  Berge»  zu  poä^gorbje  skr.  pödgörje.  Die  Silben 
vcr  -je  sind  gedehnt,  s.  §  313.  Diese  Bildungen  sind 
eigentlich  eine  Art  Abstrakta:  «das  unter  dem  Berge 
sein»,  haben  aber  die  konkrete  Bedeutung  «das  Land 
oder  das  Ding,  das  sich  in  der  betreffenden  Lage  be- 
findet», also  pbdgörje  «Gegend  am  Bergfuß».  Beispiele: 
pobrcte  Land  am  Berge  pio,  bfdo;  Podnnje  das  Land  an 
der  Drina  po,  Dr'ina;  prtwörje  Küstenland,  Land  am  ^Nleere 
pri,  möre;  zägörje  Land  hinter  dem  Berge  za,  göra;  iizglävlje 
(eigentl.  was  am  Kopfe  uz  glävu  ist)  Kopfkissen ;  zäru- 
kävlje  Stickerei  am   Ärmel  za,  rukäv. 

3f>0.  V.  Wörter,  die  den  zu  einem  Lande,  einem 
"Wohnoi't,  einer  Menschenklasse  gehörenden  bezeichnen; 
Völker-,  Einwohner-,  Klassennamen. 

1.  -^(c  =  abg.  -fecft,  zahlreiche  Bildungen,  meist 
von  Ortsnamen,  z.  B.  Biögradac  Belgrader  Biögrad, 
Decdiiac  einer  aus  Decäm.,  Kösovac  einer  von  Kosovo,  Sara- 
jcvac  einer  aus  Sarajevo;  besteht  die  Ortsbezeichnung  aus 
Adjektiv  und  Substantiv,  so  entsteht  mit  Formans  -ac 
''in  Kompositum,  z,  B.  Crnbgorac  Montenegriner  Crnä  göra, 
(lornjdzemac  Oberländer  gdrnjä  zemija,  onosfränac  einer  vom 
jenseitigen  Ufer  önä  strdna.  —  Nicht  von  Ortsnamen 
tiidinac  Fremdling  neben  tüdin  dass.,  ebenso  gebildet  ndsinac 
<ler  Unsrige  (nostras)  zu  näs  unser. 

301.  2.  -in,  bezeichnet  das  zu  einem  Volke 
*ider  einer  Men schenklasse  gehörende  Individuum 
(über  die  Deklination  dieser  Wörter,  deren  Formans  -in 
auf   den  Singular  beschränkt  ist,  s.    §   582). 

A.  Einfaches  -in,  Völkernamen,  z.  B.  Arnmdin 
Albanese,  Bügarin  pl.  Bügari  Bulgare,  Srbin  pl.  Si''bi  Serbe, 
ThrHn  Türke  pl.   Türci. 


§391.392.]  Stammbildung  der  Nomina.  249 

Klassennamen:  doniäcin  (pl.  hier  domäc'mi)  Haus- 
herr, Vorsteher  des  Hauses  (vgl.  Adj.  ddmäci  häuslich, . 
zum  Hause  gehörig),  gospödin  Herr  gospoda  pl.  koll.,  tMin 
Fremdling  zu  Adj.  tüd  fremd.  Öfter  kommt  die  Bildung 
vor  bei  Fremdwörtern,  namentlich  türkischen,  z.  B.  ärgatin 
Tagelöhner  aus  ngr.  dpYdxrig  (für  agr.  epYdTr|(;),  herherin 
(neben  herber  Barbier,  türk.),  cbhanin  (neben  cbhan  türk.) 
Hirt,  dusmanin  (neben  düsmän  türk.)  Feind,  ääurin  (neben 
(fäur  türk.)  Ungläubiger,  käsapin  (neben  häsap  türk.) 
Fleischer,  nälhäntin  (und  nälbänta  türk.)  Hufschmied. 

B.  -'an-in,  der  vorangehende  Konsonant  palatalisiert ; 
wo  r  steht,  ist  es  aus  /•  hervorgegangen,  s.  §  134;  der 
Plural  wird  von  -an-  gebildet,  s.  §  582,  dort  auch  über 
die  Quantität  des  -an-). 

Völker-  und  Einwohnernamen,  sehr  häufige  Bil- 
dungen, z.  B.  Becanin  Wiener  Ber  Wien,  Bibgraäanin  Bel- 
grader Biograd,  Cetinjanin  einer  aus  Cetinje,  Mostäranin 
Mostarer  Mdstär,  Rimljanin  Römer  J?m,  Rüdnicanin  einer 
aus  Riidnik,  Zädranin  Zaraer  Zädar  gen.  Zädra  Zara,  Von 
appellativischen  Ortsbezeichnungen  z.  B.  dvöranhi  ein  am 
Hofe  lebender,  Hofmann  dvör,  gbranin  Gebirgsbewohner 
gbra,  grääanin  Festungsbewohner,  Städter  grad,  mjestanin 
Ortsbewohner  mjesfo,  küöanin  Hausbewohner  (pl.  kucäni 
Hausgenossen)  M(5a,  vgl.  nkui'-anm  Einmieter,  dstrvljanin 
Inselbewohner  östrvo,  sHianin  Dörfler,  Bauer  selo,  väromnin 
Städter  vdros. 

Klassenbezeichnungen,  z.B.  hriscanin  Chiisi  (der 
oriental.  Kirche)  zu  Hrtsfos  gen.  Hnsta  Christus,  krsranin 
Christ  (der  röm.  Kirche)  vgl.  Isu-Icrst  Jesus  Christus,  pti- 
('anrn  ein  zum  Bürgerstande  pük  Gehöriger,  sträianin 
Wächter  (Angehöriger  einer  sträia  Wache)  serezanin  früher 
eine  Art  Grenzsoldat,  zu  sheg  (türk.)  Kompagnie. 

39^.  VI.  Wörter,  die,  allgemein  ausgedrückt,  den 
mit  einer  Eigenschaft  Behafteten  oder  ein  durch  die 
Eigenschaft  gekennzeichnetes  Ding  bedeuten.  Die  Be- 
deutung verengert  sich  oft  so,    daß  nicht  beliebige  die 


250  Stammbildung  der  Noraina.  [§392.393. 

Eigenschaft  wirklich  oder  in  der  Vorstellung  tragende 
Dinge  so  bezeichnet  werden,  sondern  nur  ganze  bestimmte 
so  beschaffene;  z.B.  hlädmk  könnte  an  sich  alles  heißen 
was  kühl  hlddan  ist,  bedeutet  aber  eine  «Laubhütte»,  ein 
bestimmtes  Ding,  das  kühl  ist;  llsmlc  (=  listhnikb)  an  sich 
«etwas  Laubiges»,  zu  dem  früher  gebräuchlichen  Adj. 
Ustan  laubig  (zu  Ust),  heißt  «Laubhaufen,  Laubschober». 
Wenn  ein  solches  Adjektiv  nicht  gebräuchlich  ist,  so  ge- 
winnt es  den  Anschein,  als  sei  das  Formans,  hier  -nik, 
unmittelbar  an  ein  Substantiv,  hier  llst,  gefügt. 

Die  zu  solchen  Substantivierungen  von  Adjektiven 
verwendeten  Formantien  werden  bisweilen  auch  zur 
Ableitung  von  Substantiven  aus  gebraucht,  und  die 
Wörter  bedeuten  dann  einen,  der  mit  dem  Dinge  zu  tun 
hat  u.  ä.,  vgl.  z.  B.  d-ivljäk  der  Wilde  vom  Adj.  dtvlji 
wild  mit  pöljäk  Feldhüter  von  pölje  Feld. 

39S.  1.  -ac  =  -bch,  sehr  häufige  Bildungen;  Per- 
sonenbezeichnungen, beständige  Träger  der  be- 
treffenden Eigenschaft,  z.  B.  bälavac  Rotziger  lälav, 
hole  pl.  Rotz ;  iräiinac  Geschwisterkind  brätin  dem  Bruder 
h'ät  angehörig;  govorljivac  Redseliger  govörljiv;  gübavac  Aus- 
sätziger gübav,  güba  Aussatz;  lirömac  Hinkender  lirom  lahm; 
jedinac  einziger  Sohn  jedini  einzig;  krivac  der  Schuldige 
kriv;  läkomac  Habsüchtiger  läkom;  mrtvac  Toter,  Leiche 
mrtav;  tiijemac  der  Stumme  mjem;  pijänac  Säufer  fijan 
betrunken;  sämac  allein  lebender  säm  allein;  sküpac  Geiz- 
hals sküf  (karg)  teuer;  slijepac  Blinder  slijep;  stärac  Alter, 
Greis  stär;  sväac  der  Heilige  svet;  vjestac  Hexenmeister 
(eigentlich  Geschickter)  vjest;  vränac  Rappe  vrän  schwarz; 
znmiac  Bekannter  znän.  —  Selten  unmittelbar  von  Sub- 
stantiven: bojac  Kämpfer  bdj  Kampf. 

Sachen,  z.B.  cijelac  bahnloser  (eig.  intakter)  Schnee 
CIO  fem.  cijela  unversehrt,  cüpavac  Art  zottiger  Teppich 
cüpav,  ozimac  Winterfrucht  özhm  Winter-,  prijecac  gerader, 
kürzester  Weg  pnjekl,  strmac  steiler  Ort  strm,  studenac 
Quell  stüden  kalt,  tjesnac  Engpaß  tijesan  eng,  vrüöac  Stelle 
im  Fluß,  die  nicht  zufriert  vrüö  warm. 


§  393—395.]  Stammbildung  der  Nomina.  251 

Wenn  -ac  am  Ende  von  Zusammensetzungen  aus 
Adjektiv  und  Substantiv  steht,  so  liegt  ursprünglich  auch 
ein  daraus  entstandenes  adjektivisches  Wort  zugrunde, 
z.  B.  vrtbglavac  «Schwindelkopf»  (eig.  einer,  der  einen 
Drehkopf  hat,  zu  vrtjeti  se  sich  drehen,  vrti  mi  se  mir 
schwindelt,  und  gldva)  von  Adj.  vrtoglav  schwindlig.  Bei 
diesen  Bildungen  ist  aber  nicht  immer  ein  Adjektiv  vor- 
handen, vgl.  z.  B.  hjelökorac  Messer  mit  weißem  Heft  hio 
fem.  bijela,  köre  pL,  inövjerac  Andersgläubiger  zu  altem 
inö  und  vjera,  petdprstac  Fünffingerkraut  pet  fünf  prst 
Finger  (daneben  petöprsfa,  eig.  fem.  Adjektiv). 

394.  Eine  besondere  Gruppe  bilden  die  von  Ad- 
jektiven auf  -ov  (mit  possessivem  Sinn  bei  Ableitungen 
von  Personenbezeichnungen,  s.  §  583)  herkommenden. 
Von  Personennamen  bedeuten  sie  Angehörige  oder 
Anhänger  der  betreffenden  Person,  z.  B.  hegovac  einer  von 
den  Leuten  des  Beg  hegov  heg,  cnrevac  Mann,  Anhänger 
der  Zaren  cärev  cur,  muhämedovac  Mohammedaner  muJiä- 
medov  muhämed;  von  Pflanzennamen:  den  Stock  aus 
dem  betreffenden  Holz,  z.  B.  brhovac  ßirkenstock  hrezov 
hreza,  hukovac  Buchenstal)  hukov  bükva,  glögovac  Stock  aus 
Weißdorn  glög  glogov,  jäsenovac  Eschenstab  jäsenov  jäsen, 
Vrpovac  Lindenstab  Viptov  llpa,  trskovac  Rohrstock  trska. 

S95.  2.  -aca,  -'aca;  die  Silben  vor  dem  Formans 
sind  kurz. 

A.  Von  Adjektiven;  die  Form  -aca  (Konsonant 
vorher  nicht  palatalisiert)  ist  regelrecht  nur  bei  Ableitungen 
von  Adjektiven  auf  -ov,  außerdem  sehr  vereinzelt  (vgl. 
bjelaca  Art  weißen  Männergewandes,  zu  blo  fem.  bijela, 
mekaca  Art  Äpfel,  zu  mek  =  abg.  mekhkh  weich);  sonst  gilt 
-'aca  (Konsonant  vor  -aca  palatal). 

Beispiele  von  -'aca:  tvanjaca  Johannisapfel  poss.  Adj. 
ivanj  zu  Iva7i,  krävljaca  Melkkübel  poss.  Adj.  krävlji  zu 
häva  Kuh,  üskrsnjaca  (eig.  die  Österliche,  z.  B.  ein  Hemd 
kösulja)  ttskrsnji,  vecernjaca  Abendstern  vecernji  abendlich. 
—  crvenjaca  Art  Äpfel  ci-ven  rot,  kiseljaca  u.  a.  Sauerklee 
klseo  fem.  Msela  sauer,    nijedenjaca  Glöckchen  von  Bronze 


252  Stammbildunt^  der  Nomina.  [§395—398. 

mjeden  nißd,  prienjaca  Leinwandtasche  pyten  linnen,  vjeire- 
■njara  Windmühle  '-'vjetren  vjetreni  zu  vjefor  Wind. 

396.  In  Bildungen  von  Adjektiven  mit  altem 
-hm  skr.  -an  (mit  beweglichem  a)  entsteht  ein 
Formans  -njaca,  z.  B.  drohnjaca  kleine  Olivenart  zu 
droban  (=  drobhm)  fem.  dröbna  (=  drobhna)  klein,  mesnjaca 
Fleisch-,  Bratwurst  mesan  fleischern  meso  Fleisch,  räv?ijaca 
oben  flache  Mütze  rdvan  eben,  zmnjaca  W^interapfel  zimm 
winterlich  zima,  slämnjaca  Strohsack  slcmint  strohern  släma. 
Dies  -njaca  wird  dann  selbständig  an  Substantiva  gefügt, 
auch  wenn  vielleicht  ein  Adjektiv  auf  -hm  nie  gebildet 
war,  z,  B.  habernjaca  Lärmkanone  (zum  Signalgeben)  Mber 
Nachricht,  krövnjaca  Strohhütte  kröv  gen.  Tcröva  Dach, 
Udmjaca  mit  Bast  lüh  gedeckte  Hütte,  päsnjaca  Art  Waffen- 
gürtel päs  Gürtel,  paprdtnjaca  Standort  von  Farn  päprät, 
zornjaca  Morgenstern  zdra  Morgenröte. 

397.  -ovara,  Ableitungen  von  Adjektiven  auf 
-ov,  die  von  Pflanzennamen  herkommen;  bedeuten  fast 
ausschließlich  Stöcke  aus  dem  Holz  der  Pflanze, 
hie  und  da  auch  andere  Dinge,  die  aus  der  Pflanze  ge- 
macht werden;  fast  regelmäßig  stehen  daneben  Mask.  auf 
-ovac  (s.  oben  §  394),  z.  B.  brestornca  Ulmenstock  (und 
brestovac)  bresfov  brljest,  hrezovaca  Birkenstock  (s.  o.  brezo- 
vac),  buJcovaca  (s.  o.  hukovac)^  cerorara  (und  cerovac)  Stock 
aus  Zereiche  cerov  ccr,  hrästovaca  (und  hrästorac)  Eichen- 
stock hrästov  hräst,  IjesJcovaca  Hasel  stock  (und  Ijeskovac) 
Ijeskov  lijeska,  tresnjovaca  Stock  aus  Kirschholz  (und  fres- 
vjovac),  auch  Kirschbranntwein,  vgl.  köniovara  Trester- 
branntwein  komov  körn,  mäkovaca  Mohnkuchen  niäkov  muk. 

398.  B.  Von  Substantiven.  Die  Endung  er- 
scheint als  -'aca,  w^enn  das  (Trundwort  selbst  den  letzten 
Konsonanten  palatal  hat,  z.  B.  bödljaca  stachliges  Gewächs 
bödlja  Stachel,  aber  auch,  wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  z.  B. 
Ijemenjaca  Ausschlag  am  Kinderkopf  zu  fjeme  gen.  tjhnena 
Scheitel.  Die  Wörter  haben  so  verschiedene  Bedeutungen, 
daß  sie  sich  nicht  unter  einen  allgemeinen  Begriff"  bringen 
lassen,  vgl.  jäjaca  Art  großer  Pflaume   (Eierpflaume)  jäje 


§  398 — 400.]  8tammbilduDg  der  jS'ouüna.  253 

Ei,  kdpljaca  Fahnenlanze  kdplje  Lanze,  flamenjaca  starke 
Sonnenhitze  plämen  Flamme,  ramenjaca  Achselstück  (am 
Hemde)  räme  gen.  rämena;  bjelösljivaca  Branntwein  aus 
bjeldsljiva  einer  Art  Pflaumen,  <'nbaca  Schopfhenne  cüba 
Schopf,  kötlaca  eiserner  Kessel  kötao  gen.  kotla  Kessel, 
krUaca  eine  Vogelart  k)-'do  Flügel,  ndgace  pl.  Schrägen 
nöga  Fuß,  pletivaca  Strickbeutel  plHlvo  Strickgarn,  zhhaca 
Egge  züb  Zahn. 

390.  3.  -ak  =  -okh  {-bkh),  mit  beweglichen  -a-,  z.  B. 
jedinak  der  Einzige  (einzige  Sohn)  gen.  jedhika  zu  jcdhn 
einziger.  A.  Ableitungen  von  Adjektiven  und  Par- 
tizipien, z.  B.  cetvrtak  Donnerstag  cetvrtl  vierter,  desefak 
der  Zehnten  desetl,  devetak  Neuntel  deveti,  petak  Freitag 
jieti  fünfter,  suvisak  und  visak  Überschuß,  das  Mehr 
süvise  zuviel,  vlsS  mehr,  süsci  (sg.  säsak)  am  Stock  ge- 
trocknete Trauben  süh  trocken.  Etwas  häufiger  sind  solche 
Bildungen  von  Partizipien  per  f.  pass.  auf  -n  und  4, 
z.  B.  dänak  Abgabe  dän  gegeben  däti,  dobitak  Gewinn  doblt 
gewonnen  döbiti,  döspjetak  Vollendung  ddspjeti,  napiiak  Trunk 
näpiti  se,  povitak  Windel  pdviti  wickeln,  pocetak  Anfang 
2)öceti,  ebenso  zacetak  zu  zäceti,  nach  diesen  Mustern  ist 
geschaffen  dovrsetak  svrsefak  Vollendung  zavrsetak  Schluß  zu 
dem  Verbum  -vrsiti;  osnütak  ^\'eberaufzug  osndvati  (alt 
-snuti)  präs.  ösnujem  zetteln,  pljuvdndk  Speichelauswurf 
pljüvati,  posianak  und  pbstatak  Entstehung  pösfati. 

400.  B.  Ableitungen  von  Substantiven. 
Den  häufigen  Bildungen  liegen  zugrunde  Ver- 
bindungen von  Substantiven  mit  Präpositionen, 
die  bei  Anfügung  von  -ak  zu  Komposita  werden, 
z.  B.  pödbradak  Vnterkinn,  eigentlich  ^ya.ä  pod  brädöm  «unter 
dem  Bart»  ist.  Beispiele:  bezmafak  Bienenstock  ohne 
Königin  (zu  viäti  Mutter)  mätica  Bienenkönigin,  dörucak 
Frühstück  =  Mahlzeit  vor  dem  rücak,  dovratak  Türpfosten 
vräfa  pl.  Tür,  näpredak  Fortgang,  Zukunft  näprijed  voran, 
näprstak  Fingerhut  =  was  na  prstu  auf  dem  Finger  ist, 
näramak  Bündel  räme  Schulter,  övrsak  das  Oberste  von 
etwas  vrh,  pbdzimak  Herbst  zima  \\''inter,  pödrepak  Schwanz- 


254  Stammbildung  der  Nomina.  [§400.401. 

riemen  rep,  ponedjeljak  Montag  =  was  nach  Sonntag  ned- 
jelja  kommt,  prmsak  Ohrfeige  Mo  Ohr,  üzglavaU  Kopf- 
kissen gldva  Kopf,  zäpeöak  Platz  hinter  dem  Ofen  pec, 
jjotömak  Nachkomme  pdtom  nachher, 

401.  4.  -äk,  -äk,  -)ijäk;  mit  wenig  Ausnahmen 
haben  die  sehr  zahlreichen  Wörter  die  Silben  vor  -a- 
kurz.  Durch  die  Verbindung  von  -'äk  mit  Adjek- 
tiven auf  -n  entsteht  ein  Formans  -njäk,  das  dann 
auch  selbständig  angewendet  wird.  Neben  den  Bildungen 
auf  -njäk  stehen  oft  solche  auf  -nik.  Die  Ableitungen 
geschehen  von  Adjektiven  und  Substantiven,  ganz  ver- 
einzelt von  Verbalstämmen,  so  prdsjük  nom.  ag.  Bettler  zu 
prbsiti. 

A.  Ableitungen  von  Adjektiven: 

a)  -äk,  vorhergehender  Konsonant  nicht  pala- 
talisiert,  z.  B.  hrzäk  Flußschnelle  U-z  schnell,  (jlühäk  der 
Taube  (jViüi,  lüdäk  Tor  lud,  Ijeväk  ein  Linkshändiger  lljevi, 
Ijütäk  wilder  Granatapfel  Ijfit  herb,  pröstäk  einfältiger 
Mensch  prost;  cetvrtäk  vierjähriges  Tier  cetvPti  vierter, 
devetäk  neunjähriges  Tier  deveti  neunter,  osmäk  achtjähriges 
Tier  ösmi  achter,  petäk  Fünfer  (Geldstück  von  fünf  Ein- 
heiten), fünfjähriges  Tier  peti  fünfter,  sestäk  Sechser 
(Münze),  sechsjähriges  Tier  sesti  sechster. 

b)  -'äk,  der  vorangehende  Konsonant  palatal. 
Wo  das  zugrunde  liegende  Adjektiv  bereits  letzten  pala- 
talen  Konsonanten  hat,  ist  nicht  unterscheidbar,  ob  -äk 
oder  -'äk  vorliegt,  z.  B.  böijäk  Bettler  (eigentlich  etwa 
«Gottesmann»)  höiji  poss.  Adj.  zu  bog,  dlvljäk  der  Wilde, 
Wildschwein  dlvlß,  gödisnjäk  Jährling  godisnji,  kütnjäk 
Stockzahn  kiitnji  züb  Eckzahn  zu  küt  Ecke,  misjäk  Mäuse- 
dreck mlsji  Adj .  zu  nils  Maus,  treöäk  ein  Dreijähriger  treci 
dritter,  nskrsnjäk  Osterei  üskrsnß  österlich  zu  üskrs,  vjestäk 
Geschickter  vjest. 

Der  letzte  Konsonant  des  Adjektivs  nicht  palatal, 
z.  B.  bezäkonjäk  Mensch  ohne  Religion  (eig.  Gesetz),  vgl. 
abg.  hezakonwiö,  bezboznjäk  (und  Uzhomxk)  Gottloser  hez- 
lomn,  crvenjäk  roter  Wein  crven  rot,  dosljak  Ankömmling 


§401—403.]  Stammbildung  der  Nomina.  255 

ddsao  fem.  dosla  angekommen  zu  doöi  (=  do-iti),  kiseljäk 
Sauerampfer  kiseo  fem.  klsela  sauer,  nevjernjäk  (und  nevjer- 
ntk)  Ungläubiger  nevjeran,  prehodnjäk  (und  prehodnik)  Leit- 
hammel vgl.  prehodnl  dvan,  rlbnjäk  Fischteich  rlhan  fisch- 
reich riba  Fisch,  slobodnjäk  Freisaß  Slobodan  frei,  veseljäk 
lustiger  Bursch  veseo  fem.  vesela.  —  Von  Partizipien  prät. 
pass.  z.  B.  öbjesenjäk  (Galgenstrick)  Lumpenkerl  dbjesen  zu 
objesiü  aufhängen,  pokrstenjäk  zum  Christentum  Über- 
getretener pokrstiti  zum  Christen  machen,  poturcenjäk 
Renegat  poturciti  vertürken.  —  Wenn  die  Bildung  erfolgt 
von  Adjektiven  auf  -skt,  so  entsteht  durch  die  Wandlung 
von  sk'  in  st  die  Endung  -stak,  die  gelegentlich  auch  an- 
gewendet werden  mag,  ohne  daß  ein  solches  Adjektiv  vor- 
handen ist,  z.  ß.  durdevstäk  einer,  der  den  heiligen  Georg 
Burad  zum  Schutzpatron  hat  äurdevski,  görstäk  Gebirgs- 
bewohner gorsM  zu  gdra,  ilijnstäk  der  den  Tag  des  heil. 
Elias  Ilija  feiert  Uljnskt. 

403.     B.  Ableitungen  von  Substantiven. 

a)  -äk,  selten,  z.  B.  dvlzäk  neben  dvlze  zweijähriger 
Widder,  ömäk  neben  öme  junges  (etwa  einjähriges)  Füllen, 
slfiväk  (neben  sljivik)  Pflaumengarten  slfiva,  suräk  und  shr- 
jäk  Schwager  (dass.  süra). 

b)  -'äk;  das  Grundwort  mit  letztem  palatalen  Kon- 
sonanten, z.  B.  müzjäk  Männchen  (der  Vögel)  müz  Mann, 
pöljäk  Feldhüter  pölje,  temeljäk  stämmiger  Mensch  temelj 
Fundament,  zemljäk  Landsmann  zemlja. 

Das  Grundwort  mit  letztem  nicht  palatalem  Konso- 
nanten, z.  B.  Bösvjäk  Bosnier  Bösna,  Imenjäk  Namens- 
vetter Ime  gen.  hnena,  vgl.  prezimenjäk  einer  mit  gleichem 
Zunamen  prezime,  Ijestäk  Haselstaude  lijeska  dass.,  rodak 
Verwandter,  Vetter  röd  roda  Geschlecht,  trscäk  Röhricht 
tiska  Rohr. 

403.  c)  -njäk,  z.  B.  änatemnjäk  (neben  änatemmk) 
des  Anathema  änatema  würdig  (wohl  von  einem  alten  Adj. 
'•'anateman),  pökoznjäk  Furunkel  (eig.  was  unter  der  Haut 
kosa  ist),  näocnjäci  pl.  Scheuleder  (vgl.  näocnlk  Brille)  na 
oko   Auge,   prokletnjäk   (und  prokUtnik)  Verfluchter  pröklet. 


256  Stannnbilduug  der  Nomina.  [§  403—406. 

pfsnjäk  w.  a.  Brustriemen  phi  pl.  Brust,  stöhjäk  Tisch- 
tuch dö  gen.  stöla,  irpesnjak  dass.  zu  trpeza,  mnjäci  pL 
Ohrgehänge   ülio,  zähvjak  Frosclilaich  iäha. 

404.  Eine  besondere  Bedeutung  gewinnen  die  Ab- 
leitungen von  Pflanzennamen  mittels  -clk,  -'äk,  -njäk; 
cie  bezeichnen  eine  Ansammlung,  den  Standort,  das  Ge- 
büsch u.  ä.  solcher  Pflanzen:  hrötnjäk  Feld  für  Färberröte 
hröc,  drenjäk  Kornelkirschenwald  drijen,  glösjäk  Weißdorn- 
stand (jlog,  ghnljäk  Eichenwald  grm,  tvljak  Weidenstand 
Iva,  jägodnjük  Erdbeerstrauch  jägoda,  josljäk  Erlenbusch  joÄrt, 
jovljäk  dass.  jöva,  liicnjäk  Knoblauchgarten  lük,  Ijestäk  Hasel- 
busch lijeska,  pavUnjäk  Waldrebengebüsch  fävU,  ruzicnjäk 
Rosengarten  rüzica,  slßväk  Pflaumengarten  sljlva,  topöljäk 
Pappel wald  topöla,  ih)jäk  Dornbusch  trn,  irscäk  Röhricht 
trska,  vöcnjäk  {vötnjäk)  Obstgarten  voce,  vrhljäk  Weiden- 
gebüsch vrba;  vgl.  auch  kamenjäk  Ort  mit  vielen  Felsen 
kämen. 

405.  5.  -älj,  die  Silben  vorher  kurz;  seltenere  Bil- 
dungen, von  Adjektiven  wie  von  Substantiven, 
z.  B.  cetwtälj  Art  Getreidemaß  cetvrti  vierter,  gühälj  Grind- 
mähre guha  Aussatz,  Räude,  kiisälj  gestutztes  Pferd  km, 
pütälj  Pferd  mit  Blässe  (eig.  mit  Fessel  püto)  am  Fuß, 
slvälj  Grauschimmel  s'iv  grau. 

40©.  6.  -äs,  Bildungen  von  Adjektiven  und 
Substantiven  aus;  die  Silben  vorher  kurz,  mit  wenig 
Ausnahmen  der  Hochton  im  Nominativ  als  '  auf  der 
Silbe  vor  -äs,  in  den  obliquen  Kasus  geht  er  in  diesem 
Fall  auf  -äs  über  als  ',  z.  B,  kriläs  gen.  krildsa. 

A.  Ableitungen  von  Adjektiven,  nicht  häufig, 
2.  B.  hjeläs  Schimmel  blo  fem.  bijcla  weiß,  hogätäs  Reicher 
högat,  mahnttäs  Tor  mähnit,  x)lememtäs  Edler  plhnenit  adlig, 
krtväs  langes  krummes  Messer  kriv  krumm,  velikäs  Magnat 
vlllk'i  groß. 

B.  Ableitungen  von  Substantiven;  die  Wörter 
bedeuten  den  oder  das  mit  dem  Dinge  Ver- 
sehene,  Beschäftigte  u.  ä. ;    sehr    häufige  Bildungen. 


§406—408.]  Stammbildung  der  Nomina.  257 

a)  -äs,  der  vorangehende  Konsonant  nicht 
pal  ata  1,  z,  B.  gäjdäs  Dudelsackpfeifer  gäjde  pl.  Dudel- 
sack, ihräs  Rogner  ikra,  imeläs  (und  meläs)  Misteldrossel 
Imela  (und  mela)  Mistel,  kärtäs  Kartenspieler  kärfa,  krdäs 
(eig.  der  Geflügelte)  Adlertaler  krilo  Flügel,  lUhiäs  (und 
llcinär)  Bastseiler  lUina  Baststrick,  örläs  Adlertaler  örao 
gen.  6rla^  x>äprikäs  Fleischspeise  mit  päprika,  pelenäs  Wer- 
mutwein pelen,  pencUeräs  Nachbar  gegenüber  p)endzer 
Fenster,  pletkäs  Ränkeschmied  pletke  pl.,  rabötüs  Arbeiter 
räbota,  iamhlräs  Tamburaspieler  tämhura. 

b)  -'äs,  der  vorangehende  Konsonant  palatal; 
die  meisten  von  solchen  Grundworten,  die  bereits  den 
letzten  Konsonanten  palatal  haben,  so  dupljäs  Holztaube 
düplja  Baumhöhle,  medäs  und  pomcdäs  Grenznachbar  meda 
Grenze,  tikljäs  Stangenbohrer  irklja  Stange;  öfter  von 
Fremdwörtern,  die  skr.  auf  -ija  enden,  und  von  serbokr., 
•die  diese  Endung  angenommen  haben,  z.  B.  dimVtjäs  einer 
der  dlmlije  (pl.)  eine  Art  langer  Hosen  trägt,  gaVijäs 
ßchiffsknecht  gälija,  wwryäs  Pfarrkind  j»rr(;'a  Pfarrsprengel, 
robljäs  Fronarbeiter  robija  Frone  zu  röb  Sklave.  —  Selten 
ist  -'äs  bei  Grundworten  ohne  palatalen  Konsonanten,  so 
gftvnjäs  eine  Art  Holztaube  (eig.  Ringtaube)  grivna  u.  a. 
Armband,  grljäs  dass.  zu  gflo  Hals,  Kehle,  glagöljäs  G!a- 
golitenpriester. 

407.  7.  -ei  (über  -ei  bei  Nom.  actionis  s.  §  474), 
selten,  von  Adjektiven  ableitend,  z.  B.  mlädes  Jugend 
d.  h.  junge  Leute  mläd,  fiitnes  Kleinigkeit  iiitan  klein  fein, 
stärez  alte  Überbleibsel  stär  alt,  tn'üdez  verfaulte  Dinge 
trüo  fem.  irula  (=  trühla)  morsch,  faul.  Von  Substantiv: 
pile£  ;Menge  kleiner  Kinder  plle  junges  Huhn,  Junges. 

408.  8.  -tc,  der  Hoch  ton  als  '  auf  der  vorletzten 
Silbe  des  Nominativs,  geht  in  den  obliquen  Kasus  als 
auf  -Ic  über,  die  Silben  von  dem  Formans  sind  kurz, 
z.  B.  mlädU  gen.  mladica  Jüngling  zu  mläd  jung ;  seltene 
Bildungen,  vgl.  noch  brzU  der  Schnelle  brz,  ddbric  zu  dö- 
bar  gut,  zlic  zu  zäo  fem.  zlä,  beides  =  Beule  (Geschwür), 
■ersteres  euphemistisch,  gölte  der  Nackte  gö  fem.  gdia,  mfis- 

Leskien,  Serbokroatische  Grammatik.  17 


258  S tarn mbi  1(1  ung  der  Nomina.  [§408 — 410. 

kic  kleiner  Junge  müski  von  nini  Mann,  oblic  zylindrischer 
Stab  öbao  i'era.  öbla  rund,  sljepU  Blindschleiche  slijep  blin'l. 

409.  9.  -th;  wenn  der  Ableitung  ein  Adjek- 
tiv auf  altes  -hm,  skr.  -an  (mit  beweglichem  a), 
zugrunde  liegt,  entsteht  eine  Endung  -nilt  (aus 
-hnikh),  die  dann  auch  selbständig  ohne  ein  vermittelndes 
Adjektiv  zu  Ableitungen  von  Substantiven  aus  verwendet 
wird.  Die  Ableitungen  auf  -Ik  außerhalb  -hnikö  haben  die 
Silben  vor  dem  Formans  kurz  mit  ganz  vereinzelten  Aus- 
nahmen. 

A.  -ik;  Ableitungen  von  Adjektiven  und  Par- 
tizipien. 

a)  Von  nicht  par  tizi  p  ialen  Adjektiven,  z.  B. 
crnik  Schwarzer  (Scheltwort  =  Böser)  crn,  jeänogddisnßei 
in  gleichem  Jahr  geborene  jedan  godisnjl;  jäbukovik  Apfel- 
wein jäbukov  jäbuka,  jänk  Sommergetreide  järi  Sommer-, 
lurtvik  schlaffer  Mensch  tniiav  gen.  mrtva  tot,  rämk  früh 
reifende  Frucht  räni  früh,  slämk  Salzfaß,  Art  Steinsalz 
slän  salzig,  sljivovik  Pflaumenwasser  sljlvov  sljiva,  töplik 
Südwind  töpal  fem.  töpla  warm,  vedrlk  Lichtung  im  Röh- 
richt vedar  fem.  vedra  licht,  heiter,  vmijotnk  Kirschwein 
visnjov  vlsnja. 

410.  Eine  besondere  Gruppe  bilden  die  Ablei- 
tungen von  Adjektiven  auf  -eji  und  (weniger 
häufig)  -au;  es  entsteht  in  ihnen  eine  Verbindung  -etiik, 
-anik,  die  dann  weiter  ohne  Adjektiv  unmittelbar  zur  Ab- 
leitung von  Substantiven  aus  gebraucht  werden  kann, 
z.  B.  brätstvemk  (und  bratsivenjäk)  einer  aus  einem  brätstvo, 
vom  Adj.  Iräfstven,  drfizbemk  Genosse  drüzben  (in  älterer 
Spr.)  zu  drüzba  Genossenschaft,  ledemk  Eisgrube  leden  zu 
led  gen.  leda  Eis,  molitvenik  Gebetbuch  mblüveni  zu  molitva 
Gebet,  pählenik  Teufel  7?r)Ä-/ewi  zu  päkao  gen.  imkla  Hölle, 
pöslenik  Arbeiter  jjöslem  Arbeits-  zu  posao  gen.  pösla,  slüz- 
benik  Diener  slüzben  (in  älterer  Spr.)  zu  sluzba  Dienst. 
Nach  solchen  Fällen  gebildet  hapsemk  Arrestant  haps  Ge- 
fängnis, öiadzbemk  Eingeborener,  vgl.  ötadzbina  Vaterland, 
sedlemk    Reitpferd    sedlo  Sattel,    trüdbemk    der   sich  Mühe 


i;^  410—412.1  Stanirubiklung  der  Nomina.  259 

gibt  trüdha.  —  suncämk  Sonnenuhr,  Sonnenblume  suncäni 
Sonnen-  zu  sünce  Sonne,  svecämk  =  svccant  dän  Feiertag  zu 
svetac  gen.  sveca  Heiliger ;  ebenso  gebildet  z.  B.  drvJjänik 
Holzhaufen  drvlje  koll.  zu  drvo,  kbpljanih  Lanzenträger 
koplje,  perjamk  (eig.  Federbuschträger)  Bezeichnung  einer 
Truppe  in  Montenegro  perje  koll.  zu  ^^ero  Feder. 

411.  b)  Von  Partizipien  prät.  pass.,  z.  B. 
hraujemk  Zögling,  Pflegekind  zu  Jircwjen  von  hräniti  nähren, 
mncenlk  Märtyrer  nmciti  peinigen,  nekrstentk  üngetaufter 
krstiti  taufen,  poznanik  Bekannter  2J0Z7iati  kennen,  ränjemk 
Verwundeter  räniti,  siutemk  der  vom  Schicksal  (einem 
Mädchen)  bestimmte  süditi  entscheiden,  osiidenlk  Verur- 
teilter Gsüditi,  ücenik  Schüler  äciti  lehren,  utoplemk  Er- 
trunkener uidpiü  ertränken,  üjerenlk  Verlobter  vjeriti,  yö- 
slänik  Gesandter  2^0 slati  senden. 

412.  B.  -mk  =  •mikö,  außerordentlich  häufige 
Bildungen,  meist  Personen,  seltener  Sachen 
bezeichnend;  die  Adjektiva  auf  -au  {-hm)  sind  teils  in 
der  Sprache  gebräuchlich,  teils  in  älterer  Zeit  vor- 
handen, teils  ist  -nik  ohne  Adjektiv  selbständig  ver- 
wendet. Personen,  z.  B.  bezäkonik^  (=  bezakonbnikh) 
Mensch  ohne  Religion  (Gesetz)  zäkon,  hezhozmk  Gottloser 
hezhozan,  bezdusmk  Herzloser  bezdusan,  bljednik  falscher  An- 
kläger zu  bijeda  Verleumdung  {bljedan  heißt  «elend»), 
boUsnik  Kranker  bölestan  fem.  bolesna,  cärinik  (=  cesari- 
nhnikz)  Zollbeamter  cärina  Zoll,  cetmk  einer  aus  einer 
Bande  cHa,  dühovmk  Geistlicher  diüiovni,  düznik  Schuldner 
dnzan,  gläsmk  Bote  (jläs  u.  a.  Nachricht,  grjesmk  Sünder 
(jrjesan,  knjUevmk  Literatur,  Gelehrter  knjizevan  literarisch, 
gelehrt  von  knjlga  Buch,  Schrift,  konjik  Reiter  (==  konbniko) 
konj  Pferd,  krvmk  Mörder  khmi  blutig,  krvdlocmk  Blut- 
dürstiger k?v  Blut  lokatl  lecken,  krvoprölitnik  Blutvergießer 
pröliti  part.  pass,  prolif,  mitnik  bestechlicher  Mensch  mit 
(niito)  Bestechung,  ndcelnik  Vorsteher  celo  Stirn,  nämjesmk 
Stellvertreter  mjesto  Ort,  ndredmk  Besteller  narediti,  näsljed- 
■mk  Erbe  naslijediti,    nemöcmk  Kranker  nemoöan,  nendvidmk 

17* 


260  Stammbildung  der  Nomina.  [§  412. 413. 

Hasser  nenävidjefi,  nesret'mk  Unglücklicher  vesrecan,  btpadmk 
Abtrünniger  ötpadati  abfallen,  imlloznik  Untertan  pödlozan, 
pököjmk  Verstorbener  pökojm,  pomöcmk  Helfer  pomoci 
helfen,  pomöö  Hilfe,  poslhsnlk  willig  Gehorchender  pb- 
slüsnn  gehorsam,  propovjedmk  Prediger  propovijedati^  protivmk 
Gegner  jrrofivan,  püstimk  Einsiedler  {= pustynhnikh)  pnstinja 
{= pustyni)  Wüste,  pütntk  Reisender  p?7#  (Adj.  pütan  bedeutet 
«angemessen,  recht»,  eine  Bildung  davon  würde  *püt7iik 
oder  *püfnik  lauten),  srödmk  Verwandter  srodan,  tisuö)ük 
der  Tausende  tlsiica  besitzt,  ngovörmk  Kontrahent  vgl. 
ugovör  Verabredung  vgovdriti  verabreden,  urednik  Verwalter 
urediti,  vläsmk  Eigentümer  vlästan  fem.  vldsna  Macht  vläsf 
habend,  zäkupmk  Pächter  zdkup  Pacht,  zapovjedmk  Befehls- 
haber za2)dvjediti,  zäsiavmk  Fahnenträger  zästava  Fahne. 

Sachen,  z.  B.  lüädmk  Sonnenschirm  hlädmk  Laub- 
hütte hlddan  kühl,  Istocmk  Ostwind  'istocm  östlich,  nb&mk 
Nachtwind  (und  «Mondsüchtiger»,  fem.  nöönica  eine  Art 
Gespenst)  vöcm  nächtlich,  präzmk  Feiertag,  präznik  leerer 
Bienenstock  prdian  leer,  rücmk  Handtuch  rüka^  trävmk  um- 
zäunter  Grasfleck  trävnl  zu  trdva  Gras,  ddvratmk  Tür- 
pfosten vrdta^  kömärnik  Mückennetz  kdmär,  kömk  {=kolbnihi>) 
Fahrweg  köla  pl.  Wagen,  Ijesmk  Haselnuß  lijeska  Hasel- 
strauch, päsmk  Weideplatz  päsa  Weide,  pbdvraimk  Wamme 
vrät  Hals,  ponedjeljnlk  was  nach  Sonntag  nedjelja  kommt  = 
Montag,  ntörnik^  Dienstag  =  viforbnikz  zu  vtton  zweiter, 
zimövmk  Winteraufenthalt  zima. 

413.  10.  -ica;  ebenso  wie  neben  -tk  ein  -7ilk 
aus  -hnikh  entsteht,  so  neben  -ica  ein  -nica  aus 
-bnica.  Wenn  die  Ableitungen  auf  -ica  und  -nica  Personen 
bezeichnen,  sind  diese  sehr  häufig  die  Feminina  zu  den 
Mask.  auf  -ac  (s.  oben  §  393)  und  -tk  (§409).  Außer- 
ordentlich zahlreiche  Wörter.  Bisweilen  werden  die  an 
sich  femin.  Wörter  von  männlichen  Personen  ge- 
braucht, z.  B.  lükavica  ein  schlauer  Mensch  (Mann  oder 
Frau)  zu  lükav. 

A.  -ica,  Ableitungen  von  Adjektiven  und  Par- 
tizipien. 


§  413.]  Stammbildung  der  Nomina.  261 

a)  Von  nicht  partizipialen  Adjektiven:  Per- 
sonen, z.  B.  hälavica  Rotzige  mask.  hälavac  zu  hälav,  crnica 
(Scheltwort)  böse  Frau  mask.  crmk  zu  cni  schwarz,  govdr- 
Ijivica  Redselige  mask,  ijovbrljivac  zu  gouorljiv,  gübavica  Aus- 
sätzige msk.  gübavac  zu  gübav,  jedlnica  einzige  Tochter 
jedinac  einziger  Sohn  jedim  einzig,  läkomica  die  Habsüchtige 
msk.  läkomac  zu  läkom,  läMjivica  Lügnerin  läsljivac  Lügner 
läzljiv  lügnerisch,  Ijenivica  Faulenzerin  msk.  Ijenivac  zu 
Ijeniv,  njeynica  Deutsche  nijemac  Deutscher,  sämica  die  Ein- 
same (ohne  Mann)  sdniac  der  Einsame  (ohne  Frau)  smn, 
stärica  Greisin  stärac  Greis  stär  alt,  sljepica  die  Blinde 
sUjepac  Blinder  slijep,  tvrdica  der  Knicker  (Geizige)  tvrd 
hart,  vjestica  Hexe  vjesfac  (vjestac?)  Hexenmeister  vßst 
geschickt,  zUca  Bösewicht  zäo  fem.  zlä  böse. 

Sachen:  Blstrica  (Flnßnsiine)  Instar  fem.  blstra  klar, 
brzlca  Schnelle  in  einem  Fluß  b?z,  bufica  Sturzbach  vgl. 
bifjan  heftig  (praeceps)  abg.  bujh,  crnica  Art  schwarzer 
Kirschen  c?n  schwarz,  düMevica  Regenwasser  dazdev  (älter) 
Adj.  zu  däid  Regen,  desnica  die  Rechte  desni,  klselica  u.  a. 
Sauerampfer  klseo  fem.  klsela  sauer,  Jcrvävica  Blutbeule, 
Blutwurst  ki'vav  zu  krv,  krlvica  Schuld,  Vergehen  knv^ 
Ijcvica  linke  Hand  lljevl,  mödrica  blauer  Fleck  mödar  fem. 
mödra,  prävica  Recht  präv,  sirövica  frisches  Stück  Holz 
sirov  frisch,  svjetlica  Blitz  sv'tjetao  fem.  svijetla  glänzend, 
sljlvovica  Zwetschenbranntwein  sljlvov  zu  sljlva,  töplica 
AVarmbad  töpal  fem.  töpla,  vrncica  hitziges  Fieber  vrüc  heiß. 
—  Eine  besondere  Gruppe  bilden  die  von  Adjektiven 
auf  -en  und  -an  herkommenden  (vgl.  oben  unter  -tk 
§  410),  z.  B.  Personen:  drüzbenica  msk.  drüsbenik  Ge- 
nosse, poslenica  Arbeiterin  msk.  pöslemk^  slüibenica  Dienerin 
msk.  släzbemk;  Sachen:  drvenica  Holzgestell  des  Saum- 
sattels  dfven  hölzern  drvo  Holz,  iglenica  Nadelbüchse  iglenl 
Hjla,  jäpnenica  Kalkofen  jdpnen  (alt)  jdpno  {väpno)  Kalk,  le- 
denica  Eiszapfen  leden  eisig  led  gen.  leda,  medenica  Honig- 
faß meden  zu  med  gen.  meda^  övsenica  Haferbrot  övsen  zu 
Qvas  gen.  övsa^  skUnica  Trinkglas  *sklen  sfäklen  gläsern 
*A'lö  {cklo)  stüklo  Glas,  strmenica  steiler  Ort  strmen,  vodenica 


282  Stammbildung  der  Nomina.  [§413 — 415. 

Wassermühle  voden  zu  vöda,  nicanica  zu  rücanö  (döba)  Essens- 
zeit, sjercanica  Brot  aus  sijerak  Moorhirse  Adj.  sjercani. 

414.  b)Von  Partizipien  prät.  pass.,  Personen, 
meist  Feminina  zu  Maskulinen  auf  -7Ä:,  z.B.  hranje- 
nica  Ziehtochter  msk.  kranjemk,  mucenica  Märtyrerin  msk. 
mucenik,  öjaclenica  die  Betrübte  djaditi  betrüben,  osudmica 
Verurteilte  msk.  osiutenÄk,  pusthiica  die  Geschiedene  imsiiti 
entlassen,  suäenica  die  (einem  Manne)  Bestimmte  msk. 
sudenik,  ücenica  Schülerin  msk.  uceriik,  vjerenica  Verlobte 
msk.  vjerenik  vjeriti,  znänica  Bekannte  msk.  znänac  znäü, 
zvänice  geladene  Gäste  zväti  rufen,  laden. 

Sachen,  z.  B.  brojenica  Rosenkranz  hrojiti  zählen, 
pecenica  Art  Braten  pedi  präs.  pecem,  pletenica  geflochtener 
Zopf  plesti  präs.  pUfem,  sactenica  Setzling  sädüi  pflanzen 
(setzen);  bränica  Pflückobst  bräti,  cijepanim  Holzscheit 
cijepati  spalten,  mähanica  Brett  zum  Hanfklopfen  mähati, 
poslänica  Sendschreiben  pöslati,  tkänica  gewebter  Gürtel 
tkäti  weben,  vjencanica  Traugebühr  vjencati,  zakovdnica  be- 
schlagener Stock  zakövaii  beschmieden;  v'iüca  Haarlocke 
vlü  wickeln. 

415.  B.  -nica  =  -hnica,  Ableitungen  von  jetzt 
oder  einst  vorhandenen  Adjektiven  auf  -hnö  (-an); 
selbständig  gewordenes  -nica  dann  auch  zur  un- 
mittelbaren Ableitung  von  Substantiven  aus  ver- 
wendet. Personenbezeichnungen,  meist  Feminina 
zu  Maskulinen  auf  -ik,  z.  B.  bezukonica  Frau  ohne  Religion 
msk.  bezukomk,  bezöhraznica  Schamlose  msk.  bezöbraznlk  zu 
iezöbrazan,  bezdusnica  Herzlose  msk.  bezdusmk,  bezrodnica  die 
Unfruchtbare  bezrodan,  bolesnica  die  Kranke  msk.  holesnlk, 
gl'asnica  Botin  msk.  gläsnlk,  grjesnica  Sünderin  msk.  grjesmk, 
krmxica  Mörderin  msk.  krvnik,  nendvidnica  Hasserin  msk. 
nenävidnik,  nevjermca  die  Treulose  msk.  nevjernik  neviera», 
ötrövnica  Giftmischerin  msk.  ötrövmk  ötrövan  giftig  ötrov 
Gift,  pomocnica  Helferin  msk.  j^omöönik,  pödvodnica  Kupp- 
lerin pbdvoditi  (unterführen)  kuppeln,  skitnica  Landstreicher 
skitati  se  sich  herumtreiben,  zldsrefnjica  {-srecnica)  Unglück- 
liche msk.  zlösretnjik  zlösrcinjl. 


§415 — 418.]  Stammbildung  der  Nomina.  26o 

Sachen,  z.  B.  dänica  Morgenstern  (=  dbuhnica)  da» 
Tag  (=  dhnh),  Jdsnica  Regenwasser  kls7ii  zu  ktsa  Regen, 
kukuniznica  Maisbrot  kiikuruzan  huküruz,  mlijecnica  Milch- 
schwamm mlljecan  milchreich  mlijeko,  urnica  Ackerland  oriu 
Pflug-  drati  pflügen,  'pddrepnica  Schwanzriemen  pod  unter 
rejj  Schwanz,  präzvica  leerer  Bienenstock  präzan,  slrniva 
Käsebrot  s?rwt  sh",  sjenica  {^^=  senbnica)  Laube  sjen  Schatten, 
slämnica  Strohsack  slänian  släma,  slänica  Salzfaß  slän  salzig, 
tämnica  Gefängnis  tdmati  flnster  täma  {=fbma)  Finsternis. 

416.  11.  -7s  =  -ijsb,  seltene  Bildungen:  glädis  --— 
Hungerleider  zu  gläd  Hunger  glädan  hungrig,  =  einer  Art 
Eidechse  zu  glädak  glatt  glädifi  glätten^  GoUs  (Bergnarae) 
gö  fem.  gola  nackt,  mälis  Kleiner  mäli,  oblis  Steinbutt  öiao 
fem.  obla  rund,  walzenförmig,  ökolls  Kreis,  Bezirk  ökoio 
adv.  ringsum,  släfkls  Süßigkeit  sJädak  fem.  släfka,  stärls 
ein  Alter  stdr. 

417.  12.  -ka  =  -öka,  -bka,  z.  B.  hijelka  Name  für 
weiße  Henne  bio  fem.  bijela,  dijenka  roter  Apfel  (jäbuka) 
cHjen,  crnjka  die  Schwärzliche  (Mädchen)  cPn,  jälovka  gelbe 
Kuh  jälov,  klcenka  Art  Mütze  mit  Quasten  klcen  verziert 
zu  kUüi,  mätörka  die  Alte  (besonders  bei  Tieren,  vgl.  msk. 
matorac)  inätor,  plävka  Blondine  pläv;  von  Zahhvörtern 
eetvörka  Faß  von  vier  Eimern  ceivoro,  dvöjka  F.  von  zwei 
E.  dvoje,  desetörka  F.  von  zehn  E.  deseforo,  fröjka  F.  von 
drei  E.  tröje  u.  a.  d.  A. 

418.  13.  -onja,  femininaler  Form,  aber  auf 
männliche  Wesen,  Tiere  und  Menschen  an- 
gewendet. Die  Wörter,  Ableitungen  von  Adjektiven  und 
Substantiven,  sind  eigentlich  Weiterbildungen  von  Kose- 
formen auf -0  (s.§436fg.),  z.B.  brko7ija  einer  mit  großem 
Schnurrbart,  brko  dass.  (zu  bPk).  Von  Menschen  gebraucht 
haben  sie  öfter  übertreibenden  oder  deteriorierenden  Sinn  ; 
die  übrigen  sind  Rindern  amen.  Von  Menschen,  z.  B. 
bälonja  Rotziger  =  bälo  zu  bäle  pl.  Rotz,  dügonja  ein  langei 
Kerl  düg,  giävonja  ein  Großkopf  gläva,  hräponja  einer  mii 
rauher  Haut  hräpe  pl.  Unebenheiten,  krästonja  Grindiger 
krästa,  mldkonja  schlaffer  Mensch  mläk,  trbonja  Dickbauch 


264  Stammbildung  der  Nomina.  [§418—422. 

vgl.  trhiüi  Bauch,  zd^ronja  Vielfraß  =  zdero  zu  zderaii 
fressen ;  zuweilen  unmittelbar  von  Verben,  so  litonja  mit 
Durchfall  behafteter  litati,  prdonja  Farzer  pydjeti.  —  \'on 
Rindern:  Mjelonja  weißer  Ochs  bio  fem.  hijela,  krilonja 
0.  mit  weißem  Bauch  (eig.  der  Flügel  hat)  krilo,  hüsonja 
0.  mit  gestutztem  Schwanz  küs  gestutzt,  medonja  (Ochsen- 
name) =  medo,  dies  hypokor.  zu  medvjed  Bär,  rogonja 
großhörniger  0.  rög  Hörn,  sivonja  grauer  O.  slv,  cvjetonja 
O.  mit  Blässe  cvijet. 

419.  14.  -osa,  femininaler  Form,  aber  auch 
von  männlichen  Wesen  gebraucht;  Ableitungen,  nur 
selten  gebildete,  von  Substantiven  und  Adjektiven,  einige- 
nial  auch  unmittelbar  von  Verben;  z.  B.  cvjetosa  Ziege 
mit  Blässe  cvijet,  clänhosa  Weib  mit  dicken  Gelenken  cldnak 
Knöchel,  krilosa  am  Bauche  weißes  Schwein  (eig.  mit 
Flügeln  versehen)  krilo,  neznadosa  einer,  der  sich  unwissend 
stellt  ne  znäti,  nemogosa  der  tut,  als  könne  er  nicht  ne  möci 
mögu,  rögosa  (Schaf-  und  Ziegenname,  auch  für  ein  böses 
Weib)  rög  Hörn,  zelhiosa  (Ziegenname)  zelen  grün. 

420.  15.  -ulja,  Ableitungen  von  Adjektiven 
und  Substantiven;  fast  lauter  Bezeichnungen  von 
Kühen.  Hauptton  als  '  auf  der  drittletzten  Silbe,  die 
Silben  vor  dem  Formans  kurz.  Beispiele:  cvjetulja  Kuh 
mit  Blässe  (Blume)  an  der  Stirn  cinjet,  khsalja  gestutzte 
K.  küs  gestutzt,  mäculja  katzenfarbige  K.  mäca,  medidja 
(Kuhname)  med  Honig,  mrkulja  braune  K.  mrk  dunkel- 
farbig, plävulja  (Kuhname)  pläv  blond,  blau,  rbgulja  groß- 
hörnige  K.  rög  Hörn,  swidja  graue  K.  slv,  särulja  scheckige 
K.  vgl.  sära  Buntheit. 

4!31.  16.  -wt,  seltene  Bildungen,  die  Silben  vor  dem 
Ftirmans  kurz:  bogätün  Reicher  bögat,  gladün  Zierbengel 
vgl.  glädak  glatt,  medün  Art  Granatapfel  med  Honig,  slädün 
süßer  Granatapfel  vgl.  slädak  süß,  zekün  Apfelschimmel 
vgl.  zekan  dass.  zekast  hasenfarbig;  tekün  Rad  (eig.  Läufer) 
zu  teci  tecem  laufen. 

422.  17.  -Hsa,  Silben  vorher  kurz;  Ableitungen 
von  Adjektiven  und  Substantiven,  wenig  verbreitet: 


§  422 — 424.]  Stammbildung  der  Nomina.  265 

gärusa  (Schafname)  gär  rußige  Farbe,  niekusa  weiches  Obst 
(z.  B.  Apfel)  meJc,  mrkusa  braune  Stute  mfk,  mrtvusa  Schimpf- 
wort auf  Vieh  mrtav  tot,  pepeljusa  (pepeljuha)  Aschenbrödel 
pepeo  gen.  pepela  Asche,  pjeskusa  Sanderde  pijesak  Sand, 
pozemljtisa  Haus  aus  Steinen  (ohne  Kalk  und  Erde,  eig. 
was  an  der  Erde  ist)  zemlja,  pHjusa  Sanderde  pr(h)li 
(eig.  morsch),  rögusa  großhörnige  Kuh  rög  Hörn,  tmüsa 
Finsternis  tchna  {=  tbma)  dass. 

4^3.  VII.  Deminutiva;  Patronymika ;  Hypokoristika 
(Kosenamen).  Die  drei  Bedeutungsfärbungen  lassen  sich 
nicht  scharf  voneinander  trennen,  wie  auch  die  unter 
VIII.  zu  behandelnden  Augmentativa  nicht  ganz  fest  von 
den  Deminutiven  geschieden  sind.  Vgl.  Daniele,  Srpska 
deminucija  i  augmentacija  (Glasnik  drustva  srpske  sloves- 
nosti,  B.  XH,  Belgrad  1860);  Belic,  Zur  Entwicklungs- 
geschichte der  slavischen  Deminutiv-  und  Amplifikativ- 
suffixe,  Leipzig  1901. 

A.  Deminutiva  im  engeren  Sinne  und  Patro- 
nymika. 

1.  -ac  (mit  beweglichem  a)  =  abg.  -bcb,  z.  B.  hrätac 
Brüderchen  hräi,  dölac  gen.  döca  zu  dö  gen.  dola  Tal,  grädac 
zu  gräd  Stadt,  hümac  zu  hüm  Hügel,  jezicac  u.  a.  Züngel- 
chen an  der  Schnalle  jezik  Zunge,  komärac  zu  kömär  Mücke, 
rnlhiac  Kaffeemühle  mihi  Mühle,  pöpac  Hausgrille  (eigentl. 
Pf  äff  eben)  pöp  Priester,  staräcac  (=  starhcbcb  zu  starbch) 
dem.  zu  stärac  Greis^  zübac  u.  a,  Zahn  eines  Kammes  züb. 
Wenn  das  Grundwort  außer  Gebrauch  ist,  verliert  sich 
die  Deminutivbedeutung,  z.  B.  vrdbac  Sperling  vgl.  abg. 
nabbjb,  möljac  Motte  vgl.  abg.  molb,  kölac  Pfahl,  Pflock 
vgl.  abg.  kol5. 

424.  2. -ce  (^ -6ce),  Neutralform  zu  -ac  (_= -bcb), 
z.  B.  groce  =  grlbce  zu  grlo  Hals,  jdjce  jäje  Ei,  jezerce  je- 
zero  See,  klubäsce  für  klnbäcce  (=  klqböcbce)  klüpko  (=  klq- 
böko)  Knäuel,  seoce  (=  selbce)  selo  Dorf,  slovce  slovo  Buch- 
stabe, srdäsce  (=  srdbcbce)  sfce  Herz  (=  srdbce,  altes  De- 
minutiv), sünäsce  für  simacce  (=-  slnbcbce)  sünce  Sonne 
(=  slnbce,  selbst  altes  Deminutiv),  vretence  vreteno  Spindel, 


'286  Stammbildung  der  Nomina.  [§424 — 426. 

zrnce  zfno  Korn.  Wie  die  eigentlich  doppelt  deminuierten 
sünäsce  sind  auch  gebildet  sedläsce  (=  seddbcbce)  sedlo 
Sattel,  bfdäsce  {=  brdhchcc)  hfdo  Berg. 

Aus  Bildungen  wie  hrasänce  (=  hrasbnbce)  bräsno  Mehl 
wird  ein  -ance  verselbständigt,  daher  hlätänce  hläto 
Sumpf,  See,  cedänce  cedo  Kind,  psetänce  pseto  Hund  (s.  Belic, 
S.  179).  Aus  Doppelderainuierung  ist  entstanden 
djetesce  zu  dijete  gen.  djeteta  Kind  (dete  gen.  detete,  dem. 
"^detetbce,  weiter  deminuiert  '"detfibcbce,  das  ergibt  skr. 
djete{t)cce,  daraus  djetesce),  danach  gebildet  z.  B.  tjemesce  zu 
tjeme  gen.  tjemena  Scheitel.  Über  solche  Um-  und  Weiter- 
bildungen s.  Belic,  S.  168,  178,  179. 

425.  3.  -ca  (=  -bca),  Femininalform  zu  -ac 
{=  -beb),  wenig  verbreitet,  manches  nur  poetisch,  z.  B. 
käpca  häp  f.  Tropfen,  hrvca  krv  Blut,  nöcca  noc  Nacht,  pa- 
meca  (=  pam^ibca)  pämet  Verstand,  papraca  Art  Farn,  eig. 
dem.  zu  päprät,  rijecca  rljec  Wort,  smrca  (=  snirthca)  smyf 
Tod,  stvärca  stvär  Ding,  vrvca  Schnur  abg.  vrvb  fem.  Ein 
altes  Dem.  ist  djeca  koll.  Kinder  ==  detbca  zu  detb. 

420.  4.  -e  (= -e)  gen.  -eia  (urspr.  abg. -e/-e).  Von 
alters  her  sind  gebräuchlich  solche  Bildungen  zur 
Bezeichnung  von  Tierjungen,  skr.  jägnje  Lamm,  jüne 
junger  Ochs  (zu  altem  Adj.  juns  jung),  kljüse  Pferd  (Gaul), 
közle  {=]cozbl^)  junger  Bock  zu  kozbh,  läne  Rehkalb,  mläde 
junges  Tier  niläd  jung,  präse  Ferkel,  tele  Kalb,  stene  junger 
Hund,  zvijere  (=  zvere)  zvtjer  (=  zverb)  wildes  Tier,  Mrljehe 
gen.  Mrebeta  (=  zreb^  zrehete).  Dazu  auch  dijete  gen.  djc- 
ieta  Kind  (=  det^  det^te).  Vgl.  dazu  weitere  Aus- 
dehnungen auf  andere  Tiernamen  und  auf  Per- 
sonenbezeichnungen, z.B.  J^/ce  junger  Stier,  güsce  güska 
Gans,  mäsce  mäzga  Maultier,  ^<icep<?ca  Vogel;  ääce  Student- 
lein däk,  sambuce  Autodidakt  (eig.  dem.  zu  samouk),  turce 
junger  Türke  (vgl.  türak)  türcin  pl.  turci,  ünuce  ünuh  Enkel- 
kind, vläsce  junger  Vläh.  —  Die  Deminutivbedeutung  wird 
bisweilen  nicht  mehr  empfunden,  vgl.  hlizne  Zwilling, 
celjdde  einzelne  zum  Hause  gehörige  Frauensperson,  vgl. 
koll.  celjäd,  dvlze  zweijähriges  Schaf,  khne  Schwein. 


§427—429.]  Stammbüdunj,'  der  Nomina.  267 

427.  Tritt  -e  {=  -e)  an  Wörter  mit  letztem 
Konsonanten  h  oder  c,  so  entsteht  -ee,  z.  B.  djevöjce 
kleines  Mädchen  djevöjka,  davolce  zu  dem.  davölak  Teufel- 
chcn  von  dävö  gen.  dävola,  momce  mbmak  gen.  mönika  Bursche, 
pästörce  pästorak  Stiefsohn;  Biögradce  junger  Belgrader 
Biögradac,  hjegünce  junger  Flüchtling  bjegünac,  jedlnce  ein- 
ziges Kind  jedinac,  mjcmce  junger  Deutscher  nijemac,  vränce 
kleiner  Rappe  vrdnac.  —  Daraus  ist  ein  -ce  als  selb- 
ständiges Formans  entnommen,  z.  B.  ärapce  Mohren- 
kind ärap  ärapin  Mohr,  arnäuce  Albanesenkind  arnäutin, 
hivölce  Büffelkalb  bivo  gen.  hivola^  cigänce  junger  Zigeuner 
clganin,  cobänce  junger  Hirt  cöhai},  goveddrce  junger  Rinder- 
hirt govedär,  konj ce  Rößlein  konj,  ^JÖ^x'e  junger  Priester  2^op, 
siröce  Waislein  sirota. 

Aus  der  ursprünglichen  Anwendung  erklärt  sich,  daß 
die  Bildungen  auf  -e,  -ce  wenig  von  Dingen,  fast 
durchweg  von  lebenden  Wesen  gebraucht  werden, 
vgl.  indes  z.  B.  mjesce  dem.  zu  mljeJi  Schlauch. 

428.  5.  -al%  mit  beweglichem  -a-,  =  abg.  -öJcö  und 
-hkh;  eine  Scheidung  der  beiden  Formen  ist  nur  möglich, 
wo  dem  Formans  ein  gutturaler  Konsonant  vorangeht,  k 
g  h,  der  vor  b  zu  c  £  s  wird.  Beispiele:  cvijetak  Blüm- 
chen cvijet,  cünak  Weberschiffchen  cm  Kahn,  ddrak  dar 
Gabe,  gläsak  glas  Stimme,  golühak  gölüb  Taube,  listak  list 
Blatt,  7idsak  nös  Nase,  prsUnak  prsten  Ring,  shiak  sin  Sohn, 
völak  gen.  voka  zu  vö  gen.  vola  Ochs;  kozüsak  kozuh  Pelz, 
obidcak  öhläk  Wolke,  potöcak  pöiok  Bach,  prdsak  Stäubchen 
2)räh. 

429.  Alte  Deminutiv a  auf  -ykö,  vom  Nominativ 
maskuliner  -f«-Stämme  abgeleitet,  z.  B.  kamykö  zu  kamrj 
(gen.  kamen-e),  ergeben  bei  nochmaliger  Deminuierung  mit 
-hko:  kamycbko  skr.  kamicak  zu  kanten  (alter  Nom.  kämi), 
ebenso  jecmicak  Gerstenkorn  (im  Auge)  jecmen  Gerste, 
gr amicale  grümen  Klumpen,  kremcak  Feuerstein  krcmen, 
plamicak  plämen  Flamme,  pramicak  2^^'ämen  Büschel  (z.  B. 
Wolle),  vgl.  auch  ugljicak  Kohle  ügljen;  danach  ohne  eine 
solche  Grundlage    krajicak    äußerstes  Ende,    dem.  zu  kräj 


268  Stammbildung  der  Nomina.  [§429—432. 

Rand.  —  Auf  Anfügung  von  -bJcö  an  deminutivartige  andere 
Formantien  beruhen  Bildungen  wie  hrdöljak  zu  hrdo  Berg, 
brehiljak  hrijeg  Anhöhe,  covjecüljak  cövjek  Mensch,  momcüljak 
momak  Bursche. 

430.  6.  -ic,  die  Silben  vorher  kurz,  seltene  Bildungen: 
däMic  däM  Regen,  kbnjic  könj  Pferd,  kösic  kos  Korb,  mäljic 
mälj  Hammer,  ögnjtc  dganj  gen.  dgnja  Feuer,  vjetric  vjetar 
Wind,  zhänjlc  kleines  Holzgefäß  zhünj. 

Dazu  mögen  hier  einige  Neutra  mit  -ice  gefügt 
werden:  cvjeöice  zu  koU.  cvxjeie  (von  ccijei)  Blumen,  pl.  äo- 
lica  Schiebkarren  köla  pl.  "Wagen,  poljke  Feld  pölje^  prücice 
dem.  zu  koll.  prüöe  (von  prüt)  Ruten;  sowie  vereinzelte 
Feminina  auf  -tca:  vrhica  (neben  vrUca)  vrha  Weide,  la- 
dica  (neben  läctica)  läda  Schiff. 

431.  l.-ica,  sehr  häufige  Bildungen,  die  trotz  der 
femininalen  Form  nicht  an  femininale  Grund- 
worte gebunden  sind,  sondern,  wenn  auch  seltener,  auch 
von  maskulinen  (und  neutralen)  herkommen  können.  Die 
Silben  vor  -ica  sind  kurz.  Beispiele  von  femin.  Grund- 
worten: brädica  hräda  Bart,  djevdjcica  djevöjka  Mädchen, 
düsica  düsa  Seele,  gdrica  gora  Wald,  göspodica  Fräulein 
göspoda,  jäbucica  jäbuka  Apfel,  kbzica  koza  Ziege,  maferica 
matrix,  dem.  zu  mater  Mutter,  mätica  Bienenkönigin,  dem. 
zu  mäti,  nösica  nbga  Fuß,  pVica  altes  Dem.  zu  einem  *pöta 
Vogel,  sestrica  dem.  zu  scstra  Schwester,  stka  und  däscica 
=  döstica  zu  däska  Brett.  —  Von  Maskulinen:  cäbrica 
kleine  Wanne  cäbar  gen.  cäbm,  kamenica  einzelner  Stein 
kamen,  mäljica  Schlägel  mälj  Hammer,  rukävica  Handschuh, 
dem.  zu  riikäv  Ärmel,  stölica  Sessel,  eig.  dem.  zu  stö  gen. 
stöla,  ügänjka  üganj  T\ege\\  zu  dem  Neutrum  rJZo  Mund, 
Maul  ist  w^ohl  rüka  dass.  eig.  Deminutivum. 

43^.  8.  -ic  (abg.  -isib  =  *itjb),  eine  der  gewöhn- 
lichsten Deminutivbildungen.    Die  Silben  vor  -ir  sind  kurz. 

a)Deminutiva  im  engern  Sinne,  z.B.  b\ci('  kleiner 
Stier  bik,  cvjetic  cviiefShivae,  covjecic  cövjek  Mensch,  grädiö 
gräd  Stadt,  jeziciö  jezik  Zunge,  kötlic  köiao  gen.  kbtla  Kessel, 


§432.433.]  Stammbildung  der  Nomina.  269 

nöiic  nöz  Messer,  päsir  päs  (aus  ptdjäs)  Gürtel,  vjencic  vijenac 
Kranz,  ziihic  züb  Zahn. 

Wenn  das  Grundwort  als  letzten  Konsonanten 
Je  oder  c  hat,  so  entsteht  in  der  Ableitung  eine 
Endsilbe  -cic,  z.  B.  kUncic  zu  kUnac  von  klin  Nagel,  smciö 
zu  slnak  von  siv  Sohn,  hljepcic  zu  lüjehac  von  liljeb  Laib 
Brot.  Da  sich  leicht  eine  Beziehung  der  Bildungen  auf 
-cic  zu  nicht  deminuierten  Grundworten  einstellt,  z.  B. 
shi-cic  unmittelbar  als  zu  sin  gehörig  empfunden  werden 
kann,  wird  -cid  selbständig  angewendet,  z.  B.  bostänciö  zu 
höstan  Melonengarten,  hresciö  brljeg  Anhöhe,  kamenciö  kämen 
Stein^  mjescic  mijeh  Schlauch,  dbrascic  Wange  dbraz,  rdscic 
rög  Hörn,  trbuscic  trbuh  Bauch. 

Gewissermaßen  den  Übergang  zu  der  folgenden  Be- 
deutungsklasse der  persönlichen  Patronymika  bilden  die 
Wörter  auf  -ic,  die  junge  Pflanzen  und  junge  Tiere 
bezeichnen,  z.  B.  gräbiö  junge  Weißbuche  grab,  jäbuöic 
jäblika  Apfelbaum ;  lävic  junger  Löwe  läv,  orliö  örao  gen. 
örla  Adler,  ribic  riba  Fisch,  vucic  vük  Wolf,  zmlpc  zmija 
Schlange,  zäbiö  Kaulquappe  iäba  Frosch.  Die  Beispiele 
zeigen,  daß  maskuline  wie  femininale  Wörter  zugrunde 
liegen  können. 

433.  b)  Patronymika  und  Metronymika;  von 
Appellativen,  z.  B.  brätic  Brudersohn  brät,  kräljic  Königlein 
und  Königssohn  krälj,  sesfrie  Schwestersohn  sestra,  udövicic 
Witwensohn  udovica,  vöjvodiö  Vojevodensohn  vöjvoda ;  dahin 
auch  bbzic  (von  bog  Gott)  Weihnachten.  Von  Personennamen 
die  unzählige  Menge  serbokroatischer  Familiennamen 
auf  -ic  wie  Petric,  Miletiö,  Grujiö,  Savic,  Nikoliö.  —  Außer- 
ordentlich oft  liegt  diesen  Patronymika  nicht  das  Appellativ 
oder  der  Namen  unmittelbar  zugrunde,  sondern  das  von 
diesem  abgeleitete  possessive  Adjektiv  auf  -ov  (-ev),  z.  B. 
von  Appellativen  bänovic  Banssohn  bänov  bän,  kräljevic 
Königssohn  krdljev  krälj,  cärevic  Kaiserssohn  cärev  cär ;  von 
Namen,  z.  B.  Milosevic  von  Mihi,  Obrenovic  von  Obren, 
Jovanovic  von  Jovan,  Zivanovic  von  Zivan. 


270  Stammbiklung  der  Nomina.  [§  434 — i'M. 

434.  9.  -«',  seltene  Bildungen;  die  Silben  vor  dem 
Formans  kurz,  z.  B.  cunc  (neben  cäric)  Zaunkönig  cär, 
fjradiö  gen.  gradica  (neben  grädic  gen.  grädica)  dem.  zu 
gräd,  grlic  Flaschenbals  gflo  Hals,  j^ö^ic  (eig.  Pfäffchen) 
Zaunkönig  poj);  auch  von  Eigennamen,  z.  B.  Petriö  zu 
Petar  gen.  Petra. 

435.  10.  -ka,  nicht  nur  von  Femininen,  son- 
dern auch  von  Maskulinen  und  Neutren  ableitend. 
Die  Deminutivbedeutung  tritt  öfter  nicht  mehr  hervor. 
Beispiele:  celjuska  Schraube,  die  den  Flintstein  hält,  eig. 
dem.  zu  celjüst  Kinnbacken,  cerka  Töchterchen  der,  hümka 
dem.  zu  Mm  Hügel,  llska  list  Blatt,  miska  Arm  (eig.  Arm- 
muskel), eig,  dem,  zu  mls  Maus,  pecka  j;ec^  Ofen,  resetka 
Gitterwerk  reseto  Sieb,  sjecka  Häcksel  vgl.  sjeca  abgehauene 
Zweige,  slpka  dem.  zu  fiba  Rute,  trünka  zu  trün  Splitter, 
ienka  Weibchen  (von  Tieren)  zena.  Alte  Deminutiva  sind 
auch  djevöjka  Mädchen,  mäjka  Mutter  (von  Koseform), 
tetka  Tante  (vgl.   abg,  teta). 

Bisweilen  bezeichnen  solche  Bildungen  ein  einzelnes 
Exemplar  aus  einem  Haufen  oder  einer  Gattung, 
z.  B,  hiljka  Halm  vgl,  bilje  (=  hijlhje)  koll.  Kräuter,  iüjatka 
Farnstengel  koll.  hujäd  Farn,  gräska  einzelne  Bohne  gräJi, 
maslivka  Olive  mäslina  Ölbaum,  papratka  Farnstengel  päprät, 
präska  Staubkorn  präh,  sjemenka  Samenkorn  sjhne,  slämka 
Strohhalm  släma,  fipräska  Rute  sipräg  Gesträuch,  trävka 
Grashalm  träva,  zvjerka  Stück  Wild  zv'ijer,  zirka  einzelne 
Eichel    koll.  zir  Eicheln. 

436.  B.  Hypokoristika  (Koseformen),  gebildet 
mit  verschiedenen  Formantien;  sämtlich  Verkürzungen  von 
Appellativen  und  Eigennamen,  zweisilbig  (außer  den  auf 
■oje  auslautenden),  sofern  sie  nicht  selbst  durch  Deminutiv- 
formantien weitergebildet  sind  und  so  mehrsilbig  werden, 
z.  B,  Jelica  von  Jda  zu  Jelena. 

437.  1.  -a  Feminina,    -o  (und  -a)   Maskulina. 

—  Feminina,  Vom  Grundwort  bleibt  der  konsonantische 
Anlaut    mit    dem    folgenden    Vokal     und    dem   oder   den 


§437.438]  Stammbildung  der  Nomina.  271 

Konsonanten,  die  diesem  folgen.  Der  Akzent  ist  stets 
auf  der  ersten  Silbe,  z.  B.  von  Appellativen:  gospa  Herrin 
fföspoda,  käda  käduna  Dame  (türk.),  Icöka  kökös  Henne, 
krdva  hräva  Kuh,  lasa  läsica  Wiesel,  prija  jjrijateljica  Freun- 
din, növa  nevjesta  junge  Frau;  von  Eigennamen:  Grozda 
Grozdana,  Jevra  Jevrosima,  Jela  Jelena,  Pela  Pelägija.  Auch 
kommen  solche  Namen  mit  Endung  -e  vor,  z.  B.  Döbre  zu 
Döhrana,  Pere,  Pläne,  die  bei  Vuk  mit  ~  akzentuiert  sind. 

Maskulina,  z.B.  von  Appellativen:  brdto  (brdfa)  brät 
Bruder,  covo  covjek  Mensch,  medo  medvjed  Bär,  pobro  pdbratim 
Wahlbruder,  pöpo  {-pa)  pöp  Priester,  hero  Jiercegovac  Herze- 
goviner,  clgo  ciganin  Zigeuner;  von  Eigennamen:  Böio 
{-£a)  Bbzidär,  Ivo  {-va)  Ivan,  Kösto  (sta)  Kostädin  Kosiäntin, 
Ldzo  {-za)  Läzär,  Vdso  (sa)  Väsih'je.  Daneben  lokal  auch 
-e,  dann  ist  aber  der  Akzent  auch  ,  so  käle  zu  käluder 
Mönch,  Jure  Jure  (vgl.  Büro  Büra,  Bördije  Georg),  Täde 
von   Tädija  Thaddäus. 

438.  2.  -ja  Feminina,  -jo  (und  -ja)  Maskulina.  Vom 
Grundwort  bleibt  nur  der  konsonantische  Anlaut  mit  dem 
folgenden  Vokal.  Der  Akzent  stets  '  auf  der  ersten  Silbe. 
—  Maskulina  auf  -oje,  Akzent  "  auf  der  ersten  Silbe. 

A.  -ja,  -jo. 

a)  Feminina;  von  Appellativen  z.  B.  groja  grdz- 
nica  Fieber,  Uja  llsica  Fuchs,  seja  sestra  Schwester;  von 
Eigennamen  z.B.  Sfoja  Stöjana,  Böja  Bögdana. 

b)  Maskulina;  von  Appellativen  z.B.  brdjo  {-ja} 
brät  Bruder,  düjo  {-ja)  dühovmk  Beichtvater,  Geistlicher, 
zejo  zec  Hase;  von  Eigennamen  z.  B.  Köjo  Kosiädm, 
Mijo  zu  Mihäilo  oder  zu  Mitar  (=  Dinutrije),  Pejo  Petar,. 
Stöjo   Stojan. 

Die  unter  1.  und  2.  genannten  Hypokoristika  können 
durch  -ka  fem.  und  -ko  mask.  weitergebildet  (deminuiert) 
werden,  erhalten  aber  dann  meist  den  Akzent  ",  z.  B. 
Jelka  zu  Jela  von  Jelena,  Stöjka  zu  Stöja  von  Stöjana;  Ivko 
zu  Ivo  von  Ivan,  Stöjka  zu  Slojo  von  Stojan. 

B.  -oje,  nur  Eigennamen,  z.  B.  Bögoje  zu  Bögosav, 
IJrägoje  Drägosav,  MUoje  zu  Eigennamen  mit  milo-,  Petoje 


272  Slammbildung  der  Nomina.  [§  438—443. 

Petar,  Vukoje  zu  Eigennamen  mit  vuko-,  vgl.  noch  Zlätoje, 
Stänoje,   Cvjetoje  usw. 

439.  3.  -ka  Feminina,  -ko  (daneben  auch  -ka)  Mas- 
kuHna.  Vom  Grundwort  bleibt  nur  konsonantischer  An- 
laut mit  dem  folgenden  Vokal;  Akzent  stets  '. 

a)  Maskulina;  von  Appellativen  z.  B.  djeko  djed 
•Großvater,  priko  prijatelj  Freund;  —  von  Eigennamen  z.  B. 
Jöko  Jövan,  Ldko  (Ldka)  Läzär. 

b)  Feminina;  von  Appellativen  z.  B.  söka  sestra, 
neka  nevjesta  junge  Frau;  von  Eigennamen  z.  B.  Jeka 
Jelena,  Ika  Ivana. 

440.  4.  -ca  Feminina,  -co  (und  -ca)  Maskulina.  Vom 
Grundwort  bleibt  nur  der  anlautende  Konsonant  mit  dem 
folgenden  Vokal;  Akzent  stets  '. 

a)  Maskulina;  von  Appellativen  z.  B.  hruco 
(hräca)  hrät,  öco  Vater  (Pater,  Klostergeistlicher)  ötac;  von 
Eigennamen  z.  B.  Peco  Petar,  Joco  (-ca)  Jövan. 

b)  Feminina;  von  Appellativen  z.  B.  mäea  mäcka 
Katze;  von  Eigennamen  z.  B.  Jeca  Jelisdveta. 

441.  5.  -ca,  Feminina  und  Maskulina  (hier  auch 
-co);  wie  es  scheint,  selten  verwendet;  das  Grundwort  be- 
handelt wie  unter  4.,  Akzent  stets  ';  z.  B.  teca  zu  tefak 
Mann  der  Tante,  Köca  (-co)  Kostädin;  Käca  (Daniele, 
Glasnik  XII,  486)  zu  Katharina. 

443.  6.  -sa  Feminina,  -so  (und  -sa)  Maskulina;  das 
Grundwort  behandelt  wie  unter  4.  und  5.;  Akzent  stets  '. 

a)  Maskulina;  von  Appellativen  z.  B.  'priso  (-so) 
prijatelj  Freund;    von   Eigennamen    z.  B.   Gliso  (-sa)   zu 

Gligorije  aus   Gngorije,  Miso  (-sa)  Mihäilo,  Peso  Petar,  Töso 
{-sa)  Tödor  aus   Teodor. 

b)  Feminina;  aus  Appellativen  z.  B.  sesa  sestra, 
sndsa  snäJia  Schwiegertochter;  von  Eigennamen  z.  B. 
Däsa  Däfina,  Bdsa  Rcidöjka. 

443.  7.  -la,  -le  Feminina  und  Maskulina;  das  Grund- 
w'ort  behandelt  wie  oben;  der  Akzent  bei  -le  ~,  z.B.  hräle 
^rät,   Vüle   Vük;  sela  sele  sestra,  male  mäti  Mutter. 


§  444—446.]  Stammbildung  der  Nomina.  273 

444.  VIII.  Augmentativa  (Amplifikativa);  die  Wörter 
drücken  Vergrößerung,  Vergröberung,  Plumpheit,  auch 
Häßlichkeit  und  Schlechtigkeit  aus. 

1.  -'aga,  der  vorangehende  Konsonant  palatalisiert ; 
seltene  Bildungen,,  z.  B.  soviiljaga  zu  söva  Eule,  rüpcaga  zu 
rüpa  Loch,  Grube,  wohl  auch  so  zu  fassen  vlnjaga  wilder 
Weinstock,  wilder  Wein,  zu  vino. 

445.  2.  -an  gen.  -ana;  vereinzelt  auch  -an.  Al»- 
leitungen  von  Substantiven  und  Adjektiven; 
deteriorierender  Bedeutung;  die  Silben  vor  -an  kurz, 
Akzent  '  auf  der  vorletzten:  hükvan  Dummkopf  hukva 
Buche,  crnjan  Schwärzling  (Scheltwort)  crn  schwarz,  dlvljan 
(ein  Märchenwort)  Art  Riese  zu  dw  (türk.)  Riese  oder  zu 
dlvlji  wild,  domisljan  (scherzhaft)  einer,  der  für  alles  Rat 
hat  (Schafferat),  vgl.  domüljati  Rat  schaffen,  J<l)pan  großer 
ungeschickter  Mensch  zu  klip  i.  d.  B.  Wurfprügel,  kopUan 
unehelicher  Sohn,  ein  Mordskerl  (nebulo)  zu  kopile  ntr. 
Bastard,  mrtvan  schlaffer  JNIensch  mrtav  gen.  mriva  tot, 
süpljan  Dummkopf  süpalj  löcherig,  tiqmn  Stumpfsinniger 
tüp  stumpf,  zavrzan  (Scheltwort)  großer  ungeschickter 
Mensch  vgl.  zavrsti  se  sich  verwickeln,  zvekan  Dummbart, 
wohl  zu  zveket  Geklimper  zveketati  klimi^ern,  zükvan  dass. 
Die  angegebene  Bedeutungsfärl)ung  fehlt  zuweilen,  so  ruta» 
Fuchs  (Pferd)  rut  fuchsrot,  säran  Karpfen  (eig.  Bunter, 
vgl.  sären  bunt),  zekan  Apfelschimmel  vgl.  zeko  zelenko  dass. 
In  einigen  Fällen  hat  das  Formans  hypokoristische 
Bedeutung,  so  hräjan  (vertraulich)  vgl.  Iräjo  zu  brät 
Bruder,  stftcan  zu  stnc  Oheim,  mäcan  zu  mdcak  Kater. 

446.  Daneben  besteht  ein  Formans  -an,  die 
Silben  vorher  sind  kurz;  Ableitungen  von  Tier-  und 
Personenbezeichnungen,  z.  T.  hypokoristisch,  z.  T. 
«her  augmentativ:  curän  Truthahn  cüra  Truthenne,  gäcän 
Hosentaube  gäce  pl.  Hosen,  güsän  Kropftaube  güsa  Kropf, 
jmrän  Truthahn  püra  Truthenne,  güsäji  Gänserich  vgl.  guska 
Gans,  iüjän  falber  Ochs  zu  züt  gelb;  davölän  Mutwilliger 
Mvo  gen,  äävola  Teufel,  vragölän  dass.  vgl.  vragölije  pl. 
Teufelei  zu  vräg  Teufel,  kümän  (vertraulich)  küm  Gevatter, 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  18 


274  Staiiimbilduiig  der  Nomina.  [§446 — 450. 

prljän    (vertraulich)    prijafelj    Freund,    sirbtän  Waise  siröia 
dasselbe. 

447.  o.  -am,  in  wenig  Beispielen  ist  die  Bedeutung 
deutlicher  ausgeprägt,  so  IjudesJcara  (zu  IJüdi  Leute)  augm. 
zu  cövjek,  müskara  Frauenzimmer,  das  sich  wie  ein  Mann 
gebärdet  miiski  männlich  zu  mü^,  pljdstara  pljosfa  Pfütze, 
sträcara  sträc  ein  sehr  schlechtes  Haus,  ziikvara  zükva  Art 
großer  saurer  Äpfel,  vgl.  jäjara  Art  großer  Pflaume  (Eier- 
pflaurae)  jdje  Ei,  zenskara  Weibchen  (von  Tieren,  eigent- 
lich wohl  deteriorierend)  zu  zenski  weiblich. 

448.  4.  -da,  nur  in  Verbindung  mit  anderen  For- 
mantien und  selten:  glävürda  und  glävura  augm.  zu  (jldva 
Kopf,  nözürda  zu  nöga  Fuß,  Srlenda  zu  Srh  Serbe. 

449.  5.  -ina,  die  häufigste  Augmentativbildung 
und  in  sehr  zahlreichen  Beispielen  vertreten.  Die  Ableitung 
kann  von  Maskulinen,  Neutren  und  Femininen  ausgehen. 
Durch  Verbindung  mit  vorangehenden,  dem  Grundwort 
angehörenden  Formantien  entstehen  neue,  selbständig 
werdende,  z.  B. -efiwa,  -tirina  u.a.  (s.  §450fg.).  Die  Silben 
vor  -ina  sind  kurz. 

a)  -ina,  z.  B.  hardacina  härdäk  gläserne  Kanne,  becä- 
rina  becär  Junggeselle,  höcina  hök  Seite,  brdina  hrdo  Berg, 
hrezina  hrljeg  Hügel,  crkvina  Kirchenruine  crkva,  gradiva 
gräd  Festung,  Stadt,  gräsina  gräli  Bohne,  jävorina  jävdr 
Ahorn,  Mobücina  klobük  Hut,  ludäcina  ludäk  Tor,  mäjcina 
mujka  Mutter,  njemcina  iiijemac  Deutscher,  pshia  pas  gen. 
]}sd  Hund,  irhusina  trhth  Bauch,  vdjstina  vöjska  Heer,  vrü- 
cicina  vritcica  Fieber,  vücina  vnk  Wolf. 

450.  b)  -etina;  entsteht  bei  Grundworten  auf  -e 
(=  -c)  gen.  -eta  (für  de),  z.  B,  giiscetina  von  güsce  gen.  gv- 
sceia  zu  güska  Gans,  macetina  von  mdce  gen.  mäceta  zu  mäcka 
Katze,  kucetina  von  küce  gen.  khceta  Hündchen,  dient  als 
Augm.  zu  kucka  Hündin;  piicetina  zu  püce  gen.  pficeia  von 
pflca  Vogel;  da  es  unmittelbar  zu  ptlca  bezogen  wird,  löst 
das  Sprachgefühl  ein  Formans  -etina  ab,  das  beliebig  weiter 
gebraucht  wird,  z.  B.  hahetina  zu  häha  alte  Frau,  Iradetina 


§450 — 455.]  StammbilduEg  der  Nomina.  275 

brdda  Bart,  glavetina  gläva  Kopf,  krmacetina  und  krmacina  zu 
krmaca  Sau,  mjesetina  mljeh  Schlauch,  usnetina  üsiia  Lippe. 

451.  c)  -urina,  entstanden  durch  Erweiterung  von 
Augraentativen  auf  -iira  (s.  §  458),  z.  B.  djevojcürina  aus 
djevöjcura  (neben  djevojcina)  zu  djevöjha  Mädchen,  glaviirina 
ylävura  (neben  glavetina)  gläva;  von  solchen  Fällen  aus  ist 
-urina  verallgemeinert,  z.  B.  lalurina  haba  alte  Frau,  hra- 
dürina  (s.  o.  bradetina)  irdda  Bart,  bradvürina  (und  bradve- 
üna)  brädva  Zimmeraxt,  britvnriiia  (und  britvetina)  iritva 
Taschenmesser,  Tcnjiiürma  (und  knjifetina)  knjlga  Buch, 
pticürina  (und  ptlcina,  pticetina)  püca  Vogel. 

453.  d)  -esina,  selten;  nach  Belic  S.  200  vielleicht 
entnommen  aus  macesina  augm.  zu  mäceha  Stiefmutter, 
das  als  maces-ina  aufzulösen ;  vgl.  öeresina  zu  der  Tochter, 
matercsina  zu  mäti  gen.  niäfere  Mutter,  sestr esina  zu  sestra 
Schwester;  vgl.  noch  hartijesiiia  (und  hartijetina)  härtija 
Papier,  rakijesina  (und  rakijetina)  räkija  Branntwein. 

453.  e)  -usina  vmd  -ustina;  -nsina  entstanden  aus 
Weiterbildung  von  Nomina  auf  -usa  (vgl.  §463);  die  Ent- 
stehung von  -ustina  ist  unsicher  (vgl.  indes  §  454).  Bei- 
spiele: gvozdüsina  zu  gvöMe  Eisen,  orliisina  (neben  örlina) 
zu  brao  gen.  örla  Adler,  vgl.  orlusic  junger  Adler,  orlüsina 
Adlerweibchen;  vinüsina  vino  Wein;  barüstina  (und  baretina) 
büra  Pfütze,  maglüstina  mägla  Nebel,  ognjüstina  hitziges 
Fieber  dganj  gen.  ögnja  Feuer,  srebrüstina  srebro  Silber, 
vatrüstina  hitzige  Krankheit  vätra  Feuer,  vniöüstina  (und 
vrücicina)  vrilcica  Fieber. 

454.  f)  Bei  Verbindung  des  -ina  mit  Adjek- 
tiven auf  -ski  entsteht  -stina,  das  gelegentlich  selbständig 
weiter  verwendet  wird ;  z.  B.  cigänstina  von  dganski  zu  ci- 
ganin  Zigeuner,  kaluderstina  von  kahuterski  zu  käluder  Mönch ; 
äjenstina  Faulpelz  lljen  faul. 

455.  6.  -iste  =  Hskje  (Weiterbildung  von  -isko, 
so  in  den  westslavischen  Sprachen),  selten  gebraucht;  z.B. 
Uätiste  bläto  Sumpf,  See,  coeciste  Unmensch  cbvjek,  gödisie 
Jahr   göd  gen.  göda^   IjMiste   Unmensch    Ijüdi  Leute;    vgl. 

18* 


276  Ötaiumbildung  der  Nomina.  [§  455—459, 

noch  kuastina  (zunächst  zu  Meiste  Hausplatz)  unförmliches 
verfallenes  Haus  kiu'a,  in  derselben  Bedeutung  auch  ku- 
öerina  kucürina  kucetina. 

456.  7,  -uga,  -'uga,  selten  in  deutlich  ausgeprägter 
Bedeutung:  cvoruga  augm.  zu  cvör  Knorren,  käljuga  und 
Icäljuza  Pfütze,  wohl  augm.  zu  käo  gen.  käla  Kot,  mälfuga 
Art  Ramme,  wohl  augm.  zu  mälj  Hammer,  pänjuga  augm. 
zu  pävj  Baumstumpf.  —  Sonst  vgl.  vläciiga  Radschuh  zu 
vldcifi  ziehen,  väljuga  Walze  zu  väljati;  bjeluga  weiße  Sau 
neben  bjelüg  weißer  Eber,  zu  blo  fem.  bijela  weiß;  zeljüg 
grauer  Eber  zeljuga  graues  Schwein  (zu  zelen  grün);  auch 
sonst  werden  mit  -uga  einige  Tiernamen  (Vogelnamen)  ge- 
bildet: cevrijuga  (sevrljiiga)  Lerche,  cesljuga  Distelfink,  pl- 
Ijuga  Sperber. 

457.  8.  -ulja,  z.  B.  crepulja  großer  irdener  Deckel 
crljep  Scherbe,  Ziegel,  dsakulja  dzäk  Sack,  grdulja  häßliches 
Frauenzimmer  '^grdö  grdan  häßlich;  augmentativ  sind  wohl 
auch  zu  fassen  gräbnlje  pl.  gräblje  Rechen  (vgl.  gräbiti 
raffen),  grebulje  dass.  (vgl.  grepsti  grebem)^  pjeshilja  sandige 
Erde  pijhak  Sand.  —  Ein  Formans  -ulj-  außerdem  in  Ver- 
bindung mit  anderen  Amplifikativ-  und  Deminutivfor- 
mantien, vgl.  travüljina  augm.  zu  trdva  Gras,  kroviiljina  zu 
Jcröv  Dach;  bresvljak  dem,  zu  brijeg  Hügel,  covjecüljak  dem. 
zu  cövjek,  momcüljak  dem.  zu  mömak  Bursche. 

458.  9.  -tira  (vgl.  §451  -urina)]  wenig  verbreitet, 
z.  B,  djevojcura  zu  djevöjka  Mädchen,  glävura  zu  gläva  Kopf, 
pijmdura  Säufer  und  pjändura  betrunkenes  Frauenzimmer, 
vgl.  pjmicma  pljäncina  augm.  zu  iijänac,  pijännc  Säufer. 

459.  IX.  Feminina  zu  entsprechenden  Maskulinen. 

1.  -a.  Die  häufigeren  Beispiele  -ar-a  zu  -är,  -aca  zu 
-äc  s.  oben  §§  363,  365.  Sonst  seltener,  z.  B.  imenjaka 
Namensschwester  hnenjäk  Namensbruder,  jaränika  V^ertraute 
jarämk,  pästörka  Stieftochter  pästorak  gen.  päsförka.  röitaka 
Muhme  rodäk  Vetter,  imiika  Enkelin  imuk. 

2.  -ja,  selten  angewendet,  z.^.  gospoda^exxm  göspöd, 
Ichnaca  Sau  krmak  Eber,  müsaca  (lokal)  Bäuerin,  zu  einem 


§459 — 461.]  .Stammbiidung  der  Nomina.  277 

*mqzakö',   tästa  Schwiegermutter  täst  gen.  iästa  Schwieger- 
vater. 

460.  3.  -ica,  außerordentlich  oft  angewendetes  For- 
mans; z.B.  Mnica  Banin  län,  bivoUca  Büffelkuh  hivö  gen. 
hivola,  hrätanica  Bruderstochter  vgl.  hrätanic  Bruderssohn, 
cärica  Kaiserin  cär,  golübica  Taubenweibchen  gölnh  Taube, 
Hrvätica  Kroatin  Hrvät,  kaluäerica  Nonne  kähuter  Mönch, 
kräljica  Königin  krälj,  lädca  Löwin  läv,  prijateljica  Freundin 
prrjafelj,  prörocica  Prophetin  prorok,  vücica  Wölfin  vük. 

Häufig  sind  solche  Bildungen  von  Maskulinen  auf 
■är  und  von  Nom.  ag.  auf  -äc,  z.  B.  cuvärica  Hüterin 
cnvär,  gospodäricM  Herrin  gospodär,  govedärica  Rinderhirtin 
govedär,  krcmärica  Gastwirtin  krcmär,  ovcärica  Schäferin 
ovcär,  poglavärica  Frau  des  poglävär  Oberhaupt,  vracärica 
Wahrsagerin  iräcär;  hcräcica  Leserin  (z.  B.  Traubenl.) 
heräc^  igräcica  Spielerin,  Tänzerin  Igräc,  koväcica  Schmiedin 
köväc,  pjeväcica  Sängerin  pjeväc. 

Nicht  selten  wird  -ica  nicht  unmittelbar  an  den  be- 
treffenden mask.  Substantiven  verwendet,  sondern  der 
Ableitung  liegt  ein  von  diesen  gebildetes  pos- 
sessives Adjektiv  zugrunde,  z.  B.  bänovica  Banin 
bänov  zu  bän,  despotovka  Frau  des  Despot  despotov  despot, 
däkonovica  Diakonsfrau  däkonov  däkon,  krdljevica  Königin 
krdljev  krälj,  iiciteljevica  Lehrersfrau  ticiteljev  ücitelj ;  äginica 
Agafrau  ägin  äga,  päsinica  Paschafrau  ^;äitw  päsa,  vojvo- 
di/iica  Vojevodenfrau  vöjvodin  vojvoda. 

461.  4.  -i7ija  =  abg.  -ym-,  Nom.  sg.  -yni;  die  Silben 
vorher  sind  kurz.  Z.  B.  beginja  Begin  beg^  Gfkinja  Griechin 
Gi'k,  kneginja  Frau  des  knez,  mdmkinja  Dienstmagd  mbmdk 
u.  a.  Knecht,  prosjakmja  Bettlerin  prösjäk,  röbinja  Sklavin 
röb,  zemljäkinja  Landsmännin  zemljak;  von  Völkernamen 
vgl.  noch  Bosnjäkinja  Bosnierin  Bösnjäk,  Türkinja  Türkin, 
eig,  zu  Türak,  vgl.  Tiircin  pl.  Türci,  Vlähinja  Walachin  Vläh. 

Selten  dient  das  Formans  zum  Ausdruck  anderer  Be- 
deutung, zur  Bezeichnung  von  Frucht  einer  Pflanze: 
düdinja  Maulbeere  düd  Maulbeerbaum,  glöginja  Weißdorn- 
frucht glog,   smrekinja  Wacholderbeere   smreka  Wacholder. 


278  Stammbildung  der  Nomina.  [§461—464, 

Über  -kinja  s.  §  462 (b). 
46!3.     5.  -ka,  -kinja. 

a)  -ka^  z.  B.  bäkälka  Krämerin  bäkäl,  boljärka  Bojarin 
idljär,  Idvka  u.  a.  Jägerin  vgl.  lövac  Jäger,  pästirka  Hirtin 
pästir,  imtwka  die  Fremde  tudin,  vodenicärka  Müllerin  iiode- 
nicär,  zvbnärka  Glöcknersfrau  zvönär. 

Besonders  häufig  bei  Völker- und  Ein wohner- 
wie  Klassennamen  gegenüber  Maskulinen  auf 
-an-in,  -ac,  z.  ß.  Gärigradävka  Konstantinopolitanerin  Cäri- 
grattanin,  gräctänka  Städterin  grädanin,  mjestänka  Orts- 
bewohnerin injestanin,  seljänka  Dorfbewohnerin  seljanin, 
Senjänka  Zengerin  Senjanin  (zu  Senj).  —  Bösänka  Bosnierin 
vgl.  Bosdnac,  Crnögörka  Montenegrinerin  vgl.  Cmogorac, 
donjözenika  Unterländerin  vgl.  donjözemac,  Hercegövka  Her- 
zego vinerin  Hercegovac,  Frekbdrmka  eine  von  jenseits  der 
Drina  vgl.  Pveködrinac,  Särajevka  Frau  aus  Sarajevo  vgl. 
Sarajdvac,  zägörka  eine  Transmontane  vgl.  zägorac. 

b)  Durch  die  Anfügung  von  -inja  an  Bil- 
dungen auf  -ka  entsteht  -kinja,  das  dann  selbständig 
auch  ohne  ein  vorhandenes  Wort  auf -Ä;a  verwendet  wird, 
z.  B.  ärapkinja  neben  ärapka  Negerin  zu  ära})  ärapin,  bö- 
Ijärkinja  neben  boljärka  Bojarin  böljär,  Branicevkinja  neben 
Bränicevka  eine  Frau  aus  Brämcevo,  trgövkinja  neben 
trgövka  Handelsfrau  trgovac,  zägörkinja  neben  zägörka  eine 
Transmontane  zägorac.  —  Beckinja  Wienerin  Becanin,  dvor- 
kinja  Auf  Wärterin  dvör  Hof,  Fräncüskinja  Französin  Fräncüz. 
Vgl.  noch  döjkinja  Amme  zu  ddjiti  säugen. 

403.  6.  -usa,  die  Silben  vor  dem  Formans  sind  kurz, 
z.  B.  alätitsa  Fuchsstute  älat  Fuchs,  Bosnjakusa  Bosnierin 
Bösnjäk^  d.jevenisa  Frau  des  Brautführers  djever,  dbrusa 
braune  Stute  dorat  döro  Brauner,  dögusa  Schimmelstute 
dbgat  döga  {-go)  Schimmel,  jastrebiisa  geierfarbige  Henne 
(eig.  Geierin)  jästrijeb,  kidusa  mausfarbene  Stute  küläs 
mausf.  Pferd,  rldusa  fuchsrote  Stute  rhto  Fuchs  rld  fuchs- 
rot, seljäkusa  Bäuerin  scljäk. 

46-1:.  X.  Pianzennamen.  Wo  solche  Namen  sich 
einreihen  in  die  bisher  behandelten  Bedeutungskategorien, 


§464.]  Stamaibilclung  der  Komina.  279 

sind  sie  gelegentlich  unter  den  Beispielen  mit  erwähnt. 
Hier  handelt  es  sich  um  reihenweise  vorkommende 
Pflanze nnamen  mit  Formantien,  die  entweder  fast 
einzig  zur  Bildung  solcher  Namen  verwendet  sind,  oder 
wenn  auch  sonst  gebraucht,  mit  Vorliebe  dafür  angewandt 
sind.  Die  botanischen  Namen  sind  nach  Vuks  Wb.,  so- 
weit sie  dort  vorkommen,  gegeben,  sonst  nach  Sulek, 
Jugoslavenski  imenik  bilja  (Agram  1879).  Bei  weitem  am 
häufigsten  sind  Bildungen  auf  -ika  und  -lh\  die  auf  -ika, 
wenn  abgeleitet  von  kürzeren  Pflanzennamen,  bedeuten 
öfter  eine  einzelne  Pflanze  aus  einer  Gattung, 
die  diesen  kürzeren  Namen  führt;  die  auf  -ik  eine  An- 
sammlung von  Pflanzen  (Strauch,  Wald,  Stand), 
vgl.  dazu  oben   §  404  -äk  -njäk. 

1.  -ika  (auch  -Ijika),  die  Silben  vorher  kurz,  Haupt- 
ton auf  der  drittletzten:  äptika  Attichstengel  äpta  Attich, 
bjelika  Splint  zu  Mo  hijcla  weiß,  hödljika  Art  Stachelgewächs 
bödlja  Stachel  an  Gewächsen,  hbrika  Kiefer  hör  gen.  bora, 
bünika  Bilsenkraut  bün,  cvölika  Samenstengel  der  Zwiebel, 
zu  altem  stroh  Stengel,  cemerika  Nießwurz  chner  Gift, 
cesljika  Kardendistel  ceslja,  gladwika  ononis  glädU,  gbr&ika 
Milchdistel  sonchus  oleraceus  zu  gorak  fem.  gorka  bitter, 
grcsika  und  gresljika  neben  gres  Herling  (unreife  Traube), 
jäglika  Primulaarten,  jäsika  Äspe,  jelika  Tanne  jela,  kaphiika 
Akazie,  kloköcika  Pimpernuß  staphylea  pinnata  klököc, 
kondpljika  Hanfstaude  konoplje,  kösirika  ruscus  aculeatus, 
lovörika  Lorbeer  lövör  (alt),  Ijütika  Zwiebelart  allium  asca- 
lonium  zu  Ijüt  herb,  mäsljika  evonymus,  mklljika  Mehltau 
med  gen.  meda  Honig,  mlädika  Sproß  zu  mläd  jung,  mljecika 
Wolfsmilch  mlijeko  Milch,  muhärika  Borstengras  panicum 
oder  Setaria- Arten,  omörika  Fichte  ömora,  östrika  u.  a.  carex 
zu  ösiar  scharf,  pain-ätljika  Farnstengel  p)^P^~^t>  pdprika 
caspicura  annuum  2^ä2)ar  Pfeffer,  perünika  Schwertlilie  ^;er?(Wö 
(Donnergott)  plänika  Erdbeerbaum  arbutus  unedo,  prüdika 
Gesträuch,  das  auf  einer  Sandbank  j^'^üd  aufwächst,  rästika 
Xneben  rästan)  Art  Kohl  brassica  oleracea,  smrdljika  {smr- 
Ijika)  Eberesche  zu  smfdjeti  stinken,    sräsljika  zusammen- 


280  Stammbildung  der  Nomina.  [§  464 — 466. 

gewachsene  Nüsse  u.  a.  zu  srdsti  se  zusammenwachsen, 
srcika  Holundermark  und  eine  Art  Apfel  srce  Herz,  stäblika 
Stengel  sfablo  dass.,  strnjiJca  Stoppeln  vgl.  Adj.  strm  «von 
Halragetreide»  '■'sthrnh  fem.  stipula,  sarenika  Art  Apfel  sären 
bunt,  savränjika  carthamus  tinctorius  sävran  Safran,  slbika 
und  s'ibljika  Rute  s^ba  kell,  siblje,  sepnrika  rosa  canina, 
tamjänika  Muskatellertraube  tämjan  Weihrauch,  teüvika 
Stechwinde  smilax  aspera  fe^/m  Sehne  (desBogens),  trbidjika 
neben  trbulja  Schierling,  irepetljika  Aspe  zu  irepetati  zittern, 
thtika  trsljika  Rohr  trst,  irska,  nljika  Ölbaum  fdje  Öl,  zele- 
iiika  Buchsbaum  zelen  grün,  zdräljika  Steinklee  Mräl  Mrälj 
Kranich,  zestika  tatarischer  Ahorn  zesia.  —  Wo  -ika  sonst 
vorkommt,  was  selten  ist,  wiederholt  sich  zum  Teil  die 
Bedeutung  des  einzelnen  Stückes,  so  grädljika  Stück  Bau- 
material, vgl.  (jrääa  Baumaterial  grdditi  bauen,  hvatljika 
Scheit  Holz  hvdt  Klafter. 

465.  2.  -ik,  die  Silben  vorher  kurz,  Hauptton  als 
auf  der  vorletzten:  äjitik  Attichstrauch  dpta,  borik  Kiefern- 
wald bör  gen.  bora,  brezik  Birkenwald  breza,  biikvlk  Buchen- 
wald bükva,  cenk  Zereichenwald  fer,  drenlk  Kornelkirschen- 
stand  dnjen,  gräbik  Weißbuchenwald  grab,  Ivik  Weidenwald 
tva,  jasenlk  Eschenwald  jäsen,  jäsik  Äspenwald  jäsika  Äspe, 
josJk  Erlenwald  joha,  kestemk  Kastanienwald  kesfen,  klmik 
Ahorn wald  klen,  krusik  Birnengarten  vgl.  kruska  Birnbaum, 
üpik  Lindenwald  lipa,  topoUk  Pappelwald  topöla,  slfivlk 
Pflaumengarten  slfiva. 

460.  3.  -ulja,  Silben  vorher  kurz,  Hauptton  als 
auf  der  drittletzten:  kädulja  Salbei,  mhrulja  marrubium 
vulgare,  pähulja  Honiggras  holcus  lanata,  vgl.  pähülj  Gras- 
halm, pröhulja  wie  es  scheint  zu  proha  Hirse,  räzulja  Art 
Roggen  räz,  trbulja  Schierling,  prütulja  Art  rotgestreifter 
Apfel  jjrfd  Gerte,  smüja  Art  Rebe,  vläsulja  Gauchhafer 
avena  sterilis. 

4.  -ic,  wenige  Wörter;  sie  werden  hier  nur  angeführt, 
weil  dies  Formans  im  Serbokr.  überhaupt  selten  ist  und 
die  meisten  Bildungen,  abgesehen  von  einigen  Eigennamen, 
Pflanzenbezeichnungen  sind ;  die  Silben  vor  dem  Formans 


§466—469.]  Stammbildung  der  Nomina.  281 

sind  kurz:  Ijutic  Ranunke]  Ijfd  lierb,  mrädc  (Pflanzenart) 
mräv  Ameise,  vrätic  und  povräiic  Rainfarn  zu  vräüü  wenden, 
zvönic  (Pflanzenart)  zvbniti  läuten  zvöno  Glocke. 

407.  5.  -an  (mit  unbeweglichem  a)  gen. -a«a;  eine 
kleine  Anzahl;  die  Silben  vor  -an  sind  kurz:  hrstan  brsljan 
Efeu,  d^pan  araaranthus  blitum  dJp  Bartgras,  kotrljan  eryn- 
gium  campestre,  köstanj  sorghum  halepense  wohl  zu  kost 
Knochen,  mesan  Art  Rebe  meso  Fleisch,  rästan  brassica 
oleracea,  zlätan  Lilienart  lilium  martagon  zläfo  Gold, 
zvjezdan  lotus  corniculatus  zvijezda  Stern. 

468.  XI.  Nomina  actionis;  Wörter,  die  eine  Hand- 
lung, einen  Vorgang  bezeichnen.  Das  ist  nicht  im  aller- 
engsten  Sinne  zu  nehmen;  sehr  oft  drücken  diese  Bildungen 
nicht  abstrakt  die  Handlung  aus,  sondern  sind  konkreter 
geworden,  bedeuten  z. B.  oft  das  Resultat  einer  Tätig- 
keit oder  das  Ding,  das  durch  sie  hervorgebracht  ist,  zu- 
weilen auch  das  Mittel  der  Handlung.  Den  Ab- 
leitungen liegen  Verben  zugrunde. 

1 ,  -ac  =  -beb,  seltene  Bildungen :  hitac  Nu  na  jedan 
hltac  auf  einmal  hltati  Jiifjeü  eilen,  hröpac  das  Röcheln 
hrbpiti,  düpac  Schlag  dupiti,  grähac  das  Raffen  gräbiti,  pöljuhac 
Kuß  poljübiti,  skröpac  das  Benetzen,  Regenschauer  skröpiüy 
kdarac  Schlag  udariti. 

469.  2.  -ak,  mit  beweglichem  a,  =  ^k^,  z.  B.  od- 
lomak  Bruchstück  gen.  ödlömka.  Zugrunde  liegt  fast  regel- 
mäßig ein  mit  Präposition  zusammengesetztes  Verbum, 
öfter  in  der  Iterativform,  z.  B.  izbirak  Überbleibsel  zu  iz- 
hirati  auslesen  (zum  perfektiven  hbrati  präs.  Izberem).  Ab- 
leitungen von  nicht  zusammengesetzten  sind  selten,  z.  B. 
irösak  Ausgabe,  Kosten  trositi.  Die  Wörter  haben  zum 
größeren  Teil  die  oben  angegebenen  konkreteren  Be- 
deutungen. Die  im  folgenden  angeführten  sind  geordnet 
nach  dem  Anlaut  des  einfachen  Verbums:  tzbljuvak  Aus- 
wurf izbljiivati  ausspeien,  zaböravdk  das  Vergessen  zaböra- 
viti,  zäcepak  Stöpsel  zacepiti  verstopfen,  pöcinak  Ruhe  pöci- 
nuti  vgl.  pocivak  Ausruhen  pocivati,  pridavdk  Zugabe  pridd- 
vaii,  pridjevak    Zuname   (eig.  Zulage)  pridijevati  (zulegen) 


282  St.ammbildung  der  Nomina.  [§469  —  471. 

anheften,  pregihak  Biege  pregibati.  pregradak  Verschlag  pre- 
grdditi,  dgrehak  Abschabsei  ogrepsti  -grebem,  iigrizak  Abbiß 
ugristi  ugrizem,  ökusak  Kostebissen,  Schluck  dkusiii,  dölazak 
Ankunft,  hlazak  Ausgang,  bhlazak  Umweg,  otZteaA;  Weggang, 
pölazdk  Abreise,  prölazak  Durchgang,  släzak  Abstieg,  idazak 
Eintritt,  alles  zu  läziti  gehen,  idomak  Bruchstück  idbmiti 
abbrechen,  priloiak  Beilage,  Zugewicht  prübsiti,  dbmetak 
Zusatz  dometati,  nmetak  Einsatz  umetati,  bdmorak  Erholung 
odmbriti  se,  pnnovak  Anbau  prinoviti  neu  hinzufügen,  öpanak 
(eig.  Geflecht)  Art  Schuh  =  opbmkh  zu  pbnq  peti,  vgl.  skr. 
2.  B.  zä-peti  za-pnem  spannen,  p)öpecak  Stück  Fleisch  zum 
Braten  popeci  jjopecem,  iipletak  Zopfband  uplesti  -pletem  ein- 
flechten, üranak  Frühaufstehen  nraniti,  tzrezak  Ausschnitt 
^zrezati,  zäruddk  Anfang  der  Reife  zarüdjeti  sich  röten,  an- 
fangen zu  reifen,  zasmocak  Würze  zasmöciti,  ösfanak  Ver- 
bleiben, pöstanak  Beginn,  Entstehung,  j^reste««/,:  Aufhören, 
rästanak  Trennung,  sästanak  (sfänak  =  s^stan^k^)  Zusammen- 
kunft, iistanak  Aufstand,  alle  zu  niäü  stamm  stehen  bleiben, 
sich  stellen,  presiupak  Übertretung  pref,tiqÄH,  ösvitak  Tages- 
anbruch bsvitati,  zuvezak  Eingebundenes  zavezati,  2:)bvratak 
Umkehr  povräfiti,  zävrsak  Schluß  zavrsiti   vollenden. 

4*70.  3.  -ava,  -'ava,  -vjava;  die  Silben  vor  dem 
Formans  kurz,  der  Hauptton  als  '  auf  der  drittletzten; 
häufigere  Ableitungen  von  Verben,  die  Schall  u.a. 
ausdrücken;  z.  B.  dcrnjava  Geplärr  derati  se,  grmljava  das 
Donnern  grmjeti  ghnljeti,  güdnjava  dumpfer  Schall  güdjeti, 
knvnjava  Brüllen  kriviti  se  brüllen  (vom  Rindvieh),  küknjava 
Gejammer  kükati,  Ibmljava  das  Brechen  löniiti,  pucnjava 
Gekrach  j^Mca/t,  tätnjava  Gedröhn  füfnjiti,  tüznjava  Wehklage 
iüziti  se.  Von  anderen  Verben:  dy£am  Besitz,  Staat  drzati 
halten,  nieöava  Gestöber,  Schneesturm  zu  m§tq  mesti  vgl. 
skr.  za-mesti  -metem  umrühren,  oder  zu  mesti  metem,  kehren 
vgl.  zamesti  verwehen  (vom  Schnee),  mrcava  Dickicht 
iufknuti  dunkeln,  tvrdava  Feste,  Festung  tvrditi  zu  tvrd  fest, 

471.  4.  -ba  aus  -bba,  die  zweisilbigen  Bildungen 
haben  den  Hauptton  als  "  auf  der  vorletzten  und  die  erste 
Silbe    kurz;    z.  B.  bbrba  Streit,   Kampf    bbrifi  se  kämpfen, 


§471.472.]  Stammbildung  der  iNomina.  283 

diöba  (=  delbba)  Teilung  dijeliti  teilen,  dvbjba  Zweifel  dvdjiti 
trennen,  entzweien,  dvörha  Aufwartung  dvöriti  koga  jemand 
bedienen  (zu  dvör  Hof),  gbzba  {=  gostiba)  Gasterei  göstiti 
bewirten  (zu  göst  Gast),  khijba  Plackerei  khijiü  plagen, 
körba  Vorwurf  koriti,  möba  (==  '^•mooba  =  molbba)  zusamnien- 
gebetene  Arbeitergesellschaft  mdliti  bitten,  pärba  {=  pbrbba) 
Streit,  Prozeß  preti  prem  {pweti  jihfq)  anklagen,  pögodba 
Vertrag  pogbditi  se,  seöba  {==  sehba)  An  Siedlung  seliti,  slMba 
Dienst  slüMti,  shUba  (=  srdhrbba)  Zürnen  srciti  se  sich  er- 
zürnen (zu  srce  Herz),  svjedodzba  (=  s^vedocbba)  Zeugnis 
svjedöciti,  trudba  Bemühung  trüditi  se,  tniba  Klage  tüziti^ 
£älba  Beschwerde  zäliti  beklagen,  iiirba  Gedränge,  eiliges 
Zusammenlaufen  süriti  se  sich  sputen.  Vgl,  dagegen  berba 
Weinlese  bräti  birem,  kdrba  das  Schelten  kdrati,  näredba 
Anordnung  narediti. 

Man  kann  im  einzelnen  Fall  nicht  immer  sicher  be- 
stimmen, ob  eine  Abstraktbildung  von  einem  Substantiv 
oder  von  einem  Verbum  vorliegt,  z.  B.  kann  svjedodzba 
auch  unmittelbar  zu  svjedok  Zeuge  gehören,  drüzba  Kamerad- 
schaft zu  drüg  Freund,  wie  sicher  svädba  Hochzeit  (=  sva- 
thba)  zu  svat  Geleiter  des  Bräutigams,  svöjdba  Schwager- 
schaft zu  svöjta  Verwandter.  Da  aber  die  Verba  svjedöcifi 
bezeugen,  drüziti  se  sich  gesellen  vorhanden  sind,  w'erden 
die  Bildungen  leicht  auf  diese  bezogen,  und  im  Skr.  sind 
sicher  die  meisten  unmittelbar  zu  den  Verben  empfunden. 

4T3.  5.  -idba^  entstanden  aus  einer  Vermischung 
der  Formantien  -tva  (s.  §  490)  und  -ba,  durch  die  ein  -tba, 
d.  h.  lautlich  -dba  entstand,  vgl.  sjedba  neben  sjefva  Saat 
(satio)  zu  ek.  sejati  sejem  (abg.  seti  sejq)  jek.  sljati  sljem. 
Die  Ableitungen  von  Verben  auf  -i-ti  erzeugten  ein  -idba, 
das  dann  selbständig  geworden  ist  und  auch  bei  anders 
gearteten  Verben  verw'endet  werden  kann.  Der  Hauptton 
liegt  als  '  auf  der  drittletzten  Silbe,  die  Silben  vor  -idba 
sind  kurz.  Beispiele:  bjelidba  Zeit  des  Bleichens  bijeliti, 
gididba  Ausschälung  (des  Maises)  gidifi,  komidba  Abblatten 
(der  Maiskolben)  komiti,  kdsidba  Mahd  kdsiti  mähen,  krcidba 
Roden  krciti,  prasidha  Lockerung  (des  Weinbergs)  prdsifi, 


284  Stammbildung  der  ^;omina.  [§472—475. 

prösidha  Freiwerbung  prositi,  vjeridba  dass.  vjeriti  djevöjku, 
vözidha  das  Fahren  voziti,  zenidha  Heirat  zeniti  verheiraten. 
Von  andersgearteten  Verben:  rezidha  Beschneiden  (der 
Reben)  rezati,  vezidha  Anbinden  (der  Weinstöcke)  vezatiy 
visidba  Ausdreschen  (durch  Treten)  vrijeöi  vrsem. 

4'73.  6.  -et,  -ot,  -at  (=  -hU,  -^t^),  Ableitungen  von 
Verben,  die  ein  Geräusch  u.  ä.  ausdrücken;  der 
Hauptton  liegt  bei  diesen  Bildungen  als  "  auf  der  ersten, 
-et-  und  -0^-  haben  e,  ö.  klepet  Geklapper,  Getön  der 
Kuhglocke  hlepati  anschlagen  (ans  Läutebrett),  trej^et  Beben 
(davon  trepetati  zittern)  trej)-,  treset  Sumpf  stelle,  die  nach- 
gibt (zittert),  wenn  man  darauftritt,  tresti  tresem  erschüttern, 
zveJcet  Geklimper  (davon  zveketati  klimpern)  vgl.  zvek  Klang. 
—  glömöt  (alt  auch  glomät)  Geräusch,  gröhot  (gröhöt)  lautes 
Lachen  (davon  grohbiaü  se),  klököt  Geräusch  des  sprudelnden 
Wassers  (davon  klokotati),  kököt  Gackern  (auch  «Hahn»), 
davon  kokötati  gackern,  soböt  dumpfer  Hall  (davon  sohötati), 
töpöt  Stampfen  mit  den  Füßen  (davon  topotati).  —  bähat 
gen.  bähta  Getrappe  (davon  bähtati),  drhat  (dfhät)  gen. 
drhta  (dfhäta)  Zittern,  Schauder  (davon  drJäati),  säpät  gen. 
säpta  (=  shphh),  daneben  auch  gen.  säpäta  Gelispel,  vgl. 
säptati  lispeln. 

474.  7.  -ei  =  -eib,  z.  B.  derez  (eig.  Prügel)  Prügel- 
bank derati,  drijemez  Schlummer  drijemati,  gräbez  Raub 
grabiti  raöen,  krpez  Flickerei,  Flickwerk  kfpiti,  Idvez  Gebell 
läjati,  metez  (bei  Vuk  metez)  Tumult  ynesti  metem  umrühren, 
verwirren,  mütez  Trübes  (z.  B.  trübes  Wasser)  mütiti,  trpez 
Geduld  trpjeti;  rtbez  Krauthobel  ribiti  (Kraut)  reiben,  srämez 
Scham  srdniiti  se;  lüpez  Dieb  (urspr.  abstrakt,  Nom.  act.) 
lüpiti  (urspr.  schälen,  abstreifen);  vgl.  noch  stdlez  (kroat.) 
Stand  (=  Rang)  zu  stäü  siänem  vom  Z-Partizip. 

475.  8.  -b,  femininale  i-Stämme;  ziemlich  häufig  im 
Serbokroatischen;  davon  alte  Bildungen  z.B.  zapovijed 
Gebot  =  zapovedb,  ispovijed  Beichte  (zu  -vedeti),  läz  gen. 
läzi  =  hzh  Lüge  (zu  lägati  =  hgati),  Ijetoräst  Jahreswuchs 
(der  Pflanze)  Ijeto,  rdsti;  ryec'Wort  ==  recb,  zu  redt  recem 
=  abg.  resti  rekq,  skrb  Sorge  =  skrbh  (zu  skrbeti),  tvär  Ge- 


§475.476.)  Stammbildung  der  Nomina.  285 

schöpf  stvär  Sache  ^=  tvarb  s^tvarb  (zu  tvoriti  machen).  In 
der  heutigen  Sprache  ist  die  Formation  nicht  mehr  lebendig; 
es  sind  aber  jedenfalls  in  älterer  Zeit  ziemlich  viele  solche 
Wörter  gebildet  worden.  Beispiele:  cini  pl.  Hexereien 
ciniti  körne  jemand  etwas  antun,  gläd  Hunger  (=  *goldb), 
goro-pää  Epilepsie  pästi  (päd-)  fallen,  izijed  (trava  od  izijedi 
ein  Kraut,  das  Auszehrung  bringt)  izjesti  verzehren,  käp 
Tropfen  vgl.  käpati  tropfen,  pödräst  (Unterwuchs)  Milz- 
schwellung podrdsti^  ndruc  (eig.  Behändigimg)  das  Leihen 
(zu  narüciti  bestellen,  oder  unmittelbar  zu  rüka  Hand), 
näzeh  Erkältung  imzepsti  -zebeni  sich  erkälten,  öküc  ^^''indung 
vgl.  okuka  dass.  küka  Haken,  pdkl'ic  Ruf  pbklikmiti,  pötöv 
Nachsetzen,  Verfolgung,  prötöc  Durchfall  protöciti  durch- 
gießen, p^-esrt  (eig.  Übersturz)  äußerste,  überragende  Berg- 
spitze vgl.  pö-srtati  schwanken,  umfallen,  pretec  das  Vor- 
laufen pretecH,  -tecem,  pröhädi  pl.  Seitenstechen  prohösti 
probddaii  durchstechen,  pröstriz  ÄrmelöfFnung  prdstrici 
prosirizem  durchscheren,  pusto-päs  ungesperrte  Weide 
päsii  pdsem  weiden  (vgl.  päsa  Weide),  stU  Erreichung 
(nedostii  nicht  zur  Entwicklung  gekommene  Ähre)  stlci 
stlgnem,  stüd  Kälte  (vgl.  stiideu  kalt)  stlnuti  se  gerinnen 
(=  *stydnqti),  stüz  Kordon  (=  *s^tqzb),  vgl.  s-tega  dass. 
s-iegnuti  umringen  (=  teg-),  vär  Hitze  (zu  vreii  vnm,  abg. 
vhreti  vhrq  sieden),  zäkric  Verbot  zakricati,  zäpäd  (und  zd- 
pad)  schattiger  Ort  (wohl  Volksetymologie  für  jäpäd  dass., 
Fremdwort,  türk.?;  zäpäd  mask.  =  Westen),  zgäd  (eig. 
Ekel)  ekelhaftes  Ding  vgl.  zgäditi  verekeln,  zglöbi  pl. Hefteln 
z-glöhiti  zusammenlegen,  zöh  gen.  zdhi  (eig.  Futter)  Körner- 
futter zbhati  Körner  fressen,  picken,  zect  (neben  zeda)  Durst 
(zu  z^dati  dürsten). 

476.  9.  -ica,  kann  unmittelbar  verwendet  werden 
oder  als  Weiterbildung  von  Bildungen  auf  -av-,  wodurch 
ein  -avica  entsteht. 

a)  -ica,  mit  kurzen  Silben  vor  dem  Formans;  z.  B. 
bähorica  Zauberei  bäJioriti,  grebice  pl.  Abschabsei  grepsH 
grebem,  näsUica  Gewalttat  näsiliti  mit  Gewalt  andringen, 
ne-rodica  Unfruchtbarkeit  roditi  gebären,  öprasica  Bestreuung 


286  Stammbiklung  der  Nomina.  [§476—478. 

(durch  Schnee)  oprdsiii,  ötmica  Mädchenraub  (=  otbmica  zu 
ot^ti  ot-hniq,  skr.  öfeti  öfmem  wegnehmen),  pdJdopica  Art 
Kartenspiel  poklöpiti  zudecken,  pbrodica  Nachkommenschaft 
poruditl,  pörosica  leiser  Regen  (Tauregen)  porösiti  (eig.  be- 
tauen) leise  regnen,  pöskocica  Tanzweise,  Kololied  poskbciti 
aufspringen,  pbiicica  Einschlag  beim  Weben  {=  po-qthcica 
\on  qiokh  dass.,  oder  =  po-uiocica  zn  ii-tkati  ücem  einweben 
=  vz-thkaH),  trica  pl.  trlce  Kleie  (zu  trti  trem  abg.  trti 
fbrq  reiben),  iikovica  auf  Draht  geschmiedete  Münzen  zum 
Kopfputz  ukbüati  einschmieden,  iivjerica  Waffenstillstand 
üvjeriti  se  W.  schließen,  zävezica  Art  Handfessel  zavezati 
zubinden. 

477.  b)  -avica,  z.  B.  käpavica  Träufelwasser  (vom 
Dache)  käpaii  tropfen,  klhavica  Niesen  kihati,  naUzavica 
schwerer  Stuhlgang  natezati  se  sich  anstrengen,  pädavicd 
Fallsucht  pädati,  pljavica  Blutegel  plti  trinken,  pljüskavica 
Art  Ausschlag  (Windpocken)  pljüskati  spritzen,  rujavica 
Rülpsen  rlgaü,  rskavica  Knorpel  hkaü  mit  Krach  zerbeißen, 
sljavica  Wetterleuchten  sijati  glänzen,  trepavica  Augenwimper 
vgl.  trepetati  zittern,  iresavica  das  Zittern  tresü  iresem  se 
beben,    vljavica  Schneesturm  vljati  {vlje  smjeg  der  Schnee 

jagt). 

478.  10.  -ina;  die  damit  gebildeten  Wörter  drücken 
mehr  das  Resultat  einer  Tätigkeit  aus  als  die 
Tätigkeit  selbst.  Durch  Anfügung  an  Bildungen  auf 
-ava,  -ov,  -ofa  entstehen  die  Formen  -avina,  -ovina,   -otina. 

a)  -ina.  von  Verben,  die  mit  Präpositionen 
zusammengesetzt  sind,  und  in  Kompositis 
mit  erstem  nominalen  Bestandteil;  die  Wörter 
entsprechen  oft  den  deutschen  auf  -sei;  z.  B.  htresine  pl. 
letzter  Rest  istresti  ausschütteln,  bcjedine  pl.  ausgedrücktes 
Wasser  ocijediü,  bdrpina  Fetzen  odrpaü  abschaben,  bgrebine 
pl.  Abschabsei  ogrepsti  -grebem,  blpistina  Abgeschältes 
(Schalen  von  Früchten)  oljüsfiti,  bplacine  pl.  Spülicht  spläcine 
dass.  opläkaii  spldkaü,  bstrizine  pl.  Abschnittsei  bstrici  ostrizem 
abscheren,  bf rebine  pl.  Abklaubsei  otrijebiti,  pbderiiia  Lumpen 
poderati    zerreißen,    pbmetina    (eig.    Ablegsei)    Nachgeburt 


§  478—482.]  Stammbildung  der  Nomina.  287 

pomeiati,  räzvaline  pl.  Ruinen  razväliti  zertrümmern,  zäkopina 
Neubruch  (neu  urbar  gemachtes  Land)  zdkopati  graben.  — 
In  Nominalzusammensetzungen  crvötocina  Wurm- 
fraß crv,  tbciti  (gießen),  krvötocina  Blutharnen  kPv,  tocitiy 
rukötvorina  Werk  meiner  Hände  rüka,  tvoriti  machen, 
voddderina  Wasserriß  voda,  derati,  voskövarhia  Wachstreber 
vösak  gen.  vöska,  vdriti  kochen,  vuköjedma  vom  Wolf  vük 
Angebissenes  jesti  jedem  essen. 

4*79,  b)  -avina,  z.  B.  drzavina  (vgl.  driava)  Besitz 
dHati  halten,  grmljavina  und  ghnljava  das  Donnern  grmjeti, 
tütnjavina  und  tütnjava  das  Dröhnen  tütnjiti,  grüsavina  ge- 
ronnene Milch  grüsati  se  gerinnen,  mjesavina  Gemengsei 
mijesati  mischen,  pesniavina  Flickwerk  pesnjati  pfuschen. 

480.  c)  -ovina  (-evina),  z.  B.  hränjevina  Bannwald 
hräniti  wehren,  grädevina  Gebäude  grdditi,  Imovina  Vermögen 
hnati  haben,  kosevina  eben  abgemähte  Wiese  kösiti  mähen, 
grüsevina  (und  grüsavina)  geronnene  Milch  grüsati  se  gerinnen, 
krcevina  Rodeland  krriii,  knpljevina  und  küpovina  das  Ge- 
kaufte küpiti,  päljevina  Angesengtes  p)äliti  anzünden,  prb- 
sevina  Erbetenes  prösiti,  rädevina  Gearbeitetes,  Arbeit  räditi, 
iekovina  und  tecevina  Erworbenes  teöi  tecem. 

481.  d)  -oüna,  der  Hauptton  liegt  als  '  auf  der 
Silbe  vor  -oüna,  die  Silben  vor  diesem  sind  kurz;  z.  B. 
hljüvotina  das  Ausgebrochene  Ujuvaii,  büsotina  Bohrloch 
hüsiü  bohren,  crkotina  verrecktes  Vieh  cirknuti  krepieren, 
kälotine  pl.  gedörrtes  Obst  kälati  (eig.  aufschneiden)  dörren 
(Fische),  ohrezotina  Abschnitt  bhrezati  beschneiden,  oklhotme 
pl.  (was  glatt  hinuntergeht)  Leckerbissen  dkUznuti  öklizati 
gleiten,  j^drotina  Schramme  xjäraü  u.  a.  ritzen,  pickotina 
Spalt,  Ritz  püknuti  bersten,  sfrugotina  Hobelspäne  strügaii 
schaben,  hobeln. 

