Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
• • • •
18905T
t
■IIIIIIIIH
60001 8806T
p^
« ■•
Das Recht eine UebersetzuDgr ins Eogliscbe and Französische za veran-
stalten, behalt sich die Verlagshandlang vor.
INHALT.
FÜNFTES BUCH.
Spartas Herrsohaft in Qrieohenland.
Seitt
I.
Athei unter den Dreifsig 1 — 52
n.
Atken naeh seiner Wiederherstellong 53 — 118
m.
Sparta und Persieo 119—168
IV.
Der korinthUche Krieg 169—226
V.
Die Folgen des AnUlkidasfriedens 227—250
SECHSTES BUCH.
Theben als grieohisolie Grofsmaolit.
I.
Thebens Erhebung und VertheidigungskaiDpf 253 — 312
II.
Thebens Angriffskriege 313—384
IV INHALT.
SIEBENTES BUCH.
Makedonien und GMeohenland.
Seite
I.
Die Reiche des Nordens 3S7— 443
U.
Athens Politik ond (geistiges Leben bis zum Aaftreten des De-
mosthenes ....*. 444 — 550
ni.
Athen and König Philipp bis zam Frieden des Philokrates . . . 551—035
IV.
Die letzten Kämpfe für die Unabhängigkeit Griechenlands . . . 630 — 749
Anmerkungen zum fünften, sechsten und siebenten Buche . . . 750 — 810
FÜNFTES BUCH.
SPARTA'S HERRSCHAFT IN GRIECHENLAND.
OL. 94, 1 ; 404 — OL. 100, 2; 379 v. CHR.
Ciutiiu, Gr. Getch. lU. 1
I.
ATHEN UNTER DEN DREISSIG.
Der Kampf der beiden Vororte Griechenlands war zu Ende und
zwar nicht in Folge gegenseitiger Erschöpfung, auch nicht durch
einen Vertrag, welcher die Machtgebiete auf beiden Seiten neu be-
gränzte, sondern durch vollständigen Sieg auf der einen und unbe-
dingte Unterwerfung auf der anderen Seite. Ein Sieg, so glänzend,
wie ihn die Erwartungen des ehrgeizigsten Spartaners während der
langen Reihe von Kriegsjahren sich niemals hatten vorstellen kön-
nen, war plötzlich, ohne Gefahr und Mühe, ohne Geldopfer und
ßürgerblut gewonnen; er war wie eine reife Frucht den Siegern
zugefallen. Sie hatten den ganzen, unermesslichen Erfolg für sich,
während sie mit fremdem Gelde ihre Seemacht zusammengebracht
hatten; ihre eigenen Hülfsmittel waren unversehrt und die Kräfte,
mit denen der Feind ihnen so lange getrotzt hatte, standen jetzt zu
ibrer VerfQgung. Sparta war der allein mächtige Staat zu Wasser und
zu Lande, eng befreundet mit den Persem, welche ihre Hälfsleistun-
gen an keinerlei Bedingungen knüpften, die für Sparta drückend
waren. Die früheren Schwächen, Missgriffe und Niederlagen waren
vergessen; mit erneuter Ehrfurcht wurde es von den Hellenen an-
gesehen, welche ihm ein grofses Vertrauen entgegenbrachten und
seinen endlich gewonnenen Triumph über Athen als den Anfang
eines neuen und glücklichen Zeitalters hoffnungsvoll begrüfsten. Von
Kythera bis Thrakien hinauf war keine griechische Gemeinde vor-
handen, in welcher ein Widerspruch gegen Spartas Oberleitung der
hellenischen Angelegenheiten laut wurde. So mächtig war weder
Sparta noch irgend ein anderer Staat in Griechenland jemals ge-
wesen; es war eine auf alter Ueberlieferung ruhende, auf materielle
und moralische Grundlagen von Neuem wohl gestützte Macbt.
SPARTAKS VERHALTEN
Es knüpften sich an diese Machtstellung aher auch gi'ofse For-
derungen und Ansprüche. Man konnte hilliger Weise erwarten, dass
Sparta seine alten Versprechungen erfüllen werde und dass es sich
auf seine Aufgabe vorbereitet habe. Sparta war der älteste hegemo-
nische Staat, dessen ausschliefsliches Anrecht auf diesen Ehrenplatz
von ihm selbst und seinen Anhängern niemals aufgegeben worden
war; es war seit dem Zuge des Brasidas aus seinen engeren Kreisen
herausgetreten; es war Seemacht geworden und mit allen europäi-
schen und asiatischen Verhältnissen vertraut, durch die mannig-
fachsten Erfahrungen belehrt. Es konnte nicht verkennen, dass eine
neue Ordnung in Hellas geschaffen werden müsse, den Verheifsungeii
entsprechend, mit denen es vor dreifsig Jahren in den Krieg ein-
getreten war, dass das alte Recht wieder unter den Grieclien zur
Geltung kommen müsse und dass keine Ueberwältigung eines Staats
durch den andern geduldet werden dürfe. Darum waren alle Augen
auf Sparta gerichtet und der weitere Gang der griechischen Ge-
schichte musste davon abhängen, wie Sparta seine Macht benutzte,
um den Forderungen der Zeit zu entsprechen.
Die ersten Mafsregeln blieben dem Manne überlassen, welchem
man den Sieg verdankte; denn schwerlich ist jemals ein entschei-
dender Sieg erfochten worden, an welchem der siegreiche Staat
selbst und seine Bürger so wenig Antheil hatten, als an dem Tage
von Aigospotamoi. Lysandros allein hatte den Sieg möglich gemacht
und gewonnen; in seinen Händen waren die Mittel, welche unent-
behrlich schienen, um die Früchte des Sieges zu erndten; er allein
hatte die Fäden in der Hand, durch welche er die Parteien leitete und
im Namen Spartas die griechischen Verhältnisse ordnete. Er verfuhr
dabei nach den herkömmlichen Grundsätzen lakedämonischer Politik.
Spartas Machtstellung in Griechenland war von jeher dadurch
am meisten geKihrdet worden, dass andere Grundsätze bürgerlicher
Ordnung als die in Sparta gültigen sich geltend gemacht und aus-
gebildet hatten. Deshalb suchte es überall, wo es freie Hand hatte,
die gegensätzlichen Staatsordnungen zu beseitigen, und die entfrem-
deten Gemeinden durch Einführung einer der spartanischen Ver-
fassung gleichartigen unter seinen Einfluss zurückzuführen. So hatte
es Sparta in Argos, in Sikyon, in Achaja gemacht, und auch die
Befehdung der Tjrannis, worin Sparta einst seine höchste Kraft
entwickelt hatte, war ja im Grunde nichts Anderes als ein Kampf
gegen die Demokratie').
NACH DEM FALLE ATHEN^S. 5
Die Durchführung dieser Politik war im Peloponnese selbst nur
unvollständig gelungen, aufserhalb desselben aber immer nur in ein-
zelnen FäUen zur Anwendung gekommen. Durch die eigenthümliche
Entwickelung Athens war der alte Gegensatz der Verfassungen im
vollsten Mafse zum staathchen Gegensatze geworden, und in dem-
selben Grade, wie die attische Gemeinde ihren Willen von allen Be-
schränkungen befreite und in rastloser Bewegung vorwärts schritt,
war Sparta steifer und zurückhaltender geworden; die Leitung seiner
öffentlichen Angelegenheiten war immer engeren Kreisen anheimge-
fallen, es war immer mehr ein Krieger- und Beamtenstaat geworden,
der seine Aufgabe nur darin sah, sich aller Neuerungen zu erwehren.
Der Gegensatz der inneren PoUtik musste also auch in immer höhe-
rem Grade der Mittelpunkt der auswärtigen Politik, die Verfassungs-
frage immer mehr zu einer Machtfrage werden. Mit jedem Siege,
welchen die demokratische Partei in einer ginechischen Stadt ge-
wonnen' hatte, ging dieselbe dem Einflüsse der Spartaner verloren
und trat aus der Reihe ihrer Bundesgenossen in die der Gegner über.
Denn die Athener hatten ihrerseits eine gleiche Politik verfolgt. Sie
hatten in der Ausbreitung demokratischer Verfassungen das wirk-
samste Mittel erkannt, um die Insel- und Küstenstaaten eng mit sich
zu verbinden und Sparta hatte sich zu wiederholten Malen dazu ver-
stehen müssen, diese durch die Grundsätze der Demokratie in sich
geeinigte Staatengruppe als eine zu Recht bestehende Macht in
Griechenland anzuerkennen').
Diese Anerkennung war durch den Krieg aufgehoben; die ganze
Macht des Staates, welcher sie erzwungen hatte, war zertrümmert;
Sparta hatte vollkommen freie Hand. Was konnten nun also seine
Staatsmänner Anderes ])eabsichtigen, als die alte Politik endlich einmal
in vollem Mafse durchzuführen, die antispartanischen Verfassungen
gründhch zu beseitigen und jenen Gegensatz, der Spartas Macht immer
gehemmt hatte, den ganzen Zwiespalt, welcher Griechenland in zwei
Heerlager gespalten hatte, wo möglich für immer aufzuheben?
In dieser Beziehung folgte also Lysandros nur den althergebrach-
ten Grundsätzen seiner Vaterstadt, wenn er seine Macht dazu benutzte,
in allen Städten, die zur attischen Bundesgenossenschafl gehört hatten,
die Volksherrschaft aufzulösen und die Regierung den Händen einer
geschlossenen Anzahl von Männern, welche sein Vertrauen besafsen,
zu übergeben. Wie in Athen die Dreifeig, so wurden an änderten
Orten Zehnmänner eingesetzt, und um diesen RegierungscoUegien
6 DIE SPARTANISCHEN HARMOSTEN.
Sicherheit und Macht zn verschaffen, wurde ihnen ein Commando
spartanischer Truppen an die Seite gestellt, welche unter dem Be-
fehle eines Harmosten standen. Auch diese Mafsregel war keine neu
erfundene. Harmosten oder Kriegsvögte schickten die Lakedämonier
seit alter Zeit in ihre Landhezirke, um die Periöken zu regieren und
in strenger Unterthänigkeit von der Hauptstadt zu erhalten. Solche
Harmosten schickte man daim auch in das Ausland und zeigte schon
dadurch, dass man nicht gesonnen sei, verschiedene Formen der Bot-
mäfsigkeit anzuerkennen, und dass man zwischen unterthänigen Land-
gemeinden in Lakonien und den auswärtigen Städten, welche sich
freiwillig oder unfreiwillig in Spartas Macht begeben hatten, im
Grunde keinen wesentlichen Unterschied zu machen beabsichtige.
Die Amtsdauer der Harmosten war eine unbestimmte; man liefs
sie an wichtigen Plätzen gerne recht einheimisch werden, wie Klear-
chos in Byzanz. Auch ihre Wirksamkeit war keine genau begränzte;
sie hatten Militär- und Gvilgewalt und waren deshalb auch nicht
von den Königen als Oberfeldherrn, sondeni unmittelbar von den
Ephoren abhängig und ihnen verantwortlich. Es waren Vertrauens-
männer der Regierung, denen man eine selbständige Beurteilung der
Verhältnisse überliefs, und man nahm daher zu solchen Commissa-
rien Sparlas im Auslande Männer von vorgerücktem Alter, bei denen
man ein gerechtes Urteil und eine besonnene Ausübung ihrer Amts-
vollmachten erwarten konnte. Nacli Amphipolis hatte man Ol. 89, 1 ;
424 zuerst einen Mann von jugendlichen Jahren geschickt, was
Thukydides ausdrücklich als euie Verletzung des Herkommens be-
zeichnet. Zwölf Jahre uachher schickte man zwei Kriegscommissare
nach Euboia mit einer Schaar von Dreihundert^).
Was früher in einzehien Fällen geschehen war, wurde nun in
grofsem Mafsstabe durchgeführt und ein Netz spartanischer Garni-
sonen über Griechenland ausgespannt, um alle widerstrebenden
Elemente, alle Mächte der Revolution, wie man von altspartanischem
Gesichtspunkte aus die ganze demokratische Bewegung ansah, ge-
bunden zu halten. Um aber die Politik Spartas in diesem Umfange
zur Geltung zu bringen, dazu bedurfte es eines Mannes, wie Ly-
sandros war. Ohne ihn würde es niemals gelungen sein; denn
während man in Sparta nur für den nächsten Augenblick zu sor-
gen wusste, war er der Einzige, welcher lange vorgeschaut und
die Mafsregeln vorbereitet hatte, welche nach dem Falle Athens
ergriffen werden mussteu. Er kaimte die Stellung der Parteien in
LTSANDERS EINPLUSS. 7
allen griechischen Stadien, er kannte die Parteiführer, welche die
geeigneten Leute waren, um in die oligarchischen Regierungscolle-»
gien einzutreten, er hatte sie veranlasst, sich unter einander enger
zu verbinden, und sie daran gewöhnt, von ihm ihre Befehle, von
ihm ihre Beförderung zu Macht und Ehre zu erwarten. Lysander
handelte im Namen seiner Vaterstadt, im Sinne ihrer Politik und,
wie ausdrücklich bezeugt wird, im Auftrage der Ephoren; aber es
trugen alle Mafsregeln den Charakter, welchen Lysandros ihnen auf^
drückte; sein Einfluss war ein so persönlicher, dass er mit Keinem
getheilt werden konnte. Auf seiner Person beruhte die unbedingte
Herrschaft, welche Sparta augenblicklich hatte; darin lag aber auch
der Keim ihrer Schwäche.
Denn nur in einzelnen Fällen wurde so verfahren, wie es die
wahren Freunde Spartas erwarten mussten, dass nämlich den Ge-^
meinden, welche ihrer Anhänglichkeit an Sparta wegen unglücklich
geworden waren, so weit es möglich war, Ersatz und Wiederher-
stellung zu Theil wurde. So wurde allerdings den Aegineten und
Meliem, so viele ihrer noch übrig waren, ihr Vaterland zurück-^*
gegeben; es wurden wohl auch in Histiaia, Skione, Torone die Ge-*
waltthaten der Athener einigermafsen wieder gut gemacht; die atti-^
sehen Kieinichen mussten auf den Inseln ihre Besitzungen räumen;
die Messenier mussten aus Kephailenia und Naupaktos weichen und
die letztere Stadt wurde den Lokrem zurückgegeben^).
So waren die Spartaner beflissen, an einzelnen Punkten, wo
die Athener besonders gewaltthätig eingeschritten waren, Gerechtig-^
keit zu üben und Unrecht zu sühnen, wie dies ja auch durch
politisches Interesse geboten war. Im Ganzen aber verfuhren siel
selbst im höchsten Grade gewaltthätig und Lysandros war am wenig-
sten geeignet, als ein Mann der Ordnung und Gesetzlichkeit auf«
zutreten. Er stand nicht über den Parteien, sondern mitten darin.
Er war der Führer derer, welche in geheimen Verbindungen diö
Ruhe der Gemeinden unterwühlt hatten; die leidenschaftlichsten
Clubbisten waren seine Genossen und seine Werkzeuge. Wenn er
also solchen Leuten die Macht in die Hände gab, so wusste er,
dass sie dieselbe dazu gebrauchen würden, um die langverhaltene
Rachbegier an ihren Mitbürgern zu befriedigen, und dieis stimmte
mit dem, was Lysandros wollte, überein. Er wollte nicht Ruhe und
Frieden bringen, damit sich die Städte vom Jammer des Kriegs
8 SPARTA's GEWALTHERRSCHAFT
erholen könnten; yielmehn war es ihm recht, wenn die Bürger-
schaften sich in innerer Fehde und Meuterei aufrieben; nicht aus
grausamer Laune, sondern aus Politik wollte er, dass die Gemein-
den, die noch .widerstandsfähig schienen, sicherschöpften; er wollte,
dass das unglückhche Griechenland durch Blutverlust noch mehr
geschwächt und entnervt werde. Wir wissen ja, wie dreitausend
Athener am Hellesponte auf seinen Befehl niedergemacht wurden,
wie er in Milet, wo die Parteien eben im Begriffe standen sich
auszusöhnen, arglistig eine blutige Metzelei anstiftete, um dort rei-
nes Haus zu machen. Dasselbe geschah in Thasos, wo die durch
feierliche Gelöbnisse beruhigte Bürgerschaft überfallen und zum
grofsen Theile niedergemacht wurde. Am Ende wurde gar kein
Unterschied mehr zwischen den Gemeinden gemacht, ob sie im
Kriege für oder gegen Sparta Partei genommen hatten. Man hatte
Niemand zu fürchten, man nahm also auch keinerlei Rücksicht; man
liefs die gewissenlose Härte spartanischer Poütik in unbeschränktem
Maise schalten und dachte nicht daran, sich an die Grundsätze eines
Brasidas und KaUikratidas gebunden zu fühlen, von denen der Er-
stere doch im Namen Spartas so feierhch gelobt hatte, die Selbstän-
digkeit jeder Gemeinde gewissenhaft zu achten und keiner Partei
Vorschub zu leisten, während KaUikratidas offen erklärt hatte, er
wolle für seine Stadt keine andere Oberleitung, als .die von freien*
Hellenen freiwillig ihr übergeben würde*).
Indem man nun die entgegengesetzten Grundsätze von Staats-
wegen gut hieis und die gerechten Erwartungen der Hellenen auf
das Bitterste täuschte, konnte auch keine Beruhigung Griechenlands
eintreten, sondern nur eine neue Aufregung. Die offen tUche Mei-
nung, auf das GröbUchste missachtet, wendete sich sofort gegen
Sparta und die von Athen unterdrückten Staaten, statt in der Luft
der Freiheit neu aufzuathmen, wie sie erwartet hatten, sahen sich
zu ihrem Schrecken einem viel schwereren Drucke preisgegeben.
Denn so hart und streng auch das Regiment war, das Athen ge-
fuhrt hatte, so war es doch kein willkürlicher Terrorismus; es war
mit Gerechtigkeit gegründet, gesetzlich geordnet, zweckvoll org»-
nisirt, das Gemeindeleben schonend, so weit es die Interessen des
Vororts erlaubten; es bot einen kräftigen Schutz gegen aufsen,
unter welchem Handel und Gewerbe gedeihen konnten, und hatte
also eine nationale Bedeutung, welche kein ruhig Urteilender ver-
kennen konnte. Die Spartaner dagegen hatten schon in drei Ver-
UNO IHRE SCHWÄCHEN. 9
tragen die Städte Kleinasiens preisgegeben und wenn sie auch nach
ihrem hellespontischen Siege sich sträubten, einige besonders wich-
tige Städte, wie Abydos, wo sie ihren Harmosten hatten, auszu-
liefern, so hatten sie doch auch hier nicht den Muth, den An-
sprüchen ihres mächtigen Bundesgenossen entgegenzutreten, und
die persischen Statthalter herrschten im Namen des Grofskönigs
unbedingter, als je zuTor, an der ganzen Küste des Archipelagus
und an den für die Freiheit der Griechen und ihren Handel so
wichtigen Seestrafsen, obgleich die zum Schutze des griechischen
Meers eingeführten Tribute nach wie vor eingefordert wurden. Dazu
kam die Rohheit der Leute, welche Sparta in die hellenischen
Städte schickte; denn man konnte schon wegen der grofsen An-
zahl, deren mau bedurfte, nicht mehr daran denken, besonders be-
währte Männer für diese Posten auszusuchen. Vielmehr waren es
zum grofsen Theile Menschen aus untergeordneten Verhältnissen,
selbst aus dem Helotenstande, Menschen, welche gegen Lysandros
und seine Freunde servil, gegen die schutzlosen Bürger brutal
waren. Das Beste also, was noch in den Griechen war, ihr Ge-
meindegefühl, wurde überall auf das Tiefste gekränkt, und die Ein-
sichtsvolleren konnten nicht verkennen, dass der vielgescholtenen
Seeherrschaft Athens keine glänzendere Rechtfertigung nachfolgen
konnte, als das System der spartanischen Zehnmänner und Kriegs-
vögte*).
In dem Umschwünge der öffentlichen Meinung und der wach-
senden Aufregung gegen Sparta lag natürlich von Anfang an auch
die Schwäche seiner Herrschaft. Dazu kam der Zwiespalt, welcher
zwischen den spartanischen Staatsgewalten eintreten musste. Die
Eifersucht konnte nicht ausbleiben, denn die ZehnercoUegien oder
Dekarchien Lysanders waren die Stützen seiner persönlichen Macht-
stellung; man musste also erkennen, wie staatsgefahrlich diese
Macht sei und wie sehr es dem Interesse Spartas widerstreite, ihret-
wegen den Hass von ganz Griechenland auf sich zu laden. Man
hatte aber kein anderes Programm, nach dem man zu handeln ent-
schlossen war, und so wurde durch die Veruneinigimg des Lysan-
dros mit den Königen und Ephoren seine Macht gelähmt, aber
zugleich die Macht Spartas, und dadurch wurde es den besiegten
Städten möglich, sich der erdrückenden Gewalt des übermächtigen
Staats zu entziehen.
Endlich war es noch ein dritter Umstand, der für die weitere
10 SPARTA UND DIE MITTELSTAATEN.
Entwickehmg der griechischen Angelegenheiten von Einfluss war,
das war Spartas Verhältniss zu den Mittelstaaten. Was sie, die
eifrigsten Bundesgenossen gegen Athen, im Laufe des Kriegs ge-
than hatten, hlieb völlig unberücksichtigt; sie sahen alle ihre Er-
wartungen getäuscht und ihre gerechtesten Anspräche auf Antheil
an der Siegesbeute und auf Mitwirkung zu einer neuen Ordnung
der Dinge in Hellas schnöde zurückgewiesen. Dadurch wurde ein
heftiger Widerspinich hervorgerufen; das Selbständigkeitsgeffihl der
Mittelstaaten erwachte zu neuer Energie und veranlasste eine Reihe
von Versuchen, sich der verhassten Oberherrschaft zu entledigen.
So bilden sich neben Sparta neue Mittelpunkte eines selbständigen
Staatslebens und dadurch zugleich die Keime neuer Kampfe um die
Hegemonie in Griechenland.
Nach diesen drei Punkten bestimmen sich die Ereignisse der
nächsten Jahrzehnte; aus ihnen erklärt sich, warum die griechische
Geschichte nach dem Siege von Aigospotamoi nicht zu einer Ge-
schichte Spartas und spai*tanischer Herrschaft in Griechenland ge-
worden ist, wie Lysandros es beabsichtigte, sondern zu der alten
Mannigfaltigkeit selbständiger Stadtgeschichten zurückkehrt Atlien
giebt das nächste und lehrreichste Beispiel.
Bei den Umwälzungen, welche nach dem Siege Spartas in den
griechischen Städten eintraten, waren überall die einheimischen
Parteien betheiligt, am wirksamsten aber in der Stadt, in deren
vieibewegtem Lel)en sich alle politischen Ilichtungen am kräftigsten
und eigenthümlichsten ausgebildet hatten, in Athen.
Hier hatten sich die Freunde der bestehenden Verfassung von
den Gegnern derselben am schroffsten gesondert. Die Euien sahen
alles Heil an dieselbe geknüpft, die Anderen betracliteten sie als
die Quelle alles Unheils, als eine aller Vernunft widersprechende
Einrichtung. In der Mitte stand eine Partei der Gemäfsigten, welche
kein so bestimmtes Programm hal)en konnten, wie die unbedingten
Freunde und Feinde der Verfassung, aber mit den Einen darin
übereinstimmten, dass sie die Missbräuche der Demokratie erkannten
und gewisse Beschränkungen des Volkswillens ernstUch wünschten,
mit den Anderen aber darin, dass sie der Verfassung treu waren,
dass sie jeden Verfassungsbruch als Hochverrath verabscheuten und
eben so jede für Parteizwecke veranlasste Einmischung eines frem-
DIE OLIGARCHEN IN ATHEN. 11
den Staats. In dieser patriotischen Cfesinnung standen sie also mit
den eigentlichen Demokraten zusammen den Oligarchen gegenüber;
welche sich bei dem geringen Anhange, den sie in der Bürger-
schaft hatten, Yon jeher auf auswärtigen Beistand angewiesen sahen
und das Einverstandniss mit den Feinden der Stadt durch aller-
lei sophistische Gründe bei sich und Anderen zu entschuldigen
wussten.
Wir kennen diese Partei, wie sie immer geschäftig war, Ver-
wirrung im Staate hervorzurufen, um die Achtung vor seinen Ge-
setzen zu erschüttern, und jede Verwirrung so wie jedes öffentliche
Unglück für ihre Zwecke schadenfroh auszubeuten; es war die Partei
derer, welche den gemeinen Mann verachteten, welche Tugend und
Befähigung zu politischer Thätigkeit für ein unveräufserliches Vor-
recht der Leute von Stande hielten, welche die Verzichtleistung auf
Seeherrschaft für den ersten Schritt ansahen, der nothwendig sei,
um in eine vernünftige Bahn einzulenken; dieselbe Partei, deren
politisches Bekenntniss in der unter Xenophons Namen erhaltenen
Schrift vom Staate der Athener vorliegt.
Was diese Partei wahrend des letzten Jahrhunderts in wieder-
holten Versuchen erstrebt, und zur Zeit der Vierhundert schon
theilweise verwirklicht hatte, das war nun vollständig en'eicht; sie
stand nach Einsetzung der Dreifsigmänner am Ziele ihrer Wünsche.
Durch Vernichtung der Flotte und den Abbruch der Mauern war
die Stadt entwaffnet und vom Meere getrennt; Athen war keine
Demokratie und keine Grofsmacht mehr; es war nur noch eine der
vielen griechischen Landstädte, welche, ohne eigene Ziele zu haben,
fremder Leitung folgte und ihre Mannschaft unter spartanischen
Oberbefehl stellte. Sparta war wiederum das alleinige Haupt; ein
Wille gebot in Hellas. Befreiung von sieben und zwanzigjähriger
Kriegsnoth, Versöhnung der blutsverwandten Stämme, Friede und
Eintracht unter den Hellenen, durch gleichartige Verfassungen dauer-
haft verbürgt, Rückkehr zur guten, alten Zeit mit ihren weisen
Rechtsordnungen, welche durch demokratische Ungebühr umgestürzt
waren, — das war das glänzende Aushängeschild für die neue
Ordnung der Dinge, welche von den Parteigängern Spartas als die
allein heilsame' und rechtmäfsige gepriesen wurde.
Indessen konnte Keiner von ihnen so kurzsichtig sein, um
das Werk einer Reaction, welche die ganze Geschichte Athens seit
Themistokles, ja seit Kleisthenes und Soion rückgängig machte, so-
12 DIE DREISSIGMÄPINER.
fort für gelungen zu halten. Es war vorauszusehen, dass die durch
Krieg und Hunger gebrochene, durch eine Folge unerwarteter
Schläge erschütterte Bürgerschaft sich wieder ermannen werde, und
es kam daher Alles auf die Mafsregeln an, durch welche die Dreifsig-
männer ihr Regiment sicherten und ihre Grundsatze durchführten;
ihre Partei befand sich also nicht am Ende, sondern vielmehr am
Anfange ihrer Aufgabe.
Unter offenem Widerspruche, welchen nur Lysanders Macht-
spruch beseitigen konnte, waren sie auf des Drakontidas Vorschlag
eingesetzt worden, lauter Männer, die zwar unter den Vornehmen
der Stadt ihren Anhang hatten, aber der Gemeinde im Ganzen ver-
hasst oder in hohem Grade verdächtig waren. Es waren zum Theil
dieselben, welche durch Verrath die Niederlage bei Aigospotamoi
veranlasst hatten, und sie hatten sich, wie allgemein bekannt, nicht
blofs in das gefugt, was den Verhältnissen nach unvermeidlich war,
sie hatten ihre Beziehungen zu Sparta nicht etwa dazu benutzt,
den allersehnten Frieden unter möglichst günstigen Bedingungen zu
Stande zu bringen, sondern sie hatten Sparta ihren Parteizwecken
dienstbar gemacht, sie hatten sich hinter Lysandros gesteckt, mit
ihm abgekartet und solche Forderungen von ihm verlangt, wie sie
ihren eigennützigen Interessen am meisten entsprachen. Trotzdem
waren sie gar nicht als eigentliche Regierungsbehörde eingesetzt,
sondern nur als eine Commission, welche den Auftrag hatte, die
Grundgesetze des Staats, an denen in den letzten Jahren schon so
viel gerüttelt worden war, von Neuem durchzusehen und sie mit
der veränderten Lage der Dinge in Einklang zu bringen. Nur zu
diesem Zwecke waren ihnen unter Spartas Autorität die aufser-
ordentlichen Vollmachten übertragen, welche nach Vollendung ihrer
gesetzgeberischen Thätigkeit wieder erlöschen sollten.
Trotzdem waren die Dreifsigmänner auf nichts weniger als auf
Gesetzgebung bedacht; sie gingen nur darauf aus, sich alle noch
bestehenden Organe des Staats vollständig dienstbar zu machen und
jeden Widerspruch zu entkräften. Die Bürgerschaft bheb aufgelöst;
die republikanischen Aemter bestanden dem Scheine nach fort und
vnirden trotz ihrer Bedeutungslosigkeit von Männern der herrschen-
den Partei besetzt. So wurde Pythodoros erster Archon und gab
dem Jahre, das unter den Dreifsig begann, seinen Namen. Auch
der Rath blieb, wenn auch vielleicht nicht in voller Zahl; er wurde
aber mit lauter Personen besetzt, die sich schon zur Zeit der
IHRE ERSTEN MASSRBGBLI«. 13
Vierhundert als Anhänger der Oligarchie bewährt hatten. Diesem
Rathe wurde zugleich nach Aufhebung der Yolksgerichte und nach
Beseitigung des Areopags die peinhche Gerichtsbarkeit übertragen,
und um auch in einem so abhängigen GoUegium keine freien und
unbefangenen Entschliefsungen aufkommen zu lassen, wurde be*
stimmt, dass die Rathsherni in Anwesenheit der Dreifsig offen ab*
stimmen sollten. Der Peiraieus, der alte Herd demokratischer
Bewegungen, wurde unter eine besondere Behörde von Zehnmän-
nem gestellt, welche für die Ruhe daselbst verantwortlich waren.
Sie waren ohne Zweifel auch von Lysandros ernannt und den
Dreifsig untergeordnet. Es wurden in der Ober- und Unterstadt
keine Beamten geduldet, als die sich zu willföhrigen Werkzeugen
der neuen Regierung hergaben^).
Nachdem so eine vorläufige Staatsordnung hergestellt war, be-
gannen die Gewaltberrn damit, die neue Zeit, welcher sie Athen
entgegenfuhren wollten, mit einigen klug berechneten Malsregeln
einzuleiten. Es war ja damals nicht schwer, alles Unglück, dessen
Folgen man zu beklagen hatte, den Missbräuchen der Demokratie
zuzuschieben. Als daher die Dreifsig ihre Macht benutzten, um
solche Uebelstände der bürgerlichen Gesellschaft abzustellen, welche
allen vernünftigen Bürgern anstölsig waren, als sie mit gewissen
verächtlichen Personen, welche das Sykophantengewerbe mit scham-
loser Dreistigkeit getrieben hatten und vor deren Angebereien kein
rechtlicher Bürger sicher war, kurzen Prozess machten und sie aus
der Stadt entfernten, so wurde dies von einem ansehnlichen Theile
der Bevölkerung beifallig aufgenommen. Nach einem langen Zu-
stande völliger Rath- und Hülfslosigkeit war ein kräftiges Regiment
willkommen; das Misstrauen in die Verfassung, welches sich seit
dem sicilischen Unglücke immer weiter verbreitet hatte, die Sehn-
sucht nach Ruhe, für welche man nur bei einer Beschränkung der
Volksfreiheiten und einer Annäherung an Sparta Befiiedigung hoffen
konnte, kam der neuen Regierung zu Gute, und bei einiger Klug-
heit konnte es ihr gelingen. Viele von der Mittelpai*tei nach und
nach zu sich herüber zu ziehen.
Indessen hielt diese Mäfsigung nicht lange vor. Die Mitglieder
der Regierung waren zu sehr Parteimänner, um sich bei einem
behutsamen Einlenken in eine vernünftige Staatsordnung lange ge-
nügen zu lassen; es hatte sich bei ihnen während der langen Zeit,
da die Minderzahl der Begüterten unter der Herrschaft einer ver-
14 KALLIBIOS AUF DER BURG.
hassten Menge gestanden hatte, zu Tiel Groll angesammelt; die
lange verhaltene Erbitterung wollte sich Luft machen, man wollte
sich rächen für den erduldeten Druck. Wenn man aber solche
Ziele verfolgte, so konnte man sich freilich nicht darauf einlassen,
allmählich eine Umstimmung der Bürgerschaft herbeizuführen und
die gemäfsigte Partei zu gewinnen. Der Anhang der Ritter, der
einzigen Körperschaft in Athen, welche den Oligarchen grund-
sätzlich anhing, genügte ihnen nicht für ihre Zwecke; auch Sparta
gab ihnen nicht die gewünsdite Sicherheit, so lange es nur im
Hintergrunde als Schutzmacht dastand. Sie entsendeten also zwei
vertraute Männer, Aischines und Aristoteles, mit dem Auftrage,
die dortigen Behörden zu überzeugen, dass man, um die neue Staats-
ordnung auf eine dauerhafte und Sparta wohlgefällige Art einzu-
richten, bewaffneter Hülfe bedürfe. Da sie den Unterhalt der Mann-
schaft auf ilu*e Kosten übernahmen und Lysandros sich eifrig für
ihr Anliegen verwendete, so rückten 700 Mann lakedämonischer
Besatzungstruppen unter Anführung des Kallibios nach Attika und
besetzten die Burg.
Das war ein folgenreiches Ereigniss. Denn Jetzt mussten auch
allen denen die Augen geöffnet werden, welche gutmüthig genug
gewesen waren, an die Mäfsigung der Dreifsigmänner zu glauben,
und jeder Patriot musste empört sein, wenn spartanische Wach-
posten ihn auf dem Wege zur Stadtgöttin anriefen, derselben Göttin,
welche auch die Huldigungen lakedämonischer Könige zurückge-
wiesen hatte (I, 317). Man wusste nun, dass die Regierung nicht
daran dachte, sich Achtung und Zustimmung zu erwerben, sondern
dass sie Wege gehen wolle, auf denen sie sich fremder Waffen be-
dürftig fühlte; man erkannte, dass die Befriedigung ilirer Rach-
sucht ihr höher stehe als selbst die eigene Ehre und Unabhängig-
keit. Denn jetzt war KaUibios, ein barscher und hochfahrender
Spartaner, der erste Mami in Athen und die Häupter der Dreifsig
hielten es nicht unter ihrer Würde, ihm den Hof zu machen und
sich seiner geneigten Stimmung auf jegliche W^eise zu versichern;
sie schämten sich nicht, seiner Rachsucht den jungen und schö-
nen Autolykos, einen gefeierten Sieger in mehreren Kampfspielen,
zum Opfer zu bringen. Kallibios hatte ihn aus Verdruss über
einen verlorenen Prozess auf offener Strafe geschlagen und ihn
dann, weil er sich zur Wehr gesetzt, als einen Verbrecher vor
Lysandros gefülurt Dieser missbilligte das Verfahren des Har-
NEUE STKOPHANTIE. 15
mosten, aber, als er fort war, musste Autolykos mit dem Tode
büfecn*).
Für eine so demüthigende Stellung wollten die Dreifsig natür-
lich auch den Gewinn an Macht, welcher ihnen durch die Be-
satzung yerschalFt wurde, um so vollständiger ausbeuten. Sie
wurden in allen Stücken rücksichtsloser und gewaltthätiger; sie
wurden anfordern durch den Truppensoid, den sie auf ihre Kasse
übernommen hatten, gezwungen, sich auf alle Weise Geld zu ver-
schaffen und zu dem Zweck an öffentlichem wie an Privatgut
sich zu vergreifen. Kurz, durch die Aufnahme der fremden Trup-
pen wurde das Parteiregiment der OUgarchen zu einer Tyrannis,
welche ungleich schlimmer war, als jede Tyrannis alterer Zeit,
weil das Volk wie ein gehasster Feind, den man endlich in seine
Gewalt bekommen hatte, gezüchtigt werden sollte. Da mit den
solonischen Gesetzen alle bürgerhchen Freiheiten aufgehoben waren,
so konnte die Verfolgung auf alle Missliebigeu ausgedehnt werden;
misshebig aber war Jeder, der schaden konnte. Das Sykophanten-
wesen, welches abgeschafft werden sollte, entwickelte sich in einer
Stärke, wie nie zuvor; es wurde theils von solchen Leuten besorgt,
die schon früher das Gewerbe betrieben hatten und jetzt nur die
Farbe wechselten, um sich ihre gewinnreiche Thätigkeit zu er-
halten, theils waren es Leute, welche erst bei den Dreifsig den
Dienst lernten, der um so eintraghcher war, je mehr man jetzt
mit Bestimmtheit auf den Erfolg der Klage rechnen konnte. Die
bekanntesten unter diesen Spürhunden und Angebern waren Ba-
trachos aus Oreos in Euboia und AischyUdes.
Bei einer Begierung dieser Art erlangte auch diejenige Be-
hörde eine besondere Bedeutung, deren Aufgabe eigentlich nur die
Vollziehung der peinlichen Strafen war, die sogenannten Elfmän-
ner; denn nicht nur waren dieselben jetzt in unausgesetzter Thätig-
keit, sondern ihre Stellen waren auch mit den eifrigsten Gesinnungs-
genossen der Dreifsig besetzt; es waren Leute, die ihr eigenes
Gefallen daran hatten, die Opfer herbeizuschaffen und die Bachlust
der Gewaltherm zu befriedigen; sie waren selbst ein Parteiorgan
und das bedeutendste Büstzeug der Begierung. Der verwegenste
und einflussreichste unter ihnen war Satyros.
Eine der ersten Gewaltthaten, in denen man den wahren Cha-
rakter der Regierung erkannte, war die Hinrichtung der Unglück^
16 VERFOLGUNG DES ALKIfilADES.
liehen, die von Agoratos als Unruhestifter angegeben worden waren
und noch in Haft gehalten wurden; sie sollten nach Beschluss des
Volks von einem Geschworenengerichte von 2000 Mitgliedern ge-
richtet werden. Statt dessen wurden sie vor dem Rathe verurteilt
und im Gefangnisse getödtet; darunter Strombichides, Kalliades
und Dionysodoros. Dabei bheb es nicht. Es scheint, dass unter
Mitwirkung Lysanders ein Verzeichniss derer entworfen worden
war, die beseitigt werden sollten, und dazu gehörten alle Die-
jenigen, welche sich schon früher als Vertreter der Volksrechte
bewiesen hatten; so vor Allen Thrasybulos, des Lykus Sohn, der
Mann, welcher nächst Alkibiades am meisten dazu beigetragen hatte,
nach dem Sturze der Vierhundert dem freien Athen eine neue Zeit
des Ruhms und Glücks zu verschaffen, und Anytos, des Anthemion
Sohn, ein Mann von niederem Stande, aber bedeutendem Vermögen,
der für einen Demokraten von altem Schlage galt. Reide wurden
verbannt
Aber auch die Femen wurden gefürchtet, namentlich Alki-
biades, der weder bei seinen Freunden noch bei seinen Feinden
in Vergessenheit gekommen war. Man wusste, dass Alkibiades,
so lange er lebte, auch Pläne schmiedete und bedeutende Ziele
verfolgte. Er war in der Mitte der Vierziger, trotz seines aus-
schweifenden Lebens vollkräftig und thatenlustig. Rei der trost-
losen Lage seiner Vaterstadt konnte er den Gedanken nicht auf-
geben, dass es ihm vergönnt sei, noch einmal als ihr Retter auftreten
zu können; nach wie vor hoffte er durch Persien sein Ziel zu
erreichen').
In Susa regierte seit dem Ende des Jahres 405 (Ol. 93, 4)
Artaxerxes II Mnemon. Um mit ihm in Verbindung zu treten
schien die Gelegenheit besonders günstig zu sein. Denn da Kyros,
dessen hochveiTätherische Pläne immer deutlicher hervortraten, sich
vollständig an Sparta angeschlossen hatte, so war der Grofskönig
darauf angewiesen, in Athen seine Verbündeten zu suchen. Dies
erkannte Alkibiades und knüpfte, nachdem er eine Zeitlang am
Hellesponte eine ruhig zuwartende Stellung eingenommen hatte,
von Neuem mit Pharnabazos Unterhandlungen an; dieser hatte
nämlich nach Ernennung des Kyros zum Oberstatthalter in den
Seeprovinzen seine Satrapie behalten, während Tissaphernes seiner
Aemter entsetzt worden war. Phaniabazos hatte seine Residenz in
Daskylion am Ufer der Propontis; er nahm daselbst nach alter
ALKIBIADES UND PHARNABAZOS. 17
Perserpolitik seinen früheren Gegner mit aller Gastfreundschaft auf
und übergab ihm die Stadt Gryneion in Aeolis, welche ihm eine
reichliche Jahresrente abwarf. Hier kam dem Alkibiades sein frühe-
rer Aufenthalt am Hofe des Tissaphemes zu Gute; er lebte sich leicht
in die persisclien Verhaltnisse ein; er bereitete sich vor, selbst nach
Susa zu gehen, um seine alten Pläne endlich doch noch durchzu-
setzen; er gedachte seiner Neigung gemäfs als Unterhändler und
Feldherr von Neuem wieder in den Gang der Ereignisse entschei-
dend einzugreifen.
Inzwischen verfolgten ihn die Augen seiner Feinde, welche
nicht vergafsen, dass die Herrschaft i lirer Partei schon einmal durch
ihn gestürzt worden war; es musste also einer zweiten Rückkehr
bei Zeiten vorgebeugt werden. Kritias hasste Keinen mehr als Alki-
biades, seinen alten Freund, an dem sich der Wankelmuth seiner
Politik am deutlichsten nachweisen liefs, und dann wusste er auch,
dass, wenn das Volk nach Einem ausschaue, der im Staude wäre
zu retten, es kein Anderer sei als Alkibiades, auf den alle Blicke
sich richteten; so lange also ein solcher Mann noch am Leben war,
konnten die Dreifsigmänner nicht hoffen, dass sich die Gemeinde
ruhig in das Joch ihrer Herrschaft füge. Das waren Gründe genug,
auch den Abwesenden zu verfolgen. Seine Güter in Attika wur-
den eingezogen, sein Sohn wurde ausgewiesen und er selbst, wie
einst Themistokles, für vogelfrei erklärt, so dass in ganz Hellas der
Aufenthalt ihm verwehrt wurde. Man wollte aber seinen Tod und
darum wendete sich die Regierung an Lysandros, welcher damals in
Asien war, um seine Mitwirkung zu erreichen. Da Lysandros selbst,
wie es heifst, sich nicht geneigt zeigte, auf dieses Ansinnen einzu-
gehen, so wurden die Feinde, welche Alkibiades in Sparta hatte, in
Bewegung gesetzt, Agis vor Allen und dessen Anhang, und so ge-
schah es, dass Lysandros aus Sparta die bestimmte Weisung er-
hielt, Alkibiades aus dem Wege zu räumen. Wahrscheinlich nahm
er zu diesem Zwecke die Autorität des Kyros in Anspruch und so
glaubte Pharnabazos sich der Nothwendigkeit nicht entziehen zu kön-
nen ; er musste selbst die Hand bieten, seinen Gastfreund zu verderben«
Alkibiades war auf der Reise zum Grofskonige, bei dem er eine
günstige Aufnahme erwarten konnte; er hatte gerade in dem phry-
gischen Flecken Melissa sein Nachtquartier genommen, als ihn die
vom Satrapen ausgesendeten Männer erreichten. Nun wii*d seine
Wohnung wie das Lager eines wilden Thiers bei Nacht umstellt und
Cnrtias, Gr. Gesch. HL 2
18 ALKIBUOES TOD 91, 4; 404 HERBST.
dann mit Holz und Reisig dicht umgeben. Vom Brande, der rings
aufleuchtet, erweckt, ralTt er sich auf. Er sucht sein Schwert; es
war ihm entwendet; also muss auch Verrath im Spiele gewesen sein.
Mit rascher Geistesgegenwart wü*ft er Gewänder und Decken in die
Flammen und schreitet so hindurch, hinter ihm seine Gehehte Ti-
mandra und ein treuer Mann aus Ai*kadien. Schon hatte er das
Feuermeer hinter sich, das ihn verderben sollte; da wü*d er, indem
die Flammen ihn beleuchten, aus der Feme von Geschossen über-
schüttet und sinkt zusammen, ohne eines Feindes ansichtig zu wer-
den. Dann erst kommen die Barbaren aus ihrem Dunkel hervor
und schlagen dem Helden das Haupt ab, um es als Zeichen des
vollführten Auftrags dem Satrapen zu überbringen. Den Leib be-
stattet die treue Timandra^^).
Der Tod des Alkibiades musste von den Regenten Athens immer
als ein bedeutender Gewinn angesehen werden, wenn sie bedachten,
was für Verwickelungen aus seinen Verhandlungen mit dem Grols-
könige hätten hervorgehen können. Indessen konnten mit einzelnen
Gewaltthaten die Schwierigkeiten ihrer Lage nicht beseitigt werden.
Die Schwäche derselben lag besonders darin, dass nicht ein Tyrann
regierte, sondern ein CoUegium von Dreifsig. Die Zahl hatte ur-
sprünglich dazu dienen sollen, den bösen Schein einer Tyrannis zu
mindern; es war eine Art von Senat, welche an der Spitze des
Staats stand, und es war gewiss nicht zufallig, dass die Zahl seiner
Mitglieder dem Rathe der Alten zu Sparta entsprach, da ja auch bei
Einsetzung der Ephoren ein genauer Anschluss an spartanische
Staatseinrichtungen unverkennbar ist. Unter so vielen gleichberech-
tigten Amtsgenossen konnte auf die Dauer keine Einigkeit bestehen,
am wenigsten bei einer Regierung, welche ohne Gesetze regierte und
nach Willkür schaltete, wo jeder feste Mafsstab und jede Schranke
fehlte. Da mussten ja die Amtsgenossen über die zu ergreifenden
Mafsregeln mit einander in Widerspruch gerathen, es mussten sich
innerhalb der Regierung Parteispaltungen bilden.
Dazu kam, dass auch in der Bürgerschaft, nachdem sie sich
vom ersten Schrecken erholt hatte, Bewegungen bemerklich wurden,
deren Bedeutung sich nicht ermessen hefs. Man fing an über die
Lage des Staats sich klar zu werden und die Frage: Wo soll das
hinaus? drängte sich immer deutlicher hervor. Denn so lange nur
Solche, die öffentliches Aergerniss gegeben hatten, betroffen wurden,
blieben alle ruhig, die ein gutes Gewissen hatten. Aber nun war
TERBORISMÜS DER DRBIgSIG. 19
es anders. Batrachos und Aischylides waren immer bei der Hand,
nach Wunsch und Wink eines der Dreifsig Klagen zu erheben, und
die Angeklagten hatten ihre Feinde zu Richtern. Jetzt war jede
Sicherheit von Leben und Gut aufgehoben und jeder rechtschaffene
Bürger konnte unversehens das Opfer tückischer Angeberei werden.
Der Parteistandpunkt kam gar nicht mehr in Frage; man sah unter
den Opfern der Tyrannei Männer, welche den edelsten Häusern an-
gehörten und nach der Tradition ihrer Familien so wohl wie nach
ihrer persönlichen Ueberzeugung dem Unwesen der Demokratie
durchaus abhold waren. So fiel der treflf liehe Nikoratos, der Sohn
des Nikias, nachdem der Bruder desselben, Eukrates, welcher sich
geweigert hatte in das CoUegium der Dreifsig einzutreten, schon
früher bei Seite geschafft worden war. Leon der Salaminier, Ly-
kurgos, der Grofsvater des Redners Lykurgos — sie wurden alle
nach kurzem Scheinprozesse den Elfmännem übergeben. Die Bür-
ger wurden vom Markte und den Tempeln fortgeschleppt, die Ver-
wandten an der Bestattung der Gemordeten gehindert; Zeichen der
Theilnahme galten als Verbrechen. Bei den meisten Verurteilungen
kamen verschiedene Absichten zusammen; man wollte sich gefahr-^
lieber Personen entledigen, persönliche Rachgier befriedigen und
zugleich durch Einziehung der Güter Geld gewinnen.
Die letztere Absicht, welche schon bei den Erben des Nikias
mafsgebend gewesen war, trat immer mehr in den Vordergrund;
und von diesem Gesichtspunkte aus richtete man die Verfolgimg
ganz besonders auf die Klasse der attischen Einsassen oder Metöken,
welche unter dem Schutze des Staats lebten. Die massenhafte Auf-
nahme dieser Leute, welche merklich dazu beigetragen hatte, Athen
zu einem Mittelpunkte der Industrie und des Handels zu machen,
war den Oligarchen von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen.
Das Vermögen der Metöken bestand meist in Geld und beweglicher
Habe; es war schwer zu übersehen, wurde leicht überschätzt und
reizte um so mehr die Habsucht der Tyrannen. Hier glaubte man
sich, als bei Nichtbürgem, um so eher etwas erlauben zu können,
und hatte selbst einen gewissen Schein für sich, wenn man diese
Klasse im Ganzen als neuerungssüchtig und unzuverlässig darstellte.
Deshalb stellten zwei der Dreifsigmänner, Peison und Theognis, einen
besonderen Antrag in Beziehung auf die Schutzverwandten; die ver-
schiedenen Rathsmitglieder wurden aufgefordert, Einzelne aus die-
sem Stande namhaft zu machen, welche ihnen verdächtig schienen,
2*
20 THBßAMfi^ES 4LS PAATKUUUFT.
und damit das walu^e Motiv der Verfolgung nicht gar au handgreif-
licli hervortrete, wendete man die Arglist an, unter die ersten zehn^
die man als Opfer auserkoren hatte, zwei unbemittelte aufzimehmien^^).
Kein Wunder, dass bei diesem Fortgang der Dinge auch unter
den Drei&ig Einzelne bedenklich v^urden und dass sich die Meinung
geltend machte, es sei unmöglich, in der bißherigen Weise blind-
lings weiter zu gehen, man müsse schon um der eigenen Sicherheit
wegen darauf Bedacht nehmen, wie man in der Gemeinde eine Stütze
gewinnen und eine Staatsordnung einrichten könne, welche einige
Bürgschaft der Daner in sich trage. Es trat eine Spaltung unter
den Regierenden ein, es bildete sich eine Rechte und eine Linke
und der Führer der Opposition wurde Theramenes. Er kam un-
willkürUch wieder in diesell)e Bahn, welche er unter den Vierhun*
dert eingeschlagen hatte.
Nach seinem ganzen Verhalten beim Unglücke der Stadt können
wir kaum annehmen, dass es eine sittliche Scheu war, welche ihn
zurück hielt, an der fortschreitenden Gevvaltthätigkeit Theil zu neh-
men; er war vielmehr, wie Kritias ihm später in's Gesicht sagte,
Anfangs Einer der Eifrigsten gewesen und hatte zu blutiger Ver-
folgung der Gegenpartei seine Amtsgenossen angetrieben. Als er sich
aber auf dieser Bahn durch Andere überboten sah und seine Eitel-
keit durch den vorwiegenden Einfluss des Kritias verletzt fühlte,
welcher thatsachlich das Haupt der Regierung wurde, da glaubte er
wohl durch zeitgemäfses Einlenken in eine gemäfsigtere Politik für
seine Person am Besten sorgen zu können; denn er war zu klug,
um die nothwendigen Folgen eines fanatischen Terrorismus zu ver-
kennen; er wollte also bei Zeiten das Schiff verlassen, dessen Unter-
gang er voraus sah. Auf diese Weise konnte er auch hoffen, sich
zu einem Parteiführer neben Kritias zu erheben und, wenn diesen
der Missbrauch der Gewalt zum FaUe gebracht haben würde, durch
kluge Geschmeidigkeit eine seinem Ehrgeize entsprechende Stellung
zu gewinnen. Aufserdem war eine gewisse Abneigung gegen alles
Malslose und Wilde als ein Ueberrest seiner besseren Natur in ihm
zurückgebUeben; sie mochte jetzt als Beweggrund mitwirken, und
da er schon einmal einen geschickten Rollenwechsel mit Glück aus-
geführt hatte, so trat er nun, während die Uebrigen willenlos dem
Kritias folgten, mit warnender Stimme und freimüthigem Wider-*
Spruche immer dreister hervor.
Erst hatte er einzelne Ha®ehi gemissbilligt, wie z. B. die Be-
BÜRGBIISCfiAPT DER BliBITACSBm). 21
8et2ung der Burg durch lakedlmonisehe Truppen und die Hinrich-
tung unbegcholtener Männer, wie des Leon und desNikeratos, dann
trat er, ohne sich durch Vorspiegelung reicher Gewinnaniheile irre
machen zu lassen, dem ganzen Verfahren der Regierung entschieden
gegenüber. Er erklärte es för eine Thorheit, wenn man eine Gewalt-
hei*rschaft übe und dabei in der Minderheit bleibe, wenn man tapfrere
Männer in die Verbannung treibe und so im Auslande eine feindliche
Macht bilde, wenn man Einzelne aus dem Wege räume und dabei ganze
Menschenkiassen sich zu Feinden mache, deren Macht im Zunehmen
sei, während man sie zu schwächen suche; mau müsse auf die öffent-
liche Meinung Rücksicht nehmen und sich in der Bürgerschaft einen
Rückhalt verschafien. Danim verlangte er, jlass man dem Kerne der
Bevölkerung, also denen, welche im Staittie waren sich selbst tn
bewafinen, die vollen Bürgerrechte zurückgeben solle. Kritias da-
gegen war der Meinung, dass jedes Einlenken ein Zeichen von Schwäche
sei und Gefahr bringe; man dürfe sich keinen gutmüthigen Täu-
schungen hingeben; der Staat müsse einmal gründlich von allen
verdorbenen Elementen gereinigt werden, und dazu sei jetzt die Zeit
da, wie sie nimmet* wiederkehre. Die Dreifsigmänner müssten daher
fest zusammenstehen, sie müssten handeln wie ein Mann, welcher
ringsum von lauernden Feinden umgeben wäre.
Inzwischen wurde die Spannung immer gröfser; Einer drängte
den Andern immer weiter in die entgegengesetzte Richtung und
endlich erkannte Kritias die Nothwendigkeit scheinbar nachzugeben,
damit Theramenes nicht das Haupt einer Gegenpartei werde.
Man beschloss also eine Bürgerschaft zu berufen, um nach An-
sicht des Theramenes die oligarchische Regierung auf eine breitere
Grundlage zu stellen. Es wurde ein Verzeichniss von zuverlässigen
Bürgern entworfen und aufser den Rittern, welche als ein besonde-
rer Stand angesehen wurden, 3000 als Normalzahl festgestellt; eine
Zalil, welche wiederum wohl nicht ohne Absicht der den Doriem
eigenthümlichen Dreitheilung entsprach. Theramenes erhob sich da-
gegen. Die Zahl sei zu klein, denn sie schliefse viele aus, denen
man das Zeugniss nicht versagen könne, dass sie tüchtige Bürger
wären; sie sei auf der anderen Seite zu grofs, denn sie gebe keine
Bürgschaft, dass die darin Aufgenommenen zuverlässige Anhänger
der Oligarchie wären. Solche Mafsregeln könnten unmögUch zur
Herstellung einer dauerhaften Staatsordnung führen.
Nun sahen Kritias und seine Genossen sich gezwungen ihre
22 ENTWAFFNUNG DER ATHENER.
eigenen Wege einzuschlagen und mit durchgreifenden Mafsregeln
vorzugehen. Sie liefsen eines Tages sämmtliche Bürger zu einer
Musterung zusammenrufen. Die Dreitausend traten auf dem Markte
zusammen, die Uebrigen in kleineren Abtheilungen an verschiede-
nen Platzen der Stadt. Diese Sammelplätze wurden von Truppen
umstellt und die überraschten Bürger mussten ihre Waffen in die
Hände der lakedämonischen Söldner abgeben, welche sie auf die
Burg schafften. So war nach dem Beispiele älterer Gewaltherrschaf-
ten die Masse des Volkes entwaffnet, und der Dreitausend, welche
die Waffen behielten, glaubte man so sicher zu sein wie einer Partei-
schaar. Ihnen ertheilte man gewisse bürgerliche Rechte und sicherte
ihnen namentlich das Vorrecht, dass Keiner von ihnen ohne richter-
liches Verfahren bestraft werden sollte; eine Einrichtung, welche
weniger ein Schutz für die Dreitausend, als eine Waffe gegen die
Uebrigen war; denn die Aufhebung der unveräulBerlichsten Freiheits-
rechte der Athener war dadurch ohne Umschweif ausgesprochen,
dass nur eine bestimmte Bürgerzahl von der allgemeinen Rechtslosig-
keit ausgenommen wurde.
Nun ging man immer furchtloser weiter. Persönliche Verfein-
dung mit einem der Machthaber, ja lockender Geldbesitz allein war
ein genügender Anlass zu peinlichen Prozessen; der Durst nach
Rache und Beute wurde durch jede Befriedigung gröfser. Häuser
und Werkstätten wurden durchsucht, Geldtruhen aufgebrochen, Weib-
geschenke und Deposita angegriffen. Verschiedene Mitglieder der
Regieiiing suchten sich in gegenseitigem Einverständnisse ihre Opfer
aus; sie wurden dadurch unter sich immer enger verbunden, son-
derten sich aber zugleich von den milder Gesinnten, und so bildete
sich eine Spaltung zwischen Ultras und Gemälsigten, welche von
Tage zu Tage offenkundiger wurde. Theramenes, der die blutige
Regierung der sogenannten 'besten Bürger' rückhaltlos bekämpfte,
wurde unerträ^ch, sein Sturz eine Nothwendigkeit.
Nachdem also Kritias eine Schaar seiner Getreuesten heimlich
bewaffnet hatte, berief er den Ratli und klagte in demselben Thera-
menes auf den Tod an; die Anklagerede war zugleich eine Recht-
fertigung seiner eigenen Politik. 'Bei Staatsumwälzungen\ sagte er,
4st es nicht anders möglich, als dass Blut ßieDse, das muss Jeder
'erkennen, der zu solchen Werken sich berufen fühlt, und Mann
'genug sein, um seine Gefühle zu beherrschen. Athen ist der Herd
'der Demokratie, die wir als das Grundübel der Gesellschaft be-
KRITIAS GEGEN THERAMENES. 23
^kämpfen; Athen ist zu seinem Unglücke eine Grofsstadt geworden
'und in aller Thorheit der Volksfreiheit aufgezogen. Nach vielen
'Anstrengungen haben wir endlich die Volksherrschaft gestürzt und
'eine Oligarchie gegi*ündet, die allein im Stande ist, Athen in dauern-
'der Eintracht mit Sparta zu erhalten. Wir müssen also fest sein
'und dürfen keinen Widerstand im Staate dulden, am wenigsten in
'unserer eigenen Mitte. Theramenes hört aber nicht auf, uns zu
'meistern und in Schwierigkeiten zu verwickeln, er ist unser Wider-
'sacher und da er Anfangs mit uns gegangen ist, ja vor allen An-
'dern die jetzige Ordnung der Dinge herbeigeführt liat, uns jetzt
'aber verlässt, um bei den unverkennbaren Gefahren unserer Stellung
'sich einen Rückzug offen zu halten, so ist er nicht blofs ein Wider-
'sacher, sondern auch ein Verräther, und zwar der gefährlichste,
'den wir uns denken können. Wundern kann uns sein Benehmen
'nicht, denn er ist seiner Natur nach, wie sein Spottname bezeugt,
'ein charakterloser Mantelträger. Als Mitglied der Vierhundert, als
'Ankläger der Seefeldherrn hat er die Seinigen verrathen und in's
'Verderben geführt. Wollen wir so lange warten, bis ihm das auch
'jetzt gelingt? Sparta ehren wir doch Alle als einen Sitz weiser
'Staatseinrichtungen. Glaubt ihr, dass man es dort ertragen würde,
'wenn der Ephoren Einer nicht aufhörte die Verfassung zu schmähen
'und den Beschlüssen des Gollegiums entgegenzuarbeiten? Bedenkt
'also, ob ihr den selbstsüchtigen Verräther unter euch behalten wollt
'und ob er Macht über euch gewinnen soll, oder ob ihm ein Ende
'gemacht und zugleich Allen, die ähnliche Gelüste haben, die Hoff-
'nung des Gelingens ein für alle mal abgeschnitten werden soU'^').
Theramenes verantwortete sich mit festem Muthe. Die Anklage
der Arginusenfeldherm stellte er als eine Nothwehr dar und wies,
um die persönlichen Angriffe seinem Gegner zurückzugeben, auf
das frühere Leben des Kritias hin, das doch auch nicht sonderlich
geeignet sei Vertrauen zu erwecken, namentlich auf die von ihm
geleiteten Aufstände der Bauern in Thessalien. Gewiss sei derjenige,
welcher die gegenwärtige Staatsordnung untergrabe, des Todes schul-
dig, aber er frage jeden Unparteiischen, wen dieser Vorwurf treffe?
Ob denjenigen, der treu zu seinen Amtsgenossen gehalten, der nur
den Ausschreitungen derselben gegenüber seine warnende Stimme
erhoben und auf eine sichere Begründung der Herrschaft gedrungen
habe, oder denjenigen, welcher es sich zur Aufgabe mache, die
Anderen zu immer mafsloseren Gewaltthaten anzutreiben, die Re-
24 THERAMBNES GEGSN KRITIAS.
gierung immer verhasster und die Menge ihrer Feinde immer groCser
zu machen? So suchte Theramenes die ihm gemachten Vorwürfe
gegen den zu lenken, Ton dem sie ausgegangen waren. 'Schon,
'fuhr er fort, bat sich eine Schaar flüchtiger Bürger in Phyle fest-
'gesetzt, um mehr und mehr der Unzufriedenen an sich zu ziehen.
'Diese können in ihrem Interesse nichts dringender wünschen, als
'dass der Zustand in Athen von Tage zu Tage unerträglicher werde;
'wer dazu am meisten beiträgt, ist ihr bester Bundesgenosse. Wie
'ich den Vierhundert entgegentrat, als sie die Zwingburg im Peirai-
'eus erbauten, um sie den Lakedämoniem auszuliefern, so muss ich
'mich auch jetzt allen denen widersetzen, welche Athen als Staat
'vernichten wollen. Das haben die Spartaner selbst nicht gewollt,
'die ja das Loos der Stadt in ihren Händen hatten. Man wirft mir
'vor, dass ich es mit beiden Parteien halte; aber was ist denn wohl
'von dem zu halten, welcher beiden Parteien entgegenarbeitet und
'nach dem Sturze der Volksherrschaft auch die Regierung derer, die
'sich als die besten der Bürger betrachten, mit aller Macht zu unter-
'graben beflissen ist? Meine Ansicht vom Staate ist immer dieselbe.
'Ich bin der erklärte Feind einer Demokratie, welche die entschei-
'deude Macht in die Hände der geringen Leute legt, die um einer
'Drachme (jewinu zu öflentlichem Dienste sich drängen, und die
'nicht eher rulien wird, als bis sie auch den Sklaven gleiche Rechte
'giebt wie den Bürgern. Aber eben so entschieden bin ich der
'Feind derjenigen, welche in wilder Parteiwuth nicht eher befrie-
'digt sind, als bis sie die entwürdigte Stadt unter die Zwingherr-
'scliaft einiger Tyrannen gebracht haben.'
Der Eindruck dieser Rede war so mächtig, dass dem finsteren
Blicke des Kritias zum Trotze unwillkürlich eine laute Zustimmung
von den Bänken der Rathsherrn erfolgte. Manche waren schon seit
länger der Ansicht des Theramenes zugethan, wie namentlich Era-
tostlienes und Pheidon; ein Drittel des Collegiums war ja von The-
ramenes selbst ernannt; es kam Manchem immer klarer zum Be-
wusstsein, dass ihres eigenen Besten wegen nichts wünschenswerther
sei, als dass bei Zeiten ein Weg der Milde und Vorsicht einge-
schlagen werde.
Kritias sah, dass mit weiteren Reden nichts auszurichten sei;
eine ordnungsmäfsige Abstimmung würde die Freisprechung des
Theramenes und den Sieg der Gemäfsigten zur Folge gehabt
haben. Er griff* also, wie längst beschlossen war, auch gegen die
THBRAMENES HINRICHTUNG. 25
eigenen Amtsgenossen zu den Mitteln der Gewalt. Nachdem er
mit seinen Freunden einige leise Worte gewechselt hatte, liefe er
die Bewaffneten in die Schranken des Sitzungsraums treten, er-
klärte es für die Pflicht eines gewissenhaften Staatslenkers nicht
zuzugeben, dass die Gesinnungsgenossen durch gleifenerische Re-
den verfuhrt würden; er und seine Freunde wurden sich keiner
feigen Nachgiebigkeit schuldig machen. Die neuen Gesetze be-
stimmten, dass kein Mitglied der Dreitausend ohne Zustimmung des
Raths verurteilt werde; Theraraenes aber habe, als Verräther und
Verfassungsfeind, diese Mitgliedschaft verwirkt; deshalb streiche er
seinen Namen hiemit aus dem Verzeichnisse der vollberechtigten
Bwger und spreche ihn des Todes schuldig.
Theramenes sprang zum Altare, ehe die vortretenden Häscher
seiner habhaft wurden. Er beschwor den Rath, solche Willkür
nicht zu dulden. Wie ihn, so könne Kritias einen Jeden beliebig
aus der Bürgerschaft stofsen; kein Rathsherr, keiner der Dreifsig
sei seines Lebens sicher. Freilich werde ihn auch der Altar nicht
schützen; aber es sollten doch wenigstens Alle deutUch erkennen,
dass Leuten wie Kritias weder göttliche noch menschliche Satzung
heilig sei. Er wurde von den Elfmännem fortgeschleppt zum Rath-
haus hinaus quer über den Marktplatz hin, wo noch einige Freunde
seiner sich annehmen wollten. Aber er selbst wehrte ihnen und
nahm den Schierlingstrank mit einer Ruhe des Gemüths, welche
dem charakterlosen Mann noch in seinen letzten Lebensstunden
den Ruhm eines Helden erwarb. Er trank den Todesbecher 'dem
lieben Kritias' zu, indem er diesem dadurch eine baldige Nachfolge
weissagte ^^).
Auf die Haltung der Dreifsig hatte der Tod des Theramenes
einen sehr bestimmten Einfluss. Ein unbequemer, die Regierung
lähmender Widerspruch war beseitigt, die Bildung einer gemäfsig-
ten Partei im Regierungs- und RathscoUegium war vereitelt; die
siegende Partei hatte sich, um Theramenes los zu werden, gezwun-
gen gesehen, ihre eigenen Gesetze zu verletzen und das karge Mafe
von Sicherheit, das sie gewährten, einem Regierungsgenossen zu
entziehn; zum Zwecke der Selbsterhaltung galt es jetzt, alle Mittel
eines schonungslosen Terrorismus anzuwenden. Die verübte Ge-
waltthat, welche keine Sophistik zu beschönigen vermochte, machte
die Gewissen immer stumpfer und schob die Tyrannen auf ihrer
Bahn mit dämonischer Gewalt vorwärts.
26 WEITERE UMWÄLZUNGEN
Sie schritten zu umfassenderen Mafsregeln, als sie bisher an-
gewendet hatten, namentlich in der Absicht, die Hasse des Stadt-
volks zu verringem, welche den Anhängern aristokratischer Satzun-
gen von je her als die Wurzel alles Uebels erschien. Um eine
gründliche Kur vorzunehmen, wurde das neue ßürgerverzeichniss
benutzt, um allen denen, deren Namen darin fehlten, nicht nur den
Genuss des vollen Bürgerrechts zu entziehen, sondern auch das
Recht in Athen zu wohnen. So wurde denn in viel herberer
Weise, als es z. B. von Periandros geschehen war, der seine stadti-
schen Unterthanen in das bäuerliche Leben zurückzukehren zwingen
wollte, die Mehrzahl der Athener aus den väterlichen Häusern aus-
getrieben und ihnen bis auf Weiteres der Zutritt zur Stadt, der
Besuch des Marktes und der Tempel untersagt. Oede Stille sollte
in Athen herrschen; jede Verschwörung, ja jede gemeinsame Be-
rathung über die Lage der Dinge sollte unmöglich werden. Auch
auf dem Lande würden die Flüchtigen nicht in Ruhe gelassen.
Viele Güter wurden eingezogen und Regierungsmitgliedem über-
geben, aus denen man einen neuen Stand grosser Grundbesitzer
bilden wollte. Denn man wusste das frevelhafte Raubsystem da-
durch zu beschönigen, dass man die zu grofse Zerstückelung der
Grundstücke als das Unglück von Athen darstellte. Je mehr Geld
und Gut die Tyrannen in ihre Hände brachten, um so dauerhafter
schien ihre Herrschaft gegründet zu sein. Was mit dem Glänze
der demokratischen Zeiten zusammenhing, wurde planmäfsig ver-
nichtet. Die grofsartigen Bauten der meerbeherrschenden Stadt,
namentlich die Schiffshäuser, wurden abgebrochen, das Material für
die Regierungskasse verkauft. Das Lokal der Volksversammlung
wurde umgestaltet; denn die Bürgerschaft sollte nicht mehr wie
bisher auf den Üieaterförmig aufsteigenden Sitzstufen der Pnyx
ihren Platz behalten; man wollte keine Bürgerversammlung, welche
zu längeren Verhandlungen zusammen bleibe; man drehte die
Rednerbühne um, so dass der Redner mit seinem Gesichte nach
der Burg gerichtet war, wie es in ältester Zeit gewesen war, ehe
die Pnyx für die Sitzungen der Gemeinde eingerichtet worden war.
Nun konnten die Bürger nur stehend anhören, was ihnen vom
Rednerstuhle aus an Erlassen der regierenden Behörde mitgetheilt
werden sollte, damit sie nach kurzem Verweilen zu ihren Ge-
schäften zurückkehren könnten. Es war also die Umdrehung eine
echt reactionäre Mafsregel, welche mit einem Schlage den Unruhen
DER STÄDTISCHEN VERHÄLTNISSE. 27
der Yersammlungen ein Ende machen sollte, und es war nur eine
witzige Ausschmückung dieser Mafsregel, wenn man ihr die Absicht
unterschob, dass die Redner nicht mehr nach der See hinweisen
und damit aut* die frühere Macht Athens sollten hindeuten können.
Um ferner der ganzen Verkehrtheit des Volks und jener falschen
Bildung ein Ende zu machen, vermöge welcher sich der Erste, Beste
über die ölTenUichen Angelegenheiten mitzusprechen berufen fühlte,
wurde der rhetorische Unterricht unter strenge Aufsicht gestellt
Es sollte nur gelehrt werden, was mit den Grundsätzen der Gewalt*
herrn verträglich schien, und vor Allem sollten die unteren Schichten
der Bevölkerung von aller höheren Bildung fem gehalten werden;
die Macht, welche mit derselben verbunden ist, sollte ein Vorrecht
der Vornehmen sein").
So wollten die Häupter der Dreifsig ganz Athen umgestalten
und glaubten in blindem Fanatismus eine neue Geschichte der Stadt
zu begründen, während der Boden, auf dem sie ihr künsthches
Gebäude aufführten, schon unter ihnen wankte. Denn erstlich
waren im Schofse der Regierung die Keime des Widerspruchs nicht
erstickt; sie traten wieder hervor, da Kritias und Charikles immer
kecker als die eigentlichen Herrn sich gebehrdeten und Niemand
verkennen konnte, dass des Ersteren mafsloser Ehrgeiz noch ganz
besondere Ziele verfolge. Und dann schienen die Dreifsigmänner
in dem sicheren Wahne zu stehen, als wenn nur auf dem Markte
von Athen gefahrüche Bewegungen entstehen könnten. Was das
drauDsen weilende Stadtvolk betraf, so vertrauten sie dem unbe-
strittenen Ansehen Spartas und im schUmmsten Falle den fremden
Truppen, die sie in ihrem Solde hatten, so sehr, dass sie sich in '
vollständiger Sorglosigkeit nur mit den inneren Angelegenheiten be-
schäftigten; sie dachten nicht einmal daran, die Schritte der Flücht-
linge zu beobachten oder die Gränzfesten zu besetzen, welche den-
selben als Waffenplätze dienen konnten.
So kam es denn, dass nicht in der entvölkerten Stadt, welche
unter dem Banne der Gewaltherrschaft lag, sondern aufserhalb Athens
ein Umschwung der Verhältnisse sich vorbereitete. Da nämUch die
Nachrichten von dem Regimente der Dreifsig in ganz Griechenland
die grödste Entrüstung hervorgerufen hatten, so wurde Athen, das
vor Kurzem noch so allgemein gehasst worden war, auf einmal ein
Gegenstand allgemeiner Theilnahme. Nun hatte Sparta freilich den
strengen Befehl ausgehen lassen, nirgends die Verbannten aufzu-
28 AR608 UND THEBEN.
nehmen; seine Herolde machten allen Griechenstädten zur Pflicht,
diesem Befelüe nachzukommen und die Aufgenommenen auszuliefern;
den Widersetzlichen wurde mit einer Geldhulse von fünf Talenten
gedroht.
Dies war aber ein Punkt, in welchem nach edler Griechensitte
die Stadtgemeinden sich am wenigsten eine Beschränkung ihrer
Selbstbestimmung gefallen liefsen; auch wusste man wohl, dass es
mit den drohenden Befehlen nicht so ernst gemeint war. Wenn
sich daher auch viele kleinere Staaten der gehässigen Zurauthung
fügten, so wurden in anderen die Schaaren der Flüchtigen, wenn
sie in ilu*er Hülfslosigkeit Obdach suchten, nicht nur bei einzelnen
Bürgern gastlich aufgenommen, wie z. ß. in Ghalkis, Megara, Elis,
sondern sie wurden auch geradezu unter offen tUchen Schutz gestellt.
So geschah es namentlich in Argos und in Theben. Die Argiver hatten
den edlen Muth, den Herolden Spartas zu erklären, dass sie yor
Sonnenuntergang die Stadt räumen müssten, wenn sie nicht als
Femde betrachtet sein wollten, und Theben verhängte Strafe über
diejenigen Bürger, welche Flüchtlinge fortführen lielsen, ohne ihnen
Beistand zu leisten.
Theben wurde der wichtigste Sammelort, weil sich hier die-
jenigen Athener vereinigten, welche von Anfang an eine bewafhiete
Rückkehr im Auge hatten und daselbst an bewährten Feldherrn und
Vorkämpfern der Volksrechte einen Mittelpunkt fanden. Das waren
namentlich Thrasybulos, Anytos und Archinos. Anytos, des Anthemion
Sohn, war ein Gerbereibesitzer, wie Kleon, und wie dieser ein derber
Volksmann von rauhem Aeufseren, der sich etwas darauf zu Gute
* that, aller modernen Verfeinerung und aristokratischen Bildung fremd
gebUeben zu sein. Er hatte schon eine Reihe bedeutender Aemter
bekleidet und war neuerdings in einen Prozess verwickelt worden,
weil durch sein Versäumniss Pylos an Sparta verloren gegangen
sein sollte (Ol. 92, 4; 409). Er war aber freigesprochen und
zwar, wie seine Feinde sagten, mit Hülfe der Bestechung; denn er
war ein reicher Mann. Thrasybulos und Anytos wurden durdi
Ueberemstimmung der vereinigten Flüchtlinge als Führer anerkannt;
Thrasybulos sah sich zum zweiten Male an der Spitze einer Mann-
schaft, welche fern von Athen als das wahre Athen, als der Kern
des freien Volks, sich betrachtete. Damals stand er in der Mitte der
Flotte, jetzt hatte er nur ein Häuflein flüchtiger Bürger in fremdem
Lande um sich. Archinos, der auch ein gedienter Feldherr war,
DAS KASTBLL PHYLE. 29
Stand ihm als eifHger Genosse zur Seite, um die Pläne der Befrei-
ung der Vaterstadt mit ihm zu entwerfen und auszufahren.
Die DreiJjsigraäniier hatten im Interesse Spartas und ihrer eigenen
Sicherheit nicht nur Athen seiner Festungsmauem beraubt, sondern
auch die Gränzfestungen niedergerissen oder wehrlos gemacht. Die
ganze Landschaft sollte, wie die Spartaner nach den Perserkriegen
es verlangt hatten, offenes Land sein. Sie waren dabei aber doch
nicht gründlich genug zu Werke gegangen, und so gelang es den
Verbannten, auf dem attisch -buotischen Gränzgebirge, dem Parnes,
einen Platz ausfindig zu machen, von dem sie ihre Unternehmungen
unter besonders günstigen Umständen beginnen konnten. Es lag
nämlich auf geradem Fufswege zwischen Athen und Theben unter
senkrechten Felswänden, die von Athen aus sichtbar sind, das Kastell
Phyle, eine kleine Burg von etwa 900 Fufs im Umfang, welche
den engen Gebirgsweg vollkommen absperrt und von ihrer Höhe
(2000 F. über dem Meere) einen freien Blick über die Ebene von
Athen und den saronischen Golf bis zu den Küsten des Peloponneses
gestattet. Der Burgberg fallt schroff ab und ist nur an der Ost-
seite auf schmalem Pfade zugänglich; weiter unterhalb ziehen sich
Waldschluchten herab, von Bächen durchströmt, welche im Winter
die Gegend noch unwegsamer maclien; am Fufse des Gebirges aber
breitet sich der grofse Gau von Acharnai aus, dessen Bauern die
kräftigsten und freiheitsHebendsten Einwohner Attikas waren. Die
Festung war vorzüglich gelegen, um Zufuhr aus Böotien und Zuzug
aus den umhegenden (jegenden an sich zu ziehen ^^).
Im Winter überschritten die Verbannten, siebzig an der Zahl,
in aller Stille die Gränze. Sie besetzten die leere Burg, deren
Mauern entweder ganz unverletzt oder leicht herzustellen waren.
Als die Nachricht nach Athen kam, hielt man Anfangs den Aben-
teurerzug gar keiner Beachtung würdig; als aber die Vergröfserung
der Schaar gemeldet wurde, beschloss man kräftig einzuschreiten,
um dem Unfuge rasch ein Ende zu machen. Die Dreitausend sammt
den Rittern lückten vor die Festung, welche drittehalb Meilen von
der Stadt entfernt war. Einige Heifssporne der ritterlichen Jugend
versuchten die Mauern zu stürmen; dieser Versuch lief aber sehr
übel ab und man musste sich zu einer Belagerung entschliefsen.
Da fiel in der nächsten Nacht ein starker Schnee, der sich in diesen
Schluchten rasch anhäuft Man sah sich nach Schutz und Obdach
um und kam durch das Unwetter in sokhe Verwirrung, dass zuletzt
30 KÄMPFE BEI PHTLB 94, 1; 403 JAN.
ein fluchtähnlicher Rückzug eintrat, welcher mit bedeutenden Ver-
lusten begleitet war.
Nun konnte man sich die Gefahr nicht mehr verbergen. Die
Dreifsig sahen sich unversehens in einen ernsthaften Krieg ver-
wickelt, und da sie keine Aussicht hatten, Phyle zu nehmen, so
beschlossen sie zwischen Phyle und Achamai ein Lager zu errichten,
um die Feinde zu beobachten, die Zufuhr abzuschneiden und die
Ausbreitung des Aufstandes zu hemmen. Aber auch dies misslang
vollständig, denn Thrasybul, dessen Mannschaft auf siebenhundert
angewachsen war, rückte bei Nacht aus, überfiel gegen Tagesan-
bruch das Lager, wo die Truppen schliefen und die Knechte noch
mit Abreiben der Pferde beschäftigt waren; hundert und zwanzig
Schwerbewaffnete fielen, die Uebrigen kehrten in wilder Flucht heim.
Diese Niederlage der Ritter und Besatzungstruppen machte
solchen Eindruck, dass die Dreifsig, welche wenig Tage zuvor den
ganzen Handstreich keiner Beachtung gewürdigt hatten, jetzt, in
ihrem Sicherheitsgefühle völlig erschüttert, auf Rettungswege sannen.
Sie liefsen sich herbei, dem Thrasybulos Vorschläge zu machen; sie
boten ihm Theilnahme an der Herrschaft und einer Anzahl der
Verbannten Rückkehr an; aber das waren Anerbietungen, welche
Thrasybulos, der mit reicher Siegesbeute nach Phyle heimgekehrt war,
nicht annehmen konnte; er verlangte volle Herstellung der Verfassung
und Rückerstattung des geraubten Guts. So bUeb den Tyrannen
nichts übrig, als sich allen Angriffen gegenüber im Lande so sicher
wie möglich festzusetzen. Dazu schien ihnen aber Athen nicht der
richtige Platz, weil hier und noch mehr im Peiraieus die Bevölkerung
immer eine unzuverlässige war; sie suchten einen festen Platz hart
an der See und da schien Eleusis besonders wohl gelegen. Hier
konnten ihnen lakedämonische Kriegsvölker zu Land und Wasser
leichter zu Hülfe kommen, hier hatten sie Salamis als letzten Rück-
zugsort in der Nähe. Ehe sie aber ihr Hauptquartier daselbst auf-
schlugen, sollte der Boden ausgefegt und die Bevölkerung gereinigt
werden; ein Vorhaben, das mit einer Gewaltsamkeit durchgesetzt
wurde, welche uns zeigt, dass Kritias mit fanatischer Hartnäckig-
keit auf seinen blutigen Wegen verharrte.
Die Tyrannen sagten eine Musterung der waffenfähigen Mann-
schaft in Eleusis an, um sich, wie sie vorgaben, von den Streitkräften
der Stadt und der vorUegenden Insel genau in Kenntniss zu setzen,
und kamen zu dem anberaumten Tage mit ihren Reitern von Athen
SÄUBERUNG TON ELEUSI8. 31
herüber. Die Kriegspflichtigen mussten sich nun Einer nach dem
Anderen auf dem Sammelplatze in Eleusis vorstellen, und nach der
Vorstellung empfingen diejenigen, welche von den Polizeiagenten als
unzuverlässig bezeichnet waren (es waren dreihundert an der Zahl),
die Weisung, einzeln durch die nach dem Hafen führende Stadt-
pforte abzugehen; wie sie aber hier heraustraten, vnirden sie von
den daselbst aufgestellten Reiterposten aufgefangen, gebunden, nach
Athen geführt und den Elfmännem übergeben. Am nächsten Tage
wurde im Odeion am llissos ein Gericht gehalten, wozu die Drei-
tausend berufen wurden, denn Kritias wollte sich diese um so fester
verbinden, indem er sie zu Theilnehmem an seinen Freveln machte;
er verlangte geradezu von ihnen, dass sie von der Oligarchie, welche
zu ihrem Nutzen so wohl wie zu dem der Dreifsig gegründet wor-
den wäre, nicht nur den Gewinn, sondern auch die Gefahren theilen
sollten. Angesichts der lakedämonischen Truppen mussten die Drei-
tausend offen ihre Stimme abgeben und so wurden die eingebrach-
ten Eleusinier und Salammier ohne gesetzliche Untersuchung auf
das bloDse Verlangen des Kritias sämmtUch als Staatsverbrecher zum
Tode verurtheilt und hingerichtet^®).
Während die Tyrannen solche Büttel anwendeten, um ihre ge-
fährdete Macht zu stützen, sah man ihre Gegner, durch zahlreichen
Zuzug ermuthigt, kühn aus ihrem Bergwinkel hervortreten und zu
entscheidenden Mafsregeln, d. h. zum AngriiTe auf die Hauptplätze
des Landes übergehen, und zwar richtete Thrasybuios sein nächstes
Augenmerk auf die Hafenstadt
Der Peiraieus war nicht wie die Oberstadt entvölkert worden,
vielmehr hatten sich noch über fünftausend von Athen nach dem
Peiraieus geflüchtet. Hier war bei der geflissentlichen Vernichtung
des Seeverkehrs die Unzufriedenheit am gröfsten und die Demokraten
konnten hier am meisten Anhang zu finden erwarten. Die Dreifsig
hatten für ihre Interessen daselbst sehr schlecht gesorgt; sie hatten
in blindem Eifer einen Theii der Ringmauer zerstört und dadurch
die Bedeutung der Hafenstadt zu vernichten geglaubt, aber gerade
durch diese Zerstörung hatten sie den Beft*eiungstruppen den Weg
geöffnet und es ihnen möglich gemacht ohne Kampf im Peiraieus
festen Fufs zu fassen. Dies erkannte Thrasybuios und führte fünf
Tage nach dem Siege bei Acharnai seine tausend Mann das Kephissos-
thal entlang an Athen vorrüber und besetzte die Hafenstadt. Die
äuüsere Mauerlinie zu halten reichte die Mannschaft nicht aus; er
32 KÄMPFE IN MUNYCHIÄ 94, 1; 403 FEBR.
zog sich also, als am nächsten Morgen die gesammte Heeresmacht
der Dreifsig ausruckte, auf die Burghöhe Ton Munychia zurück, wo
er eine sehr günstige Stellung einnehmen konnte. Denn die nach-
rückenden Feinde waren durch die Häuserreihen der vom hippo-
damischen Markte hinaufTührenden Strafse verhindert, sich in voller
Breite zu entwi«keln; sie mussten me in einem Engpasse kämpfen
und die grofse Tiefe ihrer Heeressäule gewährte Thrasybui den
Yortheil, dass die hinter seinen HopHten aufgestellten leichten Truppen
von ihrem höheren Standorte aus ihre Geschosse und Steine um so
wirksamer in die lange und dicht gedrängte Menge der Feinde
schleudern konnten, während die hinteren Glieder der anrückenden
Mannschaft gar nicht im Stande waren, ihre Geschosse zu gebrauchen.
So erwartete er gutes Muths, in einer Aufstellung von zehn Mann
Tiefe, die heraufsteigenden Feinde und ermunterte die Seinen zu dem
entscheidenden Kampfe, indem er sie auf die Gunst ihrer Stellung, die
Gerechtigkeit ihrer Sache und den Beistand der Gotter hinwies,
welche sich ihnen auf dem kurzen Feldzuge schon so deutlich als
Helfer und Bundesgenossen bezeugt hätten. Dann trat eine feier-
liche Pause ein; der Seher, welcher die Schaar begleitete, gab die
Weisung, dass man, um an dem bevorstehenden Bürgerkampfe schuld-
los zu sein, nicht eher angreifen solle, als bis von den Hirigen
Einer verwundet oder getödtet sei. Er selbst aber erklärte, dass
er sich von den Gi)ttern bestimmt glaube, das erste Opfer zu sein,
und als wenn er von seinem Schicksale fortgezogen würde, trat er
in die Vorderreihe und fiel. Nun begann um die Leiche des Sehers
der heifse Kampf. Auf beiden Seiten wurde mit entschlossener
Tapferkeit gestritten; jede Partei fühlte, dass Alles auf dem Spiele
stehe. Endlich wurden die Truppen der Tyrannen aller Bemühungen
des Kritias ungeachtet zum Weichen gebracht und den abschüssigen
Boden hinabgedrängt. Nachdem ihre Reihen aufgelöst waren, wur-
den sie bis in die Ebene verfolgt. Kritias selbst fiel im Handge-
menge; siebzig Bürger lagen auf dem Platze. Man nahm ihnen
die Waffen ab; sonst wurden sie unvei'sehrt von den Siegern aus-
geliefert, denn Thrasybulos hatte ihnen die gröfste Schonung und
die Vermeidung jedes ü])erflüssigeii Blutvergiefsens zur heiligsten
Pflicht gemacht. Ja es erfolgte bei der Besorgung der Todten eine
harmlose Annäherung beider Parteien, eine Stimmung, welche Kleo-
kritos benutzte, ein Mann, welcher t)ei den Mysterien das Herolds-
amt bekleidete und zur Patriotenpartei gehörte, um mit seiner lauten
ZEHNMÄNNER IN ATHEN 94, l; 408 MÄRZ. 33
Stimme die Bürger auf beiden Seiten zur Eintracht zu ermahnen.
Alle, die ein diesem Tage sich feindlich gegenüber gestanden, seien
ja durch die heiligsten Bande an einander geknüpft. An dem ganzen
Unglücke seien allein die gottlosen Tyrannen Schuld, welche die
Vaterstadt mit Raub und Mord heimgesucht, die in acht Monaten
mehr Bürger um das Leben gebracht hätten, als die Peloponnesier
in den zehn schweren Jahren des dekeleischen Krieges. Also müsse
man von ihnen sich lossagen, je eher, desto lieber.
Es war nahe daran, dass auf diese Rede sich die stadtische
Menge sofort zur Aussöhnung bereit erklärte, als es den Mitgliedern
der Regierung noch gelang, ihre Truppen rechtzeitig in die Stadt
zurückzufuhren, woselbst sie nun, so gut es ging, sich von Neuem
einzurichten suchten. Sie versuchten die Herstellung der alten
Regierung, aber umsonst. Sie hatten keinen Boden mehr in Athen;
die Stimmung für die Verfassung war im Zunehmen; den Ultras
felilte das Haupt; die noch Uebrigen der Dreifsig waren unter sich
uneins und ebenso die Dreitausend. Denn auch unter ihnen waren
nicht V^enige, welche von keiner Nachgiebigkeit wissen wollten,
und das waren diejenigen, welche sich an den verübten Gewalt-
thaten am meisten betheiligt hatten und ihres Gewissens wegen
einen völligen Umschwung der Verhältnisse an\ meisten fürchteten.
Endlich kam es zu einem Mittelwege; denn da die Zahl derer über-
wog, welche in verfassungsmäfsige Zustände einlenken wollten, die
Furcht vor Sparta aber noch immer so grofs war, dass man nicht
auf einmal mit den von Lysandros eingeführten Einrichtungen bre-
chen wollte, und aufserdem die damalige Bürgerschaft zum grofsen
Theile aus Gegnern der Volksherrschaft bestand, so erschien zwar
der Rücktritt der Dreifsig durch die Verhältnisse geboten und ein
neues CoUegium von Zehnmännern (Dekaduchen) wurde eingesetzt,
welche in Gemeinschaft mit der Bürgerschaft die Regierung weiter
führen sollten; man wollte aber durchaus keinen plötzlichen Um-
schwung herbeiführen und nahm deshalb die Mitglieder der neuen
Regierung aus den Dreifsig, von denen die milder Gesinnten, wie
Pheidon und Eratosthenes, in Athen zurückgeblieben waren, aun
dem oligarchischen Senate und gesinnungsverwandten Kreisen. Aus
der Zahl der ersten wurde Pheidon gewählt, von dem man wusste,
dass er nächst Theramenes am kräftigsten gegen Kritias und Charikles
Partei genommen hatte. Von derselben Farbe waren Hippokles und
Epichares und Rhinon. Es waren die gemäfsigten Oligarchen , die
Cortias, Gr. Gesch. HL 3
34 TRENNUNG IN DREI PARTEIEN.
durch Theramenes Tod zurückgedrängten, welche man jetzt an das
Ruder bringen wollte ^^).
Dadurch wurden die attischen Zustände noch verworrener.
Denn nun war das Land in drei Parteien zerklüftet Diejenigen
nämlich von den Dreilsig, welche der Richtung des Kritias treu
blieben, setzten sich in Eleusis fest und ihre Parteigenossen, welche
sich insgeheim durch Namensunterschrift ihnen zu folgen verpflichtet
hatten, bildeten um sie eine besondere Bürgerschaft Die Zeim-
männer waren von denen umgeben, welche durch ihr Verbleiben
in der Stadt sich von der Sache der Tyrannen losgesagt hatten;
sie hüteten die Hauptstadt und hatten ihren Waffenplatz im Odeion.
Die Demokraten endlich behielten ihr Hauptquartier auf Munychia.
Zu einer Aussöhnung war keine Aussicht Denn es zeigte sich
bald, dass die Zehnmänner durchaus nicht gesonnen waren, so wie
etwa Theramenes gehandelt haben würde und die Mehrzahl der
Bürger wünschte, eine Verständigung mit Thrasybulos anzubahnen;
sie zeigten vielmehr sehr deutlich ihren Willen, die oligarchische
Verfassung aufrecht zu erhalten; sie wollten für sich so viel als
möglich von der Macht behaupten, welche die Dreifsig besessen
hatten, und die Furcht, welche man in Athen vor einer voUstän*
digen Wiederherstellung der Demokratie, vor neuen Zerwürfnissen
mit Sparta und neuen Kriegsnötlien hatte, verschaffte ihnen unter
den Bürgern Anhang und Unterstützung.
Inzwischen war die Macht der Verfassungspartei in stetigem
Anwachsen. Dem Kerne derselben schlössen sich allerlei Leute von
weniger zuverlässigem Charakter an, Abenteurer, welche den bevor-
stehenden Umschwung zeitig benutzen wollten, um sich eine Stel-
lung in der bürgerlichen Gesellschaft zu verschaffen und ihr ftüheres
Leben vergessen zu machen. Die Führer der Partei getrauten sich
noch nicht, in Aufnahme der Genossen allzu schwierig zu sein;
auch Nichtbürger nahmen sie in ihrem Lager an und erhefsen so-
gar eine Proklamation, in welcher sie allen Fremden, die sich am
Kampfe betheiligten, Isotelie versprachen, d. h. die Stellung bevor-
zugter Schutzverwandter, welche als solche das Recht hatten, un-
mittelbar mit der Gemeinde zu verhandeln und nicht höher als die
wirklichen Bürger besteuert wurden. Aber es erfolgte auch aus
den besseren Theilen der ländlichen Bevölkerung, namentlich aus
Achamai, ansehnlicher Zuzug; es kam Unterstützung auch von sol-
chen Verfassungsfreunden, welche nicht persönlichen Antheil nehmmi
KÄMPFE ZWISCHEIf ATHEN UND ?EIRAIBtJ% 35
konnten; so schickte der patriotische Lysias, der Sohn des Kepha-
los, ans Megara zweitausend Drachmen und zweihundert Schilde,
warb auf seine Kosten eine Schaar von fiber dreihundert Mann und
vermittelte ein Darlehn von zwei Talenten aus Elis. Auch Aus-
wärtige erwiesen sich dem Unternehmen hälfreich, wie z. B. der
reiche Tliebaner Ismenias; so gelang es Thrasybulos, seine Truppen
besser zu bewaffnen, und sie dem Feinde immer gefährlicher zu
machen. Sie umschwärmten die Stadt, in welcher das Vertrauen
von Tage zu Tage sank und die Noth an Lebensmitteln fühlbar
wurde; die HSuser waren überfüllt, die Ritter litten unter ermüden-
dem Wachdienste; sie wurden schon durch einen Sturm, der von
der Nordostseite her vorbereitet wurde, in Schrecken gesetzt und
nur durch Verschattung des Fahrwegs, der vom Lykeion herein-
führte, verhinderte man einstweilen den drohenden Angriff^^).
Aber auch jetzt wollten die Zehnmänner von keiner Ausgleichung
wissen; sie wollten sich nicht dazu verstehen, dem Willen und
Auftrage der Gemeinde gemäfs mit Thrasybulos zu unterhandeln;
sie wandten sich vielmehr nach S|>arta, um dort den Abfall der
Stadt zu melden und Hülfe zu erlangen. Pheidon selbst ging nac^
Sparta und wendete alle Beredsamkeit auf, um die dortigen Behörden
zu einem Heereszuge gegen die Demokraten zu veranlassen; er wies
namentlich auf die gefahrliche Verbindung Thrasybuls mit B6otien hin
und stellte die Möglichkeit in Aussicht, dass die Thebauer auf diese
Weise die Herren von Attika werden und eine drohende Macht
gegen Sparta bilden würden. Die Regierang in Athen ging also
ganz denselben Weg, wie die Dreifsig in Eleusis, welche ebenfalls
spartanische Hülfe in Ansprach nahmen.
Diese Hülfsgesuche zu unterstützen bot Lysandros seinen ganzen
Einfluss auf. Er war durch den Sturz der Dreifsig in die gröfste
Aufregung versetzt; er sah sein Hauptwerk zertrümmert, seine Ehre
gekränkt und alle seine Pläne gefährdet. Er eilte selbst nach Sparta,
um seine Politik zu retten, und erreichte wenigstens so viel, dass
es Pheidon gelang eine Anleihe von hundert Talenten in Sparta zu
Stande zu bringen, um damit Truppen gegen Thrasybulos anzu-
werben, und dass er selbst dem Antrage Pheidons gemäfs als Be-
fehkhaber der Truppen nach Athen geschickt wurde, um daselbst
als Harmost die Ordnung wieder herzustellen. Zugleich setzte er
durch, dass sein Bruder Libys als Seefeldherr mit vierzig Schiffen
seine Unternehmung unterstützen s<rflte. Er betrieb die ganze
3*
36 LT^NDROS GEGEN THRASYBUL08 94, 1; 408 APR.
Angelegenheit auf das Nachdrücklichste; in kurzer Zeit war Thrasy-
bulos von der Seeseite eingeschlossen und Lysandros stand mit tau-
send Mann bei £leusis. Die Sache der Freiheit schien auf einmal
wieder verloren zu sein, von keiner Seite war Rettung in Aussicht
Da zeigte sie sich von der Seite, von wo man sie am wenig-
sten erwarten konnte, nämüch von Sparta.
Lysandros war den Königen verhasst. Sie wussten, dass er
auf eine Umwälzung der Staatsordnung und namentlidi auf eine
Abänderung der Thronfolge hinarbeite. Dazu kam der von den
besser gesmnten Bärgern getlieilte Unwille über die Entehrung des
spartanischen Namens, welche die frevelhaften Grausamkeiten Lysan-
ders und seiner Anhänger herbeifülirten, die Eifersucht auf seine
noch immer übergewaltige Stellung, die Entrüstung über sein eigen-
mächtiges Handeln. Die in Athen ergriffenen Mafsregeln waren ja
gar nicht auf amtlichen Befehl erfolgt, die ganze Verfassungsänderung
daselbst, über deren Folgen alle Hellenen empört waren, beruhte
ja nur auf einer persönlichen Verständigung zwischen den attischen
Parteihäuptem und Lysandros. Es würde also eine unerträgliche
Machtvergröfserung für ihn zur Folge haben, wenn es ihm gelänge,
an der Spitze eines Söldnerheeres zum zweiten Male seine Partei
in Atlien an das Ruder zu bringen und kraft eigener Autorität die
attischen Verhältnisse zu ordnen. Da er nun seinen Bruder zur
Seite hatte, welcher als Flottenführer das Amt bekleidete, welches
an sich schon als eine dem Königthume feindUche Macht augesehen
wurde, so lag in der That die Besorgniss sehr nahe, dass Lysan-
dros damit umgehe, sich mit Hülfe seiner Partei in Athen festzu-
setzen und sich hier eine von Sparta unabhängige Macht zu gründen.
In dieser Beurteilung der pohtischen Lage waren beide Könige
einig, weil sie sich in ihren gemeinsamen Interessen bedroht sahen.
Sie hatten die lange Abwesenheit Lysanders benutzt, sich unter
einander und mit anderen Gleichgesinnten zu verständigen; es
waren im Herbste 404 auch in das EphorencoUegium Männer
eingetreten, welche ihre Ansicht theilten, und kaum hatte Lysan-
dros mit Aufgebot seines ganzen Einflusses noch einmal seine Plane
in der Hauptsache durchgesetzt und war von Neuem mit einem
Heere nach Athen unterwegs, so setzten die Könige Alles daran,
um seine Absichten zu vereiteln.
Der eigen thch thätige von ihnen war König Pausanias, des
Pleistoanax Sohn aus dem Stamme der Agiaden.
FAOSANIAS' I?iTERVENTION 403 MAI. 37
Es lässt sich nicht verkennen, dass sich gerade in diesem
Hause eine Gesinnung zeigt, welche dem lysandrischen Geiste grund-
sätzlich entgegen Tvar, eine milde und friedfertige Gesinnung, welche
von schnöder Gewaltthat gegen Hellenen und soldatischer Zwang-
herrschafl Spartas nichts wissen wollte. Es war nur eine kleine
Zahl von Spartanern, welche diese Grundsätze Üieilten, und darum
sind die friedliebenden Agiaden vielfach angefochten und angefeindet
worden, und nur selten im Stande gewesen, einen mafsgebenden
Einfluss auf die auswärtige Politik auszuüben ^°).
Diesmal aber gelang es und zwar in einem f&r die ganze Ge-
schichte des griechischen Volks entscheidenden Momente. Pausanias
gewann von den fünf Ephoren drei für seine Ansicht, dass man
nämlich dem Lysandros, der nur Ziele des eigenen Ehrgeizes ver-
folge, die attischen Angelegenheiten nicht überlassen dürfe, sondern
dass man ihn nachsenden müsse, um dieselben im Interesse des
Staats zu ordnen. Er rückte also mit einem peloponnesischen
Heere in Attika ein und, ehe Lysandros irgend etwas ausgerichtet
hatte, müsste er sich der Person des Königs unterordnen und ver-
lor in dem AugenUicke, wo er Freunden und Feinden seine volle
Macht zeigen wollte, jegliche Bedeutung.
Pausanias war die alleinige Autorität; von ihm hatte man die
Lösung der Wirren zu erwarten und in sein Zelt kamen nun die-
jenigen, welche einen Einfluss darauf geltend machen zu können
glaubten. So benutzte Diognetos, des Nikias Bruder, die alten Be-
ziehungen seiner Familie zu Sparta, um dem Könige Vorstellungen
zu machen und ihn über das Verfahren der Tyrannen so wie über •
die Stimmung der Bevölkerung zu unterrichten. Pausanias hatte
von Anfang an keine andere Absicht, als in friedlicher Weise die
Streitigkeiten beizulegen. Er stellte also sein Heer Angesichts der
Stadt auf, um die feindlichen Parteien zu trennen, indem er selbst
in der Nähe des Hafens den rechten Flügel befehligte, und nachdem
er zuerst eine Einstellung der FeindseUgkeiten herbeigeführt hatte,
gab er bald zu erkennen, dass er durchaus nicht daran denke, im
Interesse der DreiTsig zu handeln und eine blutige Reaction in ihrem
Sinne durchzuführen. Darum hatte er auch die aus Eleusis ihm
dargebotenen Gastgeschenke zurückgewiesen.
Dann aber wandte er sich gegen die Athener im Peiraieus,
welche er doch vom spartanischen Standpunkte aus als Aufrührer
betrachten musste; er verlangte, dass sie aus einander gehen und
38 GEFECHT BEIM PEIIUIEUS 94, 1; 403 JUN.
das Schicksal ihrer Vaterstadt in seine Hand legen sollten. Da seine
AufTorderung kein Gehör fand, so schickte er sich an die ganse
Halbinsel einzuschliefiäen. Er untersuchte zu diesem Zwecke die
Oertlichkeiten und wurde dabei wider Willen in ein Gefecht ver-
wickelt, ja, er wurde gezwungen die Gegner, welche ihn angegriffen
hatten, bis auf die Höhe von Munychia zu verfolgen. Hier entspann
sich ein ernsterer Kampf, in welchem eine Anzahl seiner Krieger
ihren Tod fand. Die Peloponnesier wurden zurückgedrängt, bis. sie sieb
auf einer nahen Höhe von Neuem ordneten und von hier aus, an-
sehnlich verstärkt, einen neuen Angriff begannen, welcher den beab-
sichtigten Erfolg vollkommen erreichte und die Ehre der spartanischen
Waffen wieder herstellte. Es fielen hundert und fünfzig Mann von
den Truppen des Thrasybulos.
Trotzdem war es für die Sache der Patrioten ein Glück, dass
der Kampf so auslief und dass Pausanias nicht gezwungen wurde,
seine vollen Streitkräfte zu entwickeln. Er glaubte genug gethan
zu haben, um den Demokraten seinen Ernst zu zeigen, und konnte
jetzt als Vermittler auftreten. Er gab also beiden Parteien (und
dadurch erkannte er auch den Anhang des Thrasybulos als einen
berechtigten Volkstheil an) unter der Hand zu verstehen, in t¥el^
chem Sinne er von ihnen Anträge auf Herstellung des Landfriedens
erwai*te. Auf beiden Seiten war man des Bürgerkriegs müde und
in der Stadt hatten sich die Verhältnisse bereits dergestalt gelockert,
dass die Bürger aus eigener Vollmacht ihren Wunsch nach Aus-
söhnung mit den Demokraten und ihre Hoffnung, auch nach der-
selben mit den Lakedämoniern in Frieden bleiben zu können, offen
aussprachen, während ihre Obrigkeit, die Zehnmänner, dabei ver-
harrten, dass sie allein die wahren Freunde Spartas wären und
dass sie, um dies durch die That zu beweisen, nicht zögern wür-
den, die Stadt sofort den Spartanern zu überantworten, wozu die
Demokraten in Betreff des Peiraieus sich schwerlich verstehen wür-
den. So waren denn nun, von Eleusis abgesehen, drei Parteien
in Attika vorhanden, und auf die Weisung des Königs gingen dreierlei
Gesandtschaften nach Sparta, eine aus dem Peiraieus, eine von der
städtischen Bürgerschaft und die dritte von den Zehnmännern. Pau-
sanias verkannte nicht, eine wie verantwortliche Stellung er einnehme
und zu wie vielen Missdeutungen jeder seiner Schritte Gelegenheit
geben könne; deshalb stellte er Alles den Behörden Spartas an-
heim, erreichte aber in der Hauptsache vollkommen seine Absicht,
YERHINPLCNGEN DER PARTEIEN. iüL. AUG. 39
indem man von dort, wo man diese seltsamen Verhältnisse unmög-
lich überblicken konnte, fünfzehn Bevollmächtigte abschickte, welche
mit Pausanias zusammen die Dinge ordnen sollten'^).
Die Verhandlungen zogen sich Monate lang hin, und dieser
Verzug hatte wenigstens das Gute, dass während desselben die Er-
neuerung der Streitigkeiten immer unmöglicher wurde und eben
so jede Vergewaltigung Athens im Widerspruche gegen die Stimmung
des Volks, welche sich immer klarer und fester auszubilden Zeit
hatte. Da nun Pausanias selbst über den Parteien stand und kein
anderes Ziel verfolgte, als Frieden zu stiften und nach Möglichkeit
wieder gut zu madien, was im Namen seiner Vaterstadt an Unge-
rechtigkeiten begangen worden war, kam endlich unter seinem Ein-
flüsse und unter dem Beirathe Thraaybuls zwischen den Athenern
und den Männern im Peiraieus, welche beide durch Deputationen
vertreten waren, ein Vertrag zu Stande, mit welchem beide Parteien
sich zufrieden erklärten. Es wurde beschlossen, dass die Verbannten
ohne Schaden zu erleiden, in ihre Besitzungen zurückkehren sollten,
dass an den in der Stadt Zurückgebliebenen keine Rache genommen
werden, dass das Vergangene vergeben und vergessen sein sollte;
nur mit denjenigen, welche unter der Autorität des Lysandros als
Beamte eingesetzt worden waren, sollte eine Ausnahme gemacht
werden; das waren die Dreifsig selbst, ihre eifrigsten Werkzeuge,
die Elfmänner, und drittens die Zehnmänner, welche als Unterbe-
hörde den Peiraieus verwaltet hatten. Die ganze Oligarchie, welche
sich auf Sparta gestützt hatte, wurde also von Sparta selbst aU
eine unbefugte Unterbrechung des öffentlichen Rechtszustandes an-
erkannt Eine gewisse Milderung lag in der beigefügten Klausel,,
dass auch die von der Amnestie Ausgeschlossenen das Recht haben
sollten zo bleiben, wenn sie bereit wären, von ihrer Amtsführung
vor der Gemeinde Rechenschaft abzulegen. Nachdem dieser Ver*
söhnungsvertrag angenommen war, muss auch eine Uebereinkunfl
mit Sparta geschlossen worden sein, welche die Beziehungen Athens
zu Sparta in dem Sinne regelte, dass hier im Wesentlichen die Be-
stimmungen des lysandrischen Friedens aufjrecht erhalten wurden;
dann wurden die geworbenen Truppen entlassen und Pausanias
ging mit seinem Heere und der lakedämonischen Besatzung über
den Isthmos zurück'^).
Er hatte, was ihm die Hauptsache war, vollkonamen erreicht,
indem der zweite Triumph, den Lysandros in Athen feiern wollte
40 TMRABTBULOS' EINZUG 94, 3; 403 SEPT.
und schon in den HSnden zu haben glaubte, mit allen daran ge-
knüpften Plänen vereitelt war. Was aber der König selbst zu
Stande gebracht und angeordnet hatte, war etwas durchaus Unvoll-
ständiges und Halbes. Denn die Tyrannen geradezu abzusetzen
und mit Waffengewalt auszutreiben, hatte er doch nicht gewagt.
Das würde für die anderen Staaten, welche unter ähnlichen Be-
hörden standen, ein zu bedenkliches Beispiel gewesen sein. Er
hatte nur die gewaltsame Rückführung verhindert und den Zwiespalt
z>\ischen Athen und dem Peiraieus ausgeglichen; die Dreifsig aber
hatte er ruhig in Eleusis gelassen; dieser Ort war ein zweites Cen-
tnim der attischen Landschaft geworden, da man es den Bürgern,
welche sich ihres fniheren Benehmens wegen nicht sicher in Athen
fühlten oder mit der ganzen Vereinbarung unzufrieden waren, frei-
stellte, sich nach Eleusis zu begeben. So war also nicht einmal
äufserlich der Landfrieden hergestellt, sondern es blieb die schlieris-
liehe Ordnung der Verhältnisse den Athenern selbst überlassen"*).
Diese liefsen die Burg der Tyrannen einstweilen ruhig bei
Seite und beeilten sich dem Vertrage gemäfs die Versöhnung der
beiden Haupttheile der Bevölkerung zu vollziehen. Am zwölften
Boedromion (Sept. 21) feierten die Genossen des Thrasybulos den
Tag ihrer Rückkehr nach Athen, den wohlverdienten Ehrentag, an
welchem sie den Lohn ihrer Tapferkeit und Vaterlandsliebe emdte-
ten. Vor dem Thore wurde Halt gemacht und der Heereszug ver-
wandelte sich in eine Prozession unter Führung des Aisimos, welche
bestimmt war, der Stadigöttin für diesen Tag das Dankopfer darzu-
bringen. Deshalb wurde hier, wie bei gottesdienstlichen Ver-
einiginigen, eine Musterung gehalten, damit nicht durch die An-
wesenheit eines Unwürdigen die heilige Handlung entehrt werde.
Aisimos benutzte seine Vollmachten, um übelberüchtigte Menschen,
die sich als Patrioten eingeschlichen hatten, zu entfernen; so wurde
Agoratos, der bei den schändlichsten Ränken als Helfershelfer ge-
dient hatte, ausgestofsen und dann ging der Zug durch die Pforten
des Dipylon ülier den Markt des Kerameikos die Akropolis hinauf,
wo zum ersten Male wieder freie Athener ihrer Göttin opferten.
Auf der Pnvx wurden die Heimkehrenden von der in Athen zurödL-
gebliebenen Bürgerschaft erwartet. Thrasybulos richtete im Namen
seiner Genossen eine Ansprache an sie, um ihnen die Lage der
Dinge offen und klar darzulegen. Die Herrschaft der ^besten Bür-
ger' habe sich als ein Trugbild, als eine Lüge erwiesen; denn die
HERSTELLUNG DER TERPASSUNG. 41
$öhne der vornehmen Familien, welche sich immer darauf etwas
;u Gute thäten, dass sie von Haus aus das hesäfsen, was sich die
anderen erst mühsam aneignen mussten, hätten sich jetzt als Men-
;chen gezeigt, welche allen sittlichen Schwächen und Gehrechen,
lamentlich der Habgier und dem schmutzigsten Eigennutze, mehr
»Is alle anderen Sterblichen, unterworfen wären. Auch auf die
L*akedämonier könnten sie sich nicht mehr berufen, denn diese
)ätten sie preisgegeben und die Tyrannis wie einen bissigen Hund
in die Kette gelegt, um sie so dem Volke zu übergeben, dem sie
;o viel Leid zugefügt habe. Jetzt also habe man freie Hand und
nüsse, durch die letzten Erfahrungen wohl belehrt, einmüthig daran
^hn, eine neue Verfassung herzustellen.
In der Hauptsache war Alles einig. Man wollte von keiner
Spaltung wissen und erhob die einstweilen vereinbarte Amnestie
nnmüthig zum Volksbeschlusse. Schwieriger war die Verfassungs-
Vage. Hier gingen die Meinungen mehr aus einander, als man nach dem
Srlebten hätte erwarten sollen. Man glaubte, bei den neuen Ein-
ichtungen noch immer einige Rücksicht auf die Lakedämonier
lehmen zu müssen, mit denen man um keinen Preis wieder in
[lonflict gerathen wollte; vielleicht war man auch unter der Hand
gewisse dahin zielende Verpflichtungen eingegangen. Vor Allem
iber war unter den Bürgern selbst das alte Misstrauen gegen die
^oUe Demokratie noch immer sehr verbreitet und darum auch die
Ansicht, dass man gut thun werde, das Bürgerrecht zu beschränken,
lim die Masse der Ge werbtreibenden, der Handels- und Seeleute,
(velche doch nicht im vollen Sinne in Attika zu Hause wären, von
der Versammlung auszuschliefsen, deren Majorität über das Heil
ier Stadt entscheiden sollte. Dadurch hoflte man den Bürgerver-
sammlungen einen ruhigeren Charakter zu wahren, leichtsinnigen
Volksbeschlüssen vorzubeugen und gröfsere Bürgschaften für eine
^setzliche Staatsordnung zu gewinnen.
Die Athener, welche so dachten, stellten als ihren Sprecher
sinen Mann auf, den Niemand für einen Anhänger der Reaction
ausgeben konnte; denn er war von den Oligarchen geächtet wor-
den und hatte unter Thrasybulos für die Sache der Freiheit ge-
stritten; er war ein bei den Bürgern wohl angesehener Mann,
Namens Phormisios. Er wollte keinen Census einführen, auch kein
bestimmtes Mafs des Besitzes als Bedingung der vollen Bürgerrechte,
aber darauf bestand er, dass Niemand ohne Grundbesitz in Attika
42 DER AECHON EUKLEIDES »4, 3; 40<^
Yollbürger sein solle. In seinem Antrage lag also ein ZurückgeheD
auf die solonischen Grundsätze; er verlangte den Ausschlug der
Gewerbtreibenden, welche nur bewegliches Vermögen im Lande
hätten, und wäre der Antrag durchgegangen, so würden etwa fünf-
tausend der bürgerlichen Bevölkerung ausgeschlossen worden seinJ
Der Vorschlag rief einen sehr lebhaften Widerspruch hervor«
Die Burger, hiefs es, sollten sich doch nicht wieder durch die alten
Vorspiegelungen täuschen lassen; mau habe doch wahrlich EHjJh
rungen genug gemacht, um darüber klar zu sein, welche Bfir^^
Schaft der Grundbesitz für die Gesinnung der Bürger gebe. Es sei
jetzt doch nicht an der Zeit, Athen zu schwächen und seiner Männer
zu berauben. Ob sie deshalb mit siegreichen Waffen und unter
dem unverkennbaren Schutze der Götter heimgekehrt wären» um
sich des schwer erworbenen Bürgerthums aus freien Stücken wie«
der zu entäufsem? Man solle sich doch nicht immer durch Rück-
sichten auf Sparta einschüchtern lassen. Denn wenn man sich
ihm unbedingt fügen solle, so sei es besser in ehrlichem Kampfe
unterzugehen, als in schmählicher Abhängigkeit zu verharren. Aber
die Spartaner dächten nicht daran, sich der Verfassung wegen von
Neuem in gefahrliche Kämpfe zu verwickeln; es gäbe ja auch noch
kleinere und Sparta viel nähere Staaten, wie Argos und Mantineia,
welche trotzdem eine durchaus selbständige Stellung und eine
freie Verfassung hätten. Wie sollten denn die Athener aus Klein-
muth und blinder Furcht sich selbst erniedrigen und preisgeben!
In diesem Sinne verfasste Lysias eine Rede gegen die von Phor-
misios beantragte Veränderung der attischen Staatsverfassung.
Der Vorschlag wurde abgewiesen und die alte Bürgerschaft
mit ihren Beamten erneuert. Eukleides wurde wahrscheinlich noch
in demselben Monate als erster Archont eingeführt, und da man
seinen Vorgänger im Amte, Pythodoros (S. 12), nicht als recht*
mälsigen Staatsbeamten anerkannte, so wurde sein Name in den
Archontenhsten gestrichen und sein Jahr (Ol. 94, 1), als ein unter
gesetzwidriger Regierung zugebrachtes, das Jahr der Anarchie ge-
nannt. Uebrigens reichte die amtlose Zeit über Jahresfrist hinaus,
da die Dreifsig ungefähr vom Juni 404 bis in den Anfang des folgenden
Jahres regierten; denn sie waren im achten Monate, als der Kampf
in Munychia stattfand. Und dann gingen über die Herrschaft der
Zehn, den Anmarsch Lysanders, die Intervention des Pausanias und
die mit ihm gepflogenen Unterhandlungen wiederum etwa acht
DIB TYBAllIfUf DI BLEUW. 43
Monate hin, Yom Februar bis September 403, wo die RIkkkehr der
YeifasaiingBiiiänner erfolgte. Von den acht Monaten der Tyrannen
pflegte man aber drei ala eine besonders schlimme Zeit auszuzeich-
nen; das war wohl die Zeit nach Ankunft der spartanischen Trup-
pen, welche demnach in den October 404 fallen würde ^).
Die Parteien der Hauptstadt und des Peiraieus waren versöhnt,
aber die Landschaft noch immer nicht geeinigt Eleusis war der
Sammelet aller yerfassungsfeindUch Gesinnten, die feste Burg der
noch immer ungebeugten Tyrannen. Sie hatten aus ihren Er-
pressungen noch Geldmittel übrig; sie warben Mannschaften an und
machten Plünderungszüge durch die Landschaft Sie dachten noch
immer an die Möglichkeit sich zu halten, hofften auf ihre Freunde
in Sparta und eine Aenderung im Collegium der Euph<Mren. Ihre
hartnackige Feindseligkeit musste bei allen Athenern die höchste
Erbitterung hervorrufen und da man diesen Zustand nicht dulden
konnte, so rückte nach einiger Zeit die gesammte Bürgerschaft vor
Eleusis, um den Sitz einer vaterlandsfeindlichen Reaction zu zer-
stören.
Was sich nun weiter begeben hat, ist nur sehr unvollkommen
bekannt, und es war ohne Zweifel der Art, dass die Athener guten
Grund hatten, nicht viel davon zu reden. Die Belagerer knüpften
Unterhandlungen an, in Folge deren die Tyrannen, wie es heilist,
durch falsche Vorspiegelungen bewogen, in das Lager kamen und
hier getödtet wurden. Walirscheinhch waren die Führer aufser
Stande die Volkswuth zu zügeln, welche durch das Andenken der
Greuel, die an denselben Stadtthoren (S. 31) unlängst begangen
worden waren, um so mehr angefacht wurde. Nachdem die Opfer
gefallen, waren alle Feinde beseitigt und der Sieg der Verfassungs-
partei voUstindig, und wenn man bedenkt, was die Stadt an äulse-
rer und innerer Moth seit dem sidlischen Unglücke durchgemacht
hatte, so begreift man, wie von allem Kampfe erlöst, die Bevölke-
rung von Athen endlich wieder frei aufathmete und wie alle Ver«
nünftigen nichts als Frieden wollten, damit die Wunden heilen und
die Bürger sich wieder in Ruhe mit einander einleben könnten'^).
Indessen war die Lage noch immer schwierig und es bedurfte
der vollen Energie von Seiten der Gemäfsigten, um jedem Miss-
brauche des Sieges vorzubeugen. Es musste AUes vermieden wer-
den, was die Demokratie wieder in Verruf bringen und ihren Geg-
nern in und aulserhalb Sparta Waffen in die Hand geben konnte.
44 DIE AlLNESTIE UND DIE
Die alte Verfassung der Stadt war dadurch gehoben, dass ihr Gegen-
bild sich in abschreckender Gestalt gezeigt hatte und dass die De-
mokraten jetzt als die Vertreter von Ordnung und Gesetzlichkeit
auftreten konnten. Nun hatten sie die Aufgabe, sich als die wahr-
haft besseren Bürger zu bewähren, und, dieses Ziel im Auge, wa-
ren Tiirasybulos und seine Freunde unablässig thätig, jede blutige
Reaction zu vermeiden und mit dem Tode der Dreifsig das W^
der Vergeltung ein für allemal abzuschliefsen. Man kam also darin
überein, den mit König Pausanias getroiTenen Vereinbarungen tren
zu bleiben, den zwischen den Parteien in Athen und im Peiraieas
abgeschlossenen Frieden auf die Eleusinier auszudehnen und durdi
Beseitigung aller Ausnahmen eine vollständige Anmestie für das
ganze Land zu verkündigen. Auch die noch übrigen Beamten der
Schreckensherrschaft, die Kinder der Tyrannen, auch Pheidon, ob-
gleich er mit zu den Dreifsig gehört hatte, auch Eratosthenes, der
nicht mit nach Eleusis gegangen war, sie Alle sollten in Athen
bleiben dürfen; es sollte von ihnen keine Rechenschaft verlangt
werden, es sollte alles Geschehene vergeben und vergessen sein.
Das war der dritte Akt und der Abschluss des grossen bürgerlichen
Versöhnungswerkes **).
Eine so weit ausgedehnte Amnestie enthielt manches dem na-
türlichen Billigkeitsgefülüe Widersprechende. Denn die Minner,
durch deren Tapferkeit und Aufopferung die Herstellung der Ver-
fassung errungen war, hatten nun vor den Uebrigen, welche ruhig
in der Stadt geblieben waren, nicht das Geringste voraus; die Ver-
luste der Heimgekehrten waren unberechenbar und wenn auch von
ihrem Grundbesitze ein grofser Theil durch Einziehung dessen, was
die Tyrannen an sich gerafft hatten, ersetzt werden konnte, so
konnte doch Vieles von dem, was in andere Hände übergegangen
war, dem rechtmäfsigen Besitzer nicht wieder geschafit werden.
Femer zogen wohl Einige von denen, die zu schlimmen Ruf hatten,
trotz der Amnestie es vor, aufserhall) Athen zu leben, wie z. B.
Batrachos (S. 15), Andere aber, die auch Helfershelfer der Tyrannen
gewesen waren, scheuten sich nicht in Athen zu bleiben; ja, einen
der Dreifsig, wie Pheidon, war es möglich, ein gewisses Ansehn in
Athen zu behaupten; und das mussten diejenigen Bürger erleben,
welche von ihm und Seinesgleichen das entsetzlichste Unrecht er-
litten hatten. Eben so blieben die Ritter, welche gewissermalsen
die Leibgarde der T}Tannis gebildet hatten, einstweilen in unge-
ZEIT DER RESTAURATION 94, i; 403. 45
schmälerten Bürgerehren. Da man endlich die Zehnmänner, welche
den Dreifsig gefolgt waren, als eine rechtmäfsige Behörde an-
erkannte, so musste man folgerechter Weise auch die Yon ihr ge-
machte Anleihe, obwohl sie auf Unterdrückung der Yerfassungspartei
berechnet war, als Staatsschuld übernehmen und eine Besteuerung
der Bürger verfügen, um diese bürgerfeindliche Anleihe abzu-
zahlen'*).
Indessen war das Verhalten durch die Verhältnisse geboten»
Man musste auf Sparta Rücksicht nehmen, dessen König Athen ge-
rettet hatte, um nicht der lysandrischen Partei von Neuem das
llebergewicht zu verschaffen und die alte VerfassungspoUtik Spar-
tas nicht wieder in Bewegung ^ setzen; man musste von den drei
Parteien in Athen die beiden, welche zusammengehen konnten, die
der Demokraten und die der Gemäfsigten, mit einander verschmel-
zen. Und was würde aus der Stadt geworden sein, wenn man da-
selbst Mann für Mann in Bezug auf seine Vergangenheit hätte prü-
fen, die mehr oder weniger Compromittirten sondern und dann
nach Würdigkeit hätte belohnen und strafen wollen! Die Drei-^
tausend, welche unter den Dreifsig die Bürgerschaft gebildet hatten,
waren nur durch Schonung zu gewinnen und der ganze Staat war
nur unter der Bedingung zu retten, dass die Heimkehrenden Mäfsi-
gung genug hatten, um auch biUigen Ansprüchen zum Besten des
Ganzen zu entsagen; und dieser Ruhm einer hochsinnigen, weisen
und selbstverläugnenden Mäfsigung gebührt den Befreiem Athens
im höchsten Grade.
Unter ihnen war neben Thrasybulos besonders Archinos thätig,
an Geist und Gesinnung der bedeutendste Mann der Restauration,
ein Staatsmann, dem es ganz besonders Ernst damit war, die Ein-
tracht zu befestigen und dem kleinen Kriege unter den Bürgern zu
steuern. Im Jahre nach Wiederherstellung der Verfassung veran-
lasste er ein Gesetz, wodurch in allen wider die Amnestie anhängig
gemachten Rechtshändeln dem Angeklagten das Vorrecht der Ein-
sprache (Paragraphe) zugesichert wurde. Der Beklagte erhielt zu-
erst das Wort, so dass, falls er sieb mit Recht auf die Amnestie
berufen konnte, die Sache selbst gar nicht zur Verhandlung kam
und der Kläger in Bufse verfiel.
Auch die Ordnung der Verhältnisse an Grund und Boden er-
forderte aufserordentliche Mafsregeln. Es traten Conflicte ein zwi-
schen den Bürgern, welche ihre Verluste ersetzt sehen wollten, und
46 ÜBER6AIVG8MA8SRB0EL1f.
den Beamten, welche von den eingezogenen Gütern der Oligarchen
möglichst viel für den Staat zurückzuhalten suchten. Es wurde
also eine doppelte Behörde eingerichtet, erstens die der ^Syllogeif',
welche die Menge der einzuziehenden Güter zu verzeichnen halle,
und zweitens die der ^Syndikoi', welche als Fiskale des Staate die
Interessen des öffentlichen Schatzes zu vertreten hatten '').
Das waren die Uebergangsmafsregeln. Nun aher galt es die
inneren Verhältnisse des Staats auf eine dauernde Weise zu ordnen
und nach Wiederherstellung der alten Volksgemeinde, der Volkt-
gerichte, des Raths und der verfassungsmäfsigen Behörden oua
auch die Grundlagen des öffentlichen Rechts, zu denen man zurück
zu kehren entschlossen war, wieder* aufzudecken, zu befestigen und
in zeitgemäfser Weise zu erneuern. Man suchte die alten Reohto*
quellen wieder hervor. Aber Schrift und Sprache derselben war
dem Volke allmählich unverständlich geworden, so dass die Redner,
wenn sie den Wortlaut solonischer oder gar drakonischer G^eedse
anführten, in jedem Satze Ausdrücke fanden, welche sie erklärea
mussten, weil sie aus der Umgangssprache verschwunden waren.
Aufserdem war auch dem Inhalte nach Vieles veraltet und durch
das Herkommen umgestaltet; die alten Gesetze waren wie vergraben
unter dem Wüste spaterer Verordnungen, welche mit jenen yieUach
in Widerspruch standen, und es war dm*chaus nicht leicht, das
echt Solonische von späteren Zuthaten auszusondern.
Diese Uebelstände waren schon lange fühlbar geworden. Man
hatte Abhülfe versucht und Nikomachos hatte sein Unwesen bis zur
Herrschaft der Dreifsig fortgetrieben. Jetzt wurde der alte Plan
einer gründlichen Gesetzrevision mit grofsem Ernste wieder auf-
genommen.
Den betreifenden Antrag in der Bürgerschaft stellte eiu ge-
wisser Tisamenos, der Sohn des Mechanion. Es sollten, so laulele
sein Antrag, die alten Gesetze der Athener wieder in volle Kraft
treten, die Gesetze Solons und die unter ihm eingeiülu*ten Malae
und Gewiclite, so ^ie auch von den Satzungen Drakons, was in der
früheren Zeit Geltung gehabt habe. Diese Urkunden solltea ne«
aufgeschrieben und durch solche Gesetze, welche die gegenwärtige
Zeit verlangte, ergänzt werden. Für dies Geschäft wurde ein Celle-
gium von fünfhundert 'Nomotheten' oder Gesetzgebern von der
Bürgerschaft ernannt und vereidigt; aus ihnen sollte wiederum durch
den Rath ein engerer Ausschuss bestellt werden, welcher mit der
REVISION DER GESBTKGEBimO. 47
Ausarbeitung der Erganzungsgesetze zu beauftragen sei. Er sollte
mit Hülfe der Gesetzschreiber, welchen die eigentliche Redactions-
arbeit zufiel, die neuen Gesetze auf Bretter aufzeichnen lassen, sie
dem Rathe und der Gesammtheit der fünfhundert Nomotheten zur
Prüfung vorlegen und dann zur (iffentlichen Kunde bringen, so dass
jedem Bürger Gelegenheit gegeben werde, was er an Bemerkungen
Einwendungen und Ausstellungen über die Gesetze vorzubringen
habe, beim Rathe einzureichen. Endlich sollten die geprüpften und
genehmigten Gesetze auf Stein eingegraben und dem Areopag zur
Beaufsichtigung übergeben werden. Bis aber auf Grund der durch-
gemusterten und ergänzten Rechtsqnellen die neue Gesetzgebung
vollendet wäre, sollte eine mit aufserordentlichen Vollmachten be-
kleidete Regierungsbehörde von zwanzig Männern eingesetzt werden,
um während des noch ungeordneten Zustandes des öffentlichen Rechts
die nöthigen Entscheidungen zu treffen.
In der engeren Commission der Nomotheten, für deren Arbei-
ten bestimmte und sehr kurze Fristen angeordnet waren, finden
wir aufser dem Antragsteller Tisamen^js auch den Nikomachos wie-
der. Man glaubte ihn seiner Geschäftsgewandtheit und Gesetzkennt-
niss wegen nicht umgehen zu können, obgleich man wusste, in wie
unverantwortlicher Weise er sich früher den Ansichten der Ver-
fassungsfeinde dienstbar gemacht habe. Es kam ihm zu Gute, dass
er nachher auch den Dreifsig missUebig geworden war; er war
flüchtig geworden und hatte sich den Verbannten angeschlossen, mit
xlenen er heimkehrte. Dies wusste er für sich auszubeuten und
war vermöge seiner Schlauheit und seines bedeutenden Redner-
talents , wieder zu einer ansehnlichen Stellung in Athen gelangt.
Ihm wurde nun insbesondere die Durchsicht der Cultusgesetze
übertragen, die auf den dreiseitigen Holzpfeilem standen; in diesen
war am wenigsten verändert worden und Solon selbst hatte sich
hier am engsten dem früheren Herkommen angeschlossen.
Bei dem Mangel an zuverlässigen und rechthchen Leuten, die
zu solchen Geschäften zu gebrauchen waren, schleppte sich auch
diesmal die Gesetzgebungsarbeit in die Länge. Indessen muss ein
Theil derselben noch im Lauf des Jahres zu Stande gekommen sdn;
denn das v(m Diokles beantragte Einführungsgesetz bestimmte, dass
die unter dem Archontate des Eukieides aufgeschriebenen Gesetze
sofort in Kraft treten sollten.
Von dem Ernste, mit welchem die ganze Angelegenheit der
48 ARISTOPHONS GESETZ 94, 2; 40^.
Staatserneuerung betrieben wurde, zeugen auch andere widitige Be-
stimmungen, weiche demselben Jahre angehören. So das Gesetz
des Aristophon aus dem Gaue Hazenia, welches eine Reinigung der
Bui*gerschaft bezweckte, indem es verordnete, dass nur die von
Bürgern und Bürgerstöchteni erzeugten Kindern volles Bürgerrecht
haben sollten. Veranlasst wurde dasselbe ohne Zweifei dadurch,
dass von den Athenern, welche lange im Auslande gelebt hatten
und dann durch die Mafsregeln Lysanders heimgeführt worden wa-*
ren, Viele sich mit auswärtigen Frauen verbunden hatten. Dadurch
war die Stadt mit einer Menge von Menschen angefüllt, welche
keine Athener waren, und von diesen fremden Elementen sollte
die Bürgerschaft gesäubert werden, damit sich der Staat um so
kräftiger auf nationaler Grundlage erheben könne. Da dies Gesell
in alle FamiUenverhältnisse sehr tief einschnitt und grofse Unruhe
hervorrief, so erfolgte bald eine Milderung desselben, indem man
ihm die rückwirkende Kraft nahm und die Ausschliefsung auf die-
jenigen beschränkte, welche nach dem Jahre des Eukleides in
Athen von auswärtigen Frauen geboren wurden. Der ganze An-
trag Aristophons war nur eine Erneuerung des perikleischen Ge-
setzes*®).
Dass man aber zur Sicherung eines geordneten Staatslebens
auch in die vorperikleiscbe Zeit zurückgriff , erhellt besonders aus
der Bedeutung, welche man von Neuem dem Areopag gab, jener
ehrwürdigen Behörde Alt-Athens, zu welcher man mit einer nie
erlöschenden Pietät immer wieder zurückkehrte, wenn man in schwie^
rigen Zeilen nach Bürgschaften für das Gemeinwohl suchte.
Der Areopag hatte sich in der Zeil der Uebergabe der Stadt
ehrenhaft benommen; er hatte kein Einverständniss mit den <dig-
archischen Umti*ieben gezeigt, und kaum waren die Ohgarchen zur
Herrschaft gekommen, so wurde ihm das Einzige, was auch die
vollendete Volksherrschaft ihm nicht zu eutreifsen gewagt hatte, die
peinUche Gerichtsbarkeit genommen. Indem die Tyrannen die Wirk-
samkeit des Areopags als unverträglich mit ihrer Willkürjustitz an-
erkannten, liatten sie wesentlich dazu beigetragen, demselben wie-
der einen volkstliümlichen Charakter zu geben, und so trat er jetxt
mit neuem Ansehen an die Spitze des Staats und erhielt die Be-
fugniss, die genaue Befolgung der neu geordneten Gesetze so wie
die unverfälschte Aufbewahrung derselben zu beaufsichtigen. Indeui
man also auch in diesem Punkte die solonischen Einrichtungen
NEUE STAAT8ELNRICHTCNGEN. 49
wieder herstellte, wurden verinuthlicli diejenigen Behörden aufge-
hoI)en, welchen die dem Areopag genommenen Rechte übertragen
worden waren ^®).
Auch in den Finanzämtern traten Aenderungen ein, welche den
Zeitverhältnissen entsprachen. Das Amt der Hellenotamien oder
Bundesschatzmeister hatte keinen Sinn mehr, seit die Meeresherr-
schaft aufgelöst war. Man errichtete dafür zwei neue jährige Schatz-
ämter, eines füi* die Kriegskasse, das andere für das 'Theorikon*
d. h. für diejenige Kasse, aus welcher der Aufwand für die Staats-
feste bestritten wurde. Beide Kassen sollten aus den Ueberschüssen
der Jahreseinkünfte gespeist und von angesehenen, also dmxh Wahl
erkorenen Männern zum Besten des Gemeinwesens verwaltet wer-
den, so dass ein richtiges Gleichgewicht zwischen den Bedürf-
nissen der Wehrhaftigkeit und des friedlichen Bürgerlel)ens erhalten
bleilie. Weise Sparsamkeit wurde von Neuem als einer der wich-
tigsten Gesichtspunkte aufgestellt, und darum ist kein Zweifel, dass
auch die Sitzungsgelder oder Diäten für Gericht, Rath und Volks-
versammlung damals nicht wieder eingeführt wurden.
Dadurch erhielten die Bürgertage Athens eine ganz andere Flal-
tung. Die Menge geringer Leute , die von Tagelohn lebten , blieb
fort und ging ruhig ihrer Arbeit nach. Auch dem Treil>en unred-
licher Volksredner wurde gesteuert, indem die Gesetze übersicht-
licher und klarer wurden. Es wurde von Seiten der Behörden mit
grofser Sti*enge darauf gesehn, dass beim ^Vorlesen der Gesetze auch
keine Silbe geändert und keinerlei Willkür Raum gegeben werde.
Eine der wichtigsten Normen, welche jetzt aufgestellt wurden, war
aber die, dass fortan alle ungeschriebenen Gesetze ungültig sein, dass
einzelne Decrete von Rath oder Bürgerschaft niemals höhere (»el-
tung als die Gesetze haben, dass endlich die neu zu erlassenden
(iesetze ohne Ausnahme für alle Athener gleichmäfsig gelten und
von mindestens sechstausend stimml>erechtigten Bürgern angenommen
sein sollten. Man stellte zugleich eine neue Form der offen tlichen
Beschlüsse fest. Während es nämhch bis dahin Herkommen war,
dass am Eingange derselben nur der eine der zehn Bürgerstämme,
welcher gerade den Vorsitz hatte, dann der während dieser Pry-
tanie im Amt stehende Schreiber, dann der Tagespräsident und
endlich der Antragsteller genannt wurde, so wurde jetzt, um die
Ordnung zu erleichtern, mit dem ersten Archonten begonnen^
dessen Name von nun au alle Urkunden, die demselben Jahre an-
Curtiu8| Griccli. Oescb. UI, 4
50 REFORM DER URKUNDEN UND DER SCHRIFT
gehörten, kennzeichnete. Das waren die Anfange eines neua tuschen
Urkundenstils, an welchem st)äter noch mancherlei geändert wurde;
namentlich gefiel man sich darin, die Eingangsfonneln mit immer
gröfserer Genauigkeit und Weitläufligkeit auszuführen, so dass auch
die Ordnungszahl der Prytanie, Monat und Monatsdatum sowie der
Tag der laufenden Prytanie hinzugefügt v^iirde*").
Noch eingreifender war die Reform der Schrift. Es waren
nämlich damals zwei Alphahete im Umlauf, ein älteres, welches ans
achtzehn Buchstahen bestand, und ein jüngeres, welches sich von
dem phönizischen Vorbilde weiter entfernt hatte, indem es durch
griechischen Erfmdungssinn vervollständigt und verändert war.
Namentlich hatte man für die langen Vocale besondere Zeichen ein-
geführt und el)en so für die Doppelconsonanten, die man his da-
hin mit je zwei Zeichen ausgednickt hatte. Diese Veränderungen
waren von den ionischen Grieclien gemacht worden; Samos war
besonders der Ort, wo dergleichen literarische Erfindungen aus-
gebildet wurden, und einzelne Männer von Ansehen, wie Epichar-
mos und Simonides, hatten dazu l)eigetragen, diesen Neuerungen
allgemeine Geltung zu verschaffen, so dass namentlich in Attika zur
perikleischen Zeit das erweiterte Alphal)et von 24 Buchstaben schon
im Gebrauche war; man hatte aucli seit Ol. 86 (436) die ältere
Form des S (f) für die neuere (E) aufgegel)en, sonst aber in den
Staatsurkunden mit merkwürdiger Zähigkeit an dem älteren ^atti-
schen' Alphabete festgehalten. Jetzt al)er, da man damit beschäftigt
war, auf allen Gelueten des öffentlichen Lebens zeitgemäCse Aende-
rungen vorzunclimen und das Unzweckmäfsige zu beseitigen, bean-
tragte Archinos, dass die neue oder 'ionisclie' Schrift auch von
Staatswegen anerkannt und eingeführt würde. Die älteren Gesetze
wurden in dieselbe umgeschrieben, und wenn sich die Urkunden-
schreiber auch nicht auf einmal an die Neuerung gewöhnten, so
scheiden sich dennoch alle öffentliclien Steinschriften Athens in die
beiden Hauptmassen der vor- und der nach-euklidischen Docu-
mente.
Die neu geschriebenen Gesetze wurden am Markte, wo sie seit
Ephialtes sich tiefanden, und zwar in der Königshalle aufgestellt
Es war dieselbe Halle, in welclier der Areopag seine Sitzungen zo
halten pflegte, so dass er nun um so mehr berufen war, das Archir
der Gesetze zu hüten. Einzelne der Gesetze erhielten ilurer Be-
deutung wegen noch einen besonderen Platz. So das Hochverraths-
IHHTER El'KLEIDES 49, 8; 40^. 51
gesetz, (las man gleich nach Herstellung der Verfassung feierlich
beschwor, um jedem neuen Versuche von Staatsstreichen so nach-
drücklich wie mögüch vorzubeugen. Es gewährte Jedem Straflosig-
keit, der einen Athener tödte, welcher nach Tyrannis strebe oder
die Stadt verrathe oder Umsturz der Verfassung beabsichtige. Die-
ses Gesetz wui^de auf einem Pfeiler vor dem Rathhause aufgestellt,
damit es l>eim Eintritt Jedem vor Augen trete. So wurden die Ge-
setze neu geschrieben, geordnet und aufgestellt, und die alten drei-
nnd vierseitigen Holzpfeiler Solons wurden fortan nur noch als eine
Reliquie des Alterthums aufl)ewahrt.
Es giebt eine Reihe anderer Einrichtungen, von denen nicht
bezeugt ist, dass sie gerade dem Jahre des Eukleides angehören,
die aber von dieser Zeit an in den ölTentlichen Urkunden nach-
weisbar sind. So erkennt man die nacheukleidischen Volksbeschlüsse
daran, dass in ihnen die Schreiber nicht mehr mit den Prytanien
des Raths wechseln; sie wurden also jetzt für das ganze Jahr be-
stellt, eine Neuerung, welche auch wohl dahin zielte, eine zuver-
lässigere Con trolle der öffentlichen Urkunden herbeizuführen. Zu
den kleinen Neuerungen dieser Zeit gehört unter Anderem auch
die Einführung des Namens der Göttin Athena statt der alteren
Form Athenaia^^).
In echt attischem Sinne wurde auch darauf Redacht genommen
den Ruhm der Stadt als einer Pflegerin der Künste und Wissen-
schaften zu wahren und im Gegensätze zu den drückenden Ver-
ordnungen der Tyrannen (S. 27) die Volksbildung zu heben. Noch
unter Eukleides wurde eine Sammlung von Schriftwerken angelegt;
vielleicht war, was früher in der Art vorhanden war, durch Schuld
der Tyrannen untergegangen. Auch den Wetteifer der Rürger für
die stadtischen Feste suchte man zu beleben, indem von den ein-
zelnen Rürgerstammen beschlossen wurde, dass denen, welche sich
durch Geldopfer und persönliche Leistungen um die Feste der Staats-
götter verdient gemacht hätten, vom Jahre des Eukleides an ehrende
Inschriften gesetzt werden sollten.
Endlich vergafs man auch nicht die Pflicht des Danks gegen
die Götter und die auswärtigen Freunde. Von Theben waren die
Befreier Athens ausgegangen, und Thrasybulos, welcher dem Grund-
sätze huldigte, dass die beiden Nachbarstädte fortan fest zusammen-
halten müssten, weihte mit seinen Gelahrten als Zeichen des Danks
und Synd)ol der Verbindung ein Bildwerk nach Theben, welches
4*
52 WEIHGCSCHENKE DRB BEFREIER.
die beiderseitigen Scinilzgottheiten , Atheiia und Herakles, darstellte
und im Herakleion zu Theben aufgestellt wurde. Im Ganzen al)er
waren auf Archinos* Antrag tausend Drachmen bewilligt, um unter
die Befreier der Stadt verlheilt zu werden, damit sie davon Opfer
und Weihgeschenke darbringen könnten. Antheil daran hatten
aber nur die Hundert, welche in Phyle von den Tyrannen lielagert
worden waren. Sie wurden durch diese Gabe und den Oelkranz
als die Retter der Stadt anerkannt^*).
ATHEN NACH SEINER WIEDERHERSTELLUNG.
So suchte man, nachdem die verfassungsmäfsigen Zustande
Athens durch eine Regierung unterbrochen worden, welche in wenig
Monaten alle Stadien einer gewissenlosen Schreckensherrschaft durch-
laufen hatte (daher schon in alter Zeit die Herrschaft der 'dreifsig
Tyrannen' genannt), den attischen Staat wieder ehizurichten. Die
Versöhnung der Gemüther wurde dadurch erleichtert, dass von den
drei Parteien sich die eine während ihres Siegs völlig vernichtet
hatte. Sie hatte sich selbst gerichtet, indem hinter dem Scheine
allsonderlicher Staatstheorien der gemeinste Eigennutz in nackter
Form hervorgetreten und die sittliche Schlechtigkeit der Partei-
führer durch nichts aufgewogen oder gut gemacht war. Denn bei
der ruchlosesten Willkür im Ipnern hatten sie dem Staate auch in
seinen auswärtigen Beziehungen nichts als Schande bereitet und
hatten sich aufserdem in den entscheidenden Zeitpunkten schwach
unbesonnen und kurzsichtig gezeigt. Indem der gemeinsame Hass
gegen die Oligarchen die anderen Parteien geemigt hatte, waren die
löblichen Einrichtungen des Befreiungsjahrs glückUch zu Stande ge-
kommen und das Jalu* des Eukleides zu einem Epochenjahre der
attischen Geschichte geworden. Wir müssen den tüchtigen Sinn
der leitenden Männer, den Geist der Mäfsigung und Besonnenlieit,
sowie den ernsten Eifer für das Gute, welcher in der Gemeinde
herrschte, anerkennen und bewundern. Denn gewiss zeigten die
Athener darin ihre edle Natur, dass sie nicht blofs über argüstige
Feinde triumphiren, sondern zugleich sich selbst bessern und zü-
geln wollten, dass sie mit weiser Umsicht die gemachten Erfahrungen
benutzten und theils das Veraltete beseitigten, theils wieder auf
ältere Einrichtungen ihres Gemeindelel}ens zurückgingen, und ein
54 ZUSTÄNDE ATHENS
wahrhaft hoher Sinn gehorte dazu, dass man jetzt, nachdem man
sicli kaum gerettet sah, nicht hlofs an die Herstellung des Friedens
und Wohlstandes dachte, sondern auch an wissenschaftliche Anstal-
ten und an Pflege der Kunst ^^).
Diu'ch äufserliche Einrichtungen konnte aber die gewünschte
Erneuerung des Staats nicht zu Stande kommen; ilu* Erfolg musste
von der inneren Beschafl*enheit der bürgerhchen Gesellschaft ab-
hängig sem, welche durch einzelne Gesetze und Verfassungsbestim-
mungen nicht verandert werden konnte.
Die Gesundheit des hellenischen Burgerthums beruhte vor
Allem auf der Treue, mit welcher das lebende Geschlecht an der
Ueberlieferung der Vorzeit festhielt, auf dem Glauben au die väter-
lichen Götter, auf der Anhänglichkeit an das Gemeinwesen und der
Heilighaltung dessen, was als Norm des geselligen Lebens durch
Sitte und Gesetzgebung festgestellt war. Diese Grundlage des ge-
meinsamen Wohls war al>er schon lange und namentlich durch die
letzten Ereignisse schwer erschüttert worden. Binnen kurzer Zeil
waren nicht weniger als vier vollständige Verfassungsänderungen ein-
getreten, und nach den gewaltsamen Unterbrechungen des öflent-
lichen Rechtszustandes kehrle man nicht etwa um so entschlossener
zu den urspröngUchen Ordnungen zunick, sondern es blieb ein
Schwanken und eine Unsicherheit zurück, wie der Antrag des Phor-
misios bezeugt (S. 41).
Aufserdem hatte die herrschende Zeitbildung immer darauf hin-
gearbeitet, die Macht der Ueberlieferung zu schwächen, den Zu-
sammenhang der Gemeinde zu lockern und den Einzelnen in allen
entscheidenden Fragen auf sein persönliches Urteil hinzuweisen.
Auch die äufsere Gesundheit des Lebens war erschüttert. Land
und Volk litten an den Folgen des langen Kriegs, der den öflent-
lichen Wohlstand vernichtet und das Vertrauen zerstört hatte, wel-
ches schwerer zu ersetzen war als jeder haare Verlust. Handel und
Verkehr stockte. Der Ackerboden war vernachlässigt und entwer-
thet; nur mit grofsen Opfern und Anstrengungen konnte die Land-
wirthschait wieder hergestellt werden. Man hatte keine dringendere
Aufgabe als diese; al>er es fehlte an Geld, denn bei der grofsen
Unsicherheit hatteu Viele der reicheren Bürger ihr Geld im Aus-
lande angelegt, und von den Scimtzbürgem , welche vorzugsweise
den Geldverkehr besorgten, war eine grofse Zahl ausgewandert und
die anderen zu Grunde gerichtet oder getödtet. Vor Allem aber felilte
.NACH DER RESTAURATION. 55
es an Liebe zum Landbau, welche allein im Stande gewesen wäre,
die obwaltenden Schwierigkeiten zu überwinden; man war dmch
die wohlfeile und reichliche Seezufuhr verwöhnt und wollte den täg-
lichen Unterhalt Ueber auf dem Harkte kaufen, als auf eigenem Felde
bauen. Durch Kiieg und Revolution waren die kleinen Grund-
besitzer aus ihren Lebensgewolmheiten aufgestört; sie waren ihrem
Berufe entfremdet, an Herumtreiiien gewöhnt, zu stetiger Ai'beit
unlustig.
Dadurch wurde eine gründliche Besserung der volkswirthschaft-
Hcheu Zustände unmöglich und es fehlte die wohlthätige Beruhigung,
welche durch Rückkehr zu den ländhchen Geschäften und den soli-
den Grundlagen des früheren Wohlstandes erreicht worden wäre;
und doch bedurfte zu keiner Zeit das Volk dringender einer solchen
Beruliigung. Denn die bis zuletzt immer mehr gesteigerte Span-
nung der Parteien, in denen nicht nur die verschiedenen Stände,
sondern auch die MitgUeder derselben Familie einander feindseUg
gegenüber traten, der rasche Wechsel von Sieg und Niederlage, von
Uebermuth und Hoffnungslosigkeit, der grofse Verlust an Bürgern
in Folge des blutigen Kriegs, das Erlöschen der alten Häuser, das
Zuströmen neuer Menschen, die von Gebmt und Erziehung keine
Athener waren, endüch die ganze Reihe aufserordentlicher Schick-
sale, welche sich in das Ende des Ki'iegs zusammendrängten, dies
Alles hatte dazu beigetragen, die feste Haltung der Bürgerschaft
aufs Tiefste zu erschüttern. Das Leben war immer unhehuUcher
und ruheloser geworden; die angeborene Regsamkeit des attischen
Volks war in eine unstäte Flast und LeidenschaftUchkeit ausgeartet,
welche nur in Folge von Erschöpfung vombergehend gedämpft war.
Rasch wechselnde Tagesstimmungen beherrschten die Stadt, und
wer drei Monate, sagt der Komödiendichter Piaton, von ihr entfernt
gewesen wai\ kannte sie nicht wieder^*).
Wie sollte bei dieser ruhelosen Bewegung ehi fester Grund
gefunden werden, auf welchem sich das Volk zu einem neuen Aus-
baue des Staats einigte? Das ki'äftigste aller Verbindungsmittel, die
Religion, hatte seine Wirkung verloren; denn diese beruhte auf
einer treuherzigen Hingabe an die Ueberlieferung der Väter. Statt
dessen war Widerspruch gegen das Ueberlieferte, kecke Erhebung
ül)er die Einfalt der Vorfahren, Zweifel und Spottlust die Richtung
des Zeitgeistes, der in der Sophistik seinen Ausdruck fand. Aufser-
dem waren während der Kriegsjahre die Gemüther verwildert und
56 FREMDER ABERGLAUBEN ANSTATT
die vaterlichen Satzungen hatten ihre Macht verloren. Es war s^chon
eine Seltenlieit, wenn noch ein Asyl geachtet und ein Feind ge-
scliont wurde, der sich hi einen Tempel gefluchtet hatte'*).
Auch das Unglück des Staats trug zur Erschutt<;rung des reli-
giösen Bewusstseins hei. Denn die hellenische Religion war ja
keine ühersinnliche, fiher Raum und Zeit hinausreichende, sondern
sie war mit den gegehenen Zustanden auf das Engste verflochten.
Die Gotter waien mit den Staaten, in denen sie ihren öflentlichen
Dienst hatten, so verwachsen, dass man sie für das Gemeinwesen
verantwortlich machte und also das Vertrauen zu ihnen verlor, wenn
man das unter ihren Schutz gestellte Gemeinwesen verfallen sah.
So trat nach dem sicilischen Feldzuge eine Verachtung der Weis-
sagung ein, weil man sich durch die Stimmen und Zeichen der
Götter getäuscht glaubte und in der strenggläubigen Götterfurchl
des Nikias nicht mit Unrecht eine Ursache des gänzlichen Unter-
gangs von Heer und Flotte erkannte.
Dazu kam nun die allgemeine Richtung des demokratischen
Volks, welche darauf ausging, sich jeder Autorität zu entziehen;
so lehnte man sich auch gegen die Götter auf und sagte sich von
ihnen los, nachdem sie den Staat hatten fallen lassen. Da nun aber
die Menschen doch nicht ohne Religion auskommen konnten, so trat
mit dem Abfalle vom väterlichen Glauben eine Neigung zu fremd-
ländischen Gottesdiensten ein und neben dem Unglauben schoss
eine wilde Saat abergläubischer Vorstellungen und Gebräuche auf.
Die Gelegenheit dazu war durch den Seeverkehr der Stadt und die
Menge fremder Ansiedler geboten. Wie die Umgangssprache der
Athener schon gegen Ende des Kriegs mit vielerlei ungriechischen
Wörtern versetzt war, so gewannen auch fremde Gottheiten, der
phr^'gische Sabazios, die thrakische Kotytto, der syrische Adonis
immer mehr Eingang; anstatt einer gesunden Gottesfurcht, welche
in treuhei'ziger Theilnahme an den offen tlicheu Gottesdiensten sich
bethätigte, l)emächtigte sich der Gemüther eine krankhafte Angst
vor den unsichtbaren Gewalten (Deisidämonie), welche in Geheim-
diensten aller Art Beruhigung suchte; dadurch wurde die Verwir-
rung der Gemüther und die Entfremdung der Bürger von alter
Zucht und Ordnung immer giöfser. Schmutzige Bettelpriester zo-
gen von Haus zu Haus, um für die 'grofse Mutter' zu sammeln,
und versprachen dafür Sühnung von Sünde und Schuld. Eine
Menge von Sprüchen und Schriften, welche man auf Orpheus
EIISHEIMISCHER RELIGIOSITÄT. 57
ziinickffihrte, wurden von Abenteurern, den sogenannten Orplieo-
telesten, unilierge tragen und darnach geheime Genossenschaften ge-
stiftet, welche an Stelle der vom Staate anerkannten Mysterien die
geangstete Menschenseele reinigen sollten. Bauchredner sammelten
das gaffende Volk um sich, indem sie vorg-ahen, dass ein Dämon
in ihnen wohne und aus ihnen weissage. Ein solcher Mann,
Namens Eurykles, war schon in der ersten Hälfte des peloponne-
sischen Kriegs eine Fwrfihmte Persönlichkeit zu Athen, und seine
geschmacklose Gaukelei hatte daselhst einen so grofsen Erfolg, dass
eine ganze Schule hauchredender Wahrsager sich nach ihm be-
nannte^*).
Man sieht, welche Halt- und Zuchtlosigkeit die Folge des um
sich greifenden Unglaubens war, und mit diesen traurigen Yerirrungen
des religiösen Bewusstseins hing denn auch die Abstumpfung des
sittlichen Urtheils unmittelbar zusammen. Die Tugenden des Men-
schen und Bürgers, welche die hellenischen Gottheiten verlangten,
kamen mit ihnen in Missachtung. Indem man durch äufserUche
Gebräuche und Zaubermitlei das Gewissen zu beruhigen suchte,
legte man auf innere Reinigung keinen Werth, folgte ohne Scheu
den Eingebungen des Eigennutzes und verlor allmählich auch das
Gefühl dafür, dass ein Staat nur durch die Gerechtigkeit seiner
Bürger bestehen könne. In der Stille des Hauses hingen wohl
noch manche Bürger dem alten Glauben an, aber gerade die Ton-
Angebenden unter ihnen hatten mit der Bildung der Zeit auch das
Gift derselben in sich aufgenommen.
Die Religion selbst war der feindlichen Zeitstimmung gegen-
über wehrlos und vermochte sich der Alles in Frage stellenden
Verstandesrichtung aus eigener Kraft nicht zu erwehren. Dazu
fehlte ihr der Gehalt einer objectiven Wahrheit, welche Achtung
gebietend und Ueberzeugung erweckend den Menschen gegenüber
trat. War doch schon in den bomerischen Gedichten , welche als
die Quellen und Urkunden des Volksglauliens angesehen wurden,
eine freie Behandlung desselben nach poetischer Eingebung unver-
kennbar, und seit der forschende Gedanke in der Philosophie seinen
Ausdruck gefunden hatte, begegneten sich alle Richtungen derselben
so weit sie sonst auseinander gingen, doch in dem Punkte, dass
sie die volksthümlichen Ansichten vom Wesen der Götter versjmtteten
oder liekämpften. Freilich war diese Polemik eine sehr verschieden-
artige. Die Einen suchten, wie Anaxagoras, mit wahrhaft philoso-
58 MATERIALISMUS U.ND ATHEISMUS.
phischem Sinne sich aus der Volksreligion zu einem erhabeneren
und lautereren Gotteshegriffe zu erheben. Die Anderen wollten über-
haupt keine Abhängigkeit des Menschen von gottlichen Gewalten an-
erkennen. Daneben tauchten neue Richtungen der Philosophie
und damit neue Gegensätze gegen die Religion auf. So entwickelte
sich im Anschlüsse an die Naturphilosophie die Lehre des Demo-
kritos, der ein Menschenalter junger als Anaxagoras war und wäh-
rend der ersten Hälfte des peloponnesischen Krieges grofsen Einfluss
erlangte. Er zog aus den früheren Forschungen das Ergebnis»,
dass es kehi anderes Sein als ein köq)erliches und keine bewegende
Kraft als die Schwerkraft gebe. In seiner mechanischen Welt war
für den Gott des Anaxagoras, für eine nach Zwecken handelnde
InteUigenz kein Raum; er gestattete den Göttern des Volks nur als
Dämonen ein wenig ehrenvolles Dasein und erklärte die hergebrachten
Religionsideen als hervorgegangen aus den Eindrücken ei*schrecken-
der Naturereignisse.
Auch diese Lehre fand in Athen Eingang und erschütterte mit
der Sophistik vereinigt manches sonst gläubige Gemüth. Das be-
kannteste Beispiel war Diagoras aus Melos, ein lyrischer Dichter
und ernst gesinnter Mann, der Vertraute des Gesetzgebers Nikodoros
aus Mantineia in jener Zeit, als die arkadische Stadt sich der Ab-
hängigkeit von Sparta entzog und ein selbständiges Gemeinwesen
herstellte. Diagoras kam dann nach Athen und obwohl er früher
ein frommer Sänger gewesen war, ergriff ihn nun die Macht des
Zweifels; er wurde, wie es heilst, unter persönlichem Einflüsse
Demokrits ein kecker Freigeist, verhöhnte die Götter, die er zuvor ge-
priesen hatte, und schleuderte den hölzernen Herakles in das Feuer,
damit er seine dreizehnte Kraftprobe bestehe. Am meisten aber
verletzte er das Gefühl der Athener durch die Missachtung ihrer
Mysterien, deren Lehren er der Oeft'entüchkeit und dem Spotte
preisgab*').
So steigerten und vervielfältigten sich die Angriffe auf die
Religion; die grofse Menge vermochte den Unterschied zwischen
Philosophie und Sophistik nicht zu erkennen ; für sie wai' die völlige
Unsicherheit das Endergebniss jener geistigen Bewegungen, und
mit Ausnahme derer, welche durch den Zug innerer Frömmigkeit
geleitet am Alten festhielten und sicli aus der väterlichen Ueber-
lieferung den edlen Gehalt religiöser und sittlicher Wahrheit anzu-
eignen wussten, verwarfen die Meisten Alles und schwammen halt-
PRIRSTERLICHB REACTION. 59
los im Strome der Zeitrichtimg fort, ohne für das Verlorene einen
Ersatz zu fmden.
An den Priestern fand die Religion keinen Schutz. Freilich
ermannten sie sich zuweilen in zornigem Eifer für ihre Götter und
wollten nicht zugeben, dass die lebendigen Wirkungen persönlicher
Wesen durch das Walten blinder Naturgesetze verdrängt würden.
In der Person des Diopeithes hatte sich unter kluger Benutzung
der damaligen Parteikämpfe die priesterliche Autorität wieder zu
einer Macht im Staate erhoben. Anaxagoras wurde ihr Opfer, und
wer nur mit ihm in irgend einer Bei-ührung gestanden hatte, wurde,
wie Thukydides der Geschichtsschreiber, der Freigeisterei verdächtigt.
Auch Diagoras wurde geächtet (91, 2; 411); es wurde ein Preis
auf seinen Kopf gesetzt und man versuchte sogar, seuie Verfolgung
zu einer gemeinsam hellenischen Angelegenheit zu machen. Prota-
goras u. A. wurden als Gottesläiigner verfolgt. Aber was half ein
Fanatismus, der bei einzehien Gelegenheiten aufloderte und einzelne
Strafgerichte gegen die Ketzer erzielte? Es war kein priesterlicher
Stand vorhanden, welcher das sittliche Bewusstsein zu leiten, den
Volksglauben zu vertreten und den in ihm enthaltenen Schatz von
Gotteserkenntniss zu pflegen wusste. Delphi war machtlos und
seine Weisheit abgelebt. Nirgends war eine Autorität in geistigen
Dingen vorhanden; es gab keine Norm und Regel, keine feste
Grundlage des nationalen Glaubens; es war also auch kein Unter-
richt mögüch, welcher die Grundzüge desselben der Jugend ein-
prägte; die altväterliche Weisheit, welche sie aus den Sprüchen
Hesiods lernte, konnte den Anfechtungen der Gegenwart nicht Stand
halten; und es drohte mit dem Verfalle von ReHgion und Sitte auch
dem Staate trotz seiner jüngsten Erhebung ein unvermeidlicher
VerfaU^«).
Sollte hier geholfen werden, so musste es von anderer Seite
geschehen und zwar von Seiten der Philosophie und der Kunst. Die
erslere musste das gut machen, was die Sophistik geschadet hatte,
sie musste durch tieferes Nachdenken die in Missachtung gekom-
menen Sittengesetze wieder zu Ansehn bringen und die das Ge-
meindeleben erhaltenden Kräfte der bürgerlichen Gesellschaft stärken.
Die Kunst, und namentHch die Dichtkunst, nuisste sich als Lehrerin
und Leiterin des Volkes bewähren; sie musste in dem selbstsüch-
tigen Treiben des Alltagslebens die idealen Richtungen vertreten,
die nationalen Ueberlieferungen in Ehren erhalten und gegen die
60 DIE TRAGISCHE BÜU.NE.
auflösende Richtung des Zeitgeistes ein heilsames Gegengewicht
ausüben. Die Kunst der Alten war ja kein äufserer Schmuck des
Lebens, den man nach Umständen anlegen und ablegen konnte;
sie war nicht ein Luxus, dessen man sich in guten Tagen erfreute,
während er in schlimmen Zeiten von selbst wegfiel. Sie war viel-
mehr eine unentbehrliche Seite des öffentlichen Lebens, namentlich
in Atiien; sie war eine Macht im Staate; sie ersetzte, was die
Religion vermissen liefs, sie war der Ausdruck des Gemeindegefuhls
und da Athen der öffentlichen Aufführungen nicht entbehren konnte,
so kam sehr viel darauf an, wie die Dichter beschaffen waren, welche
die Stücke Ueferten. Gute Dichter waren ein wesentliches Staats-
bedürfniss und darum kam auch die Komödie, so weit sie einen
ernsten uml patriotischen Charakter hatte, in diesen Zeiten wieder-
holt auf dies Bedürfniss zurück und sprach es als tiefbegrundetes
Verlangen der Gemeinde aus, Tragödiendichter von edler Kunst und
treuer Gesinnung zu besitzen.
Denn vor allen anderen Gattungen der Kunst war ja das ernste
Drama zu einer bedeutenden Wirkung berufen. Es war die an
Mitteln reichste, die öffentlichste, die am meisten an die ganze
Bürgerschaft gerichtete Kunstart; sie war auch am meisten eine
echt attische, welche besonders dazu beitrug, Athen als die geistige
Hauptstadt von Griechenland zu kennzeichnen. Das attische Theater
war zugleich das Thealer von Hellas und wer immer Verlangen
trug, die Kunstleistungen kennen zu lernen, von denen keine Be-
schreibung einen Begriff machen konnte, oder wer sich selbst ein
Talent zutraute, das er ausbilden oder bewaliren wollte, der wan-
derte nacli Athen, wo man einer freien Cpncurrenz keinerlei Hinder-
nisse in den Weg legte.
So kennen wir schon jenen Ion von Chios, welcher, mit der
ganzen Vielseitigkeit eines echten loniers ausgestattet, als Dichter
und Prosaiker, in der Elegie und im Drama unter den Athenern
glänzte. Aus Eretria stammte Achaios, des Sophokles jüngerer
Zeitgenosse, der in Athen einen dramatischen Sieg errang und
namentlich dem Satyrspiele durch geistreiche Erfindungskraft neuen
Reiz zu verleihen wusste; aus dem arkadischen Tegea Aristarchos,
welcher sich so in Athen einbürgerte, dass er auf den Brauch der
attischen Bühne, was den Umfang der einzelnen Dramen betrifft,
einen liestimmenden Einfluss gewonnen haben soll; endüch Neophron
aus Sikyon, ein ungemein fruchtbarer Dramatiker, welcher mit glück-
DIE TRAGISCHE BÜHNE. 61
lichem Takte neue Stoffe in den Kreis der Bülmendiclitiing herein-
zog, so z. B. die Sage der Medea. Dieser leliendige geistige Ver-
kehr mit dem Auslande wurde natürlich durch den Krieg erschwert
und gehemmt: namentlich im letzten Abschnitte desselben konnte
Athen nicht mehr wie sonst ein Sammelplatz der wetteifernden
Talente Griechenlands sein und das Unglück, welches am Ende
desselben die politische Macht Athens zerstörte, wurde auch für
die Bühne der Stadt eine verhängnissvolle Epoche, indem ein Jahr
vor der Belagerung und Uebergabe Sophokles starb (93, 3; 405).
Mit Becht pries ihn Phrynichos in seinen *Mu8en\ welche gleich-
zeitig mit den 'Fröschen' des Aristophanes aufgeführt wurden, als
einen hochbegnadigten Mann, weil er nach einem langen Leben
und reich gesegneten Wirken geschieden sei ohne vom Missge-
schicke getroffen zu sein. Wie seine Dichtung der Spiegel ist, in
welchem uns die Herrlichkeit Athens am vollsten entgegenstrahlt,
so ist sein I^ben der anschaulichste Mafsstab ihrer kurzen Dauer.
Er sang den Päan des Siegs, als die Sonne des Glücks aufstieg,
und er starb ehe sie völlig erlosch. Auch seiner Grabesehre sollte
durch den Krieg nichts genommen werden; ungestört von den
feindlichen Streifschaaren ging die Todtenfeier auf Kolonos von
Statten, und die Sage dichtete anmuthig hinzu, dass Dionysos selbst,
der Gott der attischen Bühne, für seinen Liebling gesorgt habe,
indem er im Traume die Weisung gegeben, den grofsen Dichter
zu ehren**).
Auch nach seinem Tode lebte seine Dichtung fort. Denn sein
letztes Werk, der Oedipus auf Kolonos, welcher das Ende des
Königs in einer besonders erhal)enen Dichtung als den versöhnen-
den Abschluss eines mit Noth und Schuld beladenen Menschen-
lebens darstellt, wurde von dem jüngeren Sophokles, seinem Enkel,
94, 3 (401 März) auf die Bühne gebracht. Auch Aeschylos lebte
nicht nur wie ein Heros im Andenken der Athener fort, sondern
auch seine Kunst vererbte sich bis in das vierte Geschlecht. Sein
Sohn Euphorion, sein Neffe Philokles, so wie der Sohn dessell)en,
Morsimos, und der Enkel, Namens Astydamas, waren dramatische
Dichter, und es ist in der That ein merkwürdiges Zeugniss für den
festen und stütigen Familienzusammenhang, welcher der neuerungs-
süchtigen und ruhelosen Zeit ungeachtet noch immer in Athen zu
ffnden war, dass der W^ettkampf zwischen den beiden Meistern in
verschiedenen Generationen ihrer Nachkommen fortgesetzt wurde,
62 DIE NACHZÜGLER
Philokles rang noch mit Sopliokles seihst um den Pixels und ver-
mochte üher den 'König Oedipus' zu siegen; Astydamas aber und
der jüngere Sophokles standen in der Zeit nach dem Kriege als
die fruchtharsten Bühnendicliter Athens einander gegenüber. Die
Künstlerfamihen wurden Kunstschulen, in denen der Stil der Meister
mit Pietät festgehalten und gepflegt wurde. Audi die alten Stücke
wurden wieder aufgeführt; für Aeschylos war es durch besonderen
Volksbesclüuss festgestellt worden, dass keinem Dichter der Chor
versagt werden sollte, welcher von seinen Stucken eines auf die
Bühne bringen wollte, und es wäre ohne Zweifel ein Gewinn für
Athen gewesen, wenn man häuiiger zu den klassischen Werken
zurückgekehrt wäre und an ihnen sich erhaut hätte. Aber das
Puhlikum wollte Ahwechsclung, die hohen Jahresfeste des Dionysos
verlangten neue Stücke und so geschah es, dass }>ei der zunehmen-
den Gewandtheit in Behandlung von Sprache und Vers immer mehr
Leute aus allen Ki'eisen sich herandrängten und die Zahl derer
immer gröfser wurde, welche ohne gelK)rene Dichter zu sein sich
im Drama vei^suchten und mit melur oder weniger Glück den Alt-
meisteni nachdichteten ^***).
So fand sich eine grofse Anzahl von Poeten zweiten Ranges
in Athen beisammen und wusste sich eine gewisse Anerkennung
zu verschaflen, ohwolü sie nur durch äufsere Kunstmittel und einen
gewissen Grad allgemeiner Bildung (he Kraft des Genius ersetzten.
Was ihnen fehlte, verschwieg die Komödie nicht, welche mit wach-
samem Auge dem Gange der tragischen Kunst folgte, und manche
jener dilettantischen Nachzügler wurden mit bitterm S|)Otte von ilir
gegeifselt. So Theognis, ein Mitghed des Kollegiums der Dreifsig,
den der atlische Witz den Schneemann nannte, weil seine Poesie
eine gemachte und frostige war. *Ganz Thrakien', meldet ein Ge-
sandter in Aristophanes *Acharnern', 'war eingeschneit und alle
'Flüsse starrten von Eis; es war um diesell)e Zeit als Theognis in
'Athen um den Bühnenpreis warb', als wenn die Beschaflenheit seiner
Stücke mit der absonderlichen Winterkälte jenes Jahres hi Zusammen-
hang stände. So preist Aristophanes die Heize des Frühüngs unter
der Bedingung, dass Morsimos, des Philokles Sohn, während des-
selben kein Stück zur Aufführung bringe. An Sthenelos wird ge-
rügt, dass er sich mit fremden Federn schmücke; Karkinos wird
mit seiner ganzen poetischen Sippschaft wegen seiner llhythmen
verhöhnt, deren gesuchte Zierlichkeit den Spott herausforderte und
DER GR08SBN MBIfiTER. 63
nicht besser erging es (lern Meletos, einem Manne, der schon seit
88, 4 (425) in Athen viel von sich sprechen machte. Er war ein
unruhiger Kopf, lebliaften Geistes und talentvoll, aber charakterlos
und von ungeordnetem Lebenswandel; als Dichter suchte er sich
erst durch lyrische Versuche, dann auf der Bühne Geltung zu ver-
schaffen, indem er dem Aeschylos nacheiferte und eine Oedipodie zu
dichten wagte. Alier auch seine Stücke entbehrten der inneren
Wärme, die nur der Genius zu verleihen vermag, und darum lässt
Aristophanes ihn in seinem 'Gei7tades' (noch Ol. 96) zum Hades
hinabsteigen, um bei seiner eigenen Armsehgkeit von den verstor-
benen Meistern Hülfe zu erbitten, d. h. die wahre Poesie ist mit
Aeschylos und Sophokles untergegangen und die noch lebenden Poeten
fristen ihr Dasein nur von den Brosamen, welche sie an dem reichen
Tische der alten Meister auflesen. AelmUch sagt Aristophanes von
einem der jüngeren Dichter, er lecke an den Lippen des Sophokles,
'wie an einem Fasschen, das von Honig ül)erfliefst' *°).
Ein Dichter von ungleich bedeutenderer Eigenthümlichkeit war
Agathon, des Tisamenos Sohn, das Musterbild eines feinen geist-
reichen Atheners. Schön von Gestalt, reich, freigebig, liebenswür-
dig, war er ein Mittelpunkt der höheren Gesellschaft, welche sich
gerne an seinem gastlichen Tisch versammelte und mit einer nicht
ganz uneigennützigen Freundschaft an seinen Triumphen Antheil
nahm. Er hatte schon vor der sicilischen Unternehmung seine
ersten Dichtersiege gewonnen, und so weit eine ausgesuchte Bil-
dung, ein lebhafter Geist, und der volle Besitz aller Kunstmittel zu
solchen Erfolgen berechtigte, hatte er ehien gegründeten Anspruch
darauf. Mit grofsem Geschicke wusste er die sophistische Bildung
füi' die Bühne zu verwerthen und in einer dem Geschmacke der
Zeit sehr angemessenen Weise die rhetorische Kunst, worin er des
Gorgias Schüler war, mit der Poesie zu verbinden. Hier also war
ein Versuch zur Fortbildung des Dramas. Ei* wollte nicht blofs
nachdichten; er fühlte, dass die dramatische Kunst nicht in stereo-
typen Formen verharren dürfe, wenn sie eine Wirksamkeit in der
Gegenwart haben solle. Wie selbständig er in der Wahl seiner
Stoffe war, zeigen schon die Namen seiner Stücke, denn während
die herkömmlichen Tragödien titel den Inhalt in der Regel leicht
errathen lassen, so ist der Name 'Anthos', die Blume, wie ein Stück
von Agathon hiefs, durchaus räthselhaft und giebt zu erkennen, wie
sehr er sich von der Ueberlieferung der attischen Bühne entfernte,
64 DER DICHTER AGATHON.
Er war gcschickl im Plane, neu in seinen Gedanken, aber freilicfa
war in seinen Slncken mehr Glanz als Warme, mehr Witz als Tiefe
des Denkens und Fühlen», und man merkle, dass die Rhetorik aus-
heilen musste, wo ein Mangel an schöpferischer Kraft sich iulilbar
machte. Agathon war kein männlicher Charakter; er war weich-
hell, verwöhnt, eitel; er stand nicht wie der wahre Dichter in der
Macht höherer Gewalten, so dass er sich in seinen W'crken Tergab,
sondern er spiegelte sich in ihnen und diese Selbstgefälligkeit blickte
überall durch. Aristophanes schildert ihn, wie sein Diener ein
Myrrhenopfer darbringt und das Haus durchräuchert, wenn der
Herr sich zum Dichten anschickt. In pomphaften Eingängen vnxi
der ganze Musenchor herbeigerufen und mit diesem Schwulste steht
dann die Leerheit und Nüchternheit des Werks in um so gröfserem
Contraste. Denn seine Starke bestand in einer künstlichen Tech-
nik, welche das Gemüth nicht erwärmen konnte; das Jagen nach
kleinen Elfecten, welche namentlich durch überraschende Redefiguren
und Wortspiele erreicht werden sollten, ermüdete; die Gesamtwir-
kung fehlte, welche in dem inneren Zusammenhange eines tief durch-
dachten Dramas ruht, uiul der Dichter erkannte selbst seine drama-
tische Schwäche an, indem er seine Stücke mit eingelegten Gesängen,
den sogenannten EmboUma, welche mit der Handlung des Stücks
in keinem Zusammenhange standen, aufzuputzen suchte ^^).
So stand es mit der dramatischen Kunst in Athen. Entweder
eine volle Abhängigkeit von den classischen Mustern, wie sie sich
namentlich in den Familienschiüen der beiden Meister erhielt, oder
es wurden Neuerungen versucht, in denen dem Geschmacke der
Zeit gehuldigt wurde. W'as in beiden Richtungen geleistet wurde,
lässt sich im Einzelnen nicht beurteilen, da die aus ihnen hervor-
gegangenen Werke verloren sind und ihr Andenken fast spurlos
verklungen ist. Dies kommt aber daher, dass in der Zeit, in welcher
äl>er die dramatische Literatur von Athen ein kritisches Urteil sich
feststellte, jene Neuerungen nur als Verfall der echten Kunst ange-
sehen und Agathons Werke deshalb el)en so wohl wie die hlofsen
Nachahmer des Aeschylos und Sophokles der Vergessenheit anheim
gege})en wurden.
Nur ein Dichter hat sich Bahn gebrochen. Mit fruchtbarer
Geisteskrad hat er sich aus der Menge mittelmäfsiger Kunstgenossen
erhol>en und einen solchen Ruhm gewonnen, dass er von seinen
grofsen Vorgängern nicht verdunkelt wurde, sondern als Dritter
DER DRITTE TRAGIKER. 65
neben ihnen einen Platz gewann. Wohl vertritt ein Jeder der drei
eine Epoche in der attischen Geschichte; aber Aeschylos, der Ma-
rathon kämpfer, und Sophokles, der Zeuge der perikleischen Zeit,
süinden auf einem Boden zusammen; es war eine ältere und eine
jüngere Zeit, ein machtiger Fortschritt von einer zur anderen, aber
kein Bruch. Wie Kimou und Perikles sich mit einander verstan-
digen konnten, so konnten sich auch die poetischen Vertreter ihrer
Zeit in geistiger Gemeinschaft fühlen. Sophokles erlebte die ganze
Umwälzung, welche der Krieg herl>eiführte, er lebte in dersell)en
Atmosphäre wie Agathon und Euripides und unter denselben Ein-
flüssen, aber er ragte in seiner Dichtergröfse aus dem niederen
Dunstkreise liervor und liefs sich durch die gährende Bewegung
einer in sich zerfallenden W^elt die Harmonie seines Geistes nicht
stören. Euripides aber stand mitten in der Bewegung der Gegen-
wart, war vöUig von ihr ergriffen und seine Bedeutung liegt darin,
dass er Kraft und Muth genug besafs, in dieser Zeit und für die-
selbe die dramatische Kunst weiter zu bilden. Wie gewaltig aber
die Veränderung gewesen ist, welche Athen in den Kriegsjahren
erlebt, leuchtet aus der Vergleichung der beiden Dichter am deut-
lichsten hervor. Man sollte glauben, dass ein langes Menschenalter
zwischen ihnen läge, und doch ist Euripides nur sechzehn Jahre
jünger als Sophokles und noch vor diesem gestorben.
Euripides, der Sohn des Mnesarchos, war einem edlen Hause
entsprossen. Er wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf und
hatte reichliche Gelegenheit alle Bildungsmittel zu benutzen, welche
seine Vaterstadt der Jugend anbot. Er war ein eifriger Schüler
des Anaxagoras, des gewaltigen Denkers, welcher auf die verschie-
densten Geister so mächtig eingewirkt hat, und seine herrliche
Schilderung des wahren Weltweisen, in dessen Bilde die Zeitgenossen
den Anaxagoras erkannten, bezeugt, wie tief er die Aufgabe der
Philosoplue erfasste. Er verkehrte mit Sokrates, er nahm an den
vielseitigen Bestrebungen der Sophisten eifrigen Antheil; in seinem
Hause las Protagoras die Schriften vor, um deren willen er als
Gottesläugner verfolgt wurde. Aufserdem sammelte Euripides die
Schriften der alten Philosophen, von denen Herakleitos besonders
einen tiefen Eindruck auf ihn machte. Diese Studien waren ihm
die wichtigste Angelegenheit, und wenn er nicht den Streitreden
der Sophisten zuhürte, so war er am liebsten bei seinen Bücher-
rollen, indem er forschend und grübelnd den Wegen nachging,
CurtiuB, Gr. Gesch. III. 5
66 EURIPIDBS GEB. IN SALAMIS 75, 1; 480.
auf welchen der Gedauke der Hellenen sich üher gottliche und
menschliche Dinge klar zu werden versucht hatte. Dennoch machte
er diese Beschäftigung nicht zu seiner Lebensaufgabe; Studium und
Forschung befriedigten ihn nicht. Er hatte ein zu erregtes Gemüth
und eine zu lebhafte Einbildungski*aft; er hatte eine glänzende Gabe
der Erfindung und Darstellung und diese führte ihn zur drama-
tischen Dichtung*^).
Aber auch hier wartete seiner eine schwere Aufgabe. Der
hohe Stil der sophokleischen Dichtung war keiner weiteren Voll-
endung iahig; wollte er also aus dem Kreise der blofsen Nach-
ahmer hervortreten, so musste er die neue Bewegung der Geisler
auf die Bühne bringen; er musste die Plülosophie des Tages für
das Drama verwerthen, und dieser Aufgabe hat er sich in der That
mit einer Ausdauer und Treue hingegeben, welche für die Elnergie
seines Charakters eui um so i*ülimUcheres Zeugniss ablegt, je un-
günstiger im Allgemeuien die Zeiten für die Dichtkunst waren und
je schmerzlicher Um Anfeindung, Ki^änkung und Zurücksetzung
trafen.
Es war ein Unglück für ihn, dass er seinen groüsen Vor-
gänger nicht überlebte, weil er deshalb nie zum vollen Genüsse
seines Ruhms gekommen ist. Denn so wetterwendisch auch die
Athener in vielen Stücken waren und so sein* sie sich während
der Kriegsjahre verändert hatten, so hingen sie dennoch aus Ge-
wöhnung und einem richtigen Kunstgefülile dem alten Stile des
Dramas an, und so lebhaftes Interesse Euiipides erregte, so er-
schien die Verbindung von Kunst und Sophistik, von Reflexion
und Poesie doch als etwas Ungehöriges. Sophokles bheb der Clas-
siker; ihm wurden JJahr aus, Jahr ein die ersten Preise zuerkannt,
während Euripides von mehr als neunzig Stücken nur etwa filnf
gekrönt sah. Alle Freunde des Alten waren grundsätzlich gegen
ihn, vor Allen Aristophanes; aber obwohl dieser und die mit ihm
übereinstimmten, die Schwächen der neuen Gattung wohl erkannten,
wussten sie doch auch keine anderen Bahnen für eine Forient-
wickelung des Dramas anzugeben und noch weniger auf solche
Dichter hinzuweisen, welche etwa einen richtigeren Weg einschlügen.
Indessen arbeitete Euripides nicht vergel>ens. Je mehr die Zahl
fruchtbarer Dichter sich lichtete, um so mehr gewann er Anklang
und Einfluss, und gegen Ende des Kriegs war er der eigentliche
Dramatiker des Volks, der Liebhng des grofsen Publicums. Man
GESTORBEN IN PELLA 93, 3; 406w 67
freute sich der Keckheit und Selhständigkeit, mit welcher er die
alten Sagen behandelte und sie so lebendig darzustellen wusste,
dass man die mythischen Ereignisse wie Vorgänge der Gegenwart
zu erleiden glaubte. Der geringe Mann war des dunklen Pathos der
«Uten Tragödie müde und gab sich mit Behagen dem Dichter hin,
welcher ihm Alles verstandlich und mundgerecht machte, der seine
Sprache redete und ihm solche Helden vorführte, welche er wie
seines Gleichen ansehen konnte. Seine Verse prägten sich ihm
leicht ein; seine Lehrspräche gingen als gangbare Münze von Uand
zu Hand; seine Stücke wurden mit Entzücken gehOrt und viel ge-
lesen; denn gerade damals bildete die Verbreitung von Schriften ein
sein* schwunghaftes Gewerbe in Athen. Für eine Drachme konnte
man die Werke des Anaxagoras auf dem Mai^kte haben und die Un-
bekann tschaft mit densell>en galt für einen solchen Mangel an Bil-
dung, dass es eine Grobheit war, sie bei attischen Geschworeneu
vorauszusetzen. Als ProUigoras der Prozess gemacht wurde, er-
streckte sich die gerichthche Verfolgung auch auf seine Schriften
und alle verkauften Exemplare mussten an die. Behörden ausgeliefert
werden.
Es herrschte eine wahre Lesewuth im attischen Pubhcum und
selbst die Wärterinnen der Tragödie berufen sich auf ilire aus alten
Schriften gewonnene Kcnntniss der Sagen. In der Lektüre war
der Athener unabhängiger von der Tradition der Bühne und gab
sich unbefangener dem Gefühle der Befriedigung liin, welches ihm
der Dichter gewährte, in dem er sich und seine Zeit wiederfand.
Darum begleiteten ihn die Stücke desselben zu Wasser und zu Lande
und trösteten ihn in der Fremde und im Elende*^).
Dennoch bUeb Euripides nicht in der Mitte seiner Mitbürger.
Er folgte um 93, 1 (408) als betagter Mann der Einladung des
Königs Archelaos nach Makedonien, wo die neue hellenische Cul-
tur, die sich dort entwickelte, ihn anzog. Er war einer der Ersten,
welche die dramatische Muse Athens zu Nichtgriechen führten; er
hatte ein Vorgefühl davon, dass die Blütlie hellenischer Kunst be-
stimmt sei, ein Gemeingut aller Völker zu werden, die sich zu
einer höheren Gesittung emporarbeiteten. Wie Aeschylos die Grün-
dungen Hierons, so hat er die des Archelaos besungen, und wenn
er den König verherrlicht, der den alten Heroen gleich durch Bah-
nung und Sicherung der Heerstrafsen die Landescultur im Norden
begiündete, wenn er die uralten Musensitze im pierischen Ufer-
5*
68 DER CHARAKTER DES EURIPIDES
lande glöckiicli preist, wo jetzt wieder hellenische Feste erbhlhten,
so erkennt man, wie frnchthare Anregung dein Dichter durch seine
Uebersiedelung zu Theil wurde. Indessen fand er auch hier Feinde,
weiche ihm den Genuss der könighchen (i^uiist missgönnten, und
nach zweijährigem Aufenthalte in Pella wurde der 74jährige Greis,
wie es scheint, ein Opfer ihrer Tücke *^).
Wenn Euripides mehr als Sophokles ein Kind seiner Zeit ge-
nainit werden kann, so soll damit nicht gesagt werden, dass jene
Richtungen, welche mit dem sittlichen Verfalle Athens zusammen-
hängen, ihn ganz l)eherrscht und den höheren Zielen seiner Vor-
gänger entfremdet hätten. Er stand nicht nur im Lehen und Wandel
lauter da und war von der leichtfertigen Geringschätzung väterUcher
Sitte weit entfernt, sondern es war auch in ihm eine ide<ile Rich-
tung von grofser Stärke und Tiefe. Er hatte ein lebendiges reli-
giöses Bedfirfniss, eine warme Liehe zu stiller Betrachtung göttlicher
und menschlicher Dinge, einen iniwiderstehlichen Trieb, die Räthsel
der Weltregierung zu verstehen, und dieser Trieb war um so mäch-
tiger in ihm, da er die Noth der Mensclieii auf das Lebhsrfleste
empfand und ein tiefes Gerecht igkeitsgeffdil hatte, für welches er
Befriedigung suchte. Aber er kam in seinem Suchen zu keinem
Ziele, er fand keine Versöhnung der Gegensätze, keinen Abschhiss
weder im Glauben noch im Zweifeln. Er war zu religiös, um liei
der blofsen Verneinung stehn zu bleiben, und zu iiufgeklart, um
sich der Lieberlieferung anzuschliefsen. In der stillen Seele des
Sophokles spiegelten sich die gi^ifsen Gestalten der Vorzeit imd er
gab sich ihnen hin, indem er die hergebracht<»n Vorstellungen von
den Göttern und Heroen unbewusst erweiterte, vertiefte und mit
den Zeitideen hi Einklang setzte, wie es Pheidiiis auf seinem Ge-
biete that. Euripides dagegen konnte sich und seine Zweifel nie
vergessen und die tiefgehende Aufregung, in welcher er lebte,
theilte sich allen seinen Werken mit. Sie konnten deshalb auch
nicht beruhigend wirken; es fehlte ihnen der Stempel jener glück-
lichen Harmonie, welchen die älteren Werke tragen. Unter dem
ungelösten Conflicte von Speculation und Kunst hat Eiu*ipides als
Mensch und Dichter sein Leben lang gelitten, um so mehr da er
wedeV in öffentlichen Geschäften und freudiger Theilnahme an den
Gemeindeangelegenheiten noch auch im geselligen Leben ein Gegen-
gewicht gegen seine innere Verstimmung fand. Darum war er in
vollem Gegensatze gegen den heiteren und liebenswürdigen Sophokles
UND SEINER DICHTUNG. 69
mürrisch und unzufrieden, herbe in seinem Urteile und ladel-
süchtig; ülieraü sah er die Schattenseiten, hörte die Missklänge
und Hess den Missmuth, der ihn erfüllte, an den Menschen und
Göltern aus; denn auch diese stelll er zur Rede über das, was sie
Ihun oder zulassen.
Je ungünstiger diese Verhältnisse für das Gedeihen poetischer
Werke waren, um so bei^iinderungswürdiger ist der Mulh des Euri-
pides, dem attischen Drama eine neue Entwickelung zu geben, und
der Erfolg, mit dem er es that. Auch knüpfte er seine Neuerungen
unzweifelhaft an richtigen Punkten an.
Die Götter und Heroen der älteren Tragödie waren Gestalten,
welche in festen Umrissen überliefert waren; die Charaklere waren
in der Sage gegel)en, die Phantasie der Dichter halte ihnen ihr
Gepräge verliehen und zwar mit jener Bestimmtheit und Klarheit
der Form, in der wir denselben plastischen Sinn der Hellenen er-
kennen, welcher in Marmor und Erz die nationalen Götterbilder
geschaffen hat. Maske, Kothurn und Gewandung trugen dazu bei,
die verschiedenen Rollen in hergebrachter Weise zu kennzeichnen,
und bei der frommen Scheu, welche die Dichter selbst vor den
Personen der Tragödie empfanden, wagten sie nicht, dieselben zu
vermenschlichen. Sie sollten nach anderem Mafsstabe gemessen
werden, sie schritten in übermenschlicher Gröfse daher, sie waren
wie die Gestallen des Pheidias im Tempelgiebel des Parthenon,
denen Jeder ansah, dass sie einer höheren Ordnung von Wesen
angehörten. Nun wussle Sophokles allerdings die Gestalten der
Sage dem Gemülhe näher zu bringen und ein inneres Seelenleben
in ihnen darzustellen; die Beziehungen zwischen Eltern und Kin-
dern, zwischen Gallen und Geschwistern treten wärmer, wahrer
und menschhcher henor. Aber dennoch sind es nicht einzelne In-
dividuen, die uns entgegentreten, sondern gleichsam symbolische
Vorbilder, welche ganze Arten und Gruppen menschlicher Persön-
Hchkeilen umfassen; es bleiben menschlicher Schwächen ungeachtet
ideale Charaklere, und die erhabene Gröfse, welche sie umgiebt,
beruht darauf, dass nur die festen Grundzüge der Persönlichkeiten
gezeichnet werden.
Sollte in dieser Darstellungsweise, die allmählich einer gewissen
MonoUmie verfallen musste, nicht unverändert fortgefahren werden,
so kam es darauf an, den Versuch zu wagen, wirkliche Menschen
auf die Bühne zu bringen, und zwar nicht nur als Personen unter-
70 DIE TRAGISCHE RUNST
geordneten Ranges, wie etwa die Boten, die Wächter, die Wär-
terinnen waren, in deren Darstellung auch die älteren Tragödien-
dichter treffende Züge des Alltagsle1)ens aufnahmen, sondern auch
als Hauptpersonen. Dies wagte Euripides und erftffnete sich hier
ein neues Feld, auf dein ihm Alles zu Gute kam, was er an ni-
tiirlichen Gahen hesafs oder durch Erfahrung und Bildung sich er-
worl)en hatte, sein lehhafl empfmdendes Geniüth, sein glänzendes
Talent, für jede Stimmung das rechte Wort zu fmden, die genaue
Kennt niss alles dessen, was die Menschen seiner Zeit bewegte, die
sophistische Bildung, die ihn befähigte, alle Standpunkte mensch-
licher Ansichten scharf zu beleuchten und zu begründen. Also
bracti er kühn mit der Uel)erlieferung der tragischen Bühne, log
die Gestalten aus dem Nebel der Vorzeit heraus und stellte sie in
das volle Licht der Gegenwart, führte die Sprache des tragischen
Pathos auf das Mafs der attischen Umgangssprache zurück und be-
gnügte sich nicht, die Heroen in grofsen Umrissen darzustellen,
sondern malte ihre Leiden und Freuden durch alle Stufen und
Wechsel lebhaftester Empfindung auf das Genaueste aus.
Aiif diesem Wege traten ihm aber sehr erhebliche Schwierig-
keiten entgegen; denn er fuhr fort dieselben epischen Sagenstoffe
zu behandeln und gerieth dadurch in einen Widerspruch, welcher
sich in unangenehmer Weise fühlbar machte. Seine Helden trugen
die Namen eines Herakles und Agamenmon, sie schritten aus Palast-
thüren in Prachtgewänderu und auf hohem Kothurne hervor Ton
ihren dienenden Personen ehrerbietig umringt, — aber die Per-
sonen selbst waren zu gewöhnlichen Sterblichen zusammenge-
schrumpft, welche ihrer Rolle nicht entsprachen. Es waren Men-
schen, die zu schwächlich waren, als dass an ihnen ein Kampf mit
den Schicksalsmächten passend dargestellt werden konnte, Menschen,
die von Liebesnoth und ehelichem Unfrieden, von Armuth und allen
Verlegenheiten des irdischen Lel)ens geplagt wurden. Aus den ge-
waltigen Gharaktermasken , wie sie für die Gestalten des Aeschylos
erfunden waren, tönte die dünne Stimme von Alllugsmenschen her-
vor, welche mitleidige Rührung in Anspruch nahmen, wie wir sie
dem Missgeschicke eines unsenir Nebenmenschen zuwenden. Dies
musste den gesunden Kunstsinn verletzen; es war eine Erniedrigung
der homerischen Gestalten, ja es erschien wie eine Entheiligung des
ehrwürdigen Schatzes volksthümlicher Ueberüeferung.
Euripides selbst war nicht gleichgültig gegen die Voikssage; er
DES EURIPIDES. 71
war ein gelehrter Kenner derselben. Er hat die älteren Bühnen-
stofTe mit manchen Zügen auszustatten gewusst, welche von Anderen
übersehen waren, und mit grofsem Geschicke neue Stoffe heran-
gezogen, welche für das Publicum von Athen ein volksthümliches
Interesse hatten oder für die ergreifende Darstellung besonders geeignet
waren. In ersterer Beziehung ist sein 'Ion' ausgezeichnet, der in
Delphi spielt, wo des ApoUon und der attischen Königstochter
Kreusa Sohn unerkannt als Tempeldiener weilt, bis er aus heiliger
Zurückgezogenheit in seine Heimath zurückgeführt wird, um hier als
eingeborener Landeskönig eine Zeit des höchsten Ruhmes zu be-
gründen. Ebenso bezeugen die Bruchstücke des Erechtheus eine
tiefe und warme Auffassung der heimathlichen Volkssage. Neun
seiner Tragödien behandeln attische Stoffe; aber auch in den übrigen
benutzt er jede Gelegenheit, seine Heimath zu verherrlichen, und
wenn er den Segen der Götter, der auf Attika ruht, die geistigen
Güter Athens, seine Gesetze und Rechte, seine grofsen Männer aus
vollem Herzen rühmt, so musste er die Gemüther ergreifen, die
Vaterlandsliebe erwärmen und seine Mitbürger zur Nachahmung
edler Vorbilder anfeuern*'^).
In der anderen Beziehung sind besonders diejenigen Stücke
ausgezeichnet, in welchen weibliche Charaktere die Hauptrolle spielen.
So die Phaidra im Hippolytos, an welcher eine strafbare Neigimg,
die Liebe zum Stiefsohne, in ihrer allmählichen Entwickelung von
dem vergeblichen Versuche, sie zu bekämpfen , bis zum Geständ-
nisse dersell)en, und dann vom Ausbruche der Wuth über ihre
Zurückweisung bis zur Bufse der Schuld durch einen freiwilligen
Tod mit bewundernswürdiger Meisterschaft geschildert ist. Ebenso
musste dem Dichter die Darstellung der Seelenkämpfe einer Medea
in vorzüglichem Grade gehngen; denn hier konnten seine eigen-
thümlichen Gaben am meisten zu ihrem Rechte kommen, ohne die
Würde des Gegenstandes zu beeinträchtigen oder die Ueberlieferung
zu entstellen. Solchen Stoffen gab er sich also mit besonderer
Neigung hin.
Im Allgemeinen aber war es anders. Euripides lebte nicht in
der Anschauung der Heroenwelt, wie Aeschylos und Sophokles; ihm
lag die Vorzeit wie die Gegenwart glanzlos vor Augen, und die
Personen sowohl wie die Stoffe zogen ihn nur so weit an, als er
durch feinere Anlage der Entwickelung und lebhaftere Charakter-
schilderung sein Talent und den Vortheil fortgeschrittener Bildung
72 DIE TRAGISCHE KUNST
zeigen zii können holTte. Anstatt die Ueberlieferung treuherzig und
ehrerbietig anzunehmen, stellte er sich ihr mit scharfer Kritik ge-
genüber, verwarf die Sagen Homers, in denen er den Göttern Un-
ziemliches angedichtet fand, und scheute sich nicht, den grellea
Ton des Zweifeis und der Yenieinung auch inmitten der Stücke
hervortreten zu lassen, so dafs jedes sachUche Interesse aufgehoben
wurde. Wenn der ganze Olymp in Frage gestellt und der Volks-
glaube mitleidig belächelt wird, so mussten die Gestalten desselben
zu leeren Theaterfiguren werden und ein Hauch eisiger Kälte über
die entgötterte Bühne wehen.
Weil nun Euripides selbst an den Gegenständen keine redite
Freude hatte und sich nicht verhelüen konnte, wie sehr die Be-
deutung derselben unter seiner Behandlung leiden musste, so suchte
er nach anderen Mitteln ihnen Reiz zu verleihen, und dazu diente
ihm die kunstUche Verflechtung der Situationen, indem er durch
fein ersonnene Intriguen eine neugierige Spannung der Zuhörer
erzielte, worauf es die älteren Dichter niemals abgesehen hatten.
Aufserdem suchte er seine Buhnenstoffe so zu wählen und einzu-
richten, dass sie durch Beziehung auf gegenwärtige Verhältnisse den
Reiz der Neuheit erhielten.
So schrieb er um Ol. 90 (420) seine 'Schutzflehenden' zum
Rubme Atliens, welches die Bestattung der vor Theben gefallenen
Argiverförsfen erzwingt. Dies Verdienst um Argos wird hervor-
ge!iol)en, um diesen Staat, wie am Schlüsse geradezu ausgesprochen
wird, zu einer festen Bundesgenossenschaft mit den Athenern zu
veranlassen; die <)lten Kämpfe mit Tlieben hatten aber nach der
Schlacht bei Delion, nach welcher die Thebaiier auch die Bestattung
der gefallenen Gegner verweigerten, ein unmittelbares Interesse.
Aus gleicher Zeit und Absicht sUimmen die ilerakliden', in denen
Athens Edelmulh gegen seine damaligen Feinde verherrUcht wird,
um den Undank Spartas zu zeigen und die attische Partei im Pelo-
ponnes zu stärken, ganz im Sinne der Politik des Alkibiades, wel-
cher sich der Dichter augenscheinlich anschk)ss. Aufserdem finden
sich in den verschiedensten Stücken einzelne Anspielungen, welche
von grofser Wirkung auf das versammelte Volk sein mussten, wie
die Schhissverse des Hippolytos (^01. 87, 4; 428), l>ei welchen Alle
des ekni verstorlienen Perikles gedenken mussten, der Ausbruch
des Zorns ülwr Spartas Ti^ulosigkeit in der Andromache, welcher
Ol. S9, 2; 425 den vollsten Anklang finden niusste u. A. Im AU-
DES EURIPmES. 73
gemeinen aber bezeichnen diese Tendenzstellen und Tendenzstücke
gewiss keinen Fortschritt der tragischen Kunst, denn es konnte
den dramatischen Werken nur nachtheilig sein, wenn der Mytlms
zu einem Sinnbilde moderner Verhältnisse gemacht wiu*de und das
Hauplinteresse aufserhalb der Handlung lag. Die Aufmerksamkeit
wurde getheilt und die Harmonie zerstört.
Das Beste wäre gewesen, wenn Euripides die alten Sagen, für
die er doch kein rechtes Herz hatte, ganz aufgegeben hätte. Es
wurde doch von Jahr zu Jahr schwieriger, etwas Neues zu bringen;
alle Stoffe waren wiederholt behandelt, alle Verhältnisse gegeben,
alle Personen bekannt. 'Nennt Einer, sagt der Dichter Autiphanes,
'nur den Namen Oidipus, so wissen sie schon alles Andre: lokastc,
'Laios samt seinen Kindern, seiner Schuld und seiner Noth; und
Svird Alkmaion nur genannt, ruft jedes Kind: das ist der Mann,
'der seine Mutter tödtete!' Der Rückblick auf frühere Behandlung
desselben Stoffs raubte dem Dichter die Unbefangenheit, und am
allerbedenklichsten war es, wenn er sich (wie es bei Euripides
nicht selten vorkommt) verleiten liefs, kritische Seitenblicke auf
seine Vorgänger zu werfen, Verstöfse dersell)en gegen die Wahr-
scheinlichkeit zu rügen und so ganz fremdartige Beziehungen in die
Poesie hineinzutragen*^).
Was also scheint natürlicher, als dass begabte Dichter nach
Stoffen suchten, wo sie freiere Hand hatten, wie Agathon es nicht
ohne Glück that! Die nationale Geschichte bot ein weites Feld dar
und grossartige Vorbilder waren in den 'Phönissen', im 'Fall von
Miletos' und den 'Persern' gegeben. Euripides hat sich in seinem
'Archelaos' am meisten diesem Wege genäiiert. Indessen hatte er
nicht die geniale Kraft, um liier eine neue und selbständige Gattung
auszubilden; dazu fehlte ihm, der immer nach allgemeinen Wahr-
heiten suchte, der Sinn für das Thatsächüche, der geschichtliche
Sinn. Bei der vorwiegenden Neigung ziu* Reflexion, welche einmal
eni Grundzug seines Charakters wai% zeigten sich doch die my-
thischen Stoffe immer noch als die geeignetsten, weil er hier am
meisten hineinlegen konnte und an mehr oder weniger passenden
Orten Gelegenheit fand, über Gott und die Welt, über Familien-
verhältnisse und den Werth der verschiedenen Staatsformen seine
Ansichten zu entwickeln.
Denn das geistige Kapital, das dem Dichter zu Gebote stand,
war doch ganz b#6onders die sophistische Bildung. Er hat es wie
74 EURIPIDES ALS
kein Anderer verstanden, ihre Lehrsätze in treffenden Schlagwörtern
wiederzugeben; darum ist er als einer der einflussreichsten ihrer
Vertreter angesehen und als Solcher von den Einen mit stürmischer
Bewunderung gepriesen, von den Anderen aber mit Zorn und Ent-
rüstung angefeindet worden.
Die Anhänger alter Denkart konnten es ihm nicht verzeihen,
wenn er mit Vorliebe die Conflicte darstellte, welche zwischen lei-
denschaftlichen Neigungen und sittlicher Lebensordnung entstanden,
wenn er namentlich durch Darstellung heroischer Frauen, weldie
aus Liebe zu Verbrecherinnen wurden, die Einbildungskraft der
Zuschauer aufregte. Man betrachtete ihn als einen Verfahrcr des
Volks, wenn er über Ehe und Familienzncht Ansichten äufserte,
in denen man eine Entschuldigung unsittlicher Verhältnisse und
eine Rechtfertigung unlauterer Gelüste finden konnte, wenn er List
und Trug mit gleifsender Beredtsamkeit beschönigte, wenn er der
Lehre des Protagoras gemäfs die Frage hinstellte: *Was ist denn
Unrecht, wenn's dem Thäter anders scheint?' Oder wenn er dem
Treubnlchigen die Ausrede in den Mund legte: 'Die Zunge schwur,
doch unbeeidigt blieb das Herz'. Das waren Aussprüche sophistischer
Klügelei, welche als Lästerung erschienen, wenn sie einem H«noen
beigelegt wurden. Ausdrücke verächtlicher Gesinnung, die auf der
hellenischen Bühne überhaupt nicht gehört werden sollten, wenn
sie auch im Zusammenhange des Stücks ihre Berechtigung fanden
und vom Dichter selbst durchaus nicht in schlimmer Meinung vor-
gebracht waren *^).
Von dem Standpunkte aus, welchen z. B. Aristophanes yertrat,
verlangte man, dass der Dichter das Schlechte verschweigen solle;
denn darum gehe man an den Dionysosfesten in das Theater, uro
das Elend und die Niedrigkeit des Lebens zu vergessen und sich
in eine Welt zu erheben, wohin das Gemeine nicht dringe. Auch
die Frevler und Schuldbeladenen sollten eine übermenschliche Grölse
behaupten. Das war immerhin ein enger und einseitiger Stand-
punkt, aber ihm verdankte die antike Tragödie ihre eigen thümliche
Vollendung, ihre ideale Würde und sittliche Bedeutung, und Em-
pides war nicht im Stande, das, was er an dieser poetischen Weh
zerstörte, auf andere Weise zu ersetzen oder gut zu machen. Die so-
phistische Bildung, vermöge welcher er die Gesinnungen des mo-
dernen Athens in die Heroenwelt übertrug, war und blieb für die
Poesie ein unfruchtbarer Boden, dem keine frischen Quellen lu
SOPHIST UND DICHTER. 75
entlocken waren; darum war Euripides als Dichter wie als Mensch
ein wahrer Märtyrer der Sophistik. Er war von ihr ergriffen, ohne
ein Genüge in ihr zu finden; er benutzte sie, um der Kunst ein
neues Interesse zu verleihen, er vertrat das Recht jedes Einzelnen,
an alles Göttliche und Menschliche mit prüfendem Nachdenken hin*
anzutreten, aber er verkannte auch uicht die Gefahren dieser Rich-
tung, er sprach sie offen aus, er warnte vor ihr, er schalt auf sie
und am Ende dichtete er eine ganze Tragödie (die Rakchen), welche
keinen anderen Inhalt hatte, als den unseligen Ausgang eines Men-
schen darzustellen, welcher der Welt der Gölter seine Vemunffl
gegenüberstellt und diejenigen nicht als Götter anerkennen will,
welche nach seiner Vorstellung vom göttlichen Wesen durchaus nicht
dafür gelten können. König Pentheus wird das Opfer menschlicher
Vermessenheit, welche sich auch vor den unwiderleglichen Thaten gött-
licher Macht, wie sie sich in Dionysos offenbart, nicht beugen will,
und die ganze Tragödie der 'Rakchen', eines der spätesten und zu-
gleich großartigsten Stücke des Dichters, ist ertüUt von den ent-
schiedensten Angriffen auf die Ueberhebung der menschlichen Vei'-
nunfl in göttlichen Dingen und vom Lobe dessen, welcher sich dem,
was die Ueberlieferung lehrt und das Volk glaubt, treuherzig an-
schliefst.
Rei diesem Schwanken zwischen unvereinbaren Standpunkten,
bei diesem Mangel an eigener Refriedigung konnte Euripides trotz
seiner reichen Rildung und seiner entschiedenen Richtung auf Re-
lehrung Anderer dennoch auch in seinem Sinne kein rechter Lehrer
des Volks werden. Es blieb ihm am Ende nichts übrig, als eine
gewisse Mittelstrafse zu empfehlen; eine solche Lebensweisheit aber,
das karge Ergebniss langjähriger Studien, war natürlich wenig
geeignet die Herzen zu erwärmen. Ihm fehlte die innere Erleuch-
tung des Geistes, die den geborenen Dichter kennzeichnet, und
darum bewährte er das Wort Pindars: 'Meister ist, wer von Natur
*weise ist; angeborene Gröfse erzeugt herrliche Thatkrafl. Wer am
'Gelernten klebt, schwankt auf dämmerndem Pfade unsicheren Tritts
'umher; mit unzähhgen Künsten mühet er unnütz sich ab'**).
Wenn dem Dichter die echten Quellen der Regeisterung fehl-
ten, so muss sich der Verfall der Kunst auch an äufseren Sym-
ptomen bezeugen. So lassen seine Stücke trotz des Aufwandes von
Erfindungskraft die klare und folgerechte Entwickelung vermissen:
die Redeutung des Ganzen tritt hinter dem Einzelnen zurück; der
76 NEUERUNGETi DES EURIPIDES.
Schwerpunkt liegt meist in einzelnen Problemen und deren ge-
schickter Lösung, in einzehien psychologischen Entwickelungen und
Höhepunkten des Affekts; so reihen sich Scene an Scene, ohne dass
sie mit innerer Noth wendigkeit, wie bei Sophokles, zusammen-
hangen.
Auch hat Euripides nicht mit sorgfaltiger Liebe seine Stücke
alle zur Reife gebracht. Bei seinem grofsen Talente schrieb er
rasch und kam oft an die Gränze einer melir handwerksmäfsigen
als künstlerischen Technik. Reichte ein Stoff nicht aus, so verband
er mehrere Handlungen mit einander, deren Einheit nur schwer zu
erkennen, wie z. B. in der Hekabe. Indem er den einfachen Gang
der Ueberlieferung verschmäht, begegnet es ihm, dass er die von
ihm selbst ersonnene Verwickelung nicht auf eine natürliche Weise
zu Ende zu führen weils. Dann bedarf es eines äufserlichen Mittels,
um den Knoten zu lösen, und zu diesem Zwecke hat Euripides
im Verlaufe seiner dichterischen Thätigkeit immer mehr zu dem
Mittel seine Zuflucht genommen, dass gegen Ende des Stücks ein
Gott in den Lüften erscheint, welcher des Schicksals Willen den
rathlosen Helden verkündet und kraft höherer Autorität der Hand-
lung einen beruhigenden Abschluss giebt. Das ist der 'deus ex
machina\ wie er von der Maschinerie genannt wurde, welche ihn
trug, und er war in der That ein sehr äufserüches Kunstmittel, um
die stockende Handlung zum Schlüsse zu bringen.
Ebenso führte Euripides für den Anfang seiner Stücke eine
Erfindung ein, welche auf den ersten Anblick die seiuigeu von
denen der älteren Meister unterscheidet. Denn diese führten den
Zuschauer gleich in die Begebenheiten hinein, deren Zusammenhang
sie bei allen als bekainit voraussetzen konnten. Euripides aber, um
rasch zu den Scenen fortzuschreiten, in denen er seine Darstellung»-
gal)e entfalten konnte, liefs eine einzelne Person vortreten, welche
den ganzen Stand der Dinge bis zu dem Anfangspunkte der drama-
tischen Handlung übersichtüch auseinander setzte. Das war für
einen Dichter, welcher den älteren Meistern gegenüber den Vorzug
klarer Verstündüchkeit in Anspruch nahm, eine sehr natürliche &-
lindung; es war zugleich ein bequemes Kunstmittel, um der schwie-
rigeren Aufgabe einer durch sich selbst klaren Anlage des Dramas
zu entgehen und sich über die Form der Sage, welche er oft sehr
wilikürhch änderte, mit dem Publicum von vorn herein zu verstän-
digen. Dagegen war diese Neuerung für die Poesie sicherlidb kein
NEUBHCNGEN DES EURfPIDES. 77
Gewinn. Denn man wurde jetzt fniclit mehr auf eine frische und
leliondige Weise in den Gang des Dramas hinein versetzt; vielmehr
war cicr Prolog eine fremdartige, nüchterne Zuthat, welche aufser-
halh des Organismus der Tragödie stand und die Einheit derseH>en
störte. Dazu kam, dass diese Einleitungen, indem sie hekannle Vor-
gänge flüchtig an einander reihten, leicht in den monotonen und
klapprigiMi Gang eines trivialen Erzähluiigstones ausarteten und so
wesentlich dazu heitrugen, die Tragödien ihrer Gröfse und Würde
zu hei'a!d)en.
Die Zerrüttung des dramatischen Organismus der Tragödie
nuisste auch auf die Behandlung des Chors ihren Einfluss hahen.
Er hildete his dahin den nothwendigen Hintergrund der Handlung,
er war die unentbehrliche Begleitung der Heroen, welche man sich
nicht gut anders vorzustellen vennochte, als umgeben von Personen,
welche dersell)en Sphäre angehörten. Für die Helden des Euripides
war eine solche Umgebung unnöthig und ungehörig; ihm war der
(^.hor im Grunde ein lastiges Beiwerk; er benutzte ihn, um wahrend
der Pausen der Handlung das Publikum durch lyrische Gesänge zu
erfreuen, für die es ihm an Talent nicht fehlte. Aber diese Ge-
sänge lösten sich mehr und mehr aus dem Zusammenhange des
Ganzen; sie behandeln hi der Regel Gegenstände allgemeinen In-
halts; es sind häufig nichts als Gesangstücke, wie sie ein Dichter
nach Laune im Voraus machen und bereit haben konnte, um sie
gelegentlich in diesem oder jenem Stücke einzulegen**).
Während aber die Lyrik an ihrer ursprünglichen Stelle ihre
Bedeutung einbüfste, trat sie an anderer Stelle um so anspruchs-
voller hervor und zwar nicht in der Orchestra, sondern auf der
Bühne. Denn je mehr der Dichter dem Charakter seiner Zeit und
seiner eigenen Persönlichkeit geinäfs das Gemüthsleben der einzelnen
Personen darzustellen und geltend zu machen suchte, um so näher
big es ihm, die Stimmungen seiner Bühnenhelden auch im lyrischen
Vorlrage zum Ausdrucke zu bringen. Das hat er denn auch in
ausgedehntem Mafse gethan, indem er an solchen Stellen, wo die
höchste Steigenmg leidenschaftlicher Erregung eintritt, die iambische
Hede unterbricht und längere, arienartige Gesangstücke einlegt, in
welchen die Hauptpersonen der Stücke ihre Empfindungen in voller
Leidenschaftlichkeit ausdrücken. Seine Schauspieler waren darauf
eingeübt, solche Gesangstücke, die von mimischer Tanzbewegung
begleitet waren, mit Meisterschaft vorzutragen, und machten schon
78 NEUERUNG IM RHYTHMUS.
der Neulieit wegen auf das attische Publicum grofsen Eindruck.
Darum that sich Euripides auf diese 'Monodien' nicht wenig zu
Gute, und Aristophanes iässt ihn sagen, dass er die durch ihn ab-
gemagerte Tragödie vermittelst der Monodien wieder aufgefüttert,
d. h. dui'ch diese Gesangstücke den sonstigen Abbruch an Gehalt
und Würde ersetzt habe. Aber auch hier war das Neue kein Fort-
schritt. Denn es beruhte auf einer Zerstörung der alten Ordnung
und einer Vermischung der verschiedenen strenge gesonderten Arteo
des poetischen Vortrags. Die Schauspieler wurden zu Bravour-
sängern, die Recitation entartete in eine dithyrambische Ekstase,
und weil hier die Leidenschaftlichkeit am meisten entfesselt wurde,
so wurde auch die Zucht der alten Kunst hier am vollständigsten
durchbrochen; die Rhythmen flutheten regellös dui'ch einander und
dabei konnte auch ein klarer Gedankengang nicht bestehen ^°).
Es giebt überhaupt keinen genaueren Mafsstab, um den Unter-
schied der alten und neuen Zeit zu beurteilen, als die Behandlung
der Rhythmen. Was die alte Zeit verlangte, das war die Unter-
ordnung des bewegten Inhalts unter die streng gemessene Form,
und der Triumph ihrer Kunst war es, dass trotz derselben sich die
lebendigen Gedanken in ungezwungener Freiheit entfalteten. In
dieser Zucht der Gedanken ruhte die sittliche Kraft der Poesie und
ihre Bedeutung für Staat und Volk, wie sie dieselbe, besonders im
Chorliede, bethätigt hat. Die Zeit, in welcher das ChorUed seine
volle und gesetzmälsige Ausbildung gewann, wai* zugleich die Blüthe
des griechischen Gemeindelebens, dieselbe Zeit, welcher die Mara-
thonkämpfer angehörten, und der Chorgesaug war für die Jugend
des Landes nicht nur eine Schule der Kunstbildung, sondern auch
der bürgerlichen Ordnung, der guten Sitte und Vaterlandsliebe; der
Chor war selbst ein ideales Vorbild der Gemeinde, in welcher auch
der Einzelne nichts sein will als ein Glied des Ganzen und keinen
höheren Beruf hat, als seine Stelle richtig auszufüllen. Von solcher
Zucht wollte die neue Zeit nichts wissen, weder im Staatsleben, wo
die Herrschaft der Gesetze zurückgeschol)en wurde, damit die Voiks-
gemeinde nach wechselnder Tageslauue unbeschränkt herrschen
könne, noch in der öffentlichen Erziehung, deren alte Ordnungen
immer mehr vernachlässigt wurden, noch auch in der Kunst
Hier ist es der Dithyrambus, welcher den Ton angegeben hat
Denn nachdem noch Pindar gezeigt hatte, wie die volle Pracht des
dithyrambischen Liedes mit der strengen Beobachtung der Rhythmen-
DER NEUERE DITHYRAMBUS. 79
gesetze wohl vereinbar sei, gingen die jüngeren Dichter von der-
selben ab, um den höheren Gedankeuflug einer lästigen Fessel zu
entledigen. Die Wiederkehr der Strophen, welche dem regellosen
Ausströmen der Empfmdung steuerte, wurde aufgegeben; man er-
ging sich in einer bunten Folge verschiedener Versarten und glaubte
dadurch für die Freiheit des Geistes euien Sieg gewonnen zu haben.
Aber die Erfahrung lehrte, dass durch die Formlosigkeit kein tie-
ferer Gehalt erzielt werde. Im Gegentheile, die neuen Poeten sanken
immer mehr zu der Weise prosaischer Rede hinunter, und unter-
schieden sich von ihr nur durch unnaturhche Wendungen und ge-
schraubte RedeGguren.
In diese Manier verfielen die Rundchöre, wie man die Di-
thyramben zum Unterschiede von den im Viereck aufgestellten Chören
der Tragödie nannte, schon wälu'end der ersten Hälfte des Kriegs,
als Melanippides von Melos der berühmteste Meister dieser Gattung
war. Dieselbe Weise setzte Kinesias fort, den Aristophanes wegen
seines hohlen Pathos verhöhnt, auch in seiner äulseren Erscheinung
mit seiner langen, hageren und kraftlosen Gestalt ein Gegenbild
der alten Meister, und dann mit besonderem Erfolge Philoxenos
aus Kythera, welcher sich aus dem Sklavenstande zu den höchsten
Ehren eines weitgepriesenen Dithyrambikers aufschwang.
Bei zunehmender Künstlichkeit ging der festgefügte Organismus
der älteren Kunst immer mehr aus einander; das Bewusstsein des
Zusammenhangs erlosch und damit die Dienstfertigkeit einer Kunst
gegen die andere. Der Flötenspieler wollte nicht mehr ein blofser
Gehüife sein, sondern selbständiger Künstler. Die Einzelstimmen
traten mit längeren Sätzen anspruchsvoller aus dem Chorgesange
hervor, und die Würde der Kunst wurde so weit vergessen, dass
man in den Dithyramben den Donner des Gewitters, das Brausen
der Flüsse und die Stimmen der Thiere nachzuahmen suchte.
Der Anstofs, den der Dithyrambus gegeben hatte, wirkte auf
die übrigen Gattungen, da überall eine gleiche Neigung vorhanden
war, sich den überlieferten Regeln zu entziehen. Im Drama führte
Agathon die künstlichen Spielereien ein. Bei seiner weichUchen
Gemüthsart hatte er eine VorUebe für das Lyrische, und er konnte
sich die modernen Weisen um so leichter aneignen, da er seine
Chorlieder nur als ergötzliche Gesangstücke behandelte. Darum ging
er auch in Versbau und Musik von dem Ernste der alten Schule
ab; Vorschläge und Verzierungen wurden angebracht, künstliche
80 ÄNDERUNG IN TANZ UND MUSIK.
Modulationen der Summe und dergleichen Dinge wurden angewendet,
um das Ohr einer neuerungssüchtigen Menge zu erfreuen. Damit
kamen leichtfertige, lockere Tanzrhythmen in Aufnahme, wie sie
Karkinos auf die Bühne gehracht hatte; es war eine Art Ballet,
welches in Wirbeldrehung, trippelndem Geschwindschritt und Schlen-
kern mit den Beinen seine vorzüglichsten Kunstmittel besafe. Mit
tiefer Entrüstung stellte die Komödie diese neue Orchestik an der
Famiüe des Karkinos dar, um den Verfall der edlen Kunst anschaolidi
zu machen. Am deutlichsten aber zeigte sich die Veränderung, die
mit dem Kunstgeschmacke der Griechen vorgegangen war, in der
Musik").
Die Musik ist ihrer Natur nach die zarteste und empfindlichste
aller Kunstgattungen; von jedem Wechsel der Zeitströmung wird sie
am meisten bewegt, weil sie ihr am wenigsten Widerstandskraft
entgegenzustellen hat; sie war vor allen anderen Künsten ein Er-
ziehungsmittel der Jugend, ein sicherer Mafsstab für die sittliche
Haltung der Gemeinde und ein Gegenstand sorgfaltigster Pflege und
Beaufsichtigung des Staats, dessen besonderes Interesse es war, dass
die Musik im Einklänge mit der bestehenden Verfassung erhalten
werde. Die heilsame Macht einer wolügeordneten, die Gefahren
einer entarteten und ihre Aufgabe verkennenden Musik sind nirgends
voller gewürdigt worden als in Griechenland.
Das Grundgesetz für die Musik aber war die vorliegende Be-
deutung des Worts. Sie ist die Trägerin des Dichterworts; sie soll
es durch Melodie und Harmonie beleben, sie soll seine Wirkung
vorbereiten, seinen Eindruck verstärken, seinen Inhalt einprägen.
Darum ist ihr wichtigster Theil der Gesang; aber auch im Gesänge
ist das Unisono des Chors die Hauptsache, damit das Wort so klar
wie möglich zu seinem Rechte komme und sein Inhalt nicht als
individuelle Empfindung, sondern als Ueberzeugung einer Gesamtheit
auftrete. Wir sahen schon, wie hier geändert wurde, um der Kunst-
fertigkeit des Einzelnen mehr Spielraum zu verschaffen, indem der
Sologesang auf der Bühne eingeführt wurde, und es ist sehr be-
greiflich, dass das Streben nach freierer Bewegung sich gerade in
der Musik am meisten geltend machte, weil keine der Künste ihrer
Natur nach mehr geeignet ist, menschliches Gefühl in voller Unmittel-
barkeit zum Ausdrucke zu bringen, und nirgends mehr Gebunden-
heit und Unterordnung war, als gerade hier, indem nicht nur die
ganze Kunst eine dienende war, eine Gehülfin der Poesie, sondern
FLÖTEN* UND GITHERMUSIK. 81
auch innerhalb ihres besonderen Kreises die Instrumentalmusik wie«
deruni eine durchaus untergeordnete Stellung hatte. In dieser engen
Begränzung hatte die Kunst allerdings eine ungemein reiche Aus-
bildung erlangt, und gewiss hat sich der feine Kunstsinn der Hel-
lenen, welcher auf allen Gebieten mit geringen Mitteln äusfer-
licher Art Grofses und Bedeutendes zu erreichen wusste, nirgends
glänzender bewährt als in der Musik, indem man es möglich machte,
auf der siebensaitigen Cither eine bewunderungswürdige Mannigfaltig-
keit von Tönen und Tonleitern darzustellen und die gröfsten Wir-
kungen auf das Gemüth hervorzubringen. Indessen wurde die
Beschränktheit der Mittel und das Unbequeme der überlieferten
Satzungen doch auf diesem Kunstgebiete am lebhaftesten empfunden,
und deshalb war der gegen alle einschränkendeu Satzungen sich
auflehnende Geist der Zeit gerade hier am tliätigsten und wirk-
samsten.
Agathons neue Weisen waren besonders auf Flötenmusik be-
rechnet. Sie war selbständiger als das Saitenspiel; sie war im
Stande, die menschUche Stimme zu ersetzen; sie schloss sich ihr
nicht in harmonischer Weise an und deshalb hatte man auch in
Delphi den Versuch, sie dem Gesänge unterzuordnen oder bei-
zuordnen, wieder aufgegeben. Hier war also schon mehr Freiheit
gegeben, und dann war die Flöte ganz besonders wirkungsvoll, um
die Gemüther aufzuregen und Leidenschaft auszudrücken. Sie war
das Instrument des dionysischen Dienstes, das Organ ekstatischer
Empßndung, und also für die modernen Kunstbestrebungen in vor-
zügUchem Grade brauchbar.
Aber auch die Cithermusik, die keusche Musik der apolli-
nischen ReUgion, welche den Gesang vorwalten liefs und keine
Empfindungen gelten lassen wollte, die nicht in klaren Worten
ihren Ausdruck finden konnten, vermochte sich gegen den neuemden
Zeitgeist nicht zu behaupten; auch sie wurde von seiner Unruhe
ergriffen und erfuhr eine wesenthche Umgestaltung, welche von
demselben Platze ausging, wo die Tonkunst ihre in Hellas gültigen
Gesetze empfangen hatte, von der Insel Lesbos. Hier hatte sich
das Geschlecht des Terpandros erhalten, eine Sängerzunft, welche
in seinem Geiste Gesang und Citherspiel emsig fortpflanzte. Ein
berühmter Meister dieser Familienschule war Aristokleides; er trat
auch in Athen auf, zog bedeutende Talente an sich, und es wurde
eine Epoche in der weiteren Entwicklung der Tonkunst, als er
CnrtioB, Or. Oesoh. III. $
82 PHRTNIS UND TIMOTHEOS.
den jungen Lesbier Phrynis in seine Lehre nahm nnd ihn zu einem
hervorragenden Saitenspieler ausbildete.
Das Yirtuosentlium trat in der altem Zeit vor dem Chorgesange
zunick; aber schon in den Tagen des Perikles machte es sich
geltend, wie der Bau des attischen Odeion beweist, welches dazu
bestimmt war, die Kunstleistungen Einzehier einem kleineren Publi-
kum vorzuführen. Phrynis selbst soll an den Panathenäen den
ersten Sieg in dem musischen Kampfe davongetragen haben. Seit-
dem lockerte sich auch auf diesem Gebiet der Zusammenhang der
Künste und Phrynis war es vor allen Anderen, welcher sich tob
der Schule des Terpandros lossagte, die strengen Regeln des alten
Tonsatzes verliefs, dem Citherspiele neben der Poesie eine unab*
hängigere Bewegung einräumte, auf glänzende Finger- und Stimm«
fertigkeit mehr Gewicht legte; er trat aus der alten Sängerschule
als Cithervirtuos hervor und fand in dieser mit grolsem Beifalle auf-
genommenen neuen Kunst zahlreiche Nachfolge**).
Natürlich suchte man nun auch die einfachen Mittel der Kunst
zu vermehren, um ihre Ansprüche auf selbständige Geltung za
sichern und Alles, was im Saitenspiel das Gemüth ergreifen, dem
Ohre schmeicheln, Beifall hervorlocken und Staunen erweckea
konnte, wurde mit erfinderischem Sinne aufgeboten. Was Phrynis
hier begonnen, setzte Timotheos fort, des Thersandros Sohn, ein
glänzend begabter Mann, der von Milet nach Hellas herüberkam,
um an Stelle der veralteten Gesangeskunst die neue Musik mit
ihren neuen Instrumenten und Weisen daselbst einzubürgern. Er
dichtete Ton werke, in welchen, wie ihre Titel: Niobe, die Perser,
Nauplios u. s. w. andeuten. Sage und Geschichte dargestellt wurde,
und zwar in einem bunten Wechsel mannigfaltiger Kunstformen,
indem epische Becitation, Arien und Chorlieder, Poesie, Alimik,
Tanz und Musik zu einer glänzenden Gesammtwirkung verbunden
wurden.
Timotheos Ijegegnete aber mit seinen Neuerungen in HeUai
einem viel zäheren Widerstände, als er erwartet hatte. Die
apollinische Musik, wie sie von Delphi aus geordnet war, hing
namentlich in Sparta mit den Gesetzen des Staates und der religiösen
Rechtgläubigkeit so eng zusammen, dass der, welcher hier will-
kürlich ändern wollte, als der gefährlichste Irrlehrer angesehen
wurde. Man war hier strenger und empfindlicher als in den wich-
tigsten Staatsgrundgesetzen; denn es galt fui* das Kennzeichen eines
ALTE UND NEUE MUSIK. 83
wohlgebildeten Spartaners, dass er gute und schlechte Musik sofort
zu unterscheiden wisse; schlecht aber nannte mau eine jede, welche
sinnlich aufregte und das Gemuth verweichlichte, und diese glaubte
man wie ansteckendes Gift fern halten zu müssen. Auch die Sieben-
zahl der Saiten und die ganze Einrichtung der Instrumente war
etwas durch Sitte und Gesetz Geheiligtes in Sparta. Aber auch
die Athener waren hier strenge und dem Alten treu; auch sie hatten
alte Gesetze, welche die verschiedenen Gattungen der Musik fest-
stellten und die Vermischung derselben straften**).
Daher der hartnäckige Kampf zwischen der alten und neuen
Musik. Daher wurden nicht nur in Sparta von Amtswegen dem
Phrynis und Timotheos die überzähligen Saiten abgeschnitten , son-
dern auch in Athen wurden die Neuerer heftig angefeindet, und
wenn sie die Musik von alterthümlichem Zwange zu befreien und
einer neuen Vollkommenheit entgegenzufahren meinten, so gab man
ihnen dagegen eine Schändung der edlen Kunst Schuld und sah
in ihrem Treiben eine Versündigung am hellenischen Volke, einen
strafbaren Abfall von der Sitte der Väter. Ja in früherer Zeit, sagt
Aristophanes, wenn da die attischen Knaben es sich heraus ge-
nommen hätten, mit künstlichen Schnörkeleien, Trillern und Ga-
denzen, wie die Schule des Phrynis sie aufgebracht hat, den reinen
Gesang zu entstellen, so wäi*en sie mit Schlägen gezüchtigt worden
als solche, welche die Musen entehren; im ^Cheiron' aber, der dem
Pherekrates oder vielleicht richtiger dem Nikomachos zugeschrieben
wird, erzählte die Frau Musika, welche, von Misshandlungen ent-
stellt, auf der Bühne erschien, ihre ganze herzzerreifsende Leidens-
geschichte. Zuerst klagt sie über Melanippides mit seinen zwölf
vermaledeiten Saiten, dann sei Kinesias der Schurke über sie her-
gefallen, ^der hudelte mich so mit seinem Strophengekräusel, dass
*beim Dithyrambus, was rechts gehörte, links zu sitzen kam. Doch
^war auch dieser lange nicht der Schlimmste. Nein, dann kam
Thrynis, flocht mir seine Triller ein und die Rouladen, und bog
'und wickelte mich ganz zu Schanden, um in fünf Saiten zwölf
'der Harmonien hineinzuzwängen. Doch der hat^s hinterdrein doch
'noch bereut und sich gebessert. Allein Thimotheos, ach theures
'Publikum! Der war's, der mir am schlimmsten mitgespielt und
'mich Elende ganz zu Grunde richtete! ""Was war denn das für
'ein Timotheos?"" 'Nun wer denn anders als der Sklave aus
'Milet? Der zauste mich viel ärger, als sie allesamt, der zerrte mich
6*
84 TIMOTHEOS UND EURIPIOES.
Murch seiner Noten Labyrinth, er brachte mich auch um das letzte
^Quentchen Kraft, sein Saitendutzend hat mir den Garaus gemachtr
So tritt uns die entscheidende Wendung des griechischen Volk»-
bewusstsems, die Veränderung des Geschmacks und der sittlidieii
Haltung, der ganze Gegensatz des Alten und Neuen in der Musik
am deutlichsten entgegen; hier wird mit der Ueberlieferung am
völligsten gebrochen; hier sind zwei Kunstschulen von ganz wider-
sprechender und unvereinbarer Richtung. In der alten Zeit war es
der Rhythmos, welcher die musischen Künste beherrschte; er war
das Gesetz, nach welchem die Worte der Poesie, die Töne der
Musik, die Bewegungen der Orchestik sich bestimmten; ihm ver-
dankte die classische Kunst die Klarheit, die wohlthuende Ordnung
und ernste Haltung; er sicherte die Ruhe in der Bewegungt er
gab dem Gedanken die Herrschaft über die Empfindung. Dieser
Rhythmos war der Ausdruck eines gesunden und wohlgeordneleB
Seelenzustandes, das Kennzeichen innerer Ruhe und Sicherheit« Er
konnte sich also in der Kunst nicht behaupten, nachdem das Lßben
der Menschen ein anderes geworden war, und darum f(dgte der
Verfall der alten Musik dem Verfalle des Gemeindelebens unmittd-
bar nach.
Euripides stand selbst unter dem Einflüsse der Neuerungen,
welche auf dem Gebiete der Rliythmik und Musik gemacht wurden.
Er gehörte zu den Vielen, welche die Kunst des Timotheos be-
wunderten, er stand ihm persönlich nalie und suchte seinen über
den hartnäckigen Widerspruch betroflenen Freund damit zu trösten,
dass die Zeit nicht mehr ferne sei, wo er das Theater beherrschoi
werde. Und in der That war es Timotheos beschieden, sich länger
und voller seines Ruhmes zu erfreuen, als Euripides. Demi der
Musik standen mehr Mittel zu Gebote, um die aufgegebene Würde
der alten Kunst durch neue Reize zu ersetzen, während auf öet
Bühne unverkennbar zu Tage trat, wie viel im Vergleiche mit
den älteren Meistern verloren war, ohne dass etwas Neues erreicht
werden konnte, das in gleichem Grade zu befriedigen vermochte.
Auch spürt man an den Tragödien des Euripides, wie ihn der
Geist der Zeit mehr und mehr beherrschte und mit sich fortzog.
Denn während in seinen älteren Stücken, Medeia, Hekabe, Hippo-
lytos, iVndromache, AlkesUs, strengere Grundsätze beobachtet werden,
lässt sich in den jüngeren eine zunehmende Nachlässigkeit erkennen.
Die Verse werden flüchtiger und leichtfertiger, die Auflösungen der
VERFALL DER TECHNIK IM DRAMA. 85
langen Silben im Jambus häufiger. Auch in der Anordnung des
Dialogs und der einander entsprechenden längeren Reden zeigen die
älteren Tragödien eine gewisse Kunst der Symmetrie, welche in
den jüngeren Werken wegfallt. Es lässt sich wahrscheinlich machen,
dass die Zeit, in welcher der Dichter den strengeren Stil in Com-
position und Versbau aufgab, ungefähr um Ol. 89 fällt. Es war
also dieselbe Zeit, da nach dem Nikiasfrieden Alkibiades an die
Spitze des Staats trat und denselben in die unsichern Bahnen seiner
kecken Politik hereinzog '^*).
Bei Alkibiades schien es eine UeberfüUe von Kraft zu sein,
welche ihm die Schranken der Sitte unerträglich machte, und eben
so bei den genialen Künstlern, welche einer freieren Bewegung
auf ihrem Gebiete Bahn brechen wollten. Aber im Grunde war
jene scheinbare Kraflfulle nur eine Schwäche, indem die höchste
Kraft, die der Selbstbeherrschung, fehlte. Darum konnten wohl
die alten Formen zersprengt werden, aber es entwickelten sich
keine neuen Gestaltungen; man schwankte zwischen genialer Form-
losigkeit und nüchternster Künstlichkeit hin und her; wir sehen
die alten Ordnungen, welche die Hellenen im Staatsleben wie in
der Kunst mit besonnener Kraft gegnmdet hatten, gleichzeitig zu
Grunde gehen, und in dieser Auflösung verloren die Schöpfungen
der Griechen auch ihren eigentlich nationalen Charakter.
Diese Entfremdung der Kunst vom nationalen Boden, welche
vom hellenischen Standpunkte aus nur als eine Entartung angesehen
werden konnte, war gleichwohl der Punkt, an welchen die cultur-
geschichtliche Bedeutung des Euripides sich anschliefst. Denn in-
dem er es verstand, während einer für poetisches Schaffen höchst
unbequemen Zeit, in ihrem Sinne und mit ihren Kräften thätig,
die dramatische Kunst bei den Athenern zu erhalten, und zwar mit
solchem Erfolge, dass er neben Sophokles sich behaupten konnte
und von ihm als ein Meister der Kunst anerkannt wurde: so bil-
dete er den Uebergang aus der classischen Zeit in die spätere und
gewann eine über die Gegenwart weit hinausreichende litterarische
Bedeutung.
Die eigentlichen Classiker wie Pindar, Aeschylos und Sophokles
sind der Art, dass sie nur von Zeitgenossen oder von Solchen,
welche sich durch Studium in sie hineindenken, ganz verstanden
und gewürdigt werden können; so sehr war ihre Kunst mit dem
öfTentüchen Leben und dem sittlichen Standpunkte ihrer Zeit ver-
86 NACHWIRKUNG DES EURIPIDE8.
wacliseu. Euripiiles aber ist dadurch, dass er den strengeu Stil
der älteren Kunst aufgeliol>en bat, aus dem engeren Kreise des nur
Volkstbümlichen herausgetreten ; er bat die rein nieuscldichen Hotive,
die überall Anklang linden, zur Geltung gebracht; darum ist er klar
und verständlich; darum gewährt er, ohne ein besonderes Interesse
au dem Sagenstofle vorauszusetzen oder eine höhere Aaspamiuiig
der Geisteskräfte in Anspruch zu nehmen, das, was die MensclieD
aller Orte und Zeiten vom Schauspiele verlangen; er spannt und
unterhält, erschreckt und rührt; er giebt eine Fälle von Gedanken
und Betrachtungen, die Jedem nahe liegen und Jedem wichtig sind;
er ist ein Dichter für alle Gebildeten, welche seine Sprache ver-
stellen. Darum hat er auch die bedeutendsten seiner Zeitgenossen,
wie den Sokrates, zu ergreifen vermocht; darum ist die attische
Bühnensprache, wie er sie ausbildete, für das Drama mafegebend
geworden, so dass selbst Aristophanes eingestehen musste, in dieser
Beziehung unter dem Einflüsse des Euiüpides zu stehen. Damm
hat er auch der bildenden Kunst den Weg gewiesen, wie sie nach
den Zeiten des Pheidias Neues und Bedeutendes leisten könnte;
darum hat er, nachdem er bei Lebzeiten gegen die noch in Kraft
stehende Tradition der älteren Kunst nicht hatte aufkommen können,
nach seinem Tode die Welt mit seinem Ruhme erfüllt und eine
zahlreiche Nachfolge bei den Dichtem gefunden, welche die grie-
chischen Sagen benutzten, um dramatische Wirkung von allgemein
menschlicher Bedeutung zu erzielen. In dieser weltgeschichtlichen
Bedeutung des Euripides hegt eine gewisse Beruhigung für die,
welche nicht ohne schmerzliches Mitgefühl das lauge, arbeitaame,
aber trübe und verdrossene Leben des Dichters überbUcken, welcher
selbst seines Dichterberufs niemals recht froh geworden ist.
Im Aeufseren wurde der Organismus der alten Tragödie un-
verändert beibehalten; es wurden nach wie vor Tetralogien auf-
geführt, weil dies einmal die durch das Herkommen geheiligte Form
des poetischen Wettkampfes an den groFsen Dionysosfesten in Athen
war. Aber seit Sophokles angefangen hatte, den Zusammenhang
der mit einander zur AufTülining gelangenden Stücke zu lösen, so
dass jedes derselben für sich ein poetisches Ganze bildete, blieb
dies Verfahren, so viel sich erkennen lässt, für seine Zeitgenossen
und Nachfolger mafsgebend. Je mehr das Interesse am StofTe der
Sagen sich abstumpfte, um so zweckmäfsiger war es, die ganie
Kunst des Dramatikers den einzelnen Dramen zuzuwenden. Dadurch
TRAGÖDIE UND KOMÖDIE. 87
erhielt sich das Drama populärer, iudem der schaulustigen Menge
eine gröfsere Mannigfaltigkeit des Genusses dargehoteii, und zugleich
die Wiederholung der Tragödien auf kleineren Bühnen und l>ei
minder festlichen Gelegenheiten erleichtert wurde. Eine Neuerung
scheint auch hier Euripides versucht zu haben, als er in seiner
*Alkestis\ welche als viertes Concurrenzstück Ol. 85, 2 (438) zur
Aufiuhrung kam, ein Stück lieferte, das den Zweck hatte, das
Satyrspiel zu ersetzen, welches in seiner herkömniüchen Weise dem
Dichter nur einen beschränkten Spielraum darbot und einen frischen,
naiven Humor verlangte, wie er unserm Dichter nicht zu Gebote
sUod. Alkestis ist keine Tragödie und kein Satyrspiel, sondern
eine Composition neuer Art, indem einem tragischen Stoffe eine
heitere Weadung gegeben und so dem Bedürfnisse des attischen
Publikums, sich nach dem erschütternden Eindrucke der Tragödien
an einem lustigen Nachspiele zu erholen, entsprochen wurde. Aber
auch dieser Versuch, innerhalb des Organismus der Tragödie eine
neue Kunstform zu schaffen, war ohne rechten Ernst unternommen
und blieb ohne nachhaltigen Erfolg.
Am besten erhielt sich die Komödie, welche durch die ganze
Zeit von Glück und Unglück hindurch dem attischen Volksleben
mit ihrem hellen Blicke folgte, und es ist merkwürdig genug, dass
gerade dem Lustspiele die Aufgabe vorbehalten blieb, der herrschen-
den Neuerungssucht mit vollem Ernste entgegenzutreten und das
Gute der alten Zeit auf der attischen Bühne zu vertreten. Un-
mittelbar vor dem Falle . Athens finden wir die Komödiendichter
noch in heftigem Kampfe gegen die Missbräuche des Staatslebens
und das Unwesen der Demagogie. Kleophon wird in demselben
Jahre Ol. 93, 4 (405) von Piaton und Arislophanes schonungslos
angegriffen. Nach dem Falle der Stadt legte sich die pohtische
Opposition und die Dichter zogen sich auf ein Gebiet zurück, wo
der Kampf weniger bitter und aufregend war, indem sie statt der
Bürgerschaft und ihrer Stimmführer das Publikum angriffen und die
Poeten, denen es seinen Beifall schenkte. Mit l>esonderer Schärfe
traten sie den Dithyranibikern entgegen, welche sich mit ihrer
formlosen Künstelei so unerträglich breit machten, und diese rächten
sich wiederum dadurch, dass sie der Kuniudie die Unterstützung zu
entziehen suchten, welche ihr vom Staate zu Theil wurde. Das
gelang ihnen um so leichter, da die Zeiten dem Gedeihen des
fröhlichen Festspiels wenig günstig waren, und in Folge der all-
88 ÄNDERUNG DER KOMÖDIE.
gemeinen Verarmung die Chöre immer kümmerlicher zu werden
anfingen.
Im Jahre nach der Arginusenschlacht hatte man schon die Ein-
richtung treffen müssen, dass je zwei Choregen zusammen einen
Chor ausrüsteten. So half man sich auch nach dem Jahre des
Eukleides durch, his der Dithyramhendichter Kinesias, der unter
dem Muthwillen der Bühne am meisten zu leiden gehabt hatte, ein
Gesetz einbrachte, wodurch der öffentliche Aufwand für die Komödie
in dem Grade beschränkt wurde, dass sie den Chor ganz aufgeben
musste. Sie schleuderte die^ Blitze ihres Zorns gegen den Uebel-
thäter; Strattis dichtete ein eigenes Stück auf Kinesias, den 'Cäior-
würger', aber man kämpfte vergebens gegen die Ungunst der Zeit
Die im Zusammenhange mit dem Bühnenspiele gedichteten und flE^
dasselbe eingeübten Chorlieder, namentlich die gefürchteten Para-
basen, fielen weg; statt dessen wurden Tänze und leichte Musik-
stücke emgelegt. Die ganze Kunstgattung, die eigenthämlichste
Frucht des attischen Volkslebens, verlor ihre frühere Bedeutung
und so ging um Ol. 97 (390) die alte Komödie allmählich in das
neue Lustspiel über. So lange sie aber noch bestand, ist sie ihrem
Berufe treu geblieben, alle verkehrten Zei trieb tungeu zu bekämpfen,
und nachdem schon Kratinos in seinen 'Panopten' die Sophisten
im Ganzen gegeifselt hatte, als die superklugen Allseher und Ali-
wisser, folgte eine Reihe von Komödien, welche sich vorzugsweise
mit den litterarischen Zuständen und dem einreifsenden Unge-
schmacke beschäftigten; dahin gehören iles Phrynichos 'Musen' und
'Tragödien', des Aristophanes 'Frösche' und 'Amphiaraos', und end-
lich sein 'Gerytades', wo er den von den Dichtern selbst eingestan-
denen Bankerott der dramatischen Poesie in Athen darstellte. Gewiss
war dieser Kampf nicht unwirksam, um das Gefühl für echte Kunst
zu beleben und die alten Meister in Ehren zu erhalten; aber die
Komödie konnte nichts thun als der Zeit den Spiegel vorhalten und
den Abstand von der Vergangenheit hervorheben; sie konnte im
besten Falle den Widerwillen gegen die neuen Zeitrichtungen,
welcher sie selbst erfüllte, bei ihren Zuhöi-ern erwecken; aber
ehien anderen Weg wusste auch sie der attischen Kunst nicht zo
weisen, die Leere der Gegenwart konnte sie nicht ausfüllen**).
DIE AUFGABE DER PHILOSOPHIE. 89
So Stand es mit der Dichtkunst in Athen. Sie hat sich, nach-
dem das Gleichmai^ des öffentlichen Lebens zerstört war, noch eine
Zeitlang in voller Höhe erhalten, aber nur in den Werken des So-
phokles, welcher in dem Geiste der perikleischen Zeit fortlebte;
dann wurde auch sie, wie die Musik, von demselben Strome er-
griffen, welcher die Grundlagen des Volkslebens auflöste und den
Boden binwegschwemmte, in welchem die Schöpfungen der clas-
sischen Periode wui*zelten. Sie war deshalb in der Zeit allgemeiner
Schwankungen aufser Stande, einen sittlichen Halt zu gewähren;
das Alte ging zu Grunde, aber eine neue Kunst, an welcher die
Menschen sich aufrichten konnten, vermochte die moderne Zeit mit
aller ihrer Denk- und Redefertigkeit nicht zu schaffen. Eben so
war der Glaube der Väter wie ein veralteter Hausrath bei Seite
geworfen, ohne dass eine andere Gewissheit des sittUchen Lebens,
ein anderer Antrieb für die dem Gemeindeleben unentbehrlichen
Tugenden gewonnen wurde. Man erkannte das Bedurfniss einer
Regeneration des Staats; man ging emsllich daran, zu bessern und
zu ordnen; aber durch politische Reformen konnten die Schäden
nicht geheilt und neue Grundlagen des Gemeinwohls nicht gewonnen
werden. Es blieb nichts Anderes übrig, als eine aus ernster Selbst-
erkenntniss hervorgehende, sittliche Erneuerung, eine entschlossene
Umkehr von den Irrwegen modemer Aufklärung und allen falschen
Einbildungen und die Heranbildung eines neuen Geschlechts, in
welchem die Tugenden der Treue, der Gottesfurcht und Wahrhaftig-
keit wieder Wurzel fassteu. Der Aufbau eines glücklicheren Athens
flUttsste von unten begonnen werden. Das war ein weiter und be-
schwerlicher Weg, ein Weg, welcher dem Dünkel der Athener, die
auf der Höhe menschlicher Bildung zu stehen meinten, wenig zu-
sagte, aber — es war der einzige.
Um auf diesen Weg zu führen und die Nothwendigkeit einer
sittlichen Erneuerung, die sich im Gemüthe jedes Einzelnen voll-
ziehen musste, seinen Mitbürgern deutlich zu machen, dazu be-
durfte es eines Mannes von prophetischer Art, welcher die Ver-
irrungen der Zeit klar erkannte, aber selbst über seiner Zeit stand,
der die geistigen i^littel besais, die Irrthümer zu bekämpfen, und
det* endlich seines Berufs zu retten und zu helfen so gewiss war,
dass er ohne Selbstsucht dafür zu leben und zu sterben bereit war.
Einen solchen Mann hatten die Athener in ihrer Mitte; es war kein
90 SOKRATBS, DES SOPHRONISKOS SOHN,
Anderer, als jener Soki'ates, dessen Wirken in Staat und Gesell-
Schaft schon mehrfach zur Sprache gekommen ist.
Betrachten wir ihn in seiner ganzen Art zu sein (und keiae
Persönlichkeit des griechischen Alterthums ist uns ja in so dfmt-
licheu Zügen vor Augen gestellt), so erscheint er uns zunächst ab
Einer, welcher gar niclit nach Athen gehört; so fremdartig ist sein
Wesen, so unvermittelt seine ganze Erscheinung. Er passt in keiiie
Klasse der bürgerlichen Gesellschaft und ist mit keinem Malsslabe,
wie wir ihn au seine Mitbürger anlegen, zu messen. £r ist einer
der ärmsten aller Athener, aber er geht mit stolzem Selbstbewusstr
sein durch die Stralsen der Stadt und tritt den Reichsten und Vor-
nehmsten wie ihres Gleichen gegenüber; sein hässliches und yer>
nachlässigtes Aeulsere macht ihn zu einem Gegenstande da
ölfentlichen Gespöttes, und doch übt er einen beispiellosen Einfln»
auf Niedrige und Hohe, auf Gelehrte und Ungelehrte. Er ist ein
Meister im Reden und Denken und dabei ein grundsätzlicher Gegner
derer, welche darin die AUiener unterwiesen; ein Mann der Auf-
klärung, welcher nichts ungeprüft lässt, und dennoch der fleilsigste
Opferer, ein Verehrer der Orakel und von treuherzigem Glauben
an viele Dinge, welche man als Ammenmährchen verlachte; ein rück-
sichtsloser Tadler der Volksherrschaft und doch ein Gegner der
OUgarchen. Ganz sich selbst angehörig denkt er anders als alle
übrigen Athener, geht seine Wege, ohne sich um die öfifentliche
Meinung zu kümmern, und wenn er niu* mit sich selbst im Ein-
klänge ist, macht kein Widerspruch, keine Anfeindung, kein Hohii
ihn irre. Ein solcher Mann schien in der That wie aus einer an-
dern Welt in die Mitte von Athen versetzt zu seui.
Und dennoch, so einzig in seiner Art dieser Sokrates war, so
können wir bei schärferer Pnifung den echten Athener in ihm
nicht verkennen. Ein solcher war er in seiner ganzen geistigen
Richtung, in seiner Redelust und Redekunst, wie sie sich nur in
attischer Luit entwickeln konnte, in dem feinen Witze, mit dem
er Ernst und Scherz zu verbhulen wusste, in dem rastlosen Suchen
nach einem tiefen Zusammenhange zwischen Thun und Erkennen.
Er war ein Athener von altem Schlage, wenn er die Gesetze des
Staats mit festem Muthe gegen jede Willkür verti'at und im Felde
keine Gefahr und Mühseligkeit scheute. Er kannte und liebte die
nationalen Dichter; er trug in dem unermüdlichen Bildungstriebe
das edelste Kennzeichen seiner Vaterstadt an sich. Wie Solon dachte
GEB. UM 470, OL. 77, 8} GEST. 399, OL. 95, 1. 91
auch Sokrates, das8 man zum Lernen niemals zu alt sei, dass Lernen
und Erkennen nicht eine Vorbildung zum Leben sei, sondern das
Leben selbst und das, was allein demselben Werth gebe. Durch
Earkenntniss täglich besser zu werden und Andere besser zu machen,
erschien Beiden als die eigentliche Aufgabe des Menschen. Beide
fanden die einzig wahre Glückseligkeit in der Gesundheit der Seele,
und gaben Ungerechtigkeit und Unwissenheit als das gröfste Un-
glück an.
So stand Sokrates bei aller Originalität doch ganz auf dem
Boden attischer Bildung, und wenn man erwägt, dass die nam-
haftesten Vertreter der Sophistik und der ihr verwandten Riclitimgen
sämtlich aus der Fremde gekommen sind, wie Protagoras aus Abdera,
Gorgias aus Sicilien, Prodikos aus Keos, Diagoras aus Melos, so
kann man mit gutem Rechte behaupten, dass diesen Lehrern gegen*
über die besten Grundsätze attischer Weisheit in Sokrates ihren
Vertreter fanden.
Indessen ging er nicht etwa nur auf die alten und zum Schaden
des Staats in Vergessenheit gekommenen Grundlagen vaterländischer
Gesinnung zurück, er trat nicht abwehrend und spröde der Be-
wegung der Zeit gegenüber, vielmehr stand er mitten in ihr und
suchte sie nur zu anderen und höheren Zielpunkten zu leiten. Er
wollte nicht Umkehr, sondern Fortschritt der Erkcnntniss über das
hinaus, was die klügsten Weisheitslehrer darboten. Darum konnte
er in sich vereinigen, was Anderen ein unversöhnlicher Widerspruch
schien, und darauf beruhte das, was ihn am meisten vor allen
Volksgenossen auszeichnete, die hohe Freiheit und Selbständigkeit
seines Geistes; dadurch war er im Stande, ohne seiner Ileimath
untreu zu werden, sich über die Beschränktheit der herkömmhchen
Vorstellungen zu erheben, und das that er namentlich darin, dass
er mit einer heroischen Sicherheit mitten unter einem der Schön-
heit der Erscheinung huldigenden Volke von allem Aeufserlichen
sich vollkommen unabhängig machte und auf die inneren Güter und
das sittliche Leben ausscliliefsüch allen Werth legte. Darum war
auch die eigene Ilässlichkeit, das breite Gesicht mit der aufgestülpten
Nase, den dicken Lippen und vorliegenden Augen, ein charak-
teristischer Zug seiner Persönlicldteit, weil sie gegen die herkömm-
liehe Annahme einer nothwendigen Gemeinschaft körperUcher und
geistiger Trefflichkeit zeugte, weil sie bewies, dass auch in einem
sllenartigen Leibe ein apollinischer Geist wohnen könne, und also
92 DAS LEBEN DES 80KRATE8.
ZU einer höheren Auffassung der menschlichen Persönlichkeit hiii-
leitete. So stand er in seinem Volke und in seiner Zeit, aber Aber
beiden, und eines solchen Mannes bedurften die Athener, um den
Weg zu linden, auf welchem es möglich war, aus dem Widerstrate
der Meinungen zu einer sittlichen Gewissheit durchzudringen und
ein Gluck zu erlangen, das seine Bürgschaft in sich selbst trug.
Sokrates tritt uns als eine fertige und vollkommen ausgeprftgte
Persönlichkeit entgegen, deren allmähhche Entwickelung inuier
etwas Geheimnissvolles bleibt. Doch liegt der eigentliche Keim der-
selben ohne Zweifel in dem Wissensdrange, welcher ihm in beson-
derer Stärke angeboren war. Dieser Drang liefs ihn nicht in der
Lehre seines Vaters ausharren; er trieb ihn aus der engen Werk-
statt liinaus auf die Strafsen und Plätze der Stadt, in welcher damib
Jede Art von Bildung, Kunst und Wissenschaft in reicher F§ik
dargeboten wurde. Stand doch, als er in der Mitte der zwaniiger
Jahre war, Perikles auf der Höhe seiner glänzenden Wirksamkeit,
und man sollte erwarten, dass der Sohn eines Bildhauers Veran-
lassung hatte, diese Wirksamkeit in vollem Mafse zu würdigen.
hidessen brachte der junge Sokrates aus seinem Vaterhause eine
gewisse einseitige, so zu sagen, spiefsbörgerliche Richtung mit,
d. h. einen nüchternen, hausbackenen Sirm für das praktisch Nutz-
bare, welcher sich durch Glanz und Herrlichkeit nicht bestechen
liefs. Darum ging er auch an den vielbewunderten Kunstwerken,
welche die Stadt damals erfüllten, ziemlich gleichgültig yoräber;
es fehlte ihm für die idealen Bestrebungen der perikleischen Zeit
die Auffassung, und auch die Tragödien eines Sophokles scheinen
keine sonderliche Anziehungskraft auf ihn geübt zu haben. Lag
hierin eine Einseitigkeit, so hatte sie das Gute, dass sie die Un-
abhängigkeit seines Urteils befestigte und ihn in Stand setzte, die
Mängel und Gebrechen, an denen auch das blühende Athen litt, zu
erkennen und zu bekämjifen.
Wenn nun al>er der Sohn des Sophroniskos auch den Begriff
des praktisch Nutzl>aren in das Gebiet der Wissenschaft herüber-
nahni, so gab er ihm hier eine so tiefe und grofsartige Bedeutung,
dass er ihm wiedennn zu einem Antriel)e wurde, jedes wahre Bil-
dungsmittel, das Athen darbot, mit rastlosem Eifer aufzusuchen;
denn er fühlte, dass es unmöglich sei, den nächstliegenden sitt-
lichen Aufgaben zu genügen, ohne eine zusammenhängende Er-
kenntniss zu besitzen. So ging er heifshungrig umher bei Männern
DAS WIRKEN DES SORRATES. 93
und Frauen, welche für hochgebildet galten; er hörte die Vortrage
der Sophisten, verschaffte sich die Schriften der älteren Philosophen,
deren Wirkung er unter seinen Zeitgenossen lebendig fand, ver-
tiefte sich mit strebsamen Freunden in die Werke des Herakleitos
und Anaxagoras, und in diesem regen Wechselverkehre wurde er
selbst allmählich ein Anderer, d. h. er wurde sich des unbefrie-
digenden Standpunkts der damaligen Lehrweisheit so wie des eigenen
Ziels und Berufs bewusst. Denn indem er Anderes fragte und
Tieferes suchte, als ihm geboten werden konnte, wurde er ohne
eigene Absicht zu dem, von welchem die Anregung ausging und
von dem man schliefslich die Beantwortung der unerledigt geblie-
benen Fragen erwartete. Der Belehrung Suchende wurde der
Mittelpunkt eines Kreises von Jüngeren, welche ihm mit Begeisterung
anhingen, und wie sehr das, was er zu geben suchte, dem tief
empfundenen Bedürfnisse der Zeit entsprach, geht daraus hervor,
dass Menschen der allerverschiedensten Anlage und Lebensstellung
sich ihm hingaben, selbstbewusste, lebensfrohe und übermüthige
Jünglinge der vornehmen Gesellschaft, wie Alkibiades, und wiederum
trübsinnige und verzagte Menschen, wie jener wunderhche Apollo-
doros aus Phaleron, der mit sich und Anderen ewig unzufrieden
ein unglückseliges Dasein führte, bis er in Sokrates die einzig ihm
zusagende Persönlichkeit und in seinem Umgange die ersehnte Be-
friedigung fand. Er war ihm Alles in Allem und jede Stunde,
welche er von ihm entfernt war, beklagte er wie eine verlorene.
So wusste Sokrates unter den Athenern, bei denen die persön-
lichen Verbindungen ZAvischen Altersgenossen sowolü wie zwischen
Männern und Jünglingen entweder durch Parteiinteressen oder durch
unlautere Sinnlichkeit getrübt und entweiht wurden, die wohlthätige
Macht reiner Freundschaft und uneigennütziger Hingebung wieder
zu erwecken. Der nüchterne Mami entzündete den edelsten En-
thusiasmus und gewann durch die einfachsten Mittel eine weitgrei-
fende Wirksamkeit, wie sie vor ihm noch Niemand in Athen gehabt
hatte; er war noch vor dem Nikiasfrieden, als ihn Aristophanes
Ol. 89, 1; 423 zur Hauptperson seiner *Wolken^ machte, einer der
bekanntesten und einflussreichsten Männer in Athen**).
Wie Sokrates allmählich zu einem Lehrer des Volks wurde, so
gestaltete sich in unauflöslicher Verbindung mit seiner philoso-
phischen Entwickelung auch sein Leben und Wandel. Denn das
war die hervorragendste seiner Eigenschaften, dass Leben und Lelu^
94 LEBEN UND WANDEL
aus einem Gusse war und keiner seiner Jünger sagen konnte, ob
sein Beispiel oder sein Wort tiefer auf ihn gewirkt habe. Das
hing aber damit zusammen, dass seine Philosophie von Anfang an
auf das gerichtet war, was den Menschen besser und gottgefälliger,
freier und glücklicher machen könnte. Dieser Richtung konnte er
sich nicht hingeben, ohne sich in seinem eigenen Bewusstsein m
einer immer höheren Klarheit und Reinheit zu erheben und das,
was ihm von sinnlichen Trieben, von Trägheit und Leidenschaft*
lichkeit angeboren war, der Yernunfl zu unterwerfen. So ward
er ein Mann, an dem man viel zu belächeln und zu bespötteln
fand, den aber als einen sittlich tadellosen und gerechten Bürger
auch diejenigen anerkennen mussten, welchen seine Weisheit nicht
munden wollte. Er war mit voller Treue seiner Vaterstadt ergeben
und, ohne Aemter und Würden zu begehren, war er aus innerem
Triebe ruhelos für ihr Bestes thätig, so dass er, wie der angestreng-
teste Geschäftsmann, sein langes Leben hindurch keinen müssigen
Tag hatte und nur einmal zum Besuche der isthmischen Spiele
seine Vaterstadt verliefs.
So weit aber seine Gesichtspunkte auch über das hinausgingen,
was der Staat vom Bürger verlangte, so war er dennoch weit ent-
fernt, von den bürgerUchen Pflichten gering zu denken. Er for-
derte von seinen Jüngern die treueste Erfüllung derselben und ging
ihnen darin mit einer Hingebung voran, welche deutlich zeigte,
dass es ihm eine Gewissenssache war und nicht blofs ein äuCBer-
lieber Dienst, welcher erledigt werden musste. Er wagte sein Leben
in mehr als einer Schlacht, er war mitten im Kampfgetümmei und
selbst bei Niederlagen, wo Jeder nur an die eigene Rettung zo
denken pflegt, in selbstverläugnender Liebe für Andere thätig. So
rettete er bei Potidaia den Alkibiades, der verwundet am Boden
lag, und verzichtete dann zu seineu Gunsten auf den Preis der
Tapferkeit. Nach der Schlacht bei Delion, da sich Alles in wilder
Flucht überstürzte, ging er in voller VVaflennistung so stolz und
ruhig seinen Weg! wie in den Strafsen von Athen, und rettete
sich und seinen Gelahrten, den tapferen Laches, welchen er durch
seine grofsartige Ruhe beschämte. Auch seine Gegner mussten
einräumen, dass die Heere Athens unüberwindlich wären, wenn sie
lauter Krieger von so kaltblütigem Muthe hätten wie Sokrates.
Und doch gab er selbst auf diese Art seiner Thätigkeit nichts;
er erkannte vielmehr seinen eigentUchen Beruf darin, eine von
DES S0KRATE8. 95
jedem Gläckswechsel unabhängige Ruhe und Zufriedenheit seinen
Mitbürgern als Ziel ihres sittlichen Strebens vorzuhalten. Um aber
den einzigen Weg dahin zu zeigen, zog er jedem Lebensglucke die
freiwillige Armuth vor und stellte es inmitten eines nach Gewinn
und Genuss jagenden Volkes als die höchste Aufgabe hin, so wenig
als möglich zu bedürfen; denn dadurch komme der Mensch der
Seligkeit der Götter, welche in der Bedürfnisslosigkeit bestehe, am
nächsten. Er wollte nur so viel haben, um in der Ausübung seines
Berufs durch Nahrungssorge nicht gestört zu werden, und um dies
zu erreichen scheute er sich nicht, von seinen Freunden anzu*
nehmen, was sie ihm in das Haus schickten. Solche Liebesdienste
wurden ihm namentlich von dem edlen Kriton geleistet. Es war
dies eine Gütergemeinschaft unter Freunden, wie er sie von seiner
Seite und mit seinen Mitteln auf das Vollständigste erwiederte. Denn
er gab das Beste, was er hatte. Jedem, dem er damit dienen konnte,
freiwillig hin und verschmähte grundsätzhch jede Vergütung, ob-
^eich es in Athen allmählich ganz gebräuchlich geworden war, dass
die Lehrer der Weisheit von dem Ertrage ihrer Wissenschaft lebten.
Hatte man doch seit alter Zeit Sänger, Seher und Aerzte, Bildner
und Maler reichlich belohnt, ohne dass dadurch ihre edle Kunst
entehrt wurde, und so konnte ja auch jetzt, da eine neue höhere
Bildung zum Bedürfnisse der erwachsenen Jugend Athens gehörte,
für die Mittheilung derselben ein Lohn in Anspruch genommen
werden, wie es von Seiten der Sophisten geschah. Namenüich
wenn de gleich den Lelu^ern der WaiTenkunst und der Musik, nur
in einer höheren Sphäre, unmittelbar praktische und für das gesellige
Leben anwendbare Resultate erzielten, so konnten diese, wie jede
Mittheilung werthvoller Gaben, in Geld geschätzt werden, und man
konnte geltend machen, dass eine entsprechende Gegenleistung von
Seiten der Empfangenden nur dazu diene, die blofs Neugierigen
Ton den wirklich Lernbegierigen zu scheiden.
Aber dennoch stand diese Auffassung zu der des Sokrates in
grellem Widerspruche. Er wollte seinen Jüngern keine einzelnen
Fertigkeiten mittlieilen, deren Vortheil sich abschätzen liefs und
von denen man zu einer bestimmten Zeit sagen konnte, jeüst sei
der durch Verabredung festgestellte Zweck erreicht; er wollte sie
zu andern und besseren Menschen machen, ein neues I^ben in
ihnen erwecken , und dazu gehörte eme freie Hingabe und ein Ver-
hältniss gegenseitiger Liebe, welches durch jede Nebenrücksicht
96 UNEIGENNÜTZIGREIT DES SOKIUTES.
entweiht worden wäre. Darum erschienen ihm die SophisteD wie
Buhlermncn, welche ihre Liebe dem Zahlenden feil bieten. Anch
trat hier der Umstand ein, dass die Sophisten Fremde waren, die
ihre Reisen vom Erwerbe des Berufs bestritten und für die Athentf
als solche kein Herz hatten. Zwischen Burgern aber, meinte So-
krates, dürfte das Edelste und Beste, was einer dem Anderen ni
bieten habe, niemals zum Gegenstande eines geschäftlichen Betriebes
gemacht werden; hier sei auf der einen Seite kein Interesse statt-
haft, als das einer reinen Nächstenliebe, und auf der andern kamt
Gegenleistung als die dankbare Hingabe eines von dieser Liebe er-
griffenen Herzens.
Uebrigens war Sokrates bei seiner Unempfanglichkeit für Ge-
winn- und Genusssucht nichts weniger als ein mürrischer Sonder-
ling, wie Euripides; dazu war die Menschenliebe zu mächtig in
ihm. Er war fröliiich mit den Fröhlichen und verdarb kein Fest-
gelage, zu welchem er geladen war. Ein tapferer Zecher sats er
im Kreise der Freunde und gab ihnen auch hier das Beispiel; wie
der wahrhaft Freie darben und Ueberfluss haben könne, ohne jemab
die volle Selbstbeherrschung zu verlieren. Nach durchschwarmter
Nacht war sein Bewusstsein so klar und so hell wie immer; er hatle
seinen Körper in seltner Weise zu einem immer dienstwilligen Werk-
zeuge des Geistes gemacht; er konnte auch leiblich leisten, i?ai
Andern unmöglich war, und, wie durch einen Zauber geschütit,
ging er unangefochten durch alle Pestzeiten Athens hindurch, ohne
jemals der Gefahr ängstUch aus dem Wege zu gehen. Bei der
vollen Gewissheit seines inneren Berufs, welche ihn beseelte, konnte
ihn nichts iiTe machen noch verwirren. Anfeindung und Spott
berührten ihn nicht, ja er pflegte wohl von allen Zuscliauem am
herzUchsten zu lachen, wenn der gottlose Aristophanes ihn als
einen der Welt entrückten Träumer in der Hängematte zwischen
Himmel und Erde schweben liefs und die andern Komiker mit
seiner Person das Publikum belustigten. Darum war er endlich
auch allen Anerbietungen unzugänglich, welche ihm von auswärtigen
Fürsten gemacht wurden, die viel darum gegeben hätten, den merk-
würdigsten Mann der Zeit an ihren Hof zu ziehen. Besonders
waren es die Ihessalischen Grossen, welche sich wetteifernd um ihn
bemühten, Skopas in Krannon und Eurylochos in Larissa. Aber
ihr Gold lockte ihn so wenig, wie das des Archelaos, dessen Herr-
scherglanz, durch List und Mord gewonnen, einen Sokrates nicht
S0KRATE8 UND DIE SOPHISTEN. 97
bestechen konnte. Er antwortete ihm mit dem Stolze eines echten
Republikaners, es sei ihm unerträglich, Wohlthaten zu empfangen,
welche er nicht vergelten könne. Ihm fehle nichts, denn in Athen
kaufe man vier Maus Waizengraupen für einen Obolos und das beste
Quellwasser fliefse dort umsonst*").
Viel schwieriger als das äufsere Leben des Sokrates ist seine
Stellung zu der. geistigen Bewegung seiner Zeit zu erkennen, und
daher ist es möglich geworden, dass derselbe Mann, welcher der
entschiedenste Gegner der Sophisten war, selbst als ein echter So-
phist angesehen werden konnte. Dies erklärt sich aber daraus,
dass die Sophistik im Ganzen ein Ausdruck der die Zeit beherr-
schenden Bewegung war und Sokrates sich dieser Bewegung, so
weit sie berechtigt und noth wendig war, mit voller Ueberzeugung
anschloss. Die alte Unbefangenheit des griechischen Le})ens war
dahin und zu dem harmlosen Dahinleben in der volksthümlichen
UeberUeferung konnte man nicht wieder zurückkehren, seit einmal
der philosophische Gedanke sein Recht gewonnen hatte. Die ältere
Philosophie, die Natm*philosophie, hatle die Geltung der herkömm-
lichen Ansichten erschüttert, ohne etwas zu geben, was dem Men-
schen in seiner Rathlosigkeit helfen konnte, und die überüeferte
Religion war nicht der Art, dass sie sicli bei dem veränderten
Bildungsstande des Volks kräftig und genügend bewähren konnte.
Es bedurfte also die Zeit einer amleren Philosophie, einer Wissen-
schaft, die für das Leben brauchbarer war und welche jeden Ein-
zelnen in Stand setzte, seitdem eine allgemeine Autorität nicht
mehr bestand, in allen sittlichen Fragen sich selbst zu rathen und
ein selbständiges Urteil zu gewhmen.
Diesem Bedürfnisse, welches alle geweckteren Menschen em-
pfanden, waren die Sophisten entgegengekommen und aus dem
grofsen Geschicke, mit dem sie dies thaten, aus ilurem Verständ-
nisse der Zeit und ihrer rastlosen Betriebsamkeit erklärt sich ihr
auljserordentlicher Einfluss auf die Zeitgenossen.
Indem nun Sokrates an dasselbe Zeitbedürfniss anknüpfte, in-
dem er so entschieden wie möglich an jeden Einzelnen die For-
derung stellte, dass er alle seine Angelegenheiten mit Wissen und
Einsicht regeln und in jedem Augenblicke frei von äufserer Auto-
rität mit klarem Bewusstsein handeln solle, stellte er sich unver-
kennl)ar auf denselben Boden wie die Sophisten, welche durch
Ausbildung der Denk- und Redekunst die persönliche Unabhängigkeit
Cnrtins, Or, Gesch. IIL 7
98 DIE FOLGERUNGEN
des einzelnen Menschen zu sichern suchten. Daraus folgte, dass
ein Jeder sich selbst die letzte und höchste Autorität in allen zweifel-
haften Fällen ist, und es war also eine ganz unvermeidliche Schluss-
folgerung, >venn Protagoras den Satz aufstellte, den \sir als den
Kernpunkt der Sophistik ansehen können: ^der Mensch ist das
Mafs aller Dinge\ Dieser ver\iegene Satz, der jede vom Elrmessen
des Einzelnen unabhängige, allgemein gfiltige und bindende Wahr-
heit l)eseitigte, fand in der damaligen Welt den gröfsten Anklan^^
Er schmeichelte dem Freiheitstriebe, welchem jede Satzung lästig
war, er gefiel dem Stolze des Atheners, welcher darin den Triumph
seiner Bildung erkannte; es war wie eine Erlösung von langem
Drucke, wie die Rückgalie eines lange vorenthaltenen Menschen-
rechts, welche man in dem Satze des Protagoras begrüTste.
Indessen ging es mit diesem Satze wie mit allen Grundsätzen
dieser Art, welche, an positivem Inhalte leer, eine unbegränzt
weite Anwendung zulassen; es wurden Folgerungen gemacht, welche
der Urhel)er selbst nicht beabsichtigt hatte. Die jüngeren Sophisten
legten das Mafs ihres Urteils an alles Bestehende im Staate und
der bürgerlichen Gesellsciiaft, und da nun dem Einen dies, dem
Anderen jenes nicht gefiel, so entstand eine Verwirrung der Mei-
nungen, Missvergnügen und Widerspruch gegen die bestehenden
Ordnungen, welche, so weit sie dem angelegten Mafsstabe nicht
entsprachen, als ein Zwang und ein Uebel angesehen wurden. Die
Folge war, dass die Einen sich verstimmt aus der bürgerlichen
Gemeinschaft zurückzogen, um allen Conflicten aus dem Wege zu
gehen; sie hielten es für das Beste, überall nur als Fremde zw
lel>en, wie Aristippos der Kyrenäei*, der auch von Protagoras' Lehre
ausging; Andere zogen es vor, sich mit kluger Geschmeidigkeit in
die Dinge zu fügen und sich so bequem wie möglich mit ihnen
abzufinden; die Leidenschafllicheren aber bekämpften die öflentliche
Ordnung, welche keine innere Berechtigung habe, sondern tiur
der Ausfluss einer dem Einzelnen überlegenen Macht sei. Mit
anderen W^orten, das Recht im Staate ist im Grunde nichts als der
W^ille des Starkeren, dem sich die Minderzahl unterordnen muss,
so lange es nicht anders geht. Aber die methodische Ausbildung
der Verstandeskräfte soll dazu dienen, dem gegebenen Rechte gegen-
ül)er das angeborene und vernunflgemäfse geltend zu machen;
Dialektik und Rhetorik soll das Rüstzeug sein, um sich der hem-
menden Einschränkung des Eigenwillens mehr und mehr zu enl-
DER S0PHI8T1K. 99
ziehen. Also das eigene Ich wird in den Mittelpunkt der Welt
hingestellt; hier liegt die Triebfeder auch der wissenschaftlichen
Bestrebungen; je tiefer nun der Gesichtspunkt sinkt, je mehr man
dahin kommt, unter dem natürhchen Rechte vor Allem die un-
gehemmte Befriedigung der Genusssucht und des Ehrgeizes zu ver-
stehen, um so mehr wird die ganze Weisheitslehre der Sophisten
zu einer Dienerin der Selbstsucht, welche sich gegen alle Satzungen
menschlicher und göttUcher Ordnung mit rücksichtslosem Ueber-
muthe auflehnt
FreiUch dachten und lehrten nicht alle Sophisten so; es war ein
groJGser Unterschied zwischen ihnen. Protagoras war im Grunde eine
Gonservative Natur; er dachte nicht daran, der Gottlosigkeit, UnsittUch-
keit und Empörung das Wort zu reden. Eben so wenig können
.wir dem edlen Prodikos das Streben nach Befestigung sittUcher
Grundsätze absprechen. Aber im Grofsen und Ganzen führte die
sophistische Richtung zu solchen Grundsätzen, wie sie von Polos,
Kallikles und Thrasymachos ausgesprochen wurden, zu einer Be-
freiung des Individuums von jeder Einschränkung, zu einem Kampfe
gegen alles allgemein Gültige, zu einer Auflehnung gegen alle be-
stehenden Rechtsnormen ^^).
Bei dieser Entfesselung der Selbstsucht konnte auf die Dauer
keine und am wenigsten eine republikanische Staatsordnung be-
stehen; denn wenn Recht und Unrecht, £lu*e und Schande, Tugend
und Lasier — Alles nur etwas beziehungsweise Vorhandenes ist,
welches dem Einen so und dem Andern mit gleichem Rechte anders
erscheint, so muss dies zur Auflösung jeder bürgerlichen Gesell-
schaft fuhren. Es war also das gröfstc Verdienst, welches sich ein
Hellene um sein Vaterland erwerben konnte, wenn er das sophi-
stische Denken, welches die besten Güter des Volks gefährdete,
durch ein tieferes und ernsteres Denken bekämpfte und die ein-
seitige Verstandesbildung, die zu einer endgültigen Wahrheit gar
nicht gelangen wollte, durch eine die letzten Gründe des sitthchen
Lebens aufdeckende Forschung verdrängte. Dies that Sokrates, und
darum wird die Verwandtschaft, die sein Standpunkt mit der So-
phistik hatte, von dem Gegensatze weit überwogen.
Sokrates verkannte die Wahrheit nicht, die dem Spruche des
Protagoras zu Grunde liegt; denn der Mensch kann in der That
nicht anders als nach eigenem Urteil sein Denken und Handeln be-
stimmen; er muss den Mafsstab für Recht und Wahrheit in sich
7*
100 DIE GRUNDLEGUNG EINER
tiabeii. xVber diesen Mafsstab hat uicht der Erste, Beste, nidii
der einzelne Mensch, wie er von Natur ist, sondern der sittlich
gebildete, der gute Mensch. Diese Voraussetzung mit allen damit
zusammenhängenden Folgerungen hatten die Sophisten in ihrer
einseitig praktischen Tendenz bei Seite gelassen. Zwar berührte
sie vielfach das Gebiet des Sittlichen, aber nur in seinen einzeln«
Erscheinungen und äufseren Formen, und auch diejenigen ihrer
ethischen Betrachtungen, welche am meisten Anerkennung fanden,
wie z. B. die ^Vllegorie des Prodikos über Herakles am Scheide-
wege zwischen Tugend und Laster, hielten sich durchaus auf der
Oberfläche. Indem nun Sokrates die völlige Leere der Sophistik
an sittUcliem Gehalte erkamite, indem er diejenigen Fragen, wekhe
von den Naturpliilosophen gar nicht berücksichtigt und von den So-
phisten scheu umgangen oder spielend berührt worden waren, ni
den Hauptfragen machte, um welclie sich sein ganzes Nachdenken
bewegte, und ihre Beantwortung zu der eigentlichen Aufgabe der
Philosophie machte, so gab er derselben eine wesentlich neue
Bichtung; er rief sie, wie die Alten sagten, vom Himmel auf die
Erde herab, d. h. statt der Untersucimngen über Weltgebäude und
Naturkräfte erforschte er die Gesetze des sittlichen Lebens, tun die
wahre Bestimmung des Mensclien, die Güter, welche er zu erstreben,
und die Uebel, welche er zu vermeiden halie, zu erkennen.
So neu auch diese Bichtung des philosophischen Nachdenkens
war, so schloss sie dennocli an althellenische Ueberlieferung an
und war auch in dieser Beziehung viel nationaler als die Soptiistik,
welche von willkürHchen Sätzen eigener Eingebung ausging. Denn
die Frage, wer der gute Mensch sei, der den Mafsstab zur Beur-
teilung der Dinge in sich trage, liefs sich nicht anders als durch
gewissenhafte Selbstprüfung erledigen. Selbsterkenntniss war also
der Inhalt der ei-sten Forderung, und diese Forderung stellte So-
krates nicht als eine neue auf, sondern sie war ein uralter Grund-
satz hellenischer Beligion. Beine Hände und reines Herz verlangten
die Götter von denen, welche ihrer Schwelle nahten; danini mussle
sich Jeder pnifen, ehe er seine Gal)en darbrachte und Heil er-
flehte; dies war der von Apollon gebotene Anfang aller gottgi^faUigen
Weisheit, und was Sokrates verlangte, stand schon mit goldener
Schrift über der Pforte des delphischen Temi>els in den Worten:
Elrkenne dich selbst.
Diese Anknüpfung war für Sokrates nicht etwa eine äufsere
VOLKSTHÜMLICHEN ETHIK. 101
Form, durch welche er sich einzuführen und zu empfehlen suchte,
sondern es war ihm damit voller und heiliger Ernst. Denn seit-
dem sich üher den hunten' Gestalten des griechischen Olympos die
Idee einer weltregierenden Vernunft, üher den Göttern die Idee
der Gottheit immer mächtiger erhoben hatte, schloss sich Sokrates
auch darin an Herakleitos und Anaxagoras an, aber er blieb dem
Volksglauben näher, indem er die Gottheit nicht in einer kos-
mischen Wirksamkeit, sondern vorwiegend in Beziehung zum Men-
schen auffasste; er hielt das Persönliche fest und wusste mit feinem
Takte, wie es nur einem tief religiösen Gemüthe eigen sein kann,
von den Göttern, die das Volk glaubte, zu der Gottheit, welche die
Vernunft fordert, hinüber zu führen. Einen solchen Uebergang
erleichterte ihm vor Allem die Apolloreligion, die höchste Stufe
des religiösen ßevnisstseins der Hellenen; in ihr waren die Grund-
sätze einer entwickelungsfaliigen Sittenlehre gegeben. Darum hielt
er überhaupt mit altgläubiger Treue an der Religion der Väter fest
und erkannte in ihr eine heilsame Zucht des Menschen, eine un-
entbehrliche Schranke der Selbstsucht, ein heiliges Band, welches
aUe Volksgenossen zusammenhielt; in einem ganz besonderen Ver-
haltnisse stand er aber gleich den alten Weisen des Volks zu dem
delphischen Gotte und dessen Orakel, dem uralten Mittelpunkte na-
tionaler Religion*®).
Schon Herakleitos hatte den Inhalt seines philosophischen
Denkens in den Ausspruch gefasst: 'ich suchte mich selbst'. In-
dessen war Sokrates doch der Erste, welcher den Akt der Selbst-
prufung zum Ausgangspunkte seiner ganzen Philosophie machte,
und so unfhichtbar auch der Wahrspruch Apollos als Grundsatz
philosophischer Lehre erscheinen mag, indem er nichts giebt, son-
dern nur fordert: so wichtig war es doch für die gesammte Lehre
des Sokrates, dass sie mit einer sittlichen Forderung anhob. Da-
durch wurdeu alle anderweitigen Voraussetzungen abgeschnitten; es
wurde der Gedanke aus der bunten Menge verschiedenartiger Gegen-
stände, in denen sich die philosophisch Gebildeten mit Vorliebe zu
bewegen pflegten, auf eine Hauptsache hingeführt, die jeden Men-
schen unmittelbar berührte; aus dem zerstreuenden Vielerlei musste
sich der Geist auf einen Kernpunkt zurückziehen, er musste die
Dinge aufgeben, über welche nur ein Meinen möglich ist, und sich
auf das beschränken, was einer wirklichen Erkenn tniss zugänglich
ist Darum stellte Sokrates der eitlen Vielwisserei der Sophisten
102 E5T1I«1CKELÜ!<IG DER
SO nachdrücklich sein Nichtwissen gegenüber, indem er keinerlei
Kenntnisse anerkannte, welche Ton aufsen erworben waren, sondern
n die Tiefen des eigenen Bewusstseins hinabstieg, um hier nach Wahr-
heiten von onumstöfslicher Gewissheit zu suchen. Mit dem Nicht-
wissen hob er an und legte darauf solches Gew icht, dass er behauptete^
nur darum vom delphischen Gotte ftir weiser als Andere gehalten
zu werden, weil er nicht wähne das zu wissen, was er nicht wisse*').
Diese klare und entschlossene Abweisung jedes Scheinwissens
war die erste That seiner Philosophie; dadurch reinigte er den
Boden und entfernte die Trugbilder einer eingebildeten Weisheil,
welche sich in einem Kreise haltloser Möglichkeiten selbstgefällig
bewegte. Aber bei diesem Nichtwissen darf es nicht bleiben. Der
Wissensdrang ist eine unabweisliche Forderung, welcher sich der
Mensch nicht entziehen kann, ohne sich selbst untreu zu werden,
und was der Seele Bedürfniss ist zu wissen, wenn sie ihrer Natur
gemäfs mit Bewusstsein handeln soll, das muss auch gewusst werden
können. Auf diesem Wege hat Sokrates den Begriff des wahren
Wissens festgestellt. Wenn wir närnlich, sagt er, darunter ein
vollständiges Aneignen und Begreifen verstehen, so kann uns dies
nur bei dem gelingen, was uns innerlich verwandt ist, ja was in
dem Grade unser ist, dass die Ursachen davon in uns selbst liegen,
80 dass wir es aus uns selbst hervorbringen können; alles Andere
wird uns immer etwas Fremdes und Räthselhaftes bleiben. Im
eigenen Bewusstsein aber offenbaren sich dem Menschen gewisse
Gesetze, welche nicht bezweifelt werden können; da erfahrt er an
sich selbst, je ernster er sich sammelt, was seiner Natur angemessen
ist, er erlebt in sich das sittlich Gute, er erfahrt in sich das Wesen
der Gerechtigkeit, Tapferkeit, Besonnenheit, Dankbarkeit und ge-
langt fortschreitend zu einer immer gröfseren Bestimmtheit seines
Bewusstseins und zu sicheren Urteilen. Denn wer das sittlich Gute
in sich verwirklicht, der muss ihm, wo es ihm entgegentritt, seine
Zustimmung geben und dasselbe als das der menschlichen Natur
Entsprechende, als das Wahre und Normale anerkennen, eben so
wie sich das Gegentheil thatsächlich als das Naturwidrige, Unwahre,
Verkehrte und Verderbliche erweist.
Hier also findet der Mensch Gesetze von unbedingter Gültigkeit
und auf demselben Wege gelangt er im Fortschritte innerlicher Er-
fahrung zum Glauben an die Götter, denn die Gewissheit von ihrem
Dasein, welcher sich der Mensch eben so wenig entziehen kann
SOKIUTISCHE.\ ETHIK. 103
>vie der Anerkennung Jener Sittengesetze , diese Gevvisslieit, welche
sich um so kräftiger zeigt, je uiiverdorheuer und vernünftiger ein
Volk isl, wäre etwas ganzlich Unverständliches, wenn sie nicht eine
der nienscldichen Natur eingepflanzte Gahe der Götter wäre, welche
sich in ihr dem Geschlechte der Sterhhchen hezeugen wollten. So
gelangte Sokrates Yon seinem Nichtwissen zui* Bestimmung des
wahren Wissens und seines Inhalts, erwies die Möglichkeit allgemein
gültiger Urteile und deckte im menschlichen Bewusstsein die Grund-
lage unerschütterlich fester Erkenntnisse auf.
Ein solches Wissen kann aher kein todtes Wissen sein, denn
wie es auf einem Denken l)eruht, welches eine ernste Einkehr in
sich selbst und eine Verläugnung des SinnUchen voraussetzt, so
wirkt es, indem es erworben wkd, uiunittelbar auf den ganzen
Menschen eüi. Es ist das Licht der Wahrheit selbst, das in der
Seele aufgehend alle Täuschungen zerstreut, in denen der gedanken-
lose Mensch dahin lebt. So wird das Wissen zu einer treibenden
Kraft im Menschen, die ihm keine Ruhe lässt, bis er das Erkannte
selbsttliätig darstellt; nachdem er also das Wesen der Gerechtigkeit,
Tapferkeit, Mäfsigkeit und Frömmigkeit wahrhaft erkannt hat, muss
er auch gerecht, tapfer, mäfsig und gottesfürchtig sein wollen.
Das Wissen ist nicht echt, wenn es den Willen nicht nach sich
zieht, und die Tugend, welche im sittlichen Wollen besteht, ist
also ihrem Wesen nach mu- ein vernünftiges Wissen.
So baut sich unmittelbar auf den neu gewonnenen Grundlagen
der Erkenntniss die sokratische Tugendlehre auf, und da nun auch
das Gottesbewusstsein , so wie der Glaube an Unsterblichkeit und
Verantwortlichkeit der Menschenseele sich als Thatsachen des
inenschhchen Bewusstseins nachweisen lassen, so treten die Grund-
salze des Wissens, Wollens und Glaubeus in ehien festen Zusam-
menhang, wie es noch von keinem Andern nachgewiesen worden
war. Was das Denken hemmt, ist nichts Anderes, als was den
Willen lähmt; es sind die niederen Triebe des menschüchen Wesens.
Je mehr also diese überwunden werden, um so gröfser wird die
Harmonie des inneren Lebens, um so stiller und ruhiger wird der
Mensch und dadurch gelingt es ihm, der Gottheit Stimme unmittelbar
zu vernehmen, welche sich dem Menschen in seinem Innern be-
zeugt, wenn sie nicht durch die äufsere Unruhe des Lebens über-
tönt wird. Ehler solchen ihn stets begleitenden, vor jedem Irrwege
warnenden, göttlichen Stimme war Sokrates sich bewusst; er nannte
104 ETHIK UND DIALEKTIK.
es sein Dämonion; in ihm empfand er die Nähe der GotUieit,
welche als Autorität eintrat, wo es dem eigenen Nachdenken an
entscheidenden Bestimmungsgründen fehlte.
So wenig es nun aucti in der Absiclit des Sokrates lag, ein
kunstgerechtes Lehrgebäude herzustellen, so hat er doch das Gelnet
des wissenschaftlich Erkennbaren und walu^hafl Wissenswürdigen
mit sicherer Iland umgränzt; er hat innerhalb dessen, was der
Mensch wissen mnss,> um seine Bestimmung zu erfüllen, alle
Hauptpunkte beleuchtet und so eine Sittenlehre begründet, an
welche nicht gedacht werden konnte, ehe zwischen Denken und
Wollen, zwischen dem Wahren und Guten der innere Zusammen-
hang nachgewiesen war.
Auch die Methode des Philosophirens verdankt ihm eine wesent*
liehe Fortbildung. Denn es musste ihm bei seinem Zwecke der
Seelenleitung ja ganz besonders dai*auf ankommen, anstatt des Hin-
und Herredens der Sophisten eine strenge Gedankenführung an-
zuwenden; denn nur dadurch, dass in den Gedanken, welche er
entwickelte, ein Zusammenhang bestand, der nicht angegrififen und
zerstört werden konnte, war es möglich, die sittlichen Wahrheiten
unumstöislich festzustellen. Ei* ging von einfachen Thatsachen aus,
leitete von dem, was ihm bereitwillig zugestanden wurde, ein
Zweites und ein Drittes ab, dem eine gleiche Zustimmung nicht
versagt werden konnte, und so bildete sich eine Kette von Sätzen,
deren Sclilussglied, so überraschend es auch eintreten mochte, doch
schon mit dem ersten Gliede gegeben war. Diese Methode der
Denktliätigkeit, die Induction, hat Sokrates zuerst unter den Griechen
mit ßewusstsein ausgebildet und mit siegreicher Kraft benutzt,
theils um die Haltlosigkeit der herkömmlichen Vorstellungen zu er-
weisen, theils um den grofsen Zusammenhang im Gebiete des
Wahren an das Licht zu stellen und den Glauben an die Möglich-
keit sittlicher Gewissheit in seinen Freunden zu stärken. Bei diesem
Verfahren wurden alle BegriiTe, welche bei etliischen Untersuchungen
in Betracht kommen, zum ersten Male scharf und klar geordnet,
gegen einander begränzt und mit ihren unterscheidenden Merkmalen
festgestellt; dadurch wurde Sokrates Begründer der wissenschaft-
lichen BegriiTsbestimmung oder Definition.
Die Ausbildung dieser dialektischen und logischen Methoden
bezeichnet einen sehr wichtigen Forlschritt in der geistigen Bildung
der Nation. Denn gerade im strengen und folgerechten Denken
S0KRATI8CHE METHODE. 105
c
waren die Griechen mehr als auf anderen Gebieten zurück ge-
blieben und die Sophisten hatten diesem Mangel nur scheinbar ab-
geholfen, indem sie ihre Lehren fertig und abgeschlossen mittheilten,
ohne selbstthätige Anstrengung von Seiten ihrer Zuhörer in An-
spruch zu nehmen. Sokrates aber wollte keine bewundernden Zu-
hörer sondern mitforschende Freunde, und dadurch erliielt seine
Lehrweise eine volksthömhche Frische und ei'\^ eckte ein spannendes
Interesse, wie es bei anspruchsvollen Vortragen nie der Fall sein
konnte. Jedes sokratische Gespräch war ein kleines Drama, im
Anfange oft platt und trivial ; wer sich aber fesseln liess, der spurte
bald die Macht eines urkrafligeii Geistes, welcher ihn mit einer
solchen Sicherheit fasste und leitete, dass er nicht loskommen
konnte. Das Schlussergebniss aber war ein gemeinsam gefundenes;
denn Sokrates wollte ja nichts hineintragen in die Menschen, er
wollte ihnen keine Lehrsätze mit sophistischer Gewandtheit einreden,
sondern den sclilummernden Trieb eigener Denkkraft in ihnen
wecken und ihnen nur behülllich sein, die in ihnen ruhenden Ge-
danken an das Licht zu ziehen und das, was sie an Wahrheit un-
bewusst in sich trugen, zum Bewusstsein zu bringen. Darum nannte
er seine Kunst der Seelenbehandlung die Maieutik oder Entbindungs-
kunst.
So war der Athener, welcher den Namen des Lehrers zurück-
wies, weil er Anderen nur hulfreiche Dienste leisten und nur ein
mit seinen Freunden Suchender sein wollte, dennoch ein auser-
wählter Lehrer seiner Zeit und aller folgenden Jahrhunderte, ein
Weiser, der in sich selbst das Bild eines wahrhaft freien, in rast-
loser Forschimg und selbstverläugnender Nächsteiihebe glücklichen
Mannes darstellte, ein Philosoph, der die Irrlehren eines dünkel-
haften Scheinwissens zerstörte und in einer Zeit, wo jede Möglich-
keit von Verständigung geläugnet wurde, ein Reich zweifelloser
W^ahrheit gl^ndete und feste für alle Zeit gültige Methoden des
Denkens aufstellte; ein Patriot, der rastlos tliätig war, in seinen
Mitbürgern eine sittliche Erneuerung anzuregen und dadurch die
Schäden der bürgerlichen Gesellschaft allmählich zu heilen. Sollte
also die Wissenschaft leisten, was die Kunst nicht vermochte, sollte
die Philosophie gut machen, was die Sophistik verdorben hatte, so
konnte es nur in der Weise geschehen, wie Sokrates es wollte.
Er bot seinen Mitbürgern die rettende Hand; wie wurde sie an-
genommen?
106 SOKRATES STELLUNG
Die Athener liebten die Leute niclit, die anders sein wollteu, als
alle Uebrigen, namentlich wenn diese Sonderlinge nicht ruhig ihrer
Wege gingen und sich nicht, wie Tinion, von der Welt zurückzogen,
sondern sich mitten unter die Leute drängten und sie hofmeistem
wollten, wie Sokrates that; denn was konnte einem wohl angesehenen
Athener verdriefslicher sein, als wenn er sich auf dem Wege zur
Uathsversamndung oder zum Gerichte unvermuthet in eine Unter-
redung verwickelt sah, die darauf hinzielte, ihn zu verwirren, in
seiner behaglichen Selbstgewissheit zu erschüttern und schlielsiich
lächerlich zu machen? In anderen Städten würden solche Unter-
redungen überhaupt nur selten zu Stande gekommen sein, in Athen
aber war die Redelust so grofs, dass Viele sich fangen liefsen luid die
Zahl derer allmäldich sehr grofs wurde, welche dem unbequemen
Frager hatten herhalten müssen und die peinliche Erinueruug einer
V(Hi ihm edittenen Demüthigung mit sich herumtrugen. Am meisten
al)er hassten ihn diejenigen, welche sich von seinen Worten hatten
ergreifen und bis zu Thränen schmerzlicher Selbsterkeuntniss be-
wegen lassen, dann aber in ilu* früheres Wiesen zurückgefallen
waren und sich nun der schwachen Stunden schämten. So musste
Sokrates täglich erfahren, dass die Menschen prüfung das undank-
barste Geschäft sei, das man in Athen l>etreiben könne, und es
]>edurfte des heiligen Ernstes einer selbstvergessenen Berufstreue,
um der göttlichen Stinmie, welclie ihn an jedem Morgen von Neuem
unter die Menschen führte, unausgesetzt Folge zu leisten.
Dass die Verstmunung des attischen Publikums aber auch alt-
gemeinere und tiefere Gründe hatte, l>eweisen am deutlichsten die
Angriffe der komischen Bühne. ^Auch mir\ heifst es in einem
Lustspiele des Eupolis, 'ist dieser Sokrates zuwider, der bettelhafte
Schwätzer, der ül)er Alles haarfein geklügelt hat, nur woher er
heilte zu essen nehmen soll, hat er nocli nicht bedacht'. Viel
nachdrücklicher waren die Angritfe des Aristophanes. Er stand mit
Eupolis und Kratinos auf denisel])en Standpunkte altattischer Lebens-
anschauung; er sali die heimathloseu Weisheil sichrer, welche die
Bürgersöhue um sich sammelten, als Verderber des Staats an, und
wenn er auch den Unterschied zwischen Sokrates und den Sophisten
unmöglich verkennen konnte, wenn er auch keineswegs zu den
persönlichen Feinden des Sokrates gehörte, mit dem er vielmehr in
einem gewissen vertraulichen Verkehre gestanden zu haben scheint
so glaubte er sich dennoch als Dichter und Patiiot berechtigt und
UNTER DEN ATHENERN. 107
berufen, in Sokrates den Sophisten und zwar den gefahrlidisten
derselben zu bekämpfen. Diese stundenlangen Unterredungen am
hellen Tage, welche die Jugend den Ringplatzen entzogen, diese
peinlichen Erörterungen über moralische und politische Gegenstande,
über welche jeder ordentliche Bürger von Hause aus sein Urteil
haben sollte, waren dem Allathener zuwider. Wenn Alles geprüft
wird, kann auch Alles verworfen werden, und was soll aus der
Stadt werden, wenn nur das Geltung hat, was vor dem kritischen
Auge des ersten, besten Redekünstlers Gnade fmdet! Weim Alles
gelernt und Alles durch Reflexion erworben werden soll, so sei es
mit der echten Bürgertugend vorbei, die etwas Angeborenes und
Anerzogenes sein müsse. Alles Thun und Können zerfliefse jetzt
in ein müfsiges Wissen; einseitige Verstandesbildung entnerve die
Menschen und mache sie gleichgültig gegen Vaterland und Re-
ligion. Von diesem Standpunkte aus verwirft der Dichter alle auf
Prüfung und Erkenntniss gerichtete Jugendbildung und preist die
jungen Athener, 'welche nicht Lust haben, bei Sokrates ihre Zeit *
zu versitzen und zu verschwatzen*®^).
Auch die priesterliche Partei hatte Sokrates gegen sich, ob-
gleich die höchste Autorität in religiösen Angelegenheiten, welche
seit alten Zeiten in Hellas bestaiul und wenigstens durch keine
andere ersetzt worden war, sich für ihn erklart hatte und zwar auf
Anlass des Chairephon, der von Jugend auf mit schwärmerischer
Liebe seinem Lehrer anhing. Er war eine enthusiastische Natur
und wünschte nichts sehnlicher, als dass der segensreiche Einfluss,
welchen er am eigenen Gcmüthe erfahren hatte, auch seinen Mit-
bürgern im weitesten Umfange zu Theil werden möge. Darum
war es ihm um eine äufsere Anerkennung seines vielverkannten
Freundes zu thun, und er brachte, wie es heifst, von Delphi den
Spruch heim, welchei» Sokrates für den weisesten aller Hellenen
erklärte. Wenn nun dieser Ausspruch auch nicht im Stande war,
dem Philosophen selbst eine höhere Gewissheit seines Beiiifs zu
geben, wenn er auch die Antipathie des Publikums nicht beseitigen
konnte, so konnte man doch erwarten, dass er die Verdächtigung
des Sokrates als eines gefährlichen Irrlehrers entkräften werde, und
in dieser Beziehung musste ihm persönlich der delphische Spruch
willkommen sein. Ihm galt ja das Orakel noch immer als der ehr-
würdige Mittelpunkt des Volks, als das Symbol einer religiösen Ge-
meinschaft der Hellenen, und wenn er alles vorwitzige Grübeln
108 ANFEINDUNG DES SOKRATES.
Über die richtige Weise der Gottesverehrung zurückwies, so folgte
er darin durchaus dem Vorgange des delphischen Orakels, welches
alle Anfragen solcher Art mit dem Bescheide zu erledigen pflegte,
man solle die Götter nach väterlichem Herkommen verehren. An-
dererseits konnte man auch in Delphi die Bedeutung eines Mannes
nicht verkennen, welcher die abtrünnige Welt zur Ehrfurcht vor
dem Heiligen zurückführte und seinen Zeitgenossen, die auf alles
Altväterliche spöttelnd herabsahen und den Irrlichtern der Tages-
weisheit nachliefen, die uralten Tempelsprüche vorhielt, mit denen
man nur einmal Ernst zu machen brauche, um den Schatz unver-
gänglicher Weisheit, der in ihnen enthalten sei, zu erkennen.
Konnte der Trieb selbständiger Forschung einmal nicht wieder be-
seitigt werden, so mussten auch die Priester anerkennen, dass dies
der einzige Weg sei, die väterliche Religion zu retten.
Indessen war auch die Anerkennung von Delphi nicht im
Stande, Sokrates vor dem Verdachte der Ketzerei zu schützen. Die
priesterliche Partei in Athen war um so fanatischer, Je weniger
Aussicht sie auf wirklichen Erfolg hatte; sie l)etrachtete jede philo-
soi)hische Verhandlung über religiöse W^ahrheiten als eine Ent-
weihung, und Sokrates wurde mit Diagoras auf eine Stufe gestellt
Die Demokraten endlich, die nach Wiederherstellung der Verfassung
die herrschende Partei waren, hassten die Philosophie, weil ein
grofser Theil der Oligarchen aus ihrer Schule hervorgegangen war;
nicht nur Kritias und Theramenes, sondern auch Pythodoros, der
Archon der Anarchie (S. 42), Aristoteles, Einer der Vierhundert
und der Dreifsig, Charmides u. A. waren als Männer von philoso-
phischer Bildung bekannt. Philosophie und politische Reacti<Hi
schienen also nothwendig mit einander zusammenzuhängen. Hit
einem Worte, Sokrates fand überall Widerspruch; er war den Einen
zu conservativ, den Andern zu freigeistig, er hatte die Sophisten
gegen sich und die Feinde der Sophistik, die starre Ortliodoxie wie
den Unglauben, die Patrioten alten Schlags und eben so die Ver-
treter der erneuerten Demokratie®^).
Trotz aller dieser Anfeindungen war die persönliche Sicherheit
des Sokrates nicht gefährdet, da er tadellos seine Wege ging und
es ihm Gevvissenssache war, jede Gesetzwidrigkeit zu vermeiden.
Nach Wiederherstellung der Verfassung kamen aber verschiedene
Umstände zusammen, um seine Stellung in Athen zu gefährden.
Es hatten nämlich schon vor der völligen Besiegung der Dreilsig
POLITISCHE PROZESSE. 109
in derselben Weise wie nach dem Sturze der Vierhundert vielerlei
Prozesse gegen die Theilnehmer und Anhänger der Oligarchie be-
gonnen. Der bekannteste dieser Prozesse war der des Lysias gegen
Eratosthenes, den Dreifsiger, den Einzigen aufser Pheidon, welcher
von der Begünstigung Gebrauch machte, durch Ablegung einer
Rechenschaft an der Wohlthat der Amnestie Theil zu nehmen. Er
suchte sich besonders dadurch zu halten, dass er den Gegensatz
zwischen der Fraction des Kritias und der des Theramenes hervor-
hob, und ihm kam zu Gute, dass der Letztere damals als ein Mär-
tyrer der Volkssache angesehen wurde. Gegen Eratosthenes erhob
sich — wahrscheinlich bei dem Rechenschaftsprozesse — Lysias
mit seiner Anklage. Niemand war schwerer getroffen als er. Er
war ohne allen Grund seines Erbes beraubt; er hatte seinen Bruder
Poiemarchos durch rechtswidrige Hinrichtung verloren und war
selbst nur mit Mühe dem Tode entgangen. Es war die Pflicht der
Blutrache, welche ihn antrieb, als er persönlich vor Gericht auftrat
und den Urheber des Verbrechens zur Verantwortung zog. Den
Mörder seines Bruders klagt Lysias an, aber er kann nicht umhin,
das Gebiet des öffentlichen Lebens hineinzuziehen und seine Rede
wird zu einer Staatsrede, in welcher er das Bild der Gewaltherr-
schaft mit den dunkelsten Farl>en schildert und namentlich auch
das Bild des Theramenes, mit dessen Freundschaft man sich jetzt
zu decken suchte, seiner falschen Gröfse entkleidet; denn dieser
Intrigant sei nicht für das Volk gestorben, sondern um seiner
eigenen Schlechtigkeit willen, für die er bei Oligarchen wie bei
Demokraten den Tod verdient habe.
Die Rede war eine von tiefem Rechtsgefühle getragene Anklage
der gesammten Oligarchie, ein Aufruf zur Rache im Namen der
misshandelten Schutzgenossen Athens und aller der vielen Bürger,
denen das schwerste Leid zugefügt war; wenn dieser Aufruf Ge-
hör und Nachfolge fand, so musste die ganze Stadt von Neuem in
furchtbare Kämpfe verwickelt werden ^^).
Deshalb wurde nach diesem Prozesse die Versöhnung der Par-
teien, welche bis dahin nur äufserlich vollzogen war, erneuert und
feierlich beschworen; das Amnestiegesetz (S. 44) sollte allen ähn-
lichen Rechtshändeln vorbeugen. Es wurde die Basis der neuen
Staatsordnung; Rathsherrn und Richter wurden in jedem Jahre
darauf vereidigt, und unter dem wohlthätigen Einflüsse des Thra-
sybulos und Archinos, welchem, wie Demosthenes sagt, nächst den
110 NEUE GÄHRUNG UND
Göttern am meisten das Heil der SUidt verdankt wurde, gelang es
Frieden und Eintracht herzustellen. Die allgemeine Abspaunung
der Gemüther, die Rücksicht auf Sparta, die richtige Einsicht, dass
die SUidt vor Allem der Ruhe bedürfe, unterstützten die heilsame
Politik jener patriotischen Männer.
Indessen blieb es nicht lange so. Die leidenschaftlichen Gegen-
sätze wurden wieder rege, in den verwaisten Häusern schmerzIeD
die alten Wunden und die Zunft der Sykophauten war bald wieder
da, um die für ihr Geschäft ungemein günstigen Verhältnisse aus-
zubeuten. Die passendste Gelegenheit aber fand sich bei der öffimt-
lichen Prüfung (Dokimasia), welche der Verfassung gemäCs mit
Allen vorgenommen wurde, welche zu einem öfTenÜichen Amte er-
loost oder gewählt waren. Da konnte man, ohne die Amnestie
geradezu zu l)rechen, das alte Sündenregister wieder aufmachen
und wer da nach einer lebhaften Darstellung der oligarchiscbeo
Umtriebe die Frage stellte, ob Leute, die sich daran hetheiligt
hätten, wohl würdig wären, Aemter des öiTenÜichen Vertrauens lo
bekleiden, der konnte auf Reifall rechnen und wohlfeilen Kaufe den
Ruhm eines Volksmanns gewinnen. Man beschränkte sich aber
dabei nicht auf die wirklichen Theilnehmer an den Thaten der
Tyrannen, sondern es wurde noch eine zweite Klasse gesinnungt-
verdächtiger Rürger aufgestellt, und zwar rechnete man dasu alle
diejenigen, welche während der Schreckenszeit ruhig und unange-
fochten in Athen geblieben waren.
Roi Gelegenheit einer aus solchen Gründen beanstandeten
Wahlhestätigung ülternahm Lysias die Vertheidigung, indem er hier,
fern von allen persönlichen Motiven, nur das dem Gemeinwesen
Erspriefsliche mit vollkommen ruhiger Verständigkeit auseinander-
setzt. Seine Rede enthielt die Ansicht der Gemäfsigten, wekbe
nichts mehr fürchteten, als dass die Gähning zunehme und die kaum
geeinigte Rürgerschaft durch rachsüchtige Verdächtigungen von
Neuem in Parteien zerrissen werde. 'Niemand', sagt er, pflegt von
'Natur Oligarch oder Demokrat zu sein, sondern in der Regel ist
*ein Jeder für die Verfassung, welche seinen Interessen eotspricht;
Silso hängt es von dem Benehmen der Bürgerschaft ab, oh recht
'Viele mit der bestehenden Ordnung zufrieden sein werden. Untier
'der früheren Demokratie waren Viele, welche Unterschleif machten,
'die sich bestechen liefsen und die Bundesgenossen ahwendig
'machten. Hätten die Dreifsig solche Leute gezüchtigt, so hätteo
VERFOLGUNG IN ATHEN. 111
'sie Lob verdient; ihr aber zürntet ihnen mit Recht, weil sie die
'ganze Gemeinde dafür büfsen liefsen. Fallt nicht in denselben
'Fehler. Erwägt auch, was eure Feinde zu Fall gebracht hat.
'Denn so lange ihr hörtet, dass alle Stadter einmüthig wären, hattet
'ihr nur geringe lIofTnung der Heimkehr; als ihr al)er vernahmt,
'dass die Mehrzahl der Bürger von den Aemtern ausgeschlossen,
'die Dreitausend al)er im Aufstände und die Dreifsig in sich zer-
'fallen seien, da trat das ein, worum ihr die Götter gebeten hattet,
'denn ihr wusstet sehr wohl, dass ihr mehr durch die Schlechtig-
'keit der Dreifsig als durch die Tapferkeit der Landflüchtigen das
'Ziel erreichen würdet. Daran sollt ihr euch spiegeln und diejenigen
'fiir die wahren Volksfreunde ansehen, welche an den Eiden fest-
'halten; denn für die Feinde der Stadt giebt es nichts Widerwär-
'tigeres als den AnbUck eurer Eintracht; und die jetzt aufser Lande
bebenden Oligarchen haben keinen gröfseren Wunsch, als dass
^möglichst viele der Bürger verlästert und ihrer Ehren beraubt
'werden mögen, weil sie in den von euch Beeinträchtigten ihre
^Bundesgenossen zu sehen hoffen; sie wüuschen nichts sehn-
'licher, als dass das Gewerbe der Sykophanten in voller Blüthe stehe
'bei euch, weil sie in der Schlechtigkeit derselben ihre Rettung
^erblicken. Also bedenkt, ob die Männer, welche mit der gröfsten
^Gefahr des eignen Lebens eure Freiheit wieder hergestellt haben
'und welche jetzt den Innern Frieden als den Schutz der Verfassung
'euch empfehlen, ni(^ht ein gröfseres Anreciit auf euer Vertrauen
'haben, als die Leute, welche durch Andere aus ihrer Verbannung
'zurückgeführt sind, jetzt aber als verläumderische Ankläger auf-
'treten und dasselbe Werk wieder beginnen, wodurch schon zwei-
'mal Gewaltherrschaft entstanden ist'"*).
So klar und eindringlich aber auch die allein heilsame Politik
des Archinos und seiner Gesinnungsgenossen von den talentvollsten
Männern vertreten wurde, so folgte dennoch eine trübe Zeit der
Verdächtigung und gegenseitigen Anfeindung, in welcher sich die
Leidenschaft Luft machte, die unmittelbar nach Wiederherstellung
der Verfassung keine Befriedigung gefunden hatte. Menschen der
schlechtesten Art, welche nur durch das Dekret des Patrokleides
das Recht hatten in Athen geduldet zu werden, trieben unter dem
Schutze der Amnestie die schamloseste Angeberei und hefsen sich
durch Geld erkaufen, um andere Bürger im Genüsse der Amnestie
zu kränken; so namentlich Kephisios, ein Mensch, welcher sich
112 VERFOLGUNG DER ARISTOKRATIE.
durch Veruntreuung an Staatsgeldern schon einmal den Verlust
aller Bürgerehren zugezogen hatte.
Die Angriffe gingen wieder voraugsweise gegen die Mitglieder alter
Bürgerhäuser und so wurde von ihnen auch Andokides aufs Neue
getroffen, dessen Leben deutlicher als irgend ein anderes die Ruhe-
losigkeit jener Zeiten und das wüste Parteitreihen Athens abspiegelt
Mit den glänzendsten Aussichten war er einst in das öffentliche
Leben eingetreten, durch Gehurt, Reichthuin und Talent unter den
jungen Edelleuten ausgezeichnet; in den Hermenprozess verwickeh
verrieth er seine Genossen, wurde, von beiden Parteien verstofsen,
landflüchtig, verlor sein väterliches Haus, in welches er den De-
magogen Kleophon einziehen sehn musste, trieb sich lange als
Handelsmann in der Fremde umher und gelangte endlich unter
Eukleides in die Vaterstadt zurück. Auch jetzt wurde ihm keine
Ruhe gegönnt. Im Herbst 399 (Ol. 95, 1) zog ihn Kephisios auf
Anstiften des Kallias vor Gericht; er beschuldigte ihn, dass er nodi
unter dem Banne der Priester stehe und sich dennoch an der My-
sterienfeier in Eleusis freventlich betheiligt habe. Die alten Ge-
schichten, welche vor sechzehn Jahren Athen in Aufregung ge-
setzt hatten, wurden wieder aufgewärmt, abgeschafTle Gesetze wieder
hervorgezogen, Gesetze und Verordnungen durch einander geworfen,
ungeschriebenes Recht gegen geschriebenes geltend gemacht, kun
alle Missbräuche, die man beseitigt zu haben glaubte, waren
wieder da^*).
In den vornehmen Kreisen der Stadt waren es aber besonders
die Ritter, welchen man den Genuss der Amnestie missgönnte,
und wenn man hier wiedenim eine ganze Klasse von Bürgern an-
feindete, so fand dies darin eine gewisse Entschuldigung, dass sie
in der That wie eine geschlossene Coi*poration den Interessen der
Tyrannis gedient und die ausgezeichnete Stellung, welche die Ge-
meinde ihnen verliehen hatte, zum Nachtheile derselben gemiss-
braucht hatten. Es wurden also die jungen Leute dieses Standes
nicht nur im Allgemeinen mit Misstrauen betrachtet und von den
Aenitern fern gehallen, sondern es wurde auch bald nach Wieder-
herstellung der Verfassung angeordnet, dass alle diejenigen, welche
nachweislich unter den Dreifsig gedient hätten, das Ausrüstungs-
geld, welches l)eim Eintritte in den Reiterdienst aus Staatsmitteln
gegeben wurde, an den Staat zuinickzahlen sollten; man stellte sie
also in die Klasse derer, welche Staatsgut widerrechtlich in Händen
MASSREGELN GEGEN DIE RITTER. 113
hatten, und liefs es von der Behörde der Syndikoi (S. 46) ein-
fordern. Ja man ging noch weiter. Als nämlich die Lakedämonier
Ol. 95, 1; 399 den persischen Krieg begannen und dazu drei-
hundert Reiter als Contingent von Athen begehrten, so nahm man
sie aus der Zahl derer, die unter der Tyraunis gedient hatten; es
war eine Zwangsmafsregel, welche dem Geiste der Amnestie durch-
aus entgegen war, aber man hielt es für einen Gewinn des Gemein-
wesens, wenn man diese Leute los würde, und wünschte im Stillen,
dass sie niemals in die Vaterstadt zurückkehren möchten, zu deren
Unglück sie ohne Frage absichthch beigetragen hatten^*).
Diese FeindseUgkeiten sind ein deutliches Zeichen jener grofsen
Spannung und Gereiztheit, welche bald nach der Amnestie unter
den Bürgern Ton Athen eingetreten war, und diese Stimmung
wirkte nun endlich auch auf den Mann zurück, welcher an allem
Unglücke des Staats am unschuldigsten war. Und zwar war es
nicht eine einzelne Verschuldung, welche Sokrates neuerdings be-
gangen haben sollte, sondern die seit Jahrzehnten angesammelte
Verstimmung kam jetzt zum Ausbruche, als Angeberei wieder an
der Tagesordnung war und man allen denen nachspürte, welche
mit den Oligarchen in irgend einer Gemeinschaft der Gesinnung
oder des Umgangs gestanden hatten.
Der Hauptankläger war Meletos, wahrscheinhch derselbe, wel-
cher wenige Monate zuvor den Kephisios gegen Andokides unter-
stätzt hatte; ein junger, noch unbekannter Mann, Dichter von Pro-
fession und als solcher nicht glücklicher als sein Vater Meletos, den
wir wohl in dem von Aristophanes verhöhnten Tragiker (S. 63) er-
kennen dürfen. Lykon und Anytos schlössen sich ihm an, der
Erstere ein Rhetor, der Andere der bekannte Staatsmaim und Mit-
befreier Athens (S. 28), der auch hier ohne Zweifel die Haupt-
person war, wenn er auch seine Gründe hatte, Meletos die erste
Rolle zu überlassen. Er war mit Sokrates mehrfach in persön-
liche Berührung gekommen; namentlich hatte Sokrates ihn wegen
Endehung seines Sohnes zur Rede gestellt. Der Sohn des Anytos
sollte das (jeschäft der Gerberei fortsetzen, um die durch das Exil
zerrütteten Vermögensverhältnisse der Familie wieder in Ordnung
zu bringen. Jede höhere Bildung wurde vernachlässigt und der
gfinzUch missrathene Sohn bestätigte die Warnungen des Sokrates
zum grüfsten Aerger des Anytos. Er war es auch, der als eifriger
Demokrat sich berufen glaubte, das Staatsinteresse gegen Sokrates
Cnnini, Gr. Getcli. IIL 3
114 DER PROZESS DES SOKRATES.
ZU vertreten. Man miisste aber, um Erfolg zu haben, den ganzen
Prozess von dem Gebiete bürgerliclier Vergehen, welche mehr nach
strengem Buchstaben des Gesetzes l)eurteilt wurden, auf ein Gebiet
versetzen, wo man freiere Hand hatte, und das war das Gebiet der
reUgiösen Uel)erzeugung und des sittlichen Verhaltens. Es lautete
also die Anklage auf Abfall von der väterlichen Religion, Einfuh-
rung neuer Götter und Verderb der Jugend. Durch Hervorhebung
des ersten Punkts gelangte der Prozess vor den Archon- König,
welcher alle das geistliche Recht Ixitreifenden Prozesse anzunehmen
und für den Urteilsspruch der Geschworenen vorzubereiten hatte.
Für alle drei Punkte war es nicht schwer, eine scheinbare
Begründung zu finden; denn für den ersten und zweiten, die un-
mittelbar zusammenhingen, berief man sich auf das Daimonion,
welches Sokrates sich als eine neue Gottheit ausgeklügelt habe, und
was den dritten Punkt betrifft, so gaben die Zeitverliältnisse den
willkommensten Anlass, Soki*ates als den Lehrer des Kritias anzu-
greifen, welcher von ihm seine fluchwürdige Politik gelernt habe.
Auch waren seine spöttischen Bemerkungen über die klugen Athener,
deren Jeder den Staat regieren zu können glaube, und über die
durch das Bohnenloos an die Spitze des Staats berufenen Beamten
bekannt genug, um sie zur Verdächtigung seiner demokratischen
Gesinnung benutzen zu können^').
Melctos hatte auf Tod geklagt, aber es ist gewiss, dass der
wirkliche Ausgang des Prozesses nur dem Verhalten des Angeklagten
zuzuschreiben ist; denn die ganze Absonderlichkeit des Mannes,
welche von jeher die Menge geärgert hatte, trat bei diesem Pro-
zesse im vollsten Mafse hervor, und solche Stimmungen waren bei
der Beschaflenheit der attischen Volksgerichte von entscheidender
Bedeutung.
Sokrates l)etrachtete die ganze Sache mit der vollsten Ruhe,
als wenn es sich gar nicht um sein eigenes Schicksal handele; ja,
er würde, wenn es sich um einen Anderen gehandelt hätte, ohne
Zweifel ganz anders aufgetreten sein, um an seinem Theile einem
ungerechten llichterspruche vorzubeugen. Die stolze Ruhe des An-
geklagten, die Entschiedenheit, mit welcher er es ablehnte, nach
attischem Gerichtsgebrauche die Gnade der Richter anzusprechen
oder eine Abänderung seines Lebens, so weit es anstölsig war, in
Aussicht zu stellen, schien eine Bestätigung der Anklage zu sein,
dass er in der That die städtischen Einnchtungen verachte und also
SEINE VEBITRTEILÜNG. 115
ein schlechter Bürger sei. Seine ganze Vertheidigung führte er
Dur, um dem GeseUe zu genügen, und wies alle Hülfsleistungen
Anderer zurück. So waren seine Freunde aufser SUinde, etwas
Wirksames für ihn zu thun; durch Zureden liefs sich die Erhit-
terung der Menge nicht mildern, die Stimmung der Stadt war gegen
ihn und es ist nur zu verwundern, dass von den mehr als 550
Geschworenen heinahe die Hälfte sich weder durch die herrschende
Stimmung noch durch den mächtigen Anytos bestimmen liefs, von
ihrer Ueberzeugung abzugehen; es war eine Majorität von nur fünf
oder sechs Stimmen, welche den Angeklagten schuldig erklärte.
Auch jetzt noch hatte Sokrates sein Schicksal in der Hand.
Denn jetzt stand es ihm zu, der von den Klägern beantragten Strafe
einen nach seiner Ansicht billigeren Gegenantrag gegenül)er zu
stellen, so dass die Richter zwischen beiden wählen konnten, und
es war kein Zweifel, dass jeder annehmbare Weg einer milderen
Entscheidung angenommen worden wäre. Sokrates aber wollte und
durfte den Anklagern nicht Recht geben, sonst hätte er sich einer
feigen Lüge schuldig gemacht und das Werk seines Lebens zerstört.
Um also das Bewusstsein seiner Schuldlosigkeit freimüthig zu be-
zeugen, stellte er als Gegenantrag nicht eine Strafe, sondern eine
Belohnung, und zwar trug er darauf an, der höchsten Bürgerehre,
welche die Athener einem Wohlthäter der Gemeinde erweisen
konnten, der Speisung im Prytaneion, würdig erkannt zu werden.
Dieser Antrag würde bei allen Anderen als ein Zeichen von Irrsinn
angesehen worden sein, bei Soki*ates konnte man nur eine Ver-
höhnung der Richter und des Gerichtsverfahrens darin erkennen;
die Folge war, dass von denen, die ihn bei der ersten Abstimmung
fir nicht schuldig erklärt hatten. Im der zweiten noch achtzig
öbertraten und ihn zum Tode verurteilten^®).
Das Urteil durfte nicht sogleich vollstreckt werden, weil das
•ttische FestschifT nach Delos abgegangen war, und bis zur Rück-
kehr desselben musste nach väterUchem Flerkommeu die Stadt rein
Und unentweiht bleiben. Dieser Umstand war die Veranlassung,
lass Sokrates noch dreifsig Tage im Gefangnisse mit seinen Freun-
len verkehren und durch Ablehnung aller Befreiungsversuche sowie
larch die heiterste Seelenstimmung den Beweis liefern konnte, wie
ifohl erwogen sem ganzes Handeln sei und wie er keinen Augen-
blick das Geschehene bereue. Bis zu dem letzten Athemzuge blieb
» den Gesetzen der Vaterstadt treu und für die Seinigen in Ge-
8*
116 SOKRATES TOD 96, 1; 899 MAI.
sprach und Umgang unermüdlich thätig. Der Verurteilte war es,
welcher seine Umgebung tröstete, der dem über sein ungerechtes
Schicksal weinenden Apollodoros die Wangen streichelte, indem «r
ihn fragte, ob er ihn denn etwa lieber schuldig sterben sehen
möchte, der endlich den letzten Auftrag seinen Freunden gab, sie
sollten dem Asklepios einen Hahn opfern, d. h. die Spende des
Danks für die Genesung darbringen, welche er im Tode erbUckte.
Er selbst aber hatte in der Treue seiner Freunde die Bürgschalt
dafür, dass er nicht umsonst gelebt habe, und auch von d»
übrigen Mitbürgern konnte sein unschuldiges Sterben nicht lange
verkannt werden. Es ist kein Grund daran zu zweifeln, dass die
Athener bald eine schmerzliche Reue empfanden; sie sollen im
Theater bittere Thränen vergossen haben, als bei der Aufführang
des Palaraedes von Euripides die folgenden Worte ihnen in's Ohr
und in's Gewissen drangen: 'Getödtet habt ihr Danaer die wahrhaft
'weise, schuldlose Nachtigall der Musen, den besten der HeUenen.''
So starb der siebzigjährige Sokrates im Monat Thargelion (Mai)
95, 1; 399, ein Opfer jener Bewegung, welche zeitweise zuröd-
gedrüngt immer von Neuem sich geltend machte in Athen, um an
den Volks- und verfassungsfeindlichen Kreisen Rache zu nehmen.
Man hatte gesehen, wie gerade aus den höheren Ständen der Ge-
sellschaft sich Viele an Sokrates angeschlossen hatten; man wusste,
dass Kritias, Alkibiades, Theramenes, Charmides, Charikles, Xeno-
phon mit ihm in Beziehung standen. War es also zu yerwundern,
dass Viele sich der Meinung hingaben, sein Umgang befördere die
Entwickelung einer verfassungsfeiudlichen Gesinnung? Kritias
behauptete ja auch, wie Sokrates, das Regieren sei nicht Jeder-
manns Sache, das sei eine Kunst, die gelernt werden müsse, aber
so dachte auch Perikles. Es war gewiss ein grofses Unrecht, So-
krates für die Frevelthaten derer verantwortlich zu machen, welche
vorübergehend mit ihm in Verkehr gestanden hatten; er hat sich
entschieden genug von seinen entarteten Schülern losgesagt, er hat
gegen die Oligarchen mehr als einmal sein Leben gewagt, er hat
offen ihr Regiment gescholten und jede Betheiligung an gesetz-
widrigen Schritten verweigert. Darum hassten ihn auch die Olig-
archen und suchten ihm durch das Verbot freier Lehre den Mond
zu schliefsen. Seine Lehre aber, dass jedes amtliche Geschäft und
vor Allem das Regieren auf Einsicht beruhen müsse, konnte wohl
verstanden ja nur dazu dienen, die demokratische Verfassung neu
DIE BERECHTIGUNG DES URTEILS. 117
ZU heben und zu kräftigen, und dass der vertrauteste Umgang mit
Sokrates nicht nothweudig eine reactionäre Gesinnung zu erzeugen
brauche, das zeigt wohl am deutlichsten das Beispiel des Gliaire-
phon, welcher von allen Jüngern am unbedingtesten seinem Lehrer
anhing und dabei einer der eitrigsten Anhanger der Demo-
kratie war.
Ebenso ungerechtfertigt war die Feindschaft der priesterlichen
Partei, welche im Finstem schleichend nur bei einzelnen Gelegen-
heiten als eine Macht in Athen zum Vorschein kam, eine Partei,
die überall, wo geistige Bewegung war. Freigeisterei und Ketzerei
witterte. Sie wollte und konnte von ihrem Standpunkte die Reli-
giosität des Sokrates so wenig anerkennen, wie die Staatsmänner
seine bürgerliche Tugend. Und doch konnte iiim kein Yerstofs
gegen die Salzungen des Staats nachgewiesen werden; er ist ihnen
in Wort und That bis an sein Ende gehorsam gewesen, er hat den
Eid, welchen der attische Jüngling bei dem Eintritte in die Bürger-
schaft zu leisten hatte, gewissenhafter gehalten, als alle seine
Feinde. Denn wenn darin das Gelöbniss abgelegt wurde: 'ich wül
*die Waffen, die mir gegeben sind, nicht entehren und meinen
^Nebenmann im Treflen nicht verlassen; ich will kämpfen füi* die
^Heiligthümer und das Gemeingut des Vaterlandes; ich will mich
*den verordneten Richtern unterwerfen und den bestehenden Ge-
^setzen gehorsam sein, und so Einer die Gesetze aufhebt, will ich
^es nicht zulassen und die Götter und Heiligthümer der Vaterstadt
*will ich in Ehren halten', — iiat nicht Sokrates diesen ehrwür-
digen Schwur Punkt für Punkt mit einer mehr als gewöhnlichen
Treue heilig gehalten und in aufopfernder Hingebung seine Eides-
treue bewährt?
Es waren also die Ankläger imd Richter Sokiates gegenüber
üicht im Rechte. Er büfste für Verbrechen, deren er nicht schul-
dig war, von den Einen aus Bosheit, von den Anderen aus Ver-
blendung und Dummheit verurteilt. Er wurde das Opfer einer
Politik, welche darauf ausging, das alte Athen wieder herzustellen,
ohne über die Mittel und das Ziel sich klar zu sein. Dem Staate
? konnte seine Verurteilung keinen Vortheil bringen; einen wirklichen
■ Dienst haben die Athener nur dem Verurteilten erwiesen. Denn
■ sie gaben ihm Gelegenheit, durch einen freien Gehorsam gegen die
' Gesetze und ein heldenmüthiges Sterben seine Lehre zu besiegeln.
^ Er hatte sein X^^gewerk vollendet und für das weitere Gedeihen
118 80KRATES UND DIE ATHENER.
dessen, was er begonnen hatte, gab es kein kräftigeres Forderungs-
mittel als seinen Märtyrertod ^^).
In der Kunst konnte nichts Neues gewonnen werden, was im
Stande gewesen wäre, der Bürgerschaft von Athen den sitthcheo
Halt zu geben, dessen sie bedurfte; in der Philosophie war es
anders. liier war kein Abschluss erreicht; hier waren die wich-
tigsten Punkte noch gar nicht berührt; hier wurde durcli Sokrales
erst der Anfang gemacht, die für jeden Einzelnen bedeutungsvollsten
Aufgaben des Nachdenkens scharf und klar in das Auge zu fassen.
Die gewohnlieitsniäfsige Tugend, welche einst die Bürger verband
und den Staat erhielt, bestand nicht mehr; sie musste aber, wenn
das Gemeinwesen nicht verfallen sollte, wieder gewonnen werden,
und das konnte nur auf dem Wege geschehen, dass die äulsere
Autorität des Herkommens durch freie Ueberzeugung ersetzt und die
unbewusste Sitthchkeit zu einer ihrer Gründe bewussten gemacht
wurde. Gegen die falsche Subjektivität der Sophisten gab es kein
anderes Mittel als jene höhere Subjectivität, welche Sokrates gellend
machte, die auf ernster Selbstprüfung beruhende, wodurch allein
ein gültiger Mafsstab für die geistigen Güter gewonnen werden
konnte. Hier war der Weg gezeigt, ohne Bruch mit der Vergangen-
heit dem Staate zu helfen, eine höhere Sittlichkeit zu begründen,
ohne welche weder der Staat noch der Einzelne zu Frieden und
Ruhe gelangen konnte, und ein glücklicheres Geschlecht zu erziehen.
Die bürgerliche Gesellschaft wollte aber von einer solchen Erneuerung
nichts wissen und reichte Sokrates füi* das angebotene Heil den
Giftbecher.
III.
SPARTA UND PERSIEN.
Während Athen ganz mit sich heschäfligt war, stand Sparta an
der Spitze der hellenischen Welt; es war der einzige Staat, welcher
den Willen und die Macht liatte, die Verhaltnisse der anderen
Staaten zu ordnen, der einzige, welcher Griechenland gegen das
Ausland vertrat. Von der Pohtik Spartas musste also auch der
weitere Gang der griechischen Angelegenlieiten ahhängig sein
und dies zeigt sich zunächst an der Stellung, welche man dem
Manne gegenüber einnahm, dem Sparta seine Herrschaft in Griechen-
land verdankte.
Man merkte bald, dass diese Herrschaft nur eine scheinbare
sei; denn die oligarchischen Ilegienmgen in den einzelnen Städten
kümmerten sich wenig um die Behörden der Stadt; sie blickten
nur auf Lysandros. Alles was ihm feindlich war, war landilüchtig;
alle Personen, die zu l)efehlen hatten, waren seine Ri'eaturen; die
Staaten, in denen sie regierten, hingen von seinem Willen ab.
Je länger Griechenland ein Schauplatz allgemeiner Verwirrung
gewesen war, auf dem sich in ewigem Schwanken die Gegensätze
bekämpft hatten, um so gewaltiger wirkte nun die Erscheinung
eines Mannes, durch welchen auf einmal ein einziger Wille in ganz
Hellas zu unbedingter Geltung kam. Diese Erscheinung blendete
die Menschen, so dass auch Solche, welche nicht unmittelbar von
ihm abhängig waren, dem Gewaltigen huldigten, und zwar nicht
blofs mit den hergebrachten Ehrenbezeugungen, mit goldenen Kränzen
und ähnlichen Gaben, sondern jetzt zum ersten Male geschah es,
dass göttliche Ehren auf Sterbliche übertragen wurden. In Samos,
das noch länger als Athen dem Lysandros Trotz geboten hatte, ent-
blödete sich die neue Regierung nicht, das uralte Staatsfest der
120 CULTU8 DES LYSA?(DROS.
Hera in der Weise umzugestalten, dass es auf Lysanders Person
übertragen wurde. Altäre wurden ihm errichtet, Opfer m seiner
Ehre angezündet, und Hymnen auf den neuen Heros gedichtet.
Er selbst wies keine Art der Schmeichelei zurück; er legte es
darauf an, als ein Wesen höherer Ordnung betrachtet zu werden.
Wie einst Tansanias prunkte der entartete Spartaner in satrapischer
HoiTart. Er bildete einen Hof um sich und zog alle Talente an
sich, von denen er eine Erhöhung seines Glanzes erwartete; er
trat bei dem nach ihm genannten Feste selbst als Kampfrichter
auf; mittelmäfsige Poeten wie Antilochos erndteten lur ein Paar
Verse reiche Geldspenden. Er wusste aber auch ausgezeichnete
Männer in seinen Kreis zu ziehen, so namentlich die Epiker Anti-
machos aus Kolophon, den Schüler des Panyasis, und Ghoiriios,
der im Sklavenstande zu Samos geboi-en war und sich durch Schta-
heit und Talent in die Höhe gearlteitet hatte. Er war Uerodot
bekannt und durch den Umgang mit ihm auf grofse natiooak
Stoffe liingeleitet worden. Was Herodot erzählt hatte, machte er
zum Gegenstande eines epischen Gedichts, und wenn es ihm auck
an Einfachheit des Sinnes und naturUcher Wärme gebrach, so &-
reichte er es doch, dafs seine 'Perseis' neben den homerisdien Ge-
dichten in Athen Anerkennung fand und in den Schulen gelesen
wurde. Clioirilos hatte aber mehr Talent als Charakter, und nach-
dem er als patriotischer Dichter so edlen Ruhm gerwonnen hatte,
liel's er sich bereit linden, dem Unterdiaicker der griechischeD Frei-
heit zu huldigen, und wurde der unzertrennliche Begleiter des Ly-
sandros'^).
Die mafslose Ueberhebung Lysanders, der sich von seinen
Dichtern ohne Scheu als den 'Kiiegsherrn von Hellas' preiseu liefs,
musste Widerspruch hcr\'orrufen. Auf Grund des Secfeldherroamts,
welches an und für sich ein unorganisches Glied im spartanischen
Staate war, und der besondern Vollmachten, welche ihm zur An-
ordnung der griechischen Angelegenheiten verliehen waren, hatte
er sich eine Macht angeeignet, welche alle Schranken überstieg.
Er suchte das Flottenheer, das vorzugsweise aus den untern Schich-
ten der Bevölkerung Lakedämons zus^im mengesetzt war, immer
fester an seine Person zu ketten , indem er seine Leute auf alle
Weise bereicherte. Man wusste, dass seine Ergebenheit gegen die
einheimisclie Verfassung nur eine scheinbare war und dass es sei-
nem Ehrgeize unerträglich sein wüinle, sich gutwillig wieder in die
DEMÜTHIGUMG LYSANDERS. 121
3rdnungen des lykurgisclien Staats zu fügen. Seine Feinde regten
ich überaU, um ein energisches Einschreiten der Behörden zu ver-
inlassen. Aber wirksamer als alle Beschwerden misshandeiter
kriechen waren die des Pharnabazos, der den Spartanern die letzten
fahre hindurch ununterbrochen seine Gunst erhalten und die wich-
igsten Unterstützungen geleistet hatte.
Der erste Widerstand begegnete ihm bei den Anordnungen,
velche er in Sestos traf. Hier hatte er alle ansässigen Bürger aus-
;eirieben, um die herrenlosen Häuser und Ländereien an solche
^ute auszuthcilen, welche auf seiner Flotte gedient hatten. Das
?ar also eine Art Veteranenkolonie, an einem der wichtigsten
neerbeherrschenden Plätze angelegt; eine Gründung, die, von aller
Jngerechtigkeit abgesehen, schon deshalb nicht geduldet werden
Lonnte, weil sie oflenbar keinen anderen Zweck hatte, als dass
^ysandros sich für seine persönliche Macht feste Stützpunkte schaflen
voUte. Unter dem EinQusse des Pausanias ermannten sich die
Spboren; sie ordneten die Authebung dieser Mafsregel an und die
Iten Bürger kehrten in ihre Besitzungen zurück. Das war die
ifste Demüthigung Lysanders.
Ein zweiter Angriff auf seine Machtstellung war es, als man
tinen seiner treuesten Anhänger, den Lakedämonier Thorax, welchen
T als KriegsYogt in Sauios eingesetzt hatte, zur Rechenschaft zog.
)ieser hatte es nicht anders gemacht, als die andern Genossen
^ysanders; er hatte die Gelegenheit benutzt, Geld und Gut zu er-
verben; die alten Satzungen Spai'tas wurden als abgethan angesehn
md unter dem Paniere des Feldherrn, welcher Alles that, um ihre
labgier zu reizen und zu befriedigen, glaubten sie vollkommen
icber zu sein. Es war daher ein schwerer Schlag, als Thorax in
>parta nach alter Strenge des Gesetzes behandelt und wegen uner-
aubten Privatbesitzes hingerichtet wurde.
Nachdem dies gelungen, Wieb nur der letzte Schritt noch
ihrig. Den Anlass gaben die wiederholten Meldungen des Pharna-
lazos über das rücksichtslose Verhalten des Lysandros, der ihn in
leinem eigenen Gebiete mit Beutezügen beunruhige. Die Ephoren
cbickten nun olme Weiteres gemessenen Befehl auf die Flotte, dass
^ysandros nach Hause zurückkeliren und sich verantworten solle.
^ ging ihm in vielen Beziehungen ganz so wie einst dem Pausa-
das. Er hatte sich im Schwindel des Selbstgefühls für unentbehr-
ich und unangreilbar gehalten, ohne die Grundlagen semer Macht-
122 LYSANDER8 STÜRZ (NACH 94, «; 403).
Stellung zu prüfen. So kam es mit ihm trotz aller Klugheit dahin,
dass er sich im Augenhlicke der Entscheidung keinem AngrilTe ge-
>vachsen zeigte und zu den tiefsten Demüthigungen seine Zuflucht
nahm, um sich zu erhalten. Er wiisste, dass von allen Beschwerden
die des Pharnabazos die wirksamsten gewesen waren. An ihn wen-
dete er sich also und bat um ein Begleitschreiben, das ihm in
Sparta eine günstigere Beurteilung TerschaiTen könne. Der Satrap
ging scheinbar auf seine Bitte ein, las ihm sogar ein Schreiben
vor, mit welchem LysandrcA vollkommen zufrieden sein konnte,
schob aber ein anderes unter, welches bitterer als alle frühen
Schreiben war und zog dem Feldherrn auf diese Weise die gröüste
Beschämung zu, indem derselbe das vermeintliche Empfehlungs-
schreiben den Ephoren übergab und das Entgegengesetzte voriesen
hören musste.
Er wagte weder sich zu vertheidigen noch das Urteil abzu-
warten. Er gab vor, dem Zeus Ammon ein Gelübde schuldig zo
sein und erlangte nicht ohne Mühe die Erlaubniss zur Reise. Dass
sich politische Absichten daran knüpften, ist bei dem Charakter des
Lysandros, der seine Plane nicht auf einmal aufgab, an sich wahr-
scheinlich; dazu kommt, dass seine Familie schon ältere Beziehungen
zu Libyen hatte, wie der Name seines Bruders Libys vermuthen
lässt. Das Orakel des Ammon konnte bei seiner auch in Griechen-
land anerkannten Autorität dem ehrgeizigen Feldherrn von wirk-
samer Hülfe sein, und wir finden Lysandros mehrfach in Verbindung
mit Orakeln, um die Priesterschaften für seine Neuerungen zu ge-
winnen.
Nachdem Lysandros gedemüthigt war, kam es nuu darauf an,
ob Sparta in anderer Weise, als auf dem Wege lysandrischer Gewalts-
politik die Leitung der hellenischen Angelegenheiten gewinnen
konnte und wie weit es überhaupt im Stande war, die Aufgabe zu
erfüllen, welche ihm nach dem Ende des peloponnesischen Kriegs
zugefallen war'^).
Sparta hatte unläugbar einen glänzenden Aufschwung ge-
nommen; es hatte sich von dem Banne der Trägheit frei gemacht,
es war aus seinen engen Kreisen so weit herausgetreten, dass es
durch Flottensiege in fernen Meeren seinen Gegner zu Boden ge-
worfen hatte. Auch die Macht des Geldes war jetzt in seiner Hand
SIEGESDENKMÄLER SPARTAS. 123
und eine Reihe öffentlicher Kunstschöpfungen verkündete den Hellenen
die glorreiche Zeit, die für Sparta angebrochen war. Auf einer Akro-
polis steDte man zwei Siegesgöttinnen auf, Weihgeschenke Lysan-
ders zum Andenken an die beiden Seesiege bei Ephesos und bei Aigos-
potamoi ; im Heiligthume von Amyklai zwei Dreifüfse, welche die älteren
Dreifüfse daselbst, die Denkmaler der messenischen Kriege, überragten.
Am glänzendsten aber wurde in Delphi der Sieg gefeiert durch eine
grofsartige Statuengruppe, deren vordere Reihe die Dioskuren, Zeus,
Apollon, Artemis und Poseidon darstellte und zwar den Letzteren,
indem er den Lysandros kränzte; auch Abas, der \Valu*sager, und
der Steuermann des Admiralschiffs Ilermon waren in diese Reihe
aufgenommen. Eine zweite Reihe aber enthielt die Bildsäulen derer,
welche am Siege hervorragenden Antheil genommen hatten; Männer
der verschiedensten Herkunft, die Führer der peloponnesischen
Partei, wie Kleomedes von Sanios, welche zugleich die Vertreter
ihrer Stadtgemeinden waren. Es war die bildliche Darstellung einer
neuen Eidgenossenschaft, der Verbündeten gegen Athen, welche
wie die einst gegen l^ersien Verbündeten den Kern der Nation dar-
steilen sollten. Diese und andere Kunstschöpfungen zogen eine
Menge von Künstlern herbei, welche in Spartas Dienste traten; es
war gewiss Lysanders Absicht, auch in dieser Beziehung Athen zu
verdunkeln und seine Vaterstadt von Neuem zu einem Mittelpunkte
des nationalen Kunstlebens zu machen, und wenn man auch des
Pheidias Schüler nicht unbeihngt ausschliel'sen konnte, so liefs man
doch keine Athener zu, sondern nahm nur Künstler aus dem Pelo-
ponnes und den Inseln ^^).
Aber dieser glänzende Aufschwung war im Grunde ein leerer
Schein. Der Sieg, den Sparta erfochten hatte, war an sich der
Art, dass er unmöglich eine wirkliche Begeisterung hervorrufen
konnte; denn er war durch das Geld der Barbaren, durch Verrath
und Arglist errungen worden; ja bei der ganzen Erhebung, welche
durch jene Prachtwerke gefeiert werden sollte, war in Wahrheit
mehr verloren als gewonnen worden. Denn so ungeschickt auch
das alte Sparta für eine grofsstaatliche Politik sein mochte, so war
CS doch in sich fest und seiner selbst gewiss; in der Beschränkung
hatte es seine Kraft und die ganze conservative Partei in Griechen-
land bewunderte den Staat des Lykurgos, welcher bei allem Wechsel
der Verhältnisse, bei der zunehmenden Unsicherheit und Verwirrung
sich immer gleich und treu gebhebeu war.
124 VEfiÄPiOERUIS'G SPARTAS.
Dieser Staat bestand aber in der That gar nicht mehr. Dem
die lykurgiscbc Verfassung \iar der Art, dass sie entweder zu Grunde
gehen oder unverändert erlialten werden uiusste. Ihre Erhaltung
aber war unmöglich, da es den Spartanern nur durch völlige Yer-
läugnung der hergebrachten Grundsätze gelungen war, den Kampf
mit Athen durclizuführen. Im lykurgischen Staate sollte die Kraft
der Männer Alles sein und nur für besondere Fälle stand ihm eio
Schatz zu Gebote, der sich aus den Abgalien der unterthänigen Be-
völkerung bildete und, um den Glanz des Geldes den Augen mög-
lichst fern zu halten, aufserhalb des Landes, in Arkadien, Del^
u. a. 0. niedergelegt wurde, aber viel zu unbedeutend war, an
eine eigentUche Quelle der Macht zu sein. Nun hatte man aber
im Kriege die Erfahrung gemacht, dass altspartaniscbe Tapferkeit
nicht ausreiche und der Erfolg am Ende doch von Geldmitteln ab-
hängig sei; deshalb war man vor die Thürcn der Perser gegangea,
man hatte sich zu den unwürdigsten Verhandlungen mit den Bar-
bai*en bereit finden lassen und mit der Ehre des Staats auch das
Elu*gefühl eingebüfst. Die letzten Kriegsjahre fülirten Massen tob
Silber nach Sparta, und je künstlicher man früher die menschlicbe
Erwerbslust unterdrückt hatte, um so unaufhaltsamer brach nun die
Gier nach Geld hervor. In einzelnen Fällen konnte wohl das alte
Verbot des Privatbesitzes an edlem Metall in voller Strenge emeoert
werden, wie es mit Thorax geschah, aber eme allgemeine Controle
war nicht mehr durchzuführen; der plötzlich so nahe gerückten
Versuchung erlagen auch Männer wie Gylippos und vergrüTen sich
selbst an öfl'entlichen Geldern. Während nun die Einen Mittel und
Wege fanden, sich heinüich zu bereichem, verarmten die Anden
bei den durch Verbreitung des Geldes steigenden Preisen der Le-
bensmittel und kamen so weit herunter, dass sie aufser Stande
waren, die vorschriflsmäfsigeu Beiträge zu liefern, und in Folge
dessen auch ihr volles Bürgerrecht einbüfsten; sie wurden aus-
geschlossen von den gemeinsamen Männermalen, während die Reicbei
sie nur zum Scheine mitmachten, um darnach am eignen Tische
zu schwelgen"^).
Eine solche Heuchelei ging durch das ganze Leben der Spar-
taner; sie war die unausbleibliche Folge davon, dass die Verfassung
jeden Gedanken an zeitgemäfse Fortbildung ausschloss. Lysandros
selbst war das Vorbild dieser äufseren GesetzliclÜLeit, indem er ia
Kleidung und Haartracht mit pedantischer Sti*euge am Herkommen
SOZIALE ÜBELSTÄNDE. 125
festhielt, wahrend er die sittlichen Grundsätze des Staats nicksichts-
los verläugnete und damit umging, die ganze Verfassung umzu-
wälzen.
Die Zahl der Vollbürger war durch Aussterben der Hauser und
durch Verarmung immer mehr zusammengeschmolzen. Fremde Ele-
mente wurden nach wie vor ferngehalten; und man hatte nur eine
einzige Ausnahme gemacht, nämlich mit dem Seher Tisamenos aus
Elis, den man nur um den Preis des Burgerrechts bei der Schlacht
von Plataiai hatte gewinnen können. Auch aus den unteren Schichten
der Bevölkerung die Bürgerschaft zu ergänzen hatte man versäumt,
obgleich dies nach der Verfassung möglich und von dem Gesetz-
geber beabsichtigt war. Zwar hatte man sich in schwierigen Zeiten
gezvrungen gesehen, die Kräfte zur Rettung des Staats zu suchen,
wo sie sich fanden. Brasidas hatte gezeigt, wie der Staat seine
Landbauem und Heloten verwenden könne. Lysandros war noch
weiter gegangen; er hatte nicht -ebenbürtige Lakedämonier zu den
wichtigsten Aemtern benutzt und manche hellenische Gemeinde da-
durch tief verletzt, dass er sie von Leuten helotischer Abkunft re-
gieren liefs. Zu Hause aber vergalt man ihnen die geleisteten
Dienste mit schnödem Undanke; in engherzigem Kastengeiste
sträubte man sich dagegen, der nichtdorischen Bevölkerung eine
gröfsere Berechtigung einzuräumen und sie zu gleicher Theilnahme
am Landbesitze zuzulassen, auch wenn noch so viele Ackerloose
erledigt wurden. Unter den Doriern selbst aber schlössen sich
wiederum die Reichen gegen die Armen ab und bildeten einen sich
mehr und mehr verengenden Kreis von Familien, eine privilegirte
Klasse, welche nach ihren Interessen den Staat regierte. An Stelle
der vielgepriesenen Gleichheit war eine dnickende Oligarchie ge-
treten, die Herrschaft eines Geld- und Amtadels, der um so eifer-
süchtiger über seinen Privilegien wachte, je weniger sie eine gesetz-
liche Begründung hatten. Und wenn nun trotz dieser Entartung
der Schein des Alten sorgfällig gewahrt und an den Grundgesetzen
des Gemeinwesens kein Buchstabe verändert wurde, so musste sich
dadurch ein Geist der Unwahrheit in Sparta verbreiten, welcher
nicht anders als höchst entsittlichend auf die ganze Bevölkerung
einwirken konnte^*).
Mit diesen sozialen Uebelständen hingen die Schäden der Ver-
fassung nahe zusammen. Das Königthum, welches berufen war die
Gleichheit des Besitzes und der Rechte zu überwachen, war nicht
126 POLITISCHE ÜßELSTÄNDE.
ohne eigne Schuld macliüos geworden; es war schon durch Bei-
ordnung des Kriegsratlis (seit 418 v. Clir.) aus dem Vollbesitze
seines wichtigsten Ehrenrechts, des Oherleldherrnamts, herausge-
drängt worden, und ein noch gelahrlicherer Angriff war die Ein-
setzung der iVauarchie, die wesentlichste Neuerung im Organismus
des Staats. Je mehr nun die wiclitigsten Entscheidungen zur See
erfolgten, um so gröfser wurde die Eifersucht der Könige auf das
neue Amt, und als Lysandros allen Kriegsruhm an sich riss, wurde
der Conflict am Ende so grofs, dass die Könige ein Heer aufl)Oteii,
um die Unternehmungen ihres Gegners zu vereiteln. Die obersteo
Staatsgewalten Spartas lagen in Attika gegen einander zu Felde,
und es gehörte die ganze Verstellungskunst der Spartaner dazu, um
den Bruch zu verstecken, der das Staatswesen zerklüftete, und
aufserlich die Eintracht noch zu erhalten.
Die anderen Feinde des Königthums waren die Ephoren, die
in demselhen Mafse an Macht zunahmen, wie jenes in Missachlung
kam. Entscheidungen, welche von der gesamten Bürgerschaft aus-
gehen, konmien seit Anfang des Kiiegs gar nicht mehr vor; auch
der 'Rath der Alten', die Gerusia, ist politisch hedeutungslos. Alle
Macht ist liei den Ephoren. Ihre Wahl wird von den Reichen be-
herrscht und sie regieren den Staat im Interesse der herrschenden
Partei. Bei dem Hader zwischen Königen und Nauarchen steht das
Ephorenkollegium in der Mitte, und es kommt vor, dciss die aller-
wichligsten Entscheidungen durch eine Ephorenstimme herbeigeführt
werden (S. 37). Da nun das jährlich wechselnde Collegiuiu häufig
mit Leuten hesetzt wurde, welche der Bestechung zugänglich waren,
so war es den verschiedenen Parteien nicht schwer, die für die
Politik des Staats mafsgehende Majorität zu gewinnen. Nach solchen
Einflüssen bestimmte sich die Haltung Spartas, und so weit über-
haupt von einer folgerechten Pohtik die Rede sein konnte, beruhte
sie darauf, dass die Ephoren der Oligarchie der Reichen dienten,
welche thatsächlich an die Stelle der verfassungsmäfsigen Staatsge-
walten getreten war. Wenn nun aufserdem die beiden Königs-
häuser selbst nach wie vor mit feindseliger Eifersucht einander
gegenüber standen und nur in den seltensten Fällen durch gemein-
same Interessen zu einträchtigem Handeln veranlasst wurden, so
erkennt man die tiefe Zerrüttung des sparl^inisclien Staats und be-
greift kaum, wie derselbe noch im Stande war, den mancherlei
Gefahren, welche ihn in der eigenen Landschaft l)edrohten, Trotz
DIE GUTEN ELEMENTE SPARTAS. 127
bieten und auch nncli aufscn eine aclitiinggehieU^nde Slelhuig
behaupten ^^).
Es war die träge Macht der Gewolinheit, weh.he den Staat
uunmenhielt, die Gewohnheit des ßei'ehlens und (Hihorchons, >vie
seit Jahrhunderten im Eurotasthaie zu Hause war. Die unter-
rfeue Bevölkerung hatte keinen Mittelpunkt, keine Einheit, kein
gan, und wenn etwas gut in Ordnung war hei iVm Spartanern,
war es die polizeihche Controle, welche durch die Ephoren im
nde geübt wurde; sie hielt das g<lhrende Landvolk in Schrecken
d Furcht. Dann hatte sich ja auch hei aller Zerrüttung der
sntlichen Zustande im bürgerlichen Lehen noch manches (vute
r alteu Zeit erhalten. Gewisse Grundznge guter Sitte waren
1 Spartaneni in's Blut ühergegangen, ein ritterlicher Simi,
pferkeit und Todesverachtung, Zucht und (ichorsam, Treue im
ttesdienste und in der Sorge für dit; Ehre der Verstorhenen.
fise Züge des spartiuiischen Wesens traten in entscheidenden
iten immer wieder hervor, und so erklärt es sich, dass auch
s entartete Sparta noch immer seine scliwärmerisclien Venihn^*
Ite und dass seine Bürger, auch wenn sie einzeln in fremden
ttten auftraten, durch ihre Persönlichkeit den gröfst<Mi Einiluss
tsüben konnten, wie dies bei den Bürgern eines anderen Staates
idenkbar war.
Dann war zu dem Guten, das sich noch erhalten hatte, auch
inches erworben worden, was die alte Zeit nicht kannte. Es
IT nicht mehr die alte L-nheholfenheit, Einsilbigkeit und Einseitig-
it vorhanden; die Bildung der Zeit hatte aiH^h in Sparta Eingang
runden; wie wussten Männer, wie Brasidas, Trylippos, Lysandros
reden und zu handeln! Es hatte sich eine Mannigfaltigkeit ver-
liedener Charaktere lierangebildet; es gab schrolfe Kriegshand-
lier wie Kiearclios und schlaue Sisyphosnaturen, wie DtM'kyllidas
1 Antaikidas. Auch ui den Königshäusern Umclite zuweileji ein
lerer Sinn auf, eine ül)er den Standpunkt des engherzigen Do-
nas und der poHtischen Parteiung sich erhebende, freiere Auf-
ning der Verhältnisse; Pausanias hatte ein Getühl davon, was
en dem gemeinsamen Vaterlande sei, und er unterhielt mit den
"stebem der demoki'atischen Parteien in anderen Städten freund-
afUiche Verbindungen. Am seltensten waren ohne Frage solche
iner, welche das Gute der alten Zeit, altspartanische Gesinnung
Torgeschrittener Bildung, mit Geist und Energie zu verbinden
128 SPARTAS ÄUSSERE POLITIK.
wussten, Manner wie Lichas und Kallikratidas. In der Regel finden
wir entweder ein träges Dahinleben in den gewohnten Formen oder
Auflelmung gegen das Herkoramen und offnen Abfall.
Die inneren Zustände Spartas bestimmten auch sein Verhalten
nach aufsen, gegen die peloponnesischen so wohl wie gegen die
anderen Staaten. Denn ein in seinen eigenen Ordnungen so sehr
gestörter Staat konnte nicht im Stande sein, aufserhalb Ordnungen
zu schalTcn und von festen Gesichtspunkten aus die Zeityerhältnisse
zu beherrschen. Es war gar nicht der ernste Wille vorhandeii,
der vaterländischen Aufgabe, die nach dem Sturze Athens den Spar-
tanern zugefallen war, zu genügen und das langraüthige Vertrauen
so vieler Hellenen endlich zu erfüllen. Jetzt zeigte sich vielmehr,
dass die Mäfsigkeit und Besonnenheit, welche Sparta bewahrt hatte,
nur die Wirkung der Furcht gewesen war; denn seit diese ver-
schwunden, schlug die alte Verzagtheit und UnschlQssigkeit in
trotzigen Uebermuth um, und wenn es einst durch das Miai-
lingen der arkadischen Kriege vom Wege der Eroberung auf den
milderen Weg vorörtlicher Leitung hinüber gefülirt worden war, so
lenkte es jetzt wieder ohne Scheu in die alte Gewaltspolitik ein;
es dachte nicht daran, den treuen Bundesgenossen ihren gaten
Willen zu danken; es schickte auch in bundesgenössische Orte seine
Harmosten und folgte nur dem rohen Triebe der Herrscbsaebt,
welche nichts Anderes im Sinne hatte, als die augenblicklichen
Vortheile der Lage nach Kräften auszubeuten.
Indessen schlug Sparta seine Macht zu hoch an. Es hatte
sich auch in der Halbinsel viel verändert. Es herrschte eine weil
verbreitete Unzufriedenheit mit der Leitung des Kriegs und nach-
dem schon durch den Nikiasfrieden die Autorität des Vororts stark
erschüttert worden war, steigerte sich die Mifsstimmung seit der
Einnahme von Athen. Handelte Sparta doch, als ob gar keine
Bundesgenossen vorhanden wären, deren Interessen in Frage
kämen. Die Arkader, Achäer, Korinther beschwerten sich, dass
ihre langjährigen Kriegsopfer ihnen nichts eingebracht hätten, mid
Elis war schon seit längerer Zeit in feindlicher Stellung zu Sparta.
Korinth trat auch jetzt am kecksten hervor. Es war mit seinem
Antrage auf Vernichtung Athens zurückgewiesen worden; es ver-
langte nun wenigstens Antheil an der Beute, welche in Massen
nach Sparta strömte. Aber schon das blofse Lautwerden solcher
Ansprüche wurde als Anmafsung angesehen und jede billige Rück-
SPARTAS XüSSERE BEZIEHUNGEN. 129
chtnahme verweigert. So ging der Geist der Ungereclitigkeit und
ntenlrückung, weicher im inneren Slaatslelien herrschte, in die
ifseren Verhältnisse üher.
Die verletzten Staaten schlössen sich an einander an und
ichten jenseits des Isthmos Anhalt, namentlich Korinth an Theben.
Theben hatte neben Korinth am meisten gethan, den Krieg
nulachen, welcher Sj>arta seine unl>edingte Herrschaft zurück-
igeben hatte; es hatte mit zäher Ausdauer den Athenern entgegen-
sarbeiiet, aber nicht in der Absicht, um Sparta grofs zu maclien,
mdem um seinerseits nördlich vom Isthmos freie Hand zu ha])en.
arum hatte Theben sowohl wie Korinth, das eine seiner conti-
entalen, das andere seiner maritimen Machtstellung wegen, die
ernichtiing Athens gewünscht. Als nun aber die Spartaner Truppen
■ch Athen legten und ihre Absicht zu erkennen gaben, Mittel-
dlas wie die Inseln zu einem unterlhünigen Lande zu machen,
t inderte Theben seine Politik, weil ihm Athen als freie Stadt
lit beschränkter Macht ungleich lieber sein musste, als wenn es
en Spartanern als Waifenplatz diente. So trat Thel>cn, indem es
ie Herstellung der attischen Demokratie liegünstigle, zuerst in ofT-
em Widerspniche gegen Sparta auf und verweigerte mit Korinth
ie Heeresfolge, als König Pausanias die Contingente einforderte.
Korinth war aber noch ganz besonders gcTeizt durch das V«»r-
ihren der Spartaner in Syrakus. Hier lagen während der letzten
ahre des peloponnesischen Krieges Tyrannis und Rürgerthum mit
blander im Kampfe. Führer der Bürger war Nikoteles, der aus
korintb gekommen war, um die Verfassung der Tochterstadt zu
etlen, der erbittertste Gegner des Dionysios. Unmittelbar nach
er Schlacht von Aigospotamoi wurde auch Sparta in diese Auge-
■genheit herein gezogen. Wahrscheinlich suchte die Verfassungs-
«rtei Hülfe bei den Spartanern, den alten Tyrannenbändigern, und
schickten auch sofort den Aristos hinüber, vorgeblich mit
AnJflrage, Dionysios zu stürzen, in Wahrheit aber hatten sie
ßsa andre Absichten. Denn da sie selbst nichts Anderes als l-n-
erdräckung im Sinne hatten, war ihnen ein kriegsmächtiger Ty-
ann der vnUkommenste Bundesgenosse. Deshalb scheute man sich
licht, den Namen Spartas mit der gröfsten Ungerechtigkeit zu
Dtehren. Aristos täuschte das Vertrauen der Bürger vollständig,
ioiaate den edlen Nikoteles aus dem W^ege und verhalf Dionysios
rst zum vollen Besitze seiner verfassungswidrigen MachtJ^).
Omxtim, Or. OiMh. IIL 9
130 SPARTA UND PERSIEn.
Am wichtigsten und folgereichsteu waren alier die Beziehungen
Spartas zu Persien.
Die Perser hatten die Mittel zur Beendigung des Kriegs her-
heigeschafTt, sie waren auch von allen Bundesgenossen Spartas die
einzigen, welche ihren Lohn empfingen. Pharnabazos vereinigte
* zum ersten Male wieder ganz Mysien und Troas unter persischer
Olierhoheit, und wenn auch Lysandros wagte, am Hellesponte den
Ansprüchen Persiens entgegenzutreten, so zeigt der Sturz des Feld-
herrn am deutlichsten, wie grofs die Macht des Satrapen in Sparta
war. Anders verhielt es sich in lonien. Hier lagen die Dinge so,
dass trotz der Yerzichtleistung auf alles asiatische Land sich den
Spartanern eine sehr günstige Gelegenheit eröffnete, ihren Einflnss
geltend zu machen und eine selbständige Politik zu verfolgen; h
kam Alles darauf an, wie die Spartaner diese Gelegenheit be-
nutzten.
König Dareios war im Jahre der Schlacht von Aigospotamoi
gestorben, ohne dass es Parjsatis gelungen wäre, ihm eine Willens-
erklärung zu Gunsten des Kyros abzugewinnen, dem sie aus dem-
selben Grunde die Herrscherwurde verschaffen zu können hoffte,
welchen einst Atossa für Xerxes geltend gemacht hatte. Ate Kyros
zum Sterl)elager des Vaters eilte, sah er sich in seinen ErwartnngeD
vollständig getüiischt und musste in Pasargadei Zeuge der feierlichen
Thronl>esteigung seines Bruders Arl^ixerxes sein. Ja, statt König
zu werden, gerieth er in die Gefahr als Staatsverbrecher hingerichtet
zu werden; denn Tissaphernes, den er niil sich nach Susa ge-
nommen hatte, beschuldigte ihn, dass er damit umgegangen sei,
seinen Bruder bei Anlegung des Kunigsornals zu ermorden. Tissa-
l)hernes wusste diese Beschuldiguug durch einen Priester, den Re-
Hgionslehrer des Kyros, zu erhärten und Kyros wäre sofort hin-
gerichtet worden, wenn Parysatis ihn nicht mit ihrem eigenen
Leil)e gegen die Leibwache gesclultzt hätte. Sie wusste al)er noch
mehr zu erreichen. Denn da Artaxerxes von milder Gemuthsart
war und nachgiebig gegen seine Mutter, so liefs er sich bestimmen,
den Bruder mit unverkürzten Vollmachten in seine Provinz zurück-
kehren zu lassen; er hoffte ihn durch Grofsmuth zu gewinnen.
Kyros al»er war nach seiner Heimkehr fester als je entschlossen,
seine Absichten durclizu setzen, und er wusste die schwierigen Ver-
hältnisse, welche ihn in Kleinasien erwarteten, für seine Zwecke
auszubeuten. Tissaphernes nämlich, welcher sich schon durch die
KYROS UND TISSAPHEILNES. 131
•Sie Ernennung des Kyros zum Oberfehllierni in Rleinasien ge-
rankt gefühlt Imtle, der die ganze Politik desselben, d. h. den
[ibcdingten Anschluss an Sparta, uussbilligte, und nun nach dein
iwliugen seines Ans(*hlags auf das Leben des Kyros sich nicht
eher fühlte, so lauge dieser und seine VnrU'.'x mächtig »aren, stand
im lauernd zur Seite und suchte nach neuen Gelegenheilen, seinen
egner zu verderben. Es k;mi alN*r auch zu oflenen Feindselig-
»ten.
Tissaphernes hatte aufser der Satrapie v(m Karien auch eine
eihe yon Seestädten an der i(»nischen Küste, in denen er lloheits-
jchle ausübte. liier wollte aber Kyros um jeden Preis Herr sein,
r hatte sich die Zuneigung der asiatischen Griechen zu erwerben
swusst, er hatte die bürgerliche Freiheit in den Städten begün-
jgt und sie dadurch von seinem Gegner zu sich hinübergezogen.
b auch Milet abtiel, schritt Tissaphernes mit aller Strenge ein,
eb die Häupter der Bewegungspartei als llochverräther hinrichten
od trieb die Anderen aus der Stadt. Die Vertriebenen fanden bei
jTOs offene Aufnahme und gewährten ihm den erwünschten Vor-
and, um eine Heeresmacht zusammenzubringen, welche scheinbar
einen anderen Zweck hatte, als Milel zu l>elagern und die An-
labungen des Tissaphernes zurückzuweisen. Denn er wusste in
Uta seine Ansprüche geltend zu machen, und Artaxerxes, dadurch
iwonnen, dass Kvros ihm in allen Botschaften die aufmerksamste
hrerbietung ]>ewies und die Tribn (summen mit grofser Begel-
täfsigkeit einsendete, liefs die Dinge gehen, ohne si(^h einzumischen.
ti der aufserordentlichen Stellung, welche Kyros einnahm, indem
r als Satrap von Lydien, (irofsphrygien und Kappadocien, als
berbefehlshaber der königlichen Trup|>eii und als Karanos einiü
peifiiche Würde bekleidete, war es nicht and(;rs müglich, als dass
ie Amtskreise der Oberbeamten in Kleinasien sich vielfach kreuzten
od die Befugnisse der einzelnen nicht innner genau aus einander
1 halten waren. Dazu kam, dass es nicht schwer war, Tissa-
Jiernea als einen missgünstigen Neb(Mibuhier zu verdächtigen und
■ine Politik als eine des Reichs unwürdige und unersprielsiiche
irzustellen. Dagegen konnte die Niederlage Alhens, welche durch
yros zu Stande gek(mimen, als ein Triumph der Perser über ihren
rgrten Feind, und eljcn so die jetzige Abhängigkeit Spartas so wie
er sichere Besitz der Küstenländer als ein Erfolg der neuen Po-
tik dargestellt werden. Die Ansammlung und Einübung asiatischer
9*
132 KYROS RÜSTUNGEN W, «; ^0%
Truppen konnte keinen Verdacht erregen, da dies zu den Voü-
machten des Karanos gehörte; anders war es mit hellenischen Sökl-
neru, deren Anhäufung innerhalh des Reichs immer als etwas Ge-
fahrliches angesehen werden musste. Kyros ging daher Torsichtig
zu Werke und vermied es, an einzelnen Punkten gröfsere MasM
zu vereinigen. So wurde der Grofskönig getauscht, der im Grande
ganz zufrieden damit war, dass der unruhige Prinz in diesen Fehdes
seinen Ehrgeiz hefriedige, seine Mittel verbrauche und in fenm
Gegenden beschäftigt werde; Par^satis aber that das Ihrige, nn
diese Auffassung zu begünstigen und dadurch Kyros freie Hand n
schafTen ").
Ilim kamen nun beim weiteren Verfolge seiner Absichten die
Zeitumstände in hohem Grade zu Gute. Denn durch die gewalt^
samen Umwälzungen in den griechischen Gemeinden war eine Menge
von Bürgern heimathlos geworden; die allgemeine Unbehaglicbkeit,
welche nach dem Kriege fortdauerte, die Verwilderung, wekhe or
hervorgerufen hatte, die Auflockerung der Heimaths- und FamiKeii-
bande — alles dies war Kyros günstig, der seine Leute umbe^
schickte, um diesseits und jenseits des Meers alles junge HeUenen-
Volk, das zu abenteuerndem Soldatenleben Neigung hatte, unter
den vortheilhaftesten Bedingungen anzuwerben. Sein Hof in Sardes
war ein Asyl für alle landflüchtigen Parteigänger; er wusste ohne
Rücksicht auf Stand, Herkunft und politische Farbe die brauch-
barsten Kräfte heranzuziehen, Jeden nacli seiner Weise zu nehmeR
und an seinen Platz zu bringen; er war wie geboren dazu, am
Freischaaren zu organisiren. Eine junge und heldenarüge Persita-
lichkeit, hochstrebend, freigebig und leutselig, ein persischer Großs-
fürst mit hellenischer Bildung — so musste er Aller Augen auf
sich ziehen und die Menschen bezaubern, die in seine Nähe kamen;
sie vergafsen bei ihm Freundscliaft und Vaterland und lockten durch
ihre begeisterten Schilderungen Andere aus der Heimath nach sieb,
und nicht nur unreife Jünglinge liefen ihm zu, sondern auch
Männer opferten einen Theil ihres Vermögens, um sich und Andere
auszurüsten. Während sich zu Hause Alles in kleinen Interessen be-
wegte, spürte man hier den Anfang neuer Entwickelungen; man
sah einen Mann von gi'ofser Zukunft, man ahnte, welche Bbchl
derjenige I)esitzen müsse, welchem das Geld Asiens und die Männer-
kraft von Hellas zu Gebote stehe, und indem die HeUenen sich als
ein bevorzugtes Geschlecht von Kyros behandelt sahen, wurde nicht
SEINE AUSWÄRTIGEN VERBINDUNGEN. 133
nur ihr Ehrgeiz uiid ihre GewinDsucht, sondern auch ilir Na-
tionalslulz in glänzender Weise befriedigt; sie fühlten sich als Herrn
der Welt, indem sie bei dein Barbarenffu^sten Dienste naiiinen.
> Zu den Männern, denen er ein besonderes Vertrauen sclienkte,
gehörte Klearchos (S. 6). Er war nach dem Falle von Ryzanz zur
Rechenschaft gezogen und in Strafe genommen, dann aber kui*z
Tor dem Ende des Kriegs von Neuem dorthin geschickt, um die
Städte am Bosporos auf ihr Ansuchen gegen die thrakischen Stamme
za yertheidigen. Auf der Fahrt nach dem Rosporos wurde er von
den Ephoren zurückgerufen, aber er folgte nicht; er schaltete in
Byzanz mit rücksichtsloser Grausamkeit, bis er durch eine sparta-
nische Flotte zum Abzüge gezwungen wurde und sich nach Sardes
fettete. Er war ein Mann, wie Kyros ihn brauchte; er wurde so-
IJMch benutzt, um am Hellesponte Truppen zu werben; er führte
die dortigen Griechenstädte der Sache des Prätendenten zu; er
bnchle ihm innerhalb eines Jahres eine ansehnliche Kriegsmacht
ziuammen und gab ihm so viel Selbstvertrauen, dass er entschlossen
anf sein wirkliches Ziel losgehen z\t dürfen glaubte.
