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Full text of "Griechische Geschichte"

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Das  Recht  eine  UebersetzuDgr  ins  Eogliscbe  and  Französische  za  veran- 
stalten, behalt  sich  die  Verlagshandlang  vor. 


INHALT. 


FÜNFTES  BUCH. 
Spartas  Herrsohaft  in  Qrieohenland. 

Seitt 
I. 

Athei  unter  den  Dreifsig 1 — 52 

n. 

Atken  naeh  seiner  Wiederherstellong 53 — 118 

m. 

Sparta  und  Persieo 119—168 

IV. 
Der  korinthUche  Krieg 169—226 

V. 

Die  Folgen  des  AnUlkidasfriedens 227—250 

SECHSTES  BUCH. 

Theben  als  grieohisolie  Grofsmaolit. 

I. 
Thebens  Erhebung  und  VertheidigungskaiDpf 253 — 312 

II. 
Thebens  Angriffskriege 313—384 


IV  INHALT. 

SIEBENTES  BUCH. 

Makedonien  und  GMeohenland. 

Seite 
I. 

Die  Reiche  des  Nordens 3S7— 443 

U. 
Athens  Politik    ond    (geistiges  Leben    bis    zum  Aaftreten    des  De- 

mosthenes      ....*. 444 — 550 

ni. 

Athen  and  König  Philipp  bis  zam  Frieden  des  Philokrates   .     .     .     551—035 

IV. 

Die  letzten  Kämpfe  für  die  Unabhängigkeit  Griechenlands     .     .     .    630 — 749 


Anmerkungen  zum  fünften,  sechsten  und  siebenten  Buche      .     .     .    750 — 810 


FÜNFTES  BUCH. 


SPARTA'S  HERRSCHAFT  IN  GRIECHENLAND. 

OL.  94,  1 ;  404  —  OL.  100,  2;  379  v.  CHR. 


Ciutiiu,  Gr.  Getch.    lU.  1 


I. 

ATHEN  UNTER  DEN  DREISSIG. 


Der  Kampf  der  beiden  Vororte  Griechenlands  war  zu  Ende  und 
zwar  nicht  in  Folge  gegenseitiger  Erschöpfung,  auch  nicht  durch 
einen  Vertrag,  welcher  die  Machtgebiete  auf  beiden  Seiten  neu  be- 
gränzte,  sondern  durch  vollständigen  Sieg  auf  der  einen  und  unbe- 
dingte Unterwerfung  auf  der  anderen  Seite.  Ein  Sieg,  so  glänzend, 
wie  ihn  die  Erwartungen  des  ehrgeizigsten  Spartaners  während  der 
langen  Reihe  von  Kriegsjahren  sich  niemals  hatten  vorstellen  kön- 
nen, war  plötzlich,  ohne  Gefahr  und  Mühe,  ohne  Geldopfer  und 
ßürgerblut  gewonnen;  er  war  wie  eine  reife  Frucht  den  Siegern 
zugefallen.  Sie  hatten  den  ganzen,  unermesslichen  Erfolg  für  sich, 
während  sie  mit  fremdem  Gelde  ihre  Seemacht  zusammengebracht 
hatten;  ihre  eigenen  Hülfsmittel  waren  unversehrt  und  die  Kräfte, 
mit  denen  der  Feind  ihnen  so  lange  getrotzt  hatte,  standen  jetzt  zu 
ibrer  VerfQgung.  Sparta  war  der  allein  mächtige  Staat  zu  Wasser  und 
zu  Lande,  eng  befreundet  mit  den  Persem,  welche  ihre  Hälfsleistun- 
gen  an  keinerlei  Bedingungen  knüpften,  die  für  Sparta  drückend 
waren.  Die  früheren  Schwächen,  Missgriffe  und  Niederlagen  waren 
vergessen;  mit  erneuter  Ehrfurcht  wurde  es  von  den  Hellenen  an- 
gesehen, welche  ihm  ein  grofses  Vertrauen  entgegenbrachten  und 
seinen  endlich  gewonnenen  Triumph  über  Athen  als  den  Anfang 
eines  neuen  und  glücklichen  Zeitalters  hoffnungsvoll  begrüfsten.  Von 
Kythera  bis  Thrakien  hinauf  war  keine  griechische  Gemeinde  vor- 
handen, in  welcher  ein  Widerspruch  gegen  Spartas  Oberleitung  der 
hellenischen  Angelegenheiten  laut  wurde.  So  mächtig  war  weder 
Sparta  noch  irgend  ein  anderer  Staat  in  Griechenland  jemals  ge- 
wesen; es  war  eine  auf  alter  Ueberlieferung  ruhende,  auf  materielle 
und  moralische  Grundlagen  von  Neuem  wohl  gestützte  Macbt. 


SPARTAKS   VERHALTEN 


Es  knüpften  sich  an  diese  Machtstellung  aher  auch  gi'ofse  For- 
derungen und  Ansprüche.  Man  konnte  hilliger  Weise  erwarten,  dass 
Sparta  seine  alten  Versprechungen  erfüllen  werde  und  dass  es  sich 
auf  seine  Aufgabe  vorbereitet  habe.  Sparta  war  der  älteste  hegemo- 
nische  Staat,  dessen  ausschliefsliches  Anrecht  auf  diesen  Ehrenplatz 
von  ihm  selbst  und  seinen  Anhängern  niemals  aufgegeben  worden 
war;  es  war  seit  dem  Zuge  des  Brasidas  aus  seinen  engeren  Kreisen 
herausgetreten;  es  war  Seemacht  geworden  und  mit  allen  europäi- 
schen und  asiatischen  Verhältnissen  vertraut,  durch  die  mannig- 
fachsten Erfahrungen  belehrt.  Es  konnte  nicht  verkennen,  dass  eine 
neue  Ordnung  in  Hellas  geschaffen  werden  müsse,  den  Verheifsungeii 
entsprechend,  mit  denen  es  vor  dreifsig  Jahren  in  den  Krieg  ein- 
getreten war,  dass  das  alte  Recht  wieder  unter  den  Grieclien  zur 
Geltung  kommen  müsse  und  dass  keine  Ueberwältigung  eines  Staats 
durch  den  andern  geduldet  werden  dürfe.  Darum  waren  alle  Augen 
auf  Sparta  gerichtet  und  der  weitere  Gang  der  griechischen  Ge- 
schichte musste  davon  abhängen,  wie  Sparta  seine  Macht  benutzte, 
um  den  Forderungen  der  Zeit  zu  entsprechen. 

Die  ersten  Mafsregeln  blieben  dem  Manne  überlassen,  welchem 
man  den  Sieg  verdankte;  denn  schwerlich  ist  jemals  ein  entschei- 
dender Sieg  erfochten  worden,  an  welchem  der  siegreiche  Staat 
selbst  und  seine  Bürger  so  wenig  Antheil  hatten,  als  an  dem  Tage 
von  Aigospotamoi.  Lysandros  allein  hatte  den  Sieg  möglich  gemacht 
und  gewonnen;  in  seinen  Händen  waren  die  Mittel,  welche  unent- 
behrlich schienen,  um  die  Früchte  des  Sieges  zu  erndten;  er  allein 
hatte  die  Fäden  in  der  Hand,  durch  welche  er  die  Parteien  leitete  und 
im  Namen  Spartas  die  griechischen  Verhältnisse  ordnete.  Er  verfuhr 
dabei  nach  den  herkömmlichen  Grundsätzen  lakedämonischer  Politik. 

Spartas  Machtstellung  in  Griechenland  war  von  jeher  dadurch 
am  meisten  geKihrdet  worden,  dass  andere  Grundsätze  bürgerlicher 
Ordnung  als  die  in  Sparta  gültigen  sich  geltend  gemacht  und  aus- 
gebildet hatten.  Deshalb  suchte  es  überall,  wo  es  freie  Hand  hatte, 
die  gegensätzlichen  Staatsordnungen  zu  beseitigen,  und  die  entfrem- 
deten Gemeinden  durch  Einführung  einer  der  spartanischen  Ver- 
fassung gleichartigen  unter  seinen  Einfluss  zurückzuführen.  So  hatte 
es  Sparta  in  Argos,  in  Sikyon,  in  Achaja  gemacht,  und  auch  die 
Befehdung  der  Tjrannis,  worin  Sparta  einst  seine  höchste  Kraft 
entwickelt  hatte,  war  ja  im  Grunde  nichts  Anderes  als  ein  Kampf 
gegen  die  Demokratie'). 


NACH   DEM   FALLE   ATHEN^S.  5 

Die  Durchführung  dieser  Politik  war  im  Peloponnese  selbst  nur 
unvollständig  gelungen,  aufserhalb  desselben  aber  immer  nur  in  ein- 
zelnen FäUen  zur  Anwendung  gekommen.  Durch  die  eigenthümliche 
Entwickelung  Athens  war  der  alte  Gegensatz  der  Verfassungen  im 
vollsten  Mafse  zum  staathchen  Gegensatze  geworden,  und  in  dem- 
selben Grade,  wie  die  attische  Gemeinde  ihren  Willen  von  allen  Be- 
schränkungen befreite  und  in  rastloser  Bewegung  vorwärts  schritt, 
war  Sparta  steifer  und  zurückhaltender  geworden;  die  Leitung  seiner 
öffentlichen  Angelegenheiten  war  immer  engeren  Kreisen  anheimge- 
fallen, es  war  immer  mehr  ein  Krieger-  und  Beamtenstaat  geworden, 
der  seine  Aufgabe  nur  darin  sah,  sich  aller  Neuerungen  zu  erwehren. 
Der  Gegensatz  der  inneren  PoUtik  musste  also  auch  in  immer  höhe- 
rem Grade  der  Mittelpunkt  der  auswärtigen  Politik,  die  Verfassungs- 
frage immer  mehr  zu  einer  Machtfrage  werden.  Mit  jedem  Siege, 
welchen  die  demokratische  Partei  in  einer  ginechischen  Stadt  ge- 
wonnen' hatte,  ging  dieselbe  dem  Einflüsse  der  Spartaner  verloren 
und  trat  aus  der  Reihe  ihrer  Bundesgenossen  in  die  der  Gegner  über. 
Denn  die  Athener  hatten  ihrerseits  eine  gleiche  Politik  verfolgt.  Sie 
hatten  in  der  Ausbreitung  demokratischer  Verfassungen  das  wirk- 
samste Mittel  erkannt,  um  die  Insel-  und  Küstenstaaten  eng  mit  sich 
zu  verbinden  und  Sparta  hatte  sich  zu  wiederholten  Malen  dazu  ver- 
stehen müssen,  diese  durch  die  Grundsätze  der  Demokratie  in  sich 
geeinigte  Staatengruppe  als  eine  zu  Recht  bestehende  Macht  in 
Griechenland  anzuerkennen'). 

Diese  Anerkennung  war  durch  den  Krieg  aufgehoben;  die  ganze 
Macht  des  Staates,  welcher  sie  erzwungen  hatte,  war  zertrümmert; 
Sparta  hatte  vollkommen  freie  Hand.  Was  konnten  nun  also  seine 
Staatsmänner  Anderes  ])eabsichtigen,  als  die  alte  Politik  endlich  einmal 
in  vollem  Mafse  durchzuführen,  die  antispartanischen  Verfassungen 
gründhch  zu  beseitigen  und  jenen  Gegensatz,  der  Spartas  Macht  immer 
gehemmt  hatte,  den  ganzen  Zwiespalt,  welcher  Griechenland  in  zwei 
Heerlager  gespalten  hatte,  wo  möglich  für  immer  aufzuheben? 

In  dieser  Beziehung  folgte  also  Lysandros  nur  den  althergebrach- 
ten Grundsätzen  seiner  Vaterstadt,  wenn  er  seine  Macht  dazu  benutzte, 
in  allen  Städten,  die  zur  attischen  Bundesgenossenschafl  gehört  hatten, 
die  Volksherrschaft  aufzulösen  und  die  Regierung  den  Händen  einer 
geschlossenen  Anzahl  von  Männern,  welche  sein  Vertrauen  besafsen, 
zu  übergeben.  Wie  in  Athen  die  Dreifeig,  so  wurden  an  änderten 
Orten  Zehnmänner  eingesetzt,    und  um  diesen  RegierungscoUegien 


6  DIE    SPARTANISCHEN   HARMOSTEN. 

Sicherheit  und  Macht  zn  verschaffen,  wurde  ihnen  ein  Commando 
spartanischer  Truppen  an  die  Seite  gestellt,  welche  unter  dem  Be- 
fehle eines  Harmosten  standen.  Auch  diese  Mafsregel  war  keine  neu 
erfundene.  Harmosten  oder  Kriegsvögte  schickten  die  Lakedämonier 
seit  alter  Zeit  in  ihre  Landhezirke,  um  die  Periöken  zu  regieren  und 
in  strenger  Unterthänigkeit  von  der  Hauptstadt  zu  erhalten.  Solche 
Harmosten  schickte  man  daim  auch  in  das  Ausland  und  zeigte  schon 
dadurch,  dass  man  nicht  gesonnen  sei,  verschiedene  Formen  der  Bot- 
mäfsigkeit  anzuerkennen,  und  dass  man  zwischen  unterthänigen  Land- 
gemeinden in  Lakonien  und  den  auswärtigen  Städten,  welche  sich 
freiwillig  oder  unfreiwillig  in  Spartas  Macht  begeben  hatten,  im 
Grunde  keinen  wesentlichen  Unterschied  zu  machen  beabsichtige. 

Die  Amtsdauer  der  Harmosten  war  eine  unbestimmte;  man  liefs 
sie  an  wichtigen  Plätzen  gerne  recht  einheimisch  werden,  wie  Klear- 
chos  in  Byzanz.  Auch  ihre  Wirksamkeit  war  keine  genau  begränzte; 
sie  hatten  Militär-  und  Gvilgewalt  und  waren  deshalb  auch  nicht 
von  den  Königen  als  Oberfeldherrn,  sondeni  unmittelbar  von  den 
Ephoren  abhängig  und  ihnen  verantwortlich.  Es  waren  Vertrauens- 
männer der  Regierung,  denen  man  eine  selbständige  Beurteilung  der 
Verhältnisse  überliefs,  und  man  nahm  daher  zu  solchen  Commissa- 
rien  Sparlas  im  Auslande  Männer  von  vorgerücktem  Alter,  bei  denen 
man  ein  gerechtes  Urteil  und  eine  besonnene  Ausübung  ihrer  Amts- 
vollmachten erwarten  konnte.  Nacli  Amphipolis  hatte  man  Ol.  89, 1 ; 
424  zuerst  einen  Mann  von  jugendlichen  Jahren  geschickt,  was 
Thukydides  ausdrücklich  als  euie  Verletzung  des  Herkommens  be- 
zeichnet. Zwölf  Jahre  uachher  schickte  man  zwei  Kriegscommissare 
nach  Euboia  mit  einer  Schaar  von  Dreihundert^). 

Was  früher  in  einzehien  Fällen  geschehen  war,  wurde  nun  in 
grofsem  Mafsstabe  durchgeführt  und  ein  Netz  spartanischer  Garni- 
sonen über  Griechenland  ausgespannt,  um  alle  widerstrebenden 
Elemente,  alle  Mächte  der  Revolution,  wie  man  von  altspartanischem 
Gesichtspunkte  aus  die  ganze  demokratische  Bewegung  ansah,  ge- 
bunden zu  halten.  Um  aber  die  Politik  Spartas  in  diesem  Umfange 
zur  Geltung  zu  bringen,  dazu  bedurfte  es  eines  Mannes,  wie  Ly- 
sandros  war.  Ohne  ihn  würde  es  niemals  gelungen  sein;  denn 
während  man  in  Sparta  nur  für  den  nächsten  Augenblick  zu  sor- 
gen wusste,  war  er  der  Einzige,  welcher  lange  vorgeschaut  und 
die  Mafsregeln  vorbereitet  hatte,  welche  nach  dem  Falle  Athens 
ergriffen  werden  mussteu.     Er  kaimte  die  Stellung  der  Parteien  in 


LTSANDERS   EINPLUSS.  7 

allen  griechischen  Stadien,  er  kannte  die  Parteiführer,  welche  die 
geeigneten  Leute  waren,  um  in  die  oligarchischen  Regierungscolle-» 
gien  einzutreten,  er  hatte  sie  veranlasst,  sich  unter  einander  enger 
zu  verbinden,  und  sie  daran  gewöhnt,  von  ihm  ihre  Befehle,  von 
ihm  ihre  Beförderung  zu  Macht  und  Ehre  zu  erwarten.  Lysander 
handelte  im  Namen  seiner  Vaterstadt,  im  Sinne  ihrer  Politik  und, 
wie  ausdrücklich  bezeugt  wird,  im  Auftrage  der  Ephoren;  aber  es 
trugen  alle  Mafsregeln  den  Charakter,  welchen  Lysandros  ihnen  auf^ 
drückte;  sein  Einfluss  war  ein  so  persönlicher,  dass  er  mit  Keinem 
getheilt  werden  konnte.  Auf  seiner  Person  beruhte  die  unbedingte 
Herrschaft,  welche  Sparta  augenblicklich  hatte;  darin  lag  aber  auch 
der  Keim  ihrer  Schwäche. 

Denn  nur  in  einzelnen  Fällen  wurde  so  verfahren,  wie  es  die 
wahren  Freunde  Spartas  erwarten  mussten,  dass  nämlich  den  Ge-^ 
meinden,  welche  ihrer  Anhänglichkeit  an  Sparta  wegen  unglücklich 
geworden  waren,  so  weit  es  möglich  war,  Ersatz  und  Wiederher- 
stellung zu  Theil  wurde.  So  wurde  allerdings  den  Aegineten  und 
Meliem,  so  viele  ihrer  noch  übrig  waren,  ihr  Vaterland  zurück-^* 
gegeben;  es  wurden  wohl  auch  in  Histiaia,  Skione,  Torone  die  Ge-* 
waltthaten  der  Athener  einigermafsen  wieder  gut  gemacht;  die  atti-^ 
sehen  Kieinichen  mussten  auf  den  Inseln  ihre  Besitzungen  räumen; 
die  Messenier  mussten  aus  Kephailenia  und  Naupaktos  weichen  und 
die  letztere  Stadt  wurde  den  Lokrem  zurückgegeben^). 

So  waren  die  Spartaner  beflissen,  an  einzelnen  Punkten,  wo 
die  Athener  besonders  gewaltthätig  eingeschritten  waren,  Gerechtig-^ 
keit  zu  üben  und  Unrecht  zu  sühnen,  wie  dies  ja  auch  durch 
politisches  Interesse  geboten  war.  Im  Ganzen  aber  verfuhren  siel 
selbst  im  höchsten  Grade  gewaltthätig  und  Lysandros  war  am  wenig- 
sten geeignet,  als  ein  Mann  der  Ordnung  und  Gesetzlichkeit  auf« 
zutreten.  Er  stand  nicht  über  den  Parteien,  sondern  mitten  darin. 
Er  war  der  Führer  derer,  welche  in  geheimen  Verbindungen  diö 
Ruhe  der  Gemeinden  unterwühlt  hatten;  die  leidenschaftlichsten 
Clubbisten  waren  seine  Genossen  und  seine  Werkzeuge.  Wenn  er 
also  solchen  Leuten  die  Macht  in  die  Hände  gab,  so  wusste  er, 
dass  sie  dieselbe  dazu  gebrauchen  würden,  um  die  langverhaltene 
Rachbegier  an  ihren  Mitbürgern  zu  befriedigen,  und  dieis  stimmte 
mit  dem,  was  Lysandros  wollte,  überein.  Er  wollte  nicht  Ruhe  und 
Frieden   bringen,    damit   sich  die  Städte  vom  Jammer    des  Kriegs 


8  SPARTA's   GEWALTHERRSCHAFT 

erholen  könnten;  yielmehn  war  es  ihm  recht,  wenn  die  Bürger- 
schaften sich  in  innerer  Fehde  und  Meuterei  aufrieben;  nicht  aus 
grausamer  Laune,  sondern  aus  Politik  wollte  er,  dass  die  Gemein- 
den, die  noch  .widerstandsfähig  schienen,  sicherschöpften;  er  wollte, 
dass  das  unglückhche  Griechenland  durch  Blutverlust  noch  mehr 
geschwächt  und  entnervt  werde.  Wir  wissen  ja,  wie  dreitausend 
Athener  am  Hellesponte  auf  seinen  Befehl  niedergemacht  wurden, 
wie  er  in  Milet,  wo  die  Parteien  eben  im  Begriffe  standen  sich 
auszusöhnen,  arglistig  eine  blutige  Metzelei  anstiftete,  um  dort  rei- 
nes Haus  zu  machen.  Dasselbe  geschah  in  Thasos,  wo  die  durch 
feierliche  Gelöbnisse  beruhigte  Bürgerschaft  überfallen  und  zum 
grofsen  Theile  niedergemacht  wurde.  Am  Ende  wurde  gar  kein 
Unterschied  mehr  zwischen  den  Gemeinden  gemacht,  ob  sie  im 
Kriege  für  oder  gegen  Sparta  Partei  genommen  hatten.  Man  hatte 
Niemand  zu  fürchten,  man  nahm  also  auch  keinerlei  Rücksicht;  man 
liefs  die  gewissenlose  Härte  spartanischer  Poütik  in  unbeschränktem 
Maise  schalten  und  dachte  nicht  daran,  sich  an  die  Grundsätze  eines 
Brasidas  und  KaUikratidas  gebunden  zu  fühlen,  von  denen  der  Er- 
stere  doch  im  Namen  Spartas  so  feierhch  gelobt  hatte,  die  Selbstän- 
digkeit jeder  Gemeinde  gewissenhaft  zu  achten  und  keiner  Partei 
Vorschub  zu  leisten,  während  KaUikratidas  offen  erklärt  hatte,  er 
wolle  für  seine  Stadt  keine  andere  Oberleitung,  als  .die  von  freien* 
Hellenen  freiwillig  ihr  übergeben  würde*). 

Indem  man  nun  die  entgegengesetzten  Grundsätze  von  Staats- 
wegen gut  hieis  und  die  gerechten  Erwartungen  der  Hellenen  auf 
das  Bitterste  täuschte,  konnte  auch  keine  Beruhigung  Griechenlands 
eintreten,  sondern  nur  eine  neue  Aufregung.  Die  offen tUche  Mei- 
nung, auf  das  GröbUchste  missachtet,  wendete  sich  sofort  gegen 
Sparta  und  die  von  Athen  unterdrückten  Staaten,  statt  in  der  Luft 
der  Freiheit  neu  aufzuathmen,  wie  sie  erwartet  hatten,  sahen  sich 
zu  ihrem  Schrecken  einem  viel  schwereren  Drucke  preisgegeben. 
Denn  so  hart  und  streng  auch  das  Regiment  war,  das  Athen  ge- 
fuhrt hatte,  so  war  es  doch  kein  willkürlicher  Terrorismus;  es  war 
mit  Gerechtigkeit  gegründet,  gesetzlich  geordnet,  zweckvoll  org»- 
nisirt,  das  Gemeindeleben  schonend,  so  weit  es  die  Interessen  des 
Vororts  erlaubten;  es  bot  einen  kräftigen  Schutz  gegen  aufsen, 
unter  welchem  Handel  und  Gewerbe  gedeihen  konnten,  und  hatte 
also  eine  nationale  Bedeutung,  welche  kein  ruhig  Urteilender  ver- 
kennen konnte.    Die  Spartaner  dagegen  hatten  schon  in  drei  Ver- 


UNO  IHRE  SCHWÄCHEN.  9 

tragen  die  Städte  Kleinasiens  preisgegeben  und  wenn  sie  auch  nach 
ihrem  hellespontischen  Siege  sich  sträubten,  einige  besonders  wich- 
tige Städte,  wie  Abydos,  wo  sie  ihren  Harmosten  hatten,  auszu- 
liefern, so  hatten  sie  doch  auch  hier  nicht  den  Muth,  den  An- 
sprüchen ihres  mächtigen  Bundesgenossen  entgegenzutreten,  und 
die  persischen  Statthalter  herrschten  im  Namen  des  Grofskönigs 
unbedingter,  als  je  zuTor,  an  der  ganzen  Küste  des  Archipelagus 
und  an  den  für  die  Freiheit  der  Griechen  und  ihren  Handel  so 
wichtigen  Seestrafsen,  obgleich  die  zum  Schutze  des  griechischen 
Meers  eingeführten  Tribute  nach  wie  vor  eingefordert  wurden.  Dazu 
kam  die  Rohheit  der  Leute,  welche  Sparta  in  die  hellenischen 
Städte  schickte;  denn  man  konnte  schon  wegen  der  grofsen  An- 
zahl, deren  mau  bedurfte,  nicht  mehr  daran  denken,  besonders  be- 
währte Männer  für  diese  Posten  auszusuchen.  Vielmehr  waren  es 
zum  grofsen  Theile  Menschen  aus  untergeordneten  Verhältnissen, 
selbst  aus  dem  Helotenstande,  Menschen,  welche  gegen  Lysandros 
und  seine  Freunde  servil,  gegen  die  schutzlosen  Bürger  brutal 
waren.  Das  Beste  also,  was  noch  in  den  Griechen  war,  ihr  Ge- 
meindegefühl, wurde  überall  auf  das  Tiefste  gekränkt,  und  die  Ein- 
sichtsvolleren konnten  nicht  verkennen,  dass  der  vielgescholtenen 
Seeherrschaft  Athens  keine  glänzendere  Rechtfertigung  nachfolgen 
konnte,  als  das  System  der  spartanischen  Zehnmänner  und  Kriegs- 
vögte*). 

In  dem  Umschwünge  der  öffentlichen  Meinung  und  der  wach- 
senden Aufregung  gegen  Sparta  lag  natürlich  von  Anfang  an  auch 
die  Schwäche  seiner  Herrschaft.  Dazu  kam  der  Zwiespalt,  welcher 
zwischen  den  spartanischen  Staatsgewalten  eintreten  musste.  Die 
Eifersucht  konnte  nicht  ausbleiben,  denn  die  ZehnercoUegien  oder 
Dekarchien  Lysanders  waren  die  Stützen  seiner  persönlichen  Macht- 
stellung; man  musste  also  erkennen,  wie  staatsgefahrlich  diese 
Macht  sei  und  wie  sehr  es  dem  Interesse  Spartas  widerstreite,  ihret- 
wegen den  Hass  von  ganz  Griechenland  auf  sich  zu  laden.  Man 
hatte  aber  kein  anderes  Programm,  nach  dem  man  zu  handeln  ent- 
schlossen war,  und  so  wurde  durch  die  Veruneinigimg  des  Lysan- 
dros mit  den  Königen  und  Ephoren  seine  Macht  gelähmt,  aber 
zugleich  die  Macht  Spartas,  und  dadurch  wurde  es  den  besiegten 
Städten  möglich,  sich  der  erdrückenden  Gewalt  des  übermächtigen 
Staats  zu  entziehen. 

Endlich  war  es  noch  ein  dritter  Umstand,  der  für  die  weitere 


10  SPARTA  UND  DIE  MITTELSTAATEN. 

Entwickehmg  der  griechischen  Angelegenheiten  von  Einfluss  war, 
das  war  Spartas  Verhältniss  zu  den  Mittelstaaten.  Was  sie,  die 
eifrigsten  Bundesgenossen  gegen  Athen,  im  Laufe  des  Kriegs  ge- 
than  hatten,  hlieb  völlig  unberücksichtigt;  sie  sahen  alle  ihre  Er- 
wartungen getäuscht  und  ihre  gerechtesten  Anspräche  auf  Antheil 
an  der  Siegesbeute  und  auf  Mitwirkung  zu  einer  neuen  Ordnung 
der  Dinge  in  Hellas  schnöde  zurückgewiesen.  Dadurch  wurde  ein 
heftiger  Widerspinich  hervorgerufen;  das  Selbständigkeitsgeffihl  der 
Mittelstaaten  erwachte  zu  neuer  Energie  und  veranlasste  eine  Reihe 
von  Versuchen,  sich  der  verhassten  Oberherrschaft  zu  entledigen. 
So  bilden  sich  neben  Sparta  neue  Mittelpunkte  eines  selbständigen 
Staatslebens  und  dadurch  zugleich  die  Keime  neuer  Kampfe  um  die 
Hegemonie  in  Griechenland. 

Nach  diesen  drei  Punkten  bestimmen  sich  die  Ereignisse  der 
nächsten  Jahrzehnte;  aus  ihnen  erklärt  sich,  warum  die  griechische 
Geschichte  nach  dem  Siege  von  Aigospotamoi  nicht  zu  einer  Ge- 
schichte Spartas  und  spai*tanischer  Herrschaft  in  Griechenland  ge- 
worden ist,  wie  Lysandros  es  beabsichtigte,  sondern  zu  der  alten 
Mannigfaltigkeit  selbständiger  Stadtgeschichten  zurückkehrt  Atlien 
giebt  das  nächste  und  lehrreichste  Beispiel. 


Bei  den  Umwälzungen,  welche  nach  dem  Siege  Spartas  in  den 
griechischen  Städten  eintraten,  waren  überall  die  einheimischen 
Parteien  betheiligt,  am  wirksamsten  aber  in  der  Stadt,  in  deren 
vieibewegtem  Lel)en  sich  alle  politischen  Ilichtungen  am  kräftigsten 
und  eigenthümlichsten  ausgebildet  hatten,  in  Athen. 

Hier  hatten  sich  die  Freunde  der  bestehenden  Verfassung  von 
den  Gegnern  derselben  am  schroffsten  gesondert.  Die  Euien  sahen 
alles  Heil  an  dieselbe  geknüpft,  die  Anderen  betracliteten  sie  als 
die  Quelle  alles  Unheils,  als  eine  aller  Vernunft  widersprechende 
Einrichtung.  In  der  Mitte  stand  eine  Partei  der  Gemäfsigten,  welche 
kein  so  bestimmtes  Programm  hal)en  konnten,  wie  die  unbedingten 
Freunde  und  Feinde  der  Verfassung,  aber  mit  den  Einen  darin 
übereinstimmten,  dass  sie  die  Missbräuche  der  Demokratie  erkannten 
und  gewisse  Beschränkungen  des  Volkswillens  ernstUch  wünschten, 
mit  den  Anderen  aber  darin,  dass  sie  der  Verfassung  treu  waren, 
dass  sie  jeden  Verfassungsbruch  als  Hochverrath  verabscheuten  und 
eben  so  jede  für  Parteizwecke  veranlasste  Einmischung  eines  frem- 


DIE  OLIGARCHEN  IN  ATHEN.  11 

den  Staats.  In  dieser  patriotischen  Cfesinnung  standen  sie  also  mit 
den  eigentlichen  Demokraten  zusammen  den  Oligarchen  gegenüber; 
welche  sich  bei  dem  geringen  Anhange,  den  sie  in  der  Bürger- 
schaft hatten,  Yon  jeher  auf  auswärtigen  Beistand  angewiesen  sahen 
und  das  Einverstandniss  mit  den  Feinden  der  Stadt  durch  aller- 
lei sophistische  Gründe  bei  sich  und  Anderen  zu  entschuldigen 
wussten. 

Wir  kennen  diese  Partei,  wie  sie  immer  geschäftig  war,  Ver- 
wirrung im  Staate  hervorzurufen,  um  die  Achtung  vor  seinen  Ge- 
setzen zu  erschüttern,  und  jede  Verwirrung  so  wie  jedes  öffentliche 
Unglück  für  ihre  Zwecke  schadenfroh  auszubeuten;  es  war  die  Partei 
derer,  welche  den  gemeinen  Mann  verachteten,  welche  Tugend  und 
Befähigung  zu  politischer  Thätigkeit  für  ein  unveräufserliches  Vor- 
recht der  Leute  von  Stande  hielten,  welche  die  Verzichtleistung  auf 
Seeherrschaft  für  den  ersten  Schritt  ansahen,  der  nothwendig  sei, 
um  in  eine  vernünftige  Bahn  einzulenken;  dieselbe  Partei,  deren 
politisches  Bekenntniss  in  der  unter  Xenophons  Namen  erhaltenen 
Schrift  vom  Staate  der  Athener  vorliegt. 

Was  diese  Partei  wahrend  des  letzten  Jahrhunderts  in  wieder- 
holten Versuchen  erstrebt,  und  zur  Zeit  der  Vierhundert  schon 
theilweise  verwirklicht  hatte,  das  war  nun  vollständig  en'eicht;  sie 
stand  nach  Einsetzung  der  Dreifsigmänner  am  Ziele  ihrer  Wünsche. 
Durch  Vernichtung  der  Flotte  und  den  Abbruch  der  Mauern  war 
die  Stadt  entwaffnet  und  vom  Meere  getrennt;  Athen  war  keine 
Demokratie  und  keine  Grofsmacht  mehr;  es  war  nur  noch  eine  der 
vielen  griechischen  Landstädte,  welche,  ohne  eigene  Ziele  zu  haben, 
fremder  Leitung  folgte  und  ihre  Mannschaft  unter  spartanischen 
Oberbefehl  stellte.  Sparta  war  wiederum  das  alleinige  Haupt;  ein 
Wille  gebot  in  Hellas.  Befreiung  von  sieben  und  zwanzigjähriger 
Kriegsnoth,  Versöhnung  der  blutsverwandten  Stämme,  Friede  und 
Eintracht  unter  den  Hellenen,  durch  gleichartige  Verfassungen  dauer- 
haft verbürgt,  Rückkehr  zur  guten,  alten  Zeit  mit  ihren  weisen 
Rechtsordnungen,  welche  durch  demokratische  Ungebühr  umgestürzt 
waren,  —  das  war  das  glänzende  Aushängeschild  für  die  neue 
Ordnung  der  Dinge,  welche  von  den  Parteigängern  Spartas  als  die 
allein  heilsame'  und  rechtmäfsige  gepriesen  wurde. 

Indessen  konnte  Keiner  von  ihnen  so  kurzsichtig  sein,  um 
das  Werk  einer  Reaction,  welche  die  ganze  Geschichte  Athens  seit 
Themistokles,  ja  seit  Kleisthenes  und  Soion  rückgängig  machte,  so- 


12  DIE  DREISSIGMÄPINER. 

fort  für  gelungen  zu  halten.  Es  war  vorauszusehen,  dass  die  durch 
Krieg  und  Hunger  gebrochene,  durch  eine  Folge  unerwarteter 
Schläge  erschütterte  Bürgerschaft  sich  wieder  ermannen  werde,  und 
es  kam  daher  Alles  auf  die  Mafsregeln  an,  durch  welche  die  Dreifsig- 
männer  ihr  Regiment  sicherten  und  ihre  Grundsatze  durchführten; 
ihre  Partei  befand  sich  also  nicht  am  Ende,  sondern  vielmehr  am 
Anfange  ihrer  Aufgabe. 

Unter  offenem  Widerspruche,  welchen  nur  Lysanders  Macht- 
spruch beseitigen  konnte,  waren  sie  auf  des  Drakontidas  Vorschlag 
eingesetzt  worden,  lauter  Männer,  die  zwar  unter  den  Vornehmen 
der  Stadt  ihren  Anhang  hatten,  aber  der  Gemeinde  im  Ganzen  ver- 
hasst  oder  in  hohem  Grade  verdächtig  waren.  Es  waren  zum  Theil 
dieselben,  welche  durch  Verrath  die  Niederlage  bei  Aigospotamoi 
veranlasst  hatten,  und  sie  hatten  sich,  wie  allgemein  bekannt,  nicht 
blofs  in  das  gefugt,  was  den  Verhältnissen  nach  unvermeidlich  war, 
sie  hatten  ihre  Beziehungen  zu  Sparta  nicht  etwa  dazu  benutzt, 
den  allersehnten  Frieden  unter  möglichst  günstigen  Bedingungen  zu 
Stande  zu  bringen,  sondern  sie  hatten  Sparta  ihren  Parteizwecken 
dienstbar  gemacht,  sie  hatten  sich  hinter  Lysandros  gesteckt,  mit 
ihm  abgekartet  und  solche  Forderungen  von  ihm  verlangt,  wie  sie 
ihren  eigennützigen  Interessen  am  meisten  entsprachen.  Trotzdem 
waren  sie  gar  nicht  als  eigentliche  Regierungsbehörde  eingesetzt, 
sondern  nur  als  eine  Commission,  welche  den  Auftrag  hatte,  die 
Grundgesetze  des  Staats,  an  denen  in  den  letzten  Jahren  schon  so 
viel  gerüttelt  worden  war,  von  Neuem  durchzusehen  und  sie  mit 
der  veränderten  Lage  der  Dinge  in  Einklang  zu  bringen.  Nur  zu 
diesem  Zwecke  waren  ihnen  unter  Spartas  Autorität  die  aufser- 
ordentlichen  Vollmachten  übertragen,  welche  nach  Vollendung  ihrer 
gesetzgeberischen  Thätigkeit  wieder  erlöschen  sollten. 

Trotzdem  waren  die  Dreifsigmänner  auf  nichts  weniger  als  auf 
Gesetzgebung  bedacht;  sie  gingen  nur  darauf  aus,  sich  alle  noch 
bestehenden  Organe  des  Staats  vollständig  dienstbar  zu  machen  und 
jeden  Widerspruch  zu  entkräften.  Die  Bürgerschaft  bheb  aufgelöst; 
die  republikanischen  Aemter  bestanden  dem  Scheine  nach  fort  und 
vnirden  trotz  ihrer  Bedeutungslosigkeit  von  Männern  der  herrschen- 
den Partei  besetzt.  So  wurde  Pythodoros  erster  Archon  und  gab 
dem  Jahre,  das  unter  den  Dreifsig  begann,  seinen  Namen.  Auch 
der  Rath  blieb,  wenn  auch  vielleicht  nicht  in  voller  Zahl;  er  wurde 
aber  mit  lauter  Personen   besetzt,    die    sich    schon   zur   Zeit   der 


IHRE  ERSTEN  MASSRBGBLI«.  13 

Vierhundert  als  Anhänger  der  Oligarchie  bewährt  hatten.  Diesem 
Rathe  wurde  zugleich  nach  Aufhebung  der  Yolksgerichte  und  nach 
Beseitigung  des  Areopags  die  peinhche  Gerichtsbarkeit  übertragen, 
und  um  auch  in  einem  so  abhängigen  GoUegium  keine  freien  und 
unbefangenen  Entschliefsungen  aufkommen  zu  lassen,  wurde  be* 
stimmt,  dass  die  Rathsherni  in  Anwesenheit  der  Dreifsig  offen  ab* 
stimmen  sollten.  Der  Peiraieus,  der  alte  Herd  demokratischer 
Bewegungen,  wurde  unter  eine  besondere  Behörde  von  Zehnmän- 
nem  gestellt,  welche  für  die  Ruhe  daselbst  verantwortlich  waren. 
Sie  waren  ohne  Zweifel  auch  von  Lysandros  ernannt  und  den 
Dreifsig  untergeordnet.  Es  wurden  in  der  Ober-  und  Unterstadt 
keine  Beamten  geduldet,  als  die  sich  zu  willföhrigen  Werkzeugen 
der  neuen  Regierung  hergaben^). 

Nachdem  so  eine  vorläufige  Staatsordnung  hergestellt  war,  be- 
gannen die  Gewaltberrn  damit,  die  neue  Zeit,  welcher  sie  Athen 
entgegenfuhren  wollten,  mit  einigen  klug  berechneten  Malsregeln 
einzuleiten.  Es  war  ja  damals  nicht  schwer,  alles  Unglück,  dessen 
Folgen  man  zu  beklagen  hatte,  den  Missbräuchen  der  Demokratie 
zuzuschieben.  Als  daher  die  Dreifsig  ihre  Macht  benutzten,  um 
solche  Uebelstände  der  bürgerlichen  Gesellschaft  abzustellen,  welche 
allen  vernünftigen  Bürgern  anstölsig  waren,  als  sie  mit  gewissen 
verächtlichen  Personen,  welche  das  Sykophantengewerbe  mit  scham- 
loser Dreistigkeit  getrieben  hatten  und  vor  deren  Angebereien  kein 
rechtlicher  Bürger  sicher  war,  kurzen  Prozess  machten  und  sie  aus 
der  Stadt  entfernten,  so  wurde  dies  von  einem  ansehnlichen  Theile 
der  Bevölkerung  beifallig  aufgenommen.  Nach  einem  langen  Zu- 
stande völliger  Rath-  und  Hülfslosigkeit  war  ein  kräftiges  Regiment 
willkommen;  das  Misstrauen  in  die  Verfassung,  welches  sich  seit 
dem  sicilischen  Unglücke  immer  weiter  verbreitet  hatte,  die  Sehn- 
sucht nach  Ruhe,  für  welche  man  nur  bei  einer  Beschränkung  der 
Volksfreiheiten  und  einer  Annäherung  an  Sparta  Befiiedigung  hoffen 
konnte,  kam  der  neuen  Regierung  zu  Gute,  und  bei  einiger  Klug- 
heit konnte  es  ihr  gelingen.  Viele  von  der  Mittelpai*tei  nach  und 
nach  zu  sich  herüber  zu  ziehen. 

Indessen  hielt  diese  Mäfsigung  nicht  lange  vor.  Die  Mitglieder 
der  Regierung  waren  zu  sehr  Parteimänner,  um  sich  bei  einem 
behutsamen  Einlenken  in  eine  vernünftige  Staatsordnung  lange  ge- 
nügen zu  lassen;  es  hatte  sich  bei  ihnen  während  der  langen  Zeit, 
da  die  Minderzahl  der  Begüterten  unter  der  Herrschaft  einer  ver- 


14  KALLIBIOS  AUF  DER  BURG. 

hassten  Menge  gestanden  hatte,  zu  Tiel  Groll  angesammelt;  die 
lange  verhaltene  Erbitterung  wollte  sich  Luft  machen,  man  wollte 
sich  rächen  für  den  erduldeten  Druck.  Wenn  man  aber  solche 
Ziele  verfolgte,  so  konnte  man  sich  freilich  nicht  darauf  einlassen, 
allmählich  eine  Umstimmung  der  Bürgerschaft  herbeizuführen  und 
die  gemäfsigte  Partei  zu  gewinnen.  Der  Anhang  der  Ritter,  der 
einzigen  Körperschaft  in  Athen,  welche  den  Oligarchen  grund- 
sätzlich anhing,  genügte  ihnen  nicht  für  ihre  Zwecke;  auch  Sparta 
gab  ihnen  nicht  die  gewünsdite  Sicherheit,  so  lange  es  nur  im 
Hintergrunde  als  Schutzmacht  dastand.  Sie  entsendeten  also  zwei 
vertraute  Männer,  Aischines  und  Aristoteles,  mit  dem  Auftrage, 
die  dortigen  Behörden  zu  überzeugen,  dass  man,  um  die  neue  Staats- 
ordnung auf  eine  dauerhafte  und  Sparta  wohlgefällige  Art  einzu- 
richten, bewaffneter  Hülfe  bedürfe.  Da  sie  den  Unterhalt  der  Mann- 
schaft auf  ilu*e  Kosten  übernahmen  und  Lysandros  sich  eifrig  für 
ihr  Anliegen  verwendete,  so  rückten  700  Mann  lakedämonischer 
Besatzungstruppen  unter  Anführung  des  Kallibios  nach  Attika  und 
besetzten  die  Burg. 

Das  war  ein  folgenreiches  Ereigniss.  Denn  Jetzt  mussten  auch 
allen  denen  die  Augen  geöffnet  werden,  welche  gutmüthig  genug 
gewesen  waren,  an  die  Mäfsigung  der  Dreifsigmänner  zu  glauben, 
und  jeder  Patriot  musste  empört  sein,  wenn  spartanische  Wach- 
posten ihn  auf  dem  Wege  zur  Stadtgöttin  anriefen,  derselben  Göttin, 
welche  auch  die  Huldigungen  lakedämonischer  Könige  zurückge- 
wiesen hatte  (I,  317).  Man  wusste  nun,  dass  die  Regierung  nicht 
daran  dachte,  sich  Achtung  und  Zustimmung  zu  erwerben,  sondern 
dass  sie  Wege  gehen  wolle,  auf  denen  sie  sich  fremder  Waffen  be- 
dürftig fühlte;  man  erkannte,  dass  die  Befriedigung  ilirer  Rach- 
sucht ihr  höher  stehe  als  selbst  die  eigene  Ehre  und  Unabhängig- 
keit. Denn  jetzt  war  KaUibios,  ein  barscher  und  hochfahrender 
Spartaner,  der  erste  Mami  in  Athen  und  die  Häupter  der  Dreifsig 
hielten  es  nicht  unter  ihrer  Würde,  ihm  den  Hof  zu  machen  und 
sich  seiner  geneigten  Stimmung  auf  jegliche  W^eise  zu  versichern; 
sie  schämten  sich  nicht,  seiner  Rachsucht  den  jungen  und  schö- 
nen Autolykos,  einen  gefeierten  Sieger  in  mehreren  Kampfspielen, 
zum  Opfer  zu  bringen.  Kallibios  hatte  ihn  aus  Verdruss  über 
einen  verlorenen  Prozess  auf  offener  Strafe  geschlagen  und  ihn 
dann,  weil  er  sich  zur  Wehr  gesetzt,  als  einen  Verbrecher  vor 
Lysandros   gefülurt     Dieser   missbilligte    das   Verfahren    des   Har- 


NEUE  STKOPHANTIE.  15 

mosten,   aber,  als  er  fort  war,    musste  Autolykos  mit  dem  Tode 
büfecn*). 

Für  eine  so  demüthigende  Stellung  wollten  die  Dreifsig  natür- 
lich auch  den  Gewinn  an  Macht,  welcher  ihnen  durch  die  Be- 
satzung yerschalFt  wurde,  um  so  vollständiger  ausbeuten.  Sie 
wurden  in  allen  Stücken  rücksichtsloser  und  gewaltthätiger;  sie 
wurden  anfordern  durch  den  Truppensoid,  den  sie  auf  ihre  Kasse 
übernommen  hatten,  gezwungen,  sich  auf  alle  Weise  Geld  zu  ver- 
schaffen  und  zu  dem  Zweck  an  öffentlichem  wie  an  Privatgut 
sich  zu  vergreifen.  Kurz,  durch  die  Aufnahme  der  fremden  Trup- 
pen wurde  das  Parteiregiment  der  OUgarchen  zu  einer  Tyrannis, 
welche  ungleich  schlimmer  war,  als  jede  Tyrannis  alterer  Zeit, 
weil  das  Volk  wie  ein  gehasster  Feind,  den  man  endlich  in  seine 
Gewalt  bekommen  hatte,  gezüchtigt  werden  sollte.  Da  mit  den 
solonischen  Gesetzen  alle  bürgerhchen  Freiheiten  aufgehoben  waren, 
so  konnte  die  Verfolgung  auf  alle  Missliebigeu  ausgedehnt  werden; 
misshebig  aber  war  Jeder,  der  schaden  konnte.  Das  Sykophanten- 
wesen,  welches  abgeschafft  werden  sollte,  entwickelte  sich  in  einer 
Stärke,  wie  nie  zuvor;  es  wurde  theils  von  solchen  Leuten  besorgt, 
die  schon  früher  das  Gewerbe  betrieben  hatten  und  jetzt  nur  die 
Farbe  wechselten,  um  sich  ihre  gewinnreiche  Thätigkeit  zu  er- 
halten, theils  waren  es  Leute,  welche  erst  bei  den  Dreifsig  den 
Dienst  lernten,  der  um  so  eintraghcher  war,  je  mehr  man  jetzt 
mit  Bestimmtheit  auf  den  Erfolg  der  Klage  rechnen  konnte.  Die 
bekanntesten  unter  diesen  Spürhunden  und  Angebern  waren  Ba- 
trachos  aus  Oreos  in  Euboia  und  AischyUdes. 

Bei  einer  Begierung  dieser  Art  erlangte  auch  diejenige  Be- 
hörde eine  besondere  Bedeutung,  deren  Aufgabe  eigentlich  nur  die 
Vollziehung  der  peinlichen  Strafen  war,  die  sogenannten  Elfmän- 
ner; denn  nicht  nur  waren  dieselben  jetzt  in  unausgesetzter  Thätig- 
keit, sondern  ihre  Stellen  waren  auch  mit  den  eifrigsten  Gesinnungs- 
genossen der  Dreifsig  besetzt;  es  waren  Leute,  die  ihr  eigenes 
Gefallen  daran  hatten,  die  Opfer  herbeizuschaffen  und  die  Bachlust 
der  Gewaltherm  zu  befriedigen;  sie  waren  selbst  ein  Parteiorgan 
und  das  bedeutendste  Büstzeug  der  Begierung.  Der  verwegenste 
und  einflussreichste  unter  ihnen  war  Satyros. 

Eine  der  ersten  Gewaltthaten,  in  denen  man  den  wahren  Cha- 
rakter der  Regierung  erkannte,  war  die  Hinrichtung  der  Unglück^ 


16  VERFOLGUNG  DES  ALKIfilADES. 

liehen,  die  von  Agoratos  als  Unruhestifter  angegeben  worden  waren 
und  noch  in  Haft  gehalten  wurden;  sie  sollten  nach  Beschluss  des 
Volks  von  einem  Geschworenengerichte  von  2000  Mitgliedern  ge- 
richtet werden.  Statt  dessen  wurden  sie  vor  dem  Rathe  verurteilt 
und  im  Gefangnisse  getödtet;  darunter  Strombichides,  Kalliades 
und  Dionysodoros.  Dabei  bheb  es  nicht.  Es  scheint,  dass  unter 
Mitwirkung  Lysanders  ein  Verzeichniss  derer  entworfen  worden 
war,  die  beseitigt  werden  sollten,  und  dazu  gehörten  alle  Die- 
jenigen, welche  sich  schon  früher  als  Vertreter  der  Volksrechte 
bewiesen  hatten;  so  vor  Allen  Thrasybulos,  des  Lykus  Sohn,  der 
Mann,  welcher  nächst  Alkibiades  am  meisten  dazu  beigetragen  hatte, 
nach  dem  Sturze  der  Vierhundert  dem  freien  Athen  eine  neue  Zeit 
des  Ruhms  und  Glücks  zu  verschaffen,  und  Anytos,  des  Anthemion 
Sohn,  ein  Mann  von  niederem  Stande,  aber  bedeutendem  Vermögen, 
der  für  einen  Demokraten  von  altem  Schlage  galt.  Reide  wurden 
verbannt 

Aber  auch  die  Femen  wurden  gefürchtet,  namentlich  Alki- 
biades, der  weder  bei  seinen  Freunden  noch  bei  seinen  Feinden 
in  Vergessenheit  gekommen  war.  Man  wusste,  dass  Alkibiades, 
so  lange  er  lebte,  auch  Pläne  schmiedete  und  bedeutende  Ziele 
verfolgte.  Er  war  in  der  Mitte  der  Vierziger,  trotz  seines  aus- 
schweifenden Lebens  vollkräftig  und  thatenlustig.  Rei  der  trost- 
losen Lage  seiner  Vaterstadt  konnte  er  den  Gedanken  nicht  auf- 
geben, dass  es  ihm  vergönnt  sei,  noch  einmal  als  ihr  Retter  auftreten 
zu  können;  nach  wie  vor  hoffte  er  durch  Persien  sein  Ziel  zu 
erreichen'). 

In  Susa  regierte  seit  dem  Ende  des  Jahres  405  (Ol.  93,  4) 
Artaxerxes  II  Mnemon.  Um  mit  ihm  in  Verbindung  zu  treten 
schien  die  Gelegenheit  besonders  günstig  zu  sein.  Denn  da  Kyros, 
dessen  hochveiTätherische  Pläne  immer  deutlicher  hervortraten,  sich 
vollständig  an  Sparta  angeschlossen  hatte,  so  war  der  Grofskönig 
darauf  angewiesen,  in  Athen  seine  Verbündeten  zu  suchen.  Dies 
erkannte  Alkibiades  und  knüpfte,  nachdem  er  eine  Zeitlang  am 
Hellesponte  eine  ruhig  zuwartende  Stellung  eingenommen  hatte, 
von  Neuem  mit  Pharnabazos  Unterhandlungen  an;  dieser  hatte 
nämlich  nach  Ernennung  des  Kyros  zum  Oberstatthalter  in  den 
Seeprovinzen  seine  Satrapie  behalten,  während  Tissaphernes  seiner 
Aemter  entsetzt  worden  war.  Phaniabazos  hatte  seine  Residenz  in 
Daskylion   am  Ufer  der  Propontis;    er   nahm   daselbst   nach    alter 


ALKIBIADES   UND   PHARNABAZOS.  17 

Perserpolitik  seinen  früheren  Gegner  mit  aller  Gastfreundschaft  auf 
und  übergab  ihm  die  Stadt  Gryneion  in  Aeolis,  welche  ihm  eine 
reichliche  Jahresrente  abwarf.  Hier  kam  dem  Alkibiades  sein  frühe- 
rer Aufenthalt  am  Hofe  des  Tissaphemes  zu  Gute;  er  lebte  sich  leicht 
in  die  persisclien  Verhaltnisse  ein;  er  bereitete  sich  vor,  selbst  nach 
Susa  zu  gehen,  um  seine  alten  Pläne  endlich  doch  noch  durchzu- 
setzen; er  gedachte  seiner  Neigung  gemäfs  als  Unterhändler  und 
Feldherr  von  Neuem  wieder  in  den  Gang  der  Ereignisse  entschei- 
dend einzugreifen. 

Inzwischen  verfolgten  ihn  die  Augen  seiner  Feinde,  welche 
nicht  vergafsen,  dass  die  Herrschaft  i lirer  Partei  schon  einmal  durch 
ihn  gestürzt  worden  war;  es  musste  also  einer  zweiten  Rückkehr 
bei  Zeiten  vorgebeugt  werden.  Kritias  hasste  Keinen  mehr  als  Alki- 
biades, seinen  alten  Freund,  an  dem  sich  der  Wankelmuth  seiner 
Politik  am  deutlichsten  nachweisen  liefs,  und  dann  wusste  er  auch, 
dass,  wenn  das  Volk  nach  Einem  ausschaue,  der  im  Staude  wäre 
zu  retten,  es  kein  Anderer  sei  als  Alkibiades,  auf  den  alle  Blicke 
sich  richteten;  so  lange  also  ein  solcher  Mann  noch  am  Leben  war, 
konnten  die  Dreifsigmänner  nicht  hoffen,  dass  sich  die  Gemeinde 
ruhig  in  das  Joch  ihrer  Herrschaft  füge.  Das  waren  Gründe  genug, 
auch  den  Abwesenden  zu  verfolgen.  Seine  Güter  in  Attika  wur- 
den eingezogen,  sein  Sohn  wurde  ausgewiesen  und  er  selbst,  wie 
einst  Themistokles,  für  vogelfrei  erklärt,  so  dass  in  ganz  Hellas  der 
Aufenthalt  ihm  verwehrt  wurde.  Man  wollte  aber  seinen  Tod  und 
darum  wendete  sich  die  Regierung  an  Lysandros,  welcher  damals  in 
Asien  war,  um  seine  Mitwirkung  zu  erreichen.  Da  Lysandros  selbst, 
wie  es  heifst,  sich  nicht  geneigt  zeigte,  auf  dieses  Ansinnen  einzu- 
gehen, so  wurden  die  Feinde,  welche  Alkibiades  in  Sparta  hatte,  in 
Bewegung  gesetzt,  Agis  vor  Allen  und  dessen  Anhang,  und  so  ge- 
schah es,  dass  Lysandros  aus  Sparta  die  bestimmte  Weisung  er- 
hielt, Alkibiades  aus  dem  Wege  zu  räumen.  Wahrscheinlich  nahm 
er  zu  diesem  Zwecke  die  Autorität  des  Kyros  in  Anspruch  und  so 
glaubte  Pharnabazos  sich  der  Nothwendigkeit  nicht  entziehen  zu  kön- 
nen ;  er  musste  selbst  die  Hand  bieten,  seinen  Gastfreund  zu  verderben« 

Alkibiades  war  auf  der  Reise  zum  Grofskonige,  bei  dem  er  eine 
günstige  Aufnahme  erwarten  konnte;  er  hatte  gerade  in  dem  phry- 
gischen  Flecken  Melissa  sein  Nachtquartier  genommen,  als  ihn  die 
vom  Satrapen  ausgesendeten  Männer  erreichten.  Nun  wii*d  seine 
Wohnung  wie  das  Lager  eines  wilden  Thiers  bei  Nacht  umstellt  und 

Cnrtias,  Gr.  Gesch.    HL  2 


18  ALKIBUOES  TOD  91,  4;  404  HERBST. 

dann  mit  Holz  und  Reisig  dicht  umgeben.  Vom  Brande,  der  rings 
aufleuchtet,  erweckt,  ralTt  er  sich  auf.  Er  sucht  sein  Schwert;  es 
war  ihm  entwendet;  also  muss  auch  Verrath  im  Spiele  gewesen  sein. 
Mit  rascher  Geistesgegenwart  wü*ft  er  Gewänder  und  Decken  in  die 
Flammen  und  schreitet  so  hindurch,  hinter  ihm  seine  Gehehte  Ti- 
mandra  und  ein  treuer  Mann  aus  Ai*kadien.  Schon  hatte  er  das 
Feuermeer  hinter  sich,  das  ihn  verderben  sollte;  da  wü*d  er,  indem 
die  Flammen  ihn  beleuchten,  aus  der  Feme  von  Geschossen  über- 
schüttet und  sinkt  zusammen,  ohne  eines  Feindes  ansichtig  zu  wer- 
den. Dann  erst  kommen  die  Barbaren  aus  ihrem  Dunkel  hervor 
und  schlagen  dem  Helden  das  Haupt  ab,  um  es  als  Zeichen  des 
vollführten  Auftrags  dem  Satrapen  zu  überbringen.  Den  Leib  be- 
stattet die  treue  Timandra^^). 

Der  Tod  des  Alkibiades  musste  von  den  Regenten  Athens  immer 
als  ein  bedeutender  Gewinn  angesehen  werden,  wenn  sie  bedachten, 
was  für  Verwickelungen  aus  seinen  Verhandlungen  mit  dem  Grols- 
könige  hätten  hervorgehen  können.  Indessen  konnten  mit  einzelnen 
Gewaltthaten  die  Schwierigkeiten  ihrer  Lage  nicht  beseitigt  werden. 
Die  Schwäche  derselben  lag  besonders  darin,  dass  nicht  ein  Tyrann 
regierte,  sondern  ein  CoUegium  von  Dreifsig.  Die  Zahl  hatte  ur- 
sprünglich dazu  dienen  sollen,  den  bösen  Schein  einer  Tyrannis  zu 
mindern;  es  war  eine  Art  von  Senat,  welche  an  der  Spitze  des 
Staats  stand,  und  es  war  gewiss  nicht  zufallig,  dass  die  Zahl  seiner 
Mitglieder  dem  Rathe  der  Alten  zu  Sparta  entsprach,  da  ja  auch  bei 
Einsetzung  der  Ephoren  ein  genauer  Anschluss  an  spartanische 
Staatseinrichtungen  unverkennbar  ist.  Unter  so  vielen  gleichberech- 
tigten Amtsgenossen  konnte  auf  die  Dauer  keine  Einigkeit  bestehen, 
am  wenigsten  bei  einer  Regierung,  welche  ohne  Gesetze  regierte  und 
nach  Willkür  schaltete,  wo  jeder  feste  Mafsstab  und  jede  Schranke 
fehlte.  Da  mussten  ja  die  Amtsgenossen  über  die  zu  ergreifenden 
Mafsregeln  mit  einander  in  Widerspruch  gerathen,  es  mussten  sich 
innerhalb  der  Regierung  Parteispaltungen  bilden. 

Dazu  kam,  dass  auch  in  der  Bürgerschaft,  nachdem  sie  sich 
vom  ersten  Schrecken  erholt  hatte,  Bewegungen  bemerklich  wurden, 
deren  Bedeutung  sich  nicht  ermessen  hefs.  Man  fing  an  über  die 
Lage  des  Staats  sich  klar  zu  werden  und  die  Frage:  Wo  soll  das 
hinaus?  drängte  sich  immer  deutlicher  hervor.  Denn  so  lange  nur 
Solche,  die  öffentliches  Aergerniss  gegeben  hatten,  betroffen  wurden, 
blieben   alle  ruhig,    die  ein  gutes  Gewissen  hatten.    Aber  nun  war 


TERBORISMÜS   DER   DRBIgSIG.  19 

es  anders.  Batrachos  und  Aischylides  waren  immer  bei  der  Hand, 
nach  Wunsch  und  Wink  eines  der  Dreifsig  Klagen  zu  erheben,  und 
die  Angeklagten  hatten  ihre  Feinde  zu  Richtern.  Jetzt  war  jede 
Sicherheit  von  Leben  und  Gut  aufgehoben  und  jeder  rechtschaffene 
Bürger  konnte  unversehens  das  Opfer  tückischer  Angeberei  werden. 
Der  Parteistandpunkt  kam  gar  nicht  mehr  in  Frage;  man  sah  unter 
den  Opfern  der  Tyrannei  Männer,  welche  den  edelsten  Häusern  an- 
gehörten und  nach  der  Tradition  ihrer  Familien  so  wohl  wie  nach 
ihrer  persönlichen  Ueberzeugung  dem  Unwesen  der  Demokratie 
durchaus  abhold  waren.  So  fiel  der  treflf liehe  Nikoratos,  der  Sohn 
des  Nikias,  nachdem  der  Bruder  desselben,  Eukrates,  welcher  sich 
geweigert  hatte  in  das  CoUegium  der  Dreifsig  einzutreten,  schon 
früher  bei  Seite  geschafft  worden  war.  Leon  der  Salaminier,  Ly- 
kurgos,  der  Grofsvater  des  Redners  Lykurgos  —  sie  wurden  alle 
nach  kurzem  Scheinprozesse  den  Elfmännem  übergeben.  Die  Bür- 
ger wurden  vom  Markte  und  den  Tempeln  fortgeschleppt,  die  Ver- 
wandten an  der  Bestattung  der  Gemordeten  gehindert;  Zeichen  der 
Theilnahme  galten  als  Verbrechen.  Bei  den  meisten  Verurteilungen 
kamen  verschiedene  Absichten  zusammen;  man  wollte  sich  gefahr-^ 
lieber  Personen  entledigen,  persönliche  Rachgier  befriedigen  und 
zugleich  durch  Einziehung  der  Güter  Geld  gewinnen. 

Die  letztere  Absicht,  welche  schon  bei  den  Erben  des  Nikias 
mafsgebend  gewesen  war,  trat  immer  mehr  in  den  Vordergrund; 
und  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  richtete  man  die  Verfolgimg 
ganz  besonders  auf  die  Klasse  der  attischen  Einsassen  oder  Metöken, 
welche  unter  dem  Schutze  des  Staats  lebten.  Die  massenhafte  Auf- 
nahme dieser  Leute,  welche  merklich  dazu  beigetragen  hatte,  Athen 
zu  einem  Mittelpunkte  der  Industrie  und  des  Handels  zu  machen, 
war  den  Oligarchen  von  Anfang  an  ein  Dorn  im  Auge  gewesen. 
Das  Vermögen  der  Metöken  bestand  meist  in  Geld  und  beweglicher 
Habe;  es  war  schwer  zu  übersehen,  wurde  leicht  überschätzt  und 
reizte  um  so  mehr  die  Habsucht  der  Tyrannen.  Hier  glaubte  man 
sich,  als  bei  Nichtbürgem,  um  so  eher  etwas  erlauben  zu  können, 
und  hatte  selbst  einen  gewissen  Schein  für  sich,  wenn  man  diese 
Klasse  im  Ganzen  als  neuerungssüchtig  und  unzuverlässig  darstellte. 
Deshalb  stellten  zwei  der  Dreifsigmänner,  Peison  und  Theognis,  einen 
besonderen  Antrag  in  Beziehung  auf  die  Schutzverwandten;  die  ver- 
schiedenen Rathsmitglieder  wurden  aufgefordert,  Einzelne  aus  die- 
sem Stande  namhaft  zu  machen,  welche  ihnen  verdächtig  schienen, 

2* 


20  THBßAMfi^ES  4LS  PAATKUUUFT. 

und  damit  das  walu^e  Motiv  der  Verfolgung  nicht  gar  au  handgreif- 
licli  hervortrete,  wendete  man  die  Arglist  an,  unter  die  ersten  zehn^ 
die  man  als  Opfer  auserkoren  hatte,  zwei  unbemittelte  aufzimehmien^^). 

Kein  Wunder,  dass  bei  diesem  Fortgang  der  Dinge  auch  unter 
den  Drei&ig  Einzelne  bedenklich  v^urden  und  dass  sich  die  Meinung 
geltend  machte,  es  sei  unmöglich,  in  der  bißherigen  Weise  blind- 
lings weiter  zu  gehen,  man  müsse  schon  um  der  eigenen  Sicherheit 
wegen  darauf  Bedacht  nehmen,  wie  man  in  der  Gemeinde  eine  Stütze 
gewinnen  und  eine  Staatsordnung  einrichten  könne,  welche  einige 
Bürgschaft  der  Daner  in  sich  trage.  Es  trat  eine  Spaltung  unter 
den  Regierenden  ein,  es  bildete  sich  eine  Rechte  und  eine  Linke 
und  der  Führer  der  Opposition  wurde  Theramenes.  Er  kam  un- 
willkürUch  wieder  in  diesell)e  Bahn,  welche  er  unter  den  Vierhun* 
dert  eingeschlagen  hatte. 

Nach  seinem  ganzen  Verhalten  beim  Unglücke  der  Stadt  können 
wir  kaum  annehmen,  dass  es  eine  sittliche  Scheu  war,  welche  ihn 
zurück  hielt,  an  der  fortschreitenden  Gevvaltthätigkeit  Theil  zu  neh- 
men; er  war  vielmehr,  wie  Kritias  ihm  später  in's  Gesicht  sagte, 
Anfangs  Einer  der  Eifrigsten  gewesen  und  hatte  zu  blutiger  Ver- 
folgung der  Gegenpartei  seine  Amtsgenossen  angetrieben.  Als  er  sich 
aber  auf  dieser  Bahn  durch  Andere  überboten  sah  und  seine  Eitel- 
keit durch  den  vorwiegenden  Einfluss  des  Kritias  verletzt  fühlte, 
welcher  thatsachlich  das  Haupt  der  Regierung  wurde,  da  glaubte  er 
wohl  durch  zeitgemäfses  Einlenken  in  eine  gemäfsigtere  Politik  für 
seine  Person  am  Besten  sorgen  zu  können;  denn  er  war  zu  klug, 
um  die  nothwendigen  Folgen  eines  fanatischen  Terrorismus  zu  ver- 
kennen; er  wollte  also  bei  Zeiten  das  Schiff  verlassen,  dessen  Unter- 
gang er  voraus  sah.  Auf  diese  Weise  konnte  er  auch  hoffen,  sich 
zu  einem  Parteiführer  neben  Kritias  zu  erheben  und,  wenn  diesen 
der  Missbrauch  der  Gewalt  zum  FaUe  gebracht  haben  würde,  durch 
kluge  Geschmeidigkeit  eine  seinem  Ehrgeize  entsprechende  Stellung 
zu  gewinnen.  Aufserdem  war  eine  gewisse  Abneigung  gegen  alles 
Malslose  und  Wilde  als  ein  Ueberrest  seiner  besseren  Natur  in  ihm 
zurückgebUeben;  sie  mochte  jetzt  als  Beweggrund  mitwirken,  und 
da  er  schon  einmal  einen  geschickten  Rollenwechsel  mit  Glück  aus- 
geführt hatte,  so  trat  er  nun,  während  die  Uebrigen  willenlos  dem 
Kritias  folgten,  mit  warnender  Stimme  und  freimüthigem  Wider-* 
Spruche  immer  dreister  hervor. 

Erst  hatte  er  einzelne  Ha&regehi  gemissbilligt,  wie  z.  B.  die  Be- 


BÜRGBIISCfiAPT   DER  BliBITACSBm).  21 

8et2ung  der  Burg  durch  lakedlmonisehe  Truppen  und  die  Hinrich- 
tung unbegcholtener  Männer,  wie  des  Leon  und  desNikeratos,  dann 
trat  er,  ohne  sich  durch  Vorspiegelung  reicher  Gewinnaniheile  irre 
machen  zu  lassen,  dem  ganzen  Verfahren  der  Regierung  entschieden 
gegenüber.  Er  erklärte  es  för  eine  Thorheit,  wenn  man  eine  Gewalt- 
hei*rschaft  übe  und  dabei  in  der  Minderheit  bleibe,  wenn  man  tapfrere 
Männer  in  die  Verbannung  treibe  und  so  im  Auslande  eine  feindliche 
Macht  bilde,  wenn  man  Einzelne  aus  dem  Wege  räume  und  dabei  ganze 
Menschenkiassen  sich  zu  Feinden  mache,  deren  Macht  im  Zunehmen 
sei,  während  man  sie  zu  schwächen  suche;  mau  müsse  auf  die  öffent- 
liche Meinung  Rücksicht  nehmen  und  sich  in  der  Bürgerschaft  einen 
Rückhalt  verschafien.  Danim  verlangte  er,  jlass  man  dem  Kerne  der 
Bevölkerung,  also  denen,  welche  im  Staittie  waren  sich  selbst  tn 
bewafinen,  die  vollen  Bürgerrechte  zurückgeben  solle.  Kritias  da- 
gegen war  der  Meinung,  dass  jedes  Einlenken  ein  Zeichen  von  Schwäche 
sei  und  Gefahr  bringe;  man  dürfe  sich  keinen  gutmüthigen  Täu- 
schungen hingeben;  der  Staat  müsse  einmal  gründlich  von  allen 
verdorbenen  Elementen  gereinigt  werden,  und  dazu  sei  jetzt  die  Zeit 
da,  wie  sie  nimmet*  wiederkehre.  Die  Dreifsigmänner  müssten  daher 
fest  zusammenstehen,  sie  müssten  handeln  wie  ein  Mann,  welcher 
ringsum  von  lauernden  Feinden  umgeben  wäre. 

Inzwischen  wurde  die  Spannung  immer  gröfser;  Einer  drängte 
den  Andern  immer  weiter  in  die  entgegengesetzte  Richtung  und 
endlich  erkannte  Kritias  die  Nothwendigkeit  scheinbar  nachzugeben, 
damit  Theramenes  nicht  das  Haupt  einer  Gegenpartei  werde. 

Man  beschloss  also  eine  Bürgerschaft  zu  berufen,  um  nach  An- 
sicht des  Theramenes  die  oligarchische  Regierung  auf  eine  breitere 
Grundlage  zu  stellen.  Es  wurde  ein  Verzeichniss  von  zuverlässigen 
Bürgern  entworfen  und  aufser  den  Rittern,  welche  als  ein  besonde- 
rer Stand  angesehen  wurden,  3000  als  Normalzahl  festgestellt;  eine 
Zalil,  welche  wiederum  wohl  nicht  ohne  Absicht  der  den  Doriem 
eigenthümlichen  Dreitheilung  entsprach.  Theramenes  erhob  sich  da- 
gegen. Die  Zahl  sei  zu  klein,  denn  sie  schliefse  viele  aus,  denen 
man  das  Zeugniss  nicht  versagen  könne,  dass  sie  tüchtige  Bürger 
wären;  sie  sei  auf  der  anderen  Seite  zu  grofs,  denn  sie  gebe  keine 
Bürgschaft,  dass  die  darin  Aufgenommenen  zuverlässige  Anhänger 
der  Oligarchie  wären.  Solche  Mafsregeln  könnten  unmögUch  zur 
Herstellung  einer  dauerhaften  Staatsordnung  führen. 

Nun  sahen  Kritias   und   seine  Genossen  sich  gezwungen  ihre 


22  ENTWAFFNUNG   DER   ATHENER. 

eigenen  Wege  einzuschlagen  und  mit  durchgreifenden  Mafsregeln 
vorzugehen.  Sie  liefsen  eines  Tages  sämmtliche  Bürger  zu  einer 
Musterung  zusammenrufen.  Die  Dreitausend  traten  auf  dem  Markte 
zusammen,  die  Uebrigen  in  kleineren  Abtheilungen  an  verschiede- 
nen Platzen  der  Stadt.  Diese  Sammelplätze  wurden  von  Truppen 
umstellt  und  die  überraschten  Bürger  mussten  ihre  Waffen  in  die 
Hände  der  lakedämonischen  Söldner  abgeben,  welche  sie  auf  die 
Burg  schafften.  So  war  nach  dem  Beispiele  älterer  Gewaltherrschaf- 
ten die  Masse  des  Volkes  entwaffnet,  und  der  Dreitausend,  welche 
die  Waffen  behielten,  glaubte  man  so  sicher  zu  sein  wie  einer  Partei- 
schaar. Ihnen  ertheilte  man  gewisse  bürgerliche  Rechte  und  sicherte 
ihnen  namentlich  das  Vorrecht,  dass  Keiner  von  ihnen  ohne  richter- 
liches Verfahren  bestraft  werden  sollte;  eine  Einrichtung,  welche 
weniger  ein  Schutz  für  die  Dreitausend,  als  eine  Waffe  gegen  die 
Uebrigen  war;  denn  die  Aufhebung  der  unveräulBerlichsten  Freiheits- 
rechte der  Athener  war  dadurch  ohne  Umschweif  ausgesprochen, 
dass  nur  eine  bestimmte  Bürgerzahl  von  der  allgemeinen  Rechtslosig- 
keit  ausgenommen  wurde. 

Nun  ging  man  immer  furchtloser  weiter.  Persönliche  Verfein- 
dung mit  einem  der  Machthaber,  ja  lockender  Geldbesitz  allein  war 
ein  genügender  Anlass  zu  peinlichen  Prozessen;  der  Durst  nach 
Rache  und  Beute  wurde  durch  jede  Befriedigung  gröfser.  Häuser 
und  Werkstätten  wurden  durchsucht,  Geldtruhen  aufgebrochen,  Weib- 
geschenke und  Deposita  angegriffen.  Verschiedene  Mitglieder  der 
Regieiiing  suchten  sich  in  gegenseitigem  Einverständnisse  ihre  Opfer 
aus;  sie  wurden  dadurch  unter  sich  immer  enger  verbunden,  son- 
derten sich  aber  zugleich  von  den  milder  Gesinnten,  und  so  bildete 
sich  eine  Spaltung  zwischen  Ultras  und  Gemälsigten,  welche  von 
Tage  zu  Tage  offenkundiger  wurde.  Theramenes,  der  die  blutige 
Regierung  der  sogenannten  'besten  Bürger'  rückhaltlos  bekämpfte, 
wurde  unerträ^ch,  sein  Sturz  eine  Nothwendigkeit. 

Nachdem  also  Kritias  eine  Schaar  seiner  Getreuesten  heimlich 
bewaffnet  hatte,  berief  er  den  Ratli  und  klagte  in  demselben  Thera- 
menes auf  den  Tod  an;  die  Anklagerede  war  zugleich  eine  Recht- 
fertigung seiner  eigenen  Politik.  'Bei  Staatsumwälzungen\  sagte  er, 
4st  es  nicht  anders  möglich,  als  dass  Blut  ßieDse,  das  muss  Jeder 
'erkennen,  der  zu  solchen  Werken  sich  berufen  fühlt,  und  Mann 
'genug  sein,  um  seine  Gefühle  zu  beherrschen.  Athen  ist  der  Herd 
'der  Demokratie,    die    wir   als   das  Grundübel   der  Gesellschaft  be- 


KRITIAS   GEGEN   THERAMENES.  23 

^kämpfen;  Athen  ist  zu  seinem  Unglücke  eine  Grofsstadt  geworden 
'und  in  aller  Thorheit  der  Volksfreiheit  aufgezogen.  Nach  vielen 
'Anstrengungen  haben  wir  endlich  die  Volksherrschaft  gestürzt  und 
'eine  Oligarchie  gegi*ündet,  die  allein  im  Stande  ist,  Athen  in  dauern- 
'der  Eintracht  mit  Sparta  zu  erhalten.  Wir  müssen  also  fest  sein 
'und  dürfen  keinen  Widerstand  im  Staate  dulden,  am  wenigsten  in 
'unserer  eigenen  Mitte.  Theramenes  hört  aber  nicht  auf,  uns  zu 
'meistern  und  in  Schwierigkeiten  zu  verwickeln,  er  ist  unser  Wider- 
'sacher  und  da  er  Anfangs  mit  uns  gegangen  ist,  ja  vor  allen  An- 
'dern  die  jetzige  Ordnung  der  Dinge  herbeigeführt  liat,  uns  jetzt 
'aber  verlässt,  um  bei  den  unverkennbaren  Gefahren  unserer  Stellung 
'sich  einen  Rückzug  offen  zu  halten,  so  ist  er  nicht  blofs  ein  Wider- 
'sacher,  sondern  auch  ein  Verräther,  und  zwar  der  gefährlichste, 
'den  wir  uns  denken  können.  Wundern  kann  uns  sein  Benehmen 
'nicht,  denn  er  ist  seiner  Natur  nach,  wie  sein  Spottname  bezeugt, 
'ein  charakterloser  Mantelträger.  Als  Mitglied  der  Vierhundert,  als 
'Ankläger  der  Seefeldherrn  hat  er  die  Seinigen  verrathen  und  in's 
'Verderben  geführt.  Wollen  wir  so  lange  warten,  bis  ihm  das  auch 
'jetzt  gelingt?  Sparta  ehren  wir  doch  Alle  als  einen  Sitz  weiser 
'Staatseinrichtungen.  Glaubt  ihr,  dass  man  es  dort  ertragen  würde, 
'wenn  der  Ephoren  Einer  nicht  aufhörte  die  Verfassung  zu  schmähen 
'und  den  Beschlüssen  des  Gollegiums  entgegenzuarbeiten?  Bedenkt 
'also,  ob  ihr  den  selbstsüchtigen  Verräther  unter  euch  behalten  wollt 
'und  ob  er  Macht  über  euch  gewinnen  soll,  oder  ob  ihm  ein  Ende 
'gemacht  und  zugleich  Allen,  die  ähnliche  Gelüste  haben,  die  Hoff- 
'nung  des  Gelingens  ein  für  alle  mal  abgeschnitten  werden  soU'^'). 
Theramenes  verantwortete  sich  mit  festem  Muthe.  Die  Anklage 
der  Arginusenfeldherm  stellte  er  als  eine  Nothwehr  dar  und  wies, 
um  die  persönlichen  Angriffe  seinem  Gegner  zurückzugeben,  auf 
das  frühere  Leben  des  Kritias  hin,  das  doch  auch  nicht  sonderlich 
geeignet  sei  Vertrauen  zu  erwecken,  namentlich  auf  die  von  ihm 
geleiteten  Aufstände  der  Bauern  in  Thessalien.  Gewiss  sei  derjenige, 
welcher  die  gegenwärtige  Staatsordnung  untergrabe,  des  Todes  schul- 
dig, aber  er  frage  jeden  Unparteiischen,  wen  dieser  Vorwurf  treffe? 
Ob  denjenigen,  der  treu  zu  seinen  Amtsgenossen  gehalten,  der  nur 
den  Ausschreitungen  derselben  gegenüber  seine  warnende  Stimme 
erhoben  und  auf  eine  sichere  Begründung  der  Herrschaft  gedrungen 
habe,  oder  denjenigen,  welcher  es  sich  zur  Aufgabe  mache,  die 
Anderen  zu  immer  mafsloseren  Gewaltthaten   anzutreiben,    die   Re- 


24  THERAMBNES   GEGSN   KRITIAS. 

gierung  immer  verhasster  und  die  Menge  ihrer  Feinde  immer  groCser 
zu  machen?  So  suchte  Theramenes  die  ihm  gemachten  Vorwürfe 
gegen  den  zu  lenken,  Ton  dem  sie  ausgegangen  waren.  'Schon, 
'fuhr  er  fort,  bat  sich  eine  Schaar  flüchtiger  Bürger  in  Phyle  fest- 
'gesetzt,  um  mehr  und  mehr  der  Unzufriedenen  an  sich  zu  ziehen. 
'Diese  können  in  ihrem  Interesse  nichts  dringender  wünschen,  als 
'dass  der  Zustand  in  Athen  von  Tage  zu  Tage  unerträglicher  werde; 
'wer  dazu  am  meisten  beiträgt,  ist  ihr  bester  Bundesgenosse.  Wie 
'ich  den  Vierhundert  entgegentrat,  als  sie  die  Zwingburg  im  Peirai- 
'eus  erbauten,  um  sie  den  Lakedämoniem  auszuliefern,  so  muss  ich 
'mich  auch  jetzt  allen  denen  widersetzen,  welche  Athen  als  Staat 
'vernichten  wollen.  Das  haben  die  Spartaner  selbst  nicht  gewollt, 
'die  ja  das  Loos  der  Stadt  in  ihren  Händen  hatten.  Man  wirft  mir 
'vor,  dass  ich  es  mit  beiden  Parteien  halte;  aber  was  ist  denn  wohl 
'von  dem  zu  halten,  welcher  beiden  Parteien  entgegenarbeitet  und 
'nach  dem  Sturze  der  Volksherrschaft  auch  die  Regierung  derer,  die 
'sich  als  die  besten  der  Bürger  betrachten,  mit  aller  Macht  zu  unter- 
'graben  beflissen  ist?  Meine  Ansicht  vom  Staate  ist  immer  dieselbe. 
'Ich  bin  der  erklärte  Feind  einer  Demokratie,  welche  die  entschei- 
'deude  Macht  in  die  Hände  der  geringen  Leute  legt,  die  um  einer 
'Drachme  (jewinu  zu  öflentlichem  Dienste  sich  drängen,  und  die 
'nicht  eher  rulien  wird,  als  bis  sie  auch  den  Sklaven  gleiche  Rechte 
'giebt  wie  den  Bürgern.  Aber  eben  so  entschieden  bin  ich  der 
'Feind  derjenigen,  welche  in  wilder  Parteiwuth  nicht  eher  befrie- 
'digt  sind,  als  bis  sie  die  entwürdigte  Stadt  unter  die  Zwingherr- 
'scliaft  einiger  Tyrannen  gebracht  haben.' 

Der  Eindruck  dieser  Rede  war  so  mächtig,  dass  dem  finsteren 
Blicke  des  Kritias  zum  Trotze  unwillkürlich  eine  laute  Zustimmung 
von  den  Bänken  der  Rathsherrn  erfolgte.  Manche  waren  schon  seit 
länger  der  Ansicht  des  Theramenes  zugethan,  wie  namentlich  Era- 
tostlienes  und  Pheidon;  ein  Drittel  des  Collegiums  war  ja  von  The- 
ramenes selbst  ernannt;  es  kam  Manchem  immer  klarer  zum  Be- 
wusstsein,  dass  ihres  eigenen  Besten  wegen  nichts  wünschenswerther 
sei,  als  dass  bei  Zeiten  ein  Weg  der  Milde  und  Vorsicht  einge- 
schlagen werde. 

Kritias  sah,  dass  mit  weiteren  Reden  nichts  auszurichten  sei; 
eine  ordnungsmäfsige  Abstimmung  würde  die  Freisprechung  des 
Theramenes  und  den  Sieg  der  Gemäfsigten  zur  Folge  gehabt 
haben.     Er  griff*  also,   wie  längst  beschlossen  war,    auch  gegen    die 


THBRAMENES  HINRICHTUNG.  25 

eigenen  Amtsgenossen  zu  den  Mitteln  der  Gewalt.  Nachdem  er 
mit  seinen  Freunden  einige  leise  Worte  gewechselt  hatte,  liefe  er 
die  Bewaffneten  in  die  Schranken  des  Sitzungsraums  treten,  er- 
klärte es  für  die  Pflicht  eines  gewissenhaften  Staatslenkers  nicht 
zuzugeben,  dass  die  Gesinnungsgenossen  durch  gleifenerische  Re- 
den verfuhrt  würden;  er  und  seine  Freunde  wurden  sich  keiner 
feigen  Nachgiebigkeit  schuldig  machen.  Die  neuen  Gesetze  be- 
stimmten, dass  kein  Mitglied  der  Dreitausend  ohne  Zustimmung  des 
Raths  verurteilt  werde;  Theraraenes  aber  habe,  als  Verräther  und 
Verfassungsfeind,  diese  Mitgliedschaft  verwirkt;  deshalb  streiche  er 
seinen  Namen  hiemit  aus  dem  Verzeichnisse  der  vollberechtigten 
Bwger  und  spreche  ihn  des  Todes  schuldig. 

Theramenes  sprang  zum  Altare,  ehe  die  vortretenden  Häscher 
seiner  habhaft  wurden.  Er  beschwor  den  Rath,  solche  Willkür 
nicht  zu  dulden.  Wie  ihn,  so  könne  Kritias  einen  Jeden  beliebig 
aus  der  Bürgerschaft  stofsen;  kein  Rathsherr,  keiner  der  Dreifsig 
sei  seines  Lebens  sicher.  Freilich  werde  ihn  auch  der  Altar  nicht 
schützen;  aber  es  sollten  doch  wenigstens  Alle  deutUch  erkennen, 
dass  Leuten  wie  Kritias  weder  göttliche  noch  menschliche  Satzung 
heilig  sei.  Er  wurde  von  den  Elfmännem  fortgeschleppt  zum  Rath- 
haus  hinaus  quer  über  den  Marktplatz  hin,  wo  noch  einige  Freunde 
seiner  sich  annehmen  wollten.  Aber  er  selbst  wehrte  ihnen  und 
nahm  den  Schierlingstrank  mit  einer  Ruhe  des  Gemüths,  welche 
dem  charakterlosen  Mann  noch  in  seinen  letzten  Lebensstunden 
den  Ruhm  eines  Helden  erwarb.  Er  trank  den  Todesbecher  'dem 
lieben  Kritias'  zu,  indem  er  diesem  dadurch  eine  baldige  Nachfolge 
weissagte  ^^). 

Auf  die  Haltung  der  Dreifsig  hatte  der  Tod  des  Theramenes 
einen  sehr  bestimmten  Einfluss.  Ein  unbequemer,  die  Regierung 
lähmender  Widerspruch  war  beseitigt,  die  Bildung  einer  gemäfsig- 
ten  Partei  im  Regierungs-  und  RathscoUegium  war  vereitelt;  die 
siegende  Partei  hatte  sich,  um  Theramenes  los  zu  werden,  gezwun- 
gen gesehen,  ihre  eigenen  Gesetze  zu  verletzen  und  das  karge  Mafe 
von  Sicherheit,  das  sie  gewährten,  einem  Regierungsgenossen  zu 
entziehn;  zum  Zwecke  der  Selbsterhaltung  galt  es  jetzt,  alle  Mittel 
eines  schonungslosen  Terrorismus  anzuwenden.  Die  verübte  Ge- 
waltthat,  welche  keine  Sophistik  zu  beschönigen  vermochte,  machte 
die  Gewissen  immer  stumpfer  und  schob  die  Tyrannen  auf  ihrer 
Bahn  mit  dämonischer  Gewalt  vorwärts. 


26  WEITERE  UMWÄLZUNGEN 

Sie  schritten  zu  umfassenderen  Mafsregeln,  als  sie  bisher  an- 
gewendet hatten,  namentlich  in  der  Absicht,  die  Hasse  des  Stadt- 
volks zu  verringem,  welche  den  Anhängern  aristokratischer  Satzun- 
gen von  je  her  als  die  Wurzel  alles  Uebels  erschien.  Um  eine 
gründliche  Kur  vorzunehmen,  wurde  das  neue  ßürgerverzeichniss 
benutzt,  um  allen  denen,  deren  Namen  darin  fehlten,  nicht  nur  den 
Genuss  des  vollen  Bürgerrechts  zu  entziehen,  sondern  auch  das 
Recht  in  Athen  zu  wohnen.  So  wurde  denn  in  viel  herberer 
Weise,  als  es  z.  B.  von  Periandros  geschehen  war,  der  seine  stadti- 
schen Unterthanen  in  das  bäuerliche  Leben  zurückzukehren  zwingen 
wollte,  die  Mehrzahl  der  Athener  aus  den  väterlichen  Häusern  aus- 
getrieben und  ihnen  bis  auf  Weiteres  der  Zutritt  zur  Stadt,  der 
Besuch  des  Marktes  und  der  Tempel  untersagt.  Oede  Stille  sollte 
in  Athen  herrschen;  jede  Verschwörung,  ja  jede  gemeinsame  Be- 
rathung  über  die  Lage  der  Dinge  sollte  unmöglich  werden.  Auch 
auf  dem  Lande  würden  die  Flüchtigen  nicht  in  Ruhe  gelassen. 
Viele  Güter  wurden  eingezogen  und  Regierungsmitgliedem  über- 
geben, aus  denen  man  einen  neuen  Stand  grosser  Grundbesitzer 
bilden  wollte.  Denn  man  wusste  das  frevelhafte  Raubsystem  da- 
durch zu  beschönigen,  dass  man  die  zu  grofse  Zerstückelung  der 
Grundstücke  als  das  Unglück  von  Athen  darstellte.  Je  mehr  Geld 
und  Gut  die  Tyrannen  in  ihre  Hände  brachten,  um  so  dauerhafter 
schien  ihre  Herrschaft  gegründet  zu  sein.  Was  mit  dem  Glänze 
der  demokratischen  Zeiten  zusammenhing,  wurde  planmäfsig  ver- 
nichtet. Die  grofsartigen  Bauten  der  meerbeherrschenden  Stadt, 
namentlich  die  Schiffshäuser,  wurden  abgebrochen,  das  Material  für 
die  Regierungskasse  verkauft.  Das  Lokal  der  Volksversammlung 
wurde  umgestaltet;  denn  die  Bürgerschaft  sollte  nicht  mehr  wie 
bisher  auf  den  Üieaterförmig  aufsteigenden  Sitzstufen  der  Pnyx 
ihren  Platz  behalten;  man  wollte  keine  Bürgerversammlung,  welche 
zu  längeren  Verhandlungen  zusammen  bleibe;  man  drehte  die 
Rednerbühne  um,  so  dass  der  Redner  mit  seinem  Gesichte  nach 
der  Burg  gerichtet  war,  wie  es  in  ältester  Zeit  gewesen  war,  ehe 
die  Pnyx  für  die  Sitzungen  der  Gemeinde  eingerichtet  worden  war. 
Nun  konnten  die  Bürger  nur  stehend  anhören,  was  ihnen  vom 
Rednerstuhle  aus  an  Erlassen  der  regierenden  Behörde  mitgetheilt 
werden  sollte,  damit  sie  nach  kurzem  Verweilen  zu  ihren  Ge- 
schäften zurückkehren  könnten.  Es  war  also  die  Umdrehung  eine 
echt  reactionäre  Mafsregel,  welche  mit  einem  Schlage  den  Unruhen 


DER  STÄDTISCHEN  VERHÄLTNISSE.  27 

der  Yersammlungen  ein  Ende  machen  sollte,  und  es  war  nur  eine 
witzige  Ausschmückung  dieser  Mafsregel,  wenn  man  ihr  die  Absicht 
unterschob,  dass  die  Redner  nicht  mehr  nach  der  See  hinweisen 
und  damit  aut*  die  frühere  Macht  Athens  sollten  hindeuten  können. 

Um  ferner  der  ganzen  Verkehrtheit  des  Volks  und  jener  falschen 
Bildung  ein  Ende  zu  machen,  vermöge  welcher  sich  der  Erste,  Beste 
über  die  ölTenUichen  Angelegenheiten  mitzusprechen  berufen  fühlte, 
wurde  der  rhetorische  Unterricht  unter  strenge  Aufsicht  gestellt 
Es  sollte  nur  gelehrt  werden,  was  mit  den  Grundsätzen  der  Gewalt* 
herrn  verträglich  schien,  und  vor  Allem  sollten  die  unteren  Schichten 
der  Bevölkerung  von  aller  höheren  Bildung  fem  gehalten  werden; 
die  Macht,  welche  mit  derselben  verbunden  ist,  sollte  ein  Vorrecht 
der  Vornehmen  sein"). 

So  wollten  die  Häupter  der  Dreifsig  ganz  Athen  umgestalten 
und  glaubten  in  blindem  Fanatismus  eine  neue  Geschichte  der  Stadt 
zu  begründen,  während  der  Boden,  auf  dem  sie  ihr  künsthches 
Gebäude  aufführten,  schon  unter  ihnen  wankte.  Denn  erstlich 
waren  im  Schofse  der  Regierung  die  Keime  des  Widerspruchs  nicht 
erstickt;  sie  traten  wieder  hervor,  da  Kritias  und  Charikles  immer 
kecker  als  die  eigentlichen  Herrn  sich  gebehrdeten  und  Niemand 
verkennen  konnte,  dass  des  Ersteren  mafsloser  Ehrgeiz  noch  ganz 
besondere  Ziele  verfolge.  Und  dann  schienen  die  Dreifsigmänner 
in  dem  sicheren  Wahne  zu  stehen,  als  wenn  nur  auf  dem  Markte 
von  Athen  gefahrüche  Bewegungen  entstehen  könnten.  Was  das 
drauDsen  weilende  Stadtvolk  betraf,  so  vertrauten  sie  dem  unbe- 
strittenen Ansehen  Spartas  und  im  schUmmsten  Falle  den  fremden 
Truppen,  die  sie  in  ihrem  Solde  hatten,  so  sehr,  dass  sie  sich  in  ' 
vollständiger  Sorglosigkeit  nur  mit  den  inneren  Angelegenheiten  be- 
schäftigten; sie  dachten  nicht  einmal  daran,  die  Schritte  der  Flücht- 
linge zu  beobachten  oder  die  Gränzfesten  zu  besetzen,  welche  den- 
selben als  Waffenplätze  dienen  konnten. 

So  kam  es  denn,  dass  nicht  in  der  entvölkerten  Stadt,  welche 
unter  dem  Banne  der  Gewaltherrschaft  lag,  sondern  aufserhalb  Athens 
ein  Umschwung  der  Verhältnisse  sich  vorbereitete.  Da  nämUch  die 
Nachrichten  von  dem  Regimente  der  Dreifsig  in  ganz  Griechenland 
die  grödste  Entrüstung  hervorgerufen  hatten,  so  wurde  Athen,  das 
vor  Kurzem  noch  so  allgemein  gehasst  worden  war,  auf  einmal  ein 
Gegenstand  allgemeiner  Theilnahme.  Nun  hatte  Sparta  freilich  den 
strengen  Befehl  ausgehen  lassen,    nirgends   die  Verbannten   aufzu- 


28  AR608   UND  THEBEN. 

nehmen;  seine  Herolde  machten  allen  Griechenstädten  zur  Pflicht, 
diesem  Befelüe  nachzukommen  und  die  Aufgenommenen  auszuliefern; 
den  Widersetzlichen  wurde  mit  einer  Geldhulse  von  fünf  Talenten 
gedroht. 

Dies  war  aber  ein  Punkt,  in  welchem  nach  edler  Griechensitte 
die  Stadtgemeinden  sich  am  wenigsten  eine  Beschränkung  ihrer 
Selbstbestimmung  gefallen  liefsen;  auch  wusste  man  wohl,  dass  es 
mit  den  drohenden  Befehlen  nicht  so  ernst  gemeint  war.  Wenn 
sich  daher  auch  viele  kleinere  Staaten  der  gehässigen  Zurauthung 
fügten,  so  wurden  in  anderen  die  Schaaren  der  Flüchtigen,  wenn 
sie  in  ilu*er  Hülfslosigkeit  Obdach  suchten,  nicht  nur  bei  einzelnen 
Bürgern  gastlich  aufgenommen,  wie  z.  ß.  in  Ghalkis,  Megara,  Elis, 
sondern  sie  wurden  auch  geradezu  unter  offen tUchen  Schutz  gestellt. 
So  geschah  es  namentlich  in  Argos  und  in  Theben.  Die  Argiver  hatten 
den  edlen  Muth,  den  Herolden  Spartas  zu  erklären,  dass  sie  yor 
Sonnenuntergang  die  Stadt  räumen  müssten,  wenn  sie  nicht  als 
Femde  betrachtet  sein  wollten,  und  Theben  verhängte  Strafe  über 
diejenigen  Bürger,  welche  Flüchtlinge  fortführen  lielsen,  ohne  ihnen 
Beistand  zu  leisten. 

Theben  wurde  der  wichtigste  Sammelort,  weil  sich  hier  die- 
jenigen Athener  vereinigten,  welche  von  Anfang  an  eine  bewafhiete 
Rückkehr  im  Auge  hatten  und  daselbst  an  bewährten  Feldherrn  und 
Vorkämpfern  der  Volksrechte  einen  Mittelpunkt  fanden.  Das  waren 
namentlich  Thrasybulos,  Anytos  und  Archinos.  Anytos,  des  Anthemion 
Sohn,  war  ein  Gerbereibesitzer,  wie  Kleon,  und  wie  dieser  ein  derber 
Volksmann  von  rauhem  Aeufseren,  der  sich  etwas  darauf  zu  Gute 
*  that,  aller  modernen  Verfeinerung  und  aristokratischen  Bildung  fremd 
gebUeben  zu  sein.  Er  hatte  schon  eine  Reihe  bedeutender  Aemter 
bekleidet  und  war  neuerdings  in  einen  Prozess  verwickelt  worden, 
weil  durch  sein  Versäumniss  Pylos  an  Sparta  verloren  gegangen 
sein  sollte  (Ol.  92,  4;  409).  Er  war  aber  freigesprochen  und 
zwar,  wie  seine  Feinde  sagten,  mit  Hülfe  der  Bestechung;  denn  er 
war  ein  reicher  Mann.  Thrasybulos  und  Anytos  wurden  durdi 
Ueberemstimmung  der  vereinigten  Flüchtlinge  als  Führer  anerkannt; 
Thrasybulos  sah  sich  zum  zweiten  Male  an  der  Spitze  einer  Mann- 
schaft, welche  fern  von  Athen  als  das  wahre  Athen,  als  der  Kern 
des  freien  Volks,  sich  betrachtete.  Damals  stand  er  in  der  Mitte  der 
Flotte,  jetzt  hatte  er  nur  ein  Häuflein  flüchtiger  Bürger  in  fremdem 
Lande  um  sich.    Archinos,   der  auch  ein  gedienter  Feldherr  war, 


DAS    KASTBLL   PHYLE.  29 

Stand  ihm  als  eifHger  Genosse  zur  Seite,  um  die  Pläne  der  Befrei- 
ung der  Vaterstadt  mit  ihm  zu  entwerfen  und  auszufahren. 

Die  DreiJjsigraäniier  hatten  im  Interesse  Spartas  und  ihrer  eigenen 
Sicherheit  nicht  nur  Athen  seiner  Festungsmauem  beraubt,  sondern 
auch  die  Gränzfestungen  niedergerissen  oder  wehrlos  gemacht.  Die 
ganze  Landschaft  sollte,  wie  die  Spartaner  nach  den  Perserkriegen 
es  verlangt  hatten,  offenes  Land  sein.  Sie  waren  dabei  aber  doch 
nicht  gründlich  genug  zu  Werke  gegangen,  und  so  gelang  es  den 
Verbannten,  auf  dem  attisch -buotischen  Gränzgebirge,  dem  Parnes, 
einen  Platz  ausfindig  zu  machen,  von  dem  sie  ihre  Unternehmungen 
unter  besonders  günstigen  Umständen  beginnen  konnten.  Es  lag 
nämlich  auf  geradem  Fufswege  zwischen  Athen  und  Theben  unter 
senkrechten  Felswänden,  die  von  Athen  aus  sichtbar  sind,  das  Kastell 
Phyle,  eine  kleine  Burg  von  etwa  900  Fufs  im  Umfang,  welche 
den  engen  Gebirgsweg  vollkommen  absperrt  und  von  ihrer  Höhe 
(2000  F.  über  dem  Meere)  einen  freien  Blick  über  die  Ebene  von 
Athen  und  den  saronischen  Golf  bis  zu  den  Küsten  des  Peloponneses 
gestattet.  Der  Burgberg  fallt  schroff  ab  und  ist  nur  an  der  Ost- 
seite auf  schmalem  Pfade  zugänglich;  weiter  unterhalb  ziehen  sich 
Waldschluchten  herab,  von  Bächen  durchströmt,  welche  im  Winter 
die  Gegend  noch  unwegsamer  maclien;  am  Fufse  des  Gebirges  aber 
breitet  sich  der  grofse  Gau  von  Acharnai  aus,  dessen  Bauern  die 
kräftigsten  und  freiheitsHebendsten  Einwohner  Attikas  waren.  Die 
Festung  war  vorzüglich  gelegen,  um  Zufuhr  aus  Böotien  und  Zuzug 
aus  den  umhegenden  (jegenden  an  sich  zu  ziehen  ^^). 

Im  Winter  überschritten  die  Verbannten,  siebzig  an  der  Zahl, 
in  aller  Stille  die  Gränze.  Sie  besetzten  die  leere  Burg,  deren 
Mauern  entweder  ganz  unverletzt  oder  leicht  herzustellen  waren. 
Als  die  Nachricht  nach  Athen  kam,  hielt  man  Anfangs  den  Aben- 
teurerzug gar  keiner  Beachtung  würdig;  als  aber  die  Vergröfserung 
der  Schaar  gemeldet  wurde,  beschloss  man  kräftig  einzuschreiten, 
um  dem  Unfuge  rasch  ein  Ende  zu  machen.  Die  Dreitausend  sammt 
den  Rittern  lückten  vor  die  Festung,  welche  drittehalb  Meilen  von 
der  Stadt  entfernt  war.  Einige  Heifssporne  der  ritterlichen  Jugend 
versuchten  die  Mauern  zu  stürmen;  dieser  Versuch  lief  aber  sehr 
übel  ab  und  man  musste  sich  zu  einer  Belagerung  entschliefsen. 
Da  fiel  in  der  nächsten  Nacht  ein  starker  Schnee,  der  sich  in  diesen 
Schluchten  rasch  anhäuft  Man  sah  sich  nach  Schutz  und  Obdach 
um  und  kam  durch  das  Unwetter  in  sokhe  Verwirrung,  dass  zuletzt 


30  KÄMPFE   BEI   PHTLB   94,   1;   403   JAN. 

ein  fluchtähnlicher  Rückzug  eintrat,  welcher  mit  bedeutenden  Ver- 
lusten begleitet  war. 

Nun  konnte  man  sich  die  Gefahr  nicht  mehr  verbergen.  Die 
Dreifsig  sahen  sich  unversehens  in  einen  ernsthaften  Krieg  ver- 
wickelt, und  da  sie  keine  Aussicht  hatten,  Phyle  zu  nehmen,  so 
beschlossen  sie  zwischen  Phyle  und  Achamai  ein  Lager  zu  errichten, 
um  die  Feinde  zu  beobachten,  die  Zufuhr  abzuschneiden  und  die 
Ausbreitung  des  Aufstandes  zu  hemmen.  Aber  auch  dies  misslang 
vollständig,  denn  Thrasybul,  dessen  Mannschaft  auf  siebenhundert 
angewachsen  war,  rückte  bei  Nacht  aus,  überfiel  gegen  Tagesan- 
bruch das  Lager,  wo  die  Truppen  schliefen  und  die  Knechte  noch 
mit  Abreiben  der  Pferde  beschäftigt  waren;  hundert  und  zwanzig 
Schwerbewaffnete  fielen,  die  Uebrigen  kehrten  in  wilder  Flucht  heim. 

Diese  Niederlage  der  Ritter  und  Besatzungstruppen  machte 
solchen  Eindruck,  dass  die  Dreifsig,  welche  wenig  Tage  zuvor  den 
ganzen  Handstreich  keiner  Beachtung  gewürdigt  hatten,  jetzt,  in 
ihrem  Sicherheitsgefühle  völlig  erschüttert,  auf  Rettungswege  sannen. 
Sie  liefsen  sich  herbei,  dem  Thrasybulos  Vorschläge  zu  machen;  sie 
boten  ihm  Theilnahme  an  der  Herrschaft  und  einer  Anzahl  der 
Verbannten  Rückkehr  an;  aber  das  waren  Anerbietungen,  welche 
Thrasybulos,  der  mit  reicher  Siegesbeute  nach  Phyle  heimgekehrt  war, 
nicht  annehmen  konnte;  er  verlangte  volle  Herstellung  der  Verfassung 
und  Rückerstattung  des  geraubten  Guts.  So  bUeb  den  Tyrannen 
nichts  übrig,  als  sich  allen  Angriffen  gegenüber  im  Lande  so  sicher 
wie  möglich  festzusetzen.  Dazu  schien  ihnen  aber  Athen  nicht  der 
richtige  Platz,  weil  hier  und  noch  mehr  im  Peiraieus  die  Bevölkerung 
immer  eine  unzuverlässige  war;  sie  suchten  einen  festen  Platz  hart 
an  der  See  und  da  schien  Eleusis  besonders  wohl  gelegen.  Hier 
konnten  ihnen  lakedämonische  Kriegsvölker  zu  Land  und  Wasser 
leichter  zu  Hülfe  kommen,  hier  hatten  sie  Salamis  als  letzten  Rück- 
zugsort in  der  Nähe.  Ehe  sie  aber  ihr  Hauptquartier  daselbst  auf- 
schlugen, sollte  der  Boden  ausgefegt  und  die  Bevölkerung  gereinigt 
werden;  ein  Vorhaben,  das  mit  einer  Gewaltsamkeit  durchgesetzt 
wurde,  welche  uns  zeigt,  dass  Kritias  mit  fanatischer  Hartnäckig- 
keit auf  seinen  blutigen  Wegen  verharrte. 

Die  Tyrannen  sagten  eine  Musterung  der  waffenfähigen  Mann- 
schaft in  Eleusis  an,  um  sich,  wie  sie  vorgaben,  von  den  Streitkräften 
der  Stadt  und  der  vorUegenden  Insel  genau  in  Kenntniss  zu  setzen, 
und  kamen  zu  dem  anberaumten  Tage  mit  ihren  Reitern  von  Athen 


SÄUBERUNG   TON   ELEUSI8.  31 

herüber.  Die  Kriegspflichtigen  mussten  sich  nun  Einer  nach  dem 
Anderen  auf  dem  Sammelplatze  in  Eleusis  vorstellen,  und  nach  der 
Vorstellung  empfingen  diejenigen,  welche  von  den  Polizeiagenten  als 
unzuverlässig  bezeichnet  waren  (es  waren  dreihundert  an  der  Zahl), 
die  Weisung,  einzeln  durch  die  nach  dem  Hafen  führende  Stadt- 
pforte abzugehen;  wie  sie  aber  hier  heraustraten,  vnirden  sie  von 
den  daselbst  aufgestellten  Reiterposten  aufgefangen,  gebunden,  nach 
Athen  geführt  und  den  Elfmännem  übergeben.  Am  nächsten  Tage 
wurde  im  Odeion  am  llissos  ein  Gericht  gehalten,  wozu  die  Drei- 
tausend berufen  wurden,  denn  Kritias  wollte  sich  diese  um  so  fester 
verbinden,  indem  er  sie  zu  Theilnehmem  an  seinen  Freveln  machte; 
er  verlangte  geradezu  von  ihnen,  dass  sie  von  der  Oligarchie,  welche 
zu  ihrem  Nutzen  so  wohl  wie  zu  dem  der  Dreifsig  gegründet  wor- 
den wäre,  nicht  nur  den  Gewinn,  sondern  auch  die  Gefahren  theilen 
sollten.  Angesichts  der  lakedämonischen  Truppen  mussten  die  Drei- 
tausend offen  ihre  Stimme  abgeben  und  so  wurden  die  eingebrach- 
ten Eleusinier  und  Salammier  ohne  gesetzliche  Untersuchung  auf 
das  bloDse  Verlangen  des  Kritias  sämmtUch  als  Staatsverbrecher  zum 
Tode  verurtheilt  und  hingerichtet^®). 

Während  die  Tyrannen  solche  Büttel  anwendeten,  um  ihre  ge- 
fährdete Macht  zu  stützen,  sah  man  ihre  Gegner,  durch  zahlreichen 
Zuzug  ermuthigt,  kühn  aus  ihrem  Bergwinkel  hervortreten  und  zu 
entscheidenden  Mafsregeln,  d.  h.  zum  AngriiTe  auf  die  Hauptplätze 
des  Landes  übergehen,  und  zwar  richtete  Thrasybuios  sein  nächstes 
Augenmerk  auf  die  Hafenstadt 

Der  Peiraieus  war  nicht  wie  die  Oberstadt  entvölkert  worden, 
vielmehr  hatten  sich  noch  über  fünftausend  von  Athen  nach  dem 
Peiraieus  geflüchtet.  Hier  war  bei  der  geflissentlichen  Vernichtung 
des  Seeverkehrs  die  Unzufriedenheit  am  gröfsten  und  die  Demokraten 
konnten  hier  am  meisten  Anhang  zu  finden  erwarten.  Die  Dreifsig 
hatten  für  ihre  Interessen  daselbst  sehr  schlecht  gesorgt;  sie  hatten 
in  blindem  Eifer  einen  Theii  der  Ringmauer  zerstört  und  dadurch 
die  Bedeutung  der  Hafenstadt  zu  vernichten  geglaubt,  aber  gerade 
durch  diese  Zerstörung  hatten  sie  den  Beft*eiungstruppen  den  Weg 
geöffnet  und  es  ihnen  möglich  gemacht  ohne  Kampf  im  Peiraieus 
festen  Fufs  zu  fassen.  Dies  erkannte  Thrasybuios  und  führte  fünf 
Tage  nach  dem  Siege  bei  Acharnai  seine  tausend  Mann  das  Kephissos- 
thal  entlang  an  Athen  vorrüber  und  besetzte  die  Hafenstadt.  Die 
äuüsere  Mauerlinie  zu  halten  reichte  die  Mannschaft  nicht  aus;   er 


32  KÄMPFE   IN    MUNYCHIÄ    94,   1;    403    FEBR. 

zog  sich  also,  als  am  nächsten  Morgen  die  gesammte  Heeresmacht 
der  Dreifsig  ausruckte,  auf  die  Burghöhe  Ton  Munychia  zurück,  wo 
er  eine  sehr  günstige  Stellung  einnehmen  konnte.  Denn  die  nach- 
rückenden Feinde  waren  durch  die  Häuserreihen  der  vom  hippo- 
damischen  Markte  hinaufTührenden  Strafse  verhindert,  sich  in  voller 
Breite  zu  entwi«keln;  sie  mussten  me  in  einem  Engpasse  kämpfen 
und  die  grofse  Tiefe  ihrer  Heeressäule  gewährte  Thrasybui  den 
Yortheil,  dass  die  hinter  seinen  HopHten  aufgestellten  leichten  Truppen 
von  ihrem  höheren  Standorte  aus  ihre  Geschosse  und  Steine  um  so 
wirksamer  in  die  lange  und  dicht  gedrängte  Menge  der  Feinde 
schleudern  konnten,  während  die  hinteren  Glieder  der  anrückenden 
Mannschaft  gar  nicht  im  Stande  waren,  ihre  Geschosse  zu  gebrauchen. 
So  erwartete  er  gutes  Muths,  in  einer  Aufstellung  von  zehn  Mann 
Tiefe,  die  heraufsteigenden  Feinde  und  ermunterte  die  Seinen  zu  dem 
entscheidenden  Kampfe,  indem  er  sie  auf  die  Gunst  ihrer  Stellung,  die 
Gerechtigkeit  ihrer  Sache  und  den  Beistand  der  Gotter  hinwies, 
welche  sich  ihnen  auf  dem  kurzen  Feldzuge  schon  so  deutlich  als 
Helfer  und  Bundesgenossen  bezeugt  hätten.  Dann  trat  eine  feier- 
liche Pause  ein;  der  Seher,  welcher  die  Schaar  begleitete,  gab  die 
Weisung,  dass  man,  um  an  dem  bevorstehenden  Bürgerkampfe  schuld- 
los zu  sein,  nicht  eher  angreifen  solle,  als  bis  von  den  Hirigen 
Einer  verwundet  oder  getödtet  sei.  Er  selbst  aber  erklärte,  dass 
er  sich  von  den  Gi)ttern  bestimmt  glaube,  das  erste  Opfer  zu  sein, 
und  als  wenn  er  von  seinem  Schicksale  fortgezogen  würde,  trat  er 
in  die  Vorderreihe  und  fiel.  Nun  begann  um  die  Leiche  des  Sehers 
der  heifse  Kampf.  Auf  beiden  Seiten  wurde  mit  entschlossener 
Tapferkeit  gestritten;  jede  Partei  fühlte,  dass  Alles  auf  dem  Spiele 
stehe.  Endlich  wurden  die  Truppen  der  Tyrannen  aller  Bemühungen 
des  Kritias  ungeachtet  zum  Weichen  gebracht  und  den  abschüssigen 
Boden  hinabgedrängt.  Nachdem  ihre  Reihen  aufgelöst  waren,  wur- 
den sie  bis  in  die  Ebene  verfolgt.  Kritias  selbst  fiel  im  Handge- 
menge; siebzig  Bürger  lagen  auf  dem  Platze.  Man  nahm  ihnen 
die  Waffen  ab;  sonst  wurden  sie  unvei'sehrt  von  den  Siegern  aus- 
geliefert, denn  Thrasybulos  hatte  ihnen  die  gröfste  Schonung  und 
die  Vermeidung  jedes  ü])erflüssigeii  Blutvergiefsens  zur  heiligsten 
Pflicht  gemacht.  Ja  es  erfolgte  bei  der  Besorgung  der  Todten  eine 
harmlose  Annäherung  beider  Parteien,  eine  Stimmung,  welche  Kleo- 
kritos  benutzte,  ein  Mann,  welcher  t)ei  den  Mysterien  das  Herolds- 
amt bekleidete  und  zur  Patriotenpartei  gehörte,  um  mit  seiner  lauten 


ZEHNMÄNNER   IN    ATHEN   94,    l;    408   MÄRZ.  33 

Stimme  die  Bürger  auf  beiden  Seiten  zur  Eintracht  zu  ermahnen. 
Alle,  die  ein  diesem  Tage  sich  feindlich  gegenüber  gestanden,  seien 
ja  durch  die  heiligsten  Bande  an  einander  geknüpft.  An  dem  ganzen 
Unglücke  seien  allein  die  gottlosen  Tyrannen  Schuld,  welche  die 
Vaterstadt  mit  Raub  und  Mord  heimgesucht,  die  in  acht  Monaten 
mehr  Bürger  um  das  Leben  gebracht  hätten,  als  die  Peloponnesier 
in  den  zehn  schweren  Jahren  des  dekeleischen  Krieges.  Also  müsse 
man  von  ihnen  sich  lossagen,  je  eher,  desto  lieber. 

Es  war  nahe  daran,  dass  auf  diese  Rede  sich  die  stadtische 
Menge  sofort  zur  Aussöhnung  bereit  erklärte,  als  es  den  Mitgliedern 
der  Regierung  noch  gelang,  ihre  Truppen  rechtzeitig  in  die  Stadt 
zurückzufuhren,  woselbst  sie  nun,  so  gut  es  ging,  sich  von  Neuem 
einzurichten  suchten.  Sie  versuchten  die  Herstellung  der  alten 
Regierung,  aber  umsonst.  Sie  hatten  keinen  Boden  mehr  in  Athen; 
die  Stimmung  für  die  Verfassung  war  im  Zunehmen;  den  Ultras 
felilte  das  Haupt;  die  noch  Uebrigen  der  Dreifsig  waren  unter  sich 
uneins  und  ebenso  die  Dreitausend.  Denn  auch  unter  ihnen  waren 
nicht  V^enige,  welche  von  keiner  Nachgiebigkeit  wissen  wollten, 
und  das  waren  diejenigen,  welche  sich  an  den  verübten  Gewalt- 
thaten  am  meisten  betheiligt  hatten  und  ihres  Gewissens  wegen 
einen  völligen  Umschwung  der  Verhältnisse  an\  meisten  fürchteten. 
Endlich  kam  es  zu  einem  Mittelwege;  denn  da  die  Zahl  derer  über- 
wog, welche  in  verfassungsmäfsige  Zustände  einlenken  wollten,  die 
Furcht  vor  Sparta  aber  noch  immer  so  grofs  war,  dass  man  nicht 
auf  einmal  mit  den  von  Lysandros  eingeführten  Einrichtungen  bre- 
chen wollte,  und  aufserdem  die  damalige  Bürgerschaft  zum  grofsen 
Theile  aus  Gegnern  der  Volksherrschaft  bestand,  so  erschien  zwar 
der  Rücktritt  der  Dreifsig  durch  die  Verhältnisse  geboten  und  ein 
neues  CoUegium  von  Zehnmännern  (Dekaduchen)  wurde  eingesetzt, 
welche  in  Gemeinschaft  mit  der  Bürgerschaft  die  Regierung  weiter 
führen  sollten;  man  wollte  aber  durchaus  keinen  plötzlichen  Um- 
schwung herbeiführen  und  nahm  deshalb  die  Mitglieder  der  neuen 
Regierung  aus  den  Dreifsig,  von  denen  die  milder  Gesinnten,  wie 
Pheidon  und  Eratosthenes,  in  Athen  zurückgeblieben  waren,  aun 
dem  oligarchischen  Senate  und  gesinnungsverwandten  Kreisen.  Aus 
der  Zahl  der  ersten  wurde  Pheidon  gewählt,  von  dem  man  wusste, 
dass  er  nächst  Theramenes  am  kräftigsten  gegen  Kritias  und  Charikles 
Partei  genommen  hatte.  Von  derselben  Farbe  waren  Hippokles  und 
Epichares  und  Rhinon.     Es  waren  die  gemäfsigten  Oligarchen ,  die 

Cortias,  Gr.  Gesch.    HL  3 


34  TRENNUNG   IN   DREI   PARTEIEN. 

durch  Theramenes  Tod  zurückgedrängten,  welche  man  jetzt  an  das 
Ruder  bringen  wollte ^^). 

Dadurch  wurden  die  attischen  Zustände  noch  verworrener. 
Denn  nun  war  das  Land  in  drei  Parteien  zerklüftet  Diejenigen 
nämlich  von  den  Dreilsig,  welche  der  Richtung  des  Kritias  treu 
blieben,  setzten  sich  in  Eleusis  fest  und  ihre  Parteigenossen,  welche 
sich  insgeheim  durch  Namensunterschrift  ihnen  zu  folgen  verpflichtet 
hatten,  bildeten  um  sie  eine  besondere  Bürgerschaft  Die  Zeim- 
männer  waren  von  denen  umgeben,  welche  durch  ihr  Verbleiben 
in  der  Stadt  sich  von  der  Sache  der  Tyrannen  losgesagt  hatten; 
sie  hüteten  die  Hauptstadt  und  hatten  ihren  Waffenplatz  im  Odeion. 
Die  Demokraten  endlich  behielten  ihr  Hauptquartier  auf  Munychia. 
Zu  einer  Aussöhnung  war  keine  Aussicht  Denn  es  zeigte  sich 
bald,  dass  die  Zehnmänner  durchaus  nicht  gesonnen  waren,  so  wie 
etwa  Theramenes  gehandelt  haben  würde  und  die  Mehrzahl  der 
Bürger  wünschte,  eine  Verständigung  mit  Thrasybulos  anzubahnen; 
sie  zeigten  vielmehr  sehr  deutlich  ihren  Willen,  die  oligarchische 
Verfassung  aufrecht  zu  erhalten;  sie  wollten  für  sich  so  viel  als 
möglich  von  der  Macht  behaupten,  welche  die  Dreifsig  besessen 
hatten,  und  die  Furcht,  welche  man  in  Athen  vor  einer  voUstän* 
digen  Wiederherstellung  der  Demokratie,  vor  neuen  Zerwürfnissen 
mit  Sparta  und  neuen  Kriegsnötlien  hatte,  verschaffte  ihnen  unter 
den  Bürgern  Anhang  und  Unterstützung. 

Inzwischen  war  die  Macht  der  Verfassungspartei  in  stetigem 
Anwachsen.  Dem  Kerne  derselben  schlössen  sich  allerlei  Leute  von 
weniger  zuverlässigem  Charakter  an,  Abenteurer,  welche  den  bevor- 
stehenden Umschwung  zeitig  benutzen  wollten,  um  sich  eine  Stel- 
lung in  der  bürgerlichen  Gesellschaft  zu  verschaffen  und  ihr  ftüheres 
Leben  vergessen  zu  machen.  Die  Führer  der  Partei  getrauten  sich 
noch  nicht,  in  Aufnahme  der  Genossen  allzu  schwierig  zu  sein; 
auch  Nichtbürger  nahmen  sie  in  ihrem  Lager  an  und  erhefsen  so- 
gar eine  Proklamation,  in  welcher  sie  allen  Fremden,  die  sich  am 
Kampfe  betheiligten,  Isotelie  versprachen,  d.  h.  die  Stellung  bevor- 
zugter Schutzverwandter,  welche  als  solche  das  Recht  hatten,  un- 
mittelbar mit  der  Gemeinde  zu  verhandeln  und  nicht  höher  als  die 
wirklichen  Bürger  besteuert  wurden.  Aber  es  erfolgte  auch  aus 
den  besseren  Theilen  der  ländlichen  Bevölkerung,  namentlich  aus 
Achamai,  ansehnlicher  Zuzug;  es  kam  Unterstützung  auch  von  sol- 
chen Verfassungsfreunden,  welche  nicht  persönlichen  Antheil  nehmmi 


KÄMPFE   ZWISCHEIf   ATHEN    UND   ?EIRAIBtJ%  35 

konnten;  so  schickte  der  patriotische  Lysias,  der  Sohn  des  Kepha- 
los,  ans  Megara  zweitausend  Drachmen  und  zweihundert  Schilde, 
warb  auf  seine  Kosten  eine  Schaar  von  fiber  dreihundert  Mann  und 
vermittelte  ein  Darlehn  von  zwei  Talenten  aus  Elis.  Auch  Aus- 
wärtige erwiesen  sich  dem  Unternehmen  hälfreich,  wie  z.  B.  der 
reiche  Tliebaner  Ismenias;  so  gelang  es  Thrasybulos,  seine  Truppen 
besser  zu  bewaffnen,  und  sie  dem  Feinde  immer  gefährlicher  zu 
machen.  Sie  umschwärmten  die  Stadt,  in  welcher  das  Vertrauen 
von  Tage  zu  Tage  sank  und  die  Noth  an  Lebensmitteln  fühlbar 
wurde;  die  HSuser  waren  überfüllt,  die  Ritter  litten  unter  ermüden- 
dem Wachdienste;  sie  wurden  schon  durch  einen  Sturm,  der  von 
der  Nordostseite  her  vorbereitet  wurde,  in  Schrecken  gesetzt  und 
nur  durch  Verschattung  des  Fahrwegs,  der  vom  Lykeion  herein- 
führte, verhinderte  man  einstweilen  den  drohenden  Angriff^^). 