482.  11.  -Ivo,  gering  an  Zahl,  meist  konkreter  Be- 
deutung; die  erste  Silbe  der  stets  dreisilbigen  Wörter  hat 
Akzent  \  die  erste  Silbe  ist  stets  kurz:  jdgnjivo  das  Lam- 
men jägnjiü,  jedlvo  Speise  jesti  jedem,  vgl.  auch  jestiva  pl. 
(sg.  Aväre  jestivo)  dass.,  kreswo  Feuerzeug  kresati  Feuer  an- 


288  Stammbildung  der  Nomina.  [§482.483. 

schlagen,  meljivo  was  gemahlen  wird  ynljeti  meljem,  nbsivo 
Tracht  (Kleidung)  nösiti  tragen,  pecfvo  Braten  ^^eci  pecem, 
pletivo  Strickgarn  plesti  iMtem  flechten,  stricken,  jjredivo 
Spinnwolle  x>resti  predem  spinnen,  teclvo  Erworbenes  teci 
tecem,  sjeciva  (plur.,  sg.  wäre  sjecivo)  Schneidewerkzeuge 
sjeöi  sijecem,  värivo  Hülsenfrüchte  väriti  kochen,  vgl.  socivo 
Linse  und  überhaupt  Hülsenfrüchte  zu  sök  gen.  söka  Saft, 
483.  12.  -üj  gen.  -äja,  der  vorangehende  Konso- 
nant palatalisiert ;  -Ijäj;  die  Silben  vor  dem  Formans  sind 
kurz,  der  Hauptton  liegt  als  "  auf  der  ersten  Silbe.  Bei- 
spiele: dögadäj  Begebenheit  dogöditi  se  dogäctati  se,  mjesäj 
Back  (die  Portion  zum  Backen)  mijcsati  mischen,  nämjestäj 
Hausgerät  nänijestiti  placieren,  närasfäj  (Aufwuchs)  Gene- 
ration narästi  -rästem,  närucäj  Armvoll  rüka  Hand,  Arm, 
nävicäj  Gewohnheit  öbicäj  dass,  nävihmti  se,  dbici  obiknem 
se  sich  gewöhnen,  zävicäj  Heimat  zu  demselben  vyknqti, 
nösäj  Tracht  (Kleidung)  nösiti,  ökrsäj  Gemetzel  krsiti  zer- 
brechen, ömrsäj  Stück  Fleischspeise  mrsiti  Fl.  essen,  öprostäj 
Abschied,  Urlaub  opröstiti  se,  pblazäj  Weihnachtsbesuch 
pblaziti  besuchen,  jmiiisljäj  Gedanke  pömisliti  Gedanken 
fassen,  pbtpasäj  Schärpe  ptbipasati  untergürten,  pripasäj  dass. 
pripasati  umgürten,  rbdäj  Sonnenaufgang  rbdiü  se  (eig.  ge- 
boren werden)  aufgehen,  p)bro(täj  Niederkunft  porbditi  se, 
slücäj  Begebenheit  slücifi  se,  vrsäj  Schicht  Garben,  die  auf 
einmal  ausgetreten  wird,  vrijevi  vrsem  dreschen  (durch 
Treten),  zälezäj  verwahrloster  Weinberg  zalesati  se  sich  ver- 
liegen  =^  verderben,  zämasäj  Hieb  zamdhnuti  ausholen.  — 
-Ijäj:  gütljäj  Schluck  giltati,  kbrakljäj  Schritt  vgl.  kbräk  dass. 
kordciti  schreiten,  nätegljäj  (eig.  Zug)  Schluck  nategnnti  an- 
ziehen, zäveMjäj  Eingebundenes  ^ai-e^aii,  bdgonetljäj  k\xi{öi\xwg 
eines  Rätsels  odgonetati,  pbtprasljäj  so  viel  Pulver,  wie  auf  ein- 
mal auf  die  Zündpfanne  geht  potpräsiti  streuen,  rästegljäj 
Spannweite  der  ausgestreckten  Arme  rastcgnuü  ausspannen, 
Mrkljäj  Schluck  Hrknuti.  —  Sehr  selten  ist  -äj  ohne  Pala- 
talisierung  des  vorangehenden  Konsonanten :  üzdisäj  Seufzer 
üzdisati,  zälagäj  zälogäj  Bissen  zaidgati  zalb£iti  (eig.  hinter- 
legen) Bissen  in  den  Mund  geben. 


§484.485.]  Stammbildung  der  Nomina.  289 

484.  13.  -jo-  mask.,  alter  Nominativ  auf  -'h,  d.  h. 
vorhergehender  Konsonant  palatalisiert;  mit  dem  be- 
stimmten Sinne  eines  Nomen  actionis  nur  wenig  vertreten : 
plac  Weinen  pläkati,  rdskos  Wonne,  vgl.  c.  Jcochati  se  sich 
ergötzen,  zäkolj  Schlachten  pbholj  Blutbad  zaklati  zäkoljem 
schlachten  pdklafi  hinschlachten,  zdfoc  Wette  zateci  -tecem 
se  sich  verpflichten,  zäsanj  das  Ende  eines  Trakts  beim 
Mähen  z^ii  zhnq  skr.  zeti  zänjem  (Snjem). 

485.  14.  -ja,  -'a,  vorangehender  Konsonant  palata- 
lisiert; liegt  ein  Verbum  auf  -i-  zugrunde  oder  enthält  es 
in  seinen  Formen  ein  j,  so  ist  nicht  zu  unterscheiden,  ob 
j  auf  dem  Formans  -ja-  beruht  oder  auf  ;  im  Verbum 
und  /  =-  i  vor  Formans  -a-.  Die  Wörter  sind  oft  kon- 
kret geworden.  Nomina  actionis  z.  B.  glard-bolja  Kopf- 
schmerz gldva,  boljeti,  gräja  Gekrächz  gräjafi,  griza  Bauch- 
grimmen grlsü  grizem  beißen,  hdda  Gang  öJioda  Umweg 
pröcTa  (=  pro\^}i]octa)  guter  Warenabgang  hdditi  gehen,  Izdaja 
Verrat,  ödaja  Abgabe,  predaja  Übergabe,  prödaja  Verkauf, 
Maja  Verheiratung  däti  geben,  kräda  Diebstahl  kräsü  krädem, 
müza  das  Melken  miisti  müzem,  pögovja  Verfolgung  pogöniti, 
pbnmja  Achtsamkeit  po-nibneti  gedenken,  potaja  Verborgen- 
heit potdjiti,  rdda  Arbeit  rdditi,  sjeca  das  Niederhauen  (auch 
=  abgehauene  Zweige)  sjeci  sijecem,  srh'a  (==  s^rcsta,  eig. 
das  Begegnen.  Begegnis)  Glück  sresti  sretem  begegnen 
(abg.  s3-resti  -r^stq),  stäja  Stall  sfäfi,  sträza  Wache  vgl. 
abg.  stregq  sfresfi  behüten,  bewachen,  sväda  Zank  sväditi 
se,  räzvada  das  Auseinanderbringen  Zankender  räzvaditi, 
Mca  Spaziergang  setati,  teza  Schwere  -tegnuti  ziehen,  vijeca 
Beratung,  Ratschlagung  vgl.  abg.  s^-vestaii  beraten,  sh-veth 
Ratschlag,  volja  Wille  zu  altem  veUli  (■•''wollen)  befehlen 
*(skr,  velju,  vellm  ich  sage),  vönja  Geruch,  Duft  vbnjati 
riechen,  vräca  Rückgabe  vrdtiti,  zeda  Durst  abg.  z^zda,  zedafi 
dürsten,  zelja  Wunsch  zeljeti,  zirb-pada  Eichelfall,  Zeit  des 
E.  iTr,  pästi  päd-,  —  Beispiele  von  Konkreta:  hogb-molja 
Bethaus  mbliti  se  beten,  cäda  Ruß  cäditi  rußen,  gräblje  pl. 
Hacke  grähiti  raffen,  gräda  Baumaterial  zägrada  bgrada 
Zaun  grddifi  bauen  zagr.  ogr.  umzäunen,  jäza  Abzugskanal 

L  e  s  k  i  e  n  ,   Serbokroatische  Grammatik.  19 


290  Stammbildnng  der  Nomina.  [§485—488^ 

voäb-jaza  (vgl.  jäz  Kanal)  jäziti  Wasser  ableiten,  jeda  Speise 
mesojede  pl.  (Fleichessen)  Karnevalszeit  jesti  jedem,  klsa 
(eig.  Nässe)  Regen  k'isnuti  u.  a.  naß  werden,  Omca  Schlinge 
{■^  omoca)  omäci  bmahiem  (abg.  o-mzknqti)  gleiten  lassen, 
päsa  Weide  (Viehw.)  volbpasa  Ochsenweide  popasa  Weide- 
geld pästi  päsem,  jnöa  Nahrung  pitati,  preda  Gespinst,  Garn 
presti  prMem,  sjenö-kosa  (Heumahd)  Wiese  s\jeno,  hositi 
mähen. 

486.  15.  -je  =  -bje,  -'e,  der  vorangehende  Konso- 
nant palatalisiert ;  die  eigentliche  Bildung  der 
Verbalabstrakta  im  engeren  Sinne;  sie  kann  an  sich 
von  jedem  beliebigen  Verbum  ausgehen,  allein  nur  von 
imperfektiven  Verben  werden  solche  Abstrakta  regel- 
mäßig gebildet,  selten  von  perfektiven.  Zugrunde  liegt 
nicht  unmittelbar  der  Verbalstamm,  sondern  das  Partizip 
prät.  pass.  auf  -7l^  {-n),  -em  {-en),  -ih  (-f);  die  vorletzte  Silbe 
ist  lang.  Beispiele:  vjeneänje  Trauung  part.  vjhicän  zu 
vjencati  trauen,  uhij^nje  das  Erschlagen  part.  uhljen  zu  uhitiy 
ubice  dass.  zu  part.  iMt. 

487.  IG.  -Ä'rt  (=  -oka,  -bka).  Die  Wörter  haben 
öfter  gegenständliche  Bedeu.tung,  namentlich  des 
Mittels  oder  Instruments.  Nomina  actionis:  pletke 
pl.  Intrigen  plesti  pletem  flechten,  psövka  Beschimpfung 
psövaü,  pögrjeska  Fehler  pogrijesati,  gätka  Erzählung  gdtati, 
pdpijevka  Gesang  (Lied)  zur  Gusle  popijeraü,  pripovijetka 
Erzählung  pripovijedati,  skröjka  Schnitt  skröjiti  zuschneiden 
(Kleid)  zdpjevka  zäpijevka  Totenklage  zapijevati  T.  halten. 
—  Konkreta,  z.  B,  döjka  Zitze  döjiti  säugen,  klepka  Kuh- 
glocke klepati  anschlagen,  misö-ldvka  Mausefalle  ynls,  loviti 
fangen,  polijevka  (Aufguß)  Suppe  pbljevati,  pbsipka  Feuer- 
schaufel pbsipati  beschütten,  svirka  Flöte  snrati,  täcka 
(=  töcbka)  Bohnenstange  täkmiti  (=  töknnti)  wo  hinein- 
stecken, zvrcka  Brummkreisel  zvrcati  schnurren. 

488.  17.  -Ih,  skr.  Nom.  sg.  -ao  gen.  -li,  feraininale 
i-Stämme;  die  Silbe  vor  dem  Formans  ist  lang;  die  zwei- 
silbigen Bildungen  haben  ~  auf  der  ersten  Silbe,  die  mehr- 
silbigen   (mit  Präposition    zusammengesetzten)     '  auf    der 


§488—491.]  Stammbildung  der  Nomina.  291 

ersten:  'izmkao  gen.  -kli,  pömkao  Aufgesprossenes  }z-,  po- 
nihmti,  Izrästao  gen.  -räsU  Auswuchs  iz-rdsti  ■rästem,  misao 
pömlsao  Gedanke,  davon  das  Verbum  mlsliti  denken,  nä- 
zebao  Erkältung  vazepsti  -zehem  sich  erkälten,  pömPzao  smfzao 
Frost  pdmrznuti  se  frieren  smfznufi  frieren  machen,  pötkisli 
pl.  Streifen,  den  fallendes  Wasser  nachläßt,  vgl.  klsnnti 
regennaß  werden,  piogthao  Untergang  poginnti  (W.  gyb-), 
pregibno  (Biegung)  Gelenk  jiregibati  biegen,  prötisli  pl.  Seiten- 
stechen prvtismdi  stechen  (in  der  Seite). 

489.  18.  -nja  =  -bna,  häufige  Bildungen,  z.  B. 
hihija  Eile  Jiiijeti,  hröpnja  Geröchel  hropiti,  gdtnja  Erzählung 
gdtati.  grdvja  Schimpf,  Geschimpf  grditi,  gröznja  Drohung 
yrbziti  se,  jeznja  Schauder  jeMti  se,  köjmja  das  Umgraben 
köpati  graben,  küpnja  Kauf  (emtio)  küpiü,  mräznja  Ver- 
feindung mräzüi,  mfznja  Haß  mrziü,  pätnja  Qual  pätiti 
leiden,  pätnja  Beachtung  päziti,  pläsnja  Schrecken  pläsiti, 
prätnja  Begleitung  prdtifi,  prekreinja  Umschwung  prekräati, 
prijetnja  Drohung  prijetiti,  prosnja  Betteln  prösiti,  skitnja 
Herumtreiberei  skitati  se,  slütnja  Ahnung  slütiti,  srdnja  das 
Zürnen  srdüi  se,  Üdpnja  Geträume  tldpiti,  tresnja  das  Zittern 
tresti  tresem  se,  setnja  Spaziergang  setati,  stednja  Sparsam- 
keit stedjeti,   züdnja  Verlangen  (Wunsch)  züdjeti. 

490.  19. -<m;  eine  kleine  Anzahl  alter  Bildungen: 
bfitvx  Schermesser  brljati  brljem  rasieren  (abg.  briti  brijq), 
Ißstve  pl.  Leiter  -Ijesti  -Ijezem  gehen,  steigen,  kletva  Fluch 
kleti  künem  (=  kleti  klbnq),  jjljetva  Jäten  (=  *peltva)  zu 
pljeii  pUjevem  (=  abg.  pleti  plevq  :=  '^pelti  '*pelvq),  sjetva 
Saat  (satio)  zu  sejati  sejeni  ek.  (ik.  stjafi  sljejii,  abg.  seti 
sejq),  stätva  (eig.  Stand)  einer  der  Balken,  in  denen  der 
Weberbaum  liegt  stäti,  zetva  Ernte  {=  zetva)  zu  zeti  zänjem 
znjem  (abg.  zeti  zhnq). 

491.  20.  -th,  skr.  -/,  alte  femininale  t-Stämme, 
nicht  mehr  lebendig;  einige  Beispiele  seien  angeführt:  cäst 
Ehre  (=  chsth  zu  Cbtq  cisti),  döbit  Gewinn  döbiti  döbijem,  mäst 
Salbe  mäzaii,  näjest  näijest  Sättigung  näjesti  -jedem  nä-ijem, 
näpast  Unfall   öpäst   Verleumdung   pröpäst   Abgrund    späst 

19» 


292  Stammbüdung  der  Nomina.  [§491—493. 

Fall  zu  pcisti  pädvem  (abg.  pasti  padq);  ohmnt  Krümmung 
(z.  B.  eines  Weges)  ohä-viti  umwickeln,  vläst  Macht  abg. 
vlasti  vladq  vgl.  skr.  vlddati,  zävist  Neid  zdvidjeti,  zä-povijest 
Befehl,  Is-p.  Beichte,  pfi-p.  Sprichwort,  s-vljest  Bewußtsein 
zu  abg.  vedeti,  vgl.  skr.  zapövjediti  zapovijedafl  befehlen  usw. 

493.  21.  Maskulina  auf  altes  -mb  gen.  -hna,  skr. 
-anj  (mit  beweglichem  a)  gen.  -nja  füge  ich  zuletzt  an; 
sie  sind  teils  reine  Nomina  actionis,  teils  instru- 
menti  u.a.  Beispiele:  häcanj  gen.  häcnja  eine  Art  Reuse 
bäcati  werfen,  hühanj  Trommel  hübati,  metanj  Schuß  metati, 
näkovanj  Amboß  na-hbvati  auf-,  anschmieden,  öhrtanj  Art 
drehbaren  Ringes  öhrtati  umdrehen,  povodanj  Überschwem- 
mung, vgl.  2^ovodan  angeschwollen  (vom  Flusse)  zu  voda 
Wasser,  podupöranj  Stütze  pod-ii-pnjeti,  zäpöranj  Riegel  zä- 
prijeti,  pösetanj  Laufbahn  posefafi  hinwandeln,  pncanj  Ge- 
krach  jmcati,  rezanj  Schnitt  segmentum  rezati  rezem 
schneiden,  sezanj  Klafter  sezati  sezem  se,  segnuti  se  langen, 
svezanj Bündel  svezati  svezem  zusammenbinden,  tücanj  Mörser- 
keule tucati  stoßen,  urövanj  Pfahl  iirdviii  Pfähle  eingraben, 
zävöranj  Bolzen  an  der  Pflugdeichsel  za-vrijeti  (hinterstecken). 

Mit  demselben  Formans  sind  einige  Monatsnamen 
gebildet,  meist  von  Nomina  aus:  syecarij  gen.  sljecnja  Ja- 
nuar, wohl  zu  üjeri  sijecem  hauen  (abg.  sesti  sekq),  irävanj 
April  träva  Gras,  svlbanj  Mai  sr'iba  Hartriegel,  Ujjanj  Juni 
l'qja  Linde,  srpanj  Juli  srp  Sichel. 

493.  XII.  Abstrakta  von  Adjektiven  und  Sub- 
stantiven. Diese  kurze  Bezeichnung  ist  gewählt,  obwohl 
manche  Bildungen,  namentlich  Ableitungen  auf  -ina,  zu 
konkreter,  sachlicher  Bedeutung  neigen  oder  geradezu 
sinnliche  Dinge  bezeichnen.  Soweit  sich  die  Be- 
deutungen genauer  scheiden  lassen,  soll  es  unten  hen^or- 
gehoben  werden. 

1.  -da  =  -hda,  die  ganz  wenigen  alten  Bildungen  seien 
mit  genannt,  weil  die  Grundworte  im  Skr.  klar  vorliegen : 
krivda  Unrecht  kriv  krumm,  prävda  Gerechtigkeit  präv 
recht,  vräzda  (eig.  Feindseligkeit)  Blutgericht  wäg  (in  alter 
Bedeutung)  Feind. 


§494—496.]  Stammbildung  der  Nomina.  293 

494.  2.  -b,  femininale  i-Stämme,  skr.  mit  konso- 
nantischem Auslaut  im  Nom.  sg.;  Ableitungen  von 
Adjektiven:  crven  Röte  crven  rot,  cetvrt  Viertel  cetvrti 
vierter,  dälj  Ferne  vgl.  daleko  weit,  duz  Länge  dug  lang, 
jär  Sommersaat  jän  sommerlich,  Sommer-,  mläd  das  Junge 
koll.  die  Jungen  mläd  jung,  necist  Unflat  ne-cist  unrein, 
nejäc  koll.  die  Schwachen  (kleine  Kinder)  ne-jäk  schwach, 
nesU  Nimmersatt  (persönl.)  ne-sit  unersättlich,  ntz  Niederung 
vgl.  mzak  niedrig,  özim  Wintersaat  özimt  zur  Wintersaat 
gehörig,  pltöm  angebautes  Land  j;'^io»i  zahm,  pogän  Unflat 
pögan  unrein,  rävan  Ebene  rdvan  eben,  rumen  Röte  rümen 
rot,  strmen  Steile  stfmen  steil,  stüden  Kälte  stüden  kalt,  zä- 
jedm  Gemeinschaft  vgl.  jedinl  einzig,  zelen  das  Grün  zelen 
grün.  Die  oben  bei  einigen  bemerkte  kollektive  Be- 
deutung findet  sich  noch  in  einzelnen  Beispielen,  auch 
von  Substantiven  abgeleiteten:  nekrst  die  Ungetauften  kfst 
Kreuz,  vgl.  krstiti  taufen,  slromäs  die  Armen  siromah,  slljez 
junge  Schafe  oder  Widder  slljeg  junger  Widder. 

495.  3.  -ica^  selten  angewendet,  z.  B.  gröznica  Fieber 
grözan  u.  a.  heftig,  vgl.  grozitise  schaudern,  ncjacica  Schwach- 
heit nejäk,  cinjenica  Tatsache  clnje»  gemacht  clniti,  kzdanica 
Vertrauen  üzdän  zuverlässig  üzdati  se  vertrauen  auf, 
hoflen;  einige  vom  ^Partizip:  mäzalica  Schmeichelei  mo- 
zaü  salben,  mrklica  Dunkelheit  mrkli  zu  mrknuti  dunkeln, 
nevidjelica  Dunkel  ne  vidjeti  nicht  sehen. 

496.  4.  -ina;  durch  Verbindung  mit  den  Formantien 
-ski  {==  bsko),  -ov,  -ha  (=  hha)  entstehen  die  Verbindungen 
-stina,  -ovina,  -hina,  die  zum  Teil  selbständig  weiter  ver- 
wendet werden. 

A.  Ableitungen  von  Adjektiven;  sehr  zahlreiche 
Bildungen,  die  öfter  nicht  sowohl  die  substantivierte 
Eigenschaft  als  Gegenstand,  Ort,  Situation  aus- 
drücken, denen  die  Eigenschaft  zukommt,  z.  B.  cistma 
Reinheit,  aber  auch  «freies  Feld»  (ohne Gebäude)  zu  eist  rein. 

a)  Einfaches  -ina,  z.  B.  histrma  Klarheit  blstar  fem. 
Ustra,  brzma  Schnelligkeit  brz,  crnlna  Schwärze,  schwarze 
Kleidung  cPn,  daljhia  Entfernung  komp.  dälji  weiter,  duhma 


294  Starambildun»  der  Nomina.  [§496—498. 

Tiefe,  tiefe  Stelle  dübok,  dubljika  dass.  vom  Kompar.  düblji, 
duzlna  Länge  dng^  glacina  (=  qladhcina)  Glätte  glädak  gen, 
glätka,  krivina  Krümme  kriv,  krupmna  grobe  Dinge  krüpan, 
maVina  kleine  Anzahl  mäli,  meksina  Weichheit  komp.  meksi 
zu  mek  (=  mekikö),  vgl.  mekota,  mlad'ina  Jugendalter,  Neu- 
mond mläd,  mnoslna  Menge  mnogi,  novina  Erstling,  növine 
(Neuigkeiten)  Zeitung  nov  neu,  opcina  (=  obbstina,  eig.  All- 
gemeinheit) Gemeinde  opstl  (=  obbsth)  allgemein,  pitömiria 
angebautes  Land  ^;/iom  zahm,  kultiviert,  pregnütina  Biege- 
stelle pregnüt  gebogen  zu  pre-gnnti  pre-gnem  biegen,  ravnina 
Ebene  rävan,  sitmna  Kleinigkeiten  slfan,  starvna  Altertum, 
alte  Zeit  {od  staune  von  alters  her),  Altertümer,  alter  Mann 
stär,  vedrma  Heiterkeit,  heiteres  Wetter  vedar  fem,  vedra, 
zrelhia  Reife  zreo  fem.  zrela,  zestma  Heftigkeit  zestok; 
starjesina  Ältester  =  Oberhaupt  (=  starejbsina  vom  Kom- 
par. abg.  starejb  gen,  starejbsa). 

49*7.  b)  -stina  aus  *-bski)m  (von  Adjektiven  auf 
-hskö,  skr.  in  bestimmter  Form  -skJ),  daraus  -bstina  -stina, 
wird  nicht  selten  angewendet,  auch  wo  kein  Adjektiv  auf 
-ski  vorhanden  ist.  Beispiele :  ecimstina  Arzthonorar  ecimski 
zu  eöhn  (hecim)  Arzt,  gospostina  Herrentum  göspodskt  gospod, 
hipestina  Diebstahl  lüpeski  lüpez  Dieb,  sirdmasfiva  Armut, 
die  Armen  sirdmaskl  siromah;  ohne  ein  Adjektiv  auf  -ski: 
bezobrastina  Schamlosigkeit  bezöbrazan,  budalästina  Torheit 
budäla  Tor,  Inkävstina  Schlauheit  lükav,  mrtävstina  u.  a. 
Leichengeruch  miiav  tot,  nevaljdlMina  Nichtsnutzigkeit 
neväljao  fem.  -Ijala,  neoprdnstina  Unreinlichkeit  neoprän, 
sämrstina  Leichengebühr  sämrt  Tod,  skupstina  Versammlung 
sküp  Haufe;  unmittelbar  an  Verba  angeknüpft:  nelmastina 
Dürftigkeit  ne  hnati  nicht  haben,  neümjesiina  Unwissenheit 
ne  ümjeti  nicht  verstehen. 

498.     c)  -ovhia,  von  Adjektiven  auf  -ov. 

a)  -ov  von  Personenbezeichnungen;  die  Ab- 
leitungen auf  -ovina  bedeuten  durchweg  Land  oder  Besitz 
der  betreffenden  Person:  bänovina  Bansland,  Banat  häyiov 
hän,  cärevina  Kaiserland,  Kaisergut,  despotovina  Despotat 
despotov  despot,  djedovina  Erbe  vom  Großvater  djedov  djed, 


§498—500.]  Stammbilduntj  der  Nomina.  295 

Hcrcegovina  Herzogsland  (l:)enannt  von  Jicrceg  Stjepän),  kne- 
semna  Fürätentum  kneiev  knez,  kräljevina  Königsland,  König- 
reich kräljev  krälj,  ocevina  väterliches  Vermögen  öcev  ötac, 
pdpovina  Einkommen  von  Pfarrstelle  impov  pöp,  üjcevina 
Wühnstätte  des   Oheims  ^itjcev  zu  '^ujak  =  *iijhkh. 

ß)  -ov  von  Pflanzennamen;  die  Ableitungen  auf 
-ovina  bedeuten  in  der  Regel  das  Holz  der  betreffenden 
Pflanze,  z.  B.  brezovina  Birkenholz  hrezov  hrezn,  hükovina 
Buchenholz  bükov  hukva,  duhovina  Eichenholz  dühov  düb, 
Upovina  Lindenholz  Ftpov  llpa,  topölovina  Pappelholz  topölon 
iopbla.  Vgl.  auch  äptovina  Attichstrauch  ajjtov  äpta,  bbbovhm 
Bohnenstroh  höbov  bbb,  metlovina  Besenkraut  ml-Üa  Besen, 
meddvina  Met  "^medov  med  gen.  meda  Honig;  in  allgemeinerer 
Bedeutung:  dumoviiiaHaus  und  Hof,  Heimat  dorn  gen.  donia, 
Jüadövina  Kühle  hläd  dass.,  jügovina  Südwind  ß(g  Süd, 
prösnjevina  Almosen  prbsnja  das  Betteln,  frgovina  Handel 
trg  Ware,  Markt,  vgl.  frgovac  Kaufmann. 

490.  B.  Ableitungen  von  Substantiven.  Nach 
den  Bedeutungen  geordnet  ergeben  sich  folgende  Haupt- 
gruppen : 

a)  Wörter,  die  den  deutschen  auf  -ei,  -heit, 
-Schaft,  -tum  entsprechen,  mehr  oder  minder  kon- 
krete Bedeutung  haben,  z.B.  Mcwm  Sennerei  bäc,  gusärina 
Seeräuberei  güsär,  hajdiicina  Räuberhandwerk  häjdilk,  kvezina 
(Knesentum)  Gebiet  eines  knez,  pisärina  Schreiberei  pisär, 
piljärina  Hökerei  piljär,  proajäcina  Bettelei  ^rrbsjäk  Bettler. 

500.  b)  Von  den  Personenbezeichnungen  auf 
-Cir,  die  den  mit  etwas  Beschäftigten  bedeuten  (s.  oben 
§  379),  haben  die  Ableitungen  auf  -arhm  fast  regelmäßig 
den  Sinn  der  Entlohnung  der  betreffenden  Be- 
schäftigung, z.  B.  hrodärhia  Fährlohn  brbdär  Fährmann 
hröd  Furt,  hivarina  Hüterlohn  cüvär,  govedärina  Lohn  des 
Rinderhirten  govedär,  grijäcina  Gebühr  für  Heizung  grtjäc 
Heizer  zu  grljati,  Ijekärina  Arztgebühr  Ijekär,  poljarina  Lohn 
des  Feldhüters  pbljär,  vracärina  Wahrsagergelnihr  vräcär. 
Vgl.  dazu  von  anders  gearteten  Grundworten:  berberhia 
Barbierslohn  berber,  carwa  (Kaisergebühr)  Zoll  car,  vtrtväciyia 


296  Stammbildung  der  Nomina.  [§500—502. 

Leichengebühr  mrtvac,  pasürina  Hirtenlohn  pästir^  telälina 
Ausruferlohn  teläl. 

Aus  den  Bildungen  -arina  von  -är  ist  ein  solches 
Formans  entnommen  und  auch  angewendet,  wo  kein  Wort 
auf  -är  zugrunde  liegt :  dimärina  Rauchfangsteuer  diin  Rauch, 
glavärina  Kopfsteuer  gldva,  krvärina  Blutgeld  Tcrv,  kucärina 
Haussteuer  khca,  placärina  Platzgebühr  pJäca,  svädbarina 
(alt)  Hochzeitsgebühr  svadba,  travärina  Weidegeld  trdva  Gras. 

501.  c)  Von  Tiernamen  bedeuten  die  Ab- 
leitungen auf  -ina  Fleisch  oder  Fell,  Fleisch  und 
Fell  des  Tieres,  je  nachdem  eines  oder  beides  im  täg- 
lichen Leben  gebraucht  wird.  Eigentlich  sind  es  Abstrakta, 
z.B.  vucina  (Wolfsfell)  eig.  «Wolfsartiges,  Wolfstum».  Bei- 
spiele: gövedina  Rindfleisch  göveda  pl.  Rinder,  jägnjetina 
Lammfleisch,  Lammfell  jägnje  gen.  jägnjeta,  medvjedina 
Bärenfell  medvjed,  teletina  Kalbfleisch,  -feil  tele  gen.  teleia, 
vücitia  und  viiceüna  Wolfsfell  vük  Hnice  gen.  vuceta;  vgl. 
auch  oglavina  Kopfhaut  von  Tieren  gldva.  Die  Ableitung 
erfolgt  öfter  von  Adjektiven  auf  -ov  aus:  jdnjcevina  Lamm- 
fleisch jänjcev  jdnjac,  järcevina  Bocksfleisch  jdrcev  järac, 
dvnovina  Schöpsenfleisch  övnov  bvan  gen.  ovna,  präscevina 
Schweinefleisch  prdsac  gen.  prdsca,  rlsovina  Luchsfell  ris, 
zecevina  Hasenfleisch  zec;  vgl.  noch  vüsevina  Mäusedreck  mls. 

503.  d)  -ina  dient  zur  Ableitung  einheitlicher  Sub- 
stantive aus  Verbindungen  von  Präposition  und 
Kasus,  z.B.  ökolina  ^  v/as  ö^'o?o  ringsum  ist,  Umgebung, 
okräjina  Rand  des  Brotlaibs  kräj  Rand,  pöhovina  Fleisch 
zwischen  Hüften  und  Rippen  höh  Seite,  podrepina  Schwanz- 
riemen pöd  repom  unter  dem  Schwanz,  pbhrptina  Rückenteil 
lirhat  gen.  lirpta,  pbkrajina  Grenze  kräj,  potrhusina  Bauch- 
teil trhuhy  zdvjetrina  was  zä  vjetrom  hinter  dem  Winde  ist, 
windgeschützter  Ort. 

Vergleiche  dazu  die  Anwendung  in  Zusammen- 
setzungen aus  Nomen  und  Nomen:  dubbdoUna  (tiefes)  Tal 
dühok  tief  dö  gen.  döla  Tal^  pustbpoljina  Heide  pmt  öde 
pölje  Feld,  slabbbocina  Weichen  (des  Körpers)  släb  schwach 
hök  Seite,    staroduzina    alte  Schulden    stär    düg,  sinrbputine 


§  502—506.]  Stammbildung  der  Nomina.  297 

Spuren  eines  alten  Weges  püi,   suliömedina  Mauer  (Grenz- 
mauer) ohne  jNIörtel  sah  trocken  mhia  Grenze. 

503.  e)  -Mna  = -bhina,  Weiterbildung  von  Ab- 
strakten auf  -ha  =^ -hba  (s.  §471)  und  gleichartiger  Be- 
deutung: (jbzhina  Gasterei  zu  f/dzba^=gosthba,  drüzbina  Kame- 
radschaft drüzha,  sudbhta  .Schicksal  von  altem  sqdbba,  dazu 
auch  östidbina  Urteil,  fädbina  Diebstahl  zu  altem  tathba. 
Ein  solches  -blna  wird  dann  auch  ohne  Grundlage  von 
'ba  weiter  verwendet:  cazbina  Gasterei  (=  chstbbina)  cäst 
(=  cbsth)  Gastmahl,  ötadzbina  (=  otbcbbina)  Vaterland  ötac 
Vater,  närudzbina  Bestellung  narüclH  bestellen,  ötrazbiva 
Überbleibsel  trag  Spur,  pdstöjbina  Geburtsort  zu  abg.  sfojati 
stehen,  verweilen,  rodbhia  Verwandte  röd  Geschlecht,  tazblna 
die  Schwiegereltern  (=  tbstbbina)  täst  Schwiegervater,  tedzbina 
(=  tecbbiua)  Erworbenes  feci  tecem  erwerben,  vradzbiva 
(=  vrachbina)  Hexerei  vräc  u,  a.  Hexenmeister,  zäduibina 
=  was  man  za  düsu  «für  die  Seele»  gibt,  fromme  Stiftung. 

504.  5.  -inja  =  -yna  (alter  Nom.  sg.  -yni).  In 
dieser  einfachen  Form  seltener  als  in  Verbindung  mit  -ota 
(s.  §  509). 

a)  Einfaches  -inja,  z.  B.  grdinja  Scheusal  gii-dan  häß- 
lich vgl.  abg.  grdz,  mekinje  pl.  Kleie  (==  mekzkyni)  mek 
weich  (=  mekökö),  püsHnja  Einöde  pnst  öde,  svetinja  Heilig- 
tum, Reliquie  svet. 

505.  b)  -otinja,  z.  B.  bosdtmja  vgl.  älteres  boftöta 
Barfüßigkeit  bös  f.  bosa,  golötinja  und  golofa  (älter)  Nackt- 
heit gö  fem.  gola,  samötinja  Einsamkeit  säm  allein,  siroünja 
(Vervvaistheit)  Waise  siröta,  skupötina  Teuerung  sküp,  sla- 
böiina  (Schwachheit)  schwacher  Mensch  släb,  strahdtina 
Schreckbild  strahdta  Schreck,  Schreckbild  sträh  gen.  sfrciha, 
suhotinja  (eig.  Trockenheit)  Fasten  aus  Mangel  sahota  sähy 
kroniötinja  neben  älterem  hromöta  Lahmheit  lirom,  hropötinja 
schweres  Atmen,  Asthma  hröpiti  röcheln;  vgl.  noch  mUo- 
stinja  (abg.  milostym)  von  niilost  Erbarmen. 

506.  6.  -ja,  Palatalisierung  des  vorangehenden  Kon- 
sonanten; seltene  Bildungen:  gusta  Dickicht  gast,  süsa 
Dürre  suh,  tvräa  Festigkeit  tvrd. 


298  Stammbildung  der  Nomina.  [§507—510. 

507.  7.  -oba,  wenige  Wörter,  Ableitungen  von  Ad- 
jektiven aus,  vereinzelt  auch  von  Substantiven,  der  Haupt- 
ton liegt  als  '  auf  -o-,  die  Silben  vorher  sind  kurz:  gnu- 
söba  Garstigkeit  gnüsan  ekelhaft,  schmutzig,  vgl,  abg.  gnuss 
Schmutz,  grdbha  Häßlichkeit  grdan  (vgl.  abg.  grdö),  Imdöba 
Bosheit  (auch  der  Böse,  Teufel)  hüd  schlecht,  rngöha  Häß- 
lichkeit, vgl.  rüzan  häßlich  zu  rüg  Spott,  tegöba  Schwere 
vgl.  feg  Gewicht,  ijesköba  Enge  zu  altem  tesko  eng  (vgl. 
skr.  tijesan  fem.  tijesna  =  ^tesknö  tesnö),  zldba  Bosheit 
(=  zöloba)  zao  fem.  zlä  {^=^  zolz  zda). 

508.  8.  -Ost  (=  -ostb)  gen.  -osti,  femininale  «'-Stämme; 
sehr  häufige  Bildungen  von  Adjektiven  aus;  z.B.  bezbosnösf 
Gottlosigkeit  bezbozan,  düzndst  Schuldigkeit,  Pflicht  duian, 
krdtköst  Kürze  krdtak,  krötöst  Sanftmut  kröfak,  mladöst  Jugend 
mläd  jung,  mirnöst  Friedfertigkeit  viiran,  müdröst  Weisheit 
müdar,  slädöst  Süßigkeit  slädak,  vjerndst  Treue  vjeran. 

509.  9.  -ota,  von  Adjektiven  und  Substantiven  ab- 
leitend : 

a)  Von  Adjektiven,  Hauptton  als  '  auf  -o-,  die 
Silben  vorher  kurz;  z.  B.  cis/öte  Reinheit  cM,  dohröta  Güte 
döbar,  gluhöta  Taubheit  glüh,  jasnuta  Helle  jäsan,  Ijepbta 
Schönheit  üjep,  njeniöta  Stummheit  mjem,  prosiöta  Einfalt 
pröst^  siröfa  Waise  (urspr.  Abstraktum  zu  sin),  tjeskdta 
Enge  zu  altem  fesJcs  eng,  sljepöta  Blindheit  slijep,  steta 
Schaden  (^  hsfeta)  zu  täst  leer  (=  tosth). 

b)  Von  Substantiven,  Betonung  und  Quantität  wie 
bei  a,  z.  B.  grjehdfa  (Sündhaftigkeit)  Sünde  grijeh,  sramota 
Schande  sräni  Scham,  strahota  Schreckbild  sträh  gen.  sträha 
Schreck,  tegota  Schwere  feg  u.  a.  Gewicht. 

510.  10.  -oca  ^=  *otjä,  Weiterbildung  der  Ab- 
leitungen auf  -ota,  Betonung  und  Quantität  wie  unter 
9  (§509);  beide  Formen  stehen  nicht  selten  nebeneinander 
{vgl.  die  Beispiele  unter  -ota),  z.  B.  cistoca,  dobröca,  gluhoca, 
strahöca;  vgl.  noch  bljedöca  Blässe  blljed  bleich,  grubööa 
Grobheit  grub,  tjembca  Enge  tijesan,  tupöca  Stumpfheit  tüp. 


§511—514.]  Stammbildung  der  Nomina.  299 

511.  11.  -stvo  ==  -bstoo;  die  Bedeutung  der 
häufigen  Ableitungen  ist  die  der  deutschen  Bil- 
dungen auf  -tum,   -heit,  -keit,  -schaft. 

a)  Von  Adjektiven,  z.B.  bogatstvo  Reichtum  bogaf, 
dostojdnstvo  Würdigkeit  dostöjan,  jedinsfvo  (eig,  Einheit) 
^Einigkeit  jedmt  einzig,  mnöstoo  (==  niönoibstvo)  Menge  ymiogl 
viel  (Adj.). 

Wenn  die  Bildung,  die  zwar  auf  Substantiva  bezogen 
wird,  doch  nicht  unmittelbar  auf  Substantiva,  sondern  auf 
Adjektiva  possessiva  zurückgeht,  entsteht  eine  Form 
-ovstvo  evstvo,  -instvo  -injstvo,  z.  B.  krdljevstvo  Königtum 
krdljev  Tcrälj,  pöpövstvo  Priestertum  pöpov  pbp;  djetmjsfvo 
Kindheit  djetinji  dijete  gen.  djeteta,  maferlvstvo  (eig.  Mütter- 
liches) mütterliches  Vermögen  maierin  mati  gen.  mafere, 
öcinsfvo  väterliches  Vermögen  dein  (=  othcinö)  öfac. 

5\2.  Bei  Ableitungen  von  Adjektiven  auf 
altes  -hns  entsteht  -bnbsfvo,  skr.  -avstvo,  z.  B.  bozänstvo 
(Göttlichkeit)  Gottheit  =  hozbnbstvo  zu  hozbnö  göttlich  von 
bog,  covjecänstvo  Menschlichkeit  cdvjecan  (=  clovechnz)  cövjek, 
vladivänstvo  Bischofswürde  zu  vladycbm  von  vlddika  {vladyha) ; 
ein  -anstvo  kann  dann  auch  weiter  verwendet  werden,  wo 
ein  solches  Adjektiv  nicht  gebräuchlich  ist:  otacanstvo 
Vaterland  (=  *otbcb7ibstvo),  svjedocänstvo  Zeugenschaft,  Zeug- 
nis (=  *s5vedocbnbstvo)  svjedok  Zeuge,  velicänstvo  Majestät 
(=  ^^velicbnbsivo)  veliki  groß. 

513.  b)  Von  iSubstantiven,  z.  B.  bdnsivo  Bans- 
würde bän^  bratstvo  Bruderschaft  (Unterabteilung  eines 
pleme)  brät,  cärstvo  Kaisertum  cm\  djevojastvo  {^=  *devojb- 
cbstvo)  jungfräulicher  Stand  djevöjka,  dobrocmstvo  Wohl- 
tätigkeit vgl.  dobroc/nac  Wohltäter,  zloc'mstvo  Übeltun 
vgl.  zlocinac  Übeltäter,  drüstvo  (=  druzbstvo)  Genossenschaft 
drüg,  pobratlmstvo  Bundesbruderschaft  pöbratim,  prijafelstvo 
Freundschaft  prljatelj. 

514.  XIII.  Kollektiva. 

1.  'äd  =  -ädb,  femininale  i-Stämme.  Die  Grund- 
worte   sind     mit    geringen    Ausnahmen     deminuierte 


300  Stämmbildung  der  Nomina.  [§  514—516. 

Menschen-  und  Tierbezeichnungen  auf  -e  gen.  -efa 
(=  ^),  -ce  (=  bce),  s.  §§426,427;  daher  bedeuten  diese 
Ableitungen  so  häufig  eine  Menge  junger  Wesen.  Die 
Silben  vor  -äd  sind  kurz,  der  Hauptton  liegt  bei  allen 
zweisilbigen  als  "  auf  der  ersten  Silbe.  Beispiele:  ärapcäd 
Mohrenkinder  arapce,  bltznäd  Zwillinge  hlizne  gen.  Ulzneta, 
hugarcäd  junge  Bulgaren  bügärce,  cöbancäd  junge  Hirten 
cöhänce,  ääkoncäd  junge  Diakonen  *äakonce  äakon,  jägnjäd 
Lämmer  jagnje,  jnnäd  junge  Ochsen  jüne,  kümcäd  Paten- 
kinder kümce,  lanäd  Rehkälber  Inne^  momcäd  junge  Burschen 
mömce,  pascäd  junge  Hunde  päsäe  (=  pbsbce)  zu  pas 
(=  pbsh),  präsäd  Ferkel  präse  gen.  praseta,  slroiäd  Waisen 
siröce,  stenäd  junge  Hunde  stene,  teläd  Kälber  tele,  ümicäd 
Enkel  ünuce,  vücäd  junge  Wölfe  *vuce  zu  vük,  zvjeräd  wilde 
Tiere  zvijere,  Mrebäd  Füllen  (pl.)  Mrijehe  gen.  Mrebeta. 
Dazu  auch  altes  celjäd  (=  cel'adb)  die  Leute  des  Hauses. 

Vereinzelt  sind  die  Wörter  sachlicher  Bedeutung, 
z.  T.  unklaren  Ursprungs:  büjädYsiru,  büräd  Fässer,  drvljäd 
Holzscheite  vgl.  drvlje  koll.  zu  dfvo,  jrfläd  und  pfnjäd  faules 
Holz,  süväd  dürres  Holz  snv  =  süli  dürr.  Von  einem  Ad- 
jektiv vgl.  noch  zlväd  Geflügel  zw  lebendig. 

515.  2.  'je  (=  -hje),  sehr  häufige  Bildungen,  z.  B. 
börje  Kiefernwald  bör  Kiefer,  brijesce  koll.  zu  brijest  Ulme, 
golüblje  gölüb  Taube,  gräblje  grab  Weißbuche,  gröblje  (da- 
neben gröbövlje  vom  Plur.  auf  -ovi)  Gottesacker  grob  Grab, 
gröide  grözd  Traube,  kämenje  kämen  Stein,  kläsje  kläs  Ähre, 
lözje  löza  Rebe,  bräsje  örali  Nuß,  perje  pero  Feder,  vläce 
vlät  Ähre,  zPnje  (zrnevlje)  zfno  Korn. 

510.  S. -Inje,  seltene  Bildungen;  jalövinjc  geltes  Vieh 
jalov  gelt,  päscinje  Hunde  von  jjäsce  junger  Hund,  zvjermje 
zu  zvijer  wildes  Tier;  maskmje  Mannspersonen  müsko  Manns- 
bild (neutr.  zu  müski  männlich),  zenskmje  Frauensleute 
zensko  Frauenzimmer  (neutr.  zu  zenski). 

B.  Adjektiva. 

Die  Komparation  ist  hier  nicht  mit  behandelt,  son- 
dern bei  der  Flexion  der  Adjektiva  eingestellt. 


§  517. 518.]  Stamrabildung  der  Nomina.  301 

517.  I,  Adjektiva,  für  die  sich  keine  besondere 
Bedeutungsgrenze  angeben  läßt. 

1.  -ak  mit  beweglichem  a  (=  ökö).  Die  Bildungen 
sind  hier  aufgenommen,  obwohl  das  Formans  nicht  mehr 
lebendig  ist,  weil  sie  ziemlich  zahlreich  sind  und  wegen 
der  abgeleiteten  Substantiva  und  Verba  beachtet  werden 
müssen.  Das  -^lc^  ist  nämlich  Weiterbildung  ein- 
facherer Adjektiva,  z.  T.  der  im  Slavischen  als  be- 
sonderer Formenklasse  verschwundenen  alten  adjektivischen 
w-Stämme,  vgl.  lit.  saldüs  mit  *soldbk5  abg.  sladsks  skr. 
slädak;  von  dem  einfacheren  Adjektiv  kommen  die  Ab- 
leitungen her,  z.  B.  Komparativ  slädi,  dädöst  Süßigkeit, 
sldditi  süßen,  und  so  in  entsprechenden  anderen  Fällen. 
Beispiele:  britka  sablja  scharfer  Säbel  (n.  sg.  msk.  hr'idak 
=  hr^d^k^),  glädak  glatt,  gorak  bitter  (gorbko),  höcak  willig 
hbtjeti  hddti  wollen,  ijedak  jedak  zornig  (giftig)  Ijed  jed  Gift, 
järkd  sünce  die  warme  helle  Sonne  vgl.  jära  Hitze,  kl'tzak 
skllzak  schlüpfrig  klizati  se  gleiten,  kräfak  kurz,  krepak  kräftig 
(abg.  noch  krep^  neben  krephki^,  krötak  sanft,  krsak  steinig 
/ci'sFels,  Karst,  Ijubak  lieblich  Ijühifiliehen,  mleöak  schwach, 
dünn  (von  Stoffen),  mrzak  zuwider  mrzi  mi  es  ist  mir  z.. 
mzak  niedrig  vgl.  niz  adv.  präp.  hinab,  pltak  trinkbar  plti, 
plltak  seicht  pliii  schwimmen,  prutak  biegsam  prüt  Gerte, 
rijedak  selten,  sladak  süß,  tanak  dünn,  tezak  (--=  t^zhkh) 
schwer,  uzak  eng  (=  qz^k^),  varak  leicht  kochbar  vdriii 
kochen,  intak  biegsam  viii  winden,  vözak  gut  ziehend  (vom 
Pferd)  vbziti  fahren,  zärkd  sünce  die  heiße  Sonne  zär  Glut 
Mriti  glühen,  zezak  heiß  zeci  zezern  brennen  (trans.),  zidak 
dünn  (leichtflüssig),  biegsam;  lak  leicht  (=  Ibgikh)  fem. 
laka  für  Hag-ka  (=  hgöka),  mek  weich  (=  m^A'sfcs)  fem. 
meka  (für  *mekka  =  nißska),  der  Femininalform  ist  die 
Maskulinform  nachgebildet  statt  Hagak  '^mekak. 

518,  2.  -an  mit  beweglichem  a  {=  -bnz),  z.  B. 
vjeran  =  verbm,  fem.  vjerna  =  verbna;  eine  der  häufigsten 
Adjektivbildungen  in  allen  slavischen  Sprachen;  die 
mannigfaltigen  Beziehungen  zu  der  Bedeutung  der  Grund - 
Worte  lassen  sich  nicht  unter  scharf  abgrenzbare  Bedeutungs- 


302  Stammbildung  der  Nomina.  [§518.519. 

klassen  bringen.  Hier  nur  einige  Beispiele:  hrlzan  besorgt 
Inga  Sorge,  äüsan  schuldig  düg  Schuld,  gläsan  berühmt 
glas  Stimme,  Ruf,  grjesan  sündig  grtjeh  Sünde,  hlddan  kühl 
hläd  Kühle,  jezican  gesprächig  jezik  Sprache,  kisan  regnerisch 
Msa  Regen,  mästan  fett  mäst,  preporncan  empfohlen  prepo- 
rnica  Empfehlung,  rädosian  freudig  rädöst  Freude,  sirömasan 
arm  sirömah  Armer,  smijesan  lächerlich  sm'ijeh  Gelächter^ 
stetan  geschädigt  steta  Schade,  trüdan  ermüdet  trüd  Mühe, 
znpadni  westlich  zäpäd,  zühvälan  dankbar  zähvala  Lob,  zldtan 
golden  zlnfo  Gold. 

519.  IL  Adjektiva  mit  dem  Sinne:  von  der  Art 
des  Dinges,  das  durch  das  substantivische  Grundwort 
ausgesagt  wird,  entsprechend  den  deutschen  Adjektiven 
auf  -lieh,  -isch,  -haft:  denen  auf  -isch  entsprechen  sie 
namentlich  bei  Ableitungen  von  Länder-  und  Völker- 
namen. Formans  urspr.  -bsk^,  skr.  nur  in  bestimmter 
Form  gebraucht,  daher  msk.  nom.  sg.  -sM,  fem.  -skä,  ntr. 
■skö.  Von  den  sehr  zahlreichen  und  immer  vermehrbaren 
Bildungen  hier  einige  Beispiele:  hiögrndski  belgradisch  Biö- 
grad,  hosanski  (=  hosbnbskyjb)  bosnisch  Bösiia  (=  Bosbna), 
iräiski  brüderlich  brät,  crnögorsM  montenegrinisch  Crnä  göra^ 
cdvjecki  (=  clovecbskyjb)  menschlich  cövjek,  davölski  teuflisch 
ddvö  fem.  -vola^  grädskt  städtisch  gräd,  jünäcki  {=  junacb- 
skyjb)  heldenhaft  jünäk,  öiacki  (=  otbcbskyjb)  väterlich  otac, 
räjski  paradiesisch  räj,  srpski  serbisch  Sfh,  stäracki  greisen- 
haft (=  starbcbskyjb)  stärac  {=  siarbcb).  Häufig  werden 
solche  Adjektiva  gebraucht,  wo  im  Deutschen  eine  Zu- 
sammensetzung aus  Adjektiv  und  Substantiv  bevorzugt 
wird,  z.  B.  görski  zu  göra  Berg:  gorskä  vila  die  Berg-(Wald-) 
vila,  tämnicki  zu  <äww/m  Kerker:  tämnickä  i?m^a  Kerkertür, 
udövicki  zu  udövica  Witwe:  udövichö  dijete  Witwenkind. 

Nicht  selten  ist  das  unmittelbare  Grundwort  nicht 
ein  Substantivum,  sondern  das  von  diesem  abgeleitete 
possessive  Adjektiv  auf  -ov,  -in,  *-;6  (s.  §§531 — 535), 
z.  B.  legovskl  nach  Begenart  hegov  heg,  kräljevski  königlich 
kräljev  krälj,  pöpovsM  priesterlich  pöpov  pöp.  —  nevjestinski 
bräutlich  nhjesfin  nevjesia,  pasmski   zu  päsin  päsa  Pascha; 


§519—521.]  Stammbildung  lier  ^'omina.  303 

ivänjski  von  tvanj  poss.Adj.  zu  Ivan  Johannes,  z.B.  Ivänskö 
cvljece  (Johannisblume)  galium  verum. 

5S0.  III.  Adjektiva  mit  der  Bedeutung:  geneigt 
zu  dem,  was  das  Grundwort  aussagt,  sei  es  Ding  oder 
Tätigkeit.  Bei  Ableitungen  von  Substantiven  aus  geht 
der  Sinn  zuweilen  über  in:  «versehen  mit  dem,  was  das 
Grundwort  ausdrückt».  Die  sehr  zahlreichen  Bildungen 
mit  den  Formantien  -iv,  -Ijiv  (^  bl'ivö)  haben  die  Silben 
vor  dem  Formans  kurz;  die  zweisilbigen  Wörter  den 
Hauptton  als  '   auf  der  vorletzten. 

A.  Das  Grundwort  ist  ein  Substantivum. 

1.  -iv,  z.  B.  däzdiv  regnerisch  däzd  Regen,  käsljiv 
(hustig)  Husten  habend  kasalj  gen.  käslja,  Ijeniv  träge  (da- 
neben lljen  dass.)  eig.  zu  einem  alten  Subst.  lenh  Trägheit, 
mUosüv  gnädig  mllöst  Gnade,  fömnjiv  achtsam,  umsichtig 
pömnja  Umsicht,  sträsiv  schreckhaft  sträh,  zälostiv  mitleidig 
iälöst;  mehr  in  der  Bedeutung  «versehen,  behaftet  mit», 
z.  B.  jeziv  (schaurig)  gefährlich  jeza  Schauer,  krmeljiv  voll 
Augenbutter  hrmelj,  pljesniv  (Ausnahme  von  der  Betonungs- 
regel) schimmelig  plljesan. 

Eine  kleine  Gruppe  zeigt  die  Endung  -o/if,  diese  be- 
ruht bei  lisäjiv,  mit  Flechten  lisäj  behaftet,  auf  dem  -äj 
des  Grundwortes,  andere  Fälle  auf  Nachahmung  solcher 
Bildungen,  auch  ohne  Grundwort  auf  -aj,  so  lecäjiv  voll 
Sommerfiecke  Uce  ntr.,  zidjäjiv  schwielig,  geschwollen  zülj 
Schwiele,  sipJjäjiv  asthmatisch  vgl.  slpljiv  dass. 

Unmittelbare  Ableitung  von  Verben  aus  ist  kaum 
vorhanden,  vgl.  aber  pläsiv  (neben  pläsljiv)  schreckhaft  zu 
pläsiti  schrecken,  kann  Nachahmung  von  siräsiv  sein. 

521.  2.  -Ijiv  =  bl'ivö,  z.  B.  bojäzljiv  bojäzljiv  furcht- 
sam zu  höjazan  (=  hojaznb)  Furcht,  lolezljiv  kränklich, 
zu  altem  hbljezan  fem.  {^=boleznh)  Krankheit,  bolesljiv  dass. 
bölest  Krankheit,  brizljiv  sorgfältig  br'iga  Sorge,  grabezljiv 
räuberisch  grabez  Raub,  Wtsljiv  regnerisch  klsa,  ndzorljiv 
scheu  näzor  Obacht,  svöjtljiv  (Abweichung  von  der  Akzent- 
regel) Verwandte  liebend  nesvöjfljiv  der  keine  Neigung  zu 
den  Seinigen  hat  svöjta,    pdbjedljiv  verleumderisch  pöbjeda, 


304  Stammbildung  der  Noraina.  [§  521 — 524. 

poträgljiv  was  zurückbleibt  (was  der  Spur  nicht  folgt)  trag 
Spur,  sänljiv  schlafmützig  sän,  smjesljiv  wer  gern  lacht 
sniljeh  Lachen,  srameMjiv  schamhaft  srdmez.  Mehr  in  dem 
Sinne  «behaftet  mit»,  z.  B.  crvljiv  wurmig  crv^  mirisljiv 
wohlriechend  mirls,  päiicljiv  voll  Spinngewebe  pauk  Spinne, 
pozderljiv  voll  Schewen  pözder,  sjeverljiv  (nordwindig)  dem 
Nordwind  sjever  ausgesetzt,  snjetljiv  voll  Getreidebrand  smjet, 
svrähljiv  krätzig  svräh,  väsljiv  üsljiv  voll  Läuse  väs  üs. 

522,  Häufig  ist  der  Fall,  daß  neben  dem  Sub- 
stantiv ein  Verbum  steht,  so  daß  das  Adjektiv 
der  Neigung  im  Sprachgefühl  auch  auf  die  Tätig- 
keit bezogen  werden  kann.  Solche  Ableitungen  bilden 
den  Übergang  zu  den  Bildungen  mit  unmittelbarer  verbaler 
Grundlage  (s.  §  523),  z.  B.  dtmljiv  räucherig  dhn  Rauch 
dlmiti  rauchen,  gnjevljiv  jähzornig  g^ijev  gnjeviti,  govdrljiv 
gesprächig  gövör  govoriti,  läzljiv  lügnerisch  läz  Lüge  lägati, 
osveüjiv  rachsüchtig  ösveta  osvetiti  se  sich  rächen,  pläcljiv 
weinerlich  |;Mc  Weinen  pläkati,  ponosljiv  stolz  ^;ö»os  Stolz 
ponösiti  se  stolz  sein  (auf  etwas),  jjrevärljiv  betrügerisch 
prijevara  Betrug  prevariti,  promjenljiv  veränderlich  prdmjena 
promijeniti,  rädljiv  arbeitsam  räd  rädifi,  rödljiv  fruchtbar 
röd  röditi,  sködljiv    schädlich  skoda  skoditi. 

5!S3;  B.  Das  Grundwort  ist  ein  Verbum,  z.  B. 
hbdljiv  stößig  hösti  bödem  stoßen  (mit  spitzigem),  härcljiv 
verschwenderisch  härciti  verbrauchen,  ddcekljiv  gastfrei 
döcekati  u.  a.  aufnehmen  (einen  Gast),  dremljiv  schläfrig, 
schlafsüchtig  drijmati,  grähljiv  räul^erisch  gräbiti  raffen, 
krädljiv  diebisch  krästi  krädim  stehlen,  mämljiv  verlockend 
mämiti,  märljiv  sorgfältig,  fleißig  mdrifi  se  sich  kümmern 
um,  osjetljiv  empfindlich  ösjetiti  empfinden,  2^obieglpv  fugax 
pobjegnuti  entfliehen,  pojedljiv  gefräßig  pöjesti  -jedem  ver- 
zehren, pokärljiv  zänkisch  pokärafi  schelten,  ^^retoi/^Vv  (eig. 
übergeherisch)  ansteckend  |)reto2r?7i  übergehen,  rasudljiv  be- 
dächtig rasüditi  beurteilen,  smrdljiv  stinkig  smrdjeti,  strpljiv 
geduldig  strpjeti,  stedljiv  sparsam  stedjeti. 

534.  IV.  Adjektiva,  die  bedeuten:  versehen  mit 
dem,  was  das  Grundwort  aussagt;  dies  ist  der  Regel  nach 


§  524. 525.]  Stammbildung  der  Nomina.  £05 

ein  Substantiv;  es  kann  aber  ein  Adjektiv  und  bisweilen 
ein  Verbum  zugrunde  liegen. 

1,  -at  und  -nat.,  dies  ursprünglich  =  -hnaU,  d.  b. 
Weiterbildung  von  Adjektiven  auf  -bns. 

a)  -at\  die  Silben  vor  dem  Formans  sind  kurz,  bei 
den  zweisilbigen  Wörtern  liegt  der  Hauptton  als  '  auf  der 
ersten  Silbe;  z.B.  högat  reich  (alte  Bildung  von  '*hog5  An- 
teil, vgl.  ii-hog  arm),  brädat  bärtig  bräda,  glävat  großköpfig 
gläva,  gränat  ästig  grdna,  jühat  suppig  jüha,  kljünat  (bei 
Vuk  kljünat,  es  wird  aber  nach  der  obigen  Regel  kljünat 
gesprochen)  kljün,  kdsat  langhaarig  kösa,  krllat  geflügelt 
krilo,  nösat  langnasig  7iös  gen.  nösa,  ökat  beäugt  öko,  pleöat 
breitschulterig  pUce,  repat  geschwänzt  rep,  rbgat  gehörnt  rög 
gen.  röga,  trhisat  dickbauchig  ti'buh,  ziibat  gezähnt  züb. 

b)  -nat,  z.  B.  bfsnat  (=  bröstbnatö)  belaubt  brst  spros- 
sendes Laub,  cvörnat  knorrig  cvör  gen.  cvora,  görnat  gebirgig 
gora,  kosnat  langhaarig  (daneben  kösmat)  kösa  Haar,  krövnat 
strohgedeckt  kröv  gen.  kröva  Dach,  lisnat  belaubt  (=  listh- 
natö)  list,  pernat  befiedert  2^Gro,  resnat  (Pflanzen-)Kätzchen 
tragend  resa,  sümnat  belaubt  shna  Wald,  vlasnat  (neben 
vläsat)  behaart  vläs.  Da  die  zweisilbigen  Bildungen  den 
Akzent  "  haben,  gehört  wohl  auch  vünat  wollig  (zu  vmia) 
hierher  und  wäre  dann  =  vhibnatö,  vgl.  indes  süsnjat  be- 
laubt zu  süsanj  gen.  öüsnja,  vsnat  großlippig  tis7ca  Lippe. 
Mit  'Ov-  gebildet  cüdnovat  wunderbar  =  cudbnovatö  zu  cüdo. 

535.  2.  -ast,  sehr  häufige  Bildungen;  die  Silben 
vor  dem  Formans  sind  kurz. 

a)  Von  Substantiven  abgeleitet;  die  Bedeutung  die- 
selbe wie  bei  -at;  doch  tritt  etwas  mehr  wie  dort  der 
Sinn  des  Übertriebenen  auf,  und  außerdem  bezeichnen 
die  Wörter  auf  -ast  öfter:  die  Farbe  des  Dinges  tragend, 
das  von  dem  Grundwort  ausgedrückt  wird,  z.  B.  brööast 
von  der  Farbe  des  bröc  Färberröte  (rubia  tinctorum), 
budälast  töricht  hudäla  Tor,  cvjetast  mit  einer  Blässe  ver- 
sehen cvljet  u.  a.  Blässe  (eig.  Blume),  golübast  taubenfarbig 
golüb,  grlvast  (eig.  mähnig)  weiß  um  den  Hals  grlva  Mähne, 
jastrebasf  geierfarbig  jästreb,  kltast  buschig  klta,  kölasf  (eig. 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  20 


306  Stammbildung  der  Nomina.  [§525—527. 

räderig)  rundgefleckt  kolo  Rad,  kühast  hakenförmig  Uvka, 
läsast  wieselfarbig  Idsa  (läsica),  Ijnbicast  veilchenblau  Ijubica, 
mäcast  katzenfarbig  mdca,  päsast  (eig.  mit  Gürtel  versehen) 
mit  weißen  Streifen  um  den  Leib  (von  Tieren)  päs  Gürtel 
aus  pöjäs,  daher  pojäsast  gestreift,  pepeljast  aschfarbig  pepeo 
gen.  pepela,  pjegast  fleckig  pjega,  prütast  gestreift  prüt  Gerte, 
resast  mit  Wamme  resa  versehen,  rUast  großlippig  rllo 
Maul,  ruzicast  rosenfarbig  rüiica^  zekast  hasenfarbig  zeko 
Tier  von  solcher  Farbe,  zvjezdast  mit  Stern  versehen  (z.  B. 
Tiere  auf  der  Stirn)  zvijezda.  Am  Ende  von  Attributiv- 
komposita z.  B.  hiäjookast  neben  biiljook  mit  Glotzaugen 
Mljiti  glotzen  öko  Auge,  golöbradast  und  golbhrad  (eig.  kahl- 
bärtig) unbärtig  gö  fem.  gbla  kahl  hräda  Bart,  kükonosast 
hakennasig  küka  nös  (gen.  7iösa),  pütonogast  und  putonog 
(eig.  fesselfüßig)  mit  einer  Blässe  am  Fuß  püto  Fußfessel 
nöga  Fuß  (vgl.  putast  dass.),  starolikast  und  stürölik  alt- 
gesichtig  (=  alt  aussehend)  stär  lik,  suhövrhast  und  suhövrh 
dürrgipflig  silh  vFh. 

5S6.  b)  Von  Adjektiven,  öfter,  namentlich 
von  Farbennamen,  eine  Annäherung  an  die  be- 
treffende Eigenschaft  bedeutend  (vgl.  unten  -käst 
§  544),  im  Sinne  des  deutschen  -lieh  (rötlich);  z.  B. 
drvenast  hölzern  (übertragen:  unempfindlich)  drven  dfvo, 
kitnast  buschig  {kitast  dass.)  kltan  dass.  klta,  krnjast  splittrig 
krnj  dass.,  kusast  gestutzt  küs  dass.,  mörasf  und  mör  dunkel- 
blau, ökruglast  rundlich  ökrügao  fem.  okrügla  rund,  rldast 
und  rid  fuchsrot,  slnjast  und  sinj  graublau,  slvast  und  siv 
grau,  stibjelast  und  sübjel  (zu  Mo  fem.  bijela)  weißlich,  sü- 
ludast  dümmlich  sülud,  zärkast  rotglühend  vgl.  zärkö  sünce 
die  heiße  Sonne. 

5^7.  3.  -av,  größtenteils  und  häufig  auf  Grundlage 
eines  Substantivs,  seltener  von  Verben  unmittelbar.  Die 
Silben  vor  dem  Formans  sind  kurz,  die  zweisilbigen  Wörter 
haben  mit  zwei  drei  Ausnahmen  den  Hauptton  als  ". 
Bei  Vuk  hat  nur  ein  Wort  krväv  blutig  (zu  krv)  Länge 
des  a,  doch  ist  dialektisch  -äv  auch  sonst  vorhanden  (s. 
§275,  S.  168). 


§  527. 528.]  Stammbildung  der  ^"oniiua.  307 

a)  Von  Substantiven,  z.  B.  hödlikav  stachlich  hbd- 
lika,  bräsnav  mehlig  hrästio,  cädav  rußig  cäd,  cvörav  voll 
Knorren  cvör  gen.  cvöra,  glzdav  geschmückt  (fizda  Schmuck, 
gnojav  eiterig  gnöj  gen.  gnöja,  gröznicav  fieberig  grdznica, 
grhav  höckerig  grba,  krästav  grindig  krästa,  läzav  lügenhaft 
läz  gen.  Inzi,  lukav  (in  Ragusa,  Ak.  W.;  bei  Vuk  lükav^ 
Ausnahme  von  der  Akzentregel;  eig.  gewunden^  zu  Iqkz 
Biegung)  listig,  öspicav  blatternarbig  öspice  pl.  Blattern, 
pepeljav  voll  Asche  pepeo  gen.  pepela,  rcTav  (Ausnahme  von 
der  Akzentregel)  schlecht,  häßlich  rda  Rost,  trunjav  voll 
Splitter  irünje  fem.  pl.,  znöjav  schweißig  znöj  gen.  zndja 
Schweiß,  2üljav  schwielig  zülj. 

b)  Von  Verben:  bfbljav  geschwätzig  brbljati,  jecav 
stotternd  jecati  schluchzen,  küzav  (Abweichung  im  Akzent, 
doch  auch  klizav)  schlüpfrig  kVizati  gleiten,  läjav  der  ein 
böses  Maul  hat  läjaü  bellen,  lünjav  mit  vorhängendem  Kopf 
lünjati  so  gehen,  mücav  stotternd  nincati,  sktljav  blinzelnd 
skiljiti,  tepav  stammelnd  tepati,  ünjkav  näselnd  ünjkati, 
imlrav  blinzelnd  zmirati.  Es  ist  bemerkenswert,  daß  die 
meisten  Beispiele  von  Verben  herkommen,  die  einen  körper- 
lichen Fehler  bezeichnen. 

538.  4,  -it,  häufig  auf  Grundlage  von  Substantiven, 
die  Ableitung  erfolgt  entweder  unmittelbar  von  diesen 
oder  mittelbar  von  Adjektiven  mit  Formans  -ov.  Unmittel- 
bare Ableitung  von  Verben  aus  ist  selten.  Die  Silben 
vor  dem  Formans  sind  fast  durchweg  kurz. 

a)  Von  Substantiven: 

a)  Einfaches  -it;  einige  Ausnahmen  von  der  Quanti- 
tätsregel macht  eine  kleine  Anzahl  von  Zusammensetzungen 
mit  den  Präpositionen  za-  und  raz-^  so  zävojit  schnecken- 
förmig zdvöj  Windung,  rdskosit  schwelgerisch  räskos  Wonne, 
räzlicit  verschieden  rdzlika  Unterschied;  die  Wurzelsilbe  ist 
aber  immer  kurz,  Beispiele:  busenit  Tasenreich  busen,  cestit 
(eig.  beteiligt)  glücklich  eist  Teil,  gläsit  ruchbar,  berühmt 
glas  u.  a.  fama,  Istiniti  wahrhaft  Istina  Wahrheit,  kämenit 
steinig  kämen,  plämenit  flammend  plämen,  plenienit  edler 
Abkunft   pleme   Stamm,  gens,   pönosit  stolz  ponos,  räzborü 

20* 


308  Stammbildung  der  Nomina.  [§528—531. 

verständig  rdzhor  Unterscheidung,  rjecit  beredt  rljec  Wort, 
säborit  faltig  sdbor,  srdit  erzürnt  (eig.  beherzt)  vgl.  srditi 
se  zürnen  zu  srd-  in  srdhce  skr.  sfce  Herz,  vremenit  betagt 
vrijeme  gen.  vremena  Zeit.  Zuweilen  liegen  Zusammen- 
setzungen von  Substantiv  und  Präposition  vor, 
eigentlich  ausgehend  von  Verbindungen  der  Prä- 
position mit  Kasus,  z.  B.  üzbrdit  bergangehend  =  was 
uz  brdo  bergauf  ist,  vgl.  noch  nlzbrdit  bergabgehend,  ab- 
schüssig, näocit  schön  anzusehen  (=  was  ins  Auge  fallt) 
bko,  näpresit  eilig  jyresa  Eile,  närocito  ntr.  adv.  ausdrücklich 
röTc  gen.  röka  Termin,  poglavit  vornehm  gläva  Kopf. 

530.  ß)  -ovit;  die  Silben  vorher  ausnahmslos  kurz, 
Hauptton  als  '  auf  der  vorletzten;  sehr  zahlreiche  Bil- 
dungen; ein  zugehöriges  Adjektiv  auf  -ov  fehlt  oft.  Bei- 
spiele: harbvit  sumpfig  hära,  blatdvit  voll  Kot  bläfo,  brddvit 
bergig  bfdo,  bregovit  hügelig  brljeg,  glasövit  laut  glas  Stimme, 
gorövit  bergig  gbra,  jedövit  giftig  jed,  Ijekdvit  heilsam  Rjek 
Arznei,  maglbvii  neblig  mägla,  mrazbvit  kalt  mräz  Frost, 
pjeskbvit  sandig  pijesak,  zemlja  poljevita  Land  reich  an  Feldern 
pölje,  sirahbvit  schrecken  voll,  schrecklich  sträh,  vjekbvit  lange 
dauernd  vljek  Lebenszeit,  (ewige)  Dauer,  vjetrbvit  windig 
vjetar  gen.  vjetra  Wind.  —  Ganz  vereinzelt  von  Verben: 
mjesbvit  gemischt,  zu  mijesati. 

530.  b)  Von  Verben,  seltener,  z.  B.  Ijiltif  zornig 
(vgl.  Ijtlt  herb,  grausam)  Ijütiti  se  sich  erbosen,  näpriit 
heftig,  hitzig  prziti  rösten,  p.  se  sich  verbrennen,  nepro- 
mjenif  unwandelbar  prömjena  Veränderung  promijenifi,  bcjedit 
abschüssig  ocijediti  abseihen,  bdjelit  abgeteilt  odijeliti,  bdresito 
ntr.  adv.  fertig,  entschieden  (absolut)  odrijesiti  losbinden 
(solvere).  Diese  Bildungen  sind  nicht  Partizipien  prät.  pass. 
auf  -to,    dem  widerspricht  die  Quantität  der  Wurzelsilbe. 

531.  V.  Possessive  Adjektiva,  d.  h.  solche,  die 
einen  Menschen  oder  ein  Tier  (selten  eine  Sache),  deren 
Namen  der  Adjektivbildung  zugrunde  liegt,  als  Besitzer 
oder  Inhaber  oder  Angehöriger,  auch  als  Ui'heber  des 
Gegenstandes  darstellen,  zu  dem  sie  das  Attribut  bilden, 
z.  B.  brätove  häljine  die  Kleider  des  Bruders  (brat),  djevöjöin 


§531—533.]  Stammbildung  der  Momina.  309 

ötac  der  Vater  des  Mädchens  (ötac),  Vukova  «Dänica*  Vuks 
«Danica»  (das  von  Viik  herausgegebene  Journal  D.),  Vü- 
kov  rjecmk  Vuks  Wörterbuch. 

1.  Formans  -jo-,  Nom.  sg.  msk.  alt  -jb,  -'b,  skr.  nur 
erkennbar  an  der  Palatalisierung  des  letzten  Konsonanten. 
Ableitungen  von  Personennamen,  gebräuchlich  geblieben 
fast  nur  bei  Heiligennamen,  z.  B.  Ivanj  des  Johannes 
Ivati  (Ivanj  dän  Johannistag),  Stjepanj  des  Stephan  (Stje- 
panj  dän  Stephanstag),  selten  sonst:  äavölji  des  Teufels 
dävö  gen.  dävola.  Vereinzelt  liegt  ein  Adjektiv  auf  altes 
-hnb  zugrunde:  göspodnji  (des  Herrn)  Gottes  =  gospodhnißjh 
zu  gospöd. 

5S2.  2.  -hjb,  skr.  in  der  bestimmten  Form,  in  der 
diese  Adjektiva  fast  ausschließlich  gebraucht  werden,  Nom. 
sg.  msk.  -ß  oder  -i  mit  Palatalisierung  des  letzten  Kon- 
sonanten. Es  ist  die  alte  Bildung  possessiver  Adjektiva 
v(m  Tiernamen,  im  Serbokr.  ist  sie  indes,  da  auch  se- 
kundär an  Konsonanten  getretenes  j  (s.  §  140 fg.)  z.  T. 
gleiche  Wandlungen  des  Konsonanten  herbeigeführt  hat 
wie  urslavische  Verbindungen  von  Konsonant  und  j,  nicht 
immer  mit  Sicherheit  von  der  unter  1  besprochenen  Bil- 
dung zu  scheiden.  Beispiele:  gövedi  Rinds-  gdvedo,  közß 
(^  kozbjb,  ein  etwaiges  *kozjb  hätte  '^kozb  skr.  bestimmte 
Form  *^öiiy'  ergeben)  Ziegen-  kdza,  krävlß  Kuh-  kräva,  päsji 
{=  pbsbjb,  ein  *pbsjb  hätte  ergeben  *pbsb  skr.  *päsi)  Hunds-, 
hündisch  päs,  teleci  Kalbs-,  kälbern  tele  gen.  teleta,  vücji 
Wolfs-  vük.  —  Ganz  selten  von  Personenbezeichnungen, 
einige  alte  Bildungen:  ld£ß  (^  boibjh)  Gottes  bog,  cdvjecß 
Menschen-  covjek,  vrdzjl  Teufels-  vräg;  Nebenformen  dazu 
hoz^  {höziji),  vränj  (vrdziß)  =  hozijijb  best.  Form,  hosijb 
-unbest.  Form. 

533.  3.  -ov  (über  -ov  von  Pflanzennamen  s.  §  539), 
die  gewöhnliche  Bildung  von  Bezeichnungen 
männlicher  Personen,  die  nicht  femininale  Form 
(auf  -a)  haben  oder  Hypokoristika  (auf  -a,  -o)  sind 
(diese  s.  unter  -in  §  535).  Ableitungen  von  Tiernamen 
aus  sind  ebenfalls  häufisr. 


310  Stammbildung  der  Nomina.  [§  533—535. 

a)  Von  Personennamen,  z.B.  djeverov  des  Schwagers 
djever,  hiözev  des  knez  {kznesevh  zu  khnedzh  ksnezb),  junäkov 
des  Helden  jünäk,  krdljev  des  Königs  krälj,  kümov  des 
Paten  küm,  prljateljev  des  Freundes  prljatelj,  pütnlkov  des 
Reisenden  pütmk,  stärcev  des  Greises  stärac  gen.  stärca. 

b)  Von  Tiernamen,  z.  B.  jeisev  des  Igels  je£,  lävov 
des  Löwen  läv,  örlov  des  Adlers  drao  gen.  drZa,  päükov  der 
Spinne  jja<<Ä-. 

c)  Von  Sachnamen,  ganz  selten;  es  liegt  dann  eine 
Art  Personifizierung  vor:  jhgov  des  Südwindes  füg,  mräzov 
des  Frostes  mräz  {mräzova  sestrica  Frostschwesterchen  = 
Herbstzeitlose). 

534.  4.  -ovljl  (bestimmte  Form),  d.  h.  Verbindung 
von  -ov-  mit  -jb;  seltener  gebraucht;  von  Personen: 
muzevlji  des  Mannes  müs,  sinövlji  der  Söhne  (beide  Formen 
können  an  die  Plurale  müzevi,  slnovi  angeknüpft  sein);  von 
Tieren:  cvorkovlji  Star-  cvörak  gen.cvörka,  drozgövlji  Drossel- 
drözak  gen.  drözga,  kosovljl  Amsel-  kos,  osövlji  Wespen-  ös 
und  ösa,  puzevlji  ^chneckexv- püz ;  auch  hier  kann  von  den 
Pluralen  auf  -ovi,  -eii  ausgegangen  sein. 

535.  5.  in,  bildet  possessive  Adjektiva  von 
femininalen  Wörtern,  von  Maskulinen  femininaler 
Form,  von  männlichen  Hypokoristika  auf  -a,  -o; 
sehr  selten  von  Maskulinen  außerhalb  der  angegebenen 
Formen.  Den  Ableitungen  liegen  selten  Tierbezeichnungen 
zugrunde. 

a)  Von  Femininen,  z.  B.  bäbin  des  alten  Weibes 
bäba,  dgäncin  der  Zigeunerin  cigänka,  cerin  der  Tochter  (^i 
gen.  deri  (vgl.  cerkin  zum  Demin.  c^rka,  mit  anomalem  k 
statt  *öercin),  äjeciu  der  Kinder  djeca  kolL,  mäjcin  und 
mäjkin  der  Mutter  mäjka,  mäterin  dass.  mäti  gen.  niätere, 
trojicin  dän  Dreieinigkeits-(Pfingst-)tag  trofica,  sestrm  der 
Schwester  sestra  (vgl.  sekin  Schwester-  seka  hypok.),  snähin 
(mit  anomalem  h  statt  *snasin  =  smsim)  der  Schwieger- 
tochter snäha,  ienin  der  Frau  zena. 

b)  Von  männlichen  Personenbezeichnungen 
femininaler    Form    auf    -a,    z.  B.  delijin  des  Kriegers 


§535 — 537.]  Stammbildung  der  Nomina.  311 

delija,  mlädösenjin  de^y  Bräutigams  mladösenja,  slügin  des 
Dieners  (anomales  g  statt  *sluzim)  slüga,  südijin  des  Rich- 
ters südija,  sürin  des  Schwagers  süra,  vlädicin  des  Bischofs 
rlädika,  vöjvodin  des  Heerführers  vöjvoda. 

c)  Von  männlichen  Hypokoristika  auf  -a,  -o, 
z.  B.  brdjin  des  Bruders  brdjo  bräja,  brcitin  dass.  bräta  bräto 
(zu  brät),  babin  des  Vaters  bäba  häbo,  gösin  des  Herrn  gosa 
(zu  gospodär),  üjin  des  Onkels  üjo  (zu  ujäk). 

d)  Von  männlichen  Personennamen  nicht 
femininaler  oder  hypokoristischer  Form,  vereinzelt: 
brätin  des  Bruders  brät,  dein  des  Vaters  btac. 

e)  Ableitungen  von  feinininalen  Tierbezeich- 
nungen: äspidin  der  Viper  äspida,  gälonjin  des  schwarzen 
Ochsen  gälonja,  Mbüin  der  Stute  köbila,  Jcrävin  der  Kuh 
kräva,  vränin  der  Krähe  vräna,  zvljerin  des  wilden  Tieres 
zvljer. 

5<i6.  6.  -injl  (bestimmte  Form),  eine  Verbindung 
von  -in-  mit  -jb;  fast  lauter  Ableitungen  von  Tier- 
namen aus:  biidinß  Truthahn-  vgl.  büdija  Truthenne  büdac 
Truthahn,  bühinji  Floh-  büha,  golhbinji  Tauben-  golüb,  güjinfi 
Schlangen-  güja,  kokosinji  Hühner-  kökös  f.  Huhn,  mrävinji 
Ameisen-  niräv,  zmijinjl  Schlangen-  zmtja.  Von  anders  ge- 
arteten Wörtern:  djetinjl  Kinder-  dijete  gen.  djefeta,  jäjinjt 
Eier-  jdje  (jäjinjä  Ijüska  die  Eierschale),  ocinjl  Augen-  öko 
(ocinjä  botest  die  Augenkrankheit). 

537.  VI.  Adjektiva,  die  bedeuten:  aus  dem  Stoffe 
bestehend,  den  das  substantivische  Grundwort  bezeichnet. 
Bei  einigen  Formantien  kommt  auch  erweiterte  Bedeutung 
vor:  versehen  sein  mit  dem,  was  das  Grundwort  besagt, 
oder  zugehörig  zu  dem. 

1.  -Jan,  d.  h.  -'an  mit  vorhergehendem  palatalisiertem 
Konsonanten.  Entstanden  ist  das  Formans  aus  altem  -em, 
wo  dessen  e  nach  Gutturalen-Palatalen  zu  a  werden  mußte, 
z.  B.  voskö  Wachs  *voskend  abg.  vostans  wächsern,  ebenso 
skr.  vöstan,  zema  zeml'a  Erde  '-^zeihenö  ^zemlenz  zend'am,  skr. 
zemljan  irden.  Daraus  ist  'an  so  verallgemeinert,  daß  das 
alte    -enö    im  Skr.  ganz    aufgegeben    ist.     Die  Silben    vor 


312  Stamtnbildung  der  Nomina.  [§  537. 538. 

-'an  sind  kurz,  der  Hauptton  bei  den  zweisilbigen  Bildungen 
mit  ganz  geringen  Ausnahmen    \     Beispiele: 

a)  Den  Stoff  bezeichnend:  däscan  brettern  (abg, 
d^stan^  =  *d^sken^)  däska  (=  d^ska),  kostan  (=  '■'kostjanh) 
knöchern  kost  gen.  kosti,  konopljan  hänfen  kbnoplje  pl.,  közan 
aus  Fell  köza,  röian  hörnen  7-ög  gen.  röga,  rian  (räzan) 
aus  Roggen  Pz  (räz)  gen.  fzi  (räzi),  svjezan  aus  Schnee, 
beschneit  snljeg,  tjestan  aus  Teig  t'ijesto. 

Einigemal  kommt  -an  ohne  Palatalisierung  vor:  cohan 
tuchen  cöha,  mesan  fleischern  meso. 

b)  In  der  Bedeutung:  versehen  mit:  lucan  mit 
Knoblauch  luk  gewürzt,  luzan  aschig  lüg,  dgnjan  feurig 
öganj  gen.  ognja,  srcan  beherzt  srce,  irnjan  voll  Dornen  irn. 

c)  Allgemein  Zugehörigkeit  bezeichnend,  dann 
nur  in  der  bestimmten  Form:  kljucäni  zum  Schlüssel  kljüc 
gehörig  (kljucänä  rüpa  das  Schlüsselloch),  puscäni  zur  Flinte 
püska  gehörig,  rucanö  doba  die  Essenszeit  vgl.  rncalc  gen. 
rücka.  suncäni  Sonnen-  sünce,  svecanl  dän  der  Feiertag  svetac 
Heiliger,  slpcanö  zfno  der  Granatapfelkern  sipak,  uljäni  nilin 
die  Ölmühle  ülje. 

538.  2.  -en,  nicht  aus  altem  -em  entstanden,  son- 
dern =  urslav.  -enö,  das  in  einigen  alten  Adjektiven  vor- 
kam und  im  Skr.  von  diesen  aus  verallgemeinert  wurde; 
solche  alte  Wörter  sind  skr.  crven  rot,  studen  kalt,  sären 
bunt,  zehn  grün,  wohl  auch  leden  eisig  (doch  vgl.  Sach- 
matov,  Izv.  VI,  4,  S.  266).  Die  Silben  vor  dem  Formans 
sind  kurz. 

a)  In  der  Bedeutung:  aus  einem  Stoffe  be- 
stehend, z.  B.  bahren  kupfern  bäkar  gen.  hahra,  dfven 
hölzern  drvo,  gvbzden  eisern  (alt  gvozd^)  vgl.  gvozäe,  meden 
aus  Honig,  honigsüß  med  gen,  nieda,  mjeden  kupfern  mjed^ 
slämen  strohern  släma,  stahlen  gläsern  stäklo,  süknen  tuchen 
sukno,  svUen  seiden  svüa,  vünen  wollen   vhna. 

b)  In  der  Bedeutung:  versehen  mit,  z.B.  besposlen 
arbeits-,  geschäftslos  posao  gen.  pösla,  bezäzlen  ohne  Arg 
zlö,  jasprenä  kesa  Geldbeutel  jaspre  pl.  Geld,  ognjen  feurig 
öganj    gen.    dgnja,    märven    reich    an  Vieh     inärra,    mäslen 


§538—540.]  Stammbil.iung  der  Nomina.  313 

schmalzig  mäslo,  päpren  gepfeffert  päpar  gen.  -pra,    oätren 
feurig  vätra,  vöden  wässerig  vöcla. 

c)  In  der  Bedeutung  der  Zugehörigkeit,  der 
Beziehung  auf  den  Inhalt  des  Grundworts;  ge- 
bräuchlich in  der  bestimmten  Form,  z.B.  bedreni  präg  Tür- 
pfosten (eig.  Schenkelschwelle)  bedro  Schenkel,  bradueni  zur 
Zimmermannsaxt  brädva  gehörig,  brasnenä  torha  Mehlsack 
bräsno,  britvem  zum  Taschenmesser  britva  gehörig,  crhveni 
kirchen-,  kirchlich  cPkva,  igleni  zu  -tgla  Nadel,  kletvenä  knjiga 
Fluchbrief  hletva,  ladenl  zum  Schiff  läda  gehörig,  marvenl 
vdsar  Viehmarkt  märva,  pakleni  höllisch  päkao  gen.  päklay 
pösleni  dän  Arbeitstag  pösao  gen.  pbsla,  svädbenl  hochzeitlich 
.wadba^  vodeni  bik  (Wasserbüffel)  Rohrdommel,  zenidbem 
ehelich  nuptialis  zenidba. 

539.  3.  -Ol'  (possessives  -ov  s.  §533),  von  Pflanzen- 
bezeichnungen, z.B.  börov  flehten  bor  gen.  bbra^  bresfov 
ulmen  brijest,  drenov  kornelkirschen  drijen,  dübov  eichen 
(i«6,  jäsikov  espen  jäsika  Espe,  jävorov  ahornen  jävör,  vrbov 
weiden  rrba;  vgl.  auch  vlnova  loza  Weinrebe  vino. 

540.  VII.  Adjektiva  auf  -wib,  bestimmt  -hnijb,  skr. 
-njl,  meist  von  Substantiven,  die  Orts-  oder  Zeitvor- 
stellungen ausdrücken.  —  Adjektiva  von  Adverbien  ab- 
geleitet, die  also  die  örtliche,  zeitliche  u.  a.  Beziehung 
der  Adverbien  adjektivisch-attributiv  machen. 

So  ist  z.  B.  von  vecerö  skr.  vecer  abgeleitet  vecerbuh 
abendlich  skr.  vecernji;  dies  -bnb  ist  dann  auf  adverbiale 
Ausdrücke  übertragen. 

a)  -njl  von  Substantiven,  z.  B.  bezadnjl  bodenlos 
von  bez-dhna  =  ohne  Boden,  dÖ7iji  unterer  dö  döla  Tal, 
vgl.  dölje  adv.  unten,  gbdisnji  (=  godisthnijb)  jährlich  gö- 
disie,  göryiji  oberer  gbra  Berg,  vgl.  adv.  gbre  oben,  jesenji 
herbstlich  (=  jesenbnh)  jesen,  jütarnjl  (daneben  jütrenji) 
morgendlich  jutro,  kräjnjl  äußerst  kräj  Rand,  dvogodnji  heurig 
üväj  göd  dies  Jahr,  rednji  der  Reihe  nach  gehend  red, 
srednji  mittlerer  srijeda,  südnß.  dän  der  jüngste  Tag  sM 
gen.  süda  Gericht,  üskrsnji  österlich  üskrs,    visnji  höchster 


514  Stammbildung  der  Nomina.  [§540.541. 

zu  komp.  vlsl   höher,  zädnji  hinterer,    vgl.  nä-zäd  zurück, 
zapadnji  westlich  zäpäd. 

b)  Von  Adverbien,  z.  B.  juceranji  gestrig  jücera 
(abg.  vbcera),  nütarnjl  innerlich  vgl.  u-nütar  (=  vm-qtrb) 
drinnen,  prelspod)iji  niedrigst  ispod  von  unten  her,  sädanjt 
jetzig  säda,  pötonjl  nachherig  pö-tom,  prednji  vorderer  pred 
vor,  sJcräjnji  am  Rande  befindlich  skräj  skräja  adv.  vom 
R.  her,  spoljasnji  äußerlicher  spolja  von  außen,  suiarnji 
morgendlich  sidra  cras,  töhoznji  vergeblicher  tbhoze  adv.  ver- 
geblich, zäludnji  dass.  zu  zdlud  adv.  —  Wenn  -öwh  gefügt 
wird  an  Adverbia,  die  als  letztes  Element  das  Pronomen 
s^b  (dieser)  enthalten,  so  entsteht  die  Verbindung  -sbrib, 
nach  Wegfall  des  ersten  &  daraus  -snb,  bestimmt  -snijb 
skr.  -s)iji,  z.  B.  dbnb-sb  =  diem  hunc,  hodie  :  dbnh-sb-nijh 
heutiger,  skr.  dänas  dänasnji,  solche  Bildungen  sind  noch 
jesenasnji  von  diesem  Herbst  jesenas  (=  jesenb-sb),  jütrosnji 
von  heutmorgen  jütrös,  Ijetosnji  von  diesem  Sommer  Ijetös, 
nöcasnji  von  dieser  Nacht  noöas,  stnocnji  {slnotnjl)  gestern- 
abendlich smöc  (=  abg.  si  nosth  diese  Nacht),  vecerasnji 
heutabendlich  veceras,  zimüsnji  von    diesem  Winter  zlmüs. 

541.  c)  Von  den  unter  b)  besprochenen  Bildungen 
wird  ein  Formans  -snjl  entnommen  und  bei  beliebigen 
Adverbien  (ohne  jene  Anfügung  des  Pronomen  sb)  ver- 
wendet, so  dävnasrijl  von  lange  her  ddvno  adv..  ddmäsnji 
Haus-  dötna  zu  Hause,  jäkosnjt  jetzig  jäko  jetzt,  jucerasnji 
gestrig  jücera,  kädasyiß  von-wann-herig  käda  wann,  mälo- 
presnjt  (kurzvorherig)  frisch  pre  prlje  vorher,  öndasnp  der 
damalige  öndä  damals,  negdasnji  nekadasnjl  ehemaliger  negda 
vekada  einst,  ondmadnasnjl  neulicher  ononiddne  (=  lok. 
ononib  dbne  an  jenem  Tage)  neulich,  övdasnji  hiesiger  ovdje 
hier,  preäasnjl  früherer,  ehemaliger  prede  adv.  früher,  pri- 
jesnji  dass.  zu  prlje  früher,  zuvor,  pi-vasnß  neulicher  p-vo 
neulich,  sädasnjl  jetziger  säda,  skorasnji  neulicher  sköro  un- 
längst nuper,  sjülrasnji  morgendUcher  sjüira  (sutra)  cras, 
iädasnji  damaliger  tädä,  tämosnji  dortiger  tämo,  väzdasnji 
svagdasvß  immerwährender  väzda  (=  vbsbda)  svägda. 


§  542 — 545.]  Stammbildung  der  Nomina.  315 

542.  VIII.  Deminuierung  der  Adjektiva. 

1.  -ahan  fem.  -kna,  daraus  durch  Schwund  von  h 
kontrahiertes  -ari  (aus  -aan)  fem.  -ana  (=  -ahna)  =  urspr. 
•^ch^n^,  vgl.  abg.  lhg^■k^  *lbg5ch5n5  russ.  legochon-hij  skr.  la- 
gakan.  Zuweilen  wird  vor  -ahan  der  letzte  Konsonant  des 
Grundworts  palatalisiert.  Die  Silben  vor  dem  Formans 
sind  kurz.  Beispiele:  hljMahan  (älter)  hljedan  etwas  bleich 
zu  hlijed,  glädaJian  glädan  zu  glädak  glatt,  grübahan  zu  grub 
grob,  hlädahan  und  hlädan  zu  hlddan  fem.  hlädna  kühl, 
lüdan  zu  lud  töricht,  mälahan  klein  zu  mäli,  mekahan  (älter) 
mekan  zu  mek  (=  mekhkh)  weich,  mllanl  (im  Liede)  zu  mlo 
fem.  nüla  lieb,  mlädahan  mlädan  zu  mläd  jung,  pö-dobrano 
adv.  ziemlich  gut  döhar  fem.  döbra,  pknahan  pünan  zu  ^yw« 
voll,  slcan  zu  sJ^an  fem.  .sJ^wa  klein  sein,  tänahan  tmian  zu 
tänak  fem.  fdnÄa  fein  dünn,  üzan  eng  zu  M2:aÄ:  fem.  üska, 
iedan  zu  iecZa?i  fem.  zedna  durstig,  zlvahan  zu  ify  lebendig. 

543.  2.  -3Ä;s,  -6Ä;5. 

a)  Einfach;  z.  B.  lägacak  =  Ibgzchko  zu  läk  für  Ibgöks 
leicht,  mdlko  ntr.,  zu  mä/o  wenig,  nejäcak  zu  we/afc  schwach, 
übosdk  arm  zu  «&o^,  üzacak  (=  qzhcbkh)  zu  w^aÄ;  eng. 

b)  Doppelt  gesetzt:  dügacak  lang  (=  dlghchkh)  zu 
dw^  (=  (^/.9Ti),  lüdacak  zu  iörf  dumm,  punacak  zu  pwn  voll, 
släbacak  zu  s^dft  schwach,  suvacak  zu  s«ä  fem.  sMÄa  und 
swya  trocken. 

544.  3.  -ytas'^,  entstanden  aus  -ök-asts,  deminuiert 
Farbenbezeichnungen  wie  das  deutsche  -lieh  (grün- 
lich): crnjkast  {cfnkast)  schwärzlich  cfn,  crvenkast  rötlich 
crven,  rümenkast  dass.  rümen,  sürkast  bläßlich,  grau  sür 
blaß,  zelenkast  grünlich  zehn,  zückast  gelblich  süt. 

545.  In  einigen  Fällen  tritt  ein  Formans  -ikast  auf, 
z.  B.  plavetnikast  bläulich  zu  2)lavetan  fem.  -tna,  es  gehört 
aber  zunächst  zu  plavetnik  (salvia  silvestris);  von  solchen 
und  ähnlichen  Bildungen  aus  ist  es  verallgemeinert,  aber 
nicht  häufig,  vgl.  noch  mödrikast  bläulich  zu  modar  fem. 
mödra,  vtsnjikast  weichselfarbig  zu  einem  *visnjik  von  vlsnja 
Weichselkirsche,  vödnikast  wässerig  zu  vöda  (vgl.  vddnjika 
Wasseraufguß  auf  Holzäpfel). 


316  Stammbildung  der  Nomina.  [§545—548. 

In  mehreren,  nicht  zahlreichen  Beispielen  erscheint 
-ast  und  -käst  mit  anderen  Formantien  verbunden:  Ijeli- 
cast  (zunächst  zu  bjelica  Weiße)  hlo  fem.  hijela  weiß,  gäli- 
cast  schwärzlieh  vgl.  galö-vran  schwarze  Krähe;  mrkolast 
schwärzlich  mrk\  duguljast  (und  dugüljat)  länglich  zu  düg 
(vgl.  na  dugfdj  in  die  Länge),  krividjast  krumm  zu  krtv; 
hjdüsast  weißlich  zu  lio  fem.  hijela,  lepuskasf  {Ijep-)  zu  lep 
{Ujep)  schön;   luckast  dümmlich  zu  liid. 

546.  IX.  Augmentativer  Ausdruck  bei  Adjektiven. 
Wie  sich  Deminutiv-  und  Augmentativbbildung  zuweilen 
bei  den  Substantiven  berühren,  so  auch  (selten)  bei  Ad- 
jektiven, vgl.  augmentatives  koücak  zu  kölik  quantus,  ovo- 
licki  ovoDkäckt  zu  ovoDkl  tantus,  velikäcak  sehr  groß  zu  veliki. 

Verstärkung  der  Adjektiva  kann  bewirkt  werden 
durch  Bildungen  mit  Formans  -cät,  -cit,  die  aber  gewöhn- 
lich nicht  für  sich  auftreten,  sondern  dem  Grundwort  zu- 
gesetzt werden;  cio  cjelcät  ganz  intakt,  gö  gölcät  splitter- 
nackt, nov  novcät  {-cit)  ganz  neu,  prav  prävcU  ganz  recht, 
pün  phicät  übervoll,  säm  sämcät  {-cit)  mutterseelenallein, 
zdräv  zdrävcU  ganz  gesund. 

547.  Anhang.  Aus  fremden  Sprachen  aufgenommene 
Foi'mantien.  Mit  Lehnwörtern  verbindet  die  Sprechenden 
kein  Sprachgefühl,  sie  bleiben  daher  in  der  Regel  außer 
Verbindung  mit  dem  einheimischen  Sprachschatz.  Es 
kommt  aber  vor,  daß  mehrere  Fremdwörter  in  gleicher  Form 
aufgenommen  werden,  deren  gleiche  Endungen  eine  be- 
stimmte Bedeutungsfärbung  enthalten.  Solche  Endungen 
werden  dann  abgetrennt  und  gelegentlich  als  Formantien 
auch  an  einheimischen  Wörtern  verwendet.  So  ist  das 
geschehen  bei: 

1.  -ana  aus  türk.  hane  Haus;  aufgenommen  sind 
Wörter  wie  kahve-hane  Kaffeehaus,  tabehane  (tabahana)  = 
tabak-k.  Gerberhaus,  skr.  kaväna,  tabakäna;  danach  gebildet 
sviläna  Seidenfabrik  zu  svila  Seide,  cigläna  Ziegelei  zu  agla 
Ziegel. 

548.  2.  -dzija  {-cija),  Maskulina  femininaler  Form, 
aus  türkischem  dze  {diu,  diu,  dii),  das  den  mit  einer  Sache 


§  548. 549.]  Stammbildung  der  Nomina.  317 

Beschäftigten,  Verfertiger  u.  a.  bezeichnet.  Nach  Aufnahme 
von  Wörtern  wie  top  Kanone,  dazu  topdzu  Kanonier,  skr. 
top  töMMja,  hajek  Schiff  hajekdze,  skr.  kalgdzija,  wurde  ein 
-diija  auch  an  serbische  Wortstämme  im  Sinne  von  Nomen 
agentis  oder  von  Berufen  gefügt,  z.  B.  govördiija  RedseHger 
govör  Rede  govöriti  sprechen,  hväldsija  Prahler  hväla  Lob 
hvdliti,  lövdzija  Jagdliebhaber  löv  Jagd  löviti,  porescija  Steuer- 
einsammler pörez,  vratärdHja  Türhüter,  Weiterbildung  von 
vrätär  dass.  zu  vräia  pl.  Aus  türkischen  Wörtern,  die  vor 
-dze  ein  a  oder  e  haben,  ist  skr.  auch  ein  -adzija,  -edsija 
entnommen,  vgl.  türk.  hoja  Farbe  bojadze  Färl^er  skr.  böja 
bojadzija,  danach  von  skr.  Stämmen  djelädiija  Teiler  dije- 
liti,  pjanädzija  Trunkenbold  pjän  betrunken,  pljäckadzija 
Plünderer  pljäcka  P>eute,  provodädzija  Zubringer,  Freiwerber 
provöditi,  trösadzija  Verschwender  trösiti  ausgeben. —  Türkisch 
cizme  Stiefel  cizmedzi  Schuhmacher,  skr.  clznia  cizmedzija; 
danach  von  skr.  Stämmen  cetedzija  Bandenführer  ceta,  ki- 
pedzija  Flicker  krpüi  flicken  kfpa  Flick,  sUedzija  Gewalttäter 
sila;  vgl.  noch  salldzija  Spaßmacher  säliti  se  spaßen. 

549.  3.  -ija,  romanischen  Ursprungs,  Abstrakta, 
Ländernamen  u.  a.  bildend,  z.  B.  Dähnäcija,  Bugärija  Bul- 
garien, Srbija  Serbien;  von  skr.  Appellativen  z.  B.  robija 
Sklavenarbeit  röö,  prostbrija  Raum  neben  pröstor,  nistarija 
Nichtsnutzigkeit  n%stär{e)  nichts,  Ijekärije  pl.  Arzneien 
Ijekär  Arzt;  von  solchen  Bildungen  aus  scheint  sich  ein 
-arija  abgelöst  zu  haben,  vgl.  lagärija  pl.  Lügen  lägati, 
petljärija  Pfuscherleben  petljati,  sljeparija  u.  a.  Blindheit 
slljep,  tricärija  dummes  Zeug  trice  pl.  Exkremente,  drve- 
närija  Holzwaren  drven  hölzern.  Eine  Kollektivbedeutung 
wie  in  dem  letzten  Beispiele  auch  sonst,  vgl.  cedija  Kinder 
zu  cedo,  nevjerija  (poet.)  die  Ungläubigen,  j;efZ;awiya  Ränke, 
unnützes  Geschwätz,  zum  Partizip  von  petljati  u.  a.  heftein, 
pogänija  unreines  Gesindel  pögan,  namentlich  aber  in  der 
Anfügung  an  skr.  Kollektiva  auf  -äd,  z.  B.  grcädija  Griechen 
grcäd  zu  grk^  momcädija  Burschen  ynömcäd  zu  mömak, 
njemädija  njemcädija  die  gesamte  deutsche  Jugend  zu  nijemac, 
pascädija  Hunde  päscäd  zu  päs,  turädija  Türken  türäd. 


318  Stammbildung  der  Nomina.  [§550—552. 

550.  4.  lija,  Maskulina  femininaler  Form,  aus 
türk.  -le  {-lu,  -hl,  -li),  Herkunft,  Zugehörigkeit  u.a.  bezeich- 
nend, z.  B.  Bosna  Bosnien  (aus  dem  Skr.)  Bosnale  Bos- 
nier, skr.  Bosna  Bosänlija,  Mosidrlija  einer  aus  Möstär, 
preJcomdrlija  einer  von  jenseits  des  Meeres,  Sardjlija  einer 
aus  Sarajevo  {türk.  Seraj),  säjalija  Sarsche  (Art Tuch;  eig. 
aus  säja  bestehend).  Von  serbischen  Wörtern  aus,  die 
türk.  Ableitungen  auf  -ale,  -ajle  angeschlossen  sind  (vgl. 
türk.  lela  Unfall,  Unglück,  helale  unglücklich,  skr.  leläj^ 
türk.  belalek  Unglück,  skr.  beldjluk;  pasa  Pascha  pasale 
Pascha-,  skr.  pasälija  pasäjlija  einer  von  den  Leuten  des 
Pascha),  z.  B.  dugdjlija  langer  Mensch  düg  lang,  zlatdjlija 
Goldgeschmückter  zläto  Gold,  ndvajlija  Neuling  növ,  tocäjlija 
Schenk  töciti. 

Wenn  die  türk.  Wörter  nicht  substantiviert  werden 
(durch  -ja),  werden  sie  im  Skr.  als  unflektierte  Adjektiva 
verwendet,  z.  B.  demtr-li  eisern  zu  demir,  dertli  besorgt  zu 
dert,  hojäli  (türk.  hojale)  gefärbt. 

551.  5.  -luk  aus  türk.  -lek  {-luk,  -lülc,  -lik),  Abstrakta 
bildend,  dem  deutschen  -tum,  -heit  u.  ä.  entsprechend, 
von  Volks-  und  Herrschernamen  abgeleitet  Land  oder  Ge- 
biet bezeichnend,  z.  B.  pasa  pasa-lek  Paschawürde,  das  vom 
Pascha  verwaltete  Gebiet,  skr.  pasa  pasäluk;  Ärnaütluk 
Arnautenland,  Albanien  Arnäid-in  (türk.  Ärnaut,  Ärnaütluk)^ 
danach  gelegentlich  auch  an  serbischen  Wörtern  verwendet, 
hrisdänluk  Christenheit  lirlsöan-in,  cigänluk  Zigeunertum 
dgan-in,  hezobräzluk  Schamlosigkeit  vgl.  hezöhraz-an  schamlos,. 
pasjaluk  hündische  Manier  pasji  Adj.  zu  pas  Hund. 

55S.  6.  -öu,  gen.  -ova,  aus  magyarischem  -6  (-o), 
jetzt  Partizipialsuffix,  z.  B.  lopo  stehlend,  Stehler  (zu  lop- 
ni),  in  älterer  Zeit  auch  Adjektiva  bildend  (jetzt  -ü,  -ü). 
Beispiele:  drnöv  wüster  Schreier  drnuti  se  sich  wütend  ge- 
bärden, gdlöv  Habenichts  gö  fem.  göla  nackt,  lüdöv  Tor 
lud  dumm,  mtköv  (Scheltwort)  Niemand  nltko  niemand > 
präznöv  armer  Kerl  ^rä^an  leer,  arm,  sZw^öi;  Unglücksprophet 
slütiti  ominari.  Öfter  sind  so  gebildete  Hundenamen,  von 
irgendeinem  Merkmal    aus,    z.  B.  bjelöv    weißer  Hund  blo 


§  552.  553.] 


Stammbildung  der  Nomina. 


311^ 


fem.  bijela  weiß,  gäröv  schwarzer  H.  gär  Riißfarbe,  grivöv 
H.  mit  weißem  Haarkranz  um  den  Hals  grlva  Mähne, 
Icdsmöv  zottiger  H.  vgl.  kösmat  haarig,  Icüsöv  H.  mit  ge- 
stutztem Schwanz  küs  gestutzt,  mrköv  Brauner  (Hund  oder 
Pferd)  mfk. 


553.  Alphabetisches  Verzeichnis  der  behandelten 
Formantia  nach  der  Gestalt  des  Nom.  sg.  der  Bildungen. 
Abkürzungen:  abstr.  =  Abstraktum,  adj.  =  Adjektiv,  adj.  adv. 
=  Adj.  aus  Adverbien,  augm.  =  Augmentativ,  besch.  =;  in  der 
Bedeutung:  beschäftigt  mit,  dem.  =  Deminutiv,  ein.  kl.  =  Ein- 
wohner-, Klassennamen,  fr.  f.  =  fremdes  Formans,  fzm.  =  Fe- 
minina zu  Maskulinen,  hyp.  ^=  Hypokoristikum,  koll.  =  Kollektiv, 
n.  act.  =  Nomen  actionis,  n.  ag.  =  Nomen  agentis,  n.  instr.  = 
Nomen  instrumenti,  n.  loci  =  Nomen  loci,  neig.  :=  in  der  Be- 
deutung: geneigt  zu,  patr.  =  Patronymikum,  pfl.  =  Pflanzennamen, 
poss.  =  Possessiv,  st.  =  in  der  Bedeutung:  aus  dem  und  dem 
Stoff  bestehend,  tr.  eig.  =  Träger  einer  Eigenschaft,  vers.  =  in 
der  Bedeutung:  versehen  mit,  zug.  ^Zugehörigkeit  bezeichnend. 

Die  Zahlen  sind  die  Paragraphenzahlen. 


-a  fzm ,    459 

hyp 437 

n.  ag 356 

-  a  n.  act 485 

■  ac  (=  -tch) 

dem 423 

ein.  kl 390 

n.  act 468 

n.  ag 357,  358 

tr.  eig 393,  394 

-äc  n.  ag 361,  362 

-aca  n.  ag 361,  362 

n.  instr 374 

tr.  eig 395—398 

•acak  fem.  -acka  adj.  dem.     543 

-äd  koll 514 

■adzija  (s.  dzija)  fr.  f. 

-aga  augm 444 

-ahan  fem.  -ahna  adj.  dem.     542 

-äj  n.  act 483 

■ajiv  adj.  vere 520 

■  ak  (=:  -^k^) 

adj.  dem 543 


adj.  augm 

dem 

n.  instr 

n.  act 

tr.  eig 

-äk  n.  loci 

-äk,  -'äk  tr.  eig 

-alac  n.  ag 

-alica  n.  ag 

n.  instr 

-allste  n.  loci 

-älj  tr.  eig 

-älja  n.  ag 

-äljka  n.  instr 

-an  gen.  -ana  dem.  adj. 

hvp 

pfl 

-an  (=  -t>n^)  fem.  -na  adj. 
-an  fem.  'ana  adj.  vers. 

zug 

-an  hyp.  u.  a 

-ana  ir.  f. 

-ance  dem 


546- 

428 
375 
469 
399 

380 
402 
359 
367 
388. 
388 
405 
364 
376 
542 
445 
467 
518 

537 
446 
547 
424 


320 


Stammbildung  der  Nomina. 


[§  553. 


-anin  ein.  kl 391 

-anstvo  abstr 512 

-anj  gen. -)ija  {==  -bnjh)  n.  act. 

n.  instr 492 

-ao  (=  -Ib)   gen.  II  n.  act.  488 

-aonica  n.  loci 385 

-är  begeh 379 

n.  ag 365 

-ara  augra 447 

n.  ag 365 

n.  loci 381 

-arina    abstr.  (Entlohnung 

einer  Tätigkeit)  .  500 

-ärnica  n.  loci 384 

-ast  adj.  vers 525 

von  Farben:  -lieh  .    .  526 

-äs  n.  ag 366 

tr.  eig.  {-äs,  -'äs)      .    .  406 

-asce  dem 424 

-asnß  adj.  adv 541 

-at  adj.  vers 524 

-af  (=  -■5^5,  -hth)  n.  act.  (Ge- 
räusche) ....  473 

-av  adj.  vers 527 

-ava  n.  act 470 

-avac  n.  ag 360 

-avica  n.  act 477 

-avina  n.  act 479 

-ba  n.  act 471 

-hina  abstr 503 

-ca  dem 425 

hyp 440 

■cät  Verstärkung  von  adj.  546 

-ce  dem 424 

-elf  Verstärkung  von  adj.  546 

-CO  hyp 440 

•ca  hyp 441 

-ce  dem 437 

-CO  hyp 441 

-da  abstr 493 

-dzija  fr.  f. 548 

-e  hyp 437 

-e  (=  -e)  gen.  -eta  dem.     .  426 

-'e  n.  act 486 

-edzija  (g.  -dzija)  fr.  f.  .    .  548 


-cn  adj.  st 538 

adj.  vers 538 

adj.  zug 538 

•esce  dem 424 

-esina  augm 452 

-et  n.  act.  (Geräusche)  .    .  473 

-etina  augm 450 

-evic  patr 43  !> 

-evina  n.  act 480 

■evski  s.  -ovski 

-ez  n.  act 474 

tr.  eig 407 

-IC  dem 430 

-ica  abstr 476 

dem 431 

fzm 460 

n.  act.    . 476 

n.  loci 382 

tr.  eig.  .       413 

-ic  n.  act 368 

pfl 466 

-Jcak  dem 429 

-ic  dem 432 

patr 433 

-fc  dem.     . 434 

tr.  eig 408 

-idha  n.  act 472 

■ija  fr.  f. 549 

-ik  tr.  eig 409 

pfl 465 

-ika  pfl 464 

-ikast  dem.  Farbenadj.      ,  545 

-ilac  n.  ag 359 

-ilica  n.  ag 367 

n.  instr 377 

-ilja  n.  ag 364 

-in  adj.  poss 535 

ein.  kl 391 

-ina  abstr.  von  adj.    .    .    .  496 
abstr.  von  8ub8t.(-tum, 

-Schaft  u.  a.)  ,    .  499 
von  Tiernamen  (Fell, 

Fleisch)   ....  501 

in  Komposita  ....  502 

augm 449 


§  553.] 


Stammbildung  der  Nomina. 


321 


n.  act 478 

-inica  fzui 460 

-inja  abstr 504 

fzin 461 

-mje  koll 516 

-inß  adj.  poss 536 

-instvo  abstr 511 

-ionica  n.  loci 385 

-is  n.  ag 369 

tr.  eig 415 

-isa  n.  ag 369 

-iste  augm 455 

-Iste  n.  loci 387 

-it  adj.  vers 528 

-io  adj.  neig 520 

-Ivo  n.  act 482 

-j  (=  jb)  adj.  poss.    ...  531 

n.  act 484 

-/  (=  bjt)  adj.  poss.  .    .    .  532 

-ja  (-'«)  abstT- 506 

fzm .  459 

hyp 438 

n.  act 485 

-Jan  {-'(cti)  s.  -'an 

-je  koll 515 

n.  act 486 

n.  loci 389 

-/o  hyp. 438 

-ka  dem 435 

fzm 462 

hyp 439 

n.  act 487 

tr.  eig 417 

-käst  dem.  Farbenadj.    .    .  544 

-kinja  fzm 462 

-ko  hyp 439 

-la  hyp 443 

-/-ac  n.  ag 359 

■le  hyp 443 

-l-ica  n.  ag 367 

n.  instr 377 

■lija  fr.  f. 550 

-liste  {-allste)  n.  loci    .    .    ,  388 

-lo  n.  ag 371 

n.  instr 378 


-luk  fr.  f. 

-h  gen.  -li  s.  -ao 

-Ijiv  adj.  neig 

-nat  adj.  vers 

■nica  n.  loci 

tr.  eig 

-nlk  tr.  eig 

-nja  n.  act 

-njaca  tr.  eig 

-njäk  n.  loci 

tr.  eig 

-njl  adj.  adv 

-0  hyp 

-oha  abstr 

-oca  abstr 

-oje  hyp. 

-onja  tr.  eig 

-öst  abstr 

-osa  tr.  eig .    . 

-ot  n.  act.  (Geräusche)  .    . 

-ota  abstr.     .        

-otina  n.  act 

■otlnja  abstr 

-ov  adj.  poss. 

adj.  st.  (von  Pflanzen) 

-öv  fr.  f. 

-ovac  tr.  eig.  (von  Pflanzen- 
namen: iStock)  . 

■ovaca  tr.  eig.  (von  Pflanzen- 
namen: Stock)  . 

-ovica  fzm 

-ovic  patr 

-ovina  von  Pers. :  Land ;  von 
Pflanzen:  Holz  u.a. 
n.  act 

-ovit  adj.  vers 

-ovljl  {-evljf)  adj.  poss.   .    . 

-ovski  {-erski)  adj.  (Art  und 
Weise)     .    .    .    . 

•oi^stvo  abstr 

-ski  adj.  (Art  und  Weise) 

-stvo  abstr 

-sa  hyp 

n.  ag 

•snjl  adj.  adv 


551 

521 

524 
383 
415 
412 
489 
396 
380 
403 
540 
437 
507 
510 
438 
418 
508 
419 
473 
508 
481 
505 
533 
539 
552 

394 

397 
460 
433 

498 
480 
529 
534 


519 
511 
519 
511 
442 
372 
541 


Leskien,  Serbokroatische  Grammatik. 


21 


322 


Stammbildung  der  Nomina. 


[§  553—555. 


-so  hyp 442 

-Stina  ab?tr 497 

augni 454 

-telj  n.  ag 373 

-t  (=  -fr,)  K*>".  -fi  n.  act.   .  491 

•tva  n.  act 490 

-icga  augni 456 

-uija  augm 457 

pfl 466 

tr.  fig 420 


-(7«  tr.  eig 421 

■um  augra 458 

-urina  augni 451 

•iisa.  fzm 463 

n.  ag 370 

tr.  eig 422 

-usina  augm 453 

'Ustina  augni 453 

-7)  abstr 494 

n.  act 491 


Nominalkomposita. 

554.  Vgl.  Miklosich,  Die  nominale  Zusammen- 
setzung im  Serbischen  (Denkschr.  der  Wiener  Akad.  phil.- 
hist.  Kl.  1864,  Bd.  13).  —  Jagic,  ASlPh.  20,550fg.  — Verf., 
Betonung  und  Quantität  der  serbischen  Nominalkomposita 
(ASlPh.  21,  334). 

Unter  Komposita  sind  hier  verstanden:  I.Bildungen, 
die  als  erstes  Glied  einen  unflektierten  Nominal-, 
Numeral-,  Pronominalstamm  enthalten;  dieser 
endet,  wie  auch  der  Stamm  des  selbständigen  Wortes  aus- 
lauten mag,  auf  -o,  z.  B.  kosto-bolja  (Knochen-schmerz) 
Gicht  Tcöst  gen.  kösti  i-Stamra,  glavö-bolja  Kopfschmerz 
gMva  a-Stamm,  dusd-gubac  (nicht  wie  abg.  dusegubbcb)  Seelen- 
verderber  düsa,  glasb-nosa  (Nachricht-träger)  Bote  glas  o- 
Stamm,  2.  Bildungen,  deren  erstes  Element  eine 
Partikel  (Negation  we,  Präposition)  ist;  diese  behält  in 
der  Regel  ihren  Auslaut.  3.  Bildungen  mit  einem 
ersten  Gliede  verbalen  Ursprungs  (Imperativ);  dies 
lautet  auf  -i  aus,  z.B.  fcaii-p??^  (Zeige- weg)  Zeigefinger.  In 
den  unter  1.  und  3.  genannten  Komposita  müssen 
die  Silben  des  ersten  Gliedes  stets  kurz  sein;  der 
Auslaut  der  Präpositionen  unter  2.  kann  lang  und  kurz  sein. 

555.  Zusammensetzungen,  die  nicht  zu  den  an- 
gegebenen Formen  stimmen,  kommen  vor,  namentlich 
solche,  deren  erstes  Glied  auf  einen  Konsonanten 
endet  und  daher  als  Nom.sg.mask.  erscheint.  Sie  mögen 
hier  vor  der  Ausführung  der  regelmäßigen  Bildung  be- 
sprochen werden;  z.T.  sind  sie  fremd  oder  Nachahmungen 


§  555. 556.]  Stammbildung  der  Nomina.  323 

fremder  Wörter,  z.  T.  Rätsel-,  Scherz-  und  Vexierwörter. 
Ganz  auszuscheiden  aus  eigentlich  serbokroatischer  Sprach- 
bildung sind  die  unmittelbar  dem  Türkischen  entnommenen 
Zusammensetzungen;  dort  werden  zwei  Wörter  einfach 
nebeneinander  gestellt  oder  das  zweite  erhält  das  suffigierte 
Possessivpronomen  3.  Fers,  (sogen,  unbestimmte  Genitiv- 
verbindung), z.  B.  has-v6k'ü  (Haupt-minister)  erster  Minister; 
nach  solchen  und  gleichartigen  ist  im  Skr.  nachgebildet 
z.  B.  bäs-knez  Ober-knes  (vgl.  öhor-hiez  nach  Entlehnungen 
aus  dem  Deutschen  wie  bhorlaöman  =  Ober-leutnant). 
Nach  türk.  Lehnwörtern  wie  höliik' -hase  Kompagnie(-haupt)- 
führer  skr.  btdjugbasa  büljubasa,  danach  skr.  vojvod-hasa, 
djever-basa  Hauptbrautführer,  kbz-basa  Vormäher  hosa  Sense 
kbsiti  mähen;  duvän-kesa,  tutun-kesa  sind  türk.  duhan-k'ese, 
tütiin-k'ese.  So  sind  denn  auch  entstanden  die  in  der  Volks- 
poesie vorkommenden  mermer-ävlija  Marmorhof,  mermer- 
sokäk,  mermer-kaldrma  Marmorstraße,  bügar-kabänica  Bulga- 
renmantel, nädzag-baba  (Keulen-weib,  türk.  nadzak  Keule) 
böses  Weib,  rlm-päpa  (Rom-papst)  röm.  Papst,  sänmr-kälpak 
Zobelraütze  u.  a.  d.  A. 

556.  In  skr.  Wörtern,  die  nicht  dem  Türkischen 
entlehnt  oder  unmittelbar  türkischen  nachgeahmt  sind, 
kommt  dasselbe  in  doppelter  Weise  vor:  1.  Substantiv 
steht  in  der  Nominativform  vor  Substantiv,  z.  B. 
dän-guba  (Tag-verlust)  Zeitverlust,  wohl  erst  aus  dem  Verbum 
dän-gubiü  (Tag  verlieren)  gebildet;  dazu  einige  meist  poe- 
tische Wörter:  Je/en-rö^r  Hirschhorn,  päun-pero  Pfauenfeder, 
IjUjan-göra  Lilienberg,  IjUjan-listak  Liiienblatt,  wie  der 
doppelte  Akzent  zeigt,  keine  eigentlichen  Zusammen- 
setzungen, mis-kuläs  mausfarbiges  Pferd  (kuläs  heißt  das- 
selbe), zuber-voda  Murmelwasser  zubor  Gelispel,  Gemurmel. 
—  2.  Adjektiv  steht  in  der  Form  des  Nom.  sg. 
msk.  vor  Substantiv,  z.  B.  bläg-dän  (guter  Tag)  Feier- 
tag, crven-perka  Art  rotgefiederter  Vogel,  Plötze  (Rotflosser), 
cävlen-cörba  (noch  mit  doppeltem  Akzent)  Scherzwort  = 
Nagelsuppe  (aus  eisernen  Nägeln,  vgl.  kltn-cörba  dass.), 
debel-guza  (neben  debelö-guza)  Weib  mit  dicken  Hinterbacken 

21* 


324  Stammbildung  der  Nomina.  [§  556 — 559. 

{debeo  ijüz)  gvozdcn-zuha  Eisenzahn  (Art  Dämon)  gvözden  züb, 
säm-pasW eklen  des  Viehs  ohne  Hirt  säm  allein  j^asii  päsem, 
studen-klep  Kaltschmied  (Spottwort  auf  den  Schmied,  vgl. 
hladnbhov)  klcpati  schlagen,  svilen-gaöa  einer  mit  Seidenhose, 
saren-trba  Buntbauch  (SpottAvort  auf  den  Frosch),  voden-hika 
statt  vodenl  hlk  (Wasser-büffel)  Rohrdommel;  vgl.  noch 
nlsta-coek  (Nichts-mensch)  Nichtswürdiger. 

557.  Einiges  ist  aus  Substantivierung  von 
Sätzen  oder  syntaktischen  Gruppen  entstanden,  z.B. 
Dä-hi-ziv  (Mannsname)  =  ut  sis  vivus,  les-te-däj  Schlüssel- 
blume primula  veris  =  lezii)  ie  däj  (leg  dich  und  gib  — 
obszön),  na-güz-ljez  (eig.Ärschlingsgeher,  köji  nä  güzu  Ijeze) 
Spottwort  auf  den  Krebs,  naträg-{h)odm  Rückwärtsgeher 
(Krebs)  =  köjt  näfräg  hödl,  nä-zlo-hrz  (zum  Übel  schnell) 
rasch  bereit  zur  Übeltat,  sehe-znao  selbstisch  (der  nur  sich 
selbst  kennt).  Vgl.  noch  sva-sto-znanac  {=  vbse-chto-znanhcb) 
Alleswisser,  sve-znali  dass.  (=  vhse-),  rano-ränilac  Früh- 
aufsteher (normale  Betonung  wäre  *ranö-ranüac)  =  köji 
räno  ränl.  Dazu  kommen  noch  allerlei  Scherzbildungen, 
wie  hadsi-nedbmak  ein  Hadschi  (Pilger),  der  das  Ziel  (Haus 
dorn)  nicht  erreicht,  sir-zb'ijalo  Käsestopfer,  sakapere  (gen. 
sg.)  in  der  Redensart  bl-d-e  s.  (wo  einer  dem  andern  sä- 
kama  na  percin  mit  den  Fäusten  auf  den  Schopf  kommt) 
es  kommt  zum  Handgemenge. 

558.  Einzelne  Zusammensetzungen  haben  einen 
Kasus  als  erstes  Glied,  z.  T.  alt  ererbte  Bildungen: 
brätu-ced  (brätii  dat.  von  brät)  Geschwisterkind,  polü-brat 
Halbbruder,  polu-sestra  Halbschwester  (polu  alter  Lok.  «zur 
Hälfte»  von  ^^o/s)  vgl.  dazu  podne  Mittag  ^  |;oZö  dhne 
«Hälfte  des  Tages»;  so  ist  podrug  anderthalb  Mann  groß, 
anderthalb  =  urspr.  poh  druga  (Hälfte  des  andern); 
kämi-vao  gen.  -väla  äußerste  Bergspitze,  eigentlich  Stelle, 
wo  der  Stein  kami,  =  altem  Nom.  u.  Akk.,  von  selbst 
rollt  (väljafi  se). 

559.  Die  folgende  Einteilung  der  Komposita  in 
dem  engern  oben  angegebenen  Sinne  ist  gemacht  nach 
der   Beziehung,    die   die   Glieder    der   Zusammen- 


§559.560.]  Stammbildung  der  Nomina.  325 

Setzung  bei  ihrer  Auflösung  in  eine  syntaktische 
Gruppe  ergeben.  Bei  der  Mannigfaltigkeit  der  Be- 
deutungen und  der  gerade  bei  den  Komposita  sehr  häufigen 
Umbiegung  der  Grundbedeutung  ist  eine  allgemeine  Ein- 
fügung aller  in  bestimmte  Schemata  nicht  wohl  möglich; 
die  folgende  Darstellung  gibt  daher  nur  Haupttypen. 

I.  Attributivkomposita.  Das  erste  Glied  (Substantiv, 
Adjektiv,  Pronomen,  Zahlwort,  Partikel)  bildet  eine 
nähere  Bestimmung  zu  dem  zweiten. 

Die  Komposita  sind  entweder  Substantiva  oder  Ad- 
jektiva;  Adjektiva  stets,  wenn  das  letzte  Glied  als  selb- 
ständiges Wort  selbst  Adjektiv  ist.  Komposita  mit  zweitem 
an  sich  substantivischem  Gliede  können  adjektivisch 
werden,  wenn  die  Gesamtvorstellung,  die  das  Kompositum 
ausdrückt,  als  Eigenschaft  einem  Dritten  beigelegt  Avird, 
z.  B.  düg  lang  Jwsa  Haar:  dugd-hos  langhaarig.  Solche 
Wörter  können  wieder  mit  bestimmten  Formantien  sub- 
stantiviert werden,  vgl,  z.  B.  vrfo-glav  (dreh-)  schwindel- 
köptig  vrtdglavac  ein  Schwindelkopf. 

Eine  Anordnung  nach  den  in  der  Zusammensetzung 
vorkommenden  Wortarten  ergibt  folgende  Abteilungen: 

1.  Substantiv  mit  Substantiv  (nicht  häufig);  das 
Wort  ist  in  der  Regel  Adjektiv,  die  Gesamtvorstellung  auf 
ein  Drittes  bezogen,  z.  B.  zmijö-glav  schlangenköpfig  zmija 
gldva,  zimo-llst  (Pflanzenart,  Subst.  geworden)  =  im  Winter 
Blätter  habend  zima  list,  putö-nog  (eig.  fessel-füßig)  = 
Blässe  am  Fuß  habend  puto  ndga,  srebro-kos  silberhaarig 
srchro  hosa,  svilokos  seidenhaarig  svila,  svilö-run  seidenfließig 
rüno.  Substantivisch  psb-glav  Hundskopf  (Märchengestalt) 
=  phsoglavö  aus  päs  (=  phs^)  gldva. 

560.     2.  Adjektiv  mit  Substantiv. 

A.  Das  Gesamtwort  ist  Substantiv,  das  erste 
Glied  Attribut  des  zweiten,  die  Beziehung  bleibt  also  inner- 
halb des  Kompositums,  z.  B.  bjelo-jug  (eig.Weiß-südwind) 
trockener  Südwind  bio  (fem.bijela)  ßg,  dlvo-koza  (Wild-ziege) 
Gemse,  gold-kapica  (eig.  Kahl-haube)  Mütze  ohne  Buntes, 
püsto-päs  (eig.  Frei-weide)  jedem  zugängliche  Weide,  pusto- 


326  Stammbildung  der  Nomina.  [§  560—564. 

svat  (eig.  Frei-gast)  Hochzeitsgast  ohne  Amt  bei  der  Hoch- 
zeit, süho-zid  (Trockenmauer)  Mauer  ohne  Mörtel,  täiiko- 
prelja  Fein-spinnerin,  samo-toh  (sämotök)  eig.  Selbst-fluß, 
d.  h.  ein  von  selbst  aus  der  Wabe  geflossener  Honig. 
Über  derartige  Komposita  mit  Formans  -ina,  z.  B.  slabö- 
bocina  (zu  släb  schwach,  bölc  Seite,  eig.  Weichseitigkeit) 
Weichen  des  Körpers,  s.  §  502. 

501.  B.  Das  Gesamtwort  ist  Adjektiv,  die 
Gesamtvorstellung  als  Attribut  auf  ein  Drittes  bezogen, 
sogenannte  Possessivkomposita  {bahiivrthi);  namentlich  in 
der  Volkspoesie  häufig.  Beispiele:  bjelö-brk  mit  weißem 
Schnurrbart,  bosö-nog  barfuß  bös  (fem.  bbsa)  noga,  drago-cjen 
kostbar  dräg  teuer  cijena  Preis,  dugb-rep  langschwänzig  düg 
rep.golö-glav  barhäuptig  gö  fem.  (göla)  gläva,krivd-vrat  krumm- 
halsig  kriv  vrät,  Ijevö-ruk  linkhändig  lijevi  ruka,  svetö-duh 
vom  heiligen  Geist  erfüllt  sveti  düh,  tanko-vrh  (fein-)schlank- 
gipflig  tänak  (fem.  tänka)  vrh,  tvrdb-san  festen  Schlaf  habend 
tvfd  sän  gen.  snä,  zlatökrili  goldflügelig  vom  alten  Adjektiv 
zlatz  golden  krüo,  vgl.  zlatnb-rog  goldgehörnt  zldtan  (fem. 
zldtna)  rög. 

56S.     o.  Zahlwort  mit  Substantiv. 

A.  Das  Kompositum  ist  Substantiv,  die  Beziehung 
bleibt  innerhalb  des  Gesamtworts:  trb-meda  (Dreigrenze) 
Stelle,  wo  sich  drei  Grenzen  schneiden. 

B.  Das  Kompositum  ist  Adjektiv,  die  Gesamtvor- 
stellung auf  ein  Drittes  bezogen,  z.  B.  dvb-struk,  trb-struk, 
stb-struk  zwei-,  drei-,  hundertfältig  strüka  Art,  jednb-lik 
(eingesichtig)  gleichen  Gesichts  llk,  trb-glav  dreiköpfig  gldva, 
sestb-krili  sechsflügelig  krüo. 

56S.  4.  Partikel  mit  Substantiv;  die  Partikel 
bildet  eine  attributive  Bestimmung  zu  dem  Substantiv. 

A.  Zusammensetzung  mit  der  Negation  ne,  dem 
deutschen  un-,  gr.  d-  entsprechend,  z.B.fieljüdi  Unmenschen, 
nemär  Unachtsamkeit,  neprävda  Unrecht  nefrijaielj  (Un- 
freund) Feind,  nevrijenie  Unzeit. 

504.  B.  Zusammensetzungen  mit  Präposi- 
tionen: 


§  564—566.]  Stammbildung  der  Nomina.  327 

a)  Das  Gesamtwort  bleibt  in  der  Bedeutungs- 
sphäre des  zweiten  Bestandteils,  bekommt  aber 
durch  die  Präposition  eine  besondere  Färbung.  Das  sub- 
.stantivische  zweite  Glied  ist  oft  nicht  als  selbständiges 
Wort  vorhanden.  Beispiele:  Iz-vor  (Aus-sprudel)  Quelle; 
nd-sap  (=  na■s^p^  Aufschüttung)  Damm,  nä-zor  Obacht; 
öb-llk  Antlitz  (llk  Gesicht)  b-grada  Umfriedigung,  öd-slcok 
Absprung;  pd-gibao  gen.  -hli  Verderben,  pö-govör  Nachrede 
(=  Wiederholung  der  Rede),  pö-laza  Nachlügner  (der  einem 
andern  beim  Lügen  nachhilft),  pö-tok  (Hinfluß)  Bach;  pöd- 
loga  Unterlage;  pra-haba  (Vor-großmutter)  Urgroßmutter, 
jym-(ZJef? Urgroßvater, prä-unnk  Urenkel;  pre-kret  Umschwung, 
priß-voz  Überfahrt;  prö-mjena  Umtausch;  rds-krsce  (Zer- 
kreuzung)  Kreuzweg  (zu  krst  Kreuz),  räs-pop  (zer,  Priester) 
Expriester,  räz-rez  (Zer-schnitt)  Schlitz;  z-gräda  (=  sö-grada) 
Bauwerk,  Gebäude,  sü-meda  (Mit-grenze)  Grenzscheide, 
sü-mjesa  (Mit-mischung)  Gemenge;  su-  kommt  bisweilen  in 
einer  Art  deminuierender  Bedeutung  vor:  su-rodica  etwas 
Verwandter,  sü-turica  Halbtürke;  ü-klada  (Einlage)  Wette; 
uz-däh  (=  r^z-d^ch^  Aufatmung)  Seufzer;  zä-laz  (Hinter- 
gang) Umweg,  zä-sluga  Verdienst. 

b)  Das  Gesamtwort  bezeichnet  einen  Gegen- 
stand, der  sich  in  der  Situation  befindet,  den  die 
Auflösung  in  Präposition  mit  Kasus  ausdrücken 
würde,  z.  B.  nä-prstak  (was  na  prstu,  am  Finger,  ist) 
Fingerhut,  pbd-zimak  (quod  sub  hieme)  Herbst,  po-nedjeljaJc 
(was  nach  Sonntag  nedjelja)  Montag;  vgl.  oben  §  400. 

565.  5,  Partikel  mit  Adjektiv, 

A.  Zusammensetzung  mit  Negation  ne,  deutsch 
un-,  gl-,  d-;,  z.  B.  nevjeran  treulos,  ne-vjest  unwissend,  nc- 
dbzreo  unreif,  nezdrav  ungesund,  neznan  unbekannt,  nejäk 
(unstark)  schwach,  neoprän  ungewaschen. 

566.  B.  Zusammensetzungen  mit  Präposi- 
tionen: 

a)  Das  Gesamtwort  bleibt  in  seiner  Bedeu- 
tungssphäre, die  Präposition  gibt  eine  besondere 
Färbung,    meist    verkleinernd    oder    verstärkend, 


328  Rtammbildung  der  Nomina.  [§  566. 567. 

so  wirken  na-,  o-,  po-,  pri-,  su-  (=  sq-)  deminuierend, 
z.  B.  tiä-sut  gelblich,  nd-kriv  etwas  schief,  nä-los  ziemlich 
schlecht;  ö-malen  ziemlich  klein  (o-  wird  selten  so  ange- 
wendet); po-  (am  häufigsten)  =  dem  deutschen  «ziem- 
lich»: ])o-veUk  ziemlich  groß,  po-golem  dass.,  pö~dohar  z. 
gut,  po-veöe  ntr.  noch  etwas  mehr,  po-lukav  etwas  ver- 
schmitzt, p)b-näjvise  ntr.  adv.  größtenteils,  ^j(5-«äj7aÄ;  adv. 
ganz  sachte;  2^^"^~  (selten  so  angewendet)  _pn-Zf<<?  dümmlich; 
sü-bjel  weißlich,  su-liid  etwas  dumm.  —  pre-  verstärkend 
(wie  lat.  per-,  z.  B.  permagnus),  z.  B.  Pre-dräg  (Mannes- 
name) sehr  teuer,  pre-veliM  übergroß,  2yre-vec  garzuviel 
(dass.  öd-veö,  öd-vece  ntr.),  prezreo  überreif,  pre-o-])un  über- 
voll, pre-slän  zu  salzig. 

b)  Das  Gesamtwort,  mit  Formans  -an  (=  -Wo) 
gebildet,  dient  als  Attribut  zu  etwas  Drittem  ; 
Zusammensetzungen  mit  su-  (=  sq-),  namentlich  von  Tier- 
namen, Trächtigkeit  bezeichnend,  z.  B.  sü-zdrebna  (Tcdbila) 
(trächtige)  Stute  ädrijebe  Füllen,  sü-macna  (von  Katzen) 
mdca,  sü-prasna  (krmaca)  trächtige  (Sau),  vgl.  sü-driizna  {zhna) 
schwangere  (eig.  mit  anderm)  Frau;  auch  mit  s-,z-=^So, 
z.  B.  steona  kräva  (=  sö-telb-na  mit  Kalb),  zdjctna  zena 
(=  s^detbna  mit  Kind)  schwanger;  mit  bez-  ohne,  dem 
deutschen  un-  oder  -los  entsprechend,  z.  B.  bez-hozan  (ohne 
Gott  böfi  seiend)  gottlos,  bh-glasan  stimmlos  glas,  bez-öbrazan 
schamlos  öbraz,  bez-rodan  unfruchtbar  (nachkommen-los 
röd),  bez-uman  unvernünftig  um.  Vgl.  noch  pbd-vodan  (was 
pod  vodöm,  unter  dem  Wasser,  ist)  der  Überschwemmung 
ausgesetzt. 