Zu dem Zwecke knüpfte er nun mit auswärtigen Mächten Un-
terhandlungen an; denn er wollte nicht nur einzelne Griechen,
sondern Griechenland selbst d. h. den Grofsstaat, welcher daselbst
unbedingt herrschte, an seiner Sache betheiligen und nun die Frucht
seiner philhellenischen PoUtik ernten. Darum schickt« er Gesandte
nach Sparta, stellte den dortigen Behörden vor, wie er sich um
ihren Staat verdient gemacht habe und wie sie ihm allein die jetzige
Stellung desselben verdankten. Jetzt nelgue er ihre Erkenntlichkeit
in Anspruch und erwarte, dass sie auch seine Bundesgenossen sein
würden. Er verlange kein Opfer ohne reiche Belohnung. Wer
10 Fufise komme, so schrieb er in morgenländischer Ueberschwäng-
lichkeit, dem wolle er ein Boss, wer zu Boss komme, dem wolle
er ein Wagengespann geben; wer Accker besitze, der solle Dorf-
lehaAen zu Besitz erhalten, wer Dorfschaflen habe, Städte. Der
8dd solle nicht zugezählt, sondern zugemessen werden^®).
So stand Sparta seit Anfang des peloponnesischen Kriegs zum
ersten Male wieder vor einem grofsen Entschlüsse; es galt ein für
8rine ZukuuR entscheidendes Ja oder Nein. Gewiss war es eine
lockende Aussicht, dass durch seine fhllfe ein bewährter Freund
anf den Thron der Achämeniden gelangen sollte; eine Verbindung
mit Persien, wie sie dadurch erreicht werden konnte, niusste den
134 AUFBRUCH AUS SARDES M, 8; 401 MÄRZ.
Spai'lanern als der Schliissstein ihres Glücks, als die sicherste Bürg-
schaft für die Beherrschung von Hellas erscheinen. Die lysandrisehe
Partei bot ihren ganzen Einfluss auf, das Anliegen des Kyrus a
unterstützen, die Ephoren waren nicht abgeneigt. Indessen wagte
man doch niciit, einen herzhaften Enlschluss zu fassen. Mit
schlauer Vorsicht suchte man offene Feindseligkeiten gegen da
Grofskönig zu vermeiden, ohne durch eine absclilägige Antwort die
Gunst des mächtigen Fürsten, der ilu*e Bundesgenossensebaft for-
derte, zu verscherzen. Man that, als wisse man von den eigent-
lichen Absichten desselben nichts; man gab dem Seefeldherm die
Weisung, die Unternehmungen des Kyros, welche angeblich gegee
räuberische Stämme der Südküste Kleinasiens gerichtet waren,
seinen Anordnungen gemäfs zu unterstützen, und schickte 700
Schwerbewaffnete unter Cheirisophos als Bemannung mit AUei
war darauf berechnet, dass man im Falle eines günstigen Ausgangs
Anspruch auf die Dankbarkeit des Kyros habe, im entgegengesetztes
Falle dem Grofskönige gegenüber vorwurfsfrei l)leibe.
Inzwischen war Kyros mit seinen Vorbereitungen fertig, fan
Fnihjahre 94, 3; 401 begann er den Feldzug, auch jetzt noch die
wahren Absichten verl)ergend und die Menge dadurch tauschend,
dass es niu* darauf abgesehen sei, die Gränzen seiner Satrapie gegei
Bäubereien sicher zu stellen und Tissapherncs zu züchtigen. Diese
Unwahrheit niusste eine misstrnuische Stimmung im Heere erzeugen;
man merkte bald, dass Pisidien nicht das Ziel des Zugs sei, es
zeigte sich eine bedenkliche Widerselzlichkeit; die griechischen
Truppen wollten nicht blii\fie Werkzeuge eines al)enteuemden Ehr-
geizes sein. Nur durch Steigerung des Soldes liefsen sie sich
weiter und weiter gegen Osten ziehen und erst am Euphrat wurde
ihnen volle Klai'heit gegeben, die nun freilich nicht mehr überraschte.
Die eigentlichen Ursachen aber, welche das Misslingeu des
vielversprechenden Unternehmens herbeiführten, lagen in dem über-
mäfsigen Selbstvertrauen, welches der Führer des Zugs hatte und
seinen Begleitern einüöfste.
Sie waren allmahUch zu der Ueberzeugung gekommen, dass
der Preis des Siegs ihnen ohne Kampf in die Hände fallen würde.
Denn ül)erall, wo sie erwarten niusslen, dass man die Oertlicb-
keiten l»enutzeii würde, ihnen den Eintritt in die inneren Land-
schaflen zu sperren, waren sie ohne Widerstand durchgekommen;
so in den Taurospässen, wo Syennesis die l)eherrächendeu Holten
RTROS HERBZUG MÄRZ BIS SEPT. ai. 135
freiwillig veriassen hatte, so ]m dem Uel>ergange aus Kilikien nach
Syrien, wohin Kyros die Flotte beordert liatte, um mit ihrer Hülfe
den Durchmarsch zu erzwingen. Aljer Abrukomas gab ganz Syrien
Preis und zog sich zum Grofskönige zurück. Dann bot der Euphral
eine Vertheidigungslinie dar, welche dem Heere die gi'öfsten Schwie-
rigkeiten darbieten musste; aber auch hier war nichts geschehen,
als dass Abrokomas auf seinem Rückzuge alle Kähne l>ei Thapsakos
Terbranut hatte, eine Mafsregel, welche günzhch wirkungslos war,
weil der Euphrat ausnahmsweise so seicht war, dass auch das Fuß-
volk durchwaten konnte, ohne mit der Brust ins Wasser zu kommen.
Endlich drohte beim Eintritte in das babylonische Land das gefähr-
lichste aller Hindemisse; denn hier hatte der GrofskOnig die 'me-
dische Mauer\ ein altes Werk wahrscliehilich des Nebukaduezar,
herstellen und durch einen Gra]»en verstärken lassen, der bis auf
eine Strecke von 20 FuDs an den Euphrat reichte. Dies war aus-
drücklich zur Abwelu* des Kyros geschehen; hier also muisste er
das feindliche Heer erwai*ten und rüstete sich zum entscheidenden
Kampfe. Als nun aber auch dieser künstlich geschaifene Engpass
UDvertlieidigt blieb, da dachte man nun in der Tliat nicht anders,
als dass Artaxerxes gar nicht den Mutli habe für seinen Tlu*on zu
kämpfen. Die Folge war, dass volle Sorglosigkeit eintrat, die Zucht
sich lockerte und die Soldaten nachlässig neben den Wagen und
Lasttliiereu hersclilenderten, auf welche sie ihre Waffen gelegt
hatten. Man glaubte nur vorwärts gehen zu müssen, um die bereit
liegenden Siegespreise in Empfang zu nehmen.
Da ändert sich plützlich Alles. Denn zwei Tage, nachdem die
letzten Gefahren beseitigt schienen, und Babylon nach Angabe der
Eingeborenen nur noch elf Meilen entfernt wai*, da wird bei Kunaxa
die Nähe des persischen Reichsheers angemeldet, das in freier Ebene
(Segen Kyros heranrückt, und zwar so plötzHch, dass kaum die Zeit
bleibt, die Truppen zu sammeln und zu ordnen. So war deim
aufser allen den Yortheilen, welche der Grofskönig dmdi seine
ungeheure Uebermacht und durch die vollständige Beherrschung aller
HülfsqueUen des Landes hatte, auch noch der Yortheil des An-
greifenden und Ueberraschenden auf seiner Seite. Das Teniiin
war ganz dazu gemacht, die Benutzung der Uebermacht zu begün-
stigen; die Linien der Schlaclitordnungen waren so verschieden,
dass der Ihike GriechenÜügel noch nicht bis zum Centrum der
Feinde reichte'*).
136 SCHLACHT BEI KUNAXA 94, 4; 401 8EPT.
Indessen war das Schicksal des Tags noch keineswegs ent-
schieden; noch immer wurde ein besonnenes Zusammenwirken der
hellenischen Truppen den Sieg erzwungen haben. Aber erstens
versäumte Kiearclios seine Piliclit, indem er den wohl erwogenen
Anordnungen des Feldherru nicht Folge leistete, und dann y^gaüi
dieser sich selbst, indem er seine Person auf das Tollkühnste
Preis gab.
Klearchos befehligte auf dem rechten Flügel, der sich an den
Euphrat lehnte. Er erhielt Befehl gegen das Mitteltreffen vorzu-
rücken, weil hier der Grofskönig seine Stellung liatte und K\tos
voraussah, dass die Sprengimg des Mitteltreffens die Schlacht ent-
scheiden würde, während die Besiegung eines Flügels die Haupt-
sache unentschieden lassen könnte. Dennoch zog Klearchos es vor
nach den herkömmlichen Regeln griechischer Taktik zu verfahren,
indem er sidi scheute, seine Fkinke blofszustellen. Er stürmte
also auf den gegenüberstehenden Flügel ein, trieb diesen ohne
Mühe in die Flucht und verfolgte ihn in unaufhaltsamer Eile.
Dieser Sieg hatte, wie Kyros vorausgesehen, keine Bedeutung. Der
linke Perserflügel war vernichtet, aber mit ihm war auch der rechte
Flügel des eigenen Heers vom Schlachtfeldc entfernt und für die
Entscheidung der Sclüacht verloi*en, während das feindliche Blitlei-
treffen ungehindert vorrückte und den linken Flügel des Kyros mit
grofser Uebermacht zu umringen begann. Da stürzte ^ch Kyros
selbst, obwohl ihn die griechischen Führer dringend gebeten hatten,
sich zu schonen (und sie hatten auch in ihi*em Interesse volles
Recht, dies von ihm zu verlangen), mit seinem Reitergeschwader
in das Centrum der Feinde. Sein Angriff war unwiderstehlich; die
Leibgarde wurde gesprengt, seine Reiter zerstreuten sich bei ihrer
Verfolgung, so dass er sich zuletzt mit einer kleinen Schaar An-
gesichts seines Bruders befand. Nun vediefs ihn jede Besonnenheit
Er hatte kein anderes Ziel, als eigenhändig den König zu tödten.
Schon traf ihn seine Lanze, aber sie bewirkte nur eine leichte Ver-
wundung, während er selbst, fast ganz vereinzelt, und von Feinden
umringt, schwer verwundet vom Pferde sank und dann erschlagen
wurde. Er fiel als ein Opfer seiner abenteuernden Ritteriichkeit
und damit scheiterte die ganze Unternehmung, welche der Anfang
einer neuen Aera für Abend- und Morgenland werden sollte (An-
fang September 401 ; Ol. 94, 4).
Das asiatische Heer des Kvros, 100,000 Mann stark, war nach
RÜCKZUG WACH TRAPEZUS SEPT. 401 — MÄRZ 400. 137
der Schlacht zerstoben, aber die 1 3,000 Griechen standen als
Sieger auf dem Schlachtfelde, wiesen stolz alle Unlerhandlnngen
lurück und fühlten sich stark genug, dein Freunde des K)tüs,
Ariaios, der das asiatische Kriegsvolk geführt hatte, den Thron der
Achämeniden anzubieten. Ariaios zog es vor, die Gnade des Grofs-
köDigs zu suchen und seine Waffenbrüder dem Feinde zu vcrrathen.
Sie waren nun auf sich angewiesen und auf die eigene Reitung;
dem stolzen Siegesgefühle folgte die Erkennt niss der furchtbaren
Lage, in welche sie der Tod des Kyros versetzt hatte.
iC Mitten im fremden Festlande, in den weiten, schutzlosen
Ebenen Babylons, ohne Ziel und Rath, aller Hülfsinittel beraubt,
TOD Mangel gequält, der Wege unkundig, von üh(M*niaclitigen Heeren
ringsum bedrängt, durch falsche Vorspiegelungen iM^trogen und
dorch die tückische Arglist des Tissaphernes ihrer Führer l>eraubt,
die in seinem Zelte ermordet wurden, als sie mit ihm ein Ab-
kommen über die Heimkehr trelfen wolhen — so stand das un-
glückliche Heer da, das mit so überschwanglichen Hoffnungen in
die Ferne gezogen war. AIhm* die Notli stfddte die grieeliisclien
MSnner imd machte aus Abenteurern Helden. Si<' rafften sicli
ao8 dem Zustande dumpfer Verzweiflung empor; sie traten naefi
echter Griechenweise zu einer l)erathenden Gemeinde zusammen,
um sich durch freie IJebereinkunfl zu organisiren imd den Tm-
stfinden gemäfs zu handehi. Die Hauptleute brachten neue Fehl-
herm in Vorsclilag, das Ri'iegsvolk beslütigte sie; jed<T Versuch
einer Verständigung mit den Feinden wurde verpönt, und naohdem
sie so ihr Selbstgefühl wieder gewonnen hatten. Iieseitigten sie
alles entbehrUche Gepäck und zogen in geordneten Reihen muthig
am linken Tigrisufer aufwärts, um durch ein unwegsames und
unbekanntes Hochland hindurcli die j(mseilige Seeküste auf'/usuchen,
die sie wieder mit dem Vaterlaude hi Verbindung setzen sollte.
Es ist dieser achtmonatliche Kriegszug, wenn aucli ohne un-
mittelbare Bedeutung für die Staatengeschichte, doch von hohem
Interesse nicht nur für die kenntniss des Morgenlnndes , sondern
auch für die des griechischen Charakters, und die genaue Reschrei-
bung, die wir dem Xenophon verdanken, deshalfi eine der werth-
ToUsten Urkunden des Altert hums. Wir sehen einen Haufen von
Griechen der verschiedensten Herkunft, aus allen gewohnten Lel)ens-
kreisen herausgerissen, in einem fremden Welttlieile, in einer
hngwierigen Kette unstater, immer wechselnder und gefahrvoller
138 ZUG DER ZEHNTAUSEND.
Lagen, in welchen die Natur der Menschen in vollster Wahrheit
hervortreten musste. Es ist eine hunte Musterkarte der griechischen
Bevölkerung, ein Ahbild des Volks im Kleinen, mit allen seinen
Tugenden und Fehlern, seinen Starken und Schwächen, eine wan*
dernde Staatsgemeinde, welche nach heimathlichem Brauche tagt
und heschlieüst, und zugleich ein wildes, schwer zu bändigendes
Freicorps. Es sind Menschen, in denen die Unruhe der Gegen-
wart in vollem Mafse gährte und die Anliänglichkeit an die Heimath
zerstört hatte, aber wie fest hängen sie dennoch an den ältesten
Ueberlieferungen ! Traumerscheinungen und Vorzeichen, von den
Göttern gesandt, entscheiden, wie im homerischen Heerlager, die
wichtigsten Entschlösse; mit allem Fleifse werden die Opfer ent-
zündet, die Päane gesungen, werden Altäre den rettenden Göttern
errichtet und Kampfspiele gefeiert, als der endliche AnUick des
ersehnten Meers Kraft und Muth neu belebte. Von Gewinnsucht
und Abenteuerlust ist die Menge zusammengeführt worden, und
doch tritt im entscheidenden Moment ein lebendiges Gefühl for
Ehre und Pflicht, ein hoher Heldensinn und ein sicherer Takt für
die richtigen Bathschläge deutlich hervor. Die Eifersucht der
Stamme ist auch hier bemerkbar, aber das Geluhl der Gemein-
samkeit, das Bewusstsein nationaler Einheit behält doch die Ober-
hand und die Masse hat Verstand und Selbstverläugimng genug, um
sich denen unterzuordnen, welche sich durch Erfahrung, Geist und
sittlichen Muth als die zur Führerschaft Geeigneten bewähren. Und
wie merkwürdig ist es doch, dass auch in dieser Menge buntge-
mischter Griechen ein Athener es ist, welcher durch seine Eligen-
schaflen Alle überragte und der eigentliche Retter des ganzen Heeres
wurde! Der Athener Xenophon war nur als Freiwilliger mitge-
gangen, von Proxenos beim Kyros eingeführt und dann durch sein
Ehrgefühl l>ei ihm zurückgehalten, dessen grofse Gaben er bewim-
derte. Er hatte keinen Drang und keinen äufseren Beruf, in der
führerlosen Schaar hervorzutreten ; seine Vaterstadt war noch immer
missliebig unter den Griechen und die Masse des Heers bestand
aus Peloponnesiern ; Arkadien und Achaja waren am stärksten ver-
treten. Dennoch war er es, welcher, einem iimeren Rufe folgend,
das höhere, liellenisclie Bewusstsein, welcher Mutli, Vertrauen und
weise Besonnenheit in seinen Genossen wieder entfachte, der die
ersten heilsamen Beschlüsse zu Stande brachte. Der Athener allein
hatte die Ueberlegenheit der Bildung, welche nöthig war, um dem
DAS VERHALTEN SPARTAS. 139
in Selhstsuchl verwilderten Kriejjjerhaiireii Onlining und Haltung zn
verleihen und um ihm ais Woilffduvr, als Feldherr und Unter-
händler in den verschiedensten Lagen zu dienen; es ist wesentiich
sein Verdienst, dass trotz der unsagliehen Drangsale zAvisch<'n fehid-
seUgen Volksslämmen und wüsten Sehneegel)irgen doch noch 8000
Griechen auf vielen Irrwegen endlich an die Kusle gelangten.
Sie glauhlen sich gehorgen, als sie im Anfang Mar/ l»ei Tra-
pezunt das Meer erreicht hatten. Al»er die grofsten Schwierigkeiten
sollten erst hier l)eginnen, wo sie mit (irie<'lien zusammen kamen;
denn gefährlicher als alle Angnffe der Barharen war das Netz arg-
listiger Intriguen, welches die spartanischen Behörden ihnen stellten.
So yKie nämlich die Nachricht von der Schlacht ))ei Knnaxa nach
Sparta gekommen war, hatte man keinen anderen Gedanken, als
den schlimmen Folgen, welche die Verhindung rnit Kyros jetzt für
rie haben konnte, sich zu entziehen. Man stellte also nicht nin*
jede Betlieiügung an seinem Unternehmen von Seilen des Staats in
Abrede und bemühte sich ängstlich um die r.unst des (irolskonigs,
8<mdem man schämte sich nicht, den griechischen Ilrdfsvölkern,
als sie ans dem Innern Asiens wieder zum Vorschein kamen und
mit spartanischen B<Mmten in Berührung traten, jede Unterstützung
zu versagen, damit man nur den Schein vermeide, als habe man
mit der ganzen Empörung irgend et>\as zu thun gehaht.
Die Kyreer — so nannte man mit Xeiio|)hon die Truiipen d<»s
Kyros — hatten von Tra]»ezus den Uheirisophos nach Byzanz g«»-
schickt, um dort Unterstützung und Mittel zur Heimkehr zu ge-
winnen. Cheirisophos kam nach langer Ahwesenheit mit leeren
Versprechungen zurück, als das Heer in Sinope war. Er wurde
zum Oberfeldherrn erwählt, nachdem Xenophon diese Würde aus-
geschlagen hatte, weil er voraussah, dass die Wahl eines Atheners
jetzt, da man sich dem Machtgehiete der Spartaiier nähere, einen
üblen Eindruck machen und dem Heere nach (heilig sein müsse.
Als Cheirisophos bald darauf starh, fehlte es durchaus an einem
angesehenen Manne, welcluT geeignet war, die luti'ressen des
Griechenheers lici den spartanischen Behörden zu verholen. Xeno-
phon versuchte noch einmal in uneigennützigster Weise für das
Wohl des Heers zn sorgen, indem er den Karinostcn von B>zanz,
Kleandros, zur Uebernahme des Oherhefehls zu bewegen suchte.
Aber dies gelang ihm nicht, und als das Heer gegen Ende des
Sommers nach Chrysopolis am Bosporus gelangt war, begannen die
140 DIE KYREER IN BTZANZ
Yerräthereien des Anaxibios, der als spartanischer Flottenfuhrer in
jenen Gewässern befehligte.
Dieser Mensch war ein wilrdiger Vertreter des entarteten
Sparta. Er zeigte keine Bewegung von hellenischer EmpfiDdung,
keine Spur von Mitgefülü für seine Landsleute, welche wie durch
ein Wunder an die Schwelle der Ileimath gelangt waren und in
ilu*er peinlichen Verlegenheit auf laudsmännische Gesinnung hofiten.
In herzloser Selbstsucht hatte er nur seine eigene Stellung im
Auge und blickte nur nach Persien hinüber, um sich bei den Sa-
trai)en in Gunst zu setzen. Phamabazos nämhch hatte ihm die
glänzendsten Versprechungen gemacht, wenn er dafür sorge, die
gefahrliche üeerschaar aus seiner Provinz zu entfernen, und des-
halb Uefs Anaxibios die Truppen nach Byzanz übersetzen, welche
ihrerseits nicht anders denken konnten, als dass er die Ver-
sprechungen, die er Cheirisophos gegeben hatte, endlich erfüllen
und sie in seine Dienste nehmen wolle. Darum hatten sie den
Vortheilen entsagt, welche sie in Kleinasien hatten, wo sie sich
durch Plündenmg persischer Ortschaften ihren Unterhalt reichlich
verschaffen konnten. Aber sie wau*den in allen Erwartungen auf
das Grausamste getäuscht. Denn kaum waren sie auf europaischem
Boden angekommen und nun, wie sie hofTten, aller Noth enthoben,
als sie von Anaxibios auf der Landseite wieder zur Stadt hinaus
gefuhrt wurden, ohne Geschenke, ohne Soldzahlung, wie ein Ge-
sindel, das man sich sobald als möglich vom Halse schaffen müsste.
Als die Trupi>en wieder draufsen waren, liefs Anaxibios die
Thore hinter ihnen schliefsen und gab ihnen die Weisung, sich in
den umhegenden thrakischen Dörfern, so gut es gehe, mit Unter-
halt zu versorgen und dann nach dem Chersonese weiter zu ziehen,
wo sie Sold empfangen sollten. So sahen sich die Unglücklichen
von iNeuem in fremdes Land hinausgestofseu , und bei Annäherung
des Winters (es war Anfang October) auf neue Märsche und neue
Kämpfe um ihren Lebensunterhalt angewiesen. Dieser Verrath war
zu empören<l, um ruhig ertragen zu werden. In wildem Aufrühre
wendeten sich die Truppen wider die Stadt; einige der Ihrigen,
welche zufällig innerhalb der Mauern zurückgeblieben waren, halfen
ihnen die Thore öffnen. Das Heer stüi'zte rachgierig herein, die
spartanischen Befehlshaber wagten keinen Widerstand, und Anaxi-
bios wäre der Wuth der Truppen zum Opfer gefallen, wenn Xe-
iiophon sich nicht in's Mittel gelegt und den Feldherrn sowohl wie
Ufn> THRAKIEN, WUTTER 400-899; 96, 1. 141
die Bürger der Stadt gerettet h^tte. Seinem Zureden gelang es,
die Truppen zur Zucht und zur Besinnung zurück zu fuhren;
er machte ihnen klar, dass sie im Begrifle ständen, die ganze
Welt, die persische sowohl wie die griechische, sich zu Feinden
zu machen; der augenhiickhche Erfolg, der ihnen nicht fehlen
könne, würde der Anfang des gröfsten Unglücks sein. Durch
diese Vorstellungen überzeugt, gal>en die Truppen die reiche Beute,
die sie schon in Händen liatten, freiwillig auf, nahmen das Aner-
bieten eines Thehaners, Namens Koiratadas, an, welcher ihnen von
einem Feldzuge nach Thrakien den reichsten Gewinn versprach,
wenn sie sich seiner Führung anvertrauen wollten, und verliefsen
ruhig die Stadt. Anaxibios schloss zum zweiten Male die Thore
hinter ihnen und erliefs, sowie er aus seiner Angst befreit war,
den Befehl, dass, wer von den Kriegern noch innerhalb der Bing-
mauern angetroffen werde, als Sklave verkauft worden solle.
Die Uebereinkunfl mit Koiratadas wurde bald wieder rück-
gängig. Die Truppen triel»en sich l)ei mangelhaftem Oberliefehle
und fortdauerndem Zwiste der verschiedenen Föhrer ziel- und rath-
los im thrakischen Lande umher. Viele fielen ab, kehrten einzeln
heim oder siedelten sich in umliegenden Ortschaften an. Das ganze
Heer ging seiner vollständigen Auflösung entgegen zur gröfsten Be-
friedigung des Anaxibios, welcher nun von FMianiabazos den vollen
!»hn seines Benehmens einzuenidten hoffte. Als er al>er zu ihm
kam, wusste dieser liereiü», dass das Amtsjahr des Nauarchen zu
Ende sei (Herbst 400) und dass ihm dieser nun weder nützen
noch schaden könne. Deshalb dachte er nicht daran, ihm Wort
zu halten, und knüpfte statt dessen mit Aristarchos, welcher als
neu ernannter Stadtvogt in Byzanz angekommen war, seine Ver-
bindungen an. Aristarch ril)ernahm nun die Bolle des Anaxibios;
er begann sein Begimenl damit, dass er die in Byzanz krank zurück-
geblieltenen KvTeer, 400 an der Zahl, welche sein Vorgänger
Kleandros dort hatte veq)flegen lassen, als Sklaven auf dem Markte,
verkaufen liefs.
Anaxibios al)er hatte kehien anderen Gedanken, als sich an
dem wortbruchigen Satrapen zu rächen; er wollte ihm zeigen, dass
er auch ohne Amtsg(*wall noch Gelegenheit habe, Treulosigkeiten
zu strafen. Er vereinigt sich also mit Xeuophon, veranlasst diesen
zum Heere zurückzukehren, das er bei Byzanz verlassen hatte, und
dasse]l)e von Perinthos nach Asien überzuführen, um daselbst gegen
142 DIE KTREER BEI 8EÜTHES M, 1; SM.
den Satrapen oiTeneu Ki*ieg zu liegiimen. Xenophon geht auf seine
Vorschläge ein. Noch einmal sammeln sich die Krieger um ihrai
alten Feldherrn und hoffen imler ihm auf glückliche Beutezüge io
den reichen Küstenländern der Proponlis. Der abenteuerliche Zog
wendet sich wieder von Westen nach Osten, aher ArLstardi, der
neue Freund des Satrapen, macht die Leberfahrt über den Bosporus
unmögUch, und Xenophon bleibt nichts Anderes übrig, als mit deo
Truppen, die er einmal wieder um sich gesammelt hatte, in d<ai
Dienst des thrakischen Fürsten Seuthes zu treten, um diesem einige
Stämme unterwerfen zu helfen, welche sich von seinem väterhcbcD
Reiche abgetrennt hatten *°).
So scheitert« Anaxibios' Plan, zum Zwecke persönlicher Rache
Persien mit Sparta in Krieg zu verwickeln. Pharnabazos sah sich
nachdrücklicher als je zuvor durch spartanische Befelilshaber in
seiner Sicherheit geschützt, und das ganze Ereigniss, welches das
gute Einvernehmen zwischen Sparta und Persien so ernstlidi be-
droht hatte, die Empörung des Kyros und die Betheiligimg der
Hellenen an derselben, schien der schlauen Politik der Ephoreo
gemäfs ohne weitere Gefahren uud ohne nachhaltigen Einfluss auf
die grieclüschen Angelegenheiten vorübergegangen zu sein.
Und dennoch täuschten sich die Spartaner; ihi*e unwünlige und
feige Friedenspohtik half ihnen am Ende doch nicht. Deun nach
dem Untergänge des Kyros trat Tissaphernes wieder in den Vorder-
grund. Er hatte durch seine Warnung den Grofskonig in Stand
gesetzt, noch rechtzeitige Rüstungen voi^zunehmen; er war es p-
wesen, der den verzagten Artaxerxes in letzter Stunde noch zu
einem kräftigen Widerstände ermuthigt halte, und der einzige von
allen Feldhcrni, welcher beim Anrücken der Griechen Stand ge-
halten halte; er hatte auch nach der Schlacht am kräftigsten flir
die Interessen des Grofskunigs gesorgt. Der Künig musste den
treuen Diener, den er bei seinem Zwiste mit Kjtos im Stich ge-
lassen hatte, belohnen; er musste ihn jetzt für den einzigen Mann
hallen, der geeignet sei in den Seeprovinzen wieder Ordnung zn
schaffen; er schickte ihn also mit ausgedehnten Vollmachten nach
Kleinasien und übergab ihm aufser seiner alten Satrapie auch das
Gebiet, in welchem Kyros befehligt hatte.
Damit begaim eine neue Epoche für die kleinasiatischeo Ver-
hältnisse. Die asiatischen Griechen, die von Kyros verzogen worden
waren, kamen nun unter die Zuchtruthe eines Mannes, der nicht
TISSAPHERNES IN KLEINASIEN. 143
nur im Allgeiueiuen das Schoulhun mit den Hellenen und die
Schonung ihrer Gemeindefreiheit nii8s])iliigte, sondern auch ein
persöiiliciier Feind der Seestädte war und sich an ihnen rächen
wollte, weil sie aus Sympathie iur Kyros gegen ihn Partei ergriffen
hatten. Es stimmten also seine persönlichen Leidenschaften mit
dem Auftrage, den er hatte, den unklaren Zustanden an der
ionischen Küste ein Ende zu machen und die uuhedingti^ Herrschaft
des Grofskouigs wieder herzustellen.
So erneuerten sich in merkwürdiger Weise die alten Vorgänge.
Wie zuerst die lydischen Könige zur Unterjochung der Kfistenplätze
Torgedrungen waren, dann Harpagos, der Feldherr des grofsen
KyTos un<l zum dritten Male die Heerhaufen des ArUphernes zur
Zeit des Königs Dareios, so drang nun Tissaphernes gegen die
Koste vor mid hegann die Belagerung von Kymai, um eine Stadt
nach der andern zu Provinzialstädten des Perserreichs zu machen.
Und wie bei den früheren Vorgängen dieser Art, so wurde dadurch
auch jetzt eine neue Verwickelung mit den griechischen Staaten
herbeigeführt. Die zitternden Küstenstädte schickten, wie zur Zeit
des Kyros und Dareios, nach Sparta, um von dem Staate, der
mehr als je alle Hülfsmittel des Mutterlandes beherrschte, Schutz
gegen die Heere der Barbaren und <lie Rachsucht des Tissaphernes
zu erbitten.
Wenn nun dies Hülfsgesuch nicht ohne Weiteres abgelehnt
wurde, wie es bei früheren Gelegenheiten geschah, so lag ein
Hauptgrund darin, dass, wie man deutUch fühlte, die freundlichen
Verhällnisse mit Persien doch nicht zu halten wären, wenn man
auch in Nachgiebigkeit und ünterwürligkeit noch weiter gehen
wollte, als es l)ereits geschehen war. Die Unterstützung, welche
dem Kyros zu Theil geworden, war nicht wegzuläugnen; man sah
in Susa die alten Freunde des Prätendenten als Feinde des Ueichs
an, und wie Tissaphernes daran ging, der Scheinfreiheit der gi'ie-
cliischen Städte ein Ende zu machen, so war es auch seine offen-
kundige Absicht, den Scheinfneden zu bischen, der noch zwischen
Persicn und Sparta bestand.
Unter diesen Umständen gehörte nicht viel politische Einsicht
und Entschlussiahigkeit dazu, um den Krieg zu beginnen, ehe die
giiechischen Städte unter das Perserjoch zurückfielen und den Spar-
tanern die jenseitigen Häfen verloren gingen. Es trieb zum Kriege
auch die ganze Partei, welcher die letzten, entehrenden Friedens-
142 DIE KYREER BEI SEUTHES 95, 1; 39».
den Satrapen oiTeueu Krieg zu ])eginnen. Xenophon geht auf seine
Vorschläge ein. Noch einmal sammeln sich die Krieger um iliren
alten Fehlherrn und hoffen imter ilmi auf glfickliche Beutezüge in
den reichen Kästeuländern der Propontis. Der abenteueriiche Zag
wendet sich wieder von Westen nach Osten, al)er Aristarch, der
neue Freund des Satrapen, macht die Ueherfahrt üher den Bosporos
unmöghch, und Xenophon bleibt nichts Anderes übrig, als mit d^
Truppen, die er einmal wieder um sich gesammelt liatte, in den
Dienst des thrakischen Fürsten Seuthes zu treten, um diesem einige
Stämme unterwerfen zu helfen, welche sich von seinem väterlichen
Reiche abgetrennt hatten*").
So scheiterte Anaxihios' Plan, zum Zwecke persönUcher Rache
Persien mit Sparta in Ki'ieg zu verwickeln. Pharnabazos sah sich
nachdrücklicher als je zuvor durch sparüinische Befehlshaber, in
seiner Sicherheit geschätzt, und das ganze Ereigniss, welches das
gute Einvernehmen zwischen Sparta und Persien so ernstiidi be-
droht hatte, die Empörung des Kyros und die Betheiligung der
Hellenen an derselben, schien der schlauen Politik der Ephoren
gemäfs ohne weitere Gefahren und ohne nachhaltigen Einfluss auf
die griechischen Angelegenheiten vorübergegangen zu sein.
Und dennoch täuschten sich die Spartaner; ilire unwürdige und
feige Friedenspolitik half ihnen am Ende doch nicht. Denn nach
dem Untergange des Kyros trat Tissaphernes wieder in den Vorder-
grund. Er hatte durch seine Warnung den Grofskonig in Stand
gesetzt, noch rechtzeitige Rüstungen vorzunehmen; er war es ge-
wesen, der den verzagten Artaxerxes in letzter Stunde noch zu
einem kräftigen Widerstände ermuthigt hatte, und der einzige- von
allen Feldherni, welcher beim Anrücken der Griechen Stand ge-
halten hatte; er hatte auch nach der Schlacht am kräftigsten für
(He Interessen des Grofskönigs gesorgt. Der König musste den
treuen Diener, den er bei seinem Zwiste mit Kyros im Stich ge-
lassen hatte, belohnen; er musste ihn jetzt für den einzigen Mann
halten, der gec^ignet sei in den Seeprovinzen wieder Ordnung zu
schaffen; er schickte ihn also mit ausgedehnten Vollmachten nach
Kieinasien und übergab ihm aufser seiner alten Satrapie auch das
Gebiet, in welchem Kyros befehligt hatte.
Damit l)egann eine neue Epoche für die kleinasiatischen Ver-
hältnisse. Die asiatischen Griechen, die von Kyros verzogen worden
waren, kamen nun unter die Zuchtruthe eines Maunes, der nicht
TISSAPHERNE8 IN KLEINASIEN. 143
nur im Allgemeinen das Schönthun mit den Hellenen und die
Schonung ihrer Gemeindet'reiheit niissbilligte, sondern auch ein
persönlicher Feind der Seestädte war und sich an ihnen rächen
woUle, weil sie aus Sympathie Cur Kyros gegen ihn Partei ergriffen
hatten. Es stimmten also seuie ])ei*s{)nlichen Leidens<'Jiaft(ai mit
dem Auftrage, den er hatte, den unklaren Zuständen an der
ionischen Küste ein Ende zu machen und che unl)edingt(^ Ilerrschafl
des GrofskCmigs wieder herzustellen.
So erneuerten sich in merkwürdiger Weise die alten Vorgänge.
Wie zuerst die lydischen Könige zur Unterjochung der Küstenphltze
Torge4lrungen waren, dann Harpagos, der Feldherr des grofsen
Kyros und zum dritten Male die Heerhaufen des Art<ipiierues zur
Zeit des Königs Dareios, so drang nun Tissaphernes gegen die
Küste vor und l>eganii die Belagerung von Kyinai, um eine Stadt
nach der andeni zu Provinzialstadten des Perserreichs zu machen.
Und wie hei den früheren Vorgängen dieser Art, so wurde dadurch
auch jetzt eine neue Verwickelung mit den griechischen Staaten
herbeigeführt. Die zitternden Küstenstadte schickten, wie zin* Zeit
des Kyros und Dareios, nach Sparta, um von dem Staate, der
mehr als je alle Hülfsmittel des Mutterlandes beherrschte, Schutz
gegen die Heere der Barbaren und die Uachsucht des Tissaphernes
zu erbitten.
Wenn nun dies Uülfsgesuch nicht ohne Weiteres abgelehnt
wurde, wie es bei früheren Gelegenheilen geschah, so lag ein
Hauptgrund darin, dass, wie man deutlich fühlte, die freundlichen
Verhältnisse mit Persien doch nicht zu halten wären, wenn man
auch in Nachgiebigkeit und (JnterwürÜgkeit noch weiter gehen
wollte, als es bereits geschehen war. Die Unterstützung, welche
dem Kyros zu Theil geworden, war niclit weg/uläugnen; man sah
in Susa die alten Freunde des Prätendenten als Feinde des Reichs
an, und wie Tissaphenies daran ging, der Scheinfreiheit der grie-
chischen Städte ein Ende zu machen, so war es auch seine offen-
kundige Absicht, den Scheinfrieden zu bi*echen, der noch zwischen
Persien imd Sparta bestan<l.
Unter diesen Umständen gehörte nicht viel politische Einsicht
und Entschlussialiigkeit dazu, um den Krieg zu beginnen, ehe die
griechischen Städte unter das Perserjoch zurückfielen und den Spar-
tanern die jenseitigen Häfen verloren gingen. Es tri(d) zum Kriege
auch die ganze Partei, welcher die letzten, entehrenden Friedens-
144 SPARTA GEGEN PERSIEN 95, 1; 309.
Schlüsse mit Persien ein Dom im Auge waren und die sieb der
Gelegenheit freute, diese Vertrage zu beseitigen und ihre Schmadi
zu söhnen. Der wirkliche Entschluss zum Kriege wurde aber auch
jetzt den Spartanern sehr schwer geworden sein, wenn nicht die
neusten Ereignisse einen Blick in die innere Verfassung des Perser-
reichs erolTnet hätten, wodurch die Furcht vor einem Zusammen-
stofse mit den Persern sehr verringert wurde.
Bis dahin war Persien zwar als angreifender Staat nicht mehr
gefürchtet, aber doch in seinem Binnenlande für unnahbar und für
unerschöpflich an inneren Ilidfsquellen angesehen worden. Wie
konnte man al)er einen Staat noch achten, welcher eine griechische
Heerschaar, die mitten in seinem Lande eingesctüossen war, nicht
zu besiegen vermochte! Hatte doch Tissaphcmes durch Ermordong
der Feldherm selbst das beredtste Zeugniss dafür abgelegt, dass er
ein wohl geführtes Griechenheer für unüberwindUch halte, mid
auch das führerlose hatte er mit all seiner Uebermacht weder im
Lager zu überfallen noch in das Gebirge zu verfolgen gewagt!
Waren doch auch die zusammengeschmolzenen und in aufgelöster
Mannszucht heimkehrenden Truppen noch im Stande gewesen, dem
mächtigen Phamabazos solche Angst einzuflöfsen, dass er nidit
eher nihig war, als bis sie glücklich über den Bosporus hinüber
geschafl*t waren ! Der Koloss des Perserreichs hatte also den Nimbus
von Gröfse, der ihn doch bisher noch immer umschwebt hatte,
auf einmal eingebüfst, und darum entschloss man sich, das Hülfs-
gesuch der asiatischen Städte diesmal nicht abzuweisen. Sparta
glaubte ohne Gefahr wieder eine hellenische Politik beginnen zu
können imd wollte auch seines Ansehns wegen bei den Griechen
die günstige Gelegenheit nicht versäumen, welche sich darbot, die
Hellenen zur Heeresfolge einzuberufen. Man hatte zugleich alle
Aussicht, den Krieg mit geringen Opfern führen zu können; man
hatte gelernt, wie der Krieg den Soldaten nähre; man konnte noch
auf Gewinn für den Schatz hoffen und wollte sich die Geldmittel,
die Kyros einst gespendet hatte, jetzt selbst holen.
Der erste Schritt, welchen die Spartaner thaten, bestand darin,
dass sie dem Tissaphernes eben so, wie anderthalb Jahrhundert
früher <lem König Kyros, die Weisimg zugehen liefsen, von der Be-
lagenmg der Städte abzustehen, und als die Weisung fruchtlos blieb,
schickten sie ein Heer hinüber, unter Fülu'ung des Thibron, welches
1000 lakedämonischc Neubürger, 3000 Peloponnesier und 300
THIBRON IN lOMEN 05, 1; 399 FRÜIIL. 145
altisrlic Reiter zählte. Es war ein hellenisches IletT; der Krieg
iKimle als ein nationaler aufgefasst, zu >Yeleheni Sparta die Con-
tingente einrief, ohne voHkt einen ordnungsinüJ'sigen Bundes-
bescliluss veranlasst zu hahen.
In Bezielumg auf die Verstärkungen, welclie man in Asien
sell)St zu gewinnen holl'te, sah man sieh naeli der l^andung in
Epliesos bald getäuscht. Die Bürgerschaften zeigttMi sich so weich-
lich und unkriegerisch, dass von ihnen nichts zu iu^flen war.
Auch war die zuchthtse Art, mit der sicli die Lakedämonier be-
nahmen, nicht geeignet, dem Ikfreiungsheen; Zuneigung und Un-
terstützung zu verschaiTen. Thibron musste sich also nacii and(a*er
Hülfe umsehen. Und da liefs sicli keine günstigere (lelegenheit
finden, um seine Streitkräfte zu verstärk<Mi, als die, welche der
Ueberrest der Zehutiuisentl ihm darbot. Die tapferen Truppen
hatten sich zwei Wintermonate lang im Dienste des Seutlies her-
omgeschlagen und auch liier aller Erfolge imgeachtet nichts als
hittere Unbill zu ertragen gehabt. Der königliche Schatzmeister
TeiiLürzte ihnen den versprochenen Sold, die Truppen murrten,
Xenophon hatte zwischen Seuthes und ihnen eine peiidiche imd
sehr gefahrvolle Stellung. Da kam unerwartet die xVufforderung
Thibrons und fand die freudigste Aufnahme. Xenophon führte die
Trappen wieder nach Asien und übergab sic^ bei IVrgamos dem
Feldherrn Spartas.
Wie eine Wetterwolke war die unstätt; Ileerschaar an den
Küsten des IlellesponLs und Hosporos hin und her gezogen, immer
mit angstvollen Blicken von den Persern beobachtet; endlich kam
sie doch über ihr Land und Tissa[)hernes sah liie verhassten
Unner wieder vor sich, von denen er nach dem Tage von Kuiiaxa
Torausgesetzt hatte, dass sie unter den Schwertern der Karduchen
and auf den Schneefeldcrn Armeniens rettungslos zu Grunde gehen
müssten.
Voll Erbitterung snchtfm sie den Kampf mit ihrem alten Feinde
and hoben rasch das Ansehen der s[)artanischen Wallen. Eine
Reihe von Städten schloss sich dem Befreiungsheere an, nament-
lich Pergamon und die undiegeuden Städte, in denen die Nach-
kommen des Königs Demaratos regierten, und eben so die äolischen
Städte Gambreion, Myrina u. A., wo das (jeschlecht des Gongylos
herrschte, des Bürgers von Eretria, weicher zur Zeit der Schlacht
bei Marathon seine Vaterstadt den Persern v<>rrathen hatte*. Ks
CvrtiM, Gr. Gcteh. III. ]0
146 IONISCHER KRIEG 96, 2-3; 399-7.
waren Emigrantencolonieii , am vonleren Saume des Reichs ange-
siedelt, um zur Verlheidigung desselben zu dienen, die aber jetil
ganz ihren nationalen Sympathien folgten und Xenophon zuTor-
kommende Gastfreundschaft erwiesen. Im Ganzen blieben aber die
Erfolge unbedeutend, weil Thibron seiner Aufgabe nicht ge-
wachsen war.
Sein Nachfolger war Derkyllidas, ein Mann aus Lysanders
Schule, der seiner Schlauheit den Beinamen Sisyphos verdankte.
Er gi'iff energischer ein (Spätsommer 399), indem er die zwischen
Pharnabazos und Tissaphernes herrschende Spannung und die all-
gemehien Zustände des Perserreichs sich zu Nutze machte, welches
damals in solcher Auflösung begriffen war, dass die einzelnen Reichs-
beamten Kriege führten und Verträge schlössen, ohne sich um den
Grofskönig zu bekümmern. So wusste Derkyllidas durch schlaue
Unterhandlung den Tissaphernes zu verpflichten, sich ruhig zu
halten, während der Satrap der ol)eren Provinzen angegriffen würde,
und rückte dann, nachdem er sich den Rücken gedeckt hatte, mit
voller Macht in Aeolis ein, das zur Satrapie des Pliamabazos ge-
horte, gewann in der dicht bevölkerten Landschaft eine Reihe von
Städten, bemächtigte sich der dort angehäuften Schätze und schloss
endlich mit dem 1)edrängten Satrapen einen Waflenstillstand (OL 95,
2; 399)").
Während die Lakedämonier halb wider Willen in einen Perser-
krieg verwickelt wurden, hatten sie gleichzeitig einen anderen Krieg
zu führen, dessen Schauplatz die eigene Halbinsel war. Denn
wenn sie ihre Hegemonie zur Wahrheit machen und als alleinige
Grofsmacht dem Auslande gegeiulber handeln wollten, so mussten
sie doch vor Allem im eigenen Hause die Herreu sein und im Pe-
loponnese keine Widersetzlichkeit dulden.
Das alle ])eloponnesische Sl^aalensystem war aber schon seit
dem Nikiasfrieden aus den Fugen gegangen, und nicht blofs das
unvei'söhiilirhe Argos und das liorhrnüthige, immer unzufriedene
Korinth hatten Sparta aus seiner Stellung zu drängen gesucht, son-
dern auch Elis hatte sich an der Widersetzlichkeit betheiligt
Elis stand zu Sparta in einem ganz besonderen Verhältnisse.
Die enge Verbindung zwischen l>eiden Staaten war ein Grundstein
der Gesamtordnung im Peloponnes. So unbedeutend das Ländchen
SPARTA VSh ELIS. 147
an politischer Macht war, so halt« es dorli wegoii Olympia eine
uiiverhältuissmäfsige Bedeutung und in Sachen (k*s heiUgen Reciits
hatten die elischen Behörden eine in der ganzen llalhinsel aner-
kannte Autorität. Elis war daher von Sparta immer mit iH'isonderer
Gunst und Zartlieit iM'handelt worden; SparU hatte die Landseliaft
ansehnlich erweitert und ihren ghleklichen Wohlstand hehutet. Es
war ein Bundesland, wie die Spartaner es sieh lun* wünschen
konnten; ein Land ohne Städte, friedterlig, unpolitisch, von grol'sen
Grundbesitzern, Priestern, Bauern und Fischern hevolkert.
Diese Verhältnisse halten sich geändert, seit am IVnei^is eine
Hauptstadt gegründet war. Damit war politisches Lehen erwacht
und ein Geist der Lnahhängigkeit, welcher sich gegen Spartiis
Uebermacht auflehnte. Man hatte nicht mehr Lust, Jahr aus Jahr
ein der Schildknappe Spartas zu sein und war namentlich den aus-
ivirtigen Feldzügen sehr al)gen<ügt. Dazu kam der Streit wegen
Lepreon, welchem die Spartaner eine Wendung gegehen hatten,
wie sie den Eleern nicht empfuidiicher hätte sein köimen, indem
den Lepreaten nicht nur ihre Ahga1>eniVeilieit hestätigt, sondern
auch eine lakedämonische Besatzung in ihre SLidt gelegt wurde,
welche die Gränzeu von Elis fortwährend hedroh te. Dadurch kam
die feindseÜge Spannung zum vollen Bruche; die demokratische
Partei gewann die OlKjrhand; es erfolgte der Anschluss an den
argivisclien Sonderhund und daini das Bündniss mit Athen, Argos
und Mantineia.
Die Eleer lienutzteu aher auch dir» hesonderen Mittel, welclje
ihnen zu Gebote standen, um den Spartanern ihre Krhitlerung
ßhlbar zu machen. iNicht nur liefsen sie in Olympia seihst ein
inschriftliches Denkmal ihres Sparta zum Trotze errichteten Bünd-
nisses aufstellen, sondern sie schritten auch mit unnachsichtiger
Strenge ein, als Spart«! während der Zeil einer olympischen Wallen-
mhe Kriegsvölker in das (i^hiet von Lepreon hatte eim*ückeu lassen,
und erkannten ihm eine Bul'se von 2000 Mnien zu. Sie wollten
dadurch die Rückgabe von Lepreon erzwingen. Als aher weder
diese erfolgte noch die Zahlung der Geldhulse, so schlösset sie im
rwölften Jahre des peloponuesischen Kriegs Sparta von der Theil-
nahme an der Nationalfeicr aus, heharrten auch nach ihrem Rück-
tritte vom Sonderbunde Sparta gegenüber in ihrer trotzigen Haltung,
liellsen einen angesehenen Spart^mer geiCseln, welcher sich gegen
das Verbot an den Spielen l)etheiUgt halte, wi(\sen den Konig Agis
« /\*
148 8PARTA UND ELIS.
znnirk, der um Sieg fil)er Atlien in Olympia opfern wollte, Iwulen
im Innern eine rein demolü-alische Verfassung aus, gründeten eine
Flotte und unlerstülzten auch nach den Siegen Lysanders ohoe
Scheu die attischen Demokraten. Der Fuhrer der Volkspartei und
kräftige Leiter des Staats war Thrasydaios").
Eine solclie Widersetzlichkeit konnten die Spartaner auf die
Lange nicht dulden. So wie sie also von Seiten Athens freie Hand
hatten, heschlossen sie mit aller Energie die pelopounesischen Ver-
hältnisse zu ordnen, das (Grundgesetz derselhen, die unbedingte
Ileeresfolge , wieder in Kraft zu setzen und die widerspenstigen
Bundesgenossen zu strafen. Es sollte an den Eleem ein Exempel
gegeben werden, imi die fdirigen Staaten von ähnlichen Versuchen
zuiückzu schrecken , und dazu konnte keine günstigere Zeit gewählt
werden, da in Folge der Kriegsjahre alle SUiateu erschöpft waren.
Auch hatten <lie Elecr zu scIirofT und einseitig ihre Sonderinteressen
verfolgt, als dass sie bei den anderen Peloponnesieni auf Theii-
nahme und Unterstützung rechnen konnten. Endlich fehlte es den
Spartanern in Elis selbst nicht an Parteigängern, welche unter dem
demokratischen Regimenle ihr Ansehn eingehüfst hatten und des-
halb die Herstellung der älteren Zustände wünschten.
Sparta trat mit der Forderung auf, dass die Eleer fiir die
Fchlzüge, denen sie sich ordnungswidrig entzogen hätten, nach-
Iräghcli die Kriegskoslen euizahien und dass sie die Nachhalls tadle,
welche sie sich als Periöken uul<'r\\ orten hallen, aus diesem Unter-
thänigkelLsvcrhältnisse entlassen solllen. In welcher Ausdehnung
dieses Ansinnen gestellt worden sei, bleibt ungewiss; wahrschein-
lich liefsen sie ihre Forderungen absichtlich unbestimmt, um sie
nach Mafsgabe der Verhältnisse steigt^'u oder ermäfsigen zu können.
Es kam ihnen zunächst nur darauf an, ihr nechl geltend zu machen;
in die innern Angelegenheiten der einzelnen Staaten einzugreifen;
dazu konnten sie aber keinen bess<*ren Vorwand linden, als. wenn
sie die Freiheit hellenischer fiemeinden gegen ungerechte Ver-
gewaltigung in Schutz nahmen. Mit dieser Politik waren sie in
den peloponnesischen Krieg eing(*treten und nachdem sie den Grofs-
staat der Athener aufgelöst hatten, sollten nun auch die Mittel-
staaten, welche sich durch Einverleibung kleinerer Nachbarorte ge-
stärkt hallen, in gleicherweise entkräftet und gedemüthigt werden.
Mit Elis glaubte man aber am wenigsten rmslände machen zu dürfen,
da es nur durch die (inade Spartas sein Territorium erlangt halie.
DEK KlUCU LN ELIS 04» 3; 401. 149
Die Flleer (laclilcii iiirht au Xachgu'higk^'il; sie (Milg^gncHcu
vielinelir mit troUigeni MuÜio, das» die Sparlaurr am \Ntnii}^'steii
berufen seien, ihnen die duirli Erul>eruug und verjfdu'ten Itesiüs
zii):ehürigeu Städte abzuspreelicn, da sie seihst alha* Orten mit
rüeksichtäloser Wairengewalt das Recht des Stärkeren geltend
macbten.
Der Krieg begann und die ersten Ereignisse konnten nur
dazu dienen, den Muth der Eleer zu hehen, denn als König Agis
im Frühjahre 401 von Acliaja her ilher den Larisos einrückte,
zeigte sich, wie peinlich den Lak(Mlämoniern seihst die ganze L'nt(;r-
iieliiiiiiug war. Voll religiöser ßedenklichkeit ht^traten sie den ge-
lieiligteu Boden von Elis, und als nun eine Erderschütterung ein-
trat, glaubten sie ein Gotterzeichen zu erkennen, welches vor
weiterem Frevel warnte. Das Heer kehrte um und die Eleer waren
nun eifriger als zuvor, alle Staaten, die den St)art4mern abgeneigt
waren, zu gemeinsamer Rüstung zu vereinigen. Allein die Stim-
muiig war noch zu gedrückt; es Tolgten nur die Aetoler, dii; alten
Stanimgenossen der Eleer, dem llüH'erure, während dii; Thehaner
und Korinther es bei einem passiven \Vid«»rslande gegen Sparta
liewendeu lieisen und die Ileert.'sl'olge verweigerten, als im Sommer
dessell)en Jahrs zu einem zweiten Kriegszuge die Conthigente ein-
berufen >Yurden.
Diesniid ging Agis entschlossener vor. Von d(!r messeuisch(;n
Gränze zog er durch Trijdiylien in die Landschaft des Alpheios.
Lebenill Helen die OrtschaRen ihm zu, so dass man voraussetzen
uiuss, dass sie von den Eleern unter strengem Drucke gehalten
wunleii waren, und weiui er auch in Olympia einem kräftigen
Widerstände Ix^gegnete, so setzte er es doch durch, dass er un-
behindert am Hochaltäre des Zeus opfern kouute und die. Autorität
Spartas im Nationalheiligthume wieder beistellte, (lierig ergossen
sieb dann die Truppen über das phitte Land; denn in ganz ib'Uas
gab es keine Gegend, welche bei nalürliclHM* rruchtharkeit und
sorgfältigstem Anbau sich eines so ununterbrochenen Friedens er-
freut hatti^ Das hatte längst den Meid der Nachbarn erregt und
deshall) waren es besonders die Arkader und Achäer, w (flehe die
Gelegenheit benutzten, sich wie aus einem W(»hlgetüllten Magazine
mit Vorratiien aller Art zu versehen. Auch die schonen Vorstädte
der Stadt Elis am Peneios wurden geplündert; die Stadt selbst aber
ihrer scbiecbteu Vertbeidigungsmittei ungeachtet nicht angegrilfen,
150 ZWEITES KRIEGSJAHR HS ELIS 94, 4; 400.
wahrscheinlich weil hier die Keriitruppen zu entsclüossenem Wider-
stände vereinigt waren und König Agis ohne blutige Kämpfe sein
Ziel sicherer zu erreiclien hoffte. Denn während er die Gegend
um den Hafen Kyllene brandschatzte, erhob sich in Elis selbst zo
seinen Gunsten die Partei der reichen Grundbesitzer, welche am
schwersten gelitten hatten, Xenias an der Spitze. Ihr Zweck war
den Volksführer Thrasydaios aus dem Wege zu schaffen, und da-
durcli die Gegenpartei zu entkräften. Aber in der Verwirrung
wurde statt seuier ein Anderer getödtet; der Todtgeglaubte stand
plötzlich wieder in der Mitte des Volks, das sich einmütbig um
ihn schaarte und die lakonische Partei austrieb. So wurde der
innere Feind bezwungen, während der Landesfeind vor den Thoren
stand, und Agis nuisste zum zweiten Male sein Heer entlassen,
ohne den Trotz der Eleer gehrochen zu haben®').
Diesmal liefs er aber am Alpheios ehie Besatzung zurück, um
von hier aus die Eleer allniähli(-h zu ermüden, wie man es in
Attika von Dekeleia aus gethau hatte. Die üüchtigen Parteigänger,
welche im spartanischen Lager waren, thaten das Ihrige, um diese
Kriegführung so verderbhch wie möglich zu machen, und im
nächsten Sommer war die Widerstandskraft der Eleer erschöpfL
Thrasydaios knüpfte Unterhandlungen an. EUs musste sich
dazu verstehen, nicht nur allen Ansprüchen auf Lepreon zu ent-
sagen, sondern ganz Triphylicn aufzugeben. Auch am nördlichen
Alpheiosufer mussten Letrinoi, Marganeai, Amphidoloi frei gegeben
werden, kleine Ortschaften, welche der alten Pisatis angehörten;
das Hafenkastell Pheia, das vor km'zem auf einer vorspringenden
Halbinsel (Katiikolo) angelegt war, wurde niedergerissen, Kyllene^
die Hafenstadt, ging verloren. Endlich mussten die Eleer auch auf
den Besitz des Hochlandes verzichten, welches sich im Rücken der
Hauptstadt nach Arkadien hinaufzieht, die 'Akroreia* und den Ilaupt-
ort ilersell>en, die Gebirgsstiidt Lasion, auf welche die Arkader An-
spruch machten. Am längsten wurde über Epeion verhandelt, eine
triphylische Bergstadt, welche das Alpheiosthal beherrschte. Auf
sie glaubten die Eleer besonderen Ansi)ruch zu haben, weil sie
derselben ihre Unabhängigkeit abgekauft hätten. Allehi die Spar-
taner wiesen auch diesen Anspruch höhnend zurück; es komme,
meinten sie, auf Eins heraus, ob man Schwächeren ihre Freiheit
mit Gewalt nehme oder abhandele.
So war der elische Staat vollständig zertrümmert und aufgelöst;
DAS STRAFGERICHT ÜBER ELIS. 15 t
die Anfange seiner Seemacht waren vernichtet, sein Arsenal und
seine Kriegsschiffe niusste er aufge1)en, die Kiiigniauer der Haupt-
Stadt uiederreifsen. Ei* war von der Küste ahgeschnitten , er wai*
der scliützeuden I^nde$])ässe , des Huchhuides und mehr als der
Hälfte sehies ganzen Gel)iets berauht. Eine Ueihe von Dorfge-
meinden sollte er nun als el>enhürtige Nachbai'staaten nehen sich
anerkennen; es fehlt nur, dass auch die Aufsicht üher das Heilig-
thum in Olympia ihm entzogen wurde, und (He Ortscliaften der
Pisatis, welche nun wieder aufzulelwn schien, versäumten nicht,
diese Gelegenheit zu benutzen, um uralte Ansprficiie zu erneuern.
Jetzt zeigte sich aber, wie klug die El<»er gehandelt hatten, indem
sie in der Nfdie Olympias keinen namhaften Ort hatten bestehen
lassen. Ehler Bauerngemeinde konnten die Lakedanionier jenes
Ehreurecht nicht ül)ertragen, damit die heiligen Feste nicht durch
ihre Schuld in Verfall geriethen. Sie begnügten sich also damit,
rings um Olympia herum alle Zugänge von der See wie von der
Landseite sich zu offnen, liefsen aber sonst die Verwaltung des
Heiligthuins in alter Weise fortbestehen**^).
Das war das Ende der elischen Kriegszüge. So beschränkt
auch (las Gebiet war, auf dem sie sich }>ewegt4ni, und so gering-
fügig die Ortscliaften, um deren Selbständigkeit es sich handelte,
so war die Fehde doch von nicht geringer Bedeutung. Es war
Sparta gelungen, vermöge seiner sogenannten Ikfreiungs])olitik
eine seit Jahren widerspänstige und feindselige Macht zu einem
wehrlosen Kleinstaate zu machen; es leitete jetxt die Gemeinden
am Alpheios so unbedingt, wie die Landgaue von Südarkadien;
es liatte die Häfen der Westküste in seiner Gewalt. Die anderen
abgünstigen Staaten waren durch das furchtbare Gericht, das über
Elis ergangen war, eingeschüchtert; die Athener hatten mit helfen
müssen, den Staat zu zertrümmern, welcher ihnen in ihrem Un-
glück Theilnahme und Beistand gewährt hatte. Was sollte Sparta
noch bindern seine Gewaltpolitik fortzusetzen imd die griechischen
Staaten sich zu unterwerfen!
Zunächst benutzte es seine neu gewoimeue Machtstellung am
westlichen Meei*e, um ans Kephallenia wie aus Naupaktos die
von den Atlienern daselbst angesiedelten Messenier auszutreilK'u, ja
es verfolgte sie mit seinem Hasse auch noch in Sicilien, wo sie
bei Dionysios Aufnahme fanden. Andererseits erneuerte es seinen
Waflenplatz am Oitegebirge, das ti'achinische Herakleia. llnruhen,
152 DER TOD DKS AGIS 95, Ij 400 ODER 399.
welche dort ausgebrochen waren, gaben willkommenen Anlass
einen Kriegsvogt Herippidas liinzuschicken, welcher die Bürger mit
giMUsanister Willkür beliandello, einen Theil der ötäischen BeTöl-
kerung austrieb und durch die eigenmächtigsten Mafsregeln aDe
Staaten des Nordens, und nanientlicli Thel)en in Schrecken setzte**).
Als Agis von seinem Feldzuge lieimkehrte, erkrankte er unter-
wegs in Ueraia und starb bald danuif in Sparta. Auf seinem
Krankenlager hatte er vor vielen Zeugen seinen Sohn Leotychides
als Nachfolger anerkaimt, aber kaum war die Leichenfeier zu Ende,
so wurde ganz Sparta durch die Frage nach der RechtmäTsigkeit
der Thronfolge in eine Aufregung versetzt, wie sie in der Ge-
schiclite der l>eiden Königshäuser noch nie vorgekommen war.
Gewiss würde die ausdrückliche Anerkennung von Seiten des
Vaters alle Zweifel lieseiligt und die Regentenreihe der Prokliden
in herkömmlicher Folge weiler geleitet haben, wenn nicht Lysan-
dros die besonderen Umstände, welche hier obwalteten, benutzt
hätte, um sie für seine politischen Absichten auszul)euten. In
tinsterm Grolle hatte er sich von der Welt zurückgezogen, seit die
Macht, mit der er ganz Griechenland umspannt gehalten hatte, Uim
luiter den Händen zerronnen war. Er sah sich vernachlässigt und
bei Seite geschol)en; sein Gönner, dem er im Grunde alle Erfolge
verdankte, Kyros, war gefallen, seinem Parlei zerspHttert. Dennoch
hatte er die Pläne seines Ehrgeizes nicht aufgegeben und seine
tl(»nninigen l>eruhten wesentlich auf seinem Verhältnisse zu Agesilaos,
dem Jüngern Rruder des Agis, und deshalb hatle er schon lange
auf den Tml des Königs ge>\artel.
Agesilaos stammte aus d«»r zweiten Ehe des Königs Archidamos,
welche dieser in höherem Lebensalter mit Eupolia geschlossen
hatte, einer liegüterten Erblochter, welche durch ihre Gestalt so
wenig zu fürstlichem Range berufen schien, dass man allgemein
glaubte, die Ehe sei nur aus Vermögensrücksichten geschlossen
uiul dass die Ephoren sich veranlasst sahen, die Wahl des Königs
zu rügen, weil eine solche Frau keine Könige gebären könne.
Und in der That schien der Sohn dieser Ehe die Voraussetzung zu
beslälig(*n. Agesilaos war, wie seim» Mutter, klein von Gestalt und
unscheinbar; er war sogar an einem Fufse lahm. Indessen lebte
in diesem Körper ein ungewöhnlich begabter Geist, eine Energie
des Willens, welche keine Mühe scheute, um durch unausgesetzte
A(;esilaos l>'d lysanüuos. 153
ibuiigen die aiigt^boniiMi Mangel zu hesciligciK riii lehharM'r,
inlerer Sinn, Witz und Lauin?, eine grol'se (iewandlheit mit
ansehen umzugehen, und, so l)esrheid('n er auch auftrat , so war
eil einlas Tuu des Vaters koniglirliein Sinne in ilini und ein feu-
;es Fjhrgeffdd leitete ilni von Jugend auf.
Auf diesen KnalnMi hatte Lysainh'os sein Augenmerk gerieh tel.
1 dcrsellie ein nacligehorener Solm des Arehidani(»s wiir und des-
Ib ganz ^vie ein anderer Ihirgersolin aufer/ogen wurde, so konnte
1 Lysandros, ohne Autselm zu erregen, an sich ziehen, uu) so
*hr, da er selbst mit dem Ileraklidenhause verwandt war. Kr
il zu ihm in das enge Verhrdlniss, weh'hes (h'e Manner und Knah<'n
lartas paarweise vereinigte, indem sich der Mann nach st^nem
ohlgefalleu einen jungen S|)artiaten auswfddte, um ihn durch
rsOnlicheii Umgang zu einem tüchtigen Bürger aufzuziehen und
in den i*echtcn Geist des öfleniHchen Lehens einzuhauchen. So
ind Lysandros als väterlicher Freund (Kispnelas) dem heranwach-
dden Agesilaos zur Seite; er suchte den Funken des Ehrgeizes
ihm zu entfachen inid einen Mann aus ihm zu iulden, der ihm
r Dnrchnihrung seiner eigenen Plane forderlich sein könne.
nu bei ehieni Konigssohne, welcher sich von Natur zu lürst-
hem Berufe geschaffen fühlte, aber durch die bestehenden Frb-
gegesiietze vom Throne ausgescldossen sah, konnte er auf Hi'reit-
Uigkeil rechnen, wenn er seine Absicht ausführen wollte, die
iiisgesetze der Konigsfamilien Spartas umzustofsen.
Noch günstiger lagen die Verhfdtnisse da<lurch, dass das Throu-
dit des Prinzen, welcher dem Agesilaos allein im Wege sland.
^ht zweifellos war. Es ging nämlich in Sparta das allgemeine
irede, dass die Konigin Timaia von Alkibiades verführt worden
id Leotychides gar nicht des Königs Agis Sohn sei. Man siheute
'b nicht, diesen Umstand für die Zweck*^ des Ehrgeizes riick-
Atslos auszul)euten. Man behauptete, die Anerkennung des s(er-
nden Valei*s sei nur durch Hitt4'n und Thränen des Leotvchides
^beigeftÜH't wurden , und Lysandros war unablässig tliätig, jedes
denken zu überwinden, das Agesilaos hegen mochh', den Uuf
iner königlichen Schwägerin olfentlich anzugreifen und seines
iiders Sühn aller Ehren und (jüter zu berauben. Lvsandros >Nar
let» willkommen, was dazu beitrug, die Verhältnisse in den Königs-
usern zu zerrütten; denn jede glücklich dm'chgelührte Neuennig
hnle späteren Keformen den Weg. Agesilaos trat als Thron-
154 DER THRONSTREIT IN SPARTA.
l)ewerl)er auf iiiid zum ersten Male wurde in offner Volksversammlung
über die Erbfolge der Könige in Sparta verbandelt.
Die Parteien sUuiden sich schroff gegenüber. Alle, welche
die Tni triebe Lysanders fürchteten, waren gegen Agesilaos, den
man für seinen willenlosen Anhänger ansah; vor Allen der König
Pausanias, der alte Gegner Lysanders, der die Verunglimpfung de«
Throns abwehren und den letztwilligen Aussj)ruch seines Amts-
genossen in Ehren gehalten wissen wollte. Auch die priesterlicbe
Partei, mit dem machtigen Diopeithes an der Spitze, vertrat die
Sache des Leotychides als die der Legitimität; sie benutzte das
korj)erliche Gebrechen des Prätendenten und zog ein Orakel her-
vor, in welchem den Lakedä moniern alles Unheil geweissagt wurde,
wenn ein lahmer Konig bei ihnen zur Regierung kommen sollte.
Die Entscheidung schwankte; man wollte wenigstens warten, bis
von Delphi eine Erklärung über die Beschaffenheit des Orakels ein-
geholt sei. Aber Lysandros fürchtete jede Verzögerung, da die
Stimmung augenbücklich günstig war. Mit glücklicher Geistes-
gegenwart erkannte er das Orakel, das seine Anhänger erschreckte,
als echt und mafsgebend an; nur müsse man es richtig verstehn.
Denn das 'lahme' Köin'gthum sei das Bastardkönigthum; davor wTune
der Gott- Diese Wendung soll die Frage entschieden haben. Das
junge Volk war im Ganzen für Agesilaos; Viele wünschten einmal
einen König zu haben, der kameradschafthch mit ihnen gelebt habe;
man hoflte von ihm eine bessere Zeit, eine Abstellung der vielen
rebelstände, die das Land beunruhigten; kurz Agesilaos wurde
durch Volkswahl König (Sommer 399; Ol. 95, 2), und Lysandros
hatte nach langer Zurücksetzung und Machtlosigkeit endlich einmal
wieder seinen Willen durchgesetzt. Das starre Herkommen, welches
die königliche Partei vertrat, war gebrochen, und sein Zögling
war nicht nur als der ebenbürtige, sondern auch als der würdigere
erwählt worden. •
Der neue König machte seinem Meister Ehre. Er hatte sich
von ihm diejenige Lebensklugheit angeeignet, welche auf Neben-
dinge verzichtet, um die Ilauptsachen zu erreichen. Das König-
thum war eine glänzende Würde ohne entsprechende Macht. Sein
Strelien war, ihr neue Bedeutung zu gelx'n; aber er versteckte
seinen Ehrgeiz, er vermied jeden Conflict; er war leutseliger gegen
das Volk, nachgiebiger gegen die Ej)horen, gleichgültiger in Be-
tracht äufserer Ehrenbezeugungen als irgend einer seiner Vorgänger.
AGESILAOS Kdym W, 2; 309. 155
Da er uicbt in der Ausiialiineslolliiiij^ eines Prinzen grols gfwonlen
war, wusste er mit den Mensclien nmzngehen; er war einer der
Wenigen auf dein Throne der flerakliden, die *|:elH)rehen gelernt
hatten, ehe sie zur Regierung kamen. Aus Scldauheil war er be-
scheiden und dennlthig; wie Lysandros, war aueh ilim jedes Mittel
willkommen, um in allen Standen Freunde zu gewinnen, wi(; Jt^ner
suchte auch er durch persönlichen Anhang vorsichtig und geräusch-
los seine Macht zu enveitern, inn dann mit seiner Macht auch die
des Staats zu heben ^^).
Aeufserlich angesehn war Sparta niemals niilchtiger gewesen,
als zur Zeit seines Regierungsantritts. Es war die erste Land- innl
Seemacht der griechischen Well; in der Halbinsel war jeder Wider-
stand gebrochen; jenseits des Isthmos hatte es in Ilerakleia einen
neuen Waffenplatz zur Bi^herrschuug d(»s Festlandes gewonnen und
in Thessalien den Tyrannen Lykophron von IMierai gegen die An-
griffe seiner Feinde gehalten. Seine Besatzungen waren in Megara,
Aigiiia, Tanagra und auf den Inseln vertheilt; jenseits des Meers,
in Aeolis und lonien, standen spartanische Truppen siegreich gegen
die Satrajien im Felde; in Thrakien vermauerte l)erk>IIidas die
griechische Halbinsel, wie einst Miltiades und Perikles getlian
halten, um die dortigen Städte unter Spartas Schutz zu stellen;
Bcine Flotte heiTschte auch im westlichen M<'ere und der neue
Gewaltherr in Syrakus, Dionysios, hielt sich gegen innere und
auswärtige Gegner nur durch Sj)arta.
Um so l)edenkhcher sah es im Innern aus.
Die Erbitterung der Stande gegen einander war von Jahr zu
Jahr gewachsen; der Staat glich einem ho[>pellag(*r feindlicher
Heere, von denen das eine nur auf Gelegenheit lauerte, das andere
zu vernichten. Die neue Königswahl hatte die AulVegung gesteigcMi;
man sah darin sc*hon einen Versuch, mit dem Herkommen zu
brechen. Lvsanders Umtriebe kamen dazu, die Gennltlirr in ('n-
ruhe zu versetzen; denn es war kein Geheinniiss mehr, dass (;r
durchgreifende INeuerungen im Sinne habe, l'eberall wurde an
den alten Satzungen gerüttelt; neue Lebensanschaniingen waren
in die Bevölkerung eingedrungen. Ww sollten die unteren Stande
hei dieser allgemeinen Bewegung ruhig bleiben? Wie sollten sie
nicht den Gedanken fassen, dass auch für sie die Zeit gekommen
sei, um sich aus dem unerträglichen Drucke frei zu machen.
welcher auf ihnen lastete?
156 VERSCHWÖRUNG DES KLNADON.
Es jj'alule aber ein tiefer Groll in allen Tlieilen der Bevöl-
kerung, die dem engen Kreise der regierenden Häuser gegenüber
standen. Es grollten die SparUuier, deren Familien durch Ver-
armung ihr volles Bürgerrecht verloren hatten; die Dorfbewohner
oder Periöken, welche den llauptbestand des Heeres bildeten, und
keinen Dank für ihre Dienste erndteten, welche die Ortschaften
der Eleer befreien mussten und selbst im Zustande der Unter-
thanigkeit verharrten, und endlich die Heloten, welche seit Jahr-
hunderten (las schwere Joch knirschend ertrugen, aber jetzt un-
williger als je, weil sie bei den auswärtigen Unternehmungen des
Staats weit mehr in Anspruch genonmien wurden und dann, nach-
dem sie seinen Zwecken gedient hatten, in die alte Knechtsdiaft
zurückkehren mussten.
So fühlte sich die grofse Masse der freien und unfreien Be-
völkerung von einer gleichen Wuth beseelt und erwuclis zu einer
Partei, welche entschlossen war, dem ganzen von Ungerechti^eit
erfüllten Staatswesen ein Ende zu machen und die Ilerrschafl der
privilegirten Familien zu stürzen.
Kinadon, ein junger Si)artaner, iler auch zu den herunter-
gekommeneu Bürgerfamilien gehörte, ein Mann von grofsen An-
lagen und feuriger Ehrliebe, stellt«^ sich an die Spitze der Umstun-
partei. Er war seiner Tüchtigkeit wegen von den Behörden mehrfadi
zu >>ichligen Slaatsgesclulften benutzt worden, aber von allen Ehren
und Vortheilen ausgeschlossen geblieben. Er organisirte die Menge
zum Angrill'e, er gab di(; Mittel an, eine Streitmacht zu bilden;
alles Eisengeräthe, das in den Händen des Landvolks war, sollte
zur Wafle werden. Er warb persönlich die noch Unentschlossenen
zur Theilnahme; er trat wohl mit den Einzelnen an den Rand des
Markts und fragte, wie hoch sie die Zahl der vollberechtigten Bfu*ger
schätzten und wie hoch die Zahl der .Nichtgleichen, der Periöken
und Heloten, und wenn ihm dann die Antwort wurde, es möchten
aufser den Königen, Geronten und Ephoren etwa vierzig Spartiaten
auf dem Platze sein und mehr als viertausend nicht bei'echtigte
Lakedämonier: so sagte er: \Nun wohl, diese sind alle deine Bundes-
'genosseu, jene Wenigen deine F<»in(le. Ist es billig und erträglich,
'jene Wenigen h(*rrschen zu sehn? Ist es fraglich, wessen der
*Sieg sei, wenn der Tag der Entscheidung kommt?'
So bereitete er die Erhebung vor, tlie zu einer Vernichtung
des Herrenstandes führen sollte. Die Gewissheit des Siegs uiaciite
PHARNABAZOS IN SISA TM 399. 157
hn unvorsichtig, wrilirend die. Beliörden um so aclitsamor waren,
B geringer ihre wirkliche Macht war; sie waren aiicli diesmal durch
bre Spione früh genug unterrichtet, um dem Aufstaude zuvor-
nkominen.
Kinadon in Sparta seihst zu ergreifen wagten sie nicht. Sie
^ben ihm also einen scheinhar sehr wichtigen Auftrag nach Aidcm
in der messenisch -chschen Gräuze, liefsen ihn unterwegs fest-
lehmen, auf die Folter legen und die Namen seiner Mitverschwo-
lenen von ihm eqiressen. Nachdem man sicli derselhen versichert
nd jeden Ausbruch von Meuterei verhindert hatte, wurde Kin^idon
ds Gefangener eingebracht; er wurde, den Nacken und die Ilande
in Eisen, imter Peitschenhieben imd anderen Martern mit seinen
Genossen durch die Strafsen der St^idt gefuhrt und hingerichtet.
Ibch diesem Strafgerichte sank das Volk von Neuem in stumpfe
Gkiehgültigkeit zurück und die Oligarchie war gerettet®').
Es war ein Glück, dass unmittelbar darauf Ereignisse enitraten,
müche die Aufmerksamkeit von den innern Angelegenheiten ab-
hakten. Der kleinasiatische Krieg war inu* (huch einen Wafl'en-
stDktand unterbrochen (S. 146), und diese Unterbrechiuig hatte
Fhamabazos auf eine sehr wirksame Weise benutzt, mn das An-
MÜm des Tissapherues zu erschüttern und eine ganz neucj Wen-
dung der Verhältnisse herbeizuführen. Er war nach Susa hinauf-
gegangen, um dem Grofskonige die schmachvollen Zustande in den
SeeproTinzen und die Nothwendigkeit (!iner anderen Kriegführung
vorzustellen. Er wies darauf hin, dass das politische System des
Ifasapliemes, das auf Griechenhass und Griechenfurcht beruhe, die
fereische Herrschaft völlig untergrab«'; bei den schimpflichen Ver-
Hgen, wie sie jetzt geschlossen würden, komme es dahin, dass
lie feindlichen Heere mit königlichen Geldern im R(>iche erlialt<;n
irOrden. Man müsse die Maclit des (irofskonigs wieder zu Ehren
Nringen und das könne nur dadurch geschehen, dass man einen
[riechischen Feldhemi in Dienst nehme und ilun eine Flotte über-
jebc. Das wai* der vernünftigste Gedanke, den Juan fassen konnte,
md Phamahazos war auch in der Lage, den Mann nennen zu
;5iuien, welcher zu solcher Slelhnig in vorzüglichem Grade berufen
ci; es war der Athener Konon.
Konon, des Timotheos Sohn, dra* einzig schubUose unter den
ehn Feldherm, welche die attische Flotte bei Aigospotamoi führten,
rar mit acht Schiflen der Nie<h;rlage entkommen und hatte sich
158 KOiNON L'Nl) EUAGORAS.
nach Cypern bcgel>en, wo Euagoras ihm gasUiche Aufnahme ge-
wahrte. Konon war aber nicht der Mann, welcher sich bei dem
Gefühle personliclier Sicherlieit zufrieden stellte; er hatte ein treues
fh'rz für das Vaterland nnd einen liofTnungsstarkcn Sinn. Er wv
unablässig auf die Herstellung der Gr6fsc Atliens bedacht und fand
in diesem Beslrel)en bei seinem edlen Gastfreunde den vollsten An-
klang. Es war ein Bund seltner Art und weit reichender Bedeu-
tung, der hier am äufsersten Ende der griechischen Welt zwischen
dem attischen Flüchtlinge und dem Herrscher von Salamis ge-
schlossen wurde.
Euagoras ist die erfreulichste Gestalt, die uns in dieser tu
Männern und Thaten armen Zeit entgegentritt, und während sonst
nur Rückgang und Verfall des öiTcntlichen Lebens bei HeUenen
wie Barbaren wahrzunehmen ist, ist Cypern ein Land voll hoff-
nungsreicher Entwickelung , die sich ganz an das hohe Streben des
einen Mannes anschlicfst. Mit heroischer Kraft hatte er nicht
nur das Fürstenthum wieder gewonnen, das seinem Hause ent-
rissen war, sondern auch die ganze Insel, welche nach den Tagen
Kimons von Phönikiern überschwemmt und den Hellenen völlig
entfremdet worden war, zu einem gi*iechischen Lande zu machen
l>egonnen, so dass die Kyprier sich vom semitischen Horgenhnde
losrissen, nur griechische Frauen haben wollten und in Liebe zu
giiechischer Sitte, Bildung und Kunst wetteiferten. Euagoras be-
trachtete sich selbst als einen Athener, weil er von den Teukriden
stammte, die auch im attischen Salamis zu Hause waren; er hatte
schon in den letzten Jahren des peloponnesischen Kiiegs Athen
mit Kornzufuhr unterstützt; er freute sich jeder Verbindung mit
Athen, als dem Herde der Bildung, deren Ausbreitung er als seme
Lebensaufgabe ansah, und so belohnte sich jetzt, was in der peri-
kleischen Zeit geschehen war, um Athen zum Mittelpunkte helle-
nischer Kunst und Wissenschaft zu machen. Als Bürger von Athen
fand Konon die bereitwilligste Unterstützung für seine patriotischen
Absichten.
Kon(m (»rkanntc aber sehr wohl, dass mit griechischen Mitteln
allein nichts auszurichten sei; man musste wieder in die Politik
des Alkibiades einlenken und darauf hin arbeiten, die Gohlquellen
Persiens, durch welche Sparta seine Siege gewonnen hatte, zum
Besten der Athener tlüssig zu machen. Es kam also darauf an,
am Hofe des Grofskönigs Einfluss zu erlangen, und die Zeitverhält-
KONONS KRIKCSPLÄ.NE. \h9
Disse waren ihm gunstig. Durch die Empörung des Kyros war die
Stimmung am Hofe wesentlich verändert; die Scheinfreundselinfl
Spartas war entlant. Persien ])edurlte anderer Freunde und einer
andern Politik; man war daher in Susa für guten Katli niemals
aogänglicher, als jetzt, und es feldte auch nicht an Griechen,
welche in der Umgehung des Artaxerxes eine grofse Holle spiidten
(wie namentlich der Ilorianzer Zeinm und die I^eihärzle Polykritos
und Ktesias) und sich zur VennitUdung hereit zeigten.
Die Unterhandlungen wurden mit grofser Klugheit hegonnen.
Zunächst kam es darauf an, zwischen dem (irofskönige und Knago-
las ein gutes Einvernehmen herznstellen; denn sonst würde Alles,
was aus Cypeni kam, missliehig gewesen sein. Es wnrden also
die Besorgnisse, welche die kilhne Erhehung eines hellenischen
FOretenhauses auf der hisel hei Hofe hervorgerufen hatte, ]\o-
idiwichtigt und reichliche Trihutsendnngen dienten dazu, Euag(»ras
ab einen loyalen Vasallen zu hezeugen, so dass seine Freundschaft
Hlr Kouon eine Empfehlung war. Dann entwarf Konon einen Be-
richt über die richtige Art der Kriegführung. Er zeigle, wie vcr-
kdut es sei, wenn Persien im Landkriege seine Kräfte nutzlos
aufiehre, da sich doch auf der See entscheiden nulsse, wer an den
KAsten die Herrschaft hahen solle. Zur See sei Spartet schwach
und ungeschickt, wfdircnd dem Grofskönige unerschöpfliche Hülfs-
qnellen an Geld, Schiffen und Se(;volk zu Gehott^ ständen. Es
komme nur darauf an, sie zu henutzen und einen hewilhrten Führer
gegen die Spartaner zu hnden, die man leicht in die ühelste Lage
bringen könne, da sie bei den Griechen (d^^nso verhasst waren,
wie bei den Persern. Zugleich bot er seine Dienste an. Ktesias
ibergab den Brief und befürwortete den Inhalt. Euagoras empfahl
Mngend, die Dienste des Atheners anzunehmen und nun kam auch
Pharnabazos dazu, mit dem sich Konon schon in Verbindung ge-
teilt hatte. Schon einmal hatte der Satrap eine Ueist; nach Susa
gemacht, um einer Verbindung mit Athen das Wort zu reden, jetzt
wiederholte er unter günstigeren Umständen seine Antrag(», welche
ihm zugleich Gelegenheit gaben, Tissaphernes zu dennlthrge]!. Aus
demselben Grunde wird auch Parysatis den Planen Konons gmistig
gewesen sein, die nur nach persönlichen iMotiven ihre Politik be-
stimmte**).
Es wurde also eine Flottenrüstung beschlossen, Pharnabaz(»s
wurden 500 Talente (c. 7SG000 Tb.) zu diesem Zwecke bewilligt
160 PERSISCHK FLOTTENRrSTU^G 95, 8; 308.
und Konon zum Führer clor Seemacht l>estimmt. Man war aber
aiicli hei diesem Entschhisse so zaghaft, dass man sich vor dem
Eindrucke fürclilele, welclien die Nachricht von den Rüstungen in
Sparte maclieh wurde. Man wollte Sparta nicht vorzeitig reiva;
man hielt deshalh den gerade anwesenden Gesandten Spartas zurüd
und erliefs ein Schrcihen an die dortigen Behörden, welches be-
stimmt war, sie in voller Sorglosigkeit zu erhalten.
So zitierte der Grolskonig vor den Kriegsplänen der Spartaner,
wahrend diese >\'iederum in die gröfseste Aufregung geriethen, ab
ein Syrakusa]ier, Namens Herodas, der in Phönikien Geschäfte ge-
haht hatte, nach Lakonien kam und zutalUg der Erste war, welcher
die Nachricht von den grofsen Rüstungen in den Kriegshäfen Asien
herüherhrachte. An solche Gefahren hatte man nicht von ferne
gedacht. Urplötzlich sah man einen neuen Perserkrieg im Anzüge;
man fühlte sich unfTdiig, solchen Ereignissen allein entgegenzugebes,
inid so wenig man sonst auf die Volksstimmung geachtet hatte,
herief man doch jetzt die Ahgeordneteu der verhündeten Staaten ein,
um den drohenden Völkerkrieg als eine nationale Angelegenheit
herathe]! zu lassen und gemeinsame Beschlüsse zu fassen^*).
Das waren Verhältnisse, unter denen Lysandros glaubeo
musste, dass seine Zeit gekommen wäre. Jetzt musstc seine That-
krafl, seine Erfahrung und sein Glück im Seekriege, sein Einfla»
auf die asiatischen Städte, seine GeschickUchkeit in der Anknöpfung
vorlheilhafter Verhuidungen zur Geltung konunen. Auch, seine
weiteren Pläne hoffte er jetzt durchführen zu können; denn wie
konnte er zweifeln, dass der König, der ihm Alles verdanke, sieb
nach seinem Willen leiten lassen werde! Er hot also seinen ganzen
Einfluss auf, um seine Mithürger zu hestimmen, den asiatischen
Krieg mit neuer Energie fortzusetzen, ehe die schweiialligen Perser
zum Angiilfe ühergingen, und ihren neu erwählten König mit der
Kriegführung zu l)eauftragen, um dadurch den Hellenen und Barbaren
den Ernst ihrer Absichten zu bezeugen. Auf Lysanders Anstiften
kamen Gesandte aus den jenseitigen Städten, um sich Agesilaos ab
Feldherrn zu erbitten. Der König selbst warb um das Feldherm-
amt und verlangte nur dreifsig Spartaner zu seinem Geleite; eine
gröfsere Anzahl konnte man bei der Schwierigkeit der inneren Lage
nicht von Hause entfernen. Sie waren bestimmt, den jährlich
w(;chselnden Kriegsrath zu bihlen; sie sollten im Namen des Staats
die Controle ffduvn, wie stuist die Zehn (S. 126), aber auch die
AGK8ILA08 \y AVUS 96, t; 396 FHIHL. 161
fehlshaber der einzelnen Abtiieilungen stellen. An der Sj)i(ze der
ribig stand Lysandros, der gewiss auch bei dieser neuen Ein-
teung für seine Zwecke aufs Beste gesorgt zu liaheti glaubte.
um wurden aus der übrigen Bevölkerung 2000 Maiui aufgeboten
ri an Bundestnippen 6000. Al>er wie sehr hatte man sich ge-
udil, wenn man glaubte, dass ein von dem jetzigen Sparta ver-
ödeter Nationalkrieg Anklang im Volke (luden würde! Wer
mte Sparta eine hellenische Politik zutrauen! Es war al)er auch
ich! mächtig genug, um durch Furcht die Ileeresfolge zu erzwingen ;
I Athen wusste man schon vcm dem Umschwünge der Verhältnisse,
ff sich durch Konon vorbereitete, und die Bürgerschaft entzog
tt unler dem Vorwande der Erschöpfung ihren Verbindlichkeiten
tpn Sparta; Theben verweigerte geradezu die Ileeresfolge, obgleich
BB Aristomenidas, einen Venvandten des Königs zu ihnen schickte,
■n von denen, welche einst den Thebanern zu Lielx; die Platäer
■ Tode verurteilt hatten. Auch die Korinther blieben aus, hidem
ie die Ueberschwemmung ihres Zeustempels als böses Vorzeichen
•ndifltzten^).
Der Anfang war wenig ermuthigend, und da man alle Wei-
cnngen ruhig hinnehmen musste und an Zwangsmafsregeln oder
Mitiguiig fiir^s Erste nicht denken konnte, so hatte man gewiss
h Dmche, mit der kleinen Kriegsmacht so l>escheideu w ie möglich
mg^hen. Aber das Gegenlheil geschah. Agesilaos dachte nur
m, sein Unternehmen so glänzend wie möglich in Sc^ne zu
!lKn; er woUte die glorreichsten Erinnerungen der Vorzeit wach
ifen, er woUte sich den Anschein geben, als ob unter seiner
ttnmg ein zweiter trojanischer Krieg begänne. Darum ging er nicht
f geradem Wege nach Asien hinüber, sondern fuhr mit seinen
iqipen an der Küste entlang nach Euboia und begab sich von
rt nach Aulis, um hier, wo der alte Heerkönig der Achäer vor
B Artemistempel geopfert hatte, ehe er gegen Ilion autl)rach, als
D Nachfolger el)enfalls sein Opfer zu verrichten. Da Lysandros
ch die eigentlich mafsgebende Persönlichkeit im Heere war, so
■d man versucht anzunehmen, dass er diese abgeschmackte Komödie
ftrdert habe, und dann kann es kaum einen andern Grund ge-
ll haben, als um den König von Sparta uiul mit ihm das König-
in! Ucherlich zu machen. Wenigstens scheint er nichts gethan
haben, um der kindischen Eitelkeit des Agesilaos entgegen zu
Im, welche unverzüglich auf das Bitterste gestraft wurde. Denn
Cwfti«% Gr. GMdk IIL 1 1
162 AGESILAOS IN fONIGN 95, 4; 390.
als der Altar in Aiilis brannte und der Zeichendeuler die Guul
der Götter feierlicli verkündete, stürmte pluUlich ein Geschwader
tliebanisdier Reiter heran und unterbracli die Feier, ^eil AgesilMi
^ider Landesbrauch den einheimischen Artemispriester von ia
Opferliandlung ausgeschlossen habe. Die brennenden Opfentüdtt
>Yurden umhergescldeudert und der neue Agamemnon zu eüign
Rückzuge auf* das SchilT gezwungen**).
Der Konig fuhr nach Ephesos hinüber und hofllte den Eindruck
des Übeln Vorzeichens bahl durch glückliche Kriegserfolge xu vcr
löschen. Aber auch hier ging es nicht nach Wunsch. -Deni
er war, obwohl Tissaphemes seine Rüstungen noch nicht Tdlendel
liatte, doch zu schwach, um mit Nachdruck auftreten zu kfinm
und sah sich dadurch veranlasst, einen WaiTenstillstand anzunehmeo.
Der Satrap versprach die Frist zu benutzen, um vom Grolsköiiige
die Fixiigebung der kleinasiatischen Städte zu erwirken, und so
wenig man auch an eine ehrliche Absicht dal)ei glauben konnte, m
beruhigte sich Agesilaos doch bei dem scheinbaren Ruhme, dass
sein blofses Auftreten in Kleinasien einen solchen Eindruck hervor-
gebracht habe; auch war ihm die Riüiezeil erwünscht, um sich in
dem fremden Lande eine Stellung zu verschaflen, und zwar w
Allem seiner eigenen Umgebung gegenülK?r.
Lysandros war in lonien wie zu Hause. Alle Beziehungei
früherer Zeiten wurden erneuert; seine alten Parteigänger sammelten
sich um den berühmten Feldherrn, wahrend die unbekannte und
an sich unscheinbare Persönlichkeit des Agesilaos ganz zurucktraL i
Auch liefs Lysandros deutlich genug merken, dass er als die Haupt-
person anzusehen sei. Mit vollem Selbstgefühle trat er von Neuea
auf den Schauplatz und wollte seinen Freunden zeigen, dass sie
nicht umsonst auf ihn gerechnet hätten; er wollte das begonnene
Werk wieder aufnehmen und — zu Ende führen. Aber vvie da-
mals in den Beiiörden S[)artas, so tauschte er sich jetzt in Age-
silaos.
Dieser war durchaus nicht gesonnen, als blofser Figorant
neben Lysandros zu stehn, wie iVi\tkos es einst getlian liatte. Er
fühlte sich durch die Uuldigmigen, welche gesucht und ungesocfat
seinem Begleiter zu Theil wurden, tief verletzt; er wurde durch
andere Personen seiner Umgebung, die elienfalls durch Lysanden»
Herrsclisucht gekränkt waren, noch mehr aufgereizt; er fmg an
sich dem lästigen Ehiflusse zu e]]tziehen, er wies dann die Vor-
LT8ANDRRS DRUtiTHIßlTIHG. 163
sdilage und Empfehlungen seines Hathge])ers, w(m1 sie von ihm
kamen, zurück um) endlich ging er darauf aus, ilin öffentlich zu
demAthigen. Er Abertrug ihm eines der llofamler, die noch vom
■iUichäiBchen KOnigthume her sich erlialten hatUMi, und ernannte
ihn IQ seinem Obers])eisemei$ter. Was für unl)e<leutende Menschen
noch immer eine Auszeichnung sein mochte, ^ar hier eine Ver-
hfthnung, und sie konnte Niemanden schwerer treffen als Lysan-
dnw, der den veralteten Pomp der Königshauser immer verspottet
hitie. Nachdem er erst durch König Tansanias (8. 40) gcdemfitliigt
war, war er es nun zum zweiten Male hi viel empfindlicherer
Wrise durch seinen eigenen Zögling; seine Stellung war unhalthar.
Er erlNit sich einen anderweitigen Auftrag; Agesilaos schickte ihn
dem Hellespont imd fand stitt seiner an Xenophon einen
in, welcher ihm die gröfsten Dienste leisten konnte, ohne ihm
dvch Ansprüche auf Dankharkeit lästig zu sein imd seinem könig-
Behen Ansehn im Wege zu stehn.
LTsandros fiel auch diesmal, ohne dass sein Sturz eine ße-
wegung hervorrief; die Vergöttenmg, die ihm einst in den ionischen
Stidten zu Tlieil geworden, war längst in Gleichgültigkeit üher-
gegangen. Agesilaos aber gewann durch die kräftige Art, mit
welcher er sich des selbstsüchtigen Vc^rmunds entledigt hatte, eine
im andere Stellung und Haltung. Er wurde jetzt erst vom Heer
ib Kriegsherr anerkannt und die Männer des Kriegsraths ordneten
deh ihm unter, da er sich seiner Aufgabe gewachsen zeigte. Denn
la verwegen es schien, mit einer so geringen Schaar das Perser-
reich lU bekämpfen, so war die Aufgal)e doch auch mit mittel-
nifirigen Feldhermgaben zu lösen. Man hatte an den reichen See-
itidlen einen trefflichen Rückhalt; man hatte ein unl>ewachtes I^nd
far sich, ein Land voller Hülfsmittel, von einer st;immverwandten,
den Persem missgünstigen Bevölkerung bewohnt, welches die mäfsige
IVappenzahl leicht erhielt. Das Klima begünstigte die Beutezüge,
wdche Yon bequemen Winterrasten unterbrochen wurden, und die
Satrapen, welche die Seeprovinzen zu hüten hatten, waren gegen
einander feindseliger gesinnt als gegen den hellenischen Fleerführer.
Der Eine hetzte ihn gegen den Anderen oder blieb wenigstens voll-
kommen mhig, wenn er seinen AmL««genossen l)e(lroht sah. Tissa-
phemes hielt sich vorzugsweise im inneren Karien, wo seine Privat-
beahzungen gelegen waren, Pharnabazos in seiner Satrapie am
Helleaponte. Jeder suchte die Hewegimgen des Feindes zu erkunden
11*
164 IONISCHER KRIEC; 96, 1; 896.
und ihnen dann zu begegnen; von einem kräftigen Entschlüsse
gegen die Küste vorzugehen und die feindlichen Streitkräfte zu er-
drücken oder zum Abzüge zu zwingen ist keine Rede. Endlieh
war auch die Wachsamkeit und Klugheit der persischen HeeifQhrer
so gering, dass sie sich durch die einfachsten Anschlage überlistea
liefsen. Von der phönikischen Flotte war. aber für. das Erste noch
nichts zu fürchten. Unter diesen Umständen war die Kriegfühnuig
keine so schwierige Aufgal)e, namentlich wenn es sieb nicht um
Erreichung bestimmter und bedeutender Ziele handelte, sondern
nur um einzelne vortheiihafte Unternehmungen.
Nachdem Tissaphernes die Waffenruhe gebrochen hatte, machte
Agesilaos seinen ersten Feldzug im Sommer 396. Er liefe auf der
Strafse nach Karlen hin den Durchmarsch seinejr Truppen ameigen,
um dadurch seinen Gegner an der Mäandroslinie festzuhalten; dano
zog er in entgegengesezter Richtung unangefochten nach den
hellespontischen Küstenländern, gewann eine Reihe von Stadien
und unermessliche Beute, inusste sich aber vor der feindlichen
Reiterei wieder nach Ephesos zurückziehen; man merkte, dass es
an Pferden und leichten Truppen fehlte.
Der Winter wurde eifrig benutzt, sich besser zu rüsten. Ephe-
sos wurde ein grofser Wafleii- und Exercierplatz, man erkannte
die weichhclie Handelsstadt gar nicht wieder, wenn man alle Maga-
zine mit Kriegsgerätheu gefüllt, den Markt voll Waffen und alle
Handwerker für den Krieg arbeiten sah. Es wurden W^erbungen in
gröfstem Mafsstabe angestellt. Die reiche Beute machte Lust zum
Soldatenleben. Die Gymnasien und Riiigschulen waren angefüllt,
Agesilaos hielt anfeuernde Wettkämpfe und brachte mit seinen jugend-
lichen Genossen die gewonnenen Siegeskränze in das Artemision.
Das Lel>en und Treiben am Eurotas schien nach Kleinasien ver-
pflanzt und nichts versäumt, um in den Städtei*n Kampflust zu ent-
fachen. Agesilaos liefs die Gefangenen nackt ausstellen, damit man
sich die zarten Leiher der Asiaten ansehe, die selten aus ihren
Gewändern kamen und, an Wagenfahren gewohnt, zu Kriegsmühen
untauglich waren. Gegen solche Gegner zu streiten, das sei ein
Kampf von Männern gegen Weiber. Die ionischen Städter zogen
es aber doch vor, statt des persönlichen Dienstes Stellvertreter zu
stellen. Sie warben für ihr Geld Mannscliafll an und schafften Pferde
aus den l)esten Gegenden der Rosszucht herbei, und dal)ei war für
sie selbst, die nun rulüg ihren Geschäften nachgehen konnten,
SIEG AM PAKTOLOS 96, 1; 395. 165
wie auch für die Interessen des Agesilaos olme Zweifel besser
gesorgt.
Der zweite Feldziig begann mit einer neuen Täuschnng des
Tissaphenies. Denn Agesilaos liefs seine wabren Absiebten ix^kannt
werden und rfickte dann, als der Satrap wiedonim für Karien
fürchtete und hier den Angriff erwartete, mit seinem Heere, das
inzwischen auf 18- bis 20,000 Mann angewaclisen sein mocbte,
landeinwärts das Kaystrostbai binanf, wendete sieb dann links, am
Olyuiposgehirge vorülier, in das Hermostbai, in dessen überreirbe
und unbenihrte Fluren sieb das Heer ergoss, olme Widerstand zu
inden. Aber diesmal zog Tissapbemes seine Truppen zusammen,
am den Mittelpunkt der ganzen Verwaltung Kleinasiens, die alte
Hauptstadt Lydiens zu retten. Agesilaos sab die Reiterei der Perser
in die Hermosebene nitnlersteigen, wäbrend ibr Fufsvolk nocb zurück
war. Er warf sieb also rascb auf den Vortrab iles Heers, den er
bei dem Zusammenfhisse des Paktolos und des Hermos erreichte.
und es gelang ihm durch geschickte Verwendung der verscbiedenen
Tnippengattungen , worin er gewiss des Xenopbon Scbuler war,
den Feind vollständig zu schlagen. Das reiche Lager ward (Tbeutet,
wShrend Tissapbemes ruhig in Sardes verweilte und nicht den
Muth hatte, mit seinen ungebrauchten Streitkrätlen die scbmacb-
▼oUe Niederlage vor den Tboi*en der Hauptshidt zu rächen.
Das war die erste Waffentlial in gröfserem MafsstalK?, und nacb
▼erschieileneii Richtungen liin ein folgenreiches Rreigniss.
Die nächste f<dge war der Untergang des Tissapbemes, dessen
Siellnng hei Hofe längst mitergraben war. Zwar wurd(^ es dem
Grolskönige schwer, den Dien(T fallen zu lassen, dem er seinen
Thron verdankte, al»er die Partei des Pbarnabazos war immer mäch-
tiger geworden; man machte den König glauben, dass Tissapbemes
die Feinde durch Geldzahlungen liewege, seine Provinz zu scbonen,
die Niederiage am Paktolos gab ihm den Rest, und die Racbe der
Uatgierigeii Parysatis, welche alle Feinde des Kyros nach und nacb
10 erreichen wusste, wurde emllicb auch an ihm erfüllt. Er wurde
zn einem Kriegsrathe nach Kolossal berufen und dort durch die-
selbe Arglist, in welcher er der Meister zu sein glaubte, festge-
nommen; dann wurde er seinem Amtsnachfolger ausgeliefert, der
sein Amt damit antrat, dass er das Haupt des Tissapbemes nach
Snsa einschickte*').
Die Griechen jubelten über den Untergang ihres verbasstesten
160 FOLGEN DES SIEf.S 06, 2; 895.
Gegners und das Ansehn des Agesilaos sland höher bei iiiuen ak
zuvor. Auch aus der Heiniath wurde ihm die glänzendste Aner-
kennung. Er war nach Leotychides der erste K6nig Spartas, wekber
die Perser im eigenen Lande gescldagen, der erste, welcher so
fern von der Heiniath, umgelten von allem Glänze des Morgenlanda,
im Besitze der vollsten Kriegsherrhdikeit denn(»ch vollkoinmea zu-
verlässig und loyal gehliehen war. Man knüpfte an seine Person
die kilhnslen Hoffnungen und entschloss sich deshalb auch die See-
feldhcrruwürde , welche bis dahin dmxh strenges Gesetz von der
königlichen Macht gelrennt gehalten war, mit ihr zu vereinige
Dann kam auch der Landkrieg hi ein neues Stadium. Bis dahin
hatte er in einzehien Beutezügen bestanden, und das war die doi
Verhältnissen angemessene Kriegsweise, für welche der König wie
sein Heer ganz geeignet wai\ Nach dem letzten Siege waren die
Ansprüche gesteigert; es sollten umfassendere KricgspLäne gemacht
werden und das setzte die Sieger in Verlegenheit. Demi ein eigenfr
lieber £rol>erungskrieg, eine Unterwerfung des Binnenlandes hg
den Plänen des Königs und einer verständigen Politik Spartas fem.
Das Einzige, was möglich schien, war eine Vernichtung der
persischen Macht in Kleinasien durch Aufwiegelung der Statthalter.
Erfolge dieser Art lagen nicht aufserhalb einer vernünftigen Be-
rechnung. Die Statthalter sahen sich vollkommen aiifser Stande,
mit ihren Mitteln den Hellenen Widerstand zu leisten; auch der
Nachfolger des Kyros hatte die Unabhängigkeit des Küstenlandes
thatsächlich anerkennen nulssen; und die strengen Forderungen des
Hofs, der auf die Tributsunmien der Städte nie verzichten wollte,
l)ereitelen den Satrapen unerträgliche Schwierigkeiten. Da]>ei fiaren
die Satrapen bei ihrer Entfernung vom Hofe so selbständig in ihrer
Macht, dass man einen Mann wie Tissaphernes gar nicht abzusetzoi
imd vorzufordern wagU.', sondern nur durch Verrätberei zu liesei-
tigen wusste. Unter solchen Umständen nmsste diesen Machthabem
wohl der Gedanke kommen, dass es für sie die beste Politik wäre,
sich mit den Griechen auf eigene Hand zu verständigen und mit
Griechenhülfe sich von Susa unabhängig zu machen. Hatte doch
selbst Tissaphernes, der ärgste Gricjchenfeind, eine griechische Leib-
wache, bei welcher allehi er sich sicher fühlte! Nach dem
Untergange des Tissaj)hernes, der für einen streng königlicben
Mann galt und seiner ausgedehnten Vollmachten wegen von den
kleineren Macblhabern gefürchtet war, lockerten sich die Baude der
NEUE KKIEGSPLÄISE. 167
Eoeht iinil des Ziisninnieiilinngs mit dem Reiche noch mein*. Man
bot Agesilaos von verschiedener Seite Verhindnngen an. Kleinasien
Rhien sich in eine Reihe von Staaten nnd Stammen aufzulösen,
kreD Fürsten anf griechische Unlei'stutzung angewiesen waren und
nch also zu allen Zugeständnissen hereit linden mussten.
In dieser Richtung war Agesilaos Ihatig. Es gelingt ihm, den
Lmdeskönig von Paphlagonien Otys zum oiTnen Ahfall zu bewegen
nd zwar dmrh Vermiltdung des Spithridates, eines Unterheamten
fcs Phaniabazos, welcher durch Lysandros veranlasst war, sich
Im Griechen anzuschliefsen. Agesilaos hrachte eine Heii*ath zwi-
NJien Otys und der Tochter des Spithridates zu Stande, um den
Kflnig noch fester mit sich zu vereinigen und wo möglich eme
Gruppe von Fürsten zu bilden, welche in griechischem Interesse
nmmmenhieUen. Man hofTt« selbst den Pharnabazos in eine solche
Tcrbindimg herein zu ziehen — aber ehe diese Pläne zur Reife
kamen, tritt von unerwarteter Seite, und zwar auch in Folge des
Pkktolossieges, eine vollständige Wendung der Kriegsereignisse ein^').
Es war nämlich an Tissaphenies' Stelle Tithraustes getreten,
ein Mann, der viel schwieriger zu behandeln war, weil er höhere
Bde verfolgte. Tithraustes machte sich keinerlei Täuschung. Er
nbnnte die Unmöglichkeit, sich durch Waffengewalt der fremden
Beere zu envehren, und begann also auf neuer Grundlage zu unter-
bodeh. Er erklärte sich bereit, die Freiheit und Selbstregierung
hr Kflstenstadte anzuerkennen, nur sollten dieselben einen gewissen
kboBS dem Grofskönige entrichten, der sich einmal als den Eigen-
hflmer des Bodens ansah, auf dem die Städte erbaut waren. Es
ir dieser Vorschlag ohne Zweifel die einzig mögliche Basis der
entiKndigung, auf welche von beiden Seiten eingegangen werden
unte, die einzige Art, den Seestädten ihre bürgerliche Freiheit
1 sichern, ohne dass ehi frenuies Heer in Kleinasien lag und ein
ninterbrochener Kriegszustand fortdauerte. Manche griechische
lonien liestanden unter ähidichen Bedingungen, idme dass man
Den den Namen freier Griechenstädle stnntig machte.
Agesilaos konnte aber nach seinem Siege solche Bedingungen
;hl annehmen und Tithraustes war für den Augenblick aul'ser
Bilde, etwas Anderes zu thun, als sich nach Art des Tissaphernes
inen Gegner vom Halse zu schaffen, indem v.v ihm reiche Sold-
Ider auszahlte und dafür sich ausbedang, dass er sich wieder nach
m Hellesponte wende. Also auch Pharnabazos halte keinen Gewinn
168 AGESILAOS UND TITHRAUSTES.
vom Stui^ze seines Gegners; es ging ihm übler als je zuvor. Dem
sein prächtiger Herrensitz, Daskyleion an der Proi)ontis, i^urde
das Winterquartier des Agesilaos, der in den Wildparks des Satnpeo
jagte, während dieser mit seinen Schätzen unstat umherzog, too
Streifschaaren verfolgt.
Inzwischen hatte Tithraustes andere und wirksamere Mittel ge-
funden, den kleinasiatischen Wirren ein Ende zu machen. Soüte
der Krieg einmal mit Gold statt mit WalTen weiter geführt werden,
so war es besser, das Gold nicht dem Könige Spartas zu geben,
den man dadurch nur an den Boden von Kleinasien fesselte, son-
dern den Feinden Spartas im Mutterlande. Tithraustes kannte die
dortigen Verhältnisse, er wusste, wie viel Zündstoff dort angehäuft
sei und dass ein dort entzündeter Krieg das sicherste Mittel sei, um
den königlichen Seeprovinzen den lang ersehnten Frieden wieder
zu verschaffen. Zur See hatte Konon schon die Kriegführung über-
nommen; nun schickte Tithraustes im Sommer 395 den Rbodier
Timokrates nach Athen, Theben, Argos und Korinth. Die per-
sischen Subsidien, welche im pcloponnesischen Kriege von den
Athenern so sehnsüchtig begehrt und von den Spartanern durch
vielerlei Demüthigung erkauft worden waren, wurden jetzt freiwillig
angeboten und den Städten entgegengetragen, welche den Sparr
tanem feindlich waren; die goldenen 'Bogenschützen^ an richtiger
Stelle verwendet, Ihaten ilue Wirkung. Die Führer der demcAra-
tischen Partei, deren Interessen jetzt mit denen des Gfofskönigs
zusammenfielen, befreiten sein Reich von dem lästigen Feinde, in-
dem sie Griechenland nach kurzer Waffenruhe von Neuem zum
Schauplatze eines Kriegs machten, welcher sieben Jahre lang zu
Lande und zu Wasser geführt wurde und die Lage der griechischen
Staaten zu einander wesentUch veränderte**).
IV.
DER KORINTHISCHE KRIEG
Als Agesilaos nach Asien fil)erseLzte, um den Grofsküuig in
seinem Reiche anzugreifen, konnte dies, aurserlicli l)elrachtet, wie
ein grofsarliger Aufschwung Spartas angesehn werden, in Wirklich-
keit entzog es sich al)er dadurch nur der ungleich schwierigeren
Aufgabe, .die es im Vaterlande zu lösen hatte, und die gänzliche
Unfähigkeit, welche es in der Behan<llung der hellenischen An-
gelegenheiten zeigte, brachte dem Staate viel mehr Nachtheil als
der neue Waffenruhm ihm nützte. Nach den Thaten der kvreer
konnten Triumphe ülier persische Satrai>en keinen Eindruck machen;
die nationalen Ideen, welche künstlich angeregt wurden, fanden
keinen Anklang, weil sie keine Wahrheit hatten, und die Zeit war
u nüchtern, um sich durch das pomphafte Auftreten des Agesilaos
bestechen zu lassen.
Während der Fehbsüge hatte sich die allgemeine Verslimmung
nur gesteigert. Man war namentlich über die grausame ßehaiullung
?on Elis aufs Höchste erbittert; man sah jetzt, wo Sparla hinaus
wolle, wenn es die Macht in llanden habe. Man sah abi'r auch,
dass, während die klehien und wehrlosen Nachbarstaaten seiner
Rachsucht zum Opfer fielen, die gi^ofseren un<l ferneren Staaten
für die offenste Widersetzlichkeit und die schnödesten Beleidigungen
unbestraft hUehen. Dadurch schwand allnirddich die Furcht vor
Sparta; man erkannte das Missverhältniss zwischen seinen Macht-
anspröchen und seiner wirklichen Macht und es bildete sich um so
leichter ein Einverständniss unter den Staaten, welche sich je4zt
zuerst oder von Neuem dem Drucke Spartas entziehen wollten, die
einen, indem sie sich von ihrer Niederlage erludten, die anderen
mit frischer Kraft eintretend, um sich eine selbständige Stellung
zu erwerben.
Theben, Argos, Korinth und Athen waren die Plätze, wo es
gäbrte; überall waren namhafte Manner, welche die Bewegung
170 TIMOKRATES IN GRIECHENLAND 96, 8; SOS.
leiteten; in Argos Kylon nnd SoiLimas, in Korinth Timolaos und
Polyantlies, in Theben Androkleides, Anipliithcos und Galaxidoros.
In Athen vvni'den (He Volksredner Agvrrhios und Epikrates einfluss-
reich und dei' Staat lenkte mehr und mehr in die alte Demokratie
ein. Eine gleiche Richtung trat mit der Erhebung gegen Sparta
auch in den anderen Städten hervor und diente dazu, sie unter
einander zu verbinden®').
Mit diesen Verhältnissen war man in Persien durch Konon
bekainit und demgemäfs erhielt Timokrates seine Anweisungen; die
Lage war so günstig, dass es keiner Bestechung liedurfle, um Ver-
räther zu gewinnen und der Politik der Staaten eine neue Wen-
dung zu ge])en. Man konnte offen verhandeln nnd war deshalb
um so sicherer, das Geld nicht nutzlos auszugeben. Der AbfaB
war schon erfolgt, Korinth wie Athen hatten die Heeresfolge tct-
weigert; Theben, welches die Spartaner durch die Sendung des
Aristomenidas (S. 161) in besonderer Weise zu gewinnen Tersuchten,
hatte «lassende in viel schrofferer Weise gethan und aufserdem den
König Agesilaos öflenthch auf das Gröbste beschimpft. Das waren
Verhältnisse, welche unhaltbar waren; es musste zum Kriege kommen
uiui es war gewiss nicht vortheilhaft zu warten, bis etwa Sparta,
<1urch die asiatische Beute l>ereichert und durch einen glAckUclien
Frieden mit Persien ermiithigt, seinerseits den Zeitpunkt günstig
erachtete, um die widerspenstigen Staaten zu züchtigen und über
einen nach dem andern das Schicksal von Elis zu verhängen. Es
fehlte nur an Mitteln zum Kriege; als diese aber sich ungesuchl
und reichlich darl)oten, konnte und durfte man nicht säumen. So
erklärt sich die rasche Wirkung, welche der Sendung des Timo-
krates folgte uiul Alles, was Konon in Aussicht gestellt hatte, auf
das Glänzendste l)estätigte.
Die Thebaner wai^en die Eifrigsten. Sie stunden damals der
ganzen LandschalY vor; sie handelten als Böotier. Sie waren es, die
den Krieg zum Ausbruche brachten, und zwar in der Weise, dass sie,
um nicht unmittelbar gegen Sparta vorzugehen, in ihrer Nachbar-
schaft eine Gränzfehde veraiüassten.
Die opuntischen Lokrer, welche unter Thebens Einflüsse standen,
mussten einen Landstrich, der zwischen ihnen und Phokis streitig
war, für sich in Anspruch nehmen. Die Phokeer rufen, wie voraus zu
sehen, Sparta zu Hülfe und die Thebaner schicken nach Athen.
Athen war eine wehrlose Stadt und also auf enie vorsichtige Haltung
llihVIUVISS zw. ATHEN UND THEBEN S95. 171
ewiesen; es hatte keine Kriegsgelder von Persien angenommen
I idiettte rieh ofiene Feindseligkeit zu beginnen. Andererseits
inle es aber auch nicht dulden, dass von Neuem peloponnesiscke
ippen in Hittelgriechenland einiiickten und die lysaudrische Politik
der aufgenommen wurde; denn dann halten auch die Athener
Schlimmste zu erwarten. Damm hatten die Gesandten Thebens
tB Recht am Sclilusse ihrer Rede zu sagen, dass der l»eantragte
Beidimad tär Athen seihst noch vortheilhaflter sei als für Theben.
. Auch wagte sich in Athen die lakonische Partei gar nicht geltend
OUMsben. Es soll noch eine Gesandtschaft nach Sparta gegangen
I mit dem Antrage, die phokische Gränzstreitigkeit durch ein
icht entscheiden zu lassen. Als aber darauf nur mit Kriegs-
limg geantwortet wurde, war die Bürgerschaft rasch entschlossen.
hl sah man die spartanischen Besatzungen rings um Attika herum
Baboiay Tanagra, Aigina, Megara gelagert, und war selbst ohne
Hcn und ohne ScliilTe, aber man wollte die Wohlthäter der Stadt
il im Stiche lassen. Neben Männern, wie Epikrates, von denen
■ifp*»»* die Rede ging, dass sie persisches Geld angenommen
ien, traten Thrasybuios von Kollytos und Tlu*asybulos von Stciria,
Beflreier Athens, vor die Bürger und erweckten den alten Kriegs-
b. Thrasybuios verfasste den Yolksbeschluss, in welchem Athen
den Böotiem ein WafTeid^ündniss abschloss, und ilieser Bescbluss
NBO Urirande noch jetzt hi einem Bruchstu<;ke erhalten ist, war
orale That, mit welcher Athen acht Jahre nach Wiederherstellung
Unabhängigkeit aus seiner Zumckgezogenlieit hervortrat, der
0 Sduitt einer selbständigen Politik, der erste Erfolg der Ixu»-
hen Partei, welche sich zugleich mit der Befi-eiuiig des Staats
üdet hatte (S. 52). Schon hn Herbste 305 (96, 2) rückte Thrasy-
m mit einer Hulfsschaar nach Theben, hoch erfreut, sich seinen
tBrennden dankbar erweisen zu können, und freudig von ibnen
Angen**).
Sfiartas Kriegseifer l)eru1ite aber dai*auf, dass Lysandnts seinen
Inss wieder liefestigt hatte. Durch alle Widerwärtigkeiten un-
eugty hatte er seine Plane unablässig verfolgt und wieder eine.
Im um rieh gesammelt, welche ihm fest anhing. Er l)edurfle
allem einer neuen Gelegenheit, sich als den Maini zu zeigen,
allein im Stande sei, die Hellenen zu unterwerfen. Der Abfall
Mittelgriechenlaud war schon ein Triumph Hir ibn, weil dadurch
nbar wurde, wie verkehrt die schlaffe und nachsichtige Politik
172 SCHLACHT BEI HALIARTOS 96, S; SM.
sei, welche man ihm zuwider l)efolgt habe; er hoffte jelzt nieder
der Unentbehrliche zu sein und in Abwesenheit des Agesilaos m
unterbrochenes Werk mit 1)eslem Erfolge aufnehmen zu köimai;
er hoffte sich an l>eiden Königen für die erUtteuen Demülhigm^ai
raclien zu können.
Er erlangte, dass man ihn zum Befehlshaber ernannte. Er machte
sich anheischig, im Norden von Theben ein eidgenössisches Hmt
zusammenzubringen; Pausanias wurde beauftragt, die peloponneuschci
Truppen zu sammeln und über den IsUimos Torzurücken. Beide
Ueere sollten sich dann im südlichen ßöotien vereinigen and dh
feindliche Macht erdrücken, ehe sie sich durch auswärtigen Zang
gestärkt habe. Lysandros eilt ungeduldig voran, bringt Truppm m
IMiokis und Thessahen zusammen imd rückt gegen Haliartos tot,
wo er den König treffen sollte. Er findet ihn nicht; toU Begier,
allein die erste Waffenthat zu vollbringen, geht er unbesonnen auf
die wohlvertheidigte Stadt los; er wird einerseits von den Belagertai,
andererseits von den herbei eilenden Thebanem angegriffen und ii
diesem ungleichen Kampfe mit einem Theile semer Truppen er8clibigc&
So klagUch endete das Leben des Mannes, welcher wie Zeit
lang mächtiger war in Hellas als ii'gend ein Hellene vor ihm, der sick
wie einen Gott verehren Uefs und, nachdem er die grö&te Ent-
scheidung in der griechischen Staatengeschichte herbeigeführt hatte,
auch die weitere Entwickelung dersell)en in seiner Hand zu habei
glaubte. Er hatte ein deutliches Hewusstsein davon, was die Korintber
zu x\nfang des peloponnesischen Kriegs den I^kedämoniem sagtea:
'Für einen Staat, der sich ruliig verhält, sind stetige EinrichtunpB
vortrefflich; wenn er sich aber auf Vielerlei einlässt und Grofim
unternimmt, so kann er nicht })ei dem Alten verharren, senden
muss Manches bessern und ändern'. So wollte auch Lysandroe
<ias veraltete Sparta umformen, <lamit es seiner neuen Aufgabe ge-
nügen könne. Aber es war keine Vaterlandsliebe, die ihn zu seiaen
.Neuerungen trieb, sondeni ihm sollten sie dienen. In gewissenloeer
Selbstsucht wollte er Alles veniichten, was seinem Ehrgeize im Wege
stimd; rastlos hat er von Jugend auf nach einem Ziele gerungen,
aber es lag ein Lnsegen auf Allem, was er that, und seine Siege
haben weder ihm noch seiner Vaterstadt Heil gebracht; er musste
seinen Ruhm überleben, die bittersten Kränkungen erdulden ond
endlich bei einem durch seine Schuld unglücklichen Untemdunen
vorzeitig und ruhmlos fallen.
LY8AN1)ERS TOI). 173
Nach seinem Toile fand man eine Srhrift, welche Lysandros
orch Kleon aus Halikarnassos hatte anfertigten hissen, nm die O-
BnkeD darzulegen, welche der von ihm heahsielitigten Verfassungs-
ndeniiig zu Gnmde lagen. Seine Plane sind ein Geheinniiss ge-
Keben, doch so viel ist deutlich, dass er dem Contlicte der (üewalten,
reicher Sparta zu einer kräftigen und folgerechten Politik nntaug-
dl machte, ein Ende machen wollte. Das Konigt hum s(»llte als
ine durch uralte Göttersprüche geheiligte Einritrhtung (Thalten hleihen,
her es sollte etwas Anderes wenien; es sollte ans allen Ilorakliden
der aus allen S|)arianern der geeignete Mann zum St^iatstdierhanpte
rboben werden. Dami nuissten aher auch die Ephoren heseitigt
Verden, dann musste eine neue, (^'weiterte Bürgerschaft da sein,
DD das Oberhaupt zu wählen. Es sollte also an Haupt und Gliedern
kr Staat emeuerf werden imd an Stelle des Scheinkonigthums ein
^arsftnliches Regiment treten, ein kräftiger Wille, der Spart^i 1m»-
boTBchen könne und von SparUi aus die griechische Welt. Lysandros
bitte die Staaten alle willenlos seiner Vatersüidt zu Füfseii gelegt;
er hielt sich auch für den, der ht^rufen sei, als neu erwähltes Oher-
buqit die durch ihn gewonnene Herrschaft festzustellen und Griechen-
and unter einer Diktatur zu einigen.
Zn einem gewaltsamen Staatsstreiche hatte Lysandros aher weder
lie Mittel noch den Muth. Er war keine Heldeimatur, weh'he das
f6lk um sich sammelt und gerade auf das Ziel hisgeht; er konnte
lieht einmal eine starke Partei um sich hilden. Hie hitrigue war
tein Lebenselement, und indem er dieser Richtung g;niz nachhing,
itklste er im Laufe der Jahre von seiner Entschlossenheit und That-
EnA mehr und mehr ein. Er suchte hei den Priestern eine Partei
n gewinnen, um den Staat, der noch immer nach (lötterzeichen
leienkt wurde, in legitimer Weise umzugestalten; wie ein zweiter
ijrkmfos wollte er von Delphi aus seine Vollmachten hahen, wo
T sich durch seine glanzvollen Weihgeschenkt; helieht gemacht hatte.
Ss wurde die Rede verbreitet, dass noch ungelesene Göttersprüche
m delphischen Archive vorhanden wären, deren Inhalt nur ein Sohn
les Apollon eröffnen diu*fe; ja es wurde seihst ein .lüngling vom
Kyotos her nach Delphi gebracht, den seine Mutter für einen Gottes-
sohn ausgab; er sollte in Delphi anerkannt werden und dann die
leoen Oflenbarungeu verkünden. Bedenkt man, dass er auch in
Mona und Libyen die Orakel in Bewegung setzte, so erstaunt man
iber das grufsartige Intriguenspiel dieses Mannes. Aher seine Ränke
174 UNGLÜCK DES PAUSANIAS 96, 8; S95.
waren zu fein gesponnen und die Fäden zerrissen ihm unter den
Händen.
Gewiss war Lysandros der begabteste Staatsmann, den cUis neoa«
S|>arU bervorgebracht liat; Niemand war ibm an Kenntniss der Per-
sonen und Verbältnisse gewachsen, und dass in seiner Staatsschrift
die Gebrecben der spartanischen Verfassung treflend gezeidiiKt
waren, kann man wobi sclion daraus scbliefsen, ilass man in Sparta
Bedenken trug, die Scbrift bekannt werden zu lassen, obwohl Age-
silaos es wünschte. Aber es feldte Lysandros der Muth des gutea
Gewissens; darum bat er bei aller Begabung nichts erreicht Et
hat nur dazu beigetragen, seine Vaterstadt noch mehr zu zenröttoi,
seine Mitl»Qrger geldgierig und ränkesüchtig zu machen und d«
Geist Spartas gnmdlicb zu verschlechtern. Ihm war kein Anschlag
zu schlecht im<l kein Mittel zu unsittlich, und doch ist er an der
Halbheit zu Gnmde gegangen, dass er Revolution und Geaetilich-
keit mit einander verbinden wollte und zwischen ängstlicher Be-
<lenklichkeit und rücksichtslosem Ueliermuth immer hin und her
schwankte. Vielleicht hängt dieser Widerspruch mit einer Gemfitltf-
krankheit zusammen, welche ihn in seinen spätem Jahren heimg^
sucht haben soll und sich aus den vielfachen Täuschungen seiM
leidenschaftlichen Ehrgeizes wohl erklären lässt*^).
Am Tage nach dem Falle Lysanders kam Pausanias mit dci
Peloponnesiern. Er sab die Leiber der Gefallenen unter den Hauen
von llaliartos liegen, schutzlos den Feinden preisgegeben; denn die
Phokeer hatten sich nach dem verunglückten Uel>erfalle währond der
Nacht in iiire Heimath zerstreut. Der ganze Kriegsplan ymr iw-
eitelt, die Truppen des Königs waren schlecht gestimmt; sie sahen
sich von überlegener Reiterei bedroht, die Athener waren inzwischeo
auch auf dem Kampfplätze angelangt; kurz Pausanias war in der
peinlichsten Lage. Es war ihm unmöglich, das, was ihm zunächst
oidag, die Befreiung der Leichen aus Feindeshand, mit Waffengewalt
zu erreichen; es blieb ihm also nach Anhörung des Kriegsraths
nichts übiig, als den Feind um WaiTenstillstand und friedliche Aus-
lieferung der Todten zu i)itten. Aber auch dies erreichte er nar
unter der Bedingung, dass er das Liuid räume. Unverzüglich mosste
er den Rückzug antreten und daliei wurde er von übermüthigcii
Feinden verfolgt, welche nicht zuliefsen, dass die abziehenden Truppen
rechts oder links von der lleerstrafse abgingen, um sich Unttffaalt
zu verschaffen. Der König wurde mit lautem UnmuUie in Sparta
DER RORINTHISCIIE RUND 305. 175
empfangen; ihm wurde Verzögerung und Feiglieit vorgewogen, die
lysamlrische Partei benutzte die Stimmung, ilni für die Unhesiumen-
lieit Lvsauders bufsen zu lassen und für seinen Tod vernntwortlieh
zu machen. Audi sein früheres Veriialten in Attika, seine scliwacli-
liehe Nachsicht gegen die Demokratie von Athen wurde ihm von
Neuem zum Vorwurfe gemacht. Er wagte es niclit sieh dem (le-
richte zu stellen; zum Tode verurteilt, Ilüchtete er nach Tegea^^).
Im feindlichen Lager hatte der unerwartete Krfolg einen aufser-
ordeuÜichcD Umschwung hervorgerufen. Der geirdn*lichs(e Gegner
^lar lür immer Iieseitigt, Sparta gedemüthigt, Theben voll Sieges-
muth. Nun konnte es nicht schwer fallen, einen offnen Waffen-
bund wider Sparta zu Stande zu bringen; Argos un<l Korinlh, unter
sich schon einverstanden, schlössen sich an Theben und Athen an;
es wurde eine Bundeskasse gebildet, und ein ßundesrath eingerichtet,
der von Koriuth aus tue gemehisamen Schritte leiten sollte.
Von Korinth gingen nun wie zur Zeit des Themistokles die
Gesandten aus, um auch die übrigen Staaten zmn Kampfe für ihre
Unabhängigkeit aufzufordern. Die Lokrer waren schon gewonnen,
sie hatten auch mit Athen einen besonderen Vertrag geschlossen;
auch die Malieer, welche durch die Aidage von llerakleia gereizt
waren (S. 152), die Städte von Euboia und im Westen die Akar-
naoen, Lcukadier, Ambrakioten schlössen sich an; Alle hatten
lakedänionische Vergewaltigung zu leiden oder zu fürchten. Zu
Sparta hielten nur die ganz unselbständigen Halbinselgenieinden und
diejenigen Staaten, in denen eine Minderheit von Hürgern oder
einzelne Gewalthenni regierten, welche durch spartanische Waffen
gehallen wurden.
Der korinthische Bund rief di(; (iriechen zur Freiheit gegen
jede Art von Unterdnlckung. Durch i)ersisches Geld in's Leben
gerufen, war er doch von der Stimmung <les Volks getnigen; er
war ahM> kein Sonderbund, wie ihn Sparta ansah, sondern ein na-
tionaler Bund und winule daher sehr lasch zu einer anerkannten
Macht, welche um Waflenhülfe angesprochen wurde, wo <*s sich
um die Interessen bürgerlicher Freiheit bandelte; <'r üb<;rnahni als
Gegner der Tjrannis die Stelh; <les alten Sparta.
So geschah es in Thessalien, liier lag Medios, <ler Dynast
Ton Larisa, seit Jahren in Fehde mit dem Tyrannen von IMuTai,
Lykophron. Der Tyraim, von Sparta unterstützt, war im Vortheile.
So wie also die Larisäer von dem antispartaniscrhen Bunde hört<'n,
176 AGBSILAOS HEIMKEHR 96, 2; 894.
wandlen sie sich an ihn nnd es gelang ihnen mit einem Zozup
von 2000 Mann Bnndcstruppen Pharsalos zu nehmen, dessen fefte
Burg von Lakedamonieni hesetzt war. Herakleia, die spartamsdie
Zwinghurg an den Thennopylen, wurde eroliert und ihr Grebiet des
alten Einwohnern zurückgegelien. Die Städte und Stämme Theflflh
hens traten dem Bunde hei un<l die Phokeer, welche unter spaN
lanischer Führung standen, erlitten eine schwere Niederiage W
Narykos. In wenig Monaten war S])artas Einfluss in Mittel- und
Nordgiiecheidand so gut wie vernichtet und der neue Bund wurde
von den Granzen Lakoniens his zum Olynipos hinauf als die eigent-
lich hellenische Macht angesehen; er hatte ein scidagfertiges Em
von 15,000 Mann; er hielt die Isthmospasse in seiner Hand. &puiM
war eingeschlossen iuhI dahei auch seiner eigenen Bevölkerung und
der uhrigen Bundesgenossen wenig sicher; es war in einen aos-
vvartigen Krieg verwickelt, dessen weitere Entwickelung nicht ab-
zusehen war, denn die glänzenden WafTenthaten, von denen die
Bericlite des Agesilaos voll waren, brachten keinen dauernden Er-
folg und befreiten Sparta auch nicht von der Furcht vor der phft-
nikischen Flotte. Diese Furcht steigerte sich, wenn man bedadili%
dass sie während des Sonderhundkriegs an den Kfisten Yon Hdhi
eintreffen un<l mit den Feinden gemeinschafUiche Sache macben
könne. Man verwünschte daher die ganze ül)erseeische Verwickdang,
in die man sich eingelassen habe, und hatte nichts Eiligeres n
thun, als dem asiatischen Heere den Befehl zu scldeuniger Heinn
kehr zukommen zu lassen.
Es war im Frühjalire 394 (96, 2) als der Bote der Ephoren
den König erreichte, welcher bei Astyra in Mysien lag und gerade
im Begrilfe war, die Feldzüge zu eröffnen, welche den Krieg in
das Innere verlegen und das Reicli des Grofskönigs in seinem Kerne
erschüttern sollten. Mitten im Siege sah er sich durch die fern-
treffenden Waffen des Tithraustes besiegt und musste mit schwerem
Herzen einen Rückzug <mti*eten, welcher seine Feinde auf einmal
von allen (lefahreii befreite, alle Verbindungen, die er angeknApIt
hatte, nutzlos machte, ihn selbst und seine Truppen aber auf einen
Kampfplatz führte, wo l>ei schweren Kämpfen wenig Ruhm, wo
grofse Mühseligkeiten ohne Beute ihrer warteten. Er suchte sein
Missgeschick dadurch zu mildern, dass er sich und Andern eine
l>aldige Rückkehr voi*spiegelte. Auch that er was er konnte, um
Ton den gewonnenen Vortheilen, so viel als möglich war, fest-
DIR fSTUMOSPÄSSE. 177
nihalten. Aufsei* der Flotte sollte wAlireiul seiiirr Ahueseiiheil ein
Heer von 4000 Mann unter Euxenoä die Küsteiistadte vertlieidigen,
nd zwar nahm er dazu europaischf^ Tni])pen, aut' die er sieli ver-
fallen konnte, während er die aus den StTidteii aiisgeli<dienen Mi-
liim mit sich nalim; er wollte durch sie auch der Städte gewiss
tön, er wollte dadurch die neu l>egnnidete Weiu'krat'l der asiatis(*hen
Griechen erhalten, er wollte sie an Wairengemeiiistliatl mit spar-
tinischen Tnipt^en gewöhnen und vor Allem die HerrschatX Spai*tas
m beiden Gestaden, deren flersUdlung sein gröl'ster Ruliin war, zu
ädiem suchen. Er wussle mit grofseni Gescliieke einen Wetteifer
der Städte in AusrAstung ihrer Contingente lu^rvorzurufen und er-
reichte es, dass er mit ehieni grofsen und stattlichen Heere im
Joli den Ilellespont überschreiten konnte '*).
Inzwischen war der Kamfif im Mutterlande nfdier an das eigent-
liche Machtgehiet Spartas heran gerückt und aus dem hootischen
Kriege ein korinlhischer geworden. Die nördlichen Kundesglieder
tatteo nämlich kein anderes Ziel im Auge, als die Iklreiung ihrer
Undschaflen vom Drucke Spartas und die Heschräiikung dieses
Stnlg auf die Halbinsel. Die geographische Gränze sollt«; wiederum
eine politische werden; die Isthmospasse erhielten also eine neue
Bedeutung und es kam Alles darauf an, mit Hülfe Korintlis die
M Ausgange aus dem Peloponnes, den Pass Kenchreai, die
Sdducht von Akrokorinth und besonders den breiten Strand weg
»iechen Korinth und Lechaion in der (lewalt zu haben. Denn
dieee Ausgänge waren zugleich die Zugänge zu <len nördlichen
Uodschaften, welche hier eine gemeinsame Schutzwehr hatten,
MBireiid sie diesseits des Isthmos den feindUcben Heerzugen oil'en
mren; namentlich war Athen, so lange es seiner eigtmen Mauern
lieraubt war, auf die Isthmosmauern angewiesen. So stimmten
Athen und Theben in ihren Gesichtspunkten überein und rei^hnelen
bei ihrer Kriegspolitik auf die alte Abneigung der Peloponnesier
gegen transisthmische Feldzüge und das Ungeschick der Spartaner
im Bebgerungskampfe.
Die Peloponnesier konnten aber mit diesen Gesichtspunkten
ucht eiDTerstandeu sehi. Korinth lag ja aufserbalb der Verthei-
Kgungsliiiie, und no(*h weniger als Korinth war Argos geschützt.
Hit einem hingwierigen Kriege, der gar keine Aussicht auf Ent-
scheidung darbot, in ihrem Gebiete geführt, konnte einer Handels-
itadt wie Korinth nicht gedient sein, da ihr das Wichtigste von
Ourtiub Gr. GMeh. III. 12
178 SPALTlTiGEN IM KRlEGSItVTHE.
Allem ein freier Verkehr mit dem Binnenlande und Auslande var.
Korintli niusste eine rasche Fjilscheiduiig wünschen, also eine De-
müthigung SparUis, <lie nur in Sparta erfolgen konnte, und dämm
l)eantragtc Tiniolaos in der Tagesatzung unmitlelharen AngrifT auf
den Feind. Nodi war dcrsell»« entinulhigt; Lysandros war todt;
Agesilaos fern. Jetzt sei <1ie rechte Zeit. Wenn mau sich, sagte
er, gegen eine Wespenplage schützen wolle, so warte man dodi
nicht, his der ganze Schwärm heranziehe, sondern lege Feuer an
das Nest, und wenn man einen Fhiss üherschreiten wolle, so thoe
man das möglichst nahe an der Quelle. So müsse man auch doi
Feind aufsuchen, ehe er seine Kräfte dm*ch Zuzug gestärkt habe.
Indessen drang diese Partei nicht durch. Thehen, welches der
machtigste der St<iaten war und unter seinem Feldherm Ismenias,
dem siegreichen Führer in Thessalien, alle namhaften Erfolge er-
rungen hatte, hlieh <las leitende llundesglied, ohne den Widerspruch
ganz heseitigen zu können.
Auch im Iiniern der peloponnesischen Bundesstaaten gab ti
scharfe Gegensätze: die Demokratien, <lie den Krieg entfacht hatten,
erkannten in der Kleinheit der Staaten die Grundlage der sparta-
nist'hen LI(>hermacht und waren deshalb für engen Anschluss an
andere Staaten und forderten Bildung grölserer Staatsgebiete, will-
rend die aristokratische Fai'tei an der städtischen Selbständigkeit
zähe festhielt. So war es namentlich in Korinth. liier wurde die
Parteispannung dadun^h noch vergröfsert, dass die Bürger durch
den Krieg so sehr beschädigt wurden. In den andern kriegfüh-
renden Bundesstaaten konnten die Accker ruhig bestellt werden;
Korinth trug für alle anderen die Kriegslasten. Das MissvergDügen
darüber kam den Aristokraten zu Gute, welche Frieilen mit Sparta
wollten, und erschwerte die Verständigung im Kriegsrathe. Kon
der Bund litt an aUen den Schwächen, welche Verbindungeo
von MitlelsUiaten t^gen zu sein pflegen, die nicht geübt sind,
eigene Politik zu machen, und die <lurch besondere Ereignisse ver-
anlasst sind, mit andern Staaten zusammenzutreten, mit denen sie
nicht gewohnt sind zusammen zu handehi und nur einzelne Inter-
essen gemeinsam haben. liier waren es mm auch Staaten, wekbe
bis <lahin einander feindlich gewesen waren und deshalb besondere
Schwierigkeiten halten, sich über gemeinsame Leitung der Ange-
legenheiten zu verständigen '°°).
Die Spart^mer waren nicht gesonnen ruhig zuzusehen, wie
SCHLACHT BRI >'ENRA »0, S; 391 JI'Ll. 179
tan sie 111 der IfalhiiiM*! absperrte; audi konnten Ihm längerem
Ininen noch mehr Bundesgenossen alifaUen. Sie rne.kten nnter
risUideniOH nach Arkadien, um die Contingenh* von Mantineia und
^gea an sich zu ziehen. Vielleicht war es l>ei dieser (leiegenlieiu
MS sie einen Handstreich gegen Argos versueliten, der mit. Ihllfe
Ihenisrher Hölfsvölker ]>ei Oinoe zni'üekge wiesen wurde. Von
lantineia aus scldugen sie nicht die näciisten Wege nacli <lem
tthmos ein (vennuthlich weil sie in den (>ehirgs|)assen auf Hinter-
alt zu stofsen fürchteten); sie niacliten vielin<dn* einen weiten L'ui-
wg am Gestade des korhithis<*hen Meers entlang naeh der Gegend,
reiche nun der Kriegssirliauplatz werden inusste, und wfddten Si-
.von zu ihrem Hau|>t(|uartiere. Zwei ansehnliche Heen^sinassen
Igen sich hier gegenfilier. Das schwerhewan'nete Fulsvolk mochte
■f jeder Seite etwa 20,()()() Maim stark sein; an Heitern und
ächten Schaaren waren die Verlulndeten im Vortheiie. Hatur er-
■angelteu sie aher einer knltligen l^itung und waren uher die
tnfirtellang sowohl wie iihe.v die Heerestuhrung uneiiis; wahrschein-
fch deshalb, weil man den korinthern, in deren Lande gekämptt
vorde, dennoch die Ffdirung nicht einräumen wollte. Hie Spar-
taer führte Aristodemos, der Vormund des Königs Ag(*sipoIis, der
km entthronten Tansanias gefolgt war.
Um die Mitte des Sommers H94 trafen die Heere am Neniea-
hehe zusammen, dessen unterer Lauf den Landgrahen zwischen
farinth nnd Sikvon bildete. Hie Thebaner stürmten voreilig auf
ie gegenüber stehenden Achäer ein und lösten dadurch <len Zusainnu*n-
Mg der Linie, so dass die Athener, die 7000 Maim stark unter
Tknsybulos kämpften, von den Spartanern umgangen und die an-
faen Truppen in grofser Verwirrung zurückgedrängt wurden. Hie
IhCh steigerte sich, als die fliehenden Schaaren an die Th(»re Ko-
riaths gelangten und diese durch die lakonische Partei g(*schlossen
Men; erst nach einiger Zeit gelang es ihnen, den Eingang zu
cnwingen und innerhalb der Ringmauer Schutz zu fhiden. Hie
Vierbündeten hatten grofsen Verlust erlitten, doch venuochUMi sie
he Stellung zu behaupten und nach wie vor die Fasse zu be-
kmchen. Aristo<lemos hielt es für gerathen, einst wcmIcu keinen
higriir zu machen, da er ]m Annfdierung des Agesilaos eine gun-
6gt Verändenmg der ganzen Kriegslage erwarten konnte'"^).
Denn auch in Nonlgi-iechenland hatU-* der Sonderbund seiner
ndien Ausdehnung ungeachtet nicht so viel Macht un<l Einiluss,
12*
180 SCHLACHT HEI KORONEIA 96, 3; S94 ACG.
um d(Mi Zug des Königs hemmen zu können, der iinaufhaltnn
heranruckte. M<in erkannt« leicht, welche Schule er und
Truppen jenseits des Meeres durchgemacht hatten. Sie zeigten
Gewan<ltheit und Marschtfichligkeit, von der man früher keiiM
Begriir halle. Durch eine Reihe gemeinsamer Winter- und Sommer-
feldzuge hatten sie einen fest43n, kameradschaftlichen ZaBammeiihiqi,
und unter cr]>rohten Filhrern eine musterhafte Disciplin. Sie hattci
gelernt, sich ulterall Unterhalt zu verschaffen, jede Schwierigkeit
zu hesiegen, List und Gewalt an rechter Stelle anzuwenden. S»
kam Agesilaos auch durch das feindliche Thessalien glflcklich hi»-
durch; er fand die Thennopylen oflen, konnte ungestört die Phokeer
an sich ziehen, so wie die Orchomenier, die feindlichen Nachhtn
Thehens, und stand dreifsig Tage, nachdem er den Hdleqpgiit
ülierschritten, am 14. August (der Tag ist durch eine SonnenAi-
sterniss gesichert) kampffertig in Böotien.
Jetzt erst kam ein Theil der Verhundeten üher den HelikiiB
heiiiher in die El>eiie von Koroneia, wo sie, durch Zuzog au
Böotien und den Umlanden verstärkt, ihre Stellung bei dem Tempd
der Atliena Itonia, dem Bundesheiligthume der Ijandschafl, nahnMi
au demselhen Platze, wo die Bö(»tier vor 53 Jahren schon eimul
ihre Unabhängigkeit glucklich vertheidigt hatten. Agesilaos rückte
vom Kephisos heran und stellte sich zur Schlacht auf; seinen rechten
Flügel bildeten die Lakedamonier, das Mitteltreffen die asiatischen
Truppen, den Unken Flügel die Phokeer und Orchomenier. Diese
stimden den Thehaneni gerade gegenüber; neben den Thebanen
im Centrum die Athener mit den anderen Verbündeten und dau
die Argiver. Agesilaos hatte mehr leichtes Kriegsvolk, sonst «area
die Heere einander ungefähr gleich. Aber die Einen kamen voa
einer Niederlage und entbehrten auch hier einer sichern Fühmog;
die Anderen waren nur zu siegen gewohnt, von Meistern der
Kriegskunst geleitet, zum grofsen Theile Veteranen, wie vor Alka
die Kyreer.
Auch diesmal stürzten die Thebaner vor und warfen den linkeD
Flügel; die Schlacht treimte sich hi drei Schlachten, und während
die vorgedrungenen Thebaner schon ül>er das Lager der Lakeda-
monier herfielen, sahen sie die beiden anderen Abtlieiliuig^ aus
deu) Felde geschlagen und auf <lie Höhen von Tilphossion hioter
Konmeia geflüchtet. Das Feld allein zu iiehaupten, war den Tbe-
bancm unmöglich; aber sie wollten sich zu ihi*en Kamfifgenotten
diirrlischlageii. Da gehl ihnen Agpsilaos mit doin «ganzen Iloore
entgegen, hoch erfreut, die Vcrhasstestcn aller Griechen allein vor
sich zu sehen, voll ghlhender Begierde, iTir die erlitten(!ii Belei-
digungen blutige Rache zu nehmen. Anstatt sie von den Seiten
- einzuschlierden , zwingt er sie gegen Xenophons Hatli durch einen
nusenhaflen FrontangritT zu einem Kampfe der Veiv.wciflung. Es
, entsteht ein furchtbares Handgemenge. Der König steht im dich-
irl festen Gewühle und wird von Wunden hedeckt; aiier trotx alier
Anstrengung kann er nicht hindern, dass die Thehaner sich mitten
, durch sein Heer Bahn brechen und mit ihren Genossen vereniigen.
Zwein»^ sind sie die Sieger gewesen, alNM* das Schiachtfeld ist in
den Händen der Lakedämonier, und diese tragen die laichen <1er
teinde in die Mitte ihrer Lagerstelle, um die Verbündeten zu
iftiugcn, um ihre Todten zu bitten imd <1adurch ihre Besiegimg
einzuräumen. Die Ehre des Königs ist gerettet, aln^r der Erfolg
des Tags war u\ gering, dass die Lakedämonier sich in Bö(»tien
nicht halten konnten. Agesilaos selbst gebt nach Delphi, um sich
von seinen Wunden heilen zu lassen und den Zehnten der asia-
tischen Beute, nicht weniger als 100 Talente (150,000 Thh.) dem
fiotte zn weihen. Aber wie schnell erblasste der Glanz sehier Siege!
Schon Tor der Schlacht hatte er die Kunde von dem völligen Vm-
idilage der Verhältnisse in fonien erhalten und damit traten seine
Unten ganz in den Hintergrimd vor den l nternehmnngen Konons^^^).
Konon war der Erste, durch den attische (>edanken und attische
Politik auf die Staatenverhältnisse am agnischen Meere \vie<ler einen
Hnflnss gewinnen. Mit eben so viel Klugheit wie Thatkratl hatte
ff die Lage des Perserreichs Itenutzt, um in Susa eine Stellung
m gewinnen, den Sturz des Tissaphernes vorzul)ereiten und mit
Phumabazos eine neue Kriegspolitik anzubahnen, Un deren Aus-
IHhrung er unenlbelu'lich war; dem heimathlosen Schutziing«' des
Rinten von Salamis wurden die S<'hätze des GroCskönigs zur Ver-
ItgUBg gestellt Das geschah noch vor dem Uebergange des Agesilaos
Sich Asien. Aber es ging langsam vorwärts.
Bei den kläglichen Zuständen des Reichs miisste jede Seerfistimg
¥on vorne angefangen wenlen und es kostete Mfdie, nachdem IMiar-
mbasos durch seine Reise nach Susa den entscheidenden Entschluss
hervorgernfen hatte (S. 157), zuerst nur vierzig Schilfe zusammen-
mbringen, welche Konon in den Gewässern Kilikiens einübte, um
den Kern einer Flotte zu gewinnen. Der versprochene Sold blieb
182 KONOX IN KAU>OS.
aus; die Gegcuparlei war noch iiniuer mächtig; die Südküsin
Kleinasieiis gehörten zu der Satrapie des Tissaphernes, weicher da
Fortgang der llQstungen auf alle Weise zu erschweren wiifiric
Ronon musste sich vor der lakedänionischen Flotte in den Kriech
hafen von Kaunos zurückziehen und hlieh hier drei Jahre lang an-
geschlossen (397 — 5). Er harrte ruhig aus und verliefo sich aitf
seine Freuiule. Er erkannte, dass die Beutezuge der Spartaner nur
dazu beitragen musstcn, Pharnabazos um so eifriger zu madiai,
ihn zu unterstützen. Er ging seihst \välu*end der Blokade wm
Grofskönige, erwirkte die energische Fortsetzung der RüstUDgea,
welche Sparta in Schrecken setzten und die Abfahrt des AgeüfaM
veranlassten. Unmittelbar vor der Schlacht am Paktoios (S. 165)
gelang es Pharnabazos die Blokade aufzuhel>en, so dass Konea
endlich die neugebauten Schiffe au sich ziehen und seine FloUe vä
aditzig, dann auf das Doppelte bringen konnte.
Nun begann er unverweilt seine Unternehmungen, setzte sich
mit der demokratischen Partei auf Rhodos in Verbindung, bewirkle
den Abfall der wichtigen Insel von Sjmrla und iuig die Transport-
schiffe auf, welche der spartanischen Flotte ägyptisches Kom m*
führten. Diese ersten Erfolge benutzte er, um auf Grund derseibci
ein volleres Vertrauen und eine sicherere Stellung in Anspruch n
nehmen. Er durlte nicht mehr von Uofparteien und Satrapenlaunei
abhängig sein, wenn das Werk Fortgang halten sollte. Im Ratte
des Grofskönigs war unter Konons ))ersönlicher Betlieiligung ein
gleichzeitiger Land- und Seekrieg gegen Sparta lieschlossen, die
Geldmittel sollten konon selbst übergeben und ihm die obenie
Leitung des Kriegs ülx^rtragen werden. Konon war klug g^ofi
sich Pharnalmzos zum Amtsgenossen zu erbitten und ihm die Ehre
des Oberl>efehls zu überlassen. Aber er war die Seele des Ganzen,
die alte Sprödigkeit der P<;rser war überwunden; sie erkannten,
dass ihre Streitkräfte nur unter griechischer Leitung etwas gegen
Griechenland ausrichten konnten. Sie vertrauten sich, ihre Macht,
ihre Schätze dem attischen Manne an, sie liefsen ihn für sich sorgen,
so dass aus diesen Verhältnissen sich, wie es scheint, damab das
Sprichwort bildete: *Für den Krieg hat Konon zu sorgen' ****).
Freilich wurden nun auch auf der andern Seite die Streitkrifte
vereinigt. Agesilaos wurde Feldherr zu [winde und zu Wasser (S. 166).
Er wusste den Eifer der Küstenstädte zu entllammen; 120 Kriegs-
schiflc wurden von ihnen zusammengebracht^ aber indem er seinen
SCHLACHT BEI KNIÜOS 06, 3; 301 A>'F. AUG. LS'$
Schwager, den iintTralii*eneii IVisandros, ziiiii Flotlciirfilirer inachlc,
irwies er Koiion den ^^öfsten Dienst, so dass dieser schon im
iuguät Gelegenheit hatte, das ihm geschenkte Vertranen im voll-
(len Mafse zu rechtfertigen. Er traf die Fl(dte Ihm (Ut llalhinsel
roD Knidüs. Peisandros konnte sich dem Kampfe nicht cntziidien,
ibwohi er in keiner Beziehung seinem (legnei* gewa<*hsen war. Er
irliU die voiistäudigste Niederlage. Peisandros fiel seihst im Kampfe,
md fünfzig ScküTe wurden genommen.
Die Nacln*icht von dieser Schlacht erreichte den Konig Agesiiaos
lei seinem Elintiitle in Böotien; er verheimlichte sie seinen Trnp])en
lis nach dem Tage von Koroneia, an dem er seihst schon mit zer-
lArten HoiTnungeu kämpfte. Denn es waren niclit nur alle Erfolge
einer zweijährigen Feldzfige, sondern auch seine künftigen Siege
■ii einem Schlage vernichtet. Ganz lonien war verloren, die
oniflchen Truppen waren nicht mehr heim lleiTe zu halten, an
Uhckkehr nicht mehr zu denken. So grift' die Schlacht l>ei Kuidos
mmittelbar in die Verhältnisse beider r.ontinente ein inid Agesiiaos
Behrte mit dem Reste seiner Truppen wie ein Besiegter nach Sparta
Wim (Herbst 394)'"').
Inzwischen ging die siegi*eiclie Flotte von Karien die Küste
üiauf. Auf Konons Rath wurde allen helh^nischen Städten Frei-
Mt und Selbstverwaltung verheifsen, und da die An\\esenheit d(*s
hgerihos für sie doch inuner mit vielen Opfern und llnhecpiemlicli-
keiten verbunden gewesen war, so fugten sie sich um so williger
ii den Umschwimg der Verhältnisse. Ein freier Ilandelsverkc^hr
Mt dem Reiche blieb für die Städte das vorwallende Interesse, und
h Urnen jetzt Alles, was sie wünschten, freigebig dargehoten wurde,
IQ fielen sie sämtlich, auch Ephesos, \tm Sparta ab, bis zun)
HeDetponie hinauf, wo Derkyllidas sich ui Ahydos und Sestos l»e-
hmptete.
Im folgenden FVühjahre wendete sich die Flotte nach Griechen-
bnd hinüber. Es waren gerade hundert Jahre, seitdem der erste
Seezug von der Küste Asiens gegen Attika aufgehrochen war. Al»er
Besmai war die {lersiscb-phönikische Flotte ein Befreiungsheer, ein
nsehnlicher Theit derselben griechisch, der Admiral ein Athener
nd ihre Aufgabe die Wiederherstellung seiner Vaterstadt! Alle
iykladen wurden vcmi Joche Spart4is In^freit, die llarmosten, wo
ie Bidi noch gehalten hatten, vertrieben, kythera wurde Ix^setzt,
ie Küste Messenicns beunruhigt, und dann führte Konon die Flotte
184 MAUERHAU UER ATIIE>ER 393.
zum l8lliinos, um sich mil dem BundesraUie zu verstandigen ind
die kräftige Fortsetzung des Landkriegs zu l)eti*ciben. So näberte
er sich seinem eigentlidien Ziele. Denn es wurde ihm uichl schwer,
das, was er als Athener am sehnlichsten wünschte, den PerMiB
sowohl wie den griechischen Verhündeten als einen Gegenstanl
ihres eigenen Interesses darzustellen; die SparUiner, sagte er, wurdoi
ihre Ansprüche auf Beherrschung Griechenlands nicht aufgeben, m
lange die Mauern Athens in Schutt lägen. Durch ihre Herstellung
werde die Stadt erst in Stand gesetzt, das Gegengewicht zu bilden,
wie es die Politik des Grofskonigs und die der Verbündeten ver-
lange. Pharnahazos ging auf Alles ein, und während er selbsl mit
einem Theile der Flotte nach Asien heimkelu*te, lieüs er Konon mit
achtzig Schitfen im Peiraieus vor Anker gehn. Die Mannsdiift
wurde ausgeschifft, Baumeister und Steinmetzen wurden ia DieHt
genommen, von Theben und den Nachbarstiidten kamen Hunderte
von A]i>ei(ern, aus Argos hetheiligten sich die den Athenern be-
freundeten Familien, wie die des Arislomachos, der Bau wurde ab
eine nationale Angelegenheit, als Bundessaclie angesehen, und ft
wiu'de das Werk des Themistokles, Kimon und Perikies, die Rii^
mauer der Ilafenslndt nebst den langen Maueiii, für das Gebl dei
Grofskonigs, einerseits von Phonikiern, Kilikiern und Kyprieni,
andererseits^ von Athenern und ihren Verhündeten gemeinschafUidi
wieder hergestellt. Da von den drei langen Maueni die phaterisdK
$chon durch den Bau der mittleren übeitlüssig geworden war, so
l»eschränkte man sich natürlich auf den Bau von zwei Parallelmauern,
weh'he 01)er- und Unterstadt genügend verbanden. Der MaueriMio
blieb noch an mancher Stelle unvollständig, aber der Hauptxweck
wurde erreicht. Si)artas llerrschaftspläne schienen erst jetzt sicher
vereitelt zu sein und in niafslosem Jul»el feierte Atlien seine Wieder-
gebm't. Das Werk der Befreiung war erst jetzt vollendet, die e^
littene Schmach erst jetzt gesühnt. Die Thaten Thrasybuis und
seiner Genossen wurden in Schatten gestellt; Konon und Euagoras
wareu die Helden des Tags, die Neugründer Athens*^*).
Zum Glücke für Athen waren die Lakedämonier noch immer
in der Halbinsel abges)KnTt. Ihre Siege hatten ihnen in der Haupt-
sache nichls geholfen; sie waren für die neue Art der Kriegführung,
in welche sie verwickelt waren, in hohem Grade ungeschickt.
Unthätig lagerhMi sie in Sikyon, aufser Stande, die Isthmoslinien
zu durchbrechen, und sie wären schwerlich vorwärts gekommen.
NORl>SCENE?f IN KORINTII 06, 4; 392 FRChL. 1S5
wenn niclit Verralh im feindiichon f^a<((*r ihnen die Hand «ge-
boten hätte.
In Korinth hatten sich nanilich die Parteien immer mehr ^^egen
dinnder erhitzt. Die Demokraten waren dinch die Anweseniieit
der Perserflotte in ilirer Macht gestürkt inid mit persisclien Gehh^ni
hatten sie auch wieder Schifle in I^echaion gehanl; ihre Ahsicht
war den korinthischen Golf wieder zu heh(*rrschen; so konnte man
auch dem feindlichen Lager in Sikyon am leichtesten heikonnncHi,
auf die Uferstaaten Ehilluss gewinnen und für die Kriegsnoth im
eigenen l^nde sich entschädigen. Agathinos begann schon im Jahre
393 Unternehmungen mit korinthischen Schiflen.
Inzwischen war aber die Unzufriedenheit der gn^fsen und kleinen
Grundbesitzer immer mehr gestiegen; der schleichende Lmdkiieg
brachte ihnen an Feldfrüchten, Heerden und Sklaven die schmerz-
lichsten Verhiste und stärkte den Anhang der Friedenspartei. Diese
Zustände konnten den Verhundeten nicht gleichgültig sein. Sie
hatten schon einmal erfahren, dass die Anhänger Spartas ihnen die
Thore verschlossen hatten, sie mussten des wichtigsten Wafren])latzes
lieber sein. Es wurde also mit den Filhrern der Demokratie eine
Abrede getroflen, um diejenigen aus dem Wege zu räumen, welche
die Unziifriedenheit der Bürgerschaft henut/ten, um die Kriegsuuter-
■ebmungen zu hemmen und den Lakedämoniern in die Hände- zu
arbeiten. Das Fest der Artemis Kukleia wurde zu dem Attentate
benutzt (Frühjahr 392). Lieher hundert Bürger werden im Theater,
auf dem M<irkte, seihst an den Altären niederg<>storseii; die übrigen
Parteigänger Spartas ziehen sich auf die Burg zurück, lun sich dort
zu vertheidigen. Alter von jeder Hülfe abgeschlossen und durch
ungünstige Wahrzeichen geschreckt, lassen sie sich bewegen sich
mit ihren Mitbürgern auszusöhnen und sich zu fügen.
Die demokratische I^irtei ist nun die herrschende; aber <lie
Stellung von Korinth bleibt dennoi*h eine schwankende und unsichei'e.
Es ist (ur sich allein zu unselbstündig, uml die Verbündeten, welche
der Demokratie zum Sieg verholfen hatten, kmlpfen ihrerseits An-
spniche daran inid veranlassen dadurch neue Parteibildungen. Denn
wenn die Kriegspartei auch den Anschluss an einten mächtigen Staat
wünscht, so ist die grolse Mehrzahl doch gegen jedes den Athenern
oder Thehaneni zn machende Zugestämlniss. Es ist d<*r alte <iegen-
aatz iler Peloponnesier gegen Mittelgriechenland. w<;lcher dahin führte
eine enge Verbindung mit Argolis, ehie Verschmelzung von Korinth
186 SCHLACHT ZW. DEN MAUERN 06, 4; 892 SOMMER.
1111(1 Ai'^(»s als (las einzige Mittel zu einer gründlichen Besserung der
Zu s lande anzusehen. So hihlet sich aus den Demokraten die Partei
der 'Argolizonteir. Sie dringen durch. Mau beginnt die Gräm-
stehie zwischen den beiden Landschaften zu beseitigen, gleiche Re^
gierung und Heeresoidnung eiuzufülireu; argivische Truppen besetnn
die Burg, Korinlh verschwindet aus der Ueihe der selbständigea
Staaten und wie zu den Zeilen Agameuinons erstreckte sich Argoiis
mit seinem Gebiete von der Gränze Lakoniens bis zum Isthmos'^).
Diese Umwälzung inusste nun aber eine neue Erbittenuig ia
ihn Ki*eisen der Aristokratie erwecken, llu* war das Aufgehen der
Vaterstadt in Argoiis eiu Greuel, ein unerträgUcher Freyel. Die
alten Geschlechter Korinths sahen dadurch ihre Würde beeinträchtigt,
ihr Ausehn auf immer vernichtet; sie sahen in der Bildung etiles
gröfseren nordpeloponnesischeu Staats eine drohende Gefahr für
Sparta und alle Anhänger Spartas. Es kam also Alles darauf an,
die vertiassten Neuermigen, ehe sie sicli l)cfestigt hatten, wieder
rückgängig zu machen, und deshalb traten die Aristokraten in Ver-
bindung mit Sparta, gerade so wie die Lakonisten Athens es machten,
als sie m ihrer Stadt die Vollendung des Mauerbaus um jeden Preii
verhindern wollten.
Zwei Parteiführer, Alkimenes und Pasimelos, öffnen heimlich
ehie Pforte in der nach Sikyon zu gtdegenen Schenkelmauer. Die
Spartaner dringen ein, verschanzen sich zwischen den beiden Mauern,
die Korinth und Lechaion verbanden, und ziehen ihre Parteigänger
an sich. Am andern Tage erfolgt ein blutiger Kampf, indem die
Argiver, Korhither und Athener anrücken, um den Feind aus den
Festungslinien hinaus zu werfen. Aber die Spartaner bleiben sieg-
reich und behaupten das gewonnene Terrain. Korinth ist von Meer
und Flotte getrennt; ein Theil der Verbind uiigsmauem wird nieder-
gerissen und es werden sogar jenseits des Islhmos nocli Kronunyoo
lind Sidus, die Zugänge der Pässe nach Megara genommen.
Das war ein glänzender Erfolg der spartanischen Waffen, wo-
durch der ganze Kriegsfdan der Verbündeten vereitelt schien. Aber
Sparta wusste den Sieg nicht zu benutzen, während die Athener um
so rühriger waren. Sie mussten Alles thun, um den Feind am
Isthmos festzuhalten, so lange ihre Maueni noch nicht fertig waren;
sie hatten Iphikrates, einen jungen Mann von dunkler Herkunft, der
sicIi in den letzten Seekämpfen, alsc» ohne Zweifel unter Konon,
ausgezeichnet hatte, auf den Kriegsschauplatz geschickt. Ourdi ihn
AGESILAOS ERORRHT LECHAION 07, %; 301. 187
erliielteu die Siibsidieii, welche Konon verscliafll halle, erst iiire
wahre Bedeutung für Athen, indem er die t'nr aushuidisehes Geld
geworbeuen Soldner so auszuhilden wusste, dass dadurch der Huhin
der attischen Waflen wieder hergestellt wurde, in d(;r Schlacht
zwischen den Mauern war er nicht glücklich, weil das kein Kampf-
platz für seine leichten Schaaren war. Aher wenige Monate nach-
her hatte er es dahin gehracht, dass die Lakedamonier in ihren Ver-
idianzungen wie euigescldossen waren. Er heherrschti^ die ganze
Gegend, er brandschatzte Sikyon und Phlius, ja bis tief in Arkadien
hinein zitterte Alles vor den Streilschaaren des iphikrates. Unter
dem Schutze seiner WafTeu wurden die Isthmosmauern wieder her-
gestellt; die ganze Bürgerschaft von Athen eilte herüber, Itaute in
wenig Tagen die westliche Mauer auf und dann mit gröiserer Mufse
die Ostmaner (Frühjahr 391).
Dieser Umschlag der Dinge am Isthmos war mit <ler Ehre Sjiar-
las unverträglich; vorzüglich alKT reizte er die korinthischen Flücht-
'linge, denn seit dem Tage des Verraths waren sie es, von denen
Sparta unablässig vorwärts gedrängt inid in seinen Entsirhlü8S4*n
bestimmt wurde. Sie wiesen auf die Bedeutung ihrer Vaterstadt
hin, der Thorhüterin der Halbinsel; sie müsse den Spartanern sicher
sein, sonst sei es mit ihrer Groismacht vorbei. Es sollte also Ernst
gemacht werden und Agesilaos musste den 01>erl)efehl übernehmen,
so wenig es auch seinen Neigungen entsprach, dit; ganze Halbinsel
in durchmessen, um eine Mauer niedt^i^zureifsen, welche voraussicht-
lich sehr bald hinter seinem Bücken wieder aufgebaut werden würde.
Beschwerliche Züge ohne Aussicht auf Buhm und (lewinn — das
war das Gegentheil der asiatischen Feldzüge, die den König ver-
wöhnt hatten. Er rückte im Frühjahre *M)i aus, gleich nach der
zweiten Vermauerung des Isthmos; und um seinem Unternehmen
mehr Nachdruck und Wünle zu gel)en. liefs er siih von einem See-
geschwader unterstützen, welches von den asiatischen Beiitegeldern
ansgerfistct und seinem Bruder Teleutias ül)ergehen war. Das Zu-
sammenwirken Beider hatte einen günstigen Erfolg. Die Mauern
worden rasch zerstört und Ijechaion kam mit den Scliiffshausern
zuerst vollständig in den Besitz der l^ikedämonier; da im zog der
König heim''0-
Die korinthischen FlüchtUnge, mit dem raschen Abzüge wenig
znfbieden, ersannen einen neuen Kriegsplaii, welcher dem Könige
besser zusagte und auf die Stellung ihrer Vaterstadt einen l>edeuten-
ISS A(;E8ILA08 im PFJRAION 97, 1; SM.
(leren Einfliiss haben sollte; denn sie strebten nach wie vor dahin,
ihren Mitbürgern den Krieg zu verleiden und dadurch die Kriegs-
partei zu stürzen. Zu dem Zwecke empfahlen sie einen FeUng
nach dem Peiraion. Dies war der Theil des korinthischen Gebiets,
der jenseits des Isthnios liegt und sich von dem megarischen Ge-
birge wie eine grofse, viereckige Halbinsel in den konnthiachen
Golf vorschiebt. Gegen Westen bildet sie einen schnabelförmigei
Vorsprung, der mit der gegenüberliegenden Küste von Sikyon die
Bucht von Lechaion einfasst; im Nordosten aber springt die Halb-
insel gegen die böotische Küste vor. Sie hatte also eine sehr wichtige
Lage; sie bildete im Rücken von Megara die Verbindung zwischeo
Korinth und Böotieu. Dazu kam, dass die Korinther in dieser Berg-
halbhisel ihre lleerden hatten, und zwar jetzt mehr als sonst, seit
die nähere Umgegend der Stadt Kriegsschauplatz war. Der Haupt-
ort war Peiraion, ein fester Platz, der mit anderen kleinen Kastellen
in Verbindung stand. Es ist sehr walurscheinlich, dass diese Be-
festigungen damals wenn auch nicht erbaut, doch erneuert wordca
waren, um den Zusammenhang Korintlis mit seinen neu gewonnenoB
Bundesgenossen zu sichern. Denn da Megara feindlich war, musde
man diese Wege zur Verbindung mit Theben lienutzen.
In jeder Beziehung war also dieses abgelegene Bergland, aa
welches ohne <lie korinthischen Flüchtlinge schwerlich Jemand ia
Sparta gedacht hal)en würde, ein selur geeigneter Platz, um den
Feinde in empfindlicher Weise Abbruch zu thun, und gewiss hatten
die Flüchtlinge mit Absicht auch die Zeit des Feldzuges ausgesuchL
Denn es war Mitte des Sommers (390) und die istlimische Feier
stand ])evor. Es war ihnen al)er ein Greuel, dass das allkorinthische
Fest nun zum ersten Male unter dem Namen von Argos begangea
werden sollte. Sie trafen also mit dem spartanischen Heere gerade
l)eim Beginne des grofsen Poseidouopfers auf dem Isthmos ein, zer-
sprengten die Festversammlung und nahmen ihrerseits, als die wahren
Korinther, das unterbrochene 0])fer wieder auf. Daiui zog Agesilaos
in die BerglandschatX weiter und fand die Aussichten, welche seine
Führer ihm eröifnet hatten, vollkommen bestätigt Er machte auf
engem Baume massenhafl^ Beute und hauste daselbst mit wikkm
(«rimme. Die Gefangenen wurden zu Sklaven gemacht oder gtf
ihren Feiiulen, den Flüchtlingen, zum Tode ausgeliefert Die The-
baner, erschreckt durch die unerwartete Ersclieiuung des feindlichen
Heers an ihren Gräuzen, scliickten Gesandte an Agesilaos, um wegen
IPHIKRATES. 189
Friedens zu iinterhamleln. Er halte die gröfsteii HofTuuiigen auf
glückliche Beendigung des Kriegs.
Da wurde er plötzlich aus seinem Glücksrausche aufgestört.
Denn es traf die Botschaft ein, dass von dem Heere in Sikyou eine
gmze Abtheilung spai'tanischcr Krieger, etwa 600 an der Zahl, l>ei
Korinth veniichtet worden sei. Sie hatten den Amvkläeru, welche
Badi altem Brauche zu Hause das Fest der Hyakinthien feiern wuUten,
das Geleil gegeben, und wurden dann auf dem Rückwege in's Lager
TOD Iphikrates überfallen. Es war ein imersetzlicher Verlust für
das männerarme Sparta und zugleich eine schwere Demüthigung;
dflon die verachteten Söldlinge waren die Sieger gewesen. Umsonst
stünnle Ageailaos nach dem Kampfplatze, um wenigstens noch die
LeJchen in ehrenrollem Kampfe zu gewinnen; sie waren schon er-
keten worden, die Nie<lerlage war eingestanden und dem Könige
Hieb nichts übrig, als nach einer furclitharen Verwüstung des platten
Landes abzuziehen.
Es war also durch die siegreichen Feldzüge beider Jahre in
far Hauptsache nichts erreicht worden. Ipliikrates beherrschte un-
kedingter als zuvor das korinthische Gebiet; er besetzte auch gleich
aach Abzug des Königs die Plätze jenseits des Isthmos wieder, um
die Straiae nach Norden frei zu haben. In Lechaion aher und Sikyou
hgen die Spartaner rathlos nach wie vor, und die Angst war ji^tzt
80 grofs, dass die korinthisclien Flüchtlinge, welche nicht auihörtcn
dea kleinen Krieg fortzusetzen, sich nur zu Wasser von einem Lager
in das andere hinüberwagten. Aufserdem wurden die i>eloponnesi-
achen Verhältnisse immer peinlicher und schwieriger; denn die Hol-
adiaft von dem Unglücke der Spartaner war in den Städten Arka-
diens mit unverholener Schadenfreude aufgenommen, und als der
KAnig den Ueberrest der verimglückten Schaar an sich gezogen hatte
und über Mantineia und Tegea heimkehrte, hielt er es füi* ange-
■essen, seine Marsche so einzurichten, dass er erst nach Sonnen-
untergang in die Nachtquartiere rückte. Das war allerdings ein
bitterer Gegensatz gegen die Feidzüge in Asien, wo Agesilaos in
leichtgewonnenem Ruhme schwelgte und wie ein Heros von Freund
und Feind geehrt wurde! Man begreitt, dass er keine Lust hatte,
die isthmischen Kämpfe wieder aufzunehmen^"^).
Zu Hause hatte er alter auch keine Kulie in den l)eschränkten
and unheimlichen Verhältnissen; er scliaute ungediüdig nach neuer
Gelegenheit zum Kampfe aus und deshalb waren ihm die Gesandten
190 KAMPF ZW. ACHAJA UM) AKARNANIEN 890.
der Achaer willkommen, welche um diese Zeit eintrafen und an
Wafleiihnlfe baten.
Es lebte in der Bevölkerung von Achaja noch immer ein kräftiger
und hochstrebender Geist, und da sie landeinwärts ihre kkim
Territorien nirgends erweitern konnte, so suchte sie jenseits da
Golfs neue Erwerbungen zu machen. Hier hatte mau jetzt Mm
Hand; denn die Herrschaft Athens war gebrochen und die der t/h
rinther noch nicht wieder hergestellt. Deshalb waren die Adiäff
mit ihren eidgenössischen Truppen von Patrai aus kühn nach AetoUea
hinüber gezogen und hatten die Stadt Kalydon förmlich in ihreo
Städtebund aufgenommen. Diese Erwerbung verfeindete sie ihr
mit den Akarnauen. Denn diese, damals ein starkes und blühedb
Volk, hatten nicht Lust, sich auf das westliche Acheloosufer za be-
schränken, und bei ihrer Ausbreitimg gegen Osten standen ibnea
die Achäer im Wege. Die Akarnauen hatten sich schon flUher n
den Athenern gehalten ; sie hatten sich jetzt wieder den gegen Sparta
Verbündeten angeschlossen und wollten mit ihrer Hülfe die pek>-
ponnesischen Einmischungen von der AchelooslandschafI ebenso ent*
schieden zurückweisen, wie die Thebaner und Athener von ihrai
Landschaften. Sie verlangten die Ränmung von Kalydon und batta
zu ihrer Unterstützung attische und theimnische Truppen im Lande.
Die Achäer hatten ein Recht, für ihre treue Unterstützung Spartas
eine Anerkennung in Anspruch zu nehmen ; den Sfiartanem musste
daran liegen im korinthischen Meere keine feindliche Macht aaf-
kommen zu lassen und Agesilaos ging um so lieber auf die Sache
ein, da sich ihm hier ein Kriegstheater darbot, wie er es wünschte;
reiche, unberührte Landschaften von Hirtenstämmen bewohnt, denen
er mit seiner Kriegskunst vollständig überlegen zu sein hoffen konnte.
Nachdrückliche Unterstützung derselben von Athen und Theben war
nicht zu besorgen, da der Kriegseifer der Verbündeten schon merk-
lieh nachliefs. So betrieb er den Krieg zu Gunsten der bedrängten
Achäer und fühlte sich wieder in seinem Elemente, als er im FWh-
jahr 3S9 mit einem ansehnlichen Heere über den Golf setzte, Kaly-
don befreite und an den Acheloos rückte.
Mit zögernder Behutsamkeit hielt er sich anfangs am Rande
der Landschaft auf, als wenn er weder die Absicht noch den Mutk
habe, tiefer in das Innere einzudringen, so dass die Akamanen sich
im olieren Lande nach und nach ganz sicher fühlten und ilu*e Heerdea
im Freien weiden liefsen. Dann brach er plötzlich in Eilmärschen
KRIEG IN AKARNA.MEN 3d0— 88; 04, 4. 191
p, ülierraschte «lie Fpinrle «in den Illom ihrer schonen I^indseen,
ichte uncrmcssliche Beute, und womi es ihm auch nicht gelange
le der festen Städte der Akamancn zu nehmen, erschütterte er
ren Muth doch so vollständig, dnss sie lieschlossen, den Sonder-
md zu verlassen und sich der spartanis4:hen Bundesgenossens(^haft
nischliessen, um sich nicht einem zweiten Feldznge dieser Art
umsetzen. Denn Agesilaos hetrieh das Zerstörungswerk mit so
npOrender Rücksichtshisigkcit, dass er nicht nm* die Jahreserndte
ernichtete, sondern auch die Fruchlhanme mit der Wui7.el aus der
rde reissen liess. So wurde der Hauptzweck schnell erreicht,
äffend die Achäer mit dieser Kriegführung wenig zufrieden waren;
I war ein roher Beutezug, Ihm welchem keine Bürgschaft für die Zu-
imft gewonnen wurde; an eine festere Verhindung der Acheloos-
iirier mit dem peloponnesischen Staatensysteme, das ehier neuen
iiUtignng melir als je I)edurfte, wurde nicht gedacht.
Am meisten kann man sich darüher wundern, dass derjenige
HHt so wenig in der Knegsgeschichte vorkmnmt, welcher docli
nlflr allen Mitgliedeni des Sonderhunds der Rache Sparl^is am
Misten lag imd der sich von Anfang an mit l>esonderem Eifer
nd writgehenden Plänen am Kriege hetheihgt hatte, nämlich Argos.
Ein seltsamer Widerspruch zeigt sich in der Politik dieses Staats.
Bl keckem IJebermuthe enveitert er sein tiehiet his üher d(»u Isth-
nos hinaus und tritt als ein neuer peloponuesischer GroCsstaat auf,
md dami fehlt es ihm doch wieder an Kraft imd Seihstvertrauen,
m sein eigenes Lind gegen die Nachharn zu vertheidigen, welche
* in 80 herausfordernder Weise hehandelt. Wenn die [.akedfuno-
also die Gi*änze überschreiten wollten, machten die Argiver
e Vorwände und alte Vereiuhanmgeii der beiden Nachbar-
iliiten geltend, sie benutzten von Neuem den Festuu>nat des Kar-
Mios und andere heilige Zeiten, um <1ie bedrohten Landesgranzen
> schätzen. Die Spartaner \>aren einfTdtig genug, auf den Kar-
MioB Rücksicht zu nehmen, <ler sich nach dem Wunsche der Argiver
S^tialdig hin- und herschieben liess, und führten die Truppen zurück,
>an die bekränzten Herolde ihnen entgegenk.unen und sie vom
orrficken abmahnten. Dann aber ging ihnen die Geduhl aus. Sie
eiien ihr Gewissen in Olympia und Delphi beruhigen, und nach-
» schon Agesilaos vor der Eroberung v(ui Lechaion einen Kin-
U genuicht liatte, dnuig König Agesipolis von Nemea aus in Argolis
II und vemüstete die Landschaft. Der rechte Muth und Nacli-
192 NEUE POLITIK SPARTAS.
druck fehlte al)er auch diesmal; ungriustige Wahrzeichen verauhssin
einen baldigen Rückzug, und auf eine unbegreifliche Weise ist S|nrti
in allen Unlernehmungeu gegen Argus wie gelähmt. Uebrigens mia
Argolis doch häufiger, als man anzunehmen pflegt, Schauplatz da
Kriegs gewesen sein, und manche Gefechte werden vorgefollen sdiip
von denen eine nähere Kunde felUt. So namentlich bei dem Fleekea
Oinoe im Thale des Charadros auf dem Wege von Argos nach Han-
tineia; liier muss ein nicht unbedeutender Kampf statt gefanda
haben, in welchem die Argiver mit attischen Hülfsvölkem vereinigt
ilber die Lakedämonier siegten. Ohne einzelne Erfolge dieser Art
wurde auch der kecke Aufschwung, den die Politik der Argiw
nahm, und die freiwillige Unterordnung eines Staats wie Korinth
kaum begreiflich sein'"^).
Die Feldznge in Akamanien und Argolis waren für die Hai^
Sache von ganz untergeordneter Bedeutung; denn die eigentlithe
En Ischeid ung hatte sich schon längst auf ein anderes Gebiet hinöber
g(!%ogen, und die Lahmheit der Spartaner, die in den letzten Jfafarai
nichts thaten, um durch eine bedeutende Rüstung dem Kri^
eine andere Wendung zu geben, hängt oime Zweifel damit zusamiBai,
dass sie inzwischen eine neue PoUtik eingeschlagen hatten und auf
eine wirksamere und siclu'ere W'eise als durch Waffengewalt ihrea
Feinden begegnen zu können hofl'ten. Der Sonderbund sdlfast m
nicht die grOfste Gefahr für sie, denn seine Kraft war schon ei^
mattet; das GelTdu4icliste von Allem, was die Kriegsjahre gebracht
hatten, war vielmelu* der attische Mauerbau. Dadurch war die game
Lage Griechenlands wieder verändert und Alles, was im grofMB
Kriege gewonnen war, von Neuem verloren. Der alte Feind stand
wieder selbständig da und wenn die Freundschaft zwischen Konon
und Pharnabazos sich erhielt, so erwuchs unversehens das attisdie
Küstenreich von Neuem und Spai^ta war unfähiger als je zuvor, sich
einer solchen Macht zu erwehren. Solchen Gefahren gegenüber
konnte die wilde Tapferkeit eines Agesilaos nichts ausrichten. Di
mussteu die Männer aus Lysanders Schule helfen, um an der Stelle
ehie Aenderung hervoi*zurufen , von wo der ganze Umschlag der
günstigen Lage Spartas ausgegangen war.
Agesilaos hatte keine Lust einzulenken, denn jede Veiiiandlung
mit Persien wai* für ihn eine Verläugnung seiner Heldenzeit mid
ein Verzicht auf jede Frucht derselben; aber ihm gegenüber erhob
sich eine andere Partei, an ihrer Spitze Antalkidas, der Sohn dee
ANTALKIDAS VSlt TIIURAZOS. 193
ID, dem es Üiöricht erscliien, Menn Spnrt«i in nutzlosem Klein-
ege seine Kräfte aufrieb, ohne die Hauptsache entscheiden zu
men; man müsse des Gegners Macht an ihrer Wurzel angreifen
1 Spartas Ansehen auf dieselbe Weise herslellen, wie Lysandros
gegründet habe. Antalkidas selbst wurde dieser neue Lysandros.
gewann bald eine anselmliche Partei und wurde noch vor der
ibotmg Ton Lechaion (S. 187) von den Ephoren nach Sardes
ichickt, damit er um jeden Preis eine AussCduning und eine neue
'bindung zwischen Persien und Sparta zu Stande bringe. Wie
nrndros den Kyros, so traf Antalkidas den Tiribazos, den früheren
npen Armeniens, welcher 392 des Tithraustes Nachfolger geworden
r, als neu emaimten Oberbcfeldshaber der königlichen Truppen,
I wie so häufig, so war auch diesmal der neue Beamte mit der
kik seines Vorgängers nichU weniger als einverstanden. Die
Bang, welche die Stattlialter des Königs zu den wichtigsten Fragen
nahmen, war ja in der Regel ihrem persönlichen Ermessen an-
■I gestellt und je nachdem der Eine unter den kriegszugen des
Bailaos unmittelbar zu leiden gehabt hatte, während der Andere
alten^Hasse gegen Athen auferzogen war, darnach bestimmte sich
persische Politik. Tirilmzos war von Hause aus den SparUuiern
Msigt und als treuer Diener seines Königs aus redlicher Ueber-
igmig für eine Verbindung mit ihnen. Kaum hatte er aber in
sem Sinne mit Antalkidas zu unterhandeln begonnen, so kam
dl Ton der Gegenfiartei eine Gesandtschaft an unter Leitung Kit-
M, um Antalkidas entgegen zu arbeiten; es waren vier Athener
1 auf Athens Auflbrderung auch böotische, korinthische und ar-
ische Abgeordnete, und so wurde schon im Jahre 392 der Sa-
penhof zu Sardes der eigentliche Kampfplatz der kriegführenden
rteien.
Hier befand sich Sparta entschieden im Vortheile und Antal-
as war der rechte Mann, um die (vunst der Lage im vollen
be auszubeuten. Die Erfolge der Gegner dienten ihm als die
ite Handhabe für seine Pläne, und namentlich wurde der Auf-
iwung Athens dazu benutzt, den gefTdnlichsten Feind Si)artas in
■kaamer Weise anzugreifen. Er machte dem Satrapen deutlich,
« Konen in seiner Stellung als l^^amter des Grolskönigs nichts
das Interesse der eigenen Vaterstadt im Auge gehabt und das
1 geschenkte Vertrauen unverantwortlich missbraucht habe.
in dazu seien doch schwerlich die Gelder aus dem Schatze be-
Cwtiii«, Gr. G«Mh. HL 13
194 DIE VORSCHLÄGE DES ANTALRIDAS.
willigt worden, um Athen als eine Grofsmacht wieder henustdoi
und dem Stolze der Bürger zu schmeicheln, dereu Stadt durdi die
Niederlagen der Perser mächtig geworden und von Siegesdenkmähn
aus persischer Beute angefüllt sei.
Antalkidas ging aher nicht hlofs darauf aus, dem aUiaciiai
Feldherrn das Vertrauen des Statthalters zu entziehen (was ihm u
so leichter wurde, da sich gleiclizeitig auch die Stellung des Euagom
zum i)ersischen Hofe verändert hatte und euie fehidselige gewonfei
war), sondern er wussle dem Tirihazos auch die Interessen der
Perser von einer ganz neuen Seite darzustellen. Die Uebelstank
ihrer hisherigen Politik waren leicht deutlich zu machen. Man hatte
Tissaphernes heseitigt, aher war doch auf seine Grundsätze zuröck-
gekommen; denn was Pharnahazos und Tithraustes in's Werk ge*
setzt, war ja im Grunde nichts Anderes, als was Alkibiadea eiut
dem Tissaphernes gerathen hatte: man unterstützte eine Griechenpartei
gegen die andere, um keine von ihnen so mächtig werden zu lassoit
um dem Reiche schaden zu können. Bei diesem Grundsatze mosste
Persien immer gerüstet sein und entweder seihst Krieg fuhren odar
für sein Geld Krieg führen lassen; es kam nie zur Ruhe. Viel richtiger,
sagte Antalkidas, ist es doch, dafür zu sorgen, dass überhaupt keine
griechische Macht vorhanden sei, welche Persien gefahrlich ist. Alk
Gefahr für Pei*sien entsteht al>er nur dadurch, dass emzelne Griechen-
slädle andere vergewaltigen und dadurch gröfsere Gruppen vob
Städten unter sich vereinigen, üher deren Flülfsmittel sie verfugea.
Diese Vergewaltigungen widersprechen ehen so sehr dem nationalen
Willen der Hellenen, wie dem hiteresse des Grofskönigs; sie sind
der Keim endloser Slrc'itigkeiten, fortdauernder Aufregung und Vtf-
kehrssturung im ganzen Umkreise des ägäischen Meers. Um also
diesem l^nwesen ein Ende zu machen, muss man im wohlverstan-
denen hileresse aller L'ferstaaten die volle Insrhliängigkeit der ein-
zelnen GriecliensUulte als völkerrerhtlirlien Grundsatz anerkennen
und ihn unter die Ohlnit des mächtigslen der Staaten stellen. So
ist allein c^ne wirkliche Bürgschaft für dauernden Frieden zu e^
langen, inul daran wird man die wahren Freunde des Königs uwl
des Friedens erkennen, dass sie ohne Vorhehalt auf diesen Grund-
satz eingehen.
Man erkennt leicht, wie sehr diese Darstellung auf Spartas
Vortheil berechnet war. Seine Stellung im Peloponnes wurde durch
den Gruiulsatz, den Antalkidas vertrat, nicht geiTdirdet; denn seine
I0PCÜ.N8 GEFANGENSCHAFT 303; OC, 4. Wi}
Bundesgenossen hatten dem Namen nach Selbst fiFKligkeil; al>er a1]('
den Spartanern feindlichen Machterweilerungen wurden dadurcli als
widerrechtlich bezeichnet und autgehohen. Dann musste Argos
Korioth entlassen (und hierauf arbeiteten ja vor Allen) die k(n*in-
thischen Fhlchtlinge hin, welclieu bei den Vorschläg<*n des Antal-
kklas gewiss ein wesentlicher Antheil zngeschriel>eii werden darf),
Theben die böotischeu I^andstadte, Athen die ihm noch verbliebeneu
Insehi, Lemnos, Imbros, Skyros, welche es jetzt gerade wieder
ab den Kern einer neu zu erwerbenden Bundesgenossensehaft an-
sah. Sparta war aber nicht bloÜB der einzige Staat, der hi seinem
gegenwärtigen Machtgebiete durch die Friedensvorschläge ungelahrdet
iWt sondern es konnte auch im Stillen darauf rechnen, dass es
neben dem GroÜBkönige an zweiter Stelle die Ausführung der Frie-
dmsbedingungen zu überwachen haben und dadurch Gelegenheit
finden werde, für seine eigene Herrschaft zu sorgen, sobald es nur
ent die Gegenstaaten gedemülhigt und entkräftet habe. Darum trug
es auch kein Bedenken, sich unbedingt auf den SUmdpunkt der
penischen Interessen zu stellen, so dass von denen der Hellenen
gar keine Rede war; darum wurde auch für die asialischen Städte,
für die man noch elien gekämpft hatte, den Persern gegenüber
keine Selbständigkeit in Anspruch genommen.
Der nächste Zweck wurde vollständig erreicht. Man merkte
jetzt so wenig die wahren Absichten der Lakedämonier, wie man
firüher die Absichten Konons erkannt hatte. Tiribizos war ent-
lockt über die Voi'schläge, deren Ausführung endlich einmal eine
feste und vortheilliafle Politik Persiens im Archi])elagos möglich zu
machen schien, und da die (fcsandten der anderen Staaten ))ro-
testirten, so erkannte er darin nur den Ausdruck einer feindseligen
Gesinnung und die volle Bestätigung dessen, was Anlalkidas ihm
gesagt hatte. Konon aber behandelte er nicht als Gesandten, son-
dern wie einen Beamten, der sich wegen Missbrauchs des könig-
lidien Vertrauens zu verantworten habe, und Hess ihn gefangen
setzen, obgleich derselbe vorsichtig genug gewesen war, nicht auf
eigene Verantwortlichkeit über die persischen Geldmittel zu ver-
fugen, sondern im Einverständnisse mit Pharnabazos. Antalkidas
dagegen wurde jetzt mit Geld versehen und Tiribazos begab sich
nach Susa, um an entscheidender Stelle seinen Ansichten Eingang
zu Terschaflen.
Indessen hatte die Verhandlung nicht so günstigen Fortgang,
IQ*
196 NEUE rNTERNEHMUNGRN ZUR SEE 07, 1; 89L
wie sie begonnen hatte. Der plötzliche Umschlag der persisdia
Politik, den Tiril)azos beabsichtigte, fand lebhaften Widersprudi.
Die verwüstenden Heerzuge des Agesilaos waren noch in zu friscbem
Gedächtnisse und namentlich war der Grofskönig selbst noch imiiMr
im höchsten Grade erbittert Aber die I^akedämonier, weiche ihre
Erfolge in Griechenland durchaus der persischen UnterstQtzong fer-
dankten und dann doch ihre Sti*eitkräflte gegen Persien ge^noA
hStten, um dieselben Köstenstädte, deren sicheren Besitz die Ver-
trage mit Sparta verbürgen sollten, dem Reiche wieder za eolr
reifsen. Diese Stimmung bei Hofe wurde, wie es scheint, von den
Gegnern des neuen Systems benutzt, um Tiriliazos längere Zeit foo
Kieinasien fem zu halten und an seiner Stelle als Oberbefehlshaber
in den Seeprovinzen einen Anhanger des Phamabazos nadi Sardes
zu bringen, Namens Struthas. Er war ein kriegerischer und thit-
kräftiger Mann, der seine Ehre darin suchte, an den Spartanen
Hache zu nehmen für das Unglück, das sie über die königlichei
Länder gebracht hatten. Er sah die Athener nach wie vor ab des
KünigK Verbündete an und wahrscheinlich geschah es auf seine
Vercinlassung, dass Konon aus der Haft befreit wnrde.
Diese Veränderung war eine Niederlage für Antalkidas, wekher
sich seineu) Ziele schon so nahe geglaubt hatte, und es ist natdr-
lich, dass die Gegenpartei in Sparta wieder ihr Haupt eriiob; sie
verlangt(\ dass man den feindlich gesinnten Satrapen auch rück-
sichtslos als Feind behand(*le und Trupi)en nach Ephesos sende.
Da die von Agesilaos heimgebrachten Schatze verbraucht waren,
hatte die Aussicht auf neuen Gewinn viel Verlockendes. Man konnte
einmal ohne ])ersische Gelder nicht vorwärts; wenn sie also nicht
als Subsidien gegeben wurden, so musste n)an sie als Kriegsbeute
holen. Thibron winde Anfang 391 mit einem Geschwader nach
Ephesos geschickt, um nach Agesilaos' Weise neue Heerzüge zu
beginnen. Er fand aber an Struthas einen Gegner, wie er ihn
nicht erwartet hatte. Er wurde \m einem nacldässig untemom-
meinen HeuU^zuge überfallen und mit einer ansehnlichen Mannschaft
geirMltet^^°).
Gleichzeitig entbrannte die Fehde auf den verschieilensteD
Punkten. Die Athener gingen darauf aus, wieder eine Bunde«-
genosseiisclhitl zu sammeln und sich die Fiiichte des kuidischen
Siegs anzueignen, die Spartaner dagegen ihnen die gewonnenen
Plätze zu nehmen. Die beiden Brüder, die Führer des kriegerisclieo
PARTEISTBLLUNGEN IN HELLA8. 197
Sparta, Agesilaos und Teleutias, standen an der Spitze der Kriegs-
macht; denn Teleutias, des unglücklichen Peisandros Naclifolger,
war TOD 393 an niebrei*e Jahre nach einander entweder Seefeldiierr,
oder Fübrer einzelner Geschwader, nach längerer Zeit wieder der
erste tausche Mann, welchem man Kriegsschifle anvertrauen konnte,
ebi Tolkalhümlicher Kriegsherr, der Liebling di^r Flutlenmannschaft,
ein Mann von wirksamer Beredsamkeit und entschlossen im Handeln.
Er war es, der Lechaion zu Fall brachte und die HeiTschafl auf
dem korinthischen Meere wieder herstellte (S. 187), während ein
anderes Geschwader unter Ekdikos, dem Seeleldherrn von 391
(OL 97, \^)j nach Rliodos ging, um diese Insel, mit deren Abfall
das Seeun^flck begonnen hatte, wieder zu gewinnen.
So war der böolisch-korintliische Ki*ieg im vierten Jahre zu
fliMB Seekriege geworden, welcher den isthmischen Kampfplatz in
dm Hintergrund stellte. Man rfdirte sich eifrig auf beiden Seiten
ind ferfolgte groljse Pläne, alier auf keiner Seite hatte man eine
mhte Zuversicht Durch Einwirkungen von aufsen war der Krieg
ealbcht worden, auswärtige HQlfsmittel hatten die Rüstungen der
Veriiündeten möglich gemacht; nun versiegten die Hülfsqucllen und
nur durch eigene Opfer liefs sich der Kampf fortsetzen; dazu war
aber nm so weniger Bereitwilligkeit vorhanden, je geringere Aus-
wkt auf einen sichern Erfolg vorhanden war. Es fehlte ülicrhaupt
m einem gemeinsamen Kampfziele der Verbündeten. Denn ids die
algemeine Erbitterung gegen Sparta zum Ausbruche kam, war man
■V in dem Verbngen Sparta zu demüthigen einig, im llebrigeu
«wen die Gesichtspunkte sehr verschieden. Die gemäfsigten Par-
IM in Athen und Theben wollten nur die Selbständigkeit ihrer
Staaten; die Kriegspartei in Argos und Korinth mnsste aber eine
Vernichtung der spartanischen Macht im Auge haben; denn so lange
tt noch ein einigermafsen starkes Sparta gab, konnte es unmöglich
^ leine peloponnesiscbe Hegemonie verzichten. Di<! Argiver waren
Ao die kriegseifrigsten, und sie verlangten, dass man die Waffen
>icht niederlege, bis Sparta gezwungen wäre, den Halbinselstaaten
oae völlig freie Bewegung zu gestatten. Es gab auch in Athen
^ Partei, welche es mit den Argivern hielt und der Meinung war,
Spirtas Macht müsse völlig gebrochen werden, wenn Atluni eine
Qeoe Zukunft haben sollte, al»er es war auch eine sehr ansidmliche
^riedenspartei vorhanden und unter den Staatsmännern dieser Rieh-
^ war Andokides der bedeutendste.
198 VERHANDLUNGEN ZU ATHEN UND SPAITA 97, S; SOI.
Cr gehörte einem Hause an, in welchem diese Politik ei
Familientradilion war. Sein Grofsvater Andokides hatte den dreifi
jährigen Frieden mit a{)geschlos9en , sein Oheim Epilykos wir I
einer Gesandtschaft in Persien gewesen, wahrscheinlich dersellM
welche Kallias führte. In iin*cm Sinne war auch der jüng^ie A
dokides von Jugend an thätig. Denn schon in seinen zw^mi
Jahren war er ein Wortführer der aristokratischen Kreise und i
heitete den Volksrednern entgegen, welche den eben geschlossen
Nikiasfrieden wieder erschütterten und die Verbindungen mit d
{leloponnesischen Städten einleiteten. Diesem Standpunkte blieb
treu, so wenig er sonst ein Mann von Charakter war, und verti
jetzt eben so wie vor dreifsig Jahren die Interessen Athens, wek
Trennung vom Sonderbunde und Vereinbarung mit Sparta verlangte
die Umstände waren ihm günstig. Vier Jahre war gekämpfl word
und noch waren die Verbündeten in keinem offenen Kampfe glückli
gewesen. Iphikrates hatte damals noch nicht Gelegenheit geht
etwas Glänzendes auszuführen. Durch die Einnahme von Lechai
waren die koiinthischen Pässe wieder offen, die Befestigung Athc
war noch immer nicht vollständig und der Ausgang des isthmisdi
Kriegs unsicherer als je, namentlich seit Teleutias die korinthisch
Gewässer beherrschte. Aber auch die Lakedämonier waren durc
aus nicht so im Vortheile, dass sie Ursache hatten, ihre Forderung
allzu hoch zu spannen. Ihre Aussichten auf persische Hülfe wai
gescheitert, Thibron war venuiglückt, in Rhodos ging es ihn
nicht nach Wunsch. Sie mussten also ilire weiteren Herrschaf
plane aufgeben und für's Erste darauf bedacht sein, die Verbfl
deten zu trennen, um den Umwälzungen, die im Peloponnes I
gönnen hatten, zu steuei*n, Argos zu demüthigen und im eigen
Hause wieder die Hennen zu werden.
Diese Lage der Dinge benutzte die attische Friedenspartei 11
liestem Erfolge. Es wurde eine Gesandtschatl nach S|)arta geschic
unter I^itung des Andokides. Er erreichte es, dass mit Atb
wieder wie mit einer el)enbürtigen Macht verhandelt wurde; i
lieiden St;iaten sollten mit dem Friedensschlüsse vorangehen ui
dann die übrigen zum Beitritte aufTordern. Unter den einzeln
Punkten wurde wiederum die Selbständigkeit der griechischen Staat
vorangestellt, eine Bestimmung, die natürlich auf Korinth und a
das böotische Orchomenos zielte, und um jeder den Spartancü
ungünstigen Deutung dieses Punkts vorzubeugen, Spartas gegei
nUEDEHSREDE DES AiXDOKIDES 891 HERBST. 199
irtiger Besitzstand ausdrücklich anerkanut; ebenso der der Athener
ü Einschlafls von Lemnos, Imbros und Skyros. Ins()esondere alier
irde den Athenern die Vollendung ihrer Befestigungen freigestellt
wk ebenso die Hersteliung von Kriegsschiffen, so viel sie deren
inen wollten.
Hit diesem Frieden kam Andokides heim, um ihn der Bürger-
ibft rar Annahme zu empfehlen, dann am vierzigsten Tage sollte
w in Athen beschworen werden. Er glaubte nicht uhne Grund
tm Grikfses erreicht zu haben; denn Sparta hatte auf seine un-
Mngte Hegemonie verzichtet, Atlien war wieder eine Gro&macht
mi die Schmach des letzten Friedens gesülint. Und doch hatte
BS Andokides keiner Partei recht gemacht. Die Einen waren lui-
dass er seine Vollmachten nicht benutzt habe, den Frieilen
abKUScfaliel^. Die Anderen wollten überhaupt keinen Frieden,
äi moDten nicht Mauern und Schiffe von Spartas Gnaden haben,
■KwoHtoi nidit auf die drei Inseln beschränkt sein, sie fürchteten
flriUi von jeder Annäherung an Sparta Gefahr für die Veifassung.
Anddüdes vertheidigte sein Werk und seinen Standpunkt. Er
■igte der Bürgersdiaft, wie die Geschichte keuier Stadt so ein-
kJiglich wie die von Athen des Krieges Unheil und den Segen
iv Friedens lehre. Jeder Friedensschluss (denn die unglückliche
Cfitnlation nach der Niederlage von Aigospotamoi <lürfc man nicht
ibeineD solchen ansehen) sei der Anfang eines ghlcklichcn Auf-
■fanmgSy einer raschen Hebung von Wohlstand uiul Macht gewesen.
fal ftmänftige Politik verlange, dass man mit den Mächtigen
hBmdschaft halte; die Verkehrtheit der Athener ijestehe al»er darin,
iM rie es liebten, sich mit den gi'ofsen Staaten zu verfehden und
■it den kleinen zu verbinden; so haljc man dem Grofsköuige den
laoiges, den Syrakusanern die Egestäer, den Spartanern die Argiver
ii Bandesgenossen vorgezogen. Die Absichten der Argiver, welche
■t attischer Hülfe Korinth festhalten wollten und ihre Bundes-
(BMien lom Kriege hetzten, während sie sich selbst auf alle Weise
i decken suditen, könnten nur durch eine vollige Besiegung Spai*-
H verwirklicht werden , und dazu reichten weder die Kriegsmittel
ü noch würde Persien es dulden. Was Athen nach einem Kriege,
I wekhem der Feind Sieger sei, an Friedensbedingungen erwarten
hfty das werde ilim in vollem Mal'se gewährt Man solle sich vor-
tei mit den neuen Freunden und sich erinnern, wer nach dem
BgUcke der Stadt den Antrag auf Zerstörung gestellt und wer da-
200 ABBRUCH DER A'ERHANDLUNGEN SM.
mals . Atlien gerettet liabe ! Auch die Thebaner seien jetzt
Frieden geneigt. Wolle man durchaus Krieg, so soUe man sich
prüfen, ob man Willens sei, ohne eigenen Gewinn alle Opfer ■
l)ringen, um den Argivern ihre selbstsüchtigen Zwecke erreicheo
zu helfen.
Andokides ging also auf die Grundsätze Kimons zorück, iod«
er durch gegenseitiges Einverständniss der lieiden Grofsmächte db
hellenischen Angelegenheiten geordnet wissen wollte; er wollte, wie
Perikles, auch den Barbaren gegenüber, ein vertragsmäfsig geordnela
Verhältniss, l)ei dem der Handel im ägäischen Meere sich ungestM
entfalten konnte. Es war aber eine solche Friedenspolitik gern
zu keiner Zeit berechtigter als jetzt, da Athen gänzlich au&er Stande
war, als kriegerische Macht aufzutreten; es hatte keinen Sdubi
keine Flotte, keine opferbereite Bürgerschaft, keineii zuverlässige
Bundesgenossen. Ferner wusste man von den Verbindungen im
Antalkidas und Tiribazos, und gewiss war es im wohlverstandeD«
Interesse Athens, wenn Andokides Alles that, um einer einseitigoi
Verständigung Spartas mit Persien vorzubeugen. Athen hatte durck
glückliche Fügimg für geringe Opfer unverhältnissmälsig viel f^
Wonnen; mehr zu erreichen war für's Erste gar keine AussidH,
also war es gerathen, den Gewinn, den man Konon verdankte, mö^
liehst rasch in Sicherheit zu bringen.
Das wollte Andokides. Al>er er drang nicht durch. Er war
kein Mann des Vertrauens. Seine Hinneigung zu Sparta machte
ihn missüebig; er hatte die bootische Partei und die eigentlichen
Demokraten gegen sich, welche in der Feindschaft mit Sparta eine
Bürgschaft der bürgerlichen Freiheit sahen. Viele mochten noch
immer auf persische Subsidien hoffen und ebenso lässt sich voraus-'
setzen, dass ehrgeizige Mäinier, wie Thrasybulos und Iphikratei«
sich die (velegeuheit zu glänzenden Waffenthaten nicht genommeB
sehen wollten. Ganz besonders aber handelte es sich um den thn*
kischen Chersonnes. Die Athener wollten ihre dortigen Besilzungea
v(m Sparta anerkannt sehen; Sparta a1>er war nicht gesonnen aif
den Hellespont zu verzichten, dessen Wichtigkeit für die Seeherr-
schaft ihm in den letzten Jahren klar geworden war. Kurz, da*
von Andokides verhandelte Friede wurde nicht bestätigt, Andoluda
selbst in Folge einer Anklage wegen Missbrauchs seiner Vollmachten
verbannt und der Kampf entbrannte wieder mit erneuter Heftigkeit
Damals erfolgte die Verheerung des korinthischen Berglandes (S. 1S8)
THBASTBULOS 8EEZÜGE 97, 8; S90-89. 201
uid Iphikrates liewährte seine neue Kriegskunst durch Vernichtung
der lakedimonischen Heeresabtheilung, ein Erfolg, durch den auch
tie Thebaner veranhisst wurden, ihre Friedensverhandlungen mit
Agesibos abzubrechen'^^).
Die wichtigsten Ereignisse al)er erfolgen zur See. Teicutias
erUelt den Auflrag, die Unternehmung in Rhodos zu iT»rdern. Voll
Freude, einen gröfseren Schauplatz der Thätigkeit zu gewinnen, ver-
. fieEs er das korinthische Meer, durchkreuzte den Archi|)elagos, gewann
il Samos für Sjiarta und nahm zehn attische SchiiTe weg, welche
: En^ras zu Hülfe geschickt waren. Athen, das sich in Folge des
i kniÄichen Siegs noch als Herrin des Meers filhlte, wurde plötzlich
f m seiner Sicherheit aufgeschreckt. Es raffle seine letzten Geld-
l wMM zusammen. Thrasybulos, eine Zeitlang durch Konon zunlck-
^ pMngt, war jetzt wieder der erste Mann in Athen, der Fuhrer
ihr Kriegspartei; ihm ^iiirde die erste ansehnliche Flotte, welche
im wiederhergestellte Athen aufl)ringen konnte, eine Flotte von
vierag Schiffen anvertraut, um im rhodischen Meere den Spar-
taern entgegen zu treten. Im Fnihjahr 390 (97, 2) lief er vom
Pmieos aus. Er ging aber nicht nach Rhodos, sondern nach Norden
Unaf, in die thrakischen Gewässer, in die Gegenden, deren Wich-
tigkrit bei den letzten Friedensverhandlungen zur Sprache gekom-
men and wahrscheinlich von Thrasybulos selbst, als einem Ilaupt-
pgner des Andokides, besonders he4*vorgehol)en worden war. Hier
flrtwidKite er eine grofse und erfolgreiche Thätigkeit; er schloss
WhriUiafle Verbindungen mit den thrakischen Fürsten, sowie mit
te demokratischen Parteien in den Seestädten, gewann auf die
Weise Byzanz und Chalkedon, stellte den Sundzoll bei (^hrysopolis
nieder her und verpachtete ihn, und ging dann in's ägäische Meer
nrick. In Lesbos herrschte noch ein spartanischer Harmost. Thra-
<lhdo8 schlug ihn und gewann die Inselstädte mit Ausnahme von
Hethymna fOr Athen.
Im nächsten Fnlhjahre ging er weiter nach Süden, alier auch
JMit nicht nach Rhodos, obwohl er von Athen die dringendsten
Wdsungen ertiielt, den bedrängten Rhodiern zu Hülfe zu eilen. Er
üg es vor die Küsten von Karien zu brandschatzen, hauptsächlich
^oU aus dem Grunde, weil er für den Unterhalt seiner Truppen
IS sorgen hatte und einen ernsthaften Krieg, \\q'\ dem keine Beute
» gewinnen war, nicht unternehmen konnte. Indessen wuchs die
Ventimmung über sein eigenmächtiges Verfahren in Athen von Tage
202 NEUE SEEFEHDEN 369^-68; 07, 4.
ZU Tage; es liefen inttere Klagen von Bundesgenossen, Gastfreimd
und Burgern Athens ein, welche von ihm misshandeit waren; c
Gegenpartei schürte die Unzui'riedenheit gegen ihn und seinen Mi
feldherrn Ergokles; man beschuldigte ihn, dass er» von ErgoU
verleitet, den Plan gefasst habe, sich mit seinen Truppen in Bysu
festzusetzen, um dort in Verbindung mit seinem thrakischen Ai
hange den Befehlen der Bürgerschaft zu trotzen und sidi dasctt
eine selbständige Macht zu bilden. Jedenfalls lastete auf ErgoU
die Hauptschuld; dieser wurde zur Verantwortung heimgenife
Thrasybulos einstweilen noch im Gommando gelassen, um seine Ao
gäbe in Rhodos zu lösen; aber ehe er dahin gelangte, Gel er i
Eurymedon, im Gebiete der Stadt Aspendos, deren Mannschaft ü
l)ei einem nächtlichen Ueberfalle in seinem Zelte erschlug. Agyrriii
fährte die Schiffe nach Rhodos"*).
Inzwischen waren die Spartaner durch die Flottenrüstung Alha
und die Waffenüiaten Tlu*asybuls zu Gegenrüstungen veranlasst, m
zwar fassten sie zwei wohlgelegene Punkte in's Auge, um sie i
Waffenplätze gegen Athen zu benutzen, Abydos und Aigina. i
Abydos hatte sichDerkyUidas mit grofsem Geschicke behauptet (S. 183
ein Mann, der seit zwanzig Jahren in diesen Gegenden zu Hau
war und das Vertrauen seiner Vaterstadt im höchsten Grade geredi
fertigt hatte. Ohne Grund, nui* durch persönliche Gunst der regierei
den E])horen, wurde an seine Stelle der früliere Seefeldherr Anaiibk
gesetzt, um die neu gewonnene Macht Athens daselbst zu erschütlcr
und den attischen Handel zu zerstören. Iphikrates wurde mit $d
Schüfen und 1200 Peltasten gegen ihn ausgeschickt und tödtete ik
mit Vielen der Sehiigen durch einen wohlangelegten Hinterhalt h
Abydos.
Viel drohender waren die Angriffe von Aigina. Denn hier m
zum gröfsten Schrecken der Athener auf einmal die alte Unsicher
heit des Meers wieder ein, wie sie vor den Perserkriegen gewoM
war; Sparta gab nämlich den Insulanern, welche es nach Aigin
zunickgeführt hatte, den Auftrag, Kaperschiffe auszurüsten, um ü
gegenül)er hegenden Küsten zu beunruhigen. Ein attisches tt
lagerungsheer wird vor Aiguia eingeschlossen und erst nach mancha
empfindhchen Verlusten gelingt es Chabrias auf dem Zuge nad
Cypeni unversehens in Aigina zu landen, den Harmosten Gorgopi
zu tödten und den Athenern wieder ein freies Meer zu versehaffea
Aber eine dauernde Sicherheit wm*de nicht gewonnen; die
SPARTA UFfD PEnSIEN nÄHEILN SICH 388. 203
aonier schickten Teleutias nach Aigina, der das Seevolk mit neuem
Vnthe erfüllte und es wagen konnte, den Peiraieiis zu rii)erfallen,
nit seinen Truppen bis in die Hafenmagazine einzudringen und mit
reicher Beute unversehrt zurückzukehren ^^^).
So wiutle an den verscliiedensten Plätzen gekämpft; nirgends
aber geschah etwas Entscheidendes. Dagegen trat in der Stellung
der Parteien allmählich eine wesentliche Aendennig ein. Die Athener
hitteD sich von den Verbündeten, mit welchen sie in den böotisch-
kniinthiscben Krieg eingetreten waren, ganz getrennt; aus dem Kriege
^ vm die Isthmospässe war eine Seefehde geworden, in welcher das
wm donh persische Subsidien hergestellte Athen sich die Yortheile an-
k-^- sigMD wollte, welche der persische Seesieg ihm verschafll hatte.
1^- ikr nnabsichtlich war es dabei in einen Krieg gegen Persieii hin-
' eaferathen, indem es durch die Wohlthaten des Euagoras sich ver-
li^ fiditet sah, diesen Färsten bi seinem Aufstande zu unterstützen
L 4 mI mit ihm das ebenfalls aufstandige Aegypten. Sprta dagegen,
g»« «eiBhes früher mit Aegypten gegen Artaxerxes verbündet war (S. 182)
Kft. ; vd neuerdings Thibron und Diphriilas nach Ephesos geschickt hatte,
ü:^' n IVrsien zu bekriegen, war in seiner Politik einer enigegenge-
k, setiten Strömung gefolgt. Denn während senie Landtruppen sich
Boch mit den Persem schlugen, iingen seine Seefeldherrn die attischen
Sdulfe auf, welche den Aufstand in Kypros unterstützen sollten;
dan machte es (97, 4; 388) Antalkidas zum Oberbefehlshaber der
Seemacht und gab dadurch zu erkennen, dass es wieder mit dem
Befe des Grofskönigs anknüpfen wolle.
Antalkidas hatte seine Pläne nie aufgegeben. Er sali, wie das
morsichtige Verfahren der Athener seine Absichten begünstigte,
od benutzte dasselbe für seine Zwecke eben so, wie Konon vor
nchi Jahren die Heerzüge des Agesilaos für sich verwerthet hatte.
Gkidizeitig war auch sein Gönner Tiribazos wieder zu Ansehen und
EbIuss gelangt Man konnte sich in Siisa nicht mehr der Einsicht
vcnchUefsen, dass die von Antalkidas vorgeschlagene Politik für
Genien die fortheilhafteste sei. Die Abneigung gegen Sparta wurde
durch das Verlangen nach Befriedigung der Küstenländer überwogen.
Xm musste von Seiten der Griechen freie Hand hal)en, um sich
* Ott Toller Macht gegen Cyi)ern und Aegyjtten zu wenden; denn die
^ Verbindung dieser beiden gefährlichen Mächte musste die Aufmerk-
simkeit des Grofskönigs im höchsten Grade in Anspruch nehmen.
j^eihalb wurde der spartanische Admiral am Hofe auf das Günstigste
t
204 ANTALR1DA8 BEHERRSCHT DIE SEE U%
aufgenommen, alle seine Anträge wurden gebilligt und es kam üa
jetzt nur darauf an, rasch und ohne neue Kämpfe auch die Atbemr
geneigt zu machen den Frieden anzunehmen.
Dies gelang ihm aber um so leichter, da die AtheDer ihre
geringen Kriegsmittel zersplittert hatten und ohue Energie den Krieg
fortsetzten. Er ging rasch nach dem Hellespont, entsetzte Abjfdflii
nahm Thrasybulos dem Kollyteer acht Schiffe und zog dann am im
l)ersischen Häfen so wie aus Sicilien so viel Verstärkung henn»
dass er mit einer Flotte von 80 Schiffen das Heer behemdrie.
Athen, durch die äginetischeu Ka[)er seines eigenen Heers onudMr,
nun auch der Zufuhr aus dem Pontos beraubt und aulser Standi,
eine Flotte aufzubringen, welche den Feinden die Spitze hieki
konnte, musste ehier neuen Belagerung und Hungersnoüi oitgqga
sehen. Alle Schrecknisse des Jahres 405 traten den Bürgern m
die Augen, während die von dem Bündnisse mit Cypem und Aegypta
zu erwartenden Yortheile in weiter Ferne standen und auch die wä
Dionysios emgeleitete Freundschaft wieder in's Gegentheil umge-
schlagen war, und so wagte kein Redner die Fortsetzung des Kriep
anzurathen. Theben war an öffentUchen und PrivaUnitteln e^
schöpft und konnte die ununterbrochene Fehde mit OrchooMMi
nicht mehr ertragen. Argos und Korinth allem waren auDser Stank
Trotz zu bieten. Sparta selbst aber, das aus aller Kriegsnoth glück-
lich und siegreich hervorgegangen war, konnte nicht daran denken,
seine gegenwärtige Ueberniacht sofort zu einer Vergewaltigung der
anderen Staaten anzuwenden; denn seuie Hacht beruhte ja nor Hf
der Unterstützung des Grofskönigs, und diese war ihm nur zu den
Zwecke gegel)eu, dem Kriege ein Ende zu machen, welcher Persiet
in seinen Unternehmungen hemmte und dem cyprischeu Aufttande
neue Nahrung zuführte. Darum hatte auch Sparta zunächst kda
anderes Interesse, als die allgemeine Ermattung der kriegfübrendeo
Staaten dazu zu benutzen, so bald wie möghch einen Friedensooi-
gress und eine allgemeine Eutwafl'nung Griechenlands zu Stande n
bringen, und zwar in Sardes, wohin Tiribazos die Gesandten est"
bieten Uefs.
Dadurch erreichte Sitarta gleich einen doppelten Yortheil. ErstoM
konnte es voraussetzen, dass das Ansehen des Grofskönigs wesent-
lich dazu beitragen werde, das Gelingen des Friedenswerks zu er-
leichtern, weil jeder Widerspruch nun als eine Feindseligkeit gepn
die Macht erscheinen musste, welche ihrer Flotte und ihrer GeM-
FIIIEDEI988CBL08S lü 8ARDBS M, S; 887. 205
wegen die m meisten gefürchtete war; sie war die einzige,
in dorn ganzen Kriege nur gewonnen ond gesiegt hatte.
reitens wnrden die gegnerischen Staaten auf persischem Boden
it als Verbündete angesehen, welche nach einem gemeinsamen
auch gemeinsame Be<lingungen stellen dürften, sondern nur
Einzelstaaten, welche sich so gut, wie Sparta, einer allgemeinen
long der griechischen Verhältnisse zu fügen hätten. Dadurch
Sparta in eine viel vortheilhaflere Lage. Dass aber die Ord-
der Dinge ton Persien festgestellt wurde, fand darin eine
Berechtigung, dass <ler ganze Landkrieg durch persisclie
lung henrorgerufen und die Hauptentscheidung zur See, die
entscheidende Schlacht des ganzen Kriegs, ein Sieg der
lotte gewesen war.
Die Bedingungen aber waren die von Antalkidas entworfenen,
Ton den friiheren nur darin abwichen, dass Athen günstiger
It wurde. Athen hatte nämlich auf dem früheren Tage, der
Sardes abgehalten war (S. 195), am entschiedensten widersprochen;
war der einzige Staat, wo immer noch an dem Gnuidsatze fest
wurde, dass es schmählich sei, Hellenen den Barl)aren Preis
geben; es war endlich der einzige, dessen Truppen noch im
Fdde standen, und zwar war Chabrins in Cypem glücklich, der Auf-
daselbst konnte den Athenern möglicher Weise grossen Gewinn
*n; ihre Verbindung mit Euagoras musste vor Allem gel6st
werden, das war den Persem bei dem ganzen Frieden eine Haupt-
jKhe. Deshalb wurde den Athenern das zugestanden, worauf sie
bei dem fKiheren Abgeordnetentage besonders l>estanden hatten, der
Besitz von Lemnos, Imbros und Skvros. Diese Inseln waren nicht
den Persem genommen wonlen, sie konnten als rechtmäfsig er-
worben, als überseeische Stücke von Attika angesehen wenlen. Dar-
nach wurde also die Frie<lensurkunde in dieser Form abgefasst:
^Der König Artaxerxes hält es lur hillig, dass die Städte in
^Asien ihm gehören und v(»n den Inseln Klazonienai nnd Kypros;
•die anderen hellenischen Städte aber, grofse wie kleine, sollen selb-
•ständig sein; nur Lemnos, Imbros nnd Sk>Tos sollen wie v(»r Zeiten
*den Athenern gehören. Welche Staaten diesen Frieden nidil an-
nehmen, die werde ich mit denjenigen, welche denselben annehmen,
Vereint zu Lande und zu Wasser, mit Schiiren und mit Geld ha-
*kriegen.'
206
DER CONGRESS IN SPARTA 06, Bj 887.
Die Friedensurkuncle war ein Meisterstück diplomatischer
Anscheinend klar und einfach, liatte sie doch einen Inhalt,
nur von den tiefer Blickenden richtig gewürdigt werden
Sie war zunächst so ahgefasst, dass sie dem Groiskönige voUkoi
genügte. Ihm wurde als dem Sieger von Knidos der Haupl
zugesprochen, indem seine unbedingte Herrschaft in Kleinasien
Cypern anerkannt wurde; dann wurde dem Wortlaute nach
das Interesse der gegen Sparta Verbündeten berucksiditigt;
ihr Kampf war ja darauf gerichtet, Spartas Gewaliherrscfaift
Griechenland zu brechen, und diese wurde dadurch a
dass allen griechischen Staaten volle Selbstregierung
w^rde. In welcher Weise aber diese Bestimmung aufgefasst
sollte, darüber wurde in Sardes nicht verhandelt Tiribazoa
sich, die königliche Botschaft den versammelten Gesandten ab
abanderliche Grundlage des Friedens vorzulegen; die Aosfl
derselben wurde den hellenischen Staaten überlassen und zu
Zwecke eine zweite Tagesatzung in Spai*ta angesetzt, welche
scheinlich noch im Sommer 387 stattfand ^^^).
Hier ging es lebhafter her als in der Hofburg des Sal
denn nun kam die eigentliche Bedeutung des zweiten Fri
Paragraphen zur Sprache.
Sparta trat als der von Persien mit Ausführung des V<
betraute Staat auf; denn wenn man es auch aus kluger V«iä
vermieden hatte, ihm eine solche Stellung ausdrücklich zuzu^
so war es doch stillschweigend vorausgesetzt, dass der bei
des Friedens zunächst betheiligte und im vollen Vertrauen dei
serhofs stehende Staat die Ausführung zu überwachen habe, und
war im Schlusssatze deutlich genug ausgesprochen, dass ^ bei )
Widerspruche auf energische Waffen- und Geldhülfe von Perii
rechnen könne. Nun wurde die persische Botschaft in's Lakefr
monische ü})ersetzt und lautete dahin, dass alle neuerdings versocktoi
Unterdrückungen eines Staats durch den anderen mit der im FMtt
verbürgten Autonomie der griechischen Gemeinden im Widersprucki
stehen und ungültig seien; also müsse Argos auf Korinth venkblM
und Thelien auf die I^ndeshoheit über die Städte B<>otiai8. b
kam zu den heftigsten Scenen. Die Thebaner wollten die gailB
Landschaft vertreten, wie sie in den zur Zeit des konnthiachei
Kriegs abgeschlossenen Verträgen immer gethan hatten (S. 195) iii'
ihre Gesandten waren angewiesen nur als Böotier zu unterzeichnfiB*
9\
ii
FRTBDRmSCHLUSS IN 8ARDBS M, S; 887. 205
Mittel wegen die «in meisten geförchtete war; sie war die einzige,
MielMr in dem ganzen Kriege nur gewonnen und gesiegt hatte.
Bireitens worden die gegnerischen Staaten auf persischem Boden
■eilt als Verbündete angesehen, welche nach einem gemeinsamen
aach gemeinsame Bedingungen stellen dürften, sondern nur
Eimelstaalen, welche sich so gut, wie Sparta, einer allgemehien
fildainig der griechischen Verhältnisse zu fügen hätten. Dadurch
^larta in eine yiel vortheilhaftere Lage. Dass aber die Ord-
der Dinge ton Persien festgestellt wurde, fand darin eine
Berechtigung, dass der ganze Landkrieg durch persisclie
ftiHafndnng henrorgerufen und die Ilauptentscheidung zur See, die
■Hnige entscheidende Schlacht des ganzen Kriegs, ein Sieg der
üliBerflotte gewesen war.
>iiii 'Die Bedingungen aber waren die von Antalkidas entworfenen,
jpriDk Ton den früheren nur darin abwichen, dass Athen günstiger
^pMliDt wurde. Athen hatte nämlich auf dem früheren Tage, der
«4a' Sardes abgehalten war (S. 195), am entschiedensten widersprochen;
der einzige Staat, wo immer noch an dem Ginmdsatze fest
wurde, dass es schmählich sei, Hellenen den Barbaren Preis
BB geben; es war endlich der einzige, dessen Truppen noch im
Fdde standen, und zwar war Chabrias in Cypem glücklich, der Auf-
laluid dasdbst konnte den Athenern möglicher Weise grossen Gewinn
^ ^Magen; ihre Verbindung mit Euagoms nmsstc vor Allem gelöst
-weiden, das war den Persem bei dem ganzen Frieden eine Haupt-
:vAe. Deshalb wunie den Athenern das zugestanden, worauf sic^
-W dem firflberen Abgeordnetentage liesondei*s l»estanden hatten, der
-faiti von Lemnos, Imbros und Skyros. Diese Inseln waren nicht
im Persern genommen worden, sie konnten als reclitmäfsig er-
■vwfaen, ab überseeische Stücke von Attika angesehen werden. Dnr-
iMh wurde also die Friedeusurkunde in ilieser Form abgefasst:
tkr König Artaxerxes halt es für billig, dass die Städte ni
\ Von ihm gehören und V(m den Inseln Klazonienai und Kypros;
I Vb anderen hellenischen Städte al)er, grofse wie kleine, sollen selb-
> "^ttndig sein; nur Lemnos, Imbros und Sk}To$ sollen wie v(»r Zeiten
[ ^Athenern gehören. Welche Staaten diesen Frieden nicht an-
Wimen, die werde ich mit denjenigen, welche densell>en annehmen,
**Vaiit zn Lande und zu Wasser, mit Schüren und mit Geld l)e-
%iiegen.'
208 REDEUTUNG DES A^ITALKIDASFRIEDENS.
Einfluss in patriotischer Weise benutzt; jetzt war auf Anregmig
Spartas in aller Form Persien als die Macht anerkannt, welche ober
die griechischen Angelegenheiten zu entscheiden habe. Es war m
ganz neues Staatsrecht gegründet, ein neues Staatensystem, wdchei
seinen Schwerpunkt in Susa hatte. Persien war die eigentliche
Grofsmacht und die griechischen Grofsstaaten waren Staaten fweitM
Ranges geworden, Clientelstaaten Persiens, nach dessen Willeo «
sich zu richten hatten, gegen dessen Willen sie ilir Verhäitni» n
einander nicht ändern durften. Der Grodskönig war der Oberhar
von Hellas. Er berief Congresse der griechischen Staaten, dem
Abgeordnete seine Machtl)efehle deraüthig hinnahmen; er konnte ii
allen innem Streitigkeiten, die ihm wichtig genug schienen, mit
sprechen, mithandeln und in letzter Instanz entscheiden; jeder Frie-
densbruch war eine Auflehnung gegen den anerkannten Machthahr.
Dies Yerhältniss war das nothwendige Ergebniss der griechiDchi
Politik. Sparta hatte schon seit dem Anfange des peloponnesisciMi
Kriegs um Persergunst gebuhlt und Athen war seinem BeiqMk
gefolgt. Man hatte sich von beiden Seiten immer mehr daran ge-
wöhnt, von der Stellung des Grofskönigs die eigenen Erfolge ak-
hängig zu machen, und so war das ni sich aufgelöste, in ata
Schlachten besiegte, von allen Küsten zurückgedrängte Persien donk
seine Sieger dahin gebi^aclit, dass ihm nun die letzte EntscheidQg
des griechischen Staatenkampfes zufiel. Die Niederlage Athens nr
das Werk Persiens und ebenso die Wiederherstellung seiner Una^
hängigkeit. in des Königs Hand liegt das Schicksal der HelleiMi'i
das war ein schon damals in Giiechenland verbreitetes Sprichwirt»
und das darin ausgednlckte Yerhältniss, welches tliatsächlich tA
lange vorhanden gewesen war, wurde nun im Antalkidasfrieiki
förmlich anerkannt und verbrieft. Damit war die glorreiche Zdl
der Freiheitskriege so gut wie vernichtet und das volle Gegentbd
von dem eingetreten, was bei Salamis, Plataiai und Mykale errongM
war; die Perser hatten endlich doch die Zwecke erreicht, weshib
sie einst ihre Heere nach Hellas geschickt hatten. Hardonios hattl
ja auch nur die Anerkennung eines persischen Protektorats ii
Griechenland verlangt; und jetzt stand das europäische Griechenhni
in eingest^ndner Abhängigkeit vom Perserhofe. In Betreff des mit-
tischen Griechenlands aber war der Grmidsatz, von dem Pernea
niemals abgegangen war, dass alles Küstenland Kleinasiens ihm ge-
höre, von allen Griechen feierlich anerkannt. Hellas dieaaeils aal
BBDEItTUNG DES ANTALKIDASFRIEDENS. 209
Beits des Meers war wieder aus einander gerissen, und seit der
Uacht Ton Mykale war der Grofskönig zum ersten Male in un-
iingtem BesiUe Kleinasiens; er lieherrschte alle Häfen und ver-
{te zu seinen Zwecken über die Mannschaften, Schifte und Geld-
Ütel der Städte, deren er jetzt mehr als je bedurfte, um seine
icht in Cypem und Aegypten wieder herzustellen. Die ungluck-
lien Städte, welche so otl liefreit waren, ohne jemals frei zu
vden, weil sie immer den Zwecken der Staaten hatten dienen
inen, die zur Zeit das Meer beherrschten, kamen nun unter
ae Herrschafl, welche das Gegen theil war von der milden und
rwöbnenden Beliandlung, die sie früher von Mardonios und von
fro8 erfahren hatten. Man liefs sie das neu aufgelegte Joch um
I schwerer fühlen, je länger sie demsellien entzogen gewesen
Man baute Zwingburgen in den Städten und legte Be-
in hinein, man zerstörte die Plätze, welche Erhebungsversuche
IMhten und trieb so viel Steuer wie möglich ein. Die Perserftotte
ahemchte das ionische und karische Meer, und wenn der |)er-
iKhe Territoriali)esitz zunächst auch sehr bestimmt auf das Fest-
ad beschränkt wurde, so dass selbst die Stadt Klazomenai, welche
■r durch einen schmalen Sund vom Festlando getrennt war, aus-
Irleklich den Persem zugesprochen wurde, so ist doch eine solche
IniariLationslinie zu allen Zeiten unwirksam und unhaltbar gewesen,
nd Jeder musste sich sagen, dass derjenige Staat, welcher alle
llfen und Waffenplätze an der Küste inne hatte, \m nächster Ge-
hpnheit auch die vorliegenden Inseln Sainos, (ilhios u. s. w. in
fth Gebiet liereinziehen werde. Sie waren an sich schutzlos, und
fcr Frieden, welcher jede Machtbildung verhinderte, die zu ihrer
^«theidigung dienen konnte, gab also auch die Insehi und das
Inselmeer den Persem Preis. Das Schlimmste al)er war,
die Hülfsmittel Kleinasiens, so wie sie von den Hellenen auf-
iBfeben wurden, sofoil dazu dienen mussten, dem Grofskönige die
Unterwerfung anderer Hellenen, und namentlich die Unterdrückung
kr hoffnungsreichsten aller Erhebungen, welche jemals von einer
griediiflchen Bevölkemng gegen Persien unternommen worden ist,
iie Besiegung des Euagoras möglich zu machen ^^^).
Euagoras hatte von Anfang an erkennen müssen, dass die
'Irenndschaft mit Artaxerxes nicht von Dauer sein könne. Kurze
Seit diente Einer den Interessen des Anderen; denn die Schifte
les Euagoras bildeten ja den gröfsten Theil der Flotte, welche den
Osrtiaa» Gr. QmA. IH. 14
210 DRR CTPRISCHE KRIEG 304— |SB6.
Persern <Ue HeiTschaft über ilire Knsteii und den Archi _
zuiiickgal), und dies üel>crge wicht hatte wiederum die Folgi^<^ ^
Athens Mauern neu befestigt und dieses dadurch in Stand ^'•^
wurde, ein selbständiger Bundesgenosse des Euagoras zu werden^ ^
zwischen war der Argwolin des ftrcilskonigs gegen Euagoras (S. '^i
nie erloschen und gleich nach dem Siege l>ei Knidos kam c^ *
einer feindlichen Spannung.
Euagoras musste schon seiner eigenen Sicherheit wegen dir*
ausgehen, v(m Salamis, der Stadt der Ostküste aus, seine MbA
über die anderen Insel stadte auszubreiten; es })estanden aber9oto
10 kleine Königreiche in Cypern, welche von hellenischen viB
ph6nikischen Gesclilechtern unter persischer 01>erhoheit regpfli
wurden. Diese ZerspHtterung sicherte die Herrschaft des Grob-
königs. Derselbe durfte also der Ausbreitung des Euagoras nkk
ruhig zusehen, er durfte die Hülfsgesuche der bedrängten Vasdki
in Amathus, Kition u. a. Städten nicht unl)eachtet lassen. Em
Insel von dieser Gröfse (ihre Läugenausdehnung ist nicht geringo;
als der Abstand zwischen dem südlichsten und dem nördlichstai
Vorgebirge des Peloponnes), von diesen Hülfsmitteln an MeUl,
Holz, Korn u. s. w. und von einer Lage, welche sie jedem Slaite
unentbehrlich machte , der das Meer zwischen Kleinasien , PbAnh
kien und Aegypten beherrschen wollte, durfte nicht in eine Bani
kommen, am wenigsten in die Hand eines so kühnen Mannes,
welcher die den P(»rsern gelahrlichsliMi Volkselemente zur Herrschift
brachte uiul sich nicht auf die Insel l)eschränkte, sondern mit Athei»
mit Syrakus, mit Aegypten, ohne Zweifel auch mit den griechische!
St^estädten an der kleinasiatischen Südküste Verbindungen anknüpfte.
Das waren die Verhältnisse, aus denen der cyprische Krieg enl-
staud, ein zehnjähriger Land- und Seekrieg, welcher erst zwischei
SaLimis und den kleineren Städten geführt wurde, sich (hinn n
einem AngrilTskriege auf Persieu erweiterte und endlich mit einer
Belagerung von Salamis schloss^^®).
Der erste Krieg war ein Insel krieg, an dem sich persische
Ueichstrupi>en betheihgten unter Leitung des karisciien Dynasten
Hekat<»mnos und Aut(»phra(lates, des Satrapen von Lydien; aber
diese Einmischung war ohne Nachdruck und hinderte Euagoras
nicht, seine Herrschaft zu lK3fesligen und auszudehnen. Er machte
Salamis zur Hauptstadt eines unabhängigen Inselreichs und richtete
dasselbe ganz nach hellenischem Muster ein. Er führte rhodische
I>A8 ENDE DES CTPRISGHEN KRIEGS. 211
*^*Ä«*ung ein und schlug Goldmünzen wie der Grofskönig.
*^> welcher das seit 411 (92, 2) von Persien abtrünnige
V^n beherrschte, war ein thätiger Bundesgenosse, weil es sein
^^*»e war, Cypem, den Vorposten des Nillandes, nicht wieder
V^tsische Iländc kommen und zu einem persischen Waffen-
*^ gegen Aegypten werden zu lassen. Auch die Athener hhel>en
'^Kwas treu und leisteten wirksame Hillte. Namentlich gelang es
Wirias 388 (98, 1) glänzende Siege in Cyi>ern zu erfechten. Fast
B ganze Insel wurde unterworfen, so dass Ruagoras nun zu aus-
Wgdn Unternehmungen übergehen konnte. Er wendete sich
leo die Städte Phönikiens, von denen die Insel so lange in
ckender Abhängigkeit gehalten worden war; er erstürmte Tynis,
bnchte Kilikien zum Abfalle; die Flotte, die Konon geführt hatte,
le die letzte sein, welche aus dem Küstenlaude des Tauros und
Bon für den Grofskönig zusammengebracht war. Alle unzu-
lenen Vasallen wurden zu einer grofsen Goalition vereinigt; die
ktigsten Reiclisländer waren in Aufruhr, die Herrschaft der Achä-
liden war in Frage gestellt.
Jetzt begreift sich die Friedenspolitik des Artaxerxes den Hel-
\a gegenüber. Er musste freie Hand haben, er nnisste ülx^r Heer
I Schatz frei verfügen können, er musste die Beruhigung Grie-
nlands auch deshalb wünschen, um aus allen griechischen I/ui-
D Söldner heran ziehen zu können. Damm bei rieb Tiribazos den
cliluss der Verhandlungen mit Antalkidas auf alle Weise,
I kaum waren dieselben zu Ende geführt, so wurde un-
üglich eine Rüstung zu Wasser und zu Lmde veranstaltet,
sie seit den Tagen des Xerxes nicht vorgekommen war.
e Flotte von 300 Segeln wurde aus den Städten loniens zu-
imengebracht; Tiribazos führte sie nach Cypern und begann
1 AngniT, der den ganzen Krieg in sein letztes Stadium
chte.
Euagoras gab auch jetzt den Muth nicht auf. Er wusste durch
Be Kreuzer im kilikischen Sunde dem Landungsheere die Zufuhr
iischneiden, er lieferte mit seinen 200 Trieren dem Feinde ein
laes SeelrefTen, und war anfangs glückhch, wurde al)er dann
chlagen und in Sahimis eingeschlossen. Von Athen verlassen,
ih von Aegypten ungenügend unterstützt, musste er endlich Un-
liandiungeu anknüpfen und nach Ikseitigung seines erbittertsten
pien, des Tiribazos, wusste er wenigstens so viel zu en*eicheu,
14*
iii DEB GEWINN PERSIENS.
dass er in Salamis als Vasall des Grofskonigs sein angestammtei
Fürstentlniiii behauptete (98, 4; 385).
So entlete die hellenische Erhebung auf Cypem, die um cä
Jahrhundert verspätete Fortsetzung der Freiheitskämpfe in looM
und Hellas.
Euagoras wurde von den Athenern preis gegeben , obwohl «r
das Werk Kimons wieder aufnahm und das Blut attischer Kriepr
sühnte, welches in der glorreichen Land- und Seeschlacht bei Si-
lamis unnütz vergossen war. Die griechischen Staaten waren t«
gegenseitiger Eifersucht und selbstsüchtigen Interessen so erfÜ,
dass sie für den einzigen nationalen Kampf, der in dieser Zeit f^
führt wurde, und für den Helden, der die reichste Insel des Mittet
meers für (iriecheidand eroberte, kein Gefühl hatten. Sie liete
sie von Neuem unter das Joch des Barbarenkönigs zurücksinka
und die Griechen loniens waren es, welche ihm dabei dicMi
musstcn.
Dies war also der Hauptgewinn, den die Perser von dem Frieitt
des AnUlkidas hatten; darum war er in vollem Mafse ein Sieg Pff*
siens und eine Niederlage der Hellenen, welche die beste Zeit ihrer
Volksgeschichte verlaugnelen und das Andenken ihrer gröfsten Hdfci
entehrten. Es war aber diese Demüthigung für die Griechen m
so schmachvoller, weil sie nicht einer Uebermacht im Kampfe tf*
h?gen waren, sondern sich vor einem Feinde erniedrigten, der ihn«
zu Lande und zu Wasser überall unterlegen und dessen innat
Schwäche jetzt gröfser und offenbarer war, als Je zuvor. Um füA
gegenseitig zu verderben, halten sie sich erst einzeln, mm gemd«-
sam <las schmähliche Fi*emdjoch aufgeladen, und wenn auch A
(junstbuhlerei am Perserhofe schon eine alte Sünde war, so wr
doch das offene und allgemeine Eingesländniss einer so schmählicba
Abhängigkeit und der in aller Form vollzogene Verzicht auf &
Stellung, welche die Hellenen s(»it dem Siege bei Mykale im ägäisdKi
Meere gehabt hatten, eine Thal, welche das Ehrgefühl der Staatei
vollends abstumpfen so wie den noch vorhandenen üeberrcst natl»*
nalcr Würde untergi'al)en musste.
So schwer aber auch die moralische Niederlage der Griechen
war, so waren die äufseren Folgen derselben geringer, als m«
nach der hochmülhigen Sprache der Friedensurkunde hätte gbnbcB
sollen. Der neue Ol)erherr von Hellas war Ja aufser Stande, dnc
wirkliche ()l>erherrhchkeit geltend zu machen; die inneren Angelegen-
ATTISCHE ZUSTX^IDE. 213
hciten GriecheDlands blieben also nach wie vor den griechischen
Staaten fiberlassen, und namentlich den beiden Staaten, welche
■ich in dem letzten Vertrage als die beiden Vormächte Griechen-
bnds anerkannt waren. Deshalb erfordert das Verstunthiiss der
«weiteren Entwickelungen einen Rückblick auf die Lage Athens und
Spartas vor und unmittelbar nach dem Frieden des Antalkidus^^^).
Athen hatte um die Zeit, da Sparta in Elis und Kleinasien
Krieg führte, eine Reihe ruhigerer Jahre gehabt und es sch(*int,
dttg sich damals der Wohlstand allmählich wieder etwas gehoben
kL Wir erkennen die Spuren von mancherlei Aeudeningen im
Finnzwesen, welche von einem haushälterischen Sinne zeugen und
täar strengeren Gontroie der von Staatswegen liestellten Arbeiten.
Si wurden jetzt auch für die Herstelhuig der öffentlichen Urkunden
af Stern in den Volksbeschlüssen l)estimmte Summen ausgeworfen,
lihrend früher nur die Behörde namhaft gemacht wurde, welche
ik Zahlung zu leisten habe.
Eine andere Neuerung war die Vereinigung des Schatzes der
Alkna mit dem der ^anderen Gottheiten' auf der Burg und die Her-
fteUang einer gemeinsamen Schatzbehörde.
Von diesen und anderen Neuerungen läfst sich nicht uach-
«ttwn, wie nahe sie mit dem Archontate des Eukleides zusammen-
Iringen; im Ganzen aber lässt sich darin ein löbliches Streben nach
l^irsamkeit und Ordnung so wie nach Vereinfachung des Staats-
hnshaits nicht verkennen ^^^).
Man blieb aber nicht auf diesem Wege imd liefs die verarmte
Stadt nicht wieder zu Kräften kommen. So wie sich durch weise
Spnamkeit wieder einige Staatsmittel gesammelt hatten, begann
lach die alte Finanzwülhschaft von Neuem. Unter dem Archonten
IKo|ihantos 96, 2 (39V4) wurden Festgelder zum Betrage von einer
hnchme für den Mann unter das Volk vertheilt und um dieselbe
&it wurde das alte Besoldungswesen erneuert. Das geschah vor-
lehmlich auf Antrieb des Demagogen Agyrrhios, welcher in den
äueren Angelegenheiten die frühereu Führer der Geiiieiude, Thra-
Ifimlos und Archinos, und mit ihnen die gauze Partei der ge-
liijbigten Demokraten verdrängt hatte, der Geruisssuclit der unteren
lUassen rücksichtslos huldigte und ihnen zu Liebe den Volksver-
aammluogssoid wieder einfühlte oder auf euie halbe Drachme erhöhte.
214 ATTISCHE ZUSTÄNDE.
Dadurch musste der Staatsliaushalt sofort wieder in die grbh
Verwirrung gerathen und die ofTentliche Geidnoth hatte wiedeni
den Einfluss, dass man nach jedem Mittel griff, um Geld in dl
Kassen zu schaffen. Das schlimmste aller Mittel war aber das gi
wohnlichste, nämlich eine ungerechte Justiz. Wie traurig steht i
um das sittliche Gefühl, welches die Mehrzahl der Bärger leite
wenn man es ganz natürlich linde t, dass der Rath, so bald er di
laufenden Ausgaben nicht zu decken weifs, Hochverrathsklagen ai
nimmt, um durch Gütereinziehung Geld zu erlangen, wo die Klägi
den Geschworenen sagen dürfen, es werde am Solde fehlen, i^tn
sie die beantragte Verurteilung nicht aussprächen, wo Lysias i
Vertlieidiger der unglückUchen Kinder des Aristophanes (S. 21i
offen erklärt, seine Aufgabe werde ihm dadurch sehr erschw«
werden, dass einerseits das Vermögen, um das es sich handele, fl
sehr ansehiüich gelte und andererseits der Staatsschatz enies Zi
Schusses hoch benöthigt sei! Und Lysias selbst wagt gar nicht einiii
das Rechtsgefühl der Bürger gegen solches Treiben wach zu rufe
sondern er stellt nur eine andere Stuatsrücksicht dagegen, inde
er ihnen begreiflich zu machen sucht, dass der vorübergehende G
winn rechtswidriger Conliscationen durch den gröfseren Nachthi
aufgewogen werde, welchen die dadurch erregte Verfeindung nnt
den Bürgern nothwendig herbeiführe. Man versuchte freilich aw
andere Heilmittel. Euripides, vielleicht der jüngere Tragiker, brach
ein Gesetz ein, nach welchem dritthalb Prozent vom steuerhan
Vermögen erhoben werden sollten, um auf diese Weise eine Sumo
von 500 Talenten zusammenzubringen; das gesamte Steuerkapil
muss er also auf 20,000 Talente (über 31 Mill. Thaler) verai
schlagt haben. Dieses Finanzgesetz wurde sehr willkommen ^
heifsen, natürlich von der unbemittelten Menge, aber der gi
wünschte und versprochene Zweck wurde nicht erreicht und di
hochgepriesene Redner liel rasch in volUge Ungnade bei der Bürg«
Schaft. Dies trug sich in derselben Zeit zu, da Agyrrhios «
der Höhe seines Einflusses stand und der Dichter AristophaiH
in seiner 'Weiberversammlung' (^96, 4; 393) über den elenden Zustao
der Stadt und die schlechten Führer der Gemeinde klagte. Di
Redner sprachen gar nicht mehr von dem, was dem gemeiw
Besten zuträglich sei, sondern von den augenblicklichen Vortheilei
welche für die Menge zu gewinnen seien. Oeffentliche Aemter i
eigenem Gewinne auszubeuten und sich als Gesandter durch pe
KOKONS ANKUNFT IN ATHEN. 215
risclie Gesdieiike ein Vermögen zu machen, wurde gar nicht mehr
ak etwas Unehrenhaftes angesehen, und auch verdiente Bui*ger,
Hinuer, welche au der Befi'eiung der Stadt Tlieil genommen hatten
uid wahre Wohlthäter des Volks gewesen waren, kamen in dieser
uglücklicheu und entsittlichenden Zeit zu Falle. So Epikrates, der,
wenn er auch von Timokrates kein Geld angenommen liatte, wegen
BestechUchkeit verurteilt wurde ^^^).
So stand es in Athen, als der Krieg gegen S[)arta hegounen
wurde. Gewiss war die Stadt untahiger als je, aus eigener Ki'atl
etwi8 Rühmliches zu vollenden. Da kam Konon und seine Ankunft
wir ein Festtag für Athen, wie es seit der Ueimkehr des Alkihiades
krisefl erlebt liatte. Und wie viel reiner und voller war diesmal
b Freude! Der treuste Bürger kehrte zurück, er kam mit vollen
BUen, er brachte ein unverhofftes, überschwengliches Glück. Ein
KM Leben begann in Athen und das freudige Dankgefühl erhob
ät Bürger, drängte die Sell)stsucht zurück und erweckte die Vater-
Indflliebe. Reiche Ilekatomlien wurden den retten<len Göttern dar-
phracht, stattliche Weihgesclienke von Konon auf der Akropolis und
ii Delphi gestiftet. In dem mit Athen wieder verbundenen Peiraieus
wurde ein Heiligthum der A|)lu*o(hte gebaut, wie sie in Knidos ver-
ebt wurde, zum Andenken an den knidischen Seesieg; gleiclizintig
wurden ohne Zweifel auch die Ilafengebäude wit^ler hergestellt^
«ddie die Dreifsig zerstört hatten. Athen war aus einer armen
■d ohnmächtigen Landstadt wie durch einen Zaubersciilag reich
■d mächtig geworden, die Bundesgenosshi <les Grofskönigs so wie
des reichen und glückhchen Königs ijiuf (Aj>ern. Von diesem Glücke
krauscht, feierte man Konon wie ein(;n Heros und errichtete ihm
eine eherne Bildsäule auf der Terrasse oberhalb des Markts neben
Hirmodios und Aristogeiton , eine Eine, die noch kehiem Bürger
2U Theil geworden war.
iXun schien sich auf einmal das alte Athen wieder zu erh(;l>en.
Ott Meer war von allen feindlichen Schiilen gesäubert; in Kythera
wir ein Athener als Statthalter eingesetist und alle Inseln und
Kinienstädtc, welclie in Folge <les Siegs von Sparta abgefallen waren,
Eo8, Teo8, Ephesos, Samos, Glüos und die Gykladen schienen da-
durch schon ein neuer Besitz der Athener geworden zu sein. Aufser-
dem waren Euboia und die tlirakisrhen Ghalkidi<a* dem Sonderbunde
beigetreten, welcher ja auch nicht ohne Konon zu Stande gekommen
wäre. Konons Pläne gingen noch weiter. Auf seineu Antrag gingen
216 ATHEN NACH KONONS ANKUNFT.
Eiiuomos und Aristophanes, der mit seinem Vater NikopheniM a
den treusten Anhängern Konons geliörte, nach Syrakus, um K»*
nysios für eine Vei^schwägerung mit Euagoras und zum Bündm
wider Sparta zu gewinnen; eine Gesandtschaft, durch welche weni|-
stens so viel erroiclit wurde, dass die syrakusanischen Schiffe, k
Sparta unterstützen sollten, zurückgehalten wurden"*^).
Gleichzeitig erkannte man in Iphikrates den Mann, der in tel»
teuer Weise dazu geeignet war, auch im Landkriege den Spartanen
ihren Ruhm zu entreissen. Die Athener zeigten sich wieder tapfer
im Felde. Ein Grab in Kerameikos ehrte die l)ei Korinth Gefallaei ]
und unmittelbar vor dem Dipylon bestattete man den Dexileos, der
unter dem Archontate des Eubulides 96, 3 (39%) zwanzig Jiln
alt als Einer der 'fünf Reiter' gefallen war und dessen Mamiorlii
wohl erhalten wieder aufgefunden worden ist. Diese Fünf mtea
sich also noch vor der Schlacht bei Lechaion in einer besondem
WafTenthat hervorgelhan haben, und es ist walu^cheinlich, dassii
dieser Zeit die beim Volke missliebigen Ritter Gelegenheit suditOi
ihre Ehre wieder herzustellen.
Mantitheos, der unter den Dreifsig zum Rittercorps gdtirt
hatte, erzählt selbst in der Rede, welche Lysias für ihn aufgnettk
hat, wie er sich zu Anfang des Kriegs benommen habe. 'Als ir
'Athener, sagt er, das Ründniss mit den Böotieni sciüosset und nn
'nach Ilaliartos zu Hülfe ziehen musstet, da wurde ich von Ort!»-
'bulos zum Reiterdienste ausgehol)en. Da ich aber die MeinoBg
'verbreitet sah, dass die Reiterei bei dem bevorstehenden Kampfe
'nur wenig l)etheiUgt sein werde, ging ich, wühi'end Andere M-
'berechtigt zur Reiterei übertraten, zum Orthobulos und liefs nridi
'aus der Liste der Reiter streichen, weil ich es tur schimpflich hidt,
'in persönlicher Sicherheit am Feldzuge Tlieil zu nehmen, währeiiJ
'die Mehrzaiil meiner Mitbürger Gefahren zu l)estehen haben würfe
'Als nun meine Gaugenossen sich vor dem Auszuge versammelt
'hatten und ich sah, dass einige initer ihnen wackere und routbip
'Leute wären, al>er der nöthigeii Geldmittel zur Ausnistung er-
'mangelten, so machte ich den Vorschlag, dass die Vermögend«
'den Dürftigen aushelfen sollten, un<l schenkte selbst zwei Männern
'dreifsig Drachmen. Als spater der Zug nach Korinth unternommea
'wurde und Manche sich zurückhielten, weil es offenbar war, di»
'grofse Gefahren zu bestehen wären, da setzte ich es durch, ii»
'ersten Ghede zu kämpfen, und obwohl unser Stamm am meisten
ü
ATTI8GHK AUFGEBOTE. 217
^lOD Allen gelitten und die Mehraahl verloren hatte, wich ich doch
^fiter lurfldi, ab der würderoUe Thrasybulos, der allen Menschen
fcigheit vonuwerfen liebt'
IMeae Schilderung macht uns recht anschaulich, wie es zu An-
tm% des Kriegs bei einem attischen Aufgebote herging und wie es
4 bald an Geld und Ausrüstungsgegenstanden, bald an Muth ge-
hach. Geld brachte Konon und den Mangel an bürgerlichem Muthe
cmtiten die Söldner; auch an geschickten Feidhen*n fehlte es nicht
Wai aber im ganzen Kriege von Anfang bis zu Ende fehlte, das
«mein bestimmtes Ziel und ein rechter Vertrauensmann, der die
Geueiiide zu leiten und zu heben wusste. Die Friedenspartei, auf
tt Bequemlichkeit der Bürger gestützt, die Partei des Andokides,
(& 198) wirkte lähmend. Aber auch die patriotisch und kriegerisch
CoiDiiten waren nicht einig. Thrasybulos von Steiria war zu ihrer
Mnmg berufen, aber er war nichts weniger als eine populäre
lientalichkeit, wie der Spott des Mautitheos beweist. Er versah
ci, wie einst Themistokles, darin , dass er seine Verdienste zu laut
nd zu häufig geltend machte; er glaubte sich als Befreier von
Athen mehr als Andere erlauben zu düiicu; deshalb kam er selbst
■it seinem alten Genossen Archhios in Conilict und wurde auf
denen Anklage einmal wegen eines gesetzwidrigen Vorsclilags ver-
vteilt Sein vornehm thuendes Wesen missliel den Leuten und
■n begreift, dass sie sich unter Leitung emes Agyrrhios wohler
■Uten'")-
Durch Konons Auftreten wurde dann auf einmal Alles besser.
Icidiliche Mittel und feste Ziele waren wieder da; es sammelte
■eh einmal wieder Alles um einen Mann. Aber auch Konons
Enhiss war nicht von Dauer. Ais Vertrauensmann Persiens und
iNadier Patriot hatte er eine unhaltbare Doppelstellung. Seine
Aillpbe konnte nur die sein, dass er Athen aus seinem Banne
iMe, ihm freie Bewegung zurückgab, Bundesgenossen verschall'te
ni gleichsam die Pforte einer neuen Geschichte öffnete. Das
Weitere hing von dem Verhalten der Aüiener ab; es kam Alles
dvauf an, dass sie sich mit opfcrliereitem Mutlie ennanuten und
Mf der neu geschaffenen Grundlage selbstthätig fortbauten. Ein sol-
cher Aufschwung aber erfolgte nicht. Die Bürger waren durch Konon
^'vwöhnt Anstatt das Gegebene dankl)ar zu benutzen, waren sie un-
phdien, so wie das Geld knapper wurde und die Perserflotte authörte
^ Meer von feindlichen Schüfen frei zu halten. Darum sank sein
218 LYSIAS REDE IN OLTMPU 888; 98, 1. ^
Ansehen, so wie Antalkidas Einihiss gewann, und dann kam d
Ausbruch des cyprischen Kriegs dazu, seine Stellung vollends i
verderben. Die Athener kamen durch Euagoras in dieselbe Lag
wie die Lakedämonier durch Kvros. Beide waren die Stiflor di
Freundschaft mit Persien und dann die Ursachen der Verfeindm^
Konon verschwand spurlos vom Schauplatze und starb in Cypcf
um 389. Die Früchte seiner Siege gingen verloren, ehe man i
sich augeeignet hatte, und die jetzt so bedenkliche Verbindung ■
Euagoras, die man nicht abbrechen mochte, aber auch nicht enei
gisch zu verwerthen wagte, blieb von der kononischen Politik aUd
noch übrig.
Nach Konons Entfernung trat Tlu*asybulos wieder in den T«
dergrund, aber wir haben gesehen, wie misslich seine Lage, fi
ungenügend seine Ilülfsmittel waren (S. 201). Dazu kam das IGfl
trauen gegen die auswärtigen Feldherrn, von denen man pünktlid
Ausfühnmg der gegebenen Aufti*äge erwai*tete, während sie 4«
darauf angewiesen waren, ihr Heer selbst zu unterhalten. Das Mi«
trauen gegen Thrasybul steigerte sich in dem Grade, dass m
ihn, den Befreier Athens, auf dem Wege glaubte, nach der Tj
rannis zu streben. Nach seinem Tode wurde es noch schlimiiie
als Agyrrhios die Schilfe übernahm, ohne irgend etwas leisten i
können. Es war ein zielloses Hin- und Herkämpfen ohne Zusan
menhang und ohne Aussichten; man konnte Sparta nichts anhak
und niusste nur l>esorgen, dass es einseitig Verträge mit Perm
zu Stande bringe. Alles fülille den elenden Zustand des Vaia
landes und verlangte nach Aenderung desselben und nach Bub
Keiner aber fasste die Zeitlage edler und würdiger auf als Lj'sia
der am olympischen Feste (Juli 38S) den Versuch machte, die Fc8l
Stimmung der Anwesenden zu benutzen, um ilinen die nationak
IMIichten in's Gedächtniss zu rufen und das Seinige dazu beizutraga
um den unsehgen Krieg, der nun fast acht Jahre gedauert batfa
zu beendigen. 'Das Fest, sagt er, ist gestiftet, um die Hellene
4n Frcundschail zu erhalten. Durch Zwietracht sind wir in di
'schmachvolle Lage gerathen, in der wu* uns jetzt belinden. Vo
'der einen Seite ist es der Perserkonig, von der anderen der sid
'lische Tyrann, der die Freiheit hellenischer Städte bedroht; es i«
'also unsere Aufgabe, die innere Fehde l)ei/idegen, und die ver
'einten Kräfte gegen die gemeinsamen Feinde zu kehren.' Er erinner
die Spartaner au ihre PUicht, dass sie als die geborenen Fübrei
ATHENS VERBINDUNG MIT CTPERN TND Ä(;YPTK>'. 219
kr Hellenen nicht zugeben durften, \vie Hellas zu GruiKle golie.
El war eine echt- nationale Politik, der besten Zeiten Griechen-
knds würdig. Solche Gesinnungen waren damals noch in Athen
hbendig"').
Hier musste sich also auch am meisten Widei'spruoh gegen die
Nitik des Aiitalkidas regen. Die Athener konnten ja von Aihrn
an wenigsten auf dieseil)e «eingehen, ohne sich auf das Tiefste zu
«niedrigen, wenn sie die Städte preis gaben, deren Schutz sie wie
di mutterstädtisches Hecht in Anspruch genommen hatten, und
«llwrdem ihren gröfsten Wohlthater, den edlen Kuagoras, dem sie
«kn erst eine Bildsäule auf dem 31arkte errichtet hatten. Ihm
phen die letzten An8ti*engungen der ktmonischen Partei. Vor
den Anderen war Aristophanes, des Mkophemos Sohn, thfitig ge-
mm, des Königs Hälfsgesuche zu l)efürworten (S. 21()). Er hatte
aiit den gröfsten Theil seines Vermögens daran gesetzt, und seine
Hninten durch Bitten nn<l Bürgschaft veranlasst, der Staatskasse
fanchfisse zu machen. Mit dem Unglücke, das die SchitVe auf
fai Wege nach Cyi)ern l»etraf (S. 203), hängt wahrscheinlich der
Untergang des Aristophanes und seines Vaters zusannnen. Ik'ide
wvden des Ilochverraths angeklagt und ohne ord(*ntliche Unter-
nchnng kriegsrechtlich hingericlitet (3S9). Fls war ein Sieg der
FMeden8partei, welche die auswärtigen Verwickelungen jeder Art
iCidammte. Dennm*.h wurde die Sache des Kuagoras noch nicht
■%egeben. Chabrias ging im folgenden Jahre mit zehn Schitlen
nd 800 Söldnern hinüber und es wurde (irol'ses erreicht (S. 211).
Welche Aussichten öffneten sich bei weileren Siegen, bei einer auf
(kirhen Interessen l)eruhendeii engen Verbindung mit den Fürsten
der beiden reichsten I^änder ilvr alten Welt, den*n nülfs(|uellen
lieh den Athenern aufschlössen ^^^).
Gerade in diese Z(Mt traf nun die AutVorderimg. einem Frieden
Wnitreten, der wesentlich gegen die Fürsten von (Apern und
Aegjrpten geschlossen werden sollte, un<t gt^wiss war ein ansehn-
Scker Theil der Bürgerschaft dagegen, den siegreichen Feldherrn
Ms Cypem abzuberufen und ein Bündniss treulos zu zerreisseii,
fasen Früchte jetzt zu reifen begannen. Aber — die Friedens-
firtei drang durch. Die Spartaner waren klug genug, sich vor-
Ifafig auf die Bemüthigung von Argos, korinth und Theken zu Ix'-
*dvinken. Den Athenern wurden Zugeständnisse gemacht imd da
^ den Archipdagos nichts Besonderes festgesetzt war, so konnten
220 RÜCKBLICK AUF DEN KRIEG.
sie sich immer mit der HofTnung schmeicbelu, ihre Inselherrscy
allmählich wieder zu erlangen. Für's Erste kam es ihnen nur dam
an, dem Notlistande zu entgehen, der durch die Kapereien k
Aegineten und die Entziehung der hellespontischen Zufuhr für i
eingetreten war. Ihr Beiüitt war entscheidend and machte da
achtjälu-igen Kriege ein Ende, der Griechenland in jeder Hinadi
auf das Tiefste geschädigt hat.
Es war ein Krieg, durch die Perser begonnen und durch k
Perser beendet; ein Krieg, der von Anfang an das naüonale GefiH
herabgedi*ückt und wenig gethan hat, um Kraft und Muth zu wecket
Der gröfste Gewinn war den Athenern ohne ilur Zuthun zugefeN
der wichtigste Sieg ohne sie erfochten. Der Kleinkrieg aber, dei
die Griechen unter einander gefulirt hatten, war meist dne iil
von Iläuberfehde, welche das Volk verwilderte und die LandschaAfli
unheilbar verwüstete. Agesilaos übertrug die Weise mit BariiMi
zu fechten nach Hellas, sengte und brannte, he£s die FnichtbiHI
entwurzeln und trieb mit hellenischen Volksgenossen schamkM
Menschenhandel. Auch ist zwischen Bürgern einer Stadt nieait
mit zäherer Leidenschaft gestritten worden, als in Korinth.
Das Wichtigste aber, was in dem ganzen Kriege geschehen iü
das war die Umformung des Heerwesens, die mit den asiatiadiB
Feldzügen zusammenhing. Denn während die Staaten Griechenlaii
verfielen, hatte die kriegerische Tüchtigkeit des Volks nur an Rahi
gewomien; seine Ueberlegenheit war von allen Barbaren in dei
Grade anerkannt, dass diese nicht über sie und nicht ohne sie siega
zu können glaubten. Daher waren hellenische Männer überall p
sucht, wo es Krieg gab.
In früherer Zeit hatten sich zu fremdem Solddienste nur solch
Leute hergegeben, die kein reclites Vaterland hatten, d. h. 6
keinem geordneten Staatswesen angehörten, das ihre Kraft in An
Spruch nahm, wie die Arkader, Kreter, Karier, Thessaler, i»
dann die aus ihren Staaten vertriebenen, heimathlosen Leute lo
zemitteten Lebensverhältnissen. Seitdem aber durch Kyros 4
Söldnerthuni neuen Glanz erlialten hatte, wurde die Neigung da»
immer allgemeiner. Denn wenn sonst Heimathlosigkeit das grölM
Unglück war, das einen (iriechen treffen konnte, so war es jeü
anders. Parteiung uiul Bürgerkrieg hatten den cantonalen Sm
und die Anhänglichkeit an den Geburtsort zerstört Statt deM
herrschte ein Streben in's Weite, ein Hang zu Abenteuern. Oanm
IfEDKRimGEN IM HfiRR WESEN. 221
«achten rieh mich edlere Naturen, wie z. B. Xenophon, kein Ge-
,inuen daraus, bei einem persischen Fürsten Dienste zu nehmen,
I wian sich zu ritterlichen Thaten Gelegenheit darbot. Es fand ja
[ andi der nationale Stolz dal>ci reichliche Befriedigung, und immer
f kUnfler trat das Gefiihl hervor, dass griechische Tapferkeit und
, KUang herufen sei, die Länder des Ostens umzugestalten.
- Das griechische Söldnerwesen in Kleinasien wirkte nun auch
aif das Mutterland ziu*ück. Hier hatte es zur See schon länger
krtanden und mehrfach hatte eine Flotte die andere durch Er-
Urang der Löhnung zu schwächen gesucht. Für das Festland
aber war der korinthische Krieg der Anfang und der Isthmos die
flumath des Söldnerwesens. Ein gewisser Polystratos warb hier
Tirnppen filr die Gelder Konons, Iphikrates übernahm ihre Führung
vd gab dem Söldnerheere seine Bedeutung ffir die griechische Ge-
suchte, indem er eine sehr zeitgemäfse Reform des attischen Heer-
«oeiis durchführte. Die Anschaffung einer vollen WafTennistung
Mte Wohlstand voraus; die Zahl der wohlhabenden Bürger war
ihr sehr zusammengeschmolzen und diejenigen, welche die Kosten
im leichtesten bestreiten koimten, waren durclischnittlich die l)e-
qaemsten und verwöhntesten und gewiss niclit das lieste Material
fc den Krieg. Die schweren Waffen waren al>er ganz auf die alte
fampfart berechnet, auf regelmäfsige Frontsclilachten, \m denen
gnchickte Terrainbenutzung und taktische Bewegung zurücktraten;
l ne waren darauf l)erechnet, Bürgerblut möglichst zu schonen; der
I foDgeröstete Krieger hatte auch einen Diener bei sich, der ihm
tai Schild tnig und für seine Waffen sorgte; dadurch wurde das
Heer unnöthig vergröfsert und seine Beweglichkeit gehemmt.
Aufserdem erkannte Jphikrates, dass in einem Kriege mit Sparta,
4» an seinem alten HeerAvesen un verrückt festhielt, eine zweck-
näbige Neuerung das wirksamste Mittel sei, um eine lleberlegen-
fceil über den Feind zu gewinnen. Schon Demosthenes hatte durch
Anwendung leicht bewaffneter Truppen und taktische Neuerungen
Wentende Erfolge errungen; Iphikrates machte eine Reihe durch-
(Kifender Aenderungen. Er erleichterte die Schutzwaffen, hidem
«f einen kleineren Rundschild (Pelte) einführte und die ehernen
Beinschienen durch eine Art von Gamaschen (Iphikratiden) ersetzte;
'•gegen machte er die Angriffswaffen wirksamer, indem er den
Speer verlfingerte und statt des Schwerts den Degen einführte. Bei
'^hterer Bewaffnung wurde es den Leuten möglich, mehr Proviant
222 POLITIK DES IPHIKRATES.
})ei sich zu fülireu und längere Märsche zu machen. So schuf er
das neue Linieutufsvolk, die Peitasten, welche zu rascher Bewegung
in Schluchten und Bergen ungleich geschickter waren, als dir
schweren Massen der Bürgernnlizen.
Mit geworl)enen Truppen liatte der Feldherr ein ganz andaei
Verhältniss, als mit Mithürgern. Bei den Söldnern konnte vd
musste die strengste Zucht ohwallen; man brauchte sie wenigem
schonen; sie hingen unmitteÜKir an der Person des Feldherrn, der
ihnen Sold, Ehre und Beute schaiTte; die Söldner des Iphiknici
folgten ihm von Korinlh an den Hellespont. Iphikrates, selbst di
Mann aus niederem Stande, hatte eine Persönlichkeit, die zur Be
handlung der Leute in seltner Weise geeignet war. Er war rück-
sichtslos streng und dennoch l)eliebt. Er konnte es wagen, eiiKi
Posten, den er schlafend fand, auf dem Platze niederzustolüsen; ci
wusste die Wildesten zu bändigen und ihre Leidenschaflen lur da
Dienst zu verwerthen; er sprach es unverhohlen aus, dass die Dich
(h^UI und Lust Begierigsten ihm die Liebsten wären. Es kam Alb
auf die Stinnnung der Leute an und Iphikrates hatte neben seines
grofscn Talente zur Fuhrung und zur Organisation auch die Gabe,
das rechte W^ort an rechter Stelle zur Hand zu haben. In m-
glauhUch kurzer Zeit war das neu geschalTene Heer fertig und gik
den Athenorn sofort eine entschiedene Heborlegenheit im Felde.
Dje einzige Niederlage, wt^lche die Spartaner in diesem Kriege b^
trollen hat, erlilten sie von den IVllasten (S. 189).
Ohne Zweifel hat Iphikrates noch ganz andere Pläne gehabt
als er hat ausfuhren können. Denn wer wird glauben, dass a
seine Fleerreformen zu dorn Eiulzwecke gemacht lutbe, einen uik
den anderen glucklichen Ueberfall auszuführen! Er wai* nicht blolis
ein kecker Soldatenführer, sondern auch ein politischer Kopf voi
scharfem Blicke und weilreichenden Gedanken. Er hat von aliei
denen, weh*he Konons Politik unterstützten und Konons WohlÜiatei
für Athen fruchÜKir zu machen suchten, bei Weitem am meistei
geleistet. Er hat gezeigt, wie man die Pforten der Halbiiue
sprengen müsse, welche bis dahin wie die unzugängliche Bur(
spartanischer Macht da gelegen hatte; er hat gelehrt, wie auf
Sparta im eignen Fiause aufschrecken könne; er hat Akrokorindi
zuerst mit attischen Truppen besetzt und die Bedeutung dieser Feste
für die allgemeinen Verhältnisse Griechenlands zuerst gewürdigt, er
hat den kühnen Gedanken gefasst, Korinth füi* Athen zu gewinneo;
WIRKUNGEN DR» SOLDNERWESENS. 223
Uli eine Besatzung daselbst war in der Tliat das gnnidlirhste
ittel, Sparlas Intervenüonsgelüste zu dämpfen, ein )»esseres Mittel
denfalls als die Mauerschenkel von I^echaton, welche unter steter
riegsgefahr gehütet werden mussten und je nach Mafsgabe des letzten
Mdgs aufgebaut oder niedergerissen wurden. Da nun die Korinther
elbst erkannten , dass sie als Kleinstaat unvermögend seien , sich
ier Lakedämonier zu erwehren, und deshalb den Entschlnss fassten,
■f ihre Selbständigkeit zu verzichten (S. 185), da schien es wohl
Athens Aufgal)e zu sein, Korinth mit seinen Trupi)en zu halten,
■d es ist möglich, dass auch hi Korinth eine Partei war, welche
Uudiluss an Athen und nicht an Argos wollte. Gewiss ist, dass
pUkrates in Korinth mit der argivischen Partei in blutigen Streit
imth, dass er Einige dieser Partei tödtete, dass nach erfolgtem An-
Absse au Argos der Abzug der attischen Söldner verlangt wurde
■1 die ganze Bürgerschaft von Argos ausrückte, um Korinth in
hriU zu nehmen. Iphikrales war aber nicht der Mann, der einen
iidien Posten freiwillig aufgab. Kr erbot sich, Akrokorinth zu
■hen; aber man ging in Athen auf eine so kühne Politik nicht ein
nl Iphikrates legte sein Commando nieder, der Zaghaftigkeit seiner
Bdmi^r grollend, welche die Waffe nicht gebrauchen wollten, die
r ihnen geschmiedet hatte. Später hat man (^s <Ien Athenern da-
men als einen Beweis von (irofsniuth und weiser Mäfsignng an-
leredinet, dass sie auf die Annexionspläne ihres Feldherrn nicht
ingipgaDgen sind^'^).
Es war die glückliche Heforni <les Heerwesens, welcher Athen
•khen Aufschwung seiner Macht verdankte, dass es Sparta auch
B Lande demüthigen, Arkadien in Schrecken setzen und an die
Mehtung eines attischen Watfenplatzes in der Halbinsel denken
«mte.
Andererseits traten auch die nach tlieili gen Folgen der Neuerung
•U tu Tage. Der enge Zusammenhang von Heer und (lemeinwesen,
Wluf die Stärke der alten Staaten }>eruhte, löste sich; das Heer
V Alles, was es war, durch den Feldherrn. Die Bürger zogen
wh mehr und mehr vom Waffendienste zunick; es bildete sich ein
<Matenstaud, der aufserhalb der bürgerlichen Verhältnisse stand,
iie unniliige, heimathlose Menschenklasse, die immer auf Gelegen-
en lauerte, ihr Waffenhandwerk anzuwenden, und daher jeden
Vfflult, der irgendwo ausbrach, um so gefTdirlicher machte. Geld
Btichied nun Alles. Für Geld hefsen sich die Wehrleute ein-
224 ATHEN NACH DEM KRIEGE.
schreiben, ohne nach der Sactie zu fragen, um die es sich hu-
delte; (ileld hielt die Truppe zusammen. 'Die Leiber der Hellem,
sagt Lysias, gehören denen, <lie zahlen können/ So zerfiel im
Volk in zwei Hälften: die eine, die in steter Waffenubung ^
wurde der Heimath fremd, die andere, die eigentliclie BärgendyA,
entwfdmte sich des Waffendienstes. Statt der ruhigen Tapffftol
des angesessenen Bürgers, der ffu* llaus und Herd kämpfte, «v
es der wilde Muth heimathloser Alienteurer, der Ober das GMek
der Staaten entschied, Menschen, deren Verhalten von der P»-
sönlichkeit der Fühler abhängig war und deren Treue nicht länger
vorhielt, als die Kriegskasse ausreichte^'*).
Es war das Unglück Athens, dass es mehr die üblen als A
guten Wirkungen des Söldnerthums erfuhr. Athen war die eiini|e
Stadt, wo mit schöpferischem Geiste und in patriotischem Siitt
die Söldnertruppe organisirt worden war und nnverzügiich in
gröfsten Erfolg erreichte; al>er man wusste den Erfolg nicht IM-
zuhalten, man hatte nicht den Muth, den Söldnergeneral gewälm
zu lassen, und so kam es, dass seine grofsen Thaten für die Bi^
Scheidung des Kriegs ganz bedeutungslos waren. Das war ähe^
haupt das Unglück Athens, dass es während der ganzen Kriegnot
zwischen politischen Richtimgen der verschiedensten Art hallln
hin und her schwankte; Männer wie Thrasybulos und Arcbinoi,
Agyrrhios, Konon, Andokides, Iphikrates Italien nach einander vai
neben einander Einlluss geliaht. Keiner ist auf die Dauer der Vcr-
trauensmaTui der Gemeinde und der Fuhrer der Stadt gewordeSi
Daher konnte auch von euier festen Politik keine Rede sein; mit
gewöhnte sich, von aufsen die Impulse und Entscheidungen zu er-
warten, anstatt mit stetiger Willenskraft selbstgewählte Ziele zu vm^
folgen. So kam es, <lass Athen trotz der verschiedenen einzeliM
Erfolge, die ihm in diesem Kriege gelungen waren, im Ganzen mebr
verloren als gewonnen hatte. Es war am Ende desselben tiefer M^
rüttet als zuvor; es hatte alle Verbündete verioren, es hatte um
l)esten Männer unzuverlässig gefunden und die Unzulänglichktiit
seiner eigenen Hülfsmittel von Neuem erkannt; es musste endlkk
im Drange der Notli einen Frieden schliefsen, welcher die Ehre
der Stadt tief verletzte und dem ursprünglichen Zweck des Krkp
gar nicht entsprach. Denn er war ja ehie Erhebung gegen S|iirli
gewesen, um ihm das Recht streitig zu machen, in die Angelegne
heiUMi der übrigen St;iaten einzugreifen. Am Ende des Kriegs abtf
DIB STELLUNG SPARTAS. 225
«r die Uebennacht Spartas auf eine neue Grundlage gestellt, welche
I dazu benutzte, sich mit grüfserer Zuversicht als je zuvor das
licht anzumalsen, in die Verhältnisse aller anderen Staaten ein-
■peifen.
Sparta nämlich hatte unter den verschiedensten Formen seine
die Politik unvernickt festgehalten. Um nationale Elu*c unbe-
rimmert, wollte es herrschen in Griechenland, und jedwede Unter-
MtniDg, welche es für seine Herrschaftsansprüche Hnden konnte,
■ar ihm willkommen. Es hatte dieselben durch Waffenmacht, durch
lirtng und durch göttliche Autorität geltend gemacht. Diese Mittel
Wtn unwirksam geworden und nachdem schon der peloponnesische
irieg thatsäcblich durch den Grofskönig entschieden worden war,
lü wurde dieser nun auch ui aller Form als diejenige Autorität
iBfestellt, welche in Ermangelung jeder anderen dazu dienen
IPPMte, zu Gunsten Spartas die griechischen Staatenverhältnisse zu
i^||heii. An Stelle des delphischen Gottes war es der Barbaren-
Mug, von dem Sparta sich in der Eigenschaft als Vorstand von
pMu beglaubigen liels. Dem Wortlaute des Friedens nach waren
ptt alle Staaten vor dem Grofskönige gleich, er allein der Alles
(Psbemgende und Persien die einzige Grofsmacht, von deren Throne
jie Frkdensbedingungen ausgingen. Al>er Sparta war mit Durch-
jttnmg derselben beauftragt; die Spartaner mussten zu diesem
((«Bcke die hellenischen Verhältnisse fiberwachen, sie hatten die
IlttCDÜon gegen die der neuen Ordnung Widerstrebenden; sie
JMhmen also mit anderen Worten die Hegemonie in Grieclien-
Ind kraft königlicher Vollmacht in Anspruch und diese Stellung
iUmmte durchaus mit ihrer eigenen Politik. Sie hatten ja in ihrem
bne die Vollmachten ausgefertigt und sich nur das königliche
SkfjA für die Forderungen ihrer Herrschsucht zu verschaffen ge-
vnnt Sie yerpflichteten sich dem Grofskönige gegenül)er zu dem,
Ä von Jeher ihr eignes Strel>en gewesen war, in Griechenland
fa Aufkommen jeder gröfseren Macht zu verhindern , Griechenland
■ Kleinstaaten getrennt, schwach und wehrlos zu erhalten.
Sparta hatte jetzt die günstigste Stellung. Noch hatte es von
Allen her seine Anhänger in allen Staaten, und wurde noch immer
vvn der Mehrzahl der Hellenen als der zur Leitung der vaterlän-
iichen Angelegenheiten l)erufene Staat angesehen. Sagte doch Ly-
>itt noch im Jahre vor dem Frieden: 'die Lakedämonier gelten für
"Jie Führer der Hellenen, und zwar mit Hecht wegen ihrer ange-
OuinM, Gr. Gtteb. III. ] 5
226 DIB UNWAHRHEIT DES VERTRAGS.
'horeiien Tapferkeit, wegen ihrer Kriegskunst und weil sie al
'in einem nie verwüsteten Lande wohnen, ohne BefestigoDg, (
'bürgerlichen Zwist, unbesiegt und stets in dersellien Verfassi
Sparta war aus allen Gefahren siegreich hervorgegangen, aüc
bindungen gegen Sparla waren erfolglos geblieben; kein Feind
im Felde, nirgends ein thatkrafliger Staat, die Sehnsucht
Frieden allgemein, und wenn auch die neue Form der Heger
bei vielen Anstofs erregte, so war doch das Gefühl für nati
Ehre bei der grofsen Menge zu stumpf geworden, als dass S]
Machtstellung dadurch gefährdet worden wäre. Auch die an
Staaten hatten sich vor dem Grofskönige erniedrigt und Sparta
es am Ende nur Iw^sser verstanden als die übrigen, den mäcl
Bundesgenossen für sich zu gewinnen und seiner UnterstützuDj
zu vergewissern.
Bei vorsichtiger Benutzung des Friedens hätte Sparta AI1<
reichen und die Staaten allmählich an friedliche Uuterordnun
wohnen können. Aber daran dachte man in Sparta nicht;
Herrschsucht war nicht befriedigt, sondern neu entfacht, es
nicht am Ende, sondern am Anfange seiner Pläne. Neunzehn
nach der Sc^hlacht von Aigospotamoi sah es zum zweiten Male
Feinde entwaffnet und wollte jetzt nichts Anderes, als das i
Begonnene mit mehr Klugheit und besserem Erfolge durchfi
Es wollte in Persieu nur eine Bürgschaft für die eigene Herr
uiul in der den Staaten verbürgten Autonomie nur einen Fall
für die Freiheit derselben in Händen haben. Es war im G
Alles unwahr an diesem Frieden. Die Unabhängigkeit der
chischen Staaten wird vcrküiulet und ilire Abhängigkeit n
welche erzielt wird. Von Persien gehen die Bestimmungen
welche in Sparta ersonnen sind, und der Grofskönig diktirt
Frieden als Oberherr von Hellas, während er ohnmächtiger i
je zuvor und aulser Staiule, sich im eigenen Lande gegen '
nische Slreifschaaren zu schützen^*-").
DIE FOLGEN DES ANTALKIDASFRIEDENS.
Die nSchsteii acht Jahre grioclüsrhcr (icschidite sind iiichlB
äh dne Geschichte lakeilämoiiisi'her Politik. M\v anderen SLiakMi
wi lahm gelegt, Sparta allein handelt, indem es in seinem Inlor-
€He den Frieden zur x\usl*ührung hringt, seine Allgewalt vun Neuem
tiAichtet und diejenigen Staaten, in \velclien norh eine Wider-
JlBikkraft vurhanden ist, einen nach dem anderen zn heugen sucht.
Freilich war man in Sparta seihst nicht einig. Es gah daselhst
Midi eine Partei besonnener Manner, welche einem Misshrauch<; des
friedens und der augenblicklichen Uebennacht entgeg(Mi arbeiteten,
wdehe aus sittlichem Gefilhle und politischer Einsicht verlangten,
Jms man die Rechte hellenischer Staaten achten solle, welche vor-
iMsahen, dass eine neue Gewaltpolitik dem Staaü* neue Gefahren
• taeilen würde; der Vertreter dieser Grundsatze war Agesipolis, der
pA seinem Vater Pausanias in der Auflassung der gi'iechischen
iMültuisse anschloss (S. 37). Bescheiden und ehrerbietig war der
Mpndliche König seinem Amlsgenossen gegenüber aufgetreten, der
4i durch kameradschaftliche Vertraulichkeit an sich heran zu ziehen
Hehle. Indessen nahm Agesipolis bald eine sehr selbständige Stcl-
Jong ein. Es lebte in ihm eine hochherzige und nationale Gesin-
liQBg, wärdig eines Nachkommen des l^onidas und der ed(*lsten
Mitglieder des Hauses der Agiaden. Er hatte eui vtH'ständiges Urteil
lUid ein zartes Gefühl für die wahre Ehn^ seiner Vaterstadt. Es
^^v ihm unmöglich, sich den anderen Staaten gegenüber blofs als
Spartaner xu fühlen; er hielt eine hellenische i^olitik, wie sie Bra-
Adas und Kallikratidas Insfolgl hatten, füj' die allein heilsame; er
Ahrte die Partei, welche an den bimdesgenossischen Banden und
^fliditen festhielt, und war also nicht aus angestammter Eifersucht
*Mkr Eigensinn, sondern aus wohlbegründeter lleberzcugung der
15*
228 AGESIPOLIS UND AGESILAOS.
Gegner des Agesilaos. Er niissbilliglc von Anfang an den Ver
durch welchen man sich dem Naiionalfeinde imiergeordnet h
um üher St^immgenossen zu herrschen; da er aber einmal a
schh)ssen war, so soihe er wenigstens nur als ein Schutz g
jede geßhrliche Aushreitung der attischen oder böotisclien Mi
aber nicht als Deckmantel ungerechter Herrschsucht benutzt wer
Agesilaos dagegen hatte der Rolle eines hellenischen fl
künigs, die er eine Zeitlang gespielt halte, längst entsagt; er
in den letzten Kriegsjahren ein Parteiganger des engherzigsten
konismus geworden und hatte keinen anderen Gedanken, all
diesem Sinne den Frieden auszubeuten. Eine dauernde Beruhig
Griechenlands hielt er nur dann fQr möglich, wenn jede Erheb
gegen Sparta im Keime erstickt werde, und auch dieser Zi
wurde nicht etwa mit unparteiischer Strenge ehrlich und «
durchgefTihrt, wie es einem Staate geziemte, welcher seines Be
zum' Herrschen sich Ivewusst ist, sondern in kleinlicher Weise m
man sich für erlittene Krankungen zu rächen und wehrlose SU
für ihr früheres Verhalten büfsen zu lassen.
Diese Art von Politik war gerade die Sache des Agesil
Nicht das Vaterland, auch nicht die Vaterstadt war es, deren i
ihm zunächst am Herzen lag, sondern seine eigene Person; |
sönliche Eitelkeit, wie sie körperlich Missgestalteten oft in b«
derer Stärke eigen ist, war die Triebfeder seiner Anschläge,
naclidem seine grol'sen Pläne gescheitert waren, hatte er kd
anderen Ehrgeiz, als diejenigen seine Macht ffihlen za hs
welche ihn mit Geringschätzung l>ehandelt hatten. Von den 8«
in Aulis (S. 162) an bis zu denen in Arkadien, wo er sich Nu
durchschleichen musste, um dem Hohne der Mantineer zu entge
(S. 1S9), hatte er keinen Spott, keine Kränkung vergessen
mit wilder Leidenschaftlichkeit suchte er nach Gelegenheit der R«
So war der alte Geg(msatz zwischen den beiden Regent
häusern wieder in vollem Mafse vorhanden, aber Agesilaos wir
Anfang an entschieden im Vortheile. Er war an Erfahrung \
Waffenruhm weit überlegen, er wusste seine Popularität za
haupten, er spielte nach wie vor mit grofaem Geschicke den f
treler des echten Spartiuierthums, er wusste durch schlaue Na
giebigkeit die Behörden fftr sich zu gewinnen. Denn während
Könige sonst ilen gröfsten Werth darauf legten, ihre Ehrenree
zu hüten und ihrer ererbten Wurde nichts zu vergeben, mac
BEWEGC5GE!<f I?r DEH HALBINSEL. 229
kgnilaos sich nichts daraus^ die Ephoreii als^ seine ObrigktMl an-
■KTkennen^ der er unbedingt zu gehorchen hal»e; er gah auch der
Ihnn nach die Selbständigkeit des Königtlmnis auf, indem er zuerst
MD Köuigssitze aufstand, wenn die Eplioren vorbeigingen. Er
■hneichelte ihnen auf alle Weise, um durch sie die ofl'entliclien
■■bregehi zu leiten. Dauu kamen ihm natürlich auch die Neigungen
dv LriLedamonier zu Gute, welche Händel mit den kleinen Staaten
iMhten und in auswärtigen Städten die Hern;n spielen woUten, um
■nie und Geld zu gewinnen. Die feindselige Stimmung, welcJie
dlgeülaos beseelte, war ja unter Allen verbreitet, die mit ihm zu
jNde gewesen waren; auch der Ehifluss seines ehrgeizigen Bruders
i|L 187) unterstützte ihn und so ist es kein Wunder, dass Agesi-
mit seinen friedlichen und gerecliten GruucUalzen wenig An-
iand und sein Gegner das Verhalten Spartas im Wesentlichen
:lMiQunte^*0-
mU: Uebrigens trat Sparta nicht sogleich mit schien Absichten her-
pr, sondern es begnügte sich zuerst, gegen Argos und Hieben
^ttJKD Zweck erreicht zu haben, und wartete dann den Eindruck
111^ wekhen der Friede in den Umlanden machte.
fc*i Die Zeiten einer unbedingten Unterordnung unter Spai'tas Be-
iieiien waren auch in der Halbinsel längst vorüber. Die Ihmdesorte
SHUtoi sich verletzt, indem ein Frieden von so allgemeiner Wichtig-
st ohne ihre Theiluahme abgeschlossen war, und die kühneren
Wker ihnen waren nicht gesonnen, ohne Weiteres über sich \oa''
p|te zn lassen. Dieselbe Autonomie, welche den Korinthern und
'%diooieniem und Platäeni in Spartas Interesse wieder gegelien
tnr, konnte ja auch gegen Sprta in Anspruch genommen werden,
wi es leidet kehieu Zweifel, dass auch in der Halbinsel Stinunen
Im wurden, welche sich in diesem Sinne auf den Vertrag beriefen
Mi Tdle Selbstregierung füi* ihre Städte in Anspruch nahmen.
Xcnophon meldet freiUch nichts von diesen Bewegungen der
Ikenlen Partei, weil er, der eifrige Anhänger des Agesilaos, ük'r-
kafl die Gewohnheit hat, das ihm 3Iissliebige zu vers(;hweigen;
ikr aus guter Quelle ist liezengt, dass verschiedene Städte wirklich
lit der Autonomie Ernst machten, und dass sie das ihnen zuge-
pVDcbeBe Recht, nach eigenen Gesetzen sich regieren zu diu-fen,
Im benutzten, die Beamten zur Kechenschaft zu zielten, welche
u dabin anter Autorität von Sparta \m ihnen das Uegimeut ge-
Ihrt hatten. Es wurden strenge Untersuchungen eingeleitet, die
230 SPARTA ü?rD MANTIIVEIA.
Führer der lakedämonischeu Partei entzogen sich durch die FUnI
dem Volksgerichte und suchten Schutz in Sparta"*).
Diese Erhebungen einzelner Gemeinden konnten keinen daimi
den Erfolg haben und es gelang den Spartanern ohne groDse Hlb
ilire Parteigänger zuräckzuführen und die Bundesorte mit Wafe
gewalt zu überzeugen, dass sie den Paragraphen von der Autonoal
missverstanden hätten. Sie l)enutzten aber diese Bewegungen als gto-
stigen Vorhand, um die i)eloponnesischen Verhältnisse fortan lal
gröfserer Strenge zu überwachen, und wie eiiist nach Besiega|
der Messenier die messenische Partei in der ganzen Halbinsel nh
folgt wiu*de, so jetzt die argivische Partei. Denn von Argus «ri
der keckste Angriff auf Spartas 01)erhoheit ausgegangen; Ai|M
hatte nicht nur von N^uem einen Sonderbund geschlossen, wnim
auch den Versuch gemacht, die abtrünnigen Bundesorte zu elM
gi'öfseren und mächtigeren Staate im Norden der Halbinsel zu iw
schmelzen. Das war das geßihrlichste Attentat, welches jenul
gegen S|>arta verübt war; darum mussten die Städte, welche M
mittel- oder unmittelbar daran betheiligt hatten und weiche um!
argivische Parteigänger in ihren Mauern hegten, das nächste Zn
spartanis(*.her Waflen sein, und da war keine Stadt verdächtig al
Mantineia.
Mantineia war die einzige Stadt Arkadiens, welche es gefia|
hatte, eine selbständige Politik zu verfolgen. Erst nach den PerMT
kriegen hatte sich die Gemeinde aus fünf Dörfern in eine feaft
Stadt zusammengezogen und zwar auf Antrieb von Argos, das scfcoi
so früh damit umging, sich in seiner Nachbarscliafl eine Bundn
genossenschaflt zu bilden. Mantineia hatte sein Stadtgebiet duit
Eroberung zu erweitern gesucht und war nach dem Nikiasfriede
offen gegen Sparta aufgetreten. Nach dem unglücklichen Au8gaii|
des ersten Sonderbundskriegs halte es sich freilich den SpartaiNf
wieder untergeordnet, aber es war demoki'atisch geblieben und di
alte Abneigung gegen Sparta dauerte fort; man verhehlte seii
Freude ül>er den Sieg des IphikraU^s nicht und wenn die Std
sich nicht durch einen Frieden gebunden gesehen hätte, weld«
nach der Schlacht des .lahres 4 IS auf dreifsig Jahre mit Sparta p
schlössen worden war, so würde sie ohne Zweifel die güDStip
Verhältnisse des letzten Kriegs benutzt haben, ihre alte Poill
wiederum aufzunehmen. Es ist kaum zu bez\veifeln, dass man b
Argos auf den Anschluss des tapfem und kriegerischen Hantiaefi
KBIEG GEGEN MA.NTLMUA 08, 3^; 385. 231
rechnet iial, und welch eine getahrhdie Wendung halte der koriu-
üche Krieg für Sparta nehmen können, \ienn die drei zusammen-
Bgenden Gebiete von Ai*gos, Manluieia und Korinlh sich zu einem
Endlichen Staate verschmoken hätten! Das waren Grunde genug,
IM Hanüneia vun allen peloponnesischen Städten am meisten zu
Hien und am ersten zur Strafe zu ziehen.
Im zweiten Jahre nach dem Frieden ging mau an\s Werk.
Dar dreifiBigjährige Vertrag war abgehmren; man wolhe jel^t kein
MKS VertragsverhältnisB, sondern uidiedingte Unterwerfung der
Stadt, welche als ein Herd der Demokratie den giückliclien Frieden
ad die erwünschte Botmälsigkeit der arkadisdien (^ntonalregie-
msgen störte. Diese Anomalie musste beseitigt wenlen, das war
dntlichy und dai*um machte man wenig Umstände. Die 8(mdbott^n
8|Vta8 überbrachten eine Reihe von Ik^sehwerden : (he Uüiger
Utten sich unter nichtigen Vorwanden der lleeresl'olge entzogen,
ä hätten schlechte Gesinnung gezeigt (das liezog sieb auf den
lirdimarsch des Agesilaos), sie hätten die Ai'giver mit Proviant
Merstützt. An diese Beschwerden s<'Jdoss sich die Forderung, die
lladl solle ihre Ringmauern niederreifsen, und da (Ue Bürger,
«eiche noch von der argivischen Partei geleitet wurden, oligleicli
m von keiner Seite Beistand zu erwarten batten, das Ansiinien
■rAckzuweiseu den Muth hatten, so wurde von den Kpboren un-
foiöglich der Krieg beschlossen.
Agesilaos entzog sich der Ffdu'ung desselben, indem er (Ue
imdschaftlichen Beziehungen, in denen sein Vater Arcbidamos
M den Mantineern gestanden hatte, vorschützte. In Wahrheit nu»clite
ersieh von diesem Heerzuge wenig Eine verspre(!hen, die Bundt's-
|BMMen waren unwillig uiul Belagerungskämpfe waren nicht seine
Siehe. Wahrscheinlich war aber der Hauptgrund (U'r, dass er die
Gelegenheit benutzen w(»llte, seinen Amtsgenoss(Mi zu kränken und
ihn zu schaden. Denn es begreift sieb, dass Agesipolis diesen Anf-
ing nur widerwillig übernahm, und zwar nicht Idofs seiner |K)li-
IJKhen Gnmdsätze wegen, sondern auch (k'shalb, w(mI einige d(T
jelBgen Führer in Mantineia ibiu von Vaters Seile ber befreund(*t
vuen. Dennoch widersi'tzte sich Agesipolis nicht und fübrte d<*n
Heemig schneller und glneklidier aus, als sciin missgünsliger Amtjji-
BQosse gehofn hatte. Er lienutzte nämlicli, nachdem er die FtMude
tB ihrer Stadt eingeschlossen hatte, mit grofser Klugbeil die Bcnlen-
Verhältnisse, um die Belagerten ohne Blutvergiessen zur UelK'rgal»e
232 DER FALL VON MANTIMEIA 98, 4; 885.
ZU zwingen. Er liefs den Bach Ophis, welcher mitten durch
Stadt floss und jetzt im Spätjahr angesctiwoUen war, unterhalb
selben abdämmen, so dass er nicht abfliefsen konnte, Bondemr
Straüsen der Stadt überschwemmte und an der Ringmauer i
Höhe stieg. Die Mauern waren aber von ungebrannten Lehmsln
errichtet: sie wurden von unten aufgeweicht, sie bekamen Ri
und es war vergebliclie Muhe, sie durch Balken und Bretler i
stützen. So wurde Mantiueia ohne Kampf entwaffnet; eine Bvi
höhe, in welche man sich zurückziehen konnte, war nicht m
banden, jeder Widerstand unmöglich.
Als nun die Unterhandlungen begannen, wusste der Vater ä
Agesipolis, der zu Tegea in Verbannung lebte, seinen EinflusBgBl
tend zu machen. VicUeicht war er es schon gewesen, welchffi
Abdämmung des Bachs angerathen hatte, denn bei längerer Ip
kanntschaft mit der Gegend konnte ihm nicht unbekannt sein, im
bei den Nachbarfehden der Tegeaten imd Mantineer der Ophis aehi
öfter als Kriegsmittel gedient hatte. Sein Interesse aber musslßi
sein, dass der Sohn einen raschen Sieg gewinne und dass d«rSii
für beide Theile möglichst unblutig sei. Nach dem Einstürze i
Mauern also verwendete er sich bei seinem Sohne und erreichte e
dass sechshundert Bürger, die der argivischen Partei angehört!
und welche von ihren Feinden iunerhalb und aufserhalb der Sti
schon zu Sclilach topfern ausersehen waren, freien Abzug erhidtei
Es war ein Beispiel hochherziger Grofsniutli und ein rechtes Gega
bild zu der Art seines Amtsgenossen, dass AgesipoHs seine Krieg
mit den Waffen in der Hand vor dem Thore an beiden Seiten i
Heerstrafse aufstellte, um die Ausziehenden gegen die RachsK
ihrer eigenen Mitbürger in Schutz zu nehmen. Auf Befehl i
Ephoren wurde nun die Stadt aufgelöst; die Bürger mussten ih
eigenen W^ohnhäuser niederreissen und sich wiederum in ihre ab
Dörfer zerstreuen. Jedes dersell)en bildete nun eine besondere G
meinde, stellte sein eigenes Contingent und fugte sich willig jede
Befehle Spartas. Das war die versprochene Selbständigkeit der pi
chischen Gemeinwesen! Und diese Vergewaltigung wollte man M
als eine Wohlthat angesehen wissen, als eine Befreiung vom Di
gemach des Stadtleltens, als Rückführung zu einem patriarchalisdM
Glücke des Bauernlel)ens ! Xenophon versichert in der Thaty d«
die Manthieer, so verdriefslich sie auch anfangs beim Abbreche
ihrer Stadthäuser gewesen wälzen, sich doch bald eines Beseeie
SPARTA UND PHLIITS. 233
feBftonnen und die bequeme Nähe ihrer Grundstücke so wie die von
iMiem Volksreduer unterbrochene Stille des Ijandlebens dankbar
ü^pfÜDden hätten. Gewiss waren die Aristokraten froh, wieder im
iBritie der Gemeindeämter zu sein, und werden nicht verfehlt
Mm, nach Sparta die gunstigsten Berichte über den Erfolg der
Vaifljedelung einzusenden ^'').
Hit dem Heereszuge gegen Mantineia war die Politik des Age-
ähos zum Durchbruche gekommen; es war die alte lysandrischc
Mitik, nur noch rücksichtsloser und frecher. Man hielt es gar
nicht mehr für nöthig, aus dem Frieden noch einen Schein von
laecbtigung abzuleiten, man übte ohne Scheu Gewalt und Willkür,
Wä Spartas unbedingten Einfluss endlich durchzusetzen, und dazu
■hm man die Bundeslruppen in Anspruch, als wenn es eine hei-
Uidie Angelegenheit gälte. Es war die folgerechte Fortsetzung
im Kriegs mit Elis; die unbedingte Ileeresfolge zu jedem von Sparta
•.klebten Zwecke war das Ziel; das i)eloponnesische Heer sollte ein
khedSmonisches werden.
Der glückliche Erfolg, den die lakedämonisi*.he Partei in Man-
tineia erreicht hatte, war die Veranlassung, dass unverzüglich auch
n andern Orten von derselben Partei Versuche gemacht wurden,
in Macht in gleicher Weise herzustellen, und zwar zunächst in
FhEus.
Die Stadt Phlius im ol)eren Asoposthale ist eins der griechischen
Smeinwesen, die auf kleinem Gebiete inmitten ül^ennäclitiger Nach-
\ kntaaten mit bewundrungswürdiger I^lx'nskrafl sich ihre Selb-
MtaAgkeit und Eigenthümlichkeit von ältesten Zeiten her l>ewahrl
Ukb. In ihrem schönen Hochthale lebten die Phliasier, von den
Riolsen Welthändeln zurückgezogen, in glücklichem Wohlstande.
Driiei aber waren sie tapfer und welirhatt, hatten eine gute Rei-
terei, zeigten sich in den Perserkriegen als patriotische Hellenen,
u und hielten sich später als treue Eidgenossen zu Sparta , von Ge-
l ickiMhtem regiert, welche diese Haltung forderten, und da die
Stadt, vom Meere entfernt, von Ackerwirthsciiafl , Viehzucht und
Weinbau lebte, so erhielten sich diese Zustände kuige Zeit unver-
Wert Endlich traten auch hier politische B<^w(;gimgen ein. Es
Udele sich eine demokratische Partei und die früheren Führer der
feinde wurden vertrielM3n. Dies war geschehen, als der korin-
^^tache Krieg das stille Asopostlial aus seiner Ruhe aufscheuchte
^ die Schaaren des Iphikrates vom isthmos aus die umliegende
234 DIE VEHRANNTKN IN PHL1U8 99. 1; S8S.
IjaiKlscIiall verheerten. Phlius war gauz isolirt. Die Burger hiof^
noch zu sehr an den alh^n Traditionen, um sich dein Soiiderbuofc
anzuschliei'sen, und Iiatten sich doch auch von Sparta getrautf.
Sie wollten sich durch eigene Kraft heiren, aber Iphikrates fiigk
ihnen gi'ol'sen Verlust zu und nun sahen sie sich doch gezwungei,
Spartas Schutx anzurufen inid sparbuiische Truppen l>ei sich auf-
zunehmen. Die Spartiiner benahmen sich mit kluger Mälsigung, m
forderten nicht, wie man besorgt hatte, die Rückführung der Ver
bannten und diese mussten, in ihren Erwartungen getäuscht, atf
andere Zeiten wai'ten.
Nach dem Falle von Manlineia fassten die Verbannten ne»
Iloifnung. Sie sahen, wie der V(»rort jetzt mit aller Strenge iDe
Ihmdesorte nach einander in Bezug auf ihi^e eidgenössische Loyalität
mustere, uud galien nun ihre Vaterstadt als abtrünnige Gemeimk
an (384; 99, 1). So lange sie dieseÜKi geleitet hätten, sei sie eiiM
der treusten gewesen, seil dem Siege der Volksfühi*er aber, «i
Manlineia, lässig in der Ileeresfolge , widerstrebend und feindselig
In Sparta konnte man die Wichtigkeit des Platzes zur Ueherrschunf
der isthmischen Landschaften nicht verkennen. Hatte man, m
lange der Sonderbund in Waffen stand, geglaubt, Phlius schona
zu müssen, um es nicht in's feindliche I^ager zu treiben, so sal
man jetzt keinen Grund, die (jch^genheil zur Stärkung der vorurt
liehen Macht von der Hand zu weisen. Man ging auf die Be
si'hwerden der verbannien Phliasier ein, erklärte die Gründe ihre
Ausweisung für ungenügend und verlangte ihre Aufnahme.
Als der Befehl nach Phlius kam, sah die gegenwärtige Regie
rung sich aufser SUuide, Trotz zu bieten; die Stimnmng der Bürger
schalt war unzuverlässig, die llüchtigen Parteigänger hatten uoc
zahlreichen Aidiang in der Stadt. Man iieschloss also sie aufzu
nehmen uiul in ihre (iüler wieder einzusetzen; diejenigen, wekk
die Grundstücke inzwischen erworben hatten, sollten aus öllentliche
Mitteln entschädigt, alle etwa ehilretenden Streitigkeiten gerichtlic
entschieden werden. Dass damit die Angelegenheil nicht zu End
sei. war leicht zu erkennen. Indessen hatte Simrta seinen nächste
Zweck vollkommen erreicht und schon hatte es andere und weiter
Zielt* im Auge, für welche es die neu giMirdnete Heei*esfolge in An
Spruch nehmen wollte^"*").
Es kam nämlich im Frühjahre 383 eine Gesandtscbaft md
Sparta, welche das Augenmerk der Ephoren auf einmal nach des
DIE GB8A?iUT8CHArr XV» AlH)lJ.OMA 99, 1; 3S3. 235
fernen Nüi*dcii lies ägaim'Jieii Meers richtete. Ks waren (iCMiiult«'
ler dialkidisclieii Städte Apolluiiia und Akunthos, von dem Akan-
tUer Kleigenes geftdirl und unterstützt von dem makedunischen
ttaiige; sie verlangten Beistand gegen (HyiUlitis, das unaullialt-
am sein Gebiet erweitere, eine Menge selliständiger Gemeinden
nlenverfe und am tlu'akischcn Meei*e ein Keicli bilde, das mit den
Bestimmungen des Friedens in vollem Widerspruche stehe.
Auch liei diesem unerwarteten Antrage standen sich die l>eiden
Plrteien in S])arta scln*ufl' gegenüber. Agesiimlis war ein Gegner
liier l'ntcmchmungen, welche gegen hellenische Staaten gerichtet
waren; er sah voraus, dass sie zu neuen Ungerechtigkeiten i'fdiren
od am Ende zum Unglücke Spartas ausschlagen nnlssten. Ui(^
Ephoren aber mit Agesilaos und seinem Anhangt; wan^n entschh^ssen,
ie Gesandten nicht abzuweisen; sie I)elracht(*ten den Antrag als
■K wiilkonnnene Gelegenheit, unter den günstigsten Verhältnissen
ie Maciil der Statll in den Gegenden wieder aulzurichten, welche
Ir die Beherrschung des ganzen Archipelagus von unvergleichlicher
Wichtigkeit waren; sie glaubten liei der Geh^genheit auch in Mittel-
md Nonigriechenland ilire Obi'rboheit wiedtrr hersteilen zu köiuien
md kielten einen gnd'sen Krieg lur das lieste Mittel, um die helle-
■iflchen Ccmtingenle an die Führung Spartas zu gi^wöhnen. Sie
lührten also die Gesandten vor die Volksversamndung und die Ab-
geordneten der Bundesorte, die damals gerade zur Binalhung und
Ordnung der eidgenossischen Verhrdtnisse in SparUi anw(*seiul ge-
«Vttii sein müssen. Hier hielt kleigenes eine Ht^de, in welcher er
die Lage der Dinge aus einander setzte.
'Es gehen gndse und wichtige Dingt; in Hellas vor. sagte er,
*Ton denen ihr, wie ich glaulie, keine Kenntniss habt. Von (Hyn-
Umw aber liabi ihr doch wohl Alle gebort, der gröl'sten aller Städte
W dem tiu*akischcn llalbhisellande. Dies<* Stadt hat erst einige
^ kleineren Gemeinden an sich herangez(»gen, um mit ihnen
*^tSftn gemeinsamen Staat zu bihlen; dann hat sie einige grol'sere
^Nacbbarstädte eroliert; dann dem makedonischen Könige ehie Heihe
^ Plätzen abwendig gemacht, selbst Pella, die grölste seiner
*8ttdte, und es sieht so aus, als wenn Amyntas S4Mn ganzes Land
'dmahüdi vor den Olynlhiern räuiiien nniss. Neuerdings haln^n
"■e auch an unsere Städte Botschatt geschickt inid ims sagtMi lassen,
*wir sollten unsere Streitkräfte mit den ihrigen vereinigen, sonst
'nArden sie gegen uns zu Felde ziehen. Wir haben nun al>er
236 DIE REDE DES KLEIGENE8 99, 1; S8S.
'keinen anderen Wunsch, als nach unsern Gesetzen zu leben m
'freie Bürger zu bleil)en; ohne fremde Hülfe aber vermiVgea i
'dies nicht, denn Olyntlios hat eine Macht von 8000 Schwerbemi
'neten und noch viel mehr Leichtbewaifnete und ihre Reiterei in
'wenn wir uns anschliefsen, über tausend Mann betragen. I
'müsst aber wissen, dass die Olyntliier noch ganz andere PHi
'verfolgen. Wir haben Gesandte aus Athen und Theben bei ibM
'gesehen und man sagte uns, dass sie auch ihrerseits in diese Stid
'Gesandte schicken wollten, um ein Bündniss abzuschlielsen. Koni
'aber ein solches zu Stande, da mögt ilu* bedenken, wie es m
'möglich sein wird, demselben zu widerstehen. Es denken ah
'wie wir noch viele andere Städte und hassen in Reicher W^eise i
'hochmüthigen Olynthier, aber sie haben es nicht gewagt, sich ii
'serer Gesandtschatl anzuschliefsen. Wenn Uir also schon um U
'tien euch Sorge macht und nicht zugeben wollt, dass es sich i
'ein Ganzes zusammenziehe, so bedenkt, dass sich hier eine un^
'gefährlichere Macht bildet, eine Land- und Seemacht Denn All
'haben sie, dessen es dazu bedarf, Wälder zum Schiffbau tf
'reiclüiche Einkünfte von Häfen und Handelsplätzen und eine wegi
'der Fruchtbarkeit des Bodens zahlreiche Bevölkerung. AuOsenle
'haben sie die freien Thi*akerstamme zu Nachbarn, welche ihi
'schon jetzt dienstbereit sind und, wenn sie erst ganz unterworf
'sind, einen sehr bedeutenden Zuwachs ihrer Macht bilden werde
'besonders da sie dann auch wohl in den Besitz der Goldbergwd
'kommen werden. Das sind alles Dinge, die nicht wir uns ao
'gedacht hal>en, sondern die tagtäglich unter den Olynthiem b
'sprochen werden. So ist die Lage der Dinge und ihr mögt ni
'selbst entscheiden, ob sie eurer Aufmerksamkeit würdig ist fi
'jetzt ist die Macht, die wir euch geschildert liaben, noch keä
'schwer zu bekämpfende; denn diejenigen, welche sidi dem nem
'Staatsverbande wider Willen angeschlossen haben, werden am
'wieder abfallen, so wie sie eine (^egen macht auftreten sehen. Wei
'sie sich aber, wie man beabsichtigt, durch Gegenseitigkeit d
'Bürgerrechts mehr und mehr mit einander verschmelzen werde
'und ihren eigenen Vortheil dann linden, sich den Mächtigeren ii
'zuschliefsen (wie es mit den Arkadern in Beziehung zu Sparta d<
'Fall ist), so wird der Staatenbund wohl nicht mehr so leicht aoi
'zulösen sein'"^).
Die Uede war im Einverständnisse mit den Ephoi*en sehr Un
ERFOLG DER GESANDTSCHAFT. 237
iirauf angelegt, den tlirakisciien Feltlzug als eine politische Notli-
iKüdigkeit den Spartanern yor Augen zu führen; die Interventions-
folitik wurde so zu sagen als eine Praventionspolitik dargestellt,
der Angriffskrieg als ein Schutzkrieg. Auch die gelahrUche Seite,
irdche die Gesandtschaftsrede darhot, wiurde klng umgangen. iUi-
fihrlich war es nämlich, ein Yerhältniss der Unterordnung, wie es
in Prioponnes strenger als je dinxhgeführt wurde, an der thra-
kiKhen KGste als unerträglich darstellen zu lassen und den Pelo-
fonnesiem zuzumuthen, Akanthos und ApoUonia gegen die Herrsch-
•acht Ton Olynthos zu vcrlheidigen , während ui ihrer lialhinsel
jedes Streiken nach Unahhängigkeit als Auflehnung besU*aft wurde.
Die Spartaner konnten hier nur einen Unterschied der Zeit machen.
FAr sie war die Aufrichtung eines neuen Staatenhundes, der die
SillMtändigkeit griechischer Städte beeinträchtigte, Rechtshruch und
Inolntion, aber elien so sehr auch die Auflösung einer durch Jahr-
köderte geheiligten Herrschaft ül)er Nachbarstaaten, und auf diesen
hterachied wird auch in der Uede, wie sie Xenoplum nnltheilt,
lehr bestimmt hingewiesen; es wird zugegel)en, dass, wenn man
die Olynthier in ihren Hegemoniegelusten gewähren lasse, daraus
ein wirklich festes, geschichtlich zusammengehöriges Gunzu er-
mchsen könne und dass dann auch wohl die Akanlhier dal>ei iiu't*
Rcdinung ßuden könnten, elien so wie jetzt in einem ähnlichen
Verhältnisse die arkadischen Gemeinden sich ungemein günstig
•linden, indem sie die Behaglichkeit ihrer kantonalen Existenz \mlUm
nd nigleicli an dem Gewinne theilnähmcn, welchen nur ein Grofs-
•Uat seinen Angehörigen bieten könne.
Trolidem war es nm* die Furcht vor Si>arta, welche die Bun-
desgenossen willig machte; denn nach einem Strafgerichte, wie es
^ftfjen lässiger Heeresfolge ülter Mantineia ergangen war, war Alles
ciigeichüchtert und dienstbereit. Diese Lage der Dinge wurde nun
W den Gesandten wie von den Behörden der Stadt auf das Nach-
driicUichste ausgebeutet und man kann der in Sparta herrschenden
Krieggparlei das Lob einer grofsen Energie nicht absprechen. Man
hitte die alte Scliwerlälligkeit abgeschüttelt, und alle Aengstlichkeit
^■krwunden. Nach den Märschen, wie sie unter Agcsilaos aus-
RBfihrt worden waren, liatten die Entfernungen ihre Bedeutung
v^rioren; an die Möglichkeit eines ernstlichen Widerstandes auf dem
Wege vom Isthmos bis Thrakien wurde gar nicht gedacht, so wenig
ita auch die üble Stimmung in Böotien verkannte, und Agesilaus,
238 Rei'ORM niiS HEBRWRSRrCS.
der die Seele der Kriegspartei war, setzte seine Ehre dareiH i
zeigen, welche Fortschritte Sparta seit der Zeit des Brasidas gemad
hahe, als zum ersten Male thrakisch-makedonische Hulfsgesiiche lae
Sparta gelangten. Es wurde ein Aufgebot von 10,000 Mann h
schlössen und die Rüstung mit grölstem Eifer betrieben. Bei eh
Einrichtung der Bundesmatrikel trat nun auch ein neuer Grundnt
so viel wir wissen, zum ersten Male in Kraft. Man beschi«
nämlich den Bündneni frei zu stellen, ob sie Geld anstatt Bfan
Schaft geben wollten, nnd l)erechnete zu diesem Zwecke für k
einzelnen vollgerusteten Wehnnann tfiglich drei äginäische Obok
(d. h. etwa A]^ att. Ob.), für den Reiter das Vierfache, oder eiai
Stater (21)^ ^P'-)- Peltaslen aber rechnete man je zwei auf eine
Hopliten, und es lasst sich mit Sicherheit voraussetzen, dass Af
silaos darauf Bedacht nahm, auch die wichtigen Neuerungen inft
trefT des leichten Fufsvolks imd seiner taktischen Verwendung «ew
Vaterstadt zu Nutze zu machen. Endlich wurde bestimmt, dai
wenn eine Stadt ihrer Verpflichtung nicht nachkomme, so 01I
Sparta berechtigt sein, för jeden fehlenden Mann einen Stater ti|
lieh als Bufse zu erheben.
Diesen Anordnungen, nach weichen das eidgenössische Heei
System geregelt wurde, lag eine kluge Mischung von Strenge m
Nachsicht zu Grunde. Denn wahrend man dafftr Sorge trug, da
kein Mann im Felde fehlte, erleichterte man zugleich die Weh
pflicht durch Gestattung einer Ablösung durch Geld, die man al
sichtlich nicht höher stellte, als Sold und Verpflegimgskosten i
Ki4ege sich beliefen. So war es den wohlhalienderen Gemeint
möglich, sich der persönlichen Wehrpflicht zu entziehen, und Spar
erlangte den Vortheil, dass die Peloponnesier, welche die Geli
leistung vorzogen, sich des Wafleiulienstes entwöhnten und in d«
selben Grade unkriegerisch wurden, wie Sparta an eigener Weh
kraft zunahm. Es trat also damit ganz in die Politik der Athen
ein, welche ihre unbeilingte Hegemonie zur See dadurch zu Staw
gebracht hatten , dass sie den kleineren Inselgemeinden die AI
lösung mit Geld gestatteten und sie auf diese Weise allmählich en
waft'neten. Sparta konnte al)er die Trupiien, die es selbst vif
worben, ganz anders einfllwn und ganz anders iilier sie veHÜgfl
als es mit den von den Bundesgenossen gestellten Manuscbaftf
möglich war, und so diente die ganze Reform zu einer wcsent
liehen Erhöhung der spartanischen Wehrkraft. Man benutzte ah
AUSZUG DBS BUDAMIDA8 UND PHOIRIDAS 99« 3; 383. 239
lehr klug den ersten grüfseren uiul gemeinsam l>eschIos8enen Krieg,
im diese Einrichtungen in*s Leben treten zu lassen; waren sie
Bit im Peloponnes durchgeführt, so konnte man darnach auch im
Ikrigen Griechenland die Heere einrichten; denn dass die Partei
in Agesilaos darauf hinaus iiollte, leidet keinen ZweifeP^').
Mit dem Frühjahre 383 gerieth die ganze Halbinsel in kriege*
nebe Aufregimg und die lakedamonisclieii Haupüeute durchzogen
de Cantone, um Mannschaften oder Gelder zusammenzubringen.
Hau wartete aber die Vollendung der Rüstung nicht ah, denn die
fiesandten bestanden mit vollem Hecht darauf, dass man rasch vor-
(inge; es komme Alles darauf an, dass i)eloponnesische Truppen an
Ort und Stelle wären, ehe die noch unentschiedenen oder wider-
itiebenden Städte von Olynth zum Beitritte gezwungen würden. Man
Mlcidoss also zunächst ein Corps von 2000 Mann unter den BrüdeiTi
Wamidas und Plioibidas aufzustellen. Mit einer Abiheilung des-
idlen setzte sich Eudamidas sofoil in Bewegung und zog in Eil-
Minchen nach Thrakien hinauf, der Andere folgte um die Mitte des
Bammers nach.
Plioibidas war ein leidenschaftlicher Anhanger der Kriegspartei.
fr war ganz ergrilTen von der fieberhaften Anü'egung, welche einen
Theil der Bürger erftdlte und ihnen das Endziel des spartanischen
Bui^izes als nahe erreichbar vorspiegelte; er brannte vor Begierde,
Kinerseits etwas Namhaftes dazu beizutragen, um die Herrschaft
•ner Vaterstadt über Griechenland so rasch wie möglich auszu-
hriten. So kam er nach Böotien und sclilug sein Lager vor den
kern von Theben auf, wo sich die beiden Parteien schroff gegen-
ikr standen; die demoki*a tische Partei hatte die Wahl ihres Füln*ei*s,
'tt bmenias, in das Feldherrncollegiinu durchgesetzt, die andere die
fc« Leontiades. Noch hielten Iniide Parteien sich die Wage, aber
fc Oligarchen fühlten , dass ihre Macht im Sinken sei und dass
■e einer auswärtigen Stütze bedürften, um sich zu halten. Dazu
^nle eine bessere Gelegt^idieit als die gegenwärtige nicht gefunden
*ailen. Während Ismenias sich also stolz zurückhielt und sich gar
1^ im Lager sehen liefs, knüpfte sein Gegner unvermerkt mit dem
furtanlschen Feldherrn ein Einverständniss an und machte ihm den
^onchlag, die Burg der Stadt zu besetzen, die er ihm ohne Kampf
loi Gefahr in die Hände liefern wolle.
Man erwäge die Lage der Dinge! Trotz eines äufserlich fried-
icben Verhältnisses war man in Sparta voll Erbitterung gegen
240 PH0IBIDA8 VOR THEBEN M, i; «61.
Tlieben, den Haupüierd des letzten Ki*iegs. Man wusste,
willig es sich in die von Sparta verfügte Ausführung di
gefügt hatte, und die gegenwärtigen Beziehungen zwischen
Städten waren so unklar, wie sie nicht lange bleiben kennt
Mantineia hatte Theben noch Heeresfolge geleistet, aber
unter Einfluss des Ismenias öffentlich bekannt gemacht wi
sich kein Bürger dem thrakischen Ileereszuge anschli*
Denn jede Unternehmung Spartas über den Isthmos hinai
mittelgriechischen Staaten das grofste Aergerniss, sie sal
wohin das führen müsse. Nach den Berichten der Gesandt
die Spartaner nicht zweifeln, dass ein Bündniss der n
nordgriechischen Staaten, der einzigen, welche jetzt n<
Standskraft hatten und die vereinigt eine äufserst gefahrl
bilden würden, im Werke sei. Eine Flotte hatte Sparta
GeUngen der thrakischen Feldzüge hing also wesentlich
dass man des weiten Landwegs sicher war; wie aber jetzt
standen, so musste man gewärtig sein, dass bei dem en
der spartanischen Wafl'en die Thehaner offen gegen Sp
ergreifen und den naclu*ückenden Truppen die gröfsten
keiten bereiten würden. Die Kadmeia war für die Siel
Ileerstrafse der entscheidende Platz.
Wie konnte sich also unter diesen Umständen ein
Feldherr wie Phoihidas lauge besinnen, als ihm die Be:
Kadmeia angeboten wurde und mit einem kühnen HandstJ
Blutvergiefsen eiTeicht werden konnte, was über kurz
doch erreicht werden musste, wenn Sparta sehie Politik i
wollte, und zwar dann voraussichtlich in einem blutigen
vollen Kriege?
Leontiades hatte Tag und Stunde mit der gröfsten
ausgewählt. Es war nämlich ein grofses Fest in Theb
Mittelpunkt der uralte Dcmelertempel auf der Kadmeia w;
ein Fest, das die Frauen für sich feierten, sie waren all
Burg bei verschlossenen Thoreu; der Schlüssel war an c
in den Händen des leontiades. Der Hath war in einei
Markte versammelt, der Weg vom südlichen StadtUiore zi
sehr kurz und berülurte keinen der städtischen Plätze,
waren aufserdem in harmlosester Feststimmung. Niem
an die Spartaner, von denen man wusste, dass sie um AI
erhalten hätten, nach Norden aufzubi*echen. So wie sich
EUflfAHUB HER KADMEIA 09. 2; 38S BOMMßR. 241
left Überzeugt hatte, dass die Hitze des Mittags alles Volk von
r S^Cse Tertrieben hatte, warf er sich aufs Pferd, als wollte er
m >^^ehenden Feldherrn noch das Geleit geben , führte ihn al>er
Mt dessen unvermerkt mit seinen Truppen herein, und so war die
ivg samt den Frauen in den Händen der Spartaner, ehe Rath
vi Bürgerschaft eine Ahnung der Gfcfahr hatten. I^ontiades seihst
M der Erste, der dem Rathe das Geschehene mittheilte und jeden
Widerstand für unmöglich erklärte. Sein Anhang trat sofort zu
iBt und da die Gegner gänzHch überrascht wai*en, so setzten die
Q%arclien Alles durch, namentlich die Verhatlung des Ismenias,
tad die Wiederbesetzung seiner Stelle durch . einen ihrer Parteige-
Mnb; die Führer der Demokraten flüchteten nach Athen, der ver-
Mensche Anschlag war in wenig Stunden vollkommen gelungen
Ml Leontiades blieb nichts übrig, als nach Si)arta zu eilen um
■h dort der Erste zu sein, welcher das gi*ofsc Ereigniss meldete ^^^).
*"- Dass ein Ereigniss, bei welchem alle Einzelheiten so genau in
■mder greifen, durch eine hmerhalb km*zer Frist gemachte Ver-
iidigang ganz zufällig und gelegentlich zu Stande gekommen sei,
t gewiss in hohem Grade unwahrscheinlich. Es ist auch uudenk-
er, dass der Führer der lakonischen Partei in Thcl)eii, der doch
Bf jeden Fall seuien Plan lange vorbereitet hatte, sich nicht vorher
I Kenntniss gesetzt haben sollte, ob und in wie weit er auf ein Ent-
pgmkommen von spartanischer Seite rechnen dürfe. Man wird
in mit grOfster Wahrscheinlichkeit annehmen können, <lass Phoi-
His von Hause aus angewiesen war, an dem l>estimmten Tage
M Lager bei Theben außmschlagen, sich dort mit Leontiades in
ferbindiuig zu setzen und zu sehen, was sich machen lasse. Diese
kBweisung kann aber kehie amtliche gewesen sein, deim nur so
lUirt sich der Eindruck, den die Ankunft des Leoutiades und die
lidiricht von der Einnahme der Kadmcia in Sparta hervorrief.
Hier war natürlich Agesipolis mit seinen Gesiinuuigsgenossen
■ vollem Ernste über den Bruch des Friedens aufgebracht und
vrimgte Bestrafung des Feldheirn so wie Rückgabe der Kadmeia.
■dessen war die Aufireguug zu grols, als dass wir sie aus einer
ittlicben Entrüstung über das Unehrenhafte und Rechtswidrige der
lluit erkUren könnten. Es müssen andere Gnnide vorhanden ge-
Knn sein, weshalb auch viele Spartaner, die nicht zur Partei des
^polis gehörten, die That missbilligten, und gewiss lag ein
baptgrund der Verstimmung darin, dass man zwischen Agesilaos
Oviiu, Gr. Oweb. IIL 16
242 BEDRTEILUIS6 DES PHOIBIDAS
Qiid Plioihidas eiiie heimliche Verständigung voraussetien mmile
und dies als einen verfassungs^vidrigen Eingriff in die Rechte fa
Behörden ansah. Man kannte ja den persönlichen Hass des Köifi
gegen Thel)cn, mau wnisste, dass er von Anfang an den Friedoi
als eine Strafruthe für Theben betrachtet hatte, man sah in ikl
den eigentlichen Urheber der Gewaltthat, welche Phoibidas, okie
einen solchen Rückhalt zu liaben, nicht gewagt haben würde, b
war also die Aufregung gegen Agesilaos gerichtet, der auf der Mb
seines Einflusses stand und von seinem Ehrgeize geleitet daraf
ausging, ein persönliches Regiment in Sparta zu fuhren un4 dii
auswärtige PoUlik des Staats zu beherrschen.
Agesilaos musste also auch seinen ganzen Einfluss daran selM,
um Phoibidas in Schut:e zu nehmen, und die Art, wie ihm te
gelang, gieht eijien sicheren Mafsstab ffu* die damalige StimiiUB|
in Sparta. Die Sache selbst war der grofsen Mehrheit der Rürgv
recht, aber die Ausführung duifte man nicht billigen, ohne ein ge-
Hihrliches Beispiel für die Zukunft zu geben. Phoibidas wurde dM
wegen seines eigenmächtigen Handelns zur Rechenschafl geiogw
er wunle vom Heerbefehle entfernt und zu einer GeUbufse ?ar-
urteilt. Dadurch war dem verletzten Ansehen der Eplioren Genigi
geschehen, und es lag darin auch für Agesilaos eine DeniöthigUB|
In der Sache selbst aber erreichte er seinen Zweck voUkomaiei
und ohne Schwierigkeit. Denn wenn er offen erklärte, dass jeA
Handlung eines lakedAmonischen Heerführers darnach zu beurleiki
sei, ob sie dem Staate Nutzen bringe oder nicht, so war dies ia
Grunde ein so alter Grundsatz spartanischer Politik, dass ihm darii
nur sehr Wenige ernstlich widersprechen konnten. Da nun abd
die Besetzung Thebens als der gröfste Gewinn angesehen wurde,
welcher Sparta seit der Schlacht bei Aigospotamoi zu Theil fjt-
worden war, und ein Rückzug aus der Radmeia unter den gepn*
wärtigen Umstanden das (refahrlichste war, was Sparta hätte tlimi
können, so konnte das Verhalten der Regierung nicht zwei-
felhafX sein. Die Truppen erhielten Befehl den Platz zu haltefl
und drei ilarmosten wurden hingeschickt, den 01)erbefehl zu übeff"
nehmen.
Wenn der Handstreich des Phoibidas in alter und neuer ZäH
besonderen Anstofs erregt hat, so ist dieser Eindruck nur insofen
berechtigt, als die That eine besonders überraschende und vtf-
wegene war, und eine der ansehnlichsten Städte Griechenlands be*
NACH SPARTAmSCHEN GRÜrmSÄTZEN. 243
nf; sonst ist sie so sehr im Charakter der lakedünionischen Politik,
Ims man nichts Aufsergewuhnliches in ihr finden kann.
^' Han bedenke nur, dass Sparta sich grundsätzlich nie dazu
hnlehen wollte, die anderen Städte als gleichherechtigt anzuer-
bliiien and sich an solche Rechtsnormen zu binden, yfie sie
nKsdien gleichgeordneten Staaten bestanden. Auch gab es ja in
An Städten eine Partei, welche den Standpunkt Spartas theilte,
iBd die Männer dieser Gesinnung betrachtete man nicht als eine
Mtei neben anderen, sondern als die allein Berechtigten, als die
bjikn Hellenen, und die Gegner derselben, die Demokraten, als
tt Partei der Revolution, welche nicht nur gegen Sprta frevle,
mdem auch gegen das gemeinsame Vaterland. Von diesem Ge-
iditspunkte aus konnte Spart4i das Einschreiten zu Gunsten seiner
MdDger wie eine Art vorörtlicher Pflicht ansehen und, um dem
fMhJtsamen EingrilTe in fremde Gemeindeverhfdtnisse noch mehr
iUea Schein von Berechtigung zu verleihen, pflegte man den Zu-
ÜMd derjenigen Städte, welche demokratisch regiert wurden, so
iihifossen, als wenn in denselben ein revoluti(marer Terronsmus
krmhte, eine Vergewaltigung der besonnenen Bürger durch einen
kfen Ton Unruhstiftern, so dass Sparta verpflichtet schien, hier
ne heilsame Znchtgewalt auszuülien und den gesetzlichen Zustand
Mider herzustellen.
* h Theben hatte aber das Verfahren Spartas scheinbar noch
■dr Berechtigung als an anderen Orten., weil bei den Thebanern
Ü Demokratie eine Neuerung der letzten Jahre war. In Theben
W es einer der beiden obersten Staatsbeamten, welcher die von
itf Gemeinde ihm übergebenen Schlüssel der Burg den Spartanern
■i freiem Antriebe einhändigte. Ferner hatte Thel)en die Heeres-
Mp, die es in den letzten Jahren als eine Pflicht selbst erkannt
tate, neuerdings verweigert und zwar unter s(dir beleidigenden
'traen, und diese Verweigerung konnte man nicht anders auf-
hien, ab dass es heimlich schon mit Olynthos gegen Sparüi ver-
^•■iet war; die Stadt war also thatsächlich schon im Kriege gegen
^pMa, und welche Bedeutung die Kadmeia während eines Kriegs
|BpD Olynthos hatte, liegt auf der Hand. Endlich konnte man
^ darauf berufen, dass die Thelwner selbst in viel härterer Weise
¥^ Plataiai verfahren wären, und zwar auch nur unter dem
'«nvande, dass die dortige Demokratie ein Bruch des Herkommens
^ eine nicht zu duldende Empörung sei.
16*
244 ltl?(RICHTUNG DES I8MENIA&
Was aber den gröfslen Vorwurf beti'ifrt, nämlich den offenbm
ßriicii des eben vun Sparta selbst verküudelen Vertrags, so hitk
man sdiun deutlicb genug erkennen können, dass Sparta koM
andere Autonomie anerkenne, als die, welche in der freiwSlip
Unterordnung aller Staaten unter seine vorörtUche Leitung beslaii
Wie sehr es den Spartanern darauf ankam , die Besetzung is
Kadnieia mit dem Scheine einer im Namen und Interesse der gam
Nation volbcogenen Ilandhmg zu umkleiden, zeigten sie auch ■
dem Prozessverfahren gegen Ismenias, welcher ilnien ausgeUdiert
worden war, indem sie eine Art von amphiktyonischem Geriehi^
hofe einsetzten, zu welchem sie aus allen verbündeten Stadteo Bch
sitzer einberiefen. Es wurde dem Angeklagten Schuld gegeben
dass er den korinthischen Krieg veranlasst und mit dem Pentf*
könige heimliche Verbindungen angeknüpft habe. Er wusste fldi
in Betreff dieser einzelnen Punkte wohl zu vertheidigen. Aber «9
komite er in Abrede stellen, dass er der Volksherrschafl zugdkfl
und gegen S^iartas Ansprüche aufgetreten sei? Dies genügte akfl
zu seiner Verurteilung, und duixh seine Hinrichtung erreichte ii
Spartaner nicht blofs, dass sie ihre Bacligier an dem verkasiM
Gegner befriedigten und seine (^esmnungsgenossen einschüchterki
sondern auch dies, dass von einem hellenischen Gerichtshofe iemt
kratisclie (lesiinuing und Feindschaft gegen Sparta als HochvernA
erklärt und dadurch zugleich ihr ganzes Verfahren in Theben ib
recbtmäfsig anerkannt winde *^*).
Diese Vorgange werden durch das, was bald darauf in Phlifl
geschah, in noch helleres Licht gestellt.
Phlius hatte sich seit der erzwungenen Aufnahme der Ter
l»annten (S. 234) durchaus loyal gegen Sparta benommen. Ageii'
)»olis, dem es immer am Herzen lag jeden Anlass zu neuen Gewittr
thätigkeiten aus dem Wege zu räumen, hatte ohne Zweifel ^
Seinige getlian, die Phliasier durch Güte zu gewinnen, und ci
gereichte ihm zu besonderer Befriedigung, dass sie trotz der sdant
rigeii Verhältnisse im Innern ihren eidgenössischen Vei'pflichtungil
dienstwillig nachkamen und ihm sogar Gelegenheit gaben, sie wegd
ihrer prompt eingezahlten und reichlichen Geldbeitrage vor aHtt
anderen Bundesgenossen öffentlich zu beloben. Dies geschab, ib
Agesi[)olis mit dem grofsen Heere gegen Olynthos nachrückte, ml
es müssen also die Phliasier zu denjenigen Eidgenossen gehArt
haben, welche die neue Heereseinrichtung (S. 238) benutzten, ua
SVETE U?fRUHEN IN PHLirS 99, 3; S81. 245
ich ganz oder theilweise von ihrer Wehrpflicht mit (kld a1)ziilo8(m,
■M bei einem so weit in die Fremde gehenden Ileer/uge gewiss
ll fielen der wohlliabenderen Bundesorte geschah. Es ist auch
■hr wahrscheinlich, dass hei einem gespannten Verhältnisse zweier
MUtischer Parteien keine von heiden sich durch einen Auszug
■dnrichen wollte.
Als nuri aber Agesipolis seit dem Frühjahre 3S1 unterwegs
%ir und sein lers^hnender Einfluss nicht mehr euiwirken konnte,
A brachen neue Missheliigkeiten in Phlins aus. Es wollte mit der
ineinandersetzung wegen des Gnmdhesitzes nicht vorwärts gehen,
■B konnte sich fiber eine heiden Parteien gerechte Entscheidung
der streitigen Besitzfragen nicht einigen. Die Dcmokrdlc*n wollten
fane andere Instanz anerkennen, als die der einheimischen Genchti';
Im aber waren aus Bürgern zusammengesetzt, welche wie die
,pUke Mehiiieit städtischer Bevölkerung der Volksherrschatl zugethan
iMi. Die früheren Verbannten nun, welche noch immer nicht
iMer in den vollen Besitz ihi-er Grundstücke gelangt waren, er-
Hbten die Gerichte für parteiisch; sie weigerten sich, ihnen die
bacheidung von Rechtsfragen, die einen wesentlich politischen
Qmkter hatten, anzuvertrauen, und verlangten, dass dieselben
for ein anderes, auswärtiges Forum gebracht würden. • Diese For-
tonng war so durchaus im Sinne des Agesilaos, dass wir wohl
vmussetzen kennen, sie sei von ihm angeregt, der fben so 1m>-
inen war, den büsen Geist des Haders aufzuregen, wie ihn sein
der Amtsgenosse aller Orten zu beschwichtigen suchte.
Als nun die Verbannten sich an Sparta wandten und ihre B<v
Bchwerden über Verweigerung uupartt;iischer Bechtsptlege vor-
Inditen, wurden sie von der Bürgerschal^ in Phlius in Geldstrafe
lenommen, weil natürlich keine selbständige Stadt dulden konnte,
1m8 einzelne ihrer Bürger sich mit ihren Hescliwerden an aus-
Hrtige Staaten wandten. Die Ephoren aber waren weit entfernt,
rieh diese Gelegenheit zu einer neuen Intervention entgehen zu
haen; sie handelten also ganz im Sinne des Agesilaos, welcher
ie Demokratie als eine gemeingetahrliche Verirrung angesehen und
hram alle einschlagenden Fragen vor eine hellenische (Kommission
I. h. vor die schiedsrichterliche Autorität des Vororts gezogen
rissen wollte. Auch l»ei dieser Gelegenheit betracliteie man die
fügarchen, welche bei der eigenen Bürgerschaft als Verräther
ilten imd ordnungsmäfsig verurteilt worden waren, als die eigent-
246 FELDZUG GEGEN I'HLIUS 09* 4; 881.
liehen Palrioleii und die wahre Bürgerschaft, welche gegen die li-
gehühr einer kleinen Partei geschützt werden müsse, obgleich ia
Widerspruch gegen die wirklichen Verhältnisse hier ungleich grtte
und augenlalliger war als in Beziehung auf Theben. Um aber im
Pliliasiern noch etwas Gehässiges aufzubürden, stellte man die SA
so dar, als wenn sie nur die Entfernung des Agesipolis abgewartd
hätten, um mit ilu*em Trutze gegen S|>arta hervorzutreten, in der
Meinung, dass der andere König schwerlich auch die HaupUtife
verlassen würde, und dass sie deshalb vor einer bewafineten Eil-
mischung sicher wären. Eine so einfältige Beurteilung der To^
hältnisse werden wir aber scliwerlich Im den Phiiasiem voni»-
setzen dürfen.
Der weitere Hergang entwickelte sich ganz folgerecht Age-
silaos, mit den Häuptern der Verbannten, Podanemos U.A., dveh
gastfreundliche Beziehungen persönlich verbunden, betrieb ihre Sxil
mit voller Energie. Er erklärte die Forderungen derselben If
vollkommen berechtigt, ihiti Verurteilung für nichtig und nkklB
sofort mit einem Heere aus. Die Phliasier wollten ihm zuvorkonuM
und versprachen Unterwerfung unter Spartas Beschlüsse, aber dan
war es jetzt zu spät; die Stadt, Inefs es, liabe sich zu unxuTff*
lässig gezeigt; nur durch eine spartanische Besatzung in ihrer Bii|
könne man sich eine hinreichende Bürgscliaft für ilu'e Treue fO^
schatfen. Auf diesen Bescheid wiu'en die Bürger entschlossen, ihn
Freiheit männhch zu verlheidigen, obwolü sie keine Zeit gehah
hatten sich auf einen Krieg vorzubereiten und keine andere Hof-
nung hatten, als die, welche ihnen das Vertrauen auf ihr gntei
Uecht, die feste Lage ihrer Stadt und die Missslimmuiig der Bundes-
genossen gegen Sparlas Uel)erniuth etwa gewähren konnten.
Auf drei Terrassen baute sich die Stadt Phlius zwischeu dfli
Quelll)ächen des Asopos auf; auf der unteren lag der Markt ti
seiner Umgebung, auf der mittleren der ^Vsklepiostempel, oben die
Burg, üie Burgüäche war seiir fest und so geräumig, dass sie lUv
und Kornfelder enthielt, ein Umstand, welcher vielleicht dazu ha*
trug, einen längeren Widerstand jnöglich zu machen. Der Volkf
führer Delphion leitete ihn und zwar mit einer Unerschrockenkil
und Ausdauer, welche auch den Gegnern Bewunderung abuöthiglt^
Er hatte eine Kernmannschaft von 300 jungen Bürgern uiu sA
mit welcher er jeden bedrohten Punkt zur rechten Stimde schütitc
und auch dui*ch Ausfalle die Belagerer belästigte. Im Belagerung-
BELAGERriNG VOI« PHLirS 99, 4; 380. 247
Koere war viel Unlust; die Peloi)onnesier zeigten, wie wenig Nei-
png sie hatten, den S|)artanern als Schergen zu dienen, um jeden
kwn nnissliebigen Ort züchtigen zu helfen; die Belagerung z(»g sich
Iher Jahr und Tag hin, der Dienst war ein sehr beschwerlicher
■d die Ungerechtigkeit des ganzen Veriuhrens trat allen Hündnern
Uhr deutlich vor Augen, wenn sie die kleine Schaar d(;r Verbannten
■'s Auge fassteil, welche sie gewaltsam zurückfuhren suUten. Frei-
idi suchte der Konig auch hier die Voi*stellung zu verbreiten, dass
ie Demokraten eine SchreckensherrschatX in der Stadt übten, und
tm Ddplüon ein Tyrann sei, der mit seiner Leibwache die wahre
Stimmung der Bürgerschaft niederhalte; Deli)hion antwortete darauf,
iiiilem er die Bürger auf einer freien und weit sichtbaren Terrasse
■ammentreten liefs, damit sich die Belagerer mit eigenen Augen
flcneugen könnten, dass kein Terrorismus in der Stadt heri*sche
■I dass eine Bürgei'schaft von 5000 Ms\uu einstimmig sei gegen
ii Verräther im lakedämonischen Lager.
Agesilaos liefe sich nicht absclirecken, seine gleifsnerische Politik
hteuspielen. Der Hangel in PhUus musste endUch fühlbar werden,
iKhdem es doppelt so lange ausgehalten hatte, als es die Verlumnlen
h m(y^ch ausgegeben hatten. Die minder zuverlässigen Bürger
i^nen aus den Mauern zu entweichen uiul nun verordnete Age-
Jhoi, dass die Verbannten alle ihre Beziehungen benutzen sollten,
Hl ihre Mitbürger an sich zu locken; man empllng sie mit oil'enen
irmen, veqiflegte und bewaifnete sie und so wuclis durch allerlei
[Inste die Anzahl der im Lager belindlichen Phliasier auf über tausend
I, auf welche Agesilaos als auf den Kern der Büi^gci'schaft hin-
nuen konnte, die man in ihi'e Rechte wieder einsetzen müsse.
Endlich neigte sich die Widerstaiulskratl der tapferen SUidl zu
Emie. Sie begehrte Durchlass für eine an die Behörden Spartas
■ lendende Gesandtschatl; der König al>er, durch die LelMngehung
onr Person tief verletzt, erUmgle es von den Ephoren, dass sie
h Enischeidung völlig in seine Hand legten. iMit diesem Bescheide
ükrten die Gesandten zurück und nun bheb der imglucklichen
kidt nichts übrig, als sich ihrem ärgsten Feinde auf Gnade und
hpade zu ergeben. Durch die lange, mehr als aiulertbalbjahrige
Uigerung und schlieislich noch duixh das Flntkommen des Del-
■Uon heftig ergrimmt, liefs er volle Strenge walten. Er setzte eine
'üimission von hundert Männern nietler, deren eine Hälfte aus
'(rfaaiuiten , die andere aus Bürgern, die ihnen genehm waren, Ije-
248 OLYNTH ITND PHLTU9 ERGEBEN SICH 100, 1; 880-79.
stand. Diese solllo entscheiden, ^wer in der Stadt am Leben bkiboi
'solle und wer den Tod verdient habe.' Dieselbe Commission soDti
auch, unter dem Sclmtze spartanischer Waffen, eine neue VerfasMi
entwerfen.
Um dieselbe Zeit traf die Nachricht ein, dass Ohnthos sich 9-
gelien habe. Nach manchen Wechsellallen des Kriegs, in weldMB
der tapfere Teleutias, der dem Eudamidas nachgeschickte Feldheir,
vor den Mauern der feindlichen Stadt gefallen und dann auch Äg8*
sipoUs in der Blüthe seines Alters durch em Fielier hinweggenl
war, hatte Polybiades endlich durch vöUige Einschliefsung die stota
Stadt bezwungen und damit ihrem gefQrchteten Stadtebunde dl
Ende gemacht*^*).
Das war der Höhepunkt der aitf den Antalkidasfrieden gebantoi
Obmacht Spartas in Hellas. Kriotien war ein Vasallenstaat, und ii
der Halbinsel war Alles nach Wunsch der Spartaner eingerichtet
Die revolutionären Bestrebungen, welche sich seit dem Nikiasfrieda
dort gezeigt hatten, wai*en unterdrückt; den nördliclien Theil, dff
sehier Entfernung von Sparta und seiner sonderbündlerischen Ntt-
gungen wegen der gefahrlichste war, hatte man jetzt in «dlunr
Hand; an den Gränzen von Argos hatte man in Mantineia, PhÜA
und Korinth ehie Kette sicherer Plätze; das oligarchische Koriolh
miisste seiner ^ eigenen Sicherheit wegen den Isthmos für Spirti
hüten. So war Argos umstellt, und der einzige Staat neben Argos,
der noch demokratisch war, Athen, war vom korinthischen Kricfe
erschöpft, aufserdem völlig isolirt und im Rücken durch die Be-
satzung der Kaduieia bedroht. Die drohendste aller Verbindungeit
die zwischen Theben. Athen und Olvnlhos, war im Keime vernichtet
Die mächtigste Stadt im Nonlen des ägäischen Meei's folgte der
Leitung Spailas. Die Heeresfolge war neu und zweckmäfeig orp-
nisirt. Sjmrta konnte hoft'en, sein Heer immer mehr zu der alleii
gebieteiulen Waffenmachl zu machen und seine Hegemonie alhnäUich
zu euier unbedingten Herrschaft umzugestalten. Bfit Glück hatte
man allerlei amphiktyonische Traditionen wieder aufgefrischt, ufl
damit der neuspartanischen Herrschaft einen Schein des Rechts 0
verleihen. Der alte Kampf gegen die Tyrannen war in zeitgemiftcr
Umwandlung zu einer Verfolgung der Volksherrschaft geworden, im'
der glückliche Erfolg, mit dem man einige Herde der Demokratie fe^
nichtet hatte, schien zu der Hoflnung zu berechtigen, dass sich diese
Richtung im hellenischen Volke ganz überwinden und ausrotten lasse.
DIE SIACHT SPARTAS UM) DK8 A(;E8ILA0S. 249
Sparta war der einzige Staat in Grieclienlanü, der eine teste
Stik verfolgte; er allein war sieh seines Ziels klar iicwussl und
n so rücksichtslos in der Wahl der Mittel. Daher die ThatkratX,
\ m Sparta früher iiie gezeigt hatte. Der alte Zwiespalt zwischen
nigthum und Ephoren war beseitigt. Agesiluos hatte din*ch schlaue
digiebigkeit die Behönlen gewonnen, den hemmenden Eintluss
I NebenkOnigs beseitigt und herrschte nun su selbständig, wie
■n ein Heraklide vor ihm regiert hatte. Da<lurch kam Eiuheit
i Nachdruck in die Leitung der ötrentliehen Angelegenheiten;
rande imd Feinde wussten, wessen sie sich von Sparta zu ver-
bei hatten. Es war eine Herrschaft im Sinne Lysanders; seine
ileipolitik erneuerte Agesilaos, seine Ehirichtungen ahmte er nach ;
V er hatte den Vorzug einer festen Stelliuig im eigenen Staate,
iübe Lysandros fehlte, der die Revolution hekan4)tte und stdbst
iilerolntionar war, während Agesilaos ohne Anstol's zu gelten,
bder allgemein anerkannte Vertreter spartanischer (jcsinnung, ehi
nÖDlidies Regiment in seiner Vaterstadt erreichte. Auch war
[■Uaos darin klüger als sein Meister in der Pohtik, dass er sicli
lidist auf das Festland beschränkte und die eigenthüinlichen
Me, die nocli in Sparta vorhanden waren, darauf riciitete, eine
here (^ntinentalherrschaft herzustellen und diu'cli ein wohlein-
riehtetes Netz von Garnisonen aufi*echt zu erhalten.
Nehmen wir dazu, dass Spartas Ht^rrs^hal't nicht blol's auf
iBSnigewalt beruhte, sondern auch auf einem in allen Städten ver-
steten Anhang, dass es aufserhalh Hellas weithin in vortheilhatten
il wichtigen Verbindungen stand, vor Allem mit dem tirol'skonige,
', des ruhigen Besitzes seiner Kuslen froh, immer zur l^nl(*r-
itzung liereit war, um den Antalkidasfrieden im Sinne S[)ar(as
Dredit zu erhaltim, ferner mit dem Tvrannen von Svrakus und
I Königen von Makedonien, dass es endlich auch in Kpeiros sieg*
eh anftrat und dem Vordringen der lllyrier Halt gebot, welche
i Schätze Delphi's im Auge gehabt haben sollen (US, 4; '.^81):
begreift man, mit welcher (ienugthuung Agesilaos und seine.
eunde auf ihr Werk hinblickten inid wie wohl iK^grundet es ihnen
Iden; denn wenn es auch noch nicht vollendet war, warum sollte
cht bei günstigem Anlasse dut Besetzung der noch übrigen Plätze
Iktändiger Macht, namentlich der Akropolis von Athen, die man
ichwacher Stunde Preis gegeben hatte, et^eii so gut gelingen,
it die Besetzung der Kadmeia^^®)?
250
SPARTAS MACHTHÖHE.
Aber gerade diese Thai, welche der Eckstein sein sollte, arfj
dem die Herrschaft ruhte, wurde der Stein des Anstolses, an ta
sie zerschellen sollte.
Spartas Macht, so glänzend sie erschien, stand doch auf 8cbwacki|
Pulsen, weil es die sittlichen Kräfte und den Freiheitssinn, der imI{
in den griechischen Gemeinden vorhanden war, verkannte und
achtete. Man glaubte den Widerstand vernichtet, dessen Wirksa»!
keit zeitweiUg unterdnickt war, und meinte in hochmüthiger Ychj
blendung mit einem Handstreiche Alles abgemacht zu haben. Sparte
selbst ohne geistiges Leben, hatte auch keine Ahnung von sittlichi
Mächten und war aufser Stande, Griechenland wahrhaft lu eini|i|
und zu leiten; es konnte nur nehmen und hatte nichts in gdMtj
es verstand nur mit roher Gewalt freie Gemeinden zu untei
und oligarchische Parteiregieruugen einzuführen. Diese
lung rief die Kraft des Widerstandes hervor, und die That des PI
bidas erwies sich auch vom Standpunkte der NützUchkeitspolitk
Agesilaos aus als eine durchaus verkehrte. Denn sie brachte
Stamm in Auflegung, dessen Kräfte noch am wenigsten
waren, und die neue Erhebung gegen Spartas Uebermuth war
so gefahrlicher, weil sie nicht von einem Bunde ausging,
Mitglieder schlecht zusammen hielten, sondern von einer einaga]
Stadt, welche erst um ihre Freiheit und dann um die HerrscU]
in Hellas den Kampf mit Sparta aufnahm.
SECHSTES BUCH.
EBEN ALS GRIECHISCHE GROSSMACHT.
OL. 100, 2; 379 — OL. 104, 3; 362.
I.
fflEBENS ERHEBUNG UND VERTHEIDIGUNGSKAMPF.
Böotien war eine der glücklichsten griechischen Ijaudschaflen,
1 Herzen von Hellas gelegen, nach aufsen durch natürliche Gränzen
lUgeschützt und dabei von drei Meeren bespült, wenn man die
iden durch die &leerenge getrennten Abtheilungen des euhöischen
Ulis mit den Alten als zwei verscliiedene Meere ansieht; eine
DidschafL, welche die Yortheile des Küsten- und Buinenlandes in
heuer Weise vereinigte. Denn sie l>erührte die Ilauptstrafsen des
iecfaischen Seeverkehrs und hegte zugleich in ihrem Innern eine
nie von HOlfsquellen. Fette Triften breiteten sich an den Flüssen
id Seen aus; Korn und Wein gedieh reichlich; durch Gartenbau
d Pferdezucht hatte die Landschart einen Vorrang vor allen Nach-
ritndem. Sie war dicht lievölkert von einem gesunden Menschen-
Uige; man rühmte die Köri>erkratX der böotischen Männer und
t Schönheit der Frauen Thebens. Vielerlei Zuwanderung von der
nd- und Seeseite hatte die Keime höherer Cultur nach ßöotien
tngen. Es war erfüllt von den Gottesdiensten, welche ül)erall
i den Griechen Bildung und Kunstleben angeregt haben, namcnt-
h von dem Dienste des Apollon und dem des Dionysos; es war
hochgefeierten Orakelsitzen reicher als irgend ein anderes Land.
» uebenthorige Theben ist ja unter allen Städten des griechischen
sdandes derjenige Punkt, wo uns eine höhere Cultur zuerst ent-
RNitritt; noch deutlicher ist uns des minyschen Orchomenos Herr-
hkät und Reichthum bezeugt, und es giebt nichts, was den Wan-
nr mehr in Erstaunen setzt, als wenn er am Rande des jetzt so
bmmlichen und öden Sumpfes, der die ganze Mitte der Landschaft
mimmt, die Ruinen der uralten Städte sieht, welche einst wie
it einem dichten Kranze das Thalliecken umringten.
254 BÖOTISCHE ZUSTÄNDE.
Wenn nun das geschichtliche Bootien keine solche BedeuUmg
gewonnen hat, wie man hei der nalärUchen Gunst der Verhältniaie
und nach der Bluthe der Landscliaft in vorhomerischer Zeit erwartei
sollte, so liegt der Hauptgrund darin, dass die Einwanderung der
thessalisclien Böotier, welche dem I^nde seinen Namen gegeben hl
und den Anfang seiner zusammenhängenden Gesciiichte bildet, die
altere Landescultur zerstörte, ohne dass es ihr gelungen wäre, eine
neue Cultur zu begrüiulen, welche die ganze Landschaft zu einer
gedeihlichen und harmonischen Entwickelung geführt hätte. '
Man kann nicht sagen, dass die alten Bildungskeime erstidit
worden und barbarische Zeiten hereingebrochen wären. Die altd
Göttersitze und Orakel blieben in Ehren, die alten Feste der Mmei
am Helikon, der Chariten in Orchomenos wurden fortgefeiert Der j
segensreiche Einfluss von Delphi war auch in B5otien wirksam ui
die mit Delphi in Verbindung stehende Dichterschnle des HeflMhi
hat sich lange im Lande erhalten. Noch lebhafter war bei den di^
gewanderten Aeoliem die Neigimg zur Musik und lyrischen Dieh^
kunst. Der Pflege des Flötenspiels kam das treffliche Schilfiratt
der kopaischen Sümpfe zu Gute. Es war die echt nationale GattMf .
der Musik in Böotien. Sie wurde mit dem Gesänge in öflfentlidM
Wettkämpfen geübt, und wenn Pindars hohe Kunst auch aiiswirtigii
Schulen sich anschloss, so wurzelte sie doch im Boden der Ho*
math; Dichterinnen wie Myrtis und Korinna, die mit Pindar des
Wettkampf wagen durften, bezeugen uns, wie verbreitet die ILunil-
liel)e im Volke war und wie sich hierin die böotischen Aeolier ihifi
Stammgenossen in Licsbos ebenbürtig zeigten^).
Dennoch waren die Bootier nicht befähigt, die alteren Volkf*!
elemente in solcher Welse an sich heranzuziehen, dass eine glück'
liehe Verschmelzimg eingetreten wäre. Im südlichen Theile dtf
Landschaft erhielt sich altionische Bevölkening, und wir wissen, fne
sjjröde sich diese gegen die Aeolier verliielt, wie verschiedene Weji
Plataiai und Theben gingen; im Westen war es Orchomenos, tf
dessen Felsenburg die alten lleberlieferungen der Minyer bafldii
und wo sich eine imvertilgbare Abneigung gegen die neuen Landci*
herrn von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzte. Die pdiüschoi
Einrichtungen waren auch nicht geeignet, eine friedliche Vereinigna|
zu f&rdern; denn die ritterlichen Geschlechter, welche das Land ier*
obert hatten, schlössen sich ab, behielten alle Regierungsrechte ft
sich, und wenn auch mehrfache Versuche gemacht wurden, die gfr-
DIE DÖOTISGHE ARISTOKRATIE. 255
ilUun begründete Ordnung gesetzlich zu regeln, wie die (jesetze
M Bakchiaden Philolaos in Theben beweisen, so hallen diese An-
rboogen doch keinen anderen Zweck, als die (hirch Wafl'engewall
ipündete Macht des gi^undbesilzt^inden Adels zu schützen; das
inieinsame Interesse der regierenden Familien, welche sich in die
Uite des Ijsndes verlheilt hatten, war das einzige Band, welches
h verschiedenen LandesgebieU; zusammen hielt; das Volk selbst
liirie vom Staatswesen fem gehalten und unterdrückl. Das Schlinnn-
ite aber war, dass die Aristokratie des Liuides nichts that, um sich
kicr Stellung wfinKg zu machen. Der bOotische Herrenstand war
mig besser, als der tliessalische, und soweit griechische Stämme
nhntcn, gab es keine Gegend, wo Einem ein schrofierer Contrast
I BOdang und Gesittung entgegentrat, als wenn man von der atli-
fksa Seite des Pames auf die Inlotische hinüberging. Dieser Unter-
lüed rief aber keine Nacheiferung hervor; vielmehr schlössen sich
ii Afiolier in Böotien mit einem gewissen Trotze gegen jede geistige
kvegung ab, je regs<imer sich jenseits der Berge der ionische
Kmm entwickelte; sie wui*deu immer stumpfer und tniger, sie
lilen sich den verfeinerten Athenern gegenüi>er etwas zu Gute auf
In bäurische Derbheit und Grobheit; sie suchten sich für die
tteren Lebensfreuden, die ihnen versagt waren, durch Sinnesge-
IMI lu entschädigen, lleppige Gelage waren die wichtigslen (iegen-
tfMe ihres geselligen Leliens; Recht und Gesetz achteten sie weder
iMer sich noch Anderen ge^enülNT und brachten ihre Sti*eitigkeiten
^ liebsten mit der Faust zur Entscheidung^).
Unter diesen Umständen konnte von einer gedeihlichen Ent-
richdung nicht die Rede sein; die natürlichen flülfsiiuellen des
üjci wurden nur sehr mangelhaft verwerthet; Handel und See-
ihri wurden ▼eruachlässigt, die Häfen Ligen unbenulzl. Jede freie
Mtesbildung wunle verabsäumt und die Gynniaslik artete zur Ath-
A aus, indem man nicht eine allgemeine Entwickelung hublicher
Icktigkeit und Gewandtheit, sondern nur ein möglichst grofses
ab fon Muskelkraft erzielte. Auch die Mundart der Böotier blieb
i einer sehr alterthümlichen Stufe stehen und unterschied sich
■eotlich durch ihre Yorliel)e für dumpfe Vokale von den anderen
lirickellereii Zweigen der hellenischen Sprache. Pindar dichtete
einer Mundart, welche nicht die vom Volke gesprochene war.
■ bot seine Kunst auf, um si'inen I^ndsleuten einen bessern Ruf
i den Hellenen su verschaifen, aber er fand in allen andern Land-
256 ÜMSCHWtTNG IN BÖOTIEN.
Schäften mehr Anklang als in B6otien; er war ja aach seinem Ge-
schlechte nacli kein eigentlicher Böotier; er hatte sich eine BiUni
angeeignet, welche ül)er die seiner Heimath weil hioausgiiig, ff
liatte eine nationale Gesinnung, weiche mit der daselbst hemeh»
den Richtung in Widerspruch stand. Denn die regierenden FaDÜNi
hatten sich dem I^ndesfeinde angeschlossen, die Oligarchen schmamici
mit den pei^sischen Heerfilhrern und das willenlose Volk miisste W
Flataiai für die fremden Eroherer sein Blut vergiefsen. So ^tak
die glon*eichste Zeit des Vaterlandes für Böotien eine Zeit der tk^
sten Schmach und wfdirend andern Hellenen der Segen der ¥nt
heitskriege zu Gute kam, wurde Theben in eine immer unwärdi^
PoUtik hineingedrängt. Voll giftiger Missgunst gegen das aufUälRye
Athen, al)cr zu schwach, um aus eigener Kraft dem verhassten Nic^
bar zu schaden, steckte es sich hinter Sparta und war unabÜMl
geschäftig die Feinde Athens aufzuhetzen. Der Ausbruch des pair
ponnesischen Kriegs, die Greuelscenen von Plataiai waren dl
Triumph dieser Politik'). '
So wie Athen gedemäthigt war, gingen Sparta und Theben •■
einander und die demokratische Partei, welche schon Unger besW
den hatte und sogar schon vorübergehend an das Ruder gekomMl
war, gewann dauernden Eintluss. Das erste Zeichen dieses Uw
Schwungs war der Beschluss der Thebaner, dass jedes Haus wd
jede Stadt des Landes den verbannten Athenern offen stehen solle
Sparta that das Seinige , um alle Freunde des Rechts von sich A
wendig zu machen und auf die Seite Athens zu drängen. Die ab
Feindschaft zwischen den beiden Nachbarstaaten begann zu schwit
den und es bildet sich in Böotien eine ansehnliche Partei, wekh
ein höheres f)olitisches Bewusstsein im Volke weckte, den Hass gegM
Sparta nährte, Liebe zur Fi*eiheit und hellenische Gesinnung aiii
breitete und mit Begeisterung den Gedanken auffasste, dass na
endUch die Zeit gekommen sei, um alte Schmach zu sühnen iii
Theben eine ehrenvolle Stelle unter den griechischen Staatoi v
geben. Eine neue Geschichte sollte begonnen und Alles gut gemad
werden, was durch die lange Missregierung selbstsüchtiger OligarchB
versäumt woixlen war; es musste nicht nur das Volk der HaapI
Stadt geistig erneuert, sondern es musste auch die ganze I^ndseU
für die neuen Ideen gewonnen, es mussten alle Städte derselbe
zu einem euiigen, freien und durch die Freiheit des Gemeindeleboi
neu erweckten und gestärkten Böotien vei*schmolzen werden.
DAS HAUS DES POLTMNIS. 257
Das war die Politik der thebanischeii Patrioten, der jungboo-
ÜKhen Partei, welcher sich die edlere Jugend des Luides anscidoss,
■d zwar war es in einem Lande, wo das Volk Jahrhunderte lang
merdrückt gewesen war, sehr natürlich, dass dieser Umschwung
■cht Tom Volke ausging, sondern von den vornehmen Kreisen der
lerMkenuig; es waren Mitgheder alter Geschlechter, welche ilu-e
ttre darin suchten, dem böotischen Volke die Halm zu einer neuen
■id würdigeren Geschichte zu eröffnen, und auch hier linden wir
Miche Häuser, welche, wie das des Pindar, nicht dem böotischen
Ltndadel angehörten, sondern dem ältesten Adel, \\clcher schon vor
1er böotischen Einwanderung in Theben ansässig gewesen war und
■B dessen Stamme in so später Zeit noch frisctie Zweige aufsprossten.
Zu diesen Häusern, in welchen die Wiedergeburt Tiiel}ens vor-
.loeitet wurde, gehörte das Haus des Polynuiis; es führte seinen
Lihmmbaum bis in die Zeiten des Kudmos zurück, hatte seinen
SHhem Glanz aber längst ehigebülst. Die Familie lebte deshalb in
tkacheidener Zurückgezogeidieit, unbelheiligt an dem wüsten Treil)en
\kr reichen Böotier, und pflegte in aller Stille die Keime höherer
[lUiiDg, welche in Theben niemals ganz erstorben waren und nun
inth wohlthätige Einwü*kungen von aufseii neue Anregung er-
Wten.
1 In Unteritalien war die Schule des Pytiiagoras zu einer Macht
■eworden, welche in den griechischen Stadien, namentlich in Kro-
, In, einen mafsgebenden Einfluss auf das (lemeindeleben gewoinum
kUe. Gegen diesen Eintluss erfolgten im iüntten Jahrhundert v.
Qr. von Seiten der Volkspartei mehrfache feinds(»lige Erhebungen,
Mche die verhasste Schule vernichten sollten, aber wie alle Ver-
Mgimgen, die über wahrhaft lebenskräftige Schulen ergangen sind,
■r nur Ausbreitung ihrer Lehre halten dienen müssen. So kam,
*» in den fernen Colonien gereift war, den Bewohnein des Mutter-
hdet zu Gute, und zunächst den Thebanorn.
Philolaos, der Erste, welcher pylhagoreisclu» Weisheit schrill-
ich aufgezeichnet hat, siedelte sich in Theben an und fand daselbst
Inbegierige Zuhörer. Namentlich sind es zwei Männer, weichte
IM dem wissenschaftlichen Sinne, der sicii damals in Thel)en regte,
ih deutliches Zeugniss gel)en, Simmias und Kebes. Binde shid,
kffth Philolaos zu philosophischem Denken angeregt, nach Athen
gegangen. Hier galt Kebes unter den Sokratikern als der uner-
aAdlkhste Forscher, und von Simmias nihmt Piaton, dass er sich
OvrÜBii Gr. 0«Mh. IIL ]7
258 LYSIS DER PYTHAGOREER.
iiiul AiidtTon keine Ruhe gelassen, immer neue Probleme anger^
und jedes his zn seinen letzten Folgerungen durchgeführt hadie,
Sie machten als» auch die Piiilosoplne zu einem Bande zwiscbei
Athen und Thciien; in ihrer Energie und Ausdauer zeigt sich d»
aolische Naturell von seini'r besten Seite; Beide gehörten da
höheren Kreisen der Gesellschal't an. Von Kelies ci*ZHhlte man, daM
er den Eleer Phaidon frei gekauft habe, um ihn für die Philosophie
zu gewinnen, und Siunnias machte, nachdem er weil umher gerart
war, sein Haus zu einem Sammelorte piiilosophischcr Freunde.
Philolaos, welcher Th<;ben zu einem Sitze pythagoreiäcbcr
Weisheit eingeweiht hatte, folgte etwa ein Mcnschenalter später der
Tarentiner Lysis; auch er kam als Flüchtling. Er hatte sich, nadh
dem in Kroton noch eine Zeitlang der pythagoreische Eiufluss fort-
bestanden hatte, bei dem heftigsten aller Angrifle aus dem brcD-
nenden Hause, in welchem alle noch übrigen Pythagqreer zusamoui
veniichtet werden sollten, als junger Mann gerettet. Er kam, da
Spuren des Philolaos folgend, um die Zeit des |>eloj)onne8isclia
Kriegs, nach Theben uiul fand Aufnahme im Hause des Polymni^
welcher ihn ganz zu einem iMitgliede seiner FamiUe machte. Dioe
edle Gastlichkeit trug reichen Frucht, und zwar zimächsl für dia
Söhne des Hauses, Epanu^inondas und Kaphisias, v<m denen jener,
der filtere, der um 418 geboren war, eine besondere Empfauglicb-
keit für die Einwirkung des Philosophen zeigte und mit der per-
soidichen Verehrung desselben eine tiefe Liel»e zur Wisseoscbaft
euisog *).
Eine Ei-ziehung, wie sie der junge Epameinoudas empfingt
war noch keinem Thehaner zu TIh'U geworden. Seiu slrebsaiDif
(■eist fand ehien Führer und Lehrer, der ihm mit vollen IBt-
den geben konnte, und sich ihm, wie euicm eigenen Sohle,
in luglirhem Umgange hingab. Ha musste sich ihm ein geistiger
Ijnhiick cM'offnen, welcher über den beschränkten Gesichtskreii
eines Böoti(;rs weit hinaus reichte. Die reiche Welt der Coloniei
im fernen Wesl^^n, die herrlichen ririechenstädte an den Küstel
lUdiens und Sicili(;ns wurden ihm vertraut, wie eine zweite Hei-
math. Auch die Weisheit h)niens und Athens hatte schon ihRi
Weg nach Theben gefunden. Wie musste er bei diesem L'mMicke
auf die Hauptplatze griechischer Cultur des hoben Berufs der lUr
lenen inne werden und mit welcher Beschämung auf die eigene
Vaterstadt hinblicken! Dazu kam der besondere Einfluss der pjtlu-
EPAMEINONDAS BILDUNG. 259
pNreischen Lehre. Sie war ihrer Natur iiarli rei'orniatoriscli; sie
lahni nicht den Kopf allein in Anspnich, stinthTn sie (orderte den
pnzen Menschen; sie war ein ideales Hellenen tluiin, das im Lel)en
ivwirklieht werden wollte und den, der sie ert'asst hatte, zur Ans-
breiUing ihrer Grundsatze drängte. So wurde das Haus des Po-
^nis der Herd eines höheren fjebens, von dem Licht und Wanne
mtstrahlte, und Epameinondas war durch seine Pei'sönlichkeit <ler
bette Zeuge für die veredelnde Kraft der Philosophie.
Was sie forderte, war ihm zur andern Natur geworden. Ver-
Mhtung von Reichthuni und Shmengenuss, strenge Enthaltsamkeit
md Selbstverläugnung, Deniuth und Verschwiegenheit, hingehende
liebe für Vaterland und Freunde, eui fester und gleichmäfsiger
Ernst, welcher alles Leidenschaftliche niederhielt und unausgesetzt
die höchsten Ziele im Auge hatte — diese pythagoreischen Tugenden
varen Charakterzüge des jungen Thehaners. Uahei hielt er sich
Iher nicht wie ein philosophischer Sonderling vom geselligen Ver-
Wm und den landesühlichen Künsten fem; er hatte die liesten
iMenspieler Thebens zu Lehrern, aber er widmete sich auch dem
CUierspiele und Gesänge. Kr l)esuciite eifrig die Ringsciuilen, alter
■eh hier hatte er ein anderes Ziel als seine Landsleute, indem er
fci Leib übte, damit er ein williges und geschicktes Werkzeug
fa Geistes werde und tüchtig zum Dienste des Vaterlandes. Auch
ic Beredtsamkeit pflegte er mit grofsem Eifer; denn so wenig er
H IMI Wohlredenheit glänzen wollte, hielt er es doch für eine wesent-
icbe Aufgabe hellenischer Erziehung, dass man zu rechter Zeit
Mieten und sowohl in kurzen Worten l)elehren und strafen, als
üch in längerer Rede seine Uel)erzeugung darlegen könne. So
VRelte auch seine Beredü^amkeit in dem sittlichen Grunde, der
•HBe ganze Persönlichkeit trug; es war ihm eine patriotische Auf-
Iriie in dem denk- und redefaulen ßöotien das Wort zu Ehren zu
Ariigen.
Er war Thebaner und Hellene, Beides aus vollem Herzen, und
9tm Streben ging dahin, die Vaterstadt zu liehen, um daduirh zu-
l^eich dem Vaterlande einen Dienst zu leisten. Denn das Wohl
VOB Hellas beruhte darauf, dass seine einzelnen Städte das wahre
Mlenenthnm zn verwirklichen suchten, und kein anderer Vorrang
KUen ihm berechtigt, als der auf hellenischer Tugend und Dil-
hng bembte. Athen hatte diesen Benif am grofsartigsten auf-
(Bflust, aber seine Stellung verloren, indem es von den (irundsätzen
17*
260 EPAMEINONDAS ZIELPUNKTE.
des Perikles a])giiig:. Sparlas Vorstaiulschafl war eine entehraMfe
Zwaiigsgewalt. Wenn es auf seinem Wege fortging, mit soUb-
tischeni Ueberniutlie die Hellenen luisshandelte, die Städte kncck»
tete oder in Dörfer auflöste, den Vcrralh begünstigte und patrii-
tische Gesiiuiung mit rechtswidrigen Hinrichtungen bestraile, m
waren die Itesten Güter des hellenischen Volks in Gefalu*. ErhebBOi
wider solche Tyrannei war nationale Pflicht und zu solcher tf-
hehung war die am schwersten betroflene Stadt die zunächst be-
rufene. In gerechtem Widerstände gegen frevelhaften Uebermudi
mussten alle edleren Kräfte sich ix3gen und so konnte auch ThelM
am ehesten dazu gelangen, in die Reihe der Staaten einzutreto,
welche zur Leitung der vaterländischen Angelegenheiten berafiei
waren. Es galt den muthigen Versuch, die rohe Kraft, die ii
Böotien vorhaiulen war, durch einen grofsen Beruf zu veredek
und das Volk aus seiner Stumpflieit aufzuruttehi.