Aber  auch  jetzt  wollten  die  Zehnmänner  von  keiner  Ausgleichung 
wissen;  sie  wollten  sich  nicht  dazu  verstehen,  dem  Willen  und 
Auftrage  der  Gemeinde  gemäfs  mit  Thrasybulos  zu  unterhandeln; 
sie  wandten  sich  vielmehr  nach  S|>arta,  um  dort  den  Abfall  der 
Stadt  zu  melden  und  Hülfe  zu  erlangen.  Pheidon  selbst  ging  nac^ 
Sparta  und  wendete  alle  Beredsamkeit  auf,  um  die  dortigen  Behörden 
zu  einem  Heereszuge  gegen  die  Demokraten  zu  veranlassen;  er  wies 
namentlich  auf  die  gefahrliche  Verbindung  Thrasybuls  mit  B6otien  hin 
und  stellte  die  Möglichkeit  in  Aussicht,  dass  die  Thebauer  auf  diese 
Weise  die  Herren  von  Attika  werden  und  eine  drohende  Macht 
gegen  Sparta  bilden  würden.  Die  Regierang  in  Athen  ging  also 
ganz  denselben  Weg,  wie  die  Dreifsig  in  Eleusis,  welche  ebenfalls 
spartanische  Hülfe  in  Ansprach  nahmen. 

Diese  Hülfsgesuche  zu  unterstützen  bot  Lysandros  seinen  ganzen 
Einfluss  auf.  Er  war  durch  den  Sturz  der  Dreifsig  in  die  gröfste 
Aufregung  versetzt;  er  sah  sein  Hauptwerk  zertrümmert,  seine  Ehre 
gekränkt  und  alle  seine  Pläne  gefährdet.  Er  eilte  selbst  nach  Sparta, 
um  seine  Politik  zu  retten,  und  erreichte  wenigstens  so  viel,  dass 
es  Pheidon  gelang  eine  Anleihe  von  hundert  Talenten  in  Sparta  zu 
Stande  zu  bringen,  um  damit  Truppen  gegen  Thrasybulos  anzu- 
werben, und  dass  er  selbst  dem  Antrage  Pheidons  gemäfs  als  Be- 
fehkhaber  der  Truppen  nach  Athen  geschickt  wurde,  um  daselbst 
als  Harmost  die  Ordnung  wieder  herzustellen.  Zugleich  setzte  er 
durch,  dass  sein  Bruder  Libys  als  Seefeldherr  mit  vierzig  Schiffen 
seine    Unternehmung    unterstützen    s<rflte.     Er    betrieb    die    ganze 

3* 


36  LT^NDROS   GEGEN    THRASYBUL08   94,  1;    408  APR. 

Angelegenheit  auf  das  Nachdrücklichste;  in  kurzer  Zeit  war  Thrasy- 
bulos  von  der  Seeseite  eingeschlossen  und  Lysandros  stand  mit  tau- 
send Mann  bei  £leusis.  Die  Sache  der  Freiheit  schien  auf  einmal 
wieder  verloren  zu  sein,  von  keiner  Seite  war  Rettung  in  Aussicht 

Da  zeigte  sie  sich  von  der  Seite,  von  wo  man  sie  am  wenig- 
sten erwarten  konnte,  nämüch  von  Sparta. 

Lysandros  war  den  Königen  verhasst.  Sie  wussten,  dass  er 
auf  eine  Umwälzung  der  Staatsordnung  und  namentlidi  auf  eine 
Abänderung  der  Thronfolge  hinarbeite.  Dazu  kam  der  von  den 
besser  gesmnten  Bärgern  getlieilte  Unwille  über  die  Entehrung  des 
spartanischen  Namens,  welche  die  frevelhaften  Grausamkeiten  Lysan- 
ders  und  seiner  Anhänger  herbeifülirten,  die  Eifersucht  auf  seine 
noch  immer  übergewaltige  Stellung,  die  Entrüstung  über  sein  eigen- 
mächtiges Handeln.  Die  in  Athen  ergriffenen  Mafsregeln  waren  ja 
gar  nicht  auf  amtlichen  Befehl  erfolgt,  die  ganze  Verfassungsänderung 
daselbst,  über  deren  Folgen  alle  Hellenen  empört  waren,  beruhte 
ja  nur  auf  einer  persönlichen  Verständigung  zwischen  den  attischen 
Parteihäuptem  und  Lysandros.  Es  würde  also  eine  unerträgliche 
Machtvergröfserung  für  ihn  zur  Folge  haben,  wenn  es  ihm  gelänge, 
an  der  Spitze  eines  Söldnerheeres  zum  zweiten  Male  seine  Partei 
in  Atlien  an  das  Ruder  zu  bringen  und  kraft  eigener  Autorität  die 
attischen  Verhältnisse  zu  ordnen.  Da  er  nun  seinen  Bruder  zur 
Seite  hatte,  welcher  als  Flottenführer  das  Amt  bekleidete,  welches 
an  sich  schon  als  eine  dem  Königthume  feindUche  Macht  augesehen 
wurde,  so  lag  in  der  That  die  Besorgniss  sehr  nahe,  dass  Lysan- 
dros damit  umgehe,  sich  mit  Hülfe  seiner  Partei  in  Athen  festzu- 
setzen und  sich  hier  eine  von  Sparta  unabhängige  Macht  zu  gründen. 

In  dieser  Beurteilung  der  pohtischen  Lage  waren  beide  Könige 
einig,  weil  sie  sich  in  ihren  gemeinsamen  Interessen  bedroht  sahen. 
Sie  hatten  die  lange  Abwesenheit  Lysanders  benutzt,  sich  unter 
einander  und  mit  anderen  Gleichgesinnten  zu  verständigen;  es 
waren  im  Herbste  404  auch  in  das  EphorencoUegium  Männer 
eingetreten,  welche  ihre  Ansicht  theilten,  und  kaum  hatte  Lysan- 
dros mit  Aufgebot  seines  ganzen  Einflusses  noch  einmal  seine  Plane 
in  der  Hauptsache  durchgesetzt  und  war  von  Neuem  mit  einem 
Heere  nach  Athen  unterwegs,  so  setzten  die  Könige  Alles  daran, 
um  seine  Absichten  zu  vereiteln. 

Der  eigen thch  thätige  von  ihnen  war  König  Pausanias,  des 
Pleistoanax  Sohn  aus  dem  Stamme  der  Agiaden. 


FAOSANIAS'  I?iTERVENTION    403   MAI.  37 

Es  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  sich  gerade  in  diesem 
Hause  eine  Gesinnung  zeigt,  welche  dem  lysandrischen  Geiste  grund- 
sätzlich entgegen  Tvar,  eine  milde  und  friedfertige  Gesinnung,  welche 
von  schnöder  Gewaltthat  gegen  Hellenen  und  soldatischer  Zwang- 
herrschafl  Spartas  nichts  wissen  wollte.  Es  war  nur  eine  kleine 
Zahl  von  Spartanern,  welche  diese  Grundsätze  Üieilten,  und  darum 
sind  die  friedliebenden  Agiaden  vielfach  angefochten  und  angefeindet 
worden,  und  nur  selten  im  Stande  gewesen,  einen  mafsgebenden 
Einfluss  auf  die  auswärtige  Politik  auszuüben  ^°). 

Diesmal  aber  gelang  es  und  zwar  in  einem  f&r  die  ganze  Ge- 
schichte des  griechischen  Volks  entscheidenden  Momente.  Pausanias 
gewann  von  den  fünf  Ephoren  drei  für  seine  Ansicht,  dass  man 
nämlich  dem  Lysandros,  der  nur  Ziele  des  eigenen  Ehrgeizes  ver- 
folge, die  attischen  Angelegenheiten  nicht  überlassen  dürfe,  sondern 
dass  man  ihn  nachsenden  müsse,  um  dieselben  im  Interesse  des 
Staats  zu  ordnen.  Er  rückte  also  mit  einem  peloponnesischen 
Heere  in  Attika  ein  und,  ehe  Lysandros  irgend  etwas  ausgerichtet 
hatte,  müsste  er  sich  der  Person  des  Königs  unterordnen  und  ver- 
lor in  dem  AugenUicke,  wo  er  Freunden  und  Feinden  seine  volle 
Macht  zeigen  wollte,  jegliche  Bedeutung. 

Pausanias  war  die  alleinige  Autorität;  von  ihm  hatte  man  die 
Lösung  der  Wirren  zu  erwarten  und  in  sein  Zelt  kamen  nun  die- 
jenigen, welche  einen  Einfluss  darauf  geltend  machen  zu  können 
glaubten.  So  benutzte  Diognetos,  des  Nikias  Bruder,  die  alten  Be- 
ziehungen seiner  Familie  zu  Sparta,  um  dem  Könige  Vorstellungen 
zu  machen  und  ihn  über  das  Verfahren  der  Tyrannen  so  wie  über  • 
die  Stimmung  der  Bevölkerung  zu  unterrichten.  Pausanias  hatte 
von  Anfang  an  keine  andere  Absicht,  als  in  friedlicher  Weise  die 
Streitigkeiten  beizulegen.  Er  stellte  also  sein  Heer  Angesichts  der 
Stadt  auf,  um  die  feindlichen  Parteien  zu  trennen,  indem  er  selbst 
in  der  Nähe  des  Hafens  den  rechten  Flügel  befehligte,  und  nachdem 
er  zuerst  eine  Einstellung  der  FeindseUgkeiten  herbeigeführt  hatte, 
gab  er  bald  zu  erkennen,  dass  er  durchaus  nicht  daran  denke,  im 
Interesse  der  DreiTsig  zu  handeln  und  eine  blutige  Reaction  in  ihrem 
Sinne  durchzuführen.  Darum  hatte  er  auch  die  aus  Eleusis  ihm 
dargebotenen  Gastgeschenke  zurückgewiesen. 

Dann  aber  wandte  er  sich  gegen  die  Athener  im  Peiraieus, 
welche  er  doch  vom  spartanischen  Standpunkte  aus  als  Aufrührer 
betrachten  musste;    er  verlangte,  dass  sie  aus  einander  gehen  und 


38  GEFECHT   BEIM    PEIIUIEUS   94,    1;    403  JUN. 

das  Schicksal  ihrer  Vaterstadt  in  seine  Hand  legen  sollten.  Da  seine 
AufTorderung  kein  Gehör  fand,  so  schickte  er  sich  an  die  ganse 
Halbinsel  einzuschliefiäen.  Er  untersuchte  zu  diesem  Zwecke  die 
Oertlichkeiten  und  wurde  dabei  wider  Willen  in  ein  Gefecht  ver- 
wickelt, ja,  er  wurde  gezwungen  die  Gegner,  welche  ihn  angegriffen 
hatten,  bis  auf  die  Höhe  von  Munychia  zu  verfolgen.  Hier  entspann 
sich  ein  ernsterer  Kampf,  in  welchem  eine  Anzahl  seiner  Krieger 
ihren  Tod  fand.  Die  Peloponnesier  wurden  zurückgedrängt,  bis. sie  sieb 
auf  einer  nahen  Höhe  von  Neuem  ordneten  und  von  hier  aus,  an- 
sehnlich verstärkt,  einen  neuen  Angriff  begannen,  welcher  den  beab- 
sichtigten Erfolg  vollkommen  erreichte  und  die  Ehre  der  spartanischen 
Waffen  wieder  herstellte.  Es  fielen  hundert  und  fünfzig  Mann  von 
den  Truppen  des  Thrasybulos. 

Trotzdem  war  es  für  die  Sache  der  Patrioten  ein  Glück,  dass 
der  Kampf  so  auslief  und  dass  Pausanias  nicht  gezwungen  wurde, 
seine  vollen  Streitkräfte  zu  entwickeln.  Er  glaubte  genug  gethan 
zu  haben,  um  den  Demokraten  seinen  Ernst  zu  zeigen,  und  konnte 
jetzt  als  Vermittler  auftreten.  Er  gab  also  beiden  Parteien  (und 
dadurch  erkannte  er  auch  den  Anhang  des  Thrasybulos  als  einen 
berechtigten  Volkstheil  an)  unter  der  Hand  zu  verstehen,  in  t¥el^ 
chem  Sinne  er  von  ihnen  Anträge  auf  Herstellung  des  Landfriedens 
erwai*te.  Auf  beiden  Seiten  war  man  des  Bürgerkriegs  müde  und 
in  der  Stadt  hatten  sich  die  Verhältnisse  bereits  dergestalt  gelockert, 
dass  die  Bürger  aus  eigener  Vollmacht  ihren  Wunsch  nach  Aus- 
söhnung mit  den  Demokraten  und  ihre  Hoffnung,  auch  nach  der- 
selben mit  den  Lakedämoniern  in  Frieden  bleiben  zu  können,  offen 
aussprachen,  während  ihre  Obrigkeit,  die  Zehnmänner,  dabei  ver- 
harrten, dass  sie  allein  die  wahren  Freunde  Spartas  wären  und 
dass  sie,  um  dies  durch  die  That  zu  beweisen,  nicht  zögern  wür- 
den, die  Stadt  sofort  den  Spartanern  zu  überantworten,  wozu  die 
Demokraten  in  Betreff  des  Peiraieus  sich  schwerlich  verstehen  wür- 
den. So  waren  denn  nun,  von  Eleusis  abgesehen,  drei  Parteien 
in  Attika  vorhanden,  und  auf  die  Weisung  des  Königs  gingen  dreierlei 
Gesandtschaften  nach  Sparta,  eine  aus  dem  Peiraieus,  eine  von  der 
städtischen  Bürgerschaft  und  die  dritte  von  den  Zehnmännern.  Pau- 
sanias verkannte  nicht,  eine  wie  verantwortliche  Stellung  er  einnehme 
und  zu  wie  vielen  Missdeutungen  jeder  seiner  Schritte  Gelegenheit 
geben  könne;  deshalb  stellte  er  Alles  den  Behörden  Spartas  an- 
heim,  erreichte  aber  in  der  Hauptsache  vollkommen  seine  Absicht, 


YERHINPLCNGEN   DER   PARTEIEN.    iüL.   AUG.  39 

indem  man  von  dort,  wo  man  diese  seltsamen  Verhältnisse  unmög- 
lich überblicken  konnte,  fünfzehn  Bevollmächtigte  abschickte,  welche 
mit  Pausanias  zusammen  die  Dinge  ordnen  sollten'^). 

Die  Verhandlungen  zogen  sich  Monate  lang  hin,  und  dieser 
Verzug  hatte  wenigstens  das  Gute,  dass  während  desselben  die  Er- 
neuerung der  Streitigkeiten  immer  unmöglicher  wurde  und  eben 
so  jede  Vergewaltigung  Athens  im  Widerspruche  gegen  die  Stimmung 
des  Volks,  welche  sich  immer  klarer  und  fester  auszubilden  Zeit 
hatte.  Da  nun  Pausanias  selbst  über  den  Parteien  stand  und  kein 
anderes  Ziel  verfolgte,  als  Frieden  zu  stiften  und  nach  Möglichkeit 
wieder  gut  zu  madien,  was  im  Namen  seiner  Vaterstadt  an  Unge- 
rechtigkeiten begangen  worden  war,  kam  endlich  unter  seinem  Ein- 
flüsse und  unter  dem  Beirathe  Thraaybuls  zwischen  den  Athenern 
und  den  Männern  im  Peiraieus,  welche  beide  durch  Deputationen 
vertreten  waren,  ein  Vertrag  zu  Stande,  mit  welchem  beide  Parteien 
sich  zufrieden  erklärten.  Es  wurde  beschlossen,  dass  die  Verbannten 
ohne  Schaden  zu  erleiden,  in  ihre  Besitzungen  zurückkehren  sollten, 
dass  an  den  in  der  Stadt  Zurückgebliebenen  keine  Rache  genommen 
werden,  dass  das  Vergangene  vergeben  und  vergessen  sein  sollte; 
nur  mit  denjenigen,  welche  unter  der  Autorität  des  Lysandros  als 
Beamte  eingesetzt  worden  waren,  sollte  eine  Ausnahme  gemacht 
werden;  das  waren  die  Dreifsig  selbst,  ihre  eifrigsten  Werkzeuge, 
die  Elfmänner,  und  drittens  die  Zehnmänner,  welche  als  Unterbe- 
hörde den  Peiraieus  verwaltet  hatten.  Die  ganze  Oligarchie,  welche 
sich  auf  Sparta  gestützt  hatte,  wurde  also  von  Sparta  selbst  aU 
eine  unbefugte  Unterbrechung  des  öffentlichen  Rechtszustandes  an- 
erkannt Eine  gewisse  Milderung  lag  in  der  beigefügten  Klausel,, 
dass  auch  die  von  der  Amnestie  Ausgeschlossenen  das  Recht  haben 
sollten  zo  bleiben,  wenn  sie  bereit  wären,  von  ihrer  Amtsführung 
vor  der  Gemeinde  Rechenschaft  abzulegen.  Nachdem  dieser  Ver* 
söhnungsvertrag  angenommen  war,  muss  auch  eine  Uebereinkunfl 
mit  Sparta  geschlossen  worden  sein,  welche  die  Beziehungen  Athens 
zu  Sparta  in  dem  Sinne  regelte,  dass  hier  im  Wesentlichen  die  Be- 
stimmungen des  lysandrischen  Friedens  aufjrecht  erhalten  wurden; 
dann  wurden  die  geworbenen  Truppen  entlassen  und  Pausanias 
ging  mit  seinem  Heere  und  der  lakedämonischen  Besatzung  über 
den  Isthmos  zurück'^). 

Er  hatte,  was  ihm  die  Hauptsache  war,  vollkonamen  erreicht, 
indem  der  zweite  Triumph,   den  Lysandros  in  Athen  feiern  wollte 


40  TMRABTBULOS'    EINZUG    94,   3;    403   SEPT. 

und  schon  in  den  HSnden  zu  haben  glaubte,  mit  allen  daran  ge- 
knüpften Plänen  vereitelt  war.  Was  aber  der  König  selbst  zu 
Stande  gebracht  und  angeordnet  hatte,  war  etwas  durchaus  Unvoll- 
ständiges und  Halbes.  Denn  die  Tyrannen  geradezu  abzusetzen 
und  mit  Waffengewalt  auszutreiben,  hatte  er  doch  nicht  gewagt. 
Das  würde  für  die  anderen  Staaten,  welche  unter  ähnlichen  Be- 
hörden standen,  ein  zu  bedenkliches  Beispiel  gewesen  sein.  Er 
hatte  nur  die  gewaltsame  Rückführung  verhindert  und  den  Zwiespalt 
z>\ischen  Athen  und  dem  Peiraieus  ausgeglichen;  die  Dreifsig  aber 
hatte  er  ruhig  in  Eleusis  gelassen;  dieser  Ort  war  ein  zweites  Cen- 
tnim  der  attischen  Landschaft  geworden,  da  man  es  den  Bürgern, 
welche  sich  ihres  fniheren  Benehmens  wegen  nicht  sicher  in  Athen 
fühlten  oder  mit  der  ganzen  Vereinbarung  unzufrieden  waren,  frei- 
stellte, sich  nach  Eleusis  zu  begeben.  So  war  also  nicht  einmal 
äufserlich  der  Landfrieden  hergestellt,  sondern  es  blieb  die  schlieris- 
liehe  Ordnung  der  Verhältnisse  den  Athenern  selbst  überlassen"*). 

Diese  liefsen  die  Burg  der  Tyrannen  einstweilen  ruhig  bei 
Seite  und  beeilten  sich  dem  Vertrage  gemäfs  die  Versöhnung  der 
beiden  Haupttheile  der  Bevölkerung  zu  vollziehen.  Am  zwölften 
Boedromion  (Sept.  21)  feierten  die  Genossen  des  Thrasybulos  den 
Tag  ihrer  Rückkehr  nach  Athen,  den  wohlverdienten  Ehrentag,  an 
welchem  sie  den  Lohn  ihrer  Tapferkeit  und  Vaterlandsliebe  emdte- 
ten.  Vor  dem  Thore  wurde  Halt  gemacht  und  der  Heereszug  ver- 
wandelte sich  in  eine  Prozession  unter  Führung  des  Aisimos,  welche 
bestimmt  war,  der  Stadigöttin  für  diesen  Tag  das  Dankopfer  darzu- 
bringen. Deshalb  wurde  hier,  wie  bei  gottesdienstlichen  Ver- 
einiginigen,  eine  Musterung  gehalten,  damit  nicht  durch  die  An- 
wesenheit eines  Unwürdigen  die  heilige  Handlung  entehrt  werde. 
Aisimos  benutzte  seine  Vollmachten,  um  übelberüchtigte  Menschen, 
die  sich  als  Patrioten  eingeschlichen  hatten,  zu  entfernen;  so  wurde 
Agoratos,  der  bei  den  schändlichsten  Ränken  als  Helfershelfer  ge- 
dient hatte,  ausgestofsen  und  dann  ging  der  Zug  durch  die  Pforten 
des  Dipylon  ülier  den  Markt  des  Kerameikos  die  Akropolis  hinauf, 
wo  zum  ersten  Male  wieder  freie  Athener  ihrer  Göttin  opferten. 
Auf  der  Pnvx  wurden  die  Heimkehrenden  von  der  in  Athen  zurödL- 
gebliebenen  Bürgerschaft  erwartet.  Thrasybulos  richtete  im  Namen 
seiner  Genossen  eine  Ansprache  an  sie,  um  ihnen  die  Lage  der 
Dinge  offen  und  klar  darzulegen.  Die  Herrschaft  der  ^besten  Bür- 
ger' habe  sich  als  ein  Trugbild,  als  eine  Lüge  erwiesen;    denn  die 


HERSTELLUNG   DER   TERPASSUNG.  41 

$öhne  der  vornehmen  Familien,  welche  sich  immer  darauf  etwas 
;u  Gute  thäten,  dass  sie  von  Haus  aus  das  hesäfsen,  was  sich  die 
anderen  erst  mühsam  aneignen  mussten,  hätten  sich  jetzt  als  Men- 
;chen  gezeigt,  welche  allen  sittlichen  Schwächen  und  Gehrechen, 
lamentlich  der  Habgier  und  dem  schmutzigsten  Eigennutze,  mehr 
»Is  alle  anderen  Sterblichen,  unterworfen  wären.  Auch  auf  die 
L*akedämonier  könnten  sie  sich  nicht  mehr  berufen,  denn  diese 
)ätten  sie  preisgegeben  und  die  Tyrannis  wie  einen  bissigen  Hund 
in  die  Kette  gelegt,  um  sie  so  dem  Volke  zu  übergeben,  dem  sie 
;o  viel  Leid  zugefügt  habe.  Jetzt  also  habe  man  freie  Hand  und 
nüsse,  durch  die  letzten  Erfahrungen  wohl  belehrt,  einmüthig  daran 
^hn,  eine  neue  Verfassung  herzustellen. 

In  der  Hauptsache  war  Alles  einig.  Man  wollte  von  keiner 
Spaltung  wissen  und  erhob  die  einstweilen  vereinbarte  Amnestie 
nnmüthig  zum  Volksbeschlusse.  Schwieriger  war  die  Verfassungs- 
Vage.  Hier  gingen  die  Meinungen  mehr  aus  einander,  als  man  nach  dem 
Srlebten  hätte  erwarten  sollen.  Man  glaubte,  bei  den  neuen  Ein- 
ichtungen  noch  immer  einige  Rücksicht  auf  die  Lakedämonier 
lehmen  zu  müssen,  mit  denen  man  um  keinen  Preis  wieder  in 
[lonflict  gerathen  wollte;  vielleicht  war  man  auch  unter  der  Hand 
gewisse  dahin  zielende  Verpflichtungen  eingegangen.  Vor  Allem 
iber  war  unter  den  Bürgern  selbst  das  alte  Misstrauen  gegen  die 
^oUe  Demokratie  noch  immer  sehr  verbreitet  und  darum  auch  die 
Ansicht,  dass  man  gut  thun  werde,  das  Bürgerrecht  zu  beschränken, 
lim  die  Masse  der  Ge werbtreibenden,  der  Handels-  und  Seeleute, 
(velche  doch  nicht  im  vollen  Sinne  in  Attika  zu  Hause  wären,  von 
der  Versammlung  auszuschliefsen,  deren  Majorität  über  das  Heil 
ier  Stadt  entscheiden  sollte.  Dadurch  hoflte  man  den  Bürgerver- 
sammlungen einen  ruhigeren  Charakter  zu  wahren,  leichtsinnigen 
Volksbeschlüssen  vorzubeugen  und  gröfsere  Bürgschaften  für  eine 
^setzliche  Staatsordnung  zu  gewinnen. 

Die  Athener,  welche  so  dachten,  stellten  als  ihren  Sprecher 
sinen  Mann  auf,  den  Niemand  für  einen  Anhänger  der  Reaction 
ausgeben  konnte;  denn  er  war  von  den  Oligarchen  geächtet  wor- 
den und  hatte  unter  Thrasybulos  für  die  Sache  der  Freiheit  ge- 
stritten; er  war  ein  bei  den  Bürgern  wohl  angesehener  Mann, 
Namens  Phormisios.  Er  wollte  keinen  Census  einführen,  auch  kein 
bestimmtes  Mafs  des  Besitzes  als  Bedingung  der  vollen  Bürgerrechte, 
aber  darauf  bestand  er,    dass  Niemand  ohne  Grundbesitz  in  Attika 


42  DER   AECHON   EUKLEIDES  »4,  3;  40<^ 

Yollbürger  sein  solle.  In  seinem  Antrage  lag  also  ein  ZurückgeheD 
auf  die  solonischen  Grundsätze;  er  verlangte  den  Ausschlug  der 
Gewerbtreibenden,  welche  nur  bewegliches  Vermögen  im  Lande 
hätten,  und  wäre  der  Antrag  durchgegangen,  so  würden  etwa  fünf- 
tausend der  bürgerlichen  Bevölkerung  ausgeschlossen  worden  seinJ 

Der  Vorschlag  rief  einen  sehr  lebhaften  Widerspruch  hervor« 
Die  Burger,  hiefs  es,  sollten  sich  doch  nicht  wieder  durch  die  alten 
Vorspiegelungen  täuschen  lassen;  mau  habe  doch  wahrlich  EHjJh 
rungen  genug  gemacht,  um  darüber  klar  zu  sein,  welche  Bfir^^ 
Schaft  der  Grundbesitz  für  die  Gesinnung  der  Bürger  gebe.  Es  sei 
jetzt  doch  nicht  an  der  Zeit,  Athen  zu  schwächen  und  seiner  Männer 
zu  berauben.  Ob  sie  deshalb  mit  siegreichen  Waffen  und  unter 
dem  unverkennbaren  Schutze  der  Götter  heimgekehrt  wären»  um 
sich  des  schwer  erworbenen  Bürgerthums  aus  freien  Stücken  wie« 
der  zu  entäufsem?  Man  solle  sich  doch  nicht  immer  durch  Rück- 
sichten auf  Sparta  einschüchtern  lassen.  Denn  wenn  man  sich 
ihm  unbedingt  fügen  solle,  so  sei  es  besser  in  ehrlichem  Kampfe 
unterzugehen,  als  in  schmählicher  Abhängigkeit  zu  verharren.  Aber 
die  Spartaner  dächten  nicht  daran,  sich  der  Verfassung  wegen  von 
Neuem  in  gefahrliche  Kämpfe  zu  verwickeln;  es  gäbe  ja  auch  noch 
kleinere  und  Sparta  viel  nähere  Staaten,  wie  Argos  und  Mantineia, 
welche  trotzdem  eine  durchaus  selbständige  Stellung  und  eine 
freie  Verfassung  hätten.  Wie  sollten  denn  die  Athener  aus  Klein- 
muth  und  blinder  Furcht  sich  selbst  erniedrigen  und  preisgeben! 
In  diesem  Sinne  verfasste  Lysias  eine  Rede  gegen  die  von  Phor- 
misios  beantragte  Veränderung  der  attischen  Staatsverfassung. 

Der  Vorschlag  wurde  abgewiesen  und  die  alte  Bürgerschaft 
mit  ihren  Beamten  erneuert.  Eukleides  wurde  wahrscheinlich  noch 
in  demselben  Monate  als  erster  Archont  eingeführt,  und  da  man 
seinen  Vorgänger  im  Amte,  Pythodoros  (S.  12),  nicht  als  recht* 
mälsigen  Staatsbeamten  anerkannte,  so  wurde  sein  Name  in  den 
Archontenhsten  gestrichen  und  sein  Jahr  (Ol.  94,  1),  als  ein  unter 
gesetzwidriger  Regierung  zugebrachtes,  das  Jahr  der  Anarchie  ge- 
nannt. Uebrigens  reichte  die  amtlose  Zeit  über  Jahresfrist  hinaus, 
da  die  Dreifsig  ungefähr  vom  Juni  404  bis  in  den  Anfang  des  folgenden 
Jahres  regierten;  denn  sie  waren  im  achten  Monate,  als  der  Kampf 
in  Munychia  stattfand.  Und  dann  gingen  über  die  Herrschaft  der 
Zehn,  den  Anmarsch  Lysanders,  die  Intervention  des  Pausanias  und 
die    mit   ihm    gepflogenen    Unterhandlungen    wiederum    etwa    acht 


DIB  TYBAllIfUf  DI  BLEUW.  43 

Monate  hin,  Yom  Februar  bis  September  403,  wo  die  RIkkkehr  der 
YeifasaiingBiiiänner  erfolgte.  Von  den  acht  Monaten  der  Tyrannen 
pflegte  man  aber  drei  ala  eine  besonders  schlimme  Zeit  auszuzeich- 
nen; das  war  wohl  die  Zeit  nach  Ankunft  der  spartanischen  Trup- 
pen, welche  demnach  in  den  October  404  fallen  würde  ^). 

Die  Parteien  der  Hauptstadt  und  des  Peiraieus  waren  versöhnt, 
aber  die  Landschaft  noch  immer  nicht  geeinigt  Eleusis  war  der 
Sammelet  aller  yerfassungsfeindUch  Gesinnten,  die  feste  Burg  der 
noch  immer  ungebeugten  Tyrannen.  Sie  hatten  aus  ihren  Er- 
pressungen noch  Geldmittel  übrig;  sie  warben  Mannschaften  an  und 
machten  Plünderungszüge  durch  die  Landschaft  Sie  dachten  noch 
immer  an  die  Möglichkeit  sich  zu  halten,  hofften  auf  ihre  Freunde 
in  Sparta  und  eine  Aenderung  im  Collegium  der  Euph<Mren.  Ihre 
hartnackige  Feindseligkeit  musste  bei  allen  Athenern  die  höchste 
Erbitterung  hervorrufen  und  da  man  diesen  Zustand  nicht  dulden 
konnte,  so  rückte  nach  einiger  Zeit  die  gesammte  Bürgerschaft  vor 
Eleusis,  um  den  Sitz  einer  vaterlandsfeindlichen  Reaction  zu  zer- 
stören. 

Was  sich  nun  weiter  begeben  hat,  ist  nur  sehr  unvollkommen 
bekannt,  und  es  war  ohne  Zweifel  der  Art,  dass  die  Athener  guten 
Grund  hatten,  nicht  viel  davon  zu  reden.  Die  Belagerer  knüpften 
Unterhandlungen  an,  in  Folge  deren  die  Tyrannen,  wie  es  heilist, 
durch  falsche  Vorspiegelungen  bewogen,  in  das  Lager  kamen  und 
hier  getödtet  wurden.  Walirscheinhch  waren  die  Führer  aufser 
Stande  die  Volkswuth  zu  zügeln,  welche  durch  das  Andenken  der 
Greuel,  die  an  denselben  Stadtthoren  (S.  31)  unlängst  begangen 
worden  waren,  um  so  mehr  angefacht  wurde.  Nachdem  die  Opfer 
gefallen,  waren  alle  Feinde  beseitigt  und  der  Sieg  der  Verfassungs- 
partei voUstindig,  und  wenn  man  bedenkt,  was  die  Stadt  an  äulse- 
rer  und  innerer  Moth  seit  dem  sidlischen  Unglücke  durchgemacht 
hatte,  so  begreift  man,  wie  von  allem  Kampfe  erlöst,  die  Bevölke- 
rung von  Athen  endlich  wieder  frei  aufathmete  und  wie  alle  Ver« 
nünftigen  nichts  als  Frieden  wollten,  damit  die  Wunden  heilen  und 
die  Bürger  sich  wieder  in  Ruhe  mit  einander  einleben  könnten'^). 

Indessen  war  die  Lage  noch  immer  schwierig  und  es  bedurfte 
der  vollen  Energie  von  Seiten  der  Gemäfsigten,  um  jedem  Miss- 
brauche des  Sieges  vorzubeugen.  Es  musste  AUes  vermieden  wer- 
den, was  die  Demokratie  wieder  in  Verruf  bringen  und  ihren  Geg- 
nern in  und  aulserhalb  Sparta  Waffen  in  die  Hand  geben  konnte. 


44  DIE   AlLNESTIE   UND    DIE 

Die  alte  Verfassung  der  Stadt  war  dadurch  gehoben,  dass  ihr  Gegen- 
bild  sich  in  abschreckender  Gestalt  gezeigt  hatte  und  dass  die  De- 
mokraten jetzt  als  die  Vertreter  von  Ordnung  und  Gesetzlichkeit 
auftreten  konnten.  Nun  hatten  sie  die  Aufgabe,  sich  als  die  wahr- 
haft besseren  Bürger  zu  bewähren,  und,  dieses  Ziel  im  Auge,  wa- 
ren Tiirasybulos  und  seine  Freunde  unablässig  thätig,  jede  blutige 
Reaction  zu  vermeiden  und  mit  dem  Tode  der  Dreifsig  das  W^ 
der  Vergeltung  ein  für  allemal  abzuschliefsen.  Man  kam  also  darin 
überein,  den  mit  König  Pausanias  getroiTenen  Vereinbarungen  tren 
zu  bleiben,  den  zwischen  den  Parteien  in  Athen  und  im  Peiraieas 
abgeschlossenen  Frieden  auf  die  Eleusinier  auszudehnen  und  durdi 
Beseitigung  aller  Ausnahmen  eine  vollständige  Anmestie  für  das 
ganze  Land  zu  verkündigen.  Auch  die  noch  übrigen  Beamten  der 
Schreckensherrschaft,  die  Kinder  der  Tyrannen,  auch  Pheidon,  ob- 
gleich er  mit  zu  den  Dreifsig  gehört  hatte,  auch  Eratosthenes,  der 
nicht  mit  nach  Eleusis  gegangen  war,  sie  Alle  sollten  in  Athen 
bleiben  dürfen;  es  sollte  von  ihnen  keine  Rechenschaft  verlangt 
werden,  es  sollte  alles  Geschehene  vergeben  und  vergessen  sein. 
Das  war  der  dritte  Akt  und  der  Abschluss  des  grossen  bürgerlichen 
Versöhnungswerkes  **). 

Eine  so  weit  ausgedehnte  Amnestie  enthielt  manches  dem  na- 
türlichen Billigkeitsgefülüe  Widersprechende.  Denn  die  Minner, 
durch  deren  Tapferkeit  und  Aufopferung  die  Herstellung  der  Ver- 
fassung errungen  war,  hatten  nun  vor  den  Uebrigen,  welche  ruhig 
in  der  Stadt  geblieben  waren,  nicht  das  Geringste  voraus;  die  Ver- 
luste der  Heimgekehrten  waren  unberechenbar  und  wenn  auch  von 
ihrem  Grundbesitze  ein  grofser  Theil  durch  Einziehung  dessen,  was 
die  Tyrannen  an  sich  gerafft  hatten,  ersetzt  werden  konnte,  so 
konnte  doch  Vieles  von  dem,  was  in  andere  Hände  übergegangen 
war,  dem  rechtmäfsigen  Besitzer  nicht  wieder  geschafit  werden. 
Femer  zogen  wohl  Einige  von  denen,  die  zu  schlimmen  Ruf  hatten, 
trotz  der  Amnestie  es  vor,  aufserhall)  Athen  zu  leben,  wie  z.  B. 
Batrachos  (S.  15),  Andere  aber,  die  auch  Helfershelfer  der  Tyrannen 
gewesen  waren,  scheuten  sich  nicht  in  Athen  zu  bleiben;  ja,  einen 
der  Dreifsig,  wie  Pheidon,  war  es  möglich,  ein  gewisses  Ansehn  in 
Athen  zu  behaupten;  und  das  mussten  diejenigen  Bürger  erleben, 
welche  von  ihm  und  Seinesgleichen  das  entsetzlichste  Unrecht  er- 
litten hatten.  Eben  so  blieben  die  Ritter,  welche  gewissermalsen 
die  Leibgarde  der  T}Tannis   gebildet    hatten,    einstweilen    in   unge- 


ZEIT    DER   RESTAURATION  94,  i;  403.  45 

schmälerten  Bürgerehren.  Da  man  endlich  die  Zehnmänner,  welche 
den  Dreifsig  gefolgt  waren,  als  eine  rechtmäfsige  Behörde  an- 
erkannte, so  musste  man  folgerechter  Weise  auch  die  Yon  ihr  ge- 
machte Anleihe,  obwohl  sie  auf  Unterdrückung  der  Yerfassungspartei 
berechnet  war,  als  Staatsschuld  übernehmen  und  eine  Besteuerung 
der  Bürger  verfügen,  um  diese  bürgerfeindliche  Anleihe  abzu- 
zahlen'*). 

Indessen  war  das  Verhalten  durch  die  Verhältnisse  geboten» 
Man  musste  auf  Sparta  Rücksicht  nehmen,  dessen  König  Athen  ge- 
rettet hatte,  um  nicht  der  lysandrischen  Partei  von  Neuem  das 
llebergewicht  zu  verschaffen  und  die  alte  VerfassungspoUtik  Spar- 
tas nicht  wieder  in  Bewegung  ^  setzen;  man  musste  von  den  drei 
Parteien  in  Athen  die  beiden,  welche  zusammengehen  konnten,  die 
der  Demokraten  und  die  der  Gemäfsigten,  mit  einander  verschmel- 
zen. Und  was  würde  aus  der  Stadt  geworden  sein,  wenn  man  da- 
selbst Mann  für  Mann  in  Bezug  auf  seine  Vergangenheit  hätte  prü- 
fen, die  mehr  oder  weniger  Compromittirten  sondern  und  dann 
nach  Würdigkeit  hätte  belohnen  und  strafen  wollen!  Die  Drei-^ 
tausend,  welche  unter  den  Dreifsig  die  Bürgerschaft  gebildet  hatten, 
waren  nur  durch  Schonung  zu  gewinnen  und  der  ganze  Staat  war 
nur  unter  der  Bedingung  zu  retten,  dass  die  Heimkehrenden  Mäfsi- 
gung  genug  hatten,  um  auch  biUigen  Ansprüchen  zum  Besten  des 
Ganzen  zu  entsagen;  und  dieser  Ruhm  einer  hochsinnigen,  weisen 
und  selbstverläugnenden  Mäfsigung  gebührt  den  Befreiem  Athens 
im  höchsten  Grade. 

Unter  ihnen  war  neben  Thrasybulos  besonders  Archinos  thätig, 
an  Geist  und  Gesinnung  der  bedeutendste  Mann  der  Restauration, 
ein  Staatsmann,  dem  es  ganz  besonders  Ernst  damit  war,  die  Ein- 
tracht zu  befestigen  und  dem  kleinen  Kriege  unter  den  Bürgern  zu 
steuern.  Im  Jahre  nach  Wiederherstellung  der  Verfassung  veran- 
lasste er  ein  Gesetz,  wodurch  in  allen  wider  die  Amnestie  anhängig 
gemachten  Rechtshändeln  dem  Angeklagten  das  Vorrecht  der  Ein- 
sprache (Paragraphe)  zugesichert  wurde.  Der  Beklagte  erhielt  zu- 
erst das  Wort,  so  dass,  falls  er  sieb  mit  Recht  auf  die  Amnestie 
berufen  konnte,  die  Sache  selbst  gar  nicht  zur  Verhandlung  kam 
und  der  Kläger  in  Bufse  verfiel. 

Auch  die  Ordnung  der  Verhältnisse  an  Grund  und  Boden  er- 
forderte aufserordentliche  Mafsregeln.  Es  traten  Conflicte  ein  zwi- 
schen den  Bürgern,  welche  ihre  Verluste  ersetzt  sehen  wollten,  und 


46  ÜBER6AIVG8MA8SRB0EL1f. 

den  Beamten,  welche  von  den  eingezogenen  Gütern  der  Oligarchen 
möglichst  viel  für  den  Staat  zurückzuhalten  suchten.  Es  wurde 
also  eine  doppelte  Behörde  eingerichtet,  erstens  die  der  ^Syllogeif', 
welche  die  Menge  der  einzuziehenden  Güter  zu  verzeichnen  halle, 
und  zweitens  die  der  ^Syndikoi',  welche  als  Fiskale  des  Staate  die 
Interessen  des  öffentlichen  Schatzes  zu  vertreten  hatten ''). 

Das  waren  die  Uebergangsmafsregeln.  Nun  aher  galt  es  die 
inneren  Verhältnisse  des  Staats  auf  eine  dauernde  Weise  zu  ordnen 
und  nach  Wiederherstellung  der  alten  Volksgemeinde,  der  Volkt- 
gerichte,  des  Raths  und  der  verfassungsmäfsigen  Behörden  oua 
auch  die  Grundlagen  des  öffentlichen  Rechts,  zu  denen  man  zurück 
zu  kehren  entschlossen  war,  wieder* aufzudecken,  zu  befestigen  und 
in  zeitgemäfser  Weise  zu  erneuern.  Man  suchte  die  alten  Reohto* 
quellen  wieder  hervor.  Aber  Schrift  und  Sprache  derselben  war 
dem  Volke  allmählich  unverständlich  geworden,  so  dass  die  Redner, 
wenn  sie  den  Wortlaut  solonischer  oder  gar  drakonischer  G^eedse 
anführten,  in  jedem  Satze  Ausdrücke  fanden,  welche  sie  erklärea 
mussten,  weil  sie  aus  der  Umgangssprache  verschwunden  waren. 
Aufserdem  war  auch  dem  Inhalte  nach  Vieles  veraltet  und  durch 
das  Herkommen  umgestaltet;  die  alten  Gesetze  waren  wie  vergraben 
unter  dem  Wüste  spaterer  Verordnungen,  welche  mit  jenen  yieUach 
in  Widerspruch  standen,  und  es  war  dm*chaus  nicht  leicht,  das 
echt  Solonische  von  späteren  Zuthaten  auszusondern. 

Diese  Uebelstände  waren  schon  lange  fühlbar  geworden.  Man 
hatte  Abhülfe  versucht  und  Nikomachos  hatte  sein  Unwesen  bis  zur 
Herrschaft  der  Dreifsig  fortgetrieben.  Jetzt  wurde  der  alte  Plan 
einer  gründlichen  Gesetzrevision  mit  grofsem  Ernste  wieder  auf- 
genommen. 

Den  betreifenden  Antrag  in  der  Bürgerschaft  stellte  eiu  ge- 
wisser Tisamenos,  der  Sohn  des  Mechanion.  Es  sollten,  so  laulele 
sein  Antrag,  die  alten  Gesetze  der  Athener  wieder  in  volle  Kraft 
treten,  die  Gesetze  Solons  und  die  unter  ihm  eingeiülu*ten  Malae 
und  Gewiclite,  so  ^ie  auch  von  den  Satzungen  Drakons,  was  in  der 
früheren  Zeit  Geltung  gehabt  habe.  Diese  Urkunden  solltea  ne« 
aufgeschrieben  und  durch  solche  Gesetze,  welche  die  gegenwärtige 
Zeit  verlangte,  ergänzt  werden.  Für  dies  Geschäft  wurde  ein  Celle- 
gium  von  fünfhundert  'Nomotheten'  oder  Gesetzgebern  von  der 
Bürgerschaft  ernannt  und  vereidigt;  aus  ihnen  sollte  wiederum  durch 
den  Rath  ein  engerer  Ausschuss  bestellt   werden,    welcher    mit  der 


REVISION   DER   GESBTKGEBimO.  47 

Ausarbeitung  der  Erganzungsgesetze  zu  beauftragen  sei.  Er  sollte 
mit  Hülfe  der  Gesetzschreiber,  welchen  die  eigentliche  Redactions- 
arbeit  zufiel,  die  neuen  Gesetze  auf  Bretter  aufzeichnen  lassen,  sie 
dem  Rathe  und  der  Gesammtheit  der  fünfhundert  Nomotheten  zur 
Prüfung  vorlegen  und  dann  zur  (iffentlichen  Kunde  bringen,  so  dass 
jedem  Bürger  Gelegenheit  gegeben  werde,  was  er  an  Bemerkungen 
Einwendungen  und  Ausstellungen  über  die  Gesetze  vorzubringen 
habe,  beim  Rathe  einzureichen.  Endlich  sollten  die  geprüpften  und 
genehmigten  Gesetze  auf  Stein  eingegraben  und  dem  Areopag  zur 
Beaufsichtigung  übergeben  werden.  Bis  aber  auf  Grund  der  durch- 
gemusterten und  ergänzten  Rechtsqnellen  die  neue  Gesetzgebung 
vollendet  wäre,  sollte  eine  mit  aufserordentlichen  Vollmachten  be- 
kleidete Regierungsbehörde  von  zwanzig  Männern  eingesetzt  werden, 
um  während  des  noch  ungeordneten  Zustandes  des  öffentlichen  Rechts 
die  nöthigen  Entscheidungen  zu  treffen. 

In  der  engeren  Commission  der  Nomotheten,  für  deren  Arbei- 
ten bestimmte  und  sehr  kurze  Fristen  angeordnet  waren,  finden 
wir  aufser  dem  Antragsteller  Tisamen^js  auch  den  Nikomachos  wie- 
der. Man  glaubte  ihn  seiner  Geschäftsgewandtheit  und  Gesetzkennt- 
niss  wegen  nicht  umgehen  zu  können,  obgleich  man  wusste,  in  wie 
unverantwortlicher  Weise  er  sich  früher  den  Ansichten  der  Ver- 
fassungsfeinde dienstbar  gemacht  habe.  Es  kam  ihm  zu  Gute,  dass 
er  nachher  auch  den  Dreifsig  missUebig  geworden  war;  er  war 
flüchtig  geworden  und  hatte  sich  den  Verbannten  angeschlossen,  mit 
xlenen  er  heimkehrte.  Dies  wusste  er  für  sich  auszubeuten  und 
war  vermöge  seiner  Schlauheit  und  seines  bedeutenden  Redner- 
talents ,  wieder  zu  einer  ansehnlichen  Stellung  in  Athen  gelangt. 
Ihm  wurde  nun  insbesondere  die  Durchsicht  der  Cultusgesetze 
übertragen,  die  auf  den  dreiseitigen  Holzpfeilem  standen;  in  diesen 
war  am  wenigsten  verändert  worden  und  Solon  selbst  hatte  sich 
hier  am  engsten  dem  früheren  Herkommen  angeschlossen. 

Bei  dem  Mangel  an  zuverlässigen  und  rechthchen  Leuten,  die 
zu  solchen  Geschäften  zu  gebrauchen  waren,  schleppte  sich  auch 
diesmal  die  Gesetzgebungsarbeit  in  die  Länge.  Indessen  muss  ein 
Theil  derselben  noch  im  Lauf  des  Jahres  zu  Stande  gekommen  sdn; 
denn  das  v(m  Diokles  beantragte  Einführungsgesetz  bestimmte,  dass 
die  unter  dem  Archontate  des  Eukieides  aufgeschriebenen  Gesetze 
sofort  in  Kraft  treten  sollten. 

Von  dem  Ernste,    mit   welchem   die    ganze   Angelegenheit  der 


48  ARISTOPHONS    GESETZ   94,  2;  40^. 

Staatserneuerung  betrieben  wurde,  zeugen  auch  andere  widitige  Be- 
stimmungen, weiche  demselben  Jahre  angehören.  So  das  Gesetz 
des  Aristophon  aus  dem  Gaue  Hazenia,  welches  eine  Reinigung  der 
Bui*gerschaft  bezweckte,  indem  es  verordnete,  dass  nur  die  von 
Bürgern  und  Bürgerstöchteni  erzeugten  Kindern  volles  Bürgerrecht 
haben  sollten.  Veranlasst  wurde  dasselbe  ohne  Zweifei  dadurch, 
dass  von  den  Athenern,  welche  lange  im  Auslande  gelebt  hatten 
und  dann  durch  die  Mafsregeln  Lysanders  heimgeführt  worden  wa-* 
ren,  Viele  sich  mit  auswärtigen  Frauen  verbunden  hatten.  Dadurch 
war  die  Stadt  mit  einer  Menge  von  Menschen  angefüllt,  welche 
keine  Athener  waren,  und  von  diesen  fremden  Elementen  sollte 
die  Bürgerschaft  gesäubert  werden,  damit  sich  der  Staat  um  so 
kräftiger  auf  nationaler  Grundlage  erheben  könne.  Da  dies  Gesell 
in  alle  FamiUenverhältnisse  sehr  tief  einschnitt  und  grofse  Unruhe 
hervorrief,  so  erfolgte  bald  eine  Milderung  desselben,  indem  man 
ihm  die  rückwirkende  Kraft  nahm  und  die  Ausschliefsung  auf  die- 
jenigen beschränkte,  welche  nach  dem  Jahre  des  Eukleides  in 
Athen  von  auswärtigen  Frauen  geboren  wurden.  Der  ganze  An- 
trag Aristophons  war  nur  eine  Erneuerung  des  perikleischen  Ge- 
setzes*®). 

Dass  man  aber  zur  Sicherung  eines  geordneten  Staatslebens 
auch  in  die  vorperikleiscbe  Zeit  zurückgriff ,  erhellt  besonders  aus 
der  Bedeutung,  welche  man  von  Neuem  dem  Areopag  gab,  jener 
ehrwürdigen  Behörde  Alt-Athens,  zu  welcher  man  mit  einer  nie 
erlöschenden  Pietät  immer  wieder  zurückkehrte,  wenn  man  in  schwie^ 
rigen  Zeilen  nach  Bürgschaften  für  das  Gemeinwohl  suchte. 

Der  Areopag  hatte  sich  in  der  Zeil  der  Uebergabe  der  Stadt 
ehrenhaft  benommen;  er  hatte  kein  Einverständniss  mit  den  <dig- 
archischen  Umti*ieben  gezeigt,  und  kaum  waren  die  Ohgarchen  zur 
Herrschaft  gekommen,  so  wurde  ihm  das  Einzige,  was  auch  die 
vollendete  Volksherrschaft  ihm  nicht  zu  eutreifsen  gewagt  hatte,  die 
peinUche  Gerichtsbarkeit  genommen.  Indem  die  Tyrannen  die  Wirk- 
samkeit des  Areopags  als  unverträglich  mit  ihrer  Willkürjustitz  an- 
erkannten, liatten  sie  wesentlich  dazu  beigetragen,  demselben  wie- 
der einen  volkstliümlichen  Charakter  zu  geben,  und  so  trat  er  jetxt 
mit  neuem  Ansehen  an  die  Spitze  des  Staats  und  erhielt  die  Be- 
fugniss,  die  genaue  Befolgung  der  neu  geordneten  Gesetze  so  wie 
die  unverfälschte  Aufbewahrung  derselben  zu  beaufsichtigen.  Indeui 
man    also    auch    in    diesem    Punkte   die  solonischen  Einrichtungen 


NEUE    STAAT8ELNRICHTCNGEN.  49 

wieder  herstellte,  wurden  verinuthlicli  diejenigen  Behörden  aufge- 
hoI)en,  welchen  die  dem  Areopag  genommenen  Rechte  übertragen 
worden  waren  ^®). 

Auch  in  den  Finanzämtern  traten  Aenderungen  ein,  welche  den 
Zeitverhältnissen  entsprachen.  Das  Amt  der  Hellenotamien  oder 
Bundesschatzmeister  hatte  keinen  Sinn  mehr,  seit  die  Meeresherr- 
schaft aufgelöst  war.  Man  errichtete  dafür  zwei  neue  jährige  Schatz- 
ämter, eines  füi*  die  Kriegskasse,  das  andere  für  das  'Theorikon* 
d.  h.  für  diejenige  Kasse,  aus  welcher  der  Aufwand  für  die  Staats- 
feste bestritten  wurde.  Beide  Kassen  sollten  aus  den  Ueberschüssen 
der  Jahreseinkünfte  gespeist  und  von  angesehenen,  also  dmxh  Wahl 
erkorenen  Männern  zum  Besten  des  Gemeinwesens  verwaltet  wer- 
den, so  dass  ein  richtiges  Gleichgewicht  zwischen  den  Bedürf- 
nissen der  Wehrhaftigkeit  und  des  friedlichen  Bürgerlel)ens  erhalten 
bleilie.  Weise  Sparsamkeit  wurde  von  Neuem  als  einer  der  wich- 
tigsten Gesichtspunkte  aufgestellt,  und  darum  ist  kein  Zweifel,  dass 
auch  die  Sitzungsgelder  oder  Diäten  für  Gericht,  Rath  und  Volks- 
versammlung damals  nicht  wieder  eingeführt  wurden. 

Dadurch  erhielten  die  Bürgertage  Athens  eine  ganz  andere  Flal- 
tung.  Die  Menge  geringer  Leute ,  die  von  Tagelohn  lebten ,  blieb 
fort  und  ging  ruhig  ihrer  Arbeit  nach.  Auch  dem  Treil>en  unred- 
licher Volksredner  wurde  gesteuert,  indem  die  Gesetze  übersicht- 
licher und  klarer  wurden.  Es  wurde  von  Seiten  der  Behörden  mit 
grofser  Sti*enge  darauf  gesehn,  dass  beim  ^Vorlesen  der  Gesetze  auch 
keine  Silbe  geändert  und  keinerlei  Willkür  Raum  gegeben  werde. 
Eine  der  wichtigsten  Normen,  welche  jetzt  aufgestellt  wurden,  war 
aber  die,  dass  fortan  alle  ungeschriebenen  Gesetze  ungültig  sein,  dass 
einzelne  Decrete  von  Rath  oder  Bürgerschaft  niemals  höhere  (»el- 
tung  als  die  Gesetze  haben,  dass  endlich  die  neu  zu  erlassenden 
(iesetze  ohne  Ausnahme  für  alle  Athener  gleichmäfsig  gelten  und 
von  mindestens  sechstausend  stimml>erechtigten  Bürgern  angenommen 
sein  sollten.  Man  stellte  zugleich  eine  neue  Form  der  offen tlichen 
Beschlüsse  fest.  Während  es  nämhch  bis  dahin  Herkommen  war, 
dass  am  Eingange  derselben  nur  der  eine  der  zehn  Bürgerstämme, 
welcher  gerade  den  Vorsitz  hatte,  dann  der  während  dieser  Pry- 
tanie  im  Amt  stehende  Schreiber,  dann  der  Tagespräsident  und 
endlich  der  Antragsteller  genannt  wurde,  so  wurde  jetzt,  um  die 
Ordnung  zu  erleichtern,  mit  dem  ersten  Archonten  begonnen^ 
dessen  Name   von  nun  au  alle  Urkunden,  die  demselben  Jahre  an- 

Curtiu8|  Griccli.  Oescb.     UI,  4 


50  REFORM    DER    URKUNDEN    UND    DER   SCHRIFT 

gehörten,  kennzeichnete.  Das  waren  die  Anfange  eines  neua tuschen 
Urkundenstils,  an  welchem  st)äter  noch  mancherlei  geändert  wurde; 
namentlich  gefiel  man  sich  darin,  die  Eingangsfonneln  mit  immer 
gröfserer  Genauigkeit  und  Weitläufligkeit  auszuführen,  so  dass  auch 
die  Ordnungszahl  der  Prytanie,  Monat  und  Monatsdatum  sowie  der 
Tag  der  laufenden  Prytanie   hinzugefügt  v^iirde*"). 

Noch  eingreifender  war  die  Reform  der  Schrift.  Es  waren 
nämlich  damals  zwei  Alphahete  im  Umlauf,  ein  älteres,  welches  ans 
achtzehn  Buchstahen  bestand,  und  ein  jüngeres,  welches  sich  von 
dem  phönizischen  Vorbilde  weiter  entfernt  hatte,  indem  es  durch 
griechischen  Erfmdungssinn  vervollständigt  und  verändert  war. 
Namentlich  hatte  man  für  die  langen  Vocale  besondere  Zeichen  ein- 
geführt und  el)en  so  für  die  Doppelconsonanten,  die  man  his  da- 
hin mit  je  zwei  Zeichen  ausgednickt  hatte.  Diese  Veränderungen 
waren  von  den  ionischen  Grieclien  gemacht  worden;  Samos  war 
besonders  der  Ort,  wo  dergleichen  literarische  Erfindungen  aus- 
gebildet wurden,  und  einzelne  Männer  von  Ansehen,  wie  Epichar- 
mos  und  Simonides,  hatten  dazu  l)eigetragen,  diesen  Neuerungen 
allgemeine  Geltung  zu  verschaffen,  so  dass  namentlich  in  Attika  zur 
perikleischen  Zeit  das  erweiterte  Alphal)et  von  24  Buchstaben  schon 
im  Gebrauche  war;  man  hatte  aucli  seit  Ol.  86  (436)  die  ältere 
Form  des  S  (f)  für  die  neuere  (E)  aufgegel)en,  sonst  aber  in  den 
Staatsurkunden  mit  merkwürdiger  Zähigkeit  an  dem  älteren  ^atti- 
schen' Alphabete  festgehalten.  Jetzt  al)er,  da  man  damit  beschäftigt 
war,  auf  allen  Gelueten  des  öffentlichen  Lebens  zeitgemäCse  Aende- 
rungen  vorzunclimen  und  das  Unzweckmäfsige  zu  beseitigen,  bean- 
tragte Archinos,  dass  die  neue  oder  'ionisclie'  Schrift  auch  von 
Staatswegen  anerkannt  und  eingeführt  würde.  Die  älteren  Gesetze 
wurden  in  dieselbe  umgeschrieben,  und  wenn  sich  die  Urkunden- 
schreiber auch  nicht  auf  einmal  an  die  Neuerung  gewöhnten,  so 
scheiden  sich  dennoch  alle  öffentliclien  Steinschriften  Athens  in  die 
beiden  Hauptmassen  der  vor-  und  der  nach-euklidischen  Docu- 
mente. 

Die  neu  geschriebenen  Gesetze  wurden  am  Markte,  wo  sie  seit 
Ephialtes  sich  tiefanden,  und  zwar  in  der  Königshalle  aufgestellt 
Es  war  dieselbe  Halle,  in  welclier  der  Areopag  seine  Sitzungen  zo 
halten  pflegte,  so  dass  er  nun  um  so  mehr  berufen  war,  das  Archir 
der  Gesetze  zu  hüten.  Einzelne  der  Gesetze  erhielten  ilurer  Be- 
deutung wegen  noch  einen  besonderen  Platz.     So  das  Hochverraths- 


IHHTER    El'KLEIDES   49,   8;  40^.  51 

gesetz,  (las  man  gleich  nach  Herstellung  der  Verfassung  feierlich 
beschwor,  um  jedem  neuen  Versuche  von  Staatsstreichen  so  nach- 
drücklich wie  mögüch  vorzubeugen.  Es  gewährte  Jedem  Straflosig- 
keit, der  einen  Athener  tödte,  welcher  nach  Tyrannis  strebe  oder 
die  Stadt  verrathe  oder  Umsturz  der  Verfassung  beabsichtige.  Die- 
ses Gesetz  wui^de  auf  einem  Pfeiler  vor  dem  Rathhause  aufgestellt, 
damit  es  l>eim  Eintritt  Jedem  vor  Augen  trete.  So  wurden  die  Ge- 
setze neu  geschrieben,  geordnet  und  aufgestellt,  und  die  alten  drei- 
nnd  vierseitigen  Holzpfeiler  Solons  wurden  fortan  nur  noch  als  eine 
Reliquie  des  Alterthums  aufl)ewahrt. 

Es  giebt  eine  Reihe  anderer  Einrichtungen,  von  denen  nicht 
bezeugt  ist,  dass  sie  gerade  dem  Jahre  des  Eukleides  angehören, 
die  aber  von  dieser  Zeit  an  in  den  ölTentlichen  Urkunden  nach- 
weisbar sind.  So  erkennt  man  die  nacheukleidischen  Volksbeschlüsse 
daran,  dass  in  ihnen  die  Schreiber  nicht  mehr  mit  den  Prytanien 
des  Raths  wechseln;  sie  wurden  also  jetzt  für  das  ganze  Jahr  be- 
stellt, eine  Neuerung,  welche  auch  wohl  dahin  zielte,  eine  zuver- 
lässigere Con trolle  der  öffentlichen  Urkunden  herbeizuführen.  Zu 
den  kleinen  Neuerungen  dieser  Zeit  gehört  unter  Anderem  auch 
die  Einführung  des  Namens  der  Göttin  Athena  statt  der  alteren 
Form  Athenaia^^). 

In  echt  attischem  Sinne  wurde  auch  darauf  Redacht  genommen 
den  Ruhm  der  Stadt  als  einer  Pflegerin  der  Künste  und  Wissen- 
schaften zu  wahren  und  im  Gegensätze  zu  den  drückenden  Ver- 
ordnungen der  Tyrannen  (S.  27)  die  Volksbildung  zu  heben.  Noch 
unter  Eukleides  wurde  eine  Sammlung  von  Schriftwerken  angelegt; 
vielleicht  war,  was  früher  in  der  Art  vorhanden  war,  durch  Schuld 
der  Tyrannen  untergegangen.  Auch  den  Wetteifer  der  Rürger  für 
die  stadtischen  Feste  suchte  man  zu  beleben,  indem  von  den  ein- 
zelnen Rürgerstammen  beschlossen  wurde,  dass  denen,  welche  sich 
durch  Geldopfer  und  persönliche  Leistungen  um  die  Feste  der  Staats- 
götter verdient  gemacht  hätten,  vom  Jahre  des  Eukleides  an  ehrende 
Inschriften  gesetzt  werden   sollten. 

Endlich  vergafs  man  auch  nicht  die  Pflicht  des  Danks  gegen 
die  Götter  und  die  auswärtigen  Freunde.  Von  Theben  waren  die 
Befreier  Athens  ausgegangen,  und  Thrasybulos,  welcher  dem  Grund- 
sätze huldigte,  dass  die  beiden  Nachbarstädte  fortan  fest  zusammen- 
halten müssten,  weihte  mit  seinen  Gelahrten  als  Zeichen  des  Danks 
und  Synd)ol  der  Verbindung  ein  Bildwerk    nach  Theben,    welches 

4* 


52  WEIHGCSCHENKE    DRB    BEFREIER. 

die  beiderseitigen  Scinilzgottheiten ,  Atheiia  und  Herakles,  darstellte 
und  im  Herakleion  zu  Theben  aufgestellt  wurde.  Im  Ganzen  al)er 
waren  auf  Archinos*  Antrag  tausend  Drachmen  bewilligt,  um  unter 
die  Befreier  der  Stadt  verlheilt  zu  werden,  damit  sie  davon  Opfer 
und  Weihgeschenke  darbringen  könnten.  Antheil  daran  hatten 
aber  nur  die  Hundert,  welche  in  Phyle  von  den  Tyrannen  lielagert 
worden  waren.  Sie  wurden  durch  diese  Gabe  und  den  Oelkranz 
als  die  Retter  der  Stadt  anerkannt^*). 


ATHEN  NACH  SEINER  WIEDERHERSTELLUNG. 


So  suchte  man,  nachdem  die  verfassungsmäfsigen  Zustande 
Athens  durch  eine  Regierung  unterbrochen  worden,  welche  in  wenig 
Monaten  alle  Stadien  einer  gewissenlosen  Schreckensherrschaft  durch- 
laufen hatte  (daher  schon  in  alter  Zeit  die  Herrschaft  der  'dreifsig 
Tyrannen'  genannt),  den  attischen  Staat  wieder  ehizurichten.  Die 
Versöhnung  der  Gemüther  wurde  dadurch  erleichtert,  dass  von  den 
drei  Parteien  sich  die  eine  während  ihres  Siegs  völlig  vernichtet 
hatte.  Sie  hatte  sich  selbst  gerichtet,  indem  hinter  dem  Scheine 
allsonderlicher  Staatstheorien  der  gemeinste  Eigennutz  in  nackter 
Form  hervorgetreten  und  die  sittliche  Schlechtigkeit  der  Partei- 
führer durch  nichts  aufgewogen  oder  gut  gemacht  war.  Denn  bei 
der  ruchlosesten  Willkür  im  Ipnern  hatten  sie  dem  Staate  auch  in 
seinen  auswärtigen  Beziehungen  nichts  als  Schande  bereitet  und 
hatten  sich  aufserdem  in  den  entscheidenden  Zeitpunkten  schwach 
unbesonnen  und  kurzsichtig  gezeigt.  Indem  der  gemeinsame  Hass 
gegen  die  Oligarchen  die  anderen  Parteien  geemigt  hatte,  waren  die 
löblichen  Einrichtungen  des  Befreiungsjahrs  glückUch  zu  Stande  ge- 
kommen und  das  Jalu*  des  Eukleides  zu  einem  Epochenjahre  der 
attischen  Geschichte  geworden.  Wir  müssen  den  tüchtigen  Sinn 
der  leitenden  Männer,  den  Geist  der  Mäfsigung  und  Besonnenlieit, 
sowie  den  ernsten  Eifer  für  das  Gute,  welcher  in  der  Gemeinde 
herrschte,  anerkennen  und  bewundern.  Denn  gewiss  zeigten  die 
Athener  darin  ihre  edle  Natur,  dass  sie  nicht  blofs  über  argüstige 
Feinde  triumphiren,  sondern  zugleich  sich  selbst  bessern  und  zü- 
geln wollten,  dass  sie  mit  weiser  Umsicht  die  gemachten  Erfahrungen 
benutzten  und  theils  das  Veraltete  beseitigten,  theils  wieder  auf 
ältere  Einrichtungen  ihres  Gemeindelel}ens  zurückgingen,    und    ein 


54  ZUSTÄNDE   ATHENS 

wahrhaft  hoher  Sinn  gehorte  dazu,  dass  man  jetzt,  nachdem  man 
sicli  kaum  gerettet  sah,  nicht  hlofs  an  die  Herstellung  des  Friedens 
und  Wohlstandes  dachte,  sondern  auch  an  wissenschaftliche  Anstal- 
ten und  an  Pflege  der  Kunst  ^^). 

Diu'ch  äufserliche  Einrichtungen  konnte  aber  die  gewünschte 
Erneuerung  des  Staats  nicht  zu  Stande  kommen;  ilu*  Erfolg  musste 
von  der  inneren  Beschafl*enheit  der  bürgerhchen  Gesellschaft  ab- 
hängig sem,  welche  durch  einzelne  Gesetze  und  Verfassungsbestim- 
mungen nicht  verandert  werden  konnte. 

Die  Gesundheit  des  hellenischen  Burgerthums  beruhte  vor 
Allem  auf  der  Treue,  mit  welcher  das  lebende  Geschlecht  an  der 
Ueberlieferung  der  Vorzeit  festhielt,  auf  dem  Glauben  au  die  väter- 
lichen Götter,  auf  der  Anhänglichkeit  an  das  Gemeinwesen  und  der 
Heilighaltung  dessen,  was  als  Norm  des  geselligen  Lebens  durch 
Sitte  und  Gesetzgebung  festgestellt  war.  Diese  Grundlage  des  ge- 
meinsamen Wohls  war  al>er  schon  lange  und  namentlich  durch  die 
letzten  Ereignisse  schwer  erschüttert  worden.  Binnen  kurzer  Zeil 
waren  nicht  weniger  als  vier  vollständige  Verfassungsänderungen  ein- 
getreten, und  nach  den  gewaltsamen  Unterbrechungen  des  öflent- 
lichen  Rechtszustandes  kehrle  man  nicht  etwa  um  so  entschlossener 
zu  den  urspröngUchen  Ordnungen  zunick,  sondern  es  blieb  ein 
Schwanken  und  eine  Unsicherheit  zurück,  wie  der  Antrag  des  Phor- 
misios  bezeugt  (S.  41). 

Aufserdem  hatte  die  herrschende  Zeitbildung  immer  darauf  hin- 
gearbeitet, die  Macht  der  Ueberlieferung  zu  schwächen,  den  Zu- 
sammenhang der  Gemeinde  zu  lockern  und  den  Einzelnen  in  allen 
entscheidenden  Fragen  auf  sein  persönliches  Urteil  hinzuweisen. 
Auch  die  äufsere  Gesundheit  des  Lebens  war  erschüttert.  Land 
und  Volk  litten  an  den  Folgen  des  langen  Kriegs,  der  den  öflent- 
lichen  Wohlstand  vernichtet  und  das  Vertrauen  zerstört  hatte,  wel- 
ches schwerer  zu  ersetzen  war  als  jeder  haare  Verlust.  Handel  und 
Verkehr  stockte.  Der  Ackerboden  war  vernachlässigt  und  entwer- 
thet;  nur  mit  grofsen  Opfern  und  Anstrengungen  konnte  die  Land- 
wirthschait  wieder  hergestellt  werden.  Man  hatte  keine  dringendere 
Aufgabe  als  diese;  al>er  es  fehlte  an  Geld,  denn  bei  der  grofsen 
Unsicherheit  hatteu  Viele  der  reicheren  Bürger  ihr  Geld  im  Aus- 
lande angelegt,  und  von  den  Scimtzbürgem ,  welche  vorzugsweise 
den  Geldverkehr  besorgten,  war  eine  grofse  Zahl  ausgewandert  und 
die  anderen  zu  Grunde  gerichtet  oder  getödtet.    Vor  Allem  aber  felilte 


.NACH    DER   RESTAURATION.  55 

es  an  Liebe  zum  Landbau,  welche  allein  im  Stande  gewesen  wäre, 
die  obwaltenden  Schwierigkeiten  zu  überwinden;  man  war  dmch 
die  wohlfeile  und  reichliche  Seezufuhr  verwöhnt  und  wollte  den  täg- 
lichen Unterhalt  Ueber  auf  dem  Harkte  kaufen,  als  auf  eigenem  Felde 
bauen.  Durch  Kiieg  und  Revolution  waren  die  kleinen  Grund- 
besitzer aus  ihren  Lebensgewolmheiten  aufgestört;  sie  waren  ihrem 
Berufe  entfremdet,  an  Herumtreiiien  gewöhnt,  zu  stetiger  Ai'beit 
unlustig. 

Dadurch  wurde  eine  gründliche  Besserung  der  volkswirthschaft- 
Hcheu  Zustände  unmöglich  und  es  fehlte  die  wohlthätige  Beruhigung, 
welche  durch  Rückkehr  zu  den  ländhchen  Geschäften  und  den  soli- 
den Grundlagen  des  früheren  Wohlstandes  erreicht  worden  wäre; 
und  doch  bedurfte  zu  keiner  Zeit  das  Volk  dringender  einer  solchen 
Beruliigung.  Denn  die  bis  zuletzt  immer  mehr  gesteigerte  Span- 
nung der  Parteien,  in  denen  nicht  nur  die  verschiedenen  Stände, 
sondern  auch  die  MitgUeder  derselben  Familie  einander  feindseUg 
gegenüber  traten,  der  rasche  Wechsel  von  Sieg  und  Niederlage,  von 
Uebermuth  und  Hoffnungslosigkeit,  der  grofse  Verlust  an  Bürgern 
in  Folge  des  blutigen  Kriegs,  das  Erlöschen  der  alten  Häuser,  das 
Zuströmen  neuer  Menschen,  die  von  Gebmt  und  Erziehung  keine 
Athener  waren,  endüch  die  ganze  Reihe  aufserordentlicher  Schick- 
sale, welche  sich  in  das  Ende  des  Ki'iegs  zusammendrängten,  dies 
Alles  hatte  dazu  beigetragen,  die  feste  Haltung  der  Bürgerschaft 
aufs  Tiefste  zu  erschüttern.  Das  Leben  war  immer  unhehuUcher 
und  ruheloser  geworden;  die  angeborene  Regsamkeit  des  attischen 
Volks  war  in  eine  unstäte  Flast  und  LeidenschaftUchkeit  ausgeartet, 
welche  nur  in  Folge  von  Erschöpfung  vombergehend  gedämpft  war. 
Rasch  wechselnde  Tagesstimmungen  beherrschten  die  Stadt,  und 
wer  drei  Monate,  sagt  der  Komödiendichter  Piaton,  von  ihr  entfernt 
gewesen  wai\  kannte  sie  nicht  wieder^*). 

Wie  sollte  bei  dieser  ruhelosen  Bewegung  ehi  fester  Grund 
gefunden  werden,  auf  welchem  sich  das  Volk  zu  einem  neuen  Aus- 
baue des  Staats  einigte?  Das  ki'äftigste  aller  Verbindungsmittel,  die 
Religion,  hatte  seine  Wirkung  verloren;  denn  diese  beruhte  auf 
einer  treuherzigen  Hingabe  an  die  Ueberlieferung  der  Väter.  Statt 
dessen  war  Widerspruch  gegen  das  Ueberlieferte,  kecke  Erhebung 
ül)er  die  Einfalt  der  Vorfahren,  Zweifel  und  Spottlust  die  Richtung 
des  Zeitgeistes,  der  in  der  Sophistik  seinen  Ausdruck  fand.  Aufser- 
dem  waren   während  der  Kriegsjahre  die  Gemüther  verwildert  und 


56  FREMDER   ABERGLAUBEN    ANSTATT 

die  vaterlichen  Satzungen  hatten  ihre  Macht  verloren.  Es  war  s^chon 
eine  Seltenlieit,  wenn  noch  ein  Asyl  geachtet  und  ein  Feind  ge- 
scliont  wurde,  der  sich  hi  einen  Tempel  gefluchtet  hatte'*). 

Auch  das  Unglück  des  Staats  trug  zur  Erschutt<;rung  des  reli- 
giösen Bewusstseins  hei.  Denn  die  hellenische  Religion  war  ja 
keine  ühersinnliche,  fiher  Raum  und  Zeit  hinausreichende,  sondern 
sie  war  mit  den  gegehenen  Zustanden  auf  das  Engste  verflochten. 
Die  Gotter  waien  mit  den  Staaten,  in  denen  sie  ihren  öflentlichen 
Dienst  hatten,  so  verwachsen,  dass  man  sie  für  das  Gemeinwesen 
verantwortlich  machte  und  also  das  Vertrauen  zu  ihnen  verlor,  wenn 
man  das  unter  ihren  Schutz  gestellte  Gemeinwesen  verfallen  sah. 
So  trat  nach  dem  sicilischen  Feldzuge  eine  Verachtung  der  Weis- 
sagung ein,  weil  man  sich  durch  die  Stimmen  und  Zeichen  der 
Götter  getäuscht  glaubte  und  in  der  strenggläubigen  Götterfurchl 
des  Nikias  nicht  mit  Unrecht  eine  Ursache  des  gänzlichen  Unter- 
gangs von  Heer  und  Flotte  erkannte. 

Dazu  kam  nun  die  allgemeine  Richtung  des  demokratischen 
Volks,  welche  darauf  ausging,  sich  jeder  Autorität  zu  entziehen; 
so  lehnte  man  sich  auch  gegen  die  Götter  auf  und  sagte  sich  von 
ihnen  los,  nachdem  sie  den  Staat  hatten  fallen  lassen.  Da  nun  aber 
die  Menschen  doch  nicht  ohne  Religion  auskommen  konnten,  so  trat 
mit  dem  Abfalle  vom  väterlichen  Glauben  eine  Neigung  zu  fremd- 
ländischen Gottesdiensten  ein  und  neben  dem  Unglauben  schoss 
eine  wilde  Saat  abergläubischer  Vorstellungen  und  Gebräuche  auf. 
Die  Gelegenheit  dazu  war  durch  den  Seeverkehr  der  Stadt  und  die 
Menge  fremder  Ansiedler  geboten.  Wie  die  Umgangssprache  der 
Athener  schon  gegen  Ende  des  Kriegs  mit  vielerlei  ungriechischen 
Wörtern  versetzt  war,  so  gewannen  auch  fremde  Gottheiten,  der 
phr^'gische  Sabazios,  die  thrakische  Kotytto,  der  syrische  Adonis 
immer  mehr  Eingang;  anstatt  einer  gesunden  Gottesfurcht,  welche 
in  treuhei'ziger  Theilnahme  an  den  offen tlicheu  Gottesdiensten  sich 
bethätigte,  l)emächtigte  sich  der  Gemüther  eine  krankhafte  Angst 
vor  den  unsichtbaren  Gewalten  (Deisidämonie),  welche  in  Geheim- 
diensten aller  Art  Beruhigung  suchte;  dadurch  wurde  die  Verwir- 
rung der  Gemüther  und  die  Entfremdung  der  Bürger  von  alter 
Zucht  und  Ordnung  immer  giöfser.  Schmutzige  Bettelpriester  zo- 
gen von  Haus  zu  Haus,  um  für  die  'grofse  Mutter'  zu  sammeln, 
und  versprachen  dafür  Sühnung  von  Sünde  und  Schuld.  Eine 
Menge    von    Sprüchen    und    Schriften,    welche    man    auf    Orpheus 


EIISHEIMISCHER    RELIGIOSITÄT.  57 

ziinickffihrte,  wurden  von  Abenteurern,  den  sogenannten  Orplieo- 
telesten,  unilierge tragen  und  darnach  geheime  Genossenschaften  ge- 
stiftet, welche  an  Stelle  der  vom  Staate  anerkannten  Mysterien  die 
geangstete  Menschenseele  reinigen  sollten.  Bauchredner  sammelten 
das  gaffende  Volk  um  sich,  indem  sie  vorg-ahen,  dass  ein  Dämon 
in  ihnen  wohne  und  aus  ihnen  weissage.  Ein  solcher  Mann, 
Namens  Eurykles,  war  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  peloponne- 
sischen  Kriegs  eine  Fwrfihmte  Persönlichkeit  zu  Athen,  und  seine 
geschmacklose  Gaukelei  hatte  daselhst  einen  so  grofsen  Erfolg,  dass 
eine  ganze  Schule  hauchredender  Wahrsager  sich  nach  ihm  be- 
nannte^*). 

Man  sieht,  welche  Halt-  und  Zuchtlosigkeit  die  Folge  des  um 
sich  greifenden  Unglaubens  war,  und  mit  diesen  traurigen  Yerirrungen 
des  religiösen  Bewusstseins  hing  denn  auch  die  Abstumpfung  des 
sittlichen  Urtheils  unmittelbar  zusammen.  Die  Tugenden  des  Men- 
schen und  Bürgers,  welche  die  hellenischen  Gottheiten  verlangten, 
kamen  mit  ihnen  in  Missachtung.  Indem  man  durch  äufserUche 
Gebräuche  und  Zaubermitlei  das  Gewissen  zu  beruhigen  suchte, 
legte  man  auf  innere  Reinigung  keinen  Werth,  folgte  ohne  Scheu 
den  Eingebungen  des  Eigennutzes  und  verlor  allmählich  auch  das 
Gefühl  dafür,  dass  ein  Staat  nur  durch  die  Gerechtigkeit  seiner 
Bürger  bestehen  könne.  In  der  Stille  des  Hauses  hingen  wohl 
noch  manche  Bürger  dem  alten  Glauben  an,  aber  gerade  die  Ton- 
Angebenden  unter  ihnen  hatten  mit  der  Bildung  der  Zeit  auch  das 
Gift  derselben  in  sich  aufgenommen. 

Die  Religion  selbst  war  der  feindlichen  Zeitstimmung  gegen- 
über wehrlos  und  vermochte  sich  der  Alles  in  Frage  stellenden 
Verstandesrichtung  aus  eigener  Kraft  nicht  zu  erwehren.  Dazu 
fehlte  ihr  der  Gehalt  einer  objectiven  Wahrheit,  welche  Achtung 
gebietend  und  Ueberzeugung  erweckend  den  Menschen  gegenüber 
trat.  War  doch  schon  in  den  bomerischen  Gedichten ,  welche  als 
die  Quellen  und  Urkunden  des  Volksglauliens  angesehen  wurden, 
eine  freie  Behandlung  desselben  nach  poetischer  Eingebung  unver- 
kennbar, und  seit  der  forschende  Gedanke  in  der  Philosophie  seinen 
Ausdruck  gefunden  hatte,  begegneten  sich  alle  Richtungen  derselben 
so  weit  sie  sonst  auseinander  gingen,  doch  in  dem  Punkte,  dass 
sie  die  volksthümlichen  Ansichten  vom  Wesen  der  Götter  versjmtteten 
oder  liekämpften.  Freilich  war  diese  Polemik  eine  sehr  verschieden- 
artige.    Die  Einen  suchten,  wie  Anaxagoras,   mit  wahrhaft  philoso- 


58  MATERIALISMUS   U.ND   ATHEISMUS. 

phischem  Sinne  sich  aus  der  Volksreligion  zu  einem  erhabeneren 
und  lautereren  Gotteshegriffe  zu  erheben.  Die  Anderen  wollten  über- 
haupt keine  Abhängigkeit  des  Menschen  von  gottlichen  Gewalten  an- 
erkennen. Daneben  tauchten  neue  Richtungen  der  Philosophie 
und  damit  neue  Gegensätze  gegen  die  Religion  auf.  So  entwickelte 
sich  im  Anschlüsse  an  die  Naturphilosophie  die  Lehre  des  Demo- 
kritos,  der  ein  Menschenalter  junger  als  Anaxagoras  war  und  wäh- 
rend der  ersten  Hälfte  des  peloponnesischen  Krieges  grofsen  Einfluss 
erlangte.  Er  zog  aus  den  früheren  Forschungen  das  Ergebnis», 
dass  es  kehi  anderes  Sein  als  ein  köq)erliches  und  keine  bewegende 
Kraft  als  die  Schwerkraft  gebe.  In  seiner  mechanischen  Welt  war 
für  den  Gott  des  Anaxagoras,  für  eine  nach  Zwecken  handelnde 
InteUigenz  kein  Raum;  er  gestattete  den  Göttern  des  Volks  nur  als 
Dämonen  ein  wenig  ehrenvolles  Dasein  und  erklärte  die  hergebrachten 
Religionsideen  als  hervorgegangen  aus  den  Eindrücken  ei*schrecken- 
der  Naturereignisse. 

Auch  diese  Lehre  fand  in  Athen  Eingang  und  erschütterte  mit 
der  Sophistik  vereinigt  manches  sonst  gläubige  Gemüth.  Das  be- 
kannteste Beispiel  war  Diagoras  aus  Melos,  ein  lyrischer  Dichter 
und  ernst  gesinnter  Mann,  der  Vertraute  des  Gesetzgebers  Nikodoros 
aus  Mantineia  in  jener  Zeit,  als  die  arkadische  Stadt  sich  der  Ab- 
hängigkeit von  Sparta  entzog  und  ein  selbständiges  Gemeinwesen 
herstellte.  Diagoras  kam  dann  nach  Athen  und  obwohl  er  früher 
ein  frommer  Sänger  gewesen  war,  ergriff  ihn  nun  die  Macht  des 
Zweifels;  er  wurde,  wie  es  heilst,  unter  persönlichem  Einflüsse 
Demokrits  ein  kecker  Freigeist,  verhöhnte  die  Götter,  die  er  zuvor  ge- 
priesen hatte,  und  schleuderte  den  hölzernen  Herakles  in  das  Feuer, 
damit  er  seine  dreizehnte  Kraftprobe  bestehe.  Am  meisten  aber 
verletzte  er  das  Gefühl  der  Athener  durch  die  Missachtung  ihrer 
Mysterien,  deren  Lehren  er  der  Oeft'entüchkeit  und  dem  Spotte 
preisgab*'). 

So  steigerten  und  vervielfältigten  sich  die  Angriffe  auf  die 
Religion;  die  grofse  Menge  vermochte  den  Unterschied  zwischen 
Philosophie  und  Sophistik  nicht  zu  erkennen ;  für  sie  wai'  die  völlige 
Unsicherheit  das  Endergebniss  jener  geistigen  Bewegungen,  und 
mit  Ausnahme  derer,  welche  durch  den  Zug  innerer  Frömmigkeit 
geleitet  am  Alten  festhielten  und  sicli  aus  der  väterlichen  Ueber- 
lieferung  den  edlen  Gehalt  religiöser  und  sittlicher  Wahrheit  anzu- 
eignen wussten,  verwarfen  die  Meisten  Alles  und  schwammen  halt- 


PRIRSTERLICHB   REACTION.  59 

los  im  Strome  der  Zeitrichtimg  fort,  ohne  für  das  Verlorene  einen 
Ersatz  zu  fmden. 

An  den  Priestern  fand  die  Religion  keinen  Schutz.  Freilich 
ermannten  sie  sich  zuweilen  in  zornigem  Eifer  für  ihre  Götter  und 
wollten  nicht  zugeben,  dass  die  lebendigen  Wirkungen  persönlicher 
Wesen  durch  das  Walten  blinder  Naturgesetze  verdrängt  würden. 
In  der  Person  des  Diopeithes  hatte  sich  unter  kluger  Benutzung 
der  damaligen  Parteikämpfe  die  priesterliche  Autorität  wieder  zu 
einer  Macht  im  Staate  erhoben.  Anaxagoras  wurde  ihr  Opfer,  und 
wer  nur  mit  ihm  in  irgend  einer  Bei-ührung  gestanden  hatte,  wurde, 
wie  Thukydides  der  Geschichtsschreiber,  der  Freigeisterei  verdächtigt. 
Auch  Diagoras  wurde  geächtet  (91,  2;  411);  es  wurde  ein  Preis 
auf  seinen  Kopf  gesetzt  und  man  versuchte  sogar,  seuie  Verfolgung 
zu  einer  gemeinsam  hellenischen  Angelegenheit  zu  machen.  Prota- 
goras  u.  A.  wurden  als  Gottesläiigner  verfolgt.  Aber  was  half  ein 
Fanatismus,  der  bei  einzehien  Gelegenheiten  aufloderte  und  einzelne 
Strafgerichte  gegen  die  Ketzer  erzielte?  Es  war  kein  priesterlicher 
Stand  vorhanden,  welcher  das  sittliche  Bewusstsein  zu  leiten,  den 
Volksglauben  zu  vertreten  und  den  in  ihm  enthaltenen  Schatz  von 
Gotteserkenntniss  zu  pflegen  wusste.  Delphi  war  machtlos  und 
seine  Weisheit  abgelebt.  Nirgends  war  eine  Autorität  in  geistigen 
Dingen  vorhanden;  es  gab  keine  Norm  und  Regel,  keine  feste 
Grundlage  des  nationalen  Glaubens;  es  war  also  auch  kein  Unter- 
richt mögüch,  welcher  die  Grundzüge  desselben  der  Jugend  ein- 
prägte; die  altväterliche  Weisheit,  welche  sie  aus  den  Sprüchen 
Hesiods  lernte,  konnte  den  Anfechtungen  der  Gegenwart  nicht  Stand 
halten;  und  es  drohte  mit  dem  Verfalle  von  ReHgion  und  Sitte  auch 
dem  Staate  trotz  seiner  jüngsten  Erhebung  ein  unvermeidlicher 
VerfaU^«). 

Sollte  hier  geholfen  werden,  so  musste  es  von  anderer  Seite 
geschehen  und  zwar  von  Seiten  der  Philosophie  und  der  Kunst.  Die 
erslere  musste  das  gut  machen,  was  die  Sophistik  geschadet  hatte, 
sie  musste  durch  tieferes  Nachdenken  die  in  Missachtung  gekom- 
menen Sittengesetze  wieder  zu  Ansehn  bringen  und  die  das  Ge- 
meindeleben erhaltenden  Kräfte  der  bürgerlichen  Gesellschaft  stärken. 
Die  Kunst,  und  namentHch  die  Dichtkunst,  nuisste  sich  als  Lehrerin 
und  Leiterin  des  Volkes  bewähren;  sie  musste  in  dem  selbstsüch- 
tigen Treiben  des  Alltagslebens  die  idealen  Richtungen  vertreten, 
die    nationalen    Ueberlieferungen    in    Ehren  erhalten  und  gegen  die 


60  DIE   TRAGISCHE   BÜU.NE. 

auflösende  Richtung  des  Zeitgeistes  ein  heilsames  Gegengewicht 
ausüben.  Die  Kunst  der  Alten  war  ja  kein  äufserer  Schmuck  des 
Lebens,  den  man  nach  Umständen  anlegen  und  ablegen  konnte; 
sie  war  nicht  ein  Luxus,  dessen  man  sich  in  guten  Tagen  erfreute, 
während  er  in  schlimmen  Zeiten  von  selbst  wegfiel.  Sie  war  viel- 
mehr eine  unentbehrliche  Seite  des  öffentlichen  Lebens,  namentlich 
in  Atiien;  sie  war  eine  Macht  im  Staate;  sie  ersetzte,  was  die 
Religion  vermissen  liefs,  sie  war  der  Ausdruck  des  Gemeindegefuhls 
und  da  Athen  der  öffentlichen  Aufführungen  nicht  entbehren  konnte, 
so  kam  sehr  viel  darauf  an,  wie  die  Dichter  beschaffen  waren,  welche 
die  Stücke  Ueferten.  Gute  Dichter  waren  ein  wesentliches  Staats- 
bedürfniss  und  darum  kam  auch  die  Komödie,  so  weit  sie  einen 
ernsten  uml  patriotischen  Charakter  hatte,  in  diesen  Zeiten  wieder- 
holt auf  dies  Bedürfniss  zurück  und  sprach  es  als  tiefbegrundetes 
Verlangen  der  Gemeinde  aus,  Tragödiendichter  von  edler  Kunst  und 
treuer  Gesinnung  zu  besitzen. 

Denn  vor  allen  anderen  Gattungen  der  Kunst  war  ja  das  ernste 
Drama  zu  einer  bedeutenden  Wirkung  berufen.  Es  war  die  an 
Mitteln  reichste,  die  öffentlichste,  die  am  meisten  an  die  ganze 
Bürgerschaft  gerichtete  Kunstart;  sie  war  auch  am  meisten  eine 
echt  attische,  welche  besonders  dazu  beitrug,  Athen  als  die  geistige 
Hauptstadt  von  Griechenland  zu  kennzeichnen.  Das  attische  Theater 
war  zugleich  das  Thealer  von  Hellas  und  wer  immer  Verlangen 
trug,  die  Kunstleistungen  kennen  zu  lernen,  von  denen  keine  Be- 
schreibung einen  Begriff  machen  konnte,  oder  wer  sich  selbst  ein 
Talent  zutraute,  das  er  ausbilden  oder  bewaliren  wollte,  der  wan- 
derte nacli  Athen,  wo  man  einer  freien  Cpncurrenz  keinerlei  Hinder- 
nisse in  den  Weg  legte. 

So  kennen  wir  schon  jenen  Ion  von  Chios,  welcher,  mit  der 
ganzen  Vielseitigkeit  eines  echten  loniers  ausgestattet,  als  Dichter 
und  Prosaiker,  in  der  Elegie  und  im  Drama  unter  den  Athenern 
glänzte.  Aus  Eretria  stammte  Achaios,  des  Sophokles  jüngerer 
Zeitgenosse,  der  in  Athen  einen  dramatischen  Sieg  errang  und 
namentlich  dem  Satyrspiele  durch  geistreiche  Erfindungskraft  neuen 
Reiz  zu  verleihen  wusste;  aus  dem  arkadischen  Tegea  Aristarchos, 
welcher  sich  so  in  Athen  einbürgerte,  dass  er  auf  den  Brauch  der 
attischen  Bühne,  was  den  Umfang  der  einzelnen  Dramen  betrifft, 
einen  liestimmenden  Einfluss  gewonnen  haben  soll;  endüch  Neophron 
aus  Sikyon,  ein  ungemein  fruchtbarer  Dramatiker,  welcher  mit  glück- 


DIE   TRAGISCHE   BÜHNE.  61 

lichem  Takte  neue  Stoffe  in  den  Kreis  der  Bülmendiclitiing  herein- 
zog, so  z.  B.  die  Sage  der  Medea.  Dieser  leliendige  geistige  Ver- 
kehr mit  dem  Auslande  wurde  natürlich  durch  den  Krieg  erschwert 
und  gehemmt:  namentlich  im  letzten  Abschnitte  desselben  konnte 
Athen  nicht  mehr  wie  sonst  ein  Sammelplatz  der  wetteifernden 
Talente  Griechenlands  sein  und  das  Unglück,  welches  am  Ende 
desselben  die  politische  Macht  Athens  zerstörte,  wurde  auch  für 
die  Bühne  der  Stadt  eine  verhängnissvolle  Epoche,  indem  ein  Jahr 
vor  der  Belagerung  und  Uebergabe  Sophokles  starb  (93,  3;  405). 
Mit  Becht  pries  ihn  Phrynichos  in  seinen  *Mu8en\  welche  gleich- 
zeitig mit  den  'Fröschen'  des  Aristophanes  aufgeführt  wurden,  als 
einen  hochbegnadigten  Mann,  weil  er  nach  einem  langen  Leben 
und  reich  gesegneten  Wirken  geschieden  sei  ohne  vom  Missge- 
schicke getroffen  zu  sein.  Wie  seine  Dichtung  der  Spiegel  ist,  in 
welchem  uns  die  Herrlichkeit  Athens  am  vollsten  entgegenstrahlt, 
so  ist  sein  I^ben  der  anschaulichste  Mafsstab  ihrer  kurzen  Dauer. 
Er  sang  den  Päan  des  Siegs,  als  die  Sonne  des  Glücks  aufstieg, 
und  er  starb  ehe  sie  völlig  erlosch.  Auch  seiner  Grabesehre  sollte 
durch  den  Krieg  nichts  genommen  werden;  ungestört  von  den 
feindlichen  Streifschaaren  ging  die  Todtenfeier  auf  Kolonos  von 
Statten,  und  die  Sage  dichtete  anmuthig  hinzu,  dass  Dionysos  selbst, 
der  Gott  der  attischen  Bühne,  für  seinen  Liebling  gesorgt  habe, 
indem  er  im  Traume  die  Weisung  gegeben,  den  grofsen  Dichter 
zu  ehren**). 

Auch  nach  seinem  Tode  lebte  seine  Dichtung  fort.  Denn  sein 
letztes  Werk,  der  Oedipus  auf  Kolonos,  welcher  das  Ende  des 
Königs  in  einer  besonders  erhal)enen  Dichtung  als  den  versöhnen- 
den Abschluss  eines  mit  Noth  und  Schuld  beladenen  Menschen- 
lebens darstellt,  wurde  von  dem  jüngeren  Sophokles,  seinem  Enkel, 
94,  3  (401  März)  auf  die  Bühne  gebracht.  Auch  Aeschylos  lebte 
nicht  nur  wie  ein  Heros  im  Andenken  der  Athener  fort,  sondern 
auch  seine  Kunst  vererbte  sich  bis  in  das  vierte  Geschlecht.  Sein 
Sohn  Euphorion,  sein  Neffe  Philokles,  so  wie  der  Sohn  dessell)en, 
Morsimos,  und  der  Enkel,  Namens  Astydamas,  waren  dramatische 
Dichter,  und  es  ist  in  der  That  ein  merkwürdiges  Zeugniss  für  den 
festen  und  stütigen  Familienzusammenhang,  welcher  der  neuerungs- 
süchtigen und  ruhelosen  Zeit  ungeachtet  noch  immer  in  Athen  zu 
ffnden  war,  dass  der  W^ettkampf  zwischen  den  beiden  Meistern  in 
verschiedenen  Generationen   ihrer   Nachkommen  fortgesetzt   wurde, 


62  DIE   NACHZÜGLER 

Philokles  rang  noch  mit  Sopliokles  seihst  um  den  Pixels  und  ver- 
mochte üher  den  'König  Oedipus'  zu  siegen;  Astydamas  aber  und 
der  jüngere  Sophokles  standen  in  der  Zeit  nach  dem  Kriege  als 
die  fruchtharsten  Bühnendicliter  Athens  einander  gegenüber.  Die 
Künstlerfamihen  wurden  Kunstschulen,  in  denen  der  Stil  der  Meister 
mit  Pietät  festgehalten  und  gepflegt  wurde.  Audi  die  alten  Stücke 
wurden  wieder  aufgeführt;  für  Aeschylos  war  es  durch  besonderen 
Volksbesclüuss  festgestellt  worden,  dass  keinem  Dichter  der  Chor 
versagt  werden  sollte,  welcher  von  seinen  Stucken  eines  auf  die 
Bühne  bringen  wollte,  und  es  wäre  ohne  Zweifel  ein  Gewinn  für 
Athen  gewesen,  wenn  man  häuiiger  zu  den  klassischen  Werken 
zurückgekehrt  wäre  und  an  ihnen  sich  erhaut  hätte.  Aber  das 
Puhlikum  wollte  Ahwechsclung,  die  hohen  Jahresfeste  des  Dionysos 
verlangten  neue  Stücke  und  so  geschah  es,  dass  }>ei  der  zunehmen- 
den Gewandtheit  in  Behandlung  von  Sprache  und  Vers  immer  mehr 
Leute  aus  allen  Ki'eisen  sich  herandrängten  und  die  Zahl  derer 
immer  gröfser  wurde,  welche  ohne  gelK)rene  Dichter  zu  sein  sich 
im  Drama  vei^suchten  und  mit  melur  oder  weniger  Glück  den  Alt- 
meisteni  nachdichteten  ^***). 

So  fand  sich  eine  grofse  Anzahl  von  Poeten  zweiten  Ranges 
in  Athen  beisammen  und  wusste  sich  eine  gewisse  Anerkennung 
zu  verschaflen,  ohwolü  sie  nur  durch  äufsere  Kunstmittel  und  einen 
gewissen  Grad  allgemeiner  Bildung  (he  Kraft  des  Genius  ersetzten. 
Was  ihnen  fehlte,  verschwieg  die  Komödie  nicht,  welche  mit  wach- 
samem Auge  dem  Gange  der  tragischen  Kunst  folgte,  und  manche 
jener  dilettantischen  Nachzügler  wurden  mit  bitterm  S|)Otte  von  ilir 
gegeifselt.  So  Theognis,  ein  Mitghed  des  Kollegiums  der  Dreifsig, 
den  der  atlische  Witz  den  Schneemann  nannte,  weil  seine  Poesie 
eine  gemachte  und  frostige  war.  *Ganz  Thrakien',  meldet  ein  Ge- 
sandter in  Aristophanes  *Acharnern',  'war  eingeschneit  und  alle 
'Flüsse  starrten  von  Eis;  es  war  um  diesell)e  Zeit  als  Theognis  in 
'Athen  um  den  Bühnenpreis  warb',  als  wenn  die  Beschaflenheit  seiner 
Stücke  mit  der  absonderlichen  Winterkälte  jenes  Jahres  hi  Zusammen- 
hang stände.  So  preist  Aristophanes  die  Heize  des  Frühüngs  unter 
der  Bedingung,  dass  Morsimos,  des  Philokles  Sohn,  während  des- 
selben kein  Stück  zur  Aufführung  bringe.  An  Sthenelos  wird  ge- 
rügt, dass  er  sich  mit  fremden  Federn  schmücke;  Karkinos  wird 
mit  seiner  ganzen  poetischen  Sippschaft  wegen  seiner  llhythmen 
verhöhnt,  deren  gesuchte  Zierlichkeit  den  Spott  herausforderte  und 


DER    GR08SBN  MBIfiTER.  63 

nicht  besser  erging  es  (lern  Meletos,  einem  Manne,  der  schon  seit 
88,  4  (425)  in  Athen  viel  von  sich  sprechen  machte.  Er  war  ein 
unruhiger  Kopf,  lebliaften  Geistes  und  talentvoll,  aber  charakterlos 
und  von  ungeordnetem  Lebenswandel;  als  Dichter  suchte  er  sich 
erst  durch  lyrische  Versuche,  dann  auf  der  Bühne  Geltung  zu  ver- 
schaffen, indem  er  dem  Aeschylos  nacheiferte  und  eine  Oedipodie  zu 
dichten  wagte.  Alier  auch  seine  Stücke  entbehrten  der  inneren 
Wärme,  die  nur  der  Genius  zu  verleihen  vermag,  und  darum  lässt 
Aristophanes  ihn  in  seinem  'Gei7tades'  (noch  Ol.  96)  zum  Hades 
hinabsteigen,  um  bei  seiner  eigenen  Armsehgkeit  von  den  verstor- 
benen Meistern  Hülfe  zu  erbitten,  d.  h.  die  wahre  Poesie  ist  mit 
Aeschylos  und  Sophokles  untergegangen  und  die  noch  lebenden  Poeten 
fristen  ihr  Dasein  nur  von  den  Brosamen,  welche  sie  an  dem  reichen 
Tische  der  alten  Meister  auflesen.  AelmUch  sagt  Aristophanes  von 
einem  der  jüngeren  Dichter,  er  lecke  an  den  Lippen  des  Sophokles, 
'wie  an  einem  Fasschen,  das  von  Honig  ül)erfliefst' *°). 

Ein  Dichter  von  ungleich  bedeutenderer  Eigenthümlichkeit  war 
Agathon,  des  Tisamenos  Sohn,  das  Musterbild  eines  feinen  geist- 
reichen Atheners.  Schön  von  Gestalt,  reich,  freigebig,  liebenswür- 
dig, war  er  ein  Mittelpunkt  der  höheren  Gesellschaft,  welche  sich 
gerne  an  seinem  gastlichen  Tisch  versammelte  und  mit  einer  nicht 
ganz  uneigennützigen  Freundschaft  an  seinen  Triumphen  Antheil 
nahm.  Er  hatte  schon  vor  der  sicilischen  Unternehmung  seine 
ersten  Dichtersiege  gewonnen,  und  so  weit  eine  ausgesuchte  Bil- 
dung, ein  lebhafter  Geist,  und  der  volle  Besitz  aller  Kunstmittel  zu 
solchen  Erfolgen  berechtigte,  hatte  er  ehien  gegründeten  Anspruch 
darauf.  Mit  grofsem  Geschicke  wusste  er  die  sophistische  Bildung 
füi'  die  Bühne  zu  verwerthen  und  in  einer  dem  Geschmacke  der 
Zeit  sehr  angemessenen  Weise  die  rhetorische  Kunst,  worin  er  des 
Gorgias  Schüler  war,  mit  der  Poesie  zu  verbinden.  Hier  also  war 
ein  Versuch  zur  Fortbildung  des  Dramas.  Ei*  wollte  nicht  blofs 
nachdichten;  er  fühlte,  dass  die  dramatische  Kunst  nicht  in  stereo- 
typen Formen  verharren  dürfe,  wenn  sie  eine  Wirksamkeit  in  der 
Gegenwart  haben  solle.  Wie  selbständig  er  in  der  Wahl  seiner 
Stoffe  war,  zeigen  schon  die  Namen  seiner  Stücke,  denn  während 
die  herkömmlichen  Tragödien titel  den  Inhalt  in  der  Regel  leicht 
errathen  lassen,  so  ist  der  Name  'Anthos',  die  Blume,  wie  ein  Stück 
von  Agathon  hiefs,  durchaus  räthselhaft  und  giebt  zu  erkennen,  wie 
sehr  er  sich  von  der  Ueberlieferung  der  attischen  Bühne  entfernte, 


64  DER    DICHTER   AGATHON. 

Er  war  gcschickl  im  Plane,  neu  in  seinen  Gedanken,  aber  freilicfa 
war  in  seinen  Slncken  mehr  Glanz  als  Warme,  mehr  Witz  als  Tiefe 
des  Denkens  und  Fühlen»,  und  man  merkle,  dass  die  Rhetorik  aus- 
heilen musste,  wo  ein  Mangel  an  schöpferischer  Kraft  sich  iulilbar 
machte.  Agathon  war  kein  männlicher  Charakter;  er  war  weich- 
hell,  verwöhnt,  eitel;  er  stand  nicht  wie  der  wahre  Dichter  in  der 
Macht  höherer  Gewalten,  so  dass  er  sich  in  seinen  W'crken  Tergab, 
sondern  er  spiegelte  sich  in  ihnen  und  diese  Selbstgefälligkeit  blickte 
überall  durch.  Aristophanes  schildert  ihn,  wie  sein  Diener  ein 
Myrrhenopfer  darbringt  und  das  Haus  durchräuchert,  wenn  der 
Herr  sich  zum  Dichten  anschickt.  In  pomphaften  Eingängen  vnxi 
der  ganze  Musenchor  herbeigerufen  und  mit  diesem  Schwulste  steht 
dann  die  Leerheit  und  Nüchternheit  des  Werks  in  um  so  gröfserem 
Contraste.  Denn  seine  Starke  bestand  in  einer  künstlichen  Tech- 
nik, welche  das  Gemüth  nicht  erwärmen  konnte;  das  Jagen  nach 
kleinen  Elfecten,  welche  namentlich  durch  überraschende  Redefiguren 
und  Wortspiele  erreicht  werden  sollten,  ermüdete;  die  Gesamtwir- 
kung fehlte,  welche  in  dem  inneren  Zusammenhange  eines  tief  durch- 
dachten  Dramas  ruht,  uiul  der  Dichter  erkannte  selbst  seine  drama- 
tische Schwäche  an,  indem  er  seine  Stücke  mit  eingelegten  Gesängen, 
den  sogenannten  EmboUma,  welche  mit  der  Handlung  des  Stücks 
in  keinem  Zusammenhange  standen,  aufzuputzen  suchte  ^^). 

So  stand  es  mit  der  dramatischen  Kunst  in  Athen.  Entweder 
eine  volle  Abhängigkeit  von  den  classischen  Mustern,  wie  sie  sich 
namentlich  in  den  Familienschiüen  der  beiden  Meister  erhielt,  oder 
es  wurden  Neuerungen  versucht,  in  denen  dem  Geschmacke  der 
Zeit  gehuldigt  wurde.  W'as  in  beiden  Richtungen  geleistet  wurde, 
lässt  sich  im  Einzelnen  nicht  beurteilen,  da  die  aus  ihnen  hervor- 
gegangenen Werke  verloren  sind  und  ihr  Andenken  fast  spurlos 
verklungen  ist.  Dies  kommt  aber  daher,  dass  in  der  Zeit,  in  welcher 
äl>er  die  dramatische  Literatur  von  Athen  ein  kritisches  Urteil  sich 
feststellte,  jene  Neuerungen  nur  als  Verfall  der  echten  Kunst  ange- 
sehen und  Agathons  Werke  deshalb  el)en  so  wohl  wie  die  hlofsen 
Nachahmer  des  Aeschylos  und  Sophokles  der  Vergessenheit  anheim 
gege})en  wurden. 

Nur  ein  Dichter  hat  sich  Bahn  gebrochen.  Mit  fruchtbarer 
Geisteskrad  hat  er  sich  aus  der  Menge  mittelmäfsiger  Kunstgenossen 
erhol>en  und  einen  solchen  Ruhm  gewonnen,  dass  er  von  seinen 
grofsen  Vorgängern    nicht   verdunkelt   wurde,    sondern  als    Dritter 


DER   DRITTE   TRAGIKER.  65 

neben  ihnen  einen  Platz  gewann.  Wohl  vertritt  ein  Jeder  der  drei 
eine  Epoche  in  der  attischen  Geschichte;  aber  Aeschylos,  der  Ma- 
rathon kämpfer,  und  Sophokles,  der  Zeuge  der  perikleischen  Zeit, 
süinden  auf  einem  Boden  zusammen;  es  war  eine  ältere  und  eine 
jüngere  Zeit,  ein  machtiger  Fortschritt  von  einer  zur  anderen,  aber 
kein  Bruch.  Wie  Kimou  und  Perikles  sich  mit  einander  verstan- 
digen konnten,  so  konnten  sich  auch  die  poetischen  Vertreter  ihrer 
Zeit  in  geistiger  Gemeinschaft  fühlen.  Sophokles  erlebte  die  ganze 
Umwälzung,  welche  der  Krieg  herl>eiführte,  er  lebte  in  dersell)en 
Atmosphäre  wie  Agathon  und  Euripides  und  unter  denselben  Ein- 
flüssen, aber  er  ragte  in  seiner  Dichtergröfse  aus  dem  niederen 
Dunstkreise  liervor  und  liefs  sich  durch  die  gährende  Bewegung 
einer  in  sich  zerfallenden  W^elt  die  Harmonie  seines  Geistes  nicht 
stören.  Euripides  aber  stand  mitten  in  der  Bewegung  der  Gegen- 
wart, war  vöUig  von  ihr  ergriffen  und  seine  Bedeutung  liegt  darin, 
dass  er  Kraft  und  Muth  genug  besafs,  in  dieser  Zeit  und  für  die- 
selbe die  dramatische  Kunst  weiter  zu  bilden.  Wie  gewaltig  aber 
die  Veränderung  gewesen  ist,  welche  Athen  in  den  Kriegsjahren 
erlebt,  leuchtet  aus  der  Vergleichung  der  beiden  Dichter  am  deut- 
lichsten hervor.  Man  sollte  glauben,  dass  ein  langes  Menschenalter 
zwischen  ihnen  läge,  und  doch  ist  Euripides  nur  sechzehn  Jahre 
jünger  als  Sophokles  und  noch  vor  diesem  gestorben. 

Euripides,  der  Sohn  des  Mnesarchos,  war  einem  edlen  Hause 
entsprossen.  Er  wuchs  in  wohlhabenden  Verhältnissen  auf  und 
hatte  reichliche  Gelegenheit  alle  Bildungsmittel  zu  benutzen,  welche 
seine  Vaterstadt  der  Jugend  anbot.  Er  war  ein  eifriger  Schüler 
des  Anaxagoras,  des  gewaltigen  Denkers,  welcher  auf  die  verschie- 
densten Geister  so  mächtig  eingewirkt  hat,  und  seine  herrliche 
Schilderung  des  wahren  Weltweisen,  in  dessen  Bilde  die  Zeitgenossen 
den  Anaxagoras  erkannten,  bezeugt,  wie  tief  er  die  Aufgabe  der 
Philosoplue  erfasste.  Er  verkehrte  mit  Sokrates,  er  nahm  an  den 
vielseitigen  Bestrebungen  der  Sophisten  eifrigen  Antheil;  in  seinem 
Hause  las  Protagoras  die  Schriften  vor,  um  deren  willen  er  als 
Gottesläugner  verfolgt  wurde.  Aufserdem  sammelte  Euripides  die 
Schriften  der  alten  Philosophen,  von  denen  Herakleitos  besonders 
einen  tiefen  Eindruck  auf  ihn  machte.  Diese  Studien  waren  ihm 
die  wichtigste  Angelegenheit,  und  wenn  er  nicht  den  Streitreden 
der  Sophisten  zuhürte,  so  war  er  am  liebsten  bei  seinen  Bücher- 
rollen,   indem    er   forschend    und    grübelnd    den  Wegen  nachging, 

CurtiuB,  Gr.  Gesch.    III.  5 


66  EURIPIDBS   GEB.    IN    SALAMIS    75,    1;    480. 

auf  welchen  der  Gedauke  der  Hellenen  sich  üher  gottliche  und 
menschliche  Dinge  klar  zu  werden  versucht  hatte.  Dennoch  machte 
er  diese  Beschäftigung  nicht  zu  seiner  Lebensaufgabe;  Studium  und 
Forschung  befriedigten  ihn  nicht.  Er  hatte  ein  zu  erregtes  Gemüth 
und  eine  zu  lebhafte  Einbildungski*aft;  er  hatte  eine  glänzende  Gabe 
der  Erfindung  und  Darstellung  und  diese  führte  ihn  zur  drama- 
tischen Dichtung*^). 

Aber  auch  hier  wartete  seiner  eine  schwere  Aufgabe.  Der 
hohe  Stil  der  sophokleischen  Dichtung  war  keiner  weiteren  Voll- 
endung iahig;  wollte  er  also  aus  dem  Kreise  der  blofsen  Nach- 
ahmer hervortreten,  so  musste  er  die  neue  Bewegung  der  Geisler 
auf  die  Bühne  bringen;  er  musste  die  Plülosophie  des  Tages  für 
das  Drama  verwerthen,  und  dieser  Aufgabe  hat  er  sich  in  der  That 
mit  einer  Ausdauer  und  Treue  hingegeben,  welche  für  die  Elnergie 
seines  Charakters  eui  um  so  i*ülimUcheres  Zeugniss  ablegt,  je  un- 
günstiger im  Allgemeuien  die  Zeiten  für  die  Dichtkunst  waren  und 
je  schmerzlicher  Um  Anfeindung,  Ki^änkung  und  Zurücksetzung 
trafen. 

Es  war  ein  Unglück  für  ihn,  dass  er  seinen  groüsen  Vor- 
gänger nicht  überlebte,  weil  er  deshalb  nie  zum  vollen  Genüsse 
seines  Ruhms  gekommen  ist.  Denn  so  wetterwendisch  auch  die 
Athener  in  vielen  Stücken  waren  und  so  sein*  sie  sich  während 
der  Kriegsjahre  verändert  hatten,  so  hingen  sie  dennoch  aus  Ge- 
wöhnung und  einem  richtigen  Kunstgefülile  dem  alten  Stile  des 
Dramas  an,  und  so  lebhaftes  Interesse  Euiipides  erregte,  so  er- 
schien die  Verbindung  von  Kunst  und  Sophistik,  von  Reflexion 
und  Poesie  doch  als  etwas  Ungehöriges.  Sophokles  bheb  der  Clas- 
siker;  ihm  wurden  JJahr  aus,  Jahr  ein  die  ersten  Preise  zuerkannt, 
während  Euripides  von  mehr  als  neunzig  Stücken  nur  etwa  filnf 
gekrönt  sah.  Alle  Freunde  des  Alten  waren  grundsätzlich  gegen 
ihn,  vor  Allen  Aristophanes;  aber  obwohl  dieser  und  die  mit  ihm 
übereinstimmten,  die  Schwächen  der  neuen  Gattung  wohl  erkannten, 
wussten  sie  doch  auch  keine  anderen  Bahnen  für  eine  Forient- 
wickelung  des  Dramas  anzugeben  und  noch  weniger  auf  solche 
Dichter  hinzuweisen,  welche  etwa  einen  richtigeren  Weg  einschlügen. 
Indessen  arbeitete  Euripides  nicht  vergel>ens.  Je  mehr  die  Zahl 
fruchtbarer  Dichter  sich  lichtete,  um  so  mehr  gewann  er  Anklang 
und  Einfluss,  und  gegen  Ende  des  Kriegs  war  er  der  eigentliche 
Dramatiker  des  Volks,   der  Liebhng  des  grofsen  Publicums.     Man 


GESTORBEN    IN    PELLA    93,   3;    406w  67 

freute  sich  der  Keckheit  und  Selhständigkeit,  mit  welcher  er  die 
alten  Sagen  behandelte  und  sie  so  lebendig  darzustellen  wusste, 
dass  man  die  mythischen  Ereignisse  wie  Vorgänge  der  Gegenwart 
zu  erleiden  glaubte.  Der  geringe  Mann  war  des  dunklen  Pathos  der 
«Uten  Tragödie  müde  und  gab  sich  mit  Behagen  dem  Dichter  hin, 
welcher  ihm  Alles  verstandlich  und  mundgerecht  machte,  der  seine 
Sprache  redete  und  ihm  solche  Helden  vorführte,  welche  er  wie 
seines  Gleichen  ansehen  konnte.  Seine  Verse  prägten  sich  ihm 
leicht  ein;  seine  Lehrspräche  gingen  als  gangbare  Münze  von  Uand 
zu  Hand;  seine  Stücke  wurden  mit  Entzücken  gehOrt  und  viel  ge- 
lesen; denn  gerade  damals  bildete  die  Verbreitung  von  Schriften  ein 
sein*  schwunghaftes  Gewerbe  in  Athen.  Für  eine  Drachme  konnte 
man  die  Werke  des  Anaxagoras  auf  dem  Mai^kte  haben  und  die  Un- 
bekann  tschaft  mit  densell>en  galt  für  einen  solchen  Mangel  an  Bil- 
dung, dass  es  eine  Grobheit  war,  sie  bei  attischen  Geschworeneu 
vorauszusetzen.  Als  ProUigoras  der  Prozess  gemacht  wurde,  er- 
streckte sich  die  gerichthche  Verfolgung  auch  auf  seine  Schriften 
und  alle  verkauften  Exemplare  mussten  an  die. Behörden  ausgeliefert 
werden. 

Es  herrschte  eine  wahre  Lesewuth  im  attischen  Pubhcum  und 
selbst  die  Wärterinnen  der  Tragödie  berufen  sich  auf  ilire  aus  alten 
Schriften  gewonnene  Kcnntniss  der  Sagen.  In  der  Lektüre  war 
der  Athener  unabhängiger  von  der  Tradition  der  Bühne  und  gab 
sich  unbefangener  dem  Gefühle  der  Befriedigung  liin,  welches  ihm 
der  Dichter  gewährte,  in  dem  er  sich  und  seine  Zeit  wiederfand. 
Darum  begleiteten  ihn  die  Stücke  desselben  zu  Wasser  und  zu  Lande 
und  trösteten  ihn  in  der  Fremde  und  im  Elende*^). 

Dennoch  bUeb  Euripides  nicht  in  der  Mitte  seiner  Mitbürger. 
Er  folgte  um  93,  1  (408)  als  betagter  Mann  der  Einladung  des 
Königs  Archelaos  nach  Makedonien,  wo  die  neue  hellenische  Cul- 
tur,  die  sich  dort  entwickelte,  ihn  anzog.  Er  war  einer  der  Ersten, 
welche  die  dramatische  Muse  Athens  zu  Nichtgriechen  führten;  er 
hatte  ein  Vorgefühl  davon,  dass  die  Blütlie  hellenischer  Kunst  be- 
stimmt sei,  ein  Gemeingut  aller  Völker  zu  werden,  die  sich  zu 
einer  höheren  Gesittung  emporarbeiteten.  Wie  Aeschylos  die  Grün- 
dungen Hierons,  so  hat  er  die  des  Archelaos  besungen,  und  wenn 
er  den  König  verherrlicht,  der  den  alten  Heroen  gleich  durch  Bah- 
nung und  Sicherung  der  Heerstrafsen  die  Landescultur  im  Norden 
begiündete,    wenn  er  die   uralten  Musensitze    im    pierischen  Ufer- 

5* 


68  DER   CHARAKTER    DES    EURIPIDES 

lande  glöckiicli  preist,  wo  jetzt  wieder  hellenische  Feste  erbhlhten, 
so  erkennt  man,  wie  frnchthare  Anregung  dein  Dichter  durch  seine 
Uebersiedelung  zu  Theil  wurde.  Indessen  fand  er  auch  hier  Feinde, 
weiche  ihm  den  Genuss  der  könighchen  (i^uiist  missgönnten,  und 
nach  zweijährigem  Aufenthalte  in  Pella  wurde  der  74jährige  Greis, 
wie  es  scheint,  ein  Opfer  ihrer  Tücke  *^). 

Wenn  Euripides  mehr  als  Sophokles  ein  Kind  seiner  Zeit  ge- 
nainit  werden  kann,  so  soll  damit  nicht  gesagt  werden,  dass  jene 
Richtungen,  welche  mit  dem  sittlichen  Verfalle  Athens  zusammen- 
hängen, ihn  ganz  l)eherrscht  und  den  höheren  Zielen  seiner  Vor- 
gänger entfremdet  hätten.  Er  stand  nicht  nur  im  Lehen  und  Wandel 
lauter  da  und  war  von  der  leichtfertigen  Geringschätzung  väterUcher 
Sitte  weit  entfernt,  sondern  es  war  auch  in  ihm  eine  ide<ile  Rich- 
tung von  grofser  Stärke  und  Tiefe.  Er  hatte  ein  lebendiges  reli- 
giöses Bedfirfniss,  eine  warme  Liehe  zu  stiller  Betrachtung  göttlicher 
und  menschlicher  Dinge,  einen  iniwiderstehlichen  Trieb,  die  Räthsel 
der  Weltregierung  zu  verstehen,  und  dieser  Trieb  war  um  so  mäch- 
tiger in  ihm,  da  er  die  Noth  der  Mensclieii  auf  das  Lebhsrfleste 
empfand  und  ein  tiefes  Gerecht igkeitsgeffdil  hatte,  für  welches  er 
Befriedigung  suchte.  Aber  er  kam  in  seinem  Suchen  zu  keinem 
Ziele,  er  fand  keine  Versöhnung  der  Gegensätze,  keinen  Abschhiss 
weder  im  Glauben  noch  im  Zweifeln.  Er  war  zu  religiös,  um  liei 
der  blofsen  Verneinung  stehn  zu  bleiben,  und  zu  iiufgeklart,  um 
sich  der  Lieberlieferung  anzuschliefsen.  In  der  stillen  Seele  des 
Sophokles  spiegelten  sich  die  gi^ifsen  Gestalten  der  Vorzeit  imd  er 
gab  sich  ihnen  hin,  indem  er  die  hergebracht<»n  Vorstellungen  von 
den  Göttern  und  Heroen  unbewusst  erweiterte,  vertiefte  und  mit 
den  Zeitideen  hi  Einklang  setzte,  wie  es  Pheidiiis  auf  seinem  Ge- 
biete that.  Euripides  dagegen  konnte  sich  und  seine  Zweifel  nie 
vergessen  und  die  tiefgehende  Aufregung,  in  welcher  er  lebte, 
theilte  sich  allen  seinen  Werken  mit.  Sie  konnten  deshalb  auch 
nicht  beruhigend  wirken;  es  fehlte  ihnen  der  Stempel  jener  glück- 
lichen Harmonie,  welchen  die  älteren  Werke  tragen.  Unter  dem 
ungelösten  Conflicte  von  Speculation  und  Kunst  hat  Eiu*ipides  als 
Mensch  und  Dichter  sein  Leben  lang  gelitten,  um  so  mehr  da  er 
wedeV  in  öffentlichen  Geschäften  und  freudiger  Theilnahme  an  den 
Gemeindeangelegenheiten  noch  auch  im  geselligen  Leben  ein  Gegen- 
gewicht gegen  seine  innere  Verstimmung  fand.  Darum  war  er  in 
vollem  Gegensatze  gegen  den  heiteren  und  liebenswürdigen  Sophokles 


UND   SEINER    DICHTUNG.  69 

mürrisch  und  unzufrieden,  herbe  in  seinem  Urteile  und  ladel- 
süchtig; ülieraü  sah  er  die  Schattenseiten,  hörte  die  Missklänge 
und  Hess  den  Missmuth,  der  ihn  erfüllte,  an  den  Menschen  und 
Göltern  aus;  denn  auch  diese  stelll  er  zur  Rede  über  das,  was  sie 
Ihun  oder  zulassen. 

Je  ungünstiger  diese  Verhältnisse  für  das  Gedeihen  poetischer 
Werke  waren,  um  so  bei^iinderungswürdiger  ist  der  Mulh  des  Euri- 
pides,  dem  attischen  Drama  eine  neue  Entwickelung  zu  geben,  und 
der  Erfolg,  mit  dem  er  es  that.  Auch  knüpfte  er  seine  Neuerungen 
unzweifelhaft  an  richtigen  Punkten  an. 