567.  II.  Rektionskomposita.  Bei  der  Auflösung- 
in  eine  syntaktische  Gruppe  tritt  eins  der  Glieder  in 
einen  obliquen  Kasus,  ein  Glied  ist  vom  anderen  kasuell 
abhängig  oder  bestimmt   es  näher. 

A.  Beide  Glieder  sind  nominal;  dann  tritt  bei 
der  Auflösung  das  erste  in  einen  obliquen  Kasus.  Welcher 
Kasus  dabei  eintritt,  hängt  von  der  Art  ab,  wie  man  um- 
schreibt, und  von  den  Gewohnheiten  der  Sprache,  in  die 
man  umschreibt,  z.  B.  duso-gubac  Seelenverderber  =  «Ver- 


§567—569.]  Starambildung  der  Noraina.  329 

derber  der  Seelen»  oder  «die  Seelen  Verderbender»,  volö- 
pasa  Ochsenweide  =  «Weide  der  Ochsen»  oder  «Weide 
für  Ochsen»,  rüko-säd  (Handpflanzung)  mit  (eigner)  Hand 
gepflanzter  Weinberg.  Beispiele:  crvotöc  fem.  (Wurm-erguß) 
Wurmfraß,  rüko-dri  fem.  Handhabe,  krajo-ber  Schnitter, 
der  am  Rande  Tcräj  mäht  (zu  hräti  berem  sammeln),  vinö- 
ber  Weinlese,  Jcolo-voz  (Rad-fuhr)  Geleise,  zlo-tvor  Übel- 
täter, vgl.  cudo-tvorac  Wundertäter  (s.  auch  §  357),  vtno- 
r/räd  (Wein-gehege,  -garten)  Weinberg,  knjüjb-nosa  Brief- 
träger, loncö-pera  Topfwäscherin  lönac  gen.  lonca,  präti  perem 
waschen,  sjenb-kosa  (Heumahd)  Wiese  sljeno  kösiti.  Über 
die  hierhergehörigen  Bildungen  auf  -iJia,  z.B.  rukb-tvorina 
Hände-Averk,  s.  §  478. 

568.  B.  Das  erste  Glied  ist  verbalen  Ur- 
sprungs (Imperativ);  bei  der  Auflösung  bildet  in  der 
Regel  das  zweite  nominale  Glied  das  Objekt  zu  dem 
ersten  (s.  die  Zusammenstellung  ASlPh.  21,  S.  389).  Die 
Wörter  haben  oft  scherzhaften,  spottenden,  scheltenden  Sinn. 
Beispiele:  glädi-bfk  (Glätte-bart)  Schnurrbartstreicher  gläditi 
bPk,  kcsi-züb  (Fletsche-zahn)  Lachlustiger  kesiti  züb,  krädl- 
koza  (Stiehl-ziege)  Ziegendieb  krästi  krddem,  küjn-vöjska 
(Sammle-heer)  Werber,  mbli-bog  (Bete-zu-Gott)  scherzhaft 
für  Mönch,  räsjn-kuöa  (Zerstör-haus)  Verschwender  räsfiti 
räspem  {==  rasöjm  *raz-s5pq)  zerstreuen;  gäzi-blato  (Watekot) 
komische  Benennung  eines  kleinen  Beamten,  der  sich 
wichtig  macht.  —  Zuweilen  ist  das  Objektverhältnis  nicht 
vorhanden:  2V^'^i-'^'>'i'fO  (Freund,  der  mitsingt)  Mitsänger, 
pläci-drüg  (Wein-genosse)  Freund,  der  mitweint. 

560.  C.  Das  erste  Glied  ist  eine  Präposition; 
bei  der  Auflösung  tritt  das  zweite  in  den  Kasus,  der  bei 
der  Präposition  in  der  gegebenen  Situation  stehen  muß. 
Das  zweite  Glied  ist  Substantiv,  ebenso  das  Gesamtwort. 
Hierher  gehören  die  §  564  b  besprochenen  Komposita. 


330  [§  570. 


Flexion  der  Substantiva, 

Adjektiva  (Deklination  und 

Komparation),  Pronomina, 

Zahlwörter. 


Die  Deklination  der  Adjektiva  muß  von  der  der  Sub- 
stantiva getrennt  werden,  da  auch  das  unbestinamte  Ad- 
jektiv, dessen  Flexion  ursprünglich  von  der  substantivischen 
nicht  verschieden  war  (s.  Abg.  Gr.  §  96),  im  Serbo- 
kroatischen Formen  aus  dem  Pronomen  entlehnt  hat.  Es 
wird  daher  wie  das  bestimmte  Adjektiv  bei  der  Deklination 
der  Pronomina  behandelt. 

I.  Deklination  der  Substantiva. 

570.  Allgemeine  Bemerkungen. 

A.  Einteilung  in  Deklinationsklassen.  Die  in 
der  vergleichenden  Grammatik  übliche  Einteilung  nach 
dem  Auslaut  der  Stämme  (o-,  a-,  ^{-Stämme  usw.),  niit 
denen  die  Kasusendungen  verbunden  werden,  kann  in  sehr 
altertümlichen  Sprachen,  so  auch  im  Altbulgarischen,  bei- 
behalten werden.  Neben  den  daraus  sich  ergebenden 
Hauptgruppen  kann  man  zur  Aufstellung  von  Unter- 
abteilungen den  Genusunterschied  verwenden  und  pflegt 
im  Slavischen  gewöhnlich  bei  den  Klassen  I  und  II  noch 
den  lautlichen  Unterschied  palataler  (weicher)  und  nicht 
palataler  (harter)  Stämme  hineinzuziehen.  Die  Flexion 
der  weichen  und  harten  ist  ursprünglich  gleich,  bei  der 
Trennung  handelt  es  sich  nur  um  bequemere  Darstellung 


§  570.]  Flexion  der  Substantiva.  331 

der  Einwirkungen  palataler  Konsonanten  auf  folgende 
Vokale,  wodurch  das  lautliche  Bild  der  sog.  harten  und 
weichen  Deklination  etwas  verschieden  ausfällt.  Die  da- 
nach für  die  ältere  Geschichte  des  Slavischen,  auch  für 
das  Altbulgarische,  sich  ergebende  Einteilung  wird  hier 
mit  angeführt,  damit  bei  geschichtlicher  Betrachtung  der 
Deklinationsformen  darauf  verwiesen  werden  kann.  Als 
Kennformen  der  einzelnen  Klassen  sind  angegeben  Norn. 
sg.,  Gen.  sg.,  Dat.  pl.,  bei  den  i-Stämmen  auch  der  Instr.  sg. 

I.  o-Stämme: 

1.  Maskulina: 

A.  hart:  toki),  toJca,  toko-rm 

B.  weich:    mqih,  mqm,  mq^e-mo 

2.  Neutra: 

A.  hart:  seh,  sela,  selo-mv 

B.  weich:    pole,  pol'a,  pol'e-mo 
IL  ä-Stämme,  Feminina: 

A.  hart:  zena,  ieny,  zena-tm 

B.  weich  :  äiisa,  duse,  dusa-tm 

III.  f(-(?>-)Stämme,  Maskulina: 

sym,  synu,  sym-mz 

IV.  «-(«-)Stämme: 

1.  Maskulina:  pqtb,  pqti,  pqtb-mb,  pqtb-ua 

2.  Feminina:   tvarh,  tvari,  tvarbjq,  tvan-uih 
V.  Konsonantische  Stämme: 

A.  '«-Stämme: 

1.  Maskulina:    kamy,  kamen-e,  Jcamenb-iuh 

2.  Neutra:  pleme,  plemen-e,  plemenb-)m 

B.  s-Stämme : 

Neutra:  slovo,  sloves-e,  slovesb-rm 

C.  «^-(^f)-Stämme : 

Neutra:  tel^,  telet-e,  teleth-ma 

D.  r-Stämme: 

Feminina:  maii,  mater-e,  matenrm  (dies  und  dhsti, 
dzster-e,    dhsterb-)m   die  einzigen  Beispiele) 
VI.  tT-(«/-)Stämme: 

Feminina:  svekry,  svekrbv-e,  sveknva-rm. 


332  Flexion  der  Substantiva.  [§571, 

571.  Diese  Einteilung  kann  zu  einer  Gliederung  der 
Deklination  der  heute  bestehenden  Sprache  nicht  verwendet 
werden.  In  ihr  sind  die  alten  Unterschiede  zum  großen 
Teil  aufgegeben:  ursprünglich  verschiedene  Klassen  sind 
zu  einem  Paradigma  vereinigt,  so  alle  Maskulina  (Kl.  I, 
III,  IV 1,  VA  1)  zu  einheitlicher  Deklination  verschmolzen, 
wesentlich  eine  Fortbildung  der  Flexion  der  alten  o-Stämme 
mit  Einwirkung  der  alten  «-Stämme  (z.  B.  Lok.  sg.  grddu, 
Nom.  pl.  gräd-ov-i)  und  vereinzelter  Beibehaltung  der  Formen 
der  i-Stämme  (IV),  z.B.  Gen.pl.  gdsti  zu  göst  gösta  Gast. 
Einige  Klassen  sind  bis  auf  vereinzelte  Reste  ganz  auf- 
gegeben, so  IV1,VI.  Sämtliche  Neutra  (also  die  Kl.  12, 
VA2,  VB,  VC)  sind  zu  einer  einzigen  Klasse  vereinfacht 
mit  Erhaltung  einiger  Nom.sg.  der  alten  konsonantischen 
Deklination:  plenie,  tele.  Erhalten  ist  als  besondere  Klasse 
die  der  alten  Feminina  auf  ä  (II),  in  ihr  aber  aufgegangen, 
abgesehen  vom  Nom.,  mäti  V  D  (daher  Gen.  sg.  mätere 
wie  £ene  zu  £ena)  und  die  Wörter  von  Kl.  VI  (smölcva. 
Gen.  sg.  smokve  ersetzt  altes  smohj  smok^ve).  Bewahrt  ist 
ferner  die  Flexion  der  femininalen  i-Stämme  (IV  2),  aber 
in  ihr  aufgegangen  hci  Tochter  (urspr.  zu  V  D),  Gen.  sg. 
kceri  wie  sivär  stväri,  vereinzelt  auch  Wörter  aus  Kl.  VI, 
Ijiihav  Gen.  sg.  Ijühavi  (statt  l'iihy  l'vbhve).  Harte  und 
weiche  Stämme  sind  ausgeglichen,  z.  B.  Gen.  sg.  iene  (zu 
iewrt  IIA)  entspricht  nicht  altem  zeny,  sondern  ist  entlehnt 
aus  dem  weichen  düse  ^^  duse  (zu  r^wsa  IIB);  Yök. sg.  düso 
statt  des  alten  duse  entlehnt  von  zhio.  Kasusformen  sind 
verloren  gegangen,  z.B.  hok.  sg.  msk.  ntv.  grade  sele  (IIA, 
I2A),  ersetzt  durch  die  Form  der  M-Stämme  (III),  grddn 
sein.  Mehrere  ursprünglich  formal  geschiedene  Kasusformen 
werden  durch  eine  Form  ausgedrückt,  z.  B.  Dat.  Instr. 
Lok.  pl.  zmama  (statt  ievanvo,  zenanii,  zenach^),  ursprüng- 
lich eine  Dualform. 

Wegen  solcher  Umbildungen  lassen  sich  die  Kasus- 
formen nicht  mehr  nach  der  ursprünglichen  Grundlage  in 
Stamm  und  Endung  auflösen.  Vom  Standpunkt  der 
lebenden  Sprache  wird  als  Stamm  empfunden  der  durch 


§571.572.]  Flexion  der  Substantiva.  333 

alle  Formen  durchgehende,  lautlich  ganz  oder  wesentlich 
gleiche  Bestandteil,  als  Endung  erscheint,  was  nach  dessen 
letztem  Konsonanten  steht.  Man  kann  das  auch  so  aus- 
drücken: es  gibt  in  der  lebenden  Sprache  nur 
konsonantische  Stämme.  Man  muß  daher  nach  dem 
lebendigen  Sprachgefühl  trennen  z.B.  in  den  Kasusformen 
von  gräd:  gen.  gräd-a,  dat.  gräd-u,  instr,  gräd-om,  nom.  pl. 
gräd-ovi;  von  iena:  gen.  iew-e,  da.t.  zen-i,  instr.  iew-öw,  gen. 
pl.  ieu-ä,  dat.  pl.  zen-ama  usw.,  obwohl  man  von  anders- 
woher weiß,  daß  ursprünglich  zu  teilen  war  grädo-m  (aus 
grado-mb)^  zena-ma  (Ersatz  für  zena-im). 

572.  Als  Hauptgrundlage  einer  Einteilung 
in  Deklinationsklassen  kann  für  die  heutige 
Sprache  nur  der  Genusunterschied  maßgebend 
sein;  zur  Bildung  von  Unterabteilungen  können  z.T.  die 
alten  Stammunterschiede  benutzt  werden,  ferner  die  laut- 
lichen Unterschiede  zwischen  harten  und  weichen  Stämmen; 
außerdem  kommt  für  die  Maskulina  1 1  noch  Ein-  oder 
Mehrsilbigkeit  des  Stammes  (Nominativs)  in  Betracht. 

Danach  ergibt  sich  folgendes  Schema,  bei  dem  als 
Kennformen  angegeben  sind  Nom.  sg..  Gen.  sg.,  Instr.  sg., 
bei  den  Maskulinen  außerdem  Nom.  pl. : 

I.  Maskulina: 

A.  hart: 

1.  Nominativ   sg.  mehrsilbig:     üdär   üdära 

udärom  üdäri 

2.  Nom.  sg.  einsilbig:    gräd  gräda   grädom 

grädovi 

B.  weich,  letzter  Konsonant   des  Stammes:    c  c 

c  (t  Ij  nj  s  st  z  zd,  r  (wenn  gleich 
altem  r): 

1.  Nom.    sg.    mehrsilbig:     grädic    grädica 

grädicem  grädic i 

2.  Nom.  sg.  einsilbig:     niäc    mäaa    mäcem 

mäcevi 


334  Flexion  der  Substantiva.  [§  572. 573. 

II.  Neutra: 

1.  alte  o-Stämme,  Nominativ  sg.  auf  -o.  -e\ 

A.  hart:  sllo  sela  selom 

B,  weich:  pölje  pölja  poljem 

2.  alte  konsonantische  Stämme : 

A.  Stamm  -en-,  Nora.  sg.  -e:  pleme  "plemen-a 

plemenom 

B.  Stamm  -et-,    Nom.  sg.  -e:    grne    gfneta 

gfnetom 
III.  Feminina: 

1.  Nominativ  sg.  auf  -a  (alte  «-Stämme): 

A.  hart:  iena  zene  zenöm 

B.  weich:  düsa  düse  düsöm 

2.  Nom.   sg.    konsonantisch    auslautend    (alte  i- 

Stämme):  stvär  stväri  stvärju. 

5*73.  B.  Zur  Bestimmung  des  Genus.  Bei  den 
Bezeichnungen  lebender  Wesen  bestimmt  sich  das  Genus 
im  Skr.  als  maskulin  oder  feminin,  wie  in  anderen  indo- 
germanischen Sprachen,  z,  T.  nach  dem  natürlichen  Ge- 
schlechtsunterschied, z.  B.  täst  m.  Schwiegervater,  sväst 
fem.  Schwägerin,  trotz  der  gleichen  Form  des  Nominativs; 
kököt  m.  Hahn,  kolcds  fem.  Henne.  Doch  ist  mit  dieser 
Bestimmung  nicht  viel  gewonnen,  denn  bei  Tiernamen 
wird  nicht  immer  ein  sprachlicher  Unterschied  in  der  Be- 
zeichnung des  Geschlechts  gemacht,  z.  B.  Fisica  fem.  = 
Fuchs  und  Feh  (daneben  das  männliche  Tier  auch  lis 
und  lisac),  und  viele  männliche  und  weibliche  Personen 
haben  nicht  maskulines  oder  feminines,  sondern  neutrales 
Genus,  so  die  Deminutiva  auf  -e,  z.  B.  cöbänce  Hirt,  dje- 
vöjce  Mädchen. 

In  gewisser  Ausdehnung  gibt  die  Form  des  Nom.  sg. 
ein  Erkennungsmittel  des  Genus. 

1.  Neutra  sind  die  Wörter  mit  Nom.  sg.  auf  -o,  -e, 
z.  B.  selo  Dorf,  pölje  Feld,  pleme  Stamm,  präse  Ferkel.  — 
Ausnahmen  bilden  die  mask.  hypokoristischen  Personen- 
namen auf  -0,  -e  {-je),  z.  B.  Jövo,  hero  (Herzegoviner),  Bozo^ 
Vladoje  (s.  §  438)  und  die  Nom.  ag.  auf  -lo  (§  371). 


§  573—575.]  Flexion  der  Substantiva.  335- 

2.  Feminina  sind: 

a)  Die  Wörter  mit  Nominativ  sg.  auf  -a,  z.  B.  iena 
Frau,  £äba  Frosch.  —  Einige,  ursprünglich  Abstrakta,. 
dann  zu  konkreten  Personenbezeichnungen  geworden^ 
werden  als  Maskulina  behandelt,  z.  B.  slüga  (urspr.  = 
Dienst,  Dienerschaft)  Diener,  doch  können  Attribute  noch 
in  femininaler  Form  dazu  gestellt  werden.  Über  andere 
Mask.  auf  -a  s.  §  591.  —  döba  (Zeit)  ist  indeklinabel,  es 
wird  als  Neutrum  behandelt,  z.  B.  vecernje  döba  (nicht 
vecernjä)  die  abendliche  Zeit. 

b)  Die  beiden  Wörter  mit  Nominativ  sg.  auf  -i:  mati 
Mutter,  h'i  Tochter;  Ijübi,  Gattin,  ist  indeklinabel. 

3.  Für  die  Masse  der  nicht  unter  1.  und  2.  fallenden 
Wörter  (es  sind  alle,  die  im  Nom.  sg.  konsonantisch  aus- 
lauten) ist  aus  der  Nominativform  das  Genus  nicht  zu 
erkennen;  man  muß  hier  den  Gen.  sg.  heranziehen.  Alles, 
was  die  Genitivendung  -a  hat,  ist  maskulin,  z.  B.  böb  boba 
Bohne,  kämen  kämena  Stein;  alles,  was  die  Endung  -i  hat, 
ist  feminin,  z.  B.  stvär  stväri  Sache,  milöst  niUosti  Gnade,. 
jesen  jeseni  Herbst. 

5*74.  C.  Numeri.  Die  alte  Dreiheit:  Singular, 
Plural,  Dual,  ist  in  älterer  Zeit  lebendig.  Heute  ist  der 
Dual  nur  in  einzelnen  Formen  bei  einzelnen  Wörtern  er- 
halten, außerdem  steht  bei  den  Zahlen  2  —  4  der  gezählte 
Gegenstand,  wenn  das  Wort  mask.  oder  neutr.  ist,  im 
Dual  (s.  §  665  fg.). 

575.  D.  Bestand  der  Kasus.  —  Singular.  Be- 
Avahrt  ist  ein  alter  Bestand  von  sieben  Kasusfunktionen: 
Nom.,  Gen.,  Dat.,  Akk.,  Instr.,  Lok.,  Vok.  (so  sind  die 
Kasus  angeordnet  in  den  unten  folgenden  Paradigmen). 
Formal  verschieden  sind  aber  die  Kasusfunktionen  nur 
noch  insoweit,  als  nicht  schon  urslavisch  lautlicher  Zu- 
sammenfall einst  verschiedener  Formen  stattgefunden  hatte, 
und  nicht  im  Skr.  selbst  Ausgleichungen  eingetreten  sind. 
So  können,  abgesehen  von  Betonungsunterschieden,  die 
nicht  überall  vorhanden  sind,  beim  Maskulinum  fünf  ver- 


336  Flexion  der  Subetantiva.  [§  575. 

schiedene  Formen  hervortreten:  n.-a.  gräd,  g.  gräda,  d.  grädu 
(lok.  grädu),  i.  grädom,  v.  gräde\  beim  Neutrum  vier: 
n.-a.  selo,  g.  sela,  i.  se^om,  dat.-lok.  selu;  beim  Femininum 
auf  -a  fünf:  n.  iewa,  g.  iewe,  dat.-lok.  ieHi,  i.  zenöm, 
y.ieno,  beim  Femininum  Kl.  III 2  (§572)  drei:  n.-a.  stvär, 
gen.-dat.-vok.  stväri  (lok.  stvdri),  i.  stvärju,  wenn  der  Instr. 
s/mn  lautet,  nur  zwei.  Wenn  unter  solchen  Verhältnissen 
doch  das  Gefühl  für  die  funktionelle  Verschiedenheit 
gleichlautender  Kasusformen  bewahrt  wird^  so  beruht  es 
darauf,  daß  der  lautliche  Zusammenfall  nicht  in  allen 
Deklinationsklassen  gleich  ist,  z.  B.  hat  eine  Form  stväri 
bald  die  Geltung  von  £ene  (Gen.),  bald  von  Mni  (Dativ), 
bald  von  zenöm  (Instr.);  stvär  bald  die  von  zena  (Nom.), 
bald  von  zenu  (Akk.).  Derselbe  Fall  wiederholt  sich  in  allen 
Sprachen  mit  ähnlichen  Verhältnissen,  die  Sprechenden 
bewahren  die  Unterschiede  formal  vollständiger  gebliebener 
Formenreihe  auch  für  die  unvollständig  gewordenen. 

Mit  allen  slav,  Sprachen  hat  die  skr.  die  Eigentüm- 
lichkeit gemeinsam,  daß  bei  den  Bezeichnungen 
lebender  Wesen  (Mensch  oder  Tier)  mask.  Generis 
der  alte  Akk.  sg.  durch  den  Genitiv  vertreten  wird, 
z.  B.  müz  Mann,  gen.  u.  akk.  müza;  jelen  Hirsch,  gen.  u. 
akk.  jelena. 

Plural.  Beim  Maskulinum  können  (abgesehen  von 
Betonungsunterschieden,  z.  B.  n.  pl.  jünäci,  vok.  jünäci) 
vier  Formen  unterschieden  werden:  nom. -vok.  udäri  (zu 
Mär  Schlag),  g.  üdärä,  a.  üdäre,  dat.-instr.-lok.  üdärima. 
—  Beim  Neutrum  fallen  von  Haus  aus  Nom.  und  Akk. 
zusammen,  daher  hier  nur  drei  Formen:  n.-a.  sela,  g.  seid, 
'dat.-instr.-lok.  selima.  —  Im  Feminin  war  schon  urslavisch 
der  Nom.  durch  den  Akk.  ersetzt,  es  hat  im  Skr.  nur  drei 
unterschiedene  Formen:  n.-a.  zene,  g.  zenä,  dat.-instr.-lok. 
Jenama;  stväri  stvdri  stvdrima.  —  Der  Zusammenfall  des 
Dativs,  Instrumentalis,  Lokativs  und  die  Genitivform  auf 
-ä  sind  die  auffallendsten  Eigentümlichkeiten  der  skr. 
Deklination.  Die  Genitivform  auf  -ä  hat  auch  das  Slo- 
venische,  aber  nicht  in  derselben  Ausdehnung,  den  anderen 


§  575.  576.] 


Flexion  der  Subatantiva. 


337 


slav.  Sprachen  fehlt  sie.  Wenn  man  bei  der  Form  auf 
-ma  dativische,  instrumentale,  lokativische  Anwendung 
unterscheidet,  so  geschieht  das  in  Anlehnung  an  die  ge- 
schiedenen Formen  des  Singulars. 

Dual.     Über  die  erhaltenen  Reste  s.  §  596. 


Paradigmata. 

STO.  Der  Vergleichung  und  der  historischen  Be- 
trachtung wegen  sind  neben  die  serbokroatischen  Para- 
digmata die  altbulgarischen  gestellt. 

I.   Maskulina. 
A.  Harter  Stamm. 


1.  Nom.  sg.  mehrsilbig 


skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

Sg.  Mär 

udar^ 

gräd 

grad^ 

üdära 

udara 

gräda 

grada 

ädäru 

udaru 

grädu 

gradu 

udär 

udarh 

gräd 

gradh 

udärom 

udaromb 

grädoni 

gradomb 

"adäru 

udare 

grädu 

grade 

udare 

udare 

gräde 

grade 

PI.  üdäri 

udari 

grädovi 

gradi  (gradove) 

üdärä 

udar^ 

gradövä 

gradi   (gradovi) 

(    dat. 

udaromh 

(  gradorm 

üdärima 

\  instr. 

luiary 

grädovima 

\  grady 

'^    lok 

udarechh 

^  gradechh 

üdare 

udary 

grädove 

grady 

2.  Nom.  sg.  einsilbig 


Die  Stammauslaute  k,  g,  h  gehen  vor  dem  -e  des 
Vokativs  in  c,  i,  s  über,  vor  dem  -i  des  Nom.  pl.  und 
dem  der  Endung  -ima  in  c,  z,  s,  z.  B.  jimak  :  jünäce,  ju- 
ndci  (Vok.  jünäci),  jundcima;  biljeg  Kennzeichen  :  biljeze, 
blljezi,  biljezima;  sirömah  Armer:  sirömase,  siromasi,  siru- 
masima. 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  22    * 


338 


Flexion  der  Substantiva. 


[§  577—579. 


577. 


B.  Weicher  Stamm. 


1.  Mehrsilbiger  Nom.sg. : 
grädiö,  Dem.  zu  {/räd  Burg 


skr. 
Sg.  grädic 
grädica 
grädicH 
grädiö 
grädicem 
grädicu 
grädicu 


abg. 
gradistb 
gradista 
gradistu 
gradistb 
gmdisiemb 
gradisti 
gradistu 


2.  Einsilbiger  Nom.sg.: 
viac  Schwert,   abg.  mbcb 


PI.  grädici         gradisti 
grädföä        gradistb 

(  gradisteim 
grädiöima  ^  gradisti 

^  gradistich^ 
grädiöe         gradiste 


skr. 
mäc 
mäca 
mäcu 
mäc 
mäcem 
mäcu 
mäcu 


abg. 
mhch 
mbca 
mbcu 
mbcb 
mbcemh 
mbci 
mbcu 


macevi  mbci 

macevä  mbcb 

(  mbcem^ 
mäcevima  -^  mbci 

^  mbciclvb 
mäceve  mbce 


Die  Flexion  der  weichen  Stämme  ist  unterschieden 
von  der  der  harten  durch  -u  im  Vok.  sg.  (doch  s.  §580); 
durch  e  statt  o  im  Instr.  sg.,  mäcem  (vgl,  grädom),  doch  s. 
§  579;  durch  -ev-  im  Plur.der  Einsilbler,  mäcevi  (yg\. grädovi). 

578.  Bemerkungen  zu  den  Paradigmata  der 
Maskulina.     I.  Zum  Singular. 

1.  Alle  Bezeichnungen  lebender  Wesen  masku- 
liner Form  (vgl.  §591)  ersetzen  den  alten  Akk.  sg.  durch 
den  Genitiv,  z.  B.  jünak  Held,  gen.  u.  akk.  junäka;  Irät 
Bruder,    gen.  u.  akk.  bräta;    köaj  Pferd,    gen.  u.  akk.  Jconja. 

579.  2.  Übergang  weicher  Stämme  in  die 
Form  der  harten.  Die  ursprünglich  auf  -rb  (=  -rjb) 
auslautenden  Wörter  behalten  entweder  die  lautlichen 
Eigentümlichkeiten  der  weichen  Stämme  oder  gehen,  da 
r  im  Skr.  früh  entpalatalisiert  ist,  in  die  der  harten  über, 
z.  B.  gospödär  (Herr  =  gospodarb)  vok.  göspodäru  und 
gbspodäre,  instr.  gospjoddrem  und  gospodürom;    doch  immer 


§579-582.]  Flexion  der  Substantiva.  339 

cärou  (=  cesaremh,  zu  cur  =  cesarb).  Bei  den  übrigen 
altpalatalen  Stämmen  hält  die  Schriftsprache  im  Instr.  sg. 
-em  fest  bei  den  wenigen  Wörtern  auf  -st,  -M:  pläst 
(Mantel)  pldstem,  dazd  (Regen,  lokal,  gewöhnlich  Msa)  däzdem, 
und  bei  den  Nomina  agentis  auf  -teljb:  pnjatel)  Freund 
frljateljem,  ucitelj  Lehrer  üciteljem.  Bei  zec  Hase  (aus  zajech) 
und  Jei  Igel  ist  -om  stehend  geworden:  zecom,  jeiom.  Im 
übrigen  schwankt  der  Gebrauch,  z.  B.  hqjez  Dieb :  lüpezem 
und  -om,  mjesec  Mond  :  mjesecem  und  -om. 

580.  3.  Vokativ  sing.  Die  auf  altes  c  (=  ursl.  c) 
z  (=  ursl.  d'z),  ausgehenden  Stämme  bilden  von  alters 
her  den  Vok.  auf  -e  und  behalten  ihn  im  Skr.;  c  wird 
dann  zu  c,  z  zu  i,  z.  B.  othch  otbce,  skr.  dtac  öce;  proshcb 
prosbce,  skv.prdsac  (Freiwerber,  eig.  «Bitter» )^rösf'e;  khnedzb 
{kbn§zb)  k^neze,  skr.  knez  kneze;  vitedzb  (vitpb)  vitese.  skr. 
vltez  (Held)  viteze. 

581.  4.  Es  gibt  eine  große  Anzahl  mask.  Personen- 
namen, teils  Eigennamen,  teils  Appellativa  (s.  §371)  mit 
Nom.  sg.  auf  -o  und  -e  {-e,  -oje,  -ije),  sowohl  einheimische 
wie  aus  fremden  Namen  umgebildete,  darunter  viele  Hypo- 
koristika  (s,  §438),  z.B.  sinko  Söhnchen  (zu  sm),  pröfo  (zu 
prötopop  Erzpriester),  pobro  (zu  föbraiim  Wahlbruder), 
gdtalo  Fabulant,  Marko,  Mänöjlo  Emanuel,  Gavrilo  Gabriel, 
Büro  Georg,  Jovo  Johannes;  Börde  Georg,  Täde  Thaddäus, 
Miloje,  Väsilije  Basilius;  pobre  =  pöbro.  Dazu  kommen 
einige  Tiernamen,  z.  B.  zelenko  Apfelschimmel,  äogo 
Schimmel.  Die  übrige  Flexion  ist  je  nachdem  die  von 
udär  oder  von  grädic,  gen.  Büra,  pröta  usw.,  doch  ist  der 
Vokativ,  abgesehen  von  etwaigen  Betonungsunterschieden, 
dem  Nominativ  gleich. 

583.     IL  Zum  Plural. 

1.  Die  Wörter  brät  Bruder,  gospbdin  Herr,  ersetzen 
den  Plural  durch  eine  singularische  femininale  Kollektiv- 
bildung, flektiert  nach  Kl.  III:  bräda,  gosjyöda.  Dasselbe 
ist  möglich  bei  vlastelin  Adliger,  vlastela  (daneben  Plur. 
vasteli). 

22* 


340  Flexion  der  Substantiva.  [§  582. 583. 

2.  Die  Völker-,  Einwohner-,  Klassennamen  auf  -in 
verlieren  dies  Formans  im  Plural,  z.  ß.  Rhnljanin  Römer : 
Blmljani,  grädanin  Bürger  :  grcuiäni,  dvbranin  Höfling  :  dvö- 
rani,  Srbin  Serbe  :  Srbi,  Tiircin  Türke :  Türci  (eig.  Plur.  zu 
Türak  gen.  Tiirka). 

3.  Zu  cövjek  Mensch  dient  als  Plural  der  alte  mask, 
i-Stamm  l'udbje,  skr.  n.ljüdi,  gen.ljüdi,  d.-i.-l. Ijüdima,  a.ljüde. 

5S3.  4.  Die  Plurale  mit  -ov-.  Im  allgemeinen 
gilt,  daß  der  Gebrauch  sich  wesentlich  nur  erstreckt  auf 
zweisilbige  Stämme  oder,  was  für  die  Praxis  auf  dasselbe 
hinausläuft,  auf  Wörter,  die  im  Skr.  einen  zweisilbigen 
Gen.  sg.  haben,  also  im  Nom.  sg.  entweder  einsilbig  sind 
oder  zweisilbig  mit  beweglichem  a  (=  ^,  h).  Doch  ist  der 
Gebrauch  nicht  bei  allen  solchen  regelmäßig  durch- 
gedrungen, so  z.  ß.  immer  kdnji  (zu  ko7ij),  nicht  kdnjevi; 
gnjesi,  in  der  Regel  nicht  grehovi  (zu  grljeh  Sünde);  päs 
Hund:p.sJ,  ^jrs^  Finger :  pj'&^t.  Die  Völkern  amen  wie  Säsi^ 
Prüsi,  Öesi  scheinen  -ov-  zu  vermeiden.  Bei  vielen  sind 
Plurale  mit  und  ohne  -ov-  gebräuchlich,  z.  B.  btac  :  öd, 
öcevi,  svekar  Schwiegervater  :  svekri,  svekrovi,  süzavj  Ge- 
fangener :  süznji,  suznjevi ;  andere  haben  wieder  ausschließ- 
lich oder  fast  immer  die  -ov-Form,  z.  B.  övan  Widder : 
dv7iovi,  vepar  Eber  :  veprovi,  cär  :  cärevi,  müz  :  müzevi,  pop  : 
fopovi,  grob  Grab  :  grbhovi,  bröj  Zahl :  bröjevi,  snöp  Garbe  : 
snöpovi,  pösao  Geschäft  :^os?o?;i,  zec  }isise:zecovi  zecevi.  Ganz 
bestimmte  Regeln  lassen  sich  bei  dem  öfter  schwankenden 
Gebrauch  nicht  geben.  —  Viel  weniger  tritt  -ov-  ein  bei 
dreisilbigen  Stämmen,  z,  B.  sökö  Falke  (gen,  soköla) :  sokö- 
lovi;  mit  einer  gewissen  Vorliebe  bei  den  Wörtern  mit 
der  Betonung  "  "  und  fester  Länge  der  zweiten  Silbe  im 
Singular,  z.  B.  gävrän  (gen.  gävränd) :  gävranovi  und  gävräni, 
gölüb  Taube  :  gölubovi,  vUez  Held  :  vltezovi,  läbüd  Schwan  : 
läbudovi,  jästrijeb  (jästreb)  Habicht  :  jästrebovi,  pröcijep 
Kloben  :  pröcjepovi,  neräst  Eber  :  nerastovi,  slucaj  Begeben- 
heit :  slücajevi  und  slücäji  u.  a.  (vgl.  Mar.  §  139,  S.  140). 
—  Mehr  als  dreisilbige  Stämme  brauchen  den  Plural  mit 
-ov-  nicht. 


§  584.  585. 


Flexion  der  Substantiva. 


341 


584.  5.  Zum  Genitiv  pluralis.  Vor  der  Endung 
-ä  hat  der  Stamm  stets  die  Gestalt,  die  er  haben  würde, 
wenn  das  -ä  nicht  vorhanden  wäre,  d.h.  vor  dieser  Endung 
können  nur  stehen  einfache  Konsonanten  oder  die  Gruppen 
st,  zd,  st,  M  (vgl.  §  113),  alle  anderen  Konsonantengruppen 
sind  durch  ein  aus  altem  ö,  h  entstandenes  oder  ein- 
geschobenes a  geschieden;  das  gilt  von  sämtlichen  Gen.pl. 
auf  a,  also  auch  vom  Neutrum  und  Femininum,  z.B.  mask. 
lonac  Topf  n.  pl.  lönci,  gen.  pl.  lönäc-ä-,  trgovac  Kaufmann, 
n. -pl.  trgövci,  gen.pl.  irgoväc-ä;  Neutrum  sünce  Sonne,  gen. 
pl.  sünäc-ä;  fem.  ovca  Schaf,  gen.  pl.  ovdc-ä;  sestra  Schwester, 
gen.  pl.  sestdr-ä.  —  Bei  einigen  Maskulinen  der  alten  i- 
Klasse  hat  sich  der  alte  Gen.  auf  -i  erhalten  (aus  -ijb,  so 
und  -hjb  abg.):  Ijüdi  (s.  §582.3);  gost  Gast  gen.  gösta  (alt 
gosti) :  gdsti;  püt  püta  Weg  (abg.  pqtb  pqti):püii,  doch  ge- 
wöhnlich 'pütä;  crv  crm  Wurm  (abg.  crvb  crvi):crvi;  nokat 
nökta  Nagel  (abg.  nogofb  noghii):  nöldi  und  noJcdtä.  Diese 
Endung  ist  dann  auch  übergegangen  auf  Wörter,  die  ur- 
sprünglich nicht  7A1  dieser  Klasse  gehören:  2^^'st  Finger:  j}rsti; 
nijesec  Mond:  mjeseci  neben  injesecä;  sdhaf  (türk.)  Stunde: 
sahdti  und  sahdtä.     Über  Gen.  pl.  wie  kdstijü,  gdstijü  s.  §  596. 

II.  Neutra. 

585.  1.  Die  alten  o-Stärame. 


A.  Harter 

Stamm, 

B.  W^eicher  Stamm, 

Nom. 

?g.  -0 

Non 

1.  -e 

skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

Sg.  seh 

selo 

pölje 

pole 

sela 

sela 

pölja 

pol'a 

selu 

selu 

pölju 

pol'u 

selo 

selo 

pölje 

pol'e 

selom 

selomb 

pöljem 

pol'emb 

selu 

sele 

pölju 

pol'i 

PI.  sela 

sela 

pdlja 

pol'  a 

seid 

seh 

pöljä 

pol'  b 

( 

seloim 

r 

jjol'em^ 

selima 

i 

selij 

poljima 

\ 

2)ol'i 

K 

selech^ 

\ 

pol'icln 

sela 

sela 

pblja 

pol'a 

342 


Flexion  der  Subgtantiva. 


[§  585—588. 


Vor  dem  -ima  des  Dat.-Instr.-Lok.  pl.  wandeln  sich 
1c,  g,  h  in  c,  z,  .s,  wie  beim  Mask.  (s,  §  576). 

586.  Bemerkungen  zu  den  Paradigmata 
dieser  Neutra. 

1)  Der  Unterschied  zwischen  harten  vmd  weichen 
Stämmen  besteht  hier  nur  im  Instr.  sg.,  dort  -om,  hier 
-em\  möre  Meer  hat  mörem  wegen  des  urspr.  r  (more). 

2)  öko  Auge,  üho  Ohr,  plcce  Schulterblatt  haben  als 
Plurale  die  alten  Dualforraen:  öci  usi  (gen.  öcijü  und  öc?, 
nsijü  und  üsi,  dat.-lok.-instr.  dcima,  nsima);  pleci  (gen.  jjZeJ?) 
neben  pleca  {gen.  pleöä).  Diese  Formen  werden  als  Femi- 
nina behandelt,  z.  B.  mdje  öci  meine  Augen,  siröke  pleci 
breite  Schultern.  Die  gewöhnliche  neutrale  Pluralform  öka 
üha  wird  gebraucht  bei  übertragener  Bedeutung  {öka  z.  B. 
Brückenbogen,  iiha  Henkel). 

3)  Über  die  Form  des  Stammes  im  Geu.pl.  s.  §584. 

58T,     2.  Die  alten  konsonantischen  Stämme. 

A.Stamm  ani-en-,  Nom.-e: 
2)leme  Stamm 


skr. 
Sg.  ^;/e;ne 
plemena 
plemenu 
pleme 
plemenom 
plemenu 


abg. 
pleme 
pilemene 
plemeni 
pleme 
2)lemenhmh 
plemene  (-i) 


PI.  ptlemena  plemena 

plemönä  plentern 

f   pilemenhmo 
plemenima     -l    plemeny 

l  plementchi 
plemena 

Bemerkungen. 


plemena 
588. 


B.  Stamm  auf 

-et-,  Nom.  -e 

gfne 

dem.  Topf 

skr. 

abg. 

ghie 

grne 

ghieia 

grn^te 

grnetu 

grneti 

grne 

grne 

grneiom 

grnetbmh 

grnetn 

grncte  {-i) 

grneta 

grneta 

grnetä 

91^^^^ 

( 

grnethmh 

grnetima 

{ 

grnetij 

y. 

grnethcla 

grneta 

grneta 

1)  Das  Paradigma  grne   ist 


gewählt  worden,  um  die  Möglichkeit  der  Vergleichung  mit 
einem  slavischen  ^^'ort  zu  haben    und    den  Plural  bilden 


§  588.  589. 


Flexion  der  Substantiva. 


343 


zu  können.  Dieser  ist  nur  gebräuchlich  von  Bezeichnungen 
lebloser  Dinge,  meist  Fremdwörtern,  z.  B.  dügme  (Knopf), 
pl.  dugmeta  (gen.  ditgmetä,  Ak.  Wb.);  tdne  Kugel  :  taneta. 
Die  Namen  Lebender,  so  die  Deminutiva  auf  -e,  -ce 
(s.  §§  426,  427),  ersetzen  den  Plural  durch  singularische 
femininale  Kollektiva:  dijete  Kind  gen.  djeteta  :  pl.  djeca 
{=*deibca),  tele  Ka.\h  :teläd;  zdrljebe  Füllen  gen.  Mrebeta  : 
zdreMd;  Bugarce  junger  Bulgare  :  Bügarcäd. 

2)  Der  alte  o-Stamm  drvo  (in  der  Bedeutung  «Baum») 
entlehnt  die  Kasus  von  einem  -ei-Stamm,  gen.  drveta  usw., 
pl.  drveta;  ebenso  können  jdje  'Ei,püce  Knopf,  uze  Seil  neben 
gen.  jäja,    püca^  üza  auch  bilden  jdjeta,  püceta,   üzeta  usw. 

3)  Ein  Rest  der  alten  konsonantischen  s-Stämme  ist 
erhalten  in  den  Pluralen  von  endo  Wunder,  nebo  Himmel, 
tljelo  hoih -.cudesa  (neben  cüda),  nebesa,  tjelesa  (neben  tijela); 
ferner  von  kölo  :  kolesa  in  der  Bedeutung-  «Räder». 


III.  Feminina. 
589.     1.  Nom.  sg.  auf  -a  (ä-Stämme). 


A.  Harter 

Stamm, 

B.    Weicher  Stamm, 

sena 

Frau 

düsa 

Seele 

skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

PI. 

zena 

zena 

düsa 

dusa 

zene 

zeug 

düse 

duse 

zeni 

zene 

düsi 

dusi 

zenu 

zenq 

dum 

dusq 

zenöm 

zenojq 

düsöm 

ditsejq 

zeni 

zene 

düsi 

dusi 

zeno 

zeno 

düso 

duse 

Sg. 

zene 

zeny 

düse 

duse 

zenä 

zem 

dum 

dush 

f 

zenmm 

( 

dusarm 

ienama 

< 

zenami 

düsama 

dusami 

V 

zenacla 

dusacho 

zene 

zeny 

düse 

duse 

zene 

zeny 

düse 

duse 

344  Flexion  der  Substantiva.  [§590—592. 

590.  Bemerkungen. 

1)  Vor  dem  i  des  Dat.-Lok.  sg.  gehen  h,  g,  h  in  c, 
z,  s  über,  z.  B.  7'üka  Hand  :  rüci,  nbga  Fuß  :  nbzi,  snalia 
Schwiegertochter  :  snasi.  Doch  pflegt  die  Wandlung  zu 
unterbleiben  bei  den  Konsonantengruppen  ik,  ck,  zg,  z.  B. 
tetka  Tante  :  IHM  (doch  auch  teci),  mäcka  Katze  :  muckt, 
mäzga  Maultier :  mäzgi.  Personennamen  und  Hypokoristika 
lassen  den  Guttural  unverändert,  z.  B.  Lüka  :  Lüki,  seka 
(hyp.  zu  sestra  Schwester) :  se'Äi.  In  der  gesprochenen  Rede 
ist  die  Neigung  zur  Beibehaltung  des  Gutturals,  der  ja  in 
allen  anderen  Kasus  unverändert  bleibt,  auch  sonst  stark 
verbreitet,  z.  B.  slüga  Diener  :  slügi,  snaha  :  snähi,  rijeka 
Fluß  :  rijeki. 

2)  Die  in  einigen  Gegenden  verbreiteten  femin.  Hypo- 
koristika auf  -e  im  Nom.  und  Vok.,  z.  B.  Steine  (Vok. 
Stäne),  flektieren  in  den  anderen  Kasus  wie  iena. 

591.  3)  Maskulina  fem.  Form  sind:  glnsdnosay^ach- 
richtenbringer,  knjigdnosa  Briefträger,  mladbzenja  Bräutigam, 
pbglavica  Oberhaupt,  pöturica  Vertürkter,  slüga  Diener,  vlä- 
dika  (urspr.  Herrscher)  Bischof,  vöjvoda  Heerführer,  vgl.  auch 
§  367  A;  dazu  Fremdwörter,  z.  B.  kälfa  (türk.)  Gesell, 
härambasa  (türk.) Räuberhauptmann,  und  andere  Zusammen- 
setzungen mit  -basa;  ferner  namentlich  die  aus  türkischen 
Wörtern  auf  -li,  -dzi,  -ei  umgebildeten,  z,  B.  delija  Krieger, 
meliändzija  Gastwirt,  tufekcija  Büchsenmacher,  s.  §  548. 
Der  Gen.  sg.  vertritt  hier  nicht  den  Akk.,  vgl.  §  578. 

592.  4)  Zum  Vokativ  sing.    (vgl.  Mar.  §  168fg.). 

a)  Die  zweisilbigen  ursprünglich  weichen  Stämme 
haben  die  alte  Endung  -e  ganz  aufgegeben  und  -o  von 
den  harten  angenommen:  düso. 

b)  Die  drei-  oder  mehrsilbigen  mit  Formans  -ica  be- 
wahren meist  -e,  z.B.  drugärica  Genossin.: drngärice,  können 
aber  auch  -ico  haben,  z.B.  ddmenicol  Abtrünnige! 

c)  Personenbezeichnungen,  die  Eigennamen  fast  durch- 
weg, aber  in  der  Regel  auch  die  Appellativa,  verwenden 
die  Nominativform  als  Vokativ,  z.  B.  Märija,  Stäyiislava, 
Jelena,  bdba  Großmutter,  tetka  Tante,  vöjvoda  (und  vojvodo). 


§  592—595. 


Flexion  der  Substantiva. 


345 


vlädika.  Indes  haben  die  zweisilbigen  Hj^pokoristika  mit 
Akzent  '  (nach  Viiks  Akzentuierung)  im  Vokativ  -o,  z.  B. 
SiAna  :  Stäno,  Cvijeta  :  Cv'ijefo,  Rüza  :  Rüzo.  Ferner  können 
die  zweisilbigen  Namen  auf  -ka  auch  die  alte  regelmäßige 
Form  -e  haben,  z.  B.  Milica  :  Milica  und  Milice.  Ganz 
feste  Bestimmungen  lassen  sich  bei  dem  vielfachen 
Schwanken   nicht  geben. 

593.  5)  Über  die  Form  des  Stamm.es  im  Gen.  pl. 
auf  -ä  s.§584. —  Es  besteht  eine  Neigung,  im  Genitiv 
pluralis  die  Endung  -t  der  i-Feminina  (s.  das  folgende 
Paradigma)  dann  zu  entlehnen,  wenn  der  Stamm  auf  Kon- 
sonantengruppen auslautet,  die  bei  der  Bildung  auf  -ä  ein 
aus  altem  ^,  h  entstandenes  oder  eingeschobenes  ä  erfordern. 
So  würde  z.  B.  der  regelmtäßige  Genitiv  pl.  von  vojska 
lauten  vojsdJcä,  von  tuzia  Klage  tiiiäbä,  von  svjedodiha 
(=  s^vedocbba)  Zeugnis  svjedoeäbä;  statt  dessen  wird  ge- 
braucht: vojskt,  tüzhi,  svjedodibi  (vgl.  Beispiele  aus  Vuks 
Schriften  bei  Maretic,  S.  171 ;  Ivekovic,  Drugi  padez  mnozine 
s  nastavkom  i  u  imenica  zenskih  usw.  [Rad  162,  S.186]). 
Die  ^-Form  wird  hier  vorgezogen,  um  die  starke  Differenz 
der  Genitivform  von  den  anderen  Kasus  zu  vermeiden. 

594.  2.  Konsonantisch  auslautender  Nom.  sg. 
(für  altes  /  tritt  o  ein,  misao  =  imsal  aus  myslb),  alte  i- 
Stämme : 


Sg. 


stvär 

Din 

rr 

skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

stvär 

tvarb 

PI. 

stväri 

tvari 

siväri 

tvari 

stväri 

tvarijb 

stväri 

tvari 

t  tvarbim 

stvär 

tvari) 

stvdrima 

1  tvarbmi 

stvärju 

{stvär 

0 

ivarbja  ( 

■ijq) 

trarbdvh 

siväri 

tvari 

stväri 

tvari 

stväri 

tvari 

595.  Anhang  zu  Klasse  III.  Von  den  beiden  alten 
femininalen  r-Stämmen  ist  maier-  in  die  Deklination  von 
III 1  übergetreten,  mit  Ausnahme  des  Nom.  sg,  mäii  (so 


346 


Flexion  der  Substantiva. 


[§  595.  596. 


auch  der  Vok.)  und  des  Akk.  sg.  mäfer;    *d^kfer-  abg.  d^s^er-, 
skr.  kcer-,  in  die  von  1II2  mit  Ausnahme  des  Nom.sg.  k6i. 


skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

Sg.  mati 

mati 

kci 

d^sti 

mätere 

mätere 

kceri 

dzsiere 

mäferi 

maferi 

kceri 

dhsteri 

mäter 

materb 

kcer 

d^sterb 

mäteröm 

materbjq 

kcerju 

{köeri) 

dzsterbjq  {-ijq) 

mäteri 

mätere 

kceri 

d^stere 

mati 

mati 

kceri 

dhsti 

PI.  mätere 

materi 

kceri 

d^steri 

niäterä 

ynater^ 
i  materwm 

kceri 

[ 

d^ster^ 
d^sterbm^ 

mäterama 

^  materbmi 
materbchb 

kcerima         \ 

chsterbmi 

l 

dhsierbchh 

mätere 

materi 

köeri 

d^steri 

596.     Die  Reste  des  Dualis. 
Über  die  Entstehung  des  Dat.-Instr.-Lok.  pl.  auf  -ima, 
■ama  aus  dem  Dual  s.  §  729. 

Die  altbulgarische  Gestalt  des  Duals: 


mask.  0- 

5tamm 

neutr. 

O.Stamm 

hart 

weich 

hart 

weich 

n.-a 

grada 

mqza 

lete 

pol'  i 

g--l- 

gradu 

mqzu 

letii 

jjol'u 

d.-i. 

gradoma 

mqzema 

letoma 

pol' ema 

fem. 

a-Stamm 

i-  Stamm 

hart 

weich 

£e7ie 

dusi 

kosti 

senu 

dum 

kostbju  (- 

ijii) 

zenama 

dusama 

kosibma 

Im  Skr.  wird  Nom.-Akk.  der  Maskulina,  der  dem 
Gen.  sg.  gleichlautet,  in  alter  Form  angewendet  nach  den 
Zahlen  dvä  zwei,  öba  beide,  tri  drei,  cetiri  vier,   z,  B.  dvä 


J 


§  596—598.]  Flexion  der  Substantiva.  347 

covjeka  zwei  Menschen,  ebenso  tri  c.,  cetiri  c.  —  Beim 
Neutrum  ist  die  alte  Form  verloren  gegangen,  sie  wird 
ersetzt  durch  die  Maskulinform,  öba  öka  beide  Augen, 
dvä  pölja  zwei  Felder  (pl,  pölja),  tri  sela  drei  Dörfer  (pl. 
sela).  Die  Feminina  stehen  nach  diesen  Zahlen  in  der 
Form  desNom.-Akk.pl.,  z.B.  dvlje  zene  zwei  Frauen,  ohje 
rüke  beide  Hände;  die  als  Femininina  geltenden  öci  usi 
(Augen,  Ohren)  im  alten  Dual:  öbje  öci,  obje  usi. 

Der  Gen.  dual.,  empfunden  als  Plural,  hat  sich  bei 
einigen  Wörtern,  die  paarige  Dinge  bezeichnen,  erhalten, 
zu  nöga  Fuß  nogü,  zu  rüka-  Hand  rukü,  zu  öci  usi  :  dcijü 
iisijü,  "prsi  Brust  :  prsijn  (und  prsi).  Nach  deren  Muster 
ist  die  Endung  weiter  übertragen  auf  andere  Wörter;  kost 
Knochen  :  kostijü,  kökös  Henne  :  kokosijü,  üs  (väs)  Laus  : 
ilsijü;  göst  Gast:  göstifü. 

Quantität  der  Endsilben,   Wechsel  der  Haupttonstelle 
in  der  Deklination  der  Substantiva. 

597.  Die  gewöhnliche  Darstellung  des  an  sich 
schwierig  zu  behandelnden  Wechsels  der  Haupttonstelle 
wird  dadurch  noch  verwickelter,  daß  man  die  nach  der 
Haupttonsilbe  stehenden  Längen  (mit  dem  Zeichen  ")  oder 
gelegentlich  vorkommende  Wechsel  von  Länge  und  Kürze 
in  der  Kasusreihe  als  Betonungsverhältnisse  mitrechnet. 
Hier  soll  das  auseinandergehalten  und  unter  Akzentwechsel 
nur  verstanden  werden  die  verschiedene  Lage  des  Haupt- 
tons innerhalb  der  Kasusreihe. 

598.  I.  Die  Quantität  der  Endsilben. 

Lang  ist  bei  allen  Wörtern  die  letzte  Silbe  des  Gen. 
plur.,  einerlei  ob  sie  auf  -ä,  -i  oder  -u  endet,  z.  B.  zenä 
(zu  iena),  stväri  (zu  stvär),  öcijü  rukü  (zu  öko  rüka).  Lang 
ist  ferner  die  jetzt  vorletzte  (einst  letzte)  Silbe  des  Genitivs 
auf  -ä,  der  Vokal  also,  wenn  er  von  Haus  aus  kurz  war, 
gedehnt,  z.  B.  selo :  selä,  j^olje  :  pölja,  zena  :  iewä,  pleme  :  ple- 
menä,  mäti :  mäterä,  gräd  pl.  grädovi :  gradovä,  mäc  pl.  mäcevi : 
mäcevä.  War  der  Vokal  im  Skr.  aus  einer  alten  Länge 
verkürzt,  so  wird  er  wieder  gedehnt,  z.  B.  grädic  :  grädiöä. 


348  Flexion  der  Substantiva.  [§598—600. 

Hat  die  letzte  Silbe  des  Stammes  jekavisches  je  (aus  e), 
so  entspricht  die  Delmiing  nicht  altem  i,  das  jekavisch 
je  ije  ergäbe,  sondern  es  wird  zu  je  gedehnt,  z.  B.  djed  : 
djedä,  Ijeto  :  Ijefä,  vjera  :  vjerä.  Weitere  Längen  sind  die 
Endung  des  Gen.  sing,  und  des  Instr.  sing,  der  «-Femi- 
nina, z.  ß.  iena  :  zene  zenom.  Alle  anderen  Endungen 
(diesen  Ausdruck  so  verstanden,  wie  §  571  auseinander- 
gesetzt) sind  kurz. 

599.  II.  Wechsel  der  Haupttonstelle. 

Die  Literatur  über  die  Betonung  der  Deklinations- 
formen ist  §  211   mit  angegeben. 

Bei  der  Bestimmung  ist  auszugehen  von  der  älteren, 
nicht  verschobenen  Haupttonstelle,  da  ja  jetzt  im 
Skr.,  z.  B.  n.  nöga  akk.  nogu,  n.  düsa  akk.  düsu,  der  Nom. 
und  der  Akk.  die  gleiche  Haupttonstelle,  nur  verschiedene 
Intonation  haben,  während  jener  urspr.  noga^  dieser  imga 
lautete.  Weil  alte  Endbetonung  beim  Mask.  im  Nom.  des 
heutigen  Skr.  nicht  immer  unmittelbar  kenntlich  ist,  muß 
hier  vom  Gen.  sg.  ausgegangen  werden,  z.  B.  zu  kbnj  vom 
Gen.  kbnja  =  hona,  zu  jimäk  von  jundka  =  junäka. 

Es  kann  nicht  gelingen,  überall  zweifellose  Angaben 
zu  machen.  Die  Grammatiker  weichen  nicht  selten  unter- 
einander ab,  so  unterscheiden  sich  z.  ß.  die  Schemata  bei 
Pavic  (Rad  59)  öfter  von  den  Aufstellungen  Budmanis. 
Außerdem  ist  die  Betonung  nicht  auf  dem  ganzen  Sprach- 
gebiet gleich.  Den  Versuch,  alle  zweifelhaften  Fälle  zu 
erfragen,  habe  ich  aufgeben  müssen  als  undurchführbar. 
Dazu  müßte  man  im  Lande  leben,  und  zwar  der  Einheit- 
lichkeit und  Folgerichtigkeit  wegen  im  Gebiet  der  Mund- 
art, die  Vuk  der  Schriftsprache  zugrunde  gelegt  hat. 

Wechsel  der  Haupttonstelle,  der,  wie  ausdrücklich 
hervorgehoben  sei,  nichts  zu  tun  hat  mit  der  späteren  skr. 
Verschiebung  der  Haupttonlage,  findet  in  folgenden 
Fällen   statt: 

600.  1.  Vokativ.  Alle  Substantiva  mit  ursprüng- 
licher Endbetonung,  also  jetzt  mit  Akzent  '  oder  '  auf 
der    vorletzten    Silbe    (d.  h.  beim  Mask.   des  Gen.  sing.). 


I 


§600.601.]  Flexion  der  Substantiva.  349 

haben  im  Vok.  sing,  den  Hauptton  als  '  oder  "  auf  der 
ersten  Silbe,  z.  B.  Maskulina  (mit  Angabe  des  Nom. 
und  des  Gen.  sg.):  könj  konja  :  könju,  krälj  krcilja  :  krälju, 
sökö  sokola  Falke  :  sökole,  öräc  oräca  Ackersmann  :  öräcu, 
jünäk  junäka  :  jünäce,  kdsac  kösca  Schnitter  :  kösce,  ski'qmc 
sküpca  Geizhals  :  sküpce,  brao  orla  Adler  :  örle,  cövjek 
covjeka  :  cövjece;  2)0)nö6nik  ])omocnika  Helfer  :  pbmocnice, 
sinbvac  sinovca  Bruderssohn  :  sinövce,  inostränac  inostränca 
'Fvemdev  :  hiostränce,  hjegünac  hjegünca  FKichtling  ibjegmice; 
pobro  pöbra  Wahlbruder  :  pöhro,  Mirko  Mirka  :  Mirko. 
Feminina  (und  Mask.  auf  -a):  sestra  :  sestro,  zena  :  zhio, 
slüga :  slügo,  vila :  vllo,  Stäna :  Släno ;  Ijepöta  Schönheit :  Ijepoto, 
siröfa  Waise  :  slroto.  —  Daß  auch  im  Vokativ  plur.,  der 
lautlich  dem  Nom.  pl.  gleichlautet,  dieselbe  alte  Zurück- 
ziehung des  Haupttons  stattgefunden  hat,  ist  wahrschein- 
lich, steht  aber  nicht  ganz  fest;  Budmani  §88.2  gibt  sie 
als  allgemeingültig  an,  z.B.  nom.  kdnjiikdnji,  kräljiikrälji, 
soköli  :  sökoli,  sinovci  :  sinövci;  zene  :  zene,  siröte  :  slrote. 
Andere  Grammatiker  führen  diese  Betonung  nicht  bei 
allen  Wörtern  durch.  Bekannt  ist  Vok.  jünäci  zu  Nom. 
pl.  jundci. 

601.  2.  Lokativ  sing.  mask.  der  Klasse  I  und 
der  Lok.  sing.  fem.  der  Kl.  III  2.  Wörter  dieser  Klassen, 
die  alten  fallenden  Ton  auf  der  ersten  oder  letzten  Silbe 
haben  —  bei  ursprünglicher  Kürze  des  Vokals  dehnen  sie 
den  einsilbigen  Nominativ,  vom  mehrsilbigen  Stamm  dessen 
letzte  Silbe,  s.  §§226,227  —  verlegen  im  Lok.  sing,  den  alten 
Hauptton  aufs  Ende,  haben  also  jetzt  auf  der  vorletzten 
Silbe  des  Kasus  den  Akzent  '  oder  ':  I  z.B.  (mit  ange- 
geben sind  Nom.  sg.  und  zur  Vergleichung  der  Dat.  sg.): 
gräd  grädu  :  grädu,  hläd  hlädu  Kühle  :  hlddu,  snyeg  smjegu 
Schnee  :  snijegu;  rög  rogu  Hörn  :  rdgu,  led  ledu  Eis  :  ledu; 
obläk  öbläku  Wolke  :  obldku,  öbicäj  öbicäju  Gewohnheit  : 
obicdju,  mjesec  mjesecic  Mond: tnjesecu;  kämen  kämenu  Stein  : 
kamenu,  gövör  gövoru  Rede  :  govöru.  Die  Regel  wird  nicht 
befolgt  bei  den  Bezeichnungen  lebender  Wesen  (Mensch 
und  Tier),    z.  B.  drüg  drügu  :  drügu,    gölüb   gölübu  :  golübu, 


350  Elexion  der  Substantiva.  [§601-603.- 

djever  djeveru:  djeveru.  —  III 2,  z.B.  (auch  hier  der  Dativ 
mit  angeführt)  njec  ryeci  Rede  :  rijeci,  stvär  stväri :  stväri, 
mlsao  mtsU  Gedanke  :  misli,  kost  kösti  Knochen  :  kosti;  pec 
peci  Oien:pe6i\  öbläst  oblästi  Macht  :  oöWs^t,  lüdöst  lüdosti  : 
ludösti,  zäpovijed  zäpovijedi  Befehl  :  zapovijedi.  —  Bei  zwei 
Neutren  alten  zweisilbigen  Stammes  mit  fallender  Into- 
nation zläto  Gold,  meso  Fleisch  hat  der  Lok.  Versetzung 
des  Haupttons:  zlätu,  mesu  (Budm.  §  90.  2).  Überhaupt 
ist  die  Zahl  der  mit  "  betonten  Neutra  sehr  gering:  plvo 
Bier,  mlivo  Mehl,  üjesto  Teig,  siädo  (und  städo)  Herde. 

Von  mask.  Substantiven  mit  alter  steigender  Kürze 
der  Wurzelsilbe,  die  also,  wenn  ursprünglich  lang,  ver- 
kürzt sein  muß,  haben  ebenfalls  einige  Verschiebung  des 
Haupttons  im  Lok.  sg. :  cäs  dat.  cäsu  Augenblick :  cäsu,  cot 
cötu  Hügel  :  cotu,  nügao  nüglu  Ecke  :  nüglu,  nökat  nbktu 
Nagel :  ndktu,  präg  prägu  Schwelle  :  prägu,  prst  prstu  Finger  : 
prstii,  rät  rätu  Krieg  :  rätu,  skup  skiipu  Haufen  :  skiipu, 
spiet  spletu  Haarflechte  :  sjjletu,  vbsak  vöshc  Wachs  :  vösku, 
Vläh  Vlälm :  Vlähu  (vgl.  Pavic,  Rad  59,  S.  7). 

60S.  3.  Plural  von  mask.  Wörtern  auf  -ac 
(=  -hch).  In  einigen  wenigen  Fällen  ziehen  Maskulina 
auf  altes  -öcö,  skr.  -ac,  mit  zweisilbigem  (urspr.  dreisilbigem) 
Nom.  sg.  und  alter  Endbetonung  den  Hauptton  im  Plural 
auf  die  erste  Silbe  zurück :  köjiac  Ende,  Faden,  gen.  könca 
(so  ist  auch  bei  den  folgenden  der  Gen.  sg.  betont); 
n.  pl.  Ä;öwci  gen.  fcöi^äca,  dat. /roj^cma,  a.  könce;  ebenso  lötiac 
Topf^  ndvac  Münze;  länac  Kette  Idnca  :  n.  pl.  länci,  gen. 
länäcä,  dat.  läncima,  a.  länce;  vijenac  Kranz  vijmca:  Fhw 
vijenci  vijenäcä  vljencima  vijence;  stenac  junger  Hund  stenca  : 
Plur.  sienci  stenäca  sfencima  stence. 

603.  4.  Plural  der  Maskulina  mit  -ov-. 
A.  Zweisilbige  Stämme  mit  alter  Länge  bei  fal- 
lender Intonation  verkürzen  bei  der  Pluralbildung  mit 
■ov-  den  Vokal  der  ersten  Silbe  und  haben  im  Nom.  und 
Akk.  den  Hauptton  als  "  auf  der  ersten  Silbe ;  die  anderen 
Kasus  haben  Endbetonung,  also  jetzt  den  Akzent  '  oder 
auf   dem   -ov-,    z.  B.    sin  :  sinovi    sinövä  sinbvima  slnove; 


I 


§603—605.]  Flexion  der  Substantivs.  351 

drüg  :  drügovi  drugovä  drugdvinia  drügove;  dub  'EÄohe:  dMovi 
dubovä  duhdvima  duiove  (Ak.Wb.);  krijes  Johannisfeuer  : 
kresovi  Icresovä  usw.;  bübanj  gen.  sg.  bühnja  Trommel  : 
biihijevi  bubnjevä  buhijevima  buhijeve.  Budmani§89.4  gibt 
diese  Regel  ganz  allgemein;  allein  es  steht  nicht  fest,  daß 
sie  bei  allen  gleichartigen  Wörtern  befolgt  wird,  es  wird 
z.  B.  angegeben  dh  gen.  sg.  dijela  :  dijelovi  (Vuk  Wb. 
unter  dijel,  in  Ragusa  djelovi  djelövä  djelovima  djelove  Ak. 
Wb.);  hier  ist  zwar  die  alte  Haupttonstelle  auf  -ov-  gelegt,, 
aber  keine  Kürzung  eingetreten. 

604.  B.  Zweisilbige  Stämme  mit  altem  kurzem 
Wurzel  vokal  und  fallender  Intonation  (im  Nom.  sg.  der 
Vokal  gedehnt)  verschieben  entweder  durchgehend  im 
Plural  den  Hauptton  auf  -ov-,  z.  B.  bröd  Furt,  Schiff  gen. 
sg.  broda  :  brödovi  brödövä  brddovima  brödove,  oder  Nom.  u. 
Akk.  pl.  haben  den  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe:  brödovi 
brodove,  die  anderen  Kasus  Endbetonung,  also  jetzt  '  oder 
'  auf  dem  -ov:  gen.  hrodövä,  dat.  brodövima.  —  Über  die 
Mehrsilbler  kann  ich  nichts  sicheres  aussagen,  jedenfalls 
werden  bei  Dreisilblern  mit  Betonung  "  "  die  Längen  der 
zweiten  Silbe  verkürzt  und  Verschiebungen  des  Haupttons 
begegnen  ebenfalls,  z.  B.  vitez  Held  :  vitezovi  vitezovä  vite- 
zövinia  vltesove. 

605.  5.  Dativ  sing.,  Akkusativ  sing.,  Nomi- 
nativ-Akkusativ plur.  der  a-Feminina.  Ein  Teil 
der  Feminina  auf  a  mit  alter  Endbetonung,  also  beutigem 
Akzent  '  oder  '  auf  der  vorletzten  Silbe,  hatte  in  einigen 
Kasus  von  alters  her  den  Hauptton  auf  die  erste  Silbe 
verlegt;  wenn  diese  kurz,  hat  sie  daher  den  Akzent  ', 
wenn  lang,  ".  Was  davon  mit  Sicherheit  aufgezeichnet 
ist,  sei  hier  angeführt  (vgl.  Budmani  §  91). 

A.  Zurückziehung  des  Haupttons  hat  statt- 
gefunden im  Dat. sing.,  Akk.  sing.,  Nom. -Akk.  plur. 

a)  Zweisilbler:  vbda  Wasser  :  vodi,  vödu,  vode  (gleich- 
mäßig so  bei  allen  folgenden),  cela  Biene,  cöha  (türk.)  Tuch, 
däsJca  Brett,  djeca  koll.  Kinder,  fäjda  (türk.)  Nutzen,  glöba 
Geldstrafe,  gora  Berg,  Wald,  tgla  Nadel,  Igra  Spiel,  jägma 


352  Flexion  der  Substantiva.  [§  605—607. 

(türk.,  eigentl.  Raub,  na  jagnm  reißend  schnell),  kösa  Sense, 
Haar,  kdza  Ziege,  Idza  Rebe,  mägla  Nebel,  meda  Grenze, 
mela  Mistel,  noga  Fuß,  rcta  Rost,  rosa  Tau,  smöla  Pech, 
sdha  Gabelholz,  süza  Träne,  zemlja  Erde,  zöra  Morgenröte, 
selja  Wunsch;  düsa  Seele  :  dmi,  düsu,  düse  (und  so  bei 
den  folgenden),  gldva  Kopf,  glävnja  Feuerbrand,  grdna  Zweig, 
^reda  Balken,  ovca  Schaf,  peta  Ferse,  ruka  Hand,  sndga 
Stärke,  srijeda  Mitte,  stijena  Felswand,  strätia  Seite,  vöjska 
Heer,  vfba  Weide  (Baum),  zma  Winter. 

b)  Mehrsilbler  (nach  Budmani  §91b):  die  Bildungen 
auf  -Ina,  -bha,  -öta,  -ööa,  z.  B.  velicina  Größe  :  velicini,  ve- 
licinu,  velicine;  sramöta  Schande  :  srämoti,  srämotu,  srämote. 
Wenn  die  Regel  durchsteht,  ist  das  überhaupt  die  ganz 
überwiegende  Mehrzahl  der  so  betonten  mehrsilbigen  Fe- 
minina. Dazu  noch  gospbda  koll.  Herren  :  göspodi,  gospodu ; 
topöla  Pappel  '•  töpoli,  töpolu,  topole. 

606.  B.  Zurückziehung  hat  stattgefunden 
nur  im  Nom.-Akk.  plur. :  huha  Floh:  buhe,  pävta  {päfta, 
Fremdwort)  Art  Gürtel :  ^^rJ/fe,  stöjm  Tritt,  Fußlänge :  .sYöpe, 
znuja  Schlange  :  zmije;  drüga  Genossin  :  dräge,  güja  Schlange  : 
güjej  jda  Tanne  :  jele,  Jcüla  Turm  :  küle,  münja  Blitz  :  münje, 
resa  Kätzchen  (an  Pflanzen) :  rese,  rijeka  Fluß  :  rijeke,  slüga 
Diener  :  slüge,  srna  Reh  :  srne,  sirijela  Pfeil  :  strljele,  trdva 
-Gras,  Kraut :  träve. 

607.  6.  Dativ-Instrumental-Lokativ  plur.  der 
«-Feminina.  Zweisilbige  a-Feminina  mit  alter  End- 
betonung und  langer  Wurzelsilbe,  also  jetzigem  Akzent 
auf  der  ersten  Silbe,  verkürzen  diese  in  den  genannten 
Kasus:  hrdda  Bart  :  irädama,  grdna  Zweig  :  gränama, 
glävnja  Scheit  :  glävnjama,  rüka  Hand  :  rükama,  slüga 
Diener  :  slugama,  strdna  Seite  :  siränama,  strijela  Pfeil  :  stre- 
lama.  Nach  Budmani  §  91.5  gilt  das  allgemein;  andere 
Grammatiker  (vgl.  Pavic,  Rad  59,  S.  18)  beschränken  es 
auf  einzelne  Wörter. 

7.  Wenn  zweisilbige  a-Feminina  mit  alter  Endbetonung 
und  langer  Wurzelsilbe  im  Gen.  pl.  die  alte  Dualendung  -ü 
•haben,  wird  die  Länge  verkürzt:  rüka  —  rkkü,  slüga  —  slügü. 


§  608. 609.]  Flexion  der  Substantiva.  353 

608.  8.  Singular  und  Plural  der  Neutra.  Nach 
einer  alten  Regel  des  Slavischen  wechseln  die  zweisilbigen 
(seltener  dreisilbigen)  Neutra  Kl.  I  (o-Stämme)  die  Haupt- 
tonstelle  zwischen  Singular  und  Plural:  A.  Singular 
endbetont,  heutiger  Akzent  \  "  auf  der  erstenSilbe,  Plural 
wurzelbetont:  bedro  Schenkel  :  bedra,  pero  Feder  \  pera, 
selo  Dorf  :  sela,  sedlo  (urspr.  dreisilbig  sed^lo)  Sattel :  sedla, 
stcgno  Schenkel :  stegna ;  vgl.  russisch  seh  plur.  sola.  — 
B.  Singular  wurzelbetont  (Akzent  "  oder  ""),  Plural 
endbetont  (heutiger  Akzent  '  oder  '):  brdo  Berg  :  hrda, 
drvo  Baum  :  diva,  jedro  Segel  ijedra,  mäslo  Schmalz  :  mäsla, 
pölje  Feld  :  pölja,  slövo  Buchstabe  (urspr.  Wort)  :  slbva, 
zvono  Glocke  :  zuöna,  zito  Getreide  :  slta;  crljevo  :  crijha 
(crevo  :  creva)  Darm,  dryevo  :  drijeva  (drevo  :  dreva)  Baum, 
jäje  Ei :  jdja,  meso  Fleisch  :  mesa,  sljeno  Heu  :  sijena  {seno  : 
s^im).  Vgl.  dazu  r.  slovo  :  slova,  pol'e  :  pol'a.  —  Ursprüng- 
lich mehrsilbig:  jezero  v^ee  :  jezera,  koljeno  Knie  :  köljetia, 
köpito  Huf  :  köpita,  grebhüste  Krämpelstiel  :  grebent'sta;  so 
sind  ursprünglich  dreisilbig:  gövno  Dreck  :  gövna  (gen. 
pl.  gbränä);  drvce  (=  drbVhce)  :  drvca,  klüpko  Knäuel 
{=7=  klqb^ko) :  khlpka  (gen.  pl.  klubdka).  Vgl.  dazu  r.  ozero 
:  ozern. 

Auch  die  alten  konsonantischen  Neutra  Kl.  112  ver- 
legen im  Plural  den  Hauptton  ans  Ende.  Die  ew- Stämme, 
im  Singular  alle  mit  Hauptton  "  auf  der  ersten  Silbe 
(ausgenommen  den  ^ om.  vrijeme  Zeit;  gen.  vrhnena):brhne 
bremena  Last  :  bremena;  ime  Imena  Name  :  imena;  vrijeme  : 
vremena.  Bei  den  alten  e^- Stämmen  wird  ebenfalls  Ver- 
legung des  Haupttons  aufs  Ende  angegeben,  z.  B,  tdne 
tdneta  Kugel  :  tanefa,  dügme  dägmeta  Knopf  :  dtigmeta,  cebe 
■öebeta  Kotze  :  cebeta.  Die  alten  es-Stämme:  nebo  neba  : 
nebesa,  cüdo  cüda  Wunder  :  cudesa,  tijelo  fljela  Leib  :  tjelesa, 
kolo  köla  :  kolesa  Räder.     Vgl.  russ.  nebesa,  ctidesa. 

609.  9.  Von  den  alten  fem.  r-Stämmen  hat  mäti 
in  allen  Formen  unveränderlichen  Hauptton:  gen.  mätere 
usw.;  köi  im  Gen.  pl.  kcen,  also  alte  Endbetonung,  in 
-den    anderen  Kasus  ":    Gen.  sg.  köeri    usw.;    wegen    der 

L  e  s  k  i  e  n  ,  Serbokroatische  Grammatik.  2.3 


354  Flexion  der  Substantiva.  [§  609. 610. 

Stellung  des  Vokals  vor  -rj-  (=  altem  -7-bj-)  im  Instr.  sg. 
Dehnung  des  e:  köerju  (s.  §  313). 

010.     10.  Der  Genitiv  pluralis  auf  -a.    Um  die 

Betonung  dieses  Kasus  zu  verstehen,    müssen    einige  Be- 
merkungen vorausgeschickt  werden. 

a)  Das  -ä  der  Endung  war  in  ältester  Zeit  überhaupt 
nicht  oder  nicht  allgemein  bei  allen  Deklinationsklassen 
vorhanden. 

b)  Die  ältere  kürzere  Form  hatte  lange  Endsilbe,  ent- 
Aveder  als  alte  Länge  oder  als  Dehnung  einer  Kürze. 
Diese  Silbe  war  fallend  intoniert. 

c)  Trug  die  Endsilbe  des  alten  kurzen  Genitivs  selbst 
den  Hauptton,  so  wurde  sie  bei  Antritt  des  -ä  der  späteren 
Form  zu  einer  Mittelsilbe.  Eine  solche  kann  aber  nach 
dem  allgemeinen  Gesetz,  das  fallende  Intonation 
auf  Mittelsilben  verbietet  (vgl.  dazu  §  289),  den 
Hauptton  nicht  behalten,  sondern  er  muß  verschoben 
werden,  entweder  so,  daß  er  auf  die  Endsilbe  -ä  gerückt 
wird,  also  den  Auslaut  des  Kasus  trifft,  oder  so,  daß  er 
auf  eine  vorangehende  Silbe  zurückgezogen  wurde.  Diese 
Verschiebungen  haben  nichts  zu  tun  mit  der 
späteren  stokavischen  Versetzung  des  Haupttons, 
sondern  liegen  vor  ihr. 

d)  Traf  der  Hauptton  die  letzte  Silbe  des  alten  kurzen 
Genitivs  überhaupt  nicht,  so  braucht  sich  durch  Anfügung 
des  -ä  nichts  zu  ändern,  denn  die  fallend  betonte,  einst 
letzte,  jetzt  vorletzte  Silbe  kann  nach  dem  Hauptton  un- 
behindert stehen. 

e)  Zu  beachten  ist  für  die  Quantitäts Verhältnisse  des 
Gen.  pl.  im  Verhältnis  zu  den  anderen  Kasus:  wenn  in 
diesen  ein  an  sich  kurzer  Vokal  vor  den  Lautverbindungen 
V,  j,  m,  %,  r,  Z-f- Konsonant  (s.  §314)  gedehnt  ist,  so  tritt 
in  der  betreffenden  offenen  Silbe  des  Gen.  pl.  die  Kürze 
wieder  hervor,  z,  B.  sünce  :  sünäcä,  döjka  Brustwarze  : 
dbjäkä,  stärac  gen.  sg.  stärca  :  stäräcä,  gövno  :  govänä. 


§611.]  Flexion  der  Subetantiva.  355 

611.  Nach  diesen  Grundsätzen  stellt  sich  die  Be- 
tonung des  Gen.  pl.,  abgesehen  von  einigen  Anomalien, 
folgendermaßen  dar. 

I.  Wörter  mit  alter  Endbetonung  der  Kasus 
haben  im  Gen.  pl.  ältere  Endbetonung  auf  dem  Auslaut 
-ä,  d.  h.  jetzt  den  Akzent  '  auf  der  vorletzten  Silbe.  Bei- 
spiele (mit  angegeben  ist  Nom.  sg.,  beim  Mask.  auch  Gen. 
sg.  und  Nom.  pl.):  konj  hönja  kdnji  :  konjä,  krälj  krälja 
krdlji  :  krdljä,  jünäk  jicndka  junäci :  jundkä,  pomdönik  pomod- 
nika  pomodnicilleUer : pomocnikä;  kosac  kosca  kösci  Schnitter: 
kosäcä,  örao  örla  orli  Adler  :  ordlä;  —  krilo  Flügel  :  krüä; 
brda  pl.  zu  brdo  Berg  (s.  §608)  :hrdä,  pblja  pl.  zu  pblje  Feld: 
pöljä,  jezero  See  pl.  jezera-.jezerä;  veslo  Ruder  :  vesdlä,  klupko 
pl.  klüpka  Knäuel  :  klubdkä,  vreteno  Spindel  :  vretinä;  — 
zena  :  zdnä,  düsa  :  dum,  tetiva  Sehne  :  tetivä ;  sestra  :  sestßrä, 
gldvnja  Scheit :  glavdnjä  (Verkürzung  der  ersten  Silbe,  weil 
sie  mehr  als  eine  Stelle  vor  dem  alten  Hauptton  steht, 
§  220),  visina  Höhe  :  visinä. 

An  sich  war  eine  Betonung  *2enä  als  Fortsetzung 
eines  alten  zen  durchaus  möglich,  vgl.  z.  B.  zaba  aus  zäh 
zu  zäba  (Frosch).  Es  darf  daher  angenommen  werden, 
daß  die  durchgehende  oder  vorwiegende  Endbetonung  der 
anderen  Kasus  die  gleiche  Betonung  des  Gen.  pl.  nach 
sich  gezogen  hat.  Ebenso  hätte  das  alte  *junäk,  aus 
diesem  *junäkä,  statt  der  Versetzung  des  Haupttons  ans 
Ende,  junäkä,  durch  Zurückziehung  zu  *jünäkä  führen 
können.  Dieser  Weg  ist  in  der  Tat  eingeschlagen  bei 
einer  größeren  Anzahl  von  Wörtern  mit  beweglichem  a: 
blizänak  blizänka  blizänci  Zwilling :  *bUzänäkä  bUzanäkä,  sinovac 
sinövca  sinovci  Neffe  ;  *sinöväcä  shioväcä,  kozälac  (eig.  Böck- 
chen; ein  Pflugteil)  kozälca  oder  kozaoca,  kozälci  oder  ko- 
zaoci  :  *kozäläcä  kozaläcä;  sküpac  sküpca  sküpci  Geizhals  : 
*sküpäcä  sküpäcä,  sipak  sipka  sipci  Granatapfel  :  *stpäkä 
sipäkä,  bjegünac  hjegünca  bjegünci  Flüchtling  :  *bjegünäcä 
bjegünäcä^  inostrdnac  inostrdnca  inostränci  Fremdling  : 
*inostränäcä  inostränäcä,  Novopazdrac  -pazdrca  -pazdrci  : 
*Novopazäräcä  Novopäzäräcä;    rebärce    Rippchen  :  *rebäräcä 

23* 


356  Flexion  der  Substantiva.  [§611-614. 

rebaräcä  (angegeben  wird  statt  dessen  rebäräcä),pismo  Schrift: 
*pismnä  plsämä,  hrvno  Balken  :  *hrväna  brvänä  (daß  beide 
Möglichkeiten,  Zurückziehung  und  Verschiebung  aufs  Ende, 
vorhanden  sind,  zeigt  die  Vergleichung  von  brväna  mit 
Vraiälä  zu  Vrdtla  —  Plur.  eines  vrdflo;  ein  Gebirgsname  — 
es  hätte  ebensogut  *Vrätälä  heißen  können);  vretence 
Spindelchen  :  ^vreUnäcä  vretenäcä  (angegeben  wird  vretenäcä, 
sulitnja  fauler  Kerl  [Schimpfwort] :  *sulltänja  sulitänjä  (nach 
Pavic,  Rad  59,  S.71).  Daß  tatsächlich  eine  Wahl  zwischen 
Endbetonung  und  Rückziehung  stattfinden  konnte,  zeigen 
Fälle  wie  ötac  dca  öd  Vater  :  oiäcä  und  ötäcä.  pösao  j^ösla 
posli  Geschäft :  posälä  und  pösälä  (s.  Budmani,  S.  39  Note  c). 
61S.  II.  Dreisilbige  Stämme  mit  Kürze  der 
beiden  ersten  Silben  und  altem  Hauptton  auf  der 
zweiten,  also  jetzt  mit  Akzent  '  auf  der  ersten,  verlegen 
im  Gen.  pl.  den  Hauptton  auf  die  erste  Silbe.  Der  Grund 
ist  der  §610c  angegebene.  Beispiele,  Mask.:  mmk  ümika 
ünuci  Enkel  :  ünükä,  prbzor  prözora  prbzori  Fenster  :  pro- 
zörä,  üroci  pl.  Beschreiung  :  itrökä,  krsöanin  Christ  pl.  kr- 
söani  :  kfsöänä;  mäc  mäca  pl.  mäcevi  Schwert  :  mäcevä; 
Neutra:  köljeno  Knie  :  köljenä,  drzalo  Handhabe,  Stiel  :  dr"- 
sälä\  Feminina:  grebulja  Hacke  :  grebüljä,  löpata  Schaufel  : 
lopätä,  sjekira  Beil  :  sjekirä. 

613.  III.  Die  Maskulina  zweisilbigen  Stammes 
mit  fallender  Intonation,  also  mit  durchgehender 
Länge  bei  urspr.  langem  Wurzelvokal,  mit  Dehnung  im 
Nom.  sg.  bei  ursprünglicher  Kürze,  haben  im  Gen.  pl. 
alte  Endbetonung,  also  jetzt  den  Akzent  '  auf  der  vor- 
letzten Silbe  des  Kasus,  z.  B.  drüg  drüga  drüzi  (gewöhnlich 
drügovi)  :  drügä  (gewöhnlich  drugovä) ;  rög  roga  rözi  Hörn : 
rögä  (so  nach  Budmani  §  88.4;  nach  ihm  auch  im  Dat.- 
Instr.-Lok.  rözima) ;  recht  gebräuchlich  sind  nur  die  Formen 
mit  -ov-,  rogovi  usw. 

614.  IV.  Die  Angaben  über  den  Gen.  pl.  der 
mit  -ov-  gebildeten  mask.  Plurale  sind  schwankend. 
Nach  dem  Hauptgrundsatz  normal  betont  sind  die  Fälle, 
wo  der  Hauptton   auf   die   erste  Silbe    gerückt  ist,    z.  B. 


§614.615.]  Flexion  der  Substantiva.  857 

kütao  Tcdtla  kbtlovi  Kessel  :  kotlövä,  örao  orla  drlovi  Adler  : 
orlövä,  posao  pösla  pbslovi  Geschäft  :  pöslövä,  vö  vola  volovi 
Ochs  :  volöva,  mäc  mäca  niäcevi  Schwert  :  mäcevä,  und  dem 
gleichartiges.  Ferner  die  Fälle,  wo  der  alte  Hauptton  auf 
das  Ende  verlegt  ist,  also  der  Gen.  pl.  jetzt  den  Akzent ' 
auf  der  vorletzten  Silbe  hat,  z.  B.  gräd  gräda  grädovi  : 
gradovä,  bröd  hrbda  brodovi  Schiff  :  brodwä,  cvbrak  cvörka 
pl.  cvorci  und  cvörkovi  Star  (Vogel) :  cvorkovä,  stärac  stärca 
stärcevi  Greis  :  starcdvä.  Doch  kommen  hier  Anomalien 
vor,  wobei  alte  Betonung  auf  dem  -ov-  vorliegt,  also  jetzt 
der  Akzent  -ovi  stattfindet,  z.  B.  Iröd  (s.  o.)  brodovi  :  brö- 
dövä,  svekar  svekra  svekrovi  Schwiegervater  :  svekrövä.,  vepar 
vepra  veprovi  Eber :  veprövä,  sökö  sokola  sokolovi  Falke  :  sokö- 
lövä,  krälj  krälja  kräljevi  :  kräljeva.  Wenn  hier  der  ältere 
Hauptton  wiederhergestellt  wird,  so  ergäbe  das  die  Ano- 
malie einer  fallend  intonierten  Mittelsilbe,  und  man  kann 
annehmen,  daß  diese  Abweichung  von  der  Norm  durch 
spätere  Annahme  der  Betonung  der  anderen  Pluralkasus 
erfolgt  ist.  —  Bei  mehrsilbigen  Stämmen  läßt  sich  auch 
keine  Einheit  herstellen,  z.  B.  wird  angegeben  gävrän 
gävräna  gävranovi  Rabe  :  gavranovä;  süzanj  suznja  sühijevi 
Gefangene  :  süznjevä.  —  Es  sind  unregelmäßig,  insofern  der 
alte  Hauptton  die  fallende  intonierte  Endsilbe  des  alten 
Gen.pl.  triflFt,  düb  düba  pl.  dübovi  :  dübövä  (dat.  dübovima); 
dlo  dljela  pl.  dijelovi  :  dijelövä  (dat.  dijelovima);  daneben 
besteht  aber  dübovi :  dubövä  (dat.  dubövima),  djelovi :  djelövä 
(dat.  djelovima),  normale  Formen;  vgl.  dazu  grljeh  grijeha 
grehovi  :  grehövä  (grehovä). 

615.  V.  Der  Genitiv  pluralis  behält  den 
Hauptton  an  derselben  Stelle  wie  die  übrigen 
Kasus : 

a)  Wenn  der  Hauptton  des  Wortes  als  "  auf  der 
ersten  Silbe  liegt  (wo  im  Singular  der  Mask.  \  also  alte 
Endbetonung  stattfindet,  im  Plur.  ",  ist  der  Plural  maß- 
gebend; wo  statt  "  der  Akzent  "  steht,  liegt  Dehnung 
einer  alten  Kürze  vor  r,  l,  m,  n,  j,  v  -\-  Konsonant  vor). 
1.  Es  traf  in  diesem  Falle  bei  zweisilbigen  Stämmen  der 


358  Flexion  der  Substantiva.  [§615. 

Hauptton  den  alten  einsilbig  gewordenen  Genitiv  und 
konnte  nach  der  Annahme  des  -ä  so  verbleiben,  weil  eine 
fallend  intonierte  erste  Wortsilbe  den  Hauptton  tragen 
kann,  —  2.  Bei  noehrsilbigen  Stämmen  traf  den  Haupt- 
ton die  Endsilbe  des  kurzen  Genitivs  überhaupt  nicht, 
also  auch  nicht  nach  Anfügung  des  -r7,  und  brauchte  nicht 
verschoben  zu  werden.  Beispiele  zu  1  und  2:  Mask.  klhi 
Mlna  klini  Nagel  (clavus) :  klvnä,  mls  misa  misi  Maus  :  misä, 
brätiö  brätica  brätiöi  Brüderchen  :  brätiöä,  präunuk  Urenkel  : 
präunükä,  imenjäk  hnenjäka  hnenjäci  Namensvetter  :  hnenjäka; 
Sfbin  Sfbina  Sfbi  :  Sfbä,  Türcin  Turcina  Türci  :  Türäkä, 
grädanin  grädanina  grädäni  Bürger  :  grädänä;  süzanj  süznja 
mznji  Gefangener  :  suzänjä,  läjavac  läjävca  läjävci  Keif  er  : 
läjaväcä;  kbnac  kovca  könci  lEinde  Faden  :  konäcä,  Ibnac  lönca 
lönci  Topf  :  lönäcä,  novac  novca  növci  Geld  :  növäcä,  stenac 
stenca  stenci  junger  Hund  :  stenäcä,  irvanj  zfvanja  zfvnji 
Handmühle :  zfvänjä.  Eine  Ausnahme  bildet  prljatelj  Freund : 
prijateljä  {dat.  2)rijateljima)  \  hier  ist  der  Sing,  von  der  ur- 
spr.  Betonung  abgewichen,  vgl.  r.  prijnteX ;  als  Gen.  pl. 
wäre  danach  (s.§612)  zu  erwarten  *^r(i)Vi/e/yä,  statt  dessen 
ist  Endbetonung  eingetreten.  —  Neutra:  gflo  Kehle  :  gr/"Za, 
selo  pl.  sela  Dorf  iselä  (so  auch  die  gleichartigen  §  608  an- 
geführten Neutra,  doch  Vuk  sedlo  pl.  sedla  Sattel  isedälä), 
kuciste  Hausplatz  :  kucistä,  govno  pl.  gövna  Dreck  :  gövänä, 
sünce  Sonne  :  sünäcä.  —  Feminina:  zäba  Frosch  :  zabä, 
cäsica  Becher  :  casicä,  vjeverica  Eichhörnchen  :  vjevericä, 
döjka  Brustwarze  :  döjäkä,  smokva  Feige  :  smokävä,  pastöi'ka 
Stieftochter  :  pästoräkä,  Smederevka  Frau  aus  Smederevo  : 
Smedereväkä. 

Nach  den  Angaben  einiger  Grammatiker  (s.  Pavic, 
Rad  59,  S.  52  und  58,  Paradigma  gävrän,  S.  24  und  33, 
Par.  jäsen)  sind  alle  so  betonten  Wörter  im  Gen.  pl.  gleich- 
mäßig betont,  nach  anderen  Angaben  dagegen  haben  die 
Maskulina  der  Betonung  gävrän,  d.  h.  mit  fester  Länge 
der  zweiten  Silbe,  Gen.  gävräna  usw.,  und  die  Mask.  der 
gleichen  Betonung  im  Nom.  sg.,  aber  mit  Kürze  in  den 
anderen  Kasus,  gövör  gövora,  im  Gen.  pl.  alte  Endbetonung, 


§  615. 616.]  Flexion  der  Substantiva.  359 

und  betonen  auch  im  Dat.-Instr.-Lok.  die  Endung,  haben 
also  jetzt  den  Akzent  '  oder  '  auf  der  vorletzten  oder 
drittletzten  Silbe,  z.  B.  öbläk  gen.  .«g.  öbläka  n.  pl.  dbläci 
a.  pl.  öbläke  :  obläkä  obldcima;  gövör  govora  govori  gövore  : 
qocorä  govdrima  (Budm.  §88.4);  so  auch  bei  Vuk  güster 
Eidechse  gen. güstera  usw.:  gusterä,  kesten  Kastanie  kestena  : 
kestenä. 

b)  Der  Gen.pl. behält  die  sonst  durchgehende  Betonung 
unverändert,  wenn  der  alte  Hauptton  des  kurzen  Genitivs 
auf  einer  Mittelsilbe  vor  der  Endsilbe  dieser  älteren  Form 
stand,  also  jetzt  das  Wort  den  Akzent  '  oder  '  auf  der 
drittletzten  Wortsilbe  oder  weiter  zurück  hat.  Der  Fall 
ist  derselbe  wie  unter  a2,  die  Betonung  nach  dem  all- 
gemeinen Grundsatz  normal.  Es  genügen  einige  Beispiele: 
pöslämk  2^oslänika  poslämci  Gesandter  :  pöslämkä,  bezäkomk 
Gottloser  :liezäkomkä,  Dubrovcanin  pl.  Dubrövcäni  Ragusaner: 
D'tlbrövcmiä,  Hercegovac  Hercegövca  Hercegövci  Herzegoviner  : 
Hercegoväcä,  Crndgorac  Crndgörca  Grnbgörci  Montenegriner  : 
Crndgoräcä;  körice  (aus  korytbce)  dem.  Trog  :  körüäcäy  povje- 
sänice  dem.  Bund  Flachs  :  jfovjesamäcä;  zäusnica  Ohrfeige: 
zänsnlcä,  pököjnica  die  Verstorbene  :  pdköjnwä,  Hercegövka 
Herzego vinerin  :  Hercegoväkä,  näredba  (aus  naredhba)  An- 
ordnung :  näredäbä . 

616.  Während  die  bis  jetzt  unter  V  (§  615)  l)e- 
sprochenen  Fälle  keine  Änderung  der  Haupttonlage  er- 
forderten, weil  die  fallend  intonierte  Endsilbe  des  kurzen 
Genitivs  überhaupt  nach  der  alten  Haupttonsilbe  stand, 
scheint  bei  einer  Menge  von  mehrsilbigen  Wörtern  auch 
da  keine  Verschiebung  einzutreten,  wo  der  Hauptton  die 
fallend  intonierte  Endsilbe  des  alten  Genitivs  traf,  also 
bei  der  Anfügung  des  -d  entweder  Versetzung  auf  diese 
Endsilbe  oder  Rückziehung  auf  die  vorletzte  Silbe  des  alten 
kurzen  Genitivs  erwartet  wird.  Es  genüge  hier  darauf  hin- 
zuweisen, daß  unter  diese  Wortmasse  fallen  die  Paradigmata 
bei  Pavic,  Rad59,  S.25fg.,53,65,  und  die  dazu  in  seinen 
Verzeichnissen  als  gleich  betont  gerechneten:  prörok,  löpöv, 
komädic,    gospodlciö,    mitropölit,  prnjdvor;    zdcelje,    hriiöpuce, 


360  Flexion  der  Substantiva.  [§616.617. 

päsiste,  satbriste,  näselje^ preohläcilo,  bezdkonje;  zornica,  biljärica, 
gospodärica,  odrpdnica,  jjodmüklica,  kukuruzovnica;  Arnäutin, 
MplJMiin,  Bandcanin,  Poniordvljanin,  Brzopaldmanin.  Es  heißt 
also  der  Gen.  pl.  z.  B.  von  prorok  Prophet  prorökä  (so  aus- 
drücklich von  Vuk  im  Wb.  bezeugt),  was  einer  ehemaligen 
Betonung  *prörökä  entspräche,  von  komädiö  Stückchen 
komädUä  =  älterem  *koniadiöä,  während  zu  erwarten  war 
*prörökä  oder  etwa  ohne  Dehnung  *prörökä,  ^komädicä, 
daraus  mit  der  stokavischen  Verschiebung  *kdmadicä.  — 
Wirklich  aufgezeichnet  sind  solche  Gen.  pl.  nur  ganz  ver- 
einzelt, und  man  wird  die  Schemata  von  Pavic  etwas  vor- 
sichtig beurteilen  müssen.  Ich  kann  nur  die  Vermutung 
aussprechen,  daß  hier  unursprüngliche  Verhältnisse  vor- 
liegen, daß  die  sonst  durchgehende  Betonung  der  anderen 
Kasus  die  als  normal  im  Gen.  pl.  zu  erwartende  verdrängt 
hat,  was  durchaus  nichts  auffallendes  hätte.  Es  wäre 
aber,  ehe  man  zu  einer  solchen  Entscheidung  kommen 
kann,  notwendig  festzustellen,  wie  viele  und  welche  Art 
Wörter  in  der  lebendigen  Sprache  mit  der  angenommenen 
Betonung  des  Gen.pl.  wirklich  vorkommen,  denn  die  nach 
der  äußerlichen  Gleichheit  der  Betonung  des  Nom.  sing, 
aufgestellten  Verzeichnisse  beweisen  nichts. 

617.  11.  Der  Gen.  plur.  auf  -l  der  i-Stämme. 
Soweit  man  den  Kasus  beobachten  kann,  stimmt  die  Be- 
handlung des  Haupttons  zu  den  Genitiven  auf  ä.  Ein- 
silbler  mit  fallender  Intonation  verlegen  den  alten  Haupt- 
ton auf  die  Endung,  haben  also  jetzt  den  Akzent^  oder  ' 
auf  der  vorletzten  Silbe  des  Gen.  pl.:  pec  peöi  pl.  peöi  : 
peöi  (ebenso  Dat.  ^;e^/vua),  vgl.  dazu  rög  röga  rözi  :  rögä 
rozinia;  bPv  Steg  brvi  pl.  brm  :  brvt,  vitsao  misli  pl.  misli 
Gedanke  :  misU,  vgl.  drüg  drüga  drüzi  :  drügä.  Zu  öbläst 
oblästi  pl.  oblästi  Macht  :  obldsti,  lüdöst  ludosti  pl.  lüdosti  : 
ludösti,  vgl.  obläk  öbläka  obläci :  obläkä  (s.  §  615a). 


§618. 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva. 


361 


II.    Deklination  der  Pronomina   und  Adjektiva. 
1.  Deklination  der  Pronomina. 


618. 

A. 

Persona 

pronomina. 

I. 

IL 

III.  (reflexiv) 

skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

./« 

az5 

n 

iy 

— 

— 

fuene,  me 

mene 

tele,  te 

tebe 

sehe 

sebe 

meni,  mi 

mtne, 

mi 

tebi,   ti 

tebe,   ti 

sebi  (si) 

sebe,  si 

mene,  nie 

mene, 

me 

tebe,  te 

tebe,  te 

sebe,  se 

sebe,  se 

mnöm 

mznojq 

toböm 

tobojq 

söböm 

sobojq 

meni 

mhne 

tebi 

tebe 

sebi 

sebe. 

mi 

my 

VI 

vy 

näs,  nas 

nasö 

väs,  vas 

vasö 

näma, 

namz. 

ny 

vama, 

vamö,  vy 

nam  [ni] 

vam  [_vi] 

näs. 

7iaS5, 

ny 

väs, 

vaso,  vy 

nas   [ne] 

vas  [ve] 

näma 

nami 

vama 

vayni 

näma 

nasö 

väma 

vasö 

III 

.  nicht  reflexiv  («ei 

«) 

Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

skr. 

abg. 

ön 

om 

ono 

ono 

öna 

ona 

njega,  ga 

jego 

njega,  ga 

jego 

nje,  je 

jeje 

njemu,  mu 

jemu 

njemu,  mu 

jemu 

njöj,  joj 

jeji 

njega,  ga, 

jego, 

jh 

njega,  ga 

je 

njü^  ju 

h 

nj,  njga 

je 

njim 

jimb 

njim 

jimh 

njöm 

jejq 

njem, 

jemh 

njem, 

jemh 

njöj 

jeji 

njemu 

njemu 

öni 

oni 

öna 

ona 

öne 

ony 

njth,  ih 

jich~o 

> 

wie  beim  Masku 

inum 

njlma,  im 

jimh 

) 

njih,  ih 

je 

wie  Msk. 

?"« 

wie  Msk. 

n 

njlma 
njlma 

jimi 
jich'ö 

wie  beim  Masku 

inum. 

362  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.        [§  619. 620. 

619.  Bemerkungen. 

1.  Die  an  erster  Stelle  stehenden  akzentuierten  Formen 
sind  die  orthotonierten,  die  nach  ihnen  stehenden  nicht 
akzentuierten  die  enklitischen.  Die  enklitischen  Formen 
nie,  te  des  Gen.  sg.  I,  II  sind  alte  Akkusative  (me,  te),  die 
nicht  enklitischen  Akkusative  mene  tebe  sehe  njega  Genitiv- 
formen, die  an  die  Stelle  des  eigentlichen  Akk.  getreten 
sind;  nj  ist  die  alte  Akkusativform  jb  in  ihrer  Gestalt 
nach  Präpositionen  n-jh  (abg.  z.  B.  na-njb,  na-7ib);  der 
enklitische  Akk.  sg.  fem.  je  ist  die  alte  Genitivform  (abg. 
[k]1^)i  ^6m  urspr.  ja  entspricht  ju,  das  angewendet  wird, 
wenn  ihm  ein  je  (=  ist)  folgt,  doch  kann  auch  je  je 
(=^  eam  est)  verbunden  werden.  Die  Akkusative  7iäs  nas, 
väs  vas,  njih  ih  sind  Genitivformen  in  akkusativischer  An- 
wendung. Statt  des  alten  enklitischen  dat.-refl.  si  wird 
jetzt  regelmäßig  sebi  gebraucht.  Instrumental  und  Lokativ 
haben  keine  enklitischen  Formen.  Die  Dative  I  ni,  II  vi 
sind  ältere,  dialektisch  noch  verwendete  Formen;  die  Akk. 
I  we,  II  ve  in  Jüngerer  Zeit  neu  geschaffen  nach  Analogie 
der  nominalen  und  pronominalen  Akk.  pl.  auf  -e.  —  Das 
-oj  in  Dat.-Lok.  fem.  rijöj  beruht  auf  Ausgleichung  mit 
töj  (§  623). 

620.  2.  Die  orthotonierten  Formen  werden 
gebraucht : 

a)  Wenn  das  Pronomen  am  Satzanfang  steht,  z.  B. 
njemu  je  löpata  u  rüci  njegovöj  Matth.  3.12  ihm  ist  die 
Schaufel  in  seiner  Hand.  Enklitika  können  nie  den  An- 
fang des  Satzes  bilden. 

b)  Im  Innern  des  Satzes,  w'enn  durch  einen  Gegen- 
satz oder  eine  Hervorhebung  ein  besonderer  Nachdruck 
auf  dem  Pronomen  liegt,  daher  auch  nach  den  Partikeln 
i  (auch),  ni  (ne  —  quidem);  z.  B.  sve  däkle  stö  hoöete  da  eine 
väma  Ijüdl,  cmite  i  vi  njlma  Matth.  7.12  alles  daher  was 
ihr  wollt,  daß  euch  die  Leute  tun,  tut  auch  ihr  ihnen; 
ako  öprästäte  Ijüdima  grijehe  njlhove,  oprostiöe  i  väma  ötac 
väs    nebeskt    Matth.  6.14    wenn    ihr    den    Menschen    ihre 


§620—622.]     Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  363 

Sünden  vergebt,  wird  auch  euch  euer  himmlischer  Vater 
vergeben. 

c)  Wenn  der  Pronominalkasus  mit  Präpositionen  ver- 
bunden ist,  z.B.  od  mene  vor  mir,  iz  njega  aus  ihm.  Doch 
können  nach  Präpositionen  die  Akkusativformen  me,  te, 
se,  nj  njga  stehen,  z.  B.  zä  me  für  mich,  zä-nj  für  ihn, 
zörnjga;  hier  ist  aber  eigentlich  der  Pronominalkasus  ortho- 
toniert,  die  Präposition  proklitisch,  denn  die  alte  Betonung 
war  *zä  me,  *zä  njgä;  das  einsilbig  gewordene  zä-nj  konnte 
nur  so  akzentuiert  werden. 

OSl.  3.  Die  Lokativform  njemu  ist  der  alte  Dativ, 
vgl.  dazu  das  Subst.  msk.  u.  ntr.  —  Nach  Vuks  Sprach- 
gebrauch können  alle  weichen  Pronominalstämme  die 
Endungen  -viu  (dat.),  -m  (lok.)  sowohl  lokativisch  wie 
dativisch  verwenden,  dagegen  die  harten  -mu  nur  als 
Dativ,  während  der  Lok.  nur  -m  oder  -nie  (s.  §  754)  hat. 
«Diese  Normierung  Vuks  entspricht  auch  tatsächlich  dem 
Sprachgebrauche  der  meisten  stokavischen  Dialekte» 
(Resetar,  Stok.  Dial.,  S.  180). 

4.  Die  Instrumentale  mnöm,  njini,  njöm  haben  die 
Nebenformen  mnöme  (so  bei  Maretic,  S.  183),  njinie,  njome; 
über  sie  wie  über  sonstiges  Vorkommen  dieses  -e  an 
Kasusformen  s.  §  754. 

G22,  5.  Betonung  der  Verbindungen  von  Präpo- 
sition und  Kasus: 

a)  Haben  die  mehrsilbigen  Kasusformen  alte  End- 
betonung, so  bleibt  diese  bestehen,  also  steht  jetzt  der 
Akzent  '  auf  deren  erster  Silbe,  z.  B.  od  mene,  od  njega, 
u  njemu. 

b)  In  der  Verbindung  von  Präpositionen  mit  den 
Instrumentalen  mnöm,  toböm,  soböm  geht  der  Hauptton  als 

auf  die  Präposition  über,  bei  mehrsilbigen  auf  deren 
erste  Silbe,  z.  B.  sä  mnöm  mit  mir,  zä  toböm  hinter  dir, 
preda  mnöm  vor  mir. 

c)  In  der  Verbindung  der  enklitischen  Akkusative 
me,  te,  se,  nj  njga  mit  zweisilbigen  Präpositionen  liegt  der 


364 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.       [§  622.  623. 


Hauptton  als  "  auf  deren  erster  Silbe,  die  zweite  Silbe 
ist  gedehnt,  z.  B.  predä  nie  vor  mich,  üzä  me  neben  mich, 
medü  se  zwischen  sich,  predä-nj  predä-njga  vor  ihn. 

d)  Die  Verbindungen  von  einsilbigen  Präpositionen: 
1)  mit  den  Enklitika  we,  te,  se;  der  Vokal  der  Präpo- 
sition ist  gedehnt  und  hat  den  Akzent  ',  z.  B.  zä  me  für 
mich,  p6  te  für  dich,  na-pö-se  für  sich,  ü  se  in  sich  (vgl. 
§620c);  2)  mit  nj;  die  Präposition  hat  gedehnten  Vokal, 
den  Akzent  ",  z.  B.  zä-7ij  für  ihn,  ü-nj  in  ihn;  3)  mit 
njga',  die  Präposition  ist  gedehnt,  hat  den  Akzent ',  z.  B. 
zd-njga,  ü-njga.  —  Die  Angaben  unter  b  und  c  nach  Bud- 
mani  §  267.5    und  Maretic  §  130 a,b,  131  Note. 

0^3.  B.  Demonstrative,  interrogative,  rela- 
tive, indefinite,  possessive  Pronomina. 

1.  Demonstrativpronomina. 

a)  Rein  hinweisend,  ohne  Nebenbeziehung  auf  Quan- 
tität oder  Qualität,  sind  täj  dieser  da,  auf  eine  zweite  Per- 
son hinweisend,  italienisch  cofesto;  dväj  dieser  hier,  auf  die 
erste  Person  bezüglich,  ital.  qiiesto;  önäj  jener,  auf  eine 
dritte  Person  zu  beziehen,  ital.  queUo.  Diese  drei  Pro- 
nomina werden  gleich  flektiert,  abgesehen  von  einigen 
Betonungs-  und  z.  T.  damit  verbundenen  Quantitätsunter- 
schieden. 


täj. 

Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

skr. 

abg. 

skr.            abg. 

skr. 

abg. 

täj 

tb 

tö               to 

tä 

ta 

tögä,  tög 
tömu, 

togo 
tomu 

} 

wie  Maskulinum 

te 
töj 

toje 
toji 

töme 

täj 

th 

tö               to 

tu 

tq 

tljem,  tim 
töm, 

tenih 
tomb 

) 

wie  Maskulinum 

töm 
töj 

tojq 
toji 

töme, 

tömu 

§623,624.]       Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva. 


365 


ü 

ti 

tä 

ta              \te 

ty 

üjeh,  tih    UcH     \ 
üjem,  tim  Umh      ) 

wie  beim  Maskulinum 

te 

ty 

tä 

ta              j  te 

ty 

Üjem,  ihn  temi      \ 
iljem,  tim  Uch^     i 

wie   beim  Maskulinum. 

624. 

önäj. 

Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

skr. 

abg. 

skr.            abg. 

skr. 

abg. 

önäj 

am 

önö             ono 

önä 

ona 

önogä,  -ga 

onogo 

\ 

wie  Maskulinum 

öne 

onoj^ 

onomü,  -mu, 

onomu 

} 

önöj 

onoji 

önome,  - 

me 

önäj 

071h 

önö            ono 

önü 

miq 

önijem. 

onemb 

\ 

önöm 

onojq 

omni 

\ 

wie  Maskulinum 

dnöm, 

onomh 

) 

önöj 

onoji 

önome,  - 

me, 

onomü,  ■ 

mu 

onf 

oni 

önä            ona 

öne 

ony 

önijeh, 
önih 

onecJn 

\ 

wie  beim  Ma 

skulinum 

- 

önijem, 

onemh 

) 

ömm 

öne 

ony 

önä            ona 

öne 

ony 

önijem, 

onemi 

\ 

önim 

\ 

wie  beim  Ma 

skulinum. 

önijem, 

onechh 

1 

ömm 

Bemerkung.  Wie  önäj  geht  öväj.  —  Die  Formen 
instr.  sg.  tim,  ömm,  gen.  pl.  tlh,  önih,  instr.-dat.-lok.  pl.  tim, 
ömm  sind  nicht  aus  tijem,  tijeh,  tijem,  önijem  usw.  ent- 
standen, sondern  Entlehnungen  aus  der  Flexion  des  be- 
stimmten Adjektivs  oder  Ausgleichung  mit  der  Form  der 
weichen  Stämme  njlh,  möjih  usw. 


866 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.        [§  625.  626, 


SO  beschaffen 


\ 


so  groß. 


625.       b)     Hinweisende     adjektivische     Pro- 
nomina der  Qualität  und  Quantität.    Sie  bilden  ein 
Mittelglied  zwischen  Pronomen  und  Adjektiv;  ihre  Flexion 
ist  oft  rein  adjektivisch: 
täM  iakä  takö 
täkovi  täkovä  takovö 
oväki  oväkä  oväkö 
oväkovi  oväkovä  ovakovö 
onhM  onäkä  onäkö 
onakoin  onäkovä  onakovö 
takav  täkva  täkvo 
toltkl  tolikä  tolikö 
ovoüki  ovoükä  ovollkö 
onoüki  onoUkä  onollkö 
Die  Nom.  sg.  auf  -i  -ä  -ö  sind  die  Nominativformen 
des   bestimmten  Adjektivs    (s.  d.).     Auch   die   folgenden 
Kasus  können  nach  Art  dieses  Adjektivs  flektiert  werden, 
also  täkovöga  täkovömu  usw.,  indes  sind  auch  Formen  nach 
der  Art  des  unbestimmten  Adjektivs   in  Gebrauch,    z.  B. 
gen.  sg.  msk.  täkova;    takav  wird  in  der  Regel    als  unbe- 
stimmtes Adjektiv  behandelt,  z.B.  gen.  sg. msk.  täkva^  kann 
aber  auch  bestimmt  flektiert  werden:  täkvöga  usw. 

6!S6.  2.  Interrogativpronomina  mit  Indefi- 
nitum  und  Relativum. 

Die  Interrogativpronomina  sind  zugleich  Indefinita; 
die  jetzt  in  der  Sprache  gebräuchlichen  Relativa  kö  (tkö). 
stö,  köji  sind  alte  Interrogativa. 

a)  Interrogativa  im  engeren  Sinne:  kö  {tkö)  wer, 
stö  was. 

Neutrum 
skr.  abg. 

stö,  stä  chto 

cega,  cisa,  stä  ceso,  cbso 

cemu  cemu 

stö,  stä  Chto 

cim,  Cime  {cijetn)        cimh 
cem,  cemu  cemh. 


Maskul.  und  Femin. 


skr. 

abg 

kö,  tkö 

k^to 

kbga 

kogo 

kömu 

komu 

köga 

kogo 

Mm,  kirne,  kijem 

cemh 

körn,  kömu,  köme 

komh 

§  626 — 628.]     Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva. 


367 


stä  ist  eigentlich  ein  nominal  gebildeter  Genitiv, 
indem  stö  wie  ein  nominales  Neutrum  behandelt  ist  {selo 
sela).  Instr.  sg.  kljem  entspricht  in  -ife-  dem  alten  cemh, 
das  k  ist  den  anderen  Kasus  entnommen;  cljem  statt  des 
alten  cim  ist  dem  Mask.  nachgebildet. 

627.  b)  Fragende  adjektivische  Pronoraina 
mit  der  Nebenbeziehung  der  Qualität  und  Quantität:  kdji 
welcher  (qui,  qualis);  kaki  käkä  käkö,  käkov  käkova  käkovo 
und  käkovi  -vä  -v5,  käkav  käkva  käkvo  wie  beschaffen;  kölik 
kolika  kollko  und  koliM  -kä  -kö.  Die  Flexion  der  im  Nom. 
sg.  msk.  auf  -i  auslautenden  ist  die  des  bestimmten  Ad- 
jektivs, die  der  übrigen  des  unbestimmten. 

c)  Das  fragende  cljl  (Vuk  clj),  cija,  clje,  wem  gehörig, 
wird  behandelt  wie  ein  bestimmtes  Adjektiv,  das  gleich- 
bedeutende clgov  ist  ein  unbestimmtes  Adjektiv. 

628.  Deklination  von  köji: 


Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

skr. 

abg. 

skr 

abg. 

skr. 

abg. 

köji 

kyjb 

köje 

koje 

köjä 

kaja 

kdjega 

kojego 

\ 

wie 

Maskulinum 

köje 

kojej^ 

köjemu 

köjemu 

) 

köjöj 

kojeji 

kbjl 

kyjb 

köje 

koje 

köjü 

kojq 

köjim 

kyjimh 

\ 

wie 

Maskulinum 

köjöm 

kojejq 

köjem, 

kojemh 

) 

köjöj 

kojeji 

köjemu 

köji 

ciji 

köjä 

kaja 

köje 

Jiyje 

köjih 

kyjiclvh 

> 

wie  beim  Ma 

skulinum 

köjim 

kyjwn 

/ 

köje 

fiyje 

köjä 

kaja 

köje 

^yje 

köjim 

kyjimi 

> 

wie    beim  Ma 

iskulinum 

köjim 

kyjich^ 

; 

Bemerkung.  Neben  dat. -instr. -lok.  pl.  köjim  steht 
köjima;  die  Länge  des  i  in  den  Pluralformen  köjih  köjim 
ißt  nicht  durchgehend,  es  kann  auch  köjih.  köjim  heißen, 
s.  u.  ähnliches  beim  Possessivpronomen  §  631  (4). 


368  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  [§  629. 

0129.  Indefinita.  Den  Interrogativpronomina,  die 
an  sich  schon  als  Indefinita  gebraucht  werden,  können  zu 
besonderer  Ausprägung  der  Bedeutung  partikel artige  Ele- 
mente vorgesetzt  oder  angefügt  werden,  mit  je  etwas  ver- 
schiedener Färbung: 

1.  Durch  Vorsetzung  von  ne-  {nje-,  ahg.ne-);  der  Sinn 
ist  dann  «ein  gewisser»  un  certain,  also  nicht  «ein  be- 
liebiger», z.B.  neko  ein  gewisser,  nesto  ein  gewisses;  *nehoji 
wird  nicht  gebraucht,  sondern  dafür  neki  (abg.  ne-lcyjb)  n. 
nekö  f.  nekä,  flektiert  wie  ein  bestimmtes  Adjektiv,  gen. 
sg.  msk.  neköga  usw. 

2.  Durch  Vorsetzung  von  ni-  bei  Negierung,  z.  ß. 
nl-ko  niemand,  nl-sta  nichts  {stä  ist  Genitiv);  statt *m'fcoyr, 
das  ungebräuchlich  ist,  wird  nl-jedan  (nicht  einer,  ne  unus 
quidem)  angewendet.  Hängen  die  Kasus  von  niko  n\sta 
von  Präpositionen  ab,  so  treten  diese  zwischen  die  beiden 
Bestandteile,  z.B.  ni  od  kdga  von  niemand,  m-2)o-sto  keines- 
wegs. 

3.  Durch  Anfügung  von  -god  -goct;  gibt  den  Sinn  von 
«wer  auch  immer»,  kögod  {-god)  gen.  koga-god  {-god).  Durch 
enklitische  Bestandteile  des  Satzes  können  die  Verbindungen 
getrennt  werden,  z.  B.  sto  bi  god  ucinio  was  er  auch  tun 
möge,  sto  ti  je  god  rekao  was  er  dir  auch  gesagt  hat. 

4.  Durch  Vorsetzung  von  unflektiertem  koje,  Bedeutung 
wie  unter  3.:  koje-sia,  koje-käkt  wie  immer  beschaffen.  Bei 
Verbindung  mit  Präposition  kann  diese  zwischen  die 
beiden  Bestandteile  treten:  koje  zä  sto. 

5.  Durch  Vorsetzung  von  undekliniertem  sto,  Bedeutung 
«irgend»:  stöÄo  irgendwer,  s<öi<a  irgendwas,  s^öÄ;©^?  (irgend- 
welcher) mancher. 

6.  Durch  Vorsetzung  von  i  (auch),  Bedeutung  wie 
unter  5.:  l-ko,  l-sta. 

7.  Durch  Vorsetzung  von  gdje  (wo)  bei  koji:  gdjekoji 
m  ancher. 

8.  Durch  Nachsetzung  von  mu  drägo  (eig.  ihm  lieb), 
Bedeutung  wie  unter  3.:  kö  mu  drägo  wer  auch  immer, 
ätö  mu  drägo  was  auch  immer. 


§  630.] 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektivf. 


369 


630.     o.  Possessivpronomina. 
möj  mein,    tvöj  dein,    svöj  sein    (auf  das  Subjekt  des 
Satzes  bezüglich,  suus),  näs  unser,  väs  euer, 

möj. 
Maskulinum  Neutrum 

skr.  abg. 

tnöje  moje 

wie  Maskulinum 


skr. 
möj 
möjega 
mdjemu 
möj 
möjim 
möjem, 

nidjemii 

möji 

möjili 

möjtni 

moje 

mdjhii 

möjlM 


abg. 
mojb 
mojego 
mojemu 
mojb 
mojimb 
mojemb 


moji 

mojichi 

mojhm 

mojc 

mojimi 

mojicJn 


Maskulinum 


skr. 
näs 
uäsega 
uäsemu 
näs 
näsim 
nuschi^ 

näsenm 

näsi 

näsih 

näsim 

näse 

näsim 

näsim 


abg. 

nasb 

nasego 

nasemu 

nasb 

nasimb 

nasemh 


nasi 

nasicln  \ 

nasimo  \ 
nase 

nasimi  \ 

nasichh  f 


moje  moje 

wie  Maskulinum 


7no)a  moja  moje  moje 

wie  beim  Maskulinum 

moja  moja  !  moje  moje 

wie  beim  Maskulinum. 


Femininum 

skr. 

abg. 

moja 

moja 

moje 

mojej^ 

möjöj 

mojeji 

möjii 

moja 

möjöm 

mojejq 

möjöj 

mojeji 

näs  (ebenso  väs). 

Neutrum 
skr.  abg. 

nase  nase 

wie  Maskulinum 

näse  nase 

wie  Maskulinum 


Femininum 


skr. 

7iasa 

näse 

näsöj 

näsu 

nasöm 

nasöj 


nasa 

nasejc 

naseji 

nasq 

nase  ja 

naseji 


nasa  nasa  nase  nase 

wie  beim  Maskulinum 

nasa  nasa  \  näse  nase 

wie  beim  Maskulinum. 


L  e  s  k  i  e  n  ,   Serbokroatische  Grammatik. 


>A 


370 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva. 


[§631.632. 


631.  Bemerkungen.  1.  Statt  gen.  sg.  mojega, 
dat.-lok.  niojemu  kommt  vor  moga^  niömu  (niöme)]  sie  sind 
wohl  nicht  aus  den  volleren  Formen  kontrahiert,  sondern 
den  Kasusformen  des  bestimmten  Adjektivs  (növöga,  növömu) 
nachgebildet. 

2)  Wie  möj  wird  flektiert  tvö),  svöj;  wie  näs  auch  vas. 

3)  Wo  in  südlichen  Mundarten  Instr.sg.m.n.  möjijem, 
näsijem,  Dat.-Instr.-Lok.  pl.  mö^iyem,  nasijem,  Gen.'pl.möjijeh, 
näsijeh  lauten,  sind  das  Neubildungen  nach  dem  Muster 
des  Demonstrativs  täj :  tljem,  tljem,  üjeh. 

4)  Die  Quantitäten  der  Endungen  Instr.  sg.  möjim 
näsim,  Gen.  pl.  mbjih  näsik,  Dat.-Instr,-Lok.  pl.  möjim  yiäsim 
sind  hier  angesetzt  nach  Budmani  §110  (d.  h.  nach  den 
entsprechenden  Formen  des  unbestimmten  Adjektivs), 
indes  hat  Daniele,  Oblici  S.  28  näsim,  nasih,  näsim,  d.  h. 
die  alten  rein  pronominalen  Formen. 

5)  clji  (wem  gehörig)  ist  ein  bestimmtes  Adjektiv.  — 
Die  von  Genitiven  des  Personalpronomens  III  abgeleiteten 
Possessivausdrücke,  gewöhnlich  den  Possessivpronomina 
zugerechnet,  sind  Adjektiva,  flektiert  wie  das  unbestimmte 
Adjektiv,  zu  njega  :  njegov  sein,  auf  mask.  oder  neutr.  Be- 
sitzer bezüglich;  zu  nje'.njen  njezin  ihr,  auf  femin.  Besitzer 
bezüglich;  zu  njih:njihov  ihr,  auf  mehrere  Besitzer  bezüg- 
lich, ebenso  dial.  njlhan  f.  njlhna,  dafür  bei  Verstummen 
des  h  njlna,  zu  dem  wieder  ein  sekundärer  Nom.  mask. 
njm  hinzugebildet  ist. 


632.       4.     Sonstige     pronominal    deklinierte 
Wörter,  abgesehen  von  Zahlwörtern  (s.  §§664,665). 
säm  selbst. 


Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

säm 

sdmo 

säma 

sdmoga 
sämomu 

) 

wie  Maskulinum 

sdme 
sdmöj 

säm 

sdmo 

sdmu 

sämim,  sdmijem 
sdmom,  sämomu 

Avie  Maskulinum 

sdmöm 
sdmöj 

§  632.  633. 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva. 


371 


Neutrum 


sania 


Femininum 
sdme 


wie  beim  Maskulinum 


sama  \  same 

wie  beim  Maskulinum. 


Maskulinum 
sdmi 

sämlh,  sdmijeh  \ 
sdmim,  säniijem  ' 
sdme 

sdmim,  sdmijem  \ 
sdmim,  sdmijem  ' 

Bemerkung.  Die  Formen  Instr.  sg.  sdmijem,  Gen. 
pl.  sdmijeh,  Dat.-Instr.-Lok.  pl.  sdmijem  sind  die  alten  pro- 
nominalen: sameynh,  samechh,  samem^^,  sdmim,  sdmih,  sdmim 
sind  der  Adjektivdeklination  entnommen.  —  In  der  Be- 
deutung «allein»  kann  im  Gen.sg. msk.  gebraucht  werden 
sdma,  im  Dat.-Lok.  msk.  sdmu. 


633.             väs, 

säv  all  (omnis^ 

. 

Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

skr. 

abg. 

ski 

abg. 

skr. 

abg. 

väs,  säv 

VhSb 

sve 

vhse 

svä 

vhsa 

svega 
svemu 

vhsego     \ 
Vhsemu    j 

wie 

Maskulinum 

sve 
svöj 

vhsej^ 
vbseji 

väs,  säv 

VhSh 

sve 

vhse 

svü 

vbsq 

svljem, 
svim 

vhsemh    \ 

wie 

Maskulinum 

svöm 

vbseja 

svem, 

vbsemh 

svöj 

vhseji 

svemu 

svl 

vbsi 

svä 

vhsa 

sve 

VbS^ 

smjeh, 

vbsech^ 

smh, 
svljü 

wie  beim  Ma 

skulinum 

svljem. 

vbsetm 

svim 

sve 

VbS^ 

svä 

vhsa 

sve 

VhS^ 

svijem, 

Vhsemi     \ 
vhsechh    ' 

svim 

wie  beim  Ma 

skulinum 

svljem, 

svim 

24* 


372  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.        [§  634—636. 

634.  Bemerkungen,  1)  Die  lautlichen  Verhält- 
nisse von  väs,  säv,  svega  usw.  s.  §  78. 

2)  Die  Formen  Instr.  sg.  svljem,  Gen.  pl.  svijeh,  Dat.- 
Instr.-Lok.  pl.  svljem  sind  die  alten  pronominalen,  svim 
svih  svim  dem  Adjektiv  nachgebildet.  —  Statt  Dat.-Instr.- 
Lok.  pl.  svljem  svim  kann  auch  svjetna,  svima  gebraucht 
werden.  —  Der  Gen.  pl.  svijü  ist  eine  Entlehnung  aus 
dem  Gen.  der  Zahlen  dvä  tri:  dvdjü  dvijü,  trijü. 

035.  3)  Durch  Ableitungen  von  diesem  Wort  oder 
durch  Verbindungen  mit  ihm  wird  der  Ausdruck  für 
«jeder»  hergestellt. 

a)  sväk  sväkoga  usw.  jeder;  bestimmt  svciki  ein  jeder, 
flektiert  wie  das  bestimmte  Adjektiv. 

b)  Durch  Vorsetzung  von  sva-,  fast  stets  indeklinabel, 
vor  die  Pronomina  interrogativa  (indefinita):  svätko  gen. 
sväkoga  usw.  jeder  (diese  Kasusformen  unterscheiden  sich 
nicht  von  denen  des  unter  a  angeführten  sväk);  svästo 
(svästa)  jedes,  gen.  sväcega  sväcesa  usw.  Selten  ist  die 
Flexion  l^eider  Elemente,  z.  B.  gen.  ntr.  svega  cesa,  svemu 
cemu. 

c)  Durch  Vorsetzung  von  vas-  oder  sav-  bei  väskolik, 
sävkolik  all  und  jeder  (totus  quantus),  beides  Adjektiva 
unbestimmter  Deklination,  In  väskolik  ist  das  erste  Ele- 
ment unflektiert,  in  sävkolik  werden  beide  flektiert,  daher 
fem.  svakolika,  ntr,  svekoliko,  pl.  msk.  svikolici  usw. 

4)  hti  derselbe,  gewöhnlich  den  Pronomina  zugerechnet, 
ist  ein  reines  bestimmtes  Adjektiv. 

2.  Deklination  der  Adjektiva, 
636.  Der  Unterschied  des  sogenannten  unbestimmten 
und  des  bestimmten  Adjektivs  im  Slavischen  besteht  ur- 
sprünglich darin,  daß  bei  diesem  den  rein  nominal  ge- 
bildeten Kasus  des  Adjektivs  ein  j^ostpositiver  Artikel,  die 
Kasusformen  des  Pronomen  *jh  jego  (is,  ejus)  usw.,  an- 
gefügt wird,  z.  B.  abg.  nov^-jb  der  neue,  gen.  nova-jego; 
fem.  nova-ja  die  neue,  gen.  novy-je;  ntr.  novo-je    das  neue 


§  636.  637.] 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva. 


373 


(s.  Abg.  Gr.  §  112).  In  der  Weiterentwicklung  der  slav. 
Sprachen  ist  die  alte  Zusammenrückung  der  beiden  Be- 
standteile nicht  mehr  zu  erkennen,  weil  durch  Zusammen- 
ziehungen und  durch  Ausgleichungen  mit  der  pronominalen 
Deklination  die  Formen  mannigfach  verändert  sind  und 
in  dieser  späteren  Gestalt  den  Eindruck  eines  einheitlichen 
Gebildes  machen.  So  auch  im  Serbokroatischen.  Hier 
kommt  noch  hinzu,  daß  auch  das  unbestimmte  Adjektiv 
nur  z.T.  noch  in  alter  Weise  nominal  flektiert  wird,  z.  T. 
aber  Kasusformen  dem  Pronomen  und  dem  bestimmten 
Adjektiv  entlehnt  hat. 


637.      A.  Unbestimmtes  Adjektiv 
a)  mit  kurzem  Wurzelvokal: 
növ  neu. 
Neutrum 
skr.  abg. 

novo  novo 

wie  Maskulinum 


Maskulinum 

skr. 

abg. 

nbv 

novh 

növa 

nova 

\ 
1 

növu 

novu 

növ 

nov^ 

növim. 

novomb 

] 

novijem 

növu 

nove 

t 

növi 

novi 

növih, 

novh 

\ 
1 

nÖDijeh 
növtm, 

novomi) 

növijem 

növe 

novij 

növwi, 

novy 

] 

növijem 

növtm, 

novecliv 

) 

növijem 

novo 


novo 


wie  Maskulinum 


Femininum 

skr. 

abg. 

növa 

nova 

növe 

novy 

növöj 

nove 

növu 

nova 

növöm 

novo  ja 

novo'] 


nova 


nova 


wie  beim  Maskulinum 

növa  nova  \  növe 

wie  beim  Maskulinum 


nove 

novy 
novi 

novanvh 

novy 
novami 

novach^. 


374 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.         [§  637.  C38 


b)  mit  langem  Wurzelvokal: 


süta  iüte 

wie  beim  Maskulinum 

züta  I  iüte 

wie  beim  Maskulinum. 


Maskulinum  Neutrum  Femininum 

züt  mto  züta 

^^^^  j        wie  Maskulinum       ^"^^, 

£ütu  '  sütöj 

züt  züto  iütu 

zütim,  zütijem     \       ^^.jg  Maskulinum       f"^^"'« 
zütu  ^  zütöj 

züti 

ziitih,  zütijeh  \ 

züüm,  zütijem  ' 

züte 

zütim,  zütijem  \ 

zütm,  zütijem  ' 

638.  Bemerkungen.  1)  Das  Adjektiv  hat  keine 
besondere  Vokativform. 

2)  Die  Formen  Instr.  sg.  nbvim,  züilm,  Gen.  pl.  nöinh, 
zütih,  Dat.-Instr.-Lok.  pl.  növini,  zütini  sind  nicht  Ver- 
kürzungen oder  Kontraktionen  der  Formen  novijem  zütijem, 
növijeh  zütijeh,  nbvijem  zütijem,  sondern  Entlehnungen  aus 
dem  bestimmten  Adjektiv,  während  die  Formen  mit  -»je- 
der Pronominaldeklination  fijern,  tijeh,  üjem  {==  femh,  techz, 
temi)  angeschlossen  sind.  —  Dat. -Lok.  sg.  fem.  növöj  zütöj 
ist  die  Form  der  pronominalen  Deklination,  die  übrigen 
Kasus  entsprechen  denen  der  nominalen. 

3)  Statt  der  unbestimmten  nominalen  Form  des  Gen. 
und  Lok.  sg.  m.-ntr.  kann  die  bestimmte  gebraucht  werden, 
es  bleibt  aber  die  Betonung  des  unbestimmten:  zütöga, 
zütöm.  Nach  Maretic  §207b  ist  das  nur  möglich,  wenn 
das  unbestimmte  Adjektiv  vom  bestimmten  in  der  Be- 
tonung abweicht  (unbestimmt  züta,  zütu,  bestimmt  zütöga, 
zütömu);  dagegen  muß,  wenn  gleiche  Betonung  stattfindet, 
die  unbestimmte  Form  festgehalten  werden,  also  nur  z.  B. 
növa,  növu,  kein  növöga,  növömu,  das  nur  als  bestimmt  ge- 
braucht werden  kann. 


§  638.  639.]         Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva. 


375 


4)  Adjektiva  mit  letztem  palatalen  Konsonanten 
(weiche  Stämme)  unterscheiden  sich  nur  im  Nom.-Akk. 
sg.  m.-ntr.  {-e)  lautlich  von  denen  harten  Stammes,  z.  B. 
lud  fremd,  f.  tüda,  ntr.  tücte;  vrüö  heiß,  f.  vrü6a,  n.  vrüöe. 

5)  Die  possessiven  Adjektiva  auf  -ov,  -in  werden 
regelmäßig  nur  in  der  unbestimmten  Form  gebraucht, 
z.  B.  brätov  hrätova  usw.,  sestrin  sestrina  usw.  Doch  findet 
sich  die  pronominale  Kasusform  des  bestimmten  Adjektivs 
zuweilen  auch  hier  (wie  oben  3)  angewendet,  z.B.  krdljev  : 
kräljevöga,  dein  Lok,  m.  öcinom. 