Nicht alle Gesichtspunkte, die allmäldich zu Tage treten, aid
auf einmal gefasst worden. Was Epameinondas zunächst erstidüü
war die sittliche und politische Hebung der Bürgerschaft, damit i
im Stande sei, ihre Freilieit wieder zu gewinnen und würdig i
l)ehaupten. Dass Epameinondas hierauf Jahre lang hingear!)eitet U
ist unzweifelhall. Sonst hätte er nicht mit so fertigen Ent^chlüsiei
uinl so wohl gerüstet dastehen können, als die Stunde der Elt-
scheidung eintrat.
Epamehiondas dachte nicht daran, durch Gründung eines plv-
losophischen Ordens, wie es in Grofsgiiechenland versucht vordd
war, seine reformatorischen Zwecke zu verfolgen. Er verschmäit
Alhis, was ihn vom Volke Ireruite, dagegen suchte er die best»
Kräfle, die im Volke lagen, vor Allem die Macht der Freundscbafti
für das Gemeinwesen zu verwertheil ; er sammelte die Gleichgesinntfl
und erwerkU? die für ein höheres Leben Emptanglichen. Er ftt-
sländigte sich mit den Männern, welche Einfluss hatten, wie Pa»"
menes und Gorgidas, und zog jungt; Leute von idealem Sinn K
vertrauter Lebensgemeinschaft mit sich heran, so namentlidi Miif*
thos, Asopichos und Kaphisodoros. Dabei kam ihm die Zeit Si
Statten; denn es war ofl'enbar eine wohllhätige Gährung unter dd
Böotiern eingetreten und es war ehie Jugend vorhanden, wiekfc
eine höhere Bildungstähigkeit zeigte und kräftige Entsclilüsse tt
Hebung der Vaterstadt fassen konnle. Sie war bereit sich Ep-
meinondas anzuschliefsen und unter seiner Fühnnig an der Wiedtf-
PEL0PIDA8 UND DIE OLIGAliCHEN. 261
jeburt Thebens zu arlieiten. Einer der Bedeulcndslen unter den
■nnerii dieser Richtung war Pelopidas.
Pelopidas, der Sohn des Hippokles, war von alüidligeni (ie-
mUechte, wie Epameinondas, aber zugleich sehr begütert und seine
hmilie eine der angesehensten in Theben. Dazu hatte er durch
ÖM Heirath sein Erbtheil sehr ansehnlicli vergrofsert. Es zeugt
iho von einer freien Gesinnung, dass er sich so früh un'd ent-
idueden von einer Partei lossagte, die ihn zu den Ihrigen rechnete
nd ihm vollen Antheil an iln^en Vorrechten uiul Vortheilen in
ftusicht stellte. Er war ehie hochlierzige Natur, tapfer bis zur
Tdlkühnheit und aufopferungsiahig, und wenn er aucli zu den phi-
loiophischen Studien keine Neigung hatte, sondern vorzugsweise
hl Waidwerke und in der Wciffenübung seine Lebensfreude fand,
w war er doch von Natur wohl begabt, weltkundig, gewandt, für
rik geistigen Einwirkungen zuganglii^h und voll Yerstandniss für
Miche Gröfse; er war über Geldliel)e und Sinnengenuss erhab(»n,
kigebig für seine Freunde, für sich nififsig und einfach, ein rück-
iditsloser Feind der Ungerechtigkeit und für alle höheren Güter
in Lebens begeistert. Bei dieser Gesinnung niusste ihm die lial-
!nig der bOotischen Aristokratie und die Stellung seiner Vaterstadt
Berträglich sein; darum schloss er sich mit ganzer Set^le der jung-
kBotischen Partei an, für die <»r durch seine aufseren Mittel wie
hflpch seine ritterliche Persönlichkeit bald eine Hauptstütze wurde.
Nach dem Antalkidasfrieden hatte sich die Partei mir ver-
l^feert, denn ihre Macht stieg mit jeder neuen Gewaltthat, welche
l^irta sich zu Schulden kommen Hels; am Ende hatte die lako-
Aehe Partei zu ihrer Rettung kehi anderes Mittel gesehii, als sich
^pirta ganz in die Arme zu werfen, und glaubte nun ihres Siegs
(nriss zu sein. Indessen war ihre Politik ebenso kurzsichtig, wie
■e verbrecherisch war. Denn seit dem Verrathe Jiaudelte i»s sich
nicht mehr um gewisse jmlitische Parteistandpunkte, sondern um
Midie Gegensätze, über welche alle Helleneu in und auiserhalb
Hieben, soweit sie nicht blinde Parteiganger Spaj'tas waren, ein
thres und unbestechliches Urteil hatten; es handelte sich um Frei-
Wl oder Knechtschaft euier griechischen Stadt. Die innere An-
gelegenheit vrar zu einer nati(malen geworden.
Die Oiigarchen freilich machten (;s wie die Spartaner jener
!eit, welche nur die sichtbare Macht in Anschlag brachten und der
Rentlichen Meinung spotteten. Die namhaftesten Oiigarchen, Leon-
262 DIE THEBANER IN ATUE>'.
liados, Archias, Philippos u. A. bekleideten abwechselnd die (l^
nieiiideauiter und besetzten bis zum Kerkermeister hiiiab die Stella
mit abhängigen Menschen. Sie i'ührtcn eine reine ParteiberrscluA,
wie einst Kritias und Genossen in Athen. Die Missliebigen wuhb
gefangen gesetzt; weder Gut noch Ehre der Bürger war vor ümet
sicher. Die oberste Gewalt war bei den Befehlshabern der peb-
ponnesischeu Truppen. Sparta schaltete in ganz Böotien ^ie b
ehiem abhängigen Lande, und es war gewiss nicht olme politiddH
Absicht, dass Agesilaos das Grab der Alkmene, der Stamuimutter der
llej*akliden, bei Ilaliartos OiVneu und den Inhalt nach Sparta briii^ei
liels. Denn die Lebertragung solcher Beliqiiien war nach grie-
chischem Glauben eine Sanction olKnherrlicher Gewalt Aber m
sicher auch die SiKutaner sich iüldten und unter dein Schutze ihrer
Truppen die Oligarchen, so war doch die Gegenpartei nicht x^
nichlet noch entwafliiet, und die. llüchtigen Thelmner wurden «li-
durch eine Macht, dass alle Wohlgesinnten ui Griecheiüand cii-
stimmig auf ihrer Seiti^ sUuiden und mit ihnen sehnsüchtig auf die
Stunde der Vergeltung warteten^).
Drei- oder vierhundert Thebaner waren es, die in Atlien Un-
terkommen fanden, liier war das, was die Thelianer an dei
attischen Patrioten zwanzig Jahre früher gethan hatten, in dank-
barer Eriimeruug, und die Erbitterung gegen Sparta so allgeiueiD
dass man ihnen auch in den aristokratischen Kreisen, die soiis
lakedämonisch gesinnt waren, mit Wohlwollen entgegenkam. .Uk
Zumuthungen Spartas wurden mit edler Entscldossenheit zurückge-
wiesen und den Flüchtlingen nicht nur Obdach und Unterhalt ge
>\ährt, sondern von St«iatswegen eine geschützte ehrenvolle SleUimi
in der Gemeinde, ähidich wie einst den heimathlosen Platäem
Sparta alicr hatte auch unter Agesilaos nicht Energie genug, uii
seine Forderungen mit G^^widt durchzusetzen; es trug Sclieu. di
Athener zum Aeufsersten zu drängen.
So lagen sich ohne äufseren Friedensbruch Athen und Tbebei
\\i(» zwei feindliche Heerlager gegenüber, die einander nicht an
dem Auge liefsen. Die th(;banische Uegierung hatte ihre Kuud^
scluitter in AthiMi, welche die Schritte der Verschworenen geiiaii
verfolgten, und mit ihrer Hülfe gelang es, den Androkleidas, wel-
cher nach Ismenias' Tode Führer der l*artei wtu\ diu'ch Meiicbd-
inord aus dem Wege zu räumen und dadurch ihre nächsten PläiK
zu vereiteln. Andererseits hatten die Flüchtlinge eine Anzahl vt
HIE V0UK£KE1TU>(.E>- l> TUKUEN. 263
vertässiger Freunde in Tliel)en, welclie in Un*ei' Weise ilie lJetVeiun|j:
der Vaterstadt vurl>ereitelen. Eini^^e derseÜHUi sehhissen sieh xnm
Scheine den Gewallherru an und fj^ewannen iiir Verlranen, s(» dass
■e eiiillussreiche Sleüen erlan^'ten, in diaien sie ihrer Partei von
grölstem Nutzen sein kuinilen. So ))esonders Phyilidas, weh'hen
die Puienian^heu Archias nnd IMiilippus /n iinvni (leheiniseineiiter
nachten und zu den verlranHelisten Semhm^'en henntzt(*n'').
Andere Avaren in der Stille tlialijj^, die .lugend Thehens ^'eisli^
und leiblicli auf den Tag der Knlschei(hnig vor/uliereiten; s<» vor
Alten E|)anieinondas, \\elclier sieli bis dahin, ohseiion er liereils
um Manne gereilX war, vom Otl'entlichen Leben fern gelialten und
keine Spur von Ehrgeiz gezeigt hatte. Die Tyrannen liielten daher
den mittellosen und sehüchternen Philosoplien für dureiiaus ungc-
fihrlirli und liei<seu ilni ruhig gewrdin^n, obgU'ieh er gerad«^ der
Hillclpunkl der Freilieitsbeslrel)ungen war. Er war mit den narli
Atlien (jeflücliteten hi allen [lauptsiieheji völlig einversüniden. Er
war mit dem thätigsten derselben, dem Pelopidas, durch enge
Freuudsehaft verbrüdert; er hatte mit ihm im arkadisehen Feldznge
(S. 231) gedient und dem Verwundelen mit eigenei* Gefahr das
Leben gerettet. Er war unablässig Ihalig, palriotiselKf («esinnung,
ThatkraR und sittlichen Ernst anzuregen; er lH>nulzte die Weit-
kämpfe, welclie zwischen den Thebanern und Spartanern stattfanden,
als Vurschüle ernster Kampfe und entwöhnte seine Mitbürger v(»n
der kueektisclien Furcht vor ihren Zwingherrn. Auch der Tnisland,
das» er gerade um diese Zeit Lysis, seinen vaterlii-heu Freuiul, ver-
lor, ü*ug dazu bei, dass er sieb nun um so entschlossener seinen
Utbürgern widmete. Mit ihm wirkten angrsehene Manner, wie
ttmeotlich Gorgidas, wi.'lelier die. Verbannten von alli;n sladtisrhen
Aogelegenlieilen in Kenntniss setzte, und Pammenes, ein Manu >on
kedeiitendeni Einflüsse, der sieh selbst bei deuj lb*h'eiungsw(*rke
■ichl tiiälig belheiligU.% aber das Streben des Epamcinoudas begün-
iligte und sein Ansehen lud).
Obgleich von so verschiedenen Seiten das gleiche Ziel crslndjt
wurde, su ging doch ehi Jahr nach dem andern hiji, ohne dass es
erreicht wurde. Es war eine schwere Geduldspr(d)e für die feurigen
Secten der Fmheitsheld(;n, alwr es war doch eine segensreiilu? Zeit.
Benn in ibr erstarkte unter dem Drucke das junge Volk der Tlu'-
kmer und i'eifle für (Ue Freiheit. l>ie sittliche Knlfligung. welclie
Ton Epameiuundas ausging, verbreitete und bewahrte sich. Eben
264 AISZUG DER VERSCHWORENEM 100, 8; 870.
SO war der längere Aufenthalt der Verbannten in Athen eine Zeil
der Läuterung und Stärkung; sie zeigten durch ihre Ausdauer, im
sie nicht von dem Antriebe eines flüchtigen Enthusiasmus gekitd
wurden, sie lernten in Athen, was von einem Staate gefordert werde,
welcher an die Spitze der nationalen Bewegung treten wollte. End-
lich wurde auch das Sicherheitsgefuhl der Tyrannen immer gröCser,
sie wurden lässiger in ihren Yorsicht^mafsregeln und tauschten sA
so sehr, dass sie in den philosophischen Neigungen der ThebaDer
eine erwünschte Ableitung von politischen Bestrebungen sahen. S«
nahmen Archias und Leontiades seihst zuweilen Antheil an dei
Unterhaltungen im Hause des vielgereisten Simmias, obwohl dasselbe
ein Samnielort der gegen die Tyrannen Verschworenen war').
Vier lange Jahre harrten die Verhaimten auf den Tag der Rache.
Eine Zeitlang mochten sie hoffen, dass Athen die Erliebung gegei
Sparta beginnen und ihnen den Weg in die lleimath bahnen wörde;
alMT die Bürgei*schaft war zu matt und die bootische Partei konnte
nicht durchdringen. Sie wai*eu also auf sich selbst angewiesen, fk
mussten voran, um die Athener nachzuziehen, und gewiss sagtet
ihnen ihre poHtischen Freimde, Kephalos und andere angesehene
Volksredner: 'Fangt nur an! Athen kann und wird eucli nidil
im Stiche lassen.' Pelopidas, obwohl der Jüngeren einer, war ai
die Spitze der Verbannten getreten, nachdem sie durcli Ermordung
des Androkleidas ihres Führers beraubt und eine Zeit lang einge-
schüchtert worden waren. XcIkmi ihm war Melon die liauptper!>(m.
Man durfte nicht länger säumen. Es war im fünften Jalut! un
Anfang des Winters. Olynthos und IMilins waren gefallen; die
Macht der Spartaner stieg von W'oche zu Woche. An einen ofTnea
Kriegszug war nicht zu denken; man musste. zu hehnlicher Rärk-
kehr die rmslände aussuchen. l)it» schlechte Jahreszeit, in der
wenig Verkehr stallfan<l, schien dem Unternehmen günstig; im
Winter war am wenigsten vorauszusetzen, dass die Spartaner rasdi
zur Stelle seui würden; auch liel in die Zeit des kürzesten Tags
der Jahreswechsel der Böoti(;r und das Fest der Herakleen, aa
welchem man die Stadt um so sorgloser zu treflen hoffte. Endlich
war euier der eifrigsten Demokraten, Ampliitheos, neuerdings ein-
gekerkert worden; durch ras<'he Tliat hoifti^ man ihn noch zu retten.
So wurde denn in rebereinstiinmung mit den Freunden in
Theben Tag und Stunde festgesetzt. Wahrsch(»inlich wussten nicht
einmal alle Verbannten darum. Die Melirzahl derselben blieb ruhig
DIE VEB8CU\V0RENE>' Ii>' TUEBEIS' 370 DEi:. 265
k Atlien; clcnii ein grüfserer Auszug wünio Alh's vt*rratli«^ii haben.
Ibndert verlicrsen die Stadt und sammelten sicli unter Pln^renikos
■I tkriasischen Felde, um von Eleusis her gegen die Ciranze vor-
■rücken, während zwölf, die sich zum ersten und geHihrliciisten
VBlcmehnien freiwillig erboten hatten, darunter i^eiopidas, Melon,
Ihinnkleidas und Tlieopompos, mit Hunden inid Jagdgerath auf
indem Wege über den Parnes stiegen und sicii in einzt^Inen
Crappen in Thelien hereinsehlichen. Wind und Sehneegestrdier er-
labten ihnen, ölme Verdacht zu erregen, den Mantel ül>er den
lopf zu ziehen; die Thonvege und Strafsen waren miMischenleer.
So gelangten sie auf verschiedenen Wegen glücklich in das Haus
4n Cliaron, wo 8ie mit sechs und dreÜ'sig Verschworenen, die in
Theben wohnhaft waren, sich vereinigten. Den b(>sten Dienst al)er
Iniete ihnen Phyllidas, der (leheinischreiber. Der hatte nämlich an
ifansellieu Abende die Polemarchen zum Schmause geladen; der
KUSS des Amtsjahrs sollte glänzend gefeiert werden und, um den
nel der Sinnenlust zu erhöhen, hatte der (lastgeber nach der
Ihldzeit die Ankunft schöner Weiber in Aussicht gestellt. Dies war
ibcr auch der Grund, dass Archias, der sich nur in vertraulichster
Gnellschafl fühlen wollte, sich die Anwesenheit des [.ecuiliades ver-
kten hatte; so gelang es nicht, alle Iläuptt^r der Regierung an
«bem Orte zu vereinigen'^).
In ernster Stille Iwreilelen sich die Verscliwnr«»nen zur blutigen
Unt, sie standen l)ekränzt am llausidtar und der Wahrsager Imm)!»-
tthtete die Flamme — da wurde an <lie Thüie gepocht und un-
jfMfim Einlass gefordert. Ks waren Doten der Polenianhen. welche
Qkvon zum Archias l)escliie<len. Man konnte nicht anders denken,
>b dass Alles verrathen sei. lind allerdings wai*«Mi (leiiM'hte von
'cm, mus vorging, dem Archias zu Ohren gekounneii. ab<'r der Kühe
tnd Geistesgegenwart des (üharon. welcher ohm» Zogern erschi«»n,
tDd dem Zureden des Phyllidas gelang es, den Argwohn zu ver-
scheuchen, welcher dem Polemarchen ein unwillkonnnner Freuden-
Wra* war; ja er war nun .so entschlossen, sich die heul ige Festlust
dwth nichts mehr verleitlen zu lassen, dass er einen Drief aus Atlien,
fc unmittelbar nach Charons Weggang eintraf und di(^ ganzem Ver-
*chwArung enthfdite, uneroflnet unter das Polster schob. 'Die (le-
schine auf morgen' rief er in trunknem Mutbe. liel's das Hankett mit
■Mtter Lust fortsetzen und verlangte mit lüsterner l-ngeduld nach
^ verbeiüsenen Buhleriunen.
266
ER3I0RDU>'G DEH OLIGARCHEN 370 DEC.
Endlich heifst es, sie seien da. Mhii hört die Schritte;
Diener werden entfernt, (He Thuren des Speisesaals geJien atiT,
Gewander verhülller Frauen werden sichthar und mit klatsdm
wiilkouiinl, die Köpfe sind von dichten Kränzen bescliattel
waren die verkleideten Verschworenen, Charon, Melon,
(S. 258) und Andere. Auf der Schwelle halten sie einen
hlick, um ihre Opfer in's Auge zu fassen. Dann werfen sie
Hüllen ah und greifen zu ihren Dolchen; Melon tödtete «len tri
Archias, Charou den Philippos; auch die meisten der übrigen
musslen fallen, weil sie in erhitzter Weiidaune durch kein Zi
zu gewinnen oder zu l>eruhigen waren.
Den schwierigeren Gang hatten Peloi)idas mit Kapldsodoros
einigen Anderen ühernommen, nfunhch zum Hause des LeonliadOp^
dessen Tliüre sie sich als Boten des KaUisti*atos aus Athen melden
So wie sie eingelasseu waren, merkte Leontiades die Gefahr; er
pling sie in seinem Schlafgemache mit gezücktem Schwerte,
den Kaphisodoros nieder, der zuerst eingedrungeu war, und erst
hartnäckigem Zweikampfe konnte Pelopi das des Leontiades Meister^
den und seinen Freund rächen, der ihm sterhend die dankende
reichte. Das letzte Oi)fer war llypates, der auf der Flucht ereilt
So war in wenig Nachtstunden ein furchtliares Gericht an
gehalten, welche ihre Vaterstadt verrathen, mit Hülfe fremder Wi
ihre Mithürger unter dem Joche gehalten und deshalb nach
chischer Ansicht Namen und Ansehen von Tvramieii vollkoi
verdient hatten. Noch in derselben Nacht wui*de das
ge<*)ttnet; Amphitheos und viele andere Märtyrer der guten
streckten in freudiger Ueherraschung ihren Freunden die
entgegen. Die Trompeten, welche zum Herakleenfeste liereil
verkünden den Bürgern, dass ein viel herrlichei*es Fest für die
angebrochen sei, und die spartanische Besatzung, 1500 Manu
welche durch rechtzeitiges Einschreiten der Sache eine selir
liehe Wendung hätte geben können, war durch den Ausbruch der
lution so vollständig überrascht, dass sie sich ängstlich iimerbalb'
Burgmauern hielt, wo die geringe Zahl von Uegierunj
Schulz bei ihr suchte. So loderten denn ungestraft die Freut
rings um die Kiulmeia herum und unbelästigt konnten die TymiMI^]
mörder am nächsten Morgen auf dem Mai'kte erscheinen und den «fr j
sammelten Bürgern Uechenschaft geben von der näcliüichen Thil'^
Das wai- der Tag der Wiedergebmt Thebens, der Tag 900
DIE EBSre VüLKSYERSAMMLUrUS. 267
ebuiig aus !4chwei*eni Drucke. Nun (rafiii aurli die Verl»aiiii(<!n
Bählig ein; es traten die tlieliauischeu Krieger, w(*U*he unter
meiuonclas und Gurgidas in der Stille ausgebildet waren, in
m WaiTenschmucke öfTentlich iKTvor; et$ war gleichsam eine neue
gen»cliaft, welclie sicli an diesem Freiheitsniorgeu auf dem Markte
mnnielte; die beiden Parteien, welche für einander gearbeitet
An, reichten sich jeUt die llande. Epanieinondas halte es mit
wii iirundsätzeu nicht vereinigen köimen, an der Ermordung der
larcheo pci^sTinlichi^n Antheil zu nehmen, denn die TOtltuiig eines
]gers ohne Richterspruch war etwas, was er vur seinem Gewissen
it liatte rechtfertigen können. Indessen wollte er sehi Gefühl
üt zum Mal^stabe der Beurteilung Andentr machen. Kr niusste
Thal der Verschworenen als eine durch die Umstände geforderte
I von selbstischen Beweggründen freie anerkennen. Deshalb
ite er selbst die Tyrannenmörder ein, als sie wegen des ver-
■eneu Bürgerbluts als Schutzilehende vor die Gemeintle traten,
•e hegrülste sie jubehid als ihre Retter und Woldthäter, <lie
BSter entsühnten sie und drei von ihnen, welche sich vor allen
'^orgethan hatten, Pelopidas, Melon und Gharon, wurden sofort
• Böotarchen an die Spitze des Gemeinwesens berufen. Dies xVlles
ydiah unter den Augen der lakedämonischen Truppen, deren
brer einstweilen nichts Anderes zu thun wusslen, als dass sie
koien nach S^Nirta und an die Besatzungen von PlaUiiai und Thes-
li sandten, um schleunigen Beistand zu erlangen; die Thelianer
BT hoflXen auf Athen und ihi'e Hoffnung täuschte sie nicht.
in Atlien war die büotische I^artei imgemein thälig gewes(*n.
Hl war von dem, was in Theben lievorstand, zeitig unterrichtet
d hatte Truppen an die (rränze geschickt. Kephalos stellte den
rtrag, dass man sich von Staatswegen an der liefreiung der Nach-
nladt betheiligen solle; dieser xVntrag w<u* nicht zum Volksl)e-
Uiisse erhol)en worden, indessen eilten nicht nur einzehie Fi*ei-
Uige nach Theben hinüber, sondern es liefsen sich auch zwei
lische FeldheiTn, wel<;he nur zur Beobachtung der Vorgänge an
5 Gräiize geschickt waren, durch den Uülferuf der Thelwiner Imj-
mmen, auf eigene Verantwortung thälig einzugreifen; t^habrias
setzte den Pass von Eleutherai, um den S|Ku*üuiern den Weg
ch Theben zu sperren, und Demojdum rückte in Bootien ein;
T Feldhen* war ülierzeugt, dass er nur im attischen Interesse
indele, weiui er den Thebauem helfe, ihre Burg zu betreien^).
266 EBMOIIDUNG DER OLIGARGUK?^ S70 DEC.
Endlich heifsl es, sie seien da. Man liorl die Schritte; ie
Diener werden entfernt, die Thüren des Speisesaals gehen auf, ie
(lewänder verhüllter Frauen werden sichthar niid niil Klatschen !»-
willkomnit, die Kopie sind von dichten Kränzen bescIiatteL b
waren die verkleideti^n Verschworenen, Charon, Melon, KaphisiM
(S. 258) und Andere. Auf dtn* Schwelle halten sie einen Augn-
hlick, um ihre Opfer in\s Auge zu fassen. Dann werfen sie ie
llfdlen ah und greifen zu ihren Dolchen; Melon tödtet« den trunkeBei
Archias, (!!haron den Philippos; auch die meisten der übrigen Gkk
niussten fallen, weil sie in erhitzter Weinlaune durch kein Ziutta
zu gewinnen oder zu J)eruhigen waren.
Den schwierigeren Gang hatten Pelopidas mit Kaphisodoros ml
ehiigen Anderen übernommen, nämlich zum Hause des Leonliades, i
dessen Thüre sie sich als Boten des KalüsLratos aus Athen melden lieta
So wie sie eüigelassen waren, merkte Leontiades die Gefahr; er at
pfing sie in seinem Schlafgemache mit gezücktem Schwerte, streckfe
den Kaphisodoros nieder, der zuerst eingedrungen war, und erst Mck
hartnackigem Zweikampfe konnte Pelopidas ties J^eonliades Meistenlf^
den und seinen FjtuiuI rächen, der Umi sterbend die dankende lU
reich le. Das letzte Opfer war Ilypates, der auf <ler Flucht ereilt worfc
So war in wenig Naclitstunih'u ein furchtbares Gericht au dem
gi^hallen, welche ihre Vaterstadt verrathen, mit Hülfe fremder Wal»
ihn; Mithürgi.^' unter dem Joche gehalten und deshalb nach grie-
chischer Ansicht Namen und Anstehen von Tvrannen volikuiiiDMi
verdient hatten. Noch in «lerselhen \adii wurde das Gelangni«
geöflnet; Amphitheos und vieh; andere Märtyrer der guten Sack
streckten in freudiger Leherraschung ihren Freunden die Hänie
enl^^egen. Die Trompeten, welche zum llerakleenfeste liei'eit «^nA
verkünden den Bürgern, dass ein viel herj'licheres Fest für die SuA
angebrochen sei, und die s})arlanische Besatzung, 1500 Manu staii
welche ilurch rechtzeitiges Kinschreiten der Sache eine selir bedenk-
liche Wendung hatte gelx;n koimen, war durch den Ausbruch der Bei»-
lution so vollständig überrascht, dass sitf sich angstlich innerhalb der
Burgmauern hielt, wo die geringe Zahl von Begierungsauhängeft
Schulz Ihu ihr suchte. So loderleji denn ung(^straft die Freudenfeotf
rings um die Kadmeia herum und uidjelästigt konnten die TyranneB-
mörder am nächsten Morgen auf dem Markte erscheinen und den ^'«r-
sammelten Bürgern Rechenschaft geben von der nächtlichen Tiial')»
Das wai' der Tag der Wiedergeburt Thebens, der Tag seiitf
DIE ERSTE VüLKSVEIiSAMMLUISd. 267
rhehuii^ aus scUwereni Drucke, ^un tralV^n auch die VorlKuuiten
iDzählig ein; es traten die theltauischen Krieger, welche unter
panieiiioiidas uiul Gorgidas in der Stille ausgebildet uan^u, in
■cm Waflenschmucke öfTentlieh hervor; es war gleichsam eine neue
ttrgerschafl, weiche sich an (iiesein Freiheitsniorgeu aul' den) Markte
ersaiuiiielte; die beiden Parteien, welche für einander gearbeitet
atten, rciditeu sich jetzt die Hände. Epameinondas hatte es mit
Bineii Grundsätzen nicht vereinigen können, an der Ermordung der
tigarchen i)ersr>nliclien Aiitheil zu nehmen, denn die Tödlung eines
Ärgers ohne Richterspruch war elwas, was er vor stMiiem (jewissiMi
idit liatte rechtfertigen köimen. Indessen wollte er sein t>eluhl
ickt zum Mafsstahe der Beurteilung Anderer machen. Er mussle
ie Tliat der Verschworenen als (dne durch di<; limstaiule geforderte
od von selbsüscheu Beweggründen freie anerkennen. Ihrshalb
ihrte er selbst die Tyranneinnörder ein, als sie wegen des ver-
IMseiieu Bürgerhluts als Schutzllehende vor die Gemeinde traten.
liese begrüiste sie jutielnd als ihre Ketler und WohithrUer, die
Iriester entsühnten sie imd drei von ihnen, welche sich vor alliMi
iervoi*gethan liatten, Pelopidas, Melon und Gharon, wurden soIVh!
b Böotarcheu an die Sjntze des (lemeinwifseiis berufen. Dies Alles
ynehah unter den Augen der lakedfunonischen Truppen, deren
%brer einstweilen nichts Andents zu thun wussten, als dass sie
üllNilcn nach $))arta und an die Besatzungen von IMalaiai und Tlies-
pbi sandten, um schleunigen Beistand zu erlangen; die Thebaner
■her hofften auf Athen und ihre Holfuung tauschte sie nicht.
In Athen war die Imotische Partei ungemein Ihalig gewesen.
Ihn war von dem, was in Theben bevorstand, zeilig unterrichtet
ttd hatte Truppen an die Grunze geschickt. Kejthalos stellte den
iiUag, dass man sich von Staatswegen an der Befreiung der Nach-
hntadt betlieiligen solle; dieser Antrag war nicht zmu Volksbe-
■dilusse erhol)en worden, indessen eilten nicht um* einzelne Frei-
vrillige nach Theben hinüber, sond(*rn es liefsen sich auch zwei
mische Feidherrn, welche nur zur Beobachtung der Vorgänge an
die Granze geschickt waren, durch den Uülteruf der Thebaner be-
UMnmen, auf eigene Verantwortung thatig einzugreifen ; Ghabrias
kieUte den Pass von Eleutherai, um den Spartanern (b^n Weg
■Kh Theben zu sperren, und Deniophcui rückte in lioolien ein;
dw Feldherr war überzeugt, dass er nur im attischen Interesse
biidele, wemi er den Thebanem helfe, ihre Burg zu befreien^).
270 DIE EmiGiiNr. der land^^haft.
(leniokrnti^chen Partei lebhaft empfunden wurde. Ihre Anhänger
waren dalier im ganzen Lande thalig, nm die angestammten Ab-
neigungen der einzelnen Städte unter einander und gegen Theben
zu überwinden; sie fonU^rten aller Orten ihre Landsleute auf, dea
gemeinschaftlichen Ziele zu Liel>e alle Sonderinteressen falireo n
lassen, sie boten Allen dieselben Vortheile an, welche sie für Tbeba
errungen hatUni, Freiheit von Sparta und von dem Drucke &m
spartanisch gesinnten Oligarchie, (ileichheit vor dem Gesetze, gleiclM
Wahl- und Stimmrecht. Ein fi*eiheitliclies Streben war aber aodi
aufserhalb Theben vorhanden; die wärmere Volksstimmung erleicb-
terte die Verschmelzung der sonst so starren Elemente. Theba
hatte sich durch seinen Heldenmuth eine neue Stellung im laak
erworben inid die ersten Bootarchen waren Männer, welche von der
leitenden Partei in ganz Bootien mit freudigem Vertrauen begrüftt
wurden. So kamen denn auch schon bei den ersten Kriegsgefahrei
freiwillige Kampfgenossen aus den verschiedenen Gauen des Laiidei
zusammen und man konnte hofi'en, dass Thebens Wiedergeburt die
der ganzen Landschaft nach sich ziehen werde, man wollte, dan
Theben nicht bh>fs die erste und leitende Stadt der LandsctaA
wenle, sondern dass die ganze Landschaft, zu einem Ganzen vtf-
schmolzen, in Theben vertreten sein sollte, wie Attika in Athei,
und deshalb nannten sich auch die Bürger der Stadt in öflentlicbei
Angelegenheiten jetzt nicht mehr Thebaner, sondern ^Böolier i»
Theben'^").
Um aber ein solches Ziel zu erreichen, dazu konnte ein glöck-
lieber Aufschwung, welcher die Genulther begeisterte, die besseret
Richtungen zur Herrschaft bnichte und die Misshelligkeiten mrvA
drängte, auf die Dauer nicht genügen. Die alte Rohheit brach
innner nieder durcli. War doch schon der erste Sieg durch Mi««-
handlungen von Leidenden und Todten entweiht worden, als dis
Volk l>eini Abzüge der Besatzung den Mitbürgern auflauerte, weld*
Schutz bei ihr gesucht hatten! Einige dersell)en wurden durch die
Athener gerettet, Andere wurden das Opfer einer Volkswuth, welche
selbst die Kinder der Lnghu^kUchen nicht verschonte. Auch inner
halb der Partei der Patrioten fehlte es nicht an Gegensätzen, dem
mit der Denu)kratie traten auch die Uebel dersel)>en gleich hervor.
Ehrgeizige Männer, die bei der Befreiung mitgewirkt hatten, gbubleB
sich zurückgesetzt und wurden deshalb zu erbitterten Widersachers
des l^elopidas und Epameinondas, wie namentlich Menekleidas. Audeit
i
DIE HEILIGE SGHAAR. 271
iroUteii den Umscliwiiiig lioniitzeii, um sich in rolier Ungebühr an
den voniehmen Familien zu vergreii'cn und eine blutige Revolution
dnn^lusufubren, wie Euniolpidas und Saniidas.
l'iiter soldien Umstanden waren die inneren Schwierigkeiten
mendlidi grol's, rail denen die neuen Führer des Volks zu kämpfen
hatten, welche ehie sittliche und geistige Hebung desselben als die
nothwendige Bedingung erkaimten, weim Driotiiui eine würdige
Stellung unter den griechischen Staaten einiK.^hmen sollte. Da es
nun unmöglich war, die Masse der Bevölkerung, welche so lange
TenKiahr1r>8l und unter euiem selbstsüchtigen <)]ig<u*clienregimente
von jeder Betheiligung an den oirentlichcn Angelegi^nheiten fem
gehalten worden war, auf eiiunal mit dem nM'hten (leiste zu er-
fOlleii, 80 suchten die Männer, welche das Werk der Wicnlergeburt
Oures Landes liegründeten, erst in kleineren Kreisen die bürgerlichen
Tugenden zu verbmten und eiidieimisch zu machen, ohne welche
eine dauernde Erhebung unmöglich war; so bildeten sie (;ine Schaar
von Auscrwählten, welche das Vorbild der Ucdirigen, das Stammvolk
des neuen Böotiens sein sollten.
Es war eine Einrichtung, welche an fdlei^e Landesgebrauche
anknupfle. Denn schon in der Schlacht Un Deliim wird eine Schaar
der 'Dreihundert' erwähnt; sie kämpft(*n, wie die lumierischen Hel-
den, vor der Masse des Kriegsvolks, zwei uiul zwei mit einandi^r
vereinigt, imd wurden nach Analogie der heroischen Kampfweise
Heniochoi und Parabatai genannt. Diese alt(> Einrichtung wurde
snter Leitung des Epameinondas und («orgidas neu ))elebt. Sie hatten
in aller Stille einen Kreis von Jünglingen um sich versanmielt und
Wen mit ihnen am Tage der Befreiung vor <lie Tiemeinde getreten,
10 das8 sie als die Stiller der heiligen Schaar von Theben angesehen
wurden. Jetzt war es kein Adels[»rivllrgium mehr, den Dreihundert
vnugehOren, sondern die von (leshmung (^leisten und hochherzig-
Sien Jünglinge des J^andes, web'lie schon unter diMU Drucke (h^*
Tyrannen sich zum Freiheitskampfe vorbereitet hatten, waren nun
<lie Auserwslhlten und Vorkampfer; sie waren Itestimmt, <lie Anderen
Qr Nacheiferung in Tapferkeit und Kriegszncht anzuspornen, sie
Waren durch die Bande d(;r Freundschatt und durch gleiche Ge-
sinnung zum Kampfe für ilie hohen Ziele des Vaterlandes mit ein-
ander verliündet. Es war eine sehr segensreiche Stiftung, in welcher
ths SoldatiscJie mit ethischen und politischen (iesichts])unkten, in
Welcher alte Landessitte mit den (f<'danken der Gegenwart und mit
272 DIE KRIEGSGEFAHREN.
pylliagoreisclien GniiulMälzeii glucküdi verschmolzen wurde, eil
ehrenvolles Denkmal der Weisheit des Epameiuondas^^).
Wie wenig Zuversieht konnte aher diese kleine Schaar in den
Kampfe gewähren, welchem man entgegen ging. Denn ^eon awk
in Sparta seihst eine Partei war, welche den Gewaltstreich Im
PhoiJ)idas ernstlich misshilligt hatte und dannn die sclüimnei
Folgen desseihen nicht ungern sah, so war doch nicht TorauoB-
setzen, dass <lie spartanische Regierung nachgeben würde. Die
Thebaner waren aher für den Krieg nichts weniger als vorbereitet;
sie waren in einer viel ungunstigeren Lage, als da sie vor siehzeki
Jahren den Kampf begannen. Damals hatten sie persische Subsidid
und griechische Bundesgenossen, und die Macht des Feindes «v
getheilt. Jetzt sUuulen die Thebaner ganz allein; denn wenn AÜMj
sie auch bei der Einnahme der Kadnieia sehr wu*ksani uuterstitil
hatte, so war dies nicht von Staatswegen geschehen. Als dahff
die Spartaner in Athen Kechenschaft forderten, hatte die Barge-
schäft nicht den Muth, das Verfahren ihrer Feldherrn gut zu heilsa;
die antithebanische Partei bemitzte die Aengstlichkeit der Bärgo;
den Feldherrn wurde der Prozess gemacht und beide wurden vegei
Ueberschreitung ihrer VoUmjichten zum Tode verurteilt. Sparti
hatte seine volle Kriegsmacht gegen Theben zur Verfügung und s«
Ifeer war geübter und besser geordnet als je zuvor, während Thebti,
einer selbständigen Kriegführung ung(»wohnt, der eignen LandsrluA
unsicher war oder mit ihr in offner Fehde stand. Die Zugäop
nach Theben waren von allen Seiten offen, die Küsten schutdfls
und der Feind hatte an Plataiai, Thesi)iai und Orchomenos Waffen-
platze mitten im bootischen Lande. In euier ungünstigeren Lap
hatte also wohl niemals ein Staat mit Sparta den Krieg begonnen.
Theben hatte nichts als den (ieist seiner grofsen Führer, weldie
ehiem Theile der Bevölkerung Muth und patriotische Begeistenag
ehizuilofsen wussten; aber die Vorbereitungen, welche sie getroff«!
hatten, um Bootien widerstandsfähig zu machen, waren noch lanp
nicht vollendet, und Niemand dachte weniger als Epamemondis
daran, mit trotzigem Selbstgefühle den Spartanern gegenüber fl
treten und sie zum entscheidenden Kämpft^ herauszufordern. Ihoi
musste grundsätzlich jedes Blutvergiefsen unter Hellenen ein GreuH
sein und mir daim gerechtfertigt erscheinen, wenn es darauf an-
kam, die heiligsten Güter eines freien Gemeuiwesens gegen Gen'ah-
that zu vert heidigen. Es ist daher durchaus glaublich, dass unter
THRBE?C UND SPARTA 100, 3; 878. 273
•einer Mitwirkung (denn die leitenden Ideen der theliunisrlicn Po«
Btik gingen ohne Zweifel von ihm aus, wenn er aurli nicht im
GoUegium der Bundesfeldhorrn safs) eine Gesandtsrhnll nacli Sparta
ging, welche Friedensvorschlüge überbrachte, in welchen man seliist
gewisse Rechte der Hegemonie den Spartanern einräumte und die
Erfüllung der älteren Vertrage versprach,
Indessen blieben diese Verhandlungen erfolglos. In Sparla
Tcnirteilte man die Kinegsvögte, welche die Kadmeia aufgegelien
lalten, olme den Entsatz abzuwarten, und war enlHchlossen, Hieben
sofort hassen zu lassen. Auf Gewalt beruhte Spartas Machtstellung;
lie musste zusammenhreclien, sowie man Vertn^ibungen lakedamo-
Bischer Besatzimgen ungeahndet liefs oder gar als bere<:litigte Volks-
erhebungen anerkannte. Das Ansehen der Stadt stand auf dem
Spide; man durfte nicht warten, bis der neue Feind, der wie die
L Dnchensaat des Kadmös plötzlich aus dem Boden gewachsen war,
i Infi gewinne und Böotien vereinige.
h Es herrschte also in Sparta nach wie vor die Politik des Age-
nlaos und man dachte innerhalb und aufserlialb ih'r Stadt nicht
Inders, als dass er die Heerführung gegen Theben übernehmen
vMe. Indessen lehnte er ab und berief sich darauf, dass ehi
Ktaig eben so gut wie jeder andere Bürger, weini er üln^r vierzig
'ihre Kriegsdienste geleistet habe, von dem Ileerdienste aulserhalb
des Landes befV^eit sei. Das war alK^r nicbl der wirkliche Grund,
Mdem der lag darin, dass Agesilaos durch sein Verfahren in
Riiius und wohl auch durch seine Verbindung mit Phoibidas in
^len Kreisen selu* missHebig geworden war, so dass man, wenn
er sich persönlich bei einer Unternehmung betheiligte, in Griechcn-
I Ind das Schlimmste envartele. Es waren al»er in Sparta tlieba-
H nitthe Flüchtlinge, welche sich mit der Besatzung gerettet hatten,
und wie sich die Ephoren so häufig in ihren Mafsregcln durch
Teribannte anderer Staaten bestimmen lielsen, so geschah es auch
jctet. Die Thebaner machten ihnen l)egreiflich, dass das Auftreten
dci Agesilaos in Böotien nur ehien um so heftigeren Widerstand
berrorrufen werde, weil man von ihm nur die entsetzlichste Art
ifT Kriegführung, unheilbare Land Verwüstung, Menschen verkauf,
Hinrichtungen und Einsetzung von Zwingherrscliaften zu erwarten
Rnrohnl sei. Die Ephoren gal)en nach; Agesilaos zog sich ver-
mummt zurück und wollte mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr
^ thun haben. Statt seiner übernahm der junge Kleouibrolos die
Curtiua, Or. Qetch. lU. 18
274 KLEOMBROTOS IN BÖOTIEN 100, 2; 378 JAN.
Hf'erfühning, <1cr Bruder und Nachfolger des edlen Agesipolis, and
wie dieser ein Mann von hellenischer und buudesfreuudlicher (it-
sinnung, der gewiss den von Thel>en ange]M)tenen Frieden gern
angenommen halte. Den Ephoren gtdiorsam ging er schon im J^
nuar 378 nach Döotien, rückte mit seuiem Heere bis in die Kik
von Theben vor, bezog ein Lager ]>ei den Höhen von Kynoskephabi
und büeb hier sechszehn Tage. Daim zog er wieder heim, oiae
irgend einen Schaden angericlitet zu haben. Der ganze Feldof
war eine blofse Demonstration, so dass die pcloponnesischen Tnippcir
als sie heimkehrten, gar nicht wussten, weslialb sie ausgeio^
waren. Die ganze Partei des Agesilaos musste im hr>chsten Grade
aufgebracht sein; die l)este Zeit des Angi'ifTs war yersäumt; mm
konnte in dem ganzen Verfahren nur eine höchst gefahrliche Be-
günstigimg der Rel)ellen erkennen, aber die Kriegs))artei war dodi
nicht stark genug, um Kleombrotos zu stürzen; eben so wenig nt-
mochte die Friedenspai'tei die 01>erhand zu gewinnen, und hi
diesen Schwankinigen konnte von einer erfolgreichen Politik nktt
die Hede sein^*).
Indessen bUeb der kurze Winterfeldzug nicht ohne bedeutenii
Folgen. Kleombrotos hatte nämlich einen ansehnliclien Theil seimr
Truppen in ßöotien zurückgelassen und zwar in Thespiai, weldio^
drei Stunden von 'der Hauptstadt gediegen, zu einem drohenda
Walfenplatze vorzüglich geeignet war. Den Oberl^efehl gab er dfli
Sj»liodrias, welcher zugleich iielder erhielt, um neue Truppen wtr
zuwerl>en.
So kamen die Thebaner trotz ties harmlosen Feldzugs in eine
sehr üble Lage. Sie hatten ein peloponnesisches Heer vor dei
Thoren ihrer Stadt, welches sich ans den ihnen feindlichen Städtei
des Landes zusehends verstärkte und zugleich dazu diente, die
Athener ehizuschüchtern, welche ihrerseits Alles thaten, um S|)arli
zufrieden zu stellen; sie erkannten, wie sehr sich auch ihre Lage
geändert habe, seit die Isthmospässe wieder in den Händen der
Spartaner waren; denn nördlich vom Islhmos waren der Zugänge
zu Mittelgriechenland so viele, dass die Verlegung einzelner PäMe
in der Hauptsache ganz nutzlos wai*.
Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, wenn sich die
Thebaner durch List zu helfen suchten, um das zu l)ewirkeii, wor-
auf es ihnen jetzt vor Allem ankommen musste, nänüicli einen
Bruch zwischen Athen und Sparta, und den Sieg der ihebanischeo
8I>H0DMAS IN TlIRSPIAt. 275
lei in Atlien. Man kannte Sphodrias, den Ilarnioslen von
»piai, als einen Manu von leidenscliattlicheni Temperamente,
a konnte darauf rechnen, dass er niclit ah^»neigt sein wurde,
en Gewaltstreich nach Art des Phoibidas auszuführen, wenn ihm
Gelegenheit dazu dargeboten wei*de. Es wurde als<», wie er/ählt
^ auf Veranstaltung des Pelopidas und Melon, durcli einen
irtier, der sich als treuen Parteigänger Spartas bei dem Harmosten
dahrte, demselben unter der lland die Mittheilung gemacht, dass
r Peiraieus noch immer nicht vollständig ummauert sei. Ks sei
MI ein Leichtes, aus Thespiai durch die eleusinische Ebene imd
II attische Küstenland in die Hafenstadt einzudringen, ehe man
1 der Oberstadt etwas davon merke. Sphodrias ging in die Falle,
h Lakedämonier, an eigenen Anschlägen arm, waren fremden
iagebungeu um so zugängUcher, und es kann niclit auffallen,
tun ein ehrgeiziger Spartaner von dem Gedanken k^^auschl wurde,
Hl es ihm möglich sei, durch einen nächtlichen Marsch die attische
Uenburg, die Schiffswerfte und Flotte in seine Gewalt zu bringen
id seiner Vaterstadt einen Dienst zu leisten, welcher alle früheren
hiemehmnngen dieser Art gewissermafsen zum Abschlüsse bringen
Ante. Die Politik des rücksichtslosen Staatsegoisuuis war so in
M öffentliche Leben Spartas eingedrungen, dass er eine nachträgt
ehe Billigung des gelungenen Ueberfalls nicht bezweifeln koimte.
in wusste ja doch, wie die Stinnnung in Athen war, man konnte
nehmen, dass es nw* auf den ersten liiifall Spartas lauere, um
eh wieder zu erheben; einer Reihe gefährlicher Kämpfe konnte
Dreh einen kühneu Handstreich vorgebeugt werden, und dazu war
B Möglichkeit vielleicht nur noch wenige Tage gegeben.
Sphodrias ging also ohne Verzug an das Werk, aber bei der
uffihrung zeigte er sich unsicher und unverständig. Die Fackeln,
$ um die Heiligthümer von Eleusis brannten, erschreckten ihn,
fl er sie für Feuerzeichen der Athener hielt. Und dann hatte er
At einmal die Länge des Wegs gehörig ül>erschlagen; als es tagte,
ir er erst an der Gränze zwischen den Ebenen von Eleusis und
hen; sein Plan der nächtlichen Ueberrumpelung war vereitelt.
musste zurück. Aber auch jetzt noch handelte er in seltsamer
rfcehrtheit. Denn statt in aller Stille abzuziehen, plünderte er
rschiedene Dorfschaften und zog dann über den Kithäron ab?
ihrend die Bürger von Athen ausiiickten, um den schändlichen
iedensbruch zu rächen.
IS*
276 HANDSTREICH DEä SPHODRIAS 100, 2; 378.
Der Frt^vel war um so gröfäcr, «als zur Zeil die spartanische
Gesandten noch in Athen verweilten, welche für die Verletzung der
iNeuti*alitat heim thebanischen Aufstande Geuugthuung veriangt uai
erhalten hatten. Das Einzige, was die Athener lieruhigen konnk^
war die unverzugliclie Bestrafung des Sphodrias. Die Ephoren cdI*
setzten ihn und stclllen ihn vor den Gerichtshof, den Rath i&
Alten. Niemand zweifelte, dass er zum Toile verurteilt weite
würde, da man nichts von dem, was Phoibidas gerettet hatte, fir
ihn anführen konnte. Er seihst hatte nicht gewagt sich zu stell&
Dennoch wurde er freigesprochen und zwar erzählte mau sich, das
ein zärtliches Frenndschaft^verhilltniss, welches zwischen den Sdhiiea
des Sphmirias und des Agesilaos bestand, dazu mitgewirkt hibt
Der König trat wider Erwarten für den Angeklagten auf, indem er
den Grund angab, dass Sparta solche Männer nicht entbehn»
könne.
Man hat die That des Sphodrias in alter und neuer Zeit ver*
schieden l>eurteilt. Man kannte ihn als einen Anhänger des Kkom-
brotos und wollte deshalb auf diesen die eigentliche Urlieberschifl
der That zui*ück führen, allein sie widerspricht der Politik in
jungen Königs und seiner Familie zu sehr. Man hat auch die
ganze, wohl bezeugte Erzählung von der thebanischen List ak u-
wahrscheinlich verworfen, aber ohne ausreichende Gründe. Die
Theitauer konnten mit guter Aussicht auf Erfolg diesen Weg veh
suchen, um Athen und Sp;u*la zu entzweien, denn im sclüimmstM
und nach ihrem Ermessen sehr unwaln*scheiulichen Falle, daii
nämlich die lleberrum[)elung der Munychia gelungen wäre, T^ürdeB
die Athener sofort zu einem Bündnisse mit Theben getrieben worda
seni, um die Burg zurück zu erobern. Auf die Freisprechung des
Sphodrias konnten die Thebaner allerdhigs nicht mit Sicheriieü
rechnen; al>er auch ohne dieselbe musste der Handstreich ihrem
Zwecke forderUch sein und die Erbitterung gegen S|>arta steigern.
Am dunkelsten bleibt das Verhältniss des Sphodrias zu den Königai.
Beide sollen gegen die Ephoren für ihn gewesen sein; der eine,
wie es scheint, aus alter Freundschaft; der andere aber wird sieb
schwerlich nur aus schwächlicher Vaterliebe der öfTeutUchen Mei-
nung entgegengestellt und seineu («egnmni einen Dienst geleistet
haben. Grundsätzlich musste er die That billigen, und in dem
vorliegenden Falle war es für ihn, wie wir annehmen dürfen, ein
Triumph, den Freund des Kleombrotos zu seiner Politik übergetreten
FOLGEN SEINER FREISPREGHU?fG. 277
nnd der Ansieht liuldigen zu sirlieii, dass man jedes Mittel hcnut^en
müsse, um die Macht des Staals zu vergrOfsern. Mauner solcher
Gesinnung dürfe man den Feinden nicht opfern, aiicli wenn ilinen
^ ein Anschlag misslungen wäre. So glaubte der eine König den
* früheren, der andere den neu gewonnenen Parteigenossen schätzen
n müssen^').
Die Freisprechung des Sphodrias machte seinen an sich so be-
deutnngslusen Zug zu ehiem Ereignisse von weitreichenden Folgen.
Denu in Sparta sank das Ansehen des Agesilaos, weil man ihn füi*
den ungerechten Richterspruch verantwortlich machte, der <las Ge-
*. ftU der besseren Bürger verletzte, un<l zwar um so mehr, weil
mm glaubte, dass er aus rein i>ersönlichen Rücksichten die Ilerr-
r sdnflt des Gesetzes ei*schättert habe. Es trat aber niclil nur die
' Gewissenlosigkeit deutlich hervor, sondern auch der völlige Mangel
an politischer Klugheit, deren man doch l>ei einer PoUtik, wie die
^ ^ fa Agesikos war, am wenigsten entbehren konnte.
^ In Athen hatte man die lakedamonischen («esandlen nur auf
"^- die Versicliennig liin entlassen, dass Sphodrias für seine eigen-
^i; aiehtige That zum Tode verurteilt werden wüiile. Durch seine
^i heisprecliong nahm der Staat seine Schuld auf sich und <lie ver-
*^ iei&ene Genugthuimg wurde nicht gegeben. Dadurch änderte sich
I «flf einmal Alles.
Die Athener, welche el>en noch so zahm und nachgiebig sich
gezeigt halten und den S|)artanem dadurch die Unterwerfung The-
i bens wesentlich erleichterten, sagten sich nun rasch und eilt-
' Khlossen von Si)arta los. Die thebaiiische Partei, vor Kurzem noch
mit Leibes- und Geldstrafen verfolgt, nahm unter allgemeiner Rei-
stimmung das Ruder des Staats in die I^and. Ein lebhafter Kriegs-
eifer erwachte, die Ummauerung des Peiraieus wurde vollendet und
der Phin zur Erneuerung der Seemacht mit Ernst gefordert; es
ergiDgen AulTonlerungeu an die anderen Staaten, sich zu gemein-
samem Kampfe gegen lakedämonische Willkür zu vereinigen, vor
Allem aber wurde mit Theben ein Schutz- und Trutzbündniss ge-
schlMsen.
So lagen die Verhältnisse für Sparta bedeutend ungünstiger,
als es sich im nächsten Sommer zu einem zwcMten Kriegszuge
rastete; denn es handelte sich nun Tiicht mehr um die Züchtigung
einer einzelnen Stadt, sondern die beiden Hauptstädte Mittelgriechen-
lands standen jetzt als vereinigt da, um jede Einmischung Sparlas
4
278 AGE81LA08 IN BOOTIE^T 100. ^; 378 SOMMER.
zurückzuweisen; Thelten war durch diesen Bund gehoben, denn es
sa]i seine Grfinzen gedeckt und konnte zu jedem entscheideBiki
Kampfe rechtzeitiger Unterstützung gewiss sein. Die ThdnMr
dachten a}>er nicht daran, in oiTenen Feldschlachteu ihr Glück arfi
Spiel zu setzen, sie richteten zunächst Alles auf eine wiriLWK
Yertheidigung ein. Zu dein Ende verwandelten sie das Weichhld
ihrer Stadt in ein groüscs verschanztes Lager. Alle bequemerni
Zugänge wurden mit Grähen und Pallisaden gesperrt; die benacb-
barten Höhen, Seen und Flüsse erleichterten ihnen die Arbeit ol
gewiss war es der militärische Scharfltlick des Epameinondas, nd-
eher die planniäfsige Ausführung leitete. Die Mannschaften
zugleich in ununterbrochenen WaiTenühungen , und vor Allem
es die Reiterei, auf deren rasche Bewegungen man sicfa veriiefts»
um das Eindringen in die Befestigungslinien zu erschweren.
Chabrias, der sclion dem Kleoinbrotos den Zugang nach Bö»-
lien verlegt hatte, war der Fülu'er der attischen Hülfstruppen, dB
Mann, in den man volles Vertrauen setiste; denn er hatte sich bis
zum Antalkidaslrieden in Cypern und dann im Dienste des Ködy
Akoris (S. 211) grofsen Ruhm erworben und reiche Kriegseriahnm
gesammelt. Er war mit 5000 Mann Fufsvolk und 200 Reitern arf
dem IMatze. So erwartete man ruhig den anrückenden Feind.
Diesmal kam Agesilaos selbst und zwar mit einer Macht im
18000 Mann und 1500 Reiteni. Ueberrascht von den trefilichci
Anstalten der Thebaner, sah er sich aufser Stande seine Uebermackl
zu gebrauchen. Wie ein Raubthier vor den Maueni eines woki
bewachten H4)fs, zog er an den Verschanzungen auf und nieder;
wo er eindi'ingen wollte, trat ihm eine schlagfertige Mannschaft
entgegen und wenn er unverrichteter Sache abzog, so erlitt oock
die Nachhut einpllndliche Verluste von den leichten Geschwaden,
weiche jede Orlsgelegenheit zu l>enutzen wussten. Endlich gelang
es ihm einzudringen, aber mehr als eine Verwüstung des Sta<h*
gebiets gelang ihm auch jetzt nicht; der Feind blieb im Felde, ji
er hielt in glücklicli gewählten Stellungen den AngriiTen des Age-
silaos so muthig Stand, dass diesiM* seinerseits den Kampf aiilgib
und die schon zum Sturme vorgehenden Trn])pen zurückrief. Das
war so gut wie eine Niederlage. Agesilaos sah sich durch den be-
sonnenen Muth seiner Gegner entwalTnet; er begnügte sich Thespiai
neu zu iHifestigen, Phoibidas daselbst als Kriegsvogt einzusetieiL
und zog mit den Truppen nach Hause.
DIE BÖOTISCHE?! FELDZÜGE 377 UNO 376. 270
Mit gehobenem Miilhe kamen die Yerbfindeten ans ilirein Lager
heraus, griflfeu Thespiai an, schlugen und tödtcten den vcrhassten
Phoibidas, gewannen luglich an Anhang im höolischen Lande und
im Spartanern blieb nichts übrig, als mit ßeguin des nächsten
Frühjahrs von Neuem ihre Trupi)en aufzubieten.
Aber nun wurden auch die peloponnesischen Dundesgenossen
nit jedem Jahre schwieriger. Der thebanische Krieg war in hohem
finde missliebig; es kam zu offenen Widersetzlichkeiten, und wenn
■ach der König durch seine Uebermacht, durch gUlckliche Eil*
vArsche und andere taktische Künste, wie er sie in Asien gelernt
hatte, hie und da kleine Vortheile gewann, so wurde doch in der
Hauptsache nichts erreicht. Während der Muth der Verbündeten
ID stetem Zunehmen war, sank sein Ansehen bei Freund und Feind;
der ehrgeizige König musste zum zweiten Male Böolien verlassen,
ohne dass er im Grunde mehr erreicht hatte, als dass er Fruchtbuume
hUe abhauen, Bauernhöfe niederbi*ennen und Saatfelder abmähen
hnan. Bei der Rückkehr verletzte er sich in Megara und wurde
^ bink nach Sparta heimgetragen; er musste erkennen, dass ein
r Räch auf diesem Kriege ruhe, zu dem er einst die Veranlassung
l^geben hatte. Als im folgenden Jahre (376) Kleombrotos noch
onmal gegen Theben zog, kam er gar nicht über den Kilharon
Uiüber; er fond die Pässe von den Verbündeten besetzt und zog
nach einem unglücklichen Gefechte wieder ab^^).
Während der letzten Feldzüge hatte aber schon ein neuer Kiieg
begonnen, welcher von anderer Seite her Spartas Macht bedrohte.
Alben, durch das Attentat des Sphodrias aus seiner unentschlos-
■enen Haltung aufgeschreckt, hatte eine ganz neue Politik begonnen.
Man wusste nun, wessen man sich von Sparta zu versehen habe;
nan erkamite die Nothwendigkeit, einem so arglistigen Feinde gegen*
flker gerüstet zu sein, und so erwachte zum ersten Male wieder
in der attischen Gemeinde ein klares Bewusstseiii ihrer politischen
Au%abe, eine einmüthige und entschlossene Erhebung. Man be-
gnigte sich also nicht damit, die Thebaner zu unterstützen un<1 die
Herrschaftsansprüche Spartas auf Mittelgriechenland mit Theben
turückzuweisen, sondeiii man ging thatkräftig daran, die eigene
Macht lierzustellen und die alte Stellung unter den Hellenen wie<ler
ciniunehmen.
Epochemachend war in dieser Bezieliung das Jahr des Archen-
ten Nausinikos Ol. 100, 3; 37% Es war das Jahr, in welchem
280 DAS JAHR DES NAVSIMKOS 100, S; 879(.
die bedeutendsten Staatsmänner Athens sich vereinigten, eine neue
Machtstellung ihrer Vaterstadt zu begründen, und ihre VoncUigi
>viu*den, obwolü sie neue Opfer auflegten, von der Bürgenckit
ohne Widei*streben angenonunen. Es wurde eine neue Schitmi
der Einwohner gemacht; das gesamte in Attika Torhandene T«^
mögen mit Einsclduss des oiTentlichen Besitzes und des Hündelgili
genau verzeichnet, und indem man nicht, wie früber, die Elfi»
talisten einzehi zu den Staatslasten heranzog, sondern Steuerrenii
bildete, in denen auch die Aermeren nach Hafsgabe ihres V«^
niögens beitrugen, wurde eine breilere und siclierere Grundlage llr
die öfTenllichen Leistungen gewomien. Man theille die steuerpflich-
tige Bürgerschaft, von welcher nur die Vermögenslosen (d. h. mte-
sclieinlich die, deren Besitz unter 25 Minen = 655 TUr. gesdütt
war) ausgeschlossen blieben, in zwanzig Genossenscbaflen, dem
jede eine gleiche Steuerki'aft darstellte. Diese hafteten als Gesaual*
heil für die vom Staate beanspruchten Leistungen. Die Hödiil-
besleuerlen in den verschiedenen Vereinen, dreihundert an der Zill
sorgten für das Einzahlen der Beiträge, bürgten dem Staate dair
und übernahmen nöthigenfalls Vorschüsse. Dadurch wurde ein ■-
miticlbares Einschreiten von Seiten der Behörden vemiieden ori
den WoliUialiendsten wurde zur Entschädigung für die bedeuteada
Opfer, die iimen zugemuthet wurden, ein entsprechender Einfln
gestattet.
Nun belebte sich der Peiraieus, wie einst in den Tagen des
Themistokles; die Schifl'e, die vom korinthischen Kriege her neck
tüchtig waren, wurden in Dienst gestellt, hundert Triei*en neu geM
die Sdiiflshäuser in Stand gesetzt, das Seevolk geübt An tüchlifei
Führern fehlte es den Athenern nicht. Sie hatten den erüttduogf^
reichen Ipluki*ates, den bewährten (^'ihabrias, den edlen, bochgesinnltt
Timotheos, der Sohn des Konon, welcher vor Allen dazu berufei
war, das Werk, wozu der Vater durch den Mauerban den Gmi
gelegt hatte, wieder aufzunehmen. Das waren lauter geborene Fdi-
Iierrn. An Kallistratos aus A])hidnai aber besafs man einen Staali-
mann, welcher durch seine Beredtsamkeit, seine Erfahrung uri
Weitkeim tniss trefl'lich geeignet war, die neue Machtbildung AÜmm
zu unterstützen. Denn auf weise Berücksichtigung der ZeitTerhüi'
nisse kam Alles an. Am meisten aber verdankte man das Gelinpi
der neuen Bestie bungen den Spartanern. Denn diese hatten durch
den Missbrauch, welchen sie seit Vernichtung der attischen FloUe
DBR IfEOE SEEBU.'fD. 281
ihrer MachUtdliuig gemacht hatten, eine solche Erbitterung
it nur auf dem Festlande, sondern auch in allen Insel- und
ilcmBtMten hervorgerufen, und behandelten dieselben auch jetzt
h mit Bo trotiigem Uebennuthe, dass die Athener den unschätz-
m Voraog hatten, zu den griechischen Seeorteu, welche mehr
r minder alle das Regiment spartanischer Hannosteu gekostet
IBB, ab Retter und Befreier kommen zu können, me einst die
itflaner diesetben Orte zur Freiheit vom Joche Athens aufgerufen
Nan kam aber Alles darauf an, die Seestaateu davon zu über-
1, dass sie nicht dazu bestimmt waren, immer nur ein Joch
I dem anderen za vertauschen. Deshalb bedurfte es fester Burg-
hiflen daffir, dass man eine Bundesgenossenpolitik verfolge, welche
k' der früheren Seeherrschaftspohtik wesentlich verscliieden sei.
m Mgte, dass man von der Vergangenlieit gelernt habe, und
riUe ab ersten Grundsatz der neuen Verbindung die gewissenhafte
aller bestehenden Staat^formen hin. Man wollte nicht durch
in den Bundesorten herrschen, Athen sollte nicht die regie-
Hauptstadt sondern nur der leitende Vorort sein, der Sitz
iBiAundesraths, in welchem alle Gemeinden, grol'se und kleine,
ivtreten sein sollten. Kallistratos war in gewissem Sinne der Arl-
irite des neuen Bundes und that gewiss viel dazu, eine Verstau-
^png herbeizuführen. Sein Werk war es auch, dass an Stelle der
Mhde' Terhassten Angedenkens die zum Bestehen des Bundes
l<lmeiiJigi!n Zahlungen unter dem milderen Namen der 'Beiträge'
ihgAkrt wurden^ worin die Freiwilligkeit des Gebens ausgedruckt
Vpi Viel wichtiger war, dass Athen feierlich auf allen Grundbesitz
bnim insebtaaten verzichtete; es gab alle Ansprüche auf früheren
tiilAeaiti daselbst auf und es wurde festgesetzt, dass künftig auch
iMb attischer Bürger auswärtige Landereieu erwerben dürfe; eine
MuMiung, wdche den Insulanern die Sorge benahm, dass die
fem Klemchien wieder erneuert werden niocliten. Auch hütete
Waieh wohl, Persien zu reizen, damit es nicht etwa wieder auf
IJMriM Seite hingedrfingt werde, ftlan behielt stillschweigend den
■teUudaBfirieden ab Basis der neuen Staatenordnung bei und wollte
Mt den Paragraphen des Vertrags, welchen Sparta so arg gemiss-
nmlit and endlich so schamlos verletzt hatte, zur Wahrheit machen,
ük flo, dam dadmrch ein freiwilliges Zusammentreten gleichberech-
|ler 'TerliAndeter nicht ausgeschlossen werde. Üiese sollten dann
282 DER NEUE FLOTTENVEREIN.
in ihrer GemeinschafL eine hellenische Maclit bilden zur Abwe
Ungcbfüur von Seiten Sparlas**).
Niemals ist Athen mit einer zeitgemanseren und gUIek
Politik hervorgetreten. Sie fand weit und breit Anklang und i
Zustimmung. Die auswärtigen Verbindungen, welche auch i
der Zeit der unbedingten Machtstellung Spartas im StUleii
standen hatten, wurden nun ölTentlich erneuert, so mit Chi
alten treuen Bundesgenossin, welche unter Spartas Seeherrsd
schlimmsten Erfahrungen gemacht hatte, mit Mytilene, das
Thrasybulos von spartanischen Harmosten befreit war (S. 20
mit Byzanz. Es wurde mit den Cykladen, mit Tenedos, Mel
Rhodos, Perintlios angeknüpft, also gleich in grofsem Ha£ssta
weiter Ausdelmung der alte Flottenvereiu erneuert. Man
sich aller feindseligen Kundgebungen, da man nicht zum A
sondern nur zum Schutze der gemeinsamen Interessen sii
binden wollte, man wollte auch diu'chaus nidit die alten
Spaltungen erneuern. Indessen ging es nicht aller Orten so f
und gesetzlich zu. Als Chios dem erneuten Seestaatenbunde
erhoben sich daselbst audi wieder die alten Fü1u*er der Den
und die mit Sparta verbundenen Familien, ^vie die des Theofi
mussten in die Verbannung gehen *^).
Es traten dem erneuten Seebunde aber auch solche
bei, welche bis dahin niemals mit Athen in Bundesgenosse
gestanden halten, vor allen Thelien, dem die Einhebung der al
Seemacht zunächst zu Gute kam. Denn es gelang der Tl
der Athener, welche wieder in vollem Mafse aufgelebt war, i
schon während der beiden letzten böotischen Feidzüge mit
geschwaderu im ägäischen Meere auftreten komiteii. Chabriaa,
Üieos und Kallistratos waren die ersten Führer der neuen I
flotte.
Die Spartaner thateu anfänglich, als wenn sie diese wi
Bewegungen gar nicht berücksichtigen wollten. Allein die I
genossen erhoben bei der nächsten Zusammenkunft sehr Id
Protest gegen die einseitig continentale Kriegspolitik, bei i
die i)eloponnesischen Ki'äfle nutzlos aufgebraucht >vürden; *
nichts Anderes als die alte archidamische Kriegsweise. Gewiss
es vor allen die Koriiither, welche auf eine Flotteurüstung di
>Ian dürfe die neue Seemacht nicht zu KräfLeu kommen
man müsse Athen zu Wasser absperren und aushungern. 1
SCHLACHT BEI MAX06 101, 1; 37« SKPT. 283
lie eiiisig richtige Angrifl'sweise; zur See werde man auch den The-
itnem am Besten beikommen können. Die spartanische Regierung
HUSBte nachgeben, und so kam es, dass die Zug<* nach Bootit^n fur's
inte ausgeseüct blieben, wälirend die ganze AuCinerksamkeit aui* die
See gerichtet wunle.
In kurzer Zeit konnte Pollis, der lakedamonische Aduiiral, mit
Nchsig ScJiüTen auslaufen und zeigte sich so unerwartet in den Ge-
nlnem von Keos und Andn»}, dass eine ganze (letreidellolte, welche
vom Hellesponte unterwegs war, ihm nur mit Mfdie entging. Die
Schiffe retteten sich in den Hafen von Geraistos auf Euhoia, koiuiten
aller ihre Fahrt nicht fortsetzen. Der Peiraieiis blieb im Delagerungs-
xottande und eine neue Hungersnoth stand bevor.
Da ermannte sich die Burgerschatt und rüstete unvei-züglich so
viele KriegsscIiiiTe, dass sie im Stande waren die Blokade zu l)rechen
wi die Zufuhr herbeizuschafl'en. Chabrias war der Flottenfulirer.
Er Kels es bei dem gewonnenen Erfolge nicht bewenden, sondern
pg nach NaxoSt um die Inselstadt zu belagern. Pollis folgte und
■ dem breiten Sunde zwischen Naxos und Faros ti*afen die Flotten
anmmen; die attische war um zwanzig Schiffe starker. Es war
«i die Blilte des Boedromiou, des Siegesuu)nats der Athener, und
im wlhlte Ghabrias den sechszehnten Monatstag (9. Septbr. 376)
Ml Schlachttage; es war der erste der eleusinis<'1ien FeierUige, die
Vt dem Rufe *zum Meere, ihr Eingeweihten' eröffnet wurden. Pollis
|riV den linken Flügel der Athener mit Erfolg an, bis Cliabrias mit
da Kerne iler Flotte dazu kam und, durch die Tapferkeit seines
bierbefehlsbabers, des jungen Phokion, wesentlich unterstützt, ül>er
die HAUte der feindlichen Schilfe versenkte, acht gefangen nahm
ni einen so glänzenden Sieg gewann, <lass er die geringe Macht
dei Feindes hatte vemichlen können, wenn ihn nicht die Eriimerung
■ das Schicksal der Arginusenfeldherrn in Benutzung seines Glficks
iinichtig gemacht hätte. Mit 3000 Gefangenen kehrte er heim und
lenohaffte der Stadt einen Beutegewiun von 110 Talenten (circa
172,890 Th.).
Das war der erste Sieg, den Athen wieder sich selbst verdankte,
ein echter Bürgersieg, die gerechte Strafe für den Frie<leusbruch
des SplHidiias, die volle Uechtfertigung der Ansprüche, mit denen
Athen von Neuem unter den griechischen Se(*slaaten liervorlrat^').
Wie rasch hatte sich doch die ganze Lage der St^iaten in wenig
hdiren verändert! Sjiai'ta, das so eben noch in ungemessenem
284 DIB POLITIK THEBENS OL. 101, 1; S7A.
Hochmuthe ganz Griechenland geknechtet zu haben glaubte,
zu Laude und zu Wasser gedeniülhigL Es hatte sich mit dem Arf
geb(»le aller seuier Hülfskratte in wiederholten Feldzilgen unfiUi
gezeigt, ehie einzelne Stadt, welche seine Herrschalt abgewoifa
hatle, zu beugen, und hatte dann von einer zweiten Macht, die ski
eben so plölzUch erhoben hatte, eine Niederlage eriitien, duic
welche es gezwungen wurde, das ganze Seegebiet des Archipebgi
preiszugeben und sich mit seineu Schulen ängstlich hinter Cap Mab
zu halten.
FAr Theben waren die Erfolge Athens ein uiiscliätzbarer &
winn. Es k(»nnte sich während dieser Jahre ungestört seinen näd
stell Aul'gaben widmen und seine Stellung in Böotien befestiga
Es ging hiebei mit kluger Märsiguiig zu Werke, welche ohne Zweili
auf einer von Epameinondas geleiteten Politik lienilite. Man cal
hielt sicli aller Gewaltsamkeiten, um das Werk der Einigung nid
durch blutigen Parteikampf zu entweihen. Man rechnete auf ii
von Jahr zu Jahr zunehmende Stärkung der nationalen Parlä, iä
das Heranwachsen einer patriotischen Jugend, auf den Eindrock kt
Niederlagen Spartas, welche seine Anhänger entmuthigeii mussk»
Und allerdings wurde die Lage der oligai*chischen Kegienmgen inuMT
schwieriger. In Thespiai war es so weil gekommen, dass die OBp-
archen zu ihrer Rettung den verzweifelten Plan machten, am
Gegner in der Stadt mit Hülfe lakedämonischer Mannschaft zu flbe^
fallen und auf einmal nieder zu machen. Damit wäre das ZeidM
zu einer Reihe von Blutscenen gegeben worden, deren eudlidM
Ergebiiiss den Spartanern schwerlich günstig gewesen wäre. El
war daher noch eine der letzten Handlungen des Agesilaos in Böotieif
dass er den Rurgerkampf in Thespiai verhinderte^*).
Je treuer aber in Tanagra, in Thes]>iai, in Orchomenos «al
Plalaiai die lakedämonische l^lrtei unter ungünstigen UmsläiMki
aushaiTte, um so mehr Anspruch hatte sie auf nachdrückliche l1l(c^
Stützung. So wurde denn auch gleich nach der Schlacht bei Kai«
ein neuer Heei*zug l)eschlossen ; Sparta hofl'te, nachdem es die ägäiflche
See den Athenern pn^is gegeben, von ihrer Seite Ruhe zu haben
und wendete sich von Neuem gegen Theben. Die Thebaner abir
suchten wiederum duirh geschickte Unlerhandlnngen der droheudei
Gefahr zu entgehen und setzten namentlich ihre atlienischen Frennde
von Neuem in Rewegung. Diese drangen darauf, dass man nidit
auf halbem Wege stehen bleiben und die gewonnenen Siege mdit
TIMOTHEOS IM IONISCHEN MEERE 376 SOMMER. 2S5
nbenutzt lassen dürfe. Man mnssi' die Seoherrscliaft in ganzem
Imfiuige wieder herstellen, wenn man das Gewonnene sicher he-
■tien wolle. Alan wusste, dass die Seestaaten im Westmeere den
tasdilusa an die nene Bundesgenossenschafl wünscliten, und so
vurde zum Schrecken der SfNU'taner im Frühjahre 375 eine Flotti^
10D 50 Scliiflcn unter Führung des Timotheos ausgesendet, welrhe
M an der lakonischen Küste verlicerende Landungen machte und
Inm um den Peloponnes herum in das ionisclie Meer steuerte, um
Iwr das Glück der erneuerten Seemacht zu erprol)en.
Der Erfolg war ungemein günstig. Die Gemeinde der Paleer
Mf Kephallenia war die erste, welche sich anschloss; dann trat
: Inkyra bei und noch heute s«ihen wir vor dem Dipylon das Ehren-
\ mI, welches die Athener den kerkyrüischen Gesandten Thei*san-
kw und Simylos errichtet halten. Sie gehörten wahrsclieinlich d(^r
CMmdtschafl an, welche im Namen der ionischen Inseln und Akania-
lins den Beitritt vermittelten ^°).
Das edelmüthige Benehmen des attischen Feldlierrn gewann
' im alle Uerzen; denn er schonte aller Orten die hestehenden Ver-
Anangen und hielt sich gewissenhall von jedem Misshrauche der
Gewalt fem. Schnell breitete sich die attische Bundi^sgenosseuschalt
!■ westlichen Meere aus; auch die Fürsten von Epeiros schlossi^i
wA an. In Folge dessen kam diesellte Angst, die zum Ausbruche
in peloponnesischen Kriegs am meisten iK^igelragen hatte, dass
itadich der Peloponnes durch die attische Seemacht rings um-
acblosien und gleichsam eingeschnürt werde, von Neuem ül)er die
ipwtaiier und ihre Bundesgenossen; die treu g<^bliehenen Staaten,
■unentlidi Leukas und Amhrakia, verlangten dringend Unterstützung.
b wurde also ganz nach dem Wiuische der ThelKuier diu* l>eah-
■chtigte Landkrieg von Neuem hinausgeschoI>en und eine Fh)tte
von 55 Scliiflcn unter Nikolochos ausgesendet, um die peloponne-
■Kbe Haclit im ionischen Meere aufrecht zu erhalten.
Im Juni begegneten sich die Flotten vm* der Küste Akarna-
Mm, der Insel Leukas gegenüber, bei Alyzia. Timotheos nuu:hte
Q wie Qiabrias vor der Schla<^ht l>ei Naxos, indem er des Festes
IBdachle, das am Tage des Kam))fs in Athen der Athena Skiras zu
Eken gefeiert wurde, und mit myrthenlM^krünzten Schiflen dem
feiade entgegen ging. Ein kleines Geschwader benutzte er, um
denselben durch rasche Bewegungen müde zu machen; dann erst
tilg er mit den übrigen Schiffen zum Kampfe vor und erfocht zwar
286 PRIRDENSVERIIANDLITNGEN 101, 9; 874.
keinen so entsclH^idenden Sieg, wie der vorjahrige war, aber die
Uelierlegenlieit der Atliener war unzweireUiaft, und Timotheos, durdi
den Zuzug der Kerkyraer verstärkt, bliel) unbestritten Herr des Ifeerib
In kuivxT Zeit und mit geringen Mitteln waren Erfolge emiBgn,
welclie vor Zeiten die gröfsten, langjährigen Anstrengungen gekostet
liattcn, luid diesmal waren sie durcli keine blutigen Umwälznngei
erkauit; die Hände des Siegers waren rein, sein Ruhm unbefledEt
und das moralische Ansehen der Athener gröfser, als je zuTor**). j
Aber Athen selbst war nicht das alte; es fehlte die Opfer-
freudigkeit der Bürger, der energische Wille, Alles an die Weder-
herstellung ihrer Macht zu setzen. Die glänzendsten Erfolge da
Timotheos vermochten keine nachhaltige Kriegslust hervorzuniieo;
die Freude fd>er seine Siegsberichte wurde durch die gleichxeitipi
Geldforderungen verbittert und in Aerger verwandelt. Es war j»
auch kein Schatz da, aus welchem die Kriegsbedürfnisse bestrittea
werden konnten; die Beiträge flössen spärUch; das Geld für die
Flotte musste durch Vermögenssteuer aufgebracht werden, die jeder
Einzelne fühlte. Endlich hatte man das peinliche GefiUil, dass dieie
schweren Opfer hauptsächUch den Thebanem zu Gute kämen. Dm
waren die Einzigen, welche einen sicheren und unzweifelhaften Ge-
winn davon hatten, während die Dauerhaftigkeit der attischen E^
folge gerechten Zweifeln unterlag.
Man glaubte in Athen mehr als genug gethan zu haben, ufl
die Ehre des Staats wieder herzustellen, und da auch Sparta sei«
Ansprüche sehr herabgestimmt hatte, da es des Seekriegs satt inr,
in den es wider Willen hineingedrängt war, und für wichtigen
Zwecke freie Hand zu lial)en wünschte, so konnten die Frieden»-
Unterhandlungen unter den besten Aussichten eröffnet werden. AuA
einigten sich die beiden Hauptmächte sehr bald, und zwar auf Grund-
lage des Ant^dkidasfriedens, dahin, dass alle Besatzungen aus fremdem
G(d)iete entfernt werden und dass Sparta als Vorort der peloponiK-
sischen Staaten, Athen als Vorort eines Seebundes sich gegenseitig
anerkennen sollten. Der in Sparta verhandelte Vertrag wurde ■
Athen den Abgeordneten des Seebundes zur Bestätigung vorgelebt
Keiner der Staaten mit Ausnahme ThelK?ns hatte ein Interesse a
der Fortsetzung des Kriegs. Athen war von den ZugestandnisflCB
Spartas vollkommen l>efriedigt; die anderen Staaten waren zufrieden,
mit geringen Opfern die Tyrannei der Spartaner abgeschüttelt i8
hallen; die Thebaner konnten ihre, der allgemeinen Friedensliebe
PlUEDE?IS8CnLUSS MIT SPARTA 101, 2; 371. 2S7
ntgegenslehenden Suiideriiiten'ssen niclit geltend mncheii, aber sie
fltteii ihren Abgeordneten l)eauitragl, nicbt anders als im Namen
on Böotien den Frieden zn nntei'zeiclmen. Dieser Abgeordnete
lar Epameiuondas.
Mit Vem^'underung burte man den (lesandten Tbel»ens dem
p&bten Redner Athens, Kaliistratos, gegemiber in völlig el»enbur-
üger Weise sebie Sache vertreten. Kr bezengte dnrrb seine Person
m durch seine Rede, dass in der Thal eine nene Aera für Theben
agebrocheu sei und dass es \iobl berufen sei, eine andere Stellung
ik bisher einzunehmen. Indessen war Niemand geneigt, um Thebens
willen den ersehnten Frieden \vieder hinauszusebieben; man bätle
fieses Punkts wegen von Neuem mit Sparta unterbandeln müssen,
MD wusste, dass Spjirta in diesem Punkte nicht nacbgeben würde,
«nd im Gnmde war Alben darin mit Spart^i durchaus einverstanden.
Dm mit steigender Ungunst sah man das Streiten der Tbebaner,
■ch in die Reihe der griecliiscben Grofsmäebte einzudrängen. So
«ie die Gewaltheirschafl Spartas g<d)rocben war, schwand aucb das
Gsfiihl der Verbrüderung, welches im Kampfe gegen dieselbe zwischen
ithen und Theben sich gebildet hatte, und die alte Aluieigung trat
wieder henror, verstärkt durch argwöhnische Refürchtungen, zu denen
die Gegein\'arl eines Mannes, wie Epameimmdas, einer missgünstigen
Naehbarstadt gegründeten Anlass geben konnte. Kallistratos vertrat
den in S|iarta verabredeten Vertrag und F^pameinondas hatte auf der
Rwen Tagsatzung kehie einzige Stimme für sich. Er stand ganz allein;
erhandelte nichts destimeniger s«Mnen Aufträgen gemäfs und die Ftdge
wv, dass Theben von der Tbeil nähme am Vertrage ausgeschlossen
wvde. Als er heimkehrte, wurde die Frage noch einmal erwogen; man
And die Verhältnisse noch nicht reif, um den entscheidenden Schritt
tt thun, man lenkte ein und eine zweite riesandtschaft unterzeich-
nste den Frie4len so wie es die übrigen Staaten verlangU'u^*).
Diese Selbstülienvindung, zu welcher sich die Tbelianer uo4*.li
einmal verstanden, war ein S<*hritt kluger Mafsigung, welclu^r die
kslen Früchte trug. Denn anstatt dass sich gegen sie, als die
deiiiigen Frietlenstörer, ditt allgemeine Erbitterung richtete und
Sputa dieselbe zur Ausführung eines neuen Rachezugs iNmutzen
kante, war für jetzt jeder Anlass zur Fehde vermieden.
So konnte man sich also in Hellas dem (jefühle einer allge-
Beineii Beruhigung freudig ül»erlassen, und nirgends geschah dies
■il gröCserer Lebendigkeil als in Athen. Der kurzen Anstrengtmg
288 NEUER SEEKBIEG BEI KERKTRA 101, S; S74.
war glänzender Sieg, dem mschen Kriege ein glücklicher Friede
gefolgt. Allien liatte inmitten seiner Bundesgenossen eine neae,
von Allen anerkannte Machtstellung, von der man hoffte, dass m
ohne heschwerlichc Verpflichtung, aher für Handel und GeinslN
sehr erspriesslich sein werde. Jeder Nölhignng zn neuen Ai-
strengungen imd Opfern glauhte man enthoben zu sein und sieh
dem seligen Friedensgenusse mit vollem Behagen hingeben zu kömML
Diese Stimmung der Bürgerschaft fand ihren öffentlichen Ausdruck
in der Stiftung eines jährlichen Frie<lensopfers, wodurch der ^^
des Friedensschlusses zu einem Festtage der Gemeinde werden soUIcl
Auch in der hihlendcn Kunst fand die Tagesstimmung ihren kmr
druck, indem Kephisodotos die Göttin des Friedens mit dem Knaha
im Arme darstellte, welcher durch das Füllhorn als Dämon dei
Ueichthums gekennzeichnet war**).
Dieser Friedensjuhel war nur ein kurzer Rausch , denn dhi
Einverstandniss zwischen den ))eiden Grofsmächten war, we St
Staatsmanner Thebens wohl voraus sehen konnten, ein schlecht b-
gründetes. Wie in früheren Kriegszeiten, so konnten sidi aiek
jetzt die Feldherrn nach Bekanntmachung des FriedensschhMi
nicht enthalten, kleine Vortheile auszubeuten, zu denen sich m
schickliche Gelegenheit darbot. Timotheos war einmal Herr (kr
Westsee, und ehe er sie verliefs, setzte er noch eine Abtheifaif
von Zakvnthiern auf ihrer Insel an's Land und unterstützte sie ■
ihren Bemühungen, sich der Regierung zu bemächtigen. Die0
Friedensbnich empörte die Spartaner, und da sie in Athen kdtf
Genugthuung erlangten, so schickten sie sofort eine Flotte ladi
Zakynthos und benutzten zugleich die Aufforderung einer ihMi
günstigen Partei in Kerkyra, um diese Insel anzugreifen, wette
sie am wenigsten unter attischem Einflüsse lassen wollten, weil ff
ihnen für ihre Beziehungen mit Sicilien von zu grofser Bedeutni
war. Hier fanden sie bei den peloponnesisclien Seestaaten &
kräftigste Unterstützung und da Timotheos inzwischen jene Gegd'
verlassen hatte, l>edränglen sie, nachdem ein erster Handstittt
misslungen war, mit 60 Schifl*en und 1500 Mann die Stadt der
Kerkyräer von der L:md- und Seeseile auf das Nachdrucklkhfte.
Die Athener aber Uefsen nicht auf sich warten; sie schickten*'
dem Landwege Ilülfstrup[)en nach Epeiros, von wo sie mit Unttf*
Stützung der liefreundcten Regierung nach Kerkyra übergeMüt
wurden und zu rechter Zeit ankamen, um die erste Gefahr m
THEBEN UND DIE BOOTISCHE LANDSCHAFT. 2S9
eitigen, und gleichzeitig nisteten sie 60 Kriegssrliiffe, um sie
er Timotheos nachzuschicken.
So war nach einem Sclieinfrieden von wenig Wochen der Krieg
*% Neue entbrannt, luid nun war es die Aufgahe der Thehaner,
Be durch ein unerwartetes Gh'ick ihnen dargebotene neue Frist
*8 Kräftigste zu benutzen, um endlich im eignen Landi* die An-
egenheiteu zu ordnen und für den Tag der Knlsclieidnng, der
iht ausbleiben konnte, sicli fertig zu macheir^^).
Eine friedHche Verschmelzmvg der Stadtgebiete Böotiens, wor-
f Epameinondas und seine Freunde gehc^flt hatten, wai* niclit
vdiznfnhren, so deutlich es auch war, dass die ganze Zukunft
8 Landes von seiner Vereinigung um einen Mittelpunkt abhängig
ir. Den Orchomeniem war es noch immer ein unerträglicher
simke, dass ihre altberühmte Stadt ein bedeutungsloser Flecken
dem Ton Theben aus regierten Lande werden sollte; die niederen
tade waren zu unentwickelt, um die Güter zu würdigen, welche
MD die politische Wiedergel)urt des Landes in Aussicht stellte,
id die regierenden Familien wollten sich nicht beugen, wenn sie
eh erkennen mussten, dass ihre Stellung täglich unhaltbarer
ide. Und wer konnte es den Platäern verdenken, dass sich bei
ein unüberwindlicher Ilass gegen die Urheber ihrer furcht-
Beschicke festgesetzt hatte! Die IrefTlichen Männer, welcjie
it die thebanische PoUtik leiteten, mussten für das frühere Ver-
ken ihrer Vaterstadt büfsen.
Es musste also mit Waffengewalt vorgegangen werden, und
m durfte sich daraus um so weniger ein Gewissen machen, da
landesfeindliche Besatzungen waren, welche die Einigung der
idschaft hinderten. Denn das neue Theben nahm von dem alten
H Grundsatz an, dass jede Verbindung einer böo tischen Stadt
it auswärtigen Mächten eine strafbare Untreue, ein Landesverrat b
i; denselben Grundsatz, welchen die Tbebaner in Bezug auf Pia-
■i Tor den Spartanern geltend gemacht hatten und den diese
ith den Antalkidasfrieden für aufgehoben ansahen.
Pdopidas war der Vorkämpfer Thebens. Nach mehreren ver-
ttidien Angriffen auf Orchomenos benutzte er den Zeitpunkt, wo
! hkedämonische Mannschaft, welche die dortige Burg hütete,
!h Lokris ausgerückt war. An der Spitze der heiligen S(!haar
I eines Reitergeschwaders rückt er vor die Stadt. Aber hier war
ler Erwarten schon andere Mannschaft eingetroffen; ein Zeichen,
OwtiB% Gr. OMeh. HL 19
290 THEBEN GEWINNT BÖOTIEN 101. 2; 'ZU.
\\\e. üngstlicti die Spartaner ihre Stellungen in Br>olien za haltoi
suclUen, wenn sie auch mit anderen Angelegenheiten vorläufig n
thun halten. Pelopidas zieht sich zuiiick auf dem Wege nadi
Tegyra, welches jenseits des kopaischen Seethals Orchomenos gegn-
üher in der Richtung nach Lokris lag. Da triiTl er plötzlich arf
die von dort riickkehrenden Likedamonier. An Ausweichen ist
nicht zu denken. Er greift sie also trotz ihrer doppelleu SMi
mit den Reitern an, um dann mit den Dreihundert die feindlick
Linie zu durchbrechen. Die feindlichen Führer fallen und dir
Reihen öfi'nen sich, um Pelopidas durch zu lassen. Er aber, wä
diesem Erfolge jetzt nicht mehr zufrieden, greift die Truppen ?«
Neuem an imd treibt sie in die Flucht, so dass sie sich nur unUr
dem Schutze der Nacht nach Orchomenos retten.
So >\'in\le die drohende Gefahr zu einem glänzenden Sitgt,
und dieser Ehrentag der heiligen Schaar maclite grofsen Eindiwl
im ganzen I^nde. . WahrscheinUch erfolgte gleichzeitig ein Ab-
schluss der höo tischen Städte, ohne dass ehie derselben zentirl
wurde. Um dieselbe Zeit, gleich nach dem Ausbruche der nem
Fehde zwischen Athen imd Sparta, wurden auch schon mit laM^
dem Tyrannen von Plierai, Verbindungen angeknüpft und VersiKk
gemacht, Phokis au Böotien heranzuziehen; es waren die ersteoik-
strebungen zur Gründung einer Bundesgenossenschafll auf dem mit-
telgriechischen Festlande.
Während sich so die Politik Thebens sclum über die Grämn
der Landschall hinaus wagte, traten innerhalb derselben auch i»
letzten entscheidenden Ereignisse ein. Man durfte bei der bb-
zweifelhaften Aussicht auf einen neuen Krieg keine festen Piitv
bestellen lassen, welche von Sparta als Waifenplätze benutzt wenlei
konnten. Namentlich war Plataiai den Thcbaneiii längst ein Don
im Auge. Nun hörten sie, dass die Stadt damit umgehe, sich ii
den Schutz Athens zu begeben; deshalb wurde sie trotz des Fri^
dens (S. 2S7) durch einen Reiterangriff rasch genommen und nicdff-
gerissen, nachdem man dei* Bevölkerung freien Abzug gestattci
hatte, und zwar unter der Bedingung, dass sie den Boden Böotiens
niemals wieder betreten wollten. In der nächsten Zeit wurden vaA
Tanagra und Thespiai vollständig bezwungen und ohne Zweifel ihn*
Mauern beraubt. Endlich hatte man reines Haus gemacht; das Ziel
langjähriger Bestrebung wai* erreicht. Theben war die erste txai
die einzige Stadt Böotiens*^).
nilOTHEOS IM ÄGÄISGHRN MEERE. 291
lozwiflchen war der Seekrieg unter wecliseluden Scliicksalen
IgeseUt worden. Die Kerkyräer harrten mit Sclnnei*zen der ver-
beuen Flotte. An gutem Willen fehlte es in Athen nicht, 8«i
pfindlich auch den Burgern die si*JmeIle Zei^stönnig ihres Frie-
itglAcks war; aber der Geldmangel, der schon vor der Ahfalirt
getreten war, lahmte alle Mafsregeln. Timotheoa that das MAg-
le. Er brachte selbst die grOfsten Opfer dar, die Trierarchen
len Tom Eigenen Zuschösse für den Unterhalt der Mannscliail,
1 so ging im April 373 die Flotte in See, al>er anstatt nacli
rkyra lu gehen, wo die Noth der Belagerten UigUch im Steigen
r, log Timotheos nach Norden, an die Küsten von ThessaUeu
i Makedonien. Er hatte oitenimr einen langen und entschei-
idoi Krieg im Auge und hielt es daher für seine Aufgal)e vor
em neue Hülfsquellen zu eröffnen, neue Bundesgenossen zu ge-
■nen, und wie ein Jeder geneigt ist, das für das Wichtigste zu
Hbd, wofür er persönlich die grüfste Betalügung hat, s(» machte
nch kein Gewissen daraus, die Kerkyräer warten zu lassen,
ibrend es ihm gelang durch seine gewinnende IVrsönlichkeit die
Inten laaon von Pherai und Amyntas von Makedonien, so ^ie
M Reihe von Inselstaaten und Küstenstadteu zum Anschlüsse an
b attische Bundesgenossenschaft zu 1>ewegen. Der Siinnner ver-
i^, indem Timotheos im ägaischen Meere als ein friedlicher Sie-
pt and glücklicher Mehrer des Seehundes umher fuhr. Seine
finiende Heimkehr mit einer durch dreifsig hundesgenössische
Uuffe vermehrten Flotte, mit einer grofsen Zalil von (lesandten,
ÜB tum Abschluss des Bundesvertrags bevollmachligt waren, ver-
Mmto die schon unwilligen Athener noch einmal mit ihrem Feld-
ern, 80 dass sie ihm die Führung der Flotte von Neuem über-
nRea.
Aber auch die zweite Ausfahrt fülirte zu keinem Resultate.
V« half die Flotte ohne die Mittel, sie zu undThalten? Timo-
kai fehlte es weder an Thatenlust noch an patriotischer Opfer-
■ratschafl. Er verpfändete den Trierarchen für die Vorschüsse,
"dche rie dem Staate machten, seine eigenen Güter, aber es
Mute immer nur för den Augenblick geholfen werden; es war
■U(^ich unter solchen Umstanden einen eigentlichen FeUkug au-
fbieten nnd fem von der Ileimath ehier wohlgeübten Flotte ent-
nnuatreten. Er konnte also einstweilen nichts thun als im
^Uidien Meer hm und her kreuzen, um seine Mannschaften und
10*
292 ABSETZÜTCG DES TIM0THE08 101. 4; »W NOV.
seine Geldmittel zu ergänzen; dann lag er wieder eine Zeillang un-
thälig anf der Rliede von Kalauria. Gewiss war Niemanden die«
ünlhätigkeit peinlicher als dem Feldherrn. Und deunoch adwb
man ihm die Schuld zu, dass der Krieg dergestalt verscMep(it
werde und die kostbare Zeit verloren gehe. Er war anfserhilb
Athens beliebter, als bei seinen Mitbürgern. Seine geHihriidistn
Gegner waren Iphikrates und Kallistratos, die, sonst nieht unter
einander befreundet, sich zum Angriffe gegen ihn vereinigt hattei.
Iphikrates war aus Aegypten zurückgekehrt, wo er unter Pbann-
l)azos griechische Söldnertruppen geführt hatte, und begehrte einei
neuen S(^hauplatz für ruhmvolle Unternehmungen; Kallistratos ge-
hörte zu denen, welche sich durch den Stolz des Timotheos g^
kränkt und zurückgesetzt fühlten. Der Feldherr wurde also weg«
Täuschung der Bürgerschaft und Landesverrath angeklagt und des
Ober1)efehls entsetzt, Iphikrates wurde sein Nachfolger und i«iv,
wie es scheint, mit besonderen Yollmachten, da es ihm freigestdk
wurde, sich seine Amtsgenosseu zu wählen. Er muss sich damab
ein grofses Vertrauen zu erwerben gewusst haben; wahrscheinlicl
fallen in diese Zeit auch seine Bemühungen, den Athenern nm
Finanzquellen zu eröffnen, denn von ihm stammte ein Gesell,
welches alle den Strafsenverkelir hemmenden Vorsprunge der ffioier
wegzuräumen befahl oder mit einer besonderen Steuer ])elegte; da-
durch kam von den wohlhabenden Bürgern, welche sich ilire wohn-
lichen Einrichtungen erhalten wollten, eine nicht unl)edeuteiMle
Steuer in den Schatz*^).
In seinem Feldherrnamte entwickelte Iphikrates eine ung^
wohnliche Energie. Ein geborener Sölduergeneral, war er gewohoL
wenig Umstände zu machen; rücksichtslos hielt er die Bürger id«
ihre Leistungen für die Flotte zu machen, und brachte in kunff
Frist 70 Schiffe zusammen. Er war klug genug, sich den Maiu).
welcher ihm am meisten schaden koinite, Kallisti*atos, zum Amts-
genosseu zu wählen, und neben ihm Chabrias. Das erweckte Ver-
trauen; denn wer solche Männer sich ausbat, gab dadurch zu (^
kennen, dass er sich vor keiner Controle in seiner Kriegitrimiof
scheute, ^'icht ohne Eitelkeit legte er es darauf an, seinen Vor-
gänger zu beschämen. Die grofsen Segel liefs er in AtJien zuröck,
um dadurch erkennen zu lassen, dass seine Schiffe nicht zu Spazier-
fahrten im Archipelagos l)estinimt, sondeni dass sie von Anfang lO
nur Kriegswerkzeuge seien. Schon die Eilfahrten, welche er 00
IPHIKBATES MACH KERKYRA 101. 4; 372. 203
in Peloponnes hcruiu niaclite, solllen eine Kriegsschule sein; er
UMie die Maiinachafl bei der gröfsten Anspannung frisch und
iieiUiustig zu erhalten, den Welteifer zu beleben, den Ehrgeiz
iiuregeu. Han bewunderte den Geist, der auf der Flotte herrschte,
e Zucht und Kriegsschule.
Wie er auf dem Ki'iegsschauplatze ankam, hatten sich die Ver-
iltnisse schon wesentUch geändert. Die Burger von Kerkyra hatten
eh selbst durch einen verzweifelten Ausfall aus der gröfsten ße-
ringniss befreit; sie hatten dabei den spartanischen Feldherrn
masippos getödtet und das Belagerungsheer so entmuthigt, dass bei
er Nachricht vou der Annäherimg einer athenischen Flotte die
«hgerung ganzlich aufgegeben wurde. So war der glückliche
^hikratea schon vor seiner Ankunft siegreich und überraschte dann
in Dülfsgeschwader aus Syrakus, welches die Spartaner bei ihrem
ngstlichen Aufbruche abzuwarten versäumt hatten. Von zehn sici-
iichen Trieren, welclie auch mit Weihgesclienken kostbarster Art
Br Delphi und Olympia l)eladen waren, fielen neun den Athenern
b die Hände. Die Lösegelder für die gefangenen Syrakusaner, der
Eri6s von den Weihgeschenken, welche Iphiki'ates, durch eine
fcotlich genug ausgesprochene Willensmeumng der Bürgerschaft er-
■Ichtigt, ohne W^eiteres zu Gelde machte, verschaiTten für einige
Zeit die Mittel für die Flotte. Daneben führte er mit den 90 Schiffen
ier lereinigten Flotte AUiens und Kerkyras einen eintiäglichen Frei-
keiilerkrieg, indem er die peloponnesischen und mittelgriechischen
iiMen brandschatzte und auch freiwillige Beiträge der Bundes-
genossen einzog.
Lange konnte eine solche wüste Kriegführung nicht forlgesetzt
wwden. Dies sah auch Iphikrates ein imd musste darin dem Kalli-
stntos vollkommen Reclit geben. Er veranlasste ihn also nach Athen
u gehen, um entweder die Mittel zu einem ordentlichen Kriege
n erwirken oder Frieden. Kallistralos hatte nur das Letztere im
Siane. Er überscliaute am Besten die Lage der Din^e; er konnte
■icht zweifeln, dass Sparta jetzt noch bereitwilliger als vor drei
Uven die Seeherrscliaft der Athener anerkennen werde; die Athener
ttUist aber hatten keine weiteren Ziele, um deren willen sie den
Krieg fortsetzen sollten. Dazu kam, dass Antalkidas wieder nach
Sott gescliickt war; es war das Interesse Athens, einer neuen Ein-
mischung von Seiten Persiens zuvorzukommen. Vor Allem aber
^'^ren es die böotischen Verhältnisse, welche beide Staaten dem
294 DER GONGRESS ZD SPARTA 102, 1; 371 JÜN.
Frieden geneigt machen mussten. Die unerwartete Zerstörung von
Plataiai hatte bei den Athenern eine grofse Erbitterung henrorge-
nifen, und die vertriebenen Bärger, welche gastliche Aufnahme
bei ihnen gefunden hatten, schürten die alte Abneigung gegen
Theben; sie stellten ihnen den Ilochmuth der neuen Hauptstadt,
welcher auch B6otien bald zu eng sein werde, in den grellsten
Farben dar. Zwar fehlte es nicht an Solchen, welche das Yerfahrai
der Thebaner zu rechtfertigen wussten und als eine politische Noth-
wendigkeit darstellten, aber die Mehrzahl der Bürger stand ent-
schieden auf Seite der Plataer, für welche auch Isokrates seine
plataische Rede schrieb. Deshalb fand Kallistratos für seine Vor-
schläge offnes Gehör und es wurde eine Friedensgesandtschaft nack
Sparta beschlossen, indem zugleich die Bundesgenossen und nament-
lich Theben zur Theilnahme an den Verhandlungen aufgefordert
wurden*').
Es war ein denk>vürdiger Tag für Griechenland, als im Joni
371 der Congress in Sparta zusammentrat. Es war ein allgemeines
Bedürfniss vorhanden, aus den unklaren und unsicheren Zuständen
heraus zu kommen; man hatte das Gefühl, dass es sich um grofte
Entscheidungen handelte. Aufser den griechischen Staaten war»
auch Makedonien und Persien vertreten. Die Perser hielten es for
ihr Interesse, die Beilegung der griechischen Fehden zu befördern;
denn sie mussten, durch lange Erfahrung belehrt, den Zustand, in
welchem die beiden Ilauptstaalen sich das Gleichgewicht hielten, am
meisten begünstigen; auch konnten sie, wenn die inneren Fehden
der Griechen ruhten, um so leichter für ihre Zwecke Soldtruppen
erhalten. Für Sparta führte Agesilaos die Verhandlungen. Athen
war durch eine stattliche Reihe von Männern vertreten. Unter
ihnen war KaUias, des lüpponikos Sohn, welcher von den ererbten
Reichthümern wenig mehr übrig hatte, aber an dem Ahnenruhme
seines Hauses um so zäher festhielt und wegen der alten Beziehungen
desselben zu Sparta so wie in seiner Eigenschaft als Proxenos
(öffentlicher Gastfreund) der Lakedänionier nicht hatte übergangen
werden können; dann der Volksredner Autokies, des Strombichides
Sohn, und Melanopos und Andere. Die eigentliche Seele der Ge-
sandtschaft war al)er Kallistratos. Theben vertrat Epameinondas,
diesmal mit sehr l)estimmten Vollmachten ausgerüstet.
Die Verhandlungen begainien vor dem Ausschusse der lako-
nischen Bürgerschaft, von den Athenern als den Antragstellern er-
DER CONGRESS ZU SPARTA 102, 1; 371 JUN. 295
öfihel; Kallias, der diplomatische Figiiraiit, sprach selir umstaudlich
von aeinem Ahnen Triptoiemos, welclier die Geheiniuisse der De-
meter an Herakles, den Stamnilierrn der lakonischen Könige, init-
getheilt habe; weslialb es doch sehr unziemlich sei, dass die Nach-
kommen der also befreundeten Heroen mit einander in Hader lebten
and die Peloponnesier denen, von welchen sie einst die Gabe des
Getreides erhalten, die Zufulu* abschneiden wollten. Nach diesen
weichlichen Redensarten kam die Rede des Autokies, die wie ein
scharfer Wind den Spartanern in's Gesicht stand. Mit schonungs-
loaer Offenheit hielt er ihnen ihre Politik vor, welche sie seit dem
Ende des grofsen Staatenkriegs in Griechenland befolgt hätten. 'Ihr
^Spartaner, sagte er, habt immer die Selbständigkeit der einzelnen
HSemeinden als den Grundsatz aufgestellt, nach welchem die vater-
^Bndischen Angelegenheiten geordnet werden müssten; und kein
'Staat hat diesen Grundsatz gröbUcher verletzt, als ihr; denn erstens
fordert ilu* von den Peloponnesiern un])edingte Heeresfolge und
^firagt gar nicht, ob ihnen der Krieg recht sei oder nicht, und
"iweitens richtet ihr, was noch viel schlimmer ist, aufserhalb der
'Hallnnsel Regierungen ein, welche den Auttrag hal)en, mit allen
^Mhtehi der Gewalt die Gemeinden unterworfen zu halten. Den
^Thebanern grollt ilur, dass sie die Landstädte unter ihre Herrschaft
'bringen wollen, während ihr selbst fremde Stadtburgen besetzt.
'Wie ist eine Beruhigung Griechenlands möglich, wenn ihr die Be-
'atimmungen des Autalkidasfriedens für Andere als eine Fessel be-
'natzt, während ilur eurer eigenen Herrschbegier damit einen unbe-
'schrftnkten Spiehraum eröffnet!'
Die Lakedämonier mussten diese Vorwurfe ruhig hinnehmen
und es war für viele der geki^änkten Staaten eine grol'se Geiuig-
Ihuung, dass den Spartancni in ihrer eigenen Stadt Angesichts einer
grofsen V^sammlung einmal so offen die Wahrheit gesagt wurde.
Kallistratos war es vorbehalten, die eigentUche Friedensi*ede zu halten.
Er war der vermittelnde Staatsmann, welcher die harte Rede seines
Vorgängers milderte, indem er bereitwillig einräumte, dass auf beiden
Seiten vielerlei Felder begangen seien. Es konmie nicht darauf an,
diese einander in Rechnung zu bringen, sondern die Belehrungen
and Züchtigungen, welche man in Folge falscher Mafsregehi em-
pfangen habe, so zu benutzen, dass es dem ganzen Volke zu Gute
kfime. Die Spartaner würden jetzt wohl inue geworden sein, was
bei ihrer bisherigen Art, den Antalkidasfrieden zu handhaben, heraus-
296 DER FRIEDENSVERTRAG VON 102, 1; 871.
gekommen wäre. Tlieben hätte gcdemüthigt werden sollen und sei
zur Zeit mächtiger als je. Darum würden sie sich geneigt findoi
lassen, eine gemäfsigte Politik zu verfolgen. 'Die Athener', sagte
Kallistratos, 'sind von wahrer Friedensliebe l)eseelt, und zf^-ar toi
'sie nicht, wie Einige meinen, durch die von euch nach Susa gt-
'schickte Gesandtschaft zu ihren jetzigen Anträgen veranlaflst; denn
'was sollten sie vom Perserkönige furchten , da sie dasselbe wolkii,
'was dieser will! Es ist auch keinerlei Verlegenheit vorhanden, «u
'welcher wir uns etwa durch einen schleunigen Friedensschluss bt-
'freien wollten. Vielmehr sind es die Rücksichten auf die alige-
'meinen Verhältnisse Griechenlands und die gleichen InteresMO,
'welche eine enge Verbindung zwischen beiden Staaten rathsaa
'machen. Denn so lange sie sich feindlich gegenüber stehen, dauert
'in allen Gemeinden die Spannung zwischen der attischen und der
'lakedämonischen Partei fort. Dieser alte Schaden ist nur durch di
'aufrichtiges Einverstaudniss der beiden Staaten zu heilen; denn da-
'durch verlieren jene Gegensätze ilire Bedeutung, und so wird eine wirk-
'liehe Herstellung des Friedens in der grieclüschen Welt ohne frande
'Einmischung möglich. Auch das Verhalten gewisser Bundesgenossen,
'(his uns eben so wenig wie euch gefTdlt, ist ein Grund, welcher
'uns veranlasst, unsere Interessen mit den eurigen zu vereinigei.
'Da eure Landmacht vvolü erlialten und unsere Seemacht wieder
'hergestellt ist, so giebt es für uns beide keine vernünftigere Politik
'als die, dass wir uns durch ein aufrichtiges Bündniss gegen Jede
'Gefahr zu Wasser und zu Lande sicher stellen, indem jeder Staat
'bei der glücklichen Stellung, welche er gewonnen hat, sich genügen
'lässt und nicht wie ein leidenschaftlicher Spieler handelt, welcher,
'wenn er einen glücklichen Wurf gethan hat, das Doppelle einsetzt,
'um Alles zu gewinnen; denn gewöhnUch wird dabei Alles —
'verloren'.
Nach den in dieser Rede entwickelten Grundsätzen wurde der
Friedensvertrag vollzogen. Es war im Wesentlichen eine Erneuerung
des Autalkidasfriedens, nur mit dem Unterschiede, dass Sparta mclA
wie damals mit der Vollziehung desselben beauftragt wurde. Diese
so arg missbrauchte Vollmacht wollte man nicht von Neuem in
seine Hände gelegt sehen. Das Nalürlichste wäre gewesen, dass die
beiden GroJ'sstaaten gemeinsrhartlich die Verantwortung für die Auf-
rechterhallung des Friedens übernommen hätten; denn da derselbe
eine allgemeine Befriedigung Griechenlands zum Zwecke hatte, so
DER FRIEBE.NSVERTRAG VON lü2, 1; 371. 297
war eine Bestimmung darüber, was geschehen soUle, wenn vun
irgend einer Seite ein Friedensbrucli erfolgte, im (irunde uner-
KasUch. Aber erstens scheute man sich, Persien, \v(*iclies in Sparta
ji auch vertreten war und welches iür den fnlheren Frieden die
Garantie Qbemommeu hatte, geradezu auszuschUelsen, und zweitens
konnte sich Athen nicht entschhefsen, bestimmte Verpllichtungen
dieser Art zu übernehmen. Denn es salien Alle einen nahe bevor-
flehenden Fall voraus, welcher zu eüicr gewaltsamen Durch-
f&hrung der Friedensbedingungen Anlass geben >vürde; für diesen
Fall hatte aber Athen durchaus keine Neigung, sich im Voraus die
Hände zu binden. Da nuii al)er doch eine Bestinnnung getrolFen
werden musste, so wurden die im drillen Paragraphen des Vertrags
▼on 387 enthaltenen Garantien für die Beobachtung des Friedens
diesmal geradezu aufgehoben; es wurde ausdrücklich die Bestimmung
getroffen, dass keinem Einzelslaate und keiner Verbindung die Ver-
pflichtung obliege, füi' die Aufrech lerhaltung der Verträge zu sorgen,
daas es aber jedem Staate frei stehe, nach seinem Gut^lünken der
In ihren Rechten gekränkten Gemeinde zu Hülfe zu kommen.
Durch diese Clausel wurde der Friede, welcher hier in feier-
licbster Weise für ganz Griecheidand festgesetzt wurde, tliatsächUch
lu einem Scheinfrieden, zu euiem leeren Trugbilde. Denn alle
einzelnen Bestimmungen, welche sonst gelroflVMi wurden, dass näm-
lich Sparta seine Vögte und Besatzungen aus den auswärtigen Platzen
snrückziehen und alle bedrohUchen Land- und Seerüstungen ein-
stellen sollte, waren nun bedeutungslos, weil iSiemand da war, um
die Erfüllung der Vertragsbestimmungen zu ül>erwachen. Es war
also allerdings eine herbe Demüthigung, welche der Stadt wider-
Itahr, dass sie in offener Versammlung die Wahrheil ^hören, dass
sie Alben als Grofsmacht neben sich anerkennen und die vorgelegten
Friedensbedingungen olme Vorl>ehalt annehmen musste; ihr ganzes
Verhalten war durch die öffenlUche Stimme ohne Uücksichl verur-
trili and ihr Uebermuth sclionungslos gestraft. Die Spartaner nmssten
dem Anscheine nacli in eine andere Bahn einlenken und die Po-
litik des Agesilaos verlassen. In der Thal hatten sii^ aber dennoch
erreicht, was sie vor iVllem wollten. Sie hallen nicht die Ver-
pflichtung, aber wohl das Recht, die dem Vertrage widerstrebenden
Staaten anzugreifen; sie erhielten freie Hand g(*gen Theben, und
zwar unter den günstigsten Bedingungen, wenn dieser Staat als
der Störer des ailgenieinen Friedens hingestellt werden konnte.
298 UNTERZElCHxNUNG DES FRIEDENS 103, 1; 371 JÜN. 16b
Der wichtigste Friedensparagraph war aber für sie derjenige, welcher
scheinbar der inhaltleerste von allen war; die Bestimmung nämlich,
dass auf Grund der allgemeinen Autonomie kein Staat verpflidiUl
sein sollte, gegen einen anderen Waffenlifüfe zu leisten. Dadurdi
schienen alle älteren Verbindungen zum Zwecke der Heeresfolge,
also auch die peloponnesische, aufgelöst zu sein und Sparta hatte
kein Recht mehr, die llalbinselstädte wie bisher für seine Politik
in's Feld zu rufen. Thatsächlich blieb aber Alles l)eim Alten, und
während die Bundesorte der Athener als selbständige Congressmit-
glieder angesehen wurden, erhielt Sparta sich seine Stellung ab
Haupt der peloponnesischen Eidgenossenschaft unangefochten mri
ging insofem auch aus dieser Krisis als der alte und einzige Gfofih
staat Griechenlands glücklich hervor.
Der wichtigste und streitigste Punkt, das Yerhältniss Thebew
zu seinen Umlanden, war wälirend der Sitzungen gar nicht m
Si)rache gekommen. Er wurde von beiden Seiten absichtlich um-
gangen. Epameinondas hatte sich der spartanischen Politik geges-
über im Sinne des Autokies kräftig ausgesprochen; es war eine
Genugthuung für ihn, sie so offen gemissbilligt zu sehen; er kramte
auch mit den Vertragsartikeln ihrem Wortlaute nach voUkomnMi
zufrieden sein; es fragte sich nur, welche Anwendung dieselben auf
Theben finden sollten, und dies zeigte sich erst am Sclilusse des
Congresses.
Am 14. Skirophorion (Junius 16) wurde der Vertrag von den
Vertretern der gröfseren Staaten, Persien, Sparta, Athen, Thebea
unterzeichnet und beschworen; dann zeichneten die Bundesgenossen
Athens, Jeder in seinem Namen. Den folgenden Tag, so wird be-
richtet, kamen die Thebaner und verlangten, dass ihre Unter-
schrift geändert und dass sUitt 'Thebaner' jetzt 'Bootier' geschriebeo
werde. Diese Forderung muss durch einen besonderen Zwischen-
fall veranlasst worden sein; es ist wahrscheiiüich, dass das Friedens-
protokoll für nachträgliche Unterschriflen offen gehalten wurde und
dass sich in heimlichem Einverständnisse mit den beiden Grols-
mächlen Abgeordnete böotischer Gemeinden meldeten, um durdi
eigene Unterzeichnung ein urkundliches Anrecht auf ihre Selbstün-
digkeit zu erwerben. Epameinondas war diesmal entschlossen nicht
nachzugeben. Sehie UnterschriH, erklärte er, gelte für ganz Böotien;
er habe nicht als Beamter der Stadt Theben, sondern als Böotareh
gezeichnet; es gebe kein Böotien aulser Theben; und deshalb ver-
KRIEG8BE8GHLUSS GEGEiN THEKEN. 299
Ige er die Aenderung dt^r Unterschritl , mn dadurch jede seih-
indigc Betheiligimg böutischer Orle am Friedensschlüsse ein iur
t mal abzuschneiden. Warum Höolien denn allein auf das Recht
ndchten solle, sich innerhalb seiner natürlichen Gränzen land-
uifUich zu einigen? Wenn man im Sinne der spartanischen
iliük den Antalkidasrrieden durchffdu-en wolle, so könne man eine
iflösung aller Staaten Griechenlands verlangen. Lakedamon l)e-
ehe auch aus einer Gnippe von Ortschaften, welche mit herber
Bwalt zu einem Ganzen vereinigt worden wären, und der jetzt
^bändelte Friede erkenne nirgends ein Verhaltniss mit gezwungener
ieeresfolge als zu Recht ))esteliend an. Theben beharre deshalb
nerschfittcrlich auf seinem guten Rechte und sei entsclüossen, das-
«Ihc gegen alle Einsprüche fremder Mächte zu vertreten*').
Somit waren die Gegensätze, welche sich lange vorbereitet
hitten, oflen zu Tage getreten; durch Verhandlungen war hier
mchlg zu erreichen. Agesilaos stellte also seinem Gegner die ent-
idieidende Frage, ober auf Grund des erneuerten AuUdkidasfriedens
& böotischen Städte als selbständig anerkennen wolle. ^Nur in dem
FaDe, erwiderte Epameinondas, wenn ihr eure eigenen Landstädte
ib freie Gemeinden anerkennt'. Die stolze Sicherheit des Thebaners
KHgerte die WuUi des Königs; in vollem Zorne s])rang er von dem
Sttsel auf, welchen er als Vorsitzender des Congresses einnahm,
od gab seine schliefsUche Erklärung dadurch ab, dass er den
Huneo der Thcbauer aus der Friedensurkunde tilgte. Damit war
Tkeben der Krieg erklärt, und das Ende des Friedenscongresses
vir der Ausbruch eines Kampfes, welcher über das ganze Staaten-
ivliältniss in Griechenland entscheiden sollte.
Es imterliegt wohl keinem Zweifel, dass die Wendung der
Knge von den leitenden Staatsmänneim voraus gesehen und herbei-
(efikhrt worden ist. Agesilaos hatte sich alle Demülhiguiigen gefallen
nsen, um am Ende alle Schuld der vereitelten Friedenshoffnungen
nf Theben wälzen, Theben ganz isoliren und so den lauge ver-
ehobenen Rachezug endlich unter den günstigsten Bedingungen aus-
Ihren zu können. Nach den Verhandlungen in Athen (S. 286)
onnte man sich überzeugt halten, dass Theben als Hauptstadt
ftotiens auftreten werde; Kallistratos und Agesilaos waren im Voraus
nin einig, dies nicht zuzugeben, und da Athen sowohl wie Sparta
■rauf bestanden, die thebanischen Ansprüche als den Grundbe-
immuDgen des Friedens widersprechend anzusehen, so fiel es den
300 DIE ZIELE DES KRIEGS.
anderen Slaateu nicht ein, gegen das immerhiu eigenmichtige Ver-
fahren des Agesilaos Protest zu erheben.
Auch der rasche Uebergang zum Kriege zeigt, wie Alles ?«-
bereitet und auf den eingetretenen Fall berechnet war. Denn
man ernstlich daran gedacht hätte, die Friedensbedingungen
führen, so hätte man erst vollständig abrüsten, alk Besatzongn
zurück ziehen, alle Heerkörper auflösen müssen, um dann, wen
man wollte, zu einem neuen Kriege sich zu rüsten und dazu die
Zustimmung der Bundesgenossen einzuholen. Und so dachte aodi
die Partei der Gemäfsigten in Sparta, und als Kieombrotos, der
noch mit einem spartanischen Heere in Phokis stand, um diese
Landschaft gegen die Angrifl'e Thebens zu schützen, bei den Eft»"
ren anfragte, wie er sich zu verhalten habe, da trat freilkb tn*
thoos in Sparta auf und verlangte, dass man dem beschworenn
Frieden gemäfs verfahren und das Heer sofort entlassen solle, ite
er blieb ganz allein, er wurde mit seiner Gefühlspdilik wie m
Thor verhöhnt, und Alles war einig, den grofsen Vortbeil, dm
man in Händen habe, aufs Beste zu benutzen, Kleomhrotos B^
hebst reichliche Verstärkung zukommen und ihn ohne Verzug ii
Böotien einrücken zu lassen, um das trotzige Theben, wekhestf
gewagt hatte, Spartas Herrschaft im eigenen Lande in Frage a
stellen, zur Nachgiebigkeit zu zwingen.
Ganz Griechenland erwartete nichts Anderes, als in kürzeittf
Frist Thebens Macht gebrochen und Spartas Rache vollzogen ü
sehen. Denn diesmal handelte es sich nicht um einzelne SUeK-
fragen, welche ausgeghchen werden konnten, sondern um die Ell-
stenz der Stadt, die sich in die Reihe der Grofsstaaten eindriings
und die bestehende Ordnung in Hellas umstürzen woUle. Dann
konnte der Krieg nichts Anderes, als die Vernichtung der StiA
zum Ziele haben; ihrer Mauern l)eraubt, in Dörfer aufgelöst, dei
Göttern gezehntet, sollte sie als schreckendes Beispiel dienen, wolä
eine hochmüthige Auflehnung gegen Sparta fülire.
Inzwischen hatten auch die Thebaner das Ihrige gethan,
sich auf den entscheidenden Tag vorzubereiten. Sie sollten
zeigen, dass hinter den stolzen Worten, welche in Sparta gesprodM
waren, ein Volk stehe, welches Muth und Kraft habe, diese Worte
zur Wahrheit zu machen; die Führer der Bewegung hatten imner
darauf hingewiesen, dass das junge Böotien noch eine schwere Blut-
laufe zu bestehen habe, und sie selbst waren fest entschlossen,
Die TAKTIK DES EPAMEINONDAS. 301
ber im Kampfe zu fallen als zum zweiten Male in's Exil zu gehen.
ameinondas stand auf der Hohe seines Einflusses, den er lang-
n aber sicher gewonnen halte. Als den wichtigsten Zweig seiner
fttsmännischen Thatigkeit hatte er immer die Aushildung der Wehr-
ilte angesehen; er hatte die Verschmelzung der verschiedeneu
ntingente zu einem hOotischen Volksheere unausgesetzt l>e(riel)en
d zugleich auf Mittel gesonnen, durch welche auch fiherlegenen
reitkräften der Sieg ahgewonnen werden konnte.
Die Kriegskunst der Spartaner benihte trotz einzelner Reformen
. 238) noch immer auf der alten Linientaktik; sie hatten ihre
e Phalanx, die in gleicher Tiefe aufgestellte Schlachtreihe, mit
dcber 8ie gegen den Feind vorrückten. Für sie war die Feld-
hlacht noch immer eine Art Zweikampf, indem beide Heere einen
rtamigen Kampfplatz aufsuchten, um sich auf demselben mit ein-
Mkr m messen. Dnrch festen Schluss und gleichmäfsige Tapfer-
rit glaubte man in der einen Schlacht so gut wie in der anderen
n Sieg erzwingen zu können. Für die Gegner Spartas konnte
bo nichts vortheilhafter sein, als wenn es ihnen gelang, solche
Iraerungen zu machen, auf welche die Spartaner nicht vorbereitet
vmn und wodurch sie aufser Stand gesetzt wurden, in der gewohnten
Vdse den Kampf 'zu behandeln.
Darauf hatte Epameinondas lange sein Nachdenken gerichtet;
r war allen Fortschritten des Kriegswesens aufmerksam gefolgt ; er
■tte sich überzeugt, was unter schwierigen Verhältnissen durch
iüedening der Massen, durch erhöhte Beweglichkeit der Truppen-
keOe, durch geschickte Marschordnung und Terrainl)enutzung ge-
romen werden konnte. Die Truppenführung, vom Ranne des
Jlhergebrachten gelöst, war zu einer Kunst, die Organisation des
berwesens zu einem Gegenstande ernster Fors(!hung geworden. Iphi-
(itea und Chabrias hatten gezeigt, was durch sinnreiche Neuerungen
Igen die alte Schule lakedämonisclier Taktik ausgerichtet werden
Jone. Nach solchen Vorgängen suchte nun Epameinondas, dessen
■loaophiacher Geist sich bei einzelnen Aenderungen und Erfln-
ingen nicht beruhigen konnte, ein neues System der Taktik aus-
bilden, dessen Einfuhrung den Gang des Kriegs und somit auch
I Verliältniss der griechischen Staaten zu einander entscheiden
Ute.
Der Grundgedanke war ein sehr einfacher. Die alte Taktik
ruhte darauf, dass auf der ganzen Linie der Kampf gleichzeitig
302 VORBEREITUNG DER SCHLACHT.
und mit gleichoni Nachdrucke erudnel wurde; Epameinondas wich
davon ab, indem er seine Truppen nicht in einer Schlachireihe voo
gleiclier Tiefe auistellte, sondern dem rechten oder linken Ende
derselben eine ganz besondere Stärke gab. Es war eine binler der
Fronte gebihlete Angri[rskoh)nne, welche bestimmt war, wie ein Kei
auf einen Punkt der feindlichen Linie gerichtet, diese mit fotter
Wucht zu sprengen und so das Treflen des Feindes in Verwimug
zu bringen. Man hatte bei diesem Systeme den Vortheil, dass mai
durch dasselbe darauf angewiesen war, in allen Feldschlachten der
angreifende Theil zu sein; man liatte aber ganz besonders den Vor-
theil, dass man sich beim Angrifle den Punkt der feindlichen Linie
aussuchen konnte, und dass man auf diesem Punkte die bei Weilea
überlegene Macht war, so dass der erste Erfolg fast uncweifelhifl
war. Dies war aber bei einem lakedämonischen Heere, bei weklMi
Alles vom ungestörten Zusammenhange der Glieder aUiängig wv,
für das ganze Treffen von entscheidender Bedeutung, während eil
gewandteres, im Oelfnen und Schliefsen der Rcilien geübteres Heer
wohl im Stande gewesen wäre, s(dchen Stöfsen auszuweichen nd
ihren Gefahren zu entgehen.
Die ßöotier waren von Natur zu einer vorstürmenden Angriffii-
weise geschaflen und daran gewöhnt (S. 179, 180). Indem sie IM
während der letzten Jahre durch anhaltende Uebungen auf soicbe
Stofsangriffe und Durchbrüche eingeschult waren, so hatte Epamei-
nondas ihnen allerdings durch seine sogenannte schräge oder schiefe
ScJdachtordnung gleichsam eine neue Walle in die Hand gegeben,
um damit ihr Land gegen die Lakedännmier zu vertheidigen. Hb
seine Zwecke zu erreichen, benutzte Epameinondas natürlich audi
andere Mittel, wie sie ihm die Erfahrungen der letzten Kriegsietteii
darboten. Namenthch wusste er die besondere Stärke des böotischct
Landes, die Reiterei, zu verwerthen; sie leistete ilun vortrefTliclK
Dienste, um den Feind durch kecke Angi'ilTe zu beschäftigen und
von dem entscheidenden Punkte abzuziehen; sie war um so wirk-
samer, da die feindliche Reiterei in dem schlechtesten Zustande wv.
Denn die reichen Rürger Sparlas hielten die Pferde, und wenn es
zum Auszuge kam, wurden die unbrauchbarsten Leute darauf geseilt
Eben so wusste Epameinondas durch Leichtbewafliiete, so wie durch
die Verbindung verschiedener Walfengatlungen gi*ofse Vortheile n
gewinnen^*).
Nach solchen Vorbereitungen erwartete er mit etwa 6000 Ifanii
DAS GEFILDE VON LEUKTRA. 303
den Feind, und zwar vom Kephisosthale her, >vo der breite und
bequeme Weg von Phokis herunter ITdirte. Denn diesmal gah. es
nicht wie fiüher die Vertheidigung der llauptstadt, sondern der
guizen Landschaft Darum stellte er sich am südlichen Ufer des
kopaischeu Sees auf, \m Koroneia, indem er wohl nicht ohne Ah-
acht diesen Platz der gesammthöotis(*hen Feste und Festspiele zun)
Kampfplätze ansersah. Kleomhrotos wählte aber einen anderen Weg;
er wendete sich in das südliche Phokis, zog von Ambrysos an der
SAdaeite des Helikon über Thisbe und Kreusis auf l>eschwerlichen
Gebirgspfaden und gelaugte so in das oiTnere Hügelland, welches sich
iwischen den Vorhöhen des Kithäron und des Helikon ausbreitet.
Wahrscheinlich machte er diesen schwierigen Umweg, um die vom
Moponnese nachgesendeten Hülfstruppen an sich zu ziehen und
mit vereinigter Heeresmacht dem Fehide entgegenzutreten. Spar-
tanische Truppen hielten noch die Kithäronpasse besetzt und schlössen
sich erst kiu*z vor der Schlacht dem Heere des Königs an, welches
nun wohl fast dop|[)elt so stark als das thebanische war.
So wurde das Tiefland zwischen beiden («ehirgen die Wahl-
stStte. Kleomhrotos schlug sein Lager an den südlichen Höhen auf,
die noch zum Kithäron gehören, westlich von Plataiai; die Thebaner
gegenüber am nördlichen Rande der Ebene, bei dem Städtchen
Lenktra, im Gebiete von Thespiai, anderthalb Stunden von Plataiai
gelegen. Zwischen beiden Höhenrändem erstreckt sich von Ost
nach West eine 20 I^linuten breite Eigene, die im Winter einen
sampfigen, im Sommer aber einen von Erdspalten zerklüfteten
Bohlen hat
Wenn die Thebaner auch schon einmal (bei Koroneia S. 180)
tapfer und ehrenvoll mit den Spartanern gekämpft hatten, so war
die alte Angst vor der lakedämonischen Phalanx doch noch nicht über-
wanden; dazu kam die Ueberlegenheit der feindhchen Streit-
krifte und das Terrahi, welches eine freie Entfaltung derselben
gestattete. Kein Wunder also, wenn Epameinondas noch vor der
Schlacht harte Kämpfe zu bestehen hatte, wenn er, wie Miltiades
bei Marathon, erst die Unschlüssigkeit und Furchtsamkeit der eignen
Amtsgenossen zu besiegen hatte. Zum Glücke stand der feurige
Pdopidas ihm zur Seite. Heide waren darin eines Sinnes, dass es
jetat nicht Zeit sei, Furcht zu verrathen und hinter Schanzen sich
nurückzuziehen. Keinen Fufs böotischen Landes dürfe man preis-
geben, wenn nicht die böotischen Städte von Neuem sich erhel>en
304 DIE SCHLACHT BEI LEÜRTRA IM, S; STl.
und den SparUmern der Mnth wachsen sollte. So gelang es 6
Mehrzahl der siehen Feldherrnstiminen zu gewinnen. Dann gallo B^t,
den Truppen diejenige geistige Haltung zu geben, auf die Mlf »^^
Feldherrn wie Epameinondas Alles ankam. Es sollte ein heäigv
Kampf sein für die Lnahhangigkeit des Vaterlandes, ein freifüii|i
Kampf; darum forderte er Alle, welche widerwillig waren, ölfenWi
auf, die Reihen zu verlassen. Die Mannschaft von Thespiai M|i
der Aufforderung luid entfernte sich unangefochten aus der SdiWA-
reihe. Die Uebrigen standen um so fester zusammen; sie crkanl* Jjiv
was der Preis des Siegs, was die schreckliche Folge einer Niete*
läge für ihr Land sein würde. Auch die einschüchternden Wib*^uir>
zeichen, welche von denen, die den Kampf an dieser Stelle venneita m^
wollten, geschäftig herumgetragen wurden, wusste Epameinondtf A I bs
entkräften; er l)enutzte, wie Themistokles vor der salaminisdM ^ I
Schlacht, die Orakel und Priesterschaften, dass sie ihren EiniK
auf die Erhebung der Gemüther geltend machten. Ein GötterspnA m ^
lautete, dass am *Grabe der Jungfrauen' die Spartaner eine Niete* ^b
läge erleiden würden, und dieser Spruch wurde auf die Ruhestitli
zweier Landestöchter gedeutet, die, von Lakedämoniem gemisslui*
delt, sich das I^ben genommen hatten. Ihr Grab schmöckte BMI
und versprach ihren Schalten Rache. Dann kam aus Theben ii
Kunde, dass die Thüren der Tempel sich plötzlich geöffnet hätttti
wie für die bevorstehende Siegesfeier, und dass aus dem Ilerakkf^
tempel die Rüstung des Landesheros verschwunden sei. Er habe
also seihst zu den Waffen gegriffen, um, wie die Aeakiden bei Sala-
mis, als Kampfgenosse herbei zu eilen**).
Nun war die Hauptsache erreicht. Muthig stellten sich die
Truppen zum Kampfe, wie ihr Führer sie ordnete. Auf dem linta
Flügel bildete er, vom Feinde unbemerkt, die AngrifTskolonnen, M
Mann tief; den Schill ss derselben machte die heilige Schaar unter
Pelopidas Führung. Sie sollte sich filr die letzte Entscbekiiiiig
zurückhalten.
Im feindlichen Heere ging es unruhiger und wüster xa. b
fehlte der ordnende Geist, der entschlossene Wille. Kleombrotai
war auch diesmal nicht zu einer Schlacht aufgelegt; er hatte kdi
Zutrauen zu sich und zu seiner Sache. Aber ihn drängte seine Uiih
gebung; sie forderte den Kampf. Er müsse jetzt den Yerdacbt
widerlegen, dass er es mit der Rekainpfung der Böotier nkht cnwl'
lieh meine, er würde für einen Verrather gelten, wenn er das feirf*
DIE SCHLACHT REt LFJIKTRA 371 JlXf 6. 305
Wie Heer von hier entkommon lasse. Nacli dem Frnlisluck wurde
kr entscheidende Kriegsralh gehalten; er dauerte his Mittag. Von
j- ' Wein erhitzt führten die Spart;nier ihre Trnpfjen vor das Lager,
p fa am Abhänge der Höhen stand; sie stellten das Fiilsvolk in langer
J-' ünie, 12 Mann tief, auf; die Flügel an l>eiden Seiten vorgeschoben;
r iiir Plan war ohne Zweifel, die ungleich kürzere SchlachtHnie der
Frinde zu umgehen und einzuschliel'sen. Leichthewaflnete und Reiter
\ stellten sie vor der Linie auf. So gingen sie in die Ebene vor,
F mid ZH-ar so ungestüm und hastig, dass sie einen Theil des Trosses,
ft irelcher sicli noch vom thebanischen Heere trennen wollte, in blin-
K dem Eifer zuräcktrie]>en , so dass die Leute wider ihren Willen in
*^ die frühere Stellung zunickkehreu niussten. Dann begann der Kampf.
^. Epameinondas schickte seine Reiterei vor, welche die feind-
*^ liehen Reiter auf das Fufsvolk ziu'ückwarf*. Dadurch wurde das
gleiehmäfsige Yoniicken der Spartaner gehennnt und Epameinondas
I htte nun Gelegenheit, seinen Hanplaugiiif auszufuhren. Er liefs
fcn linken Flügel im Geschwindschritt gerade auf den rechten des
Feindes vorgehen, wo Rleombrotos st^md. Mit voller Wucht di*ang
die Heersaule ein, al>er die Glieder der Lakedamonier hielten fest
Unammen und Kleomlirotos machte s(»gar Anst^dt, die Flanke der
Hiebaner zu umgehen. So wie Peloi)idas diese R(»w<»gung merkte,
Inch er plötzlich mit seiner auserwrddten Scliaar aus der Nachhut
knror und warf Kleombrotos zunick. Gleichzeitig draug Epamei-
Bondas, wie er sich von der linken Seite gedeckt sah, mit v<dlem
Ungestüm in den Kern der feindlichen Masse ein. Die Vorderreihen
timpften Maim gegen Mann, die hhiteren Gliedi^r schidten nach,
anabklssig vorwärts drängend und jede Lücke im VordeiMrelfen rasch
nufQUend. Das TrelTen stockte; wie vor einer Mauer standen die
Thebaner. *Noch einen Schritt schafft mir', rief Epameinondas den
Seinen zu, 'und der Sieg ist unser'. Lud von Neuem ging die
Stnrmcobrnne vonvarts, die spartanische Linie wankte, wich und
serriss. Wie in eine Bresche drangen nun die Thebaner ein, die
anaaflöslich zusammenhingen. Rechts und links stürzten die Spar-
taner, nachdem ihre Glieder aufgelöst waren. Der König wurde
tAdtlich verwundet; um seine Person entspann sich das blutigste
Handgemenge. Sphodnas und eine Reihe d(M* besten Heerführer
lagen auf dem Platze; Ordimng und Zucht war aufgelöst. In voller
Fludit retteten sich die zersprengten Massen nach der Lagerhöhe hinauf.
Nachdem der rechte Flügel das Feld geräumt hatte, wurde auch der
Cartiu, Gr. GcMh. lU. 20
306 DIE FOLGEN DER SCHLACHT.
linke in den Ruckzug hereingezogen, so dass es erst hinter dem
Lagergi*ai)en gelang das Heer wieder aut'zustellen.
Auch jetzt waren die Peloponnesier noch in der Mehrzahl; ihr
linker Flügel war so gut wie unversehrt. Man konnte sich sauunehi
und das Trcflen wieder herstellen, um wenigstens das ScblachtleU
zu behaupten und die Todten zu hest^ntten. Aber die Bundesge-
nossen hatten keine Lust, die Niederlage der Spartaner mit ihmi
Blute wieder gut zu machen. Epameinondas hatte durch seine
ganze AngrüFsweise deutlich genug gezeigt, dass er nicht gegen sie
kämpfe; die Spartaner aber wiu'den erst jetzt ihres ungeheuren Ver-
lustes mne. Von 700 Bürgern waren 400 gebUehen; auüserden
wenigstens 1000 Lakedanionier, ihre Reiterei zersprengt und aitf-
gelOst. Da sank auch den Trotzigsten der Mutli. Die Niederla^
musste eingestanden und ein Herold in's feindliche Lager geschickt
werden, um für die Bestattung der Todten um Waffenruhe zu bitte
£}Knneü)ondas bewilligte sie mit der Bestinmmng, dass erst dii
Bundesgenossen und dann die Spartaner ihre Todten aufhehmei
sollten. Die Erstcren suchten und fanden kaum einzelne Leiciict;
Alles waren Bürger und Unter thanen Spartas. Es wai* ein hurf-
gi*eif lieber Beweis, wem die Schlacht gegolten und wie die Nemeni
diejenigen getroffen habe, welche durch ihre Schuld den gama
Krieg veranlasst hätten. Auch die Schilde der feindlichen Führer
behielt Epameinondas zurück, um sie zum Gedächtnisse des Siegi
in Theben aufzuhängen, während an Ort und Stelle ein Sieges-
zeichen errichtet wurde zu Ehren der Landesgotter, welche so
schweres Unheil von Bootien abgewendet hatten '°).
Das war die Schlacht von Leuktra, welche Anfang Juli, nicht
volle drei Wochen nach dein (longresst; zu Sparta, geschlagen wurde.
So rasch erfolgte des Epameinondas Antwort auf den trotzigen Be-
scheid des Agesilaos, der tbatsäclüiche Beweis für die Berechtigang
sehier Vaterstadt, die bootische Landschaft so gut als ihr GeUet
anzusehen, wie Sparta die lakedämonische. Es war die wichtigste
aller Schlacbten, die jemals zwischen Griechen gekämpft waren.
An diesem Tage wurde Tlieben eine selbständige Macht in Griechen-
land, und eine Wiederkehr spartanischer Gi*wallhen*schall war ßr
alle Zeit unmöglich. Dannn niusste der Tag von I^nktra nicht
Idofs für Theben, sondern für ganz Griechenland ein Tag der Freude
sein. Denn wenn Kleoinbrotos gesiegt hätte, so würde der eben
beschworene Friede unzweifelhaft gebrochen, Bootien würde wieder
DIE FOLGEN DER SCHLACHT. 307
mit lakedäinonischen Hcsatznii^en angefulll iiiid also niicl) Athen
hei erster Gelegenheit wieder heüroht worden sein. Man konnte,
M lange Sparta die Macht halte, Unrecht m thnn, niemals eine
andere Politik von ihm erwarten; es i^al) also kein anderes Mittel,
im den Hellenen wirklichen Frieden nnd danernde Sicherheit zu
TerscliafTen, als dass man Sparüi ein tTir alle mal uniahig machte,
- gewahthätig über seine Gränzen vorzugi^eifen.
._^ Darum ghiuhteii die Thehaner herechiigt zu sein, ihren Kampf
nicht, wie Agesilaos meinte, als den Hruch, sondern als die Be-
2 Siegelung des Landfriedens anzusehen, und in diesem Sinne schickten
r ne auch sofort einen Herold nach Athen, um dort das (reschehene
* n melden und das freund -nachharliche Verhältniss, welches hei
li dem Sturze der Dreil^ig wie hei der Uückeroherung der Kadmeia
* licfa 80 glücklich bewahrt hatte, aufs iNeue zu befestigen. Aber die
Botschafi fand nicht den freudigen Anklang, den man erwartet hatte.
Der Venlruss über Thelicns glänzende Erhebung ül)erwog das Gefühl
der Befriedigung über die Dennlthigung Spartas. Man ärgerte sich,
dais den Thebanem gelungen wai*, wozu Athen niemals auch nur
den Versuch gemacht hatte, ein sparUirusches Kriegsheer an der
Gfänze des Landes in offener Feldschlacht zurückzuweisen. Man
kgerte sich, zu dieser ganzen Erhebung Thebens und zur Be-
festigung seiner Macht wesentlich beigetragen zu hal>en, und hatte
^(enig Lust, diesen Staat, den man mich immer mit einer gewissen
fieriogsclultzung anzusehen gewohnt war, als einen el>enbürlJgen
Staat anzuerkennen. Die Politik des Kallistratos herrschte in Athen
nnd man scheute sich nicht, diese Verstimmung zu erkennen zu
geben. Statt tlieilnehmender und glückwnnschender Freude be-
gegnete dem Siegesboten eine verletzende Kälte; man vernachlässigte
fldbst die gewöhnlichsten Formen und Rücksichten. Der Staatsherold
wurde niclit einmal vom Rathe zu Gaste geladen und erhielt auf
seiiie Anträge gar keine Antwort'^^).
Auf dem Felde von Leuktra war nach der Schlacht eine Ruhe
eiiigetreten, welche Wochen lang dauerte; es sah aus, als ob die
Thebaner, von ihrem eigenen (ilücke nberiascht, Zeit gebrauchten,
sich über die weiteren Mal'sregeln klar zu werden. Indessen
en keine Unschlüssigkeit, w(;lche diese Pause veranbsste,
Modem es war der ruhige und klare Sinn des Epamein<mdas,
nelcher die Seinigen von allen vonuligen Schritten zurückhielt.
Tero von jeder Ueberhebung, mit dem Erreichten vollkommen zu-
20*
308 VERHALTEN SPARTAS
friod«!!, ilarhl«' er nicht an oine hliitigo Verfolfnmp tVs Siegest
Naclideni den Tliehanerii der Ruhm gesichert war, dass sie allein,
wie einst die Athener hei Marathon, gegen den FeimI boUenisdifr
Freiheit den Kampf hestanden hatten, sollte diese Thal als «w
nationale mid allen Hellenen xn (iiite konnnende anerkaimt, inrf
es sollten die Folgen des Siegs durch eine Vcrhindung gleifhgp-
sinnfer SUiaten gesichert werden. Denn wenn jetzt die Staaten dw
nördlichen Festlandes zusammentraten, um jeder Erneuerung s|wr-
tanischer Gewaltherrschaft zu widerstehen, so lief« sich enn^arte«,
dass S|)arta nachgehen müsse und unnot Inges Blutvergiefsen jn-
mieden werde.
Deshalh die Gesandtschaflen, die vom Schlachtfelde nach Athei
ahgingen und nach Thessalien, wo Jason von Pherai damals die
ganze Landschaft zum ersten Male unter sehiem Regimente vereinifl
hatte. lasou hatte die Ereiguisse schon lange mit anfmerksanwB
Ulicke verfolgt; ihm war jede Gelegenheit willkommen, welclic sidi
ihm darhot, uu) in die griechischen Angelegenheiten einzugreifn.
Kr nahm also die Rotschaft, welche Athen so schnöde empfangfi
hatte, mit lehhafler Freude auf, erklarU' si(;h sofort liereit, das ffl-
getragene Ründniss einzugehen, und war hi kürzester Zeit mit einen
Heere auf dem Schlachtfelde, uui hier ni»cli vor dem Abzu{je Mr
Spartaner als Vermitth»r seine Stiuinu* gellf»nd zu machen.
Die Spartauer waren iu ihreui Lager eingescidossen; ein TW
der Ruiidesgenossen, denr'u Kpameinondas freien Ahzng gestattete,
hatte sie verlassen. In ihrer i»einlichen Lage war ihnen die Ve^
uiitlelung lasons s(;hr willkommen, und E])ameinondas war mit ihn
einverstanden, dass es nicht gerathen s(;i, das feste Lager anzo-
gi'eifen und die Feinde zum aufsersten Widerstände der Verzweiflnng
zu treiben. Wenn man dem besiegten Feinde grofsnnlthig den RiVk-
zug gestaltete, so schien dies für das Anseh(»n Sjiartas deinfithigender
und fiir Theben ehrenvoller, als die Erneuerung des Kampfs, tte
Trupi)en waren zu entmuthigt, als dass sie in ihrer Stellung (Wt»
Zuzug von Hause abwarten wollten, und die Filhrer trugen kein
|]edenken, die dargeboten«^ Rettung anzunehmen, so sehr sie auch
dadurch gegen einheimische Kriegsordnung sich versündigten. I«
Gefühle ihrer Schmach und nicht ohne Misstraiien in die gegelienen
Verspr(»chungen brachen sie bei Nacht aus dem Lager auf und wähl-
ten nicht den geraden Weg über den Kithairon, sondern zogen sieh
auf demsellMMi Seiten weg«;, auf welchem Kleombn)tos in's Land
?(ACH DER ^HLACIIT. 300
oiiuiieii ^var, nach Mcgara zurück. Hier (raicii sie mit <ieii
ippeu zusammen, welche uiiUm' Arrhidainos, dem Sohne des
ssiiaos, ausgerückt waren, um das spartanische Lager zu ent-
Sparta halte l)ei Em])tang der Trauerhotschafl gezeigt, dass es
ine alte Gröfse noch nicht völlig eingehufst hal>e. Ks war der
Izte Tag der Gymnopaitlien, der Tag, an welchem i'(?stliche Chor-
nze die Stadt erfidlten und die Hlülhe der mänrdichen Jugend
ch den G6tteni darstellte. Da kam der Bote \nn T^uktra. Die
phorcu litten nicht, dass die Feier nnterhroclieu werde. Die
raaeii erhielten strengen Befehl, sich ölFentl icher Wehklage» zu ent-
lUen. Am anderen Morgen sah man di(; mit f'rrddichem Angesichte!
Mbeinen, deren Angehörige auf dem Schlachtl'elde gehliidien waren,
ährend die Anderen hetnlht und heschamt waren, weil sie sich
igen niussteii, dass die Ihrigen nur durch Flucht dem Tode ent-
min wären. Dann <u*]ieJsen die Behörden ein allgemeines Auf-
ibot; die ganze stmll)an.' Mannschaft ruckte aus unter dem Sohne
ü Königs Agesilaos, welcher seihst noch immer darnieder lag und
le anheilvollen Folgen seuier Politik erlehon musste. ohne helfen
I können. Das Heer des Archidamos war gar nicht zu einem
Vf^tlichen Unternehmen hestimmt; es löst«» si<*.h auf, so wie der
est der aus Böotien heimkehrenden Truppen in Sicherheit war.
Auch darin z<;igten die schwer gelroirenen S|)artaner iMue wnr-
ige Haltung, dass sie dem Unwillen gegen Agesilaos nicht Baum
iten, auch trotz der aherglauhischen Vorstellung, welche im Volke
ch gellend machte, dass alles Unglück des Staats von der Unter-
nrhung der gesetzmafsigen Thronfolge miil v(mi <l«Mn 'lahmen
faige' herrühre (S. 152), vor dem das Orakel nicht umsonst ge-
irnt liabe, dennoch ihr Vertrauen dem Agesilaos erhielten und die
ntscheidung einer sehr peinlichen Angelegenheit, welche mm zur
vhandlung kommen musste, in s<>ine Hände legten. Nach spar-
inschem Gesetze nämlich unterlagen die heimkehrenden Burger
■er schweren Strafe. Sie halten, um ihr Lehen zu n'tlen, das
41 geräumt; sie gehörten also von Beclitswegen 7M den *Tresantes*,
n Fahnentlnchtigen, welche ihre Bürgerrechte verwirkt hatten und
IT Leiienlang die Kennzeichen iH^tleckter Ehre an sich tragen
lOMten. Die strenge Durchluhrung dieses Grundgesetzes war jetzt
I gnt wie unmöglich; es wäre eine Art Seihst nn)rd gewesen, den
T Staat au sich seihst I»eging; es wurde ein solches Verfahren
310 DAS VERHALTEN SPARTAS UND DER THEBANER
auch von den gefährlichsten Bewegungen hegleitet gewesen seil
Der seiner eigenen Schuld wohl l>ewusste König konnte am wenigsk
für unl)edingte Strenge stimmen; um alier auch nicht durch Ao
hehung aller Staatsgesetze ein gefulu^liches Beispiel zu gehen, ci
klärte er, man solle die Gesetze diesmal schlafen lassen, und dan
war diese Frage erledigt ^^).
Aher nicht die augenhlicklichen Verlegenheiten waren die grOlste
sondern die, welche erst allmählich zu Tage traten, je mehr nu
sich die Lage der Dinge deutlich machte. Es gah ja keinen Sta
welchem verlorene Schlachten so geßhrlich waren, wie Sparta. Seil
zusammengeschmobsene BArgerzahl konnte solche Verluste nicht e
tragen; es waren ja im Ganzen wohl nicht viel üher 2000, weid
nach der Schlacht noch den Kern der alten Bürgerschaft bildete
Spartas Macht war schon lange dem Scheine nach viel bedeutende
als in Wirklichkeit, und die Anspniche, die es machte, in keine
Verhältnisse zu seinen llülfsquellen; seine gi*o£3te Macht bestand
dem herkömmlichen Ansehen, das der Staat genoss, in dem Rn
der Kriegstüchtigkeit. Wenn diese Grundlagen ei'schüttert wurde
was blieb dann übrig, nachdem die alte Anhänglichkeit (ier HeUene
in gerechte Erbitterung verwandelt war? Dazu kam der Unfrid
im Innern des Staats und der Widerwillen, mit dem die unter
thänigeu Klassen der Bevölkerung die Herrschaft der reichen «M
bevorrechteten VoUbürger trugen. Unter diesen Umstanden koMh
Sparta nur durch enie tiefgreifende Staatsreform gerettet Hi^nkt
Der enge Ki*eis der Oligarchie musste erweitert und eine van
Bürgerschaft gebildet werden; man musste die verarmten Bürger
famiiien und die freien Unter Ihanen zu gleichen Bechten in ^
Staat aufnehmen und das freiwillig gelMMi , was auf dem Wege de
Empörung schon erstrebt worden war (S. 156). Dann wäre «ii
neuer Aufschwung möglich gewesen.
Al)er zu solchen Ideen konnte sich die engherzige und korf
sichtige Aristokratie Spartas nicht erheben. Es that nichts, als das
es die ^Gesetze schlafen^ liefs, um sich den Best von streitbiRi
Bürgern zu erhalten; es erkannte durch sein Verhalten unumwuirfe
an, dass es che Niederlage von Leuklra zu rächen aufser Stande ffi
und dass es el)en so untahig sei, den neuen Schick salsscldägen, wekk
im Anzüge waren, vorzubeugen. Während Sparta unschlüssig und it
thätig die kostbarste Zeit verlor, herrsiiite im Lager der Gegner ei»
rastlose Thätigkeit, welche mit voller Klarheit ihr Ziel verfolgte*^)
NACH DER LEITKTRISCHEN SCHLACHT. 311
Nach dem Abziige <les liesiegten Heers wurden Thespiai und
Orcbomenos ohne Widerstand bezwungen. Epameinondas verbin-
ierte jeden Ausbruch von Erbitterung gegen die Bödtier, welche es
his zuletzt mit dem Landesfeindc gehalten hatten; ihm kam Alles
faauf au, dass die Ehre des Siegs unbefleckt erhalten bleute. Steine
zweite Sorge war, den Gewinn desselben zu sichern und s(4ner
Vaterstadt die Stellung zu verschairen, auf welche sie sich durch Kampf
und Sieg die gerechtesten Ans])ruche erworben hatte. Dies geschah
'^ in derselben Weise, wie Sparta und Athen sich ihre Machtstellung
gewonnen hatten, d. h. durch Bundesvertrage mit den Nachbarstaaten
Aber gemeinsame Heeresordnung.
Die Gesandten Thebens gingen nach Phokis, Lokris, Aetolien,
Akannnien. Aller Orten sahen sie die lakonische Partei entmuthigt,
die Gegenpartei mächtig; deshalb fanden sie ofl'enes Gehör, wenn
lie anf die gemehisame Aufgabe hinwiesen, durch festen Zusammen-
nUdss allen Einmischungen der Peloponnesier in die Angelegen-
keiten Mittelgriechenlands vorzu1>eugen, und nirgends wurde den
Siegern von Leuktra das Hecht bestritten, die Leiter und Ffdirer
des neuen Waffcnbundes zu sein. Auch Euboia schloss sich an,
kiem es sich als ein Stück des mittelgriechischen Festlandes be-
tnchlete, eben so die otäischen Vulkerschaften , die Malieer und
lelbst die Bürger von Herakleia, der Tochterstadt Spartits. So all-
(mein war die Erbitterung gegen Sparta, so zeitgemafs und noth-
lendig erschien eine kräftige Verbuidung der festlandischen Staaten,
vm die Wiederkehr peloponnesischer Gewaltthaten ein für alle mal
nmöglich zu machen. Die Mälsigung und Würde, mit welcher die
Qter Epameinondas Leitung wie umgewandelten Thebaner auftraten,
erwarben ihnen Achtung und Vertrauen, uiul so bildete sich ohne
Zwang und ohne Parteikampf in kürzester Zeit eine neue Aniphik-
Ifonie, eine feste Grupi>e von natürlich zusammengehörenden Staaten
■it Delphi in ihrer Mitte.
Es ist unzweifelhaft, dass auch n)it Delphi ein uilheres Verhält-
nu eingeleitet wurde, wie dies dem Herkommen gemafs war. Es
■ittste den Interessen des neuen Vororts entsprechen, den alten
KUdpunkt der griechischen Welt wieder zu Ehren zu })riugen und
& delphische Macht für seine Zwecke xn l)emitzen. Dannn stiftete
'Hieben aus seiner Siegesbeute ein eigenes Schal/haus in Deli^hi und
iKwihrte seinen neu gewoiuienen Einfluss im Kreise der auiphik-
tjonischen Staaten darin, dass es die Befugnisse des Bundesraths,
312 TUEBEN U.NU DELPHI.
in allgemein hellenischen Angelegenheiten als oberste Instanz a
zutreten , wieder erneuerte und Sparta vor demselben wegen Bn
des Landfriedens verklagte. Das Verbrechen des Phoibidas üel al
um so melu' in das Gebiet des heiligen Rechts, weil es zur Fe
zeit verübt worden war. Sparta wurde von den Amphiklyoiien
eine C^ldbufse von 500 Talenten verurteilt, eine ßufse, welche m
Verlauf einiger Zeit verdoppelt wurde. Freilich konnte Epaiueim
das voraus sehen, dass auch das erneuerte Straferkennlniss uiil
lücksichtigt bleiben wurde, weil Sparta die verjährten Rechte <
Rundestags nie anerkennen würde. Indessen war ihm die Verb
düng mit Delphi wichtig, weil dadiu'ch die nationale Redeutung <
Kampfes, in welchen Theben eingetreten war, hervorgehoben u
die ungesuhnte Schuld Spartas öilentlich anerkannt wurde. Die A
toritat des delphischen Sitzes wai* zurückgedrängt, al>er nicht beseiti
Es bheb daher nicht ohne moralische Wirkung, dass Sparta von c
pythischen Festen ausgeschlossen wurde, während Tlieben sein im
gewonnenes Ansehen dadurch befestigte, dass es sich an ein heilif
Institut des höchsten Alterthums anschloss, dass es die Majorität (
amphiktyimischen Stinnnen für sich hatte und sehie weiteren \juU
nehmungen gegen Sparta gewissermafsen unter delphischer Sankti
ausführen konnte.
Aber auch jetzt liels sich Epanieinondas nicht zu vorschnell
Mafsregeln hinreissen; vielmehr bezeugte er noch einmal seine m
söhnliche Gesinnung und seinen Widerwillen gegen einheiniiscb
Krieg. Man machte den Spart^uiern Vorschläge zur Vei*ständigui
die achäischen Städte, welche sich von d(Mi Welthändeln fern gehall
hatten und ihrer neutralen Stellung wegmi zu einem schiedsrichti
liehen Urteile berufen schienen, sollkMi in den schwelienden Stn
fragen eine Entscheidung abgehen. Aber auch dieser Ausgleichun]
versuch zerschlug sich, ohne Zweifel an dem Widerspruche Spart
welches nur in eigensinnigem Stolze Kraft und Entschlossenli
zeigte ^''•).
Nachdem Epanieinondas alle friedlichen Mittel erschöpft iial
um eine neue gesetzhchi^ Ordnung in Hellas herznstellen, ging
von der Vertheidigung Döotiens zum Angrilfe auf Sparta in seil
peloponnesischen Stellung über.
II.
THEBENS ANGRIFFSKRIEGE.
Die Spartaner hatten keine Ahnung von den Planen, mit denen
ihr groli$er Gegner umging. Denn wälu'end sie ihn nur mit der
dgenen Vaterstadt l)eschrdtigl glaubten, hatte er ganz Griecheidand
in Ao(^. Ihm war der krieg ein FreilieiLskampi', >velrh(^n er nicht
in böütischeii Sonderinteresse, sondern als Hellene niileriiummen
bUe, eine nationale Erhebung gegen den Druck Sparlas. Narbdem
iho das an Thelteu veridite Unrecht gesfdmt und Tbebens Tnab-
bängigkeit gesichert war, sollte auch das wieder gut geuiacht wer-
in, was an andei*en llellenen und in l'rfdierer Zeit von Sparta
pfrefell worden war, eben so wie in dem grolseu Freilieilskriege
ent die eigenen Landschaften geschülzt und dann die jenseitigen
Gotade beftvit worden waren. Lag docb die scbonsi<> all(M* pelo-
^nesischen Landschaften, Messenien, das erste Opfer spart-iuiiscber
Berrschsucht, mK'h innner ('MJe, ihrer Städte beraubt, Irotz der besten
Hauen ohne Handel und Yerkebr, von Sklaven bebaut, wrdniMid die
nditniärsigen Eigenthümer tles Dodens in der Frennle w<»bnlen
9ter heimaihlos vmi einem Exile in das andere flüchteten !
Bei der genauen Bekanntschaft mit (rrorsgriechenland. welcbe
E|Nimeinondas seinen pythagoreiscben Freunden verdankte, wusste
ff Vüii den vielen (iriechen messenischer IbM'knnfl . welche jenseits
fa Heeres wohnten. In dreilacben Zügen waren einst die Hesten
'itseg Stamms hinnl>er gewandert, und aus den .Naclik(»minen der
Hdden von Eira mid ithome war am sicilischen Meere ein blühen-
^ Geschlecht erwachsen , welches in liliegitui und Messana den
1^ der Bürgerschaft ))ildete. Deshalb waren aueb nacb dem
'de Atliens die Nanpaktier vom korinthiscben (lolf'e nach Khegion
''^cblSezogeu ; der gröi'sere Theil aber noch weiter, an die grol'se
314 THEBEN UM) ME8SENIEN.
Syrte, wo am westlichen Rande des Gebiets von Kyrene dii
IIes|)erides lag, die Tochterstadt der Kyrenäer, welche damak
die umwohnenden Wustenstamme hart l)edrangt wurde u»
frischem Zuzug hellenischer Männer verlangte. Die Naupaküc
ten dem Rufe und derselbe Mann, welcher sie l)ei dem Kan
Sphakteria geleitet hatte, Komon, führte sie an die libysche
hinüber.
Troti ihrer weiten Zerstreuung über Land und Meer
die Messenier ihre Liebe zur Ileimath, ihren Hass gegen Spar!
alten Gottesdienste und ihre Mundart bewahrt; darum war
eben so grofssinniger wie staatskluger Gedanke des Eimmeii
die Yolkskraft der Messenier nicht nur an einzelnen Punkten
halb der Halbinsel gegen Sparta zu verwertben oder in A
ödeten Landschaft Aufstande zu en*egen, wie es die Athener
hatten, sondern die versprengten Schaaren wieder zu samme
so eine FüUe edler Yolkskraft, welche das Mutterland duf
Schuld der Spartaner eingebüfst hatte, demselben wieder zuzc
und am Taygetos einen Staat aufzurichten, dessen Wiederhers
Sparta in die Stellung, welche es vor dem Anfange seiner
rungspolitik gehabt hatte, zurück schieben musste. Zu diesem !
gingen Gesandte von Theben aus, um in Italien, in Sicili«
Afrika die Messenier zur Rückkehr aufzufordern.
So handelte der Sieger von Leuktra. Wie al>er tauscht
diejenigen, welche seine Zurückhaltung nach der Schlacht als Sc!
ansahen! Er war es, der die Zeit beherrschte, der Einzige, der
Ziele verfolgte und die Geschicke der Hellenen leitet«. Durel
besonnene Kraft hatte er die tief gebeugte Vaterstadt zu eine:
orte von Mittelginechenland gemacht, auf seinen Ruf sammelU
von den fernsten Enden der hellenischen Welt die Messenie
ihr Land von Sparta zuiiickzufordem und dadurch den gaiizei
ponnes umzugestalten^*).
Aber noch ehe diese Umgestaltung vollzogen wurde, l
andere Rewegungen in der Halbinsel aus, welche nicht von '
veranlasst waren. Denn so sehr man sich dort auch an <
Ordnung der Dinge gewöhnt hatte, so dass man sich den Pek
ohne spartanische Spitze gar nicht, vorstellen konnte, so hati
der immer von Neuem und feierlich verkündete Grundsatz v
Selbständigkeit aller griechischen Gemeinden auch dort Ankla
fanden, und es musste die Peloponnesier mit Verdiiiss e
PELOPonNESisoHE i'?rRunE>'. 315
wenn sie sich immer wiederholen lassen mussten. dass di(»ser ririind-
latz fiir sie keine Bedeutung hal)e, dass \w\ ihnen Alles lM>ini Alten
bleibe. Nachdem also schon der Antalkidasfrieih* mancherlei (lährung
bervorgerufen hatte (S. 229), erweckte Thebens kühne Erhebung tue
grüfste Theilnahme, und was konnte auf die Vasallenslaaten Spartas
einen tieferen Eindruck mach(*n, als weini sie sahen, dass Thebens
AbCdl Jalire lang ungestraft blieb und die Züchtigung der Stadt
endlich ganz aufgegeln^n wurde! Das war eine Niederlage Spartas,
irelche der verlorenen Schlacht lange vorauf ging. Damals /cigt(Mi
sich also auch wieder Versuche offener Auflehnung gegen Sparta
und die sfKirtanische Partei, aus denen sich blutige Kampfe ent-
spinnen, welche die peloponnesische Staatenordnung erschütterten,
noch ehe auswärtige Eintlüss<* sich geltend machten.
So in Phigaleia, der alten Bergstadt am Südrande Arkadiens.
Sie war nach dem Falle von Eira von Sparta wie eine feindliche
Stadt erobert wonlen und die Bürger waren nur nach schwerem
Kampfe wieder in den Besitz ihrer Stadt gelangt. Darum hatte sich
bier ein aller Groll erhalten und eine starke antisparlauische Partei.
Kese bewaffnete sich jetzt und vertrieb die regierenden Familien,
«eiche es mit Sparta hielten. Die Vertriel>«*iien setzttMi sich in
Heraia fest, überfielen von dort die Vaterstadt, als diese ein Fest
des Dionvsos feierte, und richteten ein furchtbares Blutbad unter
ihren Mitbürgern an, und zwar nur aus Bachlust. Denn sie er-
kannten, dass sie aulser Stande seien, ihre Macht zu erhalten und
Kgen sich daher, als sie ihr Bacliewerk ausgeführt halten, nacli
Sparta zurück.
Aehnliche Scenen wiederholten sich an verschiedenen Orten, aber
■eist mit entgegengesetztem F>folge. Denn in den meisten Orten
^v die Bewegungspartei die schwächere; ihre Anhanger waren
in den letzten Jahren ausgetrieben und die Macht ihrer (i(*gner war
befestigt worden. Deshalb misslangen auch in Korinth und in Phlius
tBe Versuche der Demokraten, sich ihrer VatersUidt wieder zu be-
Bächtigen, an beiden Orten nach grofsem Blutvergiefseir"').
Das Hauptquartier der peloponnesischen Demokratie war Argos;
iiBd zwar gingen von liier nicht nur Unternehmungen der Part<>i aus.
MBdem es wurde auch die Stadt sellist ein Schauplatz der helXig-
>len Bärgerzwiste, denn weini hier auch keim* auf spartanischen
Bnlluss gestützte Partei an der Begierung war, so gab es doch un-
^Ugesetile Reibungen zwischen den Volksführern und den Männern
316 8KYTAL1SM08 IN ARGOS UM 102, 3; 370.
der Verwaltung, welche man noch vorzugsweise aus den höhen
Ständen naliui. Diese, der unleidliclien Uufdereien nn1de, machU
endlich einen Plan, sicli ihrer Feinde zu entledigen. Der Plan vfxin
entdeckt uud dreiüsig der angesehensten Bürger mussten mit ihr»
Lehen dafür hülsen. Das war aher nur der Anfang. Denn d
ganze Burgerschaft war dadurch in die furch tlmrste Aufregung Tt\
setzt und die Vulksredner benul7.teii diesell>e, um eine gründlid
Säuberung der Stadt von allen volksfeindlichen Elementen zu vei
langen und an einem bestimmten Tage Hol die in Wuih gesetH
Menge mit Stöcken über diejenigen her, welche aus irgend einei
Grunde verdächtig schienen. Zwolibundert Bürger wurden das Opfii
brutaler Gewalt, und als die Volksfühi^er, selbst erscbi^ckt von dei
Uebermafse der Gräuel, welche sie angestiflet hatten, densfibe
steuern wollten, wiu'den auch sie ergriifen und getödtet, so dass en
nach völliger Erschöpfung im Blutvergiefsen die Ruhe zurückkehrte
Das war der unler dem Namen des Skytalismos ( Stock st^hlägerei) be
kannte Aufruhr in Argos; (;in Ereigniss bisher ohne Gleiclien in dci
griechischen Geschichte, so beis])ielh)s, dass es auch auswärts ib
ein furchtbares Zeichen der Zeil angesehen wurde und die AthfM
ehie Reinigung ihrer Stadt vornahmen, indem sie der Meinung \vBm
dass das ganze hellenische Volk durch jene Gräuel befleckt sei.
Dies Ereigniss war nngefTdn* gleichzeitig mit der Schlacht bei
I^uklra; die blutigen Fehden in <len anderen Städten sollen noch n
die vorhergehenden Jahre fallen und sie mögen mit den Verhand-
lungen von *dl[ (S. 286) zusammenhängen, wie ja auch schon dei
erste Friedenssrhluss auf Grundlage der allgemeinen Autonomie ihn-
hebe Parleilwwegungen liervorg(4-iifen hatte (S. 229). llef)erall warn
die allen Ordnungen des (iem(;indelebens und der Staaten bündnis»
erschüttert.
Auch in der natürlichen Welt tiaten damals Erscheinungen ein
welche, wie die den P(;rserkriegen vorangeheiulen NaturemgiiisÄ
als drohende Wahrzeichen angesehen wcirden sind. So wunfc in
.lahre des Archonten Asteios {'M*/^) die hellenische Welt durch ein«
Kometen von unerhörter Gröfse und Helligkeit, den sogenannlfi
Feu<'rbalken, erschi'eckt, und in dasselbe Jahr fallen die Verhängnis«
vollsten Erderschüllerungen, welche jemals den PeU)ponnes, das all
*W(dndiaus des Erderschülterers Poseition', hc'imgesucbt haben, tt
achäische Stadt Bura versank in einen Erdspalt und Helike wnrd
mit dem Grund und Boden, auf dem es stand, in das Meer hinab
ATHENS PELOPONNESISCHG POMTIK 370. 317
gezogen, so dass man in der Tiefe ilesjit»ll>en die einzij^en li<^l)eiTeste
der alten lonierstadt uoch zu entdecken glaubte ^^).
Als nun die Kunde von der leuktrisclien Schlacht durch die
Städte der Halbinsel sich verbreitete, da gewann die Partei, welche
seit Jahren auf die Umgestaltung der pehiponnesischen Verhilltnisse
hiagearlkeitet hatte, natürlich eine ncMie Zuversicht. Die Furcht,
welche sie gehemmt hatte, war erloschen. Das erschöpfte Sparta,
das keinen Mann entbehnju konnte, zog seine Vögte aus den IMfitzen
airöck, wo man bis dahin eine b(^s(Uidere Heaufsichtigimg für nötbig
flutten iiatto. Scheinbar geschah das, um den Verptlichtungen des
letxlen Trakt'itx nachzukomuien, aber Niemand zweifelte, dass Sparta
diesen Schritt nicht gethan lialnMi würde, wenn Kleombrotos in
Leuktra gesiegt hatte.
Es schien jetzt eine leichte Aufgabe zu sein, auch im l*elo-
ponnese die vcrheifsene Freiheit der einzelnen Gemeinden zur Wahr-
Wl zu machen; der Bann war gelöst, die Bewegung frei. Indessen
iw es ungemein schwer, aus den Gleisen der allen V(»rhrdtnisse
ü neue Bahnen der Entwickelung einzulenken. Die Macht {\or (W-
irohnlieit war so grofs, dass auch nach der Sc'hlacht dem Aufgebote
Spartas fast allgemeine Folge g(»leisU*t wurde, obwtdil der ganze Krieg
pgeii Thelten von Anfang her unbeliebt gewesen war. Es gjlbrle
in der gsnizen llalbinsid, aber es fehlte durchaus an eiu(Mn Mittel-
finikte, sowie an einem gemeinsamen Ziel[)uiikle der Bew(>gung.
Sparta hatte alle Staaten isolirt; keiner wagtt» sich voran.
Diese Verhilltnisse entgingen i\vr Aufnu'rksamkeit <ler Athener
wht. Athen hatte schon bei d(Mi letzten (longressverhandlungen
BBweifelhafl die Absicht verfolgt, das Abhangigkeitsverhaltniss der
pdoponnesischen St;iateii zu lösen; aber es hatte seine Absicht nicht
WTeiflit; es hatte die vorörtliche Stellung Spartas am Eude doch
vollständig anerkannt. Jetzt wolllt^ man das Versäumte nachluden.
fclJl schien die Stelle eines pelopomiesischen Vororts so gut wie
«rittligl; es kam also nur darauf an, keine dritte Macht in diese
Ueke eintreten zu lassen. Deshalb erging bald nach dem Tage von
J^lra eine AutTorderung an die iKdoponnesischen Staaten, Abge-
wdDcte nach Athen zu schicken, um hier die Bedingungen des
telen Friedens von Neuem zu beschwöien. Dadurch brachten Athen
^•8 Recht der rel)erw€ichung des Friedens in seine Hand, und es
•turde demsellien noch eine erhöhte Bedeutung gegeben, hidem dies-
bmI festgesetzt wnnh^ dass alle Theilnehmer verptlichtet sein sollten,
318 ARKADISCHE VOLKSBEWEGUNG.
jeden AngrifT auf die Unabhängigkeit eines einzelnen der dem Frie-
den beigetretenen Staaten mit gemeinsamer Kraft zuruckzuweiiiflL
Es war der Anlauf zu einer durchaus neuen und kühnen Politik,
indem Atiien sich anschickte, die fuhrerlosen Gemeinden der Halb-
insel um si(^h zu sammeln, und wenn es Sparta gegenüber alierdin^
als eine arge Verletzung hundesfreundlicher Gesinnung erschien, dM»
man die Niederlage der Spartaner sofort zu eigenem Vortheile auf«
l>eutete, dass man ihre Macht gleichsam füi* erloschen erklärte und
die Erbschaft derselben anzutreten sich })ercil zeigte, so konnte man
dies Verfahren nur so entschuldigen, dass man dadurch jeder Eia»
mischung Thebens entgegentreten wollte. Indessen zeigte sich bali^
dass die Athener unfähig waren, die Leitung der pelopounesischet
Verhrdtnisse in ihre Iland zu nehmen*^).
Hier nahmen die Bewegungen bald einen sehr ernsten mi
enLschiedenen Charakter an, namentlich in Arkadien. Denn Hat
Landschatl war von allen Theilen der Halbinsel durch Spartas lieber-
macht am meisten in ihrer Entwickelung gehemmt worden. Sie be*
stand aus ehier Gruppe von stadtischen und ländlichen Gemeiiidei,
die von Alters her durch gemeinsame Gottesdienste, wie die des Zev
Lykaios und der Artemis Hymnia, verbunden waren. Der Gipfel te
Lykaion war der heilige Berg, der Olympos aller Arkader. Eil
kraftiges Bergvolk bewohnte die arkadischen Kantone und die vida
Söldner, welche von hi(^r ausgewandert sind, um in Sicilien, in Am
und Aegypten Ehre und Reichthum zu gewinnen, bezeugen dm
Uelwrschuss von Kraft und Unternelnnungsgeist, welcher in den
Volke lebte. Deshalb war es immer ein Ilaupigesichtspunkt spl^
tanischer Politik gewesen, diese Volkskraft für ihre Zwecke zu be
nutzen und sich dienstbar zu machen. Seitdem also die huUt'
werfung Arkadiens an dem Widerstände der Tegeaten und ihrer
Bundesgenossen gescheitert war, strebte Sparta unablässig dahin, jede
selbständige Machtbiidung in Arkadien zu verlündern. Am unbe-
dingtesten leitete es die bäuerlichen Gemeinden, welche in den Thi-
lern des Alpheios und seiner NebenHüsse wohnten und bei ihrer
lockereu Stannn Verbindung gar nicht daran dachten, eine eigene
Politik zu verfolgen. Von den Städten des Landes war Tegea durch
alte Verträge an Sparta gebmiden und wurde seiner Bedeutung wegei
immer mit besonderer Vorsicht und Behutsamkeit behandelt. Ueber
Mantineia al>er war das Gericht spartanischer Zuchtgewalt in voller
Schwere ergangen; in Dorfgemeinden aufgelost, lebten die Bürger,
AOFBAU TON MANTINEU 102, S; 870. 319
m man sich in Sparta sagte, vollkoninien zufrieden (S. 232 ('.). In-
fessen ga])en die Mantineer doch, so hald sie freie Hand halten,
Ceaen Zustand wieder auf, riefen die vertriehenen Volksführer zuiück
Vkd bauten sich, nachdem sie vierzehn Jahre zerstreut gewohnt hatten,
ikre Stadt wieder auf. Durch den Schaden heielirt, den sie l)ei der
Bdigerung durch Agesipolis erlitten hatten (S. 231 f.), schlössen
■e jetzt den Ophisbach aus und gaben der Ringmauer einen Stein-
Nckel, welcher sie gegen Beschädigung durch Wasser siclierte.
Die Erneuerung der Stadt war eine ofl'ene Erhebung gegen
Sfula, die erste enUchiedene Scliilderhebung unter seinen Bundes-
|ni088en. Deshalb wurde sie wie eine allgemeine peloponnc^sisclie
Angelegenheit angeselien. Die Nachbarorte halfen bauen und die
Beer schickten Geldbeitrdge, um den Bau zu beschleunigen, ehe die
Spurtaner das Werk hemmten. Aber diese waren so muthlos, dass
fle an eine enistliche Verhinderung gar niclit dachten. Es kam
fluieD nur darauf an, die olfene Verletzung ihrer Ehre und ihres
imehns abzuwenden. Darum musste Agesilaos, der freundschaft-
liebe Verbindungen in Mantineia hatte, durch persönliche Vorstellungen
wenigstens eine Einstellung des Mauerbaus zu bewirken suchen.
Min solle nur der Form wegen bei Sparta anfragen; er verbürge
■eh dafür, dass die Genehmigung nicht ausbleibe, ja man werde
•cihit den Bau untei*stützen. Der Auftrag war an sich sehr pein-
Bdier Art; noch demüthigender aber war es, dass die Behörden von
Kes-Hanüneia den Anlass benutzten, um den Röuig SparLis die v(T-
Uerte Lage der Dinge in vollem Mafse fühlen zu lassen. Er wurde
eehnikle abgewiesen, weil, wie es hiel's, an dem Beschlüsse iVvr (le-
■einde nichts geändert werden könne — und auch diese Demüthi-
9Dig musste Sparta ruhig hinnehmen. Es wurde also auch im
'doponnes an der Stelle zuerst gestraft, wo es sich am schwersten
Hnündigt hatte; das verwüstete Mantineia wurde der Ausgangspunkt
4r arkadischen Volkserhebung^^).
Arkadien war ein für freie (lemeindeverfassung geschaffenes
fterj^nd. Es nährte ehi zahlreiches Volk, das gesund und gem'ig-
am, waffenlustig und unternehmend war, ein Volk von Bauern,
igern und Hirten, das sich als das eigentliche Slammvolk der Halln
nel ansah. Zm* Zeit der Perserkriege belit^f sich die gesamte
Kriegsstärke auf etwa 25000 Mann, wovon ein Drittel auf die drei
rftfseren Städte kam, Tegea, Mantineia und Orchomenos, das üebrige
uf die kleineren Städte und die Gauverbände. Denn Arkadien war
320 DIR ARKABISCHR NATIONALPARTFJ.
ja eine Mustorkarlo von Repnbliken. Die SUatsformen der verschk
denslen Epochen bestanden hier in den verschiedenen kautonr
neben einander, von den modernsten St4')dt4^nindungen, wie das denw
kratische Nen-Mantineia war, bis zu den einfachsten und altei
thüniHclisten aller Verla ssnn gen , wie sie in den bäuerlichen K»
Ionen des Alpheioslhals besUnden, bei den Parrhasicrn, Kynarier
n. s. w., welche, in zerstreuten Ortschaften angesiedelt, niclils Ge
nieinsanies halten als ihre Slannnesbeiligthümer. Diese Zersplitterun
war von Sjmrta auf alle Weise Wgünstigt woixlen, weil sie di
Schwache des Landes ausmachte. In diesem Zustande war das Lau
aufser Stande, sich des spartiuiischen Einthisses zu erwehren; e
war die offene Strafse für die lakedfunonischen Ileerzfige; die B^
wohner lieferten ein iiumcT dienstfertiges Material für die in Spiro
gemachten Kriegsplane und die Stimmen der vielen kleinen Gemdi-
den sicherten Sparta die 3Iajoritat bei allen ßerathungen der Bund»-
genossen.
Diese unwürdige Dienstbarkeit hatte seit lange eine grofsc ü^
zufried(jnheit hervorgerufen, welche beim Verfalle der Msicht Siwrt»
zum Ausbruche kam. Nach der leuktrischen Schlacht tritt die Pari«
olfen hervor, welche Arkadien frei machen will. Es erwacht m
nationales D(?wusstsein. Man ffddt, wie schmachvoll es sei, da»
das rdteste Volk der Halbinsel, zugleich <las stärkste und zahlreirbstf.
in seiner (lebundenheit und Schwache innuer zu fremden Zwerkffl
missbraucht worden sei; mau tuhlt, dass dasselbe zu einer gan
anderen Stc^llung in (h»r griechischen Welt berufen sei. Tliebfi
wirkte als vorleuchtendes Beispiel. Durch den Sieg der Volkspartfl
war Theben in wenig Jahren aus dem Vasallen Sparlas eine Grofe-
macht gewcu'den. Der glei<'he (ledanke zünd<»te nun auch hier; m»
wollte aus der kümmerlichen Kleinstaaterei heraus; ein freies, einip*
und starkes Arkadien sollte hergestellt werden und so enlslanikn
Bewegungen, welche weit hinausgingen über die Gaue v<m Maiitiwia
und sich ülx^r ganz Arkadien verbreiteten^^).
Die Aufgabe war hier ungleich schwieriger als in Böotien. Ktf
war kein Ort, wie Theben, welcher der Mittelpunkt des Landes w«^
den konnte; es musste ein neuer Mittelpunkt geschaffen, eine neof
Hauptstadt gegründet wenleu, 'und zwar in dem Tfieile des Ijindes,
in welchem noch keine Stadt vorhanden war, inmitten der Ganf»
die Sptirta am nächsten lagen und am vollständigsten von ihm ah*
häugig waren.
DIE LAGE DKU NKUKN lIADI^TäTADT. 321
Die (leiiiukratische Partei iiniss iaii<;e im Slilioii (liäli^ gewesen
.sein, denn gleich nach der Schlacht In^i lAMiklra isl zwischen den
^ verschiedenen (lenieinthMi ein<! Verstandigniig üher die wichtigsten
I lalkregehi er/ielt und die «hirchgreil'endsten Besclih'isse werden ins
Verk gesetzt. Der Dhilz der neuen IlauidsUdt ist gewilhlt, und zwar
l in der i'ruchtharsten KixMie iU'^ sudhciien Arkathens, am lleh'sson,
(km Mebenllusse des Alpheios, eine halhe Meile von diesem enl lernt.
ä Es war nicht die llücksiclit der Testigkeit, welche lür diesen
I Ort eulschied; denn er liegt in einer nnildenrörniigen Senkung, ohne
j| Biir);iiülie, ohne luttürlichen Schulz. Dagegen war die fruchthare
^ Gegend dem Gedeihen einer gröiseren Stadt sehr günstig; es war
g^ hier eine Verlundung von Land- und Stadtk'hen möglich, wie sie
X dem Sinne der an kindliche (leschat'le gewohnten Arkader zusagte;
j die Uauptsache al)er war, dass die Wohnsitze zweier der hedeutend-
Ä 8teu Stamme Siidarkadiens hier zusaminenstierseii, die der Mänalier
ff und der Parrhasier.
Aus dem Mainalosgehirge strömt der [lelisson herunter und die
Südhälftc der neuen Stadt hieis von einer manaUschen Ortschal't Orestia.
Das andei*e Uler gehörte den Parrhasiern, welche das Lykaion inne
bUeu, das mit seinen Wahlhohen <las Ali)heiosthal im Westen üher-
n(^ uml durum wurde auch ein Filial des hkaischen Zeusdienstes,
des UTdlten Mittelpunkts der ganzen (legeud, in der >Litle der lUMien
^ Stadt gestiftet. Sie war durch ihre J^age (mu lvreuz{Minkt der wich-
r ligsten Ileerstrarsen, welche Arkadien, Messenien und Lakonien ver-
I hodeu; sie sollte ein Tester Sammeh)rt der umliegenden Dorlge-
;: Beindeu sein, deren (jehiet his dahin den Spartanern völlig ollen
l gelegen hatte, und nicht nur die arkadischen Gemeinden wurden
I dadmrdi zu einem selhstandigen Dasein herut'en, S(Hnlern auch die
■ verwaudten Stamme, deren (vchiet seil Jahrhunderten in Lakonien
einverleibt war, die Ikiwohner des olM;ren Eurotas- und des Oiinis-
^b, wurden in AulVeginig versetzt, st» wie ihnen die Möglichkeit
sidi zeigte, sich an ein neu erstehendes, mächtiges Arkadien anzu-
Khüe&en, und Sparta wurde auf dies*^ Weise in seinem eigenen
Territorialbesitze getahrdet.
Die rasche und glüt^kliche Wahl des JJauidalzes sowie die ener-
RUche Ausluhrung der neuen Stadtgründung würde sich schwer
kgreifen lassen, wenn die Arkader, welche zu gemeinsamen Unter-
iiehmuugen su wenig vorlhireitet waren und jeder vorörtiichen Lei-
tung entbehrten, ganz aul' sich seihst angewiesen gewesen waren.
Cnrüuf, Gr. GcBch. III. 21
322 GRÜfTDUTVC VO?l MEGALOPOLIS IM, S; 870.
Ein ciuswärtiger Einfluss ist unverkennlinr und Epameinondas
geradezu der Gninder der neuen Hauptstadt genannt. Von ihm
können Avir annehmen, stammen die leitenden Gedanken; auf :
Veranlassung hildete sich eine Behörde, welche, aus den ver»
denen Städten und Gauen iler Landscliafl geA^'ühlt und mit
machten ausgenistet, das gemeinsame Werk in das Leiien rief,
waren 10 Manner, je zwei aus Mantiueia, Tegea und Kleitor,
den Manaliern und den Parrhasiern. Unter ihrer Aufsicht i»
der Stadthau l)etrieben und zwar in grofsem Stile. Denn es \
kein hlofser Waffenplati zum Schutze der Grenze sein, kein M
Mauerring zur Aufnahme der Dorfbewohner in Kriegszeiten, soi
eine stattliche und vollständig eingerichtete Niederlassung, eine r
mafsige, moderne Grofsstadt, welche sich inmitten einer von Ba
und Hirten 1)ewohnten Gegend, auf einmal \^ie durch einen Zai
schlag erhob und eine ganze Laudschatt umgestaltete. Ein o
Mauerring von 50 Stadien schloss die Slrafsen und öffentlichen P
ein, welche sich zu l>eiden Seiten des Flusses ausbreiteten,
gab ihm den Namen der '(irofsen Stadt' (Megale polis) und lieei
sich, durch die prächtigen Anlagen des Theaters, des Markts,
Brücke u. s. w. Zeugniss davon abzulegen, dass es den Arka
an Mitteln und Bildung nicht fehle. Einzelne reiche Manner schm
ton die Stadt mit Prachtgebäuden, welche nach den freigebigen 1
lierrn genannt wurden. So das Thersilion, das itir die Versal
hingen des neuarkadischen Gesammtniths bestimmte Gebäude.
Pammenes, der thebanische Feldherr (S. 263), war lieaufti
die Anlage und Ausführung des Ganzen zu überwachen. Ab«
zeigten sich keine Kriegsgefahren. Mit demselben Gefühle der Sic
heit, welches sich in der Wahl des Orts und in der stobsen
nennung der Stadt kuntl giebt, baute man dies Trutzsparta an
Granzen Lakoniens, als ob gar kein Sparta mehr vorhanden ij
es war so gelähmt, dass es jede Demnthigung ertrug und sich
seiner Mannschcift nicht mehr über die Landesgränzen hinaus w
Indessen war Megalopolis einstweilen noch eine Stadt <
Staat; sie war die Frucht eines nationalen Aufschwungs, das Syi
einer Euiheit, deren Verwirklichung noch ein ungelöstes Prol
war. Fmlich hatte man gleichzeitig mit dem Stadtbaue auch
Gnmdung einer Landesverfassung in's Auge gefasst. Megaioj
sollte nicht blofs für die bis dahin stadtlosen Kantone ein Mi
punkt sein, sondern für ganz Arkadien ; es sollte der Sit£ arkadis
WIDERSTAND GE4;KN DIE ELMIEITRBESTRERrNr.EN. 323
entralbellörden und einer die f;anze Landsdiatl verlreteiiden Ge-
ttindeversaniinJiing sein. Eine solche waren die sogenannten Zehn-
luaendy liir die das Tliersilion gelmnt war; ein Ausächuss sAinnit-
kber ßürgerschatXen iVrkadiens, welcher hier zu l)estinnnlen Zeiten
tegen, über die wichtigeren T^ndesangeiegeniieiten Ijesriiliefsen und
die Behörden wAlilen sollte, welche in i\vv IlauptsLidt ihn^n Sitz
Inbeu und ein stehendes Heer von 5000 Maini, die 'E|>ariten', zu
ihrer Verfügung lial)en sollten^-).
Der Verfassungsentwurf war leicht gemacht, seine Ausführung
llieb aber auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Denn die den
Hdkuen eigene Zähigkeit im Festhalten örtUcher Unterschiede war
nifeiids gi'öfser als in Arkadien, wo jede (Gemeinde ihr scliarf aus-
feprägtes Sonderlebeu hatte. Das Verschmelzen der verschiedenen
Kantone zu einem gemeinsamen Vaterlande scheilerte zuerst an den
Staaten, die es nach wie vor mit Sparta hielten uml also der ganzen
antifipartanischen und demokratischen Bewegung von vorn herein
Ceiudlich waren. Dazu gehörte Orchomenos, ein altsliidtischer Kanton
■it einer mächtigen Burghöhe, nördlich von Mantineia, welcher aufser-
Üb des eigentlichen Stadtgebiets noch einige Ortschaften (Methydrion,
Theisua, Teuthis) unterworfen hatte und wie Vogteien regierte. Hier
bestand eine strenge Geschlechterherrschaft und in Folge dessen eine
fale Anhänglichkeit an Sparta. Die nachbarliche Eifersucht gegen
Kaotineia steigerte diese Stimmung, und <la die von Orchomenos
abhängigen Ortscliaften als selbständige Gemeinden zur Bildung der
Baoptstadl herangezogen waren, so sland Orchomenos naluriich
Äesen Neuerungen sehr feindlich gegenüber. Eine ähnliche Stellung
hatte Heraia, der Vorort von neun Gauen, welche am i'echten
Alpheiosufer, am Ladon und Erymanlhos zerstreut lagen, dort, wo
das enge Gebirgsland sich gegen Elis ölfnet.
Diese beiden Staaten waren es, welche wie feste Bollwerke der
fafiokratischen Zeitströmung widersümden , und während in den
ttidem Städten wohl noch Bruchtheile der Bevölkerung vorhanden
vareo, welche aus alter Familientradition sparUnüsch gesinnt waren,
M war hier niemabi eine demokiatiscbe Partei aufgekommen. Wenn
filier Sparta auch aufser Stande war, der arkadischen Bewegung im
Gaoien entgegen zu treten, so durfte es doch solche Bundesgenossen
nichl verabsäumen. Es wurde auch in der That dafür gesorgt, dass
Orchomenos durch eine Besatzung von 1000 Lakedämoniern ge-
deckt wurde, zu denen noch eine Schaar von 500 böotischen und
21*
324 DIE WIDERSTREBENDEN STAATEN.
argivischeii FluclitUngen kam, die von dtMi Orchomeiiiern in Sok
genoimnen waren, nnler Führnng des lV)lytropos. Heraia abe
wnrde um dieselbe Zeit erweitert und befestigt; es wurde zuere
eine wirkliche Stadt, und dies neue Heraia sollte nun im Gegen-
satze zu der demokraliscben Hauptstadt tur die conservative Partf
ein Waü'enplatz und Mittelpunkt sein.
Die zweite Schwierigkeit erwuchs den Kinheitäbesti*el)ungpu au
dem WidersUmde der kloinen (iemeinden im südwestlichen Arkadien
Zu ihren (lunsten war vornehndich die neue Gründung gemadi
worden; auch hatten sich die Abgeordneten der Gemeinden bere
erklart, die neue Stadt zu bevölkern. Als al)er die Parrhasier tu
ihren Waldhohen niedersteigen und in die Hingmauer umsiedd
sollten, da erwachte in voller Starke die alte Heimathsliehe; namen
lieh waren es vier Gemeinden, welche sich entschieden weigerteü
ihre Wohnsitze zu verlassen, und so kam es, dass diejenige Unter
nehnuuig, welche recht ans dtMU treiesten Nationalwillen henrorg»
gangen uml nichts als die Erfülhmg langst gehegter Volkswünscfie
zu sein schien, zwangsweise durchgesetzt werden musste. Lyk«
und Trikolonoi wurden zur Nachgiebigkeit gezwungen. Die Tu-
pezuntier wanderten aus, um sich dem Zwange zu entziebea,
Lvkosura am Fufse des Lvkaion, der Sa«:;e nach die Altinüte Stadt
welcln» die griechische Soinie beschienen hat, wurde von Zwangs-
malsregeln verschont. Die Einwohner blieben, wrdn^end die anilerm
Gemeinden des Alpheios und seiner Neben! hrder ihre Sellwtämlig-
keit aufgaben und ganz oder theilweist; in die HauptsUidt über-
siedelten").
Viel schwieriger war aber noch die I.age derjenigen Staalrt,
welche seit alter Zeit selbständig gewesi-n waren und ihre eigew?
Geschichte hatten. Hier waren Partei kam j^fe unvermeidlich, iudetn
die nationale Partei verlangte, dass die Städte zu Gunsten eiu«?
einigen Arkadiens auf ihre Selbständigkeit verzichten sollten, wjs
den Anderen wie «»in Verralh am eigenen Herde erschien; sie woll-
ten sich nicht selbst aufgeben. Deshalb waren aufser den eigent-
lichen Aristokraten, welche die Helormen ihres demokratiivlwo
Charakters wegen verabsch(»uten, auch viele Dnrger von gemäfsigtff
Uichtnng gegen die Forderungen der Nationalpartei und die Bnrgwr-
schat'ten trennten sich in feindliche Hälfttm. So namentlich in Tejn»-
Die Tegealen waren seit Jahrhunderten treue Bundesgenossrtl
Spartas, und es lebte in den Familien, welche die öirentUclien An-
PARTEIKAMPF LN TEr.li:A 102, 8; 370. 325
gelcgt'iilieiteii in diesem Sinne leilelen, ein Ificliliger Sinn, wie sicli
dies in Stasippos, dem damaligen FfdnMM* der conservalivcn Paiiei,
leigt, einem Ehrenmaime, von dem hezeugl wird, dass er alle Auf-
ferderungeu, sich in nnrerlillicher Weise seiner Gegner zn enlledi-
gen, unwillig zurnckgewi(»sen habe. Die Fnhrer der Gegenpartei
waren Kallihios und Proxenos, der Letztere einer der (lonnnissarien,
wiche die Gnuidung der nen(;n Ifanpistadt geleilet halten. Tegea
hatte jQso von Süiatswegen dieselbe gefordert, Mittel dazu bewilligt
und wohl anch einen Theil seiner Hevolkernng dahhi gesendet. Die
Kalioiialpartei wollte aber weiter gehen nnd als die Uegiernng der
SUdt von einem Anlgeben der eigenen Selbständigkeit nichts wissen
wollte, kam es zn Gewaltmafsregeln. Die INationalen greifen zu den
Waffen, Proxenos Itdlt im Strarsenkami)t'e und seine Scliaar wird auf
dm Ausgang der Stadt nach der Seite von Mantineia zurückgedrängt.
Hier im Thorgebünde i'asst sie wieder festen Fufs nnd weifs sich,
während Stasippos durch eingeleitete rnterhandlungen aufgehalten
und au der vollständigen l'nterdruckung des Aufstandes gehemmt
wird, heimlich Zuzug aus Manthieia, dem llauptherde der arkadi-
when Demokratie, zu verschalVen. Da wend(;t sich das Glück. Die
Partei des Stasijipos nniss die Stadt räumen und zieht sich in ein
vorslädtisches lleiUgtlnnn der Artemis zurück. Aber die Heiligkeit
des Orts schützt die rnglücklichen nichl. Sie werden herausge-
trieben, enlwaü'net, gebunden und auf einem Wagen in die Stadt
gebracht. Hier erwartet sie ein Gericht, das ganz ordrnmgswidrig
mit Zuziehung der Mantineer gebildet war. Von dems^'lben werden
WB verurteilt nnd hingerichtet. Es war ein revolutionärer Terro-
rismun, welcher jeden Widersland gegen die Gesamlslaatsinteressen
wie einen Hochveri'ath ansah und di(^ widerstrebenden Elemente
»wrottcn wollte.
Achthundert entkamen nach Sparta luid verlangten hier Schutz
liver Interessen. Die Ephoren glaubten (^twas thun zu müssen,
tun den Iieschwornen Verträgen gemäfs den Friedensbruch zu rächen,
8D«I Agesilaos wurde mit einem Heere ausgeschickt, welches von
Heraia und von Lepreon Zuzug erhii'U. Die Arkader standen in
Aaca vereinigt, mit Aiisnahme dr'r Manlineer, welche mittlerweile
gegen Orchomenos ausgezogen waren.
Agesilaos ruckte in das Gebiet der Mänalier und besetzte hier
die Ortschaft Eutaia, die zu dem Gebiete gehorte, welches die
Xuitineer sich früher unterworfen hatten (^S. 230). Die Einwohner
326
AGESILAOS IN ARKADIEN 109, S; STO.
waren, wie es sclieint, nocli nicht nach Megalopolis ül)ergesi«lcll;
sie wurden mit grofser Milde iiehaudelt und sogar bei der Hersti^lffl^i
ihrer Mauern unterstützt; sie sollten erkennen, wie wenig SparU ■
in ihrer Selbständigkeit kränken wolle. Dann rückt Agesilaos vaA\
Mantineia; die Arkader folgen, aber man hatte auf beiden Sau
keine Lust zu einer Schlacht. Agesilaos' Stolz war so weit gebcojl,
dass er es schon für einen Ruhm hielt, sich wieder aulswliil
Lakoniens mit einem Heere gezeigt, einige Felder verwüstet and da
Feinden sogar eine Schlacht angeboten zu haben. Die Jahresrit
war inzwischen rauh geworden. Der Hauptgi'und seines Rnekzap|
war aber die Aussicht auf ein thebanisches Heer. Denn die Arkidtf'
hatten sich im Gefühle eigener Schwäche und Unsicherheit nAI
auswärtiger Unterstützung umgesehen. Sie hatten sich an Alki
gewandt, weil sie nach den letzten Verhandlungen (S. 317) vonfai
Hülfe zu erwarten hatten. Athen hatte sie abgewiesen; desto H
reitwilliger fanden sie Theben**).
Theben hatte in Mittel- und Nordgriechenlaiid eine feste SlelhUi
gewonnen. Es bedurfte jetzt eines anderen Schauplatzes und «ier|
anderen Aufgabe, um sich seiner neuen Machtstellung wönlig
zeigen, den erwachten Kriegsmuth zu stählen und in gemeinsani]
Unternehmungen die Verhindung zu stärken, welche es in Böoti«!
und seinen Umlanden zu Stande gebracht hatte. Es führte ja d*l
Unabhängigkeitskrieg für alle Hellenen (S. 313), es war der Ifr
rufene Hort und Bundesgenosse der nach Selhstandigkeit ringend«
Halbinselstämme. Die staatliche Vereinigung B^otiens war da!»Vfl^
bild der Arkader; Heraia und Orcliomenos mussten eben so ««
Plataiai, Thespiai und das böotische Orcliomenos bezwnng«a werde«,
um den Einheitsstaat zu Stande zu bringen. Nur war in Ärkadiei
kein geschichtlich gegebener Vorort, keine Bundeshauptstadt, der*
Ansprüche man nur zu erneuern brauchte, sondern es war ei*
ganz neue Hauptstadt, eine künstlich geschaffene Centralinacht, vd
die Föderalisten Arkadiens waren nach der ganzen Natur und fr
schichte des Landes der Einheitspartei gegenüber ungleich berei'
tigter, als es in Bootien der Fall war.
Epameinondas seihst dachte gewiss nicht daran, eine beMiffli''
Form staatlicher Einigung den Arkadern aufzunothigen; er iBns^
aber mit aller Macht daiur einstehen, dass Arkadien in seiner N««*
gestaltun^ nicht von Sparta gestört wurde; er mnsste Alles daü
thun, dass Arkadien auf die Dauer in Stand gesetzt werde, neMi
THEBEN r^ACH DEM ^ELUPO^^^£ä GEKUFE?!. 327
AogrilTen des Feindes Widerstand zu leisten; er gab dadurch zu-
gleich einen Beweis fui* die uneigennützig nationale Politik Thebens,
vdches nicht über geschwächte Staaten herrschen, sundern mit er-
starkten Staaten verbündet die Unabhängigkeit der griechisciien
Stämme schützen wollte. Deshalb kam ihm das Ilülfsgesuch der
Arkader, denen sich Argus und Elis anschlössen, sehr erwünscht,
damit Theben, das seinen leitenden Euiiluss in den messenischen
und arkadischen Angelegenheilen schon geltend gemacht hatte, nun
auch mit den Waffen m der Iland als hellenische Macht üi der
Halhiosel auftrete.
Der Peloponnes galt noch immer für die sicher verwahrte
imierste Burg von Hellas. Es schien von Natur durch die Isthmos-
pbirge so sorgfältig verriegelt zu sein, dass es vermessen schien,
iese Schranken zu durchbrechen, [phikrales hatte sie durclil)rochen,
aber die Verbindungen Mittelgi'iechenlands mit einzelnen Hall)insel-
staaten hatten sämmtlich keinen rechten Bestand geliabt. Jetzt wurde
« anders. Die Furcht vor Sparta war verschwunden und damit
hatten auch die isthmischen Pässe iln*e Bedeutung verloren. Epa-
meinondas, Pelopidas und die anderen Bundesfeldherm führten das
Beer noch vor Ende des Jahres 37U ül)er den Isthmos und ver-
«nigtcn sich mit den Arkadern, Argivern und Eleern bei Mantineia;
« kam hier ein Heer von 70,000 Mann zusammen, darunter über
die Hälfte schwerbewaffnete Krieger.
Was den Schutz der Mantineer betrilft, so war die Ankunft
des Heers unnütz; denn das blofse Gerücht von der Annäherung
der Thebaner hatte genügt, Agesilaos zum Abzüge zu veranlassen.
Sollten nun auch die Thebaner ohne Weiteres umkehren? Das war
die vorherrschende Meüiung im Feldherrnralhe und sie schien um
w begründeter, da in nächster Zeit um die Wintersonnenwende das
^t der Büotarchen zu Ende ging und zu weiteren Lnternehunmgen
feine Vollniachten gegeben waren. Epameinondas aber hatte sicher-
Bch von Anfang au etwas «Vnderes im Sinne gehabt; er wollte nicht
erfolglos nach Hause kehren. Er wusste, dass die arkadische Be-
wegung auch die Umlande Spartas ergrilfen habe und dass die
Gränzorle schlecht bewacht seien, da die Spartaner in dieser Jahres-
leit keinen Angrifl* erwarteten. Die peloponnesischen Bundesge-
nossen drängten ihn, die vorhandene Gelegenheit zu benutzen; er
konnte hofleu, am Eurotas dem ganzen Kriege, welcher gegen die
328 EPAMEI>0>'DAS AM EUHOTAS 3C9 WINTER.
GewaltlieiTscliafl Spartas gefulirl wurde, ein rasches und glorreich«
Ende zu machen.
Deshalh ühemahm er nel)st Peh)i)idas die Verantworluug för
den weiteren Fehlzug; die andern Fehlherrn traten zurück; es war
eine persönliche That der heiden Freunde. In vier Heeriiaufen
fährten sie die Truppen durch die Gehirgspasse Lakoniens; sie ver-
einigten dieselben im Oinustiiale hei Sellasia, zogen von der Mün-
dung des Ohius das linke Eurotasufer hinah und ohne einem Wider-
stände zu begegnen, standen sie Sparta gegenüber, nur durch die
Eurotasbrücke von dem Markte der SUidt getrennt, welche in ilirer
weiten Ausdehnung durch keine Mauern oder Vorwerke geschütit
war*^).
Bedenkt man, wie sicher sich die Spartaner inmitten ihres toq
Hochgebirgen unu'ingten Thaies bis dahin gelühlt hatten, wie seit
dem Ileraklidenzuge kein i'eindUches Heer im Eurotasthide ei*schie»eii
war, so begreift man den unerhörten Schrecken, welcher die Be-
völkerung ergriff. Die Mannschaft war schwach und niuthlos, die
Frauen, die niemals den Rauch eines feindlichen Lagerfeuers gesehn
hatten, erhöhten die Verwirrung durch ihren mafslosen Jauuntf.
Die Dorfschaften der Periöken sahen in dem Heere der Verbmidelei
ihre Befreier und erhoben sich gegen ihre Gewaltherrn; die Heloten'
nmssten zur Vertheidigung der Stadt aufgeboten werden, aber audi
sie waren unzuverlässig und man wusste nicht, ob man von ihreo
neugebildeten Schaaren, die sich bis auf GOOO beliefen, mehr za
fürchten oder zu hoffen habe;. Am schünnnsten aber wai* die In-
sicherheit unter den Bürgern s(»lbst, bei denen es nicht an Yer-
rathern fehlte, welche glaubten. Sparlas letzte Stunde sei gekommen
und man müsse dein Sieger bei Zeiten huldigen. Wir wissen ja,
wie viel Gührungsstoff uml Neuerungssucht im Lande vorhanden war.
In dieser Noth bewilhrte sich Agesilaos. Er, der sich sagen
musste, dass seine Polilik den SUiat in diese I^ge gebracht habe,
er that nun, was er konnte, um alles Frühere gut zu machen und
die Vaterstadt zu retten. Er leistete das Lnglaubliche. Er wusste
die Verstärkungen, welche von einzelnen Staaten herl>eikanien, auf
sichern! Wege an sich zu ziehen ; er hielt in der von Janmier er-
füllten Stadt die Ordnung aufrecbl ; er hemmte die Kampfwnth der
Mäimer, welche Sparta dem Feinde in die Hände geliefert haben
würden , wemi sie es auf einen ollenen Kami)f hatten ankommen
lassen; er vertheilte die Truppen auf den [löhenpunktcn , nuler-
AGESILAOS RETTET SPARTA. 329
ekle mit liewiindcruiigswurdiger doislesgo^enwHrl die ange-
Rneneii YeiTalhereieii, und vollzog uiit einer durch die Gesetze
m gerech Iferligteu ^li*enge rasche Todesurteile an den Meuterern.
unterstützte die I^ge der Stadt. Demi das Terrain war von
ur der ArU dass es wegen des Flusses und seiner sunij)ligen
r einerseils und andrerseits der verschiedeniMi Hrige1gru|>|»en und
IpSsse wegcm auch ohne künstliche Werke zu v<4*theidigen war.
Eimmeinondas wollte erst i1l)er die Kurotashrücke unniittelhar
das Herz der Stadt eindringen; als er ah(*r an der ßiiicke stand,
er die Trupiien am anderen Ufer heim Ueiligthume der Athena
a 80 zweckmäfsig aufgestellt, dass er es nicht wagte, den Ueher-
% ta erzwingen und durch den Itohlwt^g, welcher auf den nahen
rkt führte, sich Bahn zu hreclren. Er zog also am Eurotas ah-
Is, der mit seinem hoch anges4;h wollenen Stnune der heste Ihm-
gcDosse S|)artas war, am Fufse des Menelaion entlang, welches,
! der römische Janiculus, das der Stadt geg(Mird»erliegende Tfer
iragt Eine halbe Meile unterwart.s l)ew(M*ksUdligte er nicht ohne
iwierigkeiten den Uebergang, setzte sich in Amyklai fest. Ober-
weuimte von hier aus mit seiner Heiterei die ganze sudliche Um-
QRg der Stadt und machte einen zw('iten Versuch, in die Sl^idt
nidringen. Al)er die Trup^H^n winden heim Vorrücken in der
derung des Eurotas von einem Hinterhalte ilberfallen imd durch
chieitige ReilcrangrilTe zurückgeworfen. Die Th(d)aner waren auf
npfe dieser Art wenig vorWeitet^ die Bundesgenossen aber noch
liger brauchbar und zuverlässig. Von den Pt^oponnesiern hatttm
Meisten keine andere Absicht, als sich in Streif/ügen zu be-
Aiem, und nachdem IIukmi dies in der wohlgeptlegten und von
odeii unlieruhrten Landschatt nach Wunsch gelungen war. (Ingen
an, die ei^ste Gelegenheit zu l)iMuit/en, nach Hause zurückzu-
nn, zumal da der lakonische Winter sich in seiner ganzen Strenge
b liefs.
Epameinondas nnisste \m diesem auf eig(^ne (lefahr unteruom-
Nn Feldzuge sich vor jedem ernsllichen Infalle auf das Sorg-
igste hüten. El* gab also die ferneren Versuche gegen Sparta auf,
das Eiin)tastliai hhnmter und rächte sich für die vielen IMün-
imgen seiner Heunath durch eine vollständige Verheerung des
ides bis ziur Küste von Helos himuiter. Die olfiMien IMatze wurden
kaml gesteckt, (ivtheion mit seinen Schitfswerften und Magazinen
drei Tage berannt und genonnnen; ja es wurde eine theba-
330 EPAMEIiNONDAS IN HESSENIEN lOSI» S; S69.
iiisclic Besatzung libieingclegl, uin vou hier aus den kleinen Krie
fortsetzen zu können. Es war ein Dckeleia auf lakonischem Bod«
doppelt wichtig, weil die umwohnende Bevölkerung den Spartann
feindlich war und sich zahlreich an die Verhündeten aogeschlosai
hatte. Diese musste vor der Bache Sparüis geschützt werden. D
mit glauhte Epameinondas sehie diesjährigen Uniernehoiuogen
Lakonien hescldiessen zu müssen. Missgünstige Beurteiler hab
schon in alten Zeiten seinen ^Vhzug durch unedle Motive erUar
wollen, theils durch Bestechung, indem sie melden, dass Agesfla
ihm durch den Spartiaten Phrixos zehn Talente geboten liabe, tbe
durch die Besorgniss, dass die Vernichtung Spartas eine der thel
nischen Macht gefahrliche Einigung der ganzen Halbinsel zur- Fol
haben werde. Wir können überzeugt sein, dass Epameinondas n
nach eigener Ueberlegung und cichtiger Beurteilung der Sachhj
handelte. Diese Mäfsigung war dringend geboten. Unter steig«
der Ungunst der Verhältnisse durfte er die Lakedäuionier nicht xn
letzten Kampfe der Verzweiflung drängen und er musste die Zd
benutzen, um seinen LiebUngsplan auszuführen, die schon seit Jakm
vorbereitete Wiederherstellung Messeniens ").
Er fand die Landschaft in vollem Aufstande. Die Bauern, ik
zu Heloten erniedrigt waren, erhoben sich gegen ihre Grundbem
und der seit Jahrhunderten verödete Golf war vtni zahlreicha
Schüfen belebt, auf denen die Messenier aus Italien, Sicihen id
Afrika herbeieilten, um ihre heimathlichen Wohnsitze wiederzup*
whmen (S. 314). Es bedurfte der persönlichen Anwesenheit de
Epameinondas, um der Verwirrung zu steuern und das schwierige
Werk zu einem gedeihlichen Ziele zu führen. Vor Allem bedurßi
der neue Staat eines festen Mittelpunkts.
Die Wahl desselben konnte kaum zweifelhaft sein. Demi w
ein Hörn Messeniens erhebt sich zwischen den beiden HauptebeKf
des Landes das Ilhomegebirge mit seinem waldigen Do{^lgipfel
die Burg des Aristod(;mos, an welcher die ruhmwürdigsten lieber-
lieferungen der Vorzeit halteten. An den Terrassen von llhofl«
hatten die Messenier einst am glückhchsten gegen Sparta gekämpft
vor 86 Jahren war derselbe Berg noch einmal, wenn auch nui
vorübergehend, der Silz der Freiheit gewesen.
Nun sollte etwas Dauerndes {geschaffen, der Grundsleiu eio**
lebenskräftigen Staats gelegt werden und es war gewiss einer der
glückhchsten Tage im Leben des Epameinondas, als es ihm vei]göD0l
er
S
DIE riEUE.'^ STÄDTE MESSE.MENS. 331
war, inmitten einer Bevölkerung, die ihm für die Kuckgnhe der
Freiheit und des Vaterlandes dankbar zujauchzte, von allen Hellenen
gesegnet, welche in der Stlhnung eines alten Frevels die Gerechtig-
keit der Götter erkannten, unter feierlichen Opfern und GelMJten
den Bau der Stadt Messene zu beginnen.
Es war die erste SUidt dieses Namens. Sie breitete sich am
FWie des hoben Ithomegipfels in einem wald- und wasserreichen
Thalbecken aus, das sich gegen Süden senkt, wo der Blick auf den
(Mf offen ist. Mit reichlichen Mitteln und nach allen Hegeln der
Konst wiinle der Bau ausgeführt. Die Ringmauern wurden, dem
Rande des Thaies folgend, so angelegt, dass das Haupt von Ithome
mit seinem alten Zenslieiligthume eingeschlossen wurde; unten, dem
Lauf eines Quellbachs entlang, breiteten sich die öffentlichen Platze
und Gebäude aus. Das Hauptthor der Sliidt war das Nordthor,
dessen wohlerhaltene Ueberreste noch heute die solide Pracht der
gnnen Anlage und die Tüchtigkeit der Werkmeister bezeug(?n; es
war das Thor nach Me^alopolis. Beide Städte waren in gleicher
Absicht unter gleichem Einflüsse neu gebaut, als die beiden Boll-
werke peloponnesischer Freilieit gegen die Herrschsucht Spartas.
Die Arkader bi*achten zu den Hekatomben des messenischen Stiftungs-
festes die Opferlhiere von ihren Gebirgen, die Messenier sahen Ar-
bdien als ihr anderes Vaterland au. Das war eine alte Teber-
iiefening aus den Zeiten des Aristomenes, sie wurde j(»tzt in voller
fcafl enieuert. Auch Argos betheiligte sich an der Gründung und
der argivische Feldherr Epiteles war nächst Epameinoiulas der thatigste
RWerer des Stadtbaus.
Aber nicht blofs in den Mauern der Hauptstadt erstand Messtniien;
such andere Plätze alten Buhms ^\(u*den damals nach und nach er-
Deaert; so das Nestorische Pylos, Eira und die alte Seestadt Melhone.
Ott sind Gnindungen, von denen keine anderen Zeugnisse vorliegen,
A die Ueberreste der Mauern, welche noch in der messenischen
wadschaffl vorhanden sind und sich als Werke dieser Zeit erkeimen
hwen«).
Vorzügliche Sorgfalt wendete man alxM* den alten Gottesdiensten
ft; die Unterdrückung d<'rselbeu war der Hauptfrevel Spart^is ge-
*^n, ihre Erneuerung war also die <M*ste Aufgabe derer, welche
fc Vergangenheit sühnen wollten. Der heiligste Dienst <les Landes
Araber der der *grofsen Göttiniien\ Demeler und Persephone, welcher
^ dem Uaine bei Andania, der fd testen Landeshauptstadt, mit ehr-
332 DIE (GOTTESDIENSTE MESSENIEN8.
Würdigen Weih<;ii l)egaiigen wurdoii war. Sie waren mit dem EimIi
des zweiten nicssenisclien Kriegs erloschen nnd es war eine schwierig
Aufgabe, den Faden der verschollenen Ue])erlieferung wieder aul
zunehmen. Es wird berichtet, dass die Götter selbst diese Schwierig
keit lösen halfen, indem der Heros Kaukon, der Stifler der Gott«
dienste, dem Epiteles im Traume die Slelle nachwies, wo Aristomeof
die heiligen Schriften vergraben hatte, als er sein Vaterland den Feil
den überlassen inusste. Man fand eine zinnerne Holle, auf welchi
das ganze (Zeremoniell der Weihen aufgezeichnet war, und da aiu
Abkömmlinge der messenischen Priestergeschlechter nach Messern«
zurückgekehrt waren, so traten diese in ihre allen Dienste oi
Hechte wieder ein und es begannen nach dreihundertjähriger Untei
brechung in dem Gypressenhaine von Karnasion von Neuem d
jährlichen Feierlichkeiten, welche wieder so sehr in Aufnahme kam«
dass sie nur den attischen Kleushiien an Bedeutung uachgeset
wurden. Es war eine Sammlung des Volks aus langer Zerstreuiu
und eine Herstellung seiner Gottesdienste, ähnlich wie sie bei dei
Volke Israel nach dem Exile zu Stande kam.
Natürlich konnte bei den neuen Ansiedlern das Hecht der Ab
kunft nicht genau untersucht \v«»rden. Auch blieb ger»ide vom Kero
des messenischen Volks ein grofser Theil im Auslande, wo seine Aa
gehörigen die angesehensten Siellungen einnahmen, wie nameiitlicl
in Hbegion und Messana. Dagegen zog eine Menge von abenteuern
dem Volk herbei, um sich in Hesilz von Grundstücken zu setiei
von denen durch die Austreibung d(M* S^iart^mer eine grofse MeDjl
herrenlos geworden war. Dadurch wurde von Anfang an eine wirl
lieh volkslliümliche Erneuerung der Landschatl und die daiierhafl
Begründung einer neuen Entwicklung derselben sehr beeinträchlig
Auch Kolonien wurden von aufsen zugeführt; so entstand die See
Stadt Korone unter Ffduning des Ejumehdes aus Koroneia, eil
böotische Pflanzstadt am messenischeu Golfe. Wie bald imd i
welcher Folge alle diese Einrichtungen zu Stande kamen, lässt sie
nicht nachweisen, aber bewunderungswürdig isl, dass das schwierig
Werk so raschen und ungehiudrrlen Fori gang hatte. Es erkli
sich dies , wie das gleiche Gelingen in Megalopolis , nur aus dei
aufserordentlichen Geschicke , welches die Griechen zu städtische
Ansiedelungen und Einrichtungen hallni; das bedeutendste Verdieos
gebührt alwr ohne Zweifel dem Epameinondas, der als ordnende
Geist das Ganze überschaute, die Massen leitete und die geeigneU^
HEIMKEHR DES EPANEINONÜAS .109 PRÜHL. 333
Männer, wie Epileles, für die Kövdoniiig des Works zu g(»\\ innen
imd deu Naehliarstanimen die Wiedergeburt Messenieiis als eine all-
gemeine iieloponnesisc^lie Angelegenheit ans Herz zu legen wusste^^).
Dauii trat Epanieinondas seinen llm'.kzug an, indem er ohne
Zweifel auch in Megalopolis dur<'h persoidiclie Anwesenheit den
Sudlbau fonlerte. Er hatte allen Grund den Ufiekzug zu heeilen.
Dnm inzwischen liatten die SparUuier in Athen Ilfdt'e gesucht, und
iSeAtbener waren durch die Machtenti'altung Thebens im Pelopoiniese
darnafsen erschreckt, dass sie <dnie Verzug ihre ganze lleeresmacht
uCbolen, um Sparta vor dem Untergänge zu retten und dem Ueber-
■nthe seiner Feinde Schranken zu setzen. Sowie man die Stadt
8|NUla gerettet wusste, mälsigte sich die Hitze und lphiknit(^s, der den
Ikenuug fulH'te, that zwar als ob er die Thebaner im Pelopoiniese
dNperren wollte; er besetzte die ihm wohlbekannten Passe bei
brinth, aber den Kustenweg, der am östlichen Hände des Isthmos
ka Kenchreai voruberffdirte, liet's er oflen oder verlheidigte ihn so
idraach, dass Epanieinondas ungelTdu'det in die Heimath zurück-
kehren konnte.
Am Schhisse des Feldzugs soll Epameinondas mit den Athenern
in Doch unmittelbarere Berührung gekommen sein, und es ist nicht
inwahrscheinlich, dass er, nachdem er den Isthmos glücklich hinter
mA hatte, die (iclegenheit iHUiutzto, auch die xXthener seine Macht
ftUen zu lassen, welche ihm durch ihre plötzlich begonnenen Feind-
KÜgkeiten die gröfsten (ierahreii bereitet hatten. Kr hatte jet^t
(enchten Anlass, Attika als Feindesland zu betrachten, und zog also
lUgichtslos durch attisches Gelnet, indem seine Streiischaaren sich
^er Stadt seihst näherten. Die Athener wagten nicht aus ihren
Vniem iierauszukommen, wie es heilst, auf die bestimmte Weisung
kh, welche Iphikrates als Olierfeldherr für diesen Fall gegeben hatte*").
So kehrte Epameinondas heim, vier Monate nach dem gesetz-
Uen Ende des Feldherriiamts. Es waren al)er bei Einrichtung
''er Demokratie strenge (vesetze g<*gen jede Art von Missbrauch der
Amtsgewalt erlassen, und es fehlte nicht an .Neidern, welche jede
Uegenheit aufspürten, um (b^i Männern zu schaden, welche jetzt
fc HeMen des Tages waren.
Die Anfeindung ging von der Partei des Menekleidas aus, welcher
•rf dem Markte das grofse Wort führte und sich als Vertreter der
^^Airechte für das Missliiigen seiner ehrgeizigen Wünsche zu ent-
'^igen suchte. Jetzt big ein ofliier Ib'uch der Verrassiing vor,
334 DIE ERFOLGE DES FELDZUGS.
eine eigen mäclitige Verla ngeruug des OIwrbefehls , welche leicht ;
der Anfang tyrannischer Bestrebnngen dargestellt werden koiui
Es ist nicht zu hezweifehi, dass ein gerichtliches Verfahren einj
leitet wurde. Als a1)er Epameinundas hei der Reclienschansabb
hei welcher alle Ungehorigkeiten zin* Sprache kommen mussten, <
Inhalt dessen, was in den vier Monaten geschehen sei, einfach .
sammeiistellto, da machte dies einen so mächtigen Eindruck, d
alle Anschläge der Missgunst zu Schanden wurden.
Es waren ja in dem kurzen Fehlzuge ohne blutige Schlach
und ohne Opfer Erfolge erreicht, welche das ganze Staateuvefb
niss in Griechenland voränderten und Theben erst im vollen Mi
zur ersten Macht erhohen. Die Feisthore des Pelopomieses wa
gesprengt, das unnahbare Lakonien war von einem Ende bis i
anderen durclizogen uqd die vöUige Ohnmacht Spartas am eigi
Herde erwiesen; der innere Zusammenhang seines Staats war du
den Abfall der Periöken aufgelöst, seine Hafenstadt in den Hän
Thebens, die eine Hälfte des Gebiets abgerissen und als Neu-H
senien hergestellt; Arkadien, Argos und Elis waren unter Thd
gegen Sparta in Waffen, und endlich die neu gel>aulen Städte,
Unterpfänder eines dauernden Erfolgs, welche Theben als ihre Blutt
Stadt ehrten und bleibende Denkmäler seines Ruhms waren, die i
Mantineia und Argos zusannnen einen Gürtel um Sparta bildet
eine Linie feindlicher Posten, welche Sparta für alle Zeit m sei)
freien Bewegung hemmten und allen künftigen Machtgelüstcu i
selben einen Damm entgegensetzten. Auch Athens ll^Iissgunst ha
nur dazu dienen nulssen, den Ruhm der Thebaner zu vergrufae
denn sein gröfster Feldherr hatte nicht gewagt dem Epameinon
entgegenzutreten. Kurz, der erste auswärtige Feldzug, den die Tl
baner unternommen hatten, war so reich an Ehren und Erfolg
dass es unmöglich war, den Urheber dieses Kriegsglücks we(
Verletzung gesetzlicher Bestimmungen zu verurteilen; es soll A
halb auch zu einer gerichtlichen Verhandlung gar nicht gekomii
sein.
Otfenbar standen auch die Sachen so, dass die auswärtigen!
Ziehungen, in welche Theben eingetreten \Var, nur von Epameiiu
das überbückt und geleitet werden konnten. Seine Person war
welcher man in Arkadien und Messenien Vertrauen schenkte, b
es verstand sich daher gewissermafsen von selbst, dass mao i
nicht mitten im Werke abrufen durfte. Die Vernachlässigung d
ÜAÜERIfDE UNRUHE IN DER HALBINSEL. 335
nrbssungsmärBigen Befllimmun^i^eii lag also im Gniiide nur darin,
dm er nicht persönlich in Theben erschienen war, um sich für
den Anfang des neuen Amtsjahres, im Monat Bukatios, um Er-
■raerong der Fehlhermwünle zu Itewerhen ^'^).
So glänzend aber auch die Erfolge des ersten Fcidzugs waren,
•• war damit nur eine Umwälzung des Bestehenden veranlasst, aber
nchto weniger als eine neue Ordnung der Dinge begründet worden.
Argos and Arkadien setzten den Krieg fort, um die noch übrigen
SCItzpunkte spartanischer Macht hinwegzuräimien. Die Arkader
Mimen PeUana und rissen dadun'.h das obere Eurotasthal von Sparta
tb, die Argiver griffen Phlius an, gewiss im Einverständnisse mit
4n Thebanem, denen es wichtig sein nuisste, einiger Plätze am
Wnthischen Golfe sicher zu sein, um von hier aus den Eintritt
ii die Halbinsel ft*ei zu haben. Dies war um so wiehliger, da nun
A Athener fortfuhren, die Bewachung der Isthmospässe gegen
Horden — so seltsam hatten sich die Verhältnisse verändert! —
«b ihre Aufgabe anzusehen, und dabei nun viel energischer ver-
Mren. Diesmal war es Chabrias, dem die Gränzhut ül)ertragen
%virde. Er brachte in Korinth ein Heer von 10,000 Mann zusam-
40% Athener, Megareer und Achäer aus Pellene, die liesonders treu
M Sparta hielten. Dazu kam ein zweites Heer von gleicher Stärke,
ijbdämonier und andere Peloponnesier, theils (lüchtige Partiüiganger
M Arkadien, Uieils Angehörige der Staaten, welche den neuen Um-
«Niuiigen durchaus abgeneigt waren, wie Lepreon und die Städti^
der Argolis, Hermione, Epidaiiros, Troizen u. s. w. Auch Korinth
UMd jetzt durchaus auf Seiten Spartas, denn es sah einerseits seine
flBemacht durch Theben gefährdet, das den korinthischen Meerbusen
■ seine Gewalt zu bringen suchte; andererseits war es wenig damit
■Meden, dass die Pässe seines Gebiet« füi* die Thebaner ein alle-
te offener Diirchgahg sein sollten. Endlich hatten die SiKirtaner
Wi mit Dionysios in Syrakus Verbindungen angeknüpft, um Hülfs-
^ippen für die Vertheidigung des Isthmos zu gewinnen. So setzte
^ Alles daran, diese Pässe zu beherrschen und den Zusammen-
h^ iwischen Theben und seinen peloponnesischen Bundesgenossen
^ unterbrechen. War dies erreicht, so war man ülMsrzeugt, dass
lie Letiteren allein nichts Ordentliches und Dauerndes zu Stande
himen wfurden; ihre Politik würde zu Grunde gehen, so gut wie
Ae Mberen Sonderbundspläne.
Unter diesen Umständen mussten die Thebaner noch in dem-
336 bER ZWKITE VELh'M'Q l<)2, 4: f)U9 SOMMER.
seihen Jahre wieder ansrürken. Sie fatuleii diesmal chis uneiscbp
Gehii'f^e iiül seinen drei /n^an^en, (hm l>eideu StraiHipüsseii bd
Kenehreai inid Lechaion nnd dem niiUhu'en Zugang durch die Sciiludit
von Korinth, sorglTdlig heset/l und zwar von einem Heere, wekhei
aul'ser der günstigsten Stellung den Vorzug einer dreifachen Lelirt>-
niaeht hallt;. Epameinondas stand wie vor einer geschluäseoa
Feslung und nuisste einen iV^r KiugAngt^ slürnien, da die Fein^
durchaus nichl WiUens waren, zu einer Sehiachl iu's Freie beralh
zukonnnen. Kr wählte iUm westlichen der drei l*ässe, durch da
er am nächsten zu sehiem Ziele gelangen konnte. Hier stauda
die Lakedämonier mit den Achäern aus Fellene autgeslellt, vun (Im
andern xVhlheilungen dt;s Heers, wie es die Oerllichkeit luit sich
hringl, gänzlich getrennt. .Nachdem Kpameinondas die iNacht hii-
durch die Feinde aul' der ganzen Linie in sieler S|>auaung erlialia
halle, gelang es ihm am nächslen Morgen dieselben lieiin ersla
AngriÜe zurürkzuwerren und so zu enlmulliigen, dass sie um Waffa-
stillsland baten und l'n^ien Durclizug gesUtteten. Nun vereiiiigtci
sich die Thebaner mit ihren Hundesgenossen, die l>ei Nemea standn,
und rückten gemeinschaftlich vor Sikymi, welches, gleiciizeitig dunk
Pmnmenes von d(;r Seeseite angegriHen, zu den Verbündeten übertiiL
Die weiteren l'nternehmmigen waren weniger glücklich. Pelio^ ■
die achäische .Nachharsl^idt der Sikyonier, lest gelegen und t«
Uplern Ihirgern bevölkert, war nicht zu nehmen. Ein Zug iiack
Epidauros halle keinen wesentlichen Erfolg; ein Augrill auf Korinth
führte sogar zu einem ungünstigen (ic;ferhte und die Lage der The-
baner ward dadurch noch misslicher, dass gleiclizeitig die Bälfc-
truppen des Dionysios in Koriulh eintrafen; die Folge war, dm
Epameinondas nach Hause zurückkehrte.
Der Fijldzug war kein vergeblicher. Denn erstens war dadurch
erreicht wonhMi, dass die Aufmerksamkeit vom Süden abgezogeu und
so den Messeiiieru und den Megaloptditiuiern volle Mufse gescbaft
wurde, ihre Mauern forlzidiau(m. Zw»iitens war die Erstüruiung d»
korinthischen Passes eine glänzende Walfenthal imd ilir Lohn dff
Besitz von Sikvon. Das sikvonische Land stand aber iu uralM
Zusaunnenhauge mit dem gegenüberliegenden, Imotischen Gestade
und diese Verbindmig j<itzt zu erneuern war von der grölsteu NVicb-
tigkeit für die kriegerischen rnternelnuungen Thebens, deiin mn ^
war inm eines betpuMucMi Landungsplalzes sicher und hatte diirdi
das Asoposlhal olfenen Zugang in das hinere der Halbinsel; i^
THEBEN UND THESSALIEN. 337
rachluss derselben durch die lakedämonische Partei war so gut
e unmöglich gemacht. Trotz dieses dreifachen Erfolgs war der
sldiug in den Augen der Thebaner, welche von Epameinondas (wie
e Athener einst von Alkibiades) nur Aufserordentliches erwarteten
ad jedes MissUngen als Mangel an gutem Willen ansahen, ein miss-
ngener; man warf ihm in's Besondere vor, dass er die Lakedä-
Mnier nach dem Gefechte hei Lechaion in unverantwortlicher Weise
IBidiont habe, und die Folge war, dass er seines Feldhermamts
ntaetzt wurde ^^).
Inzwischen war der Peloponnes nicht der einzige Schauplatz
in Kriegs geblieben, Theben hatte gleichzeitig auch im Norden ein
lAr wichtiges Feld politischer Thäligkeit gefunden, namentlich in
Ihessalien.
Thessalien war seit lange ein Aufsenland für Hellas; es war
■it seinen Dynastenfamilien, welche in den Städten Hof hielten, und
4v Masse unfreier Bevölkerung, die das Land baute, eine Welt für
■th, welche nur gelegentlich mit den griechischen Staaten in Be-
liknuig kam, wenn besondere Bewegungen statt fanden, welche die
4irtigen Verhältnisse erschütterten und die Aufmerksamkeit der
firiechen erregten. Diese Bewegungen gingen theils von einzelnen
Bq^tlingen aus, die ein gröfseres Mafs von Macht erstrebten, theils
M den Bauern, welche sich gegen ihre Grundherrn auflehnten.
Tm ersterer Art war der Kampf, welcher nach der Schlacht bei
QiMphyta eine Einmischung Athens veranlasste. Damals hatte
Dhstes, der Sohn des Echekratides, eines mächtigen Dynasten in
Ihnalos, die Athener um Hülfe gebeten, und es war ein Glanz-
fnkt der kurzen Gontinentalherrschaft Athens, als es mit den
iMiem und Phokeem zusammen vor Pharsalos rückte, um hier
ih Schiedsrichter aufzutreten und seinen Einfluss bis zum Olympos
■ttudehnen. Demokratischer Art waren die Bewegungen in Thes-
■ieo während des peloponnesischen Kriegs und auch diese wurden
^ Athen aus benutzt, um Einfluss zu gewinnen. Aber diese Be-
■dboDgen waren ebenso erfolglos, wie die frühere Unternehmung. Es
^ andi nicht im Interesse der Athener, die Demokratie in Thes-
üim unbedingt zu fördern, da sie seit alten Zeiten mit den Dynasten
^ Sddferträgen standen.
Es waren aber auch die dynastischen Familien selbst in sich
^BrUlen und einzelne MitgUeder derselben finden wir an der Spitze
Ontiv^ Or. Gweh. IlL 22
338 THESSALISGHE ZUSTÄNDE.
der Volksparlei, welche sich gegen die Macht des Adels anfleholi
so z. B. Polymedes und Arislonus, welche im Anfange des pek
ponnesischen Kriegs den Athenern zu Hülfe kamen. Beide geborte
der Partei an, welche der l)estehenden Begierung feindlieh gegn
äl)erstand. Diese Zustande der Spaltung und Parteifehde danerta
wahrend der ganzen Zeit des peloponnesischen Kriegs fort und ni
sehen einzelne Parteihäupter, welche in der lleimath unteriagen, ii
Auslande Hälfe suchen und so fremde Staaten in die innem Ang^
legenheilen hereinziehen. So wendet sich Hellenokrates, der Uth
säer, an den makedonischen König Archelaos, und Aristippos m
Kyros, welcher ihm Geld schickt, um Truppen zu werben und stt
in Larisa zu l)eliaupten.
Die alten Beziehungen zu Athen waren damals natäriich a<-
loschen. Dagegen nahm Sparta seine Bemühungen, in TbessaSei
Macht zu gewinnen, nach der Besiegung Athens mit neuem Eifer
wieder auf. Es nahm die Stadt Herakleia, die es gegen die AtheMr
am südlichen Bande Thessaliens gegründet hatte, wieder in Beflb,
legte eine Besatzung nach Pharsalos, und gründete sich eine Hen*-
schaft über die südthessalischeu Stamme. Auch diese Untemehim-
gen stehen ohne Zweifel mit inneren Unruhen im Zu8ammenhaiig")i
Es waren nämlich um das Ende des peloponnesischen Jbwf
in Thessalien neue Bewegungen ausgehrochen, welche in ihren F«l-
geii viel bedeutender waren, als alle früheren. Sie gingen tm
Pherai aus, der allen Stadt im südöstlichen Theile der grolsen Binnei-
ei>ene Thessaliens, vier Stunden vom Meere gelegen, wo sie ta
altherühmten Hafenort Pagasai l)esats. Hier erhob sich ein FiM
welcher den Gedanken fasste, seine Stadt zum Mittelpunkte von gw
Thessalien zu machen; dies war Lykophron. Seine Politik be-
zweckte den Sturz der alten Adelsgeschlechter, der Aleuaden mri
Skopaden in Larisa, Pharsalos und Krannon; seine Macht bemblt
auf der Ikvölkerung, welche bis dahin in Unterthänigkeit gelebt hltl^
und darum wurde seine Herrschaft eine Tyrannis genannt Er ft^
wann im Septemlier 404 einen grofsen Sieg über die Larisäer; er
war es, der dann jenen Aristippos den Aleuaden in Larisa seAil
bedrängte , und ohne Zweifel wurde er in seinen Angriffen auf die
thessalischen Städte von Sparta unterstützt. So erklärt es sich, «(*'
halb im korinthischen Kriege die gegen Sparta verbündeten StiaMi
auch gegen den Tyrannen Partei nahmen und dem Dynasten toi
Larisa, Medios, Soldtruppen zu Hülfe schickten. Damals gelangt
LTKOPHRON UND lASON VON PHERAI. 339
ch, Pharsalos sowohl wie Herakleia den Spartanern wieder zu ent-
iben, und ihr ganzer Einfluss in Thessalien ward durch die
Merbge bei llaliartos beendet (S. 175).
Aber Lykophron weifs sich auch ohne t'rcinde Hülfe zu he-
Mipten; es gelingt ihm Pharsalos nun für sich zu gewinnen. Die
Udner des Medios werden dort überfallen und niedergemetzelt;
s war ein Tag, dessen Gräuel ganz Griechenland entsetzten; man
ieb die Leichname der ausländischen Soldner massenweise auf freiem
tMt liegen, so dass erzählt wurde, aus Attika und dem Peloponnes
ttieD alle Raben nach Pharsalos zusammen gekommen^').
Lykophrons Pläne führte lason aus, sein Nachfolger in der
Bffndiafl und wahrscheinlich sein Sohn, ein Mann von ungewöhn-
Seher Geisteskraft, durch genaue Kenntniss der Zeitverhältnisse und
nnÜose Energie in HerbeischafTung und Benutzung neuer Hülfs-
■ittd ganz dazu geeignet, einen kleinen Staat grofs zu machen.
Kl war ein Mann nach Art des Themistokles, dabei trotz seiner
fiiitigen Ueberlegenheit und fürstlichen Geburt leutselig gewinnend
•d frei von sprödem Adelsstölze. Er besafs im höchsten Grade
ie Schlauheit, die man als thessaUschen (Uiarakterzug zu betrachten
liegte und für welche die endlosen Parteiintriguen eine gute Schule
Weten; auch war er in der Wahl seiner Mittel nicht allzu ge-
liiniihaft; aber er wusste seinen Ehrgeiz zu mäfsigen, er war frei
IM Tyrannenlaunen, ein Mann von ritterlichem Sinne, sich selbst
kherrschend und gerecht. Von seinem Berufe hatte er eine wür-
i(e Vorstellung, und hielt wahre Geistesbildung für die erste Be-
A^gung desselben. Er war in den besten Kreisen attischer Ge-
■Bichafl zu Hause, ein Freund des Timotheos und Isokrates, ein
kemuidemder Schüler des Gorgias.
Es war kein gewöhnUcher Ehrgeiz, der ihn I)eseelle ; er erkannte
■ den Zeitverhältnissen eine Aufforderung an seine Person und sein
Mk, welcher er genügen wollte. Hellas bedurfte eines Staates von
VMrtlicher Blacht, wenn es nicht in inneren Fehden sich aufreiben
^ in yolle Abhängigkeit von Persien versinken sollte. Zu einem
■idien Vorrange schienen mm vor allem die nördlichen Stämme
hnfen mit ihrer noch unverbrauchten kraft. Die Makedonier und
^iroten waren den Griechen zu fremd und auf zu niedriger Stufe.
tter Thessalien war ja die Hcimalh der edelsten Zweige des Grie-
heiTolkSy der älteste Sitz seiner religiösen und politischen Gesamt-
nfarangeiL Reich an Hülfsmitteln aller Art, musste Thessalien nur
99*
340 rAsoN VON pherai,
neu geordnet, das alte Adelsregiment, die Quelle iinaufhöiiiclier
Streitigkeiten, beseitigt, die Volkskraft durch ein grieclüsch gebildetes
Fürstenhaus vereinigt werden, und es schien dem tliessalischeii Voll»
die grAfste Zukunft gewiss zu sein; denn die Staaten zweiten Ran-
ges, welche sich Sparta gegemlber erhoben, konnten es mit den
vereinigten Thessalien unmöglich aufnehmen. Wer also sollte hsoo
die Führerschaft der Hellenen streitig machen?
Um aber die einzelnen Staaten geneigt zu machen, der Ein-
heit zu Liebe auf eine volle Selbständigkeit zu verzichten und dii
Abneigung gegen eine monarchische OI)erIeitung zu ölierwindo,
mussten nationaler Ruhm uiul Siegesbeute in Aussicht gestdt
werden können. Dies wollte lason dadurch erreichen, dass er die
Hellenen von neuem gegen Persien führte. Also Vereinigung Thes-
saliens, ein Hellas vom Olymp bis Kreta und Perserkrieg onlcr
thessalischer Filhrung — das waren die Ziele des külmen FüntM
von Pherai, und von derselben Küste, von welcher einst europaisdK
Griechen ihre Schifl'e ins Meer gezogen hatten, vom Stammlaidi
der Minyer, schien nun der Anfang einer neuen Ordnung der Viaft
in Hellas auszugehen.
In Thessalien gab es mehrere Arten von unterüiäuigen Stia-
men. Es gab solche, welche einzelnen Stadtgemeinden untenrorfii
waren, es gab andere, welche der Gesamtheit der herrschenki
Städte Zins zahlten, und endlich solche, welche nur scheinbar od
vorübergehend die Oberherrhchkeit der Städte anerkannten. Die»
verschiedenen Gruppen von Stammen wusste lasou, wie schoi
Lykophron l>egonnen hatte, an sich zu ziehen; auch die Doloper
und aiulere Bergvölker huldigten ihm. Dadurch untergrub er aO-
nitlhlich die Macht der Studie, so dass auch diese, eine nach der
andern, sich ihm anschlielsen mussten, imd er versäumte es nie.
die Bedingungen des Anschlusses so annehmlich wie mOglich za
machen, da er nicht zerstören, sondern vereinigen wollte. Im Jahre
374 trotzte ihm nur noch die Stadt Pharsalos am Enipeus. Hier
fand er entschlossenen Widerstand; hier war der hervorragendsle
unter den Führern der altadligen Partei, ]*olydamas, zum Obmani
gewählt, es war der letzte feste J*unkt des altthessalischen Regiments.
Polydamas hollte auf Sparta, deini di(;ser Staat hatte seine thessa-
lische Politik inzwischen geändert und hielt es für seine Aufgabe,
der pheräischen Fürstenmaclil entgegenzutreten. Aber es war durch
Thel)en gebunden, lason legte das gröfste Gewicht auf eine fried'
HERR VU3I THESSALIEN H'l, :<; 371. 341
fiche Ausgleicliuiig. Er wolile auch seine llerrschari inii* in ge-
wtzliclier und landesüblicher Form besitzen, er strebte also nach
ier Würde der Feldhauptinannschaft, der Taj^eia, und die iNeuerun«^,
irdche er diut^hsetzen wollte, bestand nur darin, dass diese Würde
licht auf ewige Zeiten ein Erbl>esilz der Aleuaden und Skopadeu
win, sondern dem Hause zugänglich werden solle, welches durch
leine Persönlichkeiten und seine Machtstellung zur Führerschaft be-
rufen sei. Polydanias wurde eine Frist verstattet, um spartanische
Unterstützung abzuwarten. Als sie ausblieb, übergab er die Burg;
hion wurde nun in ganz Thessalien als OberCehlherr anerkannt, und
CS war ein Triumph seiner Politik, dass (hes ohne Gewaltsamkeit
a Stande gekommen, dass keine Zerstörungen und Verti^eibungen
Dötiüg gewesen waren, welche Einmischungen auswärtiger Staaten
veranlasst haben würden.
lason zeigte sich des Vertrauens würdig. Die alten Laudes-
ffdnuDgeu wurden nicht aufgehoben, sondern nur geregelt. So
besonders die Besteuerung der freien Bauern und der Hörigen oder
Flmesten. Hier war viel Unordnung und AVillkür eingetreten, welche
fmchte Unzufriedenheit hervorrief uml Tliess<dien in un unter-
kncbener Gähnmg erhielt; lason ging auf die gesetzlichen Be-
ftimmungen zurück, welche von einem der Skopach'u, als Bundes-
oberhaupte, ausgegangen waren. Die Hauptsache aln^r war ihm die
Wehrkraft des Landes, die sich bis dahin in auswärtigem Solddienste
wi iu inneni Parteifehden aufgerieben hatte, zu onhien und zu
Wen. Thessalien sollte bei aller Freiheit, welche er d<'n eiiizeln<»n
Ittiten liefs, in seiner Heerverfassung ein Ganzes sein, es sollte
fach ein gemeinsames Heer, das dem Landesoberhauple zur Ver-
%mg stehe, in allen seinen Theilen mehr und mehr zusammen-
wachsen und seine eigne Kraft kennen lernen. Er selbst hielt ein
w^oUgeschultes Söldnerheer; dazu kamen die Contingente, welche
ms den thessalischen Städten ausgehoben wurden. Er war uner-
■Ulich in der Aus))ildung seiner Truppen und brachte es in kur-
W Zeit dahin, dass er 20,000 Mann in v(dler Hüstung um sich
^(ersammebi l^onnte, dazu eine giofse Menge Leicblbewatfneter und
WOO auserwählte Reiter. An der Spitze einer solcht»n, stets schlag-
fcrtgen Macht komite er sich schon als «len Gebieter von Griechen-
^ betrachten, das mit seinen BürgtM'milizen und vereinzelten
i Mdnerschaaren ehiem solchen Heere nicht gewachsen sein koimte.
L Ben amsichtigeren Griechen entging die Gefahr nicht. Mit ängst-
r
342 IaSONS POLITIK
lieber Spannung sahen sie im Norden die Wolke sich sammeln mi
langsam heranziehen, welche ihre Freiheit bedrohte.
Indessen ging lason vorsichtig zu Werke. Er suchte sidi n-
nachst durch auswärtige Verbindungen zu stärken, und da war M
kein Bundesgenosse wichtiger, als Alketas von Epeiros, mit wekfaeA
zusammen er des ganzen Berglandes im Rücken der griechisdMi
Staaten gewiss war. Um dieselben auch von der Seite üssen u
können und der wichtigsten Seestraisen Herr zu sein, bedurfte ff
der Insel Euboia. Hier setzte er in einzelnen Städten Machthakr
ein, welche ihm huldigten; so den Tyrannen Neogenes in Histiui
an der Nordkäste der Insel. Viel schwieriger war es, zu Mittel-
griechenland in das rechte Verhultniss zu treten; denn hier Int
ihm die neue Bedeutung, welche Theben gewonnen hatte, sdr
störend in den Weg.
Er erkannte besser als ein Anderer seiner Zeitgenossen, te
Thebens Gröfse auf Epameinondas beruhte; er soll mehrfach TC^
sucht haben, denselben in seinem sü*engen Rechtsgefühle wankoi
zu machen und in die eigenen Pläne persönlichen Ehrgeizes hem-
zuziehen. Als aber dies vergeblich war, konnte er nicht zweifelM
sein, sich ihm als Bundesgenosse anzuschliefsen, denn die Lihma|
Spartas und die Auflösung des peloponuesischen Bundes entspwi
vollkommen seinen eigenen Interessen. Er schloss sich also dn
Thebanern in so vertraulicher Weise an, dass er seiner Tochter d»
Namen Thebe gab, und dass er auf dem Schlachtfelde von Leoktn
unverweilt erschien , um dem siegreichen Bundesgenossen GlCKk n
wünschen und die weiteren Mafsregeln zu berathen. Sein Bitk,
von einem Angriffe auf das spartanische Lager abzustehen, nVi
wenn auch richtig, doch schwerlicli ohne eigennützige Nebenabsichl
Die Demüthigung Spartas kam ihm gelegen ; die vollständige Nieder-
lage konnte er nicht wünschen, weil die Fortdauer des hellenisdieii
Staatenkriegs für seine personhchen Zwecke forderlich war.
Auch die Thebaner mussten an der Ehrlichkeit ihres Bundor
genossen irre werden. Denn er begnügte sich nicht damit, datf
er sich bei dieser Gelegenheit mit seinem glänzenden Heere zaü
ersten Male in Mittelgriechenland zeigte, sondern er benutzte des
Rückweg für seine eigennützigen Absichten in sehr unzweideutiger
Weise. Er zog nämhch von der Kephisosebene das kleine Abm6-
thal hinauf und überfiel auf dem Marsche die Stadt Hyampolis, weMe
hier den Zugang vom Norden nach Phokis und Böotien verschloss;
IJi THK8SAL1E>' LND HELLAS. 343
r brachte dann durch Verratli Herakleia in seine Gewalt und zer-
il5rte die Festungswerke, während er das Landgehiet den Stämmen
kr Oetäer und Slalier austheilte und diese sich zu Freunden machte.
Murch wurde er Herr der Thermopylen. Er ging also, um wie>
kr la kommen; er zerstörte die Thore, welche man gegen ihn
icUiessen konnte'^).
Nach der Heimkehr verdoppelte er seine Thätigkeit. Die nord-
Iknaiiscben Bergstämme, namentlich die Perrhäl)er, wurden theils
Ivdi Vereinbarung, theils durch Gewalt seincnn Heerbanne einver-
Idit, die Rüstungen und Hebungen ohne Unterbrechung fortgesetzt;
Ibeualien war ein grolses Kriegslager und auch auf dem Meere,
kr alten Rhede der Argonauten, t>egann schon der Bau von Kriegs-
■Ufen, Pherai war der Mittelpunkt und Brennpunkt des ganzen
Lindes; die alten Magnatenfamilien waren gewonnen oder durch
Gabeln gebunden, die am pheräischen Hofe lebten; ein Wille
Kmchte von den Thermopylen bis zum Tempepasse. Es war kein
Emfd, dass lason bald mit seinen wahren Absichten hervortreten
ivde, und auch Epameinondas nuisste sich in seinen Untemeh-
MDigen auf eine sehr peinliche AVeise gehemmt fühlen.
Die Spannung wuclis, als sich mit dem Finihjahre 370 die
hnde verbreitete, dass lason zum bevorstehenden Feste der Pythien
■ Delphi eintreffen werde, und zwar als Heerkönig, \om vtdlen
ihne seiner Macht umkleidet. Man erzählte sich UnglaubUches.
Hn Städten Thessaliens war nach Mafsgal»e des Wohlstandes .eine
kkteuer zum Opferzuge auferlegt und für die, welche den schön-
ta Stier als Zugführer steUte, ein goldener Kranz als Prämie aus-
IBietzt. So kamen 1000 Stiere zusammen und über das Zehnfache
■ uderen Opferthieren, Schafen, Ziegen und Schweinen. In die-
w Riesenhekatomlie sollte sich der Reichthum des Landes dem
>(tte zu Ehren darstellen, sowie eine Auswahl des Heers die Kraft
hl zu einem neuen LelHin wiedergehorenen Thessaliens bezeugte,
k war eine Schaustellung seiner königlichen Macht, welche lason
i Ddphi bezweckte. Aber er wollte mehr als das.
Delphi war das Bindeglied, dm'ch welches Thessalien alle Jahr-
nderte hindurch mit Hellas im Zusammeidiange geblieben war,
wi die Einriclitungen des Amphiklyonenbundes waren das deut-
ehe Zeugniss einer Zeit, da die thessalischen Stänmie mit den
hhiiriB gewanderten ein grofses Volksganze bildeten.
Daran anknüpfend wollte also lason sich durch die groiJBartigen
344 lASON IN DELPHI UND SEINE ERBfORDUNG 102, 8; 870.
Huldigungeil, die er dem delphischen Gotte darbrachte, nicht bMi
als den neuen Landesfürsten Thessaliens bezeugen und sich als sel-
chen gewissermafsen anerkennen lassen (wie auch nach alter Lawki-
sitte in streitigen Fällen das Oberhaupt Thessaliens durch das OnU
bestimmt zu werden pflegte), sondern er wollte die Beziehungen ■
Delphi, die eine leere Form geworden waren, in zeitgemäfser Wciie
erneuern, und da von den zwölf Stimmen im Bnndesrathe siebet
auf die Stamme Thessaliens kamen, die unter seiner Herrschaft m-
einigt waren, so wollte er darauf sein Anrecht gründen, eine seJMr
Macht entsprechende Stellung im griechischen Staatensysteme n
gewinnen, den Schutz des Orakels sowie die Leitung der Feste ib
sein Ehrem*echt in Anspruch nehmen und zu einer neuen Vereii-
gung der Stamme und Staaten den Grundstein legen. Ohne ZnoM
hatte der kluge Fürst in Delphi selbst schon seit lange Yerbindunpi
angeknüpft imd gewiss waren unter den einflussreichen MänMH
daselbst viele, welche für Delphi eine neue Zeit des Glanzes c^
warteten und nicht abgeneigt waren, lasons Ansprüche zu unter
stützen. Sie beruhigten auch die Bevölkerung, welche nicht ohne Gnni
den Verdacht hegte, dass Ltson es auch auf die Schätze IMpki
abgesehen haben möchte, indem sie den Gott den Bescheid gebe
liefsen, er werde schon selbst für seine Schatze zu sorgen wisscnf
Das Fest der Pylhien rückte heran, die grofsen Opfenäf
hatten sich in Bewegung gesetzt und der König liielt die ktil
Musterung über die Reiterei, mit welcher er in Delphi seinen Bio
zug halten wollte. Jung und kratlig stand er an der Schwelle ein
grofsen Zukunft, durch mancherlei fast wunder)»are Bewahninge
und glanzende Erfolge in seinem Selbstgefühle gestärkt und ffl
Vertrauen zu seinem Glücke. Er safs auf seinem Throne unti
freiem Himmel, um Bittgesuche entgegenzunehmen. Da näherte sie
ihm eine Gruppe von 7 Jünglingen, um ein gemeinsames Anlief!
vorzutragen; wie sie ihn alter umringt hatten, stürzten sie über ik
und ermordeten ihn. Einer der Verschworenen, welche durch eil
kränkende Sti'afe, die sie erlitten hatten, zu der That getrieben warci
wurde noch während des Streichs von der Leibwache geUkltet, ei
zweiter auf der Flucht ereilt. Die anderen entkamen auf den h
reitgehaltenen Pferden und wurden an verschiedenen Orten il
Männer geehrt, welche sich um die Freiheit der Hellenen venBei
gemacht hätten. Ein deutliches Zeichen von der Stimmung, ■
welcher man die letzten Unternehnnmgen lasons angesehen hatte
ALKXANDROS VOIf PHEKAl. 345
Die ganze Zukuofl Thessaliens ging mit ihm zu Grabe. Er
riieb nur unmündige Söhne. Deshalb wurde die Feldhaupt-
Mehall seinen Brüdern ertheilt, Polydoros und Polyphron. Der
n regierte ein Jahr, nachdem er seinen Bruder beseitigt hatte,
worde dann von Aleiandros ermordet, einem Verwandten des
M, welcher den Polydoros zu rächen vorgab, aber, anstatt die
Ollis lu stürzen, wie er verheifsen hatte, sich selbst in den Be-
derselben setzte. Die Grö&e lasous wird erst recht deutlich,
I man die Zustände in das Auge fasst, welche nach seinem
I eintraten. Denn wenn auch Alexandros die Tochter lasons
(Ibete und sich anschickte, das Werk seines Vorgängers fortzu-
n, so trat doch von Allem, was Jener erstrebt hatte, m der
das Gegentheil ein; statt einer gesetzlichen Begicrung wilde
oCie, statt der Einigung des Landes Zersplittenuig, statt einer
die Landesgränzen hinausreichenden Macht Schwäche, fremde
UBcfaang und Abhängigkeit vom Auslande ^^).
Die von Alexandros überlieferten Begienmgshandlungen sind
z ab Ausbrüche leidensdiaftUcher Wuth gegen einzelne Wider-
!r, gegen ganze Gemeinden, vor Allem gegen die alten Feinde
« Hauses, die Mitglieder der thessaUschen Aristokratie. Schon
jbma hatte den Pharsalier Polydamas, welchen lason mit weiser
ung behandelt hatte, ermorden lassen. Alexandros regte die
iden, die sich schon in die neue Ordnung der Verhältnisse
1 gdemt hatten, durch seine Verfolgimg von Neuem auf, so
sie sich um Hülfe nach Makedonien wendeten. Die Folge war,
Akzandros, des Amyntas Sohn, in Thessalieu ehiruckte und
r kein Heer zur Abwehr bereit fand, die Städte l^risa und
mm besetzte. Aber sehie Hülfsleistung war offenbar nichts,
in Versuch zu eigener Machterweiterung; er fing an, sich im
ioathaie wie in einer makedonischen Provinz einzuricht4*n, und
in ihrer Hoffbung getäuschten ThcssaUer wendeten sicli jetzt
Mien.
Die flneandschafUichen Beziehungen der Thebancr zu Plierai
■ schon im letzten Lebensjahre lasons durch die unverkenn-
I Absichten seines Ehrgeizes getrübt worden. Mit seinen Nach-
m gemeinsame Sache zu machen, hatten sie natürlich noch
gor Neigung. Sie mussten, durch die letzten Ereignisse he-
V die thessaUschen Verhältnisse schärfer lieobachten, sie durften
ir eine übermächtige Tyrannis hier aufkommen noch auch Ma-
346 PELOPIDAS IN THESSALIEN
kedonieu daselbst festen FuDs fasseu lassen. Ihre Politik war ihim
also klar vorgezeichnet; sie hatten die thessalischen Städte gega
jede Unterdrückung von innen und von aufsen zu schützen id
die Selbständigkeit der Gemeinden liier wie im Peloponnese zu w
treten, um sich dadurch Einfluss im Lande zu siclieni. Die ^fldt
liehen Erfolge gegen Sparta hatten ihren Mutli erhöht, so dassii
auch einen neuen Kriegsschauplatz zu eröffnen kein Bedenken truga
und um dieselbe Zeit, als Epameinondas zum zweiten Mak ita
Peloponnes durchzog, führte Pelopidas ein thebanisches Heer od
Thessalien.
Sein Auftreten war vom besten Erfolge begleitet. Er bcM
Larisa und ordnete das Land nach dem Grundsatze freier GemeUe
Verfassungen; er ging weiter nach Makedonien und schlichtete \k
die Thi*onstreitigkeiten, welche zwischen Alexandros und dem M
tendenten Ptolemäos ausgebrochen waren. Die stolzen Aleaadci
stellten sich unter den Schutz Thebens, der König Ton MakedoniB
gab dem Pelopidas seinen Bruder als Geifsel und der Tyrann fo
Pherai verstand sich zu einem Vertrage, in welchem er die Sek
standigkeit der befreiten Städte anerkennen und ohne Zweifel de
Thebanern Heeresfolge versprechen musste.
Bei der Unzuverlässigkeit Alexanders wurde bald eine mei
Sendung nöthig. Thebens Ansehen in Thessalien schien inzwisck
schon so l)efesligt und Pelopidas selbst war so voll Vertrauen i
sich und seuier guten Sache, dass er es ül)ei*nahm, ohne Heer, m
von Ismenias begleitet, nach Thessalien zu gehen, um den Tyrann
zur Bede zu stellen; ein Verfahren, welches ganz an die SicberiM
und Zuversicht erinnert, mit welcher einst die Beamten Spart
einzeln in den griechischen Staaten auftraten. Er sammelte da
eine Scliaar von Söldnern, mit denen er nach Makedonien gii
wo der König Alexandros von Ptolemäos getödtet war. Von sein
Söldnern verlassen, kam er hier in grofse Gefalu*, aber Ptolemä
legte zu 'grofses Gewicht auf ein gutes Einverstandniss mit Theh
und schloss einen billigen Vertrag mit Pelopidas. Schlimmer go
es ihm auf seinem Bückwege. Er zog mit einer neugeworbew
Schaar gegen Pharsalos, um die Truppen, die ihn verratheu hatte
zu strafen, und traf hier unversehens auf ein starkes Heer A
Tyrannen von Pherai, welcher die Unvorsichtigkeit des PekfA
})enutzte, ihn nebst seinem Gelahrten gefangen zu nehmen.
Diese Gewaltthat veränderte auf einmal die Lage der Düp
U?fD MAKEDONIEN! 369 8. 347
Eb war die Losung zu einem neuen Kriege. Thel>en ruslele eifng
md Alexander von Pherai musste andere Bundesgenossen suchen.
Er wandte sich deshalb an Athen, weil er hier am meisten Eifer-
Mcht gegen Theben voraussetzen konnte, und dann lauschte er sich
lieht. Die Athener nahmen seine Geldsendungen und seine Ihil-
djgUDgen voll Freude an, schlössen sofort ein Bündniss ah und
Nhickten 30 Schiffe und 1000 Mann Fufsvolk unter Autokies zu
Miier Unterstützung. Der grölste Vortheil aber, welcher jetzt dem
Tyrannen zu Gute kam, bestand darin, dass die Thebancr sich da-
nk ihres besten Feldherm selbst beraubt hatten. Epameinondas
war seines Amtes entsetzt (S. 337) ; er diente als gemeiner Krieger
nter Kleomenes. Das Heer war nicht unansehnlich (es zählte 7000
«lUgerüstete Krieger und 600 Reiter), al)er es fehlte die rechle
LotODg. Kleomenes und H}'patos waren rasch vorgegangen, wurden
ikr durch Mangel an Zufulir zum Rückzuge gezwungen, ohne dass
K den umschwärmenden Feinden eine Schlacht liefeni konnten.
Auf dem Rückzuge selbst begann erst die Noth. Durch seine Ueber-
■hl an Reitern und leichten Truppen war der Feind im Stande,
ien Thebanem den grOfsten Abbruch zu thun; sie verloren viele
Leate und kamen endUch in solche Noth, dass das Heer einstimmig
i^ameinondas zum Fülurer verlangte. So wie er an der Syntze war,
hdffte Vertrauen und Ordnung zurück ; der Schrecken seines Namens
IttuBte die Angriffe des Feindes, die Geschicklichkeit seiner Führung
ROete das Heer.
Der beste Erfolg dieses unglücklichen Feldzugs war die l in-
ilinmimg der Thebaner gegen Epameinondas, seine Wiederein-
nhug in das Feldherrnamt. Nach den nöthigsten Ergänzungen
fa Beov rückte er unverzüglich wieder in das Feld (368 oder 367 ;
OL 103, 1), um den Uebermulh des Tyrannen zu brechen, ehe er
■ch im Lande befestigen konnte. Es wai* eine schwierige Aufgabe;
fan das Leben des Freundes war gefährdet, wenn Alexandros zu
Schritten der Verzweiflung getrieben wurde. Epameinondas verstand
tt die Aufgabe zu lösen; er wusste durch sein enl^chlossenes Auf-
Men in Thessalien den Feind vollständig zu entmutliigen, so dass
faer es für ein grofses Gluck ansah, unter Bedingung der Aiis-
bfening seiner Gefangenen einen dreifsigtägigen Waffenstillstand
U erlangen. Für Pelopidas aber war auch die Zeit seiner Haft
Öse Zeit des Ruhms gewesen; denn er hatte hier seinen iiner-
*ihktlerlichen Ueldenmuth bewährt und auch, wälu*end sein Leben
348 STEIGENDE VERWIttRUNG IM PEL0P0NNE8.
vom Willen des Tyramieu abhängig war, seinen Abscheu gegen An-
selben mit kühnem Freimuthe ausgesprochen^').
So wenig nun auch durch den WafTenstillsland ein festes Ziel
erreicht war, so musste man sich doch mit den gewonnenen E^
folgen einstweilen begnügen, denn es waren inzwischen andere ori
wichtigere Angelegenheiten in den Vordergi*und getreten, weidK
die Aufmerksamkeit der Thebaner für die nAchsten Jahre von Thes-
salien abzogen. Theben war im Norden und Süden siegreich ge-
wesen, es war unbestritten der mächtigste Staat des griecbischei
Festlands, der einzige, welcher eine feste Politik verfolgte n
Männer aufzuweisen hatte, die zur Führung Griechenlands bemfei
waren.
Trotz dieser Erfolge war das Ergebniss gering. Das alte Syitei
war zerstört, Spartas Uebcrniacht vernichtet, aber anstatt einer neofl
und festen Ordnung der Verhältnisse sah man nur eine zanehmeiri
Gähruug unter den hellenischen Stämmen und eine steigende Ver
wirrung.
Zunächst war Sparta seiner tiefen Demüthignng ungeachk
nicht völlig gelähmt; es hielt sich noch durch die Treue einzeln
Hundesgenossen, welche entweder wie Epidanros niemals geschwask
oder die sich im Gegensatze zu Theben jetzt fester als sonst m
geschlossen hatten, wie namentlich korinth und Phlius; es m
aufserdem der günstigen (ilesinnuiig Athens gewiss und hatte i
Dioiiysios von Syrakus einen wichtigen Bundesgenossen gefunden.
Dann waren die Staaten im Peloponnese, welche gegen Spar
die Waffen ergriffen hatten, nichts weniger als unter sich und n
Theben euiig. Bis dahin war Theben der Führer des peloponn
sischen Sonderbundes. Von Theben war das Beispiel gegeben oi
der Antrieb zur Erhebung; Epameinondas hatte dieselbe geleiti
ihm verdankte man im WeseuUicIien alle Erfolge und seine uneige
nützige PoHtik war gewiss geeignet, ein volles Vertrauen zu n
dienen. Jetzt aber trat das Gegentheil ein.
Das arkadische Volk, aus seinen bäuerlichen Verhältnissen aii
gestört und ohne Vorbereitung in die politische Bewegung der Ta
plötzlich hereingezogen, war aufser Stande, Mafs und Haltung :
finden. Leidenschaftliche Bedner gewaimen Macht ül)er die Vf
Sammlungen, welche auf dem Markte von Megalopolis tagten m
keine Männer hatten, welche der öffentlichen Geschäfte erfehrfl
die Sprache der Besonneulieit redeten. Der Hauptredner war L;
LTKOMEDES IN ARKADIKN 101, 4; 368. 349
komedes aus Manüneia. Die Arkader, sagte er, seien das fd teste
Volk der Halbiusel und zugleich das zahlieichste und vvehrhat'teste.
Ihr Arm werde ilbcrall begehrt, wo es tapferer Manner bedürfe,
in Osten und Westen der hellenischen Welt. Ohne sie waren die
Spartaner niemals nach Athen, noch die Thebaner nach Sparta und
G^eion gekommen. Warum sie denn immer nur für fremden
Kuhm ihr Blut hingeben und immer nur die SchiUlknappen Anderer
leia sollten! Damit müsse es ein P^nde haben. Die Arkader seien
ach selbst genug. Im Mittel- und Kernlande der Halbinsel wohn-
bft, seien sie, wie die ersten Insassen, so auch die natürlichen
Herren derselben und diese Herrschaft sei erst der wahre Preis des
Kampfes und die eigentUche Besiegelung ihrer neu erworbenen Un-
lUiingigkeit
Nun war Lykomedes der Held des Tags. Er vermochte Alles,
er besetzte nach seiner Wahl die Stellen in der Verwaltung und im
Heere; er fährte eine demagogische Diktatur ein und versetzte die
Allader in einen Taumel von Kriegslust. Sie sollten jetzt zeigen,
im sie der Thebaner nicht bedürften, um glorreiche Thaten aus-
afiihren. Sie eilten den Argivern zu Hülfe, welche bei einem An-
giifle auf Epiilauros duix^h Athen und die Korinther in Bedrangniss
gekommen waren, und sie setzten dann auf eigene Hand die Be-
Umpfung Spartas fort.
Nachdem sie im ol>eren Eurotasthaie Pallana erobert hatten,
venochten sie nun auch von der Küste her gegen das Innere vor-
adringen. Sie überüeleu Asine, die alte Hafenstadt unweit Gytheion,
heiiegten die Besatzung und t5dleten ihren Befehlshaber, den Spar-
liiten Geranor. In dieser Art der Ki*iegfülirung waren die Arkader
Meister; als abgehärtete Bergbewohner, im Kriegshandwerke geübl,
uermüdiich zu Fufs, aller Wege kundig, waren sie in vorzüglichem
finde geschickt, die Feinde durch unvennuthete lleberfalle zu er-
whrecken. Das Gelingen ihrer Kriegszüge hob ihren Miith zu einem
Uaden Selbstvertrauen, und wohin sie mit ihren Schaaren kamen,
thrliefsen sie sich rücksichtslos einer wilden Beutelust.
Auf diese Weise konnten sie sich allerdings unter den Pelo-
POBnesieni keine Freunde erwerben; am wenigsten waren die Eleer
Bit ihnen zufrieden. Denn diese hatten bei ihrer Erhebung gegen
Sparta vor Allem darauf ihr Augenmerk gerichtet, die Theile ihres
fi^Uets wieder zu gewinnen, welche ihnen durch die Spartaner ent-
^^en waren (S. 150). Aber die Arkader dachten nicht daran, ihnen
350 PERSISCHE EINMISCHUNG. PHILI8K0S.
dazu heliölfiich zu sein; sie beriefen sich darauf, dass die Ein-
wohner Triphyliens sich selbst für ihre Stammgenossen erklärteil,
und waren durchaus nicht gesonnen, sich diese Gelegenheit entgehei
zu lassen, um ihr Landschaftsgebiet an die See auszudehnen. So
entspann sich zwischen den beiden Nachbarstaaten eine bittere Fdiid-
schaft, und da nun gleichzeitig auch die Thebaner über das Ver-
halten der Arkader im höchsten Grade verstimmt waren und mk
Recht über ihren Undank sich beschwerten, so waren diejenipi
Staaten, welche durch ihre gemeinsamen Interessen am meisten anf
einander angewiesen waren, vollständig getrennt
Um die Verwirrung der griechischen Angelegenheiten m steigeni,
kam noch eine Einmischung von Seiten des Auslandes dazu.
Es regierte nämlich damals als Satrap in Phrygien der fermt
Ariobarzanes, ein Freund des Antalkidas, welcher von Anfang an
den Lakedärooniern günstig gesinnt war und ihren Staat nm w
weniger zu Grunde gehen lassen wollte, weil er selbst im Stillai
nach Erweiterung seiner Macht und nach Unabhängigkeit strebte;
deshalb niusste ihm daran gelegen sein, die Staaten zu erhaltea,
von denen er, wenn es darauf ankam, Unterstätzung erwarten konnte.
Er benutzte also die Stellung des Grofskönigs, wie sie im Antel-
kidasfrieden anerkannt war, um in seinem Namen einen Gongmi
zu berufen, der zur Herstellung des Landfriedens dienen, in der
That al)er den Ueliergrid'en Arkadiens und der weiteren Demäthigung
Spartas vorbeugen sollte. Zu diesem Zwecke hatte Aiiobarzaiifs
einen geschickten Mann zur Hand, der schon lange sein Yertraueo
genoss, einen Griechen aus Abydos, Philiskos, der als Söldnerhanpt-
mann sein Glück gemacht hatte. Er trat in Delphi mit persischea
Vollmachten auf und, was wichtiger war, mit persischem Gelde. Es
wurde zwischen den Lakedämoniern, den Athenern und den The-
banern verhandelt. Den Hauptpunkt bildete Messenien.
Man suchte Theben zur Nachgiebigkeit zu bewegen, aber es
konnte doch unmöglich seine eigene Schöpfung wieder yemichtea
und Messenien mit seiner bald vollendeten Stadt den Spartanern
preisgeben : Daran zerschlugen sich alle Unterhandlungen und Philis-
kos brachte ein Söldnerheer zusammen, um zu Gunsten Spartas eis-
zuschreiten. Er selbst wurde freilich nach Asien zuruckgemfeit
al)er er überliefs 2000 Söldner, die er im Voraus bezahlt hatte, des
Spartanern, und so waren am Ende diese die Einzigen, welche tob
dem verworrenen Zustande der Dinge Vortheil zogen. Denn ät
SPARTAS THRÄIfENLOSER SIEG 368. 351
ennung, die im feindlichen Heerlager eingetreten w«ir, gab ihnen
sder Mulh; dazu kamen die Verabredungen mit den Athenern,
eben im Norden zu beschäftigen, und eine neue Hülfssendung
9 Sicilien, keltische Scbaaren des Dionysios.
Nun galt es vor Allem, die eigenen Gränzen zu sicheni. Die
ermüthigen Einfalle der Arkader hatten eine namenlose Erbitterung
nrorgerufen und der junge Sohn des Agesilaos, der feurige Arrhi-
moSy war ganz der Mann, um die Kriegswuth der Lakedämonier
mlachen und zu lienutzen. Mit den keltischen Hülfsvolkern ver-
ligt, zog er das Oinusthal hinauf, nahm Karyai und strafte die
ri^iewohner für ihren Abfall. Daim drang er in Arkadien ein, zog
b aber vor den heranrückenden Arkadern und Argiveni zurück
id lagerte sich auf den Höhen l>ei Malea. Hier erklärten die Keitiui,
s mit ihnen ausbedungene Zeit sei abgelaufen, und l>egaben sich
eil sofort unter ihrem Fuhrer Kissides auf den Rückweg nach
«rta.
Kaum sind sie abgezogen, so werden sie in einem Engpässe
n den Messeniern eingeschlossen und begehren schleunige Hfdfe
a demselben Feldherrn, den sie eben so schnöde verlassen.
xhidamos eilt sofort herl)ei; die Arkader und Argiver folgen
id versuchen ihm den Ruckweg zu verlegen.
Wenn es eine Thorheit war, die Kelten am Abzöge zu hindern,
> war es noch Üiorichter, dass man die feindlichen Streitkräfte,
ne sie im Begriff waren, sich aufzulösen, zu gemeinsamer An-
iRDgung, zu verzweifelter Nothwehr zwang.
Der Uebermuth strafte sich auf das FiuThtbarste. Denn die
ipirtaner, die um ihr Leben kämpften, drangen unter Führung
taes Königssohnes, durch sein Reis|)iel und günstige AYahrzeichen
fimthigt, mit solchem Ungestüm auf die Feinde ein, dass diese
uiira Augenblick Stand hielten. Es war auch an keinen giMU'd-
Moi Rückzug zu denken, so dass durch die Reiter und die Kelten
hoMide getödtet wurden, während von den Lakedämoniern kein
Sniiger gefallen sein soll. Das war der lierühmte Mhränenlose Sieg',
<■ Sieg, der nach so vielen Schicksalsscblägen Sparta zuerst wie-
Icr aoTrichtete ^).
Agesilaos zog mit den Beamten der Stadt glückwünschend seinem
■olme entgegen; al)er fast nicht weniger als in Sparta, freute man
idi über die Niederlage der Arkader in Theben und Elis. Man
ffamnle die gerechte Bestrafung des Uet>ernuiths und hoffte auf
352 THEBENS GESANDTSCHAFT.
die Wirkung der empfangenen Lehre. Die Eleer hofTten auf Nadh
giebigkeit wegen Triptiyliens, die Thebaner darauf, dass die Arkader
nun einsehen würden, wie sie einer verstandigen Leitung bedärfla
und ohne Theben nichts ausrichten könnten.
Epameiuondas war gewiss unter allen Thebanem am freiesta
von l>öswiUiger Schadenfreude; sein Kummer war die immer adi
erneuernde Verwirrung und Fehde unter den griechischen SUalo.
seine Sorge keine andere, als die endliche Herstellung eines |^
ordneten Zustandes. Er hatte die Hauptsachen erreicht, die ?«•
einigung Böotiens, die Einschränkung Spartas auf sein altes Tem
torium, die Wiedergeburt Messeniens, die Selbständigkeit Arkadi«
sein ganzer Wunsch war, die Ergebnisse seiner Thätigkeit als M
Thatsachen anerkannt und darauf ein neues staatsrechtliches Vcr
hrdtniss dauernd begründet zu sehen. Jedes Mittel, das zu diesei
Zwecke fährte, musste ihm willkommen sein, wenn es mit seina
sittlichen Grundsätzen nicht in Widerspruch stand. Deshalb dv
man sich nicht wundern , wenn Theben sich in dieser Absicht a
Persien wandte, und man hat keinen Grund, anzunehmen, dassfie
gegen den Wunsch des Epameinondas geschehen sei.
Theben war ja von Anfang an nie in dem Gegensatze gefe
Persien gewesen wie die andern Staaten; es war also keine V«
läugnung seiner älteren Geschichte, wie es bei Athen der Fall wii
weim es mit dem Grofskönige verhandelte. Es suchte auch keine
Bundesgenossen in Susa, wie Sparta und Athen gethan hatten, un
von einem Verrathe an der nationalen Sache zu reden war Niemaii
berechtigt.
Den Persern war durch die Verträge eine gewisse Autorität i
Bezug auf Griechenland eingeräumt; von ihnen war der Friedi
ausgegangen, welcher die Grundlage des geltenden Staatsrechts hi
dete. Die Grundsätze des Anlalkidasfriedens, welche den Spartanei
nur als Mittel iln*er Herrschsucht gedient hatten, waren don
Epameinondas erst recht zur Wahrheit geworden. Es war also e
grofser Gewinn, wenn durch Anerkennung dieser Thatsachen w
Seiten Persiens den Spartanern ilu*e vermeintliche Rechtsbasis cb
zogen wurde. Die Verhältnisse zwischen Griechenland und Per«
zu ordnen, war einmal der Hauptpunkt der auswärtigen Politik ofl
die besondere Aufgabe der dieselbe leitenden Grofsmacht, and t
war daher auch in den Augen der Griechen viel gewonnen, wem
Theben am Hofe von Susa als Grofsmacht verhandeln konnte uim
NACH 8I7SA lOS, 1; 308. 353
mit seinen Ansprüchen auf eine vorortliclie Stellung (1asell)st an-
orkannt würde.
Eine unmittelbare Vei'stAnditj'ung war aber um so wichtiger,
k nach den Verhandlungen mit Philiskos in Delphi (S. 351),
mochte dieser nun wirklich vom ürofsköuige oder nur vom Ario-
bmanes seine Vollmachten haben, Thel)eii als der eigensinnige
Priedensstörer erscheinen konnte. Dieser Aufliissuug musste es
»tgegenzutreten und sem gutes Recht in Siisa geltend zu machen
ndien. Endlich kam dazu, dass Sparta scbon wieder neue Vor-
linduDgen mit Persien angeknüpft hatte und Athen ein Gleiches im
iüine trug. Sparta hatte nach Antalkidas' Tode einen Gesandten,
lunens Euthykles, abgeordnet. Ks schien also notli wendig, den
hstrebuDgen desselben entgegenzuarbeiten, damit nicht etwa der
ilte Frieden erneuert mid Sparta mit Mitteln versehen würde, seine
Hhere Politik wieder aufzunehmen. • Auf diesen Umstand wiesen
mch die Thebaner vorzugsweise hin, als sie ihre Bundesgenossen
ni einer gemeinsamen Gesandtschaft nach Susa aulforderten. Die
Uader und Eleer folgten der AufTorderung; Pelopidas und Isme-
lia» führten im Namen Thebens die Gesandtschaft. Die Athener
Muten sich Leon und Timagoras abzuordnen, um ihre Interessen
■ Susa zu vertreten. Die Gesandten scheinen auch diesmal, wie
> bei früheren Gelegenheiten geschehen war, ihre Heise in harni-
iMer Gemeinschaft ausgeführt zu haben.
Am persischen Hofe waren die Gesandten natürlich sehr will-
tommen; es war ein neues Zugestämhiiss der Hellenen, dass sie
•hne den Grofskönig nicht fertig werden komitcn, eine neue
Udignog, welche seiner Macht freiwillig dargebracht wurde. Aus
Ion blutigen Staatenkriege wurde ein diplomatischer Streit, der durch
Ik Persönlichkeit der Gesandten entschieden wurde.
Kc Thebaner waren von Anlang an im Vortheil. Der Ruf ihrer
iMen ging ihnen voran und nach dem, was die Perser unter dem
UKmiuthe des Agesilaos zu leiden gehabt hatten, war ihnen die
'Biachaft von Leuktra eine Freudenbotschaft und sie bewunderten
ie Helden, welche den Staat, der eben noch Asien hatte erobern
'den, auf das Eurotasthai zu beschränken wussten. Antalkidas er-
du* persönlich die Umstimnmng des Perserhofes gegen Sparta;
iic Anträge wurden schnöde zurückgewiesen; zu Hause wie in
laa verachtet, soll er in tiefem Unmuthe sich selbst getödtet haben.
Mit Sparta so wenig wie mit Athen hatte sich ein dauerndes
Cutiai^ Gr. Octch. Hl. 23
354 PELOPIDAS UND ART.VXERXES 103. 1; 30^.
Vorlrauensverlialtniss lierslt^lleu lassen; etwas Anderes war es wl
Theben. Von dieser Sladt hatten die Perser nie eUvas Uebles er-
fahren; mit ihr standen sie schon von der Zeit des Xerxes heris
gastfreundsehaftlichen Verbhidnngen ; sie war damals die eifrigste
Bundesgenossin gewesen und hatte für ihre Treue die schwenta
Zeiten durchgemacht. Dankbare Gesinnung war aber einer der
hervorragenden Charakterzüge der Perser; auch für wahren Manncf-
werlh hatten sie eine riclitige Schätzung. Und da war denn die
ritterliche Persönlichkeit des Pelopidas, sein hochherziges Wesel,
seine völlige Uneigennützigkeit von entscheidender Bedeutung, \nii-
rend die Gewandtheit des Ismenias ihn in den Geschäften hesüm
nnterstützte. Im Vergleiche mit den andern Gesandtschaften wosete
man \m den Thehanern die Geradheit der Rede, die Klarheil der
Absichten, den offenen Freimuth vollkommen zu würdigen. Peil-
pidas Winnie unverkennbar allen Uebrigen vorgezogen und seine An-
trüge erhielten von Stuten des Grofskönigs vollständige Billigong.
Es wurde also zuerst das von Anlalkidas Itegründete Verhältnis
zwischen Persien und Sparta aufgelndien; Sparta hörte auf derVer*
trauensslaat zu sehi. Daim wurde, was Theben in's Leben gerufea
als zu Recht bestehend anerkannt; also namentlich die Unabhingig'
keit Messeniens. Theben wollte aber noch mehr. Es stand ihn
jetzt ]»ei der Refestignng seiner Stellung keui Staat mehr im Wep
als Alben, mit dem es aufrichtig, aber ohne Erfolg ein fi^eundliche:
Verhfdtuiss herzustellen gesucht hatte. Es konnte ü])erzeugt sein
dass die Athener allen Forlschritten Thebens im Peloponnes wie n
Thessalien und Makedonien hemmend entgegentreten würden; ein
bittt'r«' Verstimmung gegen die Athener war sehr natürlich. Di
attische Flotte war aber auch für Persien immer dasjenige, was e
am meisten zu furchten hatte, und so erlangten die Thelianer einei
königlichen Beschluss, welcher die tiefste Demüthigung Athens ent
hielt, den Befehl, dass es seine Kriegsschiffe abrüsten und an's Lam
ziehen, also sich selbst entwaflnen und wehrlos machen solle. Aud
seine Ansprüche auf Amphipolis, welche doch auf dem Congress
zu Sparta anerkannt waren, wurden ausdrücklich abgewiesen un<
die Stadt unter königlichen Schutz gestellt.
Die Gesandtschaft nach Susa war ein neuer Sieg Thebens, f
war ein zu seinen Gunsten umgeformter Ant^ilkidasfrieden zu Staii<i<
gekommen, es war nach seinen Vorschlagen unter persischer Olicr-
aufsieht ein neues Staatensystem festgestellt ; Thcl)en, eng mit Persieo
EBFOLG DER GESANDTSCHAFT 103, 1; SO?. 355
irbändet, war in seiner vorOrtlicIien Stellung anerkannt und mit ihr
Hthfubrnng der Vcilräge iM^trant. Aber wie unsicher wanm dies«*
rfolge, wie wenig ^nr man einei*seits des Urofskruiigs sicher und
idrarseits der Zustimmung der griechischen Staaten zu dem in Susa
HeinbarteD!
Das Letztere zeigte sich zuei*st. Deim als nun ein Staatencungress
Kh Theben ausge8chriel)eii wurde, um sich hier auf Grund des
ertngg zu einer neuen Eidgenossenschaft zu verbinden, da kam
iehU zu Stande. Keiner der Gesandten erkhlrte zur Eidleistung he-
lUmachligt zu sein; am entschiedensten alKT traten die Arkader auf,
aren Gesandter in Susa sicii nel»en dem von Eiis zurückgesetzt ge-
inta und der seinen Landsleuten von tlem elenden Zustande des
enerreichs die lebhafteste Schilderung entworfen halte. Lykomedes
snnlirte sich also in Thelien gegen jede Eimnischung persischer
■lorität, bestritt den Thelianern durchaus das Recht in ihrer Stadt
ie Versammlungen zu halten und trat endlich im INamen Arkadiens
knilich aus dem Congresse aus.
Die Thebaner scidugen nun einen andern Weg ein. Sie he-
dwilen die einzekien Städte und legten ihnen den Vertrag zur
nähme vor. Aber auch dies war vergeblich. Die Korinther wiesen
lit ihnlicben Gnlnden wie die Arkader trotzig die Annahme ab und
N Gesandten kelu^n erfolglos mit dem königlichen Schreil)en heim.
^ ganze Yersucb, ein vom Grofskönige verbrieftes Ani^echt auf die
iegemonie gellend zu machen und durch pei^sische Vermittelung eine
cne Staatenordnung festzustellen, envies sich unersprielslich. The1>en
iKb auf einen iebbafteren Widerstand, als es erwartet hatte, und
Wer Widerstand war um so unangenehmer, weil er sich den An-
trieb edler, nationaler Motive gab, wenn es auch im Grunde nur
n zäher Partikularismus war, aus dem er hervorging. Jedenfalls
MMe Theben erkennen, dass nur durch die Entscheidung der Wafl'en
■
■• feste Ordnung der Dinge hergestellt werden könne*®).
Theben rüstete also auf's Neue und Epameiuondas, welcher
■ch seine glAcklichen Unternehmungen in Thessalien das volle
'vtnuen seiner Mitbürger wieder gewonnen hatte, führte zum
ritten Male ein Heer nach dem Peloponnes.
Bei der feindlichen Stellung Korinths und Arkadiens kam es
■n darauf an, an anderen Punkten festen Fufs zu fassen, und da
^ knne Gegend wichtiger als Achaja , weil die Beherrschung des
-^nthischen Meerbusens für Theben von der grofsten Bedeutung war.
23*
356 DRITTER ZUG IN DEN PRLOPONNES lOS, t; M7.
In den acliäischcn Kustenstüdten bestanden meistens aristokratiflfhe
Verfassungen, wie sie dort wälirend der Zeit spartanischer Uefaer-
macht eingerichtet waren. £panieinondas verfuhr hier mil der gröfsUi
Weisheit; er verbürgte den Familien, welche die öffentlichen Ange-
legenheiten der einzehien Gemeinden leiteten, dass keine gewallnnen
Umwäheuiigen stattiinden sollten, und deshalb schlössen sie sicfa bd
ihrer grofsen Entfernung von Sparta ohne Schwierigkeit den Thebanen
an, indem sie zugleich die Städte aufga}>en, welche am jenseitiga
Ufer in Abhängigkeit von ihnen waren, Naupaktos und KaljdoB.
Das war für die Macht der Thel)aner im korinthischen Golfe ob
wesentlicher Gewinn und ebenso für ihre Landmacht, weil sie nim
der Isthmospässe nicht mehr bedurften, um in den Peloponnes n
gelangen.
Trotzdem riefen diese Mafsregeln eine grofse UnzufHedenbot
hervor, in Theben selbst und noch mehr bei den BiindesgenosBCi.
Die Schonung der regierenden Familien, hiefs es, sei ein Yerrath u
dem Grundsätze der Volksfreiheit, welcher alle Staaten, die gega
S]Kirta im Felde wären, huldigten; die Demokratie sei ihr gemein-
sames Band, ihre Einlieit und Stärke. Städte von Aristokraten regiert,
blieben immer versteckte Bundner Spartas und wer die Arislokratei
irgend wo halte und stütze, der müsse auch im Geheimen mit des
Spartanern zusammenhängen. So wenig verstand man die Politik
des Epanieinondas, der allerdings ein höheres Ziel im Auge hatte,
als eine demokratische Propaganda, und der die Parteileidenschatai
nicht aufregen, sondern }>eruhigen wollte.
Die Arkader beschwerten sich in Theben und fanden hier ofkatt
Gebor. Man huldigte demselben Parteigeiste und glaubte den Ar-
kadern Rücksichten schuldig zu seui, obwohl jeder Verständige ein-
sehen inulste, dass man bei aller Nachgiehigkeit auf dieses Volk sich
doch niclit verlassen könne. Die Thebaner hoben also ohne Weitem
die geschlossenen Verträge auf, schickten Vögte in die Städte Achapi
und triel)en die Gesclilechter aus. Nun war unter den Verbündeten
wieder brüderliche Eintracht hergestellt, aber zugleich das Zeichen
zu einem neuen Bürgerkriege gegeben, welcher den Norden der Halb-
insel ergrifl' und Niemand fühlbarer wurde, als den Arkadem selbt
Denn die vertriebenen Geschlechter hielten sich im Lande ab be-
waffnete Streifscliaaren, welche, von Theben verrathen, auf die Säle
Spartas zuiücktraten und in Raubzügen das arkadische Gnnzbntf
liraiidschatzten, um sich für die erHttene Unbill zu rächen*^
EITPHRON VON SIKYON. 357
Das Beis«piel, welches man gegelHm hatte, wirkte noch weiter.
Denn in Sikyon hatte man ehenfatls die inneren Verliriitnisse unhe-
rikhrt gelassen und sich damit hegnügt, die wichtige St<idt zn den
Bundesgenossen zu zählen. >^itn erhöh sich unter den vornehmen
Kkyonern ein Bürger, Namens Enphron, ein ehrgeiziger Mann, der
finüher ein Vertrauensmann Spartas gewesen war. Dieser trat in Folge
der achaischen Vorgänge hi Unterhandlung mit den Yerhündeten und
erklärte sich bereit, auch in Sikyon die Geschlechter zu stürzen, Volks-
herTBclmfl einzurichten und dadurch erst seine Vaterstiidt ihnen auf
eine wirklich zuverlässige Weise zuzueignen. Die Arkader und Argiver
gingen begierig darauf ein und Euphron hi*achtc eine Revolution zu
Stande, in Folge deren er seihst Befehlshaber der Truppen wurde
und mit Söldnerhülfe Herr der Stadt. Das ganze Gemeinwesen wurde
umgekehrt, die alten Familien verjagt, <1ie Güter contiscirt, allen
Wohlhabenderen wegen angeblicher Hiimeigung zu Sjtarta der Pro-
lesa gemacht, TempeJgut eingezogen und eine Masse von Ncu-
bflrgem in die Gemeinde aufgenommen. Die vollkommene Gewalt-
herrschaft war da und der neue Tyrann trieb sein Wesim so arg,
daas am Ende die Verbündeten selbst gegen ihn einschreiten mussten.
Enphron musste fliehen. Bei der Flucht änderte er sofort seine
Politik, ülieriieferte vor seiner Einschiffung noch di«^ Hafenstadt den
Spartanern, eilte nach Athen und kehrte von dort mit einem Söldner-
hänfen zurück, konnte sich aber in Sikyon nicht halten, ging nach
Theben, um hier wieder Verbindungen anzuknüpfen und wurde hier
auf der Kadmea von Parteigängern, welche ihm nachgez(»gen waren,
ermordet. Der Mörder rechtfertigte seine That als Tyrannenmord
und wurde freigesprochen, in Sikyon seilest al>er hatte derselbe En-
phron noch einen so grofsen Anhang, dass ihm als vAnem Heroen
mr dem Markte der Stadt Grab und lleiligthum errichtet wurde. So
orkennen wir an Euphron das Musterbild der rücksichtslosesten
Sdbatsucht und zugleich vollständige rnsicherheit des öffentlichen
Vrteib über Menschen und Uechtsverhältnisse.
Die peloponnesischen Verwickelungen wurden noch gröfser durcli
COM neue Einmischung von Seiten Athens. Die Athener nämlich
^crioren um diese Zeit Oropos, die seit alten Zeilen streitige Gränz-
*Mt an der Asoposmündung, welche ihnen für den Verkehr mit
^Ma ein fast unentbehrlicher Posten war. Sie hatten die Stadt
^ dekeleischen Kriege verloren und tlann nach den] Antalki-
^'^sfrieden von Neuem in ihren Besitz gebracht. Seitdem aber
358 THEBEN GEWINNT OROPUS 103; 3; 3««.
die Slaalsmäniier Tliel)en8 (laraiil' aiisgiiigon, Böotien iu seiner voUeo
Gröfse wieder herzustellen und zu einigen, inusste die wichtige KA-
Steilgegend am euböisclien Meere ein viimiglicher Gegenstand ihrer
Aulinerksamkeit sein. Man niusste die Athener zu Terdränga
suclien, und dazu boten die Parteibeweginigen der von jeher nh
zuverlässigen und schwankenden Bevölkerung von Oropos im Jahre
nach der persischen Gesandtschaft eine erwünschte Gelegenheit ihr.
Die den Athenern feindliche i*artei wurde durch die Gegenpartei rar-
triek'n; sie kehrte dann mit Hülfe euböischer Tyrannen (S. 342)
in ihre Stadt zurück. Die Athener nisteten sich zu ihrer Wiedererohe-
rung, aber ehe diesellte gelang, brachten es die Thcbaiier dahin, diK
ihnen die streitige Stadt id>ergel>en wurde, und so wie sie einmal Hefrai
derseU)en waren, dachten sie nicht mehr daran, sie zuröckzugebeD^).
Dieser Vorfall rief iu Athen die höcliste Bitterkeit hervor ud
zwar nicht bloi's gegen Theben, sondern eben so sehr gegen die
eigenen Hundesgenossen, namentlich gegen Sparta, von welchem ei
sich zum Danke für alle llülfsleistungen gänzlich verlassen sab. Vdi
dieses Geffdil überwog in dem Grade, dass die Athener nicht bv
ihre Hülfsiruppen aus dem Pelopoiuies ziu'ückzogen (was f^kh nach
dem Ausbruche der oropischen Unruhen geschah), sondern auch sdbt
eine feindliche Stellung gegen S|)arta einnahmen und so mittdhv
den Thebanern Vorschub leisteten.
Sie kamen von NtMiem auf den Gedanken, S|>artas Schvi'khe
zu benutzen, uui im Peloponuese eine selbständige Rolle zu über-
nehmen (S. 31b) und im >orden der Halbhisel festen Fufs zu (asseu.
Sie hatten dabei namentlich Korinth im Auge, da sie doch am blhoMii
meistens Truppen stehen hatteu. Diese Al)sicht schlug aber iu*s Ge*
gentheil um. Denn die Korintlier wunlen l>ei Zeiten gewarnt; sie «i'
ren der Kriegsnoth im höchsten Grade nulde, sie sollten jetzt, ila sie den
Athenern nicht trauen konnten, aus eigenen 31ittehi die nöthigien TnqK
pen halten, um gegen Theben auf der Hut zu sein. Das wurde ihnen
unerträglich. Sie benutzten also die neue Gefahr, welche ihnen to*
ihrem eigenen Bundesgenossen drohte, um in Sparta über ihre Lage
Vorstellungen zu machen. Sie erklärten, dass sie bei aller Gesinnungen
treue dennoch darauf Bedacht nehmen müssten, eine neutrale Stdhing
zu gewinnen. Wenn sie ohne Ende den Kampf fortsetzten, so würdefl
sie sich in dem Grade aufreiben, dass sie niemals wieder den Sparte-
nei'ii von ISutzen sein konnten; es sei also vernüufUg sich jelzl 0
schonen. Dieselbe Friedensneigung war in Plilius, der treueslen aOtf
SEPA KATFRIEDEN MIT K()K1>TJI IM> l»HL!rs. '550
Biiiidesslädte Spnrtas, wt»Idie unsr»«;licli(^ .\otli von diMi ArkadiMii iiiid
Argivem ausziishdu'U hatte und in (»iiieiii daucrndtMi lielagpriings/U'
Btanil gclialleu A\urdf. Spart^i, aul'sor SUhkU* zu li(*UV*n, ^'ah sein«^ Fjii-
willigiiiif; dazu, dass di(^ Städte ihren Inleressen jemals sieli mit Tlie-
ben verständigten. Koriiith, IMdiiis, walirsclieiiilieh aueh Kpidanros,
traten nun in ein Verhältniss mit Thelxni, erkannten ihMi von TlielNMi
angelmleiien Frie<h*n an und v(M*pflii*hteten sirli zur I leerest ol«<e,
doch unter dem Vorljehalte, nicht zum Kainpte ^e^en itu' altes
BandesolierliHupt gezwungen zu werden. So trat im Murdeii der
Halhmsel eine gewisse Heruliigung ein, wrdueiid sieli im Inneni
derselben neue Verwickelungen entspannen "M.
Die Arkader, von Lykomedes geleitet, hatten kaum die Aen-
deruug der attischen Politik JuMiierkt, als sie diese ^lelegenheil be-
gierig ergriiren, um die ihnen lästig«* Verbindung mit Theben zu
Ksen. Die arkadisclie Uuiidesbehörde bot aui' Lvkom<Mles Antrieb
den Athenern ein Kundniss an und diese gingen darauf ein, aber
ohne deshalb den Spartanern autzukuudigen. Sie waren also gleich-
leitig mit S|Kirta und Arkadien verbundtH. und el>enso die Arkader
glfichzeilig mit Thel)en und Athen, W(*lehes doch mit Theben in
offener Fehde >var. Dabei dauerte der alte (iränzkrieg in tb^n iüe-
bilden zwmhen Megalopolis und Lakoriien ununterbrochen tort, an
welchem auch die syrakusischeii ITfdtstruppen auf Seile Spartas Theil
nahmen, und endlich brach, um das Mals iWv Verwirrung voll zu
machen, nocli ein Riieg zwischen Arkadien und Klis aus.
Es herrschte nämlich schon lange eine tiefe Verstimmung zwi-
iMiheu beiden Staaten. Die Kl(;er sahen sich in ihren Absichten auf
den Wiedererwerb von Lei>reon gelauscht (S. 117), und die Ar-
kader liatten den Eleern die Schadenfreud«;, welche sie filu'r den
*thräiieiilosen Sieg* des Archulamos gezeigt hatten, eln^nsowenig ver-
gttsen wie ihre Bevorzugung am Hofe des Arlaxerxes (S. 1^55). Sie
w«Blen die Landschail Triphylien mil Lepreon, das sich freiwillig
Vgnchlüssen hatte, nicht wieder herausgeben, sie blickten vielmehr
■til Instemem Auge auch nach den anderen (lebielen des reichen
''tthharlaiides und namentlich nach den Schätzen von Olympia;
** hofllcn das offene Ehs um so leichter bezwingen zu können, da
•toe ihnen gfiustigc Partei im Lanibi war, welche immer mehr Kin-
fluss gewann. Aber el»en ib*shalb drängt«» ilie der arkadischen Denio-
»Rilic feindliche Partei, welch«» noch am lUubM* war, zur Kntscheidung.
"^ Eleer rücken aus und nehmen Lasion, einen Tiebirgsort olien
360 FEHDE ZWISCHEN ELIS UND ARKADIEN.
au den Peneiosqii eilen, welcher zu Ai*kadien abgefallen war, abe
sie werden von den Arkadem zurückgeschlagen, deren Truppen auc
die Hauptstadt bedrohen und sich im Hochlande oberhalb Olymp
festsetzen.
Die Eleer kamen in die schwierigste I^age. Sie liatten keil
andere Hülfe, als achaische Freischaaren (S. 357), welche ihre Sta
deckten, wahi^end die demokratische Partei sich vom Gemeinwett
losriss und nach ehiem vergeblichen Versuche auf die Akropolis k
Eiis der wichtigen Stadt Pylos im Rücken der UauptstadI sich h
mächtigte. In dieser Noth blieb den Eleern nichts übrig, als m
an Sparta zu wenden, und hier hatte man aUen Grund, die HüK
suchenden nicht zurückzuweisen. Man hatte den Verlust des Eil
tlusses in Olympia schon lange schmerzlich empfunden, man hatl
es erleben müssen, dass in der leisten Olympiade (103; 368) Du
miskos, der erste Mcssenier, als Sieger verkündet und so die Unal
hängigkeit Messeniens von g^uiz Hellas feierlich anerkannt wordc
war. Es wurden von Iteideu Seiten die grö&ten Anstrengiufe
gemacht, denn schon nahte die Zeit der neuen Ohinpieufeier hen
und die Eleer zeigten eine Thatki*aft, wie man sie dem im GanM
friedlichen und verweichlichten Volke nicht zugetraut hatte; fl
wussten, dass die Arkader nichts Geringeres im Schilde führle
als die seit Jahrhunderten bestehende Ordimng des grofsen Natieoa
festes umzustürzen, und gemeinsam mit den Pisaten, den Altesli
Besitzern Olympia's, unter arkadischer Oberhoheit die Feier zu halte
Es galt also die wichtigsten Ehrenrechte des Staats so nie die Schät
des Gottes zu vert heidigen.
Die Eleer veranlassten zu den] Zwecke einen Einfall des A
chidamos in das arkadische Gebirgsiand, wo Kromnos besetzt wunl
und sobald sie von den fremden Truppen frei waren, machten f
sich auf, um die von den Demokraten eroberten Plätze des eigern
LMindes zurück zu erobern; da die arkadischen Truppen aber schndk
als erwartet werden konnte, zurückkeinten und eine feste Stelliu
in Olympia benutzten, um daselbst unter dem Schutze der Wai
zu der herkönnulichen Zeit, um den ersten Vollmond nach der Soc
mersonnen wende, die Festlichkeiten abzuhalten, da rückten die Ek
mit den Achäern heran, um wenigstens die Genugthuung zu haben, da
diese revolutionäre Olympiadent'eier nicht ungestört von Statten geb
So wurde zum ersten Male an demjenigen Feste, bei des»
Annäherung sonst in der ganzen Halbinsel alle WaiTen ruhten, i
SCHLACHT IN OLYMPIA 104.1; 301 JULI. 361
Tempelraume selbst ein l)liiti||;er Kampf geführt. Die Arkader mit
ihren Hülfsvölkem aus Argos und Allien hatten sieh am Kladeos
aufgestellt, welcher gegen Westen iVu* Gränze des heiligen Bodens
lüdet; am andern Ufer standen die Eleer, von der Feier ihres eigenen
Landesfestes ausgeschlossen. Die Erbitterung filier diese Schmach
eDtfachte in ihnen einen wahren Ueldenmuth. Sie ül>ersrln*itlen den
Klideos, warfen die Arkader uml trieben sie mit unautlialtsiunein
Gngeslüme vor sich her bis in die Mitte des Temjielhains, w» der
groÜBe Opferaltar stand. Hier aber kamen sie in die übelste Lage.
Denn die Hallen und Tempel umher waren von Feinden besetzt,
Dod die Eleer, von allen Seiten bedrangt und lieschossen, niussten
nach grofsem Verluste übt^r den Kladeos zurückgehen. Die Nacht,
vrich«! folgte, benutzten die Arkadt^ zu Verschanzungen, so dass
die Eleer am nächsten Morgen keinen neuen Angriff wagen koimten
und die Landesfeinde die Herrn des heiligen Bodens b]iel)en.
Die Arkader glaubten ein Grofses erreicht zu haben. Sie waren
jetit die Schutzmacht von Olympia, sie hatten die Ehrenrechte im
Bealtie, auf welche Sparta immer ein l)esouderes (gewicht gelegt
baUe; sie halten zugleich, da die Pisaten keine Macht waren, das
Heiligtlium selbst mit allen seinen Schätzen in ihren Händen. Em-
pfindlicher hätten ihre Feinde, Sparta und Elis, in der That nicht
gedemüüiigt werden können. Aber es ruhte kein Segen auf diesem
Clkke und kaum hatte man <lie Tempelschätze in Händen, so wurden
aie der Anlass einer blutigen Entzweiung unter ilen Siegern.
Die arkadischen Heerführer hatten rasch zugegrifl'en , um ihren
Truppen den rückständigen Sold zahlen zu koimen. Ein Staatsschatz
var mcht vorhanden, man war also auf den Gewinn der Kriegszüge
aDj^iesen und da fanden die Heerführer keinen Grund, die elische
Kriefisbeute anders anzusehen als jede andere. Die Bundesbehörde
hiDigte das Verfahren und es war für alle diejenigen, welche wirklich
«Ben Gesamtstaat wollten, ein unberechenbarer Gewinn, wenn man
den Tempelschatz als Bundeskasse benutzen und so , von den Zu-
Nhuaen der einzelnen Staaten unabhängig, das Buiuh^sheer erhalten
Itwmie, So und niu* so konnte die Genti'albehörd«; eine feste Macht-
stellung gewinnen.
Aber gerade hierin lag schon ein (irund zum Widerspruche von
Seilen derer, welche eine solche Bt?festigung d(^s Bundesstaats niclit
^Icn, und dieser Widerspruch konnte allerdings durch religiöse
'^'denken auf das Kräftigste unterstützt werden; denn das Ausleeren
362 STRKIT 17M DIE TEMPKLSCHXtZE.
des heiligen Scliatzes Avar iiiinierliiii nodi fiTivellianer, alt« da» Anf-
faiigen von Weiligcsclieiiken, die auf t'eiiKlHchen Schiflen dem Code
ziigefulirl wurden (S. 292). Jetzt erholten sich naiuenüich (fe
Manlineer, hi deren Milte sich nach dein T<Mle des Lvkomedes olfet-
bar die arislokra tische Partei wieder gestärkt hatte, welciif ft
städtische Selbständigkeit vertrat. Die Mantineer erklärten sich gepi
die Verwendung der Tenipelgelder, sie schickten ihrem Contingnte
Sold aus der städtischen Kasse und sagten sieh feierlich Ton jeAf
Betlieiligung an diesem Verbrechen los. Die Bundesbehörde dagfgn
forderte die Beamten der Stadt wegen dieser Auflehnung lur Vw-
antwortung, verurtheilte sie und schickte Truppen, um die ivider
spänstige Bundesstadt zu zwingen; aber die Mantineer ließen «fie-
selben nicht ein, un<l da die Strenge sich gänzlich wirkungslos
erwies, so erfolgte bald eine sehr merkliche Umstimmmig in
arkadischen L«uide. Die Machtlosigkeit der (AmtraUiehörde trat oin
zu Tage und viele der kleineren Gemeinden wagten es nun, sick
den Manthieem anzuschliessen. Unter einem Volke von so alter-
thüinlichen Sitten regte sich in Folge des Tem[)elraiil)e8 bei Vida
ein unheimliches Gefühl; sie wollten ihr Gewissen nicht bescliwens,
sie waren l)esorgt, dass die Entweihung des Heiligthums an ihiKa
und ihren Kindern gestraft werden wuinle, und endlich kam «
dahin, dass die Mehrzahl der Stimmen in der grofsen Bundesvff^
Sammlung sich dafür entschietl, sich der Tempelgelder 211 ent-
halten«-).
Die nachstt» Folge war, dass alle Unbemittelten das Heer veriicfeA
die Vermögenderen alx'r blieben. Sie erboten sich zu frei-
willigem Dienste, veranlassten ihn» Freunde als Freiwillige in &
Bundesmiliz einzutreten, und so schhig tler ganze Hergang dahin aft
dass die Söhne tler begüterten Familien den Kern der Tnipi)e bildeten
es war eine in Mantineia verabI^Mlete, aristokratisclie Renction gepi
die Grundsätze der Demokratie, auf welche das ganze neuarkadis*
Staatswesen gebaut war; es war zugleich eine völlige lülimnng *f
Gentralbehörde, die nun ganz vcui dem guten Willen der Kniet"
Staaten abhängig war, ein entschiedener Sieg des Particularismns.
Lykomeiles, der gleich nach dem Abschlüsse des Bundni«*
mit Athen gestorben war, hatte keinen .Nachfolger, der im Slan*
gewesen wäre, ilie nationale Partei zusannnen zu halten und duri
sie Arkadien zu einigen. Die l.amlschaft fiel von Neuem aus «»"
ander und damit trat auch der alte Gegensatz zwisclieu Mantioei>
FRIEDEKSCO:«riRE88 IN TE(iEA lül, 2; 3(». 363
lad Tegva von Neuem in Kraft, und zwar in der Weise, dass
Ibntiueia der Herd der aristokratischen und sunderstaalJichen Hicli-
long wurde, wahrend Te|j:ea, wo auch eine liootische BesaJzunjr la^%
fa Hauptquartier der Demokratie und der bundcHstaatlichen Partei
worde.
Diese Spannung bestimmte nun auch die auswärtigen Verlifdt*
me. Denn die Fuhrer und Beamten di's Volks, wehlie im Interesse
in Bundesstaats die rücksiclitslose Aneif^nunj; der Temp(*I(2:eUl(*r
ketrieben hatlen, furclitelen, seit sie in der Minderheit gehliel>en
warm, dass sie ncwh zur Uecliensehaft gezoj;en werden machten.
Sie suchten also bei den Thel)anern Hülfe un<l macht<Mi sie darauf
aiflinerksani, dass ganz Arkadien auf bestem Weg«^ sei, in die lland«^
der Aristokraten zu gerathen, Avelche es ül>er kurz oder lang un-
iveiMbaft wieder den Spartanern zuffdiren wurden. Kaum win'de
aber dieser Schritt bekannt, so veranlasste er die (iegner zu 4*iii(*r
Gegendemonstration; sie setzten einen arkadischen GesamtlH'schhiss
dnreh, weicher die friihere Gesandtschatt als gänzlich unlMMHH'liligt
dKMeUte und die auswärtige Einmischung ablehnte, während gleicli-
aitig mit gröfstem Eifer daffu* gesorgt- wunle, jeden Anlass dazu
n vermeiden.
Auf Antrieb der Mantineer wurde, eine Aussöhnung mit Elis
n Stande gebracht, welche eine vollige Verzichtleistung Arkadiens
Nf alle Rechte in Olympia einschloss. Der arkadische Bund wurde
bi&erlicli wieder hergestellt, und, um die Thehanei* ivcht zu ärgern,
Wrde gerade Tegea, der St^mdort der böotischen Truppen, aus-
RevSblt, um daselbst ein feierliches Friedensfest abzuhalten. Aus
An Kantonen waren Abgeordnete anwesend und es lässt sich vor*
>iaKtien, dass die neu bestimmten Bundesordmmgen im liiteresstt
'er aristokratischen Partei abgefasst wurden.
Aber während die Menge arglos das Verbrfiderungsfest beging,
fcwritete die Gegenpartei einen tückischen Anschlag vor. Es waren
faelben Leute, welche noch immer ihrer persönlichen Sicli«Mheit
^>tgen in Sorge waren und für sich alleui keine Aussicht hatten,
^K Oberhand wieder zu gewinnen. Sie machen sich als<i an den
^Manischen Kriegsobersten, der ein sehr ini williger Zeuge des
'Wies war, sie stellen ihm die gelährhcheu Folgen einer sich mehr
^ mehr befestigenden aristokratischen Reactioii vor Augen, sie
^hwD ihm das ganze Fest als eine offene Belei<ligung Thel)ens
^nustellen und veranlassen ihn, vielleicht in Folge absichtlich
364 VORGÄNGE IN TEGKA.
angestifleter Uiiriilieu und Ungebuhrliclikeiten, nachdem er selhsl
den Frieden mil beschworen hatte, gegen Abend plötiUch die Stadt-
tliore s(*.hliersen zu lassen und die wichtigsten Wortführer der ii
Tegea vereinigten Arkader gefangen zu setzen. Man hoffle adi
auf diese Weise aller liriupter der aristokratischen Partei und nainat-
lieh der Mantineer zu bemächtigen und so die ganze anUtbebaniscfae
Bewegung ein für allemal unterdrücken zu können. Aber te
Ueberfali lief sehr übel aus; denn gerade die Mantineer warn
samtlich vor Thorschluss schon auf dem Heimwege gewesen «ad
statt ihrer hatte man mit grofsentheils unbedeutenden Leuten Gefing-
nifs und Rathhaus überfüllt. Nun erfolgte das Gegenüieil von dm,
was der Ueberfali bezweckt hatte. Die nationale Partei war B*fl
Unrecht gesetzt; auf ihren Antrieb hatte Theben den beachworoMa
Frieden gebrochen. Also statt gedemüthigt und entmuthigt ai
sehi, trat Mantineia nun erst mit rechtem Selbstgefikhle und iai
BewussUeiu einer gerechten Sache kräftig voran, beschickle de
Kantone, rückte mit seinem Bürgerheere vor Tegea und fordste
die Freilassung der Gefangenen, indem man sich dafür Terbti|[le,
dass Alle, gegen welche ein. Grund zur Klage vorläge, sich zur Ver-
antwortung vor dem Bundesgerichte stellen wiirden.
Der thebanische Befehlshaber, der nur dreihundert Mann bei
sich hatte, befand sich, von einer aufgeregten Bevölkerung umgebei,
in der grOfsten Verlegenheit. Er wagt nicht, die Forderung ziimk*
zuweisen, er entlässt alle Gefangenen und hält am folgenden Tage
in einer zu diesem Zwecke berufenen Versammlung von Arkadcm
eine Bede zu seiner Entschuldigung, indem er vorgiebt, ihm sei
die Nachricht zugekommen, dass lakedämonische Truppen an der
Gränze standen und ein Verrath im Werke wäre. Die Bhntineer
aber, mit dieser Demüthigung nicht zufrieden, schicken nach
Thel>en und verlangen die Hinrichtung des Feldherrn für einen so
unverantwortlichen Friedensbruch.
Das waren die Vorgänge im Peloponnese von der OlympieB'
feier im Sommer 364 bis zum Frühjahre 362. Es kam nun AUtf
dai*auf an, wie man in Theben diese Begebenheiten aufnahm**).
Die Thebauer waren seit ihrem dritten peloponnesischen Zip
mit ganz anderen Angelegenheiten lieschäftigt gewesen so wohin
Lande als auch zur See. Denn wenn die im letzten Frieden aü
Persien erzielte Entwaffnung Athens eine Wahrheit werden soIll&
so musste Theben auch eine Seemacht werden. Epameinondas itlOi^
THEBEN ALS SEEMACHT SOS. 365
keine persönliche Neigung ffir das Seewesen, wie Tlieniislokles;
er konnte seiner ganzen Bildung nach die Gcfaliren nicht verkennen,
welche ftir seine Landslcute eintreten inufslcn, wenn sie aus ihren
herkömmlichen Leiienskreisen herausgerissen wurden, und noch
weniger die ungeheuren Schwierigkeiten; denn wenn auch Seeküste
und Iläfen da waren, so fehhe doch die zur ßihhnig einer Fhttte
Dnentbebrliche lirundlage einer seegewohnten , handeltreilienden
BerAlkening, die bOotischen Küstenhewohner waren nur Fischer
und Tauclier. Eine Zeit lang hatte Kpameinondas wohl ein auf-
richtiges Einverständniss mit Athen und eine gegenseitige Ergfinzung
der Hfiirsraittel fQr möglich gehalten. Seitdem ihm diese lloilhung
ohne seine Schuld zerstört war, hatte er keine Wahl. Es war also
kein ruheloser Ehrgeiz, keine eigensinnige Eifersucht, sondern eine
politische Noth wendigkeit, wenn er auch seine Landsleute aus Hauern
ni Matrosen zu machen und selbst auf dem Meere heimisch zu werden
Richte. Nur durch eine Seemacht konnte er sein Ziel erreiclien,
nur durch eine Flotte konnte er den Colonien die Hand reichen
vnd die Macht erIang<Mi, welche nöthig war, um di(^ heUenischen
Stimme endlich zu vereinigen und zu beruhigen.
Trotz des Widerspruchs von S(»iteu des MenekltMdes, der hier
in der giacklichen Lage war, dem philosophiscli«Mi Staatsmaime gegen-
über die Pflicht weiser Mfifsignng zu vertreten, setzte er seine An-
trlge auf Flottenbau und Anlage von Schilf swtTflen durch, und es
warte auch in dieser Beziehung mit einer Energie veifahren, welche
fc grofste Bewundenmg enveckt. Denn schon um das Jahr 3G3
konnte die erste Flotte Theliens auslaufen, eine Flotte, die im Stande
TO*, die Athener zunickzuschlagen, welche sie im euhöischen Meere
Wiekhalten wollten, und den Arcliii)eIagos von Norden nach Süden
wgreKh zu durcliziehen. Dies erste Auftreten der jungen Seemacht
w»r von entschiedenem Erfolge begleitet. Denn die grr)r8«»ren See-
•ödle waren sehr bereit, sich bei dieser Geleg<»nheit den Atlieiiern
>n entziehen; Rhodos, (ühios und Byzanz sclilossen sich den The-
••■nem an**).
Mit diesen RAstungen hängen die Unterneinnuugen in Thes-
*dien nahe zusammen, welches mau während der <«esan<ltschafts-
'^ nach Persien und des dritten ))eloponnesischen Zugf*s hatte
*6niachlii8sigen müssen. Diese Zeit hatte Alexandros iNMiutzt, sich
Frieder im Lande auszubreiten. Die bittersti^n Klagen üImt seine
i^walttliaten gelangten nach Thelten, und, was das Bedenklichste
366 PELOPIDAS FÄLLT IN THESSALIEN !•«, 1; 3«4.
war, die Athener waren immer l)creit, den Tyrannen za un
stfitzen, um von ihm Vortlieil zu zielien. Es musste also die Aiilji
der Theluiner sein, diese Verbindung zu zerstören, Alexanders Ifc
zu hreclien, die Ilalen Thessaliens in ihre Gewalt zu bringen
seine Seemacht sich dienstbar zu machen. Zu diesem Zwecke u
PeU)pida$ mit einem Heere von 7000 Schwerbewaffneten in Tl
sahen einrücken. Es war im Juni 364. Alles war zum Aon
bereit. Da trat eine Sonnenlinstcrniss ein (am 30. Junius) :
Ycrursaciite solchen Schrecken, dass eine Ausführung des Vn
nehmens umnoglich war. Pelopidas war al)er in seinem Kriegic
nicht aufzuhalten. Er Hess das Heer zurück und trat mit 300 a
erwfddten Reitern den Zug an.
Der Hass gegen Alevandros war sein bester Bundesgeno
Kaum hatte er die Grauzc ül»erschritten, so strömte ihm alles ^
zu. Als Defreier zog er von Stadt zu Stadt; Im Pharsalos, an
Ilrdien von Kynoskephalai, erwartete ihn mit dop[)eller Ueliemii
der Tyrann von Dherai. Pelopidas stürmt voran. £r erblickt
Alevandros uud nun hfdt ihn nichts zunick, in ioilkühnem II
auf die Leihgarde einzudringen, um ui ihrer Mitte den verba«
Tyraiuien mit eigener lland zu erlegen. Aber ehe er den Zun
weichenden erreicht, stürzt er von den Lanzen der Söldner dm
bohrt zu Doden. Die Seinigen stürmen ihm nach uud rächen sei
Fall dinvli einen vollständigen Sieg. Die Folge war, dass Alexan
auf sein Sladtgebii^t beschränkt wurde und zur lleeresfolge sich
pilichlen musste; dvs Hauptgewinn des theuer erkauften S
bestand aber darin, dass die Verbindung zwischen Pherai und Ai
zerüel, dass mm die Kaperschilfe des Tyrannen wesentlich <
beitiHigen, die Seeherrstthaft Athens zu erschüttern, uud ihm
Archipelagos so wie an den eigenen Küsten erheblichen Schi
zufügten. Das geschah zu dersell)en Zeit, da Epameinondas
ersten Male mit einer bootischen Kriegsflotte im ägäischeu M
sich zeigte **'•'').
Solche Fortschritte hatte die thebanische Macht im Norden
zur See geinaclit, als die (icsandten aus Arkadien eintrafen, um
Bestrafung des Kriegsvogts in Tegea zu verlangen. Epaineinoi
stand als Oberfeldherr an der Spitze des Staats, auf der Höhe se;
Ansi'liens; seine Mitbürger fühlten deutlicher als je, was sie di
ihn geworden waren, und er selbst war entschlossen jetzt mit vc
Energie im Peloponuese durchzugreifen. Er hatte geholUt, mit
XDBHGHTWEISUNG DER HANTINEER. 367
oben Mehnulil peloimonesisclier Gemeinden die Hcrrscliafl S|)artas
Vie bluüge Kriege zu breclieu; die Uiizuverlassigkeit seiner Rundes-
jpossen, die Eifersucht der Peloponncsier auf ihre Selbständigkeit^
t Einiuischimg Athens hatten seine Plane vereitelt. Mantineia,
itdas er immer besonders gezählt hatte, war das Hauptquartier
ijaer Gegner. Es bliel) ihm jetzt nichts übrig, als die Uebcrreste
|r thebanischen Partei zu sammeln und den Widei*stand seiner
iflgyier zu B<Mlen zu werfen.
u: Deshalb ertbeilte er den Abgeordneten eine so strenge und
inm Antwort, wie sie noch nie aus seinem Munde vernommen
Mdoi war. Der Kriegsvogt, dessen Bestrafung sie verlangten, habe
pa irerden seine Worte ulierliefert) \m der Gefangeunehmung
i^büfja gehandelt, als bei der Freigebuug. Die Thebaner hätten
ifk um Arkadiens willen und auf das Verlangen seiner BevOlkenmg
Bligidlsien Opfer aufgelegt und in schwierige Kriege eingelassen;
bprch Theben allein bestehe ein selbstündiges und freies Arkadien.
Iriveh habe es sich doch wohl so viel Hecht erworben, dass die
Msider nicht ohne EinwilUgmig Thebens Friedensschlüsse machen
Bd neue Staatseinrichtungen ti'effen dürften. Jedes eigenmächtige
faUiren dieser Art sei Bundesbruch und Veirath. Solche Zustände
iMen nicht fortdauern. Er werde selbst ins I>and kommen, um
ich mit den Treuen zu vereinigen und die Gegner seine Strenge
Ikloi zu lassen.
Em solcher Bescheid kam nach Arkadien und versetzte das
büd in fieberhafte Aufregung. Der arkadische Bund war tlint-
Müch aufgelöst; es bestanden zwei Heerlager. In dem einen
Hhe Mantineia das Wort und erklärte, nun sei wenigstens offen-
taiiig, was Theben wolle. Es habe keine andere Absicht, als die
Vhdiflcfaen Städte durch Kriegsvögte zu beherrschen. Darum sei
hl der Friedenstag in Tegea ein solches Aergerniss gewesen, denn
it Uneinigkeit und innei*e Schwäche Arkadiens sei die Bedingung
If die Befriedigung seiner Heri^schsucht. Der Entschluss, sich
t^Bpa zu erheben, überwog alle andei*en Bücksichten. Man trug
Mudb kein Bedenken, um nur TIicImmi nicht in der Halbinsel
hlVKhen zu lassen, selbst mit Sparta wieder Verbindungen anzu-
Mjfcu. Die Spartaner aber erkannten darin einen sehr willkom-
i^Mn Umschwung der öffentlichen Stimmung, sie sahen den ver-
klMtan Bundesstaat in sich zerfallen und den demokratischen Geist,
hr ihn hervorgerufen Imtte, von einer einheimischen Gegenpartei
368 VIERTER ZUG IN DEN PELOFONltES«
zurückgedrängt; sie beeilten sicli also, ihre Unterstützung fo
und z^ar ohne die alten Ansprüche auf Hegemonie wieder
zu machen. Es wurde vielmehr l)ei dieser Gelegenheit (
neuer Grundsatz für das peloponnesische Bundesrecht au
nämlich dass von den verbündeten Staaten derjenige das R
Kriegsleitung haben solle, in dessen Gebiete der Krieg gefuhi
Auf di(^e Bestimmung hin schloss sich auch Athen dem ai
iiischcn Bündnisse an.
So hatten sich also jetzt ganz neue Staatengrupi)en
Auf der einen Seite das von Mantineia geführte Arkadien
und Achaja, mit Sparta und Athen verbündet, auf der andc
die zweite Hälfte Arkadiens mit Tegea, dem .Vororte der th
gesinnten Kantone, zu denen namentlich Megalopolis gehör
bündet mit Messenien und Argos. Endlich gab es auch solche
welche mit Theben Frieden geschlossen hatten, aber unter
dingung, in Kriegen gegen Sparta neutral bleiben zu dni
Korinth und Phlius. Eine ähnliche Stellung nahm im Norde
in Anspruch, indem es erklärte, dass es zur Heeresfolge n
verpflichtet sei, weini Böotien angegriffen werde ••).
Diese Verhältnisse waren auf die Dauer unhaltbar ; feste !
konnten nur durch erneuten Kampf erreicht werden. Ein
Leuktra musstc die Staaten zu Boden werfen, welche ilir
Ki*äfle gt'geu Theben aufboten, wenn die Stadt des Epam
die Leitung der griechischen Welt übernehmen sollte.
In dumpfer Schwüle harrte man des blutigen Tages
Heere der Griechen zogen wie Gewittenvolkeu von Norden ui
nach den arkadischen Hochgebirgen zusammen. Von Südei
die Spartaner unter Agesüaos mit dem ganzen Aufgebe
waffentahigen Mannschatl das Eurotasthai herauf, von Noi
Heer der Thebancr unter Epameinondas , welcher nun ohn
Freund die schwerste Entscheidung zu l)esteheu hatte; abei
üi voller Kraft, seines Ziels bewusst und von hohem Hu
hielt bei Nemea, um die Athener, von denen er wusste,
noch nicht in der Halbhisel wären, auf dem Marsche zu fac
liefs sich aber durch das Gerücht, dass die Athener diesmal
nach Lakonien kämen, täuschen, gab die Pässe frei und madi
zu seinem Hauptquartier, wo er die Messenier, Südarkadier u
ver heranzog, so dass sich seine Streitkräfte auf '30,000 Si
walTuete und 3000 Reiter beliefen. Er hielt aber seine
EPAMEINONOAS IN SPARTA 101, 2: 3G2 JIT^M. 369
innerhalb der Sladt, so dass der Feind, >velcber sich inzwischen in
Hinüneia aufgestellt hatte, von ihn^r Starke \ind Beschafl'enheit keine
famitiiigs erlangen konnte. Alle Angen waren ant' das ßlachfeld von
Tegea gerichtet, man envartete einen plötzlichen Ansfall ans dein Nord-
dwe der Stadt. Statt dessen zog er eines AIkmkIs hei einhrcchen-
iet Dunkelheit — es war Hochsommer — mit seinen Truppen nach
Soden ans. & wusste, dass Sparta so gut wie schntzh^s sei; seine
Ahiicht war die Stadt zu liesetzen und dort den Sparlimern Frieden
a diktiren. So hoffte er das Bündniss seiner Gegner auflösen und
eine Schlacht die Hegemoniefrage entscheiden zu können.
Das Unternehmen war im l)esten Gange, die Feinde merkten
nichts. Aber im eigenen Heere waren Verrfither. Einer aus der
Jchaar der Thespier, welche wider Willen im Heere dienten, Euthy-
9m mit Namen, entwicli bei Nacht und meldete im feindlichen Lager,
«ai im Werke war. Agesilaos schickte einen Eilboten nach Sparta
MMis und machte sich seihst mit allen seinen Truppen auf, um
in Vaterstadt zu Hülfe zu kommen. Mit Tagesanbruch stiegen die
Ikhaner in's Eurotastlial hinunter und ruckten ül)er die Brücke in
it Stadt hinein; sie mussten ihren Plan für vollkommen gelungen
Uten. Aber so wie sie in die Strafsen vordrangen, fanden sie wider
bwarten Alles zur Abwehr bereit. Archidamos war in der Stadt.
Anf seine Anordnung waren alle engeren Wege durch Verschanzungen
ivrqperrt; auf den Dächern sUmden die Greise, Weiber und Rinder,
mit Steinen und Wurfgeschossen die Feinde zu überschütten;
hatte die Wohnungen und Gartenmauern eingerissen, man hatte
die heiligen Dreifuise nicht geschont, um Alles zu l)enutzen, die
bglnge zu versperren. Agesilaos vertheille die Mannschaften auf
fc wichtigsten Punkte und wetteiferte mit stMueni Sohne in persön-
faher Hingebung für die Rettung der Vaterstadt. Es war das zweite
Hd, dass die Spartaner für den eigenen Herd fochten, und von
Htnem miisste Epameinondas die Ertahrung mach<'n, dass es in
IHUidien Rücksichten schwieriger sei, eine ofl'ne Stadt zu bezwingen
ib eine ummauerte. Eine Ringmauer zu besetzen, wäre die geringe
Bttnachafl aufser Stande gewesen, und wenn ein Stadtring einmal
'•■ einer Seite durchbrochen ist, so pflegt das Ganze verloren zu
•in, weil es selten gelingt, im Innern der Stadt die Vertheidiger
^ Neuem zu sammeln. Auch bietet eine Mauer mit ihren Thümien
^ Bdagerem, sobald sie an einem Punkte eingedrungen sind,
feite Standpunkte und Deckungen. Aber in einer offenen und weit-
OuÜMb Or. Gweh. HI. 24
368 VIBRTKA ZOG IM DE» PELr
zurückgedrängt; sie beeilten sich also • <*t*r Kaiiipr in .in»
und zwar ohne die alten Ansprücl- - »«"liwin- zu fiU isHitn
zu machen. Es wurde vielme' .«Ostens unti^r d.'ii nii^mi
neuer Grundsatz für das pr" •««** '""•» ^'»^^ Erlnl-i' :iii .-i
nämlich dass von den verh '»K Ovaren. Epameiiiondas dm
Rriegsleituiig haben soll«- - '»»!' *^«" ^^•»•'** vor, von dem die
Auf diese Bestimmun' ,>'<i*^"*'» Sudtllieilen aus^nn^rn; er
nischen Bfludnisse ^" ^^^^ rechten Fhissulers. Al»er an
So hatten ' 'i* Wngedrungenen Schaaren durch das 1 1
Auf der einer xln'/^'**'^*"^ wieder gegen den Fhiss zurfirkgei
und Achais . '^'^ ^oiseni Verlusle. Eine Erhehung der llelol
die zwei« X^''^^'^" Theliens ftuid nicht slall; dagegen war eii
ffesinn* '^^n^ Verliündeten aus Ai'kadien stündlich zu en^a
bün'' /^ diesen rmständen war für Epameintnulas ein I
\ff ''^iil gerathen. Sein Plan, Sparta vcu- Ankunft des A
0^iien^ war veivilelt; und da er nicht daran denken
/'f^ schwierigen Eurotaslhale die Feinde zu erwarten , s<
^>ji £ntschhiss, rasch nach Arkadien zurückzukehren, in
f^ mildere Hauptquartier seiner Gegner, Manlineia, jetzt viui "
^Jilurst w'ussle und so einen zweiten UelKM'faU mit U^ssei
Ai/fiC ausCnhren zu können tiollte. Er liel's also ttas \Va
^iif den llrdien des linken Eurotasnfers unterhalten, so d:
jii Sparta für d(*n nächsU^n Morgen einer Erneuerung drs
entgegensehen nuisste, wilhreud er seihst hei Einhrnch dt
mit der Hauptmacht unvermerkt ahzog und auf verschiedenei
nach Arkadien zurückkehrte.
Den folgenden Tag liefs er das Fulsvidk in Tegea i-as
Keilerei aher schickte er unverzüglich weiter iii's Gebi«»t vi
tineia, dessen Ihlrger meist vor den Thoreii waren und d
Erwarten vergönnte Kriegsrnhe lienntzten, um ihre Erndt
hringen. Das plötzliche Erscheinen der feindlichen Gc:
verhreitete die gröfste Bestürzung. Nicht nur ihre Eni
ihre Heerden mit ehier grofsen Zahl von Arheiterii, von
und Khidern, die auf den Feldern waren, sondern auch i
seihst schwehte in der gröfsten (lefahr.
Aher um dieselhe Stunde, als ein Theil der lUu'ger vi
in die Stadt hereinstürzte, um die Gefahr zu melden, warei
hollt die attischen llülfsvölker eingetroll'en, welche durch
Epamehiondas aufgegelN'uen Passe ungestört hinter den TJ
EPAMEnCONDAS VOR MANTINEIA. 371
1, im Ganzen 6000 Mann unter Führung des Hege-
i halte noch keine Zeit gehabt, sich vom Nacht-
* und Nahrung zu erholen, aber dennoch war
iden Umständen unverzügHch bereit in das
»• Angriff auf die überlegene Reiterei der
.i-r war so wohl geleitet und so kräftig, dass
^ hitzigen Gefechte nach Tegea zurück mussten,
.avolk zur Hand war, um ihre Unternehmung zu imter-
So sahen die Mantineer sich und ihre Stadt gerettet,
d auch der zweite, wohl angelegte Kriegsplau des Epamei-
durch Umstände, welche kein menschlicher Scharfsinn vor-
tn konnte, vollständig vereitelt war.
>r Muth des Feldherrn war durch diese Missgeschicke nicht
U Er hatte eine blutige Schlacht vermeiden wollen, das war
Igen. Jetzt galt es eine Feldschlacht und im offnen Felde
seiner Ueberlegenheit am gewissesten. Seine Truppen waren
die erfolglosen Eilmärsche keineswegs entmuthigt, sondern
freudig ihrem Führer. Namentlich zeigte sich diese Stimmung
a Arkadem, unter denen sonst so viel Abneigung gegen
war, und es ist ein denkwürdiges Zeugniss für die Feld-
f^be des Epameinondas, dass sie, durch seine Persönlich-
*wonnen, selbst Thebaner sein wollten und das böotische
izetclien, die Herakleskeule, auf ihre Schilder setzten und
Schlacht wie zu einem Feste sich vorliereiteten *^).
»meinondas durfte die Schlacht nicht hinausschieben; wahr-
idi hatte sich ein Theil der Bundesgenossen nur für eine
Ate Zeit verpflichtet Er rückte mit allen Truppen von Tegea
Jen Pelagoswald in's feindliche Gebiet hinein, ging aber nicht
der Richtung auf die Feinde los, welche sich vor Mantineia
▼ollzahlig gesammelt hatten, sondern er schwenkte hnksab
en Höhen, welche im Nordwesten die El)ene einfassen. Hier
er Halt, liefs die Waffen ablegen und that, als wolle er ein
beliehen. Die Feinde, welche sich schon in voller Schlacht-
g aufgestellt hatten, als Epameinondas aus dem Walde zum
m kam, schlössen aus seiner Seitenwendung, dass er eine
it vermeiden wolle; sie lösten also ihre Reihen und zäumten
^rde ab. Epameinondas aber hatte die entferntere Stellung
riialb gewählt, um die Feinde zu täuschen und von ihnen
srkt den Angriff vorzubereiten.
24*
370 EPAMEINONDAS RÜCKZUG.
läufigen Stiidt, wie Spnrta, miissle sidi der Kampf in eine Rd
von Einzelgefecliten auilösen, wclclie schwer zu übersehen, m
scliwieriger zu leiten waren und meistens unter den ungünstig
Verhältnissen stattTandcn, so dass auch die Erfolge an einidi
INnikten ohne rechte liedeulung waren. Epameinondas drang i
seiner Schaar glücklich his auf den Markt vor, von dem die H«|
wege nach den verschiedenen Stadltheilen ausgingen; er beseti
auch einige der Höhen des rechten Flussufers. Aber an ande
Stellen wurden die ehigedrungenen Schaaren durch das Uugoti
der Spartaner unauflialtsani wieder gegen den Fluss zurückgescbob
und zwar unter gi'ofseni Verluste. Eine Erhebung der Heloten u
Periöken zu Gunsten Thel)ens fand nicht statt; dagegen war ein Zu
der mit S})arta Verbündeten aus Arkadien stündlich zu erwarleo*
Unter diesen Umständen war für Epameinondas ein llnga
Bleiben nicht geratlien. Sein Plan, Sparta vor Ankunft des Agesüi
zu besetzen, war veR'itelt; und da er nicht daran denken kou
in dem schwierigen Eurotasthaie die Feinde zu erwarten, so flu
er den Entschluss, rasch nach Arkadien zurückziüiehren , indem
das andere Hauptquartier seiner Gegner, Mantineia, jetzt von Trapfi
entblorst wusste und so einen zweiten Uelierfall mit besserem i
folge ausfrdiren zu können hotlte. Er liefs also das WaclitlH
auf den Höhen des linken Eurolasufers unterhalten, so dass m
in Sparta für den nächsten Morgen ein«^* Erneuerung des Kamp
entgegensehen niusste, während er seihst bei Einbruch der N»
mit der Ilau])t macht unvermerkt abzog und auf verschiedenen We|
nach Arkadien zurückkehrte.
Den folgenden Tag liefs er das Fufsvolk in Tegea rasten, i
Keiterei aher schickte er unverzüglich weiter in's Gebiet von Ib
tineia, dessen Bürger nu»ist vor den Thoren waren und die wk
Erwarten vergönnte Kriegsruhe I>enutzten, um ihre Erndte eim
])ringen. Das plötzliche Erscheinen der feindlichen Geschnid
verbreitete die grölste Bestürzung. Nicht nur ihre Erndte u
ihre lleerden mit einer groi'sen Zahl von Arbeitern, von Friw
und Kindern, die auf den Feldejn waren, sondern auch die Sti
selbst schwebte in der gröfsten Gefahr.
Aber um dieselbe Stunde, als ein Theil der Bürger voll A09
in die Stadt hereinstürzte, um die Gefalu* zu melden, waren inifei
hofft die attischen liült'svölker eingetroifen, welche durch die to
E])ameinondas aufgegebenen Pässe ungestört hinter den Tkelnneri
EPAMEINONBAS VOR MANTINEIA. 371
hergezogen waren, im Ganzen 6000 Mann unter Führung des Hege-
■bos. Die Reiterei halle noüh keine Zeil geliahU sich vom Nadit-
■mche durch Ruhe und Nahrung zu erholen, aher deimocli war
m unter den obwaltenden Umständen unverzüghch bereit in das
Fdd zu rücken, und ihr Angriff auf die überlegene Reiterei der
Thebaner und Thessalier war so wohl geleitet und so kräftig, dass
tine nach einem hitzigen Gefechte nach Tegea zurück mussten,
dl kein Fufsvolk zur Hand war, um ihre Unternehmung zu unter-
itüten. So sahen die ManUneer sich und ihre Stadt gerettet,
während auch der zweite, wohl angelegte Kriegsplan des Epamei-
■ondas durch Umstände, welche kein menschlicher Scharfsinn vor-
•BtteheD konnte, vollständig vereitelt war.
Der Hutli des Feldherm war durch diese Missgeschicke nicht
tebeogt £r liatte eine blutige Schlacht vermeiden wollen, das war
ninlaiigen. Jetzt galt es ehie Fcldschlacht und im ofiiien Felde
wir er seiner Ueberlegenheit am gewissesten. Seine Truppen waren
Affch die erfolglosen Eilmärsche keineswegs entmuthigt, sondern
Mglen freudig ihrem Führer. Namenthch zeigte sich diese Stimmung
ki den Arkadem, unter denen sonst so viel Abneigung gegen
Theiien war, und es ist ein denkwürdiges Zeugniss für die FM-
knngröljBe des Epameinondas, dass sie, durch seine Personlich-
bit gewonnen, selbst Thebaner sein wollten und das bootische
ffippenzetchen , die Herakleskeule, auf ihre Schilder setzten und
•r die Schlacht wie zu einem Feste sich vorl)ereiteten^**).
Epameinondas durfte die Schlacht nicht hinausschieben; wahr-
Mheinlich hatte sich ein Theil der Bundesgenossen nur für eine
keitiinmte Zeit verpflichtet. Er rückte mit allen Truppen von Tegea
inth den Peiagoswald in's feindliche Gebiet hinein, ging aber nicht
■ gerader Richtung auf die Feinde los, welche sich vor Mantineia
wieder vollzählig gesammelt hatten , sondern er schwenkte liidcsab
iMh den Höhen, welche im Nordwesten die Ebene einfassen. Hier
■Khte er Halt, lieCs die Walfen ablegen und tliat, als wolle er ein
Upr beziehen. Die Feinde, welche sich schon in voller Schlacht-
^riming aufgestellt hatten, als Epameinondas aus dem Walde zum
V^ndiein kam, schlössen aus seiner Seitonwendung, dass er eine
Schhcht vermeiden wolle; sie lösten also ihre Ueihen und zäumten
^ Pferde ab. Epameinondas al)er hatte die entferntere Stellung
^ deshalb gewählt, um die Feinde zu täuschen und von ihnen
unbemerkt den Angriff vorzuliereiten.
CiÄ *.
372 SCHLACHT BEI MANTINEIA 104, 8; 862 jrU 8.
Aus den Kei*ntruppeii der Tliobauer und Arkader bildete er
den linken Flügel, der die Schlacht entscheiden sollte. Ihm pk
er die tiefe, keiiartige Aulstellung, welche die feindliche Schladit-
ordnung durchbrechen sollte, während das Mittellreflen und der
rechte Flügel bestimmt waren, den Feind zu lieschäftigen , so daos
er aufser Stande war, gegen den IlauptangrifT zu Hülfe zu kommen.
Zu dem Zwecke hatte er am Ende des rechten Flügels noch eiK
besondere Abtheilung von Kuböern und Söldnern aufgestellt, wekk
den linken Flügel des Feindes von der Seite bedrohen und ihn ii
seiner freien Bewegung hemmen sollten.
Als Alles vorbereitet war, wird das Zeiclien gegeben. Die
R(^i(erei, welche, auch keilförmig geordnet, neben dem Angriffidlä^el
aufgestellt war, geht zuerst vorwärts, um die Feinde zu überraidieii,
in voller Hast und unter gi'ofsem Getümmel greifen diese zu da
Waffen, die Ehizclnen suchen ihi*en Platz, die Pferde werden airf-
gezäumt und die spartanische Reiterei stellt sich in breiter Uu»
auf, um die gegen ihren Flügel ansprengenden Thebaner znrud-
zuweisen. Aber umsonst. Die Thebiiner brechen diux^h, zerstreiMi
die Feinde und werfen sie auf das Fufsvcdk zui*ück.
Ris jetzt glaubte man nur mit einem Reiterangriff zu thun n
hallen, welcher die hi den letzten Tagen erlittene Schlappe wiedtr
gut machen sollte. Aber plötzlich sah man das ganze Heer vofl
Fufse der Hohen heranrücken und Epameinondas selbst an der
Spitze des im Sturmschritte vordringenden Flügels. Die Mantineer
mit ihren Verbündeten ordneten sich, so gut es ging. Sie biideten
zusanmien eine Linienaufstellung quer durch die Ebene, mit defl
Rücken gegen die Stadt, w triebe sie zu decken hatten. Anf des
rechten Flügel standen die Mantineer mit den ül)rigen Arkadero;
sie hatten dem letzten Vertrage gemäfs die Fühnnig. Die Lakeds-
monier schlössen sich an, dann die Eleer und Achäer. Den ünkei
Flügel bildeten die GOOO Athener. Im (ranzen sollen es 20,000
Mann Fui'svolk und 2000 Reiter gewesen sein; also eine bedeuteode
Minderzahl dem Feinde gegenüber. An Muth und Kampflust feUlr
es nicht, aber wohl an einem Führer, der im Staude gewesen iiirfT
es mit der Kriegskunst eines Epamehxmdas aufzunehmen. Sie vaivi
ohne eigenen Plan und erleichterten durch ihre breite AufsteOins
dem Gegner die Ausführung seiner Pläne. Als die feindliche Ik^
Säule in den rechten Flügel hereinbrach, war kein Widerstand. Der
ganze Flügel löste sich auf und zog das Mitteltreffen mit in die
EPAME1!<(0?(1>A$ TOI). 373
'wimiiig. Die Schlacht war von den Thet>aiierii gewonnen, so
sie begonnen war. Aber so wie der Sieg entschieden wai%
gen auch den Siegern alle Erfolge wietler verloren, indem Epa-
inondas zu rücksichtslos in das Kanipfgetununel hinein gegangen
' und schwer getroflen aus der Schlacht heniusgetragen werden
Sflte. Eine Zeitlang blieben die Thebaner noch im unbestrittenen
Iheile, aber bald luhlen sich die Trup{)en ratldos, die Verfolgung
ckt, die Feinde sammeln sicli und den Athenern gelingt es sogar
Ihebanischen Abtheilung, welche am äufsersten Ende des rechten
igdls aufgestellt war, ehi ghlckliches Gefedit zu liefern.
Dort wo die grolse Ebene von Tripolitza sich zu einem Eng-
Be zusammenzieht, der einst die Gränze zwischen den St^idt-
ielen von Maniincia und Tegea bildete, springt von der west*
m Bergseite ein zungenartiger Höhenrücken vor, welcher nach
B nördlichen Felde einen freien Uelterblick gestattet. An seinem
be breitete sich der Eichenwald Pelagos aus, der den Engpass
leekte und sich bis auf eine gute Stunde nach McUitineia hin
treckte. Dieser Höhenrücken hiefs Skope, die 'Warte\ und war
den vielen Gränzfehden gewiss oft von den Tegeaten benutzt,
die Bewegungen der Feinde zu beobachten. Dies war der
li, wohin Epameinondas getragen wurde; dort erwachte der
wer Getroffene noch einmal zu vollem ßewusstsein und freute
I, ab ihm sein Schild, der ihm im Handgemenge entsunken war,
i treuen Gefährten gebracht wurde; er vernahm noch die Bot-
ift des Siegs und war im Begriff, seinen Ilauptleuten lolaidas
I Diophantos noch die yerhaltungsl>efelde zukommen zu lassen,
I ne den Sieg benutzen sollten. Als aber auch diese als gefallen
Mklet wurden, gab er den Uath, den er seiner Vaterstadt als
Im Ausspruch zurückliefs, Frieden zu machen! Freilich erkannte
damit noch an, dass das politische Zieh das er erstrebt hal)e,
hl erreicht sei und nicht erreicht werden könne. Aber dies
Hd störte die erhaliene Buhe seiner Seele nicht, denn er war
b bewosst bis an's Ende uneigeiniützig für die Freiheit und
ik seines Volks geariieitet zu hal>en. Mit ruhigem Gleich-
tte lieb er die S])eerspitze aus der Brust ziehen und ver-
U.
Wie seinen Freund die thessalische Erde aufgenommen halte,
kitaUeten ihn die Seinigen im Felde von Mantineia, wo seine
sluer mani mit der spartanischen Beiterei handgemein geworden,
374 RÜCKBLICK AUF DIE ZEIT
SO dass schon die Grahslalt«n der beideu Männer Zeiigniss
ablegten, in welchen Gegenden das durch ihre Tugenden
gewordene Theben siegreich und mächtig gewesen war**).
Ueberblickl man den Verlauf der Begebenheiten von 3
362, so muss man gestehen, dass es kaum einen Abschn
griechischen Geschichte gieht, ui welchem die Staatenverhi
so rasch und so durchgreifend umgestaltet worden sind,
diesen siebzehn Jahren.
Eine seit lange ruhmlose und geistig zurückgebliebene
auf ein kleines, biuneidändisches Gebiet angewiesen, in der <
Landschaft von den missgünstigsten Nachbarn dicht umgebei
Parteien zerrissen und dann durch Sparta völlig zu Boden ge"
erhebt sich in kurzer Zeit durch eigene Kraflentwickelung zum
punkte eines Staats, welcher die in Griechenland herrschende I
macht vollständig demüthigt, die Ilälfle ihres Landliesitzes ihr eii
neue Städte und Staaten im Peloponnes hervomifl, Thessaü
Heeresfolge zwingt, makedonische Füi^stensöhne sich als (
stellen lässt, Byzanz und Rhodos zu einem Seebunde vereini
als Vorort von Hellas mit dem Auslände unterhandelt.
Thebens Politik war an sich keine neue; es waren vi
die alten Gegensätze, die nur in anderer Form durchge
wurden, es war der Widerspruch gegen die Ansprüche 15
welches immer wieder der Herr von Griechenland sein
und von dem Augenblicke an, da Thel>en sich diesen Ansji
gegenüber als selbständige Macht erhob, nahm es die attische
auf, während Athen selbst zu schwach war, diesellie fortzu
Merkwürdig ist auch im Einzelnen die Uel)ei*einstio
welche sich in der Machtbildung von Thelien und der von
findet, nur dass in der thehanischen Geschichte sich auf eine
Reihe von Jahren zusammendrängt, was in dem allmählichen ^
thum Athens um Jahrhunderte auseinander liegt. So habei
Städte auf die Vei-einignng der Landschafl zu einem Staate
ihre Macht l)egründet. Dann ist in beiden Staaten der Stur
gesetzwidrigen Herrschaft der Anfang einer neuen Ges
geworden. Wie hi Athen, so hat sich auch bei den Tliel
um der neuen Aufgabe gerecht zu werden, ein gesteigertes 1
niss nach mannigfaltiger und höherer Bildung entwickelt, ui
PER GROSSE THRBK.XS. 375
Ihm von den Inseln und Kleinasien, so hat Theben von Athen
il Kleinasien aus die neuen Bildungsstoflc sich angeeignet.
Beide Staaten uiussten ihre junge Freiheil und den damit ver-
mdenen geistigen Aufschwung im Kampfe liewähren, und zwar
Knt in einem Kampfe der Notliwehr gegen die Versuche, ihnen
M tjrannisrhe Joch von Neuem wieder aufzul(*gen. T^uktra war
M Marathon der Thebaner. Aus dem Vertheidigungskriegc wurde
V AogrifTskrieg, weil ehie wirkliche Sicherheit tuir erreicht werden
, wenn der Feind im eigenen Gebiete aufgesucht wurde,
man aucli die anderen von ihm unterdruckten Hellenen frei
mI ihn selbst unfähig machte, seine rnterdrückungspolitik fortzu-
ten. Theben wurde, wie Athen, der Vorkampfer der Volks-
ohnt, indem es gegen den auf Hellas lastenden Druck eines
Ailsfichtigen Gewaltsystems kamptle; es hatte nur darin ein un-
ikUicheres Loos, dass es immer gegen Stammgenossen zu kämpfen
Me, während den Athenern die ghuTeiche Zeit eines nationalen
MfiiB gegen ausländische Feinde vergönnt war.
Wenn kleine Staaten aus ihrem l)es<*hränkten Kreise hei'vor-
rtn, nm grolse Aufgaben zu rdMM'nehmen, so kann dies nur unter
r Fflbmng einzelner Männer gelingen, welche durch Kraft des
leas und geistige Begabung aus der Gemeinde hervornigen.
Mhen lialte zur Zeit seiner Erhebung nicht wenig hochgesinnte
haer, welche im Stande waren für bedeutende Zwecke Alles hin-
fsben; dennoch benihte siMue ganze (vrAfse auf zAvei Persöidich-
ilBB, welche das zu leisten hatten, was die glänzende Reihe
ÜMber Staatsmänner ilirer Vaterstadt gewesen sind. Pelopidas
r der yorkämpfende, bahnbrechende Held, der wie MiltiatU's und
MB die zunächst vorliegenden Aufgaben mit voller Kneipe
Uigte, Epameinondas aber der weiter schauende Staatsmann,
Icher im Innern den Staat organisirte und nach durchdachtein
■e die auswärtigen Verhfdtnisse dess<*ll)eu ordnete; er schuf die
Mdlagen seiner Macht, wie es Themistokles und Aristeides für
hn-gelhan Imtten, und erhielt sie, so lange er lebte, durch die
lA seines Geistes wie ein zweiter Perikles. Ja es finden sich in
f guuen griechischen Gescliichte schwerlich zwei Staatsmänner,
tkbe bei aller Verschiedenheit der Persönlichkeit wie der äuFseren
tesTerhältnisse in ihrem Strelien und ihren Schicksalen einander
ihalich und innerlich so et>enburtig gewesen sind, wie Perikles
ri Epameinondas.
376 KÜCKBLICK AUF DIE ZEIT
Bei beiden Männern war es vor Allem die hohe und Tielsciti
Geistesbildung, worauf ihr Einfluss beruhte; es war der ihr gm
Wesen durchdringende und adehide £rkennlnissti*ieb, welcher iho
die geistige Ueberlegenheit verschaffte. 'Theben', sagt der Rhei
Alkidanios, 4st glücklich gewesen, seit es Philosopfien zu Fulvi
gehabt hat'^°).
Wir finden also auch in Theben innütleu des demokratisd
Gemeinwesens eine aristokratische Leitung, ein pei'söuliches Regio
des geistig ersten Mannes. Auch Epameiuondas leitet seine Sl
als Verti'auensmann der Bürgerscliafl , als von Jahr zu Jahr wie
erwählter Feldherr; er hat dabei, wie Perikles, den Waiikdm
seiner Mitbürger zu eifahren und die Anfeüidung einer Gegenpu
welche die vert'assungsniäfsige Gleichheit verletzt findet. Mani
wie Menekleides (S. 333), vertreten die Stelle Kleons. Mit hot
Gleichmuthe ertrug auch Epameiuondas alle Anfeindungen i
Zurücksetzungen; er hatte wie Perikles die Genugümung, das«
ihm, als dem Linentbelu^Hchen , das Vertrauen der Mitbürger inu
von Neuem zurückkehrte und bis an seui Ende ihm treu blieb,
war, wie Perikles, als Feldherr in allen wichtigeren UuteniehiDiut
immer glückhch, weil er in gleicher Weise die höchste Besonoc
lieit mit der vollsten Energie zu vereinigen wusste und besonA
weil er die Mannschaften durch seinen Geist zu veredehi und zu liek
verstand. Er lehrte sie, wie es l^erikles mit den Athenern oudi
abergläubische Vorurtheile überwinden, er entwohnte sie vom Part
hasse und roher Gewaltthäligkeit. So wie sein EinHuss gelÜt
war, fielen sie in iiu'e alten Fehler zuiück, und solchen Zeil
geboren diejenigen Handlungen an, welciie ihnen Schande o
Naciitheile brachten, wie der Wortbruch, den man sich den achäiwii
Städten gegenüber zu Schulden kommen hefs (S. 357), und (
grausame Zerstörung von Orchomenos. Unter E])ameiuonda$ ^n
die Bootier andere Menschen; ilne alte Schwerfälligkeit hatten
abgelegt, ihre Wildheit und Leidenschafthchkeit war gebindi
Männer von solchem Flinilusse sind ilu'er Natur nach unersetzü
Wie Perikles, so war Epameiuondas ohne Nachfolger, und aucJi «
Tod war der Abschluss t;iner ^geschichtlichen Epoche, welche B
mals wiederkehren konnte'^).
Der altische Staatsmann ist (hirch die Pest, welche den b
der älteren Generation iiinraffte, vereinsamt worden; Eimuieinood
DER GRÖSSE THEBENS. 377
stand immer einsam da. Denn das isl ja iinzNXMfclliatX (Irr groi'st*.
UDtencliied in der Wirksamkeit der beiden Staatsmanner, dass Athen,
die Sladt des Perikles, für seine Ansprache allnifdilicii und inner-
lich heraugereitl war, während Tiielien in kürzester Frist das lange
Venäumte naclizuholen hatte. Darum ist einerseits die Person des
Epameinondas noch viel wunderbarer, seine I'ersunlichkeit erscheint
noch genialer, seine Kraft heroisrlier, andererseits hat man Ihm der
GfOfse Thebens von Anfang an den Ehidruck des In vermittelten,
distiefühl von einer Ueberstürzung, welcher man kt'inen dauernden
Erfolg ziilmut, von einer Ueberspannung der Knltle, welcher eine
um 80 gröfsere Abspannung folgen müsse. Wrdn'end Perikles \m
alkr seiner Uelierlegeuheil doch wesentlich aut dem Hoden attischer
KUung stand, so war Epaineinondas dagegen gleichsam ein Fremder
in seiner Vaterstadt; er wollte auch nie in dem Sinne Thebaner
arin, wie Perikles Athener; sein Lebensziel war vielmehr ein voller
Hetleue zu sein und auch sein staatsmannisches Streben war kein
uderes, als dass er in das wahre Ylellenenthum, welches in bnrger-
Bcher Tugend und Liebe zur Weisheit bestand, seine Mitbürger
dmuflUiren suchte.
Ihm selbst war die Philosophie eine umbihlende Kraft geworden,
thne dass sie ihn dadurch dem Hoden hellenischer Volksthümlichkeit
i dUremdet hätte, ^odi in seiner letzten i^ebens^^tundc, als er sich
I des geretteten Schildes erfreute, zeigte er sich als echter Hellene;
10 betrachtete er auch von echt griechischem Standpunkte aus den
Krieg gegen S{>arta und Athen als einen Wett kämpf, welcher um
die Ehre der Oberleitung in Hellas gefuhrt werde, eine Ehre, welche
■iir durch geistige und sittliche Uel)erlegenheit mit Recht erworl>en
werden könne'').
Der Kampf war unvermeidlich; er war zu einer nationalen
Pflicht geworden, weil Spartas Herrschaft eine das hellenische V«dk
cnlehreude Tyrannei geworden war. W.lhrend des Kam[des hat
E|NaieinoDdas den hellenischen Patriotismus niemals verlaugnet , er
^ sich nie in dem Grade, wie Themistokles und Perikles, von den
loleressen der Vaterstadt leiten lassen. Er ist wegen seiner Milde
neu Sparta von seinen Landsleuten auf das Hilterstt; angefeindet
*wden, er konnte hi dem Gegner niemals den Stamnigtmossen ver-
■cuneo. Darum vermied er die blutigen Entscheidungen so lange
^ konnte, mid alle seine Feldzüge im Pelopoinies wie in Thessalien
378 RÜCKBLICK AUF DIK ZEIT
sind iiiclU dureli Ehrgeiz (hKt Rachsucht hervorgerufen iiordeo,
sondern durch die l)eslinnn testen und dringendsten Yeranlassungn,
VjV dadite auch nie daran, SparUi zu vernichten, wie es Sparta ml
Thehen im Sinne geiiaht hatte; er wollte den volksfeindlichen St»
nur unschädlich machen. Zu diesem Zwecke wandte er die eddslei
Mittel an, namentlich als Stadtgründer.
In den Städten war Alles, was die Hellenen vor anderen NatioM
auszeichnete, zur Reife gekommen; Auflösung des städtischen Ge
meinwesens war also die höchste Entehrung und die ärgste Gewalt
Ihätigkeit, welche einem hellenischen SUmime widei*fahren konnti
Das selhstsüchtige Sparta scheute sich nicht durch Veruichtm
städtischer Mittelpunkte oder Verhinderung städtischer Vereinign
seine ]\lacht zu befestigen, wie es denn üherall nur nehmen, ah
nicht gehen, nur hemmen, aber nicht f5rdern konnte; Epameinondi
dagegen verfolgte auch darin eine echt hellenische Politik, dass <
es für seine Aufgabe hielt, zerstörte Staaten aufzurichten, unmii
digen Gemeinden zu bürgerlicher Selbständigkeit zu veHielfen m
neue Mittelpunkte des geschichtlichen Lebens zu schaffen. 1
dachte nicht daran, die Hellenen ui enien Ehiheitsstaat zu zwängei
vielmehr strafte er die Spartaner gerade dadurcti am bittersten, da
er die von ihnen verkündete Autonomie der hellenischen Gemeinde
welche in ihrem Munde eine heuchlerische Phnise gewesen w
seinerseits zur Wahrheit inachte, indem er auf Grund des Anta
kidasfriedens Messenien herstellte und Südarkadien selbständig machl
Nachdem aber Epameinondas die griechischen Staaten vom spart
nischen Joche befreit hatte, war es das Ziel seines böotischen Fatri
tismus, dass er die eigene Vaterstadt würdig und fähig machte, d
vorörlliche Leitung der frei verbundenen Staaten z»i übernehin«
und die schweren Ptlichten dieses Ehrenamts mit mehr Gerecht!
keit zu erfüllen, als Sparta und Athen es getlian hatten.
Bei der Schwierigkeit diesei* Aufgai)e benutzte er jedes erlauk
Mittel, um die Autorität seiner Vaterstiult zu heben. Er trat i
dem Zwecke mit Delphi in Verbirulnng und auch mit Persieu; ds
Letztere that er mit melu* l'iieigennützigkeit, als es vor ihm Spart
und Athen gethan hatten ; denn es lässt sich nicht nachweisen, das
es ihm um persisches (iold zu thun war. Wyer was den Lakedi
moniern Niemand übel geiuunmen hatte, wurde den Thebanen
nicht verziehen, und von allen Mafsregeln ihrer Politik hat diese an
DER GRÖSSE THEBEIHS. 379
venigsten Segen gebracht. Und allerdings ist es bei Männern von
Nkbem Nationalstolze besonders schinerzlicb, weini wir sie mit einem
grofekAni^chen Handsehreiben ihre Ansprüche in Griechenland be-
krifUgen sehen; indessen waren diese Schritte durch die ihi*er
Gegner nöthig geworden und das Schmachvolle derselben war die
Schuld der Staaten, welche Hellas in diese Abhängigkeit vom Aus-
lände gebracht hatten.
Wie weit es Epameinondas gelungen wäi*e, den Tliebanern eine
dauerhafte Leitung der griechischen Angelegenheiten zu sichern, wer
mig darüber urteilen wollen! Er fiel in voller Manneskraft auf
dem Schlachtfelde, wo die seiner Politik widerslrel)enden Staaten
ihe letzten HfilfskrSfte aufgeboten hallen; Ciriecheiiland lag erschopfl
Tor ibiD, nnd Thebens Bundesgeuossenschaft erstreckte sich vom
■Mneniflchen Meerbusen bis Makedonien, sie umfasste auch schon
die ersten Seestaaten des Archipelagus. Wer hätte dem Landfrieden
ikh widersetzen wollen, welchen er im Namen Thebens festgestellt
Um würde?
Also keinen Staatsmann darf man weniger als ihn nach dem
Erfiilge seiner Politik beurteilen. Seine Gröfse liesteht darin, dass
er Ton Kindheit auf unablässig t)estrebt war, seinen Mitbürgern das
Vtilrild hellenischer Tugend zu sein, dass er durch keine Schwierig-
keiten and keine Verkennung jemals in seinem Streben sich irir
■Mken und sich niemals dazu bringeti liefs, edle Zwecke durch un-
nbe Mittel zu entweihen. Keusch nnd selhstlos ging er, immer
Ah selbst gleich, durch ein vielbewegles Lehen, durch alle Ver-
mifinngen eines beispiellosen Kriegsglücks, durch alle Prüfungen
od Missgeschicke hindmrJi. Stolz wies er die Anerbietungen des
lyuneu lason zurück, der grofse Lust hatte, ihn in seine IHäne
kreinzazieheu; in freiwilliger Armuth lebte er und suchte keine
vdere Freude, als die, welche die treue Erfüllung eines tief er-
baten Lebensbernfs und der Umgang mit seinen Freunden ihm
tMhrten.
Die' Freundschaft war den Hellenen und namentlich den Py-
Ikagoreem nicht blofs ein Schmuck des Lehens und ein werthvoUes
Gvt, sondern eine Tugend, ohne welche ein wahres Menschenlelien
lUU gedacht werden konnte. Diese echt griechische Ansicht hat
^'^waand tiefer aufgefasst und liewährt, als Epameinondas, der in
^9 innigen Verbrüderung aller Gleichgesinnten das wesentliche
3S0 KÜCKBLICK AUF DIK ZEIT
Mitlei erkauiile, seine Valersttult aul' eine höhere Slufe der Bildung
und Macht zu erheben, und innerhalb des gröfseren Bundes mit
seinem Pelopidas ein Fn^nidespaar bildete, wie es die griechische
Welt vorher und nachher nicht gesehen Iiat. Neidlos Stauden sie
neben einander, ni unverbrüchlicher Treue, einer den Anderen im
genieinsauien Berufe ergänzend uiul fördernd. Pelopitbs stand der
Weh, den Menschen naher als der ernstere, sprödere Epamei-
nondas, er war populärer als dieser und desiialb gewiss sehr
wirksam, um dem Freunde in weiteren Ki*eisen Anerkennung
zu verschatTen. Er war sein Vorkämpfer gewesen in dem kühnei
Handstreiche gegen die Tyrannen; er lenkte dann ganz in die
Wege des Freundes ein und ordnete sich mit liebens\^'ürdiger Be-
scheidenheit dem höheren Geiste unter. Er war der Mann der Thal,
welcher mit froher Zuversicht die Gedanken des Epameinondas aitt-
iühren half.
Die dürftigen Berichte der xVlten melden nur von den äufserai
Erfolgen der Ihebanischcn Politik. Unsere Bewunderung würde
steigen, wenn wir die Wirksamkeit der Fi*eunde im Innern der Stadt
und die Schwierigkeiten, welche sie hier zu überwinden hatten, über-
bhcken könnten. Epameinondas war nicht nur der Schöpfer eines
Heerwesens, er hat seinen erfinderischen Geist nicht weniger darie
bewährt, dass er in dem kleinen, weder durch Handel noch daitli
Industrie reichen, Lande die Mittel herlMMzuschalfen wusste, welche
ausreichend waren, um ein grolsstaatliches Landheer und euie Kriegs-
ilotte zu unterhalten.
Er eignete sich alle fruchtbaren Ideen früherer Staatsverwal-
tungen an und namentlich mussl4*ii ihm die Athener als die natür-
lichen Vorbilder und Vorgänger vor Augen stehen. Denn nie er
die Fortschritte der Waflenkunst und Truppeiifuhrung, welche man
Xenophon, Chabrias und Iphikrates verdankte, für seine Vaterstadt
verwerlhete, und wie ihn die Erfolge des Letzteren ermuthigteo«
seinem Beispiele folgend die isthmischen Pässe zu durchbreclien und
die Spartaner in ihrer Halbinsel anzugreifen (S. 222), so hat er auch
von den Athenern gelernt, dass ül)er die Hegemonie in Griechen-
land nur zur See entschieden werden könne, und ebenso hat er sidt
den Gründern des neueren attischen Seebundes in dem Grundsatz
angeschlossen, dass man die einheimischen Verfassungen der Bäodner
schonen müsse (S. 2S1). Darum widersetzte er sich auf das Eni-
OER GRÖgSE THEBEN». 381
hiedenste einer nicksichtslosen politischen Propaganda, wie die
ebanischen Yolksführer sie wollten. Endlich ist Kpanieinondas,
e kein anderer Staatsmann Griechenlands, in die Fufsstapten Athens
igetreten, indem er öfTentliche Pflege von Kunst und Wissenschaft
I eine wesentliche Anfgahc desjenigen Staats ansali, welcher eine
rörtliche Stellnng in Anspruch nehmen wollte.
Er hat sellist das Beste gethan, um die Philosoplüe in Thel)en
unbürgem, und zwar nicht nur als eine im Kreise Ausenvähller
pflegte, geistreiche Unterhaltung, sondern als eine das Volk er-
ibende und läuternde Kraft höherer Erkenntniss. Die öflentliche
sredtflamkeit wurde zugleich mit der freien Verfassung in Theljen
nheimisch und Epameinondas zeigte sich nicht nur seihst den
vten Rednern Athens, namentlich dem Kallistratos, an Kraft des
forte und glücklicher Geistesgegenwart vollkommen gewachsen, son-
m auch seine Freunde lernten es, wie die Gesandtschaft in Susa
dreist, in außaliend kurzer Frist, nel>en den anderen Staaten, welche
iit lange in auswärtigen Beziehungen gestanden hatten, die luteres-
Ki Thebens mit Nachdruck, (leschick und Würde zu vertreten.
Auf allen Gebieten zeigte sich eine geistige Regsamkeit, ein
kriftiger Aufschwung, um das früher Vei*säumte nachzuholen. Anaxis
vi DionysMloros schrieben iNiotische Geschichte. Von den Künsten
flUwickelte sich besonders glücklich die Malerei. Aristeides war das
Hupt einer böotischen Malerschule, welche um die Zeil der Befreiung
Ihriwns in Blütbe stand; sie zeichnete sich durch eine ernste und
«firdige Richtung, durch eine liefe und klare Darstellung geistiger
lotife aus, und erlangte dadurch eiuen nationalen Ruhm.
Ton der Baukunst dieser Zeit gehen die wohlerhaltenen Ueher-
Me der imter Epameinondas' l^^itung gehauten Festungswerke von
Vniaie noch heute ein ehrenvolles Zeugniss (S. 331); es sind
ÜBiterwerke einer im grölsten Slile geübten Architeklur. Die Mauern
M aus mächtigen Werkstücken aufgeführt; die grol'sen, zum Tlieile
Hegdmafsig gehauenen Blöcke sind an der Aufsenseile rauh ge*
iMien, aber sehr genau in einander gefügt und an den Rändern
WÜMT geglättet, so das» der Charakter der Mächtigkeit mit
Ibb der Zierlichkeit und Eleganz in eigenthümlicher Weise ver-
ktaden ist.
Auch die bildende Kunst fand in Theheu eine Stätte. Schon
^ erste Verbindung zwischen Athen und Theben wurde durch die
382 RÜCKBLICK AUF DIE ZEIT
Kunst 1)esiegell, iiidom Alkamenes das Weihegescheiik für Tkmy-
bnlos hildeto (S. 52). Zur Zeit des korinthischen Krieges bestand
eine anselniliche Schule des Erzgusses in Theben. Ihr gebörtofi
IIypat4>d()r()s und Aristogeiton an, welche auf Aniass des Gefechts
von Oinoe (S. 192) die Bundesgenossen des Polyneikes und ifie
Epigonen für die Argiver in Delplii aufstellten. In raschem Fort-
scJiritte entferute man sich von der Alterthümlichkeit, welche sidi
in der Kunst, wie in Sprache und Schrift Böotiens erhallen hatte.
Man berief die Meister der jüngeren Schule Athens. Von Skopis
war die Athena, welche als Seitenstück zu einem Hermes des
Pheidias vor dem Eingange des Ismenion in Theben stand, nnd
Praxiteles schmückte den Giebel des Herakleions mit Bildweriwa
Denn wie in Athen, so wurden aucli in Theben nach den gk»^
reiclien Kamj)fen die Ileiiigthümer der Stadt, wie namentlich die
des ismenischen ApoUon und des Stammheroen Herakles in neuer
Würde ausgestattet. Der Vorkampferin Athena des Pheidias ent-
sprach der Herakles Promachos der Thebaner, und am Harkte ihrer
Stadt erhob sich das Heiligthum der Artemis Eukleia mit des
Stiindbilde von Skopas' Iland, wie auch die Athener nach dem
marathonischen Siege dieselbe Gottheit feierten. Vieles Andere ii
der Stadt und auf der Burg wird Epameinondas theils ansgefohrt
tlieils beabsichtigt haben, denn sein Streben war es, wenn aoHi
mit besonnener Mafsigung, den Glanz des perikleischen Athens aof
Tlieben zu übertragen, und darum soll (^r auch seinen MilbörgerD
gesagt haben, sie nulssten, wenn sie die Ersten in Hellas sein
wollten, die Propyläen von Athen an den Aufgang der Kadrom
stellen'*^).
Indessen war die Grofsc Thebens nicht blofs ein Nachklang
früherer Zeiten; sie hat trotz ihres kurzen Bestandes auch für <fe
Folgezeit eine selbständige und vorbildliche Bedeutung.
Durch Epameinondas ist Theben der Stadt der Athener ah
ein Sitz freiheitlicher und nationaler Politik ebenbürtig gewordei.
Dadurch wurde es möglich, dass die beiden Städte in dem folgende
Kampfe für die griechische Unabhängigkeit zusammengehen koDOtciL
und insofern hat Epameinondas dem Demosthenes vorgearbeitet &
ist al)er auch ein Vorganger der makedonischen Könige in Hixn»
edelsten nnd wichtigsten Leistungen. Denn er hat gezeigt, wie der
Sieger seine Erfolge in friedlicher Weise verwerthen, ^ie er i>
DER GR5S8E thebexs. 383
terdrQckten Landschaften und bäuorlichcn Kantonen neues Leben
recken und durch städtische Anlagen dauernde Denkmäler eines
bllhäügen Einflusses schaffen könne. Bedenkt man, wie Epa-
inondas mit seinen geringen Mitteln und in so kurzer Frist
DÜneia, Messene, Megalopolis ginmdete oder gnuiden half, wie
auch nach anderen Plätzen, wie nach Korone thehanische An-
Her führte, so winl man dem Epameinondas nicht die Ehre
eilig machen dürfen, dass er in der kOnig1i(rhen Kunst der
idtgründung Alexanders und seiner Nachfolger Vorganger ge-
Ben isL
Aber auch darin war er es, dass er durch Ausbreitung grie-
iflcher Gesittung die engen Granzen des Vaterlandes erweiterte».
d die Völker des Nordens in den Kreis der griechischen Geschichte
reiiizog. Er yertrat in seiner Person die Idee eines Hellenen-
Hins, welches von örtlichen Zululligkeiten unabhängig in freier
Sie über dem Unterschiede der Staaten und Stamme schwebte,
i dahin hatte man nur Staatsmänner, welche grofse Athener oder
nbe Spartaner waren, bei Epameinondas tritt diese Lokalfark^
nrilck; er war erst Hellene und dann Thebauer und bereitete so
BD Standpunkt vor, auf dem man das Hellenenthum als eiueu vom
cliiirtsorte unabhängigen, geistigen Besitz ansah, und das ist der
Standpunkt des Hellenismus.