Die  Götter  und  Heroen  der  älteren  Tragödie  waren  Gestalten, 
welche  in  festen  Umrissen  überliefert  waren;  die  Charaklere  waren 
in  der  Sage  gegel)en,  die  Phantasie  der  Dichter  halte  ihnen  ihr 
Gepräge  verliehen  und  zwar  mit  jener  Bestimmtheit  und  Klarheit 
der  Form,  in  der  wir  denselben  plastischen  Sinn  der  Hellenen  er- 
kennen, welcher  in  Marmor  und  Erz  die  nationalen  Götterbilder 
geschaffen  hat.  Maske,  Kothurn  und  Gewandung  trugen  dazu  bei, 
die  verschiedenen  Rollen  in  hergebrachter  Weise  zu  kennzeichnen, 
und  bei  der  frommen  Scheu,  welche  die  Dichter  selbst  vor  den 
Personen  der  Tragödie  empfanden,  wagten  sie  nicht,  dieselben  zu 
vermenschlichen.  Sie  sollten  nach  anderem  Mafsstabe  gemessen 
werden,  sie  schritten  in  übermenschlicher  Gröfse  daher,  sie  waren 
wie  die  Gestallen  des  Pheidias  im  Tempelgiebel  des  Parthenon, 
denen  Jeder  ansah,  dass  sie  einer  höheren  Ordnung  von  Wesen 
angehörten.  Nun  wussle  Sophokles  allerdings  die  Gestalten  der 
Sage  dem  Gemülhe  näher  zu  bringen  und  ein  inneres  Seelenleben 
in  ihnen  darzustellen;  die  Beziehungen  zwischen  Eltern  und  Kin- 
dern, zwischen  Gallen  und  Geschwistern  treten  wärmer,  wahrer 
und  menschhcher  henor.  Aber  dennoch  sind  es  nicht  einzelne  In- 
dividuen, die  uns  entgegentreten,  sondern  gleichsam  symbolische 
Vorbilder,  welche  ganze  Arten  und  Gruppen  menschlicher  Persön- 
Hchkeilen  umfassen;  es  bleiben  menschlicher  Schwächen  ungeachtet 
ideale  Charaklere,  und  die  erhabene  Gröfse,  welche  sie  umgiebt, 
beruht  darauf,  dass  nur  die  festen  Grundzüge  der  Persönlichkeiten 
gezeichnet  werden. 

Sollte  in  dieser  Darstellungsweise,  die  allmählich  einer  gewissen 
MonoUmie  verfallen  musste,  nicht  unverändert  fortgefahren  werden, 
so  kam  es  darauf  an,  den  Versuch  zu  wagen,  wirkliche  Menschen 
auf  die  Bühne  zu  bringen,  und  zwar  nicht  nur  als  Personen  unter- 


70  DIE   TRAGISCHE   RUNST 

geordneten  Ranges,  wie  etwa  die  Boten,  die  Wächter,  die  Wär- 
terinnen waren,  in  deren  Darstellung  auch  die  älteren  Tragödien- 
dichter  treffende  Züge  des  Alltagsle1)ens  aufnahmen,  sondern  auch 
als  Hauptpersonen.  Dies  wagte  Euripides  und  erftffnete  sich  hier 
ein  neues  Feld,  auf  dein  ihm  Alles  zu  Gute  kam,  was  er  an  ni- 
tiirlichen  Gahen  hesafs  oder  durch  Erfahrung  und  Bildung  sich  er- 
worl)en  hatte,  sein  lehhafl  empfmdendes  Geniüth,  sein  glänzendes 
Talent,  für  jede  Stimmung  das  rechte  Wort  zu  fmden,  die  genaue 
Kennt niss  alles  dessen,  was  die  Menschen  seiner  Zeit  bewegte,  die 
sophistische  Bildung,  die  ihn  befähigte,  alle  Standpunkte  mensch- 
licher Ansichten  scharf  zu  beleuchten  und  zu  begründen.  Also 
bracti  er  kühn  mit  der  Uel)erlieferung  der  tragischen  Bühne,  log 
die  Gestalten  aus  dem  Nebel  der  Vorzeit  heraus  und  stellte  sie  in 
das  volle  Licht  der  Gegenwart,  führte  die  Sprache  des  tragischen 
Pathos  auf  das  Mafs  der  attischen  Umgangssprache  zurück  und  be- 
gnügte sich  nicht,  die  Heroen  in  grofsen  Umrissen  darzustellen, 
sondern  malte  ihre  Leiden  und  Freuden  durch  alle  Stufen  und 
Wechsel  lebhaftester  Empfindung  auf  das  Genaueste  aus. 

Aiif  diesem  Wege  traten  ihm  aber  sehr  erhebliche  Schwierig- 
keiten entgegen;  denn  er  fuhr  fort  dieselben  epischen  Sagenstoffe 
zu  behandeln  und  gerieth  dadurch  in  einen  Widerspruch,  welcher 
sich  in  unangenehmer  Weise  fühlbar  machte.  Seine  Helden  trugen 
die  Namen  eines  Herakles  und  Agamenmon,  sie  schritten  aus  Palast- 
thüren  in  Prachtgewänderu  und  auf  hohem  Kothurne  hervor  Ton 
ihren  dienenden  Personen  ehrerbietig  umringt,  —  aber  die  Per- 
sonen selbst  waren  zu  gewöhnlichen  Sterblichen  zusammenge- 
schrumpft, welche  ihrer  Rolle  nicht  entsprachen.  Es  waren  Men- 
schen, die  zu  schwächlich  waren,  als  dass  an  ihnen  ein  Kampf  mit 
den  Schicksalsmächten  passend  dargestellt  werden  konnte,  Menschen, 
die  von  Liebesnoth  und  ehelichem  Unfrieden,  von  Armuth  und  allen 
Verlegenheiten  des  irdischen  Lel)ens  geplagt  wurden.  Aus  den  ge- 
waltigen Gharaktermasken ,  wie  sie  für  die  Gestalten  des  Aeschylos 
erfunden  waren,  tönte  die  dünne  Stimme  von  Alllugsmenschen  her- 
vor, welche  mitleidige  Rührung  in  Anspruch  nahmen,  wie  wir  sie 
dem  Missgeschicke  eines  unsenir  Nebenmenschen  zuwenden.  Dies 
musste  den  gesunden  Kunstsinn  verletzen;  es  war  eine  Erniedrigung 
der  homerischen  Gestalten,  ja  es  erschien  wie  eine  Entheiligung  des 
ehrwürdigen  Schatzes  volksthümlicher  Ueberüeferung. 

Euripides  selbst  war  nicht  gleichgültig  gegen  die  Voikssage;  er 


DES   EURIPIDES.  71 

war  ein  gelehrter  Kenner  derselben.  Er  hat  die  älteren  Bühnen- 
stofTe  mit  manchen  Zügen  auszustatten  gewusst,  welche  von  Anderen 
übersehen  waren,  und  mit  grofsem  Geschicke  neue  Stoffe  heran- 
gezogen, welche  für  das  Publicum  von  Athen  ein  volksthümliches 
Interesse  hatten  oder  für  die  ergreifende  Darstellung  besonders  geeignet 
waren.  In  ersterer  Beziehung  ist  sein  'Ion'  ausgezeichnet,  der  in 
Delphi  spielt,  wo  des  ApoUon  und  der  attischen  Königstochter 
Kreusa  Sohn  unerkannt  als  Tempeldiener  weilt,  bis  er  aus  heiliger 
Zurückgezogenheit  in  seine  Heimath  zurückgeführt  wird,  um  hier  als 
eingeborener  Landeskönig  eine  Zeit  des  höchsten  Ruhmes  zu  be- 
gründen. Ebenso  bezeugen  die  Bruchstücke  des  Erechtheus  eine 
tiefe  und  warme  Auffassung  der  heimathlichen  Volkssage.  Neun 
seiner  Tragödien  behandeln  attische  Stoffe;  aber  auch  in  den  übrigen 
benutzt  er  jede  Gelegenheit,  seine  Heimath  zu  verherrlichen,  und 
wenn  er  den  Segen  der  Götter,  der  auf  Attika  ruht,  die  geistigen 
Güter  Athens,  seine  Gesetze  und  Rechte,  seine  grofsen  Männer  aus 
vollem  Herzen  rühmt,  so  musste  er  die  Gemüther  ergreifen,  die 
Vaterlandsliebe  erwärmen  und  seine  Mitbürger  zur  Nachahmung 
edler  Vorbilder  anfeuern*'^). 

In  der  anderen  Beziehung  sind  besonders  diejenigen  Stücke 
ausgezeichnet,  in  welchen  weibliche  Charaktere  die  Hauptrolle  spielen. 
So  die  Phaidra  im  Hippolytos,  an  welcher  eine  strafbare  Neigimg, 
die  Liebe  zum  Stiefsohne,  in  ihrer  allmählichen  Entwickelung  von 
dem  vergeblichen  Versuche,  sie  zu  bekämpfen ,  bis  zum  Geständ- 
nisse dersell)en,  und  dann  vom  Ausbruche  der  Wuth  über  ihre 
Zurückweisung  bis  zur  Bufse  der  Schuld  durch  einen  freiwilligen 
Tod  mit  bewundernswürdiger  Meisterschaft  geschildert  ist.  Ebenso 
musste  dem  Dichter  die  Darstellung  der  Seelenkämpfe  einer  Medea 
in  vorzüglichem  Grade  gehngen;  denn  hier  konnten  seine  eigen- 
thümlichen  Gaben  am  meisten  zu  ihrem  Rechte  kommen,  ohne  die 
Würde  des  Gegenstandes  zu  beeinträchtigen  oder  die  Ueberlieferung 
zu  entstellen.  Solchen  Stoffen  gab  er  sich  also  mit  besonderer 
Neigung  hin. 

Im  Allgemeinen  aber  war  es  anders.  Euripides  lebte  nicht  in 
der  Anschauung  der  Heroenwelt,  wie  Aeschylos  und  Sophokles;  ihm 
lag  die  Vorzeit  wie  die  Gegenwart  glanzlos  vor  Augen,  und  die 
Personen  sowohl  wie  die  Stoffe  zogen  ihn  nur  so  weit  an,  als  er 
durch  feinere  Anlage  der  Entwickelung  und  lebhaftere  Charakter- 
schilderung sein  Talent  und    den  Vortheil   fortgeschrittener  Bildung 


72  DIE    TRAGISCHE    KUNST 

zeigen  zii  können  holTte.  Anstatt  die  Ueberlieferung  treuherzig  und 
ehrerbietig  anzunehmen,  stellte  er  sich  ihr  mit  scharfer  Kritik  ge- 
genüber, verwarf  die  Sagen  Homers,  in  denen  er  den  Göttern  Un- 
ziemliches angedichtet  fand,  und  scheute  sich  nicht,  den  grellea 
Ton  des  Zweifeis  und  der  Yenieinung  auch  inmitten  der  Stücke 
hervortreten  zu  lassen,  so  dafs  jedes  sachUche  Interesse  aufgehoben 
wurde.  Wenn  der  ganze  Olymp  in  Frage  gestellt  und  der  Volks- 
glaube mitleidig  belächelt  wird,  so  mussten  die  Gestalten  desselben 
zu  leeren  Theaterfiguren  werden  und  ein  Hauch  eisiger  Kälte  über 
die  entgötterte  Bühne  wehen. 

Weil  nun  Euripides  selbst  an  den  Gegenständen  keine  redite 
Freude  hatte  und  sich  nicht  verhelüen  konnte,  wie  sehr  die  Be- 
deutung derselben  unter  seiner  Behandlung  leiden  musste,  so  suchte 
er  nach  anderen  Mitteln  ihnen  Reiz  zu  verleihen,  und  dazu  diente 
ihm  die  kunstUche  Verflechtung  der  Situationen,  indem  er  durch 
fein  ersonnene  Intriguen  eine  neugierige  Spannung  der  Zuhörer 
erzielte,  worauf  es  die  älteren  Dichter  niemals  abgesehen  hatten. 
Aufserdem  suchte  er  seine  Buhnenstoffe  so  zu  wählen  und  einzu- 
richten, dass  sie  durch  Beziehung  auf  gegenwärtige  Verhältnisse  den 
Reiz  der  Neuheit  erhielten. 

So  schrieb  er  um  Ol.  90  (420)  seine  'Schutzflehenden'  zum 
Rubme  Atliens,  welches  die  Bestattung  der  vor  Theben  gefallenen 
Argiverförsfen  erzwingt.  Dies  Verdienst  um  Argos  wird  hervor- 
ge!iol)en,  um  diesen  Staat,  wie  am  Schlüsse  geradezu  ausgesprochen 
wird,  zu  einer  festen  Bundesgenossenschaft  mit  den  Athenern  zu 
veranlassen;  die  <)lten  Kämpfe  mit  Tlieben  hatten  aber  nach  der 
Schlacht  bei  Delion,  nach  welcher  die  Thebaiier  auch  die  Bestattung 
der  gefallenen  Gegner  verweigerten,  ein  unmittelbares  Interesse. 
Aus  gleicher  Zeit  und  Absicht  sUimmen  die  ilerakliden',  in  denen 
Athens  Edelmulh  gegen  seine  damaligen  Feinde  verherrUcht  wird, 
um  den  Undank  Spartas  zu  zeigen  und  die  attische  Partei  im  Pelo- 
ponnes  zu  stärken,  ganz  im  Sinne  der  Politik  des  Alkibiades,  wel- 
cher sich  der  Dichter  augenscheinlich  anschk)ss.  Aufserdem  finden 
sich  in  den  verschiedensten  Stücken  einzelne  Anspielungen,  welche 
von  grofser  Wirkung  auf  das  versammelte  Volk  sein  mussten,  wie 
die  Schhissverse  des  Hippolytos  (^01.  87,  4;  428),  l>ei  welchen  Alle 
des  ekni  verstorlienen  Perikles  gedenken  mussten,  der  Ausbruch 
des  Zorns  ülwr  Spartas  Ti^ulosigkeit  in  der  Andromache,  welcher 
Ol.  S9,  2;  425  den  vollsten  Anklang  finden  niusste  u.  A.     Im  AU- 


DES  EURIPmES.  73 

gemeinen  aber  bezeichnen  diese  Tendenzstellen  und  Tendenzstücke 
gewiss  keinen  Fortschritt  der  tragischen  Kunst,  denn  es  konnte 
den  dramatischen  Werken  nur  nachtheilig  sein,  wenn  der  Mytlms 
zu  einem  Sinnbilde  moderner  Verhältnisse  gemacht  wiu*de  und  das 
Hauplinteresse  aufserhalb  der  Handlung  lag.  Die  Aufmerksamkeit 
wurde  getheilt  und  die  Harmonie  zerstört. 

Das  Beste  wäre  gewesen,  wenn  Euripides  die  alten  Sagen,  für 
die  er  doch  kein  rechtes  Herz  hatte,  ganz  aufgegeben  hätte.  Es 
wurde  doch  von  Jahr  zu  Jahr  schwieriger,  etwas  Neues  zu  bringen; 
alle  Stoffe  waren  wiederholt  behandelt,  alle  Verhältnisse  gegeben, 
alle  Personen  bekannt.  'Nennt  Einer,  sagt  der  Dichter  Autiphanes, 
'nur  den  Namen  Oidipus,  so  wissen  sie  schon  alles  Andre:  lokastc, 
'Laios  samt  seinen  Kindern,  seiner  Schuld  und  seiner  Noth;  und 
Svird  Alkmaion  nur  genannt,  ruft  jedes  Kind:  das  ist  der  Mann, 
'der  seine  Mutter  tödtete!'  Der  Rückblick  auf  frühere  Behandlung 
desselben  Stoffs  raubte  dem  Dichter  die  Unbefangenheit,  und  am 
allerbedenklichsten  war  es,  wenn  er  sich  (wie  es  bei  Euripides 
nicht  selten  vorkommt)  verleiten  liefs,  kritische  Seitenblicke  auf 
seine  Vorgänger  zu  werfen,  Verstöfse  dersell)en  gegen  die  Wahr- 
scheinlichkeit zu  rügen  und  so  ganz  fremdartige  Beziehungen  in  die 
Poesie  hineinzutragen*^). 

Was  also  scheint  natürlicher,  als  dass  begabte  Dichter  nach 
Stoffen  suchten,  wo  sie  freiere  Hand  hatten,  wie  Agathon  es  nicht 
ohne  Glück  that!  Die  nationale  Geschichte  bot  ein  weites  Feld  dar 
und  grossartige  Vorbilder  waren  in  den  'Phönissen',  im  'Fall  von 
Miletos'  und  den  'Persern'  gegeben.  Euripides  hat  sich  in  seinem 
'Archelaos'  am  meisten  diesem  Wege  genäiiert.  Indessen  hatte  er 
nicht  die  geniale  Kraft,  um  liier  eine  neue  und  selbständige  Gattung 
auszubilden;  dazu  fehlte  ihm,  der  immer  nach  allgemeinen  Wahr- 
heiten suchte,  der  Sinn  für  das  Thatsächüche,  der  geschichtliche 
Sinn.  Bei  der  vorwiegenden  Neigung  ziu*  Reflexion,  welche  einmal 
eni  Grundzug  seines  Charakters  wai%  zeigten  sich  doch  die  my- 
thischen Stoffe  immer  noch  als  die  geeignetsten,  weil  er  hier  am 
meisten  hineinlegen  konnte  und  an  mehr  oder  weniger  passenden 
Orten  Gelegenheit  fand,  über  Gott  und  die  Welt,  über  Familien- 
verhältnisse und  den  Werth  der  verschiedenen  Staatsformen  seine 
Ansichten  zu  entwickeln. 

Denn  das  geistige  Kapital,  das  dem  Dichter  zu  Gebote  stand, 
war  doch  ganz  b#6onders  die  sophistische  Bildung.     Er  hat  es  wie 


74  EURIPIDES    ALS 

kein  Anderer  verstanden,  ihre  Lehrsätze  in  treffenden  Schlagwörtern 
wiederzugeben;  darum  ist  er  als  einer  der  einflussreichsten  ihrer 
Vertreter  angesehen  und  als  Solcher  von  den  Einen  mit  stürmischer 
Bewunderung  gepriesen,  von  den  Anderen  aber  mit  Zorn  und  Ent- 
rüstung angefeindet  worden. 

Die  Anhänger  alter  Denkart  konnten  es  ihm  nicht  verzeihen, 
wenn  er  mit  Vorliebe  die  Conflicte  darstellte,  welche  zwischen  lei- 
denschaftlichen Neigungen  und  sittlicher  Lebensordnung  entstanden, 
wenn  er  namentlich  durch  Darstellung  heroischer  Frauen,  weldie 
aus  Liebe  zu  Verbrecherinnen  wurden,  die  Einbildungskraft  der 
Zuschauer  aufregte.  Man  betrachtete  ihn  als  einen  Verfahrcr  des 
Volks,  wenn  er  über  Ehe  und  Familienzncht  Ansichten  äufserte, 
in  denen  man  eine  Entschuldigung  unsittlicher  Verhältnisse  und 
eine  Rechtfertigung  unlauterer  Gelüste  finden  konnte,  wenn  er  List 
und  Trug  mit  gleifsender  Beredtsamkeit  beschönigte,  wenn  er  der 
Lehre  des  Protagoras  gemäfs  die  Frage  hinstellte:  *Was  ist  denn 
Unrecht,  wenn's  dem  Thäter  anders  scheint?'  Oder  wenn  er  dem 
Treubnlchigen  die  Ausrede  in  den  Mund  legte:  'Die  Zunge  schwur, 
doch  unbeeidigt  blieb  das  Herz'.  Das  waren  Aussprüche  sophistischer 
Klügelei,  welche  als  Lästerung  erschienen,  wenn  sie  einem  H«noen 
beigelegt  wurden.  Ausdrücke  verächtlicher  Gesinnung,  die  auf  der 
hellenischen  Bühne  überhaupt  nicht  gehört  werden  sollten,  wenn 
sie  auch  im  Zusammenhange  des  Stücks  ihre  Berechtigung  fanden 
und  vom  Dichter  selbst  durchaus  nicht  in  schlimmer  Meinung  vor- 
gebracht waren  *^). 

Von  dem  Standpunkte  aus,  welchen  z.  B.  Aristophanes  yertrat, 
verlangte  man,  dass  der  Dichter  das  Schlechte  verschweigen  solle; 
denn  darum  gehe  man  an  den  Dionysosfesten  in  das  Theater,  uro 
das  Elend  und  die  Niedrigkeit  des  Lebens  zu  vergessen  und  sich 
in  eine  Welt  zu  erheben,  wohin  das  Gemeine  nicht  dringe.  Auch 
die  Frevler  und  Schuldbeladenen  sollten  eine  übermenschliche  Grölse 
behaupten.  Das  war  immerhin  ein  enger  und  einseitiger  Stand- 
punkt, aber  ihm  verdankte  die  antike  Tragödie  ihre  eigen thümliche 
Vollendung,  ihre  ideale  Würde  und  sittliche  Bedeutung,  und  Em- 
pides  war  nicht  im  Stande,  das,  was  er  an  dieser  poetischen  Weh 
zerstörte,  auf  andere  Weise  zu  ersetzen  oder  gut  zu  machen.  Die  so- 
phistische Bildung,  vermöge  welcher  er  die  Gesinnungen  des  mo- 
dernen Athens  in  die  Heroenwelt  übertrug,  war  und  blieb  für  die 
Poesie  ein    unfruchtbarer   Boden,    dem    keine    frischen  Quellen  lu 


SOPHIST    UND    DICHTER.  75 

entlocken  waren;  darum  war  Euripides  als  Dichter  wie  als  Mensch 
ein  wahrer  Märtyrer  der  Sophistik.  Er  war  von  ihr  ergriffen,  ohne 
ein  Genüge  in  ihr  zu  finden;  er  benutzte  sie,  um  der  Kunst  ein 
neues  Interesse  zu  verleihen,  er  vertrat  das  Recht  jedes  Einzelnen, 
an  alles  Göttliche  und  Menschliche  mit  prüfendem  Nachdenken  hin* 
anzutreten,  aber  er  verkannte  auch  uicht  die  Gefahren  dieser  Rich- 
tung, er  sprach  sie  offen  aus,  er  warnte  vor  ihr,  er  schalt  auf  sie 
und  am  Ende  dichtete  er  eine  ganze  Tragödie  (die  Rakchen),  welche 
keinen  anderen  Inhalt  hatte,  als  den  unseligen  Ausgang  eines  Men- 
schen darzustellen,  welcher  der  Welt  der  Gölter  seine  Vemunffl 
gegenüberstellt  und  diejenigen  nicht  als  Götter  anerkennen  will, 
welche  nach  seiner  Vorstellung  vom  göttlichen  Wesen  durchaus  nicht 
dafür  gelten  können.  König  Pentheus  wird  das  Opfer  menschlicher 
Vermessenheit,  welche  sich  auch  vor  den  unwiderleglichen  Thaten  gött- 
licher Macht,  wie  sie  sich  in  Dionysos  offenbart,  nicht  beugen  will, 
und  die  ganze  Tragödie  der  'Rakchen',  eines  der  spätesten  und  zu- 
gleich großartigsten  Stücke  des  Dichters,  ist  ertüUt  von  den  ent- 
schiedensten Angriffen  auf  die  Ueberhebung  der  menschlichen  Vei'- 
nunfl  in  göttlichen  Dingen  und  vom  Lobe  dessen,  welcher  sich  dem, 
was  die  Ueberlieferung  lehrt  und  das  Volk  glaubt,  treuherzig  an- 
schliefst. 

Rei  diesem  Schwanken  zwischen  unvereinbaren  Standpunkten, 
bei  diesem  Mangel  an  eigener  Refriedigung  konnte  Euripides  trotz 
seiner  reichen  Rildung  und  seiner  entschiedenen  Richtung  auf  Re- 
lehrung  Anderer  dennoch  auch  in  seinem  Sinne  kein  rechter  Lehrer 
des  Volks  werden.  Es  blieb  ihm  am  Ende  nichts  übrig,  als  eine 
gewisse  Mittelstrafse  zu  empfehlen;  eine  solche  Lebensweisheit  aber, 
das  karge  Ergebniss  langjähriger  Studien,  war  natürlich  wenig 
geeignet  die  Herzen  zu  erwärmen.  Ihm  fehlte  die  innere  Erleuch- 
tung des  Geistes,  die  den  geborenen  Dichter  kennzeichnet,  und 
darum  bewährte  er  das  Wort  Pindars:  'Meister  ist,  wer  von  Natur 
*weise  ist;  angeborene  Gröfse  erzeugt  herrliche  Thatkrafl.  Wer  am 
'Gelernten  klebt,  schwankt  auf  dämmerndem  Pfade  unsicheren  Tritts 
'umher;  mit  unzähhgen  Künsten  mühet  er  unnütz  sich  ab'**). 

Wenn  dem  Dichter  die  echten  Quellen  der  Regeisterung  fehl- 
ten, so  muss  sich  der  Verfall  der  Kunst  auch  an  äufseren  Sym- 
ptomen bezeugen.  So  lassen  seine  Stücke  trotz  des  Aufwandes  von 
Erfindungskraft  die  klare  und  folgerechte  Entwickelung  vermissen: 
die  Redeutung  des  Ganzen  tritt  hinter  dem  Einzelnen  zurück;  der 


76  NEUERUNGETi    DES    EURIPIDES. 

Schwerpunkt  liegt  meist  in  einzelnen  Problemen  und  deren  ge- 
schickter Lösung,  in  einzehien  psychologischen  Entwickelungen  und 
Höhepunkten  des  Affekts;  so  reihen  sich  Scene  an  Scene,  ohne  dass 
sie  mit  innerer  Noth wendigkeit,  wie  bei  Sophokles,  zusammen- 
hangen. 

Auch  hat  Euripides  nicht  mit  sorgfaltiger  Liebe  seine  Stücke 
alle  zur  Reife  gebracht.  Bei  seinem  grofsen  Talente  schrieb  er 
rasch  und  kam  oft  an  die  Gränze  einer  melir  handwerksmäfsigen 
als  künstlerischen  Technik.  Reichte  ein  Stoff  nicht  aus,  so  verband 
er  mehrere  Handlungen  mit  einander,  deren  Einheit  nur  schwer  zu 
erkennen,  wie  z.  B.  in  der  Hekabe.  Indem  er  den  einfachen  Gang 
der  Ueberlieferung  verschmäht,  begegnet  es  ihm,  dass  er  die  von 
ihm  selbst  ersonnene  Verwickelung  nicht  auf  eine  natürliche  Weise 
zu  Ende  zu  führen  weils.  Dann  bedarf  es  eines  äufserlichen  Mittels, 
um  den  Knoten  zu  lösen,  und  zu  diesem  Zwecke  hat  Euripides 
im  Verlaufe  seiner  dichterischen  Thätigkeit  immer  mehr  zu  dem 
Mittel  seine  Zuflucht  genommen,  dass  gegen  Ende  des  Stücks  ein 
Gott  in  den  Lüften  erscheint,  welcher  des  Schicksals  Willen  den 
rathlosen  Helden  verkündet  und  kraft  höherer  Autorität  der  Hand- 
lung einen  beruhigenden  Abschluss  giebt.  Das  ist  der  'deus  ex 
machina\  wie  er  von  der  Maschinerie  genannt  wurde,  welche  ihn 
trug,  und  er  war  in  der  That  ein  sehr  äufserüches  Kunstmittel,  um 
die  stockende  Handlung  zum  Schlüsse  zu  bringen. 

Ebenso  führte  Euripides  für  den  Anfang  seiner  Stücke  eine 
Erfindung  ein,  welche  auf  den  ersten  Anblick  die  seiuigeu  von 
denen  der  älteren  Meister  unterscheidet.  Denn  diese  führten  den 
Zuschauer  gleich  in  die  Begebenheiten  hinein,  deren  Zusammenhang 
sie  bei  allen  als  bekainit  voraussetzen  konnten.  Euripides  aber,  um 
rasch  zu  den  Scenen  fortzuschreiten,  in  denen  er  seine  Darstellung»- 
gal)e  entfalten  konnte,  liefs  eine  einzelne  Person  vortreten,  welche 
den  ganzen  Stand  der  Dinge  bis  zu  dem  Anfangspunkte  der  drama- 
tischen Handlung  übersichtüch  auseinander  setzte.  Das  war  für 
einen  Dichter,  welcher  den  älteren  Meistern  gegenüber  den  Vorzug 
klarer  Verstündüchkeit  in  Anspruch  nahm,  eine  sehr  natürliche  &- 
lindung;  es  war  zugleich  ein  bequemes  Kunstmittel,  um  der  schwie- 
rigeren Aufgabe  einer  durch  sich  selbst  klaren  Anlage  des  Dramas 
zu  entgehen  und  sich  über  die  Form  der  Sage,  welche  er  oft  sehr 
wilikürhch  änderte,  mit  dem  Publicum  von  vorn  herein  zu  verstän- 
digen.    Dagegen  war  diese  Neuerung  für  die  Poesie  sicherlidb  kein 


NEUBHCNGEN   DES   EURfPIDES.  77 

Gewinn.  Denn  man  wurde  jetzt  fniclit  mehr  auf  eine  frische  und 
leliondige  Weise  in  den  Gang  des  Dramas  hinein  versetzt;  vielmehr 
war  cicr  Prolog  eine  fremdartige,  nüchterne  Zuthat,  welche  aufser- 
halh  des  Organismus  der  Tragödie  stand  und  die  Einheit  derseH>en 
störte.  Dazu  kam,  dass  diese  Einleitungen,  indem  sie  hekannle  Vor- 
gänge flüchtig  an  einander  reihten,  leicht  in  den  monotonen  und 
klapprigiMi  Gang  eines  trivialen  Erzähluiigstones  ausarteten  und  so 
wesentlich  dazu  heitrugen,  die  Tragödien  ihrer  Gröfse  und  Würde 
zu  hei'a!d)en. 

Die  Zerrüttung  des  dramatischen  Organismus  der  Tragödie 
nuisste  auch  auf  die  Behandlung  des  Chors  ihren  Einfluss  hahen. 
Er  hildete  his  dahin  den  nothwendigen  Hintergrund  der  Handlung, 
er  war  die  unentbehrliche  Begleitung  der  Heroen,  welche  man  sich 
nicht  gut  anders  vorzustellen  vennochte,  als  umgeben  von  Personen, 
welche  dersell)en  Sphäre  angehörten.  Für  die  Helden  des  Euripides 
war  eine  solche  Umgebung  unnöthig  und  ungehörig;  ihm  war  der 
(^.hor  im  Grunde  ein  lastiges  Beiwerk;  er  benutzte  ihn,  um  wahrend 
der  Pausen  der  Handlung  das  Publikum  durch  lyrische  Gesänge  zu 
erfreuen,  für  die  es  ihm  an  Talent  nicht  fehlte.  Aber  diese  Ge- 
sänge lösten  sich  mehr  und  mehr  aus  dem  Zusammenhange  des 
Ganzen;  sie  behandeln  hi  der  Regel  Gegenstände  allgemeinen  In- 
halts; es  sind  häufig  nichts  als  Gesangstücke,  wie  sie  ein  Dichter 
nach  Laune  im  Voraus  machen  und  bereit  haben  konnte,  um  sie 
gelegentlich  in  diesem  oder  jenem  Stücke  einzulegen**). 

Während  aber  die  Lyrik  an  ihrer  ursprünglichen  Stelle  ihre 
Bedeutung  einbüfste,  trat  sie  an  anderer  Stelle  um  so  anspruchs- 
voller hervor  und  zwar  nicht  in  der  Orchestra,  sondern  auf  der 
Bühne.  Denn  je  mehr  der  Dichter  dem  Charakter  seiner  Zeit  und 
seiner  eigenen  Persönlichkeit  geinäfs  das  Gemüthsleben  der  einzelnen 
Personen  darzustellen  und  geltend  zu  machen  suchte,  um  so  näher 
big  es  ihm,  die  Stimmungen  seiner  Bühnenhelden  auch  im  lyrischen 
Vorlrage  zum  Ausdrucke  zu  bringen.  Das  hat  er  denn  auch  in 
ausgedehntem  Mafse  gethan,  indem  er  an  solchen  Stellen,  wo  die 
höchste  Steigenmg  leidenschaftlicher  Erregung  eintritt,  die  iambische 
Hede  unterbricht  und  längere,  arienartige  Gesangstücke  einlegt,  in 
welchen  die  Hauptpersonen  der  Stücke  ihre  Empfindungen  in  voller 
Leidenschaftlichkeit  ausdrücken.  Seine  Schauspieler  waren  darauf 
eingeübt,  solche  Gesangstücke,  die  von  mimischer  Tanzbewegung 
begleitet  waren,   mit  Meisterschaft  vorzutragen,  und  machten  schon 


78  NEUERUNG   IM   RHYTHMUS. 

der  Neulieit  wegen  auf  das  attische  Publicum  grofsen  Eindruck. 
Darum  that  sich  Euripides  auf  diese  'Monodien'  nicht  wenig  zu 
Gute,  und  Aristophanes  iässt  ihn  sagen,  dass  er  die  durch  ihn  ab- 
gemagerte Tragödie  vermittelst  der  Monodien  wieder  aufgefüttert, 
d.  h.  dui'ch  diese  Gesangstücke  den  sonstigen  Abbruch  an  Gehalt 
und  Würde  ersetzt  habe.  Aber  auch  hier  war  das  Neue  kein  Fort- 
schritt. Denn  es  beruhte  auf  einer  Zerstörung  der  alten  Ordnung 
und  einer  Vermischung  der  verschiedenen  strenge  gesonderten  Arteo 
des  poetischen  Vortrags.  Die  Schauspieler  wurden  zu  Bravour- 
sängern,  die  Recitation  entartete  in  eine  dithyrambische  Ekstase, 
und  weil  hier  die  Leidenschaftlichkeit  am  meisten  entfesselt  wurde, 
so  wurde  auch  die  Zucht  der  alten  Kunst  hier  am  vollständigsten 
durchbrochen;  die  Rhythmen  flutheten  regellös  dui'ch  einander  und 
dabei  konnte  auch  ein  klarer  Gedankengang  nicht  bestehen  ^°). 

Es  giebt  überhaupt  keinen  genaueren  Mafsstab,  um  den  Unter- 
schied der  alten  und  neuen  Zeit  zu  beurteilen,  als  die  Behandlung 
der  Rhythmen.  Was  die  alte  Zeit  verlangte,  das  war  die  Unter- 
ordnung des  bewegten  Inhalts  unter  die  streng  gemessene  Form, 
und  der  Triumph  ihrer  Kunst  war  es,  dass  trotz  derselben  sich  die 
lebendigen  Gedanken  in  ungezwungener  Freiheit  entfalteten.  In 
dieser  Zucht  der  Gedanken  ruhte  die  sittliche  Kraft  der  Poesie  und 
ihre  Bedeutung  für  Staat  und  Volk,  wie  sie  dieselbe,  besonders  im 
Chorliede,  bethätigt  hat.  Die  Zeit,  in  welcher  das  ChorUed  seine 
volle  und  gesetzmälsige  Ausbildung  gewann,  wai*  zugleich  die  Blüthe 
des  griechischen  Gemeindelebens,  dieselbe  Zeit,  welcher  die  Mara- 
thonkämpfer angehörten,  und  der  Chorgesaug  war  für  die  Jugend 
des  Landes  nicht  nur  eine  Schule  der  Kunstbildung,  sondern  auch 
der  bürgerlichen  Ordnung,  der  guten  Sitte  und  Vaterlandsliebe;  der 
Chor  war  selbst  ein  ideales  Vorbild  der  Gemeinde,  in  welcher  auch 
der  Einzelne  nichts  sein  will  als  ein  Glied  des  Ganzen  und  keinen 
höheren  Beruf  hat,  als  seine  Stelle  richtig  auszufüllen.  Von  solcher 
Zucht  wollte  die  neue  Zeit  nichts  wissen,  weder  im  Staatsleben,  wo 
die  Herrschaft  der  Gesetze  zurückgeschol)en  wurde,  damit  die  Voiks- 
gemeinde  nach  wechselnder  Tageslauue  unbeschränkt  herrschen 
könne,  noch  in  der  öffentlichen  Erziehung,  deren  alte  Ordnungen 
immer  mehr  vernachlässigt  wurden,  noch  auch  in  der  Kunst 

Hier  ist  es  der  Dithyrambus,  welcher  den  Ton  angegeben  hat 
Denn  nachdem  noch  Pindar  gezeigt  hatte,  wie  die  volle  Pracht  des 
dithyrambischen  Liedes  mit  der  strengen  Beobachtung  der  Rhythmen- 


DER    NEUERE    DITHYRAMBUS.  79 

gesetze  wohl  vereinbar  sei,  gingen  die  jüngeren  Dichter  von  der- 
selben ab,  um  den  höheren  Gedankeuflug  einer  lästigen  Fessel  zu 
entledigen.  Die  Wiederkehr  der  Strophen,  welche  dem  regellosen 
Ausströmen  der  Empfmdung  steuerte,  wurde  aufgegeben;  man  er- 
ging sich  in  einer  bunten  Folge  verschiedener  Versarten  und  glaubte 
dadurch  für  die  Freiheit  des  Geistes  euien  Sieg  gewonnen  zu  haben. 
Aber  die  Erfahrung  lehrte,  dass  durch  die  Formlosigkeit  kein  tie- 
ferer Gehalt  erzielt  werde.  Im  Gegentheile,  die  neuen  Poeten  sanken 
immer  mehr  zu  der  Weise  prosaischer  Rede  hinunter,  und  unter- 
schieden sich  von  ihr  nur  durch  unnaturhche  Wendungen  und  ge- 
schraubte RedeGguren. 

In  diese  Manier  verfielen  die  Rundchöre,  wie  man  die  Di- 
thyramben zum  Unterschiede  von  den  im  Viereck  aufgestellten  Chören 
der  Tragödie  nannte,  schon  wälu'end  der  ersten  Hälfte  des  Kriegs, 
als  Melanippides  von  Melos  der  berühmteste  Meister  dieser  Gattung 
war.  Dieselbe  Weise  setzte  Kinesias  fort,  den  Aristophanes  wegen 
seines  hohlen  Pathos  verhöhnt,  auch  in  seiner  äulseren  Erscheinung 
mit  seiner  langen,  hageren  und  kraftlosen  Gestalt  ein  Gegenbild 
der  alten  Meister,  und  dann  mit  besonderem  Erfolge  Philoxenos 
aus  Kythera,  welcher  sich  aus  dem  Sklavenstande  zu  den  höchsten 
Ehren  eines  weitgepriesenen  Dithyrambikers  aufschwang. 

Bei  zunehmender  Künstlichkeit  ging  der  festgefügte  Organismus 
der  älteren  Kunst  immer  mehr  aus  einander;  das  Bewusstsein  des 
Zusammenhangs  erlosch  und  damit  die  Dienstfertigkeit  einer  Kunst 
gegen  die  andere.  Der  Flötenspieler  wollte  nicht  mehr  ein  blofser 
Gehüife  sein,  sondern  selbständiger  Künstler.  Die  Einzelstimmen 
traten  mit  längeren  Sätzen  anspruchsvoller  aus  dem  Chorgesange 
hervor,  und  die  Würde  der  Kunst  wurde  so  weit  vergessen,  dass 
man  in  den  Dithyramben  den  Donner  des  Gewitters,  das  Brausen 
der  Flüsse  und  die  Stimmen  der  Thiere  nachzuahmen  suchte. 

Der  Anstofs,  den  der  Dithyrambus  gegeben  hatte,  wirkte  auf 
die  übrigen  Gattungen,  da  überall  eine  gleiche  Neigung  vorhanden 
war,  sich  den  überlieferten  Regeln  zu  entziehen.  Im  Drama  führte 
Agathon  die  künstlichen  Spielereien  ein.  Bei  seiner  weichUchen 
Gemüthsart  hatte  er  eine  VorUebe  für  das  Lyrische,  und  er  konnte 
sich  die  modernen  Weisen  um  so  leichter  aneignen,  da  er  seine 
Chorlieder  nur  als  ergötzliche  Gesangstücke  behandelte.  Darum  ging 
er  auch  in  Versbau  und  Musik  von  dem  Ernste  der  alten  Schule 
ab;    Vorschläge    und  Verzierungen    wurden    angebracht,    künstliche 


80  ÄNDERUNG    IN    TANZ   UND    MUSIK. 

Modulationen  der  Summe  und  dergleichen  Dinge  wurden  angewendet, 
um  das  Ohr  einer  neuerungssüchtigen  Menge  zu  erfreuen.  Damit 
kamen  leichtfertige,  lockere  Tanzrhythmen  in  Aufnahme,  wie  sie 
Karkinos  auf  die  Bühne  gehracht  hatte;  es  war  eine  Art  Ballet, 
welches  in  Wirbeldrehung,  trippelndem  Geschwindschritt  und  Schlen- 
kern mit  den  Beinen  seine  vorzüglichsten  Kunstmittel  besafe.  Mit 
tiefer  Entrüstung  stellte  die  Komödie  diese  neue  Orchestik  an  der 
Famiüe  des  Karkinos  dar,  um  den  Verfall  der  edlen  Kunst  anschaolidi 
zu  machen.  Am  deutlichsten  aber  zeigte  sich  die  Veränderung,  die 
mit  dem  Kunstgeschmacke  der  Griechen  vorgegangen  war,  in  der 
Musik"). 

Die  Musik  ist  ihrer  Natur  nach  die  zarteste  und  empfindlichste 
aller  Kunstgattungen;  von  jedem  Wechsel  der  Zeitströmung  wird  sie 
am  meisten  bewegt,  weil  sie  ihr  am  wenigsten  Widerstandskraft 
entgegenzustellen  hat;  sie  war  vor  allen  anderen  Künsten  ein  Er- 
ziehungsmittel der  Jugend,  ein  sicherer  Mafsstab  für  die  sittliche 
Haltung  der  Gemeinde  und  ein  Gegenstand  sorgfaltigster  Pflege  und 
Beaufsichtigung  des  Staats,  dessen  besonderes  Interesse  es  war,  dass 
die  Musik  im  Einklänge  mit  der  bestehenden  Verfassung  erhalten 
werde.  Die  heilsame  Macht  einer  wolügeordneten,  die  Gefahren 
einer  entarteten  und  ihre  Aufgabe  verkennenden  Musik  sind  nirgends 
voller  gewürdigt  worden  als  in  Griechenland. 

Das  Grundgesetz  für  die  Musik  aber  war  die  vorliegende  Be- 
deutung des  Worts.  Sie  ist  die  Trägerin  des  Dichterworts;  sie  soll 
es  durch  Melodie  und  Harmonie  beleben,  sie  soll  seine  Wirkung 
vorbereiten,  seinen  Eindruck  verstärken,  seinen  Inhalt  einprägen. 
Darum  ist  ihr  wichtigster  Theil  der  Gesang;  aber  auch  im  Gesänge 
ist  das  Unisono  des  Chors  die  Hauptsache,  damit  das  Wort  so  klar 
wie  möglich  zu  seinem  Rechte  komme  und  sein  Inhalt  nicht  als 
individuelle  Empfindung,  sondern  als  Ueberzeugung  einer  Gesamtheit 
auftrete.  Wir  sahen  schon,  wie  hier  geändert  wurde,  um  der  Kunst- 
fertigkeit des  Einzelnen  mehr  Spielraum  zu  verschaffen,  indem  der 
Sologesang  auf  der  Bühne  eingeführt  wurde,  und  es  ist  sehr  be- 
greiflich, dass  das  Streben  nach  freierer  Bewegung  sich  gerade  in 
der  Musik  am  meisten  geltend  machte,  weil  keine  der  Künste  ihrer 
Natur  nach  mehr  geeignet  ist,  menschliches  Gefühl  in  voller  Unmittel- 
barkeit zum  Ausdrucke  zu  bringen,  und  nirgends  mehr  Gebunden- 
heit und  Unterordnung  war,  als  gerade  hier,  indem  nicht  nur  die 
ganze  Kunst  eine  dienende  war,  eine  Gehülfin  der  Poesie,  sondern 


FLÖTEN*     UND    GITHERMUSIK.  81 

auch  innerhalb  ihres  besonderen  Kreises  die  Instrumentalmusik  wie« 
deruni  eine  durchaus  untergeordnete  Stellung  hatte.  In  dieser  engen 
Begränzung  hatte  die  Kunst  allerdings  eine  ungemein  reiche  Aus- 
bildung erlangt,  und  gewiss  hat  sich  der  feine  Kunstsinn  der  Hel- 
lenen, welcher  auf  allen  Gebieten  mit  geringen  Mitteln  äusfer- 
licher  Art  Grofses  und  Bedeutendes  zu  erreichen  wusste,  nirgends 
glänzender  bewährt  als  in  der  Musik,  indem  man  es  möglich  machte, 
auf  der  siebensaitigen  Cither  eine  bewunderungswürdige  Mannigfaltig- 
keit von  Tönen  und  Tonleitern  darzustellen  und  die  gröfsten  Wir- 
kungen auf  das  Gemüth  hervorzubringen.  Indessen  wurde  die 
Beschränktheit  der  Mittel  und  das  Unbequeme  der  überlieferten 
Satzungen  doch  auf  diesem  Kunstgebiete  am  lebhaftesten  empfunden, 
und  deshalb  war  der  gegen  alle  einschränkendeu  Satzungen  sich 
auflehnende  Geist  der  Zeit  gerade  hier  am  tliätigsten  und  wirk- 
samsten. 

Agathons  neue  Weisen  waren  besonders  auf  Flötenmusik  be- 
rechnet. Sie  war  selbständiger  als  das  Saitenspiel;  sie  war  im 
Stande,  die  menschUche  Stimme  zu  ersetzen;  sie  schloss  sich  ihr 
nicht  in  harmonischer  Weise  an  und  deshalb  hatte  man  auch  in 
Delphi  den  Versuch,  sie  dem  Gesänge  unterzuordnen  oder  bei- 
zuordnen, wieder  aufgegeben.  Hier  war  also  schon  mehr  Freiheit 
gegeben,  und  dann  war  die  Flöte  ganz  besonders  wirkungsvoll,  um 
die  Gemüther  aufzuregen  und  Leidenschaft  auszudrücken.  Sie  war 
das  Instrument  des  dionysischen  Dienstes,  das  Organ  ekstatischer 
Empßndung,  und  also  für  die  modernen  Kunstbestrebungen  in  vor- 
zügUchem  Grade  brauchbar. 

Aber  auch  die  Cithermusik,  die  keusche  Musik  der  apolli- 
nischen ReUgion,  welche  den  Gesang  vorwalten  liefs  und  keine 
Empfindungen  gelten  lassen  wollte,  die  nicht  in  klaren  Worten 
ihren  Ausdruck  finden  konnten,  vermochte  sich  gegen  den  neuemden 
Zeitgeist  nicht  zu  behaupten;  auch  sie  wurde  von  seiner  Unruhe 
ergriffen  und  erfuhr  eine  wesenthche  Umgestaltung,  welche  von 
demselben  Platze  ausging,  wo  die  Tonkunst  ihre  in  Hellas  gültigen 
Gesetze  empfangen  hatte,  von  der  Insel  Lesbos.  Hier  hatte  sich 
das  Geschlecht  des  Terpandros  erhalten,  eine  Sängerzunft,  welche 
in  seinem  Geiste  Gesang  und  Citherspiel  emsig  fortpflanzte.  Ein 
berühmter  Meister  dieser  Familienschule  war  Aristokleides;  er  trat 
auch  in  Athen  auf,  zog  bedeutende  Talente  an  sich,  und  es  wurde 
eine  Epoche  in  der  weiteren  Entwicklung  der  Tonkunst,    als   er 

CnrtioB,  Or.  Oesoh.   III.  $ 


82  PHRTNIS   UND    TIMOTHEOS. 

den  jungen  Lesbier  Phrynis  in  seine  Lehre  nahm  nnd  ihn  zu  einem 
hervorragenden  Saitenspieler  ausbildete. 

Das  Yirtuosentlium  trat  in  der  altem  Zeit  vor  dem  Chorgesange 
zunick;  aber  schon  in  den  Tagen  des  Perikles  machte  es  sich 
geltend,  wie  der  Bau  des  attischen  Odeion  beweist,  welches  dazu 
bestimmt  war,  die  Kunstleistungen  Einzehier  einem  kleineren  Publi- 
kum vorzuführen.  Phrynis  selbst  soll  an  den  Panathenäen  den 
ersten  Sieg  in  dem  musischen  Kampfe  davongetragen  haben.  Seit- 
dem lockerte  sich  auch  auf  diesem  Gebiet  der  Zusammenhang  der 
Künste  und  Phrynis  war  es  vor  allen  Anderen,  welcher  sich  tob 
der  Schule  des  Terpandros  lossagte,  die  strengen  Regeln  des  alten 
Tonsatzes  verliefs,  dem  Citherspiele  neben  der  Poesie  eine  unab* 
hängigere  Bewegung  einräumte,  auf  glänzende  Finger-  und  Stimm« 
fertigkeit  mehr  Gewicht  legte;  er  trat  aus  der  alten  Sängerschule 
als  Cithervirtuos  hervor  und  fand  in  dieser  mit  grolsem  Beifalle  auf- 
genommenen neuen  Kunst  zahlreiche  Nachfolge**). 

Natürlich  suchte  man  nun  auch  die  einfachen  Mittel  der  Kunst 
zu  vermehren,  um  ihre  Ansprüche  auf  selbständige  Geltung  za 
sichern  und  Alles,  was  im  Saitenspiel  das  Gemüth  ergreifen,  dem 
Ohre  schmeicheln,  Beifall  hervorlocken  und  Staunen  erweckea 
konnte,  wurde  mit  erfinderischem  Sinne  aufgeboten.  Was  Phrynis 
hier  begonnen,  setzte  Timotheos  fort,  des  Thersandros  Sohn,  ein 
glänzend  begabter  Mann,  der  von  Milet  nach  Hellas  herüberkam, 
um  an  Stelle  der  veralteten  Gesangeskunst  die  neue  Musik  mit 
ihren  neuen  Instrumenten  und  Weisen  daselbst  einzubürgern.  Er 
dichtete  Ton  werke,  in  welchen,  wie  ihre  Titel:  Niobe,  die  Perser, 
Nauplios  u.  s.  w.  andeuten.  Sage  und  Geschichte  dargestellt  wurde, 
und  zwar  in  einem  bunten  Wechsel  mannigfaltiger  Kunstformen, 
indem  epische  Becitation,  Arien  und  Chorlieder,  Poesie,  Alimik, 
Tanz  und  Musik  zu  einer  glänzenden  Gesammtwirkung  verbunden 
wurden. 

Timotheos  Ijegegnete  aber  mit  seinen  Neuerungen  in  HeUai 
einem  viel  zäheren  Widerstände,  als  er  erwartet  hatte.  Die 
apollinische  Musik,  wie  sie  von  Delphi  aus  geordnet  war,  hing 
namentlich  in  Sparta  mit  den  Gesetzen  des  Staates  und  der  religiösen 
Rechtgläubigkeit  so  eng  zusammen,  dass  der,  welcher  hier  will- 
kürlich ändern  wollte,  als  der  gefährlichste  Irrlehrer  angesehen 
wurde.  Man  war  hier  strenger  und  empfindlicher  als  in  den  wich- 
tigsten Staatsgrundgesetzen;  denn  es  galt  fui*  das  Kennzeichen  eines 


ALTE  UND  NEUE  MUSIK.  83 

wohlgebildeten  Spartaners,  dass  er  gute  und  schlechte  Musik  sofort 
zu  unterscheiden  wisse;  schlecht  aber  nannte  mau  eine  jede,  welche 
sinnlich  aufregte  und  das  Gemuth  verweichlichte,  und  diese  glaubte 
man  wie  ansteckendes  Gift  fern  halten  zu  müssen.  Auch  die  Sieben- 
zahl der  Saiten  und  die  ganze  Einrichtung  der  Instrumente  war 
etwas  durch  Sitte  und  Gesetz  Geheiligtes  in  Sparta.  Aber  auch 
die  Athener  waren  hier  strenge  und  dem  Alten  treu;  auch  sie  hatten 
alte  Gesetze,  welche  die  verschiedenen  Gattungen  der  Musik  fest- 
stellten und  die  Vermischung  derselben  straften**). 

Daher  der  hartnäckige  Kampf  zwischen  der  alten  und  neuen 
Musik.  Daher  wurden  nicht  nur  in  Sparta  von  Amtswegen  dem 
Phrynis  und  Timotheos  die  überzähligen  Saiten  abgeschnitten ,  son- 
dern auch  in  Athen  wurden  die  Neuerer  heftig  angefeindet,  und 
wenn  sie  die  Musik  von  alterthümlichem  Zwange  zu  befreien  und 
einer  neuen  Vollkommenheit  entgegenzufahren  meinten,  so  gab  man 
ihnen  dagegen  eine  Schändung  der  edlen  Kunst  Schuld  und  sah 
in  ihrem  Treiben  eine  Versündigung  am  hellenischen  Volke,  einen 
strafbaren  Abfall  von  der  Sitte  der  Väter.  Ja  in  früherer  Zeit,  sagt 
Aristophanes,  wenn  da  die  attischen  Knaben  es  sich  heraus  ge- 
nommen hätten,  mit  künstlichen  Schnörkeleien,  Trillern  und  Ga- 
denzen,  wie  die  Schule  des  Phrynis  sie  aufgebracht  hat,  den  reinen 
Gesang  zu  entstellen,  so  wäi*en  sie  mit  Schlägen  gezüchtigt  worden 
als  solche,  welche  die  Musen  entehren;  im  ^Cheiron'  aber,  der  dem 
Pherekrates  oder  vielleicht  richtiger  dem  Nikomachos  zugeschrieben 
wird,  erzählte  die  Frau  Musika,  welche,  von  Misshandlungen  ent- 
stellt, auf  der  Bühne  erschien,  ihre  ganze  herzzerreifsende  Leidens- 
geschichte. Zuerst  klagt  sie  über  Melanippides  mit  seinen  zwölf 
vermaledeiten  Saiten,  dann  sei  Kinesias  der  Schurke  über  sie  her- 
gefallen, ^der  hudelte  mich  so  mit  seinem  Strophengekräusel,  dass 
*beim  Dithyrambus,  was  rechts  gehörte,  links  zu  sitzen  kam.  Doch 
^war  auch  dieser  lange  nicht  der  Schlimmste.  Nein,  dann  kam 
Thrynis,  flocht  mir  seine  Triller  ein  und  die  Rouladen,  und  bog 
'und  wickelte  mich  ganz  zu  Schanden,  um  in  fünf  Saiten  zwölf 
'der  Harmonien  hineinzuzwängen.  Doch  der  hat^s  hinterdrein  doch 
'noch  bereut  und  sich  gebessert.  Allein  Thimotheos,  ach  theures 
'Publikum!  Der  war's,  der  mir  am  schlimmsten  mitgespielt  und 
'mich  Elende  ganz  zu  Grunde  richtete!  ""Was  war  denn  das  für 
'ein  Timotheos?""  'Nun  wer  denn  anders  als  der  Sklave  aus 
'Milet?  Der  zauste  mich  viel  ärger,  als  sie  allesamt,  der  zerrte  mich 

6* 


84  TIMOTHEOS  UND   EURIPIOES. 

Murch  seiner  Noten  Labyrinth,  er  brachte  mich  auch  um  das  letzte 
^Quentchen  Kraft,  sein  Saitendutzend  hat  mir  den  Garaus  gemachtr 

So  tritt  uns  die  entscheidende  Wendung  des  griechischen  Volk»- 
bewusstsems,  die  Veränderung  des  Geschmacks  und  der  sittlidieii 
Haltung,  der  ganze  Gegensatz  des  Alten  und  Neuen  in  der  Musik 
am  deutlichsten  entgegen;  hier  wird  mit  der  Ueberlieferung  am 
völligsten  gebrochen;  hier  sind  zwei  Kunstschulen  von  ganz  wider- 
sprechender und  unvereinbarer  Richtung.  In  der  alten  Zeit  war  es 
der  Rhythmos,  welcher  die  musischen  Künste  beherrschte;  er  war 
das  Gesetz,  nach  welchem  die  Worte  der  Poesie,  die  Töne  der 
Musik,  die  Bewegungen  der  Orchestik  sich  bestimmten;  ihm  ver- 
dankte die  classische  Kunst  die  Klarheit,  die  wohlthuende  Ordnung 
und  ernste  Haltung;  er  sicherte  die  Ruhe  in  der  Bewegungt  er 
gab  dem  Gedanken  die  Herrschaft  über  die  Empfindung.  Dieser 
Rhythmos  war  der  Ausdruck  eines  gesunden  und  wohlgeordneleB 
Seelenzustandes,  das  Kennzeichen  innerer  Ruhe  und  Sicherheit«  Er 
konnte  sich  also  in  der  Kunst  nicht  behaupten,  nachdem  das  Lßben 
der  Menschen  ein  anderes  geworden  war,  und  darum  f(dgte  der 
Verfall  der  alten  Musik  dem  Verfalle  des  Gemeindelebens  unmittd- 
bar  nach. 

Euripides  stand  selbst  unter  dem  Einflüsse  der  Neuerungen, 
welche  auf  dem  Gebiete  der  Rliythmik  und  Musik  gemacht  wurden. 
Er  gehörte  zu  den  Vielen,  welche  die  Kunst  des  Timotheos  be- 
wunderten, er  stand  ihm  persönlich  nalie  und  suchte  seinen  über 
den  hartnäckigen  Widerspruch  betroflenen  Freund  damit  zu  trösten, 
dass  die  Zeit  nicht  mehr  ferne  sei,  wo  er  das  Theater  beherrschoi 
werde.  Und  in  der  That  war  es  Timotheos  beschieden,  sich  länger 
und  voller  seines  Ruhmes  zu  erfreuen,  als  Euripides.  Demi  der 
Musik  standen  mehr  Mittel  zu  Gebote,  um  die  aufgegebene  Würde 
der  alten  Kunst  durch  neue  Reize  zu  ersetzen,  während  auf  öet 
Bühne  unverkennbar  zu  Tage  trat,  wie  viel  im  Vergleiche  mit 
den  älteren  Meistern  verloren  war,  ohne  dass  etwas  Neues  erreicht 
werden  konnte,  das  in  gleichem  Grade  zu  befriedigen  vermochte. 

Auch  spürt  man  an  den  Tragödien  des  Euripides,  wie  ihn  der 
Geist  der  Zeit  mehr  und  mehr  beherrschte  und  mit  sich  fortzog. 
Denn  während  in  seinen  älteren  Stücken,  Medeia,  Hekabe,  Hippo- 
lytos,  iVndromache,  AlkesUs,  strengere  Grundsätze  beobachtet  werden, 
lässt  sich  in  den  jüngeren  eine  zunehmende  Nachlässigkeit  erkennen. 
Die  Verse  werden  flüchtiger  und  leichtfertiger,  die  Auflösungen  der 


VERFALL   DER   TECHNIK   IM   DRAMA.  85 

langen  Silben  im  Jambus  häufiger.  Auch  in  der  Anordnung  des 
Dialogs  und  der  einander  entsprechenden  längeren  Reden  zeigen  die 
älteren  Tragödien  eine  gewisse  Kunst  der  Symmetrie,  welche  in 
den  jüngeren  Werken  wegfallt.  Es  lässt  sich  wahrscheinlich  machen, 
dass  die  Zeit,  in  welcher  der  Dichter  den  strengeren  Stil  in  Com- 
position  und  Versbau  aufgab,  ungefähr  um  Ol.  89  fällt.  Es  war 
also  dieselbe  Zeit,  da  nach  dem  Nikiasfrieden  Alkibiades  an  die 
Spitze  des  Staats  trat  und  denselben  in  die  unsichern  Bahnen  seiner 
kecken  Politik  hereinzog '^*). 

Bei  Alkibiades  schien  es  eine  UeberfüUe  von  Kraft  zu  sein, 
welche  ihm  die  Schranken  der  Sitte  unerträglich  machte,  und  eben 
so  bei  den  genialen  Künstlern,  welche  einer  freieren  Bewegung 
auf  ihrem  Gebiete  Bahn  brechen  wollten.  Aber  im  Grunde  war 
jene  scheinbare  Kraflfulle  nur  eine  Schwäche,  indem  die  höchste 
Kraft,  die  der  Selbstbeherrschung,  fehlte.  Darum  konnten  wohl 
die  alten  Formen  zersprengt  werden,  aber  es  entwickelten  sich 
keine  neuen  Gestaltungen;  man  schwankte  zwischen  genialer  Form- 
losigkeit und  nüchternster  Künstlichkeit  hin  und  her;  wir  sehen 
die  alten  Ordnungen,  welche  die  Hellenen  im  Staatsleben  wie  in 
der  Kunst  mit  besonnener  Kraft  gegnmdet  hatten,  gleichzeitig  zu 
Grunde  gehen,  und  in  dieser  Auflösung  verloren  die  Schöpfungen 
der  Griechen  auch  ihren  eigentlich  nationalen  Charakter. 

Diese  Entfremdung  der  Kunst  vom  nationalen  Boden,  welche 
vom  hellenischen  Standpunkte  aus  nur  als  eine  Entartung  angesehen 
werden  konnte,  war  gleichwohl  der  Punkt,  an  welchen  die  cultur- 
geschichtliche  Bedeutung  des  Euripides  sich  anschliefst.  Denn  in- 
dem er  es  verstand,  während  einer  für  poetisches  Schaffen  höchst 
unbequemen  Zeit,  in  ihrem  Sinne  und  mit  ihren  Kräften  thätig, 
die  dramatische  Kunst  bei  den  Athenern  zu  erhalten,  und  zwar  mit 
solchem  Erfolge,  dass  er  neben  Sophokles  sich  behaupten  konnte 
und  von  ihm  als  ein  Meister  der  Kunst  anerkannt  wurde:  so  bil- 
dete er  den  Uebergang  aus  der  classischen  Zeit  in  die  spätere  und 
gewann  eine  über  die  Gegenwart  weit  hinausreichende  litterarische 
Bedeutung. 

Die  eigentlichen  Classiker  wie  Pindar,  Aeschylos  und  Sophokles 
sind  der  Art,  dass  sie  nur  von  Zeitgenossen  oder  von  Solchen, 
welche  sich  durch  Studium  in  sie  hineindenken,  ganz  verstanden 
und  gewürdigt  werden  können;  so  sehr  war  ihre  Kunst  mit  dem 
öfTentüchen  Leben  und  dem  sittlichen  Standpunkte   ihrer  Zeit  ver- 


86  NACHWIRKUNG   DES   EURIPIDE8. 

wacliseu.  Euripiiles  aber  ist  dadurch,  dass  er  den  strengeu  Stil 
der  älteren  Kunst  aufgeliol>en  bat,  aus  dem  engeren  Kreise  des  nur 
Volkstbümlichen  herausgetreten ;  er  bat  die  rein  nieuscldichen  Hotive, 
die  überall  Anklang  linden,  zur  Geltung  gebracht;  darum  ist  er  klar 
und  verständlich;  darum  gewährt  er,  ohne  ein  besonderes  Interesse 
au  dem  Sagenstofle  vorauszusetzen  oder  eine  höhere  Aaspamiuiig 
der  Geisteskräfte  in  Anspruch  zu  nehmen,  das,  was  die  MensclieD 
aller  Orte  und  Zeiten  vom  Schauspiele  verlangen;  er  spannt  und 
unterhält,  erschreckt  und  rührt;  er  giebt  eine  Fälle  von  Gedanken 
und  Betrachtungen,  die  Jedem  nahe  liegen  und  Jedem  wichtig  sind; 
er  ist  ein  Dichter  für  alle  Gebildeten,  welche  seine  Sprache  ver- 
stellen. Darum  hat  er  auch  die  bedeutendsten  seiner  Zeitgenossen, 
wie  den  Sokrates,  zu  ergreifen  vermocht;  darum  ist  die  attische 
Bühnensprache,  wie  er  sie  ausbildete,  für  das  Drama  mafegebend 
geworden,  so  dass  selbst  Aristophanes  eingestehen  musste,  in  dieser 
Beziehung  unter  dem  Einflüsse  des  Euiüpides  zu  stehen.  Damm 
hat  er  auch  der  bildenden  Kunst  den  Weg  gewiesen,  wie  sie  nach 
den  Zeiten  des  Pheidias  Neues  und  Bedeutendes  leisten  könnte; 
darum  hat  er,  nachdem  er  bei  Lebzeiten  gegen  die  noch  in  Kraft 
stehende  Tradition  der  älteren  Kunst  nicht  hatte  aufkommen  können, 
nach  seinem  Tode  die  Welt  mit  seinem  Ruhme  erfüllt  und  eine 
zahlreiche  Nachfolge  bei  den  Dichtem  gefunden,  welche  die  grie- 
chischen Sagen  benutzten,  um  dramatische  Wirkung  von  allgemein 
menschlicher  Bedeutung  zu  erzielen.  In  dieser  weltgeschichtlichen 
Bedeutung  des  Euripides  hegt  eine  gewisse  Beruhigung  für  die, 
welche  nicht  ohne  schmerzliches  Mitgefühl  das  lauge,  arbeitaame, 
aber  trübe  und  verdrossene  Leben  des  Dichters  überbUcken,  welcher 
selbst  seines  Dichterberufs  niemals  recht  froh  geworden  ist. 

Im  Aeufseren  wurde  der  Organismus  der  alten  Tragödie  un- 
verändert beibehalten;  es  wurden  nach  wie  vor  Tetralogien  auf- 
geführt, weil  dies  einmal  die  durch  das  Herkommen  geheiligte  Form 
des  poetischen  Wettkampfes  an  den  groFsen  Dionysosfesten  in  Athen 
war.  Aber  seit  Sophokles  angefangen  hatte,  den  Zusammenhang 
der  mit  einander  zur  AufTülining  gelangenden  Stücke  zu  lösen,  so 
dass  jedes  derselben  für  sich  ein  poetisches  Ganze  bildete,  blieb 
dies  Verfahren,  so  viel  sich  erkennen  lässt,  für  seine  Zeitgenossen 
und  Nachfolger  mafsgebend.  Je  mehr  das  Interesse  am  StofTe  der 
Sagen  sich  abstumpfte,  um  so  zweckmäfsiger  war  es,  die  ganie 
Kunst  des  Dramatikers  den  einzelnen  Dramen  zuzuwenden.   Dadurch 


TRAGÖDIE   UND   KOMÖDIE.  87 

erhielt  sich  das  Drama  populärer,  iudem  der  schaulustigen  Menge 
eine  gröfsere  Mannigfaltigkeit  des  Genusses  dargehoteii,  und  zugleich 
die  Wiederholung  der  Tragödien  auf  kleineren  Bühnen  und  l>ei 
minder  festlichen  Gelegenheiten  erleichtert  wurde.  Eine  Neuerung 
scheint  auch  hier  Euripides  versucht  zu  haben,  als  er  in  seiner 
*Alkestis\  welche  als  viertes  Concurrenzstück  Ol.  85,  2  (438)  zur 
Aufiuhrung  kam,  ein  Stück  lieferte,  das  den  Zweck  hatte,  das 
Satyrspiel  zu  ersetzen,  welches  in  seiner  herkömniüchen  Weise  dem 
Dichter  nur  einen  beschränkten  Spielraum  darbot  und  einen  frischen, 
naiven  Humor  verlangte,  wie  er  unserm  Dichter  nicht  zu  Gebote 
sUod.  Alkestis  ist  keine  Tragödie  und  kein  Satyrspiel,  sondern 
eine  Composition  neuer  Art,  indem  einem  tragischen  Stoffe  eine 
heitere  Weadung  gegeben  und  so  dem  Bedürfnisse  des  attischen 
Publikums,  sich  nach  dem  erschütternden  Eindrucke  der  Tragödien 
an  einem  lustigen  Nachspiele  zu  erholen,  entsprochen  wurde.  Aber 
auch  dieser  Versuch,  innerhalb  des  Organismus  der  Tragödie  eine 
neue  Kunstform  zu  schaffen,  war  ohne  rechten  Ernst  unternommen 
und  blieb  ohne  nachhaltigen  Erfolg. 

Am  besten  erhielt  sich  die  Komödie,  welche  durch  die  ganze 
Zeit  von  Glück  und  Unglück  hindurch  dem  attischen  Volksleben 
mit  ihrem  hellen  Blicke  folgte,  und  es  ist  merkwürdig  genug,  dass 
gerade  dem  Lustspiele  die  Aufgabe  vorbehalten  blieb,  der  herrschen- 
den Neuerungssucht  mit  vollem  Ernste  entgegenzutreten  und  das 
Gute  der  alten  Zeit  auf  der  attischen  Bühne  zu  vertreten.  Un- 
mittelbar vor  dem  Falle  .  Athens  finden  wir  die  Komödiendichter 
noch  in  heftigem  Kampfe  gegen  die  Missbräuche  des  Staatslebens 
und  das  Unwesen  der  Demagogie.  Kleophon  wird  in  demselben 
Jahre  Ol.  93,  4  (405)  von  Piaton  und  Arislophanes  schonungslos 
angegriffen.  Nach  dem  Falle  der  Stadt  legte  sich  die  pohtische 
Opposition  und  die  Dichter  zogen  sich  auf  ein  Gebiet  zurück,  wo 
der  Kampf  weniger  bitter  und  aufregend  war,  indem  sie  statt  der 
Bürgerschaft  und  ihrer  Stimmführer  das  Publikum  angriffen  und  die 
Poeten,  denen  es  seinen  Beifall  schenkte.  Mit  l>esonderer  Schärfe 
traten  sie  den  Dithyranibikern  entgegen,  welche  sich  mit  ihrer 
formlosen  Künstelei  so  unerträglich  breit  machten,  und  diese  rächten 
sich  wiederum  dadurch,  dass  sie  der  Kuniudie  die  Unterstützung  zu 
entziehen  suchten,  welche  ihr  vom  Staate  zu  Theil  wurde.  Das 
gelang  ihnen  um  so  leichter,  da  die  Zeiten  dem  Gedeihen  des 
fröhlichen  Festspiels    wenig    günstig    waren,    und  in  Folge  der  all- 


88  ÄNDERUNG   DER   KOMÖDIE. 

gemeinen  Verarmung    die    Chöre    immer   kümmerlicher   zu  werden 
anfingen. 

Im  Jahre  nach  der  Arginusenschlacht  hatte  man  schon  die  Ein- 
richtung treffen  müssen,  dass  je  zwei  Choregen  zusammen  einen 
Chor  ausrüsteten.  So  half  man  sich  auch  nach  dem  Jahre  des 
Eukleides  durch,  his  der  Dithyramhendichter  Kinesias,  der  unter 
dem  Muthwillen  der  Bühne  am  meisten  zu  leiden  gehabt  hatte,  ein 
Gesetz  einbrachte,  wodurch  der  öffentliche  Aufwand  für  die  Komödie 
in  dem  Grade  beschränkt  wurde,  dass  sie  den  Chor  ganz  aufgeben 
musste.  Sie  schleuderte  die^  Blitze  ihres  Zorns  gegen  den  Uebel- 
thäter;  Strattis  dichtete  ein  eigenes  Stück  auf  Kinesias,  den  'Cäior- 
würger',  aber  man  kämpfte  vergebens  gegen  die  Ungunst  der  Zeit 
Die  im  Zusammenhange  mit  dem  Bühnenspiele  gedichteten  und  flE^ 
dasselbe  eingeübten  Chorlieder,  namentlich  die  gefürchteten  Para- 
basen,  fielen  weg;  statt  dessen  wurden  Tänze  und  leichte  Musik- 
stücke emgelegt.  Die  ganze  Kunstgattung,  die  eigenthämlichste 
Frucht  des  attischen  Volkslebens,  verlor  ihre  frühere  Bedeutung 
und  so  ging  um  Ol.  97  (390)  die  alte  Komödie  allmählich  in  das 
neue  Lustspiel  über.  So  lange  sie  aber  noch  bestand,  ist  sie  ihrem 
Berufe  treu  geblieben,  alle  verkehrten  Zei trieb tungeu  zu  bekämpfen, 
und  nachdem  schon  Kratinos  in  seinen  'Panopten'  die  Sophisten 
im  Ganzen  gegeifselt  hatte,  als  die  superklugen  Allseher  und  Ali- 
wisser,  folgte  eine  Reihe  von  Komödien,  welche  sich  vorzugsweise 
mit  den  litterarischen  Zuständen  und  dem  einreifsenden  Unge- 
schmacke  beschäftigten;  dahin  gehören  iles  Phrynichos  'Musen'  und 
'Tragödien',  des  Aristophanes  'Frösche'  und  'Amphiaraos',  und  end- 
lich sein  'Gerytades',  wo  er  den  von  den  Dichtern  selbst  eingestan- 
denen Bankerott  der  dramatischen  Poesie  in  Athen  darstellte.  Gewiss 
war  dieser  Kampf  nicht  unwirksam,  um  das  Gefühl  für  echte  Kunst 
zu  beleben  und  die  alten  Meister  in  Ehren  zu  erhalten;  aber  die 
Komödie  konnte  nichts  thun  als  der  Zeit  den  Spiegel  vorhalten  und 
den  Abstand  von  der  Vergangenheit  hervorheben;  sie  konnte  im 
besten  Falle  den  Widerwillen  gegen  die  neuen  Zeitrichtungen, 
welcher  sie  selbst  erfüllte,  bei  ihren  Zuhöi-ern  erwecken;  aber 
ehien  anderen  Weg  wusste  auch  sie  der  attischen  Kunst  nicht  zo 
weisen,  die  Leere  der  Gegenwart  konnte  sie  nicht  ausfüllen**). 


DIE  AUFGABE   DER  PHILOSOPHIE.  89 

So  Stand  es  mit  der  Dichtkunst  in  Athen.  Sie  hat  sich,  nach- 
dem das  Gleichmai^  des  öffentlichen  Lebens  zerstört  war,  noch  eine 
Zeitlang  in  voller  Höhe  erhalten,  aber  nur  in  den  Werken  des  So- 
phokles, welcher  in  dem  Geiste  der  perikleischen  Zeit  fortlebte; 
dann  wurde  auch  sie,  wie  die  Musik,  von  demselben  Strome  er- 
griffen, welcher  die  Grundlagen  des  Volkslebens  auflöste  und  den 
Boden  binwegschwemmte,  in  welchem  die  Schöpfungen  der  clas- 
sischen  Periode  wui*zelten.  Sie  war  deshalb  in  der  Zeit  allgemeiner 
Schwankungen  aufser  Stande,  einen  sittlichen  Halt  zu  gewähren; 
das  Alte  ging  zu  Grunde,  aber  eine  neue  Kunst,  an  welcher  die 
Menschen  sich  aufrichten  konnten,  vermochte  die  moderne  Zeit  mit 
aller  ihrer  Denk-  und  Redefertigkeit  nicht  zu  schaffen.  Eben  so 
war  der  Glaube  der  Väter  wie  ein  veralteter  Hausrath  bei  Seite 
geworfen,  ohne  dass  eine  andere  Gewissheit  des  sittUchen  Lebens, 
ein  anderer  Antrieb  für  die  dem  Gemeindeleben  unentbehrlichen 
Tugenden  gewonnen  wurde.  Man  erkannte  das  Bedurfniss  einer 
Regeneration  des  Staats;  man  ging  emsllich  daran,  zu  bessern  und 
zu  ordnen;  aber  durch  politische  Reformen  konnten  die  Schäden 
nicht  geheilt  und  neue  Grundlagen  des  Gemeinwohls  nicht  gewonnen 
werden.  Es  blieb  nichts  Anderes  übrig,  als  eine  aus  ernster  Selbst- 
erkenntniss  hervorgehende,  sittliche  Erneuerung,  eine  entschlossene 
Umkehr  von  den  Irrwegen  modemer  Aufklärung  und  allen  falschen 
Einbildungen  und  die  Heranbildung  eines  neuen  Geschlechts,  in 
welchem  die  Tugenden  der  Treue,  der  Gottesfurcht  und  Wahrhaftig- 
keit wieder  Wurzel  fassteu.  Der  Aufbau  eines  glücklicheren  Athens 
flUttsste  von  unten  begonnen  werden.  Das  war  ein  weiter  und  be- 
schwerlicher Weg,  ein  Weg,  welcher  dem  Dünkel  der  Athener,  die 
auf  der  Höhe  menschlicher  Bildung  zu  stehen  meinten,  wenig  zu- 
sagte, aber  —  es  war  der  einzige. 

Um  auf  diesen  Weg  zu  führen  und  die  Nothwendigkeit  einer 
sittlichen  Erneuerung,  die  sich  im  Gemüthe  jedes  Einzelnen  voll- 
ziehen musste,  seinen  Mitbürgern  deutlich  zu  machen,  dazu  be- 
durfte es  eines  Mannes  von  prophetischer  Art,  welcher  die  Ver- 
irrungen  der  Zeit  klar  erkannte,  aber  selbst  über  seiner  Zeit  stand, 
der  die  geistigen  i^littel  besais,  die  Irrthümer  zu  bekämpfen,  und 
det*  endlich  seines  Berufs  zu  retten  und  zu  helfen  so  gewiss  war, 
dass  er  ohne  Selbstsucht  dafür  zu  leben  und  zu  sterben  bereit  war. 
Einen  solchen  Mann  hatten  die  Athener  in  ihrer  Mitte;  es  war  kein 


90  SOKRATBS,    DES   SOPHRONISKOS   SOHN, 

Anderer,  als  jener  Soki'ates,  dessen  Wirken  in  Staat  und  Gesell- 
Schaft  schon  mehrfach  zur  Sprache  gekommen  ist. 

Betrachten  wir  ihn  in  seiner  ganzen  Art  zu  sein  (und  keiae 
Persönlichkeit  des  griechischen  Alterthums  ist  uns  ja  in  so  dfmt- 
licheu  Zügen  vor  Augen  gestellt),  so  erscheint  er  uns  zunächst  ab 
Einer,  welcher  gar  niclit  nach  Athen  gehört;  so  fremdartig  ist  sein 
Wesen,  so  unvermittelt  seine  ganze  Erscheinung.  Er  passt  in  keiiie 
Klasse  der  bürgerlichen  Gesellschaft  und  ist  mit  keinem  Malsslabe, 
wie  wir  ihn  au  seine  Mitbürger  anlegen,  zu  messen.  £r  ist  einer 
der  ärmsten  aller  Athener,  aber  er  geht  mit  stolzem  Selbstbewusstr 
sein  durch  die  Stralsen  der  Stadt  und  tritt  den  Reichsten  und  Vor- 
nehmsten wie  ihres  Gleichen  gegenüber;  sein  hässliches  und  yer> 
nachlässigtes  Aeulsere  macht  ihn  zu  einem  Gegenstande  da 
ölfentlichen  Gespöttes,  und  doch  übt  er  einen  beispiellosen  Einfln» 
auf  Niedrige  und  Hohe,  auf  Gelehrte  und  Ungelehrte.  Er  ist  ein 
Meister  im  Reden  und  Denken  und  dabei  ein  grundsätzlicher  Gegner 
derer,  welche  darin  die  AUiener  unterwiesen;  ein  Mann  der  Auf- 
klärung, welcher  nichts  ungeprüft  lässt,  und  dennoch  der  fleilsigste 
Opferer,  ein  Verehrer  der  Orakel  und  von  treuherzigem  Glauben 
an  viele  Dinge,  welche  man  als  Ammenmährchen  verlachte;  ein  rück- 
sichtsloser Tadler  der  Volksherrschaft  und  doch  ein  Gegner  der 
OUgarchen.  Ganz  sich  selbst  angehörig  denkt  er  anders  als  alle 
übrigen  Athener,  geht  seine  Wege,  ohne  sich  um  die  öfifentliche 
Meinung  zu  kümmern,  und  wenn  er  niu*  mit  sich  selbst  im  Ein- 
klänge ist,  macht  kein  Widerspruch,  keine  Anfeindung,  kein  Hohii 
ihn  irre.  Ein  solcher  Mann  schien  in  der  That  wie  aus  einer  an- 
dern Welt  in  die  Mitte  von  Athen  versetzt  zu  seui. 

Und  dennoch,  so  einzig  in  seiner  Art  dieser  Sokrates  war,  so 
können  wir  bei  schärferer  Pnifung  den  echten  Athener  in  ihm 
nicht  verkennen.  Ein  solcher  war  er  in  seiner  ganzen  geistigen 
Richtung,  in  seiner  Redelust  und  Redekunst,  wie  sie  sich  nur  in 
attischer  Luit  entwickeln  konnte,  in  dem  feinen  Witze,  mit  dem 
er  Ernst  und  Scherz  zu  verbhulen  wusste,  in  dem  rastlosen  Suchen 
nach  einem  tiefen  Zusammenhange  zwischen  Thun  und  Erkennen. 
Er  war  ein  Athener  von  altem  Schlage,  wenn  er  die  Gesetze  des 
Staats  mit  festem  Muthe  gegen  jede  Willkür  verti'at  und  im  Felde 
keine  Gefahr  und  Mühseligkeit  scheute.  Er  kannte  und  liebte  die 
nationalen  Dichter;  er  trug  in  dem  unermüdlichen  Bildungstriebe 
das  edelste  Kennzeichen  seiner  Vaterstadt  an  sich.    Wie  Solon  dachte 


GEB.    UM    470,    OL.   77,   8}    GEST.   399,    OL.  95,  1.  91 

auch  Sokrates,  das8  man  zum  Lernen  niemals  zu  alt  sei,  dass  Lernen 
und  Erkennen  nicht  eine  Vorbildung  zum  Leben  sei,  sondern  das 
Leben  selbst  und  das,  was  allein  demselben  Werth  gebe.  Durch 
Earkenntniss  täglich  besser  zu  werden  und  Andere  besser  zu  machen, 
erschien  Beiden  als  die  eigentliche  Aufgabe  des  Menschen.  Beide 
fanden  die  einzig  wahre  Glückseligkeit  in  der  Gesundheit  der  Seele, 
und  gaben  Ungerechtigkeit  und  Unwissenheit  als  das  gröfste  Un- 
glück an. 

So  stand  Sokrates  bei  aller  Originalität  doch  ganz  auf  dem 
Boden  attischer  Bildung,  und  wenn  man  erwägt,  dass  die  nam- 
haftesten Vertreter  der  Sophistik  und  der  ihr  verwandten  Riclitimgen 
sämtlich  aus  der  Fremde  gekommen  sind,  wie  Protagoras  aus  Abdera, 
Gorgias  aus  Sicilien,  Prodikos  aus  Keos,  Diagoras  aus  Melos,  so 
kann  man  mit  gutem  Rechte  behaupten,  dass  diesen  Lehrern  gegen* 
über  die  besten  Grundsätze  attischer  Weisheit  in  Sokrates  ihren 
Vertreter  fanden. 

Indessen  ging  er  nicht  etwa  nur  auf  die  alten  und  zum  Schaden 
des  Staats  in  Vergessenheit  gekommenen  Grundlagen  vaterländischer 
Gesinnung  zurück,  er  trat  nicht  abwehrend  und  spröde  der  Be- 
wegung der  Zeit  gegenüber,  vielmehr  stand  er  mitten  in  ihr  und 
suchte  sie  nur  zu  anderen  und  höheren  Zielpunkten  zu  leiten.  Er 
wollte  nicht  Umkehr,  sondern  Fortschritt  der  Erkcnntniss  über  das 
hinaus,  was  die  klügsten  Weisheitslehrer  darboten.  Darum  konnte 
er  in  sich  vereinigen,  was  Anderen  ein  unversöhnlicher  Widerspruch 
schien,  und  darauf  beruhte  das,  was  ihn  am  meisten  vor  allen 
Volksgenossen  auszeichnete,  die  hohe  Freiheit  und  Selbständigkeit 
seines  Geistes;  dadurch  war  er  im  Stande,  ohne  seiner  Ileimath 
untreu  zu  werden,  sich  über  die  Beschränktheit  der  herkömmhchen 
Vorstellungen  zu  erheben,  und  das  that  er  namentlich  darin,  dass 
er  mit  einer  heroischen  Sicherheit  mitten  unter  einem  der  Schön- 
heit der  Erscheinung  huldigenden  Volke  von  allem  Aeufserlichen 
sich  vollkommen  unabhängig  machte  und  auf  die  inneren  Güter  und 
das  sittliche  Leben  ausscliliefsüch  allen  Werth  legte.  Darum  war 
auch  die  eigene  Ilässlichkeit,  das  breite  Gesicht  mit  der  aufgestülpten 
Nase,  den  dicken  Lippen  und  vorliegenden  Augen,  ein  charak- 
teristischer Zug  seiner  Persönlicldteit,  weil  sie  gegen  die  herkömm- 
liehe Annahme  einer  nothwendigen  Gemeinschaft  körperUcher  und 
geistiger  Trefflichkeit  zeugte,  weil  sie  bewies,  dass  auch  in  einem 
sllenartigen  Leibe  ein  apollinischer  Geist  wohnen  könne,    und  also 


92  DAS   LEBEN   DES   80KRATE8. 

ZU  einer  höheren  Auffassung  der  menschlichen  Persönlichkeit  hiii- 
leitete.  So  stand  er  in  seinem  Volke  und  in  seiner  Zeit,  aber  Aber 
beiden,  und  eines  solchen  Mannes  bedurften  die  Athener,  um  den 
Weg  zu  linden,  auf  welchem  es  möglich  war,  aus  dem  Widerstrate 
der  Meinungen  zu  einer  sittlichen  Gewissheit  durchzudringen  und 
ein  Gluck  zu  erlangen,  das  seine  Bürgschaft  in  sich  selbst  trug. 

Sokrates  tritt  uns  als  eine  fertige  und  vollkommen  ausgeprftgte 
Persönlichkeit  entgegen,  deren  allmähhche  Entwickelung  inuier 
etwas  Geheimnissvolles  bleibt.  Doch  liegt  der  eigentliche  Keim  der- 
selben ohne  Zweifel  in  dem  Wissensdrange,  welcher  ihm  in  beson- 
derer Stärke  angeboren  war.  Dieser  Drang  liefs  ihn  nicht  in  der 
Lehre  seines  Vaters  ausharren;  er  trieb  ihn  aus  der  engen  Werk- 
statt liinaus  auf  die  Strafsen  und  Plätze  der  Stadt,  in  welcher  damib 
Jede  Art  von  Bildung,  Kunst  und  Wissenschaft  in  reicher  F§ik 
dargeboten  wurde.  Stand  doch,  als  er  in  der  Mitte  der  zwaniiger 
Jahre  war,  Perikles  auf  der  Höhe  seiner  glänzenden  Wirksamkeit, 
und  man  sollte  erwarten,  dass  der  Sohn  eines  Bildhauers  Veran- 
lassung hatte,  diese  Wirksamkeit  in  vollem  Mafse  zu  würdigen. 
hidessen  brachte  der  junge  Sokrates  aus  seinem  Vaterhause  eine 
gewisse  einseitige,  so  zu  sagen,  spiefsbörgerliche  Richtung  mit, 
d.  h.  einen  nüchternen,  hausbackenen  Sirm  für  das  praktisch  Nutz- 
bare, welcher  sich  durch  Glanz  und  Herrlichkeit  nicht  bestechen 
liefs.  Darum  ging  er  auch  an  den  vielbewunderten  Kunstwerken, 
welche  die  Stadt  damals  erfüllten,  ziemlich  gleichgültig  yoräber; 
es  fehlte  ihm  für  die  idealen  Bestrebungen  der  perikleischen  Zeit 
die  Auffassung,  und  auch  die  Tragödien  eines  Sophokles  scheinen 
keine  sonderliche  Anziehungskraft  auf  ihn  geübt  zu  haben.  Lag 
hierin  eine  Einseitigkeit,  so  hatte  sie  das  Gute,  dass  sie  die  Un- 
abhängigkeit seines  Urteils  befestigte  und  ihn  in  Stand  setzte,  die 
Mängel  und  Gebrechen,  an  denen  auch  das  blühende  Athen  litt,  zu 
erkennen  und  zu  bekämjifen. 

Wenn  nun  al>er  der  Sohn  des  Sophroniskos  auch  den  Begriff 
des  praktisch  Nutzl>aren  in  das  Gebiet  der  Wissenschaft  herüber- 
nahni,  so  gab  er  ihm  hier  eine  so  tiefe  und  grofsartige  Bedeutung, 
dass  er  ihm  wiedennn  zu  einem  Antriel)e  wurde,  jedes  wahre  Bil- 
dungsmittel, das  Athen  darbot,  mit  rastlosem  Eifer  aufzusuchen; 
denn  er  fühlte,  dass  es  unmöglich  sei,  den  nächstliegenden  sitt- 
lichen Aufgaben  zu  genügen,  ohne  eine  zusammenhängende  Er- 
kenntniss  zu  besitzen.    So  ging  er  heifshungrig  umher  bei  Männern 


DAS  WIRKEN  DES  SORRATES.  93 

und  Frauen,  welche  für  hochgebildet  galten;  er  hörte  die  Vortrage 
der  Sophisten,  verschaffte  sich  die  Schriften  der  älteren  Philosophen, 
deren  Wirkung  er  unter  seinen  Zeitgenossen  lebendig  fand,  ver- 
tiefte sich  mit  strebsamen  Freunden  in  die  Werke  des  Herakleitos 
und  Anaxagoras,  und  in  diesem  regen  Wechselverkehre  wurde  er 
selbst  allmählich  ein  Anderer,  d.  h.  er  wurde  sich  des  unbefrie- 
digenden Standpunkts  der  damaligen  Lehrweisheit  so  wie  des  eigenen 
Ziels  und  Berufs  bewusst.  Denn  indem  er  Anderes  fragte  und 
Tieferes  suchte,  als  ihm  geboten  werden  konnte,  wurde  er  ohne 
eigene  Absicht  zu  dem,  von  welchem  die  Anregung  ausging  und 
von  dem  man  schliefslich  die  Beantwortung  der  unerledigt  geblie- 
benen Fragen  erwartete.  Der  Belehrung  Suchende  wurde  der 
Mittelpunkt  eines  Kreises  von  Jüngeren,  welche  ihm  mit  Begeisterung 
anhingen,  und  wie  sehr  das,  was  er  zu  geben  suchte,  dem  tief 
empfundenen  Bedürfnisse  der  Zeit  entsprach,  geht  daraus  hervor, 
dass  Menschen  der  allerverschiedensten  Anlage  und  Lebensstellung 
sich  ihm  hingaben,  selbstbewusste,  lebensfrohe  und  übermüthige 
Jünglinge  der  vornehmen  Gesellschaft,  wie  Alkibiades,  und  wiederum 
trübsinnige  und  verzagte  Menschen,  wie  jener  wunderhche  Apollo- 
doros  aus  Phaleron,  der  mit  sich  und  Anderen  ewig  unzufrieden 
ein  unglückseliges  Dasein  führte,  bis  er  in  Sokrates  die  einzig  ihm 
zusagende  Persönlichkeit  und  in  seinem  Umgange  die  ersehnte  Be- 
friedigung fand.  Er  war  ihm  Alles  in  Allem  und  jede  Stunde, 
welche  er  von  ihm  entfernt  war,  beklagte  er  wie  eine  verlorene. 
So  wusste  Sokrates  unter  den  Athenern,  bei  denen  die  persön- 
lichen Verbindungen  ZAvischen  Altersgenossen  sowolü  wie  zwischen 
Männern  und  Jünglingen  entweder  durch  Parteiinteressen  oder  durch 
unlautere  Sinnlichkeit  getrübt  und  entweiht  wurden,  die  wohlthätige 
Macht  reiner  Freundschaft  und  uneigennütziger  Hingebung  wieder 
zu  erwecken.  Der  nüchterne  Mami  entzündete  den  edelsten  En- 
thusiasmus und  gewann  durch  die  einfachsten  Mittel  eine  weitgrei- 
fende Wirksamkeit,  wie  sie  vor  ihm  noch  Niemand  in  Athen  gehabt 
hatte;  er  war  noch  vor  dem  Nikiasfrieden,  als  ihn  Aristophanes 
Ol.  89,  1;  423  zur  Hauptperson  seiner  *Wolken^  machte,  einer  der 
bekanntesten  und  einflussreichsten  Männer  in  Athen**). 

Wie  Sokrates  allmählich  zu  einem  Lehrer  des  Volks  wurde,  so 
gestaltete  sich  in  unauflöslicher  Verbindung  mit  seiner  philoso- 
phischen Entwickelung  auch  sein  Leben  und  Wandel.  Denn  das 
war  die  hervorragendste  seiner  Eigenschaften,  dass  Leben  und  Lelu^ 


94  LEBEN    UND    WANDEL 

aus  einem  Gusse  war  und  keiner  seiner  Jünger  sagen  konnte,  ob 
sein  Beispiel  oder  sein  Wort  tiefer  auf  ihn  gewirkt  habe.  Das 
hing  aber  damit  zusammen,  dass  seine  Philosophie  von  Anfang  an 
auf  das  gerichtet  war,  was  den  Menschen  besser  und  gottgefälliger, 
freier  und  glücklicher  machen  könnte.  Dieser  Richtung  konnte  er 
sich  nicht  hingeben,  ohne  sich  in  seinem  eigenen  Bewusstsein  m 
einer  immer  höheren  Klarheit  und  Reinheit  zu  erheben  und  das, 
was  ihm  von  sinnlichen  Trieben,  von  Trägheit  und  Leidenschaft* 
lichkeit  angeboren  war,  der  Yernunfl  zu  unterwerfen.  So  ward 
er  ein  Mann,  an  dem  man  viel  zu  belächeln  und  zu  bespötteln 
fand,  den  aber  als  einen  sittlich  tadellosen  und  gerechten  Bürger 
auch  diejenigen  anerkennen  mussten,  welchen  seine  Weisheit  nicht 
munden  wollte.  Er  war  mit  voller  Treue  seiner  Vaterstadt  ergeben 
und,  ohne  Aemter  und  Würden  zu  begehren,  war  er  aus  innerem 
Triebe  ruhelos  für  ihr  Bestes  thätig,  so  dass  er,  wie  der  angestreng- 
teste Geschäftsmann,  sein  langes  Leben  hindurch  keinen  müssigen 
Tag  hatte  und  nur  einmal  zum  Besuche  der  isthmischen  Spiele 
seine  Vaterstadt  verliefs. 

So  weit  aber  seine  Gesichtspunkte  auch  über  das  hinausgingen, 
was  der  Staat  vom  Bürger  verlangte,  so  war  er  dennoch  weit  ent- 
fernt, von  den  bürgerUchen  Pflichten  gering  zu  denken.  Er  for- 
derte von  seinen  Jüngern  die  treueste  Erfüllung  derselben  und  ging 
ihnen  darin  mit  einer  Hingebung  voran,  welche  deutlich  zeigte, 
dass  es  ihm  eine  Gewissenssache  war  und  nicht  blofs  ein  äuCBer- 
lieber  Dienst,  welcher  erledigt  werden  musste.  Er  wagte  sein  Leben 
in  mehr  als  einer  Schlacht,  er  war  mitten  im  Kampfgetümmei  und 
selbst  bei  Niederlagen,  wo  Jeder  nur  an  die  eigene  Rettung  zo 
denken  pflegt,  in  selbstverläugnender  Liebe  für  Andere  thätig.  So 
rettete  er  bei  Potidaia  den  Alkibiades,  der  verwundet  am  Boden 
lag,  und  verzichtete  dann  zu  seineu  Gunsten  auf  den  Preis  der 
Tapferkeit.  Nach  der  Schlacht  bei  Delion,  da  sich  Alles  in  wilder 
Flucht  überstürzte,  ging  er  in  voller  VVaflennistung  so  stolz  und 
ruhig  seinen  Weg!  wie  in  den  Strafsen  von  Athen,  und  rettete 
sich  und  seinen  Gelahrten,  den  tapferen  Laches,  welchen  er  durch 
seine  grofsartige  Ruhe  beschämte.  Auch  seine  Gegner  mussten 
einräumen,  dass  die  Heere  Athens  unüberwindlich  wären,  wenn  sie 
lauter  Krieger  von  so  kaltblütigem  Muthe  hätten  wie   Sokrates. 

Und  doch  gab  er  selbst  auf  diese  Art  seiner  Thätigkeit  nichts; 
er   erkannte    vielmehr    seinen    eigentUchen  Beruf  darin,    eine  von 


DES   S0KRATE8.  95 

jedem  Gläckswechsel  unabhängige  Ruhe  und  Zufriedenheit  seinen 
Mitbürgern  als  Ziel  ihres  sittlichen  Strebens  vorzuhalten.  Um  aber 
den  einzigen  Weg  dahin  zu  zeigen,  zog  er  jedem  Lebensglucke  die 
freiwillige  Armuth  vor  und  stellte  es  inmitten  eines  nach  Gewinn 
und  Genuss  jagenden  Volkes  als  die  höchste  Aufgabe  hin,  so  wenig 
als  möglich  zu  bedürfen;  denn  dadurch  komme  der  Mensch  der 
Seligkeit  der  Götter,  welche  in  der  Bedürfnisslosigkeit  bestehe,  am 
nächsten.  Er  wollte  nur  so  viel  haben,  um  in  der  Ausübung  seines 
Berufs  durch  Nahrungssorge  nicht  gestört  zu  werden,  und  um  dies 
zu  erreichen  scheute  er  sich  nicht,  von  seinen  Freunden  anzu* 
nehmen,  was  sie  ihm  in  das  Haus  schickten.  Solche  Liebesdienste 
wurden  ihm  namentlich  von  dem  edlen  Kriton  geleistet.  Es  war 
dies  eine  Gütergemeinschaft  unter  Freunden,  wie  er  sie  von  seiner 
Seite  und  mit  seinen  Mitteln  auf  das  Vollständigste  erwiederte.  Denn 
er  gab  das  Beste,  was  er  hatte.  Jedem,  dem  er  damit  dienen  konnte, 
freiwillig  hin  und  verschmähte  grundsätzhch  jede  Vergütung,  ob- 
^eich  es  in  Athen  allmählich  ganz  gebräuchlich  geworden  war,  dass 
die  Lehrer  der  Weisheit  von  dem  Ertrage  ihrer  Wissenschaft  lebten. 
Hatte  man  doch  seit  alter  Zeit  Sänger,  Seher  und  Aerzte,  Bildner 
und  Maler  reichlich  belohnt,  ohne  dass  dadurch  ihre  edle  Kunst 
entehrt  wurde,  und  so  konnte  ja  auch  jetzt,  da  eine  neue  höhere 
Bildung  zum  Bedürfnisse  der  erwachsenen  Jugend  Athens  gehörte, 
für  die  Mittheilung  derselben  ein  Lohn  in  Anspruch  genommen 
werden,  wie  es  von  Seiten  der  Sophisten  geschah.  Namenüich 
wenn  de  gleich  den  Lelu^ern  der  WaiTenkunst  und  der  Musik,  nur 
in  einer  höheren  Sphäre,  unmittelbar  praktische  und  für  das  gesellige 
Leben  anwendbare  Resultate  erzielten,  so  konnten  diese,  wie  jede 
Mittheilung  werthvoller  Gaben,  in  Geld  geschätzt  werden,  und  man 
konnte  geltend  machen,  dass  eine  entsprechende  Gegenleistung  von 
Seiten  der  Empfangenden  nur  dazu  diene,  die  blofs  Neugierigen 
Ton  den  wirklich  Lernbegierigen  zu  scheiden. 

Aber  dennoch  stand  diese  Auffassung  zu  der  des  Sokrates  in 
grellem  Widerspruche.  Er  wollte  seinen  Jüngern  keine  einzelnen 
Fertigkeiten  mittlieilen,  deren  Vortheil  sich  abschätzen  liefs  und 
von  denen  man  zu  einer  bestimmten  Zeit  sagen  konnte,  jeüst  sei 
der  durch  Verabredung  festgestellte  Zweck  erreicht;  er  wollte  sie 
zu  andern  und  besseren  Menschen  machen,  ein  neues  I^ben  in 
ihnen  erwecken ,  und  dazu  gehörte  eme  freie  Hingabe  und  ein  Ver- 
hältniss    gegenseitiger    Liebe,    welches    durch    jede    Nebenrücksicht 


96  UNEIGENNÜTZIGREIT    DES    SOKIUTES. 

entweiht  worden  wäre.  Darum  erschienen  ihm  die  SophisteD  wie 
Buhlermncn,  welche  ihre  Liebe  dem  Zahlenden  feil  bieten.  Anch 
trat  hier  der  Umstand  ein,  dass  die  Sophisten  Fremde  waren,  die 
ihre  Reisen  vom  Erwerbe  des  Berufs  bestritten  und  für  die  Athentf 
als  solche  kein  Herz  hatten.  Zwischen  Burgern  aber,  meinte  So- 
krates,  dürfte  das  Edelste  und  Beste,  was  einer  dem  Anderen  ni 
bieten  habe,  niemals  zum  Gegenstande  eines  geschäftlichen  Betriebes 
gemacht  werden;  hier  sei  auf  der  einen  Seite  kein  Interesse  statt- 
haft, als  das  einer  reinen  Nächstenliebe,  und  auf  der  andern  kamt 
Gegenleistung  als  die  dankbare  Hingabe  eines  von  dieser  Liebe  er- 
griffenen Herzens. 

Uebrigens  war  Sokrates  bei  seiner  Unempfanglichkeit  für  Ge- 
winn- und  Genusssucht  nichts  weniger  als  ein  mürrischer  Sonder- 
ling, wie  Euripides;  dazu  war  die  Menschenliebe  zu  mächtig  in 
ihm.  Er  war  fröliiich  mit  den  Fröhlichen  und  verdarb  kein  Fest- 
gelage,  zu  welchem  er  geladen  war.  Ein  tapferer  Zecher  sats  er 
im  Kreise  der  Freunde  und  gab  ihnen  auch  hier  das  Beispiel;  wie 
der  wahrhaft  Freie  darben  und  Ueberfluss  haben  könne,  ohne  jemab 
die  volle  Selbstbeherrschung  zu  verlieren.  Nach  durchschwarmter 
Nacht  war  sein  Bewusstsein  so  klar  und  so  hell  wie  immer;  er  hatle 
seinen  Körper  in  seltner  Weise  zu  einem  immer  dienstwilligen  Werk- 
zeuge des  Geistes  gemacht;  er  konnte  auch  leiblich  leisten,  i?ai 
Andern  unmöglich  war,  und,  wie  durch  einen  Zauber  geschütit, 
ging  er  unangefochten  durch  alle  Pestzeiten  Athens  hindurch,  ohne 
jemals  der  Gefahr  ängstUch  aus  dem  Wege  zu  gehen.  Bei  der 
vollen  Gewissheit  seines  inneren  Berufs,  welche  ihn  beseelte,  konnte 
ihn  nichts  iiTe  machen  noch  verwirren.  Anfeindung  und  Spott 
berührten  ihn  nicht,  ja  er  pflegte  wohl  von  allen  Zuscliauem  am 
herzUchsten  zu  lachen,  wenn  der  gottlose  Aristophanes  ihn  als 
einen  der  Welt  entrückten  Träumer  in  der  Hängematte  zwischen 
Himmel  und  Erde  schweben  liefs  und  die  andern  Komiker  mit 
seiner  Person  das  Publikum  belustigten.  Darum  war  er  endlich 
auch  allen  Anerbietungen  unzugänglich,  welche  ihm  von  auswärtigen 
Fürsten  gemacht  wurden,  die  viel  darum  gegeben  hätten,  den  merk- 
würdigsten Mann  der  Zeit  an  ihren  Hof  zu  ziehen.  Besonders 
waren  es  die  Ihessalischen  Grossen,  welche  sich  wetteifernd  um  ihn 
bemühten,  Skopas  in  Krannon  und  Eurylochos  in  Larissa.  Aber 
ihr  Gold  lockte  ihn  so  wenig,  wie  das  des  Archelaos,  dessen  Herr- 
scherglanz, durch  List  und  Mord  gewonnen,  einen  Sokrates  nicht 


S0KRATE8   UND   DIE   SOPHISTEN.  97 

bestechen  konnte.  Er  antwortete  ihm  mit  dem  Stolze  eines  echten 
Republikaners,  es  sei  ihm  unerträglich,  Wohlthaten  zu  empfangen, 
welche  er  nicht  vergelten  könne.  Ihm  fehle  nichts,  denn  in  Athen 
kaufe  man  vier  Maus  Waizengraupen  für  einen  Obolos  und  das  beste 
Quellwasser  fliefse  dort  umsonst*"). 

Viel  schwieriger  als  das  äufsere  Leben  des  Sokrates  ist  seine 
Stellung  zu  der.  geistigen  Bewegung  seiner  Zeit  zu  erkennen,  und 
daher  ist  es  möglich  geworden,  dass  derselbe  Mann,  welcher  der 
entschiedenste  Gegner  der  Sophisten  war,  selbst  als  ein  echter  So- 
phist angesehen  werden  konnte.  Dies  erklärt  sich  aber  daraus, 
dass  die  Sophistik  im  Ganzen  ein  Ausdruck  der  die  Zeit  beherr- 
schenden Bewegung  war  und  Sokrates  sich  dieser  Bewegung,  so 
weit  sie  berechtigt  und  noth wendig  war,  mit  voller  Ueberzeugung 
anschloss.  Die  alte  Unbefangenheit  des  griechischen  Le})ens  war 
dahin  und  zu  dem  harmlosen  Dahinleben  in  der  volksthümlichen 
UeberUeferung  konnte  man  nicht  wieder  zurückkehren,  seit  einmal 
der  philosophische  Gedanke  sein  Recht  gewonnen  hatte.  Die  ältere 
Philosophie,  die  Natm*philosophie,  hatle  die  Geltung  der  herkömm- 
lichen Ansichten  erschüttert,  ohne  etwas  zu  geben,  was  dem  Men- 
schen in  seiner  Rathlosigkeit  helfen  konnte,  und  die  überüeferte 
Religion  war  nicht  der  Art,  dass  sie  sicli  bei  dem  veränderten 
Bildungsstande  des  Volks  kräftig  und  genügend  bewähren  konnte. 
Es  bedurfte  also  die  Zeit  einer  amleren  Philosophie,  einer  Wissen- 
schaft, die  für  das  Leben  brauchbarer  war  und  welche  jeden  Ein- 
zelnen in  Stand  setzte,  seitdem  eine  allgemeine  Autorität  nicht 
mehr  bestand,  in  allen  sittlichen  Fragen  sich  selbst  zu  rathen  und 
ein  selbständiges  Urteil  zu  gewhmen. 

Diesem  Bedürfnisse,  welches  alle  geweckteren  Menschen  em- 
pfanden, waren  die  Sophisten  entgegengekommen  und  aus  dem 
grofsen  Geschicke,  mit  dem  sie  dies  thaten,  aus  ilurem  Verständ- 
nisse der  Zeit  und  ihrer  rastlosen  Betriebsamkeit  erklärt  sich  ihr 
auljserordentlicher  Einfluss  auf  die  Zeitgenossen. 

Indem  nun  Sokrates  an  dasselbe  Zeitbedürfniss  anknüpfte,  in- 
dem er  so  entschieden  wie  möglich  an  jeden  Einzelnen  die  For- 
derung stellte,  dass  er  alle  seine  Angelegenheiten  mit  Wissen  und 
Einsicht  regeln  und  in  jedem  Augenblicke  frei  von  äufserer  Auto- 
rität mit  klarem  Bewusstsein  handeln  solle,  stellte  er  sich  unver- 
kennl)ar  auf  denselben  Boden  wie  die  Sophisten,  welche  durch 
Ausbildung  der  Denk-  und  Redekunst  die  persönliche  Unabhängigkeit 

Cnrtins,  Or,  Gesch.    IIL  7 


98  DIE    FOLGERUNGEN 

des  einzelnen  Menschen  zu  sichern  suchten.  Daraus  folgte,  dass 
ein  Jeder  sich  selbst  die  letzte  und  höchste  Autorität  in  allen  zweifel- 
haften Fällen  ist,  und  es  war  also  eine  ganz  unvermeidliche  Schluss- 
folgerung,  >venn  Protagoras  den  Satz  aufstellte,  den  \sir  als  den 
Kernpunkt  der  Sophistik  ansehen  können:  ^der  Mensch  ist  das 
Mafs  aller  Dinge\  Dieser  ver\iegene  Satz,  der  jede  vom  Elrmessen 
des  Einzelnen  unabhängige,  allgemein  gfiltige  und  bindende  Wahr- 
heit l)eseitigte,  fand  in  der  damaligen  Welt  den  gröfsten  Anklan^^ 
Er  schmeichelte  dem  Freiheitstriebe,  welchem  jede  Satzung  lästig 
war,  er  gefiel  dem  Stolze  des  Atheners,  welcher  darin  den  Triumph 
seiner  Bildung  erkannte;  es  war  wie  eine  Erlösung  von  langem 
Drucke,  wie  die  Rückgalie  eines  lange  vorenthaltenen  Menschen- 
rechts,  welche  man  in  dem  Satze  des  Protagoras  begrüTste. 

Indessen  ging  es  mit  diesem  Satze  wie  mit  allen  Grundsätzen 
dieser  Art,  welche,  an  positivem  Inhalte  leer,  eine  unbegränzt 
weite  Anwendung  zulassen;  es  wurden  Folgerungen  gemacht,  welche 
der  Urhel)er  selbst  nicht  beabsichtigt  hatte.  Die  jüngeren  Sophisten 
legten  das  Mafs  ihres  Urteils  an  alles  Bestehende  im  Staate  und 
der  bürgerlichen  Gesellsciiaft,  und  da  nun  dem  Einen  dies,  dem 
Anderen  jenes  nicht  gefiel,  so  entstand  eine  Verwirrung  der  Mei- 
nungen, Missvergnügen  und  Widerspruch  gegen  die  bestehenden 
Ordnungen,  welche,  so  weit  sie  dem  angelegten  Mafsstabe  nicht 
entsprachen,  als  ein  Zwang  und  ein  Uebel  angesehen  wurden.  Die 
Folge  war,  dass  die  Einen  sich  verstimmt  aus  der  bürgerlichen 
Gemeinschaft  zurückzogen,  um  allen  Conflicten  aus  dem  Wege  zu 
gehen;  sie  hielten  es  für  das  Beste,  überall  nur  als  Fremde  zw 
lel>en,  wie  Aristippos  der  Kyrenäei*,  der  auch  von  Protagoras' Lehre 
ausging;  Andere  zogen  es  vor,  sich  mit  kluger  Geschmeidigkeit  in 
die  Dinge  zu  fügen  und  sich  so  bequem  wie  möglich  mit  ihnen 
abzufinden;  die  Leidenschafllicheren  aber  bekämpften  die  öflentliche 
Ordnung,  welche  keine  innere  Berechtigung  habe,  sondern  tiur 
der  Ausfluss  einer  dem  Einzelnen  überlegenen  Macht  sei.  Mit 
anderen  W^orten,  das  Recht  im  Staate  ist  im  Grunde  nichts  als  der 
W^ille  des  Starkeren,  dem  sich  die  Minderzahl  unterordnen  muss, 
so  lange  es  nicht  anders  geht.  Aber  die  methodische  Ausbildung 
der  Verstandeskräfte  soll  dazu  dienen,  dem  gegebenen  Rechte  gegen- 
ül)er  das  angeborene  und  vernunflgemäfse  geltend  zu  machen; 
Dialektik  und  Rhetorik  soll  das  Rüstzeug  sein,  um  sich  der  hem- 
menden  Einschränkung  des  Eigenwillens  mehr   und  mehr  zu  enl- 


DER   S0PHI8T1K.  99 

ziehen.  Also  das  eigene  Ich  wird  in  den  Mittelpunkt  der  Welt 
hingestellt;  hier  liegt  die  Triebfeder  auch  der  wissenschaftlichen 
Bestrebungen;  je  tiefer  nun  der  Gesichtspunkt  sinkt,  je  mehr  man 
dahin  kommt,  unter  dem  natürhchen  Rechte  vor  Allem  die  un- 
gehemmte Befriedigung  der  Genusssucht  und  des  Ehrgeizes  zu  ver- 
stehen, um  so  mehr  wird  die  ganze  Weisheitslehre  der  Sophisten 
zu  einer  Dienerin  der  Selbstsucht,  welche  sich  gegen  alle  Satzungen 
menschlicher  und  göttUcher  Ordnung  mit  rücksichtslosem  Ueber- 
muthe  auflehnt 

FreiUch  dachten  und  lehrten  nicht  alle  Sophisten  so;  es  war  ein 
groJGser  Unterschied  zwischen  ihnen.  Protagoras  war  im  Grunde  eine 
Gonservative  Natur;  er  dachte  nicht  daran,  der  Gottlosigkeit,  UnsittUch- 
keit  und  Empörung  das  Wort  zu  reden.  Eben  so  wenig  können 
.wir  dem  edlen  Prodikos  das  Streben  nach  Befestigung  sittUcher 
Grundsätze  absprechen.  Aber  im  Grofsen  und  Ganzen  führte  die 
sophistische  Richtung  zu  solchen  Grundsätzen,  wie  sie  von  Polos, 
Kallikles  und  Thrasymachos  ausgesprochen  wurden,  zu  einer  Be- 
freiung des  Individuums  von  jeder  Einschränkung,  zu  einem  Kampfe 
gegen  alles  allgemein  Gültige,  zu  einer  Auflehnung  gegen  alle  be- 
stehenden Rechtsnormen  ^^). 

Bei  dieser  Entfesselung  der  Selbstsucht  konnte  auf  die  Dauer 
keine  und  am  wenigsten  eine  republikanische  Staatsordnung  be- 
stehen; denn  wenn  Recht  und  Unrecht,  £lu*e  und  Schande,  Tugend 
und  Lasier  —  Alles  nur  etwas  beziehungsweise  Vorhandenes  ist, 
welches  dem  Einen  so  und  dem  Andern  mit  gleichem  Rechte  anders 
erscheint,  so  muss  dies  zur  Auflösung  jeder  bürgerlichen  Gesell- 
schaft fuhren.  Es  war  also  das  gröfstc  Verdienst,  welches  sich  ein 
Hellene  um  sein  Vaterland  erwerben  konnte,  wenn  er  das  sophi- 
stische Denken,  welches  die  besten  Güter  des  Volks  gefährdete, 
durch  ein  tieferes  und  ernsteres  Denken  bekämpfte  und  die  ein- 
seitige Verstandesbildung,  die  zu  einer  endgültigen  Wahrheit  gar 
nicht  gelangen  wollte,  durch  eine  die  letzten  Gründe  des  sitthchen 
Lebens  aufdeckende  Forschung  verdrängte.  Dies  that  Sokrates,  und 
darum  wird  die  Verwandtschaft,  die  sein  Standpunkt  mit  der  So- 
phistik  hatte,  von  dem  Gegensatze  weit  überwogen. 

Sokrates  verkannte  die  Wahrheit  nicht,  die  dem  Spruche  des 
Protagoras  zu  Grunde  liegt;  denn  der  Mensch  kann  in  der  That 
nicht  anders  als  nach  eigenem  Urteil  sein  Denken  und  Handeln  be- 
stimmen;   er  muss  den  Mafsstab  für  Recht  und  Wahrheit  in  sich 

7* 


100  DIE    GRUNDLEGUNG   EINER 

tiabeii.  xVber  diesen  Mafsstab  hat  uicht  der  Erste,  Beste,  nidii 
der  einzelne  Mensch,  wie  er  von  Natur  ist,  sondern  der  sittlich 
gebildete,  der  gute  Mensch.  Diese  Voraussetzung  mit  allen  damit 
zusammenhängenden  Folgerungen  hatten  die  Sophisten  in  ihrer 
einseitig  praktischen  Tendenz  bei  Seite  gelassen.  Zwar  berührte 
sie  vielfach  das  Gebiet  des  Sittlichen,  aber  nur  in  seinen  einzeln« 
Erscheinungen  und  äufseren  Formen,  und  auch  diejenigen  ihrer 
ethischen  Betrachtungen,  welche  am  meisten  Anerkennung  fanden, 
wie  z.  B.  die  ^Vllegorie  des  Prodikos  über  Herakles  am  Scheide- 
wege zwischen  Tugend  und  Laster,  hielten  sich  durchaus  auf  der 
Oberfläche.  Indem  nun  Sokrates  die  völlige  Leere  der  Sophistik 
an  sittUcliem  Gehalte  erkamite,  indem  er  diejenigen  Fragen,  wekhe 
von  den  Naturpliilosophen  gar  nicht  berücksichtigt  und  von  den  So- 
phisten scheu  umgangen  oder  spielend  berührt  worden  waren,  ni 
den  Hauptfragen  machte,  um  welclie  sich  sein  ganzes  Nachdenken 
bewegte,  und  ihre  Beantwortung  zu  der  eigentlichen  Aufgabe  der 
Philosophie  machte,  so  gab  er  derselben  eine  wesentlich  neue 
Bichtung;  er  rief  sie,  wie  die  Alten  sagten,  vom  Himmel  auf  die 
Erde  herab,  d.  h.  statt  der  Untersucimngen  über  Weltgebäude  und 
Naturkräfte  erforschte  er  die  Gesetze  des  sittlichen  Lebens,  tun  die 
wahre  Bestimmung  des  Mensclien,  die  Güter,  welche  er  zu  erstreben, 
und  die  Uebel,  welche  er  zu  vermeiden  halie,  zu  erkennen. 

So  neu  auch  diese  Bichtung  des  philosophischen  Nachdenkens 
war,  so  schloss  sie  dennocli  an  althellenische  Ueberlieferung  an 
und  war  auch  in  dieser  Beziehung  viel  nationaler  als  die  Soptiistik, 
welche  von  willkürHchen  Sätzen  eigener  Eingebung  ausging.  Denn 
die  Frage,  wer  der  gute  Mensch  sei,  der  den  Mafsstab  zur  Beur- 
teilung der  Dinge  in  sich  trage,  liefs  sich  nicht  anders  als  durch 
gewissenhafte  Selbstprüfung  erledigen.  Selbsterkenntniss  war  also 
der  Inhalt  der  ei-sten  Forderung,  und  diese  Forderung  stellte  So- 
krates nicht  als  eine  neue  auf,  sondern  sie  war  ein  uralter  Grund- 
satz hellenischer  Beligion.  Beine  Hände  und  reines  Herz  verlangten 
die  Götter  von  denen,  welche  ihrer  Schwelle  nahten;  danini  mussle 
sich  Jeder  pnifen,  ehe  er  seine  Gal)en  darbrachte  und  Heil  er- 
flehte; dies  war  der  von  Apollon  gebotene  Anfang  aller  gottgi^faUigen 
Weisheit,  und  was  Sokrates  verlangte,  stand  schon  mit  goldener 
Schrift  über  der  Pforte  des  delphischen  Temi>els  in  den  Worten: 
Elrkenne  dich  selbst. 

Diese  Anknüpfung  war  für  Sokrates    nicht    etwa    eine    äufsere 


VOLKSTHÜMLICHEN   ETHIK.  101 

Form,  durch  welche  er  sich  einzuführen  und  zu  empfehlen  suchte, 
sondern  es  war  ihm  damit  voller  und  heiliger  Ernst.  Denn  seit- 
dem sich  üher  den  hunten' Gestalten  des  griechischen  Olympos  die 
Idee  einer  weltregierenden  Vernunft,  üher  den  Göttern  die  Idee 
der  Gottheit  immer  mächtiger  erhoben  hatte,  schloss  sich  Sokrates 
auch  darin  an  Herakleitos  und  Anaxagoras  an,  aber  er  blieb  dem 
Volksglauben  näher,  indem  er  die  Gottheit  nicht  in  einer  kos- 
mischen Wirksamkeit,  sondern  vorwiegend  in  Beziehung  zum  Men- 
schen auffasste;  er  hielt  das  Persönliche  fest  und  wusste  mit  feinem 
Takte,  wie  es  nur  einem  tief  religiösen  Gemüthe  eigen  sein  kann, 
von  den  Göttern,  die  das  Volk  glaubte,  zu  der  Gottheit,  welche  die 
Vernunft  fordert,  hinüber  zu  führen.  Einen  solchen  Uebergang 
erleichterte  ihm  vor  Allem  die  Apolloreligion,  die  höchste  Stufe 
des  religiösen  ßevnisstseins  der  Hellenen;  in  ihr  waren  die  Grund- 
sätze einer  entwickelungsfaliigen  Sittenlehre  gegeben.  Darum  hielt 
er  überhaupt  mit  altgläubiger  Treue  an  der  Religion  der  Väter  fest 
und  erkannte  in  ihr  eine  heilsame  Zucht  des  Menschen,  eine  un- 
entbehrliche Schranke  der  Selbstsucht,  ein  heiliges  Band,  welches 
aUe  Volksgenossen  zusammenhielt;  in  einem  ganz  besonderen  Ver- 
haltnisse stand  er  aber  gleich  den  alten  Weisen  des  Volks  zu  dem 
delphischen  Gotte  und  dessen  Orakel,  dem  uralten  Mittelpunkte  na- 
tionaler Religion*®). 

Schon  Herakleitos  hatte  den  Inhalt  seines  philosophischen 
Denkens  in  den  Ausspruch  gefasst:  'ich  suchte  mich  selbst'.  In- 
dessen war  Sokrates  doch  der  Erste,  welcher  den  Akt  der  Selbst- 
prufung  zum  Ausgangspunkte  seiner  ganzen  Philosophie  machte, 
und  so  unfhichtbar  auch  der  Wahrspruch  Apollos  als  Grundsatz 
philosophischer  Lehre  erscheinen  mag,  indem  er  nichts  giebt,  son- 
dern nur  fordert:  so  wichtig  war  es  doch  für  die  gesammte  Lehre 
des  Sokrates,  dass  sie  mit  einer  sittlichen  Forderung  anhob.  Da- 
durch wurdeu  alle  anderweitigen  Voraussetzungen  abgeschnitten;  es 
wurde  der  Gedanke  aus  der  bunten  Menge  verschiedenartiger  Gegen- 
stände, in  denen  sich  die  philosophisch  Gebildeten  mit  Vorliebe  zu 
bewegen  pflegten,  auf  eine  Hauptsache  hingeführt,  die  jeden  Men- 
schen unmittelbar  berührte;  aus  dem  zerstreuenden  Vielerlei  musste 
sich  der  Geist  auf  einen  Kernpunkt  zurückziehen,  er  musste  die 
Dinge  aufgeben,  über  welche  nur  ein  Meinen  möglich  ist,  und  sich 
auf  das  beschränken,  was  einer  wirklichen  Erkenn tniss  zugänglich 
ist     Darum   stellte  Sokrates  der  eitlen  Vielwisserei  der  Sophisten 


102  E5T1I«1CKELÜ!<IG    DER 

SO  nachdrücklich  sein  Nichtwissen  gegenüber,  indem  er  keinerlei 
Kenntnisse  anerkannte,  welche  Ton  aufsen  erworben  waren,  sondern 
n  die  Tiefen  des  eigenen  Bewusstseins  hinabstieg,  um  hier  nach  Wahr- 
heiten von  onumstöfslicher  Gewissheit  zu  suchen.  Mit  dem  Nicht- 
wissen hob  er  an  und  legte  darauf  solches  Gew  icht,  dass  er  behauptete^ 
nur  darum  vom  delphischen  Gotte  ftir  weiser  als  Andere  gehalten 
zu  werden,  weil  er  nicht  wähne  das  zu  wissen,  was  er  nicht  wisse*'). 