639.         B.  Bestimmtes  Adjektiv 
a)  mit  kurzem  Wurzelvokal: 


Maskulinum        | 

Neutrum 

Femininum 

skr. 

abg. 

skr.            abg. 

skr. 

abg. 

növi 

nov^-jh, 
novyjh 

novo       novo-je 

növä 

nova-ja 

növöga 

nova-jego, 

növe 

vovy-je 

növömu 

novaago 

novu-jemu 

novuumu 

wie  Maskulinum 

növöj 

nove-ji 

növi 

7lov^-jb, 
novy-jh 

novo       novo-je 

növü 

novq-jq 

novlni, 
novijern 

nove-  jenih 
noveemb 

wie  Maskulinum 

növöm 

novojq, 
novqj( 

növöm, 

növöj 

nove-ji 

növömu 

növi 

7iovi-ji 

növä       nova-ja 

növe 

novy-j^ 

növih, 

nov^-jich^ 

növijeh 

novy- 
jichb 

wie  beim  Masku 

inum 

növlm, 

novyjim^ 

növijem 

növe 

novy-j^ 

növä      nova-ja 

7iöve 

novy-j^ 

növlm, 
növijem 

novy-jimi 

wie  beim  Masku' 

inum 

növtm, 

novyjicln 

növijem 

376 


Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.         [§  639.  640. 


b)  mit  langem  Wurzelvokal: 


Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

züti 

zütö 

zütä 

zütöga 
zütömu 

) 

wie  Maskulinum 

züte 
zütöj 

ZÜtl 

zütö 

zütü 

iütm,  zütijem 
zütöm,  zütömu 

) 

wie  Maskulinum 

zütöm 
zütöj 

ZÜtl 

zütä 

züte 

zütih,  zütijeh 
zütim^   zütijem 

i 

wie  beim  Maskulinum 

züte 

zütä 

züte 

iütim,  zütijem 
zütim,  zütijem 

i 

wie  beim  Maskulinum. 

640.  Bemerkungen.  1)  Die  Formen  Instr.  sg. 
m.-ntr.  novtm,  zütim,  Gen.  pl.  novih,  zütih,  Dat.-lnstr.-Lok. 
pl.  növim,  zütim  sind  entstanden  aus  den  alten  Formen 
novyjimb  (novyimb),  not■yjich^,  novyjim^,  die  danebenstehenden 
ndvijem,  zütijem',  növijeh,  zütijeh;  növijem,  zütijem  sind  nach 
Analogie  des  Pronomens  (tljem  usw.)  neugebildet. 

2)  Der  Gen.  sg.  m.-ntr.  kann  eine  abgekürzte  Form 
növög,  zütög  haben,  wie  das  Pronomen  tög  neben  tögä. 
Ein  fester  Gebrauch,  wann  die  längere,  wann  die  kürzere 
Form  eintritt,  besteht  nicht. 

3)  Die  alten  Formen  des  Dat.  und  Lok.  sg.  m.-ntr. 
werden  unterschiedslos  gebraucht,  fallen  daher  zusammen 
in  die  Formen  növömu  zütömu  (dies  die  alte  Dativform), 
növöm  zütöm  (die  alte  Lokativform).  Dafür  ist  sehr  gebräuch- 
lich növöme  iütöme,  doch  nur  bei  den  harten  Stämmen, 
daher  kein  *vrüöeme,  vgl.  §§  621,  754. 

4)  Dat.-lnstr.-Lok.  pl.  kann  statt  -m  die  Endung  -ma 
haben:  nomma,  züthna,  wie  auch  beim  Pronomen,  z.  B. 
ömma  statt  dnhn.  Die  Form  auf  -nm  wird  mit  Vorliebe 
gebraucht,  wenn  kein  Substantiv  auf  sie  folgt,  dem  sie 
als  Attribut  dient,  z.  B.  Mägo  ömma,  Tcbji  jyläcü  Matth.  5.3 


§640.641.]  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  377 

wohl  denen,  die  weinen;  Mlco  je  Usko  bogatma  ü6i  ü  cärstvo 
nebeskö  Mark.  10.23  wie  schwer  ist  es  den  Reichen  einzu- 
gehen in  das  himmlische  Reich. 

5)  Die  Adjektiva  weichen  Stammes  unterscheiden  sich 
nur  im  Nom.-Akk.  sg.neutr.,  Gen.,  Dat.,  Lok.  mask.-neutr. 
durch  e  für  o  der  harten:  vrüöe,  vrücega,  vrücemu,  vruöem. 

6)  Nur  in  der  bestimmten  Form  werden  angewendet 
die  Komparativa,  z.  B.  bdlß  bolje  böljä,  gen.  böljega  bolje  besser 
usw.;  die  Adjektiva  auf  altes  ■'bsk^,  best,  -bslcijb  {-hskyjb), 
z.  B.  cärskl  gen.  cärsköga  usw.;  die  possessiven  Adjektiva 
auf  altes  -bjh,  z.  B.  böiji  ntr.  böije  f.  böijä  Gott  angehörig, 
göttlich,  h'ävlji  zur  Kuh  gehörig;  die  auf  -snjl  (=  altem 
-shnjijb,  unbest.  -sbnjb)  auslautenden,  von  Adverbien  ab- 
geleiteten Adjektiva  (s.  §541),  z.  B.  dänas  :  dänasnjl  heutig, 
jütrös  heut  früh  :  jictrosnji,  nekad  negda  einst  :  nekadasnji 
negdasnjT,  säda  jetzt: sädasnji.  Dazu  eine  Anzahl  vereinzelter, 
z.  B.  desni  recht  (von  der  Hand),  lljevi  link,  poköfni  der 
Verstorbene,  vUnji  der  höchste,   zädnji  der  hintere,  letzte, 

Komparation  der  Adjektiva. 
641.  Die  ursprüngliche  slavische  Bildung  des  Kom- 
parativs geschieht  durch  das  Formans  -jbs-.  Es  kann  in 
zwiefacher  Weise  mit  dem  Stamm  verbunden  werden: 
1.  dem  bis  auf  die  erste  Silbe  mit  folgendem  Konsonanten 
oder  Konsonantengruppe  abgekürzten  Adjektivstamm  tritt 
-jbs-  an,  wobei  das  j  mit  dem  vorhergehenden  Konsonanten 
die  im  Slavischen  notwendigen  Verbindungen  eingeht,  z.B. 
chud^J  Stamm  chiido-  Komp.  *cJiudjbs-  abg.  chuMbs-,  krep^ 
(krep^k^),  St.  krepo-,  Komp.  *krepjbs-  abg.  krepljbs-,  tezbkb, 
Komparativstamm  tez-  Komp.  teJbs-;  2.  statt  des  im  Sla- 
vischen stets  auf  -0-  auslautenden  Adjektivstamms  tritt 
ein  Stamm  auf  -e-  ein,  dem  -jbs-  angefügt  wird,  z.B.  nov^, 
St.  novo-,  Komp.  novejbs-,  nvbnogh,  St.  rmnogo-,  Komp.  'rmno- 
iajhs-  (aus  *imnogejbs-).  In  den  obliquen  Kasus  geht  die 
Flexion  von  einem  durch  Formans  -jo-  erweiterten  Stamm 
aus,  *-jbs-jo-,  daraus  *-jbso-,  z.  B.  abg.  '-^chuzdb  (chuzdbjb) 
gen.  chnzdbsa,  novejb  gen,  novejbsa  usw.  (vgl.Abg.  Gr.  §97), 


S78  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.         [§641.642. 

Beide  Bildungsweisen  sind  im  Serbokroatischen  erhalten: 
1.  z.B.  hüd  hüdt,  zu  vergleichen  abg.  chuMijb  (bestimmte 
Form);  2.  statt  -ej-  ist  -ij-  eingetreten,  z.  B.  bdgat  bogätiji, 
zu  vergleichen  abg.  bogatejijb.  Die  alte  Flexion,  von  dem 
oben  genannten  erweiterten  Stamm  auf  -jhso-  ausgehend, 
ist  verloren  gegangen,  die  stets  in  der  bestimmten  Form  ge- 
brauchten Komparativa  werden  dekliniert  wie  jedes  andere 
bestimmte  Adjektiv,  z.  B.  hüdl  gen.  hücTega,  bogätiji  gen. 
bogätijega  usw.  In  der  Bildung  1.  ist  die  Betonung  stets 
auf  der  ersten  Silbe,  langer  Vokal  dieser  Silbe  stets  ver- 
kürzt; in  2.  liegt  der  alte  Hauptton  auf  der  vorletzten 
Silbe  (des  Nom.  sg.  msk.),  die  Silben  vorher  sind  stets 
kurz,  daher  liegt  der  heutige  stokavische  Hauptton  als 
auf  der  drittletzten  Silbe.  Der  Hauptton  ist  in  allen  Kasus 
unveränderlich.  Vgl.  Daniele,  Oblici;  Budmani  §  103 — 105, 
MareticS.213fg. 

643.  Nach  1.  werden  gebildet:  düg  lang  düzi,  mrk 
schw^arz  mfci,  pretio  (aus  pre-tgh;  fem.  pretila)  fett  pretljl 
(statt  *pretilji),  tili  ruhig  tist.  —  bijel  bio  (fem.  bijela)  weiß 
bjelji^  bläg  gut  bläzi,  blijed  bleich  bljedT,  brz  schnell  bfzl, 
crn  schwarz  crnjt,  cest  dicht  cesöl,  cvrst  voll^  fleischig  cvfsöi, 
dräg  teuer  dräsi,  glüh  taub  glüsu  grd  (gewöhnlich  grdan) 
häßlich  grdi^  grk  bitter  gfci,  grub  grob  grublji,  güst  dicht 
güsöi,  liüd  schlecht  huäi,  jäk  stark  jäcl,  kriv  krumm  krwljt, 
krnj  splitterig  krnji  Mar.,  krüt  dick  kruci,  lud  dumm  lüdl, 
Ijüt  grausam  Ijücl,  mläd  jung  mlckti,  mläk  lau  mläci,  pläv 
blond  plävlji,  prljek  schroff  u.  a.  preci  Mar.,  riä  rot  rldi^ 
sijed  grau  (von  Haaren)  sjMi,  sinj  blau  swji  (Budm,),  sküp 
karg  skuplji,  süh  trocken  süsi,  süpalj  {^=  supljh)  löcherig 
süplß,  tüp  stumpf  tupljl,  tvrd  fest  tvrdl,  vrüc  heiß  vrüöi^ 
ziv  lebendig  zivlji,  züt  gelb  zu6i.  So  gebildet  sind  auch 
lljesan  wütend  bjesnji,  cijenan  cijen  (aus  cenhm)  fem.  cijena 
preiswürdig  cjenji  (Budm.),  niledan  (niledan)  schwächlich 
mlednji  (Budm.),  stidan  schamhaft  stldnji,  tijesan  (aus  tesn5 
=  *teshi3)  eng  tjesnß,  gorak  bitter  gorcT,  debeo  (fem.  debela) 
dick  deblji  (statt  *debeljl),  die  insofern  abweichen  von  der 
alten   Regel,    als    nicht    die   Reduktion    des    Komparativ- 


§  G42 — 646.]       Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  379 

Stammes  auf  die  erste  Silbe  stattgefunden  hat,  wie  sie  in 
den  folgenden  Beispielen,  alten  Adjektiven  auf  -^^c^  (skr. 
-ak),  -oH,  -ekh  regelmäßig  stattfindet:  glädak  glatt  glääi, 
mhak  zuwider  mf^i,  nlzak  niedrig  wiii,  slädak  süß  slädi, 
tänak  dünn  tänjl,  uzdk  eng  uzi;  krciiak  kurz  kräcl,  plitak 
seicht  pücl^  rijedak  selten  rjedi  (rMi),  teiak  schwer  tesl, 
ziädk  dünnflüssig  sid~i;  —  dälek  weit  dälji,  dübok  tief  düblp, 
strok  weit  slri,  visok  hoch  v'm,  zestok  heftig  zesdi. 

643.  In  einigen  wenigen  Fällen  ist  die  alte  Stamm- 
form der  obliquen  Kasus,  -hs-,  im  Serbokroatischen  erhalten : 
grub  grnpsi  Budm.  (regelmäßig  grühlji),  läk  (aus  lbg^k^  skr. 
lägak  fem.  läka  d.  i.  lägka)  leicht  läksx,  lljep  schön  Ijepsi, 
tnek  weich  (aus  mfkzkb  fem,  mß^ka,  skr.  meka,  danach  msk. 
mek  gebildet)  mekst.  Doch  sind  das  keine  in  ihrer  Gesamt- 
gestalt alten  Bildungen,  es  müßte  z.  B.  ein  urspr.  *Iepl'h- 
sijb  skr,  ein  ^Ijepal'sl  ergeben  haben.  Der  Komparativ 
dülß,  auch  dlljf,  zu  dug  lang,  beruht  auf  einem  anderen 
mit  l  auslautenden  Stamm,  vgl.  dülj  Länge. 

Nach  dem  Muster  der  oben  mit  angeführten  Kora- 
parativa  auf  -Iji  {l  wegen  der  Verbindung  von  Labial  mit 
j,  §  138)  hat  sich  diese  Endung  ausgedehnt  auf  einige 
anders  auslautende  Stämme:  läk  läglß,  mek  mekljl  Mar. 

644.  Defektive  Komparative  der  behandelten  Form 
sind:  bölji  besser,  zu  dobar;  gört  [gen.  görega,  r  ^  oXievc^  r) 
schlimmer,  zu  zäo  f,  zlä;  mänji  kleiner,  geringer,  zu  mäli; 
ve6l  grüßer  (abg.  vestijb)  zu  velik,  bestimmt  veliM. 

645.  Nach  2.  werden  alle  anderen  Adjektive  kom- 
pariert,  z.  B,  stär  alt  stariji,  pämetayi  verständig  pametniji, 
räzüman  verständig  razümniji,  slävan  berühmt  slävnijl. 

646.  Der  Superlativ  wird  ausgedrückt  durch  Vor- 
setzung der  Partikel  näj  vor  den  Komparativ;  sie  zieht 
stets  den  Hauptton  auf  sich,  z.  B.  näj-bolji,  näj-starijl 
näj-bogatiji. 


380  Flexion  der  Pronomina  n.  Adjektiva.  [§  647. 648. 

Quantität  und  Betonung  der  Adjektiva. 

647.  I.  Das  unbestimmte  Adjektiv.  Über  die 
Quantitätsverhältnisse  im  allgemeinen  ?.  namentlich  §262. 
—  Nach  Vuks  Bestimmungen  im  Wb.  und  nach  den  Zu- 
sammenstellungen von  Daniele  (Rad  XIV,  Akcenti  u  ad- 
jektiva) werden  Femininum  und  Neutrum  gleichartig  betont 
und  ist  in  der  gesamten  Kasusreihe  aller  Genera  Hauptton 
und  Intonation  unveränderlich,  d.h. im  Mask.  wie  im  Gen. 
sg.  (der  Nom.  kommt  aus  öfter  erwähntem  Grunde  nicht 
in  Betracht),  beim  Fem.  und  Neutrum  wie  in  deren  Nom. 
sg.  Das  geht  aber  nicht  durch  das  ganze  Sprachgebiet, 
vgl.  Budmani,  §  102. 1^'^),  und  Dubrovacki  dijalekat  (Rad 
65.155),  ferner  Resetar,  Die  serbokr.  Betonung  südwest- 
licher Mundarten,  S.  112  fg.  Es  ist  dort  festgestellt,  daß 
in  Ragusa  und  sonst  andere  Betonungstypen  herrschen, 
bemerkenswert,  Aveil  dabei  eine  ältere,  auch  im  Russischen 
vorkommende  Betonung  hervortritt. 

648.  1.  Zweisilbige  Stämme  mit  alter  End- 
betonung und  langem  Wurzelvokal  haben  fast  regel- 
mäßig im  Nom.  sg.  fem.,  Nom-Akk.  pl.  ntr.  Endbetonung, 
dagegen  im  Nom.  sg.  ntr.,  Nom.  pl.  msk.,  Nom.-Akk.  pl. 
mask. -fem.  alte  Wurzelbetonung,  also  "  auf  der  ersten 
Silbe.  Es  ist  hier  nur  Rücksicht  genommen  auf  die 
Nominative,  über  die  obliquen  Kasus  s.  §  652.  Bei  den 
Beispielen  ist  die  russische  Form  mit  angeführt:  dräg  drdga 
drägo  drägi  drdga  dräge  r.  dorog  doroga  dorogo  dorogi,  grub 
grüba  grübo  grubi  grübet  grübe  r.  grub  gruba  grubo  gruby;  in 
derselben  Weise  bei  allen  folgenden:  brz  r.  borza  borzo 
borzy,  gnj'io  gnjila  usw.  r.  gnil  gnila  gnilo  gnily,  güst  r.  gust 
giista  gusfo  gnsty,  kriv  r.  kriv  Tcriva  krivo  krlvy,  Ijüt  r.  tut 
l'nta  l'uto  l'uty,  niläd  r.  molod  tnoloda  molodo  molody,  nljem 
(nem)  nijema  (nema)  usw.  r.  nem  nemo,  nemo,  nemy,  pilsf  r. 
pust  pusta  pusfo  pijsfy,  sljed  (sed)  fem.  sijeda  (seda)  usw.  r. 
sed  seda  sedo  sedy,  sknp  r.  skup  skiipa  sknpo  skupy,  slän  r. 
solon  solona  solono  solony,  süh  r.  such  sucha  sucho  suchi,  svet 
r.  svat  svata  svato  svaty,  tüp  r.  tiip  iupa  tupo  tupy,  tvrd  r. 


§  648— 650.J        Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  381 

tvord  tverdn  tvordo  tvordy,  zw  r.  ziv  ziva  sivo  zlvy.  —  Wenige 
haben  durchgehende  Endbetonung,  wie  das  auch  im  Rus- 
sischen der  Fall  ist,  so  h\o  (bljel)  bijela  hijelo  bijeli  bijela 
hijele  r.  bei  bela  belo  behj,  ebenso  die  folgenden:  crti  r.  deren 
cerna  cerno  cermj,  süpalj  {=  ^stqdjh),  züt  r.  zolt  Mta  zelto 
zelUj,  doch  auch  zoUo  zqlty,  wie  denn  überhaupt  im  Rus- 
sischen die  Betonung  des  Neutrums  und  des  Plurals  öfter 
schwankt. 

649.  2.  Alte  dreisilbige  Stämme  mit  alter 
Endbetonung,  langem  Vokal  und  beweglichem  a, 
die  nach  Vuk-Danicic  im  Nom.  sg.  msk.  mit  '  auf  der 
ersten  Silbe  betont  sind,  haben  in  Ragusa  diese  Form  mit 
",  also  alte  Wurzelbetonung,  und  verlegen  ebenso  wie  beim 
Typus  1.,  dem  sie  bei  Verlust  des  a  (=  ^,  h)  durch  die 
Zweisilbigkeit  gleich  werden,  den  Hauplton  auf  Nom.  sg. 
ntr.,  Nom.pl. msk.,  Nom.-Akk.pl. mask.-fem.,  also  smijesan 
lächerlich  [srnesan,  Vuk.-Dan.  smijesan  smesan)  smijesna 
smljesno  smljesni  smijesna  smljesne;  z.  T.  stimmt  dazu  auch 
das  Russische:  glädan  (V.-D.  glädan)  hungrig  r.  goloden  go- 
lodna  golodno  golodny,  krätak  (V.-D.  krätak)  kurz,  zedan  (V.- 
D.  zedan)  durstig  r.  zaden  iadna  zndno  zadny.  Vgl.  dazu  noch 
die  beiden  Fälle,  wo  auch  bei  Daniele  der  Nom.  sg.  msk. 

hat:  nägao  (aus  7^agl^,  a  ist  Einschubsvokal)  eilig  ndgla 
näglo  nägli  ndgla  nagle  r.  nagla  nnglo  nngly;  svljetao  {svetao 
=  svetbh)  hell  svijetla  (svetla)  svljeÜo  svijeÜi  svijetla  svijetle 
V.  svetel  svetla  svetlo  svetly. 

650.  3.  Die  alten  dreisilbigen  Stämme  mit 
Wurzelbetonung,  langem  Vokal  und  beweglichem 
a,  die  nachVuk-Dan.  unveränderlichen  Ton  haben,  erhalten 
in  Ragusa  im  Nom.  sg.  fem.  und  im  Nom.-Akk.  pl.  ntr. 
Endbetonung,  also  jetzt  '  auf  der  ersten  Silbe;  auch  das 
stimmt  z.T.  zum  Russischen,  so  z.B.  gnüsan  {gnüsan)  ekel- 
haft, schmutzig  gnüsna  gnüsno  gnüsni  gnüsna  gnüsne  (ebenso 
bei  den  folgenden)  r.  gnusen  gmisna  gnusno  gnusjiy,  trüdan 
ermüdet  r.  truden  trudna  triidno  trijdny,  üman  vernünftig  (r. 
abweichend  umon   umna  um7io    unmy).     Selten  ist  bei  den 


382  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.        [§  650 — 652. 

Typen  2  und  3  durchgehende  Endbetonung :  dü^mi  schuldig 
düina  düzno  dühii  düzna  düine  r.  dolien  (wäre  skr.  *dümn) 
doUna  dolzno  doUny  (doch  auch  doUno  doUny),  Idstan  leicht 
(Idsan)  fem.  Idstia,  miran  friedfertig. 

651.  4.  Zweisilbige  Stämme  mit  Wurzel- 
betonung und  kurzem  Vokal,  Akzent  ",  nach  Vuk- 
Dan.  unveränderlich,  haben  im  Nom.  sg.  fem.  und  im 
Nom.-Akk.  pl.  ntr.  alte  Endbetonung,  also  jetzt  Akzent  ; 
das  stimmt  ebenfalls  zum  Russischen :  eist  cista  clsto  clsti 
ctsta  eiste  (so  bei  allen  folgenden)  r.  eist  cista  cisto  cisty, 
hlstar  klar  listra  usw.  r.  hrjsir  hjstrn  bystro  iystnj,  dug  lang 
r.  dolog  dolgn  dolgo  dolgi,  mökar  f.  mbkra  feucht  r.  mokr 
mokra  mokro  mokry  (und  mokro  niokry),  növ  r.  nov  nova 
novo  novy,  ösfar  f.  dstra  usw.  scharf  (r.  abweichend  ost'or 
ostrn  ostro  ostry)^  tlh  r.  tick  ticha  ficJio  tichi,  töpal  fem.  töpla 
usw.  r.  tepel  iepln  t'oplo  (u.  teplo).  —  Ebenso  auch  alte 
dreisilbige  Stämme  dieser  Betonung  mit  beweglichem  a: 
slädak  süß  sldtka  slätko  slätki  slätka  slätke  (so  auch  die  fol- 
genden) r.  sladok  sladkn  slndko  sladki  (kchsl.,  r.  solod-), 
tänak  dünn,  r.  ionok  tonka  tonko  tonki,  uzdk  f.  üska  usw.  r. 
uzok  uzkg  vtzko  uzki. 

053.  5.  Nach  Vuk-Dan.  bleibt  die  Betonung  in  den 
obliquen  Kasus  des  unbestimmten  Adjektivs  unveränder- 
lich, d.  h.  sie  ist  im  Mask.  wie  dessen  Gen.  sg.,  im  Fe- 
minin und  Neutrum  wie  deren  Nom.  sg.  Nach  Budmani 
(s.  Resetar  aaO.  S.  121)  ist  das  in  Ragusa  anders: 

a)  Adjektiva  alter  Endbetonung  zw^eisilbigen  Stammes 
mit  langem  Wurzelvokal,  die  im  Nom.-Akk.  sg.  ntr.,  im 
Nom.  pl.  msk.  und  im  Nom.-Akk.  pl.  msk.  fem.  (s.  §  648) 
Wurzelbetonung  erhalten,  haben  diese  auch  im  Gen.  und 
Dat.-Lok.  sg.  msk,  ntr.  und  im  Akk.  sg.  fem.,  daraus  ergibt 
sich  dann  folgendes  eigentümliche  Betonungsparadigma: 


§  652.] 

Flexion   der  Pronomina 

u.  Adjektiva. 

Mask. 

Neutrum 

Femininum 

Sg. 

n.-a. 

süh 

süho 

n. 

süha 

g- 

süha 

g- 

sühe 

d.i. 

sühu 

wie  Mask. 

d.-l. 
a. 

sühöj 
sühu 

i. 

sühijem 

i. 

sühöm 

PI. 

n. 

suhl 

süha 

sühe 

a. 

sühe 

süha 

sühe 

d 

g- 
.-l.-i. 

sühijeh 
sühijem 

wie  beim 

Maskuli 

num. 

383 


b)  Adjektiva  zweisilbigen  Stammes  und  kurzer  Wurzel- 
silbe mit  alter  Wurzelbetonung  '\  die  im  Nom.  sg.  fem. 
und  im  Nom-Akk.  pl.  ntr.  Endbetonung  annehmen,  haben 
diese  auch  im  Instr.  sg.  msk.,  im  Gen.,  Dat.-Lok.,  Instr. 
sg.  fem.,  im  Gen.,  Dat.-Lok. -Instr.  pl.;  demnach  ergibt  sich 
folgendes  Schema: 


Sg. 


PI. 


Mask. 

Neutrum 

Femininum 

n.-a. 

eist 

clsto 

ctsta 

g- 

clsta 

eiste 

d.-l. 

clstu 

wie  Mask. 

clstöj 
a.    clstii 

i. 

cistijem 

clstöm 

n. 

clsti 

clsta 

eiste 

a. 

eiste 

clsta 

eiste 

g.    clstijeh 
d.-l.-i.    cistijem 


wie  beim  Maskulinum. 


Die  Fortsetzung  der  Endbetonung  des  Femininums 
im  Gen.,  Dat.-Lok.,  Instr. sg.  ist  normal,  ebenso  die  Wurzel- 
betonung im  Nom.pl.  msk.  und  Akk.pl.  sühi  sühe  (s.  §648 
die  Zusammenstellungen  mit  dem  Russischen).  Das  Ver- 
hältnis von  Fem.  süha  a.  sü.hu  n.-a.  pl.  sühe,  clsta  a.  clstu 
n.-a.  pl.  eiste  entspricht  genau  der  gleichen  Erscheinung 
beim  Substantiv  des  Typus  rüka  rülcu  rüke,  vbda  vödu  vöde 


384  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  [§  652.  653. 

(s.  §  605).  Ebenso  kann  man  den  Wechsel  im  Neutrum 
Nom.-Akk.  sg.  süho  pl.  süha,  sg.  clsto  pl.  ctsta  vergleichen 
mit  dem  Wechsel  im  Substantiv  meso  mesa,  brdo  hrda,  s. 
§608.  Die  Annahme  der  Wurzelbetonung  im  Gen.,  Dat.- 
Lok.  sg.  msk.-ntr.  süha  siüiu  wird  Übertragung  aus  dem 
Nom.  siih  süho  sein.  Die  Endbetonung  im  Instr.  sg.  msk.- 
ntr.,  im  Gen.,  Dat. -Lok. -Instr.  pl.  süJiijem  sühijeh  süJiijem, 
die  in  dieser  Mundart  die  rein  pronominale  Form  haben, 
kann  als  Fortsetzung  alter  Endbetonung  der  ursprünglich 
nominalen  Form  angesehen  werden;  warum  dasselbe  auch 
bei  alter  Wurzelbetonung  stattfindet,,  cistijem  cistijeh  clstijem, 
vermag  ich  nicht  zu  erklären.  —  Für  weitere  Einzelheiten 
und  verschiedene  dialektische  Verhältnisse,  deren  Behand- 
lung hier  zu  weit  führen  würde,  verweise  ich  auf  Resetar 
aaO.  S.  113  —  125. 

053.     II.  Das   bestimmte  Adjektiv. 

Die  folgenden  allgemeinen  Aufstellungen  beruhen  zu- 
nächst auf  den  Verzeichnissen  bei  Daniele  (Rad  XIV). 
Was  davon  bei  ihm  selbst  oder  sonst  an  Abweichungen 
vorkommt,  ist  unten  besonders  angegeben.  Daniele  geht 
bei  seinen  Bestimmungen,  wie  immer,  von  der  Silbenzahl 
und  der  heutigen  stokavischen  Betonung  des  Nom.sg.  msk. 
der  unbestimmten  Form  aus.  Wie  öfter  bemerkt,  ist  das 
leicht  irreführend,  da  diese  Form  die  ursprüngliche  Be- 
tonung oft  nicht  mehr  erkennen  läßt.  Man  muß  ausgehen 
von  einer  Wortform,  die  diese  Erkennung  ermöglicht,  und 
wählt  am  besten  dazu  den  Nom.  sg.  fem.  In  den  unten 
anzuführenden  Beispielen  wird  angegeben  dieser  Nominativ 
und  der  Nom.  sg.  msk.  der  bestimmten  Form,  deren 
übrige  Kasus  dann  dieselbe  Betonung  haben. 

Die  Grundregel  ist:  Verschiebung  des  Haupt- 
tons in  der  bestimmten  Form  gegenüber  der  un- 
bestimmten findet  statt,  wenn  diese  alte  End- 
betonung hatte;  war  die  unbestimmte  Form  nicht 
endbetont,  so  behält  die  bestimmte  Form  die 
Betonung    der    unbestimmten     unverändert     bei. 


§  658 — 655. j      Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  385 

Da  verschiedene  Silbenzahl  und  verschiedene  Quantität  der 
Stämme,  dazu  die  stokavische  Haupttonversetzung  ein  sehr 
buntes  Akzentuationsbild  ergeben,  sei  hier  eine  mehr  ins 
einzelne  gehende  Darstellung  angeschlossen: 

654.  1.  Die  unbestimmte  Form  hat  alte  End- 
betonung. In  Betracht  kommen  alte  zweisilbige,  drei- 
silbige und  viersilbige  Stämme;  solche  mit  mehr  Silben 
haben  nie  Endbetonung. 

A.  Zweisilbiger  Stamm  (der  unbestimmte  Nom. 
sg.  msk.  einsilbig). 

a)  Der  Wurzel  vokal  ist  lang.  Der  Haupttou  wird 
in  der  bestimmten  Form  zurückgezogen,  also  auf  die  erste 
Silbe,  die  notwendig  den  Akzent  "  haben  muß,  da  eine 
erste  Wortsilbe  mit  altem  Hauptton  im  Serbokroatischen 
stets  fallende  Intonation  hat.  Beispiele:  Mo  hijcla  (beo 
heia)  :  Ujeli  hell,  lljep  UjejM  {lep  löpa)  :  Vijepi,  kriv  TcHva  : 
ÄrM,  mläd  mldda:  mlädi,  züt  zida  :  süti;  —  müdar  {  =  mqdn) 
müdra  weise  :  mädri,  lirdbar  hrdhra  tapfer :  Jirabrl,  jedar  jedra 
(=  jedn)  kräftig  :  jedri,  nägao  nugla  :  näglJ,  tijesan  tijesna 
(tesan  tesna)  :  üjesan  (tesan),  süpalj  süplja  :  süplji,  mrtav  (so 
richtiger  als  mrtav)  mrtva  tot :  mPtvi,  okrügao  okrügla  rund  : 
ökrügli  fem.  okrüglä  (Simplex  wäre  *krügll  *krüglä;  = 
krqgh),  födmük,ao  podnmkla  tückisch  :  pödmükli  fem.  pöd- 
müklä  (Simplex  *mükli  ^miiklä). 

b)  Der  Wurzelvokal  ist  kurz.  Nur  vereinzelte 
Beispiele  (vgl.  §  265):  döhar  {=^dobn)  döhra  :  döbri;  bös  hösa  : 
hösi,  gö  göla:  göll;  vgl.  noch  hädar  (=  bbdn)  bädra  lebhaft, 
wenn  bestimmt  gebraucht  bädn  bädrä. 

655.  B.  Ursprünglich  dreisilbiger  Stamm, 
der  im  Skr.  durch  Ausfall  von  ^,  b  (bewegliches  a)  zwei- 
silbig geworden  sein  kann.  Es  ist  daher  wegen  des  ver- 
schiedenen Akzentuationsbildes  dieser  Fall  besonders  ge- 
stellt. 

a)  Der  Stamm  hat  kein  bewegliches  a;  der 
Hauptton  ist  in  der  bestimmten  Form  auf  die  vorletzte 
Silbe  des  Stammes  zurückgezogen,  liegt  nach  der  stoka- 
vischen  Verschiebung  als  '  auf  der  drittletzten  (des  Nomi- 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  25 


386  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.      [§  655 — 657. 

nativs).  Beispiele:  zehn  zelena  grün  :  zcleni,  r ihnen  rumena 
rot  :  rümenf,  debeo  debela  dick  :  debeli,  gölem  golenia  groß  : 
gdlenil,  visok  visöka  hoch  :  visoki,  dälek  daleka  weit  :  däleki; 
väljän  valjäna  tüchtig  :  väljäni;  dazu  Partizipia  präs.  akt., 
die  zu  Adjektiven  geworden  sind,  z.  B.  mugüc  mogüca  ver- 
mögend :  mbgüci. 

b)  Der  Stamm  hat  bewegliches  a;  dann  kann 
der  Hauptton  nicht  auf  die  durch  Ausfall  von  ^,  h  vokal- 
los gewordene  Silbe  rücken,  sondern  steht  auf  der  ersten 
Silbe  des  im  Skr.  zweisilbig  gewordenen  Stammes  als  , 
es  entsteht  daher  dasselbe  Akzentuationsbild  wie  bei  den 
ursprünglich  zweisilbigen  Stämmen.  Beispiele:  däljan  ddljna 
entfernt  :  däljni,  düian  düsna  schuldig  :  düini,  niiran  mirna 
friedfertig  :  niirm,  rdvan  rdvna  eben  :  rävni,  smijesan  smijesna 
{sniesan  smesnd)  lächerlich  :  smyesni  (sniesni),  zldtan  zlätna 
golden  :  zlätm,  zedan  Mdna  durstig  :  zedni,  smjetao  svijetla 
{svetao  svetla)  hell  :  siijetli  f.  smjetlä  (svefli  svetlä).  —  Fälle 
mit  kurzem  Vokal  scheinen  nicht  vorzukommen;  das  ur- 
sprünglich dahingehörige  gorbks  gorbka  bitter  hat  skr.  ge- 
dehnten Vokal,  gorak  görka  :  görki  gorkä. 

®56.  C.  Ursprünglich  viersilbige  Stämme 
(der  Nom.  sg.  msk.  dreisilbig);  es  handelt  sich  um  wenige 
Adjektiva,  alle  so  beschaffen,  daß  durch  Ausfall  von  altem 
^,  h  (beweglichem  a)  dreisilbiger  Stamm  entsteht.  Der 
Hauptton  ist  in  der  bestimmten  Form  um  eine  Stelle  zu- 
rückgezogen, liegt  in  stokavischer  Betonung  jetzt  als  '  auf 
der  ersten  Silbe,  z.  B.  von  hnüö  abgeleitet  imüöan  imücna 
vermögend  :  imücm,  von  mögüö  mogüca  vermögend  :  mögüöm, 
majüsan  majüsna  dem.  klein  :  mäjüsni,  von  düg  dugäcak 
(=  dlg^chk^)  dugäcka  lang  :  dügacki  dügackä. 

657.     Abweichungen  von  der  Grundregel. 

Die  oben  unter  lAa,  Bb  (§§654,655)  besprochene 
Versetzung  des  alten  Haupttons  auf  die  erste  Silbe  ist 
nicht  durchgehend,  sondern  es  kann  die  bestimmte  Form 
auch  Endbetonung  haben,  der  lange  Vokal  der  Wurzelsilbe 
ist  dann  stets  verkürzt.  Das  Russische  zeigt  z.  T.  eben- 
falls Endbetonung.    Zu  Aa:  cest  cestaicesti  und  ccsti,  glüh 


§  657 — 659.]      Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  387 

glüha  :  qlkhi  und  glüht  r.  gluchoj,  gnjlo  gnjüa  :  gnjUi  und 
gnjili  r.  gnilöj,  güst  güsta :  gusü  und  güsti  r.  gustoj,  Ijüt  Ijüta : 
Ijiiti  und  Z^'Ä^?,  m?  rida:riäi  und  ncft,  sZäw  släna:  släni  und 
sZä?it,  smA  stiAa  :  suhl  und  smä?  r.  suchoj,  svet  svöta  :  sveti  r. 
svaföj,  tü(t  tüäa  fremd  :  tüdi  und  tüäi  r.  cuzoj,  tvrd  tvrda  : 
/t;r^t  und  tvrd%,  vrüö  vrüöa  :  vn«;?  und  vrüöi.  —  Zu  B  b 
glddan  glddna  :  glädni  und  glädni,  kräfak  kräfka :  krätki  und 
krätki,  krüpan  krüpna :  krüpm  und  krüpnt,  mrsan  mrsna  Fleisch- 
speise- :  mrsm  und  mrsni,  ^;Z/faÄ:  plitka  seicht  :  plltki  und 
plltki,  prdzan  präzna  leer  :  prazni  und  präzni,  rijedak  rijetka 
{redak  retka)  selten  :  retki  und  rijetki  (retki),  svijestan  svijesna 
{svestan  svesna)  verniinRig :  svjesfil  (svesm)  und  svljesni  (svesni), 
strdsan  strdsna  schrecklich  :  strasni  und  sträsni,  Uzak  teska  : 
teskl  und  /es/ci,  fiYafc  i;«7Ä;a  biegsam  :  vUki  und  ui^M,  Mdak 
zitka  :  il^A;?  und  zitki.  —  Mit  kurzem  Wurzelvokal  hos 
bösa  :  bdsi  und  bösi  r.  hosöj. 

658.  2.  Die  unbestimmte  Form  hat  nicht  alte 
Endbetonung,  sondern  entweder  alten  Hauptton  auf  der 
ersten  Silbe  als  '  oder  ",  oder  auf  einer  anderen  Silbe  vor 
der  Endsilbe  des  Stammes,  also  dann  nach  heutiger  stoka- 
vischer  Betonung  um  eine  Silbe  weiter  zurückgeschoben  als 
'oder'.  Allgemeine  Regel  ist:  der  Hauptton  bleibt  in  der 
bestimmten  Form,  wie  die  unbestimmte  ihn  hat,  z.  B.  7idv 
nova  :  nbin,  prost  prosta  einfach  :  prösti,  piun  püna  voll  :  püm, 
sU  Sita  satt  :  slti;  grhav  gfbava  höckerig  :  gfbavi,  sllan  sllna 
gewaltig  :  sllm,  plemenit  plemenita  adlig  :  plemeniti;  högat 
bbgata  :  bbgati,  Ijeniv  Ijeniva  träge  :  Ijenivi,  koristan  körisna 
nützlich : Äöris?«?,  hojäzljiv  bojäzljiva  Iwrchissim  :hojäzljivi  usw. 
—  Vereinzelt  tritt  bei  zweisilbigen  Stämmen  mit  '  Deh- 
nung der  Kürze  ein :  {mäo  mala  klein)  :  mäli,  präv  präva : 
prävi  und  prävl,  star  stära  :  stäri,  zdräv  zdräva  :  zdrävi  und 
zdrävi. 

059.     Abweichungen  von    diesem  Typus. 

In  einer  größeren  Anzahl  von  Fällen  hat  neben  der 
als  normal  angesehenen  Übereinstimmung  in  der  Betonung 
der  unbestimmten  und  bestimmten  Form    die  bestimmte 

25* 


388  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.        [§  659.  66Ü. 

auch  alte  Endbetonung  oder  nur  diese,  nach  jetziger 
stokavischer  Betonung  den  Hauptton  '  auf  der  vorletzten 
Silbe.  In  manchen  Fällen  liegt  hier  ein  alter  Betonungs- 
typus vor,  da  auch  das  Russische  dieselbe  Erscheinung 
hat:  Mstar  hlstra  :  Instri  und  histn,  eist  clsta  :  clsti  und 
cistt,  düga  düga  :  dügi  und  ^^i,  mek  meka  :  meki  und  meki, 
mbkar  mokra  :  mökrl  und  mokri,  mrk  mrha  :  mrki  und  mrkl, 
obal  öhla  :  dbli  und  öbli,  östar  östra  :  östri  und  östri,  tili 
iiha  :  tiM  und  tihi,  vet  [vetah)  vetha  alt  :  vethi,  vit  vlta 
biegsam  :  i'if?  (und  vlfl?); — cvjetan  cvjetna  :  cvjefm  {cvjetnä 
nedjelja  Palmwoche)  r.  cvetnoj,  cästan  {cäsan)  cäsna  geehrt, 
heilig  :  cäsm,  desan  desna  recht  :  desiii  r.  fem.  desnäja,  glädak 
glätka :  glätki,  krecan  krecna  Kalk- :  krecni,  lövan  lövna  Jagd- : 
lövni  r.  dial.  lovnoj,  pözan  pbzna  (aus  pozdbns  pozdbna)  spät: 
pdzni  und  poztit,  pöstan  pösna  Fasten-  :  pösni  und  posm, 
sltan  sltna  klein  fein  :  slt7ii  und  sUm,  sladak  slätka  :  slätkl 
und  slätki,  tänak  tänka  :  tänk7  und  tänki,  uzak  üska  :  üski 
und  üski,  vjecan  vjecna  ewig  :  vjecin;  —  glävan  glävna  :  glävni 
(und  glävni^);  —  gvözden  gvozdena  eisern  :  gvozdeni  und 
gvözdem  r.  gvozd'anöj,  leden  ledena,  ledern  und  ledenl  eisig 
r.  led'anöj,  marven  märvena  Vieh-  :  inarveni,  mäslen  mäslena 
Schmalz-  :  maslenl  und  mäsleni,  vbden  vbdena  wässerig  : 
vodeni  und  vbdeni  r.  vod'anöj;  IrasnenT  und  brasneni  Mehl-, 
cabreni  und  cäbreni  Zuber-,  iglen  tglena  Nadel-  :  iglenl, 
kletven  kletvena  Fluch  enthaltend  :  kletvem  und  kletveni;  — 
cbMn  ebhana  tuchen  :  cohäni  und  cbJiam.,  kbstan  kbstann 
knöchern  :  kostäm  und  kbstani  r.  kost'anoj,  nbvcan  nbvcana 
[nbvcan  nbvcana)  Geld-  :  novcäm  und  nbvcani,  räzan  räzana 
Roggen-  :  raiäni  und  räzani  r.  rzanoj,  sjercan  sjercana  aus 
sijerak  einer  Hirseart :  sjercä7ii  und  sjercam,  snjezan  snjezana 
schneeig  :  snjezäni  und  snjezani  r.  snezanöj,  zeljan  zeljana 
aus  Gemüse  zelje  :  zeljäm,  zemljan  zemljana  irden  :  zemljäni 
und  zhnljam  r.  zemVanoj. 

660.  Eine  bedeutende  Anzahl  von  Adjektiven  mit 
Endbetonung  der  bestimmten  Form  ist  überhaupt  nur  in 
dieser  gebräuchlich.  Die  mir  bekannt  gewordenen  Fälle 
führe  ich  an. 


§  660.]  Flexion  der  Pronomina  u.  Adjektiva.  389 

a)  Possessive  Adjektiva  auf  -jl  (angeführt  mit  dem 
Substantiv,  von  dem  sie  herkommen):  brav  Schafvieh 
hrävlß,  cövjek  Mensch  covjecß,  dwlji  wild,  djävö  gen.  ctävola 
Teufel  davdljl,  jägnje  gen.  jägnjeta  Lamm  jagnjeöi  und 
jägnjeöi,  järac  gen.  järca  Bock  järcjt,  jünac  junger  Stier 
jüncß,  jüne  jüneta  dass.  juneci,  kökös  Henne  kokbsß,  kürjäk 
Wolf  kurjäcß,  mägare  gen.  mägareta  Esel  magareci,  ösao 
gen.  bsla  Esel  bslß,  ovca  Schaf  ovcß,  plle  gen.  plleta  Huhn 
jnleöi  und  plleöi,  *pse  pseto  gen.  pseteta  Hund  psedt,  söm 
Wels  sbmlß,  vräbac  Sperling  vräpcß  (mit  anomaler  Länge 
vräpcß),  Mrljebe  zdrebeta  Füllen  Mrebect;  cvörak  Star  (davon 
Adj.  cvörkov)  cvorkbvlß,  drozak  Drossel  drozgövlji,  ker  Spür- 
hund (Adj.  kerov)  kerbvlfi,  kos  Amsel  kosbvlß,  müz  Mann 
muievlji,  ös  (bsa)  Wespe  osbvlji,  piüz  Schnecke  puzevlji,  sin 
Sohn  (Adj.  sinov)  sinbvlß.  Mit  anomaler,  aus  dem  Sub- 
stantiv übertragener  Länge:  brk  Schnauzbart  brcje  pero 
Schwungfeder,  vräg  Teufel  vräzji,  vük  Wolf  viuß,  zec  Hase 
zecß. 

b)  Adjektive  auf  -ski  (alte  unbestimmte  Form  -hsk^): 
äga  (Adj.  ägin)  Aga  agmski,  änäeo  gen.  änäela  Engel 
andelski,  bäsa  (Adj.  bäsin)  Art  vornehmer  Türken  basinsM, 
Bijelä  crkva  (Weißkirchen)  Bjelocrkvänski,  djever  Schwager 
djeversM.,  ctävo  gen.  dävola  Teufel  äavblski,  dvor  Hof  dvbrski, 
gbra  Berg,  Wald  gbrski,  gräd  Stadt  gradskl  r.  gorodsköj,  jezero 
See  jezerski,  Krüpa  (Ort)  KrüpsM,  Erüpanj  gen.  Krüpnja 
(Ort)  Krupänjski,  päsa  (Adj.  päsin)  Pascha  paslnskl,  pölje 
Feld  pbljski  r.  pol'skoj,  pryatelj  Freund  prijateljski,  Rät 
gen.  Rata  (Ort)  R(^änskl,  sköt  Vieh  skbtski,  starina  Alter- 
tum starmsM^  svyet  Welt  svjetski,  svinja  Schwein  svinjski, 
vlädika  Bischof  vladicänski  (aus  altem  Adj.  vladgcbtio),  vräg 
Teufel  vräski,  zemlja  Erde  zemaljskf,  Zemün  (Ort)  Zetnünski, 
drüg  Genosse  druzevski,  knez  pl.  knezovi  u.  a.  Dorfoberhaupt 
knezbvski,  küm  (Adj. kümov)  Gevatter  kumdvsM,  makbvski  {kec) 
Treff-As  (zu  mäk  Mohn,  Adj,  mäkov),  swU  Hochzeitsbegleiter 
svatbvskf,  vila  vilbvskl,  zmäj  Drache  zmajeoski,  zid  Jude  (Adj. 
zldov)  zidbvski.  Mit  doppelter  Form,  endbetont  und  nicht- 
endbetont:  Büdun  Ofen  Budtmski  und  Büdimskl,  bünär  und 


390  Zahlwörter.  [§  660. 661. 

hunär  Brunnen  hunärskl  und  hünärski,  Decäni  (Ort)  Decänskl 
und  Decanski,  Dünav  Donau  dunävskl  und  dünävsM^  nejyri- 
jatelj  Feind  ne2)rijateljskl  und  neprijateljski,  Srljem  Syrmien 
Sf'emski  und  Snjemski,  vtnogräd  Weinberg  vinogrädski  und 
vlnogradskt. 

c)  Adjektiva  auf  -enl,  -am:  bäsca  Garten  hasceni,  bütva 
rote  Rübe  hlifvem,  brädva  Zimmeraxt  bradvem,  britva  Taschen- 
messer britveni,  crkva  Kirche  crkveni,  jäspra  Asper  (Geldstück) 
jaspreni,  käva  Kaffee  kaveiii,  läita  Schiff"  ladem,  ödar  gen. 
Odra  Bett  odren%  rötkva  Rettich  rotkvem,  ükva  Kürbis  tik- 
veni,  vazmeni  österlich,  zöb  Hafer  zobenl;  —  kljüc  Schlüssel 
kljucäni,  rebro  Rippe  (Seite)  rebrom,  so  gen.  söli  Salz  soläni 
r.  sol'anöj,  vosak  gen.  voska  Wachs  vostäni  (und  vöstam) 
r.  voscanöj. 

d)  Adjektiva  auf  -an  =  -hns:  glühnä  nedjelja  Woche 
vor  Palmarum,  kösa  Sense  kds7n  r.  kosnöj,  nöö  Nacht  ndöni 
r.  nocnoj,  red  Ordnung,  Reihe  7'ednji,  rüka  Hand  rücni 
r.  rucnoj,  strvnt  (sthit)  Halm-,  trüsnl  Kleien-.  JNIit  anomaler 
Länge:  brk  Knebelbart  brcm,  güz  podex  güzm,  krv  Blut 
kfvni  {krvnil),  peta  Ferse  petni  r.  patnöj,  rep  Schwanz  repni, 
rüda  u.  a.  Deichselstange  rüdni,  slr  Käse  sirtn,  vrät  Hals 
vrdtni,  züb  Zahn  zübnt  r.  zulnöj. 

III.  Zahlwörter. 
Bestand  und  Flexion. 
661. 


1.  Kardinalzahlen, 

1  jedan 

11  jedänaest 

2  dvä 

12  dvdnaest 

3  tri 

13  trinaest 

4  cetiri 

14  cetrnaest 

5  pet 

15  petnaest 

6  sest 

16  sesnaest 

7  sedam 

17  sedämnaest 

8  ösam 

18  osämnaest 

9  devet 

19  devet naest 

LO  deset 

20  dvädeset 

§  661. 662.]  Zahlwörter.  391 

30  frideset  500  pet  stötlnä 

40  cetrdeset  600  sest  sVötlnä 

50  pedeset  700  sednm  stoimä 

60  sezdeset  800  ösam  stötinä 

70  sedamdeset  900  (7et;e^  stottnä 

80  osamdeset  1000  fisiica,   Mljada 

90  devedeset  2000  rfuye  /is«ce,   JuIJade 

100  sfö,  s/öf««a  3000  frl  ^isz;ce,  hlljade 

200  dvjesta,  dvlje  stdtine        4000  cef/ri  /iszfcfe,  hlljade 

300  inste,  M  stdtine  5000  jje^  tJsücä,  hiljädä 

400  ceü'ri  stdtine  usw. 

663.  Die  Zahlen  von  11 — 19  beruhen  auf  den  alten 
Verbindungen  jedbnz  na  desete,  döva  na  desete  usw.  (=  ein, 
zwei  auf  zehn);  das  gäbe  im  Skr.  jedan-na-desefe,  dva-na- 
desete.  Schon  vom  15.  Jahrh.  an  treten  verkürzte  Formen 
auf:  jedan-na-deste,  dva-na-deste,  und  für  -na-deste  auch  -na- 
este,  -na-jeste  und  -najste,  dies  entstanden  aus  Diphthon- 
gierung des  -ae-.  Daneben  steht  -na-deset  (eigentlich  der 
alte  Akk.  desetb),  daraus  in  gleichartiger  Entwicklung  -na- 
dest  und  -na-est  {-najst),  die  heutige  Form.  Vgl.  dazu  die- 
selbe Erscheinung  im  Bulgarischen  jedinajs,  dvanajs  (.s  für 
-st),  im  Slovenischen  jednajst,  dvannjst.  Anders  im  Rus- 
sischen, wo  die  erste  Silbe  der  Zehnzahl  den  Vokal  ver- 
liert, dvenndcat',  -dcat'  würde  einem  *dbsetb  entsprechen. 
Derselbe  Vorgang  wiederholt  sich  bei  den  Zahlen  20,  30, 
40,  60;  die  ältesten  Formen  sind  dva  deseti,  tri  deseti, 
cetiri  deseti  (abg.  döva  deseti,  tri  deseti  oder  -te,  cetyri  deseti 
oder  cetyre  desete),  vom  15.  Jahrh,  an  dvadesti,  tridesti,  da- 
neben dvadeset,  trideset,  cetirideset  (cetirdeset),  daraus  die 
heutigen  Formen  und  die  Nebenformen  dväest,  tr'iest,  cetrest, 
und  für  altes  sest  deset,  sezdeset  auch  seset.  Vgl.  dazu  bulg. 
dvajs{t),  b\o\. dvajset,  v.dvadcat'  usw.  Solche  aus  den  sonstigen 
Gewohnheiten  der  Sprache  herausfallenden  Verkürzungen 
lassen  sich  kaum  mit  Sicherheit  erklären;  vielleicht  ist 
der  Ausgangspunkt  zu  suchen  in  denjenigen  der  alten  Ver- 
bindungen, wo  in  beiden  Elementen  d  stand   und   durch 


392  Zahlwörter.  [§  662—664. 

eine  Art  Haplologie  oder  Silbendissimilation  das  zweite  d 
ausfiel:  jedhnö-na-desete^  döva-na-desefe,  sedmb-na-desete,  devetb- 
na-desete,  dsva-deseti.  Die  Verkürzung  von  -desete  zu  -desfe 
usw.  mag  mit  der  Unbetontheit  der  zweiten  Silbe  zusammen- 
hängen; die  skr.  Betonung  auf  -va-  (jetzt  stokavisch  auf 
der  Silbe  vorher),  dial.  noch  jedanäest  dvanäest  (Resetar,  Be- 
tonung südw.  Mundarten,  S.  152)  und  eakavisch  jedanajst 
dvangjst,  deckt  sich  mit  der  slov.  und  russischen,  slov. 
dvanajsf,  r.  dvenadcat'.  Die  Form  cetr-  in  ceirnaest,  cetrdeset 
geht  zurück  auf  eine  schon  im  15.  Jahrh.  vorkommende 
Verkürzung  cetir-,  aus  cetiri-  oder  cetire-,  die  zweite  immer 
unbetonte  Silbe  -ir-  ist  zu  r  geworden.  —  Neben  dvjesta, 
d.  i.  der  alte  neutrale  Dual  ddve  mit  dem  im  Skr.  beim 
Nomen  dem  Maskulinum  gleich  gemachten  Dual  von  stö, 
steht  in  südlichen  Mundarten  dvlje-sti  =  dzve  szU  (der 
alte  neutrale  Dual  von  söto).  —  sitdtina  ist  eine  Ableitung 
von  stö,  in  dem  Sinne  von  eKaiovidi;;  hlljada  ist  entlehntes 
griechisches  x^^*^?  x^^ictbog. 

663.  Die  Zwischenzahlen  zwischen  den  Zehnern  von 
20—100  und  die  Weiterzählung  von  100  oder  1000  an 
geschieht  so,  daß  die  kleinere  Zahl  durch  i  (und)  mit  der 
größeren  voranstehenden  verbunden  ward.  Das  i  zieht  den 
Hauptton  (1)  auf  sich,  wenn  die  ihm  folgende  Zahl "  oder 
",  also  alten  Hauptton  auf  der  ersten  Silbe  hat,  das  Zahl- 
wort ist  dann  enklitisch;  war  dagegen  die  erste  Silbe  von 
alters  her  unbetont,  so  bewahrt  das  Zahlwort  seinen  Haupt- 
ton und  i  ist  unbetont,  z.  B.  dvä,  tri  :  dvddeset  i  dvä,  l 
tri;  pet :  trldeset  i  pet;  dagegen  bei  jedan,  cetiri  :  dvddeset  i 
jedan,  dv.  i  cetiri;   stö  i  dvddeset  i  sest  (126). 

664.  Von  den  Zahlen  sind  flektierbar  jedm,  dvä 
(diese  beiden  der  Form  nach  Pronomina),  /n,  cetiri;  stö- 
tina,  thuöa  hUjada  sind  femininale  Substantiva,  dekliniert 
wie  £ena;  zu  stö  vgl.  §  669  am  Ende. 


§  664.  665 

] 

Zaliiwörtt-r. 
jedan. 

39 

Maskulinum 

Neutrum 

Femininum 

skr. 

abg. 

skr.            abg. 

skr. 

abg. 

jedan 

jednoga 

jednomu 

jedan 

jednlm, 

jedbm 

jedbnogo 

jedhnomu 

jedbm 

jedbnemb 

jedno          jedbno 
wie  Maskulinum 

jedno          jedbno 

jedna 

jedne 

jednöj 

jednu 

jednom 

jedbna 

jedbnojg 

jedbnoji 

jedbna 

jedbnojq 

-nijem 
jednom, 
jednomi 

jedbnomb 

i 

wie  Maskulinum 

jednöj 

jedbnoji 

jedni 
jednlh, 
-nijeh 

jedbni 
jedbnecin 

1 
jedna          jedbna       \  jedne          jedhmj 

wie  beim  Maskulinum 

jednlm, 

jedhnefm 

-nijem 
jedne 
jednlm, 

-nijem 

jedhny 
jedmemi 

jedna         jedbna         jedne          jedhny 
'             wie  beim  Maskulinum. 

jednlm. 

jedbnech^ 

-nijem 

Die  Formen  Instr.  sg.  jednijem,  Dat.-Instr.-Lok.  pl. 
jednijem,  Gen.  pl.  jednijeh  sind  die  alten  pronominalen, 
jednlm  usw.  dem  Adjektivum  entnommen.  Wenn  jedan 
durch  ni  negiert  wird  (ne  unus  quidem,  keiner),  so  treten 
die  Präpositionen  zwischen  die  beiden  Wörter,  ni  od  jed- 
noga; die  bestimmte  Form  nijednl  wird  in  Verwünschungen 
gebraucht:  nljednä  vjero!  Treuloser! 

Die  dialektische  Betonung  jednoga  jednomu  (Ragusa) 
ist  die  ältere,  vgl.  cak.  jednega  jednenm,  r.  odnovo  odnomij. 

665.  dvä. 

Maskulinum  und  Neutrum  Femininum 

skr.  abg.  skr.  abg. 

n.-a.  dvä  m.  dhva,    ntr.  dive  dmje  d^ve 

g.  dvdjü  divojii  dvijü  d^voju 

d.-i.-l.  dvjema  d^vema  dvjema       d^vema 


BU 


Zahlwörter.                              [§ 

Dazu  öba  beide: 

Mask.-Neutr. 

Femininum 

öba,  öbadvä 

öbje,  öbadvije 

obadväjü 

obadvijü 

öbjema,  obadvjema                      wie  Mask. 

660. 

tri. 

skr. 

abg. 

n.-a.  tri 

m.  tnje  tri  je,  ntr.  fem.  tri 

g.  trijü 

trhjh  trijh 

d.-i.-l.  trima 

trbim 

a.  tri 

i.  frfcmt 

1.  trhchh 

6^7. 

cetiri. 

skr. 

abg. 

n.-a.  cetiri 

m.  cetyre,  ntr.  fem.  ce/?/rj 

g.  cefirijü 

t'e/?/JT) 

d.-i.-l.  cetirma 

ce^?/r6»i?) 

a.  cetyri 

i.  cetyrbmi 

1.  cetyrbcM. 

-668. 


668.  Die  Formen  der  Zweizahl:  der  Verlust 
der  alten  Form  des  Nom.-Akk.  dual,  zugunsten  der  Mas- 
kulinform wie  beim  Nomen.  Im  Gen.  dväjü  statt  eines 
normalen  *dvoju  ist  der  Nom.-Akk.  dvä  als  Stamm  auf- 
genommen; ebenso  in  Gen.  fem.  dvijü  ekav.  dv^ü  der 
femin.  Nominativ;  wenn  neben  dvjema  dial.  dvima  vor- 
kommt, ist  dies  nicht  aus  jenem  entstanden,  sondern  durch 
Ausgleichung  mit  trima  infolge  der  Parallele  dvijü  :  trijü. 
In  älterer  Zeit  galt  dvijü  dvejü  für  alle  Genera,  dväjü  be- 
steht seit  dem  17.  Jahrb.;  an  diese  Form  hat  sich  zur 
selben  Zeit  eine  mask. -ntr.  Dativform  dvdma  angeschlossen. 
Die  alte  Genitivform  obeju  obiju  ist  ungebräuchlich,  oha- 
dväjü  obadvijü  enthalten  ein  starr  gewordenes  oba  mit  der 
Zweizahl  verbunden. 


§  668—670.]  Zahlwörter.  395 

Die  Genitive  trijü  cetirijü  (schon  im  16..Jahrh.)  haben 
die  Dualendung  von  der  Zweizahl  angenommen,  dabei  sind 
die  Nominative  tri  cetiri  als  Stamm  verwendet.  Von  einem 
solchen  Stamm  tri-  cetiri-  werden  in  älterer  Zeit  die  Dative 
(Instr.,  Lok.)  trim  cetirim  gebildet,  daraus  entstand  mit 
Annahme  der  Dualendung  trima  (die  heutige  Form)  und 
cetirima,  aus  diesem  seit  dem  17.  Jahrh.  das  heutige  cetirma, 
wohl  eine  Verkürzung  von  cetirima,  nicht  auf  ein  altes 
cetyrhmi  (Instr.)  zurückgehend. 

669.  Die  Zahlen  von  5 — 99:  flektierbar  sind  nur 
jedan,  dvä,  tri,  cetiri  in  den  mit  ihnen  verbundenen  Zwischen- 
zahlen zwischen  den  Zehnern,  z.  B.  dvädeset  i  jedan  gen. 
dvddeset  i  jednoga,  trideset  l  dvä  dat.  trideset  i  dvjema,  cetrdeset 
i  cetiri  gen.  c.  i  cetirijü',  alles  andere  ist  indeklinabel,  da- 
her z.  B.  nur  dvädeset  l  jyet. 

Zu  den  Formen  von  stö  (s.  §  662)  kann  noch  er- 
wähnt werden,  daß  in  älterer  Zeit  von  500  an  gezählt 
wurde  pet  sät,  sest  sät  usw.;  sät  ist  der  alte  Gen.  pl.,  abg. 
petb  s^t^.  sestb  sötö. 

670.  2.  Die  Ordinalzahlen;  Adjektiva,  nur  in 
der  bestimmten  Form  gebräuchlich: 

1.  prvi  15.  petnaestt 

2.  drügl  16.  sesnaestl 

3.  treöl  17.  sedämnaesti 

4.  cetvrtl  18.  osämnaesti 

5.  peti  19.  devetnaestl 

6.  sestl  20.  dvädeseti 

7.  sedmt  30.  trideseti 

8.  ösml  40.  cetrdeseti 

9.  deveti  50.  pedeseti 

10.  deseti  60.  sezdesetl 

11.  jedänaesti  70.  sedamdeseti 

12.  dvänaesti  80.  osamdesetl 

13.  trinaesti  90.  devedeseii 

14.  eetrnaesti  100.  stötl 


396  Zahlwörter.  [§670.671. 

200.  dvjestöti  500.  petstöti 

300,  irlstöti  usw. 

400.  cetiristöti  1000,  tlsuöi,  Mljadi. 

Die  Zahlen  1.,  3, — 10,  sind  die  Entsprechungen  der 
alten  Ordinalia  *phm  abg,  prvö,  trethjb,  *cetvbrt5  abg.  ce- 
tvrtö  usw.;  drugl,  eig.  der  andere,  ersetzt  das  alte  vztorb 
(skr.  erhalten  in  idörnik  Dienstag  =  v^torml^k^). 

Die  Zahlen  von  11. — 19.  sind  dem  Muster  von  4. — 10. 
einfach  nachgebildet;  stöti  dvjestoü  kommt  schon  bei 
Mikalja  (Blago,  1649)  vor,  es  ist  Nachbildung  der  auf  -ti 
auslautenden  wie  cetvrti,  peti  usw.,  da  ein  *sto-l  nicht  bild- 
bar ist.  Danach  sind  in  der  Schriftsprache  (volkstümlich 
sind  diese  Bildungen  überhaupt  nicht)  die  folgenden  Hun- 
derte fortgesetzt,  und  ebenso  weitergebildet  ßsuöi  hUjadl; 
die  weitere  Zählung  von  1000.  an  soll  nach  Angabe  der 
Grammatiker  (Mar.  §  235  b)  dann  erfolgen  als  dvye  tlsuöi, 
tri  tlsucl  usw. 

Zum  Ausdruck  der  Ordinalzahlen  zwischen  den 
Zehnern  20. — 30.,  30.  —  40.  usw.  werden  nur  die  Einer 
in  die  Ordinalzahlform  gesetzt,  dabei  das  die  Kardinalia 
verbindende  i  weggelassen,  z.  B.  dvddeset  treöi  23.,  pedeset 
pfm  51.,  sezdeset  sedmi  67.,  ebenso  noch  stö,  tisuöa  hlljada, 
z,  B.  stö  dvddeseti  120.,  pet  sfötinä  devedeset  dsmi  1598., 
hlljada  dvddeset  treci  1023. 

671.  3.  Kollektivzahlen,  nur  im  Plural  und  im 
Neutrum  sing,  gebraucht,  z.  B.  pl.  m.  dvoji,  f.  dvöje,  sg.  ntr. 
dvöje : 

2  dvoji,  ntr.  dvöje;  dazu  ö&qy't,  ntr,  öboje  (beides) 

3  tröji,  ntr.  tröje 

4  cetvori,  cetvoro 

5  petori,  pÜoro 

6  sestori,  sestoro 

7  sedmori,  sedmoro 

8  ösmori,  ösmoro 

9  devetori,  devetoro 
10  desetori,  desetoro 


§671—673.]  Zahlwörter.  397 

usw.    bis    99,    z.B.  devetnaestori  19,    tridesetori  {tridesteri). 

Weniger  üblich  ist  statt  des  Formans  -or-  die  Form  -er-, 

z.  B.  cetveri  cetvero  usw. 

Wenn  der  Plural,    was  selten  ist,    flektiert   wird,    so 

geschieht  es  nach  Art  des  unbestimmten  Adjektivs: 
Maskulinum  Neutrum  Femininum 

dvöji      cetvori         dvöja  cetvora         dvöje  cetvore 
dvdjiJi    cetvonh       wie  beim  Maskulinum 
dvöjtm  öefvomn       dvöja  cetvora         dvöje  cetvore 
dvöje     cetvore  wie  beim  Maskulinum. 

Das  Neutrum  wird  flektiert: 

n.-a.  dvöje,  tröje  cetvoro  {cetvero) 

g.  dvoga,  tröga         cetvörga  {cetvirga) 
d.-i.-l.  dvoma,  tröma       cetvörma  (cetverma). 

Wie  cetvoro  alle  Bildungen  auf  -oro ;  zu  dvöje  vgl.  öboje 
ohoga  (und  öbojega).  Die  ältere  Flexion  war  dvojega,  dvojemu, 
daraus  dvojga,  dvojmu ;  das  spätere  dvoga,  dvömu  dvome  ist  wohl 
nicht  unmittelbar  daraus  entstanden,  sondern  hat  durch 
Anschluß  an  die  Adjektivdeklination  das  -oga,  -onm,  -ome 
angenommen ;  dvoma  ist  den  Dativen  der  Kardinalzahlen 
dvjenia,  trima  usw.  nachgebildet,  ebenso  tröma;  cetvörga 
cetvörma  sind  unmittelbare  Nachahmungen  von  dvöga  dvoma. 

67S.  Von  den  Kollektivzahlen  werden  abgeleitet 
Zahlsubstantiva  mit  Formans  -ica:  dvöjica,  oböjica,  trb- 
jica,  cetvorica,  petörica  usw.,  eig.  eine  Anzahl  von  zweien, 
dreien  usw.  In  thesi  kann  von  den  Zahlen  2 — 99  solche 
Ableitung  stattfinden,  mit  Ausnahme  natürlich  der  zu- 
sammengesetzten, die  als  zweites  Element  «ein»  jedan 
haben,  da  diese  keine  Kollektivzahl  neben  sich  haben 
kann,  daher  z.  B.  wohl  dvädeset  i  2Jet.drica,  aber  nur  dvä- 
deset  i  jedan. 

GTS.  4. Distributivzahlen  sind  nicht  in  besonderer 
Form  vorhanden,  die  Verteilung  «je  zwei»  usw.  wird  durch 
die  Präposition  j;o  mit  der  Kardinalzahl  ausgedrückt,  z.  B. 
po  jedan  je  ein,  pö  dvä  je  zwei,  pö  sest  je  sechs,  pö  stö  je 
hundert  usw. 


398  Zahlwörter.  [§674-676. 

074.  5.  Multiplikation  (so  und  so  viel  mal)  wird 
durch  das  Subst.  püt  Weg  mit  der  betreffenden  Zahl  ge- 
geben: jcdän  püt,  dvä  püfa,  tri  püta,  cetiri  2J'üta.  pet  pütä 
(gen.  pl.),  dafür  auch  mit  undekliniertem  püt  und  Ver- 
kürzung des  u:  jedänput  {jedämp)ut),  dvdput,  triput  usw.  (Budm. 
§122  dvdpüt,  tripüt  usw.)  In  älterer  Zeit  war  noch  üblich 
krät  (abg.  krath,  s.  Abg.  Gr.  §  121.2a):  jedän  krät,  dväkrät, 
trikrät,  cetirikrät  (so  Ak.Wb.  unter  krät);  mundartlich  noch 
dväs  {dväi,  dväzde  Vuk  Wb.  aus  Mont.,  vgl.  mnögäst  ebd. 
vielmals,  aus  nnnoga-sbd-)  zweimal,  tris  {trU)  dreimal,  aus 
altem  d^vasbdy  {dvaMi)  trisbdy  (triMi),  s.  Abg.  Gr.  §121.  2  b, 

675.  Gebrauch  der  Zahlwörter;  Zählweise. 
1.  Die  Zahlen  1 — 4  sind  adjektivisch  und  stehen  als 

Attribut  zu  dem  gezählten  Gegenstande,  mit  ihm  in  Genus, 
Numerus,  Kasus  übereinstimmend,  z.  B.  jedan  cövjek  gen. 
jednoga  cövjeka,  jedna  iena  gen.  jedne  iem,  jedno  selo  gen. 
jednoga  sela;  dvä  cövjeka  (alter  Dual),  dvlje  zene,  tri  sela; 
die  einst  mit  dem  Plural  verbundenen  tri  cetiri  folgen  mit 
Annahme  des  Duals  der  gezählten  Dinge  der  Zweizahl, 
daher  tri.  cetiri  cövjeka;  tri,  cetiri  iene;  tri,  cetiri  sela. 

Der  Plural  von  jedan  ward  gebraucht:  a)  bei  Zählung 
von  Pluralia  tantum,  z.  B.  jedna  vrdta  ein  Tor;  b)  bei 
gruppenweiser  Zusammenfassung  von  Dingen,  wo  eine 
Gruppe  anderen  gegenübergestellt  wird,  z.  B.  jed7ie  iene 
stöku  müzü,  jedne  mleko  razlivajü  die  einen  Frauen  melken 
die  Herde,  die  anderen  gießen  die  Milch  aus;  c)  wenn 
jedan  den  Sinn  von  «ein  und  dasselbe»  hat,  z.B.  mi  snia 
jedmh  gödviä  Avir  sind  derselben  Jahre  (gleich  alt);  d)  als 
Plural  von  jedan  =  aliquis,  quidam,  z.  B.  öndje  näde  jedne 
velike  i  högate  dvöre  da  fand  er  einige  große  und  reiche  Höfe. 

Die  Zahlen  von  5  an  sind  Substantiva,  der  gezählte 
Gegenstand  steht  im  Gen.  pl.,  z.  B.  pet  Mnä,  sest  selä, 
sedam  sinövä,  stö  ovdcä  100  Schafe  (vgl.  Abg.  Gr.  §  116). 

676.  2.  Die  pluralischen  Kollektiva  werden  an- 
gewendet: 

a)  Bei  Zählung  von  Pluralia  tantum,  z.  B.  tröja  vrdta 
drei  Tore. 


§676—679.]  Zahlwörter.  399 

b)Bei  paarweiser  oder  griippen  weiser  Zusammenfassung 
von  Dingen,  z.  B.  cetvore  crevlje  vier  Paar  Schuhe,  dvöji 
svätovi  zwei  Gruppen  von  Hochzeitsbegleitern  (von  zwei 
Hochzeiten;  dvä  sväta  =  zwei  Hochzeitsbegleiter). 

677.  3.  Das  Neutrum  der  Kollektiva,  dvoje,  iröje, 
cetvoro  usw.,  bei  denen  der  gezählte  Gegenstand  im  Gen. 
steht,  wird  gebraucht: 

a)  Bei  singularischen  femininalen  Kollektiven,  meist 
auf  -äd,  z.  B.  petoro  celjädi  fünf  Personen,  desetoro  telädi 
zehn  Kälber;  tröje  djece  drei  Kinder  (gen.  troga  djece),  sed- 
moro  djece  sieben  Kinder,  ebenso  wenn  statt  der  normalen 
Plurale  der  Deminutiva  auf  -e  (gen. -eta)  Deminutivformen 
auf  -iö  gebraucht  werden,  z.  B.  statt  dvä,  M,  cetiri  pileta 
(zwei  usw.  Hühnchen)  dvoje,  tröje,  cetvoro  pllidä. 

b)  Wenn  unter  eine  Zahl  lebender  Wesen  solche  ver- 
schiedenen Geschlechts,  Alters  oder  verschiedener  Gattung 
verbunden  werden,  z.  B.  petoro  Ijüdi  fünf  Leute,  d.  h. 
Männer  und  Frauen,  oder  Männer  und  Kinder,  oder  Männer, 
Frauen  und  Kinder,  ösmoro  könjä  acht  Pferde  verschiedener 
Rasse. 

c)  Bei  Angabe  von  Teilungen,  z.  ß.  Icöplje  slönn  nä 
cetvoro  die  Lanze  zerbrach  er  in  vier  Teile. 

678.  4.  Die  Ableitungen  dvbjica  usw.,  bei  denen  der 
gezählte  Gegenstand  im  Gen.pl.  stehen  muß,  werden  ver- 
wendet bei  Zählung  männlicher  Personen,  z.  B.  cetvdrica 
Ijüdl  vier  Männer,  desetörica  Srbä  zehn  Serben.  Absolut 
stehend  bedeutet  dvbjica  usw.  immer  Männer.  Prädikate 
stehen  im  Plural,  beim  nominalen  Prädikat,  da  es  sich 
um  männliche  Personen  handelt,  im  Nom.  pl.  msk.,  z.B. 
p&  SU  dvä  trbjica  hüi  otisli,  da  ga  ötmü  da  gingen  jene  drei, 
um  ihn  zu  rauben  (Budm.  §  310). 

679.  5.  Die  Zahlen  von  5  an  gelten  als  Neutrum 
sg.,  nominales  Prädikat  steht  also  bei  ihnen  in  dieser  Form, 
z.  B.  dbslo  je  pet  Ijüdi  angekommen  sind  fünf  Leute,  vgl. 
devet  nemo,  drügo  devet  slepo  neun  stumm,  andere  neun  blind 
(Vuk  Nar.  Pj.  H.  8  v.  38).     Bei  zusammengesetzten  Zahlen 


400  Zahlwörter.  [§679-681. 

richtet    sich   das  Prädikat    nach    der  letztstehenden  Zahl, 
z.  B.  dosla   SU  dvddeset  l  dvä    (i  tri,    i  cetiri)   cbvjeka  ange- 
kommen sind  zwei  (drei,  vier)  mid  zwanzig  Männer,  dbslo 
je  dvddeset  l  pet  Ijüdi  angekommen  sind  25  Leute. 
680.     6.  Die  Zahlen  nach  Präpositionen: 

a)  jedan  tritt  nach  Präpositionen  in  den  bei  diesen 
erforderten  Kasus,  z.  B.  iz  jednoga  gräda  aus  einer  Stadt, 
s  jedtmn  müzeni  mit  einem  Manne;  daher  auch  bei  den 
mit  der  Einzahl  verbundenen  Zehnern,  z.  B.  iz  dvddeset  i 
jednoga  gräda  aus  21  Städten. 

b)  dvä,  tri,  cetiri  und  der  dabei  (im  Dual  bei  Mask. 
und  Neutr.,  im  Plural  beim  Fem.)  stehende  gezählte  Gegen- 
stand bleiben  unverändert,  z.  B.  köd  dvije  sestre  bei  zwei 
Schwestern,  sa  cetiri  sina  mit  vier  Söhnen,  mhtu  dvä  hfda 
zwischen  zwei  Bergen. 

c)  Unverändert  bleiben  die  Zahlen  von  5  an  (bei  denen 
der  gezählte  Gegenstand  als  im  Gen.  pl.  stehend  für  die 
Präposition  nicht  in  Betracht  kommt),  z.  B.  iz  dvddeset 
gradovä  aus  20  Städten,  sä  jjet  monidkä  mit  fünf  Burschen, 
od  sto  momäkä  von  100  Burschen,  sa  jedno  stö  Ijüdl  mit 
einhundert  Leuten. 

d)  Das  Neutrum  der  Kollektivzahlen  (der  dabei  im 
Gen.  sg.  oder  pl.  stehende  Gegenstand  kommt  für  die 
Präposition  nicht  in  Betracht)  bleibt  unverändert,  z.  B.  sä 
sedmoro  djece  mit  sieben  Kindern,  nä  desetoro  telädi  auf 
zehn  Kälber,  u  öhoje  svätövä  bei  den  beiderseitigen  Swaten, 
ja  i  Jügoviö  s  dvöje — tröje  celjädi  ich  und  J.  mit  zwei — drei 
Leuten. 

081.  7.  Die  unflektierbaren  Zahlwörter  konnten  des- 
wegen nach  Präpositionen  stehen,  weil  diese  die  Beziehung 
im  Satze  genügend  angeben.  Dagegen  tritt  bei  ihnen  eine 
Verlegenheit  ein,  wenn  ohne  Präposition  andere  Kasus- 
funktionen als  Nom.  und  Akk.  erfordert  werden:  Genitiv 
und  Dativ-Instr.-Lok.  Es  kommt  indes  vor,  daß  der  bei 
der  Zahl  stehende  Genitiv  pl.  des  gezählten  Gegenstandes 
zugleich  alö  adnominaler  Genitiv  zu  einem  anderen  Wort 
des  Satzes  bezogen  wird,  z.  B.  änäeli  sedam  cfkävä  die  Engel 


§  681—683.]  Zahlwörter.  401 

der  sieben  Kirchen,  nnla  söja  devet  Jügovicä  die  liebe 
Schwester  der  neun  Jugovicen.  Sogar  bei  der  dualischen 
Verbindung  mit  2—4  wird  zuweilen  der  Dual  (beim  Fem. 
Plural)  als  Genitiv  gefaßt  und  in  gleicher  Weise  verbunden, 
z.  B.  pise  sa  zndnjem  dvä  mUuta  hräta  er  schreibt  unter  Mit- 
wissen der  zwei  jüngeren  Brüder,  na  svrsetku  öve  tri  nedjelje 
am  Ende  dieser  dreiWochen  (Mar. S.  223).  —  Die  Schwierig- 
keit beim  Dat.-lnstr.-Lok.  kann  so  gehoben  werden: 

683.  a)  Bei  gezählten  männlichen  Personen  wählt 
man  die  flektierbaren  Zahlsubstantive  auf  -iea  statt  der 
Kardinalzahl,  z.  B.  ^;re(?«5e  se  desetörici  neprijateljä  sie  er- 
gaben sich  den  zehn  Feinden,  prljeti  nam  desetöricöm  svöjth 
drugövä  er  droht  uns  mit  zehn  seiner  Gefährten.  Ist  das 
Gezählte  durch  ein  Pronomen  ausgedrückt,  so  steht  dies 
im  Gen.  pl.  der  Zahl  voran  und  kann  dem  Zahlsubstantiv 
im  Kasus  angeglichen  werden,  z.  B.  rekao  je  näs  tröjici  er 
hat  uns  dreien  gesagt,  oder  näma  tröjici,  pred  näs  trbjicöm 
vor  uns  dreien,  oder  pred  nama  trbjicöm. 

b)  Bei  gezählten  Dingen  (Nichtpersonen)  wird  die 
Bezeichnung  des  Dinges  in  den  erforderlichen  Kasus  ge- 
setzt, z.  B.  nmucio  se  je  dvdnaest  pöslovima  er  hat  sich  ab- 
gemüht mit  zwölf  Arbeiten.  Doch  ist  das  nicht  sehr  ge- 
bräuchlich, man  hilft  sich  in  solchen  Fällen  durch  andere 
Wendungen,  durch  Präpositionen,  nach  denen  nicht  flektiert 
zu  werden  braucht. 

683.  c)  Ist  der  mit  einer  Kardinalzahl  gezählte 
Gegenstand  durch  ein  Pronomen  ausgedrückt,  so  steht  dies 
der  Zahl  voran  im  Gen.pl.  und  dient  in  dieser  Form  auch 
als  Akkusativ,  z.  B.  vldio  sam  njih  dvdnaest  ich  habe  ihrer 
zwölf  gesehen,  bei  anderen  Kasusbeziehungen  wird  es  in 
die  erforderliche  Kasusform  gesetzt,  z.  B.  da  se  njöj  (jednöj 
övci)  vUe  räd'uje  nego  bnima  devedeset  %  devet  daß  er  sich 
mehr  freut  über  es  (ein  Schaf),  als  über  jene  99.  —  Steht 
ein  Attribut  zu  einem  Substantiv,  das  der  Zahl  folgt,  dem 
Zahlwort  voran,  so  wird  es  in  den  erforderlichen  Kasus 
gesetzt,  z.  B.  näpicn  je  (cäsu)  mbjim  devet  sürä  ich  werde 
ihn  (den  Becher)  zutrinken  meinen  neun  Schwägern. 

Leskien,  Serljolcroatische  Grammatik.  26 


402  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.       [§  684 — 686. 

684.  d)  Hängt  von  dem  Neutrum  der  Kollektiva 
dvöje  usw.  ein  Pronomen  ab,  so  steht  es  (im  Gen.  pl.) 
voran,  z.  B.  näs  dvöje  unser  zwei,  nph  cetvoro  ihrer  vier. 
Diese  Verbindungen  sind  zugleich  Akkusativ,  soll  der  Dativ 
usw.  ausgedrückt  werden,  so  wird  Zahl  und  Pronomen 
flektiert,  z.  B.  vjeriijemo  väma  dvöma,  gdvorvmo  njlma  fröma 
wir  sagen  den  dreien. 

685.  S.  Die  Akkusative  stofinu,  t'isuöu  hlljadu  können 
als  starr  gewordene  Formen  auch  in  nominativischer  An- 
wendung und  nach  Präpositionen  stehen,  z.  B.  Mio  (Prä- 
dikat neutral)  7nu  je  stötinu  godmä  es  waren  ihm  100  Jahre 
(er  war  100  J.  alt),  prije  thuöu  godtna  vor  1000  Jahren, 
s  hlljadu  vojnikä  mit  1000  Kriegern. 

Über  die  Eigentümlichkeiten  der  in  §§  675 fg.  be- 
handelten Zählweise  vgl.  Budm.  §§  307 — 314,  Mar. 
§§238 — 245;  die  oben  gegebenen  Beispiele  stammen  daher. 

Anhang  zur  Deklination.     Adverbia. 

686.  Die  adverbiell  gebrauchten  Wörter  kann  man 
in  drei  Klassen  teilen:  I.  von  alten  Pronominalstämmen 
abgeleitete,     ihre    Endungen     zeigen    alte    Kasusformen; 

II.  starr  gewordene  Nominalkasus :  1 .  die  regelmäßig  neben 
den  Adjektiven  stehenden  adverbiell  gebrauchten  Kasus- 
formen dieser,  im  Skr.  der  Akk.  sg.  ntr.,  oder  von  den 
Adjektiven  auf  altes  -hskh  eine  Form  auf  -ski  (aus  -hsTcy); 
2.  sonstige  Kasus  von  Substantiven,  Adjektiven,  Zahlwörtern ; 

III.  Verbindungen  von  Präpositionen  und  Nominalkasus. 

I.  Die  Adverbien  von  alten  Pronominalstämmen. 

1.  Zur  Angabe  des  Orts. 

A.  wo:  gdje  wo  (interrogativ  und  relativ,  gdje-no  ist, 
wo  es  gebraucht  wird,  regelmäßig  nur  relativ)  =  *khdi 
(abg.  k^de,  aber  in  anderen  slav.  Sprachen  ebenfalls  -de; 
und  so  bei  den  folgenden),  övdje  hier  =  '^ov^de•,  öndje 
dort^^''''omde;  Indje  anderswo  =  *imde;  svägdje  überall 
=  *vhsb-kide  (das  daneben  vorkommende  smgdje  ist  Nach- 
bildung von  sviidä,  s.  §  688);  drügdjc  anderswo  =  *dru- 


§  686—688.]       Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.  403 

g^de,  drugövdje  daps.  =  *dn^gov^de    (mit  angehängten  Par- 
tikeln gdje-no,  övdje-n  övdjen-ä,  ovdjeka  övdjenäk);  tu  dort. 

687.  B.  wohin  und  woher. 

Ausdrücklich  gemeintes  örtliches  woher  wird  durch 
Formans  -amo  ausgedrückt:  ämo  hierher,  hämo  wohin  (inter- 
rogativ und  relativ),  övamo  hierher,  önamo  dorthin,  tämo 
dahin  (beide  auch  im  Sinne  von  «dort»).  Soll  die  Be- 
wegung bis  zu  einem  bestimmten  Ziele  bezeichnet  werden, 
so  wird  die  Präposition  do  (bis)  vor  die  demonstrativen  Ad- 
verbia unter  A  (§686)  gesetzt:  ddvde  bis  hierher,  dönde 
bis  dahin.  Diese  Beziehung  vfird  außerdem  ausgedrückt 
durch  Verbindung  von  do  mit  alten  Adverbien,  die  den 
abg.  Icole  koli,  tole  toli,  sele  seli  entsprechen  und  eine  Er- 
streckung über  Raum  oder  Zeit  bedeuten :  dötole  (dotöle),  alt 
und  noch  ragusanisch,  bis  dahin,  daraus  das  schon  alte 
dötle,  wahrscheinlich  aus  einem  *do-Me  durch  Herab- 
drückung  des  o  zu  ä,  vgl.  dial.  (Ak.  Wb.)  döiäle  {doiäle), 
dessen  a  dann  aus  ^  entstanden  wäre;  dö-hle  (schon  im 
13. Jahrb.)  wie  weit,  wie  lange  (dial.  auch  döMle);  dosle 
(richtiger  dosle?)  bisher,  jek.  auch  döslije,  ik.  dosli,  älter 
ddsele;  hier  zeigt  der  Wechsel  von  -e,  -i,  -ije,  daß  zugrunde 
liegt  sele;  auffallend  ist  dagegen  das  durchgehende  (nicht 
bloß  ekavische)  -e  in  dönde  ddvde  (gegen  ondje,  ovdje),  dokle. 
Durch  Ausgleichung  von  dönde  dövde  mit  den  Bildungen  auf 
kle  sind  entstanden  dövle  bis  hierher,  dönle  bis  dahin, 

688.  Zur  Angabe  der  Richtung  woher  dienten  vor 
alters  die  Adverbien  auf  -ade,  -qdu  (so  abg.),  -qda,  in 
mehreren  slav.  Sprachen  auch  -qdy;  regelmäßig  im  Skr. 
ist  die  Bildung  auf  -qda  skr.  -uda.  daneben  erhalten  auch 
■ade  skr.  -ude.  Diese  Adverbien  haben  im  Skr.  mehr  die 
Bedeutung  einer  Richtung  «an  dem  Beobachtenden  vor- 
bei» angenommen,  und  von  da  aus  den  Sinn  «irgendwo- 
hin»: küdä  küd  (abgekürzt,  und  so  bei  den  folgenden)  wo 
vorbei,  wohin  (interrogativ  und  relativ),  z.B.  küd  si  mi  se 
opremio,  sinko  wohin  hast  du  dich  reisefertig  gemacht,  mein 
Sohn?;  dvudä  (ovüdä)  dvud  hier  vorüber;  önudä  (onüdä) 
omid  dort  vorbei,  in  der  Richtung  nach  dort,  z.  B.  pröde 

26* 


404  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.         [§  688. 689. 

li  ovudä  täkl  i  täki  cöekf  On  mu  käze,  da  je  ön  ddävno 
onudä  j^yosao  i  dösad  bog  znä  Jcüd  je  oüsao  ist  hier  der  und 
der  Mann  vorbeigekommen?  Er  sagt  ihm,  daß  der  schon 
längst  da  vorüber  gekommen  ist  und  bis  jetzt  Gott  weiß 
wohin  gegangen  ist;  svüdä  svüd  (=  ^'vhsqda)  überall  hin, 
nach  allen  Seiten,  überall,  z.  B.  tklare  svud  ^xj  cärstvu  trd- 
iiti  joj  Ujeka  sie  eilen  überallhin  durch  das  Königreich, 
um  ein  Heilmittel  für  sie  zu  suchen;  dass.  svakudä  sväkiid, 
dial.  svnhtd  in  der  ersten  Silbe  an  svüdä  angeschlossen. 
tüdä  tud  da  vorbei,  dahin,  z.  B.  kud  öställ  onoViM  närod, 
tüdä  du  l  ja  wohin  das  übrige  zahlreiche  Volk,  dahin  will 
auch  ich;  drukuda  drukud  (mont.  bei  VukWb.)  =  drug-k. 
anderswoher.  Die  Formen  küdär  tüdär  enthalten  die  Par- 
tikel -re  (=  -sc)  -r;  wenn  für  älteres  küdäre  ein  küdära 
vorkommt,  so  ist  das  a  angenommen  nach  der  Parallele 
kud  :  küdä  usw.  Die  alten  Formen  auf  -ade  sind  fortgesetzt 
in  südlichen  Mundarten:  küdije  küde  kud  (Abkürzung), 
övudije  (ovüdije),  önudije,  tüdije, 

689.  Wenn  ein  ausdrückliches  woher  verstanden 
werden  soll,  so  wird  die  Präposition  od-  (von)  vorgesetzt, 
wobei  manche  Veränderungen  der  Form  der  Zusammen- 
rückung vorkommen.  Von  den  auf  kol-,  toi-  beruhenden 
Bildungen  hat  sich  in  alter  Form  erhalten  ötole  (herzeg., 
mont.  bei  Vuk  Wb.,  auch  bei  Gundulic)  von  da;  früh 
treten  aber  die  verkürzten  Formen  auf:  ötkle  (schon  im 
13.  Jahrb.)  woher,  daraus  mit  Verlust  des  t  auch  ökle 
{pkle-no,  ökle-n);  das  heute  üblichere  ödahle  {oddkle,  ödäkle, 
-klen)  enthält  die  spätere  Form  der  Präposition,  od,  vor 
mehr  als  einem  Konsonanten  oda-  (s.  §  110);  vgl.  dazu 
ödsvakle  von  allen  Seiten  her,  cak.  pökle,  bei  Vuk  pdkleni 
nachdem  (quum);  ebenso  öfle  von  dort,  im  15. Jahrb.  o/h 
tlei;  das  gebräuchliche  ödatle  {oddtle,  ödätle)  wie  oben  bdakle. 
Dazu  noch  ödsele  ösele  (auch  ösela)  von  nun  an,  vgl.  dazu 
pbsle  2)öslje  2)oslije  nachher,  aus  po  sele. 

Die  unveränderte  Verbindung  von  od  mit  ondje,  ovdje 
besteht  cakavisch:  od  onde,  od  ovde.  Die  Nar.  Pj.  IV  S.  42 
V.  172  stehenden  Formen  mi  od-ovdu  a  Turci  od-ondM  (wir 


§  689. 690.]         Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.  405 

von  hier  und  die  Türken  von  da)  können  nicht  auf  onndu, 
ovqdu  zurückgehen,  sondern  sind  Umstellungen  von  odonud, 
odovud  durch  Anschluß  an  ovdje,  ondje.  Die  nach  dem 
Cakavischen  zu  erwartenden  Formen  sind  vertreten  durch 
ödävde  (oddvde,  ödavde)  von  hier,  öd  an  de  {oddnde,  ddande) 
von  dort;  daneben  stehen  ödävle  (odqvle,  ödavle),  ddänle 
(odanle  odänle);  hier  rührt  das  -Ze  her  aus  einer  Ausgleichung 
mit  den  Bildungen  auf  -kle,  -tle,  aus  diesen  (ödäkle,  bdätle) 
ist  auch  das  a  eingedrungen.  Eine  Spur  der  älteren  voran- 
gegangenen Form  hat  sich  erhalten  im  ragusanischen  ödovle 
(Vuk),  das  zunächst  für  *odovde  steht,  und  in  öndole  {ön- 
dole-n,  Vuk  Wb.),  umgestellt  aus  *odonIe  statt  *'odonde. 
Zu  ötkäle  von  wo,  ötäle  von  dort  vgl.  §  687  döMle,    dötäle. 

Die  allgemeinere  Bedeutung  von  Mdä  Icüd  usw.  erhält 
die  bestimmte  Beziehung  auf  die  Richtung  woher  ebenfalls 
durch  od:  ötkudä  ötkud  woher,  odovudä  odovud  von  hier, 
ödonudä  odonud  von  dort,  ötudä  btud  von  da,  ödsvakudä  öd- 
svakud  von  überall  her. 

690.     2.  Zur  Angabe  der  Zeit. 

Statt  der  abg.  Formen  auf  -gda  (ko-gda,  tb-gda  usw.) 
hat  das  Skr,  solche  auf  -da,  älter  also  k^da  Ma  usw.: 
kädä  (so  Budm.;  bei  Vuk  käda)  käd  wann  (interr.  und 
rel.),  ne-gda  einst  =  ne-k^da,  die  Doppelsetzung  kät-kad,  käd 
i  kad,  käd-no-käd  (käd-no-käda)  bedeutet  «dann  und  wann», 
hnati  käd  (eig.  haben  wann)  Zeit  haben,  z.  B.  ne  imahu 
kad  ni  jesti  Mark.  6.33  sie  hatten  nicht  einmal  zum  Essen 
Zeit,  ötkad  von  wann  an,  seitdem;  övdä  =  ovida,  öndä 
dann  =  omda  (övdä  öndä  bald  jetzt,  bald  dann),  das  mont. 
madä,  önadä-r  (VukWb.)  bewahrt  altes  a;  öd-ondä  seitdem; 
säda  säd  jetzt  =  shda;  die  Form  säde  (auch  käde  neben 
kädä  käd  bei  Vuk  angegeben,  im  14.  Jahrb.  belegbar;  rich- 
tiger wohl  säde;  im  Ak.Wb.  käde)  scheint  auf  Ausgleichung 
mit  den  Ortsadverbien  auf  altes  -e  zu  beruhen  (s.  §687); 
tädä  täd  =  töda  dann,  auch  täde  (täde?  vgl.  täde-r),  otädä 
von  der  Zeit  an  =  od  t.;  väzda  immer  =  vbsbda,  dass. 
svagda  und  sväkad;  vgl.  noch  drugda  dann  und  wann  = 
*drugzda.     Die  bei  Vuk  Wb.  als  ragusanisch   und  monte- 


406  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.         [§690—692. 

negrinisch  angeführten  svede  svecT  (immer)  entsprechen  abg. 
vhse-zde,  cig.  «überall». 

sve  =  immer  ist  das  Neutrum  zu  vas  säv,  aus  vbse. 

Über  jäko  s.  §  691. 

691.  3.  Zur  Angabe  der  Art  und  Weise.  Die 
mit  Formans  -ak-  gebildeten  Wörter  sind  die  Neutra  der 
Adjektiva  auf  -akh:  kako  wie  (interr.  und  rel.),  oväkö  (zu 
der  bestimmten  Form  oväki)  auf  diese  Art,  onäkö  (zu  onäki) 
auf  jene  Art,  täkö  so  (zu  täki);  täko,  die  unbestimmte  Form, 
bedeutet  «so»  in  der  Beschwörung,  z.  B.  täko  mi  boga!  so 
wahr  mir  Gott  (helfe)!;  'inäko  (veraltet)  anders,  jetzt  Inäce; 
jednäko  auf  eine  Art,  zeitlich:  beständig,  immer  fort; 
nlkojäko  (zu  köji;  Vuk  Wb.  mont.  =  nlkäko)  auf  keine  Weise, 
vgl.  sväkäko  sväkojäko  auf  jede  Weise,  jedenfalls,  auf  allerlei 
Art.  Hierher  auch  ursprünglich  jäko  sehr  (das  Adj.  jäk 
hat  wie  olog  den  Sinn  von  «fähig  wozu»,  dann  von  «stark» 
angenommen);  jäko  hat  zeitlichen  Sinn,  «jetzt»,  in  do  jäko 
bis  jetzt,  od  jäko  von  jetzt  an. 

Der  Bedeutung  wegen  sei  hier  angeführt  auch  däkle 
also,  folglich,  ältere  Form  ist  dake;  däkle  (seit  etwa  1700) 
scheint  auf  einer  Anlehnung  an  dokle  (s.§689)  zu  beruhen. 

G92.     II.  Adverbien  aus  Nominalkasus. 

I.  Die  zu  Adjektiven  gehörenden,  als  Adver- 
bien gebrauchten  Akk.  sing,  neutr.  und  die  Ad- 
verbien auf  -ski. 

A.  Neutrum  sing.  adj.  Die  Form  macht  keine 
Schwierigkeit;  der  Auslaut  ist  bei  hartem  Stamme  o,  bei 
weicheme,  kurz,  wenn  das  Adjektiv  in  unbestimmter 
Form  gebräuchlich  ist.  Die  Betonung  ist  die  des  Neutr. 
sg.  adj.,  doch  ist  darauf  zu  achten,  daß,  wenn  das  Ad- 
jektiv zweisilbigen  Stammes  im  Ragusanischen  Wurzel- 
betonung hat  (s.  §648)  gegenüber  der  Endbetonung  nach 
Vuks  System,  das  Adverbium  jene  ältere  Betonungs weise 
auch  bei  Vuk  festgehalten  hat.  Beispiele:  Adjektiv  eist 
ntr.  cisto,  adv.  clsto  (und  so  bei  den  folgenden),  krötak  — 
krötko,  präv  —  prävo,  sMb  —  släbo,  zdräv  —  zdrävo,  zäo  f. 


§C9'2  — 694.]       Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.  407 

zlä  —  zlö,  dovöljan  —  dövöljno,  zgodan  —  zgbdno;  döhar  — 
dbhro.  Dagegen  z.  B.  cest  dicht  ntr.  cesto  (bei  Vuk,  und  so 
die  folgenden),  adv.  cesto,  dräg  —  drägo,  Ujep  —  Ujeijo,  lud 
—  ludo,  Ijüt  —  Ijüto,  müdar  —  müdro,  nägao  —  näglo, 
tvrd  —  tvrdo. 

Ist  das  Adjektiv  nur  in  der  bestimmten  Form 
gebräuchlich,  so  hat  auch  das  Adverb  diese,  f.l.  h.  langen 
Vokal  im  Auslaut.  Das  ist  namentlich  beim  Komparativ 
beobachtbar.  Die  Betonung  ist  die  des  bestimmten  Ad- 
jektivs. Z.  B.  görl  schlimm,  adv.  göre,  böljl  besser  —  bdlje 
(bei  Vuk  in  der  Anwendung  als  Interjektion  mit  kurzer 
Endsilbe:  bölje  geschwind!  und  in  brie  bdlje  so  schnell  als 
möglich),  mänji  geringer  —  mänje,  veci  größer  —  veöe  {vece 
vec  schon),  visi  höher  —  vise  höher,  mehr  (vi^e  ist  prä- 
positional),  bogätiji  weicher  —  bogäiije.  Bei  nicht  kompa- 
rativischer Form  z.  B.  Isii  derselbe  —  Istö  ebenso,  prvi  der 
erste  —  prvö  neulich  (mit  anderem  Hauptton  prvo  erstens); 
hierher  auch  ovolikö  (ovdlikö),  onoVikö,  tolikö  soviel,  zu  ovo- 
ViJci,  07iol)ki,  toliki,  dagegen  köliko  (koDko)  wieviel  zu  adj. 
kölik  kol'ika  koltko  {kölika  köliko),  vgl.  auch  idliko  neben  tollkö. 

693.  B.  Adverbia  auf  -ski  =^  -hsky;  sie  be- 
deuten: in  der  Art,  nach  der  Sitte,  in  der  Sprache  des 
dem  Adjektiv  zugrunde  liegenden  substantivischen  Begriffes, 
z.  B.  sfpski  in  Serbenart,  siyski  govdriti  serbisch  sprechen, 
Ijudski  menschlich,  muski  männlich,  7mski  näsinski  auf  unsere 
Art,  in  unserer  Sprache,  jjäski  hündisch.  Das  auslautende 
i  ist  kurz  (so  nach  Budmani  §  252.3);  bei  Vuk  Wb. 
kommen  indes  Fälle  mit  Länge  vor,  z.  B.  möjskl  nach 
meiner  Art,  sv'niski  schweiniseh^  pöknji  Ski  buchmäßig;  es  sind 
vielleicht   nur   zufällige  Abirrungen   in  die  Adjektivform. 

694.  II.  Sonstige  Nominalkasus  als  Adverbia. 
Eine  bestimmt  abgegrenzte  Zahl  läßt  sich  nicht  angeben, 
da  es  oft  in  der  Willkür  liegt,  ob  man  einen  Kasus  als 
Adverb  ansehen  oder  in  die  sonstige  syntaktische  Anwendung 
einrechnen  will,  z.B.  cäsom,  Instr.  der  Zeit,  augenblicklich, 
eig.  den  Augenblick,  redom  der  Reihe  nach,  mälwm  sogleich 


408  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.         [§  694. 695 

(eig.  mit  einem  Hieb,  mäh),  väzdän=vbsb  äbnh  den  ganzen 
Tag,  sfütra-dän  am  folgenden  Tage  (eig.  Akkusative  der 
Zeit).  Es  sind  daher  im  folgenden  nur  Beispiele  gegeben, 
in  denen  der  adverbiale  Charakter  sich  deutlicher  in  Form 
oder  Bedeutung  ausprägt.  Ganz  selten  sind  Nominativ- 
formen adverbial  geworden :  Istina  (Wahrheit)  =  wahrlich, 
in  der  Tat,  z.  B.  Istina  je  rüzno  es  ist  in  der  Tat  übel; 
zhllja  (Ernst,  Tatsächlichkeit)  ernstlich,  in  der  Tat.  Über 
slnöö  s.  u. 

1.  Akkusativ  sing.:  dänas  {=  duih-sb  diem  hunc) 
heute,  mit  angefügter  Partikel  däyias-ke,  vecera-s  (=  vecerh- 
sb)  vecerasTce  heute  abend,  jesenas  (=  jesenb-sb)  jeseuaske 
diesen  Herbst.  Da  das  alte  Pronomen  sb  außer  Gebrauch 
ist,  sind  diese  Zusammenrückungen  reine  Adverbien,  und 
die  Bildung  mit  diesem  starr  gewordenen  -s  ist  fortgesetzt 
auch  bei  neutralen  und  femininalen  Akkusativen  (wo  die 
alten  Formen  se,  sbjq  waren),  dabei  einige  lautliche  Ver- 
änderungen, Dehnungen,  Kürzungen  und  Betonungs- 
änderungen: jütro  Morgen,  jütrös  jütröske  heute  morgen; 
Ijeto  Sommer,  Ijetös  Ijetöske  diesen  Sommer;  prdljeto  Früh- 
ling, pröljctös  pröljetöske  im  letzten  Frühling;  nöö  gen.  nööi 
f.  Nacht,  nocas  ndcaske  in  dieser  Nacht;  zinia  Winter  akk. 
zwiu,  zhnüs  zmüske  diesen  Winter.  In  slnöö  svnöcke  (eig. 
diese  Nacht)  gestern  abend  ist  der  Nom.  si  enthalten  und 
so  beibehalten,  nur  -nöö  akkusativisch. 

Vgl.  noch  cäs  —  cäs  (Zeit  —  Zeit)  =  bald  —  bald; 
mhno-gred  im  Vorbeigehen;  das  unveränderte  püt  «mal» 
z.  B.  dvä'püt  zweimal,  tri-püt  dreimal.  Das  indeklinable 
pola  Hälfte,  halb  (z.B.  dstavivsi  ga  pöla  mrtva  ihn  halbtot 
liegen  lassend)  ist  wohl  alter  Akk.  dual. 

695.     2,  Instrumental  sing. 

a)  Maskulin.  Von  Substantiven,  die  z.T.  nur  in 
diesem  Kasus,  als  Adverbien  gebraucht  werden,  z.B.lzrijekom 
ausdrücklich  (eig.  mit  Ausspruch),  krädom  (eig.  verstohlener- 
weise) heimlich,  knsöm  heimlich,  7ükoni  vornübergebeugt, 
päsom  weidend  {Mü  göveda  p.  das  Rindvieh  geht  weidend), 
pöredom    izredom    (vgl.  redom)    der  Reihe    nach,    pripädom 


§695—697.]       Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.  409 

(eig.  dem  Zufall  nach)  in  Nebenstunden,  tnkom  (eig.  mit 
Ruf)  laut.  —  Vgl.  von  sonst  gebräuchlichen  Substantiven 
bsjekom  in  Bausch  und  Bogen  (eig.  im  Abhieb),  pütem 
(pütom)  unterwegs,  prijeccem  (zu  prijecac)  querdurch,  auf 
dem  kürzesten  Wege;  frkom  (tPk  Lauf)  trcati  eilig  laufen. 
—  Von  Adjektiven,  z.  B.  lsto77i  gerade  eben  jetzt  (zu 
Isti),  jakom  gerade  jetzt  (vgl.  jäko  jetzt),  läkom  (zu  lak) 
leichtlich,  beinahe,  Vistoyn  (zu  Ihi)  schnell,  täjom  heimlich 
(zu  altem  Adv.  taji  tajh  oder  zu  Subst.  täj  Geheimnis;  bei 
Gundulic  u  taju    im  geheimen),    f^honi   tljom  (zu  üh)   still. 

b)  Feminin.  Von  Substantiven:  ??.o(fM  in  der  Nacht, 
angeschlossen  daran  vom  mask.  dein  :  dänju  dänjöm  bei 
Tage;  zoröm  ganz  früh  (zdra  Morgenröte).  —  Von  Ad- 
jektiven: siröni  weit  offen  (vgl.  adj.  s)rok;  vielleicht  zu 
einem  alten  Substantiv);  jednöm  einmal  (vgl.  abg.  ^erfmo^a), 
drugöm  zum  zweitenmal,  treööni  zum  drittenmal,  cetvrtöm 
zum  viertenmal,  prvöm  zum  erstenmal,  vgl.  auch  dvojhwm, 
z.  B.  dv.  foDko  doppelt  soviel:  sreööm  zum  Glück. 

696.  3.  Lokativ  sing.  Da  heute  der  Lokativ 
ohne  Präposition  nicht  gebraucht  wird,  sind  alle  Lokative 
ohne  Präposition  adverbiell.  Die  alte  häufige  Anwendung 
des  Lok.  sg.  ntr.  der  Adjektiva  im  adverbialen  Sinne  ist 
im  Skr.  fast  verschwunden,  gebräuchlich  zlje  Mje  schlimm 
(^  zzle)  zu  zäo  f.  zlä  (=  z^l^  z^la).  —  Von  Substantiven 
dolje  unten  hinunter  (zu  dö  döla  Tal);  göre  gor  je  hinauf 
{gora  Berg);  jävi  gerade  so  (eig.  offenbar;  vgl.  na  jdvi  in 
wachem  Zustand;  zu  einem  alten  Subst.  javh);  läni  (Jdni) 
im  vorigen  Jahre,  önom-Iäni  vor  zwei  Jahren;  Ijeti  im 
Sommer  (Ijeto);  onomddne  {=  onomb  dbne  an  jenem  Tage) 
neulich,  zimi  im  Winter  {zima). 

607,  4.  Adverbia  auf  -ice,  -ce,  -ke,  in  Vuks  Wb. 
häufig,  ca.  140  Beispiele  (s.  die  Aufzählung  von  Maretic, 
Hrvatskos.  adverbi  nai'ce,  ce,  ke,  Rad96,S.  228),  der  äußeren 
Form  nach  Gen.sg.  femininaler  a-Stämme,  so  auch  erklärt 
von  Miklosich  VG.  IV466,  z.  B.  nemUice  schonungslos  aus 
einem  Subst.  *MC-mi?ica  und  aufgefaßt  als  Genitiv  der  Art  und 
Weise.    Maretic  nimmt  die  Deutung  aus  solchen  alten  Sub- 


410  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.         [§  697. 698. 

stantiven  an,  doch  mit  dem  Zusatz,  daß  der  Genitiv  an  sich 
schwerlicii  diese  Bedeutung  haben  könne,  zunächst  seien 
vielmehr  präpositionale  Verbindungen  wie  Iznovice  =  Hz 
novice  von  einem  Subst.  *növica  entstanden,  daraus  der  An- 
laß zur  Weiterbildung  auch  mit  Präpositionen,  die  nicht 
sonst  mit  Gen.  verbunden  werden,  und  ohne  Präpositionen 
hergenommen.  Die  Deutung  vonMiklosich  ist  einfacher  und 
zu  dem  Gebrauch  des  Genitivs  vgl.  Wendungen  wie  dräge 
vöije  (freiwillig,  eig.  guten  Willens).  Die  Schwierigkeit  be- 
steht nur  darin,  daß  man  wirklich  vorhandene  Substantiva 
der  Art  nur  sehr  spärlich  nachweisen  kann,  so  koköske, 
€ig.  knäuelartig,  beim  Ringen  so  fallend,  zu  kököska  Knäuel, 
beachte  aber  die  abweichende  Betonung;  strämputica  Seiten- 
weg :  stramputice  auf  Seitenwegen,  trösica  ßröckchen,  ein 
kleines  Stück  :  iröske  wenig,  infvica  ein  Bißchen  :  mfvice 
wenig,  püstimica  VVurfknüttel  :  püstimice  püstimicke  knüttel- 
artig (werfen),  näpolica  Geschäft  auf  Halbscheid  :  näpolice 
zur  Hälfte.  Zweifelhaft  ist  schon  öbusica,  dazu  Vuk  Wb. 
iz  öbusice,  das  wohl  erst  dem  adverbiellen  izobusice,  un- 
verhofft, entnommen  ist,  ebenso  )zreäica  Ak.  Wb.  (aus 
Sulek),  w^ohl  erst  aus  Izredice  naizredice,  der  Reihe  nach, 
abstrahiert.  Substantiva  ferner,  wie  sie  Maretic  für  die 
Bildungen  auf  -ce  und  -ke  voraussetzt,  z.  B.  *obzirca  *obzirka, 
*prestanca  zu  bezobzlrce  bezobzlrke,  neprestänce  sind  überhaupt 
kaum  außerhalb  der  Adverbia  nachzuweisen,  vgl.  etwa 
uköpce  entgegen  zu  kbpca  dem.  von  köb  u.  a.  Begegnung. 
Dazu  kommt  noch  die  Schwierigkeit,  daß  diese  Adverbia, 
wenigstens  in  ihrer  Fülle,  jung  zu  sein  scheinen;  soweit 
das  Ak.Wb.  die  Nachweise  bis  jetzt  gibt,  scheinen  keine 
Belege  vor  dem   IT.Jahrh.  vorhanden  zu  sein. 

698.  Die  Bildungen  auf  -ice,  ungefähr  die  Hälfte 
aller,  haben  nie  alten  Hauptton  auf  der  Endung,  die  auf 
-omice  und  -imice  stets  "  auf  der  ersten  Silbe,  ausgenommen 
das  vom  Fremdwort  ämef  (Verderben)  abgeleitete  ämetimice 
(neben  ämetice)  gänzlich.  Dagegen  haben  die  auf  -ce  den 
alten  Hauptton  auf  dem  Ende,  nach  jetziger  stokavischer 
Betonung  "  (selten  ')  auf  der  vorletzten  Silbe;  die  auf  -ke 


§698.699.]         Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.  411 

(ca.  50)  schwanken,  doch  überwiegt  alte  Endbetonung. 
Allgemeine  Regel  ist  Verkürzung  etwaiger  Längen  der  zu- 
grunde liegenden  Wörter,  z.B.  Izrucke  :  riika,  leieöke  :  lezeöi, 
naleöke  :  leda,  pojäske  :  föjäs,  naträske  :  näträg,  näustice  :  nsta, 
nestedice  :  stedjeti,  jednoglasice  :  glas,  posämce  :  säm.  Bei  -ice 
finde  ich  nur  die  Ausnahme  bögdice  Gott  gebe!  zu  (da) 
bog  da,  mdlcice  zu  7ndIko ;  bei  -ce  nur  7nrvce  zu  mrva ;  einige 
mehr  bei  zweisilbigen  auf  -ke:  öutke  zu  cütjeti,  mrvke  zu 
mrva,  mücke  zu  mücati,  nicke  zu  altem  nich,  sföjke  zu  stbjhn 
stäjati,  sünike  (und  sümke)  zu  sümati  se,  virke  zu  viriü,  vücke 
zu  vük. 

699.  Im  folgenden  ist  der  Versuch  gemacht,  die 
Bildungen  nach  ihren  Grundwörtern  zu  ordnen:  Bildungen 
auf  -omice,  -imice;  vom  Instr.  sing,  drjelom  (delom) 
djelomice  und  djelimice  teilweise,  jätom  (in  Scharen)  jätomice 
(auch  ^a^wiice  kommt  vor)  scharenweise,  krädom  (s.§695a) 
krädomice  und  krädimice  heimlich  [kridimice  durch  Anlehnung 
an  krUi  verbergen),  dänöm  (bei  Tage)  dänomke  und  däni- 
mice  Ak.  Wb.  Vielleicht  gehen  noch  mehr  solcher  zu  Sub- 
stantiven gehörenden  Bildungen  mit  -imice  auf  Instrumentale 
zurück,  indem  -imice  nur  Nachahmung  der  gleich  zu  er- 
wähnenden Verbalableitungen  ist,  vgl.  llöimice  (IS.Jahrh.) 
mit  der  flachen  Klinge  (schlagend)  zu  fem.  lit  instr.  licu 
flacher  Schlag;  mjesto  instr.  mjestom  : mjestimice  an  Ort  und 
Stelle,  stellenweise,  sila  sUöm  :  silimice  mit  Gewalt,  ström 
weit :  slrimice,  üsi  (Ohren)  Öhr,  Rücken  des  Beils,  iisima  : 
iisimice  mit  dem  Beilrücken  (schlagend),  dzllit  (türk.) 
Wurf  Stab  dsllitom :  dzilitimice  wurfstabartig  (werfen).  —  Von 
Verben  auf  -i-  :  -imice,  hötimice  absichtlich,  zu  hötjeti 
wollen,  scheint  auf  Part.  präs.  pass.  hotim  zu  beruhen  (bei 
Reljkovic,  18.  Jahrb.,  ein  hotomce,  und  aus  neuerer  Zeit 
höfomice  Ak.  Wb.),  ebenso  sehen  aus  Mtimice  schleudernd 
zu  Mtiti  werfen,  dipimice  im  Sprunge  zu  dlpifi  springen; 
letimice  (so  Ak.  Wb.;  richtiger  wohl  letimice)  im  Fluge  zu 
letjeti  letlm;  vielleicht  noch  hierher  pljostimice  mit  flachem 
Schlag  zu  einem  ^jiljosfiti ;  ne-stedimice  schonungslos  zu 
stedjeti  stedim.     Von    solchen   Fällen    ist  -imice  auf  Verba 


412  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.       [§699 — 701. 

übergegangen,  wo  kein  Stamm  auf  l  vorhanden  ist,  z.  B. 
bödiniice  stichweise  :  bdsti  hodem,  gürimice  mit  Stoß  :  (j~arnuti 
anstoßen,  hrhnice  {krijhnice  im  18.  Jahrh.)  heiniHch  :  knti, 
sjeciinice  mit  der  Sehneide  :  sjeöi  sijecem. 

700.  Von  den  Bildungen  auf  -ice  lassen  sich 
nur  wenige  unmittelbar  mit  Verben  verbinden,  etwa  libiice 
Ak.  Wb.  mit  Willen,  nehotice  ohne  zu  wollen  :  hdtjeti,  nä- 
valice  mit  Absicht  :  naväliti  andringen  (Daniele  schreibt 
näJwalice);  tiestedice  schonungslos :  stedjeti,  pömamice  wütend : 
po7ndmiti,  pozajmice  üzajynice  gegenseitig  :  po-,  uzä-imati  sich 
gegenseitig  helfen,  üpropnice  üspropnice  sich  bäumend  : 
propeti  pröpnem  se,  'izmasicke  (setzt  ein  *izmasice  voraus)  mit 
Ausholen  :  izmdhmdi  iznidsiti.  Von  Nomina,  ohne  Prä- 
position: dnevice  gerade  an  dem  Tage-.dän  vgl.  gen.  dnevi; 
dzlliüce  (vgl.  §  699  dfiliiimice) :  dsWit,  jednödusice  einmütig  : 
jedan,  düsa;  jednoglasice  jednögrlice  einstimmig  :  jedan,  glas, 
grlo;  pustdpasice  in  freier  Weide  r^^wsfo/ws;  sumiiice  so  liegend, 
daß  wo  des  einen  Kopf  des  andern  Füße,  vgl.  u  sümit 
dass.;  ülutice  mit  dem  ^Messerrücken  :  tllüt;  zläradice  bös- 
willig: 2^«  rädi  um  des  Bösen  willen.  Mit  Präposition: 
nägorice  hoch  oben  :  na  göri  auf  dem  Berge,  näoace  augen- 
scheinlich :  nä  oci,  na  dciju,  näustice  mündlich  (vgl.  naizust 
auswendig)  :  üsta,  nazorke  in  Sehweite  :  näzor  {büdi  ndzor 
gib  acht),  pofrhusice  auf  dem  Bauche  :  ^jo  irbiihu,  posehice 
von  selbst  :  po  sebi,  uzäsebice  dass.;  pbtajice  heimlich,  zu 
jjo-fdjaii  verbergen  oder  zu  altem  adv.  *fa;;  nh-zdrelice  (un- 
sichtbar) so  daß  man  nichts  mehr  sehen  kann,  Vrcevic 
NPr.  Kot.  6,  zu  -zreo  -zrela  von  -zreti  -zrtm  sehen. 

"701.  Eine  große  Anzahl  hat  aber  offenbar  nichts 
mehr  mit  Verba  oder  Nomina  zu  tun,  sondern  sind  Er- 
weiterungen von  Adverbien  oder  adverbiell  gebrauchten 
Verbindungen,  z.T.  wohl  als  Deminutiva  von  solchen  an- 
zusehen, z.  B.  düturice  in  Bausch  und  Bogen  :  dzüture 
(türk.),  Iznov ice  von  neuem  :  lz7iova,  hprvice  sprvice  anfäng- 
lich :  tsprva,  jidvice  in  der  Wendung  jedva  jedvice  nur  mit 
Mühe,  Mstilice  gerade,  eigens  :  Mstlle  (aus  dem  Türk.), 
mälcice  v»'enig  :  mdlko,  mrvcice  ein  bißchen,  von  Vuk  selbst 


§701—703.]       Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.  413 

als  Dem  in.  zu  mrvhe  bezeichnet,  müJclice  vergeblich  :  mükte 
(aus  dem  Türk.),  naüznacice  rücklings  :  näuznak  näuznäko, 
väviastice  besonders  :  ndvlast,  nemilice  ohne  Schonung  :  ne- 
milo,  mcice  vorwärtsgeneigt,  zu  einem  alten  nice  (adj.  mct), 
pjesice  zu  Fuß  :  pjese,  pötpimice  ganz  und  gar  :  pöipano^ 
shorice  unlängst :  shdro,  strmdglnvice  über  Kopf :  strmogläv  = 
altem  strömoglavb,  sünovratice  über  Hals  und  Kopf  isünovrät, 
üpravice  üpravicke  gerade  :  nprävo,  zämanice  vergeblich  : 
zäman,  zäsobice  nacheinander  :  zdsob, 

702.  Die  Bildungen  auf  -ce,  öfter  mit  Neben- 
form -ice,  nur  selten  mit  Verben  verbindbar;  hothnce  (vgl. 
hötimice)  absichtlich  :  hötjeti^  uzagrepce  in  Karriere  (von 
Pferden)  :  zagrepsti  -grebem  ausreißen.  —  Von  Nomina, 
ohne  Präposition ,  selten:  nirvce  (ygl.  mhice),  kann  Gen. 
eines  Deminutivs  ^mrvca  zu  mfva  sein.  Mit  Präposition: 
bezobzlrce  ohne  Umsehen  :  öbzh\  äoslovce  (bis  auf  den  Buch- 
staben) buchstäblich  :  dd  slova;  naherce  schief  :  nähero,  na- 
izmjence  (im  Ak.Wb.  näizmjence  unter  hmjence)  abwechselnd : 
hmjena  Wechsel,  nasümce  (und  sümice)  aufs  Geratewohl, 
nazorce  in  Sehweite  (s.  näzorice  §  700),  j^oimence  nament- 
lich :  po  imenu,  pojedhicS  einzeln: pojedim  adj.,  j^osämce  ein- 
zeln :  säm,  pöstepence  stufenweise,  allmählich :  stepen,  pozlbpce 
böswillig  :  zlöba,  po  zlöbi,  ustopce  (und  üstopice)  auf  dem  Fuße 
(folgend)  :  stöpa  Tritt.  —  Erweiterungen  von  A.d- 
V exhien:  ibes-prestänce  unaufhörlich,  zu  altem  bes-prestani, 
naociglece  (=  gledce)  augenscheinlich  :  näocigled  (auf  den 
Augenschein),  naovrljce  schief,  vgl.  adv.  nävrlje  dass.,  prävce 
gerade  :  prävo,  sfrmoglavce,  s.  §  701  stnnöglavice,  uzamänce 
fortwährend,  nacheinander :  üzamän  immer,  zasopce  uzasöpce 
nacheinander  (s.  §  701  zäsobice)  :  zdsoh. 

703.  Die  Bildungen  auf  -he.  Auf  Verba  zu  be- 
ziehen: cüike  schweigend  :  öütjeti,  lesecke  liegend  :  lezeci 
lemti,  mücke  schweigend  :  mücati,  ömaske  mit  Ausholen  : 
omähmdi,  f  okiecke  kniend :  pokleci  pbkleknem,  jwloske  liegend  : 
jjoldiiti  legen,  imzecke  \ixieQh.end:püze6i püziti,  stojecM ziehend : 
stojeci,  stbjhn  stäjati  {stöjati),  sföjke  dass.,  sümke  (sümke) 
schleichend  :  sümati  se,   frcke  laufend :  trcati,  virke   guckend, 


414  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.       [§703 — 705, 

glupend  :  viriii.  —  Von  Nomina,  ohne  Präposition: 
cetveronöske  auf  allen  Vieren,  zu  cetverönog  oder  eher  zum 
Verbum  cetoeronoziti  sich  auf  alle  Viere  stellen ;  düpke  auf- 
recht: düb  dem,  dübak  Eiche,  oder  zu  dübiti  aufrecht  stehen, 
(jologlävke  barhäuptig  :  golbglar,  nirvke  vgl.  §  702  mrvce  und 
mrvice,  pojäske  und  po2)ojäske  am  Gürtel  (z.  B,  fassend)  : 
pojäs,  püstimicke  wurfprügelartig  (werfen)  :püstimica,  streümke 
pfeilartig,  wie  es  scheint^  das  einzige  Beispiel,  in  dem  -bn- 
vor  -ke:  strijela,  oder  zu  strijelüi^  objerucke  mit  beiden 
Händen :  obje  rüke,  tdljaske  (und  ibljaski)  mit  einem  Knüttel, 
iöljaga,  z,B.  schlagend,  vücke  wölfisch:  vük.  —  Mit  Prä- 
position: bezobztrke  vgl.  §  702  bezobzirce,  Izrucke  aus  der 
Hand  (schleudernd)  :  iz  rüke,  nagiiske  rücklings :  nä  güz,  va 
güzit,  naleöke  auf  dem  Rücken  :  leda,  na  Udima,  naledaske 
dass.  wohl  von  altem  femin,  Lok.  pl.  va  Uäak,  ödskocke 
mit  Abprall  :  odskok  oder  zum  Verbum  odskdciti,  pobäücke 
{pobmicke  Mar.)  auf  allen  Vieren  :  bäük  eine  Art  kriechendes 
Gespenst,  potrbuske  auf  dem  Bauche  vgl.  §  700  potrbusice, 
pobocke  seitwärts  :  bök  böka,  pö  boku,  porebärke  seitwärts : rebra 
Rippe  ^0  rebru,  pozäpke  awi  allen  Vieren  (eig.  wie  ein  Frosch)  : 
zäba.  —  Erweiterung  von  vorhandenen  Adverbien 
naopäcke  verkehrt  :  näopäko,  naträske  rückwärts  :  näträg, 
navHjke  s.  §  702  naovHjce,  näzadacke  rückwärts  :  ndzäd  zurück, 
näzadak  Rückgang,  pjeske  zu  Fuß  xg].pjesice  :  pjese,  jednölicke 
zugleich  :  jedndliko,  in  dieser  Bedeutung  Nar.  pj.IV,  v,  581, 
nicke  s.  §  701  nicke,  pbpreske  quer  :  poprijeko. 

704.  5.  Vereinzelte  alte  Nominalkasus  als 
Adverbien:  döma  zu  Hause,  jücera  {=vhcera)  jücer  jüce 
(vgl,  zu  diesen  Verkürzungen  vece  gen.  vecera  neben  vecer 
gen.  veceri)  gestern.  Von  Adjektiven  alte  Bildungen  auf 
-nta:  bbljma  besser  :  bölje,  veöma  mehr  :  veöe,  vebma  sehr 
(=  velbma) :  velji  groß,  llsnia  besonders  :  Ilse  (Komp.  zu  llh), 
mänjma  weniger  :  mänje,  säsma  sehr  (aus  *savsma  =  s^- 
vhstma). 

705.  HL  Adverbia  aus  Präposition  und  No- 
minalkasus.   Irgendeine  feste  Abgrenzung  der  adverbial 


§  705 — 707.]       Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.  415 

empfundenen  Verbindungen  gegen  den  gewöhnlichen  Ge- 
brauch der  Präpositionalkonstruktionen  ist  nicht  zu  machen. 
Es  ist  z.  B.  willkürlich,  ob  man  öhdän  am  Tage,  ohnöö  bei 
Nacht,  nlzbrdo  bergab,  üspüt  unterwegs,  näposto  keinenfalls 
Adverbien  nennen  will  und  zusammenschreibt,  oder  ob  dän, 
ob  1WC  usw.  Eher  wird  man  schon  Fälle  wie  säsvijem  (eig. 
mit  allem)  gänzlich,  pötom  (eig.  nach  dem)  nachher,  Ad- 
verbia nennen,  weil  sie  eine  bestimmt  eingeschränkte  Be- 
deutung gegenüber  etwaigen  sonstigen  Verwendungen  der- 
selben Wörter  haben.  Es  ist  hier  daher  nur  eine  Anzahl 
Beispiele  zur  Veranschaulichung  gegeben: 

706.  1.  Präposition  mit  Kasus  von  Adjek- 
tiven, wo  das  Adjektiv  als  Neutrum  zu  fassen  ist;  hier 
tritt  der  adverbielle  Charakter  am  deutlichsten  hervor: 
db-ista,  za-ista,  öd-ista  {db-isto,  zä-isto)  gewiß,  in  der  Tat, 
do-skbra  bis  vor  kurzem,  nä-skoro  bald,  od-skbra  (so  Vuk) 
unlängst,  dö-sta  (aus  do  syta)  genug,  iz-dävna  von  lange  her, 
Iz-obUa  im  Überfluß,  \z-malena  öd-nialena  von  klein  an,  k- 
nova  von  neuem,  nä-novo  dass.,  upod-mukla  heimtückisch, 
is-prijeka  von  der  Seite,  iz-dalcka  von  weitem,  pö-prijeko 
ü-prijeko  quer,  Is-prva  s-prva  anfänglich,  is-tiha  leise,  nä- 
ofäko  verkehrt,  nä-p)räzno  vergeblich,  nä-sämo  (allein)  ohne 
Zeugen,  pib-malo  allmählich,  pb-sve  gänzlich,  pbt-puno  voll- 
ständig, gänzlich,  u-dUj  (eig.  ins  immer  längere)  immer  : 
dtlji  Komp.  zu  diig,  ü  malo  ne  (und  mäh  ne;  eig.  um  ein 
weniges  nicht)  beinahe,  zä-rana  früh,  ü-prävo  gerade,  recht, 
zärjedno  zugleich.  Vgl.  noch  it-velike  reichlich,  zd-lud  üzalüd 
vergeblich.  —  Mit  Pronominalkasus:  nd-se  zurück,  na-p6-se 
für  sich,  nä-jyremä-se  gegenüber  (von  sich). 

TOy.  2.  Präposition  mit  Substantivkasus,  z.  B. 
Iz-nenäda  unverhofft  :  7iäd  Hoffnung,  Iz-rebra  Izrebar  von 
der  Seite  (dies  vielleicht  einen  alten  Gen.  pl.  zu  reh'o  pl. 
rebra  Rippe  enthaltend,  jetzt  gen.pl.  rebärä)  nä-ime  nament- 
lich, na  izmdk  na  Izmaku  am  Ende,  nä-izred  der  Reihe  nach, 
wohl  zu  einem  Subst.  Izred,  na-h-ust  auswendig,  aus  altem 
Gen.pL  zu  üsta,  nä-ocigled  augenscheinlich,  nä-pokön  zuletzt, 
nä-pola  Dual  (zur  Hälfte),   na-süsret  (eig.  auf  Begegnung),. 


416  Anhang  zur  Deklination.     Adverbia.       [§  707—709. 

entgegen,  nä-träg  (auf  die  Spur)  zurück,  nä-zäd  zurück, 
od-zäda  hinten  (danach  auch  nä-zäda),  özäd  ozädi  (Lok.) 
dass.  zu  altem  Subst.  zad^  zadb  rückwärtiger  Teil,  ö-kolo 
ringsherum,  o-zbilja  (im  Ernst)  in  Wirklichkeit,  na-pomöl 
angesichts,  s-küpa  zusammen  zu  hup  Haufen,  doch  mit 
abweichender  Betonung,  s-pölja  (vom  Felde)  von  außen, 
vgl.  näpoJje  hinaus ;  s-prljeda  s-prljed  vorn,  s-jütra  morgen  : 
jütro,  prekosjutra  preksjufra  übermorgen,  s-reda  der  Reihe 
nach,  s-träga  hinten:  trag  Fußtapfen,  Spur;  ü-bah  gänzlich, 
gerade,  zu  einem  alten  Subst.  b^ch^  skr.  bah,  in  besonderer 
Bedeutung  Mariti  ü-bah  leugnen,  iz-übaha  unverhofft,  nä- 
mäh  {nä-mali),  u-mäh,  ömäh  sogleich,  od-mäh  dass.  mit  starrem 
mah,  sonst  hieße  es  öd-mäha,  b-pet  (aus  o-f^th  zu  peta  Ferse) 
wiederum,  u-nätoc  zuwider  entgegen  (zum  Trotz),  n-ndtrc 
(eig.  auf  den  Zulauf)  in  genügender  Menge,  u-nütar  hinein, 
drinnen  (=  vhn-qtrh),  iz-nütra  (eig.  von  innen)  inwendig 
(danach  auch  u-nütra  neben  u-nütar);  u-nd-krst  überkreuz, 
ü-püt  sogleich,  ü-vece  abends,  ü-vijek  immer,  us-prkös  zum 
Trotz,  uz-gred  im  Vorbeigehen,  uz-düz  der  Länge  nach,  zä- 
man  vergeblich  (vgl.  älteres  mäni  dass.),  zä-sob  nacheinander 
(vgl.  §  702  zasöpce,  zäsobice).  Rein  adverbiell  müssen  Fälle 
erscheinen,  wo  der  Präposition  nicht  der  ihr  sonst  zu- 
kommende Kasus,  sondern  eine  starre  Form  folgt,  vgl. 
oben  öd-niäh,  ferner  öt-püt  sogleich,  özdö  unter  (=  einem 
*oh  s^  dola  *odzdola)  zu  dö  döla  Tal,  özgör  oben  (zu  göra 
Berg)  özgö  (gebildet  nach  özdö),  daneben   dzgär  özgära. 

TOS.  3.  Präposition  mit  an  sich  schon  ad- 
verbialen Wörtern:  iz-van  tzvanka  dva.uüen,  Is-tekär  aufs 
neue  (s.  §  709  tlk),  nä-protlv  im  Gegenteil,  na-suprot  ent- 
gegen, s-prööu  gegenüber,  im  Vergleich  mit,  nä-uznäk  nä- 
"uznäko  auf  dem  Rücken,  nlz-doli  bergab,  b-s-träg,  sä-s-träg 
von  hinten  (vgl.  §  707  s-träga),  bd-veö  bd-vede  zu  sehr,  ot- 
prvö  unlängst,  od-özgo  von  oben,  od-bzdö  von  unten,  bd- 
uvijek  von  jeher,   pb-sad  von  nun  an. 

709,  IV.  Vereinzelte  Adverbien,  bäs  gerade 
(=  gerade  recht  so)  =  b^sb,  vgl.  ü-bah  §707,  cäk  weit  weg, 


§709—712.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  417 

jedva  (aus  jed^va)  kaum,  joste  jöste-r  {-r  =^  -ze)  jösi  noch 
(abg.  jeste),  jü-r  {=^JH-ze)  schon,  jkr-ve  allerdings,  ne  nicht, 
oii  nein!  ne  quidem,  ni  —  ni  neque  —  neque,  päk  päka 
pä  darauf,  dann  (vgl.  abg.  j^aA:?/  wiederum)  i-2)äk  doch;  töboie 
angeblich,  als  ob,  dasselbe  bedeutet  böze-ni  aus  böze  mi  oder 
b.  nie,  und  to-korse  daneben  körsem. 

Die  hinweisenden  evo,  eto,  eno  siehe!  unterscheiden 
sich  im  allgemeinen  so,  daß  evo  sich  auf  die  erste,  redende 
Person  bezieht,  eto  auf  die  zweite,  hio  auf  die  dritte,  z.  B. 
evo  zävjet  möj  siehe  dies  mein  Gelübde!,  eto  tvöje  säblje  a 
evo  möje  gidve  sieh  da  dein  Säbel  und  sieh  hier  mein  Kopf!, 
hio  je  pod  satdroni  sieh  da  ist  sie  unter  dem  Zelt,  vgl. 
auch  evo  övdje  sieh  hier!,  eno  öndje  sieh  da! 

Aus  dem  Türkischen  stammen:  bar  barem  wenigstens, 
badävä  badäväd  vergeblich,  bojägi  bajägi  unter  dem  Vorgeben, 
als  ob,  nieder  folglich,  also,  tek  kaum  nur. 

TiO.  Angefügt  sei  noch,  daß  auch  Sätze  zu  Adverbien 
werden  können:  mözda  vielleicht  (aus  möze  da  kann  [sein], 
daß),  valjda  wahrscheinlich  (aus  väljä  da  muß  sein,  daß), 
böj-se  vielleicht  (böjske;  aus  böj  se  fürchte  dich  oder  bojl  se 
er  befürchtet,  vgl.  bdjvm  se  ich  vermute);  hnä  (3.  sg. 
es  hat  il  y  a)  bei  Zeitangaben  =  seit,  z.  B.  ovdje  se  veö 
bävlm  hnä  rnjesec  dänä  ich  halte  mich  hier  seit  einem 
Monat  auf. 

"711.  Die  Präpositionen  und  präpositional  an- 
gewendeten Wörter,  soweit  sie  mit  Verben  zusammen- 
gesetzt werden  können,  s.  beim  Verbum  §  773;  den  Ge- 
brauch der  Präpositionen  mit  Kasus  in  der  Syntax;  dort 
auch  die  von  den  Adverbien  nicht  scharf  trennbaren  sog. 
Partikeln  und  die  Konjunktionen. 

Zur  Geschichte  der  Deklination. 
712.  Daniele,  Istorija  oblika  srpskoga  ili  hrvatskoga 
jezika  do  svrsetka  XVII.  vijeka  (Belgrad  1874).  —  Trotz 
des  außerordentlich  reichen  Materials,  das  hier  zusammen- 
gebracht ist,  kann  man  ein  klares  Bild  der  Entwicklung 
über  das  gesamte  Sprachgebiet  nicht  daraus  gewinnen.    Es 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  27 


418  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§712.713. 

fehlen  die  cakavischen  Mundarten,  soweit  nicht  dahnati- 
nische  Schriftsteller  (Marulic  u.a.)  in  Betracht  kommen; 
die  glagolitischen  Urkunden  sind  nicht  verwertet.  Ferner 
ist  bei  den  benutzten  (kyrillischen)  Urkunden  nicht  nach 
den  Orten  ihres  Ursprungs  geschieden,  die  verschiedenen 
Gattungen  der  Literatur,  Dichter,  geistliche  und  weltliche 
Prosa  nicht  gesondert,  die  Abhängigkeit  ragusanischer 
Schriftsteller  von  gegebenen,  auch  cakavischen  Mustern 
nicht  berücksichtigt.  Es  ist  alles  sozusagen  auf  eine  Fläche 
projiziert.  Die  ganze  in  Betracht  kommende  Überlieferung, 
deren  Veröffentlichung  seit  jenem  Werke  noch  sehr  fort- 
geschritten ist,  noch  einmal  durchzuarbeiten,  ist  mir  nicht 
möglich  gewesen.  Ich  kann  nur  versuchen,  durch  Trennung 
der  Cakavstina  und  der  Stokavstina  ein  etwas  klareres 
Bild  zu  geben. 