Weil das hellenische W(;sen in E|)ameinondas freier und nieuscb-
Aet hervortrat, als in früheru Staatshäupteru Griechenlands, war
r aocli den späteren Geschlechtern um so verstümll icher. Man
MDle sich leichter in ihn hinehilinden und seine Person konnte
■ allen Orten, wo Hellenen oder Philhelleuen wohnten, als Vor-
id dienen. So richteten sich an ihm die Männer auf, welche ui
In letzten Zeiten die Ehre des Hellenenvolks aufrecht zu erhalten
■diten, Philopoimen und Polybios, und auch ui der römischen
Vdt wnsste man keinen Griechen mehr zu schätzen, als Epa-
•dnondas'^).
Unter diesen Umständen wäre es ein Frevel, seine Thätigkeit
^ eine erfolglose und sein hohes Streben für ein vergebliches zu
idlen. Er hat wesenthch dazu Iniigetragen, die griechische Ge-
duAte an geistigem und ewig gültigem Inhalte zu bereichern, er
■inimt in der Entwickelung der hellenischen Cultm* eine hervor-
ogende Stelle ein, wenn auch die äufseren Erfolge seiner Thätig-
^ mit seinem letzten Athemzuge sofort zerfielen.
384
RÜCKBLICK AUF DIE ZEIT DER GROSSE THEBENS.
Mit niigstvoller Spannung hatte ganz Griechenland auf den Tag
von Mautineia gewartet. So viel Streitkräfte hatten sicli in dem
alten Kampfe um die Hegemonie noch niemals gegenüt>er gestanden.
Diesmal, meinte man, müsse sich Alles entscheiden. Theben gewaoa
die Schlacht, aber es war ein Sieg ohne Sieger und kein Kamp^
preis kam zur Vertheilung. Man wusste nur, dass Si)arta die Hege
monie ein für allemal verloren habe und dass Theben sie nicht
erhalten werde.
SIEBENTES BUCH.
MAKEDONIEN UND GRIECHENLAND.
OL. 104, 3; 362 — OL. HO, 4; 337.
<^Mii%fe«hHh. m. S&
l.
DIE REICHE DES NORDENS.
Die Hellenen haben melir als die andern Völker alter und
iQer Zeit eine selbständige Gesdiicbte. Ibre Cultur beruht auf der
nrbindung mit dem Morgenlande, aber sie halien das von dort
riierkommene selbständig ausgebildet und zu ihrem vollen Eigen-
Eme gemacht. In ihre Staateiiverhältnisse haben zu verschiedenen
den fremde Nationen eingegriffen, aber diese Eingriffe haben das
ipntheil von dem, was sie beabsichtigten, hervorgerufen. Die
tserkriege mussten dazu dienen, die Hellenen zum vollen Bewusst-
in ihrer Yolkskraft zu bringen, und die späteren Einflüsse Persiens
id gar nicht von dort ausgegangen, sondern die hellenischen Staaten
ben dem Grofskönige einen Ein flu ss übertragen , welchen dieser
8 eigener Kraft niemals zu gewinnen vermocht hätte und auch
dil zu benutzen vermochte; denn trotz der Zerrissenheit des
Denischen Volks war er aufscr Stande, die Herrschaft des Meers
«der zu gewinnen, wovon bei dem Verhaltnisse zwischen Persien
id Griechenland Alles abhing. Also ist die Entwickelung der hei-
siidien Staatenverhältnisse bis dahin eine durchaus selbständige
diesen. Glöck und Unglück sind aus inneren Ursachen hervor-
^Dgen und die Geschichte Griechenlands ist niemals von auswar-
feä Mächten beherrscht worden.
Ganz anders mussten sich die Verhältnisse gestalten, als im
oiden des griechischen Festlandes Volkskräfle rege wurden, welche
M dahin geschlummert hatten, als aus denselben Gebirgen, von
Biwi ein grofser Theil der hellenischen Nation ausgegangen war^
Ml Neuem Stämme hervortraten, welche Staaten bildeten und einen
•■■(ats auf die südlichen Nachbarn geltend machten. Sie waren
OR.I
388
DIE LANDSCHAFTEN IM
(Ion Ileüeiien ungleich ebenbürtiger, als die Perser und Heder, sie
hatten es viel leichter, ilire Ansprüche geltend zu machen, denn sie
waren durch keine Meere von den griechischen Staaten getrennL
Zur See vermochte nur ein schon entwickelter, küstehbeherrscheDdcr
und geldreicher Staat mit den Hellenen es aufzunehmen; za Lok
konnten auch rohere Yolkskräfte die gröfsten Erfolge erringen.
Die ersten Versuche, welche gemacht wurden, um die Geschichle
der südlichen Staaten vom Norden abhängig zu machen, gingen von
Thessalien aus. Keine Landschaft war auch von Natur mehr daa
geeignet. Es war ja die nächst gelegene und an Ilülfsmittehi reichste,
die natürliche Ergänzung der südlichen Halbinselländer. Hier mr
aufserhalb des engeren Hellas am meisten hellenisches Volk wobh
haft und der Olymp nach alter Uel)erlieferuug die richtige Grame
eines hellenischen Staalensystems. Indessen waren die polilisdKi
Verhältnisse zu ungünstig, als dass es gelungen wäre, den Schtm-
punkt der hellenischen Geschichte nach Thessalien zu verlegai. Ue
hierauf gerichteten Bestrebungen gingen von Geschlechtern aus, dcifi
Macht eine gewaltsam geschaffene und darum unsichere war; m
waren an einzelne Persönlichkeiten geknüpft, sie acheiteitm in im
Tode lasons (S. 345) und dem Widerstände Thebens, wekbesft
Pläne einer tliessalischen Hegemonie auf immer vereitelte, ohne A
eigenen Absichten durchführen zu können.
Nun kam die Reihe an die Landschaften jenseits des Olym^
welche die südlichen Halbinseln mit den breiten Landmassen ia
osteuropäischen Contineuts verbinden, die nordgriechischen A^
landschaflen mit ilu^en Hochgebirgen und grofsen Stromthikn,
Makedonien und Thrakien. Diese Landgebiete waren den BettoNi
bis auf die Küstenstriche fremd und unbekannt geblieben; siemRi
seil Jahrhunderten als ein Barbarenland angesehen worden, wekbes
nur dazu bestimmt sei, durch die an den Küsten angelegten Pflant
Städte von den Hellenen benutzt und für ihre Handelszwecke 9»-
gebeutet zu werden. Und allerdings macht der Oiympos mit des
kambunischen Bergen einen sein* l)estimmten Abschnitt Es begiuBl
jenseits eine andere Welt, und zwar nicht nur in der «ofKRi
Gestaltimg des Landes, sonderu auch im Klima und dem giOKi
Leben der Natur. Thessalien selbst bildet schon den Uebopsf
zu der nördlichen Region, welche in diesen Gegenden viel früher
beginnt als in Frankreich und Italien. Jenseits des Oiympos ge-
deiht der Oelbaum und die südliche Flora nur noch an besolden
NORDEN VON GRIECHKNLAND. 389
üDStigten Plätzen, namentlich in den sonnigen Sli^andebenen,
ehe sich wie ein schmaler Saum um Makedonien und Thrakien
lang ziehen. Im Binnenlande herrscht ein mitteleuropäisches
na, welches dem Griechen fremd und unlieimlich ^var und welches
h in Beziehung auf Kleidung und Nalining, auf Wohnung und
kehr dem menscliliclien Leben ganz andere Bedingungen vor-
rieb, als diejenigen, woran die Griechen gewohnt waren.
So tief aber solche Unterschiede auch in das Culturleben der
ker eingreifen, so können sie doch die Entwickelung der poli-
ben Verhältnisse nicht auf die Dauer bestimmen. Dieselben An-
UBoIichkeiteu, welche der Sudländer unter fremdem Himmel ver-
tat, reizen den Nordländer nach Süden vorzudringen, so wie ihm
Schwäche der Nachbarstämme Aussicht auf Erfolg verspricht,
1 der Olympos war in keiner Beziehung eine solche Gränze,
Idle die jenseitigen Landschaften und Völker hätte abwehren
anen, ihren Antheil an der griechischen Geschichte zu fordern.
I griechischen Halbinselländer sind ja nur die Ausläufer der
riischen Gebirgssysteme und wie das Land, so standen auch die
nrofaner diesseits und jenseits des Olympos in natürlichem Zu-
■menhange. Es musste daher eine ganz neue Epoche anheben,
wie dieser Zusammenhang geltend gemacht wurde, so wie die
oBeiien aufhörten, ein von Norden her unberührtes, sich selbst
wriassenes Leben in ihren Staaten zu führen. Mit besonderer
Aaerksamkeit haben daher schon diejenigen Männer, welche die
BMfaichte der Hellenen zur Zeit ihrer vollen Selbständigkeit dar-
aban, Herodot wie Thukydides, auf den Norden geblickt und die
riea Anfinge von Staatenbildung, welche sich daselbst wahrnehmen
Am, sorgfältig beachtet.
Passen wir nun die nördlichen Landschaften näher in's Auge
ri zwar von demselben Punkte aus, welchen wir früher als den
■poigspunkt der südlichen Landbildung bezeichnet haben.
Der vierzigste Breitengrad ist die Gränzliuie des eigentlichen
das. Hier ziehen sich die Gebirge aus der Verästelung, welche
t lAdlichen Landschaften bildet, in ehicn festen Knoten, den Lak-
IB, zusammen. Von hier setzt sich das Gebirge, welches Thes-
ka und Epeiros scheidet, in gleicher Richtung durch zwei Breiten-
lik fort Das ist der Pindos, das hohe Rückgrat des Landes
Wien Makedonien und Illyrien, von Süden nach Norden gesti*eckt
r zu dem Punkte, wo es in die nördlichen Gebirgssysteme eingreift.
390 GLIEDERUNG DER LAKDSCUAFTEK.
die vom adriatischen zum schwarzen Meere quer hinüber lieheiL
Hier findet al>er keine unmittelbare Verbindung statt, sondern m
bleibt zwischen der dalmatischen Alpenkette, die dem adriatiflclMA
Golfe parallel läult,, und dem ßalkan eine breite Lücke. In dim
Lücke greift das nördliche Ende der Pindoskette, der heutige Tschir-
dagh, wie ein mächtiges Vorgebirge hinein; es ist der Schlusspmkt
der griechischen Halbiusclgebirge, der Skardos der Alten.
Vom Tschardagb Iteginnen unter dem 42sten Breitengrade die
Hoben, weiche gegen Osten ziehen und die Donangewässer von dei
Strömen des Archipelagos scheiden, die Rückwand des thrakisritt
Festlandes, die man mit dem Gesamtnamen des Balkan oder Hanoi
liezeichnet. Es ist al>er keine ununterbrochene Kette, sondern eiitt
Keihe von Gebirgsknoten (Rilostock und Perin) , von wo sich nid
Hauptzüge aussondern, ein nördlicher, der eigentliche Hämo«, md
ein anderer, welcher sicli südöstlich herabzieht und das KüstenliDd
von Thrakien zu einer BergLindschaft macht, die Rhodope.
Die beiden Gebirge, die am Tscliardagh im rechten Winkd
zusammentreifen, Pindos und Hämos, bilden die Einfassung der
grofsen Fiussgebiete, welche den Norden der griechischen \9A
auszeichnen, zwei westliche, die Tlialer des Haliakmon und Axioi.
zwei östliche, die des Nestos und llebros, in der Mitte das TU
des Str>'mon.
Diese Flusslandschaften hal)cn das Gemehisame, dass sie dmdi
die Hüchgebirge vom adriatischen Seegebiete so wohl wie von den
Donuuniederungen abgesondert, dagegen durch den Lauf ihrer Ge-
wässer alle auf das ägäische Meer angewiesen und zur Theilnahiiie
an seinen Angelegenheiten aufgefordert shid. Andererseits sind aber
die ehischliersemlen Gebirge an einzelnen Punkten durchbrocbes
und dadurch ist der llelKTgang nach den jenseitigen Landschaften
(wie namentlich von den Axiosquellen nach dem Moravalhale und
vom Hebros zum Isker oder Oskios liinüber) so sehr erkicbterl
dass es den Völkern, welche in jenen Flussthälern lebten, nahe
gelegt wurde auch nach dem höheren Norden vorzugreifen, und 9»
ist ihren Staaten der Beruf gcgelien, die Donauländer mit der
Küstenweit des Archipelagos in Verbindung zu setzen.
Was aber die innere Gliederung der Ijandscliaflen betr^
welche wir Makedonien und Thrakien nemien, so sind dieselbeB
durchaus nicht in der Weise geschieden, dass etwa die beiden «^*
liehen Flussgebiete und dann wieder die beiden oder die drei (etücim
DAS THRAKISCHE REICH. 39 L
msamnien ein iiatniiich beg:i*üiizles und in sich znsammengt'lioriges
jebiet bildeten. Namentlich kann das Stryniontlial dien s<> gut zur
Milchen wie zur westlichen Hälfte gerechnet werden. Deshalh liat
lier auch niemals eine feste Staatengränze hestandcn, sondern jede
leichsmacht, welche sich in diesen Landschaften entwickelte, hat
ich nach Osten oder nach Westen von einem Fhissgehiete zum
nderen auszubreiten gesu(^ht.
Der wichtigste Theil der östlichen Landschaft ist das SU*om-
;ebiet der Maritza, des alten Hehros. Er hat seine Quellen am
tih>stocke, welchen Aristoteles Skomhros nennt, und strömt von
kNt erat dem Balkan parallel und dann nach einer scharfen Lm-
■egung (bei Adria]ioi>ei) am Fufse der Hhod(»pc entlang, südwärts
n das Meer.
Als König Darius auf seinem Skythenzuge dmxh Thrakien kam,
and er im Uebrosthale die Odrysen ansässig, welche damals nur
dnen der vielen neben einander wohnenden Stämme des lindes
üldeten. Nach den Perserkriegen gelang es ihrem Häuptlinge Teres
nie gröfsere l^lacht zu Stande zu bringen und seinen Stamm an
Ke Spitze des Volks zu stellen. Er hinterliei's seinem Sohne Sitalkes
sin ansehnliches Königthum, das seinen Mittel|)uiikt in der reichen
Xiederung von Adrianopel hatte, aber nördlich bis zur Donau, östlich
bis an das schwarze Meer reichte und die VölkersclialXen der um-
liegenden Gebirge hi Abhängigkeit brachte; er ging nach Westen
Iber den Strymon hinaus und bahnte die ersten Wege durch das
Kckidit des Kerkinegebirges, um die Päonier im Axiosthale seinem
Beiche euizuverleiben.
Das war das erste nationale Reich im Norden des Archii)elagos,
an Reich, welches eine Fülle von Volkskräften in sich vereinigte.
Sali doch das Thrakervolk für das zahlreichste und mächtigste aller
Kftiker im Bereiche des Mittelmeers, und wie schwer hal>en die
klhener die zähe Tapferkeil desselben l>ei ihren Ansiedelungen
»pfänden!
Sollte das lieicb ehie ZukunlX haben, so musste es am ägäischen
leere Einfluss gewinnen. Dazu wurde der Anfang gemacht, indem
Dan mit der nächsten, bedeutenderen Gricchenstadl. mit Abdera
'amilieu Verbindungen anknüpfte und so den Eintritt des frem-
Icn Füratenhauses hi die griechischen Staatenvcrhällnisse vor-
lereitete. Des Sitalkes Schwager, >'ymi>hodoros, war der Vermittler
nit Athen, wo man zeitig erkaimte, welche Bedeutung für den
392 THRAKIEN UND ATHEN.
altischen Seestaal ein thrakisches Reich habe, welche Gefahrm und
welche Yortheile es bei dem ausbrechenden Kriege mit Sparta da
Athenern bringen könne. Man versäumte daher nichts, um das
nonlische Königshaus zu ehren; man benutzte die alten Yolkssagea
von Tereus und Prokne, um die Familie des Teres als eine des
Athenern stammverwandte darzustellen; man betrachtete das Bund-
niss mit Sitalkes als die wcrthvoUste aller auswärtigen Yerhiiidim^
und Aristophanes lässt in seinen *Acharnern' die Gesandten berichteo,
dass Sitalkes wie ein zärtlicher Liebhaber für die Stadt der Alhener
schwärme und ihren Namen auf alle Wände schreibe, und dan
sein Sohn, Sadokos, der Ehrenbürger Atliens, kein sehnlkbaa
Verlangen trage, als an den Festschmäusen seiner neuen Heimalk
Theil zu nehmeu.
Es sollte aber das 431 geschlossene Bündniss auch ein
politische Bedeutung gewinnen. Es wurde ein grofter Kriegsn|
verabredet. Von Norden die Odr>'sen, von der See die Atheno;
so wollten sie zusammen die tückische Feindschaft des PerdiUoi, ;
welcher beide Theile lieleidigt Iiatte, so wie den Trotz der Pdi-
däaten und der Chalkidier, welcher den Athenern so viel za schafei
machte, niederwerfen, und wer hätte einer solchen Macht wida<-
stehen können!
Mit 150,000 Mann rückte Sitalkes aus dem Hebrosthaie tot.
Es war ein Völkerheer, wie es seit Xerxes nicht gesehen word«
war. Mit Zittern erkannte man zum ersten Male die Macht de»
Nordens; alle Naclibanölker , ganz Thessalien waren in Angst ui
iine Freiheit, und die Staaten, welche gegen Athen hielten, sahn
sich schon von zwiefacher Uebermacht erdrückt.
Aber so grofsartig das Unternehmen begonnen hatte, so erfolg-
los verlief es nach einem Feldzuge von dreifsig Tagen. Die Athmr
blieben aus, sei es aus Falniassigkeit, sei es, dass auch sie vor der
Uebermacht des Bundesgenossen und vor den Folgen seiner Ein-
mischung in die griechischen Verhältnisse eine Angst heschlidi.
Auch in Thrakien änderten sich die Dinge. Sadokos muss fnlb
gestorlien sein. Denn als Sitalkes 424 gegen die Triballer fiel
folgte sein Neffe Seuthes, der schon fiiiher gegen Athen Part«
genommen hatte. Seuthes liefs sich von Perdikkas gewuioea
welcher ohne Zweifel dem jungen Könige deutlich zu inacbeB
wiisste, dass die Fürsten des Nordens keine verkehrtere Polilik
treiben könnten, als wenn sie in einfältigem Philhellenismus Atbes
DAS REICH DES 8EUTHE8. 393
ientötiten, den geßhrlichsten Widersacher ihrer Machlver-
bening.
Unter Seuthes stand Thrakien in höchster Bhlthe. Es war
snsunmenhängendes Reichsland von Alxlera bis zur Donau,
I Bynnz bis zum Strymon, ein wohlgeschlossenes Binnenland
1 mi^eich Ton drei Meeren bespult, durch seine I^ge lierufen,
UebergSnge nach Asien zu beherrschen so wie die Verbindungen
ichen dem Pontos und dem Archipelagos. Den Kern des Reichs-
bQdeten die Thraker des Hebros zwischen Hämos und Rho-
; dazu kamen die Geten, welche jenseits des Ilamoa bis zur
wohnten, berittene Bogenschützen wie ihre Nachbarn, die
fthen; dann die säbelführenden Thraker der Rhodope und der
grinienden Gebirge; den vierten Heerhaufen endUch bildeten die
onier. Das Land war reich an allen Hülfsquellen, an Korn und
erden, an Gold und Silber. An jährlichem Tribute kamen 400
leDle Silber ein und aufserdem eine nicht geringere Summe in
fB Ton Geschenken an Zeugen, Hausgeräthen u. s. w. Der-
Biciien Huldigungsgeschenke wurden nicht nur dem Könige dar-
Ineht, sondern auch seinen Statthaltern in den verschiedenen
ririnien und den Reichsbeamten.
Ein solcher Staat war im Umkreise des ägäischeu Meers noch
cht dagewesen; er schien eine entscheidende Bedeutung gewinnen
I mflnen. Schon waren unter den tributzahlenden IJnterthanen
Kh griechische Städte. Die Zahl dersellien musste sich mehren;
i dem innem Wohlstande und der blühenden Industrie musste
Nh Seehandel und Flottenmacht kommen. Wie sollte es da den
Ihneni gelingen, ihre schon so wankelmütliigen (Kolonien zu
ikn? Damm versuchten auch die Spartaner schon zur Zeit des
hrihes, die thrakische Macht mit Athen zu verfeinden. Ks schien
k Zeit gekommen zu sein, wo die Entscheidung der griechischen
inpfe in den Händen der thrakischen Könige lag.
Aber das Reich hatte keinen Bestand. Nach Seuthes zerfiel
I in einzelne Fürstenthümer, und dadurch wurde die drohende
iUr Ton Athen abgewendet. Das Land der Thraker war von
Mir nicht dazu geeignet, eine feste Einheit zu bilden. Die durch-
tnden Gebirgszüge beförderten das .Auseinandergehen der müh-
Ü vereinten Stämme, welche immer nur in lockerem Zusammen-
Mge mit einander gestanden hatten^).
39 1 DIE gebir(;k UiNd die
Anders und ^listiger Ovaren die Verhältnisse iu Makedonin.
Freilich ^var auch hier eine gi'ofse, die Einigung des Gannen ii
hohem (Irade erschwerende Mannigfaltigkeit der Bodenverhältnisse.
Denn an der Ostseite des Pindos lindet weder eine ausgedehnte
Plateauhildung noch eine einfache AlMlachuug statt, sondern es
strecken sich von der (^entralkette mehrfache Seitenarme vor lai
gliedern die LandschalX, indem sie eine Reihe von Thalbecka
hilden, welche kreisförmig eingeschlossen über und neben einander
iegen und für die Geschichte des Landes ihre groCse Bedeutoig
haben.
Zuerst das obere Vistritzathal (Thal des Ilaliakmon) zwiachn
dem Pindos und einem Parallelzuge, welclier sich so nahe m
die kambunischen Berge heranzieht, dass sich der Haliakmon dv
durch eine enge Schlucht aus dem Thalriuge herauswindet Dies
Thal war die alte EHmeia, und weiter hinauf in den Winkel des
Gebu'ges, wo sich aus einem See die felsige Halbinsel von Kastam
hebt, erstreckt sich die alte Orestis. So euigeschlossen und akge-
legen aber auch das Haliakmouthal erscheint, so hat es doch «kr
wichtige Verbhidungen. Denn nordwestUch von Kastoreia dwck-
brichl den Pindos eine tiefe Quers|>alte, durch welche ein aa fa
Ostseite des Gebirgs entspringender Fluss (Devol) nach dem adri^
tischen Meere ablliefsl. liier ist also ein natürliches Gebirgstbor.
welches nach Albanien hinüber führt, die einzige Lücke in des
sonst ununterbrochenen Zuge i\ov Centralkette, wahrend andererseits
durch die kambunischen Berge ein leichter Uebergang vom Haliak-
mon zur thessalischen Peneiosebene gegeben ist.
Gegen Osten liegt ein aiuleres Langthal zwischen dem Haliak-
mon thale und dem Bermion, welches den Hand gegen die Küslea-
el>ene bildet, das Becken von Ostrovo, die Landschaft der Eorfier,
wo sich aus Seen und Bächen die Gewässer sammeln, die als
Ludiasfluss in das Meer münden.
ISördHch von der Eordaia und der Orestis liegt ein drittem
Thalbecken, das Quellthal des Erigon, welches der 4l8te Grad
schneidet, das heutige Becken von Bitolia, angelehnt an den Haapt-
zug der nordlichen Pindoskette, über welche ein bequemer Verfcekr
mit den albanischen Landschaflen staltüudet. liier war im ÜKT'
thume der Wohnsitz der Lvnkesten und weiter nönllich der Pda-
gonen. Endlich das Vardarthal, das vom Axios bewässerte Uocb-
thal (Paraxia), das nördlichste des ganzen Gebirgssystems, von hobefi
GEWÄSSER makehonikns. 395
Jpenketten begränzt, von zahlreichen Quellbächcn genährt, deren
eniste der Morara nahe liegen, die imterhalh Belgrad in die Donau
Hflndet
Das sind lauter ringförmige Decken, deren felsige Umgürtungen
nur an einer Stelle durchbrochen werden, nrspninglich Secthäler,
rie auch die noch vorhandenen Landseen anzeigen, also im Ganzen
mter Wiederholungen der thessalischen Ebene, mit welcher, wenn
Mm Ton Süden kommt, die Reihe der Kesselthäler an der Ostseite
lea Pindos beginnt. Aber während Thessalien durch den gemein-
amen Landesiluss zu einer natürlichen Einheit verbunden wird
nid an zwei Stellen zum Meere sich öffnet, so ist es in Makedonien
■n Tom Meere entlegenes, vom Uferlande abgeschlossenes und schwer
■gliiglicbes Hochland, welches wieder in sich mehrfach getheilt ist,
nd die Scheidungen, welche zwischen den einzelnen Thalbccken
bnlehen, sind zum Theil erheblicher als die äufsere Umgrrmzung
Im ganzen Landes; denn die Parallelketten des Pindos überragen
nm Theil die Höhe der Hauptkette und man kann aus Makedonien
kkhter nach Thessalien, nach Illyricn imd nach der Donau gelangen,
ik von einem Thale zum anderen. Unter diesen L^mstanden war
MM politische Einigimg des Landes in hohem Grade ei*schwert
od die Gefahr, war hier noch gröfser als in Thrakien, dass eine
Anerhafte Reichsbildung nie zu Stande kommen wurde.
Indessen hat die Natur in einer sehr merkwürdigen Weise
Mir gesorgt, die Bewohner des vielgeglicderten Hochlandes aul
fiugang unter sich und mit dem Kustenlande auf das Deutlichste
Unnweisen, und zwar durch den Lauf der Gewässer. Denn aus
dM Bergwinkeln der Orestis windet sich der HaliakuKm hervor,
■I der Eordaia der Ludias; der Erigon bricht in das Thal des
AziM durch, und alle diese Gewässer, so weit entlegen von ein-
■der audi ihre Quellen sind, wenden sich, nachdem sie sich aus
Arb Bergkesseln befreit haben, derselben Seeküste zu, um hier ui
tter und derselben Seebucht eine so gut wie gemeinsame Mündung
M lüden. Während also die tlu*akischen Flüsse in lauter getrenn-
tai Parallelthäleni laufen, werden die makedonischen zu einem
HuM und dienen dazu, Hochland und Kustenebcne zu verbinden
M zngleiGh den Stämmen des Hochlandes die Richtung vorzu-
iMdmenf wohin sie ihr Augenmerk und ihre Kraft zu wenden
¥on Natur ist kein gi*öfserer Gegensalz zwischen zwei Hälften
396 DAS KÜSTENLAND.
eines Lindes denkbar, wie zwischen der offenen Sirandebene nnd
dem Inirgartig verschlossenen Hoclilande. Daher hatte auch d»
Küstenland seine eigene Geschichte. Makedonier nannte nun mir
die Hochländer; unten an der schönen Bucht, welche sich zwischet
dem waldigen Fufse des Olympos und den gegenüberiiegOMki
Khpi)en der chalkidischen Vorgebirge tief in das Land heremzidit
bis zu der Ecke, wo die warmen Quellen entspringen, wekhe dar
Stadt Therma (später Thessalonike) den Namen gegeben baboi,
waren ganz andere Stämme zu Hause. Therma war der alte Haupt-
ort von Emathia, wo die Bottiäer wohnten in dem Deltalande dff
makedonischen Flusse. Die Bottiäer waren keine Eingeboreim.
Sie leiteten ihren Ursprung von Kreta her, hatten von dort ihm
Apollodienst und fühlten sich mit entfernten Küstenländern, nament-
lich mit Attika, in alten verwandtschaftlichen Beziehungen. Weittf
gegen Süden safsen die Pierier, die Diener der Musen und dei
Dionysos, ein Stamm, welcher durch seine frühe Cultur auf du
ganze Volk der Hellenen in Kunst und Gottesdienst einen sehr
wichtigen Einfluss gehabt hat.
Zu diesen Küstenstämmen, welche sich in der vorgeschichtlichi
Zeit an der makedonischen Bucht niedergelassen hatten, kamen dm
die Pflanzbürger griechischer Handelsstädte, namentlich die Karf-
leute aus Eul)oia. Sie schlössen sich der älteren Bevölkerung ia
friedlicher Weise an; zwischen den Pieriern und Bottiäem erwuchs
die Pflanzstadt von Eretria, Methone, und die ganze Küste wanie
in den Handelsverkehr hereingezogen, welchen die Euböer an kt
Nordküste des Arcbipelagos eröffneten (um Ol. 12; 730).
Während Emathia, das durch die Meeresnähe so wohl wie
durch Klima und Vegetation schon von Natur zu Hellas geborte,
auch von hellenischer Bildung völlig durchdrungen war, lag da»
oliere Makedonien ganz im Dunkel autochthonischer Zustände, jact
wurde dem hellenischen Volke immer mehr entfremdet Denn ^l^
sprünglich war es kein fremdes Land. Gingen doch deutliche Erin-
nerungen des hellenischen Volkes auf eine Zeit zurück, wo eine
enge Verbindung zwischen ihm mid den Makedonien! bestanden
hat! Von den Doriern bezeugt Herodot, dass sie selbst mvai
Makedonier gewesen seien, wie es ja vorkommt, dass Einzelstämmd
welche einem gröfseren Volksganzen angehören, aus demselben htf-
vortreten und zeitweise wieder in dasselbe zunicktreten. DcshaÄ
rechnete man auch den Stammvater des makedonischen Volks unter
DAS VOLK DER MAKEDONEN. 397
lie Söhne des Pelasgos; mau nannte ihn einen Sohn des Lykaon,
ies Ahnen der pelasgischen Arkader, und wenn die Sprache der
hkedonier den Griechen unverstandlich war, so war dies ja auch
ei den Yölkerschaflen am Actieloos der Fall, welche doch Niemand
om Stamme der griechischen Nation wird abtrennen wollen. Die
lellenen der klassischen Zeit waren gegen alles Fremdartige in
Iprache und Sitte in hohem Grade empfindlich und liebten es sich
ft enger Begränzung gegen aufsen abzusondern, so dass sie auch
taminverwandte Völkerschaften als Ausländer und Barbaren ansahen,
lenn sie sich ihnen fremd gegenüber fühlten. Dies Fremdsein
leruht auf Unterschieden der Cultur und deshalb kann das Gefühl
livon Aber die ursprüngUchen Völkerverhaltnisse nicht ent-
Aeidend sein.
Was die spärlichen Ueberreste der makedonischen Sprache be-
Irin, so erkennt man darin griechische Stamme, man findet Formen
Iv iolischen Hundart, auch solche Wörter, die zu dem alten Ge-
Bongute der Griechen und Italiker gehörten. Auch in den Sitten
ttr Makedonier findet sich Manches, was mit den ältesten Gewohn-
kiten der Griechen übereinstimmt; so z. H. das Sitzen bei den
lUdieiten. Endlich hat sich auch im öfTentlichen Lel)en manches
UlgwAische erhalten, vor allem das Fürsten thum, welches im
Midkischen Leben der Griechen meistens so frühe untergegangen
vv. Wie in der heroischen Zeit war der Fürst bei den Makedonien!
Okirichter, Oberfeldherr und Oberpriester; aber kein Volksgebieter
Mdb morgenländischer Weise, kein Despot, vor dem alle anderen
Btthte verschwinden, sondern das Volk ist auch dem Fürsten gegcn-
ikr seiner Freiheit und seiner Berechtigung sich bewusst; die
Intlidien Vollmachten sind durch gesetzliches Herkommen geregelt;
neu malislose Vollgewalt eines Einzelneu ist wie bei den Griechen,
* anch bei den Makedoniern eine entschiedene Abneigung. Neben
ta FArsten stehen edle Geschlechter, deren Mitglieder eine Ge-
MKOsdiaft bilden, die in vertrauterer Lebensgemeinschaft mit dem
Vbiten stehen, mit ihm zu Wallenthaten ausziehen. Gefahren und
Agnehren mit ihm theilen. Eni solcher Kriegsadel, wie ihn die
kiBerischen Gedichte uns in den Gefolgschaften der Könige vor
Aigea führen, erhielt sich im makedonischen Berglandc, weil hier
htai sttdtisches Leben stattfand, welches die Unterschiede der Stände
üngieicht und im Bürgerthume einen neuen Stand henorrufL Die
den griechischen Stamme verwandte Nationalität der Makedonier
398 MAKGDONIER UND ILLTRIER.
blieb aber nictit frei von Mischungen, welche die ursprön^iche
IJebercinstiininung trübten und den Volkscharakter ?eriiiderteiL
Dies fremde Element waren aber vor allen Illvrier, deren ToUumaHe
sich von Nordwesten her weit ins Binnenland verzweigte und dmtl
die oben erwähnten Pindospässe auf die östliche Abdachung ans*
breitete, ein wildes, räuberisches Volk, l)ei dem Kinderopfer vor dar
Schlacht dargebracht wurden und das Tättowiren Sitte war. Je
mein* nun die edlei*en imd begabteren Volkszweige, wie die Doricr,
von den Makedoniern sich abgelost hatten, um so weniger komitiei
die in den Bergen zurückgebliebenen sich des Andranges der ncst-
licheu Barbaren erwehren. Makedonisch und illyrisch ging vieÜKk
in einander über; Kleidung, Haarschur, Sprache, Sitte wurden nch
ähnlich, so dass allmähhch ülier das ganze breite Festland vom Snak
von Kerkyra bis Thrakien hin sich eine gewisse Uebereinstimmong
der Volksart bildete und die ursprünglichen Gegensätze zwischei
Makedonien und Illyrieii verwischt wurden. Auf diese Weise mr-
den Makedonier und (iriechen einander entfremdet, und je voikr
sich im Süden die griechische (üultur entfaltete, um so mehr f^
wohnte mau sich die alten Volksgenossen als eine grundverscUe-
dene Menschenrace anzusehen und zu verachten. Bfan nahm sie fir
Leute, die unbeiahigt seien, ein poHtisches Leben zu (Ohren, ni
welche daher von Natur dazu bestimmt seien, wie die anderen Baf-
baren, den Hellenen Sklaven zu liefern. Ja nicht einmal gute Skla-
ven, meinten die Athener, koime man aus Makedonien bekommen^
So lagen Hochland und Küstenland, Makedonien und EmathieD,
wie zwei ganz verschiedene Länder neben einander. Von dem scluttkn
Küslensaume konnte keine £rol)erung und Hellenisirung des Hoch-
landes ausgehen; eine gemeinsame Landesgeschichte war also mr
möglich, wenn unter den makedonischen Stammen ein bOhertt
l^ben erweckt wurde, welches eine staatliche Entwicklung mdglkh
machte. Diese Erweckung konnte aber nicht von innen erfolfn;
es bedurfte äufserer Einwirkungen, durch welche die den GriedM
verwandten Volkselemente von Neuem zur Geltung kamen; es mussta
Hellenen in den Norden konmien, um hier zu politischen Eat-
wickelungen den Anstofs zu geben.
Von verschiedenen Seiten mögen solche Einwirkungen 8tatt|^
funden haben, ohne dass sich eine Kunde davon erhalten haU Ke
älteste Uelierlieferung weist nach dem westlichen Meere hin.
Die Küsten lUvriens waren schon in ältester Zeit von ausinr'
GRIECHISCHE EINWANDERUNG. 399
igen Schiffern besucht. Ill^rios nannte man einen Sohn des Kad-
aoB, und wie das Meer, welches die Küsten von lllyrien und Epei-
M bespült, seit ältester Zeit das ionische hiefs, so kaiuite man aucli
■ den Küsten altionische Ansiedelungen. Dann nahmen die Ko-
mther die Goloiiisation dieser Gegenden in ihre Hand und dehnten
üt unermüdlicher Betriebsamkeit iiire Handelsverbindungen auch
nch dem Binnenlande aus. So erklart sich der UinsUind, dass wir
luselbe korinthische Adelsgeschlecht, welches in den verschiedensten
Seienden Griechenlands und Italiens der Trager hellenischer Cullur
{Bwesen ist, auch im makedonisch -illyrischen Berglande antreffen.
Mb Bakchiaden tiatten (Ue engsten Verbindungen mit makedonischen
BinpÜingen, und namentlich waren es die Häuptlinge im Stamme der
LjBkesten, welche sich <ler Verwandtschaft mit den korinthischen
Horakliden rühmten. Die Lynkesten waren am Erigon ansässig,
lief im Binneiilande, von beiden Meeren gleich weil entfernt; <locli ist ge-
rade hier jenes Gebirgsthor nach Westen gifoflnel (S. 394) und das
Tkil des Apsos, welcher zwischen den korinthischen Pilanzstadten
Efidamnos und Apollonia nulndet, ITihrl hier in das Uuellland des
ftigon and die Wohnsitze der Lynkeslen hinaul*.
Denselben Wegen, welche die Koriniher eroflhet haben, suid
Mü, wie es scheint, auch Herakliden von Argos gefolgt; deim He-
vrist wusste, dass die Ahnen d(*r makiMlunischcn Fürsten erst in
Byrien ansässig gewesen und von dort nach Makedonien herfiWr
lekMiimen wären. Durch die Ankunft dieses (i<'schlechts wurde
don Lande der erste Anstofs zu [»olilischer Einigung gegeben, wie
■a aus einheimischen Elementen niemals zu Stande gekommen wäre.
lUedonien ist darum wesentlith ein dynastischer Staat und seine
lochflgeschichte eine Geschichte seiner Fürsten.
Diese Fürsten nannten sich Temenidm d. h. sie ehrten als
im Ahnherrn denseliMm Temen<»s, welcher für d(m (iründer der
baUidendynastie im i)elopoimesischeu Argos galt. Nun wissen wir
W den Unruhen in Argos währeiul der Köiiigszeit, von dem Hader
kr Herakliden mit dem dorischen Kriegsvolke, von der Flucht eines
boigs Pheidon nach Tegea. Es ist also sehr glaubhaft, dass wäh-
iM jener Wirren einzelne Mitglieder des Fürstenhauses auswanderten,
Ml sich für ihre Thatenlust einen günstigeren Si'haii platz aufzusuchen,
4i die engen und verw<»rrenen Verhrdtnisst^ der lleimath ihnen dar-
iNMeD, und die Ue])erlieferung nennt den Bruder jenes Pheidon als
daqeuigenf welcher von den peh»poimesischen Küsten nach Make-
400 VORDRINGEN DER ARGEADEN.
douieii gekommen sei. Der Name Karanos, der dem Einwandenr
gegeben ^vird, bezeichnet die fürstliche Stellung, welche die TeM-
iiiden in ihrer neuen Heimath zu gewinnen wussten. Es wieder*
holten sich hier die Thatsachen der lieroenzeit. Denn wie «Ml
aus Asien die stadtgründcnden Geschlechter nach Böotien und Aifjm
gekommen waren, so waren es jetzt argivische Fürsten» wdche ii
den Norden kamen und durch ihre geistige lleberlegenheit im Stande
waren, die Bevölkerung der Hochlande um sich zu sammebi.
Dass die Peloponuesier den Wegen folgten, welche Korintk,
die Haupthandelsstadt der Halbinsel, eröffnet hatte, ist an sich sekr
wahrscheinlich und wird noch dadurch bestätigt, dass der ento
makedonische Wohnsitz der Temeniden die Orestis wbt, jene und*
Schaft an den Quellen des Haliakmon, Illyrien benachbart und lu-
mittelbar im Süden von dem Gaue der Lynkesten. In dieser Laai-
Schaft war der Haüptort Argos, von dem die makedonischen Temenidn
den Namen der Argeaden führten^).
Wo Hellenen herrschen, drängen sie gegen das Meer. Aock
die Argeaden koimten es im Bergwinkel der Orestis nicht la|B
auslialten; so wie sie also unter den Häuptlingen der Umhafe
Macht gewonnen hatten, rückten sie gegen die Küste vor, und Ah
durch wurden nun die beiden geti*ennten Landeshälflen mit einaoto
in VerlHiidung gebracht. Ludias und Haliakmon, die natürlicki
Verbindungsadern, wurden die Wegweiser der Temeniden und die
erste folgenreiche That ihrer Politik war die Wahl einer Hauptstadt,
welche so wohl dem Binnenlande wie der Seeküste angehört Dtf
war Eiiessa oder Aigai, ein uralter Ort, wo eine phrygische Saft
die Gärten des Midas ansetzte, am Nordende des Bermion, wo dff
Ludias aus dem Gebirge hervorbricht.
Es giebt in ganz Makedonien keinen ausgezeichneteren Hiti.
W^enn man von Thessalonich her die alhnählich sich verengende
Ebene heraulkonimt, fesselt er schon von ferne den Blick durch dca
schimmernden Silberstreifen, welcher vom Rande der Tcurderslea
Bergwand senkrecht in das Thal hinabreicIiL Das sind die Wasser-
Hille von Yodena, das an der Stelle des alten Aigai liegt, auf eiBcr
waldreichen Bergwand, welche gerade gegen Osten blickt, währeid
im Hintergininde mächtig enist das Hochgebirge empor sieigt Ke
Wasserfälle, welche heute das Wahrzeichen des Orts sind und ih0
eine auffallende Aehnliciikeit mit Tibur geben, waren im AltextbiUBe
nicht vorhanden. Die Gewässer haben sich erst allmählich dard
GRiJiNDrNG VON Alf.AI. 401
Hlschreitende Tuffbildung die Felsgäiigc verstopft, durch welche sie
Mher uoterirdisch abflössen. Immer aber ist Aigai eiuer der schöusten
md gesündesten Orte gewesen, ein Platz des üppigsten Naturlebens,
Se Pforte des Hochlandes und die Zwingburg der Ebene, in deren
lAcken sie liegt, ähnlich wie Mykenai oder Ilion. Der Blick von
kr Burg reicht über den Golf nach den Hergen der Chalkidike hin-
IbeTy zu ihren Füfsen vereinigen sich alle Hauptflüsse des Landes.
Aigai war die natürliche Hauptstadt des Landes. Mit ihrer An-
lage ist die Geschichte Msdcedoniens gegründet worden; sie ist der
Köm, aus dem das Reich erwachsen ist, darum legte die Sage schon
iem Karanos die Gründung bei und liefs ihn durch ein Götter-
locheii an die Stelle geführt werden, wie Kadmos nach The]>en^).
In merkwürdiger Weise wiederholen sich hier Vorgänge der
lltesten Geschichte Griechenlands. Wiederum sehen wirGebirgsstämme
des Nordens unter der Fülu*ung von Herakliden gegen die See vor-
dringen, jetzt gegen Osten, wie einst gegen Süden; auch jetzt über-
ädien sie Länder älterer Cultur, l)e8etzen wi«; die peloponnesischen
jknUiden ältere Städte und erol>ern von wohl gelegenen Punkten
MI die Umlande. Von jetzt an wurde Emathia das eigentliche Make-
jmien, das Land der drei Strome, die gesegnetste Landschaft mit
knchtbarem Saatlande, Seen und grasreichen Niederungen und einem
|Bn Seeverkehre wohl geeigneten l fer. Jetzt wurden die Teine-
lUen aus Häuptlingen Konige, staatenbildende Fürsten, welche durch
Aaberung und Vertrag aus Bergkantonen und Stadtgebieten all-
pBdich ein Reich zu schafl'en wussten.
Der erste dieser Konige war Perdikkas, welcher um 700 das
lÜBfland zwischen Ludias und Ilaliakmon von Aigai aus eroberte.
Oiwiderstehlich drangen die Makedonier vor, ein abgehärtetes Volk
.fin Hirten und Jägern, den friedlichen Bewohnern der El>ene an
lllll überlegen, von Söhnen edler Geschlechter geluln*t, welche die
WaBen nie aus den Händen legten.
Dennoch waren die Fortschritte makedonischer Machtentwicklung
idir langsam und häufig unterbrochen. Ein ganzes Jahrhundert
iKh Perdikkas ging dahin, elie es den Temeniden gelang, ihrem
luichc einen sicheren Bestand zu geben und ihre seewärts gerich-
kten Pläne auszuführen. Denn sie hatten vom Oberlande her immer
Jene Angriffe zu bestehen, welche sie verhinderten, mit voller Kraft
im Lieblingsaufgabe sich hinzugeben. Vier Konige, die nach Per-
4kkaa regierten, waren immer mit ihren Erbfeinden, den lllyriern,
. CntiUk Gr. GmcIi. IIL 26
l
640
-4«ß'
.'i vy-'-'
*" S"»*"
,,.* i«"*"; J» •>« **
^vei
ftw
idetv
i
M»s»»*"'
.^ ^*Ü'S«'!'^
,er\»»f "' V.«A\ «»'^^*^*'^.«vAe '^'^*- .'^tevoeu \^^'^'Z y^^^' —
4
^
XK\^vÄVU\^
sciw
,unu«vcv vim
ALEXA.^DROS PHILHEILLEN 406—154. ' 403
hrakiscben Stämme, welche das mctallreichc Gebirge im Westen
les Strymou inne hatten nnd prägte seuie Königsninnzen nach der
laalkcheii Silberwälirnng, weh*he von Ahdera aus in jenem Herg-
■wksdistrikte eingeführt war, und mit dem Wappen der Bisalter,
Kft ain strymonischen (loHe wohnten. Die Bergwerke brachten ihm
tt^h ein Talent Silber ein. Innerhalb seines Beichs forderte er
■e Cultur, indem er hellenische Ansiedler in das Land zog; so
^■Iffl er aus Argos, der alten Heimath der Temeniden, die llfich-
*Wn Mykenäer ]m sich auf. Er legte grol'ses (iewicht darauf, unter
*n Hellenen mit Ehren genannt zu werden; dazu lienutzte er seine
*^ an den nationalen Festen, dazu die Verbindungen mit aus-
P™cl^neteu l^länneru des Volks, welche ihn feierten, wie vor Allen
*>«'«' es tlial.
Aber während er um die Gunst der Hellenen so eifrig warb,
'•'^te er sich doch der Macht der Verhfdtnisse nicht entziehen,
"™ ihn notliwendig auch in andere Berührungen mit den Hel-
***> brachten. Denn die unerlärsliche Abrundung des niakedo-
^^^ Staatsgebiets konnte nicht ohne Kajnpf mit den Hellenen
Ugeii.
Alexandros liatte schon seine Hauptstadt nach Pydna verlegt,
™™ Vom Haliakmon, in das Gebiet von Pierien. Zwischen Pydna
^ ^^r Ludiasmündung lag Methone als unabhängige GriecliensLidt.
* ^aren Gebietsverhältnisse, welche auf die l>auer unhaltbar waren,
■ ^«eiiso stand es mit der thrakischen Rüste. Zwischen dem
™*«*i8clien Meerbusen und dem Slrymon lag eine dichte Gruppe
^***^Ucr Städte, welche sich nach den Perserkriegen alle an
^ anschlössen und so am Bande der makedonischen Landschaft
* *^Scnnmeuhängende Macht bildelen, welche, von einem Mittel-
^ aus geleitet, Meer und Küste beherrschte. So lange also
^ «Jili diesen Gestaden seine Stellungen behauptete, war der
"^*lieiT an seinen eigenen Küsten wie ein Gt»fangener. Als
****^ '^om thrakischen Kriege heimkehrte, wurde ihm vorgeworfen,
^*" aus Privatinteresse versäumt habe, in das Gebiet des Königs
^ *^^rau8 geht hervor, wie eifersüchtig sclion Alexandros die
'^*8^biele seines Beichs hütete und namentlich im Slrymonlande
* '^^iedelungen der Athener zu hindern suchte. Deshalb hatte
f p^u Xhasiem in ihrem Widerstände gegen Athen Voi'schub
W*^^!, darum zogen die Mykenäer, denen Sparta damals aufser
oc*
404 Kr>NIG PERDIKKAS II 454-41S.
Stande zu helfen war, in die liedrohten Wfistengegenden. Ibn
sieht, das Ihrakische Gold war es, welches zuerst die auswirtige
Politik Makedoniens bestimmte und sie schon damals in eineAtlKi
feindliche Richtung drängte^).
Alexandros hatte Makedonien hi den Kreis der Mittelmeerstaata
eingeftihrt und seinen Nachfolgern ilire Aufgabe vorgezeichnet Ei
war eine doppelte: einmal im Innern den Staat zu einigeo, n
ordnen und zu befestigen, so wie durch Einföhning höherer B8-
dung den Griechenstaaten el)enbürtig zu machen, zweitens nack
aufsen seine Maclit gegen die lastigen Nachbarschaften zu erweiten
In beiden Richtungen hatten Alexanders Nachfolger mit den gröCrta
Schwierigkeiten zu kämpfen, und es war sehr natQrlich, da» m
namentlich in der äufseren Politik nicht auf geraden Wegen ikff
Ziele verfolgten, sondern sich zwischen den Schwierigkeiten T0^
sichtig hindurch zu winden suchten , den Umstanden gemäft in
Stellung veränderten und mehr durch schlaue Benutzung der äuftera
Verhältnisse als durch eigene Kraft und offnen Kampf zum Ziek ■
kommen hofften.
Diese Temenidenpolitik zeigt sich bei Alexanders Nadii^
Perdikkas vollständig entwickelt. In seiner langen Regierung haki
Athen und Makedonien sich als unversolmliche Gegner koM
gelenit; da sind die Streitpunkte und die Angriffsweisen, die Ge
fahren und die Preise des Kampfes beiden Parteien klar geworfci;
zu allen kommenden Verwickelungen und Entscheidungen ist daaab
der Grund gelegt worden.
Perdikkas war niclit der berechtigte Nachfolger. Er imuirtt
erst den Thronerben Alketas verdrängen und dann theilte er ft
Herrschaft mit einem zweiten Bruder, Philippos, welcher das hui
östlich vom Axios inne hatte, bis er endlich nach inehrjähripi 1
Kämpfen der alleinige Herrscher wurde.
Bei der Ordnung dieser Verhältnisse sind die Athener
unl»etheiligt geblieben. Wir haben gesehen, wie sie seit den SicfOi
Kimons die Küsten des thrakischen Meers unausgesetzt im Aap
hatten und wie I*erikles hier ganz besonders thätig war, die attiflchr
Macht zu Imfestigen. Nach der Sicherung der thrakischen HaUMittd
(452) war die Stadt Brea nördlich von der Chalkidike gegrüadet
und dann Amphipolis, die stolze Stadt an der StrymonmöiidiiBgt
deren Aufitau als ein rechter Triumph attischer Seepolitik aiigesebea
wurde. Sie sollte der Mittelpunkt des nördlichen KolouiaibiMto
KÖNIG PERDIäKAS II 454-41». 405
ein, der Yoqmsteii gegen die Völker des Nordens, ein Bollwerk
pgen Thrakien wie Makedonien. Perikles ahnte die Gefahren,
nkbe Athen erwachsen müssten, wenn sich in jenen Völkern ein
Icist der Staatenbildung regen sollte. Darum war es nöthig, alle
(«wegungen derselben genau zu beachten und bei ihren inneren
Hieitigkeiten sich in der Weise zu betheiligen, dass die Barliaren-
Inten sich von Atlicn als der im ganzen Gebiete des ägäischen
bere herrschenden Stadt abhängig fühlten.
Um die Zeit, da Ampbipolis gegründet wurde, war Perdikkas
Mich im Streite mit Philippos, und da das Gebiet des Letzteren den
Sagenden am Strymon zunächst lag, so gingen damals die Interessen
kr Athener und des Perdikkas zusammen. Es ist also sehr wahr-
inlidi, dass die Athener ihm zu seinem Siege betiölllich gewesen
nnd dass diese Hülfe nur unter solchen Bedingungen gewährt
imrde, durch welche der König in eine gewisse Abhängigkeit von
Athen kam. Denn das ist das Erste, was wir mit voller Sicherheit
au P^ikkas Regierungszeit wissen, dass er zu der attischen
ladesgenossenschafl gehörte, ja es wird mehrfach ])ezeugt, dass
JUedonien damals abgabenpflichtig gewesen sei.
j|i Diese Verhältnisse änderten sich, so wie Perdikkas das nächste
JU seines Ehrgeizes erreicht hatte. Da spähte er sofort nach
*^tasliger Gelegenheit, sich aller lästigen Yerpilichtungen zu ent-
hilf». Die Mittel und Wege fand er leicht, denn nirgends zeigten
tUk denUicher, als in seiner Nachbarscliafl, die verwundbaren Stellen
fa attischen Küstenreichs, und gewiss ist kein auswärtiger Fürst
aHher als er zu der Ueberzeugung gekommen, dass es Athen un-
.'jyglirh sein werde, auf lange Zeit die übermäfsigen Kraflan-
Jlmgungen zu ertragen und das künstliche Gebäude seiner See-
ihemchaft aufrecht zu erhalten. Die thrakische Küste war der erste
Jmp^latz attischer und pelo])oimesischer Politik und in keinem
JUnniwlgebiete war so viel Unwille gegen Athen, so viel VolkskrafL
■ßti Dnabhängigkeitssinn als in den chalkidischen Städten.
tt Dadurch war dem Könige seine nächste Tliätigkeit vor-
^l^nchnet Er knüpfte heimliclie Verbindungen mit den uuzu-
ilfcdcntn Städten an und ohne offen mit den Athenern zu brechen,
^ßm er im Stande, ihnen die gi*öfsten Gefahren zu l>ereiten,
)kkm er den Geist der Widersetzlichkeit bei den Bundesgenossen
Wirkte, ihren Huth durch Versprechungen hob und ihnen guten
iHh ertheilte, wie sie durch Vereinigung ihre Widerstands-
406 KÖ>'I(i PERDIKKAS II 464-^13.
iahigkeil erhöhen sollten, (verne hätte sich Perdikkas selbst i
im Hintergründe gelialten, aher er musste aus seinem- Vers)
hervor. Die Atliener erkanntx^n ihren Feind, und die heim
Fehde wurde zum offenen Kriege. Die Potidäaten, die Bottiä^
Chalkidier fielen ah; Perdikkas nahm einen Theil der BeTöiki
in sein Gebiet auf, die Anderen veranlasste er Olyntbos zur Q
Stadt und zum Mittelpunkte ihres Widerstandes zu machen. E
oflen auf die Seite der Aufstandischen und ^Mirde mit ihnei
gleich von Athen mit Krieg fiherzogen (432; 86, 4). Die Atl
unterstützten nun die Widersacher, welche der König im e
Lande hatte. Von iiuien und an der Küste angegriffen, von <
her durch das immer mächtiger werdende Thrakerreich bd
gerieth er in die gröfste Bedrängniss. Therma wurde eroliert, I
l)elagert. Perdikkas sah sich aufser Stande, diesen Gefahren
Gewalt zu liegegnen.
Aher, nie um Rath verlegen, wandte er sich au seinen Nai
Sitalkes, erreiciile durch grofse Versprechungen die Vermitt
des einflussreichen Königs und inden) er scheinl)ar seine i
Politik änderte und ohne Scheu die Chalkidier aufgab, welche <
den entscheidenden Schritten verleitet hatte, trat er mit Sitalk
die Bundesgenossenschaft Athens und erhielt seine Hafenstadt Tli
zurück. Die Athener konnten nun ihre erschütterte Macht n
herstellen, sie bezwangen das trotzige Potidaia und sucliten sie
treu gebliebenen Slüdte an der makedonischen Küste durch
Politik zu versichern. So wurden z. B. den Metlionäern (S"
429) ganz aulserordentliche Privilegien ertheilt, indem man s*
Ausnahme des Tempelzehnten von allen Tributzahhmgen Iwfreit
ihnen unter <len Bundesgenoss(*n «'ine durchaus bevoi'zugte
hing einräumte^).
In dieser Verbindung von Strenge und Milde dürfen wir ^
den klugen Oist perikleischer Slaatsleitung erkennen. Bald y
es anders. Perdikkas , dem nichts lieber war, als l)ei scheinl
Frieden Ivrieg zu führen, unterstützte die Korinther in Akam
imd machte sich gleichzeitig von den Verbindlichkeiten los, (
gegen Sit^dkes übernonunen hälfe. Dadurch erbitterte er
beiden mächligsten Nachbarn und sie verabredeten eine gemeii
Züchtigung des treulosen Königs, ein Strafgericht, das ein fii
mal den unerträglichen Tücken dessell)en ein Ende machen
Das Ausbleilien der Athener (S. 376) war die erste folgern
KOMIG PERDIKKAS 11 464-413. 407
FahrläBsigkeit in ilirer nürdisclieii Politik. Dadurch wurde der
Väcbtigste ihrer Bundesgenossen ihnen ciilfremdel und der gelahr-
icli8te ihrer Feinde vom unverineidlichen Untergänge geretttU. Ja
ff ging ungleich starker aus dieser Krisis hervor. Denn er wurde
ioi Amyntas los, den Sohn des Philippos, den man an seiner Stelle
btte zum Könige machen wollen, und trat mit den Odrysen in die
besten, freundnachharlichen Beziehungen.
Hit Athen hielt er einstweilen Friede, aher das Feuer, das er
k der Chalkidike angezündet hatte, glomm ununterbrochen fort; er
ftfstand es von Neuem das Vertrauen der Städte zu gewinnen,
Ipüpfte zugleich in Thessalien Beziehungen an, welche ihm ehien
Einfluss in dem wichtigen l]e])ergangslande nach Hellas sicherten,
nd lauerte unablässig auf Gelegenheiten, Athen zu schaden.
Der Krieg, wie er in Hellas geffdirt wurde, entsprach seinen
Boflhungen nicht Die Spartaner waren ungeschickt oder unglück-
fich; wenn es so fortging, so war vorauszusehen, dass Athen bald
Ireie Hand haben werde, mit vollem Ernste an der thiakisch-make-
fauschen Küste auftreten zu können. Dem inusste vorgebeugt
ivden. Damm schickte er mit den (ihalkidiern zusammen die
Umliche Gesandtschaft nach Sparta, veranlasste die Aussendung des
kandas, bahnte ihm den Weg durch Thessalien und entzündete so
mn zweiten Male einen thrakischeii Krieg, den gefährlichsten aller
linpfe, Virelchen die Athener im peloponnesischen Kiiege zu bestehen
httcD, einen Kampf, dessen Folgen sie niemals ganz verwunden
Uen. Perdikkas wollte aber zugleich den Feldherrn Spartas wie
Qnen in Sold genommenen Truppen ITduer für die Zwecke seiner
luispolilik benutzen, um den Trotz der obermakedonischen Haupt-
iage, namentUch der Lynkesten, zu brechen. Diese Absichten
dieiterten zwar an dem stolzen Sinne des Brasidas; sie geriethen
rit einander in die bitterste Feindschan, wie es bei dem geraden
kirakter des Einen, der selbstsuchtigen Treulosigkeit des Andern
ieht anders sein konnte; diese Verfeindung führte sogar den König
iieder den Athenern zu, aber di.*nnoch hat Brasidas wesentlich für
Cffdikkas gearbeitet, indem er die attisch(.> Macht in Thrakien zer-
Arte, und der König hütete sich wohl den Athenern auch als
Budesgenosse irgend einen Dienst zu leisten, welcher dazu gedient
lUe, die nordischen Verhältnisse wieder zu ihren (lunsten umzu-
SftalteiL Seinen hiteressen war es vollkommen entsprechend, dass
sr Friede von 421 einen so durchaus unvollständigen Erfolg hatte
408 KÖNIG PERDIKKAS II 454—415.
und die Macht Athens an den thi*akischeii Küsten nicht wieder her-
stellte. Er folgte den weiteren Entwickelungen der griechisdKn
Yerhrdtnisse, schloss sich mit den Chalkidiem 418 dem argivisdi-
lakonischen Bündnisse an, wiederum ohne den Athenern öflenttidi
aufzukündigen, und wurde deshalb von ihnen mit Blokade der ffiCci
und Landungen gezüchtigt. Diese Unternehmungen blieben aber
ohne weitere Folge, und Perdikkas, welcher mit allen Mächten ym
politischer Bedeutung, mit Sparta, Konnth und Athen, mit dei
Odrysen und r4halkidiern in Bündniss gestanden und alle nach ein-
ander betrogen hatte, Avar am Ende der Einzige, welcher von aDni
Kämpfen den bleibenden Gewinn davon trug, obwohl er aUein »
gut wie gar keine Opfer gebracht hatte. Er machte sich alle Yor-
theile einer vfdlig nicksichtslosen Politik zu Gute; er kannte kdiKi
Unterschied zwischen Freund und Feind, zwischen Krieg waA
Frieden, er siegte durch die Kämpfe, die er zwischen den Siri-
barstaaten entzündete, und wenn er auch am Ende seiner Regienag
keinen ansehnlichen Länderenverb gemacht hatte, so war doch A
liähmung der attischen Macht an seiner Küste ein bedeutenderer Erfblg
als eine Reihe von Eroberungen.
Trotz aller Wirren im Innern hatte sich Makedonien ab mt
schwer anzugreifende, selbstiindige Macht bewährt, welche aof fc
griechischen Staaten Verhältnisse einen tief eingi'eifenden EinAoss
ausübte, und diese Machtstellung mussle in denisell)en Mafse wachsen
wie die griechischen Staaten ihre Kräfte iniler einander aufnebn.
Daher kam auch der sicilische Krieg keinem Staate so zu Gute ine
Makedonien, indem es dadurch von jeder Sorge vor Athen befrril
wurde, und in keinem Punkte tritt die Verirrung der attiscbra
Politik uns deutlicher vor Augen als darin, dass die Athener nirht,
so lange sie noch üImm* ung<»scliwächto Miltel zu gebieten hattfo.
Alles dai*an setzten, um ihre Herrschaft an den thrakischen Kusta
wieder herzustellen. Dies Versäuniniss hat niemals wieder gut ge-
macht werden können.
Perdikkas war auch imiiniern seines Reichs ein kluger nndtbätipr
Fürst. Er begünstigte alle Verbindungen, die sein I-,and den Griecbeii
näher brachten, er schloss mit den Adelsgeschlechtern Thessaliens Gast-
freundschaft , er nahm die aus Kuboia vertriebenen Ilistiäer in sfin
Land auf, wie auch einen Theil der chalkidischen Gnechen, und legt^
Werlh darauf, berühmte Griechen, wie den Dithyrambendichter Me-
hini]>pides und den gi*ofseii llippokrates an seinem Hofe zu haben.
KÖNIG ARCHELAOS 413-^99. 409
In diesen Bestrebungen wurde er von seinein Nachfolger Arche-
108 weit übertroffen, einem Fürsten, welcher sich der t'rieillichen
.nfgabe makedonischer PoUtik um so völliger hingeben koimle, da
r keine Angriffe von aufsen abzuwehren hatte und zu Eroberungen
Mb keine Gelegenheit gegeben war. Mit blutigen Verbrechen
■hnte er sich den Weg zum Throne; denn als Sohn einer Sklavin,
rdche ihn dem Perdikkas gelM)ren hatte, musste er erst die eben-
Artigen Verwandten bei Seite schaffen; dann aber zeigte er sich
b einen geborenen Herrscher, welcher mit fester Besonnenheit
irafse Ziele verfolgte. Denn er erkannte, dass sehiem Reiche alle
lolberen Erfolge nichts helfen könnten, wenn es im Inneren ohne
whien Zusammenhang, ohne Sicherheit imd Ordnung war. Noch
Mr es vom Hochgebirge sowohl wie von der Seeseile feindlichen
EnflSAlen offen und jeder entschlossene Feind konnte nicht nur den
Wohktand der Einwohner, sondern auch den Bestand des Staats in
ftafe steilen. Darum galt es Städte zu bauen, deren Mauern den
Bewohnern Schutz darboten. Die Städte wurden durch Strafsen
wbanden, auf denen ein rcgelmäfsiger Verkehr sich entfallen konnte;
rtAende Truppen bewachten die Strafsen und steuerten dem llauber-
^oen. Die Einwohner lernten den Segen des Landfriedens kennen,
■e Besitzungen stiegen an Werth und die höhere Bildung, welche
Kl dahin nur an einzelnen Punkten eine Stätte gefunden hatte,
kginn in das Innere des Landes einzudringen , dessen Theile all-
■Uilich zu einem Ganzen zusaniinenschnndzen. Als Stadlgrüiuler,
Wegebauer und Ordner des Heerwesens hat Archelaos nach dem
Drleile des Thukydides mehr geleistet, als die acht Könige vor ihm.
Beine Regierung war eine neue Aera des Beichs, und imi diese
■dl luberlich zn bezeugen, gnnidete er unterhalb Aigai in der Niede-
lug Ton Emathia die neue Ilan])tstadt Pella, von See und Sümpfen
idUktzend umgeben, durch den Ludias mit dem Meei'e verbunden;
fle war zum Mittelpunkte des Beichs und zur Auf1)ewahrung der
bnig^hen Schätze !)esser gelegen, als Pydna in Pieiien, die Stadt
ileunders. Darum vernachlässigte er al>er Pierien nicht. Vielmehr
^•■rde diese Gegend vorzugsweise dazu t»einitzt, Hellas und Make-
Men mit einander zu verbinden.
Am nördlichen Fufsc des Olympos wurde Dion angelegt, mitten
■ fcr Ebene; denn es sollte keine feste Stadt seni, sondern, wie
Ujmpia in Elis, ein frei und ländlich gelegener Festorl, welcher
Z^ dem ältesten Stammgotte der Hellenen, und den Musen gewidmet
410 KÖNIG ARCHELAOS 413-399.
wurde, welche auf diesem Boden zuerst gefeiert worden waren.
Und diesen Musendienst bewährte er auch dadurch, dass er. es für
eine Hauptaufgabe seiner Regierung ansah, seinen Ilof zu einem
Sammelplätze der hervorragendsten Zeitgenossen zu machen. Dänin
ergingen seine Einladungen an die ersten Männer Griechenlands.
Nicht alle vermochte er zu gewinnen; weder Sophokles, welcher als
echter Hellene den Königshof scheute, noch Sokrates, dem jede
Lebensstellung peinlich war, in welcher er nicht Gleiches mit Gleichem
vergelten konnte. Al)er sonst eilten die Geladenen gerne herbei imd
sammelten sich um den König, an dessen gastlichem Hofe sie in hoher
Anerkennung und heiterer Mufse lebten, während sich die Städte
der Heimath in blutigen Kriegen und Parteikämpfen aufnebeo.
Zeuxis aus Herakleia schmückte den königUchen Palast mit seinen
Gemälden, Timotheos verherrlichte die Feste mit den Klängen seioer
Kunst. Choirilos, Agatlion weilten und dichteten hier, vor ADei
aber Euripides, welcher in seinem 'Archelaos' den König feierte,
wie er den alten Heroen gleich das Land entwilderte, und in dd
'Bakchen' den Musensitz Pierien, wo holde Festfeier sich frei ent-
falte, und die Fruchtgelilde des segenspendenden Ludias pries. Aiier
das Ende des Euripides zeigt auch, wie eine feindliche Partei den
fremden Gästen gegenüber stand, und wir erkennen daran, vrie an
so vielen anderen Zögen, jene wunderliche Mischung zügelloser
Rohheit und idealer Bestrebungen, wie sie am Hofe von Pella ein-
ander sich begegneten.
Um so anerkennenswerther ist was Archelaos geleistet bat
Denn es war nicht Geschmackslaune oder fürstliche Eitelkeit, welche
ihn zu einem freigebigen Beschützer der Künste und Wissenschaften
machte, sondern er erkannte, dass er die wichtigsten Slaatszwecke
nicht wirksamer fordern könIu^ als wenn er seine Hauptstadt zu
einem Gentrum hellenischer Bildung machte. Der Staat, welcher
an den griechischen Meeren herrschen wollte, musste sich vor Allem
die griechische Cullur aneignen').
Durch Archelaos war die makedonische Politik in das richtige
Gleis gebracht; Alles gelang ihm; trotz seinen Wortbröchen galt
er für den glücklichsten Menschen unter der Sonne und der junge
Staat blühte unter seinen Fürsten hofl'nungsvoll empor, welche ihreii
Herrscherberuf l)ewährlen und das Reich einem klar erkannten Ziele
entgegenführten. Aber gleich nach Archelaos' gewaltsamen Ende
trat eine heftige Gegenströmung ein, eine Auflehnung des eis-
i
ZEHnJÄUKIGE WIRREN 399-389. 411
heimischen Adels gegen das Philhellenenthuin der Könige, eine Zeil
wüster Unordnung, welche den ehen sich ordnenden Staat in den
Stnidel innerer Parteikümpfe zurfickwarf und die Herrschaft der
Tenieniden wieder ganz in Frage stellte.
Unter ihren Gegnern erhoben sich die Lynkesten, ein ehr-
süchtiges und unruhiges Geschlecht, welches die (lilhrung im Volke
eifrig begünstigt hatte und, obwohl selbst griechischer llerkunR,
doch jede Bewegung der Autochlhonenpartei benutzte, um sich der
aufgezwungenen Oberherrschaft der Temeniden zu entziehen. Sie
knüpften mit den anderen miss vergnügten Geschlechtern des Landes,
namenüich mit den Elimioten, Verbindungen an, brachten den der
bellenischen Cultur abgeneigten Landadel auf ihre Seite und zogen
die lUyrier in das Land, um dem königlichen Heere die SpiUe zu
bieten.
Zehn Jahre lang war der Thron ein Spielball der beiden
Parteien. Keine konnte die andere niederwerfen; mau erstrebte
also eine Verständigung, indem man durch Familienverbindung den
Gegensatz auszugleichen suchte, ähnlich wie man in Attika zur Zeit
if$ Peisistratos die Parteien durch Ileirathen zeitweilig vereinigte.
Amyntas, ein Urenkel des Königs Alexandros, nahm eiiK* Frau aus
der Familie der Lynkesten, welche zugleich die Tochter eines Kli-
mioten war, Eurydike. Amyntas bewfdu'te sich als Regent, indem
er der Politik seines Hauses treu blieb; unter den ausgezeichneten
Griechen, welche in seiner Nfdie lebten, hndeii wir auch den Arzt
Nikomachos, den Vater des Aristoteles. AlM»r er hattt^ auch arge
Feinde in nächster Nähe und darum suchte er sich gegen neue
Gefahren durch eine Verbin<lung mit den chalkidischen Städten zu
stärken. Die Gegensätze schärften sich wieder und im siebenten
Ähre stellten die Lynkesten einen neuen Gegenkönig auf; die
Hjfrier waren wieder mächtig im Lande und selbst die Thessalier,
die sich in den Ansprüchen, w(>h*he sie machen zu können glaubten,
getänscht sehen mochten, nahmen Partei wider Amyntas^).
Arnjutas warf sich jetzt immer mehr den Griechen in die Arme;
die Kttstenstadte waren seine letzte Zuflucht. Kr verhiefs ihnen in
■einer Noth alle möglichen Handelsvortheile, er überliefs ihnen fast
ths ganze Un termakedonitHU während das ob(>re Land in den Hän<len
der illyrischen Partei war. Zwei .Jahre lang war er ein König ohne
Land, endlich gelang es ihm doch mit Hülfe der (iriechen seinen
Thron wieder zu gewinnen (rW2).
412 KÖNIG AMYNTAS 889—883; 381—989.
t
Nun war dem vielgeprüften Fürsten das Glück wieder günstig.
Er wusste sich nicht nur gegen die Parteien im Lande zu halteOf
sondern er sah auch die Uebermacht der griechischen Staaten, die
ihm gefahrUch waren, ohne sein Zuthun zerfallen. Gegen die
Olynthier, welche selbst Pella in Händen hatten (S. 235), schritteD
die Lakedämonier ein und erwiesen dem Könige den UBBchitE-
baren Dienst, dass sie die ubermüthige Nachbarstadt demüthigten.
Sparta selbst konnte aber seine Erfolge nicht ausbeuten, da es,
durch Theben besiegt, alle auswärtigen Machtgebiete aufgeben
musste.
Dann bildete sich im Süden des Reichs eine ganz neue Macht,
die thessalische, und die Makedonier neigten sich jetzt den Athenen
zu, weil sie es immer mit dem Staate hielten, dessen Mittelpunkt
am fernsten von ihrem Gebiete lag. Aber auch in Thessalien ge-
stalteten sich die Verhältnisse unerwartet günstig. Denn die Gebhr,
welche von dort unzweifelhaft bevorstand, zerfiel in sich mit den
Tode lasons (S. 345), und die Wirren, welche diesem entacheideB-
den Ereignisse unmittelbar folgten, veranlassten nun sogar die Maifie-
donier, deren ganze Politik bis dahin nur in einer schlauen Be-
nutzung der von aufsen sich darbietenden Verhältnisse bestanden
hatio, ihrerseits in die Geschichte der Nachbarländer überzugreifen.
Alexandros, Arnjutas' Nachfolger, rückt über die Gebirge; Larisa
und Krannon werden besetzt; es war die erste selbständige Thal
makedonischer Politik, der erste Anlauf zu einer Hegemonie in
Norden — aber man verfuhr zu gewaltsam, man hielt wider Recht
und eigenes Wort die Städte besetzt, man unterdrückte die Aleuaden,
welchen man zu Hülfe gekommen war, und so war die Folge, dass
die Thebaner nach Thessalien kamen und die Makedonier vor ihnen
das Land räumen mussten. Ja anstatt ein Nachbarland abhängig zu
machen, wie sie beabsichtigt hatten, kamen sie durch die miss-
lungene Intervention nun selbst in Abhängigkeit von einem ans-
wärtigen Staate, welcher mit gewaltiger Energie nach Norden wie
nach Süden seinen Einfluss ausdehnte. Thebanische Trup])en rückten
in Makedonien ein, wo neue Streitigkeiten ausgebrochen waren, und
der Feldherr Thel)ens wurde Schiedsrichter zwischen König und
Gegenkönig (S. 346).
Der Gegenkönig war IMoleniaios, welcher eine Tochter df?
Amyntas zur Frau hatte, aber zugleich mit Eurydike, des Amnitas'
Wittwe, in üuhlschaft lebte; und diese begünstigte ihn gegen ihn
ALEXAMDR08 II 369-868: PTOLEMAIOS 369—366. 413
eigenen Söhne. Pelopidas glaubte dem thebanischeu Interesse am
besten zu dienen, indem er beide Thronbewerber zu befriedigen
suchte. Alexandros blieb König, nachdem er den Thebanern Bundes-
genossenschaft zugesichert und Geifseln gestellt hatte, sein Gegner
erhielt ein Fürstenthum in Bottiaia. Doch wurde durch diese Ab-
findung der Ehrgeiz des Prätendenten nur gereizt. Bald wurde
Alexandros aus dem Wege geräumt und Ptolemaios, mit Eurydike
verbunden, herrschte nun angeblich im Namen der jüngereu Brüder
über ganz Makedonien.
Indessen wurde diese Herrschaft im Lande als eine frevelhafte
Usurpation angesehen und rief heftigen Widerstand hervor. Die
Freunde des ermordeten Königs gingen nach Thessalien, wo Pelo-
pidas noch mit einem Söldnerheere stand, und gleichzeitig brach
von der thrakischen Küste her Pausanias, ein verbannter Anhänger
and Anverwandter des königlichen Hauses, in das Land ein, eroberte
eme Reihe von Städten und fand grofsen Anhang. Die stolze
Eurydike kam mit ihrem Bullten in die gröfste Bedrängniss. Im
eigenen Reiche ohne sichere Stütze, warf sie ihr Auge auf die at-
tiidien Schilfe, weiche damals unter Führung des Iphikrates in den
Gewässern von Amphipolis kreuzten, um den Gang der Ereignisse
n beobachten. Sie wandte sich an den Feldherrn und bat demüthig
am Hülfe gegen Pausanias, indem sie, die gewaltthätige Frau, nun
•h Vertreterin der legitimen Erbfolge, als Mutter der rechtmufsigen
Thronerben auftrat. Jetzt begegnen sich altischer und thebanischer
Einfluss in Makedonien. Iphikrates hemmte die ForLschritte des
PUisanias, aber zu durchgreifenden Mafsregeln fehlten ihm die Mittel.
Thebens Einfluss war der stärkere. Aber auch Pelopidas wurde
Anrdi die Unzuverlässigkeit seiner Truppen verhindert, entscheidend
ciozngreifen. Er konnte den Streit nicht im Sinne derer, die ihn
Rerofen hatten^ erledigen; er musste sich begnügen, die erneuerte
Anerkennung des thebanischen Einflusses zu erzwingen und den
'er Athener zu beseitigen. Ptolemaios befestigte sich mit Hülfe
Thd)ens von Neuem in seiner Herrschaft, jedoch unter der Bedingung,
'mb er nur als Vormund der Kinder des Amyntas regiere, und
üBSSte zur Sicherheit Geifsehi stellen, welche nach Thclien gebracht
forden. Darunter war sein Sohn Philoxenos und wahrscheinlich
^ich der jüngere Sohn des Amyntas, Philippos. W'enn er bei dieser
Gelegenheit nach Theben kam, so geschah es, um einen der recht-
iKi&igen Thronerben den im Valerlande drohenden Gefahren zu
414 PERDIKKAS III 365— S50.
entziehen und dadurch zugleich dem Regenten gegenüber eiue !
in Händen zu haben.
Auch diese Ordnung der Dinge, das Ergebniss einer n
und von keiner Seite aufrichtigen Verstaudigung, liatte keine
stand. Perdikkas, der ältere der beiden noch lebenden S5hi
Ainyntas, wartete nur auf die Stunde der Rache. So wie er, 1
gereift, seiner Krätte und Pflichten bewusst war, trat er, uiibeküi
um die von Thel)en getrofl'enen Anordnungen, als Bluträcher
Bruders gegen IHolemaios auf, stürzte ihn, nachdem er drei
den durch Mord und Ehebruch erworbenen Tlu'on innegehabt
und wusste sich als selbständiger König rasch in Ansehen za !
indem er allen Feinden energisch entgegentrat, die Illyrier sie
bekämpfte und dann gegen Theben sowohl wie gegen die Cha
des Reiches Unabhängigkeit befestigte. Das Glück war ihm gi
indem The})en nach dem Falle des Pelopidas sehr bald ungefi
wurde. Gegen die Chalkidier l)enutzte er Athen und unter
die Unternehmungen des Timotheos. Dieser hatte gerade e
Erfolg, als es den Absichten des Perdikkas entsprach. Die
von Olynthos wurde gebrochen, al)er die Zwecke der Athener ¥
nicht erreicht; namentlich konnten sie Amphipolis nicht z^
dessen grofse Bedeutung der König zu würdigen wusste. Zi
festigung seiner Dynastie rief er seinen Bruder Philippos i
lleimath zurück und gab ihm ein eigenes Fürsterithum. Alle
im l»esten Gange, da brach im sechsten Jahre seiner Regierun
neue Empörung gegen die Dynastie der Temeniden aus; 1
üherschwemmten von Neuem das Land; in einer blutigen Sc
tiel der junge König mit einer grofsen Schaar treuer Make
und das Reich war wiederum in einer furchtbaren und hoffi
losen Verwirrung.
Der Thronerbe war ein Kind. Alte und neue Praten«
traten von allen Seilen auf und liofTlen jetzt ihre Ans]
geltend machen zu können. Erst ein Stiefbruder des P
kas, Namens Archelaos; daim l^ausanias, der Führer der
kesten, l)egleitet von thrakischen Hülfstruppen, welche Kotyi
zur Verfügung stellte; ferner Argaios, der frühere Gegen
von den Athenern unterstützt; denn diese wollten einen
in Makedonien haben, welcher ihnen seine Erhebung verd
EndUch erhoben sich auch die Päonier, um zu ihren Gunst
Noth des Tenienidenhauses auszubeuten und die Fremdlierrsch«
PHILIPPOS 11 359-386. 415
xoschätteln. Päoiiisclie Häuptlinge \vollteii sicli au die Stelle der
Temeniden setzen.
Der Unscheinbarste von Allen, welche nach dem inakedonischeu
Throne strebten, der Einzige, welchem keine fremden Völkei' zu Ge-
bote standen, war dennoch der üestgeiiislete; es war der dritte Sohn
des Amyntas, Philippos, dessen Zeit nun gekoumien war. Er hatte
denselben iursüichen Sinn und Muth, wie seine Brüder, Alexandros
nid Perdikkas, und iiefs sich durch ihr Lngliick nicht abschrecken,
du gleiche Ziel entschlossen zu verfolgen. Er halte sich auf die
Ereignisse, welche imn eingetreten wai*en, in aller Stille vortrelllich
vorbereitet. Drei Jünglingsjahre, in Theben verlebt (36S — 365), waren
eine Schule, wie sie kein Fürst des Nordens vor ihm durchgemacht
btte. Theben wai* damals ein Mittelpunkt der Zeitgeschichte, ehi
Sti aller Künste des Kriegs und des Friedens, eine Stadt, von edlem
SdlMtgefülüe erfüllt, die mit geringen Mitteln Grofses geleistet halte.
In Theben war Philipp zum Griechen geworden. Seiner ange-
borenen Klugheit gemäfs hatte er jede vornehme Sprödigkeit ver-
üignet, um sich Alles anzueignen, was von den Griechen zu lernen
m. Er hatte im Hause des Pammenes gelelit, ehies der bedeutend-
iteD Kriegsniänner Thebens (S. 322); im vertrauten Umgänge mit
ibm war er zugleich ein Bewunderer des Epameinondas geworden und
B alle Geheimnisse semer Kriegs- und Staatskunst eingeweiht.
Anch der hohem Geistesbildung, welche in Tlie}>en Eingang ge-
hiden hatte, war er nicht fremd gebUeben; er soll sogar nach einer
hiUch unsichern Nachricht mit Piaton bekannt gewesen und durch
dessen Schüler Euphraios an Perdikkas empfohlen worden sein.
Bb war aber für den künftigen Herrscher von hohem Werthe, dass
ir erst m einem kleineren Gebiete sel[)ständig regieren und mit den
Ibkedoniem sich wieder einleben lernte. Hier verwerthete er, was
r in Thel)en gelernt hatte, wie man in kleinem Kreise Grofses
dhaffen und in etiler Stille den Kern eines tüchtigen Heeres heran-
iehen könne, das im Stande sei zur recliten Zeit den Ausschlag
a geben. Mit einer wohlgeschulten, treu ergebenen Streitmacht
it er plötzlich aus seiner Verborgenheit hervor. Die Menge der
einde brachte ihm mehr Vortheil als Nachtheil, denn je gröfser
ie Verwirrung war, je mehr frenule Einflüsse sich geltend machten,
DU so mehr schaarten sieb die Patrioten um den einzigen Solm
S8 Amyntas; in sehiem Liger war Makedonien^).
Und nun entfaltete PhiUppos Galnni, wie sie Keiner in dem
416 PHILIPPOS REGIERUNGSANTRITT S59.
Jünglinge geahnt hatte. Er war damals 23 Jahr alt, von edler (^
stalt und fürstlichem Anstände, im Besitze aller Lebensklugheit, Ge
wandtheit und Weltkenntniss , wie sie nur in griechischen Stadt»
erworben werden konnte; er redete und schrieb Griechisch geliyf|
und mit Geschmack. Aber er hütete sich, durch seine ausläikdi«iK
Bildung Anstofs zu geben; er wollte kein Fremdling unter im
Makedonien) sein. Er jagte und zechte mit ihnen wie ein ecblv
Solm des Landes; er war der beste Schwimmer und Reiter, in alki;
nationalen Uebungen und Lebensgenüssen der beste Kamerad te
jungen Adels, den er zu beherrschen wusste, ohne Um den eigcit
liehen Grund seiner Ueberlegenheit fühlen zu lassen. Er samndli
die Häuptlinge der verschiedenen Landesgaue um sich, indem ir
Jeden auf seine Weise zu fassen, seine Schwäche wie seine StM
zu benutzen wusste ; im Volke aber wusste er durch geschickt ii^
breitete Orakelsprüche Vertrauen zu seiner Person zu enraeta
Die Bürger der Königstadt Aigai, welche Argaios auf seine Seile i
ziehen suchte, erklärten sich entschieden für PhiUppos, und \M
waren es nicht mehr unsichere Erwartungen und günstige VhIk
deutungen, sondern die glänzendsten Erfolge, welche ihn vor ib
Augen als den bezeugten, welcher vom Sctücksale bestimmt A
das zerfallene Reich wieder aufzurichten.
Er hatte viel von dem Wesen eines Barbarenkönigs, wie tf
der nordischen Völker Sitte mit sich brachte; er konnte wild wi
mafslos sein und den smnlichen Freuden bis zur Völlerei sich hir
geben. Aber er verlor die höheren Ziele nie aus den Augen, k
war zornig und milde, tapfer und sclilau, hartnäckig und nid^
giebig, wie es die Verhältnisse verlangten; es war in ihm eineV#
bindung von königlicher Würde, naturwüchsiger Kraft und lieik-|
nischer Bildung, wie sie vorhanden sein musste, um Makedoniü
endlich im Innern fest, nach aufsen stark zu machen.
Mit sicherer Klugheit entledigte er sich seiner Feinde. Aich^
laos musste für seine Thronansprüche mit dem Leben bylNü
Argaios wui*de auf dem Rückzuge von Aigai überfallen und vtf*
nichtet, die Athener aber, welche im Heere waren, wurden ohtf
Lösegeld entlassen. Die Päonier wurden durch Geschenke 90
Rückzüge veranlasst und auch der thrakische König lieüs sieb dtfck
friedliche Verständigung bewegen, die Sache des Pausanias i>^
zugeben.
So wurde PhiUppos König des Landes mid Niemand dicK'
PHILIPPS RRSTR ERFOLGR lO:», 2; 368. 417
dann in diesen Zeiten, wo es eines ganzen Mannes auf dem Throne
Murile, des unniQndigen Neffen Aiispniche gelten<1 zu machen,
um 80 weniger, da in Makedonien die Erbfolge durchaus nicht fest
fwegelt war.
Die erste Aufgabe war, dem Königthume gegen die Nach!)am
des Reichs eine sichere und freie Stellung zu geben. Diese Auf-
gdie war eine doppelte, je nachdem es sich um die Küste oder um
üe binnenländischen Nachbarn handelte. Die letzteren hatten ein
ileliges Gedeihen des Königthums am meisten gehindert; denn seit
dra Menschenaltem wechselten ja wie Ebbe und Fluth die ent-
gegengesetzten Einflüsse. Bald waren es die Illyrier, welche das
Und fiberschwemmten, bald tauchten wieder die Temeniden auf;
Ibkedonien schwankte zwischen Hellenismus und Barbarenthum un-
anfliMich hin und Iier, man wusstc in der That nicht, wer eigent-
Sdi Herr im Lande sei. Sollte also von einem sicheren Fortschritte
Im Rede sein, so musste dieser Gegensatz äl)erwunden, Makedonien
■ttste TOD den barbarischen Umlanden gelöst, vor gewaltsamen
Bogriflen gesichert, endlich sein eigen und frei, seiner selbst und
IBBM Fürstenhauses gewiss werden.
Philippos war fnihzeitig Meister der Kunst, seine Feinde zu
^einzeln und die Gefahren, denen er erlegen wäre, wenn sie ihn
>iif einmal übeiTascht hatten, so zu überwhiden, dass er sie nach
einander zu der ihm gelegenen Zeit bestand. So ging er, nachdem
^ im Innern freie Hand gewonnen, erst den Paoniern entgegen,
M denen er sich vorlauiig abgefunden hatte. Jetzt sollten sie ein
Mr allemal die makedonische l]el>er1egenheit anerkennen und jedem
feUliisse im Reiche entsagen. Er benutzte den Zeitpunkt, da das
Wlk durch den Tod des streitbaren Königs Agis in Verwirrung
feoetzt und zu einem nachhaltigen Widersl^inde unvorbereitet war.
'bch einer voUständigen Denulthigung der Püonier grifl* er die
hjrier an, welche unter Bardylis, einem Manne, der aus dem
^Inide des Kohlenbrenners sich zum Könige aufgeschwungen hatte,
iUB gewaltige Kriegsmacht luldeten, eine Anzahl makedonischer
Slldte besetzt hielten und keineswegs gesonnen waren die Macht-
itaBang aufzugeben, welche sie durch die forUiauernden Thron-
ilmtigkeiten und Parteikäm])fe im makedonischen Reiche gewonnen
itttML Es kam zu einer blutigen, aber entscheidenden Schlacht,
loTch welche die Illyrier gezwungen wurden, alle Besatzungen zu-
■iekiuziefaen und die Bergkämine, welche die natürliche Gränzscheide
Cartivi^ Gr. Getch. III. 27
418 PHILIPPS REFORMEN
zwischen der östlichen und westlichen Ahdachiuig bilden, namentlidi
die Gehirge am Lychiiitissee, als die Gränze ihres Territorimiis an-
zuerkennen.
Diese Erfolge verdankte Phihppos der Kriegskunst, welche er
in Griechenland erlernt hatte; dort hatte er sich von der politischn
Bedeutung zweckmässiger Heerreformen rd>erzeugen köimeu. Er
eignete sich vor Allem die wichtigste Idee der Ihebanisclien Taktik
an, die Concentrirung des AngriiTs auf einen Punkt der feiodlkhen
Linie, und so entschied er auch die lange schwankende Schladit
gegen Bardylis, indem er den rechten Flügel unerwartet ab An-
gritfscolonne vorschoh.
Pliihppos ordnete al)er auch das gesammte Heerwesen in einer
so durchgreifenden Weise, dass die Starke des Königthunu und
mittelbar auch die des Ueichs wesentlich darauf beruhte. Er biUrte
aus, was seine Vorgänger, namentUch Archelaos, begonnen hatto.
Das Wehrrecht des freien Mannes wurde zur Wehrpflicht, xum regel-
mäfsigcn Heerdienste, wofür der König die Waffen gab und dea
Sohl zahlte. Die Rüstung war im Ganzen die des griechischen Ho*
pliten, doch nicht ohne Besonderheiten, welche alter Landessitte aa-
gehörten. Dahin gelir)rt43 der grofse mit Erz beschlagene RundsdiU
und besonders die Sarissa, ein Speer, dessen Länge auf über 20 FoA
angegel)eu wird. SchiUI neben Schild, bildeten die makedonisckei
Männer die eng geschlossene Phalanx, den festen Heerkörper <kr
nationalen Streitmacht, der mit seiner starren Fronte und seines
vorgestreckten Speerwalde wie eine unangreifbare Masse dasUai
1>anel>en bestand als besonderer Theil des Fufsvolks die Truppe der
Hypaspisten, welche wahrscheinlich eine leichtere Bewaffnung vd
eine losere Organisation hatten. Sie waren im besonderen Sinne otf
königliche Trupi)e, von welcher ein Theil immer unter W^aflen uirf
dem König für jeden unvorhergesehenen Fall zur Hand war. Die Bei)^
l)ewohner wurden in ihrer Weise zur Verstärkung der Kriegsmacht
herangezogen, indem sie als leichte Truppen luid BogenscbfiUei
dienten, wie die Agrianen am obern Strymon. Ausländer benuHk
er, wo sie ihm Nutzen versprachen, namentlich Griechen der ftf-
schiedensten Herkunll; er hatte Truppenführer aus Tarent, SchülM
aus Kreta, und von thessalischen Technikern liefs er sich Krieg»-
maschinen bauen. Eine besondere Aufmerksamkeit widmete er der
Reiterei. An ihrer Spitze war der Platz des Königs und eine m-
erlesene Reiterschaar umgab seine Person. Das war die köni^^idK
\
IM REICH UND HEERWESEN. 419
Ehrengarde, zu welcher die Sühne des Adels geliörten, die als Pagen
in- den Dienst des Königs eintraten, unter seiner unmittelharen Zucht
Blanden und dann, wenn sie sich hewährten, zu den ersten Stellen
im Heere aufstiegen. Eine gleiche Schaar von Genossen oder
'Hetairoi' des Königs, die den festen Stamm dos Heers hildeten, war
auch nnter dem Fufsvolke. In diesen Garden zu Ross und zu Fufs
bestanden die Gefolgschaften, wie sie in ältester Zeit die auf Land-
erwerb ausziehenden Häuptlinge umgaben, in zeitgemäfser Umwände-
fauig fort. Wahrend also die Bürger, Biuieni und Hirten des Landes
im Heere zu einem makedonischen Volke zusannnenwuchsen , sich
als Glieder eines Ganzen fühlten, einem Willen gehorchen und in
diesem Zusammenhange die Burgschaft des Friedens im Inneren wie
des Siegs gegen aufsen erkennen lernten: wurden die Grofsen des
Landes persönlich hi das Interesse des Konigthums hereingezogen;
ms einem unabhängigen, ja widersetzlichen Adel des Gnindhesitzes
vnrde ein Hof- und Kriegsadel; von der Gunst des Königs war
insehn und Gewinn abhängig; der Ehrgeiz führte die jungen Edel-
ieule in seine Nähe und machte sie zu Stützen der monarchi-
icheii Gewalt Dieser immer in Wallen stehende Ausschuss des
Reichsheers, mit welchem der Konig in einem gewissen kamerad-
schaftlichen Verhältnisse lebte, das sogenannte Agema, wurde zu-
gleich wie eine Art von Volksvertretung dem Könige gegenüt)er an-
gesehen. So wussle PhiUppos Altes und Neues, Fremdes und Ein-
heimisches, makedonisches Herkommen und gi*ie(*liische ErGndungen
XQ verbinden und durch die Heerverfassung dem ganzen l^nde
Ballung und Festigkeit zu geUm, was um so wichtiger war, da Make-
donien bis dahin eine lockere Gruppe von Gehirgskantonen war,
welche keinen städtischen Mittelpunkt hatte.
Die Hauptsache aber war, dass Philipp in'clit hlofs Gesetze gab
und Einrichtungen traf, sondern selbst die Seele des Ganzen war,
mit überlegener Geisteskraft alle Verhältnisse l)eherrschte, mit frischer
Geistesgegenwart, überall persönlich eingriff. Vornehme und Geringe
Ton sich abhängig machte, die Soldaten abhärtete und ausbildete und
ein Reich schuf, das in ihm dem Heerkönige eine lel)endige
hatte.
Auf diesem Wege hatte Philippos sein väterliches Reich aufge-
richtet, so war es ihm gelungen, den seinen Gegnern abgerungenen
Boden mit festen Gränzen zu umziehen und gleichsam einzudeichen
gegen die Ueberfluthungen der wilden Nachbarvölker. Jetzt erst
420 pniLrpps auswärtige Politik.
konnte von einer makedonischen Politik die Rede sein und der Welt
aufserhalh Makedoniens das Auge zugewendet werden. Hier var
es eine ganz entgegengesetzte Aufgabe, welclie seiner wartete. Hier
stand der Binnenstaat den Seemächten, der Barbar den Hellenen gegen-
fil)er. Auf der I^ndseite musste das Reich geschlossen, nach der
Seeseite musste es geotriiet werden; hier mussten die Kräfte der
Nachbarn nicht abgewehrt, sondern für den eigenen Staat ge-
wonnen werden.
Drei Mächte waren es hier, von deren Beziehungen zu Make-
donien alle^weiteren Erfolge abhängig waren. Das waren AiImb
an der Spitze seines Seebundes, welches die Küste des tliermäiscbei
Meerbusens lieberrschte, Amphipolis am Strymon und Olyntbos aof
der thrakischen Halbinsel, der mächtige Vorort der umliegendef
(Iriechenstädte. Gingen die drei zusammen, so war nichts n
machen; dann blieb Makedonien ein Binnen- und Kleinstaat, ia
druckender Abhängigkeit vom Auslande. Es kam also Alles daraof
an, dass die Griechen Philipps Absichten nicht durchschauten; ne
mussten möglichst lange ui Täuschung erhalten und getrennt ge-
halten werden; durch gegenseitiges Misstrauen musste eine Griediefl-
stadt gegen die andere Philipps Plänen forderlich sein.
Es handelte sich zunächst um Amphipolis, die vertiängnissToDe
Stadt, das Schmerzenskind der attischen Swpolitik. Wie viel tapfere
Schaaren attischer Jugend waren im Kampfe nn't den Thrakern id
diesem Gestade zu Grunde gegangen, ehe eine feste Niederiassung
zu Stand<^ kam! Endlich gelingt es, und unter den stolzesten Hoff-
nungen wird die Stadt an der Strymonmündung aufgebaut Zvülf
Jahre erfreut man sich des Besitzes der rasch aufblühenden Stadt
dann tallt sie ab, luid seitdem ist die abtrünnige Tochterstadt unaos-
gesetzt ein Gegenstand des Aergers imd des i)einlichsten Verdrusses
für die Athener gewesen. Alle Mühen, Kämpfe und Opfer waren ve^
loren und die kostspieligsten f^and- und Wasserl>autcn waren Rr
Andere, und zwar für die Feinde Athens gemacht; denn dieselbe Stadt«
welclie der S<*hlussstein attischer Küstenherrschafl und die Zwingbaif
des thrakischen Meers sein sollte, wurde nun der allergefahrlichste Aa-
grifl'spunkt gegen Alben, ein Stützpunkt der lakedänioui sehen Macht,
und blieb trotz der Bestimmungen des Nikiasfriedens den Athenen
vorenthalten. Die Bürger selbst wollten nichts von der Mutterstidt
wissen; Amphipolis war niemals eine attische Stadt, wie der Dialekt
ihrer Inschriften liezeugt; die nicht -attische Bevölkerung, von .\n-
AXPHIP0LI8 LTTD ATHK?(. 421
fimg an in groCscr Ueberzaiil, veranlasstem eine nahe Verbindung mit
den umliegenden Städten. An ihnen und an den thrakisclien
Stäinmen fand Amphipulis, nachdem es langer als aUe anderen Küsten-
BtMte Sparta ti'eu geblieben war, einen Rückhalt gegen Athen und
wussle sich dabei nacli allen Seiten hin eine unabhängige Stellung
zu bewahren. Herrliche Silbennünzen bezeugen den glänzenden
Wohlstand der Stadt. Dann erfolgte der neue Aufschwung der at-
tiscben Flottenmacht und damit begannen die ninw.n Versuche der
Athener auf AmphipoUs durch Verhandlungen mit den umliegenden
M&chten wie durch Feldzüge zu Lande und zu Wasser. Aber es
geschah nichts mit der nöthigen Energie und auch die einzelnen
Erfolge schlugen ins Gegentheil um. Amyntas erkannte 371 die
Ansprüche Atliens feierlich an und Iphikrates gelang es, wahrschehi-
lieh mit Hülfe einer den Athenern günstigen Partei der Amphipoli-
Uner, eine Anzahl Geilseln von dort in seine Gewalt zu bringen.
Die Uebergabe der Stadt stand in Aussicht. Da erfolgte die plötz-
liche Abberufung des Feldherrn und die Geifseln wurden durch die
VeiTätherei des Gharidemos den Bürgern zurückgegeben. Dann be-
gmn die Thätigkeit des Timotheos, aber so erfolgreich er sonst war
(365), vor Amphipolis verliefs auch ihn das Glück, und seinen fehl-
gnchlagenen Angriff zählte man als den neunten in der Reihe der
fegen Aroplüpolis untcniommenen Züge. Es war auch der letzte.
Dom nun griff Philippos ein, für den die StadI wegen ihrer herr-
•clieiiden Lage an den Küstensti'afsen , wegen ihres Hafens, ihi'es
Bob- und MetaUreichthums der nächste und wichtigste aller Plätze
"^ nberhalb des eigentlichen Makedoniens und die unentbehrliche
Operationsbasis nach der thrakischen Seite war. Aber Philipims
*ir weit entfernt mit offener Gewalt einzugreifen. Er nahm schein-
iirdie Politik seines Vaters auf, indem er die Ansprüche <ler Athener
iof ihre Kolonie von .Neuem anerkannte und, um zu einer für ihn
la^legeneu Zeit jeden Gontlict zu vermeiden, die Besatzung aus
Amphipolis zunickzog, das schon mehrfach in den Händen make-
ikmischer Truppen gewesen war. Amphipolis ehrte den gütigen
Ffinlen als Befireier, die Athener freuten sich seiner Zuneigung
DBd knüpften Verhandlungen mit ihm an, um seihst mit Aufopferung
Pfdna's, das noch in ihren Händen war, durch makedonische Ver-
■Httehing Amphiiwlis zu erhalten^").
Inzwischen hatte Philipp durch Besi(*gung der Illyrier und Pä-
onier freie Hand gewonnen und seine Absichten auf die thrakische
422 VERHA?tDLUiNGEN UM AMPHIPOLIS.
Küste traten nuii deutlich hervor. Amphipolis sah die Truppen
heranziehen und fasste rasch den Entschhiss, der allein noch Rettung
hringeu konnte. Zwei angesehene Amphipolitaner, Hierax md
Stratokies, kommen nach Athen und die stolze Bürgerschaft hviiügi
nun von freien Stücken, öffnet Thore und Hfifen, Stadt und Gebiet
und bittet um Schutz gegen Philipp, (jleichzeitig war aber audi
eine Gesandtschaft Philipps zur Stelle. Sie erneuerte das Böndnifli,
welches schon nach Besiegung des Argaios geschloBseu war, und
gab zugleich in Betreff von Amphipolis eine vertrauliche Hittheihuig,
welche alle Befürchtungen und ^lissdeutungen l)eseitigen sollte. Die
Athener hätten den König ja schon als ihren Freund «iLamit; er
habe ihnen die Unterstützung seines Gegners verziehen und ihR
Krieger beschenkt nach Hause entlassen (S. 416). Was Amphiptb
betreffe, so sei die hochmüthige Stadt elienso sehr seine ab der
Athener Feuidin. Er werde sie den)üthigen imd dann soUtea sie
die Stadt aus seiner Hand als •ein Unterpfand seiner FrenndflcM
erhalten.
So wurde die Stadt, um deren Besitz die Athener so Tiefe fv-
gebliche Kämpfe gefühlt hatten, auf einmal von zwei Seiten Mir
willig angeboten und man hatte, wie es schien, nur die Wahl, av
welcher Hand man sie entgegen nehmen wolle. Bei ruhiger Er
wägung durfUi die Bürgerschaft nicht ZAveifelliaft sein. In Betreff
der Amphipolitaner war kein Grund des Misstrauens. Sie wäret
in Noth und wollten, da es nicht anders sein konnte, ihre Una^
hängigkeit lieber an Athen als an Philipp verUeren. Aber Philipp«
— was sollte ihn, dessen weitgehenden Unternehmungsgeist man dock
l)ereits kennen musste, veranlassen, die wichtigste Stadt seiner n-
mittelbaren Nachbarschaft erst mit Mühe zu erobern imd dam
wieder heraus zu geben, und zwar an einen Staat, weldier aa
meisten von allen im Stande war, die Ausbreitung des Reicbs n
hemmen? Auf jeden Fall konnte man sich doch denken, dass diese
Herausgal)e nicht aus reiner Gutmüthigkeit erfolgen, sondeni la
Bedingungen geknüpft sein würde, welche ein solches Opfer reich-
lich aufwögen.
Die Athener hatten so eben eine glückliche Untemehmaig
nach Euboia gemacht, ihre Flotte war in voller Tliätigkeit, «ie
konnten also die Amphipolitaner erwarten, dass man ihr Anerbietco
zurückweisen werde? Und dennoch geschah es. Anstatt mit beida
Händen zuzugreifen, war mau so verblendet, sich dem Einflüsse
AMPHIP0LI8 EROBERT 105, S; 357. 423
einer kleinlichen Empfindlichkeit hinzugeben. Man gönnte der
widerspänsligen Stadt eine wohlverdiente Zöehtiguiig und glaubte
ihres Besitzes gewiss zu sein ohne Anstrengung, ohne Opfer und
ohne Verfeindung mit dem grofsgesiinUen und wohlwollenden Konige.
Man war eitel genug, die Freundschaft Athens ffir ein so grofses
Gut zu halten, dass man es ganz naturlich fand, wenn auch ein
mächtiger König sich den Besitz dessellien etwas kosten lasse '^).
Dieser Fehlgriff der Athener war für Philipims mehr als eine
gewonnene Schlacht, und zugleich das günstigste Vorzeichen für
alle weiteren Unternehmungen. Amphipolis wurde rasch angegrilfen
und genommen (357), und nun halte der König nur noch eine
Verbindung z^vischen Olyntlios und Athen zu fürchten. Olynth,
daa bei Amphipolis ruhig zugesehen hatte, konnte nicht langer
ncotral bleiben. Es hatte daher gleich nach dem Falle von Amphi-
polis den Athenern die Lage der Dinge an der thrakischen Küste
Torgestelit und ein Bündniss gegen Philipp in Vorschlag gebracht.
Aber in Athen glaubte man noch inuner an den grofsmüthigen
KdDigf und jemehr jetzt auf seinen guten ^Villen ankam, um so
weniger wollte man etwas gegen ihn unternehmen. Denn wenn man
auch an eine bedingungslose Auslieferung von Amphipolis nicht recht
mehr glaubte, so holfte man doch durch einen Auslausch gegen
Pydua den ersehnten Besitz am Strymon wieder erlangen zu können,
und dies Projekt wm'de von den attischen Politikern als ein Staals-
geheimniss mit gi'ofser Wichtigkeit behandelt.
Aber Phiiippos brauchte sich nichts einzutauschen oder schenken
Ri lassen; ei* nahm, was er wollte. Er rückte ohne Bedenken in
das attische Bundesgebiet ein, nahm Pydua weg und so wie er
dadurch offen mit Athen gebrochen, schloss er ein Bündniss mit
den von Athen zurückgewiesenen Olynthiern ; ein Bündniss, welches
ihm augenblicklich so wichtig war, dass er auch ansehnliche Zuge-
ständnisse nicht scheute, um es zu Stande zu bringen. Da nun
leit lange zwischen Makedonien und Olynthos um Anthemus, die
Hafenstadt am thermäischen Meerbusen (S. 402), gehadert woixlen
war, so überiiels er sie jetzt <len Olynthiern, ja er versprach 'ihnen
auch Potidaia, das den Olynthiern den Zugang zm* Halbinsel Pallene
sperrte und jetzt der bedeutendste Stützpunkt attischer Macht in
Thrakien war. Potidaia tieK ehe die attischen Schilfe herankamen.
und die überraschten Athener sahen sich plötziich ohne Ki'ieg und
ohne Kriegseridärung aus iiiren wichtigsten Stellungen herausgedrängt,
4^4 PHILIPPOS HIT OLYNTHOS IM BUNDE.
aller Bundesgenossen beraubt und völlig aus dem Felde geschlagen.
Sie schleuderten grimmige Manifeste gegen den wortbrüchigen König,
konnten aber nichts ändern, denn sie waren durch den Abfall ihrer
Bundesgenossen gebunden und in der Verwirrung der Kriegser-
eignisse gänzlich auDser Stande, für ihre Besitzungen im Nonkn
etwas Erhebliches zu thun.
Philipp hatte nun freie Hand und wusste das (iewomiene a
weiteren Erwerbungen zu benutzen. Denn die Stadt am Strymon
war ihm nur der Schlüssel zu dem Lande jenseits des Flnsi«,
welches halbinselartig in das Meer vortritt und einerseits den strj-
monischen Golf bildet, andererseits die tiefe Bucht, welche durch
die Insel Thasos von der offenen See getrennt wird. In der NiUe
dieses Küstenvorsprungs erhebt sich 6000 Fufs hoch der Pilaf-Tqie,
das alte Pangaion, ein schneereiches unwegsames Hochgebirge, aber
seiner unterirdischen Schätze wegen der kostliarste Landbesitz in
ganzen Küstengebiete des Ai*chipelagus. Denn wenn auch der
Hebros edles Metall vom Hämus herabspülte und die Pionier auf
ihren Aeckern Gold auspflügten und Thasos seine eigenen Mimi
hatte, so war das Pangaion doch bei weitem der ergiebigste Fimdert
an Gold und Silber. Seitdem also die Phönikier diese Schätze an's
Licht gezogen hatten, wurden sie immer von Neuem der Gegenstand
blutiger Kämpfe. Denn die streitbarsten Thrakerstämine wohntm
hier zusammen, namentlich die Satrer und Besser, welche auf der
Höhe des Gebirges ihren Nationalgott ehrten, den die GriechcD
Dionysos nannten; dann die Pierier, die von Süden her an den
Fufs des Pangaion gedrängt waren, die Edoner u. A. Einzehie
der hier sesshaften Stämme, wie die Edoner, Letaer, Orrheskier
haben schon im sechsten Jahrhundert v. Chr. ihr einheimisches
Silber geprägt, und wenn auch vielfach unter sich im Streite, ^-aren
sie doch einig, jedem Fremden ihre Luiidesschätze trotzig zu wehren.
Das erfuhren Alle, welche nach dem Besitze dieses Landes die Hand
ausstreckten, unter ihnen auch Aristagoras, der mit seinem gaozea
Heere unterging, als er die Herrschuft befestigen wollte, welche
Histiaios in dem Strynionlande gegründet hatte.
Am längsten verstanden es die Thasier sich an der Goldküste
zu halten; sie gründeten Uferplätze, von wo sie, wenn auch in be-
schränktem Umfange, die Minen ausbeuteten, und ilire Kolonie
Daton wurde sprichwörtlich für einen mit allen Erdcngütem über-
reich gesegneten Ort. Aber auch ihnen brachte das GoM keoi
DIE THRAKISCHEM BERGWERKE. 425
uemdes Glück. Erst wurden sie von Persien gedeniütliigt, welches
Ibst den Versuch machte, von Abdera aus das figäische Meer zu
herrschen, und dann kamen sie mit Attien in Kampf. Nun ge-
inn das thrakiscbe Gold seine Bedeutung für die griechische
aatengescliichte. Es reizte Sparta, sich mit den Thasiern zu ver-
inden, es lockte die Athener an diese Küsten und eine der furcht-
rsteii Niederlagen, welche sie je erlitten haben, machte die Namen
iton und Drabeskos zu einem Schreckensworte für jedes attische
ir. Aber sie liefsen sich nicht abschrecken. Sie gründeten Thasos
genüber die Stadt NeapoUs in der Bucht von Antisai*a, dem alten
ifenorte von Daton, und die neue Stadt wurde eine blühende
)Ionie. Dennoch ist ihnen der sichere Besitz des Landes und die
»lle Verwerthung seiner Schätze niemals gelungen. Die thrakischen
Amme blieben unabhängig und erst sehr spat, im Jahre vor Phihpps
hronbesteigung, wurde ein Versuch gemacht, von Thasos aus
eiter in das Binnenland vorzudrüigen. Das geschah auf Anregung
BS Kallistratos (S. 293), der auch als Verbannter nicht authörte,
Uaismännische Plane zu verfolgen. Es ging eine Ansiedelung in
Im Thal des Angites hhiauf, der nördlich vom Pangaion in den
Slrjmon flielst. Dort wurde in wasserreicher Gegend Krenides ge-
Urfliidet, ein Ort, der zu Goldwäschereien auf das Günstigste ge-
legm war. Das war die erste eigenthche Bergwerkskolonie, welche
uter attischem EinQusse zu Stande kam (360). Alier diese Anlage
dielte nur dem Feinde Athens. Demi die kleine Niederlassung
wurde durch die Thraker so sehr l>edrängt, dass sie in ihrer Noth
Philipp um Hülfe rief.
Etwas Erwünschteres konnte dem König nicht begegnen. Er
hille die Goldminen längst im Auge gehabt, sie waren ihm für
iciiie Pläne unentbehrlich uml nun konnte er seinen Zweck erreichen,
■dem er nicht als Eroberer eindrang, sondern als Freund und
Biidesgenosse von Hellenen im Kampfe gegen barbarische Völker.
M oder vier Jahre nach der Stiftung jener Kolonie rückte er über
deo Strymon vor, warf die Thraker mit leichter Mühe zurück, ver-
fugte alles Land bis zum Nestos mit Makedonien und gründete
vm an Stelle von Krenides in dem schönen Angitesthale, das nach
den Golfe einen bequemen Ausgang hat, eine Feste, welche der
Kttdpunkt des ganzen Bergwerksdistrikts wurde. ^Vas den Lan-
doDgiitruppen entfernter Städte iunner misslnngen war, gelang ihm,
dl « von der Landseite mit einem geordneten Heere zu Boss und
426 GRÜNDUNG VON PHILIPPOI 106, 1; 856.
Fufs eini*ückte und alle seine Hülfsqueiien in der Nähe hatte, mit
einem Schlage. Der alte Fluch, der auf dem Goldlande lag, schien
gesühnt, Land und Volk entwilderte sich, Wege wurden gebahnt,
Sümpfe getrocknet, seihst das Klima wurde dadurch ein anderes
und in Phihppoi blühte die erste jener Stadtgrundungen auf, la
welcher griechische Bürger makedonischen Reiehszwecken dienten.
Jetzt erst kam der Hergl)au in gedeihlichen Aufschwung, so da«
er haar eine Jahresrente von lausend Talenten (anderthalb MilL Th.)
abwarf.
Der Bergwerksertrag wurde, wie in Thasos und in Athen, das
Grundcapital einer Flottenmacht, deren es bedurfte, um jeden See-
angiiff abzuwelu'en, die Küstenherrschaft auszudehnen und den ma-
kedonischen Handel zu schützen. Zur Gründung einer Flotte gii
es aber, wie schon Ilistiaios erkannt hatte, im ganzen Archipebgii
keine günstigere Gegend. Denn aufser den schönen Buchten wti
Meerstrafsen und dem unerschöpflichen Holzreiclithume hatte man
hier vor allen anderen Küsten den grofsen Vorzug, mit Bemifamg
der den Sommer hindurch herrschenden Nordwinde jeden södäck
gelegenen Punkt rasch und leicht erreichen zu können, wihniri
die Annäherung von Süden her in gleichem Grade behuidert ynt.
Die günstigste Gelegenheit zu plötzlichen und unerwarteten Landmi-
gen war alier um so wichtiger, da die Makedonier, ehe sie eine
wirkliche Flotlenmacht bcsafsen, sich auf solche Ueherfalle und arf
Freibeuterei beschranken mussten, wie es Alexandros von Pheni
vor ihnen gemacht hatte. Dadurch konnte auch übermächtigen Flot-
tenstaaten emptindliclicr Schaden zugefügt werden^').
Die wichtigsten Einrichtungen in dem neugewonnenen TerritorimB
erfolgten, Avährend Philip])os seU>st mit neuen Fehden gegen Thraker,
Päonier und lUyrier beschäftigt war, üi den Jalu^en 355 und 354.
Als er an die Küste zurückkehrte, grilf er Methone an, das er bis
dalün noch zur Beruhigung der Athener als freie Stadt und Mitglied
des attischen Seebundes hatte bestehen lassen. Die Athener legta
einen hohen Werth auf diese Stadt (S. 406), aber im culacheidendea
Augenblicke kamen sie doch zu spät. Methone üel und wurde ae^
stört. >un war mit Ausnahmt^ der chalkidisclien Städte das game
Gestade vom thessalischen Oiympos bis zum Nestos eüiem Fürslea
unterworfen. Der Barbai*enstaat ehies abgelegenen Binnenlandes,
der sich vor wenig Jahren selbst nicht sicher fühlte, war eine Macbt
im Arcliipelagus geworden, ein Staat, der auch von den Persern als
PHILIPPS MÜNZORDNU^G. 427
ofliinadit anerkannt wurde, der keinen seiner Nachbarn zu furchten
Ite, aber allen furchtbar war.
Mit dem Erwerb der Bergwerke und der glücklichen Ahrundung
I Reichsgebiets hängt die Reform des Munzwesens zusammen, auf
lebe Philippos ein grolses Gewicht legte.
Bis dahin hatte nämlich in den jetjst vereinigten Landschaften
le grolse Verschiedenheit der Münze geherrscht, die auf den Verkehr
Irend einwiriien musste; es hatte an jedem Mittelpunkte gefehlt^
a dem eine Regelung ausgehen konnte, und die makedonische
knie sudite nach verschiedenen Seiten Anschluss. Zuerst an die
tar alte Prägung bei den tlirakischen Stüdüm und Stämmen (S. 424).
nn, als man in Thrakien die grofskunigliche Wälu*ung annahm,
Iflhe sich um dieselbe Zeit, da die politische Macht der Perser
lüg im Sinken war, auch auf der europäischen Seite weithin aus-
eitiete, schloss König Archelaos sich demsell)en Münzfufse an,
ihrend die Küstenstadte nach attisch-europäischem Munzfufse
Igten.
Uoi die Mitte des vierten Jahrhunderts trat durch den Auf-
tewung des rhodischen Handels eine neue Störung in dem Han-
hverkehre ein; das kleinasiatische Geld, wie es in Rhodos ge-
Inet worden war, verbreitete sich rasch im ganzen Archipelagus,
td wie Euaguras (S. 210), so schlug auch Philippos auf diesen
ifi sein Silber.
Philippos' Münzen bezeugen den Aufschwung des Reichs und
e sorgsame Pflege der Handelsinteressen; denn sie sind sorgfal-
per geprägt, als die seiner Vorgänger. Er }>ehandelte die Prägung
I Sronrecht und liefs alle städtischen Münzen in seinem Herr-
baftsgebiete eingehen mit Ausnahme der seiner Kolonie Philippoi,
siehe er dadurch wie eine freie Reichsstadt auszeichnen wollte.
■gleich führte er eine regelmäfsige Goldprägung ein, die bis dahin
A in den goldreichsten Gegenden seines Gebiets auffallcud ge-
i^igig gewesen war. Sehi (K>ldstfick, der phili])pische Stater,
r dem Werthe nach nichts Anderes als der persische Dareikos,
ddier in ganz Griechenland verbreitet und auch das Vorbild des
tiftehen Goldes war. Dadurch trat er dem (irofskönige als eben-
vliger Fürst gegenülier und führte duiTh die wohlgeordnete Dop-
hrihnuig des Reichsgeides Makedonien in den Weltverkehr ein ^^).
428 PHILIPPOS UND ARYBBA8.
Nachdem Philipp seine Herrschaft liefestigt und dann seinem
Reiche ein solches Gebiet gegeben hatte, dass es mit eigenen Hülfe-
initteln als selbständiger Gro£sstaat auftreten konnte, begann der
dritte Abschnitt seiner Thätigkeit, der sich auf die Stellung Make-
doniens zu den umliegenden Staaten des Festlands bezog.
Nach Westen hin hatte er schon fnih sein Augenmerk gerichtet,
indem er mit dem kräftigsten Yolksstamrae der Epeiroten, den Mo-
losseni, in Verbindung getreten war, wie es lason von Pherai ror
ihm in gleicher Absicht gethaii hatte (S. 342). Die molosfliscboi
Fürsten hatten von jeher vielerlei Bedrängniss von den Ulyrieni n
erdulden, nachdem also diese durch Philipp so kräftig niederip-
worfen waren, lag es sehr nahe, an ihm einen Rückhalt gegen da
gemeinsamen Feind zu suchen. Deshalb willigte Arybbas, des Alke-
tas Nachfolger, gern ein, seine Nichte Olympias Philipp zur Fnn
zu geben (vor 357); er erkannte ihn schon als den mächtigereB
Bundesgenossen an und PhiUpp sah sich durch diese VerhindiiDg
in Stand gesetzt, auf das westliche Nacld)arland einen Kinfln«i n
gewinnen, dessen volle Verwerthung er sich für eine gelegene
Zeit vorbehielt. Denn zunächst beschäftigte ihn die ungleich wieb-
tigere und schwierigere Aufgabe, sein Verhältniss zu den südlichen
Nachbarstaaten so zu gestalten, wie es für die Ausführung sdncr
Pläne nothwendig war.
Philipp stand den griechischen Staaten in älmlichem Verhält-
nisse gegenüber, wie Ki*oisos einst den ionischen Städten. Beide
waren keine Feinde des griechischen Wesens und wollten nidits
weniger als die Vernichtung desselben; es war vielmelur die höchste
Anerkennung der grieclüschen Cultur und der in ihr ruhenden
Macht, welche sie veranlasste. Alles daran zu setzen, diese Krifle
ihren Reichen dienstbar zu machen, welche dadurch erst zu Tdier
Entwickelung gelangen kormten. Philipi» stand aber der griechiscbeii
Cultur ungleich näher als der lydische König; darum konnte er sich
auch an die Traditionen griechischer Politik viel enger anschlieliMn.
Wälirend also der asiatische Füi*st keinen anderen Weg zur Er-
reichung seiner Absichten vor sich sah, als den der Eroberung, ginf
Philippos darauf aus, sich von den griechischen Staaten als Führer
und Leiter ihrer gemeinsamen Bestrebungen anerkannt zu sehet.
Seme Vorfahren waren schon als Hellenen anerkannt, er selbst nv
ein Zögling griechischer Bildung, er hatte als Sieger in Olympia
(106, 1; 356) auch für seine Person das hellenische Bürgeirecbt
raiLIPPOS CNB DIE GRIECHEN. 429
erworben; nun sollte sein durch griechische Bildung stark gewor-
dener Staat in das griechische Staatensystem eintreten und als der
mächtigste in dieser Staatengrup|)e die Führung übernehmen, deren
dieselbe bedurfte.
Die Verhältnisse konnten nicht günstiger liegen. Theben war
in seine frühere Ohnmacht zurückgesunken und nach Epameinon-
das' Tode blieb Athen der einzige S(<iat, in welchem die Idee einer
nationalen Politik fortlebte, al)er es war nur eine traumhafte Er-
innerung der Vorzeit, der man nicht entsagen mochte, ohne die
liebenskräfte in sich zu fühlen, um die Idee zu verwirklichen.
Während der blutigen Fehden, welche keinerlei Entscheidung brach-
ten, hatte sich der Ueberdniss an den gegenwärtigen Zustanden und
das Verlangen nach Frieden und Einigung immer weiter verbreitet,
and wie sollte dieselbe anders erreicht werden, als unter der Lei-
tung eines Staats, welcher aufseiiialb der erschöpften Staatengru]){)e
itand, ohne ihr fremd zu sein?
Wenn Philippos diese Verhältnisse in's Auge fasste, wenn er
mit fleioem scharfen Blicke erkannte, wie die kleinen Staaten ver-
kommen waren, wie die noch vorhandenen Volkskräfite sich in
\ I^tfteihader, Krieg und wüstem Soldnerwesen nutzlos verzehrten,
wie der Besten Viele sich nach einer kräitigen Führung sehnten,
okne dafür im eigenen Volke die rechten Männer zu lindt^n; wenn
Hiilipp sich überzeugen konnte, dass in demselben Mafse, wie der
Ghube an die Lebensfähigkeit der kleinen Republiken erschüttert
wwr, das Ansehen königlicher Macht in den Augen Vieler der ein-
BchtsvoUsten Hellenen gestiegen war: so musste er die Ueberzeugung
pwinnen, dass das, was sein persönlicher Ehrgeiz erstrebte, auch
thi an sich Nothwendige inid allein Vernünftige sei und dass seine
hA&L am Ende auch bei den Griechen trotz ihres zähen Lokal-
litiiotismns und ihrer Verachtung des inakedonischen Volks Aner-
huiong finden werde. Ihre Volksgeschichte hatte sich im Umkreise
fa engeren Vaterlandes und in der Form republikanischer Ver-
tenngen ausgelebt; sollte sie eine Zukunft haben, so musste die
Hache Kraft stammverwandter Völker des Nordens hinzutreten und
ft Führung der nationalen Politik in die Hände eines Fürsten
ttergehen, welcher eine selbständige und allen Kleinstaaten zusammen
theriegene Hausmachl besafs.
Philippos trat also genau in die Fufstapfen lasons von Pherai,
Aer CT hatte die l)edeutendsten Vortbeile vor ihm voraus. Denn
430 PHILIPP DER NACHFOLGER lASOIfS.
während lason die Thekaner neben sich hatte, welche ihm die He-
gemonie streitig machten, so war jet^t kein griechischer Staat ?or-
handen, welcher im Stande war die griechischen Angelegenhritn
zu leiten. Athen kam elend inul todesmatt aus dem Bundesgenofliah
kriege heraus, von Sparta war nichts übrig als der alte Eigensinn,
Theben war nach dem Tage bei Manüneia anfser Stande, anae
Stelle zu behaupten und seine im Peloponnes und in Tbesaalien be-
gonnene Politik aufrecht zu erhalten. Mit Epameinondas' Tode paf
Alles aus einander, was der grofse Staatsmann vereinigt hatte, mt
es blieb niclits übrig als eine unglückUche und verderbliche Unnhe.
Die Yolksgeschichte war auf eine vorörtliche Leitung angelegt, akr
der vorörtliche Platz war leer und es war nicht vorauszusetaen, dm
unter den eigentlich gi*iechischen Staaten ein anderer anftrelai
würde, der solchen Voirang an Macht und sittlicher Kraft enlfdte,
um einen Anspruch auf Hegemonie gellend zu machen.
Dann war lason ein Fürst, der sich gewaltsam seine Herracbft
gegründet; er hatte kein Volk hinter sich, er war im dgenen Haine
unsicher. Philipp war ein regelmäfsiger König und Herr über oa-
gleich gröfsere Hülfsmittel, im Bündnisse mit griechischen Städfasa,
im Bunde mit dem Grofskönige, im Besitze des wichtigsten SAska-
lands; also hatte er in den Augen der Griechen eine ganz andof
Autorilüt als Jason, der mit ihm verglichen ein kecker AbenteuRr
war. Endlich war Philippos in ganz anderem Grade mit den gä-
stigen Mitteln ausgerüstet, welche der Fürst liaben musste, der die
bewegende Kraft der grieclusrhen Welt nach dem Norden veriept
wollte, er hatte eine ganz andere Schule in der Fremde und ii
der lleimatli durchgemacht. Er kannte alle Mittel grieGhisdier
Staatskunst und wusste sie zu seinen Zwecken zu verwenden. Wie
Themistokles wusste er die Metallrenten zum Flottenbau anzuwendee,
von Brasilias hatte er die verwundbarste Stelle der attischen NadI
kennen gelernt; mit Lysandros theille er die volle RAcksichtskMig-
keit in der Wahl der Mittel und die Kunstfertigkeit, durch Be-
nutzung innerer Parteiung die Widerstandskraft der Städte n
lähmen; des Epameinondas Schüler war er in der Kriegsknwl
in der Interventionspolitik, in der Anlage von Städten ab StfiH-
punkten auswärtigen Einflusses, des lason Nachfolger endlich ia
der Art, wie er die Hegemonie über Hellas in seine Hände bnchte.
Was die Athener in den Tagen des lümon und Perikles nnwi-
derstehlich machte, das rasche, thatkräftige Handeln, — das war jM
PHaiPPS GRIECHISCHE POLITIK. 431
die Siegeskrafl Philipps; er stand jetzt den Grieclien so gegcnü1>er,
nie einst Athen den schwerfölUgen und unsddüssigen IVloponnesiern,
stets schlagfertig, immer rasch auf das Ziel losgehend, iibernil die
Gegner in die Yertheidigung drängend und durch unerwarteten
A^ngriff verwirrend. Von ungeduldiger T^idenschalX frei, wusste er
ilie richtigen Zeitpunkte abzuwarten, auf der Höhe des Erfolgs ruhig
inne zu halten und den Krieg auf einen hestimmten Schauplatz zu
beschränken. Damm hütete er sich von Anfang an, nach Art der
Perserkönige als Erol>erer aufzutreten, um nicht etwa die griechischen
Staaten zu einem vereinigten Widerstände und zu einem Kampfe der
Verzweiflung zu reizen; vielmehr spähte er nach passenden An-
lassen, sich in die Angelegenheiten Gricclienlands einzumischen, und
nichls war ihm erwünschter, als wenn einzelne Parteien oder ganze
Gemeinden an ihn als den mächtigen Nachharfürsten sich wendeten,
damit er die Rolle eines Schutzherrn der Bedrängten und eines
Schiedsrichters ühernehmen und so die Griechen nach und nach an
die Anerkennung einer in seinen Hunden hegenden ohersten Au-
torität gewöhnen könne. Um aher einer solchen Stellung einen
Schein von Berechtigung zu gel>en, dazu konnte ihm, wie dem la-
sen, nichts wichtiger sehi, als der Eintritt in die griechische Am-
phiktyonie. Die Gelegenheiten, deren er dazu hedurfte, liefsen nicht
lange auf sich warten'^).
Thessalien war das Uehergangsland nach Ih^Ias. Hier nuisste
er zunächst Fufs fassen, um unmittelharer Nachhar des inneren
Griechenlands zu werden. Die thessalischen Verhältnisse hatte er
in Theben zur Genüge kennen gelernt. Die Thehaner halten das
Tyrannenhaus von Pherai bekämpft und eine gewaltsame* Vereinigung
der Landschaft verhindert. Ks Avar Philipps Aufgal>e, in die Ihe-
banische PoUtik einzutreten und ilu^e uuvollendeten Aufgaben seiner-
seits zu lösen. Alexander von IMierai (S. 345) war 359 ermordet,
aaf Anstiften seiner Frau und durch die Bruder derselben, Tisipho-
nos, Lykophi*on und Peitholaos. Die beiden Lel/teren nahmen den
Kampf gegen den thessahschen Adel wieder auf, welcher damals den
Thebanem im Kriege gegen Phokis Heeresfolge leistete. Die Aleuaden,
von Theben verlassen, rufen Philipp zur Hfilfe. Philipp kommt mit
Heeresmacht und wird dadurch zugleich in den heiligen Krieg ver-
wickeit* der damals entbrannt war, er tritt nicht nur als Gegner der
tbessaliaclien TjTannen, sondern auch als Gegner von Phokis in die
Politik der Thehaner ein.
432 TTTERVENTION IN THESSAMEN.
In dem parnassischeii Rerglande nämlich gährte es schon seit
lange. Das Land, von den früheren Kriegen wenig berührt, war
dicht hew'olnit; es hatte einen grofsen Bauern- und Hirtenstand von
unverhranchter Volkskraft und grofser Einfachheit der Sitte. Die
freien Einwohner l>esorgten seihst ihre ländliclien Cieschide nnd
es war sogar durch ein altes GeseU in Phokis das Halten Ton SUi-
ven verhoten oder sehr heschränkt.
Im vierten Jahrhunderte wurde es anders. In den StSdten er-
hol)en sich einzelne Geschlechter, welche grofsen Grundbesitz enrarbn
und die alten Landessitten aufgaben; das Haus des Mnaseas Udt
lausend Sklaven. Nun suchte es eine Familie der andern zuTom-
thun; es entstand Eifersucht und Feindschaft, wie zwischen dn
Häusern des Mnaseas und Theotimos, und diese Spannungen gewamm
eine folgenreiche Bedeutung, als die Phokeer aus ihrer frOherei
Zunlckgezogenheit in die Verwickelungen der griechischen Wdt
hereingezogen wurden. Die nationalen Interessen lagen ihnen ferne.
Was sie beseelte, war ein trotziger Unabhängigkeitssinn und der
Hass gegen ihre Machharn, besonders die Thessalier, welcher scboi
in den Freiheitskriegen ihre politische Stellung bestimmt halte. Ib
den letzten Jahren hatten sie sich widerwillig der thebaniscben He-
gemonie gefugt und noch bei Lebzeiten des Epameinondas die
Heeresfolge aufscr Landes gegen ihre Freunde die Spartaner ver-
weigert (S. 36S). Dafür sollten sie nun nach der Schlacht von
Mantineia büfsen. Denn trotz der weisen Warnung ihres grofsen
Feldherru waren die Thebaner keineswegs gesonnen, ihre Grofe-
machtstellung sofort aufzugeben und versuchten sogar die Zügel ihrer
mittelgriechrschen Hegemonie strafler als sonst anzuziehen. Dies reizte
die Phokeer zum entschlossensten Widerstände; ihr Freiheitssinn,
einmal geweckt, steigerte sich nach den ersten Erfolgen und gib
ihnen Muth, noch GröFseres als die blofse Unabhängigkeit von Theben
zu erstreben. Es war die Erschöpfung der gi'ofsen Staaten, welche,
wie das Beispiel Arkadiens zeigt, damals auch die kleineren Völker-
schaften ermuthigte, aus ihrer Verborgenheit herauszutreten und eme
eigene Politik zu verfolgen. So erwachte auch in Phokis ein neuer
Geist staatlicher Selbständigkeit und hochfahrender Ruhrobegierde.
Die Böotier waren ihren Nachbarn nicht ül)erlegen genug, um
sie allein zwingen zu können. Sie suchten daher die alte Feind-
schaft der Thessalier gegen Phokis sich zu Nutze zu machen luid
zweitens die Autorität von Delphi.
AMPUKTYONEnSPRUCH GEGEN PHOKIS 106, 1; 866. 433
Hier io Delphi wurde es ihnen uiclil schwer, die TeinpelLe-
hönlea in ihr Interesse zu ziehen und den pythisclien Gott ein-
treten zu lassen, um durch seine Unterstützung eine Zücliligung
ihrer abtrünnigen Vasallen zu erreichen. Ein passender Anlass war hei
den verwickelten Granzverhaitnissen des lieiligcn Landes bald gefunden.
Phokische Grundbesitzer wurden beschuldigt, sich am Tempelgebiete
vergriffen zu haben. Dafür wurde dami vom Rathe der Amphiktyonen
fline schwere Geldbufse ausgesciu'ieben und im Falle, dass dieselbe nicht
geiahlt würde, ganz Phokis hi den Bann gethan und für ein dem
Gotte verfallenes Land erklärt.
Es war von Anfang an in Phokis eine Partei, welche zur Ver-
ständigung rieth, als dies Gewitter über das Land heraufzog. Aber
kidenschafUiche Volksiührer seilten es durch, dass alle Stimmen der
Hflikigung verhallten. Die Eifersucht der Gesclilechter kam dazu.
Denn an der Spitze der Bewegung standen die FamiUe des Theo-
timos und die des Euthykrates, desselben, welcher mit Mnaseas um
eine Erbtochter in heftigen Zwist gerathen war. Die Famihenfehde
wurde zu einer politischen. Auch war es wohl nicht ohne pfäflische
Arglifit 80 eingerichtet worden, dass das Haus des Euthykrates, wel-
ches in Delfdü misshebig war, in seinem Grundbesitze dmxh den
Amphiktyonenspruch besonders hart getroffen war. Die Erbitterung
darüber führte den Sohn des Euthyki*atcs, Onomarchos, an die
Spitje der Kriegspartei, wo sich ihm die Aussicht erolTuete, seinen
Dii^eis cagleich und seinen Famihenhass zu befriedigen.
Onomarchos galt füi* den Urheber der entscheidenden Beschlüsse.
Ihm zur Seite stand des Theotimos Sühn, Pbilomelos. Es waren
kttbne, hochbegabte Männer, mächtig in Wort und That. Von ihnen
geleitet heschloss die Volksversammlung energischen Widerstand
gegen die Zumnthungen der Amphiktyonen. Aber dabei blieb man
nicht stehen. Die ganzen Landesverhältuisse sollten bei diesem An-
lasse umgestaltet werden; denn Alles, was an Verstimmung und llass
gegen Delphi, gegen Böotien, gegen ThessaUcn seit alten Zeiten
bei den Phokeern sich augesammelt hatte, kam jetzt zu Tage; am
grOlhten aber war die W' uth über Delphi, das sich wieder als Werk-
aeng der Feinde gebrauchen liefs. Dieser Tempelstaat könne nicht
länger geduldet werden; der phokisclie Staat sei der natürliche
Schinnvogt des Ileiligtlmms, er düife einen solchen Ilerd feind-
seliger Intriguen im Herzen der eigenen Landschaft nicht bestehen
lassen^*),
Outiof^ Qt. G«Mh. IIL 28
434 AUSBRDCn des heiligen RRIEGS TM, 1;
Das pliokische Yolk erhob sich zum ersten Male, vmi einer ge-
waltigen Bewegung ergriiren, und glaubte sich zu groCBen Dingen be-
rufen. Man bcschloss eine allgemeine Rüstung und wihlle Pk3o-
nielos zum Feldherrn, Onomarchos zu seinem Amtsgenossen. ViB
erbitterten Feinden auf allen Seiten umringt, sah man nach ana-
wärtigen Verbindungen aus und hoffte vor Allem auf Sparta. Dma
die Spartaner waren ja in gleicher Verdammniss wie die Phokeor,
sie waren wegen Frevels an der Kadmosburg zum zweiten Mak
von den delphischen Behörden verurteilt und protestirten wie die
Phokeer gegen diesen Spruch (S. 312). Auch auf Athen hdhe
man. Beide Staaten, dachte man, könnten den Unterging ein«
selbständigen Phokis und den unbedingten Sieg der thebaniadHhM-
salischen Politik unmöglich in Ruhe mit ansehen. Phflomeloa pof
selbst nach Sparta; er fand dort Billigung seiner Pläne, erhiA
Versprechungen und Geldunterstätzung, aber wirkliche Hfilfe tu
keiner Seite.
Die Phokeer waren also auf sich selbst angewiesen uoi fOB
aufsen kam ihnen nichts zu Gute, als die Saumseligkeit ihrer Gegner,
welche vor den entscheidenden Schritten sich scheuten. PluhNiielii
sah, dass Alles auf rasches Handeln ankam; durch kühnes VoiigdMB
hoffte er noch am ehesten auch die Bundesgenossen in den Kanpf
hereinzuziehen. Er durfte ja auch nicht warten, bis die Verbindetei
unter Waffen standen, unter dem Vor\«ande des Tempelachutzes ÜA
im Lande festsetzten und die Verbindungsstrafsen beherrschten; deoi
die phokischen Gemeinden lagen rund um den Pamass hemm und
konnten von Delphi aus in ihrem gemeinsamen Handehn sehr leicfcl
verhindert werden. Darum forderte er die RQstungen mit Zuschas
eigener Mittel und kam, während äufserlich noch Frieden war, arineo
Gegnern durch einen kühnen Handstreich zuvor. Er rückte ume^
zuglich gegen Delphi vor, tödtete in kui^em Kampfe die Wenigen,
welche sich zur Wehr setzten. So wurde das Geschlecht der Thrt-
kiden vernichtet, welche in nahen amtlichen Beziehungen tum Hs-
ligthum standen, und ihre Güter eingezogen. Die übrige Befölke*
rung wurde bald beruhigt, die Denkmäler der letzten BescMöne
vernichtet, und nachdem die zum Entsätze heranziehenden Lokrar
lilutig zunickgeschlagen waren, sah sich auch die Pythia gezwango,
für die Phokeer Partei zu nehmen.
Nach diesem entscheidenden Vorgänge fühlte man noch lebhafter
als zuvor die Nothwendigkeit einheitlicher Leitung und üb^trug voa
raiLOHELOS fN DELPHI S55 FRÜHJAHR. 435
Seiten der Volksgemeindc alle Vollmachten einer unlwdingten Dik-
tatur auf Phik>inelo8, welcher in Delphi seine Residenz anfschhig, ein
die Zugänge behen-schendes Kastell errichtete und ein Manifest
an die griediische Nation erliefs, in welcliem er seinen scheinbaren
Friedensbnich rechtfertigte nnd feierlich erklärte, dass er das ge-
meinsame Heiligthum von Hellas unversehrt erhalten inid ill)er die
Schütze Delphi's Rechenschaft ablegen werde.
Die Thebaner waren durch die Entschlossenheit und Thatkrafl
des phokischen Volks offenbar in hohem drade ülierrascht. Sie
hatten von Delphi aus die weiteren Schritte zur Demüthigiuig des
geringgeschätzten Bergvolkes thun wollen; statt dessen war Del-
phi die Burg des Feindes geworden, an welche sie sich nicht heran
wagten. Philomelos, der fTir den Unterhalt seiner Söldner Beute-
iflge machen musste, bedrohte sogar die b5otischen Gränzcn, und
die Thebaner wurden um ihre immer unzuverlässigen I^ndstadte
besorgt
Sie beriefen also eine amphiktyonische Versammlung nach Ther-
mopylai, wo die Gegner der Phokeer vertreten waren, vor Allen
die Thessalier; es war eine in jeder Beziehung illegitime Tagsatzung,
widche sich aber doch für die Vertretung der hellenischen Nation
erklärte und die Rechte dersell)en in Anspruch nahm. Philomelos
wurde hier in die Acht erklärt und alles wehrhafte Volk im Namen
des delphischen Gottes zu einem heiligen Kriege aufgeboten.
Nun rüsteten sich alle Stamme, welche zu Thelien im Ver-
hiltnisse der Heeresfolge standen; noch einmal sah sich Theben an
der Spitze der Völker vom Olympos bis an den korinthischen Meer-
bnsen, der Lokrer, Dorier, Thessalier, der Stamme des Oita und
Pindos, und sie strömten mit grofser Kriegslust herbei, nicht um
dem delphischen Gotte und seiner Pythia zu helfen, sondern
um ihren Hass gegen die Phokeer einmal gnuidlich zu befriedigen
(Herbst 355). Griechenland war in zwei Heerlager getheilt, je nach-
dem es für oder wider Partei nahm. Für Phokis war viel Sympathie
voihanden, aber wenig Iliilfe; die beiden Grofsstaaten waren lahm,
nur aus Achaja kam Zuzug. Philomelos hatte daher mit den gröfls-
ten Schwierigkeiten zu kämpfen und wenn er auch von Hause aus
em Parteigänger war, von ehrgeizigen Absichten und dynastischen
PlSnen geleitet, so zeigte er sich doch als einen gebornen Fürsten,
ab einen Mann von gewaltiger Geisteskraft. Ihm kam Alles darauf
an, Vertrauen zu seiner Sache zu erwecken und zu zeigen, dass
436 PHILOKBLOB KRIEGFÜHRUNG UND TOD 1(V7, 1; SM.
die Pliokeer keine wilde Horde wären, sondern reif und tüchtig n
staatlicher Selbständigkeit und würdig ihren Platz unter den anderai
Staaten einzunehmen. Er hütete Zucht und Ordnung, er zwaig
die Feinde, weldie seine Soldaten als Tempelrauber ansahen und die
in ihre Hände Gefallenen als solche behandeln wollten, durch met^
gische Gegenmafsregeln, seinem Heere kriegsrechtiiche GleichsIdhHig
einzuräumen. Aber die schlimmsten Uebelstände konnte er nkht
beseitigen. Sie lagen darin, dass seine Macht auf Söldnern berohte,
welche er durch übermäijsige Geldopfer rasch zusammen gebnekt
hatte. Seine ganze Macht war also im Grunde eine' GeldmachL
Unter diesen Umständen wäre es ein Wunder geweaoi, mn
Philomelos es mögUch gemacht hätte, die Mäüsigung inne lu Um,
welche er sich zum Gesetze gemacht und als seine Verpflicblimi
öffentlich anerkannt hatte. Die Versuchung war zu grole* Man w
unbeschränkter Herr der gefülltesten Schatzkammer in GriethmlMi
und sollte aus Geldmangel das Land den wüthendsten Feinden Pftii
geben? Man hatte in der That keine Wahl, nachdem man onml
so weit gegangen war. Es wurde also ein Schatsmeistenunt ab-
gesetzt und unter Verantwortlichkeit desselben der Tempelachate an§B-
grifien, anfangs wohl nur unter Form einer Tempelankihe, dna
aber immer dreister und rücksichtsloser. Was Jahrhunderte lag
an heiliger Stätte unter der Tempelschwelle geruht hatte, ging nui
in alle Welt hinaus; je mehr Gold man fand, desto mehr suchte
man, und der lange verhaltene Widerwillen gegen die Priesterstaik
befriedigte sich in der Ausbeutung ihrer Schätze; nicht das GoU
allein wanderte in die Münze, sondern auch die heiligen
wurden angegriffen und Geschmeide aus der Heroenzeit sah
an den Frauen der Sölduerfuhrer als Halsschmuck glänzen. 10,0M
Talente (15^ Mill. Th.) sollen damals in Umlauf gekommen sdn,
und zwar nicht nur als Kriegersold wurden sie ausgezahlt, aondcn
auch im Auslande verwendet, um einflussreiche Personen, wie Dei-
nicha des Königs Archidamos Gattin in Sparta, zu gewinnen aii
andrerseits im Lager der Feinde günstige Gesiimung zu erwecka.
Dennoch hatte man das Kriegsglück nicht in der Gewall. Nack
einer Reihe glücklicher Kämpfe wurde Philomelos im KephiaoiChik
von einer Uebermacht augegrilfen und in eine Schlacht verwickelt,
welche mit einer Niederlage endete. Er selbst entging nur te
Gefangenschaft, indem er sich, aus vielen Wunden blutend, von dea
Felsgipfeln Im Tithora in den Abgrund stürzte ^^).
O:iOHARCHO0 UND PHILIPPOS VON MAKEDONIEN. 437
Es scheint, dass die Thebaner die Sache der Pbokeer für ver-
öl ansahen, da sie um dieselbe Zeit ihren besten Feldherrn,
mnienes, mit 5000 Mann durch Nakedonien nach Asien entsen-
ten, um dort den Satrapen Artabazos gegen den Groijskönig zu
bsntfttien« Aber sie irrten sich sehr, wenn sie den Trotz der
okeer gehrochen wähnten. Die gemufsigte Partei im Lande konnte
ch jetzt nicht durchdringen. Onoinarclios, der wohl schon lange
I UnterordnuDg unter Philomelos schwer ertragen tiatte, trat in
I ente Stelle ein, Phayllos, sein Bruder, in die zweite; der dyna-
Mbe Charakter der ganzen Erhebung ward deutlicher. Das Haus
I Theotimos stand wie ein Herrscherhaus an der Spitze des Volks und
r Befiriedigung seines Ehrgeizes wurde der blutige Krieg mit neuem
fer ffnlgesetzt. Noch konnten immer melu* delphische Schätze
laig gemacht werden, neue Schaareii strömten dem fi^eigebigen
ratm su; Phokis war unter ihm die erste Geld- und Streitmacht
fleDas. Auch das Gluck war ilim günstig, hi Pherai erlioben
h neue Tyrannen. Er verband sich mit ilmeu, unterstützte sie
t Geld und erreichte dadurch, dass er den Kücken frei hatte.
i Thebaner hatten m ihrem Eifer nachgelassen und sicli durch
ne Unternehmungen, auf welche man wohl nur des persischen
Idea wegen eingegangen war, ihrer besten Streitkräfte beraubt.
Auf einmal waren sie in der eigenen Landschaft nicht mehr
her. Denn Onomardios eignete sicli alle Vortheile einer euer-
dien Kriegführung an, l)esetzte Tliermopylai und verheerte die
SldesiiDder Thebens, um den Stämmen des Oita, den Doriern,
B Ldurem die Heeresfolge, die sie Tlieben leisteten, gi'ündlicli zu
rleiden. Dann wurde Böotien selbst in Aufruhr versetzt und
Kbieitig ein Heerzug nach Thessalien unternommen, um der
rtigSB antithebanischen Partei den Sieg zu verschaffen.
Hier traten nun die Verwickelungen ein, welche den make-
■iacheii König zur unmittelbaren Betheiiigung an den griechischen
nddn heranzogen, als er gerade nach Erledigung der näheren
igthm eine Gelegenheit suchte seinen Einlluss auf die griechischen
■dachaflen auszudehnen. Die Gelegenheit, welche sich darbot, war
gftnstig wie möglich. Er liatte nicht nur die alten Herrenge-
hlechter des Landes für sich, welclie seine Hülfe gegen Lyko-
ran nnd Peitholaos (S. 431) in Anspruch nahmen, sondern auch
I thessalische Volk. Denn die pheräischen Tyrannen waren
rch die gewaltthätige Politik, die sie von jeher befolgt hatten, im
43S O.NOMARCBOfl SIEGE UNI) ?riEI>ERLAGE 106, 4; Ua/%
ganzen Lande verhasst nnd diese Abneigung hatte sich nitnrUch
in lioheni Grade gesteigert, seit sie mit den Erbfeinden Thessalinii,
den Phokeorn, in Bündnis» standen. Philipp konnte also auf krif-
tigen Beistand im Lande reciinen; er erschien als ein ScfatU
gegen die wilden Söldnersckaaren, welche sich aus geraubtem Tenpd*
gute nährten und mehi* und mehr eine Geiüsel von ganz Griedicih
laud geworden waren.
Dennoch wurden ihm die nächsten Schritte nicht leidit An-
fangs freilich trieb er ohne grofse Mühe den Phayllos zuröA, in
ihm zur Unterstützung der Tyrannen entgegengeschickt war. Dnm
aller erkannte Onomarchos, dass sich die thessalischen VerUttniMe
nicht als eine Nel)ensaclie behandeln liefsen; er rückte mit foler
Hcercsstarke aus Böotien heran und warf sich voll Erbitterung auf
den neuen Feind, welcher ihm seine Pläne zerstören wollte, b
zwei grofsen Schlachten besiegte er den makedonischen König, m
dass dieser nur mit den Trümmern seines Heers der VerfolgDig
entging; die Macht der Aleuaden war gebrochen and da nun gleich-
zeitig auch Böotien, das mülisam geeinigte, in voller Auflöaung k-
grÜl'en war, Koroneia die alte Bundesstadt den Phokeen in &
Hände fiel, Orchomenos sich wieder gegen Theben erhob und äi
Tyrannen von Pherai eifrig bemüht waren, ihrem thatkrällipi
Schutzherrn die 01>erherrschafl von ganz Thessalien zu verschain,
so koiHite Onomarchos, der nirgends einen elienbürtigen Feind mekr
auf dem Kampfplätze sah, sich in der That der Hoffnung hingekn.
dass es ihm gelingen wenie, für sich und sein Haus eine HeiTSckril
zu begründen, welche einen gmfsen Theil des griechischen Feit-
hlnd(^^ zu einem Reiche vereinigte.
König Philippos aber war nur heimgezogen, um besser ft-
rüstet auf den Kampfplatz zurückzukehren. Nach wenig Monatn
st^ind er mit 20000 Mann zu Fufs und 3000 Reitern wieder ii
Thessalien. Hier wusstc er den Hass gegen Phokis, welchen is
letzte Feldzug neu geweckt hatte, auf das Beste zu verwerthen; tf
entflammte die Truppen durch den Gedanken, dass sie f&r «K
lieilige Sache kämpften , und erfocht einen blutigen, aber vdMD*
digen Sieg. Ueber 6000 Feinde tielen im Kampfe, 3000 Gefangene
wurden als Temfielschänder in das Meer gestürzt, Onomarchos sdM
tiel und wurde todt an das Kreuz geschlagen (Frühjahr 352).
Der König beruhigte Thessalien und besetzte nach VertreibuiF
der Tyrannen sofort die far ihn wichtigsten Punkte, welche er
KRIEGSELEIfD. 439
Igst entschlossen war nie wieder aurzugel>en; das war Pagasai,
r wichtigste Hafenort von ganz Thessalien, und die den Hafen
herrschende Halbinsel Magnesia, deren Besitz ffir ganz Thessalien
II entscheidender Bedeutnng war. Um zugleich etwas Populäres
Ihun, eridirte er Pherai, die Stadt der Tyrannen, für eine freie
idt und wurde nun als Retter Thessaliens, als Wohlthäter der
dienen, als Rächer ApoUons hoch gepriesen ^^).
Inzwischen war die Gegenpartei nichts weniger als veniichtet.
Myllos trat an die Spitze der Phokeer, und es gereichte ihm zum
ffthefle, dass der philippische Sieg die anderen Hellenen in Schrecken
Ktzt und aus ihrer Unthätigkeit geweckt hatte. Den makedoni-
lien König, den man sich nur an den fernen Gränzen der grie-
iscben Welt zu denken gewohnt war und nur im Coloniallande
I einen unheimUchen Nachbar kannte, den sah man auf einmal
Thessalien mächtig und mit einem siegreichen Heere an der
iiue des innem Griechenlands. Die Athener bemannten unver-
[^ieh eine Flotte und besetzten Thermopylai. Wäre Philippos wei-
* forgegangen, um den heiligen Ki-ieg zu Ende zu kämpfen, so
irde er Phokis,. Athen und Sparta za einem Waflenhündnisse ver-
■gt und SU einer thatkräftigen, nationalen Politik gedrängt haben.
• lag nicht in seiner Absiclit. Phayllos hatte noch immer eine
dil verächtliche Macht. Noch immer gab es neue Weihgeschenke
d Tempelgeräthe einzuschmelzen; es kam rnlerslützung von Sparta
d Adiaja, und die Tyrannen von Pherai unterstützten als land-
chtige Parteigänger den Raubkrieg im lokrischeu Gebiete. Phayl-
I starb ungebeugt, nachdem er seinen Nefl'en Phalaikos, des Ono-
dPclios Sohn, zum Nachfolger gemacht hatte; die Feldhauptmaim-
laft war zu einer erbUchen Furstenmacht geworden^®).
Abw nach und nach versiegten die Geldmittel. Der Krieg wunle
tt; es war eine Gränzfehde, welche Jahi*e lang ohne Eutschei-
Dg sich fortschleppte und wie ehie offene Wunde alle gesun<1en
Ifle aufkehrte. Immer mehr Felder blieben unl>ebaut liegen,
itoer mehr Wohnstätten wurden niedergebrannt und Fruchlbäume
igehaura; die Menschen verwilderten im Elende des Krieges,
Icher von Jahr zu Jalu* fortgefilhrt wurde, ohne dass man i'echt
Bste, warum. BAotien und Lokris erschöpften sich und der
Hnerstaat ging nnauflialtsani einer völligen Zerrüttung entgegen.
ine der Parteien konnte ein Ziel erreichen, welches so ungeheurer
ftr würdig wäre. Alles blieb unentschieden bis auf das, was König
440 PHILIPPOS IN THESSALIEN UND THRAKIEN 86S:
Pliilipp gewollt hatte. Er war der Einzige, der etwas enrniA
hatte.
Sein Machtgehiet reichte jetzt von den thrakisdien Gddbergn
bis an die Thermopylen. Thessalien, das ihm so unenlbdiriMte
Land mit sehien reichen Hulfsquellen, weiche noch niemals, in docr
Hand vereinigt, zur rechten Yerwerthung gekommen waren, hg
zu seinen Füfscn und die gewaltigste Naturgränxe, der Olyopei
mit seinen Passen, bestand für ihn nicht mehr; die Contingeale
der Thessalier, vor Allem ihre Reiterei, standen m seiner Ver-
fügung; im pagasaischen Meerbusen hatte er eine neue FhUo-
station am griechischen Meere, in den dortigen HafiengefUlen eiae
neue und reiche Finanzquelle.
Und dies Alles hatte er nicht als gewaltsamer Eroberer er-
reicht, sondern als ein Freund und Wohlthäter des Landes, im Kan^
für eine gerechte und nationale Sache, für Ordnung nnd heiign
Herkommen gegen Tyrannei und Militardespotie, und in einer sol-
chen Weise, dass er denen, welclien er geholfen hatte, auch flr
die Zukunft unentbehrlich blieb. Er behielt die Fäden in der Bni\
er hatte die Brücke nach dem inneren Hellas geschlagen und wv-
tete ruhig, bis die Stunde kam, um sie zu überschreiten. EiMl-
weilen tliaten die Hellenen, namentlich die nächsten Anwohner dei
südlichen Thessaliens, selbst mehr als irgend ein äufiBerer Fond
Ihun konnte, um die Widerstandskraft von Hellas gründlich ante-
reiben, und Philipp konnte sich nach dem Gewinne Thessalieas
so ruhiger wieder den Aufgaben zuwenden, welche im Norden
Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Ein Reich wie das seinige
verlangte an den verschiedensten Stellen des Königs Anwescalieit;
nirgends bestand ein festes Herkommen, Alles war im Werden; er
war die Seele des Ganzen, und darum war die alle Welt in Erstauum
setzende Geschwindigkeit seiner Reisen und Märsche eines der wirk-
samsten Mittel, wodurch er sein Reich fest und stark madite.
Im Herbste 352 stand er in Thrakien, beugte die dortigei
Häuptlinge unter seine OberhoheiU drang bis an die pontisdien Ge-
wässer vor und schloss mit Kardia am HellesiKinte, mit Byanz ml
Perinthos Freundschaft sverträge. Um dieselbe Zeit griff er nach der
Seite des adriatischen Meeres weiter vor, legte Kastelle im illyriscfaes
liande an und gewöhnte die Fürsten von Epeiros, sich seinen An-
ordnungen zu fügen. Endlich hatte er von Thessalien aus auch is
Euboia schon sehie Fäden angeknüpft, um sich auf dieser wichtipa
PHILIPP ClfD OLTNTHOS. 441
uel Freunde tu erwerben, und war unablässig bestrebt, nach allen
leiten seine Terbindangen auszudehnen und an allen Küsten Ein-
laee m gewinnen^*).
Das waren einleitende Mafsregeln, welche künftige Schritte leise
erliereileten , wfihrend er an anderen näheren Plätzen sich an-
duckte, das firflher Vorbereitete mit allem Ernste durchzuführen.
Imu gehörte namentlich die vollständige Unterwerfung der chalki-
fiKhen Halbinseln.
Freilich sah es seit dem Falle von Amphipolis nirgends fried-
idiCT aus als hier. Während in Mittelgriechenland der Krieg wü-
bete und alles aus den Fugen ging, herrschte bei den 01)iithiern
md ihren Bundesstädten Glück und Wohlstand. Sie hatten ja
iveder von Athen noch von Sparta etwas zu fürchten und der ein-
Bge Nachbar, der ihnen hätte schaden können, war ihr bester
hreund (S. 423). Er hatte sich als solchen durch die Tliat be-
wUirt; ihm verdankten sie durch die Ueberlassung von Potidaia und
ftüthemus die Erweiterung und Abrundung ihres Gebiets ; er beschenkte
iie Borger, begünstigte die Stadt durch mancherlei Zugeständnisse,
Keb ihre Gapitalisten an dem neu aufblühenden Bergbau sich in
fertheiUiafter Weise betheiligen, dehnte ihre Weidegerechtigkeit aus
mi schien seine Freude an ihrem Gedeihen zu haben. Die Olyn-
Ihier erkannten darin die alte makedonische Politik, wie sie schon
Btaig Po^kkas ihnen gegenül>er befolgt hatte, und glaubten um
■e weniger Grund zum Misstrauen zu haben, da sie der Ansicht
sm konnten, dass auch dem aufstrebenden Königsstaate an ihrer
nenndschafl etwas gelegen sein müsse. Seitdem sich al>er das
Itaigrrich mit so kühner Sicherheit nach allen Seiten ausbreitete
eine planmäfsige Grofsmachtspolitik entwickelte, da wurde es
Olynthiem doch unheimlich neben dem übermächtigen Nach-
▼on dessen Eroberungen ihr Gebiet wie eine Insel eingeschlossen
iw* Es war ihnen, als wenn sie vor dem Lager eines Baubthiers
ailmi, von dessen Laune es nur abhinge, wann es seine Klauen nach
siner Beute ausstrecken wolle, welche ihm nicht entrinnen konnte.
Sie lebten in einer beständigen Angst, welche, je nachdem Philipp mit
•einem Heere näher oder ferner war, sich steigerte oder verminderte.
Die Unruhe wurde dadurch noch gröfser, dass sie keine einige
Stedlgemeinde waren, sondern eine Gruppe von zwanzig bis drei-
IKg SUdten, und in jeder Stadt waren Parteien, welche sich feind-
lidi einander gegenüber standen. Denn I^hilipp hatte dafür gesorgt,
442 LAGE DER OLTxXTHlER UND IHRE
dass er in allen Bürgerscliaflen Anhänger hatte, welche unbedingtea
Anschluss an Makedonien als die einzig richUge Politä der Ghil-
kidier vertraten und von jeder Regung entgegengesetzter Bewegiu^n
den König in Kenntniss setzten. Dennoch gewann das SeUwtiiidig-
keitsgeföhl , welches allen griechischen Gemeinwesen so tief eiBfe»
pflanzt war, und die Liehe zur Freiheit noch einmal die Oberhud;
die nationalen Parteien in den Bundesstadten einigten siefa oi
man l)esc]iloss den Versuch zu machen, wie weit es ihnen iedi
vergönnt sei, eine eigene PoUlik zu verfolgen. Denn bd sdieiii-
harer Gleichberechtigung standen sie thatsachlich doch schon in einen
Clieutelverhältniss zu ftlakedonien, da sie im BundesTertrage ohne
Zweifel Verpflichtungen der Art eingehen mussten, nicht ohne
Philipp Krieg zu machen oder Frieden zu schliessen. Das mr
der Preis für Potidaia und Antliemus; denn wie hätte der Ktaig
solche Städte an emen Nachbarstaat abgeben können, wenn er sick
nicht seiner Bundesgenosseuscbaft versichert hätte! Philipp komle
also den Olynthiem eine Verletzung der Verträge vorwerfen, ab sie,
ohne ihn zu fragen, mit Athen in Friedensunterhandlungen eia-
traten, um in dem bevorstehenden Kriege wenigst^eis das Recht dv
Neutralität für sich in Anspruch zu nehmen. Die ersten Verhand-
lungen fallen wahrscheinlich in die Zeit der makedonischen FeMzii^e
in Thessalien.
Seitdem waren PhiUppos und der Städtebund auf ge^panntfoi
Fufse; aber kehier hatte Neigung, einen oflenen Brucli herbeim-
führen. Der König berührte das Gebiet der Städte auf seinen thra-
kischen lleerzügeu, er liefs sie seine Macht sehen, er warnte nntf
drohte, that al)er von seiner Seite nichts, den Frieden zu brecbfo.
Die Olynthier dagegen, von der nationalen Partei geleitet, gin^
weiter, indem sie sich von den Athenern Zuzug ausbaten, um ürv
Gränzen zu vertheidigen. Das war schon eine entschiedene DenwB-
stration gegen Philipp, welcher doch unmöglich dulden konnte, dvs
feindliche Truppen im Gebiete semer Bundesgenossen auflr^'
Jetzt kam es nur noch auf zufallige Veranlassungen an, um <1a
Krieg zum Ausbruche zu bringen. Eine solche war die Fordenof
des Königs, einen seiner Stiefbrüder, welcher sich liach Olyntlw
geflüchtet hatte, auszuliefern. Nun that die Stadt den entscheidendfo
Schritt, indem sie Gesandte nach Athen scliickte, um ein Schutz- db^
Trutzbündniss gegen Makedonien zu schliefsen (Ol. 107, 4; 349)^
Von dem Eifolge dieser Gesandtschaft hing nun Alles ab. OhD-
GESANDTSCHAFT NACH ATHEN. 443
thos und Athen waren die beiden einzigen Staaten, welclie noch
Mittel zum Widerstände hatten, thre Verbindung war es daher auch,
welche Philipp von Anfang an zu verhindern bemfüit gewesen war.
Ging Olynth verloren, wie Amphipolis, Pydna, Methone, so blieb
nur Athen übrig. Wie stand es nun in Athen? Wie iiatte es sich
während der Zeit der wachsenden Gröfsc Makedoniens verhalten?
War es fähig und entschlossen, für sich und die Hellenen einen
entscheidenden Kampf gegen Philipp von Makedonien zu unter-
nehmen, dessen Absichten in Betreff Griechenlands seit seinem Auf-
treten an den Tbermopylen nicht mehr zweifelhaft sein konnten?
^
rf
1-
i
IL
ATHENS POLITIK UND GEISTIGES LEBEN BIS ZDl
AUFTRETEN DES DEMOSTHENES.
Seit sich Athen von den dreifsig Tyrannen frei gemacht h
lenkte es unwillkürlich immer wieder in die alte Politik ein, n
seine Herrschafl auszudehnen und auf die allgemeinen Angelegen]»
Griechenlands Einfluss zu gewinnen. Es konnte seine Vergan
heit nicht vergessen und auch seine Handelsinteressen Terlanj
dass es Seemacht und Bundesgenossen wieder erwerbe. Aber
war der grofse Unterschied zwischen dem neuen and dem :
Atlien, dass es jetzt nicht mehr die ganze Bürgerschaft war, m
einmüthig vorwärts strehte, und dass ihr Streben nicht anhielt
merkte ihr die Ei'schüpfung an, und wenn sie einmal einen I
tigen Aufschwung genommen hatte, so sank sie bald wieder in
matte Stimmung zumck und begehrte nichts Anderes als nit
Lebensgcnuss und eine ungestörte Behaglichkeit innerhalb
beschränkten Kreises ihrer hürgerUchen Verhältnisse. Der an
Unterschied liegt darin, dass die Politik des alten Athens sich
einer gewissen Nothwendigkeit von innen heraus entwickelte, ^
i*end jetzt die Antriebe zu einem kräftigeren Handeln immer
aufsen kamen, so dass die Politik der Athener durch die Gel^
heit gemacht wurde und von äulseren Zufälligkeiten abhängig
So war Atlien, durch auswärtige Staaten bestimmt, in den
rinthischen Krieg herein gerathen, und nachdem es nach gro
Verlusten, erschöpft und entmuthigt, Frieden gemacht hatte, w.
es wiederum die Ereignisse in Böotien, welche die Politik All
bestimmten. Ja, auch die inneren Parteien, unter deren Eiol
die Entschlüsse der Bürgerschaft standen, unterschieden sich
einander nach ihrem Verhalten zu den auswärtigen Staaten.
Es waren aber keine neuen Grundsätze der Politik, wd
GESCHICHTE DBB ATTISCHEN POLITIK. 445
dieseo Parteibildungen zu Grunde lagen, sundern es traten nur die
ihen Richtungen in veränderter Form hervor. Denn während die
finen eine einseitig demokratische Politik missbilligten und trotz
ihr Erfahrungen immer wieder eine Verständigung mit Sparta
MKbten, hielten die Andern daran fest, dass in der Yolksherrschaft
& Stärke des Staats hege und dass man ihn gegen Sparta durch
T«bindung mit andern Staaten gleicher Verfassung kräftigen müssle.
Dies konnte jetzt aber nicht mehr in der gewaltsamen Weise ge-
ickehen, wie es Alkibiades gewollt hatte, als er Athen zum Mittel-
punkte all^ demokratischen Parteien in Griechenland machte,
Mndeni man musste durch friedhchen Anschluss an Staaten ver-
madter Richtung die Vaterstadt zu schütten und aus ihrer gelahr-
Um bolirung zu befreien suchen. Und da erschien es nun als
ätt guu besonders glückliche Fügung, dass unmittelbar nach der
tilMcQ Demütfaigung Athens in Böotien ein Umschwung erfolgte,
iricfaer die alte Verbindung mit Sparta zerriss und das Land mit
■Wfti Nothwendigkeit auf die Seite der Athener stellte.
. Diese Wendung wurde in Athen sofort als ein groljses Glück
MrkanDt und darauf beruhte die Bildung der Partei, welche
Skelid der nächsten Jahrzehnte die besten Kräfte der Gemeinde
ii lieh vereinigte und dem Staatsleben die kräftigsten Impulse gab.
fie stellle den engsten Anschluss au Theben als ihren Grundsatz
«£ Die mit dem Zwange des Schwertes vergeblich erstrebte
IMndnog sollte nun in Frieden zu gegenseitigem Heile verwirk-
icht werden. Böotien und Attika waren von Natur berufen, als
Utd- und Seemacht sich einander die lland zu reichen; kern
8liat hatte den anderen zu fürchten, jeder nur vom anderen zu
■nriuen. Attika wurde durch Thebens Freundschaft seiner Pässe
kk Norden sicher und eben so des euböischeu Meers. Vereinigt
Ulkten sie eine Macht, welcher in Griechenland keine zweite Trotz
iMtiB konnte.
Das war das Programm der böotischen Partei; es war einfach
Ml Ulf, es war der gesunde und fruchtbare Keim einer neu-
miichen Politik» die leitgemäfse Erneuerung der alten Volkspartei.
ÜB beruhte nicht blofs auf allgemeinen Grundsätzen und An-
■diaimngen, sondern auf persönhchen Beziehungen der engsten
tot auf gegenseitigen Dienstleistungen in Zeiten der Noth zur Er-
nJduiDg der höchsten Staatszwecke. Daraus bildete sich rasch ein
^mes Gefühl der Walüverwandtschafl, eine politische Sympathie,
446 DIB b5otische Partei
welche voll berechtigt war, alle fn'iheren Yerstimmuiigeii zq be-
seitigen. Die 'Männer von Phyle\ wie man die Helden naimtc,
die von Anfang am Befreiungswerke betheiligt gewesen, waren mdi
die leitenden Staatsmänner der Restauration (S. 46). Thrasjbuhi
imd Kephalos schlössen das erste Waflenbündniss mit Theben; der
ausgezeichnete Redner, Leodamas von Achamai, Aristophon (hr
Hazenier (S. 48), Thrasybulos von Kollytos gehörten denelbeB
Richtung an.
Obgleich diese Partei so reich an tüchtigen Kräften und Dm
Richtung eine so echt patriotische, so vollkommen bereditigte, ji
geschichtlich noth wendige war, so fand sie dennoch yieUKhn
Widerspruch. Sie war die Partei der Bewegung und des Gepa-
satises gegen Sparta. Thrasybulos war der WalTenfreund des AU-
biades und Aristophon der Sohn des Demostratos, welcher da
sicilischen Seezug am eifrigsten unterstützt hatte. Darum gehörteo
Alle, welche sich vor einer neuen Yerfeindung mit Sparta oi
neuen gelahrlichen Unternehmungen fürchteten, alle Feinde ia
Demokratie und demokratischer Unruhe zu den Gegnern der b6o-
tischen Partei. Aber auch die eigentlichen Demagogen, nie
Agyrrhios (S. 202), waren gegen sie, weil sie von Störungen eiMi
behaglichen Wohlstandes, von Opfern, die man den Büiigem n-
muthe, nichts wissen wollten. Dann wurde der Einfluss Thrasybds
und seiner Genossen durch das Auftreten Konons zurückgedrängt,
welcher der Zeit ferne gestanden hatte, in der sich das Vertiähois
zu Theben gebildet hatte. Auch die Männer, welche sich ihm an
meisten anschlössen, Iphikrates und Timotheos, haben sich die Ge-
sichtspunkte der thebanischen Partei niemals recht zu eigen gemadit;
attischer Stolz machte sie in Beurteilung der politischen Lage befimgeii.
Der entschiedenste Widersacher war aber Kallistratos ms
Aphidna, seiner Zeit der erste Redner in AÜien. Obwohl ein Nele
des Agyrrhios, stand er dennoch in Verbindung mit den theba-
nischen Oligarchen, und wenn er auch als guter Patriot jeder
Gewaltthat Spartas widerstrebte, so war er doch noch viel eiil-
schicdener gegen Theben eingenommen. Er wollte keine dritte
Hauptstadt in Griechenland, kein unter Theben vereinigtes BöotieB
im Rücken Athens.
Kallistratos ging also auf die Grundsätze kimonischer PoiiA
zurück, indem er die Leitung der nationalen Angelegenheiten n
den Händen der beiden alten Vororte erhalten sehen wollte, and er
tmD IHRE GEGNER. 447
rsweiffelte nicht daran, hiefür die richtige Form zu finden, wenn
in durch ernstes Auftreten und entsctilossene llallung den Ueber-
ffen Spartas voiiieuge. Wenn Tlicbcn sich vordränge, glaubte
, werde die alte Veniv'iming nur gesteigert. Auf keinen Fall
Ute er Athen an ThclH3n gebunden sehen; es sollte den jedes-
lügen Umständen gemäfs zu handeln sich vorbehalten. Es war
I Politik der freien Hand, welche er mit grofsem Talente ver-
it und in aufrichtiger Gesinnung. Aber es war ihrer ganzen
ehUing nach eine mattlierzige Politik, die sicli immer nur mit
B Aufgaben des Tags beschäftigte, eine Politik ohne bedeutende
^ und deshalb unfähig, die Bürgerschaft zu begeistern und zu
Ifligen Entschlüssen zu bestimmen. Indessen fand sie gerade
llialb Anklang; sie schien die vorsichtigste und besonnenste
Deshalb konnte die böotische Partei trotz aller Sympathien,
lebe Theben durch seinen Befreiungskampf erweckte, nicht durch-
Ingen, bis wiederum ein äufseix's Ereigniss eintrat, das dem
kwanken ein Ende machte. Die Spartaner gaben den Ausschlag.
18 Attentat des Sphodrias (S. 276) machte auch dem blödesten
Ige klar, dass Sparta in Griechenland keine Bundesgenossen,
Bdeni nur Unterthanen haben wollte; der Kampf war also ein
ibot der Nothwehr. Nun setzte Kei>halos den Abschluss des
pffenbundes mit Theben durch, die Bürgerschaft ermannte sich
I neuen Anstrengungen und alle Parteien schlössen sich jetzt der
lotischen au'^).
Persönlichkeiten, welche durch geistige Ueberlegenheit zur
■tmg der Bürgerschaft berufen waren, gab es damals in Athen
cht, da sich seit der |>erikleischen Zeit unter dem Einflüsse der
iphintik die verschiedenen Bildungsstufen mehr und mehr ausge-
kten hatten. Geniale Naturen, welche zu aufserordentlichcn Ent-
UOflMn die Menge hinreissen konnten, waren nicht vorhanden.
kv es fehlte für die grofsen Spiele, welche man jetzt in das
Ige fiisste, doch nicht an den nothigen Kräften. Man hatte l)e-
fhrte Feldherm, welche die Gelegenheit zu neuen Thaten mit
imde b^^rillsten; man hatte erfahrene Staatsmänner, welche da-
r sä sorgen wussten, dass aus der erregten Tagesstimmung eine
Mrnde Kräftigung des Staats hervorgehe. Kallistratos entzog sich
Beer Aufgabe keineswegs; denn wenn er auch in den Zielpunkten
cht nüti der jetst herrschenden Partei übereinstimmte, so war ihm
448 DER NEUE SEBBUND ATHENS (S78).
doch Alles recht, was der Machtstellung Athens zu Gute kasi,
namentlich zur See, wo es Sparta wie Theben gegenüber an
selbständigsten auitreten konnte, und es war ihm erwünscht, sdgea
zu können, dass auch sein Standpunkt eine kräftige Erttebong in
Vaterstadt nicht ausschlieDse. Mit ihm wirkten Aristoides von Ifan-
thon und andere Biänner, die in glänzender Weise leigien, di«
die höhere Staatskunst in Athen nicht ausgestorben sei «nd a
an Köpfen von organisatorischem Talente nicht fehle.
Wie gründlich und methodisch man zu Werke ging, Mgm
die Einrichtungen aus dem Jahre des Nausinikos (S. 279 t). Um
behielt die solonischen Klassen und das solonische EinschitzoB^
princip bei, um auf Grundlage desselben das vorhandene VeraAgcs
der Bürgerschaft wie der Schutzverwandteu amtlich festzuitdlai;
aber man ging in wichtigen Punkten von dem früheren HeriuNnaa
ab, namentUch darin, dass man in allen Klassen nicht das gan»
Vermögen als das der Besteuerung unterliegende Kapital mnatkM,
sondern nur einen Theil desselben. Dieser Theil ent^mcb in der
untersten Klasse ungefähr den jährUchen Einkünflen vom Verm^ei;
bei den Wohlhabenderen wurde die Quote des steuerlwren Vemöfesi
verhältnissmälsig gröfser, aber immer gereichte es der Bürgersdnft
zur Beruliigung, dass in keiner Vermögensklasse sich die Ansprtck
des Staats auf das Kapital selbst erstreckten, sondern dass es wA
nur um die Rente handelte, von welcher vorkommenden Falls ge-
wisse Prozente abgegeben werden sollten. Es war also nur cv
nach billigem Verhältnisse steigende Einkommensteuer.
Eine zweite Neuerung bestand dai*in, dass man Cesellschate
einrichtete, in denen ohne unmittelbare Betheiligung der R^gienng
die Beiträge für die Bedurfnisse des Staats zusammengebracht w-
den 'sollten. Die 1200 reichsten Bürger, aus den zehn StinuMS
gewälilt, bildeten zwanzig Vereine oder Symmorien, und die je
16 Reichsten aus jeder Symmorie wiederum ein engeres GoUegpn
der Dreiliundert, welche die Vertheilung der auBgeschriebeaai
Kriegssteuer zu besorgen und, wenn es nöthig war, die Amfifc
durch Vorschuss zu decken hatten.
Man begann mit einer nicht imbedeutenden Bestenening, wekte
300 Talente einbrachte (c. 472,000 Th.). Damit wurde der Aafitfg
einer neuen Rüstung gemacht; es wurden 100 Kriegsschiffe gdM
und 10,000 Mann wehrhaft gemacht; die Seeherrschaft Athen
wurde nach wesentlich neuen Grundsätzen (S. 281) wieder hel|^
DBl NEUB 8BBBUND (100.9)878.) 449
stelll. Zum ersten Male kam ein Staatenbund zu Stande, welclier
auf der Grundlage unparteiischer Gerechtigkeit lieruhte, eine Ge-
nosienfichafl, welche nicht zum Vortlieile eines Staats ausgebeutet
werden konnte, sondern den wohlverstandenen Interessen aller Be-
theiligten entsprach. Athen sollte keine Hechte halien, als die noth-
«endig waren, um dem Bunde Einheit und Kraft zu geben. Kein
Staat konnte ihm die Stellung eines leitenden Vororts und seinen
Feldherm die Fuhruug der gemeinsamen llnlernehmungeu streitig
machen; es musste der Sitz des standigen Bundesraths sein, den
flimdiche Staaten mit gleichem Stimmrechte iMüschickten. Allen
Uebergriffen war dadurch vorgelieugt, dass keine Einu)ischung in
die inneren Angelegenheiten der Stiiaten, keine Tnippensendung
aar Besatzung bundesgenössischer Orte, keine eigenmächtige For-
derung oder Erliebung gestattet war. Es wurde auch kein Bundes-
■ehati gebildet, welcher wiederum in das attische Sf^atsvermögen
Abergehen konnte; die gröfsereu Staaten stellten ihre eigenen
Schiffe, die kleinei^en leisteten ihre Beitrage nach den gemeinsam
geAaaten Beschlüssen.
Was die äufsere Ausdehnung des Seebundes betrifft , so blieb
der Anlalkidas- Frieden die staatsrechthche Grundlage. Auf die
Slidte des jenseitigen Festlandes verzichtete man von vorn herein,
obgleich einige der fenisten Seestädte, welche znm alten Seebunde
gehört hatten, namentüch die Stadt der IMiasehten an) |KnnphyIisclien
Meere, mit gröfster Anhänglichkeit an Athen l'esthiellen mid immer
neue Versuche machten, die alten Handelsbeziehungen und das alte
SchaUverhsUtniss zu erneuern ^^).
In Athen waren die Gedanken zu Hause, welche der Politik
des neuen Seebundes zu Grunde lagen; hier war die Tradition der
Geachiehte, hier allein der Uel>erblick ül)er die Staaten Verhältnisse.
Aber man ging nicht einseitig vor, sondern verständigte sich mit
den Staaten, deren man vor anderen gewiss seht musste, wenn
■an nicht mit einem leeren Programme vor die Welt treten wollte.
Dam gehörten Chios, das auch nach dem Antalkidas- Frieden zu
Alben gehalten hatte, ebenso Mytilene und Byzanz; dann Tenedos
Md Rhodos, wo nach langen Parteilehden die Bnrgerschalt den
ipartanisch gesmnten Familien wieder das Regiment genommen
hitle; den Mytilenäern waren die Methymnäer gefolgt, den Byzan-
tiam Perintlios. Mit diesen Staaten hatte man sich unter der Hand
WiUndigt und dann mit Thel»en, wo man bald erkannte, welchen
Ouiioi, Gr. GeMb. III. 29
450 GESCHICHTE DER ATTISCHEN POLITIK
Nutzen uian von dem neuen Bunde haben konnte, und wenn es
selbst auch für die Macht des Seebundes zunächst ohne Bedeutimg
war, so war sein Beitritt doch wichtig, weil er ihm den Chanktn
einer weiteren, hellenischen Verbindung gab und die Besorgnis»
vor einer einseitig attisclien Bundespolitik l>escitigeii half.
Nachdem so die Ausführung des Programms gesichert war,
wurde die ßundesurkunde nach dem von Aristoteles beantrag«
Volksbeschlusse veröffentlicht, mit den Namen der lieigelreten«
Staaten versehen, in Steinschrift auf dem Markte ausgestellt foA
ein Aufruf an alle Seestädte erlassen, sich dieser Verbindung anzih
schliefsen, in welcher sie Schutz ihrer Unabhängigkeit gegen die
gesetzlose Uebermacht Spartas fmdeu sollten. Dieser Aufhif komik
a))er nur wirksam sein, wenn er nicht als ein todtes Schriftstäck
versandt wurde, sondern durch persönliche Vennitteliiiig Vertmwi
erweckender Männer an die Staaten gelangte. Das war die AufipiK
der im ersten Jahre des neuen Bundes gewählten FeMbem.
Chabrias, Kallistratos und Timotheos, ein Verein von Männern, dem
Jeder in seiner Weise für die schwierige Aufgalie eine besondm
Befähigung hatte.
Kallistratos genoss als Staatsmann ein weit verbreitetes An-
sehen und die gemäfsigte Politik, als deren Vertreter man flffl
kannte, die kluge Umsicht, die grofsc Erfahrung und Kunst drr
Unterhandlung waren noch wirksamer als seine glänzende Rede-
gal>e; Chabrias war ein zu Wasser und Lande ruhrareicher Ffkl-
herr (S. 278), erlindungsreich in der Verbessening der Kriegsschifi^
so wie in der Aufstellung und Verwendung seiner Truppen, kühn
und l)esonneu in allen seinen Unternehmungen. Man traute seinem
Glücke und fühlte sich unter seinem Schutze sicher; darum gebng
es ihm , den Anschluss der thrakischen Insel- mul Küstenstädte m
bewirken, während der wichtige Beitritt von Euboia das Venlicwt
des Timotheos war.
Dieser noch jugendliche Mann hatte als Sohn Konons die Ivste
Empfehlung bei seinen Mitbürgern wie Wi den Bundesgenossen
und gewiss nahm man auf diese Empfehlung Rücksicht, als man
daran ging, das durch die Ungunst der Zeilen unterbrochene Weri
seines Vaters aufzunehmen. Aber Timotheos war auch sellist eine
Persönlichkeil, wie man sie zur auswärtigen Vertretung der St*lt
nicht besser linden konnte, denn Alles, was Athen Gutes hatte, «'T
in ihm gleichsam verköri^ert. Von früh an in ausgewählter Gefeli-
US ZUR SCHLACHT BEI LEUKTRA. 451
schafl, hatte er eine Feinheit der Sitte, eine Reife und Vielseitig«-
keit der Bildung, wie sie nur in Athen gewonnen werden konnte.
Er war der Sohn eines reichen tiauses, geistig verwöhnt und i*eiz-
bar, eine vornehme Natur und im Bewusstsein seines reinen Willens
nicht ohne Schärfe gegen alle unlauteren Bestrebungen, namentlich
gegen das Treiben der Yolksredner, welche Zwietracht aussaeten^
dabei aber voll Anerkennung für fremdes Verdienst, frei von Hoch-
ronth und von schroffer rurteirichtinig, leutselig, freigebig, liebens-
würdig. Er gehörte schon dem jüngeren Athen an, dessen beste
Sfthne 8ich Aber die Parteigegensätze erhohen und eine von Ein-
seitigkeiten freie, hellenische Bildung hatten. Dadurch war er in
hohem Grade befähigt, mit den Gebildeten aller Orte zu verkehren
und sich wie seiner Vaterstadt übtM'all Freunde zu erwerben. Er
fSuste die ausn^-ärtige Politik von ihrer ethischen Seite auf; es waren
moralische Eroberungen, welche er machte, wohin er kam, im
Gegensatze zu der plumpen Art der älteren Demokratie, welche
durch Verbannung, Gütereinziehung und Verfassungssl ui'z ihren
Einfluss geltend maclite.
Ihm standen bei seinen edlen Bestrebungen die Kräfte eines
auserwählten Freundeskreises zur Seite, namentlich die des Isokrates^
mit dem er seit etwa 384 in enge lielMMisgemeinschaft g(?treten war.
Die Schriften dieses Mannes fanden damals in gimz Griechenland
einen aufserordentlichen Anklang, wtnl sie der vollendete Ausdruck
dner attisclien Bildung waren, die sich bei alhnn l^Uriotismus auf
dem Boden des allgemeinen Nationalgefühls bewegte und aufserhalb
Athens vollkommen gewürdigt und verst^inden werden konnte;
darum wirkten seine Beden nicht nur als stilistische Musterwerke
auf den Geschmack der Zeitgenossen, sondern sie hatten zugleich
als politische Flugschriften einen bedeutenden Einlluss auf die öffent-
liche Stimmung, denn er wusste auf eine so ruhige, unparteiische
und gewinnende Weise die Verdienste Athens und seinen Anspruch
auf die Leitung der nationalen Ai)gel<*genheiten zu entwickeln, dass
er dadurch die Interessen seiner Vaterstadt wesentlich förderte.
Seine Schriflen waren der verklärte Ausdruck der neu -attischen
Politik; er bahnte seniein jungen Freuiule den Weg; er war während
der Feldzflge sein Begleiter und Berat her, der Verfasser seiner Be-
richte, der beredte Herold seiner Thaten^*).
Eine so zeitgemäfse Politik, von so l)cnihigten Männern geleitet
Und unterstützt, konnte nicht erfolglos bleilxMi. Die alte Fmcht
452 GESCHICHTE DER ATTISCHEN POLITIK
war verschwunden, man kam Athen mit Vertrauen und liebe ent-
gegen. Mit Ehrenkranzeu und Denkmälern huldigten die aus der
Angst vor Si>arta befreiten Städte ihrem 'Retter und Befreier, dem
Volke von Athen' und vereinigten sich zu Schutz und Trutz unier
seiner f^eitung. Der Bundesrath wurde errichtet und die Auf-
stellung einer Bundesmacht von 200 Schiffen und 20,000 Schwer-
bewaffneten wurde l)esclilossen. Wie in alten Zeiten bestiegeD die
Bürger selbst ihre Triei*en und machten den Archipelagus wieder
zu einem attischen Meere (S. 283 f.).
Doch den glänzenden Erfolgen fehlte eine dauerhafte Grundfafe.
Denn die Athener waren noch immer eines begeisterten Aufschwungs
fähig, aber anhaltende Opferbereitschaft war nicht Torhanden und
deshalb mussten auch die Erfolge sehr unvollkommen bleiben.
Konnte man doch, während aus den fernsten Gewässern die Sieges-
botschaften einliefen, die eigenen Handelsschiffe nicht gegen die
Kapereien der Aegineten sicher stellen. Das war ein arges Nim-
verhältniss, welches die freudige Theilnahme am Ruhme der See-
helden sehr verkümmern nuisste. Und dann waren alle Siegesbot-
schaflen von neuen Geldforderungcn begleitet, denn um die gute
Stimmung der neu gewonnenen Freunde zu erhalten, vermied mii
ängstlich jedes barsche Auftreten und jede strengere Handhabunf
der vorörtlichen Rechte zur nerl)eischanung der nöthigen Geldmittel
Das kam den haushälterischen Bürgern nicht ohne Grund als eine
ideahstische Politik vor, bei der nichts als unsichere Ehre zu ge-
winnen wai', für welche der Preis zu hoch sei. Die Opfer der Stadl
kämen schliefslich nur den Thebanern zu Gute, welche den Seekrieg
benutzten, um ungestört die Unterwerfung Böotiens zu vollenden.
In der That hatten die Helden des neuen Seebundes der tbe-
banischen Partei, ohne ihr anzugehören, die gröfsten Dienste ge-
leistet. Die Anderen empfanden dies weniger, weil sie überhaupt
keinen so bestimmten Standpunkt einnalimen und melir Feldliemi
als Staatsmänner waren; Kallistratos aber, der entschiedene Gegner
Thebens, welcher jede ziellose Kriegspolitik missbiliigte und aulser-
dem durch den Ruhm der Feldherrn in seiner Eigenliebe gekränkt
war, begünstigte die Friedensstinnnuug der Bürgerschaft; er hatte
durch die Rüstungen Athens und den neuen Seebund erreicht, was
er wollte, nämlich eine günstigere Stellung S|>arta gegenüber; dieie
wollte er nun als Friedensbasis beimtzen und dadurch die Leitung
der Geschäfte wieder in seine Hand bringen.
BIS ZUR SCHLACHT BEI LEUKTRA. 453
Um diesen Zweck zu erreichen, niiisste zunächst derjenige der
Feldherrn beseitigt werden, welcher fd^er dns Mafs des von Kalii-
slratos Gewollten am kCdnisteu hinausgegangen war und ihn am
meisten in Schatten gestellt hatte, Timotheos. Bei ihm trat das
MiBsverhältniss zwischen aurserem Glänze und wirklichem Erfolge
am grellsten zu Tage; daher war es seinem Feinde nicht schwer,
ihn bei den Bürgern als ehien hochfahrenden und eigenwilligen
Mann darzustellen, welcher seiner Eitelkeit zu Liehe im ägäischen
Meere umherkreuze, sich von Fürsten und Städten feiern lasse und
die Aufträge des Staats verabsäume; eine Anschuldigung,
um so gehässiger war, da man gleichzeitig Alles thal, um dem
patriotischen Helden die Mittel vorzuenthalten, deren er zu wirk-
lichen Erfolgen bedurfte. Zweimal wurde Timotheos angeklagt
(S. 292). Das zweite Mal verband Kallistratos sich mit Iphikrates,
der eben mit frischer Ki*aft heimgekehrt war und seinen Antheil
am iluhme der neuen Glanzzeit Athens haben wollte.
Unter ungeheurer Aufregung wurde gegen Ende des Jahrs 373 der
Prozess eröffnet, ein Hochverrathsprozess gegen den, welcher mehr als
alle Zeitgenossen für den Ruhm seiner Vaterstadt gethan hatte. Seine
Anh&nger thaten das Mögliche. Der Tyrann von Pherai, der König
von Epeiros erschienen persönlich, um für ihren Freund Zeugniss
aimilegen. Timotheos konnte nachweisen, wie er seht eigenes
Vermögen daran gesetzt und seine Güter verpfändet habe, um einer
KhimpOicheu Autlösung der Flotlemnacht vorzubeugen. Auch
wurde er selbst von den Geschworenen freigesprochen, aber sein
SdiaUmeister Anlimachos, den die (li^gner vorschoben, damit nicht
die Schuld auf der Bürgerschaft und ihren Berathern liegen bleibe,
wurde zum Tode verurteilt; auch wurde die Amtsentsetzung des
FeMherm, die vor dem i*rozesse verfügt war, nicht rückgängig ge-
macht. Mit gänzlich zerrütteten Verniugensverhältnissen trat Timo-
theos vom ölTentlichen Leben zurück und nahm Dienste bei den
Fereem'O.
Kallistratos war der Einzige, der ein festes Ziel im Auge] hatte,
darum dienten auch die Siege des iphikiates (S. 293) nur seiner
PolitiL Er sah, dass die S|)art<iner allen Muth verloren hatten,
Im Athenern die See streitig zu machen, und andererseits erkannte
er mit nicht geringelter Befriedigung, dass bei den Athenern der
Unmuth gegen Theben im Steigen war, weil sie ihre alten Sympa-
hien für Tbespial und Plataiai nicht verläugnen konnten und sich
454 GESCHICHTE DER ATTISCHEN POLITIK
durch die Zerstörung dieser Städte tief verietzt fohlten. Troti allfr
Gegenvorstellungen der böotischen Partei ward den Bärgern d»
Bundniss mit Ttiehen verleidet, und nun hatte Kallistrato6 for scibe
Politik den günstigsten Boden; nun konnte er die ihm verhaaste
Verbindung lösen und mit Sparta ein Bundniss zu Stande bringen,
in welchem der jetzigen Machtstellung seiner Vaterstadt voUkommen
Bechnung getragen und dem alten Uebermuthe Spartas so w«U
wie dem neuen der Thebaner grundlich gesteuert wurde. Dar
Friede von 371 erschien als ein glänzender Erfolg seiner Politik;
Athen und Sparta hatten wieder ihre richtigen Stellungen eagB-
nommen; das eine war zu Lande, das andere zu Wasser die Vor-
macht der Hellenen, und Theben, das sich als dritte Macht hatte
einschieben wollen, war völlig isolirt (S. 293 f.).
Und doch erwies sich diese Politik als durchaus kurzsicbtig;
man hatte sich in Bezug auf Theben wie auf Sparta verrechnet
Theben wurde durch das Bundniss der beiden Mächte m seinen
Fortschritten nicht aufgehalten, Sparta aber verlor seine Bedeotong
fikr Athen, weil es aufhörte eine Grofsmacht zu sein. Der Tag iod
lieuktra machte die Politik zu Schanden. Er fand die Athener
gänzlich unvorl)ereitet und stellte ilu^e Haltlosigkeit in das klante
Licht. Man schwankte zwischen dem klehilichen Verdrusse über
Thebens Glück und den noch immer nicht erloschenen Sympathien
für die hcldenniuthigen Sieger. Hatten doch auch die Thebaner
nocti immer ein solches bundesgenössisches Gefühl, dass sie Weiber
und Kinder vor der Schlacht nach Athen brachten und dorthin die
ersten Siegesl>olen sandten! Auch erhol>en sich jetzt von Neocni
die Fuhrer der l>öotischen Parlei und verlangten, man solle sofort
das Bundniss mit Sparta aufgeben, das jetzt gar keinen Sinn mehr
habe, da von einer Theilung der Hegemonie mit Sparta nicht mehr
die Bede sein könne. Jetzt oder nie sei die Zeit, im Anschlüsse
an Theben Sparla für immer unschädlich zu machen!
Es war aber noch ein dritter Weg möglich, dass man. nämlidi
weder für noch gegen Sparta Partei nahm, sondern dessen Schwäche
zu eigenem Vortheile ausljeutete und selbständig vorging. Die«
Politik hatte einen vernünftigen Sinn, wenn man entschlossen m,
die nationalen Angelegenheiten in die eigene Hand zu nehmes,
wenn man den Willen hatte, neben der Seemacht eine Landiaackt
herzustellen, mit der man im Stande war, an Spartas Stelle iKe
Leitung der kleineren Staaten zu übernehmen. Man entbot in
lüACH DER SCHLACHT BEI LEUKTRA. 455
der Thal ihre Abgeorchielen nach Aüieii (S. 317), aber ein rechter
Eni&i war es damit iiiclit; man zog es vor, sich mit einer flauen
Neutralität zu hegiu'igen, drängte die Arkader auf die Seite der
Tbebaiier (S. 326) und musste nun })aid uider Erwarten und
Wüiiflcheii die ganze Lage der Dinge sich umgestalten sehen. An-
ftUU in die Entwickeiung der Verhaltnisse einzugreifen, standen die
Athener als überraschte Zuschauer da und ihre lahme Politik blieb
immer hinter den Ereignissen zurück.
Nun trat die Frage an sie heran, ob sie auch dem Unter-
gange Spartas ruliig zusehen wollten. Die Frage musste rasch
entschieden werden, als die Spartaner im Jahre 369 mit Athen ver-
handelten.
So demuthig hatten ihre Gesandten noch nie vor der attischen
Bdrgerscluift gestanden. Sie baten um Rettung; sie stellten in be-
weglicber Rede vor, wie alle gi^ofsen Waflenthaten der Hellenen
durch die Verbindung der lieiden Mächte gelungen seien ; sie meinten,
man könne das nach der plataischen Schlacht Versäumte, die Zer-
slfirung Thebens, mit verehiter Kraft noch heute nachholen, und
vosaten mit gutem Erfolge die Missstimmung gegen Thel)en zu
steigern.
Auch peioponnesische Gesandle wirkten zu Gunsten Spartas:
Kleileles von Korinth rief den Schulz für seine Vaterstadt an,
wekhe unverschuldet von aller Noth des Kriegs heimgesucht werde,
und als zum Schlüsse Prokies von Phlius in einer sehr wohl be-
rechneten Ansprache den Athenern vor die Seele führte, wie sehr
CS ihrem alten Ruhme entspräche, jetzt, da Spart^is Schicksal in
ihrer Hand liege, grofsmuthig des fnlher erlittenen Unrechts zu
fergesaen, und wie es auch ihr eigenes Interesse fordere, Sparta
nicht feilen zu lassen, weil Theben sonst schrankenlos vorwärts
gehen und für das verlassene Athen der allergelahrlichstc Nachbar
«in werde: da war der Erfolg der Gesandtschaft entschieden; die
Sprecher der böotischen Partei konnten gar nicht zu Worte kommen,
die grofsgriechische Politik stand in voller Hlfithe. Man sprach
wieder von den ^beiden Augen von Hellas', deren keines erblinden
Mrfe, und dergleichen. Kallistratos hatte also nichts zu thun, als
der herrschenden Stimmung gemäfs den Antrag auf unverzügliche
Hdfsleisiung 2u stellen, und 12,(K)0 Athener zogen aus, um
Kpameinondas in der Halbinsel einzuschliefsen. Man erwartete
grofte Dinge. Iphikrates alier hatte als Feldherr und als Staats-
456 GESCHICHTE DER ATTISCHEN POLinX
mann seine guten Gründe, keine entscheidende Schlacht herbeinh
fuhren (S. 333).
So ungehalten nun auch die Lakedämonier darüber waren, dm
man die Thebaner unversehrt durch die isthmischen Pässe \atk
entschlüpfen lassen, so knüpften sie doch, ohne ihren Unwilka
laut werden zu lassen, sofort neue Verhandlungen an, um einoi
festeren Anschluss an Athen zu erwirken. Sie Uefsen alle Anqirddie
auf Vorrang fallen und fanden auch den Rath von Athen bereit,
auf Grundlage einer einfachen Theilung des Oberbefehls ein neiKS
Bündniss abzuschliessen. In der Bürgerschaft aber entspann sich
über diesen Punkt eine sehr lebhafte Verhandlung; KefriüsodolM
erhob sich gegen den Antrag des Raths. Das sei, sagte er, kdm
wirkUche Gleichstellung, wenn Athen über peloponnesisches See-
volk den Befehl führe, während die Bürger Athens unter spuli-
nischen Führeiii ständen. Es müsse darum zu Lande wie nir See
die Führung wechseln und er beantrage einen Wechsel des Ober-
befehls von fünf zu fünf Tagen.
Der seltsame Vorschlag hatte keinen andern Zweck, als die ke-
drängte Lage Spartas möglichst auszubeuten; seine Könige soBfei
dadurch den attischen Bürgern gleich gestellt werden. Kephisodolof
gehörte zu denen, welche wie Autokies (S. 294) u. A. heftige
Gegner Spartas waren, ohne darum der )>öotischen Partei aoiap-
hören. Diese stimmte aber natürlich mit, der Vorschlag wurde an-
genommen und Sparta, das sich ängstlich an Athen anklammerte,
nahm auch die Demüthigung hin. Die nothwendige Folge war die»
dass sich die Könige von der Heerführung zurückzogen und die
ganze ki'iegerische Thätigkeit gelähmt wurde. Dies entsprach akr
gerade den Wünschen der Athener, welche in der fortdauemdei
Spannung zwischen Sparta und Thel)en ihre Stärke sahen und dieie
Lage der Dinge nicht ändern wollten. Sie wollten keinen Krieg
mit den Thebanern, und diese waren klug genug, ihre Nachbars
auf keine Weise zu einer entschiedeneren Parteinahme zu draDga*
Von beiden Seiten wurde also nach stillschweigendem Einverstaod-
niss eine directe Befehdung vermieden ^^).
Euie solche mattherzige und unwahre PoHtik, welche nicht
den Muth hatte, wirkliche Freunde und wu*kUche Feinde zu habea,
welche nur darauf ausging, die Nothstände anderer Staaten zu be-
nutzen, ohne etwas Eigenes zu wollen und zu wagen, gefiel sich
besonders in auswärtigen Verbindungen, bei denen man das aoge-
NACH DER SCHLACHT BEI LEUKTRA. 457
ihme Gefühl halt« eine Grofsmacht zu sein, deren Gunst gesucht
iirde. So kam man in Verbindung mit den Tyrannen von Pherai,
nrch Sparta und Korinth mit dem Tyrannen Dionysios, den seine
ilelkeit reizte in Griechenland eine Rolle spielen zu wollen; es
aren Verbindungen, welche den Athenern wenig Ehre machten
nd keinen dauernden Vortheil einbrachten. Am zweideutigsten war
as Verhältniss zu dem persischen Hofe.
Um hier dem überlegenen Einflüsse Thebens zu begegnen,
wdite man den Grofskönig dadurch einzuschüchtern, dass man sich
■it aufständischen Satrai>en in Verbindung setzte. Timotheos, aus
Penien heimgekehrt, erhielt den Auftrag, Ariobarzanes (S. 350) zu
utentutzeu, der sich an den thrakischen Küsten den Athenern
lehr dienstfertig erwies. Nach seinem Sturze gelang es Timotheos
SmUm und Krithole am (^hersounes zu behaupten (103, 3; 365).
Die heillose Verwirrung des Orients gewährte der damaligen. Politik
Athens einen sehr günstigen Spielraum; man wiisste an vielen
Orten nicht, wer eigentlich Herr im Lande sei; man hielt es mit
Uden Parteien und ohne dem Könige den Frieden aufzukündigen,
bekämpfte mau die königlichen Truppen ^^).
Am rücksichtslosesten handelte man in Samos, wo eine per-
Niche Besatzung lag. Timotheos, dem Alles darauf ankam, nach
NMr Rückkehr wieder etwas Glänzendes au8zufühi*en, griff die
lud an. Zehn Monate lag er vor der Stadt und wusste seine
iOOO Mann leichter Truppen auf der Insel so zu verpflegen, dass
V keiner Zuschüsse von Hause bedurfte. Endlich mussten die
Perser weichen (103, 3; 365), und nun war die Vei*suchung gi'ofs,
fiesen Erfolg möglichst auszubeuten. Samos hatte noch nicht zum
Maen Seebunde gehört und man glaubte sich hier um so eher be-
logt, Kriegsrecht zu ül>en, da man den Persern die Insel entrissen
kitte. Der ganze Seebund hatte sich nach der Schlacht von l^uktra
lehr gelockert und Timotheos selbst war nicht stark genug, der
dtcn Bundespolitik treu zu bleiben, (vogen das feierliche Gelöbniss
kr Athener, überall nur als Defreier auftreten zu wollen, und trotz
kf Warnungen besonnener Staatsmänner, wie des Kydias, wurden
^gleich mit den Persern auch viele Euigeborenc ausgetriel)en, attische
hrger worden in verschiedenen Abtheilungen hinübergeführt und
b Grundbesitzer angesiedelt. So kam Samos ui dieselbe Stellung wie
mbros und Ijeipnos, welche neben den Bundesgenossen eine l»esondere
tuppe waren und gewisserinaüien die Hausmacht von Athen bildeten.
458 GESCHICHTE DER ATTISCHEN POLITIK
Tiiuülheos war mm wieder der Mann des Volks; er siefcle
ohne Opfer zu verlangen, er machte, ohne Krieg zu fuhreu, die
wichtigsten Erulieriingen. Er wasste am (iliersomiese wieder feslm
Ful's zu fassen und mit Iphikrates gemeinschaftlich brachte er in
folgenden Jahre Methoiie, Pydiia, Polidaia wieder in ailische BM-
inäfsigkcil^').
Indessen hatte dies (ilück wenig Dauer. Der erste, schwcR
Sehlag war der Verlust von Oropos (S. 357). Damit war die lo
ängstlich gehütete Neutralität der Imotisch-attischen Gränie gebrochea.
Ein Krieg schien unvermeidlich, aber die Bundesgcnoasen hUebea
aus und allein vorzugehen hatte man nicht den Miith.
Anstatt des auswärtigen Kampfes, den man feigherzig vemM,
entbrannte ül>er Oro]>os eine leidenschaftliche Parteifehde. Don
die lMK)tiscli Gesinnten benutzten den Vorfall, um die herrschende
Partei anzugreifen, um zu zeigen, dass nicht sie es waren, wckk
die Interessen Athens den Thebanem Preis gäben. Ihr Fährer w
I^odamas von Achamai und seine Anklage ging voniehndkh wä
Chabrias und Kallistratos; sie sollten durch mangelhafte Röstaif ,
und schlechte Führung das Unglück verschuldet haben; sie wurdn
auf Pflichtversäunmiss, ja auf Verrath beim Volke angeklagt Ei
scheint, dass man im Parteieifer zu weit ging und dadurch den Ai-
geklagten die Verthei«ligung erleichterte. Gewiss ist, dass es KaK-
stratos in glänzender Weise g»»lang, nicht nur die Vorwürfe n
widerlegen, sondern aucli seine ganze Staatsverwaltung in sokbflr
Weise zu rechtfertigen, dass er einen vollkommenen Triumph übfT
seine Gegner feierte.
Darum erwies sich aber die PoHtik Athens, welche nun ifl
seinen Händen blieb, nicht glücklicher und erspriefsücher. Mfl
kam aus einem matten Hin- und lleriaviren nicht heraus. Die
spartanisch -korinthische Bundesgeiiossenschafl hatte allen Kredit
verloren, nachdem man hei der oropischen Sache völlig im Stiffcf
gelassen worden war. Als daher die Arkader diese Stimmung be-
nutzten und den geistvollen Lykomedes an die Athener schicktn.
um sich mit ihrer Hülfe von Tli(d>en frei zu machen, so ging roiB
darauf sehr bereitwillig ein. Denn dadurch glaubte man sich n-
nächst an den Thebanern rächen zu können, und dann hatte uu
auch heimliche Nebenabsichten auf Korinth, das man in seiner Tff-
lassenen und gefTdirlichen Lage zu einem Anschlüsse an Albn
nOtliigen zu können glaubte. Mach der jetzt beliebten Politik meinte
?IAGH £PANElN0?iÜA8 TODE. 459
1 dabei aber auch mit Sparta im ungestörten liündnisse bleiben
köunen, denn aucli für Sparta sei es ja nur ein Ge\%inn, wenn
adieu von Theben abgezogen wurde.
Das Bündniss wurde geschlossen, aber nichts dadurch erreicht.
in erstens wurde Lvkomedes« welcher die Seele der neuen Ver-
üung war, auf der Rückkehr von Athen ermordet, und dann
rkten die Korinther, was im Werke war, und verständigten sich
ch mit Theben (S. 359). Athen al»er wurde für seine unwürdige
egenheitspoHtik bitter gestraft, hidem es statt neuen Einfluss zu
rinnen, jeden Einfluss auf die Halbinsel einhüfste.
Gleichzeitig er^vuchsen ihm aus der Seerüstung neue Gefahren
* bedenklichsten Art. Denn Epamcinondas wusste mit grofsem
ichieke die Fehler der Athener zu benutzen und \\ire Schwächen
hufinden. In kurzer Zeit kam es dahin, dass Thel)en mit Athen
I Helleapoute rivalisirte, dass Timotheos und Epameinondas nach
tander von dem Rathe der Stadt llerakleia am Pontos zu Hülfe
rufen wurden und dass Ryzanz hinter dem Rücken der Athener mit
leben verhandelte.
Die attischen Staatsmänner hatten jetzt nur die eine Aufgabe,
le Bewegung des Epameinondas zu beobachten und jeder Absicht
■iritien auf Machtvergröfserung zu ])egegnen. So namentlich
dlistralos. Er arbeitete unaufliörlich dem grofsen Thebaner ent-
igm, liot seine ganze Beredtsamkeit auf, um Misstrauen gegen ihn
I erwecken, um die Korinther aus ihrer Neutralität herauszutreiben,
■ die Arkader und Messenier zu gewinnen und die Halbinsel den
hebanem zu Terschliefsen. Er brachte einen neuen Bund gegen
heben zu Stande und die Schlacht von Mantineia konnte trotz der
iiderlage der Verbündeten als ein gmfses Glück für Athen ange-
iben werden. Der gewaltigste Nebenbuhler war ja l^eseitigt und
I war kein Feind mehr da, der zu fürchten wäre, weder Theben
•ch Sparta.
Und dennoch erfolgte keine gi'uistige Wendung. Im liegen-
Mik, die Waffenruhe, welche jetzt aus allgemeiner Erschöpfung
■trat, war verderblicher als die kriegszeit.
Der Gegensatz zu Theben hatte doch immer noch eine wohl-
hUge l^nnung hervorgebracht und die Aufmerksamkeit auf be-
fiüiDte Ziele hingerichtet. Diese Si>aiHiung hörte nun auf und
k Athener, welche seit lange gewohnt waren alle bedeuten-
BQ IniNilse Ton aulsen zu empfangen, wurden nun um so schlafler
460 STURZ DRS RALLI8TRAT08 101, S; ML
und liefsen ohne kralligen Widerstand die Ungunst der Zeiten ükMr
sich ergehen. Es wirkte aher das, was zu Lebzeiten des Eptnei-
nondas gegen Athen in's Werk gesetzt war, in sehr empfindliciKf
Weise nach, namentlich die Feindsi*.hat'l des Alexandros von Pbenl
welcher genöthigt worden war, der böotischen BundesgenossensdnA
heizulreten, und nun seine trCdieren Freunde auf das Aergste b^
lusligte.
£r war ein Meister im kleinen Seekriege. Er brandscbaUle
mit seiner Piratenflotte die (Aküiden, er belagerte Peparethos, ükr-
raschte das dortige Geschwader unter I^eosthenes durch mm
plötzUchen Angriff, und fuhr dann, der Kunde von dieser Kiedcr-
läge voraneilend, so rasch nach dem Peiraieus, dass er Uer da
Hafenbazar ausplündern und mit reicher Beute davon fahren kimle,
ehe die Athener zur Abwehr l>ereit waren. Gleichzeitig liefen in
der thrakischen Küste sehr ungünstige Botschaften ein; Kotyi ht-
herrschte den Chersonnes, die Aussichten auf Amphipolis nam
schlechter als je und so kam Alles zusammen, um die Athener «f
das Tiefste zu demüthigen und zu beschädigen, als sie gerade duck
Epameinondas' Tod von der drohendsten Gefahr befreit lo M
wähnten.
Diese Demülhigungen hatten wie gewöhnlich einen RückscUig
auf die inneren Zustände zur Folge. Die Leiter der Gemeinde
wurden für die Unfälle verantworllich gemaclit und die ganze Ver-
stimmung über die resultatlose Politik der letzten Jalure, die ver-
geblichen Kriegskosten für den peh>ponnesischen Feldzug, die ^'c^
luste in Thiakien und die zur See erlittene Schmach wendete sich
gegen Kallistralos; die böolische Partei, welche Jahre lang gefd
ihn gekämpft hatte, fand jetzt eine l>essei*e Gelegenheit des Angrik
als je zuvor. Kallistralos war für die Athener der geborene Gegvr
des Epameinondas. So lange dieser sie in Angst erhielt, glaubtti
sie auch jenen nicht missen /u können; seine Person bürgte ihm
dafür, dass nichts versäumt wurde, was ihre Eifersucht gegen Thebei
verlangte. Nun schien er entbehrlich, nun wurden alle Schwicbcfl
seiner Staatsleitung rücksichtslos aufgedeckt und dem lange ange-
sammelten Hasse seiner Gegner gelang es, ihn für die letzleo Er- \
eignisse in dem Grade vtn-cuitwortlich zu machen, dass seine Bered-
samkeit diesmal wirkungslos blieb und er sowohl wie Leoslheies
nur durch freiwillige Verbannung dem Tode entgehen konnten (361).
Ein solches Urteil hatte Kallistratos nicht verdient Denu es
BIEG DER 0OOTI8CHEN PARTEI 104. 3; Ml. 461
kein Beweis da, dnss er anders als nach hestoin Oeuisson die
meinde beraüien habe. Er war ein ehrlicher Patriot und sehr
jabt für YerwaltungsgeschfiilLe, aber als Staatsmann ohne schöpfe-
che Gedanken, beschrankt und von Vorurteilen abhängig. Er
gte den alten Uel)erliefernngen der conservativen Politik, er wollte
0 Dualismus in Griechenland auf zeitgeinäfse Weise erneuern.
ftr wie konnte es den Athenern fronunen, in dieser Zeit das
hicksal ihrer Stadt an Sparta zu binden, das nur im (letTihl völliger
nföUigkeit von seinen alten Ansprüchen nachliefs! Darum war
ganze Politik so unfruchtbar, und die scheinbare Freiheit
staalsmännischen Thätigkeit war im Grunde nichts als Schwache,
dem er das Bedeutendste, was sich in seiner Zeil entwickelt hatte,
B Hacht Thebens, hi nüssgünstiger Verstimnnnig nicht anerkennen
oDte. Auch in seinem Verhalten zu Timotheos zeigt sich eine
einliche Gesinnung. Bei den glänzenden Talenten, die ihm eigen
■TNif fehlte ihm die (xröfse des (iharakters, und deshalb waren
■I aucli die IHänner nicht lieb, welche etwas von einer Heiden-
Itur in sich hatten und über das gewöhnliche Mals hinaus-
ingen'*).
Die bootische Partei war wahrend der letzten Jahre niemals
■I machtlos gewesen. Sie hatte immer von Neuem gefordert,
aas Alben, da es doch allein aufser Stande sei, Hellas zu leiten,
ch nicht mit schwachen und abgelebten Staaten verbinden solle,
mdern mit dem einzig krätligen und lelnMisvollen, welcher zu
■er aufrichtigen Bundesgenossenscliaft bereit und durch gleiche
arfMsungsgrundsätze allein geeignet war. Aber je mehr die Hieb-
gMit dieser Politik durch die Fortschritte Thebens bestätigt wurde,
n ao mehr steigerte sich die Verstimmung der Athener, und ver-
eUich wurde ihnen vorgestellt, dass sie doch nicht in kleinlicher
Sfenucht ihre Kraft verzehren und in lauter unglücklichen Bund-
ineii den Staat zu Grunde richten sollten. Endlich kamen die
ÜBiier dieser Partei an das Uuder, aber nun war es zu spt.
Vihrend der langen erfolglosen Op|)ositiou hatten sich ihre Kräfte
nplittert und abgenutzt und ihr Programm war jetzt gar nicht
■ihr au8(ulirl)ar; denn es beruhte auf der Voraussetzung eines
Mcen Thebens. Jetzt aber war Theben selbst haltlos und un-
Hig, ein kräftiger Bundesgenosse zu sein; darum konnte es keine
lächle böotische Partei mehr geben und die Folge war, dass nach
Ibb Sturze des Kallistratos kein neuer Aufscliwung erfolgte. Es
462 ARI8TOPHON8 STAATSVERWALTUNG SEIT an.
war im Gnnule nur ein Personenwechsel in der Leitung der Ge-
meinde; der Hauptsache nacli hliel) Alles im alten Gleise. Die
Männer der Partei kamen an das Ruder, aher die Partei hatte sMi
ül)erleht.
Der l)edeutend8te von ihnen war Aristophon (S. 446), dir
thätigste unter seinen Parteigenossen, ein liochliegabter Redner.
llel>er vierzig Jahre hatte er für seine Ansicliten gekämpft; immer
war er auf dem Platze gewesen, wenn es galt die Leiclenscliaflet
gegen Sparta zu entfachen und das ßündniss mit Theben zn f5rdm.
Bei seiner heftigen Gemüthsart hatte er sich in zahllose HioM
verwickelt und war mehr als ein anderer Bürger wegen gesrt^
widriger Vorschlage zur Verantwortung gezogen. Daher war «r
mit vielen Männern verfeuulet, mit welchen eine Verständigimff
möglich und im Interesse der Stadt ungemein wunschenswerth p-
wesen wäre, mit Männern wie (ihahrias, Timotheos und IphikniM.
Es fehlte ihm an sittlichem Ernste und Besonnenheit, und das bnfP
Verharren in der Opposition so wie die vielen Prozesse hatten iraH
dazu lieigetragen, seine naturliche Heftigkeit zu steigern. Dm
vermisstc man an ihm die rechte Würde und Selbstlieherrsehoifi,
als er nun durch die Niederlage des Kallistratos der erste Mami in
Athen wurde. Denn je schlaffer die Burgerschaft war, um so mfk
gah sie sich Einzelneu hin und räumte ihnen einen solchen Ein-
lluss ein, dass sie im Stande waren, eigenmächtig zu herrschen nri
die l)edeutend8ten Aemter mit I/euten ihrer Farbe zu besetzen.
Der gröfste llel>elstand alter lag darin, dass die besten MäniKr
der hootischen Partei nicht mehr auf dem Platze waren md
Aristophon sich aufser Stande sah, neue Kräfte von Bedeutung fir
den Staatsdienst heranzuziehen. Der ansehnlichste unter seien
Freunden war Chares aus dem Gaue Aixone, ein gebomer Kriepr,
im Söldnerleben aufgewachsen, voll Muth und Unternehmungsgasli
kfdm und gewandt, al)er charakterlos und unzuverlässig, ohne poli*
tische Bildung und taktlos. Von den l)ewährten Feldherm «arvfl
mehi*ere noch in voller KraR, al>er man konnte nicht auf sie zäMeo:
sie standen in ganz unherechenbaren Beziehungen zur Vaterstadt
Während Athen in seinem eigenen Hafen von Pii*aten ansgeplöndert
und in seinen wichtigsten Besitzungen gefährdet wurde, that Chahriis
in Aegy[>ten Kriegsdienste inid Iphikrates half seinem Schwieger*
vater Kotys seine thrakisclie Herrschaft auch gegen Athen befestigen.
Unter solchen Umständen l>egann die St«'iatsverwaltung des Aristophon.
THRAKI8CHE TEBHÄLTNISSE 105,1:360 FR. 463
Efl wäre daher Unreclit, wenn man ihn, der die ganze Erhschafl
tiner langen Missregienmg antrat, für alle UnglückstTdle der nächslen
Jahre verantwortlich machen wollte. Er hat sieh in seinem arheits-
vollen l^ben als ein Mann von nngewölinlioher Geisteskraft he-
wihrt, aber er kam an die Spitze, als seine Zeit voniher war, und
war aufser Stande, gegen die schwere liigunst der Verhrdtniss«' die
Stadt aufrecht zu erlialten^^).
Es folgte ein Unglück dem andern. Zuerst ging (Ihares nach
Eoliyra, um dortige Sti*eitigkeiteii zu schiirliten. Unkluger Weise
Khritt er aber zu Gunsten einer oligarehisehen Partei viu und die
Folge war, dass Kerkyra dem attischen Seehimde verloren ging.
Die Ungtuckgfölle in Thrakien, welche den Sturz des Kallistratos
Tcraobsat liatten, sollten durch kndXige Rüstungen wieder gut ge-
Hiarlit werden, alier Autokies (S. 456), der ersle Feldheir, welcher
kier durch Aristoplions Kinlluss das Commaiido erhielt, war aufser
Stande gegen Kotys etwas auszurichten. ( insonst wurden ohne
■flcksicht auf Parteifarhe die Feldherrn gewechselt. Ks ging innner
krgab. Amphipohs hlieh verloren, obgleich auch Tinmlheos einen
veuen Angrifl' versuclite; Timomachos, des Kallistralos Schwager,
iBiuate den ganzen Chersoinies Preis gehen inid endlich (300) liel
«■eh Sestos, die Hauptstalion der attischen Flotte am llelh^sponte,
in die Gewalt des kotys.
Unter diesen Verhältnissen musste man es als ein grofses (ilück
hetracliten, als unerwartet die Kunde eintntf, dass der (■ewaltherr
in Thrakien ermordet sei. Die Morder wurden als Freiheits*
hetden und als Wohlthäter der Stadt gepriesen, al>er ehe man
üe günstige Verändenmg l>enutzeii konnte, wusste der Sohn des
Kolys, Kersobleptes, die väterliche Herrschaft wieder zu vereinigen,
«■d xwar gelang ihm dies durch einen Mann, welcher unter li>hi-
ioratea und Timotheos mit Auszeichmmg gedient und sich dadurch
te attische Bürgerrecht erworlien hatte, der aber nach Art der
SMdnerÜlhrer viel zu unstat war, um einem St^iate dauenid seine
Weinte zu widmen. Das war Charidemos von (Ireos, einer der
kAhnsten Soldnerführer s<*iner Zeit. Fr verhalf dem Sohne des
Kotys zu seiner Herrschaft, wie Iphikrates es für den Vater gethan
hatte, und Terschwägcrte sich gleichfalls mit dem thrakischen Fürsten-
iunue. Kephisodotos, der attische Flottenführer, wurde von Cliari-
demos gesclilagen; er musste Kersoblejites in seiner Herrschatt an-
erfceiuien, und wenn auch neu(^ Thronstreitigkeiten den Thraker-
464 ERFOLGE RS' EüBOIA UND THlUKIBIf lAB» S| S57.
fursten in Verlegenlieit setzten und zu allerlei Zugeständnisse
geneigt machten, so war keine Flotte zur Stelle, um ihre Durcb-
ftihning zu erzwingen, und die Verhältnisse schlugen ^eich wieder
in das Gegentheil um. Die Athener aber konnten nichts Andero
thun, als ihre unglücklichen FeldheiTii, einen nach dem anden,
zur Verantwortung ziehen und die geschlossenen Verträge für u-
gullig erklären^").
Wähi*end Athen in Beziehung auf die thrakischen Verlialtois«
so ohnmächtig war, wurde es durch eine nähere Gefahr nack
langer Zeit wieder einmal zu gröfserer Energie em'eckt. Es pk
nämlich die wichtigste aller Landschaften aufserhalb AUikas, Euboia.
Hier waren blutige Unruhen ausgebrochen und Eretria, mit ChaDdi
und Karystos verbündet, wurde von feindlichen Nachbarn angegriCfei,
welche sich mit Böotien in Verbindung gesetzt hatten. Es mr
oflenliar nichts Geringeres im Werke, als die mit der BeselZD^
von Oropos (S. 35S) Itegonnene Politik wieder aufzunehmen wd
die Macht Thebens auf die euböischen Landschaften und Gewaair
auszudehnen. Hier konnte man nicht zaudeni, und die Männer dv
bootischen Partei durften, wenn sie ihren noch immer nicht nH»kh
losen Gegnern nicht die gröfste Blöfse gelten wollten, eine GiUr
von thebanischer Seite am wenigsten verabsäumen; sie musslen äek
hier thatkrätliger zeigen, als ihre Vorgänger in der oropischen Ai-
gelegenheil. Die verschiedenen Parteien gingen hier zusamroea.
Timotheos trieb vor allen Anderen zu kräftiger Hülfsleistung. Frei-
willige Trierarchen wurden aufgeboten; in wenig Tagen war die
Höstung vollendet und ein di^eifsigtägiger Fehizug genügte, um die \
Thebaner zum Abzüge aus der Insel zu zwingen. Euhoia war tm i
Neuem für den Seebund gewonnen (357).
Damit l)egnügte man sich nicht; man wollte den günsügeo '
Zeitpunkt patriotischer Erhebung benutzen. Aristophon setilf
wieder die gröfsten HolTnungen auf Oiares und bestimmte ^
Bürgerschaft, ihn mit ausgedehnten Vollmachten in die nordiadNi
Gewässer zu schicken. Man glaubte um so sicherer zu gelien, f
mehr man sich auf eine Aufgaln; l>eschränkte; als daher die Truppe
König Philipps um dieselbe Zeit gegen die Küsten vorrückten uri ^
in Folge dessen Amphipolis sich um Hülfe an Atlien wasdle
(S. 422), glaubte man sehr l)esonnen -zu verfahren, wenn man in
Vertrauen auf Philipps freundschaftliche Versicherungen das Half*-
gesucli abwies, um die ganze Kraft dem Chersonnes zuzuweodcii
▲U8BRDGH DBS BU^TDESGENOSSENKRIEGS 105, 4; 857. 465
wen Besitz nicht nur die Bedinguug der Seelierrscbafl, sondern
:h des bürgerlicheu Wohlstandes war.
Diese PoUtik schien sich auch zu bewäliren. Dem Siege über
eben folgte die Herstellung der Macht am Hellesimnte. Kerso-
ptes wurde zu einem Vertrage genöthigt, in welchem er die
"akische Halbinsel bis auf Kardia abtrat und die Scliütziinge
tieus, Amadokos und Rerisades, als unabhangi^'e Fürsten aner-
nnte. Blau konnte Philipp als einen neuen lUuidesgenossen gegen
rsobleptes ansehen und rechnete fest darauf, auch Amphipulis
chstens aus seiner Hand zu erhalten ^^).
Aber wie bald änderte sich Alles! Wie rascli folgte der ge-
benen Stimmung eine bittere Enttäuschung! Man erkannte, dass
m im Chersonnese nichts Sicheres erreicht, mit xVmphi)>olis aber
D gfinstigsten Augenblick preisgegeben habe. In dem scheinl)aren
ennde enthüllte sich ehi neuer Feind und die Aufgabe Athens
i Norden wurde immer schwieriger. Man verzweifelte aber nicbt.
m war entschlossen, Alles danni zu setzen, den wortbrüchigen
talig zu strafen, und Chares erhielt den Auttrag, x\niphipolis an-
greifen. Dazu bedurfte er aber grölserer Mittel, als Athen aUein
ifliringen konnte. Chares wendet sich nach (Ihius. A])er in dem-
Iben Augenblicke, wo man der Bundesgenossen dringender als je
durfte, verweigern diese nicht nur jede Lnterstützung, sondern
beben sich nach gemeinsamer Verabredung gegen Athen und eine
enge neuer Feinde unu*ingt plötzlich die unglückliche Stadt.
Diese Erhebung hatte ufdiere und fernere Ursachen. Die erste
nchAtterung des neu gegi^ündeten Seebundes war der Austritt
hebens, denn diesem folgte unnnttelbar eine feindselige S[>annung
id die Anknöpfung heimlicher Verbindungen zwischen Kpain(4non-
M und den mächtigeren Seestädten. Er arbeitete mit bestem Fr-
ige an der Auflosung des Seebundes, denn er war mächtig geinig,
n Schutz zu gewähren, und genoss bei den auf ihre Freilieit
ifersfichtjgen Insulanern ein gröfseres Vertrauen als Atfien. Dafier
Wde nur durch seinen Tod die (lefahr eines lJel)ertritts der Ihm-
leigenossen von Athen zu Theben beseitigt. Aber die pimnal an-
legte Gährung blieb und wuclis und erhielt immer neue Nahrung
llith die beständige Eifersucht, welche auch ein gerechterer und
iögemiützigerer Staat, als Athen es war, nicht hätte beschwich-
Im ktanen. Denn ohne Reibungen von mancherlei Art war ein
Undniss so verschiedenartiger und doch gleichl)ereclitigler Mit-
Owtiub Of. GeMh. UL 30
466
DIE DYNASTEN IN KARIEN.
gliedcr, welche gemeinsam handeln sollten, gar niclit aufrecht zb
erhalten. Entweder nnisste es alle Bedeutung verlieren, oder f$
niusste ein vorörtlicher Einfluss durchgreifen.
Dazu kam, dass Athen hei der Unzulänglichkeit seiner HiUd
von denen der Bundesgenossen ahhängig war; es konnte olme sie
seine eigene Stellung nicht hehaupten, und durfte es also nkht ia
jedem einzelnen Falle auf den guten Willen der BundesgeDOMA
ankonmien lassen. So kam es zu Ueherschreitungen des BiUHk»-
rechts, zu neuen Versuchen, ein UnlerthanigkeiUsverhältuiss lierzv-
stellen, zu Erpressungen und Gewaltinafsregeln, \vie sie bei den
damaligen Zustande der attischen Ki*iegsmacht unvermeidlich waren.
Denn es war unmöglich, von Athen aus die Söldnerschaaren n
kontroliren, und die Führer dersell>en wurden durch die Macht der
Lmstaude zu willkürlichen Mafsregeln, zu Plackereien aller Art wd
Brandschatzungen gezwungen. Besonders nachtheilig aber hattei
die Vorgänge auf Samos gewirkt, wie Kydias vorausgesagt hatlr
(S. 457). Denn wenn auch auf dem eigentlichen Gebiete von Ba*
desgenossen keine Landau Weisungen dieser Art erfolgten, so fiirchMr
man dennoch, dass die Athener an der Aussendung von KlemcUet
wieder Geschmack gewinnen und sich von Neuem als GnindbesilMr
auf den Insehi festsetzen wüixlen.
Alle diese Verstimmungen und Besorgnisse waren ungeßhrlidi
so lange kein Mittelpunkt da war, in welchem sich die Unzufriedea-
heit sammehe und kein auswärtiger Staat sich dieselbe zu JsutM
machte. Dies geschah nun aber von einer Seite her, von wo die
Athener seit lange keine Anfeindung zu erfahren gehabt haUea,
von der karischen Küste, liier hatte sich nämlich aus demsdiMi
Fürstengeschlechte, welchem Artemisia, einst die gefährlich
Gegnerin der Athener, angehörte, eine jüngere Generation erhoben,
welche um die Zeit des Anlalkidasfriedens die Landschafl Karin
als erbliche Satrapie beherrschte. Hekatoinnos gab diesem Färstea-
thuine Glanz und Bedeutung; er suchte sich schon dem griecfaisdiei
Küstenverkehre auf das Engste anzuschliefsen, wie seine mit mile-
sischen Wa})pen geprägten Silbermünzen attischer Währung beieu^
MaussoUos, der Sohn des llekatomnos, führte diese PoliA
weiter (seit 377); er verlegte die Besidenz von Mylasa nach BiB-
kai*nass, das er durch Vereinigung der umliegenden Gemeinden n
einer der glänzendsten Städte der griechischen Welt machte; er
befestigte seine l^Licht zu L«mde und zu W' asser und trat bei de*
^~ -VO?« KOS, CBIOS, RHODOS lU. 4; U7. 467
'r^no» (S. It50) tw wie bei unteren Anlässen
AVitlTeii.
■Stellung; mid Tand os vnrlheilbnner. im
'sliötiigc «iic Ziele i>eiiie.s Elirgeizes zu
«lelireif S;ilrii))eii ilie Schwäche dur
*; , Neuem in das ^{ni'diisclie Meer
.tlziingeii in Seslits und San»«
.tiaiissidliis (liiraiif uns, seine neue
.iien. was einst Hiietns nacli dem Plane
.lertleu sollen, zum Milleliiunklc eines Intwl-
, welches ihm am-h l>ei Anerkennung persisrlier
■ue selbständige und glänzende Stellung siclierte.
"^iiile dazu den rii'lili^eii Weg, indem er nach dem Vor-
^ Epameinuiidns die Ilundesgenossen Athens anl'wiegelle,
Vntse vor alliscber llerrselisucht anregte, die den Athenern
"4*0 Parteien unterstützte und in aller Stille ein Einverständ-
Bil de» ansehnlirlisten Inselstaaten, mit Kos. <^hios und
Hlieh mit ItbiKlns zu Stande bnit:hte.
Ke Rhodier waren srhun seit lange unruliig. Sie halten sich
Gründung der Stadt ItliiHlos zu einem Staate vereinigt (-Hn)
hdnrch ungemein an Kratt und Si!ll)Ktgefübl gi'wonnen: sie
dann mit Knidus, Samus und Kpliesus Niinz' und Ilantlels-
p geschlossen, und ihr in 4^'peru wie in Mtkednnien einge-
' Hünzfufs (S. 427) zeugt von der glänzenden Aiisdeliniing
Verkehrs. Haussollus versprach Hülfe zum Kriege, stellte
m und Scliiffe und gewann die Städte, indem er ihre Frei-
It das alleinige Ziel des Kampres und die einzige Aufgabe
Pt^tik bezeichnele. Auch Byzanz hatte sich der Verbindung
hknaen. Alles war znm Abfalle vorbereitet und wartete nur
itflclieidenden Anstufses. Dieser erfolgte in Chios. Ka ist
jKtDlich, dass Cliares dortbiii ging, um sich für den Angrilf
Bphipolis mit Kriegsmitteln zu versehen, und vielleicht bat
dieser Gelegenheil Ansprücbe erhulien, welche als vertrags-
i Uebergrifle angesehen werden konnten.
üe ein Gesebwür, zu dem sich lange die bösen Sülle ge-
lt haben, so brach der Krieg pliitzlich aus, <dnie vurhergebende
dlungen, ohne Kündigung der Verträge, ulmc einen ITirm-
Aastrilt der einzelnen Staaten; man sieht, wie imgesuud die
nisse waren und wie rücksichtslos mau die llande Kenvifseii
30*
468
RÜSTUNGEN ATHEfCS.
ZU können glaubte, welche die Staaten wider ihre Neigung mit
Athen verknüpften ^^).
In Athen war man entschlossen, die Erhebung der Bündner
als Kriegsfall anzusehen. Man musste sich dal>ei klar macheu, dis&
wenn es einmal zum Kampfe gekommen, eine Wietlerherstettaiij
des fiiiheren Verhältnisses unmöglich sei; man traute sich also (b
Kraft zu, die Aufstandischen in ein Unterthänigkeitsverhältniss n
zwingen und Athen noch einmal im vollen Sinne zum Herrn des
Archii)elagos zu machen. Das war offenbar die Ansicht, wekhe m
den damals leitenden Kreisen herrschte, die Ansicht des Aristophoi.
des Chares und ilu'er Genossen. Sie hatte ilu'e Berechtigung, inso-
fern die bisherigen Bundesverhultnisse unhaltbar geworden irarn
und es sich nur darum handelte, ob Athen auf seine Seeherrschafi
verzichten oder sie mit Anwendung aller Gewaltmittel wkderiier'
stellen wollte. Aber unbegreiflich und imverantwortlich erscbeiit
es, dass man keine Vor])ereitungen getroffen hatte, um eine n
kühne Politik mit Nachdruck durchzuführen. Nichts war im Stande.
Es felilte an Schiffen, an Geräth, an Bürgern, welche zur üebff-
nahme der Trierarchie bereit wai'en. Man hatte sich bisher durch
gemeinschaftliche Trierarchien geholfen, so dass je zwei zusamDM
die Lasten einer Trierarchie trugen. Aber auch die getheätfi
Lasten waren zu schwer. Es war nolhwendig eine gröfsere Sft-
theilung herzustellen und auch die weniger Begüterten nach Vef-
hältniss heranzuziehen. Deshalb wurde auf Antrag des Periandrw
das Gesellschaft sprinci]), welches schon auf die Vermögenssteotf
angewendet war (S. 280), auch für die Flottenrüstung in Anw«-
düng gebracht. Die 1200 Wohlhabendsten der Bürgerschaft \mi^
in zwanzig Gesellschaften oder Symmorien getheilt und hatten nntir
l-eituD^ eines Ausschusses von 300, von denen 15 auf jede Sjin-
morie kamen, die vom Süiale geforderten Flottenleistungen zu be-
sorgen. Mit gröfster Strenge wurde Alles, was von öffentlirbea
Schiffsinventare in den Ihlnden Einzelner zurückgebliehen war, ein-
gefordert, jeder Staatsschuldner gepfändet und auch das im Prifit-
besitze Befindliche, was zur Flottenrüstung dienen konnte, zwangs-
weise eingefordert. Aristophon und Genossen benutzten die Zeil
der Noth, ihre Macht auf das Höchste zu steigern. Alle entgegen-
gesetzten Ansichten, alle AeuTserungen friedlicher Gesinnung, jeA»
Versuch, durch Verhandlungen das feindliche Heerlager zu IrennÄ
drängten sie zurück"^).
NIEDERLAGEN DER ATHENER VOR CHIOS 857. 469
Mit krampfbafter Anstrengung brachle man eine Flottenniacht
liaminen und die besten Feldlierrn wurden in Tliätigkeil gesetzt.
ich erhielten sie nach ihrer Parleistelhuig ein getrenntes Com-
•ndo, was für den Erfolg nicht günstig sein konnte. Sechzig
liiffe fährte Chares, auf dessen Mutli Aristophon hei dieser ver-
reifelten Politik vor Allem zahlte; euie zweite Flotte von gleicher
irke wurde dem Iphikrates, seinem Soline Menestheus und Timo-
anvertraut.
Chares ging mit seiner Flotte auf Chios los; keilförmig schob
in den Hafen hinein, welchen die Insulaner gesperrt hatten.
labrias, welcher als Trierarch unter Chares diente, war an der
litae; kühn voranstürmend, hatte er sich tief in das Gedränge
r Feinde eingebohrt und üel kämpfend auf dem Verdeck seiner
iere, da er zu stolz war, das ihm anvertraute Schilf zu verlassen.
w ganze Angi*ifr misslang und die Aufstandischen konnten die
haslTe ergreifen; sie verheerten die Inseln, welche in attischem
iHlie waren, namentlich Lemnos und Imbros, und zogen dann
Ü hundert Schiffen vor Samos. Die Insel wurde aber durch die
ftinigten Geschwader Athens entsetzt und man beschloss von
flr nach Byzanz zu gehen, das man am meisten unvorbereitet zu
iden hoffte. Da traf man an einem stürmischen Tage im Kanäle
ir Chios unversehens auf die feindliclie Flotte. Chares verlangt
MO gemeinsamen Angriff; die Führer des zweiten Geschwaders
■d der Witterung wegen einstimmig dagegen, (chares will sich
Idrt fügen. Er glaubt durch kühnes Vorgehen die Andern zu
iriigen, aber er wird allein gelassen und muss mit Verlust den
mtfi aufgeben.
I^Er meldet das Geschehene nach Athen und wirft alle Schuld
tf seine Amtsgenossen. Aristophon unterstützt seine Sache; seine
tHääbetm werden sofort zurückberufen und Chares steht nun an
IT Spitze der ganzen Flotte.
Jetzt war ihm vor Allem darum zu thun etwas Glanzendes zu
■■bringen, wo sich auch immer die Gelegenheit darlmt, und
b3m auch wohl Geldmangel drängte, so entschloss er sich rasch
üt seiner ganzen Flotte in den Sold des Artabazos zu treten,
inkher im Aufstande gegen den Grofsköing war und von den
iWtliihi n Tnippen bedrängt wurde. Die Stellung des Maussollos
bante diesen Schritt einigormafsen rechtfertigen, indem man jede
Rrinfage des Königs auch als eine Niederlage des Maussollos und
470 E!<DE DES BUNDESr>EN08SE?(KIUEG8 106y 1; SS6w
seiner Verbüiulelen aufTassen durfte. Auf jeden Fall erreichte er
seinen nächsten Zweck vollkoinnien. Durch einen glanzenden Sieg
gewann er zu dem hohen Truppensolde noch reichliche Beute, be-
setzte Lanipsakos und Sigeion und erweckte bei den Borgern dv
grofse Freude.
Nun kam aber vom Grofskönige eine Gesandtschaft nach Athei,
welche über Chares bittere Beschwerde führte und die emslNlii
Drohungen aussprach. Man glaubte schon von einer grota
Perserflotte zu wissen, welche sich mit den Insulanern za etner
gemeinsamen Falirt gegen Athen verbunden habe, und es erfoljk
ein Umschlag der öffentlichen Meinung, eine lebhafte Bewegag
gegen Aristophon und seine Partei. Man wies auf den kam
Schatz hin, auf den unerträglichen Kriegsdruck, auf die Unmft^ick-
keit, den Gehorsam der Bundesgenossen zu erzwingen. Aristupk«
hatte durch seinen Terrorismus auch manche Freunde sich eär
fremdet, und es war ein Aiiliänger seiner eigenen Partei, EiiMhi
welcher in der Bürgerschaft den Antrag stellte, dass man nuer-
züglich Waffenruhe euiti'eten lassen müsse, wenn die Stadt nicM
ganz zu Grunde gehen solle.
So übereilt der Krieg begonnen war, eben so übereilt
der Friede geschlossen, um nur die Kriegsnoth so schneO
möglich los zu sehi, ohne dass man nur den Versuch machte,
möglich war an Einiluss und Macht zu retten. Die aufständisdn
Bundesgenossen wurden jeder Verpflichtung entbunden und so w
denn nach ganz vergeblichen Opfern der schwersten Art aus Faichl
vor persischen Drohungen unter Schimpf und Schande der Stt-
bund preis g(>geben, welcher vor zwanzig Jahren unter den glitk-
lichslen Aussichten von KalUstratos und Timotheos gestiftet worta
war. Statt des attischen Einflusses, der zu nationalen Zwecken fa
Inselmeer in Ordnung und Zusammenhang hielt, machte sich jeM
asiatischer Einfluss, theils des Grofskönigs theils der kari»hBi
Tyrannen und Satrapen geltend. Die kleinen Machthaber, wekfe
unter persischer Oberhoheit in den Küstenlandschaflen befeUiglA
grifl'en bald in das Inselmeer vor und machten durch Unterstäünf
der oligarchischen Parteien oder Einsetzung von Tyraonfn i^
Inselstädte von Athen abwendig. In Samos setzte der Salnp
Tigraues den Kyprothemis als Tyrannen ein; Mytilene wurde (ki
Kammys unterworfen.
Nachdem Athen seine Ohnmacht eingestanden hatte, war jcAr
TERURTBILUMG DER FELDHERR?! 106, 1; 365. 471
ecfatezustand preisge^^eben luid die volle Anarchie anerkannt.
eine Grofsmaeht bürgte mehr für den Frieden des Meers; die
ranzen des barimrischen nnd des helienisclien Seegt^biets waren
michtet und Athen konnte weder seiner llandeisslrassen sicher
in noch der ihm übrig gebliel)enen kleinen Eilande. An Stelle
r attischen Seeiierrschaft trat jetzt eine Gruppe von Mittelstaaten
I Archipeiagos hervor, welche sich von jeder l^itung frei machten,
enso wie im koruithischen Kriege die Landmachte zweiten Ranges
Ibetandig geworden waren ^^).
Das war noch nicht Alles; der Kampf der Parteien wurde vor
irichl fortgesetzt und forderte noch mehr Opfer. Aristophon
ndete den ganzen Rest seines Einflusses an, um an Chares' Seite
B anderen Feldherra zu Grunde zu richten und dem tief gebeugten
ben auch noch die Männer zu nehmen, welche idlein im Stande
iren, eine bessere Zukunft herlieizuführen. Bei der Rechenschafts-
läge der Feldherrn wurden Iphikrates, Menestheus und Timotheos
geklagt, durch chüsches und rhodisches Geld bestochen ihre
itentadt verrathen zu haben. Die Anklage rief eine grofse Ent-
tUing hervor, und man sah um Iphiki-ales eine Schaar von Waffen-
nosaen versammelt, welche entschlossen war, selbst mit Gewalt
s Aergate von ihm abzuwenden. Der greise, von Narben bedeckte
M stand in vollem Kriegerstol»^ den Sachwalterküusten Aristophons
genüber. Er erkennt sein Unvermögen, ihm mit gleichen Waffen
Igegenzulreten. 'Dieser ist', sagte er, *ein besserer Schauspieler,
er mein Stück ist besser'. Er beruft sich auf seine Thaten und
Igt, ob man ihn eines Bubenstücks (Tdiig halle, dessen selbst ein
istophon sicli scliAmen würde!
Der ritterliche Stolz des Iphikrates verfehlte seine Wirkung
diL Er wurde so wohl wie sein Sohn freigesprochen. Ungün-
ger Teriief der Prozess des Timotheos. Er wurde zwar i\e.» an-
ichuldigten Verbrechens nichl schuldig befunden, aber er ver-
ilimmerte seine Sache dadurch, dass er durch sein vornehmes
llreten die Richter reizte, und so geschah es, dass er zu der un-
lieiiren GeldbuLse von hundert Talenten (157,000 Th.) verurteilt
ifde. Er ging nach Ghalkis und starb dort noch in demselben
ire, nachdem er das Werk seines Lebens so klaglich hatte zu
mde gehen sehen. Iphikrates blieb vom olfentlichen Leben
rückgezogen in Athen. Ghabrias war im Kampfe gefallen. So
r Athen am Ende des unglückseligen Krieges nicht nur seiner
472 SOZIALE ZUSTÄNDE IN ATHEN
lleiTsrhafl verlustig und an Milleln erschöpft, sondern auch seiner
letzten Helden l)eraiibt^*\ |:i
Das war der Verlauf der attischen Politik bis zum Ende öa
Bundesgenossenkriegs, die Ueihe der aufseren Ereignisse, wddie
das nothwendige Ergehniss derjenigen Zustande waren, wie wir ae
im Innern des Staats finden.
Die Versuche, welche man gemacht hatte, um das attische Ge-
meiiidelehen von seinen Schäden zu heilen, waren längst wieder
aufgegeben; man war in die alten Geleise zurückgekehrt, mao lebte
in den hergebrachten Formen der Demokratie gedankenlos weiter,
und da das Gemeinwesen, siech und kümmerlich wie es war, die
einzelnen Bürger nicht mehr heben und veredeln konnte, so wurdet
die Bande, welche die Menschen unter sich und mit dem Stalte
vereinigten, immer lockerer, die bürgerlichen Pflichten traten zurod;
das Leben verlor an Ernst und Bedeutung, man gewöhnte sich ii
der Beurteilung seiner selbst und Anderer an ein niedriges Maft.
Aeufserlich erkannte man den Unterschied von früheren Zeiten
besonders daran, dass sonst nur für den Gottesdienst und fiir im
Staat ansehnlichei*e Werke aufgeführt wurden; jetzt wurden die
ollen tUcheii Zwecke vernachlässigt und dafür baute man, um der
Bequemlichkeit und Prunksucht einzehier Bürger zu huldigen. Die
Begfilerten trugen mit Eitelkeit ihren Wohlstand zur Schau; palast-
rdmliche ilauser entstanden hi Athen und der Umgegend. Mit zahl-
reicher Dienerschall , prachtigen Gespannen, kostbaren Gewändern
lind (leralheii wurde Sl<iat gemacht und die Uoffart der Reicbeiu
welche dem (ieiste der Verfassung so sehr entgegen war, wurde
dennoch von der offeiitlichen Meinung nicht gestraft und verurteflt
sondern sie imponirte der Menge, sie verschaffte Elnfluss und An-
sehen.
Je mehr die öflentlichen llülfsmittel zusammenschmolzen, ob
so mehr machte sich unter den Bürgern der Vermögensunterschied
geltend und die neuen Einrichtungen zur Befriedigung der Staate-
iKHlürfiiisse trugen dazu bei, die Macht des Geldes zu steigern,
denn die Vertheihmg der Lasten hi den Symmorien (S. 468) hing
vim <leii llöchstbesteuerten ab, und diese benutzten ihren Einflies
dazu, sich selbst zu schonen, und wenn sie auch einmal eifuetae
Leistiuigen, um die Menge zu blenden, mit prunkender Freigebig-
BIS ZUM AUFTRETEN DES DEMOSTUENES. 473
keit ausführten, so wussieii sie es doch im Allgemeinen so einzu-
richten, dass die minder Wohlhahenden auf eine unverhällnissmäfsige
Weise herangezogen wurden. So bildete sich aufser dem Gegen-
satze der Besitzenden auch eine Spaltung zwischen den Reichen
md dem Mittelstande, die Ausschusse der Symmorien gestalteten sich
10 einem privilegirten Stande und das Factionswesen wurde immer
ifger.
In demselben Mafse, wie die Idee des Staats ihre Macht ver-
lor, starben auch die Tugenden ab, welche in ihr wurzelten, nament-
lich die freudige Bereitwilligkeit zu |)ersonlichen Opfern. Die
BArger versteckten ihr Vermögen, luul die Reichsten derselben
entiogen sich ihren Verpflichtungen hi dem Grade, dass sie die
ihnen zufallenden Trierarchieri dem Mindestfordernden zur Aus-
tthrung verpachteten. Die guten Uel>erlieferungen der Vorzeit ver-
hmn sich. Von den alten Familien der Stadt waren zu Isokrates'
Zäl manche ganz ausgestorben und die Athener hatten von Haus
im keine Neigung, die Normen des Bürgerrechts streng aufrecht zu
erhallen. Mit der alten Sitte verfiel ganz besonders die gymnastische
Bildung, welche nicht mehr zu den nothwendigen Bestandtheilen
der Jugenderziehung gehörte. Sie wurde zu einem einseitigen
Virtuosen thum , wie sie von den Athleten betrieben wurde, welche
au der Leibesstärke eine Profession machten. Andererseits ent-
artete sie unter dem Einflüsse einer wissenschaftlichen Leibespflege,
wie Herodikos sie gegründet hatte, indem mit pedantischer
Kleinlichkeit auch Speise und Trank auf das Genaueste geregelt
wurden.
Auf diese Weise verlor die Gvmnastik ihren Einfluss auf das
Leben, sie hörte auf die jungen Athener zur Tapferkeit zu er-
udien und zum freudigen Dienste für die Vaterstadt. Der Waffen-
dienst wurde als eine unertragHche Störung der Behaglichkeit und
des geschäfUiGhen Verdienstes angesehen. Ausflüchte aller Art
worden hervorgesucht, so dass harte Kriegsgesetze gegel)en werden
msiten, um das zu erzielen, was früher selbstverständlich war,
md auch diese Gesetze halfen nicht. Die Waffenscheu der Bürger
griff wie eine Krankheit um sich und die Trierarchen hatten solche
Weitl&uftigkeiten, wenn sie ihre Schifl'e bemannen wollten, dass sie
es vorzogen, Handgeld zu geben und Fremdlhigen, welche kein
Interesse (ür die Stadt hatten, den kostbarsten Besitz derselben,
die Schiffe, zu übergeben.
474 SITTENVERFALL I?l ATHE?I.
Man wollte von der Demokralie nur das aufrecht erhalten, was
der Sinnlichkeit schmeichelte und angenehmen Zeitverlreib gewahrte.
Darum wurden die Feste die Hauptsache im öfTenÜidien Leben, iml
als die wichtigste Seite desselben mit dem gröfsten Ernste beha-
delt. Dabei traten aber die höheren Rücksichten, die dem atlisdn
Festleben zu Grunde lagen, nämUch die dankbare Yerhenüdiing
der Götter, die patriotische Erhebung der GemQtlier und die w^-
eiternde Uebung der edlen Künste, ganz in den Hintergrund; statt
dessen bildeten die Aufzüge und Schmause den Kern der Sack,
und um von ihnen sich nichts entgehen zu lassen, entzogen sich
die Bürger dem auswärtigen Dienste, und ihretwegen lösten skh
die Tnipt)en auf, um nach Hause zu eilen. Störung der Festfresde
war der gröfste Frevel und ein Verrath am Vaterlande. Man wollte
ül)erall nur von Hechten, aber nicht von Pflichten etwas wiMca;
jeder Zwang wurde fern gehalten und die heilsame Zucht UÜnt
auf dem Markte, wie im Hause; denn auch die SklaTen wuiite
man nicht zu zügehi. Gegenseitige Nachsicht war die stiliachwci-
gende Uebereinkunft in Athen; es wäre ein Verstoss gegen fa
guten Ton gewesen, leichtfertiges Genussleben an einem Mitiidi|ff
öffentlich zu i*ügen, und wenn Aischiues die Laster eines Timarchoi
strafu so giebt er ausdrücklich zu verstehen, dass es nur diejedn
Anstand verhöhnende Frechheit und die gewerbmä£sige Uiisittlich-
keit sei, welche er zum Gegenslande seiner Anklage mache**).
So sah es in der Gesellschaft aus und darum konnten auch
(he Uürgerversauunlungen keine würdige Haltung haben. Es Mite
der reclite Ernsl, stobst wenn man ül>er die wichtigsten Angefegn-
heiten tagte; das gemeinsame Interesse war nicht melir das allge-
meine; auch hier suchte man Zeitvertreib und Unterhaltung, und
darnach richtete sich das Verhalten der Redner. Im AeuÜsem nadh
lässig, selbst mit entblöfsten Schultern, traten sie vor das VolL
vcrliefsen sich auf ein wohltönendes Organ und blendenden Wort-
schwall, welchen sie mit Schauspielerkünsten vorti*ugen. Die Reden
waren arm an sachlichen Erwägungen, um so reicher an Pennte-
Uchkeiten , Lästerungen und gemeinen Späfsen. Da die Ifenge xo
träge war, um auf eine Berathung einzugehen und sich ein eigenes
Urteil zu bilden, so l>et heiligten sich Wenige an der Debatte uirf
man hatte die Volksreduer am liebsten, welche es den Zuhören
am leichtesten machten. Dazu gaben sich natürlich niu* Unner
von gewissenloser Gesinnung her, Menschen von Talent und pnk-
VOLKSVERSAMMLUNG ILNU GESETZGEBUNG. 475
lisch^r Gewandtheit, aber ohne liöhere Bildung und liberale Er-
liehung. Sie gaben den Ton an und hatten dazu ihre Leute,
weiche nach gegebener Weisung dem Einen Beifall zulärmten, den
köderen auspochten und so die Menge verwirrten, um sie desto
kichler lenken zu können. Eine Grup[)e von Gleichgesinnten thut
rieb zusammen; sie bilden eine geschlossene Partei, an deren Leitung
eich das Volk so gewöhnt, dass sie sich als die Herrn der Stadt
gebebrden.
So war es namentlich mit Ai'istophon und seinen Genossen,
welche einen wahren Terrorismus in Athen ausübten. 'Sie nehmen',
heisst es in einer gleichzeitigen Bede, 'volle Freiheit in Anspruch,
*ror euch zu reden und zu handein, wie es ihnen beliebt; sie
^klingen Alles in ihre Hand und bieten gleichsam wie öfTentliche
^Ausrufer den Staat feil. Sie lassen, wen sie wollen, bekränzen
imd haben sich selbst gröfsere Macht als den Beschlüssen der
^IMrgerschafl beigelegt'. Die Bedner schmeichehi dem Volke und
niliren die aufgeregten Stimnumgen, um Eintluss zu behaupten; sie
iMsen sich ihr Beden und ihr Schweigen bezahlen und werden aus
Bettlern reiche Leute, während der Staat immer mehr verarmt.
Die Borger verwunschen sie, wenn es ihnen schlecht geht, aber sie
frilen immer wieder in die unwürdige Abhängigkeit zuiHick^').
In der Gesetzgebung war man auf die Grundsätze der alten
Zdt wieder zurückgegangen (S. 17), aber man war ihnen nicht
treu geblieben. Es herrschte von Neuem eine vielgeschäftige Ge-
MtEniaeherei und dadurch eine heillose Unruhe. Allmonatlich wur-
dm, und zwar vielfach mit Verletzung der herkömmlichen Ordnungen,
d. h. ohne Senatsantrag, ohne vorschriftsmäfsige Prüfung und öffent-
liche Ausstellung, ohne Beachtung der bestimmten Fristen und ohne
BAcksicht auf die dadurch entslehenden Widersprüche, neue Ge-
eelie gegeben, darunter solche, welche den Grundsätzen der Bepu-
lilik luwider auf einzelne Fälle berechnet waren; Schuldgesetze,
welche bestimmten Personen aus der Klemme helfen sollten, andere,
denen man rückwirkende Kraft gab, um gewisse Parteizwecke zu
mreicben.
Damit hängt der Einfluss zusannnen, den das Schreibervolk in
Athen erlangte. Es waren Leute geringen Standes, Sklaven und
Freigelassene, welche mit Lesen, Abfassen, Aufl)ewahren sclirirtlicher
Bokamente zu thun hatten und dadurch eine geschäftliche Gewandt-
Iwit erlangten, wodwxh sie sich bei jedem Amte und Aemtchen un-
476 PROZESHSSIIOUT t.ND PARTEIFEBDEN.
enlbeliriich niaclilcn. lüs waren käufliche Menschen, zu AUem za
^ebraiiclien, zu jedem Dienste ])ereit, mit allen Ränken verlnul
Wenn solche Menschen zu Ansehen kamen, so verbreitete skh mit
ihnen durch alle Zweige der Verwaltung ein Geist der Unsauber-
keil und Unredlichkeit, am meisten naturlich, wo es sich um die
Verwaltung an vertrauter (ilelder handelte. Ein aUgemeines Mis»-
trauen vergütete das ofl'entliche Leben. Die gewohnlichste Walle,
mit welcher eine Partei die andere angriff, oder ein Bürger gegeo
den andern einen persönlichen Streit durchkämpfte, war die Klage
wegen Unterschleits und die leidige Prozesssucht der Athener ge-
wann dadurch ül)erreiche Nahrung. Aristophon selbst wurde ange-
klagt, Gelder, die zur Anfertigung goldner Kränze bestimmt gewesen,
zurückbehalten zu haben, und er musste, um Schlimmerem zu ent-
gehen, das Vermisste sofort ersetzen. Ja es kam in Gebraudi,
aufserordentliche Commissionen niederzusetzen, um untersuehen
zu lassen, wer etwas von heiligen oder öflentlichen Geldern wider-
rechtlich in Händen habe. Während der Prozesse fand man Ge-
legenheit zu Ränken aller Art, um die Richter zu täuschen oder
die ausgesprochenen Urteile nicht zur Ausführung kommen n
lassen. In öffentlichen und Privatsachen schien jedes Mittel erlaubt;
man erging sich in persönlichen Verunglimpfungen, man hatte
käufliche Zeugen zur Ilaiid und Advokaten, welche bereit waren
für jode Sache dem Kläger oder tiem Beklagten eine Gerichtsrede
auszuarbeiten. Der Auwaltssold hatte nichts Ehrennihriges mehr:
<lie Advokaten oder Redeuschreiber (Logographen") lebten von den
Prozessen und thatcn das Ihrige, um die Leute wider einander auf-
zuhetzen. Sie hatten in den (lorichtshöfen gleichsam ihre Wohnung
aufgeschlagen und lauerten auf jeden Zwist <ler Bürger.
Dieser kleine Krieg zwischen Bürgern und Bürgerparteien
nahm mehr als afles Andere das Interesse in Anspruch ; darauf ver-
wendete man Zeit und Kraft, während das Gemeinw^esen verwahr-
lost blieb. Bei der steigenden Verwirrung der Gesetzgebung
mehrten sich die Anklagen wegen gesetzwidriger Vorschläge und
die echten Volksredner suchten darin eine Art von Ritterthum.
dass sie diesen Angrifl'en kühn die Stirne boten. Aristophon rAhfflte
sich fünf und siebzig solcher Händel durchgefochten zu haben.
Am meisten waren dem Misstrauen imd der Anfeindung die-
jenigen ausgesetzt, welche mit öfl'entlichen Vollmachten bekleidet
waren, die Gesandten und ganz besonders die Feldherm. Sie
REDNER UND FELDHERRN. 477
irden, wenn sie glücklicli waren, ohne Knckskiit auf ihi-e Per-
nlichkeit übermäfsig geelu^t und gepriesen; denn man hatte in
n dflenüichen Anerkennungen den richtigen Mafsstab schon hnige
rioren und anstatt jener weisen Sparsamkeit^ welclie das ältere
hen auszeichnete, war eine Verschleuderung der höchsten Ehren-
ben und eine taktlose UelK»rschwengliclikeit eingetreten. Viel
idiuimer aber war das Gegentheil, dass man naniHch für jeden
ifell des Staats an den Trupj)enlührern seinen Aerger ausliefs,
d nichts hat dem Staate mehr geschadet als der ewige Hader
beben Rednern und Feldherrn. Menschen, die still zu Hause
[sen und vom Kriegswesen nichts verslanden, machten den
innem, die von mühseligen Feldzügeii heimkehrten, bei der
chenschaflsablage den Prozess auf Leben und Tod, untergruben
• Ansehen und verleideten ihnen ihren guten Willen, auf den
les ankam. Nachdem KaUislratos in seiner Anfeindung des
motheos ein so übles Beispiel gegeben hatte, wurde das Unwesen
imer ärger und es gab keinen Feldherrn, der nicht mehrmals
•gen Hochverraths angeklagt worden \\are.
Und welche Stellung hatten damals die Feldherrn! Sie standen
nicht mehr an der Spitze attischer Burger, welche EhrgefOhl und
iterlandsliebe zusammen hielt. Die reichen Athener leisteten
SchtmäTsig den Reiterdienst, wozu der Staat ihnen den herköinm-
hen Zuschuss gab; sie hielten in stattlichen Geschwadern die
tfiefige, welche zum Prunke der städtischen Feste gehörten, aber
m auswärtigen Dienste entzogen sie sich. An Stelle der Wohl-
bendeu traten arme Bürger ein, um durch Sold und Beute ihren
rmögensverhältnissen wieder aufzuhelfen; das Geld wurde auch
sr so sehr die Hauptsache, dass die Krieger ohne Lohnung nicht
imal mehr zu einer Heerschau vor das Thor rücken wollten.
.ch aus anderen Staaten fanden sich Leute genug, welche bereit
ren, Leib und Leben zu verkaufen, und das waren heimathlose
enteurer, Menschen, denen nichts heilig war, welche heute bei
n Persem und Aegjptern, morgen bei den Athenern Dienste
hmen. Solche Trupi>en hielt tun* das Geld zusammen; man
ndet den Krieg dahin, wo am meisten Aussicht auf Gewinn ist;
U ist Macht und Sieg; um Geld zu erlangen vergreift man sich
bst an Tempelgütern.
Wenn ein solches Söldnerwesen den Staat nicht zu Grunde
ihten sollte, so bedurfte es eines öfl'enllichen Schatzes mit sicheren
478 ZUSTAND DER FINANZEN.
Zuflüssen und eines festen Kriegsbudgets. Nun ^'ar aber die gann
Finanzeinrieb tuug, auf welclier Athens Gröfse beruhte , langst ur-
stört; die regehnäfsigen Hülfsquellen, namentlich die Tribute, bb
auf einen geringen . Ueberrest versiegt und kein Scliatz Toiiiandes.
Es uiussten also, so wie ein Heer aufgebracht werden sollte, Vcr-
mögenssteueni ausgeschrielien und unmittell»ar aus der Tasche da
Bürgers die Kriegsgelder herlteigeschaflt wenlen, welche (Hr jedes
einzelnen Krieg nöthig waren. Die Unlust zu gelien steigerte sich
durch die häufigen Anforderungen, wie durch den Mangel an ent-
sprechendem Erfolge; sie war um so gr6fser, weil das Geld der
Bürger zum gröfsten Theile in die Hände fremder Menschen km;
dazu kam das Misstrauen gegen die, welche die mühsanoi zusauuncD-
gebrachten Gelder verwalteten, und die ewigen Angebereien Aber
gewissenlose Verschleuderung. Es wurden daher eigene Beamte
(Exotasten) ausgesandt, um nachzusehen, ob die angegebene Söldner-
zahl auch wirklich vorhanden sei; al»er auch die controlirenden Behör^
den konnten bestochen werden, wenn es dem Feldherrn darauf ankam.
Wenn aber auch Von den bewilligten Geldern nichts bei Seite ge-
schafll wurde, so standen sie doch in keinem Verhältnisse zu des
Bedürfhissen des Kriegs; in der Hegel genügten sie nur, um die
Söldner zusammenzubriugen , und man gewöhnte sich mehr uai
mehr an die Vorstellung, dass Heer und Flotte draufsen sich sellKt
erhalten müssten ^®).
Timotheos gab zuerst das Beispiel von Kriegen, welche nickte
kosteten. In seinem patriotischen Eifer setzte er Alles daran, jedes
Ilinderniss ruhmvoller Unternehmungen zu beseitigen und er gefiel
sich darin, den geringfügigen Aufwand seiner Siege mit den onge-
heuren Geldopfern zu vergleichen, welche die Kriegszüge des Perikks
gekostet hatten. Von Freunden und Feinden schaflte er Geld her-
l)ei und wusste sich bei eintretendem Mangel durch ein ScheingeM
von Kupfer zu helfen , das er durch seinen persönlichen Kredit io
Curs zu setzen vermochte. Timotheos verführte die Athener n
dem schweren Irrthume, dass es möglich sei, ohne Schatz und ohne
geordnete Finanz Verwaltung mit Söldnerheeren glückliclie Kriege n
führen. Dieser Wahn war zu angenehm, als dass man sich durrh
die Erfahrung l)eleliren lassen wollte, obgleich man doch schon
an Timotheos sehen konnte, wie es mit einer solchen Kriegfulimng
lieschaffen sei. Der Feldherr war niemals seiner Bewegungen Herr;
er war aufser Stande gröfsere Pläne zu verfolgen, er war gezwungen,
DIE STELLUNG DER FELDHERRN. 479
Jlen Uedeiilendcren Aufgaben aus dem Wege zu gehen und seine
[räfte in einem kleinen Kriege zu zerspliUern; er konnte sicli von
üifang an gar nicbl verpflichlen liestiminte Instruktionen anzu-
fthmen uud auszufuln^en. Die notlnvendige Folge war, dass die
^herm der Stadt gegenilber immer sell)standiger, eigenwilliger
ind eigenmäclitiger wurden. Je mein* sie auf ihre Truppen Ruek-
ieht nehmen mnsslen, um so rücksichtsloser wurden sie gegen
Iure Auftraggeiter. Wenn sie Sold und Sohlaten sell)st }ierl)ei-
chaffleii, so wollten sie auch den Ruhm des Erfolgs für sicli haben.
lan sprach also nicht mehr von den Siegen Athens, sondern von
iea Siegen der Feldherrn, und nicht den Namen der Sütdl sondern
einen eignen schreibt der siegreiche Ileerffdner auf die Beulestucke,
reldie er heimbringt.
Femer lag es in der Naiur der Verlifdlnisse, dass die Feld-
lerni, je weniger Ruckhalt und kräftige linterstulzinig sie in der
laterstadt fanden, um so* mehr auswärtige Verbindungen aufsuchten.
)azu boten sich zahlreiche (lelegenheiten dar, und so (luden wir
rimotlieos mit lason von Pherai, mit Alketas dem Molosser, mit
kmjfntas von Makedonien, ja mit persischen Satrapen verbunden.
)m gröfsten Vortheile werden als Geschenk personücher Freund-
idiafl erlangt. In gleichen Rezielumgen linden wir Iphikrates mit
len Üirakischen Fürsten, Chares mit Arlabazos. Die freundschaft-
icben Verbindungen wm'den durch Ehebunduisse mit den filrst-
icben Familien gesichert, denen viel daran gelegen sein nnisste,
influssreiche Hellenen in ihre Interessen hereinzuziehen. So hatte
ieulfaes dem Xeuophon seine Tochter angetragen (S. 1 12). Kotys
rerschwägerte sich mit iphikrates, Kersobleptes mit (^haridemos.
llidurch kamen die attischen Feldlierrn in (li(^ zweideutigste Stellung,
ind gerietheu in die schwierigsten Coidlicte widerstreitender Ver-
indlidikeiten (S. 462). Sie traten selbst gewissermafsen in die
leibe auswärtiger Dynasten und waren im Auslande mehr zu Hause
b in Athen. Wie Älkibiades nach seiner Verbannung sich feste
^latze im Chersonnese grinuh^te, so linden wir nun die Feld-
term der Stadt, während sie noch die Beamten derselkui sind, im
besitze von Städten, welche ihnen von fremden Fürsten geschenkt
der auf eigene Hand erobert worden sind. So soll Timotheos die
Städte Sestos und Krithote von Ariobarz^uies als (leschenk erhalten
laben; Iphikrates duifle die thrakische Stiidt Drys als sein Iksitz-
hum ansehen und ummauern. Chares hatte seine Residenz in
480 VERSGULIMMERUNG DER ÜBELSTXMDE.
Sigeion, Chabrias war in Aegj^plen wie zu Hause und verfolgte dn
seli)st eine durchaus selbständige Politik.
So entfremdeten sich die FeldheiTn dem Staate und gewannen «m
l)ersonliche Macht, welche mit dem Geiste der Republik in grelktt
Widerspruche stand; je mehr sich aber die kriegerische Thätigkeit
von der bürgerlichen trennte, um so mehr nahmen die Heerfuhnr
l>ei dem steten Verkehre mit den Söldnern, welche eine banirhe
Zucht verlangten, selbst ein rauhes und hernsches Wesen an; sie
iilhlten sich den Uürgern gegenfilRT als Soldaten und wollten es
nicht ertragen, wenn die Maulhelden, die in Athen das Wort fiibrteB,
in ihre Thätigkeit drein reden und ihre Feldziige l>eurteilen woUloi.
Auf der anderen Seite war es aber doch die Bürgerschaft, wekhe,
von ihren Rednern geleilet, den ausziehenden Feldherm das Krifgs-
theater anzuweisen und den heimkehrenden die verfassungsmifgige
Rechenschaft abzunehmen hatte. Es bildete sich hier also ein Xis^
verhrdtniss, welches mehr als alles Andere dem Gemeinwesen n
schwerem Schaden gereichte ^^).
So hatte sich die Stellung der Feldherm zum Staate rerändert
und wie schnell verschlimmerten sich diese Verhältnisse! Wie gro6
war der Unterschied zwischen den älteren und jüngeren Zdt*
genossen!
Chabrias, Iphikrates und namentlich Timotheos ii\nssleu noch
hl bewunderungswürdiger Weise die l'ebelslände zu l^eherrsclirti
uiul den Zusammenhang zwischen Stadt und Heer aulrecht zu erhalten.
Mit attischem Geiste hal)en sie es verstanden das neue Heerwesen
für den Staat möglichst nutzbar zu machen und durch VerhindoBg
von Söldner- und Bürg<»r(liensl die Wehrkraft zu steigern; lie
wussten (Ue lieber legenheit attischer Bihlung der wilden Tnippen-
masse gegenüber geltend zu machen, wenn auch schon bei Iphikrates
das trotzige Soldateiithum zum Vorscheine kommt, wie es sieb hei
drr Anklage des Arislophon zeigte, als der Feldherr den Redneni
gegenülK?r das Schwert entblöfste.
Später traten aber die unheilvollen Miss Verhältnisse viel unT«^
hohlener zu Tage. Die Feldherrn verwilderten mit den Schaarrn,
welche sie führten; wie sie mit ihnen sich verschmolzen, trenntei
sie sich von den Bürgern und entwöhnten sich aller Zucht unl
(■esetzlichkeit. Sie machen keinen Unterschied zwischen Freiinl
und Feind, verprassen das (leld in tyrannischem Uel)er]nuthe, brand-
scliatZ4Mi die Bundesgenossen, gehen nach Umständen mit aikt
CfiABRS UND TIMOTHfiOS. 481
ippen in fremde Dienste, so das« die Athener gar nicht wissen,
ihre Flotte ist, und sie iin weiten Meere suchen müssen. Man
ib gar nicht mehr, wer Herr derselben ist
In diesem Zustande linden wir die Dinge unter Cliares und
iridemos, die das wilde Wesen eines griechischen Condoltiere
btändig entwickelt darstellen. Chares war schon im Aeufsem
' Tollkommene Gegensatz zu dem feingehauten Timotheos, welcher
i sein Vater von geringer Kr)i*{)ergr6J^e war. Chares trug über-
den Soldaten zur Schau und suchte durch seine martiahsche
ilalt und renommistische Reden zu imponiren. Dalier wies
Mtheos seine Landsleute zurecht, dass sie einen Mann seiner
(iten Schultern wegen zum Feldherrn machten. Der möge wohl
ijgnet sein, dem Feldherrn das Gepäck zu tragen, aber zum Feld-
rmamte gehöre ein Mann, der, von allen Begierden frei, über
i Beruf der Stadt ein klares Urteil habe, und wenn (Cliares mit
mm durchbolu'ten Schilde und seinen Wunden prahle, so sei
r den Feldherm die ToUküluiheit kein Lob. Dal)ei war Chares
I Mensch von wüsten Sitten, der an dem sclurofTen W^echsel von
digem Kriegsgetümmel und weichlicher Schwelgerei sein Gefallen
ille, dessen AdmiralschifT mit Dirnen und Flötenspieleriunen an-
nUt war, dem jedes Mittel recht war, um die Redner und die
hgerschafl zu gewinnen. Als ein Manu des gewohnlichen Schlags
id er in seiner natürUchen Derbheit dem Volke viel besser, als
ar fenigebildete Timotheos, der zu stok war um den Volksrednern
S Hof EU machen. Auch hat Chares bei sehiem uiiermüdUchen
bgöze, seiner Gewandttieit und rastlosen Vielgeschäftigkeit während
mr fünfiägjährigen Thäügkeit als Feldhauptmann den Athenern
tncben Vortheil erkämpft, aber noch viel mehr versehen und ver-
dien, und wenn er auch nicht als die allemige Ursache des Ruu-
Igenossenkriegs und seines unglücklichen Ausgangs anzusehen
, wie die Freunde des Timotheos ihm Schuld gaben, so hat er
eh Torzugsweise dazu beigetragen, seine Vaterstadt in üblen Ruf
bringen und das patriotische Werk des Timoüieos zu zerstören.
Die genannten Feldheirn waren geborene Athener. Unter da-
iljgen Verhältnissen trug man aber kein Bedenken, auch Fremde
den Staatsdienst zu ziehen, wenn sie sich nur in der Kunst aus-
chneten, welche damals füi* die höchste Aufgabe des Feldhemi
t, Freischaaren zu werben, einzuüben und an ihre Person zu
leln. Auf diese Weise kam Chaiidemos zu hohen Ehren, ein
CarüiUb Gr. OtMh. IIL 31
482 CHARIDEMOS YO?l OREOg.
Main), der nicht einmal in seiner IleiniaUi, Oreos auf Eulwia, zu
den ebenbnrtigen Bfirgem zählte, der sich aus den kfimmerlichstn
Yerhfdtnissen als Soldat lieraufar)>citcte, sich dann mit einer eigcna
Schaar zu Lande und zu Wasser als Freibeuter einen Namen machte
und deshalb mit seinen Leuten von Iphikrates in Sold genomncB
wurde, als dieser seine Truppen gegen Amphipolis verstärken wollte.
Iphikrates erwies ilim ein leichtsinniges Vertrauen; er übergab ihi
die Geifseln aus Amphipolis, um sie nach Athen zu bringen. Cb-
ridemos brachte sie statt dessen in ihre Vaterstadt zoruck uil
kamprte mit den Tlirakej'n gegen Athen (S. 421). Dabei gffMi
er in attische Gelangenschatl. Aber anstatt den gerechten Ldii
seiner Verratherei zu empfangen, wusstc der schlaue Abenteunr
von Neuem Vertrauen zu gewinnen. Man hielt ihn trotz seioff
Falschheit, welche den Athenern einen unersetzlichen Schaden it*
gefügt hatte, für einen Mann, dessen Dienste man nicht abwdn
dürfe. Tiniotheos nahm ihn wieder in Sold und die AtboKf
machten ihn sogar zu ihrem Bürger , um ihn dauernd an das In-
teresse ihrer Stadt zu knüpfen. So tief war der MalüMtab p-
sunken, nach dem man die Menschen beurteilte; so wenig veriagte
man selbst von einem Feldherm der Stadt das, was doch die Gmi-
Ijedingnng jeder heilsamen Wirksamkeit im Staate war, Gewism-
haftigkeit, Treue und Vaterlandsliebe*").
So stand es mit dem Heerwesen der Athener zu einer Zfit,
da der Besitz zuverlässiger Streitkräfte unentliehrlicher war, ak je
zuvor; denn die Punkte, w(»lche vertheidigt werden mussten, ^w-
den inniier zahlreicher. Es bedurfte also der aliergrofsten Wicfc-
samkeit, Klugheit und Energie, wenn Athen seine Stelinng M
ägriischen Meere b(?liaiipten wollte. Bei den Zuständen, wie sie ia
Innern waren, mussten sicli aber die auswärtigen Beziehungen iQ*
sehends verschlechtern, die wichtigsten Plätze verloren gehen, <fc
Bundesgenossen abfallen. Mau lässt sich von den Dingen treibAi
ohne dass ein vorschauender Verstand das StaatsschifT leitet uJ
feste Ziele im Auge hat. Man gefallt sich in miklaren Verhältnissfa
indem man weder mit Krieg noch mit Frieden rechten Ernst macht
und Verl rage schliefst ohne den festen Willen sie zu halten; aw*
die Politik nach aufsen zeigt, wie sehr der Sinn für rechtliclie oni
sittliche Ordinnig im oll'entlicheu Lelien abgestumpft war.
\m günstigsten und zuverlässigsten waren noch die Beziehung
zu den Fürsten am thrakischeu Bosporos. Hier herrschte »eil 43*
DIE AÜS\VÄRT1GRN VERHÄLTNISSE. 483
e Familie der Spaitokiden , die den Athenern eine Freundschafl
iwiesen, weiche allein aUe WechselfTdle des Glücks und die schwersten
iederlagen Athens fiberdanerle. Satyros und sein Sohn I^ukon
U3 — 353) waren besonders eifrig, dies Wohlwollen zu liethatigen.
nkon liefreite die attischen SchilFe vom Ansgangszolle , er gjd)
nen wichtige Privilegien heim Korneinkaufe, so dass alle Schifle
irftekstchen mussten, bis die Athener ihre vollen Ladungen halten ;
i er flijerliefs ihnen auch wohl in Zeiten der Theuerung bedeutende
irrlthe zu eimafsigtera Preise. Er legte überhaupt den gröfsten
ferth darauf, mit dem Hauptmarkte des ]H)n tischen (Getreides in
alen und wohlgeregelten Beziehungen zu stehen, welche auf einer
nfriefslichen Gegenseitigkeit gastlicher Verkehrsverhaltnissc l»e-
Aten«').
Hit Aegypten und Cypern hatte man die günstigsten Verbin-
ngen angeknüpft, aber in beiden Ländern die Bundesgenossen
B Stiche gelassen (S. 211).
Per^ien gegenüber waren die Beziehungen im höchsten Grade
■khr; man schwankte z>vischen einem Respekte, welcher dem
Iniftkönige eine oberherrliche Autorität einräumte, und einer Ge-
hgsdiätzung, welche das Reich als ein in Auflösung begriflenes
ÜÄ und als einen Staat liehandelte, bei dem man sich gar kehi
lewbsen daraus zu machen habe, ob man die gegen ihn eingegan-
Bicn Verbindlichkeiten halte oder nicht. Man legte den höchsten
farlh darauf, mit dem Grofskönige Friedensverträge abzuschliessen,
■d unterstützte wiederum die aufständischen Satrapen, als weim
Hn hinten in Susa nichts davon wisse, was im xVrchipelagus ge-
Uhe. Die Niederlage des königlichen Heers durch Chares wurde
IB den Bürgern wie ein marathonischer Sieg bejubelt, und wie
rtaxerxes HI Ochos sich darüber beschwerte, genügte dies um
ic Athener dergestalt einzuschüchtern , dass sie ihre Flotte eiligst
■ftckzogen und alle Vortheile aufgaben, um nur nicht in einen
isfhaflen Conflict mit dem Grofskönige zu kommen (S. 470).
Die wichtigsten aller auswärtigen Beziehungen waren die zu
ül Hächten am thrakischen Meere und am Hellesponte, der Korn-
hbe der Athener. Nirgends waren die Verhältnisse schwieriger
id wechselvoller; hier war die olfene Wunde, welche die Stadt
imer in fieberhafter Unruhe erhielt und ilu'e besten Lebenskräfte
behrte. Hier hatte sich Alles unglücklich gestaltet und die mit
onendlichen Opfern errungene Herrschaft konnte seit dem ver-
484 DIE THRAKISGHEN YERHÄLTIflSSB.
hängiiissvollen Zuge des Brasidas auf keine Weise wieder bergestdl
werden. Ampliipolis, von Sparta, Persien und Htkedonien im
Athenern feierlich zugesprochen, trotzte allen Angriffen aodi te
Ipliikrates und Timotheos, und wenn die AÜiener es scheiotai
schon in Händen hatten, war es ihnen wieder ferner als je. EboM
konnten Olyntlios und die chalkidischen Städte den AnscUuss ■
den attischen Seehund ungestraft verweigern. Die alte FreandscU
der Odrysen (S. 392) war längst in bittere Feindschaft TerUit
und in blutigen Fehden wurde darum gekämpft, ob für dne Up
lang der Einfluss Athens oder der eines einheimischen DymM
der vorwiegende sein sollte. Keine Partei war die cntachidM
stärkere; denn die Ueberlegenheit der attischen Waffen wurde tek
die weite Entfernung des Schauplatzes so wie durch die ifob Wwi
und Wetter herlieigeführten Schwierigkeiten aufgewogt; auterte
verstanden es die thrakischen Fürsten, Athen mit seinen eifna
Waffen zu schlagen und das Talent attischer Feldherm ihren d}a#
sehen Zwecken dienstbar zu machen. Verdankte doch Kotpi den
Iphikrates, Kersobleptes (seit 359) dem Charidemos seine WaHr
Stellung. Was aber gelegentlich an Erfolgen gewonnen waii,
gelang den Atlienem nur durch die Fehden, welche iwiscben te
thrakischen Häuptlingen ausbrachen, und nur auf dieflem Wcp
kam auch 357 der Vertrag zu Stande, durch welchen Ghares
derum den Chersonnes an Athen brachte.
Aber auch jetzt blieb der Besitz ein sehr unsicherer;
Kardia, der ansehnlichste Platz und die Schlüsselburg der IldJÜMMnl,
an der I^ndeuge gelegen, welche sie mit dem Festlande verbiiidflli
eine Stadt griechischer Gnindung und attischer Bevölkerung, bU
in der Hand des thrakischen Fürsten und von allen Verträgen nk
ihm wusste man, dass er sie nur so lange halte, als ihm die Madi
fehlte sich von ihnen loszumachen. Es gab far diese Besitnuipii
auf welche Athen nicht verzichten konnte, ohne die Gnuidlagei
seines Wohlstandes in Frage gestellt zu sehen, überhaupt kdM
Bürgschaft, wenn man die dortigen Füi'sten nicht vollständig k-
siegle und ihnen die MögUchkeit nahm, über die vertragsmälsig g^
steckten Gränzen vorzugreifen. Zu einer solchen Kriegführung abtf
gebrach es vollständig an MuLh und Hülfsmittcln; man brachte ci
höchstens zu Flottenrüstungen, welche vorübergehend das Ansehfl
Athens herstellten und augenblickliche Zugeständnisse erzwanfS*
Wenn aber die lläuptUnge der thrakischen Küste nicht beaeft
ATHENS AUSWÄRTIGE BEZIEHUNGEN. 485
erden konnten, wie sollte man mit dem neuen Feinde fertig wer-
■, wekher vom Binnenlande aus vordrang und die treulose Poli-
{ der kleinen Barbarenfursten mit einer sich stetig ausbreitenden
tidismacht vereinigte, deren Kern den Athenern ganz unaiigreif-
r war")?
Anfangs hatte man sich dem angenehmen Wahne hingegeben,
■1 der makedonische König gleiche Interessen mit Atlien habe und
■1 er gegen Amphipolis, gegen die chalkidischen Städte und die
Irjaen gute Dienste leisten werde. Aber mit der Besetzung von
■pUpolis (S. 423) hatte Philippos die Maske abgeworfen und da-
k war in die Reihe der Feinde, welche den Besitz der Kolonien
■Meten, ein neuer getreten und zwar, wie man sich bald sagen
Me, der gefalu*lichste von allen.
Was die Verhältnisse zu den griechischen Staaten Itetrifft, so
Me der Seebund bei aller Schwäclilichkeit doch das Gute gehabt,
m er Athen im Zusammenhange mit dem Archipelagus erhielt
ll die alten Traditionen nicht untergehen liefs. Man musste sich
I Grobstadt fühlen, wenn von Rhodos und Kos, von Byzauz und
Ha die Abgeordneten nach Athen kamen. Es war doch mriglich.
Bi eine allmähliche Gewöhnung die Verbindung befestigte und
10 gemeinsame Gefahr derselben eine neue Bedeutung verlieh.
n aber verfiel er gerade, als die gröfste Gefalir iiereiubrach, als
afipp seine Pläne auf Seeherrschafl zu erkennen gab. Kerkyra
ir aehon früher verloren (S. 463); Athen behielt also nur die
hplAsten Inseln; es war ein Schatten des alten Bundesratiis, der
•ifhen fortbestand, und an Bundesbeiträgen kamen etwa 45 Talente
1,000 Th.) zusammen. Die feige Art des Friedensschlusses trug
Inda dazu bei, das Ansehen Athens zu untergraben. Denn wenn
kia dahin noch eine Macht im ägäischen Meere gewesen war
i aicfa auf den Inseln eine attische Partei gehalten hatte, welche
I dortigen Verfassungsverhältnisse im Einklänge mit Athen leitete,
griffen jetzt die entgegengesetzten Einflüsse durch und es
■en in den wichtigsten Städten revolutionäre Bewegungen zum
Amehe, welche entweder die Oligarchen an das Ruder brachten
W lur Tyrannia führten. Die Perser begünstigten diese Um-
hmgen und MaussoUos beutete sie aus, um die näher gelegenen
du, namentlich Kos und Rhodos, in seine Gewalt und unter die
eriioheit des Grofskönigs zu bringen. In Chios bekämpften sich
er wechselndem Erfolge die Gemeinde und die oligarchische
486 UMSCHWUNG NACH ARISTOPUOPi.
Partei. Auch in den Städten von Lcsbos U*at Oligarchie oder
Tyrannis ein. So erlangten feindliche Parteien und feindliche
flächte das Uel)ergewicht aui* den Inseln und enlfremdelen sie dei
Athenern, so dass auch die nicht politischen Beziehungen damoler
litten, der Handelsverkehr gestört und der Wohlstand der Bärger
l)eeinträchtigt wurde.
Das war die Lage der Dinge nach dem Friedenssclüusse, dem
verhängnissvoUen Wendepunkte in der Gesciüchte Athens.
Bis dahin hatten es die Staatsmänner Athens, ^enn sie aock
keine selbständige und folgerechte PoUtik verfolgten, doch ioiiDer
noch für ihre Aufgabe gehalten, die Macht ihrer Vaterstadt nidi
Kräften zu wahren. Kallistratos hatte die Hegemonie Thebens ni-
ermüdlich bekämpft, und Aristophon hatte auf Kosten Spart»
AÜien zu heben gesucht und keinen Kampf für die Ehre der Stadt
gescheut. Beide hatten noch etwas von dem geistigen Aufachwimge
in sicli, welcher die Wiedergeburt Athens begleitet hatte; sie haben
den Gedanken an den hellenischen Beruf der Stadt niemals auÜMr
Augen gelassen und ihre Mitbürger zu patriotischen AnstrengungeD
angefeuert. Der Frieden war durch ehie Aristophon entgegen-
gesetzte Partei zu Stande gekommen, welche eine wesentlidi
andere Auffassung der ölTentlichen Angelegenheiten zur Geltung
brachte*^).
£s traten Männer auf, welche dadurch Einfluss erlangten, da»
sie nur der Bequemlichkeit der Athener Uechnung trugen und die
Verzichtleistung auf alle höheren und nur durch Opfer erreich-
baren Ziele zum Programme ihrer Politik machten. Alle NotK
weiche die Stadt seit der sicilischen Expedition zu erdulden ge-
habt habe, sei die Folge schwindelhafter und die Kräfte des Ge-
meinwesens ül)ersteigender Projekte, die Folge ihrer Gro&machtge-
lüste. Darum müsse sie sich auf ihre uächslen Aufgaben liesclu^ken
und vor Allem bestrebt sein, bei wohlgeordnetem Hauslialte und
friedlichen >aclibaj*verhältnissen Gewerbtleifs, Handel und btkrger-
hchen Wohlstand zu pilegen. Es war <ds wenn ein Privatmann
sich aus weitläuftigen mit mancherlei Gefahr und ArJ»eit verknüpf-
ten Geschäften zurückzieht, um in gemülhlicher Uuhe den Re«l
seuier Tage zu genielsen. Die grol'se Mehriieit der Bürger war
damit wohl zufrieden; sie wollten darum k(;ineswegs aufboren sich
als Athener zu fühlen und sie hatten nichts lieber, als weim die
Redner ihnen von ihren grofsen Vorfahren erzäiilteu, während sie
DIE PDLITIK l>fi8 GUBUL08. 487
auf den Lorbeereu der Alten ruhten und durch keine Autgebote und
Steuerausscbreibungen in itirer Behaglichkeit geätort wurden.
Der Wortiulirer dieser Friedenspolitik war Euhulos des Spintharos
Sohn, der etwa um die Zeit geimren war, da Athen sich vom
spartanischen Joche befreite. Er hatte sich als Redner der üörger-
scliall bekannt gemacht, welche an seinem hannlosen und Vertrauen
erweckenden Wesen Gefallen fand. Er zeigte (icwandtheit in den
Geschäften und namentüch einen klaren Bück in Finanzangelegen-
heiten, wodurch es ilim gelang allerlei Missl)rüuche und Vergehun-
gen aufzudecken, die unter der Verwaltung Aristophons imd seiner
Genossen vorgekommen waren. Als nun die Einmischung Persiens
dem Bundesgenossenkriege eine unabsehlichc Ausdehnung zu geben
drohte, während schon im Anfange des Kriegs die Mittel erschöpft
waren, die Feldherrn mit einander haderten und alles Vertrauen zu
einem glucklichen Ausgange fehlte: da erkannte Eubulos den Zeit*
punkt, um aus seiner beschränkteren, die Finanzen controlirenden
ThiCigkeit heraus zu treten und (Ue grofsen Fragen des Tages in
seine Iland zu nehmen.
Freilich konnte die Tliätigkeit eines attischen Staatsmanns nicht
schmachvoller anheben, als uidem er darauf drang, um jeden IVeis
Frieden za schliei^it, die grofsen Opfer verloren zu geben und
auf die alte Seeherrschaft völlig zu verzichten, alier die dreiste
Offenheit, mit welcher er alle Rücksichten auf Ehre und Macht
der Friedenssehnsucht unterordnete, gewann ihm die Herzen der
Bürger, welche jetzt das angenehme Gefühl hatten, ihre gehehnsten
Empfindungen und liei^zenswünsche als vollbei*echtigt öffentlich und
aus beredtem Mwide vertheidigen zu hören. Mit unbegränztem
Wohlwollen gaben sie sich also ihrem Euhulos hin, welcher sie
ober die augenblicklichen Verluste zu l>eruhigen und auf bessere
Zeiten zu vertrösten wusste. Die unbesonnene, aufreizende Politik
des Aristophon und Ghanas hab(^ das Unglück herbeigeführt; nun
müsse man nur im eigenen Hanse Alles wohl einzurichten suclien;
in einem bescheidenen Stillleben Itendie das wahre Glück und Ge-
deihen eines demokratischen Gemeinwesens.
Eulmlos war aber nicht gesonnen, seine Mitbürger mit Redens-
arten abzufinden, sondern er liefs es sich ernstlich angeh'gen sein
die Wohlthaten des Friedens seiniT Stadt zu Gute kommen zu
lassen, sobald er dazu die Gelegenheit hatte, und diese erlangte er,
als er gleich nach Aristophons Rücktritte zum Amte des Staats-
Nun mu88te es sich zeigen, ob Eubuios wirklich das Gedei
Staats im Auge habe. Dann musste er, wenn er auch noch i
liebend war, auf unvorhergesehene Fälle Bedacht nehmen nn
Schati sammeln, ohne welchen die Stadt immer ohnmichl
und aufser Stande auch einen zuverlässigen Frieden zu i
Aber daran dachte er nicht. Er wollte sich halten, sich um
lieh machen und das Volk an sich fesseln. Deshalb beant
die Vertheilung der Ueherschüsse des ersten Friedensjahi
Dionysien (walu'scheinlich im Frühjahre 353) wurden in la
bchrter Lust gefeiert; auch der Aermste schwelgte in vollei
genusse. Jetzt veriiiochte Eubuios Alles. Er brachte Ijei
von ihm abhängig waren, als seine Nachfolger in die
Finanzstelle, veruiinderte aber zugleich die Bedeutung dieses
denn er war mächtig genug, um nach seinen Gnindsäi
ganze Systeui der attischen Finanzämter wesentlich \
stalten**).
Früher hatte die Norm gegolten, dass die Ueberschü
Staatseinnahmen in die Kriegskasse llossen, in gunstigen
|. aber ein Theil zur Vertlieilung kam, um an den Theatertaf
ärmeren Bürgern das Eintrittsgeld zu ersetzen. Das war
11 rikon oiler Schaugeld, eine Einrichtung, welche mit den
Richtungen des perikleischen Staats zusammenhing, aber m
alle anderen der Entartung ausgesetzt war. Aus dem Sd
wunlen Sdimausgelder; es wurde verdoppelt und verdreifac
wunle als ein böser Schaden des Gemeinwohls von den A
UMGESTALTUNG DER FlffANZBEHÖRDEN. 489
Me Festgelder, hiefs es jetzt, sind der wichtigste Posten im ganzen
Mget; die dafür bestimmte Kasse muss eine durchaus selbständige
«m mit siebern Zuflüssen. IHe Kassenbeamten müssen also auch
idit blofs darauf angewiesen sein, das ihnen l leberlassene zur Ver-
ihrilong zu bringen, sondeni sie müssen, damit ihre Kasse nie ver-
k&rzt werde, den ganzen Staatshaushalt zu controiiren im Stande
Mb, und alle besonderen Commissionen , welche öfl'entliche Gelder
lenralten, wie die für Mauerhau, Wegebau u. s. w. liestehenden,
■ter ihrer Aufsicht haben. Dazu bedarf es Männer des öirentlichen
.Inlnnens, welche die Bürgerschaft dazu beruft, und zwar ohne
iMchrinkung, wen sie will, Jahr für Jahr. Natürlich hatte nun
IMos einen festen Platz in diesem Collegiuni; die Spenden flössen
nUdicher als je nnd er wurde als der llrhel)er dieses Segensstandes
piprmen«
.1 Damit ist der Standpunkt seiner Verwaltung bezeichnet und die
Mhwendigen Folgen sind nicht minder deutlich. Das Wohlleben
äs Volks geht über Alles und die dazu erforderlichen Mittel her-
Unuchafien ist die erste und ernsteste Aufgabe eim^s gewissenhatten
Staatsmanns. Es ist so, als wenn hi einer Monarchie der Grund-
tita aafgestellt würde, dass die Einkünfte des Staats zunächst he-
4nDl seien, die Hoffeste, Hofjagden und sonstige Belustigungen
fci Souverains zu bestreiten, und der Best ffir die lk»dürfnisse des
bmeinwesens ausreichen müsse. .Nur wird ein Princip, welches dem
I^CKii des Staats so völlig widerspricht, nicht leicht mit so naiver
Meoheit hingestellt und durchgeführt, wie es durch Eubulos ge-
idnb. Wenn nämlich die Festgelder die Beveiulen der Bürgerschaft
ddeten, so sei, erklärte man, jede Verkürzung dersell>en ein Ma-
MitsTerbrechen und jeder dahin zielende Antrag wurde gewisser-
laben ein Attentat auf die Person des Demos. Da nun nach älterem
knuche die Ueberschüsse der Jahreseinkünfte in die Kriegskasse
■Men« so musste dieser (lefalir ausdrücklich vorgel)eugt werden
■d es wurde also ein besonderes Gesetz erlassen, wonach Todes-
nife darauf gesetzt wurde, wenn Jemand es wagen sollte, eine
mrendung von Festgehlern zu Kriegszwecken zu beantragen. So
Brde der weise Gebrauch der Staatsmittel als ein Missbrauch und
•onueoe Sparsamkeit als eine Kränkung d(T Volksrechte verpönt;
r Luxus dagegen wurde als das IJuenlbehrliche anerkannt und wäh-
id man das Princip der Demokratie zur vollsten Wahrheit machen
•Ute« vernichtete man ihr Grundgesetz, die Freiheit der Hede;
490 F.UBL1L0S STAATSLElTrXG 106, S-llO, 2| »4—93».
denn der Bürgerschaft und iliren Wortführern waren die Hände ge-
bunden, wenn es sich um die wichtigsten Angelegenheiten des Ge-
meinwesens liandelte. Jede Kriegsausgabe musste fortan durch eine
liesondere Vermögenssteuer aufgebracht werden, und dadurch war
die ganze Sache, auch wenn es sich um die Rettung des Staats
handelte, den Bürgern von Anfang an verleidet^').
Solche Einrichtungen konnten oluie Widerspruch durchgesetit
werden, wAhrcnd doch sonst mit der Klage wegen verfassung»-
widriger Vorschläge jedem Redner aufgelauert wurde, wdcher etwas
Neues vorbrachte. Aber Eubulos verstand es die Saiten anzusctdageiL
welche überall Anklang fanden; denn es waren die niedrigen Nei-
gungen im Menschen, auf welche er seine PoUtik gründete und dord
deren Befriedigung er sehie Mitbürger allen ernsteren Bestrebongei
entfremdete. Das Grolse und Hoiie der attischen Demokratie giig
zu Grunde, wahrend alle Keime des Verderblichen, die in ihr lagen,
voll entwickelt wurden ; der Staat pflegte die Selbstsucht statt ne
zu überwinden. Das Interesse der Bürger wiu*de von den ernsten
Angelegenheiten immer mehr abgezogen. Die Unterhaltung imner
oberflächlicher und frivoler.
Bemhmte Hetären bildeten den llauptgegenstand des Stadtge-
sprächs; die neuen Eründungen des Thearion, des ersten Feinhkken
in Athen, wurden laut gepriesen und die WitzAvorte, welche bd
lustigen Gelagen vorgekommen »areu, mit gi'ofseni Eifer in der
Stadt lierumge tragen. Die Spafsmacherei wurde zu einer VirtuositiL
namentlich im Kreise der sogenannten Secliziger, welche im lim-
kleion bei Kynosnrges ihre Zusammenkünfte hielten. König Philippos
soll für ehi Protokoll ihrer Sitzungen ein Talent geboten haben.
So ging in klenistädtisclier Vergnüglichkeit das Leben dahin
und das Volk erschlafl'te innner mehr. Eine Gegenbewegung (and
nicht statt. Die Masse der tnbemitlellen wurde durch die Fest-
gelder zufrieden gestellt, die Bemittelten durch eine Friedenspolitik,
welche den Schrecken der Vennogenssteuer fernhielt. Die Deno-
kraten sahen in Eubulos ehien der Ihrigen an der Spitze und die
aristokratischen Kreise waren auch für ihn, weil sie von attischer
Seeherrschaft und Grofsmachlspolitik von jeher nichts wissen wollten,
lind so geschah es, dass ein Mann wie er seclizehn Jahre lang den
Staat des Perikles leiten konnte.
in den früheren Zeiten konnte man alle geistigen Bestrebungen
Athens kennen lernen, wenn man sich das öflenlliche Leben in *
WlSSeiSSCilAFTLIClIES LEBEN l> ATHEN. 491
seinen verscliiedeucn Beziehungen ver^ogeiiwurli^le. D«'im Alles
hing näher (xler ferner mit dem Staate zusammen, war ihm iliensthar
und wnrde von ilim gelragen und genährt, Bild- und Baukunst, die
Poesie hi allen ihren Gattungen, die Forschung des IMiilosophen,
des Geschichlschreibers, des AstronouKMi und alle Zweige der
Wissenschaft^ wie wir diese einheitlicJie Mannigfaltigkeit (h\s geistigen
Lebens im |>erikleischen Zeitalter nar>hznweisen vorsucht hahen. Jetzt
ist es anders und es wai'e im höchsten Grade nngei*ech(, W(>mi man
nach den politischen Zustanden Athens in den Zeiten des Kaliistratos,
Aristophon und Euhuhis fiher das geistige lielien der Stadt urteilen
wollte;, denn die besten Männer scheuten sich ein öifentliches Amt
^nzunelimeu; ihre Kräfte waren dein Staate entfremdet und die
edelsten Bestrebungen standen aufser Zusannneuhauge mit ihm. Tro
so wiclitiger ist es also, das geistig(* Leiten in >Vissens4*hafl und
Kunst besonders his Auge zu fassen ^^).
Von der Philosophie sollte man am elu^sten erwarteu, dass sie
auf das gesanunte Lelien der Athener einen heilsamen Kiulluss ge-
wonnen hätte. Sie war die jüngste und mächt igsle Bewegung der
Geister. Neigung zu philosophischer Betmchtung war ein altischer
Charakterzug und die damalig«^ Zeitrichtuug machte auch l)iclit(*r zu
Moralphilosophen, wit* Euripides zeigt. Auch wollte ja di(* sokra-
tische Philosophie keine müfsige SiH'kulation sein, sondern praklistthe
Lebensweisheit, nnd Sokrates verlangte vtui seinen Jüngern nichts
weniger als Absonderung aus der Gesellschaft, sondern er forderte
sie auf, sich au den olfeutlichen Angelegen he iteu /u lN*lheiligen.
Endlich wissen wir ja auch, dass der Tod des S(»krates seinem Ein-
flüsse auf die Athener keineswegs ein Ende machte; es erfolgte
vielmehr ehie gründliche Lmstiunuung (S. 1 UV), und als der Sophist
Polykrates euie Schrift verollentlichle, in welcher er die Verm'teiluiig
reell tferligen wollte, fand sie allgemeinen Widerspruch im Puhlikum
und vielfache Widerlegung*').
Diese ümstinnnung war ein reunultliiges Gefühl üIhm' hegimge-
nes L'nrecht, welches dem guten Herzen der Athener Ehre machte,
aller es war keine Tmkehr von ihrem bisherigen Treilieu: sie er-
kannten nun den edlen Märtyrer als einen ihrer besten Mitbürger
an« sie feierten ihn mid stellten sein Bilduiss auf. aher die xVner-
kennung war doch nicht tief und ernst genug, um sie anzutreiljen,
492 DIE 80KRATISCHE PHILOSOPHIE.
sich das Gute, welches Sokrates ihnen angeboten hatte, mit knfUpm
Entschlüsse anzueignen. Deshalb sind die Keime eines höheren
Lebens, welches er mit rastlosem Eifer unter seinen Blitbörgem an-
geregt hat, nur in einer engeren Gemeinschaft zur Entfaltung ge-
kommen, und diese Gemeinde bildet innerhalb der Yolksnienge
gleichsam ein besonderes Geschlecht, eine neue Generation tgd
Menschen, welche ihre geistige Existenz dem Sokrates ▼erdankea
und in ihm ihren gemeinsamen Mittelpunkt haben.
Diese Gruppe der Sokratiker war aber keine abgeschtossene
Sekte, wie die der Pythagoreer; denn Sokrates ist niemals das Hanpt
einer Schule gewesen, welche sich auf die Aussprüche des Meistm
verpflichtete. Seine Lehre war nicht ein Saame, der überall, iro <r
Boden findet, wenn auch in verschiedener Güte, ein Reiches Ge-
wächs hervorbringt, sondern sie war ihrem Wesen nach niebtsAa-
deres als der Anstofs zu einem innerlichen und selbständigen Ifah
schenleben, zu einem Suchen nach bleibender Wahrheit, zur Enlfil-
tung freier und selbstbewusster Persönlichkeit. Deshalb ist auch die
Wirksamkeit des Sokrates nicht auf seine Mitbürger beschrlnkt ge-
blieben.
Zu seiner Zeit hatten die Gegensätze zwischen den verschiedeMi
Staaten und Städten überhaupt schon sehr an Schärfe verloren; die
Sophisten thateu sich etwas darauf zu Gute, überall zu Hause n
sein, und die Bildung, welche sie verbreiteten, verwischte das Ge-
präge der Stammcharaktere. Das sehen wir auch an den geschmei-
digen Naturen eines Theramenes und eines Alkibiades, wdcher mch
Umständen Athener, Spartaner, Böotier, lonier, Thraker und Perser
sein konnte. Sokrates aber wollte keine Verwischung der angebo-
renen Eigenthümlichkeiten , sondern eine I^äuterung derselben und
eine Eriiebung von den Gewohnheiten und Ansichten der engeren
lieimathskreise zum Hellenischen und allgemein Menschlichen. Ein
Streben darnach ging damals durch das ganze Volk und je besser
geartet ein Grieche war, um so weniger fühlte er sich durdi das
staatliche Leben und die geselligen Verhältnisse befriedigt, um so
lebhafter empfand er das Bedürfniss nach einem höheren Standpunkte,
nach unbedingter und überall gültiger Walirheit. Diesem Bedürftiisse
kam Sokrates entgegen und deshalb ging sein Einfluss weit über die
Maueni von Athen hinaus. Andererseits kam derselbe aber seiner
Vaterstadt in vorzüglichem Grade zu Gute, denn sie wurde erst durch
ihn in vollem Mafse der Sitz hellenischer Philosophie, wozu
Dlfi AUSWÄRTIGEN 80KRATIKER. 493
de eingeweiht hatte, und erlangte auf diesem Gebiete des geistigen
Lebens eine vorftrüiche Stellung, welche ihren politischen Vorrang
weit überdauerte.
Von allen Seiten kamen wissbegierige Hellenen, um sokratische
Weisheit an ihrer Quelle zu geniefsen; von Theben Simmias und
Kebes (S, 258), von Megara Eukleides, um den nach des Meisters
Tode die verwaiste Schaar sich sanmielte. Schun früher mit philo-
sophischen Studien beschäfligt, wusste er in vorzüglichem Grade das
Verdienst anzuerkennen, welches Sokrates sich um die Ausbildung
eines folgerechten Denkens erworlien hatte. Die scharfe Dialektik
war sein Element und er war unermüdlich bestrebt, alle auf sinn-
lichen Wahrnehmungen beruhenden Vorstellungen, Urteile und
Schlüsse schonungslos anzugreifeu. Die ethische Seite der sokra-
tischen Lehre trat deshalb zurück und noch mehr bei seinen Nach-
folgern, welche die tieferen Probleme des philosophischen Bewusst-
seins vernachlässigten und ihre ganze Stärke in der Eristik, d. h.
der dialektischen Streitkunst, suchten. Die formale Seite überwog
in dieser Schule und desiialb fand sie um so mehr Anklang bei
dei^enigen, welche keine eigentlichen Philoso[)hen sein, sondern nur
mit Rücksicht auf allgemeine Bildung und praktische Zwecke ihre
Denkkrafl üben und ül)erzeugeude Beweisfülirung erlernen wollten.
In dieser Richtung zeichnete sich Eubulides aus, ein geboruer Mi-
lesier, der in Athen lebte und lehrte, ein männlicher (^liarakter, der
auch vom Philosophen patriotische Gesinnung und Freiheitsliebe
verlangte und sich zu der demokratischen Partei in Athen hielt ^^).
Aus Elis stammte Phaidon, ein Jünglhig aus edlem Hause, der
während des Kriegs (S. 150) in Gefangenschaft gerdthen war. So-
krates lernte ihn kennen, erwirkte seine Loskaufung und fand in
ihm ein empfangliches Gemüth, das sich ihm mit voller Seele hingab.
Phaidon verdankte ihm die Errettung aus äufserer und innerer Un-
freiheit und pflegte mit treuem Eifer in sich die Keime seiner Lehre.
Er wandte sich auch der dialektischen Seite dersell>en mit Vorliebe zu,
doch scheint er ihren sittlichen Inhalt tiefer als Eukleides gewürdigt
zu haben.
Ein dritter war Aristippos, welchen aus dem fernen Kyrene der
Ruf dies Sokrates herbeigelockt hatte; er wurde lebhaR von ihm
ergriffen 9 aber es kam doch nicht zu einer vollen Ilingabe; er
konnte sich von den Gewohnheiten der reichen Handelsstadt nicht
los machen; er behielt etwas Unstätes in seinem Wesen und hatte
494 ARfSTIPPOS VON KYHENR.
Mauolies vtm der Art der Sophisten an sich. Auch in seintir philoso-
pliisclien KicJitiing zeigt sich das Weltkind, indem er gegen das
tlieoretisrhe Wissen eiiigononmien war, für Dialektik keinen Sinn
hatte und die Philosophie ganz als Lehenskunst, als Unterweisung
zur (ilüokseiigkeit, aufTasste. Wir wissen, sagte er, im Grunde nichts
Anderes, als was uns seihst hetrifTt, was wir an uiis empfinden.
Nur hieran hahen wir einen festen MaCsstah für das Begehrungs-
würdige und Gute, denn Alle nennen das, was Lustgefuld er^'etit,
gut und das Gegentheil schlecht. Al>er man muss zu nuterscheiden
wissen; es gieht LustenipHndungen verschiedener Art, sinnliche und
geistige, selhstische und seihstlose, reine, ungetrühte and solche, &
mit grftfserer Unlust liezahlt wenlen müssen. Also Einsicht ist er-
fonlerlich und vielseitige Geistcshildung, um die heilsamen Genflsff
von den schädlicheu zu unterscheiden, um mitten im Genüsse die
Unahhangigkeit des Geistes zu wahren, um sich von verkehrten Bp-
regimgeu, welche die Seele heimniliigen, von Neid und Leidenscbft,
von Vorurteilen und wechselnden Stimmungen frei zu machen, offl
endlich auch Enthehruugen und Schmerzen mit Gleichmuth ertngco
zu krmnen. Wenn also Aristippos auch den Zusammenhang mit
Sokrates noch erhielt, indem er das Wissen als unentbehrfidM
>fittel zum glückseligen Lel>en geltend machte, so war der Zusam-
menhang doch ein sehr lockerer, da sich das Gehiet des Wisse»
auf die Empfindung des Einzelnen verengte und die Tugend ihm im
W<»sentlicheii nichts Anderes war als Mafs im Genüsse. Es var
schwer, eine solche Lehre auf sittlicher Höhe zu erhalten; sie lieb-
fuigelle mit dt;n niedrigeren Triehen der menschlichen Natur, und
nachdem schon Aristippos seine IMiilosophie mit üppiger Wellhsl
in Ehiklang zu setzen gewusst hatte, gingcm seine Nachfolger in der
kyrenaischeii Schule den gelTdirlichen Weg innner weiter und tw-
läugueteii den sokratischeii Foi^schungstrieb und Lebensemst immer
mehr.
Euien anderen Weg ging Antisthenes, der aus Athen stammte,
aber der Sohn einer thrakischen Mut ler war. Bei ihm war es gerade
die (Iharaktergi'Orse d(!s Sokrates, welche ihn von der sophistiscbeB
Richtung und der Bewunderung des Gorgias abzog und ihn antrieb
die soknitiscbe Tugend zum Mittelpunkte seines Strebens zu machen.
Er stimmte also darin mit Aristippos überein, dass auch ilun die
Erkenntniss nur ein Mittel zinn Zwecke war; auch ihm war die Philo-
sophie wesentlich Lebensweisheit mid Glückseligkeitslelu^, aber er
ANTISTHENE8 VON ATHEN. DIOGENES. 495
i entschieden jedes Lebensglück zurück, das in tUifseren Gütern
in weichlichen Empfhidungen wurzelte, und im Gegensatze zu
(tipps feiner Genussliebe fand er das Glück in der vollkommenen
Iheit des Menschen von allen aufseren Gütern, in der sich selbst
ageaden Tugend. Die Tugend ist das einzige und volle Glück
Menschen und es giebt kein Unglück als das Büse. Die Tugend
die Fracht richtiger Einsicht, al)er die Einsicht ist bei ihm doch
BDtUch Willensrichtung; so bald diese gewonnen ist, verliert die
Behang ihre Bedeutung, und deshalb war der Begriff der Weisheit
ibn ein sehr unbeslimmter und inhaltloser. Um so bestimmter
t -schärfer sprach er seine praktischen Lehrsätze aus, indem er die
A nicht nur für etwas Wertbloses und Gleichgültiges erklärte,
^em für etwas Verderbliches und Hassenswürdiges, so dass er
I die wahre Tugend gar nicht anders vorstellen konnte, als in
Form freiwilliger Armuth, völliger Selbstverlaugnung und Ent-
nng. Die Freude an geselligem Verkehr und allen Reizen, womit
scher Geist das städtische Leben so reich und anmuthig auszu-
Lten gewusst hatte, war ihm wie ein (iotzendienst; die Entwicke-
g einer vollkommen freien Persönlichkeit war ihm so sehr die
nptsache, dass auch die staatliche Gemehiscbafl ihm dabei als eine
nmende Beschränkung erschien. Er stand mit der Welt in keinem
leren Verhältnisse, als dass er sie bekämpfte und Einzelne aus
zn retten suchte. Zu diesem Zwecke war er in Wort und Schrift
in sein hohes Alter ungemein thätig und wie Aristipp hi der
nst des Genusses, so wurde Antisthenes in der des Entsagens
I seinen Schulein überboten. Diogenes, der Sohn des Hikesios,
i Sinope, war der vollendete Cyniker, wie man die Anhanger des
üsthenes von seinem I^ehrorte, dem Gymnasion Kynosarges, namite,
em man durch den Namen zugleich auf die widerliche und eines
Dschen unwürdige I^ebens weise hinwies. Bis dahin war man in
len gewohnt, philosophische Bildung mit Wohlstand und feiner
te verbunden zu sehen; sie galt für einen Besitz der höheren
ssen und auch Sokrates sah man trotz seiner Verachtung alles
iliierlichen in aristokratischen Kreisen verkehren. Die Philosophie
Cyniker erklärte jeder feineren Bildung den Krieg; in seinem
snen Fasse lag Diogenes vor dem Metroon in Athen oder im Kra-
ni, der üppigen Vorstadt von Korinth, einem schmutzigen Bettel-
nche gleich die Verkehrtheiten der Welt strafend und die spot-
de Menge durch seine Originalität unterhaltend ^°).
496 ATHENIENSISCHE SORRATIKER.
Die bisher besprochenen Sokraliker waren Ausländer oder, wenn
auch in Athen geboren, wie Antisthenes, doch ihrer Richtung nach
dem Staate fremd; sie haben alle das Gemeinsame, dass sie ricfanir
an einzelne Seiten des Sokrates anschlössen. Die Schulen des Eukki-
des und Phaidon knüpften vorwiegend an seine Methode an, vihraii
die Kyrenaiker und Cyniker die theoretische Seile vemachläBsigtai,
die Verbüidung zwischen Erkennen und Wollen, deren HersteUoig
ein Hauptverdienst des Sokrates war, auflösten und das Philosophim
im Wesentlichen zu einem Handeln machten. Alle vier Schulen k-
ruhteu also auf euiseitiger Auflassung des grofsen Meisters; um da
ganzen Sokrates zu verstehen waren doch die eigentlichen AthcMr
am meisten geeignet
Sokrates' Einwü^kungen auf seine unmittelbaren lianddyH
waren verschiedener Art. Bei den Einen waren es ADregongfii
die keinen durchgreifenden Erfolg hatten, wie bei Krilias und Aii-
biades. Bei anderen bildete sich ein dauerndes Verhältniss inifB
Gemeinschaft, welches die Lebensfreude des Sokrates war und cIm
Quelle des Segens für seine Freunde, den treuen Kriton und ik
von tiefer Walu*heitsliebe ergiiifenen ApoUodoros und Chairephen.
Endlich konnte es in Athen auch nicht an Solchen fehlen, weldM
so lebhaft ergriffen waren, dass sie sich nicht dabei berulugen konnUi»
das Gute, welches sie empfangen, für sich zu l)ehalten, sondern im
Bild ihres Wohlthäters auch den Ferneren und den NacIü&omiMB
vor Allgen stelleu, seine Lehre in weitere Kreise bringen und nach
seinem Tode an seinem Werke weiter arbeiten wollten. Solche Ver-
suche wurden in verschiedener Art gemacht. So zeichnete der
Schuhmacher Simon, in dessen Werkstatte der Alte oft eingesprochen
halte, aus der Erinnerung die Unterredungen auf, welche sich seiDea
Gedächtnisse besonders eingeprägt hatten, während Aischines, des
Lvsanias Sohn, in freierer Weise und mit tieferem Verständnisse so-
kratische Gespräche herausgab, obgleicli er in seinem Lebenswandel
dem Meister keine Ehre machte. Diese und andere Schrillen der
Art sind verloren ; um so deutlicher steht uns Xenophon, des Gryiloi
Sohn, als sokratischer Schriftsteller vor Augen, der einzige wahre
Soki'atiker, welcher auch mit den grofsen Zeitereignissen eng ve^
flochten ist^^^).
In einem angesehenen Hause ehrbar erzogen, von ausgexeicb-
neter Gestalt und edler Sitte, ein attischer Ritter mit aristokratiscbeB
Neigungen, aber ohne Uochmuth, treuhei'zig und fromm, voll eifiigeo
xi»opitoN r.ER. m OL. 87(432)? 497
Slrebens iiarli allgemeiner Rihliin^ — so knni dor Jüngling mit
Sokrates in Berfihning. Tief und lelN^Hlig erkannte er den Wertli
dt» Mannes im Vergleiche mit den Sophisten, welche er bis dahin
gehört hatte, und wurde der treue Junger und unerraudliclie Be-
gleiter desselben bei seinen Wanderungen und riesprächen. Den-
■odi konnte es ihm auf die Dauer in Athen nicht behagen ; denn
bei aller Lembegierde war er doch nicht dazu gescliaflen, in wissen-
KbaffUicher Arbeit seinen Lehenslieruf zu finden, und da erschien
CS ihm als ein Wink der Vorsehung, als er im Jahre 401 von
leinem Freunde, dem Thebaner Proxenos, einen Krief aus Sardes
triiielt, der ihm den dortigen Hot' (S. 132) in glanzenden Farben
■diilderie und ihn bei Kyixis einzufühi^en versprach.
Der Entschluss war t'ur einen Athener nicht leicht, denn Nie*
nand hatte ja der Stadt mehr L'cbles zugefügt, als Kyros, und ein
guter Patriot konnte ihm nur Verderl)en wünschen. Statt dessen
aoUte er ihm seine Dienste widmen! Sokrates verhehlte ihm das
BedenkÜGhe seines Vorhabens nicht, aber er hatte keinen Grund,
mhedingt abzurathen; er kannte Xenophon als einen Mann, der
g^fser Aufgaben bedurfte, damit seine Kräfte verwerthet wünlen,
md Atlien bot dazu keine Gelegenheit. Er wies ihn nach Delphoi,
weil es sich um eine Entscheidung für's Lel>en handele, lici der
n mit der Gottheit und seinem Gewissen ernst zu Käthe gehen
Xenophon aber grilT der Gottheit vor, indem er nur darnach
feigte, welchen Göttern er vor dem Auszüge opfern solle. Sein
ritterlicher Sinn hatte entschieden. Für die attische Demokratie
hatte er kein Herz; sehi PaU*iotismus war ein hellenischer, und da
ea damals mit der Hegemonie der Vaterstadt ein für alle Mal vorbei
n aein scliien, ghiubte er sich seiner Vtu'liebe für Sparta, das ja
mn anch von Athen als Vorort anerkannt war, und für die Freunde
Spartas um so zu?ersichtlicher hingeben zu können.
So trat er, wahrscheinlich nicht älter als dreifsig Jahre, ]m
KyroB ein und wurde unerwartet zu grofsen Aufgalien berufen
(8. 138), in denen er eine solche Tüchtigkeit hewiHirte, dass sein
Rubm auch auf Athen zurückstrahlte. Deimoch büfste er darüber
aeine Vaterstadt ein; er wurde nämlich, vermuthlich um dieselbe Zeit,
da man die Verfolgung aller verfassungsfeindlichen Richtungen in
Atlien wieder aufnahm (S. 110) und Sokrates verurUHlte, als Par-
tMgänger des Kyros durch einen Volkslieschluss seines Hürgerrechts
bcnnibt; vielleicht war auch eine diplomatische liücksicht auf den
Cwtint^ Gr. Ge>cb. III. 32
498 XRNOPHOTfS LRDCPfSSrHICRSALB.
Perserköiiig dalici bestimmend. Nun lebte XeuopboD als Söldner^
fübrer l)ei Thibron (S. 145) und dann bei Agesilaos, kehrte mit
diesem in das Vaterland zinnlck und kämpfte bei Koroueia gegen
die Athener.
Sparta ffiblte sich einem so getreuen Anhänger zu einer dank-
baren Anerkennung verpflichtet und lieschenkte ihn, um ihm eiie
neue Heiniatb zu scliaffen, mit einem Ijindgute in Skiilas, eine*
anmuthigen, zwischen Waldhuhen versteckten Orte unweit Olynpii.
in einem Seitenthalc des Alpheios, welches der fischreiche SeUnofr-
bach durclifloss. Hier gründete Xenophon aus dem Gewinne
Feldzfige die der Artemis gelobten Heiligthüiner und theilte
Beschäftigung zwischen Waidwerk und Wissenschaft, wihrend
Söhne' in spartanischer Zucht aufwuchsen. Der elische Krieg (S. 360)
machte ihn von Neuem heimatlilos; er siedelte nadi Korinth über,
trat al)er um dieselbe Zeit auch mit seiner Vaterstadt wieder ia
nähere Beziehung, seit dieselbe unter Leitung des KalUstratos mä
Sparta gegen Theben Partei nahm. Seine Verbannung wurde arf
Antrag <les Eubulos zurückgenommen, sein Sohn Gryllos fand in alr
tischen Heere einen glorreichen Ueitertod bei Mantineia und.Xen
phon selbst wirkte in seinen let^sten I^bensjahi*en (bia etwa 105i» 3;
357) noch Itir die nach so vielen Erlebnissen endlich wiedergewoa-
nene Vaterstadt, wenn er auch seinen Wohnsitz in Korinth behidL
Xenophcms Lelien gleicht nicht dem eines Philosophen oaii
sein unruhiger Ehrtrieh scheint mit der (^■eniigsamkeit des Soknitcf
wenig gemein zu haben. Dennoch ist er einer der treusten So-
kratiker und nach ruhmreichen Feldzügen sehen wir ihn in seiner
Mufse mit ungeschwücliter Verehrung zu dem Bilde des geliebtea
Lehrei*s zurückkehren, um es in seinen 'Denkwürdigkeiten' anfzih
zeichnen und von aller Entstellung zu reinigen. Aber es war nkitf
der forschende Philosoph, dessen Gedankenreihen er zu entwickdi
und weiter zu leiteu beflissen war, sondern der sclüichte Volksmann
und Volkslehrer, welcher ihm zugleich ein Vorbild der höchiM
Kechtsrhairenheit, Lel)ensweisheit und Frömmigkeit war. Denn bei
all seiner Fruchtbarkeil und Vielseitigkeit hatte Xenophon doch ia
Ganzen eine sehr einseitige Richtung. Das Wissen seihst und die
Methoden der Erkenntniss waren ihm gleichgültig, er fragte mir
nach dem Nutzen für die Besserung des Menschen. Die Tugend-
lehre ist ihm die Hauptsache, und zwar fasst er auch die Tugaid
wesentlich von ihrer praktischen Seite auf, als die Bedingung docs
XE.NOPHON ALS PHILOSOPH. 499
glücklichen licbcns, weil ulnie sie keine waliren Güter niif Erden
zu liudeii seien. Diese Lehre sucht er nun auf alle Verhältnisse
auzuweuden. Er hehandelt im 'Oikonomikos' das ganze Hauswesen,
giebt Vorschriflen für die Ehe, fordert geistige Aiishildung der
Frauen, gute Behandlung der Sklaven, richtigen Gehrauch des Ue-
siiieH, welcher erst diu*cli hesonnene Verwerthung zu einem Gute
werde. Er behandelt die Land wir thschaft in ihrer Verbindung mit
Viehzucht und Jagd. Auch im Waidwerke verlangt er sachkundigen
Betrieb, damit es den jungen Bürger sUihle; el>enso soll das Reiten
eine Kunst sein und ftir die städtische Reiterei verlaugt er einen
Führer v(hi hervorragender Bildung, damit seine Schaar dem Ge*
meinwesen zur Ehre gereiche. Im Staatswesen endlich muss nach
seiner Meinung die gi'öfste Unordnung und Verwirrung herrsi^hen,
wenn denen, welche sich mit den öifentlicheu Angelegenheiten he-
tchäfligen, die geistige Vorhereitung und die Erziehung zurTugeud fehlt.
Kurz alle Verhaltnisse des Lc^heus, die schon von d(^n Sophisten
theoretisch behandelt worden waren, beleuchtet er nach sokratischen
Grundsätzen; es ist eine angewandte* Ethik ohne höhei-e Gesichts-
punkte, eine hausbackene Moralphilosophie, welche innerhalb ihrer
Cränzen ein gesundes Urteil und feine B<M)l>achtung zeigt. Sein
Geist war immer auf das Einzelne gerichtet. So war er auch im
praktischen I^be.u den schwierigsten Aufgaben gegenüber tapfer,
cntflcliloBseu und eui tretllicher Ffdirer der rathlosen Menge, in
aUgemeineu Angelegenheiten aber schwankend und unselhständig,
10 dasa er bei überlegenen Naturen den Halt suchte, weichen er
in sich nicht fand. Dal)ei fehlte es ihm trotz aller Eniptanglichkeit
liir da» Gute doch so sehr an einem sicheren Malsstalxi, dass er,
Dftchdem ihn zuerst die Gharaktergrofse des Soki*ates gefesselt hatte,
lieh dann dem Kyros inugeben uiui zuletzt dem Agesila(»s mit blinder
Verehrung anschliefsen komite. >[eno[dion war eine militärische
Natur, welche Zucht und Ordnung verlangte, aber auch sich selbst
einer Autorität bedürttig fühlte. Die zerfahrenen Zustande von Athen
bestärkten ihn in seiner Uebciv^eugung, dass ein Wille, ein könig-
lidier Hann da sein müsse, wo ein Gemehiwesen gedeihen solle.
Damm war es noch eine si^iner letzten Arl>eiten, dass er in der
*Kyropaidie\ an den älteren Kyros auknupfend, die idealisirende
Dtfstellung eiues wahren Königs und Iteichsstifters entwarf.
Von allen attischen Sokratikern waren Xenoplion und Piaton,
wie man denken sollte, am meisten auf einander angewiesen. Sie
32»
500 XRNOPHON UND PLATON.
standen sich im I^liensaltor nahe, sie hatten eine gleiche Stellang
in der Gesellschaft, sie theilten mit einander die Abneigimg gcfiei
die Sophisten, als die Verderber des hellenischen Volks, sie gtimmtci
in der Liebe zu ihrem Lehrer und dem Eiter, an seinem Lebeiw-
werke fortzuarheilen, ü1)erein ; sie waren beide aus gleichen Gründen
mit den Zustanden der Vaterstadt unzufrieden und trugen in ihrer
Auffassung von den Aufgaben hellenischer Bildung beide kein Be-
denken, sich au hervorragende Persönlichkeiten des Auslandes an-
zuschlicfsen. Deimoch ist in den vielen Schriften, die gerade vm
diesen beiden Sokratikern erhalten sind, keine Spur eines nahen»
Verkehrs nachzuweisen und man hat dies schon in alter Zeit ns
einer feindlichen Spannung zwischen ihnen erklären wollen, b-
dessen ist kein Grund vorhanden, eine andere Ursache anzunehnMi,
als die grofse Vei*schiedenheit, welche bei aller Uebereinstimmaf
zwischen den beiden Jüngern des Sokrates bestand'^).
Piaton, des Ariston Sohn, wurde um dieselbe Zeit in Athes
geboren, als Perikles starb, und Keiner hat die geistige Steüng.
welche der grofse Staatsmann seiner Vaterstadt gegeben hatte, ndr
gewürdigt und mehr genossen, als er; denn er hatte im höehilai
Grade den attischen Sinn der Wissbegierde und Kunstiiebe nai
wuchs in einem edlen Hause, das mit Kodros und Selon in Ver-
wandtschaft stand, körperlich und geistig wohlgepflegt heran. Er
war aber seiner ganzen Persönlichkeit nach eine zart angelegte and
leicht verletzte Natur, und wie bei Xenophon der militärische Mr
nungssinn, so war es 1mm ihm der ideale Sinn für Mafs und Har-
monie, welcher sich von dem Wesen der attischen Demokratie zb*
rückgestofsen fühlte. Das liefe Unglück der Vaterstadt beslärklr
ihn in seinem politisclien Urteile, ohne dass er mit seinen Ver-
wandten Kritias, Charmides u. A. von einer Umgestaltung der Ver*
fassung Heil envarten konnte. Deshalb gab er sich um so vöfliger
dem beschaulichen l>>ben bin, zu welchem seine ganze Anlage ilii
Innzog, und nach längerem Schwanken zwischen Philosophie nai
Poesie widmete er sich mit glücklicher Entschlossenheit derjenifics
Richtung, welche damals die kräftigste und zukunftreichsle mr.
Die Entscheidung verdankte er Sokrates. Durch ihn wurde er frn
von dem engherzigen Parteiwesen, wodurch das Leben der Gemeindp
und der Einzehien vergiftet wurde, durch ihn wurde ihm das Ziel
seines Strebens klar; um seinetwillen war ihm das entartete nml
tief gebeugte Athen dennoch ül>er Alles theuer und sein höclisles
PLATON, AKISTü^t) SOHN 88,1-108, 1; 4-i7— 318. 50]
Lebensgut >varen die neun Jahre, die er mit Sokrales verle1)en
konnte.
Wenn nun Piaton nach dem Tode des Sokrates Athen verliefs,
80 geschab es nicht aus GleieliguHigkeit oder llass: viehnelir üehte
er seine Mitbürger, und liatte ehie Iiohi^ Meinung von ilirer Hil*
dungsfähigkeit, denn wenn ein Athener, sagte er, einmal recht-
schafTen sei, so pflege er es in einem ausgezeichneten Grade zu
sein. Piaton war auch fern von jener welthurgerhchen Gesinnung,
wie sie sich bei Antisthenes und Aristippos zeigt; er liielt an dem
Gegensätze zwischen Hellenen und Barbaren fest. Aber er war
der erste Athener, der in vollem Mafse den Drang in sich fühlte,
alle menschliche Wissenschaft in seinem Bewusstsein zu vereinigen
nnd durch persönliche Kcnntniss der bedeutendsten Zeitgenossen und
Zeitrichlungen einen möglichst freien Standpunkt der Weltl)etrach-
tnng zu gewinnen. Darum konnte er sich nicht wie Sokrates auf
die Strafsen und Plätze Athens beschränken; darum ging er nach
K)Tene, um sich durch den Umgang mit dem Mathematiker Theo-
dor«» zu bilden; darum liefs er sich bei den ägyptisclien Priestern
in astronomischer Wissenschalt unterrichten, darum suchte er in
ItaKen die Schulen der Pythagoreer auf und kmlpfte nut Archytas
Freundschaft an. Damals lernte er auch die sicilischen Verhältnisse
Imiien und kehrte etwa zwölf Jahre nacli Sokratt^s Tode in <lie
Vaterstadt zurück, um hier im Garten der Akademie die l^hrthätig-
kttt zu beginnen , welche er vierzig Jahre lang bis an sein Leliens-
^e fortgesetzt hat.
Plalon ist der einzige Sokratiker, der dem Meister vollkommen
iRti geblieben ist und zugleich die Lehre desseÜNMi nach allen
Seiten vertieft und entwickelt, seine Grundgedanken methodisch ver-
boBden und zu einer GesamUmschauung der ganzen sittlichen Welt
erweitert hat.
Es war al)er kein schulmäfsiges Lehrgebäude, welches Piaton
aufstellte, denn die PhiIos(»|)hie sollte kein besonderes Fach der
Erkenntniss sein, sondern eine allgemein menschliche Angelegen-
heit Wir leben Alle, so dachte er, in d(>n mannigfaltigsten Vor-
stellungen, und es handelt sich darum, ob dieselben richtig oder
irrig sind, und oh die Tugend, welcher w'iv uns belleifsigen, nur
eine gewohnheitsmafsig angelernte oder eine sr'lbstbewusste, freie
und auf Einsicht beruhende sein soll. Das ist eine f^eliensfrage,
welche sich jedem Bewusstsein mit innerer Nothwendigkeit auf-
502 PLATO^iS LEHRE.
di-HTigt. Die Meiiscliensccle findet in der Anscliauiing der iurffrm
Dinge keine Ruhe; sie niuss also die angeborene Ahnung einer m-
sichtbaren Welt haben, ihr nifißsen vor dem irdischen Dasein Ein-
drücke und Anschauungen zu Theil geworden sein^ deren Erinne-
nmg in ihr fortlebt und sie antreibt, nach einem höheren Lehn n
streben. Dieses Streben offenbart sich in dem unwidorstehBriM
Zuge der Seele zum Schönen, in der Sehnsucht nach dem ¥•!-
kommenen, in der Lielie zum Göttlichen. Hierin liegt der fmdM-
bare Keim eines neuen Lebens. \hev in ungeordneter Weise, acb
selbst überlassen, gelangt dieser Trieb nicht zn seinem Ziele. Er
muss in die Zudit genommen werden und diese Zucht ist die Ksort i
richtiger Gedankenverbindung, d. i. die Dialektik. Aas ihrer Ya<- 1
bindung mit dem enthusiastischen Triebe der Menschenseele erwächit I
die wahre Philosophie, die stufenweise fortschreitende Erhebong nm
Sinnlichen zum Geistigen, vom Vorstellen zum Wissen, dessen lohr
Besitz das VoiTecht der Gottheit ist.
Alles, was sinnlich ist, unterliegt einer fortwährenden Yerb-
derung; es hat also keine volle Wirklichkeit, es ist eine VeriHadoy
von Sein und Micht-sein, während das wahrhaft Seiende, ivekki
allein ein Gegenstand des Wissens sein kann, etwas UebersiniilickH
ist. Das Sichtbare ist nur, soweit es an den unsichtbaren Wcms-
heiten Anthril hat; diese suid das allein Beharrliche, die evipi
Lrformen und Ursachen alles dessen, was ist, die in einer übtf-
weltlichen Sphäre lebendigen 'Ideen'. Es giebt so viel Ideen, inc
es ArttK'gritre gieht; die ers((^ und herrsciiende unter ihnen ikr
ist die Idee des Guten, der letzte Grund alles Erkeniiens und SeinK
die wellbiidende Vernunft, das ist Gott.
Neben Gott Itesteht das Körperliche ohne selbständiges SeiL
Es hat durch Gott als den Wellbildner Mals und Gesetz eropfan^
indem die Wellseele in das Körperliche eingegangen ist Durch sie
ist die Welt ein Beseeltes, wie der Mensch durch die Mensch«-
seele, die auch in den Körper eingepllanzt ist, ohne wesentUcbei
Zusammenhang mit deniselbi^n, und nur durch die Heimkdir ii
das körperlose Dasein zu ihrem naUu'gemälsen Zustande zurückkelvt
Wenn das Körperliche unserer Seele wie ein Schaden uud eisr
Veninstallung aidiaflel, so kann unser sittliches Ziel kein andern
sein, als die Abkehr und Ueinigung vom Sinnlichen, die Theiluabof
an den Ideen uud die Verwirkhchung derselben in Tugend nai
Erkenntniss. Die Tugend ist der naturgemäfse Zustand der Scde,
IHRE YfkLKSTltrMLICIlKFJT. 503
Freiheit und Giückseligkeil; sie beruht auf (ior deulIicluMi Er-
ttnUiiss des unbedingt Guten, welche den Willen erzeugt; sie
icheiul, deu versclüedenen Seelenkrällen entsprechend, als Weis-
It, als Tapferkeit, als Besonnenheit, aber die eine und allgemeine
gend ist die Gerechtigkeit, der harnionischc Einklang aller See-
ikräfie. Die rechte Erziehung zu solcher Tugend ist nur in der
meinschafl möglich, d. h. im Staate, welcher ein AbbUd des har-
miscb geordneten Einzellel>ens seui soll; er niuss also eben so
) dieses durch Philosophie erzogen werden und da die Masse
: Staatsaugehörigen nicht i)hilosophiscli sein kann, so muss das
nmsstseiu der wahren Staatsgemeinschaft von Solchen getragen
rdeo, deren Lebensberuf die Philosophie ist; nur wo sie hcrr-
len« kann der wahre St4)at verwirkhcht werden.
Keiner der grofsen Männer Griechenlands steht uns menschlich
nahe wie Piaton, und in semem Gemütlie sehen wu zugleich
I ganze geistige Leben seines Volks sich abspiegeln. Er ist das
rklärle Bild eines Hellenen, der voUendele Athener. In nner-
kUiehem Wissenstriebe wurde er niemals mit sich fertig und
rte bis in's hohe Alter nicht auf zu lernen; darum scheute er
li auch als Greis nicht, seine Ansichten zu ändern und z. B.
ne Lehre von der Centralstellung der Erde im Weltsysteme zu-
duunehnien.
Er blieb trotz der Vielseitigkeit seines Wissens dem hellenischen
Ikabewusstsein treu, wenn er die Verwandtschaft der Menschen
d Götter behauptete, wenn er die ganze Natur von göttlichen
esen durclidrungen sah und selbst in den Gestirnen göttliches
ben und göttliche Pei*söniichkeiten erkannte. Er ehrte den Glau-
Q des Volks und knüpfte gern an LieblingsgesUilten der Volks-
ge seine Lehren an, wenn er z. B. den mit Muscheln und See-
ig verunzierten Glaukos benutzte, um den Zustand der durch
liacfaen Unrath entstellten Menschenseele anschaulich zu machen.
war eifrig für den überlieferten Gottesdienst, voll Ehrerbietung
* den delplüschen Gott und die Weihen von ElcMisis. Er stellt
fa auf den Boden des Volksbewusstseins, wenn er den («ott Eros
I Urheber der höheren Bestrebungen des Menschengeistes feiert,
snn er Ebeumafs und Schönheit neben der Wahrheit als die di*ei
iten des Guten anerkennt. Ja so sehr auch Piaton in seiner
ilektik zu dem reinen Ge<lanken, dem geslalt- und farblosen
des Wabren hinanstrebt, so bleibt er doch der echte Sohn
504 PLATON UND SEINE VORGXngER.
sciiu*s Volks, welches gegen die formlosen Al>sf raktionen und das m
Begriffliclie eine Abneigung hat, und fasst deshalb die obersten Wahr
heilen und Kräfte als Ideen d. h. als Gestalten, als erhabene Ter
bilder, denen die irdischen Dinge nachstref>en.
Dem Volksshnie entsprechend luleilt Piaton über das zu a
zielende Gleichgewicht kr)q)erliclier und geistiger Erziehung, flix
die Ehe, in welcher er die ganze Beileutung dem mäimlichen Theil
zuweist und der Familie als solcher in ihi*er sittlichen Bedentni
nicht gerecht zu werden weifs, und endlich anch über den St»
Erst im Staate uird der Mensch zum vollen Menschen. Damm gd
die Ethik nothwendig in Politik über und auch die politischen lieh
satze des Philosophen sind keine neu ersonnenen, sondern i
schliersen sich an Uelierlieferungen des althellenischen Staatsredi
an, wie sie sich in kinetischen und spartanischen Einrichtungen e
halten hatten. Dahin gehört die staatliche Beaufsichtigung d
Kinder von der Geburt an, die Ueberweisung des Landhaus a
der Gewerbe an uiilergeordntrte Klassen, die Beschränkung d
Bdrgerzahl , die Gleichheit des Landbesitzes imd die Hemmnng i
auswärtigen Verkehrs. Aber auch vielerlei attische und demokr
tische Einrichtungen weifs Piaton in seinen politischen Schrifti
zu verwerthen. Das Volk der Hellenen, durch Vemuuftaiilage f
allen Völkern der Erde zu Weisheit und Tugend bei*ufen, ist ih
eine gi'ofse eng zusammengehörige Genossenschaft; auch die frülier
und späteren Generalionen des Volks bilden ein Ganzes, welcfa
einen gemeinsamen Besitz an Erkenn tniss hat, und Piaton ist d
F>ste, welcher das allmälig herangereifte denkende Be^vnsstsein d
Volks von den ionischen NaturpliiIosoi)lien bis auf seine sokratisch
Zeitgenossen in sich vereinigte.
Von allen eignete er sich die fruchtbaren Keime an. Ein
«iurch den Andern ergänzend. Von Fleraklit nahm er die Erkeni
niss des ewigen Wandels der irdischen Dinge, aber er rettete dara
das wahre Sehi, wie es die El^aten mit vollem Hechte setiti
Dieses Sein koinite er Jedoch nicht als ein starres und beweguu|
loses anerkennen, weil sich daraus das Vernuuflmäfsige der Wf
Ordnung nicht erklären liefs. Da half ihm der 'Geist' des Ana]
goras, der Wellordner; aber das blofse Ordnen genügte ihm m
und, indem er sich nach anderen Formen umsah, in denen si
die Beziehungen zwischen der Welt des Sehis und der Well <l
Erscheinungen verwirklichen koimlen, schloss er sich den Pythag
DIE PROSA VOR PLATON. 505
Rem an, indem er mathemaiisrlie (leseUe annahm, in denen sich
jene Einwirkungen loLlzielien sollten. Von den Pytliagoreern hat
er auch für die Lehre von der Unsterhlichkoil mid liir seine Staats-
lehre Tielfache Anregung entlehnt, lieherall wussle er das Frudit-
bare zu erkennen, das Unvollkommene zu heseitigen, und das hlei-
beod Gültige zu einer Weltanschauung zu verschmelzen, welche ein
ToDkommener Ausdruck des gereitlen Volkshewusstseins war, wie
n nur in seiner Seele lehte. Endlich ist auch die Sprache Piatons
ein deutliches Zeugniss dafür, wie volksthümlich der grofse Denker
hfieb und mit welcher Liehe er jeden nationalen llesitz pflegte und
aiid)ikiete.
Die attische Prosa hatte sich s|>at entwickelt und es hat auf-
fallend lange gedauert, dass man in Athen nur die rhythmische Rede
ab Gegenstand der Kunst hehandelte, die uiigehundeue aher nur
ab Mittel zur Verständigung und zur Erledigung geschrdtlicluT Auf-
gaben. Die prosaische Darstellung begann ei-st, als das st^uilliche
Leben voll entwickelt war, so dass sie mit der raschen Entfaltung
des Volksgeistes nicht Schritt halten und der Fülle des (vedanken-
ilotTs gar nicht nachkommen konnte. Man merkt Thukydides an,
vie er mit der noch ungefügigen Sprache ringt, um ihr die genau
beaeichnenden Ausdnlcke ahzugewinniMi. Uns fesselt die unermu-
dele Spannkraft, welche seiner Sprache denselben (Iharakter des
lÜnnüchen und Enisten gieht, welchen die ganze Zeit des Perikles
trtgt, aller es fehlt ihr das richtige Verhältniss zwischen Iidialt und
f^m und darum ist sie häufig uid)eholfen, unschön und <lunkel.
Bald ward es anders. Um dieselbe Zeit, da die Thalkraft der
Athener zu erlahmen begann, steigerte sich bei ihnen die liUst an
tnatigem Auslausche und an Mittheiiung durch Wort und Schrift
Aber alle Gegenstände des Nachdenkens; der Einfluss der Sophisten
Inig das Seinige dazu bei, und was die Alt-Athener als einen Ver-
Ul beklagten, war für allgemehie Bildung ein unzweifelhafter Fort-
rtrilt Die Sprache wurde geschmeidiger uiul beweglicher, man
8>ng Ton der gesuchten Kürze des schriftlichen Ausdrucks ab und
'Buchte eine bequeme Verständlichkeit zur ersten liedingung einer
'lUnuthigen Rede. So bildete sich namenliich in den höheren
Kreisen, wo man sich von den spra<iiliciien Missbrauchen des Markts
M der Rednerbühne fern hielt, ein feiner xVtticismus aus, wie er
•
^ Xenophons Schriften ausgeprägt ist. Kaum gieht es zwei andei'e
^duiflsteller, welche derselben Stadt, demselben Fache und fast
506 DIE ATTISCHE PROSA.
nocli derselben Zeit angehören, die so verschieden geflchriebcB
haben, wie Xenophon und Thukydides! Für diesen konnten inuMr
nur verhültnissmäfsig Wenige ein volles VerständaiBS haben, XeiM-
phon dagegen erlangte durcii den leichten Fluss seiner Hede, die
Durchsichtigkeit und Klarheit seines Ausdrucks den Ruhm eino
mustergültigen Schriftstellers und die Athener ehrten ihn, ob^^eicfc
er Aristokrat und Lakonist war, als den echten Vertreter ihrer Dv-
stellungsweise. Sie war zu allgemeiner Verbreitung und Nachak-
mung sehr geeignet und, da das Attische auch als Mondart
gewisse vermittelnde Stellung hatte, welclie es Griechm der
schiedensten Herkunft möglicii maciite, sich leicht in sie
finden, so entwickelte sicii in der attischen Prosa eine äHffmrin
gültige Form der Schriftsprache*^).
Es entwickelte sich aber noch eine besondere, echt attische
Form prosaischer Darstellung im Gespräclie. Bei einem kUiA
denkenden Volke nimmt auch die Ueberlegung und innere Eat-
schliefsung gern die Form eines Gesprächs an, das die Seele wä
sich selbst fuhrt, wie wir es bei den Dichtem der Griecheo m
häufig finden. So unmittelbar gehörte Wort und Gedank« kd
ihnen zusammen, und dämm entsprach es durchaus dem Volki-
charakter, dass sich auch die philosophische Forschung in die Fem
des Gesprächs kleidete, in welcher Einer dem Anderen behülfid
ist, die streitenden Gedanken zu entwirren und zu festen Ziel-
punkten zu führen. Soki*ates fasste diesen Dienst als eine Bärgst-
pflicht auf; er konnte nicht gleichgültig und uuthätig Irieiben, iresi
er seine Athener über die wichtigsten I^bensfragen in einem HD-
würdigen Zustande von Unwissenheit und Unklarheit fand; <r
nnisstc das Seinige thun, um demselben abzuhelfen, und dies tbt
er als echter Athener, indem er die Ergebnisse seiner ForschiDg
nicht in fertiger Lehrform vortrug, sondeiii alle wichtigeren Fngo
zum GesprächsstofTe machte und sie in munterer Wechselrede arf
Strafsen und Plätzen verhandelte. So hat er der attischen Ge
sprächslust eine ganz neue Bedeutung verliehen und sich dadorcb
auch um die Sprache und Literatur seines Volks das grölste Ve^
dienst erworben. Denn seine Schüler konnten in ihren Schrito.
welche das persönliche Wirken des Meisters fortsetzen sollten, die
Form nicht aufgeben, die der Lehre desselben so eigenthüniick
war. Darum sind auch Piatons Dialoge nach dem Leben gezekk-
nete Bilder. Sokrates ist der Mittelpunkt, die geistige Einbeit
DIE PLATO.NISCIIEN (:E8P11ÄCUE. 507
Nie platonische Untersuchung ist ein gemeinsames Suchen der
ITabrheit unter Leitung lies Sukrates, der mit schonender Müde
if jede Meinung eingeht, mit i'einer Ironie sich an den Irrthümern
stheiligt und allein den Faden in der Hand behrdt, der oft ver-
»reu zu gehen scheint und endlich doch wieder autlaucht und zum
ieie fuhrt. Indessen sind Piatons Dialoge nicht hiofse Copieen.
r hat die aus dem altischen ljel)en erwa<*hsene Lehrweise mit
gener Geisteskraft ausgebildet und zu einer Kuustforni gestaltet,
ie mit seiner Philosophie so verwachsen ist, dass sie sich von der-
slben gar nicht trennen lässt. Kr hat vermöge seiner poetischen
nlage dramatische Kunstwerke geschaüen, die sich in verscliiedene
kte gliedern, indem meistens nach eiuer aninuthigen Einleitung,
I der die Scenerie gezeichnet wird, ein IJnterredner nach dem
ideiien eintritt und damit jedesmal eine neue Gespracliswendung
ihdiL Die Theilneluner siiul historische Personen, bekaimte Zeit-
mossen, in denen sich die verschiedenen Richtungen des geistigen
ebens und selbst die verschiedenen Arten des mündlichen Aus-
mcks abspiegehi, Athener von allen Ständen und Bildungsslulen,
i deren lebensvoller Scliilderung Pia ton mit den Dichtern der Ko-
lAdie wetteiferte^).
Man ist leicht geneigt, diese Form philosoi^hischer l^lelirung,
ie Auflösung des Vortrags in Frage und Antwort, nicht nur un-
squem und lästig, sondern auch zweckwidrig zu linden. Aber
lan wird bei tieferem Verstandnisse doch zugehen nulssen, dass
ker nicht blofs eine vom Lelu^er ilherkommene Methode aus Pietät
iibehalten und mit Gewandtheit ausgebildet worden ist, sondern
MS dieselbe mit dem Wesen der platonischen Philosophie aufs
ngsle zusammenhängt; einer Philosophie, die nicht bloi's angehört
od gebilligt, sondern mit erlebt sein will, die den ganzen Men-
dien fordert. Sie bedarf einer Form der Mittheilung, welche die
ftthigung zu selbstthätigeni Nachdenken in sich schliefst und welche
IS Schlussergebniss dadurch sichert, dass man ilber alle einzelnen
nnkle auf dem dahin iuhrenden Wege ausdrucklich mit ehiander
nverstanden ist. Diese Sicherung war doppelt wichtig iK.*i IJnter-
whungen, die von dem sokratischen Nicht-wissen anhel>en, und
u dem Zustande von Unklarheit, in welchem sich das liewnsstseui
*r meisten Athener, namentlich der sophistisch gebildeten, befand.
Ar sie gab es überall nichts Festes, nichts Anerkanntes; es musste
lierall von unten angefangen werden, um einen sicheren Boden zu
508 rLATO?rs stanupi.nkt über seinem volke.
ge\\iuiien. Daraus erklärt sich die unerschöpfliche Fülle und Man-
nigfaltigkeit piatonischer Fragestellungen, welche dem Zuhörer kenieii
Augenblick gestatten, mit seinen Gedanken abzuirren oder in seiner
mitarbeitenden Theilnahme zu erschlaffen.
Dadurch ist also eine Gattung von Literatur begründet, welche
mehr als alle anderen echt national genannt werden muss. Denn
wenn die Hellenen von Natur ehie gewisse Abneigung gegen den
Gebrauch der Schrift hatten, in welcher das lebendige Wort ihnen
zu erstarren scliien, so war es ein rechter Triumph des griechischen
Geistes, wenn es gelang diesen Gegensatz zu ül>erwinden, das stö-
rende Mittel vergessen zu machen und über das todte Schriflwort
die volle Anmuth, Frisclie und I^benswärme einer persönlidien
Unterredung auszugiefscn. Jede Untersuchung ist ein ideales Ge-
sprach, welches sich vor jedem aufmerksamen Leser wiederholt; m
schmiegt sich allen Wendungen des Gedankens und allen Stim-
mungen des Gemütlis in voller Unmittelbarkeit an; das gesdiriebnie
Wort quillt wie das mündliche aus dem Innersten hervor, and die
Meisterschaft, mit welcher es Piaton gelungen ist, aus der voikf-
thümlichen Gesprächsweise des Sokrates diese Gattung attischff
Prosa liervorzubild(M) und zu ehier in sich vollendeten Kunstlonn
zu erhellen, ist der deutlichste Beweis, wie sehr er auf dem Bod«
des Volkslebens stand, v'm echter HeUene und Athener.
Indessen war Piatons Standpunkt nach allen Seiten hin ein
höherer als der sehies Volks und seiner Zeitgenossen. Denn er
wendete nicht wie Xeno])hon die Forderungen sokratischer Ethik
blofs auf die verschiedenen Lebensverhältnisse an, in denen sidi
die Griechen bewegten, sondern er ging mit seinen Gedanken and
Forderungen von Anfang an nlier die gegelienen Verhältnisse, ja
ülier die ganze sichtbare Welt hinaus. Denn der Mensch gehört
seiner Abstammung und seinem Berufe nach einer höheren and
jenseitigen Ordnung der Dinge an; von diesem Standpunkte aus
muss Piaton sich mit den gewöhnlichen Ansichten seines Volks
vielfach in Widerspruch betlnden. Er muss eine Verleugnung des
Sinnlichen fordern, welche der Auffassung der Griechen ganz wi-
derstrebte, und in Vielem, was ihnen erlaubt und natürlich schien«
Verirrung und ungöltliches Wesen erkennen. Er preist den EnK
aber er billigt nur eine geläuterte und reine Liel)e; er sieht ffl
der Schönheit ein Abbild des Göttlichen, al)er «r führt das ScMw
auf das Gute zurück und giebt dem Begriffe des Guten in alkn
tSOKlUTRS OL. 8A. 1-no. 3; 4.16— aig. 509
Sphären eiue ganz andere Fas8iin{; und Iledeiitiing. Ist die Gott-
heit die reine Güte, so müssen auch die Ansichten vom Nei(h; der
Gottheit unhedingt verworfen werden und ebensowenig darf man
sidi einhilden, durch Opfer, Weihgeschenke und andere Werke
ihre Iluid zu gewinnen. Auch muss der Mensch, wenn er wahr-
haft gut sein will, allen unlauteren Neigungen entsagen; er darf
nicht Böses mit Bösem vergelten und auch seinen Feind nicht
hassen wollen.
In diesen Punkten geht also Piaton weit über das hinaus, was
der Inhalt des sittlichen Bewnsstseins seines Volkes war; hier steht
er wie ein Prophet üher seiner Zeit und seinem Volke, und das,
was er fordert, ist nicht hlofs eine Ik^sserung der vorhandenen Welt
in dieser und jener Uichtung, sondern eine wesenthch neue Welt,
le melir sich aber Piaton mit seinen idealen Forderungen über die
gegebenen Verhältnisse und Grundsätze erhob, um so weniger Uefs
tkh erwarten, dass er auf die Masse des Volks einen umbildenden
Eiofluss üben werde. Er war seiner ganzen Natur nach viel aristo-
kntischer als der schlichte Volksmann Sokrales, und was er lehrte
snd erstrebte, konnte nur der Besitz eines Kreises von Auser-
«iUten sein, welche im Stande waren, die I^ehren, welche ihr
Meiiter im Ilaine des Akademos vorgetragen hatte, im Zusammen-
hinge aufzufassen und weiter zu bilden. Freilich war Piaton eine
M hervorragende Persönlichkeit, dass er auf Alle, welche für geistige
Gr5te Empfänglichkeit hatten, einen l)edeutenden Eindruck niiichen
wüste, and so finden wir auch aufser den Philosophen <ler Aka-
teie eine Reihe namhafter Zeitgenossen, wie (^habrias, Phokion
ud Timotheos, welche längere Zeil o<lor vorübergehend unter dem
fioflusse Piatons standen, doch ist es nicht möglich, die Art und
lUeutung dieses Einflusses näher nachzuweisen.
Der bekannteste unter allen Athenern, welche mit Piaton in
penGnlichen Beziehungen gestanden haben und die auch noch zu
doD Sokratikem im weiteren Sinne des Worts gerechnet werden
lAiuen, ist Isokrates, ein Mann, welcher fast ein vcdles Jahrhundert
lüidorGh (436 — 338) die Schicksale seiner Vaterstadt von ihrer
lÜDUiidsten Machthöhe bis zum Untergänge ihrer Selbständigkeit
dKUnehmend mit erlebt hat. Als ein vielversprechender JüngUng
bn er in die Nälie des Sokrates inid erweckte die Aufmerksamkeit
fa groften Mensciienkenners. Er hatte von Natiu* eine ideale
Bicbtung und einen emplänglichen Siim für das wahrhaft Gute;
510 DIE WIRKSAMKEIT DES ISOKBATM.
(laniin fühlte auch er sicli von Sokrates angezogen, aber es er-
wuchs dennoch kein thiclitbares Lcbensverhältniss zwischen üineD.
Der Drang nach Wahrheit Tasste ihn nicht tief genug, um ihn id-
nerHch umzugestalten; er hliob ein Kind seiner Zeit und suchte
auf eine iin*em Geschmacke entsprechende Weise mit seinen Gaben
zu wirken und zu glänzen.
Sein Talent war vorzugsweise ein Formtalent; darum war nidit
die stille Forschung, sondern die Kunst der Uede das Gebiet, anf
dem er Befriedigung fand. Da es ihm aber für den Beruf des
Volksredners an der nöthigen Zuversicht, an körperlicher Kraft uad
Geistesgegenwart fehlte, sah er sich in seiner öfleatlichen Wirk-
samkeit auf das geschriebene Wort augewiesen, und oachden er
sich eine Zeitlang mit Gerichtsreden bcfasst hatte, erkannte er sums
eigentlichen Benif darin, dass er in Vorträgen und Schrillen de*
gebildeten Publikum seine Ansichten über die vaterstadüschen md
vaterländischen Angelegenheiten ausehiandersetzte.
Er tliat es als ein wanner und ehrlicher Patriot, dem Atha
der geistige Mittelpunkt von Hellas war und dem es unmögikh
war, in der Nachbildung spartanischer Zustände, wie Xenaph«
wollte, ein Heilmittel zu sehen. Kr konnte sich keinen heh-
niscben Staat ohne freie Entfaltung der Wissenschaft denken. Ca-
zufrieden mit dein gegenwartigen Znstand der Dinge lebte er mit
seinen Gexlanken in der Vergangenheit; er schwärmte für die Veriasr-
sung des Kleisthenes, und sah kein anderes Heil, als in der RAek-
kebr zu den alten Einrichtungen, zu jener weisen Mischung
Aristokratie und Demokratie. Indessen beschi*änkt er sich in
Patriotismus nicht auf seine Vaterstadt; ihm erscheinen als grulslei
UelK^l die einheimischen Fehden, an denen er Athen hat n
(Grunde gehen sehen; er will vor Allem die Hellenen wieder n
einem Bnidervolke vereinigt sehn, und da er zu solchem Ziele keia
anderes Mittel kennt, als einen gemeinsamen Volkskrieg gegen Pc^
sien, weicher jetzt mehr Aussicht auf glänzenden Erfolg habe, A
je zuvor, so geht sein politisches Streben wesentlich dahin, eiata
solchen Krieg zu veranlassen. Dabei f]l)erwiegt aber der heUenitdie
Patriotismus den des Atheners in solchem Grade, dass ihn jele
Führung willkommen ist, unter welcher der ersehnte Krieg ve^
wirklicht werden kann. Er setzt seine Hoffnung auf Ardiidamoi,
den heldenmäthigen Sohn des Agcsilaos (S. 351), auf Dionfsioit
auf die tliessalisclien Tyrannen und zuletzt auf K6nig Philipp.
niE WIRKSAMKEIT DES fSOKRATRS. 511
Isokrates war nicht der Mann, nin in seilten Staalsredt^n Fragen
d^r Tagespoliük einer scharfen und wirksamen Erörterung zu un-
terziehen; es war nichts Frisrlies und Fruchthares in seinen (le-
danken, welche sich immer in densc^lhen Gleisen hewe^len. Mit
schwächlicher Sentimentalität sehnt er das unwiederhringlich Ver-
gangene zurück; in kurzsichtiger Gutmülhigkeit erwartet er von
Mfseren Ereignissen eine glänzende Zukunft, al>er zu rüstiger Seihst-
hülfe fordert er nicht auf, das Elirgofühl der Bürger regt er nicht
an. Er will vielmehr, dass man allen Hestndmngen entsagen soll,
welche mit seinem Ideale eines allgemeinen Friedens und einer alle
öflentlichen Verhältnisse ordnenden Mafshaltung imvcreinhar sind;
Moe Ansichten stimmen also durchaus mit denen des Euhulos;
dämm verlangte er auch in seiner 'Friedensrede' 355 die Entlas-
tang aller widerwilligen Hundesgenossen; Athen sollte ühcrhaupt
nch hescheiden zurückhalten und seinen Gi^ofsmachtsgelüsten ent-
npn. Freilich war dersellie Isokrates auch der Genosse des Ti-
motheos (S. 451), der Lohredner Konons und seines mit Persien
ÜKT Hellenen erfochtenen Sieges, aher solche Widersprüche sind
bei aner in sich unklaren und verschwommenen Gefühlspolitik nicht
hHireiDdend.
Es war also auch nur in einer Zeit der Erschöpfung und AI)-
Spannung des attischen Staatslehens möglich, dass ein Mann wie
hokrates einen so hedeutenden Eintluss unter sehien Zeitgenossen
criangte. Er verdankte ihn zunächst seiner Persönlichkeit, welche
Airch sittliche Würde und milden Ernst auf seine Umgehung wohl-
diitig eingewirkt hal)en muss, wie sie den jungen Timotlieos, der
flnprüoglich zur Ueppigkeit hinneigte, zu einem wirthschafllichen
md ernsten Lehen gefuhrt ha))en soll. Dann hatte er ohne Zweifel
cw hervMTagende Iiehrgahe, durch welche er im Stande war, erst
ia Chios und dann in Atlieu einen glänzenden kreis von Jüng-
fingen nm sich zu sammeln. Er war ihr väterlicher Fnunid und
Jhntber; er trieh sie an ihre Gahen zweckmäfsig zu verwer-
thm^ theils als Staatsmänner wie Timotheos, Eunomos u. A.,
Iheib als Gelehrte und Schriftsteller. Dennoch war er bei allen
Todiensien und ungeachtet sehies über die ganze hellenische W^elt
ausgebreiteten Ruhms kein Mann, der auf der Hohe seiner Zeit
stand. Er wollte ziii'ischen dem öffentlichen leiten und der Philo-
aophie verinitteln, aher diese Vermittlung war nach beiden Seiten
ung^flckliche. Zum Staatsmann felüte ihm der freie Blick und
512 DIR ATTiscne bbdbkimst.
das mutbige Herz, die wAive Wissenscliafl aber verlaugnete a
dem er sie zur Dienerin des praktiscben Bedürfnisses machte
batte seine Scbule mit einem gegen die Sophisten gerichteteo
grammc enWuet, und docli kam er selbst auf ihren Stand
zurück, wenn er eine kunstfertige Gewandtheit im Denkei
Reden als das höchste Ziel des Unterrichts hinstellte. Durd
Beifall der Menge, welcher die fasslicbste Philosophie die liebst
wurde er wie die Sophisten eitel und selbstgefUllig, eiferte
tiefere Forschung als eine unnöthige Grübelei, uod gestan
höchstens den Werth zu, dass sie für die von ihm gelehrte
als Vorbildung diene. So stand Isokrates im Leben wie in der
senschaft dem Streben der besten Zeitgenossen missgönstif
feüidhch gegenüber; er entfremdele die Jugend der wahren 1
Sophie, indem er unter ihrem Namen eine oberflächliche ud
haltsleere Rhetorenbildung in Umlauf setzte: er wurde aus
Anhänger sokratischer Wissenschaft ein Gegner derselben un^
flachte sie in demselben Grade, wie Piaton sie vertiefte.
Das eigentliche Verdienst des Isokrates liegt auf dem G
der Redekunst. Das war diejenige Kunst, welche mehr als all
deren mit dem Naturell der Athener und ihrer Verfassung
wachsen war; desball) war auch jeder Fortschritt attischer Bi
eine neue Stufe in der Entwickelung der BeredtsamkeiU
Ursprünglich war dieselbe keine künstlerische Fertigkeit,
dern ein naturwüchsiges Vermögen, ohne welches man sich I
geistig ])edeutenden Mann in der Gemeinde denken konnte.
die Angelegenheiten des öflenllichen Lebens verwickelter wi
steigerten sich die Ansprüche; es erschien für politische un
richtiiche Reden eine bescuidere Vorbereitung nöthig, es bi
sich Schulen, welche zu diesem Zwecke tlieoretische Unterwi
gaben. Das geschah unter Einfluss der Sophistik, deren B
bungen auf keinem Gebiete zeitgemüfser und erfolgreicher i
als auf dem der Rhetorik. Hier wurde mit gröfserer Gründlj
als in anderen Fachern gearbeitet und namentlich war es 1
goras, welcher mit ernster Forschung in das Wesen der S|
einging, um für die Anwendung derselben eine richtige M«
aufzustellen. Auch die sicilische Beredtsamkeit, welche in 6
ihre höchste Vollendung erreichte, schloss sich durchaus de
pliistik an; denn auch ihr war die Beredtsamkeit im Wesent
nichts Anderes, als die Meisterschaft im Gebrauche aller I
DIE KU?rST DES ISOKRATES. 513
«reiche dazu dienen können, l>ei den Zuhörenden eine bestimmte
Jeberzeugung liervorzurui'en.
Diese neue Kunst fand in Athen, wo Antiphon die wissen-
KhaflLiche Rhetorik l)egrrindet hatte, den gröfsten Anklang. .So
war z. B. Agathon (S. 64) ganz unter dem Einflüsse des Gorgias;
demselbeu Meister folgten Polos der Agrigentiner, Thrasymachos
aus Chalkedon und Aikidamas aus Elaia, deren jeder in seiner Weise
die Kunst des Gorgias fortzu1)ilden suchte. Namentlich war Thrasy-
Michos beflissen den poetischen Schwulst in der Manier des sici-
fiidien Redners zu mäfsigen und sie der Umgangssprache zu nähern.
Oibei achtete er aber auch in seiner IMosa auf den Tonfall der
Süben, rundete die einzelnen Sätze zu künstlichen Perioden ab und
glBg in gesuchter Künstlichkeit' so weit, dass gewisse Versfüfse,
umentlich der dritte Päon ('^--^), in seinem Satzbaue eine grofse
HoUe spielten '^^).
Dieser Richtung schloss sich nun auch Isokrates an, und zwar
ilrebte er unläugbar nach einem höhereu Ziele, als die Rhetoren
dar udlischen Schule. Er wollte, wie sich von einem Gegner der
Sophifltik erwarten lässt, nicht an jedwedem Stoffe die Ueherre-
Auigskunst bewähren, simdern sich nur mit auserlesenen Gegen-
■ttnden befassen und nur solche Gedanken vortragen, welche der
Beherzigung .würdig wären; er wollte keine Kunst gelten lassen,
mkhe nicht von sittlichem Ernste getragen wäre und edlr Eiit-
■cUiessungen hervorriefe. Das waren noch Nachklänge seiner so-
-kntigchen Richtung; aber <ler tiefere, sittliche Gehalt ging ihm
■ehr und mehr verloren, un<l während Piaton das Wesen der
Vihren Reredtsanikeit philosophisch begründete und dasstdhe aus der
Xiebe herleitete, welche den gewonnenen Schatz der Erkenn tniss
pthi für sich behalten könne, sondern ihn in der entsprechend-
lim Form auch den Andern zu Gute konnnen lassen müsse, so
hü Isokrates dagegen immer mehr auf eine formale Technik
ittrflck und richtete sein ganzes Resti^eben auf die Ausbildung
to Stils.
Hierin aber hat er, durch eine ganz besondere Naturanlage
jQilentüizt, allerdings etwas sehr Be<leutendes und in seiner Art
Ifaues geleistet; denn wenn ihm auch in der Vervollkommnung des
Sttibaus Thrasymachos vorangegangen war, so ist er es doch ge-
ifMjiB, welcher die Periode, die einen (jedanken mit allen seinen
GKederungen in einem wohlgefügten Rahmen klar und übersichtlich
Cntfan, Or. QeMh. III. 33
514 DIE PRAKTISCHE BEREDTSAMKEIT.
ziisammenscIiHerst, zuerst mit voller Meisterschaft darzustellen (
wusst hat.
Mit der Knust eiues Architekten, der Druck und Gegendn
genau hereclinet, baut er die Sätze auf, so dass kein (Mied fei
jedes am rechten PlaUe steht und kein Wort geänderl werden ki
ohne dem Ganzen Eintrag zu thun. Durch eine wohlthuende V
theilung der Accente, durch anmuthige Fülle und rhvthmise
El)enmars m<ichen seine Reden einen musikalischen Eindruck, i
eher auf das emjjlangliche Ohr der Griechen einen fesselnden Zn
übte; Alles, was den glatten Fluss stürte, selbst jeder Zusamn
stofs von Voc^ilen in zwei auf einander folgenden Wörtern, ifi
auf das SorgHltigste in ihnen vermieden. Sie gewährten a
künstlerischen Genuss, wahrend sie zugleich durch edlen Gd
erbaulich wirkten und durch eine trefQiche Disposition und logic
Folgerichtigkeit den gebildeten Hörer in hohem Grade befriedigl
In dieser Gattimg der Kunstrede war Isokrates der Mnster, a
freilich merkte man seineu Heden die Künstlichkeit an; es wi
keine frisch erzeugten Geisteswerke, sondern mühsam gearbdi
und immer von Neuem gefeilte Musterstücke, welche bei der kei
Ausführlichkeit der Gedankenentwickelung auf die Dauer ermödel
man vermisste den frischen Hauch des lebendigen IVort^.
diesen Punkt richtete namentlich der ühetor Alkidamas (S. 5
seine Angriffe, indem er der Schreibel)eredtsamkeit des Isokr
die geniale Kraft eines Gorgias, der gleich aus dem Stegreife
richtige Wort zu linden wisse, als die wahre Beredtsamkeit geg
überstellte. Isokrates war in der That ein Sprachkünstler,
Stilist und nur der äufsern Form nach ein Redner**).
Die eigentliche Beredtsamkeit der Athener scldoss sich eng
die Aufgaben des Lebens au, wie sie sich im Gerichte und io
Volksversammlung darboten. Hier konnte sie sich weiter den pr
kenden Stil des Gorgias noch den Periodenl»au des Isokrates i
Vorbilde nehmen; denn die breite und selbstgefällige Weise
Kunslredner war nicht an ihrem Platze, wo es darauf aiduim, d
vorhegenden Fall sachgemäfs zu behandeln und in kurz hemes«
Zeit dasjenige bündig zusammen zu fassen, was geeignet war,
urteil der Bürgerschaft oder der Geschworenen zu bestimmen. I
war die Uedekunst des Thrasvniachos aus (ihalkedon, welcher im
gensatze zu der künstlichen Stilistik eines Isokrates und der Pm
rede eines Goi'gias, die für das bürgerüche Leben brauchltare
LT8IA8 LKDENSUMSTÄNDE. 515
redtMmkeit Tonngsweise begründet haben »oll, des Byzantiners Theo-
imo», der als Lehrer der Beredtsamkeit Lysias den Rang streitig
■achte, des Andokides, Kritias und Lysias. Andokides (S. t99) war
hin Rhetor von Fach, sondern ein praktischer Politiker, welcher
wh im wüsten Parteilehen nm hertrieb und vermöge seines ange-
krenen Talents Reden abzufassen verstand , welche als politische
Fhgschriflen veröffentlicht wurden und uanientlich «hirch das Ge-
iduck der erzählenden Abschnitte bedeuten<len Ruf erlangten. Der
kNhbegabte Kritias war auch auf diesem Gebiete so ausgezeiciniet,
im sein Stil durch Würde und Einfachheit, durch Gedankenfülle
nd prägnante Kürze als mustergültig angesehen wurde. Am voli-
ilai entwickelt und zugleich am reichsten bezeugt tritt uns aber die
Milche Redekunst in den Werken des Lysias entgegen.
Er war ein Sohn des Kephalos, des Freundes des Perikles,
dn Altersgenosse des Isokrates. Er lebte nach des Vaters Tode
ii Thorioi, wo er des Syrakusaners Tisias Unterricht genossen
soll; um 411 kehrte er nach Athen zurück und lebte hier
it seinem Bruder Polemarchos als wohlhabender Schutzbürger und
tower Anhänger der Verfassung. Deshalb wurden sie von den Drcifsig
wbigt; Polemarchos wurde hingerichtet. Lysias flüchtete nach
Hiiwa, unterstjutzte mit eigenen Mitteln die liefreiung Athens (S. 35)
wi trat als Bluträcher des Bruders gegen Eratosthenes auf (S. 109).
Aich spater befasste er sich mit öffentlichen Angelegenheiten (S. 218)
vd blieb sich in seinem warmen Patriotismus unerschütterlich treu,
*kvolkl er für Alles, was er in dieser Iksinnung gethau und ge-
Kttoi hatte, nicht einmal das Bürgerrecht als Dank davontrug ^^).
Lysias war nach Einbui'se seines vaterlichen Vermögens auf
^ Erwerb des Redenschreibers angewiesen; er war als solcher
Üfemein fhiclitbar und bei seiner Verbindung mit den bedeutend-
en Zeitgenossen und der unmittelbaren Verflechtung seines I^bens
M den öffentlichen Ereignissen gehören seine zahlreichen Reden
ti'den wichtigsten Quellen der Zeitgeschichte. Wenn er als junger
IImui auf die Irrwege der Soidiistik gerieth und deshalb den Tadel
llaUms sich zuzog, indem er auch widersinnige Ansichten aufstellte,
tar m dem Zwecke, um an ihrer Durchführung sein formales Ta-
IsBl und seinen Scharfsinn zu zeigen, so legte er später in der
Iwihamnn Zucht des praktischen Berufs Alles ab, was ihm von rhe-
tamcher Künstelei und Sophistenmaiüer angehaftet hatte; er
oucbtD sich von allem unnüt;een Schnuu*ke frei und schrieb seine
oo*
5t6 CHARAKTER DES LTS1A8.
Reden iu so schlichtem und einfachem Stile, dass er ein ToUkoB-
menes Muster der ' natürlichen Anmuth attischer Prosa wurde. Ein
ganz besondere Gälte hatte er zum Erzählen. Hier zeigte er etm
von dem dramatischen Talente, das seinen sicUischen Landsleala
eigen war, indem er das Charakteristische einzelner Stände ni
Personen trefTend aufzufassen und zu anschaulichen Lebensbaum
auszuprägen rersland ^*^).
Wir sehen vor unserii Augen die Intriguen der Oligarckoi,
die Schreckcnszustände unter den Dreifsig und die SeMecbtigkril
ihrer Nachfolger, der Zchumänner. Wir sehen in MantiUieos (S. 216)
das Bild eines jungen attischen Ritters mit seinem wallendeo Hmt,
voll kecken Selhstgeffdils, ehrgeizig und freigebig. Vfir bücka
in das Innere des attischen Bürgerhauses und erkenneu aus im
VormundschafLsprozesseii , wie schnödeste Flabsucht alle Bande fa
Bluts und der Freundschaft zerreifst.