Diese  klare  und  entschlossene  Abweisung  jedes  Scheinwissens 
war  die  erste  That  seiner  Philosophie;  dadurch  reinigte  er  den 
Boden  und  entfernte  die  Trugbilder  einer  eingebildeten  Weisheil, 
welche  sich  in  einem  Kreise  haltloser  Möglichkeiten  selbstgefällig 
bewegte.  Aber  bei  diesem  Nichtwissen  darf  es  nicht  bleiben.  Der 
Wissensdrang  ist  eine  unabweisliche  Forderung,  welcher  sich  der 
Mensch  nicht  entziehen  kann,  ohne  sich  selbst  untreu  zu  werden, 
und  was  der  Seele  Bedürfniss  ist  zu  wissen,  wenn  sie  ihrer  Natur 
gemäfs  mit  Bewusstsein  handeln  soll,  das  muss  auch  gewusst  werden 
können.  Auf  diesem  Wege  hat  Sokrates  den  Begriff  des  wahren 
Wissens  festgestellt.  Wenn  wir  närnlich,  sagt  er,  darunter  ein 
vollständiges  Aneignen  und  Begreifen  verstehen,  so  kann  uns  dies 
nur  bei  dem  gelingen,  was  uns  innerlich  verwandt  ist,  ja  was  in 
dem  Grade  unser  ist,  dass  die  Ursachen  davon  in  uns  selbst  liegen, 
80  dass  wir  es  aus  uns  selbst  hervorbringen  können;  alles  Andere 
wird  uns  immer  etwas  Fremdes  und  Räthselhaftes  bleiben.  Im 
eigenen  Bewusstsein  aber  offenbaren  sich  dem  Menschen  gewisse 
Gesetze,  welche  nicht  bezweifelt  werden  können;  da  erfahrt  er  an 
sich  selbst,  je  ernster  er  sich  sammelt,  was  seiner  Natur  angemessen 
ist,  er  erlebt  in  sich  das  sittlich  Gute,  er  erfahrt  in  sich  das  Wesen 
der  Gerechtigkeit,  Tapferkeit,  Besonnenheit,  Dankbarkeit  und  ge- 
langt fortschreitend  zu  einer  immer  gröfseren  Bestimmtheit  seines 
Bewusstseins  und  zu  sicheren  Urteilen.  Denn  wer  das  sittlich  Gute 
in  sich  verwirklicht,  der  muss  ihm,  wo  es  ihm  entgegentritt,  seine 
Zustimmung  geben  und  dasselbe  als  das  der  menschlichen  Natur 
Entsprechende,  als  das  Wahre  und  Normale  anerkennen,  eben  so 
wie  sich  das  Gegentheil  thatsächlich  als  das  Naturwidrige,  Unwahre, 
Verkehrte  und  Verderbliche  erweist. 

Hier  also  findet  der  Mensch  Gesetze  von  unbedingter  Gültigkeit 
und  auf  demselben  Wege  gelangt  er  im  Fortschritte  innerlicher  Er- 
fahrung zum  Glauben  an  die  Götter,  denn  die  Gewissheit  von  ihrem 
Dasein,   welcher   sich  der  Mensch  eben  so  wenig   entziehen   kann 


SOKIUTISCHE.\    ETHIK.  103 

>vie  der  Anerkennung  Jener  Sittengesetze ,  diese  Gevvisslieit,  welche 
sich  um  so  kräftiger  zeigt,  je  uiiverdorheuer  und  vernünftiger  ein 
Volk  isl,  wäre  etwas  ganzlich  Unverständliches,  wenn  sie  nicht  eine 
der  nienscldichen  Natur  eingepflanzte  Gahe  der  Götter  wäre,  welche 
sich  in  ihr  dem  Geschlechte  der  Sterhhchen  hezeugen  wollten.  So 
gelangte  Sokrates  Yon  seinem  Nichtwissen  zui*  Bestimmung  des 
wahren  Wissens  und  seines  Inhalts,  erwies  die  Möglichkeit  allgemein 
gültiger  Urteile  und  deckte  im  menschlichen  Bewusstsein  die  Grund- 
lage unerschütterlich  fester  Erkenntnisse  auf. 

Ein  solches  Wissen  kann  aher  kein  todtes  Wissen  sein,  denn 
wie  es  auf  einem  Denken  l)eruht,  welches  eine  ernste  Einkehr  in 
sich  selbst  und  eine  Verläugnung  des  SinnUchen  voraussetzt,  so 
wirkt  es,  indem  es  erworben  wkd,  uiunittelbar  auf  den  ganzen 
Menschen  eüi.  Es  ist  das  Licht  der  Wahrheit  selbst,  das  in  der 
Seele  aufgehend  alle  Täuschungen  zerstreut,  in  denen  der  gedanken- 
lose Mensch  dahin  lebt.  So  wird  das  Wissen  zu  einer  treibenden 
Kraft  im  Menschen,  die  ihm  keine  Ruhe  lässt,  bis  er  das  Erkannte 
selbsttliätig  darstellt;  nachdem  er  also  das  Wesen  der  Gerechtigkeit, 
Tapferkeit,  Mäfsigkeit  und  Frömmigkeit  wahrhaft  erkannt  hat,  muss 
er  auch  gerecht,  tapfer,  mäfsig  und  gottesfürchtig  sein  wollen. 
Das  Wissen  ist  nicht  echt,  wenn  es  den  Willen  nicht  nach  sich 
zieht,  und  die  Tugend,  welche  im  sittlichen  Wollen  besteht,  ist 
also  ihrem  Wesen  nach  mu-  ein  vernünftiges  Wissen. 

So  baut  sich  unmittelbar  auf  den  neu  gewonnenen  Grundlagen 
der  Erkenntniss  die  sokratische  Tugendlehre  auf,  und  da  nun  auch 
das  Gottesbewusstsein ,  so  wie  der  Glaube  an  Unsterblichkeit  und 
Verantwortlichkeit  der  Menschenseele  sich  als  Thatsachen  des 
inenschhchen  Bewusstseins  nachweisen  lassen,  so  treten  die  Grund- 
salze des  Wissens,  Wollens  und  Glaubeus  in  ehien  festen  Zusam- 
menhang, wie  es  noch  von  keinem  Andern  nachgewiesen  worden 
war.  Was  das  Denken  hemmt,  ist  nichts  Anderes,  als  was  den 
Willen  lähmt;  es  sind  die  niederen  Triebe  des  menschüchen  Wesens. 
Je  mehr  also  diese  überwunden  werden,  um  so  gröfser  wird  die 
Harmonie  des  inneren  Lebens,  um  so  stiller  und  ruhiger  wird  der 
Mensch  und  dadurch  gelingt  es  ihm,  der  Gottheit  Stimme  unmittelbar 
zu  vernehmen,  welche  sich  dem  Menschen  in  seinem  Innern  be- 
zeugt, wenn  sie  nicht  durch  die  äufsere  Unruhe  des  Lebens  über- 
tönt wird.  Ehler  solchen  ihn  stets  begleitenden,  vor  jedem  Irrwege 
warnenden,  göttlichen  Stimme  war  Sokrates  sich  bewusst;  er  nannte 


104  ETHIK   UND   DIALEKTIK. 

es  sein  Dämonion;  in  ihm  empfand  er  die  Nähe  der  GotUieit, 
welche  als  Autorität  eintrat,  wo  es  dem  eigenen  Nachdenken  an 
entscheidenden  Bestimmungsgründen  fehlte. 

So  wenig  es  nun  aucti  in  der  Absiclit  des  Sokrates  lag,  ein 
kunstgerechtes  Lehrgebäude  herzustellen,  so  hat  er  doch  das  Gelnet 
des  wissenschaftlich  Erkennbaren  und  walu^hafl  Wissenswürdigen 
mit  sicherer  Iland  umgränzt;  er  hat  innerhalb  dessen,  was  der 
Mensch  wissen  mnss,>  um  seine  Bestimmung  zu  erfüllen,  alle 
Hauptpunkte  beleuchtet  und  so  eine  Sittenlehre  begründet,  an 
welche  nicht  gedacht  werden  konnte,  ehe  zwischen  Denken  und 
Wollen,  zwischen  dem  Wahren  und  Guten  der  innere  Zusammen- 
hang nachgewiesen  war. 

Auch  die  Methode  des  Philosophirens  verdankt  ihm  eine  wesent* 
liehe  Fortbildung.  Denn  es  musste  ihm  bei  seinem  Zwecke  der 
Seelenleitung  ja  ganz  besonders  dai*auf  ankommen,  anstatt  des  Hin- 
und  Herredens  der  Sophisten  eine  strenge  Gedankenführung  an- 
zuwenden; denn  nur  dadurch,  dass  in  den  Gedanken,  welche  er 
entwickelte,  ein  Zusammenhang  bestand,  der  nicht  angegrififen  und 
zerstört  werden  konnte,  war  es  möglich,  die  sittlichen  Wahrheiten 
unumstöislich  festzustellen.  Ei*  ging  von  einfachen  Thatsachen  aus, 
leitete  von  dem,  was  ihm  bereitwillig  zugestanden  wurde,  ein 
Zweites  und  ein  Drittes  ab,  dem  eine  gleiche  Zustimmung  nicht 
versagt  werden  konnte,  und  so  bildete  sich  eine  Kette  von  Sätzen, 
deren  Sclilussglied,  so  überraschend  es  auch  eintreten  mochte,  doch 
schon  mit  dem  ersten  Gliede  gegeben  war.  Diese  Methode  der 
Denktliätigkeit,  die  Induction,  hat  Sokrates  zuerst  unter  den  Griechen 
mit  ßewusstsein  ausgebildet  und  mit  siegreicher  Kraft  benutzt, 
theils  um  die  Haltlosigkeit  der  herkömmlichen  Vorstellungen  zu  er- 
weisen, theils  um  den  grofsen  Zusammenhang  im  Gebiete  des 
Wahren  an  das  Licht  zu  stellen  und  den  Glauben  an  die  Möglich- 
keit sittlicher  Gewissheit  in  seinen  Freunden  zu  stärken.  Bei  diesem 
Verfahren  wurden  alle  BegriiTe,  welche  bei  etliischen  Untersuchungen 
in  Betracht  kommen,  zum  ersten  Male  scharf  und  klar  geordnet, 
gegen  einander  begränzt  und  mit  ihren  unterscheidenden  Merkmalen 
festgestellt;  dadurch  wurde  Sokrates  Begründer  der  wissenschaft- 
lichen BegriiTsbestimmung  oder  Definition. 

Die  Ausbildung  dieser  dialektischen  und  logischen  Methoden 
bezeichnet  einen  sehr  wichtigen  Forlschritt  in  der  geistigen  Bildung 
der  Nation.     Denn    gerade   im    strengen   und  folgerechten   Denken 


S0KRATI8CHE    METHODE.  105 

c 

waren  die  Griechen  mehr  als  auf  anderen  Gebieten  zurück  ge- 
blieben und  die  Sophisten  hatten  diesem  Mangel  nur  scheinbar  ab- 
geholfen, indem  sie  ihre  Lehren  fertig  und  abgeschlossen  mittheilten, 
ohne  selbstthätige  Anstrengung  von  Seiten  ihrer  Zuhörer  in  An- 
spruch zu  nehmen.  Sokrates  aber  wollte  keine  bewundernden  Zu- 
hörer sondern  mitforschende  Freunde,  und  dadurch  erliielt  seine 
Lehrweise  eine  volksthömhche  Frische  und  ei'\^ eckte  ein  spannendes 
Interesse,  wie  es  bei  anspruchsvollen  Vortragen  nie  der  Fall  sein 
konnte.  Jedes  sokratische  Gespräch  war  ein  kleines  Drama,  im 
Anfange  oft  platt  und  trivial ;  wer  sich  aber  fesseln  liess,  der  spurte 
bald  die  Macht  eines  urkrafligeii  Geistes,  welcher  ihn  mit  einer 
solchen  Sicherheit  fasste  und  leitete,  dass  er  nicht  loskommen 
konnte.  Das  Schlussergebniss  aber  war  ein  gemeinsam  gefundenes; 
denn  Sokrates  wollte  ja  nichts  hineintragen  in  die  Menschen,  er 
wollte  ihnen  keine  Lehrsätze  mit  sophistischer  Gewandtheit  einreden, 
sondern  den  sclilummernden  Trieb  eigener  Denkkraft  in  ihnen 
wecken  und  ihnen  nur  behülllich  sein,  die  in  ihnen  ruhenden  Ge- 
danken an  das  Licht  zu  ziehen  und  das,  was  sie  an  Wahrheit  un- 
bewusst  in  sich  trugen,  zum  Bewusstsein  zu  bringen.  Darum  nannte 
er  seine  Kunst  der  Seelenbehandlung  die  Maieutik  oder  Entbindungs- 
kunst. 

So  war  der  Athener,  welcher  den  Namen  des  Lehrers  zurück- 
wies, weil  er  Anderen  nur  hulfreiche  Dienste  leisten  und  nur  ein 
mit  seinen  Freunden  Suchender  sein  wollte,  dennoch  ein  auser- 
wählter Lehrer  seiner  Zeit  und  aller  folgenden  Jahrhunderte,  ein 
Weiser,  der  in  sich  selbst  das  Bild  eines  wahrhaft  freien,  in  rast- 
loser Forschimg  und  selbstverläugnender  Nächsteiihebe  glücklichen 
Mannes  darstellte,  ein  Philosoph,  der  die  Irrlehren  eines  dünkel- 
haften Scheinwissens  zerstörte  und  in  einer  Zeit,  wo  jede  Möglich- 
keit von  Verständigung  geläugnet  wurde,  ein  Reich  zweifelloser 
W^ahrheit  gl^ndete  und  feste  für  alle  Zeit  gültige  Methoden  des 
Denkens  aufstellte;  ein  Patriot,  der  rastlos  tliätig  war,  in  seinen 
Mitbürgern  eine  sittliche  Erneuerung  anzuregen  und  dadurch  die 
Schäden  der  bürgerlichen  Gesellschaft  allmählich  zu  heilen.  Sollte 
also  die  Wissenschaft  leisten,  was  die  Kunst  nicht  vermochte,  sollte 
die  Philosophie  gut  machen,  was  die  Sophistik  verdorben  hatte,  so 
konnte  es  nur  in  der  Weise  geschehen,  wie  Sokrates  es  wollte. 
Er  bot  seinen  Mitbürgern  die  rettende  Hand;  wie  wurde  sie  an- 
genommen? 


106  SOKRATES   STELLUNG 

Die  Athener  liebten  die  Leute  niclit,  die  anders  sein  wollteu,  als 
alle  Uebrigen,  namentlich  wenn  diese  Sonderlinge  nicht  ruhig  ihrer 
Wege  gingen  und  sich  nicht,  wie  Tinion,  von  der  Welt  zurückzogen, 
sondern  sich  mitten  unter  die  Leute  drängten  und  sie  hofmeistem 
wollten,  wie  Sokrates  that;  denn  was  konnte  einem  wohl  angesehenen 
Athener  verdriefslicher  sein,  als  wenn  er  sich  auf  dem  Wege  zur 
Uathsversamndung  oder  zum  Gerichte  unvermuthet  in  eine  Unter- 
redung verwickelt  sah,  die  darauf  hinzielte,  ihn  zu  verwirren,  in 
seiner  behaglichen  Selbstgewissheit  zu  erschüttern  und  schlielsiich 
lächerlich  zu  machen?  In  anderen  Städten  würden  solche  Unter- 
redungen überhaupt  nur  selten  zu  Stande  gekommen  sein,  in  Athen 
aber  war  die  Redelust  so  grofs,  dass  Viele  sich  fangen  liefsen  luid  die 
Zahl  derer  allmäldich  sehr  grofs  wurde,  welche  dem  unbequemen 
Frager  hatten  herhalten  müssen  und  die  peinliche  Erinueruug  einer 
V(Hi  ihm  edittenen  Demüthigung  mit  sich  herumtrugen.  Am  meisten 
al)er  hassten  ihn  diejenigen,  welche  sich  von  seinen  Worten  hatten 
ergreifen  und  bis  zu  Thränen  schmerzlicher  Selbsterkeuntniss  be- 
wegen lassen,  dann  aber  in  ilu*  früheres  Wiesen  zurückgefallen 
waren  und  sich  nun  der  schwachen  Stunden  schämten.  So  musste 
Sokrates  täglich  erfahren,  dass  die  Menschen prüfung  das  undank- 
barste Geschäft  sei,  das  man  in  Athen  l>etreiben  könne,  und  es 
]>edurfte  des  heiligen  Ernstes  einer  selbstvergessenen  Berufstreue, 
um  der  göttlichen  Stinmie,  welclie  ihn  an  jedem  Morgen  von  Neuem 
unter  die  Menschen  führte,  unausgesetzt  Folge  zu  leisten. 

Dass  die  Verstmunung  des  attischen  Publikums  aber  auch  alt- 
gemeinere  und  tiefere  Gründe  hatte,  l>eweisen  am  deutlichsten  die 
Angriffe  der  komischen  Bühne.  ^Auch  mir\  heifst  es  in  einem 
Lustspiele  des  Eupolis,  'ist  dieser  Sokrates  zuwider,  der  bettelhafte 
Schwätzer,  der  ül)er  Alles  haarfein  geklügelt  hat,  nur  woher  er 
heilte  zu  essen  nehmen  soll,  hat  er  nocli  nicht  bedacht'.  Viel 
nachdrücklicher  waren  die  Angritfe  des  Aristophanes.  Er  stand  mit 
Eupolis  und  Kratinos  auf  denisel])en  Standpunkte  altattischer  Lebens- 
anschauung; er  sali  die  heimathloseu  Weisheil  sichrer,  welche  die 
Bürgersöhue  um  sich  sammelten,  als  Verderber  des  Staats  an,  und 
wenn  er  auch  den  Unterschied  zwischen  Sokrates  und  den  Sophisten 
unmöglich  verkennen  konnte,  wenn  er  auch  keineswegs  zu  den 
persönlichen  Feinden  des  Sokrates  gehörte,  mit  dem  er  vielmehr  in 
einem  gewissen  vertraulichen  Verkehre  gestanden  zu  haben  scheint 
so  glaubte  er  sich  dennoch  als  Dichter  und  Patiiot  berechtigt  und 


UNTER    DEN   ATHENERN.  107 

berufen,  in  Sokrates  den  Sophisten  und  zwar  den  gefahrlidisten 
derselben  zu  bekämpfen.  Diese  stundenlangen  Unterredungen  am 
hellen  Tage,  welche  die  Jugend  den  Ringplatzen  entzogen,  diese 
peinlichen  Erörterungen  über  moralische  und  politische  Gegenstande, 
über  welche  jeder  ordentliche  Bürger  von  Hause  aus  sein  Urteil 
haben  sollte,  waren  dem  Allathener  zuwider.  Wenn  Alles  geprüft 
wird,  kann  auch  Alles  verworfen  werden,  und  was  soll  aus  der 
Stadt  werden,  wenn  nur  das  Geltung  hat,  was  vor  dem  kritischen 
Auge  des  ersten,  besten  Redekünstlers  Gnade  fmdet!  Weim  Alles 
gelernt  und  Alles  durch  Reflexion  erworben  werden  soll,  so  sei  es 
mit  der  echten  Bürgertugend  vorbei,  die  etwas  Angeborenes  und 
Anerzogenes  sein  müsse.  Alles  Thun  und  Können  zerfliefse  jetzt 
in  ein  müfsiges  Wissen;  einseitige  Verstandesbildung  entnerve  die 
Menschen  und  mache  sie  gleichgültig  gegen  Vaterland  und  Re- 
ligion. Von  diesem  Standpunkte  aus  verwirft  der  Dichter  alle  auf 
Prüfung  und  Erkenntniss  gerichtete  Jugendbildung  und  preist  die 
jungen  Athener,  'welche  nicht  Lust  haben,  bei  Sokrates  ihre  Zeit  * 
zu  versitzen  und  zu  verschwatzen*®^). 

Auch  die  priesterliche  Partei  hatte  Sokrates  gegen  sich,  ob- 
gleich die  höchste  Autorität  in  religiösen  Angelegenheiten,  welche 
seit  alten  Zeiten  in  Hellas  bestaiul  und  wenigstens  durch  keine 
andere  ersetzt  worden  war,  sich  für  ihn  erklart  hatte  und  zwar  auf 
Anlass  des  Chairephon,  der  von  Jugend  auf  mit  schwärmerischer 
Liebe  seinem  Lehrer  anhing.  Er  war  eine  enthusiastische  Natur 
und  wünschte  nichts  sehnlicher,  als  dass  der  segensreiche  Einfluss, 
welchen  er  am  eigenen  Gcmüthe  erfahren  hatte,  auch  seinen  Mit- 
bürgern im  weitesten  Umfange  zu  Theil  werden  möge.  Darum 
war  es  ihm  um  eine  äufsere  Anerkennung  seines  vielverkannten 
Freundes  zu  thun,  und  er  brachte,  wie  es  heifst,  von  Delphi  den 
Spruch  heim,  welchei»  Sokrates  für  den  weisesten  aller  Hellenen 
erklärte.  Wenn  nun  dieser  Ausspruch  auch  nicht  im  Stande  war, 
dem  Philosophen  selbst  eine  höhere  Gewissheit  seines  Beiiifs  zu 
geben,  wenn  er  auch  die  Antipathie  des  Publikums  nicht  beseitigen 
konnte,  so  konnte  man  doch  erwarten,  dass  er  die  Verdächtigung 
des  Sokrates  als  eines  gefährlichen  Irrlehrers  entkräften  werde,  und 
in  dieser  Beziehung  musste  ihm  persönlich  der  delphische  Spruch 
willkommen  sein.  Ihm  galt  ja  das  Orakel  noch  immer  als  der  ehr- 
würdige Mittelpunkt  des  Volks,  als  das  Symbol  einer  religiösen  Ge- 
meinschaft  der   Hellenen,    und    wenn   er   alles    vorwitzige  Grübeln 


108  ANFEINDUNG   DES   SOKRATES. 

Über  die  richtige  Weise  der  Gottesverehrung  zurückwies,  so  folgte 
er  darin  durchaus  dem  Vorgange  des  delphischen  Orakels,  welches 
alle  Anfragen  solcher  Art  mit  dem  Bescheide  zu  erledigen  pflegte, 
man  solle  die  Götter  nach  väterlichem  Herkommen  verehren.  An- 
dererseits konnte  man  auch  in  Delphi  die  Bedeutung  eines  Mannes 
nicht  verkennen,  welcher  die  abtrünnige  Welt  zur  Ehrfurcht  vor 
dem  Heiligen  zurückführte  und  seinen  Zeitgenossen,  die  auf  alles 
Altväterliche  spöttelnd  herabsahen  und  den  Irrlichtern  der  Tages- 
weisheit nachliefen,  die  uralten  Tempelsprüche  vorhielt,  mit  denen 
man  nur  einmal  Ernst  zu  machen  brauche,  um  den  Schatz  unver- 
gänglicher Weisheit,  der  in  ihnen  enthalten  sei,  zu  erkennen. 
Konnte  der  Trieb  selbständiger  Forschung  einmal  nicht  wieder  be- 
seitigt werden,  so  mussten  auch  die  Priester  anerkennen,  dass  dies 
der  einzige  Weg  sei,  die  väterliche  Religion  zu  retten. 

Indessen  war  auch  die  Anerkennung  von  Delphi  nicht  im 
Stande,  Sokrates  vor  dem  Verdachte  der  Ketzerei  zu  schützen.  Die 
priesterliche  Partei  in  Athen  war  um  so  fanatischer,  Je  weniger 
Aussicht  sie  auf  wirklichen  Erfolg  hatte;  sie  l)etrachtete  jede  philo- 
soi)hische  Verhandlung  über  religiöse  W^ahrheiten  als  eine  Ent- 
weihung, und  Sokrates  wurde  mit  Diagoras  auf  eine  Stufe  gestellt 
Die  Demokraten  endlich,  die  nach  Wiederherstellung  der  Verfassung 
die  herrschende  Partei  waren,  hassten  die  Philosophie,  weil  ein 
grofser  Theil  der  Oligarchen  aus  ihrer  Schule  hervorgegangen  war; 
nicht  nur  Kritias  und  Theramenes,  sondern  auch  Pythodoros,  der 
Archon  der  Anarchie  (S.  42),  Aristoteles,  Einer  der  Vierhundert 
und  der  Dreifsig,  Charmides  u.  A.  waren  als  Männer  von  philoso- 
phischer Bildung  bekannt.  Philosophie  und  politische  Reacti<Hi 
schienen  also  nothwendig  mit  einander  zusammenzuhängen.  Hit 
einem  Worte,  Sokrates  fand  überall  Widerspruch;  er  war  den  Einen 
zu  conservativ,  den  Andern  zu  freigeistig,  er  hatte  die  Sophisten 
gegen  sich  und  die  Feinde  der  Sophistik,  die  starre  Ortliodoxie  wie 
den  Unglauben,  die  Patrioten  alten  Schlags  und  eben  so  die  Ver- 
treter der  erneuerten  Demokratie®^). 

Trotz  aller  dieser  Anfeindungen  war  die  persönliche  Sicherheit 
des  Sokrates  nicht  gefährdet,  da  er  tadellos  seine  Wege  ging  und 
es  ihm  Gevvissenssache  war,  jede  Gesetzwidrigkeit  zu  vermeiden. 
Nach  Wiederherstellung  der  Verfassung  kamen  aber  verschiedene 
Umstände  zusammen,  um  seine  Stellung  in  Athen  zu  gefährden. 

Es  hatten  nämlich  schon  vor  der  völligen  Besiegung  der  Dreilsig 


POLITISCHE   PROZESSE.  109 

in  derselben  Weise  wie  nach  dem  Sturze  der  Vierhundert  vielerlei 
Prozesse  gegen  die  Theilnehmer  und  Anhänger  der  Oligarchie  be- 
gonnen. Der  bekannteste  dieser  Prozesse  war  der  des  Lysias  gegen 
Eratosthenes,  den  Dreifsiger,  den  Einzigen  aufser  Pheidon,  welcher 
von  der  Begünstigung  Gebrauch  machte,  durch  Ablegung  einer 
Rechenschaft  an  der  Wohlthat  der  Amnestie  Theil  zu  nehmen.  Er 
suchte  sich  besonders  dadurch  zu  halten,  dass  er  den  Gegensatz 
zwischen  der  Fraction  des  Kritias  und  der  des  Theramenes  hervor- 
hob, und  ihm  kam  zu  Gute,  dass  der  Letztere  damals  als  ein  Mär- 
tyrer der  Volkssache  angesehen  wurde.  Gegen  Eratosthenes  erhob 
sich  —  wahrscheinlich  bei  dem  Rechenschaftsprozesse  —  Lysias 
mit  seiner  Anklage.  Niemand  war  schwerer  getroffen  als  er.  Er 
war  ohne  allen  Grund  seines  Erbes  beraubt;  er  hatte  seinen  Bruder 
Poiemarchos  durch  rechtswidrige  Hinrichtung  verloren  und  war 
selbst  nur  mit  Mühe  dem  Tode  entgangen.  Es  war  die  Pflicht  der 
Blutrache,  welche  ihn  antrieb,  als  er  persönlich  vor  Gericht  auftrat 
und  den  Urheber  des  Verbrechens  zur  Verantwortung  zog.  Den 
Mörder  seines  Bruders  klagt  Lysias  an,  aber  er  kann  nicht  umhin, 
das  Gebiet  des  öffentlichen  Lebens  hineinzuziehen  und  seine  Rede 
wird  zu  einer  Staatsrede,  in  welcher  er  das  Bild  der  Gewaltherr- 
schaft mit  den  dunkelsten  Farl>en  schildert  und  namentlich  auch 
das  Bild  des  Theramenes,  mit  dessen  Freundschaft  man  sich  jetzt 
zu  decken  suchte,  seiner  falschen  Gröfse  entkleidet;  denn  dieser 
Intrigant  sei  nicht  für  das  Volk  gestorben,  sondern  um  seiner 
eigenen  Schlechtigkeit  willen,  für  die  er  bei  Oligarchen  wie  bei 
Demokraten  den  Tod  verdient  habe. 

Die  Rede  war  eine  von  tiefem  Rechtsgefühle  getragene  Anklage 
der  gesammten  Oligarchie,  ein  Aufruf  zur  Rache  im  Namen  der 
misshandelten  Schutzgenossen  Athens  und  aller  der  vielen  Bürger, 
denen  das  schwerste  Leid  zugefügt  war;  wenn  dieser  Aufruf  Ge- 
hör und  Nachfolge  fand,  so  musste  die  ganze  Stadt  von  Neuem  in 
furchtbare  Kämpfe  verwickelt  werden  ^^). 

Deshalb  wurde  nach  diesem  Prozesse  die  Versöhnung  der  Par- 
teien, welche  bis  dahin  nur  äufserlich  vollzogen  war,  erneuert  und 
feierlich  beschworen;  das  Amnestiegesetz  (S.  44)  sollte  allen  ähn- 
lichen Rechtshändeln  vorbeugen.  Es  wurde  die  Basis  der  neuen 
Staatsordnung;  Rathsherrn  und  Richter  wurden  in  jedem  Jahre 
darauf  vereidigt,  und  unter  dem  wohlthätigen  Einflüsse  des  Thra- 
sybulos  und  Archinos,  welchem,  wie  Demosthenes  sagt,  nächst  den 


110  NEUE   GÄHRUNG   UND 

Göttern  am  meisten  das  Heil  der  SUidt  verdankt  wurde,  gelang  es 
Frieden  und  Eintracht  herzustellen.  Die  allgemeine  Abspaunung 
der  Gemüther,  die  Rücksicht  auf  Sparta,  die  richtige  Einsicht,  dass 
die  SUidt  vor  Allem  der  Ruhe  bedürfe,  unterstützten  die  heilsame 
Politik  jener  patriotischen  Männer. 

Indessen  blieb  es  nicht  lange  so.  Die  leidenschaftlichen  Gegen- 
sätze wurden  wieder  rege,  in  den  verwaisten  Häusern  schmerzIeD 
die  alten  Wunden  und  die  Zunft  der  Sykophauten  war  bald  wieder 
da,  um  die  für  ihr  Geschäft  ungemein  günstigen  Verhältnisse  aus- 
zubeuten. Die  passendste  Gelegenheit  aber  fand  sich  bei  der  öffimt- 
lichen  Prüfung  (Dokimasia),  welche  der  Verfassung  gemäCs  mit 
Allen  vorgenommen  wurde,  welche  zu  einem  öfTenÜichen  Amte  er- 
loost  oder  gewählt  waren.  Da  konnte  man,  ohne  die  Amnestie 
geradezu  zu  l)rechen,  das  alte  Sündenregister  wieder  aufmachen 
und  wer  da  nach  einer  lebhaften  Darstellung  der  oligarchiscbeo 
Umtriebe  die  Frage  stellte,  ob  Leute,  die  sich  daran  hetheiligt 
hätten,  wohl  würdig  wären,  Aemter  des  öiTenÜichen  Vertrauens  lo 
bekleiden,  der  konnte  auf  Reifall  rechnen  und  wohlfeilen  Kaufe  den 
Ruhm  eines  Volksmanns  gewinnen.  Man  beschränkte  sich  aber 
dabei  nicht  auf  die  wirklichen  Theilnehmer  an  den  Thaten  der 
Tyrannen,  sondern  es  wurde  noch  eine  zweite  Klasse  gesinnungt- 
verdächtiger  Rürger  aufgestellt,  und  zwar  rechnete  man  dasu  alle 
diejenigen,  welche  während  der  Schreckenszeit  ruhig  und  unange- 
fochten in  Athen  geblieben  waren. 

Roi  Gelegenheit  einer  aus  solchen  Gründen  beanstandeten 
Wahlhestätigung  ülternahm  Lysias  die  Vertheidigung,  indem  er  hier, 
fern  von  allen  persönlichen  Motiven,  nur  das  dem  Gemeinwesen 
Erspriefsliche  mit  vollkommen  ruhiger  Verständigkeit  auseinander- 
setzt. Seine  Rede  enthielt  die  Ansicht  der  Gemäfsigten,  wekbe 
nichts  mehr  fürchteten,  als  dass  die  Gähning  zunehme  und  die  kaum 
geeinigte  Rürgerschaft  durch  rachsüchtige  Verdächtigungen  von 
Neuem  in  Parteien  zerrissen  werde.  'Niemand',  sagt  er,  pflegt  von 
'Natur  Oligarch  oder  Demokrat  zu  sein,  sondern  in  der  Regel  ist 
*ein  Jeder  für  die  Verfassung,  welche  seinen  Interessen  eotspricht; 
Silso  hängt  es  von  dem  Benehmen  der  Bürgerschaft  ab,  oh  recht 
'Viele  mit  der  bestehenden  Ordnung  zufrieden  sein  werden.  Untier 
'der  früheren  Demokratie  waren  Viele,  welche  Unterschleif  machten, 
'die  sich  bestechen  liefsen  und  die  Bundesgenossen  ahwendig 
'machten.     Hätten  die  Dreifsig  solche  Leute  gezüchtigt,    so  hätteo 


VERFOLGUNG    IN    ATHEN.  111 

'sie  Lob  verdient;  ihr  aber  zürntet  ihnen  mit  Recht,  weil  sie  die 
'ganze  Gemeinde  dafür  büfsen  liefsen.  Fallt  nicht  in  denselben 
'Fehler.  Erwägt  auch,  was  eure  Feinde  zu  Fall  gebracht  hat. 
'Denn  so  lange  ihr  hörtet,  dass  alle  Stadter  einmüthig  wären,  hattet 
'ihr  nur  geringe  lIofTnung  der  Heimkehr;  als  ihr  al)er  vernahmt, 
'dass  die  Mehrzahl  der  Bürger  von  den  Aemtern  ausgeschlossen, 
'die  Dreitausend  al)er  im  Aufstände  und  die  Dreifsig  in  sich  zer- 
'fallen  seien,  da  trat  das  ein,  worum  ihr  die  Götter  gebeten  hattet, 
'denn  ihr  wusstet  sehr  wohl,  dass  ihr  mehr  durch  die  Schlechtig- 
'keit  der  Dreifsig  als  durch  die  Tapferkeit  der  Landflüchtigen  das 
'Ziel  erreichen  würdet.  Daran  sollt  ihr  euch  spiegeln  und  diejenigen 
'fiir  die  wahren  Volksfreunde  ansehen,  welche  an  den  Eiden  fest- 
'halten;  denn  für  die  Feinde  der  Stadt  giebt  es  nichts  Widerwär- 
'tigeres  als  den  AnbUck  eurer  Eintracht;  und  die  jetzt  aufser  Lande 
bebenden  Oligarchen  haben  keinen  gröfseren  Wunsch,  als  dass 
^möglichst  viele  der  Bürger  verlästert  und  ihrer  Ehren  beraubt 
'werden  mögen,  weil  sie  in  den  von  euch  Beeinträchtigten  ihre 
^Bundesgenossen  zu  sehen  hoffen;  sie  wüuschen  nichts  sehn- 
'licher,  als  dass  das  Gewerbe  der  Sykophanten  in  voller  Blüthe  stehe 
'bei  euch,  weil  sie  in  der  Schlechtigkeit  derselben  ihre  Rettung 
^erblicken.  Also  bedenkt,  ob  die  Männer,  welche  mit  der  gröfsten 
^Gefahr  des  eignen  Lebens  eure  Freiheit  wieder  hergestellt  haben 
'und  welche  jetzt  den  Innern  Frieden  als  den  Schutz  der  Verfassung 
'euch  empfehlen,  ni(^ht  ein  gröfseres  Anreciit  auf  euer  Vertrauen 
'haben,  als  die  Leute,  welche  durch  Andere  aus  ihrer  Verbannung 
'zurückgeführt  sind,  jetzt  aber  als  verläumderische  Ankläger  auf- 
'treten  und  dasselbe  Werk  wieder  beginnen,  wodurch  schon  zwei- 
'mal  Gewaltherrschaft  entstanden  ist'"*). 

So  klar  und  eindringlich  aber  auch  die  allein  heilsame  Politik 
des  Archinos  und  seiner  Gesinnungsgenossen  von  den  talentvollsten 
Männern  vertreten  wurde,  so  folgte  dennoch  eine  trübe  Zeit  der 
Verdächtigung  und  gegenseitigen  Anfeindung,  in  welcher  sich  die 
Leidenschaft  Luft  machte,  die  unmittelbar  nach  Wiederherstellung 
der  Verfassung  keine  Befriedigung  gefunden  hatte.  Menschen  der 
schlechtesten  Art,  welche  nur  durch  das  Dekret  des  Patrokleides 
das  Recht  hatten  in  Athen  geduldet  zu  werden,  trieben  unter  dem 
Schutze  der  Amnestie  die  schamloseste  Angeberei  und  hefsen  sich 
durch  Geld  erkaufen,  um  andere  Bürger  im  Genüsse  der  Amnestie 
zu  kränken;    so  namentlich   Kephisios,    ein   Mensch,    welcher  sich 


112  VERFOLGUNG    DER    ARISTOKRATIE. 

durch    Veruntreuung   an    Staatsgeldern    schon   einmal   den    Verlust 
aller  Bürgerehren  zugezogen  hatte. 

Die  Angriffe  gingen  wieder  voraugsweise  gegen  die  Mitglieder  alter 
Bürgerhäuser  und  so  wurde  von  ihnen  auch  Andokides  aufs  Neue 
getroffen,  dessen  Leben  deutlicher  als  irgend  ein  anderes  die  Ruhe- 
losigkeit jener  Zeiten  und  das  wüste  Parteitreihen  Athens  abspiegelt 
Mit  den  glänzendsten  Aussichten  war  er  einst  in  das  öffentliche 
Leben  eingetreten,  durch  Gehurt,  Reichthuin  und  Talent  unter  den 
jungen  Edelleuten  ausgezeichnet;  in  den  Hermenprozess  verwickeh 
verrieth  er  seine  Genossen,  wurde,  von  beiden  Parteien  verstofsen, 
landflüchtig,  verlor  sein  väterliches  Haus,  in  welches  er  den  De- 
magogen Kleophon  einziehen  sehn  musste,  trieb  sich  lange  als 
Handelsmann  in  der  Fremde  umher  und  gelangte  endlich  unter 
Eukleides  in  die  Vaterstadt  zurück.  Auch  jetzt  wurde  ihm  keine 
Ruhe  gegönnt.  Im  Herbst  399  (Ol.  95,  1)  zog  ihn  Kephisios  auf 
Anstiften  des  Kallias  vor  Gericht;  er  beschuldigte  ihn,  dass  er  nodi 
unter  dem  Banne  der  Priester  stehe  und  sich  dennoch  an  der  My- 
sterienfeier in  Eleusis  freventlich  betheiligt  habe.  Die  alten  Ge- 
schichten, welche  vor  sechzehn  Jahren  Athen  in  Aufregung  ge- 
setzt hatten,  wurden  wieder  aufgewärmt,  abgeschafTle  Gesetze  wieder 
hervorgezogen,  Gesetze  und  Verordnungen  durch  einander  geworfen, 
ungeschriebenes  Recht  gegen  geschriebenes  geltend  gemacht,  kun 
alle  Missbräuche,  die  man  beseitigt  zu  haben  glaubte,  waren 
wieder  da^*). 

In  den  vornehmen  Kreisen  der  Stadt  waren  es  aber  besonders 
die  Ritter,  welchen  man  den  Genuss  der  Amnestie  missgönnte, 
und  wenn  man  hier  wiedenim  eine  ganze  Klasse  von  Bürgern  an- 
feindete, so  fand  dies  darin  eine  gewisse  Entschuldigung,  dass  sie 
in  der  That  wie  eine  geschlossene  Coi*poration  den  Interessen  der 
Tyrannis  gedient  und  die  ausgezeichnete  Stellung,  welche  die  Ge- 
meinde ihnen  verliehen  hatte,  zum  Nachtheile  derselben  gemiss- 
braucht  hatten.  Es  wurden  also  die  jungen  Leute  dieses  Standes 
nicht  nur  im  Allgemeinen  mit  Misstrauen  betrachtet  und  von  den 
Aenitern  fern  gehallen,  sondern  es  wurde  auch  bald  nach  Wieder- 
herstellung der  Verfassung  angeordnet,  dass  alle  diejenigen,  welche 
nachweislich  unter  den  Dreifsig  gedient  hätten,  das  Ausrüstungs- 
geld, welches  l)eim  Eintritte  in  den  Reiterdienst  aus  Staatsmitteln 
gegeben  wurde,  an  den  Staat  zuinickzahlen  sollten;  man  stellte  sie 
also  in  die  Klasse  derer,  welche  Staatsgut  widerrechtlich  in  Händen 


MASSREGELN   GEGEN   DIE   RITTER.  113 

hatten,  und  liefs  es  von  der  Behörde  der  Syndikoi  (S.  46)  ein- 
fordern. Ja  man  ging  noch  weiter.  Als  nämlich  die  Lakedämonier 
Ol.  95,  1;  399  den  persischen  Krieg  begannen  und  dazu  drei- 
hundert Reiter  als  Contingent  von  Athen  begehrten,  so  nahm  man 
sie  aus  der  Zahl  derer,  die  unter  der  Tyraunis  gedient  hatten;  es 
war  eine  Zwangsmafsregel,  welche  dem  Geiste  der  Amnestie  durch- 
aus entgegen  war,  aber  man  hielt  es  für  einen  Gewinn  des  Gemein- 
wesens, wenn  man  diese  Leute  los  würde,  und  wünschte  im  Stillen, 
dass  sie  niemals  in  die  Vaterstadt  zurückkehren  möchten,  zu  deren 
Unglück  sie  ohne  Frage  absichthch  beigetragen  hatten^*). 

Diese  FeindseUgkeiten  sind  ein  deutliches  Zeichen  jener  grofsen 
Spannung  und  Gereiztheit,  welche  bald  nach  der  Amnestie  unter 
den  Bürgern  Ton  Athen  eingetreten  war,  und  diese  Stimmung 
wirkte  nun  endlich  auch  auf  den  Mann  zurück,  welcher  an  allem 
Unglücke  des  Staats  am  unschuldigsten  war.  Und  zwar  war  es 
nicht  eine  einzelne  Verschuldung,  welche  Sokrates  neuerdings  be- 
gangen haben  sollte,  sondern  die  seit  Jahrzehnten  angesammelte 
Verstimmung  kam  jetzt  zum  Ausbruche,  als  Angeberei  wieder  an 
der  Tagesordnung  war  und  man  allen  denen  nachspürte,  welche 
mit  den  Oligarchen  in  irgend  einer  Gemeinschaft  der  Gesinnung 
oder  des  Umgangs  gestanden  hatten. 

Der  Hauptankläger  war  Meletos,  wahrscheinhch  derselbe,  wel- 
cher wenige  Monate  zuvor  den  Kephisios  gegen  Andokides  unter- 
stätzt hatte;  ein  junger,  noch  unbekannter  Mann,  Dichter  von  Pro- 
fession und  als  solcher  nicht  glücklicher  als  sein  Vater  Meletos,  den 
wir  wohl  in  dem  von  Aristophanes  verhöhnten  Tragiker  (S.  63)  er- 
kennen dürfen.  Lykon  und  Anytos  schlössen  sich  ihm  an,  der 
Erstere  ein  Rhetor,  der  Andere  der  bekannte  Staatsmaim  und  Mit- 
befreier Athens  (S.  28),  der  auch  hier  ohne  Zweifel  die  Haupt- 
person war,  wenn  er  auch  seine  Gründe  hatte,  Meletos  die  erste 
Rolle  zu  überlassen.  Er  war  mit  Sokrates  mehrfach  in  persön- 
liche Berührung  gekommen;  namentlich  hatte  Sokrates  ihn  wegen 
Endehung  seines  Sohnes  zur  Rede  gestellt.  Der  Sohn  des  Anytos 
sollte  das  (jeschäft  der  Gerberei  fortsetzen,  um  die  durch  das  Exil 
zerrütteten  Vermögensverhältnisse  der  Familie  wieder  in  Ordnung 
zu  bringen.  Jede  höhere  Bildung  wurde  vernachlässigt  und  der 
gfinzUch  missrathene  Sohn  bestätigte  die  Warnungen  des  Sokrates 
zum  grüfsten  Aerger  des  Anytos.  Er  war  es  auch,  der  als  eifriger 
Demokrat  sich  berufen  glaubte,   das  Staatsinteresse  gegen  Sokrates 

Cnnini,  Gr.  Getcli.    IIL  3 


114  DER   PROZESS   DES   SOKRATES. 

ZU  vertreten.  Man  miisste  aber,  um  Erfolg  zu  haben,  den  ganzen 
Prozess  von  dem  Gebiete  bürgerliclier  Vergehen,  welche  mehr  nach 
strengem  Buchstaben  des  Gesetzes  l)eurteilt  wurden,  auf  ein  Gebiet 
versetzen,  wo  man  freiere  Hand  hatte,  und  das  war  das  Gebiet  der 
reUgiösen  Uel)erzeugung  und  des  sittlichen  Verhaltens.  Es  lautete 
also  die  Anklage  auf  Abfall  von  der  väterlichen  Religion,  Einfuh- 
rung neuer  Götter  und  Verderb  der  Jugend.  Durch  Hervorhebung 
des  ersten  Punkts  gelangte  der  Prozess  vor  den  Archon- König, 
welcher  alle  das  geistliche  Recht  Ixitreifenden  Prozesse  anzunehmen 
und  für   den  Urteilsspruch  der  Geschworenen   vorzubereiten  hatte. 

Für  alle  drei  Punkte  war  es  nicht  schwer,  eine  scheinbare 
Begründung  zu  finden;  denn  für  den  ersten  und  zweiten,  die  un- 
mittelbar zusammenhingen,  berief  man  sich  auf  das  Daimonion, 
welches  Sokrates  sich  als  eine  neue  Gottheit  ausgeklügelt  habe,  und 
was  den  dritten  Punkt  betrifft,  so  gaben  die  Zeitverliältnisse  den 
willkommensten  Anlass,  Soki*ates  als  den  Lehrer  des  Kritias  anzu- 
greifen, welcher  von  ihm  seine  fluchwürdige  Politik  gelernt  habe. 
Auch  waren  seine  spöttischen  Bemerkungen  über  die  klugen  Athener, 
deren  Jeder  den  Staat  regieren  zu  können  glaube,  und  über  die 
durch  das  Bohnenloos  an  die  Spitze  des  Staats  berufenen  Beamten 
bekannt  genug,  um  sie  zur  Verdächtigung  seiner  demokratischen 
Gesinnung  benutzen  zu  können^'). 

Melctos  hatte  auf  Tod  geklagt,  aber  es  ist  gewiss,  dass  der 
wirkliche  Ausgang  des  Prozesses  nur  dem  Verhalten  des  Angeklagten 
zuzuschreiben  ist;  denn  die  ganze  Absonderlichkeit  des  Mannes, 
welche  von  jeher  die  Menge  geärgert  hatte,  trat  bei  diesem  Pro- 
zesse im  vollsten  Mafse  hervor,  und  solche  Stimmungen  waren  bei 
der  Beschaflenheit  der  attischen  Volksgerichte  von  entscheidender 
Bedeutung. 

Sokrates  l)etrachtete  die  ganze  Sache  mit  der  vollsten  Ruhe, 
als  wenn  es  sich  gar  nicht  um  sein  eigenes  Schicksal  handele;  ja, 
er  würde,  wenn  es  sich  um  einen  Anderen  gehandelt  hätte,  ohne 
Zweifel  ganz  anders  aufgetreten  sein,  um  an  seinem  Theile  einem 
ungerechten  llichterspruche  vorzubeugen.  Die  stolze  Ruhe  des  An- 
geklagten, die  Entschiedenheit,  mit  welcher  er  es  ablehnte,  nach 
attischem  Gerichtsgebrauche  die  Gnade  der  Richter  anzusprechen 
oder  eine  Abänderung  seines  Lebens,  so  weit  es  anstölsig  war,  in 
Aussicht  zu  stellen,  schien  eine  Bestätigung  der  Anklage  zu  sein, 
dass  er  in  der  That  die  städtischen  Einnchtungen  verachte  und  also 


SEINE   VEBITRTEILÜNG.  115 

ein  schlechter  Bürger  sei.  Seine  ganze  Vertheidigung  führte  er 
Dur,  um  dem  GeseUe  zu  genügen,  und  wies  alle  Hülfsleistungen 
Anderer  zurück.  So  waren  seine  Freunde  aufser  SUinde,  etwas 
Wirksames  für  ihn  zu  thun;  durch  Zureden  liefs  sich  die  Erhit- 
terung  der  Menge  nicht  mildern,  die  Stimmung  der  Stadt  war  gegen 
ihn  und  es  ist  nur  zu  verwundern,  dass  von  den  mehr  als  550 
Geschworenen  heinahe  die  Hälfte  sich  weder  durch  die  herrschende 
Stimmung  noch  durch  den  mächtigen  Anytos  bestimmen  liefs,  von 
ihrer  Ueberzeugung  abzugehen;  es  war  eine  Majorität  von  nur  fünf 
oder  sechs  Stimmen,  welche  den  Angeklagten  schuldig  erklärte. 

Auch  jetzt  noch  hatte  Sokrates  sein  Schicksal  in  der  Hand. 
Denn  jetzt  stand  es  ihm  zu,  der  von  den  Klägern  beantragten  Strafe 
einen  nach  seiner  Ansicht  billigeren  Gegenantrag  gegenül)er  zu 
stellen,  so  dass  die  Richter  zwischen  beiden  wählen  konnten,  und 
es  war  kein  Zweifel,  dass  jeder  annehmbare  Weg  einer  milderen 
Entscheidung  angenommen  worden  wäre.  Sokrates  aber  wollte  und 
durfte  den  Anklagern  nicht  Recht  geben,  sonst  hätte  er  sich  einer 
feigen  Lüge  schuldig  gemacht  und  das  Werk  seines  Lebens  zerstört. 
Um  also  das  Bewusstsein  seiner  Schuldlosigkeit  freimüthig  zu  be- 
zeugen, stellte  er  als  Gegenantrag  nicht  eine  Strafe,  sondern  eine 
Belohnung,  und  zwar  trug  er  darauf  an,  der  höchsten  Bürgerehre, 
welche  die  Athener  einem  Wohlthäter  der  Gemeinde  erweisen 
konnten,  der  Speisung  im  Prytaneion,  würdig  erkannt  zu  werden. 
Dieser  Antrag  würde  bei  allen  Anderen  als  ein  Zeichen  von  Irrsinn 
angesehen  worden  sein,  bei  Soki*ates  konnte  man  nur  eine  Ver- 
höhnung der  Richter  und  des  Gerichtsverfahrens  darin  erkennen; 
die  Folge  war,  dass  von  denen,  die  ihn  bei  der  ersten  Abstimmung 
fir  nicht  schuldig  erklärt  hatten.  Im  der  zweiten  noch  achtzig 
öbertraten  und  ihn  zum  Tode  verurteilten^®). 

Das  Urteil  durfte  nicht  sogleich  vollstreckt  werden,  weil  das 
•ttische  FestschifT  nach  Delos  abgegangen  war,  und  bis  zur  Rück- 
kehr desselben  musste  nach  väterUchem  Flerkommeu  die  Stadt  rein 
Und  unentweiht  bleiben.  Dieser  Umstand  war  die  Veranlassung, 
lass  Sokrates  noch  dreifsig  Tage  im  Gefangnisse  mit  seinen  Freun- 
len  verkehren  und  durch  Ablehnung  aller  Befreiungsversuche  sowie 
larch  die  heiterste  Seelenstimmung  den  Beweis  liefern  konnte,  wie 
ifohl  erwogen  sem  ganzes  Handeln  sei  und  wie  er  keinen  Augen- 
blick das  Geschehene  bereue.  Bis  zu  dem  letzten  Athemzuge  blieb 
»  den  Gesetzen  der  Vaterstadt  treu  und  für  die   Seinigen  in  Ge- 

8* 


116  SOKRATES    TOD    96,  1;   899   MAI. 

sprach  und   Umgang  unermüdlich  thätig.     Der  Verurteilte   war  es, 
welcher  seine  Umgebung  tröstete,  der  dem  über  sein   ungerechtes 
Schicksal  weinenden  Apollodoros  die  Wangen  streichelte,    indem  «r 
ihn  fragte,    ob    er   ihn    denn  etwa    lieber    schuldig    sterben  sehen 
möchte,  der  endlich  den  letzten  Auftrag  seinen  Freunden  gab,  sie 
sollten    dem  Asklepios    einen  Hahn    opfern,    d.  h.  die  Spende  des 
Danks  für  die  Genesung  darbringen,  welche  er  im  Tode   erbUckte. 
Er  selbst  aber  hatte  in  der  Treue  seiner  Freunde   die   Bürgschalt 
dafür,    dass   er    nicht    umsonst  gelebt  habe,    und    auch    von   d» 
übrigen  Mitbürgern   konnte   sein   unschuldiges  Sterben   nicht  lange 
verkannt  werden.     Es  ist  kein  Grund  daran  zu  zweifeln,   dass  die 
Athener    bald    eine    schmerzliche  Reue    empfanden;    sie    sollen   im 
Theater  bittere  Thränen  vergossen  haben,   als  bei  der  Aufführang 
des  Palaraedes  von  Euripides  die  folgenden  Worte  ihnen   in's  Ohr 
und  in's  Gewissen  drangen:  'Getödtet  habt  ihr  Danaer  die  wahrhaft 
'weise,  schuldlose  Nachtigall  der  Musen,   den   besten   der  HeUenen.'' 
So  starb  der  siebzigjährige  Sokrates  im  Monat  Thargelion  (Mai) 
95,  1;  399,  ein  Opfer  jener  Bewegung,  welche   zeitweise   zuröd- 
gedrüngt  immer  von  Neuem  sich  geltend  machte  in  Athen,  um  an 
den    Volks-  und  verfassungsfeindlichen  Kreisen  Rache   zu  nehmen. 
Man  hatte  gesehen,   wie  gerade  aus  den  höheren  Ständen  der  Ge- 
sellschaft sich  Viele  an  Sokrates  angeschlossen  hatten;  man  wusste, 
dass  Kritias,   Alkibiades,  Theramenes,  Charmides,  Charikles,  Xeno- 
phon  mit  ihm  in  Beziehung  standen.     War  es  also  zu  yerwundern, 
dass  Viele  sich  der  Meinung  hingaben,   sein  Umgang  befördere  die 
Entwickelung     einer     verfassungsfeiudlichen     Gesinnung?       Kritias 
behauptete  ja  auch,  wie   Sokrates,    das  Regieren  sei   nicht  Jeder- 
manns Sache,   das  sei  eine  Kunst,  die  gelernt  werden  müsse,  aber 
so  dachte  auch  Perikles.     Es  war  gewiss  ein  grofses  Unrecht,  So- 
krates für  die  Frevelthaten  derer  verantwortlich  zu  machen,  welche 
vorübergehend  mit  ihm  in  Verkehr  gestanden  hatten;    er  hat  sich 
entschieden  genug  von  seinen  entarteten  Schülern  losgesagt,  er  hat 
gegen  die  Oligarchen   mehr  als  einmal  sein  Leben  gewagt,    er  hat 
offen   ihr   Regiment   gescholten    und   jede   Betheiligung    an    gesetz- 
widrigen Schritten  verweigert.     Darum    hassten   ihn   auch  die  Olig- 
archen  und   suchten  ihm  durch  das  Verbot  freier  Lehre  den  Mond 
zu  schliefsen.    Seine  Lehre  aber,  dass  jedes  amtliche  Geschäft  und 
vor  Allem  das  Regieren  auf  Einsicht  beruhen   müsse,  konnte  wohl 
verstanden  ja  nur  dazu   dienen,   die  demokratische  Verfassung  neu 


DIE   BERECHTIGUNG    DES    URTEILS.  117 

ZU  heben  und  zu  kräftigen,  und  dass  der  vertrauteste  Umgang  mit 
Sokrates  nicht  nothweudig  eine  reactionäre  Gesinnung  zu  erzeugen 
brauche,  das  zeigt  wohl  am  deutlichsten  das  Beispiel  des  Gliaire- 
phon,  welcher  von  allen  Jüngern  am  unbedingtesten  seinem  Lehrer 
anhing  und  dabei  einer  der  eitrigsten  Anhanger  der  Demo- 
kratie war. 

Ebenso  ungerechtfertigt  war  die  Feindschaft  der  priesterlichen 
Partei,  welche  im  Finstem  schleichend  nur  bei  einzelnen  Gelegen- 
heiten als  eine  Macht  in  Athen  zum  Vorschein  kam,  eine  Partei, 
die  überall,  wo  geistige  Bewegung  war.  Freigeisterei  und  Ketzerei 
witterte.  Sie  wollte  und  konnte  von  ihrem  Standpunkte  die  Reli- 
giosität des  Sokrates  so  wenig  anerkennen,  wie  die  Staatsmänner 
seine  bürgerliche  Tugend.  Und  doch  konnte  iiim  kein  Yerstofs 
gegen  die  Salzungen  des  Staats  nachgewiesen  werden;  er  ist  ihnen 
in  Wort  und  That  bis  an  sein  Ende  gehorsam  gewesen,  er  hat  den 
Eid,  welchen  der  attische  Jüngling  bei  dem  Eintritte  in  die  Bürger- 
schaft zu  leisten  hatte,  gewissenhafter  gehalten,  als  alle  seine 
Feinde.  Denn  wenn  darin  das  Gelöbniss  abgelegt  wurde:  'ich  wül 
*die  Waffen,  die  mir  gegeben  sind,  nicht  entehren  und  meinen 
^Nebenmann  im  Treflen  nicht  verlassen;  ich  will  kämpfen  füi*  die 
^Heiligthümer  und  das  Gemeingut  des  Vaterlandes;  ich  will  mich 
*den  verordneten  Richtern  unterwerfen  und  den  bestehenden  Ge- 
^setzen  gehorsam  sein,  und  so  Einer  die  Gesetze  aufhebt,  will  ich 
^es  nicht  zulassen  und  die  Götter  und  Heiligthümer  der  Vaterstadt 
*will  ich  in  Ehren  halten',  —  iiat  nicht  Sokrates  diesen  ehrwür- 
digen Schwur  Punkt  für  Punkt  mit  einer  mehr  als  gewöhnlichen 
Treue  heilig  gehalten  und  in  aufopfernder  Hingebung  seine  Eides- 
treue bewährt? 

Es  waren  also  die  Ankläger  imd  Richter  Sokiates  gegenüber 
üicht  im  Rechte.  Er  büfste  für  Verbrechen,  deren  er  nicht  schul- 
dig war,  von  den  Einen  aus  Bosheit,  von  den  Anderen  aus  Ver- 
blendung und  Dummheit  verurteilt.  Er  wurde  das  Opfer  einer 
Politik,  welche  darauf  ausging,  das  alte  Athen  wieder  herzustellen, 
ohne  über  die  Mittel  und  das  Ziel  sich  klar  zu  sein.  Dem  Staate 
?    konnte  seine  Verurteilung  keinen  Vortheil  bringen;  einen  wirklichen 

■  Dienst  haben  die  Athener  nur   dem  Verurteilten    erwiesen.     Denn 

■  sie  gaben  ihm  Gelegenheit,  durch  einen  freien  Gehorsam  gegen  die 
'  Gesetze  und  ein  heldenmüthiges  Sterben  seine  Lehre  zu  besiegeln. 
^    Er  hatte  sein  X^^gewerk  vollendet    und    für    das    weitere  Gedeihen 


118  80KRATES    UND    DIE   ATHENER. 

dessen,  was  er  begonnen  hatte,  gab  es  kein  kräftigeres  Forderungs- 
mittel  als  seinen  Märtyrertod  ^^). 

In  der  Kunst  konnte  nichts  Neues  gewonnen  werden,  was  im 
Stande  gewesen  wäre,    der  Bürgerschaft   von  Athen    den   sitthcheo 
Halt    zu    geben,    dessen   sie  bedurfte;    in    der  Philosophie    war  es 
anders.     liier  war  kein  Abschluss  erreicht;    hier  waren   die  wich- 
tigsten Punkte  noch  gar  nicht  berührt;   hier  wurde  durcli  Sokrales 
erst  der  Anfang  gemacht,  die  für  jeden  Einzelnen  bedeutungsvollsten 
Aufgaben  des  Nachdenkens  scharf  und  klar  in  das  Auge  zu  fassen. 
Die  gewohnlieitsniäfsige  Tugend,    welche   einst  die  Bürger  verband 
und  den  Staat  erhielt,  bestand  nicht  mehr;    sie  musste  aber,  wenn 
das  Gemeinwesen  nicht  verfallen  sollte,   wieder  gewonnen   werden, 
und  das   konnte   nur  auf  dem  Wege  geschehen,    dass    die  äulsere 
Autorität  des  Herkommens  durch  freie  Ueberzeugung  ersetzt  und  die 
unbewusste   Sitthchkeit    zu  einer  ihrer  Gründe  bewussten  gemacht 
wurde.     Gegen   die  falsche  Subjektivität  der  Sophisten   gab  es  kein 
anderes  Mittel  als  jene  höhere  Subjectivität,  welche  Sokrates  gellend 
machte,    die  auf  ernster  Selbstprüfung  beruhende,    wodurch  allein 
ein    gültiger    Mafsstab    für    die    geistigen  Güter    gewonnen    werden 
konnte.    Hier  war  der  Weg  gezeigt,  ohne  Bruch  mit  der  Vergangen- 
heit dem  Staate   zu   helfen,  eine   höhere  Sittlichkeit   zu  begründen, 
ohne  welche   weder   der  Staat  noch   der  Einzelne   zu  Frieden  und 
Ruhe  gelangen  konnte,  und  ein  glücklicheres  Geschlecht  zu  erziehen. 
Die  bürgerliche  Gesellschaft  wollte  aber  von  einer  solchen  Erneuerung 
nichts  wissen    und  reichte   Sokrates    füi*   das  angebotene  Heil  den 
Giftbecher. 


III. 

SPARTA  UND  PERSIEN. 


Während  Athen  ganz  mit  sich  heschäfligt  war,  stand  Sparta  an 
der  Spitze  der  hellenischen  Welt;  es  war  der  einzige  Staat,  welcher 
den  Willen  und  die  Macht  liatte,  die  Verhaltnisse  der  anderen 
Staaten  zu  ordnen,  der  einzige,  welcher  Griechenland  gegen  das 
Ausland  vertrat.  Von  der  Pohtik  Spartas  musste  also  auch  der 
weitere  Gang  der  griechischen  Angelegenlieiten  ahhängig  sein 
und  dies  zeigt  sich  zunächst  an  der  Stellung,  welche  man  dem 
Manne  gegenüber  einnahm,  dem  Sparta  seine  Herrschaft  in  Griechen- 
land verdankte. 

Man  merkte  bald,  dass  diese  Herrschaft  nur  eine  scheinbare 
sei;  denn  die  oligarchischen  Ilegienmgen  in  den  einzelnen  Städten 
kümmerten  sich  wenig  um  die  Behörden  der  Stadt;  sie  blickten 
nur  auf  Lysandros.  Alles  was  ihm  feindlich  war,  war  landilüchtig; 
alle  Personen,  die  zu  l)efehlen  hatten,  waren  seine  Ri'eaturen;  die 
Staaten,  in  denen  sie  regierten,  hingen  von  seinem  Willen  ab. 

Je  länger  Griechenland  ein  Schauplatz  allgemeiner  Verwirrung 
gewesen  war,  auf  dem  sich  in  ewigem  Schwanken  die  Gegensätze 
bekämpft  hatten,  um  so  gewaltiger  wirkte  nun  die  Erscheinung 
eines  Mannes,  durch  welchen  auf  einmal  ein  einziger  Wille  in  ganz 
Hellas  zu  unbedingter  Geltung  kam.  Diese  Erscheinung  blendete 
die  Menschen,  so  dass  auch  Solche,  welche  nicht  unmittelbar  von 
ihm  abhängig  waren,  dem  Gewaltigen  huldigten,  und  zwar  nicht 
blofs  mit  den  hergebrachten  Ehrenbezeugungen,  mit  goldenen  Kränzen 
und  ähnlichen  Gaben,  sondern  jetzt  zum  ersten  Male  geschah  es, 
dass  göttliche  Ehren  auf  Sterbliche  übertragen  wurden.  In  Samos, 
das  noch  länger  als  Athen  dem  Lysandros  Trotz  geboten  hatte,  ent- 
blödete sich  die  neue  Regierung  nicht,    das    uralte   Staatsfest    der 


120  CULTU8   DES   LYSA?(DROS. 

Hera  in  der  Weise  umzugestalten,  dass  es  auf  Lysanders  Person 
übertragen  wurde.  Altäre  wurden  ihm  errichtet,  Opfer  m  seiner 
Ehre  angezündet,  und  Hymnen  auf  den  neuen  Heros  gedichtet. 

Er  selbst  wies  keine  Art  der  Schmeichelei  zurück;  er  legte  es 
darauf  an,  als  ein  Wesen  höherer  Ordnung  betrachtet  zu  werden. 
Wie  einst  Tansanias  prunkte  der  entartete  Spartaner  in  satrapischer 
HoiTart.  Er  bildete  einen  Hof  um  sich  und  zog  alle  Talente  an 
sich,  von  denen  er  eine  Erhöhung  seines  Glanzes  erwartete;  er 
trat  bei  dem  nach  ihm  genannten  Feste  selbst  als  Kampfrichter 
auf;  mittelmäfsige  Poeten  wie  Antilochos  erndteten  lur  ein  Paar 
Verse  reiche  Geldspenden.  Er  wusste  aber  auch  ausgezeichnete 
Männer  in  seinen  Kreis  zu  ziehen,  so  namentlich  die  Epiker  Anti- 
machos  aus  Kolophon,  den  Schüler  des  Panyasis,  und  Ghoiriios, 
der  im  Sklavenstande  zu  Samos  geboi-en  war  und  sich  durch  Schta- 
heit  und  Talent  in  die  Höhe  gearlteitet  hatte.  Er  war  Uerodot 
bekannt  und  durch  den  Umgang  mit  ihm  auf  grofse  natiooak 
Stoffe  liingeleitet  worden.  Was  Herodot  erzählt  hatte,  machte  er 
zum  Gegenstande  eines  epischen  Gedichts,  und  wenn  es  ihm  auck 
an  Einfachheit  des  Sinnes  und  naturUcher  Wärme  gebrach,  so  &- 
reichte  er  es  doch,  dafs  seine  'Perseis'  neben  den  homerisdien  Ge- 
dichten in  Athen  Anerkennung  fand  und  in  den  Schulen  gelesen 
wurde.  Clioirilos  hatte  aber  mehr  Talent  als  Charakter,  und  nach- 
dem er  als  patriotischer  Dichter  so  edlen  Ruhm  gerwonnen  hatte, 
liel's  er  sich  bereit  linden,  dem  Unterdiaicker  der  griechischeD  Frei- 
heit zu  huldigen,  und  wurde  der  unzertrennliche  Begleiter  des  Ly- 
sandros'^). 

Die  mafslose  Ueberhebung  Lysanders,  der  sich  von  seinen 
Dichtern  ohne  Scheu  als  den  'Kiiegsherrn  von  Hellas'  preiseu  liefs, 
musste  Widerspruch  hcr\'orrufen.  Auf  Grund  des  Secfeldherroamts, 
welches  an  und  für  sich  ein  unorganisches  Glied  im  spartanischen 
Staate  war,  und  der  besondern  Vollmachten,  welche  ihm  zur  An- 
ordnung der  griechischen  Angelegenheiten  verliehen  waren,  hatte 
er  sich  eine  Macht  angeeignet,  welche  alle  Schranken  überstieg. 
Er  suchte  das  Flottenheer,  das  vorzugsweise  aus  den  untern  Schich- 
ten der  Bevölkerung  Lakedämons  zus^im mengesetzt  war,  immer 
fester  an  seine  Person  zu  ketten ,  indem  er  seine  Leute  auf  alle 
Weise  bereicherte.  Man  wusste,  dass  seine  Ergebenheit  gegen  die 
einheimisclie  Verfassung  nur  eine  scheinbare  war  und  dass  es  sei- 
nem Ehrgeize  unerträglich  sein  wüinle,  sich  gutwillig  wieder  in  die 


DEMÜTHIGUMG   LYSANDERS.  121 

3rdnungen  des  lykurgisclien  Staats  zu  fügen.  Seine  Feinde  regten 
ich  überaU,  um  ein  energisches  Einschreiten  der  Behörden  zu  ver- 
inlassen.  Aber  wirksamer  als  alle  Beschwerden  misshandeiter 
kriechen  waren  die  des  Pharnabazos,  der  den  Spartanern  die  letzten 
fahre  hindurch  ununterbrochen  seine  Gunst  erhalten  und  die  wich- 
igsten Unterstützungen  geleistet  hatte. 

Der  erste  Widerstand  begegnete  ihm  bei  den  Anordnungen, 
velche  er  in  Sestos  traf.  Hier  hatte  er  alle  ansässigen  Bürger  aus- 
;eirieben,  um  die  herrenlosen  Häuser  und  Ländereien  an  solche 
^ute  auszuthcilen,  welche  auf  seiner  Flotte  gedient  hatten.  Das 
?ar  also  eine  Art  Veteranenkolonie,  an  einem  der  wichtigsten 
neerbeherrschenden  Plätze  angelegt;  eine  Gründung,  die,  von  aller 
Jngerechtigkeit  abgesehen,  schon  deshalb  nicht  geduldet  werden 
Lonnte,  weil  sie  oflenbar  keinen  anderen  Zweck  hatte,  als  dass 
^ysandros  sich  für  seine  persönliche  Macht  feste  Stützpunkte  schaflen 
voUte.  Unter  dem  EinQusse  des  Pausanias  ermannten  sich  die 
Spboren;  sie  ordneten  die  Authebung  dieser  Mafsregel  an  und  die 
Iten  Bürger  kehrten  in  ihre  Besitzungen  zurück.  Das  war  die 
ifste  Demüthigung  Lysanders. 

Ein  zweiter  Angriff  auf  seine  Machtstellung  war  es,  als  man 
tinen  seiner  treuesten  Anhänger,  den  Lakedämonier  Thorax,  welchen 
T  als  KriegsYogt  in  Sauios  eingesetzt  hatte,  zur  Rechenschaft  zog. 
)ieser  hatte  es  nicht  anders  gemacht,  als  die  andern  Genossen 
^ysanders;  er  hatte  die  Gelegenheit  benutzt,  Geld  und  Gut  zu  er- 
verben;  die  alten  Satzungen  Spai'tas  wurden  als  abgethan  angesehn 
md  unter  dem  Paniere  des  Feldherrn,  welcher  Alles  that,  um  ihre 
labgier  zu  reizen  und  zu  befriedigen,  glaubten  sie  vollkommen 
icber  zu  sein.  Es  war  daher  ein  schwerer  Schlag,  als  Thorax  in 
>parta  nach  alter  Strenge  des  Gesetzes  behandelt  und  wegen  uner- 
aubten  Privatbesitzes  hingerichtet  wurde. 

Nachdem  dies  gelungen,  Wieb  nur  der  letzte  Schritt  noch 
ihrig.  Den  Anlass  gaben  die  wiederholten  Meldungen  des  Pharna- 
lazos  über  das  rücksichtslose  Verhalten  des  Lysandros,  der  ihn  in 
leinem  eigenen  Gebiete  mit  Beutezügen  beunruhige.  Die  Ephoren 
cbickten  nun  olme  Weiteres  gemessenen  Befehl  auf  die  Flotte,  dass 
^ysandros  nach  Hause  zurückkeliren  und  sich  verantworten  solle. 
^  ging  ihm  in  vielen  Beziehungen  ganz  so  wie  einst  dem  Pausa- 
das.  Er  hatte  sich  im  Schwindel  des  Selbstgefühls  für  unentbehr- 
ich  und  unangreilbar  gehalten,  ohne  die  Grundlagen  semer  Macht- 


122  LYSANDER8   STÜRZ   (NACH  94,  «;   403). 

Stellung  zu  prüfen.  So  kam  es  mit  ihm  trotz  aller  Klugheit  dahin, 
dass  er  sich  im  Augenhlicke  der  Entscheidung  keinem  AngrilTe  ge- 
>vachsen  zeigte  und  zu  den  tiefsten  Demüthigungen  seine  Zuflucht 
nahm,  um  sich  zu  erhalten.  Er  wiisste,  dass  von  allen  Beschwerden 
die  des  Pharnabazos  die  wirksamsten  gewesen  waren.  An  ihn  wen- 
dete er  sich  also  und  bat  um  ein  Begleitschreiben,  das  ihm  in 
Sparta  eine  günstigere  Beurteilung  TerschaiTen  könne.  Der  Satrap 
ging  scheinbar  auf  seine  Bitte  ein,  las  ihm  sogar  ein  Schreiben 
vor,  mit  welchem  LysandrcA  vollkommen  zufrieden  sein  konnte, 
schob  aber  ein  anderes  unter,  welches  bitterer  als  alle  frühen 
Schreiben  war  und  zog  dem  Feldherrn  auf  diese  Weise  die  gröüste 
Beschämung  zu,  indem  derselbe  das  vermeintliche  Empfehlungs- 
schreiben den  Ephoren  übergab  und  das  Entgegengesetzte  voriesen 
hören  musste. 

Er  wagte  weder  sich  zu  vertheidigen  noch  das  Urteil  abzu- 
warten. Er  gab  vor,  dem  Zeus  Ammon  ein  Gelübde  schuldig  zo 
sein  und  erlangte  nicht  ohne  Mühe  die  Erlaubniss  zur  Reise.  Dass 
sich  politische  Absichten  daran  knüpften,  ist  bei  dem  Charakter  des 
Lysandros,  der  seine  Plane  nicht  auf  einmal  aufgab,  an  sich  wahr- 
scheinlich; dazu  kommt,  dass  seine  Familie  schon  ältere  Beziehungen 
zu  Libyen  hatte,  wie  der  Name  seines  Bruders  Libys  vermuthen 
lässt.  Das  Orakel  des  Ammon  konnte  bei  seiner  auch  in  Griechen- 
land anerkannten  Autorität  dem  ehrgeizigen  Feldherrn  von  wirk- 
samer Hülfe  sein,  und  wir  finden  Lysandros  mehrfach  in  Verbindung 
mit  Orakeln,  um  die  Priesterschaften  für  seine  Neuerungen  zu  ge- 
winnen. 

Nachdem  Lysandros  gedemüthigt  war,  kam  es  nuu  darauf  an, 
ob  Sparta  in  anderer  Weise,  als  auf  dem  Wege  lysandrischer  Gewalts- 
politik die  Leitung  der  hellenischen  Angelegenheiten  gewinnen 
konnte  und  wie  weit  es  überhaupt  im  Stande  war,  die  Aufgabe  zu 
erfüllen,  welche  ihm  nach  dem  Ende  des  peloponnesischen  Kriegs 
zugefallen  war'^). 


Sparta  hatte  unläugbar  einen  glänzenden  Aufschwung  ge- 
nommen; es  hatte  sich  von  dem  Banne  der  Trägheit  frei  gemacht, 
es  war  aus  seinen  engen  Kreisen  so  weit  herausgetreten,  dass  es 
durch  Flottensiege  in  fernen  Meeren  seinen  Gegner  zu  Boden  ge- 
worfen hatte.    Auch  die  Macht  des  Geldes  war  jetzt  in  seiner  Hand 


SIEGESDENKMÄLER   SPARTAS.  123 

und  eine  Reihe  öffentlicher  Kunstschöpfungen  verkündete  den  Hellenen 
die  glorreiche  Zeit,  die  für  Sparta  angebrochen  war.  Auf  einer  Akro- 
polis  steDte  man  zwei  Siegesgöttinnen  auf,  Weihgeschenke  Lysan- 
ders  zum  Andenken  an  die  beiden  Seesiege  bei  Ephesos  und  bei  Aigos- 
potamoi ;  im  Heiligthume  von  Amyklai  zwei  Dreifüfse,  welche  die  älteren 
Dreifüfse  daselbst,  die  Denkmaler  der  messenischen  Kriege,  überragten. 
Am  glänzendsten  aber  wurde  in  Delphi  der  Sieg  gefeiert  durch  eine 
grofsartige  Statuengruppe,  deren  vordere  Reihe  die  Dioskuren,  Zeus, 
Apollon,  Artemis  und  Poseidon  darstellte  und  zwar  den  Letzteren, 
indem  er  den  Lysandros  kränzte;  auch  Abas,  der  \Valu*sager,  und 
der  Steuermann  des  Admiralschiffs  Ilermon  waren  in  diese  Reihe 
aufgenommen.  Eine  zweite  Reihe  aber  enthielt  die  Bildsäulen  derer, 
welche  am  Siege  hervorragenden  Antheil  genommen  hatten;  Männer 
der  verschiedensten  Herkunft,  die  Führer  der  peloponnesischen 
Partei,  wie  Kleomedes  von  Sanios,  welche  zugleich  die  Vertreter 
ihrer  Stadtgemeinden  waren.  Es  war  die  bildliche  Darstellung  einer 
neuen  Eidgenossenschaft,  der  Verbündeten  gegen  Athen,  welche 
wie  die  einst  gegen  l^ersien  Verbündeten  den  Kern  der  Nation  dar- 
steilen sollten.  Diese  und  andere  Kunstschöpfungen  zogen  eine 
Menge  von  Künstlern  herbei,  welche  in  Spartas  Dienste  traten;  es 
war  gewiss  Lysanders  Absicht,  auch  in  dieser  Beziehung  Athen  zu 
verdunkeln  und  seine  Vaterstadt  von  Neuem  zu  einem  Mittelpunkte 
des  nationalen  Kunstlebens  zu  machen,  und  wenn  man  auch  des 
Pheidias  Schüler  nicht  unbeihngt  ausschliel'sen  konnte,  so  liefs  man 
doch  keine  Athener  zu,  sondern  nahm  nur  Künstler  aus  dem  Pelo- 
ponnes  und  den  Inseln  ^^). 

Aber  dieser  glänzende  Aufschwung  war  im  Grunde  ein  leerer 
Schein.  Der  Sieg,  den  Sparta  erfochten  hatte,  war  an  sich  der 
Art,  dass  er  unmöglich  eine  wirkliche  Begeisterung  hervorrufen 
konnte;  denn  er  war  durch  das  Geld  der  Barbaren,  durch  Verrath 
und  Arglist  errungen  worden;  ja  bei  der  ganzen  Erhebung,  welche 
durch  jene  Prachtwerke  gefeiert  werden  sollte,  war  in  Wahrheit 
mehr  verloren  als  gewonnen  worden.  Denn  so  ungeschickt  auch 
das  alte  Sparta  für  eine  grofsstaatliche  Politik  sein  mochte,  so  war 
CS  doch  in  sich  fest  und  seiner  selbst  gewiss;  in  der  Beschränkung 
hatte  es  seine  Kraft  und  die  ganze  conservative  Partei  in  Griechen- 
land bewunderte  den  Staat  des  Lykurgos,  welcher  bei  allem  Wechsel 
der  Verhältnisse,  bei  der  zunehmenden  Unsicherheit  und  Verwirrung 
sich  immer  gleich  und  treu  gebhebeu  war. 


124  VEfiÄPiOERUIS'G   SPARTAS. 

Dieser  Staat  bestand  aber  in  der  That  gar  nicht  mehr.  Dem 
die  lykurgiscbc  Verfassung  \iar  der  Art,  dass  sie  entweder  zu  Grunde 
gehen  oder  unverändert  erlialten  werden  uiusste.  Ihre  Erhaltung 
aber  war  unmöglich,  da  es  den  Spartanern  nur  durch  völlige  Yer- 
läugnung  der  hergebrachten  Grundsätze  gelungen  war,  den  Kampf 
mit  Athen  durclizuführen.  Im  lykurgischen  Staate  sollte  die  Kraft 
der  Männer  Alles  sein  und  nur  für  besondere  Fälle  stand  ihm  eio 
Schatz  zu  Gebote,  der  sich  aus  den  Abgalien  der  unterthänigen  Be- 
völkerung bildete  und,  um  den  Glanz  des  Geldes  den  Augen  mög- 
lichst fern  zu  halten,  aufserhalb  des  Landes,  in  Arkadien,  Del^ 
u.  a.  0.  niedergelegt  wurde,  aber  viel  zu  unbedeutend  war,  an 
eine  eigentUche  Quelle  der  Macht  zu  sein.  Nun  hatte  man  aber 
im  Kriege  die  Erfahrung  gemacht,  dass  altspartaniscbe  Tapferkeit 
nicht  ausreiche  und  der  Erfolg  am  Ende  doch  von  Geldmitteln  ab- 
hängig sei;  deshalb  war  man  vor  die  Thürcn  der  Perser  gegangea, 
man  hatte  sich  zu  den  unwürdigsten  Verhandlungen  mit  den  Bar- 
bai*en  bereit  finden  lassen  und  mit  der  Ehre  des  Staats  auch  das 
Elu*gefühl  eingebüfst.  Die  letzten  Kriegsjahre  fülirten  Massen  tob 
Silber  nach  Sparta,  und  je  künstlicher  man  früher  die  menschlicbe 
Erwerbslust  unterdrückt  hatte,  um  so  unaufhaltsamer  brach  nun  die 
Gier  nach  Geld  hervor.  In  einzelnen  Fällen  konnte  wohl  das  alte 
Verbot  des  Privatbesitzes  an  edlem  Metall  in  voller  Strenge  emeoert 
werden,  wie  es  mit  Thorax  geschah,  aber  eme  allgemeine  Controle 
war  nicht  mehr  durchzuführen;  der  plötzlich  so  nahe  gerückten 
Versuchung  erlagen  auch  Männer  wie  Gylippos  und  vergrüTen  sich 
selbst  an  öfl'entlichen  Geldern.  Während  nun  die  Einen  Mittel  und 
Wege  fanden,  sich  heinüich  zu  bereichem,  verarmten  die  Anden 
bei  den  durch  Verbreitung  des  Geldes  steigenden  Preisen  der  Le- 
bensmittel und  kamen  so  weit  herunter,  dass  sie  aufser  Stande 
waren,  die  vorschriflsmäfsigeu  Beiträge  zu  liefern,  und  in  Folge 
dessen  auch  ihr  volles  Bürgerrecht  einbüfsten;  sie  wurden  aus- 
geschlossen von  den  gemeinsamen  Männermalen,  während  die  Reicbei 
sie  nur  zum  Scheine  mitmachten,  um  darnach  am  eignen  Tische 
zu  schwelgen"^). 

Eine  solche  Heuchelei  ging  durch  das  ganze  Leben  der  Spar- 
taner; sie  war  die  unausbleibliche  Folge  davon,  dass  die  Verfassung 
jeden  Gedanken  an  zeitgemäfse  Fortbildung  ausschloss.  Lysandros 
selbst  war  das  Vorbild  dieser  äufseren  GesetzliclÜLeit,  indem  er  ia 
Kleidung  und  Haartracht  mit  pedantischer  Sti*euge  am  Herkommen 


SOZIALE   ÜBELSTÄNDE.  125 

festhielt,  wahrend  er  die  sittlichen  Grundsätze  des  Staats  nicksichts- 
los  verläugnete  und  damit  umging,  die  ganze  Verfassung  umzu- 
wälzen. 

Die  Zahl  der  Vollbürger  war  durch  Aussterben  der  Hauser  und 
durch  Verarmung  immer  mehr  zusammengeschmolzen.  Fremde  Ele- 
mente wurden  nach  wie  vor  ferngehalten;  und  man  hatte  nur  eine 
einzige  Ausnahme  gemacht,  nämlich  mit  dem  Seher  Tisamenos  aus 
Elis,  den  man  nur  um  den  Preis  des  Burgerrechts  bei  der  Schlacht 
von  Plataiai  hatte  gewinnen  können.  Auch  aus  den  unteren  Schichten 
der  Bevölkerung  die  Bürgerschaft  zu  ergänzen  hatte  man  versäumt, 
obgleich  dies  nach  der  Verfassung  möglich  und  von  dem  Gesetz- 
geber beabsichtigt  war.  Zwar  hatte  man  sich  in  schwierigen  Zeiten 
gezvrungen  gesehen,  die  Kräfte  zur  Rettung  des  Staats  zu  suchen, 
wo  sie  sich  fanden.  Brasidas  hatte  gezeigt,  wie  der  Staat  seine 
Landbauem  und  Heloten  verwenden  könne.  Lysandros  war  noch 
weiter  gegangen;  er  hatte  nicht -ebenbürtige  Lakedämonier  zu  den 
wichtigsten  Aemtern  benutzt  und  manche  hellenische  Gemeinde  da- 
durch tief  verletzt,  dass  er  sie  von  Leuten  helotischer  Abkunft  re- 
gieren liefs.  Zu  Hause  aber  vergalt  man  ihnen  die  geleisteten 
Dienste  mit  schnödem  Undanke;  in  engherzigem  Kastengeiste 
sträubte  man  sich  dagegen,  der  nichtdorischen  Bevölkerung  eine 
gröfsere  Berechtigung  einzuräumen  und  sie  zu  gleicher  Theilnahme 
am  Landbesitze  zuzulassen,  auch  wenn  noch  so  viele  Ackerloose 
erledigt  wurden.  Unter  den  Doriern  selbst  aber  schlössen  sich 
wiederum  die  Reichen  gegen  die  Armen  ab  und  bildeten  einen  sich 
mehr  und  mehr  verengenden  Kreis  von  Familien,  eine  privilegirte 
Klasse,  welche  nach  ihren  Interessen  den  Staat  regierte.  An  Stelle 
der  vielgepriesenen  Gleichheit  war  eine  dnickende  Oligarchie  ge- 
treten, die  Herrschaft  eines  Geld-  und  Amtadels,  der  um  so  eifer- 
süchtiger über  seinen  Privilegien  wachte,  je  weniger  sie  eine  gesetz- 
liche Begründung  hatten.  Und  wenn  nun  trotz  dieser  Entartung 
der  Schein  des  Alten  sorgfällig  gewahrt  und  an  den  Grundgesetzen 
des  Gemeinwesens  kein  Buchstabe  verändert  wurde,  so  musste  sich 
dadurch  ein  Geist  der  Unwahrheit  in  Sparta  verbreiten,  welcher 
nicht  anders  als  höchst  entsittlichend  auf  die  ganze  Bevölkerung 
einwirken  konnte^*). 

Mit  diesen  sozialen  Uebelständen  hingen  die  Schäden  der  Ver- 
fassung nahe  zusammen.  Das  Königthum,  welches  berufen  war  die 
Gleichheit  des  Besitzes  und  der  Rechte  zu  überwachen,    war  nicht 


126  POLITISCHE    ÜßELSTÄNDE. 

ohne  eigne  Schuld  macliüos  geworden;  es  war  schon  durch  Bei- 
ordnung des  Kriegsratlis  (seit  418  v.  Clir.)  aus  dem  Vollbesitze 
seines  wichtigsten  Ehrenrechts,  des  Oherleldherrnamts,  herausge- 
drängt worden,  und  ein  noch  gelahrlicherer  Angriff  war  die  Ein- 
setzung der  iVauarchie,  die  wesentlichste  Neuerung  im  Organismus 
des  Staats.  Je  mehr  nun  die  wiclitigsten  Entscheidungen  zur  See 
erfolgten,  um  so  gröfser  wurde  die  Eifersucht  der  Könige  auf  das 
neue  Amt,  und  als  Lysandros  allen  Kriegsruhm  an  sich  riss,  wurde 
der  Conflict  am  Ende  so  grofs,  dass  die  Könige  ein  Heer  aufl)Oteii, 
um  die  Unternehmungen  ihres  Gegners  zu  vereiteln.  Die  obersteo 
Staatsgewalten  Spartas  lagen  in  Attika  gegen  einander  zu  Felde, 
und  es  gehörte  die  ganze  Verstellungskunst  der  Spartaner  dazu,  um 
den  Bruch  zu  verstecken,  der  das  Staatswesen  zerklüftete,  und 
aufserlich  die  Eintracht  noch  zu  erhalten. 

Die  anderen  Feinde  des  Königthums  waren  die  Ephoren,  die 
in  demselhen  Mafse  an  Macht  zunahmen,  wie  jenes  in  Missachlung 
kam.  Entscheidungen,  welche  von  der  gesamten  Bürgerschaft  aus- 
gehen, konmien  seit  Anfang  des  Kiiegs  gar  nicht  mehr  vor;  auch 
der  'Rath  der  Alten',  die  Gerusia,  ist  politisch  hedeutungslos.  Alle 
Macht  ist  liei  den  Ephoren.  Ihre  Wahl  wird  von  den  Reichen  be- 
herrscht und  sie  regieren  den  Staat  im  Interesse  der  herrschenden 
Partei.  Bei  dem  Hader  zwischen  Königen  und  Nauarchen  steht  das 
Ephorenkollegium  in  der  Mitte,  und  es  kommt  vor,  dciss  die  aller- 
wichligsten  Entscheidungen  durch  eine  Ephorenstimme  herbeigeführt 
werden  (S.  37).  Da  nun  das  jährlich  wechselnde  Collegiuiu  häufig 
mit  Leuten  hesetzt  wurde,  welche  der  Bestechung  zugänglich  waren, 
so  war  es  den  verschiedenen  Parteien  nicht  schwer,  die  für  die 
Politik  des  Staats  mafsgehende  Majorität  zu  gewinnen.  Nach  solchen 
Einflüssen  bestimmte  sich  die  Haltung  Spartas,  und  so  weit  über- 
haupt von  einer  folgerechten  Pohtik  die  Rede  sein  konnte,  beruhte 
sie  darauf,  dass  die  Ephoren  der  Oligarchie  der  Reichen  dienten, 
welche  thatsächlich  an  die  Stelle  der  verfassungsmäfsigen  Staatsge- 
walten getreten  war.  Wenn  nun  aufserdem  die  beiden  Königs- 
häuser selbst  nach  wie  vor  mit  feindseliger  Eifersucht  einander 
gegenüber  standen  und  nur  in  den  seltensten  Fällen  durch  gemein- 
same Interessen  zu  einträchtigem  Handeln  veranlasst  wurden,  so 
erkennt  man  die  tiefe  Zerrüttung  des  sparl^inisclien  Staats  und  be- 
greift kaum,  wie  derselbe  noch  im  Stande  war,  den  mancherlei 
Gefahren,    welche   ihn  in  der  eigenen  Landschaft  l)edrohten,    Trotz 


DIE   GUTEN    ELEMENTE    SPARTAS.  127 

bieten    und    auch  nncli  aufscn  eine  aclitiinggehieU^nde  Slelhuig 

behaupten  ^^). 

Es  war    die  träge  Macht  der  Gewolinheit,    weh.he    den    Staat 
uunmenhielt,  die  Gewohnheit  des  ßei'ehlens  und  (Hihorchons,  >vie 

seit  Jahrhunderten  im  Eurotasthaie  zu  Hause  war.  Die  unter- 
rfeue  Bevölkerung  hatte  keinen  Mittelpunkt,  keine  Einheit,  kein 
gan,  und  wenn  etwas  gut  in  Ordnung  war  hei  iVm  Spartanern, 
war  es  die  polizeihche  Controle,  welche  durch  die  Ephoren  im 
nde  geübt  wurde;  sie  hielt  das  g<lhrende  Landvolk  in  Schrecken 
d  Furcht.  Dann  hatte  sich  ja  auch  hei  aller  Zerrüttung  der 
sntlichen  Zustande  im  bürgerlichen  Lehen  noch  manches  (vute 
r  alteu  Zeit  erhalten.  Gewisse  Grundznge  guter  Sitte  waren 
1  Spartaneni  in's  Blut  ühergegangen,  ein  ritterlicher  Simi, 
pferkeit  und  Todesverachtung,  Zucht  und  (ichorsam,  Treue  im 
ttesdienste  und  in  der  Sorge  für  dit;  Ehre  der  Verstorhenen. 
fise  Züge  des  spartiuiischen  Wesens  traten  in  entscheidenden 
iten  immer  wieder  hervor,  und  so  erklärt  es  sich,  dass  auch 
s  entartete  Sparta  noch  immer  seine  scliwärmerisclien  Venihn^* 
Ite  und  dass  seine  Bürger,  auch  wenn  sie  einzeln  in  fremden 
ttten  auftraten,  durch  ihre  Persönlichkeit  den  gröfst<Mi  Einiluss 
tsüben  konnten,  wie  dies  bei  den  Bürgern  eines  anderen  Staates 
idenkbar  war. 

Dann  war  zu  dem  Guten,  das  sich  noch  erhalten  hatte,  auch 
inches  erworben  worden,  was  die  alte  Zeit  nicht  kannte.  Es 
IT  nicht  mehr  die  alte  L-nheholfenheit,  Einsilbigkeit  und  Einseitig- 
it  vorhanden;  die  Bildung  der  Zeit  hatte  aiH^h  in  Sparta  Eingang 
runden;  wie  wussten  Männer,  wie  Brasidas,  Trylippos,  Lysandros 
reden  und  zu  handeln!  Es  hatte  sich  eine  Mannigfaltigkeit  ver- 
liedener  Charaktere  lierangebildet;  es  gab  schrolfe  Kriegshand- 
lier  wie  Kiearclios  und  schlaue  Sisyphosnaturen,  wie  DtM'kyllidas 
1  Antaikidas.  Auch  ui  den  Königshäusern  Umclite  zuweileji  ein 
lerer  Sinn  auf,  eine  ül)er  den  Standpunkt  des  engherzigen  Do- 
nas und  der  poHtischen  Parteiung  sich  erhebende,  freiere  Auf- 
ning  der  Verhältnisse;  Pausanias  hatte  ein  Getühl  davon,  was 
en  dem  gemeinsamen  Vaterlande  sei,  und  er  unterhielt  mit  den 
"stebem  der  demoki'atischen  Parteien  in  anderen  Städten  freund- 
afUiche  Verbindungen.  Am  seltensten  waren  ohne  Frage  solche 
iner,  welche  das  Gute  der  alten  Zeit,  altspartanische  Gesinnung 

Torgeschrittener  Bildung,   mit  Geist  und  Energie  zu  verbinden 


128  SPARTAS   ÄUSSERE   POLITIK. 

wussten,  Manner  wie  Lichas  und  Kallikratidas.  In  der  Regel  finden 
wir  entweder  ein  träges  Dahinleben  in  den  gewohnten  Formen  oder 
Auflelmung  gegen  das  Herkoramen  und  offnen  Abfall. 

Die  inneren  Zustände  Spartas  bestimmten  auch  sein  Verhalten 
nach  aufsen,  gegen  die  peloponnesischen  so  wohl  wie  gegen  die 
anderen  Staaten.  Denn  ein  in  seinen  eigenen  Ordnungen  so  sehr 
gestörter  Staat  konnte  nicht  im  Stande  sein,  aufserhalb  Ordnungen 
zu  schalTcn  und  von  festen  Gesichtspunkten  aus  die  Zeityerhältnisse 
zu  beherrschen.  Es  war  gar  nicht  der  ernste  Wille  vorhandeii, 
der  vaterländischen  Aufgabe,  die  nach  dem  Sturze  Athens  den  Spar- 
tanern zugefallen  war,  zu  genügen  und  das  langraüthige  Vertrauen 
so  vieler  Hellenen  endlich  zu  erfüllen.  Jetzt  zeigte  sich  vielmehr, 
dass  die  Mäfsigkeit  und  Besonnenheit,  welche  Sparta  bewahrt  hatte, 
nur  die  Wirkung  der  Furcht  gewesen  war;  denn  seit  diese  ver- 
schwunden, schlug  die  alte  Verzagtheit  und  UnschlQssigkeit  in 
trotzigen  Uebermuth  um,  und  wenn  es  einst  durch  das  Miai- 
lingen  der  arkadischen  Kriege  vom  Wege  der  Eroberung  auf  den 
milderen  Weg  vorörtlicher  Leitung  hinüber  gefülirt  worden  war,  so 
lenkte  es  jetzt  wieder  ohne  Scheu  in  die  alte  Gewaltspolitik  ein; 
es  dachte  nicht  daran,  den  treuen  Bundesgenossen  ihren  gaten 
Willen  zu  danken;  es  schickte  auch  in  bundesgenössische  Orte  seine 
Harmosten  und  folgte  nur  dem  rohen  Triebe  der  Herrscbsaebt, 
welche  nichts  Anderes  im  Sinne  hatte,  als  die  augenblicklichen 
Vortheile  der  Lage  nach  Kräften  auszubeuten. 

Indessen  schlug  Sparta  seine  Macht  zu  hoch  an.  Es  hatte 
sich  auch  in  der  Halbinsel  viel  verändert.  Es  herrschte  eine  weil 
verbreitete  Unzufriedenheit  mit  der  Leitung  des  Kriegs  und  nach- 
dem schon  durch  den  Nikiasfrieden  die  Autorität  des  Vororts  stark 
erschüttert  worden  war,  steigerte  sich  die  Mifsstimmung  seit  der 
Einnahme  von  Athen.  Handelte  Sparta  doch,  als  ob  gar  keine 
Bundesgenossen  vorhanden  wären,  deren  Interessen  in  Frage 
kämen.  Die  Arkader,  Achäer,  Korinther  beschwerten  sich,  dass 
ihre  langjährigen  Kriegsopfer  ihnen  nichts  eingebracht  hätten,  mid 
Elis  war  schon  seit  längerer  Zeit  in  feindlicher  Stellung  zu  Sparta. 
Korinth  trat  auch  jetzt  am  kecksten  hervor.  Es  war  mit  seinem 
Antrage  auf  Vernichtung  Athens  zurückgewiesen  worden;  es  ver- 
langte nun  wenigstens  Antheil  an  der  Beute,  welche  in  Massen 
nach  Sparta  strömte.  Aber  schon  das  blofse  Lautwerden  solcher 
Ansprüche  wurde  als  Anmafsung  angesehen   und  jede  billige  Rück- 


SPARTAS  XüSSERE   BEZIEHUNGEN.  129 

chtnahme  verweigert.  So  ging  der  Geist  der  Ungereclitigkeit  und 
ntenlrückung,  weicher  im  inneren  Slaatslelien  herrschte,  in  die 
ifseren  Verhältnisse  üher. 

Die  verletzten  Staaten  schlössen  sich  an  einander  an  und 
ichten  jenseits  des  Isthmos  Anhalt,  namentlich  Korinth  an  Theben. 

Theben  hatte  neben  Korinth  am  meisten  gethan,  den  Krieg 
nulachen,  welcher  Sj>arta  seine  unl>edingte  Herrschaft  zurück- 
igeben  hatte;  es  hatte  mit  zäher  Ausdauer  den  Athenern  entgegen- 
sarbeiiet,  aber  nicht  in  der  Absicht,  um  Sparta  grofs  zu  maclien, 
mdem  um  seinerseits  nördlich  vom  Isthmos  freie  Hand  zu  ha])en. 
arum  hatte  Theben  sowohl  wie  Korinth,  das  eine  seiner  conti- 
entalen,  das  andere  seiner  maritimen  Machtstellung  wegen,  die 
ernichtiing  Athens  gewünscht.  Als  nun  aber  die  Spartaner  Truppen 
■ch  Athen  legten  und  ihre  Absicht  zu  erkennen  gaben,  Mittel- 
dlas  wie  die  Inseln  zu  einem  unterlhünigen  Lande  zu  machen, 
t  inderte  Theben  seine  Politik,  weil  ihm  Athen  als  freie  Stadt 
lit  beschränkter  Macht  ungleich  lieber  sein  musste,  als  wenn  es 
en  Spartanern  als  Waifenplatz  diente.  So  trat  Thel>cn,  indem  es 
ie  Herstellung  der  attischen  Demokratie  liegünstigle,  zuerst  in  ofT- 
em  Widerspniche  gegen  Sparta  auf  und  verweigerte  mit  Korinth 
ie  Heeresfolge,  als  König  Pausanias  die  Contingente  einforderte. 

Korinth  war  aber  noch  ganz  besonders  gcTeizt  durch  das  V«»r- 
ihren  der  Spartaner  in  Syrakus.  Hier  lagen  während  der  letzten 
ahre  des  peloponnesischen  Krieges  Tyrannis  und  Rürgerthum  mit 
blander  im  Kampfe.  Führer  der  Bürger  war  Nikoteles,  der  aus 
korintb  gekommen  war,  um  die  Verfassung  der  Tochterstadt  zu 
etlen,  der  erbittertste  Gegner  des  Dionysios.  Unmittelbar  nach 
er  Schlacht  von  Aigospotamoi  wurde  auch  Sparta  in  diese  Auge- 
■genheit  herein  gezogen.  Wahrscheinlich  suchte  die  Verfassungs- 
«rtei  Hülfe  bei  den  Spartanern,  den  alten  Tyrannenbändigern,  und 
schickten    auch    sofort    den  Aristos    hinüber,    vorgeblich  mit 

AnJflrage,  Dionysios  zu  stürzen,  in  Wahrheit  aber  hatten  sie 
ßsa  andre  Absichten.  Denn  da  sie  selbst  nichts  Anderes  als  l-n- 
erdräckung  im  Sinne  hatten,  war  ihnen  ein  kriegsmächtiger  Ty- 
ann  der  vnUkommenste  Bundesgenosse.  Deshalb  scheute  man  sich 
licht,  den  Namen  Spartas  mit  der  gröfsten  Ungerechtigkeit  zu 
Dtehren.  Aristos  täuschte  das  Vertrauen  der  Bürger  vollständig, 
ioiaate  den  edlen  Nikoteles  aus  dem  W^ege  und  verhalf  Dionysios 
rst  zum  vollen  Besitze  seiner  verfassungswidrigen  MachtJ^). 

Omxtim,  Or.  OiMh.    IIL  9 


130  SPARTA    UND   PERSIEn. 

Am  wichtigsten  und  folgereichsteu  waren  alier  die  Beziehungen 
Spartas  zu  Persien. 

Die  Perser  hatten  die  Mittel  zur  Beendigung  des  Kriegs  her- 
heigeschafTt,  sie  waren  auch  von  allen  Bundesgenossen  Spartas  die 
einzigen,  welche  ihren  Lohn  empfingen.  Pharnabazos  vereinigte 
*  zum  ersten  Male  wieder  ganz  Mysien  und  Troas  unter  persischer 
Olierhoheit,  und  wenn  auch  Lysandros  wagte,  am  Hellesponte  den 
Ansprüchen  Persiens  entgegenzutreten,  so  zeigt  der  Sturz  des  Feld- 
herrn am  deutlichsten,  wie  grofs  die  Macht  des  Satrapen  in  Sparta 
war.  Anders  verhielt  es  sich  in  lonien.  Hier  lagen  die  Dinge  so, 
dass  trotz  der  Yerzichtleistung  auf  alles  asiatische  Land  sich  den 
Spartanern  eine  sehr  günstige  Gelegenheit  eröffnete,  ihren  Einflnss 
geltend  zu  machen  und  eine  selbständige  Politik  zu  verfolgen;  h 
kam  Alles  darauf  an,  wie  die  Spartaner  diese  Gelegenheit  be- 
nutzten. 

König  Dareios  war  im  Jahre  der  Schlacht  von  Aigospotamoi 
gestorben,  ohne  dass  es  Parjsatis  gelungen  wäre,  ihm  eine  Willens- 
erklärung zu  Gunsten  des  Kyros  abzugewinnen,  dem  sie  aus  dem- 
selben Grunde  die  Herrscherwurde  verschaffen  zu  können  hoffte, 
welchen  einst  Atossa  für  Xerxes  geltend  gemacht  hatte.  Ate  Kyros 
zum  Sterl)elager  des  Vaters  eilte,  sah  er  sich  in  seinen  ErwartnngeD 
vollständig  getüiischt  und  musste  in  Pasargadei  Zeuge  der  feierlichen 
Thronl>esteigung  seines  Bruders  Arl^ixerxes  sein.  Ja,  statt  König 
zu  werden,  gerieth  er  in  die  Gefahr  als  Staatsverbrecher  hingerichtet 
zu  werden;  denn  Tissaphernes,  den  er  niil  sich  nach  Susa  ge- 
nommen hatte,  beschuldigte  ihn,  dass  er  damit  umgegangen  sei, 
seinen  Bruder  bei  Anlegung  des  Kunigsornals  zu  ermorden.  Tissa- 
l)hernes  wusste  diese  Beschuldiguug  durch  einen  Priester,  den  Re- 
Hgionslehrer  des  Kyros,  zu  erhärten  und  Kyros  wäre  sofort  hin- 
gerichtet worden,  wenn  Parysatis  ihn  nicht  mit  ihrem  eigenen 
Leil)e  gegen  die  Leibwache  gesclultzt  hätte.  Sie  wusste  al)er  noch 
mehr  zu  erreichen.  Denn  da  Artaxerxes  von  milder  Gemuthsart 
war  und  nachgiebig  gegen  seine  Mutter,  so  liefs  er  sich  bestimmen, 
den  Bruder  mit  unverkürzten  Vollmachten  in  seine  Provinz  zurück- 
kehren zu  lassen;  er  hoffte  ihn  durch  Grofsmuth  zu  gewinnen. 

Kyros  al»er  war  nach  seiner  Heimkehr  fester  als  je  entschlossen, 
seine  Absichten  durclizu setzen,  und  er  wusste  die  schwierigen  Ver- 
hältnisse, welche  ihn  in  Kleinasien  erwarteten,  für  seine  Zwecke 
auszubeuten.     Tissaphernes  nämlich,    welcher  sich  schon  durch  die 


KYROS   UND    TISSAPHEILNES.  131 

•Sie  Ernennung  des  Kyros  zum  Oberfehllierni  in  Rleinasien  ge- 
rankt gefühlt  Imtle,  der  die  ganze  Politik  desselben,  d.  h.  den 
[ibcdingten  Anschluss  an  Sparta,  uussbilligte,  und  nun  nach  dein 
iwliugen  seines  Ans(*hlags  auf  das  Leben  des  Kyros  sich  nicht 
eher  fühlte,  so  lauge  dieser  und  seine  VnrU'.'x  mächtig  »aren,  stand 
im  lauernd  zur  Seite  und  suchte  nach  neuen  Gelegenheilen,  seinen 
egner  zu  verderben.  Es  k;mi  alN*r  auch  zu  oflenen  Feindselig- 
»ten. 

Tissaphernes  hatte  aufser  der  Satrapie  v(m  Karien  auch  eine 
eihe  yon  Seestädten  an  der  i(»nischen  Küste,  in  denen  er  lloheits- 
jchle  ausübte.  liier  wollte  aber  Kyros  um  jeden  Preis  Herr  sein, 
r  hatte  sich  die  Zuneigung  der  asiatischen  Griechen  zu  erwerben 
swusst,  er  hatte  die  bürgerliche  Freiheit  in  den  Städten  begün- 
jgt  und  sie  dadurch  von  seinem  Gegner  zu  sich  hinübergezogen. 
b  auch  Milet  abtiel,  schritt  Tissaphernes  mit  aller  Strenge  ein, 
eb  die  Häupter  der  Bewegungspartei  als  llochverräther  hinrichten 
od  trieb  die  Anderen  aus  der  Stadt.  Die  Vertriebenen  fanden  bei 
jTOs  offene  Aufnahme  und  gewährten  ihm  den  erwünschten  Vor- 
and,  um  eine  Heeresmacht  zusammenzubringen,  welche  scheinbar 
einen  anderen  Zweck  hatte,  als  Milel  zu  l>elagern  und  die  An- 
labungen  des  Tissaphernes  zurückzuweisen.  Denn  er  wusste  in 
Uta  seine  Ansprüche  geltend  zu  machen,  und  Artaxerxes,  dadurch 
iwonnen,  dass  Kvros  ihm  in  allen  Botschaften  die  aufmerksamste 
hrerbietung  ]>ewies  und  die  Tribn (summen  mit  grofser  Begel- 
täfsigkeit  einsendete,  liefs  die  Dinge  gehen,  ohne  si(^h  einzumischen. 
ti  der  aufserordentlichen  Stellung,  welche  Kyros  einnahm,  indem 
r  als  Satrap  von  Lydien,  (irofsphrygien  und  Kappadocien,  als 
berbefehlshaber  der  königlichen  Trup|>eii  und  als  Karanos  einiü 
peifiiche  Würde  bekleidete,  war  es  nicht  and(;rs  müglich,  als  dass 
ie  Amtskreise  der  Oberbeamten  in  Kleinasien  sich  vielfach  kreuzten 
od  die  Befugnisse  der  einzelnen  nicht  innner  genau  aus  einander 
1  halten  waren.  Dazu  kam,  dass  es  nicht  schwer  war,  Tissa- 
Jiernea  als  einen  missgünstigen  Neb(Mibuhier  zu  verdächtigen  und 
■ine  Politik  als  eine  des  Reichs  unwürdige  und  unersprielsiiche 
irzustellen.  Dagegen  konnte  die  Niederlage  Alhens,  welche  durch 
yros  zu  Stande  gek(mimen,  als  ein  Triumph  der  Perser  über  ihren 
rgrten  Feind,  und  eljcn  so  die  jetzige  Abhängigkeit  Spartas  so  wie 
er  sichere  Besitz  der  Küstenländer  als  ein  Erfolg  der  neuen  Po- 
tik  dargestellt  werden.     Die  Ansammlung  und  Einübung  asiatischer 

9* 


132  KYROS   RÜSTUNGEN   W,   «;    ^0% 

Truppen  konnte  keinen  Verdacht  erregen,  da  dies  zu  den  Voü- 
machten  des  Karanos  gehörte;  anders  war  es  mit  hellenischen  Sökl- 
neru,  deren  Anhäufung  innerhalh  des  Reichs  immer  als  etwas  Ge- 
fahrliches angesehen  werden  musste.  Kyros  ging  daher  Torsichtig 
zu  Werke  und  vermied  es,  an  einzelnen  Punkten  gröfsere  MasM 
zu  vereinigen.  So  wurde  der  Grofskönig  getauscht,  der  im  Grande 
ganz  zufrieden  damit  war,  dass  der  unruhige  Prinz  in  diesen  Fehdes 
seinen  Ehrgeiz  hefriedige,  seine  Mittel  verbrauche  und  in  fenm 
Gegenden  beschäftigt  werde;  Par^satis  aber  that  das  Ihrige,  nn 
diese  Auffassung  zu  begünstigen  und  dadurch  Kyros  freie  Hand  n 
schafTen  "). 

Ilim  kamen  nun  beim  weiteren  Verfolge  seiner  Absichten  die 
Zeitumstände  in  hohem  Grade  zu  Gute.  Denn  durch  die  gewalt^ 
samen  Umwälzungen  in  den  griechischen  Gemeinden  war  eine  Menge 
von  Bürgern  heimathlos  geworden;  die  allgemeine  Unbehaglicbkeit, 
welche  nach  dem  Kriege  fortdauerte,  die  Verwilderung,  wekhe  or 
hervorgerufen  hatte,  die  Auflockerung  der  Heimaths-  und  FamiKeii- 
bande  —  alles  dies  war  Kyros  günstig,  der  seine  Leute  umbe^ 
schickte,  um  diesseits  und  jenseits  des  Meers  alles  junge  HeUenen- 
Volk,  das  zu  abenteuerndem  Soldatenleben  Neigung  hatte,  unter 
den  vortheilhaftesten  Bedingungen  anzuwerben.  Sein  Hof  in  Sardes 
war  ein  Asyl  für  alle  landflüchtigen  Parteigänger;  er  wusste  ohne 
Rücksicht  auf  Stand,  Herkunft  und  politische  Farbe  die  brauch- 
barsten Kräfte  heranzuziehen,  Jeden  nacli  seiner  Weise  zu  nehmeR 
und  an  seinen  Platz  zu  bringen;  er  war  wie  geboren  dazu,  am 
Freischaaren  zu  organisiren.  Eine  junge  und  heldenarüge  Persita- 
lichkeit,  hochstrebend,  freigebig  und  leutselig,  ein  persischer  Großs- 
fürst  mit  hellenischer  Bildung  —  so  musste  er  Aller  Augen  auf 
sich  ziehen  und  die  Menschen  bezaubern,  die  in  seine  Nähe  kamen; 
sie  vergafsen  bei  ihm  Freundscliaft  und  Vaterland  und  lockten  durch 
ihre  begeisterten  Schilderungen  Andere  aus  der  Heimath  nach  sieb, 
und  nicht  nur  unreife  Jünglinge  liefen  ihm  zu,  sondern  auch 
Männer  opferten  einen  Theil  ihres  Vermögens,  um  sich  und  Andere 
auszurüsten.  Während  sich  zu  Hause  Alles  in  kleinen  Interessen  be- 
wegte, spürte  man  hier  den  Anfang  neuer  Entwickelungen;  man 
sah  einen  Mann  von  gi'ofser  Zukunft,  man  ahnte,  welche  Bbchl 
derjenige  I)esitzen  müsse,  welchem  das  Geld  Asiens  und  die  Männer- 
kraft  von  Hellas  zu  Gebote  stehe,  und  indem  die  HeUenen  sich  als 
ein  bevorzugtes  Geschlecht  von  Kyros  behandelt  sahen,  wurde  nicht 


SEINE   AUSWÄRTIGEN   VERBINDUNGEN.  133 

nur  ihr  Ehrgeiz  uiid  ihre  GewinDsucht,  sondern  auch  ilir  Na- 
tionalslulz  in  glänzender  Weise  befriedigt;  sie  fühlten  sich  als  Herrn 
der  Welt,  indem  sie  bei  dein  Barbarenffu^sten  Dienste  naiiinen. 
>  Zu  den  Männern,  denen  er  ein  besonderes  Vertrauen  sclienkte, 
gehörte  Klearchos  (S.  6).  Er  war  nach  dem  Falle  von  Ryzanz  zur 
Rechenschaft  gezogen  und  in  Strafe  genommen,  dann  aber  kui*z 
Tor  dem  Ende  des  Kriegs  von  Neuem  dorthin  geschickt,  um  die 
Städte  am  Bosporos  auf  ihr  Ansuchen  gegen  die  thrakischen  Stamme 
za  yertheidigen.  Auf  der  Fahrt  nach  dem  Rosporos  wurde  er  von 
den  Ephoren  zurückgerufen,  aber  er  folgte  nicht;  er  schaltete  in 
Byzanz  mit  rücksichtsloser  Grausamkeit,  bis  er  durch  eine  sparta- 
nische Flotte  zum  Abzüge  gezwungen  wurde  und  sich  nach  Sardes 
fettete.  Er  war  ein  Mann,  wie  Kyros  ihn  brauchte;  er  wurde  so- 
IJMch  benutzt,  um  am  Hellesponte  Truppen  zu  werben;  er  führte 
die  dortigen  Griechenstädte  der  Sache  des  Prätendenten  zu;  er 
bnchle  ihm  innerhalb  eines  Jahres  eine  ansehnliche  Kriegsmacht 
ziuammen  und  gab  ihm  so  viel  Selbstvertrauen,  dass  er  entschlossen 
anf  sein  wirkliches  Ziel  losgehen  z\t  dürfen  glaubte. 

Zu  dem  Zwecke  knüpfte  er  nun  mit  auswärtigen  Mächten  Un- 
terhandlungen an;  denn  er  wollte  nicht  nur  einzelne  Griechen, 
sondern  Griechenland  selbst  d.  h.  den  Grofsstaat,  welcher  daselbst 
unbedingt  herrschte,  an  seiner  Sache  betheiligen  und  nun  die  Frucht 
seiner  philhellenischen  PoUtik  ernten.  Darum  schickt«  er  Gesandte 
nach  Sparta,  stellte  den  dortigen  Behörden  vor,  wie  er  sich  um 
ihren  Staat  verdient  gemacht  habe  und  wie  sie  ihm  allein  die  jetzige 
Stellung  desselben  verdankten.  Jetzt  nelgue  er  ihre  Erkenntlichkeit 
in  Anspruch  und  erwarte,  dass  sie  auch  seine  Bundesgenossen  sein 
würden.  Er  verlange  kein  Opfer  ohne  reiche  Belohnung.  Wer 
10  Fufise  komme,  so  schrieb  er  in  morgenländischer  Ueberschwäng- 
lichkeit,  dem  wolle  er  ein  Boss,  wer  zu  Boss  komme,  dem  wolle 
er  ein  Wagengespann  geben;  wer  Accker  besitze,  der  solle  Dorf- 
lehaAen  zu  Besitz  erhalten,  wer  Dorfschaflen  habe,  Städte.  Der 
8dd  solle  nicht  zugezählt,  sondern  zugemessen  werden^®). 

So  stand  Sparta  seit  Anfang  des  peloponnesischen  Kriegs  zum 
ersten  Male  wieder  vor  einem  grofsen  Entschlüsse;  es  galt  ein  für 
8rine  ZukuuR  entscheidendes  Ja  oder  Nein.  Gewiss  war  es  eine 
lockende  Aussicht,  dass  durch  seine  fhllfe  ein  bewährter  Freund 
anf  den  Thron  der  Achämeniden  gelangen  sollte;  eine  Verbindung 
mit  Persien,  wie  sie  dadurch  erreicht  werden  konnte,  niusste  den 


134  AUFBRUCH  AUS  SARDES  M,  8;  401  MÄRZ. 

Spai'lanern  als  der  Schliissstein  ihres  Glücks,  als  die  sicherste  Bürg- 
schaft für  die  Beherrschung  von  Hellas  erscheinen.  Die  lysandrisehe 
Partei  bot  ihren  ganzen  Einfluss  auf,  das  Anliegen  des  Kyrus  a 
unterstützen,  die  Ephoren  waren  nicht  abgeneigt.  Indessen  wagte 
man  doch  niciit,  einen  herzhaften  Enlschluss  zu  fassen.  Mit 
schlauer  Vorsicht  suchte  man  offene  Feindseligkeiten  gegen  da 
Grofskönig  zu  vermeiden,  ohne  durch  eine  absclilägige  Antwort  die 
Gunst  des  mächtigen  Fürsten,  der  ilu*e  Bundesgenossensebaft  for- 
derte, zu  verscherzen.  Man  that,  als  wisse  man  von  den  eigent- 
lichen Absichten  desselben  nichts;  man  gab  dem  Seefeldherm  die 
Weisung,  die  Unternehmungen  des  Kyros,  welche  angeblich  gegee 
räuberische  Stämme  der  Südküste  Kleinasiens  gerichtet  waren, 
seinen  Anordnungen  gemäfs  zu  unterstützen,  und  schickte  700 
Schwerbewaffnete  unter  Cheirisophos  als  Bemannung  mit  AUei 
war  darauf  berechnet,  dass  man  im  Falle  eines  günstigen  Ausgangs 
Anspruch  auf  die  Dankbarkeit  des  Kyros  habe,  im  entgegengesetztes 
Falle  dem  Grofskönige  gegenüber  vorwurfsfrei  l)leibe. 

Inzwischen  war  Kyros  mit  seinen  Vorbereitungen  fertig,  fan 
Fnihjahre  94,  3;  401  begann  er  den  Feldzug,  auch  jetzt  noch  die 
wahren  Absichten  verl)ergend  und  die  Menge  dadurch  tauschend, 
dass  es  niu*  darauf  abgesehen  sei,  die  Gränzen  seiner  Satrapie  gegei 
Bäubereien  sicher  zu  stellen  und  Tissapherncs  zu  züchtigen.  Diese 
Unwahrheit  niusste  eine  misstrnuische  Stimmung  im  Heere  erzeugen; 
man  merkte  bald,  dass  Pisidien  nicht  das  Ziel  des  Zugs  sei,  es 
zeigte  sich  eine  bedenkliche  Widerselzlichkeit;  die  griechischen 
Truppen  wollten  nicht  blii\fie  Werkzeuge  eines  al)enteuemden  Ehr- 
geizes sein.  Nur  durch  Steigerung  des  Soldes  liefsen  sie  sich 
weiter  und  weiter  gegen  Osten  ziehen  und  erst  am  Euphrat  wurde 
ihnen  volle  Klai'heit  gegeben,  die  nun  freilich  nicht  mehr  überraschte. 

Die  eigentlichen  Ursachen  aber,  welche  das  Misslingeu  des 
vielversprechenden  Unternehmens  herbeiführten,  lagen  in  dem  über- 
mäfsigen  Selbstvertrauen,  welches  der  Führer  des  Zugs  hatte  und 
seinen  Begleitern  einüöfste. 

Sie  waren  allmahUch  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass 
der  Preis  des  Siegs  ihnen  ohne  Kampf  in  die  Hände  fallen  würde. 
Denn  ül)erall,  wo  sie  erwarten  niusslen,  dass  man  die  Oertlicb- 
keiten  l»enutzeii  würde,  ihnen  den  Eintritt  in  die  inneren  Land- 
schaflen  zu  sperren,  waren  sie  ohne  Widerstand  durchgekommen; 
so  in  den  Taurospässen,   wo  Syennesis  die  l)eherrächendeu  Holten 


RTROS   HERBZUG   MÄRZ   BIS   SEPT.   ai.  135 

freiwillig  veriassen  hatte,  so  ]m  dem  Uel>ergange  aus  Kilikien  nach 
Syrien,  wohin  Kyros  die  Flotte  beordert  liatte,  um  mit  ihrer  Hülfe 
den  Durchmarsch  zu  erzwingen.     Aljer  Abrukomas  gab  ganz  Syrien 
Preis  und  zog  sich  zum  Grofskönige  zurück.    Dann  bot  der  Euphral 
eine  Vertheidigungslinie  dar,  welche  dem  Heere  die  gi'öfsten  Schwie- 
rigkeiten  darbieten  musste;    aber  auch  hier  war  nichts  geschehen, 
als  dass  Abrokomas  auf  seinem  Rückzuge  alle  Kähne  l>ei  Thapsakos 
Terbranut  hatte,  eine  Mafsregel,   welche   günzhch  wirkungslos  war, 
weil  der  Euphrat  ausnahmsweise  so  seicht  war,  dass  auch  das  Fuß- 
volk durchwaten  konnte,  ohne  mit  der  Brust  ins  Wasser  zu  kommen. 
Endlich  drohte  beim  Eintritte  in  das  babylonische  Land  das  gefähr- 
lichste aller  Hindemisse;    denn  hier  hatte  der  GrofskOnig  die  'me- 
dische  Mauer\    ein    altes   Werk    wahrscliehilich    des  Nebukaduezar, 
herstellen  und  durch  einen  Gra]»en  verstärken  lassen,    der   bis  auf 
eine  Strecke  von  20  FuDs  an  den  Euphrat  reichte.     Dies  war  aus- 
drücklich zur  Abwelu*  des  Kyros  geschehen;    hier  also   muisste  er 
das  feindliche  Heer  erwai*ten   und  rüstete  sich   zum  entscheidenden 
Kampfe.     Als  nun  aber  auch  dieser  künstlich  geschaifene  Engpass 
UDvertlieidigt  blieb,   da  dachte  man  nun  in  der  Tliat  nicht  anders, 
als  dass  Artaxerxes  gar  nicht  den  Mutli  habe  für  seinen  Tlu*on  zu 
kämpfen.   Die  Folge  war,  dass  volle  Sorglosigkeit  eintrat,  die  Zucht 
sich  lockerte   und  die   Soldaten  nachlässig  neben  den   Wagen   und 
Lasttliiereu    hersclilenderten,    auf    welche    sie    ihre    Waffen    gelegt 
hatten.    Man  glaubte  nur  vorwärts  gehen  zu  müssen,  um  die  bereit 
liegenden  Siegespreise  in  Empfang  zu  nehmen. 