I.  Nomina. 

Die  Cakavstina. 
Die  heutigen  cakavischen  Mundarten. 
713.     Die  Entwicklungstendenzen  dieser  Mundarten 
lassen  sich  im  wesentlichen  dahin  zusammenfassen: 

1.  Ausgleichung  der  fem.  a-  und  ya-Stämme,  entweder 
nach  der  Seite  der  ^a-Stämme  hin  (so  meistens),  daher 
z.  B.  gen.  sg.  iewe,  nom.  pl.  zene  nach  dme,  düse;  oder 
(seltener)  nach  der  Seite  der  a-Stämme,  z.  B.  gen.  sg.  düsl 
nach  zem,  n.  pl.  düsi  nach  zenl. 

2.  Beim  Mask.-Neutr.  Annahme  der  Endung  -u  im 
Lok.  sg. 

3.  Im  Gen.  plur.  msk.  Annahme  der  Endungen  -ov 
und  -i;  Erhaltung  der  endungslosen  Form  bei  Maskulinum 
mit  beweglichem  a  der  letzten  Silbe,  durchweg  beim 
Femininum  auf  -a  und  beim  Neutrum;  in  einigen  Mund- 
arten Ausgleichung  mit  dem  Lok.pl.  im  Mask.u.Neutr.,  -ih. 

4.  Völlige  Ausgleichung  des  Nominativs,  Akkusativs, 
Instrumentals  msk.  plur.  in  dem  Falle,  wenn  der  Instru- 
mental die  alte  Endung  -i  {=  -y)  hat,  z.  B.  jaziki  oder 
jazici  nom.  akk.  instr. 


§713.714.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  419 

5.  Annahme  der  Form  des  Akk.  plur,  msk.  der  jo- 
Stämme  bei  den  o-Stämmen,  z.  B.  zübe  wie  oräce. 

6.  In  alter  Gestalt  bleiben  erhalten:  Dativ,  Lokativ, 
Instrumentalis  aller  Deklinationsklassen,  msk.-ntr.  -om 
{-on),  -ih^  -i;  fem.  -am  {-an),  -ah,  -ami. 

7.  Das  -ov-  dehnt  sich  nicht  über  den  Gen.  pl.  hinans 
auf  andere  Kasus  aus,  auch  nicht  bei  einsilbigen  Maskulina. 

Im  einzelnen  stehen  die  Mundarten,  selbst  wenn  un- 
mittelbar benachbart,  auf  verschiedenen  Entwicklungsstufen. 
Zur  Veranschaulichung  behandle  ich  einige  etwas  ausführ- 
licher. 

714.  Die  Mundart  von  Cherso  (nach  Tentor,  Der 
cak.  Dialekt  der  Insel  Cres,  ASlPh.  30.146,  vgl.  dazu  Belle, 
Roczn.  slaw.  11,174).  Die  Deklination  der  fem.  a-Stämme 
ist  völlig  die  alte;  die  j«-Stämme  haben  deren  Formen 
angenommen  (die  Betonung  gebe  ich  hier  wie  im  folgenden 
so,  wie  die  betreffenden  Schriften  sie  haben): 


zena 

diisä      ] 

3l.  zenl 

düsl 

kern. 

düsl 

zen 

düs 

zene 

diese 

zenän 

düsän 

zenü 

dilsu 

zenl 

düsl 

zenü 

düsü 

zetiänii 

düsämi 

zene 

düse 

zenäh 

düsäh. 

zeno 

düso 

Die  mask.-ntr.  o-Stämme  haben  -u  im  Lok.  sing, 
noch  nicht  durchgängig;  nach  Tentor  nur  bei  weichem 
Stamm  und  bei  Bezeichnungen  lebender  Wesen,  z.  B.  na 
gnojü,  na  konjü,  sonst  das  alte  -e  neben  -u,  mit  der  Be- 
merkung, daß  die  jüngere  Generation  oft  allgemein  -u, 
spreche.  Der  Gen.  plur.  kennt  kein  -ov,  die  alte  endungs- 
lose Form  ist  erhalten,  daneben  namentlich  bei  einsilbigem 
Mask.  -i  angenommen,  z.  B.  stöli,  könji,  völi^  sehr  selten 
auch  beim  Neutrum,  z.  B.  mesü.  Der  alte  Akk.  plur. 
mask.  auf  -i  (^  -y)  ist  erhalten,  fällt  also  von  selbst 
mit  dem  Nom.  pl.  zusammen  in  allen  Fällen,  wo  kein 
gutturaler  Konsonant  in  Betracht  kommt,   z.  B.  grädi  nom. 

27* 


420  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§714.715. 

u.  akk.  Das  hat  dazu  geführt,  daß  die  Nominativform 
bei  gutturalem  Auslaut  des  Stammes,  z.  B.  kcanici  (zu 
kämik),  auch  als  Akkusativ  dient,  also  in  allen  Fällen 
Nom.  und  Akk.  gleich  sind.  Auch  die  jo-Stämme  haben 
die  Endung  -i  (statt  des  alten  -e  =  -e).  Da  nun  auch  der 
Instr.  plur.  auf  -i  {^ -y)  auslautet,  z.B.  s  voll,  s  präsci, 
und  in  derselben  Weise  mit  dem  Nom.  plur.  zusammen- 
fällt, werden  auch  die  Nominativformen  mit  Guttural- 
wandlung  in  den  Instr.  übertragen,  z.  B.  s  kämici.  Die 
alten  Formen  des  Dat.,  Instr.,  Lok.  plur.  msk.-ntr.  sind 
erhalten:  stolön,  stoli,  stoleh;  dabei  ist  bemerkenswert,  daß 
die  jüngere  Generation  sie  durch  die  Femininalformen  zu 
ersetzen  pflegt:  stolän,  stolämi,  sfoläh.  Die  alten  f Stämme 
haben  im  Mask.  einige  alte  Formen  bewahrt,  so  dat.  pl. 
Juden  (zu  jüdi  =  Ijädi) ;  die  Feminina  nehmen  in  mehreren 
Kasus  die  a-Form  an:  dat.-lok.  koste,  instr.  kostü,  dat.  pl. 
kostän,  instr.  kostämi,  lok.  kostäh. 

TIS.  Fast  ebenso  verhält  sich  die  Mundart  von 
Krasica  an  der  kroatischen  Festlandsküste  bei  Fiume, 
in  den  Narodne  pripovijetke  i  pjesme  iz  hrvatskoga  pri- 
morja,  ges.  von  Mikulicic  (Porto  Re  1876),  vgl.  ASlPh. 
5.181;  doch  gehen  die  Neuerungen  etwas  weiter;  es  seien 
hervorgehoben  Instr.  sing.  fem.  £enün  {-n  =  -m)  mit  An- 
nahme des  -n  aus  dem  Mask.-Neutr.  Die  Lokativendung 
-u  ist  im  Mask.-Neutr.  allgemein.  Dem  Gen.  plur.  fehlt 
die  Endung  -ov;  vor  den  i-Stämmen  ist  -i  entnommen, 
aber  diese  Form  wird  in  den  Texten  mit  verschwindenden 
Ausnahmen  nur  nach  Zahlen  oder  Quantitätsausdrücken 
gebraucht,  z.  B.  devet  vuki,  trinajst  deli,  sto  kusi,  toliko  obruci. 
Über  einen  ähnlichen  Stand  der  Dinge  im  Fiumaner  Dia- 
lekt vgl.  Strohal,  Osobine  danasnjega  rijeckoga  narjecja 
(Rad  124). 

Die  sonstigen  cakavischen,  namentlich  die  Inselmund- 
arten, die  im  ganzen  ebenfalls  sehr  altertümlich  sind, 
können  hier  nicht  im  einzelnen  behandelt  werden;  ich 
verweise  auf  Milcetic,  Cakavstina  kvarnerskih  otoka  (Rad 
121);  Kusar,  Rapski  dijalekat  (der  Insel  Arbe),  Rad  118; 


§  715. 716.]  Zur  Geschichte  der  DekHnation.  421 

Oblak,  Der  Dialekt  von  Lastovo  (Lagosta),  ASlPh.  16; 
Milas,  Trpanski  dijalekat,  Rad  103,  dazu  Oblak  in  ASlPh. 
15.117. 

716.  Besonders  hervorgehoben  sei  dagegen  die  von 
Belic,  Zametki  po  cakavskim  govoram  (Izv.XIV[1909],2) 
ausführlich  behandelte  Mundart  von  Novi  (in  Vinodol, 
kroat.  Küstenland),  weil  hier  die  Entwicklung  z.  T.  andere 
und  eigentümliche  Wege  gegangen  ist.  Der  fem.  harte 
a- Stamm   flektiert: 

Bg.  krava  pl.   kräve 

kräve  kräv 

krävi  krävän 

krävu  kräve 

krävün  krävah 

krävi  kravami, 

krävo 
genau  so  der  /«-Stamm,  düsä  düse  usw.,  d.h.  es  hat  hier 
wie  im  Stoka\äschen  der  harte  Stamm  die  Formen  des 
weichen  angenommen.  Die  fem.  z-Stämme  nehmen  im 
Instr. sg.,  Dat.Instr.Lok.pl.  die  a-Form  an:  kostün,  kostän, 
kostämi,  kostäh  (neben  kostih  oder  kostih);  der  Gen.  pl. 
köstlk  und  kostih  (über  -h  in  stokav.  Mundarten  s.  §  728). 
Beim  Maskulinum  gibt  es  Unterschiede  je  nach  der 
Betonungsweise,  der  Quantität,  der  Silbenzahl  und  dem  Um- 
stände, ob  die  letzte  Silbe  bewegliches  a  hat  oder  nicht; 

1.  Einsilbler  mit  Kürze  und  unbeweglichem  Haupt- 
ton "  bewahren  ganz  die  alten  Formen: 

sg.  cäs  pl.  cäsi 

cäsa  cäs 

cäsu  cäsön 

cäs  cäsi 

cäsön  cäsi 

casi  cäslh. 
cäse 

2.  Alle  anders  betonten  Maskulina  werden  ebenso 
flektiert  außer  im  Gen.  plur.;  dieser  hat  oder  kann  haben 


422  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§716. 

die  Endung  -ih,  d.  h.  die  Lokativform,  durch  Anschluß  an 
die  Deklination  der  Pronomina  und  Adjektiva:  I.  fast 
durchgehend  -ih:  A.  bei  den  Einsilblern  mit  Betonung 
hröd  broda,  kröv  krovä,  br^st  brestä,  daher  brodih,  vldsih, 
krdvih  (krovih),  brestth  (brestih).  Selten  sind  endungs- 
lose Formen  wie  bröd.  —  B.  Bei  Mehrsilblern  mit  festem 
(und  '  aus  '  durch  Dehnung)  auf  der  ersten  Silbe  und 
ohne  bewegliches  a  in  der  letzten,  z.  B.  töpöl  töjwla  :  fdjyoWi, 
ribär  ribära  :  ribarlh,  dimljäk  dimljäka  :  dimljädh;  selten 
endungslos,  z.  B.  nnsec  neben  misecih,  obrüö  öbriica  :  obrücth. 
—  C.  Bei  Zweisilblern  mit  Endbetonung  im  Nom.  sg.  und 
wechselndem  Hauptton,  z.  B.  koläc  koläcä  :  koläcth,  tezäk 
temkä-.teiäcih.  —  IL  Weniger  fest  ist  -th  bei  den  folgenden: 
A.  bei  Mehrsilblern  mit  festem  Hauptton  auf  der  letzten 
ohne  bewegliches  a,  z.  B.  sused  suseda  :  sused  und  susedih, 
postoUö  postoliöa  :  2)ostolJö,  Novljänin  pl.  Novljäni :  Novljän  u. 
Novljämh.  —  B.  Bei  den  zwei-  und  mehrsilbigen  mit  "  und 
unveränderlichem  Hauptton  bei  beweglichem  a,  z,  B.  stärac 
stärca :  stärac  (staräc)  und  stärcth,  doch  herrscht  nach  den 
Ansätzen  bei  Belic  S.  31  wohl  die  kurze  Form  vor.  — 
C,  Bei  den  zwei-  und  mehrsilbigen  mit  beweglichem  a 
und  veränderlichem  Hauptton  scheint  nach  S.  34 — 35  die 
endungslose  Form  durchaus  vorzuherrschen,  bei  solchen 
mit  langer  vorletzter  Silbe  allein  zu  gelten,  z.  B.  ofäc  ocä  : 
ötäc  otdc,  posdl  poslä :  fösäl  (vereinzelt  scheint  kösac  koscä : 
köscih  neben  kösäc  kosdc);  svetäc  svetcä  isvetäc,  cvltäk  cvTtkä  : 
cvitäk,  desetak  desctkä,  desetäk. 

Die  Neutra  bewahren  die  alte  Flexion: 


sg.  leto 

pl.  leta 

leta 

let 

letu 

letön 

leto 

Uta 

letön 

leti 

leti 

letih, 

vgl.  dazu    tele   teleta  :  gen.  pl.    telet,    hne    Imenn  :  gen.  pl. 
imen  usw. 


§717.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  423 

717.  Historisches. 

Zum  Ausgangspunkt  nehme  ich  die  küstenländi- 
schen Lektionarien  des  15.  Jhs.,  das  sog.  Zaraer 
(hsg,  von  Resetar,  Zadarski  i  Ranjinin  lekcionar,  Agram 
1894,  zitiert  mitZ),  das  des  Priesters  Bernardin  von  1495, 
neu  gedruckt  1543,  1586  (hsg.  von  Maretic,  Lektionarij 
Bernardina  Spljecanina  po  prvom  izdanju  od  god.  1495, 
Agram  1885,  zitiert  mit  B).  Über  diese  Texte  und  ihre 
Sprache  vgl.  Resetar,  Primorski  lekcionari  XV.  vijeka 
(Rad  134  u.  136): 

1.  Die  «-Feminina  haben  die  Form  der  ;a-Stämme 
angenommen,  z.  B.  gen.  sg.  göre  wie  zenilje,  nom.-akk.  pl. 
strane  wie  ovce;  Dat. -Lok.  sg.  -i  kann  in  der  ikav.  Mund- 
art =  i  und  =  e  sein. 

2.  Instr.  sg.  fem.  Das  urspr.  o  ist  regelmäßig  erhalten 
bei  den  z-Stämmen,  z.B.  ricju,  radostju,  daneben  vereinzelt 
-i.     Die  a-Stämme  haben  regelmäßig  -öm. 

3.  Lok.  sg.  msk.-ntr. :  in  Z  ist  die  alte  Endung  -i 
(=e,i)  noch  überwiegend,  z.B.  sviti,  va  svi,  n  pocali;  die 
neuere  -%i  herrscht  bei  gutturalem  Auslaut,  z.  B.  irgn,  puhi, 
duJui,  das  beruht  auf  der  Abneigung,  den  Guttural  zu 
wandeln  {trzi  usw.);  ferner  fast  durchgehend  nach  po,  z.  B. 
2)0  zakonu,  po  redu;  das  ist  eigentlich  der  Dativ,  mit  dem 
po  von  alters  her  in  solchen  Wendungen  verbunden  war, 
die  Form  ist  aber  empfunden  als  Lokativ,  denn  po  wird 
beim  Pronomen  mit  dem  Lok.  verbunden,  z.  B.  j^o  kom, 
ebenso  stets  im  Plural.  In  B  ist  -21  im  Überwiegen,  die 
späteren  Drucke  setzen  für  die  verbliebenen  -i  noch  weiter 
-u  ein. 

4.  Der  Nom.  plur.  msk.  auf  -e  ist  regelmäßig  erhalten 
bei  den  Stämmen  auf  -an-  (Sing,  -anin),  -in,  z.  B.  Tcuöane, 
grajane,  zidove.  Bei  dem  urspr.  w-Stamm  sin  ist  der  Nom. 
pl.  sinove  regelmäßig  bewahrt,  das  -ove  vereinzelt  auch  auf 
einsilbige  o-Stämme  übertragen,  stanove,  valove  (Z),  popove 
(öfter)  B.  In  oblique  Kasus  geht  -ov-  in  Z  und  B  regel- 
mäßig nur  bei  sin  über:    sinovom,    sinove  (Akk.),    so  auch 


424  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§717 

der  alte  w-Staram  vol:  akk.  pl.  volove;  vereinzelter  in  den. 
Akk.pl.  anderer  Einsilbler:  grro&oi'e,  popove,  glasove,  gradove. 

5.  Der  Gen.  plur.  auf  -ä  fehlt  völlig.  Neutrum  und 
Femin.  des  o-  und  a-Stammes  haben  die  alte  endungslose 
Form.  Die  Maskulina  bewahren  diese  sehr  regelmäßig  bei 
Wörtern  mit  beweglichem  a  der  letzten  Silbe,  z.  B.  otac, 
slipac,  vrutak  (vgl.§  716.2IIB,C);  außerdem  bei  vereinzelten 
anderen:  krat  (mal),  pinez,  neprijatel;  sonst  ist  regelmäßig 
-ov  (-eu),  z.B.  gradoi\  ucenikov,  kraljev.  Die  den  i-Stämmen 
angehörende  Endung  -^  ist  bei  diesen  erhalten,  außerdem 
ausgedehnt  auf  o-  und  ;o-Stämme,  in  Z  sehr  oft  gen.  pl. 
muH  (nach  dem  Muster  Ijudi;  auch  in  den  glagolitischen 
Urkunden  des  14. — 15.Jhs.  ist  muH  besonders  häufig);  in 
B  häufiger,  z.  B.  kralji,  neprijatelji,  vifezi^  zuhi.  Einzeln 
auch  beim  Neutrum  auf  -anje:  vladanji  (s.  Resetar,  Rad 
136,  S.  132). 

6.  Im  Akk.  plur.  hat  Z  noch  sehr  häufig  das  alte  -i 
(=  -y)  bei  den  harten  Stämmen,  das  dann  auf  die  weichen 
(statt  e  =  e)  übertragen  ist,  z.  B.  hart  dari  listi,  weich 
pisci,  vladavci;  in  B  ist  -e  Regel,  -i  Ausnahme.  Da  durch 
die  lautliche  Gleichheit  von  i^i  im  Nom.  pl.,  von  i  =  y 
im  Akkusativ  Zusammenfall  der  Formen  stattfindet,  z.  B. 
listi  =  Nom.  und  Akk.,  so  werden  auch  die  Nominative 
mit  Gutturalwandlung,  z.  B.  vuci,  rozi,  trzi,  grisi  (zu  vuk, 
rog,  trg,  grih)  als  Akkusative  benutzt;  da  ferner  auch  der 
Instr.pl.  auf  -i  auslautet,  ist  eine  vollständige  Vermischung 
eingetreten:  vuci  usw.  dienen  auch  als  Instrumentale  (s. 
§714  dasselbe  aus  heutigen  cak.  Mundarten). 

7.  Dativ,  Instr.,  Lok.  plur.  haben  die  alten  Formen 
treu  bewahrt:  Dativ  -m:  msk.-ntr.  -om,  -em,  fem.  -am, 
Instr.  msk.-ntr.  -i,  fem.  -ami,  Lok.  plur.  msk.-ntr.  -ih,  fem. 
-ah.  Doch  kommen  beim  Instrumental  verschiedene  Um- 
bildungen vor;  das  -mi  der  alten  i-Stämme  wird  bisweilen 
durch  -i  ersetzt,  z.  B.  Ijndi  (statt  Ijudmi),  puH,  sogar  beim 
Feminin:  rici,  vlasti.  Andererseits  geht  das  -mi  der  (-  und 
M-Stämme  (Ijudmi,  sinmi)  auf  die  mask.  und  neutr.  o- 
Stämrae  über,  aber  nur  in  B,  wie  es  scheint  fast  nur  bei 


§717.718.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  425 

Einsilblevn,  z.  B.  glasmi,  muzmi,  vlasmi,  rozmi  (dies  ange- 
knüpft an  rozi,  s.o.  6),  vratnii,  slovnii;  doch  auch  angelmi. 
Ein  -ma  kommt  nur  vor  in  dem  alterhaltenen  Dativ-Instr. 
dual,  z.  B.  ocima,  usima.  Das  vikoma  (in  Ewigkeit)  ist  keine 
-ma-Form,  sondern  dem  adverbial  gewordenen  vikom  ist 
das  -a  nach  Analogie  anderer  Adverbia  angefügt. 

8.  Von  alten  Formen  der  {-Stämme  mit  e  ist  erhalten 
Dat.  pl.  Ijudem,  Lok.  Ijudeh,  dneh.  —  Sonstige  Altertüm- 
lichkeiten: gen.  und  lok.sg.  dne  (zu  dän),  die  Nominative 
kami,  plami  (=  -my),  die  zugleich  als  Akkusative  dienen. 

Die  Neuerungen  sind  also: 

I.  Vollständig  durchgedrungen: 

1.  Die  Ausgleichung  der  fem.  a-Stämme  nach  der 
Richtung  der  ja-Stämme. 

2.  Die  Annahme  des  -öm  im  Instr,  sg.  fem.  der  a- 
Stämme. 

II.  Noch  in  der  Entwicklung  begriffen: 

1.  Die  Annahme  des  -u  im  Lok.  sg.  msk.-ntr. 

2.  -ov  im  Gen.pl.  der  Maskulina  (fast  allgemein  bei 
den  Wörtern  ohne  bewegliches  a). 

3.  Ausdehnung  des  Gen.  pl.  -i  der  i-Stämme  auf  be- 
liebige Maskulina. 

4.  Akkusativ  plur.  aller  Maskulina  in  die  /o-Form  -e. 

5.  Zusammenfall  des  Nom.  und  Akk.  pl.  der  guttural 
auslautenden  Maskulina  in  die  Nominativform.  Damit  zu- 
sammenhängend die  Benutzung  dieser  Form  auch  als  Instr. 

6.  Umbildung  der  alten  Instrumentale  plur.  auf  -i 
durch  Annahme  der  Endung  -mi,  die  dem  letzten  Kon- 
sonanten angefügt  wird. 

718.  Um  ein  Jahrhundert  jünger  (1564  —  65)  als 
die  Entstehung  der  Lektionarien  ist  die  Übersetzung 
der  Propheten  aus  der  Lutherbibel,  entstanden  in  Istrien, 
hsg.  von  Jagic  u.  d.  T.  Vsih  prorokov  stumacenje  hrvatsko. 
Veteris  testamenti  prophetarum  interpretatio  istro-croatica 
saec.  XVI.  (Wien-Berlin  1897),  dazu  Ders.,  Ein  vierter 
bibliographischer  Beitrag  (Anzeiger  der  Wien.  Ak.  1896, 
Nr.  V — VI,  S.  19).     Es  ist  nicht  ohne  Interesse,    zu  ver- 


426  Zur  Geschichte  der  DekHnation.  [§718. 

gleichen,  wieweit  hier  eine  andere  Entwicklung  oder  eine 
Weiterentwicklung  stattgefunden  hat.  Nach  der  Reihen- 
folge von  §  717.8: 

I.  1  wie  in  den  Lektionarien ;  der  Stand  der  Aus- 
gleichungen auch  im  Vokativ,  aher  nach  der  Seite  der 
harten  Stämme,  z.B.  kueo  Jer. 21. VI,  zemljo  Jer.  6.19;  nur 
-ica  behält  die  alte  Form  -ice,  z.  B.  neprijateljice  Mich.  7.8. 

1.2;  -öm  ist  im  Instr.  sg.  der  a-Stämme  fast  durch- 
gehend, z.  B.  pravdom,  grozbom,  doch  findet  sich  eine  ge- 
ringe Anzahl  der  alten  Form  auf  -u,  z.  B.  godinu  Is.  29.6 
(ebenda  godinom),  s  kletvu  moju  Is.  50.2.  Ebenso  ist  bei 
dem  i-Femininum  die  Regel  -orn,  z.  B.  krvjovi,  moöom, 
ricjom,  müostjom,  die  alte  ^(-Form  ist  im  ganzen  selten, 
z.  B.  radostju  Is.  35.10,  z  veliku  vridnostju  Ez.  27.24,  £lcju 
Jer.  9.15  (vgl.  nmdrosfjom  9.28). 

II.  1.  Der  Lok.  sg.  msk.-ntr.  auf  -u  so  gut  wie  durch- 
gehend, sehr  selten  das  alte  -i  (=  e),  z.  B.  va  sni  Is.  29.7. 
Der  Zusammenfall  von  Lok.  und  Dativ  beim  Nomen  hat 
auch  beim  Pronomen-Adjektiv  die  Übertragung  der  Dativ- 
form in  den  Lokativ  herbeigeführt,  z.  B.  u  ohecanomu  i 
sfanovitomu  prisastju  S,234,  na  iml^i  galilejskomu  (neben  na 
putu  morskom)  Is.  9.1.  Doch  ist  die  Zahl  der  Fälle  im 
Vergleich  zu  der  der  alten  Form  auf  -m  gering.  Im  Lekt.  Z 
fehlt  -oniu  als  Lok.  noch  ganz,  ist  aber  in  B  ziemlich  häufig. 

IL  2.  Genitiv  plur.  Die  fem.  a-Stämme  und  die 
Neutra  sind  endungslos,  daher  auch  bei  konsonantischen 
Stämmen,  z.  B.  imen,  nebes;  seltener  bei  alten  Maskulinen 
dieser  Klasse,  p?eme?^  Ez.  48.19,31,  kristian  S.  3;  lakat  oft 
nach  Zahlen,  z.  B.  dvadeset  lakat  Zach.  5.2  (das  Wort 
flektiert  lakat  lakta  laktu,  n.  pl.  lakti,  akk.  lakte),  öfter  auch 
dan,  z.  B,  sedam  dan  Ez.  3.15,16;  ferner  mater  Jer.  16.3, 
Mer  Ez.  16.53.  In  die  konsonantischen  Stämme  sind 
gelegentlich  die  j-Stämme  einbezogen,  so  gen.  pl.  misal 
Is.  47.13,  pesan  Ez.7.7,  prs  Is.  28.9.  Die  alten  femininalen 
i-Stämme  behalten  sonst  regelmäßig  ihr  -i,  oft  auch  die 
Maskulina,  so  dm,  puti.  Im  Gen.  pl.  der  alten  o-Stämme 
ist  -ov  (-ev)  durchaus  die  Regel,  die  vorherrschende  Form, 


§718.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  427 

z.  B.  vozov,  krajev,  j^rorokov,  uciteljev;  ganz  vereinzelt  auf 
das  Neutrum  übertragen:  stndov  Ez. 36.38  (wohl  als  Mask. 
empfunden,  vgl.  stadi  moji  als  Vok.),  cedov  Is.  19.11.  Die 
alte  endungslose  Form  wird  nur  bevorzugt  bei  Wörtern  mit 
beweglichem  a  der  letzten  Silbe  (vgl.  dazu  aus  heutigen 
Mundarten  §716),  namentlich  wenn  diese -ac  (^ -hch)  ist, 
so  ofac  22mal  nur  so,  sest  janjac.  Kz.4Q.6  (janjcev  39.18). 
Bei  anders  gearteten  Wörtern  ist  diese  Form  selten,  regel- 
mäßig nur  bei  dem  formelhaft  gewordenen  kraf,  z.  B.  sedam 
krat  (siebenmal),  wie  es  scheint  auch  bei  pinez,  alles  andere 
ist  vereinzelt,  z.  B.  od  otok  morskili  Is.  11.11,  Ez.  27.7 
(ofokon  27.6),  misto  rusih  vlas  Is.  3.24. 

II.  3.  Die  Endung  -i  im  Gen.  pl.  der  mask.  o-Stämme. 
Häufiger  ist  nur  muzi  (17mal,  z.  B.  ovih  muzi  Dan.  3.27) 
durch  den  Einfluß  von  Ijudi  (vgl.  §717.5);  nimmt  man  noch 
dazu  drei  Beispiele  von  konji,  z.  B.  konji  i  vozov  la.  2.7, 
viermal  miseci  (z.  B.  Dan.  4.26),  so  bleiben  nur  vereinzelte 
Beispiele:  von  weichen  Stämmen  neprijatelji  Mich.  4.10, 
Nah.  1,  oltari  Jer.  17.1,  progoiiitelji  Ez.  38,  ucitelji  Zach.  5; 
von  harten  iz  boki  tvojih  Is.  7.2,  civi  (Röhren)  Is.  7.12, 
ofrov  i  dari  S.312,  od  vsih  kusi  Is. 30.14,  do  oblaki  Jer.51.9, 
Zeph.  1.15,  2)ostoli  Am.  2.6„  puki  Ez.  11.17,  Mich.  5.7, 
devet  roqi  Dan.  7.7,24,  trupi  Agg.  2.17.  Von  Neutren  hat 
nur  das  eine  kraljevstvo  regelmäßig  (achtmal)  diese  Form, 
z.B.  deset  kraljestvi  S.  215,  vsih  kraljevstvi  Is.  23.17,  offen- 
bar zur  Vermeidung  der  unbequemen  Form  '^kraljevsfav; 
anderes  ganz  vereinzelt,  j^^^d  halavanjem  konji  njegoviJi,  koli 
i  konjiki  (so  zu  lesen  statt  konjici)  Ez.  26.10. 

II.  4.  Akkusativ  plur.  Das  alte  -i  ist  regelmäßig 
erhalten  bei  den  fem.  i-Stämmen,  z.  B.  rici,  zapovedi,  beim 
Mask.  regelmäßig  dni,  sonst  wechselnd  mit  -e:  Ijudi  und 
Ijtide,  nohti  und  nohte.  Die  fem.a-Stämme  haben  nur  -e  (vgl. 
§713);  die  mask.  o-Stämme  ebenfalls  das  -e  der  weichen 
Stämme  verallgemeinert,  doch  sind  die  Formen  auf  -i 
(=  -y;  durch  Übertragung  auch  bei  den  weichen)  bewahrt 
in  folgenden  Wörtern:  dari,  konji^  kraji,  kusi,  kuti,  nosi, 
prsti,   redi,  rogi,  sagi,  smradi,  söiti,  sfadi  (urspr.  ntr.),    trsi, 


428  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§718. 

trupi,  uzli,  vali  (Wellen),  va-veM,  vinci,  v'dri,  vozi  (konje  i 
vozi  Jer.  50.37),  zidi,  ziibi:  dogovori  S.  6  (neben  dogovore), 
jeziki,  niejasi,  ohloki  (Fenster),  ohrazi  Ez.  10.14  {phraze  10.21), 
pinezi  (dies  regelmäßig  so,  18mal),  plemeni,  pomoönici  (über 
c  s.  u.  II.  5),  sasiidi,  varosi,  zakoni;  im  ganzen  60  Fälle, 
eine  geringe  Zahl  gegenüber  der  großen  Menge  der  Akk. 
auf  -e.  Es  fällt  auf,  daß  die  alte  i-Form  bei  Einsilblern 
viel  häufiger  ist  als  bei  Mehrsilblern. 

II.  5.  Instrumental  plur.  Die  Endung  -nii  ist  wie  bei 
den  fem.  a-Stämmen  auch  noch  regelmäßig  gebraucht  bei 
den  ^'-Femininen,  z.  B.  ricmi,  lazmi,  bei  den  mask.  i-Stämmen 
häufig  noch  Ijudmi,  einigemal  tatmi.  Die  mask.  und  neutr. 
o-Stämme  haben  das  alte  -i  noch  in  regelmäßigem  Ge- 
brauch, z.  B.  7neju  rsimi  bogt  Is.  36.20,  svojimi  jaziki  Jer.  9.3, 
7iad  vsinii  kraljevstvi  Is.  37.16,  so  auch  sa  vslmi  cudesi  Jer^ 
21.2.  Die  Form  ist  übertragen  auf  die  mask.  i-Stämme, 
z.B.  s  crvi  Os.2.1S,  ovimi  malimi  dni  Zach.  4.10,  nad  vsimi 
Ijudi  S.  213.  Jedoch  ist  bei  den  mask.  o-Stämmen  eine 
Abweichung  dadurch  eingetreten,  daß  die  Gutturalwandlung 
des  Nominativ  pl.  (k  —  c,  g  —  z,  h  —  s)  in  den  Instr.  über- 
tragen ist  (über  den  Anlaß  s.  §§  714,717.6);  z.  ß.  meju  og- 
njenimi  kamici  (zu  kamik)  Ez.  28.14,  z  rozi  (zu  rog)  Ez.  34.21, 
nad  vsimi  ostnlimi  vrsi  (zu  vrh)  Is.  2.2,  und  so  sehr  häufig. 
Zuweilen  stehen  alte  und  veränderte  Formen  nebeneinander,, 
z.  B.  meju  vsimi  piiki,  Ijtidi  i  jazici  Dan.  3.29.  Der  Zu- 
sammenfall von  Nom.  und  Instr.  plur.  ist  dadurch  be- 
günstigt, daß  im  Nom.  die  gesetzmäßige  Wandlung  der 
Gutturale  sehr  oft  unterbleibt,  z.B.  n.  pl.  jaziki  Is.  11. 10, 
luki  Jer.  51.56,  otoki  Is,  41.5  {otocl  41.1),  potohi  Is.  43.20 
(potoci  35.6),  proroki  Jer.  14.15  (proroci  14.14),  svidoki  und 
svidoci  Is.  44.8,9,  rogi  Dan.  7.8,  grihi  Is.  6.7. 

II.  6.  Neben  -i  im  Instr.  pl.  der  mask.  und  neutr. 
o-Stämme  steht  -mi,  aber  nur  bei  Einsilblern:  glasmi  S. 234 
(ebd.  glasi),  glogmi  Is,  7.24,  hrastmi  Is.  1.29,  44.14,  listmi 
S,  225,  lukmi  Is,  7,24,  pleömi  Ez.  10.12,  sadmi  Is.  24.1, 
söitmi  le.  22.6,  trupmi  Jer.  16.18,  ustmi  Is,  9.1 2, 29.13,  Jer, 
9,8,44.25  {usti  v.  26),  Ob.  1.12,  vozmi  Jer.  46.9,  Is.  22.6, 


§718.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  429 

Dan.  11.40,  vrafmi  Jer.  17.20,27  (vrati  17.21,25,27),  Ez. 
44.17,0b.  1.11  {vrati  1.12),  zidmi  Is.  22.11,  Jer.  39.4,  52.7. 
—  Ein  -nia  als  Instrumentalendung  besteht  nur  im  Dual, 
z.  B.  pred  ocima  mojima  Jer.  7.30,  pred  onima  dvima  dime- 
cema  glavnjama  Is. 7.4.  Das  adverbiell  gewordene  sa-vsima 
für  sa-vsim,  wie  vikoma  (s.  §  717.7),  gehört  nicht  hierher. 

III.  Die  Ausdehnung  des  -ov-  im  Plural  der  nicht 
^/-Stämme  findet  nur  in  sehr  mäßigem  Grade  statt.  Der 
alte  sehr  häufige  Nom.  pl.  sinove  ist  fast  regelmäßig  so 
erhalten,  nur  einigemal  steht  sm,  dazu  sinom  dat.  pl., 
sinih  lok.  Joel  3.13;  von  altem  w-Stamni  auch  volove 
Dan.  5.21,  Ab.  4.17;  von  alten  o-Stämmen,  nur  bei  Ein- 
silblern,  bogove  (siebenmal),  hogovi  (fünfmal),  hogi  (statt  hozi 
zweimal  Is.  36.19);  außerdem  vereinzelte  Fälle:  darove 
Is.  1.23,  gradove  Ö.  225,  rodove  Is.  51.1,  vozovi  S.  228, 
zvirove  Dan.  4.9  (zviri  4.11,  das  Wort  wird  als  o-Stamm 
behandelt).  Sonst  ist  die  Endung  des  Nom.  pl.  -e  er- 
halten fast  regelmäßig  bei  zidove  (selten  zidovi),  bei  den 
Wörtern  auf  -an-in  neben  -;',  z.  B.  grajane  und  grajani. 
Die  Ausdehnung  des  -ov-  auf  oblique  Kasus  ist  regelmäßig 
bei  sin  :  sinove  akk.pl.  (und  sinovi),  dazu  volove  Os.  12.12, 
öfter  bogove,  darove  (darovi),  gradove,  zidove,  einigemal  vozove, 
stanove,  vereinzelt  dvorove  Zach. 3. 7;  auf  andere  Kasus  aus- 
gedehnt nur  bei  sin,  dat.  sinovoni  (viermal),  instr.  sinovi 
(13mal),  sonst  in  dem  ganzen  Buche  nur  instr.  pl.  kraljevi 
Jer.  14.1,  lok.  gradovih  Is.  13.22. 

IV.  Über  den  Lok.  plur.  Die  alten  Formen  sind 
durchaus  erhalten ;  nur  unterbleibt  bei  den  mask.-neutr. 
o-Stämmen  häufig  die  Wandlung  der  Gutturale  vor  -ih, 
z.  B.  po  vsih  vrsih  i  po  vsih  brlogih  Is.  16.16  {vrhih  z.  B. 
Is.  23.45),  grihih  Is.  43.24.  —  Das  -ah  der  fem.  a-Stämme, 
wie  das  -am  des  Dativs,  awi-  des  Instr.,  ist  regelmäßig  auf 
die  fem.  i-Stämme  übergegangen,  z.  B.  ricah  Jer.  44.17, 
stvarah  S.  72,  147,  zapovidah  Ez.  20.19,21  (indes  kommt 
vereinzelt  auch -lÄ  vor,  so  kostih  Jer.  20. d),  Zaiam  Am.  2.4, 
ricam  Jer.  35.13;  kripostami  Dan.  4.32,  stvarami  Jer.  29, 
povidami  Mal.  4.4  usw. 


430  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§718.719. 

V.  Als  mehr  oder  minder  vereinzelte  Erscheinungen 
sind  anzuführen:  der  alte  Gen.  und  Lok.  sg.  dne  (zu  dän), 
z.B.  do  onoga  dne  Jer.26.22  und  öfter,  va  dne  Jer.  31.35; 
zu  dän  außerdem  Gen.  sg.  dneva  Am.  5.8,  S.  264,  Dativ 
und  Lok.  dnevu,  z.  B.  Ez.  30.2,  Is.  9.14,  Instr.  dnevorn, 
z.  B.  Jer.  33.26.  —  Alte  Formen  der  i-Stämme  sind 
Instr.  sg.  indem,  dneni,  Dat.  pl.  Ijudem,  Lok.  dnek.  —  Von 
den  alten  ?^-(?/)-Stämmen  nur  Ijubav,  gen.  Ijubave,  lok.  Ijubavi, 
instr.  Ijuhavotn;  neben  altem  crikav  (S.  224)  steht  mfcua.  — 
Der  Lok.  pl.  na  tloh  S.  264,  po  tloh  Is.  10.23  und  öfter 
hat  sein  o  aus  dem  Nom.-akk.  sg.  in  der  Verbindung  na 
Üo\  im  heutigen  Dialekt  von  Cherso  ist  daraus  wieder  tloh 
als  Nom.  sg.  gebraucht. 

Zur  Geschichte 
der  stokavischen  Deklination  der  Nomina. 

719.  Außer  den  Entwicklungen,  die  cakavischen 
gleichartig,  aber  nicht  immer  gleichzeitig  sind,  handelt  es 
sich  vor  allem  um  den  Gen.  plur.  auf  -ä  und  um  das 
Zusammenfallen  von  Dativ,  Instrum.,  Lok.  plur.  in  die 
Formen  auf  -ima  und  -ama. 

1.  Die  Ausgleichung  der  a-  und  ^"a-Stämme. 
Im  Gen.  sg.  ist  das  -e  aus  den  ja-Stämmen  schon  von 
Anfang  der  Überlieferung  (12.  Jh.)  an  allgemein:  zene  wie 
düse;  wo  ein  -y,  -i  in  den  Urkunden  steht,  sind  es  kirchen- 
slavische  Formen.  —  Der  Dat.  sg.  hat  im  14.  und  15.  Jh. 
noch  -e  und  -e  (=  -e),  z.  B.  zene,  sluzbe,  aber  in  den  Ur- 
kunden derselben  Zeit,  wenigstens  in  denen  aus  westlichen 
und  südlichen  Mundarten,  -i,  d.h.  die  Form  der  weichen 
Stämme  (düsi),  z.  B.  pravdi,  sluzi;  im  16.  Jh.  wird  sie  in 
den  genannten  Gegenden  herrschend,  ist  heute  in  der 
Schriftsprache,  auch  ekavischer  Lautgestalt,  allgemein.  Im 
Vok.  sg.  fem.  herrscht  wenigstens  vom  Ende  des  15.  Jhs. 
bei  den  nicht  auf  -ica  ausgehenden  die  Form  der  harten 
vor,  dü§o,  gelegentlich  auch  bei  -ica,  djevico.  Der  Akk.  pl. 
hat  seit  der  ältesten  Zeit  bei  den  msk.  o-Stämmen,  wie  bei 
den  a-Feminina  die  Form  der  weichen  -€,  zene  wie  düse, 
grobe  wie   konje.     Wo    Formen    auf    -i    {-y)    vorkommen, 


§719—721.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  431 

handelt  es  sich  um  cakavische  Schriftsteller,  wie  Marulic 
u.  a.,  oder  um  Nachahmung  solcher  bei  ragusanischen 
Dichtern  des   16.  Jhs.,   wie  Mencetic,  Drzic  u.  a. 

720.  2.  Instrum.  sing,  der  fem.  a-Stämme, 
Die  alte  Form  auf  -u  (^o;  so  cak.  -ü,  -ü-n)  ist  stokavisch 
nicht  mehr  nachweisbar,  außer  etwa  an  kirchenslavisch 
beeinflußten  Stellen,  also  kein  zenü^  düsü.  Die  ältesten 
überlieferten  Formen  sind  z.  B.  »seHOBh,  nftitKOBb,  BOiiOBb 
(a  =  ;'),  so  findet  sie  sich  bis  zur  zweiten  Hälfte  des 
13.  Jhs.,  bei  ja-  wie  bei  -a-Stämmen,  in  glagolitischen  Ur- 
kunden auch  noch  Ko.it^Bb  (Zara  1473);  zu  lesen  ist  das 
zenon,  pravou,  vol'ou  (vol'eu);  die  kyrillische  Schrift  gab 
keine  andere  Möglichkeit,  den  Diphthongen  ou  zu  schreiben 
als  durch  OBh,  dessen  b  natürlich  stumm  ist.  Entstanden 
ist  die  Form  aus  zenoju  (aus  ienojq),  daraus  zenöu  mit  Deh- 
nung durch  das  auslautende  y,.  Von  der  zweiten  Hälfte, 
des  13.  Jhs.  herrscht  -öm,  dessen  m  dem  Mask.-Neutr. 
entnommen  ist,  grädom,  mjestom.  —  Die  fem.  i-Stämme 
bewahren  die  alte  Form  auf  'u  (aus  -hjq)  bis  heute,  stvärjuy 
daneben  -i,  das  nach  Mar.  S.  170  von  Vuk  neben  -'u  ge- 
braucht wird,  wenn  die  Instrumentalfunktion  durch  Prä- 
position oder  durch  adjektivischen  und  pronominalen  Zu- 
satz an  sich  deutlich  ist,  z.  B.  sa  zalosii  und  s  pomocu, 
jednom  rijeci,  während  nur  'm,  wenn  die  Form  keine  solche 
Stütze  hat.  Auch  die  Form  auf  -i  hat  im  16.  Jh.  das  -m 
annehmen  können,  z.  B.  snirtim,  ricwi,  milostim,  von  diesen 
haben  auch  mask.  i-Stämme  ein  -im  angenommen,  z,  B. 
putim,  zvirini.  Das  -i  beruht  auf  altem  -ijq,  -ijti  mit  vollem 
/,  daraus  -m,  das  -u  ist  abgefallen;  eine  Schreibung  -iiBb 
scheint  nicht  erhalten  zu  sein.  Auf  dem  alten  Unterschied 
von  -hjq  und  -ijq  beruht  die  verschiedene  Behandlung  des 
t,  d  usw.  im  Instr.,  z.B.  milosöii  {=milostju)  und  milosti, 
niislju  und  misli.  Vom  14.  Jh.  begegnet,  doch  nach  Dan, 
Ist.  obl.  S.  42  spärlich,  die  Übernahme  des  -öm  von  den 
a  Stämmen,  z.  B.  milostjöm. 

721.  3.  Lok.  sg.  msk.-ntr.  auf  -e  (hart),  -i  (weich) 
hält  sich  bis  Ende  des  15.  Jhs.  und  ist  scheinbar  noch  in 


432  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§721—723. 

reichlichem  Gebrauch  bei  den  ragusanischen  Dichtern  des 
16.,  aber  Danicic  (S.  47)  weist  nach,  daß  die  meisten  Bei- 
spiele sich  auf  bestimmte  Wörter  {svijet  svit,  san  —  sviti 
sni)  beschränken,  die  sich  auch  im  17.  noch  so  finden. 
Es  handelt  sich  wohl  um  Nachahmung  älteren  Gebrauchs 
und  um  formelhaft  gewordene  Wendungen  wie  u  sni  (im 
Schlafe,  im  Traume),  denn  schon  im  14.  kann  -u  überall 
gebraucht  werden,  herrscht  im  15.  vor  und  wird  im  16. 
herrschend. 

732.  4.  Die  Annahme  des  -ov-  im  Plur.  (dabei 
ist  abgesehen  vom  Gen.  pl.,  s.  §  723)  erscheint  bei  den 
mask.  einsilbigen  o-Stämmen  schon  von  Anfang  der  Über- 
lieferung an:  wie  siiiove,  so  gradove,  viikove,  museve  usw. 
Die  alte  Endung  -e  hält  sich  noch  bis  Ende  des  16.  Jhs., 
aber  schon  vom  14.  auch  sinovi,  gradovi,  und  -i  herrscht 
im  16.  ganz  vor.  Diese  Einsilbler  übertragen  das  -ov-  in  die 
obliquen  Kasus,  schon  im  14.  Jh.,  z.  B.  Dat.  sinovom,  vu- 
kovom,  muzevom,  Akk.  sinove  usw.,  Instr.  sinovi,  darovi,  Lok. 
gradoveh.  Bemerkt  sei  noch,  daß  das  -e  des  Nom,  pl.  der 
konsonantischen  Stämme  auf -an-  (-an-in)  noch  im  16.  Jh. 
besteht,  Dubrovcane,  aber  schon  im  14.  auch  -i,  Dubrovcani. 
Die  alten  mask.  i-Stämme  (Nom.  pl.  urspr.  -bje)  haben 
schon  im   13.  Jh.  -i:  imti,  gosti. 

723.     5.  Genitiv  plur.  aller  Klassen. 
Ererbte  Formen  waren: 

fem.  a-  und  ^'a-Stämme  zena  dusa  :  zem  dusb 
mask.  0-  und  ;o-Stämme  voz^  mqzh  :  voz^  mqzh 
ntr.  0-  und  ;/o-Stämme   lelo  pole :  let^  pol'b 
konsonantische  Stämme  ime  imene  :  imem 

tele  teilte :  telcth 
hmmj  kamene  :  Jcamem 
nebo  nebese  :  nebes^ 
mati  malere  :  mater^ 
a-Stämme  crky  crk^ve  :  crkhvi 
«-Stämme  syiio  synu  :  synov^ 

i-Stämme  kosth  kosti :  kosiijb  (die  Form  hostbjb  ist 
nicht  ins  Skr.  übergegangen). 


§  723. 724.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  433 

Da  3,  6  überall  abfiel,  wurden  an  sich  alle  Gen.  pl. 
endungslos,  iew,  dus,  synov,  kostij  (daraus  kosti),  aber  bei 
den  u-  und  ^-Stämmen  gegenüber  dem  Nom.  sg.  süi 
(s?/n),  kost  der  Gen.  pl.  sinov,  kosti  als  mit  einer  ihn 
charakterisierenden  Endung  -ov,  -i  versehen.  Die  Formen 
äen,  dus  des  Fem.,  let  pol\  imen,  nebes  des  Neutrums  blieben 
allen  anderen  Kasus  gegenüber  eine  deutlich  geschiedene 
Form.  Es  bestand  also  die  Möglichkeit,  die  genannten 
endungslosen  Genitive  unverändert  bestehen  zu  lassen,  auf 
die  Maskulina  aber  zur  Verdeutlichung  -ov  und  -i  zu  über- 
tragen. Diesen  Weg  haben,  wie  oben  §  717  fg.  gezeigt, 
cakavischeMundarten  eingeschlagen.  Auch  die  stokavischen 
haben  ihn  betreten,  aber  sehr  spärlich,  denn  die  vom 
13.  Jh.  erscheinenden  Beispiele  wie  greJiov,  darov,  bogov, 
krajev  usw.  darf  man  nicht  rechnen,  da  hier  das  -ov  zu 
der  Übernahme  der  Silbe  -ov-  in  die  Pluralformen  der 
Einsilbler  gehört.  Nach  Dan.  Ist.  obl.  (S.  69 — 70)  erscheint 
allerdings  diese  Form  als  sehr  verbreitet,  ca.  100  Beispiele, 
allein  wenn  man  die  Einsilbler,  ca.  60,  abzieht,  entfallen 
von  den  40  verbleibenden  19  auf  cak.  Quellen,  15  auf  den 
Bosnier  Iv.  Bandulavic  (Novo  istumacenje  pistola  1626), 
der  von  cak.  Vorlagen  abhängig  ist,  neun  auf  Nik.  Ranjinas 
Lektionarium,  das  auf  cakavischen  des  15.  Jhs.  beruht. 
So  bleiben  nur  ein  paar  Beispiele  für  rein  stokavische 
Schriftsteller. 

7S4.  Auch  die  Endung  -i  ist  angenommen  worden. 
Bei  Dan.  S.  74  werden  aus  dem  13.  und  14.  Jh.  35  Bei- 
spiele gegeben,  davon  fallen  aber  31  auf  Münzbezeich- 
nungen :  dinar  —  dinari,  perper  —  2^^'^'P^^'h  pinez  —  pinezi. 
Nach  den  weiteren  Anführungen  dort  scheint  das  -i  vom 
Ende  des  15.  durch  das  16.  bis  ins  17. Jh.  reichlich  ver- 
treten, allein  nach  der  verschiedenen  Situation  der  Schrift- 
steller sehr  ungleich:  von  den  ca.  120  Beispielen  kommen 
auf  cakavische  und  cakavisch  beeinflußte  Schriftsteller 
(Nik.  Ranjina  u.  a.)  ca.  60,  allein  auf  Marulic  31,  auf  die 
a.  a.  0.  benutzten  Ragusaner  nur  neun.  Das  -i  ist  auch 
auf   Neutra    übertragen    worden    (Dan.   S.   78),    aus    dem 

Leskien,  Serbokroatische  Grammatik.  28 


434  Zur  Geschichte  der  Deklination.         [§724—726. 

16.  Jh.  z.  B.  bogastvi,  leti;  unter  den  31  Beispielen  17mal 
usü,  wie  denn  überhaupt  öfter  einzelne  Wörter  Formen 
bevorzugen,  die  bei  anderen  selten  sind.  Vereinzelt  kommt 
-i  auch  beim  Feminin  vor,  im   16.  Jh.  z.B.  suzi,  usni. 

"725.  Die  endungslosen  Formen  halten  eich,  am 
meisten  wie  es  scheint  bei  den  a-Feminina,  noch  im  16.  Jh.,^ 
z.  B.  gor,  djevojak,  suz',  mask.  vjetar,  grijeh,  narod,  otac; 
neutr.  Ijet,  usf,  srdac,  sie  werden  aber  von  den  Ragusanern 
im  17.  nur  selten  mehr  gebraucht.  An  ihre  Stelle  tritt  in 
allen  Deklinationsklassen  außer  bei  den  fem.i-Stämmen  die 
Endung  -ä,  sie  wird  herrschend  im  16.  Jh.,  ist  aber  von 
der  ersten  Hälfte  des  14.  an  zu  belegen.  Damit  ist  nicht 
gesagt,  daß  sie  nicht  früher  vorhanden  gewesen  sei,  denn 
die  traditionelle  kirchenslavische  Orthographie  der  älteren 
Urkunden  schreibt  alle  Gen.  mit  -h,  auch  wo  vielleicht 
schon  -a  gesprochen  wurde.  Im  14.  Jh.  begann  man  statt 
des  einfachen  -h  zu  schreiben  -hh,  z.  B.  iiciCTiiphk,  YAOB'£Kt>h, 
ceiihb,  pi\BOThh.  Daß  hier  -a  zu  lesen,  hat  schon  Safarik,. 
Serb.  Lesekörner  (1833)  S.  30  erkannt,  vgl.  dazu  z.  B. 
3a  Tbh  j^oBHTbKh  14.  Jh.  {=TL  aobt.it'lk'l),  wo  TL  vor  folgendem 
Dental  das  x  nicht  verlieren  konnte,  also  za  ta  dohitak  zu 
lesen.  Daß  in  der  Tat  -a  gesprochen  wurde,  zeigen 
Schreibungen  derselben  Zeit  wie  zupa,  zemalja,  zrna,  was 
im  15.  Jh.  schon  regelmäßig  geschieht.  Die  Gesamtlaut- 
gestalt des  Gen.  pl.  ist  hier  schon  die  des  heutigen  Sto- 
kavischen  (s.  §  584). 

72ß.  Über  den  Ursprung  der  Endung  -ä  ist  eine 
ganze  Literatur  entstanden.  Ant.  Karlgren,  Sur  la  formation 
du  gen.  plur.  en  Serbe  (in  Archives  d'etudes  orientales, 
vol.  3,  Upsalal911;  geschrieben  1908,  wie  das  Nachwort 
besagt)  zählt  vor  ihm  neun  Versuche  auf,  die  er  alle  für 
verfehlt  hält.  Dem  stimme  ich  bei,  freilich  hat  mich 
seine  eigene  scharfsinnige  Ausführung  auch  nicht  über- 
zeugt (vgl.  auch  Resetar,  ASlPh.  34,588).  Die  Erklärung 
Vondräks  (0  püvodu  kijevskych  listü,  1904,  wiederholt 
Vgl.  sl,  Gr.  II,  21)  erwähnt  er  nicht.  Alle  diese  Ansichten 
hier  zu  besprechen,  ist  nicht  möglich,  ich  beschränke  mich 


§726.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  435 

auf  eine  kurze  Auseinandersetzung  der  sprachhistorisch 
wichtigen  Frage:  ist  das  -ä  lautliche  Fortsetzung  der  alten 
Genitivendung  -1  (-b),  also  eines  urslavischen  Zustandes 
oder  ist  es  eine  Neubildung  des  stokavischen  Serbisch? 
Wenn  die  Endung  aus  dem  Urslavischen  stammen  soll, 
so  müßte  das  einst  allgemeine  -i  (-b)  des  Gen.  pl.  ein 
anderer  Laut  sein  als  die  sämtlichen  anderen  auslautenden 
t,  b  der  Sprache,  denn  diese,  ob  betont  oder  unbetont, 
fallen  ab  (abgesehen  von  einigen  Einsilblern,  skr.  ta,  ca). 
Daß  aber  das  -i  (-h)  des  Gen.  pl.  ein  anderes  gewesen  sei, 
ist  unerweislich,  es  fällt  in  allen  slav.  Sprachen,  auch  im 
cakavischen  Skr.,  ganz  ebenso  ab  wie  die  anderen  i,  h. 
Die  bloße  Tatsache,  daß  im  Stokavischen  -a  erscheint,  wo 
urspr.  -T.  (-b)  steht,  ist  an  sich  kein  Beweis  für  die  Ent- 
stehung daraus.  Daß  ich  die  Gen.  pl.  der  Kijever  Blätter 
rpfixi,  A^B"^  usw.  anders  auffasse  als  Vondräk,  darüber  s. 
mein  Handbuch^  S.  11  Anm.;  ich  gehe  aber  nochmals 
darauf  ein,  weil  mir  bei  Vondräk  eine  sprachgeschichtlich 
nicht  mögliche  Konstruktion  vorzuliegen  scheint.  Vgl. 
sl.  Gr.  II,  21  heißt  es:  «Das  i  des  Gen.  pl.  der  i-Stämme 
war  lang,  da  es  durch  Kontraktion  aus  -ij  entstand,  und 
es  wurde  wohl  auch  i?,  bi  geschrieben,  aber  schon  lange 
als  i  gesprochen.  Das  hatte  zur  Folge,  daß  auch  das  halb- 
vokalische Element  für  %,  b  der  alten  Genitive,  in  welchem 
Stadium  es  sich  auch  immer  befand,  gedehnt  wurde,  wie 
wir  es  bei  allen  derartigen  Genitiven  der  Kijever  Blätter 
finden,  z.B.  rptxi,  A*'*'^-  In  anderen  Denkmälern  wurde  die 
Länge  durchVerdoppelung  des  Halbvokals  angedeutet:  paßbb, 
CHabb  usw.  (die  Gen.  der  a-Stämme  wurden  gleich  behandelt). 
Das  hatte  zur  Folge,  daß  sich  hier  ein  halbvokalisches 
Element  ausnahmsweise  erhielt,  bis  daraus  volle  Vokale 
wurden,  und  so  tauchen  die  Genitive  auf  -ä  im  Serbokroat. 
seit  dem  Anfang  des  15.  Jhs.  auf  (vereinzelt  auch  schon 
im  14.  Jh.). »  Dazu  bemerke  ich:  1.  Die  Annahme,  "  in 
-i  bezeichne  einen  gedehnten  Vokal,  ist  ganz  unerweislich, 
es  steht  auch  auf  Silben,  für  die  innerhalb  des  Slavischen 
Länge  nicht  angenommen  werden  kann,  pa^i  (propter;  oft 

28* 


436  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§  726. 727. 

vorkommend),  instr.  pl.  rp^MH  THAeciiil,  akk.  pl.  hi.h  (nos); 
2.  die  in  den  Kijever  Blättern  vorkommenden  Gen.  pl.  von 
i-Stämmen  lauten  CKBphiiocTiii,  aio^^iii,  3mhi,  3nnoB«/^hi,  haben 
also  die  alte  Form  auf  -ijb,  -bjb,  und  es  ist  nicht  zu  er- 
weisen, daß  dies  =  7  sei;  3.  der  Ausdruck  «in  anderen 
Denkmälern»  führt  irre;  die  Schreibungen  auf  -bh  stammen 
aus  serb.  Urkunden  des  14.Jhs.,  und  es  geht  nicht  an,  sie 
mit  den  Kijever  Blättern  aus  dem  10.  Jh.  zusammen- 
zustellen; 4.  bei  der  Annahme  einer  Fortsetzung  des  urspr, 
-i  (-h)  als  -ä  bleibt  unverständlich^  wie  dabei  die  voran- 
gehende Silbe  gedehnt  werden  konnte,  zenä  aus  zenö,  wäh- 
rend dies  bei  Abfall  des  -i  erklärlich  ist;  4.  wie  hat  bei 
Jener  Annahme  die  dem  -ä  (^  -t»,  -b)  vorangehende  Silbe 
stets  die  Gestalt  bekommen,  die  sie  als  auslautende  haben 
muß,  warum  also  ein  altes  sestri  nicht  *sesträ,  sondern 
sestärä  {=^  sestärä),  otbcb  nicht  *ocä,  sondern  otäcä  (=*ofäcä). 
Damit  leugne  ich  nicht,  daß  das  ä  überhaupt  aus  5  ent- 
standen sei,  vgl.  die  dial.  Formen  vjetzriQi),  zenö{h),  sonst 
vjetärä^  £enä,  halte  aber  mit  Resetar  (ASlPh.  34.591,  Rad 
136,  S.  137)  das  -3  für  sekundären,  skr.  Ursprungs. 

727.  Eine  Stütze  für  die  Ansetzung  des  -u  =  -5 
schien  das  Slovenische  zu  geben  (s.  über  die  gesamten 
Verhältnisse  Oblak,  Zur  Gesch.  der  nom.  Dekl.  im  Slov., 
ASlPh.  12.438  f.).  Hier  haben  einige  westliche  Mundarten 
eine  Endung  -ä  unter  ganz  bestimmten  Bedingungen:  bei 
endbetonten  fem.  a-Stämmen,  nur  bei  diesen,  z.  B.  vodd, 
gorä;  dabei  zeigen  Fälle  wie  sestra,  ovcd,  zgadhd,  daß  die 
vorangehende  Silbe  nicht  Auslautsform  (sesier)  hat.  Zu- 
nächst ist  zu  betonen,  daß  das  skr.  -ä  nicht  aus  dem  Slo- 
venischen  entlehnt  sein  kann,  denn  erstens  liegt  zwischen 
dem  Stokavischen  und  jenen  slov.  Mundarten  der  lange 
breite  Streifen  der  Cakavstina  und  der  Kajkavstina,  die 
das  -ä  nicht  kennen;  zweitens  tritt  der  slov.  Gen.  pl.  auf 
-ä  erst  in  der  Mitte  des  17. Jhs.  auf;  drittens  haben  vene- 
tianische  Mundarten  (s.  a.  a.  0.  S.  440)  bei  der  gleichen 
Wortkategorie  und  gleichen  Betonungsverhältnissen  den 
Gen.  pl.  auf  -e,  z.  B.  vodä  —  vode,  gorä  —  göre,  sestra  — 


§  727—729.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  437 

sestre;  dies  -e  kann  aber  nicht  aus  -x  (-b)  entstanden  sein, 
denn  deren  Vertretung  ist  in  diesen  Mundarten  a  (s.Oblak, 
ASlPh.  16.164).  Man  kann  das  slov.  -ä  nicht  auf -i.  (b) 
des  Urslavischen  zurückführen,  es  muß  eine  slov.  Neu- 
bildung sein.  Und  eine  Neubildung  ist  auch  der  stokav. 
Gen.pl.  auf -ä,  ihr  Ausgangspunkt  in  der  Einzelgeschichte 
des  Skr.,  speziell  des  Stokavischen,  zu  suchen  in  einer 
Zeit,  wo  die  alten  -%  (-h)  schon  abgefallen  waren.  Weiter 
als  zu  diesem  allgemeinen  Satz  kann  ich  es  nicht  bringen, 
da  ich  jenen  Ausgangspunkt  nicht  gefunden  habe  und 
weitere  unsichere  Vermutungen  nicht  aufstellen  mag. 

T28.  In  einigen  heutigen  südlichen  stokav.  Mund- 
arten erscheinen  Gen.  pl.  auf  -h,  also  scheinbar  mit  der 
Lokativendung.  So  berichtet  Resetar,  otok.  Dial.  S.  161, 
daß  in  den  montenegrinischen  Kreisen  Katuni  und  Crmnica 
der  Gen.  pl.  der  i-Stämme  lautet  z.  B.  rijeclli  statt  rijeci. 
Sicher  liegt  hier,  wie  Resetar  erklärt,  eine  Angleichung  an 
die  Pronomina  und  Adjektiva  vor,  bei  denen  Gen.  und 
Lok.  pl.  in  -ih  zusammenfallen  (s.  auch  das  §  716  über 
das  Cakavische  Bemerkte);  das  -h  ist  dann  auch  auf  die 
Formen  mit  -ä  übertragen,  so  in  Prcanj,  Antivari,  z.  B. 
gödmäg  (=  gödinäh)  für  gödlnä,  grijegäg  {^=  grißhäh)  für 
grijehä.  Dieselbe  Erscheinung  auch  in  anderen  Mundarten 
und  in  älterer  Zeit  (Dan.  Ist.  obl.  S.89):  schon  im  13.  Jh. 
einige  seltene  Beispiele  von  i-Stämmen,  Ijiiäeh,  vremeneh; 
aus  dem  14.  bei  ihm  kein  Beispiel,  aus  dem  15.  ein  paar 
Beispiele  fem.  «-Stämme,  z.  B.  od  tech  rabotah,  od  jacih 
mukah;  aus  dem  16.  von  i-Stämmen,  z.  B.  ricih^  stvarih, 
einige  auch  von  anderen,  so  z.B.  molbaJi,  nasrid  vratih;  im 
ganzen  alles  spärlich.  Vom  17.  fließen  die  Beispiele  reich- 
lich, aber  hier  müßte  erst  im  einzelnen  untersucht  werden, 
ob  das  geschriebene  -h  auch  gesprochen  ist,  da  in  dieser 
Zeit  in  Mundarten  das  h  überhaupt  schwindet,  also  einfach 
die  orthographische  Gewohnheit  aus  dem  alten  -h  im  Gen. 
pl.  der  pronominalen  Deklination  befolgt  sein  kann. 

729,  6,  Dativ-Instr.-Lok.  plur.  auf  ima,  ama 
(vgl.  Resetar,  Rad  136,  S.   140).     Der  Lokativ  hat    diese 


438  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§729.730. 

Form  erst  spät  angenommen  und  nicht  auf  Grundlage 
seiner  ursprünglichen  Gestalt,  es  ist  daher  auszugehen  vom 
Dativ  und  Instrumental.  Die  Entwicklung  ist  im  all- 
gemeinen die  gewesen:  l.im  Anfang  des  16.Jhs.  tritt  die 
syntaktische  Vermischung  des  Dativ  und  Instr.  plur.  ein, 
d.  h.  die  Dativform  kann  instrumental,  die  Instrumental- 
form dativisch  gebraucht  werden ;  Anlaß  dazu  ist  die  Gleich- 
heit der  Kasus  im  Dual.  Seit  dem  15.  Jh.  werden  die 
Dual-  und  Pluralformen  promiscue  gebraucht  (Dan.Ist.obl. 
234),  z.  B.  Dat.pl.  als  Dual  bei  dvä  öba,  dvjema  gospodarom, 
instr.  objema  zakoni,  objema  rukami;  2.  beim  msk.-ntr.  o- 
Stamm  wird  infolge  der  Vermischung  von  Dat.  und  Instr. 
der  alten  Endung  -i  {  =  -y,  -i)  des  Instr.  die  Dativendung 
-m  angefügt,  -im;  beim  a-Stamm  wird  der  alte  Dativ  -am 
in  seiner  instrumentalen  Anwendung  eine  Parallele  zu  -im; 
3.  das  auslautende  -a  von  -ima  -ama  ist  aus  dem  dualischen 
-ma  entnommen.     Im  einzelnen  : 

730.  Der  Instrum.  plur.  mask.-neutr.  der  o- 
Stämme  bewahrt  neben  Neuerungen  die  alte  Form  auf  -i 
{=  -y,  -i)  bis  ins  17.  Jh.,  z.  B.  zubi,  vraii,  mit  -ov-  bei  Ein- 
silblern,  z.B.  gradovi,  darovi;  schon  im  14. — 15.  auch  otroci, 
vrazi,  grisi  (zu  otrok,  vrag,  grih;  s.  darüber  §§  714,717.6). 
Von  Anfang  der  Überlieferung  an  findet  sich  die  Über- 
tragung des  -mi  der  alten  i-  und  w-Stämme  {Ijudmi,  sinmi) 
auf  die  o-Stämme,  z.  B.  darmi,  glasmi,  gradmi,  zakonmi, 
vlasteomi  (=  vlastelmi),  gradovmi,  listovmi,  vratmi.  Dies  -mi 
ist  ferner  an  die  fertige  Form  auf  altes  -i  einfach  angefügt 
worden,  vereinzelt  vom  13.  Jh.  an,  häufig  im  17.  (s.  Dan. 
119),  doch,  wie  es  scheint,  nur  bei  einzelnen  Schriftstellern 
gewöhnlicher,  z.B..  glasi-mi,  listi-mi,  darovi-mi,  usti-mi.  Diese 
Richtung  der  Entwicklung  kommt  aber  als  eine  mehr 
lokale  oder  individuelle  für  die  Geschichte  des  Kasus  wenig 
in  Betracht,  denn  wo  sonst  -mi  an  fertige  Instrumentalformen 
tritt,  geschieht  es  vom  14.  — 17.  Jh.  (s.  Dan.  117)  so,  daß 
das  auslautende  alte  -i  abgeworfen  und  so  völlige  Par- 
allelität mit  Ijudmi,  sinmi  hergestellt  ist,  z.  B.  trg :  trzmi,  Ver- 
tretung für  trzi  (über  z  s.  §§714,717.6),  rog  :  rozmi,  jezik  : 


§730.731.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  439 

jeziani.  Diese  Entwicklungsrichtung  ist  dann  abgelöst  durch 
eine  andere.  Im  16.  Jh.,  vereinzelt  wohl  schon  früher, 
werden  Instrumentalformen  als  Dative  gebraucht,  z.  B.  k 
vrati,  vasim  zakoni,  sehr  häufig  namentlich  von  den  fem. 
rt- Stämmen,  z.  B.  vode  nogami  mojimi  nijesi  dao,  h  zenami; 
und  umgekehrt  Dativformen  als  Instrumentale,  bei  den 
a-Stämmen  ungemein  häufig  im  ganzen  16.  Jh.  (Dan.  124), 
viel  auch  noch  im  17.,  z.  B.  meu  ärohnini  pticam  St.  p.  2.361 
v.  34  (Drzic),  s  rozicam  S.89  v.  70;  medj  zvizdam  St.  p.  2.47 
Nr.  47  V.  6  (Mencetic).  Da  nun  neben  den  msk.-ntr.  dativisch 
gebrauchten  Instrumentalen  alter  Form  auf  -i  die  Dative 
auf  -m  vorhanden  waren,  ist  dies  -m  im  16.  Jh.  auf  die 
Instrumentale  übergegangen  und  setzt  sich  so  im  17.  fort, 
z.  B.  grijesim,  sinovim,  kraljim,  vratim,  usiim,  Formen,  die 
nach  dem  oben  Bemerkten  zugleich  Dativ  und  Instrumental 
sind.  Vom  16.  Jh.  an,  vereinzelt  auch  früher,  erscheint 
dann  bei  den  Mask.-Neutren  -ima,  beim  Fem.  -ama,  die  in 
der  Folgezeit  herrschend  werden,  z.  B.  darima,  darovima, 
ustima,  zenama.  Das  -a  ist  aus  der  Dualendung  des  Dat.- 
Instr.  Bei  einzelnen  Schriftstellern  (Dan.  S.  121)  ward -Jim 
bei  Mask.  und  Neutren  unmittelbar  an  den  letzten  Kon- 
sonanten gefügt,  z.  B.  pastirma,  niistma,  eigentlich  eine  Ab- 
lösung der  oben  besprochenen  pastirmi  usw\  Über  das  Fort- 
leben solcher  Formen  in  heutigen  Mundarten  s.  Resetar, 
Stok.  Dial.158,  z.B.  jaje:  jäjmä,  Miima,  bregövma.  Bei  Be- 
trachtung einzelner  Schriftsteller  vom  Ende  des  15.,  Anfang 
des  16.  Jhs.  zeigen  sich  individuelle  Verschiedenheiten,  so 
bei  den  Ragusanern:  Nik.  Ranjina  braucht  im  Lektionarium 
-im  als  Dat.  und  Instr.  der  o-Stärame,  z.  B.  Dativ  starcim, 
Instr.  ucenicim;  -ami  der  Feminina  als  Dativ  neben  -aw, 
z.  B.  k  djevicami,  ebenso  B.  Gradic  (erste  Hälfte  des  16.), 
z.  B.  Dat.  darim,  duhovim,  Instr.  glasim,  grijesim,  Dat.  slii- 
gami;  die  Zeitgenossen  Ranjinas,  Mencetic  und  Drzi6, 
brauchen  -im  nicht,  wobl  aber  neben  -aryi  als  Dativ  und 
Instr.  die  neue  Form  -ama,  z.B.  s  vilama  St.p. 2.378  v. 25. 
731.  Schematische  Übersicht  der  Entwicklung  an 
einem  Beispiel  durchgeführt,  wobei  im  Auge  zu  behalten 


440 


Zur  Geschichte  der  Deklination. 


[§731.732. 


ist,    daß    die   Dativ-    wie    Instrumentalformen    beide    Be- 
deutungen haben   können. 


Instr.o-Stamm  alt 

dari 
darmi  {-mi  nach 

Ijud-mi) 
darimi    {-mi  an 

die  Form  Jari 

gefügt) 
Dativ  alt  darom 
Dativ-Instr.  darim 

(-m    an    den 

Instr.  dari) 
Dat.-Instr.  darima 

(Annahme  d. 

Dualendung) 


jeziki,  jezici  (c  aus 

dem  Nom.) 
jezic-mi 

jezicimi 


jezikom 
jezicim 


jezicima 


a-Stamm  zenmni 


zenam 


zenama. 


733.  Der  Lokativ  plur.  Die  alten  Formen  fem. 
-ah,  msk.-ntr.  -ijeh  bei  den  harten,  -ih  bei  den  weichen 
Stämmen,  das  dann  auch  auf  die  harten  übergeht,  bleiben 
erhalten  bis  ca.  1600,  von  da  beginnt  die  Ersetzung  durch  die 
Dativ-Instrum entalformen,  z.  B.  u  haljinami,  zakonim,  naucini, 
mjestini;  nachdem  -ima,  -ama  bei  diesen  allgemein  geworden, 
lautet  auch  der  Lok.  so.  Veranlaßt  ist  die  Entwicklung 
durch  den  Zusammenfall  des  Dativ  und  Lokativ  sg.  der  Mas- 
kulina und  Neutra  in  die  Form  auf  -u,  wodurch  dem 
Sprachgefühl  die  Empfindung  für  den  Unterschied  der 
Kasus  verloren  ging.  Über  das  Fortleben  des  -ijeh  als  -ije 
in  heutigen  stokavischen  bosnischen  Mundarten  s.  Resetar, 
ötok.  Dial.159,  z.  B.  na  kolije,  na  vratije,  auch  übergegangen 
auf  weiche  Stämme,  na  konije.  Über  Abweichungen  der 
heutigen  stokavischen  Mundarten  von  den  für  die  Schrift- 
sprache durch  Vuk  festgelegten  Verhältnissen  für  alle  drei 
Kasus  s.  ebd.  S.  155:  in  den  stokavischen  Volksdialekten 
kommen  bei  den  o-  und  a-Stämmen  die  alten  Endungen 
«viel  häufiger  vor,  als  man  im  allgemeinen  glaubt.  Aller- 
dings gibt  es  ganze  Gegenden,  wo  die  älteren  Formten  gar 


§  732—734.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  441 

nicht  mehr  vorkommen ;  so  habe  ich  sowohl  in  den  ßocche 
als  auch  in  Montenegro  nur  die  neueren  Endungen  -ima, 
-ania  gehört,  und  dies  ist  wohl  auch  im  südöstlichsten 
Teile  Bosniens  und  der  Hercegovina  der  Fall.  In  anderen 
Mundarten  wiederum  haben  sich  die  älteren  Endungen 
wenigstens  bei  den  a-Stämmen  erhalten,  so  in  Ragusa, 
wo  neben  dem  regelinäßigen  -ama  (zenama)  nicht  selten 
auch  die  alte  Endung  -am  (zenam)  des  Dativs,  sowie  -ami 
{zenami)  des  Instr.  vorkommt,  allerdings  nicht  in  ihrer  ur- 
sprünglichen Verwendung,  sondern  (ebenso  wie  das  -ama) 
für  alle   drei  Kasus.» 

733.  7.  Akkusativ  plur.  Von  Anfang  der  Über- 
lieferung bei  den  msk.  o-Stämmen  wie  bei  den  a-Stämmen 
-e,  d.  h.  die  Endung  der  weichen  {-e  =  -e)  ist  auf  die  harten 
Stämme  übertragen.  Die  alte  Endung  der  harten  -i  (=  -y) 
ist  nach  Dan.  Ist.  obl.  S.  105  bis  zum  Ende  des  15.  Jhs. 
ganz  selten ;  man  kann,  namentlich  da  sie  auch  bei  weichen 
Stämmen  vorkommt,  z.  B.  jjrijafelji,  miizi,  penezi,  die  leicht 
in  die  Analogie  der  i-Stämme  übergehen,  fragen^  ob  hier 
nicht  deren  Akkusativ  plur.  (Ijudi),  der  sich  lange  erhält, 
vorliegt.  Im  16.  und  17.  Jh.  tritt  die  i-Form,  gleichmäßig 
bei  harten  wie  bei  weichen  Stämmen,  in  der  Literatur 
häufiger  auf  (Dan.  S.  106).  Die  Cakavci  müssen  hier  aus- 
geschieden werden,  z.  B.  Marulic,  von  dem  allein  ca.  20  Bei- 
spiele aufgezählt  werden,  und  ich  möchte  annehmen,  daß 
die  dortigen  Fälle  aus  ragusanischen  Schriftstellern  Nach- 
ahmungen cakavischer  sind,  z.  T.  sind  sie  vielleicht  auch 
nach  der  Art  der  ?-Stämme  gebildet. 

734.  Der  Dual. 

Die  alte  Form  des  Nom.-Akk.  der  msk.  o-Stämme 
ist  bei  Zählung  mit  dvä,  oba  von  alters  her  bis  jetzt  er- 
halten, seit  dem  16.  Jh.  wird  sie  auch  nach  tri,  cetiri  an- 
gewendet. 

Der  Nom.-Akk.  der  neutralen  o-Stämme,  alt  bei  harten 
-e,  bei  weichen  -i,  ist  bis  ins  17.  Jh.  geblieben,  sto  :  dve-ste 
dvlje-sti  (so  noch  jetzt  in  Ragusa;  das  auslautende  -i  aus 


442  Zur  Geschichte  der  Deklination.         [§734—736. 

den  weichen  Stämmen  entnommen),  lice:  lici  beide  Wangen. 
Schon  im  13.  Jh.  wird  aber  die  MaskuHnform  übernommen, 
z.B.  dva  licca,  dva  godisöa,  von  da  an  allgemein.  Daß  es 
sich  nicht  um  die  Pluralform  der  Neutra  handelt,  zeigt 
die  Betonung,  z.  B.  zvötio  pl.  zvbna,  aber  dva  zvona,  ime  : 
pl.  iniena,  dva  hnena,  vgl.  cak.  (Cherso)  dvä  sela  (pl.  sela). 

Die  fem.  a-Stämme,  hart  -e,  weich  -i,  zeigen  -e  in 
alter  Zeit  nur  selten,  sondern  dafür  -i  aus  den  weichen 
entnommen,  z.B.  dve  ruci,  nozi  wie  dve  tisuöi,  casi;  so  noch 
im  16.  Jh.  gebräuchlich,  aber  schon  vom  14.  an  tritt  die 
Endung  -e  des  Plurals  ein,  wie  heute,  z.B.  dvije  £ene,  dvije 
Jcupe  zlate,  obje  plavce.  Daß  es  die  Pluralform  ist,  zeigt  die 
Betonung,  z.  B.  övca  pl.  övce  und  dvlje  övce  (dagegen 
russisch  ovca  pl.  ovcy,  dve  ovcy) ;  auf  Cherso  nach  Tentor 
ASlPh.  30.172  ofcä  pl.  öfce,  doch  dve  ofci. 

Die  alte  Form  der  t-Stärame,  -i,  ist  bis  heute  erhalten 
beim  Mask.  dän  (dbyib),  z.  B.  dvä  tri  dm  (neben  dvä  tri 
däna),  die  anderen  Maskulina  haben  früh  -a  angenommen, 
z.  B.  dvä-püt{a) ;  beim  Feminin  ist  die  Form  von  der  des 
Akk.  pl.  nicht  verschieden,  tri  stväri,  obje  mUli.  Hierher 
gehören  auch  oci,  üsi,  seit  dem  14.  Jh.  oft  als  Feminina 
behandelt. 

735.  Genitiv-Lokativ  dual.  Die  Endung -h  als 
Lokativ  erhält  sich  bei  Wörtern,  die  paarweise  vorkommende 
Dinge  bezeichnen,  bis  ins  17.  Jh.,  z.  B.  na  ramu,  na  ko- 
linu,  u  ruku,  aber  schon  vom  15.  an  wird  in  Verbindung 
mit  Präpositionen  statt  dessen  der  Nora. -Akk.  gebraucht, 
wobei  auch  die  Zahl  dvci,  dba  diese  Form  hat,  z.  B.  oda 
dva  clovjeka,  od  ruci,  s  obje  strane.     Über  Gen.  s.  §  596. 

736.  Dativ-Instrumental;  die  alte  Form  des  fem. 
a-Stammes  -ama  fällt  gemäß  der  §§729—731  behandelten 
Entwicklung  des  Dativ-Instr.  plur.  zu  -ama  mit  diesem 
zusammen;  die  alte  Gestalt  des  Mask.-Neutr.  -ama  wird 
abgelöst  durch  -ima  nach  dessen  Entstehung  im  Plural, 
z.  B.   dat.  dvjema  slovima  (17.  Jh.). 


§  737. 738.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  443 

737.  Bemerkungen  tiber  einzelne  Wortklassen  und 
Wortformen. 

1.  Zu  den  alten  z-Stämmen:  Instr. plur.urspr. msk. 
gosth-mi,  Dativ  gosthim,  Lok.  gostbcln,  ebenso  im  Fem.; 
dafür  altserbisch  gostmi,  gostem,  gosteh.  Das  e  kann  nicht 
die  lautliche  Fortsetzung  des  b  sein,  die  hätte  -a  ergeben, 
*gostam  *gostah,  sondern  die  betr.  Kasus  sind  bereits  vor  der 
Wandlung  des  h  in  skr.  a  umgebildet  nach  dem  Dativ  der 
jo-Stämme  muz  :  musem  {^=-  mq£enii),  vom  Dativ  ist  es 
dann  in  den  Lok.  übertragen,  gosteh  nach  gostem  (während 
muz  :  muzih  =  mqzicJvb). 

Die  Maskulina  gehen  wenigstens  vom  14.  Jh.  an  in 
die  Flexion  der  o-Stämme  über:  gen.  sg.  puta,  dat.  putu 
gostu,  instr.  putom  (neben  erhaltenem  putem  gostem),  n.  pl. 
puti  gosti,  gen.  pl.  puta  (putova) ;  die  alte  Form  dat.  Ijudem 
noch  im  16.  Jh.  gewöhnlich,  dann  mit  der  Entwicklung 
der  o-Stämme  Ijudim,  Ijudima,  bei  einzelnen  Schriftstellern 
auch  Ijtidma.  Entsprechende  Formen  der  Feminina  sind 
noch  bis  ins  17.  Jh.  gebräuchlich,  dat.  pl.  ricem  stvarem 
usw.,  daneben  im  16.  die  Form  -im,  -rma,  müostim  müostima, 
bei  einzelnen  Schriftstellern  auch  rijecma,  stvanna;  solche 
Formen  kommen  noch  jetzt  vor,  so  braucht  Vuk  sie 
namentlich  bei  Wörtern  auf  -äd,  z.  B.  unucadma,  teladma, 
aber  auch  rijecma,  stvarma  (s.  Mar.  S.  173, b). 

Der  alte  Akk,  pl.  ist  beim  Feminin  immer  unver- 
ändert geblieben,  stväri,  im  Mask.  erhält  er  sich  nament- 
lich bei  einzelnen  Wörtern  bis  ins  17.  Jh.,  Ijudi,  aber 
wenigstens  vom   14.  an  schon  Ijude,  pute. 

738.  2.  Zu  den  alten  konsonantischen  Stäm- 
men. Ihre  Entwicklung  bei  den  Mask.  und  Neutren  in 
der  Richtung  der  o-Stämme  (kämen  Mmena,  Ime  Imena  usw., 
so  mindestens  schon  vom  14.  Jh.  an)  ist  ohne  weiteres  ver- 
ständlich, ebenso  der  Übergang  von  mäti  kci  (gen.  mätere, 
Jcöeri)  in  die  Form  der  a-  oder  i-Stämme,  daher  nur  einige 
Bemerkungen  über  Besonderheiten :  die  alte  Nominativform 
der  mask.  «-Stämme  (kamen-)  ist  als  kami  (=hamy),  plami, 
prami  noch  im   16.  Jh.  gebräuchlich,    und  wird    auch  als 


444  Zur  Geschichte  der  Deklination.         [§  738— 74L 

Akkusativ  verwendet,  z.  B.  St.  p.  2,  S.  334,  v.  14  (Drzic) 
u  kami  hikiiöi.  Durch  Abwerfung  des  -i,  die  den  absonder- 
lichen Nominativ  den  sonstigen  Maskulinen  gleich  macht, 
entsteht  kam,  plam,  pram,  als  Akk.  z.  B.  St.  p.  2,  S.  366, 
V.  23  u  plam.  In  südlichen  Mundarten  noch  jetzt  kami 
käm,pläm,  krem,  namentlich  in  sprichwörtlichen  Wendungen, 
z.  B.  kami  onome,  ko  tuet  kam  premece  (ein  Stein  dem,  der 
fremden  Stein  umstürzt),  kami  ti  u  srce  (ein  Stein  dir  ins 
Herz),  kam  iz  ruke  a  rijec  iz  usta  (Stein  aus  der  Hand, 
Wort  aus  dem  Munde). 

TSO.  3.  Die  Wörter  auf  -an-in  (Flur,  alt  -an-e)  haben 
vom  12. — 15.  Jh.  Dat.  pl.  z.B.  zu  Diibrövcanin  (Ragusaner) 
Dubrovcam,  zu  grädanin  gradam,  Lok.  pl.  gradah,  Instr.  pl. 
Dubrovcami  (Mon.  serb.  S.  375,  Z.  12,  falsch  geschrieben 
Dubrovacami),  vgl.  auch  Brihirami  in  einer  Urkunde  aus 
Novi  von  1309,  zu  Bribiranin.  Scheinbar  sind  das  Formen 
eines  jä-Stammes;  sie  sind  urslavisch  (über  das  Vorkommen 
vgl.  Miklosich,  Vgl.  Gr.  III,  16)  und  beruhen  wahrschein- 
lich auf  unmittelbarer  Anfügung  der  Kasusendungen  an 
den  Stammauslaut  -n  im  Dativ  und  Instr.,  *gordjön-mi, 
*gordjön-mi,  daraus  *gordjän-7m,  *gordjän-mi;  da  nun  aus 
Vokal -|- Nasal  vor  Nasal  kein  Nasal  vokal,  sondern  einfache 
Länge  hervorgeht,  entsteht  daraus  *gordjmm,  ^gordjämi.  An 
die  so  entstandenen  Formen  schließt  sich  der  Lok.,  nach 
dem  Verhältnis  zenayn^  :  zenacln  =  *gordjam^  :  *gordjac}a. 
Andere  Grammatiker  (Zubaty,  ASlPh.  15.498")  gehen  vom 
Lok.  aus,  aitcech.  Dol' as  Dot ds,  Vranach  Vrahäch,  s.  Gebauer, 
Hist.  mluvn.  III  1,  S.  77;  aus  altem  -ön-su  -änsu  soll  der 
Nasal  geschwunden  sein. 

740.  4.  Der  alte  Nom.  sg.  der  w-Stämme,  Ijuby,  ist 
bei  diesem  Wort  erhalten  als  Ijübi  (Gattin),  indeklinabel, 
schon  im  16.  und  17.  Jh.  alle  Kasus  Ijuhi.  Sonst  hier- 
hergehörende sind  verschieden  behandelt,  Nom.  Ijübav 
{=  l'uhövb),  gen.  Ijubavi  usw.  (schon  so  im  16.  Jh.)  als  i- 
Stamm;  das  alte  crky  schon  im  13.  Jh.  als  a-Stamm  crkva. 

741.  5.  Flexion  von  dän.  Im  Ak.Wb.  findet  sich 
eine    interessante    chronologische    Zusammenstellung    der 


§  741.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  445 

Formen  dieses  Wortes.  Ich  gebe  sie  hier  in  Kürze  wieder, 
da  sie  einen  guten  Begriff  von  der  Mannigfaltigkeit  der 
Entwicklung  gibt.  Es  versteht  sich,  daß  bei  einer  solchen 
Tabelle  die  lokal-dialektischen  Unterschiede,  die  indivi- 
duellen Verschiedenheiten,  die  größere  Häufigkeit  oder 
Seltenheit  der  Formen  nicht  berücksichtigt  werden  können ; 
es  sollen  nur  die  vorhandenen  mannigfachen  Möglichkeiten 
vor  Augen  geführt  werden.  Die  beistehenden  Zahlen  be- 
deuten, wenn  ohne  andere  Zusätze,  das  Jahrhundert,  von 
dem  an  die  Formen  belegt  sind;  vor  dem  Doppelpunkt 
stehen  die  altbulgarischen  Formen.  Über  die  jetzt  noch 
bestehenden  von  dem  regelmäßigen  Paradigma  dän  däna 
usw.  abweichenden  Formen  s.  auch  Mar.  S.  142,  Dan. 
Obl.^  S.  10. 

Singular. 
Nominativ- Akkusativ  dhnh  :  dän  so  immer. 
Genitiv  dwie  (duii)  :  dne  13,  bis  heute  bei  Heiligentagen, 
z.  B.    dö   s2)asova    dne    bis   Himmelfahrt, 
und  in  einzelnen   Wendungen 
dni  14,  Form  des  i-Stammes 
dna  15,  Form  des  o-St.,  selten,  heute  vereinzelt 

im  Volkslied 
dnevi  13  — 14,    -ev-    aus    dem  Plural    (so  auch 
im  folgenden),    -i  aus  i-  St.;    noch  jetzt 
dneva  15 — 16,    -a    aus  o-St.,    noch    jetzt    vor- 
kommend 
däna  17,  heute  allgemein. 
Dativ  dbui :  *dni,  nicht  belegt 
d7m  16,  -u  aus  o-St, 

dnevi,  -i  aus  t-St.,  noch  heute  vorkommend 
dnevu  16,  -u  aus  o-St. 
dänu  17,  heutige  Form 

wenn  dne  als  Dativ  erscheint,    j;ö  spasovu  dne, 
ist  es  eigentlich  der  alte  Lokativ. 
Instrumental  dhnhmh  {dhnhjq) :  d'nem  15 

dnevi  16    (vereinzelt  früher),    -i  aus  fem.  i-St. 
(mllosti),  noch  jetzt  in  Volkspoesie 


446  Zur  Geschichte  der  Deklination,  [§741. 

dnevlju  adv.  am  Tage  (noöu  i  dnevlju  bei  Nacht 
und  Tag)  19,  -ju  aus  fem.  i-St.  (milosöu) 

dnevoni  16 

dänom  17,   so  heute 

dänju  adv.  (diu)   19,  -ju  aus  fem.  i-St. 

dänjöm  adv.  17,  auch  jetzt,  -;/öMi  aus  fem.  i-St. 

Lokativ   (Zbwe  (tiftwi)  :  dne  15,    in    einzelnen  Wendungen 

noch  heute,     z.  B.    onomd-dne   (an    jenem 

Tage  =  onomh-dhne)  neuHch,  öBürdevu  dne 

dm  14,   i-St. 

dnevi  17,  -i  aus  i-St.;  doch  14.  Jh.  dneve,  dneve, 
-e  -e  aus  o-St. 

dnevii  17,  noch  vorkommend,  -u  aus  o-St. 

rZa«M,  heutige  Form 
Vokativ  dänu  16,   17  nach  M-St.,  sinu 

dneve  18 

däne  18,  so  heute. 

Plural. 
Nominativ    dbne    (dhnhje)  :  dnl     16,    noch    heute    vor- 
kommend, -i  aus  O-St. 

dnevi  17,  auch  heute  noch 

däni  18,  heutige  Form 
Genitiv  dbnijb  :  dnl  14 

dm,  dän  nach  o-St.,  jetzt  noch  cak. 

dnevi  17,  -l  aus  t-St. 

dnevä  16,  heute  noch  vorkommend 

ddnä  15,  heutige  Form 

dnevöv  17,    18,  cakavisch. 
Dativ  dhnhtm  :  <?nem  16 

dnevom  1 7 

dänom  18 

dänim   18 

dnevim   18 

dnevima  18 

ddninia  18,  heutige  Form 

dnhna  Mar.  142,  als  heute  noch  üblich. 


§741.742.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  447 

Akkusativ  dbni :  dni  13 

dne  16,  nach  o-St.,   noch  vorkommend 

dnevi  16,  -i  nach  i-St.,  noch  vorhanden 

dneve  17,  -e  aus  o-St. 

rfäwe  18,  heutige  Form. 
Instrumental  dwiy,  dhnhmi,  nicht  fortgesetzt  (vgl.  dat.): 

dnevi  18,    -i  aus  o-St. 

dnevima  18 

dänima  18,  heutige  Form. 

Lokativ  dhnhcM  :  (iweÄ  bis   15 

r?m7i  16,  -ih  aus  o-St. 

dnevih   17,  ebenso 

dänijeh  18,  -i^V-  aus  o-St. 

dnevijeh  18,  ebenso 

dänima  heutige  Form 

rfmma  Mar.  142,  als  heute  noch  üblich. 

Dual. 
Nominativ- Akkusativ  dbni :  dni  bis  jetzt  {dvd  dm) 
dneva  17,    18,  -a  aus  o-St. 
däna  18  und  jetzt. 

II.   Pronomina. 

'74I3*  1.  Personalpronomina.  Nom.  sg.  I  abg. 
az^  soll  nach  Milcetic  (Rad  121,  S.  114)  auf  der  Insel 
Selve  (Silba)  fortleben  als  az  (as),  in  einigen  Festlands- 
mundarten als  jaz  ijas);  sonst  überall  nur  ja. 

Dativ-Lok.  sg.  nihne,  tebe,  sehe  bewahren  -e  {-e,  -je) 
bis  ins  16.  Jh.,  von  da  an  -/,  Anschluß  an  die  Form  der 
a-Stämme  {zeni)',  das  mhne  wird  zu  mne  mni  oder  mit  Be- 
wahrung des  *  zu  mani,  16.  Jh.,  doch  schon  im  14.  nach 
Analogie  des  Gen.  mene  usw.  (und  im  Anschluß  an  tehe 
sehe)  mene  menje,  vieni,  so  heute.  Die  Dat. -Lok.  mene  tebe 
sehe  montenegrinischer  Mundarten  (ReSetar,  otok.Dial.  186) 
ist  wohl  kein  außergewöhnlicher  Ersatz  des  -e  durch  -e, 
sondern  eine  Vermischung  mit  der  Genitivform. 


448  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§  742. 743. 

Instr.  sg.  iirspr.  mönojq,  tobojq,  sohojq\  die  Formen  ent- 
wickeln sich  wie  die  gleichartig  endigenden  des  fem.  a- 
Stammes  (s.  §  720):  mnoju,  vinöu,  mnöm,  daneben  auch 
mänöm.  Die  heutigen  Formen  cakav.  Dialekte,  auf  Veglia 
manu  mänun  {momm),  in  Novi  mänün,  haben  das  -ün  nicht 
aus  -ojq  (s. §§715, 720);  das  e  des  in  heutigen  Mundarten 
vorkommenden  menöm,  cak.  (Cherso)  me)iu,  beruht  auf 
Anschluß  an  mene  usw. 

Dativ-Instrumental  plur.  tiams  vanio,  noch  bis  ins 
16.  Jh.,  k  nam;  wie  beim  Substantiv  im  fem.  a-Stamm, 
dessen  zenam  das  nam  gleichlautet,  tritt  Vermischung  mit 
dem  Instrumental  nami,  vami  ein,  16. — 17.  Jh.,  z.  B.  ä; 
nanii,  daneben  vom  14.  — 15.  auch  schon  die  Dualform 
nama;  die  Dativform  als  Instrumental,  z.  B.  s  vani,  medu 
vam  im  15. — 16.,  Dan.  Ist.  obl.  220  hat  schon  ein  Bei- 
spiel, s  oiam,  aus  dem   13. 

Lok.  pl.  nas,  vas;  erst  im  17.  Jh.,  wie  bei  den  No- 
mina, durch  die  Form  des  Dativ-Instr.  ersetzt:  nanii  nama, 
vami  vama. 

Die  enklitischen  Dativformen  ni,  vi  (abg.  ny,  vy) 
sind  in  Urkunden,  und  der  Literatur  im  17.  Jh.,  sehr 
hcäufig,  werden  noch  heute  in  herzegovinischen  und  monte- 
negrinischen Mundarten  gebraucht;  die  Akkusati ve  we,  ve 
kommen  in  älterer  Zeit  nicht  vor,  sie  sind  mundartliche 
Nemschöpfung  nach  dem  Muster  der  nominalen  auf  -e. 

Der  Akk.  sg.  fem.  je  (statt  des  alten  ju  =  jq,  s.  §619) 
kommt  seit  dem  15.  — 16.  Jh.  in  Gebrauch;  heutige  Mund- 
arten (Ragusa,  Bocche,  Teile  von  Montenegro,  s.  Resetar, 
Stok.  Dial.  §  95)  kennen  nur  noch  je. 

743.  2.  Aus  der  Flexion  der  übrigen  Pronomina, 
die  in  den  stokavischen  Mundarten  sebr  mannigfaltig  ent- 
wickelt ist  (s.  Resetar  aaO.  S.  174 — 183),  hebe  ich  hervor, 
was  nicht  aus  den  Paradigmen  oder  aus  gleichartiger  Ent- 
wicklung beim  Nomen  sich  von  selbst  ergibt  und  was  mir 
für  die  Geschichte  der  Deklination  wichtiger  erscheint. 

Gen.  sing,  mask.-neutr.  Das  Skr.  kennt  nur  den 
Auslaut  -a  {ioga,  cesa);  wo  togo  und  dergleichen  vorkommt, 


§  743. 744.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  449 

ist  es  kirchenslavisch ;  es  teilt  diese  Form  mit  dem  Slo- 
venischen,  in  beiden  Sprachen  entstanden  durch  Anschluß 
an  die  Nominalform  auf  -a,  gräda  sela. 

Die  enklitischen  Formen  von  III  ga,  mu  usw. 
sind  von  Anfang  der  Überlieferung  an  vorhanden. 

Die  sogenannten  kontrahierten  Formen  der  Pos- 
sessiva,  möga  mönm,  schon  im   14.  Jh. 

744.  Der  Nom.  sing.  mask.  fäj,  önäj,  dväj.  Ca- 
kavische  Mundarten  (Veglia,  Cherso,  Arbe,  Novi)  kennen 
nur  tä  neben  altem  ön,  öv,  so  auch  in  älterer  Zeit:  Lekt. 
Bern,  ta,  oni,  ovi  (neben  on,  ov),  in  Urkunden  aus  Veglia 
des  13.  und  14.  Jhs.  ta,  aber  oni;  in  Teilen  von  Monte- 
negro und  den  Bocche  steht  tä  neben  oni  ovl  (Resetar, 
Beton.  S.  148).  In  cakav.  Mundarten  om,  ovl  neben  o«, 
öv  (Novi);  in  südlichen  stokavischen  Mundarten  (Ragusa 
u.a.  ü,  önl,  övi]  diese  Formen  auf  -i,  in  cälterer  Zeit  auch 
si,  beruhen  auf  Anschluß  an  die  Nominative  der  be- 
stimmten Adjektiva,  novi. 

Wenigstens  vom  15.  Jh.  an  tritt  häufig  täj  ein.  Das 
alte  io  konnte  wegen  seiner  Einsilbigkeit  nur  ta  ergeben 
(vgl.  ca  aus  cb),  in  cak.  Denkmälern  des  14. — 15.  Jhs. 
öfter  /,  wenn  es  sich  an  vokalisch  auslautende  Präpositionen 
anschließen  kann,  z.  B.  za-t  vino-grad,  2)oda-t  isti  vrli.  Ebenso 
w'ird  aus  altem  Sb  ein  sa,  als  Cbh  schon  im  Anfang  des 
14.  Jhs.  vorkommend  (cbh  xpawh  Mon.serb.S.66,  vom  Jahre 
1302),  bis  ins  17.  lebendig.  Die  Aveitere  Entwicklung  wird 
die  sein:  die  wenigstens  nach  Dan.  Ist.  obl.  (S.  148 — 149) 
sehr  seltenen  ova,  ona  (ova  dar  St.  p.  IV,  S.  469,  16.  Jh.; 
Nik.  Ranjina  kennt  sie  nicht,  s.  Rad  136,  S.  144)  scheinen 
Nachbildungen  von  ta  zu  sein.  Die  Nominative  täj,  säj 
kommen  früh  vor:  säj  1332  Rag.  Urkunde,  täj  1398  Bosn. 
Urk.,  dagegen  finde  ich  bei  Dan.  S.  149  Belege  von  07iaj, 
ovaj  nur  aus  dem  15.  Jh.  und  weiter.  Demnach  vermute 
ich,  daß  onaj,  ovaj  Nachahmungen  von  täj  sind;  dies  be- 
ruht auf  einem  t^jb,  d.  h.  auf  einer  Form,  die  dem  Nom. 
des  bestimmten  Adjektivs  nachgebildet  ist  {novy-jb),  und 
zwar   in   früher   Zeit,    vgl.    in    bulgar.-kirchenslav.    Denk- 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  29 


450  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§744—747. 

malern  tih  toh;  ebenso  ist  abg.  Cbii  (chh),  d.h.  shjh  {sijb), 
neben  cb  gebraucht  (s.  Handb.^§79)  und  im  Serb.  säj  un- 
mittelbar aus  sbj  =  sbjb  entstanden. 

745.  Ausgleichung  harter  und  weicher  Stämme 
(s.  die  Paradigmen  §618fg.),  z.  B.  Dat.-Lok.  fem.  p;',  mo;/o; 
statt  jej{i),  mojej{i)  schon  im  13.  Jh.  Wo  in  Mundarten, 
cakavischen  wie  stokavischen,  statt  -oga,  -omu  usw.  bei  den 
harten  Stämmen  -ega,  -emu  steht,  z.  B.  in  Ragusa  immer 
tegä  övegä,  hat  Ausgleichung  mit  den  weichen  wie  njega, 
mdjega  stattgefunden. 

Die  bestimmten  Adjektiva  haben  im  Singular  von 
Anfang  der  Überlieferung  an  gen.  -vga,  dat.  -öniu,  lok.  -öm; 
wo  -ago,  -nmu  steht,  ist  es  kirchenslavischer  Einfluß. 
Einmal  sind  auch  im  Skr.  solche  Formen  vorhanden  ge- 
wesen, und  zwar  mit  langem  fi,  ü,  aus  Kontraktion  von 
-aago,  -uimiu  (s.  Abg.  Gr.  §  114,3b — d);  die  Längen  sind 
fortgesetzt  in  dem  ö,  ü  der  rein  pronominalen  Formen. 

"746.  Die  Kasus  mit  -<?-  vor  der  Endung:  instr.  sg. 
msk.-ntr.  tenih,  gen. -lok.  pl.  iechö,  dat.  temö,  instr.  temi,  er- 
geben in  ungestörter  Lautentwicklung  stokavisch-jekavisch 
üjem,  tljeh  (gen.),  üjem  (dies  zugleich  Dativ,  Instr.,  Lok.), 
die  heute  in  jekavischen  Mundarten  gelten  und  von  streng 
jekavisch  Schreibenden  gebraucht  werden.  Ikavisch  ent- 
steht tim,  tili,  tim,  timi,  wie  sie  heute  gebraucht  werden. 
Ekavisch  würde  *tem  usw.  entstehen,  dafür  schon  in  alter 
Zeit  ihn,  tlh,  um;  dasselbe  auch  in  jekavischen  Mundarten; 
das  -i-  erklärt  sich  am  einfachsten  aus  der  Einwirkung 
der  weichen  Stämme,  njtni  mdjTm.  Über  das  Nebeneinander 
von  mbjlm,  möjijem  usw.,  wie  beim  Adjektiv  ndvim.  növijeni, 
s.  §§  631(3),  638(2). 

747.  Für  das  alte  Jdo  (=  kdto)  erscheint  schon  im 
13.  Jh.  iko,  im  15.  ko.  Das  Neutrum  sto  (=  cbto)  hat 
seit  dem  13.  als  Nom.-Akk.  neben  sto  auch  sta,  entstanden 
zunächst  in  negierenden  Wendungen  mit  ni-  und  sonst, 
wo  syntaktisch  der  Genitiv  gebraucht  wurde;  es  ist  for- 
mell   gebildet   nach  Analogie    der   nominalen  Neutra   wie 


§747—749.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  451 

sHo  sela;  also  nl-sta  usw.  Dann  ist  sfa  als  selbständig  ab- 
gelöst und  als  Nom.-Akk.  auch  ohne  Negation  gebraucht. 
Das  öak.  cfe  {ca  wenn  ö  erhalten)  hat  seit  alter  Zeit,  wenn 
es  sich  an  vokalisch  auslautende  Präpositionen  anlehnt,  die 
normal  entwickelte  Gestalt  -c,  z.  B.  za-c,  kroza-c. 

748.  Das  fragende  und  relativische  alte  kiih,  mtx, 
KOie  lautet  skr.,  in  älterer  Zeit  allgemeiner  im  Gebrauch, 
kl,  kä,  kö.  In  heutigen  cakavischen  Mundarten,  wo  es 
noch  heute  ganz  gebräuchlich  ist,  lautet  das  Paradigma 
(in  Novi  nach  Belic): 

Maskulinum     Neutr.     Femin. 


Sing.      kl 

ko 

kä 

köga 

(kogä) 

ke 

kömu 

(komu) 

köj 

kl,  köga 

kö 

kü 

kin 

kün 

kön 

köj 

Plur.      kl 

ke 

ke 

kill 

km 

kl 

ke 

ke 

kxmi 
kih. 

Der  Nom.-Akk.  pl.  neutr.  hat  die  Femininalform  statt 
kä,  so  in  der  Mundart  bei  allen  Pronomina,  z.  B.  te,  und 
Adjektiva,  daneben  auch  das  mask.  ti  für  das  Neutrum, 
te  für  das  Mask.  —  Die  Abweichungen  vom  alten  Para- 
digma kyjb  kojega  usw.  erklären  sich  aus  der  Einwirkung 
anderer  Pronomina. 

740.  Das  alte  Pronomen  sh.  Die  Formen  sind  aus 
der  Überlieferung  hier  zusammengestellt,  soweit  sie  skr. 
Gestalt  zeigen,  die  wahrscheinlich  oder  sicher  kirchen- 
slavischen    Schreibungen     weggelassen.       Über     die    Ab- 

1!9* 


452 


Zur  Geschiebte  der  Deklination. 


[§  749.  750. 


weichungen  vom  Abg.  durch  Einwirkung  anderer  Pronomina 
belehrt  das  Paradigma  von  selbst.  Über  das  -j  an  voka- 
lisch auslautenden  Kasus  s.  §  753. 


Maskulinum 

Neutrunc 

i 

Femininum 

abg. 

skr. 

abg. 

skr 

abg. 

skr. 

g.Sb,    Shjh 

säj,  si 

) 

se 

se 

si 

sa,  saj 

sego 
semu 

sega 
semu 

wie 

Mask. 

seje 
seji 

se,  sej 
sej 

Sh,    Shjh 

säj,  si 

ß 

se 

se 

shjq 

Sil 

simh 
semh 

sim,  sijem 
sem 

wie 

Mask 

sejq 
seji 

sej 

)1.  si 
sicivh 
sirm 

si 

sih,  sijeh 

sim,  sijem 

i 

si 
wie 

sa, 
beim 

saj     shje       se,  sej 
Maskulinum 

Shj^ 

sc 

) 

si 

sa, 

saj 

Sbjp 

se,  sej 

simi 
sich^ 

simi,  sijemi 
sih,  sijeh 

wie 

beim 

Maskulinum. 

Dativ  sg.  fem.  po  sej  skodi  bei  Marulic  St.  p.  I.  35 
v.  347.  Über  die  Erhaltung  von  Formen  in  der  heutigen 
Sprache  s.  §  694(1);  dazu  kommen  noch  Kasus  in  einigen 
formelhaften  Wendungen,  so  in  Novi  Gen.  sg.  segä-leta 
heuer,  si-ztme  in  diesem  Winter,  sö-jeseni  in  diesem  Herbst 
(Beliö,  Zam.  57). 

750.  Pronominalkasus  mit  angehängtem  -re, 
-a,  -i,  -e. 

1.  -re  aus  -ze  (s.  §  189),  von  Anfang  der  Überlieferung 
bis  in  neuere  Zeit  häufig,  namentlich  an  negierten  inter- 
rogativ-indefiniten Pronomina,  z.  B,  ni-tko-re  (ne  quis  qui- 
dem),  nikomu-re,  ni-sto-re,  msta-re,  ni-cesa-re,  ni-koje-re,  ni- 
cije-re  usw.,  wie  an  Adverbien,  z.  B.  ni-kada-re',  auch  an 
dem  alten  Relativ  je-re  (=  je-ze  quod,  eig.  id  quidem),  an 
der  Partikel  te  (und)  te-re;  abgekürzt  zu  -r,  z.B.  ni-kto-r, 
ni-sta-r,  jer  (heutige  Satzpartikel  «denn»).  Der  Gebrauch 
ist  aus  alter  Zeit  ererbt. 


§751.752.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  453 

751.  2.  -a;  Beispiele  des  Instrum.  sing,  mask.- 
neutr.  aus  dem  14.— 15.  Jh.  (Dan.Ist.obl.173):  tema,  tima 
(ntr.)  sieben  Beispiele;  sa  svema,  sa  svinia  vier,  do  cima 
einmal  bei  Marulic,  St.  p.  I,  S.  194,  v.l05.  Es  sind  lauter 
adverbiell  angewendete  Formen :  tema  =  ideo,  sa  svinia  = 
omnino,  do  cima  =  dum,  donec;  der  Wechsel  zwischen  den 
Formen  ohne  -a  und  mit  -a  ist  eine  Nachbildung  der 
Doppelformen  der  Adverbia  wie  tad  tada,  kad  kada;  zu  sa 
svima  vgl.  außerdem  säsnia  aus  savsma  aus  s^  vbstma  (vgl. 
St.  p.  II,  S.  400,  Nr.  63  svasma  mit  anderer  Behandlung 
der  aufeinander  folgenden  6-Silben). 

Lokativ  sing,  mask.-neutr.,  bei  Dan.  Ist.  obl.  179 
fünf  Fälle:  onomd-dne  (zweimal)  =  ononib-dbne,  a  rein  laut- 
lich aus  6  entstanden ;  jjo  sema  sega  (zweimal,  Mon.  serb. 
S.  117,  1345;  S.  165,  1357)  postea  (zu  der  Wendung  vgl. 
potomtoga  dass.);  na  ovema  daru,  17.  Jh.,  einmal;  also  ganz 
spärliche  Beispiele;  ich  halte  sie  für  Anlehnung  an  das 
immer  so  verbliebene  onomd-dne. 

752.  3.  -i.  Instrum.  sing,  mask.-neutr.  (Dan. 
a.a.O.  174)  aus  dem  15.  und  16. Jh.:  siebenmal  temi  timi, 
darunter  aus  bosnischen  Urkunden  zweimal  in  derSchreibung 
THMHie  (1443,  Mon.  serb.  S.  426),  zweimal  tiimiiii  (1455, 
S.  439,  440).  Da  in  der  letztgenannten  Urkunde  j  als 
Vertreter  von  d  dient,  vgl.  z.  B.  nesMii,  d.  i.  mejami  statt 
medanii,  sind  jene  Formen  wohl  =  timi-de  timi-d,  abg. 
temb-Me  entsprechend,  zu  verstehen;  einmal  noch  timi  bei 
Pucic,  Spom.  srpski  (Belgrad  1858),  Nr.  89,  ebenfalls  aus 
Bosnien;  das  dem  Bosnier  Hval  entnommene  time  Starine 
3.51  bedeutet  time;  dazu  kommt  temi  aus  Pucic, Spom. srpski 
(Belgrad  1862),  das  ich  nicht  nachschlagen  kann;  außer- 
dem ein  svojijemi  16.  Jh.,  zweimal  onimi  onijemi,  das  letzte 
aus  Lekt.  Ranj.127''  (der  Handschr.),  von  Resetar  in  seiner 
Ausgabe  durch  onijem  ersetzt.  Man  sieht,  das  Vorkommen 
ist  spärlich.  Außerdem  erscheint  dies-t  im  Genitiv  plur. , 
Dan. S.  191  elfmal:  dreimal  tihi  (tihi  zemalj,  od  tihi,  Bosn. 
Urkunden  1399, 1454,  Mon.  serb.  S.  234,  469),  fehl  {od  teJii, 
Herzeg.  Urk.  1453,  M.  s.  459),  einmal  ovihi  {od  ovihi  Bosn. 


454  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§  752. 753. 

Urk.  1442,  M.  s.  414);  zweimal  ovijehi  {od  ovi j eM  hoki. 'Roxi]. 
l77^208^);  einmal  onelii  {od  onehi,  Herz,  ürk.1450,  M.  s. 
443);  viermal  oniieJii  {od  onijehi  LektRanj.  105^,225^,  bog 
onijehi  225*,  neöemo  prvo  onijehi  hiti  225^).  Nicht  zu  an- 
gefügtem -i  darf  gerechnet  werden  das  Nebeneinander  des 
Instr.-Dat.  plur.  tijem  {Um)  tijemi  {timi);  ich  glaube  aber, 
daß  diese  frühe  Vermischung  von  Dativ  und  Instrumental 
plur.,  wobei  scheinbar  te^ni  gegenüber  tem  ein  Anhängsel 
-i  hat,  den  Anstoß  gegeben  hat,  auch  dem  Gen.  pl.  dies 
anzufügen,  nach  dem  Verhältnis  fem:  temi  =  teh  :  tehi;  und 
auch  das  -i  des  Instr.  sg.  wird  der  Pluralform  entnommen 
sein,  da  Instr.  sg.  tem  und  der  als  Instr.  gebrauchte  Dativ 
plur.  tem  lautlich  ganz  gleich  sind.  Wie  diese  Pluralform 
auf  den  Singular  wirken  kann,  zeigt  deutlich  onjezi-jem 
instr,  sg.  bei  Ranjina,  wo  das  vor  -jem  stehende  -zi-  nur  aus 
dem  Plur.,  instr.  dat.  onjezijem,  stammen  kann  (s.  §  755). 

TaS.  4.  Die  Zitate  ergaben,  daß  jenes  -i  lokal  und  sehr 
beschränkt  ist,  dagegen  außerordentlich  häufig  war  vom 
13. — 17.  Jh.  in  den  Quellen  südlicher  Mundarten  (bosni- 
schen, herzegovinischen,  ragusanischen)  die  Anfügung  von 
j  an  vokalisch  auslautende  Kasusformen.  Nicht  dahin  zu 
rechnen  sind  täj,  öväj,  önäj,  säj  (s.  §  744)  und  der  Dativ- 
Lok,  fem,  töj,  dessen  j  alt  ist  (abg.  ioji).  An  dem  Bei- 
spiel täj  durchgeführt,  wobei  die  nicht  in  diesen  Vorgang 
gehörenden  Formen  in  runden  Klammern  stehen: 


sg.  msk.  {täj) 

ntr.  töj 

fem.  täj 

togaj 

tej 

tomuj 

{töj) 

{täj) 

toj 

tuj 

temej  [timej] 

tomej 

pl.            (ti) 

iaj 

tej 

g.  iijehej  [tihej] 

'        wie  Maskulinum 

d.  tijemej  [timej] 

a.  tej 

taj 

tej 

1.  fijehej  [tihej] 

j       wie  Maskulinum. 

§  753. 754.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  455 

Über  e  vur  j  s.  §  754.  Auch  bei  Adverbien  von  Pro- 
nominalstämmen kommt  dies  j  vor,  z.  B.  tudej,  tadaj,  noch 
heute  tädä  und  tädäj,  öndä  und  öndäj;  beim  Pronomen  wird 
es  heute  nicht  mehr  gebraucht.  BeUc  (Prilosci  ist.  slov. 
jezika,  11,  Oblici  togaj,  timi  i  sL,  Glas  39,  S.  215)  nimmt 
dies  j  als  i,  identifiziert  damit  auch  das  Anhängsel  am 
Gen.  pl.  wie  tijeh-i;  es  sei  entnommen  den  Nominativen 
ti  oni  övi  und  zunächst  an  die  Nominativformen  ia,  ova, 
ona,  sa  gefügt,  daher  *to-i,  d.  i.  ta-j,  dann  von  dem  No- 
minativ auf  die  anderen  Kasus  übertragen.  Den  letzten 
Satz  halte  ich  für  richtig,  nur  beurteile  ich  die  Entstehung 
•des  täj  anders  (s.  §  744).  Für  die  Abstammung  vom  Nomi- 
nativ ist  wohl  beweisend,  daß  das  Anhängsel  fast  aus- 
schließlich bei  den  Demonstrativpronomina  vorkommt,  die 
eben  täj  usw.  haben,  sehr  selten  einmal  bei  adjektivisch- 
pronominalen Demonstrativa,  z.  B.  n.  f.  tolikaj  (1454),  g. 
takovogaj  (1453);  an  anderen  Pronomina  bei  Marulic 
(St.  p.  I,  S.  169,  V.  289):  za  tuj  rnilost,  kuj  obitas;  nasemuj 
(Mencetic,  St.  p,  II,  S.  65,  Nr.  18,  v.  12).  Ein  '■•'kogaj  '''komuj 
*cesaj  'hijegaj  scheint  nicht  vorzukommen,  weil  die  Nomi- 
native kein  -j  haben.  Charakteristisch  ist  auch,  daß  der 
Neubildung  -ma  im  Dat.-Instr.-Lok.  pl.  kein  -maj  zur  Seite 
steht;  das  tima-j  bei  Dan.  Ist.  obl.  173  aus  Pucic,  Sporn. 
(1862)  ist  Instr.  sg.  (s.  §  751).  Beiic  meint  auch,  die  Länge 
des  Auslauts  gewisser  Kasus  in  Ragusa  und  anderen  süd- 
lichen Gegenden:  togä  tegä,  töme  temü  (gegenüber  köga,  njega, 
eesa)  erkläre  sich  aus  ehemaligem  -äj  usw.  mit  Verlust  des 
-j\  mir  nicht  wahrscheinlich,  da  für  den  lautlichen  Abfall 
des  -j  kein  Grund  zu  finden  ist,  man  müßte  denn  an- 
nehmen, ein  Nebeneinander  von  togä  und  fogäj  habe  ein 
tögä  mit  Beibehaltung  der  Länge  veranlaßt. 

754.  5.  -e,  mindestens  vom  14.  Jh.  an  bei  den  auf  -m 
auslautenden  Kasusendungen  aller  Pronomina  außerordent- 
lich häufig:  instr.  sg.  msk.-ntr.  iijem-e  tim-e,  fem.  tom-e, 
vgl.  dazu  m?«om-e,  tobome,  sobome;  lok.  msk.-ntr.  tom-e,  dat.pl. 
tim-e;  beim  Adjektiv  z.  B.  instr.  f.  dobrome  (s.  Dan. Ist. obl. 
45).    Ferner  vom  14. — 16.  Jh.   beim  Gen.  pl.,  z.  B.  onih-e, 


456  Zur  Geschichte  der  Deklination.  [§  754. 

svih-e;  in  dieser  Gestalt  seltener,  öfter  mit  -j:  tijehe-j,  ovijehe-j 
(s.  Dan.  S.  191),  vgl.  dazu  Belic,  Pril.  I,  e  u  zamenickim 
oblicima  iinie  usw.,  Glas  39,  S.  199,  wo  die  bisherigen, 
alle  nicht  überzeugenden  Erklärungsversuche  behandelt 
sind.  Belic  selbst  (S.  211)  nimmt  an,  daß  das  Neben- 
einander von  -re  und  -r,  ni-tko-re  ni-tko-r,  nikogarc  nikogar, 
nistare  nistar  die  Empfindung  erzeugt  habe,  die  sozusagen 
normalen  Formen  seien  die  auf  -r,  das  -e  ein  Anhängsel, 
und  dies  sei  dann  auf  die  betreffenden  Pronominalkasus 
übertragen  worden.  Es  kommt  mir  unwahrscheinlich  vor, 
da  doch  auch  die  Kasus  ohne  -re,  -r  immer  im  Gebrauch 
blieben:  nista,  nikoga  usw.  Bei  den  Ragusanern  des  16.Jhs., 
selten  bei  anderen  Dalmatinern,  ist  -e  auch  an  den  nomi- 
nalen Instr.  sg.  msk.  und  fem.  auf  -m  angefügt,  nament- 
lich häufig  beim  Femininum  (s.  Dan.  S.  45),  z.  B.  instr.  sg. 
hogom-e  (St.  p.  IV,  S.  253,  v.  387,  im  Reim  mit  mnome) 
fem.  lazonie  (ebd.  483,  v.  2420,  im  Reim  mit  lipome  adj.), 
wie  denn  überhaupt  diese  Formen  bei  den  Dichtern  häufig 
im  Reim  mit  gleichlautenden  Pronominalformen  stehen; 
offenbar  sind  sie  diesen  entnommen.  Sogar  an  Verbal- 
formen auf  -m  findet  sich  dies  -e:  1.  sg.  präs.  vim-e  bei 
Mencetie  (Dan.  S.  258)  achtmal,  stets  im  Reim  auf  vrime 
oder  ime\  bei  Dinko  Ranjina  St.  p.  XVIII,  S.  128,  Nr.  252, 
V.  11  im  Reim  auf  vodime;  bei  Cubranovic  St.  p.  VIII, 
S.  145,  V.  114  — 115  reimend  aufeinander  s-^yo-vime  vinie; 
außerdem  in  Lekt.  Ranj.  (s.  Rad  136,  S.  162)  1.  sg.  znam-e, 
ulazim-e,  irpijem-e.  Ich  möchte  annehmen,  daß  auch  hier 
der  Parallele  Um  —  üme  bei  den  Pronomina  das  vim  — 
viyne  zu  verdanken  ist.  Eine  sichere  Erklärung  des  -e  habe 
ich  nicht,  möchte  aber  vermuten,  nach  dem  Stande  der 
Überlieferung,  daß  es  zuerst  nur  an  Kasus  mit  Auslaut  -yn 
trat;  heute  kommt  es  überhaupt  nur  bei  solchen  noch  vor; 
ferner  daß  der  Ausgangspunkt  zu  suchen  ist  beim  Per- 
sonalpronomen: gen.-akk.  mene  tebe  sehe,  dat.-lok.  menje  iebje 
sebje  (dafür  später  meni  usw.),  d.  h.  alle  obliquen  Kasus 
außer  instr.  mnom  lauteten  auf  -e  aus,  und  es  ist  wohl 
denkbar,  daß  die  Analogie  jener  ein  mvom-e,  tobome,  sohom-e 


§  754. 755.]  Zur  Geschichte  der  Deklination.  457 

erzeugt  hat;  von  da  aus  wäre  dann  dies  scheinbare  An- 
liängsel  weiter  auf  die  sonstigen  7M-Kasus  übertragen  worden. 
Daß  es  unbetont  -e  lautet,  althauptbetont  -e,  daher  töme 
lok.,  aber  Tcöme,  spricht  nicht  dagegen,  vgl.  tögä  tömü;  die 
Quantität  der  Endsilben  dieser  Pronominalkasus  ist  sehr 
wechselnd,  so  betont  Lj.  Stojanovic,  Lekcije  iz  srpskoga 
jezika^  gen.  mene,  tehe,  sebe^  njegä. 

755.  6.  -zi,  schon  vom  13.  Jh.  an  üblich  bei  allen 
Pronominalkasus,  konsonantisch  wie  vokalisch  auslautenden, 
z.  B.  ov-zi,  ovi-zi,  ovaj-zi,  ovo-zi,  ova-zi,  onoga-zi,  onomu-zi, 
g.  f.  tej-zi,  plur.  oneh-zi,  onem-zi,  onemi-zi  usw.;  heute  nur 
erhalten  in  Lokalmundarten  (Ragusa,  Bocche),  z.  B.  n.  pl. 
ü-zi,  ovi-zi,  onl-zi  (Resetar,  Stok.  Dial.  S.  184).  Da  der 
einfache  Nom.  pl.  ii  und  die  Partikel  -zi  zufällig  gleichen 
Auslaut  haben,  ist  das  Sprachgefühl  dahin  irregeleitet,  den 
Auslaut  -i  von  üzi  als  Endung  des  Plurals  zu  empfinden 
und  nun  nach  dem  Muster  von  ti  :  Ujeh  weiter  zu  flek- 
tieren tizijeh  [tizili),  tizijern,  tizijemi;  so  bei  den  Ragusanern 
vom  16.  .Th.  an,  heute  noch  in  bocchesischen  Mundarten 
(Res.  aaO.)  tlzijeJi,  üzijema.  In  Ragusa  dafür  tezijeh,  im 
16.  Jh.  tjezijeh  (oder  tijezijeh),  onjezijem  (oder  onijezijem) 
instr.  sg.  und  pl. ;  trotz  Resetars  Bedenken  wird  man  doch 
annehmen  können,  daß  das  te-  aus  dem  Akk.  te,  tije-  {tje-) 
aus  den  Kasus  mit  dieser  Form  herrührt. 


458  [§756. 


Das  Verbum. 


Stammbildung.    Aktionsarten.     Konjugation. 

Stammbildung  und  Aktionsarten. 

756.  In  der  vergleichenden  Grammatik  pflegt  man 
unter  Stamm  den  Bestandteil  des  Wortes  zu  verstehen, 
der  übrig  bleibt,  wenn  man  die  Flexionsendungen  (Kasus-, 
Personalendungen)  abschneidet.  Hält  man  diesen  Begriff 
streng  fest,  so  ergeben  sich  für  die  Formen  eines  und  des- 
selben Verbums  eine  Anzahl  von  Stämmen,  z.  B.  zu  skr. 
tresti  schütteln  (aus  irrsti):  Präsensstamm  trese-  (2.sg.  präs. 
trese-s),  Aoriststamm  fresos-  (2.  plur.  tresos-te),  Part.  prät. 
a.  II  treslo-  (msk.  tresao  f.  tresla),  Part.  prät.  pass.  treseno- 
(msk.  iresen  f.  treaena)  und  noch  andere.  Solche  Einzel- 
stämme enthalten  ihrerseits  formative  Bestandteile,  die  sie 
von  anderen  Stämmen  desselben  Verbums  unterscheiden, 
z.  B.  in  dem  angeführten  Verbum  ist  das  Formans  des 
Präsensstammes  -e-,  das  des  Aoriststammes  -os-,  das  seiner- 
seits vielleicht  wieder  in  -o-  und  -s-  zerlegt  werden  müßte. 
Solche  Teilungen  kann  die  vergleichende  Grammatik  in 
manchen  Fällen  mit  größerer  oder  geringerer  Sicherheit 
machen,  aber  in  der  Beschreibung  einer  Einzelsprache,  die 
mancherlei  Lautveränderungen  durchgemacht.  Formen  um- 
gebildet, Verschiedenheiten  ausgeglichen  hat,  kann  das 
nicht  gelingen. 

Es  ist  hier  ein  einfacheres  Verfahren  zweckmäßig. 
Ich  nenne  hier  Verbalstamm  denjenigen  Bestandteil  einer 
Verbalform,  der  übrig  bleibt,  wenn  man  nicht  die  Per- 
sonalendungen allein,    sondern  außerdem  alle  Laute  oder 


§  756.]  Stammbildung  und  Aktionsarten.  459 

Lautverbindungen  abtrennt,  die  sie  von  anderen  Formen 
des  gleichen  Verbums  unterscheiden,  der  also  diesen  anderen 
gegenüber  formative  Bedeutung  hat.  Danach  würde  für 
alle  Formen  von  tresti  als  Verbalstamm  tres-  gelten,  alles, 
was  nach  ihm  steht,  als  Formans,  z.  B.  2.  sg.  präs.  tres-e-s, 
Imperfekt  tres-ijäh,  Aorist  tres-oh,  Imperativ  tres-i,  Part, 
präs.  ir^s-üci,  Part.  prät.  a.  I  tr6s-äv  tres-ävsi,  II  tres-ao  fem. 
tres-la,  pass.  tres-en.  Das  mag  künstlich  und  willkürlich 
erscheinen,  wenn  man  von  dem  historischen  Standpunkt 
der  vergleichenden  Grammatik  aus  urteilt,  tatsächlich  wird 
aber  in  der  lebendigen  Sprache  alles  als  formativ  empfunden, 
was  nach  dem  Verbalstamm  steht,  und  bei  Umbildungen 
und  Verschiebungen  aus  einer  Formengruppe  in  eine  andere 
liegt  stets  diese  Empfindung  zugrunde.  Davon  ein  Bei- 
spiel: das  alte  Part.  prät.  a.  I  (Gerundium,  wenn  es  nicht 
mehr  flektiert  wird)  zu  abg.  2Jesfi  (ursl.  '■''pek-ti)  backen 
lautet  ^;eÄ;&  pekhsi,  dem  entspricht  alt  skr.  pek  peksi,  heute 
heißt  es  pekäv  pekävsi,  entstanden  durch  Anlehnung  an  die 
scheinbare  Gleichheit  des  Part.  prät.  a.  II  pekao  (aus  pekh) 
mit  pitao  {^=^ pitah)  zu  pitati  und  den  gleichartigen  Verben; 
da  nun  zu  x)itati  püao  das  Part.  prät.  a.  I  pitäv  piiävsi 
lautet  (aus  pytavh  pijtavisi),  so  ist  nach  diesem  Muster  dem 
ganz  anders  entstandenen  i^^kao  ein  pekäv  pekävsi  zur  Seite 
gestellt,  d.  h.  es  ist  in  pitäv  piiävsi  das  -äv  -ävsi  als  for- 
mativ empfunden,  obwohl  die  sprachwissenschaftliche 
Analyse  pifä-v  {pyta-v^)  teilen  muß,  da  das  a  zum  alten 
Stamm  j)^ia-  gehört. 

Der  Verbalstamm  kehrt  also  in  allen  Formen  des 
Verbums  gleichmäßig  wieder,  aber  nicht  immer  lassen  sich 
alle  Tempora,  Modi,  Partizipia  von  ihm  unmittelbar  ab- 
leiten, sondern  es  kann  neben  dem  allgemeinen  Verbal- 
stamm noch  ein  Stamm  bestehen,  der,  aus  dem  Verbal- 
stamm durch  besondere  Formantien  gebildet,  bestimmten 
Teilen  des  Verbums  zugrunde  liegt.  Dieser  besondere 
Stamm  wird  hier  als  zweiter  Stamm  bezeichnet.  Das 
Verhältnis  sei  durch  einige  Beispiele  veranschaulicht: 
für    das  Verbum    tresti    (s.  o.)    genügte    der    einheitliche 


460  Das  Verbum.  [§  756. 757. 

Verbalstamm  ires-,  ebenso  z.  B.  im  pitati  der  eine  Stamm 
pita-  (=^  Pt/ftt-),  2.  sg,  präs.  pitä-s  (l.pitä-m),  Z.])]. pita-jü, 
Part.  präs.  a.  pita-jüöi,  Imperativ  pUä-j,  Imperf.  pitä-h,  Aor. 
pita-h,  Part.  präs.  a  I.  pitä-v  pitä-vsi,  II  pita-o  (aus  pyta-h) 
i.  pifa-la,  Part.  prät.  pass.  pitä-n-,  alle  Formen  von  hväliti 
lassen  sich  auf  den  einheitlichen  Verbalstamm  Jwäli-  be- 
ziehen: Präs.  hvällm  hvälis  3.  pl.  hväle  (abg.  Jivaleth),  Part. 
hvdle-öi,  Imper.  hväli,  Imperf.  hvälj-äh,  Aor.  hväli-h.  Part, 
prät.  a.  I  hvdlt-v  liväli-i^si,  II  hvdli-o  f.  hväli-la,  pass.  hvälj-en. 
Dagegen  besteht  z.  B.  für  das  Verbum  bräti  neben  dem 
Verbalstamm  her-  hr-  (=  hir-)  noch  ein  zweiter  Stamm 
hra-  (aus  bbra-):  vom  Verbalstannn  Präs.  ber-em  ber-es,  Part. 
ber-üöi,  Imper.  heri,  Imperf.  her-ijäh,  vom  zweiten  Stamm 
die  Imperfektform  brä-h,  Aor.  Irä-h,  Part.  prät.  a.  I  brä-v 
brä-vsi,  II  brn-o  f.  brdia,  pass.  brä-n,  Inf.  brä-ti. 

Tatsächlich  beschränkt  sich  die  Doppelheit  der  Stämme 
darauf,  daß  neben  einem  wie  immer  gearteten  Verbalstamm 
ein  zweiter  auf  -a-,  -nu-  (=  -nq-)^  -je-  {=  -e-)  steht. 

757,  Mit  der  folgenden  Einteilung  der  Verba 
nach  der  Art  der  Stammbildung  ist  am  besten  verbindbar 
die  Angabe  der  Aktionsarten  imperfektiv  und  per- 
fektiv, denn  diese  haftet  bei  den  nicht  mit  Präpositionen 
zusammengesetzten  Verben  am  Stamm  (über  die  Prä- 
positionalkomposita  s.  §  773,  über  dielterativa  §§  775 — 794), 
nicht  an  einer  Flexionsklasse. 

Perfektiv  heißt  eine  Handlung,  bei  der  dem  Redenden 
die  Vollendung,  ein  Abschluß  oder  ein  Resultat  vorschwebt. 
Damit  ist  nicht  gesagt,  daß  die  Vollendung,  das  Ziel  wirk- 
lich erreicht  wird:  es  kommt  nur  darauf  an,  daß  der 
Moment  der  Vollendung,  die  Erreichung  des  Zieles, 
sei  es  in  Gegenwart,  Vergangenheit  oder  Zukunft,  im  Blick- 
punkt des  Bewußtseins  steht,  nicht  irgendeine  Dauer  der 
Handlung,  selbst  wenn  die  zur  Erreichung  des  Zieles  führt. 
Imperfektiv  dagegen  heißt  eine  Handlung,  die  dem 
Sprechenden  als  fortlaufend  (andauernd)  vorschwebt,  ohne 
daß  er  einen  Abschluß,  eine  Vollendung  oder  ein  Resultat 
dabei  im  Sinne  hat. 


§  758.]  Stammbildung  und  Aktionsarten.  461 

758,  I.  Einheitlicher  Verbalstamm;  konso- 
nantisch oder  vokal isch  auslautend. 

1.  Einsilbiger  Stamm. 

A.  Konsonantisch  auslautend. 

Die  Zahl  dieser  Verba  ist  im  Vergleich  zu  denen 
anderer  Stämme  gering.  Wenn  ein  Verbum  nur  in  Zu- 
sammensetzung mit  Präposition  vorkommt,  ist  das  durch 
ein  -  angedeutet;  angegeben  wird  der  Verbalstamm,  In- 
finitiv und   Lsg.  präs. 