Aber nicht das Talent des Lysias allein bewundern wir, Sonden
auch seinen edlen Sinn und die Reife seines Urteils iu allen iial-
licheu Angelegenheiten. Auch in der liewegtesten und achwa^
vollsten aller seiner Reden, in der Rede gegen Eratostbenes, äff
einzigen, welche er selbst gehalten hal^ bleibt er durchaus sacUiel»
obwohl es sich um die personlichste Angelegenheit handelt, und U
nur das Interesse des Staats im Auge, wenn er die lieuclileriick
Politik des Theramenes und seiner Anhänger entlarvt. In echt M-
lenischer Weise smrht er versöhnliche (Besinnung zu wecken (S. 2iii
indem er auf die Perser und auf Dionysios, den Tyrannen seiner Hfl*
matb, als die gemeinsamen Feinde aller Hellenen hinweist. Eriil
aber vor Allem ein echl(*r Athener, dem die Ehre der Stadt dtf
Herzenssache ist. Kr sieht ibr Heil in dem unverküramerten 1^
sit2e der verfassungsmäfsigen Freiheit (S. 42) und verbindet sA
am liebsten mit solchen Bürgern, welche, wie der Sprecher *r
Rede gegen Euandros, Familien angehören, die seit alter M
immer treu zur Verfassung gestanden hatten. Er übemimmt fc
schwierigsten AufgalnMi, wo es gilt Unrecht zu verhüten oder mA
Kräften wieder gut zu machen, wie in der Rede über die GW
des Aristophanes (S. 214); er zeigt das lebhafteste Interesse finr *
Erhaltung des Wohlstandes alter Bürgerfamilien und tritt vorsicW^
al)er ernst jeder ungerechten Volksjustiz entgegen; er eifert gff«
das feile Schreiliervolk , aus dessen Mitte ein Nikoraachos (S. 47)
es wagen könne in der Stadt des Solon und Penkies als Ge9rt^
LYSIAS. 517
dlier aufzutreten, |;;egeii Spekulanten niedriger (lesinnung, weiche
iie die Koniliändler die Brodpreise in die llöiie treiben und aus
kr Bedranguiss der Stadt Vortlieil zieiien wollen. Wo es sich um
tie Prüfung erlooster Rathsherrn handelt, zeigt er, was die Stadt
einem tüchtigen Uathsherrn zu verlangen l)er(H*Jitigt sei und
die feige, welthürgeriiche Gesinnung, welche das eigene
Wehibetinden dem des Gemeinwesens voranstelle. Uelierall stellt
ff cüiiflche Forderungen auf und vertritt mit edler Wärme die
(SmdsäCze der Mäl^igung und der Gerechtigkeit, welche dem (^iste
te solonischen Gesetzgebung entsprechen'^^).
' Die beiden Gattungen praktischer Beredtsamkeit sondertt^i sich
inner schärfer. Als Volksredner glänzten die Parteifilhrer L(M>da-
■M and Aristoplion (S. 446) und vor allen Anderen Kallistratos,
in Fache der gerichtlichen Beredtsamk(*it Isaios von Ghalkis, welcher
lieDncht durch den Abfall Kuhoias im Jahre 411 zur Veliersiede-
l^g nach Athen veranlasst wurde. Hier hefleilsigte er sich philo-
■fUscher Studien und st<md mit Piaton in Verbindung, aber dem-
Mlboi Zuge folgend, der so viele Hellenen jener Zeit von der
Hiosophie zur Redekunst hinüberzog, wurde auch er ein Ue-
hMehreiber, wie Lysias, und wenn er ihm an Talent der Dar-
Mriiimg und gefälliger Anmutli der Bede nachstand, so war er
km an gründlicher Rechtskenntniss und dialektischer Schäife der
Inreislühruug überlegen ^^).
Die Geschichte der Beredtsamkeit führt unmittelbar auf das
Sabiet der Wissenschaften hinüber. Denn alle bedeutenderen Bed-
Iff waren zugleich Theoretiker und schrieben wisseiiscliat'tliche
^Mmsungeu für die Jimger ihrer Kunst, wie Isokrates, [saios,
Rhmymachos u. A. Das war überhaupt das grol'se Verdienst der
llpliislik, von welcher ja auch die Bhetorik ausgt^gangen war, dass
ie aof allen Gebieten eine Wissenschaft liehe Betrachtung anregte,
wi je mehr sich diese Bichlung von der s|ieculativen Philoso|)liie
Ikahrte, um so mehr wendete sie sich |)oIitischen und geschicht-
dMn Gegenständen zu und rief hier eine literarische (leschaftigkeit
M grofter Regsamkeit und Mannigfaltigkeit hervor.
Der literarische Verkehr war schon während des peloponnesi-
ken Kriegs sehr in Schwung gekiunmen (S. 67). Ks gab einen
jenen Stand von Schreil>ern und Buclihän(ll(;rn, welche den atti-
hen Bficbermarkt mit billiger Waare versorgten; man konnte z. B.
9 Anaiagoras Werke für eine Drachme in Athen kaufen. Es
518 LITERATUR DER FLUGSCHRIFTEN.
wurde auch über See nach den Coloiiieen eiii lebhafter Büdm
liandel geLriel)eii und llermudoros, des Piaion Schüler, sein
uocli bei l^bzeilcii seines Meisters die Gespräche dessdboi i
Umlauf.
Wie rasch und leicht die Verbreitung der Schriften war, wl
man am besten daraus, dass man diesen Weg benutzte, um im ii
teresse einer Partei das Pubhkum zu bearbeiten. Solche ¥utm
sdiriften erschienen schon während des grofsen Kriegs;
entweder Ergüsse heftiger LeidcnschaH, wie die sogenannten
hungeu des Antiphon, oder kurzgefasste Programme einsefaiar hr
teien, welche veröfl'entUcht wurden, um auch in weiteren nn
fernei'en Kreisen zu wirken und Gesinnungsgenossen m tiichek
Ein solches Pamphlet war die Schrift des Andokides *aa M
politischen Freunde', welche aus der Krisis des attischen PMi
lebens nach 420 stammt. Verwandter Art sind die Denksdinlla
die unter Xenophons Namen erhalten sind, die Schrift *vom StU
der Athener' (S. 11) und die 'von den Einkünften'. Die felilai
gehört in die Zeit des Eubulos; sie empfiehlt eine StaaUvemilUai
welche alle llülfsmittel des Landes sorgfältig ausbeutet und vatB
dem Schutze eines glücklichen Friedens Haiulel, Gewerbe ond fati
pflegt. Es sind dieselben Ansichten, wie sie der Friedensrede Ai
Isokrates zu Grujide liegen.
Auch des Isokrales Wirken beruht ja auf der Bedeutoi
die der sclu'iftliche Austausch in seiner Zeit gewonnen hatte;
seine Heden und Briefe waren Flugschriften über die Zeitereig-
nisse. In gleicher Weise veröffentlichte Tln*asymachos seine IM
'für die Larisaer', wie es scheint, in antimakedonischem Si^i
Auch Aikidamas l>ehandeite pohtische Tagesfragen, namentlicb ii
seiner 'messenischen Rede', in welclier er für die Anerkenaiil
Messeniens, der Stiftung Thebens, dessen Staatsmänner er voUkoS-
men zu würdigen wussle, mit seinein Ansehen eintrat, liier luki
wir ah»o eine schriftliche Uede und Gegenrede, eine litenriickc
Fehde. Denn gleiclizeitig gab Isokrates seüieu 'Aixhidamos' henK
worin er die Spartaner auffordert, die Anerkennung Messeniotf
standhaft zu verweigern'*^).
In solcher Blüthe staiul ilainals die publicistische Literattf*
Man beschrankte sich aber niciit auf die in Flugschriften zu ^
handelnden Tagesereignisse luid Tagesfragen; liatte sich dieRheioA
einmal gescbichthchen Stoffen zugewendet, so musste der Versuch
RHETORIK UND GfiSCUlCHTSSGHREIBUNC:. 519
gemacht werdeu, auch in grölsereu Arbeilen dieser Art die Kunst
der Darstellung zu erprol>en.
Die Verbindung von lllietorik und Gcscliichte war keine neue.
Die Rbetoreu hatten ja ITir alle höheren Anforderungen die attisclie
S|iniche erst ausgebildet und von den Sopliisten halte man erst gelernt,
iber die Bedeutung der Wörter nachzudenken. Wie konnten also die-
jnngen, welche sich die schwierige Aufgabe wählten, das mensch-
Ikhe Leben in Staat und Gesellschaft zur Darstellung zu bringen,
/iHHa Fortschritten der Sprach- und Denkübung fremd bleiben?
St hat schon Thukydides von Antiphon und von den Sophisten ge-
kroL So steht auch Xenophon als Geschichtsschreil>er unter dem
Ebflnsse der Rhetorik, am meisten freilich in demjenigen Werke, in
midiem er am wenigsten Historiker ist, d. i. in der Cyropädie. Sie
iil die am meisten ausgearbeitete seiner Sr>hriflen, al)er sie leidet
li'der imiereu Unwahrheit, dass unter dem Bilde des Kyros und
itt persischen Monarchie gewisse ideale Vorstellungen von Staats-
iegieruiig und Volksznständen vorgetiagen werden. Am achtungs-
«crthesteu ist Xenophon, wo er in schlichter Treue Selbsterlebtes
ernhlt, sei es aus seinem eigenen Kriegsleben oder aus dem lieben
im Sokrates. Wenn er aber den Thukvdides fortzusetzen unter-
nhm^ 80 war das eine Aufgabe, welche seine Knifle weit überstieg.
Ib Anfange merkt man noch den Eintluss seines Vorbildes, der
ÜB hebt; um so mein* tritt aber im Verlaufe seiner griechischen
Geschichte die Unselbständigkeit des Urteils, die Unfreiheit des
BUls und der Mangel an geistiger Kraft hervor.
Durch Isokrates wurde nun ehie ganz neue Verbindung zwi-
wAtta Rhetorik und Geschichte hergestellt. Freilich hatte er für
. cnsie Forschung auch auf diesem Gebiete wenig Sinn; aber er
triunnte doch die Noth wendigkeit, seine Schüler nicht durch sti-
UrtiKhe Uebungen zu ermüden, sondern sie auch auf solche (je-
iBstinde zu leiten, an denen sie ein sachliches Interesse; linden
koBOten. Seine Kunst sollte ja Mittelpunkt und Hlüthe aller höhe-
M Bildung sein und sie stand der Aufgal)e des Geschichtsschrei-
kn auf jeden Fall ungleich näher, als die gerichtliche Khetorik
fa Antiphon und der Sophisten. Die häutige Benutzung der Ge-
flcUchte musste ja darauf füiiren, die Geschichte selbst im Zusam-
^Mühaoge zu behandehi, namentlich die vaterstäd tische, aus deren
i^cr|ingenheit so viele Exeni|)el den Zeitgenossen vorgehalten wurden,
^ es war ein Triumph rhetorischer Kunst, wenn es ihr gelang,
520 DIE ATTI8CHK ALTERTHUMSKimPE.
auch den sprödesten und trockensten StofTen eine anmulhende Seile
abzugewinnen und groFse Massen von Material diu*ch methodische
Anordnung ül^ersichtlich zu maclien.
So erwuchs aus der Geschieht« und Alterthumsknnde Athei»
ein eigenes Fach gelehrter Literatur, in weichem sich ein Sciitier
des Isokrates, Androtion, auszeichnete. Er zog sich in höberan
Alter aus dem liewegten Leben eines Redners und Staatsmamis
zurück und schrieb in Megara seine 'Atthis\ worin er die Geschidite
Athens von den ersten AnfTingen mit Ijesonderer Berücksiditigi^
der Verfassung bis auf die (k^genwart herab verfolgte. Gkidwitii^
schrieb Phanodemos eine Atthis; lieide hatten einen Vorgänger a
Kleidemos, der noch Augenzeuge der sicilischen Unternehmung fewe*
sen war und für den eigentlichen Stifter der Atthidenliteratur gdl^
Es erstreckten sich al)er die von der rhetorischen Schale iitf-
gehenden («eschichtstudien weit ül>er den Kreis von Athen hiuM»
und Isokrates hat sich als Leln*er kein gröfseres Verdienst erworbiB,
als dsidurch, dass zwei seiner begabtesten Schüler, Theopompos iiii4
Ephoros, durch ihn zur Bearbeitung der allgemeinen Geschichte n-
geregt wurden.
Theopompos von Ghios hatte ein feuriges uml ehrgeiages Ge-
müth. Er gab sich daher mit vollem Eifer der Beredisamkeit Ihd
und erreichte darin solche Meisterschaft, dass er fwi der LeidM*-
feier des Maussollos (107, 1; 352) in der panegyrischen Rededen
Preis gewaiui. Vm so anerkenneuswerther ist es, dass er sich mf
d(»n Halb seines Lehrers, der für seinen uiuMihigen Geist ein ern-
stes und zusammenhangendes Arbeiten liesonders wünschensv^ertb
linden mochte, ganz der Wissenschaft hingab und seine Mittel dar-
auf verwandte, die verschiedensten Länder zu bereisen, mit de« be-
deutendsten Mannern bekannt zu werden und ül)er Vergangenbeit.
und Gegenwart ein klares Urteil zu gewinnen. Er schrieb grie-
chisciK; Geschichte bis zur Schlacht bei Knidos; dann brach er alt
und begann ein neues Geschichtswerk, weil er inzwischen eioeO
neuen Standpunkt gewonnen hatte; er nannte das neue Werk 'Pbi—
lippika', weil ihm klar wurde, dass der Sohn des AmynUis eiii^
Ikdeutung für das ganze Festland Europas gewonnen habe, wie
sie kehl Mensch vor ihm besessen, und dass damit die Zeit der
Kleinstaaten zu Ende gehen und auch die hellenische Geschkiit^
in der Hauptstadt tles makedonischen Reichs ihren Schwerpankf
linden müsse.
THEOPOMPOS 1:M) EPHOIUIS. 521
Nach Art des llerudot, weLcheni er sich i\h Uni'wv v(4'\\ciii(il
fulille und dein er seine ersten Studien gewidmet Iiatle, riclitelc
er sein grofses Werk wie ein Weltgenifdde ein mit vielen Rück-
blicken auf frühere Zustande und mit steter Derücksichligung der
politischen und geseiisebaft liehen Einrichtungen. So stellte er (Ue
verschiedenen Demokratien zusimimen un(i verglich die Hurger-
whafl von Tareut mit der von Athen; in einem besonderen Ab-
schnitte gab er die (Charakteristik der attischen Volksredner, überall
dn strenger Sittennchter, schonungslos namentiicJi gegen Atlien,
dessen Undank gegen seine grol'sen Bürger, dessen Verginlgungs-
facfat und Schlafflieit er geil'selte, ohne darum in der Stadt des
MUes den ü^littelpunkt des geistigen Lebens, das 'Prylaneion von
HdlisS zu verkennen. Sein weiter culturhistorischer Blick xeigt
sidi auch darin, dass er (Ue Landesprodukte und Kunstwerke fer-
ner Länder beachtete und die Aut'merksamkeil der ll(4lenen zu-
erst nach der römischen Welt hinülxn* ausdelmle. Von ernstem
Wahrheitssinne geleitet, machte er sein l rteil ül>er die politischen
Parteiführer nicht von sehiem (Mgenen Standpinikte abhängig und
wiiBste duix'h den strengen Ernst, mit welchem er an Königen wie
an Demagogen die Fehler rügte und alle Vi»rderbnisse der Zeit rich-
tete, seiner Darstellung im Sinne des [sokrates einen ethischen
Charakter zu geben. Auch in seinem Stile hatte er die Klarheit
uid Wörde des Isokrates ; er S4*ldoss sich ihm selbst in kleinlichen
Dbgen an, wie in der Vermeidung des Hiatus, alier er war in den
hwegteren Theilen seines Wei'kes kraftvoller und pathetischer.
^horos aus Kyme hatte keine so glänzende Begabung; er
blte ein gntes Theil von äolischem Phlegma ; alM*r seine Ausdauer
'W am so gröfser und er war mehr als Theopomp ein gebohrter
Fawcher, er strebte nach ehier tH»sammtanschauung dvr iHMvohnten
Erde und hatte sich (hin*h umfassende Studien ein grofses Material
^<ni geograpliisclien und ethnographischen Kenntnissen angeeignet,
^•Hche er in seine (Heschichte verarlM»itete. Er ging den ältesten
Wieriieferungen des Volks nach und brachte; mit unverdrossenem
Httfse ein Werk zu Stande, wie es noch Keiner vor ihm (*ntworfeii
«Ite, eine llniversalgi?schiclite des griechischen V4)lks, welche er
*wr mehr als sieben Jahrhunderte fortführte. Er wusste Ij^gentle
■W Geschichte wenigstens ihren IIau|)tuiass(Mi nach zu sondern und
*^ als den Anfang der letzteren zuerst die dorisch«^ Wanderung
■^; er wusste mit feinem Sinne die Gliederung der Länder zu
522 EPUOKOS. KTE81A8.
enlwickelii und ging den überseeischen Sladtgiiindungen mit beson-
derem Fieifse nach.
Die neuere Zeit behandelte er mit leidenschaftsloser Ruhe und
nur in ganz ehizelnen Punkten, ma z. B. in der günstigen Beur-
teilung des Theramenes, finden wir eine Spur poliiisclier Parteistel-
lung, welche er wohl mit Isokrates theilte. Seine liarmiose Gemäüh
Hchkeit giebt sich in dem Lokalpati4o(ismus zu erkennen« wekber
ihn als Bürger von Kyme beseelte. Man erzählt, dass es ihm uner-
tragUch gewesen, wenn längere Zeit hindiuxh seine Vaterstadt ii
der Gesclüchte nicht vorgekommen sei. Dann habe er wohl, um
seinem patriotischen Bedurfnisse zu genügen, den Satz eingeschohea:
'um diese Zeit verhielten sich die Kymäer ruhig*. Als AfloKer
aber hatte er für Thebens grofse Zeit eine besondere Sympathie
und in der Schilderung des Epameinondas zeigte er die Fälligkeit,
die eigene Wärme und Begeisterung auch seineu Lesern mitn-
theilen.
Während Theopompos und Ephoros die Kenntniss der Natie-
nalgeschichte erweiterten, gründete Ktesias aus Kiüdos, welcher vn
415 bis 398 als Leibai*zt am Perserhofe lebte und auch an Staat»-
geschäflen betheiligt war (S. 159), eine Wissenschaft von der Ge
schichte des Morgenlandes. Er war der erste Grieche, welchem die
Archive des Perserreichs offen standen; alier die Ausbeute entspndi
den Forderungen echter Wissenschaft nicht. Er hatte keine aufrichtige
Wahrheitsliebe; er war ein eitler Mann, iler gleich etwas Grolisir-
tiges und Vollständiges gel>en wollte, und erlaubte sich dabei die
grofsten W'illkürlichkeiten ; er erwies sich auch in den Punkten
persisch - griechischer Geschichte, welche er genau keimen konnte^
als durchaus unzuverlässig und stellte auf den Gebieten, wo mao
ihn nicht controlii*en konnte, namentlich in der assyrischen und
indischen Alterthuinskunde, ein gänzlich erlogenes System von Zablefl
und Thatsachen auf, wodurch er seine Zeitgenossen und die nachfol'
genden Geschlechter bis auf die neueste Zeit getäusclit hat Das «v
iler Abweg, auf welchen die sophistische Zeitbildung fülirte, weUe
vor dem Thatsächlichen keine Achtung hatte und in leiclitfertiger
Weise den allseitig angei'egten Wissenstrieb befriedigen wolite^^).
Wie sehr man damals nach chiem encyklopädischen Wissen
sti*ebte, zeigt sich auch an den Versuchen, welche man macble.
ehie gelehrte Philologie zu begründen. Die blofse BekanntscbiA
mit den Küissikern und der gebildete Vortrag ihrer Werke geuügle
PHILOLOGIE. HEILKUNDE. 523
nicht mehr. Die Sophisten kiuipflcn ihre IJnlerhaltungf'ii au he-
kaiiiite Dichterstellen an, pniiten diesel]>en nach Furui und Inhalt,
und zwar häufig nur, um ihren überlegenen Standpunkt gellend zu
macheu und den alten Meistern falschen Wortgebrauch oder Mangel
an richtigem Urteil nachzu>^ eisen. Aber man machte auch ernstere
Studien und namentlich bildete sich ein eigner Stand von Gelehrten,
welche die Erklärung Homers zu ihrem Berufe machten. Thasos
und Lampsakos waren die Plätze, wo diese Studien bhlhtcn. Aus
Thaaos stammten Hippias, welcher einen gereinigten Text des Dich-
ten herzustellen suchte, und Stesimbrolos, der meist in Athen lebte
und neben dem Lampsakener Metrodoros in der Zeit Piatons für
den geistreichsten £rklarer des Epos galt. Die Erklärung gerieth
schon frühe auf Abwege, indem man allegorische Deutungen an-
wendete und den epischen Sagen naturwissenschaftlichen Sinn un-
terlegle. iNüchterner verfuhr auch auf diesiMU Gebiete Ephoros,
welcher die örtlichen UeberUeferungen von Homer zusammenstellte
und die eigentliche Autorität für die Ansicht wurde, dass der Dichter
in Smyrua von kymäischen Eltern geboren sei*^^).
Unter den Naturwissenschaften war es besonders die Heilkunde,
Ufekhe mit der allgemeinen Bildung in den engsten Zusammenhang
trat Denn nachdem sie früher in den Schulen der Asklepiaden
gqiflegt worden und eine auf erblicher Erfahrung beruhende Technik
febtieben war, wurde sie nun vom priesterlichen Schulzwange frei-
gemacht, mit dem bürgerlichen l/el)en in Verbindung gesetzt unil
UDler weitere Gesichtspunkte gestellt. Man suchte die Regeln einer
wiiaeusehaftliclien Gesuudheitsptlege festzustellen, untersuchte den
EinDnss der verschiedenen Nahrungsmittel und Lel>ensar1en und
Khaf so eine neue Kunst, welche sich nicht auf die Behandlung
önzebier Krankheiten, sondern nu^hr auf Kräftigung und Erhaltung
dtt menschUchen Organismus im Ganzen bezog.
Der eigentliche Gründer dieser Schule war Herodikos aus Se-
linbria, dessen Reform vor die Zeit Platiuis ITdlt. In seiner Weise
hnchten in Athen Akumenos und sein Sohn Ervxiniarhos, welche
BUB engsten Kreise des Sokrates gehörlen und durch die Vorschrif-
ICQ Aber zweckmäfsige Bewegung in freier Luft und ähnliche Ge-
(UMtinde in Athen sehr bekannt waren.
Diese von der Sophistik angeregte SeiU* der Heilkunde wurde
^h Hippokrates, den Asklepiaden aus Kos, mit der älteren Praxis
^ Verbindung gesetzt. Er hatte die alle Famiiientradition und
524 HEJLRt\>'8T IIi\» NATURWISSENSCHAFT.
sammelte lleifsig, was in den Heiligthömem des Asklepios auf dei
Yotivsteinen der Genesenen ü])er iiire Kuren verzeichnet war; er
befreite aber die Kunst aus dem Kreise der Tempeiinstitute, tr fur-
schafTte sich durch Reisen einen neuen und weiten Uinfiing tm
Beobachtungen und Erfahrungen, er wui*de Schüler des Herodikes,
des Gorgias, des Demokritos von Abdera, und gründete eine Wis-
senschaft der Medicin, welche auf der Hohe des wissenschaAlidia
Lebens der Nation stand, ja in mancher Beziehung darüber hinan-
ging. Denn ihm gelang es, wie keinem Anderen, die heilsiMi
Anregungen, welche von der Sophistik ausgingen, um auf alki
Jjel)ensgebieten ein methodisches Nachdenken einzuführen, mit dar
gewissenhaftesten Erforschung des Thatsächlichen und der reinstn
Wahrheitsliebe zu vereinigen. Er erwies sich in seinen Schrilln
über Krankheiten und Heilmittel wie in seinen Untersuchmigei
über den menscldichen Organismus und die Einflösse von Eliaa,
Luft, Winden u. s. w. als einen echten Ptiilosophen, als
Vorganger des Aristoteles, indem er nicht bei einer trockenen
pirie stehen blieb, sondern nach Gesetzen forschte. Er vereinigte
die Fortschritte der neuen Zeit mit dem Guten der alten, indem er
seinen Beruf ui vollem Mafse von seiner sittlichen Seite aufknftMOi
wusste, und die Tugenden der Gottesfurcht, der Uneigennfitzigkeit
der Verschwiegen heil und der Nächstenliebe als die ersten Erfar-
dernisse des hellcuisrlieu Arztes aufstellte. Er wusste endlich ancb
seinem Berufe den (Charakter einer fmeii Kunst zu wahren; dem
wahi*end es bei den Aegypteru niedicinische Systeme von gedeih
icher Autorität gab, welchen sich jeder ausul>ende Arzt luibedingt
unterwerfen musste, war die Kunst des Hippokrates eine vom Bnck-
staben unabhängige, in deren Ausübung ein Jeder nur seinem eig-
nen Gewissen verantwortlich sein sollte**).
Nach dem Vorbilde des Hippokrates waren denn auch nnttf
den jüngeren Aerzten viele geistvolle Manner, welche der Phil»-
sophie sich l)efleifsigten und auf weiten Reisen ihre Wissbegienk
)>efriedigten. So reiste Eudoxos mit dem knidischen Arzte ClufT-
sippos, welcher zugleich sein Schüler in der Philosophie war, roA
Aegypten, und mit dem Arzte Theomedon nach Athen. Eudoios
selbst aber ist unter allen Zeitgenossen Plalons derjenige, in weichet
sich die Vielseitigkeit der damaligen Bildung am deutlichsten li^
spiegelt; er war Mathematiker, Astronom und Arzt, Philosoph, h"
litiker und Geograph, ein Mann, der die Wissenschaften des Mor*
EUDOXOS TON KNIDOS 9S, 1-106^ 2; 408-355. 525
und des Abendlandes mil einander verband und die hel-
*duug, wie sie in Asien, in Atlien und in Italien gereift
.1 zu vereinigen \%ussle.
linidos gel)oren und gebildet, reiste er 23 Jahre alt nach
.ü, dann zu den Aegyptern, deren llimmelskunde er benutzte,
B der Oktaeteris des Kleostratos eine höliere Vollendung zu geben,
■d endlich nach Groi'sgricchenland, wo er beim Archytas sich der
iMDetrie und l)eini Lokrer Pliilistion der Arzneiwissenschaft be-
labigie. Nach diesen schon an wissenschaftlichen Fnichten reichen
ffinderjahren gründete er zu Kyzikos eine Schule, welche um 368
i Tolkter Blüthe stand. Mit vielen seiner Schüler kam er dann
iHk Athen und schloss hier einen Freundschailtsbund mit Piaton,
i diu er diesem auch nach Syrakus folgte, als derselbe sich zu
KoByaioB dem Jüngern liegab, der auf kurze Zeit den Kreis platoni-
llir Männer an seinem Hofe versauimelte. Das wai* um die Zeit
bt Schlacht von Mantineia. Zwei Jahre später linden wir £u-
hns in seiner Vaterstadt, wo er als Vertrauensmann der Bürger-
ohdl die Verfassung ordnete; er besuchte auch den Hof des Maus-
dos, bis er im Alter von 53 Jaliren sein reiches Lelien schloss,
liem er auf den vers(;hiedeiisteu Gel)ielen der Wissenschaft die
ipoen seiner Wirksamkeit zurückliel's, namentlich in der Geometrie
Iri in der Astronomie. Denn wilhrend die Fifiheren nur die für
(■"'Bemf des Schiffers und des l^ndmanns wichtigsten Auf- und
hrinrginge der Sterne beobachteten oder wie die ionischen und
Iffeigoreischen Philosophen haltlose Theorien ül)er die Himmels-
llipir anfotellten, bat Eudoxos im Einverstandnisse mit Piaton auf
HttoBatisehe Forschungen die erste, wahre Astronomie gegnlndet,
«och mit den geringen, ihr zu Gebote stehenden Mitteln
ausging, die Bewegimg des Planeten zu begreifen. Um die
aber erwarb er sich ein besonderes Verdienst, indem
P'ftr bArgerliches Jahr ordnete und durch Einführung des Sirius-
ala der Hauptepoche den attischen Kalender wesentlich
I, ohne die hergebrachte und volksthümliche Einrichtung
lu aeratAren^^).
^* Bei einer so ausgebreiteten Thätigkeit auf allen Gebieten der
Mhioplne, der Rhetorik, der Geschichte und Naturkunde musste
Mrüdi ' auch die Sprache eine vielseitige Ausbildung erlangen.
ll^'Aoanahme des Hippokrates schrieben alle Autoren in attischer
de wurde das Organ griechischer Wissenschaft, das all-
526 DIE POESIE m ATHEN.
gemeine Verständigungsmitfel aller Gebildeten. Diesdhe Spndw,
welche dem Thukydides noch ein spröder Stoff war, den er mv
mit Mühe zwingen konnte sich seinen Gedanken zu fügen, ttt jeüt
so geschmeidig geworden , dass sie sich wie ein flüsnges Metall in
jede Form giefsen lässt. In ihr bewegt sich der prunkende Sd
des Gorgias, sie fugt sich dem glatten Periodenbane des IsokntM,
sie giebt unter der Knnstlerhand Piatons die volle Anmuth des ^
bihleten Gesprächs wieder, sie wird der Ausdruck historischer Dv^
Stellung, sowohl in der schlichten Weise des Xenophon als in der
rhetorischer gefärbten Art Theopomps, sie verbindet endlich in te
Reden des Lysias und Isaios die höchste Gewandtheit der Enäb-
lung wie der streitenden Beweisführung mit Einfachheit des An-
drucks und knapper Kürze. So hat sich die altische Prat ii
denselben Jahrzehnten, in welchen der alte Staat der Athener n
Grunde ging und ihre Dichtkunst langsam verblühte, jugendkriftf
entwickelt und diejenige Vollendung erreicht, in welcher sie des
Demosthenes diente, um auch dem Staate wieder einen neuen Äi^
Schilling zu geben.
Für ilie Kunst war die Zeit keine günstige. Die Poesie, vie
sie in Athen geblüht hatte, setzt eine Gesundheit des öifendidMi
Lebens, eine glückliche und sichere Lage des Staats voraus, soirie
eine lebendige Thcilnahme der Besten des Volkes. Sie boaMt
nicht gedeihen, wenn die Menschen sich im Hergebrachten uait
friedigt fühlten. Bei der vorwiegenden Richtung auf praktische
Verstandesbildung musste die Freude an der Poesie zurücktrete
und diejenigen, welche nach Höherem sti*ebleu, fanden keiuGenüf^
an ihr. Sie wollten keine behagliche Ergötzung, keine vorüb(^
gehende Gelühlserregung, keine Spiele der Phantasie. Die Mjtbt-
logie, in weicher die Poesie wurzelt, war ihnen zuwider, weil 0^
die Erkenntniss des Göttlichen trübe und verwirre. Der £m8t dtf
Wissenschatl erschütterle die Geltung der nationalen Kunst ui'
zwischen dem Waliren und Schönen trat ein Gonilict ein, V4m des
man nichts gewusst hatte, so lange die Dichter auch als die Lehrer
des Volks galten. So kam es, dass der gröfste dichterische ^
seiner Zeit sich mit entschiedener Ungunst von der Poesie abfraß
dete, um sich ganz der Philosophie zu wi<lmen; auch Isoknls^
KIK>8 UM) DRAMA. 527
schätzte die Dichter nur, in so weit man nfitzlichc Sittensprficlie
in ihren Werken findet. Wie groTs war doch der Umschwung in
dem Verhältnisse der Gebildeten zur Poesie, und welche Wider-
spröche gingen durch das Bewusstsein des Volks, wenn die drama-
tischen Dichter aus der platonischen Republik ausgewiesen werden
und Worte des Aischylos für so unmoralisch gellen, dass sie dem
Ohre der Jugend fem gehalten werden nnlssen^*)!
Dessen ungeachtet fehlte es nicht an Theilnahme für die Werke
dar Poesie. Von dichtem Horerkreise umringt, sah man die Rhapsoden
in feierlichem Talare auf den öfl'entlichen Platzen, wo sie die (lesängo
Homers vortnigen. Die Kunst der Rhapsoden stand in hoher Rlüthe
und wurde mit Leistungen der Gedachtnisskraft verbunden, welche
kd den Athenern sehr in liebung waren. Odyssee und Rias lernte
nan auswendig und die Meisterschaft bestand darin, dass man an
jeder Stelle des Vortrags einzufallen im Stande war. Auch Jüng-
finge von Tomehmen Hausern, wie Nikeratos, den Sohn des Nikias,
inden wir in diesen Künsten geübt und als stete Regleiter der
Rhapsoden. Im Allgemeinen war aber das Ansehen dieser Leute
in Abnahme und wenn Einzelne derselben auch noch zu Piatons
Zeit mit grofser Selbstgeialligkeit auftraten, wie Ion von Ephcsos,
n wunic man doch des hohlen Pathos müde und sah mit (lenng-
sdiitxang auf die herumziehenden Ränkelsänger herab. Von neuen
Schöpfungen auf dem Gebiete des Epos war es nur die Perseis des
Choirilos (S. 120), die schon des Stoffes wegen auch in Athen An-
erkennung fand^').
Lebhafter war die Rewegung im Drama. liier wurde es, wie
H in Zeiten der Nachblüthe so häutig ist, eiue Modesachc der
jngen Leute, welche an den ernsteren Studien nicht Geschmack
hiden, sich als Dichter zu versuchen. Piaton selbst soll, nachdem
Cf seine epischen Jugendwerke verbrannt hatte, eine dramatische
Tetndogie zur Auiführung fertig gehabt haben, als er sich durch
Sokraies zu einem höheren Streben erweckt sah und nun auch
diese Fracht seines poetischen Dilettantismus unbarmhei*zig dem Un-
Ivpnge weihte. Andere Zeitgenossen waren weniger strenge gegen
>eh, und es fehlte namentlich in den attischen Dichterfamilien
(S. 62) nicht an Talenten, welche die Rühne mit neuen Stücken
VQMrgten. Denn zu den Spieltagen der stadtischen Dionysien
>MH8ten nach wie vor Tragödien geliefert werden, welche nach
^r Ordnung nicht anders als in Gruppen von je vier Stücken
528 DAS NEUERE LUSTSPIEL.
zur Aiiirrihning kamen. Es kumen aber keine Werke von origt-
nelleni Wertlie und beden (endein Iniiall zu Stande. Aus der poeti-
schen Schöpfung wurde Fahrikar]>eit. Die Dichter der Tragödioi
sanken an Ansehen, wTdirend in denisell)en Mafse die Scbauipiekr
hervurlraten und das fntcresse des Publikums vorzugsweise in An-
spruch nahmen. Ihre Kunst löste sich aus der Abhängigkat vm
den Dichtern; sie bihleten einen eigenen Stand, der seine bem-
deren Einrichtuiigen und Zus<iniincnkün(te hatte.
Sie thaten sich in Gesellschaften zusammen, welche in deusdki
Stucken mit einander aufzutreten pllegteu, der Protaguuist an der
Spitze, dem sich die Dai*steUer der zweiten und dritten RoUen u-
terordiielen. Diejenigen unter ihnen, welche sich die dffeDtlick
Gunst erworben hatten , nahmen eine sehr glänzende Stellung eil;
sie erhielten von Staatswegen hohen Sold, erwarben sich aufRaM
grofse Honorare, welche sich für einzelne AufluhningeD auf dl
Talent (1570 Th.) belaufen halten sollen, und wurden aulsenki
durch Siegespi*eise ausgezeichnet. Bewährte Biihneuküustler tnlei
liei der Leitung tler Aiilfrihrnngen in die Stelle des Dichten di
und erhielten den Behörden gegenüber in der Wahl der Stück
und der Ilollenvertheilung freie Hand. Verwöhnte SchauqMto
gaben nicht zu, dass ein Anderer vor ihnen die Buhne betrat, ^
mit sie den ersten vollen Eindruck auf das Publikum machtci'
Auch mit den Worten der Dichter gingen sie willkürlich um nd
erlaubten sich Aenderungen, welche dazu dienen konnten, ihr Ti-
loiit in glänzenderem Lichte zu zeigen. Dabei sonderten sich ät
komischen und die tragischen Künstler als zwei liesoudere Stande«
lind die letzteren gewannen dadurch eine ganz besondere Bedeutm^
dass sie in das Studium der Beredtsamkeit eingriffen und ab
Lehrer iUtv jungen Rhetoren sehr gesucht waren. Sie galten ir
die rechten Vorbilder in der Ausbildung der Stimme und des Vat-
trags; ihre Kunst war selbst eine körperlich darstellende Bered-
samkeit, und wie die Hedekunst in Athen ihren eigentlichen Sil
hatte, so war auch die Kunst der Schauspieler in ihrer neuen Atf*
bildung wesentlich eine attische Kunst. In Athen wirkten ii'
glänzten Satyros, Neoptolcmos, Andronikos, welche zur Zeit <b
Demosthenes auf der Höhe ihres Uuhmes standen*")-
Die Komö<lie litt nicht in gleichem Mafse wie die Tragöde
unter den der Poesie ungünstigen Zeitverhältnissen. Sie war Ovtf
Natur nach beweglicher; sie war nicht an bestimmte Stoffe ^
DAS NEUERE Lt'STSPlEL. 529
Jen uud war i)esser im Stande, sich dem wecliseliiden Ge-
oacke anzubequemen. Sie gab aut\ was nicht mehr zu halten
, vor Allem den Chor (S. 88); das war der Theil der Kumudie,
;h welchen sie sich am meisten als eine im oirentlichen Leben
zelnde Kunstgattung bezeugt hatte. Damit änderte sich all-
dich ihr ganzer (Charakter. Die Dichter standen nicht mehr im
ipfe der Parteien; sie griflen nicht mehr nach so grolsen und
nen StolTen; die sprudelnde Frische versiegte, die Sprache
erte sich der Umgangssprache, der Schwung der Phantasie wm'de
4er, wie es euier Zeit angemessen war, in welcher der Verstand
lierrschte und dem grolsen Publikmn nicht mehr zugenmthet
den konnte, sich in ideale Regionen zu erheben. Die Dichter
gen also in das kleinburgerUche Leben herab und suchten sich
' die Motive ansprechender Darstellungen , welche sich in locker
nmdenen Sceuen, mit Liebesabenteuern gewürzt, zu heileren
iDsbildern abrundeten.
Dabei entsprach es dem philosophischen Triel>e, welcher in
Zeil lag, dass man nicht einzelne Personen, sondern aligemeine
raktere darstellte, welche sich in Leuten derselben (lattung wie-
Itollen; so liefs man den Wucherer, den Spie.ler, den Parasiten
xeteu, so den geckenhaften Virtuosen, den verschmitzten Sklaven,
täppischen Dauer, den polternden Vormund, den renommisti-
in Soldaten, den femigen Liebhaber, die Philosophen, Aerzte,
he u. 8. w. Sie traten unter erdichtelen INanien auf, die da-
ch eine allgemeine Bedeutung erhielten; oder man nahm ge-
chtliche Namen, und schilderte in Tberamenes den Waukehnulh,
Fimon den Menschenhass, in Lampon d(;n Aberglauben.
Man nahm aber auch lebende Personen vor, Dichter, deren
ichrobene Wendungen man verspottete, Staatsmänner, deren aul-
snde Reden man verhöhnte, Pliilosopheii, welche mit ihren Ab-
ierlichkeiten auf die Buluie gebracht wurden, bald als Zyniker und
hagoreer, welche die Gal)en der Götter eigensinnig verschmähen
L in freiwilliger Niedrigkeit arm, schmutzig und verdriefslich
berscbleichen, bedauernswerthe Thoren, bald als die vornehmen
len von der Akademie, welciie sich etwas darauf zu Gute tliaten,
. wohlgepflegtem Haare und in gewählter Kleidung zu erscheinen.
ton ielbst wurde vorzugsweise berücksichtigt, und die von ihm
Vorschlag gebrachten Reformen, seine Lehre von der Güterge-
inschaft, von der Emancipation der Frauen u. s. w. gaben den
Cvtiu, Gr. OeMh. IIL 34,
530 IIAS NEUERE LUSTSPIEL.
enviinschtesleii Stoll* zur Belustigung. Alle Philosophen aber musstni
gemeinsam herhalten, indem sie als Tagediehe luid hiniTerbniuite
Grübler mit ihrem Hin- und Herreden über das wahre Wesen der
Dinge, sei es auch nur einer Gurke, ausgelacht wurden.
Das geschah mit neckischer Laune und feiner Ironie, aber
harmlos und ohne Schärfe; denn <lie mattere Kunst überzog Quv
Darstellungen mit einer glatten HöUichkeit, welche alle emstera
Conflicte vermied. Man wollte die Leute nicht anders und hesser
machen; man meisterte auch die Thorheiten der Menschen ohne
wirklichen Ernst; man unterhielt das Publikum von dem, was ii
der Zeit des Eubulos am liebsten gehört wurde.
Leckere Gastmäler wurden mit grofsem Aufwände von Küchei-
gelehrsamkeit aufs Anschaulichste beschrieben, eben so g]xaitsk
Hochzeitsfeste, wie das des Iphikrates, als er um die nordische K^
nigstochter freite (S. 462) und auf dem Markte der Residenz, Hier
*))is zum grofsen Bären hinauf mit Purpurteppichen belegt inr,
'viele Tausende von struppigen, butterschlingenden Thrakern bell
*Gelage versammelt waren , wobei die Speisekessel gröfser ab B*
'Sternen waren und die Suppe in purem Golde vom SchwiegerrM
'Kotys höchst eigenhändig aufgetragen wurde' — und ähnliche o^
götzen<le Tagesgeschichten. Auch die höheren Genüsse attisikr
Geselligkeit kamen dem Lustspiele zu Gute, die Anniuth des geisl-
reichen Gesprächs, in dem sich Witz und Laune zeigte, und M-
mentlich spielten die Räthselverse, die bei <len Gesellschaften iu Alhei
eine beliebte Unterhaltung waren, aucli auf der Bühne eine grote
Rolle.
Endlich war es ein Lieblingsthema der neueren Komödie, die
mythologischen Erzählungen im Geiste der Zeit zu beleuchten, uai
zwar geschah dies entweder a\if eine sehr nüchterne W>ise, indet
man sie nach Mafsgabe des gesiniden Menschenverstandes m «^
klären suchte, z. B. die Verslehierung der Niobe als einen Aus-
druck für sprachlose Erstarrung erklärte, oder man machte sä
lustig über die allen Sagen und unterhielt das Publikum mit bin»-
lesken Darstellungen vom Kronos, der seine Kinder verspeiste, wi
wundersamen Götlergehurlen , von den Sieben gegen Theben vd
anderen Heroen, welche man auf der Schulbank sitzen, Bücher
lesen un<l alle Verhältnisse des bürgerliclieu Lebens durchmachen liefe.
Diese travestirenden Dai'stellungeii bihleten sich in Athen fl
einer eigenen Gattung öfl'entlicher Iklustigung aus, in welcher aopf.
DER DITHTRAMfiOS. 531
üie iu Tragödie und Komödie, DitliyramlH)s und Hhapsodik auch
Wettkänipfe veranstaltet wurden. Der Anfang damit >var schon im
petoponnesischen Kriege gemacht worden, und Hegemon aus Tliasos
wird als derjenige genannt, welcher ztierst Parodieen homerischer
Gftttersage in Athen zum Vortrage gebracht hat. Es wird berichtet,
diM das Publikum sich an seiner Gigantomachie an dem Tage be-
kitigte, als die erste Naclu*icht vom sicilischen Unglücke nach
Alhen drang.
Das war der Charakter des neueren Lustspiels, wie es mit
iräer Nebengattung, der Parodie, vom Ende des peloponnesischen
Kiiegs bis zur Zeit des Alexandros in voller Blüthe sUmd. Anti-
phuies, Alexis, Eu))ulos, Anaxandrides zeichneten sich in ihm
ni; es werden gegen sechzig Meister namhaft gemacht, mit mehr
rA achthundert Stücken. Es waren echte Athener darunter, wie
l'lfie Naclikommen des Aristophanes, und Ausländer aus Rhodos,
Iknrioi, Sinope u. s. w. Al)er auch die Fremden wurden ganz zu
Athenern; das bunte Lehen der Stadt, in welcher Leute von allerlei
Berknnft, auch Aegypter und Babylonier, zu linden waren, spiegelte
■iah in dem Bühnenspiele und deshalb konnte Antiphanes <lem ma-
hrionischen Könige, der sich in eines seiner Lustspiele nicht recht
khönzufmden wusste, zu seiner Entschtildigung sagen, man müsse
i;lllqnlings in der Gesellschaft von Athen zu Hause sein, an attischen
^ickeniks Theil genommen und in Lieheshandeln Streiche erhalten
IM ausgetheilt haben, wenn man am attischen Lustspiele rechten
Ceschmack fmdeu wollte^®).
Eine Lieblingsgattung des attischen Publikums blieb der mo-
^me Dithyrambos (S. 78), die Mischgatttmg von Drama und Lyrik,
^Wdie bei rauschender Musikbegleitung mimische Darstellungen
^ü der Mythologie und aus dem bürgerUclien Leben zur Anschauung
inchte, eine Gattung, welche in ihrer Regellosigkeit dem Geschmacke
^tt Zeit besonders zusagte. Hier sympathisirte der attische Demos
*k dem Tyrannenhofe von Syrakus und wir besitzen noch die ür-
kMe eines Rathsbeschlusses, in welchem nebst Dionvsios und
^kam beiden Brüdern auch Philoxenos geehrt wird und zwar auf
Altrag des Kinesias. Der Beschluss gehört in den Anfang des
*fcfcra 393 (Ol. 96, 3). Es war also unmilliillmr nach der Schlacht
^ Knidos, da man eine politische Verbindung mit Dionvsios suchte,
^M diese Gelegenlieit scheint Kinesias l>enutzt zti haben, um
'filier Kunstgattung un<l seinen Fachgenossen, iniler denen auch
532 DIE BILDENDE KUNST.
die drei Fürsten als voruehnie Dilettanten eine Rolle spielten,
öflentliclie Anerkennung zu verscliairen*®).
Was endlich die bildende Kunst betriiTt, so hat der blül
Zustand, dessen sie sich in der Stadt des Perikles erfreute
Verfall derselben nicht überdauern können. £ine öffentliclie i
wie die attisclie, setzt ein glückUches Gemeinwesen voraus, Fi
und reichliche Staatsmittel. Die Bürgerschaft muss in sich
sein und freien Geistes, um das Schöne zu heben und die wi
Pflege der Kunst für eine Ehrensache des Staats zu halten,
hch müssen Männer des öü'entlichen Vertrauens da sein, <
man auch auf längere Zeit Volhnachten ertheilt. Alle diese
aussetzungeu fehlten. Die Bürgerschaft war durch Parteien
setzt, die idealen Richtungen traten zurück, flüchtige Aufregt
beherrschten die Stimmung; die auswärtige Pohtik war laune
schwankend und unglückUch — wie konnten da die Künste
günstigen Boden linden! Mau hat noch wälurend des pelop
sischen Kriegs an den Tempelbauten der Akropolis gearbeitet,
ist in den letzten Kriegsjahren am Friese des ErechtJieion bei
tigt gewesen und hat in den ersten Jaln^en nach Eukleides deiu
Tempel, der 406 (Ol. 92, 3) durch Feuer gelitten hatte, ii
liergestellt. Doch die Zeit gi^ol'ser und zusammenhängender K
Schöpfungen ww mit dem Tode des Perikles unwiederhrii
dahin '^).
Um so thutiger war die attische Kunst in Einzelwerb
und aufserhalb Athen.
Die bildende Kunst hat überliaupt, wenn sie sich einmal k
und volksthümlicli entwickelt hat, dem Gemeindeleljen gegenüber
gröfsere Unabhängigkeit; sie hat eine festere Tradition, als 1
und Poesie. Ja sie kann durcli eine solche Krisis, wie sie
Perikles in der büi'gerlichen Gesellschaft eintrat, auch neue i
gungen empfangen und neue Lebenskeime sich aneignen, «
sicli fruchtbar entwickeln. An Stelle jener erhabenen Ruhe, v
die Werke des Pheidias kennzeichnete und die leicht in Moim
ül)ergehen konnte, trat gröfsere Mannigfaltigkeit; man wagte i
man zeichnete kühner, man hob die Gestalten aus dem rnhc
Gleichgewichte heraus und suchte die flüchtigste Bewegung fe
halten.
Was die körperhche Bewegung betiifl't, so hatten die Aegii
und Myron das Mögliche geleistet; alier das geistige Leben
ME BILD- UIHD BAURU?IST. 533
Mrh nicht zu seinem Rechte gekommen; die Gesichter erschienen
ilt und gleichgültig; die edle Einfalt in den Bildwerken am Par-
lenon genfigte der jüngeren Welt nicht mehr, die in sich unruhig
»r, Aufregung suchte und neue Heize verlangte, wenn sie an den
Idiöpfungen der Kunst Antheil nehmen sollte. Der Ueherg<uig zu
üesem jüngeren Stile ist schon sehr deullich in dem Friese des
Ipollotempels zu erkennen, welchen Iktinos, der Baumeister des
Pirthenon, für die Phigaleer in Bassai errichtete. Da ist in den
Grappen der Amazonen- und Kentaurenkampfe schon eine gröfsere
Uvuhe, eine gesteigerte Heftigkeit der Bewegung, die sich in den
Irttemden Gewandern zeigt, eine efTektsuchende Häufung der Mo-
lifB unverkennbar. Diese Reliefs stehen zu dem Parthenonfriese
■ einem ähnlichen Verhältnisse, wie die Sprache des Ruripides
■ dem hohen Stile des Sophokles. Unter dem Einflüsse der Bühne
nchte nun auch die bildende Kunst das Gemüt hsleben zum Aus-
kwtk zu biingen ; sie ging deshalb über den älteren Kreis der Göt-
torformen hinaus und wendete sich mit Vorliebe denjenigen Ideen-
facnen zu, welche Gelegenheit gaben, das bewegte Seelenleben in
tvhingsvoller Weise darzustellen; sie zeigte in Aphrodite die Macht
te Liebe, in Dionysos die Seligkeit des Rausches. So eröffneten
Wk ihr ganz neue Aufgaben, indem sie die ganze Stufenfolge
MMchlicber Empfindungen , Schmerz, Sehnsucht^ Zärtlichkeit, Ver-
Mnmg, Raserei, mit psychologisch feiner Unterscheidung auszu-
Aieken suchte. Der Mensch wurde jelzt erst in vollem Mafse Ge-
pDstand der Kunst, und zwar der Mensch <ler damaligen Zeit, in
^dchcr die alte Zucht vei-schwiinden, die Familienbande gelockert
8rt die Macht der Leidenschaft entfesselt war. Die Soi)histik
•chirfle den Blick ftir die Beobachtung der Charaktere und Tem-
peramente; wurden doch selbst berühmte Darstellungen einzelner
Sophisten, wie *Herakles am Scheidewege' (S. 100), von der bil-
denden Kunst nachgeahmt. Auch die Rhetorik führte auf die Be-
houlliing der Affekte und ebenso die neuere Musik und der Di-
thynmbos; überall begegnen wir einer Ri<'.litung auf das Leiden-
■diaftliche, wodurcli die Zunickhaltung der älteren Zeit beseitigt
■id eine freiere Beweginig hervorgerufen wurde.
Auch in der Baukunst offenbarte sich das Zeitnaher der Rhetorik.
^8 Einfache genügte nicht mehr; man wollte reicheren Schmuck,
•^ und wirkungsvolle Motive. In dieser Richtung wirkte Kalli-
iMios, ein jüngerer Zeitgenosse des Iktinos, ein Mann, welcher
ai8 itaumeisier, ais nuanauer unu icciiniKcr Aucn zuTor
Werk war die yielbewunderte Erzpalme, welche über der
im Tempel der Athena Poiias aufgerichtet war und dazu diei
Qualm der Flamme aus dem Heiligthume hinauszuleiten; ei
den Stembohrer, um dadurch der Marmorbearbeitung eine 1
der Ausführung zu geben, die man fnlher nicht gekannt h
machte endlich die folgenreiche Entdeckung, dem Kopfe de
pelsäule eine ganz neue Gesiult zu verleüien, indem er einei
artigen Kelch von Akanthosblättern auf den SäulenschaR set
so die strengen, ernsten Formen der älteren Architektur i
raschender Weise umgestaltete. Diese Erfhidung fand aufisei
Uchen Beifall, weil sie dem Bedürfnisse nach Abwechselung m
vollkommen entsprach. Sie wurde bald ein Eigenthum der
sehen Kunst, und der erste Tempel, an welchem die drei Säv
nungen nachweishch angewendet worden sind, war der Athen
in Tege^, der nach dem Brande des älteren (96, 2; 395) ai
wurde, das herrlichste Werk, welches nach dem Parthenon i
cheidand zu Stande gekommen ist, aufsen ionisch wie c
attische Athenatempel, im Innern dorisch und im oberen
werke korinthisch, wie man den neuen Stil des Kallimachos
der von einer korinlliischen Grabsäuie sein Motiv enüehnl
soUte^i).
Wie die Plügaleer den Iktinos, die Eleer den Pheidias, »
die Tegeaten den Skopas aus Athen berufen. Ihm wurde da
in der Weise der älteren Zeit ein grofses, heiliges Bauwerk voi
naler Bedeutung aufführen zu können, denn die Athena Ak
8K0PAS THÄTIGKEIT UM 392—848. 535
m Ganzen lockerte sich aber die enge Verbindung zwischen Skulptur
md Architektur, eben so wie Musik und Poesie, Drama und Schau-
(pielerkunst sich getrennt hatten. Alle Künste sucliten Selbstän-
ligkeit, damit sie ihre besondere Virtuosität um so glänzender aus-
bilden könnten, und namentlich musste der bildenden Kunst in
ihrer Richtung auf Darstellung des Seeleulebens jede Unterordnung
MBter architektonische Zwecke lästig sein^^).
Unter den Meistern der Bildkunst war es Alkamenes (8. 382),
ivdcher die Schule des Pheidias erhielt. Zu ihr gehörte Kephiso-
Aitos, dem auch wieder die schöne Aufgabe wurde, attische Siege
dnrch öffentliche Denkmäler zu feiern, und zwar den Sieg des
loDon durch ein Ei'zbild der Athena und einen prachtvollen Altar
des rettenden Zeus im Peiraieus, und den von Konons Sohne er-
Mitenen Sieg bei Leukas (S. 285) durch die herrliche Gruppe von
Brene und Plutos, welche in echt attischem Sinne den Frieden als
fa Sieges Frucht verherrlichte'^).
Später fehlte es in Athen an Anlass und Stimmung zur Aus-
liiinuig öiTentlicher Bildwerke, und die Künstler, namentlich die
iw auCsen zugewanderten, folgten bereitwillig jedem Rufe, welcher
inen an anderen Orten Griechenlands eine erwünschte Wirksam-
Ut in Aussicht stellte. So arbeitete schon Aristandros, der zu der
ftriaehen Kunstlercolonie in Athen gehörte, für Spartas Siegesruhm
ttd bildete an einem der amykläischen Dreifüfse (^S. 123) die leier-
iiiidende Frau, welche die Stadt Sj)arta vorstellte.
Noch deutlicher tritt uns das Wanderleben der damaligen
lflD8tler in Skopas entgegen, welcher wahrscheinlich ein Sohn des
Aristandros war. Er kam aus Tegea nacli Athen zurück, lebte und
^nAit hier während der Zeit, da die Macht der Stadt in dem neuen
Seebunde wieder aufblühte, ging dann um die Zeit des Bundesge-
■•wcnkriegs nach Asien, wo er für angesehene Ileiligthümer in
%he8os, Knidos u. s. w. arbeitete und namentlich in llalikarnass
VI Ehren der dortigen Dynastie.
Skopas war der geistvollste Vertieter der neu-attischen Skulptur.
& vereinigte in sich, was die älteren Meister erreicht hatten; er
*4loß8 sich in seiner Dai'stellung des Asklepios, als eines \ov-
^Üdes von Jugendschönheit und Gesundheit, der Kunstrichtung
<^olykIets an; er bildete Hermen nach attischem Geschmacke in
"lealer Vollendung und wusste den Marmor zu beseelen wie Phei-
£r ging aber über alles Fridiere weit hinaus. Er schuf eine
536 PRAXITELES THÄTIGKEIT UM 368— S36u
Bakchantin, wie sie Eiiripiiles auf der Buhne dargestelll halle, n
voller Ekstase, mil zunickgeworfenem Haupte und flatternden Lockn;
man sah alle Pulse des erhitzten Lebens in dem Marmor scbbga.
Dage^^n stellte er die milde Kraft musischer Begeisterung im citkr-
spielenden ApoUon dar; eine schwungvolle Bewegung durclidn|
die hohe Gestalt von der Fufssohle bis zum wallenden Haare, der
Körper war nur das verklärte Organ einer seligen Begeistenn^
Am merkwürdigsten war die Umgestaltung der Aphrodite. Schon ft
ältere Kunst hatte sie als die Göttui der Schönheit aufgefasst und kh
halb den Oberkörper unverhüllt dargestellt. So erscheint sie in (kr
Statue von Melos, welche noch einen ernsten, pallasartigen Ob-
rakter an sich trägt und die hohe Würde eines Werks aus VheiU
Schule. Die mythologische Verbindung, in welcher die Göttin äl
dem Elemente des Wassers stand, führte die Künstler weiter. Wi||li
doch damals die benihmte Phrpe aus Thespiai bei einem Fak
in Eleusis als Aphrodite Anadyomene aus dem Meere aufzu8tei(||ei!
So unternahmen es nun auch die Bildhauer das Gewand feilen ii
lassen und die Göttin der Liebe in unverhüllter FormvoUenduf
darzustellen. Dabei blieben Meister wie Skopas und Praxiteles ikr
noch durchaus den Grundsätzen wahrer Kunst getreu; sie wolhii
nicht verführen und i-eizen, ihre Göttin wurde nicht zu einer frecki
Hetäre; sie stellten sie sittsam und züchtig, auch in der EinsamM
des Bades erschrocken und furchtsam dar, al)er aus der Göttin wsk
ein Weib, aus der licbeerweckeiiden Gottheit ein liebefählendtf
und liebebedürftiges W'esen, ebenso wie im Apoilon die mo-
sische und im Dionysos die bakchische Begeisterung dargestdt
wurde'*).
Wie sehr auch noch in dieser Zeit die griechische Kunst sidi
geselzmäfsig fortentwickelte, zeigt sich recht deutlich daran, te*
die beiden Zeitgenossen Skopas und Praxiteles bei aller Verschie-
denheit in ihren Uichtungen dennoch so mit einander äberein-
stimmten, dass man bei einzelnen Kunstwerken unsicher war, wff
von beiden sie gemacht habe, so <1ass es deshalb auch immöglidi
ist, sie getrennt von einander zu betrachten.
Praxiteles, wahrscheinlich der Sohn des Kepliisodotos (S. 535),
war ein geborener Athener. Er war sesshafter als Skopas, wenipT
umfassend in seiner Kunst t hat igkeit, aber iu seiner Art noch p^
schätzter. Auch sein Material war vorzugsweise der Marmor ano
seine Meisterschaft die Ausführung der Köpfe, in denen er die ^
8K0PAS. PRAXITELES. 537
imnissYolle Wechselwirkung zwischen Leil) und Seele darzustellen
isftte. Deshalb wat er recht auf seinem Gebiete, als er ein Bild
B Eros schuf, den er als einen heranreifenden Knaben darstellte,
ilcher mit träumerisch gesenktem Kopfe dasteht, den Gedanken
dihängend, welche ihm noch selbst unverslxmden (hnch die Seele
iben. Für die weichen und zarten Formen der ersten Jugend
itt6 die damalige Kunst ülierhaupt eine grofse Vorliel)e im Ge-
üMatze zu der alten Zeit, in welcher die Gymnastik blühte und
e in den Hingschulen ausgebildeten, vollkraftigen Gesl<illen den
taistleni vor Augen standen. Auch ApoUon stellte man kna-
nhaft dar und aus dem alten Gotte Dionvsos machte man einen
Dgling von weichlicher Gestalt, in dessen Auge sich schmach-
nde Sehnsucht und Weinseligkeit aussprach. Um aber die Würde
• Gottes nicht untergehen zu lassen , umgab man ihn mit einem
sfolge von Satyrn und Manaden, in welchem sich die Macht des
ODysos offenbarte. Auch die (iestalt der Satyrn wurde jugendlich
id ideal gehalten; sie dienten dazu, ein naives Naturleben, ein be-
gjiches Hindämmern in Wald und Flur auf eine höchst anmuthige
eise darzustellen, während in den weiblichen Begleiteriinien alle
fmen und Stufen bakchischer Verzückung zur Anschauung kamen.
> entwickelte sich eine ganze Welt von Gestalten, in welcher ein
■dies Leben in voller Unmittelbarkeit zu Tage trat, wovon die
RrGchere und ernstere Kunst der fdtcren Zeil keine Ahnung ge-
ibt hatte.
Ein solches fröhliches Getümmel, wie es sich \im Dionysos ge-
iltet hatte, versetJste Skopas auch auf das Meer, indem er die Ne-
iden und Tritonen mit Delphinen, Seerossen und anderen Fabel-
Beren zu einem grofsen Zuge vereinigte, in welchem, wie es
ieint, Thetis' Wiedervereinigung mit Achillens gefeiert und ihrem
vtiärten Sohne die Huldigung des Meeres dargebracht wird. Hier
V die schwungvollste Poesie dem Steine eingehaucht und dem
Anstler Gelegenheit gegeben, mit der reichsten Phantasie die sorg-
Btigste Kenntniss der Natiurformen zu bezeugen.
Als die höchste Leistung dieser Schule sahen schon die Alten
^ Cnippe der Niobe und ihrer Kinder an, ohne dass sie wussten,
•*fchem der beiden Meister sie zuzuschreiben sei. Hier wird ein
^6e« Gottesverhängniss dargestellt, aber so, dass wir nicht sehen,
^ eg gesendet, sondern nur wie es erduldet wird, und zwar von
^ Mutter, der allein Schuldigen, und ihrer blühenden Jugend,
538 LEOGHARES. GRUPPENBILDUIfG.
ein Verhängniss, durdi Seelengröüse uiiil Üiätige Liebe der Le
gemildert, eine Tragödie in Marmor, bei aller «Verwirrung d
mers doch ein abgeschlossenes Ganzes, dem dadurch eine
Rulie verliehen >vird, dass die Darstellung wie die Grupp
Giebelfeldes rhytlimisch geordnet ist'^).
Neben Skopas und Praxiteles wirkte Leochares. Er h
Art der älteren Meister eine Reihe öfl'eutlicher Denkmäler gM
einen Zeus auf der Akropolis, eine Gruppe des Zeus und dec
von Athen im Peiraieus, so wie ein Standbild des Apollon a
attischen Markte. Aber er bildete auch ganz im Sinne der i
Schule, wie dies namentlich sein berühmtestes Werk beien(
Ganymedes, eine Gruppe von Erz, in welcher die träge Mas
überwunden schien; so schwebte der Knabe, vom Adler vc
und fest getragen, hinauf, nicht als ein Raub, sondern als ri
süchtig dem Himmel Zustrebender; ein Bildwerk voll hoher
während eine andere namhafte Gruppe des Leochares, ein S
händler neben einem verschmitzten Sklaven, ganz dem Charal
neueren Komödie entspricht^*).
Charakteristisch ist es auch für die damalige Konstübun
man häufig neben einem Werke älterer Epoche ein neuer
stellte, um gewisserniafsen dieselbe Idee in zeitgemäfser Aul
zu wiederholen. So stand der Apollon des Leochares, die i
Rratn*onia des Praxiteles neben älteren Bildwerken derselbe!
heitcn; so stand im Heiligthunie der 'ehrwürdigen Gottinnei
der Erinnyen hi Atlien das alle Bildwerk des Kidamis zwischen
des Skopas.
Es war überhaupt die Zeit einer neuen und geistreichen
penbildung, indem man nicht wie sonst nur solche Person
sammenstellte , welche an einer gemeinsamen Handlung s
Zeugen oder Mithandelnde betheitigen, sondern das Wesei
göttlichen Persönlichkeit dadtirch erläuterte, dass man die
iigur mit Nebenfiguren umgab, wie z. B. die des heilbrin
Zeus mit den Bildern des Asklepios und der Ilygieia, und ei
feine Aulfassung dürfen wir voraussetzen, weim Skopas im
tliume der Aphrodite zu Megara das Wesen der Tempelgottheil
die drei neben einander gestellten Bildwerke des Eros (Liebe
thos (Verlangen) und Ilimeros (Sehnsucht) veranschaulichte,
die Gruppe einem Dreikiange gleich, der sich aus einem Gru
entwickelte.
PORTRAIT. GRABDENKMÄLER. 539
Endlich war es eine zeitgemäfse Aufgabe der damaligen, auf
psychologische Feinheil gerichteten Kunst, l)edeulende Persönlich-
keiteu charaktertreu darzustellen. Die Aufgabe war eine zwiefache.
Entweder galt es benihmte Hellenen im grofsen Stile eines Denk-
mals darzustellen, wie die Meister der Tragödie im Theater, oder
Zeltgenossen in mehr bürgerlicher Weise naclizubilden, um ihr An-
denken im Freundeskreise zu erhalten. So entstand die Bildsäule
des Isokrates durch Leochares als ein Denkmal der Pietät des Ti-
■otheos, so bildete Silanion den Pia ton Yorgel)eugt sitzend, gemüth-
Ikh mit seinen Freunden im Gespräch vertieft, ein Bild aus dem
Leben gegrifTen, eine tlieuere Erinnerung für die dankbaren Schüler.
Auch in diesen Darstellungen zeigt sich die Richtung der Zeit auf
fa Allgemeine und Typische, wie in der Komödie. Man stellte
gerne solche Personen dar, welche eine Gattung von Menschen ver-
traten. So war das Portrait, das Silanion von Ajjollodoros (wahr-
Nheinlich dem wunderlichen Sokratiker S. 93) anfertigte, der Art,
Ate es zugleich für ein Bild des Unmuths, der selbstquälerischen
Umufriedenheit gelten konnte ^0«
Im Allgemeinen können wir uns die Betnebsanikeit der atti-
tthen Bildhauerwerkstätten nicht grofs genug denken, und wenn
ci an grofsen, von Staatswegen angeordneten Arbeiten fehlte, so
TOTO die kleinen Werke um so zabh-eicher, die Gelegenheilsarbeiten,
lekbe entwetler im Familienleben ibren Ursprung hatten, wie die
finbrellefs, oder im Cultus, wie die Weibgeschenke, oder im öflenl-
Schen Leben, wie die Volksbescblüsse und andere Urkunden, welche
nf Anlafs der dabei betlieiligten Personen mit einem auf den In-
Ut bezüglichen Relief ausgestattet wurden. Auf den Grabsteinen
luden wir aufser der herkömmlicben Familiengruppe auch charak-
teristische Darstellungen oder Andeutungen des Berufs, welchem der
'«TBtorbene gelebt hatte, so z. B. die Gestalt eines jung verstorbenen
Mditers zwischen seinen Lehrern und Vorbildern, wie Theodektes
wischen Isokrates und Homer auf seinem Gral)e am eleusinischen
W«ge. Auf den Grabsteinen zeigt sich eine Anufdicrung an freie
Sculptur, während die Votiv- un<l Urkimdenreliefs ganz flach ge-
Wten bleiben. Sie lassen uns in voller Unmittelbarkeit das Lel)en
fe Athener erkennen, ibre Tbeilnabme an den Festspielen, ihre
feichangen zu den Gottlieilen, namentlich zur Athene, welcbe
'"^tens nach dem Vorbilde der Partbenos des Pheidias als die
^^^che und mütterliche Göttin auf das Vertraulichste mit den
540 DIE BIALEREI.
Bürgern verkehrt. Das sind alles Werke einer mehr handwerl
mäfsigen als künstlerischen Thätigkeit, welche aber von dem (
müthsleben der Athener und dem künstlerischen Geisle, wie er
dem Jahrhundert nach dem peloponnesischeu Kriege alle Schidil
der Bevölkerung durchdrang, in gröfster Fülle Zeugniss ablegen^'
Die Werke der attischen Künstler waren weithin begehrt £
kleides, ein Bildliauer aus <ler Bekanntschaft Piatons, artieitete T«
pelbilder für Bura, das nach seinem Untergange (S. 316) wimI
aufgebaut wurde, und Aigeira in Achaja. Leochares' Werke ging
nach Syrakus und derselbe Künstler zog dann auch mit Skop
Brvaxis und Timotheos nach llalikarnassos, wo Maussolios d
attische Politik begonnen, attische Secherrschaft und attische Km
blüthe begründet hatte und wo zu seinen Ehren ein Denkmal |
schaiTen wurde, an dessen Herstellung unter Leitung des Skof
die Künstler Athens wetteiferten'^).
Die Malerei ist von den öffentlichen Zustanden noch unabhii|
ger als die Skulpttir, und wenn sie auch durcli Polygnotos eine^
wisse Vollendung erlaugt hatte, welche in ihrer Weise niemals dIk
troffen worden ist, so standen doch gerade dieser Kunst neue Bahn
oflen. Sie war wesentlicti Zeichenkunst geblieben , in welcher fi
stisctie Formen vorherrschten. Ihrer l)esonderen Kunstmittei n
sie sich noch gar nicht bevvusst geworden und ihre eigenthümlic
Stürke, namentUch den Zauber von Licht und Farbe, die grÖfs<
Freiheit, welche sie ihren mehr unkörperlichen Darstellimgsmitti
verdankt, ihr Vermögen, das Geistige im Menschen unmittelbarer
erfassen und vor das Auge zu bringen — diese Seiten hatte
noch gar nicht entwickelt; dafür kam erst jetzt die Zeit; und <
ganze Richtung dcrsell>en war ehier solchen Fortbildung der aU
Malerei in hohem Grade günstig.
ApoUodoros von Athen, w<4cher gegen Ende des grofseu Kri
seinen Ruhm begi'ündete, war der Erste, der durch Licht u
Schatten seinen Bildern einen neuen Reiz zu geben wusste u
durch die Farbe eine bedeiilende Wirkung erzielte. Schüchteni I
trat er die neue Bahn und wurde sofort durch Zeuxis aus UeraUe
<ien Meister der Illusion uiul des Colorils, weit überholt. Dass a
die Kunst aber nicht in sinnliche Effekte verlor, beweisen der geil
volle Parrhasios aus Ephesos, welcher den Demos von Athen
darzustellen wusste, dass man alle latmenhaflen Eigenschaften de
selben in dem Portrait zu erkennen glaubte, und Timautbes ai
DIE MALEREI. 541
Kytlinos, der bei dem Opfer Iphigeiiiens die verscliiedewai'tige Theil-
uahiue der Auwesenden trefllicli anzudeulen verstand.
Auch der witzige Spott über Tagesbegebeubeiten , der inebr
ab je unter den Atbeneru bblbte (8. 490), fand in der Malerei
leinen Ausdruck, wie ein I)erübmtes Bild des Timotbeos beweist.
Da nämlicb der siegi^eicbe Feklberr so J)escbeiden war, alle seine
Erfolge nur dein Glücke zuzuscbreiben , so iiabui mau ibn I)eim
Worte und stellte ibn scblummenid im Feldbernizelte dar, wäbrend
tt Göttin Tycbe über seinem Haupte scbweble und in langem
Schleppnetze die von ibm gewonnenen Bundessüidte wie getangene
Seefische mit sieb zog.
Die Itfaler vermochte Atben nocb weniger bei sieb festzuhalten,
ab die Bildhauer. Es bildeten sich besondere Schulen in Theben
(8. 381) und in Sikyon. Die Sikyoniscbe Sclmle vervollkommnete
& Technik, sie wagte sich an groi'se historische Gegenstände, wie
Eophranors Bild von der Schlacht bei Mantineia, oder genauer von
tan für Athen so ehrenvollen Ueitergefechte vor der Schlacht (S.
371) bezeugt, ein Bild, welches deshalb auch im attischen Kera-
■eikos aufgestellt wurde; sie suchte endlich auch mit Wissenschaft-
Uchen, namentlich matliematischen Studien <lie Kunst in fruchtbare
Verbindung zu setzen. Indem sich diese Bestrebungen mit der Voll-
ttdong des Colorits verbanden, die in Kleinasien zu Hause war,
vwuchs endUch in Alexanders Zeit diejenige Malerei, welche als
ie höchste Leistung nationaler Kunst angesehen werden konnte,
& Malerei des Apelles^^).
Wie sich die Athener an diesen verschiedenen Entwickelungen
ta Kunst betheiligt ha})en, lässt sich nur an ihren Thongelafsen
^■fcennen. Denn die Gelal'smalerei war nicht nur eine Vorschule
ta* höheren Kunst imd zwar eine sehr wichtige (denn auf dem
Thone lernten die Hellenen rasch und sicher malen, während
Miche Kunstmaterialien, die für das Auslöschen und Verbessern
JOehr Spielraum gewähren, leicht au eine zaghafte und unentschlos-
•»e Vortragsweise gewohnen), sondern sie hat auch die Kunst
tarch alle Stailien begleitet, weil die Griechen auch auf einem so
IViDgen Materiale und auf so unbeciuemen Flächen mit ehiem un-
oittüdlichen FleÜse Lebensvolles und Bedeutendes darzustellen ge-
weht haben.
Freilich war die Vasenmalerei mehr im Stande, die grofsartige
™bchbeit des polygnotischen Stils wiederzugeben, als den Fort-
542 DIE THONMALEREI.
scliritleii der spateren Zeit zu folgen, welche auf der Farbenwir-
kung beruhten. Man sieht aber doch sehr deutlich, wie die heriKi
und harten Unn*isse allmahUch in Fluss kommen, wie eine freierr
Gruppirung eintritt, die Gesicliter ausdrucksvoller und die Ven-
gungen ungezwungener werden. Im Zusammenhange mit der gama
Kunstentwickelung zeigt sich ein Streben nach sinnlicher A^
mutli, eine llinneigung zum Zarten und Weichlichen. Dionysos na
seinen Genossen, Aphrodite und Eros, Apollon mit den Musen nd
verwandte Kreise, in welchen Skoi)as und Praxiteles sich mit Ye^
Uel>e bewegten, treten in den Voiulergrund. Das gesellige Leki
wird nach der Art der neueren Komödie mit seinen Genüssen ii
anmutliigen Bildern vorgeführt. Allegorische Figuren treten vi,
entweder in Begleitung von Gottheiten, deren Persönlichkeit sie e^
ganzen und erläutern, wie Peitho, Himeros, Pothos neben Aphn-
dite, oder auch als selbständige Wesen, welche der Zeit der R^
flexion und Abstraktion ihre Entstehung verdanken , wie Piutos iß
Reichtimm, Chrysos das Gold, Paidia der Scherz, Eudaimonia te
Wohlleben, Pandaisia der Tafelgenuss u. s. w. Der ernste bhik
tritt zurück, die Zeichnung wird Oüchtiger; es zeigt sich ein Stre-
ben nach zierlichen und gesuchten Getafsformen, nach bunter Hn-
nigfaltigkeit der Figuren, nach phantastischen Trachten und güi-
zenderem Schmucke. Das alte Schwarz und Roth genügt nicht
mehr; man malt mit bunten Farben auf den weifsen Kreidegno'
der Salbkrüge (I^kythen) tind setzt Gold auf, um den Gefafeen neos
Reiz zu geben. So können wir auch auf diesen geringfügigei
Ueberresten des Alterthums die Wandelung des Geschmacks erken-
nen, den Uebergang vom Einlachen zum Gesuchten, vom in sA
Bedeutenden zum äufserUch Glanzenden, vom alten Glauben za s^
phis tischer Behandlung ethischer Begriile. Aber diese Ueberganp*
zeit war für die Kunst eine Zeit vielseitiger Anregung und 8telllr
ihr Aufgaben, an denen sie noch zu neuen Entwickelungen sich
stärkte®^).
So war Athen in der That noch immer der Ilerd eines nel-
seiligen und hi reicher Blüthe stehenden, geistigen Lebens; es ^^
trotz der Goncun'enz, welche einerseits Syrakus unter Dionjao«.
andei*erseits HaUkamassos unter den karischen Dynasten zu macbeB
suchte, noch immer die geistigf* Ilauptstidt der Hellenen, der ein*
zige Ort, wo von alter Zeit her eine ununterbrochene Entwickeluof
ein steter Fortschritt und eine Fülle der edelsten Krätte vorhamfei
BILDUNG UND GEMEINüBLBBEN. 543
r. Jeder neue Gewinn an Bilching wurde erst (lenieingut der
üon, wenn er in Athen zur Gellung gekommen war, und aus
Ikd berief man die Manner, durch deren Aufnahme andere Städte
dem Ruhme Theil nehmen wollten, welcher mit der Pflege von
issenschaft und Kunst verbunden war.
Auch ist unverkennbar, dass in dem Verfalle der alten Heligio-
it und Sitte ein mächtiger Antrieb lag, durch selbständige For-
Imng eine neue Gewissheit des Lebens und Denkens zu gewinnen,
i eben so dass die Auflockerung alter Gewohnlieiten , die fi*eiere
uragung der Gedanken und die leidenschaftlichere Erregung auch
D Künsten zu Gute kam und sie zu solchen Leistungen betTdiigte,
lidie in den Zeiten gröfserer Einfall, Ruhe und Gemessenheit
inuls zu Stande gekommen wären.
Aber das geistige Leben in Athen war nicht mehr Gemeinde-
leo, und die Einheit des gesunden Organismus, wo alle Kräfte
Mn Endzwecke dienten, war verloren. Wissenschaftlich war die
phistik überwunden, aber der Prozess der Auflosimg und Zer-
Img, welchen sie begonnen hatte, ging unausgesetzt fort, und
ch Sokrates hatte nur dazu l)eigetragen, den Riss, der durch die
üuehliche Gesellschaft ging, zu vergröfsern.
Er selbst war dem althellenischen Standpunkte treu, in<lem er
litik und Ethik nicht von einander trcimte. Er wollte mit der
Mihiclite Athens nicht .brechen und war für die Männer, welche
r. Stadt Gesetze gegeben und ihre Grölse begründet hatten, für
loD und für Themistokles, voll Anerkennung. Aber er stellte
nkrungen, welche nicht durchgeführt werden konnlen, er be-
opfte Ausartungen der Verfassung, welclie von den gegebenen
ständen unzertrennlich waren. Er wollte das Gute der alten
itm fesdialten und erneuern, aber es war doch ein ganz neuer
ilistab, den er für die Tugend des Bürgers aufstellte, es war ein
sentlich neues Prinzip des Staatslebens, weim er eine Ilerrschatt
r Wissenden als das allein Veriuinftige forderte.
Nun gab es zwei Arten von Menschen, die Denker und Nicht-
■ker. Die Einen schwimmen mit dem Slrome und sinken immer
Ar, da Alles, was ihnen Halt geben konnte, seine Kraft verloren
itte. Die Andern bilden eine geistige Aiistokratie; sie fülden sich
K Glieder einer höheren Gemenischatl tuul es gestalten sich in
* PUlosophenschulen gleichsam neue Gemeinden, in denen Grund*
544 STELLUNG DER SOKRATIKER ZUM STAATE.
salze und Anschauungen herrschen, welche mit dem BesteheDfa
ui vülleui Widerspruclie stehen.
Sokrates hatte nocli ganz im Staate und für den Staat gfUi
Die Sokratiker aher fühlen sich, da sie den Mann, den sie llr
<len gröl'sten Wohlthättjr seiner Mitl)ürger halten, als einen p-
meinschadlichen Mann atisgestofsen und verurteilt sehen, ilurdi
eine tiefe Rlufl vuin Slaate der Athener getrennt. Sie verzicktei
darauf, dem hestehenden Gemeinwesen zu helfen und entziehen aeh
seinen Anforderungen. Dahei folgen aher die verschiedenen Schila
der Sokratiker ganz verschiedenen Richtungen. Die Einen biM,
dem Gedanken des Sokrates am nächsten sich anschlieCBend, eina
hellenischen Idealsl^iat auf; die Andern liehen die Idee des SM
gänzlich anf, und zwar die Cyrenaiker, um dem Individuam k
unheschrunkteste Freiheit im Genüsse der Gegenwart zu skhfSi,
die Gyniker aher, weil sie in jedem Staatswesen und Volksthum eJK
mit dem Wesen der menschUchen Tugend unverträgliclie Schnake
sehen. Gemeinsam ist also den Sokratikern nur dies, dass sie iä
dem Staate entziehen, in dem sie sich fremd und unheimlich flkki
und die ganze von ihnen ausgehende Bewegung wu'kt also auch ii
weiteren Kreis(*n nur dahin, dass <las llerkommen ersehülterl iriri
und alle hürgerlichen Verhältnisse sich lösen.
Dies zeigt sich auch in der zunelunenden Unruhe des äiiDscRi
Lehens. Das Heimallüiclie verliert sehie Anziehungskraft, nod &
Zahl derer wird immer gröfser, welche im Auslände ihr ilM
suchen, wie Aristophanes und Nikophemos (S. 216), die Vaterslri
wird den Bürgern gleichgültig und es entwickelt sich ein mU*
hürgerlicher Sinn, welchen Lysias schon als den Tod aller |)atrioti-
scheu Gesinnung auf <las Entschiedenste hekämpfle **-).
Der Gegensalz zwischen Hellenen \nid Barharen, der in Athei
zuerst zu seiner vollen Berechtigung gelangte, ist hier auch ^
derum ahgeschliffen und aufgehohen worden. Je mehr die Natur
wissenschalt das Ganze der Welt zu umfassen suchte, um so ^
nigei' konnte man einem kleinen J^nde eine imhedingte AusnaluiK-
Stellung einräumen. Auch mit dem hellenischen TugendhegrifTe tni
die hergehrachte Scheidung unverträglich. Den sittlichen Forderoopi
gegenül>er waren alle Menschen gleich und aus denselben Griuuk*
welche die Philosophen veranlassten, gegen die Yemachläiis^iBil
des weihlichen Geschlecht zu eifern und die Meuschenrechle <lo
I
\
DER ROSMOPOMTIBMf'S. 545
Sklaten zu befürworten (S. 40V>\ miisste anrh i\vv nntionalt* (iogiMisafz
anfgegeben, es iniisste anerkannt wenl«n, Hass, wer-woise nnd ge-
recht sei, miter allem Volke und in je^'liehem Stande der (lottlieil
befreundet sein nnd deshalb auch auf volle Anerkeninin^r von Seiten
der Menschen Anspnirli halNMi innsse.
Freilicli predij^te norli Isokrates mit «^rofseni Pallios <len l'er-
serkrieg als eine nationale IMIielit, alNT die alle Feiiidsrliaft z^visollen
Asien und Europa war nur noch eine l*hrase, welrlie liestinnnlen
Zwecken zu Ijeln» aufgewärmt, wurde. lsokrah»s seihst ist ja schon
der Vertreter eines neuen Ilellenenihnms, <las nicht im Hlute lii'gt,
tonilem in der fiesinnung, und diese (lesinuiing kann von Allen
erworiien werden, welcln» es sich damit Krnst sein lassen.
Ein solclies ideales llellenenthum, wie es die hervorragendsten
Männer dieser Zeit, Kpanieinondas (S. ^Sl^), Timolheos (S. loO) u.
A. in sicli darzustellen suchten, hat sicli besonders in Athen ent-
wickelt, weil Athen eine Weltstadt war, in wi'IcIhm' die v(»rschi<'<len-
>ten Nationen, Griechen aus alh*n (lohmien. llalhgrief'heu und Bar-
Iwen, Thraker, Habyhuiier und Aegyj»ler, und zwar liie Besten aus
dien Nationen, sicli zusannuenfaiulen. Nach Athen waren ja schon
■ril Solons Zeit die Auslander g<*lvommcn, >\elche hi*Ilenisclie Bil-
tag kosten wollten, liier verlor sie zuerst ihn» Lokalfarhe, liier
femle man sie als eine Welthildimg auflassen; hier sah man Mithra-
iteg, des Rhodobates Sohn, einen persischen Fürsten, als begeister-
ten Verehrer Piatons, in der Akadenn'e <las Bihhiiss seines Lehrers
^stellen und den Musen weihen. Hier konnte mau also am
'Wrigsten in den Voi'stellungen eines beschräukt<*n Patriotismus
Iwbngen bleuten; hier kam man am ehesten dahin, die Mangel ein-
kimiscber und die Vorzüge ausländischer Kim*ichtuugeu rückhaltlos
Mwerkennen, ja dasjenige oft am meisten zu bewundern, was an-
«ter» als in Athen war**^).
Man pries allen Erfahrungen zum Trotze noch imuu'r Sparta
^Is den Sitz der Zucht und (leselzestreue und man schwärmte für
& einfachen Sithm der nordischen VoikiM'. Besonders aber war
*> die monarrhische Verfassung des Auslandes, welcher man <'ine
'iiwerhohlene Ehrerbietung entgege]d)rachte. und zwar nicht nur,
^^^ sie auf legitimer (■nnuilag«» volksthinnlicher Einrichtungen
■Olihte, sondern auch wenn sie mit (iewalt aufgerichtet war. In
d«n Gespräche 'Hieron', welches ilem Xenophon zugeschri<'ben wird,
■DterhSU sich der Tvrann mit Simonides dem Dichter: denn kein
^Hiaii, Or. GcBch. MI. ;55
546 MONARCHISCHE TENDENZEN.
geringerer Mann ist von dem Verfasser gewählt, um die herkümn-
liehe Ansicht von dem beneideuswerlhen Glücke des Herrschenmts
zu vertreten. Der Tyrann weist aus seiner Eifahrung die Schatten-
seiten desselben mit lieredtem Munde nach, er schildert das tnv-
rige Darben inmitten der Ffdle aller Güter so wie die ewjge Aogst
und die Unfreiheit l)eim Vollbesitze der MachL Simonides Hird
al)er keineswegs zu einem Republikaner umgestimmt, sondern er
bleibt dabei, dass jene Uebelstande nicht nothwendig mit dem Herr-
scherberufe verbunden seien und dass der Gewaltlierr doch eil
Wohlthäter des Volks, ein l^ielie und Vertrauen geniefsender Fürst
sein könne.
Die wahre llerrscherkunst nach sokratischem Begriffe schifB
doch in einer einzelnen Person noch am ehesten verwirklicht werden
zu können. Darum schildert Xcnophon in Kyros das Ideal d»
Herrschers und wenn Isokrates auch die Monarchie als mit giv-
chischen Anschauungen imvertraglich anerkemit, empücldt er fk
doch den Unterthanen des Nikokles als die unbedingt vorzügUcbste
Staatsform ^*).
Der Hof des Perdikkas und Archelaos (S. 410), die magisck
Gewalt, welche die Person des jüngeren Kyros ausübte, der Rul»
des Euagoras zeigen, welche Anziehungskraft die Monarchie für die
damaligen Griechen h;itle. Wenn Isokrates von Euagoras spricht, so
erklart er die Alleinherrschaft für das höchste aller Güter bei Goltem
und Menschen , und alle Kunst der Rhetoren und Dichter für VBr
vermögend, <len waln*en Herrscher würdig zu preisen. Dersellie
Isokrates wendet sich in seinen politischen Reden und Briefen vor-
zugsweise an fürstliche Personen, an Archidamos, an Dionysios, »
Philippos, an Timotheos d(Mi Sohn und Nachfolger des Tyrannea
Klearchos u. A. Man sieht aus Allem, wie sehr man damals ge-
neigt war, nicht von Volksversammlungen und Gesetzvorschlä^
sondern von der durchgreifenden Thatkrall einzelner PersönUchkei-
ten das Heil der Staaten zu erwfirten.
Diese Stimmung der Zeit, welclie uns bei den Rhetoren so
wie l)ei den Historikern Theopompos und Xenophon so deutiidi
entgegentritt, «erscheint bei den IMiilosophen als eine mit voller
Klarheit ausgebildete Lehre. Zwar beschäftigen sich auch die .Üa^
demiker mit der Ordiunig republikanischer Verfassungen, iumI e&
werden vei*scliiedene Schüler Piatons genannt, welche als Gesell-^
geber thätig waren, wie Menedemos in Pyrrha, Phormion, iu £fi^
PLATOMSGHR POLITIK. 547
ristonymos in Arkadien, Eiidoxos in Kuidos ; nl>er diese aus philo-
iphisclier Reflexion hervorgehenden Gesetzgehungen i)e\vcisen doch
or, i%ie sehr man an der selbständigen L^L)enskrai't der Borger-
lemeinden irre geworden war, und Pialon selbst hat den i'rcithätigen
ieist einer Burgergemeinde niemals als die Grundlage anerkennen
(Äonen, auf welcher der wahi*e Staat sieh aufbauen lasse. Auch
nch seiner Ansicht konnte die Idee des Staats nicht anders verwirk-
ich! werden als durch einen hervorragenden Manu, welcher mit
inbeschränkter Willenskraft das Ganze beherrschte, die Triebe der
idbstsucht niederhielt und wie mit Künsticrhand ein hai*monisches
Gemeinwesen gestaltete.
So klar und in sich zusammenhängend aber auch diese An-
duiuungen wai*en, so unendlich schwierig war ihre Anwendung
af die gegebenen Verhältnisse, und doch wollten die Platoniker
branf nicht verzichten; sie wollten auch praktische PoHtiker sein
lod geriethen dabei in die grofsten Widersprüche. Denn von ihrem
itttichen Standpunkte aus musslen sie hi Lebereiustiminung mit
lern hellenischen Volksbcwusstsein Alles m issbilligen, was im Staate
Inrcb Gewall zu Stande kam, während die Verwirklichung ihres po-
itischen Systems ehie Uegierungsform forderte, welche nicht ohne
Im schwerste Unrecht aufgerichtet werden koinit^^. IMaton schildert
üe Tyrannis als die verabscheuungswürdigste aller Verfassungen,
Hid doch kann er zu dem Tyrannen Dionysios in die engsten Be-
iehiuigen treten; ja es gab Tyrannen, welche sich Schüler IMa-
•n» nennen durften, wie namentlich jener Rloarchos, welcher zwölf
Uire lang (363 — 352) in llerakleia am Pontos herrschte, ein Muster
ynnnischer Tücke und Falschheit, zugleich aber ein Freund und
■"Werer der Wissenschallen. Andererseits sind aber auch die beiden
^Mer Klearchs, Chion und Lconides, Zöglinge der Akademie, und
^ 80 die Brüder Python und Ilerakleides, die Mörder des Rotys
S* 463); sie glaubten im Sinne des Meisters zu handeln, wenn sie
^ I^beu wagten, um die Feinde der Freiheit aus dem Wege zu
tanen").
So ungerecht es nun auch wäre, Piaton und seine IMiilosophie
^ die Handlungsweise einzelner Platoniker verantwortlich zu
'^'dien, so ist doch klar, dass aus den Lehren der Akademie eine
^*te Stellung in den pohtischen Fragen der Zeit nicht gewonnen
*^eii konnte. Das zeigt sich ja an Piaton selbst am deutlichsten.
^ batte dem jüngeren Dionysios, als derseÜH*, mit vielversprechenden
35*
548 PHILOSOPHIE UND STAAT.
Anlagen ausgestaltet, die Regierung in S\i*aküs antrat und ihn an
seinen Hof l>erief (8. 525), die hohe Aui'gahe eine« philosophischen
Staathikhiers /ugemuUiet, aher nach kurzen UolTnungen sah «r
sich auf das Vollständigste getäuscht. Dennoch wurde der Ge
danke, in Syrakus einen Philosophenstaat einzurichien, nicht vi-
gfegehen. Aher dersell)e Fürst, auf welchen die Plaloniker g^
rechnet hatten, war nun ihr ärgster Feind. Die Untemehmmf
Dions zum Sturze des Dionysios (357) war ehie gemeinsame That
der Akademie, deren Genossenschall wir hei dieser Gelegenbnt
als eine politische Macht auftreten sehen, hidessen blieben alle
diese ßestrebungcn erfolglos; die platonische Idealpolitik war woU
im Stande, die Gennlther zu begeistern, aber unfähig, ihoen
einen festen Standpunkt in den Kämpfen der Gegenwart zu gebet
und noch weniger im Stande, die (abrechen der (»«genwart n
heilen ®*).
Je mehr sich davon die Philosophen selbst öberzeugten, m
so mehr zogen sie sich in tiefer Verstimmung vom GeroeindelebeB
zurück. Während früher die besU^n Kräfte die wirksamsten in der
bürgerlichen Gemeinde waren und auch diejenigen, welche mit der
herrschenden Partei durchaus unzufrieden waren, dennoch mit p-
Iriotischer Selbstveiiäugnuiig an ihrem Theile dem Gemeinwesen
dienten, wie z. 1^ Mkias, so sind jetzt die begabtesten Männer von
ilemselbeii abgewandl; ihnen ist der SUiat gleichgültig, lächerlidi
und widerwärtig. Je liöln*r ihr Sinn, je klarer ihr Blick, um »
hoffnungsloser sehen sie das bestehende an. Sie veracliten die
gi'iechische Kleinstaaterei, in welcher die Interessen des niedrigsten
Egoismus mafsgebend sind, und spotten eines Gemeinwesens, in
welchem das Hohnenloos enl scheidet, wer dasselbe regieren soö.
Auch für die Vergangenheit Athens ist der rechte Sinn nicht mehr
da. Pia ton bricht den Stab über die glorreichsten Staatsmänner
seiner Vaterstadt, er betrachtet den Ei-werb der Seeherrschaft ab «las
gröfste Unglück d<*rselben und wenn er nur den Namen 'Denio-
kratii»' ausspricht, so setzt er voraus, dass in ihrer Verurteilung
alle vernünftigen Menschen ülxireinstimmen. Da nun von ihrem
Standpunkte auch die Sophisten darauf hinwirkten, das Ansehen
der Staatsehiricbtungen zu untergraben, indem sie den einzehien
Menschen zum Richter über diesellven machten und alle Gesetze ti&
willkürliche, durch Vertrag od(;r Gewalt entstandene Satznngpo an-
sahen, deren Verbindlichkeit sie nicht anerkennen konnten, so (niftm
DIE TRE?fI1UNG DER LEBti^SKREISE. 549
n diesem Punkte die beiden, unter sich verschiedensten Zeit-
riehtungen, die Sophistik und die sokratisdie Philosophie, zusam-
men, dass beide die Anhänglichkeit an die l)e8teheiide Verfassung
untergruben und die Festigkeit des alten Bürgi^rstaats erschütterten,
ivelche auf der mit seinen Gesetzen übereinstimmenden Gesinnung
der Angehörigen beruhte.
Jetzt giebt es nur wenig Manner in Athen, welche, wie etwa Ti-
■otheos, üfTentliche Wii'ksamkeit mit philosophischer Bildung zu ver-
binden sucliten. Im Allgemeinen scheiden sich die Kreise, und die
Lebenskräfte sondern sich, welche noch im Gemeniwesen vorhanden
siad. Der Weise scheut die Berührung mit den bürgerlichen Ge-
flchäflen wie euie Befleckung, und die geistigen Interessen shid in
ein ganz anderes Gebiet verlegt. Deshalh erscheint es auch ganz
in der Ordnung, dass Leuten untergeordneter Gattung die Geschäfte
überlassen blieben, eigenmltzigen Menschen, welche das Volk leiten,
indem sie die Schwächen desselben begünstigen und seiner gedan-
kenlosen Trägheit schmeicheln. Die Masse der Athener al>er glaubt
ohne Anstrengimgen Freiheit und Wohlstand wahren zu können;
bei scheinbarem Stillstande merken sie den Bückgang m'cht, wäh-
rend sich doch das Gefühl für Bürgerehre und Bürgerpllicht innner
mehr abstumpft. Man hatte dr*n letzten Best von Seeherrschaft
schimpflich preisgegeben, man war nicht einmal auf die Sicherheit
der eignen Stadt ernstlich bedacht und wollte die Gefahren nicht
when, deren Abwehr Opfer verlangte. Auf der eini»n Seite ein
reiches, in idealer Hohe schwebendes, geistiges Leben, von dessen
Standpunkte der attische Bürgerstaat als etwas Werthloses ange-
Mhen wird, auf der anderen ein träges, von Selbstsucht beherrsch-
tes Dahinleben in den tüglichen Gewohnheiten, dessen Behaglich-
krit durch keine Anstrengung gestört werden soll, — so trieb das
Athen des Eubulos, wie ein Schiff ohne Steuermann, im Strome
*r Zeit fort.
Und mm stand ein Feind da, gefTdn^licher als alle, mit denen
Athen auf der Höhe seiner Macht zu thun gehabt hatte, ein gnifser
Staat Ton wachsender Kraft und nnerschöpllichcn Hülfsmitteln, ein
Staat, der, von vorscbauender Klugh<'it sicher geleitet, zu Wasser wie
w Lande jede Gelegeiüieit beimtzte, um von den griechischen Klein-
staalen einen nach dem anderen zu bewfdtigen, und <ler v(»r allen den
Athenern auflauerte. Sollte also die St<idt ihm nicht als wehrlose Beute
'^^treibcn und ehrlos untergehen, so bedurfte es eines Atheners, der
550 DIE ERHEBUNG ATHENS.
an seiner Valersladl nicht verzweifelte, wenn er ihre Schwächen
auch vollkommen duixhschaute , der hohe Geisteskraft und ideako
Sinn mit hingebendem Patriotismus in sich verband und sich ao
die Aufgabe wagte, alle guten Kräfte noch einmal zu Tereinigen,
das erloschene Ehi'gefühl zu wecken und eine Wiedergeburt des
attischen Bfirgerstaats zu erzielen , so dass er noch einmal an der
Spitze der Hellenen für die höchsten Gäter des Volks in den
Kampf trat Dieser Mann war Demosthenes; mit ihm begioot
wieder eine Geschichte von Atlien.
III.
THEN UND KÖNIG HIILIPPOS BIS ZUM FRIEDEN DES
PIIILOKRATES.
Zur Zeit, als Perikles die altisclie Ilerrschafl im Pontes aiis-
tilete, war einer der fernsten Punkte derselben Nyinphaion, ein
afenplatz der taurischen Haihinset, südlieli von l^antikapaion, an
m kimmerisclien Bosporus gelegen, der vom Pontos in die Maiotis
hrt Diese entlegenen Bnndesorte kamen nach dem sicilischen
i^ücke in eine schwierige Lage, da ihre bisherige Schutzmacht
ber Stande war sich ihrer anzunehmen. Es blieb ihnen also
^bts übrig, «tls sich auf eigene Hand mit ihren Nachbarn zu ver-
indigen und sich densell)en in der Weise anzuseliliefsen, dass ihre
ndelsbeziehungen zu Athen geschont und gesichert wurden. Pan-
apaion war der IVIittelpunkt des bosporanischen Reichs, welches
nials unter den Spartokiden in voller Blüthe stand (S. 482 f.) ; auf
war die Gemeinde von Nymphaion angewiesen, und ein Athener,
mens Gylon, war einer von denen, welche den xVnschluss ver-
ndelten. So wenig er dadurch auch die lnt(»ressen seiner Vater-
idt beeinträchtigt hatte, wurde sehi Verfahren dennoch in Athen
gflnstig angesehen, so dass er in Anklagezustand versetzt und in
t€ Geldbufse verurteilt wurde. Er ging in Folge dessen von
Oem nach dem Pontos, wo er bei den dortigen Fürsten eine aus-
Eeiciuiete Aufnahme fand. Er erhielt einen Platz bei IMianagoria,
iinens Kepoi, zum Geschenke und nahm eine Eingeborene zur
ÄO. Ans dieser Ehe sli^mmten zwei Töchter, welche, mit an-
bnUcher Mitgift ausgestattet, nach Athen kamen, und sich mit
Jichen Bdrgern verheiratheten. Die eine «lerselben nahm Demo-
Ww 308 dem Gaue Leukonoe zur Frau, die andere, Kleobule mit
iflKo, wurde die Gattin eines angesehenen Fabrik- und Handels-
552 DEMOSTHENES, DE.MOSTHEMES SOUN GEB. VM W. 1; 383.
licrrii, des Dcmoslliencs uns dem Gaue Paiania, der zwei gruläe
W(M*ksiritleii uiitei'liiell, in wckheii AVaileii, Messer und MobÜieo
angefertigt wurden. Das waren die Ellern des Redners, der drei
oder vier Jahre nacli dem Frieden des x\ntalkidas iu Athen geboren
wurde.
Diese Verwandlschansverhrdfnisse wurden später, als Demo-
slhenes (K»r Sohn die INdilik Alhens leitete, von seinen Widersachern
henulzt, um ihn als einen Eindi*ingling darzustellen, welcher gar
kein Ueelil liahe, in vaterstädtischen Angelegenheiten mitzureden,
da er nicht einmal ein eehter Hellene, sondern ein Ausländer und
Halhharhar sei. lU'r nnltterliehe Gi'ofsvater liahe durch Verrätlierei
sein Hürgerrecht verwirkt, die (irorsmutter sei eine Skytliin und
sogar von dem nomadisehen Stamme dieses Volks. Ohne Zweifel
ist dies eine gehässige Auflassung, welche das Thalsächliche ent-
stellt. Gvlon halte vor dem Tode seine Seliuld au den Staat ab*
getragen und keiner der Gegner konntt^ eine auf der Familie de»-
selhen lastende Verhindlichkeil nachweisen oder das Erhrechl sma
Nachkommen mit genügenden (»runden anfechten. Was aber det
Makt^l der }Ierkunft hetrilft, so mag dieser Vorwuri' ininierhiu mehr
Grund haben. Denn in den Colon ien am schwarzen Meere fanden
zwischen lleUenen und Skythen vielfache Familien Verbindungen sUlL
War (K)ch strlhst eui Häuptling der Skythen, Sk\les, dt^s Sitalke«
Zeitgenosse, als Sohn einer ionischen Mutter in griechischer Sprache
und Schritt nnterrichlet und ein hegeisterler Anhänger griecliiäclier
Sitte, aucli Bürger von Olbia, wo er eine griechische Hausfrau
halte! Freilich wurde er von seinem Hruder, dem Tochtersolme
des Teres (S. •VJ2), dcMU Führer d(»r nationalen Partei, gestürat,
alMU' seine (leschichte zeigt, wie der Eintluss der giMechi^ben
Küstenplätze his in den Kern des Skylhenvolks eingedrungen ^ar.
Wie viel mehr werden also in den Küstenstädt«u selbst die
beiden Nation.üitäten >ich verscinnol/en haben, zumal da die mit
den Skythen wie mit den Hellenen in nächsten Ikziehungen ste-
henden Thraker die Verschmelzung beiorderten! Verbindungen mit
(liesen Nölkern waren den Hellenen ülK^rhaupt hei Weilern nicM
so anstol'sig, wie etwa mit den Phöniziern, Bah\lonieni und Aejn|>-
lern; sie hatten vielmehr einen gewissen Zug zu den nonliscbeo
>'achharvolkern . imd wenn wir die Athener in das Auge fassen,
welche mit thrakischen Familien blutsverwandt waren, wie Kiinon.
wie Thukydides der Geschichtschreiher und der Philosoph Auti-
8EI?iE HEBKC.NFT V^b KINDHEIT. 553
lene» (vielleicht gehört auch Theinistokles hierher), so drängt sich
8 die Wahrnehmung auf, dass gerade sein* hedeuteiide Männer
8 solchen Mischehen hervorgegangen sind.
Henestheus, der Sohn des Iphikratos von der thrakischen
^nigstochter, der Schwiegersolm des Tiinotheos, machte ui Atlien
iftehen durch seine fnlhe und kräftige Entwickelung, und wenn
in ihn nach seinen Eltern fragte, so sagte er, er sei der Mutter
el mehr als seinem Vater zu Dank verpllichlet, denn dieser hal>e
lies gethan, um ihn zu einem Thniker, jene dagegen Alles, um ihn
I emem Hellenen zu machen.
Wenn nun die zunehmende ErscIdafTung der hellenisclien Bfir-
irgemeinden, wie wir mit Grund aimehmen können, damit zusam-
lenhängt, dass die meisten Elien unter den Söhnen und Töchtern
rwandter Familienkreise geschlossen wurden, so erscheint es setir
itüriich, dass Verbindungen mit anderen Nationen dazu l>eitrugen,
ie griechischen Geschlechter geistig wie körperlicti zu eil'rischen
id namentlich zur Zeit der allmählichen Ahnahme nationaler
sergie Kräfte hervorzurufen , wie sie in den reinen Hellenenfami-
!0 immer seltener wurden. So lässt sich auch vielleiclil von De-
Mthenes vermuthen, es möclite die aulserordentliche Spaimkraft
ines Geistes damit zusammenhängen, dass etwas von dem Blute
•rdischer Völker in seinen Adern iloss^').
Wie es sich aber auch damit verlialten mag, mit Sicherheit
niwn wir annehmen, dass die auswärtigen Beziehungen seiner
milie ihm sehr wichtige Anregung gegelien hatoi. Die am l^ontos
boreiie Mutter musste den Siini des Knaben frühzeitig iiber den
luerkreis der Vatci*stadt huiausleiten und ihn mit den weitreichen-
n Verbindungen derselben vtMtraul machen, während der Vater
U das Bild eines tüchtigen und ehrbaren Burgerthunis vcu* Augen
illle, wie es sich in den l)esseren Kreisen der städtischen Bevöl-
ning immer noch erhalten hatte. Er wusste ein ausgedehntes
itchäft umsichtig und mit kräftiger lland zu leiten, Iiing dem
neiowesen mit Treue an und suchte seine Elu'e darin, alh; Ihlr-
r|iflichten aufs Gewissenhafteste zu erfi'dlen. An Mittein zur Er-
ihung fehlte es so wenig wie an gutem Willen und verstündiger
itimg, und so war Demosthenes, der mit einer jüngeren Schwester
I Hause aufwuchs, gewiss ein vor Vielen begünstigter und glück-
ber Koabe.
Aber dies Glück war von kurzer Dauer. Als er sieben Jahre
554 DIE VORMÜTSDSGHAFT 101, 1—103, 8; 8t6— 86«.
alt war, erkrankte der Vater und starb. Zwar war das Haas woU
bestellt; ein Vermögen von mindestens 14 Talenten (22,000 Th.)
war vorhanden, in eigenen und fremden Geschäften angelegt, desn
Zinsen für V^^ittwe und Kinder weit mehr als ausreicbend inra.
Ueberdies hatte der Vater selbst die Verhältnisse auf das Genante
geordnet. Die nächsten Freunde des Hauses waren zu Voml^
dern l)estellt, Theni)}>ides und die Neffen des Erblassers, ApMH
und Demophon, lauter wohllial>ende Männer, welche der Versttf-
bene aufserdem tur ihre Möhwaltung mit besonderen Legat» k-
dacht hatte; endlich hatte er die beiden Lietzteren auch durch Efe-
verlöbnisse so zu GliedeiT) des Hauses zu machen gesucht, dmu
nach seiner Voraussetzung für dassel1>e wie für ihr eigenes wtfä
nmssten.
Aber niemals ist der letzte Wille eines treuen HausTM
schnöder missachtet worden, denn, wie es im damaligen Athna
häufig der Fall war (S. 5t 6), erwiesen sich die vermeintlichen Fnah
des Hauses als dessen ärgste Feinde, indem sie sich alle Vorthah;
welche das Testament ihnen gewährte, gierig aneigneten, ohne dm
zu denken, den Verpflichtungen, die sie durch Anerkennung kt
seilten übernommen hatten, nachzukommen. Sie verabsäumten A
Bestimmungen des Erblassers, vernachlässigten und entwertbetoi 4i f i
(leschäfl, vf'rsclileuderlen die augelegten Gelder, und anstatt Ai
Mündelgul zu vermehren, das sich bei einsichtiger Verwaltung \aM
hätte verdoppeln lassen, wirthschattelen sie in so gewissenloser WAe,
dass auch das Grundkapilal grölVtentheils verloren ging. Die Khpi
der Mutter, die Vorstellungen ehrlicher Fi-eunde, die öfTentlkli
Meinung, welche sich zu Gunsten der Waisenkinder geltend msdrie.
— Alles war wirkungslos; <lie Vonnünder l>eriefen sich auf Bw
Vollmachten; erst nach Erlöschen derselben konnten sie ziu* Rechrt-
Schaft gezogen werden'***).
Von dieser Seite lernte der heranreifende Jüngling die Wdi
kennen; die ersten Eniplindungen, welche sich in seinem Gemttk
festsetzten, waren die des Zorns ilber Untreue und Verrath.
während andere Knaben sich auf die Zeit freuten, wo sie der Zu*
des Hauses entwachsen <las Leben geniefsen könnten, erfüllte ii
nur der einzige Gedanke, dass er grofs und stark sein möchte. »
die Schmach des Vaterhauses zu rächen und den Frevel zu stiafa.
den gewissenlose Selbstsucht an den Hauskindern begangen hitfc
So wurde ihm die Jugendzeit verkümmert Er saCs bei derNaUff
DEMOSTHEIfES UND ISAIOS 103. S; 866. 555
I Hause und mied die Knabenspiele. Er >vurde von seinen Al-
ngen6s8en ^ ein Schwäclüing verspottet, er verstand es nicht,
ii ihnen fröhlich zu sein. Aber in dem blassen und schmächtigen
nahen entwickelte sich frähzeitig ein männlicher Wille. Er war
ikig beflissen an den Werken der Meister seinen Geist zu bilden,
omtnisse zu erwerben, Schärfe des Denkens und Herrschatt über
b Sprache sich anzueignen, und diese Studien erhielten dadurch
Mn besonderen Nachdruck, dass er darin nicht harmlosen Genuss
■1 Beiehrung allein suchte, sondern das Rüstzeug für den Kampf,
■ er zu bestehen hatte. Dazu bedurfte er vor Allem dier Beredt-
Mkeit, deren mächtige Wirkung er bei einer zuialligen Veran-
mng kennen gelernt haben soll.
Er war als Knabe in den Gerichtssaal gekommen, wo gerade
iDistratos wegen der oropischen Sache auf Tod und Leben an-
Uagt wurde (S. 458); er sah die Erbitterung der Versanmdimg,
I schwierige Lage des Beklagten und erlebte dann, wie derselbe
irch die Gewalt seiner Worte die Geschworenen umstimmte und
I Schlüsse der Verhandlung einem Sieger gleich unter Lob-
rücben und Glückwünschen heimgeleilet wurde.
Dies Erlebniss war für ihn ein Ereigniss; er war entschlossen
I Redner zu werden, und ging, so wie er mündig geworden, zu
1106 (S. 517), dem ersten Kenner des attischen Privat rechts, dem
Mährtesten Sachwalter namentlich in Erbscbaftsstreitigkeiten. Isaios
r ein Charakter, dem er sich verwandt fühlte. Die Sciiäife seiner
danken, die Bündigkeit seiner Beweisführung fesselt«* ihn mehr
i die leichte Anmuth des Lvsias, und es wird berichtet, dass er
dil nur seine Beden auf das Eifrigste studirte, sondern den
dner seihst in sein Haus nahm und ihn durch ein Honorar von
1,000 Drachmen (2600 Th.) verpilichtete, sich ihm ganz zu widmen,
a durch seinen Unterricht in vollem Mafse die Kechtskeimtniss
d Redekunst zu vemnen, um die Vormünder ihren Frevel büfsen
lassen**).
Der Kampf wurde in verschiedenen Gängen geführt. Der erste
r die Rechenschaftsforderung und allgemeine Beschwenleführung
Betreff der VormundschatY. Dann wm*den die verschit^deiien
ege schiedsrichterlicher Entscheidung betreten; aber die Vor-
lader entzogen sich allen Vergleichsversuchen und versagten auch
IQ Spruche der von Staatswegen t)estelUen Schiedsrichter ilire
lorkennung.
556 BEGINN DES PU0ZES»E8 IM. 1; 164.
So blieb iiichtä übrig als der forinlidie Prozessgaug. Im dritM
Jalire nach Eintritt der Mündigkeit reichte Demosthenes bei im
ersten Archonten, welcher die Vorniiindschaftssachen einzoIeiUi
hatte, die Klagschrifl ein und lieantragte darin gegen jeda ihr
Vormünder eine Strafe von zehn Talenten (15,710 Tb.). IMe Sick
war in vollem Gange. Demosthenes, der das Recht und die g^
naueste Hechiskenntniss anf seiner Seite halte und trotz
zwanzig Jalu*e die volle Chai*akterstarke eines gereiften Mannes,
unerschütterlich vorwärts und den Gegnern blieb nichts übrig ä
neue Ränke anzuspinnen. Dazu benutzten sie die EinricfatimgHi^
welche in Atlien l)estanden, um bei der Herlieiziehung der reidMM
Bürger zu öltentlichen Leistungen Ueberbürdungen und Haft'
rcchtigkeiten zu vermeiden.
Wenn nämlich ein Bürger glaubte, dass er übermälsig in ii-
Spruch genommen werde und cUiss die ihm zugemulheie Lnla|
einem Anderen mit mehr Recht zugemuthet werden könne, so sbri
es ihm frei, diesem die I^islung zuzuschieben oder ihn zu ciiM
Vermogenstausche aufzufordern, indem er sich anheischig macblfc
vom Vermögen des Anderen die in Frage stehende Leistung, id
es Ausrüstung eines Schiffs oder eines Chors, zu übernehmen. Fad
hielNsi nun keine gutwillige Verotändigung statt, so hatte der, wekhr
den Tausch angeboten hatte, das Recht, das Vermögen des Andsi
sofort mit Beschlag zu belegen, indem er das seinige zu gteirkei
Zwecke bereit halten musste. Innerhalb dreier Tage wurde dai
von Jieiden Vermögen eni liivent«ir gemacht und auf Grund desM
schlicl'slich vom Gericht entschieden, wer von beiden von KfAü^
wegen die streitige Leistung zu ül)ei*nehmen hal»e. Diese von Sokfl
begründete Einrichtung war auf einfache und leicht übersicblürhe
Vermögens Verhältnisse bcreclniet. In s^iätern Zeiten wurde «
immer schwieriger und anstatt ein Schutz gegen willkürliche 1^
drückung zu sein, wurde sie nicht selten ein Werkzeug Kiösirillipr
Intrigue, treltlich geeignet, um Mitbürger, denen man etwas ai-
hallen wollte, plötzlich im ruhigen Besitze ihres Vermögens zu s\iM
und ihnen die peinlichsten Uligelegenheiten zu bereiten.
So geschah <?s auch hier. Ein attisches Geschwader wDle
auslaufen und die dafür nöthigen Leistungen waren durch dasFcM-
hen*ncoIiegium auf eine Anzahl von Trierarchen angewiesen, tnkf
ihnen war Thrasylochos, des Kephisodoros Sohn, Bruder des SW-
dias. Mit ihm knüpften die Vormünder ein Versländniss an oal
ERZWUNGENE TBIERARGHIE 104, 1; aft^/g. 557
Folge dessen trat Thrasyloclios wenig Tage vor dem Gerichts-
mine, in welcliem Aber die VormundschafLsklage abgeurteilt werden
Ite, in das Haus des Demosthenes und bot, falls er nicht frei-
lig die Trierarchie übernebnien wolle, Verinögenstausch an.
Die Intrigue war schlau genug angelegt. Es sollte nämlich
nosthenes entweder die Liturgie leisten — dann musste er seine
rttteten Finanzen vollends zu Grunde richten — oder er ging
das Tauschverfahren ein. In diesem Falle ging sein Vermögen
i allen «Forderungen in die Hände des Tlirasylochos über und
»er konnte dann, wie verabredet war, die gegen die Vormünder
lobenen Anspniche so wie den g<nizen Prozess niederschlagen.
• Demosthenes, dessen Gedanken ganz von dein l^rozesse in An-
imch genommen waren, sah sich von diesen Ranken plötzlich
errascht; er durchschaute anfangs nicht die ganze Intrigue und
ligte in den Vermögenstiusch, weil er der Meinung war, dass
trotz der Uebergabe seines Vermögens seine Forderungen auf-
At erhalten und sein Recht auf Durchführung des Prozesses be-
■pten werde. Allein ein solcher Vorbehalt wurde Demosthenes
Bkt gestattet und nun entschloss er sich, um sich auf keinen
I seinen Prozess aus den Händen spielen zu lassen, das ein-
lötete Tausch verfahren wieder rückgangig zu machen und einfach
B- Kosten der ihm aufgedrungenen Leistung zu ül>ernehmen.
irasylochos hatte diesell>e schon um zwanzig Minen (524 Th.)
I einen der Spekulanten verdungen, welche sich in Athen ein
Utohäft daraus machten, dergleichen Staatsleistungen für Andere
rttbemehmen; Demosthenes zahlte die Summe und war dadurch
ft'mnen bedeutenden Theil seines Kapit^ilrestes gebracht *°).
Solcher Kämpfe und Opfer bedurfte es, um nur die Sache vor
'Richler zu bringen, und auc^h dann kostete es noch grofse
Ihe, zum Ziele zu kommen. Die wichtigsten Urkunden, vor
Sil das Testament selbst, waren bei Seite geschafft worden und
war für Demosthenes keine leichte Aufgabe, Nachweise und
Igen beizubringen, um den ursprünglichen Resland des Ver-
gens festzustellen. Dennoch gelang es ihm die Schuld der Vor-
iger aufser Zweifel zu setzen; er konnte nachweisen, was aus
hrem Mündelgute in den gleichen Jahren geworden war, und
f er, der bei Antritt seines Erbes mit Timotheos, dem Sohne
■oiM, und anderen Höchstbesteuerten zu einer Vermögensklasse
IM habe, wenn die Vormünder noch einige Jahre langer ge-
558 DEMOSTHENES KLAGREDE?( 101, 1-104. S; 869-S61.
wirthseliaflet hat teil, völlig zum Bettler gemacht worden wäre. Akr
iiiclit hlol's das Mitleid der Gescliwoi*euen uahiii Demostbeoes fir
sich und seine Schwester in Ausprucli und nicht blo& den tida
Unwillen üher den an dem sterhenden Vater und seiDem Haue
l>egangenen Frevel suchte er zu entflammen, er wies auch damf
hin, wie viel im öirentlichen Interesse darauf ankomme^ die bäqn^
Uchen Vermögen zu erhalten, auf welche der Staat rechnen tarnt,
wenn er in der Lige sei, grölsere Leistungen in Anspruch nehMi
zu müssen, Leistungen, welche sein Vater stets mit patriotischa
Eifer übernommen habe.
Aphobos war der zuerst Angeklagte. Er wurde troti dkr
sachwalterischen Künste, die v(m ihm und seinen Genossen itf-
geboten wm*deii , verurteilt. Die anderen Vormünder traf dasrib
Schicksal oder sie fügten sich vor der Entscheidung einem ^
gleiche.
Damit wurde freilich durchaus kein Ersatz des Schadens eniell
Die Gegner wussten sich durch allerlei neue Schliche ihrer Sddr
digkeit zu entziehen; es bedurlXe neuer ärgerlicher Prozesse, tf
<lie Herausgabe von Grundstücken zu ei*zw Ingen, welche mit hMf
nackigem Trotze zurückgehalten wurden, und am Ende maati
Demosthenes den Verlust des gröfsten Theils seines väterlichen Erks
verschmerzen. Ihm war aber auch von Anfang an nicht das GeU
die Hauptsache gewes(Mi, sondern dass das Um*echt gesüimt, kt
Verrath entlarvt und di(^ Ehre des Hauses hergestellt werde, h
diesem l^uikle war (h^r Sieg vollständig; hierauf hatte er Jakff
lang mit nnerinüdhcheni Eifer hingt^arlieitet, während er es ■!
der Ausbeutung des Siegs fast zu leicht genommen zu haiieu schellt
Mag man also auch den jungen Mann beklagen, dass er in dieses
ärgerliehen Händehi lu^inahe sechs der schönsten Lebensjahre tt
bring<ni musste, so ist doch gewiss, dass er keine bessere Sdiät
durchmachen konnti^ um sehie innere Kraft zu stallten und sitt
unbeugsame Willenskraft anzueiguen.
Man muss bedenken, wie es damals in Atlien herging. ^
war etwas ganz Ungewöhnliches, dass Jemand einfach auf sein Btf^
iM^sUnid und unbeirrt auf sehi Ziel losging. Man war gewoM
innner krunnne Wege zu gehen und Alles durch VerabrediiDgA
Durchstechereien und gegenseitige Zugeständnisse abzumachen; n*
pflegte die Streitsachen nach allen anderen Gesichtspunkten, t0
nicht nach denen des schUchten Rechts zu erledigen. Daraus ^
ANLAGEN UND CUARAKTERBILDUNti. 559
rt sich die unerhörte Frechlieil der Vonuünder; so erkennl niiin
V auch ei*äl deu hohen Mulli des Deino^ilhenes, dem der kauipt
le Gewissenssaciie war, welciier er unei'sohütlerJieh treu hlieb,
i Ehrcnkampr, iu welchem er sich persunliclien Angrilfen aurli
r nächsten Angehörigen rurchtios tdorsslellte. hi diesen (lefahren
. der JüngUng rascii zum Maiuie gereift. Er hat die Welt unge-
Umlich früli yon ihrer schlechtesten Seile kennen gelernt; aber
' ist dadurch nicht verbittert und noch weniger entnuithigl worden.
Hl zahlreichen und verschmitzten Feinden unningt, hat er, <ler
ehrlose Jüngling, sich selbst und der guten Sache verti*auen ge-
rat, und da dieselbe am Knde docli siegreich gebliel)en ist, so
U er aller trüben Erfahrungen ung<Mchtet aucb zu dem gesunden
Bd rechtschaffenen Sinne Vertrauen gefasst, welciier in dem besseren
beile der BürgerschalX lebeinlig war, ein \ ertrauen, das ihn nie
ieder verlassen hat.
Zugleich hatte er in diesem Kampfe das, was er im Fache
f Sachwalterkunst an Kenntnissen uud Fertigkeiten erlernt hatte,
fori anwenden müssen; er hatte es auf diese Weise zu seuieni
sien Eigen thunie gemacht und konnte nun wie ein v(dlgerüsteter
mn auf den Kampfplatz des Lebens tretr'ii. Dabei unterstützten
1 seine angel)oreuen Anlagen; denn er hatte von Natur einen
Ikarfeu Verstand, ein lebhaftes und leicht ern'gbares (■enu'ith, eine
Oe von Gedanken, die sich aus einer grolsartigen Lebensanschauung
twickelteu und durch genaue Kenntnii's der IMülosophen, Historiker
d Khetoren genährt waren. Aber ihm höhlte noch viel, um ein
nkoninieuer lledner zu sein, und er mnsste, um diese Mangel
ergänzen, noch schwere Proben seiner Willenskraft ablegen.
Demosthenes war sehiem Oharakter gemafs zu geneigt, alhrs
swkht auf die Sache zu legen und der Gerechtigkeit derselben
i vertrauen, sobald sie nur richtig behaniU'it werde. Darüber
vnachlässigte er sich in Aeufserlichkeiten, welche dem Publikum
igenüber so häutig den Ausschlag gaben, und in solchen Dingen
itte er von Isaios, der selbst niemals öffentlich auftrat, jim wenig-
en lernen können. Dazu kam, dass dem jungen Manne, der sich
^ einem zurückgezogenen Leben im mütterlichen Hanse in die
Utrengendsten Studien vertieft halte, bei aller Festigkeit d<^s Sumes
1^ die rechte Sicherheit fehlte und der freie Aust^uul, wie er
n Verkehre mit Menschen gewonnen wird; es hing ihm eine
Bvitte Schücbtei*nheit und Unbeholfenheit an, welche von der
560 DIE RBDNERIdOHE AUSBILDUNG
Dreistigkeit der gewölmliclien Redner selir abstach. Sein Orpn
entsprdcli nicbt der tiefen Erreginig seines Gemüths und das Patlm
der Uede wurde lächerlidi, wenn die Stimme versagte. Die Ab-
sprache war unrein, sein Mund ungunstig gebildet, die Haltof
ängstlich und linkiscli. Innerlich war er fest und entschido,
denn er war sich einer liohen Kraft 1)ewiisst, die er zum Bestn
seiner Mitbürger zu verwerthen sich verpflichtet ftililte, und m
Reruf stand ihm unei*schutterlich vor der Seele; er hielt die Fw-
heit de U<Mle noch immer für den edelsten Besitz der Athener toi
die Emplanglichkeit für die Macht dos Worts erschien ihm als ikt
beste Rigenschan. Aber er musste schweife Prfiftmgen durchmadtt
wenn er eine Demfithigimg nach der anderen erlebte, vähnii
seichte Schwatzer mühelos den vollen Beifall emdteten, und ««■
er innner von Neuem zweifelhaft wurde, ob er das Ziel, wekta
er mit angespannter Kraft nachstrebte, geringfügiger Umstände wep
jemals erreichen werde. Dabei stand er einsam da, seinen Mitlir'
gern fremd und gimz auf sich angewiesen.
Zum Glücke fanden sich doch Freunde, welche ihn aufrichMo,
wenn er zaghalt wurde, und mit gutem Rathe unterstützten. Ei-
nomos von Thria soll zuei*sl eine perikleische Kraft der Rede ■
ihm erkannt haben; Andere, wie <ler Schauspieler SatjTOS, maditB
ihn in wohlwollender Absicht auf die Schwachen seines Vortrags aof-
merksam. So kehrte er aller Demüthigungen und Misserfolge nfr
g<»achlet innner wie<ler unvenlrossen zu seiner Aufgabe zurück vd
arlH»itete an sich weiter. Er stärkte Brust und Stimme, indem ff
süirke Abbänge hinaufgehend laut redete; er ging, so sehr es scinff
Nalm- auch widerstrebte, bei den Bühnenkünstlern in die I/bfft
um sich eine würdige Kör j>erhaltung , angemessenes Geliehrdenspü
richtige Betonung und Athemvertheilung anzueignen, und die vieirt
Gesell ich len, welche schon frühzeitig in Umlauf gesetzt wurden, «■
ihn als einen pedantischen Sonderling zu verspotten, der sich k«*
Nachtruhe göime und sich zur gröfsten Zuiiickgezogenheit zwinp-
um ganz seinen Studien zu leben, beweisen wenigstens so ni
dass die eiserne Willenskraft, mit welcher Demosthenes sein W
verfolgte, unter seinen Mitbürgern Staunen erregte; sie salicn 2»
als einen Menschen an, der aus ganz andei*em Stoffe gemacht ^
als das übrige Volk, welches zur Zeit des Eubulos den Markte*
Athen fülUe«^).
Was den Charakter seiner Reden Iwtriffl, so vcriäugnete ff
DES DEM08THENES. 561
wnen Meister nicht, dem er sich vorzugsweise angeschlossen hatte.
IKe körnige Einfachheit des Ausdrucks, die scharfe Beweisführung,
die kurzen Fragen, die den Vortrag unterbrechen und l»elehen —
diese und andere Eigenthumlichkeiten liatte er sich von seinem
liehrer angeeignet, ja man findet in den Vormundschaftsreden ge-
wisse Wendungen und selbst längere Stellen des Isaios wörtlich
Mm Demosthenes wieder, was sich daraus erklärt, dass er zu seiner
Ausbildung Reden seines Meisters auswendig gelernt hatte.
Aber er war nicht blofs Schüler des Isaios. Er hatte ja auch
Kallistratos , und gewiss nicht blofs durch einmaliges Hören,
m Eindruck ffu* das Leben empfangen. Ein so strebsamer Geist
""ine der seinige konnte von dem, was in der Redekunst damals
'grieistet wurde, nicht unbenihrt bleiben; er musste ja, wenn er
SOt Geister beherrschen wollte, mit allen geistigen Strömungen der
^fcil vertraut sein. Darum soll er auch die Reden der Sophisten
■'^ t. B. des Polykrates (S. 491), nicht nnbeachtet gelassen haben.
i'^Gtnz besonders musste aber die Wirksamkeit des Isokrates für ihn
'"^on Bedeutung sein, da derselbe nicht nur der gefeiertste Rhetor
^Miier Zeit war, sondern auch der Mittelpunkt eines einflussreichen
^Ireises, welcher eine sehr l)estimmte ])olitisclie Richtung hatte.
Aber freilich bestand zwischen ihm und Demosthenes ein sol-
**Iler Gegensatz, wie er zwischen zwei gleichzeitigen Rednern nicht
\beT gedacht werden kann. Der Eine zog sich ängstlich mit
^•Biner Person zurück und fühlte sich nur behaglich, wenn er von
"Äwnden und Schülern umgeljen war, welche bewundernd zu ihm
Unanf sahen; der Andere ging kühn jeder Gefahr entgegen und
'•öAte den Kampf, in dem er für seine Ueberzeugung das Leben
'^tfaietzen konnte. Er wusste bei Isokrates die Meisterschaft anzu-
^^rkennen und eiferte ihm nach in saiil)erer Ausfeilung, in rinlh-
^"Uscher Gliedening und Abrundung der Sätze. Aber was dem rhe-
^BVischen Künstler die Hauptsache w;u*, ordnete sich bei ihm höheren
^iduichten unter; die kalte Glätte isokratischer Perioden konnte
'^^rineiii feurigen Geiste nicht entsprechen und so fein auch sein
Oh* gebildet war, so hat er sich doch nicht dazu verstehen können,
•iA an iufeerliche Wohllautsgeselze (S. 513), wie sie in der Schule
^QlRhetora aufgesteUt waren, zu binden; er hat wenigstens in den
takhtlichen Reden den Hiatus nicht mit peinlicher Aengstlichkeit
^^^cmueden. Aufserdem stand Isokrates schon bei dem ersten Kampfe,
'^iridien Demosthenes zu bestehen hatte, im feindlichen Heerlager;
Ontiu^ Or. Gtseh. IIL 36
562 DEMOSTUENES VERHÄLTNISS^
denn er war der Lehrer von Aphobos' Schwager Onetor, dessen er
sich ausdrucklich als seines Schülers rühmt ^^).
Der andere Ki*eis, der damals in Athen eine geistige Macht
war, war der platonische. Audi zu ihm stand Demostbenes a
einem sclu*ofTen Gegensätze; denn er musste eine Scheu haben w
jeder Philosoplüe, welche den Menschen seinen bürgerlichen M-
gaben entfremdete und ihn aus dem Gebiete pi^aktischer Tüchti|lii
in das Reich der Gedanken entrückte. Darum sagte ihm die ScU
der Megariker besser zu, weil sie den Geist durch dialektisdli
Uebung für die Aufgaben des offen tlichen Lebens vorbereite, ■!
Eubiüides (S. 493), dem er sich auch in })olitischer Richtangiv-
wandt fühlte, wird unter den Männern genannt, welche DemostlMV
in seiner Ausbildung gefordert haben. Aber auch Piatons Wit
samkeit kann nicht spurlos an ihm vorüber gegangen sein. Plitoli
sokra tische Gespräche mussten auf Alle, welche sich die künstkriiehi
Beherrschung der Sprache zur Aufgal)e stellten, den anregeodilB
Eindruck macheu und zur Nacheiferuug anspornen. Auch in if
innersten Gemüthsrichtung war zwischen beiden Athenern troti 4i
grolsen Gegensatzes uulüugbar ein tiefer Zusammenhang. Do
Beide hatten einen unerschütterlichen Glauben an die sittlicki
Mächte im Menschenleben , Beide setzten ihre Lebensaufgabe dÄ
dieselben zur Gellung zu bringen , und zwar nicht blofs im St
zelneu, sondern in der Gesamtheit; aber der Eine wollte M
der göltlicluün Ideen eine neue SUiatsgcmeuidc schaffen, der Andeie
den vorhandenen Staat zu der Höhe emporhelfen, wo er der Uv
des wahren Bürgerstaats entsprach.
Deinosthenes zog aber nicht mir aus dem, was die GegenvH
darbot, Nahrung für seinen Geist, sondern aucli aus der Voffit
eignete er sich das (jrofse und VorbildUche an, wie es bei eini
patriotischen Athener nicht anders sein konnte. Mit Ehrfurcht be-
trachtete er die Denkmäler der Kunst, die AVeihgescbenke, i^
Standbihier verdienter Bürger, die Steinurkunden, die Sieg«»-
male, welche nicht zu niüfsigem Anschauen errichtet seien, son^
um zur Nachahnmng ihrer Urheber anzufeueni. Er vertiefte sA
in die Gedanken Solons, in dessen Sprüchen und Gesetzen er 1^
sittliche Aufgabe des attischen Staats am vollkommensten dosf-
sprochen fand, er stärkte sich in der F>innerung an die gnk
Vergangenheit seiner Vaterstadt und liebte schon darum keiitf
Schriftsteller so sehr wie Thukydides; ihm fühlte er sich inoer&i
zu GEGENWART UND VORZEIT. 563
wandt, sein Werk war iliiii gleichsam das kanonische Buch alli-
ier Gesinnung; er soll es achtmal mit eigener Hand abgeschrieben
cl zum grofsen Theile auswendig gewusst haben.
So wurzelt das geistige Wesen des Demosthenes in dem Besten,
t die heimathliche Ueberlieferung darbot, und durcli die leben-
p Aneignung desselben ist sein (leist, welcher von Natur etwas
rödes und Abstofsendes halte, geschmeidig und vielseitig geworden;
lurch hat er sich allmählich die volle Beweglichkeil des altischen
turells zu eigen gemacht. Daher die ManiiigfaUigkeit seines Aus-
icks, welche alles Frühere überbietet, die Verschiedenheit des
HS, je nachdem öfTentliche oder Privalangelegenheiten behandelt
rden, dk reiche Abwechselung der Stilarten in seinen Reden.
n findet in ihnen das Herbe und Strenge des alten Stils, die
Imkenreiche Kürze, wie sie im Munde eines Perikles die Ge-
Über erschütterte und wie sie bei Thukydides nachklingt; doch
sein Ausdruck niemals undurchsichtig und schwerfallig, er geht
Imehr, wo es dem Gegenstande entspricht, in den leichten FIuss
bnischer Rede über. Aber Demosthenes ist überall kraftvoller
Lysias, auch wo dieser sich in grofsen Angelegenheiten zu
■ Pathos einer echten Staalsrede erhebt, er schreitet immer in
iflen einher und zwar gerüstet mit der schlagfertigen Dialektik
* megarischen Schule. Er hat das Würdevolle und Klangvolle
\ Isokrates. aber dabei eine ungleich grofsere Mannigfaltigkeit
* Bewegung; er ist frisch, warm und dramatisch belebt wie Piaton,
ar, wie es dem Redner geziemt, gemessener und strenger. So
in der Thal die Beredtsamkeit des Demosthenes von der reichen
llur seiner Vaterstadt getragen und genährt, sie ist die Blfithe
1 Vollendung alles dessen, was vor ihm gewesen ist, al>er <la1)ei
; Demosthenes seine Eigenthümlichkeit nicht eingebüfst.
Sein Talent hatte sich ja nicht im Anschlüsse an die herr-
lenden Zeilrichtungen leicht und harmlos entwickelt, sondern er
nd Tielmehr mit allen Richlungen der (iegcnwarl in Widerspruch,
l der Rhetorik, mit der Sophistik und d<T Philosophie und el)en
mit der grofsen Welt und den politischen Stimmungen, wie sie
Enbolos' Zeit die Bürgerschaft behenschten ; er hat sich seine
fang in einsamen Kämpfen mühsam errungen und ihr dadurch
; Tolle Gepräge seiner Persönlichkeit aufgedrückt.
Der schwere Ernst des Lebens ist in seiner Rede ausgeprägt;
sein Widerwille gegen alles Redensartliche und gegen rheto-
36*
564 SEINE ORIGINALITÄT.
risclies Geschwätz. Sein Slil ist kurz und gedrängt; er bleibt streag
bei der Sache; er sucht sie aufs Gründlichste von alleB Seita n
fassen und alle möglichen Einwendungen von vom herein ak-
zuschneiden. Mit dieser Meisterschaft dialektischer Kunst ist m
Starke sittlicher Ueberzeugung und ein leidenschaftlicher Hass g(|ai
alles Gemeine, ein unerschütterlicher Muth und eine Ruhende Ude
zu seiner Vaterstadt verbunden, so dass dadurch die Knnsl tu
Hedners zu einem Ausdrucke des ganzen Menschen wird. ChankH
und Beredtsanikeit, Wort und That >Yaren eins hei ihm, und
dem er die reichen Gaben, die ilim von Natur verliehen nn,
mit jener Treue und Beharrlichkeit, welche das Kennzeichen mhk
Genialitat ist, ausgebildet und alle Anregungen von Seiten derll^
torik, der Philosophie und der di*amatischen Kunst sich auf tu
Gewissenhafteste angeeignet hatte, gab er seiner Kunst dadurdia
Ende die höchste Weihe, dass keine Eitelkeit und Selbstsndii ir
anklebte, dass sie, vom Adel reiner Gesinnung getragen, das Wok-
zeug eines für die höchsten Ziele l)cgeisterten Gemüths wurde'').
Was sich Deinoslhenes in einsamen Studien so wie in fr
kehre mit bedeutenden Meusclien erworben hatte, brachten die Alt
gaben des praktischen Lebens zur Vollendung, und zwar i
er seine Kunst zuerst als Sachwalter an.
liier kam ihm die Schule, die er bei Isaios durchgeimdt
hatte, vor Allem die gründliche Kenntniss des bürgerlichen Rfdli
am meisten zu Statten. Freilich stand dieser Beruf bei den Ath^
nern, welche doch nicht zu strenge Sittenrichter waren, in kpii*
sonderlichen Ausehen; es wurde das Wort ^Logographos' (Verfes^f
von Gerichtsreden) sogar wie ein Sc^himpfwort angewendet, ^
bei keinem (leschatte mehr Unredlichkeit vorzukommen pflegte, ^
auch des Demosthones sachwallerische Thatigkeit ist von seil«
Feinden auf alle Weise ausgelautet wonien, um seinen gut«n M
anzufechten und seinen (4liarakter zu verdächtigen. Indessen i^
kein Grund anzunehmen , dass Demosthenes anders als mit vob
Ehrenhaftigkeit auf dieser schlüpfrigen Bahn gewandelt sei. Doi
das wird ihm Miemaiid zum Vorwurfe machen , dass er diese Thi-
tigkeit benutzte, um sein zerrüttetes Vermögen zu ordnen, für Mntttf
und Schwester zu sorgen un<l sich einen eigenen Ilausstaad M
gründen. Vielmehr liat er sich darin als einen Athener von tlttf
Schlage bewährt, dass er gut zu wirthschaften verstand; dasminsk
er auch des Gemeinwesens wegen von jedem Bürger verbogci'
DEMOSTHENES ALS 8ACHWALTER. 565
' den wohlhabenden Bürgerhäusern beruhte nach seiner IJeber-
gung das Heil der Stadt; in ihnen fand er noch patriotische
limiiing und darum hatte er als Mitglied des liöliercn Bürger-
ödes allen Abenteurern und unsaubeni Eniporköininlingcn gegcn-
r ein stolzes Selbstgefülü. Das aber hat er durcli seinen ganzen
■del hinlänglich bezeugt, dass er nicht sein eigenes WohUehen
Auge hatte, wenn er für eine Vermehrung seines Vermögens in
lindiger Weise Sorge trug, sondern die Ehre des Hauses und
I Nutzen des Staats. Es war ein Triumph für ihn, dass er
sn 105, 2; 359 von seinem Vermögen eine Trierarchie über-
meu und sich dabei nadi dem Beispiele seines Vaters als einen
Iger bewäiu*en konnte, der mehr als seine Sclmldigkeit that^^).
Die Prozesse, in denen er bedrängte Mitbürger mit seinem
he und seiner Kunst unterstützte, führten ihn in alle Verhalt-
le des I^bens gründlich hinein. Er hatte Gelegenheit, die
Frieden der Gemeinde störenden Mächte der Parteisucht und
rinmucht gründhcher kennen zu lernen; er sah, wie der Unter-
ied zwischen Armen und Reichen immer schrofler wurde. Die
hen Bürger führten Häuser auf, welche die Staatsgebäude an
iflnheit übertrafen, und kauften Ländei^eien in grofser Ausdeh-
ig zusammen, während die kleinen Leute in Abhängigkeit kamen
I die Lust zum Landbaue und selbständiger Thätigkeit verloren.
le sozialen Uebebtande hingen mit den politischen Zuständen eng
mmen; denn indem sich bei der zunehmenden Theilnahmlosig-
i der Menge die Genossen einer Partei xiisammenthaten und
I der Staatsgeschäfte bemächtigten, beuteten sie die Vortheile
sr Stellung in jeder Weise aus, wurden reich und übermülliig
I missbrauchten ihre Mcicht.
Deshalb konnte sich auch Demosthenes in der Advokatenpraxis
die Dauer nicht befriedigt füllten. Sein Geist verlangte nach
nn gri^fseren Wirkungskreise; er musste den Schäden des öfl'ent-
len Lebens auf den Grund gehen und den Missbräuchen der Ver-
kling firei entgegentreten.
; Die erste Gelegenlleit bot sich ihm dar, als Androtion im
pmer 106, 1; 356 den Antrag stellte, den abgehenden Kath mit
Bm Kranze zu ehren. Der Redner Androtion (S. 520) gehörte
den Parteigenossen des Aristophon, die eine geschlossene Grupjie
bten, welche die öffentUchen Angelegenheiten als ihre Domäne
iAeD, sich in ihrer staatsmännischen Vielgeschäftigkeit vor dem
566 OEMOSTHEfiES REDEN GEGEN
Volke brüsteten, Anträge auf Anträge stellten, sich jeder Verant-
wortung zu entziehen wussten und mit dem Einflüsse, der üumb
dabei zufiel, zum Schaden des Staats vielerlei Missbrauch trieiMB.
Der diesmalige Antrag Androtions war nicht von sonderlicher Be-
deutung, aber es kam darauf an, ein Beispiel zu geben, dass fa
am Ruder stehenden Männern nicht Alles hingehe und dass es qocI
nicht an Bürgern fehle, welche ein wachsames Auge auf die Geseln
der Stadt richteten. Der Antrag au die Bürgerschaft war aber mdH
ordnungsmäfsig, weil demselben kein Rathsbeschluss vorangegaofei
war und weil der Rath seinen Verpflichtungen, namentlich m Bi-
trelT der Flotte, kemeswegs in dem Mafse entsprochen hatte, im
er von Rechtswegen der beantragten Ehre würdig war. Dun
traten Euktemon und Diodoros gegen Androtion auf und DeoM-
sthenes verfasste für Diodoros die Rede, in welcher die Gettti-
vvidrigkeit des Antrags nachgewiesen wurde. Ihn kümmerte es nidi
dass die beiden Ankläger durch personliche Anfeindung Ton Seim
Androtions gereizt waren; er hatte nur den Staat im Auge uni
benutzte im öfTentUchen Interesse die Gelegenheit, um die gewiMS-
losen Umtriebe, welche sich der Antragsteller im Vertrauen atf
seine mächtigen Verbindungen erlaubte, an das Licht zu ziehD**).
Noch in demselben Jahre (106, 2; 35^') trat Demosthenes ii
einem zweiten Prozesse auf, und diesmal in eigener Person. &
galt dem Finanzgesetze, welches Leptuies, ein bekannter Volksrwlner,
beantragt hatte, eineui der vielen Gesetze, welche den Zweck hallen,
der erschöpften Staatskasse neue Hüirs(|uelleu zu eröffnen, oline die
Bürger zu belästigen. Leptiiies hatte nun den Weg eingeschlageat
dafs er alle Befreiungen von bürgerlichen Leistungen für die Staats-
fesle aufgeiioben wissen wollte; mit alleiniger Ausnahme der d«
Nachkommen des Harmodios und Aristogeiton erlheilten Ehreurechte
sollten alle Vergünstigungen dieser Art erlöschen und auch künftig
keinerlei neue Privilegien dieser Art weder an Bürger noch «■
Schutzgenossen nocli an Fremde ertheilt werden.
Das Gesetz war sehr eilig betrieben und ohne Beachtung dtf
verfassungsuiälsigen Formen angenommen \forden; es war ein po-
puläres Gesetz, weil es in cxht demokratischem Sinne unberechtigte
Ungleich lieiten zu l)eseitigen, die bürgerlichen Lasten zu verringw
und den Glanz der ölFentlichen Feste zu sichern versprach; so w*
es auch Leptuies gelungen, den ersten Angriffen während de« Jahn,
da er als Antragsteller für sein Gesetz verantwortlich war, giückficfa
ANDROTIO!f UND LEPTIPTES 106. 2; 354. 567
sntgehen. Aber im folgenden Jahre erhoben sich Apsephion
Ktesippos, der Sohn des Chabrias, gegen das leptineische Gesetz
stellten einen veränderten Gesetzentwurf auf, dessen Inhalt
in ging, die vom Staate verliehenen Privilegien durchgängig einer
luen Controle zu unterziehen, diejenigen aufzulieben, welche
itxlicher Grundlage entliehrten oder durch unwilrdiges Verhallen
firkt wären, und für die Zukunft allem Missbrauche vorzubeugen.
Hppos hatte Demosthenes zum Fürsprecher, und dieser erwies
Biegreicher Beredtsamkeit die Venverflichkeit des leptineischen
JteC8. Es nütee dem Staate so gut wie nichts, und der sehr
VUhafte Nutzen stehe in keinem Verhältnisse zu dem Schaden,
ihen der Staat durch die Einbufse an Ehre und Zutrauen er-
m müsse, wenn er seine Wohlthäter kränke und verunglimpfe.
m dürfe seinem alten Grund salze, dass es jedes Verdienst freudig
fcenne nnd freigebig belohne, niemals untreu werden®*).
Das folgende Jahr führte ihn von Neuem in Kampf wider An-
ion und Genossen, welche durch ein von ihrer eigenen Partei
«gangenes Gesetz in grofse Verlegenheit gekommen waren.
tophon hatte nämlich die Niedersetzung einer aufserordentlichen
mission beantragt, welche die Aufgabe liaben sollte, alle rück-
jigen Forderungen der Stiiatskasse und alle zahhmgsfähigen
ddner derselben aufzuspüren. Dies beiuHzte der schlaue Eukte-
und machte Anzeige, dass das SchifT, auf welchem Androtion
h nach Ende des Bundesgenossenkriegs mit Anderen als Ge-
ter Eum Maussollos gegangen sei, unterwegs einen ägyptischen
lahrer genommen habe, dass derselbe als Kriegsbeute anerkannt,
fi aber die gesetzliche Abgabe an den öffentlichen Schatz nicht
gt sei. Der Sachverhalt wurde richtig befunden, und da An-
ion und seine Genossen sich als Inhaber des Beutegeldes be-
it hatten, so mussten sie die inzwischen verdoppelte Summe
rt zahlen oder als säumige Staatsschuldner Schuldhaft an-
n.
In dieser Noth greifen sie zu einem verzweifelten Mittel. Sie
m Timokrates in ihr Interesse, einen wegen unehrlicher Iland-
ng übel berüchtigten Volksredner; sie wissen in der ersten
ammlnng des neuen Jahrs (106, 4) die Bürgerschaft zu veran-
O, anf den folgenden Tag, den zwölften Ilekatombaion, eine
tiigebungscommission zu berufen, und um die Sache als höchst
I^Mi and wichtig erscheinen zu lassen, giebt man zu verstehen,
568 DEN0STHENE8 GEUEN TIN0KRATB8.
dass es sich um Ilerbeischaifuiig von Geldmitteln namenüich fir
die bevorstehendeu Pauatheuäeu handele. Statt dessen tritt Tioo-
krates unerwartet mit einem Vorschlage auf, welcher eine mwak-
liehe Abänderung der über die Staatsschuldner bestehenden GcmIi-
gebung enthält, indem es denselben künftig gestattet sein soU, ack
durch Bürgenstellung bis Ende des Jahrs von persönlicher Hifl a
befreien.
Der freche Plan gelhigt, das Gesetz wird angenommen und ic
nächste Gefahr, welclie Androtion bedrohte, scheint ^ücklich al)g^
wendet. Aber Euktemon und Diodoros, die zähen Widersacher 4i
Androtion, geben ilu*e Sache nicht auf, sie belangen den Antnf*
steller wegen Gesetzwidrigkeit und Demosthenes setzt für Diodoni
die Anklagerede auf. Alle Formwidrigkeiten des Gesetzes weida
an das Liclit gestellt, namentlich die Vernachlässigung der geMb-
lichen Fristen und Vorbereitungen, die falschen Vorspiegelnopi^
die dem Antrage voraufgeschickt waren, und der Widersj[inidi pgn
ältere Staatsgesetze; dann wird der Schaden nachgewiesen» des eil
Gesetz wie dieses dem Staatskredite bringe, und endlich wird ge-
zeigt, wie dies formlose und staatsgetalu^liche Gesetz nicht etm M
Unkenntniss oder Unverstand hervorgegangen sei, sondern aus bl)«r
A))sicht; - denn böse sei es, wenn man Gesetze in Vorschlag bri^ii
um schlechten Meuschen durchzuhelfen, ungerecht und frevelbafi,
wenn uian für gewisse Staatsschuldner, wie die Zollpächter, d»
alten Strafen in voller Strenge bestehen lasse, bei anderen iktf
und zwar Im Solchen, welche öffentliche Gelder unterschlagen häUA
die gesetzliche Strafe und damit zugleich die Sicherheit des Stnli
vermindere, und weiui man endlich solchen Gesetzen rückwirkeolt
Kraft beilege, um sie auf der Stelle für selbstsüchtige Parteizwedii
benutzen zu können.
Hier ist Demosthenes nicht mehr der Schüler des Isaios, der
rechtskundige Sachwalter und Vertrauensmann einzelner Mitbürger;
hier tritt er als öfl'cntlicher (Uiarakter auf, als ein Mann, der seile
staatsbüigerlichen Ptlichten mit einem Ernste auffasste, wie es sA
lange in Athen aufser Gebrauch gekommen war.
Im attischen Freistaate war ja ein jeder Bürger dazu berufti<
das öffentliche Lelxni zu conlroliren und an seinem Theik dafür
zu sorgen, dass kein Unfug ungestraft lüngehe. Dazu diente A
Klage wegen Gesetzwidrigkeil, und sie hat Demosthenes m eis
scharfes Schwert in die Hand genommen, um es ohne Ansehen der
POLITISCHER CHARAKTER DER ti ERICHTSREDEN. 569
son gegen jeden Feind des Rechls zu lüliren. Dai)ei hat er
it den Buchslaben der Gesetze hn Auge, sondern den Sinn,
:hen die.Weisheit der Vorfahren ilinen eingeprägt hat. In ihrem
ite aufgefasst, sollen die Gesetze in Ehren gehalten werden,
[ damit der gute Name der Stadt unauflOsiich verbunden ist;
sollen als das heiligste Kleinod des Staats gegen alle Willkür-
en Verdrehungen und Entstellungen vertheidigt werden. Darum
ipfl er unerbittlich gegen die feilen Menschen, die wie Timo-
ies das Volk berücken, indem sie für ihre Freunde Gesetze
lien, er entlarvt die Leute, die ihrer Vielgeschäftigkeit wegen
verdiente Patrioten gelten wollen und sich in alle Commissionen
Uugen; er will nicht, dass unreine Hände, wie die des Andro-
(, sich mit den Angelegenheiten der Gemeinde befassen sollen.
So war Demostlienes, von häuslichen und persönlichen Ver-
aisaen ausgehend, in immer weitere Kreise der Thätigkeit einge-
en« erst als Sachwalter m Privatprozessen, dann als Gerichts-
stand in oifcntlichen Sachen, und auch hier erst nur als Reden-
reiber, dann aber mit seiner eignen Person eintretend; zugleich
tA er sich immer zu höheren Gesichtspunkten, uidem alle })er-
Uchen Beziehungen, welche den Streitigkeiten zu Grunde lagen,
kktraten, sobald Demosthenes sie in seine Hand nainn. Da-
ch unterschied er sich so wesentlich von den früheren Rednern,
che auch die Missbrauche und SchlaiTlieit der Athener bekämpften,
1 der heüsblüüge Aristophon , aber immer den einzelnen Fall im
)e hatten. So wurden z. B. nach dem Unglücke bei Peparethos
460) alle Trierarchen, welche ihre Leistungen durch Stellvertreter
ICD besorgen lassen, als wenn sie allein an dem Unglücke schuldig
ran, in ma&losem Eifer von Aristophon als Verräther belangt und
' den Tod angeklagt. Demosthenes hatte überall das Ganze im
p; er ging immer auf die Wurzel des Uebels, er wusste jede
ifB über einen Punkt der Gesetzgebung im Gebiete des Schuld-
iito, der Privilegien u. s. w. zu einer Lel>ensfrage der bürger-
ten Gesellschaft zu machen und ihr eine ethisch -politische Be-
llung zu geben. So war er also schon mit seinen Gerichtsreden
den Kreis der Staatsreden euigetreten, und ein Jahr, nachdem
fegen Leptines geredet hatte, gelang es ihm nun auch zum
ten Male als Volksredner Gehör zu linden. Damit beginnt also
ne Betheiliguug an der Leitung der Bürgerschaft und ihrer öllent-
IW Angelegenheiten^').
570 DIE POLITISCHE LAGE.
Alben war mehr als je eines Führers bedürftig. Durch Ep-
meinondas' Tod, welcher in die Zeit füllt, da Demosthenes mit seinn
Vormündern, prozessirte, war es von Neuem zu emet gri^Eserei
Rolle in Griechenland lieriifen und hatte sich unfalng gezeigt diesen
Rufe zu entsprechen. Wahrend der ganzen Zeit, da Aristophon 6t
Bürgerschaft leitete (S. 462 f.), war es mit der Sladl rückwärts p-
gangen. Nach ruhmloser Felide hatte sie den schimpflichsten Friedeo
geschlossen und zugleich ilire besten Feldherrn eingebüfst. Eukke
trat an die Spitze der Bürgerschaft, aber eine feste Leitung mr
damit nicht gewonnen; es war kein Mann da von hen'orrageiHlai
Charakter, keine geordnete Partei, welche eine bestimmte fd6A
offen und ehrlich verfolgte. Man lebte, von wechselnden Stinh
niungen beherrscht, in den Tag hinein, obwohl die Lage der Dnge
eine sehr ernste war. Der phokische Krieg drohte immer gröüRR
Ausdehnung zu gewinnen, Philipp war seit Eroberung von Amphi-
polis mit Athen in unmittelbarem Kriegszustande (S. 485), Manssoh
breitete seine Macht über die Inseln aus und hinter ihm erhob siek
drohend das Perserreich, welches seit dem Regierungsantritte dn
dritten Artaxerxes, genannt Ochos, (104, 2; 362) seine alte Macht-
stellung im Mittclmeere wieder zu gewinnen trachtete. Odw
war ein unternehmender Fürst, von energischen Heerführern mi
griechischen Soldtruppen umgeben ; er war durch die Unterstfitzun^
welche seine aufständischen Satrapen von Athen erhalten hatt«
(S. 469), im höchsten Grade erbittert und obwohl sich die Athener
in Folge seiner Drohungen so tief gedemüthigt hatten, so dauerte
doch die Spannung auch noch nach dem Ende des Bundesgenossen-
krieges fort. Im Innern (U^s Reichs wurden umfassende Rüstunga
gt*macht; und als die Meldungen davon nach Alben kamen, gerielk
die Bürgerschaft in die gröfste Aufregung; man glaubte nicht an-
ders, als dass ein neuer Perserkrieg in Aussicht stehe, und nach der
grüfsten Muthlosigkeit st(;llte sich nun auf einmal eine kriegeriärhe
Stimmung ein, welche von den Rednern eifrig genährt wurde. Viele
dersell>en ergriffen die Gelegenheit, sich in den beliebten E^inn^
rungen von Salamis und Marathon ergehen zu können; die Drohangeii
der Barbaren, hiefs es jetzt, könnten nur dazu dienen, den alten
Ruhm der Stadt wieder hei'zustellen ; man wollte den Angriffen des
Grofskönigs zuvorkommen und träumte sich schon an der Spit»
der Hellenen auf dem Wege zu neuen Eurymedonsiegen*').
Demostlieues musste sich sagen, dass es für eine erste Staats-
DEMOSTHENES ßEGEIf DEN PERSERKRIEG 10<^, 3: 3M. 571
le keine andankbarere Aufgabe geben könne, als wenn er dieser
liotiächen Begeisterung mit dein Widersjiruch nncliterner Vor-
ht entgegentreten sollte. Aber ein Mann wie er wartete niclit
^ Gelegenheiten, welche ihm günstig waren, um mit besonderem
mze oder leicht zu gewhinendein Beifalle aufzutreten; er folgte
ftch seinem Pflichtgefühle, das ihm gebot <nner gefahrlichen Auf-
[nng gegenüber die warnende Stimme zu erh(>ben.
Freilich, sagte er den Bürgern, sei Persien der Erbfeind der
Uenen; aber wer auch immer der Gegner sei, mit keinem fange
n venuluftiger Weise Krieg an, ohne sich auf denselben hin-
chend vorbereitet zu haben. Preis der Vorfahren sei ein herr-
icr StofT fnr Bedner, welche ihre Kunst zeigen wollten; fflr die
Pgerschafl aber sei es ohne Zweifel heilsamer, wenn Einer, auch
niger beredt, die Bedingungen nachweise, unter denen allein mit
chem Buhme, wie ihn die Vorfahren erworben hallen, gekäm}»fl
rfcn könne. ^Beginnen wir\ fuhr er fort, 'ohne gerechten An-
is einen Krieg mit Persien, so wird die Folge sein, dass wir
ein stehen, die Perser dagegen unter den Hellenen Buiidesge-
«Ben linden. Das einzig Vernünftige ist dies, dass wir Niemand
iien, uns dagegen mit allem Eifer auf den Ri'ieg vorbereiten.
immt dann die Stunde der Gefahr über uns, so werden sich die
sllenen an uns, die Wohlgerüstcten, als die berufenen Vorkampfer
fldüiefsen. Also das ist die Aufgabe d<*s wahren Staatsrediiers,
t Mittel nachzuweisen, wie Athen seine Wehrkraft heben könne,
n VCD Neuem eine der Vorfahren würdige Stellung einzunehmen\
Wie es mit der attischen WehrkraH bestellt war, ist schon
iher besprochen worden (S. 4S0), namentlich was das Landheer
trifft, und die attischen Bedner liefern Beispiele genug von den
lordnungen, die bei der Einstellung slattfamlen, von <ler Waffen-
leu der Bürger, von den Intriguen, welche gemacht wurden, um
b durch Eintritt in das Uittercorps den Gefahren des Kampfs zu
(ziehen, von den Vorwürfen, welche Einer dem Andern wegen
I Schildweg^verfens machte"*).
Wie sah es aber mit der Flotte aus, auf die Alles ankam, da
dl nur zur See noch im Stande war etwas auszurichten? Die
00 Einrichtungen, duiTh welche Athen seemachtig gewcuden war,
Händen noch; sie waren durch Ppriaudros' (^»selz (S. 408) zeil-
nlb umgestaltet worden, al>er diese Aenderungen genügten in
inr Weise. Athen wai* auch zur See eine unkriegerische Stadt
572 ZUSTÄNDE DER ATTISCHEN MARLNE.
gewoixleii und seine Flolte war nicht mehr eine schlagferlige Ibckl,
sondern in jedem einzelnen Falle, wenn die Bürgerschafl die Au-
sendung eines Geschwaders beschlossen hatte, begann eine ytnnt-
rene Vielgeschäfligkeit in Stadt und Hafen, über welcher die kflit-
iKirste Zeit verstiich. Da hatte erst das FeldherrncoUegium lur in-
hebung der Mannschaft und Ernennung der Trierarchen zu wr^
nöthigenfalls auch für Erhebung einer Kriegssteuer. Dann «ir a
die Sache der zehn Werftenaufseher, Schule und Geräthe ao &
Trierarchen zu verabfolgen; dann trat wieder eine andere Zehoer-
commission in Thätigkeit, weiche üi Gemeinschaft mit dem Rub
die Absendung der Flotte zu beaufsichtigen hatte. Der Rath hkk
auf dem Hafendamme seine Sitzungen; es wurden letzte TemiK
angesetzt, Strafen angedroht, Prämien ausgeboten. Aber mit fa
Strafen durtle kein rechter Ernst gemacht werden, weil ihre Tol-
ziehung die Rüstung nur noch mehr zu hemmen drohte, und &
Goldkranze gaben nur Anlass zu ärgerUchen Prozessen. Ja, mk
über die Verpflichtung der Einzelnen zur Trierarchie, über Im«-
tragten Yermögenstausch (S. 556) u. dgl. wurden dann noch Vn-
zesse gefülurt, welche zahlreiche Gerichtssitzungen unter Vorsib kt
Feldherrn veranlassten, und es stellte sich heraus, das8 von im
leistungspflichtigen Bürgern über ein Drittel sich seinen Pflichtd
zu entziehen wusste.
Von denen, welche ihren Pflichten wirklich nachkamen, warm
die Meisten nur darauf bedacht, sich die Sache möglichst leicht n
machen, und Viele von ihnen schlössen Vertrage mit SteUvertrelen,
welche für sie den persönlichen Dienst und die Ausrüstung über^
nahmen; diese hatten aber kein anderes hitei'esse, als bei dem Ver-
trage ein vortheilhattes Geschäft zu machen, und thaten naturiidi
für den Staat das möglichst Geringste. Das SchifTsgeräÜie, welches
der Staat lieferte, war häulig so alt und schlecht, dass es vortheS-
hafter schien, eigenes Gerath zu nehmen. Die Maruiscliaflen, im Ao-
genblick rasch zusammengeraflt, waren unzuverlässig, schwer in
Zucht zu halten und zu gemeinsamer Thätigkeit untüchtig; sk
nuissten also erst eingeübt werden. Dazu kam, dass die Biano-
schaften so unvolhählig waren, dass es unmöglich war die Ruder-
bänke ordentUch zu besetzen. Unter diesen Umstanden massien
(Ue Trierarchen, welch<^ es redUcli meinten, in die ailerpeinlichsle
Lage kommen; sie mussten die gröfsten Opfer bringen, wenn Hat
Schiffe nur eiuigermafsen den Forderungen entsprechen scdllca
DEM08THCNE8 RCFOIIMVORSCHLÄGE. 573
Die Anderen hatten hinreicliendo Kntsrluildignng für ihre mangel-
bafte Ausrüstung, die Behörden al)er waren gezwungen ü])ei*aH
Kachsicht zu ühen, und es hlsst sich denken, wie es durciischnitt-
lich mit den Kriegsschiften liestelll war, welche am Ende als see-
tüchtig von der beanfsiclitigenden Behörde anerkannt wurden ^*°).
Solche Zustande mussten Demostheiies mit Scham und Tn-
wiUen erfüllen. Er benutzte also schon die erste (Gelegenheit, um
die Mängel der Kriegseinrichlungen darzulegen und Aenderungen
IQ beantragen, welche eine gei^echlere Vertheilung der oirentlichen
{Lasten zum Zwecke hatten. Er verlangte zuerst, dass eine gröfsere
Anzahl von Bürgern, im Ganzen 2000, herangezogen werden solle,
damit man nach Abzug aller derer, welche aus irgend einem (wrunde
Ansprucli aul* Befreiung hätten, wenigstens auf 1200 rechnen könne,
die nicht blofs mit ihrem Mameii auf den Listen standen. Die
zwanzig Symmorien oder Steuervereiue sollen bleuten, aber jede
deneiben wieder in fünf Abtheilungen zerfallen, in welchen Bürger
Tcrschiedener Vermögensverhältnisse zusammen gruppirt werden
Niku, um unter billiger Kostenverth(*ilung in jeder Abllu^ilung die
Sorge für drei Kriegsschilfe zu übernehmen, so dass die \ornial-
ahl von 300 Schifl'en herauskounne. Zweitens sollen in entspre-
ehender Weise auch die Geldkrilfle des Lan<ies organisirt werden,
damit das, was zu den Leistungen der Trierai'chen noch an baarem
GeUe hinzukommen muss, um Sold, Verpllegung und andere Un-
kosten zu liestreiten, richtig herbeigeschafft werde. Was also an
Vermögenssteuer aus dem Steuerkapitale der Bürger (S. 448), das
znnmmen auf 6000 Talente (9,430,000 Th.) geschätzt wurde, zu einer
i'lotteDausrästung aufgebracht war, sollte nicht erst in den Staats-
Khalz lliefsen, sondern sofort in hundert Theile getheilt werden,
M dass jede Ahtlieilung ihre <Juote von der SU;uer erhalte und
vemende. Auch das ganze 31aterial der attischen Seemacht, der
fiesland au Schiifsrämnen, Schüfen und (vcrath soll nach den neuen
Sjmmorien eingetheilt werden, so dass sie selbst das Hecht und
die Pflicht der Ccmtrole halten und alles Staatsgut, das etwa in den
Banden nachlässiger Trierarchen zurückgeblieben ist, einzur<»rdeni
berechtigt sind. Was endlich die Bemanmuig betrifl't, welche aus
den zehn Stämmen der BürgerscliatX aufgeboten wird, so sollen
jedem Stamme dreifsig zusammenliegende Schiffshäuser zugeloost
werden; für diese hat er unter Aufsicht der Behörden die Mann-
scbafl zu stellen. Ja, es wird die Gruppe von dreifsig Schiflshäu-
574 REDE VOiN DEN SYMMORIEN 10«, 3} S5«.
8erii t\m\ so wie die Gesamtheit der Stammgenossen wieder dordi
drei gelheilt, so dass jedes Dritttheii eines Stamms zehn Schile ab
l»esonderen Berufskreis zugewiesen erhrdt^"").
Die Ausfülirbarkeit und Zweckmalsigkeit dieser Refonnen n|
niancliem Zweifel unterliegen mid so konnte ihnen vieUeicbl mM
ohne Grund ein zu künstlicher Schematismus vorgeworfen isttitk
Die Gesichtspunkte aher waren olnie Zweifel die einer vkihrU
würdigen Staatskunst und die Mittel zu ihrer Erreichung dem Cd*
der attischen Verfassung diu*chaus angemessen. Er wollte da
Missbrauche steuern, den die Reichen von ihrer geseUschaftlidM
Stellung machten, die Bürger in gröfserer Zahl und in höhcni
Grade an der Ausnistung hetheiligen, so wie der ganzen Ai|^
legenheit eine gröfsere l eliersichtlichkeit und festere Ordnung gte
Dabei schloss er sich möglichst an das Bestehende an und iv
von einer ungeduldigen iNeuerungssncht weit entfernt.
Uebrigens waren die Vorschläge des Dcmosthenes gar WÜ
darauf l)erechnet, sogleich Gesetzeskraft zu erlangen; sie solltadB
Bürgern uin* einmal die Augen darülter offnen, worauf es ankMM
wenn man den Uuhm der Vorzeit erneuern wolle, wie ihre Rcdiff
ihnen in Aussicht stellten, und es war immer ein sehr bedeatendff
Erfolg, dass Demosthenes nicht nur seinen Hauptzweck voUkmoB
erreichfe, indem er die Athener aus ihrem gefahrlichen Schwindel
zur Besonnenheit zurückführte, sondern auch im Ganzen unläoghi
einen günstigen Eindruck auf die Bürgerschaft machte.
Zum ersten Male war er vor sie getreten, ohne Aohai^
oime muchtige Freunde, olme die Empfehlung einer einnehmo-
d<'.n IVrsönlichkeit, mit ehier herlNm Rede, welche bei aller 2»-
rückhallung eine stn»nge Zureriitweisung der Bürger war. ^«^
sie also doch auf ihn horten und seihst die trockene DarleguB^
seiner ReformplAne l>eifallig aufnahmen, so lässt sich dies J0
daraus erklaren, dass die mänidiche Reife des neun und mBÖf-
jahrigen Jünglings, die schmucklose Einfachheit, welche nur die
Sache im Auge hatte, und die ernste (>edankenarl>eit, die man dff
Rede anmerkte, ihren Eindruck nicht verfehlten. Dazu kam dif
eindringliclie kürze, welche er ans der Gerichtsrede in die Staat*-
rede mit herül»eniahm; er hatte immer den Gegner im Auge, nah»
ihm jeden möglichen Einwand vorweg und wusste mit Grund*
deren überzeugender Krall man sich gar nicht entziehen koBBlf.
die Wahrheit seinei- Ansicht zn erliärten.
KRIEGS* UND FRIEDENSPARTEI£N. 575
So bildete sich hier zuerst ein Verhällniss zwischen Demo-
lenes und der Bürgerschaft; er fasste Vertrauen zu sicli und
nen Mitbürgern, welche das zu würdigen wussten, was er ihnen
rbot, und sah die Gegner troU aller Yortheile, die sie auf ihrer
ile liatten, entwaffnet. Es war dies aber ein um so grufserer
twinn, weil es sich nicht blofs um solche handelte, welche, von
lem aufflackernden Enthusiasmus erregt, in den Krieg hinein tau-
alten, olme zu wissen, was sie wollten; es waren ohne Zweifel
idere da, welche nicht so harmlose GefühlspoUtik trieben und die
n blinden Kriegslärm nicht hlois deshalb unterstützten, weil er
Den Gelegenheit zu schönen Reden gab, sondern weil er die Auf-
erksarokeit der Athener von den wirklichen Kriegsgefahren ab-
ikte.
Seitdem die Frage wegen Amphipolis an der Tagesordnung
IT, gab es auch schon Parteigänger Makedoniens in Athen und
ese wollten die von Isokrates und seinen Freunden genährte
negsbegeisterung in ihrem Sinn ausbeulen, d. h. sie wünschten
e Athener in solchen Verwickelungen zu sehen, welche sie nothigten,
th nach Waflengenossenschaft umzusehen. Dann konnten sie Ma-
idonien nicht entbehren und es war vorauszusehen, dass, wenn
ar griechische Continent mit Asien in Kampf gerieth, die Führung
ber kurz oder lang an den Staat übergehen musste, welcher allehi
ne stehende Heeresmacht, der die thrakischen Küstenstadte und
ergwerke in den Händen hatte. Damit waren auch alle diejenigen
nverstanden, welche, ohne philippisch gesinnt zu sein, von einer
roiiunachtspoUük ihrer Vaterstadt nichts wissen wollten und des-
db den Eubulos unterstützt hatten, als er um jeden Preis Frieden
ifaen wollte (S. 487).
So seltsam standen sich also die Parteien gegenüber. Diejenigen,
dche Krieg verlangten und an die Thaten Kimons mahnten, waren
I Grunde die Männer des Friedens, denen der Kriegsruhm voU-
NBinen gleichgültig war, es waren die Feiud<^ der Demokratie, die
91reter einer kleinstädtischen und fi^igen Politik, während in der
tedensrede des Demosthenes ein geharnischtes Kriegsmanifest ver-
Bckt war. Eine feine Ironie geht durch die Hede hindurch; sie
l^tört den falschen Kriegslärm und weist auf den wahren Feind
I, sie mahnt zur Ruhe und fordert die ernstesten Rüstungen;
i deckt alle Schwächen der Stadt auf, weil die Erkenntniss der-
Ibeo der einzige Weg ist, sie wieder stark und grofs zu machen.
576 ATHEN TM BÜNDE MIT ME8SENB.
So eiitlialt diese erste Staatsrede des Demosthenes die Gmndgfdankei
seiner künfligeii Wirksamkeit und deshalb ist sie scImmi von am
Kritikern seine erste Phiiippica genannt worden ^^').
Die Athener hatten es niclit zu bereuen, dass sie der besonmi
Stimme des Demosthenes Folge geleistet hatten; sie Aheneagteoflek
bald, wie wahnsinnig es gewesen wäre, sich leichtfertig in Mh
wärtige Kriegsgefahren zu stürzen. Der asiatische Kriegslum i
liald verschollen, während der wirkliche Feind immer droheiil
heranrückte und seine neu geschaffene Marine sich schon an ii|
attischen Küsten zeigte, (gleichzeitig griff der Krieg Ton PInIi
aus immer weiter um sich, und die Spartaner, voll SchadeofM
filier die Bedrängniss Thebens, benutzten die Verhältnisse, m «i
möglich Alles zu zerstören, was zu ihrem Nachtheile in der U
des £pameiuondas geschehen war. Sie verbanden sich mit ia
Phokeem, um Plataiai, Orchomenos, Thespiai wieder hemstehii
und wollten zugleich im Peloponnes vernichten, was dem Ungliil^
tage von Leuktra seinen Ursprung verdankte. Die Spartaner faOV
an Archidamos (S. 351) einen streitbaren König; ihre KriegmA
lag immer auf der Lauer und drohte bald in dies bald in jaa
Nachbarland einzufallen^ während die bedrohten Nachbarn, Ar|Mi
Messene und Megalopolis, ohne auswärtige Hülfe waren und acki
der bedenklichsten I/age befanden. Sie wandten sich an Athen xd
es fragte sich nun, ob Athen an Theliens Stelle in der Halbind
auftreten oder ob es an der spartanischen BundesgenossenseW
festhalten wollte.
Diese Frage trat zuerst in Beziehung auf Messene an dieAthevr
heran, und hier entschied sich die Bürgerschaft dafür, mit Jü
Messeniern ein Bnndniss einzugehen, wodurch denselben ihr Geliiri
und ihre Selbständigkeil gegen jeden feindlichen Angriff ge^ilf'
leistet wurde. Die S|>artaner standen in Folge dessen von eine*
enisten Angriffe ab, wendeten sich aber gegen Megalopolis, o*
diese Stadt aufzulösen, wie sie es mit Mantineia gethan \aX0
(S. 232). Bei der Spnltimg Arkadiens und der Abneigung, wekke
noch immer in manchen der früheren Landgemeinden gegen 'i'
Zusammensiedehmg vorhanden war (S. 324), glaubte man Ip^^
günstigere Aussichten zu haben.
Man ging sclüau zu Werke und kündigte eine allgemeine 1^
stauralionspolitik an, um mit diesem i^rogramme Alle zu gewinnA
welche bei den letzten Umwälzungen Einbufse erlitten hatten. I^
N
SPARTAS RE8TAURATIOMSP0L1TIK. 577
rgriffe Thebens seien als eine gewaltsame Unterbrechung des
Ükhen Rechtszustandes anzusehen; jetzt sollten die büutischen
stSdte wieder hergestellt werden; den Eleern wurde die Rück-
Ton Triphylien (S. 359) in Aussicht gestellt, den Phliasiern
le versprochen, dass Argos die Rurg Trikaranon oberhalb i^hlius
len solle, den Athenern endlich eröffnete man eine Aussicht
)ropos, dessen Resitz sie noch immer auf das Schmerzlichste
shrten (S. 458). Für sich selbst aber nahmen die Spartaner
weilen nichts in Anspruch, als dass man Urnen in Reziehung
legaloi)ol]S freie Hand lasse, damit in Arkadien die 'volksthüm-
a Zustände' wieder hergestellt werden konnten. So traten die
laner mit listiger Politik zu Gunsten der alten Rechtsordnungen
um auf diese Weise ihre Stellung an der Spitze der llatbinsel-
en wieder zu gewinnen. Sie beschickten die verschiedenen
len und beriefen sich in Athen auf die Rundesgenossenschaft,
le seit den peloponnesischen Feldzügen der Thebaner mit
1 bestanden habe; dadurch hätte Athen seine Missbilligung der
rch hervorgerufenen Umwälzungen ausgesprochen.
Auch die Hegalopolitaner waren in Athen vertreten und ihre
üdten waren der Rürgerschaft gegenüber in einer viel uugün-
ren Lage. Sie hatten keine Partei in der Stadt, sie konnten
nicht, wie die Spartaner, auf die Rundesgenossenschaft berufen
Versprechungen machen, wie Jene. Sie konnten nur geltend
len, dass, wenn es den Spartanern gelänge, ihre Absichten durch-
iren, daraus auch sofort für Athen eine Gefalu* erwachsen
e; sie sprachen ihr Vertrauen aus zu der Grofsmuth der Stadt,
M sich der Schwächeren annehmen werde, und hotften, dass
lie Bundesgenossenschaft, welche man ihr antrage, nicht von
Sand weisen werde.
Beide Gesandtschaften fanden unter den Volksrednern ihre
[ffecher. Die Einen schmäliten Theben als den Erzfeind der
vtadt, die Anderen Sparta, und Alles was von der einen oder
nen Seite den Atlienern jemals zu Leide geschehen war, wurde
Borgern ins Gedächtniss gerufen, als wenn es nur darauf an-
De, ihre Leidenschaften zu erhitzen.
Da konnte Demosthencs nicht schweigen, denn er sah gerade
ligen Erwägungen verabsäumt, welche allein berechtigt waren,
!iit8chlie[sung der Bürgerschaft zu bestinmien. 'Alles alte Un-
\ sagt er den Bürgern, 'wird euch vorgehalten; was aber das
rÜMip er. GeMb. III. 37
578 REDE FÜR MEGAL0P0LI8 106. 4; 8»8.
*Inloresae der Stadl im gegenwärtigen Falle verlange, das sagt Se-
^inand. Und doch lie^t es so klar vor Augen. Denn jeder AUkkt
'mnss wünschen, dass weder Sparta noch Theben übennichtif «L
'Jetzt liegt Thel)en darnieder und Sparta will sich wieder ausbralei,
'und zwar han<lelt e» sich nicht allein nin Megalopolis, Bondera ■•
*gleich nin Messene. Wenn al)er Messene gelahrdet wird, sind fir
'zur HüHsleistung verpflichtet, und da ist es doch gewiss htm,
'wir treten jetzt ein, als später. Wir sind es nicht, welche ie
'Farbe wechseln, sondern Sparta zwingt uns, indem es Krieg»
'langt, daniach unsere Stellung einzunehmen. Die jetzt besteheili
'Ordinmg der Dinge ist einmal anerkannt; was soll werden, loi
'inmier von Neuem Alles in Frage gestellt wird? Eine folgerieM|e
'Politik besteht nicht darin, dass man hnmer auf dei*selben Seite siA,
'sondern dass man wundellos denselben Grundsätzen folgt Ata
'Grundsatz aber ist es, sich immer der ungerecht Bednmgtcn m-
'neinnen und sich dadurch Vertnuien zu enverben, dass es aki
'Uebergriften der Herrschsucht entgegentritt, von wo sie nA
'kommen. Wollen wir uns aber Oropos, das uns als Lockflfov
'vorgehalten wir<l, dadurch erkaufen, dass wir die Halbinsel «ic!^
'unter Spartas Heri*schatl gerathen lassen, so steht im besten FA
'der t^winn in keinem Verhältnisse zu dem Preise, welcher dÄ
'verlangt wird. Nehmen wir aber die Bundesgenossen Thebcus ii
'unsern Schutz, so können wir verlangen, dass sie auf die Daoff
'zu uns halten. Wenn also die Thebaner aus ihrer gegen wäTti{9!i
'Hedräugniss siegreich hrrvorgelien , so sind sie wenigstens im ^
Moponnese gesclnvächl : unterliegen sie, so sind doch die von ihiw
'gegründeten Ilalbinselstaaten gesichert und dienen auch femer di»
'Spartas Herrschsucht Sehranken zu setzf^n. So ist also unter aUa
'l uistanden für Athens Interessen am besten gesorgt'.
liier ist die lielhniische Politik des Deniosthenes sciion üü
atisgesprochen. Athen soll witMler vortreten und Staaten um skii
sammeln, aber nicht gcwalti^am oder voreilig die früheren Zustände
wieder herzustellen suchen, sondern vorsichtig jede einzelne Ge-
legenheit benutzen, um sich duivb kräftigen Schutz der klein««
SlaatiMi (lankbiue Zuneigung und vertrauensvollen Anschluss lU er-
werben.
>> er konnte der klaren tmd einfachen Politik des Demosttwoe^
einen l>erechtigtt»n Wi<lersprucb entgegenstellen? Dennoch geb"?
es ihm nicht, die Bürgerschaft zu solchen Enischlüssen zu it-
THEBEN IM PBLOPO?S?(ES 107. 1; 361. 579
immen, welche der ricliügen Einsicht entsprachen. Man hatte
eh zu sehr ge\i6hnt iu den Tag hinein zu leben und das scheinbar
ffB Liegende sich fern zu halten. Man liel's die Spartaner ihre
cindieligkeiten gegen Megalopolis ungehindert i'ortselzen, und die
m Demosthenes angedeuteten Nachtheile würden in vollem Mal'se
■getroffen sein, wenn nicht d<n* phokische Krieg plötzlich eine
Wendung genommen und dadurch auch den i)eh»ponncsischen
eine ganz andei*e Entwickelung gegel)en hatle. Durch
b Niederlage des Ononiarchos (S. 43S) erhielten die Thebaiier
Mh in demselben Jalire ireie Hand und mit einer Energie, welche
nch aus den Zeiten des E|>an]einondas in ihnen lebendig war,
Uten sie in den Peloponnes, vereinigten sich daselbst mit ihren
kn Bmidesgenossen und erzwangen von den Spartanern einen
Vdfenstillstand ^^%
Die Niederlage des Ononiarchos hatte al»er noch ganz andere
feigen. Es war ja das erste Mal, dass makedonische Wallen einen
nlienischen Krieg entschieden hatUMi und die Stellung der helLeni-
chen Staaten zu einander bestimmten. IMiilippos war Herr von
leualien und stand an den Thermopylen. Indessen <lachte er
iflht daran, hier unthätig zu warten, bis sich zu weiterem Vordringen
Uegenheit b6te. Er überUels die thessalischen Angelegenheiten
paen Beamten und Heerfilhrern und eilte selbst nach der thraki-
dwD Küste, wo er den Athenern eben so gelTdirlich war wie an
«Thermopylen (S. 440).
An der tbrakischen Küste hatten die Athener nach langwierigen
Mtigkeiten und Verbandhmgen mit Kersobleptes endlich so viel
nneicht, dass die wichtige Halbinsel am llellespoiit, der l^hersoinies,
li ihr BesilzÜium anerk<mnt war (S. 4Gr)). Nach den Verlusten
■ Bundesgenossenkriege musslen die Athener um so ernstlicher
ihchl sein^ den Ueberrest ihrer Desitzungen zti sichern; im tliraki-
ihen Meere waren sie al)er noch am meisten die Tierren. Hier
itten sie als Eigenthum die Inseln Lemnos, ImbrcKS und Skyros.
haiM war ihnen verbündet, eben so Tenedos und Prokonnesos,
li ao der Südgränze des thrakischen Meeres Skialhos nebst den
■liegenden Inselgruppen. Hier hatte also ihn^ Herrschaft noch
>en gewissen Zusammenhang, hier hatten sie zidilreiche Häfen für
>t Geschwader, welche die thrakische Halbinsel betdtachtelen.
tan ungeachtet blieben die dortigen Verhfdtnisse sehr unsicher
td Kersobleptes verfolgte, so wie er freie Hand hatte, lieharrlich
37*
580 DIE TURAKISCHEN A.NGELEGEJ«HEITBN.
den einen Zweck, auf Kosten der beiden anderen Häuptlinge, Amt-
dükos und BtTisades, seine Herrschaft auszudehnen.
Diese Verhrdtnisse waren wie gemacht für Philippos, um dutk
sclilaue Einmischung hi die inneren Zwistigkeiten im thraUichei
Kästenlande festen Fufs zu fassen, welches ihm für seine Laii-
und Seemacht unentliehrlich war. Er hatt« sich hier zoanl OL
100, 1; 363 gezeigt, indem er seinem Freunde Pammenes (S. 4Uj
das Geleit gah, als derselbe nach Asien zog (S. 437). Damals hittt
er Abdera und Maroneia genommen und war an der Grame to
thrakischen Furstentlinmer erschienen, wo ihm Amadokos krafij|
entgegentrat, wfdn'end Kersobleptes mit ihm unterhandelte.
Dieser Zug war nur eine erste Auskundschaflung; sie pig
ohne ernstliche Gefahr vorüber; ja, es gelang dem Cliares, make
donische Tnipi)en um TTebros zu schlagen, und wenn es ihm Nch
nicht gelang, das königlictie Geschwader auf der Ifeimfahrt aubt-
fangen, so erol>erte er doch Sestos, den herrsclienden Plati ai
Ilellesponte, welches die xVthener im Frieden des Antalkidas verloitit
durch Timotheos 365 wieder gewonnen, fünf Jahre später aber
durch die Tücke der ihnen immer feindlichen Stadt Abvdos nm
Neuem an die thrakischen Fürsten verloren hatten. Chares richtelB
daselbst eine Burgerc^)lonie ein, um den wichtigen Platz für Alkni
zu sichern, wie Lysandros es einst in seinem Interesse liealisirhügl
hatte (S. 121).
IH(» thrakischen Angelegenheiloii hatten jetzt eine criiöliie
Wichtigkeit fnr Athen erhalten, die Rurgerschaft lieschäfligte sidi
mit keinem Gegenstande der auswärtigen Politik so emstliafl, uad
auch Demosthenes, der ja selbst am Pontos halb zu Hause ml
und an dem hellespoii tischen Zuge unter Kephisodotos (S. 463) ab
Triei*arch i)ersonlichen Antheil genommen hatte, fand noch in deia-
selben Jahre, da er für das llülfsgesuch der Megalopol itaner gaett^
hatte, Gelegr'iiheit, die thrakischen Verhrdtnisse öiTenÜich zu be-
sprechen.
Kersoblej)tes nämlich stand mit Gharidemos m den nächstfH
Dezielumgen. Denn dieser hatte Ol. KK"), 1; 360 — 59 die Athener,
welche auf seinen Ruf unter Kephisodot(»s nach dem Ghersounes« ge-
k(minien waren, verratlierischer Weise angegriffen, geschlagen uai
zur Anerkennung des Kersobleptes in seiner Hen*schaft gezwunp*
Der Fürst verdankte ihm also die wichtigsten Erfolge und halte ih
zu seinem Vertrauten und Schwager gemacht.
DEMOSTHBNES GEGEN ARTSTOKRATES U*1,l;352. 581
Da nun Charidemos seitdem Gelegenheit ^^efunden hatte, in
ihreren Verhandlungen die Interessen der x\thener wahrzunehmen,
T er seiner ausgezeichneten Stelhnig wegen der Mann des Tags,
r den man die grAfsten Hoffnungen setzte, und <1urch dessen
rmittelung man alle Wünsche in Betreff der thrakisehen Vcrludt-
Me, auch die Hoffnung auf Amphipolis, noch eriüUt zu sehen
4Hjt, Deshalb schien es einer klugen Politik angemessen, den
iditigen Mann warm zu halten, zumal da jede Auszeichnung, die
n zu Theil wurde, auch den Kersohleptes verpflichtete, und nach-
im man ihm schon Goldkränze und andere Ehren gespendet hatte
emtragte Aristokrates, die Person des Charidein(»s, dessen vielge-
Irdetes Leben den Athenern fiher Alles theuer sein müsse, unter
nonderen Schutz zu stellen; es sollte aber Jeder, der an ihn
Imd anlege, im ganzen Bereiche der attischen Macht vogelfrei sein;
fr aber den Mörder schütze, sei es ein Einzelner oder eine Ge-
kdnde, solle aus der Bundesgenossenschaft Athens ausgestofsen
vrden.
Gegen diesen Antrag erhob Euthykles die Klage wegen Gesetz-
Mrigkeit. Er war zugleich mit Demosthenes Trierarch m jenem
BCRige gewesen, der durch des Charidemos Verrätherei einen so
B^äckli«hen Ausgang genommen hatte, und Demosthenes setzte
ie Klagrede för ihn auf. Der Bedner zeigte zuei*st den Wider-
inich, in welchem der Antrag des Aristokrates mit den ehrwür-
igm Satzungen des attischen Blut rechts stehe und eben so sehr
öl dem Geiste der attischen Verfassung, weh-he von Privilegit^n zu
VHsten Einzelner nichts wissen wolle. Die Person selbst aber,
^deher eine so unrepublikanische Begünstigung zugedacht sei, der
WnerfaäupÜing und unstate Parteiganger, scheine am wenigsten
BWcn würdig zu sein, dass sich auf solche Weise die Gemeinde
W Athen für seine Sicherheit verbürge und {gleichsam zu seiner
Awache mache. Jede Auszeichnung des Charidemos sei aber in
Bf Thai nichts als eine Kundgebung zu Gunsten des Kersohleptes
■tl deshalb von ihm gewünscht. Aber auch dazu sei keine Ver-
dttsuog; denn er sei durch uiul durch unzuverlässig, ein Egoist,
V die Athener nur zu seinen Zwecken benutze, nachgiebig und
Vdimeidig sei, wenn sich die altischen Trieren in seiner Nähe
fgteD, sonst feindselig. So halte er auch jetzt die Stadt Kardia
^gm ihrer wichtigen Lage auf der Landenge, welche den Gher-
dnes mit dem Festlande verbindet, mit gröfster Uaiauäckigkeit
582 DIE VERLUSTE IN THRARIBH.
fest. Wenn Alhen die Absichten dieses ehrgeizigen Fünlen fMne,
so gebe es dadurch die anderen Preis, welche jetzt BundesgenoMi
der Stadt seien, und mache sie abwendig; der Begünstigte d»
werde niclit länger <1ankbar sein, als er die Athener gebraudie.
Die Entscheidung des Gerichtshofs kennen wir nicht Es Ü
aber selir wahrsclieinlich , dass die Geschworenen sich nicht arir
schliefsen konnten, Aristokrates zu verurteilen, weil man MIOMr
wie Kersobleptes und Charidemos, nicht l)eleidigen wdlte. Es k|
zu sehr im Charakter der damaligen Burgerschaft, sich leichtsinnilB
HoiTnungen in BelreiT einzelner Persönlichkeiten hinzogeben m
ohne eigene Ansti*enguug von ihnen Alles zu erwarten. Gein
aber ist, dass die von Demosthenes empfohlenen Grundsatie thd
kischer PoUtik nicht befolgt wurden und dass dies sehr baU m
nichte. Denn als Philippos nach der Besiegung Thessaliens
zweiten Male in Thrakien erschien (S. 441), leistete Amadoko«, dt
sich durch die Bevorzugimg des Kersobleptes verletzt fühlte ■
ohne Aussicht auf attischen Schutz war, keinen Widerstand, sonfa
unterwarf sich dem Könige. Auch die Städte am HeUesponte, i
der Propontis und am Pontos traten in seinen Schutz; er irti
nun Gewaltherrn ein, die in seinem Interesse regierten, und i
dem Kersobleptes zu Tlieil gewordene Gunst erwies sich gämi
nutzlos. Denn auch er unterwarf sich, und mit den Plänen sein
Ehrgeizes gingen auch alle an seine Person geknüpften HofluuD^
der Athener unwiederbringlich zu Grunde ^°*).
Während so ein Gebiet des Einflusses oder Besitzes nach de
andern verloren ging, war Demosthenes rastlos beschäfligt, dasVc
lorene zu ersetzen, das Versäumte wieder gut zu machen, die \
terstadl von Neuem in vortheilhafte und ehrenvolle Verbindung
zu bringen. So namentUch mit den Inselstaaten.
Hier vermissle man am meisten die starke Hand, welche eil
allen IJelrergiifl'en asiatischer 3Iachthaber gesteuert hatte; hier (i
sUmden zuerst Verhältnisse, welche auch auswäi*ts das Bedfirihi
emptinden liefsen, mit Athen in neue Verbindung zu treten, i
zeigic sich zu deutlich, wie unmöglich es sei, die Inselwelt zwisd»
Asien und Europa neutral zu erhallen. Zu politischer Selbständi
keit untahig. schwankten die Inselstaaten zwischen oligarchisrii
und demokratischen Parteien hin und her (S. 485), und wie a
dem Festlande Philijipos, so mischten sich hier die kariscben t^.
iiasten ein; gegen Recht und Verträge setzten sie Gewaltherrn efl
nÜLFülGESl'Cil AUS RHODOS 107, i; 351-50. 5S3
"«dche die Inseln i-egierlen und sie zuuäckst unter den Einfluss von
MikarnasBi mittelbar unter die Oberhoheit des GrofskOnigs brachten.
So geschab es in Kos und Rliodos. Trotzdem gab di«^ deinokra-
tuche Partei auf den Inseln nicht alle Holliiung auf; Muussollos'
Tod (351) eruiuthigte sie von >^eueni und führte ehie Gesandlschaft
lon Rhodiem nach Athen, welche um Unterstützung baten.
Sie fanden wenig Anklang. Die sclilafl'e Stiiiinnmg, welche
n der von Eubulos und sehien Genossen geleiteten Bürgersclialt
herrschte, vei*steckte sich hinter deui Uumuthe, zu dem man den
Rhodieru gegenüber berechtigt zu sein glaubte. Die karischen
Stidner, sagte man, welche ihre Burg l>ese(zt hielten, seien die
wohlverdiente Strafe für ihren iVlifaU von Atheu (S. 4G7); wenn
•ie sich über attischen Druck beschwert lu'itleu, so köuuten sie jetzt
lernen, was Tyrannenzwang sei.
So allgemein auch diese Auilassung war, trat Demosthenes
ilur doch muthig entgegen. Kleinlich schalt er sie und der Athener
unwürdig. Anstatt sicli über die Bedräugniss ihrer Stannugenossen
vergnügt die Hände zu reiben, sollten sie den GOltern dafür danken,
da» wieder einmal ferne Staaten nach Athen schickten und von
Athen Ilfdfe begehrten. Hi<;r handelt es sich nicht um Personen,
Modem um eine grofse Sache. 3Iögeu die lUiodier keine Grofs-
nuth verdienen, so ist ihre Freiheit doch des Schutzes würdig;
Athen ist aber der berufene Hort der Freiheit. Das ßeisfüel von
Samo«, welches Timotheos den Athenern wieder zugeeignet liat
(S. 457), aeigt, dass der Feind, bei widenechllichen Leliergriifen
nihig zurückgewiesen, darum noch keuien Krieg antangt. Also ist
uch jetzt nicht gleich ein Perserkrieg zu fürchten, und noch we-
luger darf die Furcht vor einem Weibe, der Artemisia, Atlien zu-
i^Kkhallen, seine Pflicht zu thun. Doch <lie Vertrage, heilst es,
▼erbieten uns jede Einmischung. Dieseil>en Verträge sind aber von
"*n Andern auf das Gröbste verletzt; wenn Atlien also seinerseits
^ noch für gebunden erachtet und immer still sitzt^ wilhrend die
Feinde vorwärts gehen, so ist das nicht Gewissenhaltigkeit, son-
'^ Feigheit, bei der die Stadt nothwendig zu Grinnle gehen
■uai^w).
Jede dieser Reden war eine poUtische Thal. Alle gewöhnhchen
«iUel Einfluss zu gewinnen stolz verschmähend, stellte Demosthenes
*di der Stimmung der Menge elien so wie den Plänen der Muchd
^>Bqi furchtlos entgegen. Er wollte nichts sein als die Stinnne der
584 DEM08THENE8 KRIEG8P0L1TIK«
Wahrheit und keine Anfeindung, kein Spott, keine DemüÜbAsqgl^
auch nicht die Erfolglosigkeit seiner Anstrengungen, TemioclB.\i&^
im Dienste der Wahrheit irre zu machen.
Es war aber nicht eine aUgemcine Ueberzeugung vt^sm 1
gescliichtlichen Berufe Athens, welche ihn immer von Ne^
den Kampf führte, sondern die ganze Politik, wie sie den
chenen Reden zu Grunde lag, bezieht sich auf die gegei
Lage und auf bestimmte Gefahren, welche von aufsen nn^ k
die Gemeinde l>edrohten. Im luscLmeere Lösten sich bei rfc^^ J l
thätigkeit der Athener die alten Bande immer mehr; die F"*^^*
von HaLikarnass l)eherrschten das karische Meer, sie hielteii ^
Chios besetzt, während Lesbos persischem Einflüsse anheim 6^^
Aber so demötliigend auch diese Verhältnisse waren, m ^
doch eine gegen Athen vordringende Gefahr von dieser Seite t^
zu befürchten. Dagegen hatte Philippos in demselben Jahre, ^
Demosthenes mit seinem Schüfe in den thrakischen GewSi0>^^
kreuzte (S. 580), den makedonischen Thron bestiegen, und in il^
sah er vom Anfange seiner öffentlichen Wirksamkeit an den Fci^
seiner Vaterstadt, welcher nicht ruhen werde, bis er den Rest ikf^
Macht und Selbständigkeit vernichtet habe. Es konnte also k^
Athenern ein Kampf um ihre höchsten Güter nicht erspart Ueiha»
und wie Themistokles den Krieg mit Persien, wie Perikles d«
Krieg mit Sparta, so sah Demosthenes den phiUppischen Kfief.
welcher noch in fernen Gegenden geführt wurde, an' die Mauen
der Stadt lierani*ücken , und gleich jenen Männern kielt er es für
seine Bürgerpflicht, die Stadt auf den unvermeidUchen Krieg vor-
zubej'eiten. Die besondere Schwierigkeit seiner Aufgabe lag aber
darin, dass er nicht blols Mittel und Wege der Kriegführung nach-
zuweisen hatte, sondern die Gemeinde umwandeln und die Gesifi-
nung erst erwecken musste, welche nöthig war, wenn Athen nicht
mit Schimpf und Schande untergehen sollte.
Darum bekämpfte er schon in der Rede gegen Androtion A
schlaffen Grundsätze der Bürger und ihrer Behörden, darum die
schlechten Finunzgesetze eines Leptines; darum erhob er sich so
zornig gegen die, welche dun^h falschen Kriegslärm die Aufmefi*
sanikeit von <len wirklichen Gefahren ablenkten; darum wies er die
völlige Unzulänglichkeit der tlotteneinrichtungen nach und drang ii
der Rede für Megalopolis und für Rhodos darauf, dass Athen durch
eine nationale Politik sein moralisdies Ansehen erneuern mösse:
DIE MAKEDO^IISGHE FRAGE. 585
^ «rlcaiinte, dass die früheren Sdiülzlinge Thel)ens, von Athen ver-
hßfexM^ an Makedonien einen RiickhaU suchen wurden. In der Rede
l^fiKCK ^ristokrates tritt die Gestalt des Makedoniers zuei'st deutLicher
M d^na Hintergrunde hervor; da wird sdion ausdrücklich vor der
Icfc^ des Königs gewarnt, auf den früher nur in allgemeinen
^ofe CS m*^ngen hingewiesen worden war.
K>^s waren die Vorgefechte des eigentlichen Kampfes, in denen
afl^^^9t.I]enes seine öffentliche Stellung einnahm, seinen Standpunkt
0f ^^^aeeichnete und ehcn so behutsam wie fest und beharrlich der
^|f^^^^līnden Partei entgegentrat. Aber sclion in demsell>eu Jahre,
|l ^^^loliem er für die Rhodier sprach, ja noch einige Monate frfdier,
^^'•^ er die makedonische Frage selbst auf und hielt seine erste
fi^^tliche philippische Rede.
ttaulig genug war diese Frage schon auf der Tagesordnung
^e(^^Ben; aber die leitenden Staatsmänner thaten Alles, um sie
^w in den Vordergrund treten zu lassen, denn mit dem Einflüsse
^ Eobulos war es nothwendig zu Ende, so wie die Bürger sich
n einer energisclien Politik genöthigt sehen sollten. Deshalb war
%, Mn in seiner Umgebung darin ubereing(^kommen, den Ernst der
^ I<>ge za verhüllen und ßlle aufregenden Erörterungen zu vermeiden.
*^ Hierin fanden die Staatsmänner bei allen leichtsinnigen Athenern An-
^- khng, weiche sich die Behaglichkeit des Lel)ens nicht stören lassen
ivrilten; sie fanden darin die eifrigste Unterstützung liei denen,
Ivekhe im Interesse Phili])ps die Sorglosigkeit der Bürger nährten.
Es hatte aber der König schon damals seine Leute in Athen, welche
ihn von Allem in Keuntuiss setzten, was in der Stadt geschah;
dianikterlose Menschen, ehrsüchtige Emporkömmlinge, Verräther,
anf welche in der rhodischen Rede schon deutlich hingewiesen wird.
Durch sie wurde auch die Partei der Lakonisten gewonnen, indem
man ihnen einredete, dass Philipp die Thebnner demüthigen und
die spartanische Restaurationspolitik durchführen werde (S. 577).
Duu kam die verfassungsfeindliche Richtung, welche so weit ver-
breitet war und jede Volksaufregung, jeden deniokr<itischen Auf-
schwang hasste. Wer es mit Isokrates hielt, der hatte einen Wider-
willen gegen die unruhigen Köpfe, weh^he immer Sturm läuteten
md die Freiheit in Gefahr erklärten. Auch die Männer von philo-
sephischer Bildung waren jeder patriotischen Aufregung feind und
iwar Dicht nur diejenigen, welche sich von allen Geschäften des
Staats grundsätzlich fern hielten, sondern auch solche, welche dem-
586 DIE STIMMUNGEN IN ATBEN.
selben dienlen und mit solcher Auszeichnung dienten wie PinkNi
(S. 283), der 'Rechtschatfeue', der etwa zwanzig Jahre älter ab
Demostlienes war, ein Mann von strengster Sitte innerhalb der w-
w eichlichten Burgerschaft, gerecht und tüchtig mit dem Worte m
mit dem Schwerte, aber immer nur mit den nächsten AufgilMi k^
schüftigt, ohne einen weiteren und freieren Blick, ohne Begeiita«|
für die Ehre der Stadt, ohne Vertrauen zu seinen Mitbürgen, ni
darum trotz seiner |iersönlichen Tapferkeit ein Vertreter der Fli^
denspolitik und euie Hauptstütze der Partei des Eubulos, mUi
keinen Mann lieber im Feldherrncollegium sah als PhokioQ mi
seine Wiederwahl immer auf das Eifrigste begünstigte.
Es war also eine mächtige Verbindung der verschiedeistei
Richtungen, gegen welche Demostlienes zu kämpfen hatte. Be-
queme Genussliebe, verrä Iberische Gesinnung, antidemokntisdie
Stimmung, Kleinmulh, Beschränktheit des Urteils, Kiirzsicbtigluil
und die Macht der Gewohnheit, — Alles kam zusammen, Eubilef
zu stützen. Er wusste im Staatshaushalte gute Ordnung zu Uttf
und jährliche IJebersrhüsse zu erzielen, die den armen Bürgen ■
Gute ktunen. Man hielt seine Politik lür die den Zeiten angeDM^
sene, ja für die allein mögliche. Wer dachte daran, dass dies it
gierungssystem das Mark des Staats aufzehre und dass die ExisW
des Vaterlandes auf dem Spiele stehe! Dies hat Demosthenes ziursl
und jahrelang allein erkannt; er stand als treuer Wächter auf der
Zinne und liefs in die schläfrige, von feiger Selbsttäuschung erfuUie
Bürgerschaft nach und nach immer schärfer das Licht der WahrM
hhieinleuchten^"**).
Es war nun schon das sechste Jahr, seitdem der makedoniKk
Krieg b(*g<mnen war, um wegen Amjdiipolis Rache zu nelimri
(S. 423). Seitdem hatte er sicii wie eine zehrende Krankheit hin-
geschleppt. Athen war fortwälirentl im Rückzuge, und anstatt da
König in seinem Gebiete zu züchtigen, wie man }>eabsichtigt hatte,
war man jetzt froh, wenn mau auf attischem Boden in Rahe g^
lassen wurde. Hatten docli sciion makedonische Kaper das heilige
Schilf aus der Jiucht von Marallion weggeführt!
Was also aucli die Redner der eubuhschen Partei Ihuu moch-
ten, um den Bürgern die Sorge fenizuhalten oder aiisziu^ien. die
Gedanken wajen doch mit Philippos beschäftigt und iiaclideni nuo
ihn lange gering zu achten gesucht hatte, hielt jetzt der unbeia-
liehe Mann, der LnbeR'cheubai*e, der immer Neues und L-ncr-
DIE ERSTE PHILIPPICA 107, 1 ; S51. 587
irteles that, Alles in fieberhafter Spannung. Auf dem Markte und
i der Volksversammlung war von ihm die Rede, wer von ihm zu
"dden wusste, wo er verweile, was er im Schilde filhre, weiche
nsprdche er gethan habe — der brachte den Bürgern die wich-
(Bte Neuigkeit. Und wenn dann einmal eine neue Gewalltliat ge-
leUet wurde, so loderte wold ein plötzliches Zornfeuer auf, man
niferte sieb über den Barbarenkönig, der es wage, gegen die Ord-
HDg der Welt über Hellenen herrschen zu wollen. Es wurden
Mende Dekrete erlassen und kräftige Beschlüsse gefasst; aber
b Halisregelu blieben unausgelulu*t oder kamen zu spat und nach
alcfaen Aufwallungen trat wieder eine völlige Verzagtheit ein. Man
nuste dem verhassten Feinde nicht beizukommen, man stand seiner
Miosen Energie planlos gegenül)er, man sank in Stumpflieit zu-
Ick und liefs das UnvermeidUche herankommen^^').
Da ti*at, als im Frühjahre 351 die makedonische Kriegsfrage
rieder einmal in der Bürgerschaft zur Berathung stand, vor idlen
men, welche gewöhnlich in dieser Sache zu spi*echen pflegten,
Ui unenn'artet Demosthenes auf, nicht um das Gewöhnliche zu
iederholen, sondern um mit der bisherigen Behandlung der An-
legenheit ein füi* alle Mal zu brechen. Es war kein für den
igeoMick drängender Nothsland, es handelte sich nicht um eine
illeunige Abhülfe. Darum konnte der Uedner seine Mitbürger
flbrderu, die ganze Kriegsfrage klar in's Auge zu fassen und einen
in für die Zukunft zu machen.
freilich, sagt Demosthenes seinen Mitbürgern, seid ihr übel
Iran und habt allen Grund niedergeschlagen zu sein. Eure Sachen
(tibßn schlecht genug, al>er im Grunde doch nur deshalb, weil
IT nichts von dem getlian habt, was Noth thut, und dai*in liegt
a Trost, der euch fehlen würde, wenn ihr eure Pflicht er-
tlli hättet und doch so unglückUch wäret. Aendert ihr euch, so
inn auch das Glück sich ändern; denn dem Tapfern und wachsam
Utigen folgt das Glück. Die Ma<^ht der Makedonier, die aus ge-
ngen Anfangen so hoch emporgewachsene, ist ja keine göttliche
iacht; sie ist allen menschlichen Wechsellallen unterworfen, sie
dit sogar auf sehr schwachen Füfseii. Der schlimmste Feind,
sr Athen bedroht, ist nicht der König von Makedonien, sondern
Ire SchlalTheit, und sie würde euch, wenn dieser Philipp heute
flrbe, morgen einen anderen herbeischaffen. Ihr wollt Amphi-
ri» haben, und seid so wenig gerüstet, dass, wenn euch das Glück
588 DIE ERSTE PHILIPPfCA 107» 1; 801.
'die Stadt anböte, ilir gar nicht bereit wäret, sie in Empbif n
'nehmen. Also eine Kriegsmacht miiss geschafTen werden, wie m
'unsem Mitteln entspricht. Eine kleine Macht (denn mit eian
i^ndheere dem Könige entgegenzurücken sind wir zu schwach),
'aber diese Macht muss immer draufsen sein, damit nicht fiberdR
'Vorbereitung die Zeit des Handelns verloren gehe. Denn jett
'geht es euch mit euren Rüstungen wie dem Barbaren im FM-
'kampfe; der greift immer nach der Stelle hin, wo er eben |!^
'troffen ist, und richtet der Gegner seinen Schlag nach einer an-
'deren Stelle, so gehen seine Hände nach; aber sieb gegen in
'Streich zu decken und dem Gegner die Absicht am Ange aim-
'sehen, dazu ist er zu plump und ungeschickt. Es muss also m
'O|)erationscorps da sein, welches in den nördlichen Gewässern seiiie
'Station hat, in Lemnos oder Tliasos, wo es durch kleinen Kiiq;
'im Stande sein wird, dem Feinde sehr erheblichen Abbrocfa n
'thun und namentlich ihn an seinen eintniglichen Beutezögen n
'hindern. Und dann darf diese Heeresmacht nicht aus unzarcr-
'lässigen Soldtruppen bestehen; wenigstens müssen von 2000 Kiie- j
'gern 500 und von 200 Reitern 50 Bürger sein, welche die Aif-
'sicht fühlten. Wo Bürger Athens hingehen, da gehen andi die
'Götter der Stadt mit. Für diese Mannschaft genügen zehn Schnel-
'niderer und die ganze Ausrüstung an Schüren, Fulsvolk und IM-
'terei l>eträgt ehiige neunzig Talente (c. 140,000 Tb.); eine sofch
'Rüstung übersteigt eure Mittel nicht. Es kommt aber Alles darauf
'an, dass das, was gesrhieht, wirklich und ordentlich gescbehf.
'Denn wenn ich euch frage, wie es zugehe, dass eure Dionysiffi
'und Panathenäen Jahr für Jahr zur rechten Zeit gefeiert werden
'so werdet ihr <1en Gnmd darin tindeii, dass Alles gesetzlich be-
'stiinnU ist und jeder im Voraus weifs, wo sein Platz ist. Also darf
'auch die wichtigste Angelegenheit nicht regelloser Willkfu* preis-
'gegehen sein*.
Die erste Philippica bildet eine Epoche in der Geschichte voD
Athen; nicht als ob die Rede einen grofsen Erfolg gehabt hattr:
aber es war in der wichtigsten Angelegenheit des Staats endlich eis
festes Programm aufgestellt und ein freimüthiger Widerspnich ge^
das herrschende Regierungssystein erhoben. Demosthenes stand dem
Eubulos jetzt als otfener Widei'sacher gegenüber und wenn er sick
auch noch keinen Anhang gebildet hatte (denn von Anfang an
wollte er nicht eine Partei für sich haben, sondern die Bürger-
BEDEUTUNG DER INSEL EUBOIA. 5S9
Khafi), 80 zündeten seine Worte doch und die (kiuüther der Biir-
|er wurden doch von Angst ergriflen, wenn sie seinen Mahnrut
hBprten: Während ilir stille sitzet, werdet ihr rings eingeschlossen
wie Tom Jäger, der ein Wild nfdier und näher mit sehieu Netzen
■MteUt! Die Gegensätze der Politik waren ausgesprochen; dadurch
Wiren auch die Friedensleute aus ihrer Kuiie aufgescheucht; sie
itUurten sich wieder und wünschten auch ihrerseits etwas in s Werk
n seUen, um dem Vor>vurfe ehier völligen Unthätigkeit zu ent-
gehen. Dazu fand sich eine passende Gelegenheit in Euhoia^^^).
Euboia war durch Perikles ein Stück von Attika geworden.
Seibiem dies Verliältniss zerrissen war, kam die Insel nicht wieder
nr Rahe. Sie war nicht im Stande, ein in sicli einiges und selh-
Miadiges Ganze zu hilden. Die uralten Gegensätze zwischen den
WBcfaiedenen Inselstädten lehten wieder auf, und dazu kamen die
mwärtigen Einflüsse, durch welche die innere Gährung gesteigert
WDtle. Denn eine Insel, welche sich von Thessalien his Attika am
Fettlande nahe entlang erstreckt, koimte l»ei den festländischen Un-
nhen niclit unheÜieiUgt hleihen. Die Athener durften nicht auf
bboia verziehten, weil es durch seine Naturprodukte die unent-
Uirliche Ergänzung ihres Landes war, und, wemi es in feindhchen
Binden war, ihre Küsten in unerträglicher Weise hedrohte. Die
Ükeinner betrachteten es als einen natürlichen Anhang von Hootien,
lud wenn die Fürsten des Nordens Mittelgriechenland beherrschen
ÜNdlten, 9Q mnssteu sie vor Allem in Euhoia Einiluss zu gewinnen
lochen.
Darum war das unglückliche Jnselland von allen Seiten begehrt;
% wurde ein Kampfplatz, auf welchem sich die Politik der ver-
lehiedensten Staaten begegnete, und zwar wurde der innere Partei-
lader von den Nachbarstaaten genährt, damit sie durcli Unterstützung
imelner Parteihäupter Eintluss erlangten. So hatte lason von
^berai den Tyrannen Neogenes in Oreos eingesetzt; die Spai*taner
'OJagten ihn und setzten Alketas als Defehlshaber ein. Dieser
rarde in demselben Jahre (377) durch eine thebanisclie Schaar
«rtrieben und nun scliloss sich die ganze Insel dem attisch-booti-
dacn Seebunde an.
Dm waren offenbar die nach allen SeiUm hin günstigsten Ver-
liltiiisse, und schon der Dlick auf Euboia hätte den attischen Staats-
ainneni deuüicb machen müssen, wie sehr es durch die Rück-
khten einer Temünftigen Politik geboten war, mit Theben gute
590 lli;LFSGE8l)GH DR8 PLUTARGHOg 107, %i 86Vtt*
Nachharscliafl zu halten. Denn so wie nun um die Zeit der SdMl
])ei Leuktra die i)ei(len Staaten aus einander gingen, begann kt
Hader um die Insel, und ih den Städten traten die attische lai
die thebaniscbe Partei einander gegenüber. Die letitere wv ie
siegreiche; Theniison, der Tyrann von Eretria, veranlasste den Ak-
fall der Oropier, der den Athenera so empfindlich war (S. 3K)^
und ganz Euboia stand in der Heerest'olge Thebens, bis TimothM
durch seinen glücklichen Feldzug 357 den ihebanischen Einfloi
veiDichtete.
Eine sichere HerrschaR war aber damit nicht gewommi. Den
es war auf die Städte, denen man volle Selbständigkeit zurickp-
gel)en hatte, gar kein Verlass; sie kamen von Neuem in die HiBle
von Tyrannen, welche gegen den Willen der Gemeinden handete
und der Kampf der Parteien gab wieder zu auswärtigen Eiui-
schungen Veranlassung. Philippos })egann von Thessalien Mi
(S. 440) seine Hand nach der Insel hinüberzustrecken; er sdnelft
Briefe an die Inselgeniehulen , worin er ihnen zu verstehen gik
wie verkehrt es sei, wenn sie an einem Stuate, wie Athen, der wä
selbst nicht zu schütten vermöge, einen Rückhalt suchten; erv-
terstützte Kallias, den Tyrannen in Chalkis, und schürte die Zwie-
tracht in den Städten. Dies geschah um dieselbe Zeit, als Deot*
sthenes seine philippische Rede hielt, und gleich darnach ivanAe
sich Plutarchos, welcher in Eretria als Gewaltherr regierte, Bf
Hülfe nach Athen, weil er sich der Gegenpartei in Eretria, «
deriMi Spitze Kleitarclios stand, aus eigenen Rraflen nicht erwchm
konnte.
Plutarchos hatte einllussrciche Verbindungen in Athen, nament-
lich mit dem Hause des Meidias, eines Anhängers des Eabait^
Meidias war ehier von den Reichen der Stadt, welclie sich in ff'
piger Hoffalirt vor dem Volke brüsteten (S. 472), ein eigenwillige
und übermüthiger Mensch, der sich im Verti*auen auf seine gerf'
schaftUche Stellung Alles erlaul)en zu kOnnen glaubte. Hit ih*
war die ganze Partei des Eubulos für das Anliegen des PlutartliK
sie wollte den Reweis liefern, dass sie zur rechten Zeit auch Eu^
gie zu zeigen wisse; sie versprach sich einen leichten und gl**"
liehen Erfolg, uiul da Unleniehmungen nach dem nahen und bä"
entliehrlichen Insellande hinüber immer am meisten auf AnUi?
rechnen konnten, so gelang es auch einen grofsen Kriegseifer*
der Rürgei*schafl zu entfachen*®*).
PHOKION IN EUBOIA 107, 2; 350. 591
Demosthenes aber war dagegen. Mit kulinem Mutlie trat er
allein gegen die Untenieliiniiiig auf und riet' dadurch eine
kwe WuÜi gegen sich hervor. Man schiniihte den trotzigen
isinn eines Mannes, der die Athener immer zu Thatcn dränge,
80 eben noch ihre Schüre nach dem Temen Uhodos lial»e
ken wollen und sich nun einer Unternehmung widersetze, weil
licbl von ihm beantragt worden sei. Demosthenes aber war
polternder Agitator, welchem der Kriegslürni willkommen war.
erbaud mit seiner feurigen Ungeduld die höchste Besonnenheit;
nichts konnte ihm widerwärtiger sein, als wenn die Ilidtskrätle
T Vaterstadt für un>vürdige Zwecke vergeudet wurden. Wie
ite er aber eine Unternehmung lulligen, l>ei der es sich um
ntötzung eines Tyrannen handelte, der mit seiner l^mehide
Kampfe war! Die Atiiener sollten nur für nationale Zwecke
fär die Freiheit von Hellenen zu den Wallen grcdfen. Auch
er, dass der gegenwärtige Kriegsfall nur durch persönliche Be-
mgen und Verabredungen iierixiigeführt war, und er konnte
luaebeu, dass bei der ünzuverlassigkeit der Bundesgenossen für
le Opfer weder £hre noch Machtgewinn zu erlangten sei.
Sein Wort blieb wirkungslos. Die Athener zogen Ende Fe-
ir unter Phokion aus, Burger und Söldner zu Boss und zu Fufs.
losihenes war selbst dal»ei. Die Heiter gingen voran und nah-
ihre SteUung \m Argura nördlich von (Hialkis, wahrscheinlich
makedonischen Zuzug abzuwehren. Die anderen Trupi)en setzten
idem uäclisten Fäln^orte (Porthnuis) über und nickten, da der
tenweg, wie wir voraussetzen können, gesperrt war, gegen das
Irge Tor, um so nach Fretria zu gelang<;ii. Als sie nach Ta-
lai kamen, sahen sie sich plötzlich in einer Schlucht von den
kundigeren Feinden angegriü'en. Es zeigte sich nun, dass ganz
oii gegen die Atlieuer in Watfen war; auch die Tyrannen von
Ulis liatfcen sich mit kleitarchos verbunden. Phokion kam in
gefahrlichsie Lage; von seinen Bundesgenossen verrathen, ver-
iBite er sich auf einem Hügel und veruiochte nur mit Milhe die
ennaehl abzuwehren.
Die erschreckendsteu Nachrichten kamen nach Athen und riefen
allgemeine Opferbereitschaft hervor. Beiche Bürger sciieukteu
Staate Kriegäschüfe, alle noch vorhandenen Truppen machten
auf, um Phokion zu entsetzen, der auch von der liüste ab-
hnitten war, 'und, um dem Gehlmangel abzuhelfen, erhob sicli
592 DER EITROISGHE FELDZUG 107, fl; SM.
A])ollodoros mit dein patriotischen Vorschlage, dass man den
Ueherschuss der ialireseinnahme zu der Kriegskasse schlage
Inzwischen gelang es Phokion, sich in einem sehr ehr^^'vxs^
Kampfe durchzuschlagen und Mitte des Sommers glöckli^r- -'S::! md
Athen heimzukehren; aher die liesatzung, welche er auf dem
sten Tlieile der Insel in dem Kastelle Zaretra zurückgebssei
um doch an einem Punkte festen Fufs in Enboia zu behalte
rieth durch die Ti-eulosigkeit des Plutarchos in feindliche
scliafl. Sie musste mit fünfzig Talenten (^78,500 Th.)
werden; ganz Eulioia war verloren, und mit allen Opfern,
die Staatskasse vollständig erschöpft hatten, war nichts ei
eine schnifdiliche Niederlage und die tiefste Entmuthigung^'
Der unglückliche Feldzug hatte noch andere schwei
für Athen sowohl wie für Demosthenes. ApoUodoros, A<
des reichen Wechslers Pasion, hatte sich sonst keine
Achtung in Athen zu erwerhen gewusst. Er war früher elj
Trierarch nach Sicilien gegangen, um zu der Zeit, da Dionysi<
die hellenischen Angelegenheiten einmischte (S. 336), zwisct«
und Athen freundschattliche Beziehungen anzuknüpfen (103, /. ' ^\^
Seitdem hatte er durch Verschwendung sein Vermögen zü 9 f^ ^^
gerichtet und sich dm-ch eine Menge von Prozessen, durch r ^^^^
er sich wieder Geld zu verschallen gesucht hatte, einen fibldft^
men gemacht. , ^>
Er war ein leichtsinnigcT und unzuverlässiger Mann, if^^ ^ '^
Patriotismus dem Staate mehr schadete als nützte; denn ^rW^^^ff
Eitelkeil auch in seinen öllentlichen Leistungen malslos und ^^\'
darb die Seelente, indem er sie auf seinen Schiften verwöhnte.
dessen machte der Antrag im Ratlie seiner Einsicht so wie seiK^^ « i!
guten Willen und seinem Muthe Ehre. Seine Amtsgenossen hatS^ .^^
demselben beigestimmt; sie hatten ihn an die Bürgerschaft gebr»^ ^fj
und diese hatte ihn angenommen. Alles war durchaus onlDimi^^
mai'sig. Der Antrag war durch die Zeitumstande geboten, kxß^
war ApoUodoros so vorsichtig wie möglich verfahren, indem er I
antragt hatte, dass die Bürger erst darüber abstimmen sollten, <*
der Uelwrschuss in die Kriegskasse oder in die Kasse fQr Festli'/^
keiten geben sollte; es wurde ihnen nur anheim gegeben, sich ^^
Sinne des Antragstellers für das Erstere zu entscheiden. Als r ^^ ,
ahev wilhrend der Verhandlungen bessere Nachrichten vom iii^"^^^^
schauplatze einliefen, wurde sofort von Stephanos eine Klage v^"
ABURTEIL(?:«G DBS APOLLODOROS. 593
'ietss'W idrigkeii gegen Apollodoros anhängig gemaclit, und es ge-
f duKxh allerlei Intrigucu, seine Vernrleilung durclizusetzen.
anos war, wie wir voraussetzen düilen, von Kuhulos zu
Schritte angetriehen, und nachdeu) derselhe so gelungen
nun Euhulos seihst hervor und hrarJUe jetzt das Gesetz
wer es künftighin wagen sollte, wiederum die Verwen-
^r Festgelder zu Kriegszwecken zn heun tragen, mit dem Tode
solle. Dies Gesetz war so ahgefasst, als wenn Apollodoros
tsgeiahrliche Neuerung heantragt hätte, gegen deren Wie-
inan den Staat schützen müsste, während er doch in der
8 allein Gesetzliche gegen einen eingewurzelten Misshrauch
i^«r €3inmal zur Geltung gehracht hatte. Dieser Misshrauch wurde
^ii^rch Euhulos als das Ordnungsniärsige und Gesetzliche fest-
K^ * *■ •» und dadurch das Sliiatswohl in einer Weise heschädigl,
jIä^ cJen Unfall im Felde weit ühcrwog. Die Folge des unglück-
■** Kriegs war also nicht die, dass diejenige Partei, welche ihn
-'^ den Widerspruch hesonnener Dürger zum Aushruch gehracht
^» •^«»«lurch, wie hillig, an Vertrauen euihüfste, sondern mit merk-
'^^^^ Keckheit wusste dieselhe ihre Niederlage in einen Triumph
«^rideln, ihren Terrorismus zu vollenden, das Beste, was die
noch besafsen, die Redefreiheit, aufzuheben und die his-
^"^isaregierung sicherer als je zu In^festigeu^^M.
nicht nur unter dieser traurigen Wendung der Gemeinde-
nJieiten hatte Demosthenes zu leiden, sondern er wurde
seiner eigenen IVrson in den Kampf hineingez(»gen. Die
^"^"^ Parteien hatte sich gesteigert; Demosthenes war der Eu-
i ein Aergerniss und namentlich war es Meidias, der es
politischen und personhchen Gründen (S. 556 f.) ziu* Auf-
acht hatte, ihn auf alle Weise zu verfolgen, zu entehren
Ansehen beim Volke für alle Zeit zu vernichten. Als
_ ^^^mosthenes für das Dionvsosfest desselben Frühjahrs, in wel-
**^l» Zug nach Euhoia gemacht wurde, für seinen Stamm die
^'^^^g des Chors freiwillig übernommen hatte, setzte Mei<lias
*^ Bewegung, um ihm den Huhm seiner patriotischen Frei-
st, ni rauben und liefs sich zuletzt von der I.eidenschatX
^R^tBcinen Hasses so weit hinreil'sen, dass er ihm am Tage
^Ät^g öffentlich in's Gesicht schlug. Er erreichte es, dass
^^ttienes der Ehre des Preises v(;rluslig ging, al»er er kam nun
^ ^***^rtiche Gefahr. Die Hürgerschaft, am Tage nach dem Feste
*** — Gr. Gesch. Ul. 38
594 DEMOSTHENES UND MEIDIAS 107, «—4; 350— 4a
im Heiligthiiine versammelt, erkannte die Beschwerde des misab»-
(lelteu Ciioregen als vollkommen begründet an nnd sprach über Ae
Ungebühr seines Feindes ein einstimmiges Verdamm ungsurteil aus.
Der persönliche Kampf wurde wälirend des eub6ischen Kriep
mit gi'öfster Erbitterung fortgesetzt. Man suchte Demosthenes Mf
alle Weise von der weiteren Verfolgung des Rechtswegs ata-
schrecken; man wollte ihm die Schuld am Misslingeu des Peldiigii
zuschieben; man versuchte seine Klage gegen Meidias durch ik
schwersten Anschuldigungen zu kreuzen; mau wollte ihn als einei
Ausreifser verdächtigen, man bezüchtigte ihn der Mitschuld an einen
Morde, den einer sehier Bekaimten, Aristarchos, begangen hatte.
Der ganze Anhang des Eubulos vereinigte sich, um ihn zu Terderfaoi
Ihre Angriffe auf den Charakter des Demosthenes waren alle ^w-
gebhch, aber sie hatten doch den Erfolg, dass der Redner, da
durch die Erklärung der Bürgerschaft für seine Ehre eine voBgtt
tige Genugthuung erlangt hatte, den Injurienprozess gegen Meidit
endUch aufgab und sich zu einem Vergleiche bereit finden lief»'"]
Kaum hatte er sich von diesen ärgerlichen Streitigkeiten fo
gemacht, so trat ein Ereigniss ein, welches ihn wieder auf di
Rednerbühne rief und seine volle Thätigkeit für die öffentliche
Angelegenheiten in Anspruch nahm. Es war ein Ereigniss, das c
längst in das Auge gefasst, sehnlich herl)eige\%'ünscht und ^ilu
srheiidich auch beschleunigt hatte. Denn \m den ersten Kam
gebungen einer kräftigeren Politik von Seiten Athens mussten sk
die Blicke derjenigen Hellenen, welche noch unmittelbarer von Ph
lipp bedroht waren, auf Athen richten, und so geschah es, das
die einzige widerstandstahige Macht, welche aufser Athen noch ^"«r
banden war, von Philipj) abüel inid den Athenern ihr Bündiutf
antrug; das war Olynthos (S. 441).
Olynthos ist eine (b?r merkwürdigsten Städte des Allerthu»-
Am äufsersten Rande der hellenis<iien Welt zwischen Makedcoid
und Thrakien gelegen, verdankt es seine Bedeutung gerade dietf
ausgesetzten Lage, durch welche es mehr als alle anderen Pft*"
Städte mit den Reichen des Nordens in Benihrung kam, und &
aul'serordentliche Energie, welche die Bürgerschaft von Olptfc»
bewährt hat, erklärt sich ohne Zweifel daraus, dass beUeniscfaff
GESCHICHTE DER STADT OLYIHTHOS. 595
Gast mit nordischer Yolkskriift sicli hier in ghlckUcher Weise ver-
faiiDdeii hat. Denn auf Uirakischem Boden gegniiidel und Ursprung-
lieh eine Ansiedelung der Böttiaer (S. 396), dann um die Zeit der
hnerkriege von ChaLkidiern hesetzt, hatte (He Stadt seitdem eine
gemischte Bevölkerung, und nirgends war zur Verschmelzung ver-
iddedener NationaUtäten günstigere (Gelegenheit, nirgends woiinten
griechische, balbgriecliische und harharische Stamme so dicht zu-
immeogedrängt, wie im Hochlande der drei chalkidischen Halh-
imeln.
Freilich war die Crhehung der Stadt Olynthos nicht von der
BUrgerschafl selbst ausgegangen; sie war viehnehr durch makedo-
aiichen Einfluss veranlasst, welcher sicIi bei dieser Gelegenheit zum
«nten Male in den griechischen Staatsangelegenheiten geltend machte.
Auf Perdikkas Anregung wurde Olynthos das Centrum des chalki-
diechen Coloniallandes und durch ihn wurde die Unternehmung
des Brasidas gefordert, deren Folgen Athen niemals fiberwun-
dm hat
Dann traten die Olynth ier nach allen Seiten selbständig auf.
Sk behaupteten ihre Autonomie gegen Athen; sie erhol)en sich,
•ii der korinthische Bund zusammenti'at, gegen die Oberherrschaft
der Lakedämonier , und um die Zeit des Antalkidasfriedens bildeten
A m aller Stille einen Grofsstaat, weicher ilber dreifsig unab-
kbgige Städte mit gemeinsamer lleeresverfassung und gleichem
Bftrgerrechte umfasste, ehi griechisches Reich, mit allen Hulfsmit-
^ ausgestattet, ti*et11ich gelegen, um nach allen Seiten vorzu-
pfeifen, eine Land- und Seemacht, der auch eine vorzügliche Rei-
^ttiei zu Gebote stand. Ganze Stamme des streitbaren Thrakervolks
*tUHlen in Abhängigkeit und leisteten lleeresfolge. Keine Macht
konnte der stolzen Republik Schranken setzen, am wenigsten Ma-
kedonien, welches durch innere Wirren und Erbfolgestreiligkeilen
ffschwäcbt in dem Staate, zu dessen Gröfse es selbst den Grund
fliegt hatte, nun seinen gelährhchsten Feind erkainite. Die Städte
des unteren Makedoniens mit ihrer den Griechen verwandten Be-
*Ukerung schlössen sich den Olynthiern an; Amyntas kam in die
Mfiiie Bedrängniss und den Temeniden schien ihr Beruf, ein ma-
^^niscb-griechisches Reich zu bilden, durch Olynthos füi* immer
Vis der Hand genommen zu sein (S. 235). Die Olyntiiier dachten
Hch daran, durch auswärtige Ver])indungen ilu*e Erwerbungen zu
idiem und ihre Grofsmachtstellung zu befestigen; sie suchten zu
38*
596 GR8GHICHTE DER STADT OLTFTTBOd.
dein Zwecke mit Athen und Tlieben in Bündniss zu treten (99
2; 383).
Diese Pläne veranlassten Sparta, als Vollstrecker des AntalU
dasfriedens einzuschreiten, und nach nielirjährigem Kriege würf
01}iithos von seiner Maclithohe gestürzt (S. 248); es wurde gede
niüthigt, aber niclit gebrochen, und Sparta war auDser Stande, da
gewonnenen Sieg auszubeuten. Statt dessen trat Athen mit seinei
neuen Seebunde als droliende Macht auf; es suclite sich im Jab
373 an der thrakisch-niakedonischen Küste wieder festzusetzen in
die Städte zu gewinnen, welclie ihm selbst in der Zeit der höchsta
Macht getrotzt hatten.
Dieser Politik stellten sich die Olynthier von Anfang an m
das Kräftigste entgegen; sie rafften sich von Neuem auf, Tergröfserte
Stadt und Heer, dehnten ihre Bundesgenossenschaft aus, so d»
auch Amphipolis nach Aufnahme chalkidischer Bürger ihnen Bfn
resfolge leistete, und waren um J03, 3; 365 mächtiger als j
zuvor. Deshalb unterstützte Perdikkas Hl so eifrig die Untemei
mungen des Timotheos, welcher 364 mit glänzendem Erfolge de
chalkidischen Krieg führte, über zwanzig Plätze eroberte und OI;i
tlios selbst umdrängte (S. 458). Aber die Stadt hielt sich; n
zäher Widerstandski*aft vereitelte sie alle dauernden Erfolge d
attischen Waffen, und des Tnnotheos Nachfolger, Kallisthenes, liat
eine viel schwierigere Stellung. Denn Perdikkas gab nun plötzlii
die Bundesgenossenschaft der Athener auf, nachdem sie ihm d
gewünschten Dienste geleistet hatten; er ))enutzte die Schwächoi
von Olynthos, um die einzelnen Städte, die sich auf den Sehn
ihres Vororts nicht mehr verlassen konnten, namentlich Amphipoü
hl seinen Schulz zu nehmen und mit seinen Truppen geg<
Athen zu vei'theidigen. Die Unternehmung des Kallisthenes schl«
mit einem so ungünstigen Vergleiche, dass er in Athen zum Toc
verurteilt wurde, und alle von Timotheos erworbenen Vortbefl
waren schon um 362 so gut wie verloren (S. 460).
Als Konig Philipi» den Thron bestieg, erkannte er gleich, dw
für ihn Alles darauf ankonnne, eine Verbindung zwischen Oljuth*
und Athen zu verhindern, und suchte also zunächst beide Städte
zu iMifriedigen. Er zog die Besatzung aus Amphipolis und liefs*
Athener ghuilien, dass dies schon so gut wie eine Uebergabe Ar
Stadt an sie sei, und eben so stellte er sich zu den Olvnlhieni
als Freund und Bundesgenosse. Freilich wurden sie bedenkUdi i^
OLYNTHOS ü?fl) KÖ!HIG PHILIPP. 597
te König Amphipolis mit Krieg überzog ($. 423), und schickten
schon damals Gesandte nacli Athen, aber Philippos wussle den Er-
Mg der Gesandtschaft zu vereiteln und die Olynthier durch die
knklvollste Behandlung zu verblenden. Er wusste sie in dem Kriege,
der nach dem Falle von Amphipolis zwischen ihm und Athen be-
gnm, auf seine Seite zu ziehen und uberliefs ihnen Anthemus und
Potidaia (S. 441); sie fühlten sich glücklich und sicherer als je
mror und gaben sich mit bUndem Vertrauen der Vorstellung hin,
dass es des Königs ernstliche Absicht sei, mit den gewonnenen
I^ndgebieten zufrieden an den Granzen seines Reichs ihre Stadt
mit ihren ßundesorten als einen unabhängigen Staat ruhig bestehen
n iassen.
Als nun aber Philipp im Rücken der Stadt nach Thrakien vor-
rüf, als er Thessalien unterworfen und die Phokeer besiegt und
auch dem blödesten Auge klar gemacht hatte, wie er es mit
Freunden und Bundesgenossen zu halten pllege; da konnten
«4 auch die Olynthier ül)er ihre Lage nicht langer lüuschen. Sie
criunnten mit Schrecken die furchtbare Vereinsamung, die sie selbst
durch ihre Feindseligkeit gegen Athen verschuldet hatten; sie wurden
nae, dass die Fortdauer ihrer Selbständigkeit nichts als eine von
Rulipp bewilligte und nach seinen Interessen l)emesseno Gnadenfrist
•A So mächtig und thätig also auch bei ihnen die Partei war,
^dche dem Könige in die Hände arbeitete, so gewann dennoch der
the Freiheitssinn noch einmal die Oberhand; man besrhloss sich
Ä einem letzten Kampfe vorzubereiten und so wendeten sich, um
ährt Existenz zu retten, eben so wie es früher >Vai)olis u. a. Städte
VÜXKH hatten, in letzter Stunde die Olvnthier an Athen, welches
durch die Besetzung von Thermopylai (S. 139) gezeigt hatte, dass
• senies alten Berufs, der Vorkämpfer hellenischer Unabhängigkeit
* lein, noch nicht vergessen habe^^^).
Ke Olynthier gingen behutsam vor. Zuerst schickten sie Ge-
■ndte nach Athen, um den Kriegszustand, welchen sie vor vier
Ähren in Gemeinschaft mit Philipp gegen Athen erneuert hatten,
^tfmheben (107. 1; 352). Das war noch kein Bruch, denn es ist
^khi anzunehmen, dass die Olynthier auf das Recht zu solchen
■GlchlAssen verzichtet hatten. Der König sah freilich schon hierin
^ Auflehnung. Doch schritt er nicht sofort ein, sondern über-
^ e« seinen Parteigängern, der Gährung entgegen zu arbeiten,
lud sie waren einflussreich genug, auch noch jetzt die Verbannung
598
r.ESANDTSGHAFTEN JIACH ATHEIH 107, 1-3; 862-0.
eiiizehier Wortführer der Patriotenpartei , wie namentlich des Afd-
lonides, durchzusetzen.
Bei der ersten Gesandtschafl wurde eine engere Vertmdiiig,
zu der man in Athen nicht abgeneigt war, noch vorüchlig abg^
lehnt; Imld fulilte man aber, dass man thatsächlich schon mit dm
Könige gebrochen hal)e, wenn derselbe auch noch mit dem An-
drucke seines Zorns zurückhielt und nur ]>ei Gelegenheit ttiner
ihrakischen Feldzüge sich drohend an den Gränzen des Bnodea^
biets zeigte. Er suchte sogar den Abgeordneten der Stadt alle Be-
fürchtungen auszui*eden. Die Bürger trauten ihm aber nicht md
schickten, als er in Illyrien und Epeiros l)eschäftigt war, eine ziraite
Gesandtschart nach Athen und baten um flulfstruppen zur Sicherung
ihres Gebiets.
Nun wuchs die Gefalu*, und die aligemeine Spannung wstrit
durch eine l)esondere Angelegenheit gesteigert. Ein Stiefbruder dtf
Königs hatte sich nach Olyntlios gefluchtet; der König Teriaagk
seine Auslieferung und die Stadt verweigerte sie. Denn da sie diH
mal zum Kampfe entschlossen war, glaubte sie in diesem Ponklr
nicht nachgeben zu dürfen, wo sie in ilu*em unzweifelhaften Rechte
war. Denn wie konnte eine ehrliebende Gemeuide auf das he9i|ie
Recht, ihre Gastfreunde zu schützen, freiwillig verzichten! Aabff-
dem mag die Person des königlichen Prinzen nicht ohne Wichtig-
keit gewesen sein; lässt doch auch die leidenschaftliche Verfdguig
desselben von Seiten Philipps darauf schliefsen, dass er einen An-
hang in Makedonien hatte. Dadurch war der Krieg entschieden.
Die Makodonier rückten gegen die Viderspänstige Stadt vor nai
i^ eilte die dritte Gesandtschaft nach Athen, um sich über ehie ge
meinsame Kiiegführung unvei-züglich zu verständigen^^*).
Die Lage der Dinge war ähnlich, wie damals, als Amphipofe
um ßeisUmd gegen Philipp bat (S. 422). Olynthos wie Amph^Klli^
waren abgefallene Bundesgenossen der Athener, eine wie die andere
hatte ihnen die gröfsten Nachtheile zugefügt; beide waren nur
durch die eigene Noth zu Athen zurückgeführt. Aber damals komUe
man sich noch über die wahren Absichten Philipps täuschen, jetA
waren sie offenkundig und wer sehen wollte, mussle erkennen, äsi
man nicht ohne eigene Gefahr Olynthos fallen lassen könne, das
letzte widerstaiidstabige Vorwerk der attischen Macht.
Man war in Athen auch weit entfernt, den Olvnthiern in kleiit-
liebem Sinne ihr früheres Unrecht nachtragen zu wollen, wie omb
DIE STIMMUNCi IN ATHEN. 599
68 Oiit Amphipolis getlian hatte; aber die Slininiiing war flau und
unter den Rednern keiner, der die Augelegenlieil mit dem uöthigen
Ernste behandelte, aufser Demosthenes. Seine frfdieren Staatsreden
hatten schon in den clialkidisehen Städten Wiederhall gefunden;
an ihn hatten sich die Gesandten gewendet und seine Anfgalie war
es nun, wie er fi*uher zum kleinen Kriege aufgemuntert liatte, den
die Bärger aus eignem Antriebe begonnen hatten, so jetzt zum
grtlsereu Kampfe die Seinen zu entflammen, zu einem Kampfe,
iem sie nicht ausweichen konnten, ohne ihre Ehre und Unab-
Ui^keit auf's Spiel zu setzen.
Gegen Plülipp und für Olyntli im Allgemeinen braiu^bte er
nicht zu reden, aber die ganze, si'hwere Bedeutung des Augenblicks
imd die Pflichten, welche derselbe den Bürgern auflegte, musste er
ihnen an das Herz legen. Seine olyntbischen Reden athmen den-
lelben Geist und ruhen auf denselben Grundsätzen, wie seine frü-
heren Staatsreden, al»er die Gröfse der Entscheidung, welche jetzt
voriag, gab ihnen noch höheren Schwung, noch mehr Nachdruck
und Gewissheit.
Denn jetzt, so denkt er mit freudiger Zuversicht, ist den Atlie-
nern jeder Vorwand genommen, ihre Pflicht zu versäumen. Am-
phipolis haben sie fallen lassen, Pydna, Methone, Potidaia, Pagasai
haben sie in Feindes Hand übergehen lassen; das eine Olynthos
ist noch übrig. Und diese Stadt, welche achtzig Jahre lang feind-
lich gewesen ist, der Vorort von 32 Städten, kommt nun aus freien
Stacken und sucht unsern Schutz. Das ist ein Ereigniss, welches
wie ein Glück der seltensten Art aus den Händen der (lottheit dar-
geboten wird. Denn es ist unmöglich, dass der unvermeidliche
Kampf zu geeigneterer Zeit aufgenommen werde. So lange Olynthos
atdit, ist den Athenern die Wahl gegeben, ob er an den Gränzen
Makedoniens ausgekämpft werden soll oder ob man Philipp an die
Mauem der Stadt herankommen lassen will. Von den Athenern
hingt es jetzt ab, ob ein Wendepunkt in ihrem Schicksale eintreten
aoll. Die Bevölkerung Thessaliens ist in voller Gährung; sie ist
gegen den König aufgebracht, der die pagasäischen Hafengetalle für
äch belialt und in Magnesia Befestigungen anlegt. Auch in dem
nördlichen Berglande ist seine Herrschaft nichts weniger als sieher.
Ea braucht sich nur in der Nähe Makedoniens eine bewafl*nete
Macht zu zeigen und die freiheitslustigen Päonier so wie die Illyrier
wvsrden "von Neuem ilu* Haupt erheben. Es muss also eine Ge-
600 DIE DREI OLT!<ITIIISCIIE?f
sandtschaft nach Olynthos gehen, um die nahende Hülfe anzumeldeD
und die dorüge Bürgerschaft zu erniuüiigen. Dann muss eine dop-
pelte Machl aufgestellt werden, die eine um die bedrohte Stadt n
schützen, die andere um das Gebiet des Königs anzugreifen and
denselben zu verhindern, seine Hülfskrafle gegen Olynthos za tct-
einigen. Aber, wie unsere Stadt jetzt ist, kann sie solchen Anfor-
derungen nicht genügen. An Mitteln fehlt es ihr nicht, aber in
Benutzung derseU)en ist sie gebunden. Sie muss sich also frd
macheu von den Fesseln, die sie sich selbst angelegt hat, indem sie
die IJeberschüsse ihrer Einnahme für die Festlichkeiten bestimnt
hat. Entweder müssen sie an die Kriegskasse zurückgehen, daim
sind die Kricgsmittel da, oder wir müssen Alle nach unserem Ver-
mögen einzahlen. Eins von beiden, ein drittes ist nicht möglidi«
denn Geld muss da sehi, der Krieg ist nothwendig, wenn Athoi
sich nicht aufgel)en will.
Erkenntniss der Zeitumstande war vorhanden, aber die Furcht
vor dem Allgewaltigen, welche bei der näheren BeschäfUgung mit
dem Kriege sich steigerte, beherrschte die Gemüther und lihnle
den guten Willen. Darum hielt Demosthenes um dieselbe Zeit eine
Ansprache an das Volk, welche namentlich den Zweck hatte, die
übertriebene Angst vor Philippos zu ermäfsigen. 'Der König', sigt
er, *ist durchaus nicht der Uuül^erwindliche, wie ihr ihn euch denkt
*\Vahre Macht muss auf anderen GnnuUagen ruhen. Er ist nichts
'als ein ehrgeiziger Ej^oist, mit welchem Keiner die Früchte d«
'Sieges Iheilt, darum hangt ihm weder das Volk an, welches unter
'den Kriegen nur leidet, ii(»cli der Kern des Adels. Denn er diildd
'keine selhstandigcn Persönlichkeiten in sehier Nähe. Die besten
'Offiziere entfernt er von sich, sein Hof ist ein Sammelort von
'Abenteurern und Trunkenbolden; die Bundesgenossen lauem mir
'auf eine Schlappe, um abzufaulen. Die ganze Macht ist bei äufserm
'Glänze hi sich morsch, und das wird zu Tage treten, sobald er in
'ernste, d. h. einheimische Kriege verwickelt wird, so wie bei einer
'Ki'anklieil des menschlichen Körpers auch die bis dahin verborp-
'nen Schwächen und Schäden zum Vorscheine treten. Philipps
*Glück ist kehl fest gegi'ündetes, weil es nicht auf Gerechtigkeit
'ruht, aber es ist darum kein zulälliges; denn es ist durch die tat-
'glaubliche Thätigkeit von seiner und die völlige Unthätigkeit vd
'unserer Seite zu Stande gekommen. VVenn es also die nothwrt-
'dige Folge unserer Saumseligkeil wai*, dass ein Besitzthum nad
REDEN DES DEM08THENES 107. 4; 319. 601
lern anderen verloren ging, so wird auch, wenn wir anfangen,
(luere Schuldigkeit zu Ihun, das Gegentheil eintreten und die
MVtter werden viel lieber uns als ihm zur Seite stehen*.
In ein etwas späteres Stadium der Verhandlungen scheint die
"itte Rede zu fallen. In ihr wird schon von den Olynthiern als
imdesgenossen gesprochen und es wird vorausgesetzt, dass Alle
Irin einverstanden sind, dass man handeln müsse. Ja, die Muth-
isigkeil ist bei den Volksrednern schon in das Gegentheil iimge-
diiagen; sie reden von der Züchtigung des Königs und s[)iegeln
es Bürgern siegreiche Erfolge vor, ohne ihnen die Mittel und
fege klar zu machen, die nothwendig sind, um nur keine Nieder-
igm zu erleiden. Schon dazu bedarf es eines entschiedenen Bruchs
oit dem gegenwärtigen Regierungssysteme.
*Denn jetzt', sagt Demos thenes, 'ist es dahin gekommen, dass
iBUi seinen Mitbürgern nicht einmal die Wahrheit sagen darf,
"riuie seinen Kopf nutzlos aufs Spiel zu setzen. Das muss anders
•werden. Darum beruft eine Gesetzgebungscommission, aber nicht
*im Gesetze zu geben, sondern um Gesetze aufzuheben, namentlich
*fa über die Kriegsgelder, welche jetzt an diejenigen Bürger ver-
"toäl werden, welche nicht in dan Krieg ziehen. Fordert aber
"■Ae Aufhebung von denselben Leuten, welche es gegeben haben.
"Born es ist unbillig, dass diese durch verderbliche Gesetze eure
*liebe gewinnen, während Andere das missliebige Geschäft über-
"idunen sollen, die schlechten Gesetze euren Neigungen ent^'cgen
*«■ beseitigen. Eine angenehme Aufgabe ist es nicht, den Mächligen
*iil der Stadt und zugleich euren eigenen Wünschen enlg(;genzutreten,
"■ter ich halte es für die Ptlicht eines rechtschalTenen Bürgers, das
'BeB der Stadt höher zu stellen als den Beifall der Zuhörer. So
^■lebten es auch die Männer, welche vor euren Vorfahren redeten,
^ Aristeides, Nikias, Perikles. Jetzt ist es anders. Jetzt habt ihr
IWdner, welche bei euch umhergehen und anfragen: Was wünscht
Ar? Womit können wir euch dienen? Was sollen wir bean-
hgen? Der Erfolg ist, dass Ixn euch Alles schmachvoll steht,
Nhrend jene alten Redner die Stadt grofs und herrlich gemacht
^tben. Eure Macht nach aufsen habt ihr eingebüfst und in der
Hadl seid ihr die Diener derer, welche sich auf eure Kosten be-
^äehem. Von ihnen lasst ihr euch durch vorgehaltene Festspendeu
^Uern, so dass ihr eure Schmach gar nicht erkennt; ja, ihr fühlt
Heh jenen Leuten, die für eure Schmausereieu sorgen, sogar noch
602 DIE OLYNTUISGUExN REDEN.
^zu grofseDi Danke verpflichtet, obgleich sie dies aus eurea MiUdi
Mhiin und zu eurem Verderben. Noch ist es Zeit Entsaigt der
Hhorichteii Einbildung, dass man das Unvereinbare vereinigeo köone,
^dass es möglich sei, die vorhandenen Geldmittel zu uimötliigai
^Aufwände zu verbrauchen und dann doch noch für das Nothwd-
Mige die Mittel zu haben, ihr niusst die Lage der Dinge klar er-
'kennen; ihr müsst eine Entscheidung treffen, der ihr nicht
'dem Wege gehen könnt. Wenn ilu* euch jetzt ermannt,
'Stadt >vüi*dig zu handehi, Kiiegsdienste zu thun und die
'Schüsse, die jetzt zur Vcrtheihmg kommen und Keinem einen nahiv
'Nutzen gewälu^en, für den Kiieg einzusetzen, dann könnt Ar,
'Athener, vielleicht noch ein grofses und herrliches Gut, die a«
'Erhebung der Vaterstadt, erreichen'.
So deckt Demosthenes mit schonungslosem Ernste die fiudei
Stellen des Gemeindelebens auf, ohne doch seine Forderungea a
hoch zu spannen; er tritt vielmehr den herrschenden Missbräacha
mit kluger Mäfsigung entgegen. Denn er will die Anspräche Ar
Bürger an die städtische Kasse gar nicht in Abrede stellen; er lo-
dert mir gewisse Gegenleistungen von Seiten des Bürgers und vir
dass man zwischen Kriegs- und Friedenszeiten einen Untenchie'
mache, in ruhigen Zeiten , meint er, da möge Jeder sein TU
zu Hause empfangen, sind aber Zeilen wie die gegenwärtigen, ii
müsse der rüstige Bürger für das, was er vom Staate empfängt
auch zum Schutze desselben mit seiner Person eintreten; wer abtf
über das Alter des Dienstes hinaus ist, der möge das, was gclLiB
werden muss, anordnen und beaufsichtigen helfen und für diese
Art öffentlicher Dienstleistung sein Theil erhalten. Es soll also ntf
Ordnung und gerechtes Verhaltniss dort eintreten, wo jetzt Willkir
und Zufall ist. Wie die Dienstleistungen der Reihe nach übemos-
men werden , so soll nach dem Mafse der Leistung auch das GcU
vertheilt werden. Den Thatigen gebührt es, aber nicht den FaulA
die zu Hause herumstelien und mit einander über die Waffenthalci
der Söldner schwatzen ^^'^).
Die di*ei olyntluschen Reden zeugen davon, wie DemostheBes
die Lage aaffasste und wie er sie l)enutzte, um seine Vaterstadt an»
ilu'er Erniedrigung aufzurichten. Sie bilden nur einen kldnei
Theil seiner Thäligkeit; er arbeitete unermüdlich au Alt und Jog
und hatte zum ersten Male die Genugthuung . auf die Politik iff
Athener bestimmend ehizuwirkeu. Olynthos wurde unter sehr
DER OLTNTHISCHE KRIEG 107. 4; 31 V«. 603
den Bedingungen in die attisdie Bundesgeuossenschaft aiifgononinien
■Dd dreifsig Schiffe, welche unler Chares vereinigt waren, nehsl
adit neu bemannten gingen nach der chalkidischen Halbinsel ab,
wo der Krieg schon in vollem Gange war (107, 4; 34%).
Philipp war der Ausbruch desselben in niehrfacber Beziehung
lehr unerwünscht. Bis jetzt war er immer gewohnt, zu Allem, was
vorging', seinerseits den Anstofs zu geben; jetzt sah er sich ge-
B5Üiigi, anderweitige Plane aufzugt;l>en, um einem plötzlichen Wider-
•lande zu begegnen. Er hatte erwartet, dass die chalkidischen Städte
lieh in die Stellung makedonischer (llientelstaaten willig fügen und
aDmählich in sein Herrschaftsgebiet übergehen würden. Die Er-
hebung von Oiynthos war ihm also ein sehr unwillkommenes Zei-
chen ¥on dem Unabhängigkeitssinue, welcher noch in den griechi-
aeben Gemeinden lebte und mächtig genug war, die Verstimmung
Olynthier gegen Atlien zu überwinden und die alten Feinde
sn ihn zu vereinigen. Oiynthos war noch immer ein getahrlicher
feind, eine Stadt von 10,000 Bürgern, welche ehie feste Lage hatte
md eine gute Heeresordnung; sie war der Nahe wegen im Stande,
jede günstige Gelegenheit abzupassen, und wenn ihr Bundesgebiet mit
meinen vielen Häfen Standquartier einer attischen Seemacht wurde, so
helle diese alle Vortheile, welche bis dabin der Köm'g vor den Athe-
nern voraus geliabt hatte, und jeder Erfolg auf ihrer Seite konnte
in den neu eroberten Landestheilen Erhebungen veranlassen ^^^).
Aber die Athener tliaten selbst im entscheidenden Augenblicke
Allee halb, und dadurch wiu^de auch das, was sie an Opfern brachten,
um&tz vergeudet. Es waren keine Bürger unter (chares ausge-
logen; eine Vermögenssteuer war in Vorschlag gebracht, al)er nicht
MUgefuhri; die Ueberschüsse wurden nach wie vor, als wenn tiefer
Frieden wäre, auf die Feste verwendet und die Regierung war trotz
aller Angriffe des Demosthenes stai-k genug, die Finanzreformen, welche
der Krieg forderte, als unnothige Neuerungen zu hintertreiben. Die
BAigerschaft war auch jetzt nicht einig, s(mdern in Parteien ge-
epalten. Jede Partei hatte ihren Wortführer, der sie leitete, ihren
FeUberm, den sie begünstigte, und einen Anhang gedankenlos zu-
elimniender Schreier. Ehie Partei war für Chares, die andere für
Charidemos. Gegen diese geschlossenen Parteien konnte ein ein-
■einer Redner nichts ausrichlen uiul das war das Unglück der
Sladt: wo Ordnung herrschen sollte, da war Willkür, und wo Frei-
heii eeia aoUle, iienrschte Zwang und Abhängigkeit.
604 DER FALL VON 0LTNTH08 108, 1; 84t.
Die Olyiithier schickten eine zweite Gesandtschaft nnd es gof
darauf eine zweite Hfilfssendiing ab, diesmal unter Charidenos, fa
vom Hellesponte aus den Bedrängten mit 4000 Mann leichter Traifn
und 150 Reitern Beistand leistete; es wurden gemeinsame SdcX-
Züge auf königlichem Gebiet gemacht und Gefangene eingrihndK,
darunter einige vornehme Makedonier.
Diese kleinen Yortheile verschwanden aber bald, als König PU-
lipp, aus Thessalien heimgekehrt, euien zweiten Feldzug erOflbele iii
nun vollen Ernst machte. Er nahm rasch einen Bundesort mA
dem anderen. Die meisten ergaben sich bei seiner AnnUimni.
andere wurden durch Verrath geöffnet. Die Olyntliier, in
Feldschlachten besiegt, versuchten den Weg der Verbandlang,
al)er schnöde zurückgewiesen; denn, so hiefs es jetzt, entwedff
mussten sie Olynthos oder König Philipp Makedonien riumen. Sit
mussten sich also zum letzten Kampfe rüsten. Ihre Bfauem wm
noch unversehrt, sie hatten die Seeseite noch frei und blickten ■-
verwandt nach den attischen Schiffen aus. Denn sie hatten ni
dritten Male nach Athen geschickt und diesmal hatten die Athair
in der That ein Aufgebot der Bürger beschlossen. Denn <bm
hatten die Olynthier nach den Erfahrungen, welche sie mit fa
Söldnern des Charidemos gemacht liattcn, ansdnicklich gebeM.
Alwr von 4000 ScIiwerbewafTneten kam nur die Hälfte unter Char»
zusauinien uud aucli sie kam zu spät. Man hatte sich in der ^i-
dcrstimdskraft der (ihalkidier getäuscht; die vielen eiiuelnen Städte
waren zu schwer zu vertheidigen , die Bürgerschaften mit ihiw
vielen nicht griocliischen Beshmdtlioilen inizuverlässig, auch durdi
rojipigkeil und thrakisclie Trunksucht entnervt. Man hatte aofsff-
dem auf längere Wirren in Thessalien gerechnet. Endlich t»ar ff
der Nordwind, der dienstfertige Bundesgenosse König Phili|»ps. dtf
um die Sommermittc die nalienden Schilfe von den. Küsten ffrt
hielt. Ehe sie herankamen, fiel Olynthos durch Verrath. Die beid«
Beilerführer Lastlicnes imd Euthykrates, dui*ch makedonisches GM
gewonnen, wussien es so einzurichten, dass bei einem Ausfalle dff
Belagerlen eine ansehnliche Abtheihnig der Reiterei durch die Sfa-
kedonier abgeschnitten und diesen zugleich der Eingang in die StaA
geöffnet wurde.
Philipp machle seine Drohung im vollsten Sinne wahr. Gb
Stnifgeridil von l>eispielloser Strenge sollte jeden üeberrest tob
hellenischem Freiheit«muth ersticken, der Brand der Stadt und ihrer
AÜFNAHUB DER OLYNTHtER 108, 1; 348. 605
BmdeMMle als schreckendes Warnmigszeichen zu allen Gestaden
t^iihft Arehipelagus hinüber leuchten. Ein ansehnlicher Theil der
^^^riediiflchen Nation wurde mit seinen Wohnsitzen vernichtet, un-
:': liWifee Bürger, welche bis dahin in Wohlstand gelebt hatten, wurden
I-flB landflüchtigen Bettlern. Und glücklich waren noch diejenigen,
irdche Leben und Freiheit retteten, im Vergleiche mit denen, welche,
..wie der gröfste Theil der Olynthicr, dem Sieger in die Hände fielen
^:lBld in die Sklaverei verkauft wurden, während ihre Habe in Flam-
aufging oder als Söldnerbeute verschleudert wurde. Das stolze
oOlynthos verschwand vom Erdboden, mit ihm 32 gewerbfleifsige
VBrirrhrnitfidtr Die Bergwerke wurden für den königlichen Schatz
^ -WÜler bestellt, sonst wurde die ganze Chalkidike >\iistes Land;
^ vollendet aber wurde die Schmach der Niederlage dadurch, dass
&^BUIenen, wie z. B. Anaxandrides^ (S. 531) und Satyros (S. 518)
I mUk dazu hergaben, das Siegesfest, welches der König in Dion ver-
^^^■staltete, durch ihre Künste zu verherrlichen, und nichts konnte
rWUBk den Verfall der Nation deutlicher bezeugen, als wenn er die
. <Bwechen bereitwiUig fand, aus dem Unglücke der chalkidischen
^^Bttdte Vortheü zu ziehen, wenn sie sich nicht schämten, Landgüter
^- Mid Kostbarkeiten anzunehmen, ja wenn man Griechen mit einem
|':4BflAdge gebundener Frauen und Kinder, die sie des Ueberwinders
V ^n — ^ verdankten, von der Statte des Unglücks heimkehren sah.
Freilich empörte ein solcher Anblick alle edleren Gemüther
es sprach sich, nachdem der erste, lähmende Schreckensein-
r ^Inick vorüber war, Mitgefühl und Hülfsbereitschatl an vielen Orten
WU^ am meisten in der Stadt, welche am nächsten betheiligt war
': wad die nach langer Fehde sich in letzter Stunde mit Olynlhos ver-
: Itedet hatte, das seit dem Kmp(»rsteigen der makedonischen Macht
JB Athen seine einzige Stütze hätte erkennen sollen. Sein Unter-
" gmg war ein furchtbares Strafgericht für die Eifersucht hellenischer
'~ SMdle. Aber auch Athen musste jetzt von ähnlichem Schamgefühl
ergriffen werden, wie einst bei dem L^ntergange von Miletos und
Phtaiai, die ebenfalls in ihren Hoffnungen auf Athen so bitter ge-
liotdil worden waren! Auch jetzt blieb den Athenern nichts übrig,
ab das Unglück der Einzelnen nach Kräften zu lindern. Die Fluch-
ügm wurden, wie die Platäer, als Scliutzbürger der Stadt aufge-
■MDmen, die Gerichte verurteilten diejenigen Bürger, welche ge-
ItBgene Olynthierinnen misshandelten, und der Fluch der Gemeinde
ttfiDg über die beiden Verräther der Stadt "'^).
006 EURIJLOS l?ID AISCUINB8.
Der Untergang von Olynthos \%'ar eine neue Niederlage för
AUien, und man soUle erwarten, dass damit zugleich die national
Gesinnten, die den Krieg betrieben hatten, eine Niederlage erliUM
und die Gegner derselben unbedingter als zuvor in der Stadt 9^
herrscht hatten. Das war aber [nicht der Fall. Die Bürgerschaft
war durch die grofsen Ereignisse aufgerüttelt und Demosthenes
hatte während derselben eine ganz andere Stellung gewoonen. Er
wurde nicht für die vergebhchen Opfer und Anstrengungen verant-
wortlich gemacht, man fühlte, dass das MissUngen nur eine Recht-
fertigung sehier Ansichten sei, und wie tief seine Worte einge-
drungen waren, geht daraus am deutlichsten hervor, dass die von
ihm so rücksichtslos angegriffene Regierungspartei sidi jetzt ver-
anlasst sah, ihre PoUtik der des Demosthenes anzunähern.
Eubulos hatte zwar immer Ehre und Eigenthum des Staals
gesichert wissen wollen; er halte auch immer einen Theil der Uebov
Schüsse auf Flotte und Kriegshäfen verwendet; er war nicht phi-
lippisch gesinnt, aber er glaubte, man müsse sich auf die
digung des Eigenen beschränken, niclit reizen, nicht
vorgehen. Jetzt al)er ermannte er sich zu einer kräftigeren Slaali*
leitung. Als wenn ihm plötzlich die Augen aufgegangen wiffi,
sah er nun die drohende Wolke, auf welche Demosthenes so hnp
hingewiesen hatte, und erkannte nun auch seinei*seits die Notb-
wendigkeit, dass die Sladl aus ihrer abwartenden Unthätigkeit her-
austrete, Hundesgenossen an sich ziehe und an der Spitze gleich^
sinnter Staaten dem Feinde des Vaterlandes entgegentrete. Bei drf
grofsen Flauheit und Unbestinuntheit seiner pohtisclien Aiisichtm
wurde ihm eine solche Schwenkung nicht schwer; auch fand er
unter seinen Anhängern Leute genug, welche hereitwilUg ihw
Kräfte aufboten, um bei dieser Gelegenheit den bisherigen Wort-
führer der nationalen Politik zu beseitigen. Namentlich hatte er
einen Mann zur Seite, welcher mehr als alle anderen Zeitgenossea
dem Demosthenes als Redner gewachsen, an manchen Rednergabe
alHir, welche beim Volke von grofser Wirkung waren, besonders «
einschmeichelnder Annmth der Person und Wohlklang des Orgaofi.
ihm entschieden überlegen war. Dies war Aiscliines, des Atron»-
tos Sohn.
Er stammte aus einer altbfu-gerlichen , aber während des pe-
loponnesischen Kriegs heruntergekommenen Familie, welche dadurch
unstät geworden und zu abenteuerlichen Hantierungen gebracht
AISGHmBS LEBENSUMSTÄNDE. 607
worden war. Der Vater hatte sich eine Zeitlang in ausländischem
Soiddiensle henimgetriehen und dann eine Elementarschule in Athen
aagdegt, die Nutter soll hei fremden Geheimdiensten, welche da-
■Hds sehr in Mode waren (S. 56), die Stelle einer Priesterin ver-
leben und den Aberglauben des Haufens gewerbmufsig ausgebeutet
kiben. Die unruhige Betriebsamkeit war auf die Söhne fiberge-
guigen, welche durch geschmeidiges Wesen und mancherlei Talente
lieh alle drei zu bedeutenden Verbindungen imd einflussreichen
8lellnngen heraufzuarbeiten wussten. Das war das volle Gegentheil
fon der Lebensstellung des Demosthenes, der sich ihnen mit dem
imzen Stoke des erbgesessenen ßurgerstandes gegenüberstellt, in-
dem er nicht so wohl die einzelnen Berufsarten des Vaters und
der Bruder des Aischines ehrenrührig ündet, als vielmehr das un-
ndiige Umherfahren, den steten Wechsel, den Mangel an Würde,
die Abhängigkeit von Parteiführern und vor allem die alleinige Rück-
flidit auf äufseres Fortkonmien, welche bei ihrer ganzen Thätigkeit
anfsgebend war. Am buntesten war das Leben des Aischines selbst.
fidboren um 97, 2 ; 390 begann er zuerst in des Vaters Schulstube
flidi durch Tintereibeu und Bankscheuern um die Menschheit ver-
dient zu machen; dann diente er im Felde, bei Mantineia und in
Snboia, von wo er die Botschaft vom Siege des Phokion (S. 592)
tiierbringen durfte; dann fungirte er als Schreiber bei allerlei Dn-
lerbehörden, wo er sich als 'Aktenhocker' Routine erwarb und vom
Kopisten zu Redaktionsgeschäften aufstieg. Aber er fühlte sich zu
Höherem berufen und weiterer Anerkennung bedürftig. Er war
ein Schöngeist und folgte dem Zuge, der ihn auf die Bühne rief.
Er Termiethete sich an herumziehende Protagonisten oder Schau-
qpiddirektoren (S. 528), bis er sich von Neuem in das Staatsleben
warf, und nun aus den früheren Subalternstellungen rasch zu höhe-
ren Posten emporstieg. Er wurde mehrmals zum Staatssclu^eiber
erwihlt und zwar durch den Eintluss der all vermögenden Partei-
Unpter, denen er sich dienstbereit anschloss, erst dem Aristophon
md dann dem Eubiüos. In diesen Zeiten, wo alle Macht in den
Htoden wohl organisirter Parteigenossenschaften lag (S. 476, 603),
nar e8 möglich durch Gewandtheit und servile Geschäftigkeit die
Gnnat der Machthaber zu gewirnien und auch ohne eine ])edeu-
tOMle Persönlichkeit glänzenden Erfolg in der Bewerbung um die
Ehrenimter der Republik zu haben. So wurden die Brüder des
Äiffhiff— Feldherm und Gesandte, und er selbst der Vertraute
608 AISGHINES DER REDNER.
des Euhulos, Redner und Staatslenker. Auch als Redner war er
das reine Gegentlieil des Demos tlienes; denn seine Beredtsamkol
beruhte nicht auf ernsten Studien, sondern auf glücklicher Geisl»-
gegenwail und natürlicher Gewandtheit, welche durch Phanta«,
lebhaftes Gefulü, feinen Verstand und grofse Uebung des Vortnp
unterstutzt wurde. Er ist immer Schauspieler geblieben, wekbff
die Saclic, die er vertrat, als eine Rolle auffasste, bei der er sein Ge-
schick zu zeigen und sein Interesse wahi^zunehmen hatte.
So schloss er sich der Politik des Eubulos auch jetit am m
lieber an, da sie ihm die willkommenste Gelegenheit zu glänzenda
Reden darbot. Nun konnte auch er Phihppiken lialten und mit
grofsem Pathos von dem Berufe reden, weichen die Stadt Atbei
von ihren Vorfahren empfangen lial>e. Wie zur Zeit der Per-
serkriege müsse sie auch jetzt zum bevorstehenden Kampfe lir
Herd und Freiheit die Volkskrätte sammeln und ordnen. Im Peb-
j)onnese sei eine günstige Stimmung; hier müsse man einen Ai-
hang bilden, eine starke i^atriotenparlei, ehe es Philipp gelinge, die
kleineren Staaten auf seine Seite zu ziehen. Er redete wie cii
Prophet und that nicht anders, als wenn er den argen Landesfieiirf
zueilst aufgefunden hätte. Man müsse die Bundesgenossen zu eiaa
Congi^esse berufen und so die Stadt Athen wieder wie in alki
Tagen zu einem Mitlelpunkte des freien und freiheitslieltenden Grit-
rhenlundes machen.
Die Congresspolitik war im Grunde nichts als eine ab^
schwächte Politik des Demosthenes. Man wollte den Aufscln^iioit
i\eAi er hervorgerufen, für sich ausbeulen; man wollte seine G^
Sichtspunkte sich aneignen, aber ohne ihre unbequemen Folgeninpi:
man wollte die Behaglichkeit eubulischer Zustande nicht ohne Wei-
teres aufgeben und anstatt durch persöidichen Dienst und GeldopliEr
einstweilen durch Reden und Verhandlungen den Ruhm der Voneü
zu erneuern suchen. Die Bürgerschaft gab sich dieser Täuschiof
natürlich gerne hin und unter grofsen Erwartungen gingen G^
sandte nach den verschiedensten Gegenden von Hellas, wie zurW
des Themislokles. Aischines begab sich nach Megalopolis und eiferte
daselbst gegen alle Verrather, welche es mit dem Barbarenkufiip
hielten; ja, man forderte nun von denselben Gemeinden, wekbf
man, wo es galt, im Stiche gelassen hatte (S. 579), Vertrauen vsi
Anschluss an Athen als die zur Leitung der nationalen Angelepi*
heiten berufene Grofsmacht. in Athen selbst wurden in Folge ^
PHRTNON VND ETESIPHON REI PHILIPP. 609
ersten Schreckens äl>er den Fall von Olynthos ernsthafte Rüstungen
gemacht Die Stadt schien jetzt der Rache des Königs schutzlos
megesetzt zu sein; die Ringmauer wurde ausgehessert , der Cher-
MMnies gesichert, die Beaufsichtigung des Meers verschärft ^^^).
Indessen war diese kriegerische Stimmung keine allgemeine
«nd durchgreifende. Vielmehr hatten sich schon während des Kam-
pfes um Olynthos die ersten Kundgebungen einer augenblicklich
xnrückgedrängten , aber doch schon stark angewachsenen Friedens-
•ehnencht gezeigt, und diese Stimmung war durch eine ganz he-
Mindere Veranlassung zum Ausdruck gekommen.
Ein Bürger von Athen, Namens Phrynon, war nämlich während
top Zeit des olympischen Festes (108, 1; 348) von makedonischen
Kapern aufgebracht und dann für ein Losegeld frei gelassen worden.
Fhrynon glaubte nun, weil seine Gefangennehnnmg eine Verletzung
de« Gottesfriedens war, Wiedererstattung des Losegelds beanspruchen
n können, und ging die Bürgerschaft an, seinen Anspruch anzu-
' eikeimen und seiner Sache sich anzunehmen. Dergleichen persön-
fche Interessen pflegte man in Athen inmier mit besonderer Gunst
n behandeln, und so wurde auch diese Angelegenheit mitten im
Iriege wichtig genug befunden, um deswegen einen Abgeordneten
n das makedonische Heerlager zu entsenden.
Dem Könige war diese Sendimg sehr willkommen. Es war
Am erwünscht, sich als einen Fürsten angesehen zu wissen,
out welchem man nach hellenischen) Bnndesrechte verhandele; er
hitte eine unvergleichliche Gelegenheit, durch Nachgiebigkeit ui
ftncr für ihn gänzlich iMjdeutungsIoseii Angelegenheit den Groi's-
IB&thigen zu spielen und sehie Achtmig vor den nationalen Satzungen
^ bezeugen; er sah endlich mit Wohlgefallen, welche kleinlichen
Kngc die Athener beschäftigten, während sie drohender als je zuvor
Sffl) entgegenzutreten schienen. Es war aber eine besondere Stärke
^ Königs, geringfügige Vorlalle dieser Art zu benutzen, um ange-
*diene Manner sich zu verpflichten und mitten im Kriegslager (Ue
^Q)8cheinbaren Fäden anzuspinnen, welche w seiner weiteren Ab-
sichten wegen in den Händen zu haben wünsch<Mi musste.
Wie er es beabsichtigte, so kehrten IMnynon und Ktesiphon, der
^*Caandte, höchst befriedigt aus dem Kriegslager zurück und l)erichte-
Uitk in der Bürgerschaft von der grofsen Zuvorkommenheit, mit der sie
^On dem Könige behandelt worden wären. Er sei nichts weniger als
CorlBW» Or. OMth. HU 3^J
610 BEIDERSEITIGB FRIEDENS WPNSGBE.
ein solcher Wütherich und Barliar, wie man ihn auf der Rednerbälne
auszumalen pflege, sondern gelullig, leutselig und helletiisdier Sitle
zugethan. Der Eindruck, den sie selbst empfangen, theilte sich iu
Hürgerschnft mil und die Stimmung war so, dass Phitokrales, Eümt
von denen, welche sich am frühesten mit dem makedonischen Hole
eingelassen hatten, sofort den Antrag stellen konnte, man solle 4m
Könige, falls er die Absicht hege Frieden zu schlieDsen, die Sei-
dung eines Herolds gestatten. Das ging gegen einen früheren Be-
schluss, der nach dein Beispiele älterer Zeiten jede Verhandlung wk
dem Landesfeinde ver[)önt hatte. Der Antrag wurde angenomiDeii,
und wenn er auch einstweilen ohne Folgen blieb, so war doch der
Weg gebahnt und Philip])os hatte durch seine Parteigänger in AÜmi
festen Fufs gefasst.
Wenn also schon während des Kriegs eine dem Frieden pt-
neigte Stimmung sich Bahn brach, wie viel mehr nach demselhei!
Der König hatte nun alle Küsten und Ilafenplatze Thrakiens toI-
ständig in seiner Hand; widerstandslos zogen seine Heere von dd
Südrandc Thessaliens bis an den Hellespont und Bosporos. Vai
also die Athener von überseeischen Besitzungen noch übrig hattdt
war nun unmittelbar gefTüa*det und, wenn der Krieg fortdauerte,
welche Mittel hatte man zu ihrer Sicherstellung, nachdem der ewBft
Bundesgenosse gefallen war? Auch in Betreff von Amphipolis ke
ruhte ja die einzige Hofl'nung darauf, dass man den AnsprüclKii
Athens durch friedliche Verständigung bei Philippos Geltung n
verschaffen suchte.
Dem Könige, das wnsstc man, lag nichts an Fortsetzung dr^
Kriegs; die Küsten seines Beichs litten schwer darunter, die Hm-
delsmm'ine koinite sich nicht entfalten, der Wohlstand nicht p-
deihen. Zu Lande iülilte Philipp sich nicht minder durch Atbei
])ehindert; denn er mnsste sich durch einen Friedensschluss fir
Miltelgriechenland freie Hand zu schaffen suchen. Endlich lag ib*
viel daran, sich mit den Athenern in bundesfreundliche Beziehing
zu setzen, >\eil ihr Vorhalten auch' für andere Hellenen, weWif
noch seine Annäherung scheuten, mafsgebend war. Unter diesen
Umständen konnte man den Abschluss eines l»illigen Friedens ßf
möglich halten und auch die eifrigsten Patrioten fassten ihn enut-
haft in's Auge.
So seltsam hatten sich die Parteien verscliobcn. Währwi
Eubidos und Aischines für den Krieg eiferten, unterstützte Be»»-
GESANDTSCHAFT NACH PRLLA 108. 2; 346. 611
mes den Aotrag des Pliilokrales und erklarte es für eine Thor-
:, sich zu uuauf hurlicher Fehde zu verptlichten. Er war auch
t der Einzige, welcher eine feste Politik verfolgte. Er erkannte,
ft unter jetzigen Verhältnissen Athen hei Fortsetzung des Kriegs
' Terlieren könne und dass es hei seiner jetzigen Erschöpfung
igend einer Zeit der Waflenruhe hedürfe, um neue Kräfte zu
imeln und eine Bundesgenossenscliafl zu hilden, welche während
Kriegs nicht zu Stande kommen koimte.
Die makedonisch Gesinnten nährten die Friedensstimmung und
rden von dem Könige kräftigst unterstutzt, als man ihm wieder
i Gelegenheit zu einer Gunsthezeugung gewährte. Es handelte
I um das Schicksal der Athener, welche in Olynthos gefangen
ommen waren. Aristodemos der Schauspieler wurde in dieser
jelegenheit nach Makedonien geschickt; und da er sowohl wie
ohne Weiteres entlassenen Athener einstimmig den dringenden
insch des Königs Itezeugten, die Feindschaft mit Athen in Frieden
I Bandesgenossenschaft zu verwandeln, so that Philokrates in
lem wohl überlegten Yeifahren den zweiten Schritt und hean-
|te die Absendung einer Gesandtschaft, durch welche der König
{gefordert werden sollte, Bevollmächtigte nach Athen zu schicken,
. mit der Stadt zu verhandeln. Hier standen nun zum ersten
le Leute der verschiedensten Parteistandpunkte zusammen; denn
ik Eubulos war von seiner nicht zu ernsthaft gemeinten Kriegs-
itik wieder zurüdigekommen und trat für Philokrates auf. Unter
gemeiner Billigung und frohen Aussichten wurde im Februar 346
e Gesandtschaft von zelm Männern ernannt, darunter Philokrates
Antragsteller, Aristodemos, Phrynon, Aischines und auf Philo-
ile«' Vorschlag auch Demosthenes. Der Elfte war ein Vertreter
; attischen Bundesraths, Aglaokreon aus Tonedos; denn es schien
' Würde der Stadt wie den Interessen der Bundesgenossen eut-
echend, dass sie nicht als einzelne Stadt, sondern als Vorort
er Bundesgenossen verhandle.
.. Aufträge von bestimmter Fassung konnten den Gesandten nicht
Igetgeben werden, denn sie sollten ja nur die Absichten des Kö-
B auskundschaften. Darüber aber waren alle aufrichtigen Staats-
uner in Athen einig, dass an einen ehrlichen Frieden nicht zu
ikea sei, wenn nicht der König seinem Versprechen gemäfs Am-
pdia herausgebe und für den gegenwärtigen Besitzstand, na-
Btlich im Chersonnes, Bürgschaft leiste ^^^).
39*
61:2 DEMOSTHENßS TNI) AISCHINES IN PKLLA.
Filr Konig Pliiiipp war es ein Tniimph, welcher ?iele Feldiflfie
aufwog, als er die attische Gesanrltschafl in Pella empßog, dem
Zusanimenselzung ihm schon cleiitlich hezeugte, dass das Friedeai-
hedfirfniss alle Parteien vereinigte und seine schroffsteu Gfgier ii
sein Hotlager i'fihrt«. Er halte sie jetzt auf einem Felde vor sieh,
wo er ihnen noch viel ri]>erlegener war als im I^nd- oder See-
kriege.
Er ]iörte die Heden der Gesandten, eine nach der andern,
mit Wohlwollen an. Die ausführlichste und wohlgesetJElesle war 4ie
des Aischines, der vor Deniosthenes, dem jüngsten und tetzlen dfr
Gesandten, sprach; Deniosthenes soll in Stocken gerathen und eal-
lich trotz des Zuredens des Königs verstummt sein, wie AischiDH
lierichtet, ohne Zweifel ühertreiliend. Es ist aber wohl zu denkn»
dass Deniosthenes hei der von Hause aus ihm anhangenden Unbe-
holfenheit sich in der durchaus fremden Umgehung verwirrt fohlk.
Er war hei seiner leidenschafXliclien Natur für diplomatische Kuul-
reden wenig geschaflen und mufste sich aiifseHem vor dem FArstai,
den er so heftig angegriifen hatte, in einer besonders peinüdMi
Lage fühlen. Wenn endlich Aischines, um sich auf Kosten Andoir
zu erliehen, die Gegenstände ))ehandelte, welche er verabredefer
Mafsen seinem Nachredner überlassen sollte, so liegreifl es flck
wohl, wenn Deniosthenes hei dieser Audienz keine Gelegenheit faiii
seine lleduerkunst zu bewahren.
Dem Könige mussten aher auch die Phrasen des Aischines sdr
lächerlich sein, wenn derseihe in die Zeiten des Theseus zinröck-
ging, um Athens Ans[)rrK*he auf Ampliii)olis zu erweisen, als «eil
es sich um Erhschaflsstreitigkeiten handele, die aus FaroiUenpapieRi
zu Schlichleu waren. Er liefs aher seine wahre Stimmung lidrt
hervorlreten, sondern beantwortete auf's huldvollste die gehört*
Reden und freute sich des ülMMTaschendeii Eindrucks, welchen &
Gewandtheit seiner Erwiederung unverkennbar auf Alle marhl&
Was die Sache betrilfl, so erklärte er milde alier fest, dass er ia
Interesse seines lleichs Platze wie Amphi})olis und Potidaia nickl
aufgeben köime; den gegenwartigen SUuid der l)eiderseitigeD ^
Sitzungen sei er gerne bereit als Friedensbasis anzuerkennen, vd
schlielslich stellte er den Athenern von dem wirklichen Absrfaliiff
einer Bundesgenossenschatt die gröfslen Vortheile in Aussiebt
Wer den Dericht der heimkehrenden Gesandten anhörte, ^
musste es hald klar werden, wie treilHch IMiilippos die ganze 3fesi*
\
TERHAM>LU?rGE.N DER BÜRGERSCHArT. 613
H seinen Gunsten ausgcbeutel habe. Philokrates und Aisehines
mren entschiedene Parteigänger des Königs geworden. Sie stell-
m Alles im erfreulichsten Lichte dar und wurden nicht niude,
Iure Aufnahme bei Hofe zu rühmen. Der grimmige Landesfeind
rar 2U einem uneigcnnfazigen Freund und WohlthAter, der Barbar
u einem vollkommenen Hellenen geworden. Demosthenes allein
lehaaptete eine würdige Haltung.
Ihni war es ein Lebensl)edürfniss, Alles, was er vornahm, mit
iidleni Ernste zu l>etrciben, und darum arbeitete er von dem Au-
gmUicke an, da er nach seiner besten Ueberzeugung von der Fort-
eisung eines hoffnungslosen Kriegs abrathen musste, mit ganzem
Eifcr für das Zustandekommen des Friedens. Es kam ihm Alles
lamuf an, dass er bald zu Stande kounne, damit durch den festen
ÜMcbluss desselben auch dem Kon ige die Hände gebunden und
Üe Gelegenheiten zu ferneren Einmischungen genommen würden.
Iwiiin hatte er die Absend ung der Gesandtschaft möglichst beeilt;
knnn trat er jetzt dem eitlen Gerede über Phitipi)'s Persönlichkeit
ilrmg entgegen; er verlangte, dass man nur die Sache im Auge
Ükeo solle, und that Alles, dass für den Empfang der angemeldet
Uta Gesandten und die rasche Erledigung der Geschäfte das iNöthige
perbereitet werde "^),
Zum Feste der Dionysien kamen die Gesandten. Phihpp hatte,
den Athenern eine Artigkeit zu erweisen, Männer ersten Rangs
wählt, Eurylochos, und dann seine beiden vertrautesten, im
Bride wie im Rath }>ewährtesteu Genossen, Antipatros und Parme-
■MO. Demostlienes sorgte für ihren Empfang; es sollte in änfseren
Birmeo nichts versäumt werden, um die den Athenern erwiesene
Girtfreundschaft in würdiger Weise zu erwiedern. Dann folgten die
QUicheidenden Verhandlungen in der Rürgerschaft am 18. und 19.
Bhfhebcrilon (Apr. 15. 16). Sie waren bewegter, als die iMake-
4iaier nach ihrem ersten Eindrucke von der Stimmung Athens
Bitten erwarten können, die königliche Botschaft wirkte nicht l»e-
Ufedigend. Und wie konnte es anders sein?
II .' FreilicJi klang sie sehr hiddvoll. Der mächtige Konig sprach
Vitriich den Wunsch aus, mit den Athenern einen Frieden abzu-
'Ckliellien, in welchem heide Staaten mit ihren beiderseitigen Buii-
'^•geuotsen sich den gegenwärtigen Bestand ihrer Territorien ver-
'^d^n und zugleich WaOenhulfe gegen je<le Anfeindung gelobten.
* fdle sofort freier Verkehr eintreten, die Sicherung des Meers
614 ÜRER DRtV FRIEDRX APR. 15, 346 (10S, f).
den Athenern vorbehalten sein und jeder Seeraub treibende Stnt
als gemeinsamer Feind behandelt wenlen. NSlier angesehen, mr
aber diese Botschaft schon ilirem klaren WortUiute nach die on-
günsligste Grundlage der Vei*eiubaruiig. Denn für einen Staat,
welcher seit zehn Jahren imnieifort verloren hatte, war die staats-
rechtliche Anerkennung des gegenwärtigen Besitzstandes nichts An-
deres als das volle EingesUuidniss der Niederlage, für Philipp aber,
der mit List untl Gewalt die Athener aller Orten übenrortbeDt
hatte, der reine Sieg, uiul es war im Grunde nichts als ein Utlmr
Hohn, wenn solche Bedingungen, wie sie der Sieger dem Besifgtfm
vorschreibt, in die Form eines vom Sieger gewünschten Frennd—
Schaftsbundes eingekleidet wunlen. Denn auch die Yortheile des
freien Verkehrs kamen vorzugsweise den makedonischen Kost«»-
Städten zu Gute, welche unter der Handelssperre am meisten litten,
und die scheinbar ehren<1e Anerkennung der den Athenern geböb-
renden Seehorrschafl war ja iui Grunde nichts als eine drückendp
Verpflichtung, welche sie für Makedonien übernehmen sollten. AUm
Günstige beschränkte sich also darauf, <1as8 Philip[K)s sich verplM
lete, den Atheneni ihre jetzigen Besitzungen zu lassen, natmW
so lange es ihm gefallig war den Vertrag zu halten.
Es erhob sich daher ein lebhafter Widerspruch, als Plüfoknto
diese Botschaft als Grundlage des Friedens vorlegte nnd zar If
nähme empfalil. Die Kraft des Widerspruchs wurde aber von Ai-
fang an dadurch gelälinit, dass an jener Vorlage nicht geritrt
werden konnte; sie stand unverrückt fest; ein Gegenantrag wr
nicht möglich; man hatte also nur die Wahl, auf die«* Bf-
dingungeii hin die ersehnt«» Friedensruhe zu erreichen, oder M-
mittelbar in einen lieft igeren Krieg sich hineinzustürzen und i«v
ohne Bundesgenossen gegen einen ül)ennächtigen Feind, wftt*
nichts abhalten k(mnte, (hirch Eroberung des Chersonneses Alkv
den Todesstofs zu geben, gegen einen Feind, der eben g«w?t
hatti.% wie er den Trotz sein(T (iegner zu strafen vermöge.
Deshalb konnten die Stimmen leidenschaftlicher Patrioten, wkb^
alh; V<.*rhaiul1ungen auf soh-her (rrundlage kui*zweg abgebivhn
wissen wollten, keinen Eindruck machen. Etwas Anderes wir«.
wenn man vielleicht durch eine Aendorung an der Fassung. wHA*
Philokrates seiner Vorlage geg(»ben hafte, etwas für die Ehre *t
Stadt und zu ihrem Vortheile gewinnen konnte. Philokrates tottf
nämlich eine Klausel geniaclit , wodurch von den Bundesgeno^sff
DER RESCHLUSS DES BUNDESRATHS. 615
ihoiB, auf welche der Frieden ausgedehnt werden s(dlle, zwei aus-
rtcklich ausgenonimen wurden, nämlich die Einwohner von Halos
I Thessalien am pagasäischen Meerhusen und die Phokeer. Jene
arai im Kriege mit Philippos, diese mit Thehen.
Natürlich war diese Klausel in makedonischem Sinne und
jdirage gemacht, aher sie stand nicht in der könighchen Botschaft,
ieriialb hatte man hier freiere Hand, und hier grifl' nun Demosthenes
I die Verhandlungen ein, um die Vorlage des Philokrates zu he-
inpfen. Dabei kam ilmi ein Besclüuss der Abgeordneten des atli-
oben Seebundes zu Statten, welcher der Bruderschaft Vollmaclit
ib, auch für die Bundesgenossen mit Philipp Frieden zu schhefsen,
kv mit dem Zusätze, dass eine Frist von drei Monaten anberaumt
«den möge, in welcher auch den anderen hellenischen Gemeinden
er Beitritt zum Frieden oflen stehen sollte.
Diese Forderung berulite auf einer sehr verständigen Beur-
iug der Verhältnisse, und man kommt leicht auf den Gedanken,
MS Demosthenes bei Abfassung dieses Beschlusses betheiligt ge-
aieD seL Nur so war ein ehrlicher und dauerhafter Frieden niög-
sh, der nicht jeden Augenblick von Phihppos in Frage gestellt
trden konnte. So trat Athen wieder in seinen Beruf ein, für
dhs Sorge zu tragen, und seine gegenwärtigen Bundesgenossen
Iren ihrer Rechte und Freiheiten um so sicherer, je mehr Blit-
ieder sich dem Frieden anschlössen. Mytilene hatte sich so eben
Q feinen Tyrannen frei gemacht und den Bund mit Atlien er-
iot. Wenn dies Nachfolge fand, so konnte sich dem nordischen
khe gegenüber wieder ein achtunggebietender liellenenbund bilden
i der Vertrag mit König PliiUpp eine nationale Bedeutung er-
teil. Diesen Beschluss der Bundesgenossen empfahl also Demo-
enes seinen Mitbürgern als Grundlage des Friedens; die Bürger
annlen, dass so allein der Ehre der Stadt genügt und ein wirk-
ler Frieden erreicht wcixle, und nur <ler einbrechende Abend
binderte, dass in diesem Sinne sofort (;in Beschluss gefasst
rde*").
Am nftchsten Tage, der die wichtige Frage zur Entscheidnng
Igen sollte, herrschte dieselbe Stimmung. Demosthenes erneuerte
le YoTBchiäge und die Bürgerschaft war so ent^n^hieden gegen
I bedingungslose Annahme <ler philokratischen Vorlage, dass der
leber derselben V(»r Lärm und Zischen gar nicht zu Worte kommen
nte. Damit drohte nun aber das ganze Friedenswerk zu schei-
616 ZWEITE VRRHAMDLD?iG APR. 16, S46 (108, S).
lern, denn die Makedonier erklarten, an dem Antrage des PUt-
krates als alleiniger Grundlage unbedingt festhalten zu müssoi; m
sahen sehr wohl ein, dass ihr KOnig durch den Znsatzparagrapbei
wesentlich mehr gebunden werde und dass er, falls derselbe ^neb-
inigl werde, nicht anders als durch ofTenen Friedenäbmch weilm
Kriegsplanc in Hellas ausführen könne. Nur \m redlichen Tnt-
densabsichlen hatl^; er mit dem Vorschlage des Demosthenes cü-
verslanden sein können. Unter diesen Umstanden musste die Frie-
denspartei in der zweiten Versammlung die schwierige Aufgabe aif
sich nehmen, die Bürgei^scliafl umzustimmen, und da Phüoknta
kein Gehör fand, kam die Reihe an Aiscliines.
Er galt noch für einen Gesinnungsgenossen des DemoslbeM^
ja er hatte diesen auf der Reise nach Pella aufgefordert, mit ilm
gemeinschaftlich die anderen, in ihrem Verhältnisse zu Makedomea
weniger zuverlässigen Mitglieder der Gesandtschaft zu controliren.
Er hatte auch am ersten Tage lebhaft gegen Philokrates geredeL
'Niemals', hatte er gesagt, 'so lange noch ein Athener übrig if(
'werde ich zur Annahme eines solchen Friedens ratlien', dabei akr
doch die Nothwendigkeit des Fiiedensscblusses energisch beUai
Jetzt liefs er den Widerspruch fallen und ging in höchst gescUct
ter Weise zur unbedingten Friedensempfehlung über. Man sob.
sagte er jetzt, nicht nur die Gröfse der Voifahren nachahmen, wi-
dern auch ihre Felder vermeiden. Dui*ch unbesonnene Volksrete
seien <lie Athener nach Synikus getrieben worden. Besonucue Er-
wägung des den Umständen nach En'eichbaren sei .allein im Slaade,
den Staat in gefuhrlichen Ligen zu retten.
Dem Antrage auf Berücksichtigung der noch nicht l>eigetreleun
Hellenen wusste der schlaue Redner einen solchen x\nstrich u
geben, als wenn darin eine unverständige Schwäche und UosfUh
stän<ligkeit sich zeige. Athen sei vollkommen fi'ei; von Keiom
unterstützt, brauche es auch auf Keinen Rücksicht zu nehmen uni
seine EntschHefsungen über Krieg und Frieden solle es nicht von
der Zuistimmung Anderer abhängig niachen. Aischines unterstüUtf
diese Sophistik, welche (He nationale Politik als eine unfreie und
dagegen einen feigen Particuhu'ismns als die allein würdige Politik
darzustellen wussic, mit der ganzen Krat1 seiner Reretltsamkeit.
Er musste den Makedonien! an diesem Tage eine Prol>e seiae»
Einflusses gelten; der Ruf patriotischer Gesinnung kam ihm dabei
zu Gute, besonders aber die Lage der Dinge. Der Frieden, nach
ANNAHME DES FBIEDENS 108, 2; 846. APR. 1^. 617
den Alles verlangte, war oline Büiiüniss nicht zu erreichen; eben
M wenig für noch hinzutretende Gemeinden und t\lr die Pliokeer
oimes Bündnisä. Philippos war der allein und von Allen Gefürch-
tele. In seinen Händen waren noch die attischen (lefangenen,
derai Leben gefährdet war, wenn der Frieden nicht zu Stande kam.
So ist es kein Wunder, dass sich die Bürger allmfddich der unbe-
dingten Annahme zuneigten, namentlich da wenigstens die ausch^uck-
Hche Ausschlielsung der Phokeer und Halier aus dem Vertrage weg-
gehssen wurde. Dies diente den Athenern zu einer Art Beruliigung,
ibvohl dadurch nichts Anderes erreicht war, als dass es nun Pili-
lipp überlassen blieb, wen er zu den Bundesgenossen xechneu
foBe. Die königlichen Gesandten stellten Phih])ps Geneigtheit, die
Pk^keer mit einzurechnen, ausdnicklich in Abrede, aber dennoch
Uen sich attische Re<1ner, welche mehr zu wissen und mehr
versprechen zu können glaubten; Philippos, sagten sie, könne
MgenUicklich aus Bücksicht auf die Thessalier und Thebaner die
Vhokeer nicht gut zum Bunde zulassen; dies werde sich ändern
ind der König dasjenige bahl freiwillig thun, was ihm jetzt von
itu demosthenischeu Partei aufgenölhigt werden solle. Die Athener
fallen sich durch solche Vorspiegelungen läuschen und als nun
iMUich Eubulos auftrat, der ihnen rund heraus erklärte, sie hätten
JfiUt zu wählen, ob sie sofort die Ruderbänke besteigen, Kriegs-
Heiier zahleu und auf die Festgelder verzichten oder den Antrag
dei Philokrates annehmen wollten; da erfolgte unter dem erschrecken-
doi Eindrucke dieser Alternative die Abstinmiung und der Antrag
'vnrde genehmigt'*').
Es war in dem Frieden viel aufgegeben und wenig gewonnen
Worden; aber auch dieser geringe Gewinn war nichts weniger als
■cber. Denn während man sonst grofses Gewicht darauf legte,
^w die Gesandten frenuler Mächte mit unbedingten Vollmachten
nach Athen kämen, war dies mit den Gesandten Philipps nicht der
PalL 0er König halte es vielmehr von vorn herein darauf angelegt,
JIM nach Verpflichtung der attischen Gemeinde für ihn nocti eine
Ut des ii*eien Handelns übrig bleilR^, bis er es geeignet lande,
mcli seinerseits sich zu binden. Dannu war bestimmt worden, dass
Mcb Abreise seiner Gesandten, welche den Eid der Athener und
hrer Bundesgenossen entgegenzunehmen hatten, eine attische Ge-
iandlscliaft nach Pella kommen solle, damit dort durch Vereidigung
618 RATIFIGATIONSGESANDTSGHAFT.
des K5iiigs und seiner Bundesgenossen die ganze Friedensverfaail-
lung ihren Abschluss erlange. Deshalb hatte Demosthenes niete
Angelegentlichei*es zu thun , als auf schleunige Beeidigung des El-
nigs zu dringen, damit die Yortheile des Vertrags, dessen AbscUui
er nicht hatte verhindern können, nicht in der Zwischemeit wA
verkürzt wurden.
Die Gefahr lag aber sehr nahe. Denn wShrend Athen de
Kriegsgedanken sofort aufgab und sich der langersehnten Friedoutiist
liingab, war der König in vollem Kriege gegen KersoUeptes, abi
in der für Athen gefahrlichsten Gegend. Hier nahm er, wihnni
die Athener Reden hielten, eine Stadt nach der andern; der FrÜBde
war auf den gegenwärtigen Besitzstand gegründet; was also Pliili|ip
vor seiner Eidesleistung noch durch Gewalt oder List eroberte,
mussten die Athener nach dem Wortlaute des Friedens ah seil
£igenthum anerkennen.
Zur Abnahme des Eides wurden dieselben elf Männer gewikk.
welche die erste Gesandtschaft gebildet hatten. Demosthenes cn(-
schloss sich diesmal nur mit innerlichem Widerstreben Eur Tbel-
nahme; er sah voraus, dass sie ihm nur Aerger nnd Hernkit
bringen wünle, ohne dass er im Stande wäre seiner Yatentidl
wirksame Dienste zu leisten, denn er konnte keinem einzigen seiscr
Amtsgenossen trauen ; sie waren alle unzuverlässig oder hatten ge-
radezu andere Interessen als die ihrer Vaterstadt, und diese Ge-
sinnungslosigkeit war um so bedenklicher, je unbedingter das BfA
der Stadt in die Hände der Gesandten gelegt war. Wie wenig Ver-
trauen die Bürgerschaft selbst in sie setzte, erhellt schon aus der
Weisung, welche sie ihnen mitgab, dass Keiner derselben einzeln
mit dem Könige verhandeln dürfe. Demosthenes war, wie es scheint
der Führer der Gesandtschaft, der eigentliche Vertrauensmann der
Bürgerschaft, und er koimte kein glänzenderes Zengniss seiner
selbstverläugnenden Hingebung ablegen, als dass er dieses .4nt
übernahm.
Schon in Athen beginnt der ärgerliche Streit. Demosthenes
verlangt unverzügliche Abreise, seine Amtsgenossen lassen Tag über
Tag vergehen. Vierzehn Tage nach der Vereidigung erwirkt er
ein Senatsdekret in sehiem Sinne, wodurch zugleich der Befehls-
haber der attischen Flottenstalion an der Nordküste von Euboia
Anweisung erhält, die (lesandten sofort dahin überzusetzen, w»
Philippos augenblicklich verweilte. Der gemessene Befehl wird nidil
ME GESANDTEN IN PRLLA 108. 8; 346 JUNI. 619
ausgeführt und, anstatt auf geradestem Wege den Krinig aufzusuchen,
liehen die Gesandten durch Thessalien und Makedonien in beffuc-
men Tagereisen nacli PeUa, um liier den König zu cr\%'arten. So
wurde, was in acht Tagen erledigt werden konnte, auf eben so
Tiel Wochen hinausgezogen, und diese Verschleppung erfolgte im
Einverständnisse mit den Makedonieni, deren Winken die Gesandten
gehorsam Folge leisteten, während sie die Befehle der eig(»nen Stadt
Terachteten. Philipp lag daran, von attischen Zumuthungen unhe-
helligt den thrakischen Feldzug zu Ende zu bringen, den er mit dem
Beginn des Frühjahrs in Person eröffnet hatte. Den Chersonnes
hatte er zu schonen versprochen, aber keine Verpflichtung hinderte
ihn, verschiedene IHAtTe zu nehmen, in denen attische Besatzung
lag, Kersobleptes unter seine 01)erhoheit zu beugen und die ganze
Emdte des Kriegs in aller Buhe einzubringen, während die Ge-
sandten in seiner nofl)urg harrten, wo der volle Glanz <les König-
thams den letzten Uel)erresl republikanischer Gesinnung dämplXe
und die Menge von Abgeordneten der verschiedensten Staaten den
Eindruck hen'orrief , dass Pella jetzt der Ort sei, wo «lie Geschicke
der griechischen Welt entschieden würden.
Darum traten auch die Athener mit ihren Forderungen sehr zahm
und schüchtern auf. Von einer Bückerstattung der seit dem Frie-
densschlüsse genommenen Plätze war im Ernste gar nicht mehr die
Rede; das Kommende nahm schon ausschliesslich die Aufmerksam-
keit in Anspruch. Denn man sah kdd. dass Philip])Os gar nicht
daran dachte zu entwaflnen; ein allgemeiner Frieden, auf den man
ridi in Athen Hoffnung gemacht hatte, lag durchaus nicht in seiner
Absicht, und die Gesandten glaubten ihre Thätigkcit darnach ein-
richten zu müssen.
Dies gab zu neuen Zerwürfnissen unter ihnen Veranlassung.
Der gewissenhafte Demosthenes Ivestand darauf, dass man die Auf-
träge der Bürgerschaft einfach zu erttilien habe, während Aischines
ganz anders dachte. Er trat sehr vornehm auf und fühlte sich in
seiner weltmännischen Bildung dem bürgerlichen Manne, dem ver-
sddossenen und mürrischen Demosthenes, weit ül)erlegen. Für ihn
war die Eidesabnahme eine Nebensache; er wollte nicrht Botendienste
thnn, sondern selbst Pohtik machen. Man nu'isse. meinte er, den
Verfaftitnissen gemäfs für Athen thätig sein; darum habe man auch so
onbestlmmte Instruktion erhalten un<l, wenn l^hihpp, wie es unzwei-
felhaft sei, nach Phokis ziehe, so müsse man in dem bevorstehenden
620 PHILIPP MIT DEX GESA.'VDTE?! NACH TRBSSALIESV.
Kriege die luleressen Athens schon jetzt zur Geltung bringen. Aber
ebeni diese Interessen fassle Aischines von einem ganz engberngoi
Parteistandpunkte auf; er niissgöiinte nämlicli den Thebantm die
Freundschaft Philipps und suchte diesen gegen Theben au&uhelKB,
indem er die beabsichtigte Einmischung Philipps in die delphischai
Angelegenheiten im Allgemeinen gut hiefs und nur in VerbindoDf
damit eine Demüthigung Thebens zu en*eichen wünschte.
Demosthenes stand seinen Amtsgenossen machtlos gegenüber;
doch war er unverdrossen thätig; er versuchte noch jetzt die Ter-
tragsbedingungen zu enveitem und andern Staaten den Beitritt n
eröffnen. Aber Philipp wollte sich auch hier auf keine Wdse die
Hände binden lassen. Er bestand auf dem ausdrücklichen Am*
Schlüsse der Phokeer; auch Kersobleptes sollte nicht mehr als atti-
scher Bundesgenosse aufgeführt werden, sondern unter den seinipi;
el)en so die Einwohner von Kardia.
In diesem Punkte war die Nachgiebigkeit der Gesandten eine
offenhält Ueberschreitung ihres Mandats; der König wollte aber du
Ergebniss der letzten Kriegswochen durchaus als vollendete Thit-
Sache anerkannt sehen, und Demosthenes konnte nichta erreidMB,
als dass der König auf seine Verwendung die attischen Bürger,
welche noch als Kriegsgefangene in Makedonien lebten, frei a
gelten versprach; aber auch dies wurde nicht gleich gewährt, son-
dern nur versprochen, damit die Ausführung eine neue Wohlthat
sei und als solche zur rechten Zeit wirke. Die DienstleistnngeD,
welche Demosthenes durch Fürsprache, Voi*schüsse und Geschenke
seinen Mitbürgern erweisen konnte, waren am Ende die einzige!
Lichtpunkte in den tnibeii Vorgangen am königlichen Hofe, der
ihm täglich unerträglicher wurde. Dn musste er aus Sparta, Thebea
Thessalien, Phokis die Abgeordneten vor dem Könige versaininelt
sehen, bei ihm Heil suchend, um seine Gunst buhlend, semem
Spruche sich unterwerfeinl , vor ihm mit einander hadernd. Er
hatte in seinem tiefen Schmerze nicht einmal die GenugthuuDg,
die Wahrheit nach Athen melden zu können, denn der Bericht
wunle im Sinne der Majorität abgefasst. Er war wie verraihen und
verkauft in dem unseligen Pella. Er wollte allein zurück; anch
dies gelang ihm nicht. Philipp wollte nicht, dass jet2t schon über
den Stand der Dinge Kunde nach Athen gelange; Demosthenes
konnte nicht umhin, in (lemeinschaft der anderen Gesandten den
König auf der Heerfahrt nach Thessalien zu begleiten.
GB8ANDT8CHAFT8BERICBT IM RATHE 108, 2; S46. 621
Die Einladung dazu war scheint»ar eine besondere Ehre; denn
Ulipp gab vor, dass er in Betreff der Stadt lialos, für welche Athen
dl Yerwendet hatte, die Verinittelung der Gesandten in Anspruch
Amen wolle. In der That war es aber ein Zwang, den dieselben
leils Dreiwillig theils unfreiwillig trugen, und ein schlau berech-
sler Vortheil für Philipp; denn diesem lag Alles daran, seinem
serzuge ein friedliches Ansehen zu geben, seiner Person durch
HB Gefolge einer Reihe von griechischen Gesiuidtschaften Glanz zu
aieihen und seine wahren Absichten möglichst lange zu vei*stccken.
Bdlich dienten ihm auch die Gesandten ahs Bürgschail, dass in-
fischen in Athen keine gefahrlichen Beschlüsse gefasst würden,
u bei der allgemeinen Aufregung, die des Königs neue Rüstungen
"weckten, nicht unmöghch war. Nebenbei wurde der Zug durch
bessalien benutzt, um die Städte des Landes als Bundesgenossen
hilipps auf den zwischen ihm und Athen abgeschlossenen Frieden
I vereidigen. Dies geschah in Pherai.
Es war aber dieser Akt in mehr als einer Beziehung nur eine
ene Verhöhnung des Rechts. Er wurde auf eine durchaus form-
ite Weise in einer Herberge vollzogen und die Vertreter der Ge-
leinden waren lieliebige Privatpersonen, weiche der König zu dieser
oeoe bestellt - halte , und viele Städte waren gar nicht vertreten.
■ aber eine weitere Rundreise der Gesandten ihm jetzt nicht
Msend war, so übernabm er die Verantwortung für die mangel-
ifle Ausführung ihrer Aufträge und gab ihnen ein darauf bezüg-
ches Schreiben an Rath und Bürgerschafl mit. Auch diese Schmach
ahmen die Gesandten geduldig hin und kehrten so nach siebzig-
igiger Abwesenheit zu ihren Mitbürgern heim, von denen sie mit
ngeduld erwartet wurden ^^^).
Demosthenes war der Einzige unter ihnen, der mit gutem
ewissen die Gränzen der Heimath überschreiten konnte, froh aus
BT makedonischen Hofluil und der verhassten Gemeinschaft mit
errithem heraus auf attischem Boden wieder frei athmen und frei
idtn lU können. Endlich stand er wieder hi der Mitte des Raths,
essen Mehrheit ihn anzuerkennen wusste, und gab hier in An-
«seDheii auch vieler anderer Zeugen einen ausführlichen Be-
icht TOD dem Verlaufe der ganzen Gesandtschaft. Er zeigte, wie
OD AnCuig au alle Befehle der Stadt missachtet und alle Interessen
erselben verabsäumt seien, er zeigte, wie man durch böswillige
endgerungen Kersobleptes und die thrakischen Städte preisgegeben
622 VERHANDLUNG VOR DER BÜRGERSCHAFT JULI. 10.
liabe; tu* cnthulUe das forlwährende Einverständniss mit dem Kdoig^.
die dienstwillige Förderung aller seiner Anschläge, die uubefti^
Einmischung zu Ungunsten Thebens; er schilderte den Zug dHitb
Thessalien, auf dem die Gesandten, unter trügerischen Vorwänia
festgehalten, den König bis an die Thermopylen halten begkila
müssen, wo er nun mit voller Heeresmacht stehe, um, so baU er
wolle, in die Mitte von Hellas einzudringen. In der Thal hiUe
Athen durch einen nnglückUchen Krieg kaum mehr Veriuste c^
leiden können, als durch die Friedensgesandtschafl. Der Rath theülr
durchaus die Entrüstung des Demosthenes; in seinem Sinne wurde
ein Rathsbeschluss abgefasst und der Bürgerschaft vorgelegt; auch
von ihr war ein ähnliches Urleil zu erwarten, und dami koBBtr
sich noch die ganze Lage der Dinge verändern.
Indessen nahmen hier die Verhandlungen einen gani andera
und unerwarteten Verlauf. Hier war von der makedonischen Pvta
Alles auf das Reste vorl>ereitet, um die leichtgläubige Menge n gt-
winnen. Aischines spielte wieder die Hauptrolle. Er dachte gar mäA
daran, sich zu rechtfertigen; die Mandate wurden kaum erwibnt !!■
so ausfuhrlicher liesprach er die ganze Vir^eltlage mit einer sidMRi
Einsicht, wie sie nur einem in die Geheimnisse der GrolseD mi^
weihten PoUtiker zugänglich war. Freilich, sagte er in leichlfertigea
Tone, sU»ho Philipp an den Thermopylen; aber darauf komme nkW
an; es handle sich nur um seine Absichten. Er könne aber ver-
sichern, dass Pbilipp als Freund dort stehe, denn Athen besitv
durch die wohlgelungene Vermittelung seiner Gesandten die Zu-
neigung des niäcbtigen Königs in solchem Grade, dass es daran
von allen Staaten beneidet werde. Philipp hal»e auch gegen PUote
nichts Srhllmmes vor; er habe es vielmehr auf einen anderen SUat
abgeselien — inul hier schämte der Redner sich nicht, den Unter-
gang Thebens den Rürgern als ein Glück in Aussicht zu stelleo.
das nicht zu hoch erkautt werde, wenn PhiUpp auch bei der Ge-
legenheit etwa mit seinen Waffen in das Vaterland eindringen sollte*
So benutzte er die gemeinen Trielie im attischen Volkscharakter,
um Reifall zu gewinnen. Er schloss in der beliebten Art, das» c
das Reste von Allem, was man vom Könige zu erwarten habe, augei-
biicklich leider noch verschweigen nnlsse, und überliels es der Phtt-
tasie seiner Zuhörer, dal>ei an den Gewuni von Euboia und Oropos«
an die Herstellung von Plataiai u. s. w. zu denken.
Demosthenes, welcher die von trügerischen Hoffnungen iw-
PHILIPP UND DIE TUERMOPYLEN. 623
aufichten Athener warnen wollle, konnte nicht zu Worte kommen;
sr wurde üherschrieen, verhöhn l, zuruckgestorsen. Phih)krates und
MDe Genossen Ijeherrschten die Versammlung; er konnte sogar
Ibd Antrag durchhringen, dass man das ghlckliche Friedenshand,
las nun gesdilossen sei, doch gleicli für alle folgenden Generationen
rerlundlich machen und sich sofort l>ereit erklären solle, hei länge-
«m Widerstände dei* Phokeer gegen den allgemeinen Frieden dem
ttaige zur Herstellung des8ell)en Beistand zu leisten ^^^).
Dieser Anü*ag heruhte natürlich auch auf einer Verahredung
Bit König Philipp, von dem, so wie Alles geliörig vorhereitet war,
lin Brief einti*af, in welchem er die Athener als seine neu gewon-
lenen Bundesgenossen emlud, mit ihm gegen Phokis auszuziehen^
im im Interesse der ofl'entlichen Sicherheit dem dortigen Unwesen
Hü Ende zu maclien. Ein wirkhcher Zuzug wurde schwerlich er-
■artet; es genügte dem Könige sich in seinen phokischen Plänen
nuk Seiten Athens sicher zu fühlen; denn dies war für ihn der
Bauptpunkt, welchen er Wi dem ganzen Friedensgeschätte von An-
ling an im Auge gehaht iiatte. War doch die attische Macht in
rinrakieii so hinfallig und Phihpp dort in jeder Beziehung so sehr
m Vortheile, dass er seinen Willen zu jeder Zeit nach Beliehen
Inrehsetzen konnte.
Anders stand es mit seinen Plänen in Griechenland. Hier
war Athen eine Macht, welche ihm erhehliche Schwierigkeiten
nachen konnte. Denn wenn er seinen nächsten Zweck erreichen
iroUte, so musste er die Thermo])ylen hahen, welche Phalaikos mit
leinea Besatzungen in Nikaia und Alponos heherrschte. Der König
umnle nicht vorgehen, so lange die Athener hereit waren, Phalaikos
ni unterstützen und wiederum durch das euhöische Meer Truppen
D den Pass zu werfen (S. 439); eheii so wenig konnU^ Phalaikos
Im Pass halten, wenn ihm nicht im NothfaUe die Athener den
Ificken und die Flanke deckten. Für heide Theile kam «dso Alles
Ulf die Haltung Athens an und Philip]H)s musste hier auf seiner
int sein. Es lag ja durchaus nicht ui seiner Ahsichl, wie Xerxes
Bit Gewalt den Pass zu stürmen, und doch wusste er sehr wohl,
laaa Alles, was noch an nationalem Gefühle hei den Griechen vor-
landen war, sich Itei dem Namen Thermopylai regte; es war für
lie noch immer eine unerträgliche, fast unfasshare Vorstellung, dass
jn fremder König hmerhalh <ler Thermopylen mit lleeresmaclit
624 PHILIPPOS GEGEN PHOKIS GERUFEN.
auftrolen soUto. Also war der Zutritt in das Innere noch immer
eine schwierige Aufgabe ffir Philipp"*).
Im llehrigen halten sich alle Verhältnisse ffir Philipp so günstig
wie möglich gestaltet. Die Phokeer waren trotz der Niederiage des
Onomarchos (S. 43S) den Thehaneni nnbezwinglich geblieben; m
waren noch immer die Herren eines grofsen Tbeils der böotisehei
Lamlschafl, sie hesafsen feste Plätze wie Orchomenos und KoroDeii.
Es fanden von einem Gebiete auf das andere unaufliörliche Raub-
züge statt, und wenn auch die Thehaner öfters mit Glfick kämpftoi,
so war doch der Krieg für sie im Ganzen Tiel venlerbücher, wal
sie ihn meist auf ihrem Boilen führten und mit eigenen Mimwn^
die sich nicht so leicht wie Söldner ersetzen liefsen. Der Krief
schleppte sich von Jahr zu Jahr hin; er wurde zu einer immer
unertniglicheren Landplage für ganz Hellas und man musste ni
überzeugen, <lass er durch die kämpfenden Parteien nicht zur Ent-
scheidung gebracht werden könne. Musste aber eine dritte Hack
einschreiten, so konnte es nur die makedonische sein, auf ^fMt
sich die Blicke richteten. In dieser Beziehung war die makedoDiicki
Partei seit lange thätig und sie hatte es auch durchgesetzt, te
Thel»en sich an Philipp wendete; dem Beispiele Thessaliens folgni
dessen Schi<rksal sie nicht zu warnen vermochte, bettelten die Tkf-
baiier um Hülfe bei demselben Hofe, der einst von ihnen in Ab-
hängigkeit gest^mden hatte (8. 413). Auch die Thessalier verianglei»
nach einem phokischen Kriege unter makedonischer Fühnmg, nirf
da sie noch immer schwierig zu regieren waren, so hatte Philipp
nun die beste Gelegenheit, sie durch einen Krieg, welcher ihr«
Ehrgeiz so wohl wie ihre Rachsucht befriedigte, von den innem
Angelegenheiten abzulenken und dadurch zugleich seine perwft-
lichen Zwecke zu erreichen. Er konnte bei einem allgemein era-
pfundeuen Nothstande als der einzig mögliche und mehrseitig be-
gelirle Retler auftreten und halte keine andere Sorge, als dass mög-
licher Weise ohne seine Dazwischenkunft die Macht der Phokeer
zusammensinke, wie ein Brand, dem der Stoff ausgeht.
Und allerdings mussten sich die Mittel des Raubstaats nach mrf
nach erschöpfen, lieber 15 Millionen Th. sollen aus dem delphiscbea
Schatze an Silber und Gold allmählich ausgepnlgt und für die Ro^
haltung der Tyrannen wie für den Kriegersold vei'ausgabt wordfB
sein (S. 438). Endlich trat Ebbe ein, ohne dass neue Hülfsquelln
sich öffneten. Dadurch wurden auch die inneren Verhältnisse immer
ATHEN UND PH0K18. 625
fenvorrener. Nach Phavllos' Tode war Plialaikos, <les Onomarchos
8oiui, Landeshauptiuauu geworden. Unter iiiiii brachen Unruhen
MM, weldie zeitweise auch seine Herrscliaft unterbnidien. Man
qpArte, da der Tempel ausgeleert war, nach unterschlagenen Gel-
ten und suchte diese durch peinliche Prozesse von den lnhal)ern
Wk erpres8en.
u Dann mussle man sich aber nolhwendig nach fremder Hülfe
■ueben und da war Athen bei weitem am wiclitigsten. Von dem
ItrUltnisse zwischen Athen und Phokis hing das Schicksal Grie-
chenlands ab. Wie einst die Thel>aner, so warben nun die Phokeer
IV Athens Bundeshülfe zur Abwehr fremder Intervention in Mittel-
piBchenland, denn seit dem Gesandtentage in Pella konnten sie
mit Sicherheit wissen, dass sie das nächste Ziel philippischer Po-
litik sein würden.
. Die Beziehungen zwisclieu Phokis und Atlien waren von Hause
•■• nichts weniger als ungünstig. Die Atbener hatten früher die
^diqirücbe der Phokeer auf Delphoi l)egünstigt und Perikies hatte
midii Terkannt, dass das Bestehen eines autonomen Priesterstaais in
HKUelgriechenland , der immer bereit sei an Sparta oder auch an
IhMide Mächte sich anzulehnen, den attischen Interessen nicht
i^tupache. Die Phokeer hatten deshalb auch in dem unglücklich-
%lan Zeitpunkte attischer Geschichte gegen Theben für die Er-
WliuiH^ Athens ihre Stimme abgegeben. Sie konnten auf die
9taleritüt2ung der antithebanischen und i\vt nationalen i^u*tei rech-
nen. Aber freilich stand ihre Sache in vieliMi Beziebungen auch
^abr ungünstig. Das gegenwartige Dyuastenregiment konnte keine
SfDDpaUiien erwecken und in unbegi*eÜlicher Verblendung hatte
Vhnlaikos Sparta so wohl wie Athen schnöde bebandelt; er wusste
wohl, dass, wenn sie Hülfe leisteten, sie damit keineswegs
Herrschaft stützen, sondern dass Sparta bei dieser (selegen-
sein Patronat über Delphoi erneueni, die Athener aber die
Bettungen bei Thermopylai, welche in der ganz unselbständigen
Landschaft der Lokrer gelegen waren, in ilu*e Ginvalt bringen wollten.
Ikmni hatte er die AtJiener zurückgewiesen, als sie unter dem
Fddherrn Proxenos fünfzig Schiffe ansgenistet hatten, um die ihnen
fiwrlidi: yersprocbenen h)kriscben Plätze zu liesetzeu. Dies geschah
porie um dieselbe Zeit, als die Athener ihre Verhandlungen mit
EUipp eröffneten. Wie ganz andei*s hätte Demostlienes in deu-
aufireten können, wenn Proxenos seinen Zweck erreicht
CutlB«, Gr. OaMh. III. 40
626 PHALAIKOS GAPITI7LATI0N lOS^S; 84« JUL. 17.
halte uud die Stadt elii*cnlialber gebunden gewesen wäre, die nb9-
iioniineocn Graiizposten des geiueiusanien Vaierlaudes lu böta!
Nun war man ül)er die erlittene Unbill tief verslimmi und die Agoh
tcn Philipps hatten jetzt ein viel leichteres Spiel, da sie im Arf>
trage des Königs unausgesetzt dahin arbeiteten, Athen und Phdä
zu trennen und die beiden Parteien, welche ihrem politischen Stafli-
punkte gemäüs am Schicksale der Phokeer lebhaften Anlheil nehaia
mussteu, in ihrer Theiluahme zu lühmen. Die nationak F«Ib
wurde durch die arghstige Verschleppung der FriedensverhandbagH
entwalTnet, die andere viel gröfsere derer, welche Theben hiHla
und ihm keinen Vortheil gönnten, wurde einfach belogen, inäa
man sie glauben machte, dass der König nur zum SeheiM m
Freund der Thel>aner und ein Feind der Phokeer sei.
So kam Phalaikos durch eigene Schuld in die venweiiBltt
Lage. Er sah die Makcdonier zum entscheidenden Angriffe hnu-
lijcken und zu gleicher Zeit seine Hülfsmittel versiegen, seine Ifa^
Schaft im eigenen Lande wanken, und alle Aussicht auf UnterstAbai
schwinden. Denn Archidamos, der noch mit tausend Mann sdunm
Ful'svolks in Phokis stand, um die Vorgänge zu beobachlen, wi
sich vielleicht noch in letzter Stunde entschlossen hab^i iririe,
nach dem ßeispiole des Leonidas die Thermopylen zu vertheidipi,
kehrte im entscheidenden Augenblicke heim, nachdem den SpsfU-
nern in Pella die tauschende Aussicht eröffnet wonlen war, dw
sie <hirch Philippos ihre allen Hechte in Delphoi wieder erianpo
wurden.
Khenso unglücklich ging es den Phokeern in Athen, wo ae
zwar nicht durch hevolhuächtigte Gesandte vertreten waren, ibff
doch ihre Agenten hatten, welche von- allen Vorgängen dasdkt
Bericht erstatteten und den dortigen Friedensverhandluiigeo nit
grölstcr Spanmmg folgten. Sie konnten eine Zeitlang hoffen, di*
sie nach dem Vorsehlagt; des Demosthenes unter die in den Friedei
einzuschliefsenden Bundesgenossen aufgenommen würden, sahen vA
aber luild in dieser Erwartung getäuscht, und dann wurde dmtb
den philokra tischen Antrag (S. 623) jede Hoffnung auf eine fiel-
leicht noch in letzter Stunde erfolgende Hülfe völlig zerstört
Nun hatte Piialaikos nichts als Feinde vor sich und im Röctai;
es blieb ihm also zu seiner Kettung nichts übrig als eine Ventäe
dignng mit Philipp. Mitte Juli erklärte er sich bereit, ihn die
Festungen von Thermo{»ylai zu ülierantworten, und erhielt Mf
PHILIPPOS IX DELPHOI. 627
lit seinen 8000 Söldnern freien Abzug. Denn so sehr der König
ich immer seinen frommen Eifer für Delplioi zur Schau getragen
Mte, 80 wenig war ihm doch darum zu Uiun, an den Tempel-
hlbern die Strafe zu Tollziehen und die eigentlich Schuldigen büfsen
ü'llUMen. Er hatte seinen Zweck erreicht. Er hatte die Schlüssel
rieehenlands in der Hand und konnte durch die offenen Passe mit
ttem makedonischen Heere in das Innere des Landes vordringen.
f'^kam nicht als fVemder Eroberer, sondern als erwählter Bundes-
IfllKiT Thessaliens, als Bundesgenosse Thebens. Die Thebaner traten
BSI sofort in den lang entbehrten Gesammtbesitz ihrer Landschaft
ih. Die Verbündeten rockten dann zusammen in Phokis ein und
er König hatte den Triumph, dass durch seine blofse Annäherung
er zehnjährige Krieg, unter dem Hellas so schwer gelitten hatte, ohne
dlwertstreich auf einmal beendet \\Tir"*).
•'" Den Vertrag mit Phalaikos hatte Philippos kraft seiner kriegs-
iMfficben Stellung geschlossen. Die weiteren Schritte that er in
SMneinschaft mit seinen Verbündeten; denn er wollte in die staats-
MiilliGhen Verhältnisse Griechenlands nicht mit Willkür eingreifen,
liildem als ein Wohlthäter des Volks auftreten, welcher die natio-
Mtn Einrichtungen desselben nach einer frevelhaften Unterbrechung
Meder herstellte. Diese Herstellung von Gesetz und Ordnung sollte
hat tngidch dazu dienen, ihm und seinem Gcschlechte eine dauernde
Itdlnng in dem griechischen Staatenbunde zu verschafTen und fQr
■k seine ferneren Pläne in Betrefl* Griechenlands eine gesetzliche
htindlage zu bilden. Er hatte schon von der Zeit seines thebani-
Aen Aafenthalts her genaue Kenntnis» der delphischen Satzungen,
(^"kannte die Politik Jasons (S. 344), so wie der thebanischen
KiMsminner (S. 311) genau genug, um auch ohne fremden Beirath
ki' wissen, was er Ton delphischen Satzungen für seine Zwecke ge-
Ittaehen könne.
" ■ Er nahm als siegreicher Feldherr im heiligen Kriege dasselbe
Hdti in Anspruch, welches einst nach Beendigung des ersten
HsO^eni Kriegs Kleisthenes und Solon ausgeübt hatten, als sie die
Heil Ordnungen wieder herstellten und zugleich neue Einrichtungen
jttr Siehemng so wie zur gröfseren Verherrlichung des nationalen
lefllgthnms trafen. So setzte auch Philippos in Gemeinschaft mit
MiM beiden Bandesgenossen zunächst die Tempelbehörden wieder
ili; womit ohne Zweifel eine Ents^Jmung des Tempels und seines
MHeCfl verbunden war. Dann wurde eine Versammlung der Am-
40*
G28 DELPIIISCHK HKFORMEN.
phiklyoiien eiul)erutVu. A1)cr nucli diese sollte eiiie gereinigie »iiL
Denn wer sich näher oder t'erucr an deui Teuipelfrevel ketheüig^
hatte, der hatte dadurch nach Ansicht der VerbüudeleD Sitz nni
Stimme im Bundesrathe verwirkt. Es wurde aber iu dem Auf-
schlüsse ein Unterschied gemacht Ausgestoi'sen wiinlen die Ph*-
keer und ihrer Doppelstimme ein für alle mal verlustig erklärt, m
dass dieselbe Philipp, der das Keiligthuni aus ihren räuberiscliei
Händen betreit hatte, als Sie^esdank übertragen werden konnte;
Ausgeschlossen wurden auch die Spartaner, weil sie uocli im BauK
standen (S. 312) und sich seitdem durch Gemeinschaft mit da
Phokeern verunreinigt hatten; dasselbe geschah den Korinthern, die
euies gleiclien Fi*evels scliuldig waren..
Eine dritte Art der Zurücksetzung ])esLand dai*lii, dass geniiK
Staaten zu der ersten Amphiktyoneuversiunmlung nicht eioberufci
wurden, wie dies mit Athen geschah. Die Athener liatteu der Auf-
forderung des Königs, sich ihm auf den Grund der eben ^b/t-
schlosseneu Verträge als Dundesgenossen anzuschheisen, keine Folgi
geleistet. Die Detheiligung an der >'eugesl<dtuiig des helleuisda
Staatenbundes sollte aber ein EInvurecht derjenigen sein, «^ddR
die Wallen füi' den <ielphischen Gott ergrillen hatten, also namoli-
lich der thessahschen und ötäischen Stämme, auch der Üorier «■
Parnasse, der Lokrer und der Doloper, die zwischen Thesäaliei,
AetoJien und Epeiros ihren Woimsit/ hatten.
So war der Schwerpunkt des Bundes wie<leruni ganz iu den
Norden verlegt, wie es in den ältesten Zeiten gewesen war; die
von den übrigen Hellenen verachteten Bergstämme, die längst aUe
Bedeutung verloren hallen, diesell»en Stämme, welche in den Frei-
heitskriegen von der nationalen Saclie abgefallen waren und duith
die Anerkenmnig der persischen llerrschall ihren guten Nainen
verwirkt halten, sie traten nun witnler in die Geschichte ein und
ganz besonders war es für den Ehrgeiz der Thessalier eine ff\*ix
Geuugthuung, dass sie, die so lange Zurückgesetzten und von (kf
griechischen (beschichte Ausgeschlossenen, nun wieder zu Ausehea
hl Hellas kauien uud die IMäne lasons glänzend durchgefüiirt sah/OL
Wie seltsam war nun das Aelleste und Neueste in dem delphiäcben
Bmidestage nebeniunander gestellt! Denn es gab in dem ueugeonl-
neten Bunde nun drei Arten von Staaten, welche den verschiedensiai
Geschieh Isperioden angehörten ;i. die thessalischen Stamme, wekhr
auf dem Standpunkte kantonaler Gauverfassung znröckgeltiicbev
SCHICKSAL DER PHOKEER. 629
■ren, wie die PeiTh51)er ii. A., dann die SlTimme, welche zn
teten geworden waren, wie die Athener und Thehaner, nnd end-
ik iwischen diesen Ifindlichen oder städtischen Republiken einen
ädimtaat, welcher nicht nach hellenischem Staatsrechte als Volks-
hlieinde Theil nahm, sondern in seinem Könige vertreten war,
r als erbliches Dynastenrecht die ßundesstimmen der Phokeer
lemahm.
lieber diese wurde nun noch weiter l)erathen. Der Verlust
ft«8 Stimmrechts erschien nicht als genugende Strafe des Frie-
Atbnichs, obgleich die eigentlich Schuldigen, welche mit fremden
irappen eine Schreckensherrschaft aufi*echt erhalten hatten, ent-
ftoder wShrend des Kriegs gefallen oder hei Beendigung desselben
tffcrletit davon gekommen waren, und die phokischen Städte, die
ü der Söldnerwirthschaft von allen am schwersten gelitten hatten,
iflh Atizug der Söldner gar keinen Widerstand leisteten, sondern sich
irferzQglich auf Gnade und Ungnade ergaben. Dennoch beruhigte
Iti die Feindschaft der Nachbarstämme nicht ; sie wollten ihr Opfer
IftI «US den Händen geben, ohne die angeerbte Rachsucht voll-
■Mig befriedigt zu halten. Gingen doch die Oetäer so weit, dass
IV den Antrag stellten, es sollten sämmtliche Einwohner des Landes,
■Mdie das dienstpflichtige Alter hätten, als Tempelräuber vom
'Mkd gestdrzt werden.
• ' Gegen solche Bnitalität der eigenen Stammesgenossen , welche
■I so empörender war, weil der wilde Hass die Maske eines reli-
ftmn Eifers annahm, musste der fremde Heerköiiig die Phokeer
ihllBen. Ihm kam es nur darauf an, das Land vollständig zu ent-
■ffben und dafftr zu sorgen, dass keine festen Plätze in demselben
hboB, welche kräfügen Erhebungen als Stützpunkte dienen könn-
■; denn jede Erhebung der Phokeer konnte den Gewinn gefähr-
Im» welchen er aus dem Kriege davon getragen hatte. Es wurden
bt iwei und zwanzig Städte ihrer Mauern beraubt und die Burger
■««Dörfer zerstreut, welche auch eine bestimmte Häuserzahl nicht
iuiitgigen durften; die Einwohner wurden in ihrem Gnindbesitze
riHien, aber sie mussten davon eine Tempelsteuer erh^gen, welche
•^Inige erhoben werden sollte, bis der Tempelschatz wieder ersetzt
rini Alle Pferde wurden verkauft, alle Wafl'en zerstört, und alle
fcfcriyiln dieses Strafgerichts, das noch als eine königliche Gnade
werden soUte, wurden dadurch verschärft, dass ihre Ausffih-
rachsAchtigen Feinden der Phokeer überlassen war. Das Land
630 ENTTÄUSCHl]>'G DER ATHB7CER.
verfiel in unsägliches Elend. Wer konnte, flüchtete, und die Atheav
hatten wieder das traurige Schicksal, dass sie für einen Bundn§e-
nossen, den sie durch ihre Unthatigkeit hatten zu Grunde gdm
lassen, nichts thun konnten, als dass sie den flüchtigen Einwoham
Gastfreundschaft gewährten. Freilich stand lüer die Sache imim i
als mit Olynthos, weil mit den phokischen Tyrannen eine cigeal- ]
liehe Bundesgenossenschaft nicht möglich gewesen war. Ca m
gröfser war aber der Schade, welchen aus dem Siege Philipfi
das eigentliche Griechenland davon getragen hatte, und am ii
grdlser der Acrgej*, dass man sich von den eigenen Geaandtci ii
arg habe belögen lassen^'').
Li Athen hatte sich die Stimmung bald geändert Die klitci
Beschlüsse der Bürgerschaft waren unter dem Terrerismiu äi
makedonischen Partei gefasst, welche dafür zu sorgen wusate, te
keine audei*e Richtung durchdringen und kein Redner von o||h
gengesetzter Gesinnung zu Worte kommen konnte (S. 623). Um
den Athenern war hei der drohenden Annäherung des Küaiff inA
unheimlich geworden; sie konnten sich hei den VeiiieLbungeD, äl
welchen Aischines i]u*e Sorgen beschwichtigt hatte, nicht lufiieiB
geben, sie l)eschlossen eine neue Gesandtschaft an Philifip, imi
er aus der Nähe beobachtet und au die Erfüliung seiier lii^
heilsuiigen gemalmt werde. Es war natürlich, dass man daxa#
selben Männer wünschte, welclie die beruhigenden Aeuüsennip
des Königs überbrach l hatten. Aber Aischines fand es (ür pl»
sich zurück zu ziehen , da von seiner Partei die Ahsendung 60
Gesandtschatl nicht beantragt worden und für ihn dabei keine fti^ |ri
zu gewinnen war. Denn wenn sich seine Mittheilungen nicYA^
währten, so war entweder er vom Könige belogen und dann ^la^
er sich von ihm mit Unwillen lossageu, oder er stand aeV^
Lügner da und war dem gerechten Zorne der BürgerschallL^ ^^^
setzt. Er liefs sich also krank melden und blieb zu Hause^ - ^
Demosthenes weigerte sich diesmal aufs Entschiedenste. ^
sandten aber, weiche zum königlichen Heerlager abgingen ^ ^^
gar nicht an ihr Ziel. Sie erfuhren unterwegs, dass Philib^pp^
Thermopylen besetzt und Phokis entwalTnet habe; ra^Ht ^
Sclireckensbotschaft kehrten sie in wenig Tagen nach ktbe^a f^^^
Hier trat nun nach dem kurzen Rausche eitler H<^oAfl^
eine bittere Enttäuschung ein. Anstatt durch Philippos m^'^
Fehide tnumphiren zu können, war von Allem , was A^ Aikt^
BESCHWICHTIGUNG ATHENS AHG. 34«. 631
gebildet batten, das Gegentheil erfolgt. Sie, nicht die The-
«raren die Getauschten; ihre Leichtgläubigkeit \\'ar benutzt
am Thennopylai zu gewinnen, ihre Bundesgenossen zu
91, ihre Feinde grofs zu machen. Sie hatten geglaubt, durch
1 gerühmten Frieden von Neuem als eine Grofsmacht aner-
Bi sem, und nun waren sie mehr als je auch von den hei-
i Angekgenheiten ausgeschlossen. Ohne dass man sich um
imerte, zogen grofse Heere mitten durch Hellas und gaben
16 neue Verfassung. Ja in ihrer eigenen Landschaft fühlten
unsicher; Attika war von Ahennüthigen Feinden umgeben,
indesgenossen, offen und wehrlos ^^^).
grofs also auch bei allen woblgesumten Bürgeiii die Er-
; war, so erschien es doch augenblicklich unmöglich, dieser
Dg einen Ausdruck zu geben, wenn man niclil die öble
rBehlimmem wollte. Audi hatte Philipp das Seinige getlian,
^r zu beruhigen; er hatte ihnen gleich nach seinem Ein-
einen Brief geschrieben und sich gewissermafsen entschul-
t dem Drängen der Thebaner und Thessalier, welchem er
ht wohl habe entziehen können. Es war im Grunde ein
Zeichen von Hissachtung, wenn er die Athener mit solchen
rten abzufinden sich getraute, aber, mit allerlei Schmeiche-
rbunden, verfehlten sie doch ihre Wirkung nicht. Seine
interstützte dieselbe und warf sogar einen Theil der Schuld
Athener, weil sie nicht als Bundesgenossen des Königs
pwesen seien. Zu gleicher Zeit erfolgte die Röcksendung
Bohen Gefangenen, welche auf diesen Zeitpunkt aufgespart
war, nnd am Ende blieb den Athenern nichts übrig, als
Mrn zu unterdrücken und von Neuem eine Gesandtschaft ab-
D, welche in Phokis die Interessen der Stadt wahrnehmen
Diesmal weigerte sich Aischines nicht; er drängte sich sogar
id hat es sich später als ein Verdienst angerechnet, dass
m Einflüsse gelungen wäre, den blutigen Anti^ag der Oetäer
M*treiben.
ist waren die Gesandten nichts als die Zeugen des glänzen-
tnphes, den Phiiippos feierte. Von einer jubelnden Volks-
imwogt, genoss er im Uel)ermarse alle Ehren, welche man
tane schuldig zu sein glaubte, der das ehrwürdigste Heilig-
V Nation gesühnt und die unterbrochenen Gottesdienste
lei^estelit liatte. Des Jammers, der die Thäler von Phokis
632 PHILIPPS PTTHIENFEIER MITTE AÜG. 3<6; 108, S.
erfüllte, vergafs man, die fernei^en Folgen für Griechenland eriumle
man nicht. Man stand ganz unter dem Eindrucke der letzten Er*
eignisse. Die Erbärmlichkeil der eigenen Zustände steigerte die
Bewunderung des Mannes, bei dem Wille und That, Ersdidiiai
und Siegen eins waren. Dazu kam der Glanz des Königthutt,
wofür die damalige Zeil so empfanglich war (S. 546), die äberwä-
tigende Würde eines KricgshenTi, für den Tausende in unbedinglM
Gehorsam ihr Leben hinzugelien bereit waren. Diesem Eindracb
konnten und wollten sich auch die Gesandten Athens nicht oh
ziehen. Sie fanden Delphoi im Taumel eines Siegesfestes, das dntl
Hekatomben, Prachtaufzuge, Stiftungen und Weiligeschenke gefeist
wurde; Aischines vor Anderen trug kein Bedenken, an diesen Fest-
lichkeiten harmlosen und vollen Antheil zu nehmen, als wenu nichli
vorgefallen wäre, was einen Athener verdriefsen könnte, wahrni
man doch in Alben selbst den Sieg Philipps als eine schwere Nie-
derlage der Stadt zu erkennen wussle.
Philippos konnte mit dem grofseu Kriegsheere in dem verödeM
Lande nicht lange bleiben; er wollte es aber nicht eher verbs^di
bis von Delphoi aus eine neue Onlnung der Dinge eingerichtet mi
feierlich l»estäligt war. Um dies zum Abschlüsse zu bringen, w
OS ein günstiger und von Philipp gewiss bei Zeiten in ReduMOf
gebrachter UmsUnd, dass w(Miige Wochen nach der Besetzuof: vn
Phokis um die Mi(te des August das Fest der Pytliieu eintrat, rei-
ches seil dem krisäischeii Kriege alle vier Jahre wiederkehrte. Hier
trat nun der König als Mitglied der hellenischen Amphiktyouie zun
eisten Male in volle Wirksamkeit; ihm wurde das Ehrenamt der
Leitung des Festes ül)ert ragen, und wie es l>ei bedeutenden Epochm
der nationalen Ueiliglhumer Drauch war, so wunle auch diese da-
durch gefeiert, dass zu den herkömmlichen Kampfspielen ein neu»
eingeführt wurde, nämlich ein Ring- und Faustkampf von Knaben.
Es kam nun al>er für Phihpp Alles darauf an, dass er, so lange er
noch mit seiner Macht anwesend war, seinen Anordnungen in Be*
trelf des Festes und des amphiktyonischen Bundes eine aUgemeine
Anerkennung verschallte, damit sie nicht als rechtswidrig an^
fochten werden konnten. Namentlich nmsste es ihm um die Za-
Stimmung Athens zu thun sein, weil Athen in l)esonder8 nahet
Beziehungen zu Delphoi stand und eine Autorität in Sacheu dcf
geistlichen Hechts war*^^).
Die Athener hatten zu solcher Anerkennung wenig Lust. 2^
DELPHISCHE GESANDTSCHAFT IN ATHEN. 633
ihen in den Neuerungen nichts als Gewaltthai, unherectiligte Ein-
lüchung und Rechtsbruch. Sie waren aufsenlem dadurcli gekränkt,
KM die Promanteia d. h. das Recht, an erster Stelle das Orakel
1 befragen, also das Yortrittsrecht beim delphischen Gotte, das
men seit Perikles Zeiten gegeben war, auf PliiUpp übertragen war;
m hatten also aucli zu dem pythischen Feste diesmal keine Festge-
mdlscbaft von Staatswegen geschickt.
Ea lag in Philipps Interesse, dass dieser Trotz sofort gebrochen
«rde. Unter lebhafter Beistimmung der anderen Amphiktyonen,
Bter denen die Ungunst gegen Athen überwiegend war, wurde
riier eine makedonisch-thessalische Gesandtschaft abgeordnet, uui
negen Aufnahme der flüchtigen Phokeer Rechenschaft und zweitens
nerkennung der delphischen Amphiktyonie in ihrer jetzigen Yer-
iMung zu fordern. Es war eine für Athen, für Griechenland ent-
Cheidende Frage, auf weicht; ein kurzer und bündiger Bescheid
egeben werden musste.
Die Stimmung der BürgerschafT war in hohem Grade aufgeregt.
jschines konnte gar nicht zu Worte kommen. Desto eifriger
orte man auf die Redner der entgegengesetzten Farbe, welche laut
rkttrten, dass ein enLschiedener Protest die einzige mit der Würde
.thens vereinbare Antwort auf die ungebührliche Zumuthung sei.
Ib wäre leicht zu unl)esonnenen Schritten gekommen. Denn ein
akher Protest hätte keine andere Folge gehabt, als dass das ver-
inigte und schlagfertige Amphikty<menlieer den heiligen Krieg gegen
ilhen fortgesetzt hätte, das gänzlich allein stand und seine geringen
ilreiikrafle nicht einmal l>eisammeii hatte.
Demoathenes, der so oft den Schmerz hatte zu sehen, dass
BDe Mitbürger friedselig waren, wenn es zu kämpfen galt, und
irieg verlaugten, wenn nur im Frieden Ketinng war, n)usste jetzt,
9 schwer es ihm ward, für die Aufrechterhaltung des mit Pbilippos
aacUosaenen Friedens reden. Er war EintM* der Wenigen, welche
idwfangen die Sachlage beurteilten, der einzige Redner, welcher
m aller Parteirücksicht frei nur das Heil der Stadt unverrückt im
«ge hatte.
*Dcr Friede, den ihr geschlossen habt', sagte er, 'ist weder
cUn noch eurer würdig; aber, wie er auch beschaffen ist, so ist
jewias, dass es besser war, ihn nie zu schliefsen, als ihn jetzt
«fimheben; denn wir haben in demselben Vieles von dem preis-
634 DEM0STHENE8 FRIEDETfSBEDB.
'gegeben, was uns, so lange wir es besafsen, für den Erfolg obm
'Kriegs wesentlich zu Stalten kam. Das Zweite ist, ihr HämKr im
'Athen, dass wir uns hüten müssen, diejenigen Staaten, welche ädi
'jetzt die Amphiktyonen nennen, zu einem gemeinsehafllidiea Iriege
'gegen uns zu n6thigen. Denn sollten wir mit Phflipp wieder ki
'Streit gerathen über einen Gegenstand, welcher den Thmalimi,
'den Argivern, den Thebanern gleichgültig ist, so glanbe ich uekl»
'dass von diesen Staaten einer die Waffen gegen uns crgnaki
'werde, denn so gescheut sind auch die stumpfsinnigsten anter ihiMi,
'zu erkennen, dass bei solchen Fehden alle Lasten auf sie ftttcn, alk
'Vortheile aber einem Andern, der im Hinterhalte lauert , la Tkl
'werden würden. Jetzt steht es aber so ungünstig wie nri^Gch fr
'uns. Denn wenn ein Theil der Peloponnesier uns feindiicb irt,
'weil sie glauben, dass wir es gegen sie mit Sparta halten, um
'die Thebaner zorniger als je sind, weil wir die landflöchtigBi
'Böoticr bei uns aufgenommen haben, wenn die Thessalier ms ib
'Freunde der Phokeer hassen, und Philippos wegen Terweigerter
'Anerkennung seiner amphiktyonischen Stellung grollt: so steht n
'besorgen, dass Alle, ein Jeder aus seinem besomlem Grunde, ihrer
'Erbitterung folgen, die Amphiktyonenbeschlusse zum Vorwan^
'nehmen und bei dem gemeinsamen Kriege gegen uns über du,
'was den Einzelnen nutzlich ist, hinaus mit fortgerissen werden,
'wie es auch mit den Phokeern geschehen.' "Also sollen wir
"aus Furcht Alles thun, was uns geheifsen wird? Und das Ter-
"langst du, Demosthenes, von uns?" 'Keineswegs; wir müssen in
'nichts willigen, was unserer unwürdig ist, aber auch den Ruhm
'besonnener Staatsleitung uns zu bewahren suchen. Denjenigen aber,
'welche nichts von Vorsicht wissen wollen, gebe ich zu erwägea.
'wie unsere Stadt früher verfahren ist. Wir haben den Thebanern
'Oropos gelassen, Philipp Amphipolis, Kardia haben wir vom Cher-
'sonnese abtrennen lassen, dem karischen Fürsten haben wir Chios,
'Kos, Rhodos ülierlassen und den Byzantiem das Auibringen atd-
'scher Schilfe nachgesehen. Warum haben wir uns dies Alles ge-
'fallen lassen? Doch nur darum, weil wir gröfsere Vortheile ßr
'unser Gemeinwesen zu gewinnen hofften, wenn wir Frieden hiel-
'ten, als wenn wir um jene Gegenstande Krieg anfingen. Weiu
'ihr euch also da mit lauter einzehien Feinden vertragen habt, iro
'es eure wichtigsten und eigensten Interessen galt, so wäre es 0-
'verzeihliche Thorheit, wenn ihr um etwas ganz Bedeutungsloses,
PHILIPPS HEIMKEHR 108, 8; 846 HERBST. 635
^enn ihr um den Schatteu von Delphoi jetzt gegen Alle einen Krieg
^beginnen wolltet'!
So redete Demosthenes für den Frieden. Der Rückblick auf
aine Reihe von Fällen demüthiger Nachgiebigkeit sollte die HeiDs-
. fpome beschämen, welche auf den Ruhm der Stadt pochten und
meinten, dass Athen sich nicht verläugnen dürfe. Hatte man so
oft den Ton der Ehre gebotenen Kampf auch bei günstigen Aus-
achten vermieden, so war ein Kriegsbeschluss jetzt der Untergang
der Stadt, der ersehnte Triumph ihrer zahlreichen und übermäch-
tigen Feinde.
Die Gesandten erhielten eine gemessene, aber friedliche Ant-
wort. Athen erklärte, wie wir voraussetzen dürfen, dass es gegen
die amphiktyoniscbe Ordnung keinen Einspruch erheben und die
Riflte künftig beschicken werde. Dadurch wurde den lauernden
Feinden jede Ursache des Kriegs genommen und Philipp kehrte im
flirbflte nach Makedonien heim^^^).
IV.
DIE LETZTEN KÄMPFE FÜR DIE UNABHiVNGIGKEIT
GRIECHENLANDS,
So war denn nun durch wiederliolle Gesandtschaften und Vc^
Iräge der Kriegszustand lK?endet, welcher seil der Erobemng too
Amphipolis zwischen König Pliilipp und Athen bestanden hatte,
aher ein wirklictier Friede war damit nicht zu Stande gekomiiMQ.
Pliilippos halte noch nicht Alles erreicht, Athen noch nicht ADn
verloren. Darum folgte dem Scheinkriege, der sich zehn Jahre Wii-
geschleppt hatte, ein siebenjähriger Scheinfriede, während dessee
sich die Keime des entscheidenden Kampfes entwickelten.
Bei dem Friedensschlüsse war die Lage der Dinge wesentlidi
veranderl. Er halle dazu dienen sollen, die durch den Fall Ton
Olynllios frei «gewordene Hand des Königs zu binden; statt dessen
war (»r vom Könige benulzi worden, die Athener gebunden zu halten,
bis er einerseits in Thrakien seine Zwecke erreicht, andererseits Ther-
mopylai und Pbokis in seine (lewalt gebracht hatte. Jetzt stand
der König von Makedonien nicht mehr als ausländische Macht
drohend an den Grän/en. sondern im Mittelpunkte der griechischen
Welt. Er war vorsilzendes Mitglied des griechischen Staaten-
bundes, er hielt die Passe besetzt, deren Schutz die Aufgabe d«
Bundes war, er war der Schirmvogt des nationalen Heiligthums.
Eine griechische Landschaft, das durch seine centrale Lage und
seine kraftvolle Bevölkerung so wichtige Pbokis, lag mit zerstörten
Städten zu seinen Fiifsen. Die mächtigsten Stämme Griechenlands,
die Thessalier und Böolier, waren um ihn als ihren Kriegshem
geschaart, die Athener gänzlich isolirt, gedetm'ithigt und durch fin
aufgezwungenes Biindesverbällniss in ihrer freien Bewegung |?e-
hemmt. Die seit Jahrhunderten aufgehäuften Schätze des delphi-
schen Gottes, welche, in nationalem Interesse verwendet, eine aofsfr-
PHILIPPS AVEITERE PLANE. 637
ordentliche Machtentfaltung möglich gcuiaclit hätten, waren in wenig
Jahren zum Verderhen der ISatiun vergeudet. Wo war noch eine
Kmfl zuiD Widerstände vorhanden!
Dennoch war IMiiUppos noch nicht am Ziele. Delphoi hatte
längst aufgehört, der Mittelpunkt zu sein, von welchem man Grie-
chenland regiereu konnte. Das südliche Hellas war noch in voller
Selbständigkeit; die Fäden des hellenisclien Staatenlehens waren noch
nicht in der Hand des Königs vereüiigt; sie mussten in denjenigen
Gemeinden, welche aulserlialh seiner jetzigen Machtsphare lagen,
erst angeknüpft werden, damit die Maclit, welche er als Vorsteher
der Amphiktyonen ui Anspruch nalun, zur W'ahrheit werde.
Es lag also zunäclist nicht in Philipps Ahsicht, mit Gewalt
▼orzugehen, sondern im Stillen seinen £inlluss auszubreiten, durch
kluge Behandlung die Hellenen allmählich Zcdim zu maclien und an
•öne Hand zu gewöhnen. Er wollte ja nicht herrschen, wie Xerxes
is beabsichtigt hatte, sondern die Leitung verbündeter Staaten über-
nehmen, wie dies der heimatldichen Ueberlieferung entspracii imd
wie es von Sparta, Athen, Theben wiederholt versucht, ai)er zum
grafiKn Schaden der Nation niemals im vollen Umfange und dauernd
erreicht worden wai*. Darin lag die Macht auch des entkräfteten
Volke, das war der Segen seuier ruhmvollen Geschichte, dass sein
Land nicht wie eiu anderes Stück des Erdbodens angesehen werden
konnte, welches mau, so wie die Macht dazu vorhanden war, ein-
fiMih eroberte und unterjochte, wie IMiiiippus es mit so vielen Land*
geUeten und auch mit den Colonialländern ohne Bedenken gellian
hatte. Das griechische Mutterland verlangte andere Rücksichten und
eiae möglichste Schonung des bestehenden Rechts, so weit sie sich
iqend mit den makedonischen Herrschaftsplanen vereinigen liefs.
Kee war keine schwäclüiche Laune des Königs, sondern eine ge-
ichichllicbe Nothwendigkeit. Denn die Weltsteliung seines Füi-
Menliauses beruhte ja auf der Aneigimng hellenisclier Bildung und
die Politik desselben war keine andere als immer weitere Ausl)rei-
luag und Verwerthung dieser Bildung für den Glanz und die Macht
im . wachsenden Reichs. Deshalb konnte der König die Heimath
VdltTiiarhnr Cultui' nicht verwüsten und das daselbst noch blühende
gewtige Leben nicht zerstören wollen; deshalb komite er nicht
Inders als nach hellenischer Weise über .Hellenen zu Iierrscheu
bedMiehtigen.
i Der König konnte also einstweilen nichts Anderes thun als
638 PHILIPP IN THESSALIEN 108, 4; S44.
das» er die Staaten hervorzog, welche noch aufserhalb der nenw-
dings geschlossenen Verbindungen standen, dass er seine Seehof^
scliatt befestigte, die verbündeten Landschaften, in denen sich Mck
Widerstand zeigte, unschädlich machte und jede Yerbindinig 4er
noch selbständigen Staaten unter sich verhinderte. Wenn mt
solche sicli bilden sollte, so war Athen der einzige Punkt, von im
sie ausgehen konnte. Athen war nach seiner Verfasenng, nad
seiner GescJiichte und Denkungsart der Herd des Dreien GriedMi-
thums; hier war noch Smn für Ehre und Recht vorhanden, weldur
den letzten und unausbleiblichen Forderungen Philipps mit v«-
zweifelter Entschlossenheit entgegentreten konnte. Das wustle Jv
König, und nach diesen Gesichtspunkten bestimmte er seine Ma£»-
regeln in den nächsten Jahren.
So schritt er zunächst in Thessalien ein, um hier jede WUff-
setzlichkeit zu brechen. Auf thessalische Bundesgenosaenachafl kiflc
Demostlienes seine Mitbürger oft genug hingewiesen. Hier m
noch viel unversehrte Volkskraft und ein, wenn auch unkimii
Streben dieselbe geltend zu machen; namentlich in Plierai, we nm
seit den Tagen lasons sich gewöhnt hatte, an eine neue Aen Thn-
saliens zu glauben. Man hatte sich dem fremden Heerkönige Wr
bedenklich angeschlossen, um durch ihn die alte Erbitterung gepi
Phokis zu befriedigen. Nachdem man dies erreicht hatte, dachte
man sicli dem Drucke der fremden Schutzherrschaft wieder entaekai
zu können. Die Thoren saJien nicht, dass sie nur Werkzeuge pbi-
lippischer Politik gewesen waren, und so wie sich die ersten Re-
gungen von Widerstandslust zeigten, trat der König mit voller
Strenge auf, schickte Truppen in's Land, legte Besatzung in die
Burg von Pherai und setzte daselbst nach lysaudriachem Muüer
ein Zehnercx)llegium ein, welches aus seinen Parteigängern bestaid
und den Trotz der Bürger unter ein Soldatenregiment beugte.
Gleichzeitig wurde ganz Tliessalien fester als zuvor mit den make-
donischen Erblanden verbunden"*).
Auch jenseits des Isthmos boten sich erwünschte Gelegenheilai
dar, den Einfluss Makedoniens zu en/^eitern. Denn die pelopoa-
nesischcn Staaten, von jeher gewohnt, ihre Interessen nicht ihr
die Halbinsel auszudehnen, lebten nach ihrer Weise in Toller Sorf-
losigkeit weiter und waren durchaus nicht darauf bedacht, Aagh
sichts der drohenden Machtbildung im Norden die inneren Paia-
kämpfe zu schlichten oder die alten Nachbarfehden beiiulegeo. K^
PHILIPPS F0RT8CHR1TTR IM PEIX)PONNE$. 639
Eifersucht zwischen Sparta und den seinem Einflüsse entzogenen
Staaten dauerte fort, und nun kumen, um die Verwirrung zu stei-
gmi, noch die phokischen Söldner, welche nach der Kapitulation
fca Phalaikos (S. 627) unstat umherzogen. Wo unheschänigte S5hl-
Der sich zeigten, wurden sie der Fluch des Landes; da entzündele
Bch der glimmende Hass, da wurde der Parteiwuth Gelegenheit zu
hfaitigen Thaten geboten, und jeder ehrgeizige Anschlag konnte zur
iyufUurung gelangen. So kam es auch im Peloponnes zu offenen
Urgerkämpfen, weiche am Ende keinem Andern zu Gute kamen,
da dem lauernden Könige, der keine Bewegung unbenutzt liefs,
■Bd dem dieselben Söldner, welche ihm in Mittelgriechenland so
InfBich vorgearbeitet hatten, nun auch den Weg in die Halbinsel
MbieteiL So geschah es in Elis.
Elis war einer der Kleinstaaten, welche immer voll ehrgeiziger
PUiie waren und immer gi*ofse Politik treiben wollten. Wegen des
Beaitzes von Olympia glaubten die Eleer etwas Besseres zu sein
ib die anderen Peloponnesier, und sie genossen deshalb auch bei
nawärtigen Grofsmächten besondere Berücksichtigung (S. 355). Sie
konnten aber im eigenen Lande seit ihrer Verfeindung mit Sparta
niaht wieder zu ruhigen Zuständen gelangen, sie waren von
Parteien zerrissen und mussten, da sie an sich eine durchaus un-
nlbstfindige Macht waren, bald an diesen, bald an jenen Staat sich
■dahnen. Als Bundesgenossen der Thebaner hatten sie die Wie-
lebberttellung von Mantineia gefordert (S. 319); nach dem arkadi-
Khen Kriege (S. 360) hatten sie gegen Thelien Partei genommen
and Sparta, dem gegen Megalopolis jede Hülfe willkommen war,
tntte sie doreb Nachgiebigkeit in BetretT Triphyliens wieder auf
nine Seite zu ziehen gewusst (S. 577). Während dieser Zeit hatte
lie Aristokratie, welche von Hause aus sehr mächtig im Lande
■ar, das Gemeinwesen in ihren Händen; die Volkspartei war ver-
hamat und sie war es, welche die Anwesenheit der Söldner be-
ntste, um die Rückkehr in die Heimath zu erzwingen. Es ent-
ipanD sieh ein mörderischer Kampf, in welchem die städtische Partei
iBi Ende mit arkadischer Hülfe siegreich blieb. Die Führer der-
iaiben, Enxitheos, Kleotimos und Aristaichmos, begnügten sich aber
Bcht, ihre Rachlust in der wildesten Art zu befriedigen und vier-
BMffMJ Söldner als Tempelräuber hinrichten zu lassen, sondern sie
■lüften nun auch, um künftigen Revolutionen vorzubeugen, mit
%^iIMM Verbindung an, welcher sehr erfreut war, in der Land-
640 PHILIPPOS SGHUTZHERR VO?C ELI8, MESSRNIEN D. S. W.
scliafl des olympischen Zeus festen Fufs zu fassen, und bereiliriUig
Schutz gewäJu'le. So wurde die Aristoki*aüe vuu £Us eine Parta
des Piiilippos und hrachle das Land unter den Einfluss des Ki-
nigs. Das war das blutige ISachspiei des pliokisclien Kriegs (IM,
1; 343).
Noch leichter gelang es Philipp in denjenigen Staaten, wekk,
durch Theheu gegiündcL, von Anfang an auf fremden Schutz «-
gewiesen waren und Sparta gegenul)er dessell)eu dringend bednrftai
Denn die Spartaner, welche so gut wie Athen in Pella mit bbcki
Vorspiegelungen getauscht worden waren, so lange Archidainos noch
mit seinen Trup|>eu in IMiokis Schwierigkeiten zu l>ereiten im Staate
war, liefsen in ihrer kurzsichtigen Politik nicht ab, ihre NacUm
von Neuem zu hedrohen, uiul galten Philipp die gewünschte Ge-
legenheit, in die Politik der Thehaner einzutreten. Theben hatte
vor neun Jahren zuletzt sein Amt in der Halhuisel versehen (S. 579);
jetzt trat es dassell>e an seinen mächtigeren Bundesgenossen ah, nd-
eher den Schulz der Gemeinden ühernahm, Trappen schickle oni
den Spartanern den gemessenen Befehl zukommen UeDs, sich alkr
llehergrilfe zu enthalten. Das waren leicht gewonnene, aber über-
aus wichtige Erfolge, welche sich unmittelhar an den phokischen
Krieg anschlössen und sich wie von seihst aus der in MiUelgriecbeB-
land gewonnenen Stellung ergal)en. Die von Epameinondas ge-
spreiiglen Ptorten der Halbinsel standen auch dem Könige offen;
sein Gebot bannte die spartanischen Trupi>en im Eurotasthafe;
Elis, Messenien, Megalopolis und ebenso Argos fülilteii sich von des
neuen Schirmherrn abliilngig^"-).
Diesseits des Isthmus richtete <ler König sein Augenmerk auf
Megara, eine damals sehr wo}iIhal>ende und blühende HandelsstadL
welche dem nahen Theben gegenül)er ihre Selbständigkeit kräftig
zu wahren gewusst halte. Auch hier brachte er die aristokratiiscbe
Partei auf seine Seite; eben so sti*eckte er seine llände nieder
nach Euboia aus, welches ganz schutzlos war, seitdem Thermopjlai
in makedonischem Besitze und m Mittelgi'iechenland jeder Wkiei^
sUmd beseitigt war. Endlich l)ereitete er schon die Unternehmung
vor, welche ihn von Epeiros aus zum Herrn des ionischen uoil
korinthischen Meers machen sollten.
Mit Athen wurde der Friede aufrecht erhalten, und doch giiHsei
all«; Mal'sregeln darauf hinaus, diese Stadt mit einem Netze fe»tef
Angriffspunkte immer enger zu umstellen und ihm alle auswärtigei
DIE STIMMUNGEN IN ATHEN. 641
trbinduiigen abzuschneiden. Auch im tlinikischcn Meere benutzte
r König seine Schiffe, um unter dem Verwände, den Seeraub aus-
rotten, einzelne Inseln, wie Halonnesos, besetzt zu halten, und
mn er auch scheinbar die Atliener ganz aus den Augen liefs, so
Dnlen sie ihre wachsende Ilülflosigkeit niciit sclimerzlicher em-
nden, als wenn sie zu Lande und zu Wasser, im Norden und
den den König seine Macht ausbreiten sahen. Atlieu war mehr
I je das Hauptquartier der Gegner Pliilipps, der einzige Platz
> es Männer gab, welche mit wachsamem Blicke seinen Schritten,
gten und den Frieden des Philokrates nur als eine WafTenruhe
iahen "»),
Zur Zeit des Friedensschlusses hatte Demosthenes mit seiner
imenden Stimme nicht durchdringeu kOiuien; die Athener wollten
tftuscht sein und gaben deshalb Leuten wie Aischines und Eubu-
\ ein williges Gehör. Auch hatte ihre Stadt mehr Grund als
;aid eine andere den Frieden aufrichtig zu wünschen; den Armen
ribfirgte er den ungeschmälerten Geiniss der Feste; die Reichen
d der Mittelstand, welcher jetzt auch an den öffentlichen Lasten
ittutragen hatte (S. 468), waren froh, för's Erste nichts von Kriegs-
ner und Schiifsrüstungen hören zu müssen.
Freier Seeverkehr war nicht nur das Interesse des Rheders
d Grofshändlers , sondern jedes Einwohners von Athen, weil in
p xom grofsen Theile auf fremdes Korn angewiesenen Stadt die
eise der nothwendigen Lebensmittel davon abhängig waren. Und
im war Athen der Platz, wo noch immer die besten Künstler, Fabri-
Dten und Handwerker zu finden waren; alle Gegenstande des Luxus
ren hier zu haben, und deshalb hatte keine Stadt mehr Schaden
m Kriege, mehr Vortheil vom Frieden als Athcm. Nach langer
qierruog öffneten sich wieder die nordischen Häfen, wo bei der
«sh zanehmenden Hellenisirung Makedoniens und den wachsenden
Idmitteln auch die Nachfrage nach den Erzeugnissen des griechi-
len Kunstfleifses sich zusehends steigerte. Der philippische Hof
chte wieder seine Bestellungen in Athen. Auch in Griechenland
r seit der Ausleerung des delphischen Schatzes eine Masse von
Id und Silber in Umlauf gekommen, welche Jahrhunderte lang
todtes Kapital da gelegen hatte. Dadurch mussten im Allge-
inen die Preise steigen, das Leben musste sich vertheueru, und
Athener waren um so mehr auf den Gewinn durch Handel und
lostrie angewiesen, als die einheimischen Erwerbsquellen in Ab-
Cutiw» Gr. GMch. III. 4 1
642 FRIEDENSPOLITIK IM SINNE DES RUBULOS.
nähme hegriflcn waren. Die Zertrümmeriing ihrer SeeberrMJiaA
war auch für den Wohlstand der Bürger nolhwendig ein schvenr
Sclilag, und dje Silheradern von Laurion heganuen um dieselbe Zdl,
da die Metallschätze Thrakiens sich mit ungeahntem ReichthoBN
öiTnet«n, dürftiger zu werden. Denn wenn auch der VorfasMf in
Schrift 'von den Einkunft en' sich angelegen sein lässt, die GBe^
schöpflichkeit der Silherhcrgwerke zu hetheuem, so merkt man dack
seinen künstlichen Vorschlagen zur Hebung des attischen Hütteove»
scns deutlich genug an, dass die Bürger kein rechtes Vertnaei
mehr zu dem Geschäfte hatten und sich von neuem GnibeiÜMi
aufserhalh des von den Vorfahren ausgebeuteten Bezirks wenig G^
winn versprachen, eine Ansicht, welche sich in der Folgezeit durdi-
aus l>estätigt hat.
Unter diesen Umständen wurde der freie Verkehr immer mdr
die Hauptquelle des Wohlstandes. 'Wie thöricht also', heifst es ia
derselben Schrift, 'urteilen diejenigen, welche meinen, d«B8 Alba
'durch den Frieden an Buhm und Ansehen einbufse! Im Kriege «iri
'die Stadt nur Demüthigungen erleben und in Verachtung genthn,
'aber, in ruliigen Zeiten gicbt es keinen Stand , der ihrer ni^ be
'dürfte. Die SchifTsrheder und Kaufleute, die Komhändler, die Weii-
'und Oelproduzenten, die Schafzüchter, femer die mit geistigeiB
'Kapitelle wirthschaften, die Künstler, die Philosophen , die Dichttr,
'Alle, welche durch Kunstgenüsse Ohr und Auge ergötzen wolle«,
'endlich alle Geschäftsleute, die einen Markt suchen, wo sie schiwl
'einkaufen oder verkaufen können — sie sind Alle auf Athen as-
'gcwiesen. Kurz im Kriegt^ ist Athen elend und schwach« im Frie-
'den al>er groi's und mächtig, der anerkannte Mittelpunkt der gebil-
'deten W'elt. Darum muss seine l^olitik ehie Friedenspolitik sein;
'es muss niiriit mit Gewalt und verletzenden Machtausprücheu auf-
'ti*eten, sondern durch Wohlthaten die Nachbarstaaten herann-
'ziehen suchen, es muss durch Gesandtschaften ohne Geldopfer und
'Kriegsnoth Einflufs gewinnen und Bundesgenossen sich Terschaflea^
Das war bereits die von Eubulos und Aischines empfohlene Congres^
poUtik und in diesem Sinne hofft der Verfasser, dass auch die neue
Verwickelung wegen Delphi noch gütlich beigelegt und die Selbstän-
digkeit des Tempels ohne Kampf wieder hergestellt werden könne.
Dal)ei werden schon die Phokeer erwähnt, welche das Heiligtbui
besetzt haben, und eine andere Macht, welche sich nach Abzug der
Phokeer dessellien bemächtigen wolle. Daninter können wohl nir
ISOKRATKS' PHILTPPOS. 643
die Thebaner vcrstaiKlen sein, welche eine selbstsüchtige Politik in
Mpbi verfolgten (S. 311 f.) So reicht die eubulische Friedenspo-
litik, wie sie in der dem Xenophon zugcschrie])enen Schrift ausge-
sprochen ist, mit ihren Planen und Hoffnungen his in den heiligen
Krieg hinein ^^).
Nach dem Ende desselben entwickelte sich eine andere Frie-
denspolitik. Damals schrieb Tsokrates seine Rede an Philippos.
Auch er eifert gegen die unseligen Demagogen, welche die
Stadt immer von Neuem in Krieg verwickeln wollen, um ihr eine
SteDung wieder zu verschaffen, welche jetzt unwiederbringlich
irerloren und niemals ein wahres Glück gewesen sei, weil sie
innner auf Ungerechtigkeit beruht habe und immer nur auf Kosten
des Wohlstandes mit Eisen und Blut habe gegnindet und erhalten
iperden können. Damm hatte er schon den Krieg um Amphipolis
verwflnscht und die endlich eingetretenen Friedensverhandlungen auf
die Weise gefördert. Aber ihm erscheint die makedonische Macht
ds der Anfang einer besseren Zukunft, einer neuen Zeit des Heils.
Me hellenischen Republiken sind unversöhnlich gegen einander; es
bedarf eines grofsen Mannes, eines Helden, welcher über den Par-
teien steht und die Staaten einigt. Mehrmals ist ein solcher Mann
▼OH der Vorsehung schon gezeigt worden; Archidamos, lason, Diony-
noi schienen die Benifenen zu sein. Endlich ist er wirklich da, ein
Mmi, an dessen geschichtlicher Mission nicht zu zweifeln ist, ein
First aus dem Stamme der Herakliden wie Archidamos. Er ist
der neue Agamemnon, der die Hellenen wieder gegen ihren Erb-
ÜBind in's Feld führen soll. Ihm soll man vertrauen und nicht auf
die Redner hören, welche ihn verunglimpfen und dadurch dem Ya-
teriaiide den gröfsten Schaden zufügen. Was er einzelnen Hellenen
üebles gethan hat, ist die Folge der unklug genährten Feindselig-
Mt. Der Krieg ist grausam, nicht Philipp. So knüpft Isokrates
ae ihn die nationalen Hoffnungen, und deshalb tritt er nun auch
Bit ihm in unmittelbare Verbindung, beschwört ihn seine Person
■cht SU sehr auszusetzen und bittet ihn, sich nicht durch seine
Widersacher gegen Athen reizen zu lassen. Er solle den geschlos-
atmen Frieden zu einem dauerhaften machen, und auf Gnmd des
ssfflien den lange unterbrochenen Nationalkrieg wieder beginnen,
dessen Erfolg bei der durch K\tos und Agesilaos erwiesenen Schwäche
des Perserreichs unzweifelhaft sei. Es war die alte kimonische Po-
litik, durch den Krieg mit Persien die umeren Fehden zu be-
41*
644 DIE DREI FRIEDENSPARTEIEN.
enden, eine Idee, welche als dankbarer RedestoiT von anderca Rbe-
toren, namenüich von Gorgias und Lysias, sclion käufig in öfiini-
]ichen Festreden behandelt worden war, aber durch Isokrates zoent
wieder eine politisclie Bedeutung erhielt*'*).
Endlicli war eine dritte Partei da, welche nicht aas patriolifldMa
Gründen noch aus Rücksicht auf den allgemeinen Wohlstand für
den Frieden eiferte, sondern wegen ilu*er persönlichen Beziehungeo
zum phiUppischen Hofe. Wir können mit Sicherheit annehiDeii,
dass Philippos seit der Zeit, da das Verhalten der attischen Bürge^
Schaft für ihn ein Gegenstand gespannter Aufmerksamkeit lai
musste, also seit dem Streite um Amphipolis, seine Leute in Alka
hatte, die in^ seinem Interesse beOissen waren, die Bürger von krif- '
tigen Entschlüssen zurückzuhalten, sie in ihrem leichtsinnigen Ve^
trauen zu den königlichen Vorspiegelungen zu bestai*ken ood Mck
durch servile Dienstleistungen den Dank Philipps zu erwerbo.
Sie schürten und benutzten alle den philippisclieu Zwecken ft^
derliclien Stimmungen, die kriegerischen wie die friedlichen; sie
traten, je nfdier die Macht des Königs heraiu*ückte , immer Ireckr
mit ihren Gesinnungen heraus. Prahlte doch Phiiokraies vor alka
Volke mit dem empfangenen Gelde und trug den Wohlstand, ml-
eben er der Gunst des Königs verdankte, offen zur Schau! Die
Anderen traten vorsichtiger auf. Aber auch Aischiues hatte Land-
besitz in Makedonien erhalten; auch er bekannte sich jetzt öffeot-
lieh zu l^biiippos und erwartete alles Gute von dcmsellien Maune.
welchen er vor Kurzem als den ärgsten Feind seiner Vaterstadt
angegriil'en hatte. Diese Manner und ihre Parteigenossen Pythukle».