Da  ändert  sich  plützlich  Alles.  Denn  zwei  Tage,  nachdem  die 
letzten  Gefahren  beseitigt  schienen,  und  Babylon  nach  Angabe  der 
Eingeborenen  nur  noch  elf  Meilen  entfernt  wai*,  da  wird  bei  Kunaxa 
die  Nähe  des  persischen  Reichsheers  angemeldet,  das  in  freier  Ebene 
(Segen  Kyros  heranrückt,  und  zwar  so  plötzHch,  dass  kaum  die  Zeit 
bleibt,  die  Truppen  zu  sammeln  und  zu  ordnen.  So  war  deim 
aufser  allen  den  Yortheilen,  welche  der  Grofskönig  dmdi  seine 
ungeheure  Uebermacht  und  durch  die  vollständige  Beherrschung  aller 
HülfsqueUen  des  Landes  hatte,  auch  noch  der  Yortheil  des  An- 
greifenden und  Ueberraschenden  auf  seiner  Seite.  Das  Teniiin 
war  ganz  dazu  gemacht,  die  Benutzung  der  Uebermacht  zu  begün- 
stigen; die  Linien  der  Schlaclitordnungen  waren  so  verschieden, 
dass  der  Ihike  GriechenÜügel  noch  nicht  bis  zum  Centrum  der 
Feinde  reichte'*). 


136  SCHLACHT    BEI    KUNAXA   94,  4;    401   8EPT. 

Indessen  war  das  Schicksal  des  Tags  noch  keineswegs  ent- 
schieden; noch  immer  wurde  ein  besonnenes  Zusammenwirken  der 
hellenischen  Truppen  den  Sieg  erzwungen  haben.  Aber  erstens 
versäumte  Kiearclios  seine  Piliclit,  indem  er  den  wohl  erwogenen 
Anordnungen  des  Feldherru  nicht  Folge  leistete,  und  dann  y^gaüi 
dieser  sich  selbst,  indem  er  seine  Person  auf  das  Tollkühnste 
Preis  gab. 

Klearchos  befehligte  auf  dem  rechten  Flügel,  der  sich  an  den 
Euphrat  lehnte.  Er  erhielt  Befehl  gegen  das  Mitteltreffen  vorzu- 
rücken, weil  hier  der  Grofskönig  seine  Stellung  liatte  und  K\tos 
voraussah,  dass  die  Sprengimg  des  Mitteltreffens  die  Schlacht  ent- 
scheiden würde,  während  die  Besiegung  eines  Flügels  die  Haupt- 
sache unentschieden  lassen  könnte.  Dennoch  zog  Klearchos  es  vor 
nach  den  herkömmlichen  Regeln  griechischer  Taktik  zu  verfahren, 
indem  er  sidi  scheute,  seine  Fkinke  blofszustellen.  Er  stürmte 
also  auf  den  gegenüberstehenden  Flügel  ein,  trieb  diesen  ohne 
Mühe  in  die  Flucht  und  verfolgte  ihn  in  unaufhaltsamer  Eile. 
Dieser  Sieg  hatte,  wie  Kyros  vorausgesehen,  keine  Bedeutung.  Der 
linke  Perserflügel  war  vernichtet,  aber  mit  ihm  war  auch  der  rechte 
Flügel  des  eigenen  Heers  vom  Schlachtfeldc  entfernt  und  für  die 
Entscheidung  der  Sclüacht  verloi*en,  während  das  feindliche  Blitlei- 
treffen  ungehindert  vorrückte  und  den  linken  Flügel  des  Kyros  mit 
grofser  Uebermacht  zu  umringen  begann.  Da  stürzte  ^ch  Kyros 
selbst,  obwohl  ihn  die  griechischen  Führer  dringend  gebeten  hatten, 
sich  zu  schonen  (und  sie  hatten  auch  in  ihi*em  Interesse  volles 
Recht,  dies  von  ihm  zu  verlangen),  mit  seinem  Reitergeschwader 
in  das  Centrum  der  Feinde.  Sein  Angriff  war  unwiderstehlich;  die 
Leibgarde  wurde  gesprengt,  seine  Reiter  zerstreuten  sich  bei  ihrer 
Verfolgung,  so  dass  er  sich  zuletzt  mit  einer  kleinen  Schaar  An- 
gesichts seines  Bruders  befand.  Nun  vediefs  ihn  jede  Besonnenheit 
Er  hatte  kein  anderes  Ziel,  als  eigenhändig  den  König  zu  tödten. 
Schon  traf  ihn  seine  Lanze,  aber  sie  bewirkte  nur  eine  leichte  Ver- 
wundung, während  er  selbst,  fast  ganz  vereinzelt,  und  von  Feinden 
umringt,  schwer  verwundet  vom  Pferde  sank  und  dann  erschlagen 
wurde.  Er  fiel  als  ein  Opfer  seiner  abenteuernden  Ritteriichkeit 
und  damit  scheiterte  die  ganze  Unternehmung,  welche  der  Anfang 
einer  neuen  Aera  für  Abend-  und  Morgenland  werden  sollte  (An- 
fang September  401 ;  Ol.  94,  4). 

Das  asiatische  Heer  des  Kvros,  100,000  Mann  stark,  war  nach 


RÜCKZUG  WACH  TRAPEZUS  SEPT.  401  —  MÄRZ  400.         137 

der  Schlacht  zerstoben,  aber  die  1 3,000  Griechen  standen  als 
Sieger  auf  dem  Schlachtfelde,  wiesen  stolz  alle  Unlerhandlnngen 
lurück  und  fühlten  sich  stark  genug,  dein  Freunde  des  K)tüs, 
Ariaios,  der  das  asiatische  Kriegsvolk  geführt  hatte,  den  Thron  der 
Achämeniden  anzubieten.  Ariaios  zog  es  vor,  die  Gnade  des  Grofs- 
köDigs  zu  suchen  und  seine  Waffenbrüder  dem  Feinde  zu  vcrrathen. 
Sie  waren  nun  auf  sich  angewiesen  und  auf  die  eigene  Reitung; 
dem  stolzen  Siegesgefühle  folgte  die  Erkennt niss  der  furchtbaren 
Lage,  in  welche  sie  der  Tod  des  Kyros  versetzt  hatte. 
iC  Mitten  im  fremden  Festlande,  in  den  weiten,  schutzlosen 
Ebenen  Babylons,  ohne  Ziel  und  Rath,  aller  Hülfsinittel  beraubt, 
TOD  Mangel  gequält,  der  Wege  unkundig,  von  üh(M*niaclitigen  Heeren 
ringsum  bedrängt,  durch  falsche  Vorspiegelungen  iM^trogen  und 
dorch  die  tückische  Arglist  des  Tissaphernes  ihrer  Führer  l>eraubt, 
die  in  seinem  Zelte  ermordet  wurden,  als  sie  mit  ihm  ein  Ab- 
kommen über  die  Heimkehr  trelfen  wolhen  —  so  stand  das  un- 
glückliche Heer  da,  das  mit  so  überschwanglichen  Hoffnungen  in 
die  Ferne  gezogen  war.  AIhm*  die  Notli  stfddte  die  grieeliisclien 
MSnner  imd  machte  aus  Abenteurern  Helden.  Si<'  rafften  sicli 
ao8  dem  Zustande  dumpfer  Verzweiflung  empor;  sie  traten  naefi 
echter  Griechenweise  zu  einer  l)erathenden  Gemeinde  zusammen, 
um  sich  durch  freie  IJebereinkunfl  zu  organisiren  imd  den  Tm- 
stfinden  gemäfs  zu  handehi.  Die  Hauptleute  brachten  neue  Fehl- 
herm  in  Vorsclilag,  das  Ri'iegsvolk  beslütigte  sie;  jed<T  Versuch 
einer  Verständigung  mit  den  Feinden  wurde  verpönt,  und  naohdem 
sie  so  ihr  Selbstgefühl  wieder  gewonnen  hatten.  Iieseitigten  sie 
alles  entbehrUche  Gepäck  und  zogen  in  geordneten  Reihen  muthig 
am  linken  Tigrisufer  aufwärts,  um  durch  ein  unwegsames  und 
unbekanntes  Hochland  hindurcli  die  j(mseilige  Seeküste  auf'/usuchen, 
die  sie  wieder  mit  dem  Vaterlaude  hi  Verbindung  setzen  sollte. 

Es  ist  dieser  achtmonatliche  Kriegszug,  wenn  aucli  ohne  un- 
mittelbare Bedeutung  für  die  Staatengeschichte,  doch  von  hohem 
Interesse  nicht  nur  für  die  kenntniss  des  Morgenlnndes ,  sondern 
auch  für  die  des  griechischen  Charakters,  und  die  genaue  Reschrei- 
bung,  die  wir  dem  Xenophon  verdanken,  deshalfi  eine  der  werth- 
ToUsten  Urkunden  des  Altert hums.  Wir  sehen  einen  Haufen  von 
Griechen  der  verschiedensten  Herkunft,  aus  allen  gewohnten  Lel)ens- 
kreisen  herausgerissen,  in  einem  fremden  Welttlieile,  in  einer 
hngwierigen  Kette  unstater,    immer    wechselnder    und   gefahrvoller 


138  ZUG    DER    ZEHNTAUSEND. 

Lagen,  in  welchen  die  Natur  der  Menschen  in  vollster  Wahrheit 
hervortreten  musste.  Es  ist  eine  hunte  Musterkarte  der  griechischen 
Bevölkerung,  ein  Ahbild  des  Volks  im  Kleinen,  mit  allen  seinen 
Tugenden  und  Fehlern,  seinen  Starken  und  Schwächen,  eine  wan* 
dernde  Staatsgemeinde,  welche  nach  heimathlichem  Brauche  tagt 
und  heschlieüst,  und  zugleich  ein  wildes,  schwer  zu  bändigendes 
Freicorps.  Es  sind  Menschen,  in  denen  die  Unruhe  der  Gegen- 
wart in  vollem  Mafse  gährte  und  die  Anliänglichkeit  an  die  Heimath 
zerstört  hatte,  aber  wie  fest  hängen  sie  dennoch  an  den  ältesten 
Ueberlieferungen !  Traumerscheinungen  und  Vorzeichen,  von  den 
Göttern  gesandt,  entscheiden,  wie  im  homerischen  Heerlager,  die 
wichtigsten  Entschlösse;  mit  allem  Fleifse  werden  die  Opfer  ent- 
zündet, die  Päane  gesungen,  werden  Altäre  den  rettenden  Göttern 
errichtet  und  Kampfspiele  gefeiert,  als  der  endliche  AnUick  des 
ersehnten  Meers  Kraft  und  Muth  neu  belebte.  Von  Gewinnsucht 
und  Abenteuerlust  ist  die  Menge  zusammengeführt  worden,  und 
doch  tritt  im  entscheidenden  Moment  ein  lebendiges  Gefühl  for 
Ehre  und  Pflicht,  ein  hoher  Heldensinn  und  ein  sicherer  Takt  für 
die  richtigen  Bathschläge  deutlich  hervor.  Die  Eifersucht  der 
Stamme  ist  auch  hier  bemerkbar,  aber  das  Geluhl  der  Gemein- 
samkeit, das  Bewusstsein  nationaler  Einheit  behält  doch  die  Ober- 
hand und  die  Masse  hat  Verstand  und  Selbstverläugimng  genug,  um 
sich  denen  unterzuordnen,  welche  sich  durch  Erfahrung,  Geist  und 
sittlichen  Muth  als  die  zur  Führerschaft  Geeigneten  bewähren.  Und 
wie  merkwürdig  ist  es  doch,  dass  auch  in  dieser  Menge  buntge- 
mischter Griechen  ein  Athener  es  ist,  welcher  durch  seine  Eligen- 
schaflen  Alle  überragte  und  der  eigentliche  Retter  des  ganzen  Heeres 
wurde!  Der  Athener  Xenophon  war  nur  als  Freiwilliger  mitge- 
gangen, von  Proxenos  beim  Kyros  eingeführt  und  dann  durch  sein 
Ehrgefühl  l>ei  ihm  zurückgehalten,  dessen  grofse  Gaben  er  bewim- 
derte.  Er  hatte  keinen  Drang  und  keinen  äufseren  Beruf,  in  der 
führerlosen  Schaar  hervorzutreten ;  seine  Vaterstadt  war  noch  immer 
missliebig  unter  den  Griechen  und  die  Masse  des  Heers  bestand 
aus  Peloponnesiern ;  Arkadien  und  Achaja  waren  am  stärksten  ver- 
treten. Dennoch  war  er  es,  welcher,  einem  iimeren  Rufe  folgend, 
das  höhere,  liellenisclie  Bewusstsein,  welcher  Mutli,  Vertrauen  und 
weise  Besonnenheit  in  seinen  Genossen  wieder  entfachte,  der  die 
ersten  heilsamen  Beschlüsse  zu  Stande  brachte.  Der  Athener  allein 
hatte  die  Ueberlegenheit  der  Bildung,   welche  nöthig  war,  um  dem 


DAS  VERHALTEN  SPARTAS.  139 

in  Selhstsuchl  verwilderten  Kriejjjerhaiireii  Onlining  und  Haltung  zn 
verleihen  und  um  ihm  ais  Woilffduvr,  als  Feldherr  und  Unter- 
händler in  den  verschiedensten  Lagen  zu  dienen;  es  ist  wesentiich 
sein  Verdienst,  dass  trotz  der  unsagliehen  Drangsale  zAvisch<'n  fehid- 
seUgen  Volksslämmen  und  wüsten  Sehneegel)irgen  doch  noch  8000 
Griechen  auf  vielen  Irrwegen  endlich  an  die  Kusle  gelangten. 

Sie  glauhlen  sich  gehorgen,  als  sie  im  Anfang  Mar/  l»ei  Tra- 
pezunt  das  Meer  erreicht  hatten.  Al»er  die  grofsten  Schwierigkeiten 
sollten  erst  hier  l)eginnen,  wo  sie  mit  (irie<'lien  zusammen  kamen; 
denn  gefährlicher  als  alle  Angnffe  der  Barharen  war  das  Netz  arg- 
listiger Intriguen,  welches  die  spartanischen  Behörden  ihnen  stellten. 
So  yKie  nämlich  die  Nachricht  von  der  Schlacht  ))ei  Knnaxa  nach 
Sparta  gekommen  war,  hatte  man  keinen  anderen  Gedanken,  als 
den  schlimmen  Folgen,  welche  die  Verhindung  rnit  Kyros  jetzt  für 
rie  haben  konnte,  sich  zu  entziehen.  Man  stellte  also  nicht  nin* 
jede  Betlieiügung  an  seinem  Unternehmen  von  Seilen  des  Staats  in 
Abrede  und  bemühte  sich  ängstlich  um  die  r.unst  des  (irolskonigs, 
8<mdem  man  schämte  sich  nicht,  den  griechischen  Ilrdfsvölkern, 
als  sie  ans  dem  Innern  Asiens  wieder  zum  Vorschein  kamen  und 
mit  spartanischen  B<Mmten  in  Berührung  traten,  jede  Unterstützung 
zu  versagen,  damit  man  nur  den  Schein  vermeide,  als  habe  man 
mit  der  ganzen  Empörung  irgend  et>\as  zu  thun  gehaht. 

Die  Kyreer  —  so  nannte  man  mit  Xeiio|)hon  die  Truiipen  d<»s 
Kyros  —  hatten  von  Tra]»ezus  den  Uheirisophos  nach  Byzanz  g«»- 
schickt,  um  dort  Unterstützung  und  Mittel  zur  Heimkehr  zu  ge- 
winnen. Cheirisophos  kam  nach  langer  Ahwesenheit  mit  leeren 
Versprechungen  zurück,  als  das  Heer  in  Sinope  war.  Er  wurde 
zum  Oberfeldherrn  erwählt,  nachdem  Xenophon  diese  Würde  aus- 
geschlagen hatte,  weil  er  voraussah,  dass  die  Wahl  eines  Atheners 
jetzt,  da  man  sich  dem  Machtgehiete  der  Spartaiier  nähere,  einen 
üblen  Eindruck  machen  und  dem  Heere  nach  (heilig  sein  müsse. 
Als  Cheirisophos  bald  darauf  starh,  fehlte  es  durchaus  an  einem 
angesehenen  Manne,  welcluT  geeignet  war,  die  luti'ressen  des 
Griechenheers  lici  den  spartanischen  Behörden  zu  verholen.  Xeno- 
phon versuchte  noch  einmal  in  uneigennützigster  Weise  für  das 
Wohl  des  Heers  zn  sorgen,  indem  er  den  Karinostcn  von  B>zanz, 
Kleandros,  zur  Uebernahme  des  Oherhefehls  zu  bewegen  suchte. 
Aber  dies  gelang  ihm  nicht,  und  als  das  Heer  gegen  Ende  des 
Sommers  nach  Chrysopolis  am  Bosporus  gelangt  war,  begannen  die 


140  DIE    KYREER    IN    BTZANZ 

Yerräthereien  des  Anaxibios,  der   als  spartanischer  Flottenfuhrer  in 
jenen  Gewässern  befehligte. 

Dieser  Mensch  war  ein  wilrdiger  Vertreter  des  entarteten 
Sparta.  Er  zeigte  keine  Bewegung  von  hellenischer  EmpfiDdung, 
keine  Spur  von  Mitgefülü  für  seine  Landsleute,  welche  wie  durch 
ein  Wunder  an  die  Schwelle  der  Ileimath  gelangt  waren  und  in 
ilu*er  peinlichen  Verlegenheit  auf  laudsmännische  Gesinnung  hofiten. 
In  herzloser  Selbstsucht  hatte  er  nur  seine  eigene  Stellung  im 
Auge  und  blickte  nur  nach  Persien  hinüber,  um  sich  bei  den  Sa- 
trai)en  in  Gunst  zu  setzen.  Phamabazos  nämhch  hatte  ihm  die 
glänzendsten  Versprechungen  gemacht,  wenn  er  dafür  sorge,  die 
gefahrliche  üeerschaar  aus  seiner  Provinz  zu  entfernen,  und  des- 
halb  Uefs  Anaxibios  die  Truppen  nach  Byzanz  übersetzen,  welche 
ihrerseits  nicht  anders  denken  konnten,  als  dass  er  die  Ver- 
sprechungen, die  er  Cheirisophos  gegeben  hatte,  endlich  erfüllen 
und  sie  in  seine  Dienste  nehmen  wolle.  Darum  hatten  sie  den 
Vortheilen  entsagt,  welche  sie  in  Kleinasien  hatten,  wo  sie  sich 
durch  Plündenmg  persischer  Ortschaften  ihren  Unterhalt  reichlich 
verschaffen  konnten.  Aber  sie  wau*den  in  allen  Erwartungen  auf 
das  Grausamste  getäuscht.  Denn  kaum  waren  sie  auf  europaischem 
Boden  angekommen  und  nun,  wie  sie  hofTten,  aller  Noth  enthoben, 
als  sie  von  Anaxibios  auf  der  Landseite  wieder  zur  Stadt  hinaus 
gefuhrt  wurden,  ohne  Geschenke,  ohne  Soldzahlung,  wie  ein  Ge- 
sindel, das  man  sich  sobald  als  möglich  vom  Halse  schaffen  müsste. 

Als  die  Trupi>en  wieder  draufsen  waren,  liefs  Anaxibios  die 
Thore  hinter  ihnen  schliefsen  und  gab  ihnen  die  Weisung,  sich  in 
den  umhegenden  thrakischen  Dörfern,  so  gut  es  gehe,  mit  Unter- 
halt zu  versorgen  und  dann  nach  dem  Chersonese  weiter  zu  ziehen, 
wo  sie  Sold  empfangen  sollten.  So  sahen  sich  die  Unglücklichen 
von  iNeuem  in  fremdes  Land  hinausgestofseu ,  und  bei  Annäherung 
des  Winters  (es  war  Anfang  October)  auf  neue  Märsche  und  neue 
Kämpfe  um  ihren  Lebensunterhalt  angewiesen.  Dieser  Verrath  war 
zu  empören<l,  um  ruhig  ertragen  zu  werden.  In  wildem  Aufrühre 
wendeten  sich  die  Truppen  wider  die  Stadt;  einige  der  Ihrigen, 
welche  zufällig  innerhalb  der  Mauern  zurückgeblieben  waren,  halfen 
ihnen  die  Thore  öffnen.  Das  Heer  stüi'zte  rachgierig  herein,  die 
spartanischen  Befehlshaber  wagten  keinen  Widerstand,  und  Anaxi- 
bios wäre  der  Wuth  der  Truppen  zum  Opfer  gefallen,  wenn  Xe- 
iiophon  sich  nicht  in's  Mittel  gelegt  und  den  Feldherrn  sowohl  wie 


Ufn>   THRAKIEN,   WUTTER   400-899;   96,   1.  141 

die  Bürger  der  Stadt  gerettet  h^tte.  Seinem  Zureden  gelang  es, 
die  Truppen  zur  Zucht  und  zur  Besinnung  zurück  zu  fuhren; 
er  machte  ihnen  klar,  dass  sie  im  Begrifle  ständen,  die  ganze 
Welt,  die  persische  sowohl  wie  die  griechische,  sich  zu  Feinden 
zu  machen;  der  augenhiickhche  Erfolg,  der  ihnen  nicht  fehlen 
könne,  würde  der  Anfang  des  gröfsten  Unglücks  sein.  Durch 
diese  Vorstellungen  überzeugt,  gal>en  die  Truppen  die  reiche  Beute, 
die  sie  schon  in  Händen  liatten,  freiwillig  auf,  nahmen  das  Aner- 
bieten eines  Thehaners,  Namens  Koiratadas,  an,  welcher  ihnen  von 
einem  Feldzuge  nach  Thrakien  den  reichsten  Gewinn  versprach, 
wenn  sie  sich  seiner  Führung  anvertrauen  wollten,  und  verliefsen 
ruhig  die  Stadt.  Anaxibios  schloss  zum  zweiten  Male  die  Thore 
hinter  ihnen  und  erliefs,  sowie  er  aus  seiner  Angst  befreit  war, 
den  Befehl,  dass,  wer  von  den  Kriegern  noch  innerhalb  der  Bing- 
mauern  angetroffen  werde,  als  Sklave  verkauft  worden  solle. 

Die  Uebereinkunfl  mit  Koiratadas  wurde  bald  wieder  rück- 
gängig. Die  Truppen  triel»en  sich  l)ei  mangelhaftem  Oberliefehle 
und  fortdauerndem  Zwiste  der  verschiedenen  Föhrer  ziel-  und  rath- 
los  im  thrakischen  Lande  umher.  Viele  fielen  ab,  kehrten  einzeln 
heim  oder  siedelten  sich  in  umliegenden  Ortschaften  an.  Das  ganze 
Heer  ging  seiner  vollständigen  Auflösung  entgegen  zur  gröfsten  Be- 
friedigung des  Anaxibios,  welcher  nun  von  FMianiabazos  den  vollen 
!»hn  seines  Benehmens  einzuenidten  hoffte.  Als  er  al>er  zu  ihm 
kam,  wusste  dieser  liereiü»,  dass  das  Amtsjahr  des  Nauarchen  zu 
Ende  sei  (Herbst  400)  und  dass  ihm  dieser  nun  weder  nützen 
noch  schaden  könne.  Deshalb  dachte  er  nicht  daran,  ihm  Wort 
zu  halten,  und  knüpfte  statt  dessen  mit  Aristarchos,  welcher  als 
neu  ernannter  Stadtvogt  in  Byzanz  angekommen  war,  seine  Ver- 
bindungen an.  Aristarch  ril)ernahm  nun  die  Bolle  des  Anaxibios; 
er  begann  sein  Begimenl  damit,  dass  er  die  in  Byzanz  krank  zurück- 
geblieltenen  KvTeer,  400  an  der  Zahl,  welche  sein  Vorgänger 
Kleandros  dort  hatte  veq)flegen  lassen,  als  Sklaven  auf  dem  Markte, 
verkaufen  liefs. 

Anaxibios  al)er  hatte  kehien  anderen  Gedanken,  als  sich  an 
dem  wortbruchigen  Satrapen  zu  rächen;  er  wollte  ihm  zeigen,  dass 
er  auch  ohne  Amtsg(*wall  noch  Gelegenheit  habe,  Treulosigkeiten 
zu  strafen.  Er  vereinigt  sich  also  mit  Xeuophon,  veranlasst  diesen 
zum  Heere  zurückzukehren,  das  er  bei  Byzanz  verlassen  hatte,  und 
dasse]l)e  von  Perinthos  nach  Asien  überzuführen,  um  daselbst  gegen 


142  DIE   KTREER    BEI    8EÜTHES   M,   1;   SM. 

den  Satrapen  oiTeneu  Ki*ieg  zu  liegiimen.  Xenophon  geht  auf  seine 
Vorschläge  ein.  Noch  einmal  sammeln  sich  die  Krieger  um  ihrai 
alten  Feldherrn  und  hoffen  imler  ihm  auf  glückliche  Beutezüge  io 
den  reichen  Küstenländern  der  Proponlis.  Der  abenteuerliche  Zog 
wendet  sich  wieder  von  Westen  nach  Osten,  aher  ArLstardi,  der 
neue  Freund  des  Satrapen,  macht  die  Leberfahrt  über  den  Bosporus 
unmögUch,  und  Xenophon  bleibt  nichts  Anderes  übrig,  als  mit  deo 
Truppen,  die  er  einmal  wieder  um  sich  gesammelt  hatte,  in  d<ai 
Dienst  des  thrakischen  Fürsten  Seuthes  zu  treten,  um  diesem  einige 
Stämme  unterwerfen  zu  helfen,  welche  sich  von  seinem  väterhcbcD 
Reiche  abgetrennt  hatten  *°). 

So  scheitert«  Anaxibios'  Plan,  zum  Zwecke  persönlicher  Rache 
Persien  mit  Sparta  in  Krieg  zu  verwickeln.  Pharnabazos  sah  sich 
nachdrücklicher  als  je  zuvor  durch  spartanische  Befelilshaber  in 
seiner  Sicherheit  geschützt,  und  das  ganze  Ereigniss,  welches  das 
gute  Einvernehmen  zwischen  Sparta  und  Persien  so  ernstlidi  be- 
droht hatte,  die  Empörung  des  Kyros  und  die  Betheiligimg  der 
Hellenen  an  derselben,  schien  der  schlauen  Politik  der  Ephoreo 
gemäfs  ohne  weitere  Gefahren  uud  ohne  nachhaltigen  Einfluss  auf 
die  grieclüschen  Angelegenheiten  vorübergegangen  zu  sein. 

Und  dennoch  täuschten  sich  die  Spartaner;  ihi*e  unwünlige  und 
feige  Friedenspohtik  half  ihnen  am  Ende  doch  nicht.  Deun  nach 
dem  Untergänge  des  Kyros  trat  Tissaphernes  wieder  in  den  Vorder- 
grund. Er  hatte  durch  seine  Warnung  den  Grofskonig  in  Stand 
gesetzt,  noch  rechtzeitige  Rüstungen  voi^zunehmen;  er  war  es  p- 
wesen,  der  den  verzagten  Artaxerxes  in  letzter  Stunde  noch  zu 
einem  kräftigen  Widerstände  ermuthigt  halte,  und  der  einzige  von 
allen  Feldhcrni,  welcher  beim  Anrücken  der  Griechen  Stand  ge- 
halten halte;  er  hatte  auch  nach  der  Schlacht  am  kräftigsten  flir 
die  Interessen  des  Grofskunigs  gesorgt.  Der  Künig  musste  den 
treuen  Diener,  den  er  bei  seinem  Zwiste  mit  Kjtos  im  Stich  ge- 
lassen hatte,  belohnen;  er  musste  ihn  jetzt  für  den  einzigen  Mann 
hallen,  der  geeignet  sei  in  den  Seeprovinzen  wieder  Ordnung  zn 
schaffen;  er  schickte  ihn  also  mit  ausgedehnten  Vollmachten  nach 
Kleinasien  und  übergab  ihm  aufser  seiner  alten  Satrapie  auch  das 
Gebiet,  in  welchem  Kyros  befehligt  hatte. 

Damit  begaim  eine  neue  Epoche  für  die  kleinasiatischeo  Ver- 
hältnisse. Die  asiatischen  Griechen,  die  von  Kyros  verzogen  worden 
waren,    kamen  nun  unter  die  Zuchtruthe  eines  Mannes,    der  nicht 


TISSAPHERNES    IN    KLEINASIEN.  143 

nur  im  Allgeiueiuen  das  Schoulhun  mit  den  Hellenen  und  die 
Schonung  ihrer  Gemeindefreiheit  nii8s])iliigte,  sondern  auch  ein 
persöiiliciier  Feind  der  Seestädte  war  und  sich  an  ihnen  rächen 
wollte,  weil  sie  aus  Sympathie  iur  Kyros  gegen  ihn  Partei  ergriffen 
hatten.  Es  stimmten  also  seine  persönlichen  Leidenschaften  mit 
dem  Auftrage,  den  er  hatte,  den  unklaren  Zustanden  an  der 
ionischen  Küste  ein  Ende  zu  machen  und  die  uuhedingti^  Herrschaft 
des  Grofskouigs  wieder  herzustellen. 

So  erneuerten  sich  in  merkwürdiger  Weise  die  alten  Vorgänge. 
Wie  zuerst  die  lydischen  Könige  zur  Unterjochung  der  Kfistenplätze 
Torgedrungen  waren,  dann  Harpagos,  der  Feldherr  des  grofsen 
KyTos  un<l  zum  dritten  Male  die  Heerhaufen  des  ArUphernes  zur 
Zeit  des  Königs  Dareios,  so  drang  nun  Tissaphernes  gegen  die 
Koste  vor  mid  hegann  die  Belagerung  von  Kymai,  um  eine  Stadt 
nach  der  andern  zu  Provinzialstädten  des  Perserreichs  zu  machen. 
Und  wie  bei  den  früheren  Vorgängen  dieser  Art,  so  wurde  dadurch 
auch  jetzt  eine  neue  Verwickelung  mit  den  griechischen  Staaten 
herbeigeführt.  Die  zitternden  Küstenstädte  schickten,  wie  zur  Zeit 
des  Kyros  und  Dareios,  nach  Sparta,  um  von  dem  Staate,  der 
mehr  als  je  alle  Hülfsmittel  des  Mutterlandes  beherrschte,  Schutz 
gegen  die  Heere  der  Barbaren  und  <lie  Rachsucht  des  Tissaphernes 
zu  erbitten. 

Wenn  nun  dies  Hülfsgesuch  nicht  ohne  Weiteres  abgelehnt 
wurde,  wie  es  bei  früheren  Gelegenheiten  geschah,  so  lag  ein 
Hauptgrund  darin,  dass,  wie  man  deutUch  fühlte,  die  freundlichen 
Verhällnisse  mit  Persien  doch  nicht  zu  halten  wären,  wenn  man 
auch  in  Nachgiebigkeit  und  ünterwürligkeit  noch  weiter  gehen 
wollte,  als  es  l)ereits  geschehen  war.  Die  Unterstützung,  welche 
dem  Kyros  zu  Theil  geworden,  war  nicht  wegzuläugnen;  man  sah 
in  Susa  die  alten  Freunde  des  Prätendenten  als  Feinde  des  Ueichs 
an,  und  wie  Tissaphernes  daran  ging,  der  Scheinfreiheit  der  gi'ie- 
cliischen  Städte  ein  Ende  zu  machen,  so  war  es  auch  seine  offen- 
kundige Absicht,  den  Scheinfneden  zu  bischen,  der  noch  zwischen 
Persicn  und  Sparta  bestand. 

Unter  diesen  Umständen  gehörte  nicht  viel  politische  Einsicht 
und  Entschlussiahigkeit  dazu,  um  den  Krieg  zu  beginnen,  ehe  die 
giiechischen  Städte  unter  das  Perserjoch  zurückfielen  und  den  Spar- 
tanern die  jenseitigen  Häfen  verloren  gingen.  Es  trieb  zum  Kriege 
auch  die  ganze  Partei,   welcher  die  letzten,    entehrenden  Friedens- 


142  DIE    KYREER    BEI    SEUTHES   95,   1;   39». 

den  Satrapen  oiTeueu  Krieg  zu  ])eginnen.  Xenophon  geht  auf  seine 
Vorschläge  ein.  Noch  einmal  sammeln  sich  die  Krieger  um  iliren 
alten  Fehlherrn  und  hoffen  imter  ilmi  auf  glfickliche  Beutezüge  in 
den  reichen  Kästeuländern  der  Propontis.  Der  abenteueriiche  Zag 
wendet  sich  wieder  von  Westen  nach  Osten,  al)er  Aristarch,  der 
neue  Freund  des  Satrapen,  macht  die  Ueherfahrt  üher  den  Bosporos 
unmöghch,  und  Xenophon  bleibt  nichts  Anderes  übrig,  als  mit  d^ 
Truppen,  die  er  einmal  wieder  um  sich  gesammelt  liatte,  in  den 
Dienst  des  thrakischen  Fürsten  Seuthes  zu  treten,  um  diesem  einige 
Stämme  unterwerfen  zu  helfen,  welche  sich  von  seinem  väterlichen 
Reiche  abgetrennt  hatten*"). 

So  scheiterte  Anaxihios'  Plan,  zum  Zwecke  persönUcher  Rache 
Persien  mit  Sparta  in  Ki'ieg  zu  verwickeln.  Pharnabazos  sah  sich 
nachdrücklicher  als  je  zuvor  durch  sparüinische  Befehlshaber,  in 
seiner  Sicherheit  geschätzt,  und  das  ganze  Ereigniss,  welches  das 
gute  Einvernehmen  zwischen  Sparta  und  Persien  so  ernstiidi  be- 
droht hatte,  die  Empörung  des  Kyros  und  die  Betheiligung  der 
Hellenen  an  derselben,  schien  der  schlauen  Politik  der  Ephoren 
gemäfs  ohne  weitere  Gefahren  und  ohne  nachhaltigen  Einfluss  auf 
die  griechischen  Angelegenheiten  vorübergegangen  zu  sein. 

Und  dennoch  täuschten  sich  die  Spartaner;  ilire  unwürdige  und 
feige  Friedenspolitik  half  ihnen  am  Ende  doch  nicht.  Denn  nach 
dem  Untergange  des  Kyros  trat  Tissaphernes  wieder  in  den  Vorder- 
grund. Er  hatte  durch  seine  Warnung  den  Grofskonig  in  Stand 
gesetzt,  noch  rechtzeitige  Rüstungen  vorzunehmen;  er  war  es  ge- 
wesen, der  den  verzagten  Artaxerxes  in  letzter  Stunde  noch  zu 
einem  kräftigen  Widerstände  ermuthigt  hatte,  und  der  einzige-  von 
allen  Feldherni,  welcher  beim  Anrücken  der  Griechen  Stand  ge- 
halten hatte;  er  hatte  auch  nach  der  Schlacht  am  kräftigsten  für 
(He  Interessen  des  Grofskönigs  gesorgt.  Der  König  musste  den 
treuen  Diener,  den  er  bei  seinem  Zwiste  mit  Kyros  im  Stich  ge- 
lassen hatte,  belohnen;  er  musste  ihn  jetzt  für  den  einzigen  Mann 
halten,  der  gec^ignet  sei  in  den  Seeprovinzen  wieder  Ordnung  zu 
schaffen;  er  schickte  ihn  also  mit  ausgedehnten  Vollmachten  nach 
Kieinasien  und  übergab  ihm  aufser  seiner  alten  Satrapie  auch  das 
Gebiet,  in  welchem  Kyros  befehligt  hatte. 

Damit  l)egann  eine  neue  Epoche  für  die  kleinasiatischen  Ver- 
hältnisse. Die  asiatischen  Griechen,  die  von  Kyros  verzogen  worden 
waren,    kamen  nun  unter  die  Zuchtruthe  eines  Maunes,    der  nicht 


TISSAPHERNE8    IN    KLEINASIEN.  143 

nur  im  Allgemeinen  das  Schönthun  mit  den  Hellenen  und  die 
Schonung  ihrer  Gemeindet'reiheit  niissbilligte,  sondern  auch  ein 
persönlicher  Feind  der  Seestädte  war  und  sich  an  ihnen  rächen 
woUle,  weil  sie  aus  Sympathie  Cur  Kyros  gegen  ihn  Partei  ergriffen 
hatten.  Es  stimmten  also  seuie  ])ei*s{)nlichen  Leidens<'Jiaft(ai  mit 
dem  Auftrage,  den  er  hatte,  den  unklaren  Zuständen  an  der 
ionischen  Küste  ein  Ende  zu  machen  und  che  unl)edingt(^  Ilerrschafl 
des  GrofskCmigs  wieder  herzustellen. 

So  erneuerten  sich  in  merkwürdiger  Weise  die  alten  Vorgänge. 
Wie  zuerst  die  lydischen  Könige  zur  Unterjochung  der  Küstenphltze 
Torge4lrungen  waren,  dann  Harpagos,  der  Feldherr  des  grofsen 
Kyros  und  zum  dritten  Male  die  Heerhaufen  des  Art<ipiierues  zur 
Zeit  des  Königs  Dareios,  so  drang  nun  Tissaphernes  gegen  die 
Küste  vor  und  l>eganii  die  Belagerung  von  Kyinai,  um  eine  Stadt 
nach  der  andeni  zu  Provinzialstadten  des  Perserreichs  zu  machen. 
Und  wie  hei  den  früheren  Vorgängen  dieser  Art,  so  wurde  dadurch 
auch  jetzt  eine  neue  Verwickelung  mit  den  griechischen  Staaten 
herbeigeführt.  Die  zitternden  Küstenstadte  schickten,  wie  zin*  Zeit 
des  Kyros  und  Dareios,  nach  Sparta,  um  von  dem  Staate,  der 
mehr  als  je  alle  Hülfsmittel  des  Mutterlandes  beherrschte,  Schutz 
gegen  die  Heere  der  Barbaren  und  die  Uachsucht  des  Tissaphernes 
zu  erbitten. 

Wenn  nun  dies  Uülfsgesuch  nicht  ohne  Weiteres  abgelehnt 
wurde,  wie  es  bei  früheren  Gelegenheilen  geschah,  so  lag  ein 
Hauptgrund  darin,  dass,  wie  man  deutlich  fühlte,  die  freundlichen 
Verhältnisse  mit  Persien  doch  nicht  zu  halten  wären,  wenn  man 
auch  in  Nachgiebigkeit  und  (JnterwürÜgkeit  noch  weiter  gehen 
wollte,  als  es  bereits  geschehen  war.  Die  Unterstützung,  welche 
dem  Kyros  zu  Theil  geworden,  war  niclit  weg/uläugnen;  man  sah 
in  Susa  die  alten  Freunde  des  Prätendenten  als  Feinde  des  Reichs 
an,  und  wie  Tissaphenies  daran  ging,  der  Scheinfreiheit  der  grie- 
chischen Städte  ein  Ende  zu  machen,  so  war  es  auch  seine  offen- 
kundige Absicht,  den  Scheinfrieden  zu  bi*echen,  der  noch  zwischen 
Persien  imd  Sparta  bestan<l. 

Unter  diesen  Umständen  gehörte  nicht  viel  politische  Einsicht 
und  Entschlussialiigkeit  dazu,  um  den  Krieg  zu  beginnen,  ehe  die 
griechischen  Städte  unter  das  Perserjoch  zurückfielen  und  den  Spar- 
tanern die  jenseitigen  Häfen  verloren  gingen.  Es  tri(d)  zum  Kriege 
auch  die  ganze  Partei,  welcher  die  letzten,    entehrenden  Friedens- 


144  SPARTA    GEGEN    PERSIEN    95,   1;   309. 

Schlüsse  mit  Persien  ein  Dom  im  Auge  waren  und  die  sieb  der 
Gelegenheit  freute,  diese  Vertrage  zu  beseitigen  und  ihre  Schmadi 
zu  söhnen.  Der  wirkliche  Entschluss  zum  Kriege  wurde  aber  auch 
jetzt  den  Spartanern  sehr  schwer  geworden  sein,  wenn  nicht  die 
neusten  Ereignisse  einen  Blick  in  die  innere  Verfassung  des  Perser- 
reichs erolTnet  hätten,  wodurch  die  Furcht  vor  einem  Zusammen- 
stofse  mit  den  Persern  sehr  verringert  wurde. 

Bis  dahin  war  Persien  zwar  als  angreifender  Staat  nicht  mehr 
gefürchtet,  aber  doch  in  seinem  Binnenlande  für  unnahbar  und  für 
unerschöpflich  an  inneren  Ilidfsquellen  angesehen  worden.  Wie 
konnte  man  al)er  einen  Staat  noch  achten,  welcher  eine  griechische 
Heerschaar,  die  mitten  in  seinem  Lande  eingesctüossen  war,  nicht 
zu  besiegen  vermochte!  Hatte  doch  Tissaphcmes  durch  Ermordong 
der  Feldherm  selbst  das  beredtste  Zeugniss  dafür  abgelegt,  dass  er 
ein  wohl  geführtes  Griechenheer  für  unüberwindUch  halte,  mid 
auch  das  führerlose  hatte  er  mit  all  seiner  Uebermacht  weder  im 
Lager  zu  überfallen  noch  in  das  Gebirge  zu  verfolgen  gewagt! 
Waren  doch  auch  die  zusammengeschmolzenen  und  in  aufgelöster 
Mannszucht  heimkehrenden  Truppen  noch  im  Stande  gewesen,  dem 
mächtigen  Phamabazos  solche  Angst  einzuflöfsen,  dass  er  nidit 
eher  nihig  war,  als  bis  sie  glücklich  über  den  Bosporus  hinüber 
geschafl*t  waren !  Der  Koloss  des  Perserreichs  hatte  also  den  Nimbus 
von  Gröfse,  der  ihn  doch  bisher  noch  immer  umschwebt  hatte, 
auf  einmal  eingebüfst,  und  darum  entschloss  man  sich,  das  Hülfs- 
gesuch  der  asiatischen  Städte  diesmal  nicht  abzuweisen.  Sparta 
glaubte  ohne  Gefahr  wieder  eine  hellenische  Politik  beginnen  zu 
können  imd  wollte  auch  seines  Ansehns  wegen  bei  den  Griechen 
die  günstige  Gelegenheit  nicht  versäumen,  welche  sich  darbot,  die 
Hellenen  zur  Heeresfolge  einzuberufen.  Man  hatte  zugleich  alle 
Aussicht,  den  Krieg  mit  geringen  Opfern  führen  zu  können;  man 
hatte  gelernt,  wie  der  Krieg  den  Soldaten  nähre;  man  konnte  noch 
auf  Gewinn  für  den  Schatz  hoffen  und  wollte  sich  die  Geldmittel, 
die  Kyros  einst  gespendet  hatte,  jetzt  selbst  holen. 

Der  erste  Schritt,  welchen  die  Spartaner  thaten,  bestand  darin, 
dass  sie  dem  Tissaphernes  eben  so,  wie  anderthalb  Jahrhundert 
früher  <lem  König  Kyros,  die  Weisimg  zugehen  liefsen,  von  der  Be- 
lagenmg  der  Städte  abzustehen,  und  als  die  Weisung  fruchtlos  blieb, 
schickten  sie  ein  Heer  hinüber,  unter  Fülu'ung  des  Thibron,  welches 
1000    lakedämonischc   Neubürger,    3000   Peloponnesier    und    300 


THIBRON    IN    lOMEN   05,   1;    399   FRÜIIL.  145 

altisrlic  Reiter  zählte.  Es  war  ein  hellenisches  IletT;  der  Krieg 
iKimle  als  ein  nationaler  aufgefasst,  zu  >Yeleheni  Sparta  die  Con- 
tingente  einrief,  ohne  voHkt  einen  ordnungsinüJ'sigen  Bundes- 
bescliluss  veranlasst  zu  hahen. 

In  Bezielumg  auf  die  Verstärkungen,  welclie  man  in  Asien 
sell)St  zu  gewinnen  holl'te,  sah  man  sieh  naeli  der  l^andung  in 
Epliesos  bald  getäuscht.  Die  Bürgerschaften  zeigttMi  sich  so  weich- 
lich und  unkriegerisch,  dass  von  ihnen  nichts  zu  iu^flen  war. 
Auch  war  die  zuchthtse  Art,  mit  der  sicli  die  Lakedämonier  be- 
nahmen, nicht  geeignet,  dem  Ikfreiungsheen;  Zuneigung  und  Un- 
terstützung zu  verschaiTen.  Thibron  musste  sich  also  nacii  and(a*er 
Hülfe  umsehen.  Und  da  liefs  sicli  keine  günstigere  (lelegenheit 
finden,  um  seine  Streitkräfte  zu  verstärk<Mi,  als  die,  welche  der 
Ueberrest  der  Zehutiuisentl  ihm  darbot.  Die  tapferen  Truppen 
hatten  sich  zwei  Wintermonate  lang  im  Dienste  des  Seutlies  her- 
omgeschlagen  und  auch  liier  aller  Erfolge  imgeachtet  nichts  als 
hittere  Unbill  zu  ertragen  gehabt.  Der  königliche  Schatzmeister 
TeiiLürzte  ihnen  den  versprochenen  Sold,  die  Truppen  murrten, 
Xenophon  hatte  zwischen  Seuthes  und  ihnen  eine  peiidiche  imd 
sehr  gefahrvolle  Stellung.  Da  kam  unerwartet  die  xVufforderung 
Thibrons  und  fand  die  freudigste  Aufnahme.  Xenophon  führte  die 
Trappen  wieder  nach  Asien  und  übergab  sic^  bei  IVrgamos  dem 
Feldherrn  Spartas. 

Wie  eine  Wetterwolke  war  die  unstätt;  Ileerschaar  an  den 
Küsten  des  IlellesponLs  und  Hosporos  hin  und  her  gezogen,  immer 
mit  angstvollen  Blicken  von  den  Persern  beobachtet;  endlich  kam 
sie  doch  über  ihr  Land  und  Tissa[)hernes  sah  liie  verhassten 
Unner  wieder  vor  sich,  von  denen  er  nach  dem  Tage  von  Kuiiaxa 
Torausgesetzt  hatte,  dass  sie  unter  den  Schwertern  der  Karduchen 
and  auf  den  Schneefeldcrn  Armeniens  rettungslos  zu  Grunde  gehen 
müssten. 

Voll  Erbitterung  snchtfm  sie  den  Kampf  mit  ihrem  alten  Feinde 
and  hoben  rasch  das  Ansehen  der  s[)artanischen  Wallen.  Eine 
Reihe  von  Städten  schloss  sich  dem  Befreiungsheere  an,  nament- 
lich Pergamon  und  die  undiegeuden  Städte,  in  denen  die  Nach- 
kommen des  Königs  Demaratos  regierten,  und  eben  so  die  äolischen 
Städte  Gambreion,  Myrina  u.  A.,  wo  das  (jeschlecht  des  Gongylos 
herrschte,  des  Bürgers  von  Eretria,  weicher  zur  Zeit  der  Schlacht 
bei  Marathon    seine  Vaterstadt    den    Persern    v<>rrathen    hatte*.     Ks 

CvrtiM,  Gr.  Gcteh.  III.  ]0 


146  IONISCHER    KRIEG    96,    2-3;    399-7. 

waren  Emigrantencolonieii ,  am  vonleren  Saume  des  Reichs  ange- 
siedelt, um  zur  Verlheidigung  desselben  zu  dienen,  die  aber  jetil 
ganz  ihren  nationalen  Sympathien  folgten  und  Xenophon  zuTor- 
kommende  Gastfreundschaft  erwiesen.  Im  Ganzen  blieben  aber  die 
Erfolge  unbedeutend,  weil  Thibron  seiner  Aufgabe  nicht  ge- 
wachsen war. 

Sein  Nachfolger  war  Derkyllidas,  ein  Mann  aus  Lysanders 
Schule,  der  seiner  Schlauheit  den  Beinamen  Sisyphos  verdankte. 
Er  gi'iff  energischer  ein  (Spätsommer  399),  indem  er  die  zwischen 
Pharnabazos  und  Tissaphernes  herrschende  Spannung  und  die  all- 
gemehien  Zustände  des  Perserreichs  sich  zu  Nutze  machte,  welches 
damals  in  solcher  Auflösung  begriffen  war,  dass  die  einzelnen  Reichs- 
beamten  Kriege  führten  und  Verträge  schlössen,  ohne  sich  um  den 
Grofskönig  zu  bekümmern.  So  wusste  Derkyllidas  durch  schlaue 
Unterhandlung  den  Tissaphernes  zu  verpflichten,  sich  ruhig  zu 
halten,  während  der  Satrap  der  ol)eren  Provinzen  angegriffen  würde, 
und  rückte  dann,  nachdem  er  sich  den  Rücken  gedeckt  hatte,  mit 
voller  Macht  in  Aeolis  ein,  das  zur  Satrapie  des  Pliamabazos  ge- 
horte, gewann  in  der  dicht  bevölkerten  Landschaft  eine  Reihe  von 
Städten,  bemächtigte  sich  der  dort  angehäuften  Schätze  und  schloss 
endlich  mit  dem  1)edrängten  Satrapen  einen  Waflenstillstand  (OL  95, 
2;  399)"). 


Während  die  Lakedämonier  halb  wider  Willen  in  einen  Perser- 
krieg verwickelt  wurden,  hatten  sie  gleichzeitig  einen  anderen  Krieg 
zu  führen,  dessen  Schauplatz  die  eigene  Halbinsel  war.  Denn 
wenn  sie  ihre  Hegemonie  zur  Wahrheit  machen  und  als  alleinige 
Grofsmacht  dem  Auslande  gegeiulber  handeln  wollten,  so  mussten 
sie  doch  vor  Allem  im  eigenen  Hause  die  Herreu  sein  und  im  Pe- 
loponnese  keine  Widersetzlichkeit  dulden. 

Das  alle  ])eloponnesische  Sl^aalensystem  war  aber  schon  seit 
dem  Nikiasfrieden  aus  den  Fugen  gegangen,  und  nicht  blofs  das 
unvei'söhiilirhe  Argos  und  das  liorhrnüthige,  immer  unzufriedene 
Korinth  hatten  Sparta  aus  seiner  Stellung  zu  drängen  gesucht,  son- 
dern auch  Elis  hatte  sich  an  der  Widersetzlichkeit  betheiligt 

Elis  stand  zu  Sparta  in  einem  ganz  besonderen  Verhältnisse. 
Die  enge  Verbindung  zwischen  l>eiden  Staaten  war  ein  Grundstein 
der  Gesamtordnung  im  Peloponnes.    So  unbedeutend  das  Ländchen 


SPARTA    VSh    ELIS.  147 

an  politischer  Macht  war,  so  halt«  es  dorli  wegoii  Olympia  eine 
uiiverhältuissmäfsige  Bedeutung  und  in  Sachen  (k*s  heiUgen  Reciits 
hatten  die  elischen  Behörden  eine  in  der  ganzen  llalhinsel  aner- 
kannte Autorität.  Elis  war  daher  von  Sparta  immer  mit  iH'isonderer 
Gunst  und  Zartlieit  iM'handelt  worden;  SparU  hatte  die  Landseliaft 
ansehnlich  erweitert  und  ihren  ghleklichen  Wohlstand  hehutet.  Es 
war  ein  Bundesland,  wie  die  Spartaner  es  sieh  lun*  wünschen 
konnten;  ein  Land  ohne  Städte,  friedterlig,  unpolitisch,  von  grol'sen 
Grundbesitzern,  Priestern,  Bauern  und  Fischern  hevolkert. 

Diese  Verhältnisse  halten  sich  geändert,  seit  am  IVnei^is  eine 
Hauptstadt  gegründet  war.  Damit  war  politisches  Lehen  erwacht 
und  ein  Geist  der  Lnahhängigkeit,  welcher  sich  gegen  Spartiis 
Uebermacht  auflehnte.  Man  hatte  nicht  mehr  Lust,  Jahr  aus  Jahr 
ein  der  Schildknappe  Spartas  zu  sein  und  war  namentlich  den  aus- 
ivirtigen  Feldzügen  sehr  al)gen<ügt.  Dazu  kam  der  Streit  wegen 
Lepreon,  welchem  die  Spartaner  eine  Wendung  gegehen  hatten, 
wie  sie  den  Eleern  nicht  empfuidiicher  hätte  sein  köimen,  indem 
den  Lepreaten  nicht  nur  ihre  Ahga1>eniVeilieit  hestätigt,  sondern 
auch  eine  lakedämonische  Besatzung  in  ihre  SLidt  gelegt  wurde, 
welche  die  Gränzeu  von  Elis  fortwährend  hedroh te.  Dadurch  kam 
die  feindseÜge  Spannung  zum  vollen  Bruche;  die  demokratische 
Partei  gewann  die  OlKjrhand;  es  erfolgte  der  Anschluss  an  den 
argivisclien  Sonderhund  und  daini  das  Bündniss  mit  Athen,  Argos 
und  Mantineia. 

Die  Eleer  lienutzteu  aher  auch  dir»  hesonderen  Mittel,  welclje 
ihnen  zu  Gebote  standen,  um  den  Spartanern  ihre  Krhitlerung 
ßhlbar  zu  machen.  iNicht  nur  liefsen  sie  in  Olympia  seihst  ein 
inschriftliches  Denkmal  ihres  Sparta  zum  Trotze  errichteten  Bünd- 
nisses aufstellen,  sondern  sie  schritten  auch  mit  unnachsichtiger 
Strenge  ein,  als  Spart«!  während  der  Zeil  einer  olympischen  Wallen- 
mhe  Kriegsvölker  in  das  (i^hiet  von  Lepreon  hatte  eim*ückeu  lassen, 
und  erkannten  ihm  eine  Bul'se  von  2000  Mnien  zu.  Sie  wollten 
dadurch  die  Rückgabe  von  Lepreon  erzwingen.  Als  aher  weder 
diese  erfolgte  noch  die  Zahlung  der  Geldhulse,  so  schlösset  sie  im 
rwölften  Jahre  des  peloponuesischen  Kriegs  Sparta  von  der  Theil- 
nahme  an  der  Nationalfeicr  aus,  heharrten  auch  nach  ihrem  Rück- 
tritte vom  Sonderbunde  Sparta  gegenüber  in  ihrer  trotzigen  Haltung, 
liellsen  einen  angesehenen  Spart^mer  geiCseln,  welcher  sich  gegen 
das  Verbot  an  den  Spielen  l)etheiUgt  halte,   wi(\sen  den  Konig  Agis 


« /\* 


148  8PARTA    UND    ELIS. 

znnirk,  der  um  Sieg  fil)er  Atlien  in  Olympia  opfern  wollte,  Iwulen 
im  Innern  eine  rein  demolü-alische  Verfassung  aus,  gründeten  eine 
Flotte  und  unlerstülzten  auch  nach  den  Siegen  Lysanders  ohoe 
Scheu  die  attischen  Demokraten.  Der  Fuhrer  der  Volkspartei  und 
kräftige  Leiter  des  Staats  war  Thrasydaios"). 

Eine  solclie  Widersetzlichkeit  konnten  die  Spartaner  auf  die 
Lange  nicht  dulden.  So  wie  sie  also  von  Seiten  Athens  freie  Hand 
hatten,  heschlossen  sie  mit  aller  Energie  die  pelopounesischen  Ver- 
hältnisse zu  ordnen,  das  (Grundgesetz  derselhen,  die  unbedingte 
Ileeresfolge ,  wieder  in  Kraft  zu  setzen  und  die  widerspenstigen 
Bundesgenossen  zu  strafen.  Es  sollte  an  den  Eleem  ein  Exempel 
gegeben  werden,  imi  die  fdirigen  Staaten  von  ähnlichen  Versuchen 
zuiückzu schrecken ,  und  dazu  konnte  keine  günstigere  Zeit  gewählt 
werden,  da  in  Folge  der  Kriegsjahre  alle  SUiateu  erschöpft  waren. 
Auch  hatten  <lie  Elecr  zu  scIirofT  und  einseitig  ihre  Sonderinteressen 
verfolgt,  als  dass  sie  bei  den  anderen  Peloponnesieni  auf  Theii- 
nahme  und  Unterstützung  rechnen  konnten.  Endlich  fehlte  es  den 
Spartanern  in  Elis  selbst  nicht  an  Parteigängern,  welche  unter  dem 
demokratischen  Regimenle  ihr  Ansehn  eingehüfst  hatten  und  des- 
halb die  Herstellung  der  älteren  Zustände  wünschten. 

Sparta  trat  mit  der  Forderung  auf,  dass  die  Eleer  fiir  die 
Fchlzüge,  denen  sie  sich  ordnungswidrig  entzogen  hätten,  nach- 
Iräghcli  die  Kriegskoslen  euizahien  und  dass  sie  die  Nachhalls  tadle, 
welche  sie  sich  als  Periöken  uul<'r\\ orten  hallen,  aus  diesem  Unter- 
thänigkelLsvcrhältnisse  entlassen  solllen.  In  welcher  Ausdehnung 
dieses  Ansinnen  gestellt  worden  sei,  bleibt  ungewiss;  wahrschein- 
lich liefsen  sie  ihre  Forderungen  absichtlich  unbestimmt,  um  sie 
nach  Mafsgabe  der  Verhältnisse  steigt^'u  oder  ermäfsigen  zu  können. 
Es  kam  ihnen  zunächst  nur  darauf  an,  ihr  nechl  geltend  zu  machen; 
in  die  innern  Angelegenheiten  der  einzelnen  Staaten  einzugreifen; 
dazu  konnten  sie  aber  keinen  bess<*ren  Vorwand  linden,  als.  wenn 
sie  die  Freiheit  hellenischer  fiemeinden  gegen  ungerechte  Ver- 
gewaltigung in  Schutz  nahmen.  Mit  dieser  Politik  waren  sie  in 
den  peloponnesischen  Krieg  eing(*treten  und  nachdem  sie  den  Grofs- 
staat  der  Athener  aufgelöst  hatten,  sollten  nun  auch  die  Mittel- 
staaten, welche  sich  durch  Einverleibung  kleinerer  Nachbarorte  ge- 
stärkt hallen,  in  gleicherweise  entkräftet  und  gedemüthigt  werden. 
Mit  Elis  glaubte  man  aber  am  wenigsten  rmslände  machen  zu  dürfen, 
da  es  nur  durch  die  (inade  Spartas  sein  Territorium   erlangt  halie. 


DEK    KlUCU    LN    ELIS   04»  3;    401.  149 

Die  Flleer  (laclilcii  iiirht  au  Xachgu'higk^'il;  sie  (Milg^gncHcu 
vielinelir  mit  troUigeni  MuÜio,  das»  die  Sparlaurr  am  \Ntnii}^'steii 
berufen  seien,  ihnen  die  duirli  Erul>eruug  und  verjfdu'ten  Itesiüs 
zii):ehürigeu  Städte  abzuspreelicn,  da  sie  seihst  alha*  Orten  mit 
rüeksichtäloser  Wairengewalt  das  Recht  des  Stärkeren  geltend 
macbten. 

Der  Krieg  begann  und  die  ersten  Ereignisse  konnten  nur 
dazu  dienen,  den  Muth  der  Eleer  zu  hehen,  denn  als  König  Agis 
im  Frühjahre  401  von  Acliaja  her  ilher  den  Larisos  einrückte, 
zeigte  sich,  wie  peinlich  den  Lak(Mlämoniern  seihst  die  ganze  L'nt(;r- 
iieliiiiiiug  war.  Voll  religiöser  ßedenklichkeit  ht^traten  sie  den  ge- 
lieiligteu  Boden  von  Elis,  und  als  nun  eine  Erderschütterung  ein- 
trat, glaubten  sie  ein  Gotterzeichen  zu  erkennen,  welches  vor 
weiterem  Frevel  warnte.  Das  Heer  kehrte  um  und  die  Eleer  waren 
nun  eifriger  als  zuvor,  alle  Staaten,  die  den  St)art4mern  abgeneigt 
waren,  zu  gemeinsamer  Rüstung  zu  vereinigen.  Allein  die  Stim- 
muiig  war  noch  zu  gedrückt;  es  Tolgten  nur  die  Aetoler,  dii;  alten 
Stanimgenossen  der  Eleer,  dem  llüH'erure,  während  dii;  Thehaner 
und  Korinther  es  bei  einem  passiven  \Vid«»rslande  gegen  Sparta 
liewendeu  lieisen  und  die  Ileert.'sl'olge  verweigerten,  als  im  Sommer 
dessell)en  Jahrs  zu  einem  zweiten  Kriegszuge  die  Conthigente  ein- 
berufen >Yurden. 

Diesniid  ging  Agis  entschlossener  vor.  Von  d(!r  messeuisch(;n 
Gränze  zog  er  durch  Trijdiylien  in  die  Landschaft  des  Alpheios. 
Lebenill  Helen  die  OrtschaRen  ihm  zu,  so  dass  man  voraussetzen 
uiuss,  dass  sie  von  den  Eleern  unter  strengem  Drucke  gehalten 
wunleii  waren,  und  weiui  er  auch  in  Olympia  einem  kräftigen 
Widerstände  Ix^gegnete,  so  setzte  er  es  doch  durch,  dass  er  un- 
behindert am  Hochaltäre  des  Zeus  opfern  kouute  und  die.  Autorität 
Spartas  im  Nationalheiligthume  wieder  beistellte,  (lierig  ergossen 
sieb  dann  die  Truppen  über  das  phitte  Land;  denn  in  ganz  ib'Uas 
gab  es  keine  Gegend,  welche  bei  nalürliclHM*  rruchtharkeit  und 
sorgfältigstem  Anbau  sich  eines  so  ununterbrochenen  Friedens  er- 
freut hatti^  Das  hatte  längst  den  Meid  der  Nachbarn  erregt  und 
deshall)  waren  es  besonders  die  Arkader  und  Achäer,  w (flehe  die 
Gelegenheit  benutzten,  sich  wie  aus  einem  W(»hlgetüllten  Magazine 
mit  Vorratiien  aller  Art  zu  versehen.  Auch  die  schonen  Vorstädte 
der  Stadt  Elis  am  Peneios  wurden  geplündert;  die  Stadt  selbst  aber 
ihrer  scbiecbteu  Vertbeidigungsmittei   ungeachtet    nicht  angegrilfen, 


150  ZWEITES    KRIEGSJAHR   HS    ELIS   94,   4;    400. 

wahrscheinlich  weil  hier  die  Keriitruppen  zu  entsclüossenem  Wider- 
stände vereinigt  waren  und  König  Agis  ohne  blutige  Kämpfe  sein 
Ziel  sicherer  zu  erreiclien  hoffte.  Denn  während  er  die  Gegend 
um  den  Hafen  Kyllene  brandschatzte,  erhob  sich  in  Elis  selbst  zo 
seinen  Gunsten  die  Partei  der  reichen  Grundbesitzer,  welche  am 
schwersten  gelitten  hatten,  Xenias  an  der  Spitze.  Ihr  Zweck  war 
den  Volksführer  Thrasydaios  aus  dem  Wege  zu  schaffen,  und  da- 
durcli  die  Gegenpartei  zu  entkräften.  Aber  in  der  Verwirrung 
wurde  statt  seuier  ein  Anderer  getödtet;  der  Todtgeglaubte  stand 
plötzlich  wieder  in  der  Mitte  des  Volks,  das  sich  einmütbig  um 
ihn  schaarte  und  die  lakonische  Partei  austrieb.  So  wurde  der 
innere  Feind  bezwungen,  während  der  Landesfeind  vor  den  Thoren 
stand,  und  Agis  nuisste  zum  zweiten  Male  sein  Heer  entlassen, 
ohne  den  Trotz  der  Eleer  gehrochen  zu  haben®'). 

Diesmal  liefs  er  aber  am  Alpheios  ehie  Besatzung  zurück,  um 
von  hier  aus  die  Eleer  allniähli(-h  zu  ermüden,  wie  man  es  in 
Attika  von  Dekeleia  aus  gethau  hatte.  Die  üüchtigen  Parteigänger, 
welche  im  spartanischen  Lager  waren,  thaten  das  Ihrige,  um  diese 
Kriegführung  so  verderbhch  wie  möglich  zu  machen,  und  im 
nächsten  Sommer  war  die  Widerstandskraft  der  Eleer  erschöpfL 

Thrasydaios  knüpfte  Unterhandlungen  an.  EUs  musste  sich 
dazu  verstehen,  nicht  nur  allen  Ansprüchen  auf  Lepreon  zu  ent- 
sagen, sondern  ganz  Triphylicn  aufzugeben.  Auch  am  nördlichen 
Alpheiosufer  mussten  Letrinoi,  Marganeai,  Amphidoloi  frei  gegeben 
werden,  kleine  Ortschaften,  welche  der  alten  Pisatis  angehörten; 
das  Hafenkastell  Pheia,  das  vor  km'zem  auf  einer  vorspringenden 
Halbinsel  (Katiikolo)  angelegt  war,  wurde  niedergerissen,  Kyllene^ 
die  Hafenstadt,  ging  verloren.  Endlich  mussten  die  Eleer  auch  auf 
den  Besitz  des  Hochlandes  verzichten,  welches  sich  im  Rücken  der 
Hauptstadt  nach  Arkadien  hinaufzieht,  die  'Akroreia*  und  den  Ilaupt- 
ort  ilersell>en,  die  Gebirgsstiidt  Lasion,  auf  welche  die  Arkader  An- 
spruch machten.  Am  längsten  wurde  über  Epeion  verhandelt,  eine 
triphylische  Bergstadt,  welche  das  Alpheiosthal  beherrschte.  Auf 
sie  glaubten  die  Eleer  besonderen  Ansi)ruch  zu  haben,  weil  sie 
derselben  ihre  Unabhängigkeit  abgekauft  hätten.  Allehi  die  Spar- 
taner wiesen  auch  diesen  Anspruch  höhnend  zurück;  es  komme, 
meinten  sie,  auf  Eins  heraus,  ob  man  Schwächeren  ihre  Freiheit 
mit  Gewalt  nehme  oder  abhandele. 

So  war  der  elische  Staat  vollständig  zertrümmert  und  aufgelöst; 


DAS   STRAFGERICHT    ÜBER    ELIS.  15  t 

die  Anfange  seiner  Seemacht  waren  vernichtet,  sein  Arsenal  und 
seine  Kriegsschiffe  niusste  er  aufge1)en,  die  Kiiigniauer  der  Haupt- 
Stadt  uiederreifsen.  Ei*  war  von  der  Küste  ahgeschnitten ,  er  wai* 
der  scliützeuden  I^nde$])ässe ,  des  Huchhuides  und  mehr  als  der 
Hälfte  sehies  ganzen  Gel)iets  berauht.  Eine  Ueihe  von  Dorfge- 
meinden sollte  er  nun  als  el>enhürtige  Nachbai'staaten  nehen  sich 
anerkennen;  es  fehlt  nur,  dass  auch  die  Aufsicht  üher  das  Heilig- 
thum  in  Olympia  ihm  entzogen  wurde,  und  (He  Ortscliaften  der 
Pisatis,  welche  nun  wieder  aufzulelwn  schien,  versäumten  nicht, 
diese  Gelegenheit  zu  benutzen,  um  uralte  Ansprficiie  zu  erneuern. 
Jetzt  zeigte  sich  aber,  wie  klug  die  El<»er  gehandelt  hatten,  indem 
sie  in  der  Nfdie  Olympias  keinen  namhaften  Ort  hatten  bestehen 
lassen.  Ehler  Bauerngemeinde  konnten  die  Lakedanionier  jenes 
Ehreurecht  nicht  ül)ertragen,  damit  die  heiligen  Feste  nicht  durch 
ihre  Schuld  in  Verfall  geriethen.  Sie  begnügten  sich  also  damit, 
rings  um  Olympia  herum  alle  Zugänge  von  der  See  wie  von  der 
Landseite  sich  zu  offnen,  liefsen  aber  sonst  die  Verwaltung  des 
Heiligthuins  in  alter  Weise  fortbestehen**^). 

Das  war  das  Ende  der  elischen  Kriegszüge.  So  beschränkt 
auch  (las  Gebiet  war,  auf  dem  sie  sich  }>ewegt4ni,  und  so  gering- 
fügig die  Ortscliaften,  um  deren  Selbständigkeit  es  sich  handelte, 
so  war  die  Fehde  doch  von  nicht  geringer  Bedeutung.  Es  war 
Sparta  gelungen,  vermöge  seiner  sogenannten  Ikfreiungs])olitik 
eine  seit  Jahren  widerspänstige  und  feindselige  Macht  zu  einem 
wehrlosen  Kleinstaate  zu  machen;  es  leitete  jetxt  die  Gemeinden 
am  Alpheios  so  unbedingt,  wie  die  Landgaue  von  Südarkadien; 
es  liatte  die  Häfen  der  Westküste  in  seiner  Gewalt.  Die  anderen 
abgünstigen  Staaten  waren  durch  das  furchtbare  Gericht,  das  über 
Elis  ergangen  war,  eingeschüchtert;  die  Athener  hatten  mit  helfen 
müssen,  den  Staat  zu  zertrümmern,  welcher  ihnen  in  ihrem  Un- 
glück Theilnahme  und  Beistand  gewährt  hatte.  Was  sollte  Sparta 
noch  bindern  seine  Gewaltpolitik  fortzusetzen  imd  die  griechischen 
Staaten  sich  zu  unterwerfen! 

Zunächst  benutzte  es  seine  neu  gewoimeue  Machtstellung  am 
westlichen  Meei*e,  um  ans  Kephallenia  wie  aus  Naupaktos  die 
von  den  Atlienern  daselbst  angesiedelten  Messenier  auszutreilK'u,  ja 
es  verfolgte  sie  mit  seinem  Hasse  auch  noch  in  Sicilien,  wo  sie 
bei  Dionysios  Aufnahme  fanden.  Andererseits  erneuerte  es  seinen 
Waflenplatz  am  Oitegebirge,   das  ti'achinische  Herakleia.     llnruhen, 


152  DER    TOD    DKS    AGIS   95,   Ij    400    ODER    399. 

welche  dort  ausgebrochen  waren,  gaben  willkommenen  Anlass 
einen  Kriegsvogt  Herippidas  liinzuschicken,  welcher  die  Bürger  mit 
giMUsanister  Willkür  beliandello,  einen  Theil  der  ötäischen  BeTöl- 
kerung  austrieb  und  durch  die  eigenmächtigsten  Mafsregeln  aDe 
Staaten  des  Nordens,  und  nanientlicli  Thel)en  in  Schrecken  setzte**). 

Als  Agis  von  seinem  Feldzuge  lieimkehrte,  erkrankte  er  unter- 
wegs in  Ueraia  und  starb  bald  danuif  in  Sparta.  Auf  seinem 
Krankenlager  hatte  er  vor  vielen  Zeugen  seinen  Sohn  Leotychides 
als  Nachfolger  anerkaimt,  aber  kaum  war  die  Leichenfeier  zu  Ende, 
so  wurde  ganz  Sparta  durch  die  Frage  nach  der  RechtmäTsigkeit 
der  Thronfolge  in  eine  Aufregung  versetzt,  wie  sie  in  der  Ge- 
schiclite  der  l>eiden  Königshäuser  noch  nie  vorgekommen  war. 

Gewiss  würde  die  ausdrückliche  Anerkennung  von  Seiten  des 
Vaters  alle  Zweifel  lieseiligt  und  die  Regentenreihe  der  Prokliden 
in  herkömmlicher  Folge  weiler  geleitet  haben,  wenn  nicht  Lysan- 
dros  die  besonderen  Umstände,  welche  hier  obwalteten,  benutzt 
hätte,  um  sie  für  seine  politischen  Absichten  auszul)euten.  In 
tinsterm  Grolle  hatte  er  sich  von  der  Welt  zurückgezogen,  seit  die 
Macht,  mit  der  er  ganz  Griechenland  umspannt  gehalten  hatte,  Uim 
luiter  den  Händen  zerronnen  war.  Er  sah  sich  vernachlässigt  und 
bei  Seite  geschol)en;  sein  Gönner,  dem  er  im  Grunde  alle  Erfolge 
verdankte,  Kyros,  war  gefallen,  seinem  Parlei  zerspHttert.  Dennoch 
hatte  er  die  Pläne  seines  Ehrgeizes  nicht  aufgegeben  und  seine 
tl(»nninigen  l>eruhten  wesentlich  auf  seinem  Verhältnisse  zu  Agesilaos, 
dem  Jüngern  Rruder  des  Agis,  und  deshalb  hatle  er  schon  lange 
auf  den  Tml  des  Königs  ge>\artel. 

Agesilaos  stammte  aus  d«»r  zweiten  Ehe  des  Königs  Archidamos, 
welche  dieser  in  höherem  Lebensalter  mit  Eupolia  geschlossen 
hatte,  einer  liegüterten  Erblochter,  welche  durch  ihre  Gestalt  so 
wenig  zu  fürstlichem  Range  berufen  schien,  dass  man  allgemein 
glaubte,  die  Ehe  sei  nur  aus  Vermögensrücksichten  geschlossen 
uiul  dass  die  Ephoren  sich  veranlasst  sahen,  die  Wahl  des  Königs 
zu  rügen,  weil  eine  solche  Frau  keine  Könige  gebären  könne. 
Und  in  der  That  schien  der  Sohn  dieser  Ehe  die  Voraussetzung  zu 
beslälig(*n.  Agesilaos  war,  wie  seim»  Mutter,  klein  von  Gestalt  und 
unscheinbar;  er  war  sogar  an  einem  Fufse  lahm.  Indessen  lebte 
in  diesem  Körper  ein  ungewöhnlich  begabter  Geist,  eine  Energie 
des  Willens,    welche  keine  Mühe  scheute,   um  durch  unausgesetzte 


A(;esilaos  l>'d  lysanüuos.  153 

ibuiigen  die  aiigt^boniiMi  Mangel  zu  hesciligciK  riii  lehharM'r, 
inlerer  Sinn,  Witz  und  Lauin?,  eine  grol'se  (iewandlheit  mit 
ansehen  umzugehen,  und,  so  l)esrheid('n  er  auch  auftrat ,  so  war 
eil  einlas  Tuu  des  Vaters  koniglirliein  Sinne  in  ilini  und  ein  feu- 
;es  Fjhrgeffdd  leitete  ilni  von  Jugend  auf. 

Auf  diesen  KnalnMi  hatte  Lysainh'os  sein  Augenmerk  gerieh tel. 
1  dcrsellie  ein  nacligehorener  Solm  des  Arehidani(»s  wiir  und  des- 
Ib  ganz  ^vie  ein  anderer  Ihirgersolin  aufer/ogen  wurde,  so  konnte 
1  Lysandros,  ohne  Autselm  zu  erregen,  an  sich  ziehen,  uu)  so 
*hr,  da  er  selbst  mit  dem  Ileraklidenhause  verwandt  war.  Kr 
il  zu  ihm  in  das  enge  Verhrdlniss,  weh'hes  (h'e  Manner  und  Knah<'n 
lartas  paarweise  vereinigte,  indem  sich  der  Mann  nach  st^nem 
ohlgefalleu  einen  jungen  S|)artiaten  auswfddte,  um  ihn  durch 
rsOnlicheii  Umgang  zu  einem  tüchtigen  Bürger  aufzuziehen  und 
in  den  i*echtcn  Geist  des  öfleniHchen  Lehens  einzuhauchen.  So 
ind  Lysandros  als  väterlicher  Freund  (Kispnelas)  dem  heranwach- 
dden  Agesilaos  zur  Seite;  er  suchte  den  Funken  des  Ehrgeizes 
ihm  zu  entfachen  inid  einen  Mann  aus  ihm  zu  iulden,  der  ihm 
r  Dnrchnihrung  seiner  eigenen  Plane  forderlich  sein  könne. 
nu  bei  ehieni  Konigssohne,  welcher  sich  von  Natur  zu  lürst- 
hem  Berufe  geschaffen  fühlte,  aber  durch  die  bestehenden  Frb- 
gegesiietze  vom  Throne  ausgescldossen  sah,  konnte  er  auf  Hi'reit- 
Uigkeil  rechnen,  wenn  er  seine  Absicht  ausführen  wollte,  die 
iiisgesetze  der  Konigsfamilien  Spartas  umzustofsen. 

Noch  günstiger  lagen  die  Verhfdtnisse  da<lurch,  dass  das  Throu- 
dit  des  Prinzen,  welcher  dem  Agesilaos  allein  im  Wege  sland. 
^ht  zweifellos  war.  Es  ging  nämlich  in  Sparta  das  allgemeine 
irede,  dass  die  Konigin  Timaia  von  Alkibiades  verführt  worden 
id  Leotychides  gar  nicht  des  Königs  Agis  Sohn  sei.  Man  siheute 
'b  nicht,  diesen  Umstand  für  die  Zweck*^  des  Ehrgeizes  riick- 
Atslos  auszul)euten.  Man  behauptete,  die  Anerkennung  des  s(er- 
nden  Valei*s  sei  nur  durch  Hitt4'n  und  Thränen  des  Leotvchides 
^beigeftÜH't  wurden ,  und  Lysandros  war  unablässig  tliätig,  jedes 
denken  zu  überwinden,  das  Agesilaos  hegen  mochh',  den  Uuf 
iner  königlichen  Schwägerin  olfentlich  anzugreifen  und  seines 
iiders  Sühn  aller  Ehren  und  (jüter  zu  berauben.  Lvsandros  >Nar 
let»  willkommen,  was  dazu  beitrug,  die  Verhältnisse  in  den  Königs- 
usern zu  zerrütten;  denn  jede  glücklich  dm'chgelührte  Neuennig 
hnle    späteren    Keformen    den    Weg.     Agesilaos    trat    als  Thron- 


154  DER    THRONSTREIT    IN    SPARTA. 

l)ewerl)er  auf  iiiid  zum  ersten  Male  wurde  in  offner  Volksversammlung 
über  die  Erbfolge  der  Könige  in  Sparta  verbandelt. 

Die  Parteien  sUuiden  sich  schroff  gegenüber.  Alle,  welche 
die  Tni triebe  Lysanders  fürchteten,  waren  gegen  Agesilaos,  den 
man  für  seinen  willenlosen  Anhänger  ansah;  vor  Allen  der  König 
Pausanias,  der  alte  Gegner  Lysanders,  der  die  Verunglimpfung  de« 
Throns  abwehren  und  den  letztwilligen  Aussj)ruch  seines  Amts- 
genossen in  Ehren  gehalten  wissen  wollte.  Auch  die  priesterlicbe 
Partei,  mit  dem  machtigen  Diopeithes  an  der  Spitze,  vertrat  die 
Sache  des  Leotychides  als  die  der  Legitimität;  sie  benutzte  das 
korj)erliche  Gebrechen  des  Prätendenten  und  zog  ein  Orakel  her- 
vor, in  welchem  den  Lakedä moniern  alles  Unheil  geweissagt  wurde, 
wenn  ein  lahmer  Konig  bei  ihnen  zur  Regierung  kommen  sollte. 
Die  Entscheidung  schwankte;  man  wollte  wenigstens  warten,  bis 
von  Delphi  eine  Erklärung  über  die  Beschaffenheit  des  Orakels  ein- 
geholt sei.  Aber  Lysandros  fürchtete  jede  Verzögerung,  da  die 
Stimmung  augenbücklich  günstig  war.  Mit  glücklicher  Geistes- 
gegenwart erkannte  er  das  Orakel,  das  seine  Anhänger  erschreckte, 
als  echt  und  mafsgebend  an;  nur  müsse  man  es  richtig  verstehn. 
Denn  das  'lahme'  Köin'gthum  sei  das  Bastardkönigthum;  davor  wTune 
der  Gott-  Diese  Wendung  soll  die  Frage  entschieden  haben.  Das 
junge  Volk  war  im  Ganzen  für  Agesilaos;  Viele  wünschten  einmal 
einen  König  zu  haben,  der  kameradschafthch  mit  ihnen  gelebt  habe; 
man  hoflte  von  ihm  eine  bessere  Zeit,  eine  Abstellung  der  vielen 
rebelstände,  die  das  Land  beunruhigten;  kurz  Agesilaos  wurde 
durch  Volkswahl  König  (Sommer  399;  Ol.  95,  2),  und  Lysandros 
hatte  nach  langer  Zurücksetzung  und  Machtlosigkeit  endlich  einmal 
wieder  seinen  Willen  durchgesetzt.  Das  starre  Herkommen,  welches 
die  königliche  Partei  vertrat,  war  gebrochen,  und  sein  Zögling 
war  nicht  nur  als  der  ebenbürtige,  sondern  auch  als  der  würdigere 
erwählt  worden.  • 

Der  neue  König  machte  seinem  Meister  Ehre.  Er  hatte  sich 
von  ihm  diejenige  Lebensklugheit  angeeignet,  welche  auf  Neben- 
dinge verzichtet,  um  die  Ilauptsachen  zu  erreichen.  Das  König- 
thum  war  eine  glänzende  Würde  ohne  entsprechende  Macht.  Sein 
Strelien  war,  ihr  neue  Bedeutung  zu  gelx'n;  aber  er  versteckte 
seinen  Ehrgeiz,  er  vermied  jeden  Conflict;  er  war  leutseliger  gegen 
das  Volk,  nachgiebiger  gegen  die  Ej)horen,  gleichgültiger  in  Be- 
tracht äufserer  Ehrenbezeugungen  als  irgend  einer  seiner  Vorgänger. 


AGESILAOS    Kdym   W,   2;    309.  155 

Da  er  uicbt  in  der  Ausiialiineslolliiiij^  eines  Prinzen  grols  gfwonlen 
war,  wusste  er  mit  den  Mensclien  nmzngehen;  er  war  einer  der 
Wenigen  auf  dein  Throne  der  flerakliden,  die  *|:elH)rehen  gelernt 
hatten,  ehe  sie  zur  Regierung  kamen.  Aus  Scldauheil  war  er  be- 
scheiden und  dennlthig;  wie  Lysandros,  war  aueh  ilim  jedes  Mittel 
willkommen,  um  in  allen  Standen  Freunde  zu  gewinnen,  wi(;  Jt^ner 
suchte  auch  er  durch  persönlichen  Anhang  vorsichtig  und  geräusch- 
los seine  Macht  zu  enveitern,  inn  dann  mit  seiner  Macht  auch  die 
des  Staats  zu  heben  ^^). 

Aeufserlich  angesehn  war  Sparta  niemals  niilchtiger  gewesen, 
als  zur  Zeit  seines  Regierungsantritts.  Es  war  die  erste  Land-  innl 
Seemacht  der  griechischen  Well;  in  der  Halbinsel  war  jeder  Wider- 
stand gebrochen;  jenseits  des  Isthmos  hatte  es  in  Ilerakleia  einen 
neuen  Waffenplatz  zur  Bi^herrschuug  d(»s  Festlandes  gewonnen  und 
in  Thessalien  den  Tyrannen  Lykophron  von  IMierai  gegen  die  An- 
griffe seiner  Feinde  gehalten.  Seine  Besatzungen  waren  in  Megara, 
Aigiiia,  Tanagra  und  auf  den  Inseln  vertheilt;  jenseits  des  Meers, 
in  Aeolis  und  lonien,  standen  spartanische  Truppen  siegreich  gegen 
die  Satrajien  im  Felde;  in  Thrakien  vermauerte  l)erk>IIidas  die 
griechische  Halbinsel,  wie  einst  Miltiades  und  Perikles  getlian 
halten,  um  die  dortigen  Städte  unter  Spartas  Schutz  zu  stellen; 
Bcine  Flotte  heiTschte  auch  im  westlichen  M<'ere  und  der  neue 
Gewaltherr  in  Syrakus,  Dionysios,  hielt  sich  gegen  innere  und 
auswärtige  Gegner  nur  durch  Sj)arta. 

Um  so  l)edenkhcher  sah  es  im  Innern  aus. 

Die  Erbitterung  der  Stande  gegen  einander  war  von  Jahr  zu 
Jahr  gewachsen;  der  Staat  glich  einem  ho[>pellag(*r  feindlicher 
Heere,  von  denen  das  eine  nur  auf  Gelegenheit  lauerte,  das  andere 
zu  vernichten.  Die  neue  Königswahl  hatte  die  AulVegung  gesteigcMi; 
man  sah  darin  sc*hon  einen  Versuch,  mit  dem  Herkommen  zu 
brechen.  Lvsanders  Umtriebe  kamen  dazu,  die  Gennltlirr  in  ('n- 
ruhe  zu  versetzen;  denn  es  war  kein  Geheinniiss  mehr,  dass  (;r 
durchgreifende  INeuerungen  im  Sinne  habe,  l'eberall  wurde  an 
den  alten  Satzungen  gerüttelt;  neue  Lebensanschaniingen  waren 
in  die  Bevölkerung  eingedrungen.  Ww  sollten  die  unteren  Stande 
hei  dieser  allgemeinen  Bewegung  ruhig  bleiben?  Wie  sollten  sie 
nicht  den  Gedanken  fassen,  dass  auch  für  sie  die  Zeit  gekommen 
sei,  um  sich  aus  dem  unerträglichen  Drucke  frei  zu  machen. 
welcher  auf  ihnen  lastete? 


156  VERSCHWÖRUNG    DES    KLNADON. 

Es  jj'alule  aber  ein  tiefer  Groll  in  allen  Tlieilen  der  Bevöl- 
kerung, die  dem  engen  Kreise  der  regierenden  Häuser  gegenüber 
standen.  Es  grollten  die  SparUuier,  deren  Familien  durch  Ver- 
armung ihr  volles  Bürgerrecht  verloren  hatten;  die  Dorfbewohner 
oder  Periöken,  welche  den  llauptbestand  des  Heeres  bildeten,  und 
keinen  Dank  für  ihre  Dienste  erndteten,  welche  die  Ortschaften 
der  Eleer  befreien  mussten  und  selbst  im  Zustande  der  Unter- 
thanigkeit  verharrten,  und  endlich  die  Heloten,  welche  seit  Jahr- 
hunderten (las  schwere  Joch  knirschend  ertrugen,  aber  jetzt  un- 
williger als  je,  weil  sie  bei  den  auswärtigen  Unternehmungen  des 
Staats  weit  mehr  in  Anspruch  genonmien  wurden  und  dann,  nach- 
dem sie  seinen  Zwecken  gedient  hatten,  in  die  alte  Knechtsdiaft 
zurückkehren  mussten. 

So  fühlte  sich  die  grofse  Masse  der  freien  und  unfreien  Be- 
völkerung von  einer  gleichen  Wuth  beseelt  und  erwuclis  zu  einer 
Partei,  welche  entschlossen  war,  dem  ganzen  von  Ungerechti^eit 
erfüllten  Staatswesen  ein  Ende  zu  machen  und  die  Ilerrschafl  der 
privilegirten  Familien  zu  stürzen. 

Kinadon,  ein  junger  Si)artaner,  iler  auch  zu  den  herunter- 
gekommeneu Bürgerfamilien  gehörte,  ein  Mann  von  grofsen  An- 
lagen und  feuriger  Ehrliebe,  stellt«^  sich  an  die  Spitze  der  Umstun- 
partei.  Er  war  seiner  Tüchtigkeit  wegen  von  den  Behörden  mehrfadi 
zu  >>ichligen  Slaatsgesclulften  benutzt  worden,  aber  von  allen  Ehren 
und  Vortheilen  ausgeschlossen  geblieben.  Er  organisirte  die  Menge 
zum  Angrill'e,  er  gab  di(;  Mittel  an,  eine  Streitmacht  zu  bilden; 
alles  Eisengeräthe,  das  in  den  Händen  des  Landvolks  war,  sollte 
zur  Wafle  werden.  Er  warb  persönlich  die  noch  Unentschlossenen 
zur  Theilnahme;  er  trat  wohl  mit  den  Einzelnen  an  den  Rand  des 
Markts  und  fragte,  wie  hoch  sie  die  Zahl  der  vollberechtigten  Bfu*ger 
schätzten  und  wie  hoch  die  Zahl  der  .Nichtgleichen,  der  Periöken 
und  Heloten,  und  wenn  ihm  dann  die  Antwort  wurde,  es  möchten 
aufser  den  Königen,  Geronten  und  Ephoren  etwa  vierzig  Spartiaten 
auf  dem  Platze  sein  und  mehr  als  viertausend  nicht  bei'echtigte 
Lakedämonier:  so  sagte  er:  \Nun  wohl,  diese  sind  alle  deine  Bundes- 
'genosseu,  jene  Wenigen  deine  F<»in(le.  Ist  es  billig  und  erträglich, 
'jene  Wenigen  h(*rrschen  zu  sehn?  Ist  es  fraglich,  wessen  der 
*Sieg  sei,  wenn  der  Tag  der  Entscheidung  kommt?' 

So  bereitete  er  die  Erhebung  vor,  tlie  zu  einer  Vernichtung 
des  Herrenstandes  führen  sollte.     Die  Gewissheit  des  Siegs  uiaciite 


PHARNABAZOS   IN    SISA    TM    399.  157 

hn  unvorsichtig,  wrilirend  die.  Beliörden  um  so  aclitsamor  waren, 
B  geringer  ihre  wirkliche  Macht  war;  sie  waren  aiicli  diesmal  durch 
bre  Spione  früh  genug  unterrichtet,  um  dem  Aufstaude  zuvor- 
nkominen. 

Kinadon  in  Sparta  seihst  zu  ergreifen  wagten  sie  nicht.  Sie 
^ben  ihm  also  einen  scheinhar  sehr  wichtigen  Auftrag  nach  Aidcm 
in  der  messenisch -chschen  Gräuze,  liefsen  ihn  unterwegs  fest- 
lehmen,  auf  die  Folter  legen  und  die  Namen  seiner  Mitverschwo- 
lenen  von  ihm  eqiressen.  Nachdem  man  sicli  derselhen  versichert 
nd  jeden  Ausbruch  von  Meuterei  verhindert  hatte,  wurde  Kin^idon 
ds  Gefangener  eingebracht;  er  wurde,  den  Nacken  und  die  Ilande 
in  Eisen,  imter  Peitschenhieben  imd  anderen  Martern  mit  seinen 
Genossen  durch  die  Strafsen  der  St^idt  gefuhrt  und  hingerichtet. 
Ibch  diesem  Strafgerichte  sank  das  Volk  von  Neuem  in  stumpfe 
Gkiehgültigkeit  zurück  und  die  Oligarchie  war  gerettet®'). 

Es  war  ein  Glück,  dass  unmittelbar  darauf  Ereignisse  enitraten, 
müche  die  Aufmerksamkeit    von    den    innern  Angelegenheiten    ab- 
hakten.    Der  kleinasiatische   Krieg    war   inu*  (huch  einen   Wafl'en- 
stDktand    unterbrochen   (S.  146),    und    diese   Unterbrechiuig    hatte 
Fhamabazos   auf  eine  sehr  wirksame  Weise  benutzt,    mn  das  An- 
MÜm  des  Tissapherues   zu  erschüttern    und  eine   ganz  neucj  Wen- 
dung der  Verhältnisse  herbeizuführen.     Er  war  nach   Susa  hinauf- 
gegangen, um  dem  Grofskonige  die  schmachvollen  Zustande  in  den 
SeeproTinzen    und  die  Nothwendigkeit    (!iner   anderen   Kriegführung 
vorzustellen.     Er  wies   darauf  hin,   dass  das  politische  System  des 
Ifasapliemes,  das  auf  Griechenhass  und  Griechenfurcht  beruhe,  die 
fereische  Herrschaft  völlig  untergrab«';    bei  den   schimpflichen  Ver- 
Hgen,   wie  sie  jetzt  geschlossen  würden,    komme   es   dahin,    dass 
lie  feindlichen   Heere   mit  königlichen  Geldern   im  R(>iche  erlialt<;n 
irOrden.     Man   müsse   die  Maclit  des  (irofskonigs    wieder  zu   Ehren 
Nringen  und  das  könne  nur  dadurch  geschehen,    dass    man    einen 
[riechischen  Feldhemi  in  Dienst  nehme  und  ilun  eine  Flotte  über- 
jebc.     Das  wai*  der  vernünftigste  Gedanke,  den  Juan  fassen  konnte, 
md  Phamahazos    war   auch   in   der  Lage,    den    Mann    nennen    zu 
;5iuien,  welcher  zu  solcher  Slelhnig  in  vorzüglichem  Grade  berufen 
ci;  es  war  der  Athener  Konon. 

Konon,  des  Timotheos  Sohn,  dra*  einzig  schubUose  unter  den 
ehn  Feldherm,  welche  die  attische  Flotte  bei  Aigospotamoi  führten, 
rar  mit  acht  Schiflen   der  Nie<h;rlage   entkommen   und  hatte   sich 


158  KOiNON    L'Nl)    EUAGORAS. 

nach  Cypern  bcgel>en,  wo  Euagoras  ihm  gasUiche  Aufnahme  ge- 
wahrte. Konon  war  aber  nicht  der  Mann,  welcher  sich  bei  dem 
Gefühle  personliclier  Sicherlieit  zufrieden  stellte;  er  hatte  ein  treues 
fh'rz  für  das  Vaterland  nnd  einen  liofTnungsstarkcn  Sinn.  Er  wv 
unablässig  auf  die  Herstellung  der  Gr6fsc  Atliens  bedacht  und  fand 
in  diesem  Beslrel)en  bei  seinem  edlen  Gastfreunde  den  vollsten  An- 
klang. Es  war  ein  Bund  seltner  Art  und  weit  reichender  Bedeu- 
tung, der  hier  am  äufsersten  Ende  der  griechischen  Welt  zwischen 
dem  attischen  Flüchtlinge  und  dem  Herrscher  von  Salamis  ge- 
schlossen wurde. 

Euagoras  ist  die  erfreulichste  Gestalt,  die  uns  in  dieser  tu 
Männern  und  Thaten  armen  Zeit  entgegentritt,  und  während  sonst 
nur  Rückgang  und  Verfall  des  öiTcntlichen  Lebens  bei  HeUenen 
wie  Barbaren  wahrzunehmen  ist,  ist  Cypern  ein  Land  voll  hoff- 
nungsreicher Entwickelung ,  die  sich  ganz  an  das  hohe  Streben  des 
einen  Mannes  anschlicfst.  Mit  heroischer  Kraft  hatte  er  nicht 
nur  das  Fürstenthum  wieder  gewonnen,  das  seinem  Hause  ent- 
rissen war,  sondern  auch  die  ganze  Insel,  welche  nach  den  Tagen 
Kimons  von  Phönikiern  überschwemmt  und  den  Hellenen  völlig 
entfremdet  worden  war,  zu  einem  gi*iechischen  Lande  zu  machen 
l>egonnen,  so  dass  die  Kyprier  sich  vom  semitischen  Horgenhnde 
losrissen,  nur  griechische  Frauen  haben  wollten  und  in  Liebe  zu 
giiechischer  Sitte,  Bildung  und  Kunst  wetteiferten.  Euagoras  be- 
trachtete sich  selbst  als  einen  Athener,  weil  er  von  den  Teukriden 
stammte,  die  auch  im  attischen  Salamis  zu  Hause  waren;  er  hatte 
schon  in  den  letzten  Jahren  des  peloponnesischen  Kiiegs  Athen 
mit  Kornzufuhr  unterstützt;  er  freute  sich  jeder  Verbindung  mit 
Athen,  als  dem  Herde  der  Bildung,  deren  Ausbreitung  er  als  seme 
Lebensaufgabe  ansah,  und  so  belohnte  sich  jetzt,  was  in  der  peri- 
kleischen  Zeit  geschehen  war,  um  Athen  zum  Mittelpunkte  helle- 
nischer Kunst  und  Wissenschaft  zu  machen.  Als  Bürger  von  Athen 
fand  Konon  die  bereitwilligste  Unterstützung  für  seine  patriotischen 
Absichten. 

Kon(m  (»rkanntc  aber  sehr  wohl,  dass  mit  griechischen  Mitteln 
allein  nichts  auszurichten  sei;  man  musste  wieder  in  die  Politik 
des  Alkibiades  einlenken  und  darauf  hin  arbeiten,  die  Gohlquellen 
Persiens,  durch  welche  Sparta  seine  Siege  gewonnen  hatte,  zum 
Besten  der  Athener  tlüssig  zu  machen.  Es  kam  also  darauf  an, 
am  Hofe  des  Grofskönigs  Einfluss  zu  erlangen,  und  die  Zeitverhält- 


KONONS    KRIKCSPLÄ.NE.  \h9 

Disse  waren  ihm  gunstig.  Durch  die  Empörung  des  Kyros  war  die 
Stimmung  am  Hofe  wesentlich  verändert;  die  Scheinfreundselinfl 
Spartas  war  entlant.  Persien  ])edurlte  anderer  Freunde  und  einer 
andern  Politik;  man  war  daher  in  Susa  für  guten  Katli  niemals 
aogänglicher,  als  jetzt,  und  es  feldte  auch  nicht  an  Griechen, 
welche  in  der  Umgehung  des  Artaxerxes  eine  grofse  Holle  spiidten 
(wie  namentlich  der  Ilorianzer  Zeinm  und  die  I^eihärzle  Polykritos 
und  Ktesias)  und  sich  zur  VennitUdung  hereit  zeigten. 

Die  Unterhandlungen  wurden  mit  grofser  Klugheit  hegonnen. 
Zunächst  kam  es  darauf  an,  zwischen  dem  (irofskönige  und  Knago- 
las  ein  gutes  Einvernehmen  herznstellen;  denn  sonst  würde  Alles, 
was  aus  Cypeni  kam,  missliehig  gewesen  sein.  Es  wnrden  also 
die  Besorgnisse,  welche  die  kilhne  Erhehung  eines  hellenischen 
FOretenhauses  auf  der  hisel  hei  Hofe  hervorgerufen  hatte,  ]\o- 
idiwichtigt  und  reichliche  Trihutsendnngen  dienten  dazu,  Euag(»ras 
ab  einen  loyalen  Vasallen  zu  hezeugen,  so  dass  seine  Freundschaft 
Hlr  Kouon  eine  Empfehlung  war.  Dann  entwarf  Konon  einen  Be- 
richt über  die  richtige  Art  der  Kriegführung.  Er  zeigle,  wie  vcr- 
kdut  es  sei,  wenn  Persien  im  Landkriege  seine  Kräfte  nutzlos 
aufiehre,  da  sich  doch  auf  der  See  entscheiden  nulsse,  wer  an  den 
KAsten  die  Herrschaft  hahen  solle.  Zur  See  sei  Spartet  schwach 
und  ungeschickt,  wfdircnd  dem  Grofskönige  unerschöpfliche  Hülfs- 
qnellen  an  Geld,  Schiffen  und  Se(;volk  zu  Gehott^  ständen.  Es 
komme  nur  darauf  an,  sie  zu  henutzen  und  einen  hewilhrten  Führer 
gegen  die  Spartaner  zu  hnden,  die  man  leicht  in  die  ühelste  Lage 
bringen  könne,  da  sie  bei  den  Griechen  (d^^nso  verhasst  waren, 
wie  bei  den  Persern.  Zugleich  bot  er  seine  Dienste  an.  Ktesias 
ibergab  den  Brief  und  befürwortete  den  Inhalt.  Euagoras  empfahl 
Mngend,  die  Dienste  des  Atheners  anzunehmen  und  nun  kam  auch 
Pharnabazos  dazu,  mit  dem  sich  Konon  schon  in  Verbindung  ge- 
teilt hatte.  Schon  einmal  hatte  der  Satrap  eine  Ueist;  nach  Susa 
gemacht,  um  einer  Verbindung  mit  Athen  das  Wort  zu  reden,  jetzt 
wiederholte  er  unter  günstigeren  Umständen  seine  Antrag(»,  welche 
ihm  zugleich  Gelegenheit  gaben,  Tissaphernes  zu  dennlthrge]!.  Aus 
demselben  Grunde  wird  auch  Parysatis  den  Planen  Konons  gmistig 
gewesen  sein,  die  nur  nach  persönlichen  iMotiven  ihre  Politik  be- 
stimmte**). 

Es  wurde  also  eine  Flottenrüstung  beschlossen,  Pharnabaz(»s 
wurden  500  Talente  (c.  7SG000  Tb.)  zu   diesem   Zwecke  bewilligt 


160  PERSISCHK    FLOTTENRrSTU^G    95,   8;    308. 

und  Konon  zum  Führer  clor  Seemacht  l>estimmt.  Man  war  aber 
aiicli  hei  diesem  Entschhisse  so  zaghaft,  dass  man  sich  vor  dem 
Eindrucke  fürclilele,  welclien  die  Nachricht  von  den  Rüstungen  in 
Sparte  maclieh  wurde.  Man  wollte  Sparta  nicht  vorzeitig  reiva; 
man  hielt  deshalh  den  gerade  anwesenden  Gesandten  Spartas  zurüd 
und  erliefs  ein  Schrcihen  an  die  dortigen  Behörden,  welches  be- 
stimmt war,  sie  in  voller  Sorglosigkeit  zu  erhalten. 

So  zitierte  der  Grolskonig  vor  den  Kriegsplänen  der  Spartaner, 
wahrend  diese  >\'iederum  in  die  gröfseste  Aufregung  geriethen,  ab 
ein  Syrakusa]ier,  Namens  Herodas,  der  in  Phönikien  Geschäfte  ge- 
haht  hatte,  nach  Lakonien  kam  und  zutalUg  der  Erste  war,  welcher 
die  Nachricht  von  den  grofsen  Rüstungen  in  den  Kriegshäfen  Asien 
herüherhrachte.  An  solche  Gefahren  hatte  man  nicht  von  ferne 
gedacht.  Urplötzlich  sah  man  einen  neuen  Perserkrieg  im  Anzüge; 
man  fühlte  sich  unfTdiig,  solchen  Ereignissen  allein  entgegenzugebes, 
inid  so  wenig  man  sonst  auf  die  Volksstimmung  geachtet  hatte, 
herief  man  doch  jetzt  die  Ahgeordneteu  der  verhündeten  Staaten  ein, 
um  den  drohenden  Völkerkrieg  als  eine  nationale  Angelegenheit 
herathe]!  zu  lassen  und  gemeinsame  Beschlüsse  zu  fassen^*). 

Das  waren  Verhältnisse,  unter  denen  Lysandros  glaubeo 
musste,  dass  seine  Zeit  gekommen  wäre.  Jetzt  musstc  seine  That- 
krafl,  seine  Erfahrung  und  sein  Glück  im  Seekriege,  sein  Einfla» 
auf  die  asiatischen  Städte,  seine  GeschickUchkeit  in  der  Anknöpfung 
vorlheilhafter  Verhuidungen  zur  Geltung  konunen.  Auch,  seine 
weiteren  Pläne  hoffte  er  jetzt  durchführen  zu  können;  denn  wie 
konnte  er  zweifeln,  dass  der  König,  der  ihm  Alles  verdanke,  sieb 
nach  seinem  Willen  leiten  lassen  werde!  Er  hot  also  seinen  ganzen 
Einfluss  auf,  um  seine  Mithürger  zu  hestimmen,  den  asiatischen 
Krieg  mit  neuer  Energie  fortzusetzen,  ehe  die  schweiialligen  Perser 
zum  Angiilfe  ühergingen,  und  ihren  neu  erwählten  König  mit  der 
Kriegführung  zu  l)eauftragen,  um  dadurch  den  Hellenen  und  Barbaren 
den  Ernst  ihrer  Absichten  zu  bezeugen.  Auf  Lysanders  Anstiften 
kamen  Gesandte  aus  den  jenseitigen  Städten,  um  sich  Agesilaos  ab 
Feldherrn  zu  erbitten.  Der  König  selbst  warb  um  das  Feldherm- 
amt und  verlangte  nur  dreifsig  Spartaner  zu  seinem  Geleite;  eine 
gröfsere  Anzahl  konnte  man  bei  der  Schwierigkeit  der  inneren  Lage 
nicht  von  Hause  entfernen.  Sie  waren  bestimmt,  den  jährlich 
w(;chselnden  Kriegsrath  zu  bihlen;  sie  sollten  im  Namen  des  Staats 
die  Controle  ffduvn,    wie  stuist  die  Zehn  (S.  126),    aber  auch  die 


AGK8ILA08   \y    AVUS   96,    t;    396    FHIHL.  161 

fehlshaber  der  einzelnen  Abtiieilungen  stellen.  An  der  Sj)i(ze  der 
ribig  stand  Lysandros,  der  gewiss  auch  bei  dieser  neuen  Ein- 
teung  für  seine  Zwecke  aufs  Beste  gesorgt  zu  liaheti  glaubte. 
um  wurden  aus  der  übrigen  Bevölkerung  2000  Maiui  aufgeboten 
ri  an  Bundestnippen  6000.  Al>er  wie  sehr  hatte  man  sich  ge- 
udil,  wenn  man  glaubte,  dass  ein  von  dem  jetzigen  Sparta  ver- 
ödeter Nationalkrieg  Anklang  im  Volke  (luden  würde!  Wer 
mte  Sparta  eine  hellenische  Politik  zutrauen!  Es  war  al)er  auch 
ich!  mächtig  genug,  um  durch  Furcht  die  Ileeresfolge  zu  erzwingen ; 
I  Athen  wusste  man  schon  vcm  dem  Umschwünge  der  Verhältnisse, 
ff  sich  durch  Konon  vorbereitete,  und  die  Bürgerschaft  entzog 
tt  unler  dem  Vorwande  der  Erschöpfung  ihren  Verbindlichkeiten 
tpn  Sparta;  Theben  verweigerte  geradezu  die  Ileeresfolge,  obgleich 
BB  Aristomenidas,  einen  Venvandten  des  Königs  zu  ihnen  schickte, 
■n  von  denen,  welche  einst  den  Thebanern  zu  Lielx;  die  Platäer 
■  Tode  verurteilt  hatten.  Auch  die  Korinther  blieben  aus,  hidem 
ie  die  Ueberschwemmung  ihres  Zeustempels  als  böses  Vorzeichen 
•ndifltzten^). 

Der  Anfang  war  wenig  ermuthigend,  und  da  man  alle  Wei- 
cnngen  ruhig  hinnehmen  musste  und  an  Zwangsmafsregeln  oder 
Mitiguiig  fiir^s  Erste  nicht  denken  konnte,  so  hatte  man  gewiss 
h  Dmche,  mit  der  kleinen  Kriegsmacht  so  l>escheideu  w  ie  möglich 
mg^hen.  Aber  das  Gegenlheil  geschah.  Agesilaos  dachte  nur 
m,  sein  Unternehmen  so  glänzend  wie  möglich  in  Sc^ne  zu 
!lKn;  er  woUte  die  glorreichsten  Erinnerungen  der  Vorzeit  wach 
ifen,  er  woUte  sich  den  Anschein  geben,  als  ob  unter  seiner 
ttnmg  ein  zweiter  trojanischer  Krieg  begänne.  Darum  ging  er  nicht 
f  geradem  Wege  nach  Asien  hinüber,  sondern  fuhr  mit  seinen 
iqipen  an  der  Küste  entlang  nach  Euboia  und  begab  sich  von 
rt  nach  Aulis,  um  hier,  wo  der  alte  Heerkönig  der  Achäer  vor 
B  Artemistempel  geopfert  hatte,  ehe  er  gegen  Ilion  autl)rach,  als 
D  Nachfolger  el)enfalls  sein  Opfer  zu  verrichten.  Da  Lysandros 
ch  die  eigentlich  mafsgebende  Persönlichkeit  im  Heere  war,  so 
■d  man  versucht  anzunehmen,  dass  er  diese  abgeschmackte  Komödie 
ftrdert  habe,  und  dann  kann  es  kaum  einen  andern  Grund  ge- 
ll haben,  als  um  den  König  von  Sparta  uiul  mit  ihm  das  König- 
in! Ucherlich  zu  machen.  Wenigstens  scheint  er  nichts  gethan 
haben,  um  der  kindischen  Eitelkeit  des  Agesilaos  entgegen  zu 
Im,  welche  unverzüglich  auf  das  Bitterste  gestraft  wurde.     Denn 

Cwfti«%  Gr.  GMdk    IIL  1 1 


162  AGESILAOS    IN    fONIGN    95,    4;    390. 

als  der  Altar  in  Aiilis  brannte  und  der  Zeichendeuler  die  Guul 
der  Götter  feierlicli  verkündete,  stürmte  pluUlich  ein  Geschwader 
tliebanisdier  Reiter  heran  und  unterbracli  die  Feier,  ^eil  AgesilMi 
^ider  Landesbrauch  den  einheimischen  Artemispriester  von  ia 
Opferliandlung  ausgeschlossen  habe.  Die  brennenden  Opfentüdtt 
>Yurden  umhergescldeudert  und  der  neue  Agamemnon  zu  eüign 
Rückzuge  auf*  das  SchilT  gezwungen**). 

Der  Konig  fuhr  nach  Ephesos  hinüber  und  hofllte  den  Eindruck 
des  Übeln  Vorzeichens  bahl  durch  glückliche  Kriegserfolge  xu  vcr 
löschen.  Aber  auch  hier  ging  es  nicht  nach  Wunsch.  -Deni 
er  war,  obwohl  Tissaphemes  seine  Rüstungen  noch  nicht  Tdlendel 
liatte,  doch  zu  schwach,  um  mit  Nachdruck  auftreten  zu  kfinm 
und  sah  sich  dadurch  veranlasst,  einen  WaiTenstillstand  anzunehmeo. 
Der  Satrap  versprach  die  Frist  zu  benutzen,  um  vom  Grolsköiiige 
die  Fixiigebung  der  kleinasiatischen  Städte  zu  erwirken,  und  so 
wenig  man  auch  an  eine  ehrliche  Absicht  dal)ei  glauben  konnte,  m 
beruhigte  sich  Agesilaos  doch  bei  dem  scheinbaren  Ruhme,  dass 
sein  blofses  Auftreten  in  Kleinasien  einen  solchen  Eindruck  hervor- 
gebracht habe;  auch  war  ihm  die  Riüiezeil  erwünscht,  um  sich  in 
dem  fremden  Lande  eine  Stellung  zu  verschaflen,  und  zwar  w 
Allem  seiner  eigenen  Umgebung  gegenülK?r. 

Lysandros  war  in  lonien  wie  zu  Hause.  Alle  Beziehungei 
früherer  Zeiten  wurden  erneuert;  seine  alten  Parteigänger  sammelten 
sich  um  den  berühmten  Feldherrn,  wahrend  die  unbekannte  und 
an  sich  unscheinbare  Persönlichkeit  des  Agesilaos  ganz  zurucktraL  i 
Auch  liefs  Lysandros  deutlich  genug  merken,  dass  er  als  die  Haupt- 
person anzusehen  sei.  Mit  vollem  Selbstgefühle  trat  er  von  Neuea 
auf  den  Schauplatz  und  wollte  seinen  Freunden  zeigen,  dass  sie 
nicht  umsonst  auf  ihn  gerechnet  hätten;  er  wollte  das  begonnene 
Werk  wieder  aufnehmen  und  —  zu  Ende  führen.  Aber  vvie  da- 
mals in  den  Beiiörden  S[)artas,  so  tauschte  er  sich  jetzt  in  Age- 
silaos. 

Dieser  war  durchaus  nicht  gesonnen,  als  blofser  Figorant 
neben  Lysandros  zu  stehn,  wie  iVi\tkos  es  einst  getlian  liatte.  Er 
fühlte  sich  durch  die  Uuldigmigen,  welche  gesucht  und  ungesocfat 
seinem  Begleiter  zu  Theil  wurden,  tief  verletzt;  er  wurde  durch 
andere  Personen  seiner  Umgebung,  die  elienfalls  durch  Lysanden» 
Herrsclisucht  gekränkt  waren,  noch  mehr  aufgereizt;  er  fmg  an 
sich  dem  lästigen  Ehiflusse    zu    e]]tziehen,    er  wies  dann   die  Vor- 


LT8ANDRRS   DRUtiTHIßlTIHG.  163 

sdilage  und  Empfehlungen  seines  Hathge])ers,  w(m1  sie  von  ihm 
kamen,  zurück  um)  endlich  ging  er  darauf  aus,  ilin  öffentlich  zu 
demAthigen.  Er  Abertrug  ihm  eines  der  llofamler,  die  noch  vom 
■iUichäiBchen  KOnigthume  her  sich  erlialten  hatUMi,  und  ernannte 
ihn  IQ  seinem  Obers])eisemei$ter.  Was  für  unl)e<leutende  Menschen 
noch  immer  eine  Auszeichnung  sein  mochte,  ^ar  hier  eine  Ver- 
hfthnung,  und  sie  konnte  Niemanden  schwerer  treffen  als  Lysan- 
dnw,  der  den  veralteten  Pomp  der  Königshauser  immer  verspottet 
hitie.  Nachdem  er  erst  durch  König  Tansanias  (8.  40)  gcdemfitliigt 
war,  war  er  es  nun  zum  zweiten  Male  hi  viel  empfindlicherer 
Wrise  durch  seinen  eigenen  Zögling;  seine  Stellung  war  unhalthar. 
Er  erlNit  sich  einen  anderweitigen  Auftrag;  Agesilaos  schickte  ihn 
dem  Hellespont  imd  fand  stitt  seiner  an  Xenophon  einen 
in,  welcher  ihm  die  gröfsten  Dienste  leisten  konnte,  ohne  ihm 
dvch  Ansprüche  auf  Dankharkeit  lästig  zu  sein  imd  seinem  könig- 
Behen  Ansehn  im  Wege  zu  stehn. 

LTsandros  fiel  auch  diesmal,  ohne  dass  sein  Sturz  eine  ße- 
wegung  hervorrief;  die  Vergöttenmg,  die  ihm  einst  in  den  ionischen 
Stidten  zu  Tlieil  geworden,  war  längst  in  Gleichgültigkeit  üher- 
gegangen.  Agesilaos  aber  gewann  durch  die  kräftige  Art,  mit 
welcher  er  sich  des  selbstsüchtigen  Vc^rmunds  entledigt  hatte,  eine 
im  andere  Stellung  und  Haltung.  Er  wurde  jetzt  erst  vom  Heer 
ib  Kriegsherr  anerkannt  und  die  Männer  des  Kriegsraths  ordneten 
deh  ihm  unter,  da  er  sich  seiner  Aufgabe  gewachsen  zeigte.  Denn 
la  verwegen  es  schien,  mit  einer  so  geringen  Schaar  das  Perser- 
reich  lU  bekämpfen,  so  war  die  Aufgal)e  doch  auch  mit  mittel- 
nifirigen  Feldhermgaben  zu  lösen.  Man  hatte  an  den  reichen  See- 
itidlen  einen  trefflichen  Rückhalt;  man  hatte  ein  unl>ewachtes  I^nd 
far  sich,  ein  Land  voller  Hülfsmittel,  von  einer  st;immverwandten, 
den  Persem  missgünstigen  Bevölkerung  bewohnt,  welches  die  mäfsige 
IVappenzahl  leicht  erhielt.  Das  Klima  begünstigte  die  Beutezüge, 
wdche  Yon  bequemen  Winterrasten  unterbrochen  wurden,  und  die 
Satrapen,  welche  die  Seeprovinzen  zu  hüten  hatten,  waren  gegen 
einander  feindseliger  gesinnt  als  gegen  den  hellenischen  Fleerführer. 
Der  Eine  hetzte  ihn  gegen  den  Anderen  oder  blieb  wenigstens  voll- 
kommen mhig,  wenn  er  seinen  AmL««genossen  l)e(lroht  sah.  Tissa- 
phemes  hielt  sich  vorzugsweise  im  inneren  Karien,  wo  seine  Privat- 
beahzungen  gelegen  waren,  Pharnabazos  in  seiner  Satrapie  am 
Helleaponte.   Jeder  suchte  die  Hewegimgen  des  Feindes  zu  erkunden 

11* 


164  IONISCHER    KRIEC;   96,    1;    896. 

und  ihnen  dann  zu  begegnen;  von  einem  kräftigen  Entschlüsse 
gegen  die  Küste  vorzugehen  und  die  feindlichen  Streitkräfte  zu  er- 
drücken oder  zum  Abzüge  zu  zwingen  ist  keine  Rede.  Endlieh 
war  auch  die  Wachsamkeit  und  Klugheit  der  persischen  HeeifQhrer 
so  gering,  dass  sie  sich  durch  die  einfachsten  Anschlage  überlistea 
liefsen.  Von  der  phönikischen  Flotte  war. aber  für. das  Erste  noch 
nichts  zu  fürchten.  Unter  diesen  Umständen  war  die  Kriegfühnuig 
keine  so  schwierige  Aufgal)e,  namentlich  wenn  es  sieb  nicht  um 
Erreichung  bestimmter  und  bedeutender  Ziele  handelte,  sondern 
nur  um  einzelne  vortheiihafte  Unternehmungen. 

Nachdem  Tissaphernes  die  Waffenruhe  gebrochen  hatte,  machte 
Agesilaos  seinen  ersten  Feldzug  im  Sommer  396.  Er  liefe  auf  der 
Strafse  nach  Karlen  hin  den  Durchmarsch  seinejr  Truppen  ameigen, 
um  dadurch  seinen  Gegner  an  der  Mäandroslinie  festzuhalten;  dano 
zog  er  in  entgegengesezter  Richtung  unangefochten  nach  den 
hellespontischen  Küstenländern,  gewann  eine  Reihe  von  Stadien 
und  unermessliche  Beute,  inusste  sich  aber  vor  der  feindlichen 
Reiterei  wieder  nach  Ephesos  zurückziehen;  man  merkte,  dass  es 
an  Pferden  und  leichten  Truppen  fehlte. 

Der  Winter  wurde  eifrig  benutzt,  sich  besser  zu  rüsten.  Ephe- 
sos wurde  ein  grofser  Wafleii-  und  Exercierplatz,  man  erkannte 
die  weichhclie  Handelsstadt  gar  nicht  wieder,  wenn  man  alle  Maga- 
zine mit  Kriegsgerätheu  gefüllt,  den  Markt  voll  Waffen  und  alle 
Handwerker  für  den  Krieg  arbeiten  sah.  Es  wurden  W^erbungen  in 
gröfstem  Mafsstabe  angestellt.  Die  reiche  Beute  machte  Lust  zum 
Soldatenleben.  Die  Gymnasien  und  Riiigschulen  waren  angefüllt, 
Agesilaos  hielt  anfeuernde  Wettkämpfe  und  brachte  mit  seinen  jugend- 
lichen Genossen  die  gewonnenen  Siegeskränze  in  das  Artemision. 
Das  Lel>en  und  Treiben  am  Eurotas  schien  nach  Kleinasien  ver- 
pflanzt und  nichts  versäumt,  um  in  den  Städtei*n  Kampflust  zu  ent- 
fachen. Agesilaos  liefs  die  Gefangenen  nackt  ausstellen,  damit  man 
sich  die  zarten  Leiher  der  Asiaten  ansehe,  die  selten  aus  ihren 
Gewändern  kamen  und,  an  Wagenfahren  gewohnt,  zu  Kriegsmühen 
untauglich  waren.  Gegen  solche  Gegner  zu  streiten,  das  sei  ein 
Kampf  von  Männern  gegen  Weiber.  Die  ionischen  Städter  zogen 
es  aber  doch  vor,  statt  des  persönlichen  Dienstes  Stellvertreter  zu 
stellen.  Sie  warben  für  ihr  Geld  Mannscliafll  an  und  schafften  Pferde 
aus  den  l)esten  Gegenden  der  Rosszucht  herbei,  und  dal)ei  war  für 
sie   selbst,    die   nun   rulüg   ihren    Geschäften   nachgehen    konnten, 


SIEG    AM    PAKTOLOS   96,   1;    395.  165 

wie    auch    für    die    Interessen    des   Agesilaos    olme    Zweifel    besser 
gesorgt. 

Der  zweite  Feldziig  begann  mit  einer  neuen  Täuschnng  des 
Tissaphenies.  Denn  Agesilaos  liefs  seine  wabren  Absiebten  ix^kannt 
werden  und  rfickte  dann,  als  der  Satrap  wiedonim  für  Karien 
fürchtete  und  hier  den  Angriff  erwartete,  mit  seinem  Heere,  das 
inzwischen  auf  18-  bis  20,000  Mann  angewaclisen  sein  mocbte, 
landeinwärts  das  Kaystrostbai  binanf,  wendete  sieb  dann  links,  am 
Olyuiposgehirge  vorülier,  in  das  Hermostbai,  in  dessen  überreirbe 
und  unbenihrte  Fluren  sieb  das  Heer  ergoss,  olme  Widerstand  zu 
inden.  Aber  diesmal  zog  Tissapbemes  seine  Truppen  zusammen, 
am  den  Mittelpunkt  der  ganzen  Verwaltung  Kleinasiens,  die  alte 
Hauptstadt  Lydiens  zu  retten.  Agesilaos  sab  die  Reiterei  der  Perser 
in  die  Hermosebene  nitnlersteigen,  wäbrend  ibr  Fufsvolk  nocb  zurück 
war.  Er  warf  sieb  also  rascb  auf  den  Vortrab  iles  Heers,  den  er 
bei  dem  Zusammenfhisse  des  Paktolos  und  des  Hermos  erreichte. 
und  es  gelang  ihm  durch  geschickte  Verwendung  der  verscbiedenen 
Tnippengattungen ,  worin  er  gewiss  des  Xenopbon  Scbuler  war, 
den  Feind  vollständig  zu  schlagen.  Das  reiche  Lager  ward  (Tbeutet, 
wShrend  Tissapbemes  ruhig  in  Sardes  verweilte  und  nicht  den 
Muth  hatte,  mit  seinen  ungebrauchten  Streitkrätlen  die  scbmacb- 
▼oUe  Niederlage  vor  den  Tboi*en  der  Hauptshidt  zu  rächen. 

Das  war  die  erste  Waffentlial  in  gröfserem  MafsstalK?,  und  nacb 
▼erschieileneii  Richtungen  liin  ein  folgenreiches  Rreigniss. 

Die  nächste  f<dge  war  der  Untergang  des  Tissapbemes,  dessen 
Siellnng  hei  Hofe  längst  mitergraben  war.  Zwar  wurd(^  es  dem 
Grolskönige  schwer,  den  Dien(T  fallen  zu  lassen,  dem  er  seinen 
Thron  verdankte,  al»er  die  Partei  des  Pbarnabazos  war  immer  mäch- 
tiger geworden;  man  machte  den  König  glauben,  dass  Tissapbemes 
die  Feinde  durch  Geldzahlungen  liewege,  seine  Provinz  zu  scbonen, 
die  Niederiage  am  Paktolos  gab  ihm  den  Rest,  und  die  Racbe  der 
Uatgierigeii  Parysatis,  welche  alle  Feinde  des  Kyros  nach  und  nacb 
10  erreichen  wusste,  wurde  emllicb  auch  an  ihm  erfüllt.  Er  wurde 
zn  einem  Kriegsrathe  nach  Kolossal  berufen  und  dort  durch  die- 
selbe Arglist,  in  welcher  er  der  Meister  zu  sein  glaubte,  festge- 
nommen; dann  wurde  er  seinem  Amtsnachfolger  ausgeliefert,  der 
sein  Amt  damit  antrat,  dass  er  das  Haupt  des  Tissapbemes  nach 
Snsa  einschickte*'). 