Imperfektiva:  hoä-  hösti  bddem  stechen,  crp-  crpsti 
crpem  (ursl.  *cbr2)-)  schöpfen,  cvat-  cvästi  cvätem  (abg.  cvisti 
cvbtq;  durch  Vermischung  mit  cujetati  entstand  -cvjesti 
cvjetem)  blühen,  chn-  -cetl  -cnem  (abg.  -cefi  -cbna;  po-ceti  p>ö- 
cnem)  anfangen,  d^m-  -düti  -dmein  (^  dqti  dsmq)  blasen 
{nä-duti  nä-dmem  se),  der-  dtr-  drijefi  (dreti  ^  '^-der-ti) 
derem  (in  Zusammensetzung  -drem  ^=  dbrq.)  reißen,  greb- 
grepsti  grebem  kratzen,  gred-  {=gred-)  gr6sti  gr4dem  kommen, 
griz-  (=  gryz-)  grlsti  grizem  beißen,  id-  Ideni  ich  gehe,  jeb- 
futuere  jq^sti  (gewöhnlich  jehati)  jebem,  jed-  (=  ed-  abg.  j ad-) 
jesti  jedem  essen,  klad-  klästi  Mädem  (dial.  perfektiv)  legen, 
kol-  klati  (ursl.  *kolti)  köljem  schlachten,  klhn-  kleti  kiinem 
(=  kleti  klbnq)  fluchen,  krad-  krästi  krddeni  stehlen,  leg- 
(=  l^g-)  leci  Uzem  brüten,  Ijeg-  (=  leg-)  -Ijeöi  -Ijezem  (zä- 
Ijeöi,  zä-ljezem  hinter  etwas)  gehen,  Ijez-  {^=  Uz-)  -Ijesti 
-Ijezem  (zä-ljesH  zäljezem  hinter  etwas)  gehen,  met-  mesti 
metem  kehren,  ynet-  (=  m^t-)  mesti  metem  umrühren,  m,el- 
mljeti  (=  %ieUi)  meljem  mahlen,  mog-  mbci  mögu  können. 
muz-  müsti  müzem  (=  *mblsti  *mblzq)  melken,  mer-  mbr- 
mrijefi  mrem  (=  *merti  mhrq)  sterben,  nes-  nesfi  nesem  tragen, 
pas-  imsti  päsem  weiden,  pek-  peöi  pjecem  backen,  ^;Ze^  plesti 
pletem  flechten,  pelv-  pljeti  plijevem  (=  *pelvti  '■^pelti  abg. 
pleti  plevq)  jäten,  ^;re(?-  (^  pred-)  presti  predem  spinnen, 
phn-  -peti  -pnem  (=  p^ti  phnq)  spannen,  per-  pbr-  -jmjeti 
-prem  stemmen  (z.  B.  ü-prijeti  ü-prem  anstemmen;  =  *perti 
phrq),  p)cr-  pbr-  preti  prem  {ohg.phreti  phrq  2.  pbrisi;  =  '■'perii 
*pbrq)  anklagen,  rast-  rästi  rästem  wachsen^  ster-  stbr-  -strijeti 


462  Das  Verbum.  [§  758.  759. 

■strem  (^  *s{erti  stbrq)  ausbreiten,  sjek-  (=  sek-)  sje6i  sijecem 
hauen,  skub-  sküpsti  skübem  rupfen,  strig-  sfnöi  striiem 
scheren,  ssp-  -süii  -spem  (=  *supti  Shpq)  schütten,  tek-  teöi 
tecem  laufen,  tep-  (eig.  schlagen)  tqjsti  tepem  se  herum- 
schweifen, tres-  (=  tres-)  tresti  tresein  schütteln,  *thlk-  tüci 
tücem  (=  '■''•tblkti  *tblkq,  abg.  tlesti  =  *felkti)  stoßen,  thr- 
tfti  trem  tärem  (^  tbrq)  reiben,  ved-  -vesti  -vedem  führen, 
vez-  -vesti  vezem  fahren,  vez-  (^  vez-,  eig.  binden)  vesti 
vezem  sticken,  *vblk-  viici  vücem  (=  "^vblkti  *vblkq,  abg.  vlesti 
=  *velkti)  ziehen,  *verh-  *vbrh-  vrijeci  (=  ^vercMi  abg. 
vresti)  vrsem  dreschen,  vbrz-  (eig.  binden)  vrsti  vrzem  se  tvo 
hängen  bleiben  (vgl.  po-v.  bewickeln),  zeh-  (=  zeh-)  zepsti 
zdbem  frieren,  zer-  zbr-  -zreti  -zrem  (abg.  abweichend  zbreti 
zbrq  zbrisi)  schauen,  zreti  zrem  {znm,  abg.  zbreti  zbrq  zbrisi) 
reifen,  zeg-  ze/A  zezem  brennen,  ziv-  dial.  Mvsti  zivem  (vgl. 
abg.  ziti  zivq)  leben,  zbm-  zeti  zmem  (^  zpti  zbmq)  drücken, 
zbu-  zeti  znjem  zänjem  (=  zeti  zbiiq)  ernten,  zer-  zbr-  -zdrijeti 
-zdrem  (=  *zerti  zbrq)  schlingen. 

Perfektiva.  bnd-  (==  bqd-)  büdem  ich  werde,  leg- 
leci  lezerii  (abg.  lesti  legq)  sich  legen,  2^C'd-  pästi  pddem  (ge- 
wöhnlich pädnem,  pänem)  hinfallen,  rek-  re&i  recem  (recem) 
sagen,  sjed-  (=  sed-)  sjesti  sjedem  (abg.  sesti  aber  s^dq)  sich 
setzen;  das  zusammengesetzte  s-resti  s-retem  (=  s^-resti 
*sh-retq,  abg.  sz-resti  sö-restq)  begegnen  ist  perfektiv,  das 
Simplex  war  vielleicht  auch  perfektiv. 

759.     B.  Vokalisch  auslautend. 

Imperfektiv.  Auf  -«-:  zna-  znäti  znäm  wissen;  auf 
-(?-:  peti  pdjem  singen,  siiijeti  smljem  {eka.v.  smefi  sniem;  abg. 
s^meti  s^mejq)  dürfen,  -spjeti  -spem  {?..  ß.  dö-spjeti  do-spijem, 
ekav.  dd-speti  dö-spem)  Muße  bekommen;  auf  -i-:  blti  bljem 
schlagen,  gnjlti  gmjem  faulen,  l-ti  löi  (defektives  Verbum, 
Präs.  Idem  gehen),  llti  lijem  gießen,  plti  ptjem  trinken,  sUi 
sljem  nähen,  vlti  mjem  wickeln;  auf  -i-  ==  -y-:  blti  sein 
(urspr.  perfektiv),  krlti  krljem  decken,  bergen,  mltl  m^jem 
waschen,  pllti  plljem  schvvimmQn,  rifi  Wjm  wühlen,  tlti  tljem 
fett  werden,  vlti  vljem  heulen;  auf  -n-:  -uti  -ujem  (nur  in 
ob-,  tz-uti  Schuh  an-,  ausziehen). 


§759—761.]         Stammbildung  und  Aktionearten.  465 

Perfektiv,  da-  däii  dam  geben  (ne-dati  nicht  ausliefern 
ist  imperf.),  f^tcc-  fitäti  stänem  sich  stellen,  npiti  väpiti 
(==  v^piti)  üpijeni  anrufen. 

Perfektiv  und  imperfektiv  werden  gebraucht  cüfi 
cüjem  hören,  vernehmen,  djeti  (djesti)  djenem  djedem  (älter 
auch,  dem  alten  dejq  entsprechend,  -dljem,  z.  B.  dd-dijem} 
legen,  stellen. 

760.  2.  Mehrsilbiger  Verbalstamm ;  Stammauslaut 
-a-  oder  -f. 

A.  Verbalstamm  auf  -a-  (Infinitiv  -a-fi,  Präsens 
-am  -äs  usw.) 

Die  zahlreichen  Verba,  deren  Form  keine  Schwierig- 
keit bietet,  aufzuzählen,  ist  unnötig;  zu  bemerken  ist  nur, 
daß  sie  fast  durchgängig  imperfektiv  sind.  Perfektiv 
sind  von  Verben  serbischen  Ursprungs:  pustati  loslassen 
(püstati  ist  imperf.),  svestati  (kchsl,  Lautform)  letzte  Ölung 
geben,  vjencati  (eig.  kränzen)  trauen  (d.  h.  zur  Ehe);  srgati 
se  zusammenlaufen;  stropostati  se  zusammenstürzen,  söühati 
auseinanderfallen  (beim  Kochen)  scheinen  Zusammen- 
setzungen mit  s-  zu  sein.  Aus  fremden  Sprachen  entlehnte: 
handünaii  (lokal;  ital.  abbandonare)  vergessen,  krepati  (ital. 
crepare)  krepieren,  mänjkati  (ital.  mancare)  umstehen  (vom 
Vieh),  verrecken,  päsafi  (ital.  passare)  vorbeigehen,  spendiati 
(ital.  spendere)  ausgeben,  spändati  se  (in  Vuks  Wb.)  sich 
mit  jemand  abgeben,  mit  j.  bekannt  machen  (vom  ital. 
spandersi  sich  ausbreiten?),  trepänati  (ital.  trapanare)  tre- 
panieren. 

Perfektiv  und  imperfektiv  gebraucht:  hankrotiraU 
Bankrott  machen,  rücati  zu  Mittag  speisen,  stämpati  (ital. 
stampare)  drucken,  iizinati  Vesperbrot  essen,  vecerafi  zu 
Abend  essen. 

761.  B.  Verbalstamm  auf  -?-,  Infin.  i-ti,  Präsens 
-im,  -is  usw. 

Die  ebenfalls  ungemein  zahlreichen  Verba  dieser  Art 
werden  hier  nicht  einzeln  aufgeführt;  es  genügt  zu  be- 
merken, daß  die  bei  weitem  überwiegende  Zahl  imper- 
fektiv   ist.     Perfektiv    sind:     bdciti    hinwerfen,    batdliti 


464  Das  Verbum.  [§  761. 

(vom  türk.  häfäl  verwahrlost)  verlassen,  vernachlässigen, 
hätUi  se  (aus  ital.  battere)  zurückschlagen  (von  der  ab- 
geschossenen Flinte),  blagosloviti  segnen  (d.  h.  Segen  er- 
teilen), hupiti  plötzlichen  Schlag  tun,  husiti  mit  Gepolter 
hinfallen,  delepmü  Beute  {celepir  türk.)  machen,  erbeuten, 
iidpiti  plötzlich  zuschlagen,  cusiti  ohrfeigen,  depiti  Schlag 
versetzen,  desiti  treffen  auf,  drbpiti  sich  unbedacht  hinsetzen, 
dfpiti  zerreißen,  düpiti  Schlag  tun,  äljnti  plötzlich  springen, 
Sprung  machen^  haläliti  segnen  (von  türk.  häläl  Segen), 
harämiti  (von  türk.  häräm)  verfluchen,  häsniti  se  (von  türk. 
häsna  Gewinn,  Nutzen)  Nutzen  ziehen,  gewinnen  (beiVuk 
Wb.  das  akt.  häsniti  iniperf.),  hititi  werfen,  Jivätiti  ergreifen, 
jdviti  kund  machen,  jurisiti  Sturmangriff  machen,  Iclipiti  an- 
springen, sich  aufs  Pferd  werfen,  Idisiti  springen  wie  ein 
klis  (Stückchen  Holz,  mit  dem  ein  Wurf  spiel  gespielt  wird), 
kljüciti  (eig.  haken)  anrühren,  kojasiti  se  sich  sehen  lassen, 
grüßen,  kordciti  Schritte  machen,  krdciti  einen  Schritt  tun, 
killuciti  Frondienst  (kidnk  türk.)  tun,  küpiti  kaufen  (=  er- 
kaufen), küsiti  (Schwanz)  stutzen,  latiti  schnell  ergreifen, 
lisiti  berauben,  IHrositi  (aus  gr.  eXuTpuucTa)  befreien,  lüpiti 
auf  etwas  losschlagen,  Ijöpiti  dass.,  mäsili  werfen,  schleu- 
dern, mirhoziti  se  sich  den  Weihnachtskuß  geben  (mit  mir 
io^;;'?  Gottes  Frieden),  ndöiti  übernachten,  02)dciti  se  {denom. 
von  öpäk)  sich  verkehren  =  sich  verderben,  päkostiti  schaden 
=:  Schaden  antun,  pldtiti  bezahlen,  jMzdriti  Handel  (päzär 
türk.)  machen,  i^özfZravi^i  (denom.  von  pbzdräv)  begrüßen, 
primiti  (als  Simplex  empfunden,  eigentlich  Zusammensetzung 
mit  pri-)  empfangen,  hinnehmen,  prösifi  bitten  =  Bitte 
tun,  pröstiti  verzeihen,  rupiti  wohinein  platzen  (unverhofft 
kommen),  pruziii  ausstrecken,  jmstiti  (piistiti)  loslassen, 
räniti  verwunden,  razümiti  (denom.  von  räzüm)  aufklären, 
begreiflich  machen,  rijesiti  entscheiden,  rltiti  se  mit  den 
Füßen  ausschlagen,  röditi  gebären,  rüciti  se  sich  gegenseitig 
die  Hände  reichen  (das  akt.  rüciti  Hand  reichen  bei  Vuk 
Wb.  imperfektiv),  sjakariti  sVindariti  süpariti  (ein  Kleidungs- 
stück) abwerfen,  sjetiti  se  sich  erinnern,  skociti  springen  = 
Sprung  tun,  s7iUi  träumen  (in  Traum  verfallen),  stdniti  se 


§  761 — 763.]         Starambilduug  und  Aktionsarten.  465 

stehen  bleiben,  sfävifi  stellen,  strdviü  se  erschrecken  intr., 
stüpiti  treten  (Tritt  machen),  sicariti  Beute  {sicär  türk.) 
machen,  sljapiti  (eig.  platschen)  drauf  losschlagen,  sopiti 
dass.,  trämpiti  {irämpiti,  von  türk.  irämpa,  dies  aus  ital. 
tramida)  Tausch  machen,  tfsiü  abfertigen,  fertig  machen 
[thiü  se  sich  bemühen  um),  trüciti  hinschmeißen,  tüciti  se 
aufeinanderstoßen  (im  Kampf),  tumäriti  wohinem  plumpsen 
(z.  B.  in  ein  Haus),  türiti  hinwerfen,  hinstrecken,  Mariti 
(denom.  zu  Mär)  üdriti  auf  etwas  losschlagen,  vjeriti  ver- 
loben, vrdtiti  wenden,  umkehren  (trans.),  vHjiti  wegschleu- 
dern, zardrifi  Schaden  (zärär  türk.)  erleiden,  verlieren. 

Perfektiv  und  imperfektiv  gebraucht:  ddniH  Ta.g 
über  wo  bleiben,  krsfiti  taufen,  tnijeniti  wechseln,  röciti  (je- 
mand wohin)  bestellen,  zlostquiti  (einem  Mädchen)  Gewalt 
antun. 

762.  Ein  Teil  der  heutigen  skr,  Verba  mit  Verbal- 
stamm -i-  gehört  ursprünglich  nicht  hierher,  sondern  be- 
ruht auf  einer  Überführung  von  Verben  mit  Verbal- 
stamm auf  -e-  {-e-ti  präs.  -e-jq),  und  mit  zweitem 
Stamm  auf -e-.  Präsensstamm  -i-  in  diese  Kategorie. 
Sie  werden  hier  nicht  besonders  genannt,  da  sie  in  der 
Form  sich  von  den  alten  Verben  auf  -i-ti  nicht  mehr 
unterscheiden  (s.  übrigens  ASlPh. 24, S.  110, 112, 118). 

763.  IL  Zweiter  Stamm  neben  Verbalstamm. 

1.   Zweiter  Stamm  auf  -a-  (Präsens  -em  -em). 

A.  Konsonantisch  auslautender  Verbalstamra, 
z.  B.  pis-,  2,  Stamm  pisa-  (Präs.  pisem)  inf.  piisati.  Von 
den  hierhergehörigen  Verben  ist  durch  Ausfall  von  ^,  h 
der  ursprünglich  zweisilbige  zweite  Stamm  einsilbig  ge- 
worden in:  hrä-ti  (=  hbvaii)  herein,  gnäti  {■=  gznati)  zenem 
treiben,  präti  {=phrati)  perem  waschen,  säti  sem  {=shsati 
shsq)  saugen,  tkati  cem  (=  tcem,  aus  tzkati  tokq)  weben, 
zväti  (=  z^vati)  zövem  rufen.  Das  §  758  erwähnte  klati 
{^"^holii)  Iwljem  kann  im  Skr.  auch  hierher  gezogen  werden, 
da  kla-  als  zweiter  Stamm  zu  hol-  erscheint. 

Die  Verba  sind,    soweit    serbokroatischen   Ursprungs, 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Gninimatik.  30 


466  Das  Verbum.  [§"63. 

durchweg  imperfektiv,  nur  kdzafi  käiem  sagen  ist  per- 
fektiv, vezati  vezem  binden  perf.  und  imperf.  Perfektiv 
sind  die  folgenden  Verba  auf  -sa-ii,  die  fast  alle  von  tür- 
kischen, vereinzelter  auch  von  anderen  fremden  Verben 
auf  Grundlage  des  griechischen  s- Aorists  gebildet  sind: 
ämbisati  ämhisem  bersten  (monten.  nach  Vuk;  eig.  in  den 
Abgrund,  ital.  abisso,  geraten),  bästisati  (türk.  bas-mak)  zer- 
treten, begenisati  (türk.  begen-mek,  vgl.  ngr.  |U7reYevTiZuj)  Ge- 
fallen finden  an,  beläisafi  Unfall  (beläj,  türk.  bela)  haben,  blti- 
sati  (türk.  bit-mek)  vergehen,  zugrunde  gehen,  bfbosati  wei- 
nend hervorstamraeln  (vgl.  brbosüi  ipf.  stammeln),  cerdosati 
öerdisati  öordisati  s.  krdisati,  öorläisaii  {dör,  türk.  k'ör  blind) 
mit  geschlossenen  Augen  wohinein  rennen,  diserisati  {dlserf 
hinaus!  türk.  disare  desare  außen)  jemand  hinausschaffen^ 
diabäisati  (türk.  dzaba  dzeba,  skr.  dieba  Geschenk)  schenken, 
kapärisati  Handgeld  (ital.  caparra)  geben,  kavräisati  (türk. 
kavra-mak  fest  anpacken,  ganz  verdecken)  vernieten,  keisati 
kidisati  khidisati  (wohl  zu  türk.  kej-mnk  verderben)  gewalt- 
sam angreifen,  krdisati  (türk.  ker-mak  brechen,  zerstören) 
vernichten,  krkleisati  (türk.  kerk-mak  scheren)  stutzen,  kur- 
tälisati  (türk.  kurtar-mak)  befreien,  lipsati  (aus  gr.  eXeiipa) 
verrecken^  maläksati  (aus  e|LidXaHa)  schwach  werden,  ogräisati 
(türk.  ogra-mak  iigra-mak  u.  a.  ins  Unglück  geraten)  übel 
anlaufen,  säktisati  (zu  säkat  türk.  lahm,  verkrüppelt)  ver- 
derben, zerstören,  sefteisati  (zu  türk.  sefte,  vgl.  seftele-mek 
Mikl.,  Türk.  El.  1.52)  Handkauf  (ersten  Verkauf  am  Tage) 
machen,  sevdisati  (türk.  sev-mek)  lieb  gewinnen,  smarläisah 
(zu  smärlama;  türk.  esmarla-mak  semarlamak)  Auftrag  geben, 
suläisati  (türk.  sida-mak  bewässern)  abputzen  (eine  Wand), 
surgünisati  (türk.  sürgün,  daraus  skr.  sürgun  Verbannter) 
vertreiben,  ucürisati  (aus  türk.  ucur-mak)  verbergen,  ujdürisati 
(türk.  ujdur-niak)  einrichten,  utleisati  (türk.  ütüle-mek  zu  ütüy 
skr.  ütija  Bügeleisen)  ausbügeln,  vajdisati  (zu  väjda  = 
türk.  fajda)  Nutzen  stiften;  von  den  zusammengesetzten 
o-värisati  sich  einüben  ii-värisati  erraten  (nach  Mikl.,  Türk. 
El.  zu  var-mak  gehen,  erreichen),  o-vläisaü  jemand  anfallen^ 
wären  die  Simplizia  auch  perfektiv. 


§  763. 764.]  Stammbildung  und  Aktionearten.  467 

Perfektiv  und  imperfektiv  gebraucht:  cäfisati 
(türk.  cat-mak  zusammenstoßen)  zusammenfügen,  gledeisati 
(zu  glMa  Glasur)  glasieren,  haläisati  (zu  türk.  käläj  Zinn) 
verzinnen,  Tcrünisati  {krüna  Krone)  krönen,  murleisati  (zu 
mür  =  türk.  mühür  Siegel,  imihürU-mek  siegeln)  siegeln, 
pätosati  Fußboden  {pätos  =  gr.  Ttdioq)  legen  (gr.  iraTOVOu), 
savatleisati  emaillieren  {sävat  türk.  Schmelz,  savatle  mit 
Schm.  überzogen),  trönisati  {crkvu  eine  Kirche)  einweihen, 
vgl.  gr.  ^povi2;uu  dpovidJuu,  varakleisati  mit  FUttergold  {värak 
türk.,  varakJe  mit  Fl.  überzogen)  überziehen,  ztgosati  brand- 
marken (zu  zig  Brandmal). 

764.  B.  Vokalisch  auslautender  Verbalstamm. 

a)  Einsilbig  ^=  der  Wurzel.  Die  Verba  sind  im- 
perfektiv. Wenn  der  Auslaut  des  Verbalstammes  a,  % 
(=  i  und  =  y)y  e  ist,  geht  dem  -a-  des  zweiten  Stammes 
j  voran,  w^enn  er  u  ist,  dagegen  v:  häjati  häjem  (eig.  fabu- 
lari)  zaubern,  cäjati  cäjem  (wenig  gebräuchlich)  warten, 
gräjati  gräjem  krächzen,  häjati  häjem  sich  kümmern  um, 
kajati  käjem  se  Reue  empfinden,  läjati  läjem  bellen,  stäjati 
stäjem  (imperf.  zum  perf.  stäti)  sich  stellen,  täjati  täjem 
(tauen)  tropfen,  träjati  träjem  dauern.  —  brljati  brljem 
rasieren,  vijati  (=  vy-)  vijem  heulen.  —  grljati  grljem  (ekav. 
grejati  grejem)  wärmen,  sijati  stjem  (ek.  sejati  sejem)  säen, 
smljati  smijem  se  (ek.  sme-;  abg.  smbjati  smejq  se)  lachen, 
mjati  vijem  (eig.  wehen;  ek.  vejati  vejem)  worfeln.  —  kbvati 
küjem  schmieden,  snovati  snüjem  zetteln  (Gewebe),  trövati 
trüjem  vergiften.  Bei  den  folgenden  ist  das  -u-  des  zw^eiten 
Stammes  aus  dem  Präsens  übertragen:  hljüvati  bljüjem  (abg. 
bl'hvati  bl'ujq)  sich  übergeben,  kljüvati  kljüjem  (abg.  kl'hvati 
kl'ujq)  picken,  pljüvati  pljüjem  (abg.  pl'evati  pl'iijq)  speien. 
—  Vereinzelt  stehen  p)bjati  (dem  Präsens  nachgebildet  statt 
des  alten  pjeti  =  peti)  pbjem  singen;  ddvaii  däjein  (und 
däväm)  geben,  das  Imperf.  zu  dati. 

b)  Mehrsil-big.  Der  Verbalstamm  lautet  auf  -u- 
aus,  bei  Bildung  des  z\veiten  Stammes  daher  auf  -ov-, 
z.  B.  kupov-a-ti  kupu-jem  kaufen.  Statt  -ova-  ist  durch  eine 
Verschiebung  -Jva-  eingetreten,  z.  B.  darivati  därujem  (und 

30* 


468  Das  Verbum.  [§764.765. 

därwäm);  diese  in  Verbindung  mit  der  Imperfektivierung 
von  Perfektiven  zu  behandelnden  Verba  s.  §791. 

Die  Verba  zweiten  Stammes  auf  -ova-  sind  mit  wenig 
Ausnahmen  imperfektiv.  Perfektiv:  darbvati  schenken, 
kbristovati  nutzen,  rdzlikovafi  (denom.  von  7~dzli]ca)  unter- 
scheiden, sjetovafi  betrauern,  zävjetovati  se  (denom.  von 
zdvjet  Gelübde)  sich  verloben. 

Perfektiv  und  imperfektiv  gebraucht,  fast  alle 
denominativ:  härjamovati  das  Bairamfest  (härjam)  feiern, 
cjelovati  (bei  Vuk  nur  cjelivati)  küssen,  danövati  Tag  {dän) 
über  bleiben,  desetkovati  den  Zehnten  (desäak)  fordern, 
yodinovati  Jahr  (gödina)  zubringen,  hnenovafi  nennen  {hne 
Name),  kästigovati  (ital.  casfigare)  bestrafen,  Ijetovati  Sommer 
{Ijeto)  zubringen,  übersommern,  ndpastovati  jemand  anfahren 
(näpast  Anfall,  Unfall),  öhjedovati  Mittagsmahl  {dhjed)  halten, 
pökladovati  Fastnacht  {pbklade)  feiern,  rukövati  se  sich  gegen- 
seitig die  Hand  (rüka)  geben,  sllovati  Gewalt  (sUa)  antun, 
senkovati  (aus  dem  Deutschen)  schenken,  nzrokovati  verur- 
sachen {üzrok  Ursache),  väskrsovati  Ostern  (väskrs)  feiern, 
vßrovati  glauben  (vjera  Glaube),  zmovati  überwintern  {zima 
Winter). 

Die  Verba  mit  zweitem  Stamm  auf  -Iva-  sind  im- 
perfektiv. Als  zugleich  perfektiv  und  imperfektiv  finde 
ich  nur  angegeben  cjelivati  (s.  o.  cjelovati),  djeverivati  Braut- 
führer (djever)  sein. 

765.  2.  Zweiter  Stamm  auf -«m-;  Verbalstamm  kon- 
sonantisch oder  vokalisch  auslautend. 

Die  im  Skr.  sehr  zahlreichen  Verba  sind  mit  wenig 
Ausnahmen  perfektiv,  öfter  mit  der  Nebenvorstellung  des 
Plötzlichen,  Augenblicklichen  (verba  momentanea)  oder  des 
geringen  Grades  (verba  deminutiva),  z.  B.  tüknuti  tiiknem 
kleinen  Stoß  geben  zu  tüci  tücem  stoßen. 

Imperfektiv  sind:  hrtnuti  irhiem  se  (aus  brign.,  hrlga 
Sorge)  Sorge  tragen,  ceznufi  (eig.  schwinden)  Sehnsucht 
bekommen,  cvrsnuti  se  (denom.  zu  cvrst  dick)  dick  werden, 
gäsnuti  erlöschen,  gtmäi  (aus  *gybn-)  umkommen,   glühmäi 


§765.766.]  Stammbildung  und  Aktionearten.  469 

taub  (glüh)  werden,  gdrakmdi  bitter  [görak)  w.,  grknuti  {grk) 
dass.,  -güsnuti  se  dick  (güst)  werden,  klsnuti  sauer  werden, 
mehmti  weich  {mek  =■  mek^k^)  w.,  mrznuti  frieren,  sälmuti 
(=  sichiqti)  trocknen  intr.,  tönuti  (aus  *topnqti  untersinken, 
tnmfi  (aus  '^'ibrpnnti)  erstarren,  trnuti  auslöschen  (auch  demin. 
zu  tfti  reiben),  trühnuti  modern,  venuti  (aus  'Hednqü)  welken, 
zrenuti  (demin.  zu  zre-ti)  reifen. 

766.  Bei  den  allermeisten  hierhergehörenden  Verben 
können  vom  Verbalstamm  nur  gebildet  werden  das  Prä- 
sens mit  seinem  Zubehör  (Formans  -ne-),  Imperativ,  Part, 
präs.,  Imperfekt,  die  übrigen  Formen  vom  zweiten  Stamm 
auf  -im.  Nur  wenn  der  Verbalstamm  konso- 
nantisch auslautet  und  einsilbig  ist,  wird  er  bei 
einer  größeren  Anzahl  von  Verben  zum  Teil  neben 
dem  zweiten  Stamm  auf  -nu-  als  Grundlage  nicht- 
präsentischer  Verbalformen  verwendet,  Aorist, 
Part.  prät.  a.  II,  Part.  prät.  pass.  (selten),  Infinitiv,  oder 
bei  einem  Teil  dieser  Formen.  Die  hierhergehörigen  Verba 
haben  mit  wenig  Ausnahmen  gutturalen  Wurzelauslaut, 
k  g  h:  -hjegnutl  fliehen,  -hjh'i  aor.  -bjegoh,  part.  prät.  II 
-hjegao  f.  -hjegia;  za-brekmtti  se,  za-bredi  se  (=  hr^k-)  an- 
ziehen (von  Gefäßen  im  Wasser)  za-hrekoh,  zabrekao  f. 
-brekla;  nä-buhnuti  anBch^Ye\\en,  vähihao  i.  -huJila;  dknuti  clci 
krachen,  cikoh,  cikao  f.  dkla\  cfknuti  cfci  krepieren,  crkoh, 
cfkao  f.  crkla;  dJgnuti  (älter  äingnuti)  dlci  heben,  dlgoli^  digao 
f.  d'igla,  dueu  (selten  gebraucht);  klekmdi  kleci  {=  kiek-) 
hinknien,  klekoh,  klekao  f.  klekla;  klihiuü  klici  aufschreien, 
kllkoh,  kllkao  f.  kükla;  u-lekniifi  uleci  se  (=-=(eÄ;-)  sich  senken, 
-lekoh,  ü-lekao  i.  tdikla;  na-mägmiti  {=^  mbg-nqti)  zuwinken, 
namägoh,  nämagao  f.  namägla;  mäknuti  mäöi  {=imk-)  rücken, 
mäkok,  niäkao  f.  ynäkla,  in  Zusammensetzungen  auch  z.  ß. 
prö-mci  prö-mkoh,  ijrd-mkao  f.  2)rö-mkla ;  mrknuti  mröi  dunkeln, 
nifkoh,  mrkao  i.  mrkla;  mfznuti  frieren,  mrzoh,  mrzao  i.  mfzla; 
zä-muhmti  zä-muöi  Yerstummen, zämukoh,^ämukao  f.zä-nmkla; 
nmkmiti  auf  brüllen,  pro-müknuti  jjro-müöi  heiser  werden,  pro- 
mükoh,  prd-nwkao  f.  promnkla;  nikmiti  nici  aufkeimen,  mkoh, 
mkao   f.  n'lkla;    pmiuti    mucken,  jfiskoh;    za-prägnuti  -präöi 


470  Das  Verbum.  [§  766. 

trocken  werden  (nicht  mehr  Milch  geben),  zaprägoh,  zäpragao 
f.  zaprägla;  präsuiiti  (eig.  krachen)  plötzlich  aufbrechen, 
präskoh;  prdnuti  crepitum  ventris  emittere,  pMoh;  -pr6gnuti 
-preci  {=^pr§g-)  spannen,  -jn'efjoh,  -pregao  f.  -pregla;  b-prknuti 
ansengen,  bprhao  f,  öprlila;  pfsnuti  bersten,  prskoh,  p>rskao  f. 
prsla;  puknuti  puci  {=  pqk-)  bersten,  pukoh,  pukao  i.imkla; 
sahnuü  (==  shh-)  trocknen,  shhoh  3.  sg.  säse  («?  ;  selten), 
sähao  f.  säJila;  -segnuti  -seöi  (=  s^g-)  langen,  reichen,  -segoh, 
-segao  f.  -segla;  shrhiuti  sich  verdichten,  skfkao  f.  skrkla; 
prislehmfi  -sleci  (eig,  versiegen;  =^  sl§k-)  zurückweichen, 
-slekoh,  -slekao  i.-slckla;  stlgnufi  stiel  erieichen,  stlgoh.,  sügao 
f.  sügla;  stükmdi  verschwinden,  stükoh',  täknuti  täci  (=  tsk-) 
anrühren,  fäkoh,  täkao  f.  tälcla,  dazu  nä-tnuti  ==  *na-tknuti  = 
na-hknqti,  nä-tkoh;  sv'isnuti  bersten,  svlakoh,  svlskao  f.  svhla; 
-Ugnidi  -teci  (=  t^g-)  spannen,  anziehen,  -tegoh,  -tegao  f. 
-tegla;  üsniiti  drücken,  tlskoh,  tlskao  f.üsla;  irgnufi  reißen, 
tfgoh,  irgao  f.  trgla;  s-tvhlnuti  se  hart  {fvrd)  Averden,  stvrdlo 
.s'g  es  ist  hart  geworden;  venuti  welken  (^  ved-),  veo  Lvela; 
viknuti  nä-viknuti  -viel  gewohnt  w.,  nävikoh,  navikao  f. 
nävikla;  bhisnuti  {='-^-oh-v.)  hangen  bleiben  öbiskoh;  vrgnuti 
vrci  werfen,  vygoh,  vfgao  f.  vrgla;  pro-zuhmti  sauer  w.  (von 
Milch)^  -zükao  f.  -zükla.  —  Auf  andere  Konsonanten  aus- 
lautende Wurzel:  gännii  gänem  (=  *göb-nqti)  bewegen,  dazu 
pre-,  nä-gnuti  nä-gnem,  aor.  prcgoh  nägoh  statt  eines  normalen 
*preghoh  '■^naghoh  (=  pre-g^hoch^),  j)reg-  und  nag-  sind  aus 
pregnuti  nägnufi  als  Verbalstämme  empfunden,  daraus  der 
Aor.  und  Fsivi.  pregao  f .  j^regrZa,  nägao  nägla  gebildet;  gvnuti 
(==  gyh-)  zugrunde  gehen,  giboh,  gtbao  f.  glbla',  grnuti  zu- 
sammenscharren, grtoh;  greznuti  {=  grez-)  überschwemmen, 
grezoli,  grezao  f.  grezla;  khmti  se  (eig.  sich  wegreißen)  sich 
fortpacken,  kldoh;  klsnuti  sauer  werden,  kisoh,  klsao  f.  klsla; 
krennti  (=  kret-)  von  der  Stelle  rücken,  kretoh;  'is-krsnuti 
plötzlich  dastehen  (vgl.  üs-krsn.  auferstehen),  is-krsoh,  is- 
krsao  f.  iskrsla;  jyb-,  öt-puznuti  ausgleiten,  pb-puzoh,  ö-puzao 
f.  bpuzla. 

Zuweilen    hat   nur   das  Präsens    die  ?i-Bildung,    ohne 
daß  ein  zweiterStamm  auf -r«(-  vorhanden  ist,  dann  kommen 


§766 — 768.]         Staminbildung  und  Aktionsarten.  471 

die  Nichtpräsensformen  vom  Verbalstamm:  po-mdöi  helfen 
po-mognem  {pbmozem),  iz-ne-mdöi  schwach  werden  iznemognem, 
za-ne-mdvi  erkranken  zanemognem  :  pomögoh^  pbmogao  f.  po- 
mögla  usw.  Vgl.  auch  pästi  fallen,  pädnem  fänem  (pddem) : 
pädoh,  päo  f.  j;ä?a  (seltener  ptänuti,  pänuo  f.  pänula),  und 
die  gleichartigen  Fälle  sjesti  sich  setzen  sjednem  (sjedem), 
sresti  begegnen  sretnem  (sretem):  sjedoh,  sjeo,  sreo.  Das 
einzige  Verbura  vokalischen  Stammes,  das  in  diese  Reihe 
gehört,  ist  stanufi  neben  stäti  sich  stellen,  aor.  sfäh  usw. 
Die  übrigen  vokalischen  Wurzeln  haben  stehendes  ~nu-, 
z.  B.  mt-nu-fi  vorübergehen,  aor.  m'i-nu-h  usw. 

767.  3.  Zweiter  Stamm  auf  -je-  {=  -e-),  nach 
palatalen  Konsonanten,  c  i  s  j  st  zd.  steht  für  altes  e  schon 
ursl.  a.  Die  zum  Präsens  gehörenden  Formen  haben  den 
Stamm  auf  -i-,  z.  B.  vldjeti  2.  präs.  vldt-s,  drzati  halten 
2.präs.  drzl-s.  Die  Verba  sind  imperfektiv,  nur  ümjeti 
verstehen  ist  perfektiv  (s.  §  770),  Vidjeti  sowohl  perfektiv 
wie  imperfektiv. 

Vom  Standpunkt  älterer  Verhältnisse  aus  betrachtet 
zerfällt  die  Klasse  dieser  Verba  in  zwei  Gruppen:  urslav. 
-e-ti  Präsens  -t-,  und  ursl.  -e-ti  Präs.  -e-jq  (also  mit  ein- 
heitlichem Verbalstamm  auf  -e-),  z.  B.  hele-ti  heJe-jq  weiß 
werden,  skr.  bijeljefi  hijellm  (ekav.  leleii  heim,  ikav.  Mliti 
hillm). 

768.  A.  Zweiter  Stamm  -e-  Präsens  -i-.  Dahin 
gehören  ursprünglich  oder  innerhalb  des  Skr.  so  gebildet: 

a)  Mit  bewahrtem  -e-  {-je-):  höljeti  hölim  (und  so 
auf  -im  das  Präsens  aller  folgenden)  schmerzen,  hridjeii 
jucken,  hHktjeti  lodern,  cädjeti  =  cvätjeti  {cvbteti)  blühen, 
ciljeii  cküjeti  (eig.  schwach  leuchten)  verkommen,  absterben, 
cviljeti  cmiljeü  wehklagen,  cMjeti  fühlen,  schweigen,  däzdjeti 
regnen,  döcnjeti  zögern,  gmUjeti  miljeti  kriechen,  görjeti 
brennen  intr.,  grmjeti  donnern,  güdjeti  geigen,  hitjefi  eilen, 
letjeti  fliegen,  mfzjeti  z.  B.  Vuk  Prepiska  1. 453  (gewöhnlich 
mrziti)  zuwider  sein,  plämfjeti  flammen,  prdjeti  furzen, 
rdsijeti  (lokal)  wachsen,  sjedjeti  (gewöhnlich  sjediii)  sitzen, 


472  Das  Verbum.  [§768.769. 

smrdjeil  stinken,  stidjeti  se  sich  scliämen,  svrbjeti  jucken, 
svirjeti  (lokal,  gewöhnlich  svirati  sviräm)  flöten,  stedjeti 
sparen,  sütjeti  schweigen,  treptjeti  flattern,  flimmern,  trpjeti 
dulden,  veljeti  sagen,  vldjeti  sehen,  vlsjeti  hangen,  vreti  vrini 
(=  vhreti  vbri-)  sieden,  vHjeti  drehen,  wenden,  -zreti  -znm 
(=  zbreti  zwi-)  und  -zrem,  Mvjeti    leben. 

760.  b)  Zweiter  Stamm  auf  a  aus  e  wegen 
vorangehender  palataler  Konsonanten ;  darunter  viele  Wörter, 
die  irgendeinen  Schall  ausdrücken;  sie  sind  hier  voran- 
gestellt: blejatl  blejhn  (so  auf  -im  alle  folgenden  im  Präsens) 
blöken,  brecaii  knallen,  hriMati  plärren,  hrnjati  summen, 
Irüidati  (vgl.  brüzag  gen.  irw^-^a  Erguß,  starker  Strom)  sich 
mit  CTCwalt  ergießen,  Mcafi  toben,  cicati  quieken,  cvrcati 
cvn-ati  zwitschern,  drecati  plärren,  gräjati  sprechen  (vgl. 
gräjaii  gräjem  krächzen),  liücati  (ücati)  heulen,  brausen  (vom 
Meere),  hüjati  (üjafi)  dass.,  jecati  ächzen,  hxati  summen, 
knurren,  kr^cati  einen  krächzenden  Ton  (kre)  von  sich  geben, 
kvecati  kvek  schreien,  mecati  blöken,  mrsfafi  (W.  mrsk-} 
knurren,  njistaÜ  wiehern  {vjlsha  Gewieher),  instati  zischen 
(piska  Gezisch)^  j;Zjws7a/i  plätschern  (xgl.pljRsak  gQxx.pljüska 
Platzregen),  pHiati  (W.  prsk-)  knistern,  rauschen,  skicati 
quieken,  süstati  rauschen,  vecati  meckern,  vistaii  {\dkdXfistati) 
vristali  durchdringend  schreien,  wiehern,  vrcati  knurren, 
zücnfi  summen,  züjati  dass.,  zvecati  klingen,  zviMati  pfeifen 
(zvtzga  G  epf  eif ),  zvrcati  schnurren.  —  Andererßedeutung: 
hjesaii  laufen,  blij estaf i  (eig.  blinken,  zu  altem  bleskö  Glanz), 
böjati  se  sich  fürchten,  na-brcati  an  etwas  stoßen  (perf.  wegen 
der  Zusammensetzung),  büjati  dumm  sein,  toben  (vielleicht 
Vertretung  von  altem  bujaii  liijajq  zu  htjh),  vecati  hocken, 
kauern,  cücati  dass.,  isöüöati  (monten.;  perf.  wegen  der  Zu- 
sammensetzung mit  iz-)  ausrauchen,  dreidati  (eig.  kribbeln) 
stehen  und  warten,  drsaii  halten,  Uzati  liegen,  mrcati  (eig. 
dunkel,  dumpf  sein)  mrci  mi  gldva  der  Kopf  tut  mir  weh, 
mücafi  schweigen,  reiati  die  Zähne  fletschen,  sjäjati  se  glänzen, 
-stojati  {stäjati)  stehen,  sirüjati  (eig.  strömen)  wallen  (beim 
Kochen),  täjati  geheim  halten,  iistati  (W,  tük-)  drücken, 
trcaii    laufen,    do-tüzati  -iüzini    (vielleicht   umgebildet    aus 


§  769. 770.]  .Stammbildung  und  Aktionsarten.  473 

iqzaü  tqzajq,  zu  tüga  =  tnga  Verdruß,  Kummer)  pf.  wegen 
der  Zusammensetzung,  Langeweile  haben. 

770.  B.  Ursprünglich  einheitlicher  Verbal- 
stamm auf  -e-,  skr.  bei  Erhaltung  des  -e-  {-je-)  zweiter 
Stamm  -je-,  Präsensstamm  -i-.  Da  -e-  nach  palatalen  Kon- 
sonanten ursl.  in  -a-  übergegangen  ist,  steht  statt  -e-ti  -e-jq 
ein  -a-ti  -a-jq,  solche  Verba  fallen  in  der  Form  dann  zu- 
sammen mit  urspr.  -a-ti  -a-jq  und  gehen  im  Skr.  nicht  in 
die  Form  Präs. -i:m  über;  vgl.  z.B.hele-H  hele-jq  skr.  lije- 
Ijeti  bijelim  mit  skr.  drazaii  äräzäm  (zu  äräg  teuer,  oder 
dessen  Komp.  dräzi,  nrsl.  ''^''dorcjefi  *dorzati)  teuer  werden. 

Die  Verba  sind  fast  durchweg  Denominativa  von  Ad- 
jektiven oder  Substantiven  und  bedeuten  ein  Übergehen 
in  den  Zustand,  den  das  Grundwort  aussagt.  Hierher  ge- 
hören, mit  erhaltenem  -e-  skr.  -je-  (die  nur  in  Zusammen- 
setzung mit  Präposition  angegebenen  sind  dadurch  perfektiv): 
hijeljeti  bijelim  (so  auf  -vii  alle  folgenden  im  Präsens)  weiß 
werden  {Mo  f.  bijela),  hjesnjeti  wütend  {bijesan)  w.,  hUJedjefi 
bleich  (hUjed)  w.,  po-crnjeti  schwarz  {ern)  w.,  za-crvenjeti  rot 
{crven)  w.,  doköljeti  Muße  haben  (vom  adv.  dokol-  bis  wo- 
hin), 0-,  na-döljeti  überwältigen,  glädnjeti  hungrig  (glddan) 
sein,  o-goljeti  nackt  (gö  f.  göla)  w.,  po-grdjefi  häßlich  (alt 
grd,  jetzt  grdan)  w.,  po-grühjeti  grob  {gnib)  w.,  hlddnjeti  kalt 
(Jüddan)  w.,  köjmjeti  tauen  (von  Schnee,  vgl.  kopan  schnee- 
los), 0-,  s-kbrjeü  (eig.  rindig  w.,  Icöra  Rinde)  hart,  steif  w., 
polüdjeti  närrisch  {lud)  w.,  d-müjeti  lieb  {ndo  f.  inlla)  w., 
0-,  s-mlednjeti  mager  {mledan)  w.,  nijeinjeti  stumm  {nljem) 
w.,  po-plavetnjefi  blau  (plavetan)  w.,  pldvjeti  blau  (pläv,  eig. 
falb)  w.,  o-praznjeti  arm  {prdzan  leer,  arm)  w.,  o-püstjeü  wüst 
{füst)  w.,  rdsjeti  betaut  w.  {rosa  Tau),  rüdjeti  rot  (rüd)  w., 
po-rummjeü  rot  {riimen)  w.,  o-,  j^o-rühijeti  häßlich  {rüzan) 
w.,  sijedjeti  grau  {sljed)  w.,  o-sirdfjeti  verwaisen  (s/röto  Waise), 
0-,  po-sküpjeti  teuer  {sküp)  w.,  slijejjjeti  blind  {slijep)  w^, 
stärjeti  alt  (.sf«r)  w.,  .9Mf?/e/t  kalt  w.  (s/öJ  Kälte),  pri-svijetjeti 
(mont.)  brennen  (von  der  Sonne ;  zu  .syJy'e^  Licht),  tämnjeti 
dunkel  {täman)  w.,  za-trüdnjeti  schwanger  {trüdan)  w.,  o5- 
uddvjeti  verwitwen    {udova,    jetzt   udövica  ^Vitwe,    vgl.  ftflor 


474  Das  Verbum.  [§  770. 771. 

verwitwet),  po-viljeti  (eig.  zur  vila  w.)  in  Wut  geraten,  ze- 
lenjeti  grün  (zelen)  w.,  zednjeti  durstig  {zedan)  w.,  zeljeti 
wünschen,  zütjeti  gelb  (züf)  w.  —  Eine  besondere  Stellung 
haben  hotjeti  htjeti  (=  chofefi,  chhteti)  wollen,  Präs.  hdcu 
höces,  du  ces;  vbljeti  volim  lieber  wollen,  älter  voliti;  das 
alleinstehende  ümjeti  verstehen,  Präs.  ekav.  ümem  ihnes  usw., 
jekav.  ümijem  innijes  (bei  Vuk  nach  Analogie  aller  anderen 
Verba  ümijem  mnvjes),  aus  altem  *ume-je-sh  durch  Kon- 
traktion, der  einzige  Rest  der  alten  Formverhältnisse  der 
Verba.  auf  -e-ü  -e-jq. 

Verba  auf  -a-ti  -am  mit  a  aus  e  sind  im  Skr.  nicht 
sehr  häufig  vertreten  und  nicht  immer  von  solchen  auf 
urspr.  -a-ti  -a-jq  sicher  trennbar.  Angeführt  seien:  o-Järaii 
-jäcäm  stark,  stärker  (/ä/c,  Komp.  jäci)  werden,  od-läksati 
leichter  {läJcsi)  w.,  ö-mrsati  mager  w.  (vgl.  mfsav  mager), 
o-nemdcafi  schwach  w.  (ne-möc  Schwäche,  Krankheit),  o-tezati 
schwer  itezak)  w. 

771.  Die  formalen  Verhältnisse  der  Perfektiva  und 
Imperfektiva  zueinander. 

Die  Bemerkungen  überPerfektivität  undimperfektivität 
in  der  Darstellung  der  Stammklassen  bezogen  sich  auf  die 
nicht  mit  Präpositionen  zusammengesetzten  Verba.  Dabei 
ergab  sich,  daß  nur  eine  Klasse,  die  mit  zweitem  Stamm 
auf  -nu-,  ganz  überwiegend  perfektiv  ist,  dagegen  die  Zahl 
der  Perfektiva  in  den  übrigen  Stammklassen  so  gering, 
daß  man  diese  im  allgemeinen  als  Imperfektiva  bezeichnen 
kann.  Bei  allen  Verben  ist  aber  die  Aktionsart  nicht 
durch  ein  äußeres  Kennzeichen  bestimmbar,  selbst  bei 
zweitem  Stamm  auf  -nu-  ist  der  perfektive  Sinn  nicht  not- 
wendig vorhanden.  Die  Aktionsart  hegt  also  an  sich  im 
Verbalstamm.  Es  können  aber  an  sich  imperfektive  Verba 
perfektiviert,  an  sich  perfektive  Verba  durch  bestimmte  er- 
kennbare Mittel  imperfektiviert  werden.  Wünschenswert 
wäre  hier  ein  Verzeichnis  der  Verba,  das  in  möglichster 
Vollständigkeit  die  skr.  Verba  aufzählte,  bei  jedem  die 
vorkommenden  Zusammensetzungen  mit  Präpositionen  ver- 


j 


§771 — 773.]         Stamaibildung  und  Aktionsarten.  475 

zeichnete,  die  Alctionsart  angäbe  und  den  Perfektiva  die 
zugehörigen  Imperfektiva  beifügte,  allein  das  würde  in 
einer  Grammatik  zu  viel  Raum  wegnehmen;  hier  können 
nur  an  Beispielen  die  Verhältnisse  gezeigt  werden. 

773.     I.  Perfektivierung. 

1.  Perfektivierung  durch  Formans  -im-  (im 
zweiten  Stamm).  In  gewissem  Sinne  kann  man  von 
Perfektivierung  eines  Imperfektivs  reden,  wenn  einem  ein- 
fachen imperfektiven  Verbum  irgendwelchen  Stammes  ein 
Perfektivum  mit  zweitem  Stamm  auf  -nu-  (Präs.  -ne-) 
gegenübersteht,  namentlich  dann,  wenn  die  Lautverhält- 
nisse zeigen,  daß  das  -?m-Verb  aus  einem  anderen,  imper- 
fektiven erst  abgeleitet  ist.  So  hängt  das  Perf.  zövnuti 
zövnem  rufen  ab  vom  Präs.  zbvem  (inf.  zvä-ti),  zivnuti  dass. 
von  dessen  Iterativ  -zivaii,  pjevnuti  ein  wenig  singen  von 
pjevati  (eig.  Iterativ  zum  alten  pje-fi),  letmiti  auffliegen  von 
letjeti  fliegen,  spavnuti  ein  wenig  schlafen  von  spdvati  (eig. 
Iterativ  zu  spä-ti),  dihnuti  aufatmen  von  dihati  (das  alte 
Perf.  ist  dähnuti)  usw.  Allein  solche  Bildungen  sind  ge- 
wöhnlich auch  da,  wo  nicht  eine  offenbar  späte  Entstehung 
vorliegt,  nicht  die  reine  Perfektivierung  der  betreffenden 
Imperfektiva,  sondern  haben  den  Nebensinn  des  Momen- 
tanen, Plötzlichen,  Verkleinernden,  wie  z.T. die  angeführten 
Beispiele  schon  zeigen.  Vgl.  noch  dazu  hodmiti  einen  Stich 
geben  {Ibsti  bödem  stechen),  gledimti  ältere  Lautform  glenuti 
einen  Blick  tun  (gledati  schauen),  länuti  aufbellen  (läjati 
bellen),  tuhmii  ein  wenig  stoßen  {tüci  tilcem  stoßen),  vikmiti 
aufschreien  {vikati  schreien).  Hier  liegt  also  kein  gerades 
Verhältnis  zwischen  Imperfektiv  und  Perfektiv  vor. 

773.  2.  Ein  einfaches  Im2:»erfektiv  wird  durch 
Zusammensetzung  mit  Präpositionen  perfektiv. 
Dabei  ist  zu  beachten,  daß  das  zusammengesetzte  perfektive 
Verbum  sich  von  dem  einfachen  imperfektiven  unter- 
scheidet nicht  bloß  durch  die  perfektive  Aktionsart,  son- 
dern auch  durch  die  Bedeutungsfärbung,  die  eine  Prä- 
position der  Grundbedeutung  des  Verbums    verleiht.     Es 


476  Das  Verbum.  [§  773. 

kann  aber  diese  Nuancierung  so  verblaßt  sein,  daß  man 
allein  die  Perfektivität  empfindet.  In  Betracht  kommen 
folgende  Präpositionen,  deren  Bedeutung  angegeben  wird, 
soweit  sie  sich  mit  einem  kurzen  Ausdruck  decken  läßt. 
Es  versteht  sich  leicht,  daß  Zusammensetzungen  neben 
den  einfachen  Verben  ein  selbständiges  Leben  haben  und 
Bedeutungen  erhalten  können,  die  weit  von  der  Grund- 
bedeutung abliegen.  Diese  Weiterentwicklung  könnte  nur 
in  einem  vollständigen  Verbalverzeichnis  gegeben  werden. 

do-  bis,  hin  oder  her  zu  etwas,  Durchführung  der 
Handlung  bis  zu  einem  Ziele,  z.  B.  (das  vorangestellte 
Verbum  ist  das  einfache  Imperfektiv)  i-ekaü  warten  äb- 
cehafi  erwarten,  gledati  schauen  dö-gledati  mit  dem  Blick 
erreichen,  erschauen,  grdditi  bauen  do-gr.  zu  Ende  bauen, 
Bau  vollenden,  vüöi  schleppen  do-vüöi  herschleppen. 

iz-  iza-  aus,  hinaus,  heraus,  gänzliche  Vollendung  der 
Handlung,  z.  B.  Mii  schlagen  h-hiti  herausschlagen,  vesti 
führen  iz-vesti  hinausführen,  zväti  rufen  izä-zvati  herausr., 
görjeii  brennen  iz-görjeti  (eig.  ausbrennen)  verbrennen  intr. 

na-  an,  auf,  zur  vollen  Genüge,  z.  B,  ¥iti  schlagen 
nä-biti  aufschl.,  losti  stechen  va-höstl  an-,  aufstechen,  bro- 
jiti  zählen  na-brbjtti  daraufzählen,  püniti  füllen  nä-puniti 
anfüllen,  j;i/i  trinken  nä-pifi  se  sich  voll  trinken. 

nad-  über,  oberhalb,  von  oben,  mit  der  Handlung 
übertreffend,  z.  B.  wi  gehen  nad-ici  von  oben  umgehen, 
-mjefi  tragen  näd-nijeti  drüber  wegtragen,  pisati  schreiben 
nat-pisaü  darauf  schreiben,  bUi  schlagen  näd-biti  im  Kampf 
überwinden,  vtkafi  schreien  nad-vikcdi  überschreien. 

0-  ob-  oba;  die  Grundbedeutung  «um»  läßt  sich,  wenn 
auch  manche  übertragene  Bedeutungen  vorkommen,  meist 
noch  empfinden,  z.B.  Jc'i  gehen  obici  umgehen,  zreti  schauen 
obä-zreti  se  sich  umsehen,  vucl  ziehen  ob-üöl  um-,  anziehen 
(ein  Kleidungsstück),  tjemti  jagen  öp-tjeraii  rings  herum 
jagen,  -süH  schütten  obä-süti  beschütten,  glödati  nagen  o- 
glödati  benagen. 

od-  oda-  ab,  weg,  z.  B.  gnäti  treiben  odä-gnati  weg- 
treiben,   pdsati  gürten  ui-pasaii  losgürten,    hciti  (eig.  ange- 


•§773.]  Stamnibildung  und  Aktionsarten.  477 

wohnen)  lehren  od-üciti  abgewöhnen,  (jovöriti  sprechen  od- 
(jovöriü  antworten. 

po-,  die  Grundbedeutung,  am  letzten  Ende  «unter», 
war  schon  urslavisch  ganz  verblaßt  und  ist  in  den  Einzel- 
sprachen nicht  mehr  erkennbar;  po-  dient  einfach  als 
Mittel  derPerfektivierung  und  entspricht  oft  den  zu  gleichem 
Zweck  im  Deutschen  dienenden  Präpositionen  (Vorsilben) 
be-,  er-,  z.  B.  höljeti  krank  sein  po-böljeti  erkranken,  bijediti 
(eig.  zwingen)  verleumden  po-hijedifi  bezwingen,  besiegen, 
(lorjeti  brennen  intr.  po-görjeti  verbrennen,  käpati  träufeln 
pö-kapati  beträufeln,  vlti  wickeln  pö-viti  um-,  bewickeln. 
Zuweilen  gibt  die  Zusammensetzung  den  Sinn,  daß  die 
Handlung  in  Absätzen,  nacheinander  geschieht,  z.  B.  j;ö- 
UH  einen  nach  dem  anderen  töten,  yo-köpati  der  Reihe 
nach  begraben,  pb-kriti  der  Reihe  nach  verstecken,  pd-mrijeti 
einer  nach  dem  anderen  hinsterben;  ferner  kann  durch 
pio-  ein  geringerer  Grad  der  Handlung  ausgedrückt  werden, 
z.  B.  po-kopati  ein  wenig  graben,  pd-kasati  ein  w.  traben, 
poigraii  ein  w.  tanzen. 

pod-  poda-  unter,  unterhalb,  unter  weg,  z.  B.  pbd-hiti 
von  unten  wegschlagen,  lomiti  brechen  pod-ldmiti  unten  ab- 
brechen, -7iyeti  tragen  pod-nijeti  unter  etwas  bringen,  er- 
tragen (sufferre),  rdsti  wachsen  podrästi  (eig.  von  unten  auf- 
wachsen) heranwachsen  (vgl.  succrescere),  zidati  mauern 
pod-zidati  untermauern.  Zuweilen  ist  der  8iun  «heimlich» 
damit  verbunden,  z.  B.  päzlti  acht  haben  auf  pbt-paziü 
heimlich  beobachten  (vgl.  suspicere),  käzaii  sagen,  zeigen 
pot-kdzati  heimlich  angeben. 

pre-  über,  hinüber,  durch,  mit  einer  Handlung  durch- 
kommend, sie  ummachend,  anders  machend,  z.  B.  gäziti 
treten  pre-gaziti  hinübertreten,  vesti  iühven  pre-vesti  hinüber- 
führen, köpati  graben  pre-köpati  durchgraben,  nbciti  Nacht 
zubringen  pre-nbciti  übernachten,  hbljeti  krank  sein  pre-bbljeti 
(mit  der  Krankheit  durchkommen)  genesen,  sdditi  pflanzen 
pre-sddiii  umpflanzen,  mtsliti  denken  p)re-misliü  sich  anders 
bedenken,  nlzati  (Perlen)  auf  eine  Schnur  ziehen  pre-nizati 


478  Das  Verbum.  [§  773. 

auf  eine  andere  Schnur  ziehen,  ivöriü  naachen  pre-tvöriti 
ummachen,  verwandeln. 

pri-  bei,  herbei,  an,  zu,  dazu,  z.B.  ieci  laufen,  fließen 
pri-tedi  herbeilaufen,  zufließen,  viici  schleppen  pri-vüöi  her- 
beischleppen, drüziti  se  sich  gesellen  pri-drüziti  bei-,  zuge- 
sellen, ivöriü  machen  p)ri-ivöriti  zumachen  (Tür),  prijetiti 
drohen  pri-prijetiti  androhen,  vezati  binden  pri-vezati  an- 
binden, -stdjaii  stehen  pri-stöjati  se  (eig.  zustehen,  anstehen) 
sich  geziemen. 

pro-  durch,  hindurch,  vorbei,  mit  der  Handlung  zum 
Durchbruch  kommend  (anfangend),  zuweilen  einen  ge- 
ringeren Grad  bezeichnend,  z.  B.  prö-biti  durchschlagen, 
pro-vü6i  hindurchschleppen,  vedriti  se  heiter  werden  (vom 
Wetter)  pro-vedriti  se  sich  (durch-)  auf  heitern,  gledafl  schauen 
prö-gledati  durchsehen,  sehend  werden  (die  Augen  auf  tun), 
jahati  reiten  pröjahati  durch-,  vorbeireiten,  lefjeti  fliegen 
pro-leljeti  vorbeifliegen,  govoriti  sprechen  pro-govdriti  anfangen 
zu  sprechen,  2Jlähati  weinen  jJ'rö-plakati  in  Weinen  ausbrechen, 
ein  wenig  weinen. 

raz-  raza-  auseinander,  entzwei,  zer-;  damit  auch 
verbunden  die  Bedeutung  der  gänzlichen  Vollendung  der 
Handlung,  z.  B.  bräti  lesen,  sammeln  razä-hrati  (auseinander- 
lesen) unterscheiden,  verstehen,  löiiti  legen  raz-löziti  aus- 
einanderlegen, viti  wickeln  räz-viti  auseinanderwickeln,  ent- 
wickeln, gristi  beißen  räz-gristi  zerbeißen,  dijeliti  teilen 
razdijeliti  zerteilen,  ganz  aufteilen. 

s-  sa-  z-  =  altem  ss  in  seinen  zwei  Bedeutungen 
«mit»  (zusammen),  «ab»  (hinab,  weg);  oft  ist  die  Bedeutung 
«mit»  so  verblaßt,  daß  nur  noch  die  perfekti vierende 
Wirkung  empfunden  wird  (vgl.  z.  B.  lat.  facere  und  con- 
ficere);  z.B.  sa-biti  (zusammenschlagen)  stopfen,  sä-hrati 
versammeln,  sä-viti  zusammenrollen,  pisati  schreiben  s-pisati 
ein  Schriftstück  verfassen  (conscribere);  gledati  schauen 
z-gledati  sä-gledati  erblicken,  görjeti  brennen  z-gbrjeti  ver- 
brennen, gnjiti  faulen  sä-gnjiti  verfaulen,  gräditi  bauen  sa- 
graditi  erbauen,  lömiti  brechen  s-lömiti  zerbr.  (confringere). 
—    gnäfi  treiben  sä-gnaii   zusammentreiben    und   herabtr., 


§773.]  Stammbildung  und  AktionBarten.  479 

trti  reiben  s-trti  conterere  und  deterere,  vcsti  führen  s-vesti 
zusammenf.  und  hinabf.,  p7'äti  waschen  s-prafi  abspülen, 
nizati  aufreihen  (Perlen)  s-nizati  von  der  Schnur  abnehmen. 

M  =  vh  hinein,  z.  B.  ü-gnati  hineintreiben,  u-ldiiU 
einlegen,  zväti  rufen  ü-zvati  hineinrufen. 

u  ==  u  ab,  weg,  öfter  abgeschwächt  zu  bloßer  Per- 
fektivierung,  z.  B.  ü-hrati  ablesen  (decerpere),  hrlsati  wischen 
ü-hrisati  abwischen,  grlsti  beißen  ü-gristi  an-  (eig.  ab-)beißen, 
krästi  stehlen  ü-hrasti  wegstehlen.  —  Itti  schlagen  ii-hiti 
erschlagen,  töten,  glnuti  zugrunde  gehen  ü-gmidi  umkommen,, 
ze6i  zünden,  brennen  trans.  u-zeci  entzünden. 

uz-  {^=  VÖZ-)  uza-  hinauf,  zurück,  z.  B.  hmiti  Aufruhr 
machen  uz-büniii  aufwiegeln,  gbjiti  pflegen  uz-gdjifi  (eig.  auf- 
ziehen) erziehen,  jähati  reiten,  üz-jahati  (Pferd)  besteigen, 
vesti  führen  uz-vesti  hinaufführen,  üz-bifi  zurückschlagen, 
driati  halten  uz-drzati  (eig.  zurückh.)  erhalten,  behalten;, 
öfter  mit  verblaßter  Grundbedeutung  nur  perfektivierend^ 
z.  B.  rdditi  arbeiten  uzrädüi  bearbeiten,  frpjeti  dulden  us- 
trpjeti  se  sich  gedulden,  —  Über  die  Verwendung  der  mit 
uz-  zusammengesetzten  Verba  in  Nebensätzen  s.  Syntax. 

za-,  Grundbedeutung  «hinter»,  z.  B.  loziti  legen  za- 
Ibmti  hinterlegen  (verpfänden),  sjesti  sich  setzen  zä-sjesti 
sich  in  einen  Hinterhalt  legen.  Weiter  entwickelte  Be- 
deutung: durch  die  Handlung  etwas  absperrend,  gänz- 
lich verdeckend  u.  ä.,  daher  oft  deutschem  «ver-»  ent- 
sprechend, z.  B.  vezati  binden  za-vizati  verbinden,  hrdniti 
wehren  za-brdniti  verbieten,  vjesiti  hängen  zä-vjesiti  ver- 
hängen, hWi  fluchen  zä-kleti  verfluchen,  mäzati  schmieren 
zä-mazati  verschmieren.  Wie  das  deutsche  «ver-»  gibt 
za-  den  Sinn  einer  verkehrten  Richtung,  z.  B.  hröjiti 
zählen  za-brojiti  se  sich  verzählen,  \öi  gehen  zdci  hinter- 
gehen, sich  verirren ,  letjefi  fliegen  za-letjeti  hinterfliegen,, 
sich  verfliegen  (in  falscher  Richtung  fliegen).  Ferner  gibt 
za-  das  Anheben  einer  Handlung  an,  z.  B,  jecati  ächzen 
za-jecati  aufächzen,  grmjeti  donnern  za-ghnjeti  erdonnern, 
tgrati  tanzen  zä-igrati  anfangen  zu  tanzen  (za-lgr.  se  sich 
vertanzen,  d.  h.  beim  Tanz  alles  vergessen),  pjevati  singen 


480  Das  Verbum.  [§  773. 774. 

zä-pjevati  anheben  zu  singen.  In  anderen  Fällen  empfindet 
man  kaum  noch  eine  besondere  Bedeutungsfärbung,  son- 
dern nur  die  Perfektivierung,  z.  B.  brhiutl  se  sich  sorgen, 
za-hrinuti  in  Sorge  versetzen,  ze&i  brennen  trans.  za-ieci 
anzünden. 

Um  die  Mannigfaltigkeit  deutlicher  zu  zeigen,  sei  hier 
ein  an  sich  imperfektives  Verbum  angeführt,  das  möglichst 
viele  Verbindungen  mit  Präpositionen  eingeht:  imperfektiv 
liti  gießen,  Perfektiva  dazu:  dö-Uti  bis  zu  Ende  gießen  = 
vollg.,  dazug.,  iz-l.  ausg.,  nä-l.  drauf g.,  vollg.,  ö6-/.  rundum 
g.,  öä-l.  ab-,  wegg.,  ^;ö-?.  beg.,  pbd-l.  unterg.,  ipre-l.  hinüberg, 
{von  einem  Gefäß  ins  andere),  ^;H-Z.  zug.,  prö-l.  (durchg.) 
ausg.,  räz-l.  auseinanderg.  (diffundere),  räzl.  se  sich  erg., 
s-llti  sä-liti  zusammeng.,  daher  aus  Metall  etwas  g.,  ü-l. 
{u  =  vo)  hineing.,  zä-l.  (eig.  hinterg.)  beg.  (Blumen). 

Wird  ein  an  sich  perfektives  Verbum  mit  einer 
Präposition  zusammengesetzt,  so  ändert  sich  die 
Aktionsart  nicht. 

'774,     II.  Imperfektivierung. 

Die  Bildung  imperfektiver  Verba  zu  perfektiven 
gleicher  Abstammung  (gleicher  Wurzel)  geschieht  durch 
Veränderungen  am  und  im  Verbalstamm:  durch  An- 
fügung besonderer  Formantien  und  durch  Deh- 
nung des  Wurzelvokals.  Die  Formantien  sind,  vom 
skr,  Gesichtspunkt  angesehen,  -a-,  -ja-,  -va-  {-äva-,  -iva-). 
Die  Dehnung  Avar  ursprünglich  ohne  weiteres  sichtbar  bei 
alter  Kürze  des  Wurzelvokals  im  Grundverbum;  gedehnt 
wurde  e  zu  e,  o  zu  a  (aus  ö),  h  zu  i,  ^  zn  y  {i-.  Abg.  Gr. 
§146  B).  Wenn  innerhalb  der  Formen  des  Grundverbs  Ablaut 
stattfindet,  so  geht  die  Dehnung  von  dem  schwächsten 
Vokalstand  aus,  daher  z.  B.  zu  ü-mrijeti  (=  *merti,  abg. 
mreti)  ü-mrem  (=  mhrq)  die  Imperfektivform  ü-miraü.  Im 
Skr.  sind  die  ursprünglichen  Längen  z.  T.  wieder  verkürzt, 
demnach  stellt  sich  das  Verhältnis  hier  so  dar :  e  —  je  ije 
(ek.  e  e),  0  —  ä  ä,  h  (skr.  ausgefallen  oder  zu  a  geworden) 
i  %,  z  (skr,  ausgefallen  oder  zu  a  geworden)  —  i  i  (statt  y). 


%  774 — 776.]         StammbildunK  und  Aktionsarten.  481 

Wenn  im  Skr.  auch  das  Grunclverbura  Länge  hat  oder 
sowohl  im  Grundverbum  wie  im  abgeleiteten  alte  Längen 
verkürzt  sind,  kann  hier  kein  Unterschied  der  Quantität 
wahrgenonomen  werden. 

775.  Die  so  gebildeten  Verbalstärame  waren  zunächst 
und  eigentlich  der  Ausdruck  für  die  wiederholte  Hand- 
lung (Iterativa)  und  werden  daher  im  folgenden  so  be- 
zeichnet. Auch  jetzt  tritt  diese  Bedeutung  im  Skr.  noch 
oft  hervor,  ist  aber  nicht  etwas  diese  Verba  besonders 
auszeichnendes,  da  auch  primäre  Imperfektiva  bei  wieder- 
holten Handlungen  verwendet  werden.  Wie  sich  aus 
der  Iterativbedeutung  die  einfach  imperfektive  entwickelt 
hat,  darüber  s.  Abg.  Gr.  §191.  Hier  handelt  es  sich  nur 
um  die  formale  Seite  der  Bildung  des  Iterativ-  (=  Im- 
perfektiv-)stammes  im  Verhältnis  zum  Perfektivum ;  sie 
wird  angeknüpft  an  die  oben  gegebene  Einteilung  der  Verbal- 
stämme. Da  nach  §  771  die  allermeisten  der  nicht  mit  Prä- 
positionen zusammengesetzten  Verba  imperfektiv  sind,  er- 
gibt sich  von  selbst,  daß  die  weit  überwiegende  Mehrzahl 
der  Imperfektiva  (Iterativa),  die  durch  die  oben  angegebenen 
Bildungsmittel  entstehen,  nur  in  Zusammensetzung  mit 
Präpositionen  vorkommt.  Die  unten  folgende  Einzelaus- 
führung gibt  zur  Veranschaulichung  eine  Präpositional- 
verbindung  an;  die  gleiche  Form  des  Imperfektivums  gilt 
für  alle  solche  Zusammensetzungen,  Die  an  sich  (ohne 
Präposition)  perfektiven  Verba  sind  als  solche  durch  pf. 
bezeichnet. 

776.  1.  Zu  den  Verben  mit  einheitlichem 
Verbalstamm. 

A.  Einsilbiger  Stamm. 

a)  Konsonantisch  auslautender  Stamm  = 
Wurzel.  Die  regelmäßige  Bildung  des  Iterativstammes  ge- 
schieht durch  Formans  -a-  und  Dehnung  des  Wurzelvokals. 
Lautet  die  Wurzel  auf  /c,  g  aus,  so  tritt  im  Imperfektiv 
dafür  c,  z  ein,  und  in  diesem  Fall  neben  e  (je),  als  alter 
Dehnung  von  e,  auch  i  (?,  l),  ganz  vereinzelt  auch  bei 
anderem  Wurzel auslaut.    Bei  Wurzelauslaut  n  ist  das  For- 

Leskien,  Serbokroatische  Grammatik.  31 


482  Das  Verbum.  l§  776. 

roans  -ja-.  Erhaltung  der  Länge  oder  Verkürzung  hängt 
von  der  Betonung  ab:  hat  die  erste  Silbe  (Wurzelsilbe) 
der  Iterativforra  alten  Hauptton,  so  ist  die  Länge  verkürzt, 
der  Akzent  also  \  der  bei  Zusammensetzung  mit  Prä- 
position auf  diese,  als  \  verschoben  werden  muß ;  liegt 
der  alte  Hauptton  auf  dem  Formans  -a-,  so  ist  die  Länge 
erhalten,  nach  heutiger  stokavischer  Bedeutung  hegt  also 
der  heutige  Hauptton  als  '  auf  der  dem  Formans  voran- 
gehenden Wurzelsilbe.  Das  bedeutet,  daß  die  Wurzelsilbe 
des  Iterativs  steigende  Intonation  hatte,  da  sie  in  diesem 
Falle  unter  altem  Hauptton  stehend  verkürzt  werden, 
außerhalb  des  alten  Haupttons  lang  bleiben  muß 
(s.  §§223,224). 

Kürze  in  der  Iterativform: 

o-grepsti  -grebem  abreißen  bgrehati  (so  die  Betonung 
bei  allen  folgenden),  d.  i.  -grebaii  für  ^grjebaü  =  grehati 
bei  Vuk  Wb.  als  monten.  -grijebati;  pre-peci  ■2)ecem  über- 
backen prepjecati  -picati,  do-teöi  -teeem  herbeilaufen  dotjecati 
-ticati,  sa-zeci  sa-iezem  verbrennen  sä-zizati. 

päsii  pädem  {pädnem  pänem)  pf.  fallen  pädati. 

sjesti  (=  sesti)  pf.  sich  setzen  sjedati,  sresti  (=  s^-resti) 
pf.  begegnen  sretati  (bei  Vuk  Wb.  aus  einem  Liede  srijetati). 

räz-drijeti  räz-drem  (=  dbrq)  zerreißen  raz-dirati,  bt-eti 
(=  jeti)  ötmem  (=  othmq)  wegnehmen  ötimati.  abg.  nreti 
(^  *nerti)  nhrq  einstecken  untertauchen  skr.  pö-nirati  von 
einem  Flusse,  der  sich  in  den  Boden  verliert,  ii-prijeti 
u-prem  anstemmen  iipirati,  sä-preti  sä-prem  Prozeß  gewinnen 
(abg.  abweichend  phreti  pbrq  pwisi)  säpirati,  prö-strijeti  pro- 
sfrem  {^stbrq)  a.ushreiten  pröstirati,  räs-Mi  räs-frem  {=tbrq) 
zerreiben  rästirati,  zä-vrijeti  za-vrem  (=  vbrq)  verbergen 
zävirati,  prö-zdrijeti  pro-zdrem  (aus  zbrq)  verschlingen  prö- 
zdirati,  pre-seti  pre-zmem  (=  zbniq)  nochmals  pressen  pre- 
zimati  (aber  auch  -zhnati,  so  in  Ragusa  zu  izä-zeti  Iza-zmem 
ausdrücken  izazimati). 

nä-süti  nä-spem  (=  szpq)  anschütten  näsipaii. 

po-tüci  -tücem  (=  *tblkq  abg.  tlkq)  schlagen  potucati 
(in  anderer  Bedeutung  potücMi  se  herumschweifen). 


§  776. 777.]  Stammbildung  und  Aktionsarten.  483 

po-ceti  pö-cnem  (=  -cbnq)  anfangen  pbcinjati,  prd-kleti 
pro-Tcünem  (=  kleti  hlbnq)  verfluchen  proklinjati,  zä-peti  zä- 
pnem  (=  peti  phnq)  anspannen  zäpinjati,  dö-zeti  dd-znjem 
(=  z§ti  shnq)  zu  Ende  ernten   dö-zinjati. 

Länge  in  der  Iterativform: 

na-hösti  -bödem  aufstechen  nahddati,  pn-klasti  pri-klädem 
(ungebr.)  zulegen  priklädati  (alt),  krästi  krädem  ipf.  stehlen 
dokrasü  dokrddem  se  sich  heranschleichen  dokrddati  se,  wd- 
pasti  na-pdsem  weiden  napäsati,  pri-rästi  -rdstem  anwachsen 
prirdstati. 

Uöi  lezem  pf.  sich  legen  lijegati,  reci  recem  (rerem)  pf. 
pro-redi  prophezeien  proricati,  u-plesti  -plefem  verflechten 
u-pläati  (vgl.  abg.   Cod.  Supr.  sö-pletati  und  -plitati). 

ü-jesti  -jedem  (jem,  yem)  anbeißen  ujedafi  {uijedati), 
prb-sjeöi  pro-sijecem  durchhauen  p)rosiiecati. 

s-mesti  -metem  (=  met-)  verwirren  smefati,  pre-pr4sti 
-predem  (=  pred-)  über-  (nochmals)  spinnen  prepredati,  pro- 
iresti  -tresem  (=  tres-)  erschüttern  protresati. 

zeti  {-zeti)  -zmem  drücken  -zhnati  (s.  o.),  nä-duti  nä-dmem 
se  (=  dqti  d^mq)  sich  aufblasen  nadlmaü  se;  po-tü6i  -iücem 
se  sich  herumschlagen  (herumtreiben)  potücafi  se. 

Vereinzelt  sind  in  dieser  Stammklasse  Bildungen  auf 
-dvati,  wobei  die  Wurzelsilbe  kurz  ist  (s.  §  778);  in  Vuks 
N.  T.  kommt  nur  das  eine  spasävati  erlösen,  erretten 
zu  s-pästi  s-jjdsem  vor;  im  Wb.  aus  einem  Liede  spletdvati 
zu  s-plesti  s-pletem  zusammenflechten ;  aus  anderer  Literatur 
habe  ich  mir  angemerkt:  pogrehdvati  zu  po-grepsti  -grebem 
begraben,  ngnjetdvati  zu  u-gnjesti  -gnjefem  bedrücken,  ras- 
p)Utävati  zu  ras-plesti  -pletem  losflechten  (vgl.  oben  u-plitati). 

777.  b)  Vokalisch  auslautende  Wurzel.  Der 
Vokal  im  Iterativ  gedehnt. 

Formans  -va-.  Zum  Teil  hängt  die  Iterativbildung 
von  Formen  ab,  die  im  Skr.  nicht  mehr  unmittelbar  zu 
erkennen  sind: 

däti  dam  pf.  geben  ddvati,  prl-znati  prl-znäm  bekennen 
priznävati;  pö-cinuti  ausruhen  pocivati,  abhängig  von  altem 
po-ci-ti,  sä-gnjiti  sä-gnjijem  verfaulen  sagnjivati,  pn-siti  pH- 

31* 


484  Das  Verbum.  [§  777. 

sijem  annähen  prisivati,  ü-ziti  (Vuk  Wb.  kroatisch)  uzivati 
genießen. 

hiti  ipf.  (=  hyti,  so  auch  bei  den  folgenden  i  =  y) 
präs.  ludern  pf.  sein  hivati,  Kompositum  z.  B.  z-lnü  z-bude  se 
(=  s3-byti  sz-hqdeto  sc)  sich  erfüllen  zbivati  se,  dö-biti  döbijetn 
gewinnen  dobivati;  pö-kriti  pd-krijem  bedecken  j^okrluati,  \z- 
miti  Iz-mijem  auswaschen  izmivati,  ^jöd-riti  pdd-rijem  unter- 
wühlen podrivati. 

ö-djeti  -djedem  -djenem  umlegen,  bekleiden  odijevati, 
prö-grijati  -grijem  (ekav.  grejati  grejem)  erw.ärmen  progrije- 
vati;  o-klijevati  zaudern,  ipf.  obwohl  zusammengesetzt,  ist 
Iterativ  zu  einer  W.  kle-  (s.  Berneker  EW.  S.  518).  Zu 
Hti  lljem  gießen  gehört  -Ijevati  (auch  als  Simplex  statt  llii 
gebraucht)  und  -lijevati,  anzuknüpfen  an  das  alte  lejq  h- 
jati  (lijati),  z.  B.  nä-ljevati  na-lijevaü  vollgießen,  daneben 
-livati,  auf  li-  zurückgehend,  z.  B.  iz-livati  ausgießen;  zu 
dem  veralteten  pjeti  singen  ist  das  alte  Iterativ  pjevati,  das 
ist  aber  an  die  Stelle  von  pjeti  getreten  und  daher  die 
Zusammensetzungen  perfektiv,  z.  B.  zä-pjemti  anheben  zu 
singen,  imperfektiv  za-pijevati  (eig.  zu  altera  zä-pjeti);  zä- 
sijati  -sijem  (ekav.  -sejaii  -sejem  =  sejati  sejq)  besäen  za- 
sijevati  (ekav.  zasevati).  Zu  zä-sjati  za-syati  erglänzen  bildet 
za-sijevati  das  Imperfektiv,  hängt  aber  von  einem  ehe- 
maligen se-  ab;  so  podsmijevati  se  über  jem.  lachen  von 
altem  smejq,  snibjati  se,  skr.  sm)jati  smtjem  se  (ekav.  stnej.); 
db-spjeü  dbspijem  Muße  haben  dospijevati;  räz-vijati  räz-vijem 
(ekav.  -vejati  -vejem  =  -vejati  -vejq)  zerworfeln  razvijevati. 

Zu  cüti  pf.  vernehmen,  hören  ist  das  alte  Iterativ 
cüvati,  hat  aber  die  Bedeutung  bewahren,  hüten  und  seine 
Komposita  sind  perfektiv,  z.  B.  do-cüvati;  pro-kljfivati  (skr. 
Neubildung  nach  dem  Präsens,  alt  kl'bvati)  prö-kljujem 
durchpicken  prökljüvati;  is-pljüvati  (Neubildung  statt  pl'b- 
vati,  s.  §  764),  Is-pljujem  ausspucken  ispljüvati  {pljüvati  ist 
als  Imperfektiv  zu  pljünuti,  einmal  ausspucken,  auffaß- 
bar, aber  die  Komposita  sind  perfektiv);  \z-üti  Iz-üjem 
(Schuh)  ausziehen  izüvati. 


§777.778.]  Stammbildung  und  Aktionsarten.  485 

Formans  -ja:  ü-biti  n-bijem  erschlagen  ubijati,  räz-viti 
räz-vijem  auseinanderwickeln  razvljati,  \s-piti  'is-jnjem  aus- 
trinken isptjati. 

Das  einzige  Beispiel  mit  Kürze  ist  siajati  zu  perf. 
stä-ti  (stänem)  sich  stellen, 

778.     B.  Mehrsilbiger  Stamm. 

a)  Verbalstamm  auf  -«-:  -a-ti  Präs.  -am. 

Die  regelmäßige  Bildung  geschieht  mit  Formans  -va, 
angefügt  an  den  Stammauslaut  -a-,  der  dann  stets  lang 
ist;  auf  dem  -va-  lag  der  alte  Hauptton  des  Stammes, 
nach  jetziger  stokavischer  Betonung  daher  -dvati.  Die 
Wurzelsilbe  des  Iterativs  ist  stets  kurz,  also  wenn  sie  im 
Grundverbum  lang  war,  verkürzt:  pro-cvjetati  erblühen 
procvjetdvati,  pre-edafi  überlesen  precitdvat/i ,  ras-cüpati  zer- 
reißen -cupävati,  dödijati  verdrießen  dodijdvati,  po-dräzati 
nachahmen  -drazdvafi,  iz-igrati  erspielen  (einen  Gewinn) 
-igrdvati,  nad-jäeafi  überwinden  -jacdvafi,  za-kljücafi  ver- 
schließen -kljucdvati,  pod-kbpaü  untergraben  -kopdvati,  s-köv- 
cati  zuheftein  -kovcdvati,  krepati  pf.  krepieren  krepdvati,  h- 
kucati  ausklopfen  -kucdvati,  räs-kuhafi  zerkochen  -kuJidvati, 
}s-kusati  versuchen  -kusdvati,  ob-läksafi  erleichtern  -laksdvaü, 
u-ljepsati  verschönern  -Ijepsdvati,  mdnjkati  pf.  umstehen  (ver- 
enden) manjkdvati,  u-meksati  erweichen  -meksdvaii,  2}ri-m6rati 
nötigen  pri-mor dvati,  raz-mötaii  auseinanderwickeln  -mof dvati, 
obecafi  geloben  obeödvati,  o-syati  herumschwenken  -sijdvati, 
päsati  pf.  vorübergehen  pasdvati,  s-petljati  zuheftein  -petljä- 
vati,  na-plsati  anpissen  ■pisävafi,  s-pjevati  Lied  dichten,  zum 
erstenmal  singen  spjevdvati,  pof-plecati  (eig.  unterschultern) 
Saumsattel  anlegen  -plecdvati,  b-prävdati  rechtfertigen 
-pravddvati,  rücati  pf.  speisen  rucdvati,  obä-sjaii  bescheinen 
-sjdvafi,  sä-sliisati  anhören  -shtsdvati,  svesfati  pf.  letzte  Ölung 
geben  svestdvati,  simiati  (=  si-nm-)  beschließen  sumdvati, 
ras-cerdati  vertun  -cerddvati,  o-täljati  gut  ausführen  -taljdvati, 
za-tipati  zudecken  (durch  Übereinanderwerfen)  -trpdvati,  za- 
üzdati  zäumen  -uzddvati,  ucinati  pf.  Vesperbrot  essen  ticind- 
vati,  zdvarati  täuschen  -vardvati,  u-vellcati  vergrößern  -veli- 
cdvati,   vecerati  pf.  zu  Abend  essen  vecerdvati,    vjencaii  pf. 


486  Das  Verbuni.  [§778—780. 

trauen  (zur  Ehe)  vjencävati,  zä-zjaii  se  sich  vergaffen  -zjd- 
vati.  Zu  po-büsati  berasen  bei  Vuk  Wb.  pohisdvati,  es  gehört 
zu  dem  in  älterer  Zeit  gebräuchlichen  busiti. 

TTO.  Neben  -dvati  steht  seltener  -ivafi;  der 
Wurzelvokal  des  Iterativs  ist  kurz:  db-cekati  erwarten  -ce- 
Tcivati,  pö-gledati  einen  Blick  werfen,  hinsehen  -gledivafi 
(gewöhnl.  -gledati),  db-hasati  herantraben  -kaslvati,  po-ljüljati 
hin-  und  herschaukeln  -Ijuljivati,  za-necati  sagen,  daß  man 
nicht  will  (we  öe)  -necivati,  j^b-nukafi  nötigen,  anbieten  -7iu- 
kivati,  is-pitati  ausfragen  -pitivati,  bt-pucati  wiederkrachen 
(resonare)  -pncivati,  j^od-riigati  se  spotten  -rngivaü  se,  lyro-seiaü 
se  sich  ein  wenig  ergehen  ■setivati  se,  h-fjercdi  hinaustreiben 
-tjerivati.  Das  Imperfektiv  u-spavljivati  zu  u-spdvati  ein- 
schläfern setzt  eig.  ein  *-spavifi  voraus,  ebenso  nad-vladivati 
zu  nad-vlddati  überwinden  ein  ^-vladiü  oder  *-vladefi  (vgl. 
kchsl.  vladet\  russ.  volodet'). 

Ganz  vereinzelt  ist  in  dieser  Stammklasse  die  Bildung 
mit  Formans  -a~  und  gedehntem  Wurzelvokal:  pb-gledati 
Blick  werfen  pogUdati,  pot-kbpaii  untergraben  potkdpati  (ge- 
wöhnlich -kopdvati). 

TSO.     b)  Verbalstamra  auf  -i- :  -i-fi  Präs.  -im: 

Die  alte  Bildung  der  Iterativform  geschah 
durch  das  Formans  -a-,  vor  dem  das  i  des  Stammes 
in  j  überging,  dies  bewirkte  mit  dem  vorangehenden 
Konsonanten  die  §  134fg.  angegebenen  Lautveränderungen 
oder  Lautverbindungen.  Seltener  ist  die  Vernach- 
lässigung des  i  und  damit  das  Unterbleiben  der  Konso- 
nantenveränderungen (s.  §  781);  dahin  ist  aber  nicht  zu 
rechnen  -ra-,  denn  das  steht  nach  §  134  für  -ra-,  z.  B. 
od-mbnti  —  od-mdrati  =  -marati.  Die  ursprüngliche  Regel 
war  Dehnung  des  Wurzelvokals,  wobei  die  Dehnung  von  o 
als  ä  erscheint,  die  Länge  ist  aber  im  Skr.  gekürzt,  wenn 
das  Iterativ  alten  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe  hat. 

Mit  bewahrter  Länge  im  Iterativ.  Die  Fälle 
sind  noch  jetzt  in  der  Sprache  häufig  (doch  s.  §  782): 

ä  —  ä:  za-bbraviti  vergessen  zabordvljati,  pre-tbvariti 
umladen  pretovärati. 


§780.]  Stammbildung  und  Aktionsarten.  487 

5  —  (7:  na-hröjiti  draufzahlen  nahrdjati,  za-döjiti  die 
Brust  geben  zadäjati,  raz-dvöjiti  trennen  razdvdjati,  na-göditi 
treffen,  erraten  nagädati  umherraten,  od-göjiU  erziehen  {gojiti 
pflegen)  odgdjati,  iz-govoriti  aussprechen  izgovdrati,  pohöditi 
besuchen  pohddafi,  s-klopiti  zusammenfügen  skld^yati,  pot- 
kositi  unten  abmähen  potkdsatl,  hröHti  pf.  Schritt  tun 
krdkaii^  pre-kröjiü  anders  zuschneiden  ^;reAi'a/a^i,  od-lomiti 
abbrechen  odldmati,  na-ldiiti  auflegen  naldgati,  u-mociti  ein- 
tauchen {mbciÜ  netzen)  umäkati,  po-möliii  hervorstrecken 
2)omüljaü,  od-moriti  rasten  lassen  (möriti  ermüden)  odmdrati, 
s-mötriti  erblicken  snidfrati,  ndöiti  pf.  übernachten  näcati 
(gew.  nocivafi),  po-noviti  erneuern  jwnävljati,  ob-öriti  nieder- 
werfen obdrati,  pod-bstriti  unten  spitzen  poddstrati,  na-pöjiti 
tränken  napdjati,  2n~i-pbjUi  anlöten  pripäjati,  ot-pöstiti  durch 
Fasten  abbüßen  oipdstati,  röditi  pf.  gebären  rddati,  po-rösiti 
betauen  porasati^  ob-röviü  umgraben  (röviti  Graben  machen) 
olrdvljati,  sköcüi  pf.  springen  skdkafi,  za-smöciti  würzen  za- 
smdkati,  pre-suliti  übersalzen  presdljati,  is-töciti  ausgießen 
istäkaü,  po-topiti  eintauchen  potdpati,  pre-töpiti  umschmelzen 
2)retäpati,  pre-tvöriti  ummachen,  verwandeln,  rastv.  auflösen 
(zermachen),  stvör.  schaffen,  utv.  se  erscheinen  -tvdrati,  über 
-ivörati  s.  §  782. 

l  —  i:  tia-clniti  machen  nacinjati,  o-fistitl  reinigen 
oclscafi,  ii-kititi  einflechten  {kltiü  schmücken)  tikicati.,  ü- 
militi  se  sich  beliebt  machen  umiljati  se,  po-misliti  bedenken 
2)onusljati. 

e  =^  e  —  ije  je  (ekav.  e):  pd-nijeritl  von  der  Stelle 
rücken  pomijcrati,  zä-mjeriti  bösen  Blick  werfen,  übelnehmen 
zamjerati. 

e  =  e  —  e :  pö-redUi  anreihen  poredati. 

e  =  e  —  e:  razeniti  se  {zeniti  se  sich  verheiraten)  sich 
scheiden  raseiijati  se. 

u  —  ü:  s-kupiti  zusammenhäufen  sküpljati,  zä-muciti 
bemühen  {))mciti  quälen)  zamücati,  pb-nudiii  anbieten  ponü- 
dati,  prüziti  pf.  ausstrecken  prüzati,  öt-jniciti  losknöpfen 
otpücati,  nä-p)uniti  vollfüllen  napünjati,  püstiti  pf.  loslassen 
jmstati  (püsfafi  ist  perfektiv),  Is-hiriti  ausstoßen  istürati. 


488  Das  Verbum.  [§780—782. 

r  —  P:  s-krpiti  zusammenflicken  slcrpljaii,  pre-krsiiii  se 
sich  bekreuzigen  prekrscati  se,  bt-prtiti  abladen  otpröati. 

a  =  i  —  ä:  snifi  pf.  {=sinüi)  träumen  sdnjati  (und 
snivati). 

781.  Von  den  Verben,  die  -a-  ohne  Konsonanten- 
veränderung haben,  sind  oben  schon  angeführt:  -kldpiii 
-kldpati,  -tdpiti  eintauchen  -tdpati,  -töpiti  schmelzen  -tdpatiy 
-lömiii  -Idmati;  kröciti  krdkati,  -löziti  -Idgaii,  -mociti  -mäkati, 
sköciti  skdkafi,  ■smöciti  -smdkati,  -töciti  -idkati.  Außerdem 
gehören  hierher  noch  einige  Verba,  meist  mit  dem  Sinn 
des  Schiagens:  hätiti  schlagen  hatati,  drpiii  reißen  ärpatiy 
dipiti  springen  cHpati,  rltiti  se  mit  den  Füßen  ausschlagen 
rifati  se;  düpiti  schlagen  dupafi,  lupili  drauf  losschlagen 
lüpati,  sljäpiti  platschen,  klatschen  sldpaü. 

In  den  seltneren  Fällen,  wo  im  Skr.  das  Grund- 
verbum  ebenfalls  Länge  hat  und  diese  Bildungsweise 
überhaupt  angewendet  wird,  ist  selbstverständlich  ein  Quan- 
titätßunterschied  nicht  vorhanden:  za-glüsiii  betäuben  za- 
glüsati,  za-hvdliü  danken  {hvdliti  loben)  zahvdljati,  jdviti  pf. 
offenbaren  jdvljati,  mijcniii  pf.  und  ipf.  tauschen  {mijeniti  se 
vom  Mondwechsel  bei  Neumond)  mijenjafi,  p)ldüti  pf.  be- 
zahlen pldöaü,  s-premiti  bereiten,  zurichten  spremati^  stüpiti 
treten  stüpati,  -vnjediti  (das  Simplex  war  perfektiv)  verletzen 
vrijedati  eine  Wunde  aufreißen,  vrljiii  schleudern  vrljaü. 
Vom  skr.  Standpunkt  auch  prhnati  ipf,  znprhniii  bekommen, 
obwohl  hier  zu  prhnaii  aus  pri-imati  (iter.  zu  pjri-jdi)  das 
primiti  erst  hinzugeschaffen  ist. 

Vereinzelt  zu  hlagoslovifi  pf.  segnen  hlagoslivljaii,  dar- 
aus das  gewöhnliche  hlagosiljati. 

783.  Mit  Kürze  im  Iterativ,  die  Kürze  eben- 
falls im  Grundverbum  (Akzent  ").  Der  Wurzelvokal 
ist  mit  wenig  Ausnahmen  a:  h-bavifi  befreien  h-bavljafi 
(bäviti  eigentlich  Kausativum  zu  bifi  =  hjti,  vgl.  bäviti  se 
sich  wo  aufhalten),  zä-braviti  verschließen  zä-bravljati,  livä- 
titi  pf.  ergreifen  hvätati  {do-hvatati,  zä-Jw.,  prihv.  sind  im- 
perfektiv, pö-hv.  nä-hv.  perfektiv),  bp-kladiti  se  wetten  dp- 
kladati  se,  lätiti  pf.  schnell  ergreifen  läcati,  masiti  pf.  werfen 


§  782.  783.]  Stauimbiidung  und  Aktionsarten.  489 

{mäsiii  se  nach  etwas  greifen)  mdsati  se  (die  perf.  Komposita 
bei  Vuk  auch  mit  ä:  pre-mdsiti  un^  pre-masiti  iva'peri.  pre- 
masati),  opbraviii  se  sich  erholen  opdraoljati  se,  pätiii  ipf. 
leiden  zä-paöati  etwas  aufbringen,  erwerben,  ö-paziti  wahr- 
nehmen opaiati,  is-pratiti  hinausbegleiten  Ispracati,  Is-praviti 
gerade  richten  ispravljati,  prö-slaviti  se  sich  berühmt  machen 
pröslavljati  se,  stäviti  pf.  stellen  stävljati,  üdarifi  pf.  schlagen 
üdarati,  s-vaditi  entzweien  svädati,  nä-vaditi  angewöhnen 
nävaäati,  pb-zdraviti  begrüßen  pbzdravljati.  —  sjetiti  se  pf. 
sich  erinnern  sjecati  se,  pre-vjesiti  (als  Simplex  ist  vjesiti 
vertreten  durch  die  Iterativform  vjesati)  überhängen  p)re- 
vjesati.  —  lutiti  pf.  werfen  Mfafi;  scheinbar  hierhergehörig 
näimati  mieten  als  ipf.  zu  ndjmiti,  doch  ist  dies  erst  zu 
jenem  neu  hinzugeschalFen,  vgl.  §  781  primati  zu  primiti. 
—  trüciti  pf.  schmeißen  tria'afi,  raznriti  (Vuk;  mont.)  raz- 
üraii  zerstören. 

Einige  Grundverba  mit  o,  die  regelrecht  ein  Iterativ 
mit  a  haben  sollten,  haben  das  o  in  die  Iterativform 
übertragen :  s-hlbniti  beugen,  na-klbn'di  se  sich  darauf  beugen 
haben  regelrecht  s-klmijati,  näldanjaü  se,  dagegen  po-klbniti 
se  sich  verneigen  pbklanjati  und  jmklotijati ;  na-slbniti  anlehnen 
näslanjati  und  näslovjati;  za-ivbriti  zumachen  zätvoraii,  otvbriti 
aufmachen  btvorati,  pritvbriti  Tür  anlehnen  pritvorati.  Vgl. 
noch  mnltozüi  se  (sich  Gottes  Frieden  mir  bözji  wünschen) 
sich  den  Weihnachtskuß  geben  mlrhozaii  se. 

Mit  Länge  im  Grundverbum,  Kürze  im  Iterativ: 
na-vrdnjiti  angewöhnen  nävranjati,  vrdtiti  pf.  umkehren  trans. 
vräcati;  mit  anderer  Betonung  läcUi  pf.  werfen  Mcati;  ju- 
risiti  pf.  Sturmangriff  machen  jnnsaü,  kordciti  pf.  schreiten 
koräcati,  tumdriti  plötzlich  hineinfahren,  hineinplumpsen  (in 
ein  Haus)  tnmärati. 

783.  Die  mit  -a-  gebildeten  Iterativstämme  erleiden 
eine  doppelte  Art  von  Erweiterung: 

Dem  Iterativstamm  auf  -a-,  das  dann  stets 
lang  ist,  wird  das  Formans  -va-  angefügt,  dabei  ist 
der  Wurzelvokal  stets  kurz,  die  alte  Betonung  -aväti,  jetzt 
-ävati,    z.  B.  imsliii   ipf.    denken    dbmisliti   nachsinnen    do- 


490  Das  Verbum.  [§783.784. 

misljaU  domisljävati.  Das  o  des  Grundverhs  geht  nicht  in 
a  über.  Daß  hier  sekundäre  Anfügung  des  -va-  vorliegt, 
zeigt  die  Verwandlung  der  Konsonanten,  die  nur  aus  dem 
nicht  erweiterten  Iterativstamm  herrühren  kann;  Ausnahmen 
sind  nur  scheinbar,  so  steht  bei  Vuk  zu  po-nlziti  demütigen 
unmittelbar  jjonizAvati,  dies  beruht  aber  auf  einem  po-nizati. 
Zur  Ausbreitung  der  Bildung  auf  -dvaü  mögen  die  alt- 
ererbten Imperfektiva  der  Art  von  Verbalstämmen  auf  -a- 
(§778)  beigetragen  haben.  In  älterer  Zeit  ist  sie  spärlich; 
bei  Daniele,  Rjecnik  iz  starina  srpskih,  findet  sich  etwa  ein 
Dutzend  Beispiele,  fast  alle  aus  kirchenslavisch-serbischen 
Schriften;  in  einer  Urkunde  von  1198 — 99  (Miklosich, 
Mon.serbica,  Nr.  IX,  S.  4)  imostrdvati  zu  po-ostriti  schärfen, 
poucdvati  zu  ])o-uciti  belehren,  aber  auch  diese  Stelle  ist 
kirchenslavisch  gefärbt.  Soweit  man  im  Ak.  Wb.  nach- 
kommen kann  —  bis  jetzt  sind  dort  nur  die  Präpositionen 
do-  und  iz  ,  z.  T.  na-,  vertreten  — ,  setzt  die  Bildung  erst 
im  17.  bis  18.  Jh.  reichlicher  ein,  im  19.  ist  sie  häutiger, 
in  der  neueren  Literatur  ganz  gewöhnlich. 

784.  Das  Iterativ  lautet  aus  auf  -ivaii  (Präs. 
-Tväni  und  -njem);  die  Betonung  ist  stets  so,  der  Wurzel- 
vokal kurz,  das  o  des  Grundverbs  geht  nicht  in  a  über; 
die  Konsonanten  werden  so  behandelt  wie  bei  der  Form 
auf  -dvati,  z.  B.  o-zidti  beleben  ozivljivati  und  ozivljdvati. 
Selten  unterbleibt  die  Konsonantenveränderung,  z.  B.  po- 
nizivati  (vgl.  §  783  xjonizdvaü),  bei  Vuk  nad-visivati  neben 
nadvisivati  zu  nadvisiti  an  Höhe  übertreffen,  za-Msiti  ein 
wenig  kosten  zakimvaü,  o-gldsiti  verkünden  oglasivafi  (aus 
einem  Liede).  Es  ist  hier  der  unverwandelte  Konsonant 
dem  Grundverb  entnommen.  Über  die  Entstehung  der 
Bildung  auf  -ivati  überhaupt  s.  §  791.  Sie  hat  bei  den 
Grundverben  auf  -i-ti  die  kürzere  Bildung  auf  -a-  mehr 
und  mehr  zurückgedrängt  oder  besteht  neben  ihr.  Es  können 
so  von  diesen  Verben  drei  Iterativformen  vorkommen: 
■'a-H,  '-dvaü,  '•ivati.  Eine  feste  Begrenzung  des  Gebrauchs 
läßt  sich  nicht  geben,  zuweilen  ist  nur  eine  Form,  zu- 
weilen  mehrere   gebräuchlich,    beim   selben    Schriftsteller 


§  784. 7S5.]  Stamiubildung  und  Aktionsarten.  491 

manchmal  unmittelbar  nebeneinander.  Bestimmte  Gründe 
können  eine  Form  allein  in  Gebrauch  setzen,  z.  B.  zu  den 
Kompositis  von  -väliti  wälzen  gibt  es  nur  •valjivati,  weil 
das  Simplex  vdliti  nicht  gebraucht  wird,  sondern  dafür 
väljaii  (das  alte  Iterativ  dazu,  so  daß  die  Komposita  von 
vdljati  Perfektivbedeutung  haben,  z.  B.  na-väljati). 

785,  Ich  führe  Fälle  an,  wo  mir  der  Gebrauch 
mehrerer  Formen  aufgestoßen  ist;  Vollständigkeit  kann 
dabei  nicht  beansprucht  werden,  da  man  jeden  Tag  neue 
Wechsel  entdecken  kann:  pri-bllMti  annähern  -hlizävati  -bli- 
iivati,  b-cisiiii  reinigen  ociscati  -ciscavati,  n-ddijiti  entfernen 
-daljävati  -äaljlvati,  pro-düHü  verlängern  -duMvafi  -duzivati, 
pro-gldsiti  bekannt  machen  -glasärati  -glnsivaii,  zahvdliti 
danken  -Jiväljati  -hvnljivati,  jäviii  pf.  jdvljati  (so  gewöhnlich) 
offenbaren  ob-jävljivafi,  iz-jasniü  erklären  izjasnjdvati  -jasnji- 
vati,  ras-hrdjifi  zerschneiden  -kräjati  -h'ojävati,  s-krpiti  zu- 
sammenflicken -kfpljati  -krpljdvati.1  s-krstiti  über  Kreuz  legen 
-ki'scati  -krscdvati,  o-krüziti  umringen  -krnzdvati  -kruzivati, 
ii-müiti  se  sich  beliebt  machen  u-miljati  -müjdvaii  se,  •mhliti 
-))ilsljafi  -misljdvati,  uz-nemiriti  Frieden  stören  -nemirävati 
-nemirivati,  zä-mjeriti  bösen  Blick  werfen  zamjerati  -mjerd- 
vati,  po-niziü  demütigen  -nizdvati  -nizivati,  pb-nuditi  anbieten 
ponüdati  -nuddvati,  ptod-bsiriti  unten  spitzen  poddstraü  -ostrd- 
vaii,  jjldtiti  pf .  bezahlen  pldcati^  ispldfiti  auszahlen  isplacivati^ 
pri-pbjiti  anlöten  -pdjati  ■pojdvaii,  räs-puriti  loshefteln  raspyü- 
cati  -pncdvati,  \s-pmiiti  füllen  ispünjati  -punjdvati  (z.  B. 
Eph.  5.1<S)  -puujivati  (2.  Kor.  9.12),  ])o-püstüi  loslassen 
-jmstat i  -jmstdvati,  na-rediti  anordnen  -reitati  -redivati,  s-rbditi 
se  sich  als  Verwandte  erkennen  srddati  srodävati  se,  jrri- 
stüpiti  herantreten  -stüpati  ■stupljivati  (wie  von  einem  *sf«- 
pljati),  pri-svbjiti  aneignen  -svdjati  -svojdvati,  -tbvariti  laden 
pre-tovdrati  is-tovardvaii  -tovarlvati,  bturiti  (von  turiti)  weg- 
stoßen otürati  otmivafi,  nad-visüi  an  Höhe  überragen  -visd- 
vati  -vistvati,  na-vrdnjiti  angewöhnen  nävranjati  navranjivati, 
iz-vrsiti  vollenden  -vrsdvati  -vrsivati,  o-ziviti  beleben  -zivljd- 
vati  (Joh.  6.63)  -zivljivati  (Joh.  5.21).  Von  iskbciti  heraus- 
springen im  Anschluß  an  ipf.  iskdkati  auch  iskakivati. 


492  Das  Verbum.  [§786.787. 

*786,  2.  Zu  den  Verben  mit  besonderem 
zweitem  Stamm. 

A.  Zweiter  Stamm   auf  -«-. 

a)  Das  Grundverbum  hat  Wurzelauslaut  r,  l; 
Wurzelvokal  im  zweiten  Stamm  (Infinitiv)  ursprünglich  6, 
^,  im  Skr.  ausgefallen.  Die  Iterativform  hat  Formans  -a- 
mit  alter  Dehnung  des  h  zu  i,  des  *  zu  ?/  (skr.  i).  Wenn 
der  alte  Hauptton  auf  dem  -a-  des  Formans  lag,  nach 
jetziger  Betonung  als  '  auf  der  Wurzelsilbe,  bleibt  die 
Länge  erhalten.  Hat  das  Präsens  (auf  -em)  den  Vokal  e, 
0,  so  geht  die  Dehnung  nicht  auf  diesen,  sondern  auf  das 
alte  b,  3  des  zweiten  Stammes  zurück:  sä-hrati  {=  bbrati) 
säberem  zusammenlesen  sabirati,  ts-prati  (=  pbrati)  -perem 
auswaschen  is-pirati,  nä-srati  (=  sbrati  cacare)  -serem  nasi- 
rati,  dd-zvati  (^  z^vafi)  dozovem  herrufen  dozivati  (^  -zy- 
vati).  Zu  einem  alten  sbvati  zbvq  ipf.  kauen  j;re-iit'0!fi 
wiederkäuen. 

Wenn  die  Wurzelsilbe  der  Iterativform  alten  Kaupt- 
ton  hat,  so  ist  sie  kurz  ("):  pb-dati  pösljem  hinschicken 
{=  Hölati  Sola)  pösiljati,  s  und  Ij  sind  dem  Präsens  des 
Perfektivs  entnommen. 

787.  b)  Bei  anders  beschaffenem  Wurzelvokal 
des  zweiten  Stammes  und  Präsens  '-em  (mit  Veränderung 
des  vorhergehenden  Konsonanten)  hat  das  Imperfektiv 
durchgehends  -hnti,  vor  dem  der  konsonantische  Wurzel- 
auslaut unverändert  bleibt:  n-brisaii  -brisem  abwischen 
ubrisivati,  hrdmafi  hrämljem  ipf.  hinken  nahramivafi  ein  wenig 
hinken,  ob-Ukati  öbistem  lausen  obiskmttl,  iiz-jahafi  -jasem 
zu  Pferd  steigen  uz-jaMvati,  käsljati  käsljem  ipf.  husten  2^''o- 
käsljati  2>fbkasljem  se  ein  wenig  husten  prokasljivaü,  kdzati 
käzem  pf.  sagen  kaziratl,  pM-kresati  -kreseiii  von  unten  be- 
hauen potkresivati,  na-lägati  nä-lazem  anlügen  nalagivati, 
lipsati  lipsem  pf.  verrecken  lipsivaii  (und  lipsdvati),  ob-lizati 
öb-lizem  belecken  oblizivafi,  pb-mazati  -mazem  beschmieren 
pomazivati,  s-nizati  smzem  (Perlen)  von  der  Schnur  abnehmen 
snizivati,  ob  öraii  bborem  umpflügen,  umackern  oborivati  (und 


§787.783.]  Stammbilduno:  und  Aktionsarten.  493 

-ordvati),  räs-pasati  -pasem  entgürten  raspasivati,  na-pisati 
näplsem  aufschreiben  napisivati,  ö-plakati  -jylacem  beweinen 
oplakirati,  po-pläkati  pbpläcem  ausspülen  poplakivaii,  räz-rezafi 
-reiem  zerschneiden  razrezivati  (vereinzelt  sa-rijezati  zu  sä- 
rezati  beschneiden  neben  -rezivati;  Vuk  aus  den  Bocche), 
po-skäkati  po-skäcem  perf.  der  Reihe  nach  aufspringen  po- 
skakivati,  za-sükati  zä-sücem  zurückdrehen  zasukivati,  za-tesati 
zä-tesem  behauen  zatesivali^  do-trkati  dö-trcem  herbeilaufen 
dotrkivati,  vezati,  vezem  pf.  (u.  ipf.)  binden  vezivati  (so  in 
Kompositis),  do-vikaii  dövu'em  herbeirufen  dovikivati.  Bei 
pro-kapljivati  zu  pn'b-kapati  -kapljem  durchtropfen  l^eruht  Ij 
auf  Nachahmung  des  Präsens  perfektivi.  —  Anzureihen 
ist  hier  das  vereinzelte  dö-tkaii  dö-cem  {-cem  für  -trem  = 
tökaii  tökq)  zu  Ende  weben  dotkivati. 

787a.  Selten  ist  hier  die  Iterativbildung  mit  -ävati; 
angeführt  sind  schon  Upsävati  (neben  Upsivati)^  -ordvati 
neben  -orivati,  vgl.  noch  ras-preiati  räsprecem  auseinander- 
scharren rasprefdvati,  maläksaü  viälaksem  pf.  schwach  werden 
malaksävati.  Nur  bei  den  wenigen  Fällen  vokalischen  Wurzel- 
auslauts steht  -ävati  regelmäßig:  iz-hrijati  ■izhrijem  ausrasieren 
izbrijdvati,  o-pdjati  opbjem  (eig.  besingen)  die  Grabgebete 
halten  opojdvati^  na-smijati  nasnüjem  zum  Lachen  bringen 
nasmijdvatL,  iz-vijaii  tzvijem  worfeln  izvijdvati. 

788.     B.  Zweiter  Stamm   auf  -mi-. 

a)  Der  Stamm  des  Iterativs  (Imperfektivs)  hat 
Formans  -a.  Auf  die  Eigentümlichkeit  der  perfektivie- 
renden  Wirkung  des  -nu-  ist  oben  (§  772)  hingewiesen. 
Man  kann  ein  allenfalls  als  Imperfektivum  zu  einem  -nu- 
Verbum  auffaßbares  Imperfektiv  nicht  ohne  weiteres  in 
seinen  Kompositis  als  imperfektiv  ansetzen.  So  läßt  sich 
in  gewissem  Sinne  z.  B.  hjezati  hjezim  fliehen,  laufen  als 
Imperfektiv  zu  -bjegnuti  (-bjeci)  ansehen,  allein  die  Kom- 
posita von  hjezati  sind  perfektiv,  z.  B.  do-bjezati  herbeifliehen ; 
ebenso  ist  das  Verhältnis  von  püknuti  pf.  und  pücati  ipf., 
des  letzteren  Komposita  sind  perfektiv,  z.  ß,  Is-pucaü 
herausbersten;    so  zu  känuti    pf.,    käpati  ipf.  tropfen,    die 


494  Das  Verbum.  [§788. 

Komp.  perfektiv  z.  B.  pro-kapati;  klniiti  pf.,  kldati  ipf., 
aber  dessen  Komp.  perfektiv,  z.  ß.  is-kidati  entzweireißen, 
herauswerfen  (imperfektiv  ist  -kidati). 

Es  sind  daher  im  folgenden  nur  Beispiele  angeführt, 
wo  altererbte  Perfektiva  auf  -nu-ti  einem  Imperfektiv  mit 
-a-  gegenüberstehen.  Lautet  die  Wurzel  auf  k,  f/,  h  aus, 
so  gehen  diese  in  c,  z,  s  über.  Der  Wurzelvokal  war  vor 
alters  gedehnt,  bleibt  im  Skr.  aber  nur  dann  lang,  wenn 
der  alte  Hauptton  auf  dem  Formans  -a-  lag  (daher  heutige 
Betonung  '  auf  der  Wurzelsilbe),  er  wird  verkürzt,  wenn 
alter  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe  liegt  ("):  Wurzelauslaut 
k,  y,  h,  dicjmdi  d'ici  pf.  heben  dlzati,  dähnuti  pf.  (=  dzch- 
nqti)  atmen  disaü  und  düiati  disem,  Komposita  -dlsati,  z.  B. 
\z-dahmti  aufseufzen  tz-disati,  mäknuti  maci  pf.  (=  mök-) 
rücken  micati,  mrknuti  mröi  pf.  dunkeln  zä-m.  vom  Dunkel 
überfallen  werden  zämrcati,  mkmdi  vu'i  pf.  aufkeimen  nlcati, 
pre-sähnuti  (=  söchnqti)  austrocknen  intr.  presisati,  sfignuti 
pf,  erreichen  silzati,  trgnuti  pf.  reißen  trzati,  öhihmti  obiöi 
se  (=  vyk-)  sich  angewöhnen  obicati  se.  —  is-pregnidi  -preii 
ausspannen  isprezati,  do-segnuti  -seöi  bis  hin  reichen  dosezati, 
is-tegniiti  ausziehen  istezafi,  s-müknuti  zücken,  daherschießen 
SMÜcati  se  herumstreifen,  iäknuti  täci  (=  tök-)  anrühren 
ticati.  —  Im  Wurzelauslaut  andere  Konsonanten:  näynuii 
(=  gönqti  für  '■'gdhnqti)  beugen  nagibati  (neben  nägwjati), 
grnuti  pf.  zusammenscharren  grtati,  rds-kinuti  zerreißen 
raskidati  {-kidati  ist  ebensogut  als  Imperfektivum  zu 
■kldati  auffaßbar),  krenuti  pf.  wegrücken  krdtati,  metmiti  pf. 
legen,  stellen  (Neubildung;  wenn  alt,  hieße  es  *menuti), 
zu  ihm  ist  metati  das  Imperfektiv,  so  auch  in  den 
Kompositis,  pänuti  pf.  (s.  §  776  pästi)  fallen  pädati,  na- 
srnuti  darüber  herfallen  näsrtati,  svänuti  (W.  svbt-)  pf.  hell 
werden  (vom  Tagesanbruch)  svltati,  tlsnuti  pf.  drücken  zä- 
tisnuti  verstopfen  zatiskati  (und  -tiskivati;  das  imperfektive 
tlskati  ist  zu  tlsnuti  beziehbar,  aber  seine  Komposita  sind 
perfektiv,  z.B.  nä-tiskati),  vrnuti  pf.  drehen  vHati.  — Ver- 
einzelte Fälle  sind  -ginjati  (neben  -g'ibati)  zu  -gnüti;  zu  pf. 
pri-bnuti   (=  hnqti  für  Hhpnqti)    intr.    ankleben    priänjaii, 


§788—790.]         Stammbildung  und  Aktionsarten.  495 

behandelt  nach  Analogie  der  Verba  wie  od-röniti  odrdnjati 
(s,  §  780);  po-menuti  erwähnen  2Jominjati. 

789.  b)  Das  Iterativ  (Imperfektiv)  wird  ge- 
bildet mit  -ivati,  unmittelbar  von  der  Wurzel,  deren 
Vokal  kurz  ist  und  deren  letzter  Konsonant  unverändert 
bleibt:  na-&aÄHMfiauf  jemand  losfahren  nahahivati,  nä-hreknuti 
jemand  hre  zurufen  ndbrekivati  (nabrecivafi  setzt  ein  *nahrecati 
voraus),  po-dknuti  aufschreien  pocik'ivati,  do-dirnuti  berühren 
dodirivati,  zä-kisnuti  naß  werden  (vom  Regen)  zakisivati, 
us-kisivati  sauer  w,,  pöklehmti  -kleöi  hinknien  pokleci'vati 
(setzt  ein  *poklecati  voraus),  pö-kliknuü  -klici  aufschreien 
poklikivati,  ö-kliznuti  se  ausgleiten  oklizimti  se  (kann  auch 
zu  pf.  okllzati  se  bezogen  werden),  po-krenuti  rücken 
pokreclvati  (setzt  ein  *pokredati  voraus),  za-mdhnuü  ausholen 
zu  einem  Hiebe  zamahwati  (kann  auch  zu  za-mdhati  zätnäsem 
bezogen  werden),  nä-mignuti  zuwinken  namigwati,  po-nirknuti 
mit  den  Augen  verbietend  winken  (zu  mrknuti  dunkeln) 
pomrkivati.,  zä-muknuti  verstummen  zamukivati^  za-pähnuti  an- 
blasen zapakivati  (auch  beziehbar  zu  zä-pahati  zäpasem), 
zä-pljusmdi  hineinspritzen  zapljnskivati,  po-prdnnti  (Neu- 
bildung zu  prdjeti)  repedere  poprdivati,  pb-puznuti  von  der 
Stelle  weichen  (eig.  kriechen)  popuzivati,  regnuti  pf.  knurren 
poregivati,  pöd-rignuü  rülpsen  podrigivati,  nd-smjelinuti  se 
lächeln  nasmjehivati  se,  pri-srknnti  schlürfen  prisrkivati  (vgl. 
ipf.  srkati  srcem),  ö-sinuii  einen  Hieb  geben  osibivati,  skrij)- 
mdi  pf.  aufknirschen  poskriplvati,  u-stinuti  zwicken  vgl.  po- 
stipivati  da.&s.,  tlsmdi  pf.  -tiskivati,  z.  B.  Isi^mMf«  ausdrücken 
istiskivati.  pri-viknuti  zurufen  privikivati,  pod-zveknuti  erhallen 
podzvekivati. 

"790.  In  einigen  Fällen  verbleibt  dem  Iterativ 
das  n  aus  dem  Stamm  -nu-  oder  aus  dem  Präsens- 
stamm -ne-;  die  Bildung  geschieht  dann  nach  dem  Muster 
der  Verba  auf  -i-,  also  -njivati.  Nach  Budmani  §  246 
haben  solche  Verba  ausgesprochene  Iterativbedeutung: 
drnuti  se  pf .  toll  werden  drnjwati  se,  kleknuü  kleci  pf .  hinknien 
kleknjivati,  üskrsnuü  auferstehen  uskrsnjivati,  po-minuti  er- 
wähnen pomenjivati  (vgl.  §  788  pominjati),  s-nirkmäi  smfci  se 


496  Das  Verbum.  [§790—792. 

dunkel  werden  smrknjwati  se  (neben  smrcati  se,  smrkdvafi 
se),  za-muhmdi  verstummen  zamuknjivaü  (vgl.  §  789  zamuki- 
vati),  o-svänutl  hell  werden  osvanjioati  (§  788  ö-svitati). 

791.  Die  Entstehung  der  Bildungen  auf  -ivati 
in  den  bisher  (§§  784,  787,  789)  behandelten  Fällen.  In 
älterer  Zeit  ist  sie  nur  spärlich  vertreten,  das  älteste  ver- 
zeichnete Beispiel  u-pisivati  aus  dem  14.  Jh.  (Danicic,  Ist.  Obl. 
S.255),  im  Rjecn.  iz  star.  habe  ich  nur  5  Beispiele  gefunden; 
häufiger  werden  sie  erst  im  16.,  gewöhnlich  im  17.  Jh.  An 
Stelle  des  heutigen  -ivati  steht  in  älterer  Zeit  allgemein 
-ovati,  nach  palatalen  Konsonanten  -evati.  Vgl.  mit  oben 
gegebenen  Beispielen  von  -ivati:  sh-del' evati  verteilen  raz-dje- 
livati,  H-krept evati  verstärken  pot-krepljivati,  pro-menevati  ver- 
tauschen iz-mjenjivati,  na-plaöevati  bezahlen  naplacivati.  Bei 
den  Verben  auf  -i-ti  wandelt  sich  das  -i-  des  Stammes 
notwendig  in  ;',  die  so  entstandenen  Formen  auf  -'evati 
sind  mit  Beibehaltung  des  palatalisierten  Konsonanten 
durch  -ivati  ersetzt.  Bei  den  übrigen  Verben  steht  -ovaii, 
vgl.  po-kazovati  zeigen  pokazivati,  po-mazovati  salben  poma- 
zivati,  o-yasovati  umgürten  opasivati,  pod-pisovati  unter- 
schreiben potpisivati,  pri-vezovati  anbinden  privezivati.  Das 
-ivati  beruht  auf  Nachahmung  und  Weiterführung  der 
altererbten  Iterativa  mit  Formans  -va-  an  vokalisch  aus- 
lautende Wurzeln  auf  -i-  und  -y-  (skr.  beides  i;  §  777), 
namentlich  auf  dem  viel  gebrauchten  hivati  zu  hlti  (=  hyti) 
sein.  In  der  Flexion  ist  infolge  der  Einführung  des  -ivati 
eine  Vermischung  eingetreten,  indem  zu  den  Iterativ- 
stämmen auf  -iva-  das  Präsens  -iijem  von  -ovati  bezogen 
wird  (s.  §  807). 

793.  c)  Das  Iterativ  (Imperfektiv)  auf  -dvati. 
Die  Bildung  ist  nicht  häufig:  dö-bjegnuti  dd-hjeci  herfliehen 
dobjegdvati,  crknuti  pf.  krepieren  crkdvati,  s-mrknuti  smföi  se 
dunkel  werden  smrkävati  se  (neben  smrcati  se,  smrkivati  se), 
zä-mrznuti  zufrieren  zamrzdvati,  pd-stignuti  -stici  erreichen 
postizdvati  (Weiterbildung  von  pb-stizati).  Das  zu  einer 
vokalischen  Wurzel    gehörende   pf.  rl-nuti   stoßen    hat  als 


§792  —  794.]         Staaimbildun^'  und  Aktionsarten.  497 

Imperf.  rlvati    (nach  Vuk  Wb.  kroatisch),    z.  B.  po-rivati, 
daneben  po-rijevati  (Vuk,  mont.)  zu  altem  rejati  rejq. 

793.  C.  Zweiter  Stamm  auf  -e-  (skr.  -je-),  nach 
palatalen  Konsonanten  -a-,  Präs.  -vm.  Über  das  In- 
einanderfließen der  alten  Verba  auf  -e-ti  -e-jq  und  der  mit 
Präsensstamm  -i-,  zweitem  Stamm  -e-  s.  §762.  Auch  in 
der  Iterativbildung  lassen  sie  sich  nicht  mehr  scheiden 
und  sind  deswegen  hier  zusammengenommen. 

a)  Bei  zweitem  Stamm  auf  -a-  wird  Formans 
•va-  gebraucht,  -äva-ti:  po-höjati  -böjim  se  sich  fürchten 
pohojdvati  se,  za-drzati  -drzhn  zurückhalten  zadridvati,  od- 
lemü  -lezim  durch  Liegen  abbüßen  (Strafe  im  Gefängnis) 
odleMvati,  na-trcati  •trclm  anlaufen  na-trcdvati.  —  Selten 
scheint  -Ivati  zu  sein;  bei  VukWb.  aus  einem  Liede  j^^'o- 
bjezivati  vorbeilaufen  zu  bjezati  hjezim. 

794,  b)  Bei  zweitem  Stamm  auf  -e-  ging  1. 
vor  alters  die  Iterativbildung  von  der  Wurzel  aus 
mit  Formans  -a-  und  Vokaldehnung,  die  skr.  erhalten 
ist,  wenn  der  alte  Hauptton  auf  dem  -a-  des  Formans  lag, 
verkürzt,  wenn  er  die  Wurzelsilbe  traf  ("):  do-lefjeti  -letlm 
herfliegen  dolijefaii,  vidjeti  pf.  (und  ipf.)  sehen  vktati,  prl- 
vidjeti  sich  einbilden  etwas  zu  sehen  privtäati,  pd-vjediti 
(u.  a.  Zusammensetzungen  mit  -vjediti  aus  älterem  vedeti) 
erzählen  povijedati,  za-vrtjeti  •vrtim  hineinbohren  zä-vrtati 
(vgl.  §  788  vmuti),  vreti  vrim  ipf.  (aus  vhreti  vhrq  vbri-) 
wallen,  sieden  Iz-virati  entspringen  (von  Quellen),  oba-zreti 
öbazrem  se  (statt  -zrim  =  zbreti  zbrq  zhri-)  sich  umsehen 
öbzimti  se.  —  2.  An  den  Stamm  auf  -e-  {-je-)  tritt 
Formans  -va-,  vor  dem  das  -e-  des  Verbalstammes  zu  e 
skr.  -ije-  (ekav.  -e-)  gedehnt  ist,  so  pre-boljeti  -bblim  ge- 
nesen pre-bolijevati,  o-ddljeti  -döllm  überwältigen  odolijevati, 
za-görjeti  {-göreti)  -görlm  verbrennen  zagorijevati,  zä-htjeti 
fordern  zahtijevati,  zä-starjeti  veralten  zastarijevafi,  raz-ümjeti 
-ümijem  verstehen  razmnijevati,  nä-zreti  näzrem  anblicken 
')iazrijevati  (bei  neueren  ragus.  Schriftstellern;  vgl.  nä-zirati). 
—  3.  Das  Iterativ  gebildet  auf  -ivaii:  pre-blijedjefi 
-dim    erblassen    prebledivati ,    o-düfjeti    merken,    empfinden 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  32 


498  Das  Verbum.  [§  794.  795. 

oöuöwati,  za-plävjeii  blau  werden  zaplavljivati,  na-prdjeti  na- 
präivati  (statt  des  zu  erwartenden  ""'-präivati),  za-rüdjeti  er- 
röten zarucUvati,  u-stedjeti  ersparen  usiedivati,  za-vrfjeii  hinein- 
bohren zavröivati  (s.  o.  zä-vrtati). 

795.  Anhang.  Iterativa  auf  -i-ti.  Eine  Anzahl 
von  imperfektiven  Verben,  fast  alle  irgendeine  Bewegung 
ausdrückend,  hat  seit  urslavischer  Zeit  Iterativformen  neben 
sich  mit  Verbalstamm  auf  -i-  und  Ablaut  der  Wurzelsilbe 
e — o:  gnati  zenem  jagen  göniti,  *ched-,  in  schwacher  Form 
sbd'  part.  prät.  II  shh  skr.  säo,  geben  hdditi,  nesti  neseni 
tragen  nösiti,  vesti  vedem  (nur  in  Komp.)  führen  vöditi,  vesti 
vezem  (nur  in  Komp.)  fahren  vöziti,  vüöi  vücem  (=  *vhlk-) 
ziehen  vldciti  {  =  '^volciti,  Ablaut  zu  velk-,  abg.  viesti  vlekq), 
vrsti  vrzem  binden  (=  "^vbrz-)  im  Simpl.  nur  reflexiv  vrsti 
se  irgendwo  stecken  bleiben  -vrdziti  (=  ^vorziti,  Ablaut  zu 
verz-,  abg.  vresti  vrzq);  Ijesii  Ijezcm  (selten  außerhalb  der 
Komp.)  läziti  gehen.  Die  Komposita  dieser  Iterativa  bilden 
die  Imperfektiva  zu  den  mit  denselben  Präpositionen  zu- 
sammengesetzten Perfektiva  der  Grundverba,  z.  B.  iz-vesti 
herausführen  iz-vöditi,  pri-vüci  herbeischleppen  privldciti, 
'tz-gnati  izenem  austreiben  iz-goniti,  po-vrsti  (einen  Topf) 
umwickeln  u-vrsti  einfädeln  povräzifi  iitrdziü;  -läziti  bildet 
die  Imperfektiva  zu  den  perfektiven  Zusammensetzungen 
von  \6i  {iti)  gehen,  z.  B.  dööi  herkommen  dölaziti;  in  älterer 
Zeit  war  dafür  gewöhnlicher  -höditi,  z.  B.  dohöditi,  jetzt 
noch  lokal  gebräuchlich. 

Die  angeführten  Verba  gbniti  usw.  haben  oft  den  Sinn, 
daß  die  Handlung  sich  nicht  auf  einen  bestimmten  Fall 
bezieht,  sondern  allgemein  auf  jeden  beliebigen  Fall  (wie 
man  sagt  abstrakt)  beziehbar  gedacht  ist,  z.  B.  slijepac 
slijepca  aho  vodi,  oba  ce  u  jamu  pasti  Matth.  15.  14 
wenn  ein  Blinder  einen  Blinden  führt,  werden  beide  in 
eine  Grube  fallen;  hbditi  entspricht  deutschem  «wandeln» 
(unbestimmten  Weges),  Ici  <gehen»  (auf  bestimmtem  Wege), 
z.B.  had  hodase  po  crkvi,  doäose  k  njemu  glavari  svestenicki 
Mark.  11.27  als  er  umherging  in  dem  Tempel,  kamen  zu 
ihm  die  Hohenpriester. 


§  79G— 798.]         Starambildung  und  Aktionsarten.  499 

796.  Von  diesen  Iterativen  aus  kann  wieder 
iteriert  werden  durch  Formans  -a-  mit  Dehnung  des  o 
zu  a:  pro-vesti  -vedem  pf.  durchführen,  provöditi  ipf.,  pro- 
tmtati  iter.  herumführen  (z.  B,  ein  Pferd);  u-vesti  -vezem 
pf.  hineinfahren,  uvbziti  ipf.,  uväiati;  prö-gnati  -zeneni  pf. 
durch-,  vertreiben,  progönifi  ipf.,  progänjati,  auch  das  ein- 
fache gdnjati  ist  in  Gebrauch;  do-nesti  -nesem  pf.  herbei- 
tragen, donositi  ipf.,  donäsati.  —  Neben  gönifi,  höditi,  ndsiti, 
vöditi,  vozifi  stehen  mit  gedehntem  ö  und  Formans  a, 
ohne  Veränderung  des  Konsonanten,  gonati,  hodati, 
nösati,  vodati,  vözati,  mit  ausgesprochen  iterativem  Sinn, 
zuweilen  in  Korapositis  auch  mit  deminuierender  Neben- 
bedeutung. Die  Präpositionalkomposita  sind  perfektiv: 
pro-hödati  herumgehen,  spazieren,  is-hödati  se  hin  und  her 
spazieren,  2}0-h6dati  ein  wenig  herumgehen  (po-höditi  Besuch 
machen  ist  ebenfalls  perfektiv,  das  Imperfektiv  dazu  jw- 
hddati),  na-hödati  se  sich  satt  (zur  Genüge)  gehen;  po-,pro- 
nösati  ein  wenig  herumtragen  (ein  Kind  auf  dem  Arm); 
iz-,  pro-vodati  hin  und  her  führen  (z.  B.  ein  Pferd). 

"797.  Vereinzelte  Fälle  anderer  Verhältnisse  von  Per- 
fektiv und  Imperfektiv  als  die  bisher  behandelten  sind: 
küpiti  pf.  kaufen  knpövati  ipf.,  darövati  pf.  schenken  darl- 
vati  ipf.,  u-Mvati  -kujem  pf.  anschmieden  ukivati  ipf.  (o-Mvati 
im  Anfang  des  16.  Jhs.),  osnövati  bsnujem  anzetteln  pf. 
(Gewebe),  Fundament  legen  osnivaii  ipf. 

798.  Besonderheiten  der  Aktionsart  in  Zu- 
sammensetzungen mit  ^0-  und  mit  mehreren  Prä- 
positionen. 

1.  po-  gibt  oft  den  distributiven  Sinn  einer  in 
einzelnen  Absätzen,  eins  nach  dem  andern,  in  Menge  voll- 
zogenen Handlung.  Da  diese  Gesamthandlung  iterativ  ist, 
wird  sie  durch  die  Iterativform  des  Verbums  ausgedrückt; 
die  Zusammensetzung  der  Iterativform  mit  po-  ist  aber 
perfektiv,  weil  die  einzelnen  Akte  der  Gesamthandlung 
als  perfektiv  empfunden  werden,  so  po-dijemti  (eig.  eins 
nach  dem  andern  hinlegen)  in  Menge  vertun,  pd-hvatati 
eig.  der  Reihe  nach  anfassen,  daher  pdhvatati  se  sich  gegen- 

32* 


500  Das  Verbum.  [§798.799. 

seitig  (z.  B,  beim  Kolotanz)  anfassen,  po-kupövati  in  Menge 
kaufen,  aufkaufen,  po-Ugegati  sich  der  Reihe  nach  hinlegen, 
po-padati  der  Reihe  nach  hinfallen,  po-pläöati  eins  nach 
dem  andern  bezahlen,  pb-pustati  der  Reihe  nach  entlassen 
(zu  pf.  püstati;  ipf.  zu  p)opüstiü  ist  jyopüstaü  oder  -jmstd- 
vati)^  pö-sjedati  sich  einer  nach  dem  andern  setzen  {pösiedati 
ist  zugleich  ipf.  zu  pb-sjesti  zu  Pferde  steigen),  vgl.  den 
Satz:  kartasi  posjedase,  ostali  poiistase,  i  Jatiko  s  gosp)oäom 
ustade  (Lazarevic)  die  Kartenspieler  setzten  sich  einer  nach 
dem  andern,  die  übrigen  standen  einer  nach  dem  andern 
auf,  auch  Janko  stand  mit  der  Dame  auf;  pto-skidaii  der 
Reihe  nach  abwerfen,  z.  B.  p>oskidase  svi  na  zemlju  vrece 
svoje  1. Mos. 44c.ll  sie  warfen  einer  nach  dem  andern  ihre 
Säcke  zu  Boden;  po-strijeljati  der  Reihe  nach  erschießen, 
pb-svadati  Menschen  untereinander  entzweien:  po-vldciti 
(hin  und  her  ziehen)  als  pf.  im  Sinne  von  «eggen»  (Ive- 
kovic-Broz.  Wb.). 

799.  2.  Zusammensetzungen  mit  mehreren 
Präpositionen. 

iz-  gibt  öfter  den  Sinn  des  «eins  nach  dem  andern», 
wenn  es  vor  Imperfektiva  tritt,  die  mit  anderen  Prä- 
positionen zusammengesetzt  sind,  und  wirkt  dann  perfek- 
tivierend:  iz-na-hbditi  (eig.nach  und  nach  finden)  auftreiben, 
iz-nä-laziü  dass.,  iz-na-metati  sich  nacheinander  aufdrängen, 
iz-o-p)irati  nacheinander  abwaschen,  iz-bt-padaü  eins  nach 
dem  andern  abfallen,  z.  B.  tada  izotpadase  konjma  kopita 
Rieht.  5.22  da  fielen  den  Pferden  einem  nach  dem  andern 
die  Hufe  ab;  is-pre-lämafi  nach  einander  zerbrechen,  is-prb- 
padati  insgesamt  nach  und  nach  zugrunde  gehen,  is-pro- 
valjivati  der  Reihe  nach  durchbrechen,  iz-raz-Mjati  eins 
nach  dem  andern  zerschlagen,  iz-po-raz-bolijevati  eins  nach 
dem  andern  erkranken. 

na-  gibt  oft  den  Sinn  der  in  Menge,  in  Fülle  sich 
vollziehenden  Handlung  und  hat  vor  Imperfektiva,  die  mit 
anderen  Präpositionen  zusammengesetzt  sind,  perfektivie- 
rende  Wirkung:    na-pre-ldmafi    in   Menge    zerbrechen,    wa- 


§  799.]  Stamtnbildung  und  Aktionsarten.  501 

pre-rezivati  in  Menge  zerschneiden,  na-s-lägati  anschiebten 
(eine  Schicht  auf  die  andere),  na-üz-imati  in  Menge  nehmen. 