Hegemon, Deniades thaten nun, als wenn alle Anderen die Getäusch-
ten, sie allehi die wahren Staatsmänner und die jetzt einflussreichei
Pohtiker waren.
So finden wir nach dem Friedensschlüsse (h*ei politische Ridi-
tungen in Athen, die wir die eubulische, die isokratisclie und die
philokratisclie nennen können, drei Parteien, die bei aller Verschie-
denheit ihrer Standpunkt«^ darin übereinkamen, den abgeschlossene!
Frieden als ein Glück der Stadt anzusehen und alle diejenigen,
welche den Bestand desselben gelahrdeten, als Feinde der Sudl
darzustellen. Isokrates eifert in seinem ^Philippos' gegen die 'aut
Mer Rednerbühne Tol>enden', ^die Neider des mächtigen Königs, die
4hn ohne Unlerlass verdächtigen, die Städte ui Verwirrung selzea,
4n dem gemeinsamen Frieden einen Fallstrick für die Freiheit sehei
DIR SCHWÄCHEN DKR FRIKDE>r8PARTKIKi>r. (> 15
'und 80 reden als oh die Macht des Königs nicht tnr, sondern gegen
^Hellas anwachse, als oh er nach Anordnung der phokischen Ange-
'legenlieiten keinen anderen Zweck verfolge, als ganz Griechenland
*zu unterweifen, und andere Th(»rheiten, welche sie mit solcher
Sicherheit vorbringen, als wenn sie Alles auf das Genaueste er-
'kündet hatten'. S(» konnte ein attischer Patriot, das verehrte lfaii[»t
eines grofsen Kreises, die Politik des Demosthenes darstellen, wah-
rend die erkauften Parteigänger nicht minder auf ihn schmähten
ab einen der unruhigen Köpfe, welche es dem gi*ofsniüthigen Kö-
nige so schwer machten, seine wohlmeinenden Absichten gt'gen
Athen auszuffdiren ^^).
Dennoch war Demosthenes nicht so verlassen und seine Stel-
lung nicht so haltlos, wie man erwarten sollte. Sein Wirken war
nicht vergeblich gewesen, sein persönliches Ansehen war gestiegen.
Während dem greisen Isokrates, der noch die ganze Noth des pe-
loponnesischen Kriegs erlebt hatte, die Geschichte des attischen
Freistaats wie ein abgeschlossener Kreislauf erschien, der niclit
wieder liegonnen werden konnte, war ein jüngeres Geschlecht her-
angewachsen, in dem <lie Worte des Demosthenes gezündet hatten.
Auch die Zeitverhältnisse kamen ihm zu Gute, denn sie dienten
wenigstens dazu, die Lage der Dinge klar zu machen und falsche
Vorstellungen zu zerstören. Wie konnte man sich jetzt noch dem
Wahne hingeben, durch Gesandtschaften und friedliche Vereinba-
rungen den König aufzuhalten, wie die Leute des Eubulos wollten!
Und ^Mks die Hoffnungen eines Isokrates betraf, so war in der Zerstö-
mng der phokischen Städte, welche gleich nach Absendung seiner
lebten Rede erfolgte, die königliche Antwort auf diese Ansprache ge-
geben; die Schreckensereignisse der chalkidischen Halbinsel hatten sich
im Ilerzen Griechenlands erneuert. Konnte sich jetzt noch ein nüch-
terner Kopf der Täuschung hingeben, dass Philippos wirklich nichts
Anderes sein wolle, als ein Führer der Hellenen zu nationalen Waf-
fenthalen? Die anderen Parteigänger Philipps aber, die so vornehm
auftraten, als wenn sie schon gewonnenes Spiel hätten, mussteu
durch ihre verrätheris<'he Gesinnung in allen Kreisen, wo nuni noch
etwas auf hellenische ßürgertugend hielt, alle Achtung einbüfsen.
Denn auch die minder Schuldigen unter ihnen hatten sich vor den
Augen des Volks als selbstsüchtige, charakterlose, wetterwendische
Menschen erwiesen, als unzuverlässige Zwischenträger, welche ihre
Mitbflrger durch falsche Vorspiegelungen wiederholt getäuscht hatten.
646 STEIGENDES ANSEHEN DES DEMOSTUENBS.
Wie konnte man ihnen einen Eiufluss auf die öffenÜicheB Sa^
legenheilen einräumen wollen!
Allen drei Friedensparbeieu gegenüber musste also Demoslhaa
an Ausehen steigen, und so geschah es, dass unmittelbar nadi der
schwersten Niedei*lage, welche seine Politik erlitten halle,
Person sich mächtiger als zuvor aus der Mitte der Bürger
hob. Nicht nur bei der Jugend, aucli bei deo älteren BQrgn
gewinnt er Vertrauen. Denn wenn man wusste, dass von nub-
donischer Seite auf keine Stimme ein höheres Gewicht gelegl ncrie,
als auf die seinige, so musste die allen Versuchungen uniugangüek
Unabhängigkeit seines Ctiarakters und die uuerschQllerlkhe Festigkiil
seiner persönlichen Ueberzeugung immer höhere Achtung gewiniMB.
Er allein war sich ü*eu geblieben; er war allein unaUässjg thilig
für die Stadt, er war mit den Handelsleuten in Thrakien, JUt-
donieu, Thessalien in Verbindung, er wusste immer am besten Be-
scheid, und wenn auch er eine Zeitlang an die Möglichkeil
ehrlichen Friedens geglaubt hatte, so war er nun selbst zn
klareren Anschauung der Verhältnisse gelangt. Wenn er aber
ungeachtet bei Gelegenheit der letzten Gesandtschaft von Neaoi
zum Frieden geratheu hatte (S. 633), so war doch auch diese Fiid*
densrede im Grunde nur eüie Aufforderung zum Kriege, aber m
einem mit Besonnenheit vorbereiteten, zu einem Kriege, in wekhoi
man nicht den augenblicklich bestehenden Waifenbund gegen ad
hatte, und in dem es sich nicht um die amphiktyonischen Neuenrnga
handelte, welche doch in sich zerfallen mussten, wenn Philippi
Macht gebrochen war, sondern zu einem Kriege, in welchem man
unter günstigeren Verhältnissen Tüi' die wesentlichen und unentbehr-
lichen Guter Athens eintreten konnte.
Die Vorbereitung zu diesem Entscheidungskampfe ist es, was
Dcmosthenes mit stetiger Kraft verfolgt. Es kommt also darauf as,
die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit desselben zu stärken.
Verbuidungen anzuknüpfen, die Wehrkräfte zu heben.
Die städtischen Uülfsmittel waren noch immer nicht gemf.
Der Staat war arm wegen seiner schlechten Finanzordnung, aber
das Volk war verhältnissmäfsig wohlhabend, und Demos thenes durfte
mit gutem Zutrauen seinen Mitbürgern zurufen: ^Blickt, ihr Xänaff
'von Athen, auf eme Stadt! In ihr ist eüi Reichthum, wie, ich
*darf wohl sagen, in allen anderen Städten zusammen'. Auch fehlle
es noch nicht an Sinn für das gemeine Wesen. Es werden HäUMr,
UÜLP8HITTBL DER STADT. 647
Nausikles udcI Diotimos, namhaft gemach l, welche sich in
Werarchischen Leistangen durch Opferbereitschaft auszeichneten.
Und dann hatte man gleich nach dem Friedensschlüsse Hand an-
gelegt, um die Kriegshäfen zu vervollständigen, neue SchifTshäuser
m btuen nnd ein Arsenal herzustellen, welches unter der Leitung
dM B^nmeisters Philon ein Gegenstand des [mtriotischen Stolzes der
Athener wurde; es wurde dazu seit 108, 2; 347 eine jährliche
flumne von zehn Talenten (15,700 Thlr.) ausgesetzt, und auch die
Mieiien Sohutzbürger steuerten zum Theil sehr eifrig hei. Enbulos
Mrte die Oberaufsicht ^^O*
n •' Um dieselbe Zeit hat man sich auch mit Besserung der inneren
dagdegenheiten ernstlich beschäftigt, wie dies schon die Schrift
fvHD den Einkünften' angeregt hatte. Es blich aber nicht bei blofsen
SiorBchUgen, sondern man legte Hand an's Werk und folgte dabei
wUm Theil denselben Gesichtspunkten, welche in jener Schrift an-
]|ideutet und. So sorgte man für eine Verbesserung des Gerichts*
und erliefs ein Gesetz, nach welchem solche Rechtssachen,
Verschleppung dem Verkehre besondei^s nachtheilig war, na-
■Mbtlich Handels- und SchilTahrtsprozesse, in Monatsfrist erledigt
nin mussten. Man hatte nicht nur die Verkehrsinteressen im Auge,
iiadern sachte auch die tiefer liegenden Missbräuche zu beseitig
gmi. So schritt man mit aller Strenge gegen diejenigen ein, welche
fOTdftchtig waren, an den Bürgern in der Volksvei*sammlung und
in den Gerichten Bestechungsversuchc gemacht zu haben. Ein
ptmiBBtr Demophilos zeichnete sich hiebei durch seinen patriotischen
Bbr ans, und derselbe Staatsmann beantragte 108, 3; 346 eine
dlgemeine Prüfung der Börgerlisten. Das war ohne Zweifel eine
Mabregel, welche den Zweck hatte, die Stadt von gesinnungslosen
uid nnzuverlässigen Fremdlingen zu reinigen und im Allgemeinen
den Geist der Bürgerschaft wieder zu heben; es war eine Mafsi^egei
fon aristokratischer Richtung, wie vor Zeiten das entsprechende
Geials des Aristophon (S. 48).
Mit diesen Mafsregeln hängt auch eine Neuerung in Betreff
dir Volkaversammlung zusammen. Hier hatte das Unwesen lär-
■ender Zuchtlosigkeit immer zugenommen. Man hatte die Leitung
dir Bürgerschaft von den Prytanen auf die 'Proedren' übertragen,
dne CSommission von neun Männern, welche aus den Bürgerstam-
■en erlooat waren, die in der versitzenden Prytanie nicht vertreten
Jettt wurde ein neuer Weg eingeschlagen. Es wurde
648 VERFASSUNGSREFORMEN.
nänilicl) für jede Volksversaiuinlung einer der zehn Stämme ie
Bürgerschaft )>estimnii, welcher die Verantwortung für Ruhe oni
Anstand übernahm; er erhielt seine Sitze in der Nähe des Redno*
phitzes, um den Reihier gegen jede Unbill zu schützen; es m
eine Ordnercommission aus der Mitte der Bürger. Dadurch wolh
man die Ehrliebe der Gemeinde wieder lieieben und dem Bestrebci
derer entgegentreten, welche den zunehmenden Verfall der Bürgv-
versammlung mit innerer Befriedigung wahrnehmen, weil sie dadmth
ihre Ansicht bestätigt fanden, dass eine Demokratie wie die attiacke
zu einer selbständigen und erfolgreichen Politik gänzlich unühf
sei. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man in derselben Zeii
auch dem Areopag wieder einen gi*5fseren Eiufluss auf das MEeilr
liehe Lel)en einräumte und ihm wiederum Vollmachten erthdte,
um namentlich gegen Landesverrath mit aller Strenge euDUEuschratoL
Wir erkennen also nach der Demüthigung, welche der philokratisdie
Friede und der Untergang von Phokis den Athenern brachte, arf
verschiednen Gebieten ein ehrenhaftes Streben, die öffentlichen Zt-
stände zu })essern und den Missbräuchen der Demokratie abzubdfea,
wie sich auch nach der HeiTschaft der Dreifsig ein gleiches Be*
streben gezeigt hat. Es war also noch ein tüchtiger Stamm fei
Bürgern vorhanden, der gesunden Smn und ein lebhaftes GefuU
für die Wohlfahrt der Stadt hatte und an ihrer Zukunft nicht ver-
zweifelle. Es kam nur darauf an, die patriotisch Gesinnten zu ver-
einigen imd zu leiten ^^*).
Demosilienes war von Hause aus kein Parteimann (S. 5SS). Er
war eine ungemein selbständige Natur;, er pflegte seine eigenen Wege
zu geben und vertraute der Macht der Wahrheit, welcher sich die
Bürgerschaft am Ende nicht werde entziehen können. Dabei konole
es aber nicht ausbleiben, dass seine Ansichten sich mit den Gesichts-
punkten der alteren Parteien der Stadt melu^fach begegneten. So
iheilte er mit der böotiscben Partei (S. 446) die Liebe zur Ver-
fassung, den kräftigen Uiiternebnmngssinn und die Entschlossenheit,
Sparta keinen Vorsprung einzuräumen. Andererseits näherte er
sich der Gleichgewichtspolitik des Kallistratos (S. 453) imd theflte
die Abneigung desselben gegen Booticn; eine Abneigung, wekbr
nach den Verbandlungen der Tbelwner n)it Persien (S. 353 f.) und
während des phukischen Kriegs immer stärker und allgemeiner ii
Athen geworden war. In der Rede (ur Megalo|>olis liält er des
Gesichtspunkt für den wichtigsten der attischen Politik, weder
PATRIOTENPARTEI: HEC.ESIPPOS, LYKURGOS. 649
•rta noch Theben mächtig \Yerden zu lassen, und in der Rede
fm Aristokrates kann er den Zwist nnter den Hellenen für ein
Ikck der Athener ansehen. Allmählich wnrde es anders. Je ernster
t Zeit wurde, um so mehr wurde Athen, wie in den Perserkriegen,
I Hauptquartier aller Freiheitsbesirehungen ; alle enghei*zigcn Rück-
hten auf die anderen Staaten traten mehr und mehr zurück, der
Ikmale Gedanke trat immer mächtiger hervor und durch den-
Iben bfldete sich eine neue Partei, welche sich um Denu)sthenes
Imrte.
Es traten ihm Männer an die Seite, welche durch sein Reden
id Wirken angeregt oder aus eigenem Triebe dieselben Ziele ver-
gten, Mänuer, in denen die Geshmungen einer besseren Zeit
eder auflebten, Redner und Staatsmänner von echt republikani-
liem Charakter, welche wie Demosthenes ein wachsames Auge
tten, wo es die Ehre der Stadt galt, in der Nähe und in der
me. Zu ihnen gehörte Hegesippos aus Sunion, fniher ein An-
nger der Leodamas (S. 446), ein feuriger Patriot, welcher schon
>7 für die Erhaltung von Kardia geeifert hatte, als man die wich-
je Stadt preisgab (S. 484); in gleichem Sinne hatte er die Athe-
r zu einer energischen Verbindung mit den Phokeern gedrängt,
lange diese noch widerstandskräftig waren, und sich auf's Ent-
hiedenste gegen den philokratischen Frieden gesträubt. Noch l)e-
utender waren Lykurgos und Hypereides.
Lykurgos, des Lykophron Sohn, war etwas älter als Demo-
lenes, ein Angehöriger des alten Priestergeschlechts der Eteobu-
len, ein attischer Edelmann im besten Sinne des Worts. Hoch-
nnnt und treu den hehnathlichen Ueberlieferungen, ragte er wie
B eiDer besseren Vorzeit in die Gegenwart hinein. Er stand ihr
er nicht fremd und feindlich gegenüber; er war durchaus ge-
iAigt, daher zur Vermiltelung geneigt und versöhnlich, wenn er
cb an Andere so gut wie an sich selbst strenge Fordemngen
Ute. Dabei war er ein Feind aller Ränke, wahrhaft, schlicht und
ttesfürchtig, ein Patriot von lebhaftestem Ehrgefühle inid schon
ahalb entschieden antimakedonisch, wenn er auch sonst nicht zur
Ikspartei gehörte, sondern vielmehr eine aristokratische Richtung
tte. Er war eine ideale iNatur. Mit einer gewissen Schwärmerei
b er sich dem Eindrucke der alten Dichter hin, er hatte einen
isiiefl Sinn für die bildende Kunst, er war ein Rewimderer Pla-
, aber iiefs sich dadurch von einer thätigen Betheiligung am
650 HYPEREIDES, KALL1STHENE8, TIHARGHOS.
Geiiieiiidelebeii uicht zurücklialten. Er bildete sich vielmehr mH
der grölsten Gewissenhaftigkeit zum Redner aus und brautite 4a
Einiluss, den er als solcher gewann, unverdrossen alle ScUda
des Staats zu beleuchten, Verrath und Unsitte zu strafen, das gito
Herkommen zu erhalten, und wie in den Bürgerhäiueni, so nck
im Gemeinwesen auf Zucht und Ordnung zu dringen.
Auch Hypereides, des Glaukippos Sohn, war Ton angetehew
Familie und ein lebhafter Vertreter der nationalen UnabhingigkaL
aber sonst ein Gegenbild des Lykurgos; denn er war eine sinaiek
Natur, ohne sittliche Haltung, ausschweifend in allen GenAsm;
doch wusste er sich dabei, wie Alkibiades, die Spannkraft des Gei-
stes zu erhalten. Er war ein Mann von Geist, viel mehr als LyknfM
ein geborener Redner, rasch und geschickt in Verknilpftuig im
Gedanken, treffend im Ausdruck, frisch und natürlich und von schh-
gendem Witze. Diesen Männern schlössen sich andere an, im
Polyeuktos aus Sphettos, Kallisthenes, welcher, nach ZerstAnmg 4er
phokischen Städte die Athener aufforderte, Stadt und Land in Ter-
theidigungszustand zu setzen, Aristonikos der Anagyraaier, Naasüdei,
der als Feldherr die Thermopylen geschützt hatte , der patrioCifldK
Diotimos und endUch Timarchos, des Arizelos Sohn, ein AthcMr
von ungemeiner Geschäftigkeit, vielfach mit öffentlichen Avftriga
betraut, und in seiner Politik ganz auf Seiten des Demoatheno.
wie sein Gesetzvorschlag beweist, in welchem er 108, 2; %^'i
Todesstrafe beantragte gegen alle diejenigen, die dem Könige SehifTi^
geräthe oder Waffen zukommen Uefsen^^®).
So sah sich Demosthenes, der eine Reihe von Jahren so em-
sam dagestanden hatte, jetzt von einer ansehnlichen Gruppe voa
Gesinnungsgenossen umgeben. Der Ernst der Zeit hatte gewirkt
Die Forderungen derselben waren so klar und unabweisbar, du»
Männer der verschiedensten Richtung, Aristokraten und Demo-
kraten , Philosophen und Wcltleute, ideale und rein praktische Na-
tui*en, sich ohne Verabredung in gemeinsamen Gesichtspunkte!
vereinigten. Freilich verband sich dabei, wie es im Parteilebei
nicht anders sein kann, auch Mancherlei, was urspnknglich nielrt
zusammengehörte, unlautei*e Pei*sönlichkeiten schlössen sich doB
reinen Demosthenes an, aber es war doch ein grofser Fortschritt,
dass an Stelle der stumpfen Gleichgültigkeit, wie sie früher p*
heiTscht hatte, kräftige Gegensätze in Athen sich gebildet hattes.
Den drei Fraktionen der Friedenspartei stand Jetzt eine P^
DIE PARTEIKÄMPFK VOR GERICHT. 651
triotenpartei gegenüber, welclie Demostheiies als ihren Vorkämpfer
■DMh.
I Je mehr sich aber die nationale Partei in Athen sammelte, um
I unvermei<llicher wurde der Kampf zwischen ihr und iliren Geg-
NamenÜicb konnte man nicht dulden, dass die Parteigänger
des Königs nach wie vor als ehrliche Mäimer vor der Bürgerschaft
I0i(lralen. Recht und Unrecht musste klar werden, um die Gewissen
n schärfen. Dazu mussten die Gerichte dienen, welche Ijei den
Aihflnern mit dem öfTentliclien Leben so eng verknüpft waren und
«Hl denen man auch in politischen Gegensätzen die letzten Ent-
■cbeidungen lu erwarten ptlegle. Im öffentlichen Prozesse mussten
üb Verhandlungen wieder aufgenommen werden, welctie in der
^(•IksFersammlung nicht entschieden worden waren; durch richter-
Kcbeo Erkenutniss musste festgestellt werden, dass die Bürgerschaft
ihren Bevollmächtigten auf das Aergste betrogen worden sei,
die Bürger dadurch zu nöthigen, sich von solchen Führern ein
allemal loszusagen. Die Gesandtschaflsprozesse gingen also nicht
kleinlicher Rachsucht und persunliciien Absichten hervor; es
IRpren auch keine nutzlosen Zänkereien um abgethane und unab-
feiteiiehe Dinge, sondern es waren Kämpfe, die nothwendig waren,
wm den Standpunkt der Parteien klar zu machen und mit den
Friedensstiftern auch das ganze Friedenswerk den Athenern in seiner
pdiren Gestalt zu zeigen.
f^ I Demosthenes machte den Anfang, indem er Aiscliines zur
Becbenflchalt zog. Die übliche Form war die, dass innerhalb drei-
Ug Tagen nach Erledigimg eines amtlichen Geschäfts von der
Kiecbenachaftsbehörde eine Anfrage an alle Bürger erging, ob Je-
BHUid über Versfiumniss der Amtspflichten Anzeige zu machen habe.
DmnoeÜienes reichte eine Klageschrift ein und machte sich anbei-
idiig, in Verbindung mit Timarchos, dem Mitunterzeichner seiner
Eingabe, den Beweis zu fülu*en, dass Aiscliines wider Pflicht und
Gowisaen das Amt eines Gesandten verwaltet habe^^^).
Er haUe allen Grund auf guten Erfolg zu rechnen, aber er
hatte flieh mit einem Maime verbunden, welcher nichts mit ihm
gemein hatte als den nächsten Parteizweck, und dessen Genossen-
•ebafl der ganzen Sache sclu* nachlheilig wurde. Timarchos war
tarn Mensch von lockeren Sitten, welcher den guten Anstand öfient-
Hdl Terletst hatte, und so wenig auch diese Charakterfehler in Be-
traff der Sache, um die es sich handelte, in das Gewicht fielen, so
052 VERimTRILUISr. des TIMARCHOS 10^ S; 345.
Avilsste Aisclüiios dodi inil ^rofser Sclilaulieit diesen Umsland n
beiintoii. Emsig hraclilt» er Alles zusammen, was sich aas öer
wüsten Jugend des Tiniarclios an anstöfsigen Geschichten auffindea
liefs, und griff densell)en in gleifsnerischem Tugendeifer so nacb-
drucklicli an, das» er seiner Bürgerehre verhistig erklSrt inirdf.
Die Folge war, dass die ganze Klage ungültig wurde und im
Aiscliines nicht nur selbst \m manchen Bürgern in Ansehen 8tie|,
sondern dass auch auf Dcmostheiies wegen seiner Gemeinschaft nil
einem solchen Wüstlinge und auf seine Sache ein ungunstiges lick
fiel. Das ParteimanOver war vortrefllich gelungen. Die phOipiMcl
Gesinnten waren wieder voll Zuvei^icht, und der König wird nieh
unterlassen haben, durch allerlei neue Versprechimgen seine Partei-
gänger zu ernnithigen. Sic wagten es wieder sich ofllen für ilia
auszusprechen; Aischhies selbst weist schon in seiner Rede gefci
Timarchos v(»n Neuem auf die wohlmeinenden Absichten Philipiii
hin und eifert bei der Gelegenheit auch gegen Hegesippos ni
gegen Demosthenes, als einen der Stadt gefahrlichen und aofie
Jugend nachtheilig wirkenden Mann. Die ganze Rede war dae
Paileirede; Aiscliines aber befand sich hier auf seinem eigensta
Gebiete, indem er mit seinem auf der Bühne erwoiiienen Pathos
den Sittenprediger spielte und unter dieser Maske den Angriff der
nationalen Partei glücklich abzuwehren wusste^*M.
Eine Entscheidung konnte aber dieser Erfolg nicht herl>eifährni:
es war nur ein Waflensliilstand. Demosthenes hielt auch nach Ti-
marchos Yerurleihnig die Klage aufrecht, und wenn er sie nicbi
sofort wieder aufnahm, s(» geschah es nur deshalb, weil er auf ein«
günstigeren Zeitpunkt für die Fortsetzung des Prozesses wartete.
Der ganze Erfolg solcher Uechtsstreiligkeiten war bei der Bescbaffin-
heit der attischen Geschwornengerichte von der Stimmung der Bür-
gerschaft abhangig, und Demosthenes konnte darauf rechnen. da5S
hl Kürze mancherlei eintreten werde, was die Schuld des Aischine«
unzweifelhaft machen nnisste. Es war ja schon verdächtig genug,
dass derselbe Piinsprache erhoben hatte, als Demosthenes sich nach
dem Ende der zw(»iten Gesandtschaft der Uechenschafltshehörde iw
Verantwortung stellte; Aischines behauptete, für diese Gesandtscbift
bedürfe es keiner besonderen Dechenschaftsablage; sie sei nichts
als die Fortsetzung der früheren un<l l)eruhe auf denselben Man-
daten. Diese Ansicht wurde, wie zu erwarten war, von der Be-
hörde vcrwoifen, welche dem Demosthenes und wahrscheinlich aiicb
DER PROZESS DES ANTIPHON in^. 4; 344. 653
den anderen Gesandten die Rechenschaft ahnahm, während gegen
AMrhinen die klage anhängig hUeh.
Die näehsteo Jahre waren dem AnseJien des Aischines nicht
gtastig. Namentlich wart' es ein iihles Licht auf ihn, dass er sich
gewissen Antiphon annahm, welclien Demostlicnes hatte er-
fen lassen, weil derselbe in dringendem Verdaclite stand, mit
den Hakedoniem ein verrätherisches Kinverständniss angeknüpft und
IHr philippisches GoUl sich anheischig gemacht zu haben, die Schilfs-
Moser des Peiraieus in Brand zu stecken. Aischines erklärte das
Iforfiriireu des Demostlienes , welcher liier ohne Zweifel in einer
mtlichen Eigenschaft eingeschritten war, für einen verfassungswi-
Aigen Uebergriff, für eine Verletzung der bürgerlichen Freiheit
mid des Hausrechts; er wusste die Volksversammlung für sich zu
pmnnen und die Freigebung des Schuldigen durchzusetzen, ob-
IJMch derselbe aus den Bärgerlisten gestrictieu war. Aber nun
Mvitt der Areopag ein, welchen wir liier zum ersten Male mit be-
itoderen Vollmachten auftreten sehen; auf seine Verfügung wurde
laliphon von Neuem ergriffen, vor die Geschworenen gebracht,
ikrmhrt und hingerichtet ^^^).
£in neuer Stofs, welchen die makedonische Partei erfuhr, ging
fm Hypereides aus. Dieser nämlich zog um diese Zeit den Philo-
knles vor Gericht, den frechsten, übermüthigsten und unvorsich-
ligMen unter allen Makedonierii im attisclien Lager. Die Sache
wvde nicht auf dem gewöhnlichen Rechtswege behandelt, sondern
im Form einer Eisangelie oder Meldeklage unmittelbar an die Voiks-
iMVwunmluog gebracht, um die ganze Bürgerschail gegen einen
^rikaredDer in Bewegung zu setzen, welcher sie wider die Inter-
mun der Stadt herathe und im Solde des Auslandes stehe. Es
mrde der Schaden nachgewiesen, welchen die trügerischen Ge-
Hldtechaflsbenchte des Philokrates der Stadt gebracht hätten, und
tßL Aber die Persönlichkeit desselben das Urteil festsUuid, so konnte
lUokrates trotz des Beistandes von Aischhies den Schlag nicht
ilurdiren, welcher gegen ihn geführt wurde. Er musste sich be-
■Bgi erkennen, ehe der Spruch gefällt war; in der Verbannung
mrde er der schweren Verbrechen schuldig l>efunden und zum
Tede Terarteilt^^').
Wenn nun auch nach diesem Ereignisse Aischines die Miene
^nahm, als habe er mit dem Verurteilten keine Gemeinschaft ge-
lnbC, so hatte doch schon während dieses Prozesses Demostlienes
654 VERDRTRILU.NC DES PHILOKRATEB 100, 1| S4S.
jede Gelegenheit ])enulzt, das Gegentheil zu erweisen und die durch-
aus gleiche Slrafwfirdigkeit des Aischines den Bürgern anidüulkk
zu machen; und wie sehr sein Ansehen durch den Fall des Phife-
krates und durch die Verbindung mit dem Verrfitber Antiphon p-
Htten hatte, das zeigte sicli sehr bald bei einer anderen Griffgenhi,
als es sich darum handelte, einen zuverlässigen Mann unter da
attischen Rednern auszuwfdilen, welcher mit einem öflentlicheD Ab-
trage ganz besonderer Art beehrt werden sollte.
Es hatte sich nämlich unter makedonischen Einflfisaen audi Ml
den Cykladen und selbst aut'Delos, der mit Athen nächstTerbandeiHi
Insel, eine Partei gebildet, welche sich gegen die Herrschaflm-
spnlche der Athener (Thob; ja es wurde das Anrecht derselben vd
die Verwaltung des delisclien Heiligthums bestritten. Gewiss hinpi
diese Bewegungen mit den Bestrebungen der makedonischen PMi
zusammen, während des Friedens rings um Athen herum immer Mk
Boden zu gewumen und den Ueberrest attischer Macht, der oMk
aufserhalb der Gränzen der eigenen Landschaft bestand , nach wi
.nach zu untergraben. Ganz besonders musste es aber den Ab-
sichten Philipps entsprechen, auch hier in die Vorstandsdiaft dna
nationalen Heiligthums einzutreten, wie es ihm in Delphi gelnngn
war und wie er es gewiss auch in Beziehung auf Ol3^pia beik-
sichtigte (S. 639). Der wahre Zusammenhang der Dinge erMk
schon daraus, dass die Delier von einem makedonischen Parteigingff
geleitet wurden, von Eulhyki*ates, demselben, welcher Olynthos ler-
rathen hatte, und dass sie den Antrag stellten, es sollte der Rechts-
streit in Delphi entschieden werden; denn das war ja eine vortidt-
liehe Gelegenheit, dem neuen Bundesrathe daselbst eine pobtisdM
Bedeutung zu gehen und den 'Schatten von Delphi' zu einer Nackt
in Griechenland zu erheben. Athen war nicht in der Lage, iki
Antrag der Delier abweisen zu können, und es kam nun daruf
an,''den rechten Mann zu Hiulen, um vor dem Bundesschiedsgerirfak
die Sache Athens zu vertreten. Die Bürgerschaft wählte Aischinei.
welcher in allen amphiktyonischen Angelegenheiten der geborew
Sprecher zu sein schien. Diese Wahl musste aber allen Patriolei
im höchsten Grade bedenklich sein. Wie konnte man dem Eatbf-
krates gegenüber [die heiligsten Interessen Atliens einem Nam»
anvertrauen, welcher auch ein Anhänger philippischer Pohtik und
ein Werkzeug derselben war, namentlich vor einem Gerichte, d*
selbst unter makedonischem Einflüsse stand! Deshalb setzte die
BKR PR0ZR8S WEGEN DKLOS 109, 1; S43. 655
lionalpartei Alles in Bewegung, nm den Rfirgerbeschliiss ungültig
machen, und wusste es zu erreichen, dass dem Areopag die
Ucbeidung in dieser Wahlangelegenhcit überwiesen wurde. Dieser
idditete die erste Walii und ernannte Ilypereides, welcher so
durch den Prozess wider Pliilokrates seine Gesinnung wie
Thatkrafl bewahrt hatte, zum Sachwalter Athens. Er zeigte
h des Vertrauens in vollem Mafse \^iirdig und da Philipi)08 es
kt gerathen fand, in dieser Angelegenheit gewaltsam durchzu-
sifen, so wurde den Athenern durch die in Delphi gehaltene
lische' Rede des H^-pereides ein Richterspruch zu Theil, welcher
!• Ansprüche von Neuem feierlich anerkannte ^^^).
Nach dieser neuen Niederlage des Aischines glaubte Demosthe-
a, dass der Zeitpunkt gekommen sei, um seinerseits den Prozess
0der auCiunehmen, dessen Durchführung ihm eine Gewissenssache
V. Er hatte seine Stellung unverändert behauptet und keine
iigoiiheit unbenutzt gelassen, um seinen Gegner offen als einen
■rtther und Feind der Vaterstadt zu bezeichnen. Nun sollte die
kierechaft sein Urteil zu dem ihrigen machen.
' Man sollte glauben, dies sei ohne Schwierigkeit zu erreichen
nwsen. Denn wenn Philokrates ein Verräther war, so konnte
Wiines nicht unschuldig sein, wenn er sich auch jetzt von seinem
üwren Genossen losgesagt hatte. Indessen war hier der Erfolg
ll unsicherer. Denn Aischines war ein schlauer und vorsichtiger
hm, der sich nie solche Rlöfsen gab, wie der plumpe Philokrates;
* war ein Muster des feinen Auslandes, ein Mann, dem man nach
iMm ganzen Auftreten nichts Ehrenrühriges zumuthen konnte.
r hatte noch immer einen mächtigen Anhang, weil er das talent-
llte Organ der eubulischen Partei war, er war als Redner und
ütiker noch immer ein Liebling <lc8 Volks. Darum wendete sich
th Demosthenes gegen ihn nicht mit einer Meldeklage \m der
igenchafl, wie es Hypereides gegen Philokrates gethan hatte,
idem er zog ihn bei der Rechenschaftsbehorde zur Verantwor-
lg und stellte auch hier keinen bestimmten Strafantrag, sondern
■nahm es nur, die unredliche Verwaltung des Gesandtschafts-
itaBS darzulegen, um dann dem von der Rechenschaftsbehorde ein-
lemSBnden Gerichtshofe die Restimmung der Strafe zu überlassen.
Obi^ich Demosthenes den ordnungsmäfsigen Weg des gericht-
mn Verftthrens eingeschlagen hatte, so war die ganze Sache ihrer
bv nach dodi für eine streng juristische Rehandlung nicht ge-
656 ERNEUERUX; DES r.KSAIVDTSCHAFTSPROZESSES.
eignet; donii es handelte sidi nicht nn) Uel>ertretung einzelner Ge-
setze, sondern um eine unpalriotische Gesinnung, mit welcher d»
von den Bürgern übertragene Verti'auensaint verwallcl worden nr,
um (Mne nur dun^ii auswärtige Einflösse zu erklärende Wandelmf
in dt>r politischen Stellung des Aischines und um seine unredliche
Haltung der HürgersrJial'l gegenöl>er. Hier lagen olTenkundige Thit-
saehen vor, welche jede strenge BewtMsiuhrung überflüssig machieiL
Die ganze Hürgerschail war Zeuge, wie Aischines frülier als feuriger
Patriot autgetreten und wie er durch den Aufentliak in Pella eis
Anderer geworden war, wie er seitdem im Interesse Philipps ge-
handelt und die Burger durch falsche Vorspiegelungen getäuscht
hatte. Nun niuss Ireilich Demosthenes zügelnen, dass sein Gegner
möglicherweise seihst getäuscht worden sei und in gutem GJaubei
die königlichen Verheii'sungen seinen Mithürgcrn vorgetragen habe.
Al)er wenn dies der Fall wäre, so hätte sich doch Aischines oack
erfolglt^r Enttäuschung mit Entrüstung von der Partei des Köofi
ah wenden müssen. St<itt dessen hatte er sidi in seinem guten Ver-
hältnisse zu ihm durchaus nicht stören lassen und sogar die könjg-
liche Siegesfeier üher die Phokeer, an deren Untergang er feU
mitgearh(*itet hatte, in heiterster l^aune mitgefeiert. Die nothffn-
dige Folgerung also war die, dass er seine Mithürger in den vich-
tigslen Staatsangelegenheiten ahsichtlich hetrogen und wissenlU
Alles gelhau hahe, um den Frieden so zu St;nide zu hringen. wie
er für Philippos nicht vorlheiihafter, für Athen aher nicht schmacb'
voller und verderhlicher hahe sein können.
So klar alKM* auch die Hauptsache war, auf die Demosthettf
Alles ankam, so war es doch hei einem Manne wie Aischines k-
greillicher Weise sehr schwierig, das Mals der Schuld festzuslfUfn
zwischen Schwäche und hösem Willen genau zu unterscheiden unl
die verrätherisclx; Gesinnung hi einzehien That Sachen nachzuweisen'
Demosthenes hekämpfte in Aischines alle Yerräther, die sich ii
Griechenland täglich mehrten, sein Zorneifer riss ihn fort und die
Uclierschwänglichkeit seiner Anklagen kam dem Gegner zn Gute.
Denn wenn er ihn als den darstellte, welcher Thennopylai verrathea
und den fremden König in das Herz von Griechenland hereingeführt
lial)e, wenn er ihm den l'utergang von Phokis, die Niederlage des
Kersohleptes zuschrieh; so konnte die Schärfe solcher Anschul-
digungen in einzehien Punkten lei<^ht ahgestumpft werden: der
Gegner konnte nachweisen, dass die Hauptstadt des tJirakiscben
GESANDTSCHAFT8PROZE8S. 6«57
ivpdings schon vor Abreise der Gesandtschaft gefallen sei und
« die Tyrannen von Phokis sich selbst zu Grunde gerichtet hatten.
«chines konnte die geheimen Unterredungen mit König Philipp,
B -ihm vorgeworfen wurden, als nicht hinreichend bezeugt, in Ab-
de stellen, er konnte besonders darauf hui weisen, dass es ungc-
idit 861, ihn vor allen Anderen für Alles verantwortlicii zu machen
Ml ihn so zu behandeln, als wenn er und er allein für Philippos
|d den Frieden einzustehen hätte. Ganz l)esonders aber bestand
i^. günstige Lage des Aischines darin, dass der jiersOnliche Angriff
|f..ihn zugleich ein Angriff auf den Frieden war, und deshalb alle
pdseligen Borger erschrecken musste. Denn eine Verurteilung
In Aischines war so gut wie ein neuer Riss zwischen Philipp und
kthen, eine mittelbare Erklärung der Bürgerschaft, ihre durch den
IHeden verpfändete Ehre wieder einlösen zu wollen.
Aischines war durchaus der Mann, um diese Gunst der Ver-
tttttMe in vollem Mafse auszubeuten. Einem gewandten Ringer
paeh entschlüpft er den Griffen des übermächtigen Gegners und
■Halt sich auf eine ernstliche Rechtfertigimg gegen den Kern der
Mfthge einzulassen, benutzt er jede einzelne Schwäche, verspottet
b Uebermafs von Verantwortlichkeit, welches auf sein armes Haupt
Milit werde, und stellt den ganzen Prozess wie einen Kampf po-
Uicher Gegensätze dar, der gar nicht vor das Gericht gehöre. Er
M'dtni wilden Agitator gegenüber das Opfer derjenigen Parteirich-
fehgi welche den Athenern den Frieden zu erhallen suche, der sich
iidi noch immer als ein Segen für ihre Stadt erwiesen habe, so-
'Ml in Bezug auf den Wohlstand, als auch für ihre bürgerliche
iMhwong. Er benutzte die gute Meinimg, welche von seiner Per-
Udiebkeit unter den Athenern verbreitet war, um solche Frevel-
liiaii, wie sie ihm Schuld gegeben wurden, als ganz unvereinbar
M^wmem Charakter zu bezeichnen. Er bot alle Kunst der Rede,
Ud Einfluss seiner die Herzen bewegenden Stimme auf. Dabei
iii ihm der Umstand zu Gute, dass er der zuletzt Redende war
ii|^'«eiD Gegner keine Gelegenheit hatte, den Eindruck der aischi-
n Beredtsamkeit wieder zu verlöschen; endlich traten Männer
solchem Ansehen wie Eubulos und Phokiun für ihn auf, so
Im- ^der gewaltige Kampf der beiden gröfsten Redner Athens im
irten lahre, nachdem er begonnen hatte, schliefslich den Aus-
iBg hatta, dass Aischines von der Anklage der Pflichtverletzung
»IgWpi neben und aller Verantwortung enthoben wurde.
Ovrci«% Or. Oetdi. IH. 42
658 AISCHLNBS FREISPRECHUNG 100» 2} »4«.
Aber ein Sieg war es nicht, sondern eher das Gegenthd.
Denn nur dreifsig Stimmen sprachen den Angeklagten frei, und mr
die Lage der Dinge kannte, wusste sehr gut, dass diese Majorilit
nicht auf der Ceberzeugung von Aischines' Unschuld beruhte, 80i-
dem dass sie durch äufsere Einflösse, durch Stimmungen, Enl-
gungen und Ansichten, weiche der eigentlichen Rechtsfirage gai
ferne lagen, zusammengeführt war. War also auch der Erfolg nick
der gewunsclite, so halte Demosthenes doch keinen Grand, ie
Muhe, welche er diesem Kampfe zugewendet hatte, zu bereuen; im
bei dem besseren Theile der Burgerschaft war doch sein Amdi
nur gestiegen und eine klarere Unterscheidung Yon Recht und Oi-
recht gewonnen worden***).
Während dieser Kämpfe im Innern der Stadt war» auch tt
auswärtigen Angelegenheiten wieder zur Sprache gekommen, fli
wie Demosthenes unter den Bürgern die Partei des Philippos ■*
ablässig verfolgte, so war er aulserhalb Atükas dem Könige dht
in allen seinen Unternehmungen gefolgt, jede seiner AbsichtHia^
spähend und derselben mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote sUaä^
entgegentretend.
Den nächsten Aniass galum die peloponnesischen Angelegenhotiei»
Hier hatte die attische Politik eine besonders schwierige Aufgakt
Sparta war der kralligste und selbständigste unter den Staaten ta
Halbinsel; aber ihm durfte man sich nicht nähern, um nur nicht it
Gegner Sparlas zu erbitt(;rn und dieselben ganz auf die makedoniiik
Seite zu drängen. Darauf niusste aber vor Allem das Augenmeik t»
Demosthenes gerichtet sein, dass kein griechischer Staat dem iMf
Aniass gebe, unter einem Vorwande des Rechts sein MachlpM
auszudehnen. Deshalb kam es darauf an, den peloponnesbdtt
Gemeinden über den wahren (Charakter der makedonischen PoGti
die Augen zu öffnen und dort wie in AUien das Misstrauen gepi
Philipp zu erwecken, welches die Grundbeduiguug einer ftaU%
nationalen Haltung war.
Zu diesem Zwecke gingen auf Demosthenes' Rath GesaaAe
nach der Halbinsel, nachdem Philipp schon seine cbrtige Poiitft
begonnen. Hülfe verheifsen, Söldner geschickt und Machtgebote tf*
lassen hatte (S. 040). Demosthenes selbst war der Führer der fe-
DEMOSTHENES IM PELOPONNES 108, 4; 344. 659
mdtschaft. Seine Reden waren als Flugblätter auch aufserhalb
IhenB verbreitet und so trat er als ein wohlbekannter und seines
^iheitsmuthes wegen bewunderter Volksmann in Messene wie in
jqg08 Tor den Borgern auf, um sie vor dem Könige zu warnen,
ndcher sein Auge jetzt auf den Peloponnes gerichtet habe und als
hr Freund und Wohlthäter, als der Hort ihrer Selbständigkeit sich
m Umen einführe. Sie sollten aber um sich schauen, und an dem
Iwipiole anderer Staaten sich überzeugen, welche Bewandtniss es
■it der Gönnerschaft eines Philippos hal)e. Er wies sie auf Olyn-
hos hin. ^Bedenkt', sprach er, ^ihr Männer von Messene, wie ver-
Imiensvoll die Olynthier waren und mit welchem Unwillen sie
jeien Tadler des Königs anhörten, als derselbe ihnen Anthemus
■id Potidaia zum Geschenk machte. Konnten sie damals wohl ein
loldies Schicksal erwarten, wie sie es später erlitten haben? Wür-
IfiD sie nicht einen Jeden verlacht haben, welcher ihnen ein solches
JD Aussicht stellte? Und doch haben sie sich so sehr getäuscht
■id sind, nachdem sie auf kurze Zeit fremdes Gebiet benutzt haben,
nf immer des eignen verlustig gegangen, schmählich ausgetrieben
■id nicht blofs besiegt, sondern von ihren eigenen Mitbürgern
iwrathen und verkauft! Daraus könnt ihr lernen, dass freien
Staaten der enge Verkehr mit Tyrannen niemals Heil bringt. Und
■ging es den Thessaliem etwa besser? \\s Philipp ihre Tyrannen
mlrieb, als er ihnen Nikaia und Magnesia gab, glaubt ihr wolü,
laia sie damals die Einführung der Zehnmänner erwarteten, von
Michen sie jetzt beherrscht werden, und dass sie von dem, der
Sitz und Stimme im Amphiktyonenbunde zurückgab, glau-
konnten, er werde ihre Einkünfte und Zölle sich anmalsen?
Bamss nicht, und doch weifs Jedermann, dass dies Alles ein-
|itreten ist. Da habt ihr den schenkenden und versprechenden
Kküippos! Gott gebe, dass ihr nicht auch den täuschenden in
Kunem kennen lernt! Mancherlei haben die Menschen erfunden,
ihre Städte zu schützen, wie Wälle, Mauern, Gräl)en und an-
künstliche Werke. Kluge Menschen haben von Natur ein
Bdiutzmittel, welches Allen nützlich und heilsam ist, vorzüglich
aber den fireien Gemeinden gegen die Tyrannen. Das ist das Miss-
traoen. Dieses bewahrt euch; dies wird euch retten. Denn was
iai es Tor Allem, wonach ihr strebt? Freiheit, sagt ihr. Nun wohl.
'Seht ihr denn nicht, wie schon der Titel Philipps damit in Wider-
"tpruch steht? Denn wer König oder Tyrann ist, der ist ein Feind
>IO*
660 DIE HALTUNG DER PRLOPONNESIBR.
*der Freiheit und Imrgerlicheu Verfassung. Also seid wohl aaf der
^Hul, dass ihr nicht, indem ihr euch einem Kriege zu entziehai
*8ucht, euch einen Zwingherrn aufbürdet!'
Die mächtige Kraft des Demosthenes verfehlte ihre Wirkvig
nicht. Seine Worte riefen Beifall und Bewunderung hervor; 4le
Edleren unter den Bürgern von Messene und Argos wurdeD im
richtiger Einsicht erleuchtet und von liellenischer Freiheitsliebe a^
wiirmt. Aber die Menge war nicht umzustimmen. Das Auftrrtei
des Demosthenes war nur wie ein glänzendes GastspieL Sowie o
vorfüter war, erkalteten die Herzen und mit der früheren Gleacb-
gültigkeit folgten sie wiederum den engherzigen Interessen ihrer
Hauspohtik, die nur vor Sparta Angst hatte. Nirgends war der
kleinstaatliche Egoismus mächtiger als in der Halbinsel, nirgends
waren die Augen mehr vei*schlossen gegen die grofseu Weltverhilt-
nissc. Mau glaubte sich hinter den Isthmospässen wohlgeborgei
und hielt es für eine Tliorheit, wenn man den peloponnesischa
Bergstädlen mit dem Brande von Olynthos bange macheu woDtt i
Es war für sie zu l)equem, den Schutz Thebens sofort durch eiM 1
mächtigen Kriegsfürsten ersetzt zu sehen, dem sich die Miltektaila
im Grunde viel lieber fügten als einem hellenischeu Staate, der
selbst erst aus dem Kreise der Mittelstaaten henorgetreten war.
Dessenungeachtet haft(^ das Auftreten des Demosthenes die tt-
kedonisclien Parteiganger erschreckt; die Hauptführer dersdhoL
Neon und Thrasylochos in Messene, Myrtis, Teledamos, Mnaseas ii
Argos wollten von der Beih^gung des inneren Haders nichts wissei;
sie v<4'doppellen ihre Anstrengungen, sw. regten nacii den Ermtk-
nungen des Demosthenes ihre Mitbürger nur um so mehr ge^
Sparta auf und zugleich gegen alle vermeintlichen SparLinerfreunde,
welche auch die Feinde peloponnesischer Freiheit wären, und «
verdachtigten Athen selbst, dass es in heimlichem Einverständnisse
mit Sparta stehe. Von Maked(»nien aus förderte man diese Bewe
guug, um den Athenern Verlegenheit zu bereiten und der demo-
sthenischen Partei Abbruch zu thun, und so wurde eine Gesandt-
schaft der Städte nach Athen geschickt, um Aufklänmg über die
Beziehungen der Stadt zu Sparta zu verlangen. Makedonische Gesandte
kamen mit den Peloponnesiern nach Athen, um ihre Sache zu uubr-
stützen und zugleich über die fortdauernden Verunglimpfungen i^
Königs auf der attischen Uednerbühne Beschwerde zu füliren"*).
Das war die Folge der Bemühungen des Demosthenes. AnstHt
DIB PELOPONIfESIER IN ATHEN. 661
Be P^loponnesier von Philipp abgelöst zu habeii, waren beide enger
b je Terbunden und traten nun als eine Partei den Athenern
Dtgegen. Doch brach dies seinen Muth nicht; es gab ihm nur
Veranlassung, um so fester und klarer seinen und seiner Freunde
tlmdpunkt zu bezeichnen, ^ie er dies in der Volksversammlung
hat, in welcher die den fremden Gesandten zu ertheilende Antwort
i^then wurde.
*Um zu bestimmen, was wir zu thun haben — das war der
ftin dieser Rede — müssen wir wissen, was Philippos will. Ist
t der Hellenen Freund, wie er vorgiebt, so haben diejenigen Recht,
vridie sich ihm anschliefsen; ist er aber das Gegentheil, so haben
Nbr Recht, die wir ihn mit allen Mitteln bekämpfen. Die Antwort
irf^* diese für unser Verhalten entscheidende Frage liegt aber in
Ita Thatsachen, die wir alle erlebt haben. Philippos ist Schritt für
letaiU Torwarts gegangen, um die Hellenen zu seinen Uutertlianen
M machen; seine Mafsregeln zeigen, dass er sich vor keiner Ge-
Ihkthat scheut. Er ist kein König, der Gerechtigkeit will, er
Nidit nur Herrschaft. Er bringt die Schutzwehren und Zugänge
Ün Hellas nach einander in seine Gewalt und geht jetzt auch
i^ der Halbinsel planmäfsig vor. Daher ist und bleibt trotz aller
WMensschlüsse Philippos der Feind aller Hellenen und insbeson-
hfe« der unsrige. Denn sein eigentliches Augenmerk ist Athen.
hben, das weiüs er, kann er nicht durch falsche Vorspiegelungen
Hhti, wie Theben und die peloponnesischen Städte. Das ist ein
liliBfaen ehrender Anerkennung, welches er der Bürgerschaft von
lüni giebt, dass er nicht einmal den Versuch wagt, euch durch
Mirfirdige Lockungen zu seinen Bundesgenossen zu machen und
if diese Weise von eurem hellenischen Berufe abzuziehen !' Nach-
in der Redner Angesichts der fremden Gesandten seinen Mitbüi-
Ml so gut wie den anwesenden Griechen eindringlich vorgestellt
«tte, wie alle wahren Hellenen Philipp gegenüber gesinnt sein
Mflsten, legte er den Entwurf der zu ertheilendeu Antwort vor.
Ihm Zweifel wurden Messenc und die anderen Studie darüber be-
lügt, dass Athen nicht die Absicht habe, sie von Neuem dein
•die Spartas unterwerfen zu helfen, andererseits al)er auch der
■te Entschluss ausgesprochen, Sparta gegen jeden Angriff zu ver-
hsidigen; denn das sei die vaterländische Aufgabe, welcher sich
ktbeo nie entziehen werde, aller Orten das bestehende Recht zu
dMktsen und fremden Einmischungen entgegen zu treten ^^^).
662 PYTHON !>• ATHE!« IM, l ; »4.1.
Ein solcher Bürgertag war lange nicht in Athen abgehaltei
^vorden. Die Stadt des iViisteides schien wieder aufgelebt za sen.
Die Pelopouuesier konnten nicht umhin, die grofsartige HaUmg
einer so geleiteten Bürgerschaft anzuerkennen, und insofeni o^
reichte aucli Demosthenes seinen nächsten Zweck« dass die gefikr-
lichen Feindseligkeiten in der Halbinsel sich beruhigten und Phüfp
kein Anlass zur Einmischung gegeben wurde. Da nun um dieseie
Zeit auch der makedonische Versuch auf Megara (S. 640) scheitot
und sich diese Stadt au Athen anschloss, welches, wie es scheint, wifc-
same Nachbarbülfe geleistet hatte: da glaubte Philipp nicht lingv
unthatig zusehen zu dürfen, wie sich der trotiige UnabhängigiDäl^
sinn mehr und mehr befestigte. Es war eine unfreiwillige Abv-
kennung, welche er dem Erfolg seines grofsen Gegners zollte, flw
er sich eutschloss, eine Gesandtschaft nach Athen zu scbickoi, ■
seine Politik zu rechtfertigen und gegen die VerdächtigungeD 4fl^
selben feierliche Verwahrung einzulegen. Es war zugleich en tit
geständniss , dass er die Leute seiner Partei in Athen für noBÜi
hielt, diese Rolle zu übernehmen; sie hatten zu sehr an Anffhi
verloren , um der steigenden Missstimmung gegen ihn Einfadt ■
thun. Darum hielt er eine unmittdbare Botschaft von seiner Seile Ir
zeit^emAfs und wählte zum Ueberbringer derselben einen griechiRki
Redner, welcher in Athen seine Bildung erworben und ein ebeiM-
tiger Gegner des Demosthenes und seiner Genossen zu sein ddoBL
Dies war Python, aus Byzanz gebürtig. Um dieser Sendung grdfserci
Eindruck zu verleihen, umgab er ihn mit einem stattlichen Gefolgt
Seine Bundesgenossen wurden angewiesen, sich an der GesandtscU
zu betheiligen. Er wollte dadurch nicht nur seine Macht in volki
Glänze zeigen, sondern auch die anderen Gemeinden zu Zenfti
machen , w ie er die attischen Freiheitsredner zu deniäthigen mie.
Er that im Grunde schon wie ein Monarch, welcher die B^
gungen von Unzufriedenheit und Widerspruch in seinen StaaW
übel vermerkt, und seuie Untergebenen ungnädig anlässt, wAi
solchen Leuten Gehör geben, welche es sich zur Aufgabe mackt
alle Mafsregehi des Königs anzufeinden. Er erneuert die Vcrsick-
rung seiner wohlwollenden Absichten. Durch fortwährendes Miff-
trauen aber, erklärt er, würde man es wirklich dahin bringen, dtf^
der Wohltliäler zum Feinde werde. Anstatt den einmal gesdüoM^
neu Frieden unablässig zu schmähen, solle man lieber die Vertrip
von Neuem durchsehen und prüfen. Dazu biete er die Hand 0^
HBGESIPPOB Ff ACH MAKEDONIEN IW, 1 ; 343. 663
l&re sich bereit auf Al)änderungen einzugehen, welche im Inter-
I der Stadt wünschenswerth erschienen.
Die gewandte und glänzende Rede Pythons verfehlte ihren
druck nicht; die scheinbare Nachgiebigkeit war das beste Mittel,
die fortdauernden Angriffe auf den Frieden zu entkräften , und
philippischen Redner in Athen, mit denen sich Python von An-
{ an in Einverständniss gesetzt hatte, fühlten sich gehoben, in-
I sie sich nun auf die königUche Botschaft berufen konnten,
che nur bestätige, was sie immer gesagt hätten. Aber die Geg-
liefisen sich nicht einschüchtern. Demosthenes erwies in so
ftiger Weise das falsche Spiel Philipps, dass auch die anwesenden
idesgenossen die Wahrheit seiner Beweisführung öffentlich be-
geo und das Hisstrauen der Athener als wohlbcgründet aner-
inen mussten. Hegesippos aber ging auf die angebotene Re-
nn der Verträge ein, um die Probe zu machen, wie weit es
ait dem Könige Ernst sei. Der philokratische Frieden war auf
i gegenwärtigen Besitzstand geschlossen; Jeder solle behalten,
8 er habe'. Diese nach den Eroberungen des Königs an sich
^ftiisüge Bestimmung war durch die veiTätherische Verzögerung
Abechlnsses noch ungünstiger geworden. Hegesippos beantragte
» die Aendening des Vertrags, dass Jeder 'das Seinige' behalten
e, und da die Gesandten keinen Einspruch thaten, hielt man
fihr möglich, dass der König auf diese Basis eingehen und we-
iten» in einzebien Punkten nicht den blofsen Besitzstand, son-
D das Recht des Besitzes entscheiden lassen werde. Man hatte
fli besonders die Insel Halonnesos im Auge (S. 641). Hegesippos
B nach, dass nur auf diese Weise ein wirklicher Friede geschaffen
"den könne, wenn ein Theil des anderen Rechte anerkenne und
Bestimmungen des Friedens gegen willkürliche Eingriffe ge-
lert würden. Zweitens müsse, wenn derselbe Bestand haben
te, allen Hellenen der Beitritt ofl'en stehen und allen neutralen
Rten ihre Selbständigkeit feierlich verbürgt werden. In diesem
ne beantragte Hegesippos eine Revision der Verträge, welche der
Dg selbst in Aussicht gestellt habe; darauf solle man mit ihm
erbandebi, um zu erkennen, ob er der friedliebende Fürst sei,
ihn Python darstelle.
Der Antrag wurde angenommen und eine Gesandtschaft nach
la abgeordnet unter Leitung des Antragstellers. König Philipp
m sie mit unverhohlenem Unmuthe auf. Schon die Persönlich-
664 PHILIPPS TRUPPEN IN ECDOIA 10», 1; 54&
keiten der Gesandtschaft zeigten ihm, wie die Stimmung in AÜn
sich geändert hahe. Er behandelte sie auch in Pella wie smt
Gegner, gewährte ihnen keine Gastlichkeit und strafte sogar duick
Laudesverweisung den Dichter Xenokleides, welcher sie bd ack
aufgenommen hatte. Hire Anträge würdigte er keiner Er5rtenai|.
Er betrachtete es wie eiue frevelliaflc Unverschämtheit^ dast
die ganze Grundlage der Verträge in Frage stelle, dass man
tige Seeplätze zurückfordere, dass man gegen seinen ausgesprochi-
neu Willen andere Staaten in die Verträge aufnehmen und im
gegenüber eine Verbindung von Staaten zu Staude bringen weh,
welche keinen andern Zweck habe, als ihn in seinen UntenMk-
mungen zu hemmen. Einstweilen begnügte er sich aber die Ge-
sandten mit schnöder Zurückweisung ilu*er Forderungen heiBa-
sendeu und ohne sich weiter um Athen zu bekümmern, wo D^
mosthenes seinen Streit mit Aischines durchfocht, fuhr er ruf
in der Ausführung seiner Pläne fort, welclie darauf himdeheo, ii
Umkreise der hellenischen Staaten immer festere Stellungen ein»
nehmen ^^®).
In dieser Beziehung gab es für ihn kein wichtigeres laaii
Euboia. liier konnte er AÜien von seiner verwundbarsten Sak
fassen; hier fand er die wohlgelegensten AngrifTsplätze, hier ht
herrschte er die Zufuhr nach Athen und schob sich mit sens
Macht zwischen die Stfidt und die Kykladen, auf denen, viie DdM
ztiigt, seine Partei schon sehr thätig war. In Euboia feiilte es iha
an den gewünschten Gelegenheiten nicht (^S. 589 f.); denn in alla
Inselstudlen war die HürgerscliaR gespalten und stritten die mab-
donisch (lesinnten mit den Patrioten. Ehrgeizige Parteifukrer
schauten nach dem Könige aus, um durch seine Hülfe die Gemeinda
sich zu unterwerfen, und während die Leichtgläubigen unter da
Athenern noch hnmer an der lloilnung festhielten, welclie PUI0-
kratcs und seine Freunde genährt hatten, dass der Tag nicht fen
sei, an dem der gütige Philippos ihnen die ganze Insel überiasMi
werde, mussten sie nun sehen, wie zwei Hauptstädte derselben n
festen Stützpunkten der makedonischen Waffen eingerichtet wiu^
den. Aus Eretria wurde die nationale Piu*tei durch philippiscfae
Söldner ausgetrieben und Parmenion lieferte diese Stadt, wie auck
Oreos, dessen Gebiet damals ein Viertel der ganzen Insel uoh
fasste, und das durch seine Lage die wichtigsten Scestrafseii be-
herrschte, Tyraunen in die Hände, welche daselbst als königliche
UMWÄLZUNG IN EPEIROS 109» 3; 848. 665
Vasallen regierten. Geraistos und Chalkis hielten sich noch, und
lie letztere Stadt gewann jetzt eine hervorragende Bedeutung. Hier
am meisten politisches Leben; hier entwarf man den Plan,
Verbindung unter den euböischen Städten herzustellen, und
lalUaSf einer der angesehensten Führer der Burgerschaft, suchte
laffur am makedonischen Hofe Unterstützung zu gewinnen. Aber
im Absichten Philipps war jede Regung selbständiger Politik unter
dm Griechen und jede Verbindung hellenischer Gemeinden zuwider,
md da KaUias keine Neigung hatte, sich den königlichen Wei-
imgen unbedingt zu fügen, und da er auch in Theben keine Un-
tmtfltiung seiner Pläne fand, so wandte er sich nach Athen und
Beb sich von seinen Mitbürgeni ermächtigen, dieser Stadt ein Schutz-
ttadniss anzutragen.
4 Die Sache kam zur Verhandlung, wahrscheinlich bald nach
Ibmdigung des Gesandtschaftsprozesses (S. 657). Aischines war
dar Vertreter der makedonisch gesinnten Uegierungen in Euboia.
Br warnte vor Annahme solcher Anträge, welche den Krieg mit
BJülipp herbeiziehen würden, und um auch einen scheinbar patrioli-
idwB Grund der Ablehnung vorzubringen, erklärten die Redner
MHner Partei, dass es Athens Würde nicht entspreche, mit Chalkis,
lar alten Unterthanenstadt, unter Bedingungen der Gleichlieit sich zu
rtriMnden. Aber Demosthenes widerlegte diese Reden und brachte
ritt Schutz- und Trutzbündniss mit Chalkis zu Stande. Ks war die
mCe entschlossene That der zu altem Freiheitsmutlie wieder er-
mAenden Bürgerschaft, und in Folge davon wurde dem Könige
Ke flerrschaft über den Euripos, den er schon in seinen Händen
m haben glaubte, glücklich entwandt ^^^).
* ■ Gleichzeitig war der nimmer Ruhende an dem entgegengesetz-
mk Heere beschäftigt. Hier hatte er schon vor mehreren Jahren
[A. 4S8) mit dem Königshause der Molotter nahe Verbindungen an-
{rimdpft) welche, wie es ja an allen anderen Orten auch der Fall
«aTf erst sehr ft^undschaftlich und harmlos aussahen, bis es ihm
leKebte, mit seinen wahren Absichten hervorzutreten. Arybbas war
Micberfreut gewesen, den mächtigen Nachbarfürsten um seine Nichte
■erben zu sehen, und glaubte sich dadurch in seiner eigenen Herr-
MhlA gesichert Aber mit Olympias war auch ihr Bruder Alexan-
hm an den makedonischen Hof gekonmien. Dieser war nun her-
■fgewachsen und ein brauchbarcK Werkzeug geworden, um die
Lmdachaft Epeiros zu einem philippischen Ciientelstaate zu machen.
666 VIERTHEILUNG THESSALIENS 109. S; 843.
Der König fülirte jetzt seinen Schwager mit Heeresmacht in
väterliches Land, verjagte den Oheim mit seinen Söhnen und ke-
nutzte diese Gelegenheit, um die griechischen Pflanzstädte an der
Küste zu unterwerfen; er ging weiter bis an den Golf too Ab-
brakia und schloss Verbindungen mit den Aetolem, dem knftfdU-
sten der mittelgriechischen Stamme, welchen er dadurch auf näm
Seile zog, dass er ihm in einem besonderen Vertrage die Wiedv-
erwerbung von Naupaktos versprach, welches zur Zeit in die Haide
der Achäer gekommen war. Naupaktos war der alte Ueberfthrdorf
nach dem Peloponnese, dann einer der wichtigsten Posten der alli-
scheii Seemacht, und natürlich hatte der K5nig nur für seine eigeaa
Zwecke den Hafen im Auge.
Die Athener folgten allen Bewegungen des Königs. Es «v
deutlich, dass er nach dem misslungenen Versuche auf Megan ad
einen neuen Zugang nacli der Halbinsel öffnen wollte. Sie sämila
also nicht, in die nun bedrohten Gegenden Gesandte zu sducfaiL
um die Korinther und Achäer, die Akamanen, Leukadier und As*
brakioten auf die Gefahr aufmerksam zu machen, zur WachsanU
aufzufordern und Ihllfe zu versprecheiL Um ihren Worten Nach-
druck zu geben, schickten sie um dieselbe Zeit den AkarmM
ihren alten Bundesgenossen, Hülfstruppen und scheuten itl
nicht den vertriebenen Epirotenkönig, der zu ihnen gefluchtet «v«
als ihren Freund öifentlich anzuerkennen und bei sich aufoinek-
men. Endlich suchten sie auch, während Philippos in Epeiros vA
Thessalien aufzuregen, und es gelang dem attischen Gesanditt
Aristodemos erfolgreiche Verbindungen mit den dortigen SUdki
anzuknüpfen.
Philippos kehrte ruscli ülier den Pindos zurück , und liefe ie
Tliessalier seine schwere Hand fühlen. Sie sollten endlich einail
von ihrer Neuerungssucht gründlich geheilt und von der Täuschiuf
befreit werden, als wenn sie durch den phokischen Krieg iu dv
neue Zeil nationaler Erhebung eingetreten wären. Der sddaae
König benutzte die Dislriktseintheilung, welche zur Vertheilung der
Kriegsleistungen unter der Herrschaft der Aleuaden eingerichM
worden war, um in scheinbarer Anknüpfung an alte Landewid-
nungen <Ue Landschaft zu viertheilen, die einzelnen , aus eioii-
der gerissenen Landesstucke unter Vierfürsten zu stellen, wdck
vollständig von ihm abhängig waren, und so über ganz ThesoKca
und seine Hülfsmittel unbedingt zu >erfögen. Gewaltsamer konnte
KÖNIG PHIL1PP8 BRIEF 109, 3; 343. 667
ier unruhige Sinn des Volks nicht gebeugt werden. Es gab kein
Thessalien mehr und die vielen einzelnen hellenisclien Stadtgeinein-
den waren nichts als rechtlose Ortschaften makedonischer Provinzen.
Die Aleuaden, welche allen nationalen Interessen jetzt eben so fremd
waren, wie zur Perserzeit, gaben sich dazu her, die ihnen über-
taagenen Vierfürstenposten zu übernehmen ^^'^).
Wahrscheinlich von Thessalien aus knüpfte König Philipp auch
■it Athen wiederum Verbindungen an; er hatte wohl das Gefühl,
lus er dieselben bei Gelegenheit der letzten Gesandtschaft zu barsch
abgebrochen habe. Der eigentliche Gnind lag aber darin, dass er
durch neue Verträge den Athenern die Hände zu binden wünschte;
denn zu seinem peinlichen Erstaunen nahm er ihre veränderte
Utung wahr, sah sie im Peloponnes, in Akarnanien, ja sogar auf
inm Gebiete seiner eigenen Bundesgenossenschafl, in Thessalien,
■Ü grofser Entschiedenheit gegen sich auftreten. Die Kriegsmittel
Ml Athen waren zur See den seinigen noch immer überlegen und
Wahl im Stande, ihm in seinen weiteren Plänen hinderlich zu
«•erden. Es war aber immer ein l>edenkliches Zeichen, wenn König
Klipp sich den Athenern zu nähern suchte; denn jeder Versuch
der Art pflegte der Vorläufer solcher Unternehmungen zu sein, in
deren Ausführung er einen berechtigten Widerstand von Seiten
Aihens xu erwarten hatte.
Ii Er that es diesmal durch einen Brief, welchen er mit grofser
iBeachicklichkeit so entworfen hatte, dass er auf die Wünsche der
!Alhener bereitwillig einzugehen, ja noch mehr, als begehrt war,
«mbieten schien. Alle brennenden Fragen wurden berührt. Ha-
lonneaos, schrieb er, solle keinen Zwist verursachen; er wolle die
iMd, die er den Seeräubern abgenommen, als Geschenk den Athe-
fiberiassen. Künftig sollten Makedonien und Athen gemeinsam
Meer bewachen und die Kaperei unterdrücken. Er bot zugleich
rfnen Handelsvertrag an, welcher die lieiden Länder enger als zu-
vor mit einander verbinden sollte, und wiederholte seine Bereit-
willigkeit, auf eine Revision der missliebigen Punkte in den Trak-
taten einzugehen, nur nnlsse er sich dagegen verwahren, dass er
JBDUib dk Absicht gehabt habe, von der Grundlage des faktischen
Beaitistandes zur Zeit des Friedensschlusses abzugehen. Wenn er
aber die Aufnahme der bis dahin neutralen Staatt^n in die Verträge
Mhertiin abgekhnt habe, so sei er jetzt nicht mehr dagegen, dass
•ie nachtriglich beiträten und dadurch eine Bürgschaft für ihre
668 HBGESIPPOß REDE ÜBER HALOIlNEflOS.
Unabhängigkeit erlangten, lieber die Städte aber, welche vorgeWlA
nach Abschluss des Friedens von ihm besetzt sein sollten, so irie
über die Ten^itorialfragcn im (^hersonnes solle ein Schiedsgericht
entscheiden.
Das waren die Hauptpunkte der inhaltsreichen Botschall, Ib
der er Alles vereinigt hatte, was auf die Athener Eindruck madico
koimte, scheinbare Zugeständnisse und zuvorkommende Anerbie-
tuugen, ernste Proteste gegen feindsehgc Ilichtungen and Wv-
nungen vor starrem Eigensinn, Versprechungen, I>robungen —
kurz der Brief war eine solche Mischung von Milde und Strenp;
dass er dadurch den Einen zu erschrecken, den Andern zu gewii-
nen oder fester zu machen hoffen konnte.
Seine Gesandten tliaten das Ihrige, den Brief in seinem Sime
zu lieleuchlen, seine Parteigänger halfen ihnen, die Vorschläge mdf-
lichst mundgerecht zu machen und empfahlen dringend ihre .4i-
nahme; die Palrioleu hatten also keine leichte Aufgabe, dem Be-
drucke dieser Botschaft entgegenzutreten und die Bürger zu einer
der Stadt wfu*digen Antwort zu veranlassen. Diese Aufgabe fiel nt
Allen dem Hegesippos zu, auf dessen Gesandtschaft jetzt der eigoM-
liche Bescheid erfolgt war, und er war durchaus der Mann, um ii
einer derben. Allen verslürullichen und eindringlichen Weise M
Mitbürger auf den reihten Standpunkt zu stellen, um die philip-
pischen Anerbielungen zu beurteilen. Zunächst nahm er fiir auf
Athener volle Redefreiheil in Anspruch und legte Verwahrung dh
gegen ein, dass Philippos sieb herausnehme, über die vor der Bftf-
gerschaft gehaltenen Reden sich ])eifallig oder missfallig zu äufseiiL
Dann ging er auf Halonuesos über. Die Insel, sagte er, gehört dee
Athenern, deren Eigenlhumsrecht durch eine zeitweilige Besetznof
von Seeräubern nicht aufgehoben ist. Was unser ist, kOnnen irir
uns nicht schenken lassen und niemals zugeben, dass der KcHiig
ül>er hellenischen Boden nach seinem Belieben verfüge und dabei
gar den Grofsnn'ithigen spiele, und uns VVohllhaten erweise, der«
Annahme uns demüthigt. Was alK»r das Schiedsgericht l)elrifll, so
ist es mit Athens Macht zu Ende, wenn wir uns darauf einlassen,
über unsere Besitzungen, über unsere Inseln mit dem Manne voi
Pella Prozesse zu führen, und eben so wenig entspricht es d«r
Ehre Athens, mit ihm die Aufsicht üIhm* das Meer zu theilen. D»-
durch will er sich nur das Recht erwerben, an beUebigen Punkten
mit seinen Kriegsschiffen anzulegen. Auch der angebotene Handels-
ABWEISUNG DER ANTRÄGE PHILIPPS 100, 2; 342. 669
Lrag ist nichts als ein Fallstrick. An sich durchaus cntl)ehrlich.
er nur dazu dienen, Philipps Hof zur ol)ersten Instanz der na-
lalen Angelegenheiten zu machen, während es sonst Brauch war,
3 alle mit Athen geschlossenen Verträge v<»n der Bfirgerschaft
i letzte Bestätigung erhielten.
Was die angebotene Revision der Traktate betreffe, so habe
lippos durch frühere Gesandte vor Aller Ohren sich bereit er-
rt, auf Abänderungsvorschläge einzugehen. Sein, des Hegesippos,
'schlag, den die BürgerschalX angenommen, sei zwar mit der
lokra tischen Vereinbarung im Widerspruch, aber dafür der Ge-
htigkeit und den wahren Intei^essen Athens allein entsprechend.
nn Philipp davon nichts wissen wolle, so ]>eweise dies nur,
8 es ihm überhaupt mit der angebotenen Revision nicht Ernst sei.
Eben so verhalte es sich mit der Zulassung der anderen Hel-
en, welclie bis Jetzt an den Verträgen keinen Theil hätten. Das
pe Athen als etwas BilHges in Anspruch genommen, und auch
ilipp räume jet^st die Billigkeit des Verlangens ein. Er wolle
n, dass den griechischen Staaten ihre Selbständigkeit durch er-
ilerte Verträge verbüi'gt werde, al)er zu derselben Zeit erfolge
; BeseUung von Pherai, die Vergewaltigung von Epeiros, der
>^g g^gen Aml>rakia, die Unterwerfung der Kolonien am ioni-
len Meere. Wie könne man stdchen Thatsachen gegenül)er <]en
irten des Königs Glauben scbenkeii und ihm Achtung vor helle-
chfr Gemeindeli*eiheit zutrauen! Eben so handle er auch in
I Angelegenheiten des Giiersonneses, wo er fortfahre attisches
jenthuiD den Athenern vorzuenthalten, und eine so sonnenklare
Rtsache, wie die Gränzbestimmung in Betreff Kanlias, vor ein
liedsgericht bringen wolle.
Demostlienes unterstutzte die Rede des Hegesipi)os und machte
Mmders darauf aufmerksau], dass ein Schiedsgericht, welches ge-
bt und unabhängig die Streitfragen l>ehandle, gar nicht zu linden
• Die Bürgerschaft erklärte sich trotz aller Gegenbeslrebungen
r makedonischen Partei für Hegesippos, und die Anträge Philipps
j;deu als unannehmbar zurückgewiesen. Mit dieser Abweisung
r die frühere Spannung um Vieles gröfser geworden; der Friede
lUnd äufserlich fort, in der That war er aufgehoben; die Bür-
ricbafl hatte sich wiederholt gegen die bestehenden Traktate aus-
iprocben, die Abänderung al>er, welche den Wünschen des Kö-
p entsprach, abgelehnt. Es musste nun über kurz oder lang
670 DIOPEITHES AM HELLE8P0NT 109, f ; S4fl.
auch (1er Sclieinfriede ein Ende nehmen, und es kam zum Kiiegt
ul)er nicht in Hellas selbst, sondern im Chersonnes^*^).
Die thrakische -Halbinsel, so entlegen sie war, stand docb n
den Athenern in den allernächsten Beziehungen , denn es war eise
der ältesten und festesten Traditionen attischer Politik, diese Ha^
insel, weil sie die nördlichen Seestralsen beherrschte, wie eioei
überseeischen Theil von Attika anzusehen. Hier war die BSrfer-
schait umsichtiger, wachsamer und entschlossener als auf allen ah
dem Gebieten der auswärtigen Politik. Man betrachtete den Qm^
sonnes wie eine unveraufserliche Domäne, wo der Staat über Gmi
und Boden zu verfugen berechtigt sei, und auch während der hk
in der sonst alle überseeischen Beziehungen Athens erlahmt wiim
fuhr man fort, hierher nach dem Vorgange des Perikles fiäi|V-
kolonien auszusenden, um l)esitzlose Athener zu versorgen und die
Herrschaft daselbst zu sichern.
Kui*z vor dem Bundesgenossenkriege waren die dortigen fc-
sitz Verhältnisse durch die Erfolge des Chares günstig geordnet iwta
(S. 464); sechs Jahre später war Sestos erobert (S. 580) undie
ganze Halbinsel war attisches Land von der Südspitze bis bfii
hinauf. Im oberen Lande suchte man durch Verbindungoi ii
den einheimischen Fürsten Einfluss zu erhalten, wie Demosthocf
(lies als die den attischen Interessen entsprechende Politik in sdvr
Bede gcgcMi Aristokrales empfohlen hatte***).
Je mehr nun im oberen Lande Philippos sich festsetzte, Ken»*
bleptes zu seinem Vasallen machte, mit Kardia in Bündniss trat irf
seine Absicht verrieih, nach der Propontis und dem Pontes )■
seine; Herrschaft auszudehnen: um so mehr galt es auf der Hot ■
sein und die Posten auf diesem gefährdeten, für PhiUpp nicht vaakt
als für Ath(4i wichtigen Vorwerke zu verstärken. Damm sckiA«
man noch in demsell)en Jahre, in welchem man auf Anlass des pki-
lippischen Briefs über die Abänderung der Verträge in Athen ttf-
handelt hatte, eine Anzahl von Pflanzbürgern nach dem Chersonaefe.
um die dortige Colonie zu verstärken. In Erwägung der schine
rigen Verhältnisse wählte man zum Füiirer der Bürgerschaar eiatf
Mann von Feldherrn talent und anerkannt tapferer Gesinnmig, Dk^
peithes, einen Mann, der entschlossen war, den Interessen MCf
Vaterstadt nichts zu vergeben, und der es wagte, auf eigne fbti
vorwärts zu gehen, falls ihn die einheimischen Behörden ino
lassen sollten.
DBII0STHE1<(ES RBDE VOM CHERSONNES 109, 3; 311. 671
Dies trat sehr bald ein. Er wusste sich, da er auf Widerstand
Stiels, durch Kaperei Gelder zu verschaffen, um Truppen zu werben,
nid ging dann gegen Kardia vor, das feindHch gesinnt war und
fon Phifa'ppos Unterstützung erhielt. Ja er fiel 341 auch in make-
loDJflches Gebiet ein, plünderte das Land, nahm Teste Plätze und
fcrkaufte die Gefangenen.
Diese Külmheit machte das gröfste Aufsehen. Es war seit dem
PMeden das erste Mal, dass die Mafsregeln der Athener über kecke
Iteden, ablehnende Bescheide, aufwiegelnde GesandtschaRen und mi-
■lirische Demonstrationen hinaus gingen. Philipp erhob sofort
Btechwerde und verlangte Genugthuung, während er mit seinen
Truppen schon im oberen Thrakien stand und Verstärkungen aus
■hkedonien und Thessalien an sich zog.
Im Sommer kam die Angelegenheit vor der Bürgerschaft zur
Sprache. Die Parteien standen sich schroff gegenüber. Die An-
ttlnger Philipps beuteten die Gelegenheit aus, um ihre Gegner an-
iHigreifen, welche den Staat mit frevelhaftem Leichtsinn in die
lllHUirlichsten Händel verwickelten, die nicht einmal dann Ruhe
PUten könnten, wenn Philipp so weit von den attischen Gränzen
Viilfemt wäre. Sie verlangten Zurückberufung des Diopeithes und
VHftrafnng für sein eigenmächtiges Verfahren, wodurch er zu Land
VM zn Wasser den Frieden gebrochen habe,
r Die Thatsachen waren nicht wegzuleugnen; es kam nur darauf
PP, wie man sie auffasste. Und da trat Demostheues vor die Bür-
Barschaft, um ihr die Frage aus einem anderen Gesichtspunkte dar-
SÜatellen. Diopeithes' Schuld oder Unschuld sei eine Nebenfrage;
Vi bandele sich um die Verhältnisse, nicht um Personen. Man
mUbe gut sagen von Seiten der Gegenpartei, dass der gegenwärtige
'anstand unerträglich sei, dass man entweder dem Könige offenen
"trieg erklären oder ehrlichen Frieden halten müsse. 'Diese Ent-
\diddnng', sagt Demosthenes, 'liegt gar nicht in unserer Macht.
^TiVliillppos behauptete Frieden zu halten, als er mit seinen Truppen
Hn Oreos einrückte, Kardia besetzte und die Mauern von Pherai
HbaisB. Wenn Philipp attisches Eigenthum nimmt und Griechen-
^llidte zerstört, so ist das kein Kriegsfall, wenn aber wir einmal
"llBddin and wir irgendwo unsern Platz behaupten, so wird über
'^ fkedrtabrach geklagt. Sind das Athener, die so urteilen? Eine
Melle Zartheit des Gewissens ist nichts als Verrätherei. Wir
'iHtaaen stets gerüstet sein seine Schläge abzuwehren, weil er immer
672 DIB BEDE VOM CHEBSONIfES.
^unverinuthet da ist. Und jetzt, da unsere Truppen gerade auf dm
'Platze sind, sollen wir aus freiem Antriebe dem Könige des
'Gefallen thun, den Hellespont zu entblöfsen und zwar zur Zril ia
'Jahreswinde, welche uns bald verhindern werden, dorthin za fthra.
'während er seine Truppen daselbst sammelt! Und den FeldhBRB,
'der einmal sich entschlossen zeigt, den sollen wir strafen, wähmi
'doch Niemand anders als die Burger selbst daran Schuld ist, das
'dem Diopeithes Vorwurfe gemacht werden können; denn nur der
'Mangel an Unterstützung von unserer Seite hat ihn gezwungo^
'sich auf andei^em Wege Mittel des Unterhalts zu suchen! Um
'müssen wir anklagen, nicht ihn. Wir müssen uns scliämen, im
'wir bei allen Staaten Gesandte herum schicken, um zur Wachsua* |
'keit gegen Philipp aufzufordern, und selbst nichts thun, um oai ]
'zu retten. Denn um Rettung liandelt es sich, das müssen wir er-
'kennen. Wir müssen uns klar werden, dass Philipp uns haMli
'unsei*e StadL, den Boden, auf dem sie steht, alle Einwohner, auch
'diejenigen, welche sich jetzt seiner Freundschaft rühmen, am alkr-
'roeisten aber unsere Verfassung. Und dazu hat er guten Graai,
'denn er weifs sehr wohl, wenn er auch alles Uebrige in um
'Gewalt gebracht hätte, dass er dennoch nichts mit Sicherheit M
'nennen kann, so lange hier liei uns die Volksherrschaft beskk
'sondern dass. wenn ii^gend ein Unfall eintritt, wie dergleicha
'einen Menschen viele treifen können, Alles was er je^ mit G(-
'vvail zusaninienhälu zu uns kommen und hier Zuflucht suchen yM:
'denn ihr Athener seid eurem Charakter und eurer Verfassung nad
'durclinus nicht geeignet, Eroberungen zu machen und eine Oerr-
'schaft zu gründen, wohl aber dazu, der Habsucht Anderer in da
'Weg zu treten, ihnen ihre Beute abzunehmen und allen Menschei
'zur Freiheit zu verhelfen.'
Die noch immer grofse Scheu der Athener vor Aufwand mii
Anstrengung bekämpft Demoslhenes, indem er sie auflbrdert das u
l)edenken, was ihnen hevorstehe, wenn sie nicht das Erforderüdv
thun. 'Denn', sagt er, 'wenn ihr einen der Götter dafür zum Börgei
'habt, dass falls ihr Buhe haltet und Alles Preis gebt, Philippo*
'euch selbst verschonen wird: so ist das beim Zeus und allen Göt-
'tern freilich eine Schande für euch und eure Stadt, aus träges
'Stumpfsume die Gesamtheit der anderen Hellenen aufzoopfen.
'und ich für meine Person möchte heber gestorben sein, als eiiKO
'solchen Batli gegeben lial»en. Wenn es alter ein Anderer sagt
Die DRITTE PHILTPPICA 109, 8; 841. 673
"nnd euch überzeugt, nun gut, so wehrt euch nicht, gebt Alles
^Preis! Nun steht es ja aber so, dass Keiner unter euch derglei-
^cheii glaubt. Im Gegentheile, wir wissen Alle: je mehr wir ihn
^nehmen lassen, um so weiter greift er vor, um so mächtiger wird
te auf unsere Kosten und zu unserem Schaden. Also muss man
"■ich doch .darüber entscheiden , bis zu welchem Punkte man zu-
Wckweichen will, und wann, ihr Athener, wir anfangen wollen,
unsere Pflicht zu thun? ''Nun ja, wenn die Noth eintritt''. Aber
in» freie Männer Noth nennen, das ist längst und reichlich über
Nnw gekommen, denn für sie giebt es nichts Schwereres, als die
4chain über das, was sie täglich geschehen sehen müssen. Was
Umt für Knechte Noth ist, Züchtigung und Misshandlung, das
iMögen die Götter uns nie erfahren lassen!'
So stellt Demosthenes seinen Mitbürgern den Ernst der Lage
dnr; er fordert sie auf, die Truppen zusammen zu halten, Vermö-
pBDMteuer zu entrichten, die hellenischen Staaten zu gemeinsamer
Politik zu vereinigen und diejenigen Staatsmänner zur Strafe zu
riaheti, welche dem Feinde des Vaterlandes dienen ^^^).
Die gewaltige Rede wirkte. Die makedonischen Parteigänger
Briitten eine neue Niederlage und Diopeithes wurde nicht zurück-
pmfen. Aber der Erfolg war dennoch kein genügender. Im ein-
Falle hatten die Athener vernünftig und männlich gehandelt,
ihr Gesamtverhai tcn liefs noch immer viel zu wünschen übrig,
im drohende Gefahr stand ihnen noch immer nicht nahe und leib-
lafUg genug vor der Seele, sie wollten sich noch immer von der
■iben Gewohnheit des Friedens nicht lossagen und redeten sich
— cih immer ein, dass Demosthenes allzu schwarz sähe. Darum
trat er wenige Wochen nach seiner letzten Rede von Neuem vor
ÜB Burgerschaft, um ihr in noch eindringlicherer Weise klar zu
■acbcn, dass in der That der Frieden nicht mehr bestehe, wie
Miilippos und seine Freunde es lügnerisch vorgäl>en, dass Athen
■eil der Vergewaltigimg von Phokis unaufhörlich bekriegt werde
■md dass es sich gegenwärtig nicht um den Hellespont und um
Bjfianz bandele, sondern um die eigene Stadt und um Hellas.
Seit fast dreizehn Jahren, sagt DemosUienes, ist Philippos unab-
liMig bedacht, überall, wo Hellenen wohnen, mit schrankenloser
Geindtthätigkeit die Pläne seiner Herrschsucht durchzusetzen, 'lieber
^dnifirig Hellenenstädte hat er in Thrakien vernichtet, so dass
Aber ihren Boden hingehen kann, ohne sie zu erkennen;
Or. Oescb. III. 43
674 DIE DKITTE PHILIPPICA 10», S; 841.
4ii Delphoi hat er sieb den Vorsitz angeiua&t iiud läs^t sidi
'daselbst durch einen seiner knedile vertreten. Therino|iylai ist
S'on seinen Truppen besetzt, die Landschaft Phokis veruichlet, The-
ssalien zerrissen und geknechtet, in Euboia hat er Zviingherni eüh
'gesetzt, Megara bedroht, wie Ambrakia und I^eukas. Elis und die
'anderen peloponnesischen Stadt« hat er schon in seiner GevdL
'Naupaktos verspricht er den Aetolern, Echinos, den phlhioüschn
'Gränzort, hat er den Thelmnern ohne Weiteres genommen, aBd
'wie er einerseits nach dem ionischen Meere vorgreift, so streckt
'er auch nach dem Hellesponle seine Hand aus, hält Kardia beseUt,
'zieht gegen Byzanz — und einem solchen Umsichgreifeu seheu die
'Hellenen ruhig zu, als wenn es sich um eine Naturgewall bandele,
'um eine Hagelwolke, von der jeder nur wuuschl, dass sie seiae j
'Aeckcr verschone? Dieselben Hellenen, wclclie einst so em|>fiiid-
'Hell und eifersuchtig waren, weini eine hellenische Stadt ihre Vebtr-
'macht geltend machte, sie lassen sich nun von einem uicbtsrä-
'digen Makedonier das Schmfdilichste gel'allen!'
'Warum waren die Hellenen rniher den üarbai'en furchlbr.
Svährend es jetzt umgekehrt isl? Nicht ihre Mittellosigkeit ist
'Schuld, sondern der Mangel an jener Gesinnung, welche einst die
'Freiheit von Hellas gegen «lie Lebcrmacht der Perser siegreich iw-
'theidigte! Damals war ehrlos ein Jeder, der mit den Barbarei
'sich einliefs, und der durch Geld Gewonnene ein Gegenstand al^
'meiner Verachtung. Dies EhrgelTdil ist verschwunden; man spieil
'mit dem Verrathe und hat nicht mehr die Kraft, das Böse a
'hassen. Fordert man doch sogar stadtbekannte Verräther auf, w
'der Bürgerschaft zu reden, obwohl man an Olynthos u. a. Städten
'sieht, wohin es ffdire. wenn die Ih'irger den Verrälhern Gelwr
'geben und sich in die Stricke der Lüge fangen lassen! Wenn &
'Oiynthier jetzt noch Hath pllegen könnten, so würden sie inaiicbe»
'zu sagen wissen, was sie vor dem Fntergauge Ix^wahrt hätte, weon
'sie es zur rechten Zeit eingesehen und beherzigt liätten. Eben $o
'die Bürger von Oreos, die Phokeer und die andei^'u Opfer philip-
'piscber Herrschsucht. Das ist mm Alles zu spat. Al«r, w
'lange ein Fahrzeug — gleichviel ob grofs oder klein — über
'dem Wasser erhalten werden kimn, so lange muss der Schifftf.
'der Steuermann und jeder Andere eifrig arbeiten, dass es Niemand
'wtuler absichtlich noch unabsichtlich umstürze. Also ihr Aklnner
'von Athen, so lange wir noch unverletzt sind, im Besitze der gi-ufeteo
DIE WIRKUNG DER REDEN. 675
'Stadt, zahlreicher IlnlfsiiHttel und vollen Ansehens, müssen wir
'das Unsrige thun. Wir müssen uns in Verthei(hgungszustand setzen,
'entschlossen, wenn auch die anderen Hellenen insgesamt in die
'Knechtschaft willigten, an unserm Theile für die Freiheit zu kfim-
'pfeu. Das müssen wir ofTentlich hezeugen und unsere Entschlüsse
'kundgehen durch Gesandtschaften nach dem Pelopoimes, nach Rho-
'doB, nach Chios und nach Susa; denn auch dem Perserkonige
iuinn es nicht gleichgültig sehi, wenn es dem Makedonier gelingt,
'Alles umzustürzen. Vor Allem alier muss der eigene Entschluss
feststehen, denn thöricht ist es, für Andere Sorge zu tragen, wäh-
fiend man das Eigene i)reis gieht, und zuerst gilt es die eigene
Vflkht zu thun, dann aher die andern Hellenen zu vereinigen und
te ermahnen. So geziemt es einer Stadt wie der eurigen. Wenn
Hw Athener al)er abwarten wollt, dass elwa die (ühalkidier Hellas
Yetten sollen oder die Megareer, wfdirend ihr euch der Aulgal)e
*fnge entziehet, so denket ihr nicht recht. Hiese Alle sind zufrieden,
Hvenn sie seihst erliallen werden; eudi aher kommt es zu, dies zu
^bewirken. Ja euch haben <lies Klirenamt eure Vorfahren erworben
^lind es auch mit grofser (lefahr als euer Eri)e zu erhalten ge-
hrusst'. So ergänzt diese Rede die frühere und führt die Aufmerk-
mokeit der Athener von der einzelnen Angelegenheit auf die all-
gameine Lage, vom (Ihersonnes auf Hellas, von der attischen
Jfolitik zu der hellenischen hinüber, die er den Athenern als ihre
^«^^ne an das Herz legt^'*^'*).
i. Die mächtigste aller Volksreden des Demosthenes hatte auch
Vfm allen den gröfsten Erfolg; sie entschied über die Stimmung
der Bürgerschaft, die allmrdUich immer mehr auf seine Seite ge-
treten war. Die Eubulospartei koinile ihm nicht mehr die Spitze
bieten; sie zog sich zurück, und so gelangte die Leitung der öffent-
Mclien Angelegenheilen wesentHcli in die Hand des Demoslhenes.
Von günstigem Einflüsse waren die Verhältnisse in Thrakien. Durch
die dortigen Unternehmungen des Königs fühlten sich die Athener
mehr beängstigt, als durch die Resetzung v(m Phokis und Thermo-
fgUk» Sie dachten an die Zeiten Lysanders und sahen vom Helles-
pont durch das Abschneiden der Kornzufuhr zum zweiten Male
dw Verderben nahen. Dazu kam, dass in dieser Zeit auch aufser-
hrib Athens ein besserer Geist erwachte, eine Erkenntniss der Ge-
ftdnr, die ganz Hellas liedrohte, und ein entschlossener Muth zum
Ktmiife ISur die Freiheit. Gewiss haben die in Hellas weit verbrei-
Jn»
676 DEMOSTHRNES HS THRAKIEN 100. 4 ; 341.
tet^n Reden des Demosthenes mitgewirkt; es hatte sich in der StiHe
ein patriotischer Aufschwung vorhereitet und dämm hliehen 4k
Gesandtschaften, welche auf Demosthenes' Antrag ausgesendet wurda,
diesmal keine leeren und erfolglosen Formalitäten; sie bildetai ii
der That den Anfang einer neuen Verbindung heUeiüscher Stiilai
zum Schutz und Trutz gegen Philipps Herrschsucht.
Demosthenes war auch diesmal hei der AusfüliniDg seiner Aa»
träge persönlich aufs Eifrigste betheiligt. Er ging im Sommer 311
nach dem Kriegsschauplatze, wo die nächsten Eutscheidongen a
erwarten waren, nach dem llellesponte, um dort das Seinige ■
thun, damit die Athener auf ihrem Posten blieben, und nach Bjuan
denn dies war der wichtigste Punkt im Bereiche der nönUida
Meere, der herrschende Platz für den Verkehr zwischen dem Ponte
und dem Archipelagos , wie für den Uebergang von Europa nack
Asien.
ßyzanz war erst durch die Perserkriege zu einer europüscba
Stadt geworden und zugleich zu einem wichtigen Gliede der bdk-
nischen Bundesmacht, welche sich damals dem Morgenlande gego-
über bildete. Indessen jst Byzanz von allen griechischen fttat
Städten immer am wenigsten geneigt gewesen, sich einem grßfsoai
Ganzen als Glied einzuordnen. Seit der Erschlaffung des PeriH^
reichs von allor Furcht liefreit, gab es sich ganz seinen besondeifi
Handelshit pressen hin und keine GrieclicnsUidt war als Seestadt ii
gleichem Grade i)evorzngt. Denn Byzanz war nicht nur der Ilali^
liehe Mittelpunkt des pontischen Schilfsverkehrs , sondern auch der
Fischerei, und wahrend die anderen Städte mit mancherlei Mübe
und Gefahr an diesem eintraglichen Gewerbe sich betheiiigKiL
wurden die dichten Züge der Thuulische, gerade wenn sie die voll-
kommenste Keife erlangt hatten, durch die Meeresströmung in det
Hafen von Byzanz hiiieingetriel)en und den Byzantiern dergestalt der
reichste Segen nnllielos in den Schofs geschüttet. Wenn nuu die Stadt
aufserdem durch ihre feste Halhinsellage, ihr gesundes Klima, ihre
fruchtbare L'mgebung ausgezeichnet war, so ist nicht zu verwunden,
dass sich in ihr ein sehr trotziges Selbstgefühl entwickelte und da»
auch einzchie Hellenen, welche hier festen Fufs fassten, wie Pausanias
und klearchos (S. 133), in dieser Stadt sich nnbezwinglich wähntcfl.
Byzanz hatte sich schon im saniischen Kriege von Athen los zu macba
gesucht. Im peloponnesischen Kriege stellte Alkibiades die attiscfae
Herrschaft am Bosporos wieder her. Dann folgten nacheinander die
BÜNDNIS8 MIT BYZANZ 109, 4; 841. 677
ÜBBtrebuDgen der Athener, der Spartaner, der Thebaner (S. 365);
iber keine der Städte hatte die Macht, um ihren Ansprächen den ge-
hftrigen Nachdruck zu geben. Dadurch wurden die Byzantier immer
hochmüthiger, bis der Bundesgenossenkrieg ihnen endhch die er-
Hflnschte Gelegenheit gab, in die Reihe der selbständigen Seestaaten
tiBEutreten. Jetzt war Byzanz an Schüfen etwa eben so reich wie
itben; es war im Besitze eines ansehnlichen Landgebiets, es hatte
line Reihe untergebener Seeplätze am Pontos und an der Propontis
Md war in Verbindung mit Perinthos, einer der stärksten See-
iBBiangen der alten Welt, einer Stadt, welche ein Heer von 30,000
Ibm hielt Darum hatte sich der schlaue Philippos den Byzantiem
•t fireundschafilich genähert; er hatte ihre Interessen mit den sei-
■Ipn zu verweben gewusst und zu gemeinsamer Bekämpfung der
Ihakischen Forsten ein Bfindniss gemacht.
Es war nun die Aufgabe des Dcmosthenes, den schlimmen
Km, weichen der Bundesgenossenkrieg hier gemacht hatte, zu heilen,
Ce trotzige, hochmäthige und abgunstige Seestadt wieder heranzu-
ttehen, die Bürger von der auch ihnen drohenden Gefahr zu äl)er-
n und den Beistand der Athener anzubieten. Die Umstände
n ihm günstig, insofern zwischen PhiUpp und Byzanz schon
solcher Zwiespalt eingetreten war, wie er nach Demosthenes'
^Mvussicht nicht hatte ausbleiben köinien. Die Byzantier hatten
Se Hülfe verweigert,- welche Philipp von ihnen gefordert hatte.
Ht waren inne geworden, dass seine Nachlmrschaft ihnen gefahr-
Idber werde, als die der thrakischen Fürsten, welche er mit ihnen
fal Gemeinschaft bekriegen wollte. Da kam Demosthenes. Es war
Inr rechte Augenblick, um Angesichts gemeinsamer Gefahr den
fftbien Stohs der Byzantier und das alte Misstrauen zu besiegen;
Ee beiden mächtigsten Seestädte reichten sich die Hand und die Athe-
■r schickten Mannschaften nach dem Hellesponte, nach Tenedos, nach
^Mumnesos, um ihren Freunden und Feinden öffentlich zu zeigen,
Ims sie entschlossen wären, in den nordischen Meeren ihre Macht
nflnedit zu erhalten ^^^).
Gleichzeitig gingen Gesandte nach Rhodos und nach Chios,
fo Hypereides wahrscheinlich der Wortführer der Athener war,
iUurend Ephialtes nacli Susa ging, um die dortige Regierung auf
Ke Gefahren hinzuweisen, welche für die Sicherheit des Perserreichs
Hü dem Vordringen der Makedonier nach den nördlichen Meerstrafsen
arwäcliaeiiy und demgemäi's den Abschluss eines Subsidien Vertrags
678 DEMOSTHEKES UND KALLU8.
niit Athen und seinen Verbündeten zu beantragen. Am Hofe k
Grofskönigs konnte man sich nicht entschliefsen auf diese VorscUap
einzugehen; man wies sie sogar mit Rucksicht auf das M ^i^
seüge Verhalten Athens l)ei früheren Anlässen (S. 570) schnük
zurück. Indessen verkannte man die geiaiirlichen Fortschritte H»»
lipps nicht; man hatte ein wachsames Auge auf den HellespHi
und es schien ein bequemes Auskunftsmittel zu sein, wenn n
unter der Hand die attische Vertheidigung des Chersonnesos nnto-
stützte, um dadurch einen Damm gegen das Vonlringen k
Makedonier zu gewinnen. Für Diopeithes sind in der Tfaat p
sische Subsidien flüssig gemacht worden. Auch an die
der Kriegspartei in Athen sollen persische Geldgeschenke
sein, und es ist ja an sich nicht unwahrscheinlich, <lass
in Susa damals dieselbe Politik befolgte, wie beim Ausbruche da
korinthischen Kriegs (S. 170), indem man nicht mit den griechisdid
Staaten verhandelte, sondern mit einzelnen Parteiführern, und die»
Mittel zur Verfügung stellte, mit denen sie nach ihrem GutdiiniflEi
verfahren konnten ^^'^).
Wrdnend dieser Gesandtschaften waren in Griechenland ^
wichtige Schritte geschehen. Demosthenes hatte nämlich unausf^
setzt sein Augenmerk auf Euboia gerichtet; denn je zweifeflo«
der wirkliche Ausbruch des Kriegs bevorstand, um so wichtiger f*
diese Insel, so wohl für Philipp zum Angi'ilfe auf Athen ak Ir
die Athener zum Schutze ihrer Landschaft und zur Führung ei
erfolgn'ichen Kriegs. In dieser Beziehung war nun von gro
Wichtigkeit die Verbiiuhuig des Demosthenes mit Kallias, dem
des Mnesarchos (S. 605), welcher zunächst die eigene Insel befr«*
und unter der Leitung seiner Vaterstadt Chalkis einigen wollte, k
aber in diesem Bestreben natürlich einen Rückhall an den ^^
barstaaten suchen musste und deshalb mit der Patriotenparlei ii
Athen Hand in Hand ging. Kallias ist der erste nicht-attistk
Staatsniaim, welcher sich Demosthenes anschloss; Chalkis die eßlt
iXaclibarstadt, welche ihre Bnndesgenossenschaft antrug, und Ü»
nicht blofs helfen lassen wollte, wie Rhodos, Megalopolis u. a.. ^
dem auf das Eifrigste selbst mit voranging. Wie zur Zeil derPtf*
serkriege Athen und Sparta vorantraten, um die Patrioten|»artei K
sammeln, so jetzt Athen und (chalkis; sie waren die I)eiden S0^
welche zuerst das Bün«lniss abschlössen und dann zum Beitritt»
warben. Dadurch erhielt die gute Sache einen hellenischeo 0^
DER NATIONALE BUND 109, i ; 840 MiLlUS. 679
und erweckte mehr Verlraiieii. Demosllieiies wussle die
der gegenwärtigen Verhältnisse liestens zu verwertlien, er
nnier auf die Hauptsache hin und verhinderte, dass an Nehen-
m, namenthch in BetrefT der staatsreclit Hohen Verhältnisse der
abhängigen Bundesgenossen, der grofse Erfolg scheiterte,
thenes und Kailias gingen zusammen in den Peloponnes
lach den westlichen Landschaften. Die Akarnanen, wahr-
lich durch Philipps Verträge mit den Aelolern gereizt, sagten
t zu; mit ihnen die Leukadier, dann die Korinther und
\ endlich Megara. Matrikularl)eiträge zur Bildung einer ge-
imen Land- und Seemacht wurden verahredet. Die Euhöer
chteten sich zu vierzig Talenten, die Pelo])onnesier und Me-
zu sechzig.
allias l)erichtele der athenischen Bärgerschaft von dem Er-
einer Gesandtschaft, Demosthenes bestätigte die wohl gelungene
legung einer nationalen Verbindung gegen Philipp; für den
en Monat ward der Abschluss der Verträge und das erste
men treten des neuen Bundesraths unter dem Vorsitze von
anberaumt. Es war ein gutes Vorzeichen, dass während
Veransl^iltuiigen der Kampf gegen den makedonischen Ein-
glückUch begonnen worden war; denn das engere Wallen-
iss zwischen Athen, Megara und Chalkis war schon in Wirk-
it getreten. Kailias und sein Bruder Taurosthenes waren mit
K)phon, dem Führer der attischen Hülfsmacht, gegen Oreos
:ogen, welches ihnen als der wichtigste Punkt erscheinen
e, namentlich weil von hier aus der Besitz der nördlichen Spo-
Skiathos u. a. bedroht wurde. Schon im Jinii 341; lt)0, 3
er Tyrann Philistides gelödlet und die Stadt gewonnen.
Im so muthiger ging man auf die weiteren Anträge des
^thenes ein. Die Abgeonhieten kamen mit Beginn des Früh-
340 in Athen zusammen, um die Verträge abzuschliefsen.
rrschten vei*schiedene Ansichten darüber, (»b man feste Sätze
eisteuer ausmachen oder die Kriegskosten, welche, wie llege-
lierv«)rhob, ihrer Natur nach unberechenbar wären, iiach-
h vertheilen solle. In der Hauptsache wurde ein gutes Ein-
imen erreicht und ein Bündniss errichtet, an welchem unter
orstindschafi Athens Euboia, Megara, Achaja, Korinth, I^uikas,
inien, Ambrakia und Kerkyra Theil nahmen ^^^).
kthen that auf Demosthenes' Antrieb mehr als es ptlichtmäfsig
678 DEMOSTHKIVES UND KALLIA8.
mit Atlieii und seinen Verbündeten zu l>cantragen. Am Hofe dn
Grolskönigs konnte man sicli nicht entschliefsen auf diese Vorschlige
einzugehen; man wies sie sogar mit Rücksicht auf das fdnd-
selige Verhalten Athens \m früheren Aidässen (S. 570) sdaAh
zurück. Indessen verkannte man die geialirlichen Fortschritte Phh
lipps nicht; man hatte ein wachsames Auge auf den HeUeqMit
und es schien ein bequemes Auskunftsmittel zu sein, wenn Bm
unter der Hand die altische Vertlieidigung des Chersonnesos anter
stützte, um dadurch einen Damm gegen das Vordringen kt
Makedonier zu gewinnen. Für Diopeithes sind in der That po^
sische Subsidien flüssig gemacht worden. Auch an die Fötaer
der Kriegspartei in Athen sollen persische Geldgeschenke gfbii|i
sein, und es ist ja an sicli nicht unwahrscheinlich, dass tm
in Susa damals dieselbe Politik befolgte, wie beim Ausbruche dei
korinthischen Kriegs (S. 170), indem man nicht mit den griecbiscJMi
Staaten verhandelte, sondern mit einzelnen Parteiführern, und diciei
Mittel zur Verfügung stellte, mit denen sie nach ihi^m Gutdönka
verfahren koimten ^ **).
Wilhrend dieser Gesandtschaften wai'en in Griechenland sdr
wichtige Schritte geschehen. Demosthenes halle nämlich uiiaiB(|e
setzt sein Augeiunerk auf Euboia gerichtet; denn je rBieifeDeff
<ler vvirklii'he Ausbruch des Kriegs bevorst^md, um so wichtiger f»
diese Insel, so wohl für Philipp zum Angrille auf Athen aU lif
die Athener zum Schulze ihrer Landschaft und zur Führung ein«
eifolgreichen Kriegs. In dieser Beziehung war nun von grtfettf
WirliUgk»'il die Verbindung des Denn)stlienes mit Kallias, dem S<ih«
des MnesaiTlios (S. GO')), welcher zunächst die eigene Insel befreiet
und unter der Leitung seiner Vaterstadt Chalkis einigen wollte, dtf
aber in diesem Bestreben natürlich einen Rückhalt an den Narb-
barstaaten suchen nuisste und deshalb mit der Patrioten|>arlei in
Athen Hand in Hand ging. Kallias ist der erste nicht-atti^
Staatsmann, welcher sich Demosthenes anschloss; Chalkis die erste
iXaclibarsladt. w<»lche ihre Ihiiidesgeuossenschaft antrug, und siA
nicht blofs helfen lassen wollte, wie Rhodos, Megalopolis u. a., s»»n-
dern auf das Eifrigste selbst nnt voranging. Wie zur Zeil der Per-
serkriege Athen und Sparta vorantraten, um die Patrioten^iartei zo
sammeln, so jetzt Atben und (Ihalkis; sie wai*en die l>eiden Städte,
welche zuerst das Bündniss abschlössen und dann zum Beitritte
warben. Dadurch erhielt die gute Sache einen hellenischen Cba-
DER NATIONALE »UND 109, 4; 840 MiLRZ. (>79
nkter luul erweckte mehr Vertrauen. Denioslhenes wussle die
Grast der gegenwärtigen Verhältnisse iMJst^ns zu verwerthen, er
MB immer auf die Hauptsadio hin und verhinderte, dass an Nehen-
linkten, namentlich in Betreff der staatsrechtlichen Verhaltnisse der
Hlier abhängigen Bundesgenossen, der grofse Erfolg scheiterte.
Oemosthenes und Kallias gingen zusammen in den Peloponnes
mA nach den westUchen Landschaften. Die Akarnanen, wahr-
idieiniich durch Philipps Vertrage mit den Aetoleni gereizt, sagten
Utritt zu; mit ihnen die Leukadier, dann die Korinther und
AchSer, endlich Megara. Matrikularhei träge zur Bildung einer ge-
Beinsamen Land- und Seemacht wurden verahredet. Die Euhoer
Vttpflichleten sich zu vierzig Talenten, die Peloponnesier und Me-
pveer zu sechzig.
"■■ Kallias liericlitete der athenischen Bürgerschaft von dem Er-
U|ge seiner Gesandtschaft, Demosthenes hestätigte die wohl gelungene
Grundlegung einer nationalen Verhindung gegen Philipp; für den
Mehsten Monat ward der Ahschluss der Verträge und das erste
Eisammentreten des neuen Bundesraths unter dem Vorsitze von
ikihen anberaumt. Es war ein gutes Vorzeichen, dass während
^r Veransüdtungen der Kampf gegen den makedonischen Ein-
glücklich begonnen worden war; deim das engere Waifen-
idniss zwischen Athen, Megara und ('Jialkis war schon in Wirk-
ikeit getreten. Kallias und sein Bruder Taurosthenes wai*en mit
kephisophon, dem Führer der attischen llülfsmacht, gegen Oreos
■llgezogen, welches ihnen als der wichtigste Punkt erscheinen
Mttste, namentlich weil von hier aus der Besitz der nordlichen Spo-
rnten, Skiathos u. a. bedndit wurde. Schon im Juni 341; lt)9, 3
Mr der Tyrann PhiUstides getrMhet und die Stadt gewcmnen.
Um so muthiger ging man auf die weiteren Anträge des
hnnosthenes ein. Die Abgeordneten kamen mit Begimi des Früh-
•hrs 340 in Athen zus;nnmen, um die Verträge ahzuschliefsen.
Ir herrschten verschiedene Ansichten darüber, ob man feste Sätze
ler Beisteuer ausmachen oder die Kriegskosten, welche, wie Ilege-
ippo» hervorhob, ihrer Natur nach unberechenbar wären, nach-
rtgUch vertheilen solle. In der Hauptsache wurde ein gutes Ein-
ernebmen erreicht und ein Bündniss errichtet, an welchem unter
ker Vorstandschaft Athens Euboia, Megara, Achaja, Korinth, Lenkas,
tkamanien, Ambrakia und Kerkyra Theil nahmen ^^^).
Athen that auf Demosthenes' Antrieb mehr als es pllichtmäfsig
680 BEFREIUNG VON EUBOIA 10», 4; MO FRÜOIAHR.
ZU leisten hatte. Er drängte unaufliaitsam vonnärtg, damit der
Bund nur so l)ald wie möglich in Thätigkeit komme. Es wunki
den euhöischen Gemeinden Gelder und Schifle überwiesen und De-
mosthenes hat später Vorwürfe darüber hören inüsseu, dass er ia
seinem hellenischen Eifer die besonderen Interessen seiner Taler-
stadt beeinträchtigt habe. Aber er wusste wohl, was er tbL
Die Vorschüsse Athens trugen wesentlich dazu bei, dem iaiiki
Frieden, welchen er vernichtet sehen wollte, den letzten Slafr
zu geben. Man scheute sich nicht, makedonische Schiffe an-
zubringen. Auch auf den nördhchen Inseln kam es zu tth
tigen Kämpfen. Halonnesos war in die Hände der PepareÜiie
gefallen, welche die makedonische Besatzung daselbst gefimgei
genonmien hatten. Phili})pos liefs dafür Peparethos verwöslei,
während die Alhener sich der Insel annahmen und ihren Schiia
Anweisung gaben, dafür an makedonischem Eigentlium VergeitHi
zu üben.
Die Athener waren wie umgewandelt; sie gingen jetzt lü
voUer Rücksichtslosigkeit zu Werke, innerhalb der Stadt wie dräute
In Athen ergriff man einen gewissen Anaxinos aus Oreos, kt
angeblich im die Königin Olympias Einkäufe machte, aber ik
ein Spion ergrilfen und hingerichtet wurde. Auswärts erwartfle
man einen Angrifl' auf Euboia; es kam darauf an, so rasch ine
möglich auch die anderen Tyrannen zu stürzen, welche den Mak^
donlern Vorsclmb leisteten, namentlich den Kleitarchos von Eretrii,
welcher mit phokischen Söldnern den Plutarchos (S. 590) gestunt
hatte. In Athen zeigte sich der rühmlichste Eifer. Vierzig Schife
wurden durch freiwillige, Beiträge ausgerüstet, unter Phokions be
währter Leitung wurde Erelria genommen, Kleitai'chos getödteL uid
damit war ganz Euboia wieder frei. Eüie Menge unverhoffter Er-
folge drängte sich in dieser Zeit zusammen. Im Einzelnen warea
sie nicht geeignet, Philipp Besorgnlss ehizuflössen , aber zusaiumen
bezeugten sie ihm doch einen sehr merkwürdigen Umschwung der
öffentlichen Meinung. Die kühnste Politik des Demoslhenes ^tt
jetzt der Bürgerschaft willkommen; die Gegenpartei, welche durch
das gerichtUch bezeugte Einverständniss des Aischines mit Anaiino»
einen neuen Stofs erhalten hatte, war machtlos, wälurend Deno-
sthenes als der leitende Staatsmami ölfenthch anerkamit und aof
Aristonikos' Antrag an den Dionysien zum ersten Male mit eioem
Goldkranze geehrt wurde. Ja die nationale Verstimmung gegen Phi-
PHILIPPS THBAKISCUER KRIEG SEIT 10», 2; 342. 6S1
•
lippos war so im Steigen, dass auch in Olympia die Nennung seines
Namens mit lautem Ausdrucke der Missgunst angehört wurde ^^').
För den Erfolg der demosthenischen Politik waren die Uni-
ilände sehr günstig; denn Philippos war fern und in ehien Krieg
f erwickelt, welchen er nicht sofort unterhrechen konnte, um nach
Hellas zu eilen und den im Entstehen hegrüTenen Bund zu sprengen,
che derselbe zu Kräften kam. Philippos verfolgte von jeher eine
doppelte Art von Kriegspolitik, eine gegen die Hellenen und eine
andere gegen die Barbaren. Bei jenen suchte er immer eine der
Fcrm nach friedliche Anerkennung zu eiTeichen; hier hatte er nur
Lindererwerb, vortheilhafte Reichserweiterung, Beute und Heeres-
wstärkung im Auge.
So war Philippos jetzt nach der, wie es schien, gelungenen
lerahigung der griechischen Staaten schon im dritten Jahre mit
dnem Kriege beschäftigt, welcher auf die Eroberung eines ganzen
CoDtinents und die allmähhche Umwandelung desselben zu einer
trovinz gerichtet war. Makedonien sollte nicht mehr das Gränzland
«vopäischer Civilisation sein. Das groi'se Thrakerland zu beiden
Seiten des Hämos, bis dahin nur an seinen Rändern aufgeschlossen,
«0 Land voll mächtiger Ströme, voll Wälder und Bergwerke, Weiden
md Ackerfluren, sollte mit seinen VölkeiTi ihm dienstbar werden
ind zugleich als Brücke dienen sowohl zum Erwerbe der politischen
Dfer wie auch zur Eroberung des jenseitigen Welttheils. Dieser
Aufgabe war er Jahre lang völlig hingegeben, während er in Pella
•ttnen Sohn die Regierungsgeschäfte führen liefs. Auch in Thra-
kiea trat PhiUppos mit den Gesichtspunkten hellenischer Pohtik auf,
indem er Barbaren bekämpfte, welche seit Menschengedenken die
griechischen Kästenstädte ohne Unterlass gefährdet hatten. Dadurch
glaubte er sich einen Anspruch auf die Schutzherrschaft der be-
uachbarten Griechen zu erwerben; er verschmähte auch liier kehie
sich darbietende Handhabe friedlicher Anknüpfung und suchte durch
nichtfl lieber als durch Bündnisse sein Reichsgebiet auszudelnien.
Sonst aber war es hier eine ganz andere Kriegführung als in den
griechiflchen Gegenden, besonders nachdem er die Fürstenthüiner in
der unteren Gegend gestürzt hatte und nun mit den Bergsläminen
kriegte, welche ihm mit ungebrochener Freiheitsliebe entgegentraten.
Zu dem wechselnden Kriegsglücke und der Schwierigkeit einer
dauernden Unterwerfung kamen die Drangsale des rauhen Klimas,
der wegloeen Gegend. In elenden Erdgruben mussten die Krieger
682 DIK TliHAKISCIIEN FELnzl>GE.
Quartier iiiacheii und die {i^rol'sen Verluste niiissteu durch immer
neue Tru|)i>en aus Makedouien unii Tliessalien ersetzt werden.
Aber Philippos war liier nicht nur als Feldherr lieschäfligl;
auch die Erforschung der J^andschaft, die Kennlniss ihrer Hul&-
quellen, die Herstelhmg der Ordnung, die Sicherung des Erworbmcs
nahm ihn Jahre lang in Aiis))ruch. Strafsen wurden gebahnt uml
Städte angelegt, um die liaiid- und Wasserwege zu sichern »o wie
nm die Bergwerke auszubeuten. So entstand im Kemlaude des alt«!
Thrakerreiciis eine Rt^ihe makedonischer Kolonien, Philippopoü»
am Hebros und an Nebenflüssen Kaivbe und Rine, Plätze, wo unter
bewafl'neter Aufsicht Strafgefangene angesiedelt wurden, um dea
Roden urbar uiul die Gegend wohnhaft zu machen. Seit dem Fräb-
jahre 3 12 war Philippos mit diesen AufgakMi beschäftigt, die ila
])ersonlich so in Ans|)ruch nahmen, dass er alle ferneren Händel
nur nebenbei berücksichtigen konnte.
Die Hauptsache war erreicht, das rauhe Rinnenhnnd mit Unge-
heuern Anstrengungen und Opfern unterworfen, die niakedonisdv
llausmacht fast um das Dreifache vergrofserl; die Ijeiden RciAe
des iNordens, die sich oiicrhalb l[ellas drohend entwickelt liattn.
die westlichen und ostli<*hen Stromgebiete (S. 391), waren endlidi
zu eineui Ganzen verschmolzen. Aber noch fehlte der Absohln»
der grofsen Arbeit, nauilich die Vereinigung der griechischen Küsten-
platzt' niit dem neu erolnMlen Fesllande. welche ihm hier el^ew«»
dienen sollten, wie Amphipnlis. Potidaia u. s. w. in seinen altem
Kruerbungon. Ohne dies«' Slfidle war er nicht Herr der Seeslrafswi.
ohne sie blieb sein ganziM* Kndierungskrirg etwas durchaus liivi»!!-
stAndiges und Lückeidiat'tes: er war durch sie im Rinneidande ein-
geschlossen. Kr halle durch Vertrage sein Ziel zu erreichen g^
sucht; aber umsonst. Sehr zur Tnzeit sah er nicht nur in der
Halbinsel am llcllespontos, sondern auch in den Griecli<ui Städten
am Rosporos und an der Pn»j>ontis einen Geist kräftiger Widersetz-
lichkeit erwachen, und anstatt friedlich seine Zwecke dni^chzusetien.
musste er hier au den nördlichen Meerstralsen einen Krieg liegmnen.
in d<Mi nach ehiander die Perser, die AthemT und ihre Rumlesge-
nossen eintraten. Hier kam der Kampf zwischen Europa und Asien
unerwartet zum Ausbruche, hier wurde der Friede mit Athen nadi
siebenjährigem Restande endlich olfen gebrochen ^^**V
Es handelte sich um Perinthos und Rvzanz. Reide Städte
weigerten sich auf Philipps Rundesgenossenschaft einzugehen; z^eine
BELAGERUNG V0>' PERIiNTHOS UO, 1; 340. 683
sUten Feldzüge in Thmkien inussteu also gegen diese Sladle ge-
ichtet sein, um sie auch gegen ihren Willen dem neuen makedo-
iBcb-thrakischen Reichsgehiete einzu verleihen.
I Perinthos wnrde zuerst herannt. Belagerungsthürme von 120
^afs Höhe erhoben sich, um von ohen die Manern zu heschicrsen,
md gleichzeitig wurden Minengänge gegraben, nm auch auf unter-
fdischem Wege in die Stadt einzudringen. Dann wnrde die Flotte
iMrbeigeschafTt, um die Zuzüge von der Meerseite abzuschneiden.
Es lag Philipp Alles daran, die Belagerung rasch zu Ende zu frdn*en ;
nii immer wechselnden Truppen rückte er gegen die Mauern und
tfOlz der Tapferkeit der Bürger, der Starke ihrer Befestigungen,
der Sicherheit der Ilalbinsellage und der Unterstützung von Byzanz
mr ein längerer Widerstand unmöglich. Da kam eine unerwartete
Hülfe vom jenseitigen Ufer, eine Unterstützung griechischer Frei-
heitskämpfe von Seiten Persiens.
Die Perser waren an sich nicht so slumpfsiimig. um gleich-
gfiltig zuzusehen, wie König Philipp sich der festen Plätze an ihrem
Gegengestade bemächtigte; sie waren aufserdein durch E]d)ialtes
(8, 677) auf die Gefahr aufmerksam geworden, und hatten sich diese
Hdmnng ohne Zweifel zu Nutze gemacht. Attischer Einthiss ist
um so mehr vorauszusetzen, da ein Athener Apollodoros, die Hülfs-
macht herüberführte, welche von Arsiles, dem Satrapen Kleinphry-
giens, in Verbindung mit benachbarten Statthaltern zusammenge-
tncht war. Schon diese Betln»iliguug verschiedener Statthalter lässt
darauf schliefsen, dafs vom Grofskönige selbst der Befehl dazu ge-
|d)en war. Gewiss verdankte man es aber vorzugsweise der Ge-
aducklichkeit des attischen Führers, dass die Hülfe zur rechten
Zeit ankam und dass es gelang, durch das einschliefsende Heer
luildurch Maimschaft, Gehl, Proviant und Kriegsbedarf einzuführen.
Asch von Byzanz kam neue Hülfe, und so geschah es, dass dem
Kteige, welcher den Mauerring von Perinthos schon gebrochen
htte, aus den Häusern und hinter aufgeworfenen Steinwällen ein
to kräftiger Widerstand entgegentrat, dass er in den Strafsen der
Stadt wieder umkehren und nach Ungeheuern Opfern und der An-
strengung von mehreren Monaten mit der Hauptmacht abziehen musste.
Rasch wandte er sich nach Bvzanz, dessen Hülfsmittel er durch
^ Bettieiligung an dem Kampfe in Perinthos erschöpft glaubte.
iKidi fand er die Stallt besser gerüstet, als er erwartet hatte, am
Ussten dadurch, dass die Bürgerschaft, welche sonst in dem Rufe
684 BELAGERUNG VON BYZANZ 110, 1; S40
der Unordnung und Zuchtlosigkeit stand, sich jetzt einem Manne
hingegeben hatte, welclier ihr Vertrauen im vollen Mafse verdiente
und iNüsafs. Dies war Leon, ein Schiller Piatons. Als Oberfeldherr
stand er, wie Perikles in Athen, an der Spitze des gesamten Staats,
welcher die Nothwendigkeit einer einheitlichen Leitung erkannte.
Leon hatte es durchgesetzt, dass die zuerst l)edrohte Schwesterstadt
mit allem Aufwände von Kraft unterstützt wurde; auf seinen Rath
hatten sich die Byzantier, als PhiUpp gegen sie heranrückte, ia
ihre Mauern zurückgezogen und dem Konige die gewünscbtf Gt'
legenheit zu einem nflenen Kampfe nicht gewäiirt. Leon vertraale
der Lage der Stadt und ihren mächtigen Werken. Auf einer Haft-
insel gelegen, an der Süd- und Ostseite vom Bosporos und der
Propontis hespült, an der Nordseite von dem Meeresarme, welcfer
seit alten Zeiten das gohlene Hörn heifst, hing sie nur an der
dritten und schmälsten Seite mit dem thrakischen Festlande Zuna-
men. Mauern von aufserordentlicher Stärke umgaben die gais
Halbinsel, doppelte Mauerzüge sicherten die Landseite. Aber aack
die stärksten Mauern konnten die Stadt nicht retten und es tnt
nun auch für Byzanz, wie es hei den anderen Städten des Norden,
die von Athen abgefallen waren, der Fall gewesen war, die Stnafc
ein, in welcher sie ihre letzte Hoffnung auf Athen setzen musBif.
Leon, der Zögling der Akademie, hat ohne Zweifel wesentlich dazu bei-
getragen, die Verbindung mit Athen hei*znstellen, und auch darin wir
B\zanz besonders glücklich, dass das, was hei Amphipolis und Ohn-
thos versäumt wm'de oder zu spät geschah, hier zu rechter Zeit mi
in genügen^ler Weise erfolgte. Es war inzwischen eine ganz andere
Zeit angehrochen; es >\ar eine kriegerische Stimmung da, welchf,
von Demosthenes hervorgerufen, ganz Griechenland durchdrang.
Als Philipp gegen Byzanz vorging, war er schon im kriep
mit Athen. Er war rücksichtslos durch attisches Gebiet gezogen
um seine Flotte zu decken, als sie zur Belagerung der Städte dureh
den [lellespont heraulfuhr, und hatte Schiffe der Athener und ihrer
Bundesgenossen autluingen lassen. Athen forderte Reclienschaft
Es erhielt ehie Antwort aus dem I^ger vor Perinthos, worin der
König sich als den Beleidigten, die Athener als die Herausfordemdea
(larstellU^ und iimen di(* Schuld des Friedensbruchs zuschob. Es
war ein Streiten mit Worten, denn in der Thal war, wie Krinen
zweifelhall sein konnte, der Friede von beiden Seiten geltrochen und
unhaltbar, so dass es nur auf den Zeilpunkt des offenen Bnicbs
OFFENER KRIEG ZWISCHEN PHILIPP UND ATHEN. 685
ankam. Philipps Interesse war es, denseilien zu verzögern, darum
versuchte er noch einmal seine Gegner zu schrecken und stellte in
tdnem Manifeste bestimmte letzte Fordeningen, deren Abweisung
er für eine Kriegserklärung ansehen mfisste.
Die Athener antworteten auf dies Ultimatum, indem sie die
Friedenssäuien umrissen und sich entschiedener als je zuvor der
Fftbning des Demosthenes hingaben. Dass man die festen Plätze
an den pontischen Seestrafsen, dass man Byzanz, den Ilauptinarkt
in nordischen Handels, niclit in des Königs ilände fallen lassen
Ürfe, das war ein Gesichtsi)unkt, der allen Athenern einleuchtete,
■od darum wurde mit allgemeiner Zustimmung der Feldherr (^hares,
der ein Geschwader im thrakischen Meer befehligte, sofort nach dem
Bosporos beordert. Auch von den neuen Bundesgenossen, welche an
dlor Rettung von Byzanz des Handels wegen einen lebhaften Antheil
Bahmen, von Rhodos, Kos und Cbios kamen Schilfe herbei; es ge-
Vng die belagerte Stadt von der Seeseite frei zu machen und die
fhisdliche Flotte zu zwingen, sich in den Pontos zurück zu ziehen.
Philipp bot um so mehr alle seine Kräfte auf, nin die Stadt
^m nehmen. Immer neue Minengänge, immer neue Maschinen, von
den erfindungsreichen Polyeidos errichtet, bedrohten die Ringmauer;
fAie Brücke, über das goldene Hörn geschlafen, wehrte die Flotten
4, denen durch versenkte Steiumassen die Annäherung erscliwert
%arde; einmal standen die Makedonier, von einer regnerischen
Macht begünstigt, schon innerhalb des Mauerrings, aber die Bürger
■rwachten zur rechten Stunde und unter dem Glänze eines Nord-
bcbta, in welchem sie die lliüfe der Hekale erkannten, trieben sie
die Feinde in ihre Minengänge zurück.
Während dieser Kämpfe kam auf Antrieb des Demosthenes
Baue Unterstützung aus Athen. Sie war durch die Umstände ge-
boten; denn wenn auch Chares seine Pflicht getban und die feind-
Bebe Flotte in den Pontos zurückgedrängt hatte, wenn er in seiner
trefflich gewählten Stellung dem goldneu Hörne gegenüber auch
i«B Sond beherrschte, so war er doch nicht die geeignete Persön-
iefakeit, um den Buyd zwischen Byzanz und Athen in vollem Grade
nr Wahrheit werden zu lassen. Er wmxle vom Bundesgenossen-
iriege her noch mit grofsem Misstrauen angesehen. Darum gingen
m Frühjahre 339 Kephisophon und Phokion mit einem zweiten Ge-
whwider ab. Phokion war von Demosthenes vor Allen empfohlen
und das, was einem Söldnerführer, wie Chares, niemals ver-
6S6 PHILIPPOS IM SKYTHRNLANDE 110, 1; 83«.
^öniit worden wäre, der Einlass in die Stadt, wurde einem Pho-
kioii mit vollem Vertrauen gestattet. In hrfiderlicher Eiutracht ver-
theidigten nun Atliener und Byzantier, wie ein Stock geroeinsuB
liellenisclien Bodens, die bedrohte Stadt, und der ErMg f^^ar, im
Krmig Philipp mit schwerem Herzen auch diese Belagerung auf-
gehen inusste.
Er räumte allerdings nicht sogleich das Feld. Er zog ao der
Küste hin und her, so lange seine Flotte im Pontes abgescbnittei
war; (;r wusste es durch schlaue Vorkehrungen und allerlei tk-
schende Mafsregeln zu erreichen, das» seine Scliifle auf eine onl»-
greifliche Weise glücklich durch den Hellespoiit heimfuhreo; ff
verhandelte noch mit den griechischen Inselstaaten und durdi «
auch noch mit Byzanz. Dann aber brach er plötzlich auf und ng
mit alh^n Truppen v(un Meere fort in das Skythenland hinauf, m
er eine Zeitlang wieder vor den Augen der Griechen .verschniii
Es war gewiss keim» zwecklose Eroberungslust, welche Philipp ii
den Kampf mit Ateas, diMii greisen Skytlienfürsten, trieb, deMi
Sciiaaren in den IKmauniederungen mit der inakedonischeu Phahü
zusammentrafen, sondern es galt die Sicherung der neu erworbeiMi
thrakischen Lander, die Ahruiidung des Reichsgebiets im NorJei
und die Erforschung der Pontoslandschaften mit ihren Ilülfsquelka.
Darum hatte Philippos auch als sein wichtigstes Ziel l>ezeicliMl
dass er dem Herakles ein Standbild am Donauufer errichten woU^
ein Vorgeben, welches die Absicht des Königs andeutet, die grofe
Wasserstral'se zu Handelszwecken in seine Gewalt zu bringen. Gewi*
hatte er aber auch hicn* den Doi)pelzweck seiner Politik im Augß,
dass er nicht mu* die Barbaren des Binnenlandes bewältigen, s^oii-
(lern auf (bestem Wege auch die griechischen Küstenstädte mit seineo
Beiche vereinigen wollte. D(»nii wie zu Epeiros die elisclien Pflaw-
stadte (S. ()6r)), zu Thrakien Perinthos und Byzanz. so gehörten
zum Skvthenlandc die (iriechenstädte an der Westküste des Ponlos,
ApoUonia, Istros, (hiessos, welche aus den Donaulandschaflen ihm
Beichthum zogen. So hängt der Donaufeldzug mit den Kämpfn
am Bosporos zusammen und zeugt von den gewaltigen Plänen, wekhc
Phibppos in seinem Geiste bewegte ^'^^V
Demoslhenes hatte es erreicht, dass Athen nach einer biigw
Zeit scbmäblicher Unthätigkeit wieder kräftig und erfoIgniA
ATHENS UND PHILIPPS KRIEGSMITTEL. 687
die Zeitbegcbeuheiten eingrifT. Es hatte wieder Bundesgenossen
. sich gesammelt; es \var im Pelupoimese, in Akarnanien, in Tlies-
ieo, am Hellesponte dem Könige entschlossen entgegengetreten;
hatte Euboia befreit; es hatte in den politischen Gewässern die
t dem höchsten Aufwände aller Kriegsmittcl betriebenen Unter-
imungen Philipps vereitelt und die Kornstrafse, welche er in
de Hand «bringen wollte, oiTen gehalten. Der König hatte von
rinthos und Byziuiz abziehen müssen, und mit gerechtem Stolze
I88te es die attischen Patrioten erfüllen, als die beiden machtigen
»tädte mit Ehrendekreten und Goldkränzen den Dank für ihre
Itung der Bürgerschaft von Athen darbrachten^ **'").
Das alte Athen war wieder lebendig geworden. Aber bei ein-
Den Erfolgen durfte man sich nicht zufrieden geben. Der Bruch
} Friedens war entschieden und es kam darauf an, die Stadt auf
1 nun unvermeidUchen Kampf um ihre SeU)standigkeit vorzube-
leo. Welche Mittel waren dazu vorhanden? Der Feind der Stadt
ichien jetzt freilich nicht mehr als der unwiderstehliche Kriegs-
fty dem Alles gehugen musste, aber wenn ihm auch einzelne
ileniehmuiigen misslangen, so war doch seine Macht hn (lanzen
le unaufhaltsam fortschreitende. Er eignete sich immer neue
iegsmittel au, er zwang immer neue Völker zur Heeresfolge, legte
ilnite auf,, erhob Kriegssteuern, trieb Beute ein, nahm Bergwerke
d einträgliche Zölle in Besitz und schaltete unbedingt über eine
De von Hülfsmitteln , deinen stete Zunahme man von Athen aus
* nicht überblicken konnte. Athen dag(^gen hatte keinerlei Yer-
iurung seiner Hülfsmittel in xVussicbt; ohne Subsidien, ohne Tri-
te, war es völlig auf sich angewiesen und seine ganze I>3istungs-
igkeit war vou dem guten Willen der Bürger und der geringen
lil seiner Verbündeten abhangig. In Athen konnte man nichts
deres thun, als die vorhandenen Mittel durch (uue zweckmäfsige
konomie möglichst nutzbar machen, schädliche Missbräuche be-
ugen und die Wehrkraft der Gemeinde heben ; es kam darauf an,
* ^durch die eubuliscbe Friedenspolitik heruntergekommenen Bür-
iichaft eine solche Haltung zu geben, dass sie im Stande war die
iwere Probe zu bestehen, wehher sie entgegenging.
Auf dem gewöhnhchen Wege der Gesetzgebung konnten so
ngende und so durchgreifende Reformen des öfl'entlichen Lebens
hl ausgeführt werden; dazu bedurfte es des leitenden Einflusses
hervorragenden Mannes. Es war dalier für den Erfolg dieser
688 REFORMEN DES ATTISCHEN STAATSWESENS.
Bestrebungen ein grofscs Gluck, dass ein Staatsmann da war, wel-
cher sich (las Vertrauen der üürgerschafl erworben hatte, dass die
grofse Mehrheit derselben die Nothwendigkeit fühlte, ihn in diesem
entscheidenden Zeitpunkte mit l)esondcren Vollmachten auszurüsten,
und endlich dass man mit richtigem Blicke erkannte, auf welchen
Punkte die Reformen zu beginnen seien.
Durch seine SchilTe war Athen aus der Persemolh errettet;
als Flottenstaat hatte es seinen geschichtlichen Beruf gefunden and
es war nie grofser gewesen, als da die Staatsmanner aller Parteiea
nelien und nach einander wetteiferten die Stadt als Seemadd
auszubilden und dieselbe durch Schiffe, Hafen und Hafenmaiiera
unöl>erwindlich zu machen. Seitdem der Missbrauch seiner Fkit-
teumacht Athen in's Verderl>en gebracht hatte, war das Selbstfer-
trauen des Staats auf das Tiefste erschüttert; das Misstrauen ia
Aristokraten gegen das Seewesen hatte sich auch in andere Krebe
verbreitet, und je mehr die Bürgerschaft erschlalTte, um so aDgr-
meiner wurde auch die Abneigung gegen die Opfer, welche die
Erhaltung der Flotte verlangte, wenn man auch gewohnheitsmäUg
fortfuhr Schifte zu bauen und die Durclischnittszahl von 306
Trieren im Stande zu erhalten. Trotzdem konnte Athen seiner
Vergangenheit nicht untreu werden. Jeder neue Aufschwung gim
von einer giMcklichen Seeunt<Tnehuuing aus, und seit dem ersten
siegreichen Zuge nach Euboia (S. 404) halte der Patriotismus der
Athener sich in freiwilliger Opferbereilschaft für Ausrüstung voi
Kriegsschiffen wiederholt auf glanzeiule Weise bezeugt. Indessea
durfte das Heil der Stadt solcheu Aufwallungen ])atriotischer Gefühle
nicht anheimgestellt bleiben, und es war ein günstiges Zeichen roi
der Macht, welche die alten Traditionen attischer Geschichte noch
besafsen, dass man jetzt, wo man entschlossen war, die Stadt für einea
schweren krieg vorzubereiten, eine Reform des Seewesens als die ersle
Bedingung erkannte und zu diesem Zwecke Demosthenes beauftragte,
den gegenwartigen Zustand der Seemacht zu prüfen und solclie
Anordnungen vorzusch Ligen , welche eine möglichst erspriefsUcbe
Hebung derselben herbeiführen könnten.
Demosthenes hatte Fh)tte und Haftni von jeher' als das Haupt-
kapital der attischen Macht angesehen. Er hatte immer danof
hingewiesen, dass jede liebung xVthens von diesem Punkte ausgebea
müsse; er hatte schon vor vierzehn Jahren in seiner ersten Staate
rede (S. 571) die eingerissenen Missbräuche auf das Schärfste gerügt
ZUSTANB DE» ATTISCHEN 8BBWB8ENS. 689
imd ein deutliches Zeugniss abgelegt, mit welchem Ernste er sich
die Besserung angelegen sein lasse. Inzwischen waren die Miss-
bnuche immer tiefer eingewurzelt, die Zustande immer unerträg-
licher geworden, und auch abgesehen von allen Rücksichten höhere
Politik musste der Mittelstand der attischen Bürger auf eine Aen-
dening der bestehenden Einrichtungen dringen. Denn die ganze
Symmorienverfassung (S. 468) war in der Weise ausgeartet, dass
sie Ton den Reichen benutzt wurde, um die minder Wohlhabenden
m Abervortlieilen und zu drücken. Die Vorsteher der Steuerver-
eine vertheilten die Unkosten unter die Mitglieder der Genossen-
•ehaflen, welche je ein SchÜT auszurüsten hatten, in willkürlicher
Weifli^ ohne Rücksicht auf die VermOgensverhaltnisse der Einzelnen
10 nehmen; die Aermeren setzten ihr Vermögen daran, während
l|ie Reichen mit einem sehr geringen Aufwände davon kamen, na-
nentlich wenn sie am Ende die ganze Leitung an Spekulanten
•bergaben, welche für eine l)estimmte Summe die Trierarchie be-
mngten. Das Wesen der attischen Trierarchie war völlig zerstört;
Man sprach gar nicht mehr von Trierarchen, sondern von 'Zusam-
■OTirahlt^mlfn* Das Ganze war ein unsauberes Finanzgeschäft ge-
worden, welches die Kapitalisten zu ihren Gunsten ausbeuteten, eine
Bnrichtung, welche die Interessen des Staats scliwer beschädigte,
neu «ie den Kern der Bürgerschaft benachtheiligte und verstimmte,
' Aiordnungen aller Art hervorrief, unaufhöriich Klagen und Be-
i^vrerden veranlasste und jede Flottenrüstung verzögerte. Das
Seblimmste aber war, dass die vorhandenen Hülfskräfte der Stadt
ipr. nicht sur Verwendung kajneu, indem sich gerade die bedeu-
lopdüen Kapitalien dem öffentlichen Nutzen entzogen. Denn wäh-
nmd die Symmorien doch nur dazu dienen sollten, diejenigen Ver-
QlAgen, welche einzeln zu gering für trierarchische Leistungen waren,
diTch Vereinigung zur Uebemahme derselben zu befalügen, trieb
nttiti. nit dem Vereinsprinzii)e solchen Missbrauch, dass auch die
BeidiBten der Stadt in der Regel nur als Mitglieder von Vereinen
beisteuerten, als wenn gar keine Bürger mehr in Athen vorhanden
viHen« welche im Stande wären, für sich allein eine Trierarchie
aft Qbemehmen. Und doch gab es noch Leute in Athen, welche,
wie Diphilos, 160 Talente (261,500 Thlr.) und mehr im Vermögen
iMillen.
. .; Mit einem durchgreifenden Reforrogesetze trat Demosthenes,
de ComroiBsar der Bürgerschaft für das städtische Seewesen, den
Cvrtiiia^ Or. OeMh. III. 44
690 I>E1i08THBHB8 FL0TTENGB8ETZ.
Missbräuchen entgegen. Es ist uns in seinen einzelnen Bestim-
mungen leider nicht ])ekannt, doch so viel ist gewiss, dass er dir
Yermögensschätzung zum Mafsstabe fiir die Flotteubeiträge machte.
Dadurch erleichterte er die Lasten der Aermeren, welche mit dea
Wohlhabenderen zusammen kopfweise beigesteuert hatten, und log
die Reichen zu höheren Leistungen heran. Er erreichte also m
gleicher Zeit eine gerechte Yertheilung der Kriegslasten und eine i(e-
sentliche Hebung der dem Staate zur VerOigung stehenden Steuerknfl
Das Gesetz war ein tödtlicher Angriff auf die Privilegien der
Reichen, welche an der Spitze der bisherigen Steuervereine standca
und eine durch die gemeinsamen Interessen der Selbstsucht eng
verbundene Parteigenossenschaft bildeten. Sie setzten alle MtteL
welche ihre gesellschaftliche Stellung ihnen darbot, gegen Demo-
sthencs in Bewegung; sie suchten durch Beslechungsversnche, durd
Drohungen, durch Anklagen seine Absichten zu vereiteln und be-
reiteten ihm in seinen patriotischen Bemühungen die ärgeriidala
Schwierigkeiten. Demosthenes, in der Hauptsache unerschätteiU.
that im Einzelnen, was möglich war, um Alles zu vermeiden, m
die Einigkeit der Burger gefährden konnte; er suchte alle gegrii-
deten Einwendungen zu beriicksichtigen und änderte mehrfach m
seinem Flottengesetze, bis er es endlich durch den Rath an 6
Bürgerschaft brachte, welche es in mehreren stfu*mischen Versanuh
lungen berieth und schliefslich annahm. Jetzt wurde zuerst ii
richtiger Weise das Vereinsprinzip mit der alten Trierarchie w-
bunden. In den Vereinen wurden die kleineren Kapitalien hift-
angezogen, um durch richtig bemessene Steuerquoten die Samsf
zusammen zu bringen, welche zur Ausrüstung eines KriegsschÜEf
erforderlich war (50—60 Minen = 1300—1570 Thlr.). Die gi^
fseren Kapitalisten al)er, deren Vermögen so bedeutend war, di»
sie für sich ein Schiff übernehmen konnten, mussten nun rädff
als selbständige Trierarchen eintreten. Nach einer freilich nidrt
sicheren Angabe gehörten dazu diejenigen, welche zu zehn Taleotfli
(15700 Thlr.) eingeschätzt waren. Die das Doppelte im Vcnniipn
hatten, mussten je zwei Schilfe stellen; die höchste Leistung einff
Einzelnen stieg, wie es lieifst, auf die Ausrüstung von drei Trier«
und einem Dienstboote.
Durch das Ergebniss dieser neuen Organisation traten die Mr
heren Missbräuche (S. 571 f.) erst recht an das Licht. Es kam tut»
dass attische Bürger, welche bis dahin nur das Sechszehnlel «wt
DAS FLOTTENGESETZ 140. 3; 340. 691
Sciliffsrustung getragen hatten, jetzt für sicli allein zwei Kriegsschule
in Stand zu setzen verpflichtet wurden, hu Ganzen aber wurde nicht
nur eine bedeutende Erhöhung der Kriegsieistungen und der Wehrkraft
des Staats erreicht, sondern es gereichten diese Aenderungen dem
ganzen Staatsleben zum Heile, wie es nicht anders sein kann, wenn
alatl Parteilichkeit und Willkür Ordnung und Gerechtigkeit eintritt.
Das mnsste auf den Geist der Bürgerschaft einen wohlthätigen Ein-
fluas üben. Nun hatte Jeder an seiner Stelle und nach seinen
Kriften fQr den Staat zu leisten; die Klagen ül)er ungerechte Be-
lastung waren beseitigt, die volksfeindliche Selbstsucht der Reichen
war unschädlich gemacht und eine Menge ärgerlicher Streitigkeiten,
die bis dahin bei allen Aufgeboten an der Tagesordnung waren,
M von selbst hinweg. 'Nach Einführung des neuen Gesetzes',
sagt Demosthenes, *hat kein Trierarch mehr wegen lJel>erbürdung
"das Mitleid des Volks angerufen, Keiner ist mehr zum Altare der
^Artemis in Munychia (dem Asyle der in Flottenangelcgenhciten be-
'drängten Bürger) geflohen; Keiner ist gefesselt worden; keine
Triere ist dem Staate verloren gegangen oder auf <len Werften
'liegen geblieben, weil denen, welche sie in See bringen sollten, die
'Mittel fehlten' ^«0-
Die Umgestaltung der trierarchischen Verhältnisse war aber nicht
msreichend. Wollte man ernstlich Krieg fuhren, so mussten Geldmittel
herbeigeschalTt werden. Man konnte sich nicht mit Kriegssteuem be-
helfen; noch weniger konnte Demosthenes zu unwürdigen Finanzmafs-
regeln, wie sie früher angewendet waren (S. 214), oder zu schlechten
Finanzgesetzen, welche er seihst bekämpft hatte, seine Zuflucht neh-
men. Zum Glücke lagen aber auch hier die Dinge so, dass es an Mit-
teln nicht fehlte und dass es nur darauf ankam, den richtigen Ge-
Imuch Ton denselben zu machen; mit andern Worten, es musste mit
der faulen Finanzwirthschafl, welche Demosthenes wiederholt als
dm Krebsschaden des Gemeinwesens bezeichnet hatte, gründlich
gebrochen werden. Als Finanzmann hatte Eubulos seit dem Sturze
Aristophons (S. 488) den attischen Staat beherrscht. Erst hatte er
B^MSt die oberste Finanzstelle bekleidet, dann solche Menschen, die
ToUständig von ihm abhängig waren, wie Aphobetos, des Aiscliines
Brader, zu seinen Nachfolgern gemacht, während er selbst das Vor-
steheramt der Festgehler in der Weise für sich einrichtete, dass er
vermAge desselben alle anderen Kassen controlirte, das ganze Staats-
einkommen in den Händen hatte und jede Schmälerung der Volks-
j j*
692 DIB FINANZREFOBM lia 8; 8».
lustbarkeiten auch mitten im Kriege als Verrath an den Volksrech-
ten verpönte.
Inzwischen wai* die Macht des Eubulos tief erschüttert wordeo.
£r hatte nicht verhindern können, dass Demos thenes an die Spite
des Seewesens berufen wurde; er konnte auch nicht verhiDdcrn,
dass Demosüienes von dem Flottengesetze zur Reform des Finanz-
wesens fortschritt, welche die noth wendige Ergänzung jenes Ge-
setzes war. Es mussten sofort alle Ausgaben eingesohranki werden,
der Prachtbau des Arsenals wurde eingestellt und die dafür bestinmh
ten Gelder (S. 647) wurden füi* die Kriegsbedürfnisse verfügiMr.
Die Hauptsache aber war, dass Demosthenes Jetzt den Schritt that,
welchen er längst als die nothwendige Bedingung der Erheboig
Athens bezeichnet hatte. Er beantragte die Aufhebung des eiÜM-
lischen Gesetzes in Betreff der Festgelder (S. 488 f.) und nadidcn
dieser Bann gelöst war, brachte er das Gesetz ein, dass bis afi
Weiteres sämtUche Ueberschüsse der Jahreseinnahmen, anstatt nr
Vertheilung zu kommen, als Kriegsschatsc angesammelt werden mI-
ten. Es wurde wieder eine unabhängige Kriegskasse gebildet uri
zu ihi*er Verwaltung ein Kiiegszalilmeistei* euigesetzt^^*).
Das waren die grofsen Erfolge des Demosthenes in der ■*
neren PoUtik. Es waren Siege der schwierigsten Art, durch una-
schütterliche Charakterstarke und Ausdauer gewonnen, in einea
Kampfe, welcher nur durch die Kraft des Wort5 geführt wurde und
der diejenigen, welche sich überwuiden Uelsen, nicht deniüthigie,
sondern freier, starker und besser maclite. Denn wenn sich audi
Viele nur widerwillig der geistigen Dcbermacht des Demostheoef
beugten, so wurde doch die grofse Melu*heit der Bürger durdi ihi
sittlich veredelt und auf den Standpunkt warmer Vaterlanddiebe
und patriotischer Begeisteiung geholien, welchen er so lange alkiB
und einsam und unter giofser Anfechtung inne gehabt hatte. Er
führte keine Neuerungen ein, die dem Staatßleben Iremd waren,
sondern er stellte nur das Alte wieder her; er stürzte die verlas-
sungs widrige Oligarchie der Ueichcn und beseitigte die Missbräucbe
der entarteten Demoki^atic, welche nur dazu dienten, der träges
Vergnügungssucht der Menge zu schmeicheln. Er bekämpfte die
Selbstsucht der Reichen wie der Armen und wusste die Idee dtf
Stiiats wieder in solcher Kraft lebendig zu machen, dass die Annefl
auf die ihnen zur Gewohnheit gewordenen Festgenüsse freiitülig
verzichteten, um nur den Staat wieder in alter Würde sich auf*
WIRKUNG DER REFORMEN. 693
lichten zu sehen. Es war eine äufsere und innere Wiedergeburt
Athens, welche Demosthenes erreichte, und nach einer langen Zeit
der Zerfahrenheit und SchlafTheit waren endlich alle Gedanken, alle
Kräfte, alle Mittel wieder auf einen Zweck gerichtet, auf den edel-
sten Zweck, den ein Gemeinwesen verfolgen kann, die Erhaltung
seiner Selbständigkeit und Freiheit.
Die grofsen Reformen des Demosthenes sind rasch durchge-
führt worden; ihre Zeit bestimmt sich nach dem Kriege am Bos-
poros. Damals, als Demosthenes mit seinem Antrage auf Unter-
stützung von Byzanz durchdrang, fühlte er zuerst, dass er die
^ BArgerschaft in seiner Hand habe. Damals beantragte er das Flot-
tengesetz, das vielleicht noch wahrend des Kriegs zu Stande kam.
fm nächsten Jahre ging das Finanzgesetz durch. Gewiss hat De-
Bosthenes diese Reformen nicht allein in's Werk gesetzt. Er war
der Vorkämpfer und seiner Kraft gebührt der Ruhm des Erfolgs;
aber er stand ohne Zweifel mit seinen Gesinnungsgenossen in Yer-
hindung und vor Allen mit Lykurgos. Lykurgos hatte ein hervor-
ragendes Yerwaltungstalent. Er kannte die Hülfsmittel des Staats
besser als irgend ein Anderer und war in besonderem Grade be-
fliigt, durch z^^eckmäfsige Einrichtungen im Staatshaushalte für die
fiebung der Einkünfte zu sorgen. Diese Eigenschaften konnten
Demosthenes nicht unbekannt sein und wir dürfen daher annehmen,
dass er sieh des Beiraths seines Freundes, der seit Jahren mit ihm
fland in Hand ging und der auch schon im Peloponnese (S. 659)
geiii Begleiter gewesen sein soll, bei den Yerwaltungsreformen be-
dient hat. Soi^ie die Partei des Eubulos gestürzt war, bedurfte es
•euer Kräfte und wenn Lykurgos auch erst 110, 3; 338 in das
Amt des obersten Finanzvorstehers eintrat, so beginnt seine einfluss-
teicfae Thätigkeit doch gewiss schon um die Zeit, da die Reformge-
setze des Demosthenes durchgingen. In demselben Jahre, da Ly-
kurgos eine amtliche Thätigkeit begann, trat auch sein Schwager
KaDias, des Habron Sohn, aus dem Gaue Bäte, als Verwalter der
aea gegründeten Kriegskasse ein. Das waren die frischen Kräfte,
wekhe das Werk der Wiedergeburt Athens förderten. Es war eine
neae Generation von Staatsmännern, echte Athener, von Liebe zur
Stadt imd zum hellenischen Yaterlande erfüllt, durch ein hohes
Streben unter einander verbunden, und wenn man diese Blänner
mit Eubulos und den durch seine Gunst in die höchsten Staats-
tater bef5rderten Emporkömmlingen vergleicht, so erkennt man
694 DE1I08T11EPIB8 UND LTKDfttiOS.
den Utilerschied der alten und der neuen Zeit, den enlsclieideadeii
Wendepunkt, auf welciien die attische Gesohiclite gelangt ^-ar'**).
Die inneren Feinde lagen besiegt darnieder; Eubulos ond Ge-
nossen waren ohnmächtig, die maketlonisch Gesinnten hatten nock
weuigcir Einfluss und dachten nicht daran, offenen Widerstaud a
leisten. Deniostlienes war also nicht mehr der Leiter der Oppo-
sition gegen eine übermächtige Parteiregierung, sondern der Leiter
des Staats und sollte nun zeigen, dass er nicht blofe die Scbadn
des Gemeinwesens aufzudecken und durch wohlerwogene Gesetzvw*
schlage Abhülfe zu schaffen wisse, sondern auch in sturmiMiMi
Zeiten das Steuer führen könne, welches ihm das Vertrauen seiw
Mitbürger hi die Hand gegeben hatte. Der Friedensbnich, da
er immer gefordert hatte, war erfolgt, der Krieg, den er heraufte
schworen, war ausgebrochen; nun musste die Kriegspartei waffM^
dass es kein hoffnungsloser Kampf sei, in den man auf ihreo Ai*
trieb eingetreten sei.
Damit begann die schwierigste Aufgabe des Demostbenes. Bm
welche Hoflhungen koimte man sich bei ruhiger Prüfung der Te^
hältnisse machen? Wie sollte es gelingen den kleinen, in biger
Friedensgewohnheit erschlafften Bürgerstaat in Stand zu seM
dem Kriegsfüi'sten Makedoniens und seinem Veteranenheere St
Spitze zu bieten? Etwas Anderes war es, bei einzelnen, an «ck
schwierigen Unternehmungen, wie die Belagerung von Bj-zanz wir,
(He Absichten des Königs zu vereiteln, etwas Anderes einen Kriit .
mit ihm zu beginnen, welcher, einmal liegonnen, mit emer völliiiei
Demüthigung des Königs oder mit einer rettungslosen Niederiap
von Athen endigen nmsste. W'o waren die Führer, wdche mm
Philipp und seinen sieggewohnten Feldherrn gegenüber steUa
konnte! Wo eine Bürgschaft des Erfolgs bei so vielen äufserei
und inneren Gefahren ! Die philippische Partei hörte nicht auf im
Stillen thatig zu sein und auf eine ihr günstige Wendung zu lauefiL
und wie konnte man sich auf die Stinmiung der Bürger verlisMi.
von der man voraussetzen musste, dass sie, durch die Erfolge aa
Bosporos gehoben, durch die ersten Unglücksfalle eben so rasch ii
das Gegen Iheil umschlagen werde, während Phihpp oft genug ge-
zeigt hatte, wie er erlittene Niederlagen wieder gut zu machen vi»
und, bei seinen unerschöpflichen Hülfsmitteln durch alle Wechsd-
fTdle des Kriegsglücks unbeirrt, seine Ziele verfolge? Auf eioei
Angriffskrieg waren die Athener durch ihre Flotte angewiesen, aber
PIE KR1BÜSAU9H1GUTKN. 695
wie sollte man auf eine >virksainc Weise das inakeilonische Reich
«Dgreifen, welches sich von Jahr zu Jahr immer mehr vergrö&erU
immer günstiger abgerundet hatte?
Gewiss haben Demoslhenes und seine Freunde alle diese Schwie-
rigkeiten erust erwogen, und wenn sie dem Kampfe dennoch mu-
llug entgegengingen, so können wir diese Stimmung nur von dem
SUndpuukte hellenischer Gesinnung, den sie einnahmen, verstehen
liod würdigen. Sie sahen Plülippos als einen Baibaren an und
atin Aeich als ein Barbarenreich. Je weiter seine Eroberungen
üich ausdehnten, je deutlicher seine Absicht wurde, vom Donau-
^frome bis zum Gap Tainai*on die ganze Landmasse zu vereini-
gen und Skythen, lllyrier, Thraker, Makedonier und Hellenen in
ainem Reiche zu verschmelzen, um so haltloser erscliien ein solches
JUich dem Griechen, welcher Uebersichtlichkeit und innere Gleich-
artigkeit als die einzige sichere Grundlage eines Staats ansah. Mau
lueU die Maßlosigkeit der Pläne Philipps fui* seine Schwäche, mau
^abte nicht anders, als dass solcher Uebermuth zu Falle kommen
«Asse; man unterschätzte die feindliche Macht, weil mau sie mit
4ut des Perserreichs verglich, welches auch durch seine uuorga-
liacbe Massenhaftigkeit heruntergekommen war. Mau hielt noch
Miner an der Ueberzeugung fest, dass Hellenen im Kampfe mit den
^^hrbaren siegreich sein müssten; man glaubte, dass sich wieder zur
ptB die Geschicke entscheiden wurden, man rechnete auf die Ueber-
'lugenheit der attischen Flotte, und wenn auch Männer, wie Phokion,
pdche sonst der demosthenischen Politik liai^tnäckig widerstrebten,
MCh dem Ausbruclie des Kiiegs nicht zweifelliaft waren, als gute
Biirioten ihre Pflicht zu thun, so konnten Demosthenes und seine
FIreunde der Ueberzeugung sein, dass im Verlaufe des Kriegs die
gVUB Bürgerschaft sich immer fester einigen und in der Einigkeit
•lirken werde.
Die Atliener standen der makedonischen Continentalmacht in
ihnlieher Weise gegenüber, wie einst den Lakedämoniern; nur war
ll» Veriiältniss yiel ungünstiger und dem jetzigen Gegner un-
gfeicfa schwerer beizukommen. Die Blokade der Küsten war den
Hakedoniem sehr empfindlich, aber sie konnte nichts entscheiden.
Die Landungen, die man im Küstenlande machte, wurden znrückge-
tdilagen; man fand keine Stützpunkte, wo man sich festsetzen
iMMite, und erkannte jetzt den grofsen Vortheil, welchen PhiUpp
toth die massenhafte Zerstörung der hellenischen Küstenstadte ge-
696 ATHET« UND KÖNIG PHILIPP.
woniieu halte. Aile Versuche, die Küstenvölker zar Erhebung
gegen Philipp zu veranlassen, misslangen, so dass man scbn
cnlmulhigt war, ehe noch der König selbst auf den Kriegsscfaii-
piatz trat.
Andererseits war aber auch Philipp in Verlegenheit Aber 4ie
Führung des Kriegs. Er konnte die Widersetzlichkeit der AtlieBer,
die Bildung eines hellenischen Bundes nicht ruhig mit anseh«;
das wäre ein Eingestandniss von Schwäche gewesen und nach da
misslungenen Unternehmungen am Bosporos doppelt gefahrfidi
Er musste seine Waflenehre und sein Ansehen in der griechisciMi
Welt wieder hersteUen. Wollte er nun unmittelbar gegen AtiM
vorgehen, so nmsste er sich sagen, dass eine Belagerung der feslai
Stadt an sich eine sehr misslichc Unternehmung sei und daw die
Athener in diesem Falle auf eine vielseitige und kräftige Unlff*
Stützung rechnen könnten. Einen hellenischen Nationalkrieg wdhB
Pliilipp aber noch immer vermeiden; er wollte den StandpaU
festhalten, dass es nicht das Volk sei, welches er bekriege, sonden
eine eigensinnige und verblendete Partei, welciie dem wahren h-
teresse der Stadt ebensowohl wie ihm widerstrebe. Er komti
auch im Falle eines solchen Kriegs seinen Bundesgenossen nkh
trauen. Er war der Thessalier nicht sicher und noch weniger dff
Thebaner, mit denen das früher so vertraute Verhältniss längst geslirt
war. In Theben standen sich die Parteien so feindlich einander
gegenüber, wie in Athen. Timolas, ein verächtlicher Wüstling, iw
das Haupt der philippisch Gesinnten, welche zu jeder £miedrigO|
bereit waren. Dagegen halte die nationale Partei dadurch an An-
sehn gewonnen, dass ein grofser Theil der Büi^gerschaft durch Phi-
lipps eigenmächtiges Verfahren in Phokis, durch seine Verbindunfei
mit den alten Bundesgenossen Thebens im Peloponnes und durch die
Besetzung der festen Plätze bei Therniopylai, aus denen er die The-
baner verdrängte, erbittert war. Unter diesen Umständen musste Phi-
lipp Alles darauf ankommen, die Entzündimg eines nationalen Knep
zu vermeiden ; es galt also eine Gelegenheit ausfindig zu machen, ail
einem Kriegsheere in Griechenland einrücken zu können, ohne das
er gegen die Griechen in's Feld zu rücken scliien, nm so den eigent-
lichen Angriil* seinen Feinden zuzuschieben und diese zu veran-
lassen, ihm in offenen) Felde entgegenzutreten. Zu diesem Zirecke
musste die Stellung, welche Philipp in Griecliciüand schon genom-
men hatte, von Neuem benutzt werden; sie musste ihm den Vor-
PHIL1PPI8GHE UMTRIEBE. 697
ivand geben, um auf eine scheinbar berechtigte Weise einzurücken.
Denn ^enn er als Schirmherr von Delphi kommen konnte, so hatte
er sugleich den Yortheil, dass seine Feinde Aviederum als Feinde
des delphischen Gottes aufzutreten gezwungen wurden, während er
■dbst als Vertreter einer nationalen Sache erschien. Also ein neuer
^keiliger Krieg' war nöthig.
Der Krieg, welcher Philipp zuerst nach Griechenland geffüirt
hflite, war die Folge von Ereignissen, die sich von selbst und all-
mitilich entwickelt hatten. Der neue Krieg dagegen nnisste kimst-
lidi veranstaltet und von den Griechen selbst für Philipps Zwecke
abgeleitet werden^ Dazu fehlten die geeigneten Personen nicht.
Denn das steigende Ansehen der Nationatpartei in Athen und an-
Aiven Orten hatte die makedonisch Gesinnten wohl aus dem öfTent*
Rohen Leben zurückgedrängt, sie aber zugleich nur um so verbit-
iHrler, gereizter und gewissenloser gemacht. Sie waren im Stillen
so eifriger, dem Könige zu dienen und ihm zum zweiten Male
Zugänge Griechenlands zu Oflnen. Die nöthigen Verabredungen
SWiKhen dem makedonischen Hofe und seinen Anhängern werden
Im Delphi erfolgt sein. Hier war das Hauptquartier aller makedo-
litchen Umtriebe; in Delphi ist Athen verrathen worden.
-ti Die Athener selbst waren ganz mit dem bevorstehenden Kriege
j^eecbSftigt; sie beobachteten wachsamer als je zuvor die Person des
jPinigs, aber auf die delphischen Angelegenheiten hatte Niemand
teilt und Keiner dachte an die neu geschaffene Amphiktyonenver-
Munlung, die man grundsätzlich verachtete. Das war ein grofser
lUiler der leitenden Partei, denn die Gegner beuteten diese Sorg-
ÜNigkeit aus und setzten es durch, dass bei dem nächsten Termine, an
uridfeem die nach Delphi zu sendenden Beamten der Stadt ernannt
«turden, nur Leuten ihrer Farbe die Stellen zu Theil wurden; ein
Krfolg, der dadurch möglich wurde, dass die Betheiligung an den
ketrelDrenden Walilhandlungen eine ungemein geringe war. Neben
Dk^gnetos, dem erbosten Hierumnemon , d. i. dem stimmfüln*endeu
Bnaitzer des Amphiktyonenraths , wurden als Pylagoren oder Ge-
Mondevertreter, welche als berathende 31itglieder einen bedeutenden
EiDflnse üben konnten, Aischines, Meidias und Thrasykles durch
fitiiinienmehrheit eniannt. Es war ein leicht gewonnener Partei-
mbgy der die* Patrioten nicht wenig verdross. Al>er die Wahlen
Haren nicht anzufechten und man tröstete sich, weil man nicht
yeraifloh, was sich daraus entwickeln sollte. Aischines aber hatte
698 AISGHINES DNb DIE AMPHI88EBR 330 HARZ.
diesen Wahltag nur abgewarlet, um aus der ZurQckgezogenheiU io
weicher er sich mehrere Jahre gehalten hatte, wieder auf den Schau-
platz zu treten und die Hauptrolle des Intrigueusplels zu übernelh
men, lur welche er ui vollkümmenster Weise geeignet war^'*).
Am westlichen Fulse des Painassos wohnte das Völkchen der
ozolischen Lokrer und ihr Hauptort Amphissa lag hart am FuCk
des Hochgebirges, welches den Parnass mit dem ätolisdien Beqpaiide
verbindet; unterhalb Amphissa breitet sich eine fruchtbare Niedermg
aus, welche sich südöstlich nach dem krisäischen Heerbusen öffiKl
Die Amphisseer waren in den letzten Kriegszeiten die entsehied»
sten Widersacher der Phokeer gewesen; nächst Böotien hatten m
am meisten von ilmen zu leiden gehabt und die Niederlage da*
selben gereichte daher ihrer Rachsucht zu groiser Befiriedigua^
Vielleicht gewannen sie bei dieser Gelegenheit einige Vorthdk^
welche sie übermuüiig machten und sie reizten, auch ihrerseits om
Hülle spielen zu wollen. Diese Stimmung wurde von Theben m
benutzt, wo man gegen Atlien erbittert war. Die Athener haUa
nämiicli, noch ehe der delplüsche Tempel vollständig gesühnt mr,
sich l)eeilt, einige Weiheschilder, die Denkmäler der phtaiidMi
Schlacht, mit der Inschrift^ welche der gemeinsamen Besiegung da
Perser und Thebaner gedachte, an heiliger Stelle von Neuem anf-
zustellen. Den Thebauerii war dai*um zu tliun, diese Kränkiuf
nicht blofs als eine }>ersönliche Unbill, sondern als eine Verletzuof
hellenischer Sitte gerügt zu sehen, und sie schoben unter alleiU
Versprechungen die Amphisseer vor, um die Sache 1)ei den Ampki-
klyoneti anhängig zu machen. So wie sich daher die Abgeordmlci
zu der Fnihjahrsversanimlung eingefunden hatten, verlautete audi
schon, dass in der ersten Sitzung ein gegen Athen gericfatetif
Antrag der Amphisseer auf die Tagesordnung kommen wscit
Da Diognetos sich krank mehlete, übernahm Aischines desMB
Vollmachten und fülu*te nun ganz auf eigene Hand die Sache
Atliens.
Es erfolgte eine stürmische Sitzung. Der Sprecher der Aoh
phisseer eiferte gegen Atlien und die frevelhafte Ungeduld, mit «el-
cher es die Erinnerung der alten Bruderkämpfe in Hellas erueuert
hal)e; er beantragte eine Bufse von fünfzig Talenten (78,500 Tb.)
und ging in seinem Eifer so weit, dass er am Schlüsse in die
Worte ausbrach: 'Ja, ihr Hellenen, wenn ilu* weise wäret, so dürfle
'nicht einmal der Name der Athener an diesen Festtagen ausge
D£B STREIT UM KIRRHA. 699
^irochen werden; als Verfluchle niusslel ihr sie aus dem Heilig-
Ihume hinausweisen'.
Nun kam die Reihe an Aisclünes. Er wusste mit glänzender
leredtsamkeit die Klage zurückzuweisen, so dass sie gar nicht an-
penommen wurde, mid statt dessen den gegen Athen gerichteten
Iftüiistrahl umzukehren, indem er den Amphisseern eine viel ärgere
Terietzung des heiligen Hechts Schuld gab. Der untere Theil ihrer
ibene berulirte ohne natüi*liche Gränzscheide das Gebiet des alten
lirrba, welches im ersten heiligen Kriege mit einem Fluche belegt
lad jeder Benutzung entzogen war. In den Wirren der letzten
Ecii hatten sich die Lokrer Stucke dieses Gebiets angeeignet; sie
hallen Ziegelhütten auf dem Boden der Kü*rhäer angelegt, den Hafen
■eu eiiigefasst und von den einlaufenden Schilfen Abgaben erhoben.
laf diese Thatsachen wies Aisclünes in domiemder Rede hin. Von
Im Felsterrassen, wo die Amphiktyoneu unter freiem Himmel tagten,
peigte er mit dem Finger auf die rauchenden Ziegelhütten am Meere
■nd forderte zu einem gemeinsamen Auszuge auf, der nur wegen
fitrgerückter Tageszeit auf den nächsten Morgen verschoben wurde.
Da rückte denn die ganze mannbare Bevölkerung von Delphi unter
miming der Amphiktyoneu aus, um die niu* wenige Stunden ent-
IJBititen Gehöfte niederzubrennen und den Hafen zu verschütten.
fg war ein improvisirter heiliger Krieg, ein ohne alle Formen des
Rechts mitten im Frieden ausgeführter Ueberfall. Nach Vollendung
leaaelben kam der tumultuarische Zug mit den Amphisseern, die
Hhifi auf dem Rückwege auflauerten, in^s Handgemenge und rettete
rieh nach bedeutendem Verluste in wilder Flucht nach Delphi. Das
mir ein neuer Frevel, in Folge dessen sofort eine aufserordentliche
Versammlung der Amphiktyoneu nach Thermopylai beschlossen
mirde, damit sich dort die Abgeordneten der Bundesstädte in Be-
treff des neuen Kriegsfalls mit Vollmachten ausgerüstet eintinden
scdllen. Aischines aber, der mit so glänzendem Erfolge für die
Ehre seiner Vaterstadt und die Rechte des Gottes gestritten hatte,
khrte iriumphirend heim, berichtete der Bürgerschaft und bat sich
IRr die bevorstehende Bundesversammlung die entsprechenden In-
lümklioneii aus^"'^).
Auch in Athen schien es anfangs dem Aischines nach Wunsch
n gehen. Er wusste den künstlichen Fanatismus, den er in Delphi
iMTargenifen hatte, auch unter semen Mitbürgern zu entfachen.
Er acbeule sich niclit, zu seinen Gunsten die Erinnerungen au
<1
700 TAGE88ATZUNC IN THERNOPTLAI.
Soluii und dessen heiligen Krieg wach zu rufen; er wagte «DenHh
sthenes als einen Verrüther darzustellen, der in seiner EigensdiA |
als Pylagore von den Am[)hisseem durch 2000 Drachmen etkuü
sei, um ihre Missethaten zu verschweigen. Ja, die anstecknie
Kraft fanatischer Erhitzung war so grofs, dass die Athener die ensle
Lage ihrer eigenen Stadt ganz vergafsen und nichts als die Ziepl-
hutten hei Kirrha und den Fi^evel der Amphisseer im Sinne hatto.
Nur mit der gröfsten Anstrengung gelang es Demosthenes, ent
im Rathe, dann in der Bürgerschaft die Stimme der Vemunfl m
Geltung zu bringen und den Athenern deuthch zu machen, in welch W
Gefahr sie sich stürzten, wenn sie sich auf die Projekte des Aisdt ff
nes einliefsen, welche kein anderes Ziel hätten, als die MakedoM ff
in's I^nd zu ziehen. Es wurde beschlossen , die Thennopjrlenva^ ■
Sammlung nicht zu beschicken, und wenn es auch nicht mft^ |
war, sie ganz zu vereiteln, die frevelhaft entzündeten Streitigkeiki
beizulegen und die Ränke des Aischines zu durchkreuzen, so nr
doch seine Niederlage empfindlich genug, und namentlich war «
ein Triumph des Demosthenes, dass auch der Versuch, Athen ni
Theljen bei dieser Gelegenheit mit einander zu verfeinden, in'« Ce-
gentheil umschlug. Denn auch Theben hielt sich fem und krife
zum ersten Male in eine Politik ein, welche dem lang gehe^
Wunsche des Demosthenes gemäfs eine Annäherung zwischen ta
beiden Städten möglich machte.
So blieb also die nach Thermopylai l)erufene Tagessatzung d«
reine Parteiversammlung, welche nur von den Staaten beschkll
wurde, welche unbedingt unter makedonischem Einflüsse standen
Noch war Philipp nicht zur Stelle. Drei Vierteljahre nach der Be-
lagerung von Byzanz war er den Augen der Griechen noch enl-
zogen im fernen Donaulande mit Skythen und Triballem kämpfeni
Es bedurfte also noch eines Zwischenspiels, ehe die Katastropbe.
auf die es abgesehen war, eintreten konnte. Kottyplios der Phar^
salier, der den Vorsitz bei den Amphiktyonen hatte, wurde daher
von der Versammlung zur Fühnnig des heiUgen Kriegs ermächtigt
Die bedrohten Amphisseer versprachen Genugthuung, leisteten aber
nichts. Nachdem darüber der Sommer verflossen, König Philipp
aus dem Norden heimgekehrt, von seinen Wunden geheilt und zum
Einschreiten bereit war, wurde in «ler delphischen Ilerbstversainm-
lung über die verstockte Widersetzlichkeit der Amphisseer Beridri
erstattet; man habe, hiefs es, jetzt nur die Walil, entweder selkt
PHILIPPS WAHL ZUM FELDHERREN HO, 2; 389 OCT. 701
Geld zluammen zu bringen, Truppen zu werl)en und alle säumigen
Staaten in Strafe zu nehmen, oder Philipp zum Bundesfeldherm
m ernennen. Das Letztere wurde beschlossen, wie längst verab-
redet worden wai*, wenn Aischines es auch später den Athenern
xmn Vorwurfe machte, dass sie die von den Göttern dargebotene
Gdegenheit zu eüiem frommen und ehrenvollen Ki-iege, durch De*
moBtbenes verleitet, von der Hand gewiesen hätten ^^®).
So war es durch Falulässigkeit, durch Verblendung und durch
^Terratli in kurzer Zeit dahin gekommen, worauf die Pläne Pliilipps
■OQgelegl waren. Die Sclmld der Faiuiässigkeit fallt auf die Athener,
ftkhe zur Zeit der delphischen Wahlen nicht auf üu-er Hut waren,
Milirend sie doch vor wenig Jahren so nachdrücklich dafür gesorgt
itten, die Interessen Athens in Delphi nicht in die Hände eines
es gelangen zu lassen (S. 6.55). Die Bürgerschaft war wenig
et, das Femerlicgende zu ül>erblicken, und Demosthenes selbst,
flpasen Aufgabe es war nach allen Seiten sein wachsames Auge
richten, ist schwerlich davon frei zu sprechen, dass er von dem,
in Delphi vorging, zu wenig unterrichtet war und dass er über-
Iwnpt. die von dort drohenden Gefahren unterschätzte. Ihm wurde
«Sa Lage der Dinge erst klar, als Aischines heimkehrte und er ihm
Eomigen Worte zurief: 'Du bringst den Krieg nach Attika,
amphiktyonischen Krieg!' Die Verblendeten waren die Am-
r, welche in unklarer Aufregung sich verleiten liefsen, einen
Streit anzusclulren, dessen Folgen sich über ihr eigenes
t entladen sollten. Der Veri*ath aber wai* aller Orten thätig
zwar nach einem wohl angelegten Plane, welcher auf gemein-
Verabredung der philippischen Parteigänger berulite und ge-
in der Hauptsache schon festgestellt war, als Aischines seine
■nd seiner Genossen Wahl hi Athen durchsetzte. Wie in einem
weU einfttudirten Schauspiele sehen wir alle Betheihgten ihre Rdle
■piden, alle Scenen genau in eüiander greifen und Schritt für
Schritt die Eutsclieidung sicli volkiehen, welclie den Absichten des
Hinnrn entsprach, der, den Augen des Publikums verborgen, das
gHUe Spiel leitete. Man kann nur darüber zweifeiliaft sein, bis
nohin die Verhältnisse sicli von selbst entwickelten und an welcliem
Punkte die Intrigue begoiuien hat.
Der König wollte zu einem neuen Executions verfahren nach
Griechenland gerufen sein. Der erste Punkt also, ülier den man
ach verständigen musste, war die Herljeisclmffung eines Strafobjects,
702 KOTTTPHOS U?fD AI8GHINBS.
die Auffindung einer Gemeinde, welche man wegen TempeUreids
bekriegen konnte. Dazu wurden die Amphisse^r aoserseheB, A
Einzigen, denen man in dieser Beziehung etwas anhaben konslt
Da sie aber nichts verbrochen hatten, als was man seit Jahren nh^
angesehen und geduldet hatte, so wäre die ganze Absiebt za dnl-
lich hervorgetreten, wenn man die Gelegenheit plötzlich vom Zaw
getirochen und die verjährten Gebietsüberschreitungen auf ohhI
zum Kriegsfalle gemacht hätte. Sie mussten also durch ein öbff*
müthiges Verfahren selbst den Anstofs dazu geben, sie zur Rech»
Schaft zu ziehn, und dazu wurden sie von Theben anfgereizL b
scheint also , dass die ganze Intrigue in Theben begonnen hat ■!
dass thebanische Staatsmänner, wie Timolas und Genossen, die Ktfi
sichtigkeit der Amphisseer in arglistiger Weise missbrauchten, M
sie den Hass derselben gegen Athen benutzten und sie unier Mi
Vorspiegelungen veranlassten, ihren heiligen Eifer für die Eh
des Gottes durch einen Protest gegen Athen öiTentlich sni bekoiA
Es müssen aber auch bei den Amphisseem Leute gewesen iciii
welche im Einverständnisse handelten; denn die ungebflhrtidie Wt
tigkeit und das herausfordernde Wesen des lokrischen AbgeordKM
passte so vortrefllich in die Entwickelung des Dramas, dass ■■
darin kaum einen tdofs zufälligen Zusammenhang erblicken bSi
Auch gab es in Lokris eine Partei der 'Frommen', die es mit Kit*
typhos hielt.
Klarer wei*den die Vorgänge mit dem Momente, wo AisdM
auf die Bühne tritt, um die Hauptrolle zu übernehmen. Er tt
scheinbar vollkommen überrascht; nur ein dunkles Gerücht wMi
von einem Angriffe, der gegen Athen erfolgen soll, und erst nach-
dem er die Beschwerde der Amphisseer angehört hat, fahrt es ihi
plötzlich durch den Kopf, wie er die frechen Ankläger abferüpt
will — und doch ist längst Alles vorbereitet, um ihm durch te
Zurücktreten seiner Landsleute die ganze Angelegenheit in die Häafc
zu spielen, und doch hat er gleich alle Urkunden zur Hand, «a
den Frevel der Amphisseer zu belegen. Das Aufhängen der Schi*
der war offenbar eine durchaus gleichgültige Sache, wovon gar nicht
weiter die Bede ist, nachdem es, als abgekarteter Zwischenfall, ^
erwünschte Wirkung gethan hat.
Die Amphisseer sind in die Falle gegangen, und es wird iinttf
dem Vorsitze des Kottyphos, eines von Philipp völlig abhäi^i^
Menschen, alles Weitere mit einer rucJcsichtslosen Eih^ and d^
AISCHINBS TERRATD. 703
ivaltthäligkeit betrieben, welche keinen anderen Zweck hat, als die
nglCkcklichen Amphisseer zu neuer Versündigung zu reizen und
Mlee zu vereiteln, was etwa eine gutlidie Beilegung des Streits
■Oglich machen könnte. Die gleifsnerische Natur des Aischines
kmiiite aber keine gröfscre Befriedigung finden, als indem er Ge-
bgenheit hatte, als feuriger Patriot für seine Vaterstadt aufzutreten,
ivihrend er geschäftig war, das grofste Unheil über sie heraufzu-
beschwören. Denn von dem Augenblicke an, wo er das Executions-
mrfthren gegen Amphissa veranlasste^ konnte er darüber nicht zwei-
Hbalt sein, dass er Pliili[)p den Weg nach Griechenland bahne und
iMB seine mit Philipp im Kriegszustande begriffene Vaterstadt da-
Ibrch in die drohendste Gefahr gerathen müsse. Man kann nur
irüber zweifelhaft sein, ob er aus Rachsucht gegen seine Gegner,
len er in Athen unterlegen war, oder aus bezahlter Dienstfertig-
it, wie Demosthenes ihm vonvirft, so gehandelt hat, und selbst
man seiner Handlungsweise die mildeste Auslegung geben
iNiDte, dass er nämlich die Annäherung einer makedonischen llee-
■Buuacht für das beste Mittel hielt, die Kriegspartei zu stürzen, so
Mrde eine solche Benutzung des J^indesfeindes doch immer als
tba schnöder Verrath bezeichnet werden müssen. Aischines ist
idier nicht aus politischen, sondern aus personlichen Beweggründen
Verrather geworden. Von Natur charakterlos und unselb-
kndig schloss er sich immer solchen Männern an, durch welche
Gelegenheit zu finden hoffte, seine Gaben glänzen zu lassen und
hervorragende Rolle zu spielen, wozu er es bei allen seinen
VUenten auf geradem Wege und aus eigener Knift nicht bringen
laomite. Eitelkeit war der Grundlrieb seiner Handlungen. Seit der
Cenndtschaft in Pella war er von der Grofse Philipps geblendet
Wad machte sich kein Gewissen daraus, des Königs Absichten zu
nterstötzen, um dadurch seinen ruhelosen Ehrgeiz zu liefriedigen
^M persönliche Vortheile zu erlangen. Durch die überlegene Per-
iMiohkeit des Deroostlienes mehr und mehr zurückgedrängt, suchte
ir' nach einer neuen Gelegenheit sich geltend zu machen, und des-
Idb ging er ohne Bedenken auf die Intrigue ein, welche, mag sie
h Theben oder in Delphi oder in Athen angezettelt worden sein,
jedenfaills eine hochverrätherische Verbindung aUer philippischen
Pinteiginger war, um ein makedonisches Heer in das Land zu
iMien nnd die Entscheidung der Geschicke Griechenlands in die
lililde des Königs zu bringen ^^').
704 PHILIPPS VORRiTCKEN FIAGH ELATEIA.
Nachdem Alles vollendet war, was König Philipp in kluger
Zurückgezogenheit abgewartet hatte, liefs er nicht länger auf ticb
warten. Das lokrische Nikaia hatte er den Thessaliem übergdm
und dadurch Thermopylai in seine Hände gebracht (S. 696). Mit Ai-
bruch des Winters setzte er sich in Besitz aller Zugänge des innen
Griechenlands, und wer das kriegerische Leben in den Grämkaih
tonen, die Geschäftigkeit des Königs und seiner Heerführer, die
grofse Umsicht, mit welcher der Feldzug begonnen wurde, und die
Trup|)enmassen, die nach und nach sich sammelten, in's Anp
fasste, der musste wohl auf den Gedanken kommen, dass es arf
etwas Anderes abgesehen sei, als auf die Züchtigung der lokriscliei
Whikelstadt, welche als Ziel des Heerzugs genannt wurde. Bd
sollten auch die ferner Stehenden daniber in's Klare kommen.
Es führen nämUcli verschiedene Wege von Thermopylai in d»
innere Griechenland. Der eine geht aus dem Gebirgswinkel W
Herakleia, dem alten Trachis, nach der dorischen Vierstadt hinihr
und von hier über einen zweiten Pass zmschen Pamass und Kons
Idndurch auf Amphissa zu, das unmittelbar am Ausgange des Pmci
lag. Das ist der Weg, der von Norden nach Süden in kürmbr
Linie den Isthmos schneidet, welcher den malischen Meerbusen i«
dem krisäischen trennt.
Weini Philipp diesen Weg einschlug, so hatte er nicht notki^
durch die Thermopylen hindui'ch zu gehen und brauchte das ösl-
liclie, Griechenland gar nicht zu berühren. Nun schickte er ate
auf diesem Wege nur (»inen Theil seines Heers vor und ffdulc dii
Hauptmasse von Thermopylai südöstlich über die Berge, welche «k
von Phthiotis nach dem euböischen Meere hin strecken, die Abs-
läufer des Kaliidromos und das Knemisgebü^ge, wo die Pässe nadi
Phokis und ßöotien hinüberführen. Der wichtigste dieser Pifi«
mündete bei ElateLi, und ehe man noch über die Bewegungen des
Heers eine sichere Kunde erhalten hatte, stand der König piutzlidi
im Kepliisosthale, wo nach der Yenidung von Phokis kein Wider-
stand ihm entgegentrat. Eiateia, die bedeutendste Stadt an der
Südseite des Gränzgebirges , die Sclilüsselburg des Haupt|>as9es nnd
des ganzen niittlei*en (iriechenlaiids, wurde rasch verschaiut; unter*
halb der Stadt schlug Philipp ein festes Lager auf. Hier beherrsekte
er die Kephisosebene, welche zwischen Eiateia und dem am Ptf^
nasse gegenüber liegenden Tithora che gröfste Breite hat. Bei
gedecktem Rückzüge und sicherer Verbindung mit Thessalien ind
BESTÜ11ZU>'G DER ATHENER. 705
Makedonien hatte er zugleich die Ilulfsquellen des fruchtbaren Thaies
m seiner Verfügung, die besten Weiden für seine Pferde, für alle
Truppenbewegungen den freisten Spielraum. Denn einerseits hatte
tt das Kephisosthal liinauf eine bequeme Verbindung mit der Land-
■ehaft Doris und den Passen, welche von dort über Kytinion nach
Amphissa führten, andererseits aber, d. h. flussabwärts, hatte er
die Gränze Böotiens so nahe, dass er Theben fortwährend in Schach
läelt, ohne sein Gebiet zu verletzen. Mit der Besetzung von Elateia
hatte Philipp die Maske abgeworfen; er hatte eine Stellung einge-
nommen, wie sie nicht besser gefunden werden konnte, um das
'festliche wie das östliche Griechenland zu l)ekriegen. Es war nun
Htt*, dass er nicht daran dachte, sich auf einen Executionszug gegen
Amphissa zu beschränken.
<*■ Die Athener waren freilich schon zeitig von Demosthenes ge-
Ptmt worden, so wie der verrätherische Plan eines neuen heiligen
Itoieges kundbar wurde. Indessen hatten sie sich doch in ihrer
Wtrgiosigkeit nicht stören lassen, und meinten wohl gar, die am»
^(Idsseische Fehde würde das Unwetter des Kriegs für's Erste von
fllnen fern halten. Aus dieser Täuschung wurden sie nun um so
^^tadicher herausgerissen. Auf einmal war es ihnen, als ob das
ttmdliche Qeer vor den Thoren von Athen stände, und aller Jammer
■$tB Kriegs, den sie getrost beschlossen hatten, als der Feind im
■rnen Thrakien kämpfte, stand ihnen nun unmittelbar vor Augen ^^^).
P Es war Abend, erzählt Demosthenes, als die Botschaft an die
Ihrytanen gelangte, dass Elateia eingenommen sei. Sofort standen
-ÜB vom gemeinsamen Mahle auf; die Einen trieben die Käufer imd
f^MSufer vom Markte und zündeten ein grofses Feuer an, um dem
landvolke ein Signal zu geben. Die Anderen schickten zu den
FeMherm und liefsen Alarm blasen. Die ganze Stadt war in Be-
Mgang. Am folgenden Morgen, so wie es tagte, riefen die Prytanen
dm Rath in das Stadthaus, die Bürger strömten auf die Pnyx und,
Ae noch der Rath mit einem Beschlüsse zu Stande gekommen war,
lurrte die Bürgerschaft in gespannter Erwartung. Und als nun
Ce Prytanen die Lage der Dinge bekannt gemacht und auch den
kCen vorgeführt hatten, damit er selbst seine Meldung wiederhole,
h erging die Auflbrderung: Wer l)egehrt das Wort? Die Ent-
lAeidang hing, da kein Senatsantrag vorlag, ganz von der Bürger-
dchafl ab. Dennoch meldete sich Niemand, und wie wohl der Herold
trinen Aufhif mehrfach wiederholte, wie wohl alle zehn Feldherm
OwtiBi, Gr. 0«Mh. IIL 45
706 ATHEN UND THEBEN.
und alle Volksredner am Platze waren nnd das Valerland es jeileii
Patrioten zur Piliclit machte, zu rathen und zu helfen, so bütb
dennoch xVlles stumm, von dem üherwilltigenden Elreignisse er-
schüttert und aufser Fassung gehi*acht. Alle Augen wendeten sidi
auf Demosthenes, und nachdem die allgemeine llatblosigkeit sich
durch die lange und peinliche Stille deutlich genug bezeugt haUf,
war der Eindruck um so gröfser, als er endlich vortrat, und mr
nicht mit zweifclmuthigen und unsichern Vorsclüägen , sondern mit
einer entschlossenen und klar geordneten Darlegung dessen, m
die Ehre und die Sicherheit der SUidt verlangte. Ja, mit glück-
Ucher Geistesgegenwart wusste er den Schrecken des AugenUicb
zu henutzen, um das durchzusetzen, was von Allem das Wichtigfla
war, die Verhindung mit Tliehen^"^).
Demosthenes war von der nilgemeinen Verstimmung mumt
Mithurger gegen Thchen keineswegs frei gewesen. Er hatte &
alten Perserfrenndc für die natürUchen Anliänger auch des neos
Landt^sfehides gehalten, er hatte ihnen kein Verständniss für ie
nationale Sache zugetraut; dennoch war er von Anfang an dn ■
grofs denkender imd zu hellenisch gesinnter Mann, um sich einoi
blinden Hasse hinzugeben. Ihm lag die Erhaltung des helleoiKki
Volks zu sein* am Herzen, als dass er die Entkräflung oder Vc^
nichtung eines Gliedes desselben hätte wünschen können. Aber
wie vorsichtig er auch mit dieser Gesinnung auftreten musste, gehl
schon daraus hervor, dass er in der Friedensrede (S. 634) sei«
Mitbürger ausdrücklich bitten musste, ihn nicht mit Unwillen a
unterhrechen, während er doch nichts iVnderes aussprach als die
Erwartung, dass auch für die Thebaner eine Zeit kommen werde,
in welcher sie keine Lust haben würden, mit Philipp gegen Athen
zu ziehen.
Die nächsten Jiihre bestätigten sein Wort. Es trat nach dem
Frieden eine Umstimmung in Theben ein; es bildeten sich die An-
lange einer Nationalpartei, welche dem wachsamen Blicke des De-
mosthenes nicht entgingen. Es ging darum auch in seinen An-
sichten eine Veränderung vor sich (S. 648 f.), und der Gegensatz n
Aischines trug dazu bei, diese Umstimmung zu fördern. Denn er
erkannte die Schlechtigkeit desselben vorzüglich darin, dass er so
geschäftig war, die nachbarUche Feindschaft zu nähren, die Bärger
gegen Theben aufzuhetzen, den Riss immer gröfser und unheil-
barer zu machen und, so viel an ihm war, die Thebaner immer
YERHANDLUNGEN LN THEBEN. 707
mehr auf die Seite des Feindes zu drängen. Um so entschiedener
wurde Demosthenes in seiner Ansicht; um so milder wurde sein
Urteil, um so freimütliiger erkannte er die Tüchtigkeit des Nach-
iMTStaates an. In der Rede für den Chersonnes mahnt er die The-
laner, auf ihrer Hut zu sein und den Gunstbezeugutigen Plülipps
^icht zu trauen, obgleich damals die Stimmung noch so feindlich
% dass er die Athener auffordern konnte, überall, selbst in Per-
, Bundeshülfe zu suchen, aber die Thebaner nicht zu nennen
"wagte.
Nach dem Falle von Elateia war es anders. Da konnte man
Wißcbi femer Hülfe nicht ausschauen, da waren die nächsten Nach-
^Mjm die einzig mögliche Hülfe, da erschien auf einmal alle Rettung
JA der Verbindung mit Theben. Demgemäls fordert er jetzt un-
/HOrzügliche Eröffnung von Verhandlungen zum Abschlüsse eines
^^IfUtZ' und Schutzbündnisses mit Theben; zugleich Ausrüstung des
glBamten Bürgerheers und Ausmarsch an die böotische Gränze;
ffa diese Malsregeln mit der nöthigen Energie durchzufühlen, be-
difrfte es einer mit aufserordentlichen Vollmachten bekleideten Olicr-
^^börde. Er beantragte also für die Zeit der Kriegsgefahi' die Nie-
dt^fsetzung eines Regierungsausschusses von zehn Männern, welche
■lit den Feldherm zusammen das Wohl des Staats nach bestem
Ijnnessen wahrnehmen solUen, Demosthenes selbst wurde an die
kjUtze dieser Sicherheitsbehörde berufen. Männer seiner Gesinnung
flppilen ihm zur Seite; er war jetzt der Regent von Athen, das lleü
^ Stadt auf seinen Schultern ^^").
Das Näcliste war die Reise nach Theben. Hier traf er die
abgeordneten der böotischen Städte versammelt, hier auch eine Ge-
andtsehafl Philipps, welche der schlaue Python führte (S. 662),
em Mann, welcher am besten geeignet war. Alles, was an alter
Feindflchafl gegen Athen in den Thebanern vorhanden war, aufzu-
legen and andererseits die makedonische Hundesgenossenscbaft ihnen
80 nachdrücklich wie möglich zu empfehlen. Denn Philipp konnte
nichts unwillkommener seüi, als eine Verbindung der beiden Städte,
welche noch immer die streitbarsten Bürgerschaften hatten; ihr«
Tersöhnung auf Grund nationaler Erhebung war eine moralische
Niederlage seiner amphiklyonischen Pohtik und zugleich eine we-
lentliche Erschwerung seiner Kriegspläne. Darum ging der König
mit gröfoter Behutsamkeit zu Werke. Er benutzte nicht die Nähe
Heers, um strenge und weitgehende Forderungen zu stellen;
45*
708 DEMOSTHENES IN THEBEN 110. 9; 838 WITiTER.
er tral nicht als makedonischer König, sondeni als Hit{^ des
hellenischen Staatenbundes auf und sein Gesandter war von Ab^
ordneten der griechischen Kantone begleitet. Er verlangte nidil
einmal thätige Bundeshulfe, sondern nur Neuti*alität im Kampfe
gegen Athen und Erlaubniss des Durchzugs durch böotiscbes Gebiet
Für den Fall einer günstigen Entscheidung stellte er Beute- und
Landgewinn in Aussicht; für den entgegengesetzten Fall wurkn
alle Schrecken des Kriegs, welche Bootien vorzugsweise heimsuchei
würden, in Aussicht gestellt.
Was hatte Demosthenes dagegen in die Wagschale zu legen?
Er hatte keine Mittel zu schrecken oder zu locken; er konnte htm
Vorlheile in Aussicht stellen, er kam nur, um Opfer zu forden
und Kriegsdrangsale zu bringen. Aufserdem war er der B(lrge^
Schaft fremd und hatte als Athener ein allgemeines Misstrauen gega
sich. Athen stand ganz verlassen dem Könige gegenüber. Hie
leicht war es also, seine Absichten so auszulegen, als suche er, ■
seine Stadt, die den Krieg hervorgerufen hatte, zu retten, Theka
mit in die Gefahr hereinzuziehen, und zwar in eine Kriegsgeftk
welcher Theben zunächst und in vorzüglichem Grade ausgeiett
war. Denn Athen selbst konnte ohne Flotte nicht mit Erfolg be-
kriegt werden.
Und dennoch siegle Demosthenes an dem entscheidenden Tip
in der böutischon Landesversammlung. Deimoch vermochte er &
gemeinsame Pflicht des Kampfes füi* Ehre un<l Freiheit des Yatä^
landes und zugleich für die eigene Selbständigkeit mit so gewaltiftf
Kraft des Worts zu verkündigen, dass er die Gemüther der Iw»-
tischen Manner mit sich fortriss, dass alle ängstlichen Räcksichtes.
alle Bedenken, alle Missstimnmngen verschwanden und eine Flamine
patriotischer Begeisterung, von Demoslbenes entzündet, Thelien wie
Athen ergriff. Das wai* der gröfste und schönste Sieg des Denio-
sthenes, es war seine eigenste und persönlichste That. Es war
nicht blofs ein moralischer Erfolg, sondern auch ein politisches Er-
eigniss, das schwer in das Gewicht fiel. Denn die Anstalten, wefche
Philippos noch in letzter Stunde gemacht hatte, zeigten am beslen.
wie viel ihm daran gelegen war, diese Vereinigung zu hindern.
Er hatte auf nichts so sicher gerechnet, als auf die unübenrind-
hche Feindschaft der beiden Nachlwrstädte. Wenn diese sich g^
ihn die Iland reichten, dann konnten auch noch die übrigen Slaiten
zusammentreten; dann war eine nationale Erhebung moglirJi, wficlie
DIE BEIDEN KRIEGSTHEATER. 709
f
ie Stellung Philipps in Griechenland zu Schanden machte und alle
sine Erfolge in Frage stellte. Es war in Theben olTenbar noch
twas von dem Geiste, den Epameinondas und seine Freunde erweckt
ätien; eine Empfänglichkeit für grofse Ideen, eine Fähigkeit, geistiger
rtCse sich hinzugeben, echte Beredtsamkcit auf sich wirken zu
maen und hellenisch zu empfinden. Das spröde Erz war geschmol-
m und was früher mit Waffengewalt, später durch poUtische Ver-
Äpdigung von Seiten des Epameinondas so wohl wie von Seiten
er böotischen Partei in Athen immer vergeblich erstrebt worden
rar, wurde nun rasch und glücklich erreicht und die beiden zu
Bgenseitiger Ergänzung so deutlich auf einander angewiesenen, zu
riderseitiger Sicherheit einander so unenllichrUcheu Nachbarländer
einlassen sich m letzter Stunde eng zusammen.
Philipps Gesandte wurden abgewiesen und alle Vorschläge des
lemosthenes angenommen. Athen verbürgte den Thebanern die
ngßschmälerte Landeshoheit in Böotien; die Kriegskosten sollten
Kch Verhältniss vertheilt werden; es wurde zugleich die Wieder-
ij^ntellung der phokischen Städte beschlossen und die gemeinsame
4dUing des Kriegs zu Wasser und zu Lande verabredet. Es war
er edelste und gerechteste Bund, welcher zwischen hellenischen
Itidten jemals zu Stande gekommen ist, denn er beruhte darauf,
as8 im Interesse des gelTdu^dcten Vaterlandes alle kleinlichen Eifer-
Ichteleien überwunden werden sollten. Theben bot seine Hand,
pa die Phokeer wieder aufzurichten. Die Scheidewand zwischen
iltilLa und Böotien war gefallen und zu beiden Seiten des Kithairon,
an Sunion bis zum Parnassos herrschte ein Streben, ein Wille,
nd dieser Wille war der des Demosthenes, welcher mit den Edel-
ben des Volks einträchtig verbunden war^^^).
Nun standen sich wieder, wie in dem Perserkriege, zwei Staals-
ruppen gegenüber, eine, die es mit der ausländischen Macht hielt,
nd eine zum Freiheitskampfe entschlossene. Es galt also, dies
ugefe Bellas gemeinschaftlich zu vertheidigen und die natürlichen
idiutzwehren für diesen Zweck zu benutzen. Unterhalb Elateia
orengt sich das Flusstlial des Kephisos. Vom Pamasse springt ein
oiiiflgel (Parori) gegen den Fluss vor, von dem gegenüberliegenden
iehirge» der Knemis, ein anderer, an dem die Stadt Parapotamioi
g. Dieser Pass wurde von den Verbündeten besetzt; hier waren
Ist die Tbennopylen des freien Griechenlands. Gleiclizeitig suchte
lan poch andere Stützpunkte gegen Philippos zu gewinnen. Man
710 ^IRDEKHERSTKLLrNG VON PHOKIS.
trat, mit den Aiiipliisseorn in Yerbindiing, dcmn es kam darauf an,
dass es Philipp nicht gelinge, sich durch Gewalt oder Versländigimg
dieser Feinde rasch zu entledigen. Darum wurden 10,000 SdMiier
zu Fufs und 1000 zu Pferde, welclie die Athener geworben batto,
zum Schutze von Lokris bestimmt und zogen unter Führung des
Ghares und des Thebaners Proxenos nach Amphissa. Man sagte
sich also von jeder Theilnalime an dem schändlichen Missbrandie
los, welcher im philippischen Interesse mit der vaterländischen tt-
ligion getrieben war, und hatte den Muth vor allen Hellenen &
Rettung des Vaterlandes höher zu stellen, als die Bannflüche der
verratherischen Amphiktyonen. Darum ging man auch sogleich m
das Werk, das geschehene Unrecht nach Kräften wieder gut a
machen und das den delphischen Ränken geopferte Phokis iiidff
herzustellen. Auf den Ruf der verbündeten Städte kehrten die
landdüchtigen Einwohner in die Ileimath zurück und die zerstreutoi
sammelten sich in ihren verödeten Wohnsitzen. Mit der den Hel-
lenen eigenen Geschicklichkeit richteten sie sich unter dem Schübe
der lokrischen Truppen rasch in den Trümmern ihrer Städte vider
ein und halfen die Gebirgspässe des Parniissos sichern. Sie wnrdn
sofort zu wirksamen Bundesgenossen, da sie vor Eifer glühten, siA
an Philippos zu rächen und mit dem Muthe der Verzweiflung ent-
schlossen waren, die wiedergewonnene Ueimath zu vertheidigpi
Endlich schickten die Verbündeten in Griechenland herum, nn
Zuzug zu erhalten, und die von Demosthenes gewonnenen Slaatei.
Megara, Korinth. Euboia, Acliaja, Leukas, Kerkyra zeigten sich berei.
ihre ('ontingente zu stellen und Beiträge in die Kriegskasse n
zahlen, während die missgünstigen Peloponnesier wenigstens neutral
blieben und sich nicht bew(»gen liefsen, Philipp zu unterstützen,
welcher unter dem Voi'wande des heiligen Kriegs ihren Zuzug in
Anspruch nahm.
So waren auch die Feindschaften zwischen Tliel>en und Pliokk
zwischen IMiokis und Amphissa, zwischen Amphissa und Athen
glücklich überwunden. Um den Parnass sammelte sich eine an-
sehnliche Streitmacht und zugleich standen die Thehaner und Athener
in brüderlicher Genossenschaft an der böotischen Gränze gegen Phi-
lipp zu Felde, jede seiner Bewegungen beobachtend. Und dabei
blieb es nicht. Es kam zwischen einzelnen Abtheilungen zu blu-
tigen Gefechten in der Niederung des Kephisos. Zwei dieser Ge-
fechte waren unter dem Namen der *Flu8sschlacht' und der *Winter-
DENOSTUENES UND PHOKION. 711
flchbcbt' bekannt; in beiden waren die Verbundelen glucklich, in
Beiden zeigten sich namentlich die Athener, wie Demosthenes mit
Stolz sagt, nicht blofs untadelhaft, sondern bewunderungswürdig
durch gute Ausrüstung, Ordnung und Eifer. Sie wurden wiederum
US Vorkämpfer der Hellenen anerkannt und gerühmt. Einzelne im
Kampfe besonders glückliche Mannschaften, wie die des keki^opischen
Stammes mit ihrem llauptmanne Bularchos, gelobten Weihgeschenke
IBr die Athena auf der Burg; in der St<)dt feierte man die gewon-
nenen Erfolge mit Opfern und Umzügen; Alles war in gehobener,
llankbarer und hoffnungsreicher Stimmung. Man hatte volles Ver-
trauen zur Leitung des Demosthenes und gab diesem Vertrauen
IHnen öffentlichen Ausdruck, indem man ihn als den Retter und
ilort der Stadt am Frühlingsfeste der grofsen Dionysien auf Antrag
j^üeines Vetters Demomeles, der früher zu seinen Feinden gehört hatte,
'• I
"^nnit einem Goldkranze belohnte ^"^).
^ Freilich regte sich auch jetzt noch der Widerspruch. Man
fachte ihm die Liel>e seiner Mitbürger zu entziehen. Man eiferte
liegen die Hinneigung zu ßöotien, welche so lange als eine Ver-
ftrung" angesehen worden war, die man keinem anstandigen Athener
terzeihen könne, und unter den hervorragenden Männern war es
namentlich Phokion, der in einer Zeit, wo sein Einverstandniss mit
IMemosthenes wichtiger als je war, ihm mit unverhohlener Bitterkeit
Entgegentrat. Gewiss hat Demosthenes keinen Widerspruch schmerz-
^"flcher empfunden; denn Phokion war neben Demosthenes der be-
lAeuiendste Charakter, die männlichste Persönlichkeit in Athen; ein
Ifann, welcher, wie Demosthenes, sich selbst Alles verdankte, von
Reicher Unabhängigkeit des Urteils und unerschütterlicher Selbstän-
digkeit. Er hat nie ein Mann der Partei sein können. In ihm
Icrenzten sich die beiden Richtungen der damaligen Gesellschaft.
Tn der Akademie hatte er eine herbe Geringschätzung alles Be-
stehenden eingesogen, aber er war eine zu praktische und arbeits-
bedürftige Natur, als dass er sich wie ein echter Platoniker von der
Welt hätte zurückziehen mögen. Er bedurfte eines Berufs, er diente
dem Gemeinwesen, aber er diente ihm nur aus Pflichttreue, um
des Gewissens willen, ohne persönlichen Antheil, ohne Liebe und
ohne Wärme. Selten hat es wohl einen glücklichen Feldherrn ge-
geben, der weniger Ehrgeiz und weniger Freude an seinen Erfolgen
gehabt hat als Phokion. Jede Kriegsgefahr steigerte sein Ansehen
und doch wollte er nur Frieden. Seine Tüchtigkeit verschaffte ilim
712 UMTRIEBE DER FRIEDENSPARTEI.
die allgemeine Anerkennung, aber er verachtete das Volk, wckhe»
ihn ehrte, und vergalt sein Vertrauen init schnödem Misstranen.
Er liielt jeden Aufschwung des Volks für einen gefahrlichen SchwiB-
del und betrachtete die Redner, welche denselben forderten nod
die Bürger zu Leistungen aufmunterten, denen sie nicht gewachsfli
waren, für die geföhrlichsten Berather der Gemeinde. Er sdhst
wollte kein Redner sein; aber die dLilektische Bildung, welche er
sich angeeignet hatte, die Energie seiner Persönlichkeit, die nüdh
lerne Kälte und die Entschiedenheit seiner Ansichten, welche wä
der Einseiligkeit seines Staudpunkts zusammenhängt, gaben seioa
Worten eine schneidende Kraft, sowohl in gelegentUchen Au»-
spnichen wie in öffentlicher Gegenrede, und machlen ihn zu dei
gefahrlichsten aller Widersacher des Demosthenes. Er war wie dl
Fels, an dem sich alle Wellen der Zeitströmung brachen, und je
höher sie gingen, um so schrofler wai* sein Widerstand.
Auch von anderer Seite wurden Versuche gemacht, um Am
Ausbruche des Kriegs vorzubeugen. Aengstigende Wahrzeidiai
wurden angemeldet, Unglücksfalle, die bei den letzten Eteminifli
stattgefunden hatten, wusste man als schreckende Vorbedeutunpft
auszubeuten. Die Opposition verband sich, wie zur Zeit des Pe-
rikles, mit einer abergläubischen, von den Priestern genährten Rick*
lung, welche in der Verbindung mit den unter delphischem Banie
stehenden Phokeern und i\jnpliisseern einen Greuel sahen, welcher
die Götter dem Staate abhold mache. Orakelsprüche wurden ii
Umlauf gesetzt, um Angst und Kleinnmlh zu verbreiten, und aa
Ende gar die Forderung aurgestellt, man solle vor dem entschei-
denden Schritte bei der Pythia anfragen, was Athen thun soUe,
wälirend man doch wusste, dass Delphi jetzt noch weniger als zur
Zeit der Perserkriege in nationalen Angelegenheiten stimmfähig ni
und dass die Pytliia, wie Demosthenes sich ausdrückte, philippisire.
Alle diese Widersprüche waren aber machtlos gegen die Strö-
mung der Zeit. Die Bürger waren in zuversichtlicher Stimmiing.
Demosthenes stand fest und sicher an der Spitze der vaterländisebcD
Angelegenheiten, er schritt energisch gegen Alle ein, welche die
patriotische Erhebung lähmen oder stören wollten, und wahrschein-
lich steht mit seinem Kampfe gegen die priesterliche Partei auch
sein Verfahren gegen die Priesterin Thcoris in Verbindung, welche
auf seine Veranlassung ihrer Umtrielie wegen liingericlitel wurde«
Er leitete in Theben wie in Atlien die Regierung und mit fhiheiD
PHILIPPS ZUG NACH AMPUISSA 338 FHÜUJAUR. 713
iuihe sahen alle Patrioten dem Sommerfeklzuge entgegen, der die
Snlscheidung bringen sollte ^^^).
Im feindlichen Lager war es anders. Philipp sah sich arg ge-
Suscht Vor seinen Augen bauten sich die Städte wieder auf, die
sr zerstört hatte, die Passe zu seiner Rechten und Linken waren
ron ansehnlichen, vortheilhaft aufgestellten und wohl geffüirten Trup-
pen besetzt. Die ersten Gefechte waren ungünstig ausgefallen. Der
Kampf, zu dem er sich gezwungen sah, war ihm an und für sich
Bio durchaus unerwarteter und unwillkommener, und aufserdem war
er des Erfolgs nichts weniger als sicher.
Während der Wintermonate hatte er die Masse der Truppen
Unter den Pässen zunickgehalten; als das Frülijahr eintrat, musstc
pr aus dieser peinlichen Stellung heraus, er musste entweder am
tiamasse oder in Böotien vorgehen. Er zog es vor, den westlichen
fbmpfplatz zuerst aufzusuchen, weil er hier auf einen leichteren Er-
tjßg hoffte. Eine Abtheilung seiner Truppen stand noch bei Kytinion,
If^ der Pass vom Quellgebiete des Kephisos nach Amphissa hin-
Hjhniübrt. Aber auch hier wagte Philippos nicht ohne Weiteres
ipil seinen Truppen in die gefahrlichen Bergschluchten vorzudringen;
or gebrauchte lieber eine seiner Kriegshsten, mit denen er den
Kkiechen gegenüber immer am meisten im Vortheile war. Er ver-
ppaCaltete eine scheinbare Rückbewegung, zog sehie Truppen aus
IpD Pässen der dorischen Landschaft weg und verbreitete durch
Icmeebefehle, welche er absichtlich in feindliche Hände gelangen
llftb, die Nachricht, dass unter den thrakischen Völkeni ein Auf-
Itand ausgebrochen sei, welcher seine Anwesenheit verlange und
fie Fortsetzung des hellenischen Kriegs für's Erste unmöglich mache.
Bei Söldnerschaaren, welche nachlässig geführt und auf beschwer-
Beben Posten nur durch den Eindruck gegenwärtiger Gefalir und
de& unmittelbaren Anblick des Feindes festzuhalten waren, waren
iolche Kriegslisten besonders wirksam. Die Truppen zerstreuten
ndi, die Pässe wurden frei und ehe man sich dessen versah, war
dar König in Geschwindmärschen zurückgekehrt und durch die Pässe
eingedrungen. Das überraschte Söldnerheer wurde bei Amphissa
üoflständig geschlagen und die Stadt nebst ihrem Gebiete mit dem-
adben Strafgerichte heimgesucht, wie früher Phokis. Auch Nau-
(laklM, das achäische Besatzung hatte, wurde mit stürmender Hand
Iniommen und den Aetolern übergeben ^^^).
Durch diesen Erfolg, welchen die Fahrlässigkeit der Söldner-
714 !<(EUE VERHA?II)LU.NGEK HO, 8; 338 SOSTNER.
fiilirer, vielleiclit auch Verrallierei in ihrer Mitte, dem Könige vir-
schaut hatte, war ein wesentlicher Theil des deniosthenischen Kriegs-
plans vereitelt. Philippos konnte nun seine ganze Kraft dem dsi-
lichen Kriegstheater zuwenden; er hatte von der Südseite des
Parnassos her freien Zugang; er konnte von Naupaktos nach den
Peloponnese hinuher, um die Ilülfsvölker Athens zur Rückkehr n
zwingen.
Wahrscheinlich war es um diese Zeit, dass der Künig ne«
Verhandlungen anknüpfte. Er konnte darauf rechnen, dass A
Städte eine so ühermafsige Anspannung ihrer Kräfte nicht bnp
aushalten würden; er wusste, wie viel Widerspruch gegen die Kriep-
polilik noch vorhanden war; der Untergang von Amphissa mn»!
einen erscluitlernden Eindruck gemacht hahen. B5otien, von kt
fang nur mitgezogen, war jetzt der nächste Zielpunkt. Die RauiiC-
stadt war noch ergriflen von dem Geiste des Demosthenes, Ar
Thehen war nicht Böotien, und die Atigeordneten der Landstädte,
deren Gehiet schon als Kriegsschauplatz zu leiden hatte, waren n-
ders gestimmt. Fls trat also in Folge der neuen Anträge aus den
makedonischen Lager ein Schwanken ein, und nicht nur in TheiNB.
sondern auch in Athen wagte sich die Friedenspartei wieder kecbr
hervor; sie erhielt dadurch, dass der bewährteste Feldherr der Slril
dessen Patriotismus Niemand anzweifeln durfte, jin ihrer Spitze stani
eine unverhältnissmäfsige Bedeutung. Es war ein seltener Wider-
spruch, dass der unkriegerische Bedner zum Kampfe drängte, ^
rend der Mann des Kriegs nicht ahliefs zu warnen und abzuratbo.
Die beiden Männer kamen auch persönlich scharf an einander,
Demosthenes, über den zähen Widerstand seines Gegners erbillfft
soll ihm drohend zugerufen haben: *die Athener werden dich um-
bringen, wenn sie in die Hitze gerathen\ worauf Phokion antwo^
tele: *dich aber, wenn sie zur Vernunft kommen'; diese und ähn-
liche, aus jener Zeit überlieferte Wortwechsel geben eine Vorstel-
lung von der Spannung der Gegensätze.
Demosthenes konnte kein Gedanke unerträglicher sein, als dass
in letzter Stunde alle Erfolge jahrelanger Opfer und Anstrengui^
verloren gehen sollten. Dies steigerte seine Energie und drängte
den feurigen Mann immer entschiedener aufzutreten, um itie Ver-
räther zu schrecken, die Zweifelmüthigen zu heben, die Schwan-
kenden fest zu machen. Man hat ihm vorgeworfen, dass er einei
Terrorismus ausübte, welcher mit dem Geiste republikanischer Ver-
VORRÜCKEN DER MAKEDOMSCHEN HAUPTMACHT. 715
waltung unverträglich sei. Wie in der Zeil, da Perikles die Re-
gierung führte, klagte man, dass die Verfassung tliatsächlich auf-
gehoben sei und dass die attischen Angelegenheiten von Demosthenes
im Emverstandniss mit den Vorstehern Böotiens geleitet würden.
Er dulde keinen Widerspruch, hehandle die Feldherrn mit herri-
schem Uebermuthe, verfolge mit wildem Zorne, wie einst Kleophon,
jede Aeufserung einer zum Frieden geneigten Stimmung, und auch
die durch die letzten Antrage des Königs wankend gewordeneu Böo-
linrhen habe er nur durch gewaltthatige Einschüchterung dahin
{gebracht, sich nicht von ihm loszusagen. Indessen rechtfertigt sich
lies Demosthenes Haltung in Athen dadurch, dass ihm der Widcr-
lipruch nicht von Seiten eines ansehnlichen Theils der Bürger-
^iJNshaft offen entgegentrat, sondern nur von Seiten Einzelner oder
!* Heiner Kreise, welche durch heimliche Ränke sein Werk zu hin-
tem suchten. Die Stimmung der Bürgerschaft sprach sich in einer
iienen BekrSnzung des Redners aus, welche Ilypereides beantragte
Und gegen die Einrede des Diondas mit glänzendem Erfolge durch-
setzte, vielleicht am Feste der grofsen Panathenäen (Sommer 338).
Nach Abweisung der letzten Friedensanträge war die Schlacht un-
iermeidlich und beide Theile mussten eine baldige Entscheidung
Wünschen. Was den Kampfplatz betrifft, so musste den Hellenen
les daran liegen, ihi-c feste Stellung in der Enge des Kephisos-
ils zu behaupten und in derselben den Angi-iff zu erwarten; Phi-
aber, welcher während der letzten Verhandlungen die Verstar-
famgen an sich gezogen hatte, die Antipatcr ihm aus seinen Reichs-
khden zuführte, bedurfte eines Schlachtfelds, wo er seine Reiterei
KiltfUlten und seine taktische Uebcrlegenheit bewähren konnte^").
Er verliefe also seine Winterquartiere, zog sich von dem Passe
tnrück, schickte seine Vorhut in das Gebirgsland, welches im Norden
das kopaische Secthal umfasst, verwüstete die böotischen Ortschaften
imd bedrohte die ganze östliche Landschaft. Die Verbündeten hatten
den Erfolg des Kampfes an den Besitz des Passes geknüpft und
Ismen also durch die Bewegung des Feindes auf einmal in die
pdnlichste Unsicherheit. Möglicher Weise konnte ja das ganze
Bter des Feindes in ostlicher Richtung abziehen und man wusste
liieht, wo man ihn erwarten sollte. Man musste also seinen Be-
ivegnngen folgen, wenn man dem W^unsche der Böotier gemäfs die
Undschaft schützen wollte. Deshalb trennten sich die Verbündeten
tOEüd nnr schwache Besatzung hütete den Pass.
716 SCHLACHT BEI CHAIRONEU 110,3; METAG. 7. attf, 1. AUG.?
So wie Philipp diesen Erfolg eiTeicht hatle, zog er seine
Truppen rascli in die frnliere Stellung zurück , ^-arf mit leichler
Mühe die im Passe zurückgelassene Mannscliafl, drängte in der
Verfolgung durch den Pass diu*ch und stand nun mit seinem ganm
Heere in dem bootischen Kephisosthale, dessen breite Niedenmg
er von Anfang an als das geeignetste Schlachtfeld erkannt hatte.
Die Hellenen sammelten sich südlich vom Kephisos, wo sie an der
SUult (ihaironeia einen Rücklialt und an dem Flusse eine Schati-
linie hatten. Hier stellten sie, vom Feinde unbehindert, ihre Cos-
tingente am Fufse der Höhen auf, welche sich hinter Cbaironeii
erheben, zu beiden Seiten des Baches Haimon, welcher vom Fdi-
theater der Stadt her in den Kephisos abfliesst. Der Stadt a
nächsten standen die Athener, die den hnken Flügel bildeten; dk
Thebaner hatten den Ehrenplatz am rechten Flügel, wo sie da
Fluss berührten; in der Mitte standen die Phokeer, Achäer, Ko-
rinther und was sich vom Söldnerheere aus Lokris herüber gerelteC
hatte. Die Böotier führte Theagenes, ein bewäiurter Feldherr ut
der Schule des Epameinondas, die Atliener der tapfere StratoUes,
unter ihm Chares und Lysikles.
Gegen diese Aufstellung rückte der König vor. Sein Heer
wird auf 30,000 Mann Fufsvolk angegeben, die Reiterei, gewiss m
niedrig, aui 2000. Im Ganzen mögen die beiden Heere sich ai
ZalU ungefähr gleich gewesen sein; auch an Kriegsniuth waren sie
es. Aber die grofse Üeljerlegenheit des feindlichen Heers bestad
in seiner Leitung; ein Wille lenkte dasselbe und hatt« zu seiofl
Werkzeugen die geübtesten Trupj)enführer. Auf der feindlicbei
Seite verfolgte man einen durchdachten Schlachtplan. Die Helleoea
waren um* darauf bedacht, dem andringenden Feinde tapfer die
Spitze zu bieten; jede Abtheilung kämpfte für sich: es fehlte der
Geist eines Feldherrn, welcher die losen Glieder zu einem Ganzen
verband und dem Gegner gewachsen war.
Im Anfange liefs sich das Trelfen nicht ungünstig an. Der
linke Flügel ging nuithig vor; Philippos wich in die Eigene zuriick
und Sti*atokles rief schon den Seinigen zu: Lasst uns den Feind
bis Makedonien jagen! Auf der anderen Seite standen die The-
baner unerschritterhch, obwohl Alexandros, der achtzehnjährige Kö-
nigssohn, der an diesem Tage seine Meisterprobe l)cstehen sollte,
mit vollem Ungestüm auf sie eindrang. Die Zucht des Epameinon-
das bewährte sich namentlich in der heiligen Schaar. Mehrere Vor-
BIß NIRDEnLAGR DER HELLENEN. 717
anstunden harrten die Böotier auf ihrem Plato aus, endlich sanken
lie Tapferen, Einer neben dem Andern, imler dem Stofse der ma-
oedonischen Reiterlanzen. Uelmr ihre Leichenreilicn drang Alexander
Inn Mitteltreffen in die Seite, das aus den Contingenten der Bun-
lesg^osseii bestand und einen viel geringeren Widerstand zu leisten
Ol Stande war, zumal da es weder rechts noch links eine Anlehnung
litte. So wie der Kampf auf diesen Punkt gekommen war, ging
nm auch Philippos wieder gegen die Athener vor, welche in ihrem
iWfolgungseifer viel zu weit in's Blachfeld vorgegangen waren und
len Zusammenhang des Heers aufgelöst hatten. Sie wurden zum
Iteben gebracht, dann zurückgeschoben; von der überlegenen Rei-
jerei umschwärmt, suchten sie unter gi'ofsen Verlusten ihre alte
Stellung wieder zu gewinnen, aber auch hier fanden sie keinen
^dnitz. Sie sahen das Heer aufgelöst, die ganze Macht des Feindes
jfBgen sich vereinigt und keine Rettung als die Flucht. Tausend
kin waren gefallen, zweitausend geriethen in Gefangenschaft, der
IMtist der Thebaner muss viel gröfser gewesen sein. Philippos,
hat nicht blofs den Durchgang erkämpfen und eine Schlacht ge-
winnen, sondern mit einem Schlage jede Widerstandskraft griechi-
Idier Truppen vernichten wollte, hatte seinen Zweck vollkommen
ineicht An eine neue Sammlung der Truppen, an eine zweite
Bdilacht wurde nicht gedacht. Es war kein gemeinsamer Befehl,
lein Zusammenhang mehr vorhanden. Die Contingente zerstreuten
hieb in ihre Heimath und der hellenische Bund, kaum geschlossen,
Mur nach einer Niederlage völlig aufgelöst. Attika und Böotien
iugen schutzlos da; die Nachbarstadte waren aufser Stande, einander
11= helfen, sie mussten in gleicher Weise auf alle Schrecken der
Iriegsnoth gefasst sein, mit welchen der Zorn des Siegers sie be-
drohte"*).
Dennoch war das Loos der Städte ein sehr verschiedenes. Die
Iddenmäthige Tapferkeit der Thebaner war ein letztes Opfer, das
ia dem Ruhme ihrer Yergangenheit darbrachten ; es vermochl« wold
lie Anerkennmig des Siegers zu gewinnen, aber nicht sein Ver-
kfelten zu bestimmen. Philippos sah in der Erhebung Thebens
ä6hts als Untreue und Undank, als einen schnöden Bruch beschwo-
Mer Verträge tind offene Empörung, die er hier wie in Thessalien
bH anerhittlicher Strenge strafen zu müssen glaubte. Denn der
lirfall' Ton seiner Bundesgenossenschaft, von der durch ihn gegrün-
leten neuen Amphiktyonie sollte als ein Verrath am hellenischen
7 IS bm LA6^ VON THEBEN UND ATHBK.
Vaterlande angesehen werden. Er verfuhr mit Theben, wk SparU
es gethan haheu würde, wenn es bei Leuktra gesiegt hätte. Der
von den grossen Thebaneiii gestiftete Staat wurde aufgelöst; Theki
blieb nur eine böotische Landstadt; Orchomenos, Thespiai, Platin
wurden wieder hergestellt; makedonische Besatzung rückte io St
Kadnieia ein, die Führer der Bürgerschaft wurden als Yenither kii-
gerichtet oder verbannt; die Güter eingezogen und verschenkt; di
neues Regiment wurde eingesetzt. Der Untergang der heilipi
Schaai* auf dem Felde von Chaironeia war auch das Ende der Stai
des Epameinondas und Pelopidas.
Atlicn dagegen wurde als ein Feind angesehen, den man anek
nach seiner Niederlage mit Hochachtung behandeln und durch Grob^
muth gewinnen müsse. Es war ja schon ein Gebot der einfachsUi
Klugheit, Athen nicht aufs Aeufserste zu bringen. Der Muth ud
also auch die Kraft der Athener war keineswegs gebrochen. Atki
war gewohnt sich nicht verloren zu geben, wenn auch der Feind m
Lande stand, sondern seinen Mauern zu vertrauen. Eine Bdagenaf
der Stadt war unter allen Umstanden ein sehr missliches UntemehiM^
viel bedenklicher als die beiden letzten Belagerungen, die dem Ktai|P
misslungen waren. Wenn die Byzantier, die Inselstädte und cM
auch Persicn die Stadt versorgten und Hülfe nach dem PeiniMS
schickton, so war gar kein Erfolg in Aussicht. Dazu kamen die
Rücksichlen einer höheren Politik. Pliilippos durfte nicht wie ca
zweiter Xerxes vcrfalu'en; der Konig, welcher seinem Sohne einet
Aristoteles zum Lehrer gegeben hatte, konnte die Weihe nicht Te^
kennen, die auf dem Boden von Attika lag. Die YerwfisUing dei-
sclbon wäre ein Flecken seiner Regierung gewesen, die gutwillige
Anerkennung seiner hellenischen Stellung von Seiten Athens mf
dagegen auch jetzt noch der höchste Gewinn, den er im Auge
haben konnte.
Darum kam ihm viel darauf an, Beziehungen auzuknöpfeHt
welche ihm für seine Zwecke torderhch waren, und da bot sich
ihm das vorzüglichste Werkzeug in Demades dar, welclier auf den
Schlachtfelde als Gefangener in seine Hände gekommen war; ein
Mann von geringer Herkunft^ ein echtes Kind des entarteten AtheiB,
gewissenlos, frivol, geldgierig, sinnlich, aber voll Mutterwitz, sckbg-
fertig im Worte, unerscliöpllidi un guten EintTdlen und überraschefl-
den Antworten und, wenn auch ohne höhere Bildung, doch ett
Mann von hinreifsender Beredtsamkeit. Er war schon als ein Gegner
VERTUEIDIGUNGSMASSREGELN IN ATHEN. 719
les Deniosthenes aufgelrelen, doch ohne eine hestiiiuiile Politik zu
rerfolgen. £r8l die Begegnung niil König IMiilipp brachte iliu in
lin Falu*Hasser, das seinen Wünschen und Neigungen vollkonnuen
usagte; durch Philippos wurde der frühere Bootsmann zu einem
prafCsen Herrn und einthissreichen Staatsnianne. Durch ihn trat
Bon der siegreiche Konig mit Atlien in Verbindung, eben so wie
er C8 einst aus dem Lager vor Olynthos gemacht hatte; er schickte
ihn nach Atlien, um seine wolilwollenden Absichten kund zu geben.
|Er hatte allen Grund diesen Weg einzuschlagen^'').
Die Athener hatten den ersten Eindruck der Schreckensbot-
pfdiaft, den ersten Jammer um die Niederlage und die schweren
]Epriuste kraftig überwunden und ungeachtet der quälenden Sorge
die Gefangenen, die Verwundeten und die Leichen der Ihrigen,
auf dem Schlachtfelde liegen geblieben waren, ergriffen sie ohne
im alle Mafsregeln, welche die Sicherheit des Staats erforderte,
||nie an Verhandlungen mit dem Feinde zu denken. Wie im ar-
flpdamischen Kriege nahm man die Landbevölkerung in die Stadt;
^ Männer zwischen 50 und 60 Jahren wurden aufgeboten, die
I^pdespässe gesichert. Man suchte nach einem Feldherrn und der
IptBgere Theil der Bürgerscliaft setzte die Walil des Charidemos durch
^481.580); derselbe galt noch immer für den begabtesten Trup-
[uhrer und man traute ihm zu, dass er in aufserordentlichen
der rechte Mann sei. Indessen erschien die Wald eines so
iverlässigen Mannes, mit dem Demostlienes und seine Freunde
Löglich in Gemeinschaft handeln konnten, den besonnenen Bür-
pni im höchsten Grade bedenklich. Es wurde deshalb ein Ein-
ichreiten des Areopags veranlasst, dem man ja bei wichtigen Staats-
Älen wieder einen entscheidenden Einfluss eingeräumt hatte (S. 648.
055). Die Wahl wurde für ungültig erklärt und eine neue Feld-
bermwahl Gel auf Phokion, mit dem unter gegenwärtigen Umständen
auch die Partei des Demosthcnes sich verständigen zu kömien hoffte.
Denn sie leitete auch jetzt noch die öffentlichen Angelegenheiten
and wollte die poUtische Führung keineswegs in die Hände Pho'
bniB übergehen lassen. Darum beantragte llypereides, dass der
Bath mit aul^rordentlichen Vollmachten ausgestattet werde, um die
lach seinem Ermessen heilsamen Mafsregehi zu ergreifen; auch die
ftathsherm sollten sich bewaffnen und in den Peiraieus ziehn, der
lli der Kern der städtischen Befestigung angesehen werden sollte«
l'emer sollten alle kampffähigen Einwohner zu den Waffen gerufen
720 ATHEN NACH DER SCHLACHT BEI CHAIROTIBIl.
werden, die Verbannten heimkehren, alle Schutzbürger, ndchc skk
an der Vertheidigung des I^andcs betheiligten, mit dem Bürgerrechie
beschenkt, und auch den Sklaven, namentlich den BergweriuUiTO, .
unter dieser Bedingung die Freiheit gegeben werden. Man giauble nf
diese Weise nicht weniger als 150,000 Leute zusammen zu brinpi,
die man für den Dienst der Stadt verwenden konnte. Um Wafti
herl>eizuscliaflen, schonte man auch die Weiligeschenke in den Ten-
l)eln nicht. Die Anträge des Ily-pereides wurden angenommen. Den»-
sthenes sorgte für die Ausbesserung der Mauern und Anordnung ta
Wachdienstes; auch das wichtigste Geschäft, der Ankauf tob Ge
treide, wurde ihm von der Bürgerschaft übertragen. Lykurgos wnkfc
mit verdop})elter Anstrengung für Flotte, Arsenal und Waffengeritti
Die wohIhal>enden Burger, Männer der verscliiedensten Riclitiii(
Demosthenes, Charidemos, Diotimos u. A. wetteiferten in frwwi-
ligen Gaben an Geld und Waffen ihren Eifer zu bezeugen, ud
Lykurgos benutzte das hohe Vertrauen, welches er unter sdn
Mitbürgern genoss, um ein Kapital, wie es heilst, von 650 Tdeflia
(1,021,600 Th.) zusammenzubringen, welches er dem Staate nr
Verfügung stellte. Demosthenes wurde beauftragt, von den B-
gliedern des attischen Seebundes Beisteuer einzuziehen. Enfick
gingen Gesandle aus, um die Gefahr der Stadt als eine allgemoB
h(»llenisclie darzustellen, und Athen hatte allen Grund, nachdriki-
liche Hülfe von den Staaten zu erwarten, mit denen es schon g»-
meinscliattlich und erfolgreicli gegen Philipp gekämpft hatte. Kun
OS war keine Verwirrung und Veraweillung in der Stadt, sondert
eine planmafsige und energische Thätigkeil, eine kühne Entschlos-
senheit, mit Aufwand aller Mittel die Selbständigkeit zu verlheidigen.
Es herrschte eine Volksstimmung, wie zur Zeit der Schlachten tod
Marathon und Salamis; wie damals, so trug auch jetzt der Areopag
dazu bei, der Bürgerschaft eine feste Haltung zu geben. Klein-
muth wurde wie Verrath geahndet und Todesstrafe gegen die er-
katmt, welche sich der Gefahr des Vaterlandes durch die Flncbl
entzogen.
So fand Demades die Stadt. Die Stimmung konnte für die
Al)sichten des Königs nicht unvortlieilhafter sein und der Sieger
war für den Augenblick fast mehr in Verlegenheit als die Besiegten;
denn diese waren mitten in der entschlossensten Thätigkeit, wah-
rend Jener erst die Mittel ausfindig machen musstc, seine Gegner
ohne Kampf zu entwaffnen*'*).
DBMADBS m ATHEN. 721
Demades trat ganz in die Fnfstapfen der fWiheren Redner
Philipps, indem er vor Allem seinen Mitbürgern versicherte, dass
der König sehr böse auf Theben sei, mit den Athenern aber nur
Gutes im Sinne habe. Demades hatte aber den grofsen Vortheil
▼or seinen Vorgängern, dass diese Aussage zum ersten Male volle
Wahrheit hatte. Das wusste er kräftigst geltend zu macheu, und
ao gelang es ihm mit leichter Muhe den schönsten Erfolg der de*
moethenischen Politik zu Schanden zu machen, die alte Scheelsucht
Ton Neuem aufzuwecken und den Geist nationaler Einigung, in
welcher Philipp seinen gefahrlichsten Feind sah, wieder zu dämpfen.
Alles Kleinliche und Böse kam wieder zu Tage; in schuöder Un-
treue sagte man sich von denen los, mit denen die eigenen Bärger
ao eben für die Freiheit von Hellas geblutet hatten; man dachte
[hicht mehr daran, den Thebanem irgend eine Rücksicht schuldig
m sein, und konnte sich wieder an jeder Demüthigung derselben
fteuen. Diese Selbsterniedrigung der Athener war der erste Erfolg
der Verhandlungen. Nun konnte Demades im Namen des Königs
hfnzusetzen, dass derselbe die Gefangenen frei geben wolle und dass
er bereit sei einen Frieden zu schliefsen, welcher der Stadt ihre
Mhstandigkeit verbürge. Ging man auf dieses Anerbieten nicht
tfR, so waren dagegen die Gefangenen dem Zorne des Königs preis-
gegeben; auch die Leichen waren noch in seinen Händen, denn
ffbB war eine sehr schlaue Politik von seiner Seite, dass er die erste
Ktte um Auslieferung derselben, die gleich nach der Schlacht an
ihn gerichtet worden war, zurückgewiesen hatte.
Die Hauptsache war, dass auf einmal der Grund weggefallen
war, um dessen willen man sich den schwersten Opfern und Nöthen
des Kriegs aussetzen wollte. Der kriegerische Heroismus der Athener
beruhte auf der Voraussetzung, dass der König mit Feuer und
Sehwert heranziehe, dass er Unterwerfung auf Gnade und Ungnade
tarhmge. Statt dessen erschien er mit den beruhigensten Ver-
heilsongen und ohne alle demüthigenden Forderungen. Damit war
die Lage der Dinge auf einmal verändert und die Masse der Bürger
umgestimmt Auch von den besonneneren Bürgern, welche in den
AntrSgen des Hypereides nicht ohne Grund eine vollständige Um-
wUzimg des Staatswesens erblickten, waren die meisten zulHeden,
dbae man zu so verzweifelten Mitteln der Landesvertheidigung nicht
ta greifen brauchte, und Phokion, der Oberfeldherr, konnte wirk-
samer als je zuvor den Wahnsinn emer aufs Aeufserste getriebenen
Ontla^ Or. GeMh. III. 46
722 DIE FRIEDEN8V0RSGHLÄ6E.
Widerseüelichkeit anschaulich machen. Die makedonische Partei
war wieder in voller Thätigkeil. Deuiosthenes, der Einzige, wekfaer
im Blande gewesen wäre, weuigslcus eine l)esonnene ZuräckhalUiii|
TW liewirken, war noch abwesend und da es für's Erste nur damf
ankam, sich mit dem Könige m Verbindung zu setzen, um die
nAchsten Fragen zu erledigen und sich amtlich von den Gesinoungei
Philipps zu ul)erzeugen, so erhob sich gegen des Dcmades Antni|
auf Absendung einer Gesandtischaft in der ganzen Bürgerscbafl keil
Widerspruch. Natürlich durfte man aber keine missliebigen Pff-
sonen schicken, da es sich um das Leben der Gefangenen und die
Ehre der Todten handelte, und so kamen die offen llichen Anfe-
legenheiten der Stadt wiederum in die Hände der Gegner des IV-
mosthenes.
Aischines war wieder in den Vordergrund getreten. Er foi
Phokion und Demades schienen die vor allen andern BerufeDei.
Als Philipp diese Männer in sein l^ger ti*eten sah, konnte er über-
zeugt sein, (lass er seine weiteren Absiebten leicht erreichen werde.
Er behandelte sie beim Mahle als der liebenswürdigste Wirth, io da
Verhandlungen mit der gewinnendsten Grofsmuth. Die Freüattiug
der Gefangenen genügte ihm nicht, er stattete sie auch noch f3r
die Heimkehr aus. Die Todten behielt er noch zurück, aber mr
zu dem Zwecke, um durch die feierliche Heimführung der GebeiiM
den Athenern eine neue Aufmerksamkeit zu erweisen. Er sclikkte
sie nach Abreise der Gesandten und zwar unter Geleit der erst«
Manner seines lleichs, namentlich des Antipatros und seines eige-
nen Sohns, welche zugleich diMi Entwurf der Verträge überltringa
sollten^'»).
Sie lauteten auf Freundschaft und BinidesgenosseuschafL Attiki
sollte von dem makedonischen Heere nicht betreten werden, die allf
Selbstami igkeit fortbestehen und namentlich in den Peiraieus keio
fremdes Kriegsschilf einlaufen. Oropos, das streitige Granzlaud
(S. 458), wurde den Athenern zurückgegeben. Ein Theil der In-
sehi blieb ihnen, und auch als eigene Seemacht wurden sie ferner-
hin anerkannt, hulem sie mit Philipp zusammen den Schutz des
Meers wahr/unehmen hatten. Der schimpllichstc alier Friedenspuokte
erregte die gröfsle Befriedigung, denn tiefer konnU^ sich Athen
nicht demüthigen, als indem es von der Gnade des Feindes eiuei
Gebielstheil des eigenen Bundesgenossen annahm und sich darülier
ABSCHLUSS DES FRIEDENS HO, S. 338. 723
fineate, dass dieser allein fdr den Krieg zu hüfsen hatte. Für Phi-
Iqpp aber war Oropos ein Unterpfand dafür, dass die beiden Nach-
htam nicht so bald wieder daran denken würden, gegen ihn gcmein-
sehafUiche Sache zu machen, und die Hingabe eines für ihn ganz-
Udi gleichgültigen Landstücks verschaffte ihm die BereitwiUigkeit
der Athener auf das einzugehen, was ihm das allein Wichtige war.
BluB war der Anschluss an die Bundesgenossenschaft, deren Ein-
richtung seine nächste Aufgabe war; darin lag eine Yerzichtleistung
auf jede selbständige Politik nach aufsen, auf jede Hegemonie und
eigene Seeherrschaft. Endlich musste über Oropos auch der Ver-
lust der ferneren Besitzungen verschmerzt werden, die Philippos
äo Wege waren, namentlich des Chersonneses. Damit kam die
]N>ntische Kornstrafse in die Hände Philipps und schon dadurch
|uitt6 er die Stadt in seiner Gewalt.
j- Gewiss wusste man die Opfer, welche Athen zu bringen hatte,
ii möglichst milde Formen einzukleiden, um der Bürgerschaft ihre
Ktterkeit minder fühlbar zu machen, und so konnte Demades die
Annahme der Friedensbediugungen mit guter Zuversicht in Vor-
fdilag bringen. An Einwendungen fehlte es freilich nicht. Selbst
Fbokion erhob sich, weil er an dem Punkte der Bundesgenossen-
•diaft Anstofs nahm. Er verlangte mit vollem Hechte, dass man
jich wenigstens über die Beschaffenheit derselben erst Aufklärung
■mTSchaffen solle, ehe man sich die Hände binde. Aber man hörte
ülMeh auf ihn nicht, der hier gegen Philipp die Interessen der Stadt
Hahrte, und der Friede wurde abgeschlossen. Demosthenes hätte
logen diejenigen Punkte, welche die Ehre der Stadt am tiefsten
verletzten, sicherlich Protest erhoben; er hätte sich seiner Ueber-
iBUgimg gemäfs namentlich gegen die Annahme von Oropos er-
küren müssen, wodurch Philipp die Athener erkaufte, und wenn
•r aach den Frieden nicht verhindern konnte, so würde er wenig-
•tens in Betreff der Bundesgenossenschaft <lie gröfste Vorsicht und
fleetigkeit verlangt haben. Aber, als er aus dem Inselmeere heim-
lielirte, wo er noch für den Krieg thätig war (wahrscheinlich hat
er euch fernere Bundesgenossen, wie das treue Tenedos, die Städte
an Hellespont u. s. w. aufgesucht), war in Athen Alles abgemacht,
ond er konnte nun, wie nach dem philokratischen Frieden, nichts
Anderes thun, als dafür sorgen, dass die Stadt den beschwornen
Frieden halte, aber dabei so viel als möghch von ihrer Würde, von
Unren Freiheiten und von der Gesinnung, welche er in ihr wieder
46*
724 PHUJPPOS IM PELOPONNES 338 HE1IBST.
enveckt hatte, sich liewahre. Dazu fehlte es ihm auch jetzt nirbl
an Gelegenheit.
Denn so sehr auch das Volk durch die Einwirkung des De«
mades umgestimmt worden war, so lief's es sich dennoch an dm
Manne seines Vertrauens m'cht irre machen. Die Gegenpartei ni-
terliefs nichts, um ihn herahzusetzen und zu verdächtigeD; m
glaubte einen leichten Triumph über ihn zu feiern, da seine Politik
eine so völlige Nieilerlage erlitten habe; er sollte für die eriittna
Verluste, für die vergeudeten Mittel, für das unnütz vergoss«
Hlut verantwortlich gemacht werden; man warf ihm feiges Beoelh
men in der Schlacht vor und suchte ihn auf alle Weise verächtfiek
zu machen. Dennoch erreichten sie ihren Zweck nicht. Die Buifi
liefsen sich nicht einreden, dass ihr früheres Verfahren eine Va^
irrung gewesen sei. Ihr Helden muth war gebrochen, al)er in ihrai
Urteile l)lieben sie sich treu und ehrten sich selbst , indem sie a
Demosthenes festhielten. Davon legten sie das beste Zeugniss A
indem sie itir die Grabesfeier zu Ehren der Gefallenen Demostk«!
die Ehre zuerkannten, die Grabrede zu halten (Nov. 33S). Sfc
hatten das richtige Gefühl, dass er mit den Todten von Chairaiai
unauflöslich zusammenhänge und dass es eine Verunehrung deneftei
wäre, wenn man solchen Rednern an ihrem Gralw das Wort gete.
welche die heilige Sache nicht anerkaimtrn, für die sie in ileii M
gegangen waren'*").
Philippos halte inzwischen ganz Griechenland dun^hzogen, M
durch seine persönliche Anwesenheit die I^andes Verhältnisse rasA
zu ordnen; denn ungeduldig strebte er seinem Ziele zu, desÄi
Erreichung jetzt keine erheblichen Scliwierigkeiten mehr venftsr«!
konnten. Der IN'lopoimes halte längst aufgehört eine Burg hell^
nischer Selbständigkeit zu sein. Sein altes Staatengefüge war dnrcli
die Schlacht von Leuktra gesprengt; s<'it(lem war er ein Schauplali
unaufhörlicher Gährung und Fehde gewesen; jetzt sollte auch hiff.
was die thebanische l*olitik nicht vermocht hatte, eine feste Ord-
nung geschaffen und die ganze Halbinsel als Glied des neuen Staa-
tenverbandes geeinigt und l>eruhigt werden. Die Staaten, wekb«
sich an der letzten F>liebung belbeiligt hatten, namentlich RoriDlh
und Achaja, l)eugten sich dem Sieger und schlössen, eben so ^ie
Megara, auf die v(U'gelegten Bedingungen Frieden. Die andeitfl
Staaten waren dem Könige zwar auch nicht zu Willen gewesen.
sie hatten ihm keine Kriegshülfe geleistet; al)er es lag nicht in
PHILIPPOS IM PEL0P0N.NE8 S88 HBRBST. 725
leinem Interesse, jetzt mit <1en einzelnen Gemeinden abzurechnen,
r nahm ilu*e NeutraHtät als vollgültiges Zeichen ihrer £i*gebenheit,
ind da der Geist der WidiTsetzlichkeit jetzt völlig erloschen war,
Ift ihm die alten Gegner Spartas alle mit offener Huldigung ent-
sagen kamen und ihn als ihren Schutzherrn hegrüfsten, so hatte
luch. Philippos keine andere Absicht, als ihre Wunsche zu erfüllen
md sich ihnen als einen gnadigen Freund und Wohlthätcr zu he-
mgen. In einem ganz besonderen Yerhrdtuisse stand er zu Argos.
Bm war die Wiege seines königlichen Geschlechts (S. 399) und ge-
iataerma£$en die Mutterstadt Makedoniens, welche an dem Glänze
jl^t Reichs iliren Antheil liaben sollte. Sparta hatte die Temeniden
iprückgedräugt; es hatte den Argivern die erste Stelle, welche der
ftadt des Agamemnon gebührte, genommen und die alte von den
Berakliden aufgerichtete Ordnung zerrüttet. Als ein Fürst aus
Ihrakles' Stamme, als der neue Agamemnon, wie ihn die Griechen
:lflb6t begrüfst hatten, wollte Philippos nun dem alten Vororte der
lUlenen seine Ehre wieder geben. Er konnte auch hier, wie in
jidien, durch Geschenke, die ihn nichts kosteten, eine überschweng-
idie Befriedigung hervorrufen; und die Argiver schlössen sich mit
Ittthusiasmus dem Heereszuge an, durch welchen alle Unbill, die
M. im Laufe von Jahrhunderten erlitten hatten , endlich an Sj)arta
iMicht werden sollte. Ebenso schlössen sich die Arkader und
itassenier dem Könige an; auch Elis, das nur auf kurze Zeit mit
Iparta sich versöhnt hatte (S. 639). Die vereinigten Kontingente
hr Peloponnesier, der griechischen Hülfs Völker Pliilipps und semer
Üakedonischen Kerntruppen schwollen zu einem Heere an, welches
lieh mit unwiderstehlicher Macht in das Eurotasthai ergoss. Der
Eag war gekommen, an welchem ül)er den alten Vorort Griechen-
ünda Gericht gehalten werden sollte.
i Sparta war seit der kurzen Machthöhe unter Agesilaos in ste-
^■1 Rückgange begriffen, so dass auch die guten Kräfte, welche
loch Torhanden waren, ihm keinen Segen brachten. Das zeigt
iah an dem Sohne des Agesilaos, dem kraftvollen Archidamos,
laalcber seit seinem ersten Auftreten (S. 276) trotz einiger glor-
^her Kriegsthaten (S. 351. 369) mit seiner Tapferkeil nichts für
lit Vaterstadt hatte erreichen können. Er hatte sich auch von
Hulippos tauschen lassen und war nach dem misslungenen Ver-
laahe, im phokischen Kriege den Einfluss Spartas zur Geltung zu
ariDgeBv in tiefer Verstimmung heimgekehrt. Sjyarta war auch in
726 DAS TERHALTEN VON SPARTA.
der gröfsten Gefahr des gemeinsamen Vaterlandes nicht lu bewegen,
seinen kalten und engherzigen Egoismus aufzugeben; es v^-ar dordi
seine Schuld völlig vereinsamt.
Während die Athener in offener Versammlung erklärten, das
sie Sparta im Falle der Noth nicht preisgeben bürden (S. 661), ml
sich durch das Dräugen des allgemeinen Hasses nicht bestimm
lieljsen, ihre friedliche Verbindung mit Sparta aufzugeben, hatln
die Spartaner kein Herz für Athen und dachten nicht daran, sok
nationale Politik zu unterstützen. Umsonst hatte sich Perinthos ■
Sparta gewendet, und als der hellenische Bund zur letzten Eil-
Scheidung in Waffen stand, setzte König Archidamos nicht auf da
Felde von Chaironeia, sondern im fernen Auslande sein Leben ck
Wie bei seinem Vater, so artete auch bei ihm der kriegensdi
Sinn, weil er keine nationalen Zwecke verfolgte, in ein zweckloM
Abenteuern aus. Er ging erst nach Ki*eta und dann nach Taieit,
wo er in einer Schlacht gegen die Messapier liel, um dieselbe Zdt,
da die Hellenen mit Philipp kämpften. Sein Sohn Agis hatte ■■
die heimathliche Noth in vollem Mafse zu erdulden.
Bei aller Entartung und Verknöcherung des spartaniscki
Wesens war noch immer ein Ueberrest alter Gröfse vorhanden, (kr
in Zeiten der Noth am deutlichsten sich kund gab. Die Idee dcf
Staats war in dem zusammengeschmolzenen Kerne der SpartaDer
immer noch lebendiger, als in den anderen vom Parteigeisle vf-
setzten Gemehiden, und so unzuverlässig die einzelnen Bürger m
Auslande sich zeigten, so hatte doch die Bürgerschaft in sich (i
festes Gefühl des Zusammenhanges und eine entsclilossene Sicbeh
heit des Handelns, wodurch sie alle anderen Hellenen beschämtt
Auch Jetzt fand sich in Sparta kein Verräther; man hörte auf keise
Lockung, man ging auf keine Verhandlung ein, man lieCs das Land
bis zum Meere verwüsten und schaarte sich nach einigen Versiicbei
der Abwehr um die Stiulthöhen, welche man schon zweimal mit
Erfolg vertheidigt hatte (S. 329. 369). Endüch musste man an
Frieden denken. Als es sich aber darum handelte, den Ansprürfw
auf Hegemonie zu entsagen, und sich einem fremden Könige nr
Heeresfolge zu verpllichten , verweigerten die Bürger standhaft den
Abschluss eines solchen Vertrags und waren entschlossen Alles eher
zu erdulden. Sie erreichten ihren Zweck. Eine Vernichtung der
Stadtgemeinde konnte Philippos nicht beabsichtigen, da es sein b-
teresse nicht verlangte; ein heldenmüthiges Märtyrerthum wire des-
GBBIETSVERÄNDERCNGEN IN DBR HALBINSEL. 727
selben nur nachtheiUg gewesen. Er musste sich also, wenn auch
widerwillig, begnügen, den eingeengten und heruntergekommenen
Staat vollends unschädlich zu machen. Ein hellenisches Schiedsge-
richt wurde einberufen und alles Land, welches durch Erolierung
an Sparta gekommen, zu Gunsten der Nachbarn abgetrennt. Die
Messenier nahmen bis an den Kamm des Hochgebirges die Ab*
hfinge des Taygelos in Anspruch. Argolis erliielt die Thyrealis und
das ganze Gebiet der alten Kynurier wieder, nachdem die Lakedä-
monier zwei Jahrhunderte hindurch bis an die Gräuze der argivi-
icheii Ebenen geherrscht hatten; den Ai'kadern wurde das Gebiet
fu oberen Eurotas und seinen Quelltlüssen zugewiesen, den Mega-
• lopolitanem Belmina, den Tegeaten die Skiritis, so dass die Lake-
arÜiDonier nicht einmal im vollen Besitze ihres Flussthals und ihrer
LiriGhtigsten Pässe veii)lieben. Sparta wurde wie ein Raubstaat be-
(handelt, dem man die Beute abnimmt, um sie den rechtmäfsigen
Besitzern zurückzugeben. In stummem Trotze liels es sich die Ab-
.tarennung der Glieder gefidlen, die im Laufe von Jahrhunderten so
fest zu einem Ganzen verwachsen zu sein schienen, dass Epamei-
londas einst wie ein Wahnsinniger verhöhnt wurde, als er von den
Spartanern die Freigebung ihrer Umlande verlangte.
Den Abschluss aller dieser Mafsregeln bildete die Einberufung
^aiIler allgemeinen hellenischen Tagsatzung nach Korinth. Hier
(Wurde der Vertrag vorgelegt, in welchem der König die Zielpunkte
aeiner dynastischen Politik so hinstellte, dass sie als die lang er-
ittrebten Wunsche des hellenischen Volks und die Burgschaften
lialionaler Wohlfahrt erschienen; einerseits Friede im Lande und
Sicherheit des Verkehrs, andererseits neuer Glauz und Ruhm dem
Auslände gegenüber, so dass sowohl die ansässigen Bürger in
ihrem Betriebe von Handel und Gewerbe, als auch die abenteuer-
Uid beutelustige Jugend l)ei der neuen Aera ihre Rechnung linden
sollte. Die erneuerte Verkündigung der Selbständigkeit aller gi*ie-
duschen Gemeinden diente zur Beruhiguug der kleinen Staaten;
die Sicherung von Ordnung und Ruhe gegen alle demagogischen
Kenerungen entsprach den Interessen der besitzenden Klassen. Ein
atindiger Bundesrath sollte daiüber wachen, dass die jetzt bestehende
Ordnung der Dinge nirgends verletzt werde, die Amphiktyonenver-
aammlung als Bundesgericht jeden Bundesfrevel ahnden. Die wirk-
ttne Durchfuhrung dieser Einrichtungen wurde aber dadurch ver-
hArgt, dass Philippos, als das mächtigste Mitglied der neuen Bun-
728 RDIfDESVERTRAG IN RORINTH, ENDE 8SS; 110^ S.
desgcnosseiischaft, darüber wachte. Denn Makedonien und das ms
geordnete Griechenland wurden nun zu einem Gänsen, zu eiBer
Eidgenossenschaft verbunden, und auch hier ersclüen der fremfc
König nur als ein Träger nationaler Ideen, indem er die durch üe
Schwache und Uneinigkeit der Hellenen unterbrochene Aufgdie da
Rachekriegs gegen Persien wieder aufnahm und nur zu diaea
Zwecke die Heeresfolge in Anspruch nahm, für welche eine feite
Ordnung mit den Vertretern der griechischen Staaten Tereinlart
wurde ^®*)-
So gewaltige Ereignisse und solche Umwandlangen aller griB>
chischen Verhältnisse drängten sich in das Jahr 338 zusammen. Ca
ihre Bedeutung zu würdigen , bedarf es nach der gedrängten Dv*
Stellung der Thatsachen noch eines Rückblicks auf die WirksinUi
des Demosthenes und auf die Lage der Hellenen unter makedonisekar
Oberhoheit.
Die Grölse Athens beruht wesentlich darauf, dass es zur recto
Zeit die rechten Männer hatte, welche den Bürgern ihren Borf
klar machten und die Ziele wiesen. Nachdem Solon die sittlicb-
bürgerliche Lebensaufgal)e der Gemeinde in grolsen Zügeu tot-
gezeichuet hatte, wurde sie in den entscheidenden Momenl«
der späteren Geschichte durch Miltiades, durch Themistoklo,
durch Aristeides und Kimon sicher weiter geleitet und zu immtf
höheren Zielen geführt; zu dem höchsten durch Perikles, incki
er die Herrschaft Athens im Frieden ausbaute und die mit (kl
Waft'en errungene Macht auf Geistesbildung und weise Besoiiues-
heit gründete. Es war die richtige Verbindung attischer ud
hellenischer Politik. Die Athener verfolgten nur die erstehe; «
hatten zu einseitig die Macht im Auge und verloren nach verz^w-
felteni Ringen auch diese. Nun kam eine Zeit, in welcher Athoi
ziellos dahin lebte, eine öde Zeit ohne Inhalt und Bewegimg. Es
traten einzelne Momente des Aufschwungs ein, al>er es waren nur
voiiihergehende Nachwirkungen früherer' Besti*ebungen, malte Er-
innerungen der Vorzeit. Theben übernahm den Vorkampf gegen
die spartanisclie lleiTschaft und Athen vermochte sich nicht über
die Politik einer kleinlichen Eifersucht zu erheben. Dann gab es
sich völlig auf und suchte in trägem Gonussleben eine Entschädi-
gung für die verlorene Gröfse, bis endlich, hundert Jahre nach
RÜCKBLICK AUF DEMOSTHENES WIRKSAMKEIT. 729
Itm Auftreten des Perikles, von Neuem eine Krafl sich zeigte, welche
B Stande war, die Thätigkeit der grofsen Staatsmänner wieder
inftanefamen und die unterbrochene Geschichte der Stadt herzu-
Mdlen.
^' Bei Demosthenes ist die allmähliche Entwickelung der Staats-
nlnnischen Thätigkeit ungleich deutlicher als hei allen schien Vor-
Ipb^^m zu erkennen. Wir sehen den Jüngling im Kampfe für
■W TiterUches Haus die Willenskraft gewimien, welche jeder Schlech*
li||keit furchtlos entgegentritt; wir sehen ihn als Sachwalter die
Bmntniss des bürgerUchen Lebens und die Meisterschaft des W^orts
riA aneignen. Er erkennt die argen Missbräuche der Verwaltung
M sie treiben ihn in den Kampf gegen die übermächtige Partei,
Iten jahrelangen Kampf, der seinen Charakter stählt, indem er unter
hm gröfsten Anfechtungen und bei erfolgloser Opposition sich nie-
■ab untreu wird. Bei der olynthischen Frage gewinnt er einen
iistimmenden Einfluss, aber erst nach dem Frieden des Philokrates
iriingt es ihm Gesinnungsgenossen um sich zu sammeln, die Schlech-
^l^it der Gegner zu entlarven und die Bürger zu sich herüberzu-
Mien. Nun wird auch sein eigenes Streben immer höher und
•liier; er macht sich von einseitig attis<'.lien Gesichtspunkten frei,
t'-arbeitet an einer Erhebung der Nation unter dem Vortritte Athens.
kfa Wort wirkt auf den Inseln und im Peloponnes, seine Mitbürger
Nligen sich vor seiner Gröfse, sie überge}>en ihm ihre inneren und
Sftwärtigen Angelegenheiten. Was noch an Lebenskräflen in Grie-
iMndand rege ist, steht unter seiner I^ilung.
'** Demosthenes' ganze Politik ruht auf geschichthcher Grundlage.
!l^ hat nie durch neue Ideen und Entwürfe glänzen, sondern nur
Mtl alten Grundlagen seine Vaterstadt wieder aufrichten wollen;
Bine Ueberzeugung ist, dass der, welcher für den Staat redet und
^ndelt, in das geistige Wesen desselben sich einleben und den
■harakter desselben sich aneignen müsse. Daher ist sein Wirken
tal der ersten Staatsrede an wie aus einem Gusse, darum er-
Hikiert es auch so vielfach an die Thätigkeit der älteren Staats-
Miiner.
Gleich wie Themistokles sah auch er einen unvermeidlichen
bieg nm die Selbständigkeil des Vaterlandes voraus, machte für
lisöaelben die Stadt wehrhaft und sammelte eine zum Kampfe ent-
idrioeeene Patriotenpartei in Griechenland. Seine Finanzreform
iMe, in sofern sie die Gnmdbedingung eines erfolgreichen Wider-
730 OEMOSTHENES UND PERIKLES.
Standes war, eine gleiche Bedeutung wie das BergwerkgeseU. Bd
der Organisation des neuen Bundes hat er, wie Aristeides, die ndf-
lichste Sclionung fremder Hechte im Auge, denn die GerechtigM
ist auch nach seiner Ueberzeugung das wahre Fundament ihr
Staatseinrichtungen. Am meisten aber entspricht seine Thätigkrit
der des Perikles.
Beide Männer sind aus Bednern der Opposition nach iangn
Kampfe Leiter der Gemeinde und Gesetzgeber gewordeo, und zwar
nur durch die Macht einer geistigen Ueberlegeuheit, welche aliioik-
Hcli allen Widerspruch besiegte. Sie waren beide keine populäm ;
Persönliclikeiten; sie haben auch nicht durch volkschmeicbdiii
oder Klendende Wohlredenheit ihren Einfluss erlangt, sondern stra|
gegen sich und Andere, herbe und ernst, traten sie den BurpB
mit unbequemen Forderungen gegenüber, ihre Verkehrtheiten ohtt
Schonung meisternd, ihren Dünkel beugend. Der Eine wie derii-
dere war ein Feind von vielen Worten und redete nur nach wj-
samster Vorbereitung; es war die volle Beherrschung des (kfß-
Standes, die Festigkeit des Willens, die iimere AVahrheit der Ge-
danken, was ihren WVlen die Macht der Ueberzeugung gab. Ih
Beiden finden wir dieselbe Verbindung einer genialen Kraft, wekfe
die Masse der Burger iui^ die höchsten Aufgaben zu begeistern ver-
mochte, mit einer nüchternen Verständigkeit, welche stets dasSa^
liehe im Auge hatte und praktische Gesichtspunkte verfolgte, k
jedem Unbefangenen einleuchten mussten. Beide hatten, der fk
als Edelmann, der Andere als Mitglied des höheren BürgerstaDd^
eine aristokratische Richtung, waren aber doch treue Anliäuger fc
Demoki*atie und vertrauten dem gesunden Urteile der Büi^ff;
Beide hatten die geringen Leute für sich und die Reichen zu ihr«
Gegnern.
In Betreff der auswärtigen Angelegenheiten wollte Demostheiö
wie Perikles, dass man keinen Ki'ieg leichtsinnig beginne, dein
nothwendigen und gerechten nicht furcht^m ausweiche, sonden
sich während des FrieiUms mit aller Umsicht darauf vorbereite.
Sie waren von dem vorortlichen Berufe Athens Beide gleich lebendif
durchdrungen, und wie Perikles ein Recht des Stärkeren auerkanote.
der im Interesse der Nation auch die widerwilligen Bundesgenossei
zusamn)enhallen müss<^ damit nicht die mühsam gewonnenen Er-
folge unter der Hand wieder zerrannen; so glaubte auch Dein*-
stJienes, dass man, wenn man etwas Grofses und Gerechtes eniek.
DEMOSTHENES UND PER1KLE8. 73t
eindlidier Arglist gegenüber iiiclit m Assig bleiben und sich nicht
lorch ängstliche Gewissenhaftigkeit in Schaden setzen dürfe. Denn
ine solche Gewissenhaftigkeit unter gewissenlosen Gegnern sei
ucht Gerechtigkeit, sondern Feigheit. Endlich erreichten Beide das
Achste Ziel eines republikanischen Staatsmanns, indem sie als Ver-
rauensmänner der Gemeinde die Leitung der öffentlichen Ange-
egenheilen in ihre Hand nehmen konnten.
Staatsmänner, denen die persOnUche Gröfse fehlt, vermögen
ine solche Stellung nur durch Verbindung mit untergeordneten
lenschen, welche sich ihnen aus selbstsüchtigen Interessen an-
Khlielsen, zu behaupten; so entstand die Parteiherrschaft des Ari-
Mqihou (S. 462) und das noch schlunmere Cliquenwesen unter Eu-
Mos. Demosthenes aber hat es, wie Pcrikles, dahin gebracht, dass
pbe Zeit lang sein Wille allehi mafsgebend Var. Dadurch war das
Wesen demokratischer Gleichheit scheinbar aufgehoben, in der That
iber nicht, weil die Vollmachlen freiwillig und verfassungsmäfsig
Ibertrageu wurden. Wir können es vielmehr als den gröfsten Vor-
lig der Demokratie bezeichnen, dass sie die Möglichkeit gewährte,
m jeder Zeit den tüchtigsten Bürger an das Ruder des Staats zu
»crufen, und die Erfahrung lehrt, <lass griechische Republiken nie-
Bak kräftiger und ruhmreicher gewesen sind, als wenn sich die
tirger mit voller üeberzeugung einem Manne hingaben, in wel-
liem sie den Vertreter ihrer höchsten Interessen erkannten, wie
ie Thebaner in Epameinondas und die Tarentiner in Archytas^*^).
Solche Zustände, in denen die Bürgerschaft auf die Ausübung
brer Macht zeitweUig verzichtet, können ihrer Natur nach nicht
«uerhafl sein. Wenn aber Perikles das persönliche Regiment mit
Behr Glück und viel gröfserem Erfolge geführt hat, so liegt der
irund^ in den ungleich günstigeren Zeitverhältnissen. Er hatte
och eine trefllich gerüstete Stadt, eine in ihrem Kerne gesunde,
riegstüchtige und patriotische Bürgergemeinde, während die Bürger-
diaft des Demosthenes eine waflenscheue und mattherzige war.
Me Heldenjungfrau von Marathon war', wie d(;r Spötter Demades
Igte, *zu einem alten Mütterchen geworden, welches sein Gersten-
Ekppcheo sclilürft und in Pantoffeln herumläuft'. Athen hatte da-
lab das Ansehen einer Kolonie, wie Tarent, einer verweichlichten
«werbe- und Handelsstiidt, wo sich die Bürger den Forderungen
ee Gremeinwesens möglichst zu entziehen suchten und Söhlner füi*
ich fechten liefsen. Obgleich viel schummere Kriegsnoth drohte,
732 1IRM08THEXE8 117(0 PERIKLB8.
als zur Zeit des Perikles, liefs man die Hauen) TerfaUen und die
Flotte zu Grunde gehen, um die Feste und Opferschmäuse inuMr
zahlreicher zu machen. Auch die Geldherrschafl und die selbstswb-
tige Parteimacht der Kapitalisten erinnert ganz an die Zustände ÜKt-
seeischer Handelsstädte. In dieser Beziehung war Deuiosthenes' Arf-
gal)e ungleich schwieriger, sein Verdienst ungleich gröfser. Anefc
war er, der hürgerliche Mann, anspruchsloser ak Perikles, freier t«
persönlichem Ehrgeiz, strenger und reiner in der Wahl der Mittel
Er hat keine demagogischen Parteimittel angewendet, denn maa k
nicht ])erechtigt, die Schenkungen und trciwilligeu Leistungen, dml
welche er seinen Patriotismus bezeugte, in diesem Sinne auszukgo;
und wenn er sich auch einmal mit unwürdigen Leuten, wie wk
einem Timarchos, verhanJ, so that er es vor Alier Augen und m
zu bestimmten ZweckSn. Er hat auch solche Einrichtungen ds
perikleischen Atiiens, in denen wir verderbliche Missbräuche w-
kennen müssen, mit kräftiger Hand zu bessern und namentlich ds
Unwesen der Geldspenden in der Weise zu veredeln gesudit, im
er sie als eine Entschädigung für die dem Staate geleisteten Diente
angesehen wissen wollte und eine Gegenleistung des Empfiign
forderte"'*).
Andererseils war Demoslhenes nicht so vielseitig begabt ml
auch in Folge der kleineren Verhältnisse, in denen er aufgewarhsn
war, nicht so glücklich entwickelt wie Perikles. Er haUe nidri
die angeborene Würde, nicht die hohe Ruhe und mafsvoUe Sicliff-
heit <ies 'Olympiers'; vor Allem ixU'.v fehlte, ihm die kriegerisck
Ausbildung und die FeldJierrngabe, welche in ihrer Verbindung tA
den Eigenschaften des Staatsmanns Perikles so grofs und unerseli-
hch machte. Demosthenes war \m aller Zähigkeit und männlicheo
Ausdauer doch eine ungemein aufgeregte und reizbare Natur. Iieftip
und leidenschaftlich, und je ausscliliefshcher er in seiner Thäligkfil
auf die Hednerbühne angewiesen war, um so mehr hat sich airli
der Eintluss derselben auf seinen Charakter geltend gemacht. Er
erwidert Schmähung mit Schmähung, er benutzt alle Mittel .«ei«
Gegner verächtlich zu machen; er hat sich vom (»eiste der Rll^
torik nicht freihalten köimen und lässt sich von seinem Scharfaii«
auch zu Spitzfindigkeiten verleiten. Demosthenes hatte nk-ht äf
Welt- und Menschenkenntuiss des Perikles; er war IdeaUst und iibff-
schätzte in gefahrvollen Zeiten die Wirkung sittlicher Kräfle. Un^
doch zeigte er sich gerade hierin als einen Hellenen th?r e<M-
ETHIK UND POLITIK. 733
1 Art. Denn diese sittliche Auflassung der bürgerlichen Aufgabe
» gerfide, was der griechisclien Politik ihre eigen thümliche Wärme
den Staatsmännern ihre Weihe giebt. Jede Forderung, welche
lOBthenes an die Gemeinde stellt, ist ethischer Art, jede Burger-
tbi^ die er einschärft, eine Gewissenssache, und die höchste
gäbe des Staatsmanns erkennt er darin, ein Vorbild bürgerlicher
;end zu sein. Er ist durch alle Versuchungen unbescholten
lurchgegangen und hat sich weder von Feindes- noch von Freun-
Kite zu unwürdigen Schritten drängen lassen. Als die Bürger
ihm veriangten, dass er einen missliebigen Mann in Anklage-
tami versetzen sollte, erklärte er ihnen, einen Rathgeber würden
an ihm haben, auch wenn sie es nicht wollten, einen Angel>er
r niemals, auch wenn sie es wollten. So sollte auch die Bür-
lehaft im Ganzen etwas auf sich haiton; ihr Ehrgefühl regte er
und suchte in ihnen die Ueberzeugung zu erwecken, dass ein
it Name mehr werth sei als Geld und Gut. Seine ganze An-
it von der Demokratie ging dahin, dass sie nur auf reiner
Bflandsliebe und hochherziger Gesinnung beruhen könne. Er
aogt Dankbarkeit gegen die groi'sen Männer der Stadt und Ehr-
ietung vor den überlieferten Gesetzen; 'wer leichtsinnig daran
ert, ist schlimmer als ein Mörder'. Auch dem auswärtigen
ide gegenüber, der Unrecht thut, traut er dem redlichen Be-
»tsein eine Macht zu, welche die Watfen siegreich macht, und
ererseils ist es eine religiös-sittliche Scheu, welche ihn hindert,
Verbindung mit den Phokeern nachdrücklich zu betreiben. Alle
htigsten Fragen werden nicht durch staatsmännische Erwägungen,
dem durch die Stimme des Gewissens entschieden. Die Ver-
digang der Selbständigkeit ist ein unbedingtes Soll, eine sittliche
bwendigkeit, welche nicht von der Rücksicht auf den Erfolg
r abhängig gemacht werden.
Aber hat diese AufTassung nicht die Klarheit des politischen
ks bei Demoslhenes getrübt? War nicht seine Behandlung der
ledonischen Frage von Anfang an eine einseitige Gefühlspolitik
V hatte nicht Isokrates am Ende doch Hecht, wenn er den eigen-
lij^n Widerstand gegen Philipp misshilligte und von den Athe-
D verlangte, dass sie in dem Feinde ihren Freund und den
Ulhiler Griechenlands erkennen sollten?
Bei oberflächlicher Betrachtung scheinen die Ereignisse dafär
^Mrechen, dass Isokrates der rechte Politiker gewesen sei, und
734 DEM08THENE8 UND I80KRATES.
doch mirde man ihm siclier zu viel Ehre anthun, wenn man sein
Verhalten auf Kosten des Demosthenes loben und ihm ein tiefem
Yerständniss der Zeit oder einen prophetischen Einblick in dn
Gang der Geschichte zuschreiben wollte. Es war kein auf beaim
Kenntuiss gegründetes Vertrauen zu Philippos und dem raakedou-
schen Staate, das ihn leitete, sondern ein Misstrauen in Betreff (kr
eigenen Stadt, ein muthloscs Aufgeben ihrer Geschichte, für die
er nie ein rechtes Verständniss gehabt hat, eine GleichgültigUl
gegen die höchsten Güter der Stadt. Isokrates kannte den walna
Philipp gar nicht; ihm war es nur um einen Mann zu thun, dtf ni
kräftiger Iland die Griechen euiige und dem demokratischen b*
wesen steuere; darum ging er mit seinen Hoffnungen von Einfl
zum Andern über und idealisirte sich von seiner Studirstube m
den makedonischen Konig, so dass er dem Bilde eines groCsheroga
Griechenfreundes entsprach, wie er es sich in Gedanken entworia
liatte. Es war im Grunde ein feiger Optimismus, der sich in fe-
haglicher Selbsttäuschung gefiel und das nicht sehen wollte, m
seinen Wünschen und Erwartungen widersprach. Am Ende, hritt
es, habe er dennoch seinen Irrthum eingesehen, und zwar mIb
in Folge der Niederlage bei Chaironeia dem acht und ueunzigjähr^
Manne über die wahren Absichten des Königs auf einmal die Änp
aufgegangen sein, so dnss er wenige Tage nach der Schlacht seinefl
lieben durch Hunger freiwillig ein Ende machte. Indessen k^
greift man nicht, weshalb er durch den letzten Kampf an Pliififf
irre geworden sein sollle. Für das dort vergossene Blut kovoB
der König nicht verantwortlich gemacht werden und so sehr fa^
krates den Kampf beklagen musste, zu welchem eine von ihm p*
missbilligte I*ülilik gedrängt hatte, so war doch jetzt jedes Hindff-
niss beseitigt; was er so lange erstrebt hatte, konnte ausgeführt
werden und er selbst konnte durch sein hohes Ansehen krältiK
dazu mitwirken. Isokrates sah aber seine Vaterstadt nach der Nie-
derlage nicht entnmthigt, er sah sie vielmehr zu einem letzten üixafk
der Verzweiflung sich rüsten, der auch den König, wie man nickl
anders glauben kornite, zu nachsichtsloser Feindseligkeit treibea
musste. Unter dem Eindnicke dieser Rüstungen und der Dekrete
des Hypereides mag Isokrates seinen Entschluss gefasst haben, 0
dem Conflikte zu entgehen, in welchen er bei einem Kampfe «i
die Mauern der Vaterstadt als attischer Patriot und als Freon'
Philipps gerathen musste ^*^).
DEMOSTHBNES UND KÖNIG PHILIPP. 735
Gewiss hat Demosthenes die pliilippische Macht unterschätzt
d sich darch Vergleich mit andern Reichen des Auslandes über
! Lebensfähigkeit Makedoniens täuschen lassen (S. 695). Aber
1^ den wechselvoUen Schicksalen, welche das Reich bis auf Phi-
p durchgemacht hatte, und nach allen den Gewaltsamkeiten, durch
Idie die verschiedenartigsten Völker zu einem bunten Ganzen
peinigt waren, war es selir begreiflich, dass man einer solchen
imchafl keine Dauerhaftigkeit beimafs und dass man sie nicht
r eine Macht ansah, welcher sich nach einer unabänderlichen
%ang alle Nachbarstaaten ergel)en müsstcn. Der ganze Zusain-
bhang des Reichs schien auf einem Manne zu beruhen, wel-
Mr seine Person mit tollkühnem Muthe preisgab; von dem Nach*
Ipr hatte man eine sehr geringe Meinimg. Wie kann man
ii wundem, wenn ein guter Athener die Unabhängigkeit seiner
idt und die hellenische Freiiieit für etwas viel sicherer Be-
Indetes hielt, als das junge, rasch zusammeneroberte Barbaren-
idil Und war es denn so thöricht, auf Erfolg zu hoffen? Wenn
Idte, wie Olynthos, nur durch Verrath fielen, so konnte man
lU die Hoffnung haben, dass, wenn die Bürgerschaft einig blieb,
jiipps Macht an den Mauern von Athen scheitem würde. Man
knie hoffen, dass während des Kampfes die hochherzige Gesinmmg
r Burger sich starken und dass in der gemeinsamen Gefahr eine
oe Verbindung der Hellenen sich bilden, dass auch der Grois-
Dig der bei Perinthos begonnenen Politik treu bleiben und Geld
d Schiffe schicken werde. Das Unglück des Bundesgenossenkriegs
Imte wieder gut gemacht und durch neuen Vorkampf für die
lüieit des Vaterlandes eine neue Hegemonie Athens gegründet
rden. Nachdem ein glücklicher Anfang gemacht und der sprö-
rte V^iderstand alter Eifersucht ül)erwunden war, wäre es ein
wftrdiger Kieinmutli gewesen, das eigene Volk aufzugel)en.
Die kleinen Staaten, welche immer einer Anlehnung l>edurft
Men, konnten sich an Philipp anschliefsen , ohne etwas Wesent-
het zu opfern, da der Gegensatz zwischen Hellenen und Barbaren
ipi seine Schärfe verloren hatte und eben so auch die Abnei-
■g griechischer Republiken gegen königliche Herrschaft. Daher
tt auch Polybios für seine Laiidsleute ein und vertheidigt die pe-
Mfenesischen Staatsmänner, welche Demosthenes als Landesver-
SMt betrachtet. Sie hätten, sagt er, verständig und patriotisch
bnideli; sie hatten es durch Philipp dahm gebracht, dass sie an
736 DEMOSTHBNBS L\ND KANIG PHILITO.
Sparta gerächt wurden, dass sie volle Sicherheit und Gehielaenm-
terung erlangten, ohne dafür makedonische Besatzung aufoehim
oder ihre Verfassungen verändern zu müssen. Polybios schrakt
ihnen also das Recht und gewissermafsen die Pflicht zu, ihre Smh
derinteressen allem Anderen voranzustellen, während DemosUmei
dahin arheitcte , dass alle Bürgerschaften Griechenlands sich ab oi
Ganzes fühlen und ihre Freiheit gemeinsam vertheidigen soilteB"*).
Wenn die i)eloponnesische Kantonaipolitik durch die Ohmudl
der Kleinstaaten entschuldigt wird, welche seit Jahrhunderten im
anderes Interesse hatten als ihre enge Sonderexistenz sich lo tt
wahren, so war es mit Athen etwas Andere^. Athen halle im ,
Beruf, sich als den Herd liellenischer Gesinmmg zu bewähren wl
den Andern ein Beispiel der Vaterlandshel>e zu geben: Athen moü
mit seiner Vergangenheit brechen und seine ganze Geschichte nf
läugnen, wenn es durch Hingabe seiner Selbständigkeit an dM
fremden Konig den Frieden erkaufte.
Oder war Philipp etwa ein Fürst, mit welchem eine Venlii-
digung möglich war, bei der die Ehre der Stadt gewahrt wsak^»
Isokrates dachte sich dies möglich. Aber wie konnte die Pcmi
des Königs, üher welche ja auch des Isokrates Schüler, TheoponfV
so wegwerfend urteilte, Vertrauen erwecken, so dass ein griecbiickr
Sfanlsmaim von patriotischer Gesinnung den Gedanken hätte ftsM
können , die Geschicke des Vaterlands freiwillig in seine Hand a
legen! Deniosthenes und seine Fi*eunde konnten im Lager h
Königs nichts Anderes finden, als eine Politik der Luge und Fabc^
heit, dynastischen Ehrgeiz und mafslose Herrschsucht. Sie muflV
seinen Philhellenismus für eine Maske halten, denn Alles war ät
nur Mittel zum Zweck, Wie konnten sie von der Verbindung fA
seinem Reiche eine Zukunft für Griechenland hoffen! Nirg«*
zeigte er ehien Siim für Fliege der Volksinteressen und die Lindir
waren ihm nichts als Gekhiiiellen und Werhebezirke. Er begünstigte
aller Orten die niedrigsten Richtungen, trieh mit heiligen L'ebtf-
lieferungen schnöden Misshranch, förderte emsig die enghenigsk
Selhstsiiclil der Einzelstaaten, schürte die Zwietracht zwischen ö«
Nachharn und verfolgte seine Ziele am liebsten durch Bestechmg-
Die Schlechtesten der Nation waren seine Freunde und Alles, **
in seine Kreise kam, wurde wie von einem bösen Geiste ergrü*
Musste also nicht jede Verbindung mit dem makedonischen Reieke
als das gröfste Unglück angesehen werden? Konnte die Unio^
DBMOSTHENES UND KÖNIG PHILIPP. 737
dnung unier den erol>eniiigssüch Ligen Ileerkonig voranssicliüich
■e andere Fdge haben, als die Forderung des uns täten Abenteueiiis,
ricbes seit den Tagen des jüngeren Kyros das Unglück von Hellas
ur, als eine entsittlichende Fürstendicnerei und eine das ganze
»Iksleben ergreifende Ansteckung barbarischer Sitten?
Also eine Verständigung mit Philipp, ein annehmbarer Mittel-
Bg musste unmöglich erscheinen. Es handelte sich um ein ent-
oder — oder, um Freiheit oder Knechtschaft, um Erhaltung oder
ilergang der Nation. Der Staat war für die Griechen nicht wie
B Haus, in welchem ein Volk Unterkommen findet, so dass es,
ann das alte Wohngebäude baufällig wird, in ein anderes über-
idebi kann. Vielmehr war der Staat das Abbild ihres geistigen
'«ens, der vollkommene Ausdruck ihres sittlichen Bewusstseins,
0 von innen heraus gestaltete und nothwendige Form der Per-
olichkeit, zu welcher die einzelnen Gemeinden sich im Laufe der
»chichte entwickelt hatten, und je reicher diese Entwickelung war,
B 80 empfindlicher war das Gemeindebewusstsein gegen jede von
[6en aufgedrängte Aenderung. Die Kleinstaaten konnten sich mit
r Aussicht auf eine municipale Selbständigkeit beruhigen, Athen
er nicht Dazu kam, dass auch die äufsere Existenz in Frage zu
shen schien. Denn in diesem Punkte haben Demosthenes und
ne Freunde den König wohl unrichtig beurteilt, dass sie ihm
gen AÜien ähnliche Absichten zutrauten, wie er sie gegen Olyn-
m und Phokis ausgeführt halte; sie konnten sich nicht anders
■ken, als dass er Athen am meisten hassen müsse, und sahen
cht, welche poHtischen Gründe ihn zur Schonung bestimmen
Basten. An Drohungen hatte es der König nicht fehlen lassen
id so ist es begreiflich, dass <lie attischen Patrioten sich das Schick-
1 Athens viel schreckUcher dachten, als es in Wirklichkeit ihm
rurstand, und dadurch in ihrer Thätigkeit zu den höchsten An-
renguiigen angefeuert wurden.
Es war also der Kampf gegen Philipp kein eigensinniger Ge-
nke des Demosthenes, kein blinder Trotz, sondern eine sittUche
liliweiidigkeit. Es gab keinen andern Mafsstab des Handelns, als
m Gesetz der Ehre und die beschworene Bürgerpflicht: Stadt und
Hid bis lum letzten Athemzuge zu verlheidigen. Hätte Athen
Igmchen Widerstand geleistet, so würde Demosthenes unbedingt
m grOlsten Helden der Nation gleichgestellt worden sein, aber die
rfdglosigkeit des Kampfes hat ihm in alter und neuer Zeit die
Gr. Otwh. III. 47
738 BEURTEILUNG DES DBMOSTHEIfBS.
gebührende Anerkennung entzogen. Polybios beurteilt Qin mck
dem Slandpunkle seiner Zeit; er ist ungereclit, indem er den Wi-
derstand des Demosthenes eben so unverständig findet, wie die Er-
hebung der Achäer gegen Rom, weil er den Unterschied zwiscImi
den damaligen Griechen und den Zeitgenossen des Demosthenes oi
Lykurgos und eben so sehr den Unterschied zwischen Phili|>ps Heer-
kftnigthume und der römischen Weltmacht verkannte. Demostbenei
seihst hat auch nach dem Ungluckstage von Chaironeia seine Poiiti
nicht bereut; er bückte mit gutem Gewissen auf seine Wirksanikdl
zurück und konnte seuien Mitbürgern sagen, dass sie mit Rücksickl
auf ihren guten Namen, auf ihre Vorfahren und auf das Urteil dff
kommenden Geschlechter nicht anders hätten handehi kdnnen, aacfc
wenn ihnen der Ausgang des Kampfes vorher oiTenbar geima
wäre; das pflichtmäfsige Handeln sei die Sache der Menschen, der
Erfolg stehe bei den Götteni"^).
Mit vollem Rechte verwahrt sich Demosthenes dagegen, das
man ihn für den Erfolg verantwortlich mache und seine SlaalSTe^
waltung darnach beurteile.
Und dennoch, wer kann es wagen sie eine missgiuckte oi
erfolglose zu nennen! Er hat das Höchste erreicht, was einem Staati-
manne gelingen kann; er hat durch Rede, Gesetzgebung und per-
sönliches Beispiel die Selbstsucht, die feige Trägheit und alle böM
Neigungen seiner Mitbürger überwunden; er hat sie nicht in fliidi-
tige Aufregung versetzt, sondern die erloschenen Kräfte der AtbeiMr
neu belebt, ihr edleres Bewusstsein wieder erweckt und sie aA
selbst wiedergegeben.
Wie langen Bestand diese Regeneration haben werde, konnte
er nicht ermessen, und im Leben der griechischen Fi-eistaaten sai
wir am wenigsten berechtigt, das Verdienst der Staatsmänner nacb
der Zeitdauer ihrer Wirksamkeit abzuschätzen. Jedenfalls hat er AthfB
vor einem Untergänge l)ewahrt, welcher die Geschichte der Sladt a
Schanden gemacht hätte. Denn bei dem tiefsten Schmerze ülier
die blutige Niederlage konnte er doch mit gerechtem Stolze sagen:
'Athen ist unbesiegt geblieben', insofern es, so lange es ihm folgte
alle Bestechungsversuche Philipps zurückgewiesen hat Sein Vo^
bitd ist es gewesen, an dem auch in der folgenden Zeit die bessenn
Athener sich gestärkt haben, die Würde der Stadt nach Kräfleo
aufrecht zu erhalten. Ein solcher Gewinn wäre auch durch sdiwereiv
Opfer nicht zu theuer erkauft worden.
DIE FOLGEN DER POLITIK ATHENS. 739
Aber auch das äufsere Schicksal Atiicns ist durch Deniosthe-
aes eben so wenig verschlimmert worden, wie den anderen Staaten
iie entgegengesetzte Politik Yortheil gebracht hat. Die Thessalier
und ihre Nachbarstamme, welche, durch trügerische Vorspiegelungen
rerleitet, Philipp zuerst in die griechischen Angelegenheiten berein-
(esogen haben und seine Mitlielfer zur Unterjochung Griechenlands
jeworden sind, haben von Allen zuerst und am vollständigsten ihre
Bdbständigkeil eingehüfst.
Die anderen Staaten haben sich nicht dazu hergegeben, Philipp
ra miterstützen, aber sie haben ihn gewähren und sich für ihre Neu-
tralität durch allerlei kleine Vorthcile bezahlen lassen, wie die Ar-
lUkder, Messenier, Argiver und Eleer. Auch sie haben von ihrem
f erhalten keinen Segen gehabt; sie sind vor Sparta sicher gestellt
worden, aber dafür durch die philippischen Parteigänger in eine
viel drückendere Abhängigkeit und völlige Ohnmacht gerathen.
Athen ist der einzige Staat, welcher dem Könige wirkliche
Schwierigkeiten und Gefahren bereitet hat. Aber die Beweggründe,
irelche ihn schon vorher bestimmt hatten, jedes Mittel zu versuchen,
im die Athener durch Milde zu gewinnen, waren nach der Schlacht
^cm Chaironeia noch mächtiger, als zuvor. Athen hatte sich in den
kiigen der gebildeten Welt aufs Neue als die erste Stadt der Hel-
enen, als das Herz von Griechenland bezeugt. Philippos musste
n seinem Interesse mehr als je darauf bedacht sein, sie zu schonen
und sich vor jedem Missbrauch seines Siegs zu hüten. Darum
jonnte -Demosthenes acht Jahre nach der Niederlage von Chaironeia
eine Mitbürger fragen, ob auch der bitterste Gegner seiner Politik
Btzt wolil noch wünschen konnte, dass Athen auf Seiten der Thes-
ilier oder der Peloponnesier gestanden haben möchte, die sämtlich
diliromer gefahren wären als die Athener ^^').
Demosthenes war der Vertreter einer vergangenen Zeil. Er
Mid noch Anklang und Vertrauen, aber keine ausdauernde Ent-
ddossenheit; er sammelte noch Gesinnungsgenossen um sich, aber
ie Zahl der Getreuen war auch in Athen gering und aufserlialb
iktben war gerade in den volkrci(*.hsten Landschaften griechischer
iefOlkening am wenigsten Verständniss für sein Streben. 'Wenn',
ngte er, *80 wie ich hier auf meinem Posten gestanden hal)e, in
il7»
740 PHILIPPS BELLEMSCDE POLITIK.
^jeder hellenischen Stadt nur ein Einziger gewesen wäre oder vA-
^inehr wenn Thessalien oder wenn Arkadien nur einen Mau
^gehabt hätte, der gleiche Gesinnung mit mir hegte, so würden inno^
4ialb und aufserhalb der Thermopylen die Hellenen frei und sdh
^standig geblieben sein\
Die ErscIilaiTung des Volks war es also, was Philipp den Siq
gab. Die sittlichen Kräfte des Widerstandes felilten und dam
mussten die unermessiichen Vortheile, die auf Philipps Seite ifdsm,
die Entscheidung geben; das stehende Ileer musste über die städti-
schen Milizen, der einheitliche Ileichsstaat über die lockeren Bondei-
genossenschaften, die Monarchie über die Republiken siegen. Treli
dieser unbedingten Ueberlegenheit sehen wir den Sieger nicht oaek
Gutdünken mit den Ueberwundenen verfahren, sondern er schlieM
sich ihren einheimischen Ueberlieferungen auf das Genaueste m
und anstatt die Entwickelung der Yolksgeschichte mit rauher Hu'
abzureifsen, nimmt er die Fäden derselben sorgfaltig wieder kL
Es sind lauter hellenische Ideen, welche der Makedonier sich ii*
eignet.
So war es ein uraltes Herkommen bei den Hellenen, dass ai
die Stämme und Staaten, welche nach vorörtlicher Macht streite
mit den nationalen Heiligthümem in Verbindung setzten, diese ii
ihren Schutz iiahnieu und durch freigebige Huldigungen in ihr b-
teresse zogen. So haben es Polykratcs und Peisistratos mit Dd«
gemacht; die Lakedä monier mit Olympia. Am wichtigsten aber ^
Delphi. Auf der Verbindung mit Delphi ruhte die Bedeutung, wekfc
der dorische Stamm für die Geschichte Griechenlands ^fiM
Athen, Sparta, Theben haben in verschiedenen Zeiten den Ab-
schluss an Delphi gesucht, ebenso lason von Plierai (S. 344). h
dieselbe Politik trat Philippos ein, nahm seinen Sitz an dem '?•
meiiisamen Herde' der Hellenen und wurde so gewissermafscn zd«
Hausherrn in Hellas und zum berechtigten Wortführer der national«
Interessen.
Bei seinen Mafsregeln im Peioponnes wurde auf die LandTer-
theilung zurückgegangen, wie sie bei Einwanderung der HeraklidA
angeordnet sein sollte. Der neue Hellenenbund gegen Persi* 1
wurde auf dem Isthmos vereinbart zur Erinnerung an das kori»-
thische Ihlndniss zur Zeit des Themistokles, und der ganze Penff-
krieg, als nationale PHicht aufgefasst, war ja eine Idee der kimott'
sehen Zeit. In der Demüthigung Spartas liihrte PhiUpp das atf>
PHILIPPS UELLEIVISGHE POLITIK. 741
ras Alben und Theben erstrebt hatten; spartanische Politik aber
rieb er, indem er nach Lysanders Vorgange die Widerstandskraft
et Staaten durch Parteigänger erschütteile und die Besiegten unter
lehnmänner stellte (S. 638), und ebenso wenn er nach Mafsgabe
ies Antalkidasfriedens Böotien auflöste und die Autonomie der
jindstadte verkündete. In Thessalien ging er auf die Einrichtungen
Ur Aleoaden zurück. Es sind lauter Reminiscenzen der griechischen
kschichte, welche in den einzelnen Mafsregehi des Königs zum
Vorschein kommen.
Aber auch die ganze Stellung, welche er zu den Griechen ein-
fehm, schlieüst sich ihren einheimischen Traditionen an. Denn unter
Ken Formen, in welchen griechische Volkskraft zu gemeinsamer
fh&tigkeit geeinigt worden ist, hatte sich keine wirksamer gezeigt,
b die der Hegemonie. Die Leitung einer kleineren oder gröfseren
Itutengruppe in ihren auswärtigen Angelegenheiten durch einen
ttaft seiner überlegenen Macht dazu berufenen Vorort, das galt seit
her heroischen Zeit für diejenige Einrichtung, welche dem griechi-
idhen Volksgeiste am meisten entsprach und allein im Stande war,
niler Schonung der inneren Selbständigkeit gegen aufsen eine
ÜKlit zu bilden, welche dem nationalen Ehrgeize und dem Bedürf-
mm nach Sicherheit des Verkehrs entsprach. Es gelang freilich
riemals etwas Dauerndes zu schaffen, aber das Streben nach dem
Bvenrechte der Hegemonie ist der mächtigste Antrieb zur Kraft-
Ctttwickelung geworden; es bildet den wesentlichsten Inhalt der
Iriechischen Geschichte, es hat die Spartaner, Athener und Thebaner
Mch einander auf die Höhe ihres Ruhms geführt.
Indem nun Philippos sein königliches Regiment auf die eigent-
idmi Reichslande beschränkte, unter den Hellenen aber nichts
anderes sein wollte, als der erwählte Feldherr zur Führung eines
Ütionalen Kriegs, so sclüoss er sich auch in der Hauptsache an
Bb Ueberlieferung an und nahm nur den leeren Platz des Hege-
KMnien ein, dessen das Volk nicht entbehren konnte.
So kleidete der fremde Heerkönig seine ganze Politik in solche
Wmen, welche er dem besiegten Volke entlehnte. Aber es waren
^A nur Formen. Er wandte sie mit grofser Klugheit an, um die
hHmen zu beruhigen, um ihre Kräfte rascher zu seiner Verfügung
i haben und um selbst als ein voller Hellene angesehen zu werden.
Vi» wenig Achtung er aber im Grunde vor dem hatte, was den
tfacben das Heiligste war, hat er durch seine Zerstörung der
742 PHILIPPS
Grieclieiisladte in Thrakien und Phokis gezeigt. Wenn also schoD
in den Staatenverbindungen unter Sparta und Athen so vieles un*
wahr war, indem man den Verhältnissen beschönigende Namen gil),
welche der Sache nicht entsprachen, so war hier die innere Unwahr-
heit noch um Vieles gröfser. Die gemeinsamen VereinbarungeB warai
königliche Verordnungen, die Bundesgenossen Vasallen und der natie-
nale Krieg, zu dem das Volk aufgeboten wurde, als wenn es die
Zeit nicht erwarten könnte, um sein Kiiegsverlangen zu befriedigei,
war zur Zeit ehi durchaus unpopulärer Gedanke. Der Perserfaiff
war längst verschwunden; der Grofskönig war mit den Griecben
in die engsten staatsrechtlichen Beziehungen getreten; er hatte neuer-
dings die attische Politik unterstutzt (S. 683), und diejenigen, weMie
überhaupt noch nationale Interessen im Herzen trugen und im
Zeitverhältnisse klar ansahen, mussten in ihm viel mehr einen Bun-
desgenossen und einen Schutz für die Freiheit ihres Volks, als einet
Feind sehen. Eben so wenig konnte ein vernünftiger Grieche n
eine Befi^iung der Volksgenossen in Asien durch Philipp von Make-
donien im Ernste denken. Also war der ganze ^nationale' Gednb
nur eine Maske für die Eroberungslust des Königs, und eben »
war es mit den amphiktyonischen Einrichtungen, dureh wekhe aa
den Griechen auf heiliger Grundlage des ältesten Staaienrechts ei»
neue Einheit schaflen wollte. Denn in der That wurde das, was
von jener uralten Einigung der Hellenen, auf welcher die Anfänge
ihi'er Geschichte beruhen, noch vorhanden war, das Einzige, w»
überhaupt von einem gemeinsamen Bande übrig geblieben, nur dam
benutzt, das Volk als solches aufzulösen und seiner Geschichte di
Ende zu machen.
Allgemeiner Friede, freier Verkelu* zu Wasser und zu Lawlf.
volle Sicherheit aller griechischen Gemeinden in ihren Verfassunpi
und ihrem Territorialbesitze, Freundschaft und Bundesgenossensdiaft
aller gegen den Erbfeind der Nation verbündeten Staaten — daf
war die Form, unter welcher sich die neue in Korinth vereinbarle
Verbindung den älteren Staatsverträgen anschloss. Sie unterscbied
sich aber von allen früheren dadurch, dass die vorörtliche Lritoof
in die Hände einei* Macht gelangte, welche aufserhalb Griechenhods
stand und allen Verbündeten zusammen in dem Grade überlepi
war, dass ihr gegenüber von einer wirklichen Selbständigkeit keiK
Rede sein konnte. Denn wenn es sich auch zunächst nur am &
auswärtigen Angelegenheiten handelte, so war doch deutlich, dass
HELLENISCHE POLITIK. 743
der zum unumschränkten Buiulesfeldherrn ernnimle König auch im
Innern der Staaten nichts dulden werde, was seinen Interessen zu-
wider war. Wenn er üher die Streitkräfte des Volks unbedingt
▼erfägen wollte, so musste er auch des Landes sicher sein, er musste
die I^and- und Wasserstrafsen wie die Hafen derselben beherrschen.
Darum belegte Philippos die wichtigsten Punkte mit makedonischen
Besatzungen, Theljen, Chalkis, Korinth, Ainbrakia; sie genügten voll-
kommen, um ganz Griechenland gefesselt zu halten.
Freilich war die ganze Verbindung nur für den Zweck eines
Kriegs geschlossen; aber es stand in des Königs Macht, den Krieg
nach Belieben auszudehnen, und Niemand dachte daran, dass der
Kdnig nach Beendigung eines Feldzugs die Hellenen aus der Heeres-
flirige entlassen würde. Es war ein auf ewige Zeiten geschlossenes
Waffenbündniss, und die Griechen verzichteten ein für allemal auf
das Recht, zu selbstgewählten Zwecken die Waffen zu ergreifen.
Jede Widersetzlichkeit gegen den Oberbefehlshaber war ein Frevel
gegen den beschworenen Bundesvertrag, jeder Versuch, eine sclb-
Btfindige Bewegung wieder zu gewinnen, wurde als eine Empörung
angesehen, wie das Schicksal von Thessalien und Theben bewies.
Auch der Dienst im persischen Solde wurde als Landesverrath ver-
pönt, um dem Feinde die griechischen Ilülfskräfte zu entziehen,
änf denen seine Macht wesentlich beruhte. So war also schon durch
das Oberfeldhermamt Philipps die staatliche und persönliche Freiheit
der Griechen in den wesentlichsten Punkten aufgehoben.
Dann war er al)er auch der Hüter des Landfriedens. Also
jade Art von Ungebühr, welche denselben gefährdete, aUe inneren
Unruhen und Parteifehden, durch welche die Bürgschaften für den
aichem Bestand der Verträge vermindert wurden, Ackervertlieilung,
SchuldentOgung, Sklavenbefreiung und andere Umwäbsungen unter-
lagen der Controie des Bundesraths und der Bestrafung von Seiten
des Bandeshaupts. Jede Gemeinde, von welcher ein Friedens-
bmch ausging, sollte von der Theilnahme am Bunde ausgeschlossen
werden, auf welcher allein ihre Autonomie beruhte. Zur War-
aong vor allen Erhebungsversuchen sollten die von Philippos zer-
■lArten Städte für alle Zeit in Tmmmern liegen bleiben. Die
achonenden Mafsregeln des Königs, namentlich Athen gegenüber,
dessen Seehafen kein makedonisches Kriegsschiff einlaufen sollte.
Beschrankungen, welche der Machtha1)er sich auflegte, so
laiige es ihm für seine Zwecke vortheühaft erschien. Gewaltsame
744 ZUSTÄMDB DER HELLE?IEN
£iiigi*iire in das Leben der Staaten und Yerielzungen Aet einge-
räumten Rechte konnten nicht ausbleiben, denn die feine Giin-
linie zwischen dem absohiten Königthume, welches jenseits is
Thei*mopylen galt, und der Hegemonie in Griechenland war auf die
Dauer nicht zu halten.
Die wirkliche Natur des neuen Verhältnisses machte sich u*
türhch erst allmälüich geltend. Auch in Betreff der Tmppeoaai-
hebung scheint Philippos mit grofser Schonung vorgegangen su am.
Es koimte ja auch nur den Interessen des Königs entsprechen, das»
man den Eintritt seiner Herrschaft als den Anfang besserer Ta^e
begrüfste, dass eine wohlthätige Beruhigung und ein Gefühl bog
entbehrter Sicherheit sich einstellte, der Wohlstand sich hob, die
Städte sich aufnahmen und das Vertrauen zurückkehrte. Was Grie-
chenland gewann, kam ihm zu Gute, und seine Macht befestigle
sich am Besten, wenn man sich der Ansicht hingab, dass das bv-
gerliche Leben in den alten Geleisen sich ungestört fortbewege!
werde "*).
In Athen bUeb die nationale Partei am Ruder. H^perada
verllieidigte sich wegen seiner Gesetz vorschlage (S. 719) gegen Aristo-
geiton, indem er den revolutionären Charakter derselben einräumte,
sich aber mit den Zeitumständen entschuldigte. 'Nicht ich', sagte
er, 'sondern die Schlacht von Chaironeia hat jene Gesetze gegebes',
und die Bürgerschaft s])racli ihn frei. Die Athener belobten neu
Monate nach der Schlacht in ötleutlicher Urkunde zwei Akamam,
Phonnion und Karphinas, welche, der alten Freundschaft ihres Volks
eingedenk, Athen auch im letzten Kampfe mit ihrem Anhange bereil-
willig unterstützt hatten, und schenkten ihnen das Bürgerrecht Kon
zuvor hatten sie auch die Tenedier offenüich geehrt, die treuestet
ihrer Bundesgenossen auf den Inseln. Nach der furchtbaren Auf-
regung der Kriegszeiten und der übermäfsigen Anspannung, wekhe
die Verwaltungszcit des Demosthenes hervorgerufen hatte, athmete
man wieder auf und wendete sich mit lang entbehrter Mu^ des
städtischen Angelegenheiten zu.
Dabei hatte Athen das besondere Glück, an Lykurgos einea
Mann zu l>esitzen, der mit unvergleichlichem Geschicke die Finaniei
der Stadt ordnete und die vermehrten Einnahmen auf die edelste
W'eise verwendete. Er wusste die Jahreseinkünfte auf 1200 Takole
(1,886,000 Th.), zu erhöhen; er sorgte für den Mauerbau uri
brachte die Zahl der Kriegsschiffe auf 400. Der Bau der Schills-
UNT£R HAKEBONiEN. 745
häuser wurde wieder aufgenuinmen, Arsenal und Zeughaus kerge>
flIeUt Er vollendete das Theater des Dionysos, baute das Stadion
«n llissosy das Odeion und das Gyninasion im Lykeion; er eiTichtete
den groJjBen Athenern, wie dem Sophokles, ehrende Standbilder.
Seit den Tagen des Perikles war nicht in solchem Zusammenhange
und in so grolsartigem Sinne für die Ausstattung Athens gesorgt
worden. Seitdem die Stadt keine eigene Politik verfolgen konnte,
war dies die einzige Art, wie die Ehre derselben erhalten und das
Andenken der Vorzeit gepflegt werden konnte. Auch auf der Burg
wurden Weüigeschenke aufgestellt, welche in Folge der glückver-
teifiitenden Ereignisse vor der !\iederlage gelobt waren, und Denk-
niler zu Ehren der Tapferen, die man für ihre würdige Haltung
MRenÜich belobte. Ilaben doch auch die Thebaner ihrer tiefen De-
■lAlbigimg ungeachtet auf der Wahlstätte von Chaironeia ein statt-
iehes Denkmal aufgerichtet, das kolossale Marmorbild eines Löwen,
ier aufrecht sitzend das Grab der gefallenen Bürger hütete und
ihren Heldenmuth den kommenden Geschlechtern verkündete ^^°).
So lebte der Sinn für das Edle und Schöne auch nach dem
Verluste der Freiheit in den Hellenen fort und gewTOu^te ihnen
«inen Trost für die Einbufse an den Gütern, ohne welche sie in
ArAheren Zeiten das Leben ffu* unerträglich gehalten hattön. Es
tni für das Verlorene kein Ersatz ein; deiui die griechischen Ge-
ncinden wurden keüieswegs in ein gröfseres Ganze aufgenommen,
als Glieder desselben ein neues Leben zu beginnen, nachdem
Kraft des Sonderlel)ens in den einzehien Gemeinden erschöpft
ir, und eben so wenig wurden sie imter sich ein Ganzes. Viel-
mehr blieben die Mittel- und Kleinstaaten unverändert in ihren ab-
^Mchlossenen Existenzen, feindselig und misstrauisch gegen ein-
ander, im Innern voll Zwist und Parteifehde. Die hohen Ziele, in
derm Verfolgung die Staaten und Parteien sich zeitweise geeinigt
batten, waren nicht mehr vorhanden; alle idealen Richtungen traten
lorflck, die Interessen verengten sich immer mehr; kurz, alle
groben Seiten der griechischen Stadtrepubliken gingen verloren, die
Sdiwdchen und Nachtlieile erhielten sich und wurden immer fühl-
berar. Das Protektorat eines ausländischen Königs, welcher nach
WiDkär schonende Gnade oder unbarmherzige Strenge über die
unterworfenen Staaten ergehen liefs, förderte unter ihnen den Geist
der Eifersucht, welcher ihm eine Burgschaft für die Sicherheit
Herrschaft war, und brachte nach keiner Seite hin Segen.
746 EK'SFLt'SS D£R fiUKEUOISlSGHEN UEKKSCUAFT.
Einzelne Hellenen fanden die reichste Befriedigung ihres Ehrgeim,
aher sie wurden dadurcli ihrem Vaterlande enlflremdet Der abn-
teuernde Sinn, der in den arkadischen Kantonen seit alter Zeit ea-
heiuiisch war, in den andern Theilen Griechenlands seit dem EUe
des peloponnesischen Kriegs sich entwickelt hatte, griff immer mekr
um sich, verwilderte das Volk und entführte dem Lande seine Ukh-
tigslen Söhne. Die Talente, die Bildung, alle geistigen Knik
der Hellenen wusste der Makedonier anzuerkennen und zu fcr
werthen; er huldigte dem Ruhme ihi*er Vergangenheit, er schmi-
chelte ihrer Eitelkeit, ^aher für die Hellenen selbst, für das Vdk
im Ganzen hatte er kein Hei*z. Die Patrioten hasste er als unTV-
sdhnliche Feinde, die Verrather, welche ihm das Land in die tBok
geliefert hatten, verachtete er. Wenn er auch Alles, was er erreidil
hatte, den Griechen verdankte, wenn sie ihm auch für seine weiUra
Zwecke unentbehrhch waren, so machte er sie doch nur seiMfl
dynastischen Ehrgeize dienstbar, ohne dem Volke einen selbständipi
Antheil am Ruhme zu gönnen und an ehie neue ErtiebaDg 4r
Hellenen in seinem Reichsverbande zu denken. Darum war ier
Eintritt Griechenlands in die makedonische Herrschaft nicht iet
Uebergang in eine neue Zeit, welche das Abgestorbene besdligle
und frische Keime der Entwickeluug hervorrief, sondern nur Rück-
gang und l'nlorgang. Der religiöse Glaube hatte langst seine Kndt
verloren, der phih)sophis(he Gedanke koimte nur Einzelne zu eiaer
höheren Auffassung der menschlichen Aufgaben führen und &
Kunst konnte wohl einen tröstenden und erheiternden Glanz üf
die Statten des alten Ruhms werfen, aber den Bfirgergeineiiida
keinen sittlichen Halt gewähren. Die einzigen Antriel)e, wekhe ii
Grie(!henvolke noch wirksam waren, um die Selbstsucht zu über-
winden und eine Hingebung an höhere Ziele zu erwecken, hgto
im Genieindegefühle, in der Anhänglichkeit an Stadt und Vaterlani
hl der Ti*eue gegen Gesetz und Herkommen, in der Pietät gefrt
die Vorfahren, in der Liebe zur Freiheit. Was sich aii hochhenigff
Gesinnung in den letzten Zeilen gezeigt hatte, wui'zelte im staat-
lichen Bewusstsein. So wie also dieser Boden dem Volke entzogfo.
sein Vaterland vernichtet und sein Gemeindeleben verkümmert niinfc,
mussten auch die Tugenden verfallen, welche noch aus der alt«
Zeit übrig waren. Darum hat (üe makedonische Herrschaft nur ent-
sittlichend auf die Griechen gewirkt. AeufserUches >VohllebeD \ai
eine kleinbürgerliche Behaglichkeit war es, was die Menge sich
FORTLEBEN DflR UELLENEIS IN DER WISSENSCHAFT. 747
verschaflen suchte. Alle höheren Impulse gingen mehr und
mehr aus.
Die liervorragenden Männer hatten sidi schon lange von den
DrUkhen Einflüssen unahhrmgig gemacht und einem idealen Griechen-
thiim nachgestrebt, welches über den Unterscliieden der Stämme
und Staaten erhaben war. Das sehen wir am deutlichsten an dem
prolseii thebauischen Staatsmann^ (S. 3S3), und Isokrates rechnete
m den Hellenen zum höchsten Ruhme an, dass ihr Name weniger
«iae Nationalität als eine gewisse Bildung mul weniger eine köqier-
Bebe als eine geistige Uebereinstimmung bezeichne. Die geistige Be-
wegung hatte sich seit der Zeit des Sokrates mehr und mehr vom
tfentUchen Leben abgelöst; je mehr die bürgerlichen Interessen
afadi verengten und verflachten, um so reicher entfaltete sich der
IHssenstrieb der Hellenen und der Geist der Forschung ging jetzt
«it gröfserer Energie als je zuvor in die Weile und in die Tiefe,
rieh nirgends Ruhe gönnend, Menschliches und Göttliches umfassend.
AUe Stofle des Nachdenkens wuMen bewältigt; allen wurde eine
fruchtbare Betrachtungsweise und die entsprechende Methode ab-
^erwonoen; die Ergebnisse frühei^er Arbeiten wurden sorgsam ver-
«erthet und die bis dahin getrennten Richtungen auf das Gluck-
lidiste vereinigt. Die sokra tische Forschung und das, was die
Sophisten an mannigfaltigen Studien angeregt hatten, so wie die
Arbeiten des Eudoxos, Demokritos u. A., AUes wurde nun in Ver-
wundung gesetzt, ethische Spekulation, Naturforschung und Geschichts-
Joinde wurden vereinigt. So bildete sich eine neue, uni\'ersale
Wissenschaft, und das seiner pohtischen Bedeutung beraubte Athen
tarhieli eine neue Weihe, indem Aristoteles drei Jahre nach der
Beillacht bei Chaironeia daselbst die Schiüe gi*ündete, aus welcher
die Vollendung heUenischer Erkenn tniss hervorging.
Deutlicher als Piaton erkannte er die Lebensunfaliigkeit der
Iwlicnigchen Bürgerstaaten; streng beurteilte er aUe Schwäclien
und Schäden derselben, namentlich die Auswüchse der Demokratie,
woduirh es in einem Staate wie Athen den Weisen und Beson-
nenen unmöglich gemacht war, sich am öffentlichen Leben wirk-
sam zu betheiUgen. Aber er stand der Geschichte seines Volks
nicht gleichgültig oder feindselig gegenüber und er gab es nicht
Mf, seitdem es aufgehört halte das Volk zu sein, wel(*hes die
4Saaehieke der Mittelmeerländer liestimmte. Es blieb ihm das aus-
eiiHÜUte Volk, das Volk der Zukunft, welches jetzt erst dazu ge-
748 ARISTOTELES UND DIB IDEALB
langen Avenle, die Gaben in vollem Mafsc zur Geltimg zu bringa,
\\elclie es vor allen Völkern der Erde auszeichnen. Denn die Väbr
des Nordens, sagt er, sind tapfer, aber sie ermangeln des Erfannl-
uisstriebes und des künstlerischen Sinnes, darum sind sie wiU
geeignet, ihre Unabhängigkeit zu bewahren, aber zur SUatsbiUiii|
shid sie nicht berufen und auüser Stande, andere Nationen zu be-
herrschen. Die Asiaten haben Anlage zur Erkenntniss und nr
Kunst, aber es fehlt ihnen der tapfere Muth; deshalb sind sie nickt
geschickt, ihre Unabhängigkeit zu erhalten und sinken in IMeort-
barkeit. Das Geschlecht der Hellenen allein hat die Tapferkeit n-
gleich und den Sinn für Kunst und Wissenschaft; deshalb ist es
zur Freiheit geschaffen und hat die besten bürgerlichen Einridh
tiingen ausgebildet und ist berufen, alle Völker zu beherrscbn,
wenn es in einem Staate vereinigt ist^®^).
An eine solche Weltheri*schaft konnte Aristoteles glauben, m
lange die Person Alexanders ihm die Hoffnung gewährte, dass dkr-
selbe ein wahrhaft hellenischer König sein und das Ideal der Ib-
narchie verwirklichen werde, welches so vielen Hellenen seit bagt
vorschwebte. In der That war es aber nur eine geistige Obmackli
die das griechische Volk den anderen Nationen gegenüber gewoaBa
hat, niid diese wirklich errungene WeltheiTsctiaft hat es dem Aristo-
teles noch mehr als seinem Zöglinge zu danken.
Durch ihn ist die Philosophie auch in die nächste Deziehiu^
zur Geschichte seines Volks getreten, indem sie sich die Auf^
stellte,' den gesamten Inhalt derselben wissenschaftlich zu bearbeitn.
Urkunden wuiilen gesammelt, die Verfassmigen erforscht und mil
einander verglichen, ihre Vorzüge und Mängel, ilu^ Uel>ergänge und
EnUu*luiigen beobachtet. Wie der IMiysiologe am entseelten KöqHT.
so machte der Philosoph an den Staaten, deren Entwickelung j,^-
schlössen war, seine Sludien, um die Lebensbedingungen des i.t-
sunden Organismus so wie die Ui*sachen seines Verfalls zu erkennen.
Auch Literatur und Kunst fasste man in ihrer geschichtUchen Ent-
wickelung als ehi Ganzes auf, man schrieb die Biographien dfr
Staatsmänner, man ging vom Letzterlebten in die ältesten l'eber-
lieferungen zurück.
So entwickelte sich unter den Griechen eine reiche Wissen-
schaTt, welche das eigene Kulturleben zum Gegenstande hatte, und
weini sich auch nur verhältnissmäfsig Wenige an diesen Arbeiten
betheiligten, so bezeichnen sie doch den Cliarakter der Zeit, welrbe
I
WELTHERRSCHAFT DER HELLENEN. 749
dem Untergange der Unabhängigkeit folgte, und es tritt uns die
organische Entwickelung der Hellenen auch in diesem Stadium recht
deutlich vor Augen, wenn wir sehen, wie der Geist des Volks nach
Erschöpfung seiner bildenden Kraft und Vollendung seiner prak-
lieehen Aufgaben auf dem Gebiete der Politik sich nun gleich mit
^oUer Energie anschickt, durch wissenschaftliche Betrachtung die
Vergangenheit im Zusammenhange zu verstehen und gleichsam die
Fröchte einzufahren, welche für die Erkenntniss menschlicher Dinge
m dem nun abgeschlossenen Entwickelungskreise gereift waren.
So setzte der im Staatsleben und mit demselben erstarkte Geist des
Tolks aufserhalb desselben und frei von allen örtlichen Schranken
leine Wirksamkeit fort und bezeugte seine ungebrochene Kraft.
Freilich waren auch die Staaten nicht abgestorben und die
\ ydkskräfte noch nicht verbraucht; in manchen Gegenden, wie in
j ien Acheiooslandschaften und in Arkadien, waren sie noch gar nicht
f In rechter Entfaltung gekommen. Auch die am meisten erschöpften
jtleaten lebten in ihrer Weise fort. Sparta trotzte nach wie vor
itatf seine vorörtlichen Rechte. In Athen erhielten sich die alten
iWteien. Man wagte neue Versuche, um freie Bewegung wieder
9a gewinnen; es wurden sogar Versuche zu neuen Staatsbildungen
^nnacht, um die zusammengeschmolzenen Kräfte der Nation in
ärweckmäfsiger Weise zu einigen. Aber alle diese Erhebungen waren
Jbor Unterbrechungen der Fremdherrschaft. Die Erhebung Athens
Wolter Demosthenes war die letzte grofse That des freien Griechen-
Sinds und die zusammenhangende Geschichte desselben ist mit dem
IWeden des Demades zu Ende.
ANMERKUNGEN
ZUM FÜNFTEN BUCH.
1. (S. 2). Spartaner in Achaja Thuk. IV 21.
2. (S. 5). Aoerkennnng entgegenstehender Bündnisse dareh Sparta: IkL
I 112. 115. V18.
3. (S. 6). Der Name d Q^ofrrrig htiiie an sich nichts Verletxeides; eririii
sogar als ein milderer dem der attischen Bundesinspectoren (^/ffjmva*, ff
Xaxeg) gegenübergestellt. Theophr. bei Harpokr. knCaxonou Verf^l. Diod. XUS
(aQfioCovres filv t^ ^^y% Tvqavvot dl rotg nQay/Ltaaip). Es war keia bnv
Marne; er war aber nicht den peloponnesischen BandesverhillDiss«« nMä,
sondern es war der Name der Vögte, welche von Sparta in die Periftsah
zirke geschickt wurden (Schol. Pind. Ol. 6, 154. Schömano Gr. Alt l*,ll^
Wenn also in die unterworfenen ßnndesorte ebenfalls ,Harraosten'(ol nttgmn
xalov^fvot uQ/j. Diod. XIV 10) ausgeschickt werden, so darf man wohl diffo
schliersen, dass die Buodesorte wie auswärtige Aemter oder Vogteiea ai^e-
sehcD wurden, mit denen sie auch das gemein hatten, dass Tribut von ihMi
erhoben wurde. In freierer Weise wird das Wort Thuk. VIII 5 gebraucht) fi
es eioc solche Stellung bezeichnet^ wie sie Gylippos in Syrakus hat. — RkT'
chos: Xen. 1 1, 35; 1 3, 15f. — Ausnahme wegen des Alters: Thnk. IV Itt
ifjjy Tfßcjk'iMV nagnyo/ntog atJQag i^^yov ix 2naQiriq. Das war im Jahre 49
und geschah vielleicht um Brasidas zu kranken.
4. (S. 7). Lysandros als Nauarch im Auftrag des Staats handelnd: Diii
XIV 10. Herstellung von Aigina und Melos: Xen. Hell. II 2, 9. Plnt. Lys. li
Skione ebenda. Vertreibung der Messenier aus Naupaktos und den Inseln: Difi
XIV 34 (aus Kephallenia) und XIV 7S (aus Zakynthos). Paus. X 38, Id.
Lykon nQoJovg Navnaxrov ,Homeros' des Metagenes: Meineke FragB. Ctait*
Graec. 2, 755. Bergk. Rel. Com. Att. 423.
5. (S. 8). Lysandros in Milet: Plut. Lys. 19; in Thasos: Corn. Nep. Lys. 2.
Polyaen. I 45, G.
6. (S. 9). Heloten als Harmosten: Xen. Hell. III 5, 12. Tribute bis itf
Höhe von 1000 Talenten: Diod. XIV 10. Plut. Lys. 17.
7. (S. 13). Ueber die Herrschaft der Dreifsig: Xen. HeU. II 3ir. Die BcJn
des Lysias g. Eratosthenes, Agoratos und Nikomachos u. a. Gelegeatliek b**
l^rates u. a. Redner. Neuere Darstellungen: Lachmann Gesch. Gr. voai E»k
ii
li
It
Ib
1^
ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH. 751
I pclop. Kr. bis Alex. 1839. Sievers Gesch. Gr. vom Ende des pelop. Kr.
I zur Schi, bei Muotioeia 1S40. Scheibe Oligarch. Umwälzung zu Athen am
i4€ des pelop. Kr. und das Archontat des Eukleides 1843. Weilsenborn Hellen
44 (p. 197 f.) — Acnophon schliefst sich in den beiden ersten ßüchern der
iteiDtheilang des Thuk. an. Bei der Nachlässigkeit seiner Darstellung und
n grofsen Verderbniss des Textes ist die Chronologie nur durch Combinationen
rsostellen. — Ueber die Einrichtungen der Dreifsig: Scheibe 66. Die Auf-
biiog der heliastischen Gerichte ist selbstverständlich; die Beseitigung des
•eopags folgt nach Raucheustein Phil. 10, 605 aus Lysias I 30. Dagegen
kSmann Gr. Alt. l> S. 581 ; vgl. unten Anm. 29. — Pythodoros, Einer der 400
Bren Collegium das Seminar der 30 war): Plat. Alk. I p. 119. Diog. Laert.
L 54, philosophisch gebildet, wie sein College Aristoteles. Bergk Rel. Com.
t, 100.
B. (S. 15). Kallibios: Xen. Hell. II 3, 14. Diod. XIV 4. Autolykos: Paus.
I8y 3; IX 32, 8. Plut. Lys. 15. Cobet. Prosop. Xenoph. p. 54. Vielleicht war
Lysaadros selbst, welcher die Truppen hinführte und den Harmosten ein-
tato, nachdem er Samos erobert und an der thrakischen Küste seine Gewalt-
iCirageln durchgesetzt hatte.
9. (S. 16). BttTQttxos 6 naQe^Qos 6 l^ ^n.Qtou Archippos bei Athen. 329*^ —
Fr. Hermann Staatsaiterth. §. 139 mit Meier de hon. dnmn. 188 gegen die
Utitiit der 'Mextt anter den Dreifsig und in der Demokratie. Aber 2 Elfer-
Degien mit gleichen Functionen sind doch nicht anzunehmen. Die alte Be-
rie warde neu eingesetzt und erhielt eine ganz andere Bedeutung. Scheibe
, -^ Ücber den xttrdloyo^ (o fierä Avadvdqov x.): Rauchenstein Philol. 15,
B nad zu Lysias XXV 16. — Ueber Agoratos, der am Morde des Phrynichos
dlgeeommen zu haben behauptete und sich in Folge dessen das Bürgerrecht
■•Ttte: Lys. XIU 70 ff.
10. (S. 18). Alkibiades die Plane des Kyros durchschauend: Ephoros bei
»4. XIV 11. Nep. Ale 10. Die Nachrichten über sein Ende bei Cornel.
lt. Jostin and Diodor führt Fricke, Untersuchungen über die Quellen Plutarchs
I«eben des Alk. 110 auf Theopomp, die davon abweichende Ueberlieferung
\ Diodor auf Ephoros zurück. Timandra nach Athen. 574: Theodote. Nach
fcoros wollte Pharnabazos die Nachricht von Kyros durch keinen Andern an
A Hof gelangen lassen; doch erklärt dies die blutige That nicht. Deshalb
, des Ryros Mitwirkung wahrscheinlich, welcher Alk. am meisten zu fürchten
It«. Vgl. Grote 8, 427. (4, 550 D. U.) — Ausweisung des jüngeren Alk. und
«lUcation der Güter: Isokr. de bigis 40 u. 46.
11. (S. 20). Eukrates und Nikcratos: Lys. XVIII 4. 6. — Leon: Andok.
fst 94. Scheibe 83. — Lykurgos: L. d. X R. 841. Clinton F. H. zu d. J.
7 (aicht der Vater des Lykophron nach Scheibe 101). Peison und Theognis:
rf. Xn 6. Xen. Hell. II 3, 2. Die Bedrückung des Kaufmannstandes ent-
rieht den politischen Grundsätzen der Oligarchen, welche den Staat von seiner
ireantilen Richtung ablenken wollten. Vgl. [Xen.] de rep. Ath. 2.
12. (S. 23). Die 3000 waren eine neue Auflage des Bürgerausschusses.
Mraneoes ,x6&oQVog': Xen. Hell. II 3, 31. Schol. Ar. Ran. 47; der auf beide
ifiM paffende Schuh bezeichnet den dfi^otf^iafiog in der Politik Poll. VII
t^91. RheiD. Muf. 20,390.
752 ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH.
13. (S. 35). Thcramenes' Vertheidigane^ : Hell. 11 3, 35 r. Xei. ksfa-
stigt ihn ; ergänzend Lysias XII 77. Scheibe 93. Die Liberalen woUtei fti
durchaus nicht als einen Märtyrer ihrer Sache anerkennen. Dn^^gea hti «
eine günstige Beurteilung in der Schule des Isokrates, vgl. Volqnardaei Ca-
ters. über die Quellen des Diod. L. XI— XVI, 1808, 63. ~ Rritiat' ttSkm
Leben Xen. Hell. II 3, 36. Mem. 1 2, 24.
14. (S. 27). Periandros: Diog. Laert. I 7. Zerstömnf^ der AraeMle: Lji.
Xill 46. Isokr. Areop. 66. (Jeher die Aenderungen der Pnyz Tgl. mnm Alt
Studien. 1, 56. Verbot des freien Unterrichts: Xeo. Mem. 1 2, 3L
15. (S. 29). Ol negl XaQixXia^ die Ultras und Führer der Drcifsig («it
die Genossen des Phrynichos unter den 400): Arist. Pol. 205, 2. — KmgmM^
Theilnahme: Plut. Lys. 27. Diod. XIV 6. Demosth. XV 22. — Aqptw
{nXovöiog ^x ßvQao^i^Hxijg Schol. Plat. Apol. IS) mit seinem Get^waltr W
Malea durch Sturm aufgehalten und nach dem Verlust von Pylos (Diod. XBI 54)
angeklagt, giebt das erste Beispiel der Bestechung des Gertchtskefs (xta^Mi
j6 i5txaCetv Arist. bei^Harp. ötxaCofv), — Archinos, vielleicht ein Saha im
Myronides, furd ye rovg d-€oißg attnoTarog rrjg xa&oiov r^p ^^fip Dea- XXIV
135. Sievcrs S. 107. Zerstörung der att. Festungen: Lys. XJI 40. nyle «■
aber ein x^qCov in^v^ov geblieben Hell. II 4, 2; auch Bleosis.
16. (S. 31). Säuberung von Eleusis: Hell. II 4, 8 (und Salaab: tji
XII 52; XIII 44; Diod. XIV 32). 300 sind keinesfalls die GesaatiaU *r
waficnfähigen Bürger. Entweder erfolgte auf dem Markte eine Sondereag te
Verdächtigen und der Unverdächtigen, oder es waren die Letzteren seht i fnhr
herausgezogen. Ersteres nimmt auch Scheibe an, der aber S. 111 voa mmt
Musterung der Reiter spricht. Nach Grote 8, 364 (4, 515 D. U.) sellie db
Bürger fortgeschleppt worden sein.
17. (S. 34). Kampf in Munychia: Hell. H 4, lOf. Kleokritos 6 fitfrin
xiJQv^y §. 20. Dem Thrasybulos legt eine ähnliche Rede bei Justinas V li
— Einsetzung der i^ixa ar^QSi avioxQicTOQfg Diod. XIV 33; (f «xa Jov/oi Haff,
Soid. 8. V. cT^jfft. Lvs. XH 55.
IS. (S. 35). Die Tyrannen behielten auch nach dem Tode von Kritii%
Hippomachus, Theramenes und nach dem Ausscheiden von Eratostbeaes a^
Phcidon in Eleusis den ßehürdenamen der Dreifsig. — NnmensnoterschrÜ:
ol ^JukivaivaiSt dnoyQutljd/Lifvoi Lysias XXV 9. Vgl. Grosser in Fleekeistti
Jahrb. 1S69 8. 204. — Zuzug aus Acharnai: Lys. XXXI 16. Lysits: L kt
X R. 835, (und Ismenias) Justin V 9. Isotelie Hell. H 4, 25. Noth in Atki:
Xen. Mem. II 7, 2.
19. (S. 37). Pheidon in Sparta: Lys. XII 58. Hell. II 4, 28. Plot Lvi
21. Pausanias <f>d-o%'^aag Avadv^S^t^ — ntlaag löiv itpoQmv r^(, l^ift^
(fQovodv Hell. 29. Was die Agiaden betrifft, so zeigt sich bei Leonidas ciM
entschieden hellenische Gesinnung; Pleistoaoax vermeidet den Krieg mit AtkM
(Thuk. I 114); ebenso Pausanias. Sein IVachfolger Agesipolis ist der eitsrkie
dcnste Gegner gewaltthätiger und einseitig spartanischer Politik, KlfMübnlii
gleichfalls. Daher linden wir auch meist Prokliden als Feldherro io AttiU
Sievers S. 3S2.
20. (S. 39). Diognetos: Lys. XVHl 10. Paus, recognoscirt an Mpf*^
Xi^riv Hell. §. 31. Dies ist vielleicht der innerste durch die Maner vob E>*
ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH. 753
^Mrioii abif^Mchoitteie Theil des Peiraieus (deo Ulrichs UXa£ nennt), wie ich
4» port. Athen, p. 34 vermutbet habe. Denn von hier aus musste nach. dem
FhaleroD hiniiher eine Maner gezogen werden, welche die Halbinsel Peiraiens
■ttefcoeldeo sollte.
21. (S. 39). Grosser, Amnestie des Jahres 403. Minden 1868 S. 39. 1.
VenShnnngsvertrag: Xen. Hell. II 4, 38: itp ^ts siQrjvtjv fih ^x^tv TrQog
iiliiXüvf, antivai Sk inl rrc iavitov hdatovg TrltjV rdiv TQiaxovra xal xav
hfSfxa jral tüv Iv r0 IliiQaiH dQ^civrcov 6ixa, Unterscheidung^ der Versblinun^
wni der Amnestie seit Hinrichs de Theramenis Critiae et Thrasybuli rebus et
fafMio Hambor^ 1830. -> Separatvertrag mit Sparta: Lys. VI 38; Isokr. XVIII
19; Hell. II 4, 36. — Grosser unterscheidet 3 Akte des VersÖhnnngswerks
{ßäuXlayaC): 1. awS^ijxat, Versöbnungsvertrag zwischen den i$ aauog ond
Ht^jenifen Ix UetQaidig, 2. ol ooxoi, die eidliche Ratification. 3. ol oqxoi
4kI ai auv^fjxai ovaai rots *Elfvmv69(v Lys. VI 45, die erweiterte und voU-
iMimdige Amnestie.
• 13. (S. 40). El di Tivfg (poßotvro etc., Hell. § 38, ist keine Vertragsbe-
Mimgung nach Grosser S. 10, sondern angefügte Thatsache. So auch Diod.
JQV 33 ffwix^QV^^^' Auch bei Andoc. I 90 keine solche Vertragsbe-
mvDg.
23. (S. 43). Nach Plut. de glor. Ath. 7 ziehen die Exilirten (o^ ix ITet-
) am 12. Boedromion (Sept. 21 nach ßückh) ein; es war der Tag der
^üyicni)^« ilevd^iQitts : A. Mommsen Heortologie 217. Alaipiog (derselbe wie
■dloL Ar. Eccl. 2087) führt ominis causa die no/LtTtrj Lys. XIH 80; vgl. Monats-
bwldkte der Berl. Akademie 1870 S. 169. Thrasybuls Rede: Hell. §. 40.
Biti iiiiioa (Dion. Hai. Lys. 34) kein Oligarcb^ wie Grote meint: Schömann
^•rfassuogsgeach. Athens S. 93. Nach Blass Gesch. der griechischen Bered-
■mkeit bis auf Lysias p. 442 der Aristoph. Frösche 965, Eccl. 97 verspottete
MsMigoge. — Ueber Lysias' Rede gegen Phormisios' Antrag vgl. jetzt Usener
flbftrb. f. PhiL 1873 S. 145. Nach ihm ist die Rede vor einer nur aus An-
Hagera der stSdtischen Partei, nicht des ^fjjnog bestehenden Versammlung ge-
Allt0Oy in der blofs Grundbesitzer der höheren Censusciassen zugegen gewesen
mtHi&m S. 167. Diese sollen, wie Us. S. 169 ausführt, die seit den Verfassnigs-
IMeroBgan des Drakontidas zu Recht bestehende ixxlrjoüt, die fAitixoneg rijs
mokntiag (Isokr. XXI 2) gebildet haben. — EiQrjin] die Zeit nach Thrasybuls
Mtokkehr. jifdvtioreia als technischer Ausdruck erst hellenistisch, vorher ro firi
24. (S. 43). Grosser Ende der Dreifsig, in Jahrb. für Phil. 1869 S. 193:
Xml Hell. II 4, 43 joifs atQairiyovg avTcav (die Dreifsig) ds loyovg iX&amag
itmixrtrpup^ vgl. Justin. V 10. 8 ad colloquium veluti dominationem recepturi
iBfidiaa comprehensi trucidantur. Isokr. VII 67. avjovg rovg ahianarovg
»w Mmuhf avilovzeg. Ueber den Vertrag mit der Partei in Eleusis nach
Tode der Dreifsig s. Aam. 21. — Eratostbenes: die Rede XII des Lysias
üia ist gehalten, während die Dreifsig nach Rache sinnend in Eleusis
: 80 ^jy<r dnovat fikv lolg iQiKxovta intßovXevat, nagovrag 6* affiJTe,
M mkI f OfC nokifiioig /xaxiO&€ ; blieb aber vermuthlich erfolglos: Frohberger
WbH S. 20.
15. (& 44). Unbedingte Amnestie: Xen. H 4, 43. toig ^ &XXo$s —
OArtioi^ Gr. Qescb. UL 48
754 ANNERKUIIGEN ZUM FÜIfFTEIf BUCH.
tnEiaav avvnXXayfivai »aX ofAoaavnq ÖQXOvg vj (a^v fui fivtfOiXMt^ifHV^ Iriad
vvv ofAQv ye noXiieiovrat xal tois oQxotg ^fÄfiivd 6 dtifio^, Jittie. V II:
populns, qaem einigrare insseraot, in arbem revocator. Atqae ila per Mlb
membra civitas dissipata io uduid taodem corpos redigitar, et ne qva dJünMii
ex ante actis nasceretnr, omnes iureiurando obstrin^ntUTy dUcer^ianB tbfi-
vionem fore. Dem. XX 11. Isokr. VII 67. Plat. Meoex. 1$ namliic dffvq.
26. (S. 45). Anleihe der Dreifsig in SparU: Dem. XX 11. f. Thirlwall be-
zieht darauf Ar. Pol. IH 1. p. 59.
27. (S. 46). IIa()ayQa(fTJ „Einwand der ünzalässi|;keit'' fCegee alle «-
nestiewidrigen Klagen nach dem Ges. des Aischines (Isokr. XVIIl 2). BaKhea-
stein £inL zu Lysias XXV. JSvlloydg und avv^ueoi (Harp.) Lys. XVI 7. VfL
jetzt R. SchöU Qn. fiscales iuris Att Berol. 1873.
28. (S. 48). Urkundencensur: G. Curtius Metroon S. 7. 17. PercgriailiK
des Nikomachos; Philippi ßeiträge zur Geschichte des ettischeo Birgerredii
1870 S. 123. — Tisamenos: Lys. XXX 28. Audok. Myst 82. ScfciaMeaVcr
fassungsgeschichte S. 90. — Die Zwanziger: Mach Grosser Amnestie S. 42 hatln
sie eine ähnliche Stellung wie der Areopag vor Ephialtea, vgl. Plat SaL II
Andok. I 84 mit Andok. I 81. Poll. VIII 1 12. So lange sie die Gcack&fte leilH^
können wir uns die nite Magistratur nicht in Funktion denken; die Wiedarkr
Stellung des Raths ging derjenigen der Aemter voraus, wenn avek dia Sldt
des ersten Arohon gleich besetzt ^-urde: Frohberger Lysias 1, 177. — Di4W
Ergänzungsgesetz Dem. XXIV. 42. Meier de hon. damn. 71. — Ariatafte
Karystios bei Athen. 577^. A. Schäfer Demosthenes ond seine Zeit 1, 111
Die Klage l^EvCag soll in Anwendung kommen: 1. geilen die, deren EU»
beide nicht bürgerlich, 2. gegen die, welche mütterlicherseits naebeaUrik
waren, iu letzterem Fall aber nur, wenn sie nach Eukl.' .Archontat gabtra
sind: Philippi Beiträge zur Geschiebte des attischea Bürgerrechts 1870, M.
29. (S. 49). Die Aufhebung des Areopags durch die Oreifsig lässt iiei»
wie SchömauQ Grlecb. Alt. I'*^ S. 581 mit Hecht hervorhebt, nicht beweifci;
das uuversebrtc Fortbestehen eines unabhängigen obersten Blutgeriektskib
während des Sohreckensystenis ist aber durchaus unwahrscheinlich. AmI
finden wir den Areopag schon vor der Tyraunis auf Seiten der Verfassaipr
partei gegen Theramenes (Lysias XII 69. Scheibe S. 41). Ebenso tritt er
nach der Tyrannis in demokratischem Geiste auf.
30. (S. 50). Naeh Eukleldes keine HcUenotamien, vor Eokl. keine ruwMX
idiv aiQccTtioTixdiv uod kein Beamter inl raJ &e(OQiX(ß. Bückh Staatsk. K
24G. — Abschaffung der äynatfoi vojnoty Unterordnung der i^iv^ff^Ofiaia n\xt
die vofioi: Andok. Myst. 86. 87. — Alte und neue Urkundenform Schöatfi
Gr. Alterth. P, 410. Böckb Staatsh. 2, 50. Bei VeHrägen keaait kt
Name des Archonten schon in älteren Urkunden vor, so CIG. n. 74, C I. Att
n. 33.
31. (S. 51). Ueber die doppelte Schrift r nalcttä {rä IdttiXK y^fifitn)
und 17 fiii EvxUC^Tiv yQa/ujuccTixri Franz Elom. Epigr. Gr. p. 24. 146. Ksüi-
Stratos von Samos: Ephor. b. Schol. Venct. 11. VIU 158. Soidas: £mftü^
6 di\fiog. Kirchhoff Stud. z. Gesch. d. griech. Alphabets S. GS ff. ^ statt i
seit Ol. 84, 1 in den Tributlisten. Im euklidischen Alphabeth Pt fräfterAi
A) früher P; neu eingeführt H und ß» von denen das erstere aIs Haocksackfl
I
\
!
ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH. 755
(•dieot katte; • froher X^* ^ früher <|)^. KeaDtnUs des iooischeo Alphabets
«ehoB vor Aofaag des pelop. Krieges zu Alheo verbreitet: Kirchboff S. 71.
J^dere Neaeraogeo nach Eukleides : der jährige Schreiber Bock h Epigr. GhroBol.
Stadieo S. 40. Saappe Philol. 19, 249. 'Ev axQonoUi. früher ifi noUii G. Cvr-
:tias de aot publ. cura p. 20. Idd^rjvä: Böckh Staatsh. 2, 51 ; *Ai^j]vaCa noch später:
Pemes 7, 162. lo den Dekreten der oacheaklidischea Zeit werden bestimmte
toDBen für Anfertigung und Aufstellung der Inschriften ausgeworfen : Schöne
Griecbischf Reliefs S. 18. — Aufstellung der revidirten Gesetze im Kerameikos;
JUdok. Myst 95. Lyk. g. Leokr. 126. Bergk cxi Andok. ed. Schiller p. 129.
Attische Stadien 2, 66. Sroä ßaadnoi Hermes 2, 30. ^ Diätetengesetz nach
Jffiier aus £ukl.' Zeit; dagegen Schömano Verfassungsgeschichte 44 f. lieber-
fiai^ der Epipsephisls an die Proedren fällt nach Ol. 100, 3. Böckh Mondcyelen
(4^ — Das Jahr des Eukl. ein Epochenjahr; daher das Sprichwort: ta ngö
JfffMliiäov l^tjdCaii/ bei Luciaa. Gatapl. 5.
32. (S. 52). Eukleides bekannt unter den inl awayoy^ ii^avfAaafiivo^
Alken. 3. Hier werden zwei Reihen von Sammlern onterschiedeo, solche denen
4MreAtlich0 Mittel zu Gebote standen; und zweitens Privatleute, die nach ihrem
ß$muAt bezeichnet sind. Die erste Gruppe bestand gewiss aus gesobichtlieh
^jL«BOieii Persönlichkeiten ; dabor ist, wie ich vermuthe, zwischen Polykrates
iM4 Peisistratos und den Königen von Pergamos statt NixoxQaTrjs: Nixoxlrjg 6
J^vnQiof zu lesen (vgl. Arch. Zeit. 1S44, 347) und dann wird auch beim Eu-
kleides nur an den berühmten Archonten zu denken sein. Vielleicht ist auch statt
'MiuMU(ii(V t6v ital ainov yl&fivatov: iltv UQ/ovra (od. aQ^avta) xal a. *A,
JM leacD. Dies gegen die Bedenkon von M. IL E. Meier Opusc. 1, 85. Auch
Jlinkrr Charikles 2, 119 denkt an eine Privatbibliothek. — Beschluss der Pan-
dionis auf Antrag des Kallikrates: GIG. n. 213. — Atbena und Herakles Paus.
iX lly 6. Vgl. S. 382. Antrag des Archinos zu Ehren der xarayayovtfg rby
4ifAOvi Aeseh. UI 187.
33. (S. 54). ,Dreifsig Tyrannen' schon in Aristot. Rhet. H 24 p. 105, 24.
iBkmso Diod. XIV 2. Cornel. Nep. Thras. 3. Justin. V 10.
34. (S. 55). Geld im Auslande: Athen. 532. anayts aqyvqlov Lys. XIX
II. Piaton. Com. Fragm. bei Meineke 2, 692.
35. (S. 56). So wird dem Agesilaos die Schonung der in dem Tempel
.4ar Atheea Itoaia Geflüchteten als ein besonderes Verdienst angerechnet: Xen.
VmVL IV 3, 20.
36. (S. 57). Zerrüttung menschl. und göttlicher Dinge: Eur. Ipbig. Tan^
MO Kirchh. — Fremde Religionen: Bergk Rel. Com. Att. 75. Isis-Dienst, durch
(^•B yAegypter' Lykurg, den Grofsvater des Redners eingerichtet: Köhler Hermes
• ft^ 351« Sprache der Athener xexQafi^i^ i^ andviojv itiHv ^EXlriVfuv xal ßag-
pAifW yXen.' Resp. Ath. 1, 8. — Eur^kles iyyaoTQifAvOos (lyyaarQtiai, Evgv-
:määUmi)i Arist. Wesp. 1019. Schömann Gr. Alterth. 2^; 294.
87. (S. 58). Demokritos aus Abdera nach Diog. L. XIX 41 vierzig Jahre
. jiBg«r als Anaxagoras, also geboren c. Ol. 80. Seine menschenäbnliehen itötoXa,
tm fikp aya&onoiay tu (fi xuxonoia (Sext Emp. IX 19) entsprechen in gewisser
iBoiehaog den Dämonen des Volksglaubens (Zeller Gesch. der Gr. Ph. 1,643).
Diagoraa o äd-iof, 6 Mf^ktoSf als Mysterienschänder (Suidas) geächtet, auch im
48*
756 ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BDCH.
Peloponnes verfolgt (Schol. Ar. VÖg«! 1072. Frösclie 320. Cleai. A]ex.Pra-
trept. p. 7 Sylb. emendirt von Cobet Nov. Lect. Praef. p. 14 {^utyö^ Toti^af
naqaaxivaatti). Athenagoras ÜQ^aßiia n, Xq, 5 : Tva ras yoyyvlag hpei m-
TaxoTuatv to tov *Hg, ^oavov.
38. (S. 59). Atheiamna des Thakydides wegen aeioes Verliikaiiaaf u
Anaxagoras nach Antyllos l>ei Markellinos. Krüger Krit. Anal. 1, 36. WMpmf
Aechtang Diod. XIH 6. Die Angabe ist zweifelhaft; jedenfalls setzt Ar. V^d
1072 schon Prozess nnd Aechtang voraus, s. Kock zn der Stelle.
39. (S. 61). Der feindliche Feldherr konnte im Herbst 406 dw ein le-
fehlshaber der Trappen in Dekeleia sein (nicht Lysandros, wie der Biograpk a.
Plin. VII 109 sagen) and es ist wohl denkbar, daas die Lakedtaonier aad
der Schlacht bei den Arginasen die Stadt scharfer bedrSngten, vm sieh sa Laadi
für den Untergang der Flotte za rächen and die Atbener zum Frieden geaeist
za machen. Am Wege nach Dekeleia lag das Grab des Dichters, gewiss ia
Gane Kolonos. Vgl. v. Leatsch Philol. 1, 129. Phrynichos Meiaeke Fr. Cao.
2, 192.
39^ (S. 62). (Jeber Sophokles' Nachkommen: Saappe Sophokleisehe b-
sehriften, Gott. Nachrichten 1865 S. 244. Aeschylos' Nachkommen: AstydaaB,
der ältere, s. Soidas jimvSdficec, wo auch ein Sohn desselben Astydamas |^
nannt wird. Welcher Griechische Tragb'die 3, 1060. — Fortleben der Traggüti
des Aeschylos auf der attischen Bühne: Schol. Ar. Frösche 892. .\esch. Agtt
v. Schneidewin VI.
40. (S. 63). Theognis: Arist. Acharn. 140. Thesmoph. 170. Mmmm:
Arist. Fried. 801. lieber Mors. Sthenelos und Melanthios: Gebet Plataa. €«.
Rel. 184. Arist. Gerytades: Meineke Fr. Com. 2, 1005. — 'O d' <rv Swftad^
tov ^(hxi xfxQiO/j^vov manio xaöCaxov negi^leixe lo atoua 2, 1176.
41. (S. 64). Agathon „o xaXos' Ritschi Opusc. 1,411. Im Jahre 405 vir
er schon nach Pclio gezogen sfg fiaxuQiov ivoi^iciv. Ar. Frosche 85. *£^^
hfJLa Arist. Poet. 18. ylv&ug Poet. 9.
42. (S. 66). Ucber Euripidcs Suidas und die Lebensbeschreibnngeo wä
Benutzung des Philochoros. Gcllius XV 26. Salamis sein Geburtsort (vennotk-
lich während es die Zufluchtsstätte der Athener war) und auch später ein Lie^
lingsaufenthalt des Dichters. Welker Alte Denkmäler 1, 4S9. Ideal des Weiifi,
Fragm. 101. Clcm. Alex. Strom. IV 536 d Dind. Berohardy Gr. Litt 2, 365.
— Prolagoras liest negl Oeaiv bei Kur. Diog. L. IX S, 54. — Enr. als in
berühmteste Küchersammler vor Aristot s. Anm. 32.
43. (S. 67). Eoripidem M. Vnrro ait cum quioque et septoaginta tragoeiia'
scripscrit, in qoinqne solis vicisse Gell. XVII 4, 3. Die Alexandriner kaaatti
92 aus den Didaskalien, in denen nur die Stücke verzeichnet waren, die eiset
der drei Preise erhalten hatten. Nauck Eur. XXIII. — Protagoras: Diog. LIX
8, 52. — Gelehrte Aminen: Eur. Hippolyt. 453. — Eur. als Reiseiektiit:
Arist. Frösche 52. — Trost der gefangenen Athener in Syrakas, welche ihn
die Heimkehr danken: Plut. Nik. 29. — Verbreitung der Schriften des Anaia-
goras Plato Apol. 26. Böckh Staatsh. 1, 26, 2, Nachtr. IV; Büchermarkt (ot
ta ßißXia füvttt Eupolis b. Pollux IX 47. Meineke Fr. Com. Gr. 2, 550) ii
der Orchestra des Kerameikos: Schöne Jahrb. f. Philol. 1870 S. 802.
44. (S. 68). Ael. V. H. XIII 4. Kränkungen am Hofe, welche Arcfa. ricH
ANMERKUNGEN ZlIM FÜNFTEN BUCH. 757
4mr sieb dadurch selbst Feindschaft zazieht Arist. Pol. 220, 7. — Fragm. des
Arehalaos: inai<f b6ovQovg Xv/neuivag.
*~ 45. (S. 71). Attische Stoffe behandeln Aigeos, Aiope, Erechtheus, Hera-
klideo, Sehatzflehende, Hippolytos, Iqo, Thesens, Skiron. Vgl. Schenkl Polit.
▲aschaaaogeD des £ar. Wien 1862. S. 23.
46. (S. 73). Beziehung auf Ferikles' Tod, Hipp. 1459: to xXeiv 'ui&ijvciv
IliMaSoq ^* b^ic/iata, ofov augriaicd^ avSqog. Böckh Trag. Princ. p. 181.
H« Hirsal de Eur. in comp. div. arte p. 64. — Antiphaues bei Meineko 3,
106. — Versteckter Tadel früherer Dichter in den Phoeoissen (752 K), im
FUloktet, Eiektra n. a. Vgl. Schneidcwin Einl. z. Philoktet.
47. (S. 74). Verbrecherinnen aus Liebe: Jahn Arch. Beiträge S. 245. Rhein.
Hat, 1871 S. 2S6. — Hippol. 607 17 ykaaa^ ofuofxoxt tj dk ffQflv avtifiOTos.
Vgl. Nägelsbach Nachhomer. Theologie 439.
48. (S. 75). Piadar i>em. 3, 40 f.
49. (S. 77). Dass es Eur. nicht immer leicht von der Hand ging, bezeugt
Jia nicht anwahrscheinliche Geschichte b. Val. Max. III 7, 1. ext. — Deos ex
■Thina auch bei Soph., aber bei einem nodus deo vindice dignus. Vgl. H.
A^keo Trag. Lösung im Philokt. des Soph. Berl. 1860. Euripides Nachahmer
iw Soph. Bergk Soph. XXXVIII, Köchly Iphig. Taur. XL, Schrader zur Wär-
ügaiig des d. ex mach. Rbeio. Mus. N. F. 22 S. 544. — Kritik der Prologe
k ArisL Frosch. 1200.
50. (S. 78). jiviTQdfov fiovi^öCatg Frösche 944; Parodie der Monodien 1330.
51. (S. SO). Melanippides: Sold. Arist. Rhet. 111 9, 6 p. 125, 3: ävaßoXai
iof^l t£v artiOTQotpwv. Kinesias: Mein. Com. 1, 228. Philoxcnos, bei der Ein-
■ahae von Kytbera im J. 424 in attische Gefangenschaft gerathen; ^ovltov
Hesych. Athen. 643 D. — Karkinos: Arist. Wesp. 1501. Mein. Com. 1, 513.
52. (S. 82). Die Musik ist von allen Künsten die auf den sittlichen Zu-
ftud des Mensehen am tiefsten eingreifende: Arist. Pol. 138. Aristokleides:
SckoL Arist. Wolken 965. Phrynis fnl KaXXCov ctQ^ovrog (Sl, 1; 456) ScboL,
walvadieiBL XaUifid/ov 83,3; 446. Meier Paoatb. 285. 0. Möller Gr. Litt
% 286. Volkmaan zu Plut. de mus. p. 77. Plut. 6: ij xaut T^qnavd^ov ari-
#l|>|»lfa fi//^< tffi *Pt)vVtdog TjXixias navTfXtSg anXrj tig ovaa diiriXei. West-
plMl Harmonik S. 97.
53. (S. 83). Piaton Gesetze 666. Müller Dorier 2, 322. Ueber die Erweite-
raair ^^^ *1^0n Heptachords Wcstphal S. 95. Sparten. Dekret gegen Timotheos
Wi 0ooth. de mas. I 1. Phil. 19, 308.
54. (S. 85). Epochen des Stils in Metrom und Composition: G. Hermann
KL 4. Metr. p. 123. H. Hirzel de Eur. in comp. div. arte p. 92. Häufiger
G«bniiick des Tetr. trocfa. nach Ol. 91.
^ 55. (S. 88). Aasgang der alten Komödie Cobet Plat. 48. 146. Böckh
8CWtih. 1, 607. K. F. Hermann Ges. Abb. 41. 61. Es fehlt an Mitteln und
Q/timli fir die Einübung der Chöre, welche Monate in Anspruch nehmen konnte.
59. (S. 94). Apollodoros l juavixog Plato Symp. 172 f. Cobet Prosop.
Kam. 65. Arch. Zeit 1858, 248*.
57. (S. 97). S. in drei Sohlachten (Potidaia, Delion, Ampbipolis) Plat
kfoh 28« Verweehaelnng der Tbatsachen. Athen. 216. Irrig ist die Geschichte von
lUMfkMs Lebensrettung bei Delion (Strab. 403. Diog. L. H 22), wie Cobet
758 ARMERKUNtiEN ZUM FÜNFTEN BUCH.
erwiesen bat. Moemos. 7, 50. (Nov. Leet 538). Aatheotischer Berickt iWr
Oelion: Plat. Symp. 221, der auch die Rettnog^ des Laches dem Sokr. zuckreibt:
Sto xal acftpaXtijg dnißn xal olros xai 6 htQog. — Bedörfnisslosigkeit: Xci.
Mein. I 6, 1 f. — Auswärtige AnerbietuDgen: Diog. L. II 5, 9. ArMl. RketII2l
p. 9S, 30: vß{)tv to firi duvaa&ai auvvaoxhti o^oftag iv na^orra w9Mt^ td
xttxms, — Preise der Lebensmittel io Atb.: Plot. de tranq. 10. BockkSlaaUk.
1» 131 i^oivt^, das Durcbschnittsmars der Tageskost far eineo Mensekea, 4
XoCvixig Graapeo za 1 Obolos = 1 g. Gr.). Die Preise waren seit Solon sckta
am das Doppelte gestiegen.
5$. (S. 99). Aristippos: Xen. Mem. II 1, 9. Thrasymaehos : PktRe^33S
,,A11er Recht ruht auf dem Interesse des Stärkeren". K. F. Hermann Ges. i.
Gesetzgebung im Alt. S. 66. Strümpell Gesch. der praktischen Phil. d. Gr. &
83. Schanz Beiträge zur vorsokratischen Philosophie 1S67. S. 109 f.
59. (S. 101). Pvta&i afavTÖv iu Delphi als Grass des Gottes andenEis-
tretendeo: Plut. de E Delph. 17. LUrichs Reisen und Forsehangen 1, 7».
60. (S. 102). Herakleitos: ISitrjanfjrjv f^ttoviov, Plat. adr. Colot 20.
61. (S. 107). Eupolis F. C. 2, 553: fÄioia jov^. rbv nttaxov aSoliaxn^' Ariit
Frösche 1491: X^Q*^^ ^^'^ fitiStoxQnitt nnQuxn&rju^yoy Xalitv, — ro d' iwl
affiroTaiv X6yoia& xa\ axaQKffiOfioTat XrjQtov öuttQißrjV OQjror nouTadcu, nmfm-
tfiiovovvtog oviQog. Gegen die Angriffe des Ar. in den Wolken vertheidigt sid
S., aber weder bei ihm , noch bei seinen Schülern findet sich eine Spar v«
Groll gegen Ar. — lieber die i/^t^a/oiym und die nicht ganz zatreffeaie
Uebers. „Seclenleitang" vgl. Rhein. Mus. 18, 473.
62. (S. 10b). Chairephou io Delphi: Plat. Apol. p. 20. — Ueber Pjibt-
doros und Aristoteles s. Aom. 7. XttQfti^rjg 6 riaixttyos unter den Zekf-
niäiiiierii des Peiraieus: Xeu. Hell. II 4, 19.
63. (S 109). Lysias H. XII gegen Eratosthcnes aus dem J. des Arrk«!
Kuklcides, Raucheosteio S. 12. Frohberger S. 16 f. ßlass attische BeredsaaL
b. auf Lvsias S. 539.
64. (S. 111). Lysias XXV, Abwehr einer Anklage, in welcher „Verfassolg*-
Umsturz", das Schlagwort der Demagogen, die Hauptrolle spielte: daher die
ungenaue Benennung der Rede „(fijuoi' xaraXuOfotg anoloyfK'*; sie ist ktfi
nach dem Falle von Eleusis gehalten (Frohberger 1, 177^ 1^3)^ bevor die Pi-
ragraphe des Archiiios (S. 45) erlassen wurde. Wenn in der Rede nnr 2 Pa^
teien erwähnt werden ol ix [JnQattog und ol il aGteog, umfasst die letzlere
die beiden Fraktionen der Oligarcheo, die gemäfsigte sowohl wie die extreae,
welche nach Eleusis gegangen war. Trotz des in Eleusis abgesckluiseaei
Amnestie Vertrags konnten manche Anhänger der letzteren Partei, wie Batrackts
(Lys. VI 45), schon im Hinblick auf das Schicksal der Dreifsig gegen die Oeae-
kraten misstrauisch sein, und iui Ausland auf eine Gelegenheit zu einer Rettai-
ration der Oligarchie lauern: i/0(iol tij noXd (XXV 6) und q (tyoyrtf (iA^*^
im Interesse des Sprechers der Rede aber lag es ihre Zahl recht bedenteid
erscheinen zu lassen. Grossers Annahme, die Rede sei vor dem Fall von Eleuii
gehalten, erscheint nicht hinreichend begründet (Fieckeiaens Jahrb. 1S69
S. 199 f.).
65. (S. 112). Andokides, geb. um 84, 3; 442, ein Vierziger, als er die
Rede über die Mysterien hielt (falsches Geburtsdatam 78, 1 ; 468).
^INMERKONGEN ZUH FÜNFTEN BUCH. 759
Bemes 1» 7. 14. Blass o. &. 0. S. 279. Kephisios von Kallias bestochen mit
1000 Drachen Andok. I 121 ; treibt Uoterschleif bei e. Abgabe an den Staat: 92.
Meletos MitaakUger: 94.
66. (S. 113). Xen. Hell. III 1, 4 vo/ttiCovra xiQ^os j(p <f^|U^, €l ano-
i^floup »id ivanoXoivto. Rückzahlung der xaiaataaigi Lys. XVI 6, Sauppe
PkiloL 15, 69.
67. (S. 114). AnkISger des Sokrates, s. Zeller 2, 1, 131. Meletos and
Lykon Plat Apol. 28 e. Aoytos: Xeo. Apol. 29. Nach Cobet Nnemos. 7>
2ft9 ist die Anklage des S. als des Lehrers des Kritias nnd Alkibiades erst
dareh den Sophisten Polykrates vorgebracht.
68. (S. 115). Plat Apol. 36 a (falsche Lesart iQidxovTa). Vgl. Lehrs
JX. Jahrb. f. Phil. 1859 S. 561. Unklar ist Diog. L. II 41. Zeller 135.
69. (S. 118). Delische Theorie (Moromsen Heortologie 402). Alte Norm
das hellen. Strafreehts: fit) a7ioxrtyyv€tv iv ioQi^ Hell. IV 4. 2. Reue der
Atheaer: Plat. de invid. 6. Diog. L. II 43. VI 9* f. >- S. als Vertreter der
miachen Isegerie gegenüber den Oligarohen bei der Verhaftoog Leons des Sala-
■iiiiers: PI. Apol. 32. — Burgereid: Poll. VIR 105.
• 70. (S. 120). Calt Lysanders Plat. Lys. 18; Lys. Moseohof (Ghoirilos,
Aatiloehos, Antimachos, Nikeratos ans Herakleia, der Citherspieler Aristonas)
Plat. Lys. 18. Athen. XV p. 696, Naeke Choerili Samii quae sapersant coli.
^ 4S.
71. (S. 122). Sestos erobert von Xaotippos Her. IX 118, lysandrische
Vetaraaencolonie Plut. Lys. 14. Thorax' Hinrichtung, Lysanders Abberofang
PIvt. Lys. 19, 20. Die libysche Reise nach Plntarch 21 vor der Krisis in Athen,
wahrscheinlich aber später Thirlwall 4 App. 8 p. 562. Grote 9, 283 (V 164).
L. versacht die Orakel von Delphi und Dodona zu bestechen: Diod. XIV 13.
h* and das Ammoniam, dessen König ^^vog avitp natqixoq Diod. XIV 13.
Zmu Ammon sollte L. veranlasst haben, die Belagerung von Aphytai aaf-
Biga^n Plnt. Lys. 20 vgl. Leake Num. Hell. Eur. 15.
72. (S. 12S). Die grofsen Broncegruppen der Spartaner in Delphi: Paus.
X9y 7, oaterden S<rof awi^Qyaaavro t^ Avouv^qm t« ^v Aiyog nota/nöig aaeh
KladBiedes von Samos, der in der loschr. bei Schöne Gr. Reliefs S. 26 vor-
kwamti — Weihgeschenke Lysanders in Delphi: Plut. Lys. 18. Urlicbs Skopas 4-
73. (S. 124). Geld der Spartaner im Aaslande: Athen. 233. CIG. I 697.
KlrattelTMonatsb. der Berl. Ak. 1870 S. 58. — Gylippos: Plat Lys. 16. Nie. 28.
Diod. XHI 106. — Ungleichmärsigkcit des Besitzes : Ar. Pol. II 9 S. 46. Ans-
aeklialiang von den Phlditien Ar. Pol. II 9 S. 50.
74. (S. 125). Tisamenos : Her. IX S3. — An Stelle der alten Bürgerschaft
Ü<^ aaganannten Sfioioi^ welche vielleicht die fjuxQu ixxXrjaia bilden und auch
ktMM$froi heifseB HeU. V 2. 33. Doch sind diese Namen ond Verhältnisse sehr
WwHrUlir.
' 75. (S. 127). Ar. Poll. II 9 S. 49: ^ vavaqx^a axiibv higa ßMiXita
Ma RrneaBaog der 10 avfißovXot war allerdings nur eine Mafsregel fdr den vor-
llayiaa Fall, welche die Person des Agis betraf; aber sie wurde ein Prace-
^laaa flir die Folgezeit ond deshalb gebraucht Thok. V 63 den Ausdruck: vo/noy
M^PTO, Bs ovno} TtQOUQov av7^ ^yh'CTo (tvToTSf welche deutlich eine Epoche
ia diar Geschichte der königlichen Gewalt bezeichnet. Dass Agis selbst sich in
760 ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH.
Dekeleia von dieser Beschränkiiof wieder frei zu nuchea weiis (Thnk. VIU 5^
beweist nichts dagegen. Dieselben Kriegskommissarien konunea aack spiter in
verschiedener Form vor, als Ephoren bei Pausanias (HelL IJ 4, 36), als atff'
&Qtov (niod. XIV 79), ^yefAovei xal avfAßovXoi (Plat Lys. 23) bei Agesilaos,
Agesipolis u. A. Vgl. Sie vers Gesch. S. 35. Uerbst N. Jahrb. L PUL 77,
681 f. £phoren: rj «QXV xvqCu rdSv fi€y(arcav — , yivovtai «F* ix rov ^ijjwv
navTig, taare noXkaxis i/^niniovatv icv&Qtanoi atfod^ Ttivtires ^h to e^
X^tov, oV (fiff T^y anoqiav ärtot ^aav, Ar. Poll. IL 9 S. 47.
76. (S. 129). Korinths Antrag g. Ath. Justin. V 10. — Sp. aad S}Tak»:
Diod. XIV 10. Todt, Dionysios J, 1860 S. 12.
77. (S. 132). Dass in Susa keine feste, die besonderen Verfugaagei 4a
Regenten ausschliefsende Thrunfolgeordnang bestand, bezeogt aaeh Her. VC !^
Thirlwail 2, 246. ~ Uqia^i^^tig CdQto^iQ^rjg Her. Plat) Arta — khihstn
maguum imperium habens. Kyros nahm Tissaphernes mit mc ifClov (Aaak
I 1,2) d. h. als wenn er ihn für seinen Freund hielt. Denn schoa seit Jaagenr
Zeit kannte Kyros die Feindschaft des Tissaphernes. ^licolai Politik des TiMi*
phcrnes, 1869 S. 44. In Betreff des Mordversuchs zeugt Ktesias 57 gc^
Justin V 11. — Die Städte luniens besafs T. als ein Geschenk des GrofikSiip
Anab. I 1, 6. •
78. (S. 133). Plut Artax. 6.
79. (S. 135). Cheirisophos : Anab. I 4, 3. — Kunaxa, nur bei PluL Arial. &
(wabrscheini. aus Ktesias) erwähnt, nach ihm 500, nach Xen. U 2, 6 3CI
Stadien von Babylon. Artaxerxcs' Heer nach Xen. I 7, 13. Plat. Aftix.1i
900,000 Mann (Deinon), nach Ephoros (aus Ktesias: Plut. Art. 13) bei IM
XIV 22 400,000 s. Volquardsen Qu. des Diodor S. 65, 131.
50. (S. 142). Kyros' Tod: Anab. I 8, 24 f. Plut. Artax. 10 nach Deiiu,
II nach Ktesias. Diod. XIV 23. — Ariaios: Anab. II 1, 4. — Gefangeoukae
und Tödtung der Feldherin: Anab. II 5, 24 f. Plut. Art. IS. Diod. XIV 26.21.
— Achäer und Arkader: Anab. VI 2, 10 f. — Die Gr. erblicken d. Meer: Aiak
IV 7, 20. — KvQHoi Hell. III 2, 7 (o* A'i'^oi; aTQaTiuiTai Anab. VII 2, 6).-
Anaxibios' Versprechungen: Anab. VI 1, 16. VII 1, 3 {ISv^avi/utv vttia^x^
Diod. XIV 30 unrichtiger Ausdruck zur Bezeichnung des Standquartiers), Nanarck
bis 400 VII 2, 5, wo Polos ihm folgt. Vgl. Weser de Gytheo SS f. KyNcr
in Byzanz VH 1, 7 f. — Koiratadas 1, 33 f. — Aristarchos VII 2, 5 t -
Annxibios und Xcnophon 2, 8 f. — Seuthes 2, 10. 15 f. Ueber sein Silberfrli
attischer Wahrung Duc de Luynes Num. des Satr. p. 45.
51. (S. 146). Tissaphernes in Kloiaasien: Xen. Hell. III 1,3. Diod. Xf\' 3».
— OißQU)v {G{fißQ(ov) Xen. Hell. 1, 4, sein Zug vielleicht 400, Krüger zi Clii-
tou 399. Th. und die Kyreer in Pergamon Anab. VII 6, 1 ; S, 24. — \ac^
komnico des Demaratos (Her. VI 70), Eorysthenes und Prukles io PergtaM^
Tcuthrauia u. Halisarna Hell. III 1, 6. Gorgioo und Gongylos in GanbreiMt
Palaigambreion, ferner in Myrina und Gryneion Hell. 6. Vgl. Beiträge lar (rf-
schichte und Topographie Kloinasiens (Abh. der Berl. Akad. d. W. 1672) & 4&
— JfqxvXt^ag (JfQxvkMccg Plut. Diod.) ^(avtfog Hell. III 1, 8; xotVQiMytjfii-
fiivog t^ Ttaa. uniyaysv lg r^v 'PagritßdCov ^oi^av to axqaxivfia 9. WaÜBi-
sUUstand mit Pb.: 2, 1; Diod. XIV 39.
ANMERKUNtiGN ZUM FÜNFTEN BUCH. 761
82. (S. 148). Elia: Pelop. 2 S, 15. Lepreon a. a. S6. Lakedäm. Besatzoog
TMl. V 49. 2000 Minen, 2 für jeden Hopliten, &an(Q o vofios ^x^i Thuk.
•• O. — Thrasydaios nQoeattjxüts tov ^IlXdtav örifiov Paus. III 8, 4. Hell. III
I» 27. Lyaias' Freund: Leben der X Redner 835.
83. (S. 150). 1. Feldzug des Agis: HeU. III 2, 23: 2. Feldzag: 25 ^mai-
mtfios rj ntltmowr^ififi vgl. Pelop. 2 S. 26.
84. (S. 151). Chronologie des elischen Kriegs. X. knüpft ihn an die Feld-
4ge des Derkyllidas UI 2, 21. Darnach haben Manso ihn 399—98, Krüger
3tö— 7 gesetzt ; Letzterem folgea Sievers und Hertzberg (Agesilaos 242). Da-
Kea setzt Diodor XIV 7 den Anfang 94, 3; 401. Gegen die auch aus X. nicht
Mtliwendig folgende Gleichzeitigkeit der Fehden in Asien und £lis spricht
U di€ Geachichte des Eleers Phaidon, der vor Sokr. Tode nach Athen verkauft
päd ohne Zweifel im el. Kriege zum Gefangenen gemacht worden war, wie
JMler Rh. M. N. F. 4, 394 (Ges. Abh. 365) gezeigt hat; 2. die Chronologie
har spart. Könige. Agis reg. (nach Diod. XII 35) 27 Jahre, seit 426 nach Thuk.
D 80 (427 Archidamos vermnthlich schon krank. Ley Fat. et cond. Aeg. 38).
Iiuvach wäre Agis 400 oder 399 gestorben. Ages. aber ist 399 zur Regierung
pakommen, wenn man sein Ende mit Böckh Manethos 369>-71 (vgl. Schäfer
feiHB. 1, 442) 358 setzt und ihm (nach Plut. Ag. 40) 41 Regierungsjahre giebt.
Bi Bim im Sommer 400 die 95ste Ol. gefeiert wurde und zwar^ wie wir an-
ttfcMirn müssen^ in herkömmlicher VV^eise, so muss der el. Krieg 401 — 400 statt-
ptfuden liaben und Grote vermuthet mit Recht (5, 183, D. U.), dass die Eleer
gewesen seien, ihn vor der Feier zu beenden. Er dehnt ihn aber un-
auf 3 Jahre aus. — Widerstand in Ol. trotz Xen. III 2, 26 nach Paus.
Diod.
... 85. (S. 152). Naupaktos: Diod. XIV 34. Paus. IV 26. Lykou zur Zeit
Bar Dreifsig Commandant: nQOÖovg Navuaxiov bei Metagenes Meineke F. C.
■ 755. Bergk Rel. Com. 422. — Heraklea: Diod. XIV 34. Polyaen. II 21, 1.
■«MS VI] S. 382.
n 86. (S. 155). Lysander, Ages.' danvi]Xag vgl. Schömann G. A. 1', 276.
braiiatreit: Hell. III 3, 1—4. Plut. Lys. 22. Ages. 3. Paus. III 8, 7 f. Age-
i' Regierungsantritt 399 (geb. 442). Pauly Realenc. F 553. Hertzberg
des Ag. 1856. S. 246. Aehnlich war der Thronstreit zw. Leotychides
Demaratos: Her. VI 61 — 70, aber nicht beim Regierungsantritt. Diopeithes
jf^ iiioMifios inl xQ^^^M^oXoyiffi Plut. Ages. 3. Hell. III 3, 3. Derselbe war
Ankläger des Anaxagoras: Ar. Vögel 9b8, Ritter 1085.
.,, 87. (S. 157). Kinadon: HeU. 111 3, 4—11. Polyaen. II 14. Ar. Pol.
107, 27. 49, 26 oqos rrjg nohreiag, tov firi dvvafiivov tö liXog <f^Q(iv fXfi
«*■ 88. (8. 159). Pharnab. schliefst Waffenstillstand Ol. 98, 2, Reise nach
Diod. XrV 39. Justin. VI 1. — Konon, dessen Vater und Sohn Timo-
hmhi (Familienname der Eumolpiden, Rehdantz Vitae Iphicr. Chabr. Ti-
aathti p. 46), der einzig Schuldlose unter den Feldherren von Aigospotamoi
(Arikk war aach Philokles): Hell. II 1, 29. — Euagoras: Isokr. Euag. Diod.
]UV 98. Ktesias p. 58, 77 ed. C. Müller. — Ktesias erzählte am Schlüsse seines
Warkiy data er wegen Betheiliguog am Flottenbau von Rhodos her angeklagt
foi; er aehloss sein Werk Ol. 98, 3 nach Diod. XIV 46. Der Flotten-
_» •
762 ANMERKUNGEN ZUH FÜNFTEN BUCH.
bau kann 3US beg^unnoa haben and in demselben Jahr Ktesias aageUagt wwdei
sein. Volqoardsen Qn. d. Diod. 121.