Die  Griechen  jubelten  über  den  Untergang  ihres  verbasstesten 


160  FOLGEN    DES   SIEf.S   06,   2;    895. 

Gegners   und  das  Ansehn  des  Agesilaos  sland  höher  bei  iiiuen  ak 
zuvor.     Auch  aus  der  Heiniath   wurde  ihm  die  glänzendste  Aner- 
kennung.   Er  war  nach  Leotychides  der  erste  K6nig  Spartas,  wekber 
die  Perser    im  eigenen  Lande   gescldagen,    der    erste,    welcher  so 
fern  von  der  Heiniath,  umgelten  von  allem  Glänze  des  Morgenlanda, 
im  Besitze  der  vollsten  Kriegsherrhdikeit  denn(»ch  vollkoinmea  zu- 
verlässig  und   loyal    gehliehen  war.     Man   knüpfte  an  seine  Person 
die  kilhnslen  Hoffnungen  und  entschloss  sich  deshalb  auch  die  See- 
feldhcrruwürde ,    welche   bis   dahin    dmxh   strenges  Gesetz  von  der 
königlichen  Macht  gelrennt  gehalten  war,    mit    ihr   zu    vereinige 
Dann  kam   auch  der  Landkrieg  hi  ein  neues  Stadium.     Bis  dahin 
hatte  er  in  einzehien  Beutezügen  bestanden,   und  das  war  die  doi 
Verhältnissen  angemessene  Kriegsweise,    für  welche  der  König  wie 
sein  Heer  ganz  geeignet  wai\     Nach    dem    letzten  Siege  waren  die 
Ansprüche   gesteigert;    es  sollten  umfassendere  KricgspLäne  gemacht 
werden  und  das  setzte  die  Sieger  in  Verlegenheit.    Demi  ein  eigenfr 
lieber   £rol>erungskrieg,    eine    Unterwerfung    des    Binnenlandes  hg 
den  Plänen  des  Königs  und  einer  verständigen  Politik  Spartas  fem. 
Das  Einzige,    was  möglich   schien,   war  eine  Vernichtung  der 
persischen  Macht  in  Kleinasien  durch  Aufwiegelung  der  Statthalter. 
Erfolge    dieser  Art   lagen    nicht   aufserhalb  einer  vernünftigen  Be- 
rechnung.    Die   Statthalter   sahen   sich    vollkommen   aiifser  Stande, 
mit  ihren  Mitteln   den   Hellenen  Widerstand  zu  leisten;    auch  der 
Nachfolger    des  Kyros    hatte    die   Unabhängigkeit   des  Küstenlandes 
thatsächlich  anerkennen  nulssen;  und  die  strengen  Forderungen  des 
Hofs,   der  auf  die  Tributsunmien  der  Städte  nie  verzichten  wollte, 
l)ereitelen  den  Satrapen  unerträgliche  Schwierigkeiten.    Da]>ei  fiaren 
die  Satrapen  bei  ihrer  Entfernung  vom  Hofe  so  selbständig  in  ihrer 
Macht,  dass  man  einen  Mann  wie  Tissaphernes  gar  nicht  abzusetzoi 
imd  vorzufordern  wagU.',    sondern  nur  durch  Verrätberei  zu  liesei- 
tigen  wusste.    Unter  solchen  Umständen  nmsste  diesen  Machthabem 
wohl  der  Gedanke  kommen,  dass  es  für  sie  die  beste  Politik  wäre, 
sich  mit  den  Griechen   auf  eigene  Hand  zu   verständigen   und  mit 
Griechenhülfe  sich  von    Susa  unabhängig  zu   machen.     Hatte  doch 
selbst  Tissaphernes,  der  ärgste  Gricjchenfeind,  eine  griechische  Leib- 
wache,    bei    welcher    allehi     er    sich    sicher    fühlte!      Nach    dem 
Untergange    des    Tissaj)hernes,    der    für    einen    streng    königlicben 
Mann    galt    und   seiner  ausgedehnten  Vollmachten   wegen    von   den 
kleineren  Macblhabern  gefürchtet  war,  lockerten  sich  die  Baude  der 


NEUE    KKIEGSPLÄISE.  167 

Eoeht  iinil  des  Ziisninnieiilinngs  mit  dem  Reiche  noch  mein*.  Man 
bot  Agesilaos  von  verschiedener  Seite  Verhindnngen  an.  Kleinasien 
Rhien  sich  in  eine  Reihe  von  Staaten  nnd  Stammen  aufzulösen, 
kreD  Fürsten  anf  griechische  Unlei'stutzung  angewiesen  waren  und 
nch  also  zu  allen  Zugeständnissen  hereit  linden  mussten. 

In  dieser  Richtung  war  Agesilaos  Ihatig.  Es  gelingt  ihm,  den 
Lmdeskönig  von  Paphlagonien  Otys  zum  oiTnen  Ahfall  zu  bewegen 
nd  zwar  dmrh  Vermiltdung  des  Spithridates,  eines  Unterheamten 
fcs  Phaniabazos,  welcher  durch  Lysandros  veranlasst  war,  sich 
Im  Griechen  anzuschliefsen.  Agesilaos  hrachte  eine  Heii*ath  zwi- 
NJien  Otys  und  der  Tochter  des  Spithridates  zu  Stande,  um  den 
Kflnig  noch  fester  mit  sich  zu  vereinigen  und  wo  möglich  eme 
Gruppe  von  Fürsten  zu  bilden,  welche  in  griechischem  Interesse 
nmmmenhieUen.  Man  hofTt«  selbst  den  Pharnabazos  in  eine  solche 
Tcrbindimg  herein  zu  ziehen  —  aber  ehe  diese  Pläne  zur  Reife 
kamen,  tritt  von  unerwarteter  Seite,  und  zwar  auch  in  Folge  des 
Pkktolossieges,  eine  vollständige  Wendung  der  Kriegsereignisse  ein^'). 

Es  war  nämlich  an  Tissaphenies'  Stelle  Tithraustes  getreten, 
ein  Mann,  der  viel  schwieriger  zu  behandeln  war,  weil  er  höhere 
Bde  verfolgte.  Tithraustes  machte  sich  keinerlei  Täuschung.  Er 
nbnnte  die  Unmöglichkeit,  sich  durch  Waffengewalt  der  fremden 
Beere  zu  envehren,  und  begann  also  auf  neuer  Grundlage  zu  unter- 
bodeh.  Er  erklärte  sich  bereit,  die  Freiheit  und  Selbstregierung 
hr  Kflstenstadte  anzuerkennen,  nur  sollten  dieselben  einen  gewissen 
kboBS  dem  Grofskönige  entrichten,  der  sich  einmal  als  den  Eigen- 
hflmer  des  Bodens  ansah,  auf  dem  die  Städte  erbaut  waren.  Es 
ir  dieser  Vorschlag  ohne  Zweifel  die  einzig  mögliche  Basis  der 
entiKndigung,  auf  welche  von  beiden  Seiten  eingegangen  werden 
unte,  die  einzige  Art,  den  Seestädten  ihre  bürgerliche  Freiheit 
1  sichern,  ohne  dass  ehi  frenuies  Heer  in  Kleinasien  lag  und  ein 
ninterbrochener  Kriegszustand  fortdauerte.  Manche  griechische 
lonien  liestanden  unter  ähidichen  Bedingungen,  idme  dass  man 
Den  den  Namen  freier  Griechenstädle  stnntig  machte. 

Agesilaos  konnte  aber  nach  seinem  Siege  solche  Bedingungen 
;hl  annehmen  und  Tithraustes  war  für  den  Augenblick  aul'ser 
Bilde,  etwas  Anderes  zu  thun,  als  sich  nach  Art  des  Tissaphernes 
inen  Gegner  vom  Halse  zu  schaffen,  indem  v.v  ihm  reiche  Sold- 
Ider  auszahlte  und  dafür  sich  ausbedang,  dass  er  sich  wieder  nach 
m  Hellesponte  wende.    Also  auch  Pharnabazos  halte  keinen  Gewinn 


168  AGESILAOS   UND    TITHRAUSTES. 

vom  Stui^ze  seines  Gegners;  es  ging  ihm  übler  als  je  zuvor.  Dem 
sein  prächtiger  Herrensitz,  Daskyleion  an  der  Proi)ontis,  i^urde 
das  Winterquartier  des  Agesilaos,  der  in  den  Wildparks  des  Satnpeo 
jagte,  während  dieser  mit  seinen  Schätzen  unstat  umherzog,  too 
Streifschaaren  verfolgt. 

Inzwischen  hatte  Tithraustes  andere  und  wirksamere  Mittel  ge- 
funden, den  kleinasiatischen  Wirren  ein  Ende  zu  machen.  Soüte 
der  Krieg  einmal  mit  Gold  statt  mit  WalTen  weiter  geführt  werden, 
so  war  es  besser,  das  Gold  nicht  dem  Könige  Spartas  zu  geben, 
den  man  dadurch  nur  an  den  Boden  von  Kleinasien  fesselte,  son- 
dern den  Feinden  Spartas  im  Mutterlande.  Tithraustes  kannte  die 
dortigen  Verhältnisse,  er  wusste,  wie  viel  Zündstoff  dort  angehäuft 
sei  und  dass  ein  dort  entzündeter  Krieg  das  sicherste  Mittel  sei,  um 
den  königlichen  Seeprovinzen  den  lang  ersehnten  Frieden  wieder 
zu  verschaffen.  Zur  See  hatte  Konon  schon  die  Kriegführung  über- 
nommen; nun  schickte  Tithraustes  im  Sommer  395  den  Rbodier 
Timokrates  nach  Athen,  Theben,  Argos  und  Korinth.  Die  per- 
sischen Subsidien,  welche  im  pcloponnesischen  Kriege  von  den 
Athenern  so  sehnsüchtig  begehrt  und  von  den  Spartanern  durch 
vielerlei  Demüthigung  erkauft  worden  waren,  wurden  jetzt  freiwillig 
angeboten  und  den  Städten  entgegengetragen,  welche  den  Sparr 
tanem  feindlich  waren;  die  goldenen  'Bogenschützen^  an  richtiger 
Stelle  verwendet,  Ihaten  ilue  Wirkung.  Die  Führer  der  demcAra- 
tischen  Partei,  deren  Interessen  jetzt  mit  denen  des  Gfofskönigs 
zusammenfielen,  befreiten  sein  Reich  von  dem  lästigen  Feinde,  in- 
dem sie  Griechenland  nach  kurzer  Waffenruhe  von  Neuem  zum 
Schauplatze  eines  Kriegs  machten,  welcher  sieben  Jahre  lang  zu 
Lande  und  zu  Wasser  geführt  wurde  und  die  Lage  der  griechischen 
Staaten  zu  einander  wesentUch  veränderte**). 


IV. 

DER  KORINTHISCHE  KRIEG 


Als  Agesilaos  nach  Asien  fil)erseLzte,  um  den  Grofsküuig  in 
seinem  Reiche  anzugreifen,  konnte  dies,  aurserlicli  l)elrachtet,  wie 
ein  grofsarliger  Aufschwung  Spartas  angesehn  werden,  in  Wirklich- 
keit entzog  es  sich  al)er  dadurch  nur  der  ungleich  schwierigeren 
Aufgabe,  .die  es  im  Vaterlande  zu  lösen  hatte,  und  die  gänzliche 
Unfähigkeit,  welche  es  in  der  Behan<llung  der  hellenischen  An- 
gelegenheiten zeigte,  brachte  dem  Staate  viel  mehr  Nachtheil  als 
der  neue  Waffenruhm  ihm  nützte.  Nach  den  Thaten  der  kvreer 
konnten  Triumphe  ülier  persische  Satrai>en  keinen  Eindruck  machen; 
die  nationalen  Ideen,  welche  künstlich  angeregt  wurden,  fanden 
keinen  Anklang,  weil  sie  keine  Wahrheit  hatten,  und  die  Zeit  war 
u  nüchtern,  um  sich  durch  das  pomphafte  Auftreten  des  Agesilaos 
bestechen  zu  lassen. 

Während  der  Fehbsüge  hatte  sich  die  allgemeine  Verslimmung 
nur  gesteigert.  Man  war  namentlich  über  die  grausame  ßehaiullung 
?on  Elis  aufs  Höchste  erbittert;  man  sah  jetzt,  wo  Sparla  hinaus 
wolle,  wenn  es  die  Macht  in  llanden  habe.  Man  sah  abi'r  auch, 
dass,  während  die  klehien  und  wehrlosen  Nachbarstaaten  seiner 
Rachsucht  zum  Opfer  fielen,  die  gi^ofseren  un<l  ferneren  Staaten 
für  die  offenste  Widersetzlichkeit  und  die  schnödesten  Beleidigungen 
unbestraft  hUehen.  Dadurch  schwand  allnirddich  die  Furcht  vor 
Sparta;  man  erkannte  das  Missverhältniss  zwischen  seinen  Macht- 
anspröchen  und  seiner  wirklichen  Macht  und  es  bildete  sich  um  so 
leichter  ein  Einverständniss  unter  den  Staaten,  welche  sich  je4zt 
zuerst  oder  von  Neuem  dem  Drucke  Spartas  entziehen  wollten,  die 
einen,  indem  sie  sich  von  ihrer  Niederlage  erludten,  die  anderen 
mit  frischer  Kraft  eintretend,  um  sich  eine  selbständige  Stellung 
zu  erwerben. 

Theben,  Argos,  Korinth  und  Athen  waren  die  Plätze,  wo  es 
gäbrte;    überall    waren    namhafte   Manner,    welche    die    Bewegung 


170  TIMOKRATES    IN    GRIECHENLAND    96,   8;    SOS. 

leiteten;  in  Argos  Kylon  nnd  SoiLimas,  in  Korinth  Timolaos  und 
Polyantlies,  in  Theben  Androkleides,  Anipliithcos  und  Galaxidoros. 
In  Athen  vvni'den  (He  Volksredner  Agvrrhios  und  Epikrates  einfluss- 
reich und  dei'  Staat  lenkte  mehr  und  mehr  in  die  alte  Demokratie 
ein.  Eine  gleiche  Richtung  trat  mit  der  Erhebung  gegen  Sparta 
auch  in  den  anderen  Städten  hervor  und  diente  dazu,  sie  unter 
einander  zu  verbinden®'). 

Mit  diesen  Verhältnissen  war  man  in  Persien  durch  Konon 
bekainit  und  demgemäfs  erhielt  Timokrates  seine  Anweisungen;  die 
Lage  war  so  günstig,  dass  es  keiner  Bestechung  liedurfle,  um  Ver- 
räther zu  gewinnen  und  der  Politik  der  Staaten  eine  neue  Wen- 
dung zu  ge])en.  Man  konnte  offen  verhandeln  nnd  war  deshalb 
um  so  sicherer,  das  Geld  nicht  nutzlos  auszugeben.  Der  AbfaB 
war  schon  erfolgt,  Korinth  wie  Athen  hatten  die  Heeresfolge  tct- 
weigert;  Theben,  welches  die  Spartaner  durch  die  Sendung  des 
Aristomenidas  (S.  161)  in  besonderer  Weise  zu  gewinnen  Tersuchten, 
hatte  «lassende  in  viel  schrofferer  Weise  gethan  und  aufserdem  den 
König  Agesilaos  öflenthch  auf  das  Gröbste  beschimpft.  Das  waren 
Verhältnisse,  welche  unhaltbar  waren;  es  musste  zum  Kriege  kommen 
uiui  es  war  gewiss  nicht  vortheilhaft  zu  warten,  bis  etwa  Sparta, 
<1urch  die  asiatische  Beute  l>ereichert  und  durch  einen  glAckUclien 
Frieden  mit  Persien  ermiithigt,  seinerseits  den  Zeitpunkt  günstig 
erachtete,  um  die  widerspenstigen  Staaten  zu  züchtigen  und  über 
einen  nach  dem  andern  das  Schicksal  von  Elis  zu  verhängen.  Es 
fehlte  nur  an  Mitteln  zum  Kriege;  als  diese  aber  sich  ungesuchl 
und  reichlich  darl)oten,  konnte  und  durfte  man  nicht  säumen.  So 
erklärt  sich  die  rasche  Wirkung,  welche  der  Sendung  des  Timo- 
krates folgte  uiul  Alles,  was  Konon  in  Aussicht  gestellt  hatte,  auf 
das  Glänzendste  l)estätigte. 

Die  Thebaner  wai^en  die  Eifrigsten.  Sie  stunden  damals  der 
ganzen  LandschalY  vor;  sie  handelten  als  Böotier.  Sie  waren  es,  die 
den  Krieg  zum  Ausbruche  brachten,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  sie, 
um  nicht  unmittelbar  gegen  Sparta  vorzugehen,  in  ihrer  Nachbar- 
schaft eine  Gränzfehde  veraiüassten. 

Die  opuntischen  Lokrer,  welche  unter  Thebens  Einflüsse  standen, 
mussten  einen  Landstrich,  der  zwischen  ihnen  und  Phokis  streitig 
war,  für  sich  in  Anspruch  nehmen.  Die  Phokeer  rufen,  wie  voraus  zu 
sehen,  Sparta  zu  Hülfe  und  die  Thebaner  schicken  nach  Athen. 
Athen  war  eine  wehrlose  Stadt  und  also  auf  enie  vorsichtige  Haltung 


llihVIUVISS  zw.  ATHEN   UND   THEBEN   S95.  171 

ewiesen;  es  hatte  keine  Kriegsgelder  von  Persien  angenommen 
I  idiettte  rieh  ofiene  Feindseligkeit  zu  beginnen.  Andererseits 
inle  es  aber  auch  nicht  dulden,  dass  von  Neuem  peloponnesiscke 
ippen  in  Hittelgriechenland  einiiickten  und  die  lysaudrische  Politik 
der  aufgenommen  wurde;   denn   dann  halten  auch  die  Athener 

Schlimmste  zu  erwarten.  Damm  hatten  die  Gesandten  Thebens 
tB  Recht  am  Sclilusse  ihrer  Rede  zu  sagen,  dass  der  l»eantragte 
Beidimad  tär  Athen  seihst  noch  vortheilhaflter  sei  als  für  Theben. 
.  Auch  wagte  sich  in  Athen  die  lakonische  Partei  gar  nicht  geltend 
OUMsben.  Es  soll  noch  eine  Gesandtschaft  nach  Sparta  gegangen 
I  mit  dem  Antrage,  die  phokische  Gränzstreitigkeit  durch  ein 
icht  entscheiden  zu  lassen.  Als  aber  darauf  nur  mit  Kriegs- 
limg  geantwortet  wurde,  war  die  Bürgerschaft  rasch  entschlossen. 
hl  sah  man  die  spartanischen  Besatzungen  rings  um  Attika  herum 
Baboiay  Tanagra,  Aigina,  Megara  gelagert,  und  war  selbst  ohne 
Hcn  und  ohne  ScliilTe,  aber  man  wollte  die  Wohlthäter  der  Stadt 
il  im  Stiche  lassen.  Neben  Männern,  wie  Epikrates,  von  denen 
■ifp*»»*  die  Rede  ging,  dass  sie  persisches  Geld  angenommen 
ien,  traten  Thrasybuios  von  Kollytos  und  Tlu*asybulos  von  Stciria, 
Beflreier  Athens,  vor  die  Bürger  und  erweckten  den  alten  Kriegs- 
b.    Thrasybuios  verfasste  den  Yolksbeschluss,  in  welchem  Athen 

den  Böotiem  ein  WafTeid^ündniss  abschloss,  und  ilieser  Bescbluss 
NBO  Urirande  noch  jetzt  hi  einem  Bruchstu<;ke  erhalten  ist,  war 
orale  That,  mit  welcher  Athen  acht  Jahre  nach  Wiederherstellung 

Unabhängigkeit  aus  seiner  Zumckgezogenlieit  hervortrat,  der 
0  Sduitt  einer  selbständigen  Politik,  der  erste  Erfolg  der  Ixu»- 
hen  Partei,  welche  sich  zugleich  mit  der  Befi-eiuiig  des  Staats 
üdet  hatte  (S.  52).  Schon  hn  Herbste  305  (96,  2)  rückte  Thrasy- 
m  mit  einer  Hulfsschaar  nach  Theben,  hoch  erfreut,  sich  seinen 
tBrennden  dankbar  erweisen  zu  können,  und  freudig  von  ibnen 
Angen**). 

Sfiartas  Kriegseifer  l)eru1ite  aber  dai*auf,  dass  Lysandnts  seinen 
Inss  wieder  liefestigt  hatte.  Durch  alle  Widerwärtigkeiten  un- 
eugty  hatte  er  seine  Plane  unablässig  verfolgt  und  wieder  eine. 
Im  um  rieh  gesammelt,    welche  ihm  fest  anhing.     Er  l)edurfle 

allem  einer  neuen  Gelegenheit,   sich  als  den  Maini  zu  zeigen, 

allein  im  Stande  sei,  die  Hellenen  zu  unterwerfen.  Der  Abfall 
Mittelgriechenlaud  war  schon  ein  Triumph  Hir  ibn,  weil  dadurch 
nbar  wurde,    wie  verkehrt  die  schlaffe   und  nachsichtige  Politik 


172  SCHLACHT    BEI    HALIARTOS   96,  S;    SM. 

sei,  welche  man  ihm  zuwider  l)efolgt  habe;  er  hoffte  jelzt  nieder 
der  Unentbehrliche  zu  sein  und  in  Abwesenheit  des  Agesilaos  m 
unterbrochenes  Werk  mit  1)eslem  Erfolge  aufnehmen  zu  köimai; 
er  hoffte  sich  an  l>eiden  Königen  für  die  erUtteuen  Demülhigm^ai 
raclien  zu  können. 

Er  erlangte,  dass  man  ihn  zum  Befehlshaber  ernannte.  Er  machte 
sich  anheischig,  im  Norden  von  Theben  ein  eidgenössisches  Hmt 
zusammenzubringen;  Pausanias  wurde  beauftragt,  die  peloponneuschci 
Truppen  zu  sammeln  und  über  den  IsUimos  Torzurücken.  Beide 
Ueere  sollten  sich  dann  im  südlichen  ßöotien  vereinigen  and  dh 
feindliche  Macht  erdrücken,  ehe  sie  sich  durch  auswärtigen  Zang 
gestärkt  habe.  Lysandros  eilt  ungeduldig  voran,  bringt  Truppm  m 
IMiokis  und  Thessahen  zusammen  imd  rückt  gegen  Haliartos  tot, 
wo  er  den  König  treffen  sollte.  Er  findet  ihn  nicht;  toU  Begier, 
allein  die  erste  Waffenthat  zu  vollbringen,  geht  er  unbesonnen  auf 
die  wohlvertheidigte  Stadt  los;  er  wird  einerseits  von  den  Belagertai, 
andererseits  von  den  herbei  eilenden  Thebanem  angegriffen  und  ii 
diesem  ungleichen  Kampfe  mit  einem  Theile  semer  Truppen  er8clibigc& 

So  klagUch  endete  das  Leben  des  Mannes,  welcher  wie  Zeit 
lang  mächtiger  war  in  Hellas  als  ii'gend  ein  Hellene  vor  ihm,  der  sick 
wie  einen  Gott  verehren  Uefs  und,  nachdem  er  die  grö&te  Ent- 
scheidung in  der  griechischen  Staatengeschichte  herbeigeführt  hatte, 
auch  die  weitere  Entwickelung  dersell)en  in  seiner  Hand  zu  habei 
glaubte.  Er  hatte  ein  deutliches  Hewusstsein  davon,  was  die  Korintber 
zu  x\nfang  des  peloponnesischen  Kriegs  den  I^kedämoniem  sagtea: 
'Für  einen  Staat,  der  sich  ruliig  verhält,  sind  stetige  EinrichtunpB 
vortrefflich;  wenn  er  sich  aber  auf  Vielerlei  einlässt  und  Grofim 
unternimmt,  so  kann  er  nicht  })ei  dem  Alten  verharren,  senden 
muss  Manches  bessern  und  ändern'.  So  wollte  auch  Lysandroe 
<ias  veraltete  Sparta  umformen,  <lamit  es  seiner  neuen  Aufgabe  ge- 
nügen könne.  Aber  es  war  keine  Vaterlandsliebe,  die  ihn  zu  seiaen 
.Neuerungen  trieb,  sondeni  ihm  sollten  sie  dienen.  In  gewissenloeer 
Selbstsucht  wollte  er  Alles  veniichten,  was  seinem  Ehrgeize  im  Wege 
stimd;  rastlos  hat  er  von  Jugend  auf  nach  einem  Ziele  gerungen, 
aber  es  lag  ein  Lnsegen  auf  Allem,  was  er  that,  und  seine  Siege 
haben  weder  ihm  noch  seiner  Vaterstadt  Heil  gebracht;  er  musste 
seinen  Ruhm  überleben,  die  bittersten  Kränkungen  erdulden  ond 
endlich  bei  einem  durch  seine  Schuld  unglücklichen  Untemdunen 
vorzeitig  und  ruhmlos  fallen. 


LY8AN1)ERS   TOI).  173 

Nach  seinem  Toile  fand  man  eine  Srhrift,  welche  Lysandros 
orch  Kleon  aus  Halikarnassos  hatte  anfertigten  hissen,  nm  die  O- 
BnkeD  darzulegen,  welche  der  von  ihm  heahsielitigten  Verfassungs- 
ndeniiig  zu  Gnmde  lagen.  Seine  Plane  sind  ein  Geheinniiss  ge- 
Keben,  doch  so  viel  ist  deutlich,  dass  er  dem  Contlicte  der  (üewalten, 
reicher  Sparta  zu  einer  kräftigen  und  folgerechten  Politik  nntaug- 
dl  machte,  ein  Ende  machen  wollte.  Das  Konigt hum  s(»llte  als 
ine  durch  uralte  Göttersprüche  geheiligte  Einritrhtung  (Thalten  hleihen, 
her  es  sollte  etwas  Anderes  wenien;  es  sollte  ans  allen  Ilorakliden 
der  aus  allen  S|)arianern  der  geeignete  Mann  zum  St^iatstdierhanpte 
rboben  werden.  Dami  nuissten  aher  auch  die  Ephoren  heseitigt 
Verden,  dann  musste  eine  neue,  (^'weiterte  Bürgerschaft  da  sein, 
DD  das  Oberhaupt  zu  wählen.  Es  sollte  also  an  Haupt  und  Gliedern 
kr  Staat  emeuerf  werden  imd  an  Stelle  des  Scheinkonigthums  ein 
^arsftnliches  Regiment  treten,  ein  kräftiger  Wille,  der  Spart^i  1m»- 
boTBchen  könne  und  von  SparUi  aus  die  griechische  Welt.  Lysandros 
bitte  die  Staaten  alle  willenlos  seiner  Vatersüidt  zu  Füfseii  gelegt; 
er  hielt  sich  auch  für  den,  der  ht^rufen  sei,  als  neu  erwähltes  Oher- 
buqit  die  durch  ihn  gewonnene  Herrschaft  festzustellen  und  Griechen- 
and  unter  einer  Diktatur  zu  einigen. 

Zn  einem  gewaltsamen  Staatsstreiche  hatte  Lysandros  aher  weder 
lie  Mittel  noch  den  Muth.  Er  war  keine  Heldeimatur,  weh'he  das 
f6lk  um  sich  sammelt  und  gerade  auf  das  Ziel  hisgeht;  er  konnte 
lieht  einmal  eine  starke  Partei  um  sich  hilden.  Hie  hitrigue  war 
tein  Lebenselement,  und  indem  er  dieser  Richtung  g;niz  nachhing, 
itklste  er  im  Laufe  der  Jahre  von  seiner  Entschlossenheit  und  That- 
EnA  mehr  und  mehr  ein.  Er  suchte  hei  den  Priestern  eine  Partei 
n  gewinnen,  um  den  Staat,  der  noch  immer  nach  (lötterzeichen 
leienkt  wurde,  in  legitimer  Weise  umzugestalten;  wie  ein  zweiter 
ijrkmfos  wollte  er  von  Delphi  aus  seine  Vollmachten  hahen,  wo 
T  sich  durch  seine  glanzvollen  Weihgeschenkt;  helieht  gemacht  hatte. 
Ss  wurde  die  Rede  verbreitet,  dass  noch  ungelesene  Göttersprüche 
m  delphischen  Archive  vorhanden  wären,  deren  Inhalt  nur  ein  Sohn 
les  Apollon  eröffnen  diu*fe;  ja  es  wurde  seihst  ein  .lüngling  vom 
Kyotos  her  nach  Delphi  gebracht,  den  seine  Mutter  für  einen  Gottes- 
sohn ausgab;  er  sollte  in  Delphi  anerkannt  werden  und  dann  die 
leoen  Oflenbarungeu  verkünden.  Bedenkt  man,  dass  er  auch  in 
Mona  und  Libyen  die  Orakel  in  Bewegung  setzte,  so  erstaunt  man 
iber  das  grufsartige  Intriguenspiel  dieses  Mannes.    Aher  seine  Ränke 


174  UNGLÜCK    DES   PAUSANIAS  96,  8;    S95. 

waren  zu   fein  gesponnen  und   die  Fäden  zerrissen  ihm  unter  den 
Händen. 

Gewiss  war  Lysandros  der  begabteste  Staatsmann,  den  cUis  neoa« 
S|>arU  bervorgebracht  liat;  Niemand  war  ibm  an  Kenntniss  der  Per- 
sonen und  Verbältnisse  gewachsen,  und  dass  in  seiner  Staatsschrift 
die  Gebrecben  der  spartanischen  Verfassung  treflend  gezeidiiKt 
waren,  kann  man  wobi  sclion  daraus  scbliefsen,  ilass  man  in  Sparta 
Bedenken  trug,  die  Scbrift  bekannt  werden  zu  lassen,  obwohl  Age- 
silaos  es  wünschte.  Aber  es  feldte  Lysandros  der  Muth  des  gutea 
Gewissens;  darum  bat  er  bei  aller  Begabung  nichts  erreicht  Et 
hat  nur  dazu  beigetragen,  seine  Vaterstadt  noch  mehr  zu  zenröttoi, 
seine  Mitl»Qrger  geldgierig  und  ränkesüchtig  zu  machen  und  d« 
Geist  Spartas  gnmdlicb  zu  verschlechtern.  Ihm  war  kein  Anschlag 
zu  schlecht  im<l  kein  Mittel  zu  unsittlich,  und  doch  ist  er  an  der 
Halbheit  zu  Gnmde  gegangen,  dass  er  Revolution  und  Geaetilich- 
keit  mit  einander  verbinden  wollte  und  zwischen  ängstlicher  Be- 
<lenklichkeit  und  rücksichtslosem  Ueliermuth  immer  hin  und  her 
schwankte.  Vielleicht  hängt  dieser  Widerspruch  mit  einer  Gemfitltf- 
krankheit  zusammen,  welche  ihn  in  seinen  spätem  Jahren  heimg^ 
sucht  haben  soll  und  sich  aus  den  vielfachen  Täuschungen  seiM 
leidenschaftlichen  Ehrgeizes  wohl  erklären  lässt*^). 

Am  Tage  nach  dem  Falle  Lysanders  kam  Pausanias  mit  dci 
Peloponnesiern.  Er  sab  die  Leiber  der  Gefallenen  unter  den  Hauen 
von  llaliartos  liegen,  schutzlos  den  Feinden  preisgegeben;  denn  die 
Phokeer  hatten  sich  nach  dem  verunglückten  Uel>erfalle  währond  der 
Nacht  in  iiire  Heimath  zerstreut.  Der  ganze  Kriegsplan  ymr  iw- 
eitelt,  die  Truppen  des  Königs  waren  schlecht  gestimmt;  sie  sahen 
sich  von  überlegener  Reiterei  bedroht,  die  Athener  waren  inzwischeo 
auch  auf  dem  Kampfplätze  angelangt;  kurz  Pausanias  war  in  der 
peinlichsten  Lage.  Es  war  ihm  unmöglich,  das,  was  ihm  zunächst 
oidag,  die  Befreiung  der  Leichen  aus  Feindeshand,  mit  Waffengewalt 
zu  erreichen;  es  blieb  ihm  also  nach  Anhörung  des  Kriegsraths 
nichts  übiig,  als  den  Feind  um  WaiTenstillstand  und  friedliche  Aus- 
lieferung der  Todten  zu  i)itten.  Aber  auch  dies  erreichte  er  nar 
unter  der  Bedingung,  dass  er  das  Liuid  räume.  Unverzüglich  mosste 
er  den  Rückzug  antreten  und  daliei  wurde  er  von  übermüthigcii 
Feinden  verfolgt,  welche  nicht  zuliefsen,  dass  die  abziehenden  Truppen 
rechts  oder  links  von  der  lleerstrafse  abgingen,  um  sich  Unttffaalt 
zu  verschaffen.     Der  König  wurde  mit  lautem  UnmuUie  in  Sparta 


DER    RORINTHISCIIE    RUND   305.  175 

empfangen;  ihm  wurde  Verzögerung  und  Feiglieit  vorgewogen,  die 
lysamlrische  Partei  benutzte  die  Stimmung,  ilni  für  die  Unhesiumen- 
lieit  Lvsauders  bufsen  zu  lassen  und  für  seinen  Tod  vernntwortlieh 
zu  machen.  Audi  sein  früheres  Veriialten  in  Attika,  seine  scliwacli- 
liehe  Nachsicht  gegen  die  Demokratie  von  Athen  wurde  ihm  von 
Neuem  zum  Vorwurfe  gemacht.  Er  wagte  es  niclit  sieh  dem  (le- 
richte  zu  stellen;  zum  Tode  verurteilt,   Ilüchtete  er  nach  Tegea^^). 

Im  feindlichen  Lager  hatte  der  unerwartete  Krfolg  einen  aufser- 
ordeuÜichcD  Umschwung  hervorgerufen.  Der  geirdn*lichs(e  Gegner 
^lar  lür  immer  Iieseitigt,  Sparta  gedemüthigt,  Theben  voll  Sieges- 
muth.  Nun  konnte  es  nicht  schwer  fallen,  einen  offnen  Waffen- 
bund  wider  Sparta  zu  Stande  zu  bringen;  Argos  un<l  Korinlh,  unter 
sich  schon  einverstanden,  schlössen  sich  an  Theben  und  Athen  an; 
es  wurde  eine  Bundeskasse  gebildet,  und  ein  ßundesrath  eingerichtet, 
der  von  Koriuth  aus  tue  gemehisamen  Schritte  leiten  sollte. 

Von  Korinth  gingen  nun  wie  zur  Zeit  des  Themistokles  die 
Gesandten  aus,  um  auch  die  übrigen  Staaten  zmn  Kampfe  für  ihre 
Unabhängigkeit  aufzufordern.  Die  Lokrer  waren  schon  gewonnen, 
sie  hatten  auch  mit  Athen  einen  besonderen  Vertrag  geschlossen; 
auch  die  Malieer,  welche  durch  die  Aidage  von  llerakleia  gereizt 
waren  (S.  152),  die  Städte  von  Euboia  und  im  Westen  die  Akar- 
naoen,  Lcukadier,  Ambrakioten  schlössen  sich  an;  Alle  hatten 
lakedänionische  Vergewaltigung  zu  leiden  oder  zu  fürchten.  Zu 
Sparta  hielten  nur  die  ganz  unselbständigen  Halbinselgenieinden  und 
diejenigen  Staaten,  in  denen  eine  Minderheit  von  Hürgern  oder 
einzelne  Gewalthenni  regierten,  welche  durch  spartanische  Waffen 
gehallen  wurden. 

Der  korinthische  Bund  rief  di(;  (iriechen  zur  Freiheit  gegen 
jede  Art  von  Unterdnlckung.  Durch  i)ersisches  Geld  in's  Leben 
gerufen,  war  er  doch  von  der  Stimmung  <les  Volks  getnigen;  er 
war  ahM>  kein  Sonderbund,  wie  ihn  Sparta  ansah,  sondern  ein  na- 
tionaler Bund  und  winule  daher  sehr  lasch  zu  einer  anerkannten 
Macht,  welche  um  Waflenhülfe  angesprochen  wurde,  wo  <*s  sich 
um  die  Interessen  bürgerlicher  Freiheit  bandelte;  <'r  üb<;rnahni  als 
Gegner  der  Tjrannis  die  Stelh;  <les  alten  Sparta. 

So  geschah  es  in  Thessalien,  liier  lag  Medios,  <ler  Dynast 
Ton  Larisa,  seit  Jahren  in  Fehde  mit  dem  Tyrannen  von  IMuTai, 
Lykophron.  Der  Tyraim,  von  Sparta  unterstützt,  war  im  Vortheile. 
So  wie  also  die  Larisäer  von  dem  antispartaniscrhen  Bunde  hört<'n, 


176  AGBSILAOS    HEIMKEHR    96,   2;    894. 

wandlen  sie  sich  an  ihn  nnd  es  gelang  ihnen  mit  einem  Zozup 
von  2000  Mann  Bnndcstruppen  Pharsalos  zu  nehmen,  dessen  fefte 
Burg  von  Lakedamonieni  hesetzt  war.  Herakleia,  die  spartamsdie 
Zwinghurg  an  den  Thennopylen,  wurde  eroliert  und  ihr  Grebiet  des 
alten  Einwohnern  zurückgegelien.  Die  Städte  und  Stämme  Theflflh 
hens  traten  dem  Bunde  hei  un<l  die  Phokeer,  welche  unter  spaN 
lanischer  Führung  standen,  erlitten  eine  schwere  Niederiage  W 
Narykos.  In  wenig  Monaten  war  S])artas  Einfluss  in  Mittel-  und 
Nordgiiecheidand  so  gut  wie  vernichtet  und  der  neue  Bund  wurde 
von  den  Granzen  Lakoniens  his  zum  Olynipos  hinauf  als  die  eigent- 
lich hellenische  Macht  angesehen;  er  hatte  ein  scidagfertiges  Em 
von  15,000  Mann;  er  hielt  die  Isthmospasse  in  seiner  Hand.  &puiM 
war  eingeschlossen  iuhI  dahei  auch  seiner  eigenen  Bevölkerung  und 
der  uhrigen  Bundesgenossen  wenig  sicher;  es  war  in  einen  aos- 
vvartigen  Krieg  verwickelt,  dessen  weitere  Entwickelung  nicht  ab- 
zusehen war,  denn  die  glänzenden  WafTenthaten,  von  denen  die 
Bericlite  des  Agesilaos  voll  waren,  brachten  keinen  dauernden  Er- 
folg und  befreiten  Sparta  auch  nicht  von  der  Furcht  vor  der  phft- 
nikischen  Flotte.  Diese  Furcht  steigerte  sich,  wenn  man  bedadili% 
dass  sie  während  des  Sonderhundkriegs  an  den  Kfisten  Yon  Hdhi 
eintreffen  un<l  mit  den  Feinden  gemeinschafUiche  Sache  macben 
könne.  Man  verwünschte  daher  die  ganze  ül)erseeische  Verwickdang, 
in  die  man  sich  eingelassen  habe,  und  hatte  nichts  Eiligeres  n 
thun,  als  dem  asiatischen  Heere  den  Befehl  zu  scldeuniger  Heinn 
kehr  zukommen  zu  lassen. 

Es  war  im  Frühjalire  394  (96,  2)  als  der  Bote  der  Ephoren 
den  König  erreichte,  welcher  bei  Astyra  in  Mysien  lag  und  gerade 
im  Begrilfe  war,  die  Feldzüge  zu  eröffnen,  welche  den  Krieg  in 
das  Innere  verlegen  und  das  Reicli  des  Grofskönigs  in  seinem  Kerne 
erschüttern  sollten.  Mitten  im  Siege  sah  er  sich  durch  die  fern- 
treffenden  Waffen  des  Tithraustes  besiegt  und  musste  mit  schwerem 
Herzen  einen  Rückzug  <mti*eten,  welcher  seine  Feinde  auf  einmal 
von  allen  (lefahreii  befreite,  alle  Verbindungen,  die  er  angeknApIt 
hatte,  nutzlos  machte,  ihn  selbst  und  seine  Truppen  aber  auf  einen 
Kampfplatz  führte,  wo  l>ei  schweren  Kämpfen  wenig  Ruhm,  wo 
grofse  Mühseligkeiten  ohne  Beute  ihrer  warteten.  Er  suchte  sein 
Missgeschick  dadurch  zu  mildern,  dass  er  sich  und  Andern  eine 
l>aldige  Rückkehr  voi*spiegelte.  Auch  that  er  was  er  konnte,  um 
Ton  den  gewonnenen  Vortheilen,    so    viel    als    möglich   war,   fest- 


DIR   fSTUMOSPÄSSE.  177 

nihalten.  Aufsei*  der  Flotte  sollte  wAlireiul  seiiirr  Ahueseiiheil  ein 
Heer  von  4000  Mann  unter  Euxenoä  die  Küsteiistadte  vertlieidigen, 
nd  zwar  nahm  er  dazu  europaischf^  Tni])pen,  aut'  die  er  sieli  ver- 
fallen konnte,  während  er  die  aus  den  StTidteii  aiisgeli<dienen  Mi- 
liim  mit  sich  nalim;  er  wollte  durch  sie  auch  der  Städte  gewiss 
tön,  er  wollte  dadurch  die  neu  l>egnnidete  Weiu'krat'l  der  asiatis(*hen 
Griechen  erhalten,  er  wollte  sie  an  Wairengemeiiistliatl  mit  spar- 
tinischen  Tnipt^en  gewöhnen  und  vor  Allem  die  HerrschatX  Spai*tas 
m  beiden  Gestaden,  deren  flersUdlung  sein  gröl'ster  Ruliin  war,  zu 
ädiem  suchen.  Er  wussle  mit  grofseni  Gescliieke  einen  Wetteifer 
der  Städte  in  AusrAstung  ihrer  Contingente  lu^rvorzurufen  und  er- 
reichte es,  dass  er  mit  ehieni  grofsen  und  stattlichen  Heere  im 
Joli  den  Ilellespont  überschreiten  konnte '*). 

Inzwischen  war  der  Kamfif  im  Mutterlande  nfdier  an  das  eigent- 
liche Machtgehiet  Spartas  heran   gerückt   und  aus  dem   hootischen 
Kriege   ein   korinlhischer  geworden.     Die  nördlichen  Kundesglieder 
tatteo  nämlich  kein  anderes  Ziel  im  Auge,  als  die  Iklreiung  ihrer 
Undschaflen    vom   Drucke  Spartas    und    die    Heschräiikung    dieses 
Stnlg  auf  die  Halbinsel.    Die  geographische  Gränze  sollt«;  wiederum 
eine  politische  werden;    die  Isthmospasse  erhielten  also  eine  neue 
Bedeutung  und  es  kam  Alles    darauf  an,    mit  Hülfe  Korintlis  die 
M  Ausgange    aus    dem    Peloponnes,    den    Pass    Kenchreai,    die 
Sdducht  von  Akrokorinth    und    besonders    den    breiten   Strand  weg 
»iechen  Korinth    und  Lechaion    in    der  (lewalt  zu   haben.     Denn 
dieee  Ausgänge    waren   zugleich    die    Zugänge    zu    <len    nördlichen 
Uodschaften,    welche    hier    eine    gemeinsame    Schutzwehr    hatten, 
MBireiid  sie  diesseits  des  Isthmos  den  feindUcben  Heerzugen  oil'en 
mren;  namentlich  war  Athen,  so  lange  es  seiner  eigtmen  Mauern 
lieraubt    war,    auf  die   Isthmosmauern    angewiesen.     So    stimmten 
Athen  und  Theben  in  ihren  Gesichtspunkten  überein  und  rei^hnelen 
bei   ihrer  Kriegspolitik   auf   die    alte  Abneigung  der  Peloponnesier 
gegen  transisthmische  Feldzüge  und  das  Ungeschick  der  Spartaner 
im  Bebgerungskampfe. 

Die  Peloponnesier  konnten  aber  mit  diesen  Gesichtspunkten 
ucht  eiDTerstandeu  sehi.  Korinth  lag  ja  aufserbalb  der  Verthei- 
Kgungsliiiie,  und  no(*h  weniger  als  Korinth  war  Argos  geschützt. 
Hit  einem  hingwierigen  Kriege,  der  gar  keine  Aussicht  auf  Ent- 
scheidung darbot,  in  ihrem  Gebiete  geführt,  konnte  einer  Handels- 
itadt  wie  Korinth  nicht  gedient  sein,    da  ihr  das  Wichtigste  von 

Ourtiub  Gr.  GMeh.    III.  12 


178  SPALTlTiGEN    IM    KRlEGSItVTHE. 

Allem  ein  freier  Verkehr  mit  dem  Binnenlande  und  Auslande  var. 
Korintli  niusste  eine  rasche  Fjilscheiduiig  wünschen,  also  eine  De- 
müthigung  SparUis,  <lie  nur  in  Sparta  erfolgen  konnte,  und  dämm 
l)eantragtc  Tiniolaos  in  der  Tagesatzung  unmitlelharen  AngrifT  auf 
den  Feind.  Nodi  war  dcrsell»«  entinulhigt;  Lysandros  war  todt; 
Agesilaos  fern.  Jetzt  sei  <1ie  rechte  Zeit.  Wenn  mau  sich,  sagte 
er,  gegen  eine  Wespenplage  schützen  wolle,  so  warte  man  dodi 
nicht,  his  der  ganze  Schwärm  heranziehe,  sondern  lege  Feuer  an 
das  Nest,  und  wenn  man  einen  Fhiss  üherschreiten  wolle,  so  thoe 
man  das  möglichst  nahe  an  der  Quelle.  So  müsse  man  auch  doi 
Feind  aufsuchen,  ehe  er  seine  Kräfte  dm*ch  Zuzug  gestärkt  habe. 
Indessen  drang  diese  Partei  nicht  durch.  Thehen,  welches  der 
machtigste  der  St<iaten  war  und  unter  seinem  Feldherm  Ismenias, 
dem  siegreichen  Führer  in  Thessalien,  alle  namhaften  Erfolge  er- 
rungen hatte,  hlieh  <las  leitende  llundesglied,  ohne  den  Widerspruch 
ganz  heseitigen  zu  können. 

Auch  im  Iiniern  der  peloponnesischen  Bundesstaaten  gab  ti 
scharfe  Gegensätze:  die  Demokratien,  <lie  den  Krieg  entfacht  hatten, 
erkannten  in  der  Kleinheit  der  Staaten  die  Grundlage  der  sparta- 
nist'hen  LI(>hermacht  und  waren  deshalb  für  engen  Anschluss  an 
andere  Staaten  und  forderten  Bildung  grölserer  Staatsgebiete,  will- 
rend  die  aristokratische  Fai'tei  an  der  städtischen  Selbständigkeit 
zähe  festhielt.  So  war  es  namentlich  in  Korinth.  liier  wurde  die 
Parteispannung  dadun^h  noch  vergröfsert,  dass  die  Bürger  durch 
den  Krieg  so  sehr  beschädigt  wurden.  In  den  andern  kriegfüh- 
renden Bundesstaaten  konnten  die  Accker  ruhig  bestellt  werden; 
Korinth  trug  für  alle  anderen  die  Kriegslasten.  Das  MissvergDügen 
darüber  kam  den  Aristokraten  zu  Gute,  welche  Frieilen  mit  Sparta 
wollten,  und  erschwerte  die  Verständigung  im  Kriegsrathe.  Kon 
der  Bund  litt  an  aUen  den  Schwächen,  welche  Verbindungeo 
von  MitlelsUiaten  t^gen  zu  sein  pflegen,  die  nicht  geübt  sind, 
eigene  Politik  zu  machen,  und  die  <lurch  besondere  Ereignisse  ver- 
anlasst sind,  mit  andern  Staaten  zusammenzutreten,  mit  denen  sie 
nicht  gewohnt  sind  zusammen  zu  handehi  und  nur  einzelne  Inter- 
essen gemeinsam  haben.  liier  waren  es  mm  auch  Staaten,  wekbe 
bis  <lahin  einander  feindlich  gewesen  waren  und  deshalb  besondere 
Schwierigkeiten  halten,  sich  über  gemeinsame  Leitung  der  Ange- 
legenheiten zu  verständigen '°°). 

Die    Spart^mer    waren    nicht    gesonnen    ruhig    zuzusehen,   wie 


SCHLACHT    BRI    >'ENRA    »0,   S;    391    JI'Ll.  179 

tan  sie  111  der  IfalhiiiM*!  absperrte;  audi  konnten  Ihm  längerem 
Ininen  noch  mehr  Bundesgenossen  alifaUen.  Sie  rne.kten  nnter 
risUideniOH  nach  Arkadien,  um  die  Contingenh*  von  Mantineia  und 
^gea  an  sich  zu  ziehen.  Vielleicht  war  es  l>ei  dieser  (leiegenlieiu 
MS  sie  einen  Handstreich  gegen  Argos  versueliten,  der  mit.  Ihllfe 
Ihenisrher  Hölfsvölker  ]>ei  Oinoe  zni'üekge wiesen  wurde.  Von 
lantineia  aus  scldugen  sie  nicht  die  näciisten  Wege  nacli  <lem 
tthmos  ein  (vennuthlich  weil  sie  in  den  (>ehirgs|)assen  auf  Hinter- 
alt  zu  stofsen  fürchteten);  sie  niacliten  vielin<dn*  einen  weiten  L'ui- 
wg  am  Gestade  des  korhithis<*hen  Meers  entlang  naeh  der  Gegend, 
reiche  nun  der  Kriegssirliauplatz  werden  inusste,  und  wfddten  Si- 
.von  zu  ihrem  Hau|>t(|uartiere.  Zwei  ansehnliche  Heen^sinassen 
Igen  sich  hier  gegenfilier.  Das  schwerhewan'nete  Fulsvolk  mochte 
■f  jeder  Seite  etwa  20,()()()  Maim  stark  sein;  an  Heitern  und 
ächten  Schaaren  waren  die  Verlulndeten  im  Vortheiie.  Hatur  er- 
■angelteu  sie  aher  einer  knltligen  l^itung  und  waren  uher  die 
tnfirtellang  sowohl  wie  iihe.v  die  Heerestuhrung  uneiiis;  wahrschein- 
fch  deshalb,  weil  man  den  korinthern,  in  deren  Lande  gekämptt 
vorde,  dennoch  die  Ffdirung  nicht  einräumen  wollte.  Hie  Spar- 
taer  führte  Aristodemos,  der  Vormund  des  Königs  Ag(*sipoIis,  der 
km  entthronten  Tansanias  gefolgt  war. 

Um  die  Mitte  des  Sommers  H94  trafen  die  Heere  am  Neniea- 
hehe  zusammen,  dessen  unterer  Lauf  den  Landgrahen  zwischen 
farinth  nnd  Sikvon  bildete.  Hie  Thebaner  stürmten  voreilig  auf 
ie gegenüber  stehenden  Achäer  ein  und  lösten  dadurch  <len  Zusainnu*n- 
Mg  der  Linie,  so  dass  die  Athener,  die  7000  Maim  stark  unter 
Tknsybulos  kämpften,  von  den  Spartanern  umgangen  und  die  an- 
faen  Truppen  in  grofser  Verwirrung  zurückgedrängt  wurden.  Hie 
IhCh  steigerte  sich,  als  die  fliehenden  Schaaren  an  die  Th(»re  Ko- 
riaths  gelangten  und  diese  durch  die  lakonische  Partei  g(*schlossen 
Men;  erst  nach  einiger  Zeit  gelang  es  ihnen,  den  Eingang  zu 
cnwingen  und  innerhalb  der  Ringmauer  Schutz  zu  fhiden.  Hie 
Vierbündeten  hatten  grofsen  Verlust  erlitten,  doch  venuochUMi  sie 
he  Stellung  zu  behaupten  und  nach  wie  vor  die  Fasse  zu  be- 
kmchen.  Aristo<lemos  hielt  es  für  gerathen,  einst wcmIcu  keinen 
higriir  zu  machen,  da  er  ]m  Annfdierung  des  Agesilaos  eine  gun- 
6gt  Verändenmg  der  ganzen  Kriegslage  erwarten  konnte'"^). 

Denn  auch  in  Nonlgi-iechenland   hatU-*  der  Sonderbund  seiner 
ndien  Ausdehnung  ungeachtet  nicht  so  viel  Macht  un<l  Einiluss, 

12* 


180  SCHLACHT    HEI    KORONEIA    96,  3;    S94    ACG. 

um  d(Mi  Zug  des  Königs  hemmen  zu  können,  der  iinaufhaltnn 
heranruckte.  M<in  erkannt«  leicht,  welche  Schule  er  und 
Truppen  jenseits  des  Meeres  durchgemacht  hatten.  Sie  zeigten 
Gewan<ltheit  und  Marschtfichligkeit,  von  der  man  früher  keiiM 
Begriir  halle.  Durch  eine  Reihe  gemeinsamer  Winter-  und  Sommer- 
feldzuge  hatten  sie  einen  fest43n,  kameradschaftlichen  ZaBammeiihiqi, 
und  unter  cr]>rohten  Filhrern  eine  musterhafte  Disciplin.  Sie  hattci 
gelernt,  sich  ulterall  Unterhalt  zu  verschaffen,  jede  Schwierigkeit 
zu  hesiegen,  List  und  Gewalt  an  rechter  Stelle  anzuwenden.  S» 
kam  Agesilaos  auch  durch  das  feindliche  Thessalien  glflcklich  hi»- 
durch;  er  fand  die  Thennopylen  oflen,  konnte  ungestört  die  Phokeer 
an  sich  ziehen,  so  wie  die  Orchomenier,  die  feindlichen  Nachhtn 
Thehens,  und  stand  dreifsig  Tage,  nachdem  er  den  Hdleqpgiit 
ülierschritten,  am  14.  August  (der  Tag  ist  durch  eine  SonnenAi- 
sterniss  gesichert)  kampffertig  in  Böotien. 

Jetzt  erst  kam  ein  Theil  der  Verhundeten  üher  den  HelikiiB 
heiiiher  in  die  El>eiie  von  Koroneia,  wo  sie,  durch  Zuzog  au 
Böotien  und  den  Umlanden  verstärkt,  ihre  Stellung  bei  dem  Tempd 
der  Atliena  Itonia,  dem  Bundesheiligthume  der  Ijandschafl,  nahnMi 
au  demselhen  Platze,  wo  die  Bö(»tier  vor  53  Jahren  schon  eimul 
ihre  Unabhängigkeit  glucklich  vertheidigt  hatten.  Agesilaos  rückte 
vom  Kephisos  heran  und  stellte  sich  zur  Schlacht  auf;  seinen  rechten 
Flügel  bildeten  die  Lakedamonier,  das  Mitteltreffen  die  asiatischen 
Truppen,  den  Unken  Flügel  die  Phokeer  und  Orchomenier.  Diese 
stimden  den  Thehaneni  gerade  gegenüber;  neben  den  Thebanen 
im  Centrum  die  Athener  mit  den  anderen  Verbündeten  und  dau 
die  Argiver.  Agesilaos  hatte  mehr  leichtes  Kriegsvolk,  sonst  «area 
die  Heere  einander  ungefähr  gleich.  Aber  die  Einen  kamen  voa 
einer  Niederlage  und  entbehrten  auch  hier  einer  sichern  Fühmog; 
die  Anderen  waren  nur  zu  siegen  gewohnt,  von  Meistern  der 
Kriegskunst  geleitet,  zum  grofsen  Theile  Veteranen,  wie  vor  Alka 
die  Kyreer. 

Auch  diesmal  stürzten  die  Thebaner  vor  und  warfen  den  linkeD 
Flügel;  die  Schlacht  treimte  sich  hi  drei  Schlachten,  und  während 
die  vorgedrungenen  Thebaner  schon  ül>er  das  Lager  der  Lakeda- 
monier herfielen,  sahen  sie  die  beiden  anderen  Abtlieiliuig^  aus 
deu)  Felde  geschlagen  und  auf  <lie  Höhen  von  Tilphossion  hioter 
Konmeia  geflüchtet.  Das  Feld  allein  zu  iiehaupten,  war  den  Tbe- 
bancm  unmöglich;  aber  sie  wollten  sich  zu  ihi*en  Kamfifgenotten 


diirrlischlageii.     Da    gehl    ihnen   Agpsilaos    mit    doin    «ganzen  Iloore 
entgegen,  hoch  erfreut,    die  Vcrhasstestcn  aller  Griechen  allein  vor 
sich    zu    sehen,    voll    ghlhender  Begierde,    iTir  die  erlitten(!ii  Belei- 
digungen  blutige  Rache  zu  nehmen.     Anstatt    sie    von    den  Seiten 
-  einzuschlierden ,  zwingt  er  sie  gegen  Xenophons  Hatli  durch  einen 
nusenhaflen  FrontangritT  zu  einem  Kampfe  der  Veiv.wciflung.     Es 
,  entsteht  ein  furchtbares  Handgemenge.     Der  König  steht  im    dich- 
irl festen  Gewühle  und  wird  von  Wunden  hedeckt;    aiier    trotx    alier 
Anstrengung  kann  er  nicht  hindern,  dass  die  Thehaner  sich  mitten 
,  durch  sein  Heer  Bahn  brechen  und  mit  ihren  Genossen  vereniigen. 
Zwein»^  sind  sie  die  Sieger  gewesen,  alNM*  das  Schiachtfeld  ist  in 
den  Händen  der  Lakedämonier,   und  diese   tragen  die  laichen  <1er 
teinde    in    die  Mitte    ihrer    Lagerstelle,    um    die    Verbündeten    zu 
iftiugcn,    um    ihre  Todten    zu    bitten   imd  <1adurch  ihre  Besiegimg 
einzuräumen.     Die  Ehre  des  Königs    ist    gerettet,    aln^r    der  Erfolg 
des  Tags   war   u\   gering,    dass  die  Lakedämonier  sich  in  Bö(»tien 
nicht  halten  konnten.     Agesilaos  selbst  gebt  nach  Delphi,   um  sich 
von  seinen  Wunden  heilen  zu  lassen    und    den  Zehnten  der  asia- 
tischen Beute,  nicht  weniger  als  100  Talente  (150,000  Thh.)  dem 
fiotte  zn  weihen.    Aber  wie  schnell  erblasste  der  Glanz  sehier  Siege! 
Schon  Tor  der  Schlacht  hatte  er  die  Kunde  von  dem  völligen  Vm- 
idilage  der  Verhältnisse  in  fonien  erhalten   und  damit  traten   seine 
Unten  ganz  in  den  Hintergrimd  vor  den  l  nternehmnngen  Konons^^^). 
Konon  war  der  Erste,  durch  den  attische  (>edanken  und  attische 
Politik  auf  die  Staatenverhältnisse  am  agnischen  Meere  \vie<ler  einen 
Hnflnss  gewinnen.     Mit  eben  so   viel  Klugheit  wie  Thatkratl  hatte 
ff  die  Lage  des  Perserreichs    Itenutzt,    um    in   Susa  eine  Stellung 
m  gewinnen,    den   Sturz  des  Tissaphernes  vorzul)ereiten   und   mit 
Phumabazos   eine  neue  Kriegspolitik    anzubahnen,    Un    deren  Aus- 
IHhrung  er  unenlbelu'lich  war;    dem    heimathlosen  Schutziing«'  des 
Rinten  von  Salamis  wurden  die  S<'hätze  des  GroCskönigs  zur  Ver- 
ItgUBg  gestellt    Das  geschah  noch  vor  dem  Uebergange  des  Agesilaos 
Sich  Asien.     Aber  es  ging  langsam  vorwärts. 

Bei  den  kläglichen  Zuständen  des  Reichs  miisste  jede  Seerfistimg 
¥on  vorne  angefangen  wenlen  und  es  kostete  Mfdie,  nachdem  IMiar- 
mbasos  durch  seine  Reise  nach  Susa  den  entscheidenden  Entschluss 
hervorgernfen  hatte  (S.  157),  zuerst  nur  vierzig  Schilfe  zusammen- 
mbringen,  welche  Konon  in  den  Gewässern  Kilikiens  einübte,  um 
den  Kern  einer  Flotte  zu   gewinnen.     Der  versprochene  Sold   blieb 


182  KONOX    IN    KAU>OS. 


aus;    die    Gegcuparlei    war    noch    iiniuer    mächtig;    die    Südküsin 
Kleinasieiis  gehörten  zu  der  Satrapie  des  Tissaphernes,  weicher  da 
Fortgang    der    llQstungen    auf   alle    Weise    zu    erschweren    wiifiric 
Ronon  musste  sich  vor  der  lakedänionischen  Flotte  in  den  Kriech 
hafen  von  Kaunos  zurückziehen  und  hlieh  hier  drei  Jahre  lang  an- 
geschlossen (397  —  5).     Er   harrte  ruhig  aus  und  verliefo  sich  aitf 
seine  Freuiule.    Er  erkannte,  dass  die  Beutezuge  der  Spartaner  nur 
dazu  beitragen  musstcn,  Pharnabazos    um    so    eifriger    zu  madiai, 
ihn    zu    unterstützen.     Er    ging    seihst   \välu*end   der  Blokade  wm 
Grofskönige,    erwirkte    die    energische  Fortsetzung   der  RüstUDgea, 
welche  Sparta  in  Schrecken  setzten   und  die  Abfahrt  des  AgeüfaM 
veranlassten.     Unmittelbar  vor  der  Schlacht  am  Paktoios  (S.  165) 
gelang   es    Pharnabazos    die    Blokade    aufzuhel>en,    so    dass  Konea 
endlich  die  neugebauten  Schiffe  au  sich  ziehen  und  seine  FloUe  vä 
aditzig,  dann  auf  das  Doppelte  bringen  konnte. 

Nun  begann  er  unverweilt  seine  Unternehmungen,  setzte  sich 
mit  der  demokratischen  Partei  auf  Rhodos  in  Verbindung,  bewirkle 
den  Abfall  der  wichtigen  Insel  von  Sjmrla  und  iuig  die  Transport- 
schiffe  auf,   welche  der  spartanischen  Flotte  ägyptisches   Kom  m* 
führten.    Diese  ersten  Erfolge  benutzte  er,  um  auf  Grund  derseibci 
ein  volleres  Vertrauen  und  eine  sicherere  Stellung  in  Anspruch  n 
nehmen.    Er  durlte  nicht  mehr  von  Uofparteien  und  Satrapenlaunei 
abhängig  sein,    wenn  das  Werk  Fortgang  halten  sollte.     Im  Ratte 
des  Grofskönigs    war    unter  Konons    ))ersönlicher  Betlieiligung  ein 
gleichzeitiger  Land-    und   Seekrieg    gegen   Sparta    lieschlossen,   die 
Geldmittel  sollten  konon    selbst    übergeben    und    ihm    die    obenie 
Leitung  des  Kriegs    ülx^rtragen  werden.     Konon    war    klug   g^ofi 
sich  Pharnalmzos  zum  Amtsgenossen  zu  erbitten  und  ihm  die  Ehre 
des  Oberl>efehls  zu  überlassen.     Aber  er  war  die  Seele  des  Ganzen, 
die    alte  Sprödigkeit  der  P<;rser    war    überwunden;    sie    erkannten, 
dass  ihre  Streitkräfte    nur    unter  griechischer  Leitung  etwas  gegen 
Griechenland  ausrichten  konnten.     Sie  vertrauten  sich,  ihre  Macht, 
ihre  Schätze  dem  attischen  Manne  an,  sie  liefsen  ihn  für  sich  sorgen, 
so  dass  aus  diesen  Verhältnissen  sich,  wie  es  scheint,  damab  das 
Sprichwort  bildete:  *Für  den  Krieg  hat  Konon  zu  sorgen' ****). 

Freilich  wurden  nun  auch  auf  der  andern  Seite  die  Streitkrifte 
vereinigt.  Agesilaos  wurde  Feldherr  zu  [winde  und  zu  Wasser  (S.  166). 
Er  wusste  den  Eifer  der  Küstenstädte  zu  entllammen;  120  Kriegs- 
schiflc  wurden  von  ihnen  zusammengebracht^  aber  indem  er  seinen 


SCHLACHT    BEI    KNIÜOS   06,    3;    301    A>'F.    AUG.  LS'$ 

Schwager,  den  iintTralii*eneii  IVisandros,  ziiiii  Flotlciirfilirer  inachlc, 
irwies  er  Koiion  den  ^^öfsten  Dienst,  so  dass  dieser  schon  im 
iuguät  Gelegenheit  hatte,  das  ihm  geschenkte  Vertranen  im  voll- 
(len  Mafse  zu  rechtfertigen.  Er  traf  die  Fl(dte  Ihm  (Ut  llalhinsel 
roD  Knidüs.  Peisandros  konnte  sich  dem  Kampfe  nicht  cntziidien, 
ibwohi  er  in  keiner  Beziehung  seinem  (legnei*  gewa<*hsen  war.  Er 
irliU  die  voiistäudigste  Niederlage.  Peisandros  fiel  seihst  im  Kampfe, 
md  fünfzig  ScküTe  wurden  genommen. 

Die  Nacln*icht  von  dieser  Schlacht  erreichte  den  Konig  Agesiiaos 
lei  seinem  Elintiitle  in  Böotien;  er  verheimlichte  sie  seinen  Trnp])en 
lis  nach  dem  Tage  von  Koroneia,  an  dem  er  seihst  schon  mit  zer- 
lArten  HoiTnungeu  kämpfte.  Denn  es  waren  niclit  nur  alle  Erfolge 
einer  zweijährigen  Feldzfige,  sondern  auch  seine  künftigen  Siege 
■ii  einem  Schlage  vernichtet.  Ganz  lonien  war  verloren,  die 
oniflchen  Truppen  waren  nicht  mehr  heim  lleiTe  zu  halten,  an 
Uhckkehr  nicht  mehr  zu  denken.  So  grift'  die  Schlacht  l>ei  Kuidos 
mmittelbar  in  die  Verhältnisse  beider  r.ontinente  ein  inid  Agesiiaos 
Behrte  mit  dem  Reste  seiner  Truppen  wie  ein  Besiegter  nach  Sparta 
Wim  (Herbst  394)'"'). 

Inzwischen  ging  die  siegi*eiclie  Flotte  von  Karien  die  Küste 
üiauf.  Auf  Konons  Rath  wurde  allen  helh^nischen  Städten  Frei- 
Mt  und  Selbstverwaltung  verheifsen,  und  da  die  An\\esenheit  d(*s 
hgerihos  für  sie  doch  inuner  mit  vielen  Opfern  und  llnhecpiemlicli- 
keiten  verbunden  gewesen  war,  so  fugten  sie  sich  um  so  williger 
ii  den  Umschwimg  der  Verhältnisse.  Ein  freier  Ilandelsverkc^hr 
Mt  dem  Reiche  blieb  für  die  Städte  das  vorwallende  Interesse,  und 
h  Urnen  jetzt  Alles,  was  sie  wünschten,  freigebig  dargehoten  wurde, 
IQ  fielen  sie  sämtlich,  auch  Ephesos,  \tm  Sparta  ab,  bis  zun) 
HeDetponie  hinauf,  wo  Derkyllidas  sich  ui  Ahydos  und  Sestos  l»e- 
hmptete. 

Im  folgenden  FVühjahre  wendete  sich  die  Flotte  nach  Griechen- 
bnd  hinüber.  Es  waren  gerade  hundert  Jahre,  seitdem  der  erste 
Seezug  von  der  Küste  Asiens  gegen  Attika  aufgehrochen  war.  Al»er 
Besmai  war  die  {lersiscb-phönikische  Flotte  ein  Befreiungsheer,  ein 
nsehnlicher  Theit  derselben  griechisch,  der  Admiral  ein  Athener 
nd  ihre  Aufgabe  die  Wiederherstellung  seiner  Vaterstadt!  Alle 
iykladen  wurden  vcmi  Joche  Spart4is  In^freit,  die  llarmosten,  wo 
ie  Bidi  noch  gehalten  hatten,  vertrieben,  kythera  wurde  Ix^setzt, 
ie  Küste  Messenicns  beunruhigt,  und  dann  führte  Konon  die  Flotte 


184  MAUERHAU    UER    ATIIE>ER    393. 

zum  l8lliinos,   um  sich   mil  dem  BundesraUie  zu  verstandigen  ind 
die  kräftige  Fortsetzung  des  Landkriegs  zu  l)eti*ciben.     So  näberte 
er  sich  seinem  eigentlidien  Ziele.   Denn  es  wurde  ihm  uichl  schwer, 
das,    was    er    als  Athener  am  sehnlichsten  wünschte,    den  PerMiB 
sowohl    wie    den    griechischen   Verhündeten    als    einen    Gegenstanl 
ihres  eigenen  Interesses  darzustellen;  die  SparUiner,  sagte  er,  wurdoi 
ihre  Ansprüche  auf  Beherrschung  Griechenlands  nicht  aufgeben,  m 
lange  die  Mauern  Athens   in  Schutt  lägen.     Durch  ihre  Herstellung 
werde  die  Stadt  erst  in  Stand  gesetzt,  das  Gegengewicht  zu  bilden, 
wie    es    die  Politik  des  Grofskonigs    und  die  der  Verbündeten  ver- 
lange.    Pharnahazos  ging  auf  Alles  ein,  und  während  er  selbsl  mit 
einem  Theile  der  Flotte  nach  Asien  heimkelu*te,  lieüs  er  Konon  mit 
achtzig    Schitfen    im    Peiraieus    vor    Anker   gehn.     Die  Mannsdiift 
wurde  ausgeschifft,   Baumeister  und  Steinmetzen  wurden   ia  DieHt 
genommen,   von  Theben  und  den  Nachbarstiidten   kamen  Hunderte 
von  A]i>ei(ern,    aus  Argos    hetheiligten    sich    die  den  Athenern  be- 
freundeten Familien,  wie  die  des  Arislomachos,  der  Bau  wurde  ab 
eine  nationale  Angelegenheit,    als  Bundessaclie   angesehen,    und  ft 
wiu'de  das  Werk  des  Themistokles,  Kimon  und  Perikies,  die  Rii^ 
mauer  der  Ilafenslndt  nebst  den   langen  Maueiii,  für  das  Gebl  dei 
Grofskonigs,    einerseits    von    Phonikiern,    Kilikiern    und    Kyprieni, 
andererseits^  von  Athenern  und  ihren  Verhündeten  gemeinschafUidi 
wieder  hergestellt.    Da  von  den  drei  langen  Maueni  die  phaterisdK 
$chon  durch  den  Bau  der  mittleren  übeitlüssig  geworden  war,  so 
l»eschränkte  man  sich  natürlich  auf  den  Bau  von  zwei  Parallelmauern, 
weh'he  01)er-   und  Unterstadt  genügend  verbanden.     Der  MaueriMio 
blieb  noch  an   mancher  Stelle  unvollständig,  aber  der  Hauptxweck 
wurde  erreicht.     Si)artas  llerrschaftspläne  schienen  erst  jetzt  sicher 
vereitelt  zu  sein  und  in  niafslosem  Jul»el  feierte  Atlien  seine  Wieder- 
gebm't.     Das  Werk  der  Befreiung  war  erst  jetzt  vollendet,  die  e^ 
littene  Schmach    erst   jetzt    gesühnt.     Die   Thaten   Thrasybuis  und 
seiner  Genossen  wurden  in  Schatten  gestellt;  Konon  und  Euagoras 
wareu  die  Helden  des  Tags,  die  Neugründer  Athens*^*). 

Zum  Glücke  für  Athen  waren  die  Lakedämonier  noch  immer 
in  der  Halbinsel  abges)KnTt.  Ihre  Siege  hatten  ihnen  in  der  Haupt- 
sache nichls  geholfen;  sie  waren  für  die  neue  Art  der  Kriegführung, 
in  welche  sie  verwickelt  waren,  in  hohem  Grade  ungeschickt. 
Unthätig  lagerhMi  sie  in  Sikyon,  aufser  Stande,  die  Isthmoslinien 
zu  durchbrechen,    und    sie    wären  schwerlich   vorwärts  gekommen. 


NORl>SCENE?f    IN    KORINTII    06,    4;    392    FRChL.  1S5 

wenn  niclit  Verralh  im  feindiichon  f^a<((*r  ihnen  die  Hand  «ge- 
boten hätte. 

In  Korinth  hatten  sich  nanilich  die  Parteien  immer  mehr  ^^egen 
dinnder  erhitzt.  Die  Demokraten  waren  dinch  die  Anweseniieit 
der  Perserflotte  in  ilirer  Macht  gestürkt  inid  mit  persisclien  Gehh^ni 
hatten  sie  auch  wieder  Schifle  in  I^echaion  gehanl;  ihre  Ahsicht 
war  den  korinthischen  Golf  wieder  zu  heh(*rrschen;  so  konnte  man 
auch  dem  feindlichen  Lager  in  Sikyon  am  leichtesten  heikonnncHi, 
auf  die  Uferstaaten  Ehilluss  gewinnen  und  für  die  Kriegsnoth  im 
eigenen  l^nde  sich  entschädigen.  Agathinos  begann  schon  im  Jahre 
393  Unternehmungen  mit  korinthischen  Schiflen. 

Inzwischen  war  aber  die  Unzufriedenheit  der  gn^fsen  und  kleinen 
Grundbesitzer  immer  mehr  gestiegen;  der  schleichende  Lmdkiieg 
brachte  ihnen  an  Feldfrüchten,  Heerden  und  Sklaven  die  schmerz- 
lichsten Verhiste  und  stärkte  den  Anhang  der  Friedenspartei.  Diese 
Zustände  konnten  den  Verhundeten  nicht  gleichgültig  sein.  Sie 
hatten  schon  einmal  erfahren,  dass  die  Anhänger  Spartas  ihnen  die 
Thore  verschlossen  hatten,  sie  mussten  des  wichtigsten  Wafren])latzes 
lieber  sein.  Es  wurde  also  mit  den  Filhrern  der  Demokratie  eine 
Abrede  getroflen,  um  diejenigen  aus  dem  Wege  zu  räumen,  welche 
die  Unziifriedenheit  der  Bürgerschaft  henut/ten,  um  die  Kriegsuuter- 
■ebmungen  zu  hemmen  und  den  Lakedämoniern  in  die  Hände-  zu 
arbeiten.  Das  Fest  der  Artemis  Kukleia  wurde  zu  dem  Attentate 
benutzt  (Frühjahr  392).  Lieher  hundert  Bürger  werden  im  Theater, 
auf  dem  M<irkte,  seihst  an  den  Altären  niederg<>storseii;  die  übrigen 
Parteigänger  Spartas  ziehen  sich  auf  die  Burg  zurück,  lun  sich  dort 
zu  vertheidigen.  Alter  von  jeder  Hülfe  abgeschlossen  und  durch 
ungünstige  Wahrzeichen  geschreckt,  lassen  sie  sich  bewegen  sich 
mit  ihren  Mitbürgern  auszusöhnen  und  sich  zu  fügen. 

Die  demokratische  I^irtei  ist  nun  die  herrschende;  aber  <lie 
Stellung  von  Korinth  bleibt  dennoi*h  eine  schwankende  und  unsichei'e. 
Es  ist  (ur  sich  allein  zu  unselbstündig,  uml  die  Verbündeten,  welche 
der  Demokratie  zum  Sieg  verholfen  hatten,  kmlpfen  ihrerseits  An- 
spniche  daran  inid  veranlassen  dadurch  neue  Parteibildungen.  Denn 
wenn  die  Kriegspartei  auch  den  Anschluss  an  einten  mächtigen  Staat 
wünscht,  so  ist  die  grolse  Mehrzahl  doch  gegen  jedes  den  Athenern 
oder  Thehaneni  zn  machende  Zugestämlniss.  Es  ist  d<*r  alte  <iegen- 
aatz  iler  Peloponnesier  gegen  Mittelgriechenland.  w<;lcher  dahin  führte 
eine  enge  Verbindung  mit  Argolis,  ehie  Verschmelzung  von  Korinth 


186  SCHLACHT    ZW.    DEN    MAUERN    06,   4;    892    SOMMER. 

1111(1  Ai'^(»s  als  (las  einzige  Mittel  zu  einer  gründlichen  Besserung  der 
Zu s lande  anzusehen.  So  hihlet  sich  aus  den  Demokraten  die  Partei 
der  'Argolizonteir.  Sie  dringen  durch.  Mau  beginnt  die  Gräm- 
stehie  zwischen  den  beiden  Landschaften  zu  beseitigen,  gleiche  Re^ 
gierung  und  Heeresoidnung  eiuzufülireu;  argivische  Truppen  besetnn 
die  Burg,  Korinlh  verschwindet  aus  der  Ueihe  der  selbständigea 
Staaten  und  wie  zu  den  Zeilen  Agameuinons  erstreckte  sich  Argoiis 
mit  seinem  Gebiete  von  der  Gränze  Lakoniens  bis  zum  Isthmos'^). 

Diese  Umwälzung  inusste  nun  aber  eine  neue  Erbittenuig  ia 
ihn  Ki*eisen  der  Aristokratie  erwecken,  llu*  war  das  Aufgehen  der 
Vaterstadt  in  Argoiis  eiu  Greuel,  ein  unerträgUcher  Freyel.  Die 
alten  Geschlechter  Korinths  sahen  dadurch  ihre  Würde  beeinträchtigt, 
ihr  Ausehn  auf  immer  vernichtet;  sie  sahen  in  der  Bildung  etiles 
gröfseren  nordpeloponnesischeu  Staats  eine  drohende  Gefahr  für 
Sparta  und  alle  Anhänger  Spartas.  Es  kam  also  Alles  darauf  an, 
die  vertiassten  Neuermigen,  ehe  sie  sicli  l)cfestigt  hatten,  wieder 
rückgängig  zu  machen,  und  deshalb  traten  die  Aristokraten  in  Ver- 
bindung mit  Sparta,  gerade  so  wie  die  Lakonisten  Athens  es  machten, 
als  sie  m  ihrer  Stadt  die  Vollendung  des  Mauerbaus  um  jeden  Preii 
verhindern  wollten. 

Zwei  Parteiführer,  Alkimenes  und  Pasimelos,  öffnen  heimlich 
ehie  Pforte  in  der  nach  Sikyon  zu  gtdegenen  Schenkelmauer.  Die 
Spartaner  dringen  ein,  verschanzen  sich  zwischen  den  beiden  Mauern, 
die  Korinth  und  Lechaion  verbanden,  und  ziehen  ihre  Parteigänger 
an  sich.  Am  andern  Tage  erfolgt  ein  blutiger  Kampf,  indem  die 
Argiver,  Korhither  und  Athener  anrücken,  um  den  Feind  aus  den 
Festungslinien  hinaus  zu  werfen.  Aber  die  Spartaner  bleiben  sieg- 
reich und  behaupten  das  gewonnene  Terrain.  Korinth  ist  von  Meer 
und  Flotte  getrennt;  ein  Theil  der  Verbind uiigsmauem  wird  nieder- 
gerissen und  es  werden  sogar  jenseits  des  Islhmos  nocli  Kronunyoo 
lind  Sidus,  die  Zugänge  der  Pässe  nach  Megara  genommen. 

Das  war  ein  glänzender  Erfolg  der  spartanischen  Waffen,  wo- 
durch der  ganze  Kriegsfdan  der  Verbündeten  vereitelt  schien.  Aber 
Sparta  wusste  den  Sieg  nicht  zu  benutzen,  während  die  Athener  um 
so  rühriger  waren.  Sie  mussten  Alles  thun,  um  den  Feind  am 
Isthmos  festzuhalten,  so  lange  ihre  Maueni  noch  nicht  fertig  waren; 
sie  hatten  Iphikrates,  einen  jungen  Mann  von  dunkler  Herkunft,  der 
sicIi  in  den  letzten  Seekämpfen,  alsc»  ohne  Zweifel  unter  Konon, 
ausgezeichnet  hatte,  auf  den  Kriegsschauplatz  geschickt.    Ourdi  ihn 


AGESILAOS    ERORRHT    LECHAION    07,    %;    301.  187 

erliielteu  die  Siibsidieii,  welche  Konon  verscliafll  halle,  erst  iiire 
wahre  Bedeutung  für  Athen,  indem  er  die  t'nr  aushuidisehes  Geld 
geworbeuen  Soldner  so  auszuhilden  wusste,  dass  dadurch  der  Huhin 
der  attischen  Waflen  wieder  hergestellt  wurde,  in  d(;r  Schlacht 
zwischen  den  Mauern  war  er  nicht  glücklich,  weil  das  kein  Kampf- 
platz für  seine  leichten  Schaaren  war.  Aher  wenige  Monate  nach- 
her hatte  er  es  dahin  gehracht,  dass  die  Lakedamonier  in  ihren  Ver- 
idianzungen  wie  euigescldossen  waren.  Er  heherrschti^  die  ganze 
Gegend,  er  brandschatzte  Sikyon  und  Phlius,  ja  bis  tief  in  Arkadien 
hinein  zitterte  Alles  vor  den  Streilschaaren  des  iphikrates.  Unter 
dem  Schutze  seiner  WafTeu  wurden  die  Isthmosmauern  wieder  her- 
gestellt; die  ganze  Bürgerschaft  von  Athen  eilte  herüber,  Itaute  in 
wenig  Tagen  die  westliche  Mauer  auf  und  dann  mit  gröiserer  Mufse 
die  Ostmaner  (Frühjahr  391). 

Dieser  Umschlag  der  Dinge  am  Isthmos  war  mit  <ler  Ehre  Sjiar- 
las  unverträglich;  vorzüglich  alKT  reizte  er  die  korinthischen  Flücht- 
'linge,  denn  seit  dem  Tage  des  Verraths  waren  sie  es,  von  denen 
Sparta  unablässig  vorwärts  gedrängt  inid  in  seinen  Entsirhlü8S4*n 
bestimmt  wurde.  Sie  wiesen  auf  die  Bedeutung  ihrer  Vaterstadt 
hin,  der  Thorhüterin  der  Halbinsel;  sie  müsse  den  Spartanern  sicher 
sein,  sonst  sei  es  mit  ihrer  Groismacht  vorbei.  Es  sollte  also  Ernst 
gemacht  werden  und  Agesilaos  musste  den  01>erl)efehl  übernehmen, 
so  wenig  es  auch  seinen  Neigungen  entsprach,  dit;  ganze  Halbinsel 
in  durchmessen,  um  eine  Mauer  niedt^i^zureifsen,  welche  voraussicht- 
lich sehr  bald  hinter  seinem  Bücken  wieder  aufgebaut  werden  würde. 
Beschwerliche  Züge  ohne  Aussicht  auf  Buhm  und  (lewinn  —  das 
war  das  Gegentheil  der  asiatischen  Feldzüge,  die  den  König  ver- 
wöhnt hatten.  Er  rückte  im  Frühjahre  *M)i  aus,  gleich  nach  der 
zweiten  Vermauerung  des  Isthmos;  und  um  seinem  Unternehmen 
mehr  Nachdruck  und  Wünle  zu  gel)en.  liefs  er  siih  von  einem  See- 
geschwader  unterstützen,  welches  von  den  asiatischen  Beiitegeldern 
ansgerfistct  und  seinem  Bruder  Teleutias  ül)ergehen  war.  Das  Zu- 
sammenwirken Beider  hatte  einen  günstigen  Erfolg.  Die  Mauern 
worden  rasch  zerstört  und  Ijechaion  kam  mit  den  Scliiffshausern 
zuerst  vollständig  in   den  Besitz  der  l^ikedämonier;    da  im   zog  der 

König  heim''0- 

Die  korinthischen  FlüchtUnge,  mit  dem  raschen  Abzüge  wenig 
znfbieden,  ersannen  einen  neuen  Kriegsplaii,  welcher  dem  Könige 
besser  zusagte  und  auf  die  Stellung  ihrer  Vaterstadt  einen  l>edeuten- 


ISS  A(;E8ILA08    im    PFJRAION   97,    1;    SM. 

(leren  Einfliiss  haben  sollte;  denn  sie  strebten  nach  wie  vor  dahin, 
ihren  Mitbürgern  den  Krieg  zu  verleiden  und  dadurch  die  Kriegs- 
partei  zu  stürzen.  Zu  dem  Zwecke  empfahlen  sie  einen  FeUng 
nach  dem  Peiraion.  Dies  war  der  Theil  des  korinthischen  Gebiets, 
der  jenseits  des  Isthnios  liegt  und  sich  von  dem  megarischen  Ge- 
birge wie  eine  grofse,  viereckige  Halbinsel  in  den  konnthiachen 
Golf  vorschiebt.  Gegen  Westen  bildet  sie  einen  schnabelförmigei 
Vorsprung,  der  mit  der  gegenüberliegenden  Küste  von  Sikyon  die 
Bucht  von  Lechaion  einfasst;  im  Nordosten  aber  springt  die  Halb- 
insel gegen  die  böotische  Küste  vor.  Sie  hatte  also  eine  sehr  wichtige 
Lage;  sie  bildete  im  Rücken  von  Megara  die  Verbindung  zwischeo 
Korinth  und  Böotieu.  Dazu  kam,  dass  die  Korinther  in  dieser  Berg- 
halbhisel  ihre  lleerden  hatten,  und  zwar  jetzt  mehr  als  sonst,  seit 
die  nähere  Umgegend  der  Stadt  Kriegsschauplatz  war.  Der  Haupt- 
ort  war  Peiraion,  ein  fester  Platz,  der  mit  anderen  kleinen  Kastellen 
in  Verbindung  stand.  Es  ist  sehr  walurscheinlich,  dass  diese  Be- 
festigungen damals  wenn  auch  nicht  erbaut,  doch  erneuert  wordca 
waren,  um  den  Zusammenhang  Korintlis  mit  seinen  neu  gewonnenoB 
Bundesgenossen  zu  sichern.  Denn  da  Megara  feindlich  war,  musde 
man  diese  Wege  zur  Verbindung  mit  Theben  lienutzen. 

In  jeder  Beziehung  war  also  dieses  abgelegene  Bergland,  aa 
welches  ohne  <lie  korinthischen  Flüchtlinge  schwerlich  Jemand  ia 
Sparta  gedacht  hal)en  würde,  ein  selur  geeigneter  Platz,  um  den 
Feinde  in  empfindlicher  Weise  Abbruch  zu  thun,  und  gewiss  hatten 
die  Flüchtlinge  mit  Absicht  auch  die  Zeit  des  Feldzuges  ausgesuchL 
Denn  es  war  Mitte  des  Sommers  (390)  und  die  istlimische  Feier 
stand  ])evor.  Es  war  ihnen  al)er  ein  Greuel,  dass  das  allkorinthische 
Fest  nun  zum  ersten  Male  unter  dem  Namen  von  Argos  begangea 
werden  sollte.  Sie  trafen  also  mit  dem  spartanischen  Heere  gerade 
l)eim  Beginne  des  grofsen  Poseidouopfers  auf  dem  Isthmos  ein,  zer- 
sprengten die  Festversammlung  und  nahmen  ihrerseits,  als  die  wahren 
Korinther,  das  unterbrochene  0])fer  wieder  auf.  Daiui  zog  Agesilaos 
in  die  BerglandschatX  weiter  und  fand  die  Aussichten,  welche  seine 
Führer  ihm  eröifnet  hatten,  vollkommen  bestätigt  Er  machte  auf 
engem  Baume  massenhafl^  Beute  und  hauste  daselbst  mit  wikkm 
(«rimme.  Die  Gefangenen  wurden  zu  Sklaven  gemacht  oder  gtf 
ihren  Feiiulen,  den  Flüchtlingen,  zum  Tode  ausgeliefert  Die  The- 
baner,  erschreckt  durch  die  unerwartete  Ersclieiuung  des  feindlichen 
Heers  an  ihren  Gräuzen,  scliickten  Gesandte  an  Agesilaos,  um  wegen 


IPHIKRATES.  189 

Friedens  zu   iinterhamleln.     Er  halte  die  gröfsteii  HofTuuiigen  auf 
glückliche  Beendigung  des  Kriegs. 

Da  wurde  er  plötzlich  aus  seinem  Glücksrausche  aufgestört. 
Denn  es  traf  die  Botschaft  ein,  dass  von  dem  Heere  in  Sikyou  eine 
gmze  Abtheilung  spai'tanischcr  Krieger,  etwa  600  an  der  Zahl,  l>ei 
Korinth  veniichtet  worden  sei.  Sie  hatten  den  Amvkläeru,  welche 
Badi  altem  Brauche  zu  Hause  das  Fest  der  Hyakinthien  feiern  wuUten, 
das  Geleil  gegeben,  und  wurden  dann  auf  dem  Rückwege  in's  Lager 
TOD  Iphikrates  überfallen.  Es  war  ein  imersetzlicher  Verlust  für 
das  männerarme  Sparta  und  zugleich  eine  schwere  Demüthigung; 
dflon  die  verachteten  Söldlinge  waren  die  Sieger  gewesen.  Umsonst 
stünnle  Ageailaos  nach  dem  Kampfplatze,  um  wenigstens  noch  die 
LeJchen  in  ehrenrollem  Kampfe  zu  gewinnen;  sie  waren  schon  er- 
keten  worden,  die  Nie<lerlage  war  eingestanden  und  dem  Könige 
Hieb  nichts  übrig,  als  nach  einer  furclitharen  Verwüstung  des  platten 
Landes  abzuziehen. 

Es  war  also  durch  die  siegreichen  Feldzüge  beider  Jahre  in 
far  Hauptsache  nichts  erreicht  worden.  Ipliikrates  beherrschte  un- 
kedingter  als  zuvor  das  korinthische  Gebiet;  er  besetzte  auch  gleich 
aach  Abzug  des  Königs  die  Plätze  jenseits  des  Isthmos  wieder,  um 
die  Straiae  nach  Norden  frei  zu  haben.  In  Lechaion  aher  und  Sikyou 
hgen  die  Spartaner  rathlos  nach  wie  vor,  und  die  Angst  war  ji^tzt 
80  grofs,  dass  die  korinthisclien  Flüchtlinge,  welche  nicht  auihörtcn 
dea  kleinen  Krieg  fortzusetzen,  sich  nur  zu  Wasser  von  einem  Lager 
in  das  andere  hinüberwagten.  Aufserdem  wurden  die  i>eloponnesi- 
achen  Verhältnisse  immer  peinlicher  und  schwieriger;  denn  die  Hol- 
adiaft  von  dem  Unglücke  der  Spartaner  war  in  den  Städten  Arka- 
diens mit  unverholener  Schadenfreude  aufgenommen,  und  als  der 
KAnig  den  Ueberrest  der  verimglückten  Schaar  an  sich  gezogen  hatte 
und  über  Mantineia  und  Tegea  heimkehrte,  hielt  er  es  füi*  ange- 
■essen,  seine  Marsche  so  einzurichten,  dass  er  erst  nach  Sonnen- 
untergang in  die  Nachtquartiere  rückte.  Das  war  allerdings  ein 
bitterer  Gegensatz  gegen  die  Feidzüge  in  Asien,  wo  Agesilaos  in 
leichtgewonnenem  Ruhme  schwelgte  und  wie  ein  Heros  von  Freund 
und  Feind  geehrt  wurde!  Man  begreitt,  dass  er  keine  Lust  hatte, 
die  isthmischen  Kämpfe  wieder  aufzunehmen^"^). 

Zu  Hause  hatte  er  alter  auch  keine  Kulie  in  den  l)eschränkten 
and  unheimlichen  Verhältnissen;  er  scliaute  ungediüdig  nach  neuer 
Gelegenheit  zum  Kampfe  aus  und  deshalb  waren  ihm  die  Gesandten 


190  KAMPF    ZW.   ACHAJA    UM)    AKARNANIEN    890. 

der  Achaer  willkommen,  welche  um  diese  Zeit  eintrafen  und  an 
Wafleiihnlfe  baten. 

Es  lebte  in  der  Bevölkerung  von  Achaja  noch  immer  ein  kräftiger 
und  hochstrebender  Geist,  und  da  sie  landeinwärts  ihre  kkim 
Territorien  nirgends  erweitern  konnte,  so  suchte  sie  jenseits  da 
Golfs  neue  Erwerbungen  zu  machen.  Hier  hatte  mau  jetzt  Mm 
Hand;  denn  die  Herrschaft  Athens  war  gebrochen  und  die  der  t/h 
rinther  noch  nicht  wieder  hergestellt.  Deshalb  waren  die  Adiäff 
mit  ihren  eidgenössischen  Truppen  von  Patrai  aus  kühn  nach  AetoUea 
hinüber  gezogen  und  hatten  die  Stadt  Kalydon  förmlich  in  ihreo 
Städtebund  aufgenommen.  Diese  Erwerbung  verfeindete  sie  ihr 
mit  den  Akarnauen.  Denn  diese,  damals  ein  starkes  und  blühedb 
Volk,  hatten  nicht  Lust,  sich  auf  das  westliche  Acheloosufer  za  be- 
schränken, und  bei  ihrer  Ausbreitimg  gegen  Osten  standen  ibnea 
die  Achäer  im  Wege.  Die  Akarnauen  hatten  sich  schon  flUher  n 
den  Athenern  gehalten ;  sie  hatten  sich  jetzt  wieder  den  gegen  Sparta 
Verbündeten  angeschlossen  und  wollten  mit  ihrer  Hülfe  die  pek>- 
ponnesischen  Einmischungen  von  der  AchelooslandschafI  ebenso  ent* 
schieden  zurückweisen,  wie  die  Thebaner  und  Athener  von  ihrai 
Landschaften.  Sie  verlangten  die  Ränmung  von  Kalydon  und  batta 
zu  ihrer  Unterstützung  attische  und  theimnische  Truppen  im  Lande. 
Die  Achäer  hatten  ein  Recht,  für  ihre  treue  Unterstützung  Spartas 
eine  Anerkennung  in  Anspruch  zu  nehmen ;  den  Sfiartanem  musste 
daran  liegen  im  korinthischen  Meere  keine  feindliche  Macht  aaf- 
kommen  zu  lassen  und  Agesilaos  ging  um  so  lieber  auf  die  Sache 
ein,  da  sich  ihm  hier  ein  Kriegstheater  darbot,  wie  er  es  wünschte; 
reiche,  unberührte  Landschaften  von  Hirtenstämmen  bewohnt,  denen 
er  mit  seiner  Kriegskunst  vollständig  überlegen  zu  sein  hoffen  konnte. 
Nachdrückliche  Unterstützung  derselben  von  Athen  und  Theben  war 
nicht  zu  besorgen,  da  der  Kriegseifer  der  Verbündeten  schon  merk- 
lieh  nachliefs.  So  betrieb  er  den  Krieg  zu  Gunsten  der  bedrängten 
Achäer  und  fühlte  sich  wieder  in  seinem  Elemente,  als  er  im  FWh- 
jahr  3S9  mit  einem  ansehnlichen  Heere  über  den  Golf  setzte,  Kaly- 
don befreite  und  an  den  Acheloos  rückte. 

Mit  zögernder  Behutsamkeit  hielt  er  sich  anfangs  am  Rande 
der  Landschaft  auf,  als  wenn  er  weder  die  Absicht  noch  den  Mutk 
habe,  tiefer  in  das  Innere  einzudringen,  so  dass  die  Akamanen  sich 
im  olieren  Lande  nach  und  nach  ganz  sicher  fühlten  und  ilu*e  Heerdea 
im  Freien  weiden  liefsen.     Dann  brach  er  plötzlich   in  Eilmärschen 


KRIEG     IN   AKARNA.MEN    3d0— 88;   04,  4.  191 

p,  ülierraschte  «lie  Fpinrle  «in  den  Illom  ihrer  schonen  I^indseen, 
ichte  uncrmcssliche  Beute,  und  womi  es  ihm  auch  nicht  gelange 
le  der  festen  Städte  der  Akamancn  zu  nehmen,  erschütterte  er 
ren  Muth  doch  so  vollständig,  dnss  sie  lieschlossen,  den  Sonder- 
md  zu  verlassen  und  sich  der  spartanis4:hen  Bundesgenossens(^haft 
nischliessen,  um  sich  nicht  einem  zweiten  Feldznge  dieser  Art 
umsetzen.  Denn  Agesilaos  hetrieh  das  Zerstörungswerk  mit  so 
npOrender  Rücksichtshisigkcit,  dass  er  nicht  nm*  die  Jahreserndte 
ernichtete,  sondern  auch  die  Fruchlhanme  mit  der  Wui7.el  aus  der 
rde  reissen  liess.  So  wurde  der  Hauptzweck  schnell  erreicht, 
äffend  die  Achäer  mit  dieser  Kriegführung  wenig  zufrieden  waren; 

I  war  ein  roher  Beutezug,  Ihm  welchem  keine  Bürgschaft  für  die  Zu- 
imft  gewonnen  wurde;  an  eine  festere  Verhindung  der  Acheloos- 
iirier  mit  dem  peloponnesischen  Staatensysteme,  das  ehier  neuen 
iiUtignng  melir  als  je  I)edurfte,  wurde  nicht  gedacht. 

Am  meisten  kann  man  sich  darüher  wundern,  dass  derjenige 
HHt  so  wenig  in  der  Knegsgeschichte  vorkmnmt,  welcher  docli 
nlflr  allen  Mitgliedeni  des  Sonderhunds  der  Rache  Sparl^is  am 
Misten  lag  imd  der  sich  von  Anfang  an  mit  l>esonderem  Eifer 
nd  writgehenden  Plänen  am  Kriege  hetheihgt  hatte,  nämlich  Argos. 

Ein  seltsamer  Widerspruch  zeigt  sich  in  der  Politik  dieses  Staats. 
Bl  keckem  IJebermuthe  enveitert  er  sein  tiehiet  his  üher  d(»u  Isth- 
nos  hinaus  und  tritt  als  ein  neuer  peloponuesischer  GroCsstaat  auf, 
md  dami  fehlt  es  ihm  doch  wieder  an  Kraft  imd  Seihstvertrauen, 
m  sein  eigenes  Lind  gegen  die  Nachharn  zu  vertheidigen,  welche 
*  in  80  herausfordernder  Weise  hehandelt.  Wenn  die  [.akedfuno- 
also  die  Gi*änze  überschreiten  wollten,  machten  die  Argiver 
e  Vorwände  und  alte  Vereiuhanmgeii  der  beiden  Nachbar- 
iliiten  geltend,  sie  benutzten  von  Neuem  den  Festuu>nat  des  Kar- 
Mios  und  andere  heilige  Zeiten,  um  <1ie  bedrohten  Landesgranzen 
>  schätzen.  Die  Spartaner  \>aren  einfTdtig  genug,  auf  den  Kar- 
MioB  Rücksicht  zu  nehmen,  <ler  sich  nach  dem  Wunsche  der  Argiver 
S^tialdig  hin-  und  herschieben  liess,  und  führten  die  Truppen  zurück, 
>an  die  bekränzten  Herolde  ihnen  entgegenk.unen  und  sie  vom 
orrficken  abmahnten.  Dann  aber  ging  ihnen  die  Geduhl  aus.  Sie 
eiien  ihr  Gewissen  in  Olympia  und  Delphi  beruhigen,  und  nach- 
»  schon  Agesilaos  vor  der  Eroberung  v(ui  Lechaion  einen  Kin- 
U  genuicht  liatte,  dnuig  König  Agesipolis  von  Nemea  aus  in  Argolis 

II  und  vemüstete  die   Landschaft.     Der    rechte  Muth  und  Nacli- 


192  NEUE   POLITIK    SPARTAS. 

druck  fehlte  al)er  auch  diesmal;  ungriustige  Wahrzeichen  verauhssin 
einen  baldigen  Rückzug,  und  auf  eine  unbegreifliche  Weise  ist  S|nrti 
in  allen  Unlernehmungeu  gegen  Argus  wie  gelähmt.  Uebrigens  mia 
Argolis  doch  häufiger,  als  man  anzunehmen  pflegt,  Schauplatz  da 
Kriegs  gewesen  sein,  und  manche  Gefechte  werden  vorgefollen  sdiip 
von  denen  eine  nähere  Kunde  felUt.  So  namentlich  bei  dem  Fleekea 
Oinoe  im  Thale  des  Charadros  auf  dem  Wege  von  Argos  nach  Han- 
tineia;  liier  muss  ein  nicht  unbedeutender  Kampf  statt  gefanda 
haben,  in  welchem  die  Argiver  mit  attischen  Hülfsvölkem  vereinigt 
ilber  die  Lakedämonier  siegten.  Ohne  einzelne  Erfolge  dieser  Art 
wurde  auch  der  kecke  Aufschwung,  den  die  Politik  der  Argiw 
nahm,  und  die  freiwillige  Unterordnung  eines  Staats  wie  Korinth 
kaum  begreiflich  sein'"^). 

Die  Feldznge  in  Akamanien  und  Argolis  waren  für  die  Hai^ 
Sache  von  ganz  untergeordneter  Bedeutung;  denn  die  eigentlithe 
En  Ischeid  ung  hatte  sich  schon  längst  auf  ein  anderes  Gebiet  hinöber 
g(!%ogen,  und  die  Lahmheit  der  Spartaner,  die  in  den  letzten  Jfafarai 
nichts  thaten,  um  durch  eine  bedeutende  Rüstung  dem  Kri^ 
eine  andere  Wendung  zu  geben,  hängt  oime  Zweifel  damit  zusamiBai, 
dass  sie  inzwischen  eine  neue  PoUtik  eingeschlagen  hatten  und  auf 
eine  wirksamere  und  siclu'ere  W'eise  als  durch  Waffengewalt  ihrea 
Feinden  begegnen  zu  können  hofl'ten.  Der  Sonderbund  sdlfast  m 
nicht  die  grOfste  Gefahr  für  sie,  denn  seine  Kraft  war  schon  ei^ 
mattet;  das  GelTdu4icliste  von  Allem,  was  die  Kriegsjahre  gebracht 
hatten,  war  vielmelu*  der  attische  Mauerbau.  Dadurch  war  die  game 
Lage  Griechenlands  wieder  verändert  und  Alles,  was  im  grofMB 
Kriege  gewonnen  war,  von  Neuem  verloren.  Der  alte  Feind  stand 
wieder  selbständig  da  und  wenn  die  Freundschaft  zwischen  Konon 
und  Pharnabazos  sich  erhielt,  so  erwuchs  unversehens  das  attisdie 
Küstenreich  von  Neuem  und  Spai^ta  war  unfähiger  als  je  zuvor,  sich 
einer  solchen  Macht  zu  erwehren.  Solchen  Gefahren  gegenüber 
konnte  die  wilde  Tapferkeit  eines  Agesilaos  nichts  ausrichten.  Di 
mussteu  die  Männer  aus  Lysanders  Schule  helfen,  um  an  der  Stelle 
ehie  Aenderung  hervoi*zurufen ,  von  wo  der  ganze  Umschlag  der 
günstigen  Lage  Spartas  ausgegangen  war. 

Agesilaos  hatte  keine  Lust  einzulenken,  denn  jede  Veiiiandlung 
mit  Persien  wai*  für  ihn  eine  Verläugnung  seiner  Heldenzeit  mid 
ein  Verzicht  auf  jede  Frucht  derselben;  aber  ihm  gegenüber  erhob 
sich  eine  andere  Partei,  an  ihrer  Spitze  Antalkidas,    der  Sohn  dee 


ANTALKIDAS   VSlt    TIIURAZOS.  193 

ID,  dem  es  Üiöricht  erscliien,  Menn  Spnrt«i  in  nutzlosem  Klein- 
ege  seine  Kräfte  aufrieb,  ohne  die  Hauptsache  entscheiden  zu 
men;  man  müsse  des  Gegners  Macht  an  ihrer  Wurzel  angreifen 
1  Spartas  Ansehen  auf  dieselbe  Weise  herslellen,  wie  Lysandros 
gegründet  habe.  Antalkidas  selbst  wurde  dieser  neue  Lysandros. 
gewann  bald  eine  anselmliche  Partei  und  wurde  noch  vor  der 
ibotmg  Ton  Lechaion  (S.  187)  von  den  Ephoren  nach  Sardes 
ichickt,  damit  er  um  jeden  Preis  eine  AussCduning  und  eine  neue 
'bindung  zwischen  Persien  und  Sparta  zu  Stande  bringe.  Wie 
nrndros  den  Kyros,  so  traf  Antalkidas  den  Tiribazos,  den  früheren 
npen  Armeniens,  welcher  392  des  Tithraustes  Nachfolger  geworden 
r,  als  neu  emaimten  Oberbcfeldshaber  der  königlichen  Truppen, 
I  wie  so  häufig,  so  war  auch  diesmal  der  neue  Beamte  mit  der 
kik  seines  Vorgängers  nichU  weniger  als  einverstanden.  Die 
Bang,  welche  die  Stattlialter  des  Königs  zu  den  wichtigsten  Fragen 
nahmen,  war  ja  in  der  Regel  ihrem  persönlichen  Ermessen  an- 
■I  gestellt  und  je  nachdem  der  Eine  unter  den  kriegszugen  des 
Bailaos  unmittelbar  zu  leiden  gehabt  hatte,  während  der  Andere 
alten^Hasse  gegen  Athen  auferzogen  war,  darnach  bestimmte  sich 

persische  Politik.  Tirilmzos  war  von  Hause  aus  den  SparUuiern 
Msigt  und  als  treuer  Diener  seines  Königs  aus  redlicher  Ueber- 
igmig  für  eine  Verbindung  mit  ihnen.  Kaum  hatte  er  aber  in 
sem  Sinne  mit  Antalkidas  zu  unterhandeln  begonnen,  so  kam 
dl  Ton  der  Gegenfiartei  eine  Gesandtschaft  an  unter  Leitung  Kit- 
M,  um  Antalkidas  entgegen  zu  arbeiten;  es  waren  vier  Athener 
1  auf  Athens  Auflbrderung  auch  böotische,  korinthische  und  ar- 
ische Abgeordnete,  und  so  wurde  schon  im  Jahre  392  der  Sa- 
penhof  zu  Sardes  der  eigentliche  Kampfplatz  der  kriegführenden 
rteien. 

Hier  befand  sich  Sparta  entschieden  im  Vortheile  und  Antal- 
as  war  der  rechte  Mann,  um  die  (vunst  der  Lage  im  vollen 
be  auszubeuten.  Die  Erfolge  der  Gegner  dienten  ihm  als  die 
ite  Handhabe  für  seine  Pläne,  und  namentlich  wurde  der  Auf- 
iwung  Athens  dazu  benutzt,  den  gefTdnlichsten  Feind  Si)artas  in 
■kaamer  Weise  anzugreifen.  Er  machte  dem  Satrapen  deutlich, 
«  Konen    in   seiner  Stellung   als  l^^amter  des  Grolskönigs  nichts 

das  Interesse  der  eigenen  Vaterstadt  im  Auge  gehabt  und  das 
1  geschenkte  Vertrauen  unverantwortlich  missbraucht  habe. 
in    dazu  seien   doch  schwerlich  die  Gelder  aus  dem  Schatze  be- 

Cwtiii«,  Gr.  G«Mh.    HL  13 


194  DIE    VORSCHLÄGE    DES   ANTALRIDAS. 

willigt  worden,  um  Athen  als  eine  Grofsmacht  wieder  henustdoi 
und  dem  Stolze  der  Bürger  zu  schmeicheln,  dereu  Stadt  durdi  die 
Niederlagen  der  Perser  mächtig  geworden  und  von  Siegesdenkmähn 
aus  persischer  Beute  angefüllt  sei. 

Antalkidas  ging  aher  nicht  hlofs  darauf  aus,  dem  aUiaciiai 
Feldherrn  das  Vertrauen  des  Statthalters  zu  entziehen  (was  ihm  u 
so  leichter  wurde,  da  sich  gleiclizeitig  auch  die  Stellung  des  Euagom 
zum  i)ersischen  Hofe  verändert  hatte  und  euie  fehidselige  gewonfei 
war),  sondern  er  wussle  dem  Tirihazos  auch  die  Interessen  der 
Perser  von  einer  ganz  neuen  Seite  darzustellen.  Die  Uebelstank 
ihrer  hisherigen  Politik  waren  leicht  deutlich  zu  machen.  Man  hatte 
Tissaphernes  heseitigt,  aher  war  doch  auf  seine  Grundsätze  zuröck- 
gekommen;  denn  was  Pharnahazos  und  Tithraustes  in's  Werk  ge* 
setzt,  war  ja  im  Grunde  nichts  Anderes,  als  was  Alkibiadea  eiut 
dem  Tissaphernes  gerathen  hatte:  man  unterstützte  eine  Griechenpartei 
gegen  die  andere,  um  keine  von  ihnen  so  mächtig  werden  zu  lassoit 
um  dem  Reiche  schaden  zu  können.  Bei  diesem  Grundsatze  mosste 
Persien  immer  gerüstet  sein  und  entweder  seihst  Krieg  fuhren  odar 
für  sein  Geld  Krieg  führen  lassen;  es  kam  nie  zur  Ruhe.  Viel  richtiger, 
sagte  Antalkidas,  ist  es  doch,  dafür  zu  sorgen,  dass  überhaupt  keine 
griechische  Macht  vorhanden  sei,  welche  Persien  gefahrlich  ist.  Alk 
Gefahr  für  Pei*sien  entsteht  al>er  nur  dadurch,  dass  emzelne  Griechen- 
slädle  andere  vergewaltigen  und  dadurch  gröfsere  Gruppen  vob 
Städten  unter  sich  vereinigen,  üher  deren  Flülfsmittel  sie  verfugea. 
Diese  Vergewaltigungen  widersprechen  ehen  so  sehr  dem  nationalen 
Willen  der  Hellenen,  wie  dem  hiteresse  des  Grofskönigs;  sie  sind 
der  Keim  endloser  Slrc'itigkeiten,  fortdauernder  Aufregung  und  Vtf- 
kehrssturung  im  ganzen  Umkreise  des  ägäischen  Meers.  Um  also 
diesem  l^nwesen  ein  Ende  zu  machen,  muss  man  im  wohlverstan- 
denen hileresse  aller  L'ferstaaten  die  volle  Insrhliängigkeit  der  ein- 
zelnen GriecliensUulte  als  völkerrerhtlirlien  Grundsatz  anerkennen 
und  ihn  unter  die  Ohlnit  des  mächtigslen  der  Staaten  stellen.  So 
ist  allein  c^ne  wirkliche  Bürgschaft  für  dauernden  Frieden  zu  e^ 
langen,  inul  daran  wird  man  die  wahren  Freunde  des  Königs  uwl 
des  Friedens  erkennen,  dass  sie  ohne  Vorhehalt  auf  diesen  Grund- 
satz eingehen. 

Man  erkennt  leicht,  wie  sehr  diese  Darstellung  auf  Spartas 
Vortheil  berechnet  war.  Seine  Stellung  im  Peloponnes  wurde  durch 
den  Gruiulsatz,  den  Antalkidas  vertrat,  nicht  geiTdirdet;  denn  seine 


I0PCÜ.N8   GEFANGENSCHAFT    303;  OC,  4.  Wi} 

Bundesgenossen  hatten  dem  Namen  nach  Selbst fiFKligkeil;  al>er  a1](' 
den  Spartanern  feindlichen  Machterweilerungen  wurden  dadurcli  als 
widerrechtlich  bezeichnet  und  autgehohen.  Dann  musste  Argos 
Korioth  entlassen  (und  hierauf  arbeiteten  ja  vor  Allen)  die  k(n*in- 
thischen  Fhlchtlinge  hin,  welclieu  bei  den  Vorschläg<*n  des  Antal- 
kklas  gewiss  ein  wesentlicher  Antheil  zngeschriel>eii  werden  darf), 
Theben  die  böotischeu  I^andstadte,  Athen  die  ihm  noch  verbliebeneu 
Insehi,  Lemnos,  Imbros,  Skyros,  welche  es  jetzt  gerade  wieder 
ab  den  Kern  einer  neu  zu  erwerbenden  Bundesgenossensehaft  an- 
sah. Sparta  war  aber  nicht  bloÜB  der  einzige  Staat,  der  hi  seinem 
gegenwärtigen  Machtgebiete  durch  die  Friedensvorschläge  ungelahrdet 
iWt  sondern  es  konnte  auch  im  Stillen  darauf  rechnen,  dass  es 
neben  dem  GroÜBkönige  an  zweiter  Stelle  die  Ausführung  der  Frie- 
dmsbedingungen  zu  überwachen  haben  und  dadurch  Gelegenheit 
finden  werde,  für  seine  eigene  Herrschaft  zu  sorgen,  sobald  es  nur 
ent  die  Gegenstaaten  gedemülhigt  und  entkräftet  habe.  Darum  trug 
es  auch  kein  Bedenken,  sich  unbedingt  auf  den  SUmdpunkt  der 
penischen  Interessen  zu  stellen,  so  dass  von  denen  der  Hellenen 
gar  keine  Rede  war;  darum  wurde  auch  für  die  asialischen  Städte, 
für  die  man  noch  elien  gekämpft  hatte,  den  Persern  gegenüber 
keine  Selbständigkeit  in  Anspruch  genommen. 

Der  nächste  Zweck  wurde  vollständig  erreicht.  Man  merkte 
jetzt  so  wenig  die  wahren  Absichten  der  Lakedämonier,  wie  man 
firüher  die  Absichten  Konons  erkannt  hatte.  Tiribizos  war  ent- 
lockt über  die  Voi'schläge,  deren  Ausführung  endlich  einmal  eine 
feste  und  vortheilliafle  Politik  Persiens  im  Archi])elagos  möglich  zu 
machen  schien,  und  da  die  (fcsandten  der  anderen  Staaten  ))ro- 
testirten,  so  erkannte  er  darin  nur  den  Ausdruck  einer  feindseligen 
Gesinnung  und  die  volle  Bestätigung  dessen,  was  Anlalkidas  ihm 
gesagt  hatte.  Konon  aber  behandelte  er  nicht  als  Gesandten,  son- 
dern wie  einen  Beamten,  der  sich  wegen  Missbrauchs  des  könig- 
lidien  Vertrauens  zu  verantworten  habe,  und  Hess  ihn  gefangen 
setzen,  obgleich  derselbe  vorsichtig  genug  gewesen  war,  nicht  auf 
eigene  Verantwortlichkeit  über  die  persischen  Geldmittel  zu  ver- 
fugen, sondern  im  Einverständnisse  mit  Pharnabazos.  Antalkidas 
dagegen  wurde  jetzt  mit  Geld  versehen  und  Tiribazos  begab  sich 
nach  Susa,  um  an  entscheidender  Stelle  seinen  Ansichten  Eingang 
zu  Terschaflen. 

Indessen  hatte  die  Verhandlung  nicht  so    günstigen  Fortgang, 

IQ* 


196  NEUE   rNTERNEHMUNGRN   ZUR   SEE   07,  1;  89L 

wie  sie  begonnen  hatte.  Der  plötzliche  Umschlag  der  persisdia 
Politik,  den  Tiril)azos  beabsichtigte,  fand  lebhaften  Widersprudi. 
Die  verwüstenden  Heerzuge  des  Agesilaos  waren  noch  in  zu  friscbem 
Gedächtnisse  und  namentlich  war  der  Grofskönig  selbst  noch  imiiMr 
im  höchsten  Grade  erbittert  Aber  die  I^akedämonier,  weiche  ihre 
Erfolge  in  Griechenland  durchaus  der  persischen  UnterstQtzong  fer- 
dankten  und  dann  doch  ihre  Sti*eitkräflte  gegen  Persien  ge^noA 
hStten,  um  dieselben  Köstenstädte,  deren  sicheren  Besitz  die  Ver- 
trage mit  Sparta  verbürgen  sollten,  dem  Reiche  wieder  za  eolr 
reifsen.  Diese  Stimmung  bei  Hofe  wurde,  wie  es  scheint,  von  den 
Gegnern  des  neuen  Systems  benutzt,  um  Tiriliazos  längere  Zeit  foo 
Kieinasien  fem  zu  halten  und  an  seiner  Stelle  als  Oberbefehlshaber 
in  den  Seeprovinzen  einen  Anhanger  des  Phamabazos  nadi  Sardes 
zu  bringen,  Namens  Struthas.  Er  war  ein  kriegerischer  und  thit- 
kräftiger  Mann,  der  seine  Ehre  darin  suchte,  an  den  Spartanen 
Hache  zu  nehmen  für  das  Unglück,  das  sie  über  die  königlichei 
Länder  gebracht  hatten.  Er  sah  die  Athener  nach  wie  vor  ab  des 
KünigK  Verbündete  an  und  wahrscheinlich  geschah  es  auf  seine 
Vercinlassung,  dass  Konon  aus  der  Haft  befreit  wnrde. 

Diese  Veränderung  war  eine  Niederlage  für  Antalkidas,  wekher 
sich  seineu)  Ziele  schon  so  nahe  geglaubt  hatte,  und  es  ist  natdr- 
lich,  dass  die  Gegenpartei  in  Sparta  wieder  ihr  Haupt  eriiob;  sie 
verlangt(\  dass  man  den  feindlich  gesinnten  Satrapen  auch  rück- 
sichtslos als  Feind  behand(*le  und  Trupi)en  nach  Ephesos  sende. 
Da  die  von  Agesilaos  heimgebrachten  Schatze  verbraucht  waren, 
hatte  die  Aussicht  auf  neuen  Gewinn  viel  Verlockendes.  Man  konnte 
einmal  ohne  ])ersische  Gelder  nicht  vorwärts;  wenn  sie  also  nicht 
als  Subsidien  gegeben  wurden,  so  musste  n)an  sie  als  Kriegsbeute 
holen.  Thibron  winde  Anfang  391  mit  einem  Geschwader  nach 
Ephesos  geschickt,  um  nach  Agesilaos'  Weise  neue  Heerzüge  zu 
beginnen.  Er  fand  aber  an  Struthas  einen  Gegner,  wie  er  ihn 
nicht  erwartet  hatte.  Er  wurde  \m  einem  nacldässig  untemom- 
meinen  HeuU^zuge  überfallen  und  mit  einer  ansehnlichen  Mannschaft 
geirMltet^^°). 

Gleichzeitig  entbrannte  die  Fehde  auf  den  verschieilensteD 
Punkten.  Die  Athener  gingen  darauf  aus,  wieder  eine  Bunde«- 
genosseiisclhitl  zu  sammeln  und  sich  die  Fiiichte  des  kuidischen 
Siegs  anzueignen,  die  Spartaner  dagegen  ihnen  die  gewonnenen 
Plätze  zu  nehmen.    Die  beiden  Brüder,  die  Führer  des  kriegerisclieo 


PARTEISTBLLUNGEN   IN   HELLA8.  197 

Sparta,  Agesilaos  und  Teleutias,  standen  an  der  Spitze  der  Kriegs- 
macht; denn  Teleutias,  des  unglücklichen  Peisandros  Naclifolger, 
war  TOD  393  an  niebrei*e  Jahre  nach  einander  entweder  Seefeldiierr, 
oder  Fübrer  einzelner  Geschwader,  nach  längerer  Zeit  wieder  der 
erste  tausche  Mann,  welchem  man  Kriegsschifle  anvertrauen  konnte, 
ebi  Tolkalhümlicher  Kriegsherr,  der  Liebling  di^r  Flutlenmannschaft, 
ein  Mann  von  wirksamer  Beredsamkeit  und  entschlossen  im  Handeln. 
Er  war  es,  der  Lechaion  zu  Fall  brachte  und  die  HeiTschafl  auf 
dem  korinthischen  Meere  wieder  herstellte  (S.  187),  während  ein 
anderes  Geschwader  unter  Ekdikos,  dem  Seeleldherrn  von  391 
(OL  97,  \^)j  nach  Rliodos  ging,  um  diese  Insel,  mit  deren  Abfall 
das  Seeun^flck  begonnen  hatte,  wieder  zu  gewinnen. 

So  war  der  böolisch-korintliische  Ki*ieg  im  vierten  Jahre  zu 

fliMB  Seekriege  geworden,  welcher  den  isthmischen  Kampfplatz  in 

dm  Hintergrund  stellte.    Man  rfdirte  sich  eifrig  auf  beiden  Seiten 

ind  ferfolgte  groljse  Pläne,   alier  auf  keiner  Seite  hatte   man  eine 

mhte  Zuversicht    Durch  Einwirkungen  von  aufsen   war  der  Krieg 

ealbcht  worden,  auswärtige  HQlfsmittel  hatten   die  Rüstungen  der 

Veriiündeten  möglich  gemacht;  nun  versiegten  die  Hülfsqucllen  und 

nur  durch  eigene  Opfer  liefs  sich  der  Kampf  fortsetzen;   dazu  war 

aber  nm  so  weniger  Bereitwilligkeit  vorhanden,   je  geringere  Aus- 

wkt  auf  einen  sichern  Erfolg  vorhanden  war.    Es  fehlte  ülicrhaupt 

m  einem  gemeinsamen  Kampfziele  der  Verbündeten.     Denn   ids  die 

algemeine  Erbitterung  gegen  Sparta  zum  Ausbruche  kam,  war  man 

■V  in  dem  Verbngen  Sparta  zu  demüthigen  einig,    im  llebrigeu 

«wen  die  Gesichtspunkte   sehr  verschieden.     Die  gemäfsigten  Par- 

IM  in  Athen  und  Theben   wollten    nur   die   Selbständigkeit  ihrer 

Staaten;   die  Kriegspartei  in  Argos  und  Korinth   mnsste   aber  eine 

Vernichtung  der  spartanischen  Macht  im  Auge  haben;  denn  so  lange 

tt  noch  ein  einigermafsen  starkes  Sparta  gab,  konnte  es  unmöglich 

^  leine  peloponnesiscbe  Hegemonie  verzichten.    Di<!  Argiver  waren 

Ao  die  kriegseifrigsten,    und  sie  verlangten,   dass  man  die  Waffen 

>icht  niederlege,  bis  Sparta  gezwungen  wäre,  den  Halbinselstaaten 

oae  völlig  freie  Bewegung  zu  gestatten.     Es    gab    auch    in   Athen 

^  Partei,  welche  es  mit  den  Argivern  hielt  und  der  Meinung  war, 

Spirtas  Macht    müsse  völlig   gebrochen  werden,    wenn  Atluni    eine 

Qeoe  Zukunft  haben  sollte,  al»er  es  war  auch  eine  sehr  ansidmliche 

^riedenspartei  vorhanden  und  unter  den  Staatsmännern  dieser  Rieh- 

^  war  Andokides  der  bedeutendste. 


198  VERHANDLUNGEN   ZU    ATHEN    UND   SPAITA   97,   S;    SOI. 

Cr  gehörte  einem  Hause  an,  in  welchem  diese  Politik  ei 
Familientradilion  war.  Sein  Grofsvater  Andokides  hatte  den  dreifi 
jährigen  Frieden  mit  a{)geschlos9en ,  sein  Oheim  Epilykos  wir  I 
einer  Gesandtschaft  in  Persien  gewesen,  wahrscheinlich  dersellM 
welche  Kallias  führte.  In  iin*cm  Sinne  war  auch  der  jüng^ie  A 
dokides  von  Jugend  an  thätig.  Denn  schon  in  seinen  zw^mi 
Jahren  war  er  ein  Wortführer  der  aristokratischen  Kreise  und  i 
heitete  den  Volksrednern  entgegen,  welche  den  eben  geschlossen 
Nikiasfrieden  wieder  erschütterten  und  die  Verbindungen  mit  d 
{leloponnesischen  Städten  einleiteten.  Diesem  Standpunkte  blieb 
treu,  so  wenig  er  sonst  ein  Mann  von  Charakter  war,  und  verti 
jetzt  eben  so  wie  vor  dreifsig  Jahren  die  Interessen  Athens,  wek 
Trennung  vom  Sonderbunde  und  Vereinbarung  mit  Sparta  verlangte 
die  Umstände  waren  ihm  günstig.  Vier  Jahre  war  gekämpfl  word 
und  noch  waren  die  Verbündeten  in  keinem  offenen  Kampfe  glückli 
gewesen.  Iphikrates  hatte  damals  noch  nicht  Gelegenheit  geht 
etwas  Glänzendes  auszuführen.  Durch  die  Einnahme  von  Lechai 
waren  die  koiinthischen  Pässe  wieder  offen,  die  Befestigung  Athc 
war  noch  immer  nicht  vollständig  und  der  Ausgang  des  isthmisdi 
Kriegs  unsicherer  als  je,  namentlich  seit  Teleutias  die  korinthisch 
Gewässer  beherrschte.  Aber  auch  die  Lakedämonier  waren  durc 
aus  nicht  so  im  Vortheile,  dass  sie  Ursache  hatten,  ihre  Forderung 
allzu  hoch  zu  spannen.  Ihre  Aussichten  auf  persische  Hülfe  wai 
gescheitert,  Thibron  war  venuiglückt,  in  Rhodos  ging  es  ihn 
nicht  nach  Wunsch.  Sie  mussten  also  ilire  weiteren  Herrschaf 
plane  aufgeben  und  für's  Erste  darauf  bedacht  sein,  die  Verbfl 
deten  zu  trennen,  um  den  Umwälzungen,  die  im  Peloponnes  I 
gönnen  hatten,  zu  steuei*n,  Argos  zu  demüthigen  und  im  eigen 
Hause  wieder  die  Hennen  zu  werden. 