Es  versteht  sich,  daß,  wenn  po-  vor  ein  einfach 
oder  doppelt  zusammengesetztes  Verbum  iterativer  Form 
tritt,  es  dessen  Bedeutung  in  seinem  besonderen  Sinn 
beeinflußt:  po-is-pre-kklati  nacheinander  durchbrechen, 
po-is-pre-krstati  nacheinander  über  Kreuz  legen,  po-is-pre- 
lämafi  nacheinander  zerbrechen,  po-is-pre-metati  übereinander 
werfen,  po-iz-raz-bolijevati  (s.  o.  is-po-raz-bolijevati),  po-is- 
östavljati  nacheinander  verlassen,  po-iz-valjivati  po-is-prevalji- 
vafi  nacheinander  umwerfen,  po-na-hijaii  eins  nach  dem 
andern  draufschlagen,  po-nä-nijestati  unterbringen  (=  einen 
nach  dem  andern  placieren),  po-nä-ticati  der  Reihe  nach 
anspießen,  po-s-hidati  der  Reihe  nach  herabwerfen,  2)0-z- 
bäcati  dass.,  po-s-lagati  in  Menge  zusammenlegen,  po-s-lijetati 
eins  nach  dem  andern  herabfliegen,  po-s-micati  der  Reihe 
nach  wegrücken,  po-s-tvärati  eins  nach  dem  andern  schaffen, 
po-s-valjivati  der  Reihe  nach  herabwälzen,  j:?o-w-rMm/i  der 
Reihe  nach  verheiraten,  po-nz-iinati  eins  nach  dem  andern 
wegnehmen,  po-ü-tjecati  nacheinander  entlaufen,  j^^-za- 
lordvljati  eins  nach  dem  andern  vergessen,  po-za-drijemaü 
{za-drije7nati  ist  an  sich  pf.)  nacheinander  einschlafen,  po- 
zä-iniati  sich  gegenseitig  (auf  dem  Felde)  helfen,  po-zä- 
mrcati  nacheinander  vom  Dunkel  überfallen  werden,  po-za- 
vezivati  nacheinander  verbinden. 

Auch  sonst  mögen  bei  mehreren  Präpositionen  gleiche 
Verhältnisse  obwalten,  vgl.  z.  B.  us-prö-padaü  hier  und  da- 
hin auseinander  laufen,  1.  Sam.  14.16;  doch  kann  ich 
keine  weiteren  Angaben  machen. 


502  Das  Verbum.  [§800. 


Konjugation. 

800.  I.  Übersicht  über  den  Formenbestand  des 
Verbums. 

A.  Finita  (mit  Personalendung  versehene)  Formen: 

1.  Tempora;  einfache  (nicht  durch  Umschreibung 
mittels  Partizip  oder  Infinitiv  und  Hilfsverbum  gebildet): 
Präsens,  Imperfektum,  Aorist ;  umschriebene:  Perfektum 
(mit  Plusquamperfektum),  Futurum  (über  nicht  um- 
schriebenen futurischen  Ausdruck  in  Nebensätzen  s.  in 
der  Syntax), 

2.  Modi,  einfach  Imperativ  (der  ursprüngliche  Op- 
tativ präsentis,  s.  Abg.  Gr.  §  160),  umschrieben  Kondi- 
tionalis. 

B.  Infinite  Formen:  Partizip  (Gerundium)  prä- 
sentis aktivi,  Part.  (Gerundium)  präteriti  aktivi  I,  Part, 
präter.  akt.  II,  Part,  präter.  passivi;  Infinitiv. 

Die  finiten  Formen  haben  Singular  und  Plural  je  in 
drei  Personen;  der  Dual  ist  bis  auf  Reste  verloren. 

Für  die  sogenannten  Genera  verbi,  Medium  und  Pas- 
sivum,  gibt  es  keine  besonderen  Formen,  beide  werden 
durch  die  Aktivformen  mit  enklitisch  angefügtem  se  (Akk. 
sg.  des  Reflexivpronomens,  sf)  ausgedrückt,  oder  das  Part, 
pass.  wird  zur  Umschreibung  passivischer  Wendungen  ge- 
braucht. 

An  einem  bestimmten  Verbum  veranschaulicht,  ergibt 
sich  folgende  Formenreihe  (angegeben  ist  bei  den  finiten 
Formen  die  1.  sg.,  beim  Imperativ  die  2.  sg.):  Präsens 
cüväm  (Medium-Passivum  cüväm  se),  Imperfekt  cüväh,  Aorist 
cüvah,  Perfekt  cüvao  sam,  Futurum  cüva-ön  (für  cüvat-cu  = 
cüvati-öu),  Imperativ  cüväj,  Konditional  cävao  bih,  Partizip 
präs.  akt.  cüvajüdi,  Part.  prät.  akt.  I  cüvävsi,  II  cilvao  (f. 
cüvala  usw.),  Part.  pass.  cüvän,  Infinitiv  cüvati. 


§  801.]  Konjugation.  503 

801.  II.  Einteilung  in  Konjugationsklassen  und 
Präsensbildung. 

Sie  erfolgt  hier  auf  Grundlage  der  Präsentia.  Wenn 
man  absieht  von  der  Bildungsweise  der  Präsensstämme 
und  nur  die  Lautgestalt  der  Silbe  vor  den  Personal- 
endungen ins  Auge  faßt,  so  lassen'  sich  die  skr.  Präsentia 
in  drei  Gruppen  zerlegen: 

A.  Vor  den  Personalendungen  steht  von  der  1.  sg. 
bis  2.  pl. -e-,  3.  pl. -f«,  z.B.: 

pletem  pletemo 

pletes  pletete 

plete  pletü. 

Ebenso  dlgnem  dignes;  cujem  cüjes;  pisem  pises;  küpujem 
küpiijes  usw. 

B.  Vor  den  Personalendungen  steht  von  1.  sg.  bis 
2.  pl.  -«-,  in  der  3.  pl.  -ajü,  z.B.: 

cüväm  cävämo 

cüväs  cäväte 

cüvä  cüvajä. 

C.  Vor  den  Personalendungen  steht  von  1.  sg.  bis 
2.  pl.  -l-,  3.  pl.  -e,  z.  B. : 

nosim  nosimo 

nosis  noslte 

nösi  nöse. 

Man  kann  noch  eine  Gruppe  D  hinzufügen,  die  aber 
nur  aus  ein  zwei  Verben  besteht;  vor  den  Personalendungen 
von  1.  sg.  bis  2.  pl.  jekav.  -ije-,  ekav.  -e-,  '^.^\.-ijü,-ejü.: 

nmijem  iimem       ntnijemo        umemo 

ümijes  ümes         ümijete  ümete 

ümije  üme  ümijü  ümejü. 

Die  Gruppen  B,  C  machen  keine  Schwierigkeit,  da 
bei  allen  Präsentia   das    gleiche  Formans  -ä-,  -i-  besteht. 

In  der  Gruppe  A  dagegen  gibt  das  -e-  an  sich  keine 
Anschauung  von  der  Bildung  des  Präsensstammes,  da  es 


504  Das  Verbum.  [§801.8ü2. 

Bestandteil  verschiedener  Formantien  sein  kann ,  die, 
zwischen  Verbalstamm  und  Personalendung  stehend,  den 
Präsensstamm  von  anderen  Verbalformen  unterscheiden. 
Es  ist  daher  geboten,  hier  Unterabteilungen,  Klassen,  nach 
diesen  Formantien  zu  machen;  die  Klasseneinteilung  ist 
dann  auch  durch  die  Gruppen  B — D  weitergeführt,  damit 
eine  gleichmäßige  Übersicht  der  Präsensflexion  entstehe. 
Außerhalb  der  Klasseneinteilung  steht  eine  geringe  Zahl 
von  Präsentia,  die  aus  altertümlichen  Resten  ursprünglicher 
Präsensbildungen  besteht. 

Über  das  durchgehende  -m  der  1.  sg.,  ausgenommen 
höcH  cu  ich  will,  mogu  ich  kann,  neben  einigen  nicht  all- 
gemein gebräuchlichen  auf  -u  s.  §§  818,841. 

802.     (Gruppe  A.)     Klasse  I,  Formans  -e-. 

1.  Einheitlicher  Verbalstamm,  von  diesem  der 
Infinitiv;  die  Verbindung  des  Formans  -ti  mit  dem  kon- 
sonantischen Wurzelauslaut  bringt  verschiedene  Laut- 
gestalten des  Infinitivs  mit  sich: 

Bei  Wurzelauslaut  f,  d,  s,  z  Inf.  -sti:  pVetem  2)leteSy 
plesti  flechten;  hödeni  bodes,  hbsti  stoßen;  tr^sem  treseSj  tristl 
schütteln;  grizem  grizes,  grlsfi  beißen.  Diese  Infinitivformen 
sind  die  urslavischen. 

Bei  Wurzelauslaut  j;,  h,  ?■  tritt  -sti  an  diesen,  h  muß 
dabei  in  p  übergehen :  te2)em  tepes,  tejjsti  se  (eig.  sich  herum- 
schlagen) sich  herumtreiben;  grcbem  grebes,  grepsti  kratzen; 
zivem  zives,  iivsti  (nicht  allgemein  gebräuchlich)  leben; 
Budmani  §  146.2  gibt  auch  an  plijevem  plijeves  (ekav.  jde- 
vem  pleves)  pUjevsti  (wenig  gebräuchlich)  jäten.  Diese  In- 
finitive sind  Neubildungen  statt  ursl.  teti,  greti,  ziti  *pelii 
abg.  pleti.  Im  Skr.  sind  in  der  alten  Form  erhalten  ziti^ 
pljeti,  dazu  -süti  {nä-süti)  präs.  -ejiSm  (^  s^2)n)  schütten. 
Das  -sti  ist  den  zahlreicheren  Infinitiven,  deren  -sf-  auf 
lautlich  normalem  Wege  entstanden  war,  entlehnt. 

Bei  Wurzelauslaut  A:,  g  Inf.  -öi  (über  Jet  zu  c  s.  §  156): 
pecem  peces  3.pl.  pehl,  pkU  braten,  zeiem  zezes  o.pl.  ie^^w, 
zeci  brennen  (trans.).  Das  einzige  hierhergehörende  Verbum 


§  802— S05.]  Konjugation.  505 

mit  h  {eil),  vrsein  vrses  3.  pl.  vrhä,  hat  im  Inf.  ebenfalls 
d,  vrijedi  (vgl.  Abg.  Gr.  S.  56). 

Wurzelauslaut  Nasal  w,  m;  vor  dem  -ti  ursl.  Nasal- 
vokal f ,  q,  skr.  e,  u :  künem  Tcünes  (aus  kln-  =  khn-),  Jcleti 
(:^  JclfH)  fluchen;  prö-fnem  -pnes  (=  phn-),  pirb-peti  aus- 
spannen; po-cnem  -cnes  (=  -cfe«-),  pö-ceti  {-ceti)  anfangen; 
zä-zniem  -imes  (=  shm-),  zä-zeti  {-z§ti)  zudrücken ;  öt-mem 
-mes  i=ot-hmq),  öt-efi  (=  ot-eti)  wegnehmen;  nä-dmem  -dmes 
(^  dzm-),  nä-dufi  {-dqti)  aufblasen. 

Wurzelauslaut  r:  mrem  mres{^^nihr-),  mrijeti  {='^merti 
abg.  mreti)  sterben,  derem  (abg.  derq)  drijeti  {drljeti,  = 
*derti,  abg.  anders  dhrati,  vgl.  skr.  Part.  prät.  a.  11  dro 
f.  drla  zu  einem  *dbr-ti,  und  skr.  räz-drem  -dres  [=  dbr-j, 
räz-drijefi);  u-prem  -pres  (=  jj6r-)  n-prijeti  anstemmen; 
prö-strem  -sfres  (^  s^fer-)  pirö-sirijeti  (=  *-sterti,  abg.  streu) 
ausbreiten;  ü-vrem  -vres  se  (=  ^'ör-)  h-vrijeii  (=  ^'-verti, 
abg.  ?;r^fi)  sich  einschmiegen;  pro-idrem.  -Mres  (=  i6r-) 
prö-idrijeti  (=  ^zerti,  abg.  ire/j)  verschlingen;  frm  /res 
(=  ^6r-),  fr^i  (=  */wfi,  abg.  /r/i)  reiben. 

803.  2.  Verba  mit  zweitem  Stamm  auf  -a-, 
sehr  spärlich  vertreten  im  Vergleich  mit  den  zahlreichen 
von  1 . :  herem  beres,  brati  (=  bbrati)  lesen ;  perem  i^eres, 
präü  (=  phraii)  waschen;  rvem  rves  se,  rvati  se  (==  nvq, 
7"ovaii)  ringen;  zenetn  zenes,  gnäti  {=  (jmati)  jagen;  sein  ses, 
sali  {==  Sosq,  shsati)  saugen  (an  der  Brust),  cem  ces  (für 
*tcem  usw.,  aus  hkq  hcesh\  gewöhnlicher  tkäm),  fMti 
{=  t^kati)•,  zbvem  zoves,  zväti  (=  zzvati)  rufen. 

804.  Klasse  II,  Formans -«e-;  die  Infinitivbildung 
entweder  von  einem  zweiten  Stamm  auf  -nu-  oder  vom 
konsonantisch  auslautenden  Verbalstamm  (s.  §§765, 766); 
vokalisch  auslautende  Verbalstämme  haben,  mit  Ausnahme 
von  stänem  stäti  sich  stellen,  nur  -nu-ti:  dlgnem  dlgnes, 
dlgmiti  oder  dlci;  mi-nem  ml-nes,  mi-nuti  vorübergehen,  im 
Skr.  dazugekommen  djenem  (neben  djedem,  in  Zusammen- 
setzungen auch  za-dijem  =  dejq)  mit  Inf.  djeti  (und  djesti). 

805.  Klasse  III,  Formans  -je-.  Das  -je-  kann 
als  solches    nur   hervortreten  bei  vokalisch    auslautendem 


506  Das  Verbum.  [§805.806. 

Verbalstamm ;    bei    konsonantischem  Auslaut  müssen  die 
§  134  behandelten  Lautverbindungen  eintreten. 

1.  Konsonantisch  auslautender  Verbalstamm; 
mit  ganz  geringen  Ausnahmen  (s.  u.)  haben  diese  Verba 
zweiten  Stamm  auf  -a-,  Inf.  -a-ii-,  Beispiele  der  mög- 
lichen Konsonantenwandlungen  im  Präsens  sind: 

tj  —  c:  mecem  meces,  metati  legen,   werfen, 

htj — so:  dfscem  dfsces,  drhtati  zittern, 

dj  —  ä:  glödem  glodes,  glbdati  nagen, 

kj — (•:  locem  löces,  Ibkati  schlürfen, 

gj  —  i:  läzem  lä^es,  lägati  {hm  hgati)  lügen, 

skj  —  st  (sc):  Istem  Utes  (iscem),  iskati  suchen, 

hj  —  s:  dxsem  dJses,   dlhati  atmen, 

p,  i,  m,  v-]-j — pl\  hl',  ml',  vi'',  häpljem  käpljes,  häpati 
tropfen;  zöbljem  söbljes,  zöbati  fressen  (Körner);  drljemljem 
dryemljes  (ekav.  dremljem),  drijemati  (dremati)  schlummern; 
nä-zwljem  (nä-ziväm),  nazivati  nennen. 

sj  —  s:  tesem  teses,  tesati  behauen ; 

zj  —  i:  veiem  vezes,  vezati  binden; 

nj  —  n:  zyijem  znjes  (daneben  zanjem  zänjes),  zeti 
(=  zbiiq  zeti)  ernten. 

Ij  —  /' :  sljem  (daneben  säljeni)  sljes,  släti  (=  shljq  s^- 
lati)  schicken. 

Altes  rj  muß  skr.  zu  r  werden  (s.  §  134):  örem  öres, 
drati  (=  orq),  sie  sind  also  nicht  mehr  von  den  Verba 
unter  I.  2  (§  803),  berem  bräti  usw.,  zu  unterscheiden. 

Die  wenigen  Verba  ohne  zweiten  Stamm  sind:  znjem 
znjes  {zünjem;  ein  dial.  Präsens  zenjem  hat  sein  e  aus  dem 
Infinitiv  entnommen),  zeti  ernten;  meljem  meljes,  mljeti 
(=  ursl.  *melti,  abg.  mleti)  mahlen;  köljem  köljes,  kläti 
(=  ^kolti  abg.  klati)  schlachten,  fällt  äußerlich  mit  den 
zweiten  Stämmen    auf  -a-  zusammen. 

806.  2.  Vokalisch  auslautender  Verbalstamm. 
Hierher  gehören  die  auf  a,  je  (=  e),  i  (=  i  und  y)  aus- 
lautenden einsilbigen  Verbalstämme  (==  Wurzel)  und  die 
auf  u  auslautenden  ein-  und  mehrsilbiaren.     Die  Infinitiv- 


§806—808.]  Konjugation.  507 

bildung   geschieht   entweder    vom   Verbalstamm   aus  oder 
von  einem  zweiten  Stamm  auf  a  {ja). 

A.  Ohne  besonderen  zweiten  Stamm,  Verbal- 
stamm auf  i  (==  i  und  y)  und  ?/,  z.  B.  hljem  bijes,  hlti 
schlagen ;  Tcnjem  krljes,  kriti  {i  =  y)  decken ;  öb-ujem  -iijes, 
ob-uti {ßchvih)  anziehen.  Die  auf  -e  auslautenden  haben 
im  Jekavischen  äußerlich  dieselbe  Gestalt,  z.  B.  smljeni  smrjes, 
smjeti  wagen,  aber  ekav.  smem  smes,  ikav.  smhn  smis^  d.  i. 
'*smes,  kontrahiert  aus  ^smejesb  (s.  Kl, VI  §810).  Das  einzige 
Beispiel  mit  a  znäti  ist  übergegangen  in  die  Kl.  III:  znäm 
znäs  usw.  (älter  znaju  znajes).  Besonders  verhalten  sich 
pbjem  pöjes,  pjefi  singen,  wo  je  (e)  =  altem  oi,  dem  Prä- 
sens nachgebildet  ist  auch  ein  Inf. /Joy'a/i;  däjem  däjes,  da- 
vati  (Imperfektiv  zu  däti)  geben;  po-znäjem  -znäjes,  po-znävati 
(Imperfektiv  zu  pb-znati)  kennen. 

807.  B.  Zweiter  Stamm  auf  -a-. 

a)  Einsilbiger  Verbalstamm  (=  Wurzel),  z.  B. 
häjem  bäjes,  bäjati  zaubern;  brljem  bnjes,  br)jati  rasieren; 
sljeni  sijes,  sljati  (ekav.  sejem  sejes,  sejati)  säen ;  küjem  küjes, 
hbvati  schmieden;  snüjem  S7mjes,  snbvati  zetteln;  trüjem,  trüjes, 
trbvafi  vergiften.  Hier  hatte  der  Verbalstamm  ursprünglich 
dieselbe  Vokalstufe  im  Präsens  wie  im  Infinitiv,  dagegen  bei 
bljüjem  bljujes,  bljüvati  (abg.  bl'ujq  bl'hvati)  sich  übergeben ; 
kljüjem  kljnjes,  kijüvati  (kl'ujq  kl'bvati)  picken;  pljüjem  pljüjes, 
pljüvati  {pl'iijfi  pl'hvati)  ist  das  n  des  Infinitivs  dem  Präsens 
entnommen. 

b)  Mehrsilbiger  Verbalstamm,  -ova-ti,  -iva-ä,  das 
Fräsens -ifjein -HJes,  z.B.  kiijmjem  knpujes,  kupbvaii  kaufen; 
därujem  därujes,  darivafi  schenken  (s.  §791).  Bei  denen  auf 
-ivati  kann  die  Präsensbildung  auf  -iijem  nicht  stattfinden, 
wenn  das  7.  Wurzelvokal  ist,  mit  anderen  Worten,  wenn 
das  stammbildende  Formans  nicht  -Iva-,  sondern  -va-  ist, 
äußerlich  ausgedrückt,  wenn  die  Infinitive  dreisilbig  sind; 
daher  z.  B.  wohl  kazi-vati  käzujem,  aber  nur  bi-vati  bi-väm, 
v-mi-vati  ü-miväm  nach  Kl.  IV,  §  808. 

808.  (Gruppe  B)  Klasse  IV;  vor  der  Personal- 
endung von   1.  sg.  bis  2.  pl.  -ä-,  Infinitiv  -a-ti:  cüväm 


508  Das  Verbuna.  [§808—810. 

USW.,  o.  pl,  cüvajü.  Die  ursprüngliche  Form  war  nivaja 
cuvajesb  (aivajesi  abg.)  cHvajetb  (-h  abg.)  cuvajeiim  cuvajete 
cuvajqth  (abg.  -t^) ;  sie  ist  im  Skr.  noch  sichtbar  in  der 
8.pl.  cüvajü,  das  ä  der  übrigen  Personen  beruht  auf  Kon- 
traktion von  aa  =  aje  (vgl.  dazu  Abg.  Gr.  §  196.2,  S.  251). 

809.  (Gruppe  C)  Klasse  V;  vor  der  Personal- 
endung -i-  von  Lsg.  bis  2.  pl.,  3.  pl.  -e-. 

1.  Einheitlicher  Verbalstamm  auf  -?-,  Infinitiv 
-i-ti,  z.  B.  nösuii  nösls  uosi  nösviio  vösite  nöse,  ndsiti  tragen. 

2.  Zweiter  Stamm  auf  -je-  (-e-),  nach  palatalen 
Konsonanten  -a-,  Infinitiv  -je-ti  oder  -a-ü,  z.  B.  vidh)i  vldis 
vidi  vldimo  vidite  vute,  vldjeti  sehen;  drMm  drzts  usw.,  drzati 
halten. 

Ganz  vereinzelt  steht  in  Kl.  V  spxm  spis  usw.,  späti 
schlafen  {=^s^pl'a  s^2nsb,  s^pati^,  gewöhnlich  dafür  gebraucht 
späväm,  spdvati). 

810.  (Gruppe  D)  Klasse  VI;  vor  der  Personal- 
endung jekav.  -ije,  ekav.  e,  ikav.  l,  z.  B.  ümijem  (bei 
Vuk  ümijem,  e  nach  der  Analogie  von  pUtem  hijem  usw.) 
ümem  ümim,  itmijes  nmes  ümis,  ihnije  üme  ümi,  ümijemo  ümemo 
ämimo,  ümijete  ümefe  ümite,  ümijü  ümejü  ümijü,  ümjeti  ümeti 
ümiti  verstehen.  Es  sind  die  alten  Verba  auf  -e-jq  -e-je-sb, 
-e-ti,  das  skr.  e  (ije,  e,  i)  beruht  auf  Kontraktion  von  ee 
aus  eje  (vgl.  Abg.  Gr.  §196.2,  S.  251).  Außer  ümjeti  gehört 
noch  hierher  das  lokal  gebräuchliche  ugöveti  ugövem  (im 
Ak.Wb.  auch  das  Simplex  gbvjeii  göveti,  gövijem  gbvem)  zu 
Gefallen  sein.  Durch  die  gleichen  Lautverhältnisse  sind 
aber  im  Skr.  auch  einige  Verba  einsilbigen  Stammes  auf 
■e-  in  diese  Klasse  versetzt:  smjeti  ekav.  smUi  ikav.  smlti 
wagen,  ekav.  smem  smes  o.pl.  smejü  ikav.  smim  3.  pl.  smljü 
jek.  smijem  3.  pl.  smljü  (=  shmejq  s^meti),  -spjeti  [dd-spjeti) 
Muße  haben,  ekav.  -speti  ik.  -splti,  ekav.  -spem  {dö-spem)  ik. 
spim  jek.  spljem  usw.  (=  spejq  spejest,  speti). 


§811.812.]  Konjugation.  509 

811.  VII.  Anhang.  Reste  alter  athematischer  Prä- 
sensbildungen und  Unregelmäßigkeiten. 

jesam  sam,  Infinitiv  b'ifi  sein;  däm,  däti  geben;  alt  vem, 
wcZe^z  wissen ;  jem  jekav.  tjem,  jesti  essen;  imäm,  rmati  haben 
(abg.  iniamb,  imeti) ;  ulem,  tti  tci  gehen. 

orthotoniert  enklitisch 

skr.  jl'saui  abg.  jesmb  skr.  sam 
jesi                      jesi  si 

jest  jestö  je 

jesmo  jesmö  smo 

jesfe  jeste  sfe 

Jesu  sqtö  SU. 

Jesu  ist  Neubildung  im  Anschluß  an  jesam  usw.,  sam 
usw.  entstanden  durch  Stummwerden  des  unbetonten  je- 
(vgl.  ga  neben  njega)  und  durch  den  Gegensatz  von  Jesu 
SU ;  jest  ist  zu  je  geworden  nach  Analogie  aller  anderen 
Verba.  Negiert  (ich  bin  nicht)  nijesam  nijesi  nije  nijesmo 
nijeste  nijesu  (ekav.  nesam^  ikav.  nisam  usw.)  aus  urslav. 
nesmb  =  *«e  -esmb.  Jesam  kann  keine  Verbindung  mit 
Präposition  eingehen,  mit  solchen  kann  nur  das  perfektive 
Präsens  zu  hlti,  hudem  (nach  Kl.  I),  zusammengesetzt  werden, 
prb-biti  pro-hudem  gedeihen,  zä-hiti  zä-budem  vergessen  (im 
gewöhnl.  Gebrauch  dafür  zaböraviii),  z-blti  se  z-büde  se  in 
Erfüllung  gehen;  doch  geht  bei  do-biti  gewinnen,  snebiti  se 
verlegen  werden  das  Präsens  nach  Kl.  III:  dobijem,  sne- 
bijem  usw. 


812.  skr. 

däm 

dddem 

abg.  damh 

das 

dddes 

dasi 

da 

ddde 

dastö 

dämo 

dddemo 

damö 

ddte 

dddete 

dasfe 

dädü 

dädü 

dadßt 

Die  Formen  von  däm  bis  ddte  sind  gleich  denen  von 
Kl.  IV,    die  Ausgleichung   bewirkt  durch  die  mit  cüvämo 


510 


DaB  Verbum. 


[§812—815. 


cüväte  zusammenfallenden  ddmo  ddte;  dddü  vertritt  älteres 
ddde,  aus  ihm  sind  die  Formen  dddeni  usw.  gebildet  nach 
der  Analogie  von  jjletü  pletem  usw.  Ferner  hat  die  Gleich- 
heit von  znäm  znäs  znä  zndnio  zndte  (normal  3.  pl.  znajü) 
mit  däm  usw.  eine  3.  pl.  znddü  veranlaßt,  dem  wieder  ein 
neues  Präsens  znddem  znddes  wie  dddeni  angeschlossen  ist; 
ebenso  imddem  imädes  statt  hnäm  hnäs. 

813.     Das  jetzt  ungebräuchliche,  bis  ins  17.  Jh.  ge- 
brauchte 

skr.  vem  {vljem  vim)  abg.  venih 

ves  vesi 

ve  vestö 


vemo 


vemö 


veste 

veste 

vede  (vedü) 

ved^tö. 

814.     ekav. 

jekav. 

skr.  jeni 

ijem 

jedem 

abg.  jamb  (=  *emb) 

jes 

Ijes 

jedes 

jasi 

je 

Ije 

jede 

jastb 

jemo  ijemo       jedemo  jmm 

jete  Ijete         jedete  jaste 

jedü  ijü  jedü  jad^th. 

Das  skr.  je-,  ije-  geht  auf  e  zurück,  jedü  vertritt  älteres 
jede,  aus  ihm  ist  das  neuere  gewöhnliche  Präsens  jedem 
(Betonung  nach  dem  Infin.  jesti)  hervorgegangen;  ijü  ist 
Ausgleichung  mit  ijem.,  jes  je  jdmo  jete  üniformierung  nach 
der  sonstigen  Präsensflexion.  Nach  Ak.Wb.  ist  in  Ragusa 
die  Betonung  Ijem  ijemo. 


815,  skr.  Imäm 
miäs 
imä 

imdmo 

imdte 

iniajü 


abg.   imamb 


imasi 
imatb 

imamz 

imate 

imatb. 


§816.817.]  Konjugation.  511 

816.  Eine  alte  Bildung  ist  auch: 
skr.  idem  abg.  idq 

Ides  idesi 

ide  idets 

Ideiiio  ideniö 

Idete  ideie 

Idü  idqfö. 

Schwierigkeiten  machen  die  Zusammensetzungen  mit 
Präpositionen.  Sind  diese  vokalisch  auslautend,  so  hat 
das  Präsens  die  Form  -dem  -des  usw.,  der  Infinitiv  -ci, 
und  der  Vokal  der  Präposition  ist  gedehnt,  so  dödem  dödes 
usw.,  doci  kommen;  nädem,  näci  finden;  pödem,  poci  hin- 
gehen; prtdem,  prici  herangehen;  pn jedem,  prijeöi  (ekav. 
predem preci)  hinübergehen;  jn'ödeni,  procl  durchgehen;  sädem 
(Präp.  SZ-;  sütem),  säci  (sici)  herabkoramen;  üdem,  üöi  (Präp. 
v^-)  hineingehen;  zudem,  zdöi  hintergehen;  ebenso  wenn 
statt  sonst  konsonantisch  auslautender  Präpositionen  Formen 
auf  -a  =  -^  gebraucht  werden:  izädem,  izddi  ausgehen^ 
dbädem,  obäöi  umgehen.  Die  älteren,  auch  noch  dialektischen 
Formen  sind  hier  do-jdem  usw.  (s.  §  177).  Bei  konsonan- 
tischem Auslaut  der  Präposition  konnte  kein  d,  6  entstehen, 
es  ist  aber  in  solchen  Zusammensetzungen  das  i  der  Wurzel- 
silbe lang:  hidem,  dbidem,  öiüUm  weggehen,  ün-ülem  (Präp. 
=  vsn-)  hineingehen,  üz-idem  (==  l1^z■)  hinaufgehen,  Inf.  iz-' 
ici  usw.  Das  daneben  gebrauchte  h-idem  usw.  hat  sein  d 
nach  dem  Muster  von  dödem  usw.,  ebenso  die  Infinitive 
iz-iöi  usw.  das  c  nach  doöi,  danach  ist  auch  das  Simplex 
löi  neben  Ui  getreten  und  lokal  Präs.  utem  statt  idem.  Statt 
düdem  ist  gewöhnlich  ödem  ödes  öde  Memo  ödete  ödü. 

817.  Das  Präsens  djedem  (zu  djesti,  djeti)  ist  nicht 
anknüpfbar  an  ein  ehemaliges  ^de-dhemi  (ai.  da-dhämi,  s. 
Abg.  Gr.  §  156),  da  dies  slavisch  durch  dcMq  deklesh  er- 
setzt war,  sondern  es  ist  entstanden  im  Anschluß  an 
dädem  usw.  (§  812). 


512  Das  Verbura.  [§818.819 

818.  hdfjeti  hjeti  wollen  hat  ein  orthotoniertes  und 
ein  enklitisches  Präsens: 

skr.  höcu  6u  abg.  chostq,  chöstq  usw. 

hoces  öes  chostesi 

hoöe  öe  chosteh 

hööemo  cemo  chosteim 

höcete  cete  chostefe 

höce,   hofe        ce,   te  chotcth. 

Nach  Daniele  die  2.  3.  sg.  hoces  höce.  Im  -u  der 
1.  sg.  ist  das  alte  -q  bewahrt,  wie  auch  in  ynbgu  ich  kann, 
und  lokal  in  veljii  ich  sage  (inquam),  völfu  will  lieber,  viäu 
sehe  (gewöhnlich  velmi,  völim,  vldim),  vgl.  §  841 ;  höte  te  sind 
die  älteren  Formen,  dem  abg.  -tet^  entsprechend,  hode  ce 
haben  c  aus  den  anderen  Personen  entlehnt. 

819.  Die  Betonung  der  Präsentia. 
Allgemeine    Bemerkung    zur  Verbalbetonung. 

Gewöhnlich  geht  man  zur  Bestimmung  der  Betonung  und 
Quantität  aller  Verbalformen  vom  Infinitiv  aus:  bei  der 
und  der  Betonung  und  Quantität  des  Infinitivs  findet  die 
und  die  Betonung  und  Quantität  des  Präsens,  Aorists  usw. 
statt;  so  in  der  zusammenfassenden  Aufzählung  aller  bei 
Vuk  vorkommenden  V^erba  von  Daniele  in  Akcenti  u  gla- 
gola,  Rad  VI  (Sonderal)druck  Agram  1896).  In  einem  ge- 
•wissen  Grade  ist  es  berechtigt,  falls  man  auf  urslavische 
und  noch  ältere  Verhältnisse  zurückgreift,  von  einer  Grund- 
betonung des  Verbalstammes,  von  dem  ja  in  den  meisten 
Fällen  der  Infinitiv  abgeleitet  ist,  auszugehen.  Hier  ist 
von  dem  urslavischen  und  vorslavischen  Stand  der  Dinge, 
der  noch  einer  vollständigen  Erforschung  harrt,  abgesehen 
(ein  Versuch  von  Breznik,  Die  Betonungstypen  des  slav. 
Verbums,  ASlPh.  32  [1911],  S.  399).  Es  ist  auch  inner- 
halb des  Skr.  zuweilen  bequem,  den  Infinitiv  heranzuziehen, 
aber  in  den  meisten  Verbalklassen  nützt  das  Ausgehen 
vom  Infinitiv  sehr  wenig.  Wer  die  86  Paragraphen  bei 
Daniele,  Akc.  u.  gl.,  in  Rücksicht  auf  die  Präsensbetonung 


§819—821.]  Konjugation.  513 

durchnimmt,  wird  wohl  den  Eindruck  eines  völligen  Chaos 
davontragen,  denn  verschieden  betonte  Infinitive  haben 
gleich  betonte  Präsentia,  z.B.  tresii  schütteln  j;re.sfi  (e=f) 
spinnen,  Fväs.  tresem  jji'edem;  tunidi  untersinken  dlgmdi  be- 
wegen, Präs.  tönern  (Vignem;  gleich  betonte  Infinitive  haben 
verschieden  betonte  Präsentia,  z.  B.  nösiü  tragen  lömiti 
brechen,  Präs.  nösvm  lonihn.  Die  Betonung  des  Präsens  ist 
lange  nicht  so  mannigfaltig,  wie  sie  beim  Ausgehen  vom 
Infinitiv  erscheint,  sie  ist  viel  mehr  durch  starke  Unifor- 
mierung im  ganzen  einfach  geworden;  wirkliche  Schwierig- 
keiten bietet  nur  Kl.V.  1  {-i-ti,  -mi).  Man  muß  sich  frei- 
lich hier  wie  bei  allen  Betonungsverhältnissen  des  Skr. 
vergegenwärtigen,  daß  die  jetzige  stokavische  Lage  des 
Haupttons  nicht  die  ursprüngliche  ist,  sonst  kann  man 
die  Verbalbetonung  nicht  verstehen.  Dazu  bemerke  ich, 
daß,  wenn  von  altem  oder  älterem  Hauptton  hier  die 
Rede  ist,  darunter  nicht  notwendig  der  urslavische  zu  ver- 
stehen ist,  sondern  nur  die  ältere  Haupttonstelle  im  Serbo- 
kroatischen. 

Im  folgenden  gehe  ich  daher  von  den  Präsensklassen 
aus ;  es  ist  aber  der  Infinitiv  und  dessen  Betonung  gleich 
hier  mit  angegeben  wegen  der  leichteren  Auffindung  der 
Verba  in  den  Wörterbüchern,  da  in  diesen  wie  in  Gram- 
matiken der  Infinitiv  einmal  sozusagen  als  die  Normalform 
des  Verbums  gilt. 

820.  Die  Betonung  der  Präpositionalkompo- 
sita  erfolgt  im  allgemeinen  so:  hat  die  erste  Silbe  des 
Präsens  den  Akzent  "  oder  ",  so  geht  er  im  Stokavischen 
als  '  auf  die  Präposition  über,  in  einigen  bestimmten  Fällen 
(s.  §§  821  [Bb],  823,  824,  826,  829,  830)  bekommt  die  Prä- 
position die  Betonung";  hat  irgendeine  Silbe  des  Präsens 
sekundären  Hauptton,  '  oder  ',  so  kann  er,  als  schon  zu- 
rückgezogen, nicht  auf  die  Präposition  übergehen.  Beim 
Infinitiv  verhält  es  sich  ebenso^  "'  kann  aber  hier  die 
Präposition  nie  bekommen. 

821.  Klasse  LI.  Einige,  ganz  wenige,  Verba  aus- 
genommen, lag  der  ältere  Hauptton  auf  dem  Präsensformans 

Leskien,   Serbokroatische  Grammatik.  83 


5U  Dae  Verbura.  [§821. 

e,  oder  in  bestimmten  Fällen  in  der  1.2.  pl.  auf  der  Per- 
sonalendung; in  der  jetzigen  stokavischen  Betonungsweise 
also  um  eine  Silbe  weiter  zurück.  Da  die  Zahl  der  Verba 
verhältnismäßig  gering  ist,  mögen  sie  hier  alle  genannt 
werden.    Bei  Mitberücksichtigung  der  Quantität  ergibt  sich: 

A.  Ist  die  Wurzelsilbe  ursprünglich  lang,  so 
lag  der  ältere  Hauptton  auf  dem  Formans  e  in  allen  Per- 
sonen, die  Länge  mußte  erhalten  bleiben  (s.  §224);  nach 
heutiger  Betonung  daher  z.  B.  tresern  irises  trese  tresema 
fresete  tresü.  Hierher  gehören:  crpem  crpes,  crpsH  {r  =  hr) 
schöpfen ;  dühem  dübes,  düpsti  aushöhlen ;  gredem  gredes,  gr6sti 
(e:^e)  kommen;  grizem  grlzes,  gristi  beißen;  klddem  klddes, 
Iclästi  legen;  krädem  krddes,  kräsH  stehlen;  U£em  Uses,  Wx 
{e  =  ^)  brüten;  meiern  metes,  mesti  (e  =  e)  umrühren; 
müzem  müzes,  müsti  {u  =  bl)  melken ;  pddem  pddes,  pästi  fallen ; 
pdsem  pdses,  pästi  weiden;  predem  predes,  presti  spinnen; 
ptüzem  püzes,  püsti  se  {u  =  bl)  gleiten;  rästem  rdstes,  rdsti 
wachsen;  sijecem  sijeces,  sjeci  (ek.  secem  seces,  seöi)  hauen; 
skühem  sMbes,  sküpsti  rupfen;  stHzem  strizes,  strUi  scheren; 
iresem  tr^ses,  tresü  schütteln;  tücem  tüces,  tüci  (u  =  hl) 
schlagen;  vezem  vezes,  vesti  (e  =  e)  sticken;  vücem  vüceSy 
vüöi  {u  =  bl)  ziehen;  vfsem  vrses  (r  =  6r),  vrijeci  (rije  = 
re  =  *er)  dreschen;  vrzan  vrzes,  vrsti  se  (r  =  br)  hängen 
bleiben;  zebem  zebes,  zepsti  {e  =  e)  frieren;  zlvem  zives^ 
iwsti  leben. 

B.  Ist  die  Wurzelsilbe  ursprünglich  kurz,  so 
bleibt  sie  so;  der  ältere  Hauptton  lag  im  Singular  und  in 
der  3.  pl.  auf  dem  Präsensformans,  in  der  1.  2.  pl.  auf 
der  Personalendung,  also  jetzt  um  eine  Silbe  weiter  zurück 
als  '  oder  ' :  j^^ctem  pletes  plete  pletemo  pletete  pletü.  Ist  die 
Wurzelsilbe  durch  Vokalausfall  {h)  vokallos  geworden,  so 
muß  in  den  einsilbigen  Formen  selbstverständlich  der  alte 
Hauptton  bleiben  und  zwar  als  ",  z.  B.  mrem  mres  mre  mrü, 
aber  mrdmo  mrete.     Die  hierhergehörigen  Fälle  sind: 

a)  Mit  erhaltenem  Wurzelvokal  {e,  o.  a  =  «): 
hodem  bodes,  hosti  stoßen;  cvätem  cvätes,  cvästi  {a  =  h)  blühen; 
grebem  grebes,  grepsti  kratzen;  künem  künes  (u  =  /  für  Zft, 


g  821.  822.]  Konjugation.  515 

Mbnq),  kläi  {=]cl§ti);  nesem  neses,  nesti  tragen;  pecem  peces, 
pedi  braten;  pUtem  pletes,  plesti  flechten;  teceni  teces,  teöi 
laufen ;  iepem  tepes,  iepsti  se  sich  herumtreiben ;  vedem  vedes, 
vesti  führen;  -vezem  -vezes,  -vesti  fahren;  ieiem  zeses,  zeci 
brennen  trans. 

b)  ^,  h  ausgefallen,  Wurzelsilbe  vokallos:  pö- 
cnem  -cnes  (=  chnq),  jpb-ceti  {=  -ceti)  anfangen;  nu-dmem 
-dmes  (=  dmiq),  nä-duti  {=  dqti)  aufblasen;  räz-drem  -dres 
(=  dhrq),  räz-drijeti  (Simplex  drijeti,  =  *derti)  zerreißen; 
öt-mem  -nies  (=  -wnq),  bt-eti  (=  -^ti)  wegnehmen;  mrem 
mres  {^=  mbrq),  mrijeti  (=  *merti)  sterben;  pro-pnem  -pnes 
{= pmiq) prdpeti  {=2^cti)  ausspannen;  zä-prem  -pres  (=2;fera), 
zä-prijeti  (=  '^perti)  zusperren;  zä-spem  -spes  (=  &?>pa),  zä- 
süti  verschütten;  zä-strem  -stres  (=  stbrq),  zä-strijeti  (= 
*sterti)  hinbreiten;  trern  tres  (tärim,  =  tbrq).,  tfti  {=*tbrti) 
reiben;  ü-vrem  -vres  (=  vbrq),  ü-vrijeü  se  (=  '^•verti)  sich 
einschmiegen ;  pro-Mrem  -Mres  {=zbrq)^  j:>rd-i(7r(;'efi  {=^*zerti) 
verschlingen;  zmem  inies  {=  zwuq),  zeti  (=  zeti)  drücken. 

832.  Diesen  48  Verben  stehen  gegenüber  acht,  wo 
der  Hauptton  "  auf  der  Wurzelsilbe  liegt:  mogu  moies  möze 
mözemo  mözete  mögü  (in  Zusammensetzung  -mözem,  z.  B. 
pöniozem),  hier  ist  der  Wechsel  des  Haupttons  alt,  vgl.  r. 
mogu  moies,  Infin.  moci;  Ijezem  Ijezes,  Ijesti  {^lez-)  steigen, 
vgl.  r.  lezu  lezes;  lezem  lezes,  Uci  sich  legen,  vgl.  r.  l'agii 
l'azes,  es  liegt  hier  ursprünglich  eine  andere  Präsensbildung 
(Nasalinfix)  vor,  abg.  Iggq  lezesi,  lesti;  ebenso  bei  den  beiden 
folgenden:  sjedem  sjedes,  sjesti  sich  setzen  (r.  sadu  sades) 
aus  s^dq,  si'sti,  das  je  im  skr.  Präsens  ist  eine  Anlehnung 
an  den  Infinitiv;  sretem  sretes,  sresti  begegnen,  vgl.  abg. 
sz-rejtq  (=  *ret-jq),  s^-resti.  Zu  ulem  Ides,  r.  idu  id'os  s. 
§816  das  Paradigma.  Was  bleibt,  sind  Neuerungen  des 
Skr. :  recem  reces,  lokal  noch  recem,  so  auch  in  Zusammen- 
setzungen: iz-recem  od-recem  (nach  Daniele  auch  bd-recem 
=  recem);  jedem  jedes  (s.  §814)  für  älteres  jem. — Das  von 
Vuk  Wb.  angegebene  ganz  anomale  dialektische  ras-cvjetem 
ras-cvjesti  se  erblühen  hat  sein  je  statt  des  alten  a  =  i 
(vgl.  §  821  Ba  cvätem)  aus  cvjetati  rascvjetati  übernommen. 

33* 


516  Das  Verbum.  [§  823—825. 

823,  Bei  Zusammensetzung  mit  Präposition 
versteht  es  sich  von  selbst,  daß  die  Präsentia  ILA,  Ba 
(§  821),  die  den  Akzent '  oder  '  tragen,  nicht  die  Präposition 
betonen  können,  daher  z.  B.  potresem,  zcqüetem  usw.,  daß 
dagegen  die  wenigen  mit  "  den  stokavischen  Hauptton  auf 
die  Präposition  werfen,  z.  B.  prt-lezem  lege  mich  an,  pri- 
sjedem  lasse  mich  nieder,  ■iz-jedem  esse  auf.  —  Die  Präsentia 
unter  Bb  (§821),  mrem  usw.,  werden  in  der  Zusammen- 
setzung einheitlich  betont,  also  auch  1.  2.  pl. -mmno -mre/e,  ■ 
und  die  Präposition  bekommt  die  Betonung  ";  diese  Verschie- 
bung hat  nichts  zu  tun  mit  der  stokavischen  Rückziehung 
des  Haupttons  (in  dem  Falle  hieß  es  '■■'■u-mrem\  sondern  ist 
älter;  demnach  z.  B.  ü-mrem  umres  ümre  ümremo  umrete 
nnirü;  po-trem,  nä-dmem,  zä-spem.  Tritt  noch  eine  zweite 
Präposition  vor,  so  tritt  die  gewöhnliche  Rückziehung  ein: 
ohumrem  usw. 

834.  Klasse  I.  2,  zweiter  Stamm  auf  -a-.  Für 
die  wenigen  dahin  gehörigen  Verba  ist  keine  einheitliche 
Betonung  vorhanden :  es  heißt  berem  heres,  hräti ;  perem  peres, 
präti;  zhiem  ienes,  gnäti  (dagegen  r.  hern  beros,  klr.  pern 
peres,  zenn  zenes,  und  cak.  &ere«  beres,  per en  peres;  die  stok. 
Betonung  ist  eine  Neuerung).  Bei  Zusammensetzung  also 
nä-berem,  dö-zenem  usw.  Demgegenüber  revem  reves,  revati 
u.a.  brüllen  (vom  Esel);  rvem  rves,  rvati  se  ringen  {=')-hvq, 
rbvati);  zbvem  zöves  zöve  zovemo  zovete  zbvü,  zväti  (=z^vati) 
rufen.  Ist  das  Präsens  durch  Vokalausfall  einsilbig  ge- 
worden, so  ist  die  Betonung  wie  bei  u-mreni  usw.  (§  823), 
dö-cem  zu  db-ikati. 

825.  Die  Infinitivbetonung  der  Klasse  I  (§§802, 
803).  Eine  allgemein  durchgehende  Regel  über  die  Lage 
des  Haupttons  läßt  sich  bei  1. 1  nicht  geben,  sondern  nur 
über  die  Quantität:  ist  die  Wurzelsilbe  eine  alte  Länge  und 
lag  der  ältere  Hauptton  auf  dem  Infinitivformans  -ti^  so 
bleibt  notwendig  die  Länge  erhalten,  daher  iresti  {^^'■■'trestl), 
düpsti  usw.,  die  Präposition  bleibt  notwendig  unbetont, 
po-tresti,  iz-düpsti;  lag  dagegen  der  alte  Hauptton  auf  der 
Wurzelsilbe,  die  als  ursprünglich  steigend  betont  anzusehen 


§825—827.]  Konjugation.  517 

ist,  SO  muß  die  Länge  verkürzt  sein,  z.B.  klästi  krästi  grlsti 
presti  sjeöi;  in  dem  Falle  wird  der  Hauptton  auf  die  Prä- 
position zurückgezogen,  ii-krasti,  prö-gristi,  nä-presti,  nä-sjeöi. 

Bei  kurzer  Wurzelsilbe  mit  vollem  Vokal  in  allen 
Formen  des  Verbums  hatte  der  Infinitiv  stets  alte  End- 
betonung, also  jetzt  '  auf  der  ersten  Silbe:  bösti,  vesti,  mit 
Präposition  pro-hbsti,  do-vesti  usw.  Bei  vokalloser  Wurzel- 
silbe des  Präsens  ist,  mit  Ausnahme  von  nä-duti  (=  duti) 
und  trti,  die  Wurzelsilbe  des  Infinitivs  lang,  der  Infinitiv 
im  Simplex  endbetont,  z.  B.  mrijeti,  Meli,  Mi,  mit  Prä- 
position ist  aber  die  Betonung  '■'mrijeti,  '*lcleti,  ^Mii  voraus- 
zusetzen, daher  ü-mrijeii,  zä-kleti,  'tzeti,  vgl.  §  271. 

Klasse  1.2;  die  Infinitive  haben  stets  alten  Hauptton 
auf  dem  Formans  -a-  des  zweiten  Stammes:  hräfi,  zväti,  rvati 
(^  '''rväti),  mit  Präp.  daher  nä-hrati,  dö-zvati,  p>'>"orvati  se. 

826.  Klasse  II,  Formans -«e- (§804).  Sämtliche 
hierhergehörige  Verba  haben  eine  völlig  einheitliche 
Präsensbetonung:  der  ältere  Hauptton  lag  eine  Silbe 
vor  dem  Präsensformans.  Ist  diese  die  erste  Wortsilbe,  muß 
sie  je  nach  der  Quantität  jetzt  mit  "  oder  "  betont  sein; 
ist  sie  nicht  die  erste,  liegt  der  jetzige  stokavische  Haupt- 
ton um  eine  Silbe  vor  ihr,  als  \  z.  B.  grnem  grnes  scharren,. 
krenem  Jcrenes  bewegen,  minem  mines  vorübergehen,  mdhnem 
mähnes  schwingen,  gbnenem  gönenes  (aus  '"''■gonencs) ;  tönern  tönes 
untersinken,  dlgnem  dlgnes  bewegen,  gtnem  ghies  zugrunde 
gehen,  püknem  püknes  bersten,  jänknem  jäuhies  wehklagen. 
In  den  wenigen  Fällen,  wo  die  Wurzelsilbe  durch  Ausfall 
von  z  vokallos  geworden  ist,  muß  der  Hauptton  notwendig 
auf  das  Formans  fallen.  Die  Beispiele  kommen  wohl  nur 
in  Zusammensetzung  vor,  die  Präposition  ist  mit  "  betont 
(vgl.  dazu  auch  §§  821  [B  b],  823,  824):  nä-gnem  nä-gnes, 
nä-gnuti  (dA.'-'-gnüti ^^^ göuq  gönati)  beugen,  neigen;  zä-mknem 
zä-mknes  zä-mknuti  (und  zä-mci,  za-mäci;  =  imhiati)  ent- 
rücken; iiä-tneni  {K\x '■^-tknein)  nä-tnes,  nätmdl  {ncääci;  töknqti) 
anstecken. 

827.  Betonung  des  Infinitivs  Kl.  11.  Bei  der 
Infinitivbildung  vom  zweiten  Stamm  auf  -mt-:    1.  Ist  die 


518  Das  Verbum.  [§827.828- 

Silbe  vor  -7ui-  eine  Länge,  so  liegt  älterer  Hauptton  auf 
-MM-,  daher  heute  der  Akzent  '  auf  der  Silbe  vorher,  z.  B. 
krenuti,  grnuti,  mhinti,  gonemdi.  —  2.  Ist  die  Silbe  vor  -nu- 
kurz,  kann  der  alte  Hauptton  auf  -nu-  liegen,  aber  auch 
auf  der  Silbe  vorher,  z.  B.  tönufi  (^  *to7mti),  dähmdi 
(=  döchnnti)  atmen,  sähnuti  (=^  söcJmqti)  trocknen  (intr.), 
Tcänuti  (W.  hap-)  tropfen,  dagegen  dlgnuti,  Msmiti  sauer 
werden,  fuhiuii  bersten  usw.;  jaüknuti  (^  '-'javlcnuti),  da- 
gegen gbraknuii  (=  '''■gor ahmt i). 

Die  Betonung  der  Präpositionalverbindungen  nach  der 
bekannten  Regel,  z.  B.  b-krenem  okremiti,  pb-ionem  po-ibnuti, 
prt-onem  (=  '^-onem  =  -l'bnq)  pri-bnuti  ankleben  (intr.). 

828.  Bei  Infinitivbildung  vom  konsonantisch 
auslautenden  Verbalstamm  (s.  §  766)  stimmt  die  Quan- 
tität des  Wurzelvokals  mit  der  des  Präsens  überein,  aber 
die  Betonung  ist  nicht  durchgehend  gleich:  1.  Bei  alter 
Wurzelbetonung  des  Infinitivs  ist  die  Betonung  ",  also,  wie 
aus  der  Verkürzung  der  ursprünglichen  Längen  hervorgeht, 
mit  alter  steigender  Intonation:  -hjeci  -bjegnem  fliehen,  clöi 
clknem  zischen,  crci  crknem  krepieren,  diöi  dignem  heben, 
kleöi  kleknem  {e=c)  knien,  klUi  kliknem  rufen,  mr6i  mrhiem 
{r  =  hr)  dunkel  werden^  zä-muci  (d.  i.  -müci;  u  =  hl)  zä- 
muknem  verstummen,  nici  nlknem  aufkeimen,  püci  püknem 
(u  =  q)  bersten,  stlci  sügnem  erreichen,  nä-vici  (d.  i.  -viöi) 
nä-viknem  se  sich  angewöhnen,  vröi  vrgnein  (r  ==  hr)  legen, 
werfen.  Vereinzelt  steht  stamm  stäti  sich  stellen.  —  2.  Der 
Infinitiv  hat  alte  Endbetonung:  a)  Mit  alter  Länge  des 
Wurzelvokals,  die  demnach  bewahrt  bleibt:  za-hreci  zä- 
Ireknem  {e  =  e)  anziehen  (von  Gefäßen  im  Wasser),  u-leöi 
nlekne  se  (e  =  f )  sich  senken,  pro-müöi  prb-müknem  heiser 
werden,  -jjr^ci  -pregnem  (e  =  ^)  schirren,  spannen,  -seci 
-segnem  {e  ^=  e)  langen  nach,  -teöi  -tegnem  (e  =  c)  ziehen. 
—  b)  Mit  alter  Kürze:  7näöi  mäknem  (a  =  z)  rücken,  za- 
präöi  zä-pragnem  (monten.)  vertrocknen,  sUöi  slekne  {pri-sleci 
pri-slekne)  versiegen,  zurücktreten  (von  Wasser),  tädi  täknem 
{a  =  ^)  anrühren. 


§829.830.]  Konjuojation.  519 

839.  Klasse  III,  Formans  -je-  (§§  805  —  807). 
Die  Präsensbetonung  ist  mit  Ausnahme  einer  Anzahl  Verba 
mehrsilbigen  zweiten  Stammes  auf  -ova-  (s.  §832)  einheit- 
lich: älterer  Hauptton  lag  auf  der  Silbe  vor  dem  Präsens- 
formans;  ist  diese  die  erste  Wortsilbe,  so  muß  sie  je  nach 
der  Quantität  mit  "  oder  "  betont  sein;  ist  sie  nicht  die 
erste,  so  liegt  der  jetzige  stokavische  Hauptton  um  eine 
Stelle  weiter  zurück,  also  von  derl.sg.präs.  aus  betrachtet, 
auf  der  drittletzten,  je  nach  der  Quantität  als  '  oder   ': 

1.  Konsonantisch  auslautender  Verbalstam  ra, 
z.  B.  jüsem  pTses,  pisati  schreiben;  (jönecem  göneces,  gonelati 
raten;  fesem  teses,  tesatl  behauen;  reiem  rezes,  rezati  (e  =  e) 
schneiden;  kdkocem  kdkoöes,  käkotati  gackern;  kaködäcem 
kakodäces,  kakoddkati  dass.;  gämiiem  gämizes,  gämizaii  (vgl. 
gmizem  g))iizati^=gzm-)  kriechen;  hleheöem  blebeces,  hlehetati 
plappern;  begenisem  begenises,  begenisati  (türk.)  Gefallen 
linden  an,  köljem  kbljes,  kläfi  schlachten,  meljem  nieljes, 
mljeti  mahlen.  —  Wenn  die  Wurzelsilbe  durch  Ausfall  von 
?>,  ^  vokallos  ist,  so  liegt  der  alte  Hauptton  inl.  2.pl.  auf 
der  Personalendung,  in  den  einsilbigen  Formen  notwendig 
als  ~  auf  dem  Präsensformans:  injem  {iänjem,  so  unver- 
änderlich; =  ihn-)  znjes  znje  znjemo  znjete  znjü,  zeti  ernten; 
sljerii  {saljein,  durchgehend  ä;^szl-)  sljes  slje  sljemo  sljete 
Sljü,  släti  schicken. 

Über  die  Betonung  des  Infinitivs  ist  keine  feste 
Regel  aufstellbar,  vgl.  preeem  in-etati  (e  =  e)  verscharren 
mit  rezem  rezati  (e  =  e)  schneiden. 

Die  Betonung  der  Präpoßitionalverbindungen 
nach  der  allgemeinen  Regel,  z.  B.  na-pUeyn  napisafi,  zä- 
koljeni  zä-klatl.  Bei  vokallos  gewordener  Wurzelsilbe  ist  im 
Kompositum  die  Betonung  des  Präsens  einheitlich,  der 
Hauptton  als  '^  auf  der  Präposition,  daher  2}o-sljem  1.2. \A. 
pösljemo  posljete  (vgl.  dazu  §§  821  [Bb],  823,  824,  826). 

830.  2.  Vokalisch  auslautender  Verbalstamm  : 
A.  Ohne  zweiten  Stamm  auf  -a.  Die  Wurzelsilbe  des 
Präsens  hat  stets  alten  Hauptton  ",  z.B.  cujem  cüjes  hören, 
Injem    bljes    schlagen,    krijem  krljes   decken,    ob-ujem.    -ujes 


520  Das  Verbum.  [§830—832. 

(Simplex  wäre  -üjem)  anziehen  (Schuh),  smljem  simj es  wagen; 
so  auch  vcipxjem  iqrijem  {^=röpiti)  rufen,  bei  Vuk  geh  wankend, 
im  Simplex  üjnjem,    im  Kompositum  pd-iqnjem  =  üpijem. 

Die  Infinitive  haben  alle  gleichmäßig  ":  cuti,  Icrlti, 
-üfi  öh-iiti,  smjeii.      Vgl.  itjnti  (=  '^'iqnti). 

Bei  Verbindung  mit  Präposition  bieten  die  Infinitive 
keine  Schwierigkeit:  dd-cuti,  ü-hiti,  po-kriti.  Die  Präsentia 
mit  i  (=  «  und  y)  erhalten  ''  auf  der  Präposition:  ühijem 
]jdkrijein,  ebenso  -ujem  öh-ujem,  vgl.  dazu  die  §829  am  Ende 
angeführten  Paragraphen;  dagegen  mit  ':  dö-cujem^  und  die 
mit  altem  e:  db-spijem  (ekav.  dö-spem). 

831.  B.  Mit  zweitem  Stamm  auf  -a. 

a)  Einsilbiger  Verbalstaram;  die  Präsensbetonung 
wie  unter  A  (§  830),  z.B.  häjem  bäjes  zaubern,  sljem  (sejem) 
sljes  säen,  kujem  (nach  Ak.  Wb.  in  Ragusa  kujem)  kujes 
schmieden,  jjljüjem  pljüjes  speien.  Die  Infinitive  haben  bei 
Wurzelauslaut  a  und  altem  e  (jek.  i,  ek.  e  vor  dem  j)  den 
alten  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe  als  ":  bäjati,  ijäjati  (un- 
gebräuchlich) warten,  gräjati  krächzen,  häjati  sich  kümmern 
um,  käjati  se  bereuen,  läjati  bellen,  täjati  sickern,  träjati 
dauern;  grijati  {grejati)  wärmen,  sljati  (sejati)  säen,  vijati 
(vejati)  worfeln.  Die  einzige  Ausnahme  davon  ist  smljeiit 
smljati  se  (ek.  smejem  smejafi  se)  lachen,  urspr.  smejq  snib- 
jati  (smijati)  se,  das  e  des  Infinitivs  ist  im  Skr.  dem  Prä- 
sens entnommen,  vgl.  r.  smeju-s  smejossa  smejat'sa.  Bei 
Wurzelvokal  7i  und  i  lag  der  ältere  Hauptton  auf  dem  -a- 
des  zweiten  Stammes:  bljüvati,  kljüvati,  kdvati,  pljuvati,  snö- 
vati,  frovati;  hnjati  rasieren,  doch  hat  Vuk  ö-brijati  (vgl. 
iz-brijati),  d.  i.  brijati. 

Die  Betonung  der  Präpositionalzusammen- 
setzungen  folgt  der  allgemeinen  'Regel:  po-kajeni  piö-kajati 
se,  pi^-sijem  ])b-sijati,  ö-kiijem  o-kövati;  na-smljem  na-smljati  se. 

832.  b)  Verba  mit  mehrsilbigem  zweitem 
Stamme  auf  -ova-,  -Iva-.  Sämtliche  Verba  auf  -ivati,  also 
mit  altem  Hauptton  auf  -a-,  stimmen  zu  der  Grundregel 
der  Präsensbetonung  (§  829):  kazivaii  käzujem  {^=kaznjem), 
djeverivati  djevernjem;    ebenso    alle    auf  -ovati,    die    älteren 


§832.8^3.]  Konjugation.  521 

Hauptton  auf  dem  -a-  des  zweiten  Stammes  hatten,  also 
jetzt  -övati  betont  sind:  sfovati  {=  '^vhtovati)  sfüjem  achten, 
kupdvati  küpujem,  gospodbvaü  gospbdujem  wie  ein  Herr  sein, 
prijateljövati  prijateljujem  Freundschaft  hegen.  Eine  Aus- 
nahme von  der  Grundregel  tritt  nur  ein,  wenn  der  zweite 
Stamm  (Infinitiv)  alten  Hauptton  ",  "  auf  der  ersten  Silbe 
oder  \  '  auf  irgendeiner  Silbe  vor  der  drittletzten  trägt, 
dann  stimmt  die  Betonung  des  Präsens  zu  der  des  In- 
finitivs, z.  B.  vjerovati  vjerujem  glauben,  präznovaü  präznnjein 
(auch  präznovaü  präznujem)  feiern,  postovati  postujem  (vgl. 
sfövati  stüjem)  achten,  bhjedovati  dhjeänjem  Mittag  essen, 
zdvjetovaü  zävjetujem  se  sich  verloben. 

833.  Klasse  IV,  Verbalstamm  -a-,  cüviti  (§808). 
Die  scheinbar  mannigfaltigen  Verhältnisse  lassen  sich  im 
Skr.  einfach  gruppieren: 

1.  Hat  der  Verbalstamm  (und  damit  der  Infinitiv) 
nicht  den  alten  Hauptton  auf  dem  auslautenden 
-a-  des  Stammes,  sondern  auf  irgendeiner  Silbe  vorher, 
so  hat  das  Präsens  die  gleiche  Betonung  unveränderlich, 
z.  B,  pädati  p)(i'(i^^  pädäs  usw.  fallen,  prävdati  prävdäm 
prävdäs  rechtfertigen,  üzinati  üiinäm  uzinäs  Vesper  essen, 
vecerati  veceräm    veceräs  zu  Abend  essen. 

2.  Hat  der  Verbalstamm  (Infinitiv)  älteren  Haupt- 
ton auf  dem  Stammauslaut  -a-,  also  jetzt  auf  der  Silbe 
vor  diesem,  je  nach  der  Quantität  '  oder  \  so  ist  die  Be- 
tonung des  Präsens  von  der  Quantität  abhängig: 

a)  Wenn  die  Silbe  vor  dem  -a-  des  Stammes  lang 
ist,  so  hat  das  Präsens  von  der  1.  sg.  bis  2.  pl.  älteren 
Hauptton  auf  der  Silbe  vorher,  in  der  3.pl.,  dessen  a  kurz 
ist,  auf  diesem  a.  Daher  muß  nach  heutiger  stokav.  Be- 
touungsweise,  wenn  diese  Silbe  die  erste  Wortsilbe  ist,  sie 
in  der  1.  sg.  bis  2.  pl,  mit  ",  in  der  3.  pl.  mit  '  betont 
sein;  ist  sie  nicht  die  erste,  so  liegt  in  der  Lsg.  bis  2.pl. 
auf  der  ihr  vorangehenden  Silbe,  in  der  3.  pl.  auf  der 
drittletzten,  z.  B.  pitati,  pltäin  jntäs  pitä  jj^tämo  pitäte  pitajü ; 
vjencävaii,  vjencäväm  usw.  vjencdvajü  (so  die  sämtlichen 
zahllosen  Iterativa-Imperfektiva  auf  -ävati). 


522  Das  Verbum.  [§833.834. 

b)  "Wenn  die  Silbe  vor  dem  -a-  des  Stammes  im 
Skr.  kurz  ist,  *viencäti,  also  jetzt  der  Hauptton  als  '  auf 
der  Silbe  vorher  liegt,  so  hat  das  Präsens  im  Singular 
und  der  o.pl.  alten  Hauptton  auf  dem  -ä-,  -a-  des  Stammes, 
in  der  1.  und  2.  pl.  auf  der  Personalendung,  daher  jetzt 
z.B.  vjencati  trauen  (ein  Brautpaar),  vjencäm  vjencäs  vjencä 
vjencdmo  vjencdte  vjencajü;  orüzati  bewaffnen,  orüsäm  oridäs 
crüzä  oruMmo  onizäte  orüzajü.  Die  wenigen  Verba,  deren 
Wurzelsilbe  durch  Ausfall  von  6  vokallos  geworden  ist, 
fallen  ebenfalls  in  diese  Gruppe,  so  zjäti  (=  zbjati)  Mund 
aufsperren,  zjäm  (neben  ztjäni)  zjäs  zjä  zjdmo  zjäte  zjäjü; 
sä-zdati  {=zbdati)  schaffen,  sä-zdäm;  zä-sjati  {=sbjafi;  neben 
sijati)  zä-sjäm  se  (neben  s)jäm)  erglänzen. 

Aus  den  bisher  aufgestellten  Normen  fallen  heraus 
einige,  ganz  wenige  Verba  mit  kurzem  Vokal  vor  dem  -a- 
des  Stammes,  indem  sie  nicht  nach  b),  sondern  nach  a) 
behandelt  werden.  Bei  Daniele,  Akc.  u  glag.  §49a  werden 
genannt:  hgraii,  igräm  Igräs  Igrä  igrämo  Igräte  Igrafü ;  jemäm 
(ragus.)  lesen  (^auflesen),  daneben  jhnljem,  dies  die  ältere 
Präsensform  =  abg.  jeml'q  zu  Infinitiv  '''■-hmati,  vgl.  vbz-eml  n 
v^z-'bnlati,  skr.  jemati  hat  sein  e  aus  dem  Präsens;  niähati 
mähäm  (VukWb.)  Flachs  oder  Hanf  auf  der  mähäljka,  dem 
Klopfbrett,  abklopfen,  bedeutet  eigentlich  schwingen  und 
wird  identisch  sein  mit  mdhati  mäsem;  köjmti,  köpäm  kbpäs 
(Ak.Wb.)  graben,  in  Zusammensetzung  Is-kopäm  (d.  i.  -kb- 
päm)  is-kopafi,  wie  hzigräm  iz)graH,  doch  Vuk  Wb.  im 
Simplex  köpäm. 

834.  Klasse  V,  Präsensformans  -l-  (§  809); 
einheitlicher  Verbalstamm  auf  -i-  oder  zw'eiter 
Stamm  auf  -je-  (=  -e-). 

1.  Einheitlicher  Verbalstamm  auf  -/-.  Diese 
Klasse  ist  am  schwierigsten  zu  behandeln,  weil  sehr  viel 
ursprünglich  nicht  Hierhergehöriges  oder  spät  Gebildetes 
hineingekommen  ist  (s.  darüber  ASIPh.  24.104;  32.430). 
Die  Betonungstypen  sind  folgende: 

A.  Lag  der  ältere  Hauptton  nicht  auf  dem  -/- 
des  Stammes    (des   Infinitivs),    so   liegt   er    im   Präsens 


§  834.]  Konjugation.  523 

ebenso  und  ist  unveränderlich,  hat  bei  zweisilbigem  Stamm 
auf  erster  Wortsilbe  den  Akzent  als  "  oder  ",  bei  mehr- 
silbigem als  '  oder  ',  je  nach  der  Quantität,  auf  der  Silbe  vor 
der  alten  Haupttonsilbe;  z.  B.  gäzHi  waten,  gäztm  gazts  gäzi 
gazimo  gäzlte  gäze,  ^jfl)H/?7i  gedenken,  pänithn  päniüs  usw. ; 
hesjedifi  sprechen,  hesjedlm  besjedis  usw.  {=hesjedis)\  vrpoljiti 
se  sich  hin  und  her  bewegen,   vrpoljlin  se  usw. 

B.  Lag  der  ältere  Hauptton  auf  dem  -i-  des 
Stammes  (des  Infinitivs),  so  ist  die  Tendenz  zu  einer 
einheitlichen  Regulierung  der  Präsensbetonung  vorhanden, 
aber  nicht  durchgedrungen. 

1)  Die  Silbe  vor  dem  -i-  des  Stammes  ist  lang; 
die  Betonung  des  Präsens  ist  zweierlei: 

a)  Älterer  Hauptton  lag  auf  der  Silbe  vor  dem 
-i- Formans  des  Präsens.  Ist  diese  die  erste  VVortsilbe, 
muß  sie  mit  "  betont  sein;  ist  sie  nicht  die  erste,  muß 
der  Hauptton  jetzt,  um  eine  weitere  Silbe  zurückgezogen, 

sein,  z.B.  Jivdliti  lohen ,  hvälim  Jivälis  hväll  hvälimo  livälite 
Jiväle;  jedndciti  gleich  machen,  jednäcim  jednäcis  usw.;  gos- 
podäriti  herrschen,  gospödänm  gospbdäns.  Mit  Präpositionen 
nach  der  allgemeinen  Regel:  j^o-Jivälim  poliväliii^  u-jednäeim 
i(  jedndciti. 

b)  Älterer  Hauptton  lag  auf  dem  7-Formans 
des  Präsens,  z.  B.  trülnm  trühis  trübl  trübhno  trüblfe  trübe, 
trübifi  trompeten.  Die  Anzahl  der  alt  hierhergehörigen 
Verba  scheint  sehr  gering  zu  sein,  etw^a  noch  liciti,  licim 
licis  geziemen  (in  der  Bedeutung  «schmücken»  llclm),  miriti 
mirim  (von  fremdem  miro  =  |uupov)  duften,  prüditi  ])yüdim 
nützen  (vom  veralteten  _pn(<:?  Nutzen,  Vorteil,  romanisch), 
o-i/viti  o-iivun  beleben.  Die  Aufzählung  bei  Daniele  Akc. 
u  glag.  §22b  gibt  allerdings  eine  recht  große  Anzahl,  aber 
sie  gehören  entweder  ursprünglich  nicht  hierher  (s.  ASlPh. 
24,  S.  118  V),  sondern  sind  umgebildet  aus  alten  Verben 
auf  -e-ja  -e-ti,  oder  die  Präsensbetonung  ist  nicht  fest 
(Nebenform  nach  a),  oder  es  sind  späte  deminutive  und 
onomatopoetische  Bildungen.     Für   die  Praxis  lassen  sich 


524  Das  Verbum.  [§834.885. 

feste  Bestimmungen  nicht  geben.  —    Mit  Präposition  za- 
trubhu  zatrühiti. 

2)  Die  Silbe  vor  dem  -i-  des  Stammes  (Infinitivs) 
ist  kurz;  auch  hier  zwei  Möglichkeiten: 

a)  Der  ältere  Hauptton  liegt  im  Präsens  eine 
Silbe  vor  dem  Formans  -J-.  Ist  diese  die  erste  Wort- 
silbe, muß  sie  mit  "  betont  sein;  ist  sie  nicht  die  erste, 
so  liegt  der  jetzige  stokavische  Hauptton  eine  Silbe  vor 
ihr  als  \  z.  B.  ndsiii,  noslm  7idsis  nösi  nöslmo  nösite  nbse\ 
govöriti,  gövonm  usw.;  blagoslöviti  segnen,  blagoslovim  blago- 
slovis.  Mit  Präposition  äb-noslm  do-nbsiti,  iz-gövorlm  iz- 
govörlti. 

b)  Der  ältere  Hauptton  liegt  im  Präsens  auf 
dessen  Formans  im  Singular  und  in  der  3.  pl.,  auf 
der  Personalendung  in  1.  und  2.  pl.,  z.  B,  lomiti  brechen, 
lömim  lomis  lömi  lomlmo  lomüe  lome;  svjeddciti  Zeuge  sein^ 
svjeddcim  usw.  svjedocimo  svjedocäe.  Aber  die  Zusammen- 
setzungen betonen  nach  a,  selbst  wenn  die  Präposition 
vokallos  ist,  daher  ])re-lonüm  (=  *löniim)  s-lömun,  po-svje- 
docnn  (=  *svjedöcim) ;  dialektisch  geht  alles  nach  a.  —  Zu 
dem  Tyj^us  Ibmim  gehören  noch  die  Fälle  mit  Vokal  Verlust 
in  der  Wurzelsilbe,  so  snUi  (=  söniti)  träumen,  smm  stns 
sni  snimo  snite  sne;  die  Zusammensetzungen  nach  der 
Grundregel:    ü-sniti,  ü-smm  u-snimo  usw. 

835.  2.  Zweiter  Stamm  auf  -e-  {-je-),  nach 
palatalen  Konsonanten  auf  -a-.  In  diese  Abteilung 
ist  eine  Menge  alter  Verba  -e-jq,  -e-ti  übertragen  worden 
(s.  darüber  §  770). 

Die  Betonungsverhältnisse  des  Präsens  sind  einfach. 
Mit  ganz  wenig  Ausnahmen  (s.  u.)  haben  die  Verba, 
einerlei  ob  sie  ursprünglich  in  diese  Formation  gehören 
oder  aus  -ejq,  -eti  entstanden  sind,  alten  Hauptton  auf 
dem  -^-Formans  im  Sing,  und  der  3.  pl.,  auf  der  Per.sonal- 
endung  in  der  1.  2.  pl.;  der  Infinitiv  hat  alten  Hauptton 
auf  dem  Formans  -je-  (e)  oder  -a-,  z.B.  zeljeti  wünschen, 
zelim  zelU  zeli  zelimo  zelite  iele;  zelenjeti  grün  werden,  zelenim 
usw.  zelenimo  zelemte;  drzati  halten,  drzlm  usw.  drifmo  driite. 


§  835 — 837.]  Konjugation.  525 

]Mit  Präposition  demnach  za-fellm  za-seljeti,  za-ärzhn  za- 
drzaü.  —  In  diesen  Typus  gehören  noch  Verba,  deren 
Wurzelsilbe  durch  Ausfall  von  6  vokallos  geworden 
ist;  gebräuchlich  sind  im  Skr.  in  dieser  Form  nur  wenige: 
vreti  finden,  vnm  vris  vri  vrhno  vrite  vrü  (statt  *v7^e,  nach 
Kl.  I;  =  vbreti,  vhrq  vwish);  zreti  reifen,  zrlm  usw.  {=zb- 
reti  zhfq  zbrisb;  daneben  zrem  nach  Kl.  I).  In  der  Zu- 
sammensetzung ist  die  Betonung  des  Präsens  gleichmäßig: 
pre-vriM,  uzä-vrhn  usw.  pre-vrlmo  jire-vrlte,  uzä-vrimo  2izä-vrite, 
nzä-vreti,  aber  prevrü  üza-vrü  (=  ^uzä-vrü,  vgl.  dazu  die 
am  Ende  von  §829  zitierten  Paragraphen).  In  die  Kl.  [ 
ist  übergegangen  zrem  zres  usw.,  zreti  schauen  (aus  altem 
zbreti  zbrq  zbrisb);  prem  pm  usw.,  preti  anklagen  (aus  pb/q 
pbrisb,  2)breti). 

Von  der  allgemeinen  Regel  der  Kl.  V  sind  abweichend 
nur:  vldjeti  s,ehen,  vidim  vldU  vidi  vidimo  vldlte  vlde,  vlsjeti 
hangen,  vislm  usw.;  mit  Präposition  z.  B.  pjrö-vidim  2)t'o- 
vidjeti,  zd-vidjeti  zävidim  beneiden,  nä-vidjeti  se  (dial.  sich 
vertragen,  gewöhnlich  nur  nenävidjeti  hassen),  in  beiden 
Fällen  mit  anomaler  Länge  der  Präposition.  Ferner  StarJet i 
alt  werden,  stärhti  (r.  staret'  starejii),  es  hat  seine  Betonung 
von  stär  entlehnt.  Das  von  Daniele  noch  hier  angeführte 
msiojati  ndstojhn  Aufsicht  führen  ist  ein  unregelmäßig  ge- 
bildetes Imperfektiv  zu  na-stäjati  (für  -stojati)  nastößm.  — 
Das  ganz  vereinzelte  völjeti  lieber  wollen,  vollm  völis  usw., 
in  Zusammensetzung  pri-vdlim,  gehört  ursprünglich  zu 
Kl.V.  1,  der  Infinitiv  völjeti  ist  eine  Umbildung  von  völiti. 

836.  Klasse  VI,  die  alten  Verba  auf  -ejq  -eti. 
Das  einzelne  iunjeti,  iimijem  {ümem)  bedarf  keiner  besonderen 
Bemerkung,  die  Betonung  s.  §  810. 

Die  Betonung  der  nicht  in  die  Klasseneinteilung  ein- 
reihbaren alten  Präsentia  (VII)  ist  oben  beim  Paradigma 
angegeben  (s.  §  811  fg.). 

837,  Kurze  Übersicht  über  die  Betonung  des 
Präsens  mit  Berücksichtigung  nur  der  Hauptmasse  der 
Verba  jeder  Klasse.  —  Unter  Endbetonung  ist  hier  der 
Kürze  wegen  verstanden  alter  Hauptton  beim  Präsens  auf 


526  Das  Verhum.  [§837. 

dem  Präsensformans  oder  einer  Personalendung,  beim  In- 
finitiv auf  dem  -H  oder  auf  dem  -a-,  -7m-,  -je  (e)  eines 
zweiten  Stammes;  unter  Stammbetonung  alter  Hauptton 
auf  einem  Wortbestandteil  vor  den  genannten  Formantia. 

Klasse  LI:  Präsens  und  Infinitiv  Endbetonung; 
langer  Stammvokal  tresem  trdses  trese  tresemo  tresete  tresü; 
tresti;  kurzer  Stammvokal  pletem  pletes  pleie  pleUmo  pletäe 
pUtü. 

2.  Präsens  Stammbetonung,  Infinitiv  Endbetonung: 
berem  heres  bere  beremo  berete  berü,  hräii  (doch  rvem;  zövem, 
zväti,   §  824),  rvati. 

Klasse  II.  Präsens  durchgehende  Stammbetonnng: 
Tcrenem  Jcrenes  Icrene  krenemo  krenete  krmü;  dlgnem  dlgnes 
dlgne  d'ignemo  dignete  dlgnü.  Infinitiv  bei  langer  Stamm- 
silbe Endbetonung:  krenuti;  bei  kurzer  End-  oder  Stamm- 
betonung: tbnuti,  ghiuti. 

Klasse  III.  1,  konsonantisch  auslautender  Verbal- 
stamm, Präsens  Stammbetonung:  pisem  pises  pise  pisemo 
pisete  pUü,  piisati;  fesem  teses  tese  tesemo  tesefe  Um,  tesati; 
Infinitiv  sowohl  Stamm-  wie  Endbetonung:  ptsati,  tesati. 

2.  Vokalisch  auslautender  Verbalstamm,    einsilbig. 

A.  Ohne  zweiten  Stamm  auf  -a-,  Präsens  und  In- 
finitiv Stammbetonung:  cüjem  cujes  cüje  cujemo  cujete  cujü, 
cüti;  bljeni  usw^   hlti. 

B.  Mit  z-weitem  Stamm  auf  -«-;  Präsens  wie  unter  A: 
häjem  bäjes  usw.,  grijem  (grejem),  knjem  kujes  usw.  Infinitiv 
bei  Stammvokal  a,  e  (skr.  e,  i)  stammbetont:  läjati,  grl- 
iati;  bei  Stammvokal  u  endbetont:  kövati,  pljuvati. 

Mehrsilbig,  mit  zweitem  Stamm  auf  -ov-a-,  -Iva-. 
Alle  Verba  mit  zweitem  Stamm  auf  -Iva-  haben  im  Prä- 
sens und  Infinitiv  Endbetonung:  kazivati  käziijem  käzujes 
usw.;  die  zweiten  Stammes  auf  -ova-  können  Stamm-  und 
Endbetonung  haben:  vjerovati,  vjerujem  vjerujes:  kiipbvati, 
küpujem. 

Klasse  IV.  1.  Verbalstamm  (Infinitiv)  mit  alter 
Stammbetonung,  Präsens  ebenso:  pädati,  pädäm  j^ädäs  2Jadä 
pädänio  pädäte  pädajü. 


i 


§  837. 838.]  Konjugation.  527 

2.  Verbalstamm  (Infinitiv)  mit  Endbetonung: 

A.  Langer  Stammvokal;  im  Präsens  Stammbetonung 
außer  der  3.  pl.:  pitati,  pitäm  ^nfäs  pitä  pitämo  plfäte  pitajü. 

B.  Kurzer  Stammvokal;  Präsens  Endbetonung:  vjen- 
cati,  vjencäm  vjencäs  vjencä  vjencdmo  vjencdie  vjencajü. 

Klasse  V.  1.     Einheitlicher  Verbalstamm  (-i-). 

A.  Verbalstamm  (Infinitiv)  mit  Starambetonung,  Prä 
sens  ebenso:  gäziti,  gäzhn  gäzis  gäzi  gäzimo  gäzite  gaze;   he- 
sjediti,  hesjedlm   usw. 

B.  Verbalstamm  (Infinitiv)  mit  Endbetonung: 

a)  Stamm  mit  langem  Vokal,  Präsens  Stamm betonung: 
hväliti,  livälxm  hvälis  hväli  hvällmo  hvälite  Iwäle. 

b)  Stamm  mit  kurzem  Vokal: 

aa)  Präsens  Stammbetonung:  nösiti,  nösini  Miosis  nösi 
nösimo  nösUe  nöse. 

bb)  Präsens  Endbetonung:  lomim  lönns  lömi  lomimo  lo- 
mite  Zorne  (doch  in  Zusammensetzung  nach  aa:  -Idmhn  usw.). 

2.  Zweiter  Stamm  auf  -je-  (e),  -a-;  Präsens  und  In- 
finitiv Endbetonung:  ieljeti,  ielim  zelis  zeli  zelimo  ielite  zHey 
drzati,  ärzhn  drzis  usw. 

838.     Zur  Geschichte  des  Präsens. 

1.  Von  Anfang  der  Überlieferung  (12. — 13.  Jh.)  ist  der 
Typus  der  Gruppe  B  {-äs  usw.,  §  810)  vorhanden.  Es  ist 
mir  zweifelhaft,  ob  überhaupt  bei  mehrsilbigem  Stamm 
noch  unkontrahierte  Formen  vorkommen;  eine  l.pl.  -ajemo 
ist  nur  in  kirchenslavisch  beeinflußten  Stellen  zu  finden, 
2.pl.  -ajete  scheint  ganz  zu  fehlen;  bei  einsilbigem  Stamm 
=  Wurzel  erhalten  sich  unkontrahierte  Formen  bis  ins 
17. Jh.,  z.B.  znaju  znajes  zu.  znati,  haju  se  zu  kajati  se;  das 
zu  davati  (imperfektiv)  gehörende  däjem  däjes  (ddjem)  usw. 
besteht  noch  jetzt,  ebenso  p)o-znävati  pjdznäjem,  stajati  stäjem. 
Bei  den  dalmatinischen  Schriftstellern  des  16.  Jhs.  steht 
einigemal  auch  von  mehrsilbigen  Stämmen  2.  sg.  -ajes, 
3.  -aje,  aber  mit  Ausnahme  von  skoncaje  bei  Drzic,  St.  p. 
2.400  (Nr.  63.  4,  5),  wie  es  scheint,  nur  im  Reim  mit 
normalem  -aje  von  einsilbigen  Stämmen:  hajes  —  skoncajes 
St.  p.  2.423  (98.9),  in  demselben  Gedicht  pocivas,  uzivas, 


528  Das  Verbum.  [§838-841. 

haje  —  postaje  St.  p.  2.44,  nskaje  —  x>'^sta,je  2. 333,  nasfaje  — 
skoncaje  2.167,  ostaje  —  skoncaje  3.178  (V.  143),  haje  — 
skoncaje  4. 53,  daje  —  skoncaje  5.111.  Daniele,  Ist.  Obl.  281 
sieht  darin  Präsentia  von  pustävatl,  skoncavati,  naeh  Analogie 
von  dävaii  däjem  in  Kl.  III  übergetreten. 

839.  2.  Die  enklitischen  Formen  sam,  si  usw.  (§811) 
sind  von  Anfang  an  gebräuchlich,  ebenso  cu  (13.  .Jh.). 

840.  3.  Die  nach  der  3.p].  neu  gebildeten  Formen 
dddes  usw.  (s.  §  812)  treten  vom  16. Jh.  an  auf;  dädü  für 
älteres  ddde  findet  sich  sclion  im  14.  Die  alte  Flexion 
der  athematischen  Verba  damb,  emh  (abg.  jamb),  venih  {däm 
jem  usw.,  s.  §§  812 — 814)  ist  sehr  früh  aufgegeben;  da 
(statt  dast)  schon  im  12.  Jh.  Am  längsten,  bis  ins  17.  Jh., 
hielt  sich  die  alte  2.  pl.  daste  jiste  (jeste)  viste  (yeste).  Die 
in  heutigen  Mundarten  sehr  verbreiteten  3.  pl.  auf  -du  bei 
beliebigen  Präsentia,  z.  B.  cuvadu  (st.  ci'wajü),  cinidu  (st. 
eine),  zovedu  (st.  zdvü)  sind  entstanden  durch  Nachahmung 
des  Verhältnisses  däm  —  dadü,  znäm  —  znädü  (§  813; 
8.  Resetar,  Stck.  Dial.  §  98). 

841.  4.  Zu  den  Personalendungen: 

1.  sing.  Das  durchgehende  m  ist  das  Ergebnis  einer 
langen  Entwicklung.  In  Gruppe  B  {-äs)  steht  -ä)n  von 
Anfang  der  Überlieferung ;  es  ist  zweifelhaft,  ob  überhaupt 
von  mehrsilbigem  Stamm  (vgl.  §  838)  ein  -aju  als  echt 
serbisch  zu  belegen  ist.  Danici6,  Ist.  Obl.  (S.  261)  hat 
aus  dem  Ende  des  12.  und  dem  Verlauf  des  13.  Jhs. 
sieben  Beispiele,  so  prisezaju  ich  schwöre  (1189),  prastaju 
(1234)  u.a.;  vielleicht  alles  kirchenslavisch,  jedenfalls  ist 
vom  13.  Jh.  an  die  Form  -um  fest.  Vom  15.  Jh.  an  be- 
ginnt (Gruppe  C)  -Im  (älter  vracu,  svrsu,  motu  usw.);  am 
Ende  des  16.  setzt  -em  (Gruppe  A)  ein  (älter  vedu,  mru, 
ginn,  pisii,  Mju  usw.);  die  Bewegung  ist  im  17.  Jh.  abge- 
schlossen. Über  jetzt  noch  erhaltenes  -u  s.  §818.  In  -äs 
-Is  ist  die  Länge  alt,  in  -es  (daneben  -es)  ist  sie  durch 
Anlehnung  an  jene  entstanden;  in  älterer  Zeit  ist  die  Länge 
bezeugt  durch  Doppelschreibung,  z.  B.  idee,  hidees,  vazmeem, 
s.  Rad  20,  S.  184. 


§  841—843.]  Konjugation.  529 

2.  sing.  Urslavisch  -si  bei  den  athematischen,  -sb  bei 
den  thematischen  Verben  (das  allgemeine  abg.  -si  bei  den 
letzteren  ist  eine  dialektische  Eigentümlichkeit  dieser 
Sprache,  s.  Abg.  Gr.,  §  158 II);  -si  im  Skr.  nur  erhalten 
in  jesi  si ;  die  übrigen  schon  in  älterer  Zeit  ves  (vis),  das, 
jes  ijis);  die  Beispiele  -si  (s.  Dan.,  Ist.  Obl.  268)  sind 
Nachahmung  der  kirchenslavischen  Form. 

3.  sing,  und  plur.  Von  Anfang  an  ohne  -t:  vede  vedü 
usw.  Wo  noch  -t  am  Ende  vorkommt,  sind  es  kirchen- 
slavische  Formen.  Der  Verlust  des  -t  (abg.  vede-h  vedq-ih) 
ist  veranlaßt  durch  die  3.  sg.  pl.  der  präteritalen  Tempora, 
deren  alter  Auslaut  -t  schon  urslavisch  abgefallen  war. 
Scheinbar  steht  es  oft  bei  den  dalmatinischen  Schriftstellern 
des  16. — 17.Jhs.  (s.  Dan.,  Ist.  Obl.  275),  z.B.  budet  Jerosolim 
tvoj  St.  p.  I.  43  (V.  283),  ostavet  ebenda  160  (V.  330);  es 
ist  aber  zu  schreiben,  wie  die  Ausgabe  auch  tut,  bude  t, 
ostave  t,  und  das  /  ist  Abkürzung  einer  Partikel  ti  oder  te, 
die  auch  mit  anderen  Personen  verbunden  und  an  be- 
liebigen Stellen  des  Satzes  enklitisch  stehen  kann,  vgl. 
dobro  cini  te  vam  bog,  pravda  t  cinju;  milost  onim,  ki  je  budu 
ti  prositi  St.  p.  I.  21  (V.  190).  —  Die  3.  pl.  der  Kl.  V  -e 
ist  in  der  Volkssprache  oft  durch  -ü,  nach  dem  Muster 
aller  anderen  Klassen,  ersetzt,  z.  B.  gövorü  statt  gövore; 
über  3.  pl.  auf  -du  s.  §  838. 

l.plur.  Das  Skr.  kennt  von  Anfang  an  nur  die  Endung 
-mo;  wo  -ni{b),  -mi  {-my)  vorkommt,  ist  es  kirchenslavisch. 
2.  plur.     -te  ist  die  unveränderte  alte  Endung. 

842,  Die  Dualpersonen  sind  früh  verloren;  erhalten 
noch  im  15.  Jh.  1.  sva  (zu  sam),  Personalendung  -va  (gegen- 
über abg.  -ve,  jesve);  2.  sta  (vgl.  abg.  jes-ta)  im  15.  Jh., 
3.  sta  (gegenüber  abg.  jes-te)  noch  im  15. — 16.  Jh. 

843.  III.  Das  Imperfektum. 

Die  überlieferten  skr.  Imperfektformen  gehen  auf  eine 
dreifache  ältere  Lautgestalt  zurück:  Lsg.  -eda,  2.  -eseusw.; 
1.  sg.  -ejachö,  2.  -ejase  usw.;  1.  sg.  -aacfiö,  2.  -aase  usw. 
(vgl.  Abg.  Gr.  §  161).     Über    die    Fortl)ildung    und   Um- 

Leskien,  Serbokroatische  Graiümalik.  34 


530  Das  Verbum.  [§  843. 844. 

änderung  dieser  Formen  s.  §853;  hier  soll  zunächst  nur 
das  Tatsächliche  der  heutigen  Sprache  angeführt  werden. 
Deren  Imperfekta  enden  mit  Ausnahme  von  hjeh  (zu  hlti 
sein)  alle  auf  -äJi: 

-all  z.  B.  2^l€tijäh  tonjäh  ^jf^oÄ 

-äse  pletijäse  iönjäse  pifäse 

-äse  jilefijäse  tönjäse  pitäse 

-äsmo  pletijäsmo  tonjäsmo       piiäsnio 

-äste  pletijäste  tonjäste         pitmte 

-älm  pUtijälm  tönjähu         pätähu. 

Die  Endungen  l.pl.  -smo,  2.  -ste  sind  dem  Aorist  ent- 
nommen ;  älteste  Formen  sind  -cJioniö,  -sete,  dual  -chove, 
■seta,  -sete  (s.  Abg.  Gr.  §  161).  Yür -clioim  müßte  skr. -Äomo 
eintreten;  -sete  wurde  zunächst  unter  Nachbilung  der  l.pl. 
durch  -liote  ersetzt  (ebenso  im  Dual  -hota  für  2.  u,  3.); 
-Tiomo  -lioie,  z.B.  znahomo  znahote,  sind  bis  ins  17.  Jh.  all- 
gemein gebräuchlich.  Ganz  selten  erscheint  in  1.  pl.  -Jimo, 
z.B.  htijahmo  Star.p.  V.  217  (V.  364,  16.  Jh.);  bei  Danicic 
Ist.  obl.  S.  315  iskahno  17.  Jh.;  vgl.  beim  Aorist  §  854. 

844.     Die  Imperfekta  der  einzelnen  Klassen. 

Klasse  I.  1,  einheitlicher  konsonantisch  aus- 
lautender Verbalstamm  =  Wurzel.  Imperfekt  auf 
■ijah  oder  -äh;  der  auslautende  Konsonant  der  Wurzel  bleibt 
unverändert  außer  bei  den   Gutturalen  k,  g,  Ji: 

Dentaler  Auslaut  /,  d,  s,  z: 
plesti  pletem  '  pletijäh,  pletäh  (dies  weniger  üblich), 
tresti  tresem  :  tresijäh,  tresäh  (weniger  gebräuchlich). 

Labialer  Auslaut  p,  h: 
grepsti  grebem  :  grehijäh,    grebäh]    zepsti    zebem  :  zebijäh, 
z^bäh;  die  Formen  auf  -ijäh  die  weniger  gebräuch- 
lichen. 
Gutturaler  Auslaut  Ä-,  g,  h;  vor  -ijäh  ersetzt  durch  c, 
z,  s;  vor  -äh  durch  c,  i,  s,  z.B.: 
peöi  pecem  :  pecijäh,  pecäh 


§  S44— 847.]  Konjugation.  531 

strlci  striiem  :  strizijäh,  strizäh 

vrijeci  vrsem  3.  pl.  vrhü  :  vrsijäh,   vrsäh; 
die  Formen  auf  -ijäh  sind  gebräuchlicher^  doch  nur  mogu 
mö6i  :  mögäh  (nicht  ■^mozäh),  darüber  s,  §  853. 

Auslaut  n,  m,  z.  B.: 
kUti  hiinem  :  kunijäh  (im  Volksliede,  in  älterer  Zeit  auch 

khnjäh) ; 
seti  zmem  :  zmäh  (so  Maretic  S.  246);  aus  älterer  Quelle 

zu  äüti  dmem  :  dmäli. 

Auslaut  r: 
mrijeti  mrem  :  tnräh 
trti  trem  (tärem)  :  träh  und  träh. 

845.  Klasse  1.2,  zweiter  Stamm  auf  -a-;  die 
Bildung  des  Imperfekts  geschieht  gewöhnlich  vom  zweiten 
Stamm  aus,  z.B.: 

bräti  herem  :  hräh  (Aorist  bräh),    daneben    vom   Präsens 

her  ijäh,  beräh 
gnäti  zenem  :  gnäh  (Aor.  gnäh) 
zväti  zövem  :  zväh  (Aor.  zväh)  und  zövijah 
säti  seni :  sah  (Aor.  sah)  Mar.  S.  277. 

846.  Klasse  II,  Präsensformans  -we-;  alle  Im- 
perfekta  gehen  vom  Präsensstamm  aus,  Endung  -jäh;  z.B. 
tdnuti  tönern  :  tonjäh. 

847.  Klasse  III,  Präsensformans  -je-. 

1.  Konsonantisch  auslautender  Verbalstamm, 
zweiter  Stamm  auf  -a-;  das  Imperfektum,  vom  zweiten 
Stamme  ausgehend,  lautet  auf  -äh  aus,  z.  B.  pisati  pisem : 
pisäh.  Die  wenigen  Verba  ohne  zweiten  Stamm  auf  -a- 
bilden  das  Imp.  vom  Präsensstamm:  mljeti  meljem:meljäh\ 
klati  köljem  :  koljäh;  zneti  znjem  :  znjäh. 

2.  Vokalisch  auslautender  Verbalstamm. 

A.  Ohne  besonderen  zweiten  Stamm;  das  Im- 
perfekt geht  vom  Präsensstamm  aus,  z.  B.  blti  bljem 
(schlagen)  :  Mja/i;  cüti  cüjem  :  cüjäh;  smjeti  smijem  (ek.smeti 
smem)  :  snüjäh  (ek.  smejäh). 

34* 


532  Das  Verbum«  [§847-849. 

B.  Mit  zweitem  Stamm  auf  -a-,  von  diesem  das 
Imperfektum,  z.  B.  sljati  sijem  (ek.  sejati  sejem) :  sljäh  (ek. 
sejäh);  Mjiivati  kijüjem  :  kljuväh  (Aor.  kljuvah)',  kövati  Tcujem: 
koväh  (Aor.  kövali)\  kupbvati  kifpiijem  :  kiqjoväh  (Aor.  kupo- 
vah);  kazivati  käzujem  :  käziväh  (Aor.  kazivah);  vgl.  auch 
dävati  däjem  :  äävali. 

848.  Klasse  IV;  Präsensformans  skr.  -ä- 
(3.  pl.  -ä-jü);  alle  Imperfekta  auf  -äh,  z.  B.  pitati  pitäm  : 
2)itäk  (Aor.  pitah);  znäti  znäni'.znäli  { Aox.  znäh). 

849.  Klasse  V;  Präsensstamm  auf  -i-. 

1.  Verbalstamm  auf  -i-;  das  Imperfekt  geht  vom 
Präsensstamm  aus,  endet  auf  -äli,  vor  dem  i  zu  j  wird; 
das  j  muß  mit  dem  vorangehenden  Konsonanten  die  er- 
forderlichen Verbindungen  eingehen,  daher  z.  B.  i,  d  zu  tf, 
(t,  prijetiti  pjnjeüm  :  prljeöäh,  hoditi  hödlm  :  hodäh ;  p,  b,  v,  m 
zu  2)lj  usw.,  knpiti  kupim  (anhäufen) :  küpljäh,  väbiti  väbim  : 
väbijäh,  löviti  luvtm  :  lövljäh,  mdmifi  mämhn  :  mämljäh ;  6',  z  zu 
s,  i,  nösiti  ndslmmösäh,  vbziti  voztm  wdzäli;  n,  Z  zu  7ij  (w), 
Ij  (V),  hvalüi  hvälim  :  Jiväljäh,  chiiti  chifm  :  cwjäh;  r  bleibt 
unverändert,  es  ist  entpalatalisiertes  altes  r,  dvbriti  dvbrhn  : 
dvbräh\  st,  zd  zu  s6,  M,  cästiti  cästim  :  cäsdäh,  gnijezditi 
gmjezdim  (ek.  gnezditi  gnezdim) :  gnijeMäh  [gnezääh);  sn,  zn, 
sl  zu  snj,  znj,  slj,  tijesniti  üjesnvm  (ek.  tesniti  tesnim)  :  fi- 
jesnjäh  {tesnjäli),  hläzniti  bläzmm  :  bläznjäh,  misliti  mislim  : 
mlsljäh;  e,  i,  s,  j  können,  als  schon  palatal,  keine  "Wand- 
lung erleiden,  üciti  ncirn  :  iicäh,  mnbziti  mnbzim  :  mnozäh, 
süsiti  süsim  :  süsäh,  brbjiti  bropm  :  brbjäh. 

2.  Zweiter  Stamm  auf  -je-  (=  -e-),  nach  Pala- 
talen auf  -a-. 

a)  Die  auf  -je-  bilden  das  Imperfektum  w'ie  unter  1, 
also  auch  mit  den  gleichen  Konsonantenwandlungen,  z.  B. 
zeljeti  zelhn  :  zeljäh,  vldjeti  vidim  :  vutäh,  letjeti  letim  :  lecäh, 
trpjeti  trpim  :  trpljäh,  gbrjefi  gbrim  :  gbräh  (über  ein  gbrijäli 
B.  §  853). 

b)  Zweiter  Stamm  auf  -a~,  das  Imperfekt  von 
diesem  lautet  daher  wie  in  Kl.  IV  (§  848),  z.  B.  drzati 
drzim  :  drzäh  (Aor,  drzah),  spaii  spun  :  späh  (Aor.  späh). 


§  850—852.]  Konjugation.  533 

850.  Klasse  VI:  imijeti  ümijem  (ek.  ümeti  nnicm)  : 
ümijäh  (ek.  ümejäh). 

851.  VII.  Anhang.  Die  Imperfekta  von  alten 
athematischen  Verben;  Unregelmäßiges: 

Mti  jesam  :  hjeli  bjese  bjese  bjesmo  hjeste  hjehu;  und  Mjäh 
(ek.  bejah)  usw. 

däti  däm  hat  als  perfektiv  kein  Imperfektum;  das  auch 
imperfektiv  gebrauchte  ne-dati  bildet  vom  Präsens  didem  : 
nedädijäh.  In  derselben  Weise  von  znddem  (zu  znäti)  znä- 
dijäli  und  znMäJi,  von  imddem  (zu  imati)  imädijäh;  vgl.  auch 
zu  smjeii  smtjem  :  smjedijäh  (Aor.  smjedoh). 

Jesu  jem  (Ijein)  jedem  ijectäh,  weniger  gebräuchlich  jedäJi. 

lü  (Ici)  idem  :  Mäh  (ungewöhnlich  Idäh) ;  das  d  scheint 
auf  Anschluß  an  die  Präsensform  der  Komposita,  z.  B. 
dodem  (s.  §  177)  zu  beruhen,  obwohl  diese  als  perfektiv 
kein  Imperfekt  bilden,  hdtjeti  htjeti  (dial.  söUi)  höcu  :  hö- 
tijäh  (ek.  hotejäh  Ak.Wb.  unter  hdtjeti  S.  657^^),  hdöäh;  htljäh 
(Ak.  Wh.  hfejclh  ek.,  doch  als  unsicher);  dial.  scäh  scädijäh, 
dies  Nachahmung  von  dädijäh,  znädijäh. 

852.  Betonung  des  Imperfekts. 

In  allen  Fällen,  wo  die   1.  sg.  imperf.  mehr  als  eine 
Silbe  hat,    ist   die  Betonung  durch  alle  Personen  wie  die 
der    1.  sg.  präs.;     pletem  :  pleüjäh,    pletäh;   piecmi  :  pecijäh, 
pecäh. ;  kimeni :  hhiijäh ;  berein  :  berijäh,  beruh ;  zövem  :  zbvijäh 
tönern  :  tönjäh ;   trnem  :  trnjäh ;    pJsem  :  pisäh ;  köljem  :  köljäh 
cüjem  :  cüjäh;  sijem  :  sijäh\  Icüjem  :  köväh;  kupujem  :  küpoväh 
käzujem  :  käzwäh;  pitäiu  :  pitäli;  igräm  :  Igräh;  vjencäväin 
vjenväväh;   vönjäni  :  vönjäh;    oriisäm  :  orüzäh;    nösim  :  nösäh 
cinim  :  clnjäh;  selini  :  zeljäh;  drzim  :  driäh;  ümijem  {ämem) 
ümijäh  [hmejäh).     Zu    mbgu   inf.    möci  :  mögäh    (vgl.   2.  pr. 
mözes). 

Wenn  der  Verbalstamm  einsilbig  war  oder  durch  Aus- 
fall von  ^,  b  so  geworden  ist,  fehlt  die  absolute  Überein- 
stimmung mit  der  Präsensbetonung,  da  bei  dieser  der  alte 
Hauptton  auf  der  Endung  der  1.  2.  pl.  liegen  kann  (vgl. 
präs.  znäni  znäs  znä  zndmo  znäte  znaja).     Im  Imperfekt  liegt 


534  Das  Verbum.  [§852.853. 

der  Haiiptton  immer  auf  -äli,  z.  B.  bräti  berem  :  bräh  bräse 
bräse  bräsmo  brüste  bräJiu;  ebenso  bei  zväti  zovetn  :  zväh,  tfti 
trän :  träh,  zeti  injem :  znjäh  (neben  zänjäh  zu  iänjem),  vreti 
vrim  :  vräh,  znäti  znäm  :  znäh,  släti  sljem  (saljem)  :  slah. 
Budmani  §194.4  gibt  aber  an  scäh  (zu  lüjeti)  scäse  sdäse 
scdsmo  söäste  scähu. 

853,     Zur  Gescbichte  des  Imperfekts. 

Von  den  drei  Formen  -ijäli,  -jäh,  -äh  geht  die  letzte 
auf  -aarJa  (so  abg.)  zurück  und  findet  sich  an  denselben 
Stellen  wie  im  Abg.:  Kl.  I.  1  bei  gutturalem  Wurzelaus- 
laut pecäh  =  'pecaach^,  2.  bräh  =  bhraadvb,  zväh  =  z^vaach^ ; 
Kl.  III  2^^säh  =  2)isaacln^  bljäh  =  bijaacln;  koljäh  =  ko- 
l'aarh^;  küpoväh  =  kupovaachö;  Kl.  TV  pitäh  ^  pyiaachö; 
Kl.  V.  2.  bei  zweitem  Stamm  auf  -a:  drzäh  =  drzaachh; 
ebenso  Kl.V.  1  -jäh  -üh  aus  -'aachi,  hväljäh  =  chval'aachö. 
Die  skr.  Form  ist  hier  also  alt.  Wenn  -äh  auch  in  Kl.1. 1 
eingetreten  ist:  pletäh,  tresäh,  grebäh,  niräh  usw.  (s.  §  844) 
gegenüber  abg.  pleteacln  usw.,  und  wenn  bei  gutturalem 
Auslaut  pekäh  gebildet  wird,  so  liegt  eine  Nachahmung  der 
bequemen  Bildung  auf  -äh  von  KL  IV  vor.  Alt  ist  mögäh, 
in  allen  Mundarten  so  und  schon  vor  Anfang  des  15.  Jhs. 
belegt.  Ferner  ist  das  -äh  in  Kl.  V.  2  ieljäh  vutäh  (abg. 
zeUacho,  videach^)  entstanden  durch  Anlehnung  an  Kl.V.  1 
hväljäh,  da  die  Präsensbildung  die  gleiche  ist. 

Alt  und  von  Anfang  der  Überlieferung  belegt  ist  bjeh 
bjese  (zu  blti),  ekavisch  beh  bese  usw.,  vgl.  abg.  das  aoristisch 
flektierte  bech^  be  be  becho^m  beste  bese.  Daneben  steht  ek. 
bejah,  jek.  ik.  bljäh,  das  an  sich  lautliche  Fortsetzung  der 
alten  Form  bejadn  (abg.  beachö)  sein  kann,  aber  vielleicht 
anders  zu  erklären  ist. 

Die  Imperfekta  auf  -ijäh  der  Kl.  I  bei  nicht  guttu- 
ralem Wurzelauslaut,  pletijäh  usw.,  scheinen  ein  altes  ple- 
tejäh  {pleteacln)  fortzusetzen,  sie  sind  aber  vor  dem  16,  Jh. 
nicht  belegt.  Wären  sie  lautlich  gleich  pletejachö,  so  müßte 
man  eine  ekavische  Form  '^pletejäh  erwarten,  solche  kommen 
aber  meines  Wissens  nicht  vor.    Dagegen  hat  sich  in  dem 


§  853.]  Konjugation.  535 

kleinen  Rest  von  Kl.  VI  (abg.  -eti,  -ejq,  ipf.  -each^  -ejacia) 
das  alte  ümejäh  (jek.  ümijäh)  erhalten.  Dazu  kommt,  daß 
vor  dem  16.  Jh.  die  in  Betracht  kommenden  Verba  von 
Kl.  I  im  ekavischen  wie  im  jekavischen  Teile  dea  Sprach- 
gebiets stets  -echb  (-fi,vh,  -Jie,x}.)  lauten,  z.  B.  pletechb  {ple- 
tiechb,  nACTti^h  niieTiie.vb),  im  ikavischen  stets  -ih,  pletih;  über 
die  letzteren  vgl.  Resetar  im  Rad  136,  S.  167.  Auf  dem 
ganzen  Sprachgebiet  werden  ferner  die  Imperfekta  der 
zweiten  Stämme  auf  -e-  (Kl.  V.  2  und  VI)  ebenfalls  auf 
-t,xh,  -H€,xh,  -ih  gebildet,  also  BH^iiXk  BiiAHe^h  vidih  (abg.  vi- 
deachö),  zeleh  zelieh  zelih  (abg.  zeleacliö).  Es  ist  dabei  cha- 
rakteristisch, daß  in  alten  cakavisch-ikavischen  Sprachdenk- 
mälern die  wenigen  Beispiele  des  -iah  -ijah  von  Verben 
auf  altes  -eti  -ejq  oder  auf  -'q  -isb  -eti  herrühren;  vgl. 
Resetars  Resultate  aus  der  Betrachtung  der  Primorski  Lek- 
cionari  aaO.  S.  168:  imijase  (neben  imise),  razumijaliu,  da- 
zu hotijah  (neben  hotise).  Dasselbe  ergibt  sich  aus  der  Be- 
trachtung der  Sprache  der  Proroci  staroga  zavjeta  (aus  dem 
16.  Jh.)  hsg.  von  Jagic  (Wien-Berlin  1897);  es  kommen 
vor  imijah  (imiah),  hotiah  (htiah),  zeliah,  razumiah,  letiah 
(Ez.  3.  14,  dagegen  leöah  Zach.  5.  7),  daneben  imih,  hotih 
(htih),  letihit,  vidise,  zavidihii,  grmise  u.a.  d.A.  Niemals  ein 
pletiah  pleüjah.  Zu  dem  Vorkommen  der  verschiedenen 
Formen  vgl.  auch  Daniele,  Ist.  obl.  S.  229  fg.  Danach  ist 
klar,  daß  pleüjäh  nicht  die  Fortsetzung  eines  pletejachz  sein 
kann,  sondern  eine  skr.  Neubildvmg  ist,  entstanden  auf 
jekavischera  Gebiet  aus  dem  älteren  p)letieh  pletijeh,  indem 
das  -all  der  zahllosen  so  auslautenden  Imperfekta  an  Stelle 
des  -eh  getreten  ist.  Diese  Annahme  setzt  voraus,  daß  das 
e  von  pletech  lang  war  (daher  ie  ije),  denn  aus  einem 
*pleteh  '^pletjeh  hätte  nur  *pletjäli  werden  können.  Die  Länge 
ist  nun  nicht  ohne  weiteres  erkennbar,  da  auch  für  e{je) 
He  geschrieben  wird,  z.  B.  Kiie,vi.  EHCiiie  Kiie,v»  =  hjeh  usw. 
(abg.  bechi);  dies  enthält  aber  zweifellos  eine  alte  Kürze, 
entstanden  aus  ursprünglicher  Länge  unter  steigender  In- 
tonation. Da  bjeh  nicht  aus  Kontraktion  hervorgegangen 
ist,  kann  man  annehmen,  daß  daneben  ein  -echb  hervor- 


536  Das  Verbum.  [§853. 

gegangen  ist  aus  Kontraktion  von  -■bjx'l  -ttxi,  und  ich  bin 
dieser  Meinung,  denn  daß  es  einmal  ein  altes  urslav,  ^?e- 
tec}l^  gegeben  habe  und  dies  älter  sei  als  plefeachh,  läßt 
sich  nicht  erweisen.  Es  bleiben  aber  auch  bei  der  An- 
nahme, daß  pletijäh  erst  ein  älteres  pletieh  pletijeh  vertrete, 
Schwierigkeiten.  Die  Iraperfekta  von  Kl.  II  sind  in  älterer 
Zeit  nicht  von  denen  der  Kl.  1. 1  zu  unterscheiden:  tohsxl 
T0HH6,vh  tonih,  aber  jetzt  nur  tönjäh.  Das  könnte  nur  auf 
einem  ^tonechh  *tonjeh  beruhen,  also  auf  Kürze  des  e,  kann 
aber  vielleicht  auch  anders  erklärt  werden.  Die  alte  Be- 
tonung der  auf  -ijäh  ausgehenden  Imperfekta  war  pletijäk 
(so  noch  dialektisch,  s.  Resetar,  Bet.  südl.  M.,  S.  202); 
danach  war  die  Betonung  der  vorangehenden  Form  p)letlek 
plet'ijeh.  Die  Imperfekta  von  Kl.  II  haben  aber  nie  den 
Hauptton  auf  dem  Ende,  also  waren  auch  früher  betont 
fönieh  tdnijeh,  und  man  darf  vielleicht  annehmen,  daß  bei 
Annahme  des  -äli  das  unbetonte  i  nicht  als  voller  Vokal, 
sondern  nur  als  i  konsonans  {j)  zur  Geltung  kam,  daher 
tön  jäh.  Eine  Analogie  dazu  geben  die  wenigen  Verba  der 
Kl,  I.  1,  die  alten  Hauptton  auf  der  Wurzelsilbe  haben: 
jedem  jMäh,  idem  Mäh. 

Eine  andere  Schwierigkeit  besteht  in  dem  c  für  c,  z 
für  z,  s  für  s  aus  den  Gutturalen  k,  g,  ch  der  Form  tecieh 
tecijeh  tecih;  so  sicher  seit  dem  15.  Jh.,  daraus  das  heutige 
tecijäh.  Die  Form  ist  an  die  Stelle  des  alten  tecaachh,  skr. 
iecah  getreten.  Das  c  usw.  ist  an  keine  slav.  Imperfekt- 
form anknüpfbar  und  kann  nicht  alt  sein,  da  das  e  des 
Imperfekts  :^  e,  nicht  =  oi  ist.  Man  hat  an  eine  Anknüpfung 
an  die  Imperative  teci  usw.  gedacht  (vgl.  Vondrak,Vgl.Gr. 
II.  161),  was  recht  unwahrscheinlich  ist.  Eher  scheint 
mir  eine  Anlehnung  an  die  Imperfekta  der  Iterativ- 
Imperfektivformen  wie  -ticati  -zizati :  -ticäh  -zizäh  denkbar. 

Das  ä  der  Endung  -äh  aller  Imperfekta  ist  lang.  Die 
Länge  mußte  eintreten,  wo  a  aus  altem  aa  kontrahiert  ist: 
pecäh  =  pecaachz,  jnsäh  ^pisaach^,  pitäh  ^  pytaach^,  hväljäh 
=  hval'aach^  usw.  Ob  im  Urslavischen  das  a  der  auf 
-e{j)adn  auslautenden  Formen  lang  war,  ist  unentscheidbar 


§  853. 854.]  Konjugation.  537 

(das  Altcechische  gibt  keinen  Anhalt);  es  konnte  das  ur- 
sprüngliche lange  a  verkürzt  sein  und  im  Skr.  die  Analogie 
des  -äh  aus  -aacln  die  allgemeine  Länge  herbeigeführt  haben. 

854.     IV.  Der  Aorist. 

Der  alte  einfache  Aorist  (niogh  moze  moze,  mogorm  mo- 
zcte  niogq,  mogove  mozeia  mozete;  s.  Abg.  Gr.  §  162),  ist,  ab- 
gesehen von  der  2.3.sg.  (nioze),  dem  Skr.  von  Anfang  der 
Überlieferung  verloren,  erhalten  nur  der  sogenannte  s-Aorist, 
in  der  Form  -cho  usw.  Die  Endungen  sind  (2.  3.  sg 
endungslos;  vgl.  Abg.  Gr.  §  163 fg.): 

-h  abg.  -cJa 


-smo  -choim 

-ste  -sie 

-se  -s^. 

Bis  ins  16.  Jh.  der  Dual  2.  3.  -sta  (abg.  2.  -sta,  3.  -ste), 
1.  -cliove  scheint  nur  in  kchsl.  Überlieferung  vorzukommen. 
Neben  -mio  in  älterer  Zeit  -hämo  -Jimo,  aus  diesem  nach 
Verstummen  des  h :  -mo.  Das  -homo  ist  in  den  Urkunden 
selten ;  Daniele,  Ist.  obl.  hat  fünf  Beispiele,  davon  viermal 
krstiJiomo  aus  ganz  kirchenslavisch  gefärbten  Eingangsformeln 
von  Urkunden  (zwischen  1405  und  1445,  Mikl.,  Mon.  serb., 
S.  257,  260,275,  430),  dazu  ein  mir  nicht  kontrollierbares 
poslahomo.  Wie  wenig  den  Schreibern  diese  Form  geläufig 
war,  zeigen  gelegentliche  Fehler  wie  naJiodihsmo.  Die  Endung 
-smo  ist  seit  dem  13.  Jh.  allgemein,  daneben  in  den  Ur- 
kunden selten  -hmo  (s.  Dan.aaO.  S.326, 331).  Merkwürdig 
ist,  daß  von  den  Urkundenbeispielen,  im  ganzen  acht,  nur 
drei  aus  älterer  Zeit  stammen:  zapisahmo  (1347,  Mikl. 
S.  131,  in  derselben  Urkunde  öfter  -smo),  krstihno  (1399, 
Mikl.  S.  239,  übrigens  eine  kchsl.  gefärbte  Stelle),  rekohmo 
(1412,  Pucic,  Spomenici  srpski,  Belgrad  1858,  S.  176);  die 
anderen  fünf  aus  zwei  Urkunden  von  1547  desselben  Mannes 
(Mikl. S.  553 — 555):  rasumihmo,  progledahmo,  imahmo,  raza- 


538  Das  Verbum.  f§  854— 356. 

brahnio,  obradovaJinio ;  dazu  noch  ein  mir  nicht  kontrollier- 
bares Beispiel.  Bei  dalmatinischen  Schriftstellern  des 
16.  Jhs.  kommt  es  gelegentlich  auch  vor.  Das  aus  -hmo 
entstandene  -mo  lebt  in  ostserbischen  Mundarten  fort 
(s.  Belic,  Dijal.  ist.  i  juzne  Srbije,  S.  567):  mogomo,  naciomo. 
Die  Entwicklungsreihe  kann  sein  -ho^no  -hmo  -smo  (s  aus 
Nachbildung  der  2.  pl. -s-fe);  es  kann  aber  auch  -smo  un- 
mittelbar für  -Jiomo  eingetreten  sein. 

855.  Der  Aoriststamm  und  die  Verbindung 
der  Endungen  mit  dem  Aoriststamm. 

Nach  der  Gestalt  des  Aoriststammes  lassen  sich  zwei 
Gruppen  unterscheiden. 

I.  Der  Aorist  ist  unmittelbar  vom  Verbalstamm  oder 
vom  zweiten  Stamm  (auf  -a-,  -je-  =  e,  -nu-)  abgeleitet. 

II.  Es  ist  vom  Verbalstamm  ein  besonderer  Aorist- 
stamm auf  -0-  gebildet,  nur  vorkommend  bei  Klasse  1. 1, 
wenn  der  Verbalstamm  =  Wurzel  auf  einen  anderen  Kon- 
sonanten als  r,  11,  m  auslautet,  und  bei  Kl.  II,  wenn  der 
Aorist  vom  konsonantisch  auslautenden  Verbalstamm,  nicht 
vom  zweiten  Stamm  auf  -mi-  ausgeht. 

856.  I.  Gruppe. 

Beispiele  der  einzelnen  Verbalklassen : 
Kl.  I.  1,   Wurzelauslaut  n,  m,  r;  z.  B.  Icleti  künem  : 
Meli  {=  abg.  kkchd  usw.)  kle  kle,  klesmo  kleste  kiese. 

pb-ceti  pö-cnem  :  po-ceh  ])oce  poce,  pdcesm,o  pöceste  pöcese 

(=  -c^chö)   usw. 
nä-dnti  nädmem  :  nä-äuh  7iädu  nädu,  nädusmo  näduste  nä- 

duse  (=  -dqcliö) 
mrijeti    (ek.  mreti)   mrem  :  mr'ijeh   mrvje   mrlje,    mrijesmo 
mrijeste  mrijese  (ek.  mreh  mre  mre,  mrestno  usw.,  vgl. 
abg.  mrechh  mre) 
trti  trem  {färem) :  trh  tf  tr,  tfsmo  trste  tfse. 

Kl. 1.2,  zweiter  Stamm  auf  -a-,  z.B.  hrati  herein: 
hräh  hrä  hrä,  brasmo  bräste  bräse. 

Kl.  II,  Aorist  vom  zweiten  Stamm  auf  -nu-, 
z.  B.  tbnuti  tönern  :  tönuh  tönü  tönü,  iömismo  töniiste  tönuse. 


§  856—858.]  Konjugation.  539 

Kl.  III.  1,  konsonantisch  auslautender  Verbal- 
stamm, zweiter  Stamm  auf  -a-,  z.  B.  2)isati  pisem  : 
pisali  pisa  pisa,  plsasmo  pisaste  pisase. 

2.  Vokalisch  auslautender  Verbalstamm: 

A.  Ohne  besonderen  zweiten  Stamm,  z.  B.  cüjem 
eiiti :  cüh  cü  cü,  cüsmo  cüste  cuse. 

B.  Mit  zweitem  Stamm  auf  -a-,  davon  der  Aorist, 
z.  B.: 

käjati  hljem  se :  käjah  käjä  Mjä,  käjasmo  käjasfe  käjase  se. 
kbvati  küjem  :  kövah  kovä  kbvä,  kövasmo  kövaste  kövase. 
kupövati    kupiijem  :  kupövah    kupovä    kupovä,    kupövasmo 

kupbvaste  kupövase. 
kazivati  khziijem  :  kaztvah  kaziva  kaziva,  kazivasmo  kazivaste 
kazivase. 
Kl.  IV,  Verbalstamm   auf  -a-,     z.  B.  pitati  pitäni  : 
2ntaJi  pita  piita,  pitasmo  pitasie  pitase. 

Kl.V.  1,  Verbalstamm  auf  -«-,  z.B.  hväliti  hvälim: 
hvälih  hväli  Jivc2li,  hvdlismo  hvdliste  Jwälise. 

2 .  Zweiter  Stamm  auf  -je-  {=  -e-),  -a-,  z.B.  vldjeti 
vldim  :  vldjeh  vidje  vidje,  vidjesmo  vMjeste  vldjese;  drzati 
drshn  :  drzah  dfzä  dfzä,  drzasmo  drzaste  drzase. 

Kl.  VI,  ümjeti  ümijem  (ek.  mneü  üniem)  :  nmjeh  iimje 
iimje,  ümjesmo  iimjeste  ümjese  (ek.  ihtieJi  usw.). 

857.  IL  Gruppe. 

Kl.1. 1,  konsonantischer  Auslaut  außer  n,ni,r; 
z.  ^.■pUsti  pVciem  :  pläoh  plete  2)lefe,  plctosmo  pletoste  piUtose; 
peci  pecem  :  pekoh  pece  pece,  pekosmo  pekoste  pekose. 

Kl,  II,  wenn  der  Aorist  vom  konsonantisch 
auslautenden  Verbalstamm  gebildet  wird  (s.§766), 
z.  B.  dlgnuti  dlci  dlgnem  :  d/igoli  dUe  dlze,  dlgosmo  dlgosfe  dtgose. 

858.  Anhang.  Die  athematischen  Verba  VII  (§  811). 
hiti  jesam  :  hili  hi  hl,  blsmo  blste  btse. 

däti  däm  dddem  :  däh  da  da,  däsmo  däste  däse,  oder 
dädoh.  däde  däde,  dädosmo  dädoste  dädose  (vgl.  Impf,  dädijäh 
§851;  beides  nach  dem  Präsens  dddem). 


540  Das  Verbum.  [§858.859. 

ßsti  jem  {Ijem)  jedem  :  jeh  je  je,  jesmo  jeste  jese,  oder 
jedoh  jede  jede,  jedosmo  jedoste  jedose. 

"tfi  (ici)  Idem  :  idoh  tde  ■ide,  Idosmo  Idoste  Mose,  in  der 
Zusammensetzung  z.  B.  dödoh  döde  usw.  (s.  §  177). 

Nach  den  doppelten  Präsensformen  znäm  znädem  (zu 
znäti),  Imäm  imddem  (zu  tmati)  sind  auch  zwei  Aoristformen 
gebildet:  znäli  znädoli,  hnah  tmadoh  (vgl.  die  Imperf.  znädijalij 
imädijali),  und  nach  Analogie  solcher  Formen  auf  -doli  zu 
djeti  djesii  :  djedoh,  zu  stäti  stänem  :  stäh  und  städoli,  zu 
Mjeii :  litjeh  und  hijedoli  (vgl.  Präsens /«(/e'^fnm  htjenem',  Im- 
perfekt scadijäh),  zu  snijeti  smjedoh  (vgl.  Ipf.  smjedijäh). 

859.     Die  Betonung  des  Aorists. 

Die  Darstellung  ist  gegeben  nach  der  von  Vuk  fest- 
gestellten Betonungsweise  und  der  danach  von  Danicic 
geordneten  Sammlung  der  Verba  in  Akcenti  u  glagola. 
Sie  ist  nicht  überall  die  ursprüngliche. 

Es  ist  zweckmäßig,  die  in  der  1.  sg.  mehrsilbigen 
Aoriste,  d.  h.  die  mehrsilbigen  Stammes,  von  denen  ein- 
silbigen Stammes,  sei  es  ursprüngliche  Einsilbigkeit,  sei  es 
durch  Ausfall  von  5,  6  entstandene,  zu  trennen,  ferner 
die  2.  3.  sg.  zunächst  von  der  Betrachtung  auszuschließen. 

A.  Die  1.  sing,  und  der  Plural  der  Aoriste 
mehrsilbigen  Stammes.  Diese  Personen  haben  stets 
dieselbe  Betonung  und  dieselben  Quantitäten  wie  der  In- 
finitiv (angegeben  sind  in  den  Beispielen  1.  sg.  und  2.  pl., 
die  anderen  Personen  des  Plurals  sind  dieser  gleich): 

Kl.I.  1,  z.  B.  plefem  plesti :  plefoh  plctosie;  tresem  tresti: 
iresoli  tresosie ;  prMem  presti :  predoh  predoste ;  sjedem  sjesti : 
.yedoh  sjedosfe ;  leci  lezem  :  legoh  legoste.  Dazu  die  von  der 
konsonantisch  auslautenden  Wurzel  ebenso  gebildeten 
Aoriste  von  Kl.  II,  z.  B.  tegmiti :  tegoh  iegoste;  dlgnuti :  dlgok 
digoste  (s.  §  766). 

Kl.  II,  z.B.  tömäi  fonem  :  tdiiuh  tonuste;  trnuti  trnem  : 
trnuh  trnuste;  glnufi  ginein  :  ginuh  glnuste. 

Kl. ULI,  p'tsati  pisem  : plsah  ptsaste]  gonetafi  gönecem  : 
gonetah  gonetaste;  örati  oreinidrah  örasie. 


§859  —  861.]  Konjugation.  541 

Kl.  III.  2  B,  z.  B.  käjati  khjem  se  :  Tchjah  Mjaste  se ;  kö- 
vaü  Tcujem  :  kbvah  kövaste;  kupövati  küpujem  :  kupömh  kupö- 
vaste ;  kazivati  käzujem  :  kazivah  kazivaste ;  vjerovati  vjerujem : 
vjerovah  vjerovaste. 

Kl.  IV,  z.  B.  2)üati  pitäm  :  pitah  2ntaste ;  igraii  Igräm  : 
igrah  igraste;  vjencafi  vjcncäm  :  vjencah  vjencasie;  vjencävati 
vjencäväm  :  vjencdvah  vjencdvaste ;  gledati  gledäm  :  gledah 
gledaste. 

KI.  V.  1,  z.  B.  hvdliti  hvälhn  :  hvälili  hvälisie;  gäziti  gä- 
zim  :  gazih  gäziste;  govbriü  gbvorlm  :  govörih  govöriste;  jednd- 
citi  jednäcwi  :  jedndcih  jedndciste ;  ndsiti  nöslm  :  nösili  nösisie. 

2.  vldjeti  vldhn  :  vidjeh  vldjeste ;  zelcnjeti  zelenim  :  zelenjeh 
zelenjeste;  drzati  drzhn  :  drzali  drzaste. 

860.  B.  Die  1.  sing,  und  der  Plural  der 
Aoriste  einsilbigen  Stammes. 

a)  Die  Stammsilbe  des  Infinitivs  und  damit 
des  Aorists  ist  kurz;  der  Hauptton  liegt  als  "  auf  der 
ersten  Silbe  der  Formen,  z.^.  plijevem  pljeti :  pljeh  pljeste ; 
treni  t)ii  :  trh  ff  sie;  herern  bräü  :  bräh  bräste;  ü-snuti 
(=  -snuti  =  -sönqfi):  ü-smih  ü-smiste  (=  -snuh  -snicste);  cufi 
cüjem  :  cüh  cüste;  piti  p'ijem:p%h  plste',  znjem  zeti :  zeh  zeste: 
sljem  slati  :  släh  släste ;  köljem  kläti  :  kläh  Mäste ;  meljem 
viljeti :  mljeh  niljeste ;  zjäm  zjäti :  zjäh  zjaste ;  vrlm  vreti :  vreh 
vreste;  smm  sniti  (=  *s3niti)  :  smh  stiiste;  höcu  htjeti  :  htjeh 
htjeste. 

b)  Die  Stammsilbe  des  Infinitivs  und  damit 
des  Aorists  hat  langen  Vokal.  Die  Infinitive  haben 
alte  Endbetonung,  nach  der  stokavischen  Verschiebung 
jetzt  '  auf  der  ersten  Silbe;  steigende  Intonation.  Es  ist 
aber  zu  beachten,  daß  in  den  einsilbigen  Personalformen 
des  Aorists  im  Skr.  die  steigende  Intonation  in  fallende 
übergehen  muß  (s.§219),  daher  z.  B.  künem  kleti  ikleh,  kUsmo 
kleste  kiese;  mrem  mrijeti  :  mrijeh  nirijeste  (ek.  mreh  mreste). 

861.  DieBetonung  der  Präpositionalzusammen- 
setzungen  der  1.  sing,  und  des  Plurals.  Liegt  der 
Hauptton  als  "  oder  '^  auf  der  ersten  Silbe,    so  muß  die 


542  Das  Verbum.  [§861.862, 

stokavische  Verschiebung  den  Hauptton  als  '  auf  die  Prä- 
position werfen,  z.  B.  sjeöi  sijccem  :  sjekoh  sjekoste,  öd-sjekoh 
dd-sjeJcoste;  glnuH  glnem  :  glnuh,  pd-ginuh\  cüti  ctijem  :  cüJi 
zä-cuh;  trti  trem  :  trh,  zä-Mi;  hUti  künem  :  kiek,  zä-kleh; 
mrijeti  mrem  :  mrijeh  (mreh),  ü-mrijeh  {ü-mreh). 

Liegt  dagegen  der  stokavische  Hauptton  als  '  oder 
auf  dem  Aorist,  so  kann  er  als  schon  zurückgezogen  die 
Präposition  nicht  erreichen,  dahev  z.  B.  jylesH  pletem  :  2yletok 
pletoste,  zapleix)li  zapUtoste;  tresti  tresem  :  iresoh  tresoste,  is- 
tresoh  istresoste;  tonuti  tönern  :  tonuh  tonuste,  po-töniüi  po- 
tonuste;  pitati  piitäm '.  pitah  pltaste,  is-pitah  is-pitaste;  Igrati 
Igräm  :  Igrah  tgraste,  za-igrah  za-igraste;  nösiti  noslm  :  nösik 
iidsiste,  pri-nösih  pri-nbsiste.  —  Bei  den  einsilbigen  wie  kleli, 
mrijeh  {mreh)  sollte  man  wegen  der  Pluralbetonung  klesmo 
kleste  kiese  usw.  erwarten  *za-klesmo,  ebenso  '^u-mrijesmo  {u- 
mresmo),  allein  hier  folgt  der  Plural  dem  Singular  zä-kleh, 
ü-mrijeh,  also  zä-klesmo  zä-kleste  zä-klese,  ümrijesmo  (ümresmo) 
usw.,  izä-süh  izä-süsmo  (zu  -snti  -spem). 

86!S.  C.  Die  2.  3.  sing,  des  Aorists.  Der  Klar- 
heit wegen  muß  man  die  mehrsilbigen  Formen  von  den 
einsilbigen  trennen. 

I.  Die  mehrsilbigen  2.  3.  sing. 

a)  Die  Aoriste  auf  -o/c,  Kl.  I.  1.  Der  alte  Haupt- 
ton liegt  auf  der  ersten  Silbe,  bei  Kürze  als  '",  bei  Länge 
als  ",  auch  wenn  etwa  in  anderen  Formen  desselben  Ver- 
bums alte  Länge  durch  steigende  Intonation  verkürzt  sein 
sollte.  Die  Intonation  der  2.  3.  sg.  ist  fallend,  daher  die 
Erhaltung  alter  Längen  und  die  alte  (nicht  stokavische) 
Verlegung  des  Haupttons  auf  die  Präposition  (vgl.  §346), 
z.  B.  plesti  pletem, : pletoh  plete,  zapletoh  zäplete;  tresti  tresem: 
tresoh  trese,  istresoh  Istrese;  presti  predem  :  predoh  prede, 
öpredoh  oprede;  sjeöi  sijecem  (ek.  secem) :  sjekoh  sljece  (sece), 
öd-sjekoh  ödsijece  (ödsece). 

Davon  bei  Vuk  einige  Ausnahmen:  ledi  leiern  :  legoh 
lese;  mööi  mögu  :  mögoh  möie;  Ui  {tdi)  idem  :  tdoh  \de;  reöi 
recem  (älter  recem):  rekoh  rede,  dies  muß  aber  durch  rede 
ersetzt  werden,    vgl.  z.  B.  Iz-rece.     Ferner  die    in   Kl.  II 


§  862—864.]  Konjugation.  543 

nach  dieser  Art  gebildeten  Aoriste  (s.  §  766),  z.  B.  maknuti 
mäöi  maJcnem  :  niäkoh  mäce,  7ia-mäce;  tegnuti  tegnem  :  Ugoh 
Uze,  isUze.  Außerdem  widerspricht  der  Annahme,  daß  die 
Intonation  fallend  sei,  die  Betonung  der  Präpositional- 
zusammensetzungen  der  2.3.sg.  solcher  Aoriste,  die  durch- 
gehenden Akzent  "  haben,  z.  B.  sjesti  sjedem  :  sjedoh  sjede, 
zäsjeäoh  zäsjede;  stlgmdi  stlöi  sügnem  :  sügoli  stUe,  döstigoh 
döstüe;  man  würde  erwarten  *zäsjede,  *dosti£e.  Die  Vuksche 
Betonungsweise  ist  aber  wahrscheinlich  sekundär,  es  gibt 
Mundarten,  wo  konsequent  in  der  2.o.sg.  die  Intonation 
fallend  ist,  daher  betont  wird  zäsjede,  dostiie,  wie  auch 
namace,  Isteze;  vgl.  dazu  über  die  Mundart  der  Ozrinici  in 
Montenegro  bei  Resetar,  Bet.  südw.  Mundarten,  S.  131  fg. 
und  meine  Bemerkungen  dazu  ASlPh.  23,568. 

863.  b)  Von  den  übrigen  Verben  mehrsilbigen 
Stammes  im  Aorist  lassen  sich  die  Stämme  auf -n?^, -{-,. 
-a-,  deren  Auslaute  ursprüngliche  Längen  sind  (Kl.  11,  III, 

IV,  VI,  V 2  mit  zweitem  Stamm  auf  -a-,  VI)  zusammen- 
fassend behandeln. 