89. (S. 160). Herodas: Hell. III 4, 1. — Berafoo^ der B— deigtaw
sen 4, 2. Plut. Lys. 23; Ages. 6 (die Seodang^ der as. StMdto bezweifelt Bciiil
S. 702). — Die Absendnng des Ages. nach Asien kann nicht, wie VelfnardiM
122 will, als Folge der Befreiung Konons gefasst werdea. S. nntea Auk IfliL
90. (S. IUI). Agesilaos war als Köaig allerdings der geborene Fdi-
herr. Indessen kann doch voo einem „Bewerben" die Rede tein, da es «k
nicht am ein regelmäüiges Aufgebot des lakcd. HeerbanDi unter seinem Kriiigi-
herrn handelt^ sondern nm eine ganz aufsergewöhnliche Expedition, n dem
Führung der König als Feldherr erbeten wird. Die Dreifsig waren aUerdii^
mehr eine Art Generalstab, als eine controlirende BehSrde; eher sie «-eiiii J
geradezu avftßovXoi und awid^iov genannt, und es ist nicht za beiweifelii
daas sie in ähnlicher Weise, wie die zehn bei Agis (s. Anm. 75), lebea dia
Könige fnngiren sollten, wenn sie auch thatsächlich in eise nntergeerJseH
Stellung kamen, so dass anch die Ernennung Ag. überlasse« wurde: Diod.XIV7l
Es war eine grofse Unsicherheit in alle öffentlichen Einrichtungen Spartiol
gekommen. — Aristomenidas (liQiCfiofiTjMagl Keil Anal. Epigr. 236), da
Ag. mütterlicher Grofsvater nach Paus. HI 9, 3. Als solebeo nennt aber M
Ag. 1. Melesippidas. Vgl. Hertzberg S. 235. Auffällig ist was Paus. 9^1
von der grofsen Kampflust der Korinther sagt; es klingt wie Ironie. Fir»
raxXva&iyrog, Camerarias falsch: xaiaxav&4nos. Peloponn. 2, 537.
91. (S. 162). Gereistes war der Ueberfahrtsort für den Verkehr zviscta
Asien und Attika Str. 446. Man könnte meinen, dass Ag. den Umweg geMdl
habe, um noch mehr Zuzug zu erhalten und namentlich mit den BSotarckm
(Flut. Ag. 6) zu verhandeln. Aber aach Xen. III 4, 3 bezeichnet das Opfer a
Aulis als die Hauptsache; ebenso Paus. III 9, 3.
92. (S. 165). Waffenstillstand mit Tissaph.: HeU. HI 4, 5. — L}i. ■
loiiieu: 4, 7 f. Plat. Ag. 7. xoscü^aiir^g Plut. Ag. S. Rüstungen in Itaici
Hüll. III 4, 11. — Ag. und Xenophoo: Plut. Ag. 9. — Feldzug naeb 4m
Hcllespoot: Hell. 4, 12 — 14. — VVinterqusrtier io Ephesos: Hell. 4, 15 f. Ag.i
Ag. erliefs den reichen loniern, welche einen Reiter stellten, den penii-
lichcu Dienst; die andern dienten selbst; das sind die „Milizen*' S. 177. —
Foldzug gegen Tissoph.: Hell. 4, 20—24. Ag. 10. ~ Ueber den Sinn In
Tissapherocs gab es verschiedene Ueberlieferungen. Abfall und Verratk M
seinem Landesbcrrn Cum. Nep. Cou. 2. 3. Dagegen Xen. Hell. III 4, 25. DiW.
XIV 80. Plut. Ag. 10. Vgl. Nicolai Politik des Tissaphernes 37. — VcriMkrte
Muthlosigkeit nach T.' Tode: Xeo. Ag. 1, 35.
93. (S. 167). Die Naaarchie (s. \, 75) und Führung des Landheers : PliL
Ages. 10 rorro fiovM navrtov vnrJQUv *-^' Ebenso Paus. III 9, 6. .\lse bim
doch (wabrscheiolich seit dem Verrathe des Pausaoias) ein gesetzliches le^
kommen bestanden babeu, welches die Vereinigung der beiden Wurden oittf-
sagte. — Otys: Hell. IV 1, 3 u. ö., Kotys: Plut. Ag. 11. Xen. Ag. 2, 2«.
94. (S. 168). Tithraustes, Befehlshaber der königl. Leibwacfte, geM
zur Partei des Ktcslas: Nicolai S. 34. Verhandlungen mit Ag.: Diod. XiV Sf
vermittelt d. einen Spart. Kallias: Xen. Ag. 8, 3 f. Ag. mit 30 Tal. abgefaitffi:
Hell. lU 4, 26. — 5, 25: jag d* iv rj *A<f((f noltig airovofiovi ouMrf ror
ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH. 763
fuoi^ SaOfiov ano(f^Q€$v; Colonien, die Bodeoschoss zahlten, wie Oibia. —
lokntes: Hell. HI 5; es war alte pers. Praxis: Thuk. I 109. Ag. fjivQCoig
nmq ifeltti/vofnvoc rijs jia(ttg Plut. 15. Der GrofskÖDig als BogeDschütze :
B^ls Mfiozwesen Id V.-Asien 244, 300. KDieende Pigureo, Berlin 1S69 S. 7.
95. (S. 170). KoQivd-tttxog noXeuog Isokr. Isaios Diod. XIV SC, der den
L uatei^cheidet, nad doch dem Kriege 8 Jahre giebt; Paus. III 9. Sievers
ob. 59 f. Hertzberg Ages. SO. Spiller Krit. Gesch. d. k. Kr. 1852. Xen.
L in 5, 3 f. Landkrieg ; IV 8 — VI Seekrieg, aber ohne Chronologie. Den
igtn zweifelloaea Stützpunkt giebt die Sonnentinsterniss Hell. IV 3, 10.
MTy ZtaSofiui o. s. w.: Paus. III 9. Hell. III 5, 1.
W. (S. 171). Hell. III 5, 3 7if(&ovai Aoxgovg rovg *07tovn(ovq (irrig
B. ni 9, 9 ol 1$ uifAip(aar\i A.), § 2. ^ASrjvalot ov fi€taXaß6vtis tov
ifiov gegen Paus. III 9, 8. KitpaXog u. ^EntxgaTrig (letzterer aaxtoifOQog),
r^gesneh der Phoker: Hell. 5, 4. Athenische Gesandtschaft n. Sp. (Paus. 9, 11.)
Grote bezweifelt 9, 409 (5, 235 Anm. D.U.); dass Xen. dies verschweigt,
iekr begreiflich; unter den Motiven Sp.'s zum Kriege gegen Theben nennt
\^ 6 nur die Verweigerung der Heeresfolge gegen den Peiraieus (403), nicht
gegen Elia (2, 25) oder gegen Persien (Paus. III 9, 2; vgl. Hell. 4, 2 to
myfitii xAv ovfMfAdx^ov). — Fragment des Bundesvertrags bei Köhler Hermes
: avfifiax^tt Boimxüv (nicht Stjßattav) xal ^A&rjvcUtüV. — Spart. Be-
«agen om Attika: Dem. XVIII 96. — Die Athener unter Thrasybnl: Paus.
%^ 4. Frohberger Philol. 17, 438.
^. (S. 174). Haliartoa: Hell. 111 5, 18 f. Diod. XIV 81. — Mday/oXia
Mders: Aristot b. Plut. Lys. 2. Seine Revolutionspläne: Plut. 24 f. Diod.
^ It, Nep. Lya. 3 nach Bphoros. „Zweiter Pausanias" Athen 543. Nach
te 9, 418 soll Kleon (Plut. 25) die Schrift auf eigene Hand gemacht haben;
Bgen Lachmano 2, 394. Hertzberg 282. Insofern L. aus dem Köoigthum
li wesentl. Anderes machea wollte, sagt Ar. Pol. 192,31 ifrixiiQrjaai. xaxaXvaa^
fkufiXtlav, doch nicht als Thatsache, sondern diancQ iv Aax, q>{(al Av-
i^oip ti'PH» Nep. Lys. 3, 5. — Die Geschichte von Silenos, dem angebl.
Uosohne erzählt Plut. Lys. 26 auf das Zeugniss eines ayriQ Iotoqixos xal
Sootpoi (Theophrast?)
99. (S. 175). Pausanias bei Hai.: Hell. 5, 22 f., zum Tode vernrtheilt 25;
I PInt. Lys. 30: tis T. Ktfvytv, xctxft xaießitaatv txiirig iv rcp Ufiivei
jiB^äs (sc. 'AX^as), Paus. Hl 5, 6.
99. (S. 177). Erweiterung der Buodesgenossenschaft: Diod. XIV 82. tt^cü*
fiiv ovvidQ^ov Tiotvov iv i^ KoQivdtp avarrjatciLttvoi lovg ßovXevao-
9Vf intfinov xal xotviiHg öiotxow tu xam tov noXe^ov: Diod. a. 0. —
mg zw. Lokria und Athen: Hermes 5, 2. — Mri^Cov tov %. AaQ(arig ^vva-
*fOimog dianoXifAovvtog nqog AvxcKfQovtt tov 4»tQäv tvqovvovi Diod. XIV 82.
Asiehliias der nordgriechischen Staaten: a. 0. Herakleia: die Bewohaer
m, Herkunft werdeo getödtet, die übrigen von peloponnesischer Herkunft
•ntlaaten, die von Herippidas vertriebenen Trachinier von den Böotern
)r lamenias zurückgeführt: Diod. XIV 82 s. Weil Hermes 1, 383. — Age-
ta' Abzog: Hell. IV 2, 3.
100. (S. 178). Timolaos: Hell. IV 2, 11.
101. (S. 179). Kampf bei Olnoe (Paus. I 15, 1; X 10, 4. iv Olvof^ rj
764 A?iMfiflK(3m;EN ZUM FÜNFTEN BOCSL
*Ag}'€i(f ^A^tioi 7€ xal ji^ijvaitav inixov^i uiaxB^aifjLoviovg ^fiafinf^ lA
der scharfsinoigen Coabination Köhlers: Hermes 5, 5. — Hell. 1V2,U;|^
€aav jfiv dfAtfialov; Herbst N. Jahrb. f. Phil. 77, 690 will awfi'Mr.i^
leicht ay^dtkov. Dean Sinn der Stelle glaube ich S. 179 rii^ grfui
haben. — Nemea-Schlacht: Hell. IV 2, 8 f. Diod. XIV 83. Lys.XMa
XX 52: /) fiiyaXfj f^dxi tiqos ^^' 17 fv KoQlvdtp. Xen. A$.lyh: %b
fid^ti' Die Zeitbestimmong giebt Aristeides II 370 Ddf.: r$; hK.pqj$
Tfjc h Aix^dtfi fAiaoq «(n/an* EvßovXidrjg, Darnach fallt die erste
in das Archontenjahr des Diophantos, das mit dem 14. Julias 394
Vgl. Kirchner de And. quae fertnr tert. or. p. 19. In Amphipolis crtil
die Nachricht von der Nemea- Schlacht. (Hell. IV 3, 1). Darnach die
Mitte Juli, ungefähr gleichzeitig mit der von Knidos.
102. (S. 181). Agesilaos wählt denselben Weg wie Xeries: Dioi
83. — Kampf g. die Thessaler zw. Präs u. JVarthakion : Hell. IV 3, 3
Schi, bei Koroueia: Hell. IV 3, 10'-21. Plnt. Ag. 18. Nachricht voa
8. Hell. 3, 10. Plut. Ag. 17. Zweites Treffen der Thebaner: HeU. ISL
Leichen gesammelt: Xen. Ag. 2, 15. — Ag. in Delphi: Diod. XIV Sl.
Ag. 19. Hell. 21.
103. (S. 182). Daner der Blohade von Kannos 3 Jahre nack
Paneg. 142 TQia fihv hrj negteiJe j6 vautixov — TroXioQxovfdivov^
^ixa ^k ^rjyeäv tovs ax^aj^mag tav fiia&bv dn^ariQfiaiv : 397 — 5.
1. Reise an den pers. Hof, Friihl. 396: Paus. III 9, 2 ^A&ffifauH m
atg K. 6 TifJLo&iov ttqos ßaoilia dvaßißrjxios ^tif, xurtt tovrov ^fli^
fjLttXiara. K. von Pharnab. zur Reise veranlasst, von Titbranstes eiof^ffiki^
reitet er den Sturz des Thissaph. vor: Nepos Con. 3. (Ungenau Jistii,
die 1. und 2. Reise vermengt: VI 2). Konons Befreiung und Abfall
Rhodos unmittelbar vor der Paktolos-Schlacht: Diod. XIV 79. — 1
Konons nach Babylon, der persischen Winterresidenz, Winter 395. — 4:
XIV 81. — k6v(ov 'PuQvdßaCov iXo/uivog: Diod. XIV 81, Nep. CaD.4.
nicht blofs Schatzmeister K.'s, sondern nominell Oberbefehlshaber: Xet.
IV 3, 11 4>aQV. vavtiQ^ov ovta aiiv rats 4»oiv{aaaig, Komova Sk to
vixüv ^x^ita. — In die Zeit seiner Rüstungen in Kilikien und seiaei FMÜ^
befchls gehören die Pharoabazosmiinzen aus Tarsos: Luynes Moniiifi
Satrapies p. 7. Brandis S. 236. — Die hellenischen Schiffe Konons (HeU.i'V
meist attische {qvyddes xal i&sXovrai: Plat Menex. 245a). Konoii 9tdi^
treter bei der Flotte Hieronymos und Nikodemos, beide Athener: DioiXIf
81. — IToXefiog 6k Kovtavi fieXriaet Diogen. VH 75. Rehdantz p. 2.
104. (S. 1S3). Nach Diod. XIV 83 hatten Ph. und K. über 90,
85 Schiffe. Unklar ist X. Hell. IV 3, 12. Die SchlachtbericJite gau
gcnd. Ein Denkmal der Schi, glaubt Newton in dem Löwendenknal voi Sm"
entdeckt zu haben. Vgl. Gott. Gel. Anz. 1864. S. 383. Ein aaderei dakd
der Siege erkennt Beule (Drachme de Conen, Revue Nnmism. 185SS.^Q*
der athenischen Drachme mit der Halbfigur einer geflügelten Atbctt M
Müller -Wieseler Denkmäler d. A. K. 2, 220.
105. (S. 184). Erfolge Konons in Kl. -Asien und aof den kseli: K^
XIV 84. Hell. IV 8, 1—3, Sestos und Abydos 8, 3—6. Mauerbao d« R**
Hell. 8, 7—10. Diod. XIV 85. Demosth. XX 68. Die FwUie des
ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH. 765
«tUtebes Ehreodekret bei Köhler Hermes 5, 5. — Thrasybal und Kodod Phil.
H, 439.
106. (S. 186). Agathioos: Hell. IV 8, 10. — EvxlHa (nach Analogie des
'ivrkyriisehen Festkalenders im Febr. Kirchner p. 10): Hell. IV 4, 2—3. —
■ "^ ÄqyoXi^vmi Ephoros b. Steph. s. v. "^A^oq, — Hell. 4, 6 aifayiCofi^vrjv
- t^F noliv Stä To aal ^Qovg aveantia&ai, xal ^Agy'og avtl Koq(v^ov Ttjv na-
^ ^l^iSa ttUToU ovofittCeo^ai xal noXtu^ag r^g Iv yiQyti fievix^iv. Vgl. Vischer
■ itateo und Bünde S. 25.
■ -' 107. (S. 187). Pasimelos and Alkimenes: Hell. IV 4, 7. Schi. zw. den
* Kftvern (SvaxfOQ^a: Fiat. Mencx. 245 e): 4, 9—12. Dieser Kampf bei Lechaion
Milft «nterscheiden von der Eroberung (4, 19) nach Grote und Herbst N. Jahrb.
Iti Phil. 77, S. 694. — Iphikrates: Nep. Iph. 1. Wahrscheinliche Zeitfolge der
lisse: Anf. des Kr. 96, 1—2; 395 Sommer. Haliartos 96, 2; Knidos Anf.
». 394. Koroneia Mitte Aug. Ag. entlässt sein Heer Herbst 394. — Heer-
Ib K. u. Sik. 393. — Konon am Isthmos. Seerüstuog Korinths. Gährang
R. S92. — Eukleia Febr. Zerst}>mng der Mauern. Krommyon und Sidus
(ix Sri 70V70V €ftQaTial fAfyalai ^uninawto VI 4, 14). — Streifzüge
SSldner 391 (Winter, Frühjahr). Teleutias {ofiofjirfTQiog des Ag. Plut. Ag. 21.
der hässlichen Eopolia aus zweiter Ehe? Herbst S. 703) Nauarch. —
piMhaion erobert 97, 2. Entlassung des Heers. — Isthmia 390. Ages. in Pei-
blMfoii. Niederlage der Mora. Hyakiotbien. Mai. — Ag. in Akaraanien 889.
■Mh Grote und Kirchner.
108. (S. 189). Peiraion: Hell. IV 5, 1 ff. Peloponnesos 2, 552. — Isth-
feier trieteriscb, im 2. und 4. Olympiadenjahre, nicht lange vor den Olym-
Nao sind Isthmien gefeiert Frühjahr 412 (Poppo zu Thuk. VIII 9) also
SOO. Kirehier 12. IdQyHoi toi f. Ttoioiyreg t. &va£aVy tog uiQyovg Trjg
'9ov oyrog. Unter Ages.' Schutz begehen dann das Fest ol (fvyddeg rtov
\lf9kav (5, 2), nach seinem Abzog die Argiver von Neuem. — Gesandt-
der Böoter: 5, 6. — Hyakiotbien nach Frühlingsanfang. Ueberfall der
5| 11 — 17. Aesch. III 243 *[(pi,xqdxii^ on fiogctv AaxiöaifjiovCfav ani-
H&rp. Sivueoy,
i* . 109. (S. 192). Für die Chronologie der Fehden in Akarnanien und Argolis
wir nur die Reihenfolge Hell. IV 6 und 7. — Andok. III 27: 'AQyuoi
liqn^pn^v ovoudCovrtg tj /^(urrct« {iSitt) (alte heraklidische Verträge).
f^itv Tovg fiifvag: Hell. IV 7, 2. — Sieg der Athener bei Oinoe: Paus. I
15, 1« X 10, 4. Apophthegm. Lac. var. 7. Kircbhoff Gesch. d. Gr. Alph. S. 90. -^
OaBlt aehliefst Xenophon den xartt yijv nolffiog.
-^Ä . 110. (S. 196). Antalkidas: ^x^Qog tjv Ayria^Xdtpy xal rrjv ÜQrivtiv i^
roc ingeniiv, tag tov tioJJuov i6v Ayrjailaov av^ovrog, xal noiovvxog
\ifuncm xal fiiyiaiov Plut. Ag. 23. Apophth. Lac. Ag. 60 (Herbst 699
let die polit. Gegnerschaft). 1. Sendung des Ant. an Tiribazos c. 392.
JkSL IV 8, 12. Kirehner 35. — Münzen des Tiribazos: Brandis 353 f. -^
Sinthaa: Hell. 8, 17. — Konon von T. gefangen gehalten: Hell. 8, 16, nach
- -Iflf - Coo. 5, weil er lonien und Aeolis den Athenern wieder vcrschaflen
tvrilte. Nach Einigen kam K. beim Könige um, Dinon — effngisse scripsit
-(nknciiAiBlicli auf Veranstalten des Strothas) Nep. 5. Isokr. Paneg. 154.
•Tei la Kypros Ljs. XIX 39, vgl. Raochenstein.
766 ANMERKinfGBN ZUM FÜIlPTBlf BOGH.
111. (S. 201). Epilykos: Andok. de pac. 29. TgL Hieckt ii f» (
Kirchner S. 69. — Parteischrift des Andokides aus den Jibrei4!0-ll
hoif Hernes 1,5. — Für die Echtheit der schon von Dionysi«! aitn
Friedensrede des Andok. ßöckh Sttatsh. 1, 211, Grate 9,477 (5,n)),l
de Aodoc, Blass S. 322. Die Gesandtschaft des Aadok. hexea|tni
im Argomente. Irrthümer in Anbetracht der älteren Geschickte, «ii
mosth., aber kein Widersprach gegen die Sitoation des J. 391, mä
Betreff der Maaern (§ 23), der Friedensliebe Thebens ({ IS, 24, S
Hell. IV, 5, 6) und der Korinth definitiv za bekommea (^UTv § 27) i
den Argiver. Vgl. Herttberg 294.
112. (S. 202). Teleatias: Heil. IV 8, 23 f. Thrasybnls FcMnfc
8. Frohberger Philol. 17, 439. nXiv^fag €ls Bvvtvxtov aniioxo Tiji
ttiv ix tov Uortov nUovrwv: 8, 27. Bb'ckh Staatsh. I, 442. — )
von Ttirasyb. fiäXa SoxiSv avrig dya^og fiyai. Ergokles' Ankli^Lyti
o. XXIX; Erg. als Anstifter XXVIII 5 (8. anch Dem. XIX 180). Thru.lKr
113. (S. 203). Derkyilidas und Anazibios (der Feind der Ryrec
Hell. 8, 32. Kämpfe bei Abydos 33-39. — Aegina: Hell. V 1, 1-9.
10 ff. Sievers S. 135. — Teleatias am Peiraieas Hell. V I, 21 t
114. (S. 206). Diphridas, Thibrons Nachfolger: HeU. IV 6,
XIV 97. Die Unternehmiuig gegen Rhodos, 391 von Ekdikos begtu
von Teleatias (8, 24), dann von Hierax (V 1, 5) fortgesetzt, dea As
Xeo. noerwahnt, vgl. A. Schäfer Demostheoes 1, 24. — Hell. IV
li&riVitToi ifiXip ;|f^ai^£yot ßaaiXei av/ifia/iav intfjinov Evayö^
fiovvji nqog ßatiiXia, o n TeXfvT^ccg ^ax^aifjiovitay nolfftoortt
Tovg nUovrag inl rtß ixiivov nol^/ntp dt^ip^ftQCV. — Antalkidas g
and Thrasyb.: Hell. V 1, 25 ff. — Ermattaog der kriegfahrendea S
— Den ersten Googress (wahrscheinlich za Sardes) anterscheidet
Grote 9, 534 (5, 307) von demj. in Sparta, obgleich die Alten es aif)
doch sagt Xen. 30: inel nttgrjyysiXev 6 TiqCß. naqtTvai tovg (k
vnaxovffai ^y ßaaiXevg eigrivriv xaxanifjinot, raxioK navtig nu
ind (T^ airyrjX^Vf IniSiC^ag 6 Tiq. tcc ßuötXiiog cftjiaela avtyiymt
yQttfiju^va. eJx^ ^^ ^^f' Idqtal^iQ^rig etc. Diod. XIV 110. Frifli
19 Jahre nach Aigospotamoi Polyb. I 6, im ersten Monat dea Arcfcaa
98, 2; 387—6, Diod. XIV 110. 117. Xen. V 1, 36 mit dem Fr. eiim
AaxEÖ. noXif Inixv^iat^Qoi lyivovio fx trjg in liwtaXxtSov €/^ijfifi
Plot Artax. 1\ ei dti Xffv 'EXXa^og vßgtv xul nQo^oaCav el^ip^ i
115. (S. 209). Congress in SparU: Hell. V 1, 32, 33. Sparta
aiarat tr^g in 6 ßaa. xaTUTti/jKp&eiGrig iigrjvtigi 36. — Thebanef : 3
fuhrong der Platäer: Paus. IX 1, 4. — Korinth von den Argivan
Rückkehr der Verbannten: Heil. 1, 34. — roifg Mfidovg Xman^
Ages. 23. — iv ßaaiXii lä xdv '£JlilfJvoiv: Arist. Phys. aase. IV
Persien ist das xivtfiixov, - Behandlnog der asiat. Städte: bocr. B
de pace 97 u. a.
116. (S. 210). Kyprische Fürstenthümer, 10 ans Keilschriflea aid
Rawlinson Her. 1, 483. firandis Assyrien in Pauly's Realeac 1, lSi&
KHeg zehiyährig: Diod. XV 9. Isokr. IX 64 (394—1 Unterwerfimg k^
thümer Diod. XIV 98, 391—87 Perserkrieg ohne bedeatendea fiiMl
ANMERKimGE?) ZUM FÜNFTEN BUCH. 767
.MseliUiöhe des Eaag., Verlost der Flotte, Capitulatioo). £iigel de Eaagora 1846.
.4m leB]». quo divolgatos sit Isoer. Paneg. 1861. Raucheosteio Isokr. V 22.
.; 117. (S. 213). Münzverhältnisse: Brandts Münzweseo S. 364 f. Salamis,
HanpUtadt, veo £oag. gracisirt (Isoer. IX 47 ff. naQulaßatv tijv noliv Ixße-
'^iBfßei^fiivriv^ xnl dta T17V rdSv 4*oiv(x(av nQxh'^ ovt€ lovg "EXltivag ngoa-
.f^ofiitnpf oijte ti^vcis iniOJctfjLiprfv ovi ifinoQlt^ XQ^H^^^^ ^^'^^ Xtu^va xexrri-
^fdwtpfy tavta u navia öitaQ&toai — xal ovj(os rjv^rjai riiv noXtv Säte /nrjäefjtas
^Hfim *EXlfiviSmyeiTroitX(T(fd'ai, — 50: Toaoviov fiejamnitoxaatv, Sad^ afiilXä-
•Mm oXtivtg avTÜv d6^ovai (piXiXlrjves fhai /ualiota etc. — Chabrias: HelL V
Xt 10. Nep. Ckabr. 2. — Erobeniogen in Phöo. ood Kilik. : Isokr. IX 62. Oiod.
' )Ky 2. — Aegypteo seit 411 im Aufstände; K. Nephereus hilft den Spart. Diod. XIV
«115^79. Akorifl (etwa s. 392): Diod. XIV 98, XV 2 f. — Heeresmacht des
^J|[irilMnos und Orontes: Diod. XV 2. Seeschlacht: XV 3. Tiribazos abgesetzt:
L^KV 89 — Friedeasschlvss, tvon ßaaiXivetv ttjc iMXafzTvos xal rov toQiafiivov
:?AASvai (fogov xar' iyucvjov xal vnaxovstv tog ßaüiXeitg ßaotXel nqoaiartovTti
jmȊ. XV 9. Isokr. IX 63 f.
118. (S. 213). Herstellungskosten der Inschriften : Schöne Griechische Re-
aUfifH S. 17. Vereinigung der beiderlei Schätze: Kirchhoff Bemerkungen zu den
"^rk. des Schatzes der and. Götter S. 54; die Darstellung der Vereinigung beider
JPflMitzabtkflilQngen hat Schöne S. 29 in der Gruppe von Athena und Demeter
^^Rfcaant. Es fehlen Scfaatzurkunden kurz vor und kurz nach Eukleides.
119. (S. 215). Festgeldcr: Böckh Staatsh. 1, 235 f. — Besoldung: Ar.
nJfioeL 184, 308 t^itaßoXov Ctj^ovai Xaßeiv orav nqditwsC ri xoivov. 592. Sie-
S. 99. — Confiscationen : (dr}jnevaiis:): Böckh Staatsh. 1, 518. Lys. XIX 11 :
iinov fJikv ovv anoXoyfTa&ai nqog tfo^av rjv ^vioi i^^vai negl trjg NixO'
■,0fif*ov oifOiag, x«d anuviv a^vQfov, rj vvv (aitv iv ij TtoXii^ xal tov ayaiyog
}bg wo StynoCiov onog, Blass S. 526. Lys. XVllI 17: vvvl navifg o/noXo-
iTi bfiovoiav fifytarov ayadov tlvai nolety axaaiv 6k navxtov xaxav
riftP, 6ia(pigeo^i 6k TiQog aXXriXovg Ix nov toioviatv ^ttXiat\ av oi fikv
aXXoiQimv i7ii^vfAtiSai.v, ot J' ix icSv onaiv Ixnlnitaaiv. — Euripides
. A^ JEocL 824 f. Böckh 642. — Epikrates (s. S. 170): Dem. XIX 277.
«1 120. (S. 216). Konons Weihgeschenke: Hciligthum der Aphrodite Euploia
jgk Pöraieua: Paus. I 1, 3; Dem. XXII 72; tj fxkv ^id^rjv^ xa&iiQtoaev üs
^tfßm^jifjuLTa, xal r^ ui7i6XX(ovi iig JeXipovg ntviaxiaxtXlovg aTtarJoag, in s.
{fmHmtüi: Lys. XIX 39. Statue des K.: x^Xxrjv eixova aianeQ^Agfiodlov xal
^ä^tnoyiirorog Icxriauv ngoatov: Dem. Leptin 70; gruppirt mit derjen. des
.npMtheos und Eoagoras vor d. Stoa des Zeus Eleutherios: Paus. I 3, 2. vgL
Att StQdieo 2, 20. In Samos und Ephesos: Paus. VI 3, 16. — Nikophemos
Ja Kythera: Hell. IV 8, 8. Folgen des Siegs; Böckh 546. — Athens neue
^Uhmdeui Diod. XIV 84. — Gesandtschaft in Syrakus: Lys. XIX 19 nach der
•Viirlkafernog Saoppe's.
121. (S. 217). Dexileos* Grab; Rangabe Eunomia 1863 Mai 31. GötL
Jliflfcrifihtfn 1863, 190. Salines monumenti sepolcrali scoperti in Atene 1863.
— Mttotitheos: Lys. XVI 13. 14. 15 (votiqov lov af/uvou ^uiQiibig 101 näaiv
-MF^^i^OK 6uXiav wvetdtxoiog). Thrasybulos' Stellung: Philol. 17,445. —
Ar. VoA Archinos naQavofAiov angeklagt: Aosch. III 195. — Agyrrhios See-
feUherr an Thr.'s Stelle: Hell. IV 8, 31.
768 ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN BUCH.
122. (S. 219). Lysias' Olymp. Rede XXXIII 4. 5: Schäfer Philol. 11 ^
123. (S. 219). Opferwilligkeit des Aristophaoes and seiner Frenode: Lyi
XIX 21 ff. Arist. Prozess: Ntx6(fr}f4os xal ^AQiOTOifayijg ax^rot ax(Hin»i
nglv TtaQaytviadai ityä aiToTg iley^Ofi^voig tos i^dixovpi Lys. XIX 7.
124. (S. 223). Söldoerweseo : nQoUQov not axovoi ^ivunnw tffffitw b
KoQlvf^tp T^v noltv, ov JToXvatQaTog rlyeTro xal *f€pix^ttTfjfz De«. FV H
Arist. Plut. 173. Harpokr. s. v. ^cvixov avveffjriaaTo avro ngwror Kirnt,
TiaQ^Xaße cf' avro * Itfix^arrjg vOtfQov xal Xaß^iag. — Iph.' Peltattea: CuftUi
tag aanCSag xal xattaxivaoi niliag av^fiirqovgy ^ afJUfOT^QW ev &roxti-
fisvogy Tov te axinnv IxavcSg ta atoftata xal tov duvaadfti^ Twg /^fihm
tdtg Ti^zatg ^la triv xovtf6ti]ta navnXAg evxiv^rovg vnaQX^i^ — ffi^
ta ^kv SoQata riftioXifp fify^&fiy ta Sk ^Cqrj a^^dov diTrXaffut xgrgmfunfc
— tag te vnöSiang toTg atQuttataig ivXitovg xal xovtfag inoifjet Cftfipt'
tiSag (: Diod. XV 44. — Iph.' Pläne: Diod. XIV 92. Aristid. P«mIL ICI
RehdaDtz Vitae Iphicr. Cbabr. Tim. p. 16.
125. (S. 224). Ta ttSv ^EXXtjvcuv aoifiata tmv Santtvaa&ai ^vfmftimm
Lys. XXXIir 5.
126. (S. 226). Lys. XXXHI 7. Ueber den AnUlkidasfriedeo ak «i
CoDseqneoz der alten Politik Sp.'s vgl. bes. Herbst N. Jahrb. f. Phil. 77 S. 701
127. (S. 229). Agesilaos and Agesipolis: Plut Ages. 20. Hell. V3,A
Diod. XV 19. — üvfUfiaxixfj afQcatg: Polyb. IX 23. — Agesilaot nnd die B^
ren: Plut. Ages. 4. Manso Sparta 3, 1^ 215.
128. (S. 230). Peloponoesische Städte dnoXaßovaai tag avtovofäag lajm
anipow naqa ttiv f.n((natr]x6t(ov inl trjg uiaxeSat/aoviwy fiye/iorütg ^^
XV 5 als aomittelbare Folge des Friedensvertrag^.
129. (S. 233). Diodor setzt den Ausbrach der Fehde mit Mantineia 98.3;
3SG — 5 und den Fortgang 98, 4; 385 — 4, vgl. aach XV 5 ^ax. ottJf Sio b%
(fvXa^avTfg tag xoivag cnovSitg. Xen. V 2, 2 dagegen: iliyovto 6k xdd
anovdttl l^O.riXv^ivai toTg Maitivfvai^ tovtta ttp H€i ai fieta t, iv Mittt
fjiaxrjv tQiaxovtaftfig yivofi^rat. Nach Thuk. V 81 ist der Vertrag sekoi 41<
abgeschlossen. Also muss man entweder trotz X. eine zweijährige Paase iv.
dem Ablaufe des Vertrags und dem Aasbmche des Kriegs annehmen, oder tnti
Thuk. den Vertragsscbluss einige Jahre nach der Schlacht von 418 aifftifi-
Vgl. flertzberg S. 313 f. — Agesilaos und Agesipolis: Hell. V 2, 3. — OpHi:
2, 4. 5. Diod. XV 12. Peloponnes. 1, 239. — Pausaoias (fiXtxtSg fy**^ '^
toig iv Muvttvef(t tov drjfiov TTQoatatagi Hell. 2, 4; SttnQa^octo — ««f*-
Xi(av yd'^a&ai avtoTg anaXXatto^iyoig (x lijg JioXftug (den Argolizontei): 6.
— xad-i^oidri to teT/og, Stoixiaihi (f' i] MavtCvtia tttgaxfjy xaSiiMto n
aqxaTov ^xovv: 7; nach Diod. XV 5 und Ephor. bei Str. 337 nivte awa«,
wobei die auf dem Boden der Stadt zaröckgebliebene Gemeinde raitgerecM
wird: Peloponnes. 1, 208. ^E/rel öl oi f/ovTfg tag ovaiag fy)*vt(Qoyfikpfn^
tiov x^Q^^^y ovtojv avtoig naol tag xcofiag, aonnoxQat(«f 6* /jf^rr«,
dnrjXXay^ivoi rf' ^aav icUy ßaqitov 6riiuayuy)'t5v, rjöovio toTg TtfnQoyfä^mg'.
Hell. 2, 7.
130. (S. 234). Sparta and Phlias: Hell. IV 4, 15, wo die Nichteinfikroir
der Flüchtlinge als besondere Grofsmuth Sp.'s gerühmt wird. — Rückfiikrwif:
derselben: V 2, 8 if.
ANHEHKUNr.EN ZUM FÜNFTEN BUCH. 769
J31. (S. 236). Die Gesandten aus Akauthos aud Apullonia von den Ephoreo
^fiihrt noog jijv ixxXijafav xal tovs ov^/jdj^ovg. Rede des Kleigeoes: Hell.
2, 12—19.
132. (S. 239). Heerreformen: uoyvgtov re kvt^ ävÖQiav i^etvai Movtit
ßovXofiivrn Twv n6XiO)V, TQitoßoXov Alyn'aTov xar* «v^qa, Inniag Te d
: naqixotj avxl uiTaQüjy onXtiüJv rov fjtaSov i(f) InneT öC6oa(^at, Hell. V
22. onXCxrig nqog ^vo xfjiXovg terayfi^vog Diod. XV 31. Grote 10, 77 (5,
4). Böckh SUatsh. 1, 379.
133. (S. 241). Eudamidas' Auszug: Hell. V 2, 24 Evi^, i^iatv ^oißiSav
¥ a^(X<f>6v idirjdij Twv kipoQiav Tovg vnoXiino^ivovg Ttov ^avrip jigoaTiray'
'vmy a&Qotaavia fniUvai. Diod. XV 20 lasst ungenau Phoib. zuerst aus-
ckcD. — Eionahme der Kadmeia, llv&ibiv ovtmv nur nach Aristid. I 419
Bd. (deshalb 99, 3 bei Clinton); genauer Xenophoa V 2, 29 (Tia ib rag yv-
txag h Ty KaSfieiq &ea/Li0(f'O()taCfi'V, O-^govg ovrog, ebenso Plut. Pelop. 5.
e Thesmophorien im Damatrios setzt Böckh (Mondcyclen 83) vermuthungs-
sise nach der Septembermitte. Andere denken an andere Demeterfeste, Sie-
p» S. 159 an die Thalysia (Theiluthios — Thargelion — Mai). — araaioCov-
ty TtSv ö., noXifjiaQ)^ovvr€g fdtv hvy/avov ^lafirjviag re xal Aeorrtadrig,
tupOQoi Jk ovug xal ag^rriyog ixdrsQog rtüv haigtöjv: Xen. V 2,25. — Ver-
tlierei des Leont: 2, 26—29. — Ismenias' Verhaftung: 2, 30. — Demokraten:
E^fJ^i^aoci' ilg Tag *Adifjvag ol lavta yiyvciaxoneg ^AviQoxXildi^ le xaX
ffi^iq ficiXiaja TQtax6at.on 2, 31. Plut. Pel. 5.
134. (S. 244). ov nQoataj^&ivra vno jrjg TToletag Tavia IneTTga/ei (*.):
Ol. 2, 32. — Phoeb. von Ages. gerechtfertigt: 32 f. Plut. Ages. 23. ^oi-
9mv tfjg (ig "OXtfP&ov argarr^tag an^airjoav: Plut. de gen. Socr. 1 ; die 3
imosten: Lysanoridas, Herippidas, Arkissos: de gen. Socr. 33. Pelop. 13.
• Theben und Olynth. 2, 27 vgl. 2, 15. — Ismenias als fityaXongayfitüV xal
MonQ€Dyf4(üv gerichtet, nach Xen. 2, 35 in Theben, nach Plut. Pelop. 5 in
135. (S. 248). Phlius und Agesipolis: Hell. V 3, 10. — Beschwerden der
qbtokraten: 3, 11 ff. — Lokalität: Peloponnesos 2, 471 ff. — Belagerung..
16 ff. — Delphion, XufAngog 6ox6Jv ilvai, Xaßtov ngog avrov jgiaxoaCovg
^^g 4>XittaüüVf Ixavbg fj-kv rjv xtoXviiv rovg ßovXofiivovg tigrjvTjv noiila&at
M. 3, 22 ff. — Commission der Uundcrtmänner: ngmov filv uvaxgirai ov-
m r< C^y Iv rj noXn xal oviiva anoSavtlv ^ixaiov elti" tnuia dk vofiovg
iwoiy xad"* ovg noXtttvaoivto: 3, 25. — Dauer der Belagerung 20 Monate:
lU. 3, 25. — Teleutias dem Eudamidas nachgeschickt fallt im Friily. 381 vor
yalh: Hell. 3, 6. Diod. XV 21. Agesipolis starb vor Olynth 380 xaid
'fo«V dxfiriv: HeiL 3, 19, Diod. 23, nach 14 jähriger Regierung im 4. Jahre
■ olyoth. Kriegs. Polybiades bezwingt Olynth: Hell. 3, 26. Diod. 23. Die
Aerobe von Phlius fällt in den Spätsommer 379. Vgl. Sievers S. 390.
136. (S. 249). Spartas Macbthöhe: Hell. V 3, 27. Diod. XV 23. — Make-
•100 im Bonde mit Sp.: Diod. 19. Aesch. de f. leg. 26. — Dionysios und
I Illyrer; Böndniss der Sp. mit den Molossern: Diod. 13. Sievers S. 164.
Cvfiiai, Gr. GmcH. 111. 49
ANMERKUNGEN
ZUM SECHSTEN BUCH.
Haoptqaclle fSr die Zeit der Hegemonie Thebens war Ephoros, di
äolischer Patriotismas (S. 522) sieh aach aof Böotieo aosdehnte; wer
Bücher las, wurde von Bewunderung des Epameinondas ergrilTeB (Plit k
garrul. 22). Wegen seiner Uokenntniss des Kriegswesens tadelt ihn P«Iyi
XU 25. Aus ihm schSpft Diodoros, fiir viele Thatsachen der einzige Gewakn-
mann, der aber auch ganz falsche Nachrichten hat, z. B. XV 82. TheapMf;
der in seiner Geschichte Philipps viele Abschweifungen über die nnmitteftar
vorausliegende Zeit angebracht hatte, ist von Diodor nicht benutzt wordet
(Volquardsen Untersuchng. über die Quellen des Diodor S. 67 AT.). Diodor n
controliren dient Xenophon (auf den Diodor keine Rücksicht nimmt), sonst sciair
Parteilichkeit wegen durchaus unzuverlässig. Er entstellt die Geschichte, jdo
Glück Thebens ist Zufall, jeder (Erfolg des Agesilaos Verdienst; erst beim letita
Feldzoge wird er dem Ep. gerecht. Seine Hellenika, welche sich mehr u4
mehr auf peloponnesische Geschichte verengen, haben neuerdings Einige (CaapC)
Kyprianos und namentlich Grosser N. Jahrb. f. Phil. 1866 S. 721 r. 1S71
S. 723 CT.) im Anschluss an eine Bemerkung Lobeck's im Aiaz S. 366^ nur ßr
einen Auszug des ursprünglich ausführlicheren Werks des Xenophon geftei
lassen wollen, und besonders in den Plutarch. Biographien Reste desselbei n
finden geglaubt. Allein selbst die Richtigkeit der übrigens sehr bestritteaca
(Büchsenschütz N. J. 1871 S. 218, Breitenbach Rh. Mus. 1S72 S. 497 f. i.A.)
Hypothese zugegeben, so bleibt doch unzweifelhaft, dass der Grondtoa te
Werks und der Parteistandpunkt des Xenophon auch in der uns vorliegeato
Gestalt der Schrift vollkommen erhalten ist. Die Echtheit des AgesUaoi iit
mehr als zweifelhaft, dem Verf. desselben eigenthümlich ist der Barhareakifl
(den Ag. in Wirklichkeit nur während des asiat. Feldzugs zur Schau getrageil
Nach Cauer (Quaest. de fontt. ad Xen. Ag. pertinentibus 1S47 p, 30) ifw o
die Auffassung Alexanders bei Theopomp, welche vom Verf. des Ages. aif
seinen Helden übertragen wurde; übrigens war das Urteil Theopomps tkn
ANMERKUNGEN ZUM SECHSTEN fiUCfi. 771
ges. ein demj. des EnkomioDS ähnliches, wenn er ihn fiiyiafog ofioXoyovfiivtos
tk T(uv i6t€ CtovTOiV initfar^aTaTos (Plat. Ages. 10) nannte. Platarchos hat
I Agesilaos gute Quellen {avayqaifaX XaxtavtxaC c. 19). In seinem Pelopidas
id dem Gespräche über das Daimonion des Sokrates hat er treffliches Material
IS einheimischer Ueberlieferung. Ans seinem Leben des Epaminondas mag
inzelnes in den Apophthegmata erhalten sein. Paasanias hat in seinem
Boch sehr gute Nachrichten, besonders c. 14; er zeigt Interesse für Epam.,
esshalb er die Mantineer VIII 8, 6 wegen ihres Undanks tadelt, and namentlich
ich für die Messenier. Auch Nepos ist bei einzelnen glaabwärdigen Thatsachen
nziger Gewährsmann. Gelegentliches bei den Rednern Isokrates, (Plat 12
igerecht gegen Theben) Demosthenes, Aischines, Deinarchos. Die böo tischen
istoriker Anaxis und Dionysodoros, deren Werke bis zur Thronbesteigung
kilipps reichten (Diod. XV 95), sind von Diodor und Plutarch benutzt worden,
me dass es möglich ist, das ans ihnen Genommene nachzuweisen. — Die
hronologie ist auch hier sehr unsicher, namentlich bis zur Schlacht von Man-
neia. Feste Haltpunkte geben die olymp. Spiele 104, 1 ; 364 und die Sonnen-
isterniss, die dem letzten Zuge des Pelopidas voranging. Vgl. Anm. 65. —
lae zusammenhängende Behandlang dieser Zeit giebt das treffliche Buch von
levers Geschichte Griechenlands vom Ende des pelop. Kr. bis zur Schi. b.
[ftntineia 1840. Monographien: Vater Leben des Pelopidas (Jahns Jahrb.
ippl. 8 S. 328 ff.), Pomtow Epameinondas, Berl. 1870. Hertzberg Agesilaos.
■ Mesnil Politik des Epaminondas, Sybels Zeitschr. 1863 S. 292 ff.
1. (S. 254). BoitatCa tQi&dXanoq: Ephoros b. Str. 400. — Hesiodische
B^ole in Böotien: Rangabc Ant. Hell. 3, 892 Vereinigung aw&viatov räv
fiMRroiy ElaioSdwv^ vgl. ßergk Griech. Literaturgeschichte 1, 923. — Aeolische
Mk ia Böotien : Müller Orchomenos S. 72. 3S2.
2. (S. 255). Philolaos der Bakchiade: Aristot. Pol. 57, 25. Böotischer
errenstand: Orchomenos S. 409. Bergk Gr. Lit. 1, 942.
3. (S. 256). Einseitig athletische Bildung: Arist. Pol. 125, 29. Böotische
»litik gegen Athen zuletzt noch in dem Antr. auf Zerstörung der Stadt: Hell.
3, 18. Plnt. Lys. 15.
4. (S. 258). Demokrat. Partei in Theben : Plut. Lys. 27. — Zus. von Th.
|4 Grossgriechenland: Böckh Philolaos 10. Philolaos und Lysis werden bei
Ist. de gen. Socr. 13 irrthUmlich als gleichzeitig angesetzt. 400 als frühesten
litpirakt des Aufstandes der Kylonea: E. Rhode über die Quellen des lam-
Mm, Rh. Mus. 1871 S. 566. Aristoxenos' Bericht über den Brand des Hauses
e. bei lamblichos 241 — 51. Simmias und Kebes: Xen. Mem. I 2, 48; III 11,
r. Fht Phaedön 84 c. Zeller 2 a, 171. Lysis mass l)is Ol. 93 gelebt haben,
na Epaminondas 01. 90, 2 geboren war. Plut. de gen. Socr. 3. Nepos 2, 2.
^ war um die Zeit der Befreiung 40 Jahre alt: Plut. de occ. viv. c. 4.
5. (S. 262). Vertraute des Epaminondas: Mikythos Nep. Ep. 4, Asopichos
fteB.Xni605, Raphisodoros Plut. Amat. 17. — Ta niQi ^^j^^cei' rf rov noli-
K0[ro0irriv nai ij ntqX <P(Xmnov tvQawlg: Hell. V 4, 2. Hgyip fih tüqkwoi,
IQ*
772 ANMERKUNGEN ZUM SECHSTEN BUCH.
X6y(i> cf^ noXi/JttQXoi: Plut. Ages. 24. ol tkqI ^Aqx^^v xai 'IVrarijr: Ml. VII
3, 7. Charakter der Regierung: Du Mesnil, Sybels Ztschr. 9,264. — Reli^oin
der Alkmeoe: PInt. de geo. Soor. 5 ff. BÖcLh Sonnenkreise S. 145.
6. (S. 263). 300 Flüchtlinge Diod. XV 20, 400 AndroUon ScboL Arist
111 278 Dindf., iQ^axoaioi MüUer Fr. Bist. Gr. IV 646. Bei Xen. HelL V2,31
schwankt die Lesart. — Verbalten der Athener: xovs ifvya^itf li&fpnfii im-
tgCßEiv T^ TS nkri&u ngoOtpilfig ovraq xal rifiiiv tx^"^"^^ ^^ ^^^ ssitfV
xal aya&wv: Pelop. 6. Spartas Verlangen, abgewiesen : Pelop. 6. — Die Olif.
TiifiijßavTeg avS^Qtünovg ayvmag jivSqoxitiöav fiiv änoxT&vyvovai Scl%
ttiv J* äkltov ^lafittQTuvovaiv: Pelop. 6. Bei dem über Androkl. VemSfci
entstandenen Erbschaftsprozess wird für Pberenikos (Pelop. 5. 8) die Rede CXI
des Lysias (fr. 228, 229 Müller) gehalten. — Pbyllidas: Pelop. 7. de gea.Sfcr. i
4 ff. Xen. V 4, 2.
7. (S. 264). £p. dta (fiXoaoqdav mq unQccyfiiav, cfia ^k mvCav mg M-
vajog: Pelop. 5. vgl. 7; mit Pelop. bei Mant.: Pelop. 4. Paus. IX 13, 2 (k-
zweifelt von Palmer. und Krüger bei Clinton zu 385, von Grote 10, 16; s. dagii^
Pomtow S. 27); es war eine gezwungene Heerfolge der Thebaner, wie aad
nach Olynth: Hell. V 2, 37. — Lysis Tod: de gen. Socr. 16 u. öfter. — Gtrji-
das und Pammenes: Sievers 197 f. — Archias und Leontiades in Simmias' flau:
de gen. S. 2 ff.
8. (S. 265). Melon nach Xen. Haupturheber der Befreiung, daher HelL ¥4»
19 ^ Tov MiXtovos ijil tovs neQl uiiovriccdriv inavdnaais, Pelopidai, dcMfi
Antheil an der Befreiung Xenoph. absichtlich verschwiegen hat: Plut PeL 7.
— Amphitheos: de gen. Socr. 4. 32. — Von den sonstigen Berichtea abdei-
chend: Aristoteles Pol. 206, 22 Ix ducaarrjQCov xQCa^tog ^ iv'H^xUiq 9iitK
lyivtxo xal (v Grißnig, In ttixUt fioi/dag 6ixa(big fA^v araattnixAg <ß
TToiTjdafi^vfüv Trjif xoXaaiv tmv fihv Iv 'JlgaxXitijc xai EvQvtitovog, iwf i'
iv Gtjßaig xtti 'Aq^^Iov iq-Uovtixrjaav ynQ avrovg ol ^x^^^ waii. M^m
iv ayoQ^c h T(p xvifcovi, — Pherenikos und die Seinen: Pelop. 8. — Ankuft
der 12 bei Charon: Pelop. 9. de gen. Socr. 25. — Gastmahl des Phyllidas:
Pelop. 9. de gen. Socr. 4.
8b. (S. 266). Charou zu Archias beschieden: de gen. S. 26. 27. PeL
9. 10. Brief des Hierophanten Archias io Athen: dg avQiov rä anovSma.—
Ermordung des Arch. und Philippos: Pel. 11. de gen. S. 30; des Leontiades
und Hypates: Pcl. 11. de gen. S. 31; Xenoph. V 4, 7 lässt die erster« dorck
die d/iiifl MiXmvctf die zweite durch Phyllidas und 3 andere gescheheo. --
Befreiung der Gefangenen: Xenoph. 4, 8. de gen. S. 32. — ^Hx€ Sk tulX ^Innp-
a&€v£(^rjg fbifjä juiv (fCXatv xal oixixwv rovg ini^edrifirixoTag xata rtjg^ijf nftk
iä 'HgaxXda aaXniyxxdg naQaXafjißdvwvi de gen. S. 33. — ol latr AaxeSoA^
vlorv uQxovug — (foßtj&^vr^g riavxo-^ov r. Ka^fi. xarix^vt^g : Pel. 12. BeD.
V 4, 10.
9. (S. 267). £p. fuhrt die Tyrannenmörder in die lxxXriaia\ ^(xouht^
Tovg avöqag (og iviqy^iag xal acoTTJoag: Pel. 12. — Büotarcheu für die Schli»-
tag« des Jahrs: Pel. 13. Sievcrs 186. Vater 342. Ende des böotischea Jaks
um die Wintersonnenwende: Pel. 24. — Wortführer der böotischen Partei (ä
ßoi(ofiii(ovT€g vgl. die ^^iXox^rßaioi des Antiphanes) Thrasybulos v. Kollyttf»
Leodamas, Aristophon, Kephalos, Thrason (ProjLenos der Theb.), Arehedea««*
ANM£llKU?(GE?i ZUM SECHSTEN RUCH. 773
Pyrrhandros, Phormisios, Eleios: Dioarch. 1 38. — Was die Betheiligang Athens
betrifft, so bezeugt Xeo. V 4, 14 gegen den verworrenen Diodor, dass von Staats-
weg^Q nichts geschah. Grote 10, 122 (5, 380); Schäfer Dem. 1, 15. Die Be-
setzung der Kithaironpässe durch Chabrias diente wohl nur zur Wahrung der
Neutralität. Der Feldherrnprozess (Hell. V 4, 19) beweist aber, dass es nicht
blofs einige Freiwillige waren, die sich betheiligten. Ob Demophon einer der
Verurteilten war, bleibt unsicher; Chabrias gewiss nicht. Diod. verwechselt
wahrscheinlich zwei ganz verschiedene Ereignisse, den Kampf um die Kadmeia
md den Sommerfeldzug. Schäfer S. 18.
10. (S. 270). Zuzug von Platää zurückgeschlagen: Hell. V 4, 10. Ca'pitu-
kitlon derKadmea: 4, 11. Kleombrotos in Meg.: Pelop. 13. — BoKoragxntf die
bSotische Bundesbehörde; mit wechselnder MitgIiederzah],SchÖmann6r. Staatsalt.
3,78. BoiüJTol iv Grjßaig : Aesch. 111 142. Derselbe Anspruch der Thebaner beim
Abechl. desAntalkidasfriedens s. S. 20G und im J. 372 bei den Friedensverhand-
iMBgeo in Sparta: ttvriSrjßaicüV ISoKorovg ojLKOfioxojag: Hell. VI 3, 19, ebenso
te Boodesvertr. von 96, 2 (Anm. 96 zu S. 171).
11. (S. 272). Uebergabe der K.: Kell. V 4, 12. — Menekleidas: Pelop. 25.
Nep. Epam. 5. Eumolpidas und Samidas : Plut. de gen. S. 3. — Die Dreihun-
dert (Normalzahl einer auserwählten Schaar wie in Kyrene, Sparta) bei Delion :
Diod. XII 70: ol tioq ixiCvoig rjv(oxoi xal TTagaßarai xakov^evoi, wie im
ftemerischen Zeitalter die Wagenkämpfer Vorkämpfer des Fussvolks und zu-
gleiefa je 2 und 2 verbunden waren. Der Gebrauch des Kriegswagens muss
sieh in Böotien lange erhalten haben, so dass die Benennung, auch nachdem die
alte Kampfweise aufser Gebrauch gekommen war, noch fortbestand.
12. (S. 274). Hülfe Athens: s. Anm. 9. — Die Th. xarü^ovrig eig t^v
mvrtSv ovdiva ^Qovov Mfieivav, aXA' (v&vg elg AaxsSaC^tova nQsaßetg
JtniarelkoVf hoifioi ^ovXfvav ovug xal firj^h xiveTv raiv ngotiQov nQdg
mAtoi/g tofioloytifiivtav. Isokr. XIV 29. — Verstimmung des Ages. : efa airovg
fiovl£Via&at onoiov ti ßovXoivio thqI toviojv: Hell. V 4, 13. Plut. Ages. 24.
•— llieban. Flüchtlinge in Sp.: Hell. 4, 14. — Kleombrotos ngtaiov jote rjyov'
fitrop, fittXa /fffiojivo; ovTog; Feldzug in Böotien: 4, 14 — 18.
13. (S. 277). Sphodrias in Thespiä: Hell. V 4, 15. — Sph.' Plan ange-
regt durch fifi/ayfjjLia iwv negl JliXonl^av xai MiXwva ßoianaQXcHv: Plut.
A$» 24; BrißaXoi neOovai 2if.<, ;^^ii/inra ^ovreg, (ag vntonuvero: Xen. Hell.
V 4, 20; veranlasst durch Kleombrotos: Diod. XV 29. Grote's Gründe gegen
die Angabe Xen. 's 10, 135 (5, 387); nach ihm hätte Sph. auf Ag.' Antrieb ge-
httidelt; „von spartanischer Seite ausgesprengt'' Schäfer Demosth. 1, 16. Aber
wamm sollten die Spartaner diese Erzählung in Umlauf gesetzt haben? Ge-
WflBfleo sie oder gewann Sph. dabei, wenn man ihn als einen Mann darstellte,
der sieh von einem böotischen Handelsreisenden zum Friedensbruche beschwatzen
liess? — Spart. Gesandte livyxccvovlid-^vfiai oneg naqu KaXX(ct rtp jiQo^ivtp
*£nffioxXfjg te xal jiQioroXoxog xal "SlxvXXog: Xen. Hell. V 4, 23. — Ephoren
ge^. Sph.: 4; 24; für ihn Kleombrotos: 25; Agesilaos: ;^a>l^7rov fJvai lotovrov
ä9^^a dnoxTiwvvaf Tr}V yaQ Znctorriv Toioifj(ov ^eta&ai cfTQarimTtav: 82.
14. (S. 279). Eindruck des Urteils: noXXoTg Mo^iv avtri Jf} dSixmaia
iw Am», ri ^ixTi XQi&rjvai Hell. 4, 24. — Die theb. Partei {ßoionid^ovTtg)
eriUUt die Oberhand zu Athen; InvXotadv n lov UttQaiäy vavg re havnti-
774 AIHtfERKCxNGEiN ZUM SECHSTEN BUCH.
yovvTo, toTs t€ Boionoig ndotf TtQo&vfjUq ißorj&ovri Hell. 4, 34. — Ver-
schanztes Lager der Theb.: 38. Aufstellung des ChabrUs: na^fiyyHlar r«(
arqaumttis di;(ia&ai tovs noXefA(ovq xttranetf^ovrjxoroas ä/Lia xal iv rj tc^
fiivoma^j xal rag aani^ag TiQog t6 yovv xX^punag iv 6^^ t^ io^t fUr
viivi Diod. XV 32. Nep. Chabr. 1. Dem. XX 76. Rehduite 53. ~ V
Kriegrdhrung erfolglos: Hell. 39 ff. — Phoibidas: 42 ff. — 2. Feldxvg detil^
(377): Hell. V 4, 47—55; erkrankt in Megara: 58.— Feldzug desKleoiDbratM:59.
15. (S. 282). Neue Schätzung: Böckh SUatsh. 1, 667—93. — 20 Ge-
nossenschaften, avfxfioQCai'. Philoch. V fr. 126. Harpokr. a. v. — Ueber 4«
Seebund im J. des ^ausinikos Diodor XV 28 f. und die 1851 gefuadeie Bia-
desurkunde, von Eustratiades, Rangabe, M. H. E. Meier und Schafer hcrm-
gegeben, vgl. Schäfer 1, 25. — avvra^tg für (f<)Qog\ Uarp. s. ai/>T. i^^ffdaan
dh xaX tag yivofiivag xkriQovyJag änoxaTaarijaai rotg n^oxegov xv^i(Mgyiy9-
voat, xal yo^ov i&evio fxri^iva rtÜv ^&rjva(tüv yitoQydiv ixjog r^g jlna^.
Diod. 29. haxd-fl anb tf^g xoivrjg yvtofAtjg t6 /nh awiS^iov Iv tatg li$^ms
auve^Qtviir, noXiv 6k l/i* tarjg xal fifyaXrjv xal fiixQov fi&äg tf/^ifov xv^
ehaiy naaag d* vnaQXdv aviovofxovg^ riye^oOt /Qtufiiyaglid'fjvaiotg: Diod.2&
16. (S. 182). Isokr. Plut. 28 bezeugt den ununterbrochenen Fortbeitaii
des Bundes mit Chios Myt. Byz. trotz Xen. Hell. V 3, 27 Qiihiyaioi i^i^
u.ivoi)\ jetzt enveitert: Diod. 28. Auf eine damals vollzogene Eroenenagte
Vertrags mit Byz. bezieht Köhler die Inschr. Hermes 5 S. 10 ff. — Antra-
bung der Lakonisteo aus Chios: Photius cod. 176 p. 120. Schifer Qicfln-
künde 55.
17. (S. 283). Beitritt Thebens: Diod. 29. — Peloponnesisclie Flotte «tor
Pollis: Hell. V 4, 61. Seeschlacht bei Naxos: Diod. XV 35. Datu: Pitt
Phok. 6 tkqX TrjV nava^Xrjvov ßöckh Mondcyklen 4. liXdJe AliHUai: Mouua
Heortolügie 246. Beute: Dem. XX 77.
18. (S. 284). Agesilaos in Thespiä: Hell. V 4, 55. Ag.' langes Kraoket-
lager und Schwäche bis nach der Schi, von Leuktra: Plut. Ag. 27.
19. (S. 285). Ausrüstung der attischen Buodesllotte auf Anregung der Tk
Hell. 62. Timotheos umschifft den Peloponnes: 65. Diod. XV 36. — JluXm^i
und KfQxvQa{(ov 6 ^ij/nog: Buudcsarkunde (Schäfer Comm. de sociis Athen. IK
Gesaodtsch. der Kerkyraeer: Rangabe 2, 382. Grabmal im Kerameikos C Ctf*
tius Arch. Zeit. 1871 S. 28.
20. (S. 286). Alketas, der Molosser, und sein Sohn Neoptolemos: Boi-
desurk. INikolochos Hell. V 4,65. Seeschlacht, bei Alyzia: Xea. 65, th^
Aivxuda: Diod. XV 36, Polyaeu. III 10, 4: fiv loQiij ixiga. Die Skira (ia
Spätherbst) werden leicht mit den Skirophorien verwechselt. SchoaiaAB Gr.
Alt. 2', 466. Eine solche Verwechslung hat man der Jahreszeit wegen aaek
hier mit VV^ahrscheinlichkeit angenommen; dann fällt die Schlacht auf des 11
Skirophorion — 27. Juni, Schäfer Demosth. 1, 43.
21. (S. 287). GeldforderuDgen des Tim:: Hell. 66. — Friede: (Jdfivmoi^
nifjLxpavtig TiQiaßtTg tig Aaxe^utjjova eiQTjvriV Inoirjaccvro: Hell. VI 2, 1.
Manso, Vb'mel u. A. stellen den Frieden von 374 in Abrede; Sievers 220 „er
sei nie ausgeführt.'^ Richtig Rehdantz 71 If., der die zwiefachen Friedeairer
handlungen erkannt hat: Diod. XV 38 und 50. Kallias hat 2 mal Frieden ft-
macht (387 und 374): Hell. VI 3, 4. — Ratification des von den Athenen ii
A^MERKU?<(i£I^ ZUM SECHSTEN BUCH. 775
Sparta abgeschlossenen Friedensvertrags durch den Buodesrath zu Athen:
Diod. 38. Inhalt: diaii ndaag läg nolsig airtovo/novg xal acpQovQrJTovg ilvat,
Zar Wegfnhmng der fremden Besatzungen i^ayojyttg bestimmt: Diod. a. 0.
Theben vertreten durch Kpam. iSia^if^spog Xoyov &avfÄaar(og Iv tco xoiV(p
0vr(^Qi(p. Nachträglich muss Th. doch zugestimmt haben : Isokr.XIV 14 f/^ijif}?
ovaifg^ Weissenborn Z. f. Alt. 1847, 921.
22. (S. 288). Friedeosopfer: Isokr. XV 110. arae Paci publice factae
•iqne deae pnlvinar institutum: Nep. Timoth. 2. Eirene-Plutos Paus. IX 16,
2. I 8, 2. Brunn über die sogenannte Leukothea 1867.
23. (S. 289). Timotheos in Zakyothos: Hell. VI 2. 2; spart. Flotte: Diod.
XV 45. Kerkyra: Diod. 46. Hell. VI 2, 5 £f. Athenische Landexpedition unter
Rtesikles: Hell. 2, 10.
24. (S. 290). Tegjra: Plut. Pel. 16. 17. Diod. 37. Der direkte Weg zw.
Dreh, und Teg. war unwegsam: Ulrichs Reisen 1, 202. — Theben und Phokls:
-Hell. VI 1, 1. — Platää zerstört nach Paus. IX 1, 8 unter dem A. Asteios
373—72, nach Diod. XV 46 unter Sokratides 374—3, nach Clinton -Krüger
Sommer 374, also vor dem Frieden; dagegen Isokr. XIV 10 avvd^rjxaiy 14
^ti^ipttig ovarjg vgl. 44, wobei nicht an den Antalkid. Frieden gedacht werden
■ Iuuid: Weissenborn Z. f. Alt. 1847, 921.
25. (S. 292). Geldmangel bei der att. Flotte: Apollod. in Timoth. 6 ff. —
Seesog im aegaei. Meere : Diod. XV 47. Bundes vertrag mit Thessalien u§ter lason:
U.Köhler Hermes 5, S. 8. Amyntas : Apollod. in Tim. 26 If. Gesammtzahl der Städte
4ei Seebunds: ißdofirjxovTa xal nivie nolug auf^jua/iöag, &g ^xttiaaxo Tifio-
^tog 6 K6v(üvog xal xaiiairiaiv üg ib avyi^Qiov Aesch. 11 70. — Tim. 2.
Anafahrt erfolglos: Hell. VI 2, 12 ff. Apoll, in Tim. 8. — Tim.' Prozess:
Sehäfer HI B 138. — Iphikrates' Rückkehr aus Aegypten: Diod. XV 43. Iph.'
Steoergesetz: Polyaen. 111 9, 2. Böckh 1, 92. Rehdantz 92 f. ^ Spartas An-
^iir auf Kerkyra 373 Frühj.; Sendung des Mnasippos, Herbst. Absetzung des
Thnotheos im Maimakt (Nov.) Fahrt des Iphikr. 372 Frühj. (oder noch vor
Aw^ang 373. Weissenborn 924). i
26. (S. 294). Iphikrates wählt sich {nqoofXia&ai xeUvaai iaurai) Kall.
0V fiaXa Initti^Hov oviai Hell. VI 2, 39 (nicht zu ändern mit Böckh 1, 550)
Mteh Tbirlwall 5, 81: proof of magnanimous selfcoofidence. Eilfahrt des Iph. :
HeU. VI 2, 27—32. Ausfall der Kerkyräer, Mnasippos getödtet: Hell. 2, 15—26.
Syrftkosaniache Schiffe: Hell. 33—36. Diod. 47. Weihgeschenke: Diod. XVI
^if; Antwort der Athener fAt] la rdSv &((üv i^eraCiiv, akXä axonuv ontag
vovc CTQaiitiiag dta9q(\pu. Polyaen. III 9, 55. Streifzüge des Iphikr.: Hell.
Sy 37 f. — Kallistratos nach Athen gesandt: Hell. VI 3, 3; Antalkidas an den
Peraerkönig: 3, 12.
27. (S. 299). Friedenscongress in Sparta: Diod. XV 50. Hell. VI 3. Ge-
MUMite von Makedonien: Aesch. 11 32, von Persien: Diod. a. 0. — Rede des
lUIlias (dtf^ovxog): Hell. 3, 4—6. Autokies: 3, 7—9. Kallistratos 10—17.
Bpamioondas: Plat Ag. 27. INep. Epam. 6.— Friedensbedingungen: rovg re
ä^otnag Ix tiSv noXeojv l^ayiiv, r« re ajQaioneia diaXvnv xal lä vavuxa
wal »« mCa, rag n noXng aviovofxovg iav. */ J/ itg naga lavta noioiri
is6y iJikv ßovX6(A(vov ßori&iiv laig adixovuivaig noXtaiv, tt^ d^ fzrj ßovXofiiytit
fti- itrai ivoQXov avfXfiaxHv toXg aSixovfjiivoigi Hell. 18. Abschluss x^ re-
776 ANMEKKUflGEN /UM SKCUSTEN BUCH.
T(iaJ* inl d^xtt lov Zxi{)OifOQiü)Vog: Plut. Ages. 28. \'crlangCB 4er TL ^t-
TayQtiffdV dyr\ Brjßafütv Boitorovg ofjKOfAoxons: Xen.'s Darstellan^ ist 4ci
Theb. und £p., dessen Anwesenheit gar nicht erwähnt wird, eatschiedei mm-
günstig. Hertzberg S. 347. Herbst ]\. Jahrb. f. Phil. 77, 701. W. Viscker m
JV. Schw. Maseom 1864, 23.
28. (S. 302). Streit zw. £pam. und Ages.: Plut Ag. 28. Paas. IX 13,1
-> Prothoos in der spart. Ekklesia: Hell. VI 4, 2. Plut. Ages. 2S. — Ober
die Xo^ii (ftiXay^: Diod. XV 55. Spart Reiterei: Hell. 4, 11. Verbiadia^
leichter Truppen {ftfiinnoi xal nfltaarai) mit Reiterei: Hell. VII 5, 24. 25.
— £p. bei Koroneia: Diod. 52.
29. (S. 304). Marsch des Kleombrotos: Hell. VI 4, 3. — UoeatscUMiet-
heit der Böotarchen: Diod. 52. Paas. IX 13, t). Pelopidas Bouoia^z^ oa
nnodi^Hyfiivos^ a();^(ov J^ rov iiQov Xo/ov: Plut. Pelop. 20. — Abxi; te
Thespier: Paus. IX 13, 8. Polyaen. II 3; 8. To itav na^ivmv fiy^fui: ücIL
VI 4, 7. Paus. a. 0. AevniQiöig^ die Töchter des Skedasos, Plat. Pelop. 21.
Ulrichs Reisen 2 S. 107. Andere auf Leuktra bezügliche Vorzeichen: Cic. k
div. I 34, 74.
30. (S. 306). Leuktra: Hell. VI 4, 4 ff. Diod. XV 53— 56. PlatPeL2i
— Zeit: Plut. Ag. 28. Cam. 19. Marm. Par. Hekatomb. 5, aacb Uckr:
Julius 8, nach der Oktaeteris Jul. 7. Ascherson Arch. Zeit. 1856 S. 264. -
Kriegsrath des Kleombrotos : Hell. 4, 8. Angriff d. spart. Leichtbewaffoetea : HelLl
Aufstellung der beiders. Hopliten : 12. Epam. in der Schi. : Diod. 55. Kleoahralif:
Hell. 13. Diod. 55. Sphodrias: Hell. 14. Plut Ag. 28. Geordneter Rückzog iasLaf«:
(o^ovfiivoi ayex^Qovv — MxXivav bei Xen. 14, naiTtlifs jqoti^ bei Diod. 56.—
Unzufriedenheit der spart. Bundesgenossen: Hell. 15. Verlustaogabe oachUclLlL
Paus. IX 13, 12; nach Dion. Hai. A. R. II 17 1700 Sp., nach Diod. XVI a6
gar 4000. Bestattung der Todten: Paus. a. 0. Schilde: Paus. IX 16,5.—
Leuktra lag au der südlichen Höhe über dem Abhang von Parapungia: Viichcr
Erinnerungen 551. Das Tropalou der Theb. glaubte Ulrichs 2 S. 110 eatd«ckt
zu haben 1839. Vischer S. 552 stimmte ihm bei. Für ein Grabmonumeat kalt
die Ruine mit mehr Wahrscheinlichkeit Keil Syll. Inscr. Boeot. 96.
31. (S. 307). Cic. de off. 1 24, S4: illa plaga pestifera, qaae quum Qe<«>
brotus invidiam timens temere cum Epaminonda cooflixisset, LacedaenonioriB
opcs corruerunt. — Herold in Athen : Hell. VI 4, 19 f.
32. (S. 209). Botschaft au lason: Hell. 4,21. lason's Vermittelasg aif
dem Schlachtfeld: 22 ff. Abzug des spart Heers über Kreusis nach Ai^M-
thena: 25. Archidamos: 26. Widersprüche zwischen Diodor XV' 54 und \eio-
phon. Diod. lässt Kleombrotos sich vor der Schi, mit Archidamos vereioigea aa4
mit Bruch eines durch lason vermittelten W affeostillstandes den Kampf begiaaei
(wie Wesseling vermuthete, nach Kaliisthenes, dessen Benutzung durch Diodor
jedoch geleugnet wird von Volquardsen S. 70). Vgl. ?fiebuhr V'orl. über altf
Gesch. 2, 266. Grote X 200 (V 460).
33. (S. 310). Nachricht von der Niederlage in Sp.: Hell. 4, 16. Arckü'
Heer ausgesandt 18. — Reue der Lak. ort rov agrinoda tijs ßaaikefug IxßM-
XovreSf iHovio ;((üX6v xal ntnriQüifji^vov, Den iQiaavng gegenüber entsckeidct
Ages. ou Tovg ro/noig J^r ari^SQov läv xad^ivdnv: Plut. Ages. 30.
31. (S. 310). Bürgerzahl: Clinton-Krüger p. 415. Isukr. V 45: anmt-
A?iNEKKUNGEN ZUM SECHSTEN BUCH. 777
Qr9-¥f€fav fitv xTjg Iv rotg *'£kli]<Jiv dwaonCaSy toiovtovg cT aP(S()ag aTHoXioav
0fffüV avTtSy, o'i tiqotiqovvto it&rdvai fiäXlov ^ Criv tjTTrj&änsg tov tiqokqov
M&TtoCov,
36. (8.312). Thespias Bewohner vertrieben: Paus. IX 14, 2. Orcho-
■lenos amnestirt, tovg *0. tig Jrjv tdiv av/Ltfid^^otv x^Q^^ xarira^av: Diod.
XV 57. — Phoker und Herakleoten stehen bei Leuktra noch auf s\i. Seite:
^BfllL VI 4, 9. — Bündnisse mit Phokern Aetoleru Lokrern bald nach der Schi.:
Diod. 57; mit den Oetavülkerschaften und den Uebrigen erst nach lasons Tode:
Hell. VI 5, 23. — Thesauros der Th. zu Delphi dnb I^Qyov tov iy AtvxJQotgx
Pans. X 11, 5. — Theben und Delphi: Grjßaioi dUtjv (nriv€yxciv eig Lifitfix*
-iwfvag xccfte tüv ^^naqtiaxtav, on 4*otßi(Jag 6 2n. xaiekdßno tijv KuJ-
,fuiay, xal ditTifirjOuvio ro uöixrj^a jaXitvKov ntVJaxoaitov. xaraöixaa&iv-
-tmy dk ttüv lifAff, etc.: Diud. XVI 29. vgl. 23. Justin. VIII. s. Grote 10, 275
|6y 470). Beginn einer neuen für Gr. verderblichen Bedeutung Delphis. —
Achier: Polyb. II 39, daraus bei Str. 384. Grote 10, 271 (5, 466) zweifelt.
36. (S. 314). Dreifacher Zug: nach dem 1. messen. Krieg Rhegion gegründet
I8tr. 257; von Anaxilas Messene: Paus. IV 23, 8; von Naupaktos nach Sicilien
— mm4 Rliegion: Paus. IV 26, 2; die Mehrzahl nach Euhesperitai unter Komon.
-'•*' Das besondere Interesse für M. zeigt schon der Umstand, dass man vor der
«BoJil. b. L. den Schild des Aristomenes hervorholte, und Angesichts der Feinde
lila Tropäon damit schmückte: PauSi IV 32, 6; die von den Mess. auf die
-Aftkan. gesetzten Hoffnungen: yiO-7jvcu(ov öuvriO^ivjtov vavrix^ xdO-oöov iat-
-9^tu aiplatv ig NttvnaxTov warea durch den Friedensschi, unerfüllt geblieben:
•^as. IV 26, 3. — Heimberufüug der M. durch theb. Gesandte: Paus. IV 26, 5.
OM. XV 66.
37. (S. 315). Demokratische Bewegungen in Phigaleia, Korinth, Phlius :
Jliad..XV 40. Ueber Heraia: Peloponnesos 1, 346. Th. VVise Fxcursion in the
Ptlopoonese J, 73. Diod. setzt die Bewegungen nach 374. Grote's Gründe
f -«tfagegen sind nicht entscheidend (10, 271; 5, 466 d. ü.).
.' 38. (S. 317). Skytalismos zu Argos: Diod. XV 57. 58 102,3; 370. Die
■Argtitr hatten wohl die Gewohnheit, mit Stöcken versehen zusammenzukommen;
.üe Spartaner legten die Gewohnheit frühzeitig ab: Plut. Lyk. 11. — Athen:
JKIal. reip. ger. praec. p. bl4 B. — Feuorbalken, nvgivrj öoxog : Diod. XV 50.
Harm. Par. § 83. C. 1. Gr. II p. 322. Dass damit ein Kometenschweif gemeint
■ei, bezeugt Arist. bei Seueca Quaest. Nat. 7, 5. Ueber Bura und Heiike:
JIM* XV 48. 49. Peloponnesos I 466 ff. — Pel. olxfjn^giov tov Iloaiidmvog:
JMed. XV 49.
30. (S. 318). Hell. VI 5, 1: lv^v/nri&€VT€g ol 'A^^vaToi on ol HiXo-
ff0PPiifioi Iri olcmai )[QTJvai dxolov&etv xal ovncj (nicht ouro) trotz Grote
10^274; 5, 468) ötaxioino ol Aaxiöui,fi6vi>oi äartiQ roig Id&rjvaiovi Siid^i-
99V, fUJun^finoytat lug noXttg oani ßovXoivio Trjg iiQrffrjg (xnix^iv^ iqv ßuai-
Itbs Matintfiipe. Widerspruch der £leer: 6, 2.
40. (S. 319). Arkadien: Peloponnesos 1, 164 ff. Zeus Lykaios und Arte-
aia Hyomia auf den alterthümlichen lange vor Megalopolis' Frbauung ge-
llifCaa arkadischen Landesmünzen: Pinder und Friedländer Beiträge zur alt.
Mioakaade S. 85 f. VVarren Essay of Greek Federal Coinage S. 30. — Arka-
SSldoer: dydQonod^ ix *P(}vyiag, dno J* 'A^xttdiag inixovQoug: Uermipp.
778 ANM£RKlJ?iGELN ZUM SECHSTEN BUCH.
b. Ath. 1 27. Thuk. VII 57. Aaab. VI 2, 10: tfv vnh^ j^fian iw nfoi-
^ajog jiQxa6is xalllx^ioC, — Sparta uod Tegea: Her. IX 2& PW.{i
Gr. 5. — Mantiaeia's Mauerbaa: Hell. VI 5, 3. Pelopoooesos 1, Sltt. i|^
siiaos in M. vma/vilto — notrjaeiv, aiais fnita t^g uiaxfduifiovof fm$
xicl firi 6ttnavt]Q(og reixiadfjvai ro reixog. Spartas Obomadit: n^aeimli ,
avToi'S ov Svvcttov IdoxH e?vaiy in aviovofiitf r$; tfQrpnii Yt^nifi/^\
Hell. VI 5, 5 Ep. Urheber des Wiederaufbaues : Mavrivias — (i ri^y «(
avvTD'ctysv av&ig noXiv: Paus. IX 14, 4. Hertzberg 351. In der ZeitM|li
Xeo. genauer als Paus.
41. (S. 320). Bevölkerung Arkadiens: Peloponn. 1, S. 174. - Mi
Lykomedes: tag /novois fihv avioig nttxQls IliXonownaoi ilf^^ noffn yitfmA
X^ovig iv avT^ oixouv, nk^larov 6k idtv'EXkTjvtxiov (pvXov ro 'J^uiaiitm
xttl ato^ata iyxQtttiarata tx^*' ^^^ ahtifittnaxovg dk avxovg anMoft,^
fit'lQia TittQfxof^^f'og tag intxovQtov onore ^iij&eTik nvc;, ord/ra; j^m« ^
liQxdätüV. hl Sk ovre uiaxiSaifÄovCovg ntonoie av€v a(fwp ifißalBV fki
ll^nvag etc.: Hell. VII 1,23.
42. (S. 323). Demokratische Partei in Tegea: ol mol tov KmjJJ^i
IIq6^€Vov iyfj)'ov (nl ro avvt^vai i€ nav tb !A^xa6ix6v, xai 5, «
T^ xoirrp, lovio xvqiov (tvat xal itüv noXfoav: Hell. \1 5, 6. —
polis: rijg 6k noXttog olxiaTrjg *Enafiuvtir6ag avv iip itxaii^ joujöän
jovg T« yäg IdQxdöag ovrog rjv 6 imyeiQag lg rbv awoimofiov: Pt«.^
27, 2. Zehn arkadische Oekisten: Paus. a. 0. Peloponnesos 1, 28] f.
silion: Paus. VIII 32, 1. Peloponn. 285, Pammenes: Paus. VDl 27,1
Beabsichtigter Einheitsstaat: Freeman History of föderal goveromeiit &
VV. Vischer Schw. Mus. 1SG4 S. 305. Die fÄvgiot als xoivri avvodos aiti
i^ovatn Ttigl nolifiov xai iigi^vrig ßovk€v€a&a& : Diod. XV 59. 'Bxt
(Enagoriroil) ol naqä liQxaai drjfjioaioi (piXax€g Hesych. s. v. besoUd:
VII 4, 33.
43. (S. 324). Orchomenos: Peloponnesos 1, 220 f. 'O^, oifx ^
xotvtoviTv tov ldQxa6ixov Sia triv ngög Mavxiwiag Ix^Q*"^' Hell VI 5,
Spart. Besatzung und Söldner unter Polytropos: Diod. XV 62. Hell I.O.'
Heraia l^ Iwia Srifitüv aw<pxta/jiivri vno KXtofißgoiov ^ KUmnfiot:
337. Peloponn. 394. — Lykoa und Trikolonoi: Paus. VIH 27, 5. LyU
Paus. 27, 6. 3S, 1. Die Trapezuntier nach ihrer gleichnam. Kolonie ibPi
Paus. 27, 6.
44. (S. 326). Parteikampf in Tegea: Hell. VI 5, 6—9. Agesilios,
stützt von Heraia und Lepreon: 5, 10 ff. Ag.' Milde geg. Eataia: 5,11 4!
bei Mantineia: 5, 15 — 21. ^x t^; ngoa^iv ä^vfiiag i66x€i t$ imUl^
Tfjv noliv, ort xai ivißtßXrixH eig irjv liQxaSiav xaX dffovm r^ /«f»
ov6i\g i)^«A^«* fiax^o^ai 21.
45. (S. 328). Arkad. Gesandtschaft in Athen; in Theben: Diod. XV ft
Dem. XVI 12. — Ep.' Heer im Pelop.: Hell. VI 5, 23. ol dk "J^ xA'ift'
xai *Hk. ^na&ov aviovg ^yeTa^at tag laxtcfta fig t^v ^^axvytx^t if^
xyiiTff fih jo iavTüiy nlij&ogy vneQtnaivovytig äk ttöv BtißtUwf m^in^
— ßoitaraQxovvttüv *Enafxuviav6ov xaX IliXonldov. tovrotg ya^ ol ilXot ßt^
raQXffi nttQixexwgrjXfGttV ixovalatg rrjg arQOTffyiag: Diod. 62, doch
sie diese Verantwortlichkeit erst beita Eiomarseh in Lak.: Pelop. 21 — 4 J
AI>iM£RKUNGEIS ZUM SEGUSTEfi BUCH. 779
' häufen nach Diod. 64 aach bei Xeo. 25; PelopoDoes 2, 264. — fip. anf dem
' ndilen Earotasafer Sp. gegenüber Hell. 27.
46. (S. 330). Periöken: Hell. 25, 32. Heloten: 28. Die lakonischen
r -Weilier: Ar. Pol. 46, 4. Hell. 2S. Meutereien in Sp.: Plut Ag. 32. Pelo-
^fOBDes. Zuzug: Hell. 29. Kampf an der Eurotasbrücke: Ages. 32. Uebergang
k«i Amyklai: Hell. 30. Reiterkampf: 31. Peloponnesos 2, 239 ff. Gytheion:
Hell. 32. — Missgiinstige Motivirung des Abzugs der Theb. bei Theopomp:
^tMtf^g trjg dva/a^Oitos (Plut. Ages. 32), Sarkasmus nach Bauch Epami-
jMndM 49.
47. (S. 331). Bau von Messene: Paus. IV 26. Diod. XV 66. Plut. Pe-
<ißf. 24. Peloponnesos 2, 13S ff. Beginn des Baues 102, 3; 370—69, vier-
Jikrig nach Pomtow S. SO. Betheiligung der Arkader: Paus. IV 27, 6. £pi-
üätea und die Argiver: 26, 7. 27, 6 f. — Paus. IV 27: dvtpx^Cov 6k xal äXXa
JtfoKafAoia bestätigt durch die Manerreste von Pylos (Peloponn. 2, 181), Eira
H(]5d), Methone (170). Bei Skylax 46 gehurt Methone zu Lakonien, ebenso
Jkaine, wesshalb ^iebuhi Kl. Sehr. 11 119 annimmt, der südlichste Theil der
prll^uidsehaft sei erst später zu Messenien gekommen. — Xenophon übergeht die
iriKelreinng Messeniens ganz.
1 ., 48. (S. 333). Cult der Grofsen Göttinnen: Paus. IV 1, 8. 27, 6. Erneue-
der Weihen durch Methapos aus Athen : Sauppe Inschrift von Andania, in
Abb. der Gott. Ges. der Wiss. 1860 S. 220. Schriften des Aristomcnes:
fpBOS. IV 26, 8. — Fremde Elemente der Bevölkerung : dviCriT^fiOE tovg vnokB-
JLttfif^ivovg täy MiaavpflioVt xal rHiv aXkfov tovg ßovlofAivovg xaiaki^ag €ig
if^y noXiJitav ixrtae rriv AleaariVTiv: Diod. XV 66. Korone, theban. Kolonie,
_ Ariker Aipeia: Paus. IV 34, 4. Peloponn. 2, 166.
"^ n: 49. (S. 333). Iphikrates am Oneion: Xen. VI 5, 51, der die Aufstellung
§bv«tdelt. — £p. in Attika: Paus. IX 14, 7. Thirlwall 5, 149. Falsche Kritik
JM Grote 10, 327 (5, 498).
< 50. (S. 335). Anklage des Ep.: Nep. 8. Appian Syr. 41, des Ep. und
.PeL: Plut Pelop. 25. Keine ipijifog Paus. IX 14, 7. Nep. 7. Ohne Grund be-
•teoptet Sievers 277, dass Ep. und Pel. für 369 nicht zu Böotarchen gewählt
'^^ ^l^en; dem widerspricht, dass Pel. bei seinem Tode zum 13. Male dies Amt be-
- ^ftkidet« Plut Pel. 34). App. vergleicht Ep. mit Scipio Afr. bei Liv. XXX VIH 51.
51. (S.337). Arkader in Pellana: Diod. 67. Phlius: Hell. VII 2, 4. — Cha-
brias ond die Sp. besetzten die Isthmospässe : Hell. VII 1, 15 f. Diod. 68. Söldner
K. 4et Dionys. Hell. 20. — Ep.' Unternehmung gegen Korioth: Hell. 19. Diod. 69.
"^ '— Sikyon: Diod. 69. Peloponnesos 2, 484. — Ep. entsetzt: Diod. XV 72 aus
-~ • Verdacht lug nBtpiia^ivov tiHv Aaxi^aifjiovifov i6Cag %vixa /«(»ao;.
52. (S. 838). Orestes: Thuk. 1 111. Polymedes und Aristonus: H 22.
Battmann Mythologus 2, 285. Meineke Monatsberichte d. B. A. 151, 587.
Hallanokrates: Ar. Pol. 219, 24. Aristippos: Xen. Anab. 1 1, 10. — Spartaner
. ia Thessalien: Pharsalos hatte 391 eine sp. Besatzung: Diod. XIV 82.
53. (S. 339). Von der Geschichte Lykophron steht nichts fest, als sein
'fliag über die Larisäer: Hell. II 3, 4; Sonnenfinsterniss am 3. Sept. 404. Wahr^
flcbeialleh der Anfang seiner Tyrannis (anders Hamming de lasone). Aristippos
i$*§C6fiiyo( vnb TtÜv avtiaraaiantSv) unterstützt von Kyros unter der Be-
ÜBgoDg, dass er nicht ohne K.' Einwilligung Frieden mache (ein Beweis von
780 ANMERKUNGEN ZUM SECHSTEN VUCH.
K'. Absicht auf die gr. ADgelcgenhciten Einflass za ^^ionea): Aoak. I 1, IOl
Nach Abzog der Hülfs Völker unter Meoon neue Aasbreitaop Lykophrtis wA
Hülfe Spartas (Pharsalos wahrscheinlich gemeiosam erobert) bis zur Intcrfii-
tioD der Thebaner und Argiver, die mit dem Aleuaden Medios die LaL bis 11.
vertreiben (Diod. XIV 82) Ol. 96, 2; 395. Medios lässt die Pbanalicrib
Sklaven verkaufen (er sah also auch die Bürger als seine Feinde aa). Um
Macht der Aleuaden; als Ag. heimkehrte, war Thess. ihm feindlich (HeU. IV
3, 3). Dann erfolgte wieder eine Ausbreitung des Tyranoen von Pheni nJ
das grofse Blutbad der Söldner des Medios (Arist. Hist. anim. IX 31), welda
ohne Grund von Schneider zu Xen. und Du Mesnil de rebus Phars. 47 aif A
Eroberung im kor. Kr. bezogen wird. Vgl. Liebinger de reb. Pheraeis ■!
Fahle 'Zur Geschichte der pheräischen Tyrannis' i\. Jahrb. f. PhiL \m,
S. 530. Alri^iog gehört nach Analogie von 4»Qvyi,o£ Biaaalo^ o. A. is te
angenommenen iNamen politischer Bedeutung, vgl. Monatsberichte der & i
1870, 167.
54. (S. 343). lasoB tritt auf eine bisher unerklärte Weise ia die
lische Geschichte ein. Dass er durch Erbrecht in der Tyrannis folgte,
schon der Name seines Sohnes Lykophron wahrscheinlich. L. aber nad mbk
Brüder (Tisiphooos und Peitholaos) waren Stiefsöhne lasons aod onr o^^
TQioi der Thebe (Photios bibl. p. 142). Es ist also sehr wahrscheialidi, km
die in zweiter Ehe mit lason verbundene Frau eine Tochter (oad zwar te
einzige Kind) des älteren Lykophron war, wie dies Pahle a. a. O. geseigt hl
Er vermuthet, dass Jason kein Anderer sei als der Parteigänger Proactleii
und schon 406, etwa 24jähng mit Kritias für Lykophron tbätig gewcsci lo.
Auf die Identität der beiden Personen kam schon Wyttenbacb, weil aof küe
dieselbe Geschichte von dem MeuchelmÖnler, der unwillkürlich eine glnckltck
Operation vollzieht (Val. Max. I 8. ext. 6, Plut. Mor. 890) bezogen nird. —
Jas. und Timotheus: Apollod. in Timoth. 10. 22. — lasons Ziel (jittOi nk
ÖfiraAoi/ff ciVTinoisTad^ai rrjg t(ov 'EXXrjvtov tjySfAovias- Tavir^v yuQ Art»
tna^lov ttokirg jiQOXiiaO^ai ToTg öwufAivovg ttvrr,g duifiaßfjrrjaat: Di«A
XV 60. Beabsichtigter Perserkrieg: inotdro rovg Xoyovg tag tiq j^v i^ntt^
iSiaßrjaufiivog xnl ßuaiXH noXffxriacüv: Isokr. V 119. ßteatlivs 6 fliQffih oi
VTjaovg aXX' i^jtsiqov xaQnovuevog TiXovaKOTaiog tcv&Qto7i(ov iGriy or fyi
(las.) vnijxoov noti^aaa&ttt tri euxurcgyaoroi iQov ^yovfiai dvai rj fijr 'ß-
A«(T«: Hell. VI 1, 12. — Polydamas ^foiSiog anytav in Pharsalos Sievers ^
vgl. Hell. VI 1, 2 f. Pharsalos übergeben: Hell. 1, 18. Heerwesen od4 B^
Steuerung: 1, 19. Söldner: J, 5. 6. — Bündniss mit .Alketas: ], 7, aock ait
K. Amyntas von Makedonien: Diod. XV 60. IVeogenes in Histiäa: Diod. XV30L
L's Vermittlung bei Leuktra: Hell. VI 4, 22 ff. — Hyampolis: Hell. M 4, 27.
Herakleia verlor damals seine Unabhängigkeit und wurde den Oetaeera obff-
wiesen: Diod. XV 57. Hell. 4, 27. Weil Hermes 7, 384 f.
55. (S. 344). Perrhäber gewonnen: Diod. 57. Erneute Rüstanges: flfU-
4, 28. Flotte: Hell. VI 1, 11. 4, 21. /ufyiarog J' ^v rtSv xa»* «tot
Tip ^i]S* v(f kvog fvxnraff'QuvrjTog ilvctii Hell. 4, 28. — Jason und DelpÜ'
C. 1. Gr. 1 811. vgl. Hell. 4, 29. Antwort des Gottes an die wegea kt
Tempelschätze besorgten Delphier: uri uvit^ fieXi^au Hell. 30; ähnlich Btf-
VIII 30 u. A.
ANMERKUNGEN ZUM SECHSTEN BUCH. 781
^ 56. (S. 345). Ermordung las.'s lniavx(üv ITvO^^uv, nach Hell. 4, 29. Diod.
k: ^V 57. Die Mörder geehrt: Hell. 32. — Polydoros, der nach Einigen las.'s
J TmI veranlasst haben sollte (Diod. 60) und Polyphron: Hell. 4, 33 f. Alexan-
m4 ir^S' 35 ff. Diod. XV C] ; heirathet Thebe: Plut. Pelop. 28 (später freite er
ff WM die Wittwe seines Schwiegervaters, welche also eine zweite Fraa desselben
■ WiU*9 wahrscheinlich eine Thebanerin: Hell. VI 4, 37). Münzen Alexanders
i YAM Pherä mit pheräischen Typen: Weil, Zeitschrift für Numismatik, 1, S. 182
(1873).
57. (S. 348). Polydamas: Hell. 34. Alexander von Maked. in Thess.:
BiodL 61. Pelopidas in Thess. und Maked.: Diod. 67. Plot. Pelop. 26. —
Falopidas von Alexand. gefangen: Plut. Pcl. 27. Diod. 71. — Alex, und Athen:
Aristocr. 120. Diod. 71. Hell. VII 1, 28. — Erfolgloser Zug der Theb.;
i. idianevfov xar (neivov tov /qovov vno arguTKüTtov xaTiaid&tj otqU'
Wtfyog: Diod. 71. — Zweiter Zug unter Epam., Pelopidas befreit: Pelop. 29.
IMod. 75. Pelop. während der Gefangenschaft: Pelop. 28.
58. (S. 351). Lykomedes: Hell. Vll 1, 23 ff. oVjiqx. dv((fvami6 re xttl
VMt^ffiXow tov A, x«l fiovov avÖQa rjyovvro (üöts ccQj^ovjas haTJov ovarivag
j imw^og XfXevoi. xal ix rtoy aufißaivovjoav cf^ ^Qy(ov ifiiyaXvvovro oIIAqx,;
wobei aber Lyk. mit grosser Missgunst von Xen. behandelt wird. — Eleer und
nebaner ihnen abgeneigt: 26. — Ariobarzanes und Philiskos; Hell. 1, 29:
Jk<1 dk ov avvfXf*^QOvv ot GrjßaToi Meaai^vriv vno Aaxföaifiovioig tlvai, un-
yaatn dageg. Diod. 70. — Keltische Söldner: Hell. 1, 28. — aSaxQvg fiaxrj:
Rnt. Ag. 33. Diod. XV 72 (wonach 10000 gefallen wären). Hell. 1, 31 f.; bei
Midea oder Malea: Peloponn. 1, 336.
59. (S. 355). Gesandtschaft nach Sosa: Plut. Pel. 30. Plut. ArUx. 22.
JLen. VH 1, 33, welcher gehässiger Weise Pel. hierbei zum ersten Male er-
wibnt. Von Grote 10, 384 (5, 535) wird die Gesandtschaft aus unzureichenden
(inindea vor die Gefangenschaft des Pel. gesetzt. Schäfer Demosth. 1, 82.
Siflyers 285, 397. — Inhalt des Vertrags: ort Mfoarjvrjv J^ avxovo^ov ilvat
Ipio uiaxfSai^ovCoiv xtd l^&rjvaiovg avdxnv rag vavs' si öh lavra /nrj tt«/-
^otyro, aiQUieveiv in ttviovg' el Tis (^^ f^h ^^^^oi tcxoXov&eiv , inl ravrr^v
mgmtov tivai: Hell. 1, 36. — Persische Garantie für Amphipolis ausbedungen:
jHtl yag toi nqmov [Jilv !/tfi(finoXiv nohv tj/btijfgav [äovXrjv] xaiinifAXltiV ßaai'
^i)f V^ ''OT^ Ouftfia^ov ttvxov xal qiXriv ey^niptv: Dem. de fals. leg. 137. Rehd.
^hikr. 131. Die gegen A. feindseligen Bestimmungen machen allerdings den
Tbebanern keine Ehre, aber man muss erwägen, dass A. selbst die Th. zu
dieser Politik gedrängt hat, weil es jede Verbindung mit Th. so spröde ab-
lehnt Qod dadurch eine durch gr. Staaten herzustellende Ordnung der gr. Verhält-
lieee unmöglich gemacht hat — Antalkidas' freiwilliger Hungertod: Plut.
Art. 22. — Widerspruch der Arkader Hell. 38. Coogress zu Th. erfolglos: 39.
KoriDth: 40.
60. (S. 356). Sp.'s Eingriffe in die Verhältnisse der Achäer: Thuk. V 82.
Peloponnes. 1, 417. — Epameinoudas' 3. Zug nach dem Peloponnes: Xen. VII
1, 42: ivSvvaativH o ^EnafiHVfovöag oiffr« fxri qvya^evaai lovg XQatlatovg
^t^äk noXiJiCav fieraairjaut. Epam. bis dahin von Xen. nicht genannt, auch
lUer DQF deshalb, um die Missbilligung seiner Mafsregeln durch die Th. an-
baSpfen la können. — Naupaktos und Kalydon: Diod. XV 75, ersteres an
782 ANMERKUNGER ZUM SECHSTEN BOCtt.
die Lokrer zurückgegeben, — Wechselnde Politik der Th. in AdL: tsn^
(}ovvT(ov (f^ nvTov Tüiv T€ yiQXtt(f(ov xal rcüV KiTiaraaiüJTßSp tof Aaxk^^
vCoiq xarao'xivaxtbg rtjv IdxcCtav anild^oi, töo^i SijßafoiQ nifitf/tu iQfutim
ilq tag Idxat^ag noUig: Hell. 1, 43.
60^ (S. 358). Euphron Tyrann von Sikyon: Hell. 1, 44 f. Ib der ■!
Euphron bezüglichen Chronologie ist Xen. ma8.<gebend f^gen Diod. XV Tl
X. setzt den Anfang der Tyrannis bestimmt nach dem 3. Zage des Bp. (Tkiri-
¥^all 172). Kupfermünzen des Enphron; Leake Num. Hell. Eor. 164. — Ka-
phron zam 2. Mal eingesetzt: Hell. VII 3, 4 f.; ermordet in Th.: 3, »—11.
ot nolTrai avToi tag avSQa ayadxfv xofjuaafJLfvoi fOrcxpav rc tr tj iyo^ tri
(üg KQXTjyhrjv Trjg noXitag a^ßorrai: 12. — Oropos: Diod. XV 76. HdL VI
4, 1; noch anter dem A. Polyzelos 103, 2 nach den neoen Seholien ziAeadi-
nes in Ctes. § 85. Vgl. Schäfer N. Jahrb. f. Phil. 1866 S. 26.
61. (S. 359). Anschlag auf Korinth: Hell. VH 4, 4 ff. NeotrtUtitff»
trag mit Korinth und Phlios: Hell. VH 4, 6 ff.
62. (S. 362). Bündniss zw. Athen and Arkadien : HelL 4, 2. 6. — Sjn-
kusische Söldner in Sp. : 4, 12. — Lasion: Hell. 4, 13. Diod. 77. Adicr.
Hell. 17. Elische Demokraten in Pylos: Hell. 15. Damiskos: Paos. VI 2, 11
— Archidamos' Einfall in .Arkadien; Kromnos: Hell. 19 — 27. Atkea. 541
Peloponnes. 1, 291 f. — Kampf in Olympia: Hell. 28—32. Diod. 78. FSrtff
Eleer eine itvolvfimag Paus. VI 22, 3. — Die Tempelgelder: xQütft/wmf tok
ifQoTg /^ij/iacy* icSv iv Tclg jigxaatv «^j^ovrwy, xal anb tovTtav twg ixu^
tag TQttpovTCtiv: Hell. 33. Widerspruch der Mantineer: HeU. 33. Diod. Sl
Silbermünzen aus den geraubten Tempelgeldern geprägt nach O. Miller WÜL
de TArcadic. Annali dell' Inst. 1S36. Dagegen meine „Bemerkungen über ü»
ark. Münzen** in Pinder und Friedlaender Beiträge zur älteren Moazknde
5. S5. Ucbcr die ark. M. aus der Zeit des Lykomcdes: Warren Pederal Cw-
nagc S. 32.
63. (S. 364). Lykomedes auf der Rückreise von Athen durch VerbaaBte
der Gegenpartei ermordet: Hell. VII 4, 3. — Gesandtschaft der herrscbeadn
Partei nach Th.: Hell. 4, 34; o/ cT^ t« XQUiiaia x^ HeXonoviriatfi ßovlito-
/bifvoi inttoav 70 xoivbv Ttjv ^^Qxa^üjv nf[x\pavTfg ngfaßfig ttmtP tdg
Srißaloig firi Urav avv loTg onloig etg rrjv 'AQxai^iav, ii ^r\ ri xaiour. —
Friedensfest in Tegea: 36 f. Intriguen der Kriegspartei: Diod. XV 82.
64. (S. 365). Ep'. Abneigung vor der See : Plut. Philop. 14, doch gilt ha
Diod. 78 der Vorschlag als ein Xc))'og fx TttiXai n((fQovri(Tfiirog, Opposib'M
des Meneklcides: i\ep. Ep. 5. Plut. de sui laude p. 542 A. Bnn der Flottf;
Erfolg der Seecxpeditiou : Diod. 79.
65. (S. 366). Feldzug in Thessalien: Pclop. 31. Diod. 80. SoDDeafiastfr-
niss nach Pingre's Berechnung am 13. Juli 364: Schäfer Dem. 1, 109, aa 30-
Juni nach Dodwell. — Athen und Alex.: l4xhi]raTot fiia&oJörrji' lAX^^rfoof
(?Xov xal /aXxoi Xaidaav (og fvfgyhrjv: Pelop. 31. — Schi. b. Kynoskepbalai:
Pelop. 32. Pelopidas auf dem Schlachtfeld bestattet: Pelop. 33. — Alex, w-
terwirft sieh : Pelop. 35 SfaaaXoTg ano^oifai rag TroXetgy ng ft^fv «Tiir,
Alayt'tjTag (S^ xa) •P&imag yi^aioig (hfiTrai xal utg (f Qovqhg i^uyayitv, ouo9m
d^ avTÖv Itp Ol/V «i' fiyiaVTai GtjßaToi xal xflsvooiat dxolovO^ffffeiv; oageajaer
Diod. 88.
ANMERKUNGEN ZUM SECHSTEN BUCH. 783
t 66. (S. 368). Epam.' Bescheid an die Mantineer: toe nolv oq&otcqov
t MO&^OiuVy Sri avviXcifißan rovg civ^gas rj ore dtftjxt, to yccQ TjfitSv di vfiäs
I iije nolifioy xaTaatayrwv v^äg av€v riiq rjfier^Qas yvojfirjs ÜQrjvrjv nouTad^i
\g ovx av Jtxaitog nqodoaCav ng v/j(Sv tovto xaTriyogoitj ; Hell. Vll 4, 40.
Partei der Maotineer, ol xriJofjtiVoi rov ITeXonowriaov {avsXoyC^ovro)^ ort
9i ^ffßaioi SfjXoi fZw ßovXofifvoi (og aad'fvsaTdrTjv iipf IlekoTrovvriaov flvat,
Smms tag ^qara avtfiv xaiadovXtoaaivroi Hell. VII 5, 1. — Nene Bündnisse
Sit Athen und Sparta mit der Bedingung, onoyg iv r^ kttvtwf ^xaaroi riyti-
m^nrtoi Hell. 5, 3. — Phokis: 5, 4.
67. (S. 370). Verbündete der Theb.; Euböer, Lokrer, Sikyonier, Malier,
AMiianen, Thessaler, Argiver, Messenier, Südarkader (Tegeaten, Megalopoliten,
lutMten, Pallantier): Diod. XV 85. Hell. VII 5, 5. Verbündete der Spartaner:
Xfoer, Nordarkader, Achäer, Athener: Hell. 5, 18. — £pam. beiNemea: 5, 7;
^egen Sp.: 10. Der Thespier Euthyuos {Evcavo/uogt Keil Syll. ;lDscr.
213); Plnt. Ages. 34, nach Kallisthenes ; nach Xen. VII 5, 10 ein Kreter.
Kjp.' vergeblicher Angriff aaf Sp.: Hell. 11—13. Diod. 83. Plut Ag. 34.
68. (S. 371). Ep. vor Mantineia: Hell. VII 5, 14. — Athener unter Hegesi-
- ]«o«: Ephoros fr. 146 a bei Diog. L. II 54. Xen. de vect. 3, 7, von Diod. 84 fälsch-
Heh HyiXoxog genannt. — Siegreiches Gefecht der athenischen Reiterei: Hell.
', Vn 5, 15 ff.; avTtov dk dn^&arov «W^f? dya&of, xal dnixtitvav Sh dtjXov
. 'St# JOiovTovg. Unter den erstem Kephisodoros der Hipparch und Gryllos, Xen. 's
8).; Diog. L. a. 0. Harpokr. KT}(fia6d(aQog. Paus. VIII 9, 10. Enphranor's Ge-
■ilde: Paus. I 3, 4. Schäfer Dem. 3^, 14. — Schildzeichen: ngo&vfitog /niv
Omfxovvro ol Innvig fit xqdvt] xfXevovrog ixefvov, Imy^dtforTo 6h xal ol ttiSv
. Id^aäwf OTiXirat ^onaXa f^ovr^f], (og Grjßatoi ovrtg, ndvieg 6h rjxovcävTO
li loyxag xal fia^nigag xal iXa^nQvvovro lag danfdag: Hell. VII 5, 20; miss-
^ irerttaoden bei Grote 10, 464 (5, 575). Clark „Peloponnes" ^ill (}6nttXa ^/ovrag
l0seD. Alle Schwierigkeiten heben sich, wenn man mit den besten Haodschriften
%royr€f streicht.
69. (S. 374). ^ETTttfi.f iv^v/btov/biivog ort oXiytav .uhv TjfieQijv dvdyxrj Jlaoiro
- iatUvm Sidio i^rjxeiv i^ atganitjc tov XQOvov: Hell. VII 5, 18. — Kriegslist
IT^r Eröffnung des Kampfs: xal yctQ drj djg TiQog j(^ oqh ^yiretOj Iml i^nd^
■;; m£fw^ fj (fdlayS, vno roTg vxprjXoTg i^ero r« onXuy tSare dxdadrj argarom-
^ ^tffOfiirip, tovto 6h noiTjaag fXvae /jhv tuiv nXiCaTuiv noXifi^tov trjv iv tatg
^ ^^i^dt»; nQog fidxrjv naQaaxiv^y, ^Xvae 6h trjv (v taig avrtd^eat'y: Hell. 22.
!^ •— Aofstellnng des theb. Heers: naQayaytov rovg inl x^gtog noqivo^ivovg
'^ t^x^vg €lg fiirtonov iaxvgov ihotTjOaio ib tkqI iavtov tfißoXov — to argdtevfia
'. 9Vg(nqt^ov &aniq fQ^VQ^ nnoarjye vofiiC(av, ony ifjßaXiov 6iax6\pBi6y 6itt'
ip^iQiiv oXov to t<ov (vavtCüiv atQuiivfia: Hell. 23; der Reiterei: xal
rov tnnixoZ ifißoXov iaxvQov knot-fiaato^ xal dfi.in7iovg nsCovg awixa^iv
mvtwfi 24. — Reiterangriff: Hell. 24. Diod. XV 85. — Ep. verwundet: Hell. 25.
IMed* 87. — Beschreibung der Schi, von Schäfer Dem. 3^, Beilage 1. Datum:
Arck. Zeit. 1856. 263. Nach der Oktaeteris (Böckh Monde. 28) fällt der erste
Hak. von 104, 3 auf den 2^^ Julius, also der 12. Skir. 104, 2 zwischen den
3— 'fiten Julius. Skope: Peloponnesos 1, 247. — lolaidas und Daiphantos:
Flut. Apophth. reg. Ep. 24. Ael. V. H. XII 3. Epam.' Grabmal: Paus. VIII
11, 8.
784 ANMERKUNGEN ZUM SECHSTEN BUCH.
70. (8. 370). Alkidamas boi Arist. Rhct II 23: xn\ Gijßiiaiv aua oi voo-
arttTai (fiXoaotfoi lyivovro x«l (vJttijuovtjaiv ^ nolig,
71. (S. 376). £p. dea Aberglaaben bekämpfeDd: Dtod. XV 53 o. t.
72. (S. 377). £p. als echter Hellene: Diod. 87.
73. (S. 382). lason's Anerbietnngeo: Plut. de g, S. 14 — BMtutk
Historiographie: Fr. Hist. Gr. II 84. — Malerschale zu Theben: BmDn GeMk.
der gr. Küostler 11 159, 171. Schuchardt: INikomachos S. 7. lieber Anstci-
dos: Dilthey Rh. Mus. 25, 151. Urlichs 507; Dilthey 26, 283. ~ Baaknit:
PclopoDDOs 2, 139. — Plastik: Hypatodoros' and Aristogeitons Brooeegnpfci
in Delphi: Paus. X 10, 3: Bruno 1, 293. Skopas: Athen« Paar IX 10,1 A^
temis Eukleia IX 17, 1. Praxiteles: Paus. IX 11, 4. Fremde Künstler ia IV-
ben: Urlichs Skopas 71 f. Stark Philol. 21, 425. — Aesch. de f. 1. 10»:
*FjT«fiitV(ar^ug (7ne öiaq^ridriv iv t^ nXri&ei tcav Brißaiatv, ms difr ra iff
l4fhjVtt£(ov axQOTtoUtoi ngonvlccia /nfTtviyxftv ifs tijv Tr^oaraaüiy f^ Xa^
fA€(ag — Kunstgesetze in Th.: Aelian V. H. IV 4.
74. (S. 3S3). Polyb. VI 43. Philopoimen: Plot. PhUop. 3. AratM:
Plut. 19. Timoleon: Plut. 36. Cato: Plut. 8 (vgl. Schäfer Philol. 23, ^S.
Im Allgemeinen fehlt uns vor Allem Ephoros, in dessen Geschichte die SehiUe
rung des Ep. gewiss der hervorragendste Abschnitt war.
ANMERKUNGEN
ZUM SIEBENTEN BUCH.
1. (S. 393). Das Thrakervolk: Her. VII ]]0. Das Thrakerreich : Teres;
iftdoisa iw. Sitalkes uod Athen: Thuk. \\ 29 ((pegeo die za seiner Zeit in
then beliebte Verknüpfung der parnassischen nnd odrysisehen Thraker^ des
^wm oad des Tereos). Arist. Acharn. ]41 fi*. — Feldzug des Sitalkes geg.
tokedoaieo; Thak. II 9S f. Seuthes, Sitalkes Nachf.: IV 101. Umfang und
laeht des Odrysenreichs : II 96. 97.
2. (S. 398). Das System der makedonischen Kesselthäler ist entwickelt
IB Griesebach Reise in Rumelien. Maxda Hochland, MaxMvtg Hochländer
4er dU Hoefagewachseoen ? s. Curtius Gr. £tym. 1^ S. 161). — BoxiiaToi in Ver-
■dOi« mit Kreta nach Aristot.: Plut. Thes. 16 und Strab. 329. Alter Apollo-
tlt IB "J^vai u. 8. w. : Rh. Mus. IT, 742. Die Culte Pieriens: Hes. Theog. 53 f. :
ill«r Orchomenos 374. Bergk Gr. Literaturgesch. 1, 319 f. — Methone: Plut.
I. Gr. 11. — Derer: tb *ElXr}Vix6v y^yog — ix irje*IcfTiairiiiöog tüs i^cevätfrri
to KaSf4€iioy, ofxci tv Ilivdtfi Alaxt^vbv xaXfo/btivov: Her. I 56. /Iwqtxov
Moi Maxi&rbv l^vog: Her. VUI 43. — Afaxe^ovia ano MaxMvog rov ^ftö(
1 Svfag T-^s Jivxallmvogi Steph. B. s. Max. Makednos S. d. Lykaon;
wllod. III 8, 1. Ael. N. A. X 48. -^ Maked. Dialekt: Bergk Lit. 1, CO. ~
laigtbiim: oii ß(t$ akXa rofit^ Kallisth. b. Arrian IV 11. 'Erat^oi: Aelian.
H. XIII 4. Theop. b. Ath. 167. — 'iXkvQtoi xaraajixrot: Str. 316; xa-
fiuHi Theop. b. Ath. 443. Zuerst bei Herod. IX 43 vgl. V 61. — VU&Qog
^uxiMvj o&tv ov^ dv6qano^ov anovddiov ovöhf f^v nqouQov 7TQ{aa&a$:
9». IX 31.
3. (S. 400). ^JXXvQtos rov Kaö^ovi Steph. B. s. ^IXXvQla, Apoll od. III
4. — ^lofptoq noQog: Pind. Nem. 4, 54. = Lynk^sten anter ßakchiaden:
tr. 32ß, — Temeniden in Illyrien : i^ ^'AlQytoe f(fvyov (s *flXvQiovg ttSr 7^-
twov mnoyovtüv JQflg d^iXtfioi, raväprjg r€ xal Idiqonog xal IJtQÖ/xxijg, ix
\ 'HXvqmSv vntQßaXomg ig rriv äv(o MaxeJoviriv anixovio ig Aißulfiv
'ohti Her. VIII 137. — Zwei Formen der Kb'nigssage, die Karaios-Sage bei
UaraM, Gr. Gescb. IH. 50
7S6 ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BUCH.
Theopouip. fr. 30, die Pcrdikkas-Sage bei Herodot a. O.: WeisMabtn BcIUa
52, 4. Gutschmid Maced. Anagraphe in Symb. Philo!. Bonn HS. Abakcir 4«
Künigshausos ist der Bruder Pheidoos, des siebentea Temeniden (des aadlTciii
geflüchtetea ?). Die Ankuilpfaug an die Gesch. von Arges versacht C F. Her-
mann in den Verh. der Altenb. Philologenversainml. S. 43. Den ZasaBBeahai(
der liQyiddai (Str. 329. Steph. Byz. l^Qy^ov) mit Arges haben TerwarÜBi 0.
Müller nnd 0. Abel Gesch. Mak. vor Phil. 99, dem auch Gntschmid beiitiBBl
so wie Born zur Maked. Gesch. S. 8. Nicht das peloponnes. Arges, SMtoi
das in der Orostis soll die wahre Heimath der maked. Fürsten sein. Uagcr,
Philol. 2S, 401 f., hält die Abstammung der Temeniden ans Arges für erfin-
den, weil verschiedene Genealogien umliefen, und bezieht aneh lA^yntSm la
Appian Syr. 53 auf das orestischc Argos, welches auf das pelopoaaesisde
umgedeutet sei. Doch gilt ihm, indem er Karanos und seine Bruder Aerapn
und Gauanes als die drei Stammväter der berühmtesten obermakedoaischfli Dj-
nastien anerkennt, Aeropos für einen Bakchiaden, der bei den Lynkestci
wird, Gauanes, welchen er mit Aianes dem ältesten Elimiotenfürstea mi
stellt (Steph. B. Atavri)y für einen Tyrrhener.
4. (S. 401). Aigai. Arrian VII 9.
5. (S. 404). Amyntas I: "Innlt} i6t6ov Hf^f^ovvra: Her. V M. -
Alexandros I: Her. V 19 f. VIII 136, 140 f. Alex, und Athen: ov }'ve "
ßovk6fAe%9a ov&h «X^Q*' ^Qog *Ad-ipfal(oy naditv ioyta ngo^etpop n aA
(fOov: Her. VIII 143. ^PiUUtiv: Schol. Thuk. I 57. Harpokr. IdU^. Ob
Chrys. II 25. — Alex.'s Legitimation in Olympia: inei^rj ajiiäeSt i&i: iTii *JfyU9S,
ixQi&ri r€ eJvat "Elltiv xal ilyajviaufKvog ataötov aw€^inimB if M^f
Her. V 22. Uebercinstimmend hiermit Thuk. II 99 liliSavägoe xai U x^
yovoi avTovy Trjjjevi^ai j6 (tg/atov ovug i^ ZiQyovg. Nach Gutschmid warf
freilich der Stammbaum damals erst festgestellt. — Silberminea: Her. V 17.
Alex.'s Königsmünzca: Lcakc IN. H. Kings of Eur. 1, diej. der Bisalten: Eir.
157. Brnndis Münzw. Vordorasiens 118. — Mykcnäer: Paus. Vli 25^ 6. Pia^ars
Enkomion auf Alex.; fr. S5. 86 Böckh. — Pydna: Thuk. I 137. — Coilät
mit Athen im thasischen Krieg: Schäfer Jahrb. f. Ph. 1865, 627.
6. (S. 400). Alketas: a7io^(6a(i)7> ri^v aQXflVj^v IT(Q^{xxag avtov tiif^ÜiTo:
Plat Gorg. 471. Theilung Mak.'s unter Philipp und Perdikkas: ThuL II 95,
100. — Perdikkas im Bunde mit Athen: Thuk. I 57; abgabenpflichtig: Hefei.
de Ilalonn. 12: /(^' ijfiiv rjv ^ MaxeSovla xai tfOQovs ^f*tv tift^y. Des.
Olynth. III 24: vTtt'ixove 6 raintiv triv /ojQav i^f^v ainoTs ßaaiXsvg undSckaL
a. 0. — Perdikkas und die Chalkidier: Thuk. 158.: JT. Tie/^ei XalxtSims tk
Inl ^aXdaarji nokttg ixlinoviag xal xaraßnlonag c\voixCaaa&at ig "Olvr^
fiCav 76 noXiv taiTtjv fa^vgcty noi^aaa&at • rotg t€ (xXtnovai toviotg fff
iavTov yijg irjg Alvy^ovCag ntol xi]V JioXfirjv kCfjivriv IcToMcf V^^f(l9at, htg if
ö TiQog yl^Jrjrctfovg noXe/aog tj. — Perd. zum Abkommen gezwungen: TlnL I
61. — Kirchhof Chronol. der Volksbeschlüsse für Methone, Abh. der Ber L .U.
1801, 555. — Im Allgemeinen vgl. W. Vischer Perdikkas II K. v. Mak. ia
Schweiz. Mus. für histor. Wisscnsch. 1S37, und über die 41 Regieroig^jakn
des Königs: Gutschmid S. 106 f.
7. (S. 410). Pcrd. unterstützt die Kor.: Thuk. II SO. SiUlkes: Thok.Uddt,
von den Athenern im Stich gelassen: 101. — Perd. EiuOoss in Thessaliei:1M.
ANMERKUNGEN ZUM SIEDENTEN BUCH. 787
IV 78. GesaadUcIiaftcn an dio Sp. : oi' t€ Lr\ SQr.xrji; arffaT(oTnll3tii'(utov xal
Üt^ixxa^ ($yjyayov zov otquiov, ol (ihv X(dxt6fjg vo^ttComg inl aifäg TTQtotov
6^ft:^ff€iv Toic *Ad-tjvtt£ovg (xccl aua. ttl TrXrjaioxcoooi nokcig ttvrdSv nl ovx
itpiOTTixviai. ^uv€nfjyov xQvtfa), ÜfQ^CxTiaq 6i TioUfHog fjtiv ovx wf ix rov
^partQoVf (foßovfisvog ö^ xal nvrog tu nulmu (haffOQa xoiv lAS^tjvntary xal
fiuXtfna ßovlofAiVog l/iQQtßrcToy rov Avyxtiaiüv ßadtXin n ttQaaTriijaa&ai : IV
79. — Blokade Makedouiens durch dio Ath., fnixalovVTfg rrfv t€ nQog Aq^
ytiovg xal A(txtdatfiov{ovg yfvou^vtjv J^vvotfioatav. V 63. — HistiÜer: Theop.
fr* 164 b. Strab. 445. Melanippides nod llippokrates: Soidas MiX., ^Inn, —
Arekelaos' Throobesteig^ung^: Plat. Geor§r. p. 471. — *Aqx^^^^ o IltQÖixxov
«1^ ßaaiXihg yfvofifvog t« vvv ovra iv Tjj x^Q^ (^^^X^) (pxo^ofirjae xal o^oitg
§v^iag §rif4i xal ruXXa 6i(x6afjiriai lu t€ xcaa rov noXfuov Xnnoig xa) onXotg
smI ty ofjUi; TraQaaxfvj xQeiaaovv rj ^vftnaitfg ol aXXot ßaaiXijg oxtta ol ngo
mvTov y^ro/nfvoi: Thuk. 11 100. — Fella zur Jlauplstadt erhoben: Xen. Hell. V
2, 13, die Studt selbst ist älter. — Dion.: Str. 330, so genannt vom Tempel des
ZaasOl., über die Agooe: Diod. XVII 16. Stcph. IWz. Aiov. ■— Sophokles: Vit.
Soph. Sokrates: vnf()€(fQ6vTia£ Je xal AQ)(€Xaov rov Maxtöovog xal 2x6na
«al EvQVTtvXov fiT^Ti XQVf^^^'f^ nnoa^fjiivog avrm'j f^Tjfe nuQ avToi/g amXxhiv
Diog. Laert. Uebcr Archelaos' Musenbof: Abel S. 200 f. Earipides: Bacch.
409: 70V cf* a xaXXtaiivo^^va IltfoCa juovffftog f^Qa^ öifjva xXtivg*OXv/inov;
Infa* nyi fit, Bgoui fj ngoßaxxvf ^aiuov. ixei XuQtxfg, ixfl J^ Iloü'og' ixet
ABanraig 9^fug oQyiACiiv; vgl. 500 If. S. auch Anm. 44 zo S. 6S. Enr.' Tod:
BUgeniao. VII 25 a. Suid. — Zenxis: Acl. V. II. XIV 17.
• 8. (S. 411). Arcbelaos' Ermordung: Diod. XIV 37. Piot. AIcib. II 141 D.
Aiiat. Polit 219. — Aof die zehn Jahre kommen: Orestes 390 — 6, Sohn des
Arehfllaos; beseitigt von seinem Vormunde, dem Lynkesten Acropos (=Arch. II)
896—2: Diod. XIV 37; Amyntas II 392—90: Diod. XIV H9, nach Gutschmid
S. 105 Bastard des Arehclaos, Pausanias 390—89, Sohn des Aeropos. Ihm folgt
Anyatas in, Gatsehmid S. 107; dio Reihenfolge ergibt sich aus Synkellos und
KsMbiBfl. Nikomachos: Snid. s. v.
9. (S. 415). Amyntas III ^fXXvQitov ifißaXovTtov ifg Maxi^ovlav an^ßuXi
lifW ßaaiXfiav, fder oKyov öh ;^ooi'oi' vno SiiiaXCJv xcnax^iig dvtxrriaaro
f^i(>;^^i':Diod. XIV92. — Am.nnd Alben: Aesch. de f. 1. 26. 28. Alexandros II
kTfceasalieo: Diod. XV Ol. 67. — Pelopidas' Vermittlung im mak. Thronstreit:
PJsL Polop. 26. — Alex, ermordet: Diod. XV 71. Marsyas b. Athen. XIV 629.
Sihol. Aetcb. de f. 1. 29. — Iphikrates: Aesch. de f. 1. 27 ff. Ptolemaios als
MmrmonAi Sg ijv inlrqonog xaiffmrjxwg raiv ngayf^uiürv. Vertrag m. Theben:
Pelop. 27. Philipp als Geissei: Plot. Pol. 26. Diod. XV 67; Abel Makedonien
J30. — Ptolemaios erm.: Diod. 77. — Perd. u. Timotheos: Dem. II 14. Philol.
19, J48. 578. — Ph.'s Trienniom in Theben: Justin. VII 5. Diod. XVI 2.
Darch Pamoienes wurde er ein t^Yiitorrig ^JjjfauftiMV^ov: Pelop. 26. Karystios
Ji^gaM. nB einem Briefe des Speusippos bei Athen. 506. Fr. II. Gr. 4, 357,
'Wmiacii den Phil., der dnrrh Piaton seine Herrschaft habe, Undank vorge-
^r^rfan wird. Ueber Euphraios von Oreos: Bernays Dial. des Arist 21. 143.
•«— Perd.' Ende, naked. Thron wirren : Diod. XVI 2.
10. (S. 421). Argaios: Diod. XVI 3. — Phil, und dio Päonier: Diod.
JCVI 4; die Illyrer besiegt: Diod. 4. Phil, srhliesst Frieden: navTag rovg
50*
788 ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BCCH.
/i^^i rtig ^IvxyCrt^og xalovfAiinjg XCfJVrjg »aroixovvTag i-ntixoovg mwoti^nhoii
Diod. 8. — Heen^eseo: 'EjurQot: Diod. XVII 37. Atheo. V 134 E. 'ArV^:
Arrian. I 14, 1. II 8; 3. — Amphipolis und Athen: WeUsenborn Bdlei. IMC
Charidemos* Verrath: Dem. XXIIl 149. Neuo Feldzügr« ffflg«» AnpL: SM,
Aesch. II 34. — J. de Witte Medailles d Amphipolis : Revue Nuil 186i —
Maked. Troppen in Amph., von Perdikkas erbeten, naeli Grote*s wakrscL Ver-
muthuog^: 10, 510 (5,604) und 11, 300 (6, 172).
11. (S. 423). Hierax und Stratokies: Theop. fr. 47 b. Harp. 'U^l. Dm.
18. d yuQ, o&* ^xofjiev Eifßofvai ßtßorid-rixoTig xai naqijifttv *AuiptnoUtm
*I, »ftl £tq. Inl tovtI t6 ßi^fia, — rijv avrriv nttgu^o/ifS'* ifAf'ijP vx^ iywr
avTüiv nQoB-vfjiCav fjft'TreQ vn^Q rijg Evßoitov atnfjQtag, efx^t* ay ^Aft^flmuhf
xal TTffiTfti)' rculr ^ixa tarn av ^rf ttirriXlayfiivoi ngayfiattav. Verbaamfi-
decret wider Philon und Strat. nach Kinoahme der Sudt: GIG. II 2008. Saapp
loser. Mac. 20. Pbilistor 2, 492.
12. (S.426). Amphipolis' Fall: Diod.XVI 8. — Korzsiehtigkeit der Atbaaer:
0T€ *0lw9^ioi>g anriXavvov rireg iv&iy&e ßovlofjtivovg vfiXv SutX^^^mi, ff
TTiv *AfjLtf(noktv (fidcfxetv naQadwaetv xai ro &QvXovfiir6v note dno^^ifnf
txfivo xaraaxevuaai (Pydoa und Amph.), rovtip nQoattyuyofiewoyy tif9 /
*Olvv&((ov (ptlfttv fjLirä ravTtt r(p TloxlSaiav ovaav v/nftf^ttv iftletw Md
Toi'g filv TTQozfQov avfijLidxovg vfxag u^ixrjaat, naqa^cvimi <f* ixtirtagz Dm.
Ol. II 7. — Pydna und Potidaia eingenommen: Diod. XVI 8. Die HoIfieadaF
verspätet: I Phil. 35. — Ueber das Pangaion, Philippe!, Neapolis: Heuer aiM.
arch. de Macedoine. Vgl. Gott. Gel. Anzeigen 1864, & 1228. ~ Müaiea (akr
anfTallcnd wenig Gold) der Lotäer n. s. w. Braodia 208. — ^fdtof (^Itvof)
aya^p Zenob. IV 34. K^rivl^ig Diod. XVI 3. 4»(hnnoi 8. Herp. ■. StofL
Jdxog. Vgl. Böckh Staatsh. 1, 322. Schäfer Dem. 1, 120; 2, 25. Verbessenv
des Klimas: Theophr. de c. plant. V 14.
13. (S. 427). Methone: Diod. XVI 31. I Ol. 13. I Phil. 4. — Möacwesei:
das älteste Silbergcld von Aigai, mit dem Bilde des Ziegenbocks, schliesst nck
der äginäischen Währung au; die ersten mit dem Königsnamea bezeichaetn
Slückc sind bisaltische s. c. 480, Brandis Münzw. S. 207, 209, 211. Philipfi
Münzordoung: Brandis S. 250.
14. (S. 431). Olympias, T. des iNooptoIemos: Justin. VlI 3. -> Sicfr ii
Olympia: Plot. Cuns. in Apoll. 6, p. 105^ Alex. 3: ^iXin7it[» agu iTorAXaiar
yQfjxoit TQeTg tjxov (iy^'tXiai xctra Tor nitov XQ^^ov' r) fi^v *IllvQiovg ^m99»
fittX'J H^y^^^ ^'« I7aQjLt(vta)vog, rj 6^ ^Olv/nniaaiv Xnntp x^lrjji vtrtx^rm,
TQiTtj ök 71(qI rfjg l4l{^dvÖQov yer^aecag, — Philipp und lasen: Isokr. PkiL
119 f.
15. (S. 435). PhiL's Intervention in Thessalien: Diod, XVI 14. — l'ajm
Kunde vom (lOjäbrigeo: Duris fr. 2 b. Ath. 560: dexteüti^ d^ xai ovrog yin-
fifvog i(^ Jfxrac;) hti 4*iX. üv^f.ittxriGa%Tog niQag etJ^f' tot« ytt^ tilof oi
Gtjßfdoi rriv 4>bix(öa) phukischeo Krieg beruht ganz auf Diodor; ausserdea Fm-
u. Justin., gelegentlich Dem. u. Aesch. Aufser Theopomp. (B. VIII b. fr. ^)
hatten den phok. Kr. behandelt: Demophilos, S. des Ephoros, der ihn als .WX.
B. dem Werke des Vaters hinzufügte, und Diyllos, der selbständig dea E^
forUetzte. Diod. erzählt den Anfang des Kr. zweimal 23 — 27 aid 2$-3n,
nach zwei verschiedenen Berichten, s. Volqnardsen S. ] 10 f., welcher dea ivatci
A^iMEIlKUNGEiy ZUM SIEBET^TEiN BUCH. 789
aofTimaeas zariickführen will. — Keine Sklaven in Phokis: Athen. 264'^. —
.£rbloelit6rstreit Aristot. Pol. 200, 28: iv ^toxiva^v l^ in^xlrJQov axamiog
yfvogiivfiq niql Mvaoiav lov Mvdaatvog nar^Qa xccl EvO-vxQaxij vlbv ^Ovo-
ßui^X^^y V ff^^^f^ autij a^xh ^^^ Ugov nok^fiov xaräartj Totg 4>(üxivatv, Ar.
hmXtb die oamiUelbarste Kenntniss der Verhältnisse als Freand Mnasons:
TiMsena fr. 67 b. Athen, a. 0. — Phoker u. Thessaler: Argum. Dem. XIX p.
334. Girraloig naQtaaafAivoi tr^v Idfutptxtvovictv ais h fiioi^ 4>(ax{^i rtSv
iv ^ilffotg Ugtiv lJgvfiiva)V. cf. Schol. [Dem.] VH 42; alter Hass: Aesch. U
.140, Demophilos F. H. G. II 86*. — Entführung der Theaoo Kriegsanlass geg.
neben: Doris b. Athen. 560 ^ — Amphiktyoneosprach: Diod. XVI 23 ol 4>ui-
MSig insqyaaafiBvoi noXkriv jfjs Ugag x^Q^^ ^4^ ovofittCofiäyijg KiQQuiag ^(xag
vniax^'*^ ^^ ^/^(fxrvoai, xal noXXoTg Takavtotg xajexgiS tjoav. ovx ixttvoy-
^mv 6* ttvttav rä otflrifiatay ol ^kv Uqofjivr^fxovig iv IdfjKfixxvoai xarrjyoQovv
t^P 4»., xal to Owi^Qiov ri^loWy luv /uri ja ;^^^^ara r^ &if ano^^üiv ol
♦., Mud-ii^aai iT}V x^Q^^ ^^ aTroareQovvtiov tov &e6v. vgl. 29. — Ono-
■nrdiea noXXaTg xal ^eyalaig Sixaig vno tdov l/ijLKfixjvorojy t^v xaia^eji"
auiOfiivog ofioiaig joTg äXXotg (lies ovx ofdoitog): Diod. XVI 32. Onomarch a.
Phtloiielos heissen irrig bei Diod. XVI 56 u. 61 Brüder. — Phok.' Ansprüche
.anf Delphi nach 11. J9 519. 520: Diod. 23.
16. (S. 436). Philomelos arqaxfiybg avJoxqdioiQi Diod. XVI 24, Onom.
, CVPtlQX'^ ctvTfi: 31. — Pbil. in Sparta; Diod. 24. — Delphi von den Phokero
k«Mtit: Diod. 24. ^UqaxlECöov 7TQvtav€vovJog iv JeltfoTg: Paus. X 2, 3. —
Thraklden: Welcker Gr. G. I 431. — Amphiktyonenorkunden: *Pd, rag rdüv
jifUf- dnoifdaag Ix re tcov ari^Xüiv i^ixoifje xal tä ntql tdav xaradixiav
yfMftfitaa xaHXvatv Diod. 24. — Pythia: 27. — Kastell bei Delphi Diod. 25.
IJLrieha Reisen 1, 117. — Manifest des Philomelos: (og ovrs avXäv i6 ftav-
tiiow diiyvoixiv ovt€ aklriv ovdifxCav naQavofxov nqu^iv aitvnXeiv ßtßovXivtaif
fqp (fi n(^yovixfjg nQoaiaaiag dfiifiaßi}Jtjv xal tag i(av lAfjuptxtvovfov äSi~
movg aaotfdaetg axvQiHiaat ßovlo/Lievog ßori&it totg naiqCoig vofjioig xüiv <]f>(u-
9im9 Diod. 24 vgl. 27. — Amphiktyonen Versammlung, Herbst 355: Diod. 28.
— Aehaer: 30 f. — Schutz der Gefallenen: 25 vgl. 31. — Phokischer Tempel-
nvby bes. Diod. 56 und 57. iwv 6k öTgairiyoliv ö ftkv 7iQ(oiog äq^ag *PiX6-
fiflXog dniax^To ttSy» dvaS-tj/jcaajVf 6 6k 6evjeQog — 'Ovo/uiaQxog nXelaia tiÜv
tav &€ov XQ^/^djtov xau6andyriai etc. £benso Ephoros XXX fr. 155. Strabo
K421. Philomelos wird, wenn er überhaupt das Tempelgut angetastet Jiat
■(Diod. 30. Polyaeo. V 45), nur Anleihen gemacht haben. — Schatzmeisteramt:
lDi«d. 56. — Arehidamos und Deinicha der Bestechung beschuldigt von Theo-
^■p. fr. 258^ Paus. III 10, 3. — Philomelos* Niederlage: Diod. 31; xaid
NtiSpa noXiP: Paus. X 2, 4.
17. (S. 439). Pammenes: Diod. 34. — Onomarch 6ia66^f4evog t^v ^ye-
fiowiay: Diod. 31. Kupfermünzen mit ONYMAPXOY bei Leake N. H. Enr.
Mf Bit 4»AAAIK0Y bei Warren föderal coinage S. 12. — Bündoiss mit
Ljkophron: Diod. 35. — On.'s Erfolge gegen Lokrer und Böotier: 33; gegen
nilipp in Thessalien: 35. On.'s Niederlage und Tod: Diod. 35. Paus. X 2, 5.
Jsslio. Vm 2. — Philipp n. Besetzung v. Methone: B^naXlag in^ßt}' fierä
tavtm 4»iQdgy Hayaoag, MayvriaCav, ndv^' ov ißovXer ivrgeniaag tQOTroVy
fyer* is Boiinfvi Dem. I Ol. 12; f. 22; vixrjaag lov '0. initfavtl naqajd^u
790 A>MEKKl3.>'(iEN ZI M SlEBE?iTEA BUCH.
xal TM äXla tu xaia rr^v OetiaUav xaiaifTrjaag nfMtrjykv (ni tag Jlcioc,
TtoleftTiaotv Tois 4»wx€uai: Diod. 38.
IS. (S. 439). Athener unter Nausikles in doa Thermopylco: Dioi.3i.K
— Phayllos als Führer der Phoker: 37, xaraXiitwy ttuif ^Hoximv ffr^ciffD?
*pttXaixoy jov *OvofJLd{ixov vlbv — «nlnatSa jr^y ^lixiap owza na^oMmin^K
J* avjtß inlTQonov ciua xal ajgarriydv Älvaaiavi 38; Phai. vieUoeht k$
Phayllos Adoptivsohn, wie VVessel. vcrmothet (Diod. 3S) wegen Pau. X 2, 6.
19. (S. 441). Hafen und Marktzölle als Philipps Regale; Des. 122 tm
XifA^vag xal läg ayoifug xagnoia&at. — Philipp iu Trakien: IsoLr. PhiL 2L
Dem. I 13. — Verträge mit Kardia: Dem. XXlli 181, mit Byzaox nad Parialk
8ch. Aesch. II 81. — Kpirus: Dem. I 13.
20. (S. 442). Die Olyothier verhandeln mit Athea: nifAipttmg ngiaßiK
7i()bs l.-i&}]Vaiovg xaitXvaavio xbv ngog avtovg noXeftoVj Tioioütvtc toT»
TittQa rag övy&rjxag Ttts ngbg ^(Xinnov awerib^tvio yicQ xal xoivj noXfiaif
TtQog lld rjvaiocg, xuv «XXo ri ^ogtjf xoiv^ amiaaaSiu. Liban. z. I Olnlk.
8. 7. R. Abschluss des Friedens: Sommer 352 nach Schäfer Deal. 2, 114
£iue „Verletzung der Verträge^* hatte also stattgefunden, indem OL aaf M
selbständige Politik nach aussen verzichtet hatte; hiermit verträgt sich, daaiaicfc
S. 597 ein wirklicher Vertragsbruch den Ol. nicht nachgewiesen werden kaaate.
^ 21. (S. 447). Ol in\ <PuXr, Lys. XII 52; o/ aiyxateX&ovJfg dno 4>. Xitt TT.
— Kallistratos' demagogische Verwandtschaft: Bockh Staatsh. I, 320. ScKCer
Dem. ], 12. — Volksbescbluss dos Kephalos: Dinarch. 1 39. Xen. ileU.V4,
34: ol ßoKottaCovtig iiSiJaaxuv ibv 6/jfiov x. r, X.
22. (S. 449). Ueber die Steuerreformen s. S. 774 Anm. 15. Einrichlaig
des neuen Seebunds: a. 0. Handelsvertrag mit Pbaselis: Hermes 7, 164.
23. (S. 451). Leber die Urkunden des neuen Seebundes: s.S. 77-4 Ann. lö.
— Aristoteles von Marathon (o -JioXntvOiifjttvog \ixhrivriaiVj ov ara^ cfiaaro«
ifigoyiiu Xoyoi xttoih'ng Diog. L. V 35); Buudcsurk. 1, 7; 76. Auf dies
Gesetz bezieht sich wahrscheinlich Isokr. IV 114, wo er die Abstellaag der
früheren Mis:>bräuche in ßehaiidluiig der Bundesgenossen berührt. Chabrus'
Erlindung: Pulyuen. IV 11, 13. Böckh Seewesen IC]. — Timotheos nad Is«-
krates: Uehdautz ISO.
24. (S. 453). Ehrcnkräuzc: „EißoiTg iXiv&focDd-ivJig iartifafnaaw ror
jrifiov.'^ Dem. XXll 72. — Prozess des Timotheos: Hellen. VI 2, 13. [Dem.]
XLIX 10: Iditfuit^ov Jtt^Uav ovia xa\ TuaioKttu diaxi(u€Vov tovjto xoi'far-
Teg ir to) drjufo ünexTiCvars xul Tr\v ova(ar avrov ISrifA-tvaaTf, irvror de
roi'Tüv ^'^uiTovfA^voDV fikv Tü)i' ^TTtTrji^etcui' xal ofxtiiov aiTou diitttTtarj lu
61 xu\ IrlXx^Tov xal ^fiiaorog, avfi^idx^ov briuiv vfjtv, fAoXig ßdtv inifa^^u
atfitvat, aToaiYiyovvTK 6* uviöv ^nnvauiSy h Toiuvraig rf' cor d^aßcXmsMoi
unog(u /()r}jutiT(ov noXXjj. Schäfer 3', 138.
25. (S. 456). Herold von Louktra: Hell. VI 4, 19. — Congress der Pel»-
ponnesier in A.: Hell. VI 5, 1 if. — Spart. Gesandtschaft in A.: 35, vvv ilnk
rb nnXat XfyofAivov t^fxaitvl^fjhai &r}ßa{oig. Kleiteles: 37. Prokies v. PkJiu:
38 ff. — Leptincs {ovx luv ntguötiv rrjv ' EXXddu irsQotfx^aXfiov yirofiinfr)
Arist. Rhet. 127,25. — Iphikratcs' Heerführung von Xen. missbiiligt 4l>f.-
Kephisodotos: Hell. VH 1, 12 f.
A.NMEnKLT>rGE?( ZUM SIEBENTEN BUCH. 791
26. (S. 457). Atlifii undDionysios (2 Ges. an ihn 3G9 und 308): Philo!.
12, 575. — Sestos und Krithote: Isokr. XV 112; Schäfer Rh. Mus. 10,610.
-— Tin. niteratützt den Ariobsrz. trotz des Psephisma ^^ Xvovra tag anov^
dAg rag n^og xov ßaailiai Dem. XV 9.
27. (S. 458). Eroberung des durch die oiigarchische Partei unter persische
Botaifsigkeit gekommenen Samos: Dem. XV 9. Isokr. XV 111. Nep. Tim. 1.
Rydias niqi irjg SifAov xlrjQovxiag Arist. Rhet. 70, 16. Austreibung der feind-
liöfaeo Partei, dann aller Samier durch wiederholte Aussendung attischer Kle-
meheo, welche von 365—322 die Insel inne haben, s. C. Curtius Urk. zur
GMch. von Samos, Wesel 1873 S. 3. Auf die Rückkehr der Samier bezieht
sich die fnschr. Rh. Mus. 22, 213, von W. Vischer herausgegeben, und die von
C Cartios S. 4 veröffentlichte. — Dinarch I 14: Tifio^^tp Sa^ov XaßotTi xal
Jlfi(h6vriP Ilvdvav xal Jlorii^atav xcd ttqos xaviag h^Quq itxoai noXng, Isoer.
de permut. 113: nrraQtov xuX dxoai nolctov xvQiovg vfjtSg Inotriaiv iXarrat
^nttyriaag, tay ol nar^geg if/uäy etg triv AlrjUtov nolioQxiav ttvr^ltoaav, —
Dil« gehört wahrscheinlich auch Neapolis, Thasos gegenüber, s. das hierauf
bexifL Dekret Schöne Reliefs S. 25, Köhler Hermes 7, 167. Dass die thrak.
SUdt gemeint ist, ergibt die Inschr. bei Heuzey. Auf denselben Feldzng von
MI bezieht s. auch Rang. A. H. II 391.
2S. (S. 461). Orupiscbcr Prozess: unter den Anklägern Leodamas, Arist.
RlMt. 24, 22. Kallistratos als Sieger, Plut. Dem. 5. — Heraklea und Byzanz:
JutiD. XVI 4. Isokr. V 53. ~ Raubzüge Alexanders: Hell. VI 4, 35. Dem.
XXin 120. Peparethos: LI 8. Kirchhoff „Rede vom trier. Kr.'' Abhandl. d.
B«rl. Akad. 1865, 103. — Kallistratos' Sturz: Lyk. ^tf;. Leokr. 93. [Dem.] L 49.
29. (S. 463). Aristophon: Schäfer Dem. 1, 122 f. — Chares: von Xen.
VII 2^ 18 wegen der Schnelligkeit in seinen Unternehmungen gerühmt. —
Chabrias in Aegypten: Diod. XV 92. Iphikrates mit Kotys athenischen Feld-
kerrea gegenüber: Dem. XXIII 156.
50. (S. 464). Chares in Kcrkyra: Diod. XV 95. Aen. Tact. 11, 13. —
Avtokles: Dem. XXIII 104. Apollud. geg. Polycl. 12. — Timotheos' Zug geg.
Aiifliipolis im J. 860: Seh. Aesch. II 31. — Timomachos: Xpollod. f^Q%,
PolyeL 14. Schol. Aesch. I 56. — Sestos an Kotys verloren: Dem. XXIII 158.
— Kotya' Tod Ol. 105, 1; Anfang 359, F. Schiltz N. J. f. Phil. 1865, 309.
Gharidemos: Dem. XXIII 163. Harpokration: KeQaoßX^nrrig, Kephisodot um
5 Tal. bestraft: Dem. XXIII 163 f.; seine Absendung noch vor Kotys' Tod,
MiM Rüekbemfung Ol. 105, 2. Schulz a. 0.
31. (S. 465). Feldzug nach £uböa: Diod. XVI 7. Aesch. IH 85. Dem.
Vni 74 o. hEofig. — Hülfegesuch von Amphipolis: Dem. I S. H 6. — Vertrag
■it Rerfobleptes: Dem. XXIH 178 f. (bei Diod. XVI 34 vier Jahre zu spit
aagoetzt).
82. (S. 468). Chares*. Auftrag, Amphipolis anzugreifen, wahrscheinlich aus
AeiA. n 70. — Milesische Münzen mit EKAi J. Brandis 328. Die halikar-
■«fflfche PHIgUDg nach rhodischem Fusse S. 338. Die officielle Schreibung
JlitavüütaXXog bezeugen die Münzen. — Mauss. im Bundcsgenossenkr.: ^iin-
^umo ^fiSg inißovXiviiv airotg Xtoi xal BvCavnot xal'Po^toiy xal öta ravia
avpiCTfiCay iip* fj^ag tov TfXtvraiov toitoyl noXffioy qayrjaitai cf* 6 ftiv
n^viaPBvaag ravta xal miaag Alava,, tflXog ilyat (fdaxotv *PoStwVy tr^v
792 A.*<«MERK13IHGEN ZUM SIEBENTEN BUCH.
iXtud^tQfav avtwv atf rjiQrifAivogy ol J* dno^ei^ayrtg iaviöifs ^vfifuiiani Xm»
xal BvCoivTioi rotg axvxriuaaiv avidiv ov ßeßoTi&TjxoTigi Dem. XV 3. — RM«
synökisirt: Str. 654. Diod. XIII 75. — Münzvereio zw. Rhodos^ SaMi, EfkMi,
Knidos: Waddington Rev. Num. 1863, 223. Aufschrift SYNfutxia LeakeÜm
Hell. Ins. 3S. Brandis 262. 325. Ueber die VeranlassuD^ sam Krieg«: Beder
Isokrates und Athen 136 f. — Aus Ol. 107, 2; 355 — 4 eUniMt die lafdr., ■
welcher Philiskos von Sestos geehrt wird wegen des OiensteSy des er ibKihi
der Bürgerschaft durch eine wichtige Meldung geleistet, fjiiprvüu^ ^tof m
Bv^ttvritov (fi6X]ov, nach Sanppe*s Ergänzung.
33. (S. 46S). Periander's Gesetz: [Dem.] XL VII 21. B$cU Staatsh. l,7!l
Seewesen 178.
34. (S. 471). Chares' Angriff auf Chios: Diod. XVI 7. Ghabrias, ib
Trierarch, fällt : C. Nep. Chabr. 4. Plut. Phok. 6. — Samoa eatsetrt: DU.
21. — Chares von Tim. und Iphikr. im Stich gelssseo bei Embata: PtIfMi.
III 9. 29. Diod. 21. -- Chares allein Oberbefehlshaber: Diod. 22. — Omi
und Artabazos : Dem. I Phil. 24. Diod. 22. — Drohuag dea Groftkiaigi: m
6h ßaatUvq J^x^t nqog rjjuäi, ix nSv iniaroldSv iv tni/Ä%lf€V i^^luatv: bikr.
VII 81. Diod. 22. -> Sigeion u. Lampsakos: Dem. II 28. — Eraeb5pfug te
Finanzen : Isokr. VIII 19 ff. — Auf Eubulos und seine Partei bezieht sich D&
III 28: OLS iv noXif^tfi av^fiAxovg ixrrjOa/ÄS&tt, li^fiytje ovüffc dytolMuttif
ovroi, vgl. Schol. — Friedensschluss: Diod. XVI 22. laokr. VIII 16. — Kf-
prothemis: Dem. XV 9. Kammys: XL 37. Sauppe C. de II ioaeriptiMto
Lesbiacis. Gott. 1870 S. 5 f.
35. (S. 472). Feldherrnprozess: Diod. XVI 21. Diooya. Dio. p. 66S. Nep«
Tim. 3. Isokr. XV 129. Plut. Praec. ger. reip.'801 F: '/f^fx^ariTC, vxo im
TtfQl ItiQiarofpdivTa xaiaq^TOQivöfA^voq' ß(lr(tav ^kv 6 rtov avridtxmw vno-
XQtTj^iy dgafAft Jl Tovfiov aueivov,
36. (S. 474). Sociale Verhältnisse: Isokr. VIII 124. Druck der oinH
Leistungen: 12S. Unlust am Kriegsdienst: 29 f. Entartung der Gymaasin:
Cbarikles 2, 207 f. Aesch. I 137.
37. (8. 475). Parteiherrschaft: noXueCea&at xard ai'/LifdOQÜigl^m.Wt^
— Terrorismus der aristophontischen Partei: naQu röHy X€y6vTa)%\ ov^ farf
M uta&^i rovTo ngaTToviKg, Trw&dveaS-e noTov riv* txaarov Sil voui^ttt
ovx aviol &€(t}QHTe, — xal yctQ ro» ndna di* avrtov noiovytai^ xtü juoivr
ovx vno xriQvxog ntoXovai i« xotva, xal ampavovVy uv av airroTg doxjj Jsi
/UFj üTUfavovv xfXevovai, xvQion^Qovg aviovg rciv vjlkt^qomv 6oy^twr xa9t-
aitiviis'. [Dem.] LI 22. Bestechlichkeit der Redner: Isokr. VIII 125.
3S. (8. 478). Routine durch Schreibergeschäfte (vTToyQa/Ltfiattia) L io
X R. 840. TTQoaxvvatv jijv ^oXov: Dem. XIX 314. Meier zu Lykurg p. C —
Aristophon 75mal nttoavo/ntov belangt: Aesch. III 194. — i^traaral rmy (^vmf:
Aesch. I 113.
39. (S. 4S0). Perikles und Tim.: Isokr. XV 111. — Scheingeld: BoeU
Staatsh. 1, 771. — Conflikte zwischen Bürgerpflicht und answ. Verwaidtsehift:
Dem. XXIII 129.
40. (S. 482). Tim. über Chares: Plut. Apophth. IST. Chares uad R1«m:
Polyb. I.\23. — Charidemos: Schäfer 1, 379. Char. bei Ampbipolis: Dm.
XXI 11 149.
▲NMEKKUNGE^C ZIM SIEUE^iTEN BUCH. 793
4J. (S. 483). lieber das bosporaDische Reich Böckh C. I. Gr. II S. 8S.
42. (8. 485). Chares' Vertrag mit Kersobleptes: Dem. XXIII 172. (Kega,)
l{|fM OQfiJjTTjQtov naga navra rbv xqovov avi^j urrjQrjfiivov r^y KttQ&ittvtSv
xaltTj tjv iv anaaaig fjilv aw&rjxatg f^atgeiov avr^ yfyQ^V^f '^ relevTaiov
Si xal (foytQmg avTrjv itifiCXno nag* v/nüy: 181 f.
43. (S. 486). Athens ßaDdesgenossenschaft: SvvafAtv f^X^v tj noXig rovg
imiauirag, ovx aTfarrag, dlXa Jovg aa&eveOTarovg' X9W^''^^ ^^ avvta^iy iig
' iprüm xal ruxagaxovta jdXavra : Dem. XVIII 234. — Oligarchien anf deo
lascla: Dem. XV 19. — Maassollos: Dem. XV 27. — Chios: Aen. Tact« 11, 3
•• Schäfer 1, 428. Lesbos: Saoppe ioscr. Lesb. 7 f.
44. (S. 488). Eabulos, Probalisier: L. d. X R. 840^ Anaphlystier our in
^r gefälschten Urkunde Dem. XVIII 29 und daraus Plut. de rep. ger. 15, s.
' 'jWtffer 1, 190. — Enb.' Thatigkeit in Bagatellsachen: Dem. XXI 207. XIX 293.
;Arlft. Rhet. 51, 6 (gegen Chares) — Eub/ Schatzmeisteramt: Plut. de rep.
Iper. 15 hsttivovai Si xal t6v jivatf'Xvojiov EvßovXov, on nlaiiv Ij^cuv iv
ßofc fidXiiffa xal dvvafAtv ovökv Jdiy^EXXrjvixtov tngtt^iv oif^* inl aiQaxriyCav
■fJL^tv^ dXX inl rä xQVf^ftfft td^ag kavrov tiv^rjae rag xotvdg nQoaodovg xal
§uydXa r^y noXiy dnb jovtcjv (a<fäXr}a(v, Seine Finanzperiode beginnt Ol.
106, 3, die des Aphobetos 107, 3. Schäfer 1, 175 f.
45. (S. 490). Eubulos' Finanzgesetz : Philinos b. Harpokr. d^iatgtxa ' ixXrid-ri
■#l O'itoQixoP, ou tiSv JiowaCtiiv vnoyvtav ovrcuv ^livHfAiv EvßovXog ilg r^v
9tf0ieiv, fvtt ndvreg iogrdCovai xal irjg S^iüjgiag firj^tlg itav TroXiTtSv dno-
JiäbnfTa^ dt* da^iviiav j(ov UCtüv\ aus der Zeit vor dem Olynth. Kr. SchUfer
1» 185. — Schol. Dem. I 1 inixftgriaavTog jinoXXodtogov avTu noiijaai arga-
ttmtixtt, EvßovXog — fygaxpe vo/nov i6v xtXevovra d^avd%(^ Cl^tovadtci iX
%H inixfigoirj fiitanouTv tu xhewgixd aigaxiornxd.
46. (S. 491). Theopomp. X fr. 95 b. Athen. IV 166<i. [Evß.) roaovroy
iamriff xal nliove^itf dtty^voxe tov driuov tov Tagayr^ytoy, oaov 6 fxly ntgl
tiv kOJidang (7x^ fiovov dxgdrtogy 6 J^ tcJv *ASrjyai(ov xal rag ngoaoSovg
MonefiiOS'OfpogdSy diaJ€rÜ€X(, — Hetären: Natg bekannt seit c. 403 (Athen.
'Xin592). Thearion: PI. Gorgias 518^ Ath. 112. Seine Bude: „der Bretzeln
Wohaort^' in Aristoph. Gerytades (Fr. Com. 2, 1009). Die „Sechziger" Athen.
614, Gottling Ges. Abb. 1, 257. — (fvyugxia: Bernays Hermes 6, 122.
47. (S. 491). Polykrates, der Sophist, Diog. Laert. II 38, Suidas. Ver-
•thcidiger des Bosiris und Aoklägcr des Sokr. : Isokr. XI 4. Gegen ihn schrieb
LjbImb (HSlscber V. Lysiae 200. Blass Att. Ber. 342), gegen ihn auch Xenoph.
aeiae Denkwürdigkeiten nach Cobet Mnem. 7, 252, der sich anf Hermippos bei
D. L. beruft.
48. (S. 493). Enkleides: Zeller 2 A, 173. Eubulides: Diog. L. II 108.
49. (S. 495). Pfaaidon: Zeller 197. Aristippos: Zeller 242. Antisthenes:
Zeliflr201. Diogenes: 224.
50. (S. 496). Simon: ötdXoyoi axvrixoC Diog. L. II 100. Hermann Plato
419^ 585. Aeachiies der Sphettier (nach Einigen der bedeutendste Sokratiker
■iclwt Piaton) Athen. 611. Rrandis Gesch. d. a. Ph. 2, 70. Zeller 2 A, 170.
50^. (S. 500). Was Xcnophons Leben betrifft, so hat Cobet N. L. 535 die
üflB^liehkeit der Theilnahme X.*s an der Schi, bei Delion erwiesen und man
wird nach vielen Andeutungen (namentlich Anab. III 1, 25 ovdkv ngo((.'uaiCofjiai
794 a?(meuku?i(;ex zum siebeivten buch.
tijV i\hx(av) nicht anstehen, das Geburtsjahr mit Berfk am 431 aaxaictict,
vgl. Philol. 18, 247. — Xen. verbannt in Skillos: Diog. L. II 51.52. iliakV
3, 7 f. Paus. V 6, 6. — Zurückg^erofen durch Eubolos: Istros fr. 24 b. Dn^.
L. II 58.
51. (S. 506). Die Atthis als xoiyri s. Band II 25], 744.
52. (S. 5U7). Kanst der dialogischen Form : die Redeweiie des PrHafini
vgl. Saoppe zu Prot S. 65. Thrasymachos : Arist. Rhet. 132, 12.
53. (S. 5t3). Polos aus Agrigent: Blass S. 72. — Thrasymachos deslüb.
Vorgänger im rhythmischen Periodenbau: Arist Rhet. 123, 5. Cic. OrsL Sl
Hermann de Thrasvmacho 10. Blass 249.
54. (S. 514). Piatons Lehre von der Beredsamkeit im 2. Theile des Pbaidni:
Stein Piatonismus 1, 106. Alkidamas' Politik gegen die geschriehenea ud cp-
deiktischen Reden, und Lob des ttvroaxf^tdCHv: Vahleo der Rhetor AUidaMi
1864 S. 21. Die Acchtheit des A. ttsqI rdSv tovs yo. JL yQatfortwr voa Sfttfi
und Vahlen vertheidlgt. Jedenfalls ist die Rede im Sinae des A. abgeüuft.
55. (S. 514). Theodoros von Byzanz: Blass Att. Ber. S. 251. — KritiM:
Blass 265. — Lysias: itf ov yQaijfttvtog avr^ SQaavßovXov noUniuP fKU
rifv xd&o^ov Inl dvaQx^ag rrjg nqo EvxXe{&ov 6 fiiv dfjfiog ixv^mm tip
duQidvy ttniVkyxafjLivov 6k liQxivov yQaqrjV naQavofimv dta to mn^foi-
Xeviov staax^fjvai idXm to tfjrj(fMfia: L. d. X R. p. 835 F.
56. (S. 515). Lysias' Rede: Plat Phaedr. 243 G f. Seine Knast ia 4er
narratio: Blass 396.
57. (8. 517). Die Familie des Sprechers der Rede geg^n Baandros ribalt
sich seit der Pisistratidenzeit immer auf Seiten der Verfassnifg gestaadea n
haben: Lys. XXVI 22. Das unpatriotische Weltbürgerthnm : Lys. XXXI (L
5$. (S. 517). Isaios, !A&rjvatog jo y^vog (L. d. X R.) ans Cbalkis; daher
nach Schöniaon (und Meier) einer der Kleruchea in Ch. Dagegen Liebmana de
vit. Isaei p. 3. Doch scheint die Hypothese Sch.'s die einfachste and amaeha-
barste zu sein.
59. (S. 51S). ^l6yotatv'Eoiu66(üQog iiuTTOQSvtitti: Cic. ad Att XIII 21. —
.Antiphons XoiifoQiat ; Sauppe zu den Fr. Or. Att. 144. — Andokides h ff
TTQog jovg ira^Qovg: Kirchhof Hermes 1, 5. — Der Zeit des korioth. Krieff
gehört an Lysias' Epitaphios : Bloss 429. — ^Xenophons* ntol n^oaoöw s-
untcnAnm. 134. Thrasymachos vnlQAumacUajv CAg^iXuo» 6ovlivaofiitr''Ell^fe;
oPTfg ßaQßccQM), Fr. Or. 11 275. Alkidamos* loyog Aftaafjyiaxog 316. SchÜier
1, 100, 4. Vahlen 5.
60. (S. 520). Atthideuliteratur: Androtioo: Suidas. Zosimos L. d. Isokratcs
257 West.; schreibt in Megara; Plut. de exil. 605 C. Schäfer I, 351. —
Phanodemos: Dlonys. arch. I 61 p. 156 f. — Kleidemos ältester Attkidet-
Schreiber nach Paus. X 15, 5; erwähnt noch die Symmorien von Ol. lOU, 3:
Böckh Seewesen 182.
61. (S. 522). Theopomp (geboren um 376): Lobr. auf Maassollos: Gell.
X 18,6. Leb. d. X H. 838i>. Zur Würdigung Th.'s Böckh Staatsh. 1,4041:
Mure Crit Hist. 5, 520. Falsches LVtheil des Polybius VIII 11, 13. — Eplorts:
Mure 539. ?iiebuhr Vorl. üb. a. Gesch. 2, 410. Eph. und Theramenes: V«l-
qnardsen 63. Kymäischer Localpatriotismus: Str. Xlll 623. Weiteres s. Vel-
qnardsen S. 59 f. Eph. über £pam. : Plut de garr. 22. — Ktesias benetzt dUe
ANMKUKL'.NGEN ZUM SlEltE.NTIilN BUCH. 795
0üff9f(m$ ßttatXtxaii Diod. II 32: über seioc Glaubwürdigkeit: Plut. Artax.
62. (S. 523). Homerische Philologie: Hippias, Sengebnsch Hom. diss. 1, 110.
Stesimbrotos aod Metrodoros: Fiat. luo. ßSU''. Diog. L. II 11. Sengebosch 1, 105.
65. (S. 524). Herodikos von Selymbria, vor dem pel. Kr. Erfinder nictho-
diacher Diätetik. Sprengel Gesch. der Arzneikunde von Rosenbaum 1, 307.
Akumenos und Eryxiniachos (;7f ^^/icxro» j^rerri; lag oSovq); Phaedr. 208. Sympos.
176. Protag. 315. — Hippokrates (nach Einigen 90 Jahre alt geworden) in
Verbiodung mit Herodikos, Gurgias, Demokritos: Sprengel 330. Die freie
RoDSt dea H. im Gegensatz zu dem taiQueiv xatcc ygaf^fiara: Ar. Pol. S7, 8.
64. (S. 525). Verbiodung von Heilkunde und Philosophie: Böckh Sonnen-
Ireiae 142, 149. — Eudoxos Reisen S. 140 ff. Vgl. MüllenholT Deutsche Alter-
^öfliskande 1, 239 f. — Kleostratos nach Ceiisorinus (p. 37 Hultsch) der Er-
faüer, gewiss einer der ersten Bearbeiter der Oktaeteris. E. MUUer „Annus^*
fal Paali Realenc. P, 1055 f. Eud. gab ihr die Form einer 160jährigen Periode.
Fro^ftofgang des Sirius Juli 23. Da Eud. die alten Numeaien beibehielt, so ist
kein Epochenjahr wahrscheinlich ein solches, in welchem der Neumond nach
dem längsten Tage in die Nähe jenes Datums fiel, also 381 oder 373.
' 65. (S. 527). Plat. Rcp. 380 über Aeschylos: &f6g fjh aUCav (fvei ßgo-
tote, ornv xaxtSaai ötüfia na/bintj^tjv ^iXrj, Stark Niobe 38. 92.
66. (S. 527). Kraft des Gedächtnisses (vgl. G. Curtius über den aytov
inoßoltjg Berichte der Sachs. G. d. W. 1866 S. 153) bei Nikeratos: Xen. Symp.
4, 6. Cobet Prosop. Xen. 70. lieber die Rhapsoden vgl. Platoos. Ion.
*'' 67. (S. 528). Tetralogien: Kreterinnen, Alkmaeon, Alkestis Ol. 85, 2 nach
d, Hypothesis zur Alkestis; Modea, Philoktet, Diktys, Theristai Ol. 87, 1: Hyp.
'$«r Med.; Alexandres, Trözenierinnen, Palamedes, Sisyphos Ol. 91, 1: Ael. V.
Iff. n. 8. Die didaskalischen Notizen reichen bis 346. Welcker Gr. Tr. 893 f.
■th^ner Symb. Phil. Bonn. 583. — Hervortreten der Schauspieler (Aristot. Rhet.
■ 1^8 p. 111, 11 fdfiCov dvvavrai vvv löiv TroirjTtJV ol vnoxQiTaC) und ^ogodt-
■iiaxaloi: Heibig. Z. f. Gymn. 1862, 104 f. Böckh Trag. Gr. princ. 178. Lüders
die diooysischeu Techniten S. 53 ff. Statt des früheren vixoxQtiaC für Schau-
■pieler kommt jetzt ot mgl rov ^tovvaov Tf^virttt zur Bezeichnung sämmt-
lidier Aof der Bühne auftretenden Künstler anf, so schon Aristot. Probl. 30, 11.
imdSktiich handelt jetzt über ihre Genossenschaften Luders in d. aogef. Schrift ;
dto ^ofaen Vereinigungen (Lüders S. 65 ff.) sind alle erst im Laufe des
I. Jakrh. entstanden.
68. (S. 531). Die Komödie und Piaton: Alex, bei Athen. 226. Becker
CMrlUoa 2, 154. Iphikrates: Meineke 3, 182. Rehdantz 30. — Räthsel:
IMa^k« Bist. crit. 277. Paul de syujposii aeoigmatis 2. 0. Ribbeck Mittlere
n^mtrt Komödie 1857 S. 19. Lüders S. 98. — Parodien: Schrader Rh.
20| 186. — Antiphanes und K. Alex. : Athen. 555.
69. (S. 532). Ehrendecret auf Dionysios: Köhler Hermes 3, 157. Schöne
AfttiMke Reliefa 5. 24.
70. (S. 532). Die Zeit der Vollendung des Erechtheionfricses ist nicht zu
InsUmaeB. Feuer 406, Hermes 2, 22. Die Reliefs an der Balustrade des
HÜMteBipela setzt KekuK* in das Jahr 407 (nach den Siegen von Byzanz und
ftjsikof), Overbeck in die J. 390—88.
790 A.NMEIiKlIiNGEN ZUM SIEBENTEN BCCfl.
71. (S. 534). Herakles am Scheidewege: Welcker A. Deiika. 3^311.
Overbeck B. d. Sachs. G. d.W. 1865,46. — Kallimachos: Braan Gesch. 1 Gr.
KÜDstlor 1, 251. Lohde Architektonik der Hell. 40. Tempel » Tegea: Pcb-
poanesos 1, 255.
72. (S. 535). Skopas in Tegea: Paus. VII! 45, 4 f. Urlichi Skfu
Leben und Werke 1863, S. IS. Praxiteles in Theben s. obeo Ana. 73 iaS.381
73. (S. 535). Kephisodots Werke im Peiraieas: Broon KSostler^. 1, 269.
Bruno Eirene und Piatos, München 1868.
74. (S. 536). ArisUndros: Paus. III 18, 8. — Skopas' AsklepiM: Ftifc
Vni 28, 1. Bacchantin: Callistr. Stat. 2. Venus von MUo: Urlichs 121
75. (S. 538). Praxiteles: Friedrichs Pr. ond die Niobegroppe 18^ ka
S. 50 f. Eros: S. 20. — Skopas' Nereidenzug Plin. XXXVI 26. O. Jaha Ber.
d. Sachs. G. d. W. 1854, 163. — Niobe: Plin. XXXVl 28. SUrk, NiobeS. »l.
76. (S. 538). Leochares: Brunn 1, 387. Ganymed: Plin. XXXIV 71
mangonem et puernm subdolac et facatae vernilitatis.
77. (S. 539). Gruppen von älteren und neueren Götterbildern: 0. Jili
Z. Policus in Nuove Memorie p. 22. Gruppe in Megara Paus. I 43, 6. —
Statuen der Tragiker: L. d. X R. Lykurg. Isokrates: L. d. X R. Isokr. 27.
Piaton: Diog. L. III 25. 0. Jahn Darstellungen gr. Dichter: 1861, 719. Ayd-
lodoros: oon hominem ex aere fecit, sed iracnndiam Plin. XXXIV 81. IL
Hertz de Apollodoro statuario et phil. Vratisl. 1S67.
78. (S. 540). Im Allgemeinen vgl. über die attischen Reliefs des 4. Jihrk:
Schöne Griech. Reliefs 1872. — Literarische Darstellungea anf Gribern: StiA
Arch. Zeit. 1870, 73. Theodektes: Plut. L. d. X R. Isokr. 10.
79. (S. 540). Bestellungen für das Ausland: SUrk Arch. Zeit 1S6S,11L
Euklcides: Paus. VII 25, 9. Mausoleum: Plin. XXXVI 30. Philologos 21, »43.
SO. (S. 541). Apollüdoros: Bronn Künstlerg. 2, 71 f. Zeaxis: BruaT».
ZeuAis ond Parrhasios: Heibig 1SG7, 652. Demos von Parrh. N. Jahrb. f. Pkil.
Plin. XXXV ()9. Timaothes: Brunn 2, 120. — Gemälde des Timotheoi: Ad
V. II. XllI 43. Rehdantz 1S8. — Euphranor: Schäfer Dem. 3», 11.
81. (S. 542). Goldschmock (sparsam angewendet schon auf älteren €^
fäfsen: Ileydcmaun Iliupersis 10): O.Jahn Vasen mit Goldschanack 26.
82. (S. 544). Socrates mondanus: Hermann Plato 70. Lysias gegen Welt-
bürgerthum . XXXI 6 s. Raucheostcio. Die Cyniker und Cyrenaikcr als Kom»'
poiiteii: Henkel Studien z. Gesch. d. griech. Lehre vom Staat 42. 135.
83. (S. 545). Milde Ansichten über die Sklaven bei Enrip. (Scheokl PtL
Ans. des E. 15) und Xen. (Zcller 2 A, 170). Piaton in Betreff der Fraaci
unklar (Z. 570), in Betreif der Sklaven engherziger als Xen., der dea Bcgrif
der Familie tiefer fasst. Strümpell Prakt. Philos. d. Gr. 505. — Nach Isakr.
IV 50 ist es das Verdienst von Athen, dass der Hellenenname fifjxirt tov y4-
vovg, {(X),(c rijg 6ittVo(ag sei. Rauchenstein zu Isokr. S 12. — Mithradates o
'Po^oßaiov (Ogotioßtiiov) Diog. L. lU 25. Leider ist über den Urheber i»
Weihgoschenks nichts Näheres bekannt, doch bleibt es immer wahrscheialirk
dass Mithradates Zeitgenosse dos Piaton und Silanion (der von Plinios !■ OL
113 gesetzt wird, aber schon früher thätig gewesen sein muss; Bmaa 1,3941
war und dass er in persönlichen Beziehoogen zu PI. gestanden hat VaiBiiL
ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BUCH. 797
Aeh. imp. 14 führt ihn als Mithridates IV auf und idcntificirt ihn mit dem
Freunde des Kyros (Anab. II 5, 35; III 3, 4) und dem Satrapen von Lykaonieo
(VII 8, 25).
84. (S. 546). Ueber die Kyropaedie: Henkel S. 142; über Isokr.' IVikokles
mmi. Enaforas: Henkel 155.
85. (S. 547). Platonische Gesetzgeber: Plut. adv. Colot 1125, Zeller 2 A,
308. — Klearchos und seine Mörder: Memnon fr. I. Egger ^todes d'histoire et
4m Borale sar le menrtre politiqae 1866 p. 19. — Python and Herakleides:
Plnt. adv. Colot. 1126.
86. (S. 54S). Euphrsios nnd d. platonische Politik in Sicilien: Bernays
Dud. des Aristoteles 21.
87. (S. 549). Ueber Dem.' mütterliche Herkunft: Aisch. HI 171, wo gewiss
natsarhliches zu Grande liegt Gegen das Mongolenthum der Skythen spricht
ttarxfugend Mühlenhoff in den Monatsb. der Berl. Ak. 1S66, 549. Menestheus:
Bdbdantz Iphicr. 235 f. In Bezug auf die Bedeutung der Blutmischung in att.
Vniilien mache ich darauf aufmerksam, dass auch Aristoteles nach Bernays
9im Balbgrieche war (Oial. des Ar. 134. Daraus wird sich auch manche sprach-
H<the Eigeothiimlichkeit erklären lassen). — Demosthenes wird mundig Sommer
166 Bnde 103, 2 oder Anf. 103, 3. Die Vormundschaft endigt im zehnten
Jahre; sie beginnt 101, 1; 376; damals war D. 7 Jahre alt; also ist er ge-
boren nn 99, 1; 383. Mit dieser auf der Chronologie der Vormundschaft und
iam L. d. X. R. 845 ruhenden Rechnung steht in Widerspruch die beiläufige
Aagahe Sn der Midiana 154, nach welcher D. im Herbst 349 32 Jahr alt war;
•lao das Geburtsjahr 381 (Dion. ad Amm. 1 4) oder 382. Schäfer nimmt an,
6tM 32 für 34 verschrieben sei. Mit voller Sicherheit lässt sich das Jahr nicht
cmltteln, doch folgt man am besten der ersten Rechnung.
Ueber D.' Zeitalter haben wir eine Fülle von Material, wie für keinen
äidern Abschnitt der gr. Gesch., aber eine Geschichte desselben ist uns
•iekt überliefert. D. hat im Alterthume keinen würdigen Darsteller seiner
ifintliehen Thatigkeit gefunden, nnd aus den Werken über die philippische
Zeit (Theopompos, Philochoros Bach VI, Duris) haben wir nur spärliche Ueber-
leite oder durch zweite und dritte Hand vermittelte Ueberlieferung (Diodoros,
Jaelieiis). Plutarch ist wichtig, wo er seine Quellen anfuhrt ; eben so Dionysios
T* Hai., dessen Hauptschrift über D. leider verloren ist, von allen Alten der
eiBeiditavoIUte Beurteiler des Dem. Die Biographen sind unkritisch. Eine
■esaamenhäogende Geschichte fehlt uns also ; statt dessen steht uns das Zeit-
Altar wie eil Drama vor Augen, wo wir die Männer der Geschichte iu voller
PienSuliehkeit vor uns handeln sehen. Wir sind selbst zwischen die Parteien
gwtdllt. Darin liegt der ungemeine Reiz der demosthenischen Zeit, darauf be-
riAt anell die Verschiedenheit der Auflassung; denn sie hängt von der persön-
llehen Stellang ab, die wir zu Dem. einnehmen, von dem sittlichen Eindruck,
welchen seine Reden auf uns machen, von der Wahrhaftigkeit, die wir ihm
SBtmiieD. Alle Versuche, welche gemacht sind, Aiscbines rein zu waschen
(v^l* fVanke über Steche w de vita A. in den N. Jahrb. f. Phil. 12) oder die
Dttretellang seines Charakters bei Dem. als ein Zerrbild des politischen Hasses
wm erweisen (Spengel 'Dem. Vertheidigung des Kt' München 1863), legen nach
Meieea Gefühle durch ihren Mangel an Erfolg nur ein Zeugniss für Dem. ab.
798 ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BUCH.
Ebea so wenig köonen die Versuche zwischen Dem. und Aisch. hindsrck a
lavircQ und bald dem Einen, bald dein Andern Recht zu ^eben, befriedig
(vgl. Frohbergcr über 0. Haupt 'Leben des Dem* N. Jahrb. f. PhiL ]662,614).
Ohne den Charakter des demokratischen Parteiredners in Dem. xb verkaaM^
werden wir seine Reden dennoch als echte Geschichtsqnelle ansehea firfci^
wenn wir an die Wahrheit und Lauterkeit seines Gemüths glaobeo. la üeMr
Beziehung habe ich mich mit voller Ueberzengung der Aaffassaoi^ aageicUMiCi,
wie sie von Niebuhr geltend gemacht worden ist. Seitdem Ut die Wii
Schaft rastlos thätig gewesen, die Gesch. dieser Zeit zu ordnen. Ich
nur au die Arbeilen von F. Ranke, Böckh, Winiewski, Droyaea, Bghacrtf,
Vömcl, Funkhänel, an die krit. und exegetischen Arbeiten aaf dem GeUale kr
Redner von Sanppe, VVestcrmann, Franke, Rehdantz a. A., ao die Darstallaaf
von Thirlwall und Grote. — Die Ergebnisse aller dieser Arbeiten aiad, duck
eigene Forschung mannigfach gefördert, vereinigt in dem Werke vea AntU
Schüfer *Dem. und seine Zeit' 1S56— 58. dem Sehatzhanse aller unser« Rmii
vom philippischen Zeitalter, welchem natürlich auch meine Dar siel lang lid
mehr verdankt, als sich durch Citste andeuten lässt. Seitdem ist das
liehe Material nur unerheblich vermehrt; doch habe ieh den Gewinn,
aus den neuen Schollen zum Aischines , aus Inschriften nad Manien n
ist, möglichst zu verwerthen gesucht.
88. (S. 554). Dem.' Abstammung: Aesch. III 17]. — TesUment nnd Vir-
münder: Dem. XXVll 4— 6. XXVIII 14—16.
89. (S. 555). Ueber Dem.' Verhältaiss zu Isaios: Dionyaias nk Um$L
Plnt. Dem. 5. L. d. X R. Is. 839 e. Dem. 844. Hauptqneüe Bermippos. IW
Hoffmann de Dem. Isaei discipulo Berl. 1872 hatte ein persönliehes VeihBtMl
zwischen beiden nicht stattgefunden, was mit Recht bestreitet H. WfU Im
barangues de Demostbene (Paris 1873), iotrod. p. VH.
90. (S. 557). Die schwieri^^e Stelle Dem. XXVIII 17 scheint mir auch dank
Bückh Staatsh. 1, 754 noch nicht ins Klare gebracht zu sein. Mach B. aai
Platner müsste man zwei Diadikasicn annehmen, eine über den gesaalm
Vermögensbestand der beiden Litiganten, und eine zweite über die Forderaagcs
des Dem. und den von ihm gemachten Vorbehalt. Aber es mnssten ja schm
bei der ersten alle Activa und Passiva zur Sprache kommen. 7lu»' jf^oMV
vTToyvtov oviiav geht auf die Absendung der Flotte, und wir müssen ani
dass es im Gedränge der Zeit zu einer rechtzeitigen Auseinandersetzang
gekommen sei, Thr. es aber doch durchzusetzen gewosst habe, dass Des. ■■
die Lage kam, die Trierarchic zu übernehmen. IdnoxXtUiv bezeichnet
das Abschlielsen des Hauses vor dem Antritt einer Diadikasie über Vi
tausch. Beistimmend in der Hauptsache Dittenberger (Ueber den VemSgrat-
tauscb. Rudolstüdter Programm 1S72 S. 13 ff.)» der nur darin abweicht, km
er ;^()o)'ot vnoyvoi mit Böckh auf die bevorstehende Entscheidang des V«r-
mundschnftsprozcsses bezieht.
91. (S. 560). Dem Vormondschaftsprozcss gehören an die 3 Reden gr^
Aphobos, und die beiden gegen Onetor. Resultat der Prozesse: ovx offm fi^
v/iO-Tjv ävuxouCatta&ai, nQoa^oxiov iia7TQd$€tVy all* oaiav iuavrif cvr^^Hf
aniajfQr)fAivt{ii Dem. XXI SO, la natq^ia xaraytlatna^ Tr^ffiivoc A«<k
ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BUCH. 799
m 173. — Seine redoerische Ausbildang: Plut. Dem. G. 9. Eunomos: 6.
Sstyros: 7.
92. (S. 562). Isaios' Eiofloss in den Vormundsehaftsreden Uoffmann p. 22.
-».Biatoa bei Dem.: Sehäfer 3^, 317; nar in den Staatsreden selten. — Onetor:
^amkr. XV 93.
93. <S. 564). Dem. and Piaton: Niebuhr kl. bist a. pbilol. Scbrifton 1,
180. Alte Gesell. 2, 339. — Eubolides: Diog. L. II 108. — Dem. und Tbuky-
lliaa: L. d. X R. 844*. Lucian bibl. 4. — Dionysios ncgl t. Xixztxijg /i,
ttMfoTtpog über Demostb. als den alle frnberen Stufen und Gattungen vereini-
ptwiea Redner. V(rl. Blass Gr. Beredsamkeit (1865), 180.
.). 94. (S. 565). Aeseb. III 173: ix TQiij^aQXov loyoyQUifos avfffxxvti, —
[^y^Q. bei Fiat. Pbaedr. 257 (ans Arcbinos nach Saoppe), Dem. XIX 246. —
|W«rarebie unter Kepbisodot: s. S. 464 A. 30.
u... 95. (S. 566). [Dem.] XIII 30 M/<p ol taiv xoivdSv InC zqt ysytvrffi^voi ol
fitf fwy SiifAoaCuiV oixo^ofirifxaxtüv Oifivoiigaq Tag 16 tag oixCag xarafxevaxaaiVy
■t jwdyoy TQiy TToHfov vn^Qt](favtojiQag, ol dh yrjv awetovrjfiivoi yKoqyovötv
wi^ ovcT Qvaq t^lntüav ndanore, — xvQtot fihv räv äya^dv ovtoi, xal 6ia
wit^V äjtayra TiQuirejut, 6 6k 6rjfiog Iv vnrjQiTou xal ngoa&i^xrjg /n^Qti.
|irMM Parteikampf der Reicben u. Armen 75. — Androtion (Anm. 60): Schäfer
U -S16 f. ; in 2 Inscbriftfragmenteu erwähnt: Rang. Ant. Hell. 11 854. Schöne
4r. Rdiefii p. 40. — Diodoros: Dem. XXII 1—3. Enktemon: 48. 50.
96. (S. 567). Die Sache des Leptines war verfassungswidrig behandelt:
^HL XX 94 (vermnthlich gleich an die Bürgerschaft gebracht). Durch den Tod
l|lt ■ Batiiippos und Rücktritt seiner Genossen (144) war die erste Klage be-
; daher die zweite Klage ngog A^njlvriv, Der Wortlaut des lept. Ge-
naeh Funkhänel N. Jahrb. 1866, 559: ontag av ol nkovaitoraroi Ut-
%fm(fymcty firfiiva atikv( dvaty firixi twv noltxwv firjTi ttSv iaoTiliSv juriTe
für iipüip nXrfv ttüy d(p* lAQfioöfov xal l4QiatoyiiT(üVog fjitidk tb komov
|t^^»Wf. Doch vgl Sauppe Philo!. 25, 265.
»1 97. (S. 569). Aristophons Gesetz: iXia&ai Cv^^^y ^^ ^^ ^^^ ^^^^ ^'^f^
%jßpP UQtoy ri twv oattav XQVf**^''^^ txovtd ti rijg noXeiogj inrivvttv nQog
ttfitovs: Dem. XXIV 11 vgl. 112. — Euktemons Anzeige: 11. Verhandlung
m. 4er Volksversammlung: 12. 13. Verdoppelung der Summe: rtov fih Uqüv
jM^cfStfy Jf^v 6ixanlaa(av vtpiJQfjxai, rtov (f* oafcjv, onoaojy iv T(ß vofAtp
imJLtUfi^iSiraiy j6 ij/mav: 82. Commission für den 12. Hekat.: 26. Timo-
hälltfii Geaets über die Staatsschuldoer 79. 82—89; Diod.'s u. £nkt.'s Klage:
tirJip Tovtuv mnavtatv Xvaiv evofaxofiev ravitiv ovaav fdovrjVj ti yQaxIfdfiivoi
'ttf mofioy xal tiaayayomg dg vfA.äg Xvaai 6vva(^i9-a 10. Tim. war schon
Mftar AadrotioDS Gehülfe in einer Commission zur Eintreibung rückständiger
f«nB5g«n88teoer : Böckh Staatsh. 1, 213. — Aristophon nach der Schlappe
i«m Pepurethos: [Dem.] LI 8.
. 99. (S. 570). Artazerxes Ochos (der die Autorität der Achameniden mit
rSatiirttiiliTifiTr Energie noch einmal wiederherstellte: Plut. Artax. 26. 30. Diod.
KVIl 8^ Mit 105, 2; 359. In seinem Interesse war auch schon Maussollos
iMIff gewesen. Vgl. Schäfer Dem. 1, 413.
99. (S. 571). Dem. XIV 1. 2. 35 f. — Waffenscheu: Lys. XVI 13.
7.
800 ANMERKIi:«GE.N ZUM SIEBENTEN BUCH.
100. (S. 573). (leber die Zastände der «ttiseheo Marine: Kirchkoff Rc4e
vom trierarch. Kraozc Abb. d. Berl. Ak. 1865.
101. (S. 574). Dem.' Vorscblag^ der Symmorien reform: XIV 16—18. Fiunr
reform 19—23. Die 6000 Tsleote (19) sind das Steaerkapital aller sckatn^F
fähigen Bürger (Böckb Staatsb. 1, 728), das Volks vermögen selbst betrag vA
über das FSDfTacbe (vgl. oben S. 448), oboe das steaerfreie Staatsgat ia Aa-
schlag zu bringen (Böckb 642). Nacb welcbem Prinzip die 20,000 Taleate te
Earipides (8. 214) berechnet waren, ist unklar.
102. (S. Ö76). Da seit Beginn des Streits nm Amphipolia ekat ZwoU
schon makedonische Parteigänger in A. thätig waren, so hatten dieae pnm
ihre Hand im Spiele, den Kriegslärm zn schüren; denn nichts wäre PUHff
erwünschter gewesen, als wenn ein persischer Krieg zn Stande gekoBaMB«v%
in welchen er nar einzatreten gehabt hätte. Daher nennt Dioaysioa Rket VI
7 die Bede tkqI av^fiOQimv die 1, Phil. Deutlich ist § 11: ri rovc o^oit-
yovfxivovg iX^Qoi/s ^/ovif; kiigovs CflTovfiev, dXX* ov TragttOKtvmfßfaH
fikv nQos rovjovSi dfiwofii&a ^k xaxalvov (Ochos), av fifJiSg ddutHV intgtifj;
— 41. naQaaxfvdCeadtci ulv nQog toifs vndQx^^''^f iX'^Q^^f »iltvm, iph
viad-at ^k ßaatXia xal ndvia^, iav d6ix$iv im^H^Oi^ ravTQ rj avf^Suvifti
(pifil deiv, UQ/eiv Ji juriievos f^rjU loyov /h^t* M^yov ddixov^ ra «T t^yu^^
o7r(og a^ia rtoy nqoyovtov tarai axonsiv, firj rovg Knl rov ßiqfiofos iafM>&
103. (S. 579). Defensivbündniss mit Messene: (d^fpHiToi) lg lijp jimmimaff
ovnoTi fitJti fxe(p<av iaßalelv ^(faaaVy dqxovitov dk AaxidaifAoyluff noUfM
xai iniaTQOTivovraiv jj Ahaa^ivia naQiaa&at, Paus. IV 28, 2. Dem. XVI
9: oQxoi, ovg ofnofioxa/nfv ÄleaarjvioK, — Spartas Plan gegen Thebea: df*
ßalovg fiky 'O^jjfo^^foi; xal S^antitov xal IHarauov oima^iOW aa90^
yiv^a^ui: XVI 4. vgl. 25. Versprechungen Sp.'s: 16 f. — Rede weg. der He
galopolitcn, Dem. XVI 5: axenriov jolvvv fxri nqojfiQOi* tova^i (Sp.) yfrAlHi
ffoßt()oi'g xal fiiydkovg (dacü/ufv tj ^xth'oi (Th.) fuxQol yevfjaoviain xal la9vm
rifiicg 7iXt(ovt fxtCCovg ol AaxtS. yivo^ivoi ^ off^ tovg Srjß. (Idrrovg avutfl^
yiriüiyai — ojitog firj^^Ttooi ^wriao^tai rjudg aStxeiv ovito yicQ ^ufig fid
7iXe(aTrjg dSiCag ilrj/nev. — 9: axontiad-e nQÖg vudg avTovg noriQav xijr 0^"
xuXUovtt xai (filavd-QbJTtoii^av noiriaeaO^e tov /jtj inuQinnv ddixfiv Aaxtim-
fiorioig, xi^r vnkQ JVUydXrig noXttog rj zijv VTitQ Meaarjyrjg. — Jei <W axonHWxd
TiQaTJSiv dil TK öixaia^ av/LtnaQarrjQttv imüig dfia xai Ovu(fiQO¥tu itm
tavia. — Oropos: 18. — 31 dv /nkr roCyvv xaianoXifÄr^Swair oi B^ßntif
äan€Q avioug cffT, ovx taovrai fxefCovg rov ^iovtqg ol Aaxedatfioytot rsä-
Tovg txovng dvJindXovg joig IdqxaSag — • dv 6k dviv^^^tjOi, «^' ol ^^ßf^
xal atüd^üiaiVf dXl* ovv da&et'iajfQoC y ^öovrai iifdv av^/udxtov yiyof^
v(oy Tüivöe xal cTi' tjfuttg atawa fjiivtav. — Letzter Einfall der Theb. ia da
Peloponnes: Diod. XVI 39. Paus. VllI 27, 9.
104. (S. 582). Thasos und Skiathos: Dem. IV 32. Tenedos nad Prt-
konnesos: XVllI 302. Maroneia und Abdera: Polyaen. IV 2, 22. Des. XJUD
183. Charcs in Sestos: Diod. XVI 34. — Bathsbeschloss des Aristakralcf*'
Idy Ttg dnoxidvti XaQ(6riuov, dyoiytuog ^ara), fdy 6i itg dif^lf^iat f noU
rj iJtujrrjg, Ixanor^og tartüi Dem. XXllI 91. — Euthykles: 5. — Charidoi'
des Antrags unwürdig: 138 if. Kersobleptes' Unznverlässigkeit 170-JM. -
Aniadokos' Unterwerfung: Theopomp. fr. 109b. Harp. *And6oxogi U ^
AISMERKUNGEN ZISI SIEBENTEN BUCH. 801
4nXinn(fi aufj^Aa/rjCtüv ^Xd-tv tt i6r nQog KtQanßXinTiiv 7f6)ifjov Schäfer 1,
401. Philipp in Thrakien: Dem. I 13. Kersobleptes: BvCdvtioi xtd f/tQiv^toi
Mul Iduaöoxog 6 Sgq^ KiQOoßk^mn — Inlq dfxtfiXoyov j^oi^ffff fSrjviyxarTO
noXifjLov^ olg 4>(Xinjtog avXXafjßavofievog inoXifÄijae K(QaoßXintr(v *«! firtty
MaCi rtiy rt afdipfXoyov naget rat roTg iyxaXovai xal <ftX(av avrtav xaraarf^aag
tp^ßaitoüaTo ibv ßaaiX^a, o/Lir,Qov nag* avTov Xaßav rov vloVy xal anriyaytv
tig Maxtdovlavi Schol. Aesch, II Sl.
105. (S. 583). Maussollos' Tod nach Plio. XXXVI 30 und 47: 101, 2
{piod. XVI 36 setzt ihn 106, 4). Artemisia folgt bis 349. Oligarchie in Rhodos:
Jlea. XV 14 f. Kos und Rh. im Besitz der Artemisia: 27. — Rede für die
ffcoditehen Demokraten, Dem. XV 2: laTt ft\v ovv tv iv iy(o vofitiiia ^agiv
jff/ias totg &ioU o(f.t(Xtiv^ ro tovg M rrjv avjtSv vßgiv vfjLtv noXi/i^ovrig
ai ndXaiy vvv iv vfiTv fioroig irjg avrdSv aanrjgfag fx^iv rag IXnCSag vgl. 4.
ftuDOfl: 9. 10. lieber die Verträge 25 tf. 2S: navitav ph iä ^ixata noiety
igfi^xortav aiaxgov fif^ag fiovovg firi idHnv, anävtwv ^k ttov aXXtov onotg
fu9ixup ^lyr^aoyjai nagafJxivaCofjtirtav fjorovg rjfjag ja Slxata ngoTiCnadut,
fi^ivog äyitXafMßavovfiivovgy cv dixaioavrrjv, aXX* avavSgCav riyovfiai, ogn
yuff anairag ngog li^v nagovaav ivvapiv i6iv dtxaltov d^iovfiivovg*
106. (S. 586). Chios: SchoL AR. im 1. Argument zu Dem. XXIV. —
ffßäho%i Dem. XV 19. Saoppe II inscript. Lesb. 6. — Dem.' Kriegspolitik:
j^^ Vfitov iviovg4»iXfnnov fAiv tug äg* ov^erog d^Cov rtoXXdxig 6Xty<ogovvTot,
pmoMa (T* tag la^vgov f^^Q^'^ ^'^ ^'^ ngofXr^xat tf oßovfjiivovg. tt ^k rov fikv
i^ ^vXov ovx apwovfAt&a^ Ttp 3k tag tfoßegtf ndv9* vnii^ofitr, ng6g Uvttg,
m Sd^Qfg "A&.y nagaTtt^opeda; Dem. f. Rhod. XV 24. g. Aristokr. XXIII 109.
(Olvydioi) Foi; idgiov ttVTov ji}XtxovTov tjUxog uiy niaxhg vni\gxi ov/^fxaxoC
tM ^Oay xal ^i ixihov rj/nTv (noX^fiovr, (net^rf ik tlÖQV (iU^to r^ ngog
m^oig nlaretog yiy^ofievov -- vfiag oig foaaiv andvrtav dySgwncjy rj^tat*
Ay Mal lovg (xiiiov ipfXovg xal avibv rov <PUinnov dnoxie(yavragy (f4Xofg
Minw^aaiv. 121 n. ö. — Phokion 6 jjf^ijaro;: Diod. XVII 15, C. Nep. 1.
107. (S. 587). Wegführuog der Paralos kurz vor der 1. Phil.: Dem. IV
14. Philochoros VI fr. 130^ und Androtion VI b. Harp. liga rgirigrig, — Phi-
]|^M Tagesgespräch: Dem. IV 10. 48. 49.
108. (S. 589). 1. Philippica, Dem. IV 2: or^h ruv öeovrtoy ncioviTafV
iftmP xaxtag rä ngay/uar* fx^'y IntC rot tl ndyS-' a ngoaijxe ngaitonmy
UfWt i^X^Vf ouJ* av iXnlg rjy airta ßiXrCto ytviaSai, — 11. ay ovjog ti
vrf^i}, To//ft>c vfiiTg hegov 'PiXtnnov noiijanf, drneg ovito ngoa^x^n roTg
M^yuaOi rov yovv ov^k yag ovrog nagä t^v avTOv (m/uriv tooovtov intiv^ri'
m oaov nagä rriv tifitUgav ufiiXeutv, — 12. tog J« rvy f/fxf, ov^k <r«<foy-
tmw wv xaigiSy *A(Aif(noXiy S^laaSai Svvaia9* är, dnrjgrrifi/voi xal raig
mmquaxivalg xal latg yytofjaig. Dem.' Antrag: 16—32. (Athenische Bürger:
Sl f,) Saumseligkeit bei den früheren Expeditionen: 35 — 46.
109. (S. 590). JNeogenes: Diod. XV 30. Alketas überfallen von Theba-
yera: Xen. Hell. V 4, 57. — Themison: Diod. XV 76 — Timotheos: Dem.
yHf 75. _ (Jeber den eub. Feldzug (107,2) Aesch. III 86-88, welcher die
Verhältaisse zu Ungunsten des Dem. und seiner Freunde darstellt — Philipps
Brief« an die Eub.: Dem. IV 37 vgl. Schol. Plutarch und Meidias: Dem. XXI
110. 200. Pbokische Söldner hat nicht Taurosthenes (Aescb. 11187), sondern
Cnriina, Gr. Geich. HI. 51
802 ANMERRONGEN ZUX SIEBENTEN BOCH.
KleiUrchos von Phalaikos herangezogen, wie die nenen SdioUen u Aock.
a. O. ergeben. F. Schultz Jahrb. f. Phil. 1866, 314, der dana<^ } 87 vcr
bessert: Trance ^alaCxov dvvafnv nQoafiBtanifAilfafjievog.
110. (S. 592) Dem.' Widersprach: V 5; nimmt Theil: raira th m
onlCrag fifiäg amjyyiXliJo, ov yag €h tavTb tj/ieTg ^tißtifitv: XXI 133. —
Auszug vor dem 12. Anthesterioo : Dem. XXXVIIII 16. — Ph. bei TamptL
Plot. Phok. 12. Aesch. HI S7: t6 aiQttjoneSov tU rivag Svax»QÜi£ m»-
wxXeifÄivoVj od^iv (jlvi vtxrjffaffi fictx^^ °^* ^'^ araxtaQuOig ordi ßoii^tims Alis
ovT* ix yrjg cur' (x ^XarrTis. — Opferbereitschaft der Atk.: Dem. XXI ICL
— Apollodors Vorschlag über die d-fwgixä: [Dem.] LIX g. Neaer. 4. — Trü
Phokions Sieg (PhoL 13. Aesch. ]]I 88) ein nokcfiog äSo^c «cd Stormf^-
Dem. V 5. — Zaretra: Plut. Phok. 13; Gefangennahme der Besatzung: SÄiL
Dem. V 5.
111. (S. 593). Apollodoros, nach dem Tode seines Vaters 370, Trienii
bei der Sendung nach Sicilien 368 (s. Anm. 26), an der thrak. Rüste 162 li
grofsem Aufwände: [Dem.] L. In viele Rechtshändel verwickelt (DeiL XXXVI
54), hatte er sein vaterliches Gut (Erbtheilung 368—7) durehgebradit, ab m
sich auf Staatsgescbäfte warf und als Rathsherr den Antrag stellte: iimxBf^'
rov^aat xiv dr^/itov (Ire ^oxst rä nfQiopra /^ij^ixTa t^c ^totxtjaimf eif^
Tioirarcr ilvai cfrf d^ttoQixa : geg. Neaer. 4. Vgl. Lortzing de orationibas fm
Dem. pro Ap. scripsisse fertur 1863. Nach Hornbostel „über die von D. ii&
A.'s verfassten Gerichtsredeo" 40 war A. nur Organ des D., was Lortiia| ii
Abrede stellt. — Stephanos* Klage naQoi'ofitov : geg. Neaer. 5. — Stepk. «sk-
scheinlich Werkzeug des Eubulos (Schäfer 3*, 180). — Evßovlog — mläm
ivpoittv iTriandaaa&ttt tov ^rijuov ngog iavrov, fygaips vofAov i6v xilnom
9ovaT(^ Cr]fAtova&ai €l iis Int^^iQüi^ fxitanoulv ra d-etogixa aT^arimwar.
Schol. Dem. I 1.
112. (S. 594). Dem. von Meidias gekränkt: bes. Dem. XXI 1.55. 74 C
Dem. von Euktemon angeklagt wegen Ausreifserei beim euböischen Feldi^
Aesch. n 148, von Meidias wegen Mitschuld beim Morde des Aristarchos: Ikm.
XXI 111. lieber D.' Rede xarn Ahi^Cov neol tov xovSvkov Schäfer 2, 85 t
113. (S. 597). Olynth, St. der Bottiäer: Her. VIR 127, wird cbalkidial:
Thnk. I 58. Olynth als Mittelpunkt des chalkidischen Bundes: Silbemisia
Müller- Wieseler D. A. K. I 1S4; Goldmünzen Ol. 's als Zeichen seiner Msiftt:
Warren feder. coin. 29. — Araphipolis chalkidisch: fv l4., KXfoTiuog nk
inoixovs Toi'S XalxiSiüiV rjynye, xai (X&ovtüjp dnaiaaCaaiv aiTOvc ^QOi tak
ivnoQovg Arist. Pol. 205, 19. — Kallistbeiies: Aesch. II 30. — Amph. »«
Perdikkas besetzt und dann von Phil, geräumt, nach Grote*s Vermuthaag ]ii
510 (5,604) und 11,300 (6, 171). — Neapolis: Inschr. Köhler Hermes 7, ir^
114. (S. 598). Apollonides: Dem. IX 56. — König Amyntas hatte vsi ^
Gygaia drei Sühne, Archelaos, Arrhidaios, Menelaos: Justin. VII 4. Arrlü
damals in OL, Menelaos scheint erst später dahin gegangen zu seia, als ^
Stadt, von Athen unterstützt, das Hauptquartier des Widerstandes g^^- M
wurde. Schäfer 2, 116. 131. Beide wurden hingerichtet: Justin. VITI 3. -
Gesandtschaften: Pbilochoros VI fr. 132. Ihr Verkehr mit Dem.: BSkaecb
Forschungen 1, 161.
115. (S. 602). Zeit und Folge der ol. Reden. Die erste Rede (dritte u^
ANtf1SRKÜ?fG£N ZUM SIEBENTEN BÜCrf. SOS
IKooys) spricht voo dem im Werk begrilTeoen BündniMe zw. 0. aod A.; die
BW0ito (erste nach D.) hebt besonders die ethischeo Gesichtspunkte hervor, was
piolit passt, wenn die Aktion bereits im Gang ist; die dritte (zweite nach D.)
«■eht 0rst die Athener znm Handeln zu bestimmen. In allen drei Reden
-k«lD« Andeutaog wirklich geleisteter Hülfe. Vgl. Rehdantz Ansgew. Reden S.
•M. — I Olynth. Rede. Seitheriges Verhalten der Ath. Philipp gegenüber 1—18.
WiiAtigkeit des olynth. Hülfegesuchs: 14-18. 25: vvv oX^ia(g iffriv i>tv,
-s^TC^* vfAoc ixii XQV TToXe/ueTv rj naQ vfuv heTvov, iav fiiv yag nvx^x^ rn
•mtSp *Olw9itav^ vfittg txtl noXffiritTtTc xal triv Ixilvov xaxtSg not-^ftiTf^ ripf
-'^titd^ovatxw xal rrpf ohdav rainriv adftSg xttQnovfitvoi' av (?' ixeTva «PHitn"
«oc i«/*5, »/ff avTov xbiXvaei SevQo ßa^iCetv; vgl. 15. 28. Thessalien nnd
niyrieo: 21—24. Dem.* Antrag: 16—18. Geldmittel 19. 20. — IT Olynth.
B^ismus and Habsucht Phil.'s: 9 f. 15. Phil.'s Hof: 18. 19. Phil.'s Energie
JiM Athens Untbätigkeit: 23 If. — HI Olynth. 10: vof4o&^ag xa»(a«n. ly
■itk'TOvroiQ ToTf vojLto&äraig firi &ri<f&E vouov fJtr^Sfvtt {if&i yuQ vftiv txavol),
'MMla roißs tig ro nnqov ßluntmrttg vfiug kvaatf. X^yw rovg fregl rmv l^sta-
IIIHhIv, awpmg ovrwa), xal rovg nfqi TOfV atoativofAivmv Movg, iv ol fitv
k'9m m^ritnixa roTg oXxo$ (Aivovat dtavifior/fst d-Etoqtxtt^ ol Sk rovg axttxrovy-
l^^KM As^ovg xa9t(näaiv; vergl. 12. 13. Die früheren Redner gegenüber den
i'^i^Mlfen 21*-31. Mahnung an die Athener: 33—36.
/)•'» 116. (S. 603). 01.*8 Aufnahme in die Bundesgenossensehaft: Bückh 1, 121
" 4Kha. Böhnecke Forschungen 161. — Die drei Hülfssenduugen: Philochoros fr.
'r^4n hei Dion. adAmm. I 9, 734 (Schäfer 2, 151), wo jetzt nach Ergänzung des
^^ftapneots durch van Herwerden (Dionys. ep. crit. 1861, p. 10) gelesen wird:
^^^if^eiff ^k TQfaxüVTtt rag ^ixa XnQtjTog xttl ag avnnliiQüiCfttv oxxd (die 80
■I Virea also ein schon versammeltes Geschwader, die 8 hinzugekommen). Zwischen
#lHl>/iffa;(f/cry rc inoirfftayro und xal ßorj&etav tnifAtpav ist im Ambrosianus eine
VtMce Ton 18 Buchstaben.
y^' 117. (S. 605). Charidemos (2. Sendung): Philoch. fr. 132, Theopomp. tt.
'' 156 b. Athen. 436 (Gefangennahme desDerdas, wahrscheinlich eines Schwagers
^Ul/f Böhnecke 674). — Chares (3. Sendung): ^0Xw9ttov — SiOfiivoiv — ngog
^Ifehirc (nrttQXOvtJttig 9vviueai nfinpai ßorj&eiaVy fjrj ^tvixi^v, dXX' avt&v jidii-
llyffflM, in^fi^fv ttvToTg 6 ^rj/nog iQtriQvg fiiv iriqag iC' reüv St noXtrnv
dirl/wc tß ««i InrtBTg r' h rttvalv InnriyoTg' arQorriyov Sh XaQrircc roC
fitalov nartogi Philoch. fr. 132. Schäfer 2, 133. 141. Chares Verspätung:
ktoldM 8. KttQavog. — Phil.'s Feldzug und Einnahme Olynths: Diod. XVI 53.
Bvthykrates: Hypereid. fr. 80, und Lastheoes: Diod. 53. Dem. IX 56. XIX
(Psephisma gegen die Verräther). — Olympienfeier: XIX 192. Diod. XVI
IM (Satyros).
"* 118. (S. 609). Aeschioes' Familie: Aesch. II 147. Alrometos, A.' Vater:
■I-7B. I47f. Glaukothea : 11 78. Demosth. XIX 281. Schäfer 1, 191 CT. Aesch.
^^g«Dd: Dem. XVIII 129. Schäfer 195. Seine Feldzüge: Aesch. II 168 f.
^^iouMfiotoxvtffov: Dem. XVIII 209. Aesch. als Schauspieler: Dem. XIX 246.
387. Aeach. als Schreiber: Dem. XIX 200. 249. Aesch. und Eubulos: Dem.
TSCVfü 162: 'AQKnoffmTtt xal EvßovXov — ovg av ^tivxttg fth xoXa-
^uvmp naqrfKoXoi&iig, XEd^vicixtov cf* ovx aia^avH xarrjyoQÖSv, — Rong^ess-
"Politik; Deal. XIX 10 for» xo(vuv ovxog 6 nQtSrog l4^atmv ttta&ofiivog
51*
804 ANMERKUNGEN ZUM SIEBBNTEIf BOCB.
4»iXi7inov, (OS Tou ifff/iriyo^v l[<ffjf imßovXivovra joT^ "Ellifli jaä Iwfli^
QOVTtt Jtvag rcüV iv ^AqxaSdf nQOiarfixottaVy [xal ^;|fft»y 7ffjwW^ w
N^oTtToXifiov S(vT(Qay<ovi(nfiv] TiQoawv fjilv r^ ßovly, ngooivv Sl i^ ^
71(qI TovTCüVf xal Ttfiaag Vfxag navtaxoT nqkoßiTs nffi^mi rovc 0i>m{mv
6iv(^o tovQ ßovXevOofiivotfg tteqI toi nqog 'PiXirrnov noXiftov. %Mmkt
tragsteiler: 304. Diod. XVI 54. — Aesch. als Gesandter io Megalopolu: 11.11 |li
119. (S. 611). Phrynon: Aesch. II 12. — Priedensveriiaaäliit^
leitet: *E7t€idri 6* inav^Xd-t StvQ* anb rijs nQ^aßeiag 6 Kttiifufth ^l^\
rav&a fj^tj dtStatSi \fjrj(fio/LUt ^^iXoxQarrig xal 6 drjfjiog anas ofJiOYfttfittnm^\
QOTOVTiaty, i^tivai ^iXlnTttp ^tvgo xi^gvxa xal ngiaßtts n^ftmtf i'ifl^ii]
yris: 13. Dem. fdr Philokr. : 14. Aristodemos : 15 f. Gesaodtsduft: lU
120. (S. 613). Audieoz io Pella: Aesch. II 22 ff. Aesch. Rede: 2»-tJ
Demosthenes: 349. Philipps Eotgegnuog: 38 f.
121. (S. 615). Aotipater und Parmeoioo: Dem. XJX 69 (Caryltcku
2. Arg.) 234. lohalt der Botschaft: [Dem.] VII 31 tifiäg xal rovi
rovg rifiiJ^QOvg xal 4>lXtnnov xal xovg avfifjidxovg tovq hiirov iffffi
il^iivriv. Friedeo aof deo Status quo: ixar^govg ^x^tVy & f/ovCiv: Sch.|
VII 26. XIX 161. SicherstellQDg des Haodels verkehr«: Dem. XIX Hl -|
Claosel: rriv rc yäg etgrjvrjv ov^l ^wrj&irTaiv tog inix^i^aof ovtot fi
jiXitav xal ^(oxifov ygaipaij äXX avayxaad-ivtog wf v/iiSv r«
xgarovg ruijra fikv anaXihffai, ygaipai d* avtixqvg H&'nvaCovg tc\ u
^A&rivaltov avfXfjLaxovg — . Beschloss des Bundetraths: Aesek. ID A|
vnlq €tQrjvfis i'fiäg fjiovov ßovXfvdaa&af — 70. i^ftvat rtp ßovloiäiKf^
*JKXXriV(av iv r^ial fjirialv iU t^v alniiv oxiiX'nv dvaysyqätf&at fta *Al
xal ftcrix^tv rdiv Sqxüiv xal rtov awStixtov; von D. empfohlen: Dea.Xßl
— Mytileoe's Aoschluss: Rangab^ A. H. 2, 401.
122. (S. 617). 2. Verhaodlaog (19. Elaphebolioo) : Aesch. III 71.
noch Tags vorher „GesioBongsgeoosse'' des D.: Dem. XIX 13 ff. Wi
Q. Dem. 3, 36, io der 2. Versammlung für Philokr.: Aeach. II 74--71. I»|
XIX 16. 307. — £ubttl08: Dem. XIX 291.
123. (S. 621). Ratificatioosgesaodtschaft: Aesch. II 91 ff. Sciilii<>*l
zur Beschleuoigoog der Ges., erwirkt von D. deo 3. Munychion (^^'^1
Aesch. a. 0. £r ist als Führer der Ges. anzusehen. Schäfer 2, 241.— 1*|
nach Pella: Dem. XIX 155. Phil, in Thrakien: Dem. XVIll 27. - IHiC*1
von Phil, empfangen : nagoPKay rav ng^aßnav fog tnog finsiv l^ ojiiitf^ 4]
*EXXdöog Aesch. II 112. Ges. aus Theben, Thessalien, Sparta: Aesch. HA!
Phokis: Dem. IX 11. — Aesch. vor Ph.: II 113—117. Demosthenes: iNl
— Phil.'s Forderungen von der Mehrheit der Ges. bewilligt: n^tov fih nt*
4Hoxiag ixanovdovg xal ^AX^ag dnitfrjvav xal KfQaoßXimriv naga ro Vlf^lF
xal tä TiQog vfiäg dorifi^va' ilia t6 \prj(ftafia Inix^tq^oav xtviH xtt^ ji^
q(tVf t(f ip nQiOßivovTfg rjxo/ji€V' dia Kagiiavoig ^iXUnnt^ övftfMgKi
iviyqaxlfavx Dem. XIX 174. — D« und die Gefangenen: 169 f. — Des. lan^
gehalten: XIX 323. — Vereidigung PhiL's: XVUi 32 (nach Mitte Joai), 4"
Bundesgenossen (io Pherä): XIX 15&.
124. (S. 623). D.' Bericht vor dem Rath: XIX 31 ; Aesch.' Bericht ia ^
Bürgerschaft: XIX 19—22. Versprechungen: 24. 220. — Antrag des Pül»
krates: 48 ri^y ef^^nji^ ilvat t^v avrrjfv rjvneQ ^iKnnt^ xai lotg hj/iffH
ANM£KklII<IGEN ZUM S1EU£NT£I« BUCH. 805
d ti/p ovfA^axCttVy xa\ knatviaai Sh 4>Uinnov Sri inayyiHfrai lä 6(xaia
9<ffa<«y. — 49. law fiti noidjai ^PofXHs S M xal naga^i^^m — 16 Uqov.
^ fioft^B'^aH 6 ^ijfiot 6 ^A&rivaiuv inl lovs ^laxwlvovjttS laika ylyvtad'ai.
125. (S. 624). Philipps Schreiben: Dem. XIX 51.
126. (S. 627). Phü.'s Hülfe gef^eu Phokis angerafea von Theben (Diod.
VI 59) and TheMtlien; Aesch. II 140. — Phalaikos: Diod. XVI 56. Unter-
lehongen wegen onterschlagener Tempelschätze: Diod. a. 0. Spartas Pläne:
ftnomo AaxidaifioviOi (in Pella) nUCaraq iXnldag I;^oitcc dnoöo&rjina&ai
f iavTW fAtiTQonoleij dtogtiva^ Xfyu^ to Uqov. lovrotv yitg rfv ro oQxaiov.
Um xal rovrovt i^ndrriae 'PUmnos: Seh. Dem. XIX 73. Arehidamos in
M(ia: ^AQX^^dfiov — nugalafißavHV oviog hoC^ov ja x^^f* ^«^ (fvXdrtMff
Sx Imia&r^aav^ aiU* dmxQivavio avif iä j^s ^naQtrjs ÖHvä Miivai xal
Ijta nag* ovkhs: Aesch. II 133. — Proxenos mit der att. Flotte: 132—34.
Mi. XIX 74. — Die Phokeer hatten Berichterstatter in Athen {dgofAoxiiQvxeg) :
••dl. U 130, Dem. nennt sie ungenauer nQiaßuii XIX 59. — Phalaikos' 6a-
JtalAtion am 23. Skirophorion (Dem. a. 0.): ^al, h xfi Nixaitf diaxqißwVy
d ^tugtüv avjov ovx d^iofiuxov ovta, öungeaßevaato ngog tbr ßaaiJiia
§ffl dialvoimy, yivofiivvig (T* bfioloyiag, uare ibv *PaL furd tdiv arga-
miwiß dniX&iiv onot ßovlono, ovtog fih vnoonovdog eig r^v üeXonov^
faov dn^x^Q^^^ f^fja xtav fnad^otf-ogatv, ovjüjv oxxaxtaxiXioiy, ol dl 4*ax€ig
WtQtßiinig xalg iXniai nag46taxav kavxoig x(p 4^iXinn(p: Diod. XVI 59.
|1. Dem. XIX 62.
127. (S. 630). {4'iXinnog) xaxaXvang xov Ughv TtoXs/ioVy auyri^gsvai /uixd
wp JBouaxuhf xal BexxaXiSv: Diod. 59. — Reform des Amphiktyonenbundea :
tofiy xwQ awiSgotg fitxaSovvai xt^ ^iXinnt^ xa\ xoltg dnoyovoig avxov irjg
'fg^p$xTvovlag xal dvo yjrftpovg txHVj ag ngoiegov ol xaxanoXffiri^ivxeg
^mx^ elxov: Diod. 60. Paus. X 3, 3. Spartaner: Paus. X 8, 2. Korinther:
M. XVI 60. Schäfer 2, 269. Die Thess. wurden in ihre alten, durch die
hokeer ihnen vorenthaltenen Ehrenrechte eingesetzt und erhielten noch be*
Mulere Präsidialrechte: Dem. V 23. VI 22. — Erste Amph.- Vers.: Lokrer, Dem.
JK 62. Dorier: V 14. Doloper: Dem. XVIII 63. — Antrag der Octäer: Aesch.
142. — Schicksal der Phokeer: Diod. XVI 60. Paus. X 3. — Silbermünzen
gf Beendigung des heil. Kriegs mit der Aufschrift uifjiifixxioyojv: Müller-
^ieseler D. A. K. 2, n. 134^.
128. (S. 631). 3. Gesandtschaft der Athener: Dem. XIX 121. Aesch. krank:
14. Aesch. U 94. Umkehr in Chalkis; Dem. XIX 125. Aesch. II 95.
129. (S. 632). Philipps Brief: Dem. XIX 38. iNeue Gesandtschaft nach
IMkia: Aesch. II 95. Die Gefangeoeo trafen v^ersprochener Mafsen (Dem. XIX
1} «o den Panathenäen ein (R. f. Hai. 38). — Aesch. in Delphi: Dem. XIX
^. Aesch. II 139. — Die Zeit der Pythien ist durch die Freilassungs-
Mfcriftea festgestellt. Kirchhoff Monatsber. der Pr. Akad. 1864. 129. Philipps
pDBOthssie: 01; ngog xtfi nöXstg dvrjgrjx^vai xld-ffoi xd Ilv&ia xov xoiy6v
WP 'JBXX^vwv ayiivai Dem. IX 32. iid^ivat Sk xov dytSva xiov üv&itav
Aurisor furd BoitaxdSv xul SexxaXaiv: Diod. XVI 60. — Uayxgdxiov Iv
tuffl — ngmiji nv^idSt, inl xaig i^rjxovxa, xal 'loXaMag ivCxa Br^ßaXogi
Mk X 7, 8.
130. (S. 635). Amphiktyonische Ges. in A.: rxov »g iffiäg ivayxos Bit'
806 A?IMEaKU?ftiEf>f ZUM SIEHEIHTEJtl BUCH.
rakol xal ^Ptlinnov TtQiaßttf fin* aviäv, a^tovpjsg Vfiäg «Minnor '«i.üf >-
xtuova thai ifftiifiaaaxhxi : Dem. XIX 111. V 19. PromanteU: ^x^tikMmih
n^fiamiav tov &€qv naqioaag rifidi xal Bertalovg xal äJtoQ&fuf mU tot;
ällovs l4/Li(fixTvovas, riS ov^i loWElhiaiv anaai fiirsaii: Den. lX33uck
der vulg. Abwesenheit der att. Festges.: Dem. XIX 12S. — Dem. wk kt
Frieden : 13. iV /ilv ovv fymye nqtiiov inaQX€tv tpifd dSeTir, ontts tfn m>
fitixo^S tti% avvta^v ktj ällo ßovXetai ttg xaiaaxevaCm^ tj noUt^ rrr
vndqx^^*^^^ itQriv^v /xri Xvtav lovio notTjOii. — 14. ^iVT(Qo^ 6* o^v mim
fAfi n^oa^fiedtif cJ äv^Qtg li&t]V(uoij Tovg avyeXfikv&orag tovtovs *ok fa9-
xovrae IdjufftxTvovae vvv ilvai etg dvdyxrjv xal ngotpaotv xoiyovjroU-
fiov TtQog fjfiäs; vgl. 18 — 23. — 25 ovxouv €vrf9eg xal xofitS^ ox^^^^t ^^
ixaarovg xcr^' Hv oüm nQoatvrjvtyfjivovg n€Ql riSv otxeiatp xal dntyxuoii-
Ttav TtQog ndvtag n^gl trjg iv jdeltpoTg axtitg vvyl noXefi^ai.
131. (S. 638). JixadaQxlaii Dem. VI 22 dq* oUa&\ St* aitmc (Ofra-
Xfiltg) lovg ivgdvvovg l^ßaXka — ngoaSoxav t^v xa&ffn^icap rvw dixadm^gln
iata&ai nag* avtolg; XIX 260. Pherä: VII 32 «i^f^ce^oiy dtf^rnjim lipuiiln
xal (pqovqdv iv TJf dxqonolii xaUatfiaev, tva Sfi aviSvofioi cSaiK IX 11
132. (S. 640). eiis: Dem. XIX 260. XVIII 295. Untergang der |M.
Söldner: Diod. XVI 63. Bündoiss zw. Elis und Philipp: Paiu. V 4, 9. — A^
hadien, Messenien, Argolis: Dem. XVIll 64. XIX 261.
133. (S. 641). Megara: XIX 295. Eoböa: VIII 36. Ilalonneiof: B. l
Hai. arg. p. 75.
134. (S. 643). Die unter Xenophons Namen überlieferte Schrift noqoi^m^
TiQoaoStsv gehört in die Zeit, wahrend welcher noch Philomelos die Phekc«
befehligte. Der Bnndesgenossenkrieg ist unmittelbar vorher beendigt (4, 40.
42. 5, 12), and der Verf. hält für möglich, dass es den Athenern durch dipl*-
matischo Verhandlungen gelingen werde, ohne Theilnahme an dem bereits a>$-
gebrocheneu heiligen Kriege (a^ av/jTroXfuovvTfg) die Phokeer zum Abzöge m
Delphi zu bewegen, und unter Mitwirkung der übrigen Amphiktyooea üt
Autonomie des Heiligthums zu wahren, wenn Jemand, etwa die Thebaner, 4m
Versuch machen sollte, dasselbe sich anzueignen (5, 9). Eine Beranboog tfa
Tempels hat unter Philomelos nicht stattgefunden (s. S. 7S9 Anm. 16), s« dm
eine Vermittlung, wenn sie vorgenommen worden wäre, noch Aassicht auf &>
folg haben mochte. — Bergwerke: de vectig. c. 4, 27. Friedenspolitik: c^ 5.
135. (S. 644). Isokr. XII 70 schildert im Agamemnon die Peraon PhUipps.
136. (S. 645. Aeschines' Landgüter im Gebiet von Olynth: Dem. XIX
146. Philokrates ebendaselbst: 114 f. 146. Pythokles: 225. Hegemoa, D^
mades: [Dem.] XXV 47. — Isokr. Phil. V 129 o^ ^;r^ toi; ßfjjLLojog ftturoutwu
73. niffß-dvofitti' yd(} ae diaßaXXo^tvov vtio rtav oo) fihv (f&oi*ovrroir, rig dl
nöXeig rag avtwv ei&iafÄ^riov fig jagd/ag xad-iatuvai^ xal rrfv (tQrivr,v lif
loig dlXoig xoivfjv noXsfiov roi'g «itwi' ifftoig (tvai vofiiCot^ttov, oV nirwr
1WV uX).(ov dfieXrjffttyrsg nfgl Trjg aijg Swu^itag Xfyovatv, tog ovx vnfo Tff
^EXXddog^ dXl* Inl raeJnyv av^dviTatj xal ah nokvv XQovov tjJri ndfftv ijuir
(jnßovXfvsig. — 75. javia (fXvaQOviTsg xal (fdaxovrtg dxQißwg ddirtu, id
Tax^tog änavta j(p Xoytp xaraaTQeffOjutvoij noXXovg 7iB(&oiKJi,
137. (S. 047). Dem.' vielseitige Verbindungen mit den in Mak., Üirakici,
Thess. reisenden oder wohnendes Griechen: Dem. VIJl 14, and Rehdaati u
AXMfiRKUIHGEN ZUM »l£]IE?iTEn BUCH. 807
tr Stelle. — Hülfsmittel Atb.'s Dem. XIV 25. Böckh SUatsh. 1, G35. - Eifer
r Met5ken: C. Cartius Philol. 24, 268. Nausikles und Diotimes : Sehäfer 2,
19. — Bau der Schiffshäuser und des ArseoaU: Böckh Seew. 67 f.
138. (S. 648). Beschleanigtes Verfahrea ia HandelssacheD, vod 'Xen.' de
let. 3, 3 enpfohleo, vor der Verhandloo^ über Halonoesos eingefahrt (R. f.
iL 12). — ^utif/iifftatg auf Antrag des Demophilos: Aesch. 177. Sckäfer 2»
^9. — IlQotJQOi: Aesch. UI 4. Vischer Epigr. Beitr. aus Gr. 63. — tpvlri
^ot^ifwovaa: Aesch. I 33. F. Schultz Demostheoes and die Redefreiheit 21.
- Areopag: Meier und Schömann Att. Prozess 344. Es kommen, wie der
Kit seigt, verschiedene aufserordentliche Commissionen in dieser Zeit vor, mit
HMB der A. beauftragt wird.
139. (S. 650). Hegesippos für Kardia: R. f. Hai. 43; Antragsteller in dem
if die enböischen Verhältnisse bezüglichen Beschiuss aus Ol. 105, 4; 357,
9m$. 2, 391 und 392, s. Köhler Hermes 7, 166. — Lykurgos: L. d. X R. 852*.
driUer PUtoos: Olympiod. Seh. Gorg. 515<i. Diod. XVI 88 i^uxov^og) tw
«c ^QTo^aiy fAiyiCxov //aiv a^Cwixa — ßiov d* i^rixas It^ uqitj ni^ifiovi"
iTy jttXQOJaios ^y xat^yoQos, — HypereideS; riavxinnov rov ^^JOQog^ doch
lagt von ansehnlicher Herkunft das Erbbegrabniss vor dem Reiterthore: L. d.
t R. 849* — Polyeuktos, Antragsteller eines Belobuogsdecrets für Gesandte aus
npoiis: Schöne Gr. Reliefs 23. Köhler Hermes 7, 167. — Rallisthenes: Dem.
IX 86. Vergl. über die Staatsmänner der Nationalpartei: Schäfer 2, 298—312.
140. (S. 651). Gesandtschaftsprozess : zw. der Einreichung der yQttipif und
NT Verhandlung 3 Jahre: Dionys. ad Amm. I 10. Dem. XIX arg. 2.
141. (S. 652). Aesch.' Prozess wider Timarchos: Schäfer 2, 315 IT. Hege-
fpos KgtißvXosi Aesch. 1 64 (vgl. Schol.) 71. 110. Demosthenes: 170 ff.
142. (S. 653). Dem. Rechenschaf tsablage: Dem. XIX 211. Aesch. sagte
ytniQU UQ^aßtla inl THrtQayfiiyoig iytyveio (II 123). Antiphon: Dem.XVIIl
Kl f. Flut Dem. 14 {atfo^ga aQiaxoxqaxixov noXinvfia). Attentate von
Arithtfra auf das Arsenal auch sonst erwähnt: Arist. Acharn. 918. Dass Phil.
MB Menschen zu diesem Zwecke gedungen habe^ ist nicht glaublich; möglich,
SB derselbe sich nachträglich einen Loha erwerben wollte. Böckh Abb. der
rL Ak. 1834, 12) bringt die That mit der daiptuphan in Zusammenhang.
143. (S. 653). Hypereides' Meldcklage wider Philokrates: Hyper. f. finx.
t» Vemrteilnng: Aesch. 11 6. III 79.
144. (S. 655). Delischer Prozess: Dem. XVIIl 134. Böckh Abh. d. B. A.
M» 11 f.
' 145. (S. 658). Gesandtschaftsprozess: n^eafieiag ivd-vvai, Dem. XIX 103
# 4en Logiflten (im Gegensatz zur iiaayytXfa na^anQiaßeUxs AesclL U 139):
Ufer 2, 358 — 390. Besprechung derselben Punkte ohne ausdrückliche Be-
pliBBg auf einen vorangegangenen Prozess dreizehn Jahre später in den R.
# D. nad Aiach. für und gegen Ktesiphon; daher die Zweifel in Betreff des
«MfliB^f schon im Alterthum bei Plut. Dem. 15 nnd noch neuerdings bei
. HanpC Leben des D., wonach beide Reden für Parteischriften zu halten
Irea. lieber die Widersprüche zwischen den früheren und spätem Reden
. Sp«Dgel D.' Vertheidignog des Kt. 1863. Wenn auch die Reden als Partei-
hrÜltti karansgegeben worden sind, ist darum noch nicht gesagt, dass der
■ickt doch stattgefunden habe, über dessen Ausgang das bestimmte
SOS AMMERKU?CGEN ZUM 8IE1IEINTE^ BUCH.
Zeagniss des Idomeaeas vorliegt (naQä rgiaxona fiorag rov^jHaxltf^v cio-
(fvyeiv Plut. 15). — Aesch. als Vertreter der Priedeaspolitik: 171 ff. EiM«
uod PhokioD: 184.
146. (S. 6G0). Dem.' 1. Ges. nach dem Pelop^: Dem. XVIII 79. — L
in Messene: Dem. VI 20 — 26. — Maked. Partei in Hess. iib4 Argot: Dn.
XVHI 295. Theop. fr. 257. — PelopooDes. aod makedon. Ges. ia Atki:
Libaaias im arg. Dem. VI p. 64: ^nefiipt nqiaßt^g 6 4»fX, ngos rov^li^
Vtttovg, tttriiofiivog ou ßiaßdXXovmv avxov fjiärijv nqo^ lov^ *EUip«( in
ttnayyiildfjfvop alroTg noXXa xal juiydXuy ^pivaa^tvov cf/' ov6k9 yi^ hu-
axijo&ttC (frjotv ovS^ lilfevadtti, xal thqI tovkov iXiyxox^ anmnT. inifii^
(fi fjtijä <i*iXCnnov xa\ Idqyuot xal Meaar^vioi ng^aßeig eis ji9^vag, tdrimfutm
xal ovToi rov ^ij/LtoVy oii AaxiSaifiovloig xaraiovXovfiiyotg rijy ntlonorwtjßvf
tvvoi'S T^lOTt xal av)'XQOTei, avroig tU ntg) iXev^eQiag noltfAOvGiy ivuvnovim,
147. (S. 661). Zweite Philippica: Dem. VI 8: TiQog jtXean^fav so) ri
ndv^* vtp" auT^ notTiauadttt rovg Xoyta/jovs i^erdCtayy xal ovj^l ngog ^(nfV^r
ov<f' riavx(ay oidk S(xaiov ovSh, fi^e tovto ögSiiSg, on rj filv ^f^if
noXu xal Totg ijd-iaiv rjusT^Qoig ovSlv ay ivSii^iro xoiovjov ov^ Ttottfitm^
vip oi nttad^iviig vfitTg lijg f^{ag evfx* tJtfiXtiag rtoy iiXltiry Jtvag *£iif
lxtiy(p TTQOfta^fj dXXä xal rov Sixaiov Xoyoy notov/nevcH, xal rijy 7i\
dSo^iay r^ n^ayfiaxi (fevyovreg xal ndv&* a TrQoarjxet n^o^mfuyotj 6/mki
iyayntiota&€f ay ti rotoviov (ntxdQ^ nqdititVy SoTrcQ äv ii nolfuwwtH
Tv^oite.
14S. (S. 664). Aaschlag des Perilaos (vgl. Dem. XVIII 324) aof Megan,
wozu Phil. Söldoer schickt (XIX 295) wahrscheiolich aas Phokis (Grate II,
621), vereitelt durch Phokion, der Nlsaia befestigt uod die langen llaaeratv.
Nis. und Meg. herstellt: Plut. Phok. 15. — Python: är>oTiog 71€qI to yoi-
(f'fiV Xoyovg ^fya (fgorcov «U' tag foix(, t6 ngay^a iuov TiQoaöttTo, Aesck ,
II 125. Schäfer 2, 352. JTviHüVfc 4^tX, fne/jipe — xal naqa lüv ävm I
avfA.fi(ix(ov ndvTUiv aw^nffiilte TTQioßetg: Dein. XVIII 136. üeber Pvthoas IL:
Hegesippos R. f. Haloon. 21. 22. — Dem.' Erwiderung: XVIII 136. — Hegesippi
Forderungen: 1. kxaiiQovg ^/^iv r« kaviuiv statt a l^^ovaty R. f. HalMi.
26—29. 2. Garantien für die Neutralen: 30—32. — Heg.' Ges. in Makedosiet:
Dem. XIX. 331. R. f. Hai. 2, 36.
149. (S. 665). Erctria : Dem. IX 57. 5S: (4>CX,) TQtTg xaj^atfiaf ri^r-
vovg, *'lnnttQxov, AvJOfi(6oria, KleduQxov^ xal ^rta ravT* i^tX^Xmxtf b
jijS /a>(>ac (Tiff rjfSr) ßovXo/airovg a(üC,ia&ai> (tot« fily niuxpag rovg fia* Etat'
Xoxov |/>'ovf, ndXiv ^l jovg /ufTcc JTnQfjfvicjvog valg.]. — Oreos: Den. XXDI
213. IX 59—62. — Geraistos: Dem. XIX 326. — Kallias von Chalkis (£f^
xoy awiÖQiov dg XaXxtSa am'u^'fav) verhandelt erst mit Phil, nod dea IV-
haneru: Aesch. III 89 f., Bündniss mit Athen: 91.
150. (S. 667). Epeiros: Dem. I 13. Harpokr. s. jigvßag (li^vßßag laickr.
b. Rang. A. H. 2, 388; "Agv^ßag Diod. Plut. Just. VH 6. >- Ainbrakia: Oegct.
f. Hai. 32. Dem. IX 27. 34. — INaupaktos : ovx Idxaibtv outufdoxty Xavnaxtcr
AitüiloTg ntiQttßiüativ; Dem. 34. — Athenische Ges. nach dem Pelop. n^
Ambrakia: Dem. IX 72. — Truppensendung nach Akarnaoien: Dem. XL\in
24 — 26. — Aristodemos: CAdrjvaioi inl Jlv&oiorov a^/.) nQHSßfCmg xt^
av^fAax^ag imu^fay xal iig OnraXiav xal Mayyjjaiay toitg jte^ ji^moi^
ANMERKUNGEN ZUN SIEBENTEN BUCH. 809
fioVj anomrjrai nvroifg ßovlofnvoi dno 4nX(nnov: Seh. zu Aesch. III 83 (wo
Bit Sehulz ftQiaßevaavrog für fniaTQarfvaavTog zu lesen ist) s. Schäfer Jahrb.
f. Ph. 1866, 311. Bekrdoznog der Gesandten: Aesch. a. 0. — Thessalien
geviertheilt: ulXa SejrtzUa ndSg tfxft; ovx^ tag noUu(ag xai tag nolttg
avtw TfttQiJQtiTtti xttl UTQUQx^^i xoT^aTTjafv, Vra fArj jLtovov xarä noleig^
iSÜlcr xal xecT* f&vri SovUvtoatv; Dem. IX 26.
151. (S. 670). Philipps Brief: *. a^x^iai niQi 'Alovyrjaov Xfytov, ug
^fnv SiSwöi iavTov ovffav, — log Xriarag aipiXofztvog ravTtiv r^y vrjaov
xrtJ4/atTo, xal nQoai^xftv twrrjv invjov ilvaii Heg^es. 2. Vertrag zum Meeres-
Mliiitz: 14. Handelsvertrag: 9. Revision des Friedensvertrags: 18. 30. Sohiedt-
ICOrieht: 36. — Die R. n6Q\*AXowriaov, genauer (nach Dion.) nQog lovg 4»illn-'
'mov TtQi^ßiig oder ngog rrjv int(noX,riv xal rovg n^^aßeig rovg naqa 4>tXüf'
nov, — Avch Dem. will Halonnesos nicht, tl SCdatatv dXXä firi anoSiSaat.
Smeostecherei nach Aesch. III 83.
152. (S. 673). Diopeithes : uQjt jijg efQrjvrjg yiyovvCag, ovnio /fto7t((&ovg
^ 0w^«frf}'ovrrog ovSk rtäv orrtov Iv XfQQovriaqt vvv amaraX^i^tivi Dem. IX
J Ift. Zeit der Absendung: uqx- JTv&oiorov Philoch. fr. 134. — Rardia: Dem.
2 IX 58. ~ Kaperei: 24 f. — D.' Zog nach Thrakien: Phil. Sehr. [Dem.] XII 3,
J^ aWr auch athenische Bundesgenossen gerathen dnrch die Klernchen in Be-
B Mlogniss, so die Elaiusier, s. C. Curtius att. Psephismeo, Hermes 4, 407, was
0 die makedonisch gesinnten Redner ausbeuten: ^juiXXfi noXioqxüv, iovg''Ellrflfag
MidoMitv Dem. Chers. VIII 27. Diop. mit elaayyfUa bedroht: 28. — Dem.
^ R. T. Chersonnes: Philipps Friedensbruch: 6 — 12. Seine Machterweiterun-
^ gen: 56 — 60. Diopeithes und sein Verfahren: 13—37. PhiL's Hass gegen
^ Alb.: 40—43. Ermahnung an die Ath.: 49—51. — Dem.' Anträge: 76.
153. (S. 675). Die R. thqI kov Iv X€QQ07n^a(ij und die (in ursprünglicher
vad einer durch alte Zusätze erweiterten Recension vorliegende) dritte Phi-
U^fiiea sind die letzten und zugleich die grüfsteu Staatsredeo, die wir von Dem.
letitxeo. — Dem. IX: Zerstörung der chalkid. Städte: 26. Delphi: 32. U^viat
wm Uv^ia — xav avrbg fiv) nag^, rovg ^ovXovg ayiovo&titiaovrag nifinu
(Aotipater: Liba». IV 311). Thermopylä: xvQiog cf^ ITvXdSv xal rdiv Inl rovg
'^SJUffrag naQoStov iari^ xal (pgovQaTg xal ^ivoig xovg lonovg rourovg xaiix^i
rm\%,^ om. 2 (vgl. VIII 04). Thessalien: 26. Echinos: 34, wird den Maliern
iberwieaen; a. Hermes 7, 388. Byzanz: 34; vgl. VIII 66. Bestechlichkeit:
H 36-40. Verräther in den griech. Staaten: 56— 6S. Dem.' Vorschläge,
BBstuagen: 70, Gesandtschaften: 71 xovg Tuvra ^iSä^ovrag ixn^fLinufitv
w^ioßttg [naviaxoif sig TTiXonowrjaoVy iig *Pu^ov, sfg Xtov, <og ßaaiX^a X4yto
ipiß^k yiiQ räy fxtiyqt ai'iLi(f>f(t6yi(üV aif^atrixi rb /uri roürov läaai navta
mawaaT^\fma9at) volg. in 2^ am Rande von anderer Hand]; die Ges. sind
giatiich in der nächsten Zeit abgeschickt worden; Schäfer 2, 450. Chalkidier
«ad Megareer: 74, Ath.'s Verbündete vgl. VIII 18.
154. (S. 677). Diog.' Ges. nach Byzaoz: Dem. XVIII 87 f. Aesch. HI 256
Srmw ipj Bv^avtiovg ix rtSv /€/piulv nQfaßevaag i^tX^a&at 7o€ 'i^iX/nnov,
MMsiss mit Byz.: Dem. XVHI 302. xal ra /nh atoaat t<Sy vjiaQxovrmv
iMXifinovra ßorid-tiag xal X^yovra xnl ygatfoyia Toiavraf r^v nQox6wf\üov
t^ XiQ^dvrriaop j t^f T^ve^ov, i« d* onwg oixtta xal avfifAax* vnagUi
n^ftUy To Bv^vti'OV, ri^v "Aßvöov, tiiv Eüßoiav. Ehrendekr. f. Dem. 851.
810 ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BL'CH.
155. (S. 078). Hypercides Xoyot^ *Poäiax6s ond Xiaxosi Saappe 0. AtL
2, 300. 504. — Ephlaltes: L. d. X R. 847. Aesch. III 23S. [Des.] XU 6.
Ueber den Xameo des E.: Monatsb. d. Berl. A. 1870, 169. Köni^Uchet GcU-
geschenk dem Diopeitbes zugesandt jf&vsaiTi: Ar. Rhet. U 8.
15G. (S. 679). KalUas' Gosaadtscbaftsbericbt: Aesch. III 95 ff. 98. n^
^^d-rjatad-ai avTcc ovx iig fiaxQav aXV üs t^v ««717^ inl Sixu rov ld¥9i9i^
QnSvos fÄtjvog* tlQfja&ai yaQ h raTg noltaiv vip iavrov xal nagtjyyAhu
naviag rixsiv awe^Qeuaortas yiO^rjvaCe ilg irjp napaArjyov, — Befreiug vm
Oreos im Skirophoriou 109, 3 durch Kephisopboo, der damsls bei SkUthei lag
(Böckh Seeurk. 480. Böhoecke Forschungeo 736), von Eretri« 109, 4 {Frib-
jahr 340), wobei KleiUrchos getödtet wird: Schol. Aesch. III 85. 103 {tL
Schultz). Dadurch wird Diod. XVI 74 gerechtfertigt. Bei diesen FeUu^
Hypereides als Trierarch auf einer der 2 voo ihm gescheokten Trieren L L
X R. S4S» {(m66ai/iiog tq. UvdQ^Ca Böckh 442. 498). VgL Schäfer J. t A.
1866, 26; Schultz J. f. Ph. 1866, 314. — Abschloss der Bändiiisse: Den
XVIII 237 lyti avfAfiaxQvg fihv v/ntv iTioirjaa Evßoiag^ uixntovg^ Ko^p9üh(,
Btjßttiovg, MtyaQiagy AivxaSiovg^ KiQxvQuiovg, aip iv fMVQioi fiir not neh
raxiax^Xioi ^ivoi, dufx^Xioi d* tnnttg aviv ttSv noUjtxiav Svvufuw frrf-
X^fjoav /pi^^aroiy dh Satov ((^vvj^&riv iytit nkkiatriv avyiAtutp inoiifi&m
Ambrakia: XVIII 244. Akarnaoen: Aesch. III 97. Matrikularbeitrage: A«ck
111 95.
157. (S. 681). Schiffe den Chalkidiern geliehen: Böckh Seenrk. XIV c
42 f. Ualonnesos: PhUipps Sehr. [Dem.] XII 12. Dem. XVIU 70. — Aotxia«
der Spion: Aesch. III 223. Dem. XVUI 137. — Eretria: L. d. X R. $50 1 -
Aristooikos S. des Nikophanes: Dem. XVllI 83. L. d. X R. 84S«'. — Olympia:
Flut. Mor. 457.
158. (S. 682). Philippos war 10 Monate in Thrakien, als Den. die R.
über den Chersonnes hielt, welche in das J. 341 gegen die Zeit der Etesiei
(Juli) fällt: Dem. VIII 2. über die Kriegführung: 44 f. — Philippopolis : StepL
Uyz. Kalybc IloyrjQOTioXig : Suidas u. öüvltüy^ Strab. 320.
159. (S. 6S0). Perintbos: Pbilochor. fr. 135. Belageraog: Diod. XW
74 — 76. Apollodoros: Paus. I 29, 10. Vom Auftrag des Grofskonigs spricht
Diod. 75. — Byzanz: Diod. 70—77. Leon: Plut. Phok. 14. Suidas. —
Pbilipp und Atben: Dem. Will 73. 139. Beschwerden der Ath.: Phil. Sehr.
[Dem.] XII S. Phil.'s Ultimatum: Dem. XVIII 73. Pbilochor. fr. 135 b. Diooys.
ad Amni. 1 11, wo es nach van Herwerdens Ergänzung heifst : ^ntna iit^'
&(0Vj oaa lotg Id^tjyaioig 6 4*. ivtxuXu öiä Trjg intaToXTJg^ tavta naXiVxati
Xi^iv lntii&t]aiv* 6 61 6rjfiog uxovaug rijg intOToXTJg xa\ ^r^fjioa&ivovg na^
xaX^oaiTog avrovg nqog lov TioXffjoy xal ipruftaua yQuifiniiog ^/fipoTonj«
jrjy fjliv ait]XT}V xit&fXeiy rrjy ninl Trjg jiQog ^HXinnov elgrjvrjg xal ovfifUixiMi
aiaOftouVf vaug Ji nXr}()uüv xal jctXX^ iyegyeiy iu jov noX^/nov, Das in
phil. Heden an^ebängte Schreiben Philipps (XII), von Grote, Böhoecke, Reh-
dantz für echt gehalten, wird sowie die darauf bezügliche Gegenrede ait
Schäfer 3', 110 für unecht gehalten werden müssen. — Chares am CbersoBSCi
statiouirt: C. Curtius Hermes 4, 407. Unterstützungen aus Chios 0. s. v.:
Diod. 77. Chares siegreich bei SiQfjrj^iQia: Dionys. Byz. Anapl. Bosp. (IHH
Hudson). — Polyeidos o OeiiaXog: Albeaaeos de mach, in Matbem. vett. ci
ATlMERKUIHGEiN ZUM SIEBEISTO BUCH. 811
«V. 3. — Nordlicht: Steph. Byz. lioanoQog. 2. Flotteuseoduug der Ath.
ter Phokion und Kephisophon: Böckh Seeurk. XIII c 100, S. 442. Phok.
Byz.: Plot, Phok. 14. Ncpoa Phoc. 2: aactas adiatusque a Demosthene —
■ mirwtuM Charetem eum sirboroaret. — Rückfahrt der mak. Flotte: Frontio.
\ 14, 13. VerhandlongCD : Schäfer 2, 483. — Krieg mit Ateas: Jastio. IX 2.
kSfer 2, 487.
160. (S. 687). Ehreodekrete für Athen: Plat. Mor. 350.
161. (692). Dem. imojaiTjs tov yavnxov: Aesch. III 222. Vgl. XYlll
I: o^tSvTo vavuxov xaraXvofitvov, xal jovs nXovaiovs ujeltTs anb fAiXQiov
ttlmfmttav ytyvofiivovgj loifs ök /uitQitt ^ ^ixgä xixirj/nivovs nSv nolirdüv
Brra anoXXvvtagy Ir» J* vareQ^Covoav ix lovtojp trjv noXiv ttSv xatQÜiv
L 164. ^v yuQ avjoTs (den Reichen) ix für idSv nQoxiqtüv vofitov awix-
idesa Xmov^€iv, av%ois ^iv fitxQa xal ovd^v tiyaX^axovaty lovs d* äno-
9S itSp noXtJtiv in^rgifiovaiv, ix 6k rov i/nou vo/nov ro ytyvofievoy xaiu
r oin/ÜJtP hcatnoif ttd-ivui, xal dvoly itf^yri rgiiiQttQxos 6 jfj( fiiäq txiog
\ dixatof TfQOTiQoy awieXi^g' ov^k yaq tqitjquqj^ovs iti. tovo/iaCov
VfovCy ^iXXa avifteXeis. Diphilos' Reichthum: L. d. X R. 354. Böckh
latsh. 1, 51. Opposition: Dem. XVIII 103. Modificationen des Gesetzes:
ureh. I 42. — Unzuverlässig bleiben die bei Dem. XVIII 106 eingelegten
.toutöeke (glaabwürdig nach Böckh 1, 737). Darnach beginnt die Ver-
lehtung zur Uebemalime einer Trlere bei einer ovaia änb laXdvttnv öixa
1l einem Kapital von 50 T.) und die Steigerung einer persönlichen Liturgie
ift %»Q T^ttov nXolfov xal vnriQerixov. Schäfer 2, 490 verwirft die Akten-
eke; ihr Inhalt scheint aber doch auf guter Ueberlieferung zu ruhen. —
irfcaiig des Flottengesetzes: Dem. XVIII 107.
162. (S. 692). Eubulos Fiuanzvorsteher 106, 3—107, 3; Aphobetos 107,
flOSy 3 (währ, des olynth. Kr.): Schäfer 1, 175 f. — Arsenalbau und Kriegs-
mmt Philoeh. fr. 135 AvaifiaxC^r^i uixuQVivs* inl joutov ta fih ifyya la
ii toifs veuaoixovg xal riiv axtvo&i^xrjv dytßdXoyro Jia loy TtoXkfjiQV jiQoq
itjmoir Tff (T^/^ij^uoT* iifjrjtfiaavto ndyt* ihai aTQauojjixdy Jfijuoadivovs
li^ytof. Vgl. C Cartins Philol. 24, 266.
163. (S. 694). KalliaA xa^iCag tciv ajQattOiJixdSy: L. d. X B. 842. —
■osUl nnd Lykurgos: Philol. 24, 264.
164. (S. 698). Timolaos: Theop. fr. 236 b. Athen. 436. Dem. XVIII 48.
ib.—« Die Thebancr aus Nikaia verdrängt, das den Thessalern überwiesen
!4s AmcIi. m 140. Dem. VI 22. — Wahl der Beamten für Delphi: Aescb.
115. Dem. XVIII 149.
165. (S. 699). Die Athener von den Amphisseern angeklagt : Aesch. III
I ffl Aeschines' Rede wider die Amphisseer: 118—121. Dem. XVIII 149— -50.
rfkhrtn gegen die Amph. 122 — 124. Dem. 151.
166. (S. 701). Aesch.' Bericht in Ath.: Aesch. III 125. Dem. von Aesch.
ftoehUehkeit vorgeworfen : III 113. Nichtbeschickung der anfserordentlichen
Hki btmkl—Kn: III 126 f. Thebaner ebenfalls abwesend: 128. — Aufser-
iMtliche Versammlung in Thermopylä und Wahl des Kottyphos {4>tXinnov
XKv^a&f dnovtog): Aesch. III 128. Executioos verfahren des Kottyphos:
geb. 129. — Berbstversammlung der Amphiktyoneo: dtuiigav argattCav
812 AiNMERKL'NGEN ZUM SIEBENTES BUCH.
iitl lovg 'AfitpiafftTg inoiriöavTo — InavriXvdojog ^iUnnov h i^^lnX tot«
JSxv&as OTQartiag, Ttüv filv ^(div rrjv rjyifiovlar t^g € t-tfe/f c/ac ^
TiagadtStöxoTtov, Trjg Sl /^frj^oaO^ivovs ä(OQo8ox{ag (/mnodtüv ytytnifiitnfi : Vtk
Dem. XV] II 151. An diesem Beschlüsse ist Aesch. jedeDfills aobetMliint f»-
wesen ; einf» Theilnahme atheoischer Gesandtea ao der Versammlu; Sibcrtept
nicht zu erweisen.
167. (S. 703). Dem. XVIII 143 ijnov ^tafiaQtvQo/u^vov xal fomrrof tf ij
fxxlrjaia ^^noX^fjiov dg ttjv ytjjixijv (iady€is, Alaxiv^t nolefioy ^fnftxntm'
xbv^^ ol /lilv ix TiKQaxlT^aftog aiyxttS-r\fAtvoi ovx tteay ^e liyetVy ol «f i$t»-
jUttCov xttl xfvrfv ah(av d/a ir^v id(av txS^Qnv innyitv fit vntlafjLßtnrw ntf,
— Die tvafßsTg in Amphissa, deren Rückberafung Kottyphos rerlaagt: AetcL
111 129. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die &i* sva^ßetay tffuyoneg, mI
deren Rückführnng die' Amphikt. bestehen, dieselben sind, welche Bit te
philippischen Partei die ganze Katastrophe herbeigeführt hatten, nnd glrid
nachher als Verräther ausgewiesen waren; ihnen steht dann eine andere PMci
ol ivayetg gegenüber. — Die Vertheidigung des A. und Zuraekweinag dir
Verdächtigung desselben von Seiten des D. bei Spengel „Dem. V>rth. des Rtei*'
hat mich nicht überzeugen können.
16S. (S. 705). Besetzung von Elateia in den letzten Monaten von 33S:
Westermann zu Dem. XVIII 152. Die Befestigung E.'8 (Aeach. 111 140) dot^
Phil, hatte man schon 344 für möglich gehalten : Dem. 2. PhiL 14. — Kt
folgenden Begebenheiten sind nach Köchly (N. Schw. Mna. 2, 37) gt§m
Plut Dem. 18 so zu ordnen: 339/8 Einnahme von E. — Beziehen der WiiUr-
quartiere — Verhandlungen zwischen A. und Th. — Auszug der Athener. ~
Die winterlichen Gefechte. — Frühjahr: Zug nach Amphissa — Umtrieke n
Athen — neue Verhandlungen — Anmarsch des Heeres unter Aatipatros —
Philipps Rückkehr nach Phokis — Einbruch in Böotien — Schlacht bei Ck.
1G9. (S. 706). Kindruck der Meldung In Athen: Dem. XVIII 169, denselba
hatte auch Hypereides geschildert: Or. Att. 2, 387 fr. 37.
170. (S/7Ü7). Dem. R v. Fried. 15, R. f. Chers. 63. — Anträge te
Dem.: Ausniarsch des Bürgerheeres: XVIII 177. Regierungsausschnss: /c^ro-
vrjacti 6^xa nQ^aßstg, xnl noi^oiei rovjovg xvQCovg fiera toJv aj^r,yw
xai jov 7t6i€ ^£l ßa^iCeiv IxtTae xal lijg i^^ov: 178. Allianz «Ä
Theben: IIK
171. (S. 709). Philipps Ges. in Theben: Diod. XVI 85 (Python). Martyii
fr. 7 b. Plut. Dem. IS (Amyntas und Klearchos). Ges. der maked. Bnadesgea.:
Philoch. fr. 135. — Dem. in Th.: rj lov orjjogog 6vvafiigj IxQuiiiovna ici
O^v/jov (WTüiy Xttl öiKxaiovaa ii]V (fiXoii^Cav iniaxoiTjOe lolg aiXotg änactt.
(ü(TT£ xal (f'Oßov Xttl Xoyia/nov xttl x^Q'"^ ixßaletv airrovg iv^vaiämi
vjio luv Xoyov nQog ro xaXov Theop. fr. 239 b. Plut Dem. 18. — Bäidiis'
mit Th.: txdorov ti;v BoKorlav näOttV inoirias Si]ßaiotg ygaipag h ff
-kpruftofittiij Ittv Tig tttf'iarrjjtti noXig and QrjßaiofVy ßotj&HV ji&rjPvictf
JioiüjToTg ToTg Iv Grjßatg — iSevjfoov (J"^ tc5v ifg jov noXtuoy dwaXmftaJWfW
fikv 6vo jU^QT) v/atv ttV^O-rjxiv, ro 06 iqIjov /a^Qog Grjßaioig — xal lijf ^7**
fiovittv Jrjv fjilv Xttja ^ttXuitav inotrjas xoivr]V^ ttjP <f^ xara y^y — c^V
tf>iqiov äv^^rjxi Srjßu^oig; Aesch. III 142.
ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BUCH. 813
172. (S. 711). ParapoUmioi : Theop. fr. 264 b. Str. 424. Polyaen. IV
2f 14. — BUadoiss mit Amphissa: L. d. X R. Piteph. 851 Aoxqovg^ wofür
Dem. nar den Haoptort oeDot. SÖldoer: Aesch. 111 146, aoter Chares aod
Pr^xenof : Polyaeo. IV 2, 8. — Wiederaufbau der phokischen Städte: Paus.
X S, 3, bes. von Ambrosos: Paus. X 36, 3. IV 31, 5. — Bundesgrenossen :
Plat. Dem. 17. Aesch. III 95. Neutrale {fnl rj rris iSia^ nUovk^Cag
iXnidt): Dem. XVIII 64. Paus. VIII 6, 1. - 7/ inl tov nota/nov xal ^ x^*^
fitifipr fnixn: Dem. XVIII 216. — Bularchos: Kirchboff* Mooatsb. d. Berl. Ak.
1863, 6. — BekräazuDS: L. der X K. 846^
173. (S. 713). Widerspruch gregen Dem.: ngoi rcZg aXloig xaxotg xal
^toMtrictCci Aesch. II 106. Vergl. W. Schmitz über den Böotismus des D.,
JSeitscfar. f. Gymn. 1865, 1. — Phokioo: Plut. 9. 16. — Prodigia: Plut. Dem.
19 f. Aesch. III 130 lAfAHViaö^i fxkv ngovXiysv negl tovT(ov tvlaß^ia&at
mkI nifiniiv ih diXtpovg Imoriaofiivovg löv d-iov S ri XQh Tigarrtiv, Ji^ao-
mBirifg dl uvriltyc ifilmnll^nv tr^v UvO-iav {paaxtav^ anaCSevrog tav
mkI anoXaviov xal f^ninlufievos ttjg 6t6ofjiivrig vi^** vfitSv avrtß i^ovaiag.
— Theoris: Philochor. fr. 136 b. Harp., Böckh über Philochor. 23. Plut.
Bm. 14.
174. (S. 713). Sieg über Proxenos: Polyaeu. IV 2, 8. Aesch. III 146. —
Aaphissa: Str. IX 419. 427. — Naupaktos: Theop. fr. 46 b. Suidas if^vgi^-
175. (S. 715). Phil.'s Friede us vorschlage in Theben; Aesch. III 148—151.
^ Terrorismus (SwaaTeia) des Dem.: Aesch. III 145 f. Ovt<o J^ fifya xal
lufOiQdv itfAvn t6 tov (}rjioQos t^ov, (üare — vjtrjQirtiv fÄtf fjLovov xovg
WT^anfyovg rqi d, noioupras ro nQoarujTOfÄevoy, dlXcc xal roi-g ßottJxaQxovSf
düHwa^at dk ras ixxXr\aCag ccndaug ovökv ijTToy vn* ix€lvov ton tag Oij-
fmiwv 5 rag Id^tput^wv, ayana/iivov nag* d/nffoiiooig xal Sviaanvorrog
,mnt ußlnmg ovdk naQ* u^iav (oantQ dnoifaCvtTah QioTTojLinog aXXa ndvv
m^atixorrtigi Plut. Dem. 18. — Zweite Bekräozung: Dem. XVIII 222. Hyp.'
R. geg. Diondas : Or. Att. 2, 408. Schäfer 2, 529.
176. (S. 717). Ph. bei Paraputamioi: Polyaen. IV 2, 14. — Der Schlacht-
tag (MetageitnioB 7 nach Plut. Cam. 19) entspricht entweder dem 1. Sept.
•4er dem 2. Aug., je nachdem man Ol. 1 10, 2 fiir ein Schaltjahr nimmt oder
Biekt. B(ickh (Mondcyklen 29) nimmt erst 112, 2 Auslassung des Schalt-
■Maats an und setzt 112,3 die Einfiihruog eines neuen (des metooischeuT)
Kaleoders an. Diese Annahme ist aber, wie B. selbst einräumt, sehr zweifei-
kalt E. Müller (Pauly Kealenc. P S. 1U54) fiodet es wahrscheinlich, dass
xwitelien 89, 3 und 99, 3 eine Kalenderreform in A. stattgefunden habe. Viel-
leicht war das Jahr des Eukleides auch in dieser Beziehung ein Epocheojahr.
GewiM isty dass man auch in der Oktaeteris nicht selten aurserordeotliche
Awaefcaltungen vorgenommen hat, um die Jahresanfänge mit der Sonne auszu-
glelekea, aod deshalb ist es so schwer zu entscheiden, ob dio älteren Spuren
•iaer richtigeren Jahresorduung auf einzelnen RektiGcationen oder auf Ein-
fiilu'aag eines neuen Cyklus beruhen. Was den vorliegenden Fall betriflt, so
iel die Auslassung eines Schaltmooats vor 112,3 wahrscheinlich. Nehmen wir
diee für 110,2 an, so fällt der Jahresanfang von 110, 3 auf den 27. Junius
die Schlacht bei Chaironeia auf den 2. August, wie auch Schäfer 2, 529
814 ANMERKUNGEN ZUM SIEBENTEN BOCH.
annimmt. — Heber die Schlacht: Diod. XVI 85—86. Justin. IX 3. Stelluf
der Griechen: Köchly 58. Vischer Krinn. aus Grieehenl. 591. AuTier AtL
und Boot Korinther: Str. 414, Achäer: Paus. VII 6,5. Theagencs: DitanL
I 74. Plut de virt. mul. 24, Tällt: Flut. Alex. 12. Stratoklea: Aescklllia
Polyaen. IV 2, 2. Str.' Tod (Köchly 66) nicht überliefert, aber wahncMaUA.
Lysikles v. Hypereid. des Verraths angeklagt: Diod. XVI 88. Die beilige Schar:
Plut. Alex. 9. Verlust der Athener: Diod. 86. 88.
177. (S. 719). Thebens Schicksal: Paus. IX 1, 8 4*ili7niov ^^v^n
iaayayovTog fi ^rjßag xal alla inl xaralvait nov Srjßttimr n^uaocvnt,
ovro) xal ol niatatiU vn^ avjov xtctrix^rfanv, Orchonenos: Paoi. IX37,&
Thespia: Dio Chrys. XXXVII 42 p. 466. Schäfer .% 18. — Denadea {J^
natavuvi BOckh Seewesen 243) : Suidas. Nach Diod. XVI $7 and JuiÜb. K
4 wird ihm die Umstimmung des nach dem Siege ubermiitbigen KSalgi ngt-
schrieben. Schäfer 3, 4.
178. (S. 720). Sicherung der Grenzen: Lyk. g. Leokr. 17. Aelteres An-
gebot: 39. — Charidemos, Phokion: Plut Phok. 16. Areopag: Pint a. 0.
Lyk. 52 ^ h l4Q€((p ndyqt ßovirj (xal firjJefg /doi ^OQvfirjjit^' ntunff yw^
vnoXttfjßavü) /ifyfarrjv rore yeriad-ai rj noUi, atorrjotav) rovg (fvyortaf fiff
naTQttStt xal iyxaralinovraf toti joig noXtfitotg laßovüa an^xTfivt. — Hy^-
eides' Anträge: Rath der 500 Lyk. 37. ijvix* ^9^v ffv rov Sifuow yfnffoi-
fitvov Tovg fjfv Sovlovg fifvf^^Qovg, toig Ji ^^rovg ji&riva(ovqy xovg dl Art-
fjiovg fnnffiovg, L. d. X R. 849«. Sauppe zu den Fr. des Hyp. nQog *J^no-
ytirova 33: fAVQM^ag nXiiovg rj &€xaniyf(, tiqiStov filv 6ovlovg rooc /x t«v
tQywv Ttüv aQyvQt(tav xaX tovg xaia Tfjv clXlfjv /ni^mt', Uneira roirg 6fpiäa9-
rag rqt SrifAOff((p xal rovg arlfiovg xal tovg ansifffirftiffi^rovg xtä rovg ftfidt-
xovg. Böckh Staotsh. 1, 53. — Lykurg: L. d. X R. 852. — PatriotLirkr
Leistungen: Dero. XVIU 114. — Gesandtschaften: Lyk. 42. Din. I SO.
179. (S. 722). Demades: Diod. XVI 87. Suidas. — Ges. an PhU. nt^
ö(orr]Q(ag rrjg 7T6X(a}g oder vniQ at/fiaXioTayv: Aesch. IIT 227 selbst betbfilifl:
von Phokion ist es nicht überliefert, aber wahrscheinlich. — FriedeosgeniiA-
schaft: Diod. XVI 67. Antipater und Alexander: Justin. IX 4.
ISO. (S. 724). Inhalt des Friedeos im Allj;.: Paus. I 25,3. Pirae«:
[Dem.] XVll 26. Oropos: Paus. I 34, 1. Heber die bei Ath. gelassenen linelt:
Schäfer 3, 26. Die attischen Kierucben blieben in ihrem Besitze, aocb ii
Sarons, wohin die alten Bewohner erst nach dem lamischen Kriege heimkebrtet.
W. Vischer, Rh. Mus. 22, 320. Chersonnes: F. Schultz de Chers. Thr. lU
— Phokions Bedenken Plut. 16: y/i^ud^ov yQtiipavTog, ontug 17 noXig uiT^X"*
iTJg xotrrjg tlQrjvrjg xa) rov avyiÖQiov roTg "rAXrjaiVf ovx tfa 7i(fo rov yrrnivi,
riva ^(XiTTTTog avrtp yti'^aO^ai nnQa täiv ^EXXrjvcjv n^ieiffet, — De«. Ttt
See: XVIII 14S. Aesch. 111 159 jovg "FAXrivag 7)(r/rQoX6yr}af. Vgl. die aiV
7a^igiil'i](fi(ifi^vr] in dem Dekr. aufTencdos (Bullet dell' Inst. 1866, 109).-
Grabrede (Dem. XVIII 2S5— 8S) im ersten Wintermonate, dem Maimakteriai.
Vgl. Sauppe Götl. Nachr. 1S64, 201. 215.
181. (S. 728). Megara und Korinth u. s. w. Ael. V. H. VI L — Arjsw:
Plut Erot 16. Ph. als neuer Agam.: Diod.: XVI 87, Heraklide: Isokr. Pkil
32. — Arkader: Pans. VIII 27, 10. — Zug geg. Lakonien: Arrian VIF 9. S.
Thcop. fr. 66 f. Eleer: Paus. V 4, 9 {rrjg fq^ov 'f^iXinnt^ r^g M Jn.
ANMEREÜNGEN ZUM SIEBENTEN BUCH. 815
jawi^x^), — Archidamos: Diod. XVI 62 f. 88. — Trotz der Spart: Plat.
Apoi^th. Lac p. 218«. p. 233». >- Schiedsgericht: Polyb. IX 33. SparUs Eio-
kiAriUkviig: /liveiv inl roig xa&iorrjxoatv (^ «QXV^ ogoig trjg x^9^^ Pana. IT
30,1. Thyreatia: Pelopooaesos : 2,376. Belmioa: 258. Skiritis: 263. Mes-
•nier: 286. — Autonomie: ov /LiTjvrfUcjg ye ov^k rovroig (J^tev, dXla (fvXar-
twrc; T^v avtovofiUtv dj^ov mgl nQonfttov dtl ngog ti rovg ulXovg "ElXrivag
ÄbI ng6g roi/g räv MaxtSovatv ßaaiXiag Str. 865. — Syoedrion: Diod. XVI
nOiVTn ii^rpfrj. Justin. IX 5 lex pacis universae Graeciae — concilium om-
velat onvs senatas, s. unten Aotn. 188. Amphiktyonen als Gerichtshof:
t. VII 10, 9 ovSl yaQ 'PiXtnnog 'A/uvvtov xal \iXi^avdqog tovg tufS^tttnf-
fffpiaiv *EXX^V(ov fg Maxt^ovittv Ißtaaavro anoaraXtjvttt, SiSopai Sk
mvroift Iv'AfAifixTvoaiv (t<ov X6y(yi\ Dem. XVIH 322.
*' ' 182. (S. 731). Unterschied zwischen öffentlichem nnd Privatrecht: dnuy-
tMP rtSv aXXtiV onojg ddtxiCv ^wriaoprai^ naqaaxcvtt^ofjiivmv fiovovg ^fidg ric
^Aua fiQort^Via&ttt, firj^tvog &VTiXafißavofiivovg, ov dixmoavvriv, dXJC dvav-
^^kät fiyovfiixi' oQÖa yitq anavrag nQog liyp nuQovaav dvvctfxiv rtSv öixaimv
Jiftovf^ivovg Dem. XV 28. Vgl. Jacobs Staatsreden 146. — Archytas war wie
Per. und Ep. Haupt der Gemeinde durch fortgesetzte Strategie: Diog. L. Vin
79. Das beste Resultat der Demokratie ist die «qx^ ''^^ 7tq(üjov dv^Qog,
^ 183. (S. 732). Demades fr. 7 b. Demetr. 7r«(U igfA, 282 nach Cobets Ver-
^ Wisernog: noXiv oi r^v Inl jc5v nQoyovoiV ttjv MttQa&tovojuaxoVf dXXct
^ fQ€tvv aavidXttt VTToöedefiO'rjv xal nTiodvrjy ^oipuiaav. Vgl. Th. Gompertz
^ Omoflthenes 1864, 29 f.
;* 184. (S. 734). Die Nachrichten über Isokrates' Tod (Dionysios Isokr. Paus.
I 18, 8. Lucian MaxQofliot 23 und die Biographien) lassen sich nicht durch
4ie zweifelhafte Autorität des dritten Briefes entkräften, wie Biass will Rh.
Mas. 20. 109 f. Er hat aber Recht, wenn er die gewöhnliche Auffassung von
den Motiven des Selbstmords unverständlich fiodet. Vielleicht ist die im Texte
Hegebene Motivirung einleuchtender.
185. (S. 736). Polyb. XVllI 14 gegen Dem. XVIIl 295. Ueber sein Urteil
Tgl. Orelli im Index lect. Turic. 1834 (lect. Polybianae), 12.
186. (S. 738). Dem. XVIH 199. 'ii/retJr/ J^ noXvg toTg avfißeßrjxoaiv
iytUitai, ßovXofAal ri xal naQu^o^ov etneh'. — ti yäo rj^ ünaoi nQo^rjXa t«
ftAXovta yevrata&atj xal ngor^^taav navTig^ xal av TtQovXeyeg, Aia/fyrj, xal
^Ufungiivqov fiotiv xal xixqaywg^ og ov6' l(f0^^ü), oi'J' ovKog dnoaiariov
TJ n6li& TOVttOV ^V, €f7T€Q fSo^Tjg ^ TIQOyOVlüV fj TOI' fi^XXovTog alüfvog f?/f
l6yoy.
187. (S. 739). Dem. XVIIl 64.
188. (S. 744). Dem. XVIH 304. — Den Inhalt der ersten staatsrechtlichen
Vereinbarong (xotvrj efQ^vrj xal avfj/uaxia) zwischen Makedonien und Hellas
kAsaea wir nur aus der Erneuerung derselben durch Alexaudros (111, 1; 336)
wd diese neuen Verträge nur aus der Rede nenl ruiv nQog liX^^avSgov avv'
^my ('Demosth.' XVII), deren Verfasser alle Verletzungen derselben von make-
i^aieeher Seite nachweist. Zu Anfang der Urkunde stand IXev&iQovg X€cl
tdwrofiovg ehai rovg "EXXrjvag: 8. Der Köuig ist aiQaTtjyog auToxQaitoQ
{riß- D{od. XVI 89. XVH 4); das Synedrinn, ol inl rrj xoivj qvXaxy reray-
ftivWy sorgt dafür, ontng iv JuTg xotywvovaaig noXeai trjg iiQrvfig fAtj yfyvtov-
816 ANMEREÜNGEN ZUM SIEBENTEN BUCH.
tat ^dvaiot' xal (fvyal nagh tovg Xdfiivovs rmc noXtai vofÄOvg, /ui]dc /^lyut-
aniXivd^eQiaaitg inl v€(üT€Qi(rfi(^ : 15. Ueber die Bandesnutrikel: Diod. XVI
89. Justin. IX 5.
189. (S. 745). Hypereides geg. Aristog^.: L. d. X R. S49*: intaxotH im
rä Alaxidovfav onla, ov6* iyto t6 \pfi(fLüfia fyQa^af ^ cT* iv XmQWHit^ fum.
— Dekret für Phormion aad Karphioas (ßorj&i^aavTas fisrä iwafnm; viel-
leicht bei Chairooeia): Kirchhof Mo oatsb. der Berl. Ak. 1856, 115. — Oekrd
rdr Teoedos: Köhler Ballet, dell' lost. 1S66, 104.— Für die offeoUiche Wirk-
samkeit des Lykurgos haben wir jetzt eine ganze Reibe arkandlieber Akt<a>
stücke Hermes ], 313. Philologus 24, 83. Hermes 2, 25. — Weihgeschok
des Bularchos: Monatsber. der Berl. Ak. 1863, 5. — Ueber den Lowes tm
Chaironeia: Göttliog, Ges. Abhandlungen 1, 148. Welcker Mod. dell' Inst 159$
t. 1, p. 1. Alte Denkm. 5, 62. — Grabmal der bei Ch. gefallenen Atheier:
Paus. I 29, 13. Das Epigramm bei Dem. XVIH 289 ist untergeschoben, im
ächte Antbol. Pal. VII 245. Kaibel de monumentoram aliq. Gr. carminikiis,
Bonn 1871. Kirchhoff Hermes 6, 4S7.
100. (S. 748). Arist Pol. 1327»» (p. 105, 28).
brück ron VV. t*ormetier in Berlin, C, Meue (irfluatraM« SO.
REGISTER
ZU
[JRTIÜS GRIECHISCHER GESCHICHTE.
ZEITTAFEL.
NACHTRÄGE
MIT EINER KARTE VON J. KAÜPERT.
BERLIN.
WEIDMANN8CHE BUCHHANDLUNG.
.« «W)»'HWI«il'W«''" • 1
.f'Sli-ll/^i'ltM:.)!«
.vi 1^11111 »A/
STER.
und Achäer in 1 109, 240; uDd Elis
I 213, 485; io FeiiidMhaftmUSparU
II 170; im deliiieh-attisehen Bunde II
178; verlSsst den nttischen Band II
186; im peloponnesischen Kriegpell
386, 586, 609 ; M issstimman^ K^^OQ
Sparta III 128; im korinthischen
Kriege III 179; im Kriege mit Akar-
naaiea III 190 f.; Sekiedsrichter zwi-
aohea Sparta and Theben III 1 1 2 ; im
Bande mit Theben III 355 f. ; im Bande
mitMantineia III 368; im heil. Kriege
für Pbokia III 435; im Bunde gegen
K.PkiIippo8 III679, 710, 7 16; schlierst
Frieden mit Philippos III 724. — Co-
lonien von 1 428 f., 452, II 569.
Acharnai, Demos von Attika II 406, III
29, 34.
Achelois, Muse b. Bamelos I 257.
Acheloos, Fl. in Achaja I 108.
Acheloos, Fl. in Akarnanien I 8, 93 f.,
108.
Acheron , Fl. in Epirns. Todteoorakel
am I 267.
Achilleioa, St ia Troas I 1 14, 351.
Achilleas I 84, 94, 118, 120, 133; 118;
Schild des I 524.
Ackradioa, Stadttheil von Syrakas II
534, 560, 658.
Adeimantos, attischer Archont II 134.
Adeimantos, LenkoIophides'S., attischer
Feldherr n 772, 793, 795.
Adeimantos, korinthischer Feldherr II
78, 80.
Adel, bei Homerl 135. — s. Aristokratie.
Admetos, König der Molosser II 139.
Adonis, Verehrang des II 429, 639, 872,
III 56.
1»
REGISTER.
Adramyteioo, St. io Mysico. GrÜDdaag
1563; Delierio 11519.
Adramytes, K. Alyattes' S. , Lyder
I 563.
Adrastos, K. von Sikyoa I 87, 244,
253, 296.
Aeakideo^ io Attika 1 290; in Aigioa
II 7, 82; io der Schlacht bei Salamis
II 196.
Aegaeisches Meer s. Archipelagos.
Aegatische loselo, bei Sicilieo. Car-
thager auf II 541.
Aegialeia s. Aigialeia.
Aegideo 1 96, 198, 504, II 54; io
Sparta I 96, 167, 169, 198; in Atheo
I 295; io Thera I 443; io Sicilieo,
Kyreoe ood Rhodos II 532.'
Aegioa 8. Aigioa.
Aegypten. PhÖDizier io I 40; voo
griechischeo Stämaeo beaorohigt I
40,]24,63Gf.;MeneIaiiaioll64;HaD-
del der lonier aach 1 137; Griecheo
io I 279, 409, 41 2 f., 449; unter den
PaamneUchidea 1581 f.; im Kampfe
mit Kyrene 1 445, 582; im Bunde
mit Kroisos I 569; unter Amasis I
582 ff.; von den Persern unterworfen
I 584 ; im Aufstande gegen Persieo
II 40, 43, 143, 160 f., 178, 188, III
203 ; im Perserkriege II 45 ; im ßunde
mit Cypero III 211. — Einfluss auf
Hellas I 504f., 511, 523, II 276, 284;
Maotik io I 463; — Papyros voo II
272.
Aeimoestos, Platäer II 94.
Aeioauteo, Partei io Milet I 308.
Aeneas, Sobn des Aochises, Troer I 69.
Aeoiaoeo, Volksstamm am Oeta I 102,
1166.
Aeoliden 1 82, 87.
Aeolieo, oatürliche BescbaGTeoheit 1 14;
ColonisatioD von I IIa f.; persisch I
609; im delischen Bunde II 248.
Aeolier, V'erbreituog der I 82 f.; in
Thessalien I 95 f., 101; Wande-
rung nach Kleioasieo I 112 ff., 118
f., 140; in Troas 1397; aeolischer
Dialekt II 850.
Aepytideo, messeoisches Herrscherge-
schlecht I 148.
Aera, trojanische I 140; der Neliden I
140; '— s. Olympiaden.
Aeropos, Temenide in Makedonien III
786.
Aeropos^ K. von Makedonien III 787.
Aethiopen, bei Honer 1 458; igyptiscke
1410, n45; asiatische n 44.
Aethiopien, Ebenholz von I 523.
Aetna, Berg auf Sieilien I 424, 11 52^
558.
Aetna, St. auf Sieilien. GriidugD
550; Auflösung n 565.
Aetoler, mit den Lelegern vervailt I
45; Verbreitung 1 107, im Peiepeiaei
I 154 f., 211, and Delphi I 543, lai
Korioth II 364; im Krit^ mit Atki
II 474 f.; im Bunde mit JSUs ge|fi
Sparta ni 149; im Bunde mitTkhi
HI 311 ; und K. Philippos IH 666.
Aetolien, Landschaft in Mittelgriecki-
land. Aeolier in 1 82; natirliehe !»•
schaffeoheit I 108.
Afrika, griechische NiaderlassMgei ii
I 442f. — s. Acvypten, Earthifii^
Libyer.
Agaios, Dorier 1 161.
Agamedes, K. von Orchomeaea^ Erkmr
des delphiseheo Tempels 1 615.
Agamemnon, K. von Mykenai l85,tfS,
90, 119, 123f., 130, 135^ 163^21111
Agariste, Kieistheoea' T., GerndJisdii
MegaUes I 249 ff.
Agariste, Xaalhippos' Gemahlin il 1%
211,277.
Agatharchos, DekorationsmaleriaAlki
n 299 (im Text irrthümUeh: An-
starchos), 313, 626.
Agathe, St. io GalUeo I 440.
Agathioos, korinthischer Feldherr ID
185.
AgathoUjTisamenos'S., attischerDichlcr
n 798 JU 63 f., 79 f., 410, 513.
Agbataoa s. Ekbatana.
Ageladas, Bildhauer aus Arges 1 531
n319, 323, 571.
Agema, makedonischer TrnppealheU 111
419.
Agenor, argivischer Heros I 56.
Agesandridas, spartanischer Adaurtlll
740, 750.
Agesilaos, Archidamos' S., K.von Sfs^
ta. Zeit des IH 761 ; nad Lymakti
m 152 IT.; Thronbesteigung ID 154:
wird Feldherr UI 160, 762; in knm
\\l 161 ff.; zurückberufen Dl 176;sa«t
bei Koroseia IH 180 f. ; imPelspsaiW
HI 187, 189; im Peiraioa 111168;
in Akarnanien UI 190 f.; nad Aalal-
kida8lH207; undAgesipoUsIUlM;
lehnt dieHeerführang ab HI 231, 213;
REGISTER.
und OIvDthos III 235; und Phoibidas
III 242 f.; K«gen Phlios III 245 IT. ; und
Sohodrias III 276 ; ia Böotieo III 278 f.,
284; aof dem PriedenscoDfi^ress in
Sparta III 294, 299; nach der Schlacht
bei Leaktra HI 309; and Mantioeia
111 319; in Arkadien 111325 f.; rettet
SparU III 328 f. ; und Arcbidamos III
351; Feldherr ge^en Epameinoodas
ni 368 r. ; öffentliche Stellung III 249 ;
Rriegsführong III 220.
A^esfpolis, Panaanias' S , K. von Sparta
m 179; in Argolis III 191 ; nnd Age-
silaos ni 227 f.; bei Maotineia III
231 f.; und Olynthos III 235; gegen
die BeaetzoDg der Kadmeia III 241;
Feldherr gegen Olynthos 111 244 f.;
Tod ni 24S
Agesippidts, spartanischer Feldherr II
604.
Agiadai, spartanische Obe I 177.
Agiaden^spartanischesKönigsgeschlecht
I 167, 169, 171, 172, 175; III 19, 752.
Airifl, R. der Phonier III 417.
AJ^s, Stammvater der Agiaden I 1 70.
Agis I, Archidamos' S., K. von Sparta
n 692; in Attika II 4S0, 696, 702,
728 f., 756, 758, 792, 801; Feldherr
cegen Argos II 603 ff.; und Alkibiades
II 705, 712ff.; in Olympia III 14S;
Zage nachElisin 149r.; Tod III 152.
Agis II, Archidamos' S., R. von Sparta
TU 726.
A^f in, Endamidas' S., R. von Sparta
I 177.
Agiaophon, Maler in Thasos 11 315.
Agoae s. Spiele.
Agora s. Markt.
Agorakritos, Bildhaver aus Faros II 35 1,
356.
Agoi^nomoi,attischeMarktpolizeilI113.
Agoratos, Athener II 810, III 16, 40.
Agoriof, Pelopide aus Hellke 1 155, 211,
213.
Agraii attischer Demos I 311, II 27.
Agiiaaea, makedonische Völkerschaft
10 418.
Agrigeat a. Akragas.
AgroB, R.'Yon Lydien I 552, 683.
Agylla, St in Etmrien I 542, II 548.
AgTiTbiof, attischer Redner III 170,
202, 213, 218, 446, 488.
Aia, mythisches Land I 77.
Aiakctt, Vater des Polykrates, Tyrann
TOB Samos I 586.
Aiakes, Sylo8oo*sS., Tyrann von Samos
I 602, 625.
Aiakos, achäischer Heros I 83, II 8.
Aiantis, attische Phyle II 22.
Aias, die beiden I 133.
Aigai, Bergfeste in Makedonien I 607.
Aigaleos, Geb. in Attika I 286, 11 82.
Aigeira, St. in Acbaja III 540.
Aigeus I 51, 57. ^
Aigialeer, Rüsteobewohner in Achaja
und Sikyon I 109, 153, 241, 244.
Aigialeia, Küstenstrich des Pelopoones
. I 151, 224, 429.
Aigikoreer, attische Phyle I 293, 370.
Atgila, Insel im kretischen Meere I 5^.
Aigimios, K. der Doricr I 97 f., 537.
Aigina. Name I 58; Achaer in I 83;
Mitglied eines Seebundes I 89; als
älteste Münzstätte I 238 f.; mit
Korinth vereinigt 1 269; gründet eine
Factorei in Umbrien I 433; in Ver-
bindung mit Samos I 530; im Bunde
mit Kreta I 594; huldigt den Persern
II 8; Kleomenes in II 9 f.; in Feind-
schaft mit Rorioth II 57; in den Per-
serkriegen II 65, 76, 80f., 83, 86, 91 ;
attische Rleruchen in II 408; Rück-
kehr der Einwohner II 801, III 7; im
korinthischen Rriege III 202 f. — und
Athen I 380, 382, II 7, 63, 109, 171 f.,
176, 252, 374, 408, III 202. — Handel
von 116; Runst in I 529 f., II 319;
Tempel der Alhena in II 7. — Aegi-
neten in Naukratis I 413; in Thyrea
II 494.
Aigion, St in Achaja I 58, 428.
Aigisthos 1 168.
Aigition, St in Aetolien II 474.
Aigosputamoi, Fl. im tbrakischen Cher-
sonnes. Schlacht bei II 792 ff., 881.
Aigostheoa, St. in Megaris 11 171.
Aigys. St. in Lakonien I 168, 171.
Ainaria (Ischia), Insel bei Campanien I
423.
Ainesidemos, Aegide, in Gela II 532; in
Akragas II 539.
Ainos, St in Thrakien I 113.
Aioleion, St am Hellespont I 113.
Aipytiden, messenisches Königsgeschl.
I 148, 191, 193.
Aipytos, K. von Messenien 1 148 f.
Aischines, Athener III 14.
Aischioes, Lysanias* S., Sokratiker HI
490.
Aischines, Atrometos'S., attischer Red-
BEGISTER.
ner. Herkunft und Per^öolichkeit III
606 ff.; Politik uod öffentliche Stel-
lung 111 610, 616, 622, 633, 644, 653,
699 f., 706, 722; Gesandter bei K.
Philippos in 611 f., 620, 630 ff., 722;
von Demosthenes angeklagt 111 651 f.,
655 ff., 807 f.; und Philokrates III
653 f.; in Euboia III 665; und Anaxi-
nos 111 6S0; in Ueipbilll 697ff.; Ver-
rath des 111 702 f.
Aischioes, Tyrann von Sikyon I 658
Aischylide8,SykopbantinAthenIIl 15,19.
Aischylos, Euphorion's S., tragischer
Diditer aus Eleusis 1 476 f., U 298 ff.,
865 f. ; inSyrakus II 558; Nachkommen
des III 61 ; Geltung nach seinem Tode
111 62, 527. — und Ion von Chios 11
280 ; uod Aristophanes II 800. -> Tra-
gödien: Perser 11135, 301 f., 559,
111 132; Sieben II 150 f.; Orestie 11
163; Aetnäerianen 11558; Elegien
II 293.
Alsimos, Athener 111 40.
Aisymneten I 22S, 230.
Aithalia (Elba), Insel im tyrrhenischen
Meere I 424.
Aithalidai, attischer Demos I 373.
Aitolos, Stammvater der Aetoler I lOS.
Akademie, Gymnasion in Athen 1 359,
II 149, 330, III 501, 545.
Akanthos, St. aufderChalkidike. Grün-
dung I 418; Brasidas iu II 505; uod
Athen II 129, 524, 614; und Sparta
III 235.
Akarnanien, Landschaft in Mittel-
griecheoland. Perikles in 11 17S; im
pelopoonesischeD Kriege II 3^1, 407 ;
im Kriege mit Ambrakia II 4 1 9 f., 439,
476 f. ; imkuriuthischeoKricge gegen
Sparta III 175; im Kriege mit Achaja
III 190 f.; im neuen attischen Bunde
111 285; imBundcmitThebcuIII311;
von Athen unterstützt III 666; im
Bunde mit Athen III 679.
Akesines, Fl. in Sicilieo I 426.
Akiris, FI. in IJnteritalien I 431.
Akoris, Herrscher von Aegypten 111 21 1.
Akragas, St. iu Sicilieo. Gründung I
434; Verfassung 1 545; unter Ty-
rannen II 538 ff. ; in Feindschaft mit
Syrakus II 546, 549; wird Republik
II 5i)4; von den Sfkulern geschlagen
II 575 ; und Egesta II 5S3 ; uud Athen
II 660, 674; von den Karthagern zer-
stört 11 6S8. — Ueppigkeit in I 455 ;
Kunst io II 554; Baotea ia 1 4m,
11561 ;BeredsaiiikeUiBn561;lliufi
von U 552.
Akrai , St auf Siciliea 1 42S, 4J&, U
533.
Akräischer Berg io SicUiea, Kiaffe
bei dem II 682.
Akrokerauoisches Vorg cbirg« 1 93.
Akropolis von Athen. Lage 1 2S6L:
von Kylon besetzt I 304 f.; K. KIc»-
menes auf der I 378 f.; voa im Per-
sern gQuommeB II 78; vm Sptrti
besetzt U 815, III 14. — OeakMier ,
der I 357, 385, II 185, 211, Ml 533;
Neubauten des Perikles II d35C; ür I
künden auf der 11 584: Grotte ia
Pan H 27.
Akroreia, Landschaft ia EHs III IM.
Aktaion, Korinther 1 258, 659.
Akte, Küste von Troas II 461.
Akte, Landzunge von Chalkidide II 51U,
614.
Akumenos, Arat in Atliea HI 52S.
Akusilaos, Gesehichtaehreiker aasAr
gos U 273.
Alaiia, St. auf Korsika I 578» II 547.
Alea, St. in Arkadiea 1 156.
Aletes, Heraklide I 254.
Aleuaden, edle Familie in Tkessalin D
42 f., 65, 116, 146, 294, Hl 338,341,
345f., 412,431, 667.
Aleuas, Thessaler II 42.
Alexandreia, St. in Aegypten, chroi*-
logische Studien in 1 140, H 279.
Alexandro^, Priamos* S., s. Paris.
Alexandres 1 Philhellen, K. von Mak^
donien 1 608, H 66, 75, bS, 9^ 1^
III 402 f.
Aloxandros II, Amyotas H $., K. vn
Makedonien Hl 345f., 412f.
Alexandres der Grofse, K. von Make-
donien III 681, 716 f., 722.
Alcxandros, K. der Molotter IU 665.
Alexandros, Tvrann von Pherai III 345,
347, 365 f., 431, 4G0.
.\lexis, attischer Komödiendichter III
531.
Alkaios, lesbiscber Dichter I 349, 3il.
538.
.'Vlkamenes, Tyrann von Akragas II 53i^.
Alkameoes, attischer Bildhauer II 331
III 555.
Alkameues, K. von Sparta 1 282.
Alkamenes, spartanischer Feldherr ü
704.
REGISTER.
Alkaa^rM, Tyraan vqd Akraga» II 539.
AlkeUt, Herrscher in Epiras III 342,
479.
AlkeUs, Orootes' S., Makedooier III 404.
Alkibiadet, Vater de« Kleioias, Atbe-
Mr I 366.
AlkiMades, Kleiaias* 8., Athener. Ab-
stMDBiiii«^ 1 291, Jug^eod II 593 ff.;
Politik «ad öffentliche Stellunc^ II
«Mf«, 624ff.; wird Feldherr II 602;
im Arges II 605, 608; und Nikias 11
592, 609f., 636ff.; Führer der sicili-
achen Ezpeditioo II 635, 640, 643;
■od der Hermenfrevel II 643 f.; in
Sicilien II 648; abberofeo II 648 f.,
651; nach der Abberufaug II 654; in
Sparta II 665 f., 696, 703, 705; Feld-
hmrr Spartas II 705 ff. ; nod Tissa-
phornea II 713 ff., 722; verbaodelt
■Bit den attischen Oligarchen II 7 1 5 f. ;
«a4 Phryoichos II 716; beim sami-
seken Heere II 782 ff.; zurückberufen
II 742; Seecoge II 748 ff.; siegt bei
Ahydos II 750f.; siegt beiKyzikos II
752f.; in Athen II 761 ff.; Anfein-
dangen des 11772 ff.; in Kleinasiea
11 774f.; abgesetzt II 776; im Cher-
SMoes II 79df.; in Persien III 16ff.;
Tod in 18. — and Sokrates II 595 f.,
mos f.; aad Perikles II 594f.; und
Aristophanes II 800.
AlkidoMs, Rhetor ans Elaia III 513 f.,
618.
Alkidas, spartanischer Feldherr II 449ff. ,
467t
Alkimenes, Korinther III 186.
Alkiphroo, Argiver II 604.
Alknäoniden, edles Geschlecht in Athen
II 211; Herkunft ans Messenien 1
29 1 ; am ky Ionischen Frevel betheiligt
1306; Verbannung 1308; Heimkehr
1 334; Parteistellung I 338, 340 f.,
346, 368 f.; zweite Verbannung I
345; kämpfen gegen die Tyrannen I
366; stellen den delphischen Tempel
her I 366; dritte Verbannung 1 378,
Rüekberafaag 1379; und Persien I
382 f., U 25; Gegner des Miltiades 11
28; Answeisang der von Sparta ver-
Ungt II 381, 393.
Alkmaion, Megakles' S., Athener I 251,
371, n 279; Feldherr im heiligen
Kriege I 334; in Sardes I 341.
Alkmaion, Megakles' S., Athener II
135.
Alkman, Dichter in Sparta I 281, 538,
II 194.
Alkmene, Grab der HI 262.
Alkoa, Epirot I 251.
Alphabet, s. Schrift.
Alpheios, Fl. in Elis I 154f., 210.
Aision, St. in Etrurien II 548.
Altis, heiliger Hain in Olympia I 215,
II 551.
Alyattes, K. von Lydien I 496, 560f.;
Grab des I 564.
Alyzia, St. in Akarnanien. •Seblachtbei
In 285, 774.
Amadokos, Thraker III 465, 580, 582.
Amasis, K. von Aegypten I 336, 412,
445, 569, 582 f., 590,593.
Amathns, St. in Cypern I 620, III 210.
Amazonen, ephesische I 116, 119.
Ambrakia, St. in Akarnanien. Korinthi-
sche Colonie 1 266; Kypseliden in 1
270, 276; in den Perserkriegen II 91 ;
im Bunde mit Korinth II 363, 369;
im Kriege mit Akarnanien II 419 f.,
476 f.; schliefst Frieden mit Akarna-
nien II 477; im korinthischen Kriege
gegen Sparta III 175; nnd K. Philip-
pos Hl 674, 679. — Kunst in I 529.
— Golf von I 8.
Ambron, Milesier, Gründer von Sinope
1409.
Ambrysos, St. in Phokis I 111, HI 303.
Ameinokles, Sehiffsbaumeister in Ko-
rinth I 259, 417.
Ameipsias, attischer Komödiendichter
H 653.
Amestris, Xerxes' Gemahlin II 141.
Amiantos, Arkader I 250.
Amilkas, Mago's S., Karthager II 542.
Amisos, St. am Pontes I 438, H 262.
Ammoninm, Heiligthnm des Zeus Am-
mon in Libyen I 504, 596.
Amnestie, in Athen durch Solen I 334 ;
zur Zeit der Schlacht bei Salamis II
76, 804; nach der Schlacht bei Aigos-
potamoi II 804; unter Thrasybulos
in 39, 44, 109 ff.
Amompharetos, Spartaner II 93.
Amorges, Pissnthnes'S., Perser II 694,
708,711.
Amorgos, Insel im ägäischen Meere, im
attischen Bunde II 245, 252 f. — Bunt-
wirkerei auf 1 50.
Ampe, St. am Tigris I 626.
Ampelos, Berg auf Samos I 591.
Ampheia, St. io Messenien 1 192.
8
REGISTER.
Amphiaraos 1 87, II 15 1 ; Orakel (Im 1 565.
Amphidoloi, St. in Pisatis lU 150.
Amphiktyoo, Deukalion's S. I 104 f.
Ainphiktyonieo, älteste 1 99. — pYthitche
(delphische) Amphiktyonie I 100 ff.;
246, 457, 473f., II 126f., 133, III 433,
628, 654 f., 697 f., 727; ötäische
Groppe I 102; parnassische 1 102 f.;
Verschmelzaogp der drei Gruppen I
103 ; peloponoesiflche 1 221 ; ionische
I 225 f. ; delische I 351, II 123 ; unter-
italiiehe \ 431, U 568.
Amphiktyonis, Stamm von Thnrioi II
264.
Amphilochia, Landschaft in Akarnanien
II 476 f.
Amphilytos, Wahrsager ans Acharnai
1350.
Anphimnestos, Epidamnier I 250.
Amphion, ßakchiade in Korinth I 262.
Amphion, thebanischer Heros I 81.
Amphipolis, St. in Makedonien. Grün-
dufkg II 252, 264, m 404; firasidas
bei n 506 ff.; firasidas and Kleon bei
11520 ff.; Räekgabe an Athen ang^e-
ordnet II 524; von Sparta behauptet
n 589, 616; spartanischer Harmost
in III 6; unter persischem Schutze
III 354; und Athen III 420 ff., 463,
485; von K. Philippos g^enomwen III
423.
Amphissa, St. in Lokris III 69Sff., 812,
710 713.
Amphitheos, Thebaner III 170, 264, 266.
Auiyklai, St. in Lakooien I 149, 16S;
Name I 164; Oorier in 1 149. —
Apollüheili^hum in i 520, II 584, III
123, 535; amykläischer Thron I 521,
528; Üreifufisein 1525; Hyakinthien
io III 189. — Purpurg^ewänder voni
164.
Amynias, Seilos* S., Athener II 518,
812.
Am) ntas 1, K. von Makedonien 1 607 f.,
III 402.
Amvntas, makedonischer Prätendent
If 440, III 407.
Amyntas II, K. von Makedonien III 787.
Am) ntas III, K. von Makedonien 111235,
291, 411 f., 479.
Amyris, aus Siris I 250.
Amyrtaios, aegyptischerFeldherr II 181,
188.
Amythaoniden, äolisches Seherj^e-
scblecht I 82, 87.
Anacharais, SkyÜM I 404, AA% 5l^
Aaaia, St. in KÜiriea II 451.
Aoakeion, Heiligthom derDioskaretii
Athen U 740.
AaakreoB, Dickter ans Teos, ia Shw
I 590, 686; in Athen I 362; -^SUmi-
biid anf der Borg von Athen fl 211.
Anaktea 1 124.
AnaktorioB, St. in Akarnanien 11 II,
363, 493, 523, 585; KorlntkisehiC*-
lonie I 266.
Anaphe, Insel in agiiachea Mecff 8
242.
Anaphlystos, attischer Deaot 1 ttfli
Anapos, FI. in Sicilien 1 42S, DMl,
681.
Anarchie, Jahr der in Athen 111 41
Anaxagoras, Phileaoph ana Kiw— üm
U 201, 2S9, III 57, 812; ia AChaal
206, 212, 282; angeklagt H 396, 10
59. — und Eoripidea Ul 65; nid^-
rikles II 282, 396 ; and Flaln DI
504; und Sokrates III 93, 101; lai
Thnkydidcs U 291. — Pepalirilil
des III 67; Werke dea im Bnchharid
11167,517.
Anajcandridas, K. von Sparta 1 216.
Anaxaudrides, attiscKer KeaUdiaadiffc
ter m 531, 605.
Anaxibios, spartaniaeher FeUbm H
140 f. ,202.
Aoaxilaos, Tyrann von Rhcgian wd
Zankle I 626, II 531, 540, 543, 54SL
551; Söhne des II 566.
Anaximandros, Philosoph aus Milct I
497, 509, II 198.
Anaximenes, Philosoph aus Miletl aM,
II 198.
Anchimolios, Spartaner 1 367.
Auchises, Sohn des Kapys I 69.
Andania, St. in Measenien 1 193, 10331.
Andokides, Vasenmaler II 314.
Andukides, Sohn des Leogoras, Alhtacr
11 632, 650.
Andokides, Athener ü 186.
Andreas, Tyrann von Sikyoa 1 241
Androdamas, Gesetzgeber ans Rhf^«i
I 546.
Androgeos, Minos* S. I 65.
Androkleides, Thebaner III 170, 261
Androkles, Athener U 630, 642, 644,
726.
Androkliden, in Messeniea 1 191 f:
in fiphesos I 226.
Androklos, Athener I 116.
I8TER. 9
Gegner des AlkiUades U 6S2; Fahrer
der oUgarehischeb Partei U49 1,724 f.,
738; aoceklagt II 744f.; Tod II 745.
— ood nritias II 812; Schmähoogen
des III 618. Ä
AatiphoDy Atkeaer III 653.
Aatipolis, St in Gallien I 440.
Aatirrhion, Vorgab, in Aetolien I 255.
Aatissa, St aof Lesbos II 442.
AatisUtes, attischer Architekt l 363.
Antiathenes, Sokratiker in Athen III
494 f.
Antisthenesi spartaniaeher Admiral II
721.
Anytos, Athener 11 278, 849.
Anytos, Aathemion's S., Athener, ver-
bannt 111 16; Führer der flöchtigen
Athener m 28 ; Ankläger des Sokrates
m 113.
Aoos, Fl. in Epirns I 93, 421.
Apaturien, Feat in Athen II 785; ia den
ioniacben Städten 1 225.
Apellea, Maler aoa Kolophoa HI 541.
Aphareiden in Measenien 1 165.
Apharens, K. von Measenien I 192.
ApheUi, St in Magnesia II 73.
Aphidoa, Ort in Attikn I 201.
Aphobetos, firnder des AischinesllI 691.
Aphobos, Athener III 554, 558.
Aphrodite. Herknnft aus Syrien I 43 ;
orientalische Handelsgöttin I 238;
Verbinduag mit Miaos 1 65; und
Anehises 1 69, 71. — Colt in Amy-
klai I 525; in Attika I 57, 285, II
329; aof Cypeni 1 583; in £gesU 11
634; anf£ryxl 436, 11634; in lo-
nien II 209; in Korinth I 49; in
Knidos 111 215; in Kraaae I 36; in
Memphis I 48; in Olympia 11 354; in
Sicilien II 65 ; in Sidoo I 50. — Dar-
stellangen der III 536.
Aplnn, thessalischer Name fdr Apollo
199.
Apodekten, attische Finanzbehörde 11
258.
ApoUodoros, Athener, Mörder des
Phryoidios U 739.
ApoUodoros, ans Phaleron, Schüler des
Sokrates III 93, 116, 496, 539.
ApoUodoros, Pasion*s S., Athener III
592 f., 802.
ApoUodoros, attischer Feldherr HI 683.
Apollon, bei Homer I 134, 138; Vater
des Ion nad Achaios I 83; als Gott
des Liehta I 313; ala amphiktyoai-
10
REGISTER.
scher Gott 1 99 fr., 457, 519; als
Colooisationsgott I 492f.; als Gott
der Weissa^og I 468 f.; als Gott
d«r Baakanst 1 515; Bedeutung
seines Cultus I 53, 75 f., 457, 476 f.,
534. — Galt bei den Achäern I 99;
in Anyklae 1 520, 528; in Arges I
152; in Attika 179, 107, 285, 288,
311, 353, 358,11 334; inChaIkisl492;
in Cypern I 54; io Delos I 54, 65, 76,
471, 588, II 124, 477 f.; in Delphi
I 54, 100, 246, 471 f.; in Oidymoi s.
Didymaion ; bei den Doriern ] 97 ; in
Karien 1 45; auf Kcrkyra I 259;
in Kreta 165, 73, 159; in Lykien I
73, 75, 468; in Magnesia I 54, 99; in
Miletlin, 11319; in Naukratis 1
413; im sicilischen Naxos 1 426;
in Olympia 1 220; in Sparta I 167,
198; in Syrakus II 560; in Tarent 1
431; in Theben I 565, II 319; in
Thessalien 1 98 f. ; in der ionischen
Tetrapolia I 288; in TroasI68r., 75;
in Troja 1 1 34. — Beinamen : Agyieas
1311; BoSdromios II 27 ; Delphinios
I 54, 79, 225, 431, 492; Hylatas 1 54;
Ismenios I 471, 493; Karneios 1 96,
167, 198, 443; Lykios 1 73; Masa-
getes 1541; pagasSischer 1 99; Pa-
troos I 294, 311 f.; Pythaeas I 152,
II 603; Pythios 1 54, 246, II 334. —
Heilige Tage des I 480; Lorber Baum
des l 511. — Statuen des I 521, 529;
Schatz des in Athen II 348; Spitz-
säule als Symbol des 1518.
Apollonia, St. auf Chalkidike III 235.
Apollonia, St. in Illyrien. JNamo I 492;
Gründung I 266, 420.
Apollonia, Hafen von Kyreoe I 444.
Apollonia, St. in Thrakien I 406.
Apollonides, Athener 111 598.
Apries, K. von Aegypten I 445, 582 f.
Apsephioo, attischer Archont II 129,
.S04.
ApsephioQ, Athener HI 567.
Apsos, Fl. iu Illyrien III 399.
Araber, unter persischer Herrschaft 1
602 ; im Heere des Xerxes 11 45.
Araehthos, Fl. io Epirns I 93 f.
Arakos, spartanischer Admiral II 791.
Archäauaktideu, Herrschergeschlecht in
Fantikapaion 1 453.
Archedemos, attischer Demagog 11782 f.,
796.
Archedike, Hippias' T., Athenerin 1 365.
Archelaer, Stand in Siky«a 1 244.
Archelaos, K. von Hakedmc« H 79^
HI 67, 97, 409 f.
Archelaos, makedooifelier Prüiidwt
Hl 414f.
Archelaos, K. Aayntas' S.. Mitadsitr
in 802.
Archeptolemos, Uippodaaoa'S^ Atkacr
II 724, 738, 744t
Archermos, SSbae dea» Rinllerirai
von Chios I 525, 529.
Archestratos, attischer Feldherr 1 711
Archias, Bakchiade ans RoriaÄ, griMcC
Syrakas 1 258 f., 659.
Archias, Spartaner I 594.
Archias, Thebaner III 262 K
Arehidaraos II, K. von Sparta. Sekte
11 822; Politik des II 376, 384C; in
messenischen Kriege II 147; M Ph-
taiai H 419, 446 ff.; aafdeBlittMi
von Koriath II 403 f.; ia Attfta I
405f.,411, 444; Todn4««L-«i
Ion von Chios H 280; aad MwÜMii
IH 231.
Arehidamos 111, Afeailaos' S., K. m
Sparta in 725 f. ; bei Megva IH m,
776; in Arkadien III 351, 36«; m-
theidigt Sparta III 369; ia PhsUil
626; Tod III 726.
Archiloehos, Dichter aas Parts 1411,
II 194, 196, 287.
Archinos, Athener III 28, 762, 45, St
109,213,217.
Archipelagus, Klima des I 3; leicht n
befahren I 11 f.; Abgesehleiaeibal
des I 396.
Architektur, älteste 1 125t; dariick
I 5] 2 f.; ionische I 517 f., 682; it-
tische 11 337 f. ; Verbiodvag der itii-
schen und dorischen 1 243; kern*
thische III 534; in Athen 1 363, M^
II 149, 3247.; in SieUien U 560t;ii
Sikyon I 243, 518.
Architrav I 5]2.
Archonten, attische, lebeasliagliche I
296; zehnjährige 1 297; eiajShriftl
297; WahlberechtigangnmAniii'
tat 1 322; richterliche Competeaiiff
I 327; Stellung der H 230; Datinif
nach den III 50. — s. Polemarch«-
Archvtas, Pvthagoreer in Tareat I MT.
Hr525, 731.
Arderikka, St. der Kissier II 41.
Ardys, K. von Lydien 1 559, 68Sf.
Areopag, ia Athen, ab Gericbtakfl
REGISTER.
11
294f., 302, 310, 328; ala oberste
AofsiditBbeMNrde 1325; Oii|^«BiMlioa
dnrckSolon 1 325 f.; seitKleiathenes
I 377 ; aafserordeBtiiche Gewalt des
in den Perserkriegeo 11 75 f.; Stel-
\9a$ desll 159f., a36f.; Befichräokoog
d€S durch Bphialtes 11 162 f.; von
Aischylos^efeiertll 163,303; aafser-
•fdoBtliohe Gewalt des naeh der
Schlacht bei Aigospotamoi 11 804;
unter dea Dreifsig «afgehoben III 13,
754; 0Bt«r Bukleides reformirt III
• 48; ia deaiostheuiseher Zeit UI 648,
807,653,655, 719 f.
Area, in Athea I 294.
Ar«til^BM> Quelluafliel 419. — Quelle
.. kmk Chalkia auf KoboU I 79,415;
b«i Syrakns II 533, 561, 563.
4«pid0«r, attisehe Phyle I 293, 370.
i^f^aiaiy makedoDisober Praetendeot 111
,a 414, 416.
^^ffganthaaios, Fürst der Tartessier 1
.441,578.
i^rmftdaa, nakedouisehes Herrscherge-
. MddMht UI 400, 786.
AmUm, St. ia Makedoniea II 506, 524,
^krKiaiiseo, laselgruppe bei Lesbos.
. Sddaeht bei den 11 779 ff.; Process
y Mf es die Feldherrn der Arginusen-
. MlÜachtlI782f., 880.
)ki«o^Sckifl76,77.
Aripolis, Landschaft im Peloponaes, na-
tSrIiehe Beschaffenheit I 4, 10; Pur-
• ^arschneokea bei 1 36; Ein Wanderung
m9M Aegyptea I 44; Verbinduug mit
" Lykien I 130; lonier in I 59, 233;
Dorier in I 146, 149 f.; Daoaer in 1
' 85 f.; Taatalidea in I 87 ; Herakliden
. ia I 146, 158; Perseiden in I 165;
Meaaenier in 1 192. AuswaoderuDgea
«OS 1114, 158, 204; im pelopou-
aaeiaelien Kriege II 704; Sagen von
1 56; Baudenkmäler in I 126, 130 f.
— a. Argos.
Arf»li«eBteiL Partei in Korinth III 186.
Arpe^Mtea 1 56, 76, 104, 141.
Ärf 00, Heros I 56.
ArgOMf St. in Argolis. ^ame I 59,
88; Grondaag I 131; widerstrebt
&9m Dioaysoseult 1 52; „ionisches
Argoi^ I 59; als Seemacht I 88;
jUtMle Sehrift I 74, 80; Bau-
dcBkniler 1 130; Dorier io I 152;
iaKHegenit Spartal 194, 215,2a4f. ;
im Kriege mit Arkadien I 234 f.;
unter Pheidon 1215, 236 f.; nach dem
Tode des Pheidon I 244, 275 f. ; u. Si-
kyon I 244, 250; K. Kleomenes in 1
367, 459, II 50 ; verbündet mit Mardo-
niosII88;ThemistoklesiBlI135; un-
terwirft die achäiachen Städte II 157,
169, 1 75 ; im Bunde mit Athen II 15S;
verhandelt mit Persien 11 188; impe-
ioponnesischeo Kriege II 386, 585,
588, 590, 600, 603ff., 609, 612f.,
696, 710, 735 f., 748; nimmtflüchtige
Athener auf III 28; im korinthischen
Kriege gegen Sparta III 175, 180,
186, 191 f., 197; giebt Korinth auf
111 207 ; Revolution (Skytalismos) in
III 31 5 f.; im Bnade mit Theben III
327 ; an der Gründung von Messene
betheiligt III 331; greift Phlius an
III 335; greift Epldauros an III 349;
im Bunde mit Tegea III 368; in de-
mosthenucher Zeit III 640, 660, 725,
727, 739.— Colonienvon I 115; Gült
der Hera in I 134, 431, 502; Ver-
zeichnisse der Herapriesterinnen in
1 502; Kunst in I 529, 531, II 320.
Argos, St. in Makedonien 111 400.
Argora, St. io Eoboia III 591.
Ariabigaes, persischer Admiral II 83.
Ariadne l 65.
Ariaios, Perser Hl 137.
Ariaramnes, Perser I 603.
Aricia, St in Italien II 548.
Arimnestos, Platäer 11 96.
Ariobarzanes, persischer Satrap UI 350,
457, 467, 479.
Arion, Dichter aus Lesbos, in Korinth
I 265, II 295; in Sicilien II 552; Er-
finder des Dithyrambos I 362.
Ariphron, Athener, Bruder des Perikles
II 593.
Aristagoras, Tyrann von Kyme I 602.
Aristagoras, Tyrann von Kyzikos I 602.
Aristagoras, Tyrann von Milet II 145;
üuternehmong des gegen Naxos 1
615; im Aufstaade gegen Persien 1
61 6 f.; in Sparta und Athen I 618;
Tod I 623 f., III 424.
Aristaicbmos, Eleer III 639.
Aristandros, Bildhauer aus Paros I]
356, III 535.
Aristarchos, Athener II 738, 744, 784.
Aristarchos, Athener III 594.
Aristarchos, Spartaner, Harmost in By-
zanzIH 141 f.
12
REGISTER.
Arifltarchos, dramatischer Dichter aus
Tec^ea 111 604.
Aristarchos s. Agatharehos.
Aristeidea, Lysimachos' S., Athener.
Geburtazeit II 822 f.; Charakter II 14;
Jaf^ead II 14; and die Hetärien il
16; wird Feldherr II 20; bei Mara-
thon II 21, 23, 25; als Archon I
670, II 30; Gegner des Themistokles
II 34 f.; verbannt II 37; zuräckbern-
fen II 76; beiSalamU II 81, 83 f.; als
Oberfeldberr II 87, 89, 114; bei Pia-
Uiai II 94 f. ; nach der Schlacht bei Pla-
Uiai II 97; in SparU II 111; Ver-
fassungsreform des II Ulf.; Führer
der Flotte II 115, 119; ordnet den
attischen Seebund II 122 f.; Tod II
150, 836; — und Aischylos II 301;
und Perikles II 236, 241 ; und The-
mistokles II 133 f. — Nachkommen
des II 427.
Aristeides, thebaniseher Ilaler III 381.
Aristens, Adeimantos' S., Korinther II
372 f., 418.
Aristippos, Philosoph aas Kyrene III
98, 493 f.
Aristippos, Aleuade in Larisa III 338,
779 f.
Aristodemos, Heraklide 1 146, 166 f.,
170.
Aristodemos, spartanischer Feldherr
III 179.
Aristodemos, attischer Schauspieler III
611.
Aristodikos, Tanagräer II 174.
Aristogeiton, Athener, Mörder Hip-
parch's I 365; Denkmal des I 385, II
332.
Ariftogeiton, Athener III 744.
Aristogeiton , thebaniseher Bildhauer
111 382.
Aristogenes, attischer Feldherr II 779.
Aristokleides , Musiker aus Lesbcs III
81.
Aristokles, Athener II 739.
Aristokrates, Skellios* S., attischer
Feldherr II 738, 772, 776, 789.
Aristokrates, Athener III 581 f.
Aristokrates, K. von Orchomenos I 194,
202, 276.
Aristokratie, in lonien 1 228 ; im Pelo-
ponnes I 242; in Megara I 270; in
Athen 1 292 f., 323 f., 368, 391, II
434 f., 631 ff. (s. Bupatriden, Oligar-
chen); in Chalkis und Eretria i 416;
Ib den PeraerkriflgeB 11 59; i■p^
lopoBBcaiachan Kriege 11 3ML
Aristokypros, K. voe Selei I €21.
Aristomeaes, Meaeeeier I 193, ML,
III 332.
AriatemeBidaa , Spertner fl 4tt, ID
161, 762.
Ariaton, Atheoer I 343.
Ariston, korinthiacher SteMHMBa 0
675.
Ariatoaikos, Athener III 6My68a.
Aristonoa, Theaaaler m 3S8.
Ariatonyraos, erkadiaeher Csialigikr
III 547.
Aristonymos, AtheBer II 617.
Aristonvmoa, TyraB» TOBSthyaeliÜ
Aristophanea, NikopkeBee* Sw, Al
III 216, 219, 544.
Aristophanes, attiacher
ter, und Aiachyloa 11 800; wd AU-
biades II 800; uad Enripidet Uli;
und Kleon I 489f , 489r., Hl»
522; und Kleophoa lll 8T; aalSi*
krates 111 93, 96, 106f. — ihar fMA-
zeitige Dichter III 63 f ., 79, 88; ttcr
Musik m 8S. — KMSdiaa: IMs-
nier II 484; Aeharaer II 515, mW;
Ritter II 515f.; Wolkea U 19;
Friede II 592; V 6g^ II 6131; Lr
sistrate II 7 17 f., Tkeavopi
II 727; Frösche II 799; Weihenrtli-
versammlang lll 214; PlatatllTIl,
879.
Aristophon, Athener 11 735.
Aristophon, Demostratos' S., attiickr
Staatsmann lll 48, 754, 446, 4621,
468 ff., 475 f., 567, 570, 607, 731.
Aristos, Spartaner III 129.
Aristoteles , attischer Feldherr 11 A'i-
Aristoteles, Atheaer, Einer der Dretkil
III 14,108.
Aristoteles, Marathonier DI 446, 450.
Aristoteles, Philosoph aaa StagirtD
718, 747 f.; über Batstehaag te
Königthoms 1 131 f.
Aristoxenos, Dichter aas SeUaes 11 55i
Arkader, Abstammoaguad Verireitmf
I 155 f.; in Eplesos I 398; ia Ir*
zanzl4l8.
Arkadien, Landschaft im Pelopaaies,
natürliche BeschafTeaheit 1 10: Be
völkerung II 50; Dialekt 1 24; Oteslf
Zustände I 154 f., II 55; Zassi
hang mit Messen iea 1 191 f.; ii
nischen Kriege I 194, 304, 209; in
I8TBR« 13
ArtaphreDM s. ArtaphernM.
Artaxerxes I, K. voo Persien II 14],
5S6, 694.
ArUxeriM II Maemoi, K. von Persien.
Thronbesteigung 111 ISO; and Alki-
biades m 16 ; im Kriege nit Kyros
III 134 ff.; and Konon nil59; and
SiMirU 111 196, 203 f.; and Euagoras
III 211.
Artaxerxes IH Ochoa, R. von Persien
III 4S3, 570, 799.
Artayktes, persischer Statthaltern 107.
ArUynte, Masistes' T., Perserin II 141.
Artazostra, K. Dareios' T., Gemahlin
des Mardoaios I 628.
Artemis. Herkunft aas Asien I 52 f.;
identisch mit Iphigenia I 85. — Ver-
ehrnng in Arkadien 1 156, 484; in
Attika I 285, 347; in Ephesos 1 116,
225, 360 (s. Artemisioa);inEaboia
I 99, 347, 416; in Hemeroskopeion 1
441; in den LSndera am Korinth.
Golf I 108; in KreUl64; in Uko-
oien 1 166, 188, 525; in Pisa I 85. »
Beiaamea: Aristobile II 134; firan*
ronia I 360; EnkleU HI 185, 382;
Hymaia I 156, 484; Upbria I 108;
Limoatis I 190; Manychia II 83,
328 f.; Orthia I 188. — Ceder oder
Ulme, Bavm der 1 511 ; Sehatz der in
Athen II 348.
Artemisia, Lygdamis* T., Königin voo
Halikamass 11 77, 101, 275.
Artemisia, MaassoUos' Gemahlin, Köni-
gin voo Halikarnass III 801.
Artemision, Vorgebirge von Eaboia.
Kämpfe mit den Persem bei II 72 f.,
100, 103, 593.
Artemision, Heiligthom der Artemis bei
Ephesos 1 116, 225,229,517; EinBoss
auf die Colonisatioo I 494; von
Kimmeriern bedroht 1 559; von
Kroisos aosgeschmöckt I 565; per-
sische Gesianing II 60.
Artemoo, attischer lagenieur II 245,
355.
Arthmios, ans Zeleia II 64.
Artobazanes, K. Dareios' S., Perser II
40.
Aramazda, persiseher Gott I 597f.
Arybbas, K. der Molotter HI 428, 665 f.
Asbyten, Volk in Afrika I 449.
Asioaria, Fest in Syrakus II 685.
Asiaaros, FL in Sicilien II 683.
Asine, St in Argolis I 194, 235.
14
REGISTER.
Asine, St ia Messenieii I 192, 204, II
481,111349.
Askaoios, Aioeias' S., Troer I 69.
Asklepiaden, Galt der in Messeoieo I
148; Schalen der III 523.
Asklepiaden, Priester^escklecht in Kos
1502.
Asklepios, Colt des in Messenien 1 148 ;
in EpidamnosI 478; Heilkande in den
Tempeln des IT 283 ; inSelinus II 563.
Asopia I 241.
Asopiehos, Thebtner III 260.
Asopios, Phormion's S., attischer Feld-
herr II 441, 446, 859.
Asoposi in der Mythe als Einwanderer
aus Phry^ien IUI.
Asopos, Fl. im Peloponnes I 111, 240.
Asopos, Fl. in Böotien I 59, 111, 381.
Asopos, Fl. in Thessalien II 69.
Aspasia, Milesierio, and Perikles II
234 f.; ang^eklagt II 397 f.; zweite
VermMhlang II 434, 858.
Aspendos, St. in Pamphylien III 202.
Assarakos, K. der Troer I 69.
Assarbaddon, R. von Assyrien I 584.
Assesos, St bei Milet I 496, 560.
Assos, St in Mysien 1 114, II 442.
Assos, Fl. in Phokis III 342.
Assyrier, dring^en nach Kleinasien vor
I 66; anterwerfen Phrygien, Troas
und Lydieo I 6S, 115, 552; am Pontos
I 77; Handelsverkehr der I 4ü0; Ver-
trag der mit Milet I 405; herrschen
über Aegypten I 410; im Kampfe mit
Phoenikiea I 435, 583; Abfall der
Lyder und Meder I 555; Einflass auf
die griechische Kunst I 523.
Astaküs, St. iu Akarnaoien II 441.
Astakos, St. in Bithynien I 416.
Astarte, phönizische Göttin I 43, 49,
401, 492.
Asteios, attischer Archont III 316.
Asteropos, Spartaner 1 206.
Astronomie, in Athen II 284 f.; in Ba-
bvlon 1 462 ; in lonien I 509. — s.
Kalender.
Astyages, K. von Medien I 563.
Astydamas, Morsimos' S., dramatischer
Dichter in Athen 111 61 f.
Astymachos, Platäer II 463.
Asty nomoi, attischePolizeibeamtell 1 1 3.
Astyochos, spartanischer Admiral 11
709,711,721,735.
Astypalaia, Barg von Samos I 115, 587,
590.
Asiyra, St in Rariea I $^
Astyra, St io Troas I 401, III IU.
Atalante, Insel in EaripM II 41«, iH
AUrneos, St ■■ Mytiea 1 460, 5T5.
Ateas, Skythenförst III 696.
Athamas, Ahaherr dar Miayflr 1 82.
Athen, Uge I 286 ; ugtMieli te
der sieben Seeorte 189; wirdHai^
Stadt von Attike I 289, 294. WMv-
stand gegen die IfertUidea I litt;
gründet Bphesos I 116, 222; chraes-
log. Stadien zar Zeit der Peisislrali-
den I 140; oad Sikyoo I 2^2; Sinil
mit Megara we^ea Salaab I 2S1;
und SparU I 283. — EeliUlwi|dg
Unterstadt I 353 f.; Ns^iihlfcit
durch Peisistratos I 355f.; IMbm
nach den Peraerkriegea R IM;
Neubauten aaterKiBMi II 149; Rsi-
baaten anter Perikles II 327C -
Bevölkerungszahl II 51. — s. Akit-
polis , DipyloB, ReraMeikos, IMt,
Mauern, Peiraieos a. s. w.; tfji
Attika.
Athen, St in BSetien i 96.
Athena, Nane III 51. Verafcraay n
Aegypten I 582; ia Aigiaa 117; ii
Assesos I 496, 560; ia Athea 1 211,
298, 356f., II 211, 255r., 326; ii
Böotien 1 96 ; ia Attika I 281 ^
Panathenäen) ; in Cbiosl576; iaM-
phi I 565; in loniea I 53, 226; U Ki-
rioth I 257; in Lakonien I 166,525;
in Libyen I 411, 442; in MiWt 1
561; in Svrakus 11533; in Thesn-
lienI95; in Thracienll511.— Btiliir
Tage der I 4S0; Bilder der I 519; ii
d. athen. Klerochieo II 260. — Bä-
namen: Alea III 329, 534; Areiall
31G; Cbalkioikos II 137; ErgaaeO
323, 349; Hygieia II 349; ksaiil
95 f., III 181; Kleidaches II 319:
Nike II 250, 349; Parthenos 11344;
Polias 1 287, II 25i6, 335, 773, IU53I;
Promachos II 343, 349; Skiras Ifl
285.
Athenagoras, Syrakasaner II 657.
Athenaia, alte Forai für Atkena III Sl-
Athenaion, alter Name für Bpbeses I
116.
Athenaios, Spartaner II 517.
AthenaVs, Stamm voa Tkarioi II 264.
Athenis, Archermos' S., Bildaer fts
Chios I 525, 529.
Atheookles, Athener II 262.
I8TBR. 15
Bagistao«, St. in Madien. Denkmal von
1598.
Bakehiaden, HerrtchergescUecktinKo-
rinth 1254 f., II 547, III 399; in MUet
I 258. — Colottisationsthätigkeit der
1427 f.
Bakekis, K. von Korintk I 254.
Bakckylides, Dichter aus Keos II 557,
559.
Baktrien I 630.
Baktrier, persisches Volk 11 44, 92, 143.
Bardylis, lllyrier III 417.
Barke, St. in Cyrenaika 1 445, 449,630,
11540.
Bartja (Smerdis), Ky ros' S., Perser 1 597.
Basileios) Halle im Keraneikos zu
Athen II 332.
Basiliden, edles Geschlecht in Ephesos
1563.
Basilissa, Gemahlin des Archon König
in Athen I 298.
Bathykles, Bildhauer ans Magnesia I
521, 577, 11 56.
Batrachos, Sykophant in Athen III 15,
19, 44.
Battiaden, kyrenisches Herrscherge-
schlecht 1 445.
Battos, Theriier, Gründer von Kyrene
1443 f.
Battos II, K. von Kyrene I 445.
Baukunst s. Architektur.
Baumcultus I 511.
Beamte, in Athen 1 324; durch das Loos
bestellt 1375 f., 670.
Beerdigung 1 506 f. (s. Gräber).
Bellerophon I 74, 86, 257.
Belmioa, St. in Lakonieo I 184, III 727.
Belos, phöniaischer Gott 1 56.
Beodis, thrakische Göttin II 429.
Beredsamkeit, attische II 286 ff., III 512
fl. (s. Aischines, Demosthenes u. s. w);
sicilischeII567f.
Bergwerke. Verwendung des Ertrages
der attischen 1 390, II 31fl (s. Lau-
rion); auf Chalkidike 1 416; auf Tha-
sos U 5, in Thrakien D 249, III 424 f.
Berisades, Thraker III 465.
Bermion, Geb. in Makedonien III 394,
400.
Besoldung, s. Sold.
Besser, thrakischer Volksstamm III 424.
Blas, argivischer Heros I 87.
Bias, aus Priene, Einer der sieben Wei-
sen 1 507, 579.
Bine, St in Thrakien HI 682.
16
REGISTER.
Bisalter, Volk in Thrakien 11262,111403.
Bithyner I 32.
Bithynien, Landschaft am Pontns. Ar-
kader in I 155.
Blutrache I 133, 293, 302, 327.
Boi^s, persischer Feldherr II 126, 129.
Boiai, HafensUdt in Lakonien I 168.
Boion, St. in Doris I 98.
Boiotia, SUmm von Thurioi II 2(*)4.
Boiotos, Stammheros der Böotier 1 95.
Bolbitiniseher Nilarm I 409.
Böotarcheo 11 402, III 269.
Böotien, Landschaft in Mittelgriechen-
land, natürliche Beschaßenheit I 9,
86, 111 255; Beviilkerang I 24, III
254; Kadmos in I 57; lonier in I 59,
111; Minyer in I 77; Einwanderung
ans Thessalien in I 96, 140; in der
delphischen Amphiktyooie I 103;
Answandemng von nach lonien IUI;
113; treibt SchifiTahrt 1 123; Wider-
stand gegen Theben I 389 f. ; in den
Perserkriegen II 93 f., III 256; von
Alexandres von Makedonien besetzt
II 75; Unruhen in II 182; im pelo-
ponnesischen Kriege 11386, 496 ff.,
523 f., 590, 604, 676, 744; von
Theben geeinigt III 269 f., 284, 289.
— s. Theben.
Böotier in Thessalien I 95; wandern
nach Böotieo I 96; bedrängen Attika
I 295; iu ßyzanz 1 418.
Borystheoes, Fl. in Sarmatien I 407.
Borysthenis, Muse bei fiumelos I 258.
Bosporanisches Reich III 483, 551.
Bosporos, von K. Dareios überbrückt I
604.
Bottiäcr, Volk in Makedonien II 371,
III 396, 402, 406.
Branchiden , milesisches Priesterge-
schlecht I 47], 493.
Brasidas, Tellis' S., spartanischer Feld-
herr. Charakter und Politik II 498 IT. ;
bei Methone II 407; im korinthischcu
Golfe II 420, 440; bei Kerkyra II 465,
467 f.; bei Pylos II 481 ; bei Megara
II 496; in Thessalien II 502 f.; in
Chalkidike und Makedonien II 5050*.,
517 ff., III 407 ; bei Amphipolis II 520;
Tod II 522. — und die Heloten II
500, 588.
Branron, attischer Demos 1 339, 347,
358, 360.
Brea, St. in Thrakien. Gründung II 262,
in 404.
Brentesioo (Brundisiimi), St laRib-
brien I 421, 432.
Brilessos s. Peutelikoa.
Brundisium s. Brentesioo.
Brückenbau I 491 ; Brocke 4es Dvciii
über den Bo^oros I 604; 4es Xtnn
über den Helfespont II 46 1, 101,621
Bryas, Argiver 11 612.
Bryaxis, attischer Bildhaoer III 541.'
Buchhandel, in Athen III 517£
ßudiner, Volk in Rosalaid I 449.
Bukatios, thebanischer Mooat IH 33Sl
Bularchos, Athener llf 711.
Bulis, St. in Phokis I 419.
Bund, von Delos. Grondaig U 1221;
Zwistigkeiten U 130 f.; VerkfiH
der Bundeskasae Dach Atikea 11 IWC,
254, 847; attische Reehtshakil II
225, 842; Bundesgebiet 11 185, 2421,
247f., 461, 495, 524; SteHaag der
BundessUaten II 2407., 246, 4M1,
524, 616f.; Ent^iekelnag 112«!;
Schätzung II 251 f. (i. Trihat); Arf-
ISsuBg nach der sicflisehea Eipeli-
tion I1706ffl •— neuer attiicter Set-
buBdIlI281, 285, 449, 457,46l,4tt,
470.
Bupalos, Arehermos' $., Bildacr m
Chios I 525.
Bura, St. in Achiga III 316, 540.
Burg, von Athen s. Akropolis.
Bürgerrecht, attisches, durch Soloage
ordnet 1311 f.; unter Kleistheacil
373f.; unter Perikles II 2661., 417;
unter dem Rath der Vierhundert cir
geschränkt II 728 ; nach dem Stv«
der Vierhundert 11 742; an Melttn
und Sklaven verliehen II 779, SSO;
unter den Dreil'sig III 26: aatrr
Eukleides III 48, 754 ; Zahl der atk-
nischen Bürger II 801.
Butadai, attischer Demos I 373.
Butaden, Priestergeschlecht in Atki
I 292, 392, 458, 502, II 335.
Bozygen, Priester^sdilecht ia Athn
1392,11 211.
Bybios, St. in Phonizien I 34.
Byssosstaude I 55.
Byzantion, St. am thrakischen Bosperti
Gründung I 271, 417 ; von den Pe^
sern genommen I 609 ; von den Gri^
chen genommen II 1 1 7 ; Pansaaiai ii
II 118, 128; FlottensUUoB derGri^
chen II 126; von Athen genoBBCin
136 ; unterstützt die samischenOli(;a^
BB6I8TEB.
17
dien II 214; voo Athen aoterworfen
n 245; Tribat an Athen II 252; fällt
yoD Atheo ab II 750; von Alkibiades
genommeii II 760; von Lysandros
geBomDen II 800; von Thrasybalos
ßioflnoen in 201 ; im nenen attischen
■de III 282, 449; im Bande mit
neben III 365, 459 ; fällt von Athen
ab III 467; im Bande mit K. Philippos
DI 440; im Bande mit Athen 111 677;
TOB K. Philippos belagert III 684 f.
IjrsM, Naxier I 612.
_, , Sl in Italien s. Agylla.
iQHtlMiffer, a. Karthager.
Wlal512.
EtaliriM, attischer Feldherr, in Aigina
;. m 2Q2; in Cypern III 205, 211, 219;
•liei Kleotherai III 267, 778; in Böo-
' t|ea 111 278; Föhrer der Bandesflotte
: m tS2f., 450; Mitfeldherr des Iphi-
i Iknrtea m 292 ; auf dem Isthmos von
Rorioth HI 335; angeklagt III45S;
; <B Aegyptea III 462, 4S0; Tod III
' 4^1. — and Aristophon III 462; nnd
PlaUa III 509.
CtediryiioBy Vaseamaler II 314.
CInireaa, Athener II 730.
Cteireaion, Charikles' S. , attischer
'. FaMherr II 615.
iapirephoB, SokraHker IH 107, 1 17,496.
OPuaraaeia, St. in Büotien I 96, II 183;
. .SaUaeht bei HI 716 f., 813 f; Deok-
^ MMÜ aaf dem Schlachtfelde III 745.
nßMtr a. Babylon.
^^•Ikadon, St. am Bosporos. Gründung
.1 1417; Tribat an Athen 11 252; von
;' >Umi Persern genommen I 609; von
* Alkibiades genommen 11 758 f.; von
., Lyaandros genommen II 800; von
Thrasybalos genommen III 201.
tOMlkSdeas, spartanischer Admiral II
.. 704^ 706 f., 710.
Gkalkidike, Halbinsel Makedoniens 1
416; Verfassang von I 546; and
Athen 11 371 f.; fällt von Athen ab
n ftlOff.; III 405 f. ; an Athen zarück-
ga^eben II 524; im peloponnesischen
Bande II 588; seit dem Nikiasfrie-
• 4aB U 61SE; nnd K. Philippos HI
441 IT.
Ghalfcia, St. in AetoUen I 255, 419, II
178.
Chalkia,StinE]iaI4]9.
Ghalkia, St in Baboia. Lage I 79;
Oirtina, Register.
im Kampfe mit der attischen Tetra-
polis I 288; in Fehde mitEretrial
232, 259, 417; .in Verbiodang mit
Korinth I 255; im Kriege mit Athen
I 288, 380, 384 f., II 178; attisehe
Klernchen in I 385, II 185, 260;
von Theben angegriffen HI 464;
Tyrann in HI 590; im Bande mit Athen
III 665, 678. — Verehrung der Arte-
mis 1 99; des Apollon I 492; MeUU-
indastrie 1255, 414f.; babylonischer
Geldfass in I 260; Seefahrten 1417;
Colonien von I 414 f., 423 f., 492;
Sängerkampf in I 537.
Chalyber, Volk am Pontes I 405.
Chaoner, Volksstamm in Epiraa I 91 f.,
s. Choner.
Charadros, Bach in Argolis III 192.
Chares ans Aixone, attischer Feldherr
III 462, 481; bei Kyzikos H 753;
in Kerkyra IH 463 ; im thrakisehen
Meere III 464f.; bei Chios IH 467,
469; im Dienste des Artabazoa HI
470 f.; in Sigeion IH 479 f.; in Thra-
kien III 580; im olynthischea Kriege
HI 603 f.; am Bosporos HI 685; in
Araphissa III 710; bei Chairoaeia III
716.
Charias, Athener I 366.
Charidemos, Söldnerfuhrer t^as Oreos
HI 481 f.; beiAmphipolis IH 421,482;
und Kersobleptes III 463, 479, 580;
und Athen III 581 ; im olynthisehen
Kriege III 6<)4; als attischer Feldherr
HI 719 f.
Charikles, Apollodoros' S., Athener II
032, 642, HI 27, 33.
Charilaos, König von Sparta I 172 f.,
194, 209, 234.
Charillos, s. Charilaos.
Charinos, Athener H 152, 394, 408.
Chariten, Call der in Orchomenos 1 78,
in Kreta I 65.
Charmidas, Spartaner 1 282.
Charmides, Glaakon'sS.,AthenerII8l4,
IH 108.
Charminos, attischer Feldherr II 721.
Charoiades, attischer Feldherr II 578.
Charon, Geschichtschreiber aas Larap-
sakos II 274.
Charon, Thebaner IH 265 ff.
Charondas, Gesetzgeber in Katane I
545 f., H264, 528,550,572.
Cbarops, Aischylos' S., attischer Ar-
chont I 297.
2
18
REGISTER.
Chartas, KiinsUer ans Sparta 1 525.
Charybdis I 224.
Cbeileos, Te^eat II 62, 102.
Cheimerion, Vorgab, io Epiros U 369.
Gheirisophos, Spartaner 111 134, ]39.
Cbelidooeeo, Inselgruppe bei Lvlcien II
189.
Chersikrates, Bakchiade ans Korioth 1
259.
Chersonnesos, Halbinsel am Hellespont,
nnd Athen 11 107, 145, 180, 261, III
464, 484, 579, 670, 723.
Cbilon, Spartaner, Einer der sieben
Weisen I 206, 507, II 494.
ChioD, MGrder des Tyrannen Klearrhos
III 547.
Cbios, Insel im ägaischen Meere 1117;
colonisirt Nankratis ! 413; im Runde
mit Milet I 559 ; gewinnt Atarnens
1 460, 575; von Kvros unterworfen
I 58<l; nnter Tyrannen 1 602; im
[];;;'ionischen Aufstande 1 623 f., 625, 627 ;
in den Perserkriegvn H 105, 107; nnd
Athen II 125, 245, 391, 695, 703 f.,
706, 777 f., 111 282, 449, 465, 467 ff.,
677; nnd Sparta II 771, 777 f., 790;
im Bunde mit Theben III 365 : onter-
[^stülzt Byzanz III 6S5. — Weinbau
1 75; Bevölkernag I 225; Mundart
von 1 225; M&nzen von 1236; Erfin-
dung des Lothens auf 1525; Kanst
auf I 524 f., 529, 586; Epos in I 533.
Choireaten, Volksabtheilung in Sikvon
I 244.
Choirilos, attischer Tragödiendichtcr
II 297.
Choirilos, epischer Dichter aus Sanios
III 120,417,502.
Cboner (Ghaoner), Volksstamm in Unter-
italicn I 429.
Chor, in Athen durch Liturgie gestellt
II 250f., 701; dramatischer I 539, II
293,300; bei Euripides Hl 77; den
Komödien entzogen III 8$.
Chorasmier, persisches Volk II 44.
Choregiell 250 f., 308, 701.
Chromios, Syraknsaner II 549.
Chronologie, in .Anknüpfung an Priester*
Verzeichnisse I 50] f., 681; älteste
Versuche 1 140, II 278; in Athen I
140, 362; in AleAandria 1 1 40. — s.
Olympiaden.
Chrysippos, Arzt ans Knidos III 524.
Chrysopolis, St. am Bosnoros 11 756,
784,111 139.
Chrysothenis, Dichter ■■iHretiUS6i
Chthenophyle I 153.
Cilirien, Landschaft Kleinasien. Um-
tik in I 463.
Citberniusik II 194, 111 81 f.
Colonicii. Bedeatan; I 446ff.; fiü»-
dienstlichcir Charakter I 493e; mL
Delphi I 544 f. ; Verfaasug I WL,
Stellung KU den MatterstidteaHni
-> in Afrika! 409 ir.,442r.; in GaBn
I 438 f. : in iberieo 1 440 f.; ialldn
1422 ff.: in KleiMtiea IIISC; ■
Pontos I 4^5 ff. ; io Thrakien 1415 K
577f. — von Athen 11 14, 11 262t, M7;
vonChalkisl414f.,423f.;vo«Bpite'
ros I 117; von Eretria 1416 f.; th
Kerkyra 1 420 f.; der kleiaaslaliKto
KüstenstSdte I 397 f.: von Rtririk
I 260, 416 f., 427; von Mfgarairi,
416f., 427, 434; von NaefflOlt;
405 ff. ; von Ntxos 1 433: voa Phfkai
I 438ff.; von Rhodos 1433,438, nm
541 ; von Syrckua II 533.
Cykladen 1 611 ; abhüngi^ voa Rrvhl
64; von Athen coloniairtl 112,111
Cyniker, Schule der III 495, 544.
Cypern. Verkehr mit PhSaiaiaa I Ik
phönizische MiederlasssBgea arfl
48; Achäer in I 83; Arkader la I IK:
Solon in I 337; anter aaiffinia
Herrschaft I 434, 583; von AegT]«i
unterworfen 1 5S3; im .^uftttile
gegen Persien I 617, 620 f.; ha Pff-
serkriege II 45, S1, 140: den Perw
entrissen II 116; ond Athen B \%
188: nnter fiua^oraa 11 777 (s. B»
goras): von Persien wiedergewMMi
III 205. ~ Handel der lonier uAl
137; Mundart I 156; iol. Dialekt aif
I 24; Gottesdienste 1 53, 583; KifCrr
in I 414, H 272; Maatik ia 1463;
Münzen in m21].
Cyrenaiker, Philosophenschale III Mi
— s. Aristippos.
Daidalidenl 521, ü 318.
Daidalos, mvthischer Künstler aas Rrtti
I 65, 524"
Daktylen, Dämonen im Ida I 68.
Damaretion, svrakasanische Miaie II
563.
Damasenor, Tyrann von Milet I 290.
Damasos, ans Siris 1 250.
Damia, Göttin in Epidaaros I 519.
Damiskos, Messen ier III 360.
REGISTER.
lÖ
idaft, Thebiner lU 265.
tidas, K. von Argos T 235.
attischer Mosiker II 212, 282,
08 ans Oa, Athener II 220.
D, Pisat I 216.
idaa, Lepreat I 216.
ir^vxsche PeTasger I 85 f.
44, 56, 80, 86, 141, 481.
Tyrann von Abydös I 602.
', 10 Troas 139, 68 f.; beuo-
B Aegypteo 1 40 ; als Celonisten
•9; Raabzäge der 171; voo den
ro znrück^edr'dogt I 114, 118,
Niederlassangeo der I 223;
ka I 285; mit den Achäern vfr-
I 119; mit den Elymern ver-
1436.
i, Stadt der Dardaner I 6b.
ly Beros der Dardaner I 68.
(, St in Troas I 622.
y persische Goldmünze I 60U,
•
.Rektor), Priamos' S. I 69.
. Hystaspes'S., K. von Persien,
besteigon; I 598; Reformen
»99 f. ; verwüstet Saroos I 596,
egen die Skythen I 603 f. ; gc-
hrakien I 606 f. ; gegen Make-
I I 608; gegen Griechenland 1
n 6 ff*.; nene Rüstungen gegen
lenland H38f.;Todn 40.
(1 Ochos, iL von Persien II 694,
l
Xerxes' S., Perser II 141.
I, Gan des in Karlen I 553.
>n, St. an der Propontis. Grün-
1555; Hauptstadt einer persi-
Provinz I 601, II 695.
rsischer Feldherr. Abstammung
Oberbefehlshaber gegen Grie-
ind II 12, 38.
t In Thrakien 111 424 f.
, persischer Feldherr f 616,
fiSraengebände im Peiraieas II
[y Gemahlin K. Archidamos' III
aarU III 436.
«OS, KomSdiendichter in Syra-
556.
ehe, Megakles' T., Gemahlin
teinias II 593.
tnea, Hieron's S., Syrakosaoer
Deinomeniden s. Gelon, Hieron.
Deiokes, K. von Medien I 561.
Deiphontes, Heraklide 1 151, 158, 234.
Deisidämonie I 465, III 56.
Dekadochen, attische flT 33.
Dekarchieen, spartanische IH 9 (s. Zehn-
männer).
Dekeleia, attischer Demos I 374 ; von
Sparta besetzt II 697, 801.
Deliasten, priesterliche Familie in
Athen 1 465.
Delion, St. In Böotien. Schlacht bei
Il497f., 597,11194, 271.
Delos, Insel im ägSischen Meere. Apol-
lodienst auf 1 54, 65, 76, 471, 588;
Verhindung mit Delphi I 107, 465;
Amphiktyooie von I 351 ; Theo-
rien nachl 465; Festfeier in I 489;
Reinigung durch Peisistratos 1351;
Reinigung während des peloponnesi-
schen Krieges II 477 f.; Verbindung
mit Rhenaial 588; Perser in II 12;
Mittelpunkt des attischen Seebandes
11 r23f. (s. Bund); Vertreibung der
Bewohner durch Athen II 519; Rück-
führung der Bewohner II 592; Am-
phiktyooensprnch über Delos In 654
f.; Erdbeben auf II 100, 400.
Delphi. Lage I 471 f.; Gründung 1 100,
245, 473; verschiedene Culte in 1 52,
472, 504, 534; Apollocult I 54, 100,
245, 473 ff. — im ersten heiligen
Kriege mit Kiisa I 247, 313 f., 334;
im zweiten heiligen Kriege mit Pho-
kis II 182; im dritten helligen Kriege
mit Phokis III 436, 624 ; in den Per-
serkriegen II 59 f., 75; von lllyrlern
bedroht III 249; R. Philippos in III
627. — Festfeier in I 249, 484 f.;
Tempel von 1 366, 508, Hl lOO,
698; Lesche in I 505, 542, H 316
f.; Schatzhäuser in I 532. H 548, HI
311, 382; Weihgeschenke in 1532,
542, 552, 556, 564 f., II 86, 323, 568,
571, 111123,382; Messen in I 489.
— heilige Strafse zum Olympl 100 f.;
Festzug nach Tempe I 48*1 ; Theorien
nach 1 460, 465. — Bedeatnng des
Orakels I 472 7.; Mittelpunkt der
pythischen Amphiktyoniel 101 f., 473,
II 133, III 311 (s. Amphiktyonie); als
Erdmittelpunkt angesehen I 497;
nationaler Mittelpunkt I 540 IT.; sin-
kender Einfluss I 549, II 54 f., III 59.
und die Zeitordoang I 479 AT. ; and
2*
rs.
$6tt-
°'S»' »Äs, ci..;
»'»"■'S*"'?
6«2'Cl '615, «1
601, »'i iMl.i
WOI-, 'f in 611,
"«; .'SS»«"
e»'!.,G.i»'
Diodotos , Eakrit«B' S., Athener U 436,
458 ff.
DiofCD«*, Phllotoph »a» Apolloala 11
206.
Diog«aea, Philotopb «os Sinope DI
49ä.
DiopietDi, Atkener III 37.
Diogoetoi, AAeaer, HicromBeuoa la
Deipbi III 697 f.
Diokleidfli, AtheDcr II 6491., 653.
Dioklei, Athener III 47.
Dielkna, Fabrbttin auf dem Itthmoi I
255, 264,
'uedoD, attUeher Peldherr II T29,
■•. 778, 782, 789.
'S, Andrier, Feldherr in Syrakus
., Maler aus Kolaphon II 316.
. uysioa, Feldherr aua Pbakaia 1 625 f.
DiuDysioH, HeriHokrates' S. , Tyrann
von :iyrakus, selaogt zur Ilerrachart
III 129; aiaimt die Meoeeier tut III
151; and Athen III 204, 211), 4S7,
531, 592; und Sparta III 155,249,
203; and Theben In 336,
Dionysios der Jüngere, DioBvsios' S.,
Tyrann von Syrakus HI 335, 351,
525, 547 r,
DIoDyeios, Athener Elegien des II 293;
der 'Kopfermana' II 575,
Dloeyiodgros,' Athener II 8|0, III 17.
Dionyaodoroa , Geachiehtech reiber in
Theben III 381.
Dionjaoi. Einfährnngin Griechenland
I 52 ; Verebrnog in Attika 1 353, 358,
3U1 ; iD Delphi I 313, 473, 480, 534;
bei den Gelonern I 450 ; in Korinth I
257, 2SS; in Kreta I 65; in Sicilien
[I 5S3r.; in Sikyon I 244. ~ Feate
dei i. Dionyaien. — Dionysoatheater
in Alben II 333, III 745.
Diopelthea, Athener 0 396,437,642,
III 59.
Pjopeithea, attischer Feldherr III 6TUf.,
613, 678.
Diopelthe«, SparUaer III 154.
Diapbantoi, attbeher Archont Hl 213.
Diopbaatos, Thabaner III 373.
Dioikoren , Verehrnng in Arkadien I
20
RBGI8TER.
die Geschichtschreibnog^ 1 503; and
die KoDst I510f.; uod die Poesiel
535f.; uod die Colonisatioo 1427,447,
491 f., 496, 544 f. ; und die Tyrtnoen
I 544; and das Aosland I 504, 542;
und Aetolien I 543; und Aigioa II
7; and Ar^os I 549; and Attika 1
107; and Athen I 248, 332, 351, 548,
II 182, 639, 808; and Chalkis 1427,
428,537; and Delos I 107; und die
Dolonker 1343; und Knidos 1549;
nnd Kreta I 245, 509, 549; and Kri-
sa I 246, 473; and Kyrene 1 444,
496 f. ; nnd die liparischen Inseln I
437; und die ozol. Lokrer III 699;
and Lydien I 542; and Mantineia I
543; und Olympia I 220; and Phokis
III 433 (s. oben.); und Phrygien 1 552.
und Rom 1 542 f. ; and Sikyon I 248,
548; und SparU I 172 f., 207, 246 f.,
383, 507, 509, 543, 548, II 380, 472;
ond Theben III 31 1. >- and K. Agesi-
laos III 181; und dife Alkraäoniden I
366, 549; und K. Alyattes 1496, 560;
uad K. Amasis I 583 ; und K. Gyges
1 555 ; und lason von Pherai III 343 f. ;
und Kimon 11 130; und Kleisthenes
von Athen 1372,380; und Kleisthenes
von Sikyon 1 247, 475, 544, 548; und
K. Kleomeoes I 549, II 10; and K.
Kroisos 1564 f., 569; und Kylon I
304; und die Kypseliden 1 263 ; und
Lykurgos I 172 f.; und Lysandros III
173; und die Peisistratiden 1366;
und Peisistratos 1 351 ; und R. Philip-
pos 111 697, 740 ; und Py thagoras 1510;
und Sokrates III 1 07 f. ; and Solon I
310, 313; und die Tarquinier I 542;
und Themistokles II 86 f.
Delphinioo, Blutgerichtsstätte in Athen
1302.
Delphinios s. ApoUoo.
Delphion, Phliasier III 246 f.
Delphusa, Quelle in Delphi I 472.
Demades, Athener III 644, 718 IT., 722f.,
731.
Demaratos, K. von Sparta 1 384, 549,
II 9 f., 42, 61, 101 ; Nachkommen des
in 145.
Demarchos, Demenvorsteher in Attika
1374.
Demarete, Gemahlin Gelon's von Syra-
kus 540, 563.
Demaretion, syrakasische Münze II 563,
866.
DemeD, attische Bezirke 1)7)1
Heroen der I SSO.
Demeter. Verehrung der ii D
272; in Attika I 285,290,:
Eleusis 1 289, 291; Mystar
1506; Kreta 1 52,65; u Hl
I 148, in 331 f.; in ParMl
612; in Phigaleia 1 549; in S
436, 458, n 553 ; in Tbebea
bei Thermopylai I 102, D e&
Bandesgottheit I 99.
Demiargen , Volksabtheilaag I
I 292.
Demochares, Athener DI 551.
Demokedea, Arzt ans RrotM
609 ff., II 41.
Demokleidea» Athener II 262.
Demokopos, Baameister in Sj
556,
Deniokritos, Philosoph ans )
578, II 202 f., ni 58, 746. 75
Demomeles, Athener III 711.
Demonides, Athener aus Oia 11
Demophantos, Athener II 747,
Demophilos, Athener III 647.
Demophon, attischer Feldhen
773.
Demophon, Athener, Vormand
mosthenes III 554.
Demosthenes, Alkisthenea* S.,
Feldherr II 471 ; im westlid
chenland II 4730*.; besetzt
479 ff., 487 f., 861; bei II
495 ; in Böotien 11496r.;be
ros II 608 ; Feldherr gegta
II 672; bei Syrakas U 67.
dem Rückzöge II 68 1 ff.; g«
683 ; Tod II 684 f. — Rricf
III 221.
Demosthenes , Demosthenes*
scher Redner. HerkoBfl n
ni55]ff., 79S; Charakter I
Anlagen nnd Aoshildnng H
als Sachwalter III 565; Pal
öffentliche Stellaog III 5S^
602 f., 613, 615, 645 f., 648
664, 669, 675, 678 ff., 685
700ff, 720, 723f.; Gesaadt
Philippos III 611, 618, 610
klagt Aischines an III 651 f.
807 f.; Gesandter im Pelap
658 f., 679; am Hellespoat
mit dem Goldkranze geehrl
711, 715; an der Spitze dft
rongstusschnsses III 707; ia
REGISTER.
21
m 707 f.; and Pfaokioo IH 711, 714;
im ig'tisehen Meere 111 720, 722 f. —
Charakter seiner Beredsamkeit III
563 fi. 568 f.; Reden: gegen Andro-
tioB III 565 f., 567 f. gegen Leptines
111 566 f. gegen den Perserkrieg III
'^1 TOD den Symuiorien 111 573 f. für
Ifegalopolis III 577 f., 649 gegen
ArUtokrates III 581, 649, 670 für
Rliodos 111 583 erste Philippika III
585, 587 f. gegen Meidias III 593 f.
olynthische III 599 If., 802 f. über
dao Frieden III 633 f., 706 mes-
senisehe III 659 f. zweite Philippika
m 661 vom Chersonnes III 671 ff*.,
707 dritte PhiHppika III 673 IT. —
Rückblick aaf seine Wirksamkeit III
72801; Quellen seiner Geschichte 111
T97f.
Demostratos , attischer Redner II
638.
Derkyllidas, spartanischer Admiral II
750, III 127, 146, 155, 183, 202.
Oeokalion 1 104, 358.
llexUeos^ Athener III 216.
Msy losel bei Kreta f 63,
Madikasie III 798.
iHStoten, attische SchiedsmÜuoerl 327,
'l!a25
Dlagoraa, Melier III 58 f., 755 f.
IKagoriden, in Rhodos I 204.
Oiakria, Gebirgsgegend in Attika 1 338,
d58, II 21, 697.
lNakri«r, Gebirgsbewohner in Attika I
800,369,373,11 13 f.
Maktoridas, Skopade I 251.
üfalakte 122 f.; dorischer 1 23, 1S8; atti-
«eli«rI394, II 286, 288 f.; ioaischer I
225; Holischer II 850; cyprischer I
156; makedonischer III 397.
IHaaien, Zensfest in Athen I 304.
DlilyBiaion, Heiligthoui bei Milet. Ora-
kel von I 471; Bedentaog für die
ailetische Colonisation I 493; als
BnDdesheiligthom I 554; Weihge-
•dienke des Kroisos in I 564, 617 ;
TOD den Persern verbrannt I 626;
parsisehe Gesinnang des II 60.
Dtaiporos, BöoUrch II 402.
la I 18, 537. vgl. Tyrtaios.
rephes, Athener II 695.
). Geb. in KreU I 65.
>Ue II 154.
Dloeksres, Thor des in Athen II 331.
DIoaoroa, Athener III 566, 56».
Diodotos, Eakrates' S., Athener II 436,
458 ff.
Diogenes, Philosoph aas Apollonia 11
206.
Diogenes, Philosoph aus Sinope QI
495.
Diognetos, Athener III 37.
Diognetos, Athener, HieromBemon in
Delphi III 697 f.
Diokleides, Athener II 649 f., 652.
Diokles, Athener III 47.
Diolkos, Fahrbahn anf dem Isthmoa I
255, 264.
Diomedon, attischer Feldherr II 729,
736, 778, 782, 789.
Diomilos, Andrier, Feldherr in Syrakns
II 662.
Dioo, Syrakasaner III 548.
Dion, St. am Athos 11 510^ 615, III
409.
Dione, Verehrung der in Dodona 1 94.
Dionysien, in Athen II 154, 295. 333,
III 488.
Dionysios, Maler ans Kolophon II 316.
Dionysios, Feldherr aus Phokaia 1 625 f.
Dionysios, Hermokrates' S. , Tyrann
von Syrakus, gelangt zur Herrschaft
III 129; nimmt die Messenier auf III
151; und Athen III 204, 216, 457,
531, 592; und Sparta III 155,249,
293 ; und Theben III 336.
Dionysios der Jüngere, Dionysios' S.,
Tyrann von Syrakus III 335, 351,
525, 547 f.
Dionysios, Athener Elegien des II 293;
der *Kupfermann' II 575. '
Dionysodoros,' Athener II 810, III 17.
Dionysodoros, Geschichtschreiber in
Theben III 381.
Dionysos. Einführung in Griechenland
I 52; Verebrnog in Attika I 353, 358,
301; in Delphi 1 313, 472, 480, 534;
bei den Gelonern I 450 ; in Korinth I
257, 265; in Kreta 165; in Sicilien
II 553 f.; in Sikyon I 244. — Feste
des s. Dionysien. — Dionysostheater
in Athen II 333, III 745.
Diopeithes, Athener 11 396,437,642,
III 59.
Diopeithes, attischer Feldherr III 670 f.,
673, 678.
Diopeithes, Spartaner 111 154.
Diophantos, attischer Archont III 213.
Diophantos, Thebaner III 373.
Dioskuren, Verehrung in Arkadien I
22
REGISTER.
251; in Athen II 316, 348, 740; in
Lakonien I 164 f., 175.
Dioskurias, St. am Pontos I 40S.
Diotimos, Athener l\\ 647, 650, 720.
Diotrephes, Athener II 723 f.
Dipaia, St. in Arkadien IT 169.
Dipatyros, pelaagiacher Zeos I 46.
Diphilos, Athener III 689.
Diphridaa, spartanischer Feldherr III
203.
Dipoinos, Bildhauer ans Kreta 1 162,529.
Uipylon, Thor in Athen II 149, 330.
Dirke, Fl. in Böotien I SO.
Diskus I 484.
Dithyrambos, in Korinth I 257, 265;
in Athen I 362, II 195, 295, III 78 f.,
531 f.
Dodona, St. in Epirus, pelasgischer Ur-
sitz 1 28; Priesterinnen von 158;
Sitz der Gräker I 93 f.; Orakelstätte
des Zeus I 93, 107, 456; BinOuss
Libyens aof I 503.
Dokimasie, Prüfung der Beamten in
Athen III 110.
Dolonker, thrakischer Volksstamm I
343, 604.
Doloper, Volk in Thessalien I 102,11
66, III 340, 628.
Dorier. Herkunft aus Thessalien I 29,
33, 97; Mundart I 23; Charakter I
145 f. ; in Doris 1 98, 1U7; Verbindung
mit den Maliern 1 102; Verbindung
mit den Makedonicrn III 3*.)6; in der
delphischen Amphiktyonio I 10.'t,105;
dorische Wanderung I lü6f., 140;
dringen in den Pelopoones I lOS,
146f., 157; am Isthmus I 109, 151;
in Messenien I 147 f., 155; in Lako-
nien I 149, 158, 165, 176f.; in Epi-
dauros 1 151; in Troizeu I 151; iu
Argos I 150, 158, 233 f.; in Sikyou I
150, 240; an der ionischen Wande-
rung betheiligt I 112; in Kreta I 115,
158 f.; bedrängen Attika 1 295. —
Colooien der I 115; Apollocult I 99;
dorischer Baustil I 512 f.; dorische
Lyrik I 538.
Dorieus, Anaxandrides' S., Spartaner I
119,1157, 536.
Dorieus, Sobn des Diagq^'as, spart. Ad-
miral II 751.
Doris, Stamm von Thurioi II 264.
Doris, Landschaft in Mittelgriechen-
land. Einwanderung der Dorier in 1
98; von Phokis angegri/Ten II 173;
im Bunde mit Sparta 11 471; iakri-
ligen Kriege ge^ea Phokis IU43&:
in der delphischen Amphiktyoair Dl
628.
Doriskoa, St. in Thrakiem II 46, ilfi,
128.
Dorkis, spartanücher Fcldberr U Itft.
Doros, StammJieros der Darier I IM,
108.
Doxandros, Mytilenäer II 444.
Drabeskos, St. io Thrakien. ScUaskl
bei II 145, 264, 331, III 425.
Drachme I 238, 317, 33 t, U 574.
Drakon, attischer Archont I 301t, 663.
— Criminalrecht des beibehält« I
328; Gesetze des aiter Eakktfa
restituirt III 46.
Drakoatidas, Athener II S14.
Drakontides, attischer Feldherr II 371
397, 854.
Drama , Entstehang des 1 362, II 296;
attisches III 60 ff. — a. Kaiiödie,Si-
tyrspicl, Tragödie.
Dreifsig (Tyrannen) in Athen. Ca-
setzung der I1S15; Uerraehaft d«
III 12 ET., 22, 25 f., 3üf.; SpalUagd«
III 33 f.; in Elensis III 40; Stander
III 43.
Dryoper, Volk am Oeta I 98; vaadn
Doriern besiegt I 100, 103; iaMa-
senien 1 192.
Drvs, St. in Thrakicu III 479.
Dukctios, Sikuler II 565, 575.
Uuris, Maler II 194, 314.
Dvmanen, Stamm der Dorier I 147,151.
*163, 170.
Dymas, Schwiegersohn des Priantt
169.
Dyrrhachion s. Epidamnos.
Dvspouticr, Stadtgemeinde inPisatiil
*217, 266.
Echemos, K. von Tegea l 107, 15b.
Kcbetlus, Heros II 196.
Ecbiuaden, Inselgruppe im ioniscfcn
Meere I 419.
Echinos, St. in Phthiotis III 674.
Edonei', thrakischer Volksatamm II ll^i
264, 512, III 424.
Eetion, Korinther I 262.
Eetioneia, Halbinsel imPeiraiensIIT^
Egesta, St. in Sicilien I 436; im Raapfe
mit Selinus II 5b2f.; und .4theiU
6 19 ff., 634 ff., 655; und Kartha^coO
688 ; Münzen von II 552.
REGI8TJER.
28
r Athen 11 208 f.
dlagei, attisclie Steuerbehörde
lie» öSentliche e* Fioanzeo.
St in Thrahiea 11 46, 126, 129,
280,508,614.
Bergfe«te in Meeseaien I 203f.,
m 331.
•^ KiUuria 1 89.
elie lU 653.
HtmlelagefeneUnd b. Homer I
an, HiiupUUdt von Medien 1
s, spartanischer Admiral 111 197.
iria (Waffearnhe), peraonificirt
U
ia 8. VolksversaamnUng.
St. auf dem thrakischen Cher-
fla ill 809.
, St. in Phokis II 75, III 704.
Spartaner 1 196.
Akhalia«
Hyele.
»laom von Thurioi 11 264.
1, Philosephenschale II 199f.,
Uraprnng der 1 201, 552; in
in II 194, 293.
lUmon'a S., Athener II 150.
I, T. des Agamemnon II 305.
>o I 567.
ntine, Insel im IVil II 275.
t, St. in Attika 1 96 ; Betheiligung
. messen. Krieg I 194; Eumolpi-
n i 287; im Kampfe gegen Athen
>; als Demos I 373; dreifsig Ty-
ea ia lU 31, 40. — Poseidon-
it in I 287 ; Demeterdienst in I
291; Oanten in 11 327 f.; Fest-
nachllSlf., 330, 762.
ly St in Böotien I 96.
)rien , Pest des Zeus in Syrakus
4* — panhellenisehes Siegesfest
9.
aar, attische GxecntivbehÖrde
>, 751, 39.
I, Thal in Makedonien III 394.
ten, makedonisches Geschlecht
U.
»andachaft im Peloponnes. Aeo-
ia 1 24, 82; Leleger in I 45;
enier in I 191; alter Verkehr
Aetoliea I 108; Gründung des
1 154f., 211; im Bunde mit
SparU 1 194, 213, 235; leitet die
Festfeier in Olympia I 21 2 f.; Kämpfe
um Olympia I 214 f.; im Bunde gegen
Persien II 65; als Gesamtataat U
138; demokratische Umwiüsnng II
170; und Korinth II 363; im pelo-
ponnesischen Kriege II 523, 586 f.,
600, 604 ff. ; im Kriege mit Sparta III
146fr., 761 ; im Bunde mit Theben III
327; und Arkadien III 34911, 359ff.,
368; und K. Philippos fll 639 f., 725,
739. — attische Kunst in II 352 ff.
Elis, St am Peneios II 170, III 149.
£Hseha (Seeland) I 35, 636.
Elpinike, Kimon's Schwester II 127,
162, 179.
Elymer, Volk in SieUien I 425, 436,
439, 11 527, 541.
Emathia, Landschaft in Makedonien I
607, III 396, 401.
Embolima, eingelegte Gesänge der Tra-
gödien III 64.
Kmmenideo, Zweig der Aegiden in Si-
cilien II 532, 539, 564. — und Fin-
de ros II 559.
Empedokles, Philosoph aas Akragaa II
200, 205, 264, 567, 577.
Emporiai, St in Spanien I 440, 449.
Emporion, Handelshafen von Athen
II 113.
Endios, Spartaner II 703, 705, 755, 769.
Eodoios, attischer Bildhauer II 318.
Enna, St. in Sicilien. Gründung I 428,
II 533.
Eniieahodoi, Ort in Thrakien U 145.
Eotimos, Kreter I 433.
Eordaer, Völkerschaft in Makedonien,
lU 394.
Kpanieinondas, Polymnis' S., Thebaner.
Jugend und Bildung III 258 ff.; and
Pelopidas 111 263; beim Morde der
Oligarchen nicht betheiligt III 267;
gründet die heilige Schaar III 271;
Gesandter in Athen III 287; Ge-
sandter in SparU III 294, 298 f.: bei
Leuktra III 303 ff.; nach der Schlacht
bei Leuktra III 307 ff.; ruft die Mes-
senier zurück III 314; gründet Me-
galopolis 111 322; erster Zug in den
Peloponnes III 327 ff. ; zweiter Zug
in den Peloponnes III 336; in Thes-
salien III 347; dritter Zug in den
Peloponnes 111 355 f.; vierter Zug in
den Peloponnes III 368 ff.; fällt bei
Mantiaeia III 373 ff. — Charakteristik
24
REGISTER.
III 375 ff.; seloe Reformeo des Heer-
weseos III 301 f.; Quellen seiner Ge-
schichte III771.
KparitCB, stehendes Heer in Arkadien
III 323.
Epeer, VolkssttBm in Blis, Stammver-
wandte der Leleger 1 45, 107, 111,
154 f.
Epeion, St. in Triphylien 111 150.
Epeios, Vater des Aitolos I 108.
Epetros, Landschaft in Nordgrriecheu-
land, natürliche Beschaffenheit I 92 ;
Hellas in I 93, 456; Wandemnf^en
aas I 93 ; wird barbarisch I 457 ; im
Bunde mit Korinth II 364 ; im Bunde
mit Ambrakia II 4 19 f.; Spartaner in
III 249; im neuen attischen Bunde
ni 2S5; und K. Philippos III 440,
665 r.
Ephesos, St.inlonien, Gründung 1 1 14 f.,
lief., 222; im Bunde mit Priene I
223; plitischeBedeutungl 225; An-
drokliden in I 226 ; von Kroisos be-
lagert 1 565 f.; im ionischen Auf-
sUade 1 620, 625 f.; Tributen Athen
11252; füllt von Athen ab II 703;
Niederlage des Thrasyllos bei II 757 ;
Lysandros in II 771, 790; Agesilaos
in III 164; füllt von Sparta ab III
183 ; im Bunde mit Rhodos III 467. —
Verehrung der Artemis l 225 (s. Ar-
temision); Münzen von I 236; Bin-
nenverkehr von I 225, 229, 398;
Mundart von I 225; Baustil von I
518; Kunst in 1 586.
Epbeten, attische Richter I 302, 32S,
663, 665.
Ephialtes, Sophonides' 8., Athener II
152, 156, 161, 173f., 217.
Ephialtes, attischer Redner III 677.
Ephialtes, Malier II 70.
Ephoren, spartanische Behörde I IST,
196, 205 f., 465, 502, IUI 7, 119, 137,
- 589 f., III 126. — attische II 803, 813.
Ephoros, Geschichtschreiber aus Kvnic
III 521 ff.
Epichares, Athener, Einer der Dreifsig
III 33.
Epicharmos, Koer, Komödiendichter in
Syrakus II 554 ff., 567 ; als Mediziner
II 558; und die Schrift III 50.
Epidamnos, St. in lUyrien. Gründung
1266,420,452; Aufstand in II 364 f.;
Cult des Asklepios in I 47b.
Epidauros, St. in Argolis. Gründung I
111; Auswanderung «u I lUt,
Mitglied eioes Seebaidet I S9;
dorisch 1 151 f.; lonier in I 3
530; von Koriilh unter wrfw I
in den Perserkriegen D fö, 91
Kriege mit Athen U 171, ISl,
im peloponnesiachen Kriege II
602 f., 607; onterstützt Spula j
Theben III 335; von Argw >
griffen III 349. — Coleiiea i
117; Bilder der Dnaia nad A«
in I 519.
Epidemiurgen, AnfsielitBhenBti fi
Colonien von Korinth I 453, D
Epigonen s. Theben.
Epikrates, Athener II 152.
Epikrates, attiacber Redner III 17
Epikydea, Athener II 67.
Epilykos, Athener III 19S.
Epimelet der öffentlichen Eiakiafl
Athen II 224.
Epimelides, Koronner lU 332.
Epimenides, Seher ans Kreta I
172,310,466,508.
Epipolai, Hochflüehe bei Syraki
565, 661 ff, 669, 676.
Epirus, s. Epeiros.
Episkopoi, attische CoamaaarM
den Bundesstaaten II 246.
Epistaten, öffentliche Banvorttehi
Athen II 232.
Kpistates, Vorsitzender der Pr)t
in Athen II 25S.
Kpistoleus, Amt des Unteradmiri
Sparta II 791.
Kpiteles, argivischer Feldherr III
Kpos. Epischer Cyclus 1361; booti
Epos I 361, 538; homerisches s.
mer.
Erasinides, attischer Feldherr II.
783, 7S9.
Erasinus, Fl. in Argos I 150.
Eratos, K. von .Argos 1 235.
Eratosthenes, Einer der Dreifsig I
33, 44, 109.
Eratosthenes, alexandrinischerG«
ter 1140, 1S9.
Erbrecht, attisches I 32Sf.
Erdkunde, Anfänge der I 497.
Krechtheion, auf der Akropolj
Athen U 335, 349, III 532.
Ereehthiden, attisches Königsgesd
1287 f., 291,295.
Eresos, St. auf Lesbos II 442.
Eretria, St. auf Euboia, in Fehd
REGISTER.
25
Ckaiku I 233, 259, 417; Bretrier
• cof Kerkyra I 420; ans Kerkyra ver-
drio^t 1 258 ; Peisistratideo io 1 347 ;
iwterttiitxt den iooischen Aafstaod
I 619; Perser gegen ]I 12; von Per-
■ aiea genoounen II 13, 26; attische
Klernehen in 11 185, 261 ; von Theben
aigegrilfen 111 464; Tyrannis in HI
590. — Cnlt der Artemis in 1 99;
Coloiiien von I 416 f.; Industrie I
414.
Erglaos, Argonaut I 76.
Ergokles, attischer Feldherr T1I 202.
Brgoteles, Rreter, olymp. Sieger II
551.
Brlchthonios, attischer Heros I 287,
892, n 335, 349.
KrichÜionios, troischer Dämon I 69 f.
Brilon, Fl. in Makedonien III 394 f.
Eriaeos, St. in Doris I 98, 201. .
Brioyen, in Athen verehrt I 294, 305,
311,11162,429,111538.
Eroa, in Athen verehrt I 359.
Erymanthos, Fl. in Arkadien III 323.
BrrmaBthos, Geb. zwischen Elis und
Arkadien I 154.
Rryaiehthon, Kekropide II 123.
Erythrai, St in lonien. Gründung 1
117; Lykier, Kreter und Karer in I
75; ia Fehde mit Milet I 232; im
ionischen Aufstände I 624 ; Griechen
bei 11 91 ; im attischen Bunde II 246;
rSIlt von Athen ab II 695, 703, 706.
— Melkardienst in I 115; Mnndart
von I 225.
Eryx, Berg und St in Sicilien. Blymer
arm I 486, H 582; Heiligthum der
Aphrodite auf 1436, 11634.
Bryxlaaehos, Herodikos* S., attischer
Arxt III 523.
Engosa. Erfindung des 1 525 f.; in Ko-
rinth I 256.
Erxiehuog, hellenische 1 487 f. ; attische
I 329; sparUnlsehe I 182; kretische
I 161.
Eaarrhaddon, K. von Assyrien I 410.
EteobüladeB , attisches Priesterge-
sehleeht III 649.
Eteokfeter, eingeborne Bevölkerung
TOB KreU I 63.
Eteonikoa, spartanischer Feldherr 11
790.
Eteiiea, Nordwinde I 13, II 412.
Etrasker, unterwerfen die tyrrheni-
achenStödte II 547; Münzen der 11 574.
Euagoras, K. von Cypern, gelangt zar
Herrschaft, II 777; nnd Kooon III
158f. ; im Kriege mit Persien III 194,
209ff.; und Athen 111201,203, 218r.;
als persischer Vasall III 212. —
Münzen des III 427.
Euainetos, spartanischer Feldherr 1166.
Euangelos, Sklave des Perikles 11 235.
Eaboia. Lage I 79; lonier in I 58; Ans-
wanderungen aus I Ulf., 113, 224;
im Kriege mit Athen 1 382; Handels-
verkehr mit Kerkyra 1419; in den
Perserkriegfn 11 12f., 72, 81, 91;
attische Kleruchen in II 180, 185,
260; Tribut an Athen U 252; von
Athen verloren II 740 f.; spartanische
Harmosten in HI 6; im korinthischen
Kriege gegen Sparta III 175; im
Bunde mit Theben III 311; im neuen
attischen Bunde HI 450, 464; in
demosthenischer Zeit 111 589 ff".,
640, 664, 678 f., 710. — SibyUe
in I 471 ; Cult des Melkar in I 50;
Produkte von 1 4, H 272; Purpur-
fischerei bei I 36 ; enböisches Gold-
Ulent I 318. — s. Chalkis, Bretria.
Eubuiis, Stamm von Thurioi II 264.
Kubulides, attischer Archont HI 216.
Eubulides, Sokratiker aus Milet HI 493,
562.
Eubulos, Spintharos' S., attischer
Staatsmann III 570; innere Politik
ni 487 11., 593, 606, 610f., 691;
öffentliche Stellung Hl 586, 647, 692;
Friedensantrag des 111 470; und
Aiächines III 606 f., 657; und Derao-
sthenes Hl 588; undXenophon IH498.
Eubulos, attischer Komödiendichter III
531.
Eucheir, Thonbildner in Korioth I 256.
Endamidas, spartanischer Feldherr III
239.
Eudoxos, Gelehrter aus Knidos HI 524 f.,
795, 547, 747.
Euetion, attischer Feldherr II 616.
Eugrammos, Thonbildner in Korinth 1
256.
Eukadmos, Bildhauer 11 351.
Eukleides, attischer Arrhont Hl 42; Re-
formen unter ihm 111 457., 755.
Eukleides, Sokratiker aus Megara III
493.
Eukleides, attischer Bildhauer HI 540.
Eukles, attischer Feldherr II 507.
Bukosmos, S. des Lykurg I 172.
26
aEGISTBR.
EokratM, ittisoher Demagog II 434,
858.
Eakrates, Bruder des IMikias, Atheoer
II 650, III 19.
EaktemoD, AstroBom iu Athen II 285
574.
Enktemoa, Atheoer III 566 ff.
EaktemoD, Atheoer, Archoot 408/7
II 769.
Eomelos, Bakchiade, Dichter aus Ko-
rioth 1 257 f., 537, II 552.
Eumolpidas, Thebaaer III 271.
Eamolpiden, Poseidon priester in Eleu-
Bis 1 287, 293.
Euoeos, lason's S. I 76, 124.
EauoHios, Vater des Lykurg I 172.