Diese  Lage  der  Dinge  benutzte  die  attische  Friedenspartei  11 
liestem  Erfolge.  Es  wurde  eine  Gesandtschatl  nach  S|)arta  geschic 
unter  I^itung  des  Andokides.  Er  erreichte  es,  dass  mit  Atb 
wieder  wie  mit  einer  el)enbürtigen  Macht  verhandelt  wurde;  i 
lieiden  St;iaten  sollten  mit  dem  Friedensschlüsse  vorangehen  ui 
dann  die  übrigen  zum  Beitritte  aufTordern.  Unter  den  einzeln 
Punkten  wurde  wiederum  die  Selbständigkeit  der  griechischen  Staat 
vorangestellt,  eine  Bestimmung,  die  natürlich  auf  Korinth  und  a 
das  böotische  Orchomenos  zielte,  und  um  jeder  den  Spartancü 
ungünstigen  Deutung   dieses  Punkts    vorzubeugen,    Spartas   gegei 


nUEDEHSREDE   DES   AiXDOKIDES   891   HERBST.  199 

irtiger  Besitzstand  ausdrücklich  anerkanut;  ebenso  der  der  Athener 
ü  Einschlafls  von  Lemnos,  Imbros  und  Skyros.  Ins()esondere  alier 
irde  den  Athenern  die  Vollendung  ihrer  Befestigungen  freigestellt 
wk  ebenso  die  Hersteliung  von  Kriegsschiffen,  so  viel  sie  deren 
inen  wollten. 

Hit  diesem  Frieden  kam  Andokides  heim,  um  ihn  der  Bürger- 
ibft  rar  Annahme  zu  empfehlen,  dann  am  vierzigsten  Tage  sollte 
w  in  Athen  beschworen  werden.  Er  glaubte  nicht  uhne  Grund 
tm  Grikfses  erreicht  zu  haben;  denn  Sparta  hatte  auf  seine  un- 
Mngte  Hegemonie  verzichtet,  Atlien  war  wieder  eine  Gro&macht 
mi  die  Schmach  des  letzten  Friedens  gesülint.  Und  doch  hatte 
BS  Andokides  keiner  Partei  recht  gemacht.  Die  Einen  waren  lui- 
dass  er  seine  Vollmachten  nicht  benutzt  habe,  den  Frieilen 
abKUScfaliel^.  Die  Anderen  wollten  überhaupt  keinen  Frieden, 
äi moDten  nicht  Mauern  und  Schiffe  von  Spartas  Gnaden  haben, 
■KwoHtoi  nidit  auf  die  drei  Inseln  beschränkt  sein,  sie  fürchteten 
flriUi  von  jeder  Annäherung  an  Sparta  Gefahr  für  die  Veifassung. 

Anddüdes  vertheidigte  sein  Werk  und  seinen  Standpunkt.  Er 
■igte  der  Bürgersdiaft,  wie  die  Geschichte  keuier  Stadt  so  ein- 
kJiglich  wie  die  von  Athen  des  Krieges  Unheil  und  den  Segen 
iv  Friedens  lehre.  Jeder  Friedensschluss  (denn  die  unglückliche 
Cfitnlation  nach  der  Niederlage  von  Aigospotamoi  <lürfc  man  nicht 
ibeineD  solchen  ansehen)  sei  der  Anfang  eines  ghlcklichcn  Auf- 
■fanmgSy  einer  raschen  Hebung  von  Wohlstand  uiul  Macht  gewesen. 
fal  ftmänftige  Politik  verlange,  dass  man  mit  den  Mächtigen 
hBmdschaft  halte;  die  Verkehrtheit  der  Athener  ijestehe  al»er  darin, 
iM  rie  es  liebten,  sich  mit  den  gi'ofsen  Staaten  zu  verfehden  und 
■it  den  kleinen  zu  verbinden;  so  haljc  man  dem  Grofsköuige  den 
laoiges,  den  Syrakusanern  die  Egestäer,  den  Spartanern  die  Argiver 
ii  Bandesgenossen  vorgezogen.  Die  Absichten  der  Argiver,  welche 
■t  attischer  Hülfe  Korinth  festhalten  wollten  und  ihre  Bundes- 
(BMien  lom  Kriege  hetzten,  während  sie  sich  selbst  auf  alle  Weise 
i  decken  suditen,  könnten  nur  durch  eine  vollige  Besiegung  Spai*- 
H  verwirklicht  werden ,  und  dazu  reichten  weder  die  Kriegsmittel 
ü  noch  würde  Persien  es  dulden.  Was  Athen  nach  einem  Kriege, 
I  wekhem  der  Feind  Sieger  sei,  an  Friedensbedingungen  erwarten 
hfty  das  werde  ilim  in  vollem  Mal'se  gewährt  Man  solle  sich  vor- 
tei  mit  den  neuen  Freunden  und  sich  erinnern,  wer  nach  dem 
BgUcke  der  Stadt  den  Antrag  auf  Zerstörung  gestellt  und  wer  da- 


200  ABBRUCH   DER    A'ERHANDLUNGEN   SM. 

mals .  Atlien  gerettet  liabe !  Auch  die  Thebaner  seien  jetzt 
Frieden  geneigt.  Wolle  man  durchaus  Krieg,  so  soUe  man  sich 
prüfen,  ob  man  Willens  sei,  ohne  eigenen  Gewinn  alle  Opfer  ■ 
l)ringen,  um  den  Argivern  ihre  selbstsüchtigen  Zwecke  erreicheo 
zu  helfen. 

Andokides  ging  also  auf  die  Grundsätze  Kimons  zorück,  iod« 
er  durch  gegenseitiges  Einverständniss  der  lieiden  Grofsmächte  db 
hellenischen  Angelegenheiten  geordnet  wissen  wollte;  er  wollte,  wie 
Perikles,  auch  den  Barbaren  gegenüber,  ein  vertragsmäfsig  geordnela 
Verhältniss,  l)ei  dem  der  Handel  im  ägäischen  Meere  sich  ungestM 
entfalten  konnte.  Es  war  aber  eine  solche  Friedenspolitik  gern 
zu  keiner  Zeit  berechtigter  als  jetzt,  da  Athen  gänzlich  au&er  Stande 
war,  als  kriegerische  Macht  aufzutreten;  es  hatte  keinen  Sdubi 
keine  Flotte,  keine  opferbereite  Bürgerschaft,  keineii  zuverlässige 
Bundesgenossen.  Ferner  wusste  man  von  den  Verbindungen  im 
Antalkidas  und  Tiribazos,  und  gewiss  war  es  im  wohlverstandeD« 
Interesse  Athens,  wenn  Andokides  Alles  that,  um  einer  einseitigoi 
Verständigung  Spartas  mit  Persien  vorzubeugen.  Athen  hatte  durck 
glückliche  Fügimg  für  geringe  Opfer  unverhältnissmälsig  viel  f^ 
Wonnen;  mehr  zu  erreichen  war  für's  Erste  gar  keine  AussidH, 
also  war  es  gerathen,  den  Gewinn,  den  man  Konon  verdankte,  mö^ 
liehst  rasch  in  Sicherheit  zu  bringen. 

Das  wollte  Andokides.  Al>er  er  drang  nicht  durch.  Er  war 
kein  Mann  des  Vertrauens.  Seine  Hinneigung  zu  Sparta  machte 
ihn  missüebig;  er  hatte  die  bootische  Partei  und  die  eigentlichen 
Demokraten  gegen  sich,  welche  in  der  Feindschaft  mit  Sparta  eine 
Bürgschaft  der  bürgerlichen  Freiheit  sahen.  Viele  mochten  noch 
immer  auf  persische  Subsidien  hoffen  und  ebenso  lässt  sich  voraus-' 
setzen,  dass  ehrgeizige  Mäinier,  wie  Thrasybulos  und  Iphikratei« 
sich  die  (velegeuheit  zu  glänzenden  Waffenthaten  nicht  genommeB 
sehen  wollten.  Ganz  besonders  aber  handelte  es  sich  um  den  thn* 
kischen  Chersonnes.  Die  Athener  wollten  ihre  dortigen  Besilzungea 
v(m  Sparta  anerkannt  sehen;  Sparta  a1>er  war  nicht  gesonnen  aif 
den  Hellespont  zu  verzichten,  dessen  Wichtigkeit  für  die  Seeherr- 
schaft ihm  in  den  letzten  Jahren  klar  geworden  war.  Kurz,  da* 
von  Andokides  verhandelte  Friede  wurde  nicht  bestätigt,  Andoluda 
selbst  in  Folge  einer  Anklage  wegen  Missbrauchs  seiner  Vollmachten 
verbannt  und  der  Kampf  entbrannte  wieder  mit  erneuter  Heftigkeit 
Damals  erfolgte  die  Verheerung  des  korinthischen  Berglandes  (S.  1S8) 


THBASTBULOS   8EEZÜGE   97,  8;  S90-89.  201 

uid  Iphikrates  liewährte  seine  neue  Kriegskunst  durch  Vernichtung 
der  lakedimonischen  Heeresabtheilung,  ein  Erfolg,  durch  den  auch 
tie  Thebaner  veranhisst  wurden,  ihre  Friedensverhandlungen  mit 
Agesibos  abzubrechen'^^). 

Die  wichtigsten  Ereignisse  al)er  erfolgen  zur  See.  Teicutias 
erUelt  den  Auflrag,  die  Unternehmung  in  Rhodos  zu  iT»rdern.  Voll 
Freude,  einen  gröfseren  Schauplatz  der  Thätigkeit  zu  gewinnen,  ver- 
.  fieEs  er  das  korinthische  Meer,  durchkreuzte  den  Archi|)elagos,  gewann 
il  Samos  für  Sjiarta  und  nahm  zehn  attische  SchiiTe  weg,  welche 
:  En^ras  zu  Hülfe  geschickt  waren.  Athen,  das  sich  in  Folge  des 
i  kniÄichen  Siegs  noch  als  Herrin  des  Meers  filhlte,  wurde  plötzlich 
f  m  seiner  Sicherheit  aufgeschreckt.  Es  raffle  seine  letzten  Geld- 
l  wMM  zusammen.  Thrasybulos,  eine  Zeitlang  durch  Konon  zunlck- 
^  pMngt,  war  jetzt  wieder  der  erste  Mann  in  Athen,  der  Fuhrer 
ihr  Kriegspartei;  ihm  ^iiirde  die  erste  ansehnliche  Flotte,  welche 
im  wiederhergestellte  Athen  aufl)ringen  konnte,  eine  Flotte  von 
vierag  Schiffen  anvertraut,  um  im  rhodischen  Meere  den  Spar- 
taern entgegen  zu  treten.  Im  Fnihjahr  390  (97,  2)  lief  er  vom 
Pmieos  aus.  Er  ging  aber  nicht  nach  Rhodos,  sondern  nach  Norden 
Unaf,  in  die  thrakischen  Gewässer,  in  die  Gegenden,  deren  Wich- 
tigkrit  bei  den  letzten  Friedensverhandlungen  zur  Sprache  gekom- 
men and  wahrscheinlich  von  Thrasybulos  selbst,  als  einem  Ilaupt- 
pgner  des  Andokides,  besonders  he4*vorgehol)en  worden  war.  Hier 
flrtwidKite  er  eine  grofse  und  erfolgreiche  Thätigkeit;  er  schloss 
WhriUiafle  Verbindungen  mit  den  thrakischen  Fürsten,  sowie  mit 
te  demokratischen  Parteien  in  den  Seestädten,  gewann  auf  die 
Weise  Byzanz  und  Chalkedon,  stellte  den  Sundzoll  bei  (^hrysopolis 
nieder  her  und  verpachtete  ihn,  und  ging  dann  in's  ägäische  Meer 
nrick.  In  Lesbos  herrschte  noch  ein  spartanischer  Harmost.  Thra- 
<lhdo8  schlug  ihn  und  gewann  die  Inselstädte  mit  Ausnahme  von 
Hethymna  fOr  Athen. 

Im  nächsten  Fnlhjahre  ging  er  weiter  nach  Süden,  alier  auch 
JMit  nicht  nach  Rhodos,  obwohl  er  von  Athen  die  dringendsten 
Wdsungen  ertiielt,  den  bedrängten  Rhodiern  zu  Hülfe  zu  eilen.  Er 
üg  es  vor  die  Küsten  von  Karien  zu  brandschatzen,  hauptsächlich 
^oU  aus  dem  Grunde,  weil  er  für  den  Unterhalt  seiner  Truppen 
IS  sorgen  hatte  und  einen  ernsthaften  Krieg,  \\q'\  dem  keine  Beute 
»  gewinnen  war,  nicht  unternehmen  konnte.  Indessen  wuchs  die 
Ventimmung  über  sein  eigenmächtiges  Verfahren  in  Athen  von  Tage 


202  NEUE    SEEFEHDEN   369^-68;  07,  4. 

ZU  Tage;  es  liefen  inttere  Klagen  von  Bundesgenossen,  Gastfreimd 
und  Burgern  Athens  ein,  welche  von  ihm  misshandeit  waren;  c 
Gegenpartei  schürte  die  Unzui'riedenheit  gegen  ihn  und  seinen  Mi 
feldherrn  Ergokles;  man  beschuldigte  ihn,  dass  er»  von  ErgoU 
verleitet,  den  Plan  gefasst  habe,  sich  mit  seinen  Truppen  in  Bysu 
festzusetzen,  um  dort  in  Verbindung  mit  seinem  thrakischen  Ai 
hange  den  Befehlen  der  Bürgerschaft  zu  trotzen  und  sidi  dasctt 
eine  selbständige  Macht  zu  bilden.  Jedenfalls  lastete  auf  ErgoU 
die  Hauptschuld;  dieser  wurde  zur  Verantwortung  heimgenife 
Thrasybulos  einstweilen  noch  im  Gommando  gelassen,  um  seine  Ao 
gäbe  in  Rhodos  zu  lösen;  aber  ehe  er  dahin  gelangte,  Gel  er  i 
Eurymedon,  im  Gebiete  der  Stadt  Aspendos,  deren  Mannschaft  ü 
l)ei  einem  nächtlichen  Ueberfalle  in  seinem  Zelte  erschlug.  Agyrriii 
fährte  die  Schiffe  nach  Rhodos"*). 

Inzwischen  waren  die  Spartaner  durch  die  Flottenrüstung  Alha 
und  die  Waffenüiaten  Tlu*asybuls  zu  Gegenrüstungen  veranlasst,  m 
zwar  fassten  sie  zwei  wohlgelegene  Punkte  in's  Auge,  um  sie  i 
Waffenplätze  gegen  Athen  zu  benutzen,  Abydos  und  Aigina.  i 
Abydos  hatte  sichDerkyUidas  mit  grofsem Geschicke  behauptet  (S.  183 
ein  Mann,  der  seit  zwanzig  Jahren  in  diesen  Gegenden  zu  Hau 
war  und  das  Vertrauen  seiner  Vaterstadt  im  höchsten  Grade  geredi 
fertigt  hatte.  Ohne  Grund,  nui*  durch  persönliche  Gunst  der  regierei 
den  E])horen,  wurde  an  seine  Stelle  der  früliere  Seefeldherr  Anaiibk 
gesetzt,  um  die  neu  gewonnene  Macht  Athens  daselbst  zu  erschütlcr 
und  den  attischen  Handel  zu  zerstören.  Iphikrates  wurde  mit  $d 
Schüfen  und  1200  Peltasten  gegen  ihn  ausgeschickt  und  tödtete  ik 
mit  Vielen  der  Sehiigen  durch  einen  wohlangelegten  Hinterhalt  h 
Abydos. 

Viel  drohender  waren  die  Angriffe  von  Aigina.  Denn  hier  m 
zum  gröfsten  Schrecken  der  Athener  auf  einmal  die  alte  Unsicher 
heit  des  Meers  wieder  ein,  wie  sie  vor  den  Perserkriegen  gewoM 
war;  Sparta  gab  nämlich  den  Insulanern,  welche  es  nach  Aigin 
zunickgeführt  hatte,  den  Auftrag,  Kaperschiffe  auszurüsten,  um  ü 
gegenül)er  hegenden  Küsten  zu  beunruhigen.  Ein  attisches  tt 
lagerungsheer  wird  vor  Aiguia  eingeschlossen  und  erst  nach  mancha 
empfindhchen  Verlusten  gelingt  es  Chabrias  auf  dem  Zuge  nad 
Cypeni  unversehens  in  Aigina  zu  landen,  den  Harmosten  Gorgopi 
zu  tödten  und  den  Athenern  wieder  ein  freies  Meer  zu  versehaffea 
Aber  eine  dauernde  Sicherheit  wm*de  nicht  gewonnen;  die 


SPARTA   UFfD   PEnSIEN   nÄHEILN   SICH   388.  203 

aonier  schickten  Teleutias  nach  Aigina,  der  das  Seevolk  mit  neuem 
Vnthe  erfüllte  und  es  wagen  konnte,  den  Peiraieiis  zu  rii)erfallen, 
nit  seinen  Truppen  bis  in  die  Hafenmagazine  einzudringen  und  mit 
reicher  Beute  unversehrt  zurückzukehren  ^^^). 

So  wiutle  an  den  verscliiedensten  Plätzen  gekämpft;  nirgends 
aber  geschah  etwas  Entscheidendes.  Dagegen  trat  in  der  Stellung 
der  Parteien  allmählich  eine  wesentliche  Aendennig  ein.  Die  Athener 
hitteD  sich  von  den  Verbündeten,  mit  welchen  sie  in  den  böotisch- 
kniinthiscben  Krieg  eingetreten  waren,  ganz  getrennt;  aus  dem  Kriege 
^  vm  die  Isthmospässe  war  eine  Seefehde  geworden,  in  welcher  das 
wm  donh  persische  Subsidien  hergestellte  Athen  sich  die  Yortheile  an- 
k-^-  sigMD  wollte,  welche  der  persische  Seesieg  ihm  verschafll  hatte. 
1^-  ikr  nnabsichtlich  war  es  dabei  in  einen  Krieg  gegen  Persieii  hin- 
'  eaferathen,  indem  es  durch  die  Wohlthaten  des  Euagoras  sich  ver- 
li^  fiditet  sah,  diesen  Färsten  bi  seinem  Aufstande  zu  unterstützen 
L  4  mI  mit  ihm  das  ebenfalls  aufstandige  Aegypten.  Sprta  dagegen, 
g»«  «eiBhes  früher  mit  Aegypten  gegen  Artaxerxes  verbündet  war  (S.  182) 
Kft.  ;  vd  neuerdings  Thibron  und  Diphriilas  nach  Ephesos  geschickt  hatte, 
ü:^'  n  IVrsien  zu  bekriegen,  war  in  seiner  Politik  einer  enigegenge- 
k,  setiten  Strömung  gefolgt.  Denn  während  senie  Landtruppen  sich 
Boch  mit  den  Persem  schlugen,  iingen  seine  Seefeldherrn  die  attischen 
Sdulfe  auf,  welche  den  Aufstand  in  Kypros  unterstützen  sollten; 
dan  machte  es  (97,  4;  388)  Antalkidas  zum  Oberbefehlshaber  der 
Seemacht  und  gab  dadurch  zu  erkennen,  dass  es  wieder  mit  dem 
Befe  des  Grofskönigs  anknüpfen  wolle. 

Antalkidas  hatte  seine  Pläne  nie  aufgegeben.  Er  sali,  wie  das 
morsichtige  Verfahren  der  Athener  seine  Absichten  begünstigte, 
od  benutzte  dasselbe  für  seine  Zwecke  eben  so,  wie  Konon  vor 
nchi  Jahren  die  Heerzüge  des  Agesilaos  für  sich  verwerthet  hatte. 
Gkidizeitig  war  auch  sein  Gönner  Tiribazos  wieder  zu  Ansehen  und 
EbIuss  gelangt  Man  konnte  sich  in  Siisa  nicht  mehr  der  Einsicht 
vcnchUefsen,  dass  die  von  Antalkidas  vorgeschlagene  Politik  für 
Genien  die  fortheilhafteste  sei.  Die  Abneigung  gegen  Sparta  wurde 
durch  das  Verlangen  nach  Befriedigung  der  Küstenländer  überwogen. 
Xm  musste  von  Seiten  der  Griechen  freie  Hand  hal)en,  um  sich 
*  Ott  Toller  Macht  gegen  Cyi)ern  und  Aegyjtten  zu  wenden;  denn  die 
^  Verbindung  dieser  beiden  gefährlichen  Mächte  musste  die  Aufmerk- 
simkeit  des  Grofskönigs  im  höchsten  Grade  in  Anspruch  nehmen. 
j^eihalb  wurde  der  spartanische  Admiral  am  Hofe  auf  das  Günstigste 


t 


204  ANTALR1DA8   BEHERRSCHT    DIE   SEE   U% 

aufgenommen,  alle  seine  Anträge  wurden  gebilligt  und  es  kam  üa 
jetzt  nur  darauf  an,  rasch  und  ohne  neue  Kämpfe  auch  die  Atbemr 
geneigt  zu  machen  den  Frieden  anzunehmen. 

Dies  gelang    ihm    aber   um    so    leichter,    da  die  AtheDer  ihre 
geringen  Kriegsmittel  zersplittert  hatten  und  ohue  Energie  den  Krieg 
fortsetzten.     Er  ging  rasch  nach  dem  Hellespont,  entsetzte  Abjfdflii 
nahm  Thrasybulos  dem  Kollyteer  acht  Schiffe  und  zog  dann  am  im 
l)ersischen  Häfen    so   wie   aus  Sicilien   so    viel  Verstärkung  henn» 
dass   er   mit   einer  Flotte   von    80  Schiffen   das  Heer  behemdrie. 
Athen,  durch  die  äginetischeu  Ka[)er  seines  eigenen  Heers  onudMr, 
nun  auch  der  Zufuhr  aus  dem  Pontos  beraubt  und  aulser  Standi, 
eine  Flotte    aufzubringen,    welche    den   Feinden   die   Spitze   hieki 
konnte,  musste  ehier  neuen  Belagerung  und  Hungersnoüi  oitgqga 
sehen.     Alle  Schrecknisse  des  Jahres  405  traten  den  Bürgern  m 
die  Augen,  während  die  von  dem  Bündnisse  mit  Cypem  und  Aegypta 
zu  erwartenden  Yortheile  in  weiter  Ferne  standen  und  auch  die  wä 
Dionysios   emgeleitete  Freundschaft   wieder   in's   Gegentheil  umge- 
schlagen war,  und  so  wagte  kein  Redner  die  Fortsetzung  des  Kriep 
anzurathen.      Theben    war   an   öffentUchen   und   PrivaUnitteln  e^ 
schöpft   und    konnte   die    ununterbrochene  Fehde  mit  OrchooMMi 
nicht  mehr  ertragen.    Argos  und  Korinth  allem  waren  auDser  Stank 
Trotz  zu  bieten.    Sparta  selbst  aber,  das  aus  aller  Kriegsnoth  glück- 
lich und  siegreich  hervorgegangen  war,  konnte  nicht  daran  denken, 
seine  gegenwärtige  Ueberniacht  sofort  zu  einer  Vergewaltigung  der 
anderen  Staaten  anzuwenden;  denn  seuie  Hacht  beruhte  ja  nor  Hf 
der  Unterstützung  des  Grofskönigs,  und  diese  war  ihm  nur  zu  den 
Zwecke  gegel)eu,  dem  Kriege  ein  Ende  zu  machen,  welcher  Persiet 
in  seinen  Unternehmungen  hemmte  und  dem  cyprischeu  Aufttande 
neue  Nahrung  zuführte.     Darum    hatte   auch  Sparta    zunächst  kda 
anderes  Interesse,  als  die  allgemeine  Ermattung  der  kriegfübrendeo 
Staaten  dazu  zu  benutzen,  so  bald  wie  möghch  einen  Friedensooi- 
gress  und  eine  allgemeine  Eutwafl'nung  Griechenlands  zu  Stande  n 
bringen,  und  zwar  in  Sardes,  wohin  Tiribazos  die  Gesandten  est" 
bieten  Uefs. 

Dadurch  erreichte  Sitarta  gleich  einen  doppelten  Yortheil.  ErstoM 
konnte  es  voraussetzen,  dass  das  Ansehen  des  Grofskönigs  wesent- 
lich dazu  beitragen  werde,  das  Gelingen  des  Friedenswerks  zu  er- 
leichtern, weil  jeder  Widerspruch  nun  als  eine  Feindseligkeit  gepn 
die  Macht  erscheinen  musste,  welche  ihrer  Flotte  und  ihrer  GeM- 


FIIIEDEI988CBL08S   lü   8ARDBS  M,  S;  887.  205 

wegen  die  m  meisten  gefürchtete  war;  sie  war  die  einzige, 
in  dorn  ganzen  Kriege  nur  gewonnen  ond  gesiegt  hatte. 
reitens  wnrden  die  gegnerischen  Staaten  auf  persischem  Boden 
it  als  Verbündete  angesehen,  welche  nach  einem  gemeinsamen 
auch  gemeinsame  Be<lingungen  stellen  dürften,  sondern  nur 
Einzelstaaten,  welche  sich  so  gut,  wie  Sparta,  einer  allgemeinen 
long  der  griechischen  Verhältnisse  zu  fügen  hätten.  Dadurch 
Sparta  in  eine  viel  vortheilhaflere  Lage.  Dass  aber  die  Ord- 
der  Dinge  ton  Persien  festgestellt  wurde,  fand  darin  eine 
Berechtigung,  dass  <ler  ganze  Landkrieg  durch  persisclie 
lung  henrorgerufen  und  die  Hauptentscheidung  zur  See,  die 
entscheidende  Schlacht  des  ganzen  Kriegs,  ein  Sieg  der 
lotte  gewesen  war. 
Die  Bedingungen  aber  waren  die  von  Antalkidas  entworfenen, 
Ton  den  friiheren  nur  darin  abwichen,  dass  Athen  günstiger 
It  wurde.  Athen  hatte  nämlich  auf  dem  früheren  Tage,  der 
Sardes  abgehalten  war  (S.  195),  am  entschiedensten  widersprochen; 
war  der  einzige  Staat,  wo  immer  noch  an  dem  Gnuidsatze  fest 
wurde,  dass  es  schmählich  sei,  Hellenen  den  Barl)aren  Preis 
geben;  es  war  endlich  der  einzige,  dessen  Truppen  noch  im 
Fdde  standen,  und  zwar  war  Chabrins  in  Cypem  glücklich,  der  Auf- 
daselbst  konnte  den  Athenern  möglicher  Weise  grossen  Gewinn 
*n;  ihre  Verbindung  mit  Euagoras  musste  vor  Allem  gel6st 
werden,  das  war  den  Persem  bei  dem  ganzen  Frieden  eine  Haupt- 
jKhe.  Deshalb  wurde  den  Athenern  das  zugestanden,  worauf  sie 
bei  dem  fKiheren  Abgeordnetentage  besonders  l>estanden  hatten,  der 
Besitz  von  Lemnos,  Imbros  und  Skvros.  Diese  Inseln  waren  nicht 
den  Persem  genommen  wonlen,  sie  konnten  als  rechtmäfsig  er- 
worben, als  überseeische  Stücke  von  Attika  angesehen  wenlen.  Dar- 
nach wurde  also  die  Frie<lensurkunde  in  dieser  Form  abgefasst: 

^Der  König  Artaxerxes  hält  es  lur  hillig,  dass  die  Städte  in 
^Asien  ihm  gehören  und  v(»n  den  Inseln  Klazonienai  nnd  Kypros; 
•die  anderen  hellenischen  Städte  aber,  grofse  wie  kleine,  sollen  selb- 
•ständig  sein;  nur  Lemnos,  Imbros  nnd  Sk>Tos  sollen  wie  v(»r  Zeiten 
*den  Athenern  gehören.  Welche  Staaten  diesen  Frieden  nidil  an- 
nehmen, die  werde  ich  mit  denjenigen,  welche  denselben  annehmen, 
Vereint  zu  Lande  und  zu  Wasser,  mit  Schiiren  und  mit  Geld  ha- 
*kriegen.' 


206 


DER   CONGRESS   IN    SPARTA    06,  Bj  887. 


Die  Friedensurkuncle  war  ein  Meisterstück  diplomatischer 
Anscheinend  klar  und  einfach,  liatte  sie  doch  einen  Inhalt, 
nur  von    den    tiefer  Blickenden    richtig   gewürdigt  werden 
Sie  war  zunächst  so  ahgefasst,  dass  sie  dem  Groiskönige  voUkoi 
genügte.     Ihm  wurde  als  dem  Sieger  von  Knidos  der  Haupl 
zugesprochen,  indem  seine  unbedingte  Herrschaft  in  Kleinasien 
Cypern  anerkannt  wurde;    dann  wurde   dem  Wortlaute  nach 
das  Interesse    der   gegen  Sparta  Verbündeten    berucksiditigt; 
ihr  Kampf  war  ja   darauf  gerichtet,    Spartas    Gewaliherrscfaift 
Griechenland  zu  brechen,    und   diese    wurde    dadurch   a 
dass   allen    griechischen    Staaten    volle    Selbstregierung 
w^rde.    In  welcher  Weise  aber  diese  Bestimmung  aufgefasst 
sollte,  darüber  wurde  in  Sardes  nicht  verhandelt    Tiribazoa 
sich,    die  königliche  Botschaft  den  versammelten  Gesandten  ab 
abanderliche    Grundlage    des   Friedens    vorzulegen;    die  Aosfl 
derselben  wurde  den  hellenischen  Staaten  überlassen  und  zu 
Zwecke  eine  zweite  Tagesatzung  in  Spai*ta  angesetzt,  welche 
scheinlich  noch  im  Sommer  387  stattfand ^^^). 

Hier  ging  es  lebhafter  her  als  in  der  Hofburg  des  Sal 
denn  nun  kam  die  eigentliche  Bedeutung  des  zweiten  Fri 
Paragraphen  zur  Sprache. 

Sparta  trat  als  der  von  Persien  mit  Ausführung  des  V< 
betraute  Staat  auf;  denn  wenn  man  es  auch  aus  kluger  V«iä 
vermieden  hatte,  ihm  eine  solche  Stellung  ausdrücklich  zuzu^ 
so  war  es  doch  stillschweigend  vorausgesetzt,  dass  der  bei 
des  Friedens  zunächst  betheiligte  und  im  vollen  Vertrauen  dei 
serhofs  stehende  Staat  die  Ausführung  zu  überwachen  habe,  und 
war  im  Schlusssatze  deutlich  genug  ausgesprochen,  dass  ^  bei ) 
Widerspruche  auf  energische  Waffen-  und  Geldhülfe  von  Perii 
rechnen  könne.  Nun  wurde  die  persische  Botschaft  in's  Lakefr 
monische  ü})ersetzt  und  lautete  dahin,  dass  alle  neuerdings  versocktoi 
Unterdrückungen  eines  Staats  durch  den  anderen  mit  der  im  FMtt 
verbürgten  Autonomie  der  griechischen  Gemeinden  im  Widersprucki 
stehen  und  ungültig  seien;  also  müsse  Argos  auf  Korinth  venkblM 
und  Thelien  auf  die  I^ndeshoheit  über  die  Städte  B<>otiai8.  b 
kam  zu  den  heftigsten  Scenen.  Die  Thebaner  wollten  die  gailB 
Landschaft  vertreten,  wie  sie  in  den  zur  Zeit  des  konnthiachei 
Kriegs  abgeschlossenen  Verträgen  immer  gethan  hatten  (S.  195)  iii' 
ihre  Gesandten  waren  angewiesen  nur  als  Böotier  zu  unterzeichnfiB* 


9\ 


ii 


FRTBDRmSCHLUSS   IN   8ARDBS  M,  S;  887.  205 

Mittel  wegen  die  «in  meisten  geförchtete  war;  sie  war  die  einzige, 
MielMr  in  dem  ganzen  Kriege  nur  gewonnen  und  gesiegt  hatte. 
Bireitens  worden  die  gegnerischen  Staaten  auf  persischem  Boden 
■eilt  als  Verbündete  angesehen,  welche  nach  einem  gemeinsamen 
aach  gemeinsame  Bedingungen  stellen  dürften,  sondern  nur 
Eimelstaalen,  welche  sich  so  gut,  wie  Sparta,  einer  allgemehien 
fildainig  der  griechischen  Verhältnisse  zu  fügen  hätten.  Dadurch 
^larta  in  eine  yiel  vortheilhaftere  Lage.  Dass  aber  die  Ord- 
der  Dinge  ton  Persien  festgestellt  wurde,  fand  darin  eine 
Berechtigung,  dass  der  ganze  Landkrieg  durch  persisclie 
ftiHafndnng  henrorgerufen  und  die  Ilauptentscheidung  zur  See,  die 
■Hnige  entscheidende  Schlacht  des  ganzen  Kriegs,  ein  Sieg  der 
üliBerflotte  gewesen  war. 

>iiii  'Die  Bedingungen   aber  waren   die  von  Antalkidas  entworfenen, 

jpriDk  Ton  den  früheren  nur  darin  abwichen,  dass  Athen  günstiger 

^pMliDt  wurde.    Athen  hatte  nämlich  auf  dem   früheren  Tage,  der 

«4a'  Sardes  abgehalten  war  (S.  195),  am  entschiedensten  widersprochen; 

der  einzige  Staat,    wo  immer  noch  an  dem  Ginmdsatze  fest 

wurde,  dass  es  schmählich  sei,  Hellenen  den  Barbaren  Preis 

BB  geben;   es   war   endlich    der   einzige,    dessen  Truppen  noch  im 

Fdde  standen,  und  zwar  war  Chabrias  in  Cypem  glücklich,  der  Auf- 

laluid  dasdbst  konnte  den  Athenern  möglicher  Weise  grossen  Gewinn 

^  ^Magen;   ihre  Verbindung    mit   Euagoms    nmsstc  vor  Allem  gelöst 

-weiden,  das  war  den  Persem  bei  dem  ganzen  Frieden  eine  Haupt- 

:vAe.    Deshalb  wunie  den  Athenern  das    zugestanden,    worauf  sic^ 

-W  dem  firflberen  Abgeordnetentage  liesondei*s  l»estanden  hatten,  der 

-faiti  von  Lemnos,  Imbros  und  Skyros.    Diese  Inseln  waren  nicht 

im  Persern  genommen  worden,    sie   konnten   als    reclitmäfsig   er- 

■vwfaen,  ab  überseeische  Stücke  von  Attika  angesehen  werden.    Dnr- 

iMh  wurde  also  die  Friedeusurkunde  in  ilieser  Form  abgefasst: 

tkr  König  Artaxerxes  halt  es    für    billig,    dass    die  Städte  ni 

\    Von   ihm   gehören    und  V(m   den  Inseln  Klazonienai  und  Kypros; 

I    Vb  anderen  hellenischen  Städte  al)er,  grofse  wie  kleine,  sollen  selb- 

>    "^ttndig  sein;  nur  Lemnos,  Imbros  und  Sk}To$  sollen  wie  v(»r  Zeiten 

[    ^Athenern  gehören.     Welche  Staaten  diesen  Frieden  nicht  an- 

Wimen,  die  werde  ich  mit  denjenigen,  welche  densell>en  annehmen, 

**Vaiit  zn  Lande  und  zu  Wasser,    mit  Schüren  und  mit  Geld  l)e- 

%iiegen.' 


208  REDEUTUNG    DES   A^ITALKIDASFRIEDENS. 

Einfluss  in    patriotischer  Weise   benutzt;   jetzt   war    auf  Anregmig 
Spartas  in  aller  Form  Persien  als  die  Macht  anerkannt,  welche  ober 
die  griechischen  Angelegenheiten  zu  entscheiden  habe.     Es  war  m 
ganz  neues  Staatsrecht  gegründet,  ein  neues  Staatensystem,  wdchei 
seinen    Schwerpunkt   in    Susa    hatte.     Persien  war   die    eigentliche 
Grofsmacht  und  die  griechischen  Grofsstaaten  waren  Staaten  fweitM 
Ranges  geworden,  Clientelstaaten  Persiens,    nach   dessen  Willeo  « 
sich  zu  richten  hatten,  gegen    dessen  Willen  sie  ilir  Verhäitni»  n 
einander  nicht  ändern  durften.     Der   Grodskönig  war  der  Oberhar 
von  Hellas.     Er   berief  Congresse    der  griechischen   Staaten,   dem 
Abgeordnete  seine  Machtl)efehle  deraüthig  hinnahmen;  er  konnte  ii 
allen  innem  Streitigkeiten,    die    ihm   wichtig  genug  schienen,  mit 
sprechen,  mithandeln  und  in  letzter  Instanz  entscheiden;  jeder  Frie- 
densbruch war  eine  Auflehnung  gegen  den  anerkannten  Machthahr. 
Dies  Yerhältniss  war  das  nothwendige  Ergebniss  der  griechiDchi 
Politik.    Sparta  hatte  schon  seit  dem  Anfange  des  peloponnesisciMi 
Kriegs    um  Persergunst   gebuhlt   und  Athen  war   seinem    BeiqMk 
gefolgt.     Man  hatte  sich  von  beiden  Seiten  immer  mehr  daran  ge- 
wöhnt,   von    der  Stellung  des  Grofskönigs  die  eigenen  Erfolge  ak- 
hängig  zu  machen,    und    so  war   das   ni  sich  aufgelöste,   in   ata 
Schlachten  besiegte,  von  allen  Küsten  zurückgedrängte  Persien  donk 
seine  Sieger  dahin  gebi^aclit,  dass  ihm  nun  die  letzte  EntscheidQg 
des  griechischen  Staatenkampfes  zufiel.     Die  Niederlage  Athens  nr 
das  Werk  Persiens  und  ebenso  die  Wiederherstellung  seiner   Una^ 
hängigkeit.     in  des  Königs  Hand  liegt  das  Schicksal  der  HelleiMi'i 
das  war  ein  schon  damals  in  Giiechenland  verbreitetes  Sprichwirt» 
und  das  darin  ausgednlckte  Yerhältniss,    welches    tliatsächlich  tA 
lange    vorhanden    gewesen    war,    wurde    nun    im    Antalkidasfrieiki 
förmlich  anerkannt   und  verbrieft.     Damit    war    die    glorreiche  Zdl 
der  Freiheitskriege  so  gut  wie  vernichtet  und    das  volle  Gegentbd 
von  dem  eingetreten,  was  bei  Salamis,  Plataiai  und  Mykale  errongM 
war;  die  Perser  hatten  endlich  doch  die  Zwecke  erreicht,  weshib 
sie  einst  ihre  Heere  nach  Hellas  geschickt  hatten.     Hardonios  hattl 
ja    auch    nur    die    Anerkennung    eines    persischen    Protektorats  ii 
Griechenland  verlangt;  und  jetzt  stand  das  europäische  Griechenhni 
in  eingest^ndner  Abhängigkeit  vom  Perserhofe.    In  Betreff  des  mit- 
tischen  Griechenlands    aber  war    der  Grmidsatz,    von    dem  Pernea 
niemals  abgegangen  war,  dass  alles  Küstenland  Kleinasiens  ihm  ge- 
höre, von  allen  Griechen  feierlich  anerkannt.     Hellas   dieaaeils  aal 


BBDEItTUNG   DES  ANTALKIDASFRIEDENS.  209 

Beits  des  Meers  war  wieder  aus  einander  gerissen,  und  seit  der 
Uacht  Ton  Mykale  war  der  Grofskönig  zum  ersten  Male  in  un- 
iingtem  BesiUe  Kleinasiens;  er  lieherrschte  alle  Häfen  und  ver- 
{te  zu  seinen  Zwecken  über  die  Mannschaften,  Schifte  und  Geld- 
Ütel  der  Städte,  deren  er  jetzt  mehr  als  je  bedurfte,  um  seine 
icht  in  Cypem  und  Aegypten  wieder  herzustellen.  Die  ungluck- 
lien  Städte,  welche  so  otl  liefreit  waren,  ohne  jemals  frei  zu 
vden,  weil  sie  immer  den  Zwecken  der  Staaten  hatten  dienen 
inen,  die  zur  Zeit  das  Meer  beherrschten,  kamen  nun  unter 
ae  Herrschafl,  welche  das  Gegen theil  war  von  der  milden  und 
rwöbnenden  Beliandlung,  die  sie  früher  von  Mardonios  und  von 
fro8  erfahren  hatten.  Man  liefs  sie  das  neu  aufgelegte  Joch  um 
I  schwerer  fühlen,  je  länger  sie  demsellien  entzogen  gewesen 
Man  baute  Zwingburgen  in  den  Städten  und  legte  Be- 
in hinein,  man  zerstörte  die  Plätze,  welche  Erhebungsversuche 
IMhten  und  trieb  so  viel  Steuer  wie  möglich  ein.  Die  Perserftotte 
ahemchte  das  ionische  und  karische  Meer,  und  wenn  der  |)er- 
iKhe  Territoriali)esitz  zunächst  auch  sehr  bestimmt  auf  das  Fest- 
ad  beschränkt  wurde,  so  dass  selbst  die  Stadt  Klazomenai,  welche 
■r  durch  einen  schmalen  Sund  vom  Festlando  getrennt  war,  aus- 
Irleklich  den  Persem  zugesprochen  wurde,  so  ist  doch  eine  solche 
IniariLationslinie  zu  allen  Zeiten  unwirksam  und  unhaltbar  gewesen, 
nd  Jeder  musste  sich  sagen,  dass  derjenige  Staat,  welcher  alle 
llfen  und  Waffenplätze  an  der  Küste  inne  hatte,  \m  nächster  Ge- 
hpnheit  auch  die  vorliegenden  Inseln  Sainos,  (ilhios  u.  s.  w.  in 
fth  Gebiet  liereinziehen  werde.  Sie  waren  an  sich  schutzlos,  und 
fcr  Frieden,  welcher  jede  Machtbildung  verhinderte,  die  zu  ihrer 
^«theidigung  dienen  konnte,  gab  also  auch  die  Insehi  und  das 
Inselmeer   den  Persem  Preis.     Das    Schlimmste    al)er   war, 

die  Hülfsmittel  Kleinasiens,  so  wie  sie  von  den  Hellenen  auf- 
iBfeben  wurden,  sofoil  dazu  dienen  mussten,  dem  Grofskönige  die 
Unterwerfung  anderer  Hellenen,  und  namentlich  die  Unterdrückung 
kr  hoffnungsreichsten  aller  Erhebungen,  welche  jemals  von  einer 
griediiflchen  Bevölkemng  gegen  Persien  unternommen  worden  ist, 
iie  Besiegung  des  Euagoras  möglich  zu  machen  ^^^). 

Euagoras  hatte  von  Anfang  an  erkennen  müssen,  dass  die 
'Irenndschaft  mit  Artaxerxes  nicht  von  Dauer  sein  könne.  Kurze 
Seit  diente  Einer  den  Interessen  des  Anderen;  denn  die  Schifte 
les  Euagoras  bildeten  ja  den  gröfsten  Theil  der  Flotte,  welche  den 

Osrtiaa»  Gr.  QmA.    IH.  14 


210  DRR   CTPRISCHE   KRIEG   304— |SB6. 

Persern    <Ue    HeiTschaft    über    ilire    Knsteii    und    den  Archi  _ 
zuiiickgal),    und  dies  üel>crge wicht  hatte  wiederum  die  Folgi^<^   ^ 
Athens  Mauern  neu  befestigt  und   dieses   dadurch  in  Stand   ^'•^ 
wurde,  ein  selbständiger  Bundesgenosse  des  Euagoras  zu  werden^   ^ 
zwischen  war  der  Argwolin  des  ftrcilskonigs  gegen  Euagoras  (S.  '^i 
nie  erloschen    und    gleich    nach  dem  Siege  l>ei  Knidos  kam  c^  * 
einer  feindlichen  Spannung. 

Euagoras  musste  schon  seiner  eigenen  Sicherheit  wegen  dir* 
ausgehen,  v(m  Salamis,    der   Stadt  der  Ostküste  aus,    seine  MbA 
über  die  anderen  Insel stadte  auszubreiten;  es  })estanden  aber9oto 
10    kleine  Königreiche    in  Cypern,    welche    von    hellenischen  viB 
ph6nikischen    Gesclilechtern    unter     persischer    01>erhoheit    regpfli 
wurden.     Diese  ZerspHtterung    sicherte    die  Herrschaft    des  Grob- 
königs.    Derselbe  durfte  also  der  Ausbreitung  des  Euagoras  nkk 
ruhig  zusehen,  er  durfte  die  Hülfsgesuche  der  bedrängten  Vasdki 
in  Amathus,    Kition  u.  a.   Städten    nicht    unl)eachtet  lassen.    Em 
Insel  von  dieser  Gröfse    (ihre  Läugenausdehnung  ist  nicht  geringo; 
als  der  Abstand    zwischen   dem   südlichsten  und  dem   nördlichstai 
Vorgebirge    des   Peloponnes),    von    diesen    Hülfsmitteln    an    MeUl, 
Holz,  Korn  u.  s.  w.  und  von  einer  Lage,  welche  sie  jedem  Slaite 
unentbehrlich   machte ,    der    das  Meer  zwischen  Kleinasien ,  PbAnh 
kien  und  Aegypten  beherrschen  wollte,  durfte  nicht  in  eine  Bani 
kommen,    am    wenigsten    in    die  Hand    eines    so   kühnen    Mannes, 
welcher  die  den  P(»rsern  gelahrlichsliMi  Volkselemente  zur  Herrschift 
brachte  uiul  sich  nicht  auf  die  Insel  l)eschränkte,  sondern  mit  Athei» 
mit  Syrakus,  mit  Aegypten,  ohne  Zweifel  auch  mit  den  griechische! 
St^estädten  an  der  kleinasiatischen  Südküste  Verbindungen  anknüpfte. 
Das  waren  die  Verhältnisse,    aus    denen    der    cyprische   Krieg  enl- 
staud,  ein  zehnjähriger  Land-  und  Seekrieg,  welcher  erst  zwischei 
SaLimis  und  den  kleineren  Städten   geführt   wurde,    sich    (hinn  n 
einem  AngrilTskriege  auf  Persieu  erweiterte    und  endlich  mit  einer 
Belagerung  von  Salamis  schloss^^®). 

Der  erste  Krieg  war  ein  Insel  krieg,  an  dem  sich  persische 
Ueichstrupi>en  betheihgten  unter  Leitung  des  karisciien  Dynasten 
Hekat<»mnos  und  Aut(»phra(lates,  des  Satrapen  von  Lydien;  aber 
diese  Einmischung  war  ohne  Nachdruck  und  hinderte  Euagoras 
nicht,  seine  Herrschaft  zu  lK3fesligen  und  auszudehnen.  Er  machte 
Salamis  zur  Hauptstadt  eines  unabhängigen  Inselreichs  und  richtete 
dasselbe  ganz  nach  hellenischem  Muster  ein.     Er  führte  rhodische 


I>A8  ENDE  DES  CTPRISGHEN   KRIEGS.  211 

*^*Ä«*ung  ein  und  schlug  Goldmünzen  wie  der  Grofskönig. 
*^>  welcher  das  seit  411  (92,  2)  von  Persien  abtrünnige 
V^n  beherrschte,  war  ein  thätiger  Bundesgenosse,  weil  es  sein 
^^*»e  war,  Cypem,  den  Vorposten  des  Nillandes,  nicht  wieder 
V^tsische  Iländc  kommen  und  zu  einem  persischen  Waffen- 
*^  gegen  Aegypten  werden  zu  lassen.  Auch  die  Athener  hhel>en 
'^Kwas  treu  und  leisteten  wirksame  Hillte.  Namentlich  gelang  es 
Wirias  388  (98,  1)  glänzende  Siege  in  Cyi>ern  zu  erfechten.  Fast 
B  ganze  Insel  wurde  unterworfen,  so  dass  Ruagoras  nun  zu  aus- 
Wgdn  Unternehmungen  übergehen  konnte.  Er  wendete  sich 
leo  die  Städte  Phönikiens,  von  denen  die  Insel  so  lange  in 
ckender  Abhängigkeit  gehalten  worden  war;  er  erstürmte  Tynis, 
bnchte  Kilikien  zum  Abfalle;  die  Flotte,  die  Konon  geführt  hatte, 
le  die  letzte  sein,  welche  aus  dem  Küstenlaude  des  Tauros  und 
Bon  für  den  Grofskönig  zusammengebracht  war.  Alle  unzu- 
lenen  Vasallen  wurden  zu  einer  grofsen  Goalition  vereinigt;  die 
ktigsten  Reiclisländer  waren  in  Aufruhr,  die  Herrschaft  der  Achä- 
liden  war  in  Frage  gestellt. 

Jetzt  begreift  sich  die  Friedenspolitik  des  Artaxerxes  den  Hel- 
\a  gegenüber.  Er  musste  freie  Hand  haben,  er  nnisste  ülx^r  Heer 
I  Schatz  frei  verfügen  können,  er  musste  die  Beruhigung  Grie- 
nlands  auch  deshalb  wünschen,  um  aus  allen  griechischen  I/ui- 
D  Söldner  heran  ziehen  zu  können.  Damm  bei  rieb  Tiribazos  den 
cliluss  der  Verhandlungen  mit  Antalkidas  auf  alle  Weise, 
I  kaum  waren  dieselben  zu  Ende  geführt,  so  wurde  un- 
üglich    eine    Rüstung    zu    Wasser    und    zu    Lmde    veranstaltet, 

sie  seit  den  Tagen  des  Xerxes  nicht  vorgekommen  war. 
e  Flotte  von  300  Segeln  wurde  aus  den  Städten  loniens  zu- 
imengebracht;  Tiribazos  führte  sie  nach  Cypern  und  begann 
1  AngniT,  der  den  ganzen  Krieg  in  sein  letztes  Stadium 
chte. 

Euagoras  gab  auch  jetzt  den  Muth  nicht  auf.  Er  wusste  durch 
Be  Kreuzer  im  kilikischen  Sunde  dem  Landungsheere  die  Zufuhr 
iischneiden,  er  lieferte  mit  seinen  200  Trieren  dem  Feinde  ein 
laes  SeelrefTen,  und  war  anfangs  glückhch,  wurde  al)er  dann 
chlagen  und  in  Sahimis  eingeschlossen.  Von  Athen  verlassen, 
ih  von  Aegypten  ungenügend  unterstützt,  musste  er  endlich  Un- 
liandiungeu  anknüpfen  und  nach  Ikseitigung  seines  erbittertsten 
pien,  des  Tiribazos,  wusste  er  wenigstens  so  viel  zu  en*eicheu, 

14* 


iii  DEB   GEWINN   PERSIENS. 

dass  er  in   Salamis   als  Vasall  des  Grofskonigs   sein  angestammtei 
Fürstentlniiii  behauptete  (98,  4;  385). 

So  entlete  die  hellenische  Erhebung  auf  Cypem,  die  um  cä 
Jahrhundert  verspätete  Fortsetzung  der  Freiheitskämpfe  in  looM 
und  Hellas. 

Euagoras  wurde  von  den  Athenern  preis  gegeben ,  obwohl  «r 
das  Werk  Kimons  wieder  aufnahm  und  das  Blut  attischer  Kriepr 
sühnte,  welches  in  der  glorreichen  Land-  und  Seeschlacht  bei  Si- 
lamis  unnütz  vergossen  war.  Die  griechischen  Staaten  waren  t« 
gegenseitiger  Eifersucht  und  selbstsüchtigen  Interessen  so  erfÜ, 
dass  sie  für  den  einzigen  nationalen  Kampf,  der  in  dieser  Zeit  f^ 
führt  wurde,  und  für  den  Helden,  der  die  reichste  Insel  des  Mittet 
meers  für  (iriecheidand  eroberte,  kein  Gefühl  hatten.  Sie  liete 
sie  von  Neuem  unter  das  Joch  des  Barbarenkönigs  zurücksinka 
und  die  Griechen  loniens  waren  es,  welche  ihm  dabei  dicMi 
musstcn. 

Dies  war  also  der  Hauptgewinn,  den  die  Perser  von  dem  Frieitt 
des  AnUlkidas  hatten;  darum  war  er  in  vollem  Mafse  ein  Sieg  Pff* 
siens  und  eine  Niederlage  der  Hellenen,  welche  die  beste  Zeit  ihrer 
Volksgeschichte  verlaugnelen  und  das  Andenken  ihrer  gröfsten  Hdfci 
entehrten.  Es  war  aber  diese  Demüthigung  für  die  Griechen  m 
so  schmachvoller,  weil  sie  nicht  einer  Uebermacht  im  Kampfe  tf* 
h?gen  waren,  sondern  sich  vor  einem  Feinde  erniedrigten,  der  ihn« 
zu  Lande  und  zu  Wasser  überall  unterlegen  und  dessen  innat 
Schwäche  jetzt  gröfser  und  offenbarer  war,  als  Je  zuvor.  Um  füA 
gegenseitig  zu  verderben,  halten  sie  sich  erst  einzeln,  mm  gemd«- 
sam  <las  schmähliche  Fi*emdjoch  aufgeladen,  und  wenn  auch  A 
(junstbuhlerei  am  Perserhofe  schon  eine  alte  Sünde  war,  so  wr 
doch  das  offene  und  allgemeine  Eingesländniss  einer  so  schmählicba 
Abhängigkeit  und  der  in  aller  Form  vollzogene  Verzicht  auf  & 
Stellung,  welche  die  Hellenen  s(»it  dem  Siege  bei  Mykale  im  ägäisdKi 
Meere  gehabt  hatten,  eine  Thal,  welche  das  Ehrgefühl  der  Staatei 
vollends  abstumpfen  so  wie  den  noch  vorhandenen  üeberrcst  natl»* 
nalcr  Würde  untergi'al)en  musste. 

So  schwer  aber  auch  die  moralische  Niederlage  der  Griechen 
war,  so  waren  die  äufseren  Folgen  derselben  geringer,  als  m« 
nach  der  hochmülhigen  Sprache  der  Friedensurkunde  hätte  gbnbcB 
sollen.  Der  neue  Ol)erherr  von  Hellas  war  Ja  aufser  Stande,  dnc 
wirkliche  ()l>erherrhchkeit  geltend  zu  machen;  die  inneren  Angelegen- 


ATTISCHE   ZUSTX^IDE.  213 

hciten  GriecheDlands  blieben  also  nach  wie  vor  den  griechischen 
Staaten  fiberlassen,  und  namentlich  den  beiden  Staaten,  welche 
■ich  in  dem  letzten  Vertrage  als  die  beiden  Vormächte  Griechen- 
bnds  anerkannt  waren.  Deshalb  erfordert  das  Verstunthiiss  der 
«weiteren  Entwickelungen  einen  Rückblick  auf  die  Lage  Athens  und 
Spartas  vor  und  unmittelbar  nach  dem  Frieden  des  Antalkidus^^^). 


Athen  hatte  um  die  Zeit,  da  Sparta  in  Elis  und  Kleinasien 
Krieg  führte,  eine  Reihe  ruhigerer  Jahre  gehabt  und  es  sch(*int, 
dttg  sich  damals  der  Wohlstand  allmählich  wieder  etwas  gehoben 
kL  Wir  erkennen  die  Spuren  von  mancherlei  Aeudeningen  im 
Finnzwesen,  welche  von  einem  haushälterischen  Sinne  zeugen  und 
täar  strengeren  Gontroie  der  von  Staatswegen  liestellten  Arbeiten. 
Si  wurden  jetzt  auch  für  die  Herstelhuig  der  öffentlichen  Urkunden 
af  Stern  in  den  Volksbeschlüssen  l)estimmte  Summen  ausgeworfen, 
lihrend  früher  nur  die  Behörde  namhaft  gemacht  wurde,  welche 
ik  Zahlung  zu  leisten  habe. 

Eine  andere  Neuerung  war  die  Vereinigung  des  Schatzes  der 
Alkna  mit  dem  der  ^anderen  Gottheiten'  auf  der  Burg  und  die  Her- 
fteUang  einer  gemeinsamen  Schatzbehörde. 

Von  diesen  und  anderen  Neuerungen  läfst  sich  nicht  uach- 
«ttwn,  wie  nahe  sie  mit  dem  Archontate  des  Eukleides  zusammen- 
Iringen;  im  Ganzen  aber  lässt  sich  darin  ein  löbliches  Streben  nach 
l^irsamkeit  und  Ordnung  so  wie  nach  Vereinfachung  des  Staats- 
hnshaits  nicht  verkennen  ^^^). 

Man  blieb  aber  nicht  auf  diesem  Wege  imd  liefs  die  verarmte 

Stadt  nicht  wieder  zu  Kräften  kommen.     So   wie  sich  durch  weise 

Spnamkeit  wieder  einige  Staatsmittel    gesammelt    hatten,    begann 

lach  die  alte  Finanzwülhschaft  von  Neuem.    Unter  dem  Archonten 

IKo|ihantos  96,  2  (39V4)  wurden  Festgelder  zum  Betrage  von  einer 

hnchme  für  den  Mann   unter  das  Volk  vertheilt  und   um   dieselbe 

&it  wurde  das  alte  Besoldungswesen  erneuert.     Das  geschah  vor- 

lehmlich   auf  Antrieb    des  Demagogen  Agyrrhios,    welcher    in    den 

äueren  Angelegenheiten  die  frühereu  Führer  der  Geiiieiude,  Thra- 

Ifimlos  und  Archinos,    und    mit    ihnen    die    gauze  Partei  der    ge- 

liijbigten  Demokraten  verdrängt  hatte,  der  Geruisssuclit  der  unteren 

lUassen    rücksichtslos    huldigte    und    ihnen  zu  Liebe  den  Volksver- 

aammluogssoid  wieder  einfühlte  oder  auf  euie  halbe  Drachme  erhöhte. 


214  ATTISCHE   ZUSTÄNDE. 

Dadurch  musste  der  Staatsliaushalt  sofort  wieder  in  die  grbh 
Verwirrung  gerathen  und  die  ofTentliche  Geidnoth  hatte  wiedeni 
den  Einfluss,  dass  man  nach  jedem  Mittel  griff,  um  Geld  in  dl 
Kassen  zu  schaffen.  Das  schlimmste  aller  Mittel  war  aber  das  gi 
wohnlichste,  nämlich  eine  ungerechte  Justiz.  Wie  traurig  steht  i 
um  das  sittliche  Gefühl,  welches  die  Mehrzahl  der  Bärger  leite 
wenn  man  es  ganz  natürlich  linde t,  dass  der  Rath,  so  bald  er  di 
laufenden  Ausgaben  nicht  zu  decken  weifs,  Hochverrathsklagen  ai 
nimmt,  um  durch  Gütereinziehung  Geld  zu  erlangen,  wo  die  Klägi 
den  Geschworenen  sagen  dürfen,  es  werde  am  Solde  fehlen,  i^tn 
sie  die  beantragte  Verurteilung  nicht  aussprächen,  wo  Lysias  i 
Vertlieidiger  der  unglückUchen  Kinder  des  Aristophanes  (S.  21i 
offen  erklärt,  seine  Aufgabe  werde  ihm  dadurch  sehr  erschw« 
werden,  dass  einerseits  das  Vermögen,  um  das  es  sich  handele,  fl 
sehr  ansehiüich  gelte  und  andererseits  der  Staatsschatz  enies  Zi 
Schusses  hoch  benöthigt  sei!  Und  Lysias  selbst  wagt  gar  nicht  einiii 
das  Rechtsgefühl  der  Bürger  gegen  solches  Treiben  wach  zu  rufe 
sondern  er  stellt  nur  eine  andere  Stuatsrücksicht  dagegen,  inde 
er  ihnen  begreiflich  zu  machen  sucht,  dass  der  vorübergehende  G 
winn  rechtswidriger  Conliscationen  durch  den  gröfseren  Nachthi 
aufgewogen  werde,  welchen  die  dadurch  erregte  Verfeindung  nnt 
den  Bürgern  nothwendig  herbeiführe.  Man  versuchte  freilich  aw 
andere  Heilmittel.  Euripides,  vielleicht  der  jüngere  Tragiker,  brach 
ein  Gesetz  ein,  nach  welchem  dritthalb  Prozent  vom  steuerhan 
Vermögen  erhoben  werden  sollten,  um  auf  diese  Weise  eine  Sumo 
von  500  Talenten  zusammenzubringen;  das  gesamte  Steuerkapil 
muss  er  also  auf  20,000  Talente  (über  31  Mill.  Thaler)  verai 
schlagt  haben.  Dieses  Finanzgesetz  wurde  sehr  willkommen  ^ 
heifsen,  natürlich  von  der  unbemittelten  Menge,  aber  der  gi 
wünschte  und  versprochene  Zweck  wurde  nicht  erreicht  und  di 
hochgepriesene  Redner  liel  rasch  in  volUge  Ungnade  bei  der  Bürg« 
Schaft.  Dies  trug  sich  in  derselben  Zeit  zu,  da  Agyrrhios  « 
der  Höhe  seines  Einflusses  stand  und  der  Dichter  AristophaiH 
in  seiner  'Weiberversammlung'  (^96,  4;  393)  über  den  elenden  Zustao 
der  Stadt  und  die  schlechten  Führer  der  Gemeinde  klagte.  Di 
Redner  sprachen  gar  nicht  mehr  von  dem,  was  dem  gemeiw 
Besten  zuträglich  sei,  sondern  von  den  augenblicklichen  Vortheilei 
welche  für  die  Menge  zu  gewinnen  seien.  Oeffentliche  Aemter  i 
eigenem  Gewinne  auszubeuten  und  sich  als  Gesandter  durch  pe 


KOKONS  ANKUNFT  IN  ATHEN.  215 

risclie  Gesdieiike  ein  Vermögen  zu  machen,  wurde  gar  nicht  mehr 
ak  etwas  Unehrenhaftes  angesehen,  und  auch  verdiente  Bui*ger, 
Hinuer,  welche  au  der  Befi'eiung  der  Stadt  Tlieil  genommen  hatten 
uid  wahre  Wohlthäter  des  Volks  gewesen  waren,  kamen  in  dieser 
uglücklicheu  und  entsittlichenden  Zeit  zu  Falle.  So  Epikrates,  der, 
wenn  er  auch  von  Timokrates  kein  Geld  angenommen  liatte,  wegen 
BestechUchkeit  verurteilt  wurde  ^^^). 

So  stand  es  in  Athen,  als  der  Krieg  gegen  S[)arta  hegounen 
wurde.  Gewiss  war  die  Stadt  untahiger  als  je,  aus  eigener  Ki'atl 
etwi8  Rühmliches  zu  vollenden.  Da  kam  Konon  und  seine  Ankunft 
wir  ein  Festtag  für  Athen,  wie  es  seit  der  Ueimkehr  des  Alkihiades 
krisefl  erlebt  liatte.  Und  wie  viel  reiner  und  voller  war  diesmal 
b  Freude!  Der  treuste  Bürger  kehrte  zurück,  er  kam  mit  vollen 
BUen,  er  brachte  ein  unverhofftes,  überschwengliches  Glück.  Ein 
KM  Leben  begann  in  Athen  und  das  freudige  Dankgefühl  erhob 
ät  Bürger,  drängte  die  Sell)stsucht  zurück  und  erweckte  die  Vater- 
Indflliebe.  Reiche  Ilekatomlien  wurden  den  retten<len  Göttern  dar- 
phracht,  stattliche  Weihgesclienke  von  Konon  auf  der  Akropolis  und 
ii  Delphi  gestiftet.  In  dem  mit  Athen  wieder  verbundenen  Peiraieus 
wurde  ein  Heiligthum  der  A|)lu*o(hte  gebaut,  wie  sie  in  Knidos  ver- 
ebt wurde,  zum  Andenken  an  den  knidischen  Seesieg;  gleiclizintig 
wurden  ohne  Zweifel  auch  die  Ilafengebäude  wit^ler  hergestellt^ 
«ddie  die  Dreifsig  zerstört  hatten.  Athen  war  aus  einer  armen 
■d  ohnmächtigen  Landstadt  wie  durch  einen  Zaubersciilag  reich 
■d  mächtig  geworden,  die  Bundesgenosshi  <les  Grofskönigs  so  wie 
des  reichen  und  glückhchen  Königs  ijiuf  (Aj>ern.  Von  diesem  Glücke 
krauscht,  feierte  man  Konon  wie  ein(;n  Heros  und  errichtete  ihm 
eine  eherne  Bildsäule  auf  der  Terrasse  oberhalb  des  Markts  neben 
Hirmodios  und  Aristogeiton ,  eine  Eine,  die  noch  kehiem  Bürger 
2U  Theil  geworden  war. 

iXun  schien  sich  auf  einmal  das  alte  Athen  wieder  zu  erh(;l>en. 
Ott  Meer  war  von  allen  feindlichen  Schiilen  gesäubert;    in  Kythera 
wir  ein   Athener    als    Statthalter    eingesetist    und    alle    Inseln    und 
Kinienstädtc,  welclie  in  Folge  <les  Siegs  von  Sparta  abgefallen  waren, 
Eo8,  Teo8,  Ephesos,  Samos,  Glüos  und  die  Gykladen  schienen  da- 
durch schon  ein  neuer  Besitz  der  Athener  geworden  zu  sein.    Aufser- 
dem  waren  Euboia  und  die  tlirakisrhen  Ghalkidi<a*  dem  Sonderbunde 
beigetreten,  welcher  ja  auch  nicht  ohne  Konon  zu  Stande  gekommen 
wäre.   Konons  Pläne  gingen  noch  weiter.    Auf  seineu  Antrag  gingen 


216  ATHEN  NACH  KONONS  ANKUNFT. 

Eiiuomos  und  Aristophanes,  der  mit  seinem  Vater  NikopheniM  a 
den  treusten  Anhängern  Konons  geliörte,  nach  Syrakus,  um  K»* 
nysios  für  eine  Vei^schwägerung  mit  Euagoras  und  zum  Bündm 
wider  Sparta  zu  gewinnen;  eine  Gesandtschaft,  durch  welche  weni|- 
stens  so  viel  erroiclit  wurde,  dass  die  syrakusanischen  Schiffe,  k 
Sparta  unterstützen  sollten,  zurückgehalten  wurden"*^). 

Gleichzeitig  erkannte  man  in  Iphikrates  den  Mann,  der  in  tel» 
teuer  Weise  dazu  geeignet  war,  auch  im  Landkriege  den  Spartanen 
ihren  Ruhm  zu  entreissen.  Die  Athener  zeigten  sich  wieder  tapfer 
im  Felde.  Ein  Grab  in  Kerameikos  ehrte  die  l)ei  Korinth  Gefallaei  ] 
und  unmittelbar  vor  dem  Dipylon  bestattete  man  den  Dexileos,  der 
unter  dem  Archontate  des  Eubulides  96,  3  (39%)  zwanzig  Jiln 
alt  als  Einer  der  'fünf  Reiter'  gefallen  war  und  dessen  Mamiorlii 
wohl  erhalten  wieder  aufgefunden  worden  ist.  Diese  Fünf  mtea 
sich  also  noch  vor  der  Schlacht  bei  Lechaion  in  einer  besondem 
WafTenthat  hervorgelhan  haben,  und  es  ist  walu^cheinlich,  dassii 
dieser  Zeit  die  beim  Volke  missliebigen  Ritter  Gelegenheit  suditOi 
ihre  Ehre  wieder  herzustellen. 

Mantitheos,  der  unter  den  Dreifsig  zum  Rittercorps  gdtirt 
hatte,  erzählt  selbst  in  der  Rede,  welche  Lysias  für  ihn  aufgnettk 
hat,  wie  er  sich  zu  Anfang  des  Kriegs  benommen  habe.  'Als  ir 
'Athener,  sagt  er,  das  Ründniss  mit  den  Böotieni  sciüosset  und  nn 
'nach  Ilaliartos  zu  Hülfe  ziehen  musstet,  da  wurde  ich  von  Ort!»- 
'bulos  zum  Reiterdienste  ausgehol)en.  Da  ich  aber  die  MeinoBg 
'verbreitet  sah,  dass  die  Reiterei  bei  dem  bevorstehenden  Kampfe 
'nur  wenig  l)etheiUgt  sein  werde,  ging  ich,  wühi'end  Andere  M- 
'berechtigt  zur  Reiterei  übertraten,  zum  Orthobulos  und  liefs  nridi 
'aus  der  Liste  der  Reiter  streichen,  weil  ich  es  tur  schimpflich  hidt, 
'in  persönlicher  Sicherheit  am  Feldzuge  Tlieil  zu  nehmen,  währeiiJ 
'die  Mehrzaiil  meiner  Mitbürger  Gefahren  zu  l)estehen  haben  würfe 
'Als  nun  meine  Gaugenossen  sich  vor  dem  Auszuge  versammelt 
'hatten  und  ich  sah,  dass  einige  initer  ihnen  wackere  und  routbip 
'Leute  wären,  al>er  der  nöthigeii  Geldmittel  zur  Ausnistung  er- 
'mangelten,  so  machte  ich  den  Vorschlag,  dass  die  Vermögend« 
'den  Dürftigen  aushelfen  sollten,  un<l  schenkte  selbst  zwei  Männern 
'dreifsig  Drachmen.  Als  spater  der  Zug  nach  Korinth  unternommea 
'wurde  und  Manche  sich  zurückhielten,  weil  es  offenbar  war,  di» 
'grofse  Gefahren  zu  bestehen  wären,  da  setzte  ich  es  durch,  ii» 
'ersten  Ghede  zu  kämpfen,   und  obwohl  unser  Stamm  am  meisten 


ü 


ATTI8GHK  AUFGEBOTE.  217 

^lOD  Allen  gelitten  und  die  Mehraahl  verloren  hatte,  wich  ich  doch 
^fiter  lurfldi,  ab  der  würderoUe  Thrasybulos,  der  allen  Menschen 
fcigheit  vonuwerfen  liebt' 

IMeae  Schilderung  macht  uns  recht  anschaulich,  wie  es  zu  An- 
tm%  des  Kriegs  bei  einem  attischen  Aufgebote  herging  und  wie  es 
4  bald  an  Geld  und  Ausrüstungsgegenstanden,  bald  an  Muth  ge- 
hach.  Geld  brachte  Konon  und  den  Mangel  an  bürgerlichem  Muthe 
cmtiten  die  Söldner;  auch  an  geschickten  Feidhen*n  fehlte  es  nicht 
Wai  aber  im  ganzen  Kriege  von  Anfang  bis  zu  Ende  fehlte,  das 
«mein  bestimmtes  Ziel  und  ein  rechter  Vertrauensmann,  der  die 
Geueiiide  zu  leiten  und  zu  heben  wusste.  Die  Friedenspartei,  auf 
tt  Bequemlichkeit  der  Bürger  gestützt,  die  Partei  des  Andokides, 
(&  198)  wirkte  lähmend.  Aber  auch  die  patriotisch  und  kriegerisch 
CoiDiiten  waren  nicht  einig.  Thrasybulos  von  Steiria  war  zu  ihrer 
Mnmg  berufen,  aber  er  war  nichts  weniger  als  eine  populäre 
lientalichkeit,  wie  der  Spott  des  Mautitheos  beweist.  Er  versah 
ci,  wie  einst  Themistokles,  darin ,  dass  er  seine  Verdienste  zu  laut 
nd  zu  häufig  geltend  machte;  er  glaubte  sich  als  Befreier  von 
Athen  mehr  als  Andere  erlauben  zu  düiicu;  deshalb  kam  er  selbst 
■it  seinem  alten  Genossen  Archhios  in  Conilict  und  wurde  auf 
denen  Anklage  einmal  wegen  eines  gesetzwidrigen  Vorsclilags  ver- 
vteilt  Sein  vornehm  thuendes  Wesen  missliel  den  Leuten  und 
■n  begreift,   dass   sie   sich  unter  Leitung  emes  Agyrrhios  wohler 

■Uten'")- 

Durch  Konons  Auftreten  wurde  dann  auf  einmal  Alles  besser. 

Icidiliche  Mittel  und  feste  Ziele  waren  wieder  da;  es  sammelte 
■eh  einmal  wieder  Alles  um  einen  Mann.  Aber  auch  Konons 
Enhiss  war  nicht  von  Dauer.  Ais  Vertrauensmann  Persiens  und 
iNadier  Patriot  hatte  er  eine  unhaltbare  Doppelstellung.  Seine 
Aillpbe  konnte  nur  die  sein,  dass  er  Athen  aus  seinem  Banne 
iMe,  ihm  freie  Bewegung  zurückgab,  Bundesgenossen  verschall'te 
ni  gleichsam  die  Pforte  einer  neuen  Geschichte  öffnete.  Das 
Weitere  hing  von  dem  Verhalten  der  Aüiener  ab;  es  kam  Alles 
dvauf  an,  dass  sie  sich  mit  opfcrliereitem  Mutlie  ennanuten  und 
Mf  der  neu  geschaffenen  Grundlage  selbstthätig  fortbauten.  Ein  sol- 
cher Aufschwung  aber  erfolgte  nicht.  Die  Bürger  waren  durch  Konon 
^'vwöhnt  Anstatt  das  Gegebene  dankl)ar  zu  benutzen,  waren  sie  un- 
phdien,  so  wie  das  Geld  knapper  wurde  und  die  Perserflotte  authörte 
^  Meer  von  feindlichen  Schüfen  frei  zu  halten.    Darum  sank  sein 


218  LYSIAS   REDE    IN    OLTMPU   888;   98,  1.  ^ 

Ansehen,  so  wie  Antalkidas  Einihiss  gewann,  und  dann  kam  d 
Ausbruch  des  cyprischen  Kriegs  dazu,  seine  Stellung  vollends  i 
verderben.  Die  Athener  kamen  durch  Euagoras  in  dieselbe  Lag 
wie  die  Lakedämonier  durch  Kvros.  Beide  waren  die  Stiflor  di 
Freundschaft  mit  Persien  und  dann  die  Ursachen  der  Verfeindm^ 
Konon  verschwand  spurlos  vom  Schauplatze  und  starb  in  Cypcf 
um  389.  Die  Früchte  seiner  Siege  gingen  verloren,  ehe  man  i 
sich  augeeignet  hatte,  und  die  jetzt  so  bedenkliche  Verbindung  ■ 
Euagoras,  die  man  nicht  abbrechen  mochte,  aber  auch  nicht  enei 
gisch  zu  verwerthen  wagte,  blieb  von  der  kononischen  Politik  aUd 
noch  übrig. 

Nach  Konons  Entfernung  trat  Tlu*asybulos  wieder  in  den  T« 
dergrund,  aber  wir  haben  gesehen,  wie  misslich  seine  Lage,  fi 
ungenügend  seine  Ilülfsmittel  waren  (S.  201).  Dazu  kam  das  IGfl 
trauen  gegen  die  auswärtigen  Feldherrn,  von  denen  man  pünktlid 
Ausfühnmg  der  gegebenen  Aufti*äge  erwai*tete,  während  sie  4« 
darauf  angewiesen  waren,  ihr  Heer  selbst  zu  unterhalten.  Das  Mi« 
trauen  gegen  Thrasybul  steigerte  sich  in  dem  Grade,  dass  m 
ihn,  den  Befreier  Athens,  auf  dem  Wege  glaubte,  nach  der  Tj 
rannis  zu  streben.  Nach  seinem  Tode  wurde  es  noch  schlimiiie 
als  Agyrrhios  die  Schilfe  übernahm,  ohne  irgend  etwas  leisten  i 
können.  Es  war  ein  zielloses  Hin-  und  Herkämpfen  ohne  Zusan 
menhang  und  ohne  Aussichten;  man  konnte  Sparta  nichts  anhak 
und  niusste  nur  l>esorgen,  dass  es  einseitig  Verträge  mit  Perm 
zu  Stande  bringe.  Alles  fülille  den  elenden  Zustand  des  Vaia 
landes  und  verlangte  nach  Aenderung  desselben  und  nach  Bub 
Keiner  aber  fasste  die  Zeitlage  edler  und  würdiger  auf  als  Lj'sia 
der  am  olympischen  Feste  (Juli  38S)  den  Versuch  machte,  die  Fc8l 
Stimmung  der  Anwesenden  zu  benutzen,  um  ilinen  die  nationak 
IMIichten  in's  Gedächtniss  zu  rufen  und  das  Seinige  dazu  beizutraga 
um  den  unsehgen  Krieg,  der  nun  fast  acht  Jahre  gedauert  batfa 
zu  beendigen.  'Das  Fest,  sagt  er,  ist  gestiftet,  um  die  Hellene 
4n  Frcundschail  zu  erhalten.  Durch  Zwietracht  sind  wir  in  di 
'schmachvolle  Lage  gerathen,  in  der  wu*  uns  jetzt  belinden.  Vo 
'der  einen  Seite  ist  es  der  Perserkonig,  von  der  anderen  der  sid 
'lische  Tyrann,  der  die  Freiheit  hellenischer  Städte  bedroht;  es  i« 
'also  unsere  Aufgabe,  die  innere  Fehde  l)ei/idegen,  und  die  ver 
'einten  Kräfte  gegen  die  gemeinsamen  Feinde  zu  kehren.'  Er  erinner 
die  Spartaner  au  ihre  PUicht,    dass    sie    als    die  geborenen  Fübrei 


ATHENS   VERBINDUNG    MIT   CTPERN    TND    Ä(;YPTK>'.  219 

kr  Hellenen  nicht  zugeben  durften,  \vie  Hellas  zu  GruiKle  golie. 
El  war  eine  echt- nationale  Politik,  der  besten  Zeiten  Griechen- 
knds  würdig.  Solche  Gesinnungen  waren  damals  noch  in  Athen 
hbendig"'). 

Hier  musste  sich  also  auch  am  meisten  Widei'spruoh  gegen  die 
Nitik  des  Aiitalkidas  regen.  Die  Athener  konnten  ja  von  Aihrn 
an  wenigsten  auf  dieseil)e  «eingehen,  ohne  sich  auf  das  Tiefste  zu 
«niedrigen,  wenn  sie  die  Städte  preis  gaben,  deren  Schutz  sie  wie 
di  mutterstädtisches  Hecht  in  Anspruch  genommen  hatten,  und 
«llwrdem  ihren  gröfsten  Wohlthater,  den  edlen  Kuagoras,  dem  sie 
«kn  erst  eine  Bildsäule  auf  dem  31arkte  errichtet  hatten.  Ihm 
phen  die  letzten  An8ti*engungen  der  ktmonischen  Partei.  Vor 
den  Anderen  war  Aristophanes,  des  Mkophemos  Sohn,  thfitig  ge- 
mm,  des  Königs  Hälfsgesuche  zu  l)efürworten  (S.  21()).  Er  hatte 
aiit  den  gröfsten  Theil  seines  Vermögens  daran  gesetzt,  und  seine 
Hninten  durch  Bitten  nn<l  Bürgschaft  veranlasst,  der  Staatskasse 
fanchfisse  zu  machen.  Mit  dem  Unglücke,  das  die  SchitVe  auf 
fai  Wege  nach  Cyi)ern  l»etraf  (S.  203),  hängt  wahrscheinlich  der 
Untergang  des  Aristophanes  und  seines  Vaters  zusannnen.  Ik'ide 
wvden  des  Ilochverraths  angeklagt  und  ohne  ord(*ntliche  Unter- 
nchnng  kriegsrechtlich  hingericlitet  (3S9).  Fls  war  ein  Sieg  der 
FMeden8partei,  welche  die  auswärtigen  Verwickelungen  jeder  Art 
iCidammte.  Dennm*.h  wurde  die  Sache  des  Kuagoras  noch  nicht 
■%egeben.  Chabrias  ging  im  folgenden  Jahre  mit  zehn  Schitlen 
nd  800  Söldnern  hinüber  und  es  wurde  (irol'ses  erreicht  (S.  211). 
Welche  Aussichten  öffneten  sich  bei  weileren  Siegen,  bei  einer  auf 
(kirhen  Interessen  l)eruhendeii  engen  Verbindung  mit  den  Fürsten 
der  beiden  reichsten  I^änder  ilvr  alten  Welt,  den*n  nülfs(|uellen 
lieh  den  Athenern  aufschlössen  ^^^). 

Gerade  in  diese  Z(Mt  traf  nun  die  AutVorderimg.  einem  Frieden 
Wnitreten,  der  wesentlich  gegen  die  Fürsten  von  (Apern  und 
Aegjrpten  geschlossen  werden  sollte,  un<t  gt^wiss  war  ein  ansehn- 
Scker  Theil  der  Bürgerschaft  dagegen,  den  siegreichen  Feldherrn 
Ms  Cypem  abzuberufen  und  ein  Bündniss  treulos  zu  zerreisseii, 
fasen  Früchte  jetzt  zu  reifen  begannen.  Aber  —  die  Friedens- 
firtei  drang  durch.  Die  Spartaner  waren  klug  genug,  sich  vor- 
Ifafig  auf  die  Bemüthigung  von  Argos,  korinth  und  Theken  zu  Ix'- 
*dvinken.  Den  Athenern  wurden  Zugeständnisse  gemacht  imd  da 
^  den  Archipdagos  nichts  Besonderes  festgesetzt  war,  so  konnten 


220  RÜCKBLICK    AUF    DEN   KRIEG. 

sie  sich  immer  mit  der  HofTnung  schmeicbelu,  ihre  Inselherrscy 
allmählich  wieder  zu  erlangen.  Für's  Erste  kam  es  ihnen  nur  dam 
an,  dem  Notlistande  zu  entgehen,  der  durch  die  Kapereien  k 
Aegineten  und  die  Entziehung  der  hellespontischen  Zufuhr  für  i 
eingetreten  war.  Ihr  Beiüitt  war  entscheidend  and  machte  da 
achtjälu-igen  Kriege  ein  Ende,  der  Griechenland  in  jeder  Hinadi 
auf  das  Tiefste  geschädigt  hat. 

Es  war  ein  Krieg,  durch  die  Perser  begonnen  und  durch  k 
Perser  beendet;  ein  Krieg,  der  von  Anfang  an  das  naüonale  GefiH 
herabgedi*ückt  und  wenig  gethan  hat,  um  Kraft  und  Muth  zu  wecket 
Der  gröfste  Gewinn  war  den  Athenern  ohne  ilur  Zuthun  zugefeN 
der  wichtigste  Sieg  ohne  sie  erfochten.  Der  Kleinkrieg  aber,  dei 
die  Griechen  unter  einander  gefulirt  hatten,  war  meist  dne  iil 
von  Iläuberfehde,  welche  das  Volk  verwilderte  und  die  LandschaAfli 
unheilbar  verwüstete.  Agesilaos  übertrug  die  Weise  mit  BariiMi 
zu  fechten  nach  Hellas,  sengte  und  brannte,  he£s  die  FnichtbiHI 
entwurzeln  und  trieb  mit  hellenischen  Volksgenossen  schamkM 
Menschenhandel.  Auch  ist  zwischen  Bürgern  einer  Stadt  nieait 
mit  zäherer  Leidenschaft  gestritten  worden,  als  in  Korinth. 

Das  Wichtigste  aber,  was  in  dem  ganzen  Kriege  geschehen  iü 
das  war  die  Umformung  des  Heerwesens,  die  mit  den  asiatiadiB 
Feldzügen  zusammenhing.  Denn  während  die  Staaten  Griechenlaii 
verfielen,  hatte  die  kriegerische  Tüchtigkeit  des  Volks  nur  an  Rahi 
gewomien;  seine  Ueberlegenheit  war  von  allen  Barbaren  in  dei 
Grade  anerkannt,  dass  diese  nicht  über  sie  und  nicht  ohne  sie  siega 
zu  können  glaubten.  Daher  waren  hellenische  Männer  überall  p 
sucht,  wo  es  Krieg  gab. 

In  früherer  Zeit  hatten  sich  zu  fremdem  Solddienste  nur  solch 
Leute  hergegeben,  die  kein  reclites  Vaterland  hatten,  d.  h.  6 
keinem  geordneten  Staatswesen  angehörten,  das  ihre  Kraft  in  An 
Spruch  nahm,  wie  die  Arkader,  Kreter,  Karier,  Thessaler,  i» 
dann  die  aus  ihren  Staaten  vertriebenen,  heimathlosen  Leute  lo 
zemitteten  Lebensverhältnissen.  Seitdem  aber  durch  Kyros  4 
Söldnerthuni  neuen  Glanz  erlialten  hatte,  wurde  die  Neigung  da» 
immer  allgemeiner.  Denn  wenn  sonst  Heimathlosigkeit  das  grölM 
Unglück  war,  das  einen  (iriechen  treffen  konnte,  so  war  es  jeü 
anders.  Parteiung  uiul  Bürgerkrieg  hatten  den  cantonalen  Sm 
und  die  Anhänglichkeit  an  den  Geburtsort  zerstört  Statt  deM 
herrschte  ein  Streben  in's  Weite,  ein  Hang  zu  Abenteuern.    Oanm 


IfEDKRimGEN   IM   HfiRR WESEN.  221 

«achten  rieh  mich  edlere  Naturen,  wie  z.  B.  Xenophon,  kein  Ge- 
,inuen  daraus,  bei  einem  persischen  Fürsten  Dienste  zu  nehmen, 
I  wian  sich  zu  ritterlichen  Thaten  Gelegenheit  darbot.  Es  fand  ja 
[  andi  der  nationale  Stolz  dal>ci  reichliche  Befriedigung,  und  immer 
f  kUnfler  trat  das  Gefiihl  hervor,  dass  griechische  Tapferkeit  und 
,  KUang  herufen  sei,  die  Länder  des  Ostens  umzugestalten. 
-  Das  griechische  Söldnerwesen  in   Kleinasien    wirkte    nun    auch 

aif  das  Mutterland  ziu*ück.  Hier  hatte  es  zur  See  schon  länger 
krtanden  und  mehrfach  hatte  eine  Flotte  die  andere  durch  Er- 
Urang  der  Löhnung  zu  schwächen  gesucht.  Für  das  Festland 
aber  war  der  korinthische  Krieg  der  Anfang  und  der  Isthmos  die 
flumath  des  Söldnerwesens.  Ein  gewisser  Polystratos  warb  hier 
Tirnppen  filr  die  Gelder  Konons,  Iphikrates  übernahm  ihre  Führung 
vd  gab  dem  Söldnerheere  seine  Bedeutung  ffir  die  griechische  Ge- 
suchte, indem  er  eine  sehr  zeitgemäfse  Reform  des  attischen  Heer- 
«oeiis  durchführte.  Die  Anschaffung  einer  vollen  WafTennistung 
Mte  Wohlstand  voraus;  die  Zahl  der  wohlhabenden  Bürger  war 
ihr  sehr  zusammengeschmolzen  und  diejenigen,  welche  die  Kosten 
im  leichtesten  bestreiten  koimten,  waren  durclischnittlich  die  l)e- 
qaemsten  und  verwöhntesten  und  gewiss  niclit  das  lieste  Material 
fc  den  Krieg.  Die  schweren  Waffen  waren  al>er  ganz  auf  die  alte 
fampfart  berechnet,  auf  regelmäfsige  Frontsclilachten,  \m  denen 
gnchickte  Terrainbenutzung  und  taktische  Bewegung  zurücktraten; 
l  ne  waren  darauf  l)erechnet,  Bürgerblut  möglichst  zu  schonen;  der 
I  foDgeröstete  Krieger  hatte  auch  einen  Diener  bei  sich,  der  ihm 
tai  Schild  tnig  und  für  seine  Waffen  sorgte;  dadurch  wurde  das 
Heer  unnöthig  vergröfsert  und  seine  Beweglichkeit  gehemmt. 

Aufserdem  erkannte  Jphikrates,  dass  in  einem  Kriege  mit  Sparta, 
4»  an  seinem  alten  HeerAvesen  un verrückt  festhielt,  eine  zweck- 
näbige  Neuerung  das  wirksamste  Mittel  sei,  um  eine  lleberlegen- 
fceil  über  den  Feind  zu  gewinnen.  Schon  Demosthenes  hatte  durch 
Anwendung  leicht  bewaffneter  Truppen  und  taktische  Neuerungen 
Wentende  Erfolge  errungen;  Iphikrates  machte  eine  Reihe  durch- 
(Kifender  Aenderungen.  Er  erleichterte  die  Schutzwaffen,  hidem 
«f  einen  kleineren  Rundschild  (Pelte)  einführte  und  die  ehernen 
Beinschienen  durch  eine  Art  von  Gamaschen  (Iphikratiden)  ersetzte; 
'•gegen  machte  er  die  Angriffswaffen  wirksamer,  indem  er  den 
Speer  verlfingerte  und  statt  des  Schwerts  den  Degen  einführte.  Bei 
'^hterer  Bewaffnung  wurde  es  den  Leuten  möglich,  mehr  Proviant 


222  POLITIK   DES   IPHIKRATES. 

})ei  sich  zu  fülireu  und  längere  Märsche  zu  machen.  So  schuf  er 
das  neue  Linieutufsvolk,  die  Peitasten,  welche  zu  rascher  Bewegung 
in  Schluchten  und  Bergen  ungleich  geschickter  waren,  als  dir 
schweren  Massen  der  Bürgernnlizen. 

Mit  geworl)enen  Truppen  liatte  der  Feldherr   ein  ganz  andaei 
Verhältniss,    als    mit    Mithürgern.     Bei  den    Söldnern    konnte  vd 
musste  die  strengste  Zucht  ohwallen;  man  brauchte  sie  wenigem 
schonen;  sie  hingen  unmitteÜKir  an  der  Person  des  Feldherrn,  der 
ihnen  Sold,    Ehre    und  Beute   schaiTte;    die  Söldner    des  Iphiknici 
folgten  ihm  von  Korinlh  an  den  Hellespont.     Iphikrates,   selbst  di 
Mann  aus  niederem  Stande,  hatte  eine  Persönlichkeit,    die   zur  Be 
handlung  der  Leute  in  seltner  Weise    geeignet  war.     Er  war  rück- 
sichtslos streng  und  dennoch  l)eliebt.     Er    konnte  es  wagen,   eiiKi 
Posten,  den  er  schlafend  fand,    auf  dem  Platze  niederzustolüsen;  ci 
wusste  die  Wildesten  zu  bändigen  und  ihre  Leidenschaflen  lur  da 
Dienst  zu  verwerthen;  er  sprach  es  unverhohlen  aus,  dass  die  Dich 
(h^UI  und  Lust  Begierigsten  ihm  die  Liebsten  wären.    Es  kam  Alb 
auf  die  Stinnnung  der  Leute  an  und  Iphikrates  hatte  neben  seines 
grofscn  Talente  zur  Fuhrung  und  zur  Organisation  auch  die  Gabe, 
das  rechte  W^ort   an    rechter  Stelle    zur    Hand    zu    haben.     In  m- 
glauhUch  kurzer  Zeit  war  das  neu   geschalTene  Heer  fertig  und  gik 
den    Athenorn    sofort    eine    entschiedene   Heborlegenheit    im  Felde. 
Dje  einzige  Niederlage,  wt^lche    die  Spartaner    in   diesem  Kriege  b^ 
trollen  hat,  erlilten  sie  von  den  IVllasten  (S.  189). 

Ohne  Zweifel  hat  Iphikrates  noch  ganz  andere  Pläne  gehabt 
als  er  hat  ausfuhren  können.  Denn  wer  wird  glauben,  dass  a 
seine  Fleerreformen  zu  dorn  Eiulzwecke  gemacht  lutbe,  einen  uik 
den  anderen  glucklichen  Ueberfall  auszuführen!  Er  wai*  nicht  blolis 
ein  kecker  Soldatenführer,  sondern  auch  ein  politischer  Kopf  voi 
scharfem  Blicke  und  weilreichenden  Gedanken.  Er  hat  von  aliei 
denen,  weh*he  Konons  Politik  unterstützten  und  Konons  WohlÜiatei 
für  Athen  fruchÜKir  zu  machen  suchten,  bei  Weitem  am  meistei 
geleistet.  Er  hat  gezeigt,  wie  man  die  Pforten  der  Halbiiue 
sprengen  müsse,  welche  bis  dahin  wie  die  unzugängliche  Bur( 
spartanischer  Macht  da  gelegen  hatte;  er  hat  gelehrt,  wie  auf 
Sparta  im  eignen  Fiause  aufschrecken  könne;  er  hat  Akrokorindi 
zuerst  mit  attischen  Truppen  besetzt  und  die  Bedeutung  dieser  Feste 
für  die  allgemeinen  Verhältnisse  Griechenlands  zuerst  gewürdigt,  er 
hat  den  kühnen  Gedanken  gefasst,  Korinth  füi*  Athen  zu  gewinneo; 


WIRKUNGEN   DR»  SOLDNERWESENS.  223 

Uli  eine  Besatzung  daselbst  war  in  der  Tliat  das  gnnidlirhste 
ittel,  Sparlas  Intervenüonsgelüste  zu  dämpfen,  ein  )»esseres  Mittel 
denfalls  als  die  Mauerschenkel  von  I^echaton,  welche  unter  steter 
riegsgefahr  gehütet  werden  mussten  und  je  nach  Mafsgabe  des  letzten 
Mdgs  aufgebaut  oder  niedergerissen  wurden.  Da  nun  die  Korinther 
elbst  erkannten ,  dass  sie  als  Kleinstaat  unvermögend  seien ,  sich 
ier  Lakedämonier  zu  erwehren,  und  deshalb  den  Entschlnss  fassten, 
■f  ihre  Selbständigkeit  zu  verzichten  (S.  185),  da  schien  es  wohl 
Athens  Aufgal)e  zu  sein,  Korinth  mit  seinen  Trupi)en  zu  halten, 
■d  es  ist  möglich,  dass  auch  hi  Korinth  eine  Partei  war,  welche 
Uudiluss  an  Athen  und  nicht  an  Argos  wollte.  Gewiss  ist,  dass 
pUkrates  in  Korinth  mit  der  argivischen  Partei  in  blutigen  Streit 
imth,  dass  er  Einige  dieser  Partei  tödtete,  dass  nach  erfolgtem  An- 
Absse  au  Argos  der  Abzug  der  attischen  Söldner  verlangt  wurde 
■1  die  ganze  Bürgerschaft  von  Argos  ausrückte,  um  Korinth  in 
hriU  zu  nehmen.  Iphikrales  war  aber  nicht  der  Mann,  der  einen 
iidien  Posten  freiwillig  aufgab.  Kr  erbot  sich,  Akrokorinth  zu 
■hen;  aber  man  ging  in  Athen  auf  eine  so  kühne  Politik  nicht  ein 
nl  Iphikrates  legte  sein  Commando  nieder,  der  Zaghaftigkeit  seiner 
Bdmi^r  grollend,  welche  die  Waffe  nicht  gebrauchen  wollten,  die 
r  ihnen  geschmiedet  hatte.  Später  hat  man  (^s  <Ien  Athenern  da- 
men  als  einen  Beweis  von  (irofsniuth  und  weiser  Mäfsignng  an- 
leredinet,  dass  sie  auf  die  Annexionspläne  ihres  Feldherrn  nicht 
ingipgaDgen  sind^'^). 

Es  war  die  glückliche  Heforni  <les  Heerwesens,  welcher  Athen 
•khen  Aufschwung  seiner  Macht  verdankte,  dass  es  Sparta  auch 
B  Lande  demüthigen,  Arkadien  in  Schrecken  setzen  und  an  die 
Mehtung  eines  attischen  Watfenplatzes  in  der  Halbinsel  denken 
«mte. 

Andererseits  traten  auch  die  nach tlieili gen  Folgen  der  Neuerung 
•U  tu  Tage.  Der  enge  Zusammenhang  von  Heer  und  (lemeinwesen, 
Wluf  die  Stärke  der  alten  Staaten  }>eruhte,  löste  sich;  das  Heer 
V  Alles,  was  es  war,  durch  den  Feldherrn.  Die  Bürger  zogen 
wh  mehr  und  mehr  vom  Waffendienste  zunick;  es  bildete  sich  ein 
<Matenstaud,  der  aufserhalb  der  bürgerlichen  Verhältnisse  stand, 
iie  unniliige,  heimathlose  Menschenklasse,  die  immer  auf  Gelegen- 
en lauerte,  ihr  Waffenhandwerk  anzuwenden,  und  daher  jeden 
Vfflult,  der  irgendwo  ausbrach,  um  so  gefTdirlicher  machte.  Geld 
Btichied   nun   Alles.     Für    Geld    hefsen    sich    die   Wehrleute  ein- 


224  ATHEN  NACH  DEM  KRIEGE. 

schreiben,  ohne  nach  der  Sactie  zu  fragen,  um  die  es  sich  hu- 
delte; (ileld  hielt  die  Truppe  zusammen.  'Die  Leiber  der  Hellem, 
sagt  Lysias,  gehören  denen,  <lie  zahlen  können/  So  zerfiel  im 
Volk  in  zwei  Hälften:  die  eine,  die  in  steter  Waffenubung  ^ 
wurde  der  Heimath  fremd,  die  andere,  die  eigentliclie  BärgendyA, 
entwfdmte  sich  des  Waffendienstes.  Statt  der  ruhigen  Tapffftol 
des  angesessenen  Bürgers,  der  ffu*  llaus  und  Herd  kämpfte,  «v 
es  der  wilde  Muth  heimathloser  Alienteurer,  der  Ober  das  GMek 
der  Staaten  entschied,  Menschen,  deren  Verhalten  von  der  P»- 
sönlichkeit  der  Fühler  abhängig  war  und  deren  Treue  nicht  länger 
vorhielt,  als  die  Kriegskasse  ausreichte^'*). 

Es  war  das  Unglück  Athens,  dass  es  mehr  die  üblen  als  A 
guten  Wirkungen  des  Söldnerthums  erfuhr.  Athen  war  die  eiini|e 
Stadt,  wo  mit  schöpferischem  Geiste  und  in  patriotischem  Siitt 
die  Söldnertruppe  organisirt  worden  war  und  nnverzügiich  in 
gröfsten  Erfolg  erreichte;  al>er  man  wusste  den  Erfolg  nicht  IM- 
zuhalten,  man  hatte  nicht  den  Muth,  den  Söldnergeneral  gewälm 
zu  lassen,  und  so  kam  es,  dass  seine  grofsen  Thaten  für  die  Bi^ 
Scheidung  des  Kriegs  ganz  bedeutungslos  waren.  Das  war  ähe^ 
haupt  das  Unglück  Athens,  dass  es  während  der  ganzen  Kriegnot 
zwischen  politischen  Richtimgen  der  verschiedensten  Art  hallln 
hin  und  her  schwankte;  Männer  wie  Thrasybulos  und  Arcbinoi, 
Agyrrhios,  Konon,  Andokides,  Iphikrates  Italien  nach  einander  vai 
neben  einander  Einlluss  geliaht.  Keiner  ist  auf  die  Dauer  der  Vcr- 
trauensmaTui  der  Gemeinde  und  der  Fuhrer  der  Stadt  gewordeSi 
Daher  konnte  auch  von  euier  festen  Politik  keine  Rede  sein;  mit 
gewöhnte  sich,  von  aufsen  die  Impulse  und  Entscheidungen  zu  er- 
warten, anstatt  mit  stetiger  Willenskraft  selbstgewählte  Ziele  zu  vm^ 
folgen.  So  kam  es,  <lass  Athen  trotz  der  verschiedenen  einzeliM 
Erfolge,  die  ihm  in  diesem  Kriege  gelungen  waren,  im  Ganzen  mebr 
verloren  als  gewonnen  hatte.  Es  war  am  Ende  desselben  tiefer  M^ 
rüttet  als  zuvor;  es  hatte  alle  Verbündete  verioren,  es  hatte  um 
l)esten  Männer  unzuverlässig  gefunden  und  die  Unzulänglichktiit 
seiner  eigenen  Hülfsmittel  von  Neuem  erkannt;  es  musste  endlkk 
im  Drange  der  Notli  einen  Frieden  schliefsen,  welcher  die  Ehre 
der  Stadt  tief  verletzte  und  dem  ursprünglichen  Zweck  des  Krkp 
gar  nicht  entsprach.  Denn  er  war  ja  ehie  Erhebung  gegen  S|iirli 
gewesen,  um  ihm  das  Recht  streitig  zu  machen,  in  die  Angelegne 
heiUMi  der  übrigen  St;iaten  einzugreifen.    Am  Ende  des  Kriegs  abtf 


DIB  STELLUNG  SPARTAS.  225 

«r  die  Uebennacht  Spartas  auf  eine  neue  Grundlage  gestellt,  welche 
I  dazu  benutzte,  sich  mit  grüfserer  Zuversicht  als  je  zuvor  das 
licht  anzumalsen,  in  die  Verhältnisse  aller  anderen  Staaten  ein- 
■peifen. 

Sparta  nämlich  hatte  unter  den  verschiedensten  Formen  seine 
die  Politik  unvernickt  festgehalten.  Um  nationale  Elu*c  unbe- 
rimmert,  wollte  es  herrschen  in  Griechenland,  und  jedwede  Unter- 
MtniDg,  welche  es  für  seine  Herrschaftsansprüche  Hnden  konnte, 
■ar  ihm  willkommen.  Es  hatte  dieselben  durch  Waffenmacht,  durch 
lirtng  und  durch  göttliche  Autorität  geltend  gemacht.  Diese  Mittel 
Wtn  unwirksam  geworden  und  nachdem  schon  der  peloponnesische 
irieg  thatsäcblich  durch  den  Grofskönig  entschieden  worden  war, 
lü  wurde  dieser  nun  auch  ui  aller  Form  als  diejenige  Autorität 
iBfestellt,  welche  in  Ermangelung  jeder  anderen  dazu  dienen 
IPPMte,  zu  Gunsten  Spartas  die  griechischen  Staatenverhältnisse  zu 
i^||heii.  An  Stelle  des  delphischen  Gottes  war  es  der  Barbaren- 
Mug,  von  dem  Sparta  sich  in  der  Eigenschaft  als  Vorstand  von 
pMu  beglaubigen  liels.  Dem  Wortlaute  des  Friedens  nach  waren 
ptt  alle  Staaten  vor  dem  Grofskönige  gleich,  er  allein  der  Alles 
(Psbemgende  und  Persien  die  einzige  Grofsmacht,  von  deren  Throne 
jie  Frkdensbedingungen  ausgingen.  Al>er  Sparta  war  mit  Durch- 
jttnmg  derselben  beauftragt;  die  Spartaner  mussten  zu  diesem 
((«Bcke  die  hellenischen  Verhältnisse  fiberwachen,  sie  hatten  die 
IlttCDÜon  gegen  die  der  neuen  Ordnung  Widerstrebenden;  sie 
JMhmen  also  mit  anderen  Worten  die  Hegemonie  in  Grieclien- 
Ind  kraft  königlicher  Vollmacht  in  Anspruch  und  diese  Stellung 
iUmmte  durchaus  mit  ihrer  eigenen  Politik.  Sie  hatten  ja  in  ihrem 
bne  die  Vollmachten  ausgefertigt  und  sich  nur  das  königliche 
SkfjA  für  die  Forderungen  ihrer  Herrschsucht  zu  verschaffen  ge- 
vnnt  Sie  yerpflichteten  sich  dem  Grofskönige  gegenül)er  zu  dem, 
Ä  von  Jeher  ihr  eignes  Strel>en  gewesen  war,  in  Griechenland 
fa  Aufkommen  jeder  gröfseren  Macht  zu  verhindern ,  Griechenland 
■  Kleinstaaten  getrennt,  schwach  und  wehrlos  zu  erhalten. 

Sparta  hatte  jetzt  die  günstigste  Stellung.  Noch  hatte  es  von 
Allen  her  seine  Anhänger  in  allen  Staaten,  und  wurde  noch  immer 
vvn  der  Mehrzahl  der  Hellenen  als  der  zur  Leitung  der  vaterlän- 
iichen  Angelegenheiten  l)erufene  Staat  angesehen.  Sagte  doch  Ly- 
>itt  noch  im  Jahre  vor  dem  Frieden:  'die  Lakedämonier  gelten  für 
"Jie  Führer  der  Hellenen,   und  zwar  mit  Hecht  wegen   ihrer  ange- 

OuinM,  Gr.  Gtteb.  III.  ]  5 


226  DIB   UNWAHRHEIT   DES   VERTRAGS. 

'horeiien  Tapferkeit,  wegen  ihrer  Kriegskunst  und  weil  sie  al 
'in  einem  nie  verwüsteten  Lande  wohnen,  ohne  BefestigoDg,  ( 
'bürgerlichen  Zwist,  unbesiegt  und  stets  in  dersellien  Verfassi 
Sparta  war  aus  allen  Gefahren  siegreich  hervorgegangen,  aüc 
bindungen  gegen  Sparla  waren  erfolglos  geblieben;  kein  Feind 
im  Felde,  nirgends  ein  thatkrafliger  Staat,  die  Sehnsucht 
Frieden  allgemein,  und  wenn  auch  die  neue  Form  der  Heger 
bei  vielen  Anstofs  erregte,  so  war  doch  das  Gefühl  für  nati 
Ehre  bei  der  grofsen  Menge  zu  stumpf  geworden,  als  dass  S] 
Machtstellung  dadurch  gefährdet  worden  wäre.  Auch  die  an 
Staaten  hatten  sich  vor  dem  Grofskönige  erniedrigt  und  Sparta 
es  am  Ende  nur  Iw^sser  verstanden  als  die  übrigen,  den  mäcl 
Bundesgenossen  für  sich  zu  gewinnen  und  seiner  UnterstützuDj 
zu  vergewissern. 

Bei  vorsichtiger  Benutzung  des  Friedens  hätte  Sparta  AI1< 
reichen  und  die  Staaten  allmählich  an  friedliche  Uuterordnun 
wohnen  können.  Aber  daran  dachte  man  in  Sparta  nicht; 
Herrschsucht  war  nicht  befriedigt,  sondern  neu  entfacht,  es 
nicht  am  Ende,  sondern  am  Anfange  seiner  Pläne.  Neunzehn 
nach  der  Sc^hlacht  von  Aigospotamoi  sah  es  zum  zweiten  Male 
Feinde  entwaffnet  und  wollte  jetzt  nichts  Anderes,  als  das  i 
Begonnene  mit  mehr  Klugheit  und  besserem  Erfolge  durchfi 
Es  wollte  in  Persieu  nur  eine  Bürgschaft  für  die  eigene  Herr 
uiul  in  der  den  Staaten  verbürgten  Autonomie  nur  einen  Fall 
für  die  Freiheit  derselben  in  Händen  haben.  Es  war  im  G 
Alles  unwahr  an  diesem  Frieden.  Die  Unabhängigkeit  der 
chischen  Staaten  wird  vcrküiulet  und  ilire  Abhängigkeit  n 
welche  erzielt  wird.  Von  Persien  gehen  die  Bestimmungen 
welche  in  Sparta  ersonnen  sind,  und  der  Grofskönig  diktirt 
Frieden  als  Oberherr  von  Hellas,  während  er  ohnmächtiger  i 
je  zuvor  und  aulser  Staiule,  sich  im  eigenen  Lande  gegen  ' 
nische  Slreifschaaren  zu  schützen^*-"). 


DIE  FOLGEN  DES  ANTALKIDASFRIEDENS. 

Die   nSchsteii    acht   Jahre  grioclüsrhcr  (icschidite  sind   iiichlB 

äh  dne  Geschichte  lakeilämoiiisi'her   Politik.     M\v  anderen   SLiakMi 

wi  lahm  gelegt,  Sparta  allein  handelt,   indem  es  in  seinem  Inlor- 

€He  den  Frieden  zur  x\usl*ührung  hringt,  seine  Allgewalt  vun  Neuem 

tiAichtet   und    diejenigen  Staaten,    in    \velclien    norh    eine  Wider- 

JlBikkraft  vurhanden  ist,  einen  nach  dem  anderen  zn  heugen  sucht. 

Freilich  war  man  in  Sparta  seihst  nicht  einig.     Es  gah  daselhst 

Midi  eine  Partei  besonnener  Manner,  welche  einem  Misshrauch<;  des 

friedens  und  der  augenblicklichen  Uebennacht   entgeg(Mi  arbeiteten, 

wdehe  aus  sittlichem  Gefilhle  und    politischer    Einsicht    verlangten, 

Jms  man  die  Rechte  hellenischer  Staaten  achten  solle,  welche  vor- 

iMsahen,  dass  eine   neue  Gewaltpolitik  dem   Staaü*  neue   Gefahren 

•  taeilen  würde;  der  Vertreter  dieser  Grundsatze  war  Agesipolis,  der 

pA  seinem  Vater   Pausanias    in    der    Auflassung    der    gi'iechischen 

iMültuisse  anschloss  (S.  37).    Bescheiden  und  ehrerbietig  war  der 

Mpndliche  König  seinem  Amlsgenossen  gegenüber  aufgetreten,   der 

4i  durch  kameradschaftliche  Vertraulichkeit  an  sich  heran  zu  ziehen 

Hehle.     Indessen  nahm  Agesipolis  bald  eine  sehr  selbständige  Stcl- 

Jong  ein.     Es  lebte  in  ihm  eine   hochherzige  und    nationale   Gesin- 

liQBg,  wärdig  eines  Nachkommen    des    l^onidas    und    der   ed(*lsten 

Mitglieder  des  Hauses  der  Agiaden.     Er  hatte  eui  vtH'ständiges  Urteil 

lUid  ein  zartes  Gefühl    für    die  wahre   Ehn^    seiner  Vaterstadt.     Es 

^^v  ihm  unmöglich,  sich  den  anderen  Staaten   gegenüber  blofs    als 

Spartaner  xu  fühlen;  er  hielt  eine  hellenische  i^olitik,  wie  sie  Bra- 

Adas  und  Kallikratidas   Insfolgl  hatten,  füj'  die    allein    heilsame;    er 

Ahrte  die  Partei,  welche  an    den   bimdesgenossischen    Banden    und 

^fliditen  festhielt,  und  war  also  nicht  aus  angestammter  Eifersucht 

*Mkr  Eigensinn,    sondern    aus    wohlbegründeter   lleberzcugung    der 

15* 


228  AGESIPOLIS   UND   AGESILAOS. 

Gegner  des  Agesilaos.  Er  niissbilliglc  von  Anfang  an  den  Ver 
durch  welchen  man  sich  dem  Naiionalfeinde  imiergeordnet  h 
um  üher  St^immgenossen  zu  herrschen;  da  er  aber  einmal  a 
schh)ssen  war,  so  soihe  er  wenigstens  nur  als  ein  Schutz  g 
jede  geßhrliche  Aushreitung  der  attischen  oder  böotisclien  Mi 
aber  nicht  als  Deckmantel  ungerechter  Herrschsucht  benutzt  wer 

Agesilaos  dagegen  hatte  der  Rolle  eines  hellenischen  fl 
künigs,  die  er  eine  Zeitlang  gespielt  halte,  längst  entsagt;  er 
in  den  letzten  Kriegsjahren  ein  Parteiganger  des  engherzigsten 
konismus  geworden  und  hatte  keinen  anderen  Gedanken,  all 
diesem  Sinne  den  Frieden  auszubeuten.  Eine  dauernde  Beruhig 
Griechenlands  hielt  er  nur  dann  fQr  möglich,  wenn  jede  Erheb 
gegen  Sparta  im  Keime  erstickt  werde,  und  auch  dieser  Zi 
wurde  nicht  etwa  mit  unparteiischer  Strenge  ehrlich  und  « 
durchgefTihrt,  wie  es  einem  Staate  geziemte,  welcher  seines  Be 
zum'  Herrschen  sich  Ivewusst  ist,  sondern  in  kleinlicher  Weise  m 
man  sich  für  erlittene  Krankungen  zu  rächen  und  wehrlose  SU 
für  ihr  früheres  Verhalten  büfsen  zu  lassen. 

Diese  Art  von  Politik  war  gerade  die  Sache  des  Agesil 
Nicht  das  Vaterland,  auch  nicht  die  Vaterstadt  war  es,  deren  i 
ihm  zunächst  am  Herzen  lag,  sondern  seine  eigene  Person;  | 
sönliche  Eitelkeit,  wie  sie  körperlich  Missgestalteten  oft  in  b« 
derer  Stärke  eigen  ist,  war  die  Triebfeder  seiner  Anschläge, 
naclidem  seine  grol'sen  Pläne  gescheitert  waren,  hatte  er  kd 
anderen  Ehrgeiz,  als  diejenigen  seine  Macht  ffihlen  za  hs 
welche  ihn  mit  Geringschätzung  l>ehandelt  hatten.  Von  den  8« 
in  Aulis  (S.  162)  an  bis  zu  denen  in  Arkadien,  wo  er  sich  Nu 
durchschleichen  musste,  um  dem  Hohne  der  Mantineer  zu  entge 
(S.  1S9),  hatte  er  keinen  Spott,  keine  Kränkung  vergessen 
mit  wilder  Leidenschaftlichkeit  suchte  er  nach  Gelegenheit  der  R« 

So  war    der    alte    Geg(msatz    zwischen    den    beiden  Regent 
häusern  wieder  in  vollem  Mafse  vorhanden,  aber  Agesilaos  wir 
Anfang   an    entschieden    im  Vortheile.     Er  war    an  Erfahrung  \ 
Waffenruhm    weit    überlegen,    er  wusste    seine    Popularität   za 
haupten,    er    spielte  nach  wie  vor  mit  grofaem  Geschicke  den  f 
treler  des  echten  Spartiuierthums,    er  wusste    durch  schlaue  Na 
giebigkeit  die  Behörden    fftr    sich  zu  gewinnen.     Denn  während 
Könige  sonst  ilen  gröfsten  Werth   darauf   legten,    ihre   Ehrenree 
zu  hüten  und    ihrer  ererbten  Wurde    nichts   zu    vergeben,   mac 


BEWEGC5GE!<f    I?r   DEH    HALBINSEL.  229 

kgnilaos  sich  nichts  daraus^  die  Ephoreii  als^  seine  ObrigktMl  an- 
■KTkennen^  der  er  unbedingt  zu  gehorchen  hal»e;  er  gah  auch  der 
Ihnn  nach  die  Selbständigkeit  des  Königtlmnis  auf,  indem  er  zuerst 
MD  Köuigssitze  aufstand,  wenn  die  Eplioren  vorbeigingen.  Er 
■hneichelte  ihnen  auf  alle  Weise,  um  durch  sie  die  ofl'entliclien 
■■bregehi  zu  leiten.  Dauu  kamen  ihm  natürlich  auch  die  Neigungen 
dv  LriLedamonier  zu  Gute,  welche  Händel  mit  den  kleinen  Staaten 
iMhten  und  in  auswärtigen  Städten  die  Hern;n  spielen  woUten,  um 
■nie  und  Geld  zu  gewinnen.  Die  feindselige  Stimmung,  welcJie 
dlgeülaos  beseelte,  war  ja  unter  Allen  verbreitet,  die  mit  ihm  zu 
jNde  gewesen  waren;  auch  der  Ehifluss  seines  ehrgeizigen  Bruders 
i|L  187)  unterstützte  ihn  und  so  ist  es  kein  Wunder,  dass  Agesi- 
mit  seinen  friedlichen  und  gerecliten  GruucUalzen  wenig  An- 
iand  und  sein  Gegner  das  Verhalten  Spartas  im  Wesentlichen 

:lMiQunte^*0- 

mU:  Uebrigens  trat  Sparta  nicht  sogleich  mit  schien  Absichten  her- 

pr,  sondern  es  begnügte  sich  zuerst,  gegen  Argos  und  Hieben 
^ttJKD  Zweck  erreicht  zu  haben,  und  wartete  dann  den  Eindruck 
111^  wekhen  der  Friede  in  den  Umlanden  machte. 
fc*i  Die  Zeiten  einer  unbedingten  Unterordnung  unter  Spai'tas  Be- 
iieiien  waren  auch  in  der  Halbinsel  längst  vorüber.  Die  Ihmdesorte 
SHUtoi  sich  verletzt,  indem  ein  Frieden  von  so  allgemeiner  Wichtig- 
st ohne  ihre  Theiluahme  abgeschlossen  war,  und  die  kühneren 
Wker  ihnen  waren  nicht  gesonnen,  ohne  Weiteres  über  sich  \oa'' 
p|te  zn  lassen.  Dieselbe  Autonomie,  welche  den  Korinthern  und 
'%diooieniem  und  Platäeni  in  Spartas  Interesse  wieder  gegelien 
tnr,  konnte  ja  auch  gegen  Sprta  in  Anspruch  genommen  werden, 
wi  es  leidet  kehieu  Zweifel,  dass  auch  in  der  Halbinsel  Stinunen 
Im  wurden,  welche  sich  in  diesem  Sinne  auf  den  Vertrag  beriefen 
Mi  Tdle  Selbstregierung  füi*  ihre  Städte  in  Anspruch  nahmen. 

Xcnophon  meldet  freiUch  nichts  von  diesen  Bewegungen  der 
Ikenlen  Partei,  weil  er,  der  eifrige  Anhänger  des  Agesilaos,  ük'r- 
kafl  die  Gewohnheit  hat,  das  ihm  3Iissliebige  zu  vers(;hweigen; 
ikr  aus  guter  Quelle  ist  liezengt,  dass  verschiedene  Städte  wirklich 
lit  der  Autonomie  Ernst  machten,  und  dass  sie  das  ihnen  zuge- 
pVDcbeBe  Recht,  nach  eigenen  Gesetzen  sich  regieren  zu  diu-fen, 
Im  benutzten,  die  Beamten  zur  Kechenschaft  zu  zielten,  welche 
u  dabin  anter  Autorität  von  Sparta  \m  ihnen  das  Uegimeut  ge- 
Ihrt  hatten.     Es  wurden    strenge  Untersuchungen    eingeleitet,    die 


230  SPARTA    ü?rD    MANTIIVEIA. 

Führer  der  lakedämonischeu  Partei  entzogen  sich  durch  die  FUnI 
dem  Volksgerichte  und  suchten  Schutz  in  Sparta"*). 

Diese  Erhebungen  einzelner  Gemeinden  konnten  keinen  daimi 
den  Erfolg  haben  und  es  gelang  den  Spartanern  ohne  groDse  Hlb 
ilire  Parteigänger  zuräckzuführen  und  die  Bundesorte  mit  Wafe 
gewalt  zu  überzeugen,  dass  sie  den  Paragraphen  von  der  Autonoal 
missverstanden  hätten.  Sie  l)enutzten  aber  diese  Bewegungen  als  gto- 
stigen  Vorhand,  um  die  i)eloponnesischen  Verhältnisse  fortan  lal 
gröfserer  Strenge  zu  überwachen,  und  wie  eiiist  nach  Besiega| 
der  Messenier  die  messenische  Partei  in  der  ganzen  Halbinsel  nh 
folgt  wiu*de,  so  jetzt  die  argivische  Partei.  Denn  von  Argus  «ri 
der  keckste  Angriff  auf  Spartas  01)erhoheit  ausgegangen;  Ai|M 
hatte  nicht  nur  von  N^uem  einen  Sonderbund  geschlossen,  wnim 
auch  den  Versuch  gemacht,  die  abtrünnigen  Bundesorte  zu  elM 
gi'öfseren  und  mächtigeren  Staate  im  Norden  der  Halbinsel  zu  iw 
schmelzen.  Das  war  das  geßihrlichste  Attentat,  welches  jenul 
gegen  S|>arta  verübt  war;  darum  mussten  die  Städte,  welche  M 
mittel-  oder  unmittelbar  daran  betheiligt  hatten  und  weiche  um! 
argivische  Parteigänger  in  ihren  Mauern  hegten,  das  nächste  Zn 
spartanis(*.her  Waflen  sein,  und  da  war  keine  Stadt  verdächtig  al 
Mantineia. 

Mantineia  war  die  einzige  Stadt  Arkadiens,  welche  es  gefia| 
hatte,  eine  selbständige  Politik  zu  verfolgen.  Erst  nach  den  PerMT 
kriegen  hatte  sich  die  Gemeinde  aus  fünf  Dörfern  in  eine  feaft 
Stadt  zusammengezogen  und  zwar  auf  Antrieb  von  Argos,  das  scfcoi 
so  früh  damit  umging,  sich  in  seiner  Nachbarscliafl  eine  Bundn 
genossenschaflt  zu  bilden.  Mantineia  hatte  sein  Stadtgebiet  duit 
Eroberung  zu  erweitern  gesucht  und  war  nach  dem  Nikiasfriede 
offen  gegen  Sparta  aufgetreten.  Nach  dem  unglücklichen  Au8gaii| 
des  ersten  Sonderbundskriegs  halte  es  sich  freilich  den  SpartaiNf 
wieder  untergeordnet,  aber  es  war  demoki'atisch  geblieben  und  di 
alte  Abneigung  gegen  Sparta  dauerte  fort;  man  verhehlte  seii 
Freude  ül>er  den  Sieg  des  IphikraU^s  nicht  und  wenn  die  Std 
sich  nicht  durch  einen  Frieden  gebunden  gesehen  hätte,  weld« 
nach  der  Schlacht  des  .lahres  4 IS  auf  dreifsig  Jahre  mit  Sparta  p 
schlössen  worden  war,  so  würde  sie  ohne  Zweifel  die  güDStip 
Verhältnisse  des  letzten  Kriegs  benutzt  haben,  ihre  alte  Poill 
wiederum  aufzunehmen.  Es  ist  kaum  zu  bez\veifeln,  dass  man  b 
Argos  auf   den  Anschluss  des  tapfem    und  kriegerischen   Hantiaefi 


KBIEG    GEGEN    MA.NTLMUA   08,  3^;  385.  231 

rechnet  iial,  und  welch  eine  getahrhdie  Wendung  halte  der  koriu- 
üche  Krieg  für  Sparta  nehmen  können,  \ienn  die  drei  zusammen- 
Bgenden  Gebiete  von  Ai*gos,  Manluieia  und  Korinlh  sich  zu  einem 
Endlichen  Staate  verschmoken  hätten!  Das  waren  Grunde  genug, 
IM  Hanüneia  vun  allen  peloponnesischen  Städten  am  meisten  zu 
Hien  und  am  ersten  zur  Strafe  zu  ziehen. 