Allgemein  gilt:  liegt  der  alte  Hauptton  in  der 
2.  3.  sing,  auf  dem  Ende,  so  sind  die  auslautenden 
Vokale  kurz,  liegt  er  auf  einer  Silbe  vorher,  so 
sind  sie  lang.  Anders  ausgedrückt:  die  Intonation  der 
Stammausgänge  (-wm-,  -i-,  -a-)  ist  als  steigend  anzusehen, 
daher  die  Verkürzung  bei  altem  Hauptton,  die  Erhaltung 
der  Länge  bei  Unbetontheit.  Bei  langem  Auslaut  ist  der 
alte  Hauptton  (nicht  erst  durch  die  stokav.  Verschiebung) 
auf  die  erste  Silbe  gerückt,  bei  Zusammensetzung  mit  Prä- 
position auf  diese.     Im  einzelnen: 

864.  Verbal- und  Aoriststamm  auf-i-  (Klasse 

V.  1);  alle  Verba  haben  in  der  2.  3,  sg.  aor.  alten  Haupt- 
ton auf  der  ersten  Silbe,  das  auslautende  -i  lang,  z.  B. 
nösiti  nosfm  :  iwsih  nbsi,  dondsih  donosl;  besjediti  besjedim  : 
besjedih  hesjedl,  probesjedih  pröbesjedi;  govoriti  gbvorim :  govörik 
govori,  pogövorih  pögovori;  gäziti  gäzim  :  gäzih  gäzi,  pogazih 
pogazi;  hväliti  livälhn:  hvdlih  hväli,  poJwälih  pöhväli;  jedndciH 


544  Das  Verbum.  [§864-867. 

jednäclm:  jediiäcih  jeänäci,  izjednäcih  izjednäct;  pämtiti  pämtlm 
{ä  ==  «  durch  Dehnung  vor  mf)  :  pämtih  lyämti,  üpämüh 
iq/ämü. 

865.  Verbalstamm  oder  zweiter  Stamm  auf 
-a-  (Kl, III,  IV,  V 2  bei  zweitem  Stamm  auf  -a-),  zweiter 
Stamm  auf  -Mit-  (Kl.  II).  Die  Lage  des  alten  Haupttons 
und  die  Quantität  der  Endsilbe  richtet  sich  nach  der 
Quantität  der  dem   -a,  -nu  vorangehenden  Silbe: 

1.  Ist  diese  Silbe  lang,  so  liegt  der  alte  Hauptton 
auf  dem  Ende  (heute  stokavisch  als  '  auf  der  Silbe  vor- 
her), -a,  -nu  sind  kurz ;  die  Präposition  kann  von  der 
stokav.  Verschiebung  nicht  mehr  erreicht  werden,  z.  B. 
Kl.  II,  thmti  trnem  :  trnuh  trnu,  pretrnu;  gonenuti  gönenem  : 
gonemi  ugoMnu;  Kl.  III,  pisati  pisem  :  pisa,  napisa;  gonetati 
göneöem  :  goneta,  zagoneta ;  kazivati  käzujem  :  kaziva,  pokazlva ; 
Ivl.  IV,  pltati  j^itäm  :  pita,  zapita;  vjencävati  vjencäväm  : 
vjencäva,  razvjencdva;  Kl.  V.  2,  blejati  blejim  :  bieja,  izbleja; 
jecati  jecini  :  jeca,  zajeca. 

866.  2.  Ist  die  Silbe  vor  dem  Stammauslaut 
kurz,  so  liegt  der  alte  Hauptton  auf  der  ersten  Silbe  der  2. 
o.sg.,  -fl,  -nu  sind  lang.  Bei  Zusammensetzung  ist  vor  alters 
der  Hauptton  auf  die  Präposition  gerückt.  Im  einzelnen : 
Kl.  II,  tbnuti  tönern  •Joniüi  iönü,  poiöniüi  potonü',  ghudi  ghiem  : 
glnuh  glnü,  pögimüi  pöginü',  Kl.  III,  orati  örem  :  örali  örä, 
uzbrah  üzorä;  trepetati  trepeöem  :  trejjeiah  frepetä,  zatrepetali 
zätrepetä;  grtaii  gh'em  :  giiah  gfiä,  izgrtah  tzgrtä;  kövati  Mi- 
jem  :  IcövaJi  kövä,  okövah  ökovä;  kupbvati  küpujem  :  kiqiövah 
küpovä,  nakupövah  näkupovä\  Kl.  IV,  Igrati  \gräm  :  Igrah 
Igrä,  zaigrcüi  zäigrä;  vjencati  vjencäm  :  vjencali  vjencä,  raz- 
vjencah  räzvjencä;  holjehaü  koljehäm  se  :  koljebah  köljehä  se, 
tizkoljebali  uzkoljehä  se ;  gledati  gledäm  :  gledah  gledä,  pogledah 
pbgledä ;  2^'^^^'dciti  {ä  =  a  durch  Dehnung  vor  vd)  prävdäm  : 
präodah  prävdä,  öprävdah  öprävdä;  K1.V.2,  drzati  drzlm  : 
drzah  dfzä,  zadrzah,  zädrzä. 

867.  Nach  Daniele  Akc.  a  glag.  §61  ist  die  Regel 
bei    Kl.  III    nicht    durchgehend;    es    werden    dort    sogar 


§  867—869.]  Konjugation.  545 

35  Verba  aufgezählt,  die  bei  kurzer  Wurzelsilbe  alte  End- 
betonung und  den  Auslaut  der  2.  3.  sg.  aor.  kurz  haben, 
z.  B.  läqati  läiem  :  läga;  aber  12  davon  haben  in  der  Zu- 
sammensetzung das  normale  Verhältnis,  z.  B.  läga,  aber 
dö-lagä  d.  i.  -lägä,  die  übrigen  23  sind  lauter  auf  -ta-  ge- 
bildete Verba,  meist  onomatopoetischer  Bedeutung;  hier 
ist  die  Aufstellung  von  Danicic  nur  Vermutung;  er  setzt 
an  z.  B.  dähtati  :  dähtah  dähta,  das  Ak.  Wb.  scheint  dähtä 
vorzuziehen.  Ferner  stehen  §  58  abweichend  von  der 
Norm  die  fünf  Verba  käkotati,  mänisati,  nä-,  pri-,  rdzlicati, 
die  letzten  drei  dialektisch  und  von  Danicic  nur  schema- 
tisierend hierhergestellt;  statt  2.  3.  aor.  mänisa  (eigentlich 
mahänisa)  hat  Ak.  Wb.  mdnisä  (man  erwartet  mänisä  aus 
mäliamsä);  endlich  §  73  fünf  Denominativa :  zävjefovafi, 
ndpasivovati,  prorokovati,  nd-,  prilikovati,  und  §76  präznovati, 
pländovati,  deren  2.  3.  sg.  aor.  lauten  soll  zdvjetova  usw., 
präznova. 

868.  c)  Verbalstamm  oder  zweiter  Stamm 
auf  (-e-)  -je-,  Kl.  V.  2,  VI.  Mit  Ausnahme  von  vldjeti, 
vlsjeti  und  dem  ursprünglich  nicht  hierhergehörenden 
starjeti  haben  alle  Verba  alten  Hauptton  auf  dem  Ende, 
das  -e,  jek.  je,  ek.  e,  ik.  i,  ist  daher  kurz.  Die  stoka- 
vische  Tonversetzung  kann  die  Präposition  nicht  erreichen ; 
z.  B.  gbrjeti  gorim  :  gorjeli  gbrje  (gbreJi  göre,  gbrih  gbri),  iz- 
görjeh  izgörje ;  ifpjeti  tfplm  :  trpjeh  trpje,  pretrpjeh  pretrpje ; 
iimjeii  ümijem  {ümeti  ümem)  :  imijeli  ümje  {umeh  üme),  ra- 
zümjeli  razümje.  Bei  vMjeti  dagegen  wäre  *vldije  {*vlde, 
*'v%dx)  zu  erwarten,  es  heißt  aber  vtdje. 

869.  11.  Die  einsilbigen  2.   3.  sg.  aor.: 

1.  Ist  die  Wurzelsilbe  im  Infinitiv  und  damit 
in  allen  Personen  des  Aorists  lang,  so  hat  die 
2.  3.  sg.  die  gleiche  Betonung  wie  die  erste,  also 
z.  B.  Meti  künemikleh  kle  kle;  mrijeii  (mreti)  mrem  :  mrljeh 
mrlje  mrlje  (mreh  mre  mre),  aber  die  Intonationen,  die 
jetzt  infolge  der  Einsilbigkeit  gleich  sind,  waren  einst 
verschieden,  in  der  1.  sg.  steigend,   in  der  2.   3.  fallend, 

Le.skien,    Serbokroatische  Grammatik.  ■  35 


546  Das  Verbum.  [§  869. 870. 

daher  bei  Zusammensetzung  zä-kleh,  aber  zä-kle,  ii-mrijeh 
ümrije  (ü-mreh  ümre),  bt-eti  ötmem  :  bteh  öte,  nä-süti  na- 
spem  :  nä-süh  näsü. 

870,  2.  Ist  die  Wurzelsilbe  im  Infinitiv 
kurz,  so  ist  die  Behandlung  verschieden: 

a)  Auslaut  je  =  e,  e  =  ^  ist  stets  kurz,  "',  d.  h.  alte 
steigende  Intonation,  daher  keine  alte  Versetzung  des 
Haupttons  auf  die  Präposition,  erst  in  der  stokav.  Ver- 
schiebung bekommt  diese  ',  z.  B.  zreti  (reifen)  zrlm  :  zreh 
zre  dö-zre,  d.  i.  *do-zre;  vreti  vrim  :  vreh  vre,  pbvreh  pövre; 
db-spjeti  dbspijem  :  döspjeh  döspje;  htjeti  Jibdu  :  hijeh  htje; 
zeti  (e  =  e)  znjem  :  zeh  ie,  pbzeh  pbze  (vgl.  damit  ziti  zmem 
drücken :  zeh  ze  izeh  ize). 

b)  Wurzelauslaut  i  (=  t,  y),  a,  u ;  Stammauslaut  nu, 
a,  i  von  an  sich  mehrsilbigen  Stämmen,  die  durch  Aus- 
fall von  ö,  h  einsilbig  geworden  sind.  Betonung  und 
Quantität  sind  keiner  festen  Norm  unterworfen: 

Fallende  Intonation,  daher  langer  Vokal,  alte 
Versetzung  des  Haupttons  auf  die  Präposition:  Uti  (sein)  : 
ilh  M,  dobi;  Uti  lljeni  :  llh  li,  pblih  polt;  piti  pyem  :  pih  jn, 
hpih  Ispi;  viti  vljem  (wickeln)  :  vih  vi,  zävih  zavi-  siti  sljem; 
sih  si,  dorn  Ak.  Wb. ;  tnlti  mljem  :  nilh  ml  (Dan.  ml),  iz-mx 
Ak.  Wb.  —  däti  däni  :  däh  da  (Dan.  da),  Izdah  Izdä;  zjäti 
(==  zbjati)  zjäni  :  zjäh  zjä;  sjäti  (=  sbjati)  sjäni  :  sjaJi  sjä, 
obasjah  öbasjä;  -zdäti  (=  zhdati)  :  sazdah  säzdä;  -zgati 
(=  ^zhgati)  :  pri-zgali  pnzßä;  hruti  (=  hhraü)  herem  :  bräh 
brä,  tzbrah  Izlrä ;  präü  (=  phrati)  perem  :  präh  prä,  Isprah 
Isprä;  zväti  (=  zhvaii)  zbvem  :  zväh  zvä,  dbzvah  dozvä;  thäti 
(=  tzkati)  tkäm  dem  :  tkäh  tkä  (Dan.  tka),  döfkah  dotkä 
Ak.Wb.  —  -üti  ob-uti  obiijem  :  bb-uh  öb-ü,  Iz-ü. 

Mit  steigender  Intonation,  kurzem  Vokal,  dann 
keine  alte  Versetzung  des  Haupttons  auf  die  Präposition: 
blti  bijem  (schlagen)  :  bVi  bi,  räzbih  räzhi;  ebenso  nach 
Daniele  gnßti,  knti,  pllti,  rlti,  üti,  vUi  (heulen);  snlti 
(=  *s^nit^)•,  skllti  se,  ü-driti,  zä-dniti  (u,  a.  Komp.),  zä- 
zditi  —  cMti  cüjem  :  cuh  cü,  dhculi  dbcu;  n-snuti  (=  -shTiati)  : 
iisnuh  üsnu;  gnäti  (=  gönati)  zenem  :  gnäli  gnä,  Izgnah  izgna; 


§870—872.]  Konjugation.  547 

släti  (=  shlati)  sljem  :  släh  slä,  pdsiah  poüa;  srati  (=  sbrati) 
serem  :  sräh  srä,  izäsrdh  izäsra  Ak.Wb. ;  säü  {  =  s^sati)  seni  : 
sah  sä;  kläfi  koljem  :  klah  klä,  pöklah  pbkla:  nä-gmäi  (=  g^- 
nqti)  näfjnem  :  nä-gnuh  nägnu ;  nä-tnuti  (^  töknqti)  nätnem  : 
nätnuh  nä-tnu  (Vuk  Wb.);  pri-önuti  (=  -Inuti  =  hnqfi  für 
*-l'bpnqfi)  pn-onem  :  prionuh  pribnu  (=  *-/«m).  Dazu  noch 
das  vereinzelte  tfti  trem  :  trh  tr,  zätrh  zätr. 

871.  Der  oben  beobachtete  Unterschied  in  Kl.  II, 
III,  IV,  V.  2  bei  zweitem  Stamme  auf  -a-'.  kurze  Silbe 
vor  dem  Stammauslaut:  fallende  Intonation  dieser  Silbe, 
Länge  des  Auslauts  der  2.  3.  sg.  aor.,  alte  Versetzung  des 
Haupttons  auf  die  Präposition;  andrerseits  lange  Silbe  vor 
dem  Stammauslaut:  Kürze  der  letzten  Silbe  der  2.  3.  sg., 
ist  wahrscheinlich  unursprünglich;  ebenso  auch  das  Ver- 
bleiben alten  Haupttones  auf  dem  Ende  in  Kl.  V.  2,  VI 
bei  Stammauslaut  -je-  (-e-),  iz-gbrje.  Es  scheint,  daß  die 
ältere  Weise  allgemein  fallende  Betonung  in  der  2.  3.  sg. 
aor.  war,  daher  auch  allgemein  alte  Versetzung  des 
Haupttons  auf  die  erste  Silbe  und  auf  die  Präposition; 
so  noch  bei  den  Ozrinici  in  Montenegro:  es  heißt  dort 
auch  bei  langer  Wurzelsilbe  stegnu  (statt  stegnü,  Vuk  sU- 
gnu),  pisa  (st.  pisä,  Vuk  pisa),  pita  (st.  pitä,  Vuk  pita),  käza 
(st.  käzä,  Vuk  kdza),  und  in  der  Zusammensetzung  ent- 
sprechend pö-tegnu,  pökäza^  zäpita;  ferner  Izgorje,  räzmnje', 
s.  Resetar,  Beton.  Südwest.  Mundarten  S.  1 64,  dazu  ASlPh.  23, 
S.  568f.  Auch  fallen  in  dieser  Mundart  die  §§  869,870 
behandelten  Betonungs-  und  Quantitätsunterschiede  der 
einsilbigen  2.3.sg.aor.  weg,  alle  haben  fallende  Intonation, 
daher  auch  alte  Versetzung  des  Haupttons  auf  die  Prä- 
position, z.  B.  ü-bi  (st.  ü-M)  zu  blti  schlagen,  Vuk  ü-bi] 
nä-du  (st. 7iä-du),  Vuk  nä-du;  dö-cu  {st. dö-cü),  Vuk  db-cu;  iza- 
gna  (st.  -gnä),  Vuk  izägna;  zä-tr  (Vuk  zätr)  usw.  Endlich 
fallen  auch  die  oben  §867  angeführten  Ausnahmen  weg; 
es  heißt  hier  zävjetova  (bei  Dan.  zdvjetova). 

872.  Anhang  zum  Aorist.  Von  der  urslavischen 
Bildung  des  s-Aorists,  bei  der  das  s  unmittelbar  an  den 
konsonantischen  Wurzelauslaut  tritt    und  bei  Auslaut  t  d 

35* 


548  Das  Verbum.  [§872.873. 

p  b  s  z  der  Wurzelvokal  gedehnt  wird  (s.  Abg.  Gr.  §  166), 
sind  im  Skr.  zwei  Reste  geblieben,  zu  nesti  nesem  (tragen) 
nesö,  dafür  zunächst  nechz  (s.  Abg.  Gr.  S.  203),  skr.  -7ii- 
jeJi  {-neh),  nur  in  Zusammensetzung  gebräuchlich.  Die 
2.  3.  sg.  (abg.  nur  7iese),  skr.  -7ii'je  (-ne,  -ni)  ist  nach  Ana- 
logie der  vokalisch  auslautenden  Aoriststämme,  wie  däh 
da,  der  1.  sg.  -nijeh  neu  hinzugebildet  worden:  tz-nijeh 
iz-nije  Iz-nije,  \z-nijesmo  iz-nijesfe  iz-nijese  (ek.  Izneh  izne  usw.), 
also  2.  3.  sg.  fallend  intoniert.  Da  betont  wird  s-ntjeJi 
snlje  snlje,  snijesmo  snijeste  snijese  {snismo  usw.),  ist  für  das 
Simplex  die  Betonung  von  nirljeh  pl.  mrijesmo  (s.§§860, 
861,869)  vorauszusetzen.  Von  redi  recem  (recem;  abg.  rekq 
resti)  abg.  rech^,  ski. rljeh  rije  usw.  Nach  Budmani  (Ak.Wb. 
unter  iz-reöi)  ist  angegeben,  daß  die  zu  rljeh  gehörenden 
Formen  wie  der  Inf.  iz-rijeti  betonen,  das  heißt  tz-rijeh 
izrije  Izrije  Izrijesmo  tzrijeste  \zrijese.  Die  2.  3.  sg.  rije  (re) 
statt  des  alten  rede  ist  entstanden  wie  -mje  (-ne). 

873.     V.     Der  Imperativ. 

Der  alte  lautliche  Unterschied  zwischen  1.  2.  Plur., 
1.2.  Dualis:  in  Kl,  I,  II  vor  den  Personalendungen  -e-,  in 
allen  andern  Klassen  -i-  (s.  Abg.  Gr.  §  160),  ist  im  Skr. 
aufgehoben,  das  -i-  allgemein  geworden,  dabei  aber  die  alte 
Wandlung  der  Gutturale  vor  e  =  oi  geblieben.  Das  einst 
nach  vokalisch  auslautendem  Stamme  stehende  -ji-,  z.  B. 
fijta-ji  pyta-ji-te,  ist  skr.  zu  j  geworden  und  bildet  Diph- 
thong mit  dem  vorangehenden  Vokal,  z.  B.  pitäj,  pUäjmo 
pUäjie.  Vor  dem  j  ist  der  Vokal  stets  lang;  wenn  ur- 
sprünglich kurz,  gedehnt,  z.  B.  zu  stäjati  (für  stojaii)  sth- 
jun  :  stöj  sfojte. 

Beispiele  der  einzelnen  Verbalklassen:  I.  1,  plesti 
pletem  :  pVeü^  pletimo  pletite ;  peci  pecem  :  peci,  pecimo  pecite ; 
mrijeti  mreni  :  mrl,  mrimo  mrlte;  II.  2,  hräti  berem  :  heri,  he- 
rimo  berite;  II,  tbnuti  tönern  :  tbni,  tonimo  tbnite;  III.  1,  pi- 
sati  pisem  :  pisi,  pisimo  ptsite;  III.  2  A,  B,  cüti  cüjem  :  cüj, 
cüjmo  cüjte ;  käjati  Mjeni  se  :  käj,  käjmo  käjte  se ;  kupbvati 
kupujem  :  küpüj,   kupüjmo   knpüjte;   IV,  pHaii  pitäm  :  pitäj, 


§  873—875.]  Konjugation.  549 

fitäjnio  pitäjte ;  V.  1,  ndsiti  nosim  :  nbsi,  nbsimo  nösite;  V.  2, 
vläjeti  vidim  :  vidi,  vidimo  vulite;  drzatl  drzim  :  drzi^  drsimo 
dfzite ;  bbjati  töjim  se  :  böj,  höjmo  höjte  se ;  VI,  ümjeti  ümi- 
jem  :  ümij,  ümijmo  üniijte  (ek.  ümej  usw.).  —  Die  Impera- 
tive VII  (§811  fg.)  blti  jesam  :  büdi,  büdimo  büdite;  dati  dam 
dädem  :  däj,  däjmo  däjte  und  dädi,  dddimo  dddite ;  danach 
auch  zu  znäti  znäm  znddem  :  Z7iäj  und  znädi ;  jesti  jem  jedem  : 
jedi  jectite  (s.  §  879);  djesti  djedem  :  djedi  djedite. 

874.     Die  Betonung  des  Imperativs. 

Der  Hauptton  hatte  ursprünglich  dieselbe  Stelle  wie 
im  Indikativ  präs.;  im  Skr.  sind  aber  mancherlei  Ver- 
schiedenheiten zwischen  der  Betonung  des  Imperativs  und 
der  des  Indik.  präs.  eingetreten.  Die  Betonung  läßt  sich 
am  besten  in  folgender  Weise  übersehen: 

1.  Die  Wurzelsilbe  ist  vokallos,  konsonan- 
tisch auslautend,  das  -i-  des  Imperativs  als 
solches  erhalten;  die  Betonung  dann  stets  -I-,  d.  h. 
also  alle  diese  Imperative  haben  alte  Endbetonung  (auf 
dem  Ende  des  Imperativstammes)  und  das  -i-  war  fallend 
intoniert;  es  kann  daher  keine  alte  Versetzung  des  Haupt- 
tons auf  Präposition  stattfinden,  sondern  nur  die  spätere 
stokavjsche  Verschiebung,  z.  B.  (angeführt  sind  2,  sg.  und 
2.  pl.,  die  1.  pl.  verhält  sich  wie  diese):  mrijeti  mrem  : 
mrl  mrite  ümri;  trti  trem  (tärem)  :  tri  trlfe  (täri  tärite),  zä- 
tri;  släti  sljem  (säljem)  :  slji  sljite  (sälfi  saljite),  pöslji;  vreti 
vrim  :  vri  vrite,  tzvri ;  zeti  znjem  {zänjeni)  :  znji  znjlte  (zänji), 
pözni;  zä-süti  zä-spem  :  zä-spi  zä-spite;  späti  spvm  :  spi  splte, 
izäspi. 

8T5.  2.  Statt  des  alten  -ji-  steht  nach  Vo- 
kalen skr.  -j-  (s.  §873). 

a)  Ist  dabei  der  Imperativstamm  einsilbig,  so 
ist  die  durchgehende  Betonung  "  auf  der  ersten  Silbe, 
die  Länge  vor  j  beruht  auf  Dehnung  vor  diesem,  "  ist 
also  anzusehen  als  ",  steigende  Intonation,  daher  keine 
Versetzung  des  Haupttons  auf  die  Präposition,  sondern 
nur  die  spätere  stokavische  Verschiebung,  z.  ß.  cüti  cüjem  : 
cüj  cüjte,  döcüj ;  biti  bljem  :  blj  bijte,  übij ;    käjati  käjän  se  : 


550  Das  Verbum.  [§  875. 876. 

käj  käjte  se,  pbkäj  se;  kovati  küjem  :  küj  küjte,  bküj;  zjäii 
zjäm  :  zjäj  zjäjte',  bujati  böjim  se:  böj  böjte  se;  znäti  znäm 
{znddem)  znäj  znäjte,  db-znäj  {znädi,  db-znadi  Ak.  Wb.);  däti 
dam  (dd-dem)  :  däj  däjte,  ■iz-däj  (dddi,  izdädi). 

b)  Ist  der  Imperativstanim  mehrsilbig,  so  be- 
tont der  Imperativ  wie  das  Präsens  (in  der  ganzen  Kl.  IV, 
in  III  2  B  b,  VI).  Die  Präposition  kann  den  stokav, 
Hauptton  nur  auf  sich  ziehen,  wenn  auf  der  ersten  Silbe 
"  oder  "  steht,  also  alter  Hauptton,  z.  B.  IV,  fitati  pitäm : 
piiäj  pltäjte,  za-pUäj;  prävdati  (ß  =  ä  durch  Dehnung) 
prävdäm  :  prävdäj  prävdäjte ,  bp~ävdäj ;  )grati  Igräm  :  Igräj 
tgräjte,  pbigräj ;  gledati  gledäm  :  gledäj  gledäjte,  pbgledäj ; 
vjencafi  vjevcäm  :  vjhicäj  vjencäjte,  razvjencäj ;  orüzati  orü- 
zäm  :  orüzäj  orüzäjte,  na-oriizäj;  III.  2  Bb,  kazivati  käzujem  : 
käzüj  Jcazüjte,  pio-käzüj;  kupbvati  küpujem  :  Jcüpüj  kiqmjte, 
na-küpüj:,   vjerovati  vjerujem  :  vjerüj  vjerüjfe,  pb-vjerüj. 

876.  3.  Mehrsilbige  Form  mit  Erhaltung 
des  vollen  i  nach  Konsonant  (s.  §  873);  trifft  alle 
übrigen,  nicht  unter  1.  und  2.  (§§874,875)  behandelten 
Verba.  Auch  hier  ist  die  Betonung  ursprünglich  die  des 
Präsens;  im  Russischen  gibt  man  die  einfache  Regel:  der 
Imperativ  betont  wie  die  1.  sg.  präs. ;  im  Skr.  sind  Un- 
gleichheiten eingetreten. 

a)  In  Klasse  I  betont  der  Imperativ  wie  das 
Präsens  (einige  sekundäre  Abweichungen  s.  u.),  z.  B. 
plesti  pletem  :  pZeh'  pletiie;  tresli  tresem  :  tresi  tresife;  presti 
predem  :  predi  pridite;  pljeti  2)^ijcvem  :  plijevi  pUjevite;  kleti 
küneni  :  küni  kiinite;  zväti  zbvem  :  zövi  zbinte;  mbdi  niögu  (niö- 
ies)  :  po-mbzi,  po-möziie ;  sjesti  sjMem,  sjedi  sjedite  (vgl.  r. 
s'ndu  :  s'ad'  s'ad'ie);  leöi  lezem  :  lezi  Uzite  (vgl.  r.  tagu  :  lag 
tagte). 

Die  Ausnahmen  rühren  daher,  daß  im  Skr.  der 
Hauptton  des  Präsens  von  der  ursprünglichen  Lage  ab- 
gewichen ist:  bräii  berem  (r.  beru  befos)  :  beri  berite;  präti 
perem  (r.  peru  peros)  :  peri  perlte;  gnäti  zenem  (klr.  zenü 
zeries)  :  zeni  zenite;  iti  (ici)  tdem  (r.  idu  id'of)  :  Mi  idite;  reöi 
recem  (und  recem)  :  red  redte. 


§877—879.]  Konjugation.  551 

877.  b)  In  den  Klassen  11,  III,  V.  1  stimmt 
der  Imperativ  nur  dann  zu  der  heutigen  Beto- 
nung des  Präsens ,  wenn  dieses  mit  dem  Infinitiv 
übereinstimmt,  z.  B.  II,  ghiuii  ghiem  :  glni  glnite,  vgl. 
dazu  auch  stäti  stänem  :  sfäni  stmiite;  III,  gHati  grcem  : 
gfci  grcite;  V.  1,  gäziti  gäzlm  :  gäzi  gazite;  besjediti  hesjedlm  : 
hesjedi  besjedite;  Idmiti  lönmn  :  lömi  {izlbyni)  Ibmite;  trübiti 
trübtm  :  trübi  trübiie.  —  Wenn  dagegen  das  Präsens 
vom  Infinitiv  in  der  Betonung  abweicht,  seinen 
urspünglichen  Hauptton  in  alter  Zeit  zurückver- 
setzt hat,  so  hat  der  Imperativ  alte  Endbetonung 
(d.  h.  auf  dem  -?-),  z.  B.  Kl.  II,  ionuti  tönern  :  tbni  ibnite; 
trnuti  trnem  :  trni  trnite;  111,  pisati  pisem  :  pisi  pisite;  gone- 
tati  gbneöem  :  goneci  goneöite;  brati  örem  :  öri  örite;  blebetati 
blebeöem  :  blebeöi  blebeöite;  V.  1,  hväliti  hvälim  :  livdli  hvälite; 
ndsiti  nosim  :  nösi    nosite;    govbriti    gdvortm  :  govöri    govbrite. 

Abweichend  sind  aus  Kl.  III:  Mati  köljem  (r.  kol'u 
kol'es)  :  kblji  holjite  (r.  Jcol'i);  mljeti  meljem  (r.  mel'u  mel'es)  : 
melji  meljife  (r.  mel'i);  ferner  zeti  zanjem  {zvjem);  iänji 
zänjite;  slati  säljem  (sljem):  salji  säljite;  vgl.  dazu  aus  Kl.  I: 
tfti  tärem  {trem);täri  tärife;  die  alten  Imperative  sind  znjl 
sljl  tn,  die  Präseneformen  zanjem  säljem  tärem  Neubildungen. 

878.  c)  Die  Verba  der  Klasse  V.  2. 

a)  Bei  Stamm  aus  laut  -je-  (^  e)  ist  die  Betonung 
des  Imperativs  dieselbe  wie  des  Präsens  (hier  zugleich 
auch  des  Infinitivs),  z.  B.  zivjeti  zivim  :  zlvi  zivite ;  zeljeti 
zelim  :  zeli  zeliie. 

ß)  Bei  zweitem  Stamm  auf  -a-  hängt  die  Betonung 
von  der  Quantität  der  Wurzelsilbe  ab:  ist  diese  lang,  so 
betont  der  Imperativ  wie  das  Präsens  (und  der  Infinitiv), 
z.  B.  kUcati  kUclm  :  kleci  klecite;  ist  sie  kurz,  so  bekommt 
der  Imperativ  (alter  Hauptton),  z.  B.  drzaü  drzim  :  drzi 
dfzite  (r.  derzi  derzite). 

Zur  Geschichte  des  Imperativs, 

879.  Wenigstens  vom  14.  Jh.  an  findet  sich  das 
durchgehende  i  im  Plural  und  Dual.  —  Die  alten  Formen 


552  Das  Verbum.  [§879.    880. 

ZU  abg.  jasti  jamb  =^  *emb:jaMb  =  *edjb,  vedeti  venib :  vezdh  = 
*vedjb;  dazu  videti  vizdq  :  vizdb,  haben  im  Skr.  lange,  bis 
ins  17.  Jh.,  fortgelebt  als  jed,  ved  (ik.  vid,  cak.  vij),  viel; 
die  alten  Plurale  aber:  jadite  (edife),  vedite,  vidite  sind  nach 
Analogie  des  Singulars,  in  dem  jed  usw.  fortflektiert 
wurde,  umgebildet  zu  vedle  (cak.-ik.  vijte);  vidte  (cak.  vijte); 
andrerseits  das  i  des  Plurals  beibehalten,  aber  ff  in  den 
Plural  übertragen,  z.  B.  vldimo  vidite.  Ein  Rest  solcher 
Übertragungen  ist  das  heutige  jedi  jedite  (neben  jedi  jedife ; 
in  Ragusa  noch  ältere  Form  jed  jedmo  jecfe).  Das  alte 
*dad  =  '^'dadjb  (abg.  dakh)  zu  däti  ist  im  Skr.  verloren ; 
seit  alter  Zeit  däj  däjfe.  Nicht  selten,  oft  bei  den  dal- 
matinischen Schriftstellern  des  15. — 18.  Jha.,  auch  jetzt 
in  der  Volkspoesie  und  der  täglichen  Rede,  wird  i  eli- 
diert, z.  B.  hüd,  pöd  pödte,  ein  chite  (^  hiuU.,  pödi  pödite, 
cmi  cinite).  Seit  dem  14.  Jh.  belegbar  und  noch  jetzt 
allgemein  ist  eine  verkürzte  Imperativform  des  ne- 
gierten ne-möci  :  ne-möj  ve-möjte  (noli,  nolite)  statt  -mözi 
-mözite. 

Zuweilen  werden  die  Personalendungen  des  Plurals 
-mo,  -te  an  Adverbia  oder  Partikeln  auffordernden  oder 
anrufenden  Sinnes  gefügt,  wenn  der  Aufruf  an  mehrere 
Personen  ergeht,  z.  B.  allgemein  hajde,  häjde  («auf,  vor- 
wärts!»), hajdemo,  häjdenio  gehen  wir!  hajdete,  hajdete  geht 
ihr!;  so  auch  nä  (nä)  da  (hast  du!)  näte  {nate)  da  (habt 
ihr!);   övamo  hierher!  övamo-te  hierher  ihr!  u.  a.  d.  A. 

880.     VI.  Die  Partizipien. 

A.  Partizip  präsentis  aktivi. 

Es  wird  gebildet  vom  Präsensstamm,  nur  von  imper- 
fektiven Verben;  die  Perfektiva  verwenden  das  Part.  prät. 
akt.  I.  Ausnahme  macht  vom  perfektiven  büdem  (zu  blti 
sein)  Part,  budüci,  das  zum  Ersatz  des  verlorenen  Part, 
präs.  zu  jesam  sam  dient  (abg.  sy  sqsta  usw.,  s.  Abg.  Gr., 
§  169).  —  Die  überlieferten  Formen  sind  Nominative  mask., 
die,  starr  geworden,  gerundial  (adverbial)  gebraucht  werden. 
Die  Volkssprache,  überhaupt  die  gewöhnliche  gesprochene 


§  880. 881.]  Konjugation.  553 

Rede  flektiert  das  Partizip  nicht,  über  die  Schriftsprache 
s.   §  881. 

Heute  lautet  die  Form  bei  den  Verben  Kl.  V  auf 
-eöi,  bei  allen  andern  auf  -üöi  aus;  Beispiele:  Kl.  I  plesti 
pletem,  pletüöi;  mrijeti  nirem,  mrüäi;  II  tonuti  tönern  tönüci\ 
III  plsati  pisem  pisüci ;  mljeti  meljem,  meljüci ;  kläti  kdljem,  kol- 
jüvi;  cüti  cüjem,  cüjüöi;  käjati  käjem  se,  käjüci  se\  kupövafi 
küpujem,  küpujüöi;  kazivati  käzujem,  käzujüci;  IV  pifati  jsi- 
täm,  X)itajü6i\  VI  ümjeti  ümijem,  ümijüdi;  V  ndsitl  nöslm, 
noseci;  vidjeti  vidun,  vuleöi;  vgl.  auch  späii  sjylm  (schlafen), 
sp^ci.  —  Abweichungen  nur  bei  einigen  Verben  Kl.  V.  2 
vokallos  gewordener  Wurzelsilbe^  die  auch  sonst  nach 
Kl.  I  hinüber  schwanken:  preti  vrim,  vrüci  (pl.  3.  pl.  präs. 
vrü  statt  *vre);  preti  prem  (statt  ^pnm,  aus  pbreii  phrq 
pbrisi),   prüci. 

881.  Zur  Geschichte  des  Partizips  präs.  (s. 
Danicic,  Ist.  obl.  346  fg.).  Die  urslavischen  Nominativ- 
formen des  Maskulinums ,  die  hier  allein  in  Betracht 
kommen,  waren  im  Singular  bei  Kl.  I  und  II  -y,  z.  B.  pkty, 
nihry,  klbny,  sschny  (zu  shchnqü),  bei  allen  andern  Klassen  -e, 
z.  B.  III  pis^,  cuje,  kupuje,  IV  pytaje,  V  clivale  vide,  VI 
umeje.  Die  obliquen  Kasus  wurden  gebildet  von  dem 
durch  Formans  -jo-  erweiterten  Partizipialstamm,  Kl.  I — IV 
und  VI  *-qt-jo-,  Kl.  V  *-et-jo-,  daher  z.  B.  gen.  sg.  msk. 
-'^qtja  (abg.  -astä),  -^ftja  (abg.  -esta).  Der  Nom.  pl.  msk. 
abg.  -aste,  -este,  daneben  früh  auch  -nsti,  -esti  (s.  Abs:.  Gr. 
§169)! 

Der  alte  Nom.  sg.  auf  -y  ist  skr.  seit  Anfang  der  Über- 
lieferung verloren;  wo  er  in  Urkunden  vorkommt,  sind 
es  kirchenslavisch  gefärbte  Stellen.  Dagegen  ist  die  Form 
auf  -€,  skr.  -e,  bis  ins  17.  Jh.  häufig,  z.  B.  gospoduje 
herrschend  (gospodovati  gospödujem),  vide  sehend  (vidjeti  vl- 
dim),  prose  bittend  (prösiti  prosJm),  igraje  spielend  i^igmti 
Igräm),  znaje  wissend  {znati  znäm,  älter  znaju).  Durch  die 
übergroße  Zahl  dieser  Nominativendungen  ist  die  Übertra- 
gung auf  Verba  veranlaßt,  die  ursprünglich  -y  hatten, 
z.  B.    lüde    seiend    (abg.    hqdy),    ide    gehend    {idy),    grede 


554  Das  Verbum.  [§881.882. 

kommend  (gredy).  —  Neben  dem  Nom.  sg.  steht  von  An- 
fang an  der  Nom.  pl.  msk.,  teils  in  der  älteren  Form  auf 
-e,  so  noch  im  16.  Jh.,  z.  B.  hodeöe  gehend,  trgujuöe  han- 
delnd, teils,  wohl  von  Anfang  an,  jedenfalls  vom  14.  Jh. 
an  allgemein,  auf  -i,  wie  heute,  z.  B.  buduci,  govoreöi.  Die 
Menge  der  Formen  auf  -eöi  hat  in  der  Sprache  der  dal- 
matinischen Dichter  des  16.  Jh.  herbeigeführt,  daß  es 
auch  an  Stelle  des  normalen  -uöi  getreten  ist,  z.  B.  po- 
jeöi  (singend)  statt  pojuöi,  koljeöi  (schlachtend)  st.  koljuöi, 
zoveöi  (rufend)  st.  zovuci. 

Die  von  alters  her  starr  gewordenen  Formen  be- 
ziehen sich  auf  alle  Genera  und  Numeri  als  nominativisch- 
adverbialer  Zusatz  zum  Satzsubjekt,  auch  als  prädikativer 
zum  akkusativischen  Objekt,  z.  B.  sastao  sam  ga  tuj  lese 
St.p.5.212  ^  inveni  eum  ibi  jacentem.  Danicio,  Ist.  obl,, 
S.  365  hat  schon  bemerkt,  daß  die  wenigen  Beispiele 
einer  Flexion  des  Partizips  vor  dem  16.  Jh.  schwerlich 
aus  der  Volkssprache  stammen,  sondern  kirchenslavisch 
sind,  und  daß  die  im  16.  Jh.  namentlich  bei  den  dal- 
matinischen Schriftstellern  häufiger  auftretenden  Kasus- 
formen Nachahmungen  lateinischer  Konstruktionen  sind, 
z.  B.  travu  noseöu  sjenie  (aus  Nik.  Ranjina)  =  herbam 
afferentem.  In  der  heutigen  Volkssprache  kommt  Flexion 
nur  vor,  wo  die  partizipiale  Anwendung  einer  rein  adjek- 
ti\äschen  gewichen  ist,  z.  B.  vrüö  vri'ica  vrüce  (siedend) 
heiß,  mbgüö  niogüöa  mogüöe  (vermögend,  mächtig),  teküöä 
voda  das  fließende  Wasser,  drzec  drzcr'a  drzece  (haltend)  stark, 
noseca  zena  schwangere  (tragende)  Frau.  In  der  Schrift- 
sprache ist  die  Flexion,  die  dann  rein  adjektivisch  ist, 
auch  zu  partizipialem   Gebrauch  wieder  aufgenommen. 

882.     Betonung  des  Part.  präs.  akt. 

Sieht  man  zunächst  ab  von  solchen  Verben  der 
Kl.  I,  III,  V.  1,  V.  2,  deren  Wurzelsilbe  durch  Ausfall 
von  ■&,  h  vokallos  geworden  ist  (s.  u.),  so  läßt  sich  im 
allgemeinen  sagen,  daß  die  Betonung  des  Partizips  mit 
der  des  Indik.  präs.  übereinstimmt.  Das  ist  durchaus 
der  Fall  in  Kl.  I,  z.  B.  pUtem  plesii,  pletüci;   tresem  tresti, 


§882.]  Konjugation.  555 

tresüci;  presti  predem,  prMüöi;  pljeti  plijevem,  plijevüci;  kleti 
küneni,  kimüöi;  bräti  berem,  berüöi',  zväti  zövem,  zövüci;  gnäti 
zenetn,  ienüöi;  Kl.  III.  2,  cüjem  cüti,  cujüöi;  pjeti  pbjem,  pö- 
jüöi ;  vgl.  auch  kläti  köljem,  köljüci ;  mljeti  meljem,  meljüci. 
—  Zu  dieser  Gruppe  gehört  im  Grunde  auch  Kl.  IV, 
dadurch  aber,  daß  in  bestimmten  Fällen  (s.  §  833)  der 
alte  Hauptton  im  Indik.  präs.  zurückgetreten  ist,  sich  nur 
in  der  3.  pl.  erhalten  hat,  z.  B.  jntati  j^itmn  pitajü,  tgrati 
Igräm  igrajü,  das  Part,  aber  die  alte  Betonung  bewahrt 
bat,  pitajüci,  Igrajüöi,  tritt  hier  eine  Differenz  mit  den 
andern  Personen  des  Präsens  ein;  vgl.  wegen  der  Bezie- 
hung zur  3.  pl.  auch  znäti  znäm  znäjü,  ztiäjüci;  zjäti  zjäm 
zjäjü,  zjajüci.  In  allen  andern  Fällen,  wo  also  das  Prä- 
sens keine  alte  Zurückziehung  des  Haupttons  erfahren 
hat,  herrscht  Übereinstimmung,  z.  B.  edati  cztäm,  cUajü&l; 
vecerati  veceräm,  vecerajüöi;  gledati  gledäm,  gledajüci. 

In  den  Klassen  II,  III.  1  (zweiter  Stamm  auf  -a-), 
V  herrscht  eine  besondere  Quantitätsregel:  ist  die  Silbe 
vor  dem  Partizipialformans  {-u-,  -e-)  kurz,  so  stimmt  die 
Betonung  zu  der  des  Indik.  präs.,  z.  B.  II  tbmdi  tönern, 
tönüci;  ghiuti  ghiem,  gmüöi;  III.  1  öraii  örem,  örüdi;  blebetati 
blebecem,  blebeöüci;  kujaii  käjem  se,käjüöi  se;  sniijaii  snt'ijem  se, 
smljüöi  se;  kupövaü  kupujem,  küpujw'i;  kazivati  kazujevi,  kä- 
znjüöi;  V.  1  nösiii  nbsim^  noseöi;  govöriti  govorim,  gövoreci; 
lömiti  lomini,  lomeöi ;  besjedili  besjedim,  besjedeci,  gäziti  gä- 
zim,  gäzeöi  {pämtiti  pämtlm^  j;ä»ife('2\,  durch  Dehnung  für 
pämt-).  Nach  Budmani,  §  192.  2,  haben  die  Verba  der 
Betonung  brojifi,  d.  h.  kurze  Wurzelsilbe  und  Endbeto- 
nung des  Stammes,  im  Part.  präs.  brojeöi,  d.  h.  alte  End- 
betonung. —  Ist  dagegen  die  betreffende  Silbe  lang,  so 
liegt  im  Part,  der  alte  Haupttcn  auf  -ü-  und  -e-,  jetzt 
also  als  '  auf  der  Silbe  vor  diesen,  z.  B,  II  thmti  tfnem, 
trnüci;  111.  1  pisati  j^^sem,  p'isüöi;  gonetati  gdneöem,  goneöüci; 
V.  1  hvdliti  hvälim,  hvdleci;  trübiti  trüMm,  trübeöi;  jednäciti 
jednäclm,  jedndceöi.  (Über  iniati  pitäyu,  pifajüöi  s.  o.)  — 
Die  Angaben  über  Kl.  V.  2  sind  nicht  ganz  fest.  Nach 
Daniele,  Akc.  u  glag.  §  17 — 21  hat  bei  zweisilbigem  zweitem 


556  Das  Verbum.  [§882.883. 

Stamm  und  kurzer  erster  Silbe  das  Part,  alte  Endbeto- 
nung auf  dem  auslautenden  -/,  also  jetzt  '  auf  dem  e 
der  vorangehenden  Silbe,  z.  B.  feljeü  zelim,  zeUöi;  drzati 
ärzlm,  drzeöi;  das  Präsens  hat  in  diesem  Fall  ebenfalls  alte 
Endbetonung,  ausgenommen  vidjeti  vullm,  daher  das  ab- 
weichende vldedi.  In  allen  andern  Fällen  soll  der  alte 
Hauptton  auf  dem  -e-  liegen,  also  jetzt  auf  der  Silbe  vor- 
her, z.  B.  zivjeH  zivim,  zivedi;  zelenjefi  zeUnim,  zeleneöi,  doch 
bemerkt  Daniele  §  21,  daß  auch  unter  den  Verben  wie 
zeljeti  so  betonte  Partizipien  vorkommen  mögen. 

Die  mir  bei  den  Grammatikern  (Daniele,  Budmani, 
Maretic)  vorgekommenen  Fälle  von  einsilbig  gewordenen 
Verbalstämmen  haben  nach  deren  Angaben  meist  alte 
Endbetonung,  z.  B.  mreti  mrem,  mrü6i;  trü  trem,  trüci  (fä- 
rem,  iärüci);  zreti  reifen  zrem  (für  älteres  *zrim)  zrüci] 
preti  preni  (aus  '''prim  zu  pbreti),  prüöi;  vreti  irini  3.  pl. 
vrü,  vruöi;  tkati  dem,  cüci  (Budm.  §  192.  3);  späti  spim, 
spe6i\  dagegen  zeti  znjem,  znjüöi  ißänjem,  zänjüci);  släti  sljem, 
sljüci  {säljem,  saljüci). 

Zu  den  Verben  unter  VII  (§  811):  iiti  büdem  jesam, 
budüci;  jesti  jedem,  jedildi;  'tii  idem,Müöi;  hötjeti,  hbtec'i  und 
hoteci. 

883.     B.  Partizip  prät.  akt.  I. 

Die  heute  normale  Gestalt,  eine  erstarrte  Nominativ- 
form, endet  bei  allen  Verben  auf  -vsi,  der  Vokal  davor 
ist  lang  (gedehnt).  Das  Partizip  ist  abgeleitet  vom  Verbal- 
stamm oder  vom  zweiten  Stamm,  wenn  ein  solcher  vor- 
handen (über  eine  besondere  Form  in  Kl.  I  s.  §  884),  und 
kann  von  perfektiven  wie  von  imperfektiven  Verben  ge- 
bildet werden. 

Beispiele  der  einzelnen  Klassen:  I.  1,  plesti  pletem, 
plefävsi;  kleti  künem,  klevsi;  mrijeti  mrem,  mrvsi ',  trti  trem, 
trvsi;  I.  2,  bräti  herem,  brävsi;  II,  tbnuti  tonem,  tdnüvsi; 
III.  1  pisati  pUem,  pisävsi;  kbvati,  küjem,  kövävsi;  kupövati 
küpujem,  kupdvävsi;  kazivati  käzujem,  kazivävsi;  III.  2,  cüfi 
CMJem,  cüvsi;  hiti  bijem,  iivsi;  zeti  znjem,  zevsi;  kläti  köljem, 
klävsi;  mljeti  meljem,  mljevsi;  lY ,  püati  pifäm,  x>itävsi\  znäti 


§883.884.]  Konjugation.  557 

znäm,  znävsi ;  V.  1  hvdliU  hvälim  livälivsi ;  V.  2,  vUjeti  vidlm, 
vldjevsi;  drzati  drzim,  drzävsi',  VI  ümjeti  ürnijem,  ümjevsi; 
zvL  YJI  btti  jesam,  blvsi;  däti  däm^  dävsi;  jesti  jedem,  jedävsi; 
Ui  ulem,  -sävsi  (dö-sävsi). 

884.  Zur  Geschichte  des  Part.  prät.  akt.  I 
(s.  Danicic,  Ist.  obl.,  S.  371).  Die  Nominative  mask.,  die 
hier  allein  in  Betracht  kommen,  hatten  urslavisch  und 
abg.  zwei  Gestalten;  1.  von  konsonantisch  auslautenden 
Verbalstämmen  (Kl.  1,11)  und  von  solchen  auf  -i-  Kl.V.I 
gebildet  Nom.sg.  mask. -?>  (gen.  ^^sa  usw.),  z.B.  plesti  pletq, 
pleh;  *merti  abg.  mreti  tmrq,  mhrö\  kl^ti  klhnq,  Jchm;  dvignqti 
dvignq,  dvigh\  chvaliti  chval'q,  chval'h  (gen.  chvattsa  usw.), 
vratiti  ''■'■vraijo  ahg. vrasth;  2.  von  allen  vokalisch  auslautenden 
Stämmen  -v^,  z.  B.  bhrati  berq  bhravö;  kosnqti  kosnqv^^,  dati 
dav^;  biti  b^v^^,  myti  myvz;  pytati  pytavi,  orati  oravi;  videti 
videvö;  so  auch  möglich  von  den  Verben  Kl.V.I  chvali-ti 
chvalivö  (s.  Abg. Gr.,  §  171),  im  Skr.  nur  so,  die  alten  Formen 
wie  chval'h  sind  hier  überhaupt  nicht  überliefert,  wo  sie  in 
Urkunden  vorkommen,  liegt  kirchenslavischer  Einfluß  vor. 
Dagegen  haben  sich  die  alten  Formen  in  Kl.  I  und  II  lange 
erhalten  und  sind  noch  im  16.  Jh.  geläufig  bis  ins  17.  Jh., 
z.  B.  I  po-mog,  u-tek,  rek,  po-can  (=  po-cbm  zu  -c^ti,  skr. 
-Ceti),  dafür  auch  po-cam,  nachgebildet  dem  Part,  von  jeti 
imq  (vgl.  skr.  öt-eti  öt-mem)  vaz-am  uz-am  (=  v^z-hnl^)  po- 
jam  (=  -jhym);  na-pan  (^  -jJhnö,  zu  peti  pbnq,  vgl.  skr. 
räs-peti  ras-pnem);  na-dam  (=  -domo  zu  dqti  dömq,  skr.  nä- 
duti  nä-dmem);  pro-stor  (=  -stbrd,  zu  abg.  sireti  sttrq,  vgl. 
skr.  pro-strijeti  pröstrem;  sad  (=  sbdö,  zu  Ui)  iza-sad  {iz- 
isad  mit  Angleichung  an  das  i-  des  Präsens  und  Infini- 
tivs idu  idem,  iti);  II  dvig,  za-mah.  Bei  Marulic  (15. — 16.  Jh.) 
finden  sich  von  Verben  der  Kl.  V  Formen  wie  po-pust 
{z\x  pustiti),  po-trp  {trpjeti,  trpnii);  es  sind  Bildungen  nach 
Analogie  der  konsonantisch  auslautenden  Stämme  Kl.  I, 
schwerlich  volkstümlich,  sondern  künstliche  Bildungen, 
wie  bei  demselben  Schriftsteller  Part.  prät.  akt.  I  von 
Präsensstämmen:  un-id  (hineingegangen,  zu  idu),  ustan 
(aufgestanden,  zu  stanu  stati). 


558  Das  Verbum.  [§884.885. 

Die  Form  der  vokalisch  auslautenden  Stämme,  wie 
biv,  pitav,  hat  sich  schon  früh  ausgedehnt  auf  die  mit  r 
oder  Nasal  auslautenden  Verba  der  Kl.  I,  weil  r  und 
die  aus  Nasalvokal  in  andern  Formen  des  gleichen  Verbums 
entstandenen  Vokale  sich  ohne  weiteres  in  das  vokalische 
System  einfügten,  daher  z.  B.  po-zav  {-£ev)  zu  iefi  (=  zeti) 
znjem  statt  po-zan  (=  -ibns),  za-trv  zu  trti  trem  statt  za-tar 
(=  -tbrö). 

Neben  der  Singularform  ist  schon  früh,  jedenfalls 
vom  14.  Jh.  an,  der  erstarrte  Nom.  pl.  msk.  gebräuchlich, 
auf  -e  und  auf  -i,  z.  B.  do-sadse  -sadsi,  uz-amse  -anisi, 
od-govorivse,  do-zvavse.  In  der  heutigen  Sprache  ist  -si 
die  reguläre  Endung.  Die  Form  ohne  -si  (also  auf  -v) 
wird  nach  Maretic  S.  229  von  Vuk  nur  gebraucht  bei 
den  Zusammensetzungen  dööi  doci  üöi  :  dosäv  pösäv  üsäv, 
in  absolutem  Gebrauch  (bei  unbestimmtem  Subjekt).  Die 
Regel,  die  Danicic  gibt  und  befolgt,  daß  die  kurze  Form 
gebraucht  werde,  wenn  das  Part,  sich  auf  einen  Nom.  sg. 
msk.  eines  Substantivs  bezieht,  scheint  in  der  lebendigen 
Rede  keine  Gewähr  zu  haben. 

Die  Annahme  der  Form  -ävsi  in  Kl.  I  bei  konsonan- 
tischem Auslaut  (außer  r  und  Nasal,  s.  §  883)  beginnt 
in  der  Überlieferung  im  16.  Jh.,  ist  da  aber  selten,  wird 
häufig  im  17.;  sie  beruht  auf  der  scheinbaren  Geichheit  des 
Part.  prät.  akt.  II  der  Stämme  auf  -a-,  z.  B.  pital  (pitao), 
plsal  (pisao)  mit  grehal  {grebao)  aus  grebl  =  greblo  mit  Ein- 
schubsvokal.  Wie  zu  pltal  {pitao)  ein  pltäv  pitävsi  gehört, 
ist  zu  grebal  (grebao)  ein  grebäv  grebävsi  neu  hinzugebildet 
worden.  So  erklärt  sich  auch  sävsi  zu  Ui  :  sal  (sao),  emp- 
funden wie  pttal,  zog  ein  säv  sävsi  nach  sich. 

Die  alte  Flexion  ist  schon  am  Anfang  der  Über- 
lieferung aufgegeben,  wo  sie  später  vorkommt,  auch  in 
der  heutigen  Schriftsprache,  z.  B.  bivsi  bivsega  gewesen, 
prösävsi  prösävsega  vergangen,  sind  es  Erneuerungen  (vgl. 
Maretic,  S.  231). 

885,  Betonung  des  Part.  prät.  akt.  I.  Sie 
stimmt  völlig    mit    der   des  Infinitivs   überein;    nur   muß 


§  885. 886.]  Konjugation.  559 

man  sich  erinnern,  daß,  wenn  ein  Inf.  einsilbigen  Stammes 
mit  "  betont  vorliegt,  notwendig  im  Part,  wegen  des 
langen  Vokals  "^  eintreten  muß.  Beispiele:  1.  1  plesti 
pletem,  pletävsi;  sjesH  sjedem,  sjedävsi;  presti  predem,  predävsi; 
kUti  (doch  zä-kleti  =  kleti,  s.  §§  271,  825)  künem,  klevsi; 
ynreii  mrijeti  (doch  n-mreti  ümrijeti),  mrvsi;  trti  trem, 
trvsi;  1.2  bräti  berem,  brävsi;  II.  tonuti  tönern,  tönüvsi;  tfnuti 
tPnem,  trnüvsi',  glnuti  glnem,  glnüvsi;  stäti  sfanem,  stävsi; 
III.  1  pisati  pisem,  p/sävsi;  örati  örem,  drävsi;  släti  sljem, 
slävsi;  vgl.  auch  viljeti  meljem,  mljeosi',  kläti  köljem,  klävsi; 
zeti  hijem  (iänjem),  zSvsi;  III.  2  A  cuü  cüjem,  cüvs%\  biti 
hljem,  bwsi;  III.  2  ß  hövati  küjern,  kdvävsi;  käjati  käjem  se, 
käjävsi  se;  kupdvati  küpujem,  hipövävsi;  IV.  pliati  iMmn, 
pitävsi;  gledati  gledäm,  gledävsi;  zjäfi  zjäm,  zjävsi ;  znäti 
znäm,  znävsi;  V.  1  hväliti  hvälim,  hvdllvsi;  nösiti  nöaim, 
ndswsi;  govöriti  gdvorim,  govonvsi;  gäziti  gäzim,  gäzlvsi; 
V.  2  vidjefi  vidvm,  vtdjevsi ;  zeljeti  zelim ,  zeljevsi ;  drzati 
drzim,  drzävsl;  vrefl  vrlm,  vrevsi;  VI.  ümjeti  ümijem, 
ümjevsi.  Bei  Zusammensetzung  mit  Präposition  tritt  die 
allgemeine  Regel  ein:  der  stokavische  Hauptton  ist  als 
auf  die  Präposition  getreten,  wenn  die  erste  Silbe  des 
Partizips  alten  Hauptton  hat,  daher  bivsi  ü-blvsi,  gäzlvsi 
pd-gazivsi,  glnüvsi  pö-ginüvsi. 

886.  C.  Partizip  prät.  akt.  II  (i-Part.).  Über 
die  ursprüngliche  Bedeutung   s.  Abg.  Gr.   §  172. 

Die  Bildung  ist  einfach:  das  Formans  -Zo-,  nom.  sg. 
msk.  -l  (daraus  -o),  fem.  -la,  ntr.  -lo,  pl.  msk.  -li,  fem.  -le, 
ntr.  -la,  tritt  an  den  Verbalstamm  oder  an  den  zweiten 
Stamm,  wenn  ein  solcher  vorhanden.  Andere  Kasus  als 
die  Nominative  werden  nicht  gebraucht,  da  das  Partizip 
nicht  attributiv,  sondern  prädikativ  gebraucht  wird.  In 
einzelnen  Fällen  ist  es  adjektivisch  geworden,  z.  B.  gnjlo 
(zu  gnjlti)  faul,  in  solchen  Fällen  wird  es  durchflektiert. 
Bei  allen  vokalisch  auslautenden  Stämmen,  zu  denen  auch 
die  auf  r  oder  Nasal  auslautenden  von  Kl.  I  gehören, 
braucht  die  Bildung  keiner  weiteren  Erläuterung.  Bei 
konsonantisch    auslautenden    (Kl.  I)   ist    der  Auslaut  t,  d 


560  Das  Verbuiu.  [§886. 

schon  vorserbokroatisch  geschwunden  (s.  §  161):  pUsti 
pletem,  pleo  plela  (ahg.  plelö,  aus  *pleth);  krästi  krddem,  kräo 
kräla  (abg.  krals,  aus  *krad-ls);  -sao  sla  (=  sblz,  shla  aus 
*sbd-h,  zu  W.  sbd-;  Ui).  Zu  rasti  rästem  wachsen  sollte 
demgemäß  das  Part,  im  Nom.sg.  msk.  lauten  "■'■rasal  *rasao 
aus  rasl5,  es  lautet  aber  rästao,  dessen  t  aus  dem  Präsens 
wieder  entnommen  ist,  fem.  rdsla^  ntr.  räslo  usw.  haben 
die  normale  Form.  Sonstige  Konsonanten  bleiben  vor  /, 
aber  im  Nom.  sg.  msk.  kann  eine  Konsonantengruppe  mit 
l  nicht  auslauten,  es  muß  ein  Hilfsvokal  eintreten,  daher 
z.  B.  grehh  *grehl  grebal  grebao. 

Beispiele  der  einzelnen  Vokalklassen :  I.  1  plesti 
pletem,  pleo  fem.  plela;  tresti  tresem,  tresao  tresla;  kleti 
künem,  kleo  (=  *klel,  die  Verkürzung  des  e  w'egen  der 
Stellung  vor  Vokal)  Mela;  mrijeti  mrem,  mro  mrla]  trti 
irem,  tfo  irla;  düti  dmeni,  duo  dula\  1.2  hräti  berem,  bräo 
brdla;  zväti  zdvem,  zväo  zvala;  II.  vom  zweiten  Stamm  auf 
-nu-  wie  bei  sonstigen  vokalisch  auslautenden  Stämmen, 
z.  B.  tbnuti  tönern,  tönuo  tbnula;  wenn  vom  konsonantisch 
auslautenden  Verbalstamm,  wie  in  1.1,  z.  B,  dlgnuti  didi 
dagnem,  d'igao  digla;  III.  1  pisati  pisem,  pisao  pisala',  kläti 
koljem,  Mao  Mala;  mljeti  meljem,  mljeo  mljela;  III.  2  cüti 
cujem  :  cüo  cüla;  ^nti  vtjem,  vlo  vila;  Mijati  Jcäjem-  se,  käjao 
kajala  se;  kupbvati  kiipujeni,  küpovao  küpoväla;  IV.  püati 
pUäm,  pitao  pitala;  V.  1  hvdliti  hvälwi,  hvälio  hvdlila;  V.  2 
vidjeii  vidim,  vldio  vidjela  {vldeo  mdela);  drmti  drzim,  drzao 
driäla;  VI.  ümjeti  ümijem,  ümio  ümjela  {iimeo  üviela).  Zu 
VII.  blti  jesam,  blo  b'da;  jesti  jedem  jem  Ijem,  jeo  lo  jela; 
hotjeti  hoöu,  libtio  hbtjela  {htto  Jitjela);  Ui  (löi)  idem,  -sao  -sla, 
im  Simplex  vermieden,  gebraucht  bei  Zusammensetzung 
mit  vokalisch  auslautenden  Präpositionen,  z.  B.  dbsao  dösla, 
prbsao  prbsla;  im  Simplex  ist  'isao  tsla  eingetreten  mit 
Herübernahme  des  i  aus  dem  Präsens  usw.,  so  schon  im 
15.  Jh.  (vgl.  Isfwsi;  dieselbe  Form  wird  angewendet  bei 
Zusammensetzung  mit  konsonantisch  auslautenden  Prä- 
positionen, z.  B.  iziöi,  iz-Uao  iz-tsla ;  otiöi,  btisao  btisla, 
obfci,    obisao    ob\sla.     Wenn    derartige   Präpositionen   nach 


§  886—888.]  Konjugation.  561 

dem  Konsonanten  -a   haben  (^  -^),    so   tritt   wieder  -sao 
-sla  ein,  daher  ohäöi,  obäsao  obäsla. 

887.  Betonung  des  /-Partizips.  Die  sehr  ver- 
wickelten Verhältnisse  werden  vielleicht  am  klarsten,  wenn 
man  die  vokalisch  auslautenden  mehrsilbigen  Stämme 
voranstellt,  die  einsilbigen  oder  durch  Ausfall  von  ^,  & 
einsilbig  gewordenen,  wie  die  konsonantisch  auslautenden 
besonders  behandelt. 

I.  Von  mehrsilbigen  vokalisch  auslautenden 
Stämmen. 

1.  Bei  den  Stämmen  auf  -nu-  Kl.  II,  -i-  Kl.V.  1, 
-je  (=  e)  Kl.  V.  2  ist  die  Betonung  wie  die  des  Infinitivs, 
der  auslautende  Vokal  des  Stammes  (vor  dem  l)  stets 
kurz,  z.  B.  II.  tönuti,  tomio  tonula;  thiuti,  tfnuo  trnula; 
gmuti,  glnuo  ghiula,  vgl.  dazu  die  Quantität  der  in  der 
Wurzelsilbe  vokallos  gewordenen  ü-snuti  (=  ■s^nqti),  üsnuo 
(=  -snüo)  ü-snula  (=  -snula);  nä-gnuti  (=  -g^nqti),  nä-gnuo 
na-gnula  {^ -gnüo  -gnüla);  V.  1  hväliti^  hvdlio  hvdlila;  jed- 
ndciti,  jednäcio  jednäcüa;  nösiti^  nösio  nösila;  gaziti,  gäzio 
gäzila;  zur  Kürze  des  i  vgl.  smti  (=  s^n^ti)  smo  snlla;  das 
bedeutet  ursprünglich  steigende  Intonation.  Bei  Zu- 
sammensetzung mit  Präpositionen  ist  die  gewöhnliche 
stokavische  Regel  zu  befolgen,  daher  z.  B.  gäzio  gäzila, 
pögazio  j^ogazila;  7iösio  nösila,  pondsio  ponösila. 

888.  2.  Die  Stämme  auf  -a-,  Verbalstämme  oder 
zweite  Stämme,  bieten,  alle  Einzelheiten  berücksichtigt, 
ein  buntes  Bild,  doch  ist  eine  starke  Übereinstimmung 
im  allgemeinen  vorhanden:  ist  der  Vokal  vor  dem  a  des 
Stammes  lang,  so  ist  die  Betonung  wie  im  Infinitiv,  das 
a  kurz;  ist  der  Vokal  vor  dem  Stammes-a  kurz,  so  ist 
eine  Doppelheit  vorhanden: 

Klasse  IV,  Verbalstamm  auf  -a-. 

a)  Der  Vokal  vor  dem  Stammes-a  lang,  Betonung 
wie  im  Infinitiv,  das  -a-  kurz,  z.  B.  pitaii,  pitao  pitala; 
vecerdvati,  vecerävao  vecerdvala. 

b)  Ist  der  Vokal  vor  dem  Stammes-a  kurz,  so  kann 
zweierlei  stattfinden: 

L  e  s  k  i  e  n  ,    Serbokroatische  Grammatik.  36 


562  Das  Verbum.  [§888.889. 

a)  Die  Betonimg  ist  wie  die  des  Infinitivs,  das  -a- 
kurz,  z.  B.  igrati,  Igrao  )graln. ;  citati,  cUao  cUala ;  vjencati, 
vjencao  vjencnla,  vecerati,  vecerao  vecerala;  gUdati,  gledao 
gledala.  Bei  Zusammensetzung  mit  Präposition  muß  der 
stokavische  Hauptton  dann  (als  ')  auf  die  Präposition 
fallen,  wenn  die  erste  Silbe  des  Partizips  '  hat,  z,  B.  j;ö- 
gledao  pö-gledala. 

ß)  Die  erste  Silbe  erhält  den  Akzent  ',  das  -a-  ist  lang, 
z.  B.  orüiati,  öruzao  önizäla,  rukovedati,  rükovedao  rükovedäla; 
bei  Zusammensetzung  hat  die  Präposition  alten  Hauptton 
('),  na-oruzao  Iz-rukovedao,  ein  Zeichen,  daß  -ä-  fallend  in- 
toniert war. 

Die  Gruppen  a  und  ß  sind  aber  nicht  scharf  ge- 
schieden, bei  Zusammensetzung  kann  a  in  ß  übergehen, 
z.  B.  Iz-igrao  Iz-igräla,  pro-citao  prö-citäla. 

889.     Klasse  HI,   zweiter  Stamm  auf  -a-. 

a)  Der  Vokal  vor  dem  Stammesauslaut  lang,  die  Be- 
tonung wie  die  des  Infinitivs,  das  -a-  kurz,  z.  B.  pisati, 
pisao  pisala ;  gonetati ,  gonetao  gonetala ;  kazivati ,  kazivao 
kazivala. 

b)  Ist  der  Vokal  vor  dem  Stammes-a  kurz,  so 
herrscht  eine  Doppelheit: 

a)  Die  Betonung  wie  die  des  Infinitivs,  das  -a-  kurz, 
z.  B.  grtafi,  grtao  grtala ;  blehetati,  blebetao  blebetala ;  käjati 
se,  käjao  käjala  se.  Die  Präposition  erhält  den  sto- 
kavischen  Hauptton,  wenn  das  Partizip  mit  '  betont  ist, 
z.   B.  pb-kajao  se. 

ß)  Die  erste  Silbe  erhält  den  Ton  ',  bei  Zusammen- 
setzung auf  der  Präposition,  das  -a-  ist  lang,  z.  B.  örati, 
orao  öräla  üz-orao  üz-oräla;  smljati  se,  smijao  smijäla  nä- 
smijao  se;  kövati,  kövao  koväla  ö-kovao  (ebenso  snövati,  trb- 
vati) ;  ktjüvati,  kljüvao  kljuväla  pro-kljiivao ;  jysbvaii,  psövao  psö- 
välats-psovao  (ebenso  stovati);  kupövcdi,  kupovao  kfqjoväla,  nä- 
kupovao ;  gospodövati,  gospodovao  göspodoväla;  prijateljbvati,  pn- 
jateljovao prljateljoväla.  Nach  Danicic  Angaben  ( Akc.u  gl.)  trifft 
das  bei  den  mehr  als  zweisilbigen  auf  -ovati  nicht  überall 
zu;  bei  Betonungen  wie  zävjetovatl  (§  73),  präznovaii  (76), 


§889-892]  Konjugation.  563 

desetkovati  (79),  üciteljovati  (81),  cemerikovati  (82),  vöjvodo- 
vati  (85),  ptjäncovati  (86)  soll  -ao  -äla  ohne  Veränderung 
der  Haupttonstelle  herrschen,  z.  B.  obüovati,  iz-öbüovao  iz- 
obüovala.  Wie  man  sieht,  sind  es  im  Gegensatz  zu  den 
oben  angeführten  wie  kupovaii  Verba,  deren  alter  Haupt- 
ton nicht  auf  dem  -a-  des  Stammes  lag.  Demnach  sollte 
man  auch  erwarten,  daß  vjerovati  und  alle  gleichartigen 
dreisilbigen  Stammes  (§  84)  die  Form  vjerovao  *vjerovaIa 
hätten,  nach  Danicic  aber  vjeroväla,  in  Zusammensetzung 
pö-vjerovao  po-vjeroväla. 

890.  Klasse  V.  2,  zweiter  Stamm  auf-a.  Hier 
scheint  die  Regel  durchzugehen:  bei  langer  Silbe  vor  dem 
-a-  des  Stammes  ist  die  Betonung  wie  im  Infinitiv,  -a- 
kurz,  z.  B.  klecati,  klecao  kUcala ;  dagegen  bei  kurzer  Silbe 
vor  dem  -a-  des  Stammes  steht  °  auf  der  ersten  Silbe, 
■a-  ist  lang,  z.  B.  ärzati,  drzao  drzäla,  bei  Zusammensetzung 
erhält  dann  die  Präposition  ',  zä-drzao  zädrzäla. 

891.  II.  Von  einsilbigen  vokalisch  auslau- 
tenden Stämmen. 

1.  Stets  kurz  ist  der  Stammvokal  -je-  {-e-),  die  Be- 
tonung wie  im  Infinitiv;  smjeti,  smlo  smjela;  dö-spjeti 
(d.  i.  spjeti),  dö-spio  dd-spjela;  vreti,  vreo  vrela;  htjeti,  htio 
ktjela ;  pljeti  plijevem,  pljeo  pljela ;  mljeti  meljem,  mllo  niljela. 
Ferner  scheint  durchgehend  dasselbe  stattzufinden  bei 
altem  Stamraauslaut  -y-  (skr.  -i-):  krlti  (==  kryti),  krlo  krlla; 
rmti  {^=  myti),  mio  mlla;  plUi  {=  plyti),  ])lio  plila;  rlii 
wühlen  (=^  ryti),  rio  rila;  tlti  (=^tyti),  tio  tlla;  viti  heulen 
(=  vyti),  vio  vila;    siti   (aus  '■^■s'üti),  slo  sila. 

892.  2.  Bei  anderm  vokalischen  Auslaut  ist  eine 
Doppel heit  vorhanden  : 

a)  Ist  der  Stam mauslaut  im  Partizip  kurz,  so  ist  die 
Betonung  wie  im  Infinitiv,  also  ' ;  Stammauslaut  -i-  (= 
urspr.  i),  Uti  schlagen,  hio  blla;  gnjlti,  gnjlo  gnjlla;  Aus- 
laut a,  znäti,  znäo  znäla;  zjäti,  zjäo  zjäla;  gnäti,  gnäo  gnäla; 
tkäti,  tkäo  tkäla ;  släti,  släo  släla ;  säü  (saugen),  säo  scda ; 
kluti,  klao  kläla;  stäti  stänem,  stäo  stäla;  Auslaut  e  =e,  zeti, 

36* 


564  Das  Verbum.  [§892.893. 

zeo  zela ;  Auslaut  r,  tHi^  tfo  trla ;  Auslaut  u  (=  u  und  = 
q),  cüti,  cüo  cüla;  db-uti  (= -w^j),  dbuo  öbula;  nä-duti  (= 
^duti  =  dqti),  näduo  nädula.  Bei  Zusammensetzung  tritt 
die  gewöhnliche  stokavische  Verschiebung  des  Haupttones 
auf  die  Präposition  ein,  \  z.  B.  pö-slao  pöslala. 

b)  Ist  der  Stammvokal  im  Partizip  lang,  so  hat  dies 
alte  Endbetonung,  die  wegen  der  alten  Einsilbigkeit  nach 
Abfall  des  ^  im  Nom.  sg.  msk.  zur  Wurzelbetonung 
werden  muß,  die  alte  Länge  wegen  der  Stellung  vor  Vo- 
kal (o)  zur  Kürze:  Auslaut  -i-  (==  urspr.  i),  bUi  sein,  Mo 
(aus  Ml)  bila  •  piti,  plo  pila ;  viti  wickeln,  vio  vila ;  Auslaut 
-a-  däti,  dao  ddla ;  bräti,  bräo  bräla ;  präti,  präo  2)rdla ; 
zväfi,  zväo  zväla;  Auslaut  e  =  e,  hierher  alle  Verba,  die 
im  Infinitiv  e  haben  (vgl.  den  Gegensatz  zeti  ernten,  zeo 
zela) :  kleti  kleo  kUla ;  peti,  peo  pela ;  zeti  drücken,  zeo  züa ; 
Auslaut  r,  hierher  alle,  die  im  Infinitiv  -rije-  (=  -r^-  aus 
-er  -\-  Kons.)  haben :  mrijeti,  mfo  mrla ;  drijeti  {drem  derem), 
dfo  drla  (vgl.  dagegen  tfii^  tfo  tfla).  Diese  Betonung 
ändert  sich  aber  bei  Zusammensetzung,  dann  erscheint 
Wurzelbetonung  mit  fallender  Intonation  und  daher  alte 
Versetzung  des  Haupttons  auf  die  Präposition:  ü-vio  u- 
vila^  po-pio  pö-ptla.,  db-bio  dö-bila,  u-dao  u-däla,  ö-prao  ö-präla, 
do-zvao  dö-zväla,  zä-kleo  za-klela,  vz-eo  uz-ela  (und  so  in  an- 
deren Zusammensetzungen  mit  -eti  =^  -^ti  nehmen),  pö-ceo 
pö-cela,  zä-peo  zä-pela,  sä-zeo  sä-zela,  ü-mro  ü-mfla,  o-drijeti 
ö-dro  ö-drla,  dd-prijeti  dd-2)ro  do-pfla,  prö-zdrijeti  pro-zdro 
2)rö-zdfla,  prb-strijeü  prö-stro  prö-strla,  nä-vrijeti  mit  Gewalt 
durchdringen  nä-vro  nä-vrla;  so  auch  nä-süti  [nä-spem)  nä- 
suo  nä-süla. 

893.  III.  Von  konsonantisch  (außer  r  und 
Nasal)  auslautenden  Verbalstämmen  von  Kl.  I 
und  II.     Die  Betonung  ist  wie  die  des  Infinitivs. 

1 .  Hat  dieser  alte  Endbetonung,  so  auch  das  Par- 
tizip, nur  muß  man  sich  erinnern,  daß  bei  den  vor  alters 
einsilbig  gewordenen  Formen  p>ekl(7)),  treslifi)  der  Hauptton 
notwendig  auf  die  eine  vei'bliebene  Silbe  übergehen  mußte 


I 


§  893. 894.]  Konjugation.  565 

und  fallende  Intonation  im  Skr.  eintrat,  daran  ändert  die 
später  entwickelte  Form  auf  -al  -ao  nichts.  Z.  B.  Kl.  I 
plesti,  pleo  plela;  peci,  pekao  pekla',  tresti,  tresao  tresla; 
II  maknuti  mäci,  mäkao  (=  tmkh)  mäkla  (bei  Inf.  zä- 
mknuti  zä-mci  lautet  das  Part,  zä-mkao,  die  vokallos  ge- 
wordene Wurzelsilbe  kann  den  Ton  nicht  tragen,  fem. 
zä-mkia);  na-mägnuti  (=  -nibgnqti),  nä-magao  na-mägla;  säh- 
nuti  (=  s^chnqti),  sähao  sähla\  s-tegnuti,  s-tegao  s-tegla.  Bei 
Zusammensetzung  kann  nur  im  Nom.  sg.  msk.  die  sto- 
kavische  Tonverschiebung  die  Präposition  erreichen,  daher 
z.  B.  is-tresao,  aber  is-tresla;  o-pleo,  aber  o-plela;  po-grehao, 
aber  po-grebla. 

2.  Hat  der  Infinitiv  W  u  r  z  e  1  b  e  t  o  n  u  n  g  ,  so  auch 
das  Partizip,  z.  B.  Kl.  I  sjesti  sjedeni,  sio  (sjeo)  sjela;  jesti 
jedem  (jem,  Ijeni),  jeo  lo  jela;  Ijesti  Ijezem,  Ijezao  Ijezla; 
presti  prädem,  preo  prela;  grlsti  gHzem,  grlzao  grlzla.  Bei 
Zusammensetzung  geht  der  stokavische  Hauptton  auf  die 
Präposition  über,  ü-ljezao  ü-ljezla,  nä-grizao  nä-grizla ,  \z-io 
iz-jela;  Kl.  II  dignuti  dlöi,  digao  dlgla,  pb-digao  pödigla. 

894.     D.  Das  Partizip  präteriti  passiv i. 

Es  wird  gebildet  vom  Verbalstamm  oder,  wenn  ein 
solcher  vorhanden,  vom  zweiten  Stamm.  Die  drei  ur- 
slavischen  Bildungen,  Formans  -eno-  (Nom.  sg.  msk.  -enz), 
-no-  (Nom.  -m),  -to-  (Nom.  -t^),  verteilen  sich  im  Skr. 
folgendermaßen : 

I.  -en  ist  in  alter  Weise  geblieben: 

1.  Bei  den  konsonantisch  (außer  r  und  Nasal)  aus- 
lautenden Verben  von  KL  1. 1,  z.  B.  plesti  pletem,  pleten; 
peöi  pecem,  pecen,  vgl.  dazu  jesti  jedem  {jem  Ijem),  jedeyi; 
pljeti  plijevem,  plijeven  [pUven).  Vereinzelt  auch  noch  bei 
Auslaut  r:   trti  trem,  tren. 

2.  Bei  den  Verben  derKl.V.  1  (Verbalstamm  auf  -i-), 
deren  vor  en  aus  -i  entstandenes  ;  mit  dem  vorangehenden 
Konsonanten  die  notwendigen  Verbindungen  eingeht  (s. 
§134),  z.B.  hvdliti  hväljen,  nösiti  nösen,  p)iistiti  pusten^  Ibmiti 
lömljen.     Im  Skr.    haben  auch    die  Verba  Kl.  V  2,    wenn 


566  Das  Verbum.  [§894—896. 

der  zweite  Stamm  auf  -e-  skr.  -]e-  auslautet,  statt  des 
alten  Formans  -m  (abg.  vide-ns,  zele-nz,  vrte-m),  das  -em 
angenommen,  daher  vMen  vldena;  viCen  vrcena;  ieljen  ieljena 
zu  vidjeii  vrtjeti  zeljeti. 

3.  Bei  den  vokalisch  auf  altes  y  (skr.  i)  auslautenden 
einsilbigen  Stämmen,  abg.  my-ti  msv-em,  kry-ti  kröv-enö, 
siti  (i  =  'ü)  sbv-em.  Im  Skr.  ist  rein  erhalten  nur  slti 
6ven,  bei  den  andern  i  aus  dem  Infinitiv  und  andern 
Formen  in  das  Partizip  übergeführt,  daher  do-biven  (neben 
dö-bit,  zu  db-hiti  =  -hyti),  Jcriti  krlven,  miti  miven,  riti  riven, 
so  auch  siven  (über  die  Formen  mit  -t  s.  §  896). 

4.  Bei  einsilbigen  Stämmen  auf  i  {=  altem  i)  hat 
nur  Infi  Mjem  schlagen  regelmäßig  hljen  {bjen  =  bbjeno), 
seltener  viti  vljem,  vljen;  plti  jjl^ew,  ■po-pijen  (s.  Maretic, 
S.  249);  vgl.  unten  III,  §  896(3). 

5.  Die  Regel  bildet  -en  bei  den  einsilbigen  Stämmen 
auf?{:  cüti  cüven,  öb-nti  ob-üven  (f  ist  Übergangslaut  zwischen 
u  und  e;  über  Verallgemeinerung  des  -ven  s.  §  897. 

895.  II.  -n  herrscht  1.  bei  allen  mehrsibigen  auf 
-a-  auslautenden  Verbalstämmen  oder  zweiten  Stämmen, 
daher  Kl.  III  z.  B.  2)isati  jyisän^  kupbvati  küpovän,  kazivati 
käzivän;  IV  pitati  pitän;  V.  2  drzati  drzän. 

2.  Durchgängig  auch  bei  den  einsilbigen  oder  ein- 
silbig gewordenen  Stämmen  auf-«-:  Iräti  brän,  prüti  pirän, 
zväti  zvän,  tkäti  tkän,  säti  sän  (Maretic,  S.  277);  släti  slän, 
klaü  klein,  gnäti,  gnän ;  sjäti  sjän  öba-sjän,  sä-zdati  sä-zdän ; 
däti  dein;  doch  s.  III.  3,   §  896. 

896.  III.  -t  steht  1.  in  KI.  II,  das  Partizip  ab- 
geleitet vom  zweiten  Stamm  auf  -nw-,  z.  B.  krenuti 
krenüt,  dlgnuti  dlci,  dlgnüt. 

2.  Bei  den  auf  Nasal  oder  r  auslautenden  Verbal- 
stämmen von  Kl.  I.  1:  e  =  ?,  klcti  hünem,  klet  (=  kleth, 
so  auch  bei  den  folgenden);  ot-eti  öfmeni,  öt-et;  nä-ceti 
nä-cnem,  nä-cet;  z6ti  drücken  zmem,  zet;  zäpeti  zäpnem, 
zä-pet\  zeti  ernten  znjeni,  pö-zet;  nä-duti  (=  dqti)  nä-dmem, 
nä-düt ;    r,  -drijeti  -drem,   prö-elft ;    -strljeti  -strem,  j^^'^strt ; 


§  896—899.]  Konjugation.  567 

-prijeii  prem,  jjbdu-pri;  -zdnjeti  -Mrem,  pro-Mft;  trti  trem, 
fft  (neben  tren). 

3.  Bei  einer  Anzahl  von  Verbalstämmen  =  Wurzeln 
auf  -i-  (=  altem  i)  Kl.  III  üH  lif,  inti  int,  vUi  vlt,  Vxti 
schlagen  h%t;  neben  -en-  bei  denen  auf  -i-  =  altem  y 
(vgl.§894I.o):  krUi  krU,  mlti  imf,  slti  sit;  ferner  zu  einsilbig 
gewordenen  aus  Kl.  V.  2,  preti  2)rem,  sä-pref',  zreti  zrem, 
nä-zret.  Dazu  noch  znäti  jjö-znät  (s.  §  895  znän),  kläti  klät 
(neben  hlä7i),  däti  dät  (dial.  neben  dän),  gnäti  gnät  (neben 
gnän);  ferner  nä-süti  nä-spem,  nä-süt;  \z-uti  u-üt  (vgl. 
§  8941. 5 -?<t;e«)-  Gelegentlich  greift  diese  Form  auch  auf 
zweisilbige  Stämme  mit  -a-  über,  z.  B.  sljati  sijem,  sijät 
neben  sijä7i. 

897.  IV.  Durch  die  Nachahmung  von  Bildungen 
wie  miven,  cüven  u.  dgl.,  wo  v  lautlich  entstanden  ist,  hat 
sich  ein  -ven  verallgemeinert  auf  vokalisch  auslautende 
einsilbige  Stämme,  wo  es  lautlich  nicht  eintreten  konnte: 
Uti  gießen  (J=t)  Itven  (Ijeven),  dö-spjeti  do-spjeven,  djesti 
(djeti)  djeven  (neben  djenüt  zu  djemdi),  zeti  znjem  injeveti 
und  znijeven  (aus  dem  dial.  Infinitiv  znjeti),  mljeti  meljem 
mljeven,  tfti  trven,  nä-dufi  na-daven  (neben  nä-düt). 

898.  Betonung  des  Partizips  prät.  pass. 
1.  Völlig    gleichmäßig   ist    die    Betonung    in    Kl.  II, 

zweiter  Stamm  -nu-,  Formans  -t:  alter  Hoch  ton  auf  der 
ersten  Silbe,  -nu-  stets  lang,  z,  B.  krmidi  krenem,  krenüt 
(bei  Daniele  Akc.  u  glag.  §27  wohl  durch  Versehen  krenut 
fem.  kreimta;  Budmani  und  Maretic  haben  ü);  täknuti  täknem, 
täknüt ;  dlgmdi  dlgnem,  dignüt.  Die  Lage  des  Haupttons 
stimmt  also  zu  der  des  Präsens  (s.  §  826).  Bei  Zusammen- 
setzung tritt  die  gewöhnliche  stokav.  Verschiebung  des 
Haupttons  auf  die  Präposition  ein:  ö-krenüf,  dd-taknüt,  pö- 
dignüt. 

899.  2.  Feste  Regel  herrscht  auch  bei  den  einsilbigen 
Stämmen,  Formans  -t  oder  -n:  durchgehende  Länge  des 
Stammvokals,  fallender  Ton,  also  auf  der  ersten  Silbe, 
daher  bei  Zusammensetzung  alte  Verrückung  des  Haupttons 


568  Das  Verbum.  [§899—901. 

auf  die  Präposition  ('),  z.B.  kleti,  klet  kleta  proklet  prökleta; 
nä-ceii,  tiä-cet  nä-ceta;  znati,  pö-znät,  pö-znäta;  lUi,  lit  Uta 
pö-Mt  pö-ltta;  nä-süti  (nä-spem),  nä-süt  nä-süta;  prd-strijeti, 
prö-strt  pro-strta,  preti  prem^  sä-pret  sä-preia;  zreti-zretn,  nä- 
zret  nä~zreta;  släti,  slän  släna  pöslfm  pösläna;  bräti,  hrän  hräna 
Iz-brän  iz-bräna ;  präti,  prän  präna  b-prän  ö-präna ;  gnäti,  gnän 
gnäna  Iz-gnän  Iz-gnäna ;  tkäti^  tkän  tkäna  Is-tkän  is-tkäna ; 
zväti,  zvän  zväna  do-zvän  do-zväna;  sä-zdati,  sä-zdän  sä-zdäna; 
zeti  znjem,  zet  zeta  pö-zet  pö-zeta ;  nä-duti  nä-dmem,  nä-düt 
nä-düta;  zu  dd-nijeti  (und  anderen  Zusammensetzungen), 
dö-nijet  (dö-net)  dö-nijeta  {dö-7ieta). 

900.  3.  Klasse  V,  1,  Verbalstamm  auf  -z-,  For- 
mans -en,  hat  feste  Betonung  des  Partizips,  dies  betont 
wie  das  Präsens,  z.  B.  hvdlUi  Jwälvu,  hvclljen  hväljena;  jed- 
näciti  jednäctm,  jednäcen  jednäcena ;  pämtiü  pämtlm,  pämcen 
pämcena ;  ndsiti  nosim ,  Miosen  nösena ;  govöriti  gövorim, 
gövoren  gbvorena ;  gäzifi  gäzim,  gäzen  gazena.  Anders  aus- 
gedrückt, der  alte  Hauptton  lag  nicht  auf  dem  Formans 
-en-.  Die  Abweichung  von  der  Präsensbetonung  in  Fällen, 
wo  dies  Endbetonung  zeigt,  z.  B.  Ibmiü  Ibmwi^  lömljen 
Ibmljena;  svjedbciti  svjedbcim,  svjedocen  svjedocena,  hebt  sich 
auf,  wenn  man  zum  Vergleich  die  Komposita  heranzieht, 
s-lömim,  jjo-svjedocim  (s.  §  834,  S.  524,  b). 

Bei  Zusammensetzung  mit  Präposition  findet  die  ge- 
wöhnliche stokavische  Versetzung  des  Haupttons  als  '  auf 
diese  statt,  also  pb-hväljen,  pb-nosen,  zä-pämcen,  pb-gazen, 
pre-lomljen. 

001.  4.  Die  von  vokalisch  auslautenden  einsilbigen 
Verbalstämmen  gebildeten  Partizipia  auf  -en  (-Jen),  -ven 
und  die,  auf  die  -ven  sekundärerweise  übertragen  ist, 
haben  alte  Endbetonung,  z.  B.  kriti,  kriven  krivena;  cüti^ 
cüven  cuvena\  üti,  liven  livena;  pljeti  plijevem,  plijeven 
(pleven)  plijevena;  db-spjeti,  do-spjeven  -spjevena;  mljeti  ineljem, 
mljeven  mljevena;  trti  trem,  trven  trvena;  blti  bljen,  bijena 
{bjen  bjena).  Über  den  Unterschied  in  der  Betonung  von 
kriven  krivena  s.  u.  5  a,   §  902. 


§902-904.]  Konjugation.  569 

903.  5.  In  Klasse  I.l,  konsonantisch  auslautender 
Verbalstamm,  Formans  -en,  ist  die  Betonung  des  Partizips 
nicht  einheitlich. 

a)  Hat  der  Infinitiv  kurzen  Wurzelvokal  und  alte 
Endbetonung,  so  betont  das  Partizip  ebenso,  z.  B.  plesti 
pUtem,  pleten  pletena  usw. ;  peci  pecetn,  pecen  jpecena ;  die 
Abweichung  des  Nora.  sg.  msk.  pleten  von  den  anderen 
Formen  erklärt  sich  durch  die  ehemalige  Betonung  *pleten5 
fem.  pletena,  dies  wurde  erhalten,  daher  skr.  zunächst 
pletena  (stok.  pletena),  jenes  bei  Abfall  des  -5  zunächst  zu 
pleten  (stok.  daher  pleten). 

b)  Hat  der  Infinitiv  langen  Wurzelvokal  bei  alter 
Endbetonung,  so  hat  das  Partizip  alten  Hauptton  auf  -en-, 
stokavisch  jetzt  auf  der  Silbe  vorher,  z.  B.  tresti  tresem, 
tre&en  tresena  tresetio  usw. 

c)  Hat  der  Infinitiv  Wurzelbetonung  ("  auf  der  ersten 
Silbe),  so  auch  das  Partizip,  z.  B.  presti  predem,  preden 
predena;  sjeci  sijecem,  sjecen  sjecena;  vgl.  auch  jesti  jedem, 
jeden  jedena.  Als  Ausnahme  wird  angegeben  s-pasti 
s-pdsem,  s-päsen  s-pdsena,  po-pdsen  (Danicic,  Akc.  u  glag. 
S.  12  =  58),  während  das  Simplex  pästi  pdsem  regelmäßig 
päsen  pasena  zu  haben  scheint. 

903.  6.  Schwankend  sind  die  Angaben  über  Klasse 
V.  2,  wenn  der  zweite  Stamm  auf  -je-  (==  e)  auslautet; 
Formans  -n,  -en.  Das  in  der  Betonung  vereinzelte  vidjeii 
hat  viden  vutena.  Für  die  übrigen  müßte  man  nach  Danicic, 
Akc.  §§18,20  schließen,  daß  bei  langem  Wurzel  vokal  die 
Betonung  des  Partizips  in  allen  Formen  mit  der  des  In- 
finitivs übereinstimme,  dagegen  bei  kurzer  Wurzelsilbe 
Endbetonung  stattfinde;  er  führt  an  mijeti,  vrcen  vrcena; 
zeljeti,  seljen  ieljena.  Aber  nach  Budmani,  §  198,  soll  auch  bei 
Länge  das  Partizip  auf  der  ersten  Silbe  ("")  betonen, 
z.  B.  stedjeti  steden,  bei  Kürze,  wie  auch  Danicic  bestimmt, 
Endbetonung  stattfinden,  z.B.  fjörjeti,  görjen  gorjena  {zeljen 
§  162  wird  ein  Versehen  sein). 

904.  7.  Von  mehrsilbigen  Verbalstämmen  auf  -a- 
( Verbalstamm     oder     zweiter     Stamm),     Kl.  IV,     Kl.  III, 


570  Das  Verbum.  [§904. 

Kl,  V.  2,  Formans  -n ;  das  -a-  ist  stets  lang.  Soweit  ich 
bei  den  nicht  überall  auffindbaren  Belegen  die  Sache 
übersehen  kann,  liegen  die  Verhältnisse  so: 

a)  Ist  die  Silbe  vor  dem  Stammauslaut  -a-  lang,  so 
betont  das  Partizip  wie  das  Präsens:  IV,  j?/tofe'  pitäm, 
pitän  jntäna]  vjencdvati  vjencäväm,  vjhwävän  vjencäväna; 
III,  pisati  ptsem,  pisän  pisäna;  gonefati  gbnecem,  gönetän 
gönetäna]  Jcazivati  käziväm,  Jcäzivän  kazwäna.  Bei  Zu- 
sammensetzung tritt  die  gewöhnliche  stokavische  Ver- 
schiebung des  Haupttons  auf  die  Präposition  ()  ein: 
ü-piiän   it-pitäna,  nä-jmän  nä-pisäna. 

b)  Sind  die  Silben  vor  dem  -a-  des  Stammes  kurz, 
so  liegt  im  Partizip  der  Hauptton  auf  der  ersten  Silbe 
(').  Diese  Gruppe  zerfällt  aber  bei  Zusammensetzung  mit 
Präpositionen  in  zwei  Abteilungen: 

a)  Hat  das  Verbum  (der  Infinitiv)  an  sich  Wurzel- 
betonung (*,  dazu  auch  prävdafi  für  *prävdafi),  so  findet 
keine  alte  Verrückung  des  Haupttons  auf  die  Präposition 
statt,  sondern  nur  die  spätere  stokavische  Verschiebung, 
z.  B.  IV,  gledati  gledäm^  gledän  pre-gledän  gledäna  pre-gledäna ; 
prävdati  prävdäm,  prävdän  ö-prävdän  prävdäna  ö-prävdäna ; 
HI,  sljati  sljem,  sljän  pö-sijän  sljäna  pö-sijäna ;  vjerovati 
vjerujem,  vjerovän  pö-vjerovän  vjeroväna  pö-vjeroväna. 

ß)  Hat  das  Verbum  (der  Infinitiv)  nicht  alten  Haupt- 
ton auf  der  ersten  Silbe,  so  ist  der  alte  Hauptton  des 
Partizips  auf  die  Präposition  übergegangen,  daher  hat 
diese  die  Betonung  ',  z.  B.  IV.  Igraii  igräm,  Igrän  'igräna 
zä-igrän  zä-igräna;  vjencati  vjencäm,  vjencän  vjencäna  räz- 
vjencän  räz-vjencäna ;  orüzati  orüsäm,  öniiän  druzäna  nä-oruzan 
nä-oruMna ;  rukovedati  riikovedäm,  riikovedän  rukovedäna  Iz-ruko- 
vedän  Iz-rukovedäna ;  III  drati  örem,  drän  dräna  üz-orän  üz- 
oräna;  blebetati  blebecem,blebetän  blebetäna  h-blebetän  iz-blebetäna 
(kann  ich  nicht  belegen);  kövati  küjem,  kövän  kbväna  ö- 
kovän  ö-koväna ;  psövati  psüjem,  psovän  psöväna  is-psovän  is- 
psoväna ;  kwpbvati  hü-pujem,  kupovän  kupoväna  nä-kupovän  nä- 
kupoväna;  V.  2  (zweiter  Stamm  auf  -«-)  dr^ati  drzwi,  dfzän 
dfzäna    zä-drzän  zä-drzäna. 


§  905. 906.]  Konjugation.  571 

905.  Zur  Gescchichte  des  Partizips  ist  etwa 
bemerkenswert,  daß  sich  die  von  Wurzeln  auf  -y-  (skr. 
-i-)  in  alter  Gestalt  noch  im  16.  Jh.  findet,  z.  B.  po-krven 
=  krsvem,  daneben  schon  kriven  und  häufig  auch  kroven 
(s.  Danicic,  Ist  obl.,  S.  393);  ferner,  daß  die  Ausdehnung 
des  -^Formans  auf  alle  Verba  Kl.  II  {-üt-),  auch  die 
konsonantisch  auslautenden  Verbalstammes,  schon  im 
16.  Jh.  die  Regel  ist,  aber  alte  Formen  mit  Formans  -en-, 
abgeleitet  vom  Verbalstamm,  noch  vorkommen,  z.  B.  po- 
stiien,  po-tisten,  uz-dizen,  pro-iesen  zu  stignuti  stlci,  thmdi, 
dlgnuti  dlci,  Ugnuti. 

906.  VII.  Der  Infinitiv.  Die  Infinitivformen  der 
einzelnen  Verbalklassen  sind  bei  diesen  angegeben.  Die 
volle  Form  auf  -ti  wird  sehr  häufig  zu  4  abgekürzt, 
namentlich  im  westlichen  Sprachgebiet,  cakavisch  all- 
gemein, z.  B.  in  Novi  (s.  Belic,  Zam.,  S.  59f.)  j9e6'=j;ea, 
trest  =  fr^sti,  plsät  =  2^^^^^'^  (jpisati).  Die  Kurzform  kann 
aber  auch,  wie  es  scheint,  in  allen  stokavischen  Mundarten 
gebraucht  werden  (vgl.  Resetar,  Stok.  Dial.,  §  104,  S.  198). 
Sie  begegnet  schon  seit  dem  14.  Jh.  (s.  Dan.,  Ist,  obl., 
S.  255)  und  ist  in  den  Texten  der  St.  p.,  die  dem 
Westen  angehören,  ganz  gewöhnlich.  Die  heutige  Sprache 
braucht  sie  regelmäßig  bei  der  Futurbildung  mit  -cu, 
z.  B.  dä-cu  =  dat-cu  für  däti-cu,  s.  §  908.  —  Die  Be- 
tonung ist  ebenfalls  bei  den  einzelnen  Vevbalklassen  mit- 
behandelt, dort  auch  bei  allen  vokahsch  auslautenden 
Stämmen  der  Vokal  vor  -ti  als  kurz  angesetzt.  Diese 
im  größten  Teil  des  Sprachgebietes  durchgehende  Kürze 
beruht  aber  auf  einer  Ausgleichung.  Die  Vokale^  alle 
ursprünglich  lang,  hatten  steigende  Intonation,  wie  das 
Verfahren  bei  einsilbigem  Stamm  beweist,  z.  B.  dä-ti,  bi-ti, 
cü-ii\  nach  der  allgemeinen  Regel  (vgl.  dazu  die  Behand- 
lung der  Formantien  §  273)  müssen  sie  verkürzt  sein  bei 
altem  Hauptton  auf  ihnen,  bewahren  die  alte  Länge  bei 
Stellung  nach  altem  Hauptton.  Das  trifft  nun  in  der  Tat 
in  einzelnen  Mundarten  zu,  so  in  montenegrinischen  und 


572  Das  Verbum.  [§906-908. 

bocchesischen  (s.  Resetar,  Bet.  südw.  M.,  §  101,  S.  159), 
z.  B.  püät  —  pädat,  vrlsnut  —  ghiiä,  fällt  —  küplf,  sogar 
vldijet  (=  videti;  gew.  vldjeti);  ebenso  in  cak.  Mundarten, 
z.  B.  in  Novi  (s.  Belic,  Zam.  a.  0.)  ginüt  —  odahnüt,  da- 
gegen ausgeglichen  pivät  —  pisät;  auf  Lesina  plivot  d.  i. 
plivät  neben  kopat. 

90*7.  VIII.  Die  umschriebenen  (zusammengesetzten) 
Tempora  und  Modi. 

1.  Perfektum,  gebildet  durch  Verbindung  der  en- 
klitischen Formen  von  Kti  (sein),  sam  si  je  usw.,  mit  dem 
Z-Partizip,  das  durch  die  Genera  und  Numeri  raoviert 
wird,  z.  B.  Sg.  msk.  grebao  sam,  fem.  grebla  si,  ntr.  greblo 
je,  Plur.  msk.  grebli  snio,  fem.  greble  ste,  ntr,  grebla  stc, 
pitao  sam,  pitala  sam;  usw.  Mit  dem  Imperfektum  von 
biti,  hljäh  bjeh,  kann  so  ein  Plusquamperfekt  ausgedrückt 
werden,  Mjäh  (bjeh)  pitao  ich  hatte  ge tragt. 

908.  2.  Futurum.  Die  urslavische  Ausdruckeweise 
des  Futurums  durch  das  Präsens  des  Perfektivverbs  ist  im 
Skr.  nur  in  Nebensätzen  bewahrt  (darüber,  wie  über  sonstige 
Futurausdrücke  in  Nebensätzen,  üs-pisem,  büdem  pisafi,  mög- 
hidem,  und  die  Geschichte  des  Futurs  s.  in  der  Syntax);  in 
Hauptsätzen  tritt  dafür,  sowohl  bei  perfektiven  wie  bei  im- 
perfektiven Verben,  eine  Umschreibung  durch  den  Infinitiv 
und  das  Präsens  des  Verbums  für  «wollen»,  hotjeti,  ein,  ge- 
wöhnlich in  der  abgekürzten  Form  du  {^*h^tjq)  des  de  usw., 
die  enklitisch  an  ein  Wort  des  Satzes  angelehnt  wird.  Steht 
sie  nach  dem  Infinitiv,  so  ist  bei  allen  vokalisch  auslautenden 
Infinitivstämmen,  d.h.  wenn  vor  dem  -fii  ein  Vokal  steht, 
das  i  der  Endung  -ti  abgefallen,  das  t  wird  dann  vor  dem 
in  c  enthaltenen  ^Laut  unhörbar.  Diese  Zusammenrückung 
erscheint  so  als  ein  einheitliches  Gebilde  und  wird  als 
solches  geschrieben^  z.  B.  pita-du  pitadu  =  pitat  du,  vidjeöu 
vid jedes  usw.  Lautet  der  Infinitivstamm  (Verbalstamm) 
konsonantisch  aus,  so  bleiben  die  auf  -di  auslautenden  In- 
finitive unverkürzt,  z.  B.  redi  du;  die  auf  -sti  ausgehenden 
verlieren  das  -i    und  aus  der  Verbindung  std  entsteht  sd, 


§  908. 909.]  Konjugation.  573 

z.  B,  plesti  plesön,  tresti  tresöu,  grepsti  grepsöu.  Vgl.  istüe, 
i  daöe  vam  se,  trazite,  i  naci  cete  Matth.  7.7.  —  Lehnt 
sich  du  usw.  an  ein  anderes  Wort  des  Satzes  an,  so  steht 
die  volle  Infinitivform,  z.  B.  ja  cu  pitati,  ön  6e  pitati;  gdje 
öe  se  roditi  Krislos,  \fO  wird  Christus  geboren  werden 
Matth.  2. 4.  Die  volle  Form  des  Hilfsverbs  hö6u  höces  usw. 
kann  nur  verwendet  werden,  wenn  dies  in  einer  durch  li 
ausgedrückten  Satzfrage  voransteht,  die  Infinitive  sind  dann 
unverkürzt,  z.  B.  hööes  li  plesti,   höde  li  pitati. 

909.  3.  Konditionalis,  gebildet  durch  das  /-Par- 
tizip mit  dem  enklitisch  daran  gefügten  Aorist  des  Sub- 
stantiwerbums  bili  hi  usw.,  dessen  in  selbständiger  Anwen- 
dung langer  Vokal  {Uk)  verkürzt  ist;  dabei  wird  die 
Form  der  3.  sg.  hi  mit  für  die  3  pl.  verwendet,  z.  B. 
pitao  {pitala,  -lo)  hih  hi  hi,  pitali  (-le,  -la)  hismo  biste  hi.  Es 
kann  aber  auch  die  starr  gewordene  Form  hi  für  alle 
Personen  angewendet  werden.  —  Über  den  Gebrauch  des 
Kond.  s.  in  der  Syntax. 


574 


Das  Verbum. 


[§910. 


Durchgeführte  Paradigmata 
aus  den  einzelnen  Verbalklassen. 

910.  Klasse  I.  1. 

Präsensformans  e,  einheitlicher  konsonantisch  auf  t  d,  s  z, 
p  l,  1c  g  h,  r,  Nasal  auslautender  Verbalstamm  (s,  §  802). 


Präs. 

Imperf. 

pletem 

pUtijäh 

pletes 

pletijäse 

plete 

pletijäse 

pletemo 

jiletijäsmo 

pleUte 

pletijäste 

pletü 

pletijähu 

Iraper. 

Part.  präs. 

pleti 

pletüöi 

pletimo 

pleüte 

Part.  prät.  I 

pletävsi 

Aorist 

Prät.part.II 

pUtoh 

2)leo  plela 

plete 

plete 

Part.  pass. 

pleten  pletena 

pletosmo 

pletoste 

Inf. 

pletose 

plesti 

Präs. 

Imperf. 

tresem 

tr^sijäh 

treses 

trdsijäse 

trese 

tresijäse 

tresemo 

tresijäsmo 

tresete 

tresijäste 

tresü 

tresijähu 

Imper. 

Part.  präs. 

tresi 

tresüöi 

tresimo 

tresite 

Part.  prät.  I 

tresävsi 

Aorist 

Part.  prät.  11 

tresoh 

tresao  tresla 

trese 

trese 

Part.  pass. 

tresen  tresena 

tr^sosmo 

trösoste 

Inf. 

trSsose 

tresti. 

§910. 


Konjugation. 


575 


Präs. 

grebem 

grebes 

grebe 

grebemo 

grebete 

grebü 

Imper. 

grebi 

grebimo 

grebite 

Aorist 
greboli 
grebe 
grebe 

grebosmo 

greboste 

grebose 

Präs. 

mrem 

mres 

nire 

mremo 

mrete 

nirü 

Imper. 
mri 

mrhno 
mrlte 

Aorist 
mrijeh 
mrije 
mrije 

mrijesmo 

mrijeste 

mrijese 


Imperf. 
grebäh 
grebäse 
grebäse 

grebäsmo 

grebäste 

grebähu 

Part.  präs. 
grebüci 

Part.  prät.  I 
grebäusi 

Part.  prät.  II 

grebao  grebla 

Part.  pass. 
greben 
grebena 

Inf. 
grepsti 

Imperf. 
mräh 
mräse 
mräse 

mräsmo 

mräste 

mrähu 

Part,  präs. 
mrüci 

Part.  prät.  I 
mrvsi 

Part.  prät.  II 
mro  mrla 

Part.  pass. 

clrl  drta   (zu 

drijeti) 

Inf. 
mrißti 


Präs. 
pecem 
peces 
pece 

pecemo 

pecete 

pekü 

Imper. 
peci 
pecimo 
pecite 

Aorist 
pekoh 
pece 
2)ece 

pekosmo 

pekoste 

pekose 

Präs. 
kiinem 
künes 
küne 

kunemo 

kunete 

kknü 

Imper. 

kicni 

künimo 

kimite 

Aorist 
kleh 
kle 
kle 

klesmo 

kleste 

kiese 


Imperf. 
pecijäh 
pecijäse 
pecijäse 

pecijäsmo 

pecijäste 

pecijäkii 

Part.  präs. 
peküci 

Part.  prät.  I 

pekävsi 

Part.  prät.  II 
pekao  ptckla 

Part.  pass. 
pecen  pecena 

Inf. 
peci. 

Imperf. 
künijäh 
kiinijäse 
künijäse 

künijäsmo 

kihiijäste 

künijähu 

Part.  präs. 
künüci 

Part.  prät.  I 

klevsi 

Part.  prät.  II 
kleo  klela 

Part.  pass. 
klet  kleta 

Inf. 
kUü. 


576 


Das  Verbum, 


[§911. 


911.  Klasse  1.2. 

Präsensformans  -e-,  zweiter  Stamm  auf  -a-. 


Präs. 

Imperf. 

Präs. 

Imperf. 

berem 

bräh 

zövem 

zväh  (zövi jäh) 

beres 

bräse 

zöves 

zväse 

lere 

bräse 

zbve 

zväse 

beremo 

bräsmo 

zovemo 

zväsnio 

berete 

bräste 

zovete 

zväste 

berü 

brähu 

zövü 

zvähu 

Imper. 

Part.  präs. 

Imper. 

Part.  präs. 

beri 

berüöi 

zövi 

zövüöi 

berimo 

zövimo 

berite 

Part,  prät.  I 

zövite 

Part.  prät.  I 

brävsi 

zvävsi 

Aorist 

Part.  prät.  II 

Aorist 

Part.  prät.  II 

bräh 

bräo  brdla 

zväh 

zväo  zväla 

brä 

zvä 

Irä 

Part.  pass. 

zvä 

Part.  pass. 

brän  bräna 

zvän  zväna 

bräsmo 

zväsmo 

bräste 

Inf. 

zväste 

Inf. 

bräse 

hräti 

zväse 

zväti. 

§  912.] 


Konjugation. 


577 


912.  Klasse  II. 

Präsensformans  -ne-,  zweiter  Stamm  auf  -nu-\  bei  einigen 

Verben  Formen  vom  konsonantisch  auslautenden 

Verbalstamm. 


Präs. 

Imperf. 

Präs. 

tonem 

tönjäh 

dlgnem 

tönes 

tönjäse 

dlgnes 

töne 

tönjäse 

dlgne 

ibnemo 

tönjäsmo 

dignemo 

tönete 

tönjäste 

dignefe 

tönü 

tönjähu 

dtgnü 

Imper. 

Part.  präs. 

Imper. 

Part.  prät.  I 

föni 

tönüöi 

digni 

dignüvsi 

tönimo 

dlgnimo 

tönite 

Part.  prät.  I 

dignite 

Part.  prät.  II 

tonüvsi 

dlgao  dlgla 

Aorist 

Part.  prät.  II 

Aorist 

Part.  pass. 
dignüt 
dlgnüta 

tönuh 
tönü 

tönuo  tonula 

dlgoh 

dlze 

tönü 

Inf. 

dlze 

Inf. 

tonuti 

dignuti  dUi. 

tönusmo 

dlgosmo 

tönuste 

dlgoste 

tonuse 

dlgose 

Leskien,  Serbokroatische  Grammatik. 


37 


578 


Das  Verburu. 


[§913. 


913. 

Klasse  IIL 

1.    Präsensformans  -je-. 

2A.  Präsensformans  -je-, 

Verbalstamm    konso- 

vokalisch 

auslautender 

nantisch 

auslautend ; 

einheitlicher  Verbal- 

zweiter Stamm  auf  -a-. 

stamm     (ohne    zweiten 

Präs. 

Imperf. 

Stamm 

auf  -a-). 

pisem 

pisah 

Präs. 

Imperf. 

pises 

pisäse 

cüjem 

cüjäh 

pise 

pisäse 

cujes 

cüjäse 

cüje 

cüjäse 

pisemo 

pisäsmo 

jnsete 

plsäste 

cujemo 

cüjäsmo 

pisü 

pUähu 

cujete 

cüjäste 

cüjü 

cüjähu 

Imper. 

Part.  präs. 

pisi 

pisüöi 

pisimo 

Imper. 

Part.  präs. 

pisite 

Part.  prät.  I 

cüj 

cüjüdi 

pisävsi 

cüjmo 

cüjte 

Part.  prät.  I 

Aorist 

Part.  prät.  II 

cüvsi 

pisah 

pisao 

p)isa 

pisala 

Aorist 

Part.  prät.  II 

pisa 

cüh 

cüo  cüla 

Part.  pass. 

cü 

pisasnio 

ptsä7i 

cü 

Part.  pass. 

pisaste 

pisäna 

cüven  cuvena 

pisase 

cüsmo 

Inf. 

cüste 

Inf. 

pisati 

cüse 

cwfi. 

§914.] 


Konjugation. 


379 


III. 


2Ba, 

vokalisch  aiis- 

2ßb,  mehrsilbiger 

lautender 

einsilbiger 

Verbalstan: 

im,  zweiter 

Verbalstamm ;  zweiter 

Stamm 

auf  -a-. 

Stamm 

auf  -a-. 

Präs. 

Imperf. 

Präs. 

Imperf. 

küpujem 

küpoväh 

sijem 

sljäh 

küpujes 

khpoväse 

sljes 

sljäse 

küpuje 

küpoväse 

sije 

sijäse 

küpujemo 

küpoväsmo 

s^emo 

sljäsmo 

Mpujete 

küpoväste 

sljete 

sljäste 

küpujü 

küpovähu 

stjü 

stjähu 

Imper. 

Part.  präs. 

Imper. 

Part.  präs. 

sfj 

sijüdi 

kiipüj 

küpujüöi 

sijmo 

küpüjmo 

sijte 

Part.  prät.  I 

sijävsi 

küpüjte 

Part.  prät.  I 
kupovävsi 

Aorist 

Part.  prät.  II 

Aorist 

Part.  prät.  II 

sljah 

sljao 

hupbvali 

küpovao 

sljä 

sijala 

küpovä 

küpoväla 

sljä 

küpovä 

Part.  pass. 

Part.  pas8. 

kupövasmo 

küpovän 

sljasnw 

sijän 

kupövaste 

küpoväna 

sijasie 

sljäna 

kupövase 

■  ^ 

Inf. 

sijase 

Inf. 
sijati 

kupövati. 

580 


Das  Verbum. 


[§914. 


Klasse  III 


2  B  b  -Ivati 
Präs.  Imperf. 

käzujem  käzwäh 

Tcäzujes  käzwäse 

Jiäzuje  käzwäse 


käzujemo 

käzujele 

käzujü 


Imper. 
käzüj 
käzüjmo 
käzüjte 


Aorist 
kazivah 
kaziva 
kaziva 

kazivasmo 

kazivaste 

kazivase 


käzwäsmo 

käzwäsfe 

käzivähu 

Part.  präs. 
käzujüöi 

Part.  prät.  I 
kazivävsi 

Part.  prät.  II 

kazivao 

kazivala 

Part.  pass. 
khzwän 
käzwäna 

Inf. 
kazivati 


1.  ohne  2.  St.  auf  -a- 


Präs. 
kdljem 
köljes 
kölje 

köljemo 

koljete 

kbljü 


Imper. 
kblji 
kbljimo 
köljite 


Aorist 
Mäh 
hlä 
klä 

klasmo 

klaste 

klase 


Imperf. 
koljäh  kläh 
köljäse   kläse 
köljäse  kläse 

köljäsmo 
kläsnw 
köljäste  Mäste 
köljähu  Mähu 

Part.  präs. 
kdljüöi 

Part.  prät.  I 
klävsi 

Part.  prät.  II 
kläo  Mala 

Part.  pass. 
Man  kläna 
klät  kläta. 


§  915.  916.] 


Konjugation. 


581 


915.    Klasse 

IV,  Verbal- 

916. 

Klasse  V.   1,  ein- 

stamm 

auf 

-a-,   vor  den 

heitlicher  Verbalstamm 

Peisonalendungen  des 

auf  -f, 

vor  den  Personal- 

Präsens  -ä-. 

endungen   des  Präsens  -f-. 

Präs. 

Imperf. 

Präs. 

Imperf. 

pUäm 

pltäh 

nösim 

nösäh 

pifäs 

pitäse 

ndsis 

nösäse 

pUä 

pitase 

nösi 

nosäse 

pitämo 

pitäsmo 

nösimo 

nösäsmo 

pitäte 

pitäste 

nöslte 

nösäste 

pitajü 

pitähu 

ndse 
Imper. 

nösähu 
Part.  präs. 

Imper. 

Part.  präs. 

nösi 

nöseöi 

pitäj 

pitajüöi 

nösimo 

jMäjmo 

nösite 

Part.  prät.  I 

pitäjte 

Part.  prät.  I 
pitävsi 

Aorist 

ndsivsi 
Part.  prät.  II 

Aorist 

Part.  prät.  II 

yiösih 

nösio  nösila 

pitah 

pitao  pitala 

nösi 

pita 

yiosi 

Part.  pass. 

pita 

Part.  pass. 
pitän  pitäna 

nösismo 
nösiste 

nösen  nösena 
Inf. 

pitasmo 

Inf. 

ndsise 

nösiti. 

pitaste 

pitati 

pitase 

582 


Das  Verbum. 


[§917. 


91? 

^                        Klasse  V.  2. 

Präsensformans   -i-; 

zweiter 

Stamm  auf  -je-. 

zweiter 

Stamm  auf  -a-. 

Präs. 

Imperf. 

Präs. 

Imperf. 

vidim 

vMäh 

drzim 

drzäh 

vldis 

vutäse 

drzU 

driäse 

vidi 

mdäse 

drzi 

drzäse 

vidimo 

vldäsmo 

drzimo 

drzasmo 

vidite 

mdäste 

dritte 

drzäsfe 

vidi 

vlctähu 

drie 

drzähu 

Imper. 

Part.  präs. 

Imper. 

Part.  präs. 

mdi 

vldeöi 

drzi 

drziä 

vidimo 

drzimo 

mdite 

Part.  prät.  I 

drzite 

Part.  prät.  I 

vldjevsi 

drzävsi 

Aorist 

Part.  prät.  II 

Aorist 

Part.  prät.  II 

vldjeh 

vidio   vldjela 

drzah 

drzao  drzäla 

vldje 

dfzä 

vidje 

Part.  pass. 

drzä 

Part.  pass. 

vlden  vutena     \ 

drzän  drzäna 

vldjesmo 

) 

drzasmo 

vldjeste 

Inf. 

drzaste 

Inf. 

vtdjese 

vldjeti                ' 

drzase 

drzati. 

§  918.  919.; 


Konjugation. 


583 


918.     Athematische  Verba  (VlI,  §811);   HL 


Präsena 

Imperfektum 

jesam       sam 

büdem 

bijäh             bjeh 

jesi           si 

budes 

bljäse             bjese 

jest           je 

büde 

bijäse             bjese 

jestno        smo  büdemo 

jeste  ste  bildete 

Jesu  SU  büdü 


btjäsmo  bjesmo 

bijäste  bjeste 

bljähu  bjihu 


Imper.       Part.  präs.  büdüci  Aorist 

büdi  Part.  prät.  I  bivsi  blh      blsmo 

büdinio        Part.  prät.  II  bio  bila  bi        blste 

büdite         Part.  pass.  dö-bit  dö-bfta  (zu  dö-biü)  bi        blse 
Inf.  biti. 


919. 

dati. 

] 

^räsens 

Imperfekt 

Imper 

däm 

dddem 

ne-dädijäh 

ne-däh 

däj 

das 

dddes 

ne-dädijäse 

ne-däse 

däjmo 

da 

däde 

ne-dädijäse 

ne-däse 

däjte 

ddmo 

dddemo 

ne-  dädijäsmo 

ne-däsmo 

däte 

dädete 

ne-dädijäste 

ne-däste 

da  du 

dddü 

ne-dädijähu 

ne-dähu 

Part.  prät. 

I  dävsi 

Aorist 

Part.  prät. 

II  däo  ddla 

däh 

dädoh 

Part.  pass. 

dän  däna 

da 

däde 

dät  data 

da 

däde 

Inf.  däti. 

däsmo 

daste 

däse 

dädosmo 

dadoste 

dädose 

584 


Das  Verbum. 


[§920.921. 


920.  jesti. 

Präsens 
jedem  jeni  Ijem  {Ijeni) 

jedes  jes  Ijes 

jede  je  ije 


Imperfekt 
jedäh  jedäh 

jedäse  jedäse 

jedäse  jedäse 


jedemo 

jedete 
jedü 


j4mo 

jüe 

jMii 


ijemo 

Ijete 

Ijü  (ijedü) 


jedäsmo 

jedäsfe 

jedähic 


Imperativ 
jedi  (jed 

jedimo      jedmo 
jedife        jeöte) 


Part.  präs.  jedilöi 
Part.  prät.  I  jedävsi 
Part,  prät.  II  jeo  (lo)  jela 
Part.  pass.  jeden  jedena 
Inf.  jesti. 


jedäsmo 

jedäste 

jedähu 


921. 


Idem 

Ides 

Ide 


Präsens 

Iz-idem 

izides 

tzlde 


Memo  izidemo 

Idete  Izidete 

Idü  izidu 


Idi 

idimo 

idite 


hl  oh 

Ide 

Ide 


Imperativ 
iz-idi 
izidimo 
izidite 

Aorist 
iz-idoh        dödoh 
izide  dode 

izide  döde 


tti  (tci). 

dödem 

dödes 

döde 

dödemo 

dödefe 

dödu 

dödi 

dodimo 

dödite 

odoh 

öde 

öde 


ödem 

ödes 

öde 


Aorist 
jedoh    jedosmo 
jede      jedoste 
jede     jedose 


Imperfekt 
Idäh 
idäse 
Idäse 


Mosmo       izidosmo     dödosmo     ddosmo 
idoste         izidoste      dödoste       ödoste 
rdose         izidose        dödose        ödose 
Für  tz-idem  auch  tz-idem,    für 
iz-idoh  auch  iz-idoh. 


ödemo  Idäsmo 

ödete  Mäste 

ödü  Idähu 

Part.  präs.  Idüöi 
Part.  prät.  I  tsävsi, 

iz-lsävsi,  do-sävsi 
Part.  prät.  II  (säo 

slä)  Isao  Isla,  iz- 

tsao  izlsla,    do- 

sao  dösla 
Part.  pass.    näden 

nädena  (zu  näöi 

nädem  finden) 
Inf.  Iti  \6i,   iz-iöi, 

dööi 
iz-idi    auch    iz-idi,    für 


585 


Verbesserungen  und  Nachträge. 


S.    7  Z.  14  V.  u.  lies  ar,  al  statt  «r,   la 

S.  12  Z.  17  V,  u.  1.  püknuti  st.  p'ülcnati 

S.  16  Z.  11  V.  u.  1.  tr  ^r  st.  6>*  »r 

S.  19  Z.  16  V.  u.  1.  e  8t.  e 

S.  23  Z.  10  V.  0.  1.  zahbkrccina  et.  -c'ma 

S.  36  Z.  19  T.  u.  nach  «ist  es»  einzufügen:  aus  -rhj-  (s.  §  140), 
z.  B.  jperje  =  penje,  oder 

S.  37  Z.    1  V.  u.  1.  snäsi  st.  sm((vSj 

S.  52  Z.  18  V.  u.  1.  sranio  st.  sranih 

S.  55  Z.    7  V.  u.  1.  däscica  st.  däscica 

S.  63  Z.  16  V.  u.  I.  Soinenm  st.  svmenm 

S.  81  Z.  13  V.  o.  1.  662  st.  622 

S.  81  Z.  15  V.  o.  1.  640  st.  600 

S.  90  Z.  12  V.  o.  g)  gehört  als  c)  unter  §  154;  unter  g)  lies: 
auf  Ausgleichungen  in  Flexiousreihen,  z.  B.  instr.  sg.  diisöm  nach 
zenöm  aus  altem  duseja 

S.    91   Z.  16  V.  u.  1.  snäsi  st.  snäzi 

S.    91  letzte  Z.  1.  843  st.  813 

S.    94  Z.    8  V.  o.  1.  802  st.  762 

S.    96  Z.    4  V.  u.  1.  zl'  st.  ^•Z 

S.  100  Z.  14  V.  o.  1.  pc  St.  i9c 

S.  100  Z.  11  V.  u.  1.  de  St.  de 

S.  105  Z.  18  V.  u.  am  Ende  1.  pbmnjiv  st.  pbmljiv 

S.  105  Z.    3  V.  u.  I.  zn  st.  0W 

S.  148  Z.    9  V.  u.  ].  djeca  st.  (^/eca 

S.  154  Z.  10  V.  o.  I.  651  St.  611 

S.  165  Z.    5  V.  u.  1.  gopoda  st.  gbspoda 

S.  170  Z.  14  T.  0.  1.  vruclna  st.  vruc'mn 

S.  170  Z.  10  V.  u.  1.  gradijce  st.  gradisce. 

S.  171  Z.  12  V.  u.  1.  ugäsiti  ügäsim  st.  ugäsltl  ügasim 

S.  176  Z.    2  V.  u.  I.  Bosnjäka  st.  -njäTca 

S.  211  Z.    9  V.  u.  vor  -ovljev  einzufügen   -ovlji 

S.  213  am  Ende  der  Literaturangabe  anzufügen:  Ivsic,  Da- 
nasiii  posavski  govor,  Agram  1918;  ich  habe  diese  Schrift  nicht 
mehr  benützen  können. 

S.  233  Z.  11  V.  u.  1.  vor  st.  von 

S.  241  Z.    8  V.  o.  1.  güdjeti  st.  ghdjetl 

S.  242  Z.  14  V.  u.  1.  Ißkär  st.  Ijelcär 

37** 


586  Verbesserungeu  und  Nachträge. 

S.  242  Z.  8  V.  u.  1.  rlhär  st.  rihar 
S.  249  Z.  8  V.  o.  1.  dusmanin  st.  düsm. 
S.  252  Z.  4  V.  u.  I.  tjemenjaca  (tjenienjaca) 
S.  255  Z.  8  V.  u.  1.  rodäk  st.  rodak 
S.  256  Z.  11  V.  o.  1.  Ißstäk  st.  Ijesiäk 
S.  257  Z.  3  V.  u.  1.  f?öia;-  st.  dbhar 
S.  259  Z.  13  V.  o.  1.  utoplßmk  st.  -Ihiik 
S.  260  Z.  1  V.  o.  1.  nesrecnik  st.  nesrecnik 
S.  260  Z,  19  V.  u.  ].  2->räzan  st.  prdzan 
S.  262  Z.  15  V.  0.  1.  cßpanica  st.  ci/^^^. 
S.  262  Z.  19  V.  o.  1.  vitica  st.  riVi'm 
S.  262  Z.  3  V.  u.  \.  2iodvoditi  st.  pödvoditi 
S.  263  Z.  15  V.  o.  1.  slätkis  st.  slätkts 
S.  266  Z.  7  V.  u.  1.  (frtce  st.  däce 
S.  266  Z.  5  V.  u.  1.  türcin  st.  türcin 
S.  267  Z.  14  V.  u.  1.  gldsak  st.  gläsak 
S.  267  Z.  13  V.  u.  1.  Irrsten  st.  pi-sten 
S.  268  Z.  7  V,  u.  1.  t)gä)ij  st.  üganj 
S.  270  Z.  14  V.  u.  1.  mäslinka  at.  mäslinha 
S.  274  Z.  7  V.  o.  1.  sträcara  st.  sträcara 
S.  276  Z.  16  V.  o.  1.  dzäkulja 
S.  280  Z.  2  V.  o.  ].  stäbJJika  st.  stäblika 
S.  290  Z.  14  V.  u.  1.  pogn'ßsüi  st.  -sa^t 
S.  291  Z.  5  V.  0.  1.  potkisli  st.  potkisli 
S.  293  Z.  3  V.  0.  1.  cetrrt  st.  cetvrt 
S.  294  Z.  7  V.  o.  1.  ö^?c7h« 
S.  294  Z.  8  V.  o.  1.  opci  öpsti 
S.  297  Z.  9  V.  u.  1.  {beidemal  -tin)'a  st.  -<ma 
S.  299  Z.  17  V.  u.  I.  rlädika  st.  t?Zac?. 
S.  299  Z.  5  V.  u.  1.  prijaUljstvo 
S.  303  Z.  1  V.  o.  1.  Ivänjskö 
S.  304  Z.  2  V.  0. 1.  smj^sljiv  st.  smjesljiv 
S.  307  Z.  1  und  2  v.  o.  1.  hödljikav,  hhdljika 
S.  307  Z.  2  V.  o.  1.  hrasnav  st.  hrasnav 
S.  307  Z.  13  V.  o.  1.  brhijati  st.  ir&?>^j 
S.  308  Z.  18  V.  o.  1.  mraz  st.  wirac^ 
S.  309  Z.  11  V.  o.  1.  gospodmijh 
S.  312  Z.  7  V.  o.  1.  Hi  st.  rzi 
S.  323  Z.  4  V.  u.  1.  crven-  st.  crven- 

S.  324  Z.  18  V.  u.  hadzinedbmak  gehört   zu   do-niaci  domak- 
nem  wohin  gelangen. 

S.  325  Z.  16  V.  o.  1.  kbsa  st.  kdsa 
S.  332  Z.  15  V.  u.  1.  Iji'ihav,  Ijübavi  st.  « 
S.  336  Z.  14  V.  u.  X.jundci  si.jünäci 
S.  336  Z.  6  V.  u.  ].  zlne  st.  ie«e 


Verbesserungen  und  Nachträge.  587 

S.  340  Z.  2,  3  V.  o.  1.  Rimljanin,  Rimljani  st.  lihn. 

S.  340  Z.  13  V.  u.  ].  snbpovi  st.  S7idpovi 

S.  340  Z.  4  V.  u.  I.  slümj 

S.  344  Z.  5  V.  u.  1.  bdmetmco 

S.  345  Z.  4  V.  o.  1.  dreisilbig  st.  zweis. 

S.  353  Z.  5  V.  0.  das  Zeichen  ■"  ist  zu  streichen 

S.  353  Z.  13  u.  15  V.  o.  hinzuzufügen:  die  Betonungen 
crijevo,  jäje  nach  Budm.  §  90.  3,  bei  V'uk  crijevo,  jaje. 

S.  358  Z.  4  V.  o.  1.  der  st.  den 

8.  358  Z.  14  V.  u.  1.  küciSta  st,  küc. 

S.  360  Z.  3  V.  o.  1.  Banäcanin  st.  Bande. 

S.  365  am  Ende  hinzuzufügen:  über  die  Formen  tog  für 
^ö^ra  und  onima  s.  §  640.  2,  4. 

S.  366  Z.  8  V.  o.  1.  oväkovi  st.  -t'j 

S.  367  Z.  13  V.  o.  1.  cijä  st.  -/« 

S.  369  Z.  17  V.  o.  1.  möje  st.  »id;e 

S.  375  Im  Paradigma  Mask.  ist  abg.  nove-jenih  noreewb 
parallel  zu  stellen  mit  skr.  novöm;  zu  skr.  novtm  hinzuzufügen 
abg.  novy-jimb. 

S.  377  Z.  8  V.  o.  1.  höljega  st.  hdlßga 

S.  377  Z.  10  V.  o.  1.  cärski  cärsköga 

S.  378  Z.  15  V.  o.  1.  Ohlici  st.  -ci 

8.  378  Z.  8  V.  u.  1.  tn-üc  st.  t77<c 

S.  379  Z.  6  V.  u.  1.  stärijt  et.  starijl 

S.  383  Im  Paradigma  «s^  im  Nom.-akk.  pl,  ntr.  zu  lesen 
c\sta  st.  eistet. 

S.  385  Z.  18  V.  u.  1.  üjesni  {tesni)  st.  fljesan  {tesan) 

S.  389  Z.  10  V.  u.  streiche  skot  Vieh  skotski 

S.  394  Z.  13  V.  u.  nach  dual,  einzusetzen  ntr. 

S.  395  Z.  14  V.  u.  1.  jyfvi  st.  ^Jri'i 

S.  395  bei  Zahl  40  füge  hinzu :  und  cetrdeseti 

S.  396  Z.  1  V.  o.  I.  dvjestött  st.  -ti 

S.  396  Z.  15  V.  u.  1.  i^rvi  st.  2^i^^'^ 

S.  400  Z.  18  V.  u.  am  Ende  beizufügen:  ungefähr 

S.  401  Z.  5  V.  o.  I.  mladä  st.  mlada 

S.  407  Z.  8  V.  u.  1.  svinjski 

S.407  am  Ende  von  §693  hinzuzufügen:  Doch  kommt  auch 
allgemein  die  Aussprache  -ski  vor. 

S.  409  Z.  12  V.  o.  1.  dänju  dänjöm 

S.  411  Z.  3  V.  o.  1.  lezeci  st.  Ze'2'eCT 

S.  411  Z.  18  V.  o.  1.  dänom  st.  dänom 

S.  412  Z.  3  V.  u.  l.jMva  st.  jedva 

S.  413  Z  13  V.  u.  1.  bes-2)r.  st.  ihespr. 

S.  414  Z.  14  V.  o.  1.  naiedäske 

S.  415  Z.  4  V.  0.  1.  niposto  st.  nap. 


588  Verbesserungen  und  Nachträge. 

S,  416  Z.    4  V.  u.  1.  odhzgö  et.  -go 

S.  416  Z.    2  V.  u.  1.  has  st.  ias 

S.  420  Z.  12  V.  u.  1.  von  st.  vor 

S.  436  Z.  12  V.  o.  1.  5  st.  4 

S.  460  Z.  13  V.  0.  1.  Url  st.  Verl 

S.  461  Z.  12  V.  u.  1.  -Ijezem,  zäljezeni 

S.  464  Z.  14  V.  u.  1.  öpaÄ;  st.  bpäk 

S.  465  Z.    2  V.  0.  1.  sicäriti 

S.  468  Z.  17  V.  u.  1.  zmbvati  st.  ztmovati 

S.  469  Z.  16  V.  u.  1.  zäbrekao  st.  zabrehao 

S.  470  Z.  11  V.  u.  I.  ginnti  st.  «/bi. 

S.  472  Z.    2  V.  u.  1.  tisiati 

S.  483  Z.    3  V.  0.  1.  dö-setl  st.  db-zeti 

S.  484  Z.    2  V.  u.  I.  Iz-ujem  \z-uti 

S.  485  Z.  16  V.  o.  1.  iz-igrati  st.  Iz-igraU 

S.  485  Z.  13  V.  u.  1.  obccati  st.  obecati 

S.  485  Z.    3  V.  u.  1.  üzinati,  nzinä-  st.  «c.,  nc/'nä- 

S.  485  Z.     1  V.  u.  1.  vßncati  st.  vjencati 

S.  487  Z.  15  V.  u.  1.  o-cistiti  st.  o-c\sUti 

S.  488  Z.  14  V.  0.  1.  sljäpati  st.  s7c<2>. 

S.  491  Z.  18  V.  u.  1.  -misljati  st.  -misljati 

S.  492  Z.    4  V.  u.  1.  Pipsati  st.  Upsati 

S.  494  Z.  11  V.  u.  1.  mknuti  st.  metnuti 

S.  500  Z.    2  V.  o.  1.  polißgati  st.  -Z/p'- 

S.  500  Z.    5  V.  o.  1.  jiopustiti  st.  popüstiti 

S.  501  Z.    9  V.  0.  1.  po-iz-  st.  jjo-is- 

S.  504  Z.  12  V.  0.  1.  hbca  st.  /löcu 

S.  508  Z.  12  V.  o.  1.  vule  st.  rV(?ö 

S.  511  §816  nach  dem  Paradignoa  einzufügen:  Es  wird  auch 
betont  \dem  )des  ule,  idemo  idete  tdü  (zu  ulem  usw.  vgl.  r.  idu  id'os) 

S.  516  Z.  14  V.  u.  1.  rvem  rves 

S.  517  Z.  12  V.  o.  1.  \zeti  st.  iz- 

S.  527  Z.  11  V.  u.,  die  Stelle  von  «bei  einsilbigem  Stamm  — 
hajati  se»  Z.  9  ist  zu  ersetzen  durch:  bei  einsilbigen  Stämmen 
wird  mit  Ausnahme  von  znäm  znäs  (bis  ins  17.  Jh.  noch  znaju) 
auch  heute  nicht  kontrahiert,  z.  B.  bajem  bäjes  usw. 

S.  528  am  Ende  nachzutragen:  Heute  wird  in  Mundarten 
auch  a  und  i  der  Gruppen  B  und  0  kurz  gesprochen,  cüväm 
cüväs,  hvälhn  hrälis. 

S.  531  Z.    2  v.  o.  1,  i^rsäh  st.  vrsäh 

S.  531  Z.    6  v.  u.  1.  zeti  st.  zneti 

S.  533  Z.  15  v.  o.  1.  dödem  et.  dödem 

S.  534  Z.    4  V.  o.  1.  släh  st.  s7ä/t 

S.  538  Z.  13  V.  u.  1.  kleSe  st.  Hes> 


C.  F.  Wintersche  Buehdruekerei. 


■^■^;H;^:/¥^:?lÄ.Vfe"^^-'^Ä^^^ 


,:    ',*■' 


.,■    >-".^  V 


Universityof  Toronto 
Library 


DO  NOT 

REMOVE 

THE 

CARD 

FROM 

THIS 

POCKET 


Acme  Library  Card  Pocket 
LOWE-MARTIN  CO,  UMTITD 


^