Euaomos, Athener aas Thria III 216,
511,560.
Euoras, Berg io Lakoaien 1 185.
Eupalinos, Naostrophos' S., Baumeister
aas Megara I 591.
Eupatriden, Adelsklasse in Attika I
292, 294, 299f., 303, 312, 320f..
339, 350, 368.
Euphemiden, nioysches Geschlecht I
443 ; in Kyrene I 444.
Euphemos, Argonaut I 76, 164.
Eophemos, Athener II 659.
Enphiletos, Athener 11 650.
Euphorien, Arkader 1 251.
Euphoriou, Aischylos' 8., dramatischer
Dichter in Athen 111 61.
Euphraios, Platouiker III 415.
Eophranor, Maler aus Korinth III 541.
Euphraotides, Seher 11 82.
Euphron, Sikyonier III 357.
Eophronios, Vaseumaler II 314.
Eupolia, Gemahlin K. Archidamos' von
Sparta III 152.
Eupolis, attischer Kouiödiendicbter II
310, 510, 599, 630, 706, IU 106.
Euripides, Athener III 214.
Euripides, Mnesarchos' 8., attischer
Tragödieudichter III 65 ff., 84; in Ma-
kedonien II 793, III 410; Tod II 799.
— Bedeutung des III 86; und das
Satyrspiel III 87 ; uod Alkibiades II
630; undSokrates III 116.
Eoripos, Meerenge bei Euboia 1 79,
113,414,471.
Eorope, ihr Cult io Theben 1 SO.
Eurotas, spartanischer König I 165.
Eurotas, Fl. in Lakooieo I 10, 88, 149,
165,210.
Euryalos, Hohe bei Syrakus, 11661,669.
Eurybatos, VerrätherdesRMiMi IIH
Eurybiades, apaitaniacker FeldiMrr 0
72, 78 ff., 87.
Enrydike, Gemablia K. AMyaUs'lDfn
Makedonien III 411 f.
Enrykles, Bauchredaor ia Alte Bhl.
EuryleoB, Aegide I 108.
Eurylochos, LarisaMer Ol M.
Eurylochoa, Makcdoaier III 613.
Eurylochos, spartaniaclier F6Ukar D
476.
Eorymachos, Leontiadaa* S.« TMiiff
II 400 f.
Eurynedon, Thaklaa' SL, attischer
Feldherr II 432 f.; bei Rerkyra D
468, 492; in Böotian U 473; b« Py-
los II 479 f.; in Sioilien II 579,581,
672, 677f.
Eurymedon,Fl.in Panpliyliea. ScUicfct
am 11 140.
Eorynomos, Dänon 1 507.
Eurypon, K. von Sparta I HO.
Eurypontiden, spärtaniaeiiea Kiaigi-
geschleckt 1 167, 169, 172.
Earyptolemoa , PeiaiaMui' S., Alheacr
11 624, 787 f.
Eurystbeos, K. von Mykenai I B7, 107,
167, 170, 176.
EuUia, .St in Arkadiea, IU 3:15.
Euthydemos, attischer Feldlierr II 61^
672.
Euthykles, Athener III 581.
Euthykles, SparUoer III 353.
Euthykrates, Olynthier III 604, 654.
Euthykrates, Phokeer III 433.
Euthymos, Heros I 450.
Euthynos, Thespier III 369.
Euxcuos, Phokaer, I 439, 448, 450.
Euxenos, spartanischer Feldherr Ul 177.
Euxitheos, Eleer III 639.
EAegeten, Ausleger des heiligen Rech-
tes in Athen I 475, 543.
Exekestides, Vater des Selon I 306.
Exetasten, attische BeJiörde IU 478.
Exopolis, 8t. in Russland I 407.
Fackellauf, im Kerameikos xa Athea I
357, II 346.
Feste, Bedeutung der I 4S$ff.; voa
Delphi überwacht I 4SI. — in Athea
I 2S9, II 195, UI 474 (a. Dionysiea,
Pauathenäen o. s. w.); Vertfaeilaaf
von Lebensmitteln 11 220; Festgd-
der II 154, 220, UI 213, 488 f., 593,
692. — f. Spiele.
REGI8TEA.
27
», «ttifclMy im fdnften Jahr-
trt U 233, 248f., 25»ff., 846,
190 f., 69Sff.; im vierten Jahrh.
>,. 913ir., 280, 282, 478, 488,
— t. Sckatz, SeliatBODg, Schatz-
S Tribute.
M w Atlien II 194, UI 81 ; io
en lll 254.
Gründvog der attischeB durch
iatoklea II 31 f., 82$; unter Pe-
I II 239, 409; unter Aristophon
8; in desioatheniacher Zeit III
, 688 f. — peloponnesisohe
tanische) II 385, 449, 770.
Dvf, Ca«eu der Kampfarten 1
lo4*
Colonien in I 439 f.
100, St. in Aeolien Ifl 145.
B, Gruodbeeitser in Syrakua 11
ila, QueUe bei PlaUiai II 92 f.
14, St. in Troas U 442.
», Teaenide in Makedonien III
Insel im slcilisehen Meere II
er, persiachea Volk II 44.
I. in SicUien I 433, II 546.
L in Sieilien. Gründung I 433;
let Akragas 1 435; unter Ty-
)B n 529 IT.; wird Republik 11
aioilischer Friedenicongress zu
[; und Athen II 660, 674. — De-
■dieaat in I 458; Münxea von II
(rfiaduug des Geldes 1 231, 656;
»rderaaien I 230 ; apartaniaches
; in Athen eingcifiihrt I 316, —
«1 ala Geldinstitute I 495. — s.
:en, attische Phyle I 293, 370.
Tyrann von Gela und Syrakus
2n., 864; siegt bei Himera II
'.; vergr^sert Syrakus II 560,
Tod II 546. — Weibgeschenk
I Delphi II 551 ; und die Kunst
If.
*, Volk i« Russland I 449.
sn, attische Altbürger I 312.
phie s. Erdkunde,
«n, Volksabtheilung in Attika
i300;inSamoaI586.
aer, in Attika 1 96, 290, 364; in
en 1 80y 96.
Geraistos, St in Euboia III 762.
Geraaeia, Berg in Megaris II 171.
Geranor, Spartaner III 349.
Gergithier, karischer Stamm in Troas
1 68, 555 ; in MUet l 554.
Gerichte, in Athen I 327, II 222 f.,
271, 842, III 214, 476, 647. — s.
Areopag, DiÜteten, Epheten, heliasti-
sehe Gerichte, Sold.
Geronten, im homerischen Epos I 132,
136; spartanische s. Gerosis.
GeroDthrai, St. in Lakonien 1171.
Gerste. Ertrag der als Mafsstab der so-
lonischen Schätzung I 321.
Gerusia, Rath der Alten in Sparta I
175, 195, 207, III 126.
GeschichtschreibuDg, unter priester-
lichem Einfluss I 502; ionische II
273 fl.; siciUsche il 567 f.; böotische
III 381 ; attische III 519 fl. (a.Herodot,
Thukydidf s, Xenophon).
Geschlechter, attische I 290, 661 f.,
311 f.; Geschleehtsverbünde durch
Kleistheoes aufgelöst I 370f.; Prie-
sterthümer der I 458 f. — s. Aristo-
kratie, Eupatriden.
Geschworenengerichte s. Heliastisehe
Gerichte.
Gesetze, attische: des Drakon 1 301;
des Solon I 314f. ; Anfzeichnang der
solonischen I 333; Revision der II
797, III 46; Aufbewahrung der 11
164. — des Lykurgos 1 172f.; des
Zaieukos I 545; des Charondas I
545 f. — s. Recht.
Geten, thrakischer Voiksstamm I 604.
Gewerbe, in Athen den Bürgern ver-
botene I 330.
Gewicht, assyrisch-babylonisches 1230.
— s. Mafse und Münzen.
Gitiadas, Kunstler aus Sparta I 525.
Glankias, Bildhauer aus Aigina 1 530.
Glaukon, attischer Feldherr II 370.
Glaukos, Meergott 1 76, 79.
Glaukos, Künstler aus Chios I 525.
Glaukos, Fürst der Lykier I 122.
Glaukos, Spartaner I 478, 11 56.
Glisas, St. io Böotien I 87.
Gnomiker II 194.
Gobryas, Perser II 40.
Götter. Herkunft der griechischen 1 43 ;
ionische I 51 ; zwölf amphiktyonische
I 104; bei Homer 1 134; Götterbilder
1 519; fremdländische III 56. — s.
Religion.
28
REGISTER.
Gold, im homerischen Epos I 137; io
Lydieo I 66 f.; von Lydieo otch Grie-
chenltod 1 131 ; vom Pontes 1 403 ; in
Thrakien III 424 f. — Goldwäbrunf^
in Vorderasien 1230 ; in Athen I 317 ;
in Persien 1 600.
Gomphoi, St in Thessalien I 94.
Gongylos, Eretrier II 118. — ISach-
kommen des III 145.
Gongylos, Korinther II 668.
Gordias, Kypselide in Ambrakia I 270,
279.
Gordion, St. in Phrygien II 765.
Gordios, K. von Phrygien I 66.
Gorgias, Redner aus Leontinoi II 567,
577f., III339, 513f.
Gorgidas, Thebaner III 260, 263, 267,
271.
Gorgopas, spartanischerHarmostlll 202.
Gorgos, Messenier I 204.
Gorgos, K. von Salamis auf Cypern
1620.
Gortys, St. in Arkadien I 156.
Gortys, St. in Kreta I 156, 163.
Gräber, in Lykien I 74; in Lydien I
564; in Mykenai I 129; io Attika I
330; in Marathon 11 26 f.
Gräker, Gesamtname der Hellenen I
93, 105, 422, 456, 643.
GrSkoitaliker I 18.
Gräkolibyer 1 449.
Grammatik, als Unterrichtsgegenstand
in Athen II 193; von Sophisten be-
trieben II 283.
Gras, äolischer Heros I 114.
Griechen s. Hellenen.
Griechenland s. Hellas.
Gr> Hos, Xenophon'sS., Athener III 498.
GryneioD, St. in Aeolis I 471, III 17.
Gumata, Perser I 597.
Gygäischer See in Lydien I 564.
Gyges, K. von Lydien I 553 f., 570,
572, II 5. — VVeihgescheuke des in
Delphi I 495, 556.
Gvlippos,Kleandridaä'S., spartanischer
Feldherr III 124; in Unteritalien II
667; inSicilien II 668if.
GyloD, Athener in 551 f.
Gymnasien. Bedeutung der I 487 f.; in
Sparta I 483; in Athen II 195, 331,
III 745.
Gymnastik I 483 f., 522 f., II 53; in
Kreta 1483; in Sparta 1 182, 483; in
Athen I 486, 11 193, HI 473. — und
die Kunst I 528, 531.
Gymnopädiefl, Fest in SparU 1 199, 0
612, HI 309.
Gynaikonomen, attische Behörde U 16i
Gytheion , Hafenstadt in Lakatiea I
164, 168, 177, 387, 111 329.
Hagnon, Nikias' S., attisdler PeMkrr,
im samischen Kriege 11 245; grlidct
Amphipolis II 264 ; «1« Ateifil D
414; Thätigkeit in den Hetiriat 0
632; einer der Probnlen l\ 700 t
— H., Ankläger des PeriUss H 319,
856.
Haimon, Bach in Böotien III 716.
Haimos, Geb. in Thrakiea I 7, 406, ID
390.
Haliakmon, Fl. in MakedoBicB Ifl 390,
394 f.
Haliartos, St. in B^tien. Grab da
Rhadamantys in I 80; SeUacit ha
\\\ 172.
Halieis, St. in ArgolU U 172.
Halikarnassos, St. in Karieo. Gritduf
I 115; Dorier in I 163; iensekr
Charakter von II 274 f., 848; eaM-
sirt Naukratis 1413; unter Drsailta
II 276, HI 466; im attischen Seeb«adc
II 849; Alkibiades bei II 748.
Halirrhotios, Poseidon's S. I 287.
Haionnesos, Insel im thrakia^ea Meere
III 641,663, 607 f., 680.
Halos, St. in Thessalien HI 615, 621.
Halys, Fl. in Kleinasien I 31, 67, 562,
II 189.
Hamaxitos, St. in Troas I 69.
Hamilkar, Mago's S., Karthager 11542t
Handel, der Phönizier I 35; im homeri-
scheo Epos I 137; von lonien I 232;
von Athen II 268 f. ; von den Pest-
versammlungen begünstigt I 494.
Hanoibal, karthagischer Feldherr U
688, 765.
Hanno, Karthager II 542.
Harmodios, Athener, Mörder des Hip-
parch I 364; Denkmal dea I 385, U
332.
Harmosten, spartanische III 6 f., 750,
183, 242.
Harpagos, Perser, Feldherr des Ryros
1 571, 576, 580.
Hasdrubal, Mago's S., Karthager II 541
Hatria im Podelta I 432.
Hebros, Fl. in Thrakien III 390f.
Heerwesen s. Kriegswesen.
Hegemon, Athener, III 644.
REGISTER.
29
Hei^ilaos, attischer Feldherr III 371.
flegesippos, Athener aus Sanion 111
649, 652, 663, 668 f., 679.
Hflfenpyle, thrakUche Pärstentochter,
GenahliB des Miltudes 11 127.
Hd^esistratos, Peisistratos' S., Athener
1352.
D«ilifer Krieg, des Kleisthenes gegen
Krisa 1 247 f., 3 1 3, 334 ; gegen Phokis
11182!., HI 434 ff.
Heilkaode H 283, ID 523.
Hekataios, Hegesandros' S., Geschicht-
•ehreiber io Milet I 61 6 f., 623, H
273 f.
HekatonhaioD, attischer Monat I 358.
Hekatonoot, Dynast in Karlen III 210,
466.
Hekatompedon, durch Peisistratos er-
haat I 357, 363, 368; durch Perikles
eraeaert II 336 ff. — s. Parthenon.
HekteBorioi, halbfreier Stand in Attika
1300.
Hektar, Priamos' S., Troer 1 69.
Belena, Raab der I 120.
Beliaia s. Heliastische Gerichte.
Heliastische Gerichte in Athen 1 324,
327, 875, II 222 f.; Sold II 454;
durch die Oligarcben aufgehoben II
728, m 13; durch Thrasybul wieder-
hergesUllt III 46. Politische Bedea-
tuBglI223f.
Helike, St. io Aeh^a I 109, 155, 211,
543, Hl 316 f.
Helikoa, Geb. in Böotien I 9, 59.
Helios, Verehrung in Lakooien I 164.
Heliotropion, astronomisches Instru-
neot 11 284.
Heliaflon, Fl. io Arkadien III 321.
HeUanikos, Gesöhichtschreiber aus Les-
boa I 176, n 279.
Hellanodiken, Kampfrichter in Olympia
I 219; Schiedsrichter zwischen den
Bandesstaateo des Peloponnes I 221.
Hellas, ältestes um Dodona I 93 ; Bil-
doBg des eigeDtlichen I 457. —
griechische Sprache I 16 ff.; Mand-
arteo I 23ff.
Helleo, Stammheros der Hellenen 1 105,
457, 537.
Helleaen. Abstammong I 16 ; Name 1
21, 105; Körperbeschaffenheit I 25;
ond Pelasger 1 28; Einheit der 1 456.
Helienioo, Platz io Sparta II 123.
Hellenion, Heiligthnm in Naukratis I
413.
Hellenokrates, Larisäer III 338.
Hellenoskythen I 449.
Hellenotamien, eingesetzt II 124; ia
Athen II 257f., 779; aufgehoben 11149.
Hellespont, Völker am I 32; Bedeatong
für Athen I 348; MUesier in 1 40tf.;
von Xerxes überbrückt II 46 f., 107,
826.— Hellespontischer Stenerbexirk
des dclischeo Bandes II 248.
Helloi (Selloi), Zeuspriester in Dodona
193.
Hellopia, Name für Buboia I 59.
Hellopia, Landschaft um Dodona I 93.
Heloros, St. und Fl. ia Sicilien II 530,
682.
Helos, Seestadt in Lakooien I 179, III
329.
Heloten, in Sparta I 179f., 182, 186,
1S8; von Pausanias aufgewiegelt II
137; Aufstand der II 147; von Bra-
sidas zum Kriegsdienst aufgeboten II
500, 523, 588; in Pylos II 604; Auf-
stand unter Kinadon III 156.
Hemeroskopeion, St. in Spanien I 441.
Heniocboi, thebanische Truppe III 271.
Hera, bei Homer I 134. — Verehrnog
in Aegina I 530; in Argos 1 134, 152,
238, 502; in Korinth I 268; in Olym-
pia 1 211 f.; in Samos 1 530, 585 (s.
Heraion). — Hera Lakinia 1 431 f.
Heraia, St. in Arkadien I 209, III 315,
323 f., 325.
Heraion, Heraheiligthum bei Mykenai
1 152, 532; in Samos 1 494, 517, 527,
585, 591 f.; in Kerkyra H 468; bei
Epidauros II 608 f.
Herakleia, St. am Oeta. Gründung II
472 ; im peloponnesischen Kriege II
475, 702; die Bürger von Sparta ver-
trieben III 151 f.; den alten Einwoh-
nern zurückgegeben III 176, 339; im
Bunde mit Theben III 311; von lasen
genommen 111 343; Tyrannis in HI
546 f.
Herakleia, St am Pontes, IH 459.
Herakleides, syrakosanischer Feldherr
H 658.
Herakleides, Mörder des Kotys HI 547.
Herakleion, bei Kynosarges HI 490; bei
Marathon H 21; im Gaa Melite II
333; in Theben 111 382.
Herakleios, Fl. in Phokis I 419.
Herakleitos, Philosoph aus Ephesos, am
Hofe des Dareios II 41 ; Lehre dea 11
200, 205, Hl 101, 801; Gegner der
30
RE6I8TBR.
Demokratie 11 215; and die Religion
11 342 ; Sprache des II 288.
Herakles. Ursproog aas Pbönicien 1
49 f. (s. Melkar) ; Verbreitnag des
Caltas I 55 f.; dad die Perseiden I
87, 107; lydiseber I 67; nnd die
nemeischen Spiele I 253. — Ver-
ehrung in Anika I 285, 11 33 1 ; bei
den Doriern 1 97, lOUf. ; bei den
Elymern 1 436; in Bus 1213; in
Sicilien I 119; in Theben 180, III
264, 382 ; in Tracbis 1 1 02 ; als SUmm-
vater der spart. Könige I 170; der
Skythen I 449. — s. Herakleion.
Herakliden, in Thessalien I 97; Rück-
kehr der Herakliden 1 106 f., 118,
140, 145 f.; in Sikyon I 151, 241; in
Argolis I 234; in Lydien F 552 f.,
II 279; in lllyrien nnd Makedonien
in 399. — nnd Dorier I 158; und
Pelops I 212.
Herippidas, Spartaner 111 152.
Hermen, als Meilensteine I 355 ; pelas-
gische in Athen 1 290; Hermenfrevel
in Athen II 640 IT., 649 ff., 872 f.
Hermes an der Pforte II 18.
Hermes Agoraios II 823.
Hermesileos, attischer Proxenos in
Chios II 280.
Hermiooe (Hermion), St. in Argolis I
89; Samier in I 594; in den Perser-
kriegen II 65, 91; von Argos iinter-
^'orfen 11 157; im peloponnesischen
Kriege II 414; unterstützt Sparta
gegen Theben III 335.
Hermippos, attischer Koniödiendirhter
II 394, 397, 406, 493, 599.
Hermodike, Gemahlin K. Midas' von
Phrygien I 552.
Hermodoros, attischer Buchhändler III
518.
Hermodoros, Ephesier II 205, 215.
Hermokrates, Hermon's S.,Syrakosaner.
Föhrer der aristokratischen Partei
II 580 f.; befestigt Syrakos II 657 f.;
in Kamarina II 659 f.; während der
Belagerung von Syrakus II 664, 673,
685; im dekeleischen Kriege II 710;
mit der Flotte in Kleina.sien II 735;
abgesetzt II 765.
Hermon, Athener II 739.
Hermon , spartanischer Steuermann IIl
123.
Hermos, Fl. in Kleinasien I 6, 67.
Herodas, Syrakusaner III 160.
Herodikos, Arzt ans Selymbria ITI 473,
523.
Herodotos, GeschichtsdireiberauRali-
karnass I 52, 68, 85, 98, 172; Uka
II 274 ff.; in Athen H 277,849: U
Thnrioi 0264, 278; briehtseiaWerk
ab II 470; Charakter seines Werka
I 58, 503, l\ 98 f., 288, 890; Sanfk
II 848 ; and die Alkmaoaidea U 393;
und Sophokles 11311; and ThakTdidei
II291;andPeriklesH277.
Heroensage I bbff.
Hesiodos, DichteraosR}'meT506,536L;
Aufzeichnang seiner Dichtaagea ti-
ter Peisistratos I 361 ; seine DieMn-
gen als Unterriebtagegeaitaad 111 59.
Hesperides , St. in CyreDsika I 44S, Hl
314.
Hesperien, s. Italien.
Hestiaiotis, LandsehafI in Tkesialieil
97.
Hetären II 60, 209, 234, 267, IH 490.
Hetärien, politiacbe Klobbs in Attet,
zur Zeit der Perserkrie^ H 16; z«
Zeit des peloponnesiseben Kriegill
435, 455, 681 ff., 691.
Hetoimaridas, Spartaner U 120,397.
Hevameter, I 536.
Hierax, Amphipelitaner IH 422.
Hieromnemonen, amphiktvonisebe Be-
hörde I 4S0, III 697.
Hieron, Tvrann von Syrakns. Zeit 4»
II 864;* in Gela II 534; in Olvapii
II 134, 551, 834: gewinnt Syralvs 11
546; Kriegszüge des H 548f.; Stadt-
grnndungen des II 549 f.; Hof de« 11
558 t'.; und Piudaros II 559; aad Mi-
kythos II 566.
Hierophon, attischer Feldberr TI 476.
Hieropöen, Opferbebörde in Atbea 1
465.
Himera, St. in Sicilien. GründangMl^
436, n 531 ; Dialekt II 527; tob Tb^
ron von Akragas gewonnen II 540:
Sieg des Gelon über die Kartbagfr
bei II 543 ff.; nnd Athen H 655: tod
den Karthagern zerstört II 6S8, 765. —
Dichtung in 1 538; Münzen von 11 551
Himcraion, St. in Thrakien H 616.
Hippagreten, Reiterführer in Sparta I
206.
Hipparchos, Peisistratos' $., Atbeaer.
Verdienste um die Landescnltor I
355; nach Peisistratos* Tode I 3fi4:
und Simonides H 64 ; ermordet 1 3fö-
REGISTER.
31
HipiHireboSy Chtrmos' S., Athener 1
BfppArete, Gemahlin des Alkibiades II
626 f.
Hippasos, Phliasier I 151.
HSppiaSy Peisistratos' S., Athener 1 347,
357; als Tyrann I 364 f.; gestürzt
1368; geüchtet I 385; in Sparta I
38Tf.; und K. Amyntas I 608; aU
Rathgeher der Perser I 388, 611, II
4, 13; begleitet die Perser nach
Grieehenland TI tl, 25 f.; Tod II 38.
Hippias, Sophist ans Elis II 282 f., 577.
Hippias, Thatier 111 523.
Rippoboten, Adelsklasse in Chalkis 1
385, II 185.
Hippodaneia, Statne der in Olympia 1
219.
Hippodamos, Architekt und Philosoph
•OS Milet n 203r., 264, 283, 328 f.
Hippodrom, io Athen II 346; in Olympia
1219.
Bippokleides, Tisandros' S., Athener 1
251 f., 338.
Hippokles, Athener, Einer der Dreifsig
m 33.
HIppoklos, Tyrann von Lampsakos I
602.
Himpokratea, Peisistratide in Athen I
Hippokrates, Ariphron's S., attischer
Feldherr II 432, 495 ff.
Hippokrates, Tyrann von Gela II 529 fr.
Bfopokratoa, Arzt ans Kos. Gründer
iar Heilkoade 11288, 111 523 f.; in
Athen 11 413; in Makedonien 111 408.
Hippokrates, spartaniseher Feldherr II
lOo.
Hippokrates, Syharit I 250.
Bippomedoa, K. von Mykenai I 87.
Hippomenes, attischer Archont I 297.
Hipponikos, Kallias' S., Athener II 234,
497, 478, 627.
Hialiala (Oreos), St. anf Enboia II 185,
ni 7, 342, 408.
Hiatflier, in Makedoaieo III 408.
Hiitiaios, Tyrann von Miletl 602 ; rettet
DOreiot I 606; erlangt Myrkinos I
•06; ia Sota 1 609, 616; während des
loaiaehoB Anfotandes 1 622 f. ; belagert
Thaaos 11 5; Tod I 627. — nnd Da-
Miot U 41.
Bomeros, als Phryger betrachtet I
229. -^ Homerisches Epos: Entste-
Ittttg deiaelbea 1 90, 121 f., 137, 224;
nach Sparta verpflanst I 172, 175;
Vortrag desselben in Sikyon abge-
scha£Ft I 244; Aufzeichnung durch
Peisistratos I 360, 533; Unterrichts-
gegenstand in Athen II 194; Popnlari-
tät in Athen 111 527 ; nationale Be-
dentUDg I 532 ; Auffassung der Götter
1 138; Auffassung des Jenseits I 505;
die Philosophie gegen II 202.
Hoinogalakten, in Athen I 312.
Homolion, Heiligthnm auf dem Ossa I
101, 105.
Hopbra, K. von Aegypten 1 582.
Hopleten, attische Phyle 1 293, 370.
Hopliten, attische, Theten als II 858.
Hyakinthien, Fest in Sparta TI 89, Hl
189.
Ilyamia, St. in Messenien I 192.
Hyampolis, St. in Phokis II 75, III 342.
Ilyaten, Volksabtheilung in Sikyon I
244.
Hybia, St. auf Sicilien II 655, 660.
Hybrias, Dichter aus Kreta I 161.
Hydarnes, persischer Feldherr 11 70.
Hydrea, Insel bei Argolis I 448, 594.
Hydrus, St. io Calabrien 1 421.
Hyele (Elea), St in Lukanien. Gründang
I 579; Philosophie io I 579, II 199.
Hykkara, St. auf Sicilien II 655.
Hylischer See 1 79.
Hylleer, Stamm der Dorier 1 106 f., 147,
153, 163, 176.
Hyllos, Herakles' S. I 106 f.
Hymaias, persischer Feldherr I 621 f.
Hymettos, Geb. in Attika I 286, 290.
Hymnen, Vortrag der in Athen II 194.
Hypäthraltempel I 516.
Hypanis, Fluss in Sarmatien I 407 f.
Hypaspisten, makedonischer Truppen-
theilHI 418.
Hypates, Thebaner 111 266.
Hypatodoros, thebanischer Bildhauer
III 382.
Hypatos, thebanischer Feldherr III 347.
Hyperbolos, attischer Demagog II 522,
59S, 610f., 868f.
Hypereides, Glankippos' S., attischer
Kedoer IH 650, 807, 653, 655, 677,
810, 715, 719f., 744.
Hypsas, Fl. in Sicilien I 484 f, U 563.
Hyria, St. in Böotien I 79.
Hyria, St. in Messapien I 421.
Hyrkaoier, Volk am kaspischen Meere
1144.
Hyrnethier, Volksstamm in Argos 1 153.
32
REGISTER.
Hyrnetho, Temenos' T. 1 15S.
Hysiai, St. in ArgolU II 91; Schlacht
bei I 215, 235; von Are^on unter-
worfen II 157.
Hysiai, St. in BöoUen II 91.
Hystaspes, Perser, K. Dareios' Vater I
598.
Hystaspes, K. Dareios' S., Perser II 44.
Jahr, 8. Kalender.
lakchos, Cult des ia Eleosts II 81, 330.
lalysos, St. in Rhodos. Gründung I
115,433.
lamiden. Nachkommen des lamos, Apoll's
Sohn, I 339.
laones (loni^^i*) ' ^l*
lapygf^n, Volk in Unteritalien I 421, II
570, 685.
las, Stamm von Thnrioi II 264.
lasios, Heros I 65.
lason, Argonaut I 56, 76 f., 82.
lasen, Tyrann vonPherai III 780; Pläne
des Hl 339 f.; als Herr von Thessalien
ni 340 ff.; and Theben III 200, 308,
342; im neuen attischen Bunde III
291 ; ermordet III 344. — und Philip-
pos von Makedonien III 429 f.; and
Timotheos III 479.
lasos, St. in Karien II 7 1 1 .
latragoras, Milesier I 617.
Jauna (persisch lonier) 141.
Javanim, semitische Bezeichnung der
Ostgriechen I 41, 59.
Iberer, als Bogenschützen in Athen II
737.
Iberien. Phokäer in 1 439 ff., 676;
Rhodier iu I 438.
Ibykos, Dichter aus Rhegion 1 58S, 11
553.
Ida, Geb. auf Kreta I 63, 161.
Ida, Geb. in Troas I 5, 6S, II 284, 695,
770; Bauholz vom 1 71.
Idomene, Hügel in Akarnanien II 477.
Ikaria, attischer Demos 1 358, 11 307.
Ikkos, Tarentiner II 574.
Ikosion, St. in Mauritanien 1 442.
Iktinos, attischer Baumeister H 326,
327, 337, 351, Hl 533.
Ilias s. Homer.
Ilion, Küstenplätze des Namens 171;
St. in Epirusl93. — aeolischesl 121.
s. Troja.
Ilissos, Fl. in Attika I 14, 288.
Illyrien, natürliche Beschaffenheit I 7;
Colonien in I 420; im Kampfe mit
Makedonien I 608, 11 516; Ulvriir
von Sparta zorückgeschlageB 111*249:
Vermischung der lUyrier mit 4m
Makedonern 111 398; nad dis Lyi-
kesten HI 411.
niyrios, Kadmos' S. IH 399.
Ilos, K. der Troer I 69.
Imbros, Insel im a^iachea MaerellM,
H 247, 261, in 195, 205, 469,379.
Inachos, FI. in Argoa I 14, 9^ 88t,
150.
Inaros, aegyptiacher Feldherr 1 411, 11
160, 181.
Inder, im Heere des Xerxea fl 43, 91
Indien. Produkte von I 400, 523; ■atar
Persien I 602.
laessa, St. am Aetna II 565, 660.
Ino, Traumorakel der am Targalii I
164 f.
lo, Stammmntter der Daoaidea 1 44,51
lolaia, Landstrich in Sardiaiea 1 4M.
lolaidas, Thebaner III 373.
lolaos. Verehruni^ des bei dea Tjr
rhenern und looiern 156; iaSardiaiei
1438, 450; io Afrika I 442.
lolaos, Makedoner II 372.
lolkos, St. io Thessalien I 57, 77, 111.
Ion, K. von Athen I 83, 2S5.
Ion, Dichter und Geaehichtidreab«
ans Chios II 192, 2 80 f., 293(1, 30S.
111 60.
Ion, Rhapsode ans Gphesos Ol 527.
looien, natürliche Beschaffenheit 1 14:
. Einwanderangen in I 112, 140; Tii-
talideo von I 84; Colonisatioi tm
I 223 ff; Handel von I 137, 229:
Kimmerier in I 55Sf.; Aafhorfa ia
Geschichte von 1 627; Philosoph
in 1 50Sf., II 198; EntsUhaig dff
Prosa in II 287. — and Atbea D
208.
lonier. Name 1 630 ; Herknnft I 29,
634 f., 33; identisch mit den hebräi-
schen Javanim I 41; verwandt ait
den Achäern I 83; Kinnanderaagii
das eigentliche Hellas I 58 f.; fSA-
Wanderung nach Asien (ioaiscke
Wanderung) I Ulf., Il4f., 14«:
Zwülfstädte I 73; Verschmehoag ait
Aeolicn I 82; in der pythlscfaea Aa*
phiktyonie I 103; am aaroaisekn
Meerbusen I S9; in .\cbiya I 109: ii
Aegypten I 411; in Argolis I 233:ii
Attika I 59, 100, 111, 285, 28S,29U;
in Libyen I 411, 442; io SikjMl
RBOISTBR.
3»
— im Kampfe mit Lydien (
ßl9 ; im Skytheozuge des Da-
[ 603; im Aofstaod« gegeo
1 1 617 f. ; Ende der Geschichte
27; im Heere des Xerxes 11 81,
Colon isatioDsthätigkeit der
~ Maodart der 1 2«% 225,
lilosophie der 1 508 f., II 197 f ;
er der ia Delos 1 489, 556;
er Baostil I 51 7 f., 682. —
es Alphabet I 500; ionischer
Bezirk des delischen Bandes 11
3; des persischen Reichs 1 601 ;
e losein I 420. Epische Poesie
lomer.
Meer, Bedeutang des Namens
J9.
I ] 85, 360.
B, attiseher Feldherr. Politik
222 f., 446; im korinthischen
Hl 186 f., 189, 201 f., 2IH;
ypten II 292; bei Kerkyra lil
af dem Isthmos von Korinth
; ia Makedonien Hl 413, 421;
»rsonnes III 458; als Admiral
; angeklagt HI 47]; gewinnt
II 4^9. — reformirt das Heer-
IH 221 f. — und Aristophon III
71; und Charidemos HI 482;
»tys III 462, 530; ond Tiroo-
H 453.
L. von£li8l2l2f., 655.
in Libyen 1 445, 497.
Tisaadros' S., Athener, an der
der Adelspartei I 368 f.; und
omenes I 378 f.; als Archont I
)0.
ittischer Redner III 17; nnd
theoes Hl 555,561.
attischer Archont II 862.
m, spartanischer Feldherr II
kiaarla) 1 423; Insel im tyr-
Aen Meere II 549.
Thebaoer HI 35.
thebanischer Feldherr III 178,
244.
, Thebaaer, Freand des Pelo-
H 346, 353 f.
Fl. in Böotien I 80.
) attiseher Redner. Wirksam-
[ 509 IT., 518; politische Stel-
I545f., 585;TodHI734, 815.
e für die Plataer HI 294; an
mt III 643 ff. — and Demo-
Ba, Register.
sthenes Hl 561, 733 f.; ond lasen yon
Pherai 111 339; ond Timotheos HI
451, 539. — und die Geschichtschrei-
bung II 519; and die Poesie HI 527.
— Denkmal des HI 539.
Isotelie der Metöken in Attika HI 34.
Isthmien , Fest anf dem Isthmos I 280,
485; Gründung 1485; Messen an denl
489, II 704.
Isthmos von Korinth. Bevölkerung des
I 240; Fahrbahn (Diolkos) aaf dem
I 255, 264; Messen I 489 f.; Bandes-
rath auf demselben während der
Prrserkriege II 62; Maaern des III
186 f.; isthniische Spiele s. Isthmien.
Istone, Berg auf Kerkyra H 468, 492.
Istros (Donau), Fi. im Skythenlande I
604, 6U6.
Istros, St. an der Donaumündung 1 406.
Italia, Themistokies' T , H 572.
Italien. Dardaner in I 223; Handel der
lonier nach I 137; Verkehr mit
Griecheolaod I 418f.; griechische
Colonien in 1 423 f., 451, II 568 ff.
Iti'iliker. Abstammung 1 16; Abtrennung
von den Griechen I 32; ia Epirns I
U2; und Gräker I 93,422.
Itanos, St. auf KreU I 62, 142.
Itbaka, losel im ionischen Meer I 132,
I35f,419.
Ithome, Berg u. St. in Messenien HI 330;
Heiligthum des Zeus in I 148, 191;
Mrssenier in 1 192, H 156, 177.
Juoa, persischeri\amederlonierI41,601.
Kabalen, Volk in Afrika I 449.
Kabiren, Cult der in Samothrake I 50.
Kadmeer, Auswanderung oaeh Klein-
asicn I 1 12; in Lakonien I 165 f. ; am
Euripos I 414.
Kadmeia, Burg von Theben I 80 f., HI
240 f., 268.
Kadmeonen , Nachfolger des Kadmos I
80 f. 119
Kadmos I 43, 57, 80f., 82, 141.
Kadmos, Skythes' S., Koer, in Zankle
II 538, 864.
Kadmos, Geschichtschreiber aas MHet
II 273.
Kaikos, Fl. in Mysien I 6, 69.
Kairatos, St. auf Kreta I 62.
Kaiamis, Bildhauer in Athen H 319,
322, 351, 551.
Kalauria, Insel bei Argolis I 89, 99, III
292 ; Seeband yon f 240.
8
u
RB6IBTBB.
Kai« Aite» St. io SicUieo. Grüadoog
n 670.
I^leqder, aotor deiuEiofluss vod Üelplii
I 104/813, 479f.; olympischer I 220;
attiMLher I 313, 331 ; von Metoa ver-
iMsaei:! II 285; in Kyzikos I 452.
KalUiMltros, attischer Architekt I 363.
Kallaischros, Oligarch in Athca II 73S.
tUlliadea, Athener UI 16.
Kallias, Habrou'a S., Athener III 693.
KalUa«, Hippoaikos' S., Athener 11 127,
186, 188f., 322, 427, 586.
tf^lliaa, Hipponikos' S., Athener 11 427.
Kalliaa, Hipponikos' S., Athener III 294 f.
Kallias, Kalliades'S., attischer Feldherr
il 372 f.
Kalliaa, Phainippos' $., Athener I 346,
II 427.
Kallias, Mneaarchos' S., Tyrann von
£haai8lll590,665, 678f.
Kallibioa, spartanischer Feldherr III 14.
Kallihios, Tegeat III 325.
Kallidromof, Geb. in Phokis II 67 f.,
Ili 704.
Rallii^eitosjL M^areer 11 695.
Kallikles, Sophist 111 99.
KallikrateS) attischer Baumeister 11 239,
337.
Kallikrates , attischer Dcmngoß II 843.
Kalliknitidas, apartaniseher Admiral 11
777 ff., III 8, 128.
Kallim^chos, Athener ans Aphidna,
Polemarch II 21 f., 317.
Kallimachos, attischer Baumeister III
533 f.
Kaliinos, Dichter in Ephesos I 559.
KalluThoe, QneUe U Athen I 353, 355,
II 334.
Kallisthenes, attischer Feldherr III 596.
Kallisthenes, attiacher Kedner UI 650.
Kallistratos, mit Beinamen Parnytes
. oder Parnope, Atheaer II 842 f.
Kallistratos, aus Aphidnai, attischer
Redner. Politik und üftentliche Stel-
lang UI 280, 2^ ff., 446 f., 450, 452 ff.,
459, 461 ; gründet den neuen Seehund
JII281; Führer der Bnndesnotte UI
2S2; in der Friedensverhandlung mit
Sparta III 287 ; Mitfeldherr des Iphi-
krates III 21)2; in Thrakien UI 425;
angeklagt 111 458, 555; verbannt UI
460. — und Timothpos 111 292, 453.
KpUiienoa, Athener 11 786f., 796, 880.
Kallon, Bildhiioer aua Aigina 1 530.
Kallynterien, Atheonfeat ia Athei
349.
Kalyb'e, St. in Thrakien III 6S1
Kalydna, Insel im ägüischca Mm
115.
Kalydon, St. io Aetolien 111 190.
Kalymna^ Insel im agäiachea Mea
275.
Kaniariua, St. auf Sicilien. Griad
I 435, II 533; zerstört U 530; vie
hergestellt II 577; und Syraki
577, 659, 674. — MuBiaa vta II
Kambnoische Berge, zwischen T
salien und Makedonien UI 3!»8,3
Kambyses, Kyros' S. , K. von Ptn
im Kriege mit Aegypten I 5!
596 f.; im Bnude mit Polykral
592.
Kameiros, St. io Rhodos. Griada
115,433.
Kaaimys. Tyrano von MytileaelU*
Kanachos, Bildhauer aus Sikyoa 1 i
U 318.
Kandaulea, K. von Lydiea I 553.
Kano|iischer Nilarm I 409.
Kaotbaros, Theil dea Peiraiens U 3;
Kaphisias, Polymnis'S., Thebaafi
25b, 266.
Kaphisodoros, Thehaner III 260, 26
Kaphyai, St. ia Arkadien I 156.
Kappadukicr, Volk in Kleinasiea. \
kehr mit Siuope I 4U5 ; im Heere
Xcrxes U 45.
Kapri, Insel bei Campauiea I 423.
Kapys, K. der Troer I 69.
Karaoos, Temeuide aua .\rgos I i
607, 111 400 f.
Kardia, St. auf dem thrakischea G
sonnes II 752, 111 44U, 465, •k>4,*
670 f.
Karer, Herkunft I 31; ein Misehr«
38, 45 f.; Seezüge I 398; in HeU
58; in Altika I 2S5; ia Aaiaa 1 1
118, 398 f., 401; in AefcyptenH
in Afrika 1411, 442; in firytkr
1 17. — -von Minoa bezwnagä I
Beziehungen zu Lykiern uadRial
1 75 ; in Feiadachaft mit den ioaiic
Ansiedlern 1 222 f., 554; voaSsi
gos bezwungen I 580; im Anfiita
gegen Peraieu 1 61*3l, 622, ftit
unter Uynaaten UI 466 f^ 5!^2. —
Söldner 111 220. — a. Kariea.
Karlen, Landachaft in Kleiaaaiea« 1«
giache Bauwerke ia I 45; i^dari
• >
RBGISTEIt.
8Ä
als BoBdesstüdtl 152; Maotik
68, 466 ; karncber Stentsr bezirk
leibchen Bandes 11 248, 253. —
rer.
M, dramatisefaer Dichter io
D 111 62.
idn, Haia in Messeoien III 332.
D, Apol)ofe8t in Sparta 1 19S,
il 26, 69i 603, 869.
>s,- FestmoDat io Sparta HI 191.
aas, Akaroane III 744.
j^fy in 9icilien I 435, II 540 (T.,
in Sardinien und Korsika I
'.; gegen die Phokäer 1 578; und
ien I 630; und Syrakus II 660.
, Warmqa^Ile in Karieo I 553.
, St. in Lakonien l 184, III 351.
iden II 335.
99, St. auf Euboia, in Fehde mit
i I 232; von dea Persern Venom-
il 12r. ; Themistokles bei H 104;
elischen Bande II 130; attische
aehen in 11 261 ; von Theben an-
ifl^n 111 464.
lai, St. in Siciiien. Gründung I
11 533.
Insel io den Sporaden, im deli-
I Seebande II 253.
dra, Priamos'T. 169, 471.
LS, <}ttelle in Delphi ! 245, 472 f.
a, Quelle in Delphi I 245, 472,
na, Halbinsel von Makedonien
, St. in Siciiien. Gründung I
Geseizgebang des Charondas I
':y AuflOsoug der Gemeinde II
-Rückkehr der alten Bewohner
h ; und Athen II 577 ; von Alki-
st htibtzi II 648; Münzen von
2.
m; Völker am I 408.
I, messenischer Heros III 332.
tffo, aa der Westküste von He!-
45;in'AttikaI291.
!•, Volk in Kirien I 52, 581, 620.
1^' St. io Karieo. Konon in III
pi, FL io Lydien I 6, 115; 222,
Philosoph aas Theben HI ^57 f.
ler; Völksstaibm in Troas I 6S.
»ia» alter Pfame für Athen I 267.
Mehy ittiid^cs Köoigsg^escfalecht
Kekrops, K. von Athen I 141, 285; in
Böotien I 96; angebliche Ueriftoft
aus Aeg^'pten I 58; Grab das II 339.
— K. von Böotien I 96.
Kekryphaleia, Insel bei Aegina II 172.
Kelten als Söldner des Diooysios III
351 ; Hellenisirang der 1 449.
Kenchreai, St. bei Korinth III 177.
Kentoripai, St. in Siciiien 11 660.
Keos, Insel im ägaischen Meere II 50,
^270.
Kepfaallenen, Stamm der Leleger 1 1 12^
132, 421.
Kephallcnia (Same), Insel im ionischen
Meere. Aeoüer in 182; Verkehr nach
Westen 1 419; in den Perserkri^gCA
II 91 ; im Bunde mit Athen II ^t;
407 ; Messenier vertrieben aas III 7,
151.
Kephalos, attischer Redner 111 264,267,
446 f.
Kephalos, Syrakusaner 11 272, 848.
Kephisia, attischer Demos I 373, II ^2.
Kephisios, Athener III Ulf.
Kephisis, Mose bei Eumelos I 257.
Kenhisodotos , attischer Bildhauer 111
288, 535.
Kephisodotos, Athener HI 456, 463,
580.
Kephisophon, attischer Feldherr III
679, 810, 685.
Kephisos, Fl. in Attika I 286.
Kephisos, Fl. in Böotieo I 9, 78, 98, 111
709.
Kepoi, Ort am kimmerischen Bospofos
III 551.
Kerameikos, Stadttheil in Athen I 354,
III 315; Anbau unter Peisistratös I
359; Bauten im 11 330 fr.; Markt (le$
I 353, II 149; Fackellauf im I 357,
II 346; Gräber im II 149, 172, 330 f.,
422, 111 316; Denkmäler im HI 541.
Keraon, spartanischer Heros I 170.
Kerdyliou, Burghöhe bei Araphfpolik' U
520.
Kerkyra, Insel Im ionischen Meere l
93; Bedeutung von I 419; and Ko-
nnth I 259, 261, 286, 268, 420; 11
364 ff. ; im Perserkriege ü 65; üod
Athen II 367 ffT, 391, 465 f., 492, 676 ;
im neoen attischen Bunde III 285^
von Sparta angegriffen IH 288, 291;
Iphikrates bei III 293; triU aUs d^lti
attischen Buode III 463; im Bül^da
gegen K. PhUipposUI 679, 710; -ü
36
REGISTER«
Colonien von I 420 f.; Thonwaaren
von 1 433; PliaiakeDsage in [ 533.
Rersobleptes, Kotys' S., Thraker 111
463, 465, 484, 579 ff., 618.
Killkieo. von den Phöniziern besetzt I
38; Dardaner in 1 223; Rbodier in I
433 ; als persische Provinz I 601 ;
fällt von Persien ab III 21 j ; Seeraub
von 1 74.
Kilikier, bei Salamis II 81.
Kilix I 57.
Rillikyrier, Volksklasse in Syrakus II
533.
Klmmerler, Volk an der Nordküste des
Pontos. Züge nach Asien I 409,
558 f., 684.
Kimon, genannt Roalemos, Stesagoras'
S., Athener I 363 f.
Kimon, Miltiades' S., Athener. Charak-
ter und öffentliche Stellung II 119,
127 f., 148 f.; Führer der Flotte II
116, 128; an der Spitze des Staates
II 135; siegt am Eurymedon II 140;
Gegner des Themistokles II 135 ; ge-
winnt den Chersonnes 11 145; Zug
gegen Thasos 11 146 f.; Hilfszug nach
Sparta II 156 f.; Zug nach Aegvpten
11 161; verbannt II 162; Rückkehr il
179; vermittelt zwischen Athen und
SparU II 180; Tod II 181 f. — und
der deliücbe Bund II 166; und die
Kunst II 322, 330; Bauten des 11 315,
332; Wahlspruch des II »18. — und
Aischvlos II 303; und lou von Chios
II 2S0'f., 294; und Perikles II 152f.,
179f., 187f, 214; und Polygnot 11
315. — Sogen, kimonischer Frieden
II J90 f., 840.
Kinadon, Spartaner III 156 f.
Kinaithos, Hymnendichter aus Chios II
552.
Kincsias, Dithyrambendichter in Aihen
ni 79, 83, 88, 531.
Kirke I 224.
Rirphis, Geb. in Phokis I 248, 472.
Kirrha, Hafenstadt in Phokis 1 245,246.
248, 314.
Kissides,8vi'akusaDischerSüI(luerrührer
ni351.'
Kissier, pernischos Volk II 44.
Kithairuu, Geb. zwischen Attika und
Bootien I 9, 96, 286.
Kition, St. in Cypern II 181, III 210;
Köoigsbild von I 583.
Riadeos, Fl. iuPisatisin36J.
Kiaroa, St io Lydien I 466, 47 L m.
Klaroten, unfreie Klaaae in Kreta 1 161.
Klazomenai, St, io louien. Griadasf
1 114; Mundart 1 225; coUusirt
Naukratis 1 413; veraacht eiaeAa-
siedelung ia Thrakieii 1 577; ia
ionischen Aufstau de I 622; im fdt-
ponnesischen Kriege II 706, 710; vn
Persien gewoDuen III 205, 209.—
Münzen von 1236; Fischerei vaa 1
405.
Kleaioetos, Kleou's Vater, AthaaerD
452.
Rleandridas, Spartaner 11 184, ^
573.
Kleandros, Tyrann von Gela 0 529.
Kleandros, Spartaner, Harnost u Bf-
zanz III 139.
Kiearchos, Spartaner II 750, 753, 7^
760, IH 127; in der Argiaasaa-
schlacht II 780 ; Harmost ia Bjiaax
111 6; bei Kyroa III 133; ia itt
Schlacht bei Konaza 111 136.
Kiearchos, Tyrann von Heraklcia Dl
546 f.
Klearidas, spartanischer Feldherr D
521, 589.
Rleidemos, attischer Gesohichtscfcrei-
ber 111 520.
Kleidung, attische I 394, II 20S; daii-
sehe 11 208.
Kleigenes, Akouthier III 235.
Kleigenes, attischer Demagog U 7b2.
Klcinasien, natürliche Bcschaffeabcit
I 5 ; Stammsitz der lonier 1 30; Eii-
w ander ungen in I 110 ff., 115; mi
die orientalischen Staaten I 550 f.:
unter lydischer Herrschaft I 565 f.:
unter persischer Uerrscbaft 1 573ff.
— Colonien in 1 1 14 f.; Geldwahnuf
in I 237.
Kleinias, Athener, V'ater des .41kibia4fs
II 37, 593.
Kleinias, Kleinias* S., Athener II 593L
KleVppides, attischer Feldherr II 444.
Kleisthenes, Megakles' S., Atheaer,
Herkunft I 253, 291; Gegner 4rr
Pcisistratiden 1366; an der Spitie
der Volkspartei 1 369 f.; arine Refor-
men I 373 f.; seine Ordnung des Ge-
richtswesens II 223 ; verlässt Athea
1378; Rückkehr 1379; verhaaati
3S3; Charakteristik I 383 f.
Kleisthenes, Tyrann von Sikyoa, ge-
langt zur Herrschaft 1 243; seif«
REGISTER.
37
Reformen und Politik I 244 f., 276,
460; and die Alkmäooiden I 341; im
heilii^D KHffe gegen Krisa 1 248;
FreierversAmmlaog bei I 249 f.; uod
Delphi I 548.
RlefUrchos, Tyrton von Eretria 111
590 f., 802, 680.
Rleiteles, Roriother III 455.
Kleitor. St. in Arkadien I 156, III 322.
Rleobalei Matter des Demosthenes III
551
Rleobalos, Tyrann von Lindes I 507.
Kleobalos, spartanischer Rphore II 5S9.
Rleokritos, Mysterienheroid in Athen
Ul S2.
Kleokritos, Koriother II 95.
Rleombrotos, K. von Sparta, in Böotien
III 274, 279; in Phokis III 300; bei
Lenktra 111 303 ff.
Kleomedes, attischer Feldherr II 617.
Kleomedes, Samier II 709, 111 123.
Rleoneoes, R. von Sparta. Chrono-
logie des 1 671, II S21 f , Kriegszöge
■ach Attika 1 168, 367 f, 37Sr., 384,
387 f., 459; nach Plataiai 1 381, 671;
nnd Demaratos 1549, II 10; und Per-
sien 1611, 618, 119; in Aigina II
10; in Argolis I 368, 459, II 50;
Tod 11 11.
Rleonenes, Spartaner, Vormund des
Paosanias 11 449.
Rieonenesi thebanischer Feldherr III
347.
KI0OB, Rleainetos' S , Athener. Anklä-
ger des Anaxagoras II 396; Gegner
des Perikles II 407, 416; öffentliche
Stellang II 484, 452 ff.; in den Ver-
liandlangen überMytilene II 458 f.; in
denFriedeosverhandiungen 11 483 ff.;
bei Pylos II 487 f.; bei Amphipolis
II 520 ff.; Tod II 522. — und Aristo-
pbaDes11483f., 515f.
RleoB, Sehriftsteller aus Halikarnass
III 173.
Kleooai, St im Peloponnes I 114, 151,
253, 529.
Kleoaymos, attischer Demagog II 522,
630, 642.
Rleophoa, attischer Demagog II 754 f.,
781 f., 796, 805, 807 f^ III 87, 1 12.
RIeopompos, attischer Feldherr II 414.
Rleestbeoes, Pis&er 1212.
Rleostratos, Astronom ans Tenedos II
284, in 525, 795.
Rleotimos, Eleer III 639.
Kleruchen, attische II 259, 847; von
den Spartanern vertrieben III 7; nach
der Schlacht bei Chaironeia 111 814.
Kleuas, Pelopide I 114.
Koakion, Fl. in Lakonien I ISO.
Knemis, Geb. In Lokris III 704, 709.
Knemos, spartanischer Feldherr II 420,
440.
Knidos, St. in Kleinasien. Gründanfpl
115; Colonisationsth'atigkeit 1413,
455, 437; von Persien erobert 1
580; fallt von Persien ab II 712;
Sieg des Konon bei III 183 ; im Bande
mit Rhodos III 467. — Galt der Aphro-
dite III 215. - Koidicr in SicUien U
541.
Kdosos, St. auf Kreta I 62, 159, 163.
Koalcmos (Kimon), Athener I 363.
Kodros, K. von Athen. Herkunft I 291 ;
Tud I 295; Nachkommen I 117^ 226,
296.
Königshalle in Athen III 50.
Köoigthum bei Homer I 125, 132; spar-
tanisches I 167, 649, 169, 174 f.,
186, 105; attisches I 294.
Koes, Herr von Lesbos I 609.
Koiratadas, Thebaner III 141.
Koisyra, Megakles* T., Gemahlin des
Peisistratos 1 345.
Kolaios, Samier I 494, 527, 585 f.
Kolakreten, attische Finanzbehörde 1
298.
Kolchis, Land am Pontes I 403.
Kolonos, attischer Demos II 306, 727.
Kolophon, St. in lonien I 398; Griia-
durig I 114; Mundart von I 225; im
Kriege mit Lvdien I 556; im atti-
schen Bunde 11 246, 252; wird per-
sisch 11 451; von Thrasyllos genom-
men II 757.
Kolotes, Bildhauer aus Faros II 354,
356.
Kombaphes, Halikarnassier, Feldherr
des Kambyses I 584.
Komödie, attische: Anfänge II 307 ff.;
politische Bedeotung 11 483 f.; übt
literarische Kritik HI 87; Gesetze
gegen die Komödienfreiheit II 394,
484, 652 f. ; der Chor ihr eoUogen 111
88; nenere attische III 528 ff. — s.
Arisitophanes.
Komon, Messeuier II 488, HI 314.
Konon, Thimotheos* S., attischer Feld-
herr II 776; Nachfolger des Alkibia-
des 11 776; bei Lesbos H 778 ff. ; Nea-
38
REGI8TEB.
wähl zom Feldherru II 7S3; bei
Aigoipotamoi II 793, 795; in Cyperii
III lo7f.; ia peraischeo Diensten
HI 181 ff.; siegt bei Knidus III 183;
stellt die attischen Mauern her III
184; Gesandter in Sardes III 193,
195 f.; Tod III 2t8; — öffeutlicbe
Stellung ni 215, 217 f. ; und Isokratcs
III 511. — Denkmäler für seiucu Sieg
bei Knidos III 535.
Kopais, See in Böotien I 79, 90, 2S6
Kora, Verehrung der in Attika I 291 ;
in Sicilien I 458. — vgl. Demeter.
Koralios, Bach in BÖotien I 90.
Korax, Bedner in Sicilien II 558, 507.
Rorax, Geb. in Lokris III 704.
Koriooa, böotische Dichterin III 251.
Korinth. Lage und Bevölkerung I
253 f.; lasoa in I 77; Dorier in I
151 f.; unter Königen 1 254f., 659;
unter Prytanen I 257 f. ; im Kriege
mit Kerkyra I 420; im Bunde mit
Sparta 1 195; im 2. messeuiachen
Kriege I 195; im Kriege mit Argos I
239;uuterTyrannenr262f.;ralltvon
Demaratos ab I 384 ; Betheiligung an
der Gründung von Byzanz I 418;
im Kriege mit Samos I 593; Schieds-
richter zwischen Theben und Athen
I 381, II 8, 33; in Feindschaft mit
Aigina II 57; in den Pcrsorkriegen
II «5, 09, 72, 78, 91, 1(>5; und Athen
II 109, 17ltf., 1S4, 302fl'.: unter-
stützt Epidamoos II 305 f. ; im Kriege
mit Kerkyra II 300 ff. ; unterstützt
Potidaia II 37] f.; betreibt den pelo-
ponuesischen Krieg II 374 ff. ; wiih-
rend des peloponnesischcn Krieges
II 405 ff., 477, 492, 523, 5>^5, 003,
012, 015, 704, 744, 8o8 ; Spannung
mit Sparta III I28f., 161 ; im korin-
thischen Kriege gegen Sparta III 175,
178, 1S5II., 197, 223; nach dem
.\ntalkidasfriedeu III 207; demokra-
tische Bewegung in III 315; und
Theben III 335, 358, 308; in demo-
stheniseher Zeit III 028, 679, 710,
716, 724, 727. - Cult der Aphrodite
in I 49; Münzen von I 200, 318, II
574; Künste und Ertiudungen in I
250,510, 525, 529, 531; Poesie in
1 537; Metallfabrikeu in I 415; Han-
del von 1 254 f. — Colonien von I
259, 4161., 427 f., 111399.
Korkyra s. Kerkyra.
Korn. lleberwachuDg des Koraverkaaf»
durch den atheoiachen Staat II IH.
220 ; Uebcrwachang der tvinfakr 11
^ 209 f.
Koroibos, attischer Arcbiickt U )27.
Koroibos, Eleer, olympiseher Siqcr
I 213.
Korone, St. in Messeoien III 332.
Koroneia, St. in Böoiieo., vaa Phtbi
genommen HI 43S, G24. — Schlack-
ten bei : Sieg Thebens über Athet H
183, 216, 237; Sieg des AgesUati
^ III 180, 498.
Korsika. Bedeutung von I 437; Pk*-
küer auf I 578, II 547; Karthager atf
II 541.
Korybanten. Erabilder der in Praiiai
I 89.
Korvphasion, Vorgeb. in Mesaealei U
479, 481.
Kos, Insel im ägäiacheo Meere, vaa
Epidauros coloniairt I 115; Sfc}tksi
in I 626; Tribut tu Athen 11 iki:
unter Herrschaft von Halikaraasi 11
275 ; von Alkibiadcs befestig 11 TIS:
und Maussolloa III 467, 5S2 f.; aiter
stützt Byzanz III t>S5.
Kosmoi, oberste Behörde io Kreta IM
Kottyphos, Pharsalicr III 700, lUl
Kotys, K.inThrakieo 111414,416, 4H
403, 547.
Kotytto, thrakische Göttin 11 429, ^i:
Verehrung der in Athen III 5ü.
Kranat*. Insel im lakouischea Meer
buson I 30t'., 4S.
Kraneion, Vorstadt \ oo Korinth 111 I'.i't
Krauuoo, St. in Thessalien I 251, lil
315, 412.
Kranz, als Kampfpreis 1 482.
Krates, attischer Komüdiendichter II
309, 557.
Krathis, Rarh bei Sybaris I 429. II b^\'-
Kratiuos, attischer KouÖdiendirhter il
239. 3ü9f., 312, .H94, 454, 493, ö-v.
III 88.
Kratvlos, Philosoph II 203.
Krenides, St. in Thrakien III 425.
Kreon, attischer Archont I 663.
Kresilas, attischer Bildhauer 11 422.
Kresphontes, lleraklidel 14(>. ]4^ 14^
Kreta, natürliche Beschaffenheit I Öl
lO.'t: Kevi'ilkeruDg I62f.; Verbiadnaf
mit L\kien und Troas I 75; Aehaer
in I s3; Dorier in I 112, 115, 15>ff.:
Arkader in I 155 ; Samier iu I 5i>l;
REGISTER.
39
ADswanderang^en oaeh Kleinasifn I
115; uater K. Minos 163 f.; Char-
mides io I 2S2 ; Binwirkan^;^ auf Ar-
ges I 591.— Znatäade von I 159 f.,
178; Gottesdienste in 1 50, 53, 62 f.,
65, 164; 199; Maatik in I 463; Al-
phabet YOB I 499; Gymnastik in 1
160, 483; Rnost in I 516, 518, 520;
kyklopiscbe Maaern in I 127. — Ein-
Wirkiiag aof Sparta I 164, 172, ISO,
182, 198 f. ,649.
Rreter^ Ansiedlnn^n der in Griechen-
laad 159; in Lydien 1115; in Lv-
kien I 79; in Milet T 39S f.; in
Theben I 80; in Thrakien I 113;
SrUoden Erythrai 1 117; ^nden
risa I 100, 245, 492; in Attika I
285; in Italien 1421; in Sicilien I
43»; in LibTen I 444 ; als Söldner
m 220.
Kreüsa, T. des Erechtheas I 2S^.
Kreosis, St. in ßöotien III 303.
Kriegswesen, spartanisches I 1S3, 18b:
•ttisehes 1 922; Söldner III 220 (si
Söldnerwesen); Reformen des Iphi-
krates 111 221 f.; thebaoisches III
^ t7}, 901 f.; makedonisches 111 418f.
Krim, hellenische Colonien I 450.
Kfia«, St. in Phokis I 473; Gründung: I
64, 100, 245, 492; und Delphi I 102,
246 f.,473 ; yerliert seine Selbstdndigr-
keit 1 102; heiliger Kriegr gregen I
247 f., 919, 934; zerstört I 248.
Kritalla, St. in Rappadokieu II 45.
Krithote, St. am Hellespont III 479.
Kritias, Kallaiscbros'S., Athener. Cha-
rakter H 810 IT.; im Hermcoprocess
verhaftet II 650; beantragt die Hiick-
berufnng des Alkibiades II 742;
liüchtie in Thessalien II8l2r ; Heim-
kehr 11 813; Einer der dreil'sig Tv-
rannen II 815, IH dOlF.; Feiud des
Alkibiades III 17; Tod III 32. — und
Sokrates 111 108, 114, 116; und Tbe-
ramenes 111 20 ff. — als Redner lil
515.
KrHias, Bildhauer in Athen (1 332.
KritoD, Athener, Schüler des Sokrates
m 96, 496.
Kr«byIo9, attische Haartracht I 394,
672.
Kroiaos, K. von Lydien. Statthalter
von Mysien I 569; wird König I 564 ;
gewinnt die griechischen Kusten-
itS^te i 565 f. ; im Kriege mit Kyros
I 569 f.; im Bunde mit Miltiades I
604; Sagen von I 572; und Selon I
336, 573.
Krommyon, Kastell in Megaris III 186.
Kromnos, St. in Arkadien III 360.
Krooos, phöoizischer I 492.
Kroton, St. in ßruttiom. Gründung 1
428 f., 492; Verfassung I 545; Py-
thagoreer in I 546 f.; in Keiodsehaft
mit Sybaris I 430, II 269, 569; Ge-
schichte von II 569 ff — Colonien
von 1 430, II 569; Münzen von H 574.
Ktesias, Geschichtsehreiber und Arfet
aus Kuidos I 68, H1 159, 762f., 522.
Ktesiphon, Athener III 609.
Ktesippos, Chabrias' S., Athener III
567.
KunsAa, St. in Babylonien. Schlacht
bei in 135ir.
Kunst bei Homer I 125 f. — s. Arefai-
tcktur, Malerei, Plastik u. s. w.
Kupfer, aus Cholkis I 414; aus Italien
I 422; aus Tartessos I 442. — Ur-
kunden auf I 501 ; Ilaudelsgegenstand
bei Homer I 138. — Knpfergeld In
Athen 11 575.
Kureten, Vulk in Akarnanien I 45.
Kurion, Stadt auf Cypern I 621.
Kyaue, Fl. bei Syrakus II 656.
KyaneYsche Inseln, im schwarzen Meere
II 189.
Kya;sarcs, K. von Medien T 564, 568.
Kvbele. Verehrung in Lydien und
Phrygien I 66; auf dem Tda 1 68; in
Thessalien und dem Peloponoes 1 85;
in Sardes 1 231, 619.
Kybos, St. in Libyen i 442.
Kvdatbenaion, Stadttheil von Athen I
'354.
Kvdias, Athener HI 457.
Kydonia, St. in Kreta I 159, 169, 448,
594, II 6, 420.
Kvkiiker, nachhomerische Ependichter
'l 361.
Kvklopen, in Argos I 56, 86, 127; ky-
klopiscbe Mauern I 108, 126f., 191.
Kvllene, Hafenstadt in Elis I 204, III
*150.
Kvlon, Argivcr 111 170.
Kylon, Athener. Zeit des I 669f.;
Attentat des I 303 f.; unterstützt von
Theageues I 276. — Frevel an den
Kyloiiiern I 305, 308, 941, 371, 378.
Kylon, Krotoniat I 547.
Kyme, St. in Aeolis. Gründung I 114;
40
REGISTER.
Aeolier in I 397; grüadet Phokiia I
223; VerbindiiDg mit Phokaia I 43S;
mit Phrygieo I 552; Tyranuis io I
602; im iooischen Anfstaod 1 622;
voD Tissapheroes belagert III 143.
Kyme, St. in CampaoieD. Grändaog I
423; BedeatuDg I 424; Verfasauog
I 545; VOD Hieron gegen die Tyr-
rhener geschützt II 548.
Kyme, St. in finboia I 414, 423.
Rynaigeiros, Aischylos* Bruder, Athe-
ner II 24.
Kynosarges, Gymnaaion bei Athen U
25,331,111495.
Kynoskephalai, Aoböhe bei Theben 111
274.
Kynossema, Vorgeb. des Chersonnes.
Schlachten bei III 837.
Kynosnra, Vorgeb. in Attika II 21.
Kynosara, Ort in Lakonien 1 166.
Kynuria, Landschaft in Argolis 1 89,
234f.,3C8,II494.
Kynurier, Volksstamm in Arkadien III
321.
Kynurier, Völkerschaft in Lakonien III
727.
Kypros s. Gypera.
Kyprothemis, Tyrann von Samos 111
470.
Kypseliden, in Korinth 1 262 f , 660, 503 ;
in Ambrakia I 270, 276; iu Attika I
338; in Thrakien I 343, 604.
Kypselos, Ketion's S., Tyrann von Ko-
rioth 1 660; Herkunft I 262; Kasteu
des in Olympia 1 263, 52S.
Kypselos, Periandros' S., Korinther 1
268.
Kyreer, Truppen des Kyros 111 1390*.,
180.
Kyrenaiker, Philosophenschulc III 490.
Kyrene, St. in Libyen. Grüuduug I
444, 677, 493,503; Antenorideu in
1 450; im Kampfe mit Aegypten I
445, 582; huldigt Persieu I 597;
Aegiden in II 532; im Kampfe mit
Karthago II 540; impclopounesischen
Kriege II 678. — Cult des Apollon
in 1 493; Silphium von I 444, 677, II
272.
Kyrnos, Insel im etnirischcn Meere I
448, 578. — s. Korsika.
Kyros, Kambyses* S., K. von Persien I
569; im Kriege mit Kroisos I 569f. ;
erobert Kleinasien i 573 f.; Tod 1
581.
Kyros, Dareios* II S., Pener. Statt-
halter in Kleioasiea \l 765 f.; Ri-
stangen des III 1 32 f. ; Hecresiag ge-
gen K. ArUxerxes IH 134£;faUtlU
136. — ond AlklbuLdea 01751; ai4
Aristippos von Laris« Hl 338, 77>f.;
und Lysandros II 772; oadTianpkcr
nes HI 130 f., 760; and XeMphwOl
497.
Kvthera, Insel bei Lakosieo. Sckiff*-
'stalioo der Phönizier 1 36, 4% 161:
Dorier in I 112; sjiartaBischer SUtt-
halter in I 18S; vooJVikiat gwaauM
II 493 ; an SparU urikkgegekB 11
523; von Konon besetzt HI 163;
attischer Sutthalter io Hl 21&
Kythnos, Insel im aeg. Meere 11 251
Kytinion, St in Doris I 9S.
Kyzikos, Hai biosei vad Stadt ai kr
Propontis. EinwandeningderAetliff
in I 113; Grüoduog der Stadt 1 4tt2,
493, 405; Tyranois in I 602; Si«
des AlkibUdes bei II 75211 - Oä
des ApoUoB io I 493; Phyleo wd
Kalender von 1 452.
Labda, Koriatherin, Malter des RypM-
los I 262.
Labdakiden, thebanisckes Berrsehri^
schlecht I 81, 96.
Labdakos, K. von Theben I 81.
Labdalon, Ort bei Syrakos II 662. m
Labrauda. St. in Karien I 226, 621
Labyoetos, K. voo Babylon I 562,570.
Laches, attischer Feldherr II 43;!f:
vermittelt den WalTeostillstaid ait
SparU U 516; in Sicilien II 57Sf.:
für den Frieden II 604; in Arg^sD
605; fallt bei Mantineia II 607.
Lade, lusel bei Milet 1 624 f.
Laden, Fl. iu Arkadien III 323.
Laios, K. von Theben I 81.
Laispodias, Athener 11 735.
Lakedaimon s. Sparta.
Lakedaimoniüs, Kioion*s S., Athener U
löO, 36S, 393.
Lakinion, Vorgeb. iuBmttiaai 1431, 41^
Lakmon, Geb. iu Thessalien III 3S9.
Lakon, Platäer II 463.
Lakonien, Landschaft im Peloposs«.
natürliche BeschafTenheit 1 149, \M:
Bevölkerung II 50; Leieger in 143.
]b4;Herakliden in 1146, ]5S;Dorifr
in 1 149; älteste Geschiebte I lö4f.:
colouisirt Kreta I 15b. — s. Spart«.
REGISTER.
41
JUkratiiaf, Athener II 416.
Lanaehos, attischer Feldherr II 438,
622; Führer der sicüischeo Expedi-
tion II 635, 640, 643, 648, 661 ; Tod
0 668.
LsmU, M egareer I 675.
Lampon, Athener II 152, 263, III 529.
I^aipntkes, St am Hellespont. Phöoi-
aiar in I 401 ; von Milet gewonneo 1
406, 417, 438; Tyrannen in 1 602;
in Rampfe mit den Dolookern I
•. 605 f.; Yon Pertien erobert I 622; im
Se$itie des Themistokles U 142;
Tribm an Athen II 251 ; fallt von
. Alhaa ah II 750; atheniiiches Schiffs-
lager in II 756; voo Lysaudros ge-
aoBUDenII792; vonChares genommeo
- 111 470. — PhUelogie in III 523.
La^toaas, Tyrann von Phokaia 1 602.
Lim, St. in UnteriUlien II 263.
Igaphanas, Arkader I 250.
Lapithen I 254, 263.
Lftriaa, Verhreitnng des Namens I 60.
Larisa» St ia Argolia 1 86, 150.
Lariaa, St in Thessalien. Burg der
Aahaer I 84; Alenaden in U 42; von
dien Makedeaern genommen III 345,
412; ven Pelopidas befreit III 346.
Lariaaa» Fl. in Achig« I 218, III 149.
JUa» St. ia Lakoniea I 168.
Laaiaa, St ia Elia 111 150, 359.
Laaas, Dichter aas Hermione I 362, 11
54, 195, 295, 313.
Laathenes, Olynthier III 604.
LataMM, Berg in Karlen I 622.
Laariaa, Geb. in Attika. Bergwerke
¥oa U 31, 254, DI 642.
Leagraa, Athener II 145.
Lehfldea, St in leniea I 225.
Laehaion, Hafenstadt voo Korioth 1
266,UI185ff., 197, 223, 336.
La4a,iBLakonienI164f.
Laier, aieheaaaitige I 539.
Leipeydrion, fetter Punkt in Attika 1
366.
Leka (Lykier) I 40.
Lakythea, atUache III 542.
Lekythos, Bergfeste in Sithonia U 51 1.
Lelaatiaehe Ehoe, zwischen Cbalkis
«ad EretrU auf Euboia I 233, 259,
417.
Leiter, Gesamtaame der Ostgriechen
1 44; oad Karer 1 45; verschmolzen
autAaoliern 182; Niederlassungen
Ib Hallaa I 58, 111; Answandernng
nach lonien I 111; in Lakonien I 88,
164, 179, 187; in Attika 1285; in
Kleinasien 1 115, 118; in Italien I
422.
Lelegia, karische Bauwerke I 45.
Lelex, megarischer Heros I 45.
Lemnos, Insel des ägäischen Meeres,
lason in I 77; von den Persern ge-
nommen 1 609 ; von Miltiades erobert
11 19; in der Schlacht bei Salamis II
81; im delischen Bunde 11 247;
attiscbe Kiernchen in II 261; unter
attischer Herrschaft HI 195, 205,
579; im Bnndesgenossenkriege ver-
wüstet III 469.
Lenäeo s. Dionysien.
Leobotes, Aikmaion's S., Athener II
138.
Leobotes, Spartaner I 172.
Leochares, attischer Bildhauer 111 538 ff.
Leodamas, attischer Redner III 446,
458.
Leogoras, Athener, Anhänger des Klei-
sthenes I 366.
Leogoras, Athener, Vater des Andoki-
des II 643, 650.
Leokedes, Pheidon's S,, K. von Argos
I 239, 250, 658.
Leokrates, attischer Feldherr II 95,
176, 230.
Leon, Athener III 353.
Leon, Byzantier III 684.
Leon , attischer Feldherr II 729, 736,
776.
Leon, Salaminier 111 19.
Leon, Ort bei Syrakos 11 662.
Leonidas, K. von Sparta, in Thermopy-
laiUSlf., H68f., 828.
Leonides, Mörder des Tyrannen Kle-
archos III 547.
Leootiades, Thebaner IH 239 ff., 261 f.,
264 ff.
Leontinoi, St. in Sicilien. Gründung I
427; von Gela unterworfen II 531;
und Athen II 577 f.; von Syrakua
unterworfen H 582. — Münzen von
H 552.
Leontis, altische Phyle II 22.
Leosthenes, attischer Feldherr IH 460.
Leotychides, K. von Sparta H lOf., 105,
116, 146,169,832.
Leotychides, K. Agis' II S., Spartaner
III 152 f.
Lepetymnos, Berg auf Lesbos H 284.
LepreoD, St. in Triphylien. Minyer in
42
RBGISTEK.
I 155; OBd Sparta I 194, 216; im
Perserkriege it 91 ; nnd Elis II 586 f.,
III 147, 150; im Bunde mit Sparta III
335; im Besitze von Arkadien III 359.
Leptioes, attischer Redoer Ilf 565.
Leros, losel im ä^isehen Meere I 623,
II 252.
Lesbos, Insel im ägÜiscfaen Meere. Ein-
wanderang der Aeolier I lt3f,; von
den Achäern erobert 1 120 ; Tyrannen
iu I 348; von Kyros nnterworfcn I
580; von Polykrates bezwangen I
587 ; noter Dareios I 609; im ioni-
schen Aufstände 1 624 f. ; von Persieu
unterworfen I 627 f. ; im hellenischen
Bunde II 107; im attischen Bunde TI
243, 245, 391 ; attische Klerachen in
II 461 ; und Athen II 703, SOI, III 201.
— Dialekt von I 24; Galt des Melkar
in I 50; chronologische Stadien in
I 140; Musik in I 198, 111 81; Poesie
in I 538; Astronomie iu II 284;
Orakel in I 471. — s. Methymna
und Mytileoe.
Lesehe, in Delphi I 505, 542, II 316f.;
in SparU I 185.
Leaches, epischer Dichter aus Lesbos II
287.
Letäer, thrakiseherVoIksstamm III 424.
Leto I 73.
Letrioui, St. in Pisatis I 217, III 150.
Leukns, lusel im ionischen Meere J 419,
II 363 f.; korinthische Coionie auf I
2(51, 206; im Perserkriege U Dl ; von
Demostbencs verlaustet 11 474; im
koriiitbischen Kriege gegen Sparta III
175; und K. Phitippos IU 674; im
Bunde mit Athen III 679, 710.
Leuke Akte, St. am Hellespont II 46.
Leukippos, Philosoph II 201.
Loukou, K. am Bosporos III 483.
Leukothea I 76.
Leuktra, St. in Böoticu. Schlacht bei
III 303 ff.
Libon, elischor Baumeister II 352.
Libyen, in Feindschaft mit Aegypten
I 40; Beziehungen zu den Hellenen I
40, 410; zu Karern und loniern I
411: Eiofluss auf Dodona I 503; im
Verkehr mit Sikvon I 243: Mcder-
lassungen iu I 41 1 f., 442f ; Gottes-
dienste in I 411. — Libyer im Heere
des Xerxes II 45.
Libvs, Spartaner, Halbbruder des Ly-
sandros U 767,111 35.
Lichas, Arkesilaos' S., SpirUaerDTll.
ni 128.
Lida, Bergfeste in Karin I 580.
Ligyer, Volk is Gallien I 44a
LilybaioD, Vor^eb. Siciliens I 4S5.
Limera, Beioane von Bfldaans H M
Limnal, Ort in Lakooiea I 165.
Lindioi, St. in SfeiHea. GriaiHfl
433. — s. Gela.
Lindos, St. aaf Rhodos. GriudmiKl
115, 433; Tribut aii AHmb ff 251
Liparische Inseln, bei Sicilies. Gm-
chea aari437; Karthager aer II 511:
von Athen angegriffaa 11 578.
Litra, Minaeinlieit ia Griligriaclfi
land II 574.
Liturgien, in Athen U 250if., 366^ Wi
Logisten, attiaobePiiiaB^ehordelltS^i
Logographen, ütteste GesehicMKM-
ber I 140, 11 273, 278. — Verfam
von Gerichtsredea in Athemlllll^
S50, UI 476, 565.
Lokrer, griechischer VolksslamB, mk
den Lelegern verwandt I 46, 11^
107.
Lokris, opuntisohes, LandsebaflaBci*
böischeu Meerbasea, hvMigt deafn-
sern II 66; im Bande mit AtbsaD
176 f. ; im peloponnesisehen Krii|al
387, 40S, 704 ; im Streite BitAsüi
III 170; im korinthischen Kriege Ol
175: im heiligen Kriege gegen Fb*-
kis III 435; iu der delphisdhea .\n-
phiktyonie HI 628.
Lokris, ozolisches, Landschaft an k**
rinthischen Meerbusen. Aeolier iil
S2 ; gründet das epizephyrisehe U-
kroi I 430; gewinnt Naapaktos 107:
und Theben Ul 311; nnd Delphi Hl
698 IT.
Lokroi , epizephyrisches. St in ^atr^
italien. Groadung 1430; Verfafsaif
I 545; im Kriege mit Rhegioa D 549,
577 f. ; und Athen II 647. — Colaaic«
von n 569.
Lokros, Bildhauer ans Paros 11 356.
Loos, bei der Beamtenwahl ia Athsa I
1 375, 670, 377.
Lorber, heiliger in Delos I 76.
Fjotophagen I 224.
Lud, Stammvater der Lyder I 67.
Ludias, Fl. in Makedonien HI 394C
Lupiae, St. in Calabrien I 421.
Lyder, dringen an die Koste KleJs-
asiens 1 115, 116; ia Smymal232:
RBGISTBR.
43
Sklaven U ^riecbenlaDd I 124; im
Heere des Xerxes II 45.
Uydieo. BevKlkeroog 1 67, 552 ; Heimat
dar Pelopidea I 84, 131 f.; Aaswan-
deroDg der Tyrrheoer aus I 223;
SlKeste Geschichte I 552 f. ; von As-
iMfTwu qoterwQrfen I 6S, 553; unter
den Ifermnaden I 553 f.; im Kampfe
mU Ifniaal 556 f.; Rimmerier in ~
I 65^; im Kriege mit Hedien I 562
nater persischer Herrschaft I 572 f.
^ ;.|rfihx^ i^g ieaiaebea Aafstaades
,619f. -^ Erfindang des Geldes in
231; Geldwähruag UI237; Grah
bauten in I 131. _ uad Delphi I 542
tUpdamis, Dynaat ia Balikarnasa II 276
hg^Amadßf Tyraan von Naxos I 348,
j. 950, ^7, 686» 586f., 613.
LTirif T*iT , Führer der Kimmerier I
Eitrkabe«to§, Berg hei Athen II 284.
i^lurfaa, Berf in Arkadien I 46, 156,
,.,.1:8), 202,2n,ni318.
LyUoa, arkadischer Heros III 397.
t^kwßU^s Samier I 60a
Lykeion, Gymnasien in Athen 1 359,
n 3S1, m 745.
Lykiai, St. in Qaiahriea I 421.
tfMdaa^ Athener n 90.
yiitn, Solymer in I 38 ; Leleger in 1
11! «^^{.rimefte Zostande I 73f., 641;
m Aflhaapr in I 83; Beziehung zu Kreta
:, m»d iTroae I 75; sn Lakonienl 164;
■ i^iipat de« Perseos I 86; Dardaner
in I 223; Rhodier ia 1 433; im
Kampfe mit Peraien I 581, 618; im
j,i4«Hachen Seehnade U 145, 253. —
ii,,3piVUBhe I 73; Knnat und Religion I
|] 74y 130; Verehrung der Dioskuren I
,..1041 Mantik I 463 1, 466 f.; Einfloss
jMtf Grieciiealand I 130, 523, 531.
ItyUar, Herknnfifc I 31; hennrohigen
II ■ Aagyptea I 40 ; ala Cok>nisten I 59,
117, 421; inAttikaI59, 285; und
, loaier 1 122; ala Baumeister in Argos
I 13«.
fijfdim (Apollpa) I 73.
Lykiskos, Athener U 787.
l4rkaa9 St in Arkadien HI 324.
Lykomedes, Athaaer H 73.
Lykooedetj, Mantiaeer 111 349, 355,
359, 458 f.
Lykomiden, attlsehes Geschlecht II 15.
Lykon, At|iener il 694.
Lyhoa^ attiaeker Bednar 111 1 13.
Lykopas, Spartaner I 594.
Lykophron, Periaadros' S., Koriather
1268 f.
Lykophron, Thessaler lU 431, 780.
Lykophron, Tyrann von Pherai III 155,
175,338, 779 f.
Lykosura, St. in Arliadien I 129, 156,
III 324.
Lyktos, St. in Kreta I 159, 163.
Lvkorgos, Aristolaides' S., Athener I
■^338, 340, 345.
Lykorgos, Athener, Grofsvater des
Redners III 19.
Lykurgos, Lykophron s S., attiseher
Redner HI 649£., 693, 720, 744f.
Lykurgos, Gesetzgeber in Sparta. Per-
son des I 171 f., 211 ; Zeit des I 189,
652; Gesetze des I 1730*.; und Tha-
letas I 199; and Olympia I 212, 655.
Lynkesten, Völkerschaft in Makedonien
II 501, 504, 517, in 394, 399, 411.
Lyra s. Leier.
Lyrik, ülteste I 535, 538; im Zeital-
ter der Tyrannen I 362 f.; während
der Perserkriege U 292 f. — s.Di-
thyrambos.
Lyroesos, St. in Troas I 120.
Lysagoras, Parier II 29.
Lysaodros, Aristokritos' S., spartani-
scher Feldherr. Herkunft und Cha-
rakter n 767 ff., UI 1720-.; Politik H
769 ff.; in Kleinasien U 771, 774;
als Fiotteoftthrer U 770 ff., 790 ff.;
siegt bei Aigospotamoi II 794 ; naeh
der Schlacht bei Aigospotamoi U
800 f., 804 f., 807; in Athen H 814 f«;
Öffentliche Stclloog nach dem Frieden
HI 4 ff., 35 ff, 119ff ; Feldherr gegen
Theben lU 171; Tod HI 172. — und
Agesilaos HI 152 ff., 160 ff.; und Alki-
hUdes HI 17; und Kvros U 772.
Lysaoias, aus Eretria 1 251.
Lyseas, Denkstein des in Athen U 315.
Lysias, attischer Feldherr II 788 f.
Lysias, Kephalos* S., attischer Redner.
Geburtsceit II 848; Lehen und Cha-
rakter m 515 ff.; in Thurioi U 264;
unterstützt Thrasybuloa HI 35. —
Reden : gegen Phormisios 111 42, 753 ;
gegen Eratostheoes lU 109; für Auf-
rechterhaltuog der Amnestie IH 1 lOf.,
758; für die Kinder des Aristophanes
IH 214; für Mantitheos lU 216 f.;
olympische Rede 111 318. — und der
Staat IH 544.
44
REGIBTEB.
Lyside s. Melisst.
Lysikies, attischer Demagog II 434,
858.
Lvsikles, aUischer Feldherr III 716.
Lysis, Pythagoreer aos Tareot III 258,
263.
Lysistratofl, attischer Feldherr II 615.
Lysistratos, Olyothier II 510.
IMäoalia, Laadsohaft in Arkadien I 543,
II 109, III 322, 325.
Mäonier, andrer Name für Lyder, b.
Lyder.
Maeotis (asowsches Meer) I 407.
Magnesia, St. in Lydien I 226.
Magnesia, St. in KaricD, l 559, 576,
594, II 142f.
Magnesia, Halbinsel io Thessalien 1
36, 111 439.
Magneten, Volk in Thessalien. ApoUo-
cnlt 154, 99; Wanderungen 1 97;
in der delphischen Amphiktvonie 1
102; huldigen den Persern 1166.
Mago (Anno), Karthager U 542.
Maiandrios, Tyrann von Samos I 595.
MaioDdros, Fl. in Karlen I 6, 32, 508,
626.
Maiuake, St. in Spanien I 441.
Mainalos, Geb. in Arkadien II 587, III
321.
Maison, komischer Dichter in Athen 11
308.
MaVteo, skythiscber Stamm I 407.
MaVtis s. Maeotis.
Makar s. Melkar.
Makara (Minoa), St. in Sirilieii I 64.
Makares 1 80.
Makareus, Heros I 50.
Makuria, St. in Attika I 50.
Maknria, St. in Messenien 1 50.
Makedonien, natürliche BeschalTenbeit
1 7, 111 389, 394 tf.; Bevölkerung 111
397(1'.; wird barbarisch I 456 : un-
terstützt die Peisistratiden 1 348,
365, 388; unter den Temeniden I
607 f. , III 399 ff. ; im Bonde mit
Sparta II 158; unterstützt Tbasos 11
155; Städte im delischeo Bund II
248; auf dem Friedenscongress in
S|)arta HI 294; und Thessalien 111
345; unter K. Philippos HI 4 15 ff.
Makistios, persischer Feldherr 11 91.
Makistos, St. in Elis I 155.
Maktorion. St. auf Sicilien H 529.
Malaos, Pelopide I 114.
Malern, Vorgebirge im Pelapaiiei 1 90,
168, 177.
Malerei in Athen II 313fl; ii
in381;io Sik70Din541;ii
n3]5.
Males, Aetoler I 250.
Malier, VoUl in TheMidie« IlOi; H «,
HI175, 311, 343.
Maloeis, Hafeo von MytUeae fl 441.
Mandokos, Häoptliag der (Mmei D
794.
Mandrokles, Teelwiker •«• Staat flN.
Mantik I 461 ff.; oad Priestertha I
467. — 8. Orakel.
Mantikles, Meaaeaier I 204.
Mantineia, St. in ArUdiei 1 1S6; wd
Delphi I 543; im PenerkrimIKil;
aafgelöst III 232; nen gegnadet ID
319 ; im Zwiespalt mit dem ibri|ci
Arkadien Ol 362; nnd Tegeani3l3C
— und SparU 11 169, 587, 600, WC,
609, 111 179, 230 ff., 768. — UHme
Tempelbaoten in f 5l].--ScUaehln
bei : Sieg des K. Agit Sker die Ar
giver II 606r.; Sieg des OptMiMr
das III 371 ff., 541.
Mantitheos, Athener 11 763.
Mantitheos, Athener Ui 216.
Marathon, Ort in Attika. Ue Icn-
kliden in I 107; Ph5nizler ia I »;
louier in 1 59, 29S; Peisistntidei ii
I 350; als Demos I 373 f.; Perser ii
II 14. — Schlacht bei II 20f., 19S.
824 ; von Polvgnot gemalt II 316:
Gräber von 11 331.
Marathon, Heros II 196.
Mardonios, persischer Feldherr. Ptlitä
des 1 628f., II 821; Schiflbr«:! «
Athos 1629, II 3; und K.Xeri«sD
41, 55; bei Salamis II 77; aaefcicr
Schlacht bei Salamis II 84f.; vcr
handelt mit Athen II 88; beirtit
Athen II 89; bei Plataiai H 901.; ii
Thessalien II 105.
MardoDtes, persischer Feldherr D 1U6.
Marganeai, St. in Pisatis III 150.
Markt, iu Athen I 294, 353, D 332;
III 50; der Demen I 354.
Marmor, parischer I 58S, 612; Sifn
des Marmors erfunden 1 612.
Maroueia, St. in Thrakien III 580.
Marsyas, Fl. in Karlen I 622.
Marsyas, Satyr, I III.
Maschala, St. in Libyen I 442.
Masistes, Bruder des Xerxes II Ul
REGISTER.
45
, persUcher Feldherr U 126,
o, Volk am Pootos I 55S.
St. in Gallien. GründuDg; I
tö; Verkehr mit Phokaia I
0. — Gelonien von I 440 f. ;
Too 1 494.
Phönizier I 37 ; aginetische
- 8. Münzen, Gewichte.
St. in Unteritalien I 537 f.,
By Astronom ans Lesbos U 284.
»arlaniseher Heros I 1 70.
in Athen, themistokleische 11
iL; Baa der langen II 149,
6. 238; nach dem peloponne-
Kriege zerstört II 808 f., 8 1 4 ;
aoo hergestellt III 184; des
IS m 277; kyklopische I 108,
I; des Isihmos von Korinth
UM.
s, Hekatomnos' S., Dynast in
in466f,469, 485, 570, 583,
*ahmal des UI 540.
Feldherr des Kyros I 575 f.
. Heilkonde.
ällt von Assyrien ab I 555 ;
ingen in Asien I 561 ; im
mit Lydien I 562 ; unter per-
Harrsehaft I 568, n 92.
Dynast von Larisa III 175,
0.
)n, edles Geschlecht in Athen
296, 308.
■nmheros der Med er II 59.
Spfe an SUdtbnrgen I 128.
i, persischer Feldherr I 6 14 ff.
ii persischer Feldherr 1 606 ff.
s, persischer Feldherr II 178.
AiksMuon's S., Athener, freit
riste I 251 f.; am kylooischen
betheiligt 1 306, 371; Haupt
ndier I 341, 345; und Pei-
s 1345 f.
Kleisthenes' S., Athener H
lis, St in Arkadien. Gröndoog
f. ; im Bunde mit Messenien
und Sparta HI 576 ff.; und K.
IS ni 640, 727.
$t In Megaris. Golonien von
70, 4 16 f., 427 f, 434; unter
iesI27]f.; Streit mit Athen
imis I 282, 309; in den Per-
^n n 65, 80, 89, 91, 94; im
Bonde mit Korinth 11 363, 369; im
pelopoQoesischen Kriege 11 604, 704,
758; in demostheoischer Zeit m 640,
662, 679, 710, 724. — und Athen II
171, 184, 186, 374, 408, 495, 516,
523, III 335. — Posse in 11 310.
Megara Hyblai, St. in Sicilieii. Grün-
dung I 271, 427 f., 661 ; gründet Se-
Hdus I 434; von Geloo genommen II
534 f., 555.
Megariker, Philosophenschule III 493.
Megaris, Landschaft auf dem I^thmos.
Leleger in I 45 f. ; Karer in 1 45 f. ;
Dorier in I 109, 270. — s. Megara.
Meidias, Athener III 590, 593 f., 697.
Mekyberna, St. auf Ghalkidike II 614f.
Melampos, argivischer Heros I 87.
Meianchros, Tyrann von Mytilene 1349.
Melaoippides, Dithyrambendichter in
Athen III 79, 83, 408.
Melanippos, Heros von Sikyon I 244.
Melankridas, spartanischer Feldherr H
704.
Mclanopos, Athener IH 294.
Melaothiden, Zweig der Neleiden 1 296.
Melanthos, K. von Athen I 291, 295, ü
279.
Melas, Cphesier I 563.
Melas, Thessalier in Korinth 1254, 262.
Meles, Fl. in Lydien I 121.
Meles, V. des Homer I 122.
Melesander, attischer Feldherr U 418.
Melesias, Lehrer der Gymnastik aus
Athen I 486.
Melesias, Thukydides' S., Athener II
725, 735.
Melesippos, Spartaner II 403.
Meletos, dramatischer Diehter in Athen
ni63.
Meletos, Meletos' S., Athener, Anklüger
des Sokrates lU 113 f.
Melikertes s. Melkar.
Melissa (Lyside), Gemahlin Periandros'
von Korinth I 267.
Melissa, St. in Phrygien UI 17.
Melissos, Ithagenes' S., Samier II 244 f.
Melite, attischer Demos II 182.
Melite, Insel im mittelländischen Meere
n 540.
Melkar (Melikertes, Makar), phönizi-
scher Gott. Verehrung in Hellas I
49; in Korinth I 57, 257; in Theben
1 80; in £rythrai I 115; in Attika I
285; bei den Isthmien 1 48^. — als
Colonisationsgott I 492.
46
BBGISTBR.
Meloo, Thebaoer, als Verbanater io
Athea Hl 264 ; kebrt xaröck lU 265 ;
beim Morde der Oligarchen III 266;
Böotarch III 267; uod Sphodrias III
275.
Melos, Insel im äg^äischeii Meere II 242;
von Doriern rolouisirt 1 115; Zü|pe
der Athener f^ei^en 11 472, 616 f.; von
Athen erobert II 618; Hückkehr der
vertriebeueo Einwohuer II SUl, III 7.
— Alphabet von I 499; Vasea von 1
523.
Meltas, \u von Argos I 230.
Memphis, ^it. in Aegypten 140, 48, 411,
413.
Menandros , attischer Feldherr II 672,
793.
Mende, St. auf Pallene, Tribut an Athen
II 254; von Brasidas gewonnen II
517f.
Meaedaios, spartanischer Feldherr II
476.
Menedemos, tiesetzgeber in Pyrrha III
546.
Menckleidas, Thebaner HI 270, 333,
365.
Menekles, Athener II 7SS.
Menelaiou, Berg bei SparU III 329.
Menelaos, K. von Sparta I 88, 136,
147, 164 f.
Menelaos, K. Amvntas* S., Makedoner
III 802.
Meuestbeus, K. von Athen I 119.
Menesthous, Iphikrates* S. , attischer
Feldherr 111 469.471,553.
Menippos, Athener II 394.
MenoD, Athener U 395.
Menon, Larisaer III 7S0.
Moutes, K. der TaphiiT I 421.
Mentor, 8. des Alkimos 1 136.
Mercnptah, H. von A(*g>pten I 40.
Mcrmuadeu, lydisches lionigsgeschlecht
I 503, 543, 553 f., 571.
Mcsoa, Ort iu Lakouien I 165.
Messaua ^Zaokle), St. in Sicilirn. Bran-
dung I 4251.; Messenier in 1 204. III
313, 332: Samier in I 626; von Gela
unterworiVn II 531; unter Tv rannen
II 530, 565 f. (s. Ana.xilaos;; von Sy-
rakos genommen 11 57S; und Athen
II 654, 656. — Coloaien vun I 436;
Münzen von II 552.
Meiisapia, Landschaft in Unteritalien I
421; II 570,685, UI 726.
Messapion, Berg in Euboia I 421.
Messen, mit des Festem verbia^ii I
489 f.
Messeae, St. in Measenien. Griatef
in 831; Maaern von m 3S1; ii k-
mosthenisdier Zeit III 660.
Messenien, Landaeh^ft iai PelapsiL
IName I 147; naliiriiebe Baschrfb-
heit III ISS; Lel<-|^r in 1 45; Aeelisr
in I »2; Aphareiden in 1 16&; Dmr
in I 146 f. ; HernLIiden ia I 13$;
älteste Geschichte von I 190; mm-
scnische Kriege: ChrennUfit 1 61
erster I 191 f. zweiter I IWC M-
ter n 147, 156 f., 176; nach 4«
Cnterwerfnng darcli Sparta II 479;
voa Kenon lieunrniiigt iU 183; Stak-
grnndongen in III 130 f.; im Biiii
mit Tegea HI 368; nnd K. Philiffii
III 640, 725, 727, 739. — daltii
dienste in I 148, III 331 f.
Messenier, in Sparta als Bürgar I IM:
in Rhegion nnd ZanUe I 2N; ii
Attika 1 290 f.; in Nanpaklaaim
362, 420, 479; in Pylea D 46^IM:
ans Kephallenia nnd' NanpakiM nr-
trieben III 7, 151; in SicUi« ■
151 ; in Hesperides III 314; vaa^n-
meinondas zuröckgerafen III 114.
M etagenes, attlaefaer Arehltekl B 3f ■
MeUpontion, 8t. in Lakaaiea. Gnu-
dnng I 431, 492; Macht voa D »I.
Methoue Halbinsel in Argolis U491
523.
MethoDC, St. in Makedonien. Gmitu
I 415 f., III dim, 403; and Atkil
406, 459; von K. Philippos sentM
III 426.
Methone , Hafenstadt in Messenin I
I9l,203f., n4«»7, in 331.
Methvdrioo, 8t. in Arkadien lieOiD
323.
Methymna, St auf Lesbos. aod Atkn
II 443, 446, 401, 7Ü!», 77h. fll J*l.
449. — s. Lesbus.
Metichos (.Metiochos), Athener 11 3UL
Mctiuchos, Miltiades' S., Athener H 41
Metöken, Schutz verwandte ia Athn
I 67U; durch Kleist heaes eiageftv^
gert 1 376: in den PanatheaäeaMin
II 347 ; als Flottenmannsekaft D TTV:
von den üreüsig' vnrfolirt HI H: ■
demusthenischer Zeit 111 72ii.
Meton, Astronom in Athen II t^--
63y, b50.
Metopen I 512, 516.
|UB«|81»H.
4n
\y QeltkrtfiT f u« Lanpsakot
i, attische Behöi^de P 113,
leiligthaiB^ 4«!* Pemeter id
165, 332.
'^ in PhrygioQ I 66.
^•a.Phryipieo 1229, 551 f.;
i I66|^ W«ihgescheoke des
1495..
kl Argoli9.I 96 f^; Grüadupg
Msbäer ia I b7 ; yoa Argos
•fen 11 157.
HiUr Ma^€ir II 316, 324.
Regaot voa Rhegion aod
[ 565 f.
a Karle«. L^leger in I 45;
Krater oad Karer io I 75;
n coJoBisirtl 114^ 117; Be-
von I 225; Neleiden in I
, 551 ; Tyraoneo in I 266,
ste Fehdeo I 232; im Bunde
ria I 233, 417; im Kriege
«n 1 556 L, 559f.; Vertrag
8 I 573; von PolykratQS be-
I 5S7; unter Histiaios I
»r Aristagoras t 614; iinler
as i 6241; von den Peraeni
I 626; in der Schlacht bei
[ 106; im Kriege mit Samos
ribnt an Athen 11 252; fällt
B ab U 707; von Athen be-
710; ariatokratische Bevo-
ll 792; und Sf»arUlI771,
t zu Kyros über III 131. —
von I 225; Handel von I
L, 414; Producta von I 398,
hilo^opbie in I 5U8I.; £rd-
I 497; Cult des Apollon in
319; der Athena 1561.--
von I 401f., 405 f., 409,
\i nilesiiefae Faotorei im
1 410, 673.
thagorear aua Krotoa I
•
(ypseles' S., Athener, wird
rDolonker I 343; im Bande
108 I 604.
liapn'aS., Athen er, als Herr
aMr 1,605, Haupt einer
Irnng gegen K. Dareios I
ttet,vor den Skythen I 606;
II 19 f.; bei Marathon II
I gOgeq Puros n 27 f., 82» ;
md Tod II 29. .
gpk in.KhBtnaaien I 398.
Mimep, Dichtungsgattung in Sieilieti II
557.
Mimoermos, Dichter aus Kolophon I
557.
Mindaros, spartanischer Admiral 11
749; am Hellespont II 750 f., 878:
iq der Propontis H 752 f. ; fällt II 753.
Mine, Gewichts- und Münzeinheit, in
Vorderasien I 230, 567; in Athen I
318, 331.
l^inoa, St. in Sieilien I 64.
Mioua, Insel bei Megara. Mikias auf 11
472, 495.
Minos, K. von KreU I 63 f., 159. —
Grab des in Sieiiien I 65.
Mioyas, Schatzhaus des I 78, 131.
Mioyer, pelasgischer Volksstamm.
Heroen der 1 76 f. ; Verbreitung IUI;
in Büotten I 7 7 (f., 96 ; io looien IUI;
in Elis I 155, 216; in Lakonien I
165, 168; in Attika I 285, 290; in
Thera I 443; in Libyen I 443 f.
Mioythos, Thebaner 111 260.
Misenum, Vorgeb. in Italien II 549.
Misthophorie in Athen II 227.
Mithradates, Rhodobates' S., Perser III
545, 796.
Mnaseas, Argiver III 660.
Mnaseas, Pbokeer III 432.
Mnasippos, spartanischer Feldherr III
293.
Mnesarchos, Gemmenschaeider in Sa-
mos I 592.
Mnesikles, attischer Baumeister II 350.
Mnesiphilos, Athener I 344, II 79, 204*
Mooiteo, unfreie Klasse ia Kreta 1 161.
Moloch, Verehrung des I 50, 63.
Molosser, Volksstamm in Epirus 1 93,
IH 428, 665.
Molykria, St. in Aetolien I 255.
Monate, io Delphi festgestellt I 480;
Tfaeilung in Dekaden 1 504,081. — s.
Kalender,
Monodien, euripideische III 78.
Mouoikos, St. in Ligurien I 440.
Morsimos, Philokles' S., dramatischer
Dichter in Athen III 61 f.
Motye, St. in Sieiiien. Karthager in I
435, n 541.
Münzen I 600 f. ; älteste in Phokaia 1
231 ; erste europäische von Pheidon
geprägt I 237, 657; — ägioetische I
237 f.; attische 1316 f., 331, 358,666,
n 271; babylonische I, 230, U 574;
grofsgriecfaische I 432, U ^69, 574 ;
48
REGISTER.
kleinasiatische I 236 f. ; korinthische
I 318, II 574; kyprische HI 211;
lydische 1 566f.; makedoDische IIU27 ;
persische I 600, 6S6; rhodische III
210, 427; sicilische II 552, 562; U-
reotioische I 431. — s. Geld.
MuDychia, Höhe bei Athen H 17, 328,
Sieg des Thrasybalos bei HI 32. —
Altar der Artemis in III 691.
Murychides, Heilespoiitier II 90.
Musen I 534, 54] ; drei des Eumelos I
257.
Musik, lydische I 552; unter delphi-
schem Ciuflnss I 535; in Sparta I
184, 198; in Athen H 193, HI 80 ff.;
in Böotien IH 254. — und die Gym-
nastik I 487.
Mykale, Vorgebirge in lonien, ionisches
Bnndesheiligthum in I 226, 579;
Schlacht bei H 105 f.
Mykalessos, St. in BUotien II 695 f.
Mykenai, St. in Argolis. Gründung
i, 86, ]31; Hauptstadt von Argolis
I 152; Achäer in I 87; Bedeutung der
Herren von I 120; bleibt achäisch I
153; in den Perserkriegen II 65, 69,
91 ; von Argos unterworfen H 157 f.
— Mykenäer in Makedonien HI 403.
— Burg in I 90; kyklopische Mauern
von I 127, 131; Lb^enthor von I
128.
Mylai, St. in Sicilicn. Gründung! 436,
H 531 ; von Lachcs genommen H 57b.
Mylasa, St. in Karieo I 226, III 466.
Mylitta, syrische Gottin I 43.
Myriua, St. in Aeolien 111 J45.
Myrkinos, St. in Thrakien I 60S, 623 f.,
H 512.
M\rniidoncn, Volk iii Fbthiotis I 120.
Myron, Bildhauer aus RIeutbcrai 11320.
Myrou, Orthagoridc aus Sikyon 1 243;
Schatzbaus des in Olympia I 243;
518.
Myronidcs, attischer Feldherr 11 95^
171 f., 175,227,230.
Myrsilos, Tyrann von Mytilene I 349.
Mvrtis, Argiver III 360.
MyrtiS; böotische Dichterin 111 254.
Mysieu , Landscbuft iu Kleinasien,
Fruchtbarkeit I 397; von den
Aeoliern erobert I 114; von Gyges
beherrscht I 554; unter Fersien 1
601.
Myskellos, aus Aigai, Gründer von
Kroton I 429.
Mysoo, Einer der siebea Welsen IMT.
Mysterien I 505 f.; in Agrai I 311:
attische D 196.
Mytilene, St. auf Leebos. Lage 0 441 1;
Pittakos AisvmDet von 1349; griadet
Aehilleion I $51 ; eolonisirt Pleakra-
tisl413: Tyrannia in 01470; nd
Athen I 349, II 243, 442 R, Wi^
710, 778, m 2S2, 449, 615. — L(h^
anstalteu in I 469. — a. Lcibos.
Myas, St. in Knrien I 225, 624, H 141
JVabonassar, K. von Babyloi 1 56t.
INauarchen, spartanische 11 880 f., DI
126.
IVauaris, St. in Sannatfea 1 407.
Naukrarieo, Verwaltongebcurkc m
Attika I 29S, 663, 326, 338, 373 1
Nankratis, St. in Aegypten I 411,413,
569.
Naupaktos, St. in Lokris, Ufhergaig
der Herakliden bei I 108; Aasiefc-
lung der Lokrer in 11 177; vaadct
Athenern genommen 11 178; Mu-
senier in U 362; von den Pelapta-
nesiem bedroht 11 475; Mesaeaiff
vertrieben ans DI 7, 151 ; nnd Acbqi
III 356, 666 ; im BesiU der Adakr
HI 713.
Nauplia, St. in Argrolia I 86; Sckift-
station der Phönizier I 36, 56; Mit-
glied eines Seebaade»lS9; Nanpliter
in Melhone 1204; von Argos erobert
1235.
INanplios, Heros von Naoplia I 156.
iNausikles, Athener III 047, 650.
Nausimachos, Athener aus Phalerssü
795.
Nausinikos, atti.<cher Archont HI V%
448.
iNaxos, Insel im ägSischen Meer,
natürl. Beschaffenheit I 612f.; Vege-
tation I 4; mit Kreta verhnadeil
64; älteste Geschichte I 612 f.: in
Fehde mit Milet 1 232; Tyraaabii
s. Lygdamis; Aristagoras gcgei I
614 t., 618; von den Persera ver-
wüstet H 12, 26; im delisehen hawk
H 130; von Athen nnterworfes 11
131; attische Kleruebeo in D ISO.
261 ; Tribut an Athen H 252 ; Schlafet
bei HI 283.— Colonisationsthatifkeit
1433; Kunstaufl527,529; DiooyfM-
cult auf 1 65.
Naxos, St. in Sicilien. GröndongI4!t^
PUUUWTEB.
49
foB Gelt unterwarfen U 531 ;
m 11 550; und Mk»tL libll,
S6; Calt des ApoUon in I 493.
, St. in Thrakien UI 425» 597.
Dciar, K. von Babylon I 349,
70, 584.
ürat von Memphis I 411.
, K. von Aegyptei I 349, 412.
. in Messenien I 155, 203.
Necho.
y messen isches Herrscher*
echt 182, 147, 155; in Milet I
30, 232,551; in AttUalHO,
töf., II 278; in Kolophon 1 398;
echtsreg^ister der II 278.
;rab des II 62.
Bach zwischen Korinth und
I, Schlacht am III 179, 764.
Einsetzung derI253, 280, 485.
Tempel der in Sunion II 327.
I, Tyrann von Histiaia III 342,
Msenier m 660.
], dramatischer Dichter aus
I in 60.
mos, attischer Schauspieler III
, Bildhauer in Athen II 332.
summ von Thuriot II 264.
L von Pylos I 122, 133.
i*l. in Thrakien I 577, UI 390.
»t. in Ligurien I 440.
Maler aus Faros II 356.
»einame der Athena II 349;
1 der in Athen UI 795.
s, Nikias' S., Athener UI 19,
Ukeratos' S., Athener I 310.
Nikeratos' S., attischer Feld-
Herkunft II 432; Charakter
f., 677; Seezüge U 472 f.; siegt
loagra II 473; Festgesaudter
»8 U 478; überiässt dem Kleon
Idherrnamt II 487 ; Zug gegen
h n 492; nimmt Kythera U
luf Chalkidike U 517, 615;
B des U 523 ff.; Stellung nach
rieden U 591 f., 599 f., 601 ; und
ides n 592, 609 f., 636 f.
r der sioilischen £xpeditioD
; zum Feldherrn gewählt II
iB Sieilien U 647, 655 ff., 663,
, 677 ff.; auf dem Rückzüge II
875; ergiebt sich U 683; Tod
r.
US, Register.
IXikfdoros, Gesetzgeber aus Mautineia
m 58.
Nikodromos, Aeginet U 7, 33.
Nikogenes, Mysier U 139 f.
Nikokles, Euagoras' S., K. von Cypern
lU 546.
Nikolaos, Spartaner II 418.
Mikolochos, spartanischer Admiral UI
285.
Nikomachos, Gesetzreviaor in Athen U
797, 807. UI 46 f.
Nikomachos, attischer KomSdieodichter
UI 83.
Nikomachos, Vater des Aristoteles UI
411.
Nikomedes, Kleombrotos' S., sparta-
nischer Feldherr U 173.
ISikopbemos, Athener lU 216, 544.
]!)ikostratos, attischer Feldherr U 467 f.,
517, 604 f., 607.
Nikoteles, Koriather lU 129.
Mil I 13; Landungen der Phönizier am
I 40; Hellenen am 1409.
JNinive, St in Assyrien 1405; zerstört
I 561 f.
Ninoe, St. in Karlen I 115, 553.
Ninos, K. von Assyrien I 68, 552.
iNiobe, Sitzbild am Sipylos I 71.
Niobiden, Herkunft aus Lydien I 71.
Nisaia, Hafen von Megara I 271, 340,
n 171, 186, 49j5.
Misyros, Insel im äghischen Meer 1 1 15,
II 275.
Nomophylakes U 164 f.
Nomos , korinthische Silbermüoze U
574.
Nomotheten, attische Behörde lU 46 f.;
Vorsteher der heliast. ^Gerichte II
224.
Nonakria, St. in Arkadien U 10.
Notion, St. in Aeolis II 45], 757, 775.
Nymphaioo , St auf dem taurisehen
Ghersonnesü242,UI551.
ISympheu I 47 ; auf dem Sipylos 171.
Nymphodoros, Abderit II 409, UI 391.
Oben, Volksabtbeiluagen in Sparta I
176 f.
Obolen (Obeloi) I 238, lU 238.
Ocha, Geb. in fiuboia U 12.
Ochos, s. Dareios U.
Odeion , Concerthaua in Athen U 334,
346f.,in31, 82, 745.
Odessos, St in Thrakien 1 406.
Odrysen, thrakischer Volktetamm II
50
REGISTBR.
409, m 391 1, 494. — 8. Sentbas,
Sitalkes.
Odyssee, neo-ionischer Charakter 1 137;
als Bild ionisehen Lebeos I 224. —
8. Honer.
Odysseus, K. vonIthakaI82,124,132f.,
498.
Oel, attisches I 287, S58, 11 269. —
heilige Oelbäome I 54 f., 287; in De-
)o§ 1 76; Oelhandel nach dem Pootos
I 408; nach Aegypteo I 413.
Oenotrier, Volk in Unter iUlien I 421,
429.
Olsna] Fi. in Böotien U 93.
Oeta, Geb. in Thessalien I 8; Amphik-
tyoBeo^uppe am I 102.
Oetäer, Völkerschaft am Oiu III 343,
628 f.
Ocryges, K, von Attika und Böotien
196.
Oibares, persischer Satrap I 611.
Oioiadae, St in Akarnanien 11 178,
362 f., 441.
Oinoe, attischer Demos l 373, 11 405,
744.
Oinoe, St. in Argolis HI 179, 192.
OinophvU, St. in Böotien. Sohlacht
bei if 175.
OiniM,Fl.inUkonienl 177, 180, Hl 328.
Oinossen, loselgmppe im ligäisehen
Meere I 578, U 407.
Oktaeterii 1 318, 382, 11 285, m 525,
795.
Olbia, St in Gallien I 440.
Olbia, St am Pootos I 406 ff.
Ölen, Seher aus Lykien I 463, 536.
Oleofs, Stadtoame in Aetolien «nd
Aohiya 1 108.
Oligarchen, Partei in Athen. Staats-
streich der II 725 ff. (vgl. Rath der
Vierhindert) ; nach der Schlacht bei
de« Arfinosen II 782, 789; nach der
Schlacht bei Aigospotamoi II 802 ff.
(vgl. Dreifiig). — s. Aristokratie.
01pai,St in Akaraanlen 11 476 f.
Olympia in Pisatis. Poseidondienst in
I 52; Apollodienst in I 220; Zena-
dienst in I 211. — Festfeier und
Spiele von I 213 f., 242, 270, 483 f. ;
Gröndong I 212; nater Leitnog von
Elis I 213, 217, 219, III 151; anter
Leitung von Pheidon I 215, 235, 239
und SparU I 214, 220, 239, 278, II
602, 627, ni 147 vod Sikyon I 248,
245; Messen in I 489; hölzerve
Tempelbavteii in I 511; Mbpi-
nesisehe Tag^utzangea iall44i~
SchatEhSaaer io 1 241, 518, 531,82.
551 ; Weih^ea^Mke: des AbüIm
voB RheirioB II 566; der RfMBtal
263, des Hieron D 549, 511, te
Akraraotioer II 551; SkgnMtm
in I 522 ; Teaapel dea Zeas m ISlIf,
263, n 175, 352; Bild deaZtMia
Pheidias n 353, 395; Ttmfä kr
Hera in I 212. — Schlacht iil
360 f.
OlympiadeDreehnaa^ 1 140, 501
Olympias, Gemahlio R. PhiUpfos* tm
MakedooieB III 428.
Olympieion, Heiligthnm das olfBfi-
scben Zeaa in Athen I 353, 3S3^lil;
in Akragma H 661; ia Svr^ D
656.
Olympiodoros, AtheBor D 91.
Olympoa, Berg in Elia I 211.
Olympos, Geb. in Mysira I 5.
Olympos, Geb. in Tbesaaliaa 1 M:
Grense von HellM I 105, 4M, I
388.
Olynthos, St. lo Tfcrakiea ID ^C:
im attisch - deliachen Seekaai« 11
129; im pelopoDBeaiaebeB Kfkpl
419, 501, 614 f.; BroberaafeB f«
ni235f.; ia Krieg« mit S^l
237 ff.; ergiebt aiek m 24$; NÜfel-
Bunkt dea Widerstaadea gagaa Alk«
I 406; ujid R. Pbilippaa fli 411
441 ff., 594, 596 r , 604; vea Atkia
nnterstSlzt m 597 ff:
Omphake, St. in SieilieB I 433.
Omphalion, Pisate I 194, 214.
Omphalos, Nabelsteio ib Delphi I47i
OnaUs, Bildhaner mma Aegiaa I h\%
581, n 319, 551, 571.
Ooeateo , VolksabtIbellBBg ia SUkfm I
244.
Oaeioo, Geb. aof dem lathmea vea £•-
rinth HI 236.
Onesilof, SalaniDier I 62011
Ooetor, Atheoer m 562.
Onomaklaa, attischer Admiral fl 711:
OnemakritOB, Athener I 360 1, II 41
Ooomarehos, Eothykratea' S^ Phskiff
m 433 f., 437 f., 579.
OnoMstoa, Agaioa' S., Blecr 1 211.
Opfer I 459; mentlaehe Bedeetaag 4ff
1461 f.
Opheltaa, R. der BSeter I 96.
OphIa, Back in Arkadiea II 606,81232.
RBOIBTBa.
51
OpUthodomos, des ParthenoD II 337;
•U Schnzhaos II 348.
Opas, St. io Lokria II 176.
Orakel fiatstahnnf I 467 f.; im
Diaaale das Apallon I 76, 468 ; Be-
deotang I 469, 496 f. ; Orakelatättea
1 471 ; poetiseha Form der Orakel-
aprüehe I 535 f.; Sammluag der
OrakeUprficke durch Peisistratoa I
sei. — ia Delphi 1 471 CT.; io Dodona
I 83y 456« am Acheroa io Epiras I
267 ; in PaUra I 74; ia Thalamai I
164, 207.
Orehestra II 300.
Orefaeneaoa, St. in Arkadieo 1 156; als
flaaptstadt von Arkadien I 194; im
Parserkrieae 11 69, 91 ; im pelopon»
nesischen Kriege II 606; nod Maati-
Mia m 323.
Orehomeoos, St io Bootieo. Griiodong
I 78; Böoter in 1 96; Minyer inl 111 ;
IMeatan« I 123; Mitglied eines
SUidtebondes I 89; im Seeband ?od
Ralaoria I 240; von Tolmidea be-
lagert n 183; im koriothischen
Kriege in 180, 205; als selbständig
•■erkannt m 207; spartanische
Pwtei in III 284; Pelopidas bei IH
■ 380f.; von Thebea genommen 111311,
624; im Aufstände gegen Theben III
4dS; von K. Philippos hergestellt III
718. — Sehatzhaus des Minyas in I
78,13011; Barg in 190.
Otteiaoa, St. in Thrakien I 406.
Or«aa, St auf Bahoia II 185, 741, m
664, 679.
OvMtaa, S. Agamemaons I 124; an»
gablich Anführer archaischer Aus-
waaderer I 113; in Tanrien I 450;
Gebeioa dea I 171, 210.
OrMes, Dynast vea Pharsalos II 178,
10 337.
Oraates, Archelaos' S., K. von Make-
daaiea DI 787.
araatta,StmittheUinMegalopoli3in 321 .
Öraalia, Laadachaft ia Makedonien III
394,400.
OfVaMaa 1 312.
OrftTtaa, R. voa Arkadiea I 168.
OrattaayparaiieherStitthalter in Klein-
aaiaa I 594 f., 609.
Ovapaa, St am Iteripos. Niederlage
dar Athener bei II 741 ; im Beaitze
Tbabeaa in 358, 458; und Athen m
i77t, 590, 722f.
Orpheotelesten, in Athen m 57.
Orpheos, Rrotoniat I 360.
Orpheus, thrskischer Dichter 1 361, 534^
11 196; Sprüche des 11157.
Orrheskier, thrskischer Volksstamm
10 424.
Orsippos, Megareer I 271.
Orthagoras, Tyrann von Sikyon I 242.
Orthageriden, TyrannengMchleeht fa
Sikyon I242f., 657 f., 353.
Orthobalos, Athener HI 2 16.
Ortygia, Insel hei Syrakoa I 259, 42T,
I1532f., 565, 670f.
Oschophoren Fl 434.
Ossa, Geb. in Thessalien 1 8, 101.
Ostrakismos, ia Athea, darch KIdsthe*
nes eingeführt I 878^ 670 f., 391; des
Hipparchos, Charmes' S. I 378 ; des
Kleisthenes I 382; des Arlateidea 11
37; des Kimon 11 162; des Thokydi-
des, Melesias' S. 11 192; des Xm^
thippes, Ariphroa*s S. 11 214; des
Hyperbolos II 610f., 869f. — ia Sy-
rakus (Petalismos) II 566 f.
Otanes, persischer Feldherr I 609, 616,
622, 628.
Othryades, SparUner I 368, H 58.
Othrys. Geh. in Thessalien I 8.
Otys, K. von Paphlagonien III 167.
OzyUden in Blia I 154.
Oxylos, Aetolier 1 108, 154.
Paehes, attischer Feldherr II 483, 446,
450 IT.
Pachyaos, Vorgab. Sicilieas 1 428, 483,
n 530.
Päonidea, edles Geschlecht aas Messe*
aienI291.
Päooiea I 92.
Päonier, thrakischer Velksstamm 1667,
618, n 48, m 391, 414,416.
Paestum s. Poseidoaia.
Pagssäiscber Meerbusen I 8, 57, 76.
Pagasai, HafensUdt io Thessalien HI
338, 439.
Pageadas, Thebaner II 497.
Paionidai, attischer Demos I 378.
Psiooioa, Bildhauer 11 352, 354.
Paktoios, Fl. in Lydien I 85, 567; Sieg
des Agesilaos am III 165.
Paktyes, LyderI574f.
Palästra I 488, 528. — s. GymatafaiL
Gymnastik. ^
Palaimott, Heiligthmn des anf dem latli*-
mos n 62.
52
RB0I8TBR.
Palamedesy Heros von NaupUa I 56,
89; Erfinder der Schrift I 80.
Pale, St. auf Kephallenia lil 285.
Palikoi, St. io Sicilien. Gründunn^ II
575.
PalladioD, Blutgerichtsstätte iu Athen
1302. II 2U.
Pailaotideo I 289.
PaUeoe, Ualbiosei der ChaUidike II
37 1 : Colooieu in I 410; Brasidas auf
II 517; im Besitze von Athen 11 GI4.
Palleae, attischer Demos I 289, 350,
368.
Palme in Delos I 76.
Pamisos, Fl. in Messenien I 10, 88, 147.
Pammencs, Thebaaer 111 260, 263, 322,
336,415,437,580.
Pamphaes, Uphesier 1 565.
Pamphyler, StAuim der Dorior I 100,
117, 147,153, 176.
Pamphylien, Landschaft in Kleiuasien.
Dardaner in I 223; Rhodier in 1 433;
Mautik in 463.
Paiuphylier, in Brythrai I 117; bei Sa-
lamis 11 81.
Pau , Grotte des an der Akropolis von
Athen II 27.
Panainos, attischer Maler U 316 f., 323,
353 f.
Panakton , attische Grenzfeste gej^en
Böotien U 523, 589 f., 695.
PaiiathenHen, Athenafcst in Athen. Be-
deutuo|i; I 289; durch Peisistratos
eriieucrtl 357 ; musische Wcttkampto
eingeführt II 294; Zulassung der
Metükcn T 376; Betheiligung der
Colonien 11 262; seit Pcrikles II
345 ir. ; Festzng I 392, 11 339 f., 346 f. ;
als Finanzperiode II 347.
Pandaros, Heros I 75.
Pandrosos, Heiligthum der auf der
Akrupulis II 335, 349.
Panegyris auf Dolus I 489.
Paugaion, Geb. iu Thrakien 1 607,11
145, III 424.
Panioniou, ionisches Buudesheiligthum
bei Mykale I 226, 498, 624.
Pankration, Vereinigung von King- und
Faustkampf 1219.
Panormos, St. in Sicilien. Karthager iu
I 435 f., II 541; Griechen in 1 436;
Färbereien in I 436 f.
Panormos, Hafen in Achaja II 421.
Pantagnotos, Aiakes' S., Tyrann von
Sanios I 5^6.
PantaleoD, Alyattes' S., Lyder I M4.
Pantaleon, Onipbalion's S^ K. vwPi»
I 194,214, 2 IG.
Panthoideo, PamiHe !■ Troja I 6».
PantikapaioD, St. aef dem taarischei
ChersoDoes I 407, 459, 577, DI Ul.
Panyasis, Dichter aoa Haliiaraais 11
275 f.
Paphlagonier, Volk an Poalosl4iS;
im Heere des Xerxea II 45.
Paphos, St. ia Cypern I 156; Galt 4er
Aphrodite io 1 5S3.
Papyrus H 272.
Parabase H 308, 718.
Parabatai, tbebanische Trappe III 271.
Paragraphe IU 45.
Paralia, OstkSste voa Attika. IcvÜ-
kerung von I 285.
Paralier, Küste nbewohoer io Attikil
300; als Partei 1 341, 3 15, 369.371,
373, H 14.
Paralioi, Stamm der Malier in Tbeau-
lien l 102.
Paralos, Periklea' S., AlkeaernS»,
417.
Paralos, attischea StaataseUff H 739,
735 f., 795, 800.
Parapotamioi, St. ia Pbakia Hl 7M.
Paraxia, L4iDdscliaffc io MakedsaicB IU
394.
Parion, St. am Hellespont. GriadsB;
1406.
Paris. Priamos' S , Troer I 69, 70, 1S3.
Parmenides, Philosoph io Elea II 2u&f-
Parmenion, makedonisrher Feldherr III
613, 664.
Parnnss. Geb. zwischen Phokis nni L»-
kris l 106. 111, 245, 457, 472,111
709; AmphiktyoueDgruppeamll02f.
Parnes. Geb. zwischen Attikanad B5o-
ticu 1 96, 286, U 697.
Parnon, Geb. in Lakonien I 177. l>i
234.
Paros, Insel im ägäischen Meere, aalör-
lichc Beschaflenheit I 6t IT; Miitia-
des bei II 28; Themistokles bei II
104; Tribut an Athen H 251 -
Parier in Milct I 399; anf ThasasH
5. — Marmor voo 1 5SS, 612: Df-
meterdienst in I 65; Marmorchrviä
von I 140.
Parrhasier, VolkssCamm io Arka^iei
111 321,324.
Parthenier, Sühne von Achäera a»^
Doricrinnen in Sparta I l^iTf.
REGISTER.
53
Partheoon, Bau des II 336 ff.; Bildwerke
des II 338ff., 852; «Is Scbatzhaus II
256, 34 7 f.; «U Festhaas II 348 f.
ParjMtU, K. Oareios' 11 Gemahlio II
766, m 130, 169.
P«Mii{^adal, Hauptatadt von Persieo III
130.
Pasargadea, persisches Herrscheri^e-
schlecht I 56S.
Pasünelos, Korinther 111 1 86.
Paaiphae, Verehron^ der 1 1<)4, 207,
465.
Patara, St. in Lykien I 73 f., 47 1.
Platizeithes, persischer Magier I 507.
Patrai, St. in Aebaja II 602, 111 190.
Patrokleides, attischer Redner II 803.
Patroklaa I 124.
Pansaaias, K. von Makedonien III 787.
Paoaaoias, makedonischer Praetendent
ni 4]3r.
Paasanias, Kleombrotos' S., spartaoi-
acher Feldherr, bei PlaUiai H 90 ff.;
ia Theben 1197; Pläne des II 115;
Führer der hellenischen Flotte II
lief.; Verrath des II 117f.; abbe-
mfeo II 1 19; Proxess des II 136; Tod
n 137. *
Paaaaaias, Pleiatoaaax* S. , K. von
SparU U 449f.; in AtUka 11 801, 814,
III 36ff., 7ö2f.; und Lysandros III
131 ; nnd Agedlaos III 154 ; Feldherr
. fegaa Thahon III 172, 174; flächtet
aaeh Te^ea DI 175; in Tegea 111
2sir.
Padbaaa, St. am Ida I 580.
Pa^ieer, Bevölkerang der attischeu
Bhoea I 300; als Partei 1 340, 345,
373*
Pe«ai,' St. ia Megaris II 171, 178, 186,
495.
Peiraieoa, Hafeastadt von Athen. Lage
I 286, II 17; als Demos I 374; von
Theniatokles gegründet II 17, 823;
Tan Hippodamoa neu erbaut II 328;
rwm Tkemistoklea ummauert II 112;
laaga Maoera nach dem II 149, 174,
176« 288f.; Ummauernng vollendet
m 277; Toa den Oligarchen befestigt
II 73$. — Agesandridas beim II 740;
. Lyaaadros im 11 814; K. Pausanias
lA lil 38; Teleutias im III 203; von
Pallia blokirtlU 283; Alexander von
Pherai im III 460. — Beamte im II
tlS; aater Zehnmännern III 13. —
Wettfahrtea im 11 346 ; Wasserwerke
im II 412; lleiligthum der Aphrodite
im III 215; Denkmäler im III 535,
538; alleiniges Stapalrecht des II
270.
Peiraieus (Amisos), St am Pontua U
262.
Pciraion, St. and Landschaft auf dem
Isthmos von Korinth HI 188.
Peiraios, Ilafenortim saronischen Meer-
busen II 705.
Peircne, Quelle auf Akrokorinth I 255 f.
Peisandros, Athener aas Acharnai II
6:{2 ; und der Hermeafrevel II 641 f.,
649 f.; Gegner des Alkibiades II 664;
verhandelt wegen der Rückkehr des
Alkibiades II 717 ff., 723; Ver-
fassuDgsumstars des II 727, 730; aU
Mitglied der Vierhundert II 737f.;
verurteilt 11 744.
Peisandros, spartanischer Feldherr III
183.
PeisianajK, attischer Baumeister II 316,
332.
Peisiatratiden. Wohnsitze der I 338;
Herkunft 1 339 ; als Tyrannen 1 342 f. ;
Sturz der I 368; geächtet I 385; in
firetria I 347; In Persien 11 4, 42; in
Makedonien III 402. — und Sparta I
387. — s. Hegesistratos, Hipparchus,
llippias, Peisistratos.
Peisistratos, Hippokrates' S., Athener.
AbsUmmung I 291; Gebart I 840;
erste Tyraonb I 342f.; aweite Ty-
rannis I 345 f.; in Eretria I 347; er-
obert Sigeion I 349; dritte Tyrannis
I 350 f.; im Kampfe mit Aigiaa II 7 ;
Meugestaltung Athens 1 354 f. ; Sorge
für den Cuitus I 356f.; Pflege der
Wissenschaft und Kanst I 359 f., II
273; Tod I 364; PoliUk des I 389,
392, 58S; zu den sieben Weisen ge-
rechnet I 508. — und Lygdamia I
613; nnd Selon I 344.
Peisistratos, attischer Archont I 359.
Peison, Athener, Einer der Dreifsig III
19.
Peithias. Kerkyräer U 466.
Peitholaos, Thessaler HI 431, 780.
Pelagoaen, Völkerschaft in Makedoaien
III 394.
Pelagos, Wald bei Maatineia III 371,
373.
Pelasger, I 27 ff.; identisch mit den
Tyrrhenern I 41; identisch mit den
Danaera I 85; and Aeolier I 82; aiil
54
den Kretera verwaadt I 62; mit den
Sikalera verwaadt 1 451. — ia Argog
1 85; ia Attika I 1 11, 284; auf Chal-
kidike II 510; io Kleinasien I 39;
avf Skyros II 126. — Gottesdienst
der I 46 ; pelas^scher Zeas I 284,
510.
Pelas^ikoD, alte Befestiguog der Akro-
polis n 404.
Pelasgos, Stammheros der Pelasger 1
155.
Peleiadea, Priesterinoeo derDiooe 194.
Peleas, phthiotischer Heros I 84.
Pelioo, Geb. in Thessaliea I 8, 76 f., 83.
Pella, Hauptstadt von Makedonien II
798, m 235, 409, 412.
Pellana, St. io Ukonien I 177, Ul 335,
349.
Pellene, St. in Achaja H 886 f., 704, IH
336 f.
Pelopidas, Hippokles' S., Thebaoer. Cha-
rakter in 261 ; and EpameinoBdas HI
263; ao der Spitze der verbaaaten
Thebaaer III 264; kehrt nach Theben
xarSck HI 265; Uidtet den Leontia-
des HI 266; BöoUreh lU 267; bela-
l^ert die Kadmeia HI 268; und Spho-
drias IH 275; siegt bei Orehomenos
in 289 f. ; bei Levktra IH 303 ff.; im
Pelopoones Hl 327 f.; in Thessalien
und Makedonien IH 346, 412; aas der
Haft befreit HI 347; in Sasa HI
353 f.; füllt ia Thessalien in 366.
Pelopiden, Herknnfl ans Lydiea 1 71,
84; im Peloponnes I 85r., 131, 165,
168, 543; als Gründer äolischer Co-
loaien I 114. --> s. Pelops.
Pelepoaoesos. Gliedemog I 9; Pelopi-
den and Aehier im I 86 ff ; Name I
88, 221 ; Eindringen der Dorier ] 109,
146 ff. — peloponnesiseher Krieg s.
unter Sparta.
Pelops I 43, 51, 71, 84f., 141, H 59; in
Olympia verehrt I 212, 219, 481. —
■. Pelopiden.
Peloros, Vorgeb. Siciliens I 428.
Peltasten, Fufssoldatea IH 222.
Pelusiam, St. in Unteraegypten.
Schlaoht bei I 584. — Pelasiseher
Nilarm I 409.
Peneios, Fl. in Blis I 154.
Peneios, Fl. in Thessalien I 8, 83, 94 f.,
U49.
Peaesten, hörige Volksklasse ia Thes-
salien I 96, 179, H 812, HI 341.
Penlak^aiomadiMnea, ersis
VeraaSgeasklaase I321L
Pentathlon s. Finfkampt
PenteiikoB (Brilesaoa), Geb. n Alii
I 286, n 21,284,697.
Peparerhos, loael os ifpuschn Ihn
in 460, 680.
Perdikkaa I, K. von MakedoaisalNI,
in401.
Perdikkas 11, R. rmm Mstiiimml
40401; nad Athen n 171 f^49MMt
507, 518, 615; nnd Sparta DML
504f., 608; nnd Thraklea DI SU
Perdikkns III, K. von Makedsaim I
414, 506.
Pergamos, Barg von Traja 1 7<k, ÜL
Pergamoa, St. in Mysiea IQ 145.
Periaadroa, Kypeeloa' $., Tynssw
Koriath I 264 f., 279, 349,lf!,4M^
660,507, 561.
Periandrosy Athener ID 468.
Perikles, Xanthippos* S., Atbetsr. Ab
sUnuniug 1 291 ; Jagend aad WBÜm
U 211 ffl; «ffentUeheStellaivBlSM,
429 f.; innere Pelitik U tl%l,ViU
Sufsere Politik U 237 f^ 2S«t,37l,
382 ff. ; als Feldherr 11 178, IN.
182 f., 230 f., 344 f., 408; Fiiaanv-
waltani^ des U 231 f., 254, »91; ib
Redner U 289, 382 1, 410, 4l5,4Mt;
all Festordner U 294; PrifCM«
U 283 f.; leitet die Griadaif f«
Thnrioi U 264; AnfeladMicB dn
n 393 IT., 414 ff.; letite Lekassiil
nod Tod II 421 f.; Bedeetaas *i
n 422 ff. — nnd die RmnSdie D W.
483 f. ; nnd die bildende RmI I
321 ff., 851; nnd die WestheUeamD
572 ; and die Philoaophie H 2SI1-«!
Alkibiades I 593 ff.; and Anai^M«
II 282, 396; und Aaparia B WU
397; nnd Demosthenes ID 731 f.;
nnd Epameinondas HI 379 ff; «^
Bphialtea H 174; nnd Hagnea Ut^
856 ; nnd Herodot ü 277, 291, HS:
nnd Ion Toa Chioa II 280 f.; aad Ist-
lies n 189 f. ; and Rimen 0 ISH
179 f., 187 f.; und Kleen D 396, 4li
457; nad Pheidias U 324 ff, 399; «^
Protagoraa U 212, 282, 738;ialSi-
phokles n 236, 281, 307; nad IM}-
didet, Meleaias' S. H 190f., 399; ^
Thokydldes, Oloros' S. U291I; 4&
Perikles, Periklea' S., attlscier M*
herrn779f., 782, 788f.
REGISTER.
55
Parinthos, St. in Thrakien. Grümlangf
I 586; von den Persern erobert I
607; Tribvt an Athen II 251; im
■eaen attiaehen Bunde III 449; im
Bonde mit K. Philippos III 440; von
K. Philippoa belagert III 683; und
Sparta 111 726.
Partöfcea, Landbevölkerung^ ia Sparta
1 179, 182, 186, 188, III 156.
PflripolUs, Prophet der Böoter I 96.
Ptoripteros 1 516.
PerfcoU, St. am Helle«pont II 142.
Perrhiber, Volk in Thessalien I 97f. ;
!■ der delphischen Amphiktyoaie I
102, 111629; huldigen den Persern
U 66; von lasen bezwungen III 343.
Peneidenl86f., 131, 165.
Peraephone, •• Kora.
Peraeus I 56, 74, 86, II 59.
Parsiea, unter medischer Berrsohafl I
561, 568; unter Kyros I 56Sf. ; unter
Rambysea 585 f.; unter Dareios I
596, 598f., II 3 f.; unter Xerxetf II
40f.; unter Artaxerxes I. II 141 f.;
unter Dareios II. II 694; unter Arta-
xerxes II. III 130, 1340*.; unter Arta-
xerxes m. UI 570. — Ionischer Aiif-
aUnd I 61 7 f.; Perserkriege: Eot-
alehoog I 620 f.; Zug des Mardonioa
I 629,11 3; Zug des Datis und ArU-
{»hernes II 12 f.; Zug des Xerxes
I 43 f.; Ueberlieferung über die II
98f.; Rückblick auf die II 100 f.;
Bade der U 187 1 — und Aegypteo I
584, n 39, 43, 143 f., 160 f.; und Ar-
l^of II 586; und Karthago II 542;
VerlMndlnogen Athens mit Arta>
plMrnea I 382, 388; Stellung zu
Athen und Sparta im peloponnesi-
■ehea Kriege U 500, 693 ff., 703 f.,
764 C (a. Pharoabazos und Tissa-
phernes); Aufstand des Kyros III
1391.; im Kriege mit SparU III 144,
160 IT. (s. Agesilaos); Koood in per-
aiaeheo Diensten III 181; während
des keriathisohen Krieges III 193 ff.;
■eUiefst den Antalkidasfrieden III
206; interrenirt für Sparta gegen
lÜMhen m 350; und Theben III
952 ff. ; in demesthenischer Zeit III
677 ff., 683.
Pee^ ia Attika zu Anfang des pelopon-
•eeiaehea Krieges 11 401 ff., 471.
PetaUanaa, Verbaoanngsgericht in Sy-
rakaa H 566.
Petra, Gau von Koriath I 362.
Petra, Pass am Olymp I 97.
Peuketier, Volk in Unteritaliea 1 421,
531,11570.
Phäaken, Volk der I 418f., 483, 533.
Phäaken, Wasserbauten in Akragaa 11
561.
Phädriaden, zwei Felsen in Phokis I
472.
Phädryuten, Tempelbüter in Olympiall
355, 395.
Phaeinos, Astronom in Athen 11 284.
Phaiax, attischer Feldherr II 582, 611.
Phaidon, Sokratiker aus Elis III 258,
493.
Phalaikos, Ooomarchos' S., Phokeer 111
439, 623, 625 f.
Phalantbos, Heraklide I 197.
Phalanx, spartanische UI 301; make-
donische m 418.
Phalaris, Tyrann von Akragas II 539.
Phaleron, Hafen von Athen I 300, 374,
II 16, 823.
Phalkes, Temenos S. 1 150 f.
Phanagoria, St am kimmerischen Bos-
porös I 4Ü8, lU 551.
Phanes, Halikarnassier, Feldherr des
Kambysea I 584.
Phaoedemos, attischer Geschichi«
Schreiber III 520.
Pbarax, Spartaner II 607.
Pharis, St. in Lakonien 1 .168, 171, 203.
Pharuabazos, persischer Satrap II 766;
Gegner Athens II 694 f.; verbindet
sich mit Minderes II 749; bei Abj-
dos II 751; bei Kyzikos II 752;
am Bosporos II 756, 758 ff. ; and Agesi-
laos III 164, 167 f.; und Alkibiadea li
764f., m 16ff.; und Aaaxibios 111
140 ff.; und Derkyllidas III 146; und
KoBon III 157, 159, 182|ff.; und Ly-
sandros UI 121 f. ; und SparU U 770.
Pharoakes, persischer Satrap II 41 7 f^,
519.
Pharsalos, St. in Thessalien, von dea-
Larisäern genommen III 176; Athener
bei III 337; spartanische Besatzung
in III 338; den Spartanern entrissen
III 339; und laaon von Pherai UI
340 f.
Phaseiis, St. in Pamphylien 1 413, II 125,
253, III 449.
PhasU, FI. und St. in Kolchis I 401,
408.
Phayllos, KrotonUt U 81, 570. . ,'
56
REGISTtR.
Phayllos, Theolimos' S., Phokeer III
437 ff.
Pheia, Ktstell in Elis 111 150.
PheidUs, Charmides* S., tttischer Bild-
faaaer II 323 ff., 851; als Maler II
334; Thätigkeit am Parthenoo II
338 ff; Atheoabilder 11 343 f.; in
Olympia II 351 ff.; Anfeiodang und
Tod II 395 f.
Pheidoo, R. voo Argos 111 399.
PheidoD, K. von Argos 1 275 f.; Zeit
des 1 1)56; im Kriege mit Spart« 1
194, 215, 236, 238, 277 f.; siegt bei
Hysiai 1 235 f, 239; Münz- und Ge-
wichtsystem des 1 237; Tod 1 239.
Pheidon, Athener, Einer der Dreifsig
111 24, 33, 35, 44.
Pheidon, Eleer 111 761.
Pheidon, Gesetzgeber in Korinth I 260.
Phemonoe, delphische Priesterin 1 536.
Pheneos, St. in Arkadien 1 156, 501.
Pherai, St. in Thessalien 111 338, 343,
437, 439, 638. — s. Alexandros, lason.
Pherekrates, attischer KomKdiendichter
111 83.
Pherekydes , Geschichtschreiber aus
Leros 11 273.
Pherekydes, Astronom in Syros II 284.
Pherenikos, Thebaner 111 265.
Phiditien, gemeinsame Mahlzeiten in
Sparta 1 lb3, 185.
Pbigaleia, St. in Arkadien I 209, II]
315. — Apollntempel in 111 533;
Demeterstatue in 1 519, II .'519.
PhilaVdai, nttisrher Demos 1 339, 347.
PhilaVdcn, attisches Geschlecht 11 19.
Philaio.««, Aias' S. II 323.
Philammon, Dichter aus Delphi 1 536.
Philippoi, St. in Thrakien 111 426r.
Philippopolis, St. in Thrakien 111 6S2.
Philippos, Astronom in Athen II 285.
Philippos, Thebaner 111 202 f., 266.
Philippos, Orontes' S., Makedonicr HI
404 f.
Philippos 11, K. von Makedonien. Cha-
rakter 111 736 f.: als Geilsel in The-
ben III 413, 4\ii; Thronbesteigung
III 410; Reformen 111 4isf., 427;
griechische Politik III 42S(r., 740 ff.;
nimmt Amphipolis III 421 ff.; nimmt
Methone 111 426; im heiligen Kriege
gegen Phokis 111 431, 43Sf., 624;
nimmt Olvnth 111 604; in Delphi 111
627,0:n'f.; Schutzherr >on Elis,
Messeoien und Argos III 640; inEpei-
ros und A<*to1ieii 111 665 f.; hris{;crt
Perinthoa 111 683 ; in SkytheikiAf
111 686, 7(K); BuDdeafeldherr fe^
Amphisaa 111701; in BlateialUTM;
siegt bei Chairon^ia lU 716f.,MSf.:
nach der Schlacht bei Ghairaini IQ
717 ff.; im Peloponaea 1117)41-
und Athen 111 570. 575, 606, mt,
623 f., 6:^0 f., 632 ff., 64011, 660,
062 f., 667 ir. (9. Aiachiaes ni Pf-
mosthenes): und BvzaozII1677.6S4:
und Delos III 654 : nad EaUii Hl
590; und Olyothoa lU 441 ff.. 5961:
nnd Thessalien 111 440, 620t, 63^.
666 ff: nnd Thrakien III 425 f., 440.
580, 5S2, 619, 6»1.
Philistides, Tyrann voa Oreos Hl 679
Philistion, lokrischer Aril Ul 525.
Philistos, Sestier Ul 792.
Philistos, syrakusaniseher Gesehiflt-
sehreiber II 685.
Philokles, dramatisdier Dickler ii
Athen 111 61 f.
Philokles, attischer Feldherr 11 793f..
795.
Philokrates, atHschcr Feldherr 11 Sh
Philokrates, Athener Ul 610 ff., 614.
616f.,623. 644, 653,807.
Philokypros K. von Cypcrn I 337.
Philolaos, Bakchiade ans Korinth 1 261,
Ul 255.
Philolaos, Pythagoreer ans Krotoi III
257.
Philologie, Anfänge der 1 361 f.,llK>32f
Philomelos. Theotimos' S., Phokeer 111
433 ff, 789, S06.
Philon, atti.scher Baumeister 111 647.
Philosophie, Anninge der 1 50** f:
II 19Sf.; in Athen 11 205 f.. 2>1 1.
III soff., 491 ff, 543 ff — 5. Sopbistik.
Philoxenos, Dithvrambendichter an«
Kylhera 111 79, .S31.
Philoxenos. Ptolemaios' 8., Makedoicr
III 413.
Phinens I 77, 401, II 302.
Phlegräische Felder, inCampanieoI42i.
Phlius, St. im Peloponnes, übersreiffk'
.Ansiedelungen in I 77, 114: «iH
dorisch I 150. 152: in den Ptn^r-
kriegen II 65, 69: von Iphikrafe« jrf-
brandschatzt III 1S7; und SparU lÜ
233f., 244ff.,35Sf., .368; demt^in-
lische Bewegung in 111 315: vap Ar-
gos angegriffen III 335: und Thfkn
111 359, 30S: WohlsUnd in 1 IhX
REGISTER.
57
Phobos, Heiligthom 4efl in Sparta 1 207.
Phmemnler, nrsprvogplieher Wohasitz 1
34;SekiffiilirtI39; aas dem ägäischen
Meere verdräogt 1 42; Einfloss aaf
die griechifehe Religfion 1 48f. ; See-
raak 1 61 ; als Sklaven bei Grieeben
I 124; Handelsverkehr mit Hellas 1
Mff., 124, 11 272: Geldwäbranf^ 1
237; in Kampfe mit helleniscben Co-
loBiaten 1 448; Colon isationsthätif;-
keit l 450 f., 492. — im Kampfe mit
Aaayriea I 434; im Bunde mit Per-
aien 1 583, 597, 11 140: im ionischeo
Aufstände 1610; gegen Griecbeniand
io den Perserkriegen 11 45, 81, 8*1,
140; in peloponaesischen Kriege 11
714f., 749. >- in Aegypten 1 40; in
Afrika 1 442; in Attika 1 285: in
BöoUen 1 80; aaf Cypera 1 35, 4S,
434, 583; am Isthmos von Korinth
149, 240; in Karthago 1 437, 11 540 IT.:
in Rilikiea 1 38; ia Rleinasien 1 115,
398 f.; in KreU 1 63; in Lakonien 1
164; am Pontos 1 77, 401; in Sar-
• dinieo 1 438; in Sicilien 1 58, 425,
435, 11 527; aof Tenedos 1 68; auf
Thaaos 150; in Thrakien I 113. —
Schriftgebranch der 1 499.
Pkolbb, Namen fdr Bhegion 1 492.
Pftolbidas, spartaniseber Feldherr 111
239 f., 278 f.
Phoinike, St. ia Epiros 1 93.
Phoinix 1 57.
Pbokäer, Einwohner von Phokaia,
wandern nach Italien 1 578; in Klea
II 198f.; ia Korsika 11 541, 547: in
fiaekratis 1 413; Seeraab der 1 448.
— 8. Phokaia.
Phokaia, St in lonien. Gründung I 223 ;
Mvndart 1 225; Kodriden in 1 226;
llfiuprägung in 1 231, 318: Ver-
kebr mit Massalia 1 399; im Kriege
■ikKyroa 1 574, 577; Auswaadernng
der Bewohner 1 578: Tvrannis in 1
602; Tribut an Athen ^11 252; im
iosischen Aufstände 1 624 f. •— Co-
lenien von 1 405, 413, 438 f., 578.
Phokeer, Bewohner vonPhokis ». Phok is.
Phokion, attischer Feldherr. Charakter
. 111 7nf.; Politik 111 585 f., 723: bei
Naxos 111 283; in Euboia 111 59] f.,
eSO; in Byzani 111 685 f.; Feldherr
gegen K. Philippos 111 719, 721 f.;
Gesandter bei K. Philippos 111 722.
— und Aischines 111 657; und De-
mosthenes 111 711, 714; und Piaton
111 509.
Phokis, Landschaft in Mittelgriechen-
land, in der delphischen Amphiktyonie
1 103; Feindschaft mit Thessaliern
I 106; ia den Perserkriegen 11 68 f.,
74, 90 ; im Kriege mit Sparta 11 172;
im Bunde mit Athen U 176; im heili-
gen Kriege mit Theben 11 182; im
peloponesischeo Kriege 11 387, 704,
808; im Streite mit Lokris 111 170;
im korinthischen Kriege 111 174, 180;
und Theben 111290, 311,432,615;
im dritten heiligen Kriege 111 433 ff.,
624 ff.; nnd Athen 111 625 f.; aus der
delphischen Amphiktyonie ausge-
stofsen 111 62S; Schicksal von nach
dem heiligen Kriege 111 629 f.; wieder-
hergestellt 111 710; in der Schlacht
bei Chaironeia 111 716. — keine Mo-
natsnamen in 1 480.
Phormion, Akarnane 111 744.
Pbormioo, AsopioK* S., attischer Feld-
herr, im samischen Kriege II 245;
bei Potidaia 11 373, 418 f.; im korin-
thischen Golfe U 4 18 ff. : in Akarnanien
II 441: angeklagt 11 433,441, 859.
Phormion, Gesetegeber io Eiis 111 546.
Phurmis, Komödiendicbter in Syrakus
11 555 f.
Phormis, Mänalier, Sieger in Olympia
11551.
Phormisios, Athener 111 4t f.
Phraortes, K. von Medien 1 561.
Phratrie», attische 1 293, 662, 312, 328.
Phrixos, SparUner 111 330.
Phrura 1 178.
Phrurarchoi II 246.
Phryger, Sklaven bei Griechen 1 124;
im Heere des Xerxes II 45.
Pbrygien, Landschaft in Kleinasien.
Bevölkerung und Sprache I 31 f., 66,
551 f., von Assyrien unterworfen 1
6S; Arkader in 1 155; Päooierl618;
VOM Lydien unterworfen 1 559. —
Verkehr mit Sinope 1 405; mit Delphi
I 542; Eiofluss auf die griechische
KuDSt 1 523.
Pbrygios, Neleide in Milet 1 230.
Phryue, Hetäre ans Thespiai 111 536.
Phrvnichos, Stratonidea' S., Athener,
bei Milet 11 710f.; beiSamos 11716f.;
verhandelt mit den Spartanern II
720; des Feldherrnamtes eatsetst 11
71 9 ; Haupt der oligardhischen Partei
58
RBG18TBB.
11724, 736, 738; ermordet II 759;
VerhaDdlnDgeo über seine ErmorduDg
U 746 f.
PkryDichofl, atiiseher TragödieDdichter
1629,1118,134,281,298,301.
Phrynichot, attiscber Koaödiendiehter
n 653, m 61, 88.
Phrynis, Musiker aus Lesbos UI 62 f.
PbrynoD, attischer Feldherr 1 349.
PhryooD, Athener UI 609, 61 1.
Phtbiotis, Landschaft in Thessalien.
Vegetation I 4; Sitz der Achaer I
84 f.; Dorier in I 97; in der delphi-
schen Amphiktyonie I 102; von den
Spartanern gebrandscbatzt II 702.
Pbyle, Casteli im Parnes, von Thrasy-
bnlos besetst III 24, 29.
Phvlen, ionisch -attische 1 293, 662,
372; kleisthenische I 373 f.; Stellnng
der in der Sohlacht bei Marathon II
624; Heroen der I 380. — sparUni-
sche I 176 f.; in Thorioi II 264; in
Kyzikos 1 452.
Phyliskos, Söidnerfahrer ans Abydos
III 350.
Phyllidas, Thebaner HI 263, 265.
Pierien, Landschaft in Makedonien I
415, UI 396, 402; Pierier in Thra-
kien III 424.
Pinakothek, Flügel der Propyläen in
Athen II 316, 350, 628.
Piodaros, Ephesier I 565.
Piudaros, Dichter aus Theben I 166,
506, II 53f., 211, 559fr., III 75, 254.
— and die Perserkriege II 6ü, 103,
293. — Sprache II 288, III 255.
Piodos, Geb. in Nordgriechenland I 4,
yaf, 106,111389.
Pindos, Fl. nnd St. in Doris I 98.
Pioo, Berg bei fiphesos I 566.
Pisa, St. in Pisatis. Gründung 1 155;
im Bnnde mit Messenien I 194; und
Olympia I 211; im Kampfe mit Elis
I 214; im Bande mit Pheidon I 215;
zerstört I 217. — Grab des Pelops
in 1 85; Heiligthum der Artemis in
185.
Pisai, St. in Etrurien II 548.
Pisatis, Undschaft in filis III 151.
Pisidien, Landschaft in Kleinasien I 74.
Pisindelis, Halikarnassier II 276.
Pisistratiden, s. Peisistratiden.
Pissuthnes, persischer Satrap II 244,
439,444,451,694,766.
Pitane, Ort in Lakoaien I 165, II 93.
PiUoe, St in SaawittB I 431.
Pithekoaea, foaelo bei CaBpanisB 1421
Pittakoa, MytileMier I 667; Yarthtifiit
Sigeioo I 349; ala Auyuel 1 149;
Einer der aieben Weiaas I M7.
Plaaeteo, Vorekrang der 1 48^51,81.
Plastik, anter prieatorlieh— EUkm
I 518f.; Ulaste I 128,521f.;altwk
U 340ff.; im fiaftmi JahrhaadotH
318ir.; iai vierten Jahrhaadart Bl
382, 532 ff.
Platäer, bei Maratlften U 21, 27; n
Skione D 588; in AtlMaIU294.-
8. Plataiai.
PlaUiai, St. in Böotlen, in Feta^sh*
■it Theben I 97, 282, 361 f., H »7;
im Bnnde mit AtJben I 381 f^ «71,0
8,186; in den Peraerkriegan D 65,
89, 91, 95 f.; Mardoniea bei BMI.;
Schlacht bei D 92 f., 106^ 829; aatar
letzliefa erklart O 96; vee IMn
äberfaUea D 401 ff., 856; vea Sparti
belagert U 419, 439, 44eff., 461; l^
ficht sich II 462; Einwakaor fia
SparU hiageriektet II 464; Wi•iB^
herstellnaf der Stadt III 207; in
Bunde mit Sparta gegen Tkik«ID
368 ; sparUnische Partei in Ol 284;
neue Zeratörong der Stadt ID TÜh
' vonK.Philippae wiederkergastelltl
718. — Tempel der Athena Areia ii
II 316, 401 ; Feste den Zeas Elct-
therios in II 401.
PlaUnisUs, Oertlickkeit in SparU I
188.
Plateia, Insel bei Libyen I 443.
Piaton, attischer Komödieadicklcr D
599,611,111 55,87.
Piaton, Aristoa's S., attiaeker Pkilf-
soph. Abstammnng I 291; Lebei
und Philosophie UI 500ff.; Sprack
III 505 f.; Dialoge III 506 ff.; ab
Dichter III 547 f. — nnd Deaastbeaci
UI 562 ; und der jüngere DioBynes
III 547 f. ; und Eudoxoa UI 523; wü
Perikles H 425 ; and K. PkütppM ffl
415; und Xenophon UI 4991., Mi»,
—und die Komödie in529f.; aadder
Staat I 162, lU 547 f.; aber Howrl
138; über die dorisehe Wanderaifl
158; über die Perserkriege II lOOi
Pleiaden, zur ZeitbeatimainBg aa^
wendet I 123, 479.
Pleistarchos, Leonidaa' S., K. vh
SparU n 91, 136.
RB0I8TBB.
59
MToax, PamtDits' S., K. von
rtt, iiDter Vormnndsehaft 11 173 ;
Isaf fegen Anika II 184, 233;
bflimiBr nnd Räekkehr 11 513;
»deaspolitlk 11 523; Zof fefeo
idieD n 588; ond die Bplioreii
^r.; Tod 11801.
>a, Fl. in Phokis 1 245, 472.
yriea, Vorgeh. bei Syrakns II
ebea, Tyraoa von Bretria III
592,680.
SUmmnatter der Pelopideo 1131.
ridtt, Fest der Atheoa in Athen
1^, n 349, 773.
Hfifel bei Athen, Platz der
»versaiDBlsBf 1 353, 11 727, 742,
6,40.
»DOS, Phliasier HI 246.
• Anfinfe der 1 592. — s. Drama,
I, Lyrik.
t, Halle im Kerameikea cn Athen
19.'
irchos, einer der nenn attischen
leaten 1 298,11 21 .— Polemarehen
heben m 269.
rehos, Athener, Bruder des Ly-
n 848, nr 109, 515.
rehos, SparUner I 196.
spartanischer Admiral III 283.
Sepblst aas Akragas III 99, 513.
attischer Schauspieler 11 312.
Ilies, Korintber III 170.
ides, spartapisefaer Feldherr III
iitf ober die demostbenische Zeit
J5 f., 738.
nas, Pbarsaler III 340 f., 345.
^M, R. Ten SparU I 192, 195 f.
ras, Tbessaler 111 345.
las, makedonischer hifenieur 111
kioa, Athener aus Sphettos HI
atos, Aflaopkon's S., Maler aus
08 1 505. 11 3150:, 322, 341, 350.
^ttas, Blldbaaer ans Sikyon 11
. — SSbae des 11 427.
itea, Tyrann von Samos 1 585 ;
Igt cor Alleinherrschaft 1 586,
.$ Reg ieroDf des 1 587 f. ; als Be-
nrer der Ranst 1 362, 590 f. ; im
^ mit Peraien 1 592f. j im Rrlege
Iparta 1 367, 593 f.; Yerbindoog
Ireltef 1694f.;Todl595.
Polykrates, Sophist 111 491, 759, 561.
Polykritos, Krios' S., Aiginet 11 823.
Polykritos, Arzt ans Mende 111 159.
Polymedes, Tbessaler 111 338.
Polymnis, Thebaner 111 257 ff.
Polyphron, Tbessaler 111 345.
PolyStratos, korinthischer Söldner-
fnhrer 111 221.
Polytropes, Söldoerrdbrer 111 324.
Polyzeleion, Gehöft in Sicilien II 683.
Polyzelos, Deinomenes' S., Syrakasaner
11 546.
Pontes Bnxeioos (schwarzes Meer),
natürliche BeschaffeDheit 1 402; Co-
lonien am 1 271, 11 261 ; Athens Binfl.
am 11 242, 261.
Porinos, attischer Architekt 1 363.
Porphyrien, K. von Attika 1 57.
Porthmos, Hafenstadt in Buboia III 591.
Porträts, plastische 111 539.
Poseidon, ionischer Ursprung 1 51; als
Bundesgott 1 99, 225. — Verehraog
bei den Aeoliem I 82; in Attika 1
285, 287, 11 335, 349; in Blis 1 155;
in Bleusis 1 289; in Helike 1 109;
auf dem Isthmos voa Korintb 1 485,
U 62; auf Kalauria 1 89, 99; in
Korinth 1 257; in Libyen 1 411, 442;
in Messene 1 99; in Samothrake 1 70;
in Sunion II 32, 326; auf Tainaros
1 165; auf Thera 1 165; in Thessalien
I 95. » Poseidon Brecbtbens 11 935 ;
Hippies 11 727.
Poseidioa, Vergeh, von PaUene 11 517.
Poseidonia (Paestum), St. in Lukanien.
Gründung 1 430.
Potidaia, St. io Thrakien. Gründung 1
417; in den Perserkriegen 11 91;
Tribut an Athen 11 254; fallt von
Athen ab II 371 , 111 406; Scblaeht
bei 11 372 f.; Sokrates in der Scblaeht
bei 11 597; von Athen belagert 11
416; von Athen genommen 11 418 f;
attische Klerucben in 11 614; von
Olynthos gewonnen 111 423; unter
attischer Botmäfsigkeit Hl 458.
Prasiai, St. in Argolis 1 89, U 414,
696.
Pratioas, TragÖdiendiekter aus Pblius
II 297 f.
Praxias, Athener, Bildhauer 11 351.
Praxiergiden , attisches Priesterge-
schlecht 1 392, 11 773.
Praxiteles, attischer Bildhauer 111 382,
534, 536 f.
60
REGISTER.
Praxiteles, S. des Krinis, Syrakusauer
11 551.
Priamos, K. von Troja 1 45, 90, 120,
124, 133.
Priene, St. in lonieo. Mundart von l
225; im Kampfe mit Karero 1 223;
von den Lydern erobert 1 558; von
Mazares verwüstet 1 576; im ioni-
schen Aafstande 1 G24; Streitobject
zwischen Samos und Milet U 243^.
Priester, im homerischen Epos I 136;
Bedeutung und Stellung der 1 458 f.;
und die Mantik I 467. — Verzeich-
nisse von Priestern I 501 f.. — s.
Delphi.
Probuleo, attische Behörde II 700 f.,
719, 726.
Prochyte (Procida\ Insel bei Campa-
nieo I 423.
Procida s. Prochyte.
Prodikos, Sophist aus Keos 11 283, 577,
594, III 99 f., 533.
Proedren, in Athen III 647.
Proitos, K. von Argos, 1 56, 86 f.
Prokies, attischer Feldherr II 475.
Prokies, Tyrann von Epidaoros 1 267 f.,
268 f., 276.
Prokies, Phlia.sier III 455.
Prokies, Heraklide 1 167, 170, 176, 189.
Prokliden , spartanisches Königsge-
schlecht II 10.
Prokonnesos, Insel in der Propontis,
von Milet colonisirt i 417; von Ky-
zikos besetst I 406; und Athen lü
579, 677.
Prologe, der Tragödien 111 76f.
Promanteia, in Delphi III 633.
Prometheus, Thessaler 11 812, UI 780.
Pronektos, St in Bithynien 1 401.
Propontis (Marmara-Meer). Völker an
der I 32; Colonien an der I 271.
Propvläen, in Athen. Bau der II 350,
358.
Prosa, Beginn der II 287 ff. ; attische
DI 505.
Prosopitis, Insel im Nil 11 178.
Protagorss, Sophist aus Abdera. Lehre
des 11 207, III 99; als Sprachforscher
UI 512; in Thurioi II 264; in Athen
angeklagt 11 738, III 59, 67; and
.\1kibiades II 594; und Aristippos III
98; und Euripides DI 65; und Peri-
II 212,282.
Proteus, Meergott I 52.
Prothoos, Spartaner III 300.
Protomachoa, «ttiacher Feldherr 0 TTl
Proxeni«, ia Delphi 1 496w
Proxeooi» attische 11 271,444.
Proxenos, attischer Feldherr IQ 1^
ProxeooSy Syrakuaaner II 765.
Proxeoos, Tegeat lü 325.
Proxeoos, Thebaser, FelAerr da h-
TOS m 138, 497.
Proxenoa, tfaebaaischer Peldb«r I
710.
Prymnesos, St. in Phrygiea 1 61
PrytaneioD, iu Athen 1 294, 296.
PryUnen, attische 1 296; als Vsrstihff
der Naakrarien I 298, 303; sU ft-
«chäftsleiteoder Aosschass des ii-
thes n 787. — ia Korialh 1 25S.
Prvtanie, VerwaltvagsperiedciaAtta
1375; aof attisches lIrkaBdfasif^
geben III 50.
Psamaetichidea, ae^ptische Dyimbi
1569,581, 584.
Psammetichofl, K. to« Acfyple^ »•
öffnet den Griechen das 5fiM I
279, 411 f., 11276.
Psammetiehos, Gordias' 8 , Tyruam
Korinth I 270, 279.
Psamtik s. Psammetiehos,
Psenophis, Priester ia Heliapolii 1 331
Psyttaleia, lasel bei Salamis 061,83,
301.
Pteleoo, llafeasUdt ia llessaliai I
524.
Pteria, St io Happadoeiea I 576.
PtoioB, ßetg und Apollaheiligthasi ii
Böotienl 471.
PtolemSos, makedonischer Praleadmi
m 346, 412 f.
PulytioD, Athener 11 643.
Purpurfischerei, im mitteUiadisciN
Meere I35r.; in KreUI62;imllelf-
basea von Gytheion I 164; ia Krs-
tria I 414; im krisäischea MscT'
busen I 419; im Golf von Taradl
428, 430.
Pydna, St. in Makedoaiea in 463» M,
421, 423, 458.
Pylagorea, Amt der ia Delphi DI 69T.
Pylaia, Oertlichkeit io Delphi I 466.
Pylos, St. ia Blia in 360.
Pylos, 8t. in Messenien, im hsmert-
sehen Bpos I 122, 154; Misjerial
111; gründet Kolophoa I 114; fü
Spiiria geoemmea I 203 f.; Klaffe
bei n 479 ff., 485 ff.; Bestimasir
über die Rficfcgahe an SparU U 623:
RBOISTfER.
61
von Atiieii besetst 11 589, 591, 604,
701 ; voB Athen verloren 11 761, 879;
ernevertinSSI. Pylier, in iooigehen
Sadten 1 122, 224; in Anika I 194.
n. Neleiden.
Pyri^i, St. in Etmrien IT 548.
PyriltDpes, Athener IT 394.
f^nte, St auf Lesbos II 442.
Pyrrhos, Pisnt T 216.
Pythngonis, Milesier I 624.
Pythagorts, Philosoph ans Samos I
172; AhattAmung I 151; wandert
sieh Italien I 592; Lehre des 1
506, 509r., 546 f., 11 199r., 205; and
Eplehamos II 555.
Pytbagoreer I 509r., II 199; in Kroton
f 546r., II 570; in Theben Hl 257. -
0. Pythaiforas.
Pyf3iarchos, ll6otareh II 402.
Pytfaemos, Pfaokäer I 574.
Pythiasten, priesterliche Familie in
Athen I 465.
Pytbien, Fest des Apollo in Delphi I
249 f., m 632; onter ionisrhem Ein-
flaas I 280; Aussehloss von Sparta
in3i2.
Pythier, Vertreter Delphi's in Sparta I
ISO, 207, 247, 548.
Pythion, St. in Thessalien I 98 f.
PytMon, Apoiioheiligtham in Attika II
405.
Pyfbo s. Delphi.
Pylhodoros, attiseher Archen II 433,
579,696,11112,42, 108.
Pythokleides, Pythagoreer aus Keos II
212.
Pythokles, Athener III 644.
Python, MSrder des Kotys III 547.
PyAon, Redner ans Bveanz 111 662 f.,
707.
Pythonikos, Atbener II 643.
Pytkopolis, Stadtname in Bithynien und
Rarien I 492.
lUmessiden, äf^ptisehe Dynastie I 584.
Rmaea, Kdnig« von Aegypten I 40,
124; Coloss des I 412.
Rath, in Athen : der Vierhundert dorch
Solen eingesetzt I 322, 326; der
Plnfhandert von Rleisthenes einge-
setzt I 375; der Dreihundert nnter
Isagoraa T 379 ; Sold des Rathes IT
227: Anfiiieht tiber die Flotte II 240;
alt Plaaazbehdrde II 25881; von den
Oligarchen aufgelöst 11728; oligar-
diiseher Rath der Vierhundert II
728, 736 ff., 742, 744; unter den
Dreifsig III 12 f.; unter ThrasTbul
wiederhergestellt III 46; aufser-
ordentliehe Vollmaeht in demosthe-
niseher Zeit DI 709. — Rath in
SparU (Gernsia) I 175 f.
Recht, im homerischen Epos I ]32f. ;
heiliges in Olympia I 213; Vblker-
und heiliges Recht durch das diApfai-
sehe Orakel bestimmt I 474 f., 542 f.
— s. Erbrecht, Gerichte, Gesetze,
Lykurgos, Selon.
Reliefs, attische III 539 f.
Religion. <<harakter der griechischen
I 457 f. ; älteste Vorstellungen I 40 ff. ;
in Athen zurZeitde8PeriklesII420;
Verfall der III 56 ff. ; und die Kunst
I 510ff., 518ff, n 342f. — s. Götter.
Rhadamanthys, in Böotien 1 80; Satzun-
gen des I 133.
Rhamnus, St. in Attika. Tempel der
INemesis in II 327.
Rhapsoden 1 122, 533, II 287; in Athen
1357, II 195,10 527.
Rhea, Cult auf dem Sipylos 171.
Rhegion, St. in Bruttium. Gründung
1 425 f., 492; Bevölkerung U 553;
Messenier in 1 204, DI 313, 332;
Verfassung von I 545; Phoküer in
I 579; unter Tyrannen U 540, 543
(s. Anaxilaos); wird Republik IT
565 f.; im Kampf mit Lokroi II 549;
unterstützt Taren t II 570; und Athen
II 572, 576 f., 578 f., 647. — Kunst
in I 525, 554; Münzen von 11 551.
Rhegnidaa, Temenide 1 150.
Rhenaia, Insel im ägäischen Meere I
588, II 47 7 f.
Rhetorik s. Beredsamkeit. — rhetori-
scher Unterricht in Athen III 27.
Rhiaon, Athener, Einer der Dreifsig
III 33. •
Rhodanus, Fluss in Gallien. Phokäer
am I 439 f.
Rhodaousia, St an der Rhone. Grün-
dung I 438.
Rhode, St in Iberien I 438, 441, 676f.
Rhodope, Geb. in Thrakien III 390.
Rhodos. Colt des Melkar auf 150; Kad-
mos auf I 57, 86; von Argos colonisirt
I 115; Aegideo in IT 532; Messenier
in I 204; im delischen Bunde II 248;
Tribut an Athen TI 252; im pelopoa-
nesisehea Kriege II 646f., 721, 771 ;
62
RBOISTBB.
fiUlt voB SptrU ab HI 182; Zug
Sp*rU8 gegen III 197, 201; im Bande
mit Theben III 365; im neuen atliaehen
Binde Hl 449; fällt von Athen ab m
467; Yon Karlen abhängig 111 b82;
nntersttttzt Athen gegen K. Philippos
III 677, 685. -* Colonien von l 413,
433, 438; Rbodier in lberienl439; in
Sicilleo 1 433, II 527 f., 541. — Pro-
düete von II 272; Vasen ans 1 523;
Münzen von 111 210, 427.
Bhoikos, Künstler aas Samos 1 527, 529.
Rhyndakos, FI. in Kleinasien I 555.
Richter, Ganrichter in Attika I 327,
II 225. — 8. Geriehte.
Ritter, zweite solonische VermSgeos-
klasse I 322; stehende Truppe in
Athen II 404, 435; oligarchiseh ge-
sinnt II 435, 803; anter den Oreifsig
III 19, 44; nach der Amnestie III
112f.
Rom, Beziehongen za Delphi I 542 f.
Sabazios, phrygiseher Gott 1 66, II 429;
Verehrang des in Athen III 56.
Sadokos, Sitalkes' S., Odryse II 418,
lU 392.
Sadyattes, K. von Lydien I 559.
Sais, St. in Aegypten I 411.
Sakea, akythisches Volk 1 404, U 23, 44.
Salaithos, Spartaner II 450, 452, 457 f.
Salam s. Salamis.
Salaminia, attisches SUatsschiff II 217,
648, 783.
Salamis, Bedeutung des Namens I 48,
285; natürliche ßeschaffeoheit 11 77;
Phönizier in I 285; Kampf um zwi-
schen Athen und Megara 1 282; von
Athen gewonnen I 309 f.; Athener
flüchten nach II 76; Schlacht bei II
77 ff., 829, 196; von den SparUaern
verheert 11 440; Salaminier von den
Dreifsig hingerichtet III 31.
Salamis, St. auf Gypern. Name 1 48;
persische Partei in I 583; ergiebt
sich den Persern 1 621 ; Sehlacht bei
II 182; unter Euagoras Hl 210.
Salmoneus I 82.
Same, Name für Kephallenia I 58. —
8. Kephallenia.
Samidas, Thebaner in 271.
Samikon, St. in Messene 1 99.
Samikon, St. in Triphylien I 58, 216.
Samos, Insel im ägäischen Meere. Name
I 58; Bevölkerung I 225; von £pi-
dauros ooloaUirt I 115, HC, 111;
von Phliua oolonisirt 1 151; Atbiacr
in I 222; U F«kde mit Milat 1 2».
II 243; im Bande mit Chalkis im,
259,417; in Verbinduf mitAigiii
1530; im Bmnio mit Peraita IttS;
unter TyraoBea I M5C., 603; fm
ionischen Anfatande 1 624, 62S; ii
den Perserkrie^n 11 101^; im atti-
schen Bunde 11 107; beantragt fir
Verlegung der delisdwn Kassa aaik
Athen II ]67; lud Athen ü Ittf,
256, 260, 845, 729 E, 779,801,814;
Alkibiades bei II 774; von Sparta {e-
wonnen III 201; von Tiawthaeei»-
nommenlII457; in Bande sitRhsdii
III 467; im Bundeageneasenkriifi
III 469; unter Kyprethemia DI 470.
— Samier in Maokfaftis I 413; ■
Iberien 1 439, 441 ; eis Piraten 14l8i
— Mundart von I 225; Cnlt dar Ben
in 1 530, 585, III 12U (a. Heraim;;
Kunst in I 521, 527, 529; Briadmf
des Eraguaaea ia I 526, 6ä6; SMIt
in II 287, III 50. — Eeee in 1 513;
Herodot in II 276; Mnatee ml
236; babyleniecher Geldfnia ia 1
260. — Kriegakaeee der AlheMru
II 878.
Samothrake, Inael im thrakiaehen Mavi.
Name I 58; Verehrung der RabirM
I 50; des Kadmoa 1 57; dee PoseiäM
I 70; im delischea Bunde 11 248. 1^
Sandouiden, lydiacbe Dynastie I 1I>.
582.
Saoe, St. aaf Chalkidike II 510, 614.
Sangarios, Fi. in Fbrygien 1 32, 66.
Sanherib, K. von Assyrien I 434.
Sappho, Dichterin aus Mytiiene 1 53i
Sardes, St. in Lydien l 226; Alkwioi
in 1 341; Bedeutung von i 5i4t;
Kimmerier in I 558; anter KrtiNi
I 567; von Kyros genommen 1571;
Hauptstadt von Mysien I 601; vh
den loniern genommen I 61)1. —
Heiligthum der Kybele in I 231; Er
findung des Geldes io I 231.
Sardinien (Sardo), Insel im tyrrhcai-
schen Meere I 580; PhSnixier n^i
Griechen in 157, 437 f., 450; Kartkf
ger in U 541.
Sargon, K. von Assyrien I 434.
Sarissa, makedonischer Speer III 41S-
Sarmaten, Volk am asowsehea Meere I
407.
63
Saronisdi«' M eerbotM 1 69.
Sarp«4fNi, Heros I 73> 76, 122.
Satrapen, peraisdie l 599 f.; MBozeo
der 1601.
Salrer, thrakiseher VolkssUmm III 424.
Saiyree, Atkever, Einer der Elfminaer
in 15.
8«tyrM, «ttiseber Schauspieler 111 529,
661, eo5.
Satyres, K. am Bospores III 483.
Sstyrspiele, Entstehung II 295 ff., 299 ;
des Aehaios III 60; und Euripides
111 87.
Saxadas, argivischer Dichter I 534.
Sdbaar, heilige der Thehaoer III 271,
716.
Sebats, bischer II 254f., 256, 347,
633» 706, 779. — Sehätze in Tem-
pel« II 256. — Sehatzamter II 257,
S47, 111 49, 213, 692. — Schatz des
defisehen Bandes s. unter Bund.
SahataiuMu, des Miayas in Orehomenos
1 78. — s. unter Delphi und Olympia.
Ediatzuag, solonisehe I 321 f; der
BuBdesi^enossen II 246 ; unter Naosi-
■Ikos HI 2S0, 448.
S^auspieler iu Athen III 528.
Schiffhan, in Korinth H 675. — s.
Trieren.
Sckreiher, offentliehe in Athen II 113,
in 61.
Schrift, veu Palanedes erfunden I 55;
bei Aegyptern und Phöniziern 1 499;
von den Grphyräero nach Attika ge-
bracht I 290; sehrifkliche Anfzeich-
Bung der Epen I 360; Gebraueh der
I 498 f., II 287; Riehtuag der I 501;
unter priesterlichem Einflnss 1 498,
680 f.; Reform unter Eok leides HI
60, 764 f.
Sehnldrecht, attisehes I 300; durch
Selon reformirt I 317; in perikl.
Zeil H 271.
Sehatzverwandte s. Matöken.
Seehund, attischer, s. Bund.
Seisachtheia, solonisehe in Athen I
318f.
Selasia) St. in Ukoaien I 177, 184, III
328.
Selane, Verehrvag der ia Lakonien I
164.
SeUnas, St. in Sldlien. Gründung I
434, U 630; im Bunde mit Karthago
U 543; im Kampfe mit Egesta II
682 f.; unterstützt Syrakos gegen
Athen II 710; ron den Karthagern
zerstört II 688, 766; Münzea von
11 563, 582.
Selloi (Helloi), Zenspriester in Dodena
I 93.
Selymbria, St in Thrakien, U 261, 759.
Semaehidai, attischer Demos I 368.
Semnai s. Erioyen.
Senat s. Rath.
Sestos, St am HeUespoat Aeolier ia
I 113; von Athen genommen II 108;
von Lysandres genommen U 800,
807; LysaadroB in IH 121; von Ko-
tys genommen III 463; von Chares
genommen lU 680; im Besitz des
Timotheos III 479.
Senthes, Sparadokos' S., K. der Odry-
sen II 794.
Senthes, Naesades' S., K. der Odrysen
II 440, Hl 142, 392 f.
Sibyllen 1 467.
Sicilien, natürliche Beschaffenheit und
Bevölkerung II 526 ff.; Herakles ia
I 119; Derer in I 119; Phönizier
und Griechen in I 58, 426; Dar-
daner in I 223; Colonien in 1 425 ff.,
451, II 541. — Geschichte voa H
526 ff.; nach dem Sturze der Tyran-
nis H 568; und Athen H 576 £,
619 0*.; siciUsche Expedition der
Athener H 646 ff. — Dichtkunst ia
II 552 ff. ; Münzen H 574.
Sidoa, St in Pböaizien I 34 ; Colonien
von I 51; Industrie I 124 f.; von
Sanherib erobert 1 434; unter per-
sischer Herrschaft II 541 f.
Sidus, Kastell bei Korinth III 186.
Sigeion, St in Troas. Gründung 1 114;
phönizisehe Purparfisoherei hei 1 68;
Kampf um zwischen Athen und M y-
tilene I 119, 349, 351; von Chares
genommen III 470, 479 f.
Sigynen, Name der PhokMer in Galliea
1441.
Sikaaer, Volksstamm in Sieilien I 434.
Sikanos, syrakusanischer Feldherr II
658.
Sikeliotea, hellenische Bevölkeruof
Siciliens I 451, II 527.
Sikiler, Volk in Sieilien I 426, 434»
451, II 527, 543, 565, 568, 676.
Sikyoa, St. im Peleponnes. Gründung 1
240; wird dorisch 1160 f., 153,240f.;
Messenier in I 192; im Bnada mki
Messenien I 194 f.; unter den Aay-
64
BB6ISTBR.
thaoniden 1 87 ; unter den Orthago-
riden I 241 ff.; und Argos 1244 f.;
im heiligen Kriege gegen Krisa 1
248, 313; Sturz der Tyrannis I 253;
in den Perserkriegen II 65, 91, 105;
und Athen 11178, 184, 516; während
des peloponnesiachon Krieges II 609,
704; von Ipbikrates gebrandschatzt
III 187; im Bunde mit Theben III
336; demokratisehe Umwälzung in
Hl 357. — Architektur in I 243,
518; Skulptur in I 529 f., ö3], II
318; Malerei in III 541; WohlsUnd
in I 153; Industrie von II 272, 111
261; Cnlt des Herakles in 1 151.
Silanion, attischer Bildhauer III 539.
Silbergeld in Athen I 317.
Siiberwährung in Vorderasien 1 230.
Silphion, aus Kyrene 1 444, 677, II 272.
Simmias, Athener 11 416.
Simmias, Sokratiker aus Theben III
257 f., 264.
Simois, Fl. in Troas 1 70 f. — Baeh in
Epirus I 94.
Simon, Sohuhmacher in Athen III 496.
Simonides, Dichter aus Keos II 42, 53 f.,
64, 98, 294, 563; in Athen I 362; in
Sicilien II 558; und die Schrift III 50.
Simylos, Kerkyräer 111 285.
Sjngos, St auf Chalkidike II 614.
Siuope, St io Paphlagonien. Loge I
400; Gründung I 399, 401, 405 f.,
409, 493: ^'eugründung I 406, 673;
Verkehr mit Milet I 399; Handel von
I 408; Kimmerier in I 55S; attische
Kleruchen in II 261. — Cnlt des
Apollon iu I 493.
Siphai, St in Böotien I 77, II 496.
Sipbnos, Insel im agäiscben Meere I
588, 594.
Sipylos, Stadt uud Berg in Lydieo I
71 f., 84, 131.
Siris, Fl. in Unteritalien 1 431.
Siris, St. in Grofsgrifchenliiud. Grün-
dung I 429, 431; Verkehr niitSikyon
I 243, 250; zerstört II 569.
Sisyphos I 50, 82, 254; Grab des II 62.
SiUlkes, König der Odrysen 11 409,
418,440,111 391 f., 4(^.
Sithonia, Landzunge von Chalkidike I
416, H 510, 614.
Sitophylakes, attische Behörde II 113.
Skamandronvmos, Lesbier I 34S.
Skamandros,'Fl. in Troas I 69 0.
Skardos, Geb. in Makedonien III 390.
Skepsis, St io Aeolis U 142.
Skias, VeraammlaogslMiis im Syaria 1
527.
Skiathos, losel bei Magnesia U 72L
III 579.
Skidroa, St ia UateriUlm 11 3tt.
Skillus, St in Triphylieo IU 498.
Skioae, St «af PalleAa, ¥M BrnÜM
genommen II 517 f.; voq Athen ge-
nommen II 5S8, 614; aUisdie Klcn-
chen in II 801; Rückkehr dsr m>
triebenea Einwohoer II 801, IU 7.
Skiritis, Landschaft in Lakoaica III
727.
Skironides, attisdier Adairal II 71#,
719.
Sklaven 1 5 1 f. ; im hoaeriachea Epas I
124; aua dem Pontos I 405; aas 11-
lyrien I 421 ; Menge der U 51, 627.
— in Athen II 21»; Deaertioa der
nach der Beaetzung vod Dekriaiall
698; cum Flotteadieaat aafgdMtti
II 779, S80; xob Heerdieaat aif-
geboten III 720. — ia Sparta, a.ii^
loten.
Skolos, St in Makedoaiea II 524, (li
Skoloten, einheimiaeher Name kt
Skythen I 404.
Skombros, Geb. in Thrakien III 391.
Skopaden, edle Familie ia Tkcaialifa I
248, 251, II 64, 294, Hl 3,38, 341.
Sküpas, Dynast von Krannon HI 96.
Skopas, Bildhauer aus Faros III 3»!
534 ff., 540.
Skope, Höhe bei Mantineia III 373.
Skulptur s. Pla.Htik.
Skyles, Skvtbe UI 552.
Skvlla I 224.
Sky Ilaion, Vorgeb. in ArgoUs 0 683.
Skvllaiün, Fels in Bruttium II 54».
Skyllis, Bildhauer aua KreU 1 162,52»
Skyros, Insel im agäiscben Meere H
126; vun Kiiiton genommen 11 12^*
attische Kiemchen in 11 260: aater
attischer Herrschaft III 195, 2tf».
579.
Skytalismos in Argos III 316.
Skythen, Volk am Pontos. Herkaaft
1 16, 672; Charakter und Lfhcai-
weise I 404 ; am kaspi sehen Meere
und in Medien I 558; Zog des Oa-
reios gegen die 1 603 fl*. ; and iL Pki-
lippos III 686. — als BogeafchitKB
H444.
Skythes, Stammheros der Skythen I41i«.
RfiGIBTBR.
65
, TyranD voq ZaokJe I 626, II
)64.
, Kyros' S., Perser I 597.
KUostler au« Aigioa I 530.
•ides, Sybarit I 250.
, St in loniea. TaaUlideii io
'.; EiDwaoderuDgeo io I 121,
im Kampfe mit deo Lydem I
; verliert seine Selbständiglieit
— Heimat des Epos ] 121.
i, Argiver III 170.
weseo III 220, 222ff., 318, 477.
OS, Ualbbrader Xcrxes' II. 11
, persisches Volk II 44.
8, Sopbroniskos' S. , Atbener.
olichkeit III 90 ff.; Wirksam-
aod Charakter HI 92 ff., 496;
liehe SteUaog^II lOÖ ff.; Lehr-
• Hl 506; Ethik des Hl 100 ff.;
r^inuäenprocess II 787 ; ange-
111 113 f.; verurteilt Hl 115;
III 116; ümstimmuog der
ler nach seioem Tode III 491;
er des, s. Sokratiker. — und
cilische Expedition II 639; und
Dphislen HI 97 f.; uod der Staat
3. — uod Alkihiades H 595 ff.,
f.; and K. Archelaos Hl 410;
kristophanes HI 106 f.; and As-
11 234; und Euripides 111 65,
ind Isukrates Hl 509; and Kri-
II 811; and Phaidoo Hl 493;
Piaton Hl 500, 506 f.; and Xe<
)n III 497.
ker HI 492 ff., 544.
Iffeotlicher in Athen H 221 f.,
; der Troppen II 221 ; der Ge-
e 11 222, 453; der Volksver-
ilungeo H 227; des Haths H
abgeschafil H 726, 728, 742;
er eingeführt H 754; auter Eu-
es beseitigt 111 49 ; wieder ein-
irt 111 213.
, St. in Akarnanieo II 585.
, St. iu Sicilien. Karthager in
, 11541.
it. inCypernl 621.
Exekeslides' S., Athener. Ab-
nang I 291; Jugend und Bildaog
• f.; im heiligen Krieg 1 248; als
00 1 333; lieisen des 1 336 f.;
er des Peisistratos I 342; setzt
öffentlichen Vortrag Homers
359; als Dichter I 309, 506,
tius, Register.
II 196, 293; Eioer der sieben Wei-
sen I 507 ; Tod I 345. -^ GeseUe
des: 1311 f., 314 f., 370, H 222 Be-
deatang derselben I 389 auf der
Akropolis aufgesteUt I 333 am
Markt aufgesteUt H 165; Restitution
unter Eakleides III 46. — und Delphi
I 310,313; and Kleistheues 1370,
372; und Kroisos I 336, 573; and
Miltiades I 343f.; uod Peiaistratos
1344.
Solygeion, Hügel auf dem lathmoa von
Koriath II 492.
Solymer, Volk in Lykiea 1 38, 73.
Sonchia, Priester in Sais 1 336.
Sophistik (Sophisten) iu Athteo II 206 f.,
210, 2S2f., 290, 816, IH 97ff., 548.
— ujid Euripides Hl 7 4 f.; oad Su-
kratesHI 97 f.
Sophokles, Sophillos' S., attiaeher Tra-
gödiendichter 11 278, 304 ff.; Elegien
des H 293; als Feldherr 11 244; Tod
H 797, Hl 61; BesUtloog Hl 756.
— und K. Archelaos IH 410; und
Aristophaaes Hl 774 f.; aad Euripi-
des IH 65, 68 ; and Herodutoa II 361 ;
und Ion von Chics II 280; und Peri-
kles H 236, 281, 307. — SUndbiid
des III 745.
Sophokles der Jüngere, altischer Tra-
gödieuüichter 111 61 f.
Sophokles, attischer Probnle II 876.
Sophokles, Sastratides' S., attischer
Feldherr II 433; bei Pylos H 59 f.;
bei Kerkyra 11 492; io SicHien H
579.
Sophron, Mimendichter in Syrakua II
557.
Suphrooisten, attische Beböi-de H 164.
Sosikles, Korinther, I 3^7.
Sostratos, Aeginet 11 6.
Spauien s. Iberieo.
Sparta. IName I 166; Eotstehaug der
Stadt I 14, 149; Bauart der Stadt
I 178f., 187; Ausiedluog der Dorier
I 149, 165, 168; colouisirt Melos I
115; Köoiglhom in 1 167f., 502;
Gesetzgebuug des Lykurgos 1 171 f.;
erster und zweiter messenischer
Krieg I 191 ff.; im Kriege mit Arka-
dieul209f.; im Bunde mit Elia I 194,
2J3, 235; Kiufluss auf die olympi-
sche Feier 1 214; Kampfe mit Argos
I 234; and Delphi I 246; uod die
Bakchiaden I 260; im Kampfe gegen
5
66
RBGI8TBB.
die TyrannUl 276f., 366 f., 37Sf.,
599; und Hippias I 387; vorörtliche
Stellaogp 1 282; unter R. Kleomeoes
im Kriege mit Athen I 168, 367; im
Bunde mitKroisos 1 569, 574 ; Aristt-
goras io 16 1 8 ; in den Perserkriegen f 1
8, 26, 55 f., 61, 65, 68 f., 89, 102 f.; ge-
gen den attischen Mauerbau II ] 09 f. ;
verliert den Oberbefehl II 120; im
Bande mit Thasos II 146 f.; AufsUnd
der Messenier und Heloten (dritter
messeniseher Krieg) II 147, 156 f.,
176; im Kriege mit Arkadien 11 169 ;
im Kriege mit Phokis II 173; Sieg
über die Athener bei Tanagra II 175;
Zug des K. Pleistosnax nach Attika
H 184; Waffenstillstand mit Athen
II 180; dreifsigjähriger Frieden II
186.—
im pelopoonesischen Kriegeil 374 ff.:
Züge des K. Archidsmos nach Attika
s. Arehidamos ; Zug des Agis II 4S0 ;
Kämpfe bei Pylos II 480 f., 4S6f.;
verhandelt mit Athen II 482 ff., 485;
ZügedesBrastdas s.Brasidas ; schliefst
WaffenstillsUnd 11 517; schliefst den
INikiasfrieden II 524; nach dem Frie-
den II 584 ff., 601, 603 ff., 612 ff;
Expedition nach Sicilien II 666 ft. ;
Lage nach derselben II 691 ff.; ver-
handelt mit Persien II 693 ff. ; besetzt
Dekeleia II 697; im dekeleischen
Kriege II 702 ff. ; siegt bei Aigospo-
tamoi 11 794; Friedensverhandlun-
gen II 805 ff.; Friedensschluäs II
809. —
nach dem Falle Athens III 3 ff. ; inter-
veoirt in Athen 111 37 ff. ; innere Zu-
stände nach dem peloponnesischen
Krief^e HI 1^2 ff. ; und Persien III
130 ff.; im Kriege mit £lis III 147 ff,
761; unter Agesilaos III 154 ff.; im
korinthischen Kriege III 169 ff.;
schliefst den Antalkidasfrieden 111
205; nach dem Antalkidasfrieden III
225 ff.; und Theben III 26S, 273 ff.,
294 ff., 300 ff, 326 ff., 368 ff. ; und
Athen III 282 f., 285 f., 288 ff, 294 ff,
453, 455; im Bunde mit Elis 111
360; und Arkadien III 367 f.; in de-
mosthenischer Zeit III 439, 576 f.,
579, 626, 628, 640, 658, 661, 725 f.—
Metallfabriken in I 415; Mantik in
1 465; Gymnastik in I 483; Kunst in
1281, 525, 527, 530f.; Siegesdenk-
m&ler in III 123; Maaik in 1 1^4,111
82 f. ; älteste Chronologie ia 1 140:
Cult der Athena in 1 525.
Spartiaten, Bürger von Sparta 1 1791,
184f., 189f.
Spartokideo, HerrschergescUecht ii
Pantikapaioo I 453, III 483, 551.
Spartolos, St. in Chalkidike 11 419, 614.
Spercheios, PI. in Theisallea 184,94,
1167.
Sphaktcria, Insel bei Measeaieo. Spar-
taner auf II 481 ff.
Sphettos, attischer Üenos I 290.
Sphinx I 81.
Sphodriaü, spartanischer Feldherr DI
274 ff, 773, 305,417.
Spiele 1 481 f. ; Einfiass a«f die Sab-
tur 1 521 f. — s. DeloSj'NeoMen, bth-
mieu, Olympia, PanatheaSenfPjthiet.
Spintharos, Architekt aoa Koriath 1
516.
Spithridates, Perser III 167.
Sporaden, abhängig von Samos 1 588;
im delischen Bvod II 248.
Stadion, in Athen III 745; ia Olvapii
1219.
Stagira (Stageiros), St. aaf d«r Chalki-
dike. Gröndnag I 418; von Brasidi«
gewonnen II 5o6 ; ond Athen II 129,
524,614.
Stasippos, Tegeat 111 325.
Stater, phokäiscber I 231, 318: des K.
Pheidon I 237; lydischer I 567: per-
sischer 1600; korinthischer II 574:
philippischer III 427.
SteDvkiaroS; St. in Messeniea 1 147 f-,
192.
Stephaoephoros (Thesens). Heiligtkn
des in Athen 1 33], 666.
Stephaoos, Atheoer III 593.
Stesagoras, Kimon's S., Herr der Do-
lonker 1 605.
Stesenor, Tyrann von Kurion 1 621.
Stesichoros (Tisias), Dichter in Hiaen
I 537, 539, II 553.
Stesimbrotos, Geschichtschreiber an
Thasos il 281, 283, III 523.
Steuern, steuerbares Kapital der atti-
schen Bürger III 573, 800; ia 6n
attischen Demen I 374. — s. Fiaaa-
zen, Schätzung.
SthenelaVdas, spartanischer Ephorf 11
«% am mm
öi i.
St henelos , - dramatischer Dichter ia
A then III 62.
RBGISTEB.
67
Stilbides, attischer ^icbendenter II
679.
Stiris, St. io Pbokis I 111.
Stoichadeo, loselo ao der Südköste
Galliens I 440.
Strafseo, heilige 1 490 f.; von Delphi
zum OJymp I 100 f.; vou Delos nach
Delphi I 107 f.; nach Bleusis II 330.
Strategen, Amt der in Athen II 230 f.,
432 f., 861 f.
Stratokies, Amphipolitaner III 422.
Stratokies, attischer Archont II 490.
Stratokies, attischer Feldherr III 716.
Stratos, St. in Akarnanien II 4191'.
Strattis, attischer Komödiendichter III
88.
Strattis, Tyraoo too Chios I 602.
Strepaa, St* in Makedonien II 372.
Strombichides, attischer Adniiral II
7u6f., 810, III 17.
Stropbios, Rrisaer I 102.
Struthas, persischer Oberfeldherr III
196.
Strymon, Fl. in Thrakien I 7, 607, Hl
390f. ; Bergwerke am I 347, 351.
Stymphalos, St. in Arkadien I 156.
Stf rajcstraoch I 54.
Styx, FI. in Arkadien II 10.
Sonion,Vorgeb inAttika. Poseidonfest
in II 32; Festbaaten in II 320 f.; be-
festigt II 701.
Soaa, Hauptstadt von Persien I 598,
1144.
Susariou, komischer Dichter ans Me-
gm II 308.
Syadras, Künstler ans Sparta I 525.
Sybaris, Theraistokles' T., Athenerin
II 572.
Sybaris, Bach in Lokanien I 429.
Sybaris, St. in Lnkanieo. Gründung I
250, 429; in Feindschaft mit
Kroton I 430, II 203; zerstört II 569;
Versuche der Herstellung II 571;
Neugründong II 203; Athener in II
572. — Colonicn von I 430, 11 569;
Verkehr mit Sikyon 1 243, 250;
Spiele in I 455; Münzen von 11 574;
Ueppigkeit I 414.
Sybota, Inselgruppe bei Kerkyra II
369 f.
Syennesis, Fürst In Kilikien I 562, III
134.
Syke, Ort bei Syrakus II 662.
Sykophanten, in Athen II 451 f., III 13,
15,110.
Syllogeia, attische Behörde HI 46.
Svioson, Aiakes' S., Tvrann von Saaas
"l5S6f.
Svioson, Kalliteles' S., Tyrann von
'Samos I 586, 596.
S}me, Insel unter den Sporaden, im
delischen Seebunde II 253.
Symmorien, attische Steuervereiae 111
448, 468, 472 f., 573, 689.
Syodikoi, attische Behörde III 46.
Synoikismos, attischer I 289, 294.
Syrakosios, attischer Redner II 652 f.
Syrakus, St. auf Sicilien. Gründuag I
259, 427, II 532f.; gründet Akrii 1
428, 435; im Perserkriege 11 65; im
Kampfe mit Gela II 530 ; unter Geloa
II 534 ff.; unter Hieron II 546 ff.; als
Republik II 564 ff., 576; unter Her-
niokrates II 579 ff., 657 f.; Gylippes
in II 66Sff.; unter Dionysios dem
Jüngern III 335; unterstützt Sparta
II 710, 735, 770 f., UI 293. — «ad
Athen II 550, 578 0., 655 ff., 710;
uod Antandros II 771. — Vergröfse-,
ruog der Stadt II 560f.; Theila der
Stadt II 565, 658 f. ; Kanäle in II 561 ;
Münzen von II 552, 563; Coloaiea
von I 435, II 533.
Syrer, im Heere des Xerxes II 45; Skla-
ven in Griechenland 1 124.
Syros, Insel unter den Cycladen. Aa-
tronomie auf II 284.
Syrte, Meerbusen an der afrikanischen
Küste I 442.
Sy.isitien, gemeinsame Mahlzeiten in
Sparta I 183, 185.
Tabalos, Perser 1574 f.
Tageia, Feldherrnamt in Thessalian HI
341.
Tainaron, Vorgeb. von Lakonien I 165,
188.
Talent, Gewichtseinheit bei Homer I
138; Gewichts- und Münzeinheit in
Kleinasien I 231 ; enböisehes Gold-
talent 1318; attisches I 331 ; persi-
sches I 600, 686.
Taleton, Berg in Lakonien I 185.
Talthvbiaden, spartanisches Priester-
geschlecht I 1 70.
Talthybios, Agamemnon's Herold 11418.
Tamias, Amt des in Athen II 843.
Tamynai, St. in Euboia III 591.
Tanagra, St. in Böotien, SchlachteA
bei: Athen von Sparta geaelilagaa
5*
68
REGISTER.
11 ]73, 175, 179,216; TaoaipraeraDd
Thehaoer von Nikias geschlagen 11
473; spartanische Partei io III 284;
von Theben genommen III 290;
Strafse von Delos nach Delphi durch
1107.
Tanais, Fl. in Sarmatiea I 407.
Tanaia, St an der Maeotis I 407 f.
Tantaliden I 84 f.; in Argos I 87; in
Smyraa I 222.
TanUlos« K. von Lydien 1 71, 84, 458.
Tantalos, Spartaner II 494.
Taphier, Volk auf den griechischen
Westinseln 1 45, 5S, 112, 421.
TaraSy Stammheros von Tarent 1 4dl.
Tarent, St. in GrofKgriechenland. Grün-
dling I 197, 431 ; im Kampfe mit den
PeaketiernI530f.. II 570; im Kampfe
mitThnrioi II 572 f.; und Athen II
647: Gylippos bei II 667. — Münzen
von 1431 f., U 575; Handel von I 432;
Ueppigkeit von I 455; Dichtkunst in
II 573.
Tarqainier und Delphi 1 542.
Tarsis (Tartessos), St. in Iberieo 1 441.
Tarsos, St. in Kilikien I 434, 601.
Tartessos, St. in Iberien. PhokÜer in
1 441 ; Samier in 1 441, 494, 585; Ty-
Her in I 577. ~ Erx aus I 243.
Taureas, Athenerll 626.
Taurier, Volk io der K rim 1 403, 407, 450.
Taoros, Geb. io Kleinasien 1 5, 72 f.
Taurostheoes, Mnesarchos' S. , Chaiki-
dier III 801, 679.
Taygetos, Geb. inLakonien I 149, 155,
165, 177, 179, 182, 184, 185, 190, 192.
Tegea, St. in Arkadien, überseeische
Ansiedelungen in I 77; kämpft gegen^
d. Herakliden I 107; in Verbindung^
mit Paphos I 156: in den Perserkrie-
gen II 69, 91, 94; unterstützt die
Gründung von Megalopolis III 322;
Ua rohen in III 324 f.; im Gegensatz
zu Mantineia III 362 f.; im Bunde
mit Theben III 368; gewinnt die
Skiritis III 727. — und Sparta 1
209f., 235, II 169, 588, III 179, 318.
— Tempel der Athena in III 534.
Tegea, St in Kreta I 1 56.
Tegyra, St. in Böotien III 290.
Teichioasa, Stadt bei MUet II 252.
Tektonik I 510 ff.
Telamon II 8.
Telehiaea, Zauberdämonen I 80.
Teleboer, lelegischer Volksstamm I
421 f.
Teledamos, Ar^^iver III 660.
Telekleidea, attischer KomodieaJickter
II 483.
Telekles, Künatler ans Samos I 527.
Telemachos, Soho des Odysseos 1 131.
Telemachos, Tyraan von Akrsgas 11
539.
Telesagoras, Naxier I 612.
Telestes, K. von Korinth i 25S.
Teleutias, spartaui scher AdmirsI III
187, 197 f.. 201, 203,248.
Telines, Priester aus Telos ia Gebl
458, II 529.
Telmessier, Volk in Lykien I 453.
Telos, Insel im ägäiscben Meere I 433,
458.
Temen iden, ar^ivisches Herrscherge-
schlecht 1 158, 194, 234; ia U»it-
donien I 607, III 399 f., 786.
Temenion, St. in Argoa I 150.
Temenites, Vorstadt von Syrakii 0
658, 663.
Temenos, Heraklide 1 146, 150, III 399.
Temesa, St. in Bratüoyi 1 421,450
Tempe, Thal in Thessalien I 8, 1149:
Grenze Griechenlands 1 106; AfH»-
call in I 99, 101 ; Verbiodaag wt
Delphi I 100, 473; von den Grieckrt
besetzt II 66
Tempel, Heiligkeit der I 460; Architek-
tur der I 257, 5 10 f. (s. Architektar;:
Hypaethraltcnpel I 516; als Geld-
institute I 495, II 255; attische Tea-
pelschätze II 255, 347.
Tenedos, Insel bei Troja, SchiflastatiM
der Phönizier I 36,68 ; Kreter ia I6S;
von den Achäem erobert I 120; isi
delischen Bunde II 248; von Persiei
unterworfen 1 627 ; im neaea atti-
schen Bunde III 449; and Athen 111,
579,677, 744. — Astrosomie ia II
284.
Tenos, Insel im ägäischeo Meere. Galt
des Poseidon 1 99; in den Perser-
kriegen II 81 .
Teos, St in lonien I 225; coloaisirt
Naokratis I 413; gründet Ahdcral
577 f.; im ionischen Aufstände 1624:
von Sparta genommen II 707, 776. —
TeVer am kimmerischen BosporasI
405, 408; in Naukratis I 413.
Teres, Häuptling der Odr^'sen III 39 K
552.
Terias, FI. in Sicilien I 427.
Terillos, Tyrann von Himera U 540,
543.
REGISTER.
69
TenniIeD, Volk io Lykieo I 73.
Terpaodros, Dichter und Musiker aus
L«sbos 1 187, 538, II 196; in Sparta
I 198 ff., 538. — Geschlecht des III
81.
Tetradraehmeo, attische I 331, 666.
Tetraloe^ieo, dramatische 11 299, III 86,
627 f.
Tetrapolis, ionisehe in Attika I 107,
288, 298, 373.
Tenkrer, VolkssUmm in Troas I 83.
Teakriden III 158.
Teumessos, Geb. in Böotien I 79.
Teathis, St in Arkadien III 323.
Testiaplos, Bleer II 451.
Thalamai, St. in Lakooien 1 164, 207.
Thaies, Philosoph ans Milet, Einer der
sieben Weisen I 507 f.; berechnet
eine Sonnenfinsterniss I 563, 684;
Lehre des II 197.
ThaleUs, Dichter ans Kreta! 162, 199 f.,
540.
Tballophoren, an den Pauathenäen in
Athen I 392.
Thaonyras, Inaros' S., Ae^rypter II 848.
Thapsakos, St. am Eophrat 111 135.
Thapaos, Halbinsel beiSyrakus II 661 f.
Thari^elia, Hetäre ans Milet II 60 f.,
234, II 334.
Thargelion, attischer Monat I 467.
Thaaos, Insel im thrakiscben Meere.
Kadmos aof 1 57; von Histiaios be-
lairert I 627 ; Parier anf II 5 ; von
Persien entwaffnet II 6 ; und Athen
II 145r., 148, 165, 723f., III 403, 579;
ood Sparta III 8; Tribut von an Athen
11 252, 260; Malerei in II 315; Phi-
lologe in HI 523. — Thasier in Thra-
kien in 424.
Theaf^enea, Tyrann von Megara I 27 1 f.,
276,304,434,591.
Theai^enes, thebaniscber Feldherr III
71«.
Theagenes, Athener H 486.
Thaarion, attischer Bäcker III 490.
Theater, des Dionysos in Athen H 297,
333, ni 745; Eintrittspreis II 154,
220; Volksversammloog im II 739;
im Peiraiens (Munychia) II 739, 810.
— aafSanionlI327.
Thebai, St in Troas I 120.
Thebe, lason'a T., Thessalerin III 342,
346.
Theben, St in Aeff^pten I 409.
Theben, St. in Böotien. GröndnnfC und
Miteste Bevölkerung I 80, 464; Burg
in I 90; Zug der Sieben und der
Epigonen I 87, 96, 141 ; wird Mittel-
runkt Böotiens I 96 f.; und Sikyon
244; Philolaos in 1261; und PlaUiai
I 282 ; unterstützt die Feisistratiden
I 348; im Kriege mit Athen I 381,
384f.; Abfall von PlaUiai 1381 f.;
im Bunde mit Aigina II 7; in den
Perserkriegen 11 65, 69 f., 90, 92, 97,
101, 829 f., im Kriege mit Athen II
172 f., 182 f.; im peloponnesisehea
Kriege H 386r., 400ff, 443, 496f.,
523, 591, 695 f., 704, 8U8; nimmt
flüchtige Athener auf III 28; ver-
weigert Sparta die Heeresfolge III
129, 161; im korinthischen Kriege
III 170 f., 178 ff*, 188, 197, 201, 204;
beim Priedeosschloss HI 206; jung-
böotische Partei in HI 261; demo-
kratische Umwälzung in III 262 ff.;
und SparU HI 273 ff., 287, 294 ff.^
300 ff., 326 ff., 368 ff. ; im neuen atti-
schen Bunde HI 282, 449 f., 465; und
Thessalien III 342, 346 ff., 366 f.;
als Seemacht HI 365; Rückblick auf
die Gröfse Thebens HI 372 ff.; im
heiligen Kriege gegen Phokis HI 435 ;
in demosthenischer Zeit HI 579, 627,
700, 702, 706ff., 714, 716ff. — Hci-
ligthnm des ismenisehen Apollo In I
47 I, 501 : H 319; Kunst in IH 38tf.
— Quellen für die Geschichte der
thebanischen Hegemonie HI 770 f.
Theisoa, St. in Arkadien IH 323.
Themison, Tyrann von Eretria IH 590.
Themistoklea, Priesterin in Delphi I
510.
Themistokles, Neokles' S. , Athener.
Zeit des II 822, 825 ; Herkunft und
Jngend II 15 f.; gründet den Pei-
raieus II 17f. : organisirt die Flotte
II 30 f.; und Aristeides II 34 f., 133f.;
hellenische Politik II 61 f^ als Feld-
herr II 66 ff; bei Salamis II 78 f.;
nach der Schlacht bei Salamis II
85 f.; im ägäisehen Meere II 104;
leitet den Neubau von Athen II 108 f.;
in Sparta II llOf.; nach der Schlacht
bei Plataiai II 131 f.; durch Ostrakis-
mos verbannt II 135; im Peloponnes
II 135, 158; nüehtig II 139; in Per-
sien II ]39f.; Tod II 144 —Schieds-
richter zwischen Korinth und Rer-
kyra H 364; und Italien W 572; und
Delphi II 86; und Aisebylos II 135,
301; und Hieron II 134, 55o, 834;
70
mmi PauMUft II DTf.: u4 ftnklr*
II 213: asi SiB«Bi4es 11 M. ITM:
ob4 ria«fcr«w 11 132. 142. — ><< h-
kMwra 4et 11 427.
1W«4cktM, aCtiMber DidUcr III 53V.
TiM4»r««y aÜtfaifcWr knkom II ::MT.
1V«4*r«iy attisciwr Prictt^r II TT:3.
TkM4*rM, Rfcelar aw BTiaatiM III
415.
Tbaa^arot, Kiasller ao* Saaos I ö:!T.
»2V, »MI.
Tbea4oaia, St ia der Kria I 1<|T.
Tbrai^aUT Adicaer, Eiafr 4cr Drcif»!;;
fll 19: als Dichter III 61.
TWaf^ia, Dkhter ia Mcfara I 273 f.,
II rjy 556.
TWaklei, Athewr I 426 f.
Tkcoklea, M*fcaiachcr Seher I 2u4.
TkcakaiBos, BiMhaaer aas Nepira II
351.
Theaf«0»af, Gearhlchtarhreiber aa$
Ckiaa III 2%2, 520 f., 736.
Thcofanpas, Mileaier II 795.
Thaaaoaipaa, K. vaa Sfarta 1 1^2, lHö f.,
2Ut, 209, 234.
TheofaBfof, Thehaaer III 265.
Tbeareaeallef iea I 543.
Tkeoriea, Peft||f«aadUeha(tea I 46i),
465.
Theorika, Pettfelder ia Athea II 154,
22Uf., III49, 4SS.
Theotiaios, Pbokeer HI 432 f.
Thera, fogel ia ägäischeo \ieere I
442 f.; Kadmos aaf I 67: Verebroof:
deiPo»eidoD I H>3: voa Üorirro ct>-
loaUirt 1 115; lakooisrh-aiioysrke
Aosirdluog auf I 143: Argideo iu I
532: und der deiisrbe Bond II 242.
f)16. — Bnoti^ irkerei auf I 5u. 443:
Vaiea aos 1 523: AosiedluDgen \iin
10 Libyeo 1 443; AJfibabet vou 1 VJ'J.
Theraiy Bezirk io Lakoiiiea I 1^5.
Theraaeoes, Hafnion\s S., Athener II
743, 7b3f., III loSr, VJ'2: Führer der
«lisarchischea Partei II 724, 73S:
geht zur Volkspartei über II 739:
Ankläger des Antiphon II 745: bei
Kyzikos II 752f. : bei B\zauz II 7r>0:
in' der Arginusenncblarht II 7bO, 7>2:
ioi Protease wegen der .Arginusen-
srhlacht II 7S3ff., 789: Stellung nach
dem Processe II 796: als Friedens-
hevolluächtigter II SOÖIT.: Kiner der
dreirsig Tyrannen II 815, I1120ir.;
hiagerichte't III 25. — in der Komö-
die II 799, III 529.
te».
711.
:i
Thcrapae. M. im Laa^awea I liau
TVras. Kaiacar U Sparta I ÜL
Ther-ip»id^. %th.e*er Ifl ^4.
TWrae. Sc. im Witaiiaäw 1 4% M.
III 5y<Si. iv^,
Thera4^% lai. Eagyati am OiU 1 9. Ivl
1>)6. ifbS: K. LeaaidM hat 1 4sl:
ia Besitze «aa K. Pldlipfas lii(«^
7«4.
Th^roa. T«raaa \f^m Xkrtfm DätoL
.^45, : 4.1. — nd Pia^arM D 55il.
Thersaadraa, Kcriarier III 2Sai
Theriilioa. Ratkkaaa ia MegaUpalu
III 322.
Thersites I 136.
Thesaarro, aagc^liche I 127.
Theseas. aüt Hcraklea vcrmaadi 1 55:
io Kleioasiea I 119: Käaig raa At-
Ukal2S9; HciU^ka 4cs ia Aihn
I .331. II .315, 333: SckaU des ii
Athea U 34S; ia der SeklaA ho
Marathon II 196; Geheuae des! 127.
129. 149, 304. — a. Sj-aaikisMt.
Thesmothetea, Callefiaai vaa aaihi
.Archoatea ia Atbea I 29S: aach Sa-
lon 1 327.
Thespiai. St. in Böotiea, ifcersacMchf
Aosiedelaageo ia 1 77 : in Feiadschaft
mit Thebeo I 97. II 57; io den Pm*-
>erkriegen II lio, »»l», 70, 91; Spar-
taner in III 274, 27h : spartaoi^b«
Partei in III 2S4; ^oa Thebea ^e-
nommeo III 290, 311: von K. PhiJipf
wiederhergestellt III 7lS. — Tkfi-
pier bei Leuktra III 304.
Thespis, aus Ikaria, Grüoder der in-
uiatischen Spiele I 363, U 29of.. Zv<
Tbrspiuter. Volksstamm io Epeir»«
I !»3.
Thesfalieo, natürliche Beschaffeakfit 1
4: Inoier in 159; Aeolier ia 1^2;
Arhäer in I s2f. ; Eiowaoderaag ais
Kpeiros I 94, 140: in der delphischn
.\mphikt\ooie 1 lOl; den Helleaci
entfremdet I 105 f.. 457; FeindKbaft
mit den Phokero I 106; im Basdf
mit (Jhalkis 1 233; im heiligea Kriff
gegen Kris.i 1 24S; unterstützt dif
Peiüiätratiden I 34S, 3|>d, 38^:
Alouaden in Ii 42 f.; im Perserkrim
II t)5f., 75: im Bunde mit Athen II
15S, 175: Athener in II 17^; ia pe-
loponnesischeo Kriege II 3>7, 391.
503 f., 702, III 337 f; VolksbeaegBi-
REGISTER.
71
geo in n 812, \U 338; im korinthi-
#cbett Kriege IIl 175 f.; uoter lason
voo Pherai III 308, 339 0*.; ood Ma-
kedonien IH 412; unter Alexaodros
von Pherai 111345; und Pbokis III
432,436, 437 f.; in der delphischen
Amphiktvonie III 62S; und K. Pbi-
lippos 111440, ö20f.,638,6Ö0f., 739.
— äoliscker Dialekt in I 24 ; Heroen-
sage in I 57 ; Thessaler aU Söldner
m220.
TliMsaloi, Kimoo's S., Athener II 150^
651.
Tlieleo, unterste solonische VernÖgens-
klas8eI322ff., 11433,858.
Thibraa, spartanischer Feldherr, in
lonienül 144 f., 196, 198.
ThUbe, St. in Böotien III 303.
Tboaa, K. von Lemnos 1 1 24.
Thoas, Tyrann von Milet 1 230.
TboDgefäfse a. Vaaea.
Thorax, SparUaer 111 121.
Thorax, Aleoas' S., Thessaler 11 43, 86.
Tborikos, attischer Demos 1 373.
Thraker, in Kleiaasien 1 39, 603; in
Attika I 285; im Heere des K. Da-
raias I 604; im Heere des Xerxes II
48; im attiscjiea Solde 11 690, 695.
Thrakiden, delphisches Geschlecht III
434.
Tbrakicn, uatärlicha Beschaffenheit HI
390 f.; Einwanderungen in 1 113,
415; Colonien in I 119, 415f., 577;
im Kriege mit Persien I 607 f., 629;
Alkibiades in II 758, 793; unter
Seuthes III 393; uoter Kotys 111 414;
unter Kersobleptes III 403, 579 ff*.
— und Athen 1 1 19, II l')5f., 252, 254,
261, 419, lU 391 f., 463; und K. Phi-
lippos III 440, 580, 582, 619, 681 f.
— Produkte von II 272. — thraki-
scher Steuerbezirk des delischen
Buades II 248.
Tfaraniten U 646.
Thrasondas, Böotier II 780.
Tbrasybulos, Lykos' S., Athener, bei
Samos H 729 ff. ; bei Abydos II 750 ;
bei Kyzikos II 752 f.; in Thrakien
II 761 ; in der Arginusenscblacht II
780, 782; verbannt III 16; Führer
der flüchtigen Athener III 28 ff.; siegt
bei Munychia lU 32; in Attika III
34 ff.; Einzug in Athen III 40; in
Theben lil 171; Seeznge III 201 f.;
sinkender Einfluss III 213, 217 f.;
Tod ni 202. ~ und Theben III 52, 446.
Tbrasybulos von Kollytos, attiacber
Staatsmann III 171, 204, 446.
Tbrasybulos, Thrason*s S., Athener II
775.
Thrasybulos, Tyrann von Milet I 266,
560.
Thrasybulos, Deiaomenes' S., Tyrann
von Syrakus II 564.
Thrasydaios, Tyrann von Akragas II
549.
Thrasydaios, Eleer III 148, 150.
Thrasykles, Athener HI 697.
Thrasyllos, Argiver II 604 f.
Thrasylios, attischer Feldherr, bei Sa-
mos H 729fr.; bei Abydos H 750; in
lonien II 756 f.; bei Cbalkedon II
758; in Athen II 761; in der Argi-
nusenscblacht H 779; Tod H 789.
Thrasylochos, Kephisodoros' S., Athe-
ner III 556 f.
Thrasylochos, Messenier III 660.
Tbrasymachos, Sophist aus Cbalkedon
ni 99, 513, 517 f.
Thrasymedes, Bildbauer aus Paroa II
351, 356.
Thudippos, Athener II 490, 629.
Thukydides, Melesias' S., Athener.
Haupt der kimonischen Partei II 190,
228; verbannt U 192; nach der Rück-
kehr II 396. — Nachkommen des
II 427.
Thukydides, Oloros S., attischer Ge-
schichtschreiber, als Feldherr II
507 f.; verbannt II 509, 862; wegen
Freigeisterei ver4,äcbtigt III 5Ö. —
Sprache III 505: QneUen II 567. —
und Demosthenes III 563; und Hero-
dotn291;ond Perikles 11291.
Thunßscbe, im Bosporus I 403, 405,
III 676.
Thuria, St in Messenien II 147.
Thuria, Quelle bei Thurioi II 264.
Thurioi, St. in Lacanien. Gründung
II 264, 278, 572; im Kampfe mit
Tarent II 572; und Athen II 647,
667,691.
Thyamis, Fl. in Epeiros 1 93.
TfayestesI 88, 168.
Thyrobra, Ort in Troas I 471.
Thymochares, attischer Admiral II 740.
Tbyrea, St. in Argolis II 494.
Thyreatis, Landschaft im Pelopoones
I 368, n 57 f., 586, m 727.
Thyssos, St. am Athos II 615.
Tigranes, persischer Feldherr II 106.
Tigraoes, persischer Satrap lU 470.
72
REGISTER.
TilphoäsioA, Geb. io Böntieo ITI 180.
Timagenidas, Thebaner II 97.
Timagoras, Atheoer ITI 353.
Timagoras/Kyzikeuer fl 695.
Timaia, Gemahlin K. Ag^is' von Sparta
II 712 f., ni 153.
Timtndra, Geliebte des Alkibiadea m 1 8.
Timarcbos, Arizelos* S., Athener III
650 ff.
Timema (Steuerkapital) I 322.
Timesilaos, Tyrann von Sinope 11 262.
Timokrates, Athener 11 783.
Timokrates, attischer Redner 111 567 f.
Timokrates, Rbodier III 168, 170, 215.
Timokreon, Dichter aus Rhodos 11 132,
142,312.
Timolaos, Korinther III 170, 17S.
Tiroolas, Thebaner Tu 696, 702.
Timomachos, attischer Feldherr III 463.
Timon, Atheoer II 653, m 107, 529.
Timon, Delphier 11 67.
Timonassa, Arj^veKn, Gemahlin des
Peisistratos I 368.
Timotheos, Konon's S., Athener 111 280,
450f., 481, 549; Führer der Bundes-
flotte m 282; im ionischen Meere III
285, 288; im af^üischen Meere III
291; bei Amphipolis III 421, 463,
596; in persischen Diensten III 453;
am Chersonnes und in Samos m 457 f.,
580; Tod III 471. — Krie^sfUhrun§^
111478; ausw'ärtige Verbindnngen III
479. — und Theben IR 446; und
Aristophon 111 462; und lasnn von
Pherai III 339; und Isokrates III 511,
539; und Platon m 509. — Denkmal
des Sieges bei Leukas III 535.
Timotheos, attischer Bildhauer III 540.
Timotheos, Klearchos' S. , Tvrann von
llerakleia III 547.
Timotheos, Thersandros' S., Musiker
aus Milpt lll 82 ff., 410.
Tiresias, Seher in Theben I 4fil.
Tirhaka, K. von Aegyten 1 410.
Tiribazos, persischer Satrap III 193 IT.,
203 f., 1H)6, 211.
Tiryns, St. in Argolis. Gründung 1 86,
131; Burg in I 90; kyklopisrhe
Mauern von 1 127, 131; bleibt achä-
ischll53; in den Perserkriegen II
6S, 91 ; von Argos unterworfen II
157.
Tisamenos, Orestes' S. I 109, 171.
Tisamenos, Mechanion's S., Athener 111
46 f.
Tisamenos, Seher aus Elis III 125.
Tisandros Athener I 251.
Tisias, Redner aas Syrakoa 11 264,567.
III 515. — s. Stesicboros.
Tisias, attischer Feldherr II 617.
Tisias s. Stesichoros.
Tisiphonos, lason*» S., Theisaler ill
780, 431.
Tissaphernes, peraiseher Satrap II 766,
III 16, 142 ff., 165; oid Sparta H
703, 707 f , 711 f., 721, 734 f., 749f.;
und Athen II 694 f., 731 f. — aa^
Agesilaos DI 162 ff; und AlkiWadet
II 713 f., 721 f., 752; und RaaM Hl
182; ond Kyros III ISO f., 760; lad
die Heerführer de» Kjrros III 137;
und Pharnabazos III 157; «ad Tbra-
syllos II 757.
Titaresios, Fl. io ThesMlieu 1 97.
Tithora, St. und Ber^ in Phokisin436,
704.
Tithraustes, persischer Satrap III 167t
Titormos, Aetoler I 250. 275.
Tmolos, Geb. io Lydien | 67, 85.
Tolmides, attischer Feldherr H I76r.,
178, 180, 183, 230.
Tomaros, B. in Epiraa I 93.
Torone, St. auf Chalkidike I 416, II
510,520,614,1117.
Trachinier, Volksstann der Malier ii
Thessalien I 102.
Tracbis, St. am Oeta I 102, II 69; Net-
gründung 11 471 f. — s. Herakleia.
Tragödie in Athen II 296 ff., Illßor
527 f. — s. .Aiscbylos, Enripid«,
Sophokles.
Trameler, Volk in Lykien I 73.
Trapezns, St. am Pontos. Graodaaf^l
406, H73, in 139.
Trnpezns, St. in Arkadien 111 324.
Treren, Stamm der Kimmerier I 55S.
Triballer, thrakische Völkersehaft HI
392, 700.
Tribute, an Persien I 599 f. — - der Ge
nossen des delischen Bandes: Pest-
setzung durch Aristeides II 123f.: oack
Athen abgeführt U 166 f., 25S; Art
der Schätzung II 247 f., 251 f.: Tri-
butbezirke n 248, 251 f.; Quote der
Athena II 255, 258; Erhöbaig U
49üf.,Sr)l;TribotlistenII16S,25ir.,
200, 391, 616 f. —des neuen attisckei
Seehundes III 281.
Trierarrbie, in Athen II ?40, 250, Töl,
III 473, 556 f., 569, 572, 647,6Syf.,
Sil.
Trieren, Erfindung der in Koriilh I
REGISTER.
73
256, 259; EiDfohrangp der ifiSamos !
5S5 ; tttiacbe II 240.
Triglypheo I 512, 514.
Trikartoon, Bur^ bei Phlius III 577.
Trikoloooi, St. in Arkadien III 324.
Triphylien, Landsebaft io Klis I 155;
im Bonde mit Pisa gegen Sparta I
215 f.; von Clis unterworfen I 218;
ftllt von Elis ab III 149 f., 359.
Tripolis, doriscbe am Olympos I 9S.
Tritaia, St. in Acbaja I 428.
Tritoih Fl. in Libyen I 442.
Troas, Landsebaft io RIetnasien. Na-
lorlicbeBesebaffenbeitieSf. ; Leieger
in I 45; Acbaeer in I 83; von Assy-
ries onterworfeo I 68; Dardaner in 1
68; Beziehung zu Kreta und Lykien
I 75; von Aeoliero erobert 1 114,
140; von Mitylene colonisirt I 34$.
Troer, Bewohner von Troas. Abkunft
I69;Cultorderll33;inSiei]ienl425.
Trotzen, St. in Argoüs, gründet Hali-
karoassl 115; wird dorisch I 151 f.,
an der Gründung von Sybaris bethei-
ligt I 429; in den Perserkrtegen 11
65, 76, 9 1, 1 05 ; verlässt den attischen
Band II 186; im pelopunnesiscben
Kriege 11 414; unterstützt Sparta
gegen Theben in 335.
Troja (llion), St. in Troas I 70; Lage 1
70; trojanischer Krieg I 90, 119 f.;
Chronologie des trojanischen Krieges
II 40; Maoer I 83; Seemacht 1 b8;
Burg I 90; Verehrung des ApoUon
1 134.
Troja, KfistenplÜtze des Namens 171;
io Attika 1 285.
Trophonios, mythiseher Künstler 15 1 5 ;
Orakel des in Lebadeia I 565.
Tk*os, Stammheros der Troer I 69.
Torsa (Tyrrhener) I 40.
Tyehe, Stadttheil von Syrakus II 535,
560, 658.
Tydeus, attischer Feldherr II 793.
Tynphrestos, Geb. in Thessalien I 8.
Tyndareos 1 165.
Tyodarideo , lelegischef Fürsteustamm
I 88, 165.
Tyndareoo, Syrakosaner II 566.
Tyraooen, dreifsig, in Athen s. Dreifsig.
Tyranois, Name I 230; BegrilT der I
228; Zeitalter der I 237, 276 f.; und
die Kunst I 528; und Sparta I 276 f.
und Persien I 602, 627; in Akragas
II 539 f.; in Argos I 236 f.; io Athen
1342, 389 f. (s. Peisistratideo); auf
Buboia III 342, 590 ; io Gela II 529 ff. ;
in Herakleia III 546; in looieo I 230,
602, 627; in Korinth I 262 f.; io
Lesbos I 349; in Megara I 272; io
NaxosI351,367;inSamo8l585f.,602;
in Sicilien II 554, 564 ; io Sikyoo I
342 f.; in Syrakus II 534 ff., III 129.
Tyras, St. am Dniestr I 406.
Tyrodiza, St an der Propootis II 46.
Tyros, St. io PhÖoizien I 34 : Colooieo
voo I 51, 80; und die Elymer I 436;
unter persischer Herrschaft 11541;
voo Euaguras genommen III 211.
Tyrrhener, in Kleioasien I 39; beon-
ruhigen Aegypten 140; identisch mit
deu Pelasgern I 41 ; wandern aus
Lydien I 223; io Altika 1 290; io
Italien I 422, 437, II 541, 547 f., 664,
679, 688; gegeo Phoküer I 578.
Tyrtaios, Dichter aus Aphidoaio Sparta
I 201 ; Sprache des I 537, 539; Sporeo
des Digamma noch bei T.: Reooer io
G. Curtius Stodieo I 145 (danach zo
berichtigen I 537).
Uioim (aegyptisch lonier) I 41.
Unsterblichkeitslehre I 506 f.
Unterricht, in Athen II 193 f., III 27.
Urkunden, in Tempeln aufbewahrt L
497;übernthpnischeFinanzenII258f.,
Veröffentlichung der attischen II 165 ;
Fassung der attischen 111 49f., 213;
Ausstattung mit Bildwerken III 539.
Vasen, orientalisirende I 523, korin-
thische I 256; rothfigorigeII314,316,
attische II 268, 3l4, 316; Hl 541 f.
Verfassung, attische io der Könipzeit
I 294 f., nach dem Sturze des KSnig-
thums I 296 f.; soloaische I 314f.,
352, 389; kleisthenische I 371 ff.,
Reformen des Aristeidea II 114 f.;
desPeriklesII ]59f.,216ff.; Umsturz
durch die Oligareheo II 726 ff.;
Wiederherstellung II 742; voo
Lysandros aufgehoben II 815 f. (s.
Dreifsig); Herstellung dorch Thra-
sybuIllMl; Reformen unter Bobo-
los III 488 ff.; unter Demostheoea Hl
646 ff. (s. Areopag, Beamte, Ge-
richte, Rath, Volksversammlung,
Kleisthenes, Soloo o. s. w.) — spar-
tanische, s. Lykurgos, Ephoreo, Ge-
rusia. — kretische I 159 ff.
Vierstadt s. Tetrapolis.
Vogelschau I 461, 464.
Volksversammlung, bei Homer I 136;
74
REGISTER.
ia Sparta I 180; in Atheo: uoter
SoloQ I 324; unter Perikles II 217;
Ekklesia uod Heliaia II 222; Sold
II 226f., 842, III 213; abgeschafft II
728, 754; wieder eiogefdbrt II 754;
unter Oemoathenes lA 647 f. — s.
Poyx.
Votivreliefa, attische III 539.
WauderuDg, dorischen 106 f.; ionische
II 10 f.; äolisch-achäische I 113 f.
Wasserleitungen, in Akragas II 561 f.
in Attlka I 355; in Böotien I 78; in
Kyrene I 445; in Megara I 272; in
Samos I 591 ; in Syraküs II 561.
Wegebau I 490 f.
Weihgeschenke I 51 8 f.
Weinbau, in Attika I 358; Weinhandel
nach dem Pontos 1 408; nach Aegyp-
ten I 414.
Weisen, die sieben I 507 f.
Weissagung s. Mantik.
Woche, zehntägige I 504, 681.
Xanthippos, Ariphron's S. , attischer
Feldherr. Abstammung II 211 ; klagt
den Miltiades an II 28f.; als Admi-
ral II 87; bei Mykale II 105; bei
Sestos II 107; verbannt II 214.
Xanthippos, Perikles' S., Athener II
234; Tod II 416.
Xanthos, Fl. in Lykien I 73.
Xanthos, St. in Lykien, von Harpagos
erobert I 581.
Xanthos, Bach in Epiros I 94.
Xeiiares, spartanischer Ephore II 589.
Xenias, Eleer III 150.
Xenokleidefi, Dichter HI C64.
Xenokles, attischer Archont II 327.
Xenokrates, Tyrann von Akragas II 539.
Xenophanes, Philosoph aus Kolophon
II 199, 288.
XeiiophoD, Gryllos' S. , Athener III
496 ff. ; im Heere des Kyros III 13S,
221; Führer der Kyreer III 139 f.;
in Byzanz und Thrakien III 140lf. ;
bei Thibron III 145; bei Agesilaos
III 163; in der Schlacht bei Koro-
neia III 181. — als Geschichtschrei-
ber III 137, 229, 232, 519, 546, 770 f.;
als Philosoph III 498 Q'.; Sprache des
III 505 f. — pseudoxenophontische
Schriften III 518, 545 f., 042, 806.
Xerics, K. von Persien. Geburt II 40;
Thronbesteigung II 41 ; i
den Aleuaden II 43 ; Zug
chenland II 438*., 69 f.;
84 f.; in Sardes II 106;
niaa II 118; ermordet H
Makedonien III 402.
Xerxea IL, K. voo Peraien II 6^.
Xuthos I 288.
Bunde ait
gegen Grie-
Riekug II
und Paasa-
141. -m
Zakynthos, Inael im ioDiaeheo Meere
1 419, II 363, 391, HI 288; Zakyatkifr
in KreU I 594.
Zaleukoa, Gesetzgeber in Lokroi 1 543.
Zamolxia, thrakiaelier Weiser 11 1%.
Zankle s. Meaaana.
Zehnmänner, apartaaisclie Behörde 11
692, III 5; im Peiraieoa III 13; atti-
sche nach der Spaltung der Dreifsif
III 33 ff., 39.
Zeiteintheilung a. Kalender.
Zeitrechnung s. Chronologie.
ZenoB,PhiIo8ophaiiaBleaII 206,212,2!»2.
Zenon, Tänzer ans Kreta III 159.
Zethos I 81.
Zengiten, dritte aoloniache Vermogns-
klaase 1 322.
Zeus, pelasgischer I 43, 46, 62, 65,9!l,
510. — in Arkadien 1 156f. ; ia AttiU
I 284, 287, 353, 359, U 334; ia Del-
phi I 472; in Uodona I 93; ad
Ithome I 148, 191; in KreU 162.
155; ia Olympia I 21 iL, 263. U
175, 352, 395 ; auf dem Sipylos 1 Tl.
— Beioamen: Ammon I 504, 11319.
III 121; Dipat^ros I 45: Eleutko-io«
1197,332,564; li:pikoiniosI4S;Her
keios 1294, 298, 312, 356; Hom-
gyrios 1 431; Homarios I 431; b-
kaios I 157, II 513, III 318; .\ibie>
II 561; Panhellenioa II 8; PatrM«
I 146; Polieus I 287; Stratios I 623:
Triopas I 74 L : Urios I 402, 604.
Zeuxis, Maler aus Herakleia III HO.
Zinn, britisches 1 440.
Zinsfufs, attischer, durch Soloa ffft-
gestelltl 319.
Zölle, in Atheo II 271.
Zopyros, aus Herakleia I 360.
Zwölfgötter, amphiktyonisch fest^
stellt I 103 f., 476; AlUr der im Kf-
rameikos I 355.
Zwölfstädte, ionische I 225 f.. 39Tf.:
in Achi^ja I 109, 429; attische 1 3T:^
ZEITTAFEL,
Ol.
V. Chr.
5,1.
5,4.
6,1.
7,1.
8,1,
8,2.
(1103—1184.
1124.
1103.
1070.
1066.
1054.
1044.]
um 900.
um 820.
um 800.
785.
776.
760.
757.
756.
752.
749.
Küstenvölker df 8 alkäischen Meeres nach 1400 v.Chr.
als seefahrende Krie^erstämme io Aegypteo unter
Ramses I. und II. I 40 f., 636 f.
Die Kinder Javaa mit den Phöniziern im Ver-
kehr 1, 41.
Ost^riechische Küsteustämme verbreiten sich nach
Westen I, 421.
Aelteste Staaten auf den Inseln und ao beiden
Seiten des Archipelagus (Kreta, Phrygien, Troas,
Lydien, Lykien, Böotien, Argos) I 60 — 91.
Völkerbewegnngeo im europaischen Festlande:
von Norden nach Süden I 95 f.
von Westen nach Osten (Besetzung der Troas,
der Inseln und Küsten Kleinasiens) I 11 J f.
Diese vorgeschichtlichen Thatsachen sind im Aa-
schlnss an das homerische Kpos durch die Ge-
lehrten von Alexandreia io folgendes System
der Chronologie gebracht I 140:
Trojanischer Krieg I 1 19 f.
Einbruch der Thessalier in Thessalien, Flucht
der Böotier nach Böotien I 95 f., 643.
Wanderung der Dorier nach dem Peloponnes
I, 98, 643.
— nach Thera, Kreta, Kleinasien I 165.
Megara dorisirt Kodros' Tod I 295.
Gründung der Städte in Aeolis I 112.
Gründung der ionischen Städte I 116 f., 645.
Blüthe der Homeriden in Smyrna und Chios I 122.
Gesetzgebung Lykurgs I 171, 1S8, 650.
Blüthe der Schule des Hesiodos I 536.
Siüope von Milet gegründet 1 405, 673.
Koroibos siegt in Olympia. Aufzeichnung der Sie-
ger. Vertrag zw. Blis und Sparta 1 213.
Eralos, König von Argos, erobert Asioe I 235.
Trapezus von Sioope gegründet 1 673.
Kvzikos von Milet gegründet I 402.
Zehnjährige Ar chonten in Athen 1297,11 279.
Milesier in Aegypten I 409. (749 oder 748
genauer als 753: S. 673).
747. I Die Meder fallen von Assyrien ab; I 555,
76
ZEITTAFEL
Ol.
9,2—14,1.
9,2.
10,1.
11,1.
11,3.
V. Chr.
743—724.
743.
12,3.
13,1.
728.
14,4.
721.
15,1.
720.
15,1.
720.
15,1.
720.
16,1.
716.
16,3.
714.
16,1—58,3.
716-546.
16,1.
716.
740.
736.
734.
730.
17,1.
17,3.
18,2.
19,1.
20,1.
22,3.
24,2.
25,1.
25,1.
25,1.
25,4.
26,1.
26,3.
27J.
27,2.
27,3—52,3.
27,3.
712.
710.
707.
704.
700.
690.
6S3.
680.
680.
um 680.
677.
676.
674.
672.
671.
670—570.
670.
Erster meflsenischer Krief^ I 191 ff.
Rhepioo uod Zaokle voa Chalkidiers nad Metaetien
geprüodet I 425 f., 675, 111 313, 777.
Theopompos nod Polydoros in Sparta I 192, 19&
Gitiadas io SparU I 525.
Colooieo der Chalkidier ia Thrakisn I 415 1, III 396.
Naxos auf Sicilien ven Chalkis gegroadel I 426, 675.
Kerkyra von Korioth colonisirt I 258, 419 ff.
Syrakos von Korioth i;egruB6ei I 259, 427, 433, 67»,
II 532 if.
Kataoe uod LeoDtiooi I 427.
Colooieo voo Eretria (Metkooe) llf 396.
Megara Hyblaia voo Megara gef^rosdet 1 427.
Sybaris voo deo Achäem gegründet I 429 f.
Orsippoa aosMegara siegt im Stadion loOlyapianTO.
Sargoo, Köoig von Assyrien (722—705), breitet leiu
Macht aus über Syrien, Aegypteo, Kypros 1 434.
Parier siedeln sich auf Thasos an 11 5.
Mylai voo Zaokle gegräodet I 436.
Sturz der Medootidea in Athen I 297.
Lydien uoter den Mermnaden (nach Herodot) 1 553C,
571 f., 683 f.
Gyges (oaeh Herodot 716—648; nach ast. QaeUa
687—652) 155311., 556^ 671 f., 684. Anfsckvi^
voo Sardes. Kampf mit lonien. Biafall der Ria-
merier in Kleioasieo I 556 IT.
Astakos voo Megara gegründet 1416.
Krotoo voo deo Achäera gegründet 1 429 f.
Tarent voo SparU gegräodet I 197, 431 f.
Eiofiihrung des Peotathloo io Olympia 1 219.
Der Scbiffsbaumeister Ameiookles geht voo Koriitk
nach Samos 1 259, 417; 525. (Leiantischer Kricf I
Abydos, Lampsakos, Parion voo Milet gegraadft;
Prokouoesos voo Kyzikos besetzt I 406, 417.
Perdikkas I, Köoig voo Makedooieo. Haopt»U^t
Aigai 111 401.
Gela voo Hhodos gegründet I 433, H 529.
Einjährige Archooteo in Athen I 297.
EinnihroDg des Viergespaoos in Olympia 1 219, 241
Lokroi gegründet I 430.
Erfindung des Erzgusses auf Samos durch Rboik«»
uod Theodoros I 525, 682.
Ardys, K. voo Lydirn (6T7— 628, nach orieot (JafUn
652 — 15) 1 684. Kampf gegen die looier ood Kin-
merier 1 557, 684. Kallioos von Ephesos.
Terpaodros io Sparta I 198, 538. Erneueroaf ifr
Karneen.
Chalkedon von Megara gegründet 1 417, 271, 674.
Die Pisaten unter Paotaleoo neben deo Eleeri ii
Olympia 1214,655.
Sturz der äthiopischen Dynastie in Aeg^-ptca. i\H«.
Fürst von Memphis I 4*11, 673.
Ortbagoriden io Sikyoo I 242 ff., 253.
Poesie des Alkraao (670—650) I 538 f.
DBR GR. GESCHICHTE.
77
2.
3.
4.
1.
1.
l.
l.
1.
I.
I.
I.
\.
I.
1.
,4.
V. Chr.
669.
,1.
668.
,3.
666.
»4.
665.
1.
664.
.1.
,2.
,3.
4.
,2.
660.
659.
658.
657.
655.
3.
1.
654.
648.
38,1.
645—628.
4.
1. I
645.
644.
631.
630.
629.
628.
62b.
625.
624.
621.
616.
612.
608.
606.
604.
600.
17,3. 600—590.
Sie^ der Argiver über die SparUner bei Hysiai I
656, 215, 235.
Pheidoo in Olympia I 215, 655 f., 239. Aasschloss
der Eleer aod Spartaner.
Psarometicbos (Psemetek), Köni^ von Aef^pteo (666
—612) 1411 f., 673, 582; griechische Ansiedler und
Sb'ldoer (am 620) in Aegypten (IVaokratis) I 411 f.
TbaletasinSnarla. Eiorichtaog der Gymnopädien 1 199.
Seesieg der Kerkyräer über die Koriotber I 420.
Gesetzmäfsige Feier in Olympia I 239
Akrai von Syrakos gegründet I 42S, 435, li 533.
Tod des Pheidon vor Korinth I 239.
Pbigaleia von Sparta erobert I 209.
Byzanz von Megara gegründet I 27], 417, 674.
Kypselo.««, Tyrann von Korinth (657—29) I 282ff., 660.
Akanthos and Stageira aof der Chalkidike durch die
Chalkidier und Andrier gegründet 1418.
Abdera gegründet I 578.
Binfiihroa^ des Pankration in Olympia 1219.
Myron der Orthagoride siegt in Olympia I 243.
Himera von Zankle gegründet 1418, 436.
Zweiter messeoiscber Krieg; arkadischer Krieg
I I93f., 204, 653f.
Aufstand zo Aodania I 193 f.
Die Pisateo Herren in Olympia I 21 4 f.
Kasmeuai von Syrakus gegründet I 435.
Niederlassung der Theräer unter Battos auf der Insel
Plateia an der Küste von Libven I 443, 677.
Massalia von Phokaia gegründet I 440, 676.
Kolaios aus Samos fährt nach Tartessos I 494, 527,
585 f.
Periandros, Tvrann von Korinth (629—585) I
264 f., 279, 660.*
Selinus von Megara Hyblaia gegründet I 434.
Sadyattes, König von Lydien (nach orientalischen
Quellen seit 615), Kampf gegen Phrygien; Fort-
setzung des Krieges gegen lonien I 560 f., 684.
The a genes, Tyrann von Megara I 271 f. Epidamnos
von Korinth und Kerkyra gegründet I 420, 452, 674.
Ryrene von Thera gegründet I 444, 677.
Gesetzgebung des Drakon 1 301 f.
Alyattes, König von Lydien (nach orientalischen
Quellen seit 602); Beendigung des Kampfes mit
Milet I 560 f., 684; Krieg zwischen Lydien und
Medien 1 562 f.
Attentat des K y 1 o n I 303 f., 338, 663 f.
Kampf zwischen Athen nud Lesbos (69S— 606) l34Sf.
Kyaxares von Medien und INabonassar von Babylon
erobern Ninive I 561 f.
Salamis von Athen erobert I 309.
Stesichoros Dichter aus Himera I 539.
Perinthos von Samos gegründet I 586, 607, 685.
I Odessos und Olbia von Milet gegründft I 406f., 673.
■ Erster heiliger Krieg I 249fr., 313, 658.
78
ZEITTAFEL
Ol.
45,2.
46,3.
46,4.
47,3.
47,3.
48,3.
48,4.
55,1.
55,2.
57,3.
57,4.
58,1.
58,3.
59,1.
60,1—70,3,
V. Chr.
599.
594.
593.
590.
590.
586.
585.
49,3.
582.
49,3.
582.
50,1.
580.
51,2.
51,4.
52,1.
575.
673.
572.
52,3.
570.
52,3.
570.
53,3.
55,1.
566.
560.
1—63.2.
560—527
560.
559.
550.
549.
548.
546.
544.
540-498.
Kamarina von Syrakos gegründet I 435, 676, II 530ff.
Archontat des Solon 1 333 f.; seioe Geseizgdwftg
13130*., 389.
Reisen des Soloo (593—583) I 336.
EroeaeruQi; der Pythiea I 249, 658, 484 f.
Pittakos, Aisymnet auf Lesbos (590—580) 1 349.
£rweiterao(^ der Pythiea. Sieg des Floteispieiers
Saxadas I 534 f.
Friede zwischen Lydien (Alyattes) ond Mediei
(Astyages) I 563 f., 6S4; Thaies aus Milet ^erkiadet
eioe SonnenfiosterDiss 1563, 684, U 197. — Epodw
der sieben Weisen I 507.
Kleisthenes, Tyrann von SikyoD, Pythiooike mü
Olympionike I 249, 658.
Ende der Kypseliden I 269 f. Binsetzuog der Isthsin
1485.
Zerstörung von Siris II 569.
Üipoinos und Skyllis Künstler auf Kreta I 529.
Kyrene unter Battos iL I 445.
Stiftung der JNemeischen Spiele f 253, 485, 65S.
Pisa, dureb Sparta vernichtet, verliert die Betheili^ig
an der Leitung der olympischen Spiele I 217.
Die Kyrenäer besiegen die Libyer io Aegypten(Apries)
I 445, 569, 582.
Amasis, König von Aegypten (570 — 526); griecU-
sche Handelscompagnie (Hellen ion) io Naukratis I
413, 569; Cypern von Amasis erobert I 5S2f.
Einführung gymnastischer Spiele io Athen I 357.
Epborat des Chilon 1 206.
Aoaxandridas, König von Sparta. Vertrag mit Te^ei
1210.
Peisistratos, Tyrann von Athen I 342 ff., 350f.
6G6f. Erste Tyranois 560 — 559; zweite Tyraiiü
554 — 553; Exil in Eretria 552 — 541; dritte Tt-
rannis 541—527.
Kroisos, König von Lydien, besteigt den Tbroa:
hclleuische Politik 1 564.
Unterwerfung von Ephesos und Smyroa 1 565 ff.
Solon's Tod 1 345.
Theoguis, Dichter in Megara I 272 f.
Phalaris, Tyrann von Akragas, wird gestürzt li
539, 8Ü4.
Der Tempel in Delphi brennt ab, wird durch die Alk-
mäoniden wiederhergestellt I 366.
Kroisos von Kyros besiegt. Die Perser erol>fri
Sardes I 570 f.
Aufstand der a^atischen Griechen unter Paktyes 1
575 f.
Harpagos bekriegt die lonier und Lykier I 576 ff.
Bundestag der lonier auf Mykale; Bias von Priese 1
579.
Erste Siegerstatuen in Olympia I 521.
Amyntas I, König von Makedonien I G07f., IH 403f.,
786.
DER GR. GESCHICHTE.
79
Ol.
60,1.
61,2.
DB 62,1.
62,4.
62,4.
63,1.
63,2.
63,4.
64,1.
64,3.
64,4.
65,1.
65,2.
66,3.
06,4.
67,1.
67,3.
6S,1.
68,2.
66,4.
7ü,l.
70,2.
V. Chr.
um 540.
535.
um 532.
529.
529.
528.
527.
525.
524.
522.
521.
520.
5J9.
5]4.
513.
512.
510.
508.
507.
505.
500.
499.
Archermos' Söhne Büdhauer in Chios I 525.
Thespis aus Ikaria begründet die attische Tragödie U
296 f.
Polykrates, Tyrann von Samus ( — 522); Bund mit
Persien; Gründung einer saroischen Seeherrschaft.
Sparta und Korinth im Kampfe gegen Polykrates 1
586 ff., 685 f.
Tod des Kyros I 581.
Kambyses, König von Prrsiea (529—521). V^er-
bindnng mit Phönizien und Cypern 1 584.
Kimon Koalemos, Halbbruder des Miltiades, siegt in
Olympia 1 363.
ToddesPeisistratos. Die Söhne folgen 1364, 669
Kambyses, von Polykrates unterstützt, besiegt Amasis
bei Pelusium 1 584 und unterwirft Aegypten I 597.
Kyme von den Tyrrhenern angegriffen 11 548.
Polykrates' Tod I 595. Geburt Pindars I 54.
I) a r e i o s , König von Perslen (521 —485). Wiederher-
stellung der Heichsgewalt und Reformen I 598 ff.,
686.
Regierungsantritt des Kleomenes in Sparta. Einfall
desselben in Argolis I 368, 669, 11 9.
Kampf zwischen Athen und Theben. Plataiai schliefet
sich an Athen an. Gesandtschaft der Athener nach
Sardes. Verbannung des Kleisthenes 1 'MS, 671.
Die Aegineten besiegen die samischen Piraten und
besetzen Kydonia 11 6.
Hipparch ermordeti 365.
Die Perser unter Demokedes in Tarent und Kroton
I610f., 11570.
Zag des Dareios gegen die Skythen 1 604 f.; Hülfe der
lonier. Ueberbrückung des Bosporos und der Donau.
Histiaios und Miltiades. Feldzüge des Megabazos
in Thrakien und Makedonien 1 606 ff.
Kamarina von Syrakus zerstört und von Gela neu
gegründet II 530 f.
Hippias vertrieben. Kleomenes in Attika 1368
459. Parteikämpfe in Athen. Einsetzung des Ostra-
kismos. Reformen des Kleisthenes 1 369ff.,
382 ff.
Sybaris von Kroton zerstört 11 569, 866.
Archoutat des Isagoras in Athen. Zweiter Einfall des
Kleomenes. Reaktion in Athen 1 379.
Rückkehr des Kleisthenes (um 508—507) 1 380.
Kriegszug der Peloponnesier unter Kleomenes und
Demarat gegen Athen. Uneinigkeit unter den
Führern und Rückkehr von Elensis. Athen siegt
über Theben und Chaikis. Attische Kleruchen in
Chalkis I 385 ff., 671 f., 11 260; Aufschwung Athens
I 389 ff.
Hippias auf dem Bundestag in Sparta I 387.
Theaterbau in Athen 11 297.
Unglücklicher Feldzug der Perser unter Aristagoras
und Megabates gegen Naxos I 615.
80
ZEITTAPBL
Ol.
70,3.
70,3.
71,3.
71,4.
72,2.
72,3.
72,4.
73,1.
488.
73,2.
487.
73,4.
485.
74,1.
um 484
' 74,2.
um 483
V. Chr.
498.
498.
494.
493.
491.
490.
489.
Abfall der looier. Aristaf^oras oad H^aUm.
Reise des ersteren nach Griecheolaod. Halfstrufpea
von Atheo und Eretrit I 6177.
Die looier aebmeo Sardes, werdea aber bei
Ephesos i^escblai^en I 619 f.; Verbreitaag des
Aufstaades, Uoterdruckang deaaelbea ia Rvirts
I 620 f.
Die Perser ooter Artapbernes erobern die Städte aa
Hellespoot uad io Karieo I 621 f.
Hippokrates, Tyraan voa Gela (49S— 91) II 529 f.
Alezandros I Philbellea, Köoiif von Makedaaiei
(498-54) I 608, II 66, 88, lli 4027.
Die Flotte der looier bei Lade |^eachIa|;eD. Zer-
störaog von Milet. UoterwerfoDg voa leaies
und Karieo 1 625 ff.
Samier nach Zankle I 626.
Zu(^ der Perser unter Mardonios gegei
Griechenland; (Jatergaag der Flotte am Atbet,
Bedrängniss des Laadheers in Thrakien I 62Sff.,
II If.
Archontat des Theaiistoklea. Gröadaag des
PeiraieuslI 17f., 823, 825.
Hippokrates unterwirft Leontiooi, Nazos, Zaakk.
Der Tyrann Skythes aus Zankle vertriebea. Aaa-
xilaos Tyrann von Rhegion (493—476) 1 626, II 531.
Rüstungen des Dareios. Unterwerhina voa Tkuts
n5r.
Aigioa ; mit Athen verfeindet, huldigt den Persers II &
Demaratos abgesetzt. Zug des Kleomenes (?effi
Aigina. Tod desselben. Leo t y chides und Le-
onidas folgen II lOf., 821f.
Ehernes Hermesbiid auf dem Markt io Atbeo II IS.
823.
Gelon (491—76) Tyrann von Gela II 532ff., 864.
Erster Perserkrieg unter Datis und Artapkenes.
Einnahme von Karystos und Eretria II 12 ff.
12. Sept. Schlacht bei Marathon. Miltiades lu^
Aristeides Feldherrn II 20ff., S24.
Unglücklicher Zug des Miltiades gegen Paros; Milti-
ades'Tod II 27 ff., 825.
ArcboDtat des Aristeides II 30.
Theron (489 — 72) Tyrann von Akragas und Hiaen
II 539 f.
Gelons Viergespann siegt in Olympia II 513.
Glaukias macht Siegerbilder I 530.
Neue Rüstungen des Dareios. Aufstand von Aegvptei
n 40.
Bergwerkgesetz des Themistokles II 31 f., S25f.
Tod des Dareios. Xerxes (485—165) folft II
40 f, 835.
Epicharmos in Syrakns II 555 f. Erster Sieg des
Aischylos II 300.
Verbannung des Aristeides. Themistokles Gris-
der der attischen Seemacht 11 30ff., 37 ff., S25f.
DER GR. GBSCflICHTE.
81
Ol.
V. Chr.
Gelon, Herrscher io Syrakus I! 534 f., 864; Ver-
rrörseroDip von Syrakos darch Zazüge aus Gela,
Kanarina, Megara.
74,4. 481. Röstoogen und Anfbrach des Xerxes II 44ff ;
Versammlang der Hellenen auf dem fstbmos (Herbst)
n 62ir.f 828; eine griechische Gesandtschaft spricht
Gelon um Bundesh'ülfe an II 537.
75.1. 480. Zweiter Perserkrieg unter Xerxes. Auszug
der Hellenen nach Tempe II 66.
Jnli. Kampf bei Thermopy lai II 69if., S28; drei
Seegefechte bei Artemision II 71 ff.; Einmarsch der
Perser nach Griechenland II 74 f.
20. Sept. Schlacht bei Salamis II 76ff., 301 f., S29;
Rückkehr des Xerxes. Mardonius in Thessalien
II 84 ff.
Anaxagoras I! 201 f., 841 nnd Aischylos in Athen II
298 f.
Sieg des Theron und Gelon über die Karthager bei
Himera II 543 f, 560 f., 865.
75.2. 479. Mardonios rückt von Thessalien in Griechenland ein
II 89; zweite Besetzung von Athen II 90.
Sept. Schlacht bei Plataiai unter Pausanias und
Aristeides II 91 ff., 829.
Oct. Erneuerung der hellenischen Bundesgenossen-
schaft. Bestrafung von Theben 11 97, 829 f.
Schlacht bei Mykdle unter Xanthippos und Leo-
tychides II 105 f., 831.
Aufnahme zahlreicher ionischer Staaten in die grie-
chische Bundesgenossenschaft 11 1(16 f.
75.3. 478. Winter. Xanthippos erobert Ses tos II 107, 115, 831.
Wiederaufbau von Athen II 108 (f., S3] ; Themistokles
als Gesandter in Sparta. Befestigung des Peiraieus
II 112.
Verfassungsänderung des Aristeides II 113 ff.
76.1. 476. Frühjahr. Ausfahrt der hellenischen Bunde.sflotte
unter Pausanias, Aristeides und Kimon. Erobe-
rung der meisten Städte auf Kypros; Peldzüge
des Leotychides in Thessalien II 116, 146.
Spätsommer. Eroberung von Byzanz, Verrath des
Pausanias I! 117 f. Erbitterung gegen Spart«.
Uebergang der Hegemonie an Athen II 120 f.,
832.
Anaxilaos, Tyrann von Rhegion und Zankle stirbt.
Mikythos folgt II 565.
Hieron, Tyrann von Syrakus und Gela (476 — 67)
II 546 ff., 864;. Gründung von Aitna 11550; Epi-
charmos, Sophron, Aischylos, Pindar, Sinionides in
Syrakus II 557 f., 850, 865; grofsartige Land- und
Wasserbauten H 560, 866.
76.2. 475. Organisation des delisch- attischen Seebundes II 122 ff.
76.3. 474. Prozess des Pausanias II 136 f.
Hieron besiegt die Tyrrhener II 548 f., 570.
76.4. 473. Die Tarentiner werden von den Barbaren besiegt II
570, 867.
Cartius, ZcitUfel d. Gr. Geschichte. G
82
ZBITTAFBL
Ol.
77,1.
77^.
77,4.
78,2.
78,2.
78,3.
78,4.
79,1.
79,3.
79,4.
80,1.
80,2.
80,2.
80,3.
V. Chr.
472.
470.
469.
467.
467.
466.
465.
464.
462.
461.
460.
459.
458.
458.
AafführoD(^ der „Perser*^ des Aischylos I! 135, '^
Theron stirbt; uin Sohn Thrasydaios wird %ob Hi(
besiefit oad verliert die Herrschaft II bA\l
Demokratie in Akrai^as II 564.
Themistokles io Olympia 11 134.
VerbaonoDg des Themistokles II 135, '
Kimon übernimmt die Führang II 135, US:
obert Eion, noterwirft Skyros II 129.
Eiis wird GesamtsUat If 138, 170.
Rückfähning der Gebeine des Tbeseus oach AtlH
129, 833; nnglöcklicher Zug der Athearr i
Thrakiea II 145, 835.
Leotychides abgesetzt. Archidamos folgt (469—
II 146, 169, 836.
Tod des Paasanias II 137.
Hieron in Syrakns stirbt. Tbrasybol folgt 11
Mikythos entsagt der Tyrannis io KhegioB
Zankle. Die SÖboe des Aoaxilaos folgen W b^.
Athen unterwirft Karystos nnd Naxos. Flocht
Themistokles II 13uf.; Aristeides stirb
151» 836; Perikles gewinnt Eiofln$s II U
211 IT., 228 ff.
Bodo der Tyraonis io Syrakos. Herstelloag der
^ publik U 564 f., 866.
KimoD siegt am EnrymedoD und erobert den (
sonaes II 140 f.; Aerxes wird vob Artakaoo:
mordet II 141,835.
Artaxerxes I., K. von Persien (464 — 25) 11 1
694, 835.
Abfall voofhasos. Die .Athener von den Tkn
bei Drabeskos besiegt II 145 f., 835, Hl A2h.
Erdbeben in Sparta. Aufstand der Heloten und
senier 11 147, lö6f., ^176; dritter mf$s<
scher Krieg (464—456).
Regeneration von Argos II 157, 83G.
Uuterwerfong von Thasos II 14S, 155.
Ein attisches Hiiifsheer wird von den Spartaaen
rückgeschickt II 157, 836; Bruch Kwischeo A
und Sparta II 157; Bund zwischen Athen nnd \
II 158, 169.
Wiederherstellung von Katane II 565.
Tod desTbemistokle8lI144, 822, S35.
Aegypten fällt unter Inaros von Persieo ab
wird von den Athenern unterstützt II 160 f., ^^
Auf Antrag des Ephi altes wird dem Areo
seia politischer Einfluss entzogen II 161, 217.
vollständige Durchfübrnng der Demokratie,
Setzung der Momophylakes und Sophronist«
164.
Kimon verbannt II 162.
Megara tritt dem attischen Bunde bei II 171.
Aischylos' Orestie II 163.
Korinth, Aigina und Epidauros im Kri
mitAthen siegen bei Halieis, werden bei Rei
DER GR. GESCHICHTE.
83
Ol.
80,3.
80,4.
81,1.
81,2
81,3
83,3.
83,4.
V. Chr.
458.
457.
456.
455.
454.
82,1.
452.
82,2.
451.
82,3.
450.
82,4.
449.
83,1.
448.
83,2.
447.
446.
445.
phaleia und Atgrioa geschlagen. Sieg des Myro-
nides über die Korinther in Megaris II 171 f.
Lokrer aus Naupaktos vertrieben II 178.
Die Spartaner ziehen nach Mittelgriechenland , züch-
tigen die Phokeer oad besiegen die Atheoer bei
Taoagra (Herbst) II 1730*., 838.
Ephialtes ermordet H 173 f.
Die Athener unter Myronides besiegen die Thebaner
bei Oinophyta. Zug nach Thessalien II 175, III
337.
Aigina wird besiegt und tributpflichtig. Die atttische
Flotte fährt um den Peioponnes unter Tolmides II
176f.
Binnahme von Ithome. Ende des me$seni.schen
Krieges II 177, 839; Aasiedloag der Messeoier in
Nau paktos.
Die Athener und Aegypter werden auf der Nilinsel
Prosopitis eingeschlossen und vernichtet 11 178,839.
Aischylos stirbt in Gela 11 866.
P er i kies mit einer Flotte im korinthischen Meer.
Achaja in den attischen Bund aufgenommen II 177.
Kimons Rückkehrll 179.
Bundeskasse in Athen II 167 f., 254; Organisation der
attischen Finanzen ; erste Berechnung der Tribot-
quoten durch die Logisten II 258, 847, 852.
Parmenides und Zenon in Athen II 206.
Perdikkas II. (454-413) HI 404 ff.
Perikles fuhrt attische Colonisten nach dem thraki-
sehen Chersonnrs II 26] f.
Fünfjähriger Waffenstillstand zwischen
Athen und Sparta II 180, 325.
Empedokles in Akragas II 201.
Dreifsigjähriger Friede zwischen Argos und Sparta
II 585 f.
Seezug der Athener gegea Kypros (Frühjahr); Sieg
bei Salamis. K i m o n 's T o d II 1 8 1 f., 839.
Angriff der Phokeer auf Delphi. Einmischung von
Athen und Sparta II 182.
diiederlage der Athener bei Koroneia II 183, 237.
Die Sybariten kehren zurück und werden aufs Neue
von den Krotoniaten besiegt II 571, 867.
Attische Expedition nach Italien unter Lampon zur
Wiederherstellung von Sybaris II 263.
Euboia und Megara fallen von Athen ab. Plei-
stoaoax rückt in Attika ein und wird von Perikles
zum Rückzug bewogen II 184 f., 513. Euboia wieder
unterworfen. Attische Kleruchen in Histiaia (Ore-
os). Chalkis, Bretria 11 185 f., 259 f., 847.
Herodot in Athen II 277 f., 849.
Dreifsigjähr igcr Friede zwischen Athen
und Sparta II 186,325.
Gesandtschaft der Athener unter Kallias nach Susa
(80g. Kimonischer Friede) II 188 ff., 840.
Eintheilung der Buodeagenossen in fünf Steuerbe-
. 6*
84
ZEITTAFEL
Ol.
V. Chr.
84,1.
84,2.
85, J.
444.
443.
440.
85,2.
85,3.
85,4.
86,1.
439.
438.
437.
436.
434.
433.
86,4.
432.
87,1.
431.
zirke II 247; Neobaolea in Anika II 324 II.
851 f.
Theoruog in Athen. Das Biiri^eri^eaetz des Prriklfs 11
267 f., 848.
Thiikydides, Melesiaa' Soho, verbannt II 192, ^1.
VolIenduD^ des Odeion in Athen If 347.
Gründungvoo Thurio i (Frühjahr) U 264, 572, MTf;
Schenkelmanern vollendet II 239.
Hippodamos von Milet II 19, 264, 2S3.
Streit zwischen Samos und Milet um Prieoe. Abfiil
derSamier. Perikles vor Samos II 2430*., ^4ö.
Gesetz gegen die Bühnenfreiheit II 394.
Dnketios, Fürst der Sikuler, Gründer voo PalÜM
nnd Kaie Akte, stirbt II 575 f.
Samos und Byzanz unterworfen 11 245.
Vollendung des Parthenon II 336 f., 347, 851 f.; Eori-
pides' Alkestis IH 87.
Spartokiden am kimmerischen Bosporus HI 4S2f.
Amphipolis gegründet II 264, 848, III 404. 420.
Die Propyläen werden begonnen II 350, 35S, S53.
Einschränkung der Bühnen freiheit in Athen II 3H
Pheidias in Olympia 11 351 IT.
Fehde zwischen Korinth und Kerkyra wegen Epi-
damoo s. Die Kerkyräer besiegen die Korintkff
bei Aktion und nehmen Epidamnos 11 364 fr.
Verhandlungen in Athen. Bündniss zwischen Kerkvn
und Athen II 367 f.
Bundesgenossenschaft zwischen Athen und Rhegioo (1
576 ; Bund mit Rhegion II 572.
Meton erfindet eine Sonnenuhr (Heliotropion), aesfr
Kalender in Athen It 285, 850.
Schlacht bei SyboU II 369f., 854.
Potidaia, voo Korinth und Perdikkas unterstätzt,
fällt mit andern Städten der Chalkidike von Atbfi
abll.^71ff., 111406,786.
Sept. Treffen bei Potidaia und Belagerung der Stadt
unter Phormion II 371 ff., 854. Alkibiades oad S^-
krates ü 597, III 94, 757.
Sommer. Handelssperre gegen Megara in Atkn
beschlossen II 374.
Nov. Berathungen und Kriegsbesehluss in Sparta D
375 f., 855.
Verhandlungen zwischen Sparta and Athen II 3$0ff.
Gegenseitige Rüstungen II 385 ff., S55.
Anfeindungen des Perikles II 393ff. ; Pheidias
Tod n 396, 855.
Ausbruch des peloponnesischen Kriees Ü
400 ff"., 856, 883.
I' Erneute Angriffe auf Perikles. Anaxagoras verlust
Athen 0 396 f., 856.
DER GR. GESCHICHTE.
85
OL
V. Chr.
431.
87,2.
430.
87,3.
429.
87,4.
428.
88,1.
427.
4. Apr. Plataiai von deo Thebaoern überfalleD
401 ff., 856.
Juni. Erster Eiofall der Peloponnesier io
Attika unter Archidamos II 403 f., 856.
Die Athener landen an der Küste des Peloponoes,
vertreiben die Aegineten, verwüsten Lokris and
Megaris nnd schliefsen einen Bund mit Sitalkes II
407 ff., 440.
Bestattung der Gefallenen. Leichenrede des Perikles
II 410.
Frühjahr. Ausbruch der Pest 11 411ff., 857.
Zweiter Einfall der Peloponnesier in At-
tika unter Archidamos II 413.
Zug des Perikles gegen Argolis. Belagerung von
Epidauros. Einnahme von Prasiai II 414.
Sommer. Verurteilung und Absetzung des Perikles
II 416, 857.
Perikles wieder Feldherr. Vereitelte Gesandtschaft
der Peloponnesier nach Susa II 417 f., 693.
Attische Flotte im korinthischen Meerbusen und in
den karischen Gewässern II 41 8 f.
Winter. Einnahme von Potidaia II 419, 858.
Kolophon von den Persern besetzt II 451.
Frühjahr. Plataiai von den Peloponnesiern unter
Archidamos belagert 11 419, 439.
Verluste der Athener bei Spartolos. Krieg in Akar-
nanien. Peloponnesische Flotte im korinthischen
Meerbusen zweimal besiegt von Phormion 11 420.
Herbst. Perikles stirbt 11 421f.
Peloponnesier landen unter Knemos und Brasidas auf
Salamis II 440.
Winter. Sitalkes' Zug gegen Perdikkas II 440, m
392, 406, 785.
Frühjahr. Züge des Phormion und Asopios nach
Akarnanien II 441.
Euripides' „Hijppolytos" m 72.
Sommer. Abrall von Mytilene II 441ff.
Dritter Einfall der Peloponnesier unter
Archidamos II 444.
Juli. Hülfsgesuch der Mytilenäer in Olympia II 444 f.
Streifzüge der attischen Flotte nach dem Isthmos,
Lakonien und Akarnanien. Faches belagert My-
tilene (Herbst) II 446.
Sept Archidamos ummauert Plataiai. Durchbrach
von 220 Platäern (Dec.) H 446 ff.
Archidamos stirbt. Agis folgt (427— 399). Vier-
ter Einfall der Peloponnesier in Attika
unter Kleomenes. Vergebliche Ausfahrt einer
Eeloponnesischen Flotte unter Alkidas nach
lesbos und lonien II 449 ff., 465.
Uebergabe von Mytilene. Verhandlungen über
dasselbe in Athen II 450 ff.; überwiegender Einfluss
von Kleon II 434, 452 ff., 859; Strafgericht über die
Mytilenäer II 461 ff., 859 L
86
ZEITTAFEL
Ol.
V. Chr.
427.
88,2.
88,2.
426.
88,3.
425.
88,4.
Krieg zwischen den dorischen und ionischen Stadtei
auf Sicilien. Die Leontiner schicken eine Gesandt-
schaft unter Gorgias nach Athen If 577.
Sommer. Uebergabe von Plataiai. Die Be-
satzung von den Spartanern hingerichtet ü 461 ff.
BUrgerfehden in Kerkyra. Die Aristokratei
von einer peloponnesischen Flotte unter Alkidss
und Brasidas, der Demos von einer attischen FlotU
unter Nikostratos und Eurymedon unterstützt 11
465 ff., 860.
Neuer Ausbruch der Pest in Athen. Erdbeben 11
471, 860.
Caches und Charoides werden von Athen mit 20
Schiffen nach Sicilien geschickt , besetzen RhegioD
und machen einen vergeblichen Angriff auf die
jUjMrisehen Inseln (Winter) 11 578, 867.
fVkins befestigt die lasel Minoa II 472.
März. AulHihrong von Aristophanes' „Bab)l<h
niern" II 484.
König Pleistoanax kehrt aus der Verbannung nacl
Sparta heim II 513.
Thera tritt dem attischen Bunde bei 11 616.
DieSpartaner gründenil erakleiain Trachinien 11 471
Nikias besetzt Melos, landet in Oropos, schlagt die
Böotier bei Ta nagra II 472f.
Demosthenes im Bunde mit den Akarnanen re^
beert Leukas,, unternimmt einen unglücklicbfi
Feldzug gegen Aetoliea , rettet das von den Pelo-
ponnesiern bedrohte Naupaktos 11 473 ff., 860.
Fehde zwischen Ambrakia uud den Akarnanen. Eio
peloponnesisches Heer unter Eury iochos vereiaift
sich mit den Ambrakioten 11 475 ff.
Wiuter. Siege des Demosthenes über die Pelopoo-
nesier und Ambrakioten bei 01p ai II 476 f., S6i).
Laches aiinmt MyJai und Mcssana uud bekriegt die
epizephyrischen Lokrer (Winter) II 578, 620.
Febr. .\ristophanes' „.^charner" aufgeführt II 515;
Kuripides' „Aodromache'^ III 72.
Frühjahr. Entsühniing von Delos und »uordooB^
der ApoIIonfeier durch Nikias II 47 7 f.
Frühjahr. Eine attische Flotte unter EurymedoD
und Sophokles nach den sicilischeo Ge-
wässern und nach Kerkyra abgesandt II 479 ff.
Demosthenes besetzt Pyl os und besiegt daselbst die
peloponnesische Flotte. Eine Aozahl vortiehioer
Spartaner auf der Insel Sphakteria eingeschlosseo
II 479 ff., 860.
Fünfter Einfall der Peloponn es ier ii
Attika unter Agis II 4S0.
Messana von Syrakns genommen. Pythodoros von
Athen nach Sicilien geschickt 11 579.'
Juli. Abschluss eines W äffen st il Ist and es. Die
Friedeusvorsohläge der Spartaner auf Kleüo's Rata
abgewiesen II 482 ff.
DER »R. GESCHICHTE.
87
Ol.
V. Chr.
425. •
424.
8JM.
423.
89,2.
422.
Aug. Neoer Kanpf in Pylos unter Kleoo. üober-
gabe der Spartaner 1! 487 CT.
Sept. Neue Scbätzunf^ der Bondesgenossen und Er-
höbong der Tribute II 4890*., 861.
Vergeblicher AogrifT des Nikias auf das Gebiet von
Korinth. Besetzung der Halbinsel M e t h o n e 11 492.
Herbst. Demosthenes und Sophokles in Kerkyra.
Krniordnng der .\ristokraten. Die Athener nehmen
Anaktorion 11 493.
Gesandtschaft der Spartaner nach Persien U 500.
Spätherbst. Die attische Flotte unter Eurymedon
tritrt in Sicilien ein II 579, 867.
Winter. Artaxerxes I stirbt. Dareios II Nothos
(425—405) folgt. Abfall des Pissnthnes. Tisaa-
f»hernes und Pbarnabazos, Satrapen in Kleinasien
I 694 f., 764, 875 ; Artaphernes als persischer Be-
vollmüchtigter auf der Reise nach Sparta wird von
den Athenern aufgegriffen II 693 f.
Febr. Aristophanes' ,,Ritter'' aufgeführt II 515.
Sommer. Nikias besetzt Kythera, plündert die
lakonischen Küsten und nimmt Thvrea in Kynurien
II 494, S62.
Demosthenes nimmt IVisaia, wird aber durch
Brasidas an der Eroberung von Megara gehindert
II 495.
Ort. Dreifacher Angriff der Athener auf BSotieo.
Niederlage bei Delion H 497 ff., III 94, 757.
Brasidas im Bunde mit denChalkidiern und
Perdikkas, zieht über Megaris, Herakleia, Thes-
salien, Makedonien nach Thrakien gegen die atti-
schen Colonien, gewinnt Akanthos, Stageiros,
Argilos, (Herbst) II 499 ff., HI 407, 786; dann
Amphipolis (Winter), während der athenische
Feldherr Thukydides Eion behauptet H 506ff.,
S62; ferner die meisten .Städte der Akte, Torone
und Lekythos IT 510f., %3. Spartanischer Harmost
nach Amphipolis geschickt III 6, 750.
Hermokrates vermittelt den Frieden unter den
sicilischen Städten. Rückkehr der attischen Flotte
n 580 f. 620.
Sitalkes fallt im Kampf gegen die Triballer, Seuthes
folgt in 392.
März. Waffenstillstand zwischen Athen und
den Peloponnesiem II 516 f.
Aristophanes „Wolken'' HI 93, 96, 107.
Brasidas gewinnt Mende und Skione auf Pallene und
zieht mit Perdikkas gegen die Lyukesten H 517 f.
Eine attische Flotte, unter Xikias und Nikostratos
nach der Chalkidike geschickt, erobert Mende zu-
rück H 518.
Vertrag zwischen .4then und Perdikkas II 518.
Die Delier werden \oo den Athenern ausgetrieben
H 519.
Die Böotier nehmen PanaktonH 524.
88
ZEITTAFEL
Ol.
89,3.
V. Chr.
422.
421.
SM.
420.
90,1.
419.
90,2.
41S.
liü,3.
417.
PhaUx aU GeModter von Atben oach Sicütn
schickt U 5S2.
Herbst. Kleoo nach Thrakien freschickt, rr
Torone; von Brasidas bei Amphipolif ff*
gen. Beide Feldherra fallen 11 5200*., S63.
Winter. Fried easverhandlongfo ooter
Anas von Nikias und Pieistoanaz eingeleitet I
Marx. Aristophaues' ,,Friede*^ 11 592, S6S.
April. FriededeaNikias. Fönfsif^fäling» I
aiaa xwischea Athen und Sparta II 524 f., j
S63, 868.
Die Athener befestigen sich wieder anf des Halb
der Qialkidike und erstnrmen Skione 11 614.
Peloponnesischer Sonderbnod z»is
Argos, Korin th, Elis, Mantioeisoii
ehalkidischen Städten U 58Gr,614.
Pleiatoanax zieht gegen die Mantiaecr, b
Lepreon 11 5SSff.
Neue Spannung zwischen Athen und Sparta
der Ausführung der Friedensbedingooges.
treten des Alkibiades 11 592 ff., 624 ff, SÖS
Fnilgahr. Bund zw ischen Spa rta und Tb
Panakton an die Athener ausgeliefert 11 oiH),
Bund zwischen Athen, Argos, Maot
und Elis durch Alkibiades gestiftet, des
beitritt 11 601 f.
Sparta von den Olympien ausgeschlossen II 60'i
Alkibiades als Sieger in Olympia II 627.
Euripides' ^Schutzflehende'' III 72.
Fehde zwischen Argos und Epidauros; ersten
Athen, letzteres von Sparta und Korioth nntei
II 603, 869.
Winter. Die Spartaner senden Hülfstrnppei
Epidauros II 603.
Jan. Ein spartanisches Heer unter Agis rockt
Argos. Waflenstillstand auf vier Monate.
kehr des Agis. Ankunft eines attischeo 1
unter Liaehes und Nikostratos 11 604 ff.
Epameinondas' Gebort III 258, 771.
Aug. Die verbündeten Argiver, Mantineer oad
ner werden bei Mantineia von .\gis $uc\
II 606 fl., 692 und belagern Epidauros.
Winter. Bund zwischen .Argos und Sparta 11
Perdikkas schliefst sich an III 403, 786. Drt
jähriger Friede mit ManUneia DI 230, 7tö;
Setzung von Zehamänaem in Sparta II 6^2, II
759 f.
ApriL Hyperbolos aus Athen verbannt Ia
Ostrakismos II 610, 869f.
Sommer. Wiederherstellung des Bundes xwi
Athen und Argos II 613, 870.
Sommer. Feldzuge der Athener unter Nikiu
Lysiatratos nach der Chalkidike II 615, STOf.
DER GR. GESCHICHTE.
89
Ol.
90,4.
91,1
V. Chr.
416.
415.
91,2.
414.
91,3.
Vergeblicher Zog der Spartaoer gegen Argos 11 613.
ForUetzung der attischen Uuternehmungen gegen
Thrakien und Perdikkas II 61 5f, 871.
Herbst. Fehde zwischen Selinus und Egesta. Ge-
sandtschaft der Egestäer in Athen 11 5S3,
6l9f., 634, 867f.
Winter. Die Athener erobern Melos 11 618, 871.
Frühjahr. Eupolis greift in den ,.BapteB'' den Al-
kibiadesanil6a0, 871.
März. In Athen ^ird durch Alkibiades' EinBuss die
Dnterstötzung der Egestäer beschlossen II 634 0*.,
872.
10—11. Mai. Hermenfrevel in Athen II 641 ff.
Juni. Alkibiades wegen Entweihung der Mysterien
denuncirtU 642 ff., 87 2 f.
Juli. Abfahrt der attischen Flotte nach
Sicilien 11645 f., 873.
Ankunft der Flotte in Rhegion. Die Athener nehmen
Naxoa und Katane II 647 f.
Ende Juli. Neue Denunciationeu und Verhaftungen
in Athen. Peisandros 11 649 ff., 873.
Alkibiades abberufen und verurteilt II 648 f., 651.
Einschränkoog der Bühneofreiheit durch Syrakosios
II 653, 873.
Herbst. Die Athener fahren über Himera nach Egesta,
von da in den Hafen von Syrakus (Nov.), machen
einen Angriff auf Messana und beziehen Winter-
quartiere bei Naxos II 656.
Winter. Hermokrates befestigt Syrakus. Ge-
sandtschaften derSyrakosaner nach demPeloponues,
Kamarioa und Carthago II 657 ff., 874.
Alkibiades ttieht überThorioi, Elis, Argos nach
Sparta H 664, 874.
Frühjahr. Die Athener machen Streifzüge in das
Gebiet der Syrakusaner und einen Angriff auf
Syrakus II 661 ff.
März. Aristophanes „Vögel'' 11 653, 873.
Mai. Der Spartaner Gylippos wird mit einer kleinen
Schaar nach Sicilien ansgesandt II 667.
Juni. Epipolai von den Athenern erstürmt; Haupt-
quartier derselben bei Labdalou, Flottenlager bei
Thapsos. Gasten bei Syke. Belagerungsarbeiten
und siegreiche Kämpfe der Athener. Lamachos
fällt. Verhandlungen über die Capitulation von
Syrakus. Hermokrates von den Demokraten ge-
stürzt II 662 ff., 874.
Sommer. Ein attisches Geschwader unter Pythodoros
macht Landungen in Lakonien II 696.
Juli. Gylippos landet in Himera, gelangt nach
Syrakus, überrumpelt die Athener in Labdalon 11
668 f., 874; und verhindert die Athener an der
völligen Einschliefsung von Syrakus. Nikias be-
festigt Plemmyrion li 670, 874, welches Gylippos
erobert (Juli) 11 674, 875.
90
ZEITTAFBL
Ol.
91,3.
V. Chr.
413.
91,4.
412.
Herbst. Die Athener, mit Perdikkas verbüßet, ia
Kampf gegen Ainpbipolis II 615.
Winter. Nikias bittet um Verstärkung und EatUssoif
II 672.
Dec. Eurymedon wird mit 10 Schiffen nach Syra-
kus geschickt II 672.
Winter. Kriegs beschlnss der Peloponnesier 11 696.
Frühjahr. Einfall des Agis in Attika, Besetz oif
von Dekeleia II 697 f., 702, 875f.
Jani. Thrakische Söldlinge überfallen Mykalessos ii
Böotien II 695 f.
Juli. Die attische Flotte wird im Hafen von Syrakis
geschlagen 11 675.
Angnst. Demosthenes kommt mit 73 neuen Trierfi
und unternimmt einen unglücklichen Angriff inf
Kpipolai H675f., S74f.; die Athener beschliefsfi
den Rücksug (27. Aug.), werden zu Lande und u
Wasser geschlagen (30. Aug.) H 678 f.
September. Neue Niederlage der Athener im Htffi
(1. Sept.); Abzug zu Lande (3. Sept.); Kämpfe beia
akräischen Berge (6 — 8 Sept), die Nachhut oitfr
Demosthenes beim Polyzeleion eingeschlossei;
gänzliche Niederlage und Capitalation des Nikits
am Asinaros (10. Sept.); 7000 Gefangene ii dei
Steingmben. Demosthenes und Nikias bingericktft
II 679 IT., 875.
Archelaos, König von Makedonien (413 — 399). Grie-
chische Künstler und Dichter in Pella 11 796, UJ
409 f., 546, 787.
Winter. Abfall von Thurioi. Unzufriedenheit der
Bundesgenossen II 687 ff. , 699. Erhebung von Hi-
fenzullen an Stelle der Tribute. Eikostniogro II
699, 701, 870.
Chios und Krythrai in Verbindung mit Tissapbrr-
ücs. Gesandtscbafteu des Tissaphernes aud rhir-
nabazos bieten Sparta Hülfe an II 695, 703, 7o9.
Winter. Verfassungsänderungen in Athen. Pro-
hulen. iNeue Rüstungen. Allgemeine AmDe>tir.
Befestigung von Suniou II 700 f.
Winter. Agis im Bond mit Böotien uoternimrot >od
Dekeleia Streifzüge nach Herakleia, Phthiotis, Ko-
boia II 702. Chios und Er>thrai in den pelopoooe-
sischen Bund aufgenommen. Flottenrüstnogeo zon
ionischen Krieg 11 706.
Frühjahr. Die peloponnesische Flotte unter Agis von
einer attischen in der korinthischen Bucht Feirams
blokirt 11 705. Alkibiades mit 5 spartanischeo
Schilfen landet auf Chios. Chios, Er} thrai, Klazo-
uienai fallen offen von Athen ab. Ionischer
Krieg II 70711*., 876; eine attische Flotte ooler
Strombichides nach lonien geschickt. Alkibiade«
in Milet. Vertrag zwischen Persien nnd Sparti
II 707 f.
DER GR. CBSCHlCHrE.
91
Ol.
92,1.
V. Chr.
412.
411.
Sommer. Die peloponnesische Flotte, aus ihrer l^in-
scbliersun); befreit, fahrt nach lonieo. Abfall von
Lesbos. Vertreibung der Aristokraten auf Samos
II 709 f. , 870. Die Athener gewinnen Mytilene
und KlaEomenai wieder, plündern Chios, schicken
eine neue Flotte anter Phrynichos nach lonien.
Seesieg derselben bei Milet (Herbst) 11 710 f.
Alkibiades' Flucht und Einfluss bei Tissapbernes zu
Gunsten Athens 11 7 13 f. Verhandlungen mit den
attischen Oligarchen im samischen Lager II 716.
Jan. Aristophanes' „Lysistrate^* II 717f.^ 877.
Peisandros als Unterhändler von Samos nach Athen
geschickt 11 717.
Phrynichos als Feldherr abgesetzt 11 719.
Jan. Liohas und Antisthenes treffen mit einer spar-
tanischen Flotte io Knidos ein und verhandeln mit
Tissaphernes. Der Spartaner Astyochos besiegt den
attischen Feldherrn Charminos und gewinnt Rhodos
II 720 ff.
Febr. Vergebliche Verhandlungen des Peisandros mit
Alkibiades und Tissaphernes in Magnesia II 722 f.
Oligarchische Umtriebe io Athen, Theramenes und
Antiphon II 724 f.
März. Rückkehr des Peisandros. Umsturz der
Verfassung. Rath der Vie rhu n de rt II 727 ff.,
877.
Angriff des Agis auf Athen. Friedensgesandte nach
Sparta II 729, 735.
März. Der Spartaner Derkyllidas gewinnt Abydos
und Lampsakos II 750.
April. Demokratische Gegeobewegung beim Heere
in Samos. Die samischen Aristokraten unter-
drückt. Thrasvbulos und Thrasyllos Feldherrn
II 729 ff.
April. Alkibiades zurückberufen, wird in Samos zum
Feldherrn gewählt und empfängt die Gesandten
der Oligarchen II 7.32 f.; Bund mit Argos 11735,
748.
Zerwürfnisse zwischen den Peloponnesiern und Tis-
saphernes, der zu der phönikischen Flotte an der
Südküste von Kleinasien geht II 735, 749.
April. Byzanz von den Peloponnesiern genommen
II 750, 758.
Mai. Spaltungen unter den Vierhundert. Festungs-
bau im Peiraieus. Gesandtschaft der Oligarchen
nach Sparta II 738, 877. Ermordung des Phry-
nichos II 739, 746 f., 877 f. Erhebung der Ge-
mäfsigten im Peiraieus II 739.
Juni. Der spartanische Admiral Agesandridas be-
siegt die Athener bei Oropos. Euboia verloren
II 740 f.
Juni. Absetzung der Vierhundert II 742.
Juli. Die neue Verfassung. Bürgerschaft der 5000.
Aufhebuog der Besoldungen. Revision der Gesetze
92
ZEITTAFEL
Ol.
V. Chr.
411.
92,2.
410.
92,3.
409.
92,4.
408.
93,1.
durch IVomotheteo II 742 f., 797. Gesudtscyft
nach Samos. Aikibiadea zarackberafen II 742, 877.
Verlast von Oinoe. Aotiphon hingeriditft 11 744 L,
878.
Sommer. Alkibiades lutorwirft die karuebeo StiMte.
Der spartanische Admiral Mindaros im Baade waX
Pbaroabazos wird bei A b y d o s voo Tbras^bnl ht-
aie^ (Joli). Die Flotte des A^esaodridas eririäct
Schiffbrach am Athos II 748 fl*.
Oct Neaer Sief^ der Atheoer bei Abvdos oater Alki-
biades II 751 11.
Wioter. Gefaogenscliaft des Alkibiades in Sard«s
II 752.
Wioter. Thrasyllos kehrt nach Athen zarück ii^
wehrt einen Angriff' des Agia ab 11 756.
Diagoras aas Melos wird geächtet III 59.
Febr. Sieg der Atheoer bei Kyzikos. Riek-
kehr znr alten Verfassong. Wiederrinführnaf 4er
Besoldungen II 753 ff. , 878. Gesetz des Dea»-
pbantos II 747, 754. Friedensgesaodtsehaft dfr
Spartaoer von Kleophoo abgewiesen II 755.
Frühjahr. SundzoU bei Chrysopolis. Thrasyllti
nimmt Kolopbon and Nolion II 756 f. Hemokrata
abgesetzt II 765.
Sommer. Thrasyllos, von Tiasaphemes bei EphcM
geschlagen, vereinigt sich mit Alkibiades aai Botf^
ros II 757.
Enagoras König voo Cypern II 777.
Sommer. Alkibiades nimmt Chalkedon durch Vertnf:
mit Pharnabazos, dann Selymbria II 75^» f.
Feldzüge llannihaVs auf Sicilien II 6SS. 765.
Herbst. Byzaoz von Alkibiades erstürmt, l'itf^
baodlangen mit Pharnabazos. Thrasybulos aBtf^
wirft die thrakischeo Städte II 761, 879, 111 133,
677. Wiedereinführung der Tribute 11 S76.
Pylos von den Spartanern, IVisaia von den Mffirfi-
sero zurückerobert II 76], III 28.
Herbst. Gesandtschaften der Athener und Pclopos-
nesier nach Susa II 764 f.
Frühjahr. Kyros der Jüngere, Statthalter
von Kleinasien halt die athenischen Gesaadtea
fest. II 765 f., 879.
Aristophanes* „Plutos" II 879.
Juni. .Alkibiades kehrt nach Athen zurück nod «ird
zum unbescbrünkten Feldherrn ernannt II 761 f.,
879.
Sept. Prozession der Athener nach Clensis II 762.
Herbst. Ly sandros Naua rch 11 767 ff., ^79 fihrt
mit 70 Schiffen nach Bphesos, knüpft mit des oli-
garchischen Parteien und mit Kvros Verbiodoa^fi
an 11 771 f.
Alkibiades mit einer Flotte abgesandt. Hauptquartier
in Samos. ßlokade von Ephesos II 774.
Rhodos wird Gesamtstaat III 467.
DER GR. GESCHICHTE.
93
Ol.
V. Chr.
407.
93,2.
406.
93,3.
405.
93,4.
404.
Der attische Uoterfeldherr Antiochos wird in Ab-
wesenheit des Alkibiades von Lysaodros beiNo-
tioo geschlagen. Anfeindungen des Alkibiades II
774 f.
Absetzung des Alkibiades. Konon Feldherr 11 775 f.
Kallikratidas, Lysandros' Nachfolger, bewegt die
lonier zur Theilnahme am Kriege, nimmt Teos und
Methymna, schliefst Konon mit der attischen Flutte
im Hafen von Mytilene ein 11 777 f.
Sommer. In Athen wird aus den letzten Mitteln eine
neue Flotte von 155 Schifien ausgerüstet.
Sept. Schlacht bei den Arginusen II 779 01,
880. Spartanische Friedensvorschläge werden in
Athen auf Kieophon's Rath zurückgewiesen II 781 f.
Oct. Entsetzung, Anklage und Verurteilung der Feld-
herren II 782 ff., 880.
Befreiung von Lesbos. Die attische Flotte unthätig
bei Samos II 790 f.
Gesandtschaft des Kyros und der ionischen Städte
nach Sparta II 790 f.
Dec. Lvsandros Epistoleus II 791.
Enripides stirbt in Pella III 67 f.
Brand des Erechtheions II 532. Sophokles' Tod II
797,11161,756.
Jan. Aristophanes* „Frösche'' II 799, III 87 f.
Frühj. Lysandros in Kleinasien, Stellvertreter des
Kyros (Febr.), rüstet mit persischen Geldern eine
Flotte aus, stürzt die Demokratie in Milet (März),
landet in Aigina und Attika, nimmt Lampsakos II
791 f.
Die attische Flotte unter Konon im Hellespont. Alki-
biades' Hülfe zurückgewiesen II 792 ff.
Aug. Schlacht bei Aigospotamoi. Konon ent-
kommt. Die attische Flottenraannschaft hingerichtet
II 794 ff., 881, III 8.
Oligarchische Umtriebe in Athen 11 796 ff. Einsetzung
der Fünfmänner (Ephoren). Amnestiedekret des
Patrokleides II 802 f., 882.
Herbst. Lysandros vor dem Peiraieus, die Könige
Agis und Pausanias in Attika. Blokade Athen's zu
Lande und zu Wasser. Lysandros belagert Samos
II 804 f.
Attische Gesandte mit Friedensvorschlägen von den
Ephoren in Sellasia znrückgew lesen II 805.
Herbst. Theramenes als Unterhändler zu Lysandros
nach Samos abgeschickt II 806; Hinrichtung des
Kleophoo (Winter) II 807 f.
Dareios II stirbt. Artaxerxes 11 Mnemon (405—359)
König von Persien 111 16. Reise des Kyros nach
Susa, Rückkehr nach lonien, Eifersucht gegen Tis-
saphernes 111 130, 760.
Frühjahr. Zweite Gesandtschaft des Theramenes.
Berathungen der Peloponoesier in Sparta II 808 f.,
882.
94
ZEITTAFEL
Ol.
V. Chr.
94,1.
403.
94,2.
25. April. Annahme der Friedensbedingoi-
gen in Athen. Abzug des Feindes 11 S09, <S'll
Neue ParteilLtimpfe in Athen. Agoratos dennarirt
die Volksfreonde. Versammlung in Monychii.
VerorteiluBg der Angeklagten. Roekkehr der
Verbannten. Kritias anter den Fünfmannera 11
BIO ff., 883.
Juni. Lysandros in Athen. Einreifsnag der Manen.
Einsetzung der Dreifsig II 814 f., SS3, lll
12, 42.
Aufhebung der Volksgerichte in Athen, Beseitigoi;
des Areopags. Zehnmänner im Peiraiens III 13, 7»!.
Sept. Lykophron von Pherai besiegt die Lansa«'
lil 338.
Oct Spartanische Truppen unter Kallibios besetzet
die Burg. Lysandros kommt nach Besiegnng roi
Samos nach Athen IIl 751, 841.
Grewaltmafsregeln der Dreifsig. Thrasybnlos nid
Anytos verbannt IIl 16, 18 ff., 43. BeschräakgBf
der Bürgerschaft auf 3000. Theramenes' Opposi-
tion und Hinrichtung III 21 ff.
Herbst. Alkibiades stirbt IlI 17 f., 751. Lysas-
dros in Asien.
Die Spartaner besetzen Herakleia wieder Ifl 338.
Jan. Phyle wird von attischen Flächtlingen ooter
Thrasybul besetzt und siegreich gegen dieTrof-
pen der Dreifsig vertheidigt III 29 f.
Musterung der Trappen in Eleusis und Hinrichtuf
der Verdächtigen lII 30 f.
Febr. Eroeuerung; des Kampfes in Munvehia. Kri-
tias fällt. Sturz der Dreifs ig 'lll 32f., 42.
März. Zehnmänoer (Dekaducheo) io Athen, die
Dreifsig in Eleusis III 33.
April. Lysandros mit eioem spartanischen Heere bei
Eleasis 111 36.
Mai. König Pausanias wird dem Lysandros zor \er-
niitteluog nachgeschickt 111 37.
Juni. Gefecht zwischen Pausanias und den Anhäo^era
Thrasybul's im Peiraiens III 3S.
Juli. Aug. Friedensverhandlungen zwischen deo
Parteien unter Pausanias' V ermittelung. Versöh-
nungsvertrag, Rückkehr der Verbannten. Amoesli?.
Abzug der Spartaner lll 39.
21. Sept. Thrasybnl's Einzug in Athen.
Archontat des Eukleides. Wiederherstel-
lung der Verfassung lII 40 ff., 753.
Auszug der Bürgerschaft nach Eleusis. Belageroa?
und Tödtung der Dreifsig. Unbedingte Amnestie.
Besteuerung der Bürger 111 43 ff., 109, 75S. Ge-
setze des Archinos. Einsetznog von Syllogeis ood
Syndikoi. Tisameoos' Antrag auf Kevision der
solonischeo Gesetze. Einsetzang von 500 Nomo-
theten (JNikomachos) und einer Behörde von Zwiorig-
männern III 45 ff., 754. Aristophon beantragt Bei-
DER tiR. GESCHICHTE.
95
Ol.
V. Chr.
94,3.
402.
401.
94,4.
400.
95,1.
399.
95,2.
95,2.
398.
95,3.
nigung der ßiirgerscluift. Wiederherstellung des
Axeopags. Reform der Finaozbehörden, der Ur-
kanden uod der Schrift. Aufschreibaog and Anf-
steJlung der Gesetze III 48 ff., 754.
Lysias* Redegegeo Erttosthenes III 109, 515 f., 758, 794.
Gesandtschaft der samischeo Demokraten in Athen.
Nachträge p. 116.
Lysaodros' Entsetzung und Reise nach Libyen 111
121 f. Socialer Umschwung in Spartii. Steigende
Macht der Ephoren III 124 ff. Unzufriedenheit der
Buodesgenossen III 1 28 f.
Kyros' Rüstungen. Spartanische Hülfstrnppen unter
Cheirisophos III 132 ff.
März. Kyros' Aufbruch aus Sardes III 134. Xeno-
phon bei Kyros 111 497 f.
Sophokles „Oedipus Coloneus" III 61.
Frühj. Fehde zwischen Sparta nnd Elis (401^400).
König Agis rückt in Elis ein III 148 f., 761.
Sept. Schlacht be.iKuaaxa. Kyros fällt III 135.
Tissapherues Herr in Kleinasien III 142 f. Rück-
zug der Zehntausend unter Xenophon III
137 f., 497, 760.
März. Ankunft der Zehntausend in Trapezus III 139.
Sommer. Elis unterwirft sich Sparta III 150 f., 760f.
Herakleia aufs Neue von den Spartanern besetzt
m 152.
Herbst. Verrätheriscbe Behandlung der Zehntausend
in Byzanz III 140 f.
Die Zehntausend in Thrakien bei Seuthes HI 142.
Agis stirbt IH 152, 761.
Frülgahr. Krieg zwischen Sparta und Per-
sien. Ionischer Krieg (399 — 397). Thibron
wird nach lonien gegen Tissapherues geschickt und
vereinigt sich mit dem Ueberrest der Zehntausend
III 144f., 760.
April. Prozess des Sokrates III 114 f. Xenophon
verbannt III 497.
Mai. Tod des Sokrates Hl 116 f., 491. Piaton
geht auf Reisen III 501.
Agesilaos (399—58) König von Sparta III 152f.,
725 f., 761.
Der Spartaner Derkyllidas, Thibron's Nachfolger, be-
setzt Aiolis und schliefst eineu Waffenstillstand
mit Pharnabazos III 146.
Herbst Anklage des Andokides. Verfolgung der
Aristokraten in Athen III 112.
Verschwörung des Kinadon in Sparta III 156.
Pharnabazos in Susa III 157.
Archelaos wird ermordet. Zehnjährige Wirren in
Makedonien IH 411, 787.
Pharnabazos mit einer persischen Flottenrüstuog be<-
auftragt. Konon Feldher r Hl 159f., 181, 761 f.
96
ZBITTAFBL
Ol.
95,4.
V. Chr.
397.
396.
96,1.
395.
96,2.
394.
96,3.
KoooD wird voo eioer [akedämooiscbeB Flotte in
Hafen von Kaunos eiBgesehlossen (397— 395) Hl ISl
Frübjahr. Erneaernng des Kriegs zwiscket
Sparta und Persiea. Athen nnd Tkebei ver-
weigern die ffeeresfolge. Apesilaos zieht ait Ly-
saodros von Aalis nach lonien. Waffeostillstid
mit Tiasaphernes 111 161 f., 762.
Lysaodros nach den Hellespoot geschickt III 163.
Sommer. Agesilaos' Peldzog nach den hellespoiti-
schen Küstenländern III 164.
Winter. Rüstungen des Agesilaos in Ephesos Ifl
164, 762.
Kooon, durch Pharnabazos ans der Blokade befreit,
gewinnt Einfloss auf Rhodos III 182 f.
Frühjahr. Agesilaos' Zog naefa Lydien ood Sieg an
Paktolos 111 165.
Sommer. Tissaphernes hingerichtet III 165, 762;
sein Nachfolger Tithranstes sehlieM WaffeutiU-
stand mit Agesilaos and schickt den Timokrates
mit Snbsidiengeldern nach Athen, Theben, Koriitk
und Argos III 168, 170.
Wiedereinfnhmng der Besoldungen ond Festgelder ii
Athen dureh Agyrrhios III 213, 488, 767.
Korinthischer Krieg (395—387).
Gränzstreitigkeit zwischen den opuntischen Lokren
und den Phokeern. Bund zwischen Athen ii4
Theben gegen Sparta III ]7Uf.
Herbst. Thrasybal geht mit eioer Hülfsschaar oark
Theben III 171.
Lysaiidros bei Hsliartos besiegt und getüdtet Hl
172,763.
Pnusaoias schliefst eineo Waffenstillstand, raunt
Böotieo und wird abgesetzt 111 174 f. Der qd-
mündige Agesipolis (395— 3Sü) folgt, Aristodeno«
Vormund 111179. Korinthischer Bond. Ho«
rinth , Argos , Thessalien und andere Staates
schliefscn sich Athen und Theben an 111 175.
Die Larisäer im Streit mit Lykophron voo Pberai
werden von den Thebanern und Argivero ooter-
stützt, vertreiben die Spartaner aus Pharsalot and
llerakleia 111 175f., 339,780.
Wiederaufbau des Athenatempels in Tegea dorri
Skopas 111 534f.
Fiübj. Agesilaos aus Asien zurückgerufen IIl 1T6.
Juli. Agesilaos lässt griechische Truppen in .Vsiei
zurück und überschreitet mit ionischen Kontiagea-
ten den Hellespont 111 177.
Spaltungen innerhalb des korinthischen Bundes III n>.
Treffen bei Oinoe. Sieg der Spartaner unter Aristo-
denios bei INemea 111 179, 764.
August. Sieg des Konoo bei Knidos über des
spartanischen Admiral Peisandros IH 183, 764.
DER GR. GESCHICHTE.
97
Ol.
96,3.
V. Chr.
393.
Ag^esilaos rückt in Böotieo ein (14. Aug.). Schlacht
bei Korooeia 111 180f., 498, 764.
Abfall der ioDischen Städte von Sparta III 183, 765.
£aagoras im Bund mit Athen und Aegypten
unterwirft sich ganz Cypern und gerath in Kampf
mit Persien. Cyprischer Krieg (394 — 385) 1(1
209 ff., 218.
Herbst. Agesilaos' Heimkehl* nach Sparta III 183, 765.
Winter. Ehrendekret der Athener für Diouysios von
Syrakus auf Antrag des Dichters Kinesias III 531 f.,
795.
Frühjahr. Konon gewinnt mit der persisch-phöuiki
sehen Flotte die Cykladen, besetzt Kythera und
kommt nach Athen. Wiederaufbau der Mauern
111 ]83f., 215, 764f. Gesandtschaft der Athener
nach Syrakus HI 216.
^>4- Aristophanes' „Ekklesiazusen'' 111 214.
392. Frühj. Mordscenen und Sturz der Aristokratie in
Koriuth. Enger Anschluss der Demokraten an
Argos 111 185 f.
Tiribazos, Nachfolger des Tithraustes in Sardes III 193.
Sommer. Aristokraten in Korinth im Bund mit den
Spartanern. Sieg derselben zwischen den Mauern
111 186.
97,1. Gesandtschaft der Spartaner unter Autal kidas und
der Athener unter Konon nach Sardes. Tiribazos
nimmt Konon gefangen und reist nach Susa III
193 ff., 765.
391. Winter. Frühjahr. Der Athener Iphik rat es brand-
schatzt Sikyon und Phlius und stellt die Isthmos-
mauern wieder her 111 187, 234, 765.
Einführung von Soldnerschaaren und Umgestaltung
des attischen Heerwesens durch Iphikrates 111 220 ff.,
768, 301.
Frühj. Struthas, Statthalter in Sardes. Der Spar-
taner Thibron gegen die Perser nach Kl. Asien
geschickt wird von Struthas überfallen und mit
seinem ganzen Heere getödtet 111 J96, 203.
Agesilaos und Telentias zerstören die Isthmosmauern
und nehmen Lechaion 111 187, 197, 765.
97y2. Der spartanische Feldherr Ekdikos wird mit einem
Heere gegen Rhodos ausgeschickt III 197, 766.
Herbst. Andokides' Gesandtschaft nach Spaita und
Friedeusrede in Athen III 198 f., 766.
390. Teleutias kreuzt im ägäischen Meere, nimmt Samos
und 10 attische Schiffe HI 201.
Frühj. Thrasybul mit einer Flotte in den thrakischen
Gewässern, nimmt Byzaoz, Chalkedon und Lesbos
Ul 201.
Sommer. Agesilaos besetzt die Halbinsel Peiraion.
Friedensgesandtschaft der Thebaner III 188 f.
Iphikrates vernichtet 600 Spartaner bei
Sikyon. Heimkehr des Agesilaos III 189, 765.
Kampf zw ischeo Achaja und Akarnanien IH 190.
CurtiaSy ZeitUfel d. Gr. Geschichte. 7
98
ZBITTIFEL
Ol.
97,4.
V. Chr.
389.
98,1.
98,2.
388.
887.
386.
98,4.
385.
384.
383.
Aiseliiiies geboren III 607, 803.
Frühj. AgeftiUos liebt den Achaero, welche Kalydoi
besetzt haben, gegen die AkarDaoeo so Hülfe III IM.
Thrasybul braodschaUt di# Küste von Kariea ud
wird bei Atpeodoa erschlagen. Sein Nachfolger
Agyrrhios zieht nach Rhodos III 201 f.
AasseudoDg einer attisdien Flotte unter Aristophaoes
naeh Cypera lli 219.
BeutezQg des Agesilaos bei den Akarnaneo. Aoschloss
derselben an die spartanische Bondesgenosseaschaft
III 191.
Agesipolia verwüstet Argolis. Sieg der
Argiverand Athenerbei OinoeHI 191 f.
Der Spartaner Anaxibios van Iphikrates bei Abydoi
besiegt und getödtet 111 202. Konon stirbt ü
Cypera III 218.
Amyntas III König von Makedonien (389—83; 381 bis
69) lU 23&, 412, 787.
Kampf der Athener unter Chabrias and der Spartiier
um Aigina.
Teleutias überfiiUt den Peimieas III 202 f., 766.
Antaikidas Seefeidherr, verhandelt mit Per-
sien und beherrscht mit 80 Schiffen das Meer III
203 f.
Jnli. Lysias' Rede in Olympia III 218, 225 f., 768.
Chabrias unteratiitzt Euworas darch Siege ssf
Cypern. Enagoras gewinnt Tyros and Ciliciei
III 205, 211,219.
Gesandte der Griechen in Sardes bei Tiribazos III 204.
Friede des Antaikidas III 205»:, 219f.. 225,
766, 768. vgl. Nachträge p. 1 16.
Coogress in Sparta. Thebea mit Verzicht auf Böotien,
Argos mit Verzicht auf Korinth zum Beitritt ge-
zwungen. Die ionischeo Städte in Persiens Gewalt
III 206 ff., 766.
Bündnisse Athens mit ionischen Städten, vgl. iNaeh-
träge p. in.
Leukon, Fürst am Bosporos (3S7 — 47) III 4^3, 551.
vgl. Nachträge p. 119.
Krieg zwischen Sparta and Mantineia III 231, 76S.
Euagoras von Tiribazos besiegt und Cypen
unterworfen III 21] f.
Mantineia von Agesipolis genommen and in Dorffc-
meinden aufgelöst III 232, 319, 76$.
Zug der Spartaner nach £peiros gegen die lUvrier
III 249, 769.
Die verbannten Aristokraten aus Phlius werden von
Sparta zurückgeführt III 234, 768.
Frühj. Krieg Sparta's gegen Olynth (3S3-
379). Eine Gesandtschaft der thrakischeo Stsdtf
bittet in Sparta um Hülfe gegen Olynth III 235 f.
Olynth mit Athen and Theben verbündet lü 546.
DER GR. GJS^iCIlICHTE.
99:
Ol.
V. Chr.
883.
99,2.
99,3.
382.
381.
99,4.
100,1.
100,2.
380.
379.
378.
100,3.
377.
Rttstaog im Pelopoones, Reform des Heerwesens
ni 238 f., 769.
Der Spartacer EodamuUs nach Thrakien ausgescUpkt
m239.
Demosthenes wird geboren III 552, 797.
Phoibidaa beaettt die Kadmeia im Boode mit
dea thebanischeu ArLstokrateo. Ismeoias verhaftet
and hingerichtet UI 240 f., 244, 250, 769. Phoibidas
wird abgesetzt; drei Harmosten nach Theben ge-
schickt ID 242 f.
Flacht der thebanischen Demokraten nach Athen IH
262, 772.
Telentias, dem Eodamidas nachgeschickt, fallt vor
Olpth ni 24S, 769.
Agesipolis mit einem grofsea Heere gegen Olynth ge-
schickt m 245.
Phlins von Agesilaos belagert HI 247, 769.
Sommer. Agesipolis stirbt vor Olynth HI 769. Kle-
ombrotos I folgt (380—71) 111 273 f.
Fall von Olynth HI 248^ 412, 769.
Spätsommer. Uebergabe von Phliasin247f.,769.
Dec. Ermordung der Ihebaoischen Oligarchen unter
Pelopidas. Befreiung Thebens. Ernennung
von Böotarcfaen 111 2640*., 269, 772. Die attischen
Feldberru Cbabrias und Demophon Unterstützen
die Thebaner. Capitulation der Kadmeia III 266 f.,
447. Thebens Ansprüche auf ganz Böotien IH
264 f., 773. Epameinondas stiftet die heilige
Scbaar HI 271 f., 773. Verurteilung der attischen
Feldherrn HI 272.
Jan. Kleombrotos' Feldzug nach Böotien
in 274. Sphodrias, mit einer spartanischen Be-
satzung in Thespiai zurickgelassen , unternimmt
einen vergeblichen Handstreich gegen Athen IH
27<^ 279 ff., 447, 773. Herrschaft der thebanischen
Partei und Kriegsrüstungen in Athen IH 277.
Sommer. Zweiter böotischer Feldzug der
Spartaner unter Agesilaos. Vergebliche
Angriffe auf Theben. Attisches Hülfsheer unter
Chabrias. Phoibidas, Kriegsvogt in Tbespiai wird
von den Thebanern getödtet III 278.
Archontat des Mausinikos in Athen. Neue
Schätzung, Stenervereine, Symmorien, Verbesse-
rung der Flotte und der Befestigungea. Nd^er
Seebund mit Beiträgen der Bundesgenossen
(vgl. Nachträge p. 117). Theben tritt bei. Bundes-
flotte unter Chabrias, Timotheos, Kallistratos HI
280ff.,448ff., 774, 790.
Dritter Feldzag der Spartaner unter Agesi-
la OB HI 279, 284.
7*
100
ZEITTAFEL
Ol.
100,4.
101,1.
V. Chr.
376.
375.
101,2.
374.
1U1,3.
373.
101,4.
372.
371.
102,2.
Maassollos Herrseher von Rariea. Halikarnass wird
Residenz IH 466.
Eoboia tritt dem attisch -bootischen Seehaade bei III
589.
Vierter Feldzup der .Spartaner oater Rle-
ombrotos III 279.
Eine spartanische Flotte nnter Pollis blokirt 4fi
Peiraiens III 283.
9. Sept. Sieg der Athener bei Naxos III 2S3, 450.
Demosthenes' Vater stirbt. Vormand schalt (376—
366) III 554.
Frül^ahr. Timotheos verheert die laionischea Kistn
und gewinnt die ionischen Inseln für den attiscbfo
Seehund III 285.
27. Juni. Timotbeos besiegt die Spartaner bei Aly-
zia 111 285 f., 774.
Friede zwischen Athen und Sparta. Thebei
tritt nachträglich bei III 286, 774 f.
Angriffe der Spartaner auf Zakynthos und auf Ker-
kyra, dem Athen Hülfe schickt III 288 f.
Pelopidas siegt über die Spartaner bei Tegjra III 290.
Plataiai von den Thebanern zerstört III 290.
Einigung Böotiens nnter Theben's Hege-
monie III 290, 294, 454. Verhandlungen mit
lason von Pherai. lason von Pherai wird Ober-
feldherr (Tagos) von Thessalien und nimmt Pbar-
salos 111 340 IT., 780.
Sommer. Timotheos, nach Kerkyra ausgesandt, ^'
winnt lason von Pherai und Amyotas für deu atti-
schen Bund und kreuzt im ägaischeu Meere III 2^1.
775.
Blutige Parteika'mpfe in Phigaleia, Korintb, Philo»
III 315, 777.
Erdbeben im Peloponaes 111 31Gf.
Nov. Timotheos wird abgesetzt und nimmt Dieostf
bei den Persern III 2'J3, 453, 775.
Krübj. Iphikrates, Timotheos' Nachfolger, entsetzt
Kerkyra und nimmt 9 sicilische Schilfe III 293,TT.V
Epameiuondas Böotarch. Krieg Thebeo's gegeo Pho-
kis. Kleombrotos zieht den Pbokeern zu Hülfe III
290, 300, 776.
Juni. F'riedenskongress zu Sparta. Toter-
zeichauNg des Vertrags (16. Juni). Ausscbliefsoof
von Theben und Kriegsbeschluss gegen dasselbe
III 294ff., 454, 775f.
6. Juli. Schlacht bei Leuktra. Kleombrotos
fallt. Agesipolis II (371—370) folgt. lason von
Pherai im Bund mit Theben vermittelt den Abzo^
des spartanischen Heeres III 303 ff., 342, 776.
Tliespiai und Orchomenos bezwungen. Die mittel-
griechischen Staaten, auch Euboia und das del-
phische Orakel schliefsen sich Theben an III 311 f.
DER GR. GESCHICHTE.
101
V. Chr.
370.
102,3.
369.
102,4.
368.
Aofforderaog an die Metsenier zur Rückkehr III 313 f.
lasoB voo Pherti iiherfällt Hyampolis and zerstört
HenikIeiaII1342f., 780.
Grenelscenen (Skytalismos) in Argos III 316, 777.
VerhandloDgen zwischen Athen und den peloponne-
sischen Staaten zur Ueberwachung des Friedens
lU 31 7 f., 455.
Wiederaofbaa von Mantineia III 319 f., 639, 777.
Gründong von Megalopolis. Arkadien Ein-
heitssUat im Band mit Theben III 321 ff., 778.
Sparta besetzt Orchomenos und befestigt Heraia III
323 f.
Parteikämpfe in Tegea III 325.
Sommer. lason vonPherai ermordet auf dem
Wege nach Delphi III 345, 388, 412, 781.
Spätherbst. Agesilaos' Zog nach Arkadien III 326,
778.
Winter. Erster Feldzag der Thebaner in
den Peloponnes unter Epameinondas und Pe-
lopidas III 327.
Winter. Epameinondas bedroht Sparta, das Age-
silaos rettet, nimmt Gytheion und geht nach Mes-
senienlll 326 AT., 779.
Wiederherstel Inng Messeniens. Bau von
Mesaene III 33Öff., 381, 779.
Bund zwischen Spart« uud Athen. Iphikrates besetzt
den Isthmos III 333, 455.
Frühj. Epameinondas kehrt heim durch attisches
Gebiet III 333 f.
Alexandros H, K. von Makedonien (369—68) III 411.
Die Arkader nehmen Pellana. Die Argiver greifen
PhUus an III 335.
Sparta von Megara, Korioth, Epidauros, Syrakus
tt. A. unterstützt III 335.
Sommer. Zweiter Feldzag der Thebaner in
den Peloponnes. Epameinondas erzwingt den
Durchgang durch die Isthmospässe, gewinnt Sikyon,
macht vergebliche Angriffe auf Pelleoe, Epidauros
und Korinth III 336 f., 779.
Herbst. Epameinondas kehrt heim und wird abge-
setzt III 337.
Alexandros, Tyrann von Pherai. Die Aleuaden rufen
gegen ihn Alexandros II von Makedonien zu Hülfe,
der Larissa und Krannon besetzt III 435, 781.
Pelopidas' Zug nach Thessalien und Make-
donien. Befreiung von Larissa, Schlichtung der
Throostreitigkeiten in Makedonien. Pelopidas ge-
fangen. Bund zwischen Athen und Alexandros
vonPheraim345E, 412, 781.
Lykomedes Demagog in Arkadien. Verstimmung
gegen Theben. Streit zwischen Arkadien und Elia
lU 349.
Hülfszng der Thebaner nach Thessalien unter Kleo-
menes Ili 347.
102
SEITTAFBL
Ol.
V. Chr.
368.
103,1.
367.
103,2.
366.
163,3.
365.
108,4.
364.
104,1.
1
PhiliskoS) v«n Ariobtrsanes abgesaodt, leitet ia Del-
plii priedeiisiinteriiaB^laDgen ein; Sparta erUlt
persisclw Hülfstroppen IIl 350, 457. vgl. jNachtrige
i 1 7
Die Spartaner nehneo Raryai und besiegea die A^
kader nnd Argiver IIl 361, 781.
Eudoxos Arzt, Philosoph, AstroDom, grüiidet eine
Schule in Knidos III 525.
Der Messenier Damisko» siegt io Olympia III 360.
Epaxneinondas wieder Feldherr lieht sack
Thessalien, befreit Pelopidas und schliefst Wtfes-
stillstand mit Alexandros III 347 f., 413.
Gesandtschaft der Thebaaer und der anderen Grie-
chen nach Susa. Autonomie Messeniens aaerktoiL
Athen unter persischen Schatz gestellt. 111 3521,
457.
Ptolemaios, K. von Makedonien (368 — 65). Philippts
als Geifsel in Theben HI 413, 415, 787.
Iphikrates bekämpft Ajnphipolia (368—65) III 421,
482 und unterstiitat die Königin Eurydike ro>
Makedonien IIl 413.
Staatenkongres« in Thebon m 355.
Dritter Zug des Epameinondas in den Fe-
lo p o n n e 8. Demokratie in Sikyon hergestellt 111
356 f., 781 f. vgl. Nachträge p. 1 1 7 f.
Timotheos wieder Feldherr, unterstütat den aufitaa-
discheo Arlobarxanes IIl 457, 791.
Dionysios II Tyrann von Syrakus (367—357). Plitoi
in Syrakus III 525, 548.
Theben gewinnt Oropos uud Euboia 111 35S, 590.
Athen mit Sparta verfeindet macht einen Anschli?
auf Korlnth und verbündet sich mit Arkadiea lil
35Sf., 458, 782.
Anklage und Rechtfertigung des Kallistratos IIl 45?.
Lykomedes stirbt 111 362, 459.
Separatfrieden zwischen Korinth, Phlius und Theben
111 358 f.
Demosthenes mündig, in der Lehre bei Isaios 111 555.
Ausbruch des Krieges zwischen Arkadien und Elis.
Bund zwischen Elis und Sparta. Die Arkider be-
drohen Olympia III 359, 639, 782.
Timotheos erobert nach zehnmonatlicher Belagernog
Samos, welches mit attischen Kleruchen besctxt
wird, und nimmt Sestos und Krithote III 457, 466,
580, 583. vgl. Nachträge p. 119.
Zug der Spartaner unter Archidamos gegen .Arkadien
in 360.
Perdikkas III K. von Makedonien (365—59) III 414,
696.
Timotheos nimmt Methone, Pvdna, Potidaia III 45S;
und bedrängt Olynth III 596.*
Juli. Die Arkader leiten die olympischen Spiele.
schlagen die eindringenden Eleer zurück uad neb-
DER CR. GESCHICHTE.
103
Ol.
104,1.
104,2.
V. Chr.
303.
104,3.
362.
104,4.
105,1.
361.
360.
359.
OMD die Tempelfchätze. Aristokratische Reaktioo
ii Maotioeia, Spaltao(^ der Arkader III 361 f.
Sonaier. Pelopidas siegt uod fallt bei Pharsalos III
366, 782.
Demotthcnes' Protesa gegen seine VormÜDder (364
— 361). Erzwaogeoe Trierarchie. Redeo gegeo
Aphobos iU 556 ff., 79a
Theb«B groodet eine Seemacht. Ansehluss an Rho-
dos, Chios uad Bjrzanz. Epameinondas fahrt durch
das Sgüische Meer III 365 f..
Kriedenskoagrets der Arkader in Tegea. Verungliickter
(Jeberfali desselben durch die mit den thebanischen
Truppen verhündeteo Demokraten III 363 f., 7S2.
Bund zwischen Mantineia, Sparta und Athen gegeo
Thebea. Gegenbund zwischen Theben, Megalopolis
und Messenien III 367 f., 45S, 783.
Klearchos Tyrann ia Herakleia am Pontos (363 bis
352) III 547.
Friibj. Vierter peloponnesischer Zug des
Epameinondas. Agesilaos und Epameinondas
ver Tegea DI 368.
Juni. Epameinondas ia Sparta III 369. Rückkehr
nach Mantineia. Reitergefecht mit den Athenern
unter Hegesilaos III 371.
3. Joli. Schlacht bei Maotineia. Epameinondas
fällt 111 372 ff., 783. vgl. JNachträge p. 118.
Die Athener kämpfen unglücklich mit Alexandros von
Pherai und mit Kotys in Thrakien 111 460.
Kallisthenes' Vergleich mit Perdikkas und Verurtei-
lung III 460, 596. Autokies wird gegen Kotys ab-
geschickt 111 463.
Alexandres von Pherai schlagt ein attisches Ge-
schwader unter Leosthenes bei Peparethos und
plündert den Peiraieus IU 460, 569.
Bündnis Athens mit den Thessalern. Machträge p.
119.
Sturz und Flucht des Kallistratos. Sieg der böoti-
schen Partei unter Aristophon 111 460f., 791.
Chares unterstützt die Olidrarchen in Kerkyra; Lö-
sung des Bundes mit Athen II] 463.
Die Athener gründen Krenides in Thrakien III 425.
Der attische Feldherr Timomachos richtet nichts aus
gegen Kotys ; Sestos nod der ganze Chersonnes ver-
loren ni 463, 580, 791.
Vergeblicher Angriff des Timotheos auf Amphipolis
III 463, 791.
Frühj. Kotys ermordet Sein Sohn Kersobleptes
erlangt die Herrschaft mit Hülfe des Charidenos IE
463, 484.
Philippos II, König von Makedonien (359
— 336). Glückliche Bekämpfung der Kronpräten-
denten Archelaos, Pausanias und Argaios III 415 ff.
Reform des makedonischen Heerwesens III 418 ff.
lAlexandros von Pherai wird ermordet; seine
104
ZEITTAFEL
Ol.
105,2.
V. Chr.
105,3.
358.
357.
105,4.
350.
100,1
355.
Nachfolger Lykophroo uud Peitholaos ia Kanpfe
gegen die Aleaaden III 431.
Philippos besiegt Argaioe und achliefst Friedea mt
Athen 111 416, 422, 7S7.
Der attische Feldherr Kephisodotos wird in Helles-
pont von Charidemos geschlagen III 463, 5S0, 791.
Demosthenes Trierarch m 565, 799.
Artaxerxes III, Ochos, König von Pcrsien (359— 33S1
ni 570, 799.
Die Päonier nnd Illyrier von Philipp besiegt III 417.
Agesilaos stirbt. Archidamos Hl (358—338) f*lgt
111 725, 761.
Timotheos vertreibt die Thebaoer ans Enboia. Ab-
schluss desselben an den attischenSeebnnd m 464,590.
Chares nach dem Hellespont geschickt. Hersoblfptes
tritt den Ghersonnes bis anf Kardia an Atbea ab
III 465, 484, 670.
Philipp erobert AmphipolisIII 422 f., 485,575,
759 f., 800. Beginn des Kriegs zwisekei
Athen nnd Philipp (357-346).
Ausbrach des Bundesgenossenkr iegs (457
— 455). Chios, Kos, Rhodos, Byzanz fallen tob
Athen ab. Maossollos schliefst sich an 111 465 f.,
791 f.
Triers rchische Symnorien durch das Gesetz dfs
Pcriandros eiogeführt III 468, 570, 689.
Zwei attische Flotten ausgerüstet, die eine onter
Chares, die andere unter Iphikrates, Menestheu,
Timotheos. Chares wird bei Chios geschlagea.
Chabrias fallt III 469.
Philipp erobert Pydoa uud schlief:»! eiora Band
mit Olynth III 423, 440.
Die attiscbco Flotteo eutsetzeo Samos. Zweit«
jNicderlage des Chares bei Chios. Seine Mitfcld-
herrii abberufen 111 460, 702.
(Chares tritt in den Sold des aufstäadischen Satrapen
Artabazos. Beschwerde des Perserköoigs über
Chares III 470, 4S3, 570, 702.
Philipp siegt in Olympia III 42S.
Sommer. Oeffe ntliches Auftreten des Df-
m osthen es. Androtion's .Vntraglll 565f., 5S4,7M.
Philipp erttbcrt Potidaia HI 424.
Philipp gründet Phil ippi und bemächtigt sich der
tbraki.schen Bergwerke III 425 f., 788.
Ende des Bu ndesgenossenkri egs und des atti-
schen Seebundes. Freigebung der BundesgenosscB.
Aristophon durch Eubulus verdrängt III 470. 4S7,
575. Anklage der Feldherrn. Timotheos zu eiocr
tJeldbufse \erurlheilt III 471, 792.
IXenophon's] Schrift von den Einkünften III 612, S«>«.
KyprotliemiS; Tyrann von Samos; Kammys von .M}-
tilene III 470, 485. Parteikämpfe auf Chios. Kos
und Rhodos uuter Maussollos III 485, 571, 5S3.
Isokrates' Friedeosrede III 511.
DER GR. GESCHICHTE.
105
Ol.
V. Chr.
106,2.
106,3.
354.
353.
106,4.
352.
107,1.
351.
Die Phokeer betonen den zw eitenh ei ligeo Krieg
(355 — 346). ODomarchos und Philomelos Feldberrn
III 434, 576, 789.
Philomelos besetzt Delphi. Plünderung der Tempel-
schätze HI 435, 788 f.
Herbst. Die Amphiktyonen beschliefsen in Therroo-
pylai den Krieg gegen Phoiis; Theben im Bund mit
Thessalien IH 435, 627, 789.
Demosthenes' Rede wider Leptines III 566 f., 584, 799.
Enbulos Leiter der attischen Politik (354—338)
Finanzvorsteher (354 — 350). Umgestaltung der
Finanzbehörden. Vermehrung der Festgelder HI
487 f., 583 ff., 691, 731, 793, 811.
Rüstungen der Perser. Demosthenes gegen den Perser-
krieg. Rede von den Symmorien III 570 ff., 800.
Philomelos wird im Kephisosthale geschlagen und
fällt. Onomarchos und Phayllos führen die Pho-
keer HI 436 f.
Die Thebaner schicken Pammenes nach Asien zur
Unterstützung des Artabazos HI 437. Philipp nimmt
Abdera und Maroneia, und unterhandelt mit Ker-
sobleptes. Chares schlägt makedonische Troppen
am Hebros HI 580.
Timokrates' Gesetz über die Staatsschuld oer. Rede
des Demosthenes wider Timokrates III 567 f., 799.
Chares erobert Sestos. Attische Klernchen dorthin
Hl 580, 670, 800.
Onomarchos besetzt Termopylai, verheert das Gebiet
der Lokrer und Dorier. Zug der Phokeer nach
Thessalien zur Unterstützung der Tyrannen von
Pherai HI 437.
Onomarchos besiegt Philipp in Thessalien IH 438.
Philipp erobert Methone HI 426, 789.
Die Phokeer besetzen Koroneia HI 438.
Die Spartaner bedrohen Messene und Megalopoiis.
Bund zwischen Athen und Messene. Demosthenes'
Rede für die Megalopoliten III 576 ff., 584, 639,
649, 800.
Frühjahr. Onomarchos wird von Philipp in Thessalien
geschlagen und fällt. Vertreibung der Tyrannen
von Pherai. Philipp nimmt Pagasai und Magnesia.
Die Athener besetzen die Thermopylen III 43S ff.,
579,625, 7S9f.
Olynth schliefst Frieden mit Athen IH 442, 597.
Demosthenes' Rede gegen Aristokrates III 581, 585.
Phayllos zieht gegen die Lokrer und stirbt. Phalaikos
sein Nachfolger HI 439, 625.
Herbst. Philipp unterwirft die thrakischen Häupt-
linge, schliefst Verträge mit Kardia, Byzanz, Pe-
rinthos IH 440 ff., zwingt Kersobleptes zur Unter-
werfung HI 582 und bedroht Olynth IH 441 f., 598,
670.
Frühjahr. Erste philippische Rede des De-
mosthenes. Kriegspolitik gegen Makedonien,
ä
106
ZEITTAFEL
Ol.
107,2.
V. Chr.
351.
107,3.
107,4.
S50.
349.
108,1.
348.
OppositiMi ^e^en dk Partei des Eabaios m öSoL,
729lf., 801f.
Philipp gewinnt Bioflass aof Eaboia und nntentotzt
den Tyrannen Kallias in Chalkis III 590, 680.
Zug der Thebaner in den Peloponnes. WaffeastiU-
stand mit SparU HI 579.
MaoMoIlos stirbt. Artenisia fol^ (351— 49). Tkeo-
pomp's pane^rische Rede bei seiner Todteafeier
in 520, 583, 770, 794, SOI. Leochares, Bmiis,
SiLopas, Tlmotheos arbeiten am MaassoUeioa dl 540.
Hölfsgesuch der Bhodier in Athen. Demostheaef
Rede für dieselben m 583, 801.
Plutarchos, Tyrann von Gretria, wendet sich am Hiilff
gegen Kle itarehos nach Athen. Demostbenes' Wider-
spruch m 590, 680.
Febr. Zng der Athener nach finboia uitrr
Phokion. Schlacht bei Tamynai m 590t, 6o7,
801f., 664f., 680.
März. Deaiostheaes Gfaoreg wird von Meidias $t-
krünktm593f., 802.
Sommer. Phokion kehrt nach Athen znräck. Eakoia
verloren III 592, 802.
Aphobetos Pinanzvorsteher (350—46) III 691, Sil.
Apollodoros von Stephanos angeklagt und TerartfilL
Gesetz des Enbulos über die Verweadnog der
Theorika III 489, 593, 692 f.
Olynthiseher Krieg (349-~48). Die Olyatkier
bitten in Athen am HSlfe gegen Philipp, weieker
die SUdt bekriegt III 442, 598 f.
Deinosthenes' erste und z\veite olyntbische Rede 111
600 ff., 803. Absehluss eiaes* Bandes zuischee
Olynth und Athen. Chares wird mit 3b Schiffen
abgesandt (erste Sendung) III 603, 803.
Philipps Feldzug in Thessalien- III 604.
Zweite Hülfsgesa od tschaft der Olyothier in .\theD;
Charidemos vom Hellespont nach Olynth geschickt
(zweite Sendung) 111 604.
Dritte olyntbische Rede des Demosthenes III 601 f.
Philipp nimmt die Buodesstädte der Olyothier. Drit-
tes Hülfsgesuch derselben. Chares wird mit eiDeoi
attischen Biirgerheer abgesandt (dritte Sendoof)
III 604.
Sommer. Fall von Olynth. Verödung der Chal-
kidike. Philipp's Siegesfest in Dioa III 605, 659,
735, 803.
Rüstungen in Athen. Eubolos' Kriegseifer von .\i$chi-
nes unterstützt III 608 f.
Phrvnoo und Ktesiphon als Gesandte bei Philipp HI
609.
Beiderseitige Friedeoswüosche. Antrag des Pbilo-
krates von Demosthenes unterstützt 111 6l0f.
DER GR. GB8GHIGHTE.
107
Ol.
108,2.
V. Chr.
347.
346.
108,3.
Jährliehe Bewilligung vod 10 Taleoteo für deo Ban-
des attischen Arsenals. Verbesserung der Kriegs,
häfen in 647, 692, 807.
Timarchos beantragt Todesstrafe gegen alle, welche
Philipp Waffen oder Schiffe zukommen lassen m
650.
Mytilene im Bund mit Athen 111 615, 804.
Bine attische Flotte unter Proxenos wird den Pho-
ieem zu Hülfe gesandt, aber zurückgewiesen. Ar-
chidamos mit einem spartanischen Heere in Phokis
Hl 625f., 725.
Pebr. Friedensgesandtschaft der Athener
an Philipp unter Philokrates, Aischines, De-
mosthenes lll 614 ff.
April. Makedonische Gesandtschaft (Eurylochos,
Antipatros, Parmenion) in Athen III 613.
15 — 16. April. Verhandlungen in der Bürgerschaft.
Demosthenes für Einschluss der Bundesgenossen in
den Frieden ; dagegen Philokrates , Aischines
Bubulos. Annahme des Friedens in Athen
auf Grundlage des Status quo III 6 14 ff., 804. Aus-
schluss der Phokeer 111 617, 622 f., 626.
Frühj. Philipp nimmt mehrere Städte in Thrakien
und schliefst Frieden mit Kersobleptes Hl 618 f.,
621, 636.
April. In Athen werden 11 Gesandte gewählt zur
Ratification des Friedens. Demosthenes verlangt
schleunige Abreise 111 618.
Ende Juni. Ratification des Friedens in Pella.
Philipp begleitet die attischen Gesandten nach
Thessalien. Vereidigung der thessalischen Städte
in Pherai III 61 9 ff., 804. Abzug der Spartaner aus
Phokis III 626, 640.
Juli. Rückkehr der Gesandten nach Athen, Bericht
vor Rath und Bürgerschaft; Brief Philipps, in dem
er zur Theilnahme am phokischen Kriege auffordert.
Bund mit Philipp und dessen Nachfolgern. Philipp
vor den Thermopylen HI 62] f., 636 f, 804 f.
Demosthenes und Timardios klagen Aischines wegen
der Truggesandtschaft an III 651 f., 732.
Antrag des Demophilos auf Prüfung der attischen
Bürgerlisten 111 647.
17. Juli. Phalaikos capitulirt und erhält freien Ab-
zug IH 626 f.
Philipp dringt durch die Thermopylen und besetzt
im Bande mit den Thessaliern und Thebanern
Phokis ni 626 f.
Eine neue Gesandtschaft von Athen an Philipp abge-
sandt, kehrt unverrichteter Sache zurück 111 630.
Philipp in Delphi. Wiedereinsetzung der delphischen
Tempelbehörden. Berufung der Amphiktyonen mit
Ausschluss der Phokeer, Spartaner und Korinther.
Reform des Amphiktyonenbundes. Philipp Mitglied
UI 627 ff., 742, 806.
108
ZEITTAFEL
Ol.
V. Chr.
346.
345.
344.
109,1.
343.
£nde dea phokischen Krieges. Strafgerickt
über die Phokeer III 629 f., 724.
Aagoat. Brief Philipp'a an die Athener zur Be-
schwichtigoDg, Entlassang der Gefao^eaea 111
631.
Isokrates' Rede an Philippos III 643 f., 734, 806.
Feier derPythieo in Delphi anter Philipp's Vorsitz.
Riog- und Fanstkampf von Koaben eingeÜkrt.
Attische Gesaodtocbaft bei Philipp ITI 632, 63S,
805.
Eioe delphische Gesaadtschafft wird auf Phllipp'i
Vorschlag nach Athen gesandt, am AnerkeaiBa^
der Amphiktyonenreform zu fordern. Demostkeaes
für Aofrechterhaltong des Friedens III 633 IT, 646,
706, 806.
Herbst. Philipp kehrt nach Makedonien znrnek Dl
635.
Drei Friedeosparteien in Alben unter Enbnlos, Is«-
krates und Aiachines III 641 IT., 734 f. Die Kri^-
partei geleitet von Demosthenes, Hegesippos, Lt-
kurgos, Hypereides III 648 fr., 729 fr., 736 ff. Bil-
dang einer Nationalpartei in Theben 111 694,
706.
Aischines' Rede wider Timarchos. Vemrteilaog da
Timarchos III 652.
Philipp setzt in Thessalien makedoaischeDekadarekiei
ein und besetzt die Barg von Pherai III 638, 659,
741, 806.
Einmischang Philipp's in die peloponne^ischen Ver-
hältnisse III 638 f.
Demosthenes' erste Gesandtschaft in den Pelopoones:
Reden in Argos und Messene III 659, 693.
Antiphon wird wegen des Versuchs, die Schiffshäoser
anzuzünden, hingerichtet III 659, 693.
Bürgerkrieg in Elis. Die Aristokraten im Bunde mit
Arkadien, dieVoikspartei mit den phokischen Söld-
nern 111 639.
Gesandte Philipp's und der makedonischen Partei-
ganger im Peloponnes gehen nach Athen. De-
mosthenes' zweite philippische Rede. Be-
ruhigung der peloponnesischen Verhältnisse III
660ff., 707, 803.
Viertausend phokische Söldner in Elis hingerichtet
Philipp Schutzherr von Elis, Mcsseoe,
Megalopolis und Argos III 639f, 725, S06
und im Bund mit den Aristokraten von Megara III
640. Anschlnss Megara's an Athen 111 662.
Hypereides' Meldeklage gegen Philokrates^lll 653.
Die Delier, von Euthykrates überredet, beanspmcliei
Unabhängigkeit von Athen und Entscheidung darcb
die delphischen Amphiktyonen. Hypereides' de-
lische Rede, Bestätigung des Rechtes der Atheofr
111 654 f., 701.
Philipp sendet Python nach Athen zur Versicheroif
DER 6B. GESCHICHTE.
109
Ol.
V. Chr.
109,2.
342.
109,3.
341
109,4.
340.
seiner Friedensliebe. Hegesippos beantrag Re-
vision der Verträge. Vergebliche Gesandtschaft
desselben nach Pella II! 662 ff., 808.
Makedonische Troppen in Euboia. Kleitarchos und
Philistides Tyrannen in Eretria und Oreos III 664,
808.
Demosthenes erneuert den Gesandtschaftsprozess
wider Aischines vor den Logisten. Rede von der
„Truggesandtschaft^S Aischines freigesprochen 111
655 ff., 807.
Bund zwischen Athen und Chalkis III 665, 678,
808.
Philipp entthront Arybbas, König von Epeiros, und
setzt seinen Schwager Alexandros an dessen Stelle,
bedroht die griechischen Küstenstädte daselbst und
verbündet sich mit den Aetolern. Die Athener
nehmen Arybbas auf, schicken ein Hüli'sheer nach
Akarnanien und regen Thessalien auf III 665 f.,
808.
Philipp züchtigt Thessalien und setzt Aleuaden als
Vierfürsten ein 111 666 f., 809.
Brief Philipp's an die Athener, in dem er Halonnesos
und Revision der Verträge anbietet. Hegesippos'
Rede über Halonnesos. Abweisung von Philipp's
Vorschlägen 111 667 ff, 809.
Die Athener schicken neue Klerocheu nach dem Cher-
sounes unter Diopeithes. Dieser zieht gegen Kardia
und in makedonisches Gebiet III 670, 809.
Frühj. Thrakischer Krieg (342— 339). Philipp
erscheint mit einem Heere im oberen Thrakien und
bekriegt die ßergstämme III 671 ; sein Sohn Alexan-
dros Regent in Pella III 681 f.
Anlage makedonischer Colonien im inneren Thrakien
ni 682, 810.
Philipp führt Beschwerde in Athen. Demosthenes*
Rede vom Chersonnes und dritte philippi-
sche Rede. Die Leitung geht von der Partei des
Eubulos an Demosthenes über Hl 671 ff., 707, 729 ff.,
809 f.
Juni. Der attische Feldherr Kephisophon, welcher
bei Skiathos stationirt war, nimmt im Bunde mit
Kallias und Taorosthenes aus Chalkis die Stadt
Oreos. Philistides fällt III 679.
Demosthenes geht nach dem Hellespont und Byzanz.
Bund zwischen Athen und Byzanz Hl 676 f.,
809.
Gesandtschaft des Hvpereides nach Rhodos und Chios,
des Ephialtes nac^ Susa. Persische Subsidien an
Diopeithes und die Führer der Kriegspartei HI
677f., 683, 810.
Zweite Gesandtschaft des Demosthenes mit Kallias
aus Chalkis in den Peloponnes und nach Akarnanien
Hl 678 f.
März. Nationaler Bund zwischen Athen, Euboia,
110
ZSITTAFEL
Ol.
V. Chr.
340.
110,1.
339.
110,2.
Megara, A^higa, Korintfi, Leokas, Akarainiei,
Ambrakia» Kerkyra. Verhaodluogea der Abgeord-
neten in Athen. Matrikolarbeiträge lU 679, 730,
810.
Anaxiaos al§ S^on hinge riditet III 6S0.
Frühj. Befreiung von ganz Eaboia. Pbakioa aiaBt
Eretria; Kleitarehos fiUKt. Hypereides Trierardi
UI 680, 810.
Pbilipip lässt Peparethos verwüsten. Makedoniscbe
Schiffe von den Athenern aufgebracht 111 680.
April. Oemoathenes mit einem Goldkraoz geehrt 10
680.
Periothos von Philipp belagert and dureh persisek
Hülfstruppen unter Fühmng des Atheners ApoUo-
deros und durch ZuKOg der Byzantier gerettet DI
683, 736, 742, 810.
Herbst Belagerung von Byzanz (340—339).
Leon LeiUr und Vertheidiger der Sudt III 6$3ir.
Beschwerde der Athener wegen Betretnng attisclMi
Gebietes und Aufbringung attiseher Sehiffe. Pki-
Hpp'a Ultimatum. Offene Kriegserklarai^
der Athener III 684 f., SlO.
Demosthenes* Flottengesetz. Reform der trierardii-
schen Symmorien. VennÖgensscha'tzung alsMafsstik
für die Flottenbeiträge. Demosthenes Vorsteber
des Seewesens III 689 ff., 693, 811.
Erster Hülfssug der Athener, Rhodier, Roer bb4
Chier naeh Byzanz. Die makedonische Flotte zib
Abzug nach dem Pontos genöthigt III 685.
Frühj. Zweiter Hülfszug der .Athener unter Kephi-
so|)hon und Phokion UI 6S5f.
März. Ainphiktyooeaversammlung in Delphi. Die
ozolischen Lokrer von Amphissa führen Beschwerde
gegen Athen. Aischines als Pylagore bescholdifrt
die Amphisseer wegen Verletzung des Tempel^e-
biets. Die Amphiktyonen von den Amphisseero
überfallen lU 098 IT., 702 f., SU.
Dritter heiliger Krieg (339 — 338). Versamm-
lung der Amphiktyonen in Tbermopylai. Atbei
and Theben bleiben fern. Kottyphos aus Pharsalos
mit der Führung des Kriegs gegen die Amphisseer
beauftragt 111 700,811.
Philipp giebt die Belagerung von Byzanz auf, führt
seine Flotte durch den Hellespont und bekämpft
den Skythenfursten Ateas an der.Doaau III 6S6, 6^.
810.
Sommer. Philipp kehrt vom Kampf gegen die Skvthn
und Triballer heim III 700.
Oct. Versammlung der Amphiktyonen in Delphi
Philipp zum Feldherrn im heiligen Krieg eraanat
III 701 f., 740 f., 812.
Finanzreform des Demosthenes. Aufhebung von Eo-
bulos' Gesetz über die Festgelder. Bildung eioer
Kriegakasse. Einsetsung von Kriegszahlmeisten.
GR. GBSCHICHTB.
tu
Ol.
110,2.
V. Chr.
338.
110,3.
UaterbreehaDg der Arbeiten am Arsenal III 692,
729 ff., 811.
Winter. Phiiipjp besetzt Eiateia und bezieht dort die
Winterquartiere lU 704 f., 812.
Bestüraaag und Hathiosiglieit iu Athen. Demosthenes
beantragt Verbindaag mit Theben, Ausrüstung des
Bürgerheeres, Einsetzung einer Sieherhoitsbehörde
von Zehamäna^rD III 7(K)f., 812.
Winter. Demosthcnea' Reise nach Theben. Ver-
haadlBBgen daselbst. Die Gesandten Philipp's
bieten Theben Neutralität an. Bund zwischen
Athen und Theben 111 707f., 812. Die ver-
bündeten Athener und Thebaner senden ein Söldner-
heer unter Chares end dem Thebaner Proxenos
nach Amphissa. Wiederherstellung von Phokis III
709 f.
Winter. Glückliche Gefechte der Verbündeten gegen
die Makedonier im Kephisosthale III 711.
Frühj. Bekränzung des Demostbenes an den Diony
sienimn.
Frübj. Philipp überschreitet die Pässe und schlägt
das Söldnerbeer bei Amphissa, zerstört diese Stadt,
und übergiebt Naupaktos den Aetolern III 713.
Sommer. Philipp knüpft Uoterhandlungen an III 714
813. Die Friedenspartei unter Pbokion von De-
mostbenes bekämpft III 712, 714 f.
Lykurgos Finanzvorsteher. Kallias Kriegs-
zahlmeister 111 693, 811, 816.
Neue Bekränzung des Demostbenes auf Antrag des
Hypereides III 715, 813.
Sommer. Philipp erhält Verstärkungen durch Anti-
patros, dringt mit seiner Hauptmacht in Böotien
ein und vemüstet die Landschaft III 716 f.
2. Aug. Schlacht bei Chaironeia 111 716f., 738,
8l3f.
Auflösung des böotisehen Gesamtftaates. Makedo-
nische Besatzung auf der Kadmeia. Thespiai, Or-
chomenos, Plataiai \i iederhergestellt III 718, 743,
814.
Allgemeines Aufgebot. Pbokion Feldherr. Aufier-
ordentliche Vollmachten de» Rathes auf Antrag des
Hypereides. Demostbenes sorgt für Ausbesserung
der Mauern, Lykurgos für BeschaflTnng von Geld-
mitteln. Gesandtschaften an die anderen griechi-
schen Staaten. Demostbenes' Reise im ägäischen
Meer III 719 ff., 734, 744,814.
Isokrates stirbt III Ö09, 734, 815.
Archidamos' III Zug nach Tarent und Tod im Kampfe
gegen die Messapier. Agis II (338—330) folgt IH,
726, 825.
Philipp schickt Demades nach Atben III 718, 721.
Aischines, Pbokion, Demades gehen als Gesandte der
Athener zu Philipp III 722 f., 814.
Friede des Demades III 722 ff., 739, 814.
112
ZEITTAFEL DER GR. GESCHICHTE.
Ol.
110,3.
V. Chr.
338.
Herbst. Philipp *8 Za(^ in deo Pelopoooes. Friede »it
Korinth, Achiga, Mei^ar«; Band mit Argos, Mes-
sene, Arkadien lU 724 f., 739, 814.-
Verwüstung von Laionien und Verileioeruiig; dt$
spartanischen Staates. Erweiterung des Gebiets
von Messenien, Argos, Tegea, Arkadien III 726,
740 f., 815.
Nov. Demosthenes' Grabrede auf die gefalleoeo Athe-
ner III 724,814, 8 IG.
Winter. Hellenisehe Ta^atzung in Korioth.
Ständiger Bundesrath. Krieg gegen Persirs
beschlossen. König Philipp Bundesfeld-
herr der Hellenen III 727 f., 740 IT., 744 r,
815.
zu DER KARTE DES ATTISCHEN SEEBUNDES.
Vgl. Band II 242, 247 f.
Die tributpflichtigen Städte des delisch -attischen Seebundes.
A. In den Inschriften erwähnt:
(* nur in der Sch&UungsarkuDde CIA I n. 37 enthalten).
NrjtJitoTixog ^oQog
*Pv]VaiTjg
Trjiioi
MvxoVioi
Nd^toi
ITagioi
* KfQta
*farai
* *AV(t(f'€UOl
* ^ixivrJTai
* <i>oX4yavSQog
* K(fJL(okog
* Mrjltot
2^f(fViOL
Kv^tot
* BfXßCya
Aiytvrjrat
EvßoiTJg
FQvyxni ^
AiaxQTfg ano XaXxio^oJV
Airg ano Krjvatov
*EQiTQlTJg
'Eojiai^g
1) II 2M Z. 10 T. u. ist An-
dres statt ?faxos xn lesen.
KttQVGTlOL
2^TVQrjg
Xakxti^rjs
Arfivioi
'HtfaiaTiTJg
MvQivaint
^'ifjßQIOl
^ElkrianoVTiog ^oqog
BvCnvTioi
2riXvfißQtavol
n€Q(v,9iot
j^awioTfi^Trai
ZofißQtavol^)
JSxniUiot
* BiOttvO^ri
XfQQOVTjaiTai
NfdnoXig TTaQct XfQQo-
vrjaov
l4yoQd
KaklinoUrai
^rjOTtot
MnövJioi
'EXaiovOioi
2) Monatsbericht der Akad.
d. W. 1880. S. 466.
^IfJLVdlOl
^AXcDnrjxovvfjaioi
Curtius, Zeittafel d. Gr. Geschichte.
TfV^i^ioi
^lyftijg
AafjLTimvEirig
N(ttV^Q£lTJg
Kißgrivtoi
BrjQvffioi
reviCvioi
AaQÖavfjg
liCf^rjg
Idßv&rivol
Idgtoßatoi.
IliQxatatoi
IlaXaiTrsQXoitnoi
^a^ijjaxrjvoi
üatarivoC
UagucvoC
IlQutTirjg
* MrjTQonoXig nttQallQta'
nov
Ai^vfiorei^Tjat
IdQuayiavol
ZeXiiärai
* OTXr]Vol
* IIv&onoXiTat
* lAgraiov Inl rf Pvv^axi
*ldQTaCov tet^og inl rf
Pvv6axi>
uigtaxtivoC
KvC^xrjvoi
8
114
ZUR KARTE.
JTQoxovvri<fioi
Bvaßtxog
idaaxvlfmvol
* daQiiov naga ivßf Mv-
aittv
BQvXleiavoC
Kittvol
*Aaxaxi\voi
Afvioi
MllxtOQIOl
IhlaTot
MaQtuviTai
/KiMin TtttQ "AßSriQtt
jißSfiQtTai
Kvatlqioi
NfanoXi g naQ Idvxt aagav
*.ni€QfS (v degya/iitp
BiQyatoi
jiQ}»lXlOl
ZxayiQlrtii
l4xavdioi
* Koaa[aioi^
AioXiTat
^Od-OQtOt
maraaoq (dup CIA 1 243)
auf der Athoshalbinse]
2nvttTot
eitrig fx jov'!4&oj
Giaatoi
* IIoa(^€iov
*l^XQo9(^OI
auf der Sinthooischen
Halbinsel.
niX(OQog
TqtTioaC
'f'ttQßrjXiot
'Et^QtüXlOl
4>T)yriTtoi
£€QUVll7Jg
2(yyioi
Takrxptoi
T0Q0)V(xloi
MfjxvßfQVaToi
XaartU
*OXiv»iot
Xxaßkaioi
auf Palleoe
IIoTdSatttTm
*A(f vTttTot
Nidnolig MivSa(tov
Aiyavfioi
SQafißaTot
Sxtwvatoi
MevdaToi
TiomaTot {£n(tQT(6hoi)
Jfxttia *EQnQibiv
AifStt
rfyiovog
ZfjiiXXa
Kf&ag
TivdaToi
Zxaxltatoi
ÜQaaaiXog
* S^arioQog
Zivog
AiveaxM
Ah^fiivaToi
Ata MV toi
f^/tatoi
2^aiitofi-Qaxfg
2^xiad-iot
IffTTaOTl&IOl
^' ix toi
*l(avtx6g 'f'ofyog
"jladfoi
raQyaQfjg
l40TVQrjvoi
ITiTarntoi
*Eknt^€c 71 ttQa MvQtVttV
rQVVfirjg
Mvqtvatoi naQa KvfifjV
Ktf/btcttoi
* ArjOinnToi
'hojxntijg
TTrfkfovatoi
2^i6ovatoi
Bov&firjg
^EQvß'Qai'ot
*EXaiovaioi
KlaCo/n^7»ioi
AlQtUOl
KoXofffAvioi
^ufiflaxTig
Notiijg
Hvytl^g
IlQtaj'ijg
AfaidvSQiOi
Aivfjaatot
AliXriaiot
Tit^iovatsa
SfQuaiot iv ^IxaQ^
Olveuoi ir *fxitQip
^^Qog
NlOVQIOl
*Afji6Qyiot
KaQixog 4^^
^dj/LlIOl
XttXx^€>QH
'YQmurig
AlvltttTfjg
ITri^aff^g
'Ittar/g
AvXtccTai
JiaQ^'vkirjg
Ktv^v^g
^aa&aQ^g
OQttVtriai
KaQvar^^g
TetQßavrjg
Tflfuijaaioi
Min'Stot
TiQUfQfjg
^vayyfXfjg
lAfivyar^rjg
'AlixaQyaaa^g
''AQltaaog
ITTidaaTJg
KfQOLfJIOl
IlaQv^aijg
Kvloioi
XfiQQOirfiöiot
* Tvjuvtot
**EdQtrg *Y(jiriaarig
ZUR KARTE DES ATTISGHEPf SEEBUNDES.
115
KaaoXaßrjg
XaQsg, (oy Tvfivrjg «(>/<*
^(UQVjufjg
Ala^yaaijg
Mvöovig
NecQiaßctQ^g
UagnagiüiTcti
Uiliäxai
UlayccQijg
JlvQVtOl
*Y6airjg
'Yifiaarig
KaQßaavav^rjg
'I^vfjTJg
Kttvvioi
JlaaavSijg
Xgvijg
KkawSfig
KvXXdvt^iot
Kvgßiaarjg
^vxioi x(tl avyttXtCg
'PaarjXtJcc'-
* KfXMiQig
T'f]X«v6{)iOi
KaXvövioi
^rjipif4av^rjg
K(poi
IdarvTiaXairg
TnXtoi
XaXxeärat
^EQivrjg
'It^XvOioI'
KttfÄiQTJg
OitttTtti ^iV(f(üiv
nidirjg AivSiarv
BqixivöitQioi ^v'Pü6(^
/JlttXQlOl Iv ^PoS(p
2LUQlOi
Kaatoi
Bqvxovvtioi
^ETBoxaqna&ioL
^AxittXtti noXfig Mv-
nXrivaC(av
* *Po(xsiov
* "Avjav^Qog
* Nfjaog
am Pontofl
* K€Q[ttaoig
* Klju\߀Ql . . .
* Nvfi[(faiov
* Nix[ü)v(i(
* ITaT[Qaavg
voo aosichererZatheiluog
EvQv^axiTai
AlvaoC
JlXfvfirj
* IlvfftvJog
B. Nur bei den Historikorn erwähnt:
jUiqti (Krateros b. Steph. By/. p. 223, 20 cf. p. 716 ed. Mein., viell. thrakisch)
.lioQog 'I»aoiiXIxai Kccmxog ifOQog (Krateros b. Stepb. Byz. p. 256, 11
MftQxaiot (Steph. p. 433, 13 cf. p. 7J5)
Kv^gtoi (Thuk. IV 57, 4).
Von den auf der Karte eingetragenen Kleruchieen sind ^vährend des pelo-
ponnesischcn Kriegs ausgeführt worden: Aigina431; 01.87,2; Potidaia 429;
»7,3; Lesbos 427; 88,1; Torone nach 424; 88,4; Skione 423; 89,1 ; Melos 415;
91,1.
8*
NACHTRiGE
zum dritten Bande.
Zu S. 171. Wie wehrlos aach die Athener seit der Herrschaft 4et
Dreifsig Sparta gegenüber waren, so liefsea sie sich dadurch nicht abhaltet,
noch io dem Jahre des Archon Eukleides sich der samischen Demokratea »-
zanehmen, welche am läogsten unter allen Buudesgenossea za ihnen gehaltet
hatten. Nach der Uebergabe von Samos ao Lysander hatte die gesaate athe-
nisch gesinote Partei in die Verbauaung geheo müssen (Xen. Hell. U 3, 7),
und an der gegeoüberliegendeu Küste in JNotion and Ephesos eia Uatcr-
kommeo gefunden. Von dort aus sandten sie alsbald nach Wiederhentelloa;
der Verfassung in Athen eine Gesandtschaft, welche um Athens Vermittelaag
hei den Spartanern nachsuchen sollte (U. Köhler, CIA. II J, n. 1 b. S. 393).
In dem bei diesen Verhandlungen thätigeu Poses, der mit einem Kraoz voi
1000 Drachmen beschenkt wird, werden wir einen der Föhrer der samisdica
Demokratie zu erkennen haben (Z. 20 — 36). Wenig später sind einer gia-
zen Reihe von Insel- oder Küstengriechen, wahrscheinlich Thasiern, wdcke
wegen ihrer Parteinahme für Athen, als die lakonisirende Partei die Uehcr-
macht gewann, die Heimat hatten verlassen müssen, die ihnen vor der Herr
Schaft der Dreifsig bewilligten Vergünstigungen (entweder Bürgerrecht od«
Isotelie) erneuert worden (Köhler, CIA. II 1. n. 4). Ein anderer Volkübe-
schluss aus Ol. 95, 2 (399/8) behandelt die Erneuerung der Asylie, weirbe
ein ebenfalls aus seiner Heimat vertriebener Karystier in Athen erhalteo.
deren er aber iu der Zeit der Dreifsig verlustig gegangen war (CIA. II 1. o. le<
Dies sind die ersten Aeufserungen des in Athen wieder erwachenden Selb>t-
gefühjs, die Anzeichen, dass man die alten Freunde, welche einst die Htn-
schaft Athens gestützt hatten und nun ins Unglück gerathen waren, nicht in
Stiche lassen wollte.
Zu S. 175 Anm. 99. Einen dritten aus dem Korinthischen Krieg herrok-
reoden Bundesvertrag, zwischen Athen und. Eretria, hat Köhler nachjcewiifs^i
in dem Inschriftfragment Mittheilungen des D. Archaol. Instituts II S. 212.
Zu S. 205. In der Stellung des Dionysios zu den griechischen Staateo ist
seitdem er die grofsen Erfolge über die Karthager errungen, die er bi^ aof
die äufserste VV estspitze der Insel zurückdrängte, und seitdem er sich daoi
weiter die grofsgriechischeu Städte unterworfen hatte, eine wesentliche Aeode-
rung eingetreten. Nüü brauchte er nicht mehr die Spartaner um l'ater-
stützung anzugehen, sondern konnte jetzt seinerseits Einfluss auf die ^rit-
chischen Angelegenheiten gewinnen, und dass er dies bereits bei dem Zo^tjade-
kommen des Antalkidasfriedens in hervorragender Weise gethan hat, be«fi.<t
die starke Hülfssendung von 20 Schilfen unter dem Befehl seines Vetlers Po-
lyxenos (Hell. V 1, 28), mithin der vierte Theil der gauzen Flotte, weiche
den Königsfriedeu erzwingen half (vgl. Köhler, Mittheil. I S. T ff.).
NACHTRÄGE ZV BAIS'D III DER GRIECHISCHEN GESCHICHTE. 117
Zu S. 282. Zo dfo ionischen Städten hat Athen aoch nach dem antalki-
dischen Frieden seine Beziehungen aufrecht zu halten gesucht. Das Psephisma
CIA. II 1 u. 14 b (o. 397 und 423), aus dem J. 3s7/6, Ol. 9S, 2, betrilTt Kla-
zomenai, wo die Inselstadt damals mit der ihr gegenüber au der Küste gele-
fpenen Gemeinde Chyton sich verfehdet hatte (cf. Ephoros b. Steph. Byz., Aristot.
Polit. VIII 3 p. 199), und rühmt Klazomenä wegen seiner Anhänglichkeit an
Athen oTi TiQoOi'ung iaTi]v ig rrjunoXiv nov l40^r^Vtti(ov x[n\ vvv xai iv rtp
Trnoa&fy] XQoro}. Ktwa um dieselbe Zeit ist zwischen Athen und Chics ein
Schutz- und Trutzbnndniss abgeschlossen worden; die darüber vorliegende
Urkunde ^herausg. von Kumanudis ^A^T]%'aiov V 520 und von Köhler Mitth.
II ISS ff*.} erkennt ausdrücklich die RechtskrUftigkeit des Antalkidasfriedens
•D und ist bereits auf Grundlage desselben nbgefasst, indem beide Staaten
als gleichberechtigte einander gegenüber gestellt sind {avuua/ovg noiii'ad-ai
X/ovg in' (Xiv&iQÜc xal avrovo/utu Z. 15). Wenn sich nun unter den zum
Abschlnss des Vertrags nach Chios geschickten Gesandten derselbe Kephalos
roo Kollytos (Kohler S. 141) be6ndet, welcher später bei der Errichtung des
D«aen Seebundes mitwirkt, so erhellt, dass man in Athen bald nach Abschluss
des Königsfriedens erkannt hatte, auch auf Grundlage der neuen Bestimmungen
lasse sich die Bildnng einer Bundesgenossenschaft erreichen, \^enn man auch
mit Rücksicht auf den Friedensvertrag behutsam zu Werke geheu musste.
Zu S. 285 Anm. 19.* An Urkunden, die sich auf den Eintritt in den
■eoeo Seebund beziehen, liegen jetzt mehr oder minder vollständig vor
die für Chalkis: CIA. II n. 17 b, für Mytilene, wobei Kephalos (s. oben)
als Antragsteller fungirt: n. 18, für Byzanz: n. 19, sämtlich aus Ol. 100, 3
«= 378/77, für Ikos: n. 22 (wo in der Reliefbeischrift nicht Krog, sondern
nach CIA. II n. 17 Z. 84 mit Köhler "f]xiog zu lesen ist) aus Ol. 100, 4
=3 377.6, für Rorkyra, Akarnanien und Kephallenia: n. 49 aus Ol. 10], 2
= 375/4.
Zu S. 350. lieber die athenische Politik zur Zeit des Congresses von
Delphi gibt Anfschluss CIA. II n. 51, näher erörtert von Köhler Mittheil. I
13 ff. Danach betrachtete man in Athen damals den 371 in Sparta erneuerten
Aotalkidasfrieden als zu Recht bestehend, und die Thcbaner, welche denselben
aicbt anerkennen wollten, als Friedensstörer. Dionysios und seine Söhne, der
jüngere Dionysios und Hermokritos, werden belobt, weil sie die Durchführung
des Friedens unterstützt haben {ß(jr}i9ovatv tT, ßuaiX^üjg sforivrj, rjy Inoirfaavto
IdS-rjvaToi xrt) Aaxf^aifAoviot x(d ol Idloi "EXkrji'fg), und zugleich werden
sie auch mit dem goldenen Kranz und dem athenischen Bürgerrecht beschenkt.
Dionysios hatte im Frühsommer 368 eine Gesandtschaft nach Hellas geschickt
mit einem Schreiben, worin er für die Beschlüsse des spartanischen Congresses
eintrat, eine Thatsache, die zugleich ergibt, dass auch der neue Congress, in
Delphi, nicht einseitig durch Ariobarzanes veranlasst worden ist. In dem von
Dionysios übersandten Schreiben ist die Rede Z. 9 ti^qI , . . rfjg o[tx]odou[({tg
Tot Vf](o; Köhler hat darauf hingewiesen, dass hier auf eine Bestimmung des
Friedensvertrags von 371 Bezug genommen ist, die auch bei Xenophon VI, 4, 2
Erwähnung findet: ^taXiaaiJog lo OTQUjevuic xccjn Toig oQxovg xccl ntgt"
ayyMavTng xwg noXfOi av/ußaX^a^-ai ftg tov vnov lov 'AnoXXtovog, onoaov
ßovXoiTo fxatJiri noXig. Danach hat um jene Zeit au dem delphischen Tempel
ein Umbau stattgefunden, dessen Förderung beim Friedensschluss den Theil*
nehmern als nationale Pflicht auferlegt worden ist.
Zu S. 356. Nach Euphrons Tode ist in Sikyon nicht nur das Bündniss
mit Theben aufrecht erhalten worden, sondern auch die von Euphron gewalt-
sam eingeführten Verfassungsäuderungen scheinen, gestützt durch das Zusam-
menhalten mit Theben, Bestand gehabt zu habeu. Aufser Euphron ist auch der
ao derselben Bewegung betheiligte Kleandros auf Münzen nachzuweisen. Vgl.
R. Weil, Zeilschr. f. fSumism. VII S. 37iir.
118 NACHTRiEGE
Zu S. 365. Das Erscheinen der thebanischen Flotte im Inselmeer brachte
die athenischen Bundesgenossen in Aufregung. Aof Keos erhob sich die aati-
athenische Partei, um ihre Gegner zu vertreiben, eine Bewegung, die aber
bald darauf durch Cbabrias mit Strenge unterdrückt wurde, und eine wenig-
stens partielle Wiederaufnahme der athenischen Gerichtshoheit (vgL Bd. II
S. 225) nach sich zog (Kumaoudis ld&r\vaiov V 516 und Köhler Mitth. U 112f.);
auch das spater in athenischen Händen befindliche Monopol der Aasfuhr dei
Rüthels ans Keos nach Athen scheint nach Köhler (S. 150) mit den daaali
abgeschlossenen Verträgen im Zusammenhang zu stehen. Ebenso wird die
Bundesgenossenschaft mit Byzanz, in welcher Theben sich zur Zeit des
heiligen Kriegs befindet und in Folge deren ihm Geldbeiträge für die Kriegt-
kasse zugehen (vgl. die Inschrift in Theben, Kumanudis IdO^ipratov HI 479 t),
nach Isokrates Philippos 53 f. auf den Seezug des £pameioondAS znrockn-
führen sein.
Zu S. 374 Anm. 69. Auf das vor der Schlacht bei Mantioe« zwisdua
Athen und seinen Bundesgenossen einerseits und den Arkadern, Achäera nad
Eleern andererseits zu Stande gekommene Bündniss bezieht tick, wie Kahler
Mittb. I 197 f. nachgewiesen, die von Kumanudis Id&rivaiov V 101 verofett-
lichte Inschrift aus dem Jahre des Archen Molen. Zur die Zeitbestimneig
mafsgebend ist die Erwähnung von Gelübden Z. 6 — 12 iav avyeviyxtf [Id^
v]ttiü)v 7^ ^Vf^fff ^^ (^o^avra ntgl rijs ayf^na^iag, Dajiiit wird aber so woU
die bei Diod. XV 82 und Plut. Vit. X Orat. vorhandene Ueberlieferong, dais
die Schlacht noch unter Archen Charikleides stattgehabt habe, als audi das
bei Plut. de glor. Athen, p. 350 gegebene Datum des 12. SkirophorioB hia-
fällig, letzteres wird gleich den andern dort erwähnten Daten dasjenige des
Dankfestes sein (vgl. II, 829, 44). Der Abschluss des Bündnisses und die daaa
folgende Schlacht fallen in die ersten V^ochen des Archon Molon.
Zu S. 426. In ihren Erwartungen von Philipp völlig betrogen, schlotsea
die Athener, noch in dem Jahr der Erbauung von Philippoi ein Bündniss ab mit
den makedonischen Greoznachbareu (Köhler CIA II 66b), mit Ketriporis voa
Thraciea, dem Paeooenfürsten Lyppeios und dem der lllyrier Grabos; Ketri-
puris, dessen Gebiet allein au die Huste reichte, hatte die Verhandlungen mit
Athen übernummen. Die Absicht \\ar, Philipp von den verschiedenen Seiten
her gleichzeitig anzugreifen, ihm Krcoidai und was er sonst occopirt hstte
zu cutrcilsen (Z. 19 x[a\ ja äXXa yaioUt^ a xctj^xn] ^i^ihnnog avyxa[i]a'
[a]jQ^\pouin fÄ[tiu KiJQtnoQiog x](u j(üv uSili^fjj[v] xal KQ[ri\ri6[a]q ai>t\^\'
ai[()riatü /ufTÜ KiJOi7T]6[Q]tog xa[l tiü]v [(td](Xtfü)V xal anodojato ja . . .
Aber bevor noch die Verbündeten ihre Vorbereitungen zum Kriege beendig
hatten (Diod. WI 22), wurden sie von Philipp überrascht, und die Thraker
zur Unterwerfung gebracht. Die Athener, durch den Ausbruch des Buudes-
genosseukriegs vollauf beschui'tigt, blieben aus. Philipps Kampfe mit den Uly-
rieru, deren er durch Anlage fester Plätze in ihrem Gebiet Herr zu werden
suchte, dauerten bis in das folgende Jahr. (Demosth. Phil. 1 4S. Justia-
VIII 3). Vgl. K. Weil in Bursians Jahresbericht f. Alterthnmswisseuschaft 11!
S. 453 f.
Zu S. 435. Eine in Theben belindliche von Kumanudis ldf^iJ>'a/o»' III 479 f.
verölfeatlichte Inschrift enthält ein Verzeichniss von Subsidiengeldera, die
innerhalb 3 Jahren zur Verwendung für den phokischen Krieg {lov 7i6l{fÄoy[ov\
lno[)Jiiiovi'] Boio)Tol . . [n]oTi(x)g aaeßCovraq x6 laQÖv tüv Ldnolltüvchi loC-
nvihtü)) eingegangen sind. Jedoch bleiben diese Beiträge beschrankt aaf
Alyzia, Anukturiou, Byzanz.
Zu S. 460. In dem gleichen Jahr wie die bier erwähnten Streifzüge der
Piratenflotte Alexanders von Pherai (unter Archon Mkophemos 361/60) aod
zwar iu Folge derselben gelangte eine Allianz der .\thener mit den Thessa-
leru zum Abschluss; in dem Vertrag wird den Thessalern ihre durch Felo-
zu BAND III DER GRIECHISCHEN GESCHICHTE. 119
pidas eroeaerte Bondesverfassang gewährleistet. (Inschr. berausg. von Köhler
Mittheil. II 201 ff.): ßorjd^rjaa) . . . luv rig Ttj ln\ t6 xotvöv t6 GiTJakdiv inl
nol^utp rj Tov ttQXOVTct xctrakvd, ov ifkovjo Gerrakoif tj tvquwov xctStarrj
iv GkTJttklct (Z. 16 — 19); eine Bestimmung, welche direet wider Uebergriffe
Alexanders von Pherai gerichtet ist, wie aus Z. 40 hervorgeht, wo die Ver-
nichtung der Urkunde des alten zwischen Athen und Alexander abgeschlosse-
nen Vertrags angeordnet wird: [Tri\v $k Gi[r]k[riv 'iri\v nQb[q ji]k[i^a\vö[Q\ov
[xa]&[i]kiTv [t]ovq [Tafxltt]g t^c ^fou T[^r 7i]f:Q[l jrj[g [a]vfÄfjia)^ia[q nach Köhlers
Ergänzung S. 291.
ZuS. 471, Anm. 34. Die bei Demosth. XV 9 erwähnte Herrschaft des
Kyprotbemis auf Samos kann nach Diod. XVIII 9, wo von einer mehr als
43 jährigen Abwesenheit der samischcn Exilirten die Rede ist, nur vor die
Einnahme durch Timotheos (S. 457), also vor 365 angesetzt werden. Den
Widerspruch des Schol. zu Aesch. I 52, wonach die Kleruchie nach Samos
unter Archon Nikophemos 353/2, und des Philochoros (Fr. Hist. Gr. I p. 405),
wonach sie unter Archon Aristodamos ausgeschickt worden ist, sucht Foucart
Mem. sur les colonies Athenicnnes p. 397 (Mem. preseutes par des savonts
etrang. I ser. t. IX p. 1) dadurch zu heben, dass er eine zweimalige Aus-
aendung annimmt, die erste unmittelbar nach der Kinnahme , wobei zunächst
nur die persisch gesinnte Oligarchenpartei zur Auswanderung gezwungen
worden wäre, die zweite nach dem Abschiuss des Bundesgenossenkriegs um
einem zu befürchtenden Aufstands versuch zu begegnen. Die jetzt von Carl
Gurtius (Inschriften und Studien zur Geschichte von Samos) gesammelten
samischen Urkunden aus dieser Zeit haben attischen Dialekt und datiren nach
attischem Kalender mit dem athen. Archon neben demjenigen der Kleruchen-
kolonie, die als 6 6rfjLoq 6 Ip Zdfjn^ bezeichnet wird.
Zu S. 483. Spartokos III und Pairisades haben, nicht wie Diod. XVI 31
und 52 angiebt nach einander, sondern, wie aus der von Kumanudis Ax^rivaiov
VI 152 ff. veröffentlichten Inschrift hervorgeht und A. Schäfer Rhein. Mus. 33
(1878) S. 437 f. ausfuhrt, neben einander regiert, und wahrscheinlich Ol. 10S,1
= 348/7 die Regierung angetreten, danach fallt der Beginn der 40jährigen
Regierung Lenkons I in das Jahr 387.
S. 482 unten letzte Zeile lies: k iuimerischen Bosporos statt thra-
ki sehen.
n BnliD C N«w <
30'
Ä'
V,
u
IV u s
i
r
k0l
ebersiililskarlc
KüsleiiiTiches bei dem Boöiiine
lopomiesischen Krieqes.
■
\i/jr KJ^ruchicn
^e Buitdimtfejwssai
^ Küsten -und Inselstädte
u
I
\niiscfur Kreis
kV
I !
Uff
I I
B«rliftcr litkt^r luütut.
i
n Berlin C, n«e Oruttnuw M.
cbprtiiclilskiirti'
Gialenrpiclirs bri iIpim Bi-e
lupmijipsisdifii Kricers.
Kustrji-uiiJ hisrUlüilLr
v?
• » . • • •
>^^^
K
« •
t
^ * « ** *
r f.
i ' -