Im  zweiten  Jahre  nach  dem  Frieden  ging  mau  an\s  Werk. 
Dar  dreifiBigjährige  Vertrag  war  abgehmren;  man  wolhe  jel^t  kein 
MKS  VertragsverhältnisB,  sondern  uidiedingte  Unterwerfung  der 
Stadt,  welche  als  ein  Herd  der  Demokratie  den  giückliclien  Frieden 
ad  die  erwünschte  Botmälsigkeit  der  arkadisdien  (^ntonalregie- 
msgen  störte.  Diese  Anomalie  musste  beseitigt  wenlen,  das  war 
dntlichy  und  dai*um  machte  man  wenig  Umstände.  Die  8(mdbott^n 
8|Vta8  überbrachten  eine  Reihe  von  Ik^sehwerden :  (he  Uüiger 
Utten  sich  unter  nichtigen  Vorwanden  der  lleeresl'olge  entzogen, 
ä  hätten  schlechte  Gesinnung  gezeigt  (das  liezog  sieb  auf  den 
lirdimarsch  des  Agesilaos),  sie  hätten  die  Ai'giver  mit  Proviant 
Merstützt.  An  diese  Beschwerden  s<'Jdoss  sich  die  Forderung,  die 
lladl  solle  ihre  Ringmauern  niederreifsen,  und  da  (Ue  Bürger, 
«eiche  noch  von  der  argivischen  Partei  geleitet  wurden,  oligleicli 
m  von  keiner  Seite  Beistand  zu  erwarten  batten,  das  Ansiinien 
■rAckzuweiseu  den  Muth  hatten,  so  wurde  von  den  Kpboren  un- 
foiöglich  der  Krieg  beschlossen. 

Agesilaos  entzog  sich  der  Ffdu'ung  desselben,  indem  er  (Ue 
imdschaftlichen  Beziehungen,  in  denen  sein  Vater  Arcbidamos 
M  den  Mantineern  gestanden  hatte,  vorschützte.  In  Wahrheit  nu»clite 
ersieh  von  diesem  Heerzuge  wenig  Eine  verspre(!hen,  die  Bundt's- 
|BMMen  waren  unwillig  uiul  Belagerungskämpfe  waren  nicht  seine 
Siehe.  Wahrscheinlich  war  aber  der  Hauptgrund  (U'r,  dass  er  die 
Gelegenheit  benutzen  w(»llte,  seinen  Amtsgenoss(Mi  zu  kränken  und 
ihn  zu  schaden.  Denn  es  begreift  sieb,  dass  Agesipolis  diesen  Anf- 
ing nur  widerwillig  übernahm,  und  zwar  nicht  Idofs  seiner  |K)li- 
IJKhen  Gnmdsätze  wegen,  sondern  auch  (k'shalb,  w(mI  einige  d(T 
jelBgen  Führer  in  Mantineia  ibiu  von  Vaters  Seile  ber  befreund(*t 
vuen.  Dennoch  widersi'tzte  sich  Agesipolis  nicht  und  fübrte  d<*n 
Heemig  schneller  und  glneklidier  aus,  als  sciin  missgünsliger  Amtjji- 
BQosse  gehofn  hatte.  Er  lienutzte  nämlicli,  nachdem  er  die  FtMude 
tB  ihrer  Stadt  eingeschlossen  hatte,  mit  grofser  Klugbeil  die  Bcnlen- 
Verhältnisse,  um  die  Belagerten  ohne  Blutvergiessen  zur  UelK'rgal»e 


232  DER    FALL    VON    MANTIMEIA  98,  4;  885. 

ZU  zwingen.  Er  liefs  den  Bach  Ophis,  welcher  mitten  durch 
Stadt  floss  und  jetzt  im  Spätjahr  angesctiwoUen  war,  unterhalb 
selben  abdämmen,  so  dass  er  nicht  abfliefsen  konnte,  Bondemr 
Straüsen  der  Stadt  überschwemmte  und  an  der  Ringmauer  i 
Höhe  stieg.  Die  Mauern  waren  aber  von  ungebrannten  Lehmsln 
errichtet:  sie  wurden  von  unten  aufgeweicht,  sie  bekamen  Ri 
und  es  war  vergebliclie  Muhe,  sie  durch  Balken  und  Bretler  i 
stützen.  So  wurde  Mantiueia  ohne  Kampf  entwaffnet;  eine  Bvi 
höhe,  in  welche  man  sich  zurückziehen  konnte,  war  nicht  m 
banden,  jeder  Widerstand  unmöglich. 

Als  nun  die  Unterhandlungen  begannen,  wusste  der  Vater  ä 
Agesipolis,  der  zu  Tegea  in  Verbannung  lebte,  seinen  EinflusBgBl 
tend  zu  machen.  VicUeicht  war  er  es  schon  gewesen,  welchffi 
Abdämmung  des  Bachs  angerathen  hatte,  denn  bei  längerer  Ip 
kanntschaft  mit  der  Gegend  konnte  ihm  nicht  unbekannt  sein,  im 
bei  den  Nachbarfehden  der  Tegeaten  imd  Mantineer  der  Ophis  aehi 
öfter  als  Kriegsmittel  gedient  hatte.  Sein  Interesse  aber  musslßi 
sein,  dass  der  Sohn  einen  raschen  Sieg  gewinne  und  dass  d«rSii 
für  beide  Theile  möglichst  unblutig  sei.  Nach  dem  Einstürze  i 
Mauern  also  verwendete  er  sich  bei  seinem  Sohne  und  erreichte  e 
dass  sechshundert  Bürger,  die  der  argivischen  Partei  angehört! 
und  welche  von  ihren  Feinden  iunerhalb  und  aufserhalb  der  Sti 
schon  zu  Sclilach topfern  ausersehen  waren,  freien  Abzug  erhidtei 
Es  war  ein  Beispiel  hochherziger  Grofsniutli  und  ein  rechtes  Gega 
bild  zu  der  Art  seines  Amtsgenossen,  dass  AgesipoHs  seine  Krieg 
mit  den  Waffen  in  der  Hand  vor  dem  Thore  an  beiden  Seiten  i 
Heerstrafse  aufstellte,  um  die  Ausziehenden  gegen  die  RachsK 
ihrer  eigenen  Mitbürger  in  Schutz  zu  nehmen.  Auf  Befehl  i 
Ephoren  wurde  nun  die  Stadt  aufgelöst;  die  Bürger  mussten  ih 
eigenen  W^ohnhäuser  niederreissen  und  sich  wiederum  in  ihre  ab 
Dörfer  zerstreuen.  Jedes  dersell)en  bildete  nun  eine  besondere  G 
meinde,  stellte  sein  eigenes  Contingent  und  fugte  sich  willig  jede 
Befehle  Spartas.  Das  war  die  versprochene  Selbständigkeit  der  pi 
chischen  Gemeinwesen!  Und  diese  Vergewaltigung  wollte  man  M 
als  eine  Wohlthat  angesehen  wissen,  als  eine  Befreiung  vom  Di 
gemach  des  Stadtleltens,  als  Rückführung  zu  einem  patriarchalisdM 
Glücke  des  Bauernlel)ens !  Xenophon  versichert  in  der  Thaty  d« 
die  Manthieer,  so  verdriefslich  sie  auch  anfangs  beim  Abbreche 
ihrer  Stadthäuser  gewesen  wälzen,    sich    doch    bald    eines   Beseeie 


SPARTA    UND   PHLIITS.  233 

feBftonnen  und  die  bequeme  Nähe  ihrer  Grundstücke  so  wie  die  von 
iMiem  Volksreduer  unterbrochene  Stille  des  Ijandlebens  dankbar 
ü^pfÜDden  hätten.  Gewiss  waren  die  Aristokraten  froh,  wieder  im 
iBritie  der  Gemeindeämter  zu  sein,  und  werden  nicht  verfehlt 
Mm,  nach  Sparta  die  gunstigsten  Berichte  über  den  Erfolg  der 
Vaifljedelung  einzusenden  ^''). 

Hit  dem  Heereszuge  gegen  Mantineia  war  die  Politik  des  Age- 
ähos  zum  Durchbruche  gekommen;  es  war  die  alte  lysandrischc 
Mitik,  nur  noch  rücksichtsloser  und  frecher.  Man  hielt  es  gar 
nicht  mehr  für  nöthig,  aus  dem  Frieden  noch  einen  Schein  von 
laecbtigung  abzuleiten,  man  übte  ohne  Scheu  Gewalt  und  Willkür, 
Wä  Spartas  unbedingten  Einfluss  endlich  durchzusetzen,  und  dazu 
■hm  man  die  Bundeslruppen  in  Anspruch,  als  wenn  es  eine  hei- 
Uidie  Angelegenheit  gälte.  Es  war  die  folgerechte  Fortsetzung 
im  Kriegs  mit  Elis;  die  unbedingte  Ileeresfolge  zu  jedem  von  Sparta 
•.klebten  Zwecke  war  das  Ziel;  das  i)eloponnesische  Heer  sollte  ein 
khedSmonisches  werden. 

Der  glückliche  Erfolg,  den  die  lakedämonisi*.he  Partei  in  Man- 
tineia erreicht  hatte,  war  die  Veranlassung,  dass  unverzüglich  auch 
n  andern  Orten  von  derselben  Partei  Versuche  gemacht  wurden, 
in  Macht  in  gleicher  Weise  herzustellen,  und  zwar  zunächst  in 
FhEus. 

Die  Stadt  Phlius  im  ol)eren  Asoposthale  ist  eins  der  griechischen 
Smeinwesen,  die  auf  kleinem  Gebiete  inmitten  ül^ennäclitiger  Nach- 
\  kntaaten  mit  bewundrungswürdiger  I^lx'nskrafl  sich  ihre  Selb- 
MtaAgkeit  und  Eigenthümlichkeit  von  ältesten  Zeiten  her  l>ewahrl 
Ukb.  In  ihrem  schönen  Hochthale  lebten  die  Phliasier,  von  den 
Riolsen  Welthändeln  zurückgezogen,  in  glücklichem  Wohlstande. 
Driiei  aber  waren  sie  tapfer  und  welirhatt,  hatten  eine  gute  Rei- 
terei, zeigten  sich  in  den  Perserkriegen  als  patriotische  Hellenen, 
u  und  hielten  sich  später  als  treue  Eidgenossen  zu  Sparta ,  von  Ge- 
l  ickiMhtem  regiert,  welche  diese  Haltung  forderten,  und  da  die 
Stadt,  vom  Meere  entfernt,  von  Ackerwirthsciiafl ,  Viehzucht  und 
Weinbau  lebte,  so  erhielten  sich  diese  Zustände  kuige  Zeit  unver- 
Wert  Endlich  traten  auch  hier  politische  B<^w(;gimgen  ein.  Es 
Udele  sich  eine  demokratische  Partei  und  die  früheren  Führer  der 
feinde  wurden  vertrielM3n.  Dies  war  geschehen,  als  der  korin- 
^^tache  Krieg  das  stille  Asopostlial  aus  seiner  Ruhe  aufscheuchte 
^  die  Schaaren  des  Iphikrates  vom  isthmos  aus  die  umliegende 


234  DIE    VEHRANNTKN    IN    PHL1U8   99.   1;   S8S. 

IjaiKlscIiall  verheerten.  Phlius  war  gauz  isolirt.  Die  Burger  hiof^ 
noch  zu  sehr  an  den  alh^n  Traditionen,  um  sich  dein  Soiiderbuofc 
anzuschliei'sen,  und  Iiatten  sich  doch  auch  von  Sparta  getrautf. 
Sie  wollten  sich  durch  eigene  Kraft  heiren,  aber  Iphikrates  fiigk 
ihnen  gi'ol'sen  Verlust  zu  und  nun  sahen  sie  sich  doch  gezwungei, 
Spartas  Schutx  anzurufen  inid  sparbuiische  Truppen  l>ei  sich  auf- 
zunehmen. Die  Spartiiner  benahmen  sich  mit  kluger  Mälsigung,  m 
forderten  nicht,  wie  man  besorgt  hatte,  die  Rückführung  der  Ver 
bannten  und  diese  mussten,  in  ihren  Erwartungen  getäuscht,  atf 
andere  Zeiten  wai'ten. 

Nach  dem  Falle  von  Manlineia  fassten  die  Verbannten  ne» 
Iloifnung.  Sie  sahen,  wie  der  V(»rort  jetzt  mit  aller  Strenge  iDe 
Ihmdesorte  nach  einander  in  Bezug  auf  ihi^e  eidgenössische  Loyalität 
mustere,  uud  galien  nun  ihre  Vaterstadt  als  abtrünnige  Gemeimk 
an  (384;  99,  1).  So  lange  sie  dieseÜKi  geleitet  hätten,  sei  sie  eiiM 
der  treusten  gewesen,  seil  dem  Siege  der  Volksfühi*er  aber,  «i 
Manlineia,  lässig  in  der  Ileeresfolge ,  widerstrebend  und  feindselig 
In  Sparta  konnte  man  die  Wichtigkeit  des  Platzes  zur  Ueherrschunf 
der  isthmischen  Landschaften  nicht  verkennen.  Hatte  man,  m 
lange  der  Sonderbund  in  Waffen  stand,  geglaubt,  Phlius  schona 
zu  müssen,  um  es  nicht  in's  feindliche  I^ager  zu  treiben,  so  sal 
man  jetzt  keinen  Grund,  die  (jch^genheil  zur  Stärkung  der  vorurt 
liehen  Macht  von  der  Hand  zu  weisen.  Man  ging  auf  die  Be 
si'hwerden  der  verbannien  Phliasier  ein,  erklärte  die  Gründe  ihre 
Ausweisung  für  ungenügend  und  verlangte  ihre  Aufnahme. 

Als  der  Befehl  nach  Phlius  kam,  sah  die  gegenwärtige  Regie 
rung  sich  aufser  SUuide,  Trotz  zu  bieten;  die  Stimnmng  der  Bürger 
schalt  war  unzuverlässig,  die  llüchtigen  Parteigänger  hatten  uoc 
zahlreichen  Aidiang  in  der  Stadt.  Man  iieschloss  also  sie  aufzu 
nehmen  uiul  in  ihre  (iüler  wieder  einzusetzen;  diejenigen,  wekk 
die  Grundstücke  inzwischen  erworben  hatten,  sollten  aus  öllentliche 
Mitteln  entschädigt,  alle  etwa  ehilretenden  Streitigkeiten  gerichtlic 
entschieden  werden.  Dass  damit  die  Angelegenheil  nicht  zu  End 
sei.  war  leicht  zu  erkennen.  Indessen  hatte  Simrta  seinen  nächste 
Zweck  vollkommen  erreicht  und  schon  hatte  es  andere  und  weiter 
Zielt*  im  Auge,  für  welche  es  die  neu  giMirdnete  Heei*esfolge  in  An 
Spruch  nehmen  wollte^"*"). 

Es  kam  nämlich  im  Frühjahre  383  eine  Gesandtscbaft  md 
Sparta,  welche  das  Augenmerk  der  Ephoren  auf  einmal  nach  des 


DIE   GB8A?iUT8CHArr    XV»   AlH)lJ.OMA   99,  1;    3S3.  235 

fernen  Nüi*dcii  lies  ägaim'Jieii  Meers  richtete.  Ks  waren  (iCMiiult«' 
ler  dialkidisclieii  Städte  Apolluiiia  und  Akunthos,  von  dem  Akan- 
tUer  Kleigenes  geftdirl  und  unterstützt  von  dem  makedunischen 
ttaiige;  sie  verlangten  Beistand  gegen  (HyiUlitis,  das  unaullialt- 
am  sein  Gebiet  erweitere,  eine  Menge  selliständiger  Gemeinden 
nlenverfe  und  am  tlu'akischcn  Meei*e  ein  Keicli  bilde,  das  mit  den 
Bestimmungen  des  Friedens  in  vollem  Widerspruche  stehe. 

Auch  liei  diesem  unerwarteten  Antrage  standen  sich  die  l>eiden 
Plrteien  in  S])arta  scln*ufl'  gegenüber.  Agesiimlis  war  ein  Gegner 
liier  l'ntcmchmungen,  welche  gegen  hellenische  Staaten  gerichtet 
waren;  er  sah  voraus,  dass  sie  zu  neuen  Ungerechtigkeiten  i'fdiren 
od  am  Ende  zum  Unglücke  Spartas  ausschlagen  nnlssten.  Ui(^ 
Ephoren  aber  mit  Agesilaos  und  seinem  Anhangt;  wan^n  entschh^ssen, 
ie  Gesandten  nicht  abzuweisen;  sie  I)elracht(*ten  den  Antrag  als 
■K  wiilkonnnene  Gelegenheit,  unter  den  günstigsten  Verhältnissen 
ie  Maciil  der  Statll  in  den  Gegenden  wieder  aulzurichten,  welche 
Ir  die  Beherrschung  des  ganzen  Archipelagus  von  unvergleichlicher 
Wichtigkeit  waren;  sie  glaubten  liei  der  Geh^genheit  auch  in  Mittel- 
md  Nonigriechenland  ilire  Obi'rboheit  wiedtrr  hersteilen  zu  köiuien 
md  kielten  einen  gnd'sen  Krieg  lur  das  lieste  Mittel,  um  die  helle- 
■iflchen  Ccmtingenle  an  die  Führung  Spartas  zu  gi^wöhnen.  Sie 
lührten  also  die  Gesandten  vor  die  Volksversamndung  und  die  Ab- 
geordneten der  Bundesorte,  die  damals  gerade  zur  Binalhung  und 
Ordnung  der  eidgenossischen  Verhrdtnisse  in  SparUi  anw(*seiul  ge- 
«Vttii  sein  müssen.  Hier  hielt  kleigenes  eine  Ht^de,  in  welcher  er 
die  Lage  der  Dinge  aus  einander  setzte. 

'Es  gehen  gndse  und  wichtige  Dingt;  in  Hellas  vor.  sagte  er, 
*Ton  denen  ihr,  wie  ich  glaulie,  keine  Kenntniss  habt.  Von  (Hyn- 
Umw  aber  liabi  ihr  doch  wohl  Alle  gebort,  der  gröl'sten  aller  Städte 
W  dem  tiu*akischcn  llalbhisellande.  Dies<*  Stadt  hat  erst  einige 
^  kleineren  Gemeinden  an  sich  herangez(»gen,  um  mit  ihnen 
*^tSftn  gemeinsamen  Staat  zu  bihlen;  dann  hat  sie  einige  grol'sere 
^Nacbbarstädte  eroliert;  dann  dem  makedonischen  Könige  ehie  Heihe 
^  Plätzen  abwendig  gemacht,  selbst  Pella,  die  grölste  seiner 
*8ttdte,  und  es  sieht  so  aus,  als  wenn  Amyntas  S4Mn  ganzes  Land 
'dmahüdi  vor  den  Olynlhiern  räuiiien  nniss.  Neuerdings  haln^n 
"■e  auch  an  unsere  Städte  Botschatt  geschickt  inid  ims  sagtMi  lassen, 
*wir  sollten  unsere  Streitkräfte  mit  den  ihrigen  vereinigen,  sonst 
'nArden    sie   gegen    uns   zu  Felde  ziehen.     Wir    haben    nun   al>er 


236  DIE   REDE    DES   KLEIGENE8   99,   1;    S8S. 

'keinen  anderen  Wunsch,  als  nach  unsern  Gesetzen  zu  leben  m 
'freie  Bürger  zu  bleil)en;  ohne  fremde  Hülfe  aber  vermiVgea  i 
'dies  nicht,  denn  Olyntlios  hat  eine  Macht  von  8000  Schwerbemi 
'neten  und  noch  viel  mehr  Leichtbewaifnete  und  ihre  Reiterei  in 
'wenn  wir  uns  anschliefsen,  über  tausend  Mann  betragen.  I 
'müsst  aber  wissen,  dass  die  Olyntliier  noch  ganz  andere  PHi 
'verfolgen.  Wir  haben  Gesandte  aus  Athen  und  Theben  bei  ibM 
'gesehen  und  man  sagte  uns,  dass  sie  auch  ihrerseits  in  diese  Stid 
'Gesandte  schicken  wollten,  um  ein  Bündniss  abzuschlielsen.  Koni 
'aber  ein  solches  zu  Stande,  da  mögt  ilu*  bedenken,  wie  es  m 
'möglich  sein  wird,  demselben  zu  widerstehen.  Es  denken  ah 
'wie  wir  noch  viele  andere  Städte  und  hassen  in  Reicher  W^eise  i 
'hochmüthigen  Olynthier,  aber  sie  haben  es  nicht  gewagt,  sich  ii 
'serer  Gesandtschatl  anzuschliefsen.  Wenn  Uir  also  schon  um  U 
'tien  euch  Sorge  macht  und  nicht  zugeben  wollt,  dass  es  sich  i 
'ein  Ganzes  zusammenziehe,  so  bedenkt,  dass  sich  hier  eine  un^ 
'gefährlichere  Macht  bildet,  eine  Land-  und  Seemacht  Denn  All 
'haben  sie,  dessen  es  dazu  bedarf,  Wälder  zum  Schiffbau  tf 
'reiclüiche  Einkünfte  von  Häfen  und  Handelsplätzen  und  eine  wegi 
'der  Fruchtbarkeit  des  Bodens  zahlreiche  Bevölkerung.  AuOsenle 
'haben  sie  die  freien  Thi*akerstamme  zu  Nachbarn,  welche  ihi 
'schon  jetzt  dienstbereit  sind  und,  wenn  sie  erst  ganz  unterworf 
'sind,  einen  sehr  bedeutenden  Zuwachs  ihrer  Macht  bilden  werde 
'besonders  da  sie  dann  auch  wohl  in  den  Besitz  der  Goldbergwd 
'kommen  werden.  Das  sind  alles  Dinge,  die  nicht  wir  uns  ao 
'gedacht  hal>en,  sondern  die  tagtäglich  unter  den  Olynthiem  b 
'sprochen  werden.  So  ist  die  Lage  der  Dinge  und  ihr  mögt  ni 
'selbst  entscheiden,  ob  sie  eurer  Aufmerksamkeit  würdig  ist  fi 
'jetzt  ist  die  Macht,  die  wir  euch  geschildert  liaben,  noch  keä 
'schwer  zu  bekämpfende;  denn  diejenigen,  welche  sidi  dem  nem 
'Staatsverbande  wider  Willen  angeschlossen  haben,  werden  am 
'wieder  abfallen,  so  wie  sie  eine  (^egen macht  auftreten  sehen.  Wei 
'sie  sich  aber,  wie  man  beabsichtigt,  durch  Gegenseitigkeit  d 
'Bürgerrechts  mehr  und  mehr  mit  einander  verschmelzen  werde 
'und  ihren  eigenen  Vortheil  dann  linden,  sich  den  Mächtigeren  ii 
'zuschliefsen  (wie  es  mit  den  Arkadern  in  Beziehung  zu  Sparta  d< 
'Fall  ist),  so  wird  der  Staatenbund  wohl  nicht  mehr  so  leicht  aoi 
'zulösen  sein'"^). 

Die  Uede  war  im  Einverständnisse  mit  den  Ephoi*en  sehr  Un 


ERFOLG  DER  GESANDTSCHAFT.  237 

iirauf  angelegt,  den  tlirakisciien  Feltlzug  als  eine  politische  Notli- 
iKüdigkeit  den  Spartanern  yor  Augen  zu  führen;  die  Interventions- 
folitik  wurde  so  zu  sagen  als  eine  Praventionspolitik  dargestellt, 
der  Angriffskrieg  als  ein  Schutzkrieg.  Auch  die  gelahrUche  Seite, 
irdche  die  Gesandtschaftsrede  darhot,  wiurde  klng  umgangen.  iUi- 
fihrlich  war  es  nämlich,  ein  Yerhältniss  der  Unterordnung,  wie  es 
in  Prioponnes  strenger  als  je  dinxhgeführt  wurde,  an  der  thra- 
kiKhen  KGste  als  unerträglich  darstellen  zu  lassen  und  den  Pelo- 
fonnesiem  zuzumuthen,  Akanthos  und  ApoUonia  gegen  die  Herrsch- 
•acht  Ton  Olynthos  zu  vcrlheidigen ,  während  ui  ihrer  lialhinsel 
jedes  Streiken  nach  Unahhängigkeit  als  Auflehnung  besU*aft  wurde. 
Die  Spartaner  konnten  hier  nur  einen  Unterschied  der  Zeit  machen. 
FAr  sie  war  die  Aufrichtung  eines  neuen  Staatenhundes,  der  die 
SillMtändigkeit  griechischer  Städte  beeinträchtigte,  Rechtshruch  und 
Inolntion,  aber  elien  so  sehr  auch  die  Auflösung  einer  durch  Jahr- 
köderte  geheiligten  Herrschaft  ül)er  Nachbarstaaten,  und  auf  diesen 
hterachied  wird  auch  in  der  Uede,  wie  sie  Xenoplum  nnltheilt, 
lehr  bestimmt  hingewiesen;  es  wird  zugegel)en,  dass,  wenn  man 
die  Olynthier  in  ihren  Hegemoniegelusten  gewähren  lasse,  daraus 
ein  wirklich  festes,  geschichtlich  zusammengehöriges  Gunzu  er- 
mchsen  könne  und  dass  dann  auch  wohl  die  Akanlhier  dal>ei  iiu't* 
Rcdinung  ßuden  könnten,  elien  so  wie  jetzt  in  einem  ähnlichen 
Verhältnisse  die  arkadischen  Gemeinden  sich  ungemein  günstig 
•linden,  indem  sie  die  Behaglichkeit  ihrer  kantonalen  Existenz  \mlUm 
nd  nigleicli  an  dem  Gewinne  theilnähmcn,  welchen  nur  ein  Grofs- 
•Uat  seinen  Angehörigen  bieten  könne. 

Trolidem  war  es  nm*  die  Furcht  vor  Si>arta,  welche  die  Bun- 
desgenossen willig  machte;  denn  nach  einem  Strafgerichte,  wie  es 
^ftfjen  lässiger  Heeresfolge  ülter  Mantineia  ergangen  war,  war  Alles 
ciigeichüchtert  und  dienstbereit.  Diese  Lage  der  Dinge  wurde  nun 
W  den  Gesandten  wie  von  den  Behörden  der  Stadt  auf  das  Nach- 
driicUichste  ausgebeutet  und  man  kann  der  in  Sparta  herrschenden 
Krieggparlei  das  Lob  einer  grofsen  Energie  nicht  absprechen.  Man 
hitte  die  alte  Scliwerlälligkeit  abgeschüttelt,  und  alle  Aengstlichkeit 
^■krwunden.  Nach  den  Märschen,  wie  sie  unter  Agcsilaos  aus- 
RBfihrt  worden  waren,  liatten  die  Entfernungen  ihre  Bedeutung 
v^rioren;  an  die  Möglichkeit  eines  ernstlichen  Widerstandes  auf  dem 
Wege  vom  Isthmos  bis  Thrakien  wurde  gar  nicht  gedacht,  so  wenig 
ita  auch  die  üble  Stimmung  in  Böotien  verkannte,  und  Agesilaus, 


238  Rei'ORM   niiS   HEBRWRSRrCS. 

der  die  Seele  der  Kriegspartei  war,  setzte  seine  Ehre  dareiH  i 
zeigen,  welche  Fortschritte  Sparta  seit  der  Zeit  des  Brasidas  gemad 
hahe,  als  zum  ersten  Male  thrakisch-makedonische  Hulfsgesiiche  lae 
Sparta  gelangten.  Es  wurde  ein  Aufgebot  von  10,000  Mann  h 
schlössen  und  die  Rüstung  mit  grölstem  Eifer  betrieben.  Bei  eh 
Einrichtung  der  Bundesmatrikel  trat  nun  auch  ein  neuer  Grundnt 
so  viel  wir  wissen,  zum  ersten  Male  in  Kraft.  Man  beschi« 
nämlich  den  Bündneni  frei  zu  stellen,  ob  sie  Geld  anstatt  Bfan 
Schaft  geben  wollten,  nnd  l)erechnete  zu  diesem  Zwecke  für  k 
einzelnen  vollgerusteten  Wehnnann  tfiglich  drei  äginäische  Obok 
(d.  h.  etwa  A]^  att.  Ob.),  für  den  Reiter  das  Vierfache,  oder  eiai 
Stater  (21)^  ^P'-)-  Peltaslen  aber  rechnete  man  je  zwei  auf  eine 
Hopliten,  und  es  lasst  sich  mit  Sicherheit  voraussetzen,  dass  Af 
silaos  darauf  Bedacht  nahm,  auch  die  wichtigen  Neuerungen  inft 
trefT  des  leichten  Fufsvolks  imd  seiner  taktischen  Verwendung  «ew 
Vaterstadt  zu  Nutze  zu  machen.  Endlich  wurde  bestimmt,  dai 
wenn  eine  Stadt  ihrer  Verpflichtung  nicht  nachkomme,  so  01I 
Sparta  berechtigt  sein,  för  jeden  fehlenden  Mann  einen  Stater  ti| 
lieh  als  Bufse  zu  erheben. 

Diesen  Anordnungen,  nach  weichen  das  eidgenössische  Heei 
System  geregelt  wurde,  lag  eine  kluge  Mischung  von  Strenge  m 
Nachsicht  zu  Grunde.  Denn  wahrend  man  dafftr  Sorge  trug,  da 
kein  Mann  im  Felde  fehlte,  erleichterte  man  zugleich  die  Weh 
pflicht  durch  Gestattung  einer  Ablösung  durch  Geld,  die  man  al 
sichtlich  nicht  höher  stellte,  als  Sold  und  Verpflegimgskosten  i 
Ki4ege  sich  beliefen.  So  war  es  den  wohlhalienderen  Gemeint 
möglich,  sich  der  persönlichen  Wehrpflicht  zu  entziehen,  und  Spar 
erlangte  den  Vortheil,  dass  die  Peloponnesier,  welche  die  Geli 
leistung  vorzogen,  sich  des  Wafleiulienstes  entwöhnten  und  in  d« 
selben  Grade  unkriegerisch  wurden,  wie  Sparta  an  eigener  Weh 
kraft  zunahm.  Es  trat  also  damit  ganz  in  die  Politik  der  Athen 
ein,  welche  ihre  unbeilingte  Hegemonie  zur  See  dadurch  zu  Staw 
gebracht  hatten ,  dass  sie  den  kleineren  Inselgemeinden  die  AI 
lösung  mit  Geld  gestatteten  und  sie  auf  diese  Weise  allmählich  en 
waft'neten.  Sparta  konnte  al)er  die  Trupiien,  die  es  selbst  vif 
worben,  ganz  anders  einfllwn  und  ganz  anders  iilier  sie  veHÜgfl 
als  es  mit  den  von  den  Bundesgenossen  gestellten  Manuscbaftf 
möglich  war,  und  so  diente  die  ganze  Reform  zu  einer  wcsent 
liehen  Erhöhung  der  spartanischen  Wehrkraft.     Man  benutzte  ah 


AUSZUG   DBS   BUDAMIDA8  UND   PHOIRIDAS  99«  3;    383.  239 

lehr  klug  den  ersten  grüfseren  uiul  gemeinsam  l>eschIos8enen  Krieg, 
im  diese  Einrichtungen  in*s  Leben  treten  zu  lassen;  waren  sie 
Bit  im  Peloponnes  durchgeführt,  so  konnte  man  darnach  auch  im 
Ikrigen  Griechenland  die  Heere  einrichten;  denn  dass  die  Partei 
in  Agesilaos  darauf  hinaus  iiollte,  leidet  keinen  ZweifeP^'). 

Mit  dem  Frühjahre  383  gerieth  die  ganze  Halbinsel  in  kriege* 
nebe  Aufregimg  und  die  lakedamonisclieii  Haupüeute  durchzogen 
de  Cantone,  um  Mannschaften  oder  Gelder  zusammenzubringen. 
Hau  wartete  aber  die  Vollendung  der  Rüstung  nicht  ah,  denn  die 
fiesandten  bestanden  mit  vollem  Hecht  darauf,  dass  man  rasch  vor- 
(inge;  es  komme  Alles  darauf  an,  dass  i)eloponnesische  Truppen  an 
Ort  und  Stelle  wären,  ehe  die  noch  unentschiedenen  oder  wider- 
itiebenden  Städte  von  Olynth  zum  Beitritte  gezwungen  würden.  Man 
Mlcidoss  also  zunächst  ein  Corps  von  2000  Mann  unter  den  BrüdeiTi 
Wamidas  und  Plioibidas  aufzustellen.  Mit  einer  Abiheilung  des- 
idlen  setzte  sich  Eudamidas  sofoil  in  Bewegung  und  zog  in  Eil- 
Minchen  nach  Thrakien  hinauf,  der  Andere  folgte  um  die  Mitte  des 
Bammers  nach. 

Plioibidas  war  ein  leidenschaftlicher  Anhanger  der  Kriegspartei. 
fr  war  ganz  ergrilTen  von  der  fieberhaften  Anü'egung,  welche  einen 
Theil  der  Bürger  erftdlte  und  ihnen  das  Endziel  des  spartanischen 
Bui^izes  als  nahe  erreichbar  vorspiegelte;  er  brannte  vor  Begierde, 
Kinerseits  etwas  Namhaftes  dazu  beizutragen,  um  die  Herrschaft 
•ner  Vaterstadt  über  Griechenland  so  rasch  wie  möglich  auszu- 
hriten.  So  kam  er  nach  Böotien  und  sclilug  sein  Lager  vor  den 
kern  von  Theben  auf,  wo  sich  die  beiden  Parteien  schroff  gegen- 
ikr  standen;  die  demoki*a tische  Partei  hatte  die  Wahl  ihres  Füln*ei*s, 
'tt  bmenias,  in  das  Feldherrncollegiinu  durchgesetzt,  die  andere  die 
fc«  Leontiades.  Noch  hielten  Iniide  Parteien  sich  die  Wage,  aber 
fc  Oligarchen  fühlten ,  dass  ihre  Macht  im  Sinken  sei  und  dass 
■e  einer  auswärtigen  Stütze  bedürften,  um  sich  zu  halten.  Dazu 
^nle  eine  bessere  Gelegt^idieit  als  die  gegenwärtige  nicht  gefunden 
*ailen.  Während  Ismenias  sich  also  stolz  zurückhielt  und  sich  gar 
1^  im  Lager  sehen  liefs,  knüpfte  sein  Gegner  unvermerkt  mit  dem 
furtanlschen  Feldherrn  ein  Einverständniss  an  und  machte  ihm  den 
^onchlag,  die  Burg  der  Stadt  zu  besetzen,  die  er  ihm  ohne  Kampf 
loi  Gefahr  in  die  Hände  liefern  wolle. 

Man  erwäge  die  Lage  der  Dinge!  Trotz  eines  äufserlich  fried- 
icben  Verhältnisses   war   man    in    Sparta    voll   Erbitterung   gegen 


240  PH0IBIDA8  VOR  THEBEN  M,  i;   «61. 

Tlieben,  den  Haupüierd  des  letzten  Ki*iegs.  Man  wusste, 
willig  es  sich  in  die  von  Sparta  verfügte  Ausführung  di 
gefügt  hatte,  und  die  gegenwärtigen  Beziehungen  zwischen 
Städten  waren  so  unklar,  wie  sie  nicht  lange  bleiben  kennt 
Mantineia  hatte  Theben  noch  Heeresfolge  geleistet,  aber 
unter  Einfluss  des  Ismenias  öffentlich  bekannt  gemacht  wi 
sich  kein  Bürger  dem  thrakischen  Ileereszuge  anschli* 
Denn  jede  Unternehmung  Spartas  über  den  Isthmos  hinai 
mittelgriechischen  Staaten  das  grofste  Aergerniss,  sie  sal 
wohin  das  führen  müsse.  Nach  den  Berichten  der  Gesandt 
die  Spartaner  nicht  zweifeln,  dass  ein  Bündniss  der  n 
nordgriechischen  Staaten,  der  einzigen,  welche  jetzt  n< 
Standskraft  hatten  und  die  vereinigt  eine  äufserst  gefahrl 
bilden  würden,  im  Werke  sei.  Eine  Flotte  hatte  Sparta 
GeUngen  der  thrakischen  Feldzüge  hing  also  wesentlich 
dass  man  des  weiten  Landwegs  sicher  war;  wie  aber  jetzt 
standen,  so  musste  man  gewärtig  sein,  dass  bei  dem  en 
der  spartanischen  Wafl'en  die  Thehaner  offen  gegen  Sp 
ergreifen  und  den  naclu*ückenden  Truppen  die  gröfsten 
keiten  bereiten  würden.  Die  Kadmeia  war  für  die  Siel 
Ileerstrafse  der  entscheidende  Platz. 

Wie  konnte  sich  also  unter  diesen  Umständen  ein 
Feldherr  wie  Phoihidas  lauge  besinnen,  als  ihm  die  Be: 
Kadmeia  angeboten  wurde  und  mit  einem  kühnen  HandstJ 
Blutvergiefsen  eiTeicht  werden  konnte,  was  über  kurz 
doch  erreicht  werden  musste,  wenn  Sparta  sehie  Politik  i 
wollte,  und  zwar  dann  voraussichtlich  in  einem  blutigen 
vollen  Kriege? 

Leontiades  hatte  Tag  und  Stunde  mit  der  gröfsten 
ausgewählt.  Es  war  nämlich  ein  grofses  Fest  in  Theb 
Mittelpunkt  der  uralte  Dcmelertempel  auf  der  Kadmeia  w; 
ein  Fest,  das  die  Frauen  für  sich  feierten,  sie  waren  all 
Burg  bei  verschlossenen  Thoreu;  der  Schlüssel  war  an  c 
in  den  Händen  des  leontiades.  Der  Hath  war  in  einei 
Markte  versammelt,  der  Weg  vom  südlichen  StadtUiore  zi 
sehr  kurz  und  berülurte  keinen  der  städtischen  Plätze, 
waren  aufserdem  in  harmlosester  Feststimmung.  Niem 
an  die  Spartaner,  von  denen  man  wusste,  dass  sie  um  AI 
erhalten  hätten,  nach  Norden  aufzubi*echen.    So  wie  sich 


EUflfAHUB  HER   KADMEIA  09.  2;  38S   BOMMßR.  241 

left  Überzeugt  hatte,  dass  die  Hitze  des  Mittags  alles  Volk  von 
r  S^Cse  Tertrieben  hatte,  warf  er  sich  aufs  Pferd,  als  wollte  er 
m  >^^ehenden  Feldherrn  noch  das  Geleit  geben ,  führte  ihn  al>er 
Mt  dessen  unvermerkt  mit  seinen  Truppen  herein,  und  so  war  die 
ivg  samt  den  Frauen  in  den  Händen  der  Spartaner,  ehe  Rath 
vi  Bürgerschaft  eine  Ahnung  der  Gfcfahr  hatten.  I^ontiades  seihst 
M  der  Erste,  der  dem  Rathe  das  Geschehene  mittheilte  und  jeden 
Widerstand  für  unmöglich  erklärte.  Sein  Anhang  trat  sofort  zu 
iBt  und  da  die  Gegner  gänzHch  überrascht  wai*en,  so  setzten  die 
Q%arclien  Alles  durch,  namentlich  die  Verhatlung  des  Ismenias, 
tad  die  Wiederbesetzung  seiner  Stelle  durch  .  einen  ihrer  Parteige- 
Mnb;  die  Führer  der  Demokraten  flüchteten  nach  Athen,  der  ver- 
Mensche  Anschlag  war  in  wenig  Stunden  vollkommen  gelungen 
Ml  Leontiades  blieb  nichts  übrig,  als  nach  Si)arta  zu  eilen  um 
■h  dort  der  Erste  zu  sein,  welcher  das  gi*ofsc  Ereigniss  meldete  ^^^). 
*"-  Dass  ein  Ereigniss,  bei  welchem  alle  Einzelheiten  so  genau  in 
■mder  greifen,  durch  eine  hmerhalb  km*zer  Frist  gemachte  Ver- 
iidigang  ganz  zufällig  und  gelegentlich  zu  Stande  gekommen  sei, 
t  gewiss  in  hohem  Grade  unwahrscheinlich.  Es  ist  auch  uudenk- 
er,  dass  der  Führer  der  lakonischen  Partei  in  Thcl)eii,  der  doch 
Bf  jeden  Fall  seuien  Plan  lange  vorbereitet  hatte,  sich  nicht  vorher 
I  Kenntniss  gesetzt  haben  sollte,  ob  und  in  wie  weit  er  auf  ein  Ent- 
pgmkommen  von  spartanischer  Seite  rechnen  dürfe.  Man  wird 
in  mit  grOfster  Wahrscheinlichkeit  annehmen  können,  <lass  Phoi- 
His  von  Hause  aus  angewiesen  war,  an  dem  l>estimmten  Tage 
M  Lager  bei  Theben  außmschlagen,  sich  dort  mit  Leontiades  in 
ferbindiuig  zu  setzen  und  zu  sehen,  was  sich  machen  lasse.  Diese 
kBweisung  kann  aber  kehie  amtliche  gewesen  sein,  deim  nur  so 
lUirt  sich  der  Eindruck,  den  die  Ankunft  des  Leoutiades  und  die 
lidiricht  von  der  Einnahme  der  Kadmcia  in  Sparta  hervorrief. 

Hier  war  natürlich  Agesipolis  mit  seinen  Gesiinuuigsgenossen 
■  vollem  Ernste  über  den  Bruch  des  Friedens  aufgebracht  und 
vrimgte  Bestrafung  des  Feldheirn  so  wie  Rückgabe  der  Kadmeia. 
■dessen  war  die  Aufireguug  zu  grols,  als  dass  wir  sie  aus  einer 
ittlicben  Entrüstung  über  das  Unehrenhafte  und  Rechtswidrige  der 
lluit  erkUren  könnten.  Es  müssen  andere  Gnnide  vorhanden  ge- 
Knn  sein,  weshalb  auch  viele  Spartaner,  die  nicht  zur  Partei  des 
^polis  gehörten,  die  That  missbilligten,  und  gewiss  lag  ein 
baptgrund  der  Verstimmung   darin,    dass   man  zwischen  Agesilaos 

Oviiu,  Gr.  Oweb.    IIL  16 


242  BEDRTEILUIS6    DES   PHOIBIDAS 

Qiid  Plioihidas  eiiie  heimliche  Verständigung  voraussetien  mmile 
und  dies  als  einen  verfassungs^vidrigen  Eingriff  in  die  Rechte  fa 
Behörden  ansah.  Man  kannte  ja  den  persönlichen  Hass  des  Köifi 
gegen  Thel)cn,  mau  wnisste,  dass  er  von  Anfang  an  den  Friedoi 
als  eine  Strafruthe  für  Theben  betrachtet  hatte,  man  sah  in  ikl 
den  eigentlichen  Urheber  der  Gewaltthat,  welche  Phoibidas,  okie 
einen  solchen  Rückhalt  zu  liaben,  nicht  gewagt  haben  würde,  b 
war  also  die  Aufregung  gegen  Agesilaos  gerichtet,  der  auf  der  Mb 
seines  Einflusses  stand  und  von  seinem  Ehrgeize  geleitet  daraf 
ausging,  ein  persönliches  Regiment  in  Sparta  zu  fuhren  un4  dii 
auswärtige  PoUlik  des  Staats  zu  beherrschen. 

Agesilaos  musste  also  auch  seinen  ganzen  Einfluss  daran  selM, 
um  Phoibidas  in  Schut:e  zu  nehmen,  und  die  Art,  wie  ihm  te 
gelang,  gieht  eijien  sicheren  Mafsstab  ffu*  die  damalige  StimiiUB| 
in  Sparta.  Die  Sache  selbst  war  der  grofsen  Mehrheit  der  Rürgv 
recht,  aber  die  Ausführung  duifte  man  nicht  billigen,  ohne  ein  ge- 
Hihrliches  Beispiel  für  die  Zukunft  zu  geben.  Phoibidas  wurde  dM 
wegen  seines  eigenmächtigen  Handelns  zur  Rechenschafl  geiogw 
er  wunle  vom  Heerbefehle  entfernt  und  zu  einer  GeUbufse  ?ar- 
urteilt.  Dadurch  war  dem  verletzten  Ansehen  der  Eplioren  Genigi 
geschehen,  und  es  lag  darin  auch  für  Agesilaos  eine  DeniöthigUB| 
In  der  Sache  selbst  aber  erreichte  er  seinen  Zweck  voUkomaiei 
und  ohne  Schwierigkeit.  Denn  wenn  er  offen  erklärte,  dass  jeA 
Handlung  eines  lakedAmonischen  Heerführers  darnach  zu  beurleiki 
sei,  ob  sie  dem  Staate  Nutzen  bringe  oder  nicht,  so  war  dies  ia 
Grunde  ein  so  alter  Grundsatz  spartanischer  Politik,  dass  ihm  darii 
nur  sehr  Wenige  ernstlich  widersprechen  konnten.  Da  nun  abd 
die  Besetzung  Thebens  als  der  gröfste  Gewinn  angesehen  wurde, 
welcher  Sparta  seit  der  Schlacht  bei  Aigospotamoi  zu  Theil  fjt- 
worden  war,  und  ein  Rückzug  aus  der  Radmeia  unter  den  gepn* 
wärtigen  Umstanden  das  (refahrlichste  war,  was  Sparta  hätte  tlimi 
können,  so  konnte  das  Verhalten  der  Regierung  nicht  zwei- 
felhafX  sein.  Die  Truppen  erhielten  Befehl  den  Platz  zu  haltefl 
und  drei  ilarmosten  wurden  hingeschickt,  den  01)erbefehl  zu  übeff" 
nehmen. 

Wenn  der  Handstreich  des  Phoibidas  in  alter  und  neuer  ZäH 
besonderen  Anstofs  erregt  hat,  so  ist  dieser  Eindruck  nur  insofen 
berechtigt,  als  die  That  eine  besonders  überraschende  und  vtf- 
wegene  war,  und  eine  der  ansehnlichsten  Städte  Griechenlands  be* 


NACH  SPARTAmSCHEN   GRÜrmSÄTZEN.  243 

nf;  sonst  ist  sie  so  sehr  im  Charakter  der  lakedünionischen  Politik, 
Ims  man  nichts  Aufsergewuhnliches  in  ihr  finden  kann. 
^'  Han  bedenke  nur,  dass  Sparta  sich  grundsätzlich  nie  dazu 
hnlehen  wollte,  die  anderen  Städte  als  gleichherechtigt  anzuer- 
bliiien  and  sich  an  solche  Rechtsnormen  zu  binden,  yfie  sie 
nKsdien  gleichgeordneten  Staaten  bestanden.  Auch  gab  es  ja  in 
An  Städten  eine  Partei,  welche  den  Standpunkt  Spartas  theilte, 
iBd  die  Männer  dieser  Gesinnung  betrachtete  man  nicht  als  eine 
Mtei  neben  anderen,  sondern  als  die  allein  Berechtigten,  als  die 
bjikn  Hellenen,  und  die  Gegner  derselben,  die  Demokraten,  als 
tt  Partei  der  Revolution,  welche  nicht  nur  gegen  Sprta  frevle, 
mdem  auch  gegen  das  gemeinsame  Vaterland.  Von  diesem  Ge- 
iditspunkte  aus  konnte  Spart4i  das  Einschreiten  zu  Gunsten  seiner 
MdDger  wie  eine  Art  vorörtlicher  Pflicht  ansehen  und,  um  dem 
fMhJtsamen  EingrilTe  in  fremde  Gemeindeverhfdtnisse  noch  mehr 
iUea  Schein  von  Berechtigung  zu  verleihen,  pflegte  man  den  Zu- 
ÜMd  derjenigen  Städte,  welche  demokratisch  regiert  wurden,  so 
iihifossen,  als  wenn  in  denselben  ein  revoluti(marer  Terronsmus 
krmhte,  eine  Vergewaltigung  der  besonnenen  Bürger  durch  einen 
kfen  Ton  Unruhstiftern,  so  dass  Sparta  verpflichtet  schien,  hier 
ne  heilsame  Znchtgewalt  auszuülien  und  den  gesetzlichen  Zustand 
Mider  herzustellen. 

*  h  Theben  hatte  aber  das  Verfahren  Spartas  scheinbar  noch 
■dr  Berechtigung  als  an  anderen  Orten.,  weil  bei  den  Thebanern 
Ü  Demokratie  eine  Neuerung  der  letzten  Jahre  war.  In  Theben 
W  es  einer  der  beiden  obersten  Staatsbeamten,  welcher  die  von 
itf  Gemeinde  ihm  übergebenen  Schlüssel  der  Burg  den  Spartanern 
■i  freiem  Antriebe  einhändigte.  Ferner  hatte  Thel)en  die  Heeres- 
Mp,  die  es  in  den  letzten  Jahren  als  eine  Pflicht  selbst  erkannt 
tate,  neuerdings  verweigert  und  zwar  unter  s(dir  beleidigenden 
'traen,  und  diese  Verweigerung  konnte  man  nicht  anders  auf- 
hien,  ab  dass  es  heimlich  schon  mit  Olynthos  gegen  Sparüi  ver- 
^•■iet  war;  die  Stadt  war  also  thatsächlich  schon  im  Kriege  gegen 
^pMa,  und  welche  Bedeutung  die  Kadmeia  während  eines  Kriegs 
|BpD  Olynthos  hatte,  liegt  auf  der  Hand.  Endlich  konnte  man 
^  darauf  berufen,  dass  die  Thelwner  selbst  in  viel  härterer  Weise 
¥^  Plataiai  verfahren  wären,  und  zwar  auch  nur  unter  dem 
'«nvande,  dass  die  dortige  Demokratie  ein  Bruch  des  Herkommens 
^  eine  nicht  zu  duldende  Empörung  sei. 

16* 


244  ltl?(RICHTUNG    DES  I8MENIA& 

Was  aber  den  gröfslen  Vorwurf  beti'ifrt,  nämlich  den  offenbm 
ßriicii  des  eben  vun  Sparta  selbst  verküudelen  Vertrags,  so  hitk 
man  sdiun  deutlicb  genug  erkennen  können,  dass  Sparta  koM 
andere  Autonomie  anerkenne,  als  die,  welche  in  der  freiwSlip 
Unterordnung  aller  Staaten  unter  seine  vorörtUche  Leitung  beslaii 

Wie  sehr  es  den  Spartanern  darauf  ankam ,  die  Besetzung  is 
Kadnieia  mit  dem  Scheine  einer  im  Namen  und  Interesse  der  gam 
Nation  volbcogenen  Ilandhmg  zu  umkleiden,  zeigten  sie  auch  ■ 
dem  Prozessverfahren  gegen  Ismenias,  welcher  ilnien  ausgeUdiert 
worden  war,  indem  sie  eine  Art  von  amphiktyonischem  Geriehi^ 
hofe  einsetzten,  zu  welchem  sie  aus  allen  verbündeten  Stadteo  Bch 
sitzer  einberiefen.  Es  wurde  dem  Angeklagten  Schuld  gegeben 
dass  er  den  korinthischen  Krieg  veranlasst  und  mit  dem  Pentf* 
könige  heimliche  Verbindungen  angeknüpft  habe.  Er  wusste  fldi 
in  Betreff  dieser  einzelnen  Punkte  wohl  zu  vertheidigen.  Aber  «9 
komite  er  in  Abrede  stellen,  dass  er  der  Volksherrschafl  zugdkfl 
und  gegen  S^iartas  Ansprüche  aufgetreten  sei?  Dies  genügte  akfl 
zu  seiner  Verurteilung,  und  duixh  seine  Hinrichtung  erreichte  ii 
Spartaner  nicht  blofs,  dass  sie  ihre  Bacligier  an  dem  verkasiM 
Gegner  befriedigten  und  seine  (^esmnungsgenossen  einschüchterki 
sondern  auch  dies,  dass  von  einem  hellenischen  Gerichtshofe  iemt 
kratisclie  (lesiinuing  und  Feindschaft  gegen  Sparta  als  HochvernA 
erklärt  und  dadurch  zugleich  ihr  ganzes  Verfahren  in  Theben  ib 
recbtmäfsig  anerkannt  winde *^*). 

Diese  Vorgange  werden  durch  das,  was  bald  darauf  in  Phlifl 
geschah,  in  noch  helleres  Licht  gestellt. 

Phlius  hatte  sich  seit  der  erzwungenen  Aufnahme  der  Ter 
l»annten  (S.  234)  durchaus  loyal  gegen  Sparta  benommen.  Ageii' 
)»olis,  dem  es  immer  am  Herzen  lag  jeden  Anlass  zu  neuen  Gewittr 
thätigkeiten  aus  dem  Wege  zu  räumen,  hatte  ohne  Zweifel  ^ 
Seinige  getlian,  die  Phliasier  durch  Güte  zu  gewinnen,  und  ci 
gereichte  ihm  zu  besonderer  Befriedigung,  dass  sie  trotz  der  sdant 
rigeii  Verhältnisse  im  Innern  ihren  eidgenössischen  Vei'pflichtungil 
dienstwillig  nachkamen  und  ihm  sogar  Gelegenheit  gaben,  sie  wegd 
ihrer  prompt  eingezahlten  und  reichlichen  Geldbeitrage  vor  aHtt 
anderen  Bundesgenossen  öffentlich  zu  beloben.  Dies  geschab,  ib 
Agesi[)olis  mit  dem  grofsen  Heere  gegen  Olynthos  nachrückte,  ml 
es  müssen  also  die  Phliasier  zu  denjenigen  Eidgenossen  gehArt 
haben,  welche    die   neue  Heereseinrichtung  (S.  238)  benutzten,  ua 


SVETE   U?fRUHEN    IN    PHLirS   99,  3;    S81.  245 

ich  ganz  oder  theilweise  von  ihrer  Wehrpflicht  mit  (kld  a1)ziilo8(m, 
■M  bei  einem  so  weit  in  die  Fremde  gehenden  Ileer/uge  gewiss 
ll  fielen  der  wohlliabenderen  Bundesorte  geschah.  Es  ist  auch 
■hr  wahrscheinlich,  dass  hei  einem  gespannten  Verhältnisse  zweier 
MUtischer  Parteien  keine  von  heiden  sich  durch  einen  Auszug 
■dnrichen  wollte. 

Als  nuri  aber  Agesipolis  seit  dem  Frühjahre  3S1  unterwegs 
%ir  und  sein  lers^hnender  Einfluss  nicht  mehr  euiwirken  konnte, 
A  brachen  neue  Missheliigkeiten  in  Phlins  aus.  Es  wollte  mit  der 
ineinandersetzung  wegen  des  Gnmdhesitzes  nicht  vorwärts  gehen, 
■B  konnte  sich  fiber  eine  heiden  Parteien  gerechte  Entscheidung 
der  streitigen  Besitzfragen  nicht  einigen.  Die  Dcmokrdlc*n  wollten 
fane  andere  Instanz  anerkennen,  als  die  der  einheimischen  Genchti'; 
Im  aber  waren  aus  Bürgern  zusammengesetzt,  welche  wie  die 
,pUke  Mehiiieit  städtischer  Bevölkerung  der  Volksherrschatl  zugethan 
iMi.  Die  früheren  Verbannten  nun,  welche  noch  immer  nicht 
iMer  in  den  vollen  Besitz  ihi-er  Grundstücke  gelangt  waren,  er- 
Hbten  die  Gerichte  für  parteiisch;  sie  weigerten  sich,  ihnen  die 
bacheidung  von  Rechtsfragen,  die  einen  wesentlich  politischen 
Qmkter  hatten,  anzuvertrauen,  und  verlangten,  dass  dieselben 
for  ein  anderes,  auswärtiges  Forum  gebracht  würden.  •  Diese  For- 
tonng  war  so  durchaus  im  Sinne  des  Agesilaos,  dass  wir  wohl 
vmussetzen  kennen,  sie  sei  von  ihm  angeregt,  der  fben  so  1m>- 
inen  war,  den  büsen  Geist  des  Haders  aufzuregen,  wie  ihn  sein 
der  Amtsgenosse  aller  Orten  zu  beschwichtigen  suchte. 

Als  nun  die  Verbannten  sich  an  Sparta  wandten  und  ihre  B<v 
Bchwerden  über  Verweigerung  uupartt;iischer  Bechtsptlege  vor- 
Inditen,  wurden  sie  von  der  Bürgerschal^  in  Phlius  in  Geldstrafe 
lenommen,  weil  natürlich  keine  selbständige  Stadt  dulden  konnte, 
1m8  einzelne  ihrer  Bürger  sich  mit  ihren  Hescliwerden  an  aus- 
Hrtige  Staaten  wandten.  Die  Ephoren  aber  waren  weit  entfernt, 
rieh  diese  Gelegenheit  zu  einer  neuen  Intervention  entgehen  zu 
haen;  sie  handelten  also  ganz  im  Sinne  des  Agesilaos,  welcher 
ie  Demokratie  als  eine  gemeingetahrliche  Verirrung  angesehen  und 
hram  alle  einschlagenden  Fragen  vor  eine  hellenische  (Kommission 
I.  h.  vor  die  schiedsrichterliche  Autorität  des  Vororts  gezogen 
rissen  wollte.  Auch  l»ei  dieser  Gelegenheit  betracliteie  man  die 
fügarchen,  welche  bei  der  eigenen  Bürgerschaft  als  Verräther 
ilten  imd  ordnungsmäfsig  verurteilt  worden  waren,  als  die  eigent- 


246  FELDZUG    GEGEN    I'HLIUS   09*  4;    881. 

liehen  Palrioleii  und  die  wahre  Bürgerschaft,  welche  gegen  die  li- 
gehühr  einer  kleinen  Partei  geschützt  werden  müsse,  obgleich  ia 
Widerspruch  gegen  die  wirklichen  Verhältnisse  hier  ungleich  grtte 
und  augenlalliger  war  als  in  Beziehung  auf  Theben.  Um  aber  im 
Pliliasiern  noch  etwas  Gehässiges  aufzubürden,  stellte  man  die  SA 
so  dar,  als  wenn  sie  nur  die  Entfernung  des  Agesipolis  abgewartd 
hätten,  um  mit  ilu*em  Trutze  gegen  S|>arta  hervorzutreten,  in  der 
Meinung,  dass  der  andere  König  schwerlich  auch  die  HaupUtife 
verlassen  würde,  und  dass  sie  deshalb  vor  einer  bewafineten  Eil- 
mischung sicher  wären.  Eine  so  einfältige  Beurteilung  der  To^ 
hältnisse  werden  wir  aber  scliwerlich  Im  den  Phiiasiem  voni»- 
setzen  dürfen. 

Der  weitere  Hergang  entwickelte  sich  ganz  folgerecht  Age- 
silaos,  mit  den  Häuptern  der  Verbannten,  Podanemos  U.A.,  dveh 
gastfreundliche  Beziehungen  persönlich  verbunden,  betrieb  ihre  Sxil 
mit  voller  Energie.  Er  erklärte  die  Forderungen  derselben  If 
vollkommen  berechtigt,  ihiti  Verurteilung  für  nichtig  und  nkklB 
sofort  mit  einem  Heere  aus.  Die  Phliasier  wollten  ihm  zuvorkonuM 
und  versprachen  Unterwerfung  unter  Spartas  Beschlüsse,  aber  dan 
war  es  jetzt  zu  spät;  die  Stadt,  Inefs  es,  liabe  sich  zu  unxuTff* 
lässig  gezeigt;  nur  durch  eine  spartanische  Besatzung  in  ihrer  Bii| 
könne  man  sich  eine  hinreichende  Bürgscliaft  für  ilu'e  Treue  fO^ 
schatfen.  Auf  diesen  Bescheid  wiu'en  die  Bürger  entschlossen,  ihn 
Freiheit  männhch  zu  verlheidigen,  obwolü  sie  keine  Zeit  gehah 
hatten  sich  auf  einen  Krieg  vorzubereiten  und  keine  andere  Hof- 
nung  hatten,  als  die,  welche  ihnen  das  Vertrauen  auf  ihr  gntei 
Uecht,  die  feste  Lage  ihrer  Stadt  und  die  Missslimmuiig  der  Bundes- 
genossen gegen  Sparlas  Uel)erniuth  etwa  gewähren  konnten. 

Auf  drei  Terrassen  baute  sich  die  Stadt  Phlius  zwischeu  dfli 
Quelll)ächen  des  Asopos  auf;  auf  der  unteren  lag  der  Markt  ti 
seiner  Umgebung,  auf  der  mittleren  der  ^Vsklepiostempel,  oben  die 
Burg,  üie  Burgüäche  war  seiir  fest  und  so  geräumig,  dass  sie  lUv 
und  Kornfelder  enthielt,  ein  Umstand,  welcher  vielleicht  dazu  ha* 
trug,  einen  längeren  Widerstand  jnöglich  zu  machen.  Der  Volkf 
führer  Delphion  leitete  ihn  und  zwar  mit  einer  Unerschrockenkil 
und  Ausdauer,  welche  auch  den  Gegnern  Bewunderung  abuöthiglt^ 
Er  hatte  eine  Kernmannschaft  von  300  jungen  Bürgern  uiu  sA 
mit  welcher  er  jeden  bedrohten  Punkt  zur  rechten  Stimde  schütitc 
und  auch  dui*ch  Ausfalle  die  Belagerer  belästigte.     Im  Belagerung- 


BELAGERriNG    VOI«    PHLirS   99,    4;    380.  247 

Koere  war  viel  Unlust;  die  Peloi)onnesier  zeigten,  wie  wenig  Nei- 
png  sie  hatten,  den  S|)artanern  als  Schergen  zu  dienen,  um  jeden 
kwn  nnissliebigen  Ort  züchtigen  zu  helfen;  die  Belagerung  z(»g  sich 
Iher  Jahr  und  Tag  hin,  der  Dienst  war  ein  sehr  beschwerlicher 
■d  die  Ungerechtigkeit  des  ganzen  Veriuhrens  trat  allen  Hündnern 
Uhr  deutlich  vor  Augen,  wenn  sie  die  kleine  Schaar  d(;r  Verbannten 
■'s  Auge  fassteil,  welche  sie  gewaltsam  zurückfuhren  suUten.  Frei- 
idi  suchte  der  Konig  auch  hier  die  Voi*stellung  zu  verbreiten,  dass 
ie  Demokraten  eine  SchreckensherrschatX  in  der  Stadt  übten,  und 
tm  Ddplüon  ein  Tyrann  sei,  der  mit  seiner  Leibwache  die  wahre 
Stimmung  der  Bürgerschaft  niederhalte;  Deli)hion  antwortete  darauf, 
iiiilem  er  die  Bürger  auf  einer  freien  und  weit  sichtbaren  Terrasse 
■ammentreten  liefs,  damit  sich  die  Belagerer  mit  eigenen  Augen 
flcneugen  könnten,  dass  kein  Terrorismus  in  der  Stadt  heri*sche 
■I  dass  eine  Bürgei'schaft  von  5000  Ms\uu  einstimmig  sei  gegen 
ii  Verräther  im  lakedämonischen  Lager. 

Agesilaos  liefe  sich  nicht  absclirecken,  seine  gleifsnerische  Politik 
hteuspielen.  Der  Hangel  in  PhUus  musste  endUch  fühlbar  werden, 
iKhdem  es  doppelt  so  lange  ausgehalten  hatte,  als  es  die  Verlumnlen 
h  m(y^ch  ausgegeben  hatten.  Die  minder  zuverlässigen  Bürger 
i^nen  aus  den  Mauern  zu  entweichen  uiul  nun  verordnete  Age- 
Jhoi,  dass  die  Verbannten  alle  ihre  Beziehungen  benutzen  sollten, 
Hl  ihre  Mitbürger  an  sich  zu  locken;  man  empllng  sie  mit  oil'enen 
irmen,  veqiflegte  und  bewaifnete  sie  und  so  wuclis  durch  allerlei 
[Inste  die  Anzahl  der  im  Lager  belindlichen  Phliasier  auf  über  tausend 
I,  auf  welche  Agesilaos  als  auf  den  Kern  der  Büi^gci'schaft  hin- 
nuen  konnte,  die  man  in  ihi'e  Rechte  wieder  einsetzen  müsse. 

Endlich  neigte  sich  die  Widerstaiulskratl  der  tapferen  SUidl  zu 
Emie.  Sie  begehrte  Durchlass  für  eine  an  die  Behörden  Spartas 
■  lendende  Gesandtschatl;  der  König  al>er,  durch  die  LelMngehung 
onr  Person  tief  verletzt,  erUmgle  es  von  den  Ephoren,  dass  sie 
h  Enischeidung  völlig  in  seine  Hand  legten.  iMit  diesem  Bescheide 
ükrten  die  Gesandten  zurück  und  nun  bheb  der  imglucklichen 
kidt  nichts  übrig,  als  sich  ihrem  ärgsten  Feinde  auf  Gnade  und 
hpade  zu  ergeben.  Durch  die  lange,  mehr  als  aiulertbalbjahrige 
Uigerung  und  schlieislich  noch  duixh  das  Flntkommen  des  Del- 
■Uon  heftig  ergrimmt,  liefs  er  volle  Strenge  walten.  Er  setzte  eine 
'üimission  von  hundert  Männern  nietler,  deren  eine  Hälfte  aus 
'(rfaaiuiten ,  die  andere  aus  Bürgern,  die  ihnen  genehm  waren,  Ije- 


248  OLYNTH    ITND    PHLTU9    ERGEBEN    SICH   100,   1;    880-79. 

stand.  Diese  solllo  entscheiden,  ^wer  in  der  Stadt  am  Leben  bkiboi 
'solle  und  wer  den  Tod  verdient  habe.'  Dieselbe  Commission  soDti 
auch,  unter  dem  Sclmtze  spartanischer  Waffen,  eine  neue  VerfasMi 
entwerfen. 

Um  dieselbe  Zeit  traf  die  Nachricht  ein,  dass  Ohnthos  sich  9- 
gelien  habe.  Nach  manchen  Wechsellallen  des  Kriegs,  in  weldMB 
der  tapfere  Teleutias,  der  dem  Eudamidas  nachgeschickte  Feldheir, 
vor  den  Mauern  der  feindlichen  Stadt  gefallen  und  dann  auch  Äg8* 
sipoUs  in  der  Blüthe  seines  Alters  durch  em  Fielier  hinweggenl 
war,  hatte  Polybiades  endlich  durch  vöUige  Einschliefsung  die  stota 
Stadt  bezwungen  und  damit  ihrem  gefQrchteten  Stadtebunde  dl 
Ende  gemacht*^*). 

Das  war  der  Höhepunkt  der  aitf  den  Antalkidasfrieden  gebantoi 
Obmacht  Spartas  in  Hellas.  Kriotien  war  ein  Vasallenstaat,  und  ii 
der  Halbinsel  war  Alles  nach  Wunsch  der  Spartaner  eingerichtet 
Die  revolutionären  Bestrebungen,  welche  sich  seit  dem  Nikiasfrieda 
dort  gezeigt  hatten,  wai*en  unterdrückt;  den  nördliclien  Theil,  dff 
sehier  Entfernung  von  Sparta  und  seiner  sonderbündlerischen  Ntt- 
gungen  wegen  der  gefahrlichste  war,  hatte  man  jetzt  in  «dlunr 
Hand;  an  den  Gränzen  von  Argos  hatte  man  in  Mantineia,  PhÜA 
und  Korinth  ehie  Kette  sicherer  Plätze;  das  oligarchische  Koriolh 
miisste  seiner  ^  eigenen  Sicherheit  wegen  den  Isthmos  für  Spirti 
hüten.  So  war  Argos  umstellt,  und  der  einzige  Staat  neben  Argos, 
der  noch  demokratisch  war,  Athen,  war  vom  korinthischen  Kricfe 
erschöpft,  aufserdem  völlig  isolirt  und  im  Rücken  durch  die  Be- 
satzung der  Kaduieia  bedroht.  Die  drohendste  aller  Verbindungeit 
die  zwischen  Theben.  Athen  und  Olvnlhos,  war  im  Keime  vernichtet 
Die  mächtigste  Stadt  im  Nonlen  des  ägäischen  Meei's  folgte  der 
Leitung  Spailas.  Die  Heeresfolge  war  neu  und  zweckmäfeig  orp- 
nisirt.  Sjmrta  konnte  hoft'en,  sein  Heer  immer  mehr  zu  der  alleii 
gebieteiulen  Waffenmachl  zu  machen  und  seine  Hegemonie  alhnäUich 
zu  euier  unbedingten  Herrschaft  umzugestalten.  Bfit  Glück  hatte 
man  allerlei  amphiktyonische  Traditionen  wieder  aufgefrischt,  ufl 
damit  der  neuspartanischen  Herrschaft  einen  Schein  des  Rechts  0 
verleihen.  Der  alte  Kampf  gegen  die  Tyrannen  war  in  zeitgemiftcr 
Umwandlung  zu  einer  Verfolgung  der  Volksherrschaft  geworden,  im' 
der  glückliche  Erfolg,  mit  dem  man  einige  Herde  der  Demokratie  fe^ 
nichtet  hatte,  schien  zu  der  Hoflnung  zu  berechtigen,  dass  sich  diese 
Richtung  im  hellenischen  Volke  ganz  überwinden  und  ausrotten  lasse. 


DIE    SIACHT    SPARTAS   UM)   DK8    A(;E8ILA0S.  249 

Sparta  war  der  einzige  Staat  in  Grieclienlanü,  der  eine  teste 
Stik  verfolgte;  er  allein  war  sieh  seines  Ziels  klar  iicwussl  und 
n  so  rücksichtslos  in  der  Wahl  der  Mittel.  Daher  die  ThatkratX, 
\  m  Sparta  früher  iiie  gezeigt  hatte.  Der  alte  Zwiespalt  zwischen 
nigthum  und  Ephoren  war  beseitigt.  Agesiluos  hatte  din*ch  schlaue 
digiebigkeit  die  Behönlen  gewonnen,  den  hemmenden  Eintluss 
I  NebenkOnigs  beseitigt  und  herrschte  nun  su  selbständig,  wie 
■n  ein  Heraklide  vor  ihm  regiert  hatte.  Da<lurch  kam  Eiuheit 
i  Nachdruck  in  die  Leitung  der  ötrentliehen  Angelegenheiten; 
rande  imd  Feinde  wussten,  wessen  sie  sich  von  Sparta  zu  ver- 
bei  hatten.  Es  war  eine  Herrschaft  im  Sinne  Lysanders;  seine 
ileipolitik  erneuerte  Agesilaos,  seine  Ehirichtungen  ahmte  er  nach ; 
V  er  hatte  den  Vorzug  einer  festen  Stelliuig  im  eigenen  Staate, 
iübe  Lysandros  fehlte,  der  die  Revolution  hekan4)tte  und  stdbst 
iilerolntionar  war,  während  Agesilaos  ohne  Anstol's  zu  gelten, 
bder  allgemein  anerkannte  Vertreter  spartanischer  (jcsinnung,  ehi 
nÖDlidies  Regiment  in  seiner  Vaterstadt  erreichte.  Auch  war 
[■Uaos  darin  klüger  als  sein  Meister  in  der  Pohtik,  dass  er  sicli 
lidist  auf  das  Festland  beschränkte  und  die  eigenthüinlichen 
Me,  die  nocli  in  Sparta  vorhanden  waren,  darauf  riciitete,  eine 
here  (^ntinentalherrschaft  herzustellen  und  diu'cli  ein  wohlein- 
riehtetes  Netz  von  Garnisonen  aufi*echt  zu  erhalten. 

Nehmen  wir  dazu,  dass  Spartas  Ht^rrs^hal't  nicht  blol's  auf 
iBSnigewalt  beruhte,  sondern  auch  auf  einem  in  allen  Städten  ver- 
steten  Anhang,  dass  es  aufserhalh  Hellas  weithin  in  vortheilhatten 
il  wichtigen  Verbindungen  stand,  vor  Allem  mit  dem  tirol'skonige, 
',  des  ruhigen  Besitzes  seiner  Kuslen  froh,  immer  zur  l^nl(*r- 
itzung  liereit  war,  um  den  Antalkidasfrieden  im  Sinne  S[)ar(as 
Dredit  zu  erhaltim,  ferner  mit  dem  Tvrannen  von  Svrakus  und 
I  Königen  von  Makedonien,  dass  es  endlich  auch  in  Kpeiros  sieg* 
eh  anftrat  und  dem  Vordringen  der  lllyrier  Halt  gebot,  welche 
i  Schätze  Delphi's  im  Auge    gehabt    haben    sollen   (US,  4;   '.^81): 

begreift  man,  mit  welcher  (ienugthuung  Agesilaos  und  seine. 
eunde  auf  ihr  Werk  hinblickten  inid  wie  wohl  iK^grundet  es  ihnen 
Iden;  denn  wenn  es  auch  noch  nicht  vollendet  war,  warum  sollte 
cht  bei  günstigem  Anlasse  dut  Besetzung  der  noch  übrigen  Plätze 
Iktändiger  Macht,  namentlich  der  Akropolis  von  Athen,  die  man 

ichwacher  Stunde  Preis  gegeben  hatte,  et^eii  so  gut  gelingen, 
it  die  Besetzung  der  Kadmeia^^®)? 


250 


SPARTAS   MACHTHÖHE. 


Aber  gerade  diese  Thai,  welche  der  Eckstein  sein  sollte,  arfj 
dem  die  Herrschaft  ruhte,  wurde  der  Stein  des  Anstolses,  an  ta 
sie  zerschellen  sollte. 

Spartas  Macht,  so  glänzend  sie  erschien,  stand  doch  auf  8cbwacki| 
Pulsen,  weil  es  die  sittlichen  Kräfte  und  den  Freiheitssinn,  der  imI{ 
in  den  griechischen  Gemeinden  vorhanden  war,  verkannte  und 
achtete.  Man  glaubte  den  Widerstand  vernichtet,  dessen  Wirksa»! 
keit  zeitweiUg  unterdnickt  war,  und  meinte  in  hochmüthiger  Ychj 
blendung  mit  einem  Handstreiche  Alles  abgemacht  zu  haben.  Sparte 
selbst  ohne  geistiges  Leben,  hatte  auch  keine  Ahnung  von  sittlichi 
Mächten  und  war  aufser  Stande,  Griechenland  wahrhaft  lu  eini|i| 
und  zu  leiten;  es  konnte  nur  nehmen  und  hatte  nichts  in  gdMtj 
es  verstand  nur  mit  roher  Gewalt  freie  Gemeinden  zu  untei 
und  oligarchische  Parteiregieruugen  einzuführen.  Diese 
lung  rief  die  Kraft  des  Widerstandes  hervor,  und  die  That  des  PI 
bidas  erwies  sich  auch  vom  Standpunkte  der  NützUchkeitspolitk 
Agesilaos  aus  als  eine  durchaus  verkehrte.  Denn  sie  brachte 
Stamm  in  Auflegung,  dessen  Kräfte  noch  am  wenigsten 
waren,  und  die  neue  Erhebung  gegen  Spartas  Uebermuth  war 
so  gefahrlicher,  weil  sie  nicht  von  einem  Bunde  ausging, 
Mitglieder  schlecht  zusammen  hielten,  sondern  von  einer  einaga] 
Stadt,  welche  erst  um  ihre  Freiheit  und  dann  um  die  HerrscU] 
in  Hellas  den  Kampf  mit  Sparta  aufnahm. 


SECHSTES  BUCH. 


EBEN  ALS  GRIECHISCHE  GROSSMACHT. 

OL.  100,  2;  379  — OL.  104,  3;  362. 


I. 

fflEBENS  ERHEBUNG  UND  VERTHEIDIGUNGSKAMPF. 


Böotien  war  eine  der  glücklichsten  griechischen  Ijaudschaflen, 
1  Herzen  von  Hellas  gelegen,  nach  aufsen  durch  natürliche  Gränzen 
lUgeschützt  und  dabei  von  drei  Meeren  bespült,  wenn  man  die 
iden  durch  die  &leerenge  getrennten  Abtheilungen  des  euhöischen 
Ulis  mit  den  Alten  als  zwei  verscliiedene  Meere  ansieht;  eine 
DidschafL,  welche  die  Yortheile  des  Küsten-  und  Buinenlandes  in 
heuer  Weise  vereinigte.  Denn  sie  l>erührte  die  Ilauptstrafsen  des 
iecfaischen  Seeverkehrs  und  hegte  zugleich  in  ihrem  Innern  eine 
nie  von  HOlfsquellen.  Fette  Triften  breiteten  sich  an  den  Flüssen 
id  Seen  aus;  Korn  und  Wein  gedieh  reichlich;  durch  Gartenbau 
d  Pferdezucht  hatte  die  Landschart  einen  Vorrang  vor  allen  Nach- 
ritndem.  Sie  war  dicht  lievölkert  von  einem  gesunden  Menschen- 
Uige;  man  rühmte  die  Köri>erkratX  der  böotischen  Männer  und 
t  Schönheit  der  Frauen  Thebens.  Vielerlei  Zuwanderung  von  der 
nd-  und  Seeseite  hatte  die  Keime  höherer  Cultur  nach  ßöotien 
tngen.  Es  war  erfüllt  von  den  Gottesdiensten,  welche  ül)erall 
i  den  Griechen  Bildung  und  Kunstleben  angeregt  haben,  namcnt- 
h  von  dem  Dienste  des  Apollon  und  dem  des  Dionysos;  es  war 
hochgefeierten  Orakelsitzen  reicher  als  irgend  ein  anderes  Land. 
» uebenthorige  Theben  ist  ja  unter  allen  Städten  des  griechischen 
sdandes  derjenige  Punkt,  wo  uns  eine  höhere  Cultur  zuerst  ent- 
RNitritt;  noch  deutlicher  ist  uns  des  minyschen  Orchomenos  Herr- 
hkät  und  Reichthum  bezeugt,  und  es  giebt  nichts,  was  den  Wan- 
nr  mehr  in  Erstaunen  setzt,  als  wenn  er  am  Rande  des  jetzt  so 
bmmlichen  und  öden  Sumpfes,  der  die  ganze  Mitte  der  Landschaft 
mimmt,  die  Ruinen  der  uralten  Städte  sieht,  welche  einst  wie 
it  einem  dichten  Kranze  das  Thalliecken  umringten. 


254  BÖOTISCHE   ZUSTÄNDE. 

Wenn  nun  das  geschichtliche  Bootien  keine  solche  BedeuUmg 
gewonnen  hat,  wie  man  hei  der  nalärUchen  Gunst  der  Verhältniaie 
und  nach  der  Bluthe  der  Landscliaft  in  vorhomerischer  Zeit  erwartei 
sollte,  so  liegt  der  Hauptgrund  darin,  dass  die  Einwanderung  der 
thessalisclien  Böotier,  welche  dem  I^nde  seinen  Namen  gegeben  hl 
und  den  Anfang  seiner  zusammenhängenden  Gesciiichte  bildet,  die 
altere  Landescultur  zerstörte,  ohne  dass  es  ihr  gelungen  wäre,  eine 
neue  Cultur  zu  begrüiulen,  welche  die  ganze  Landschaft  zu  einer 
gedeihlichen  und  harmonischen  Entwickelung  geführt  hätte.  ' 

Man  kann  nicht  sagen,  dass  die  alten  Bildungskeime  erstidit 
worden  und  barbarische  Zeiten  hereingebrochen  wären.  Die  altd 
Göttersitze  und  Orakel  blieben  in  Ehren,  die  alten  Feste  der  Mmei 
am  Helikon,  der  Chariten  in  Orchomenos  wurden  fortgefeiert  Der  j 
segensreiche  Einfluss  von  Delphi  war  auch  in  B5otien  wirksam  ui 
die  mit  Delphi  in  Verbindung  stehende  Dichterschnle  des  HeflMhi 
hat  sich  lange  im  Lande  erhalten.  Noch  lebhafter  war  bei  den  di^ 
gewanderten  Aeoliem  die  Neigimg  zur  Musik  und  lyrischen  Dieh^ 
kunst.  Der  Pflege  des  Flötenspiels  kam  das  treffliche  Schilfiratt 
der  kopaischen  Sümpfe  zu  Gute.  Es  war  die  echt  nationale  GattMf . 
der  Musik  in  Böotien.  Sie  wurde  mit  dem  Gesänge  in  öflfentlidM 
Wettkämpfen  geübt,  und  wenn  Pindars  hohe  Kunst  auch  aiiswirtigii 
Schulen  sich  anschloss,  so  wurzelte  sie  doch  im  Boden  der  Ho* 
math;  Dichterinnen  wie  Myrtis  und  Korinna,  die  mit  Pindar  des 
Wettkampf  wagen  durften,  bezeugen  uns,  wie  verbreitet  die  ILunil- 
liel)e  im  Volke  war  und  wie  sich  hierin  die  böotischen  Aeolier  ihifi 
Stammgenossen  in  Licsbos  ebenbürtig  zeigten^). 

Dennoch  waren  die  Bootier  nicht  befähigt,  die  alteren  Volkf*! 
elemente  in  solcher  Welse  an  sich  heranzuziehen,  dass  eine  glück' 
liehe  Verschmelzimg  eingetreten  wäre.  Im  südlichen  Theile  dtf 
Landschaft  erhielt  sich  altionische  Bevölkening,  und  wir  wissen,  fne 
sjjröde  sich  diese  gegen  die  Aeolier  verliielt,  wie  verschiedene  Weji 
Plataiai  und  Theben  gingen;  im  Westen  war  es  Orchomenos,  tf 
dessen  Felsenburg  die  alten  lleberlieferungen  der  Minyer  bafldii 
und  wo  sich  eine  imvertilgbare  Abneigung  gegen  die  neuen  Landci* 
herrn  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  fortpflanzte.  Die  pdiüschoi 
Einrichtungen  waren  auch  nicht  geeignet,  eine  friedliche  Vereinigna| 
zu  f&rdern;  denn  die  ritterlichen  Geschlechter,  welche  das  Land  ier* 
obert  hatten,  schlössen  sich  ab,  behielten  alle  Regierungsrechte  ft 
sich,  und  wenn  auch  mehrfache  Versuche  gemacht  wurden,  die  gfr- 


DIE  DÖOTISGHE  ARISTOKRATIE.  255 

ilUun  begründete  Ordnung  gesetzlich  zu  regeln,  wie  die  (jesetze 
M  Bakchiaden  Philolaos  in  Theben  beweisen,  so  hallen  diese  An- 
rboogen  doch  keinen  anderen  Zweck,  als  die  (hirch  Wafl'engewall 
ipündete  Macht  des  gi^undbesilzt^inden  Adels  zu  schützen;  das 
inieinsame  Interesse  der  regierenden  Familien,  welche  sich  in  die 
Uite  des  Ijsndes  verlheilt  hatten,  war  das  einzige  Band,  welches 
h  verschiedenen  LandesgebieU;  zusammen  hielt;  das  Volk  selbst 
liirie  vom  Staatswesen  fem  gehalten  und  unterdrückl.  Das  Schlinnn- 
ite  aber  war,  dass  die  Aristokratie  des  Liuides  nichts  that,  um  sich 
kicr  Stellung  wfinKg  zu  machen.  Der  bOotische  Herrenstand  war 
mig  besser,  als  der  tliessalische,  und  soweit  griechische  Stämme 
nhntcn,  gab  es  keine  Gegend,  wo  Einem  ein  schrofierer  Contrast 
I  BOdang  und  Gesittung  entgegentrat,  als  wenn  man  von  der  atli- 
fksa  Seite  des  Pames  auf  die  Inlotische  hinüberging.  Dieser  Unter- 
lüed  rief  aber  keine  Nacheiferung  hervor;  vielmehr  schlössen  sich 
ii  Afiolier  in  Böotien  mit  einem  gewissen  Trotze  gegen  jede  geistige 
kvegung  ab,  je  regs<imer  sich  jenseits  der  Berge  der  ionische 
Kmm  entwickelte;  sie  wui*deu  immer  stumpfer  und  tniger,  sie 
lilen  sich  den  verfeinerten  Athenern  gegenüi>er  etwas  zu  Gute  auf 
In  bäurische  Derbheit  und  Grobheit;  sie  suchten  sich  für  die 
tteren  Lebensfreuden,  die  ihnen  versagt  waren,  durch  Sinnesge- 
IMI  lu  entschädigen,  lleppige  Gelage  waren  die  wichtigslen  (iegen- 
tfMe  ihres  geselligen  Leliens;  Recht  und  Gesetz  achteten  sie  weder 
iMer  sich  noch  Anderen  ge^enülNT  und  brachten  ihre  Sti*eitigkeiten 
^  liebsten  mit  der  Faust  zur  Entscheidung^). 

Unter  diesen  Umständen  konnte  von  einer  gedeihlichen  Ent- 
richdung  nicht  die  Rede  sein;  die  natürlichen  flülfsiiuellen  des 
üjci  wurden  nur  sehr  mangelhaft  verwerthet;  Handel  und  See- 
ihri  wurden  ▼eruachlässigt,  die  Häfen  Ligen  unbenulzl.  Jede  freie 
Mtesbildung  wunle  verabsäumt  und  die  Gynniaslik  artete  zur  Ath- 
A  aus,  indem  man  nicht  eine  allgemeine  Entwickelung  hublicher 
Icktigkeit  und  Gewandtheit,  sondern  nur  ein  möglichst  grofses 
ab  fon  Muskelkraft  erzielte.  Auch  die  Mundart  der  Böotier  blieb 
i  einer  sehr  alterthümlichen  Stufe  stehen  und  unterschied  sich 
■eotlich  durch  ihre  Yorliel)e  für  dumpfe  Vokale  von  den  anderen 
lirickellereii  Zweigen  der  hellenischen  Sprache.  Pindar  dichtete 
einer  Mundart,  welche  nicht  die  vom  Volke  gesprochene  war. 
■  bot  seine  Kunst  auf,  um  si'inen  I^ndsleuten  einen  bessern  Ruf 
i  den  Hellenen  su  verschaifen,  aber  er  fand  in  allen  andern  Land- 


256  ÜMSCHWtTNG   IN   BÖOTIEN. 

Schäften  mehr  Anklang  als  in  B6otien;  er  war  ja  aach  seinem  Ge- 
schlechte nacli  kein  eigentlicher  Böotier;  er  hatte  sich  eine  BiUni 
angeeignet,  welche  ül)er  die  seiner  Heimath  weil  hioausgiiig,  ff 
liatte  eine  nationale  Gesinnung,  weiche  mit  der  daselbst  hemeh» 
den  Richtung  in  Widerspruch  stand.  Denn  die  regierenden  FaDÜNi 
hatten  sich  dem  I^ndesfeinde  angeschlossen,  die  Oligarchen  schmamici 
mit  den  pei^sischen  Heerfilhrern  und  das  willenlose  Volk  miisste  W 
Flataiai  für  die  fremden  Eroherer  sein  Blut  vergiefsen.  So  ^tak 
die  glon*eichste  Zeit  des  Vaterlandes  für  Böotien  eine  Zeit  der  tk^ 
sten  Schmach  und  wfdirend  andern  Hellenen  der  Segen  der  ¥nt 
heitskriege  zu  Gute  kam,  wurde  Theben  in  eine  immer  unwärdi^ 
PoUtik  hineingedrängt.  Voll  giftiger  Missgunst  gegen  das  aufUälRye 
Athen,  al)cr  zu  schwach,  um  aus  eigener  Kraft  dem  verhassten  Nic^ 
bar  zu  schaden,  steckte  es  sich  hinter  Sparta  und  war  unabÜMl 
geschäftig  die  Feinde  Athens  aufzuhetzen.  Der  Ausbruch  des  pair 
ponnesischen  Kriegs,  die  Greuelscenen  von  Plataiai  waren  dl 
Triumph  dieser  Politik').  ' 

So  wie  Athen  gedemäthigt  war,  gingen  Sparta  und  Theben  •■ 
einander  und  die  demokratische  Partei,  welche  schon  Unger  besW 
den  hatte  und  sogar  schon  vorübergehend  an  das  Ruder  gekomMl 
war,  gewann  dauernden  Eintluss.  Das  erste  Zeichen  dieses  Uw 
Schwungs  war  der  Beschluss  der  Thebaner,  dass  jedes  Haus  wd 
jede  Stadt  des  Landes  den  verbannten  Athenern  offen  stehen  solle 
Sparta  that  das  Seinige ,  um  alle  Freunde  des  Rechts  von  sich  A 
wendig  zu  machen  und  auf  die  Seite  Athens  zu  drängen.  Die  ab 
Feindschaft  zwischen  den  beiden  Nachbarstaaten  begann  zu  schwit 
den  und  es  bildet  sich  in  Böotien  eine  ansehnliche  Partei,  wekh 
ein  höheres  f)olitisches  Bewusstsein  im  Volke  weckte,  den  Hass  gegM 
Sparta  nährte,  Liebe  zur  Fi*eiheit  und  hellenische  Gesinnung  aiii 
breitete  und  mit  Begeisterung  den  Gedanken  auffasste,  dass  na 
endUch  die  Zeit  gekommen  sei,  um  alte  Schmach  zu  sühnen  iii 
Theben  eine  ehrenvolle  Stelle  unter  den  griechischen  Staatoi  v 
geben.  Eine  neue  Geschichte  sollte  begonnen  und  Alles  gut  gemad 
werden,  was  durch  die  lange  Missregierung  selbstsüchtiger  OligarchB 
versäumt  woixlen  war;  es  musste  nicht  nur  das  Volk  der  HaapI 
Stadt  geistig  erneuert,  sondern  es  musste  auch  die  ganze  I^ndseU 
für  die  neuen  Ideen  gewonnen,  es  mussten  alle  Städte  derselbe 
zu  einem  euiigen,  freien  und  durch  die  Freiheit  des  Gemeindeleboi 
neu  erweckten  und  gestärkten  Böotien  vei*schmolzen  werden. 


DAS  HAUS  DES  POLTMNIS.  257 

Das  war  die  Politik  der  thebanischeii  Patrioten,  der  jungboo- 
ÜKhen  Partei,  welcher  sich  die  edlere  Jugend  des  Luides  anscidoss, 
■d  zwar  war  es  in  einem  Lande,  wo  das  Volk  Jahrhunderte  lang 
merdrückt  gewesen  war,  sehr  natürlich,  dass  dieser  Umschwung 
■cht  Tom  Volke  ausging,  sondern  von  den  vornehmen  Kreisen  der 
lerMkenuig;  es  waren  Mitgheder  alter  Geschlechter,  welche  ilu-e 
ttre  darin  suchten,  dem  böotischen  Volke  die  Halm  zu  einer  neuen 
■id  würdigeren  Geschichte  zu  eröffnen,  und  auch  hier  linden  wir 
Miche  Häuser,  welche,  wie  das  des  Pindar,  nicht  dem  böotischen 
Ltndadel  angehörten,  sondern  dem  ältesten  Adel,  \\clcher  schon  vor 
1er  böotischen  Einwanderung  in  Theben  ansässig  gewesen  war  und 
■B  dessen  Stamme  in  so  später  Zeit  noch  frisctie  Zweige  aufsprossten. 

Zu  diesen  Häusern,  in  welchen  die  Wiedergeburt  Tiiel}ens  vor- 
.loeitet  wurde,  gehörte  das  Haus  des  Polynuiis;  es  führte  seinen 
Lihmmbaum  bis  in  die  Zeiten  des  Kudmos  zurück,  hatte  seinen 
SHhem  Glanz  aber  längst  ehigebülst.  Die  Familie  lebte  deshalb  in 
tkacheidener  Zurückgezogeidieit,  unbelheiligt  an  dem  wüsten  Treil)en 
\kr  reichen  Böotier,  und  pflegte  in  aller  Stille  die  Keime  höherer 
[lUiiDg,  welche  in  Theben  niemals  ganz  erstorben  waren  und  nun 
inth  wohlthätige  Einwü*kungen  von  aufseii  neue  Anregung  er- 
Wten. 

1  In  Unteritalien  war  die  Schule  des  Pytiiagoras  zu  einer  Macht 
■eworden,  welche  in  den  griechischen  Stadien,  namentlich  in  Kro- 
,  In,  einen  mafsgebenden  Einfluss  auf  das  (lemeindeleben  gewoinum 
kUe.  Gegen  diesen  Eintluss  erfolgten  im  iüntten  Jahrhundert  v. 
Qr.  von  Seiten  der  Volkspartei  mehrfache  feinds(»lige  Erhebungen, 
Mche  die  verhasste  Schule  vernichten  sollten,  aber  wie  alle  Ver- 
Mgimgen,  die  über  wahrhaft  lebenskräftige  Schulen  ergangen  sind, 
■r  nur  Ausbreitung  ihrer  Lehre  halten  dienen  müssen.  So  kam, 
*»  in  den  fernen  Colonien  gereift  war,  den  Bewohnein  des  Mutter- 
hdet  zu  Gute,  und  zunächst  den  Thebanorn. 

Philolaos,  der  Erste,  welcher  pylhagoreisclu»  Weisheit  schrill- 
ich  aufgezeichnet  hat,  siedelte  sich  in  Theben  an  und  fand  daselbst 
Inbegierige  Zuhörer.  Namentlich  sind  es  zwei  Männer,  weichte 
IM  dem  wissenschaftlichen  Sinne,  der  sicii  damals  in  Thel)en  regte, 
ih  deutliches  Zeugniss  gel)en,  Simmias  und  Kebes.  Binde  shid, 
kffth  Philolaos  zu  philosophischem  Denken  angeregt,  nach  Athen 
gegangen.  Hier  galt  Kebes  unter  den  Sokratikern  als  der  uner- 
aAdlkhste  Forscher,  und  von  Simmias  nihmt  Piaton,  dass  er  sich 

OvrÜBii  Gr.  0«Mh.    IIL  ]7 


258  LYSIS    DER    PYTHAGOREER. 

iiiul  AiidtTon  keine  Ruhe  gelassen,  immer  neue  Probleme  anger^ 
und  jedes  his  zn  seinen  letzten  Folgerungen  durchgeführt  hadie, 
Sie  machten  als»  auch  die  Piiilosoplne  zu  einem  Bande  zwiscbei 
Athen  und  Thciien;  in  ihrer  Energie  und  Ausdauer  zeigt  sich  d» 
aolische  Naturell  von  seini'r  besten  Seite;  Beide  gehörten  da 
höheren  Kreisen  der  Gesellschal't  an.  Von  Kelies  ci*ZHhlte  man,  daM 
er  den  Eleer  Phaidon  frei  gekauft  habe,  um  ihn  für  die  Philosophie 
zu  gewinnen,  und  Siunnias  machte,  nachdem  er  weil  umher  gerart 
war,  sein  Haus  zu  einem  Sammelorte  piiilosophischcr  Freunde. 

Philolaos,  welcher  Th<;ben  zu  einem  Sitze  pythagoreiäcbcr 
Weisheit  eingeweiht  hatte,  folgte  etwa  ein  Mcnschenalter  später  der 
Tarentiner  Lysis;  auch  er  kam  als  Flüchtling.  Er  hatte  sich,  nadh 
dem  in  Kroton  noch  eine  Zeitlang  der  pythagoreische  Eiufluss  fort- 
bestanden hatte,  bei  dem  heftigsten  aller  Angrifle  aus  dem  brcD- 
nenden  Hause,  in  welchem  alle  noch  übrigen  Pythagqreer  zusamoui 
veniichtet  werden  sollten,  als  junger  Mann  gerettet.  Er  kam,  da 
Spuren  des  Philolaos  folgend,  um  die  Zeit  des  |>eloj)onne8isclia 
Kriegs,  nach  Theben  uiul  fand  Aufnahme  im  Hause  des  Polymni^ 
welcher  ihn  ganz  zu  einem  iMitgliede  seiner  FamiUe  machte.  Dioe 
edle  Gastlichkeit  trug  reichen  Frucht,  und  zwar  zimächsl  für  dia 
Söhne  des  Hauses,  Epanu^inondas  und  Kaphisias,  v<m  denen  jener, 
der  filtere,  der  um  418  geboren  war,  eine  besondere  Empfauglicb- 
keit  für  die  Einwirkung  des  Philosophen  zeigte  und  mit  der  per- 
soidichen  Verehrung  desselben  eine  tiefe  Liel»e  zur  Wisseoscbaft 
euisog  *). 

Eine  Ei-ziehung,  wie  sie  der  junge  Epameinoudas  empfingt 
war  noch  keinem  Thehaner  zu  TIh'U  geworden.  Seiu  slrebsaiDif 
(■eist  fand  ehien  Führer  und  Lehrer,  der  ihm  mit  vollen  IBt- 
den  geben  konnte,  und  sich  ihm,  wie  euicm  eigenen  Sohle, 
in  luglirhem  Umgange  hingab.  Ha  musste  sich  ihm  ein  geistiger 
Ijnhiick  cM'offnen,  welcher  über  den  beschränkten  Gesichtskreii 
eines  Böoti(;rs  weit  hinaus  reichte.  Die  reiche  Welt  der  Coloniei 
im  fernen  Wesl^^n,  die  herrlichen  ririechenstädte  an  den  Küstel 
lUdiens  und  Sicili(;ns  wurden  ihm  vertraut,  wie  eine  zweite  Hei- 
math.  Auch  die  Weisheit  h)niens  und  Athens  hatte  schon  ihRi 
Weg  nach  Theben  gefunden.  Wie  musste  er  bei  diesem  L'mMicke 
auf  die  Hauptplatze  griechischer  Cultur  des  hoben  Berufs  der  lUr 
lenen  inne  werden  und  mit  welcher  Beschämung  auf  die  eigene 
Vaterstadt  hinblicken!    Dazu  kam  der  besondere  Einfluss  der  pjtlu- 


EPAMEINONDAS  BILDUNG.  259 

pNreischen  Lehre.  Sie  war  ihrer  Natur  iiarli  rei'orniatoriscli;  sie 
lahni  nicht  den  Kopf  allein  in  Anspnich,  stinthTn  sie  (orderte  den 
pnzen  Menschen;  sie  war  ein  ideales  Hellenen tluiin,  das  im  Lel)en 
ivwirklieht  werden  wollte  und  den,  der  sie  ert'asst  hatte,  zur  Ans- 
breiUing  ihrer  Grundsatze  drängte.  So  wurde  das  Haus  des  Po- 
^nis  der  Herd  eines  höheren  fjebens,  von  dem  Licht  und  Wanne 
mtstrahlte,  und  Epameinondas  war  durch  seine  Pei'sönlichkeit  <ler 
bette  Zeuge  für  die  veredelnde  Kraft  der  Philosophie. 

Was  sie  forderte,  war  ihm  zur  andern  Natur  geworden.     Ver- 

Mhtung  von  Reichthuni  und  Shmengenuss,    strenge  Enthaltsamkeit 

md  Selbstverläugnung,   Deniuth  und  Verschwiegenheit,    hingehende 

liebe   für  Vaterland   und  Freunde,    eui    fester    und    gleichmäfsiger 

Ernst,    welcher   alles  Leidenschaftliche  niederhielt  und  unausgesetzt 

die  höchsten  Ziele  im  Auge  hatte  —  diese  pythagoreischen  Tugenden 

varen  Charakterzüge    des   jungen  Thehaners.     Uahei    hielt    er    sich 

Iher  nicht  wie  ein  philosophischer  Sonderling  vom    geselligen   Ver- 

Wm  und  den  landesühlichen  Künsten   fem;    er    hatte    die    liesten 

iMenspieler  Thebens  zu  Lehrern,   aber  er  widmete  sich  auch  dem 

CUierspiele  und  Gesänge.    Kr  l)esuciite  eifrig  die  Ringsciuilen,  alter 

■eh  hier  hatte  er  ein  anderes  Ziel  als  seine  Landsleute,  indem  er 

fci  Leib   übte,   damit   er   ein    williges    und    geschicktes  Werkzeug 

fa  Geistes  werde  und    tüchtig  zum  Dienste  des  Vaterlandes.    Auch 

ic  Beredtsamkeit  pflegte    er  mit  grofsem  Eifer;    denn  so  wenig  er 

H IMI  Wohlredenheit  glänzen  wollte,  hielt  er  es  doch  für  eine  wesent- 

icbe  Aufgabe    hellenischer  Erziehung,    dass    man    zu    rechter    Zeit 

Mieten  und  sowohl    in    kurzen  Worten   l)elehren  und  strafen,  als 

üch  in    längerer  Rede    seine    Uel)erzeugung    darlegen    könne.     So 

VRelte  auch  seine  Beredü^amkeit    in    dem    sittlichen   Grunde,   der 

•HBe  ganze  Persönlichkeit  trug;  es  war  ihm  eine  patriotische  Auf- 

Iriie  in  dem  denk-  und  redefaulen  ßöotien  das  Wort  zu  Ehren  zu 

Ariigen. 

Er  war  Thebaner  und  Hellene,  Beides  aus  vollem  Herzen,  und 
9tm  Streben  ging  dahin,  die  Vaterstadt  zu  liehen,  um  daduirh  zu- 
l^eich  dem  Vaterlande  einen  Dienst  zu  leisten.  Denn  das  Wohl 
VOB  Hellas  beruhte  darauf,  dass  seine  einzelnen  Städte  das  wahre 
Mlenenthnm  zn  verwirklichen  suchten,  und  kein  anderer  Vorrang 
KUen  ihm  berechtigt,  als  der  auf  hellenischer  Tugend  und  Dil- 
hng  bembte.  Athen  hatte  diesen  Benif  am  grofsartigsten  auf- 
(Bflust,  aber  seine  Stellung  verloren,  indem  es  von  den  (irundsätzen 

17* 


260  EPAMEINONDAS   ZIELPUNKTE. 

des  Perikles  a])giiig:.  Sparlas  Vorstaiulschafl  war  eine  entehraMfe 
Zwaiigsgewalt.  Wenn  es  auf  seinem  Wege  fortging,  mit  soUb- 
tischeni  Ueberniutlie  die  Hellenen  luisshandelte,  die  Städte  kncck» 
tete  oder  in  Dörfer  auflöste,  den  Vcrralh  begünstigte  und  patrii- 
tische  Gesiiuiung  mit  rechtswidrigen  Hinrichtungen  bestraile,  m 
waren  die  Itesten  Güter  des  hellenischen  Volks  in  Gefalu*.  ErhebBOi 
wider  solche  Tyrannei  war  nationale  Pflicht  und  zu  solcher  tf- 
hehung  war  die  am  schwersten  betroflene  Stadt  die  zunächst  be- 
rufene. In  gerechtem  Widerstände  gegen  frevelhaften  Uebermudi 
mussten  alle  edleren  Kräfte  sich  ix3gen  und  so  konnte  auch  ThelM 
am  ehesten  dazu  gelangen,  in  die  Reihe  der  Staaten  einzutreto, 
welche  zur  Leitung  der  vaterländischen  Angelegenheiten  berafiei 
waren.  Es  galt  den  muthigen  Versuch,  die  rohe  Kraft,  die  ii 
Böotien  vorhaiulen  war,  durch  einen  grofsen  Beruf  zu  veredek 
und  das  Volk  aus  seiner  Stumpflieit  aufzuruttehi. 

Nicht  alle  Gesichtspunkte,  die  allmäldich  zu  Tage  treten,  aid 
auf  einmal  gefasst  worden.  Was  Epameinondas  zunächst  erstidüü 
war  die  sittliche  und  politische  Hebung  der  Bürgerschaft,  damit  i 
im  Stande  sei,  ihre  Freilieit  wieder  zu  gewinnen  und  würdig  i 
l)ehaupten.  Dass  Epameinondas  hierauf  Jahre  lang  hingear!)eitet  U 
ist  unzweifelhall.  Sonst  hätte  er  nicht  mit  so  fertigen  Ent^chlüsiei 
uinl  so  wohl  gerüstet  dastehen  können,  als  die  Stunde  der  Elt- 
scheidung eintrat. 

Epamehiondas  dachte  nicht  daran,  durch  Gründung  eines  plv- 
losophischen  Ordens,  wie  es  in  Grofsgiiechenland  versucht  vordd 
war,  seine  reformatorischen  Zwecke  zu  verfolgen.  Er  verschmäit 
Alhis,  was  ihn  vom  Volke  Ireruite,  dagegen  suchte  er  die  best» 
Kräfle,  die  im  Volke  lagen,  vor  Allem  die  Macht  der  Freundscbafti 
für  das  Gemeinwesen  zu  verwertheil ;  er  sammelte  die  Gleichgesinntfl 
und  erwerkU?  die  für  ein  höheres  Leben  Emptanglichen.  Er  ftt- 
sländigte  sich  mit  den  Männern,  welche  Einfluss  hatten,  wie  Pa»" 
menes  und  Gorgidas,  und  zog  jungt;  Leute  von  idealem  Sinn  K 
vertrauter  Lebensgemeinschaft  mit  sich  heran,  so  namentlidi  Miif* 
thos,  Asopichos  und  Kaphisodoros.  Dabei  kam  ihm  die  Zeit  Si 
Statten;  denn  es  war  ofl'enbar  eine  wohllhätige  Gährung  unter  dd 
Böotiern  eingetreten  und  es  war  ehie  Jugend  vorhanden,  wiekfc 
eine  höhere  Bildungstähigkeit  zeigte  und  kräftige  Entsclilüsse  tt 
Hebung  der  Vaterstadt  fassen  konnle.  Sie  war  bereit  sich  Ep- 
meinondas  anzuschliefsen  und  unter  seiner  Fühnnig  an  der  Wiedtf- 


PEL0PIDA8   UND    DIE   OLIGAliCHEN.  261 

jeburt  Thebens  zu  arlieiten.  Einer  der  Bedeulcndslen  unter  den 
■nnerii  dieser  Richtung  war  Pelopidas. 

Pelopidas,  der  Sohn  des  Hippokles,  war  von  alüidligeni  (ie- 
mUechte,  wie  Epameinondas,  aber  zugleich  sehr  begütert  und  seine 
hmilie  eine  der  angesehensten  in  Theben.  Dazu  hatte  er  durch 
ÖM  Heirath  sein  Erbtheil  sehr  ansehnlicli  vergrofsert.  Es  zeugt 
iho  von  einer  freien  Gesinnung,  dass  er  sich  so  früh  un'd  ent- 
idueden  von  einer  Partei  lossagte,  die  ihn  zu  den  Ihrigen  rechnete 
nd  ihm  vollen  Antheil  an  iln^en  Vorrechten  uiul  Vortheilen  in 
ftusicht  stellte.  Er  war  ehie  hochlierzige  Natur,  tapfer  bis  zur 
Tdlkühnheit  und  aufopferungsiahig,  und  wenn  er  aucli  zu  den  phi- 
loiophischen  Studien  keine  Neigung  hatte,  sondern  vorzugsweise 
hl  Waidwerke  und  in  der  Wciffenübung  seine  Lebensfreude  fand, 
w  war  er  doch  von  Natur  wohl  begabt,  weltkundig,  gewandt,  für 
rik  geistigen  Einwirkungen  zuganglii^h  und  voll  Yerstandniss  für 
Miche  Gröfse;  er  war  über  Geldliel)e  und  Sinnengenuss  erhab(»n, 
kigebig  für  seine  Freunde,  für  sich  nififsig  und  einfach,  ein  rück- 
iditsloser  Feind  der  Ungerechtigkeit  und  für  alle  höheren  Güter 
in  Lebens  begeistert.  Bei  dieser  Gesinnung  niusste  ihm  die  lial- 
!nig  der  bOotischen  Aristokratie  und  die  Stellung  seiner  Vaterstadt 
Berträglich  sein;  darum  schloss  er  sich  mit  ganzer  Set^le  der  jung- 
kBotischen  Partei  an,  für  die  <»r  durch  seine  aufseren  Mittel  wie 
hflpch  seine  ritterliche  Persönlichkeit  bald  eine  Hauptstütze  wurde. 

Nach  dem  Antalkidasfrieden  hatte  sich  die  Partei  mir  ver- 
l^feert,  denn  ihre  Macht  stieg  mit  jeder  neuen  Gewaltthat,  welche 
l^irta  sich  zu  Schulden  kommen  Hels;  am  Ende  hatte  die  lako- 
Aehe  Partei  zu  ihrer  Rettung  kehi  anderes  Mittel  gesehii,  als  sich 
^pirta  ganz  in  die  Arme  zu  werfen,  und  glaubte  nun  ihres  Siegs 
(nriss  zu  sein.  Indessen  war  ihre  Politik  ebenso  kurzsichtig,  wie 
■e  verbrecherisch  war.  Denn  seit  dem  Verrathe  Jiaudelte  i»s  sich 
nicht  mehr  um  gewisse  jmlitische  Parteistandpunkte,  sondern  um 
Midie  Gegensätze,  über  welche  alle  Helleneu  in  und  auiserhalb 
Hieben,  soweit  sie  nicht  blinde  Parteiganger  Spaj'tas  waren,  ein 
thres  und  unbestechliches  Urteil  hatten;  es  handelte  sich  um  Frei- 
Wl  oder  Knechtschaft  euier  griechischen  Stadt.  Die  innere  An- 
gelegenheit vrar  zu  einer  nati(malen  geworden. 

Die  Oiigarchen  freilich  machten  (;s  wie  die  Spartaner  jener 
!eit,  welche  nur  die  sichtbare  Macht  in  Anschlag  brachten  und  der 
Rentlichen  Meinung  spotteten.    Die  namhaftesten  Oiigarchen,  Leon- 


262  DIE    THEBANER   IN    ATUE>'. 

liados,    Archias,   Philippos  u.  A.    bekleideten    abwechselnd   die  (l^ 
nieiiideauiter  und  besetzten  bis  zum  Kerkermeister  hiiiab  die  Stella 
mit  abhängigen  Menschen.     Sie  i'ührtcn  eine  reine  ParteiberrscluA, 
wie  einst  Kritias  und  Genossen  in  Athen.     Die  Missliebigen  wuhb 
gefangen  gesetzt;  weder  Gut  noch  Ehre  der  Bürger  war  vor  ümet 
sicher.     Die  oberste  Gewalt  war    bei    den  Befehlshabern   der  peb- 
ponnesischeu  Truppen.     Sparta    schaltete    in    ganz    Böotien   ^ie  b 
ehiem  abhängigen  Lande,   und  es  war  gewiss  nicht  olme  politiddH 
Absicht,  dass  Agesilaos  das  Grab  der  Alkmene,  der  Stamuimutter  der 
llej*akliden,  bei  Ilaliartos  OiVneu  und  den  Inhalt  nach  Sparta  briii^ei 
liels.     Denn    die   Lebertragung    solcher    Beliqiiien    war    nach  grie- 
chischem  Glauben    eine    Sanction    olKnherrlicher    Gewalt    Aber  m 
sicher  auch  die  SiKutaner  sich  iüldten  und  unter  dein  Schutze  ihrer 
Truppen  die  Oligarchen,    so  war   doch   die  Gegenpartei   nicht  x^ 
nichlet  noch  entwafliiet,    und    die.   llüchtigen  Thelmner  wurden  «li- 
durch  eine   Macht,    dass    alle   Wohlgesinnten    ui  Griecheiüand  cii- 
stimmig  auf  ihrer  Seiti^  sUuiden  und  mit  ihnen  sehnsüchtig  auf  die 
Stunde  der  Vergeltung  warteten^). 

Drei-  oder  vierhundert  Thebaner  waren  es,  die  in  Atlien  Un- 
terkommen fanden,  liier  war  das,  was  die  Thelianer  an  dei 
attischen  Patrioten  zwanzig  Jahre  früher  gethan  hatten,  in  dank- 
barer Eriimeruug,  und  die  Erbitterung  gegen  Sparta  so  allgeiueiD 
dass  man  ihnen  auch  in  den  aristokratischen  Kreisen,  die  soiis 
lakedämonisch  gesinnt  waren,  mit  Wohlwollen  entgegenkam.  .Uk 
Zumuthungen  Spartas  wurden  mit  edler  Entscldossenheit  zurückge- 
wiesen und  den  Flüchtlingen  nicht  nur  Obdach  und  Unterhalt  ge 
>\ährt,  sondern  von  St«iatswegen  eine  geschützte  ehrenvolle  SleUimi 
in  der  Gemeinde,  ähidich  wie  einst  den  heimathlosen  Platäem 
Sparta  alicr  hatte  auch  unter  Agesilaos  nicht  Energie  genug,  uii 
seine  Forderungen  mit  G^^widt  durchzusetzen;  es  trug  Sclieu.  di 
Athener  zum  Aeufsersten  zu  drängen. 

So  lagen  sich  ohne  äufseren  Friedensbruch  Athen  und  Tbebei 
\\i(»  zwei  feindliche  Heerlager  gegenüber,  die  einander  nicht  an 
dem  Auge  liefsen.  Die  th(;banische  Uegierung  hatte  ihre  Kuud^ 
scluitter  in  AthiMi,  welche  die  Schritte  der  Verschworenen  geiiaii 
verfolgten,  und  mit  ihrer  Hülfe  gelang  es,  den  Androkleidas,  wel- 
cher nach  Ismenias'  Tode  Führer  der  l*artei  wtu\  diu'ch  Meiicbd- 
inord  aus  dem  Wege  zu  räumen  und  dadurch  ihre  nächsten  PläiK 
zu  vereiteln.     Andererseits    hatten    die  Flüchtlinge  eine  Anzahl  vt 


HIE    V0UK£KE1TU>(.E>-    l>    TUKUEN.  263 

vertässiger  Freunde  in  Tliel)en,  welclie  in  Un*ei'  Weise  ilie  lJetVeiun|j: 
der  Vaterstadt  vurl>ereitelen.  Eini^^e  derseÜHUi  sehhissen  sieh  xnm 
Scheine  den  Gewallherru  an  und  fj^ewannen  iiir  Verlranen,  s(»  dass 
■e  eiiillussreiche  Sleüen  erlan^'ten,  in  diaien  sie  ihrer  Partei  von 
grölstem  Nutzen  sein  kuinilen.  So  ))esonders  Phyilidas,  weh'hen 
die  Puienian^heu  Archias  nnd  IMiilippus  /n  iinvni  (leheiniseineiiter 
nachten  und  zu  den  verlranHelisten  Semhm^'en  henntzt(*n''). 

Andere  Avaren  in  der  Stille  tlialijj^,  die  .lugend  Thehens  ^'eisli^ 
und  leiblicli  auf  den  Tag  der  Knlschei(hnig  vor/uliereiten;  s<»  vor 
Alten  E|)anieinondas,  \\elclier  sieli  bis  dahin,  ohseiion  er  liereils 
um  Manne  gereilX  war,  vom  Otl'entlichen  Leben  fern  gelialten  und 
keine  Spur  von  Ehrgeiz  gezeigt  hatte.  Die  Tyrannen  liielten  daher 
den  mittellosen  und  sehüchternen  Philosoplien  für  dureiiaus  ungc- 
fihrlirli  und  liei<seu  ilni  ruhig  gewrdin^n,  obgU'ieh  er  gerad«^  der 
Hillclpunkl  der  Freilieitsbeslrel)ungen  war.  Er  war  mit  den  narli 
Atlien  (jeflücliteten  hi  allen  [lauptsiieheji  völlig  einversüniden.  Er 
war  mit  dem  thätigsten  derselben,  dem  Pelopidas,  durch  enge 
Freuudsehaft  verbrüdert;  er  hatte  mit  ihm  im  arkadisehen  Feldznge 
(S.  231)  gedient  und  dem  Verwundelen  mit  eigenei*  Gefahr  das 
Leben  gerettet.  Er  war  unablässig  Ihalig,  palriotiselKf  («esinnung, 
ThatkraR  und  sittlichen  Ernst  anzuregen;  er  lH>nulzte  die  Weit- 
kämpfe,  welclie  zwischen  den  Thebanern  und  Spartanern  stattfanden, 
als  Vurschüle  ernster  Kampfe  und  entwöhnte  seine  Mitbürger  v(»n 
der  kueektisclien  Furcht  vor  ihren  Zwingherrn.  Auch  der  Tnisland, 
das»  er  gerade  um  diese  Zeit  Lysis,  seinen  vaterlii-heu  Freuiul,  ver- 
lor, ü*ug  dazu  bei,  dass  er  sieb  nun  um  so  entschlossener  seinen 
Utbürgern  widmete.  Mit  ihm  wirkten  angrsehene  Manner,  wie 
ttmeotlich  Gorgidas,  wi.'lelier  die.  Verbannten  von  alli;n  sladtisrhen 
Aogelegenlieilen  in  Kenntniss  setzte,  und  Pammenes,  ein  Manu  >on 
kedeiitendeni  Einflüsse,  der  sieh  selbst  bei  deuj  lb*h'eiungsw(*rke 
■ichl  tiiälig  belheiligU.%  aber  das  Streben  des  Epamcinoudas  begün- 
iligte  und  sein  Ansehen  lud). 

Obgleich  von  so  verschiedenen  Seiten  das  gleiche  Ziel  crslndjt 
wurde,  su  ging  doch  ehi  Jahr  nach  dem  andern  hiji,  ohne  dass  es 
erreicht  wurde.  Es  war  eine  schwere  Geduldspr(d)e  für  die  feurigen 
Secten  der  Fmheitsheld(;n,  alwr  es  war  doch  eine  segensreiilu?  Zeit. 
Benn  in  ibr  erstarkte  unter  dem  Drucke  das  junge  Volk  der  Tlu'- 
kmer  und  i'eifle  für  (Ue  Freiheit.  l>ie  sittliche  Knlfligung.  welclie 
Ton  Epameiuundas    ausging,    verbreitete    und  bewahrte  sich.     Eben 


264  AISZUG    DER    VERSCHWORENEM   100,  8;  870. 

SO  war  der  längere  Aufenthalt  der  Verbannten  in  Athen  eine  Zeil 
der  Läuterung  und  Stärkung;  sie  zeigten  durch  ihre  Ausdauer,  im 
sie  nicht  von  dem  Antriebe  eines  flüchtigen  Enthusiasmus  gekitd 
wurden,  sie  lernten  in  Athen,  was  von  einem  Staate  gefordert  werde, 
welcher  an  die  Spitze  der  nationalen  Bewegung  treten  wollte.  End- 
lich wurde  auch  das  Sicherheitsgefuhl  der  Tyrannen  immer  gröCser, 
sie  wurden  lässiger  in  ihren  Yorsicht^mafsregeln  und  tauschten  sA 
so  sehr,  dass  sie  in  den  philosophischen  Neigungen  der  ThebaDer 
eine  erwünschte  Ableitung  von  politischen  Bestrebungen  sahen.  S« 
nahmen  Archias  und  Leontiades  seihst  zuweilen  Antheil  an  dei 
Unterhaltungen  im  Hause  des  vielgereisten  Simmias,  obwohl  dasselbe 
ein  Samnielort  der  gegen  die  Tyrannen  Verschworenen  war'). 

Vier  lange  Jahre  harrten  die  Verhaimten  auf  den  Tag  der  Rache. 
Eine  Zeitlang  mochten  sie  hoffen,  dass  Athen  die  Erliebung  gegei 
Sparta  beginnen  und  ihnen  den  Weg  in  die  lleimath  bahnen  wörde; 
alMT  die  Bürgei*schaft  war  zu  matt  und  die  bootische  Partei  konnte 
nicht  durchdringen.  Sie  wai*eu  also  auf  sich  selbst  angewiesen,  fk 
mussten  voran,  um  die  Athener  nachzuziehen,  und  gewiss  sagtet 
ihnen  ihre  poHtischen  Freimde,  Kephalos  und  andere  angesehene 
Volksredner:  'Fangt  nur  an!  Athen  kann  und  wird  eucli  nidil 
im  Stiche  lassen.'  Pelopidas,  obwohl  der  Jüngeren  einer,  war  ai 
die  Spitze  der  Verbannten  getreten,  nachdem  sie  durcli  Ermordung 
des  Androkleidas  ihres  Führers  beraubt  und  eine  Zeit  lang  einge- 
schüchtert worden  waren.  XcIkmi  ihm  war  Melon  die  liauptper!>(m. 
Man  durfte  nicht  länger  säumen.  Es  war  im  fünften  Jalut!  un 
Anfang  des  Winters.  Olynthos  und  IMilins  waren  gefallen;  die 
Macht  der  Spartaner  stieg  von  W'oche  zu  Woche.  An  einen  ofTnea 
Kriegszug  war  nicht  zu  denken;  man  musste.  zu  hehnlicher  Rärk- 
kehr  die  rmslände  aussuchen.  l)it»  schlechte  Jahreszeit,  in  der 
wenig  Verkehr  stallfan<l,  schien  dem  Unternehmen  günstig;  im 
Winter  war  am  wenigsten  vorauszusetzen,  dass  die  Spartaner  rasdi 
zur  Stelle  seui  würden;  auch  liel  in  die  Zeit  des  kürzesten  Tags 
der  Jahreswechsel  der  Böoti(;r  und  das  Fest  der  Herakleen,  aa 
welchem  man  die  Stadt  um  so  sorgloser  zu  treflen  hoffte.  Endlich 
war  euier  der  eifrigsten  Demokraten,  Ampliitheos,  neuerdings  ein- 
gekerkert worden;  durch  ras<'he  Tliat  hoifti^  man  ihn  noch  zu  retten. 

So  wurde  denn  in  rebereinstiinmung  mit  den  Freunden  in 
Theben  Tag  und  Stunde  festgesetzt.  Wahrsch(»inlich  wussten  nicht 
einmal  alle  Verbannten  darum.     Die  Melirzahl  derselben  blieb  ruhig 


DIE  VEB8CU\V0RENE>'    Ii>'    TUEBEIS'   370   DEi:.  265 

k  Atlien;  clcnii  ein  grüfserer  Auszug  wünio  Alh's  vt*rratli«^ii  haben. 
Ibndert  verlicrsen  die  Stadt  und  sammelten  sicli  unter  Pln^renikos 
■I  tkriasischen  Felde,  um  von  Eleusis  her  gegen  die  Ciranze  vor- 
■rücken,  während  zwölf,  die  sich  zum  ersten  und  geHihrliciisten 
VBlcmehnien  freiwillig  erboten  hatten,  darunter  i^eiopidas,  Melon, 
Ihinnkleidas  und  Tlieopompos,  mit  Hunden  inid  Jagdgerath  auf 
indem  Wege  über  den  Parnes  stiegen  und  sicii  in  einzt^Inen 
Crappen  in  Thelien  hereinsehlichen.  Wind  und  Sehneegestrdier  er- 
labten ihnen,  ölme  Verdacht  zu  erregen,  den  Mantel  ül>er  den 
lopf  zu  ziehen;  die  Thonvege  und  Strafsen  waren  miMischenleer. 
So  gelangten  sie  auf  verschiedenen  Wegen  glücklich  in  das  Haus 
4n  Cliaron,  wo  8ie  mit  sechs  und  dreÜ'sig  Verschworenen,  die  in 
Theben  wohnhaft  waren,  sich  vereinigten.  Den  b(>sten  Dienst  al)er 
Iniete  ihnen  Phyllidas,  der  (leheinischreiber.  Der  hatte  nämlich  an 
ifansellieu  Abende    die   Polemarchen    zum    Schmause    geladen;    der 

KUSS  des  Amtsjahrs  sollte  glänzend  gefeiert  werden  und,  um  den 
nel  der  Sinnenlust  zu  erhöhen,  hatte  der  (lastgeber  nach  der 
Ihldzeit  die  Ankunft  schöner  Weiber  in  Aussicht  gestellt.  Dies  war 
ibcr  auch  der  Grund,  dass  Archias,  der  sich  nur  in  vertraulichster 
Gnellschafl  fühlen  wollte,  sich  die  Anwesenheit  des  [.ecuiliades  ver- 
kten  hatte;  so  gelang  es  nicht,  alle  Iläuptt^r  der  Regierung  an 
«bem  Orte  zu  vereinigen'^). 

In  ernster  Stille  Iwreilelen  sich  die  Verscliwnr«»nen  zur  blutigen 
Unt,  sie  standen  l)ekränzt  am  llausidtar  und  der  Wahrsager  Imm)!»- 
tthtete  die  Flamme  —  da  wurde  an   <lie  Thüie  gepocht  und   un- 
jfMfim  Einlass  gefordert.    Ks  waren  Doten  der  Polenianhen.  welche 
Qkvon  zum  Archias  l)escliie<len.     Man  konnte  nicht  anders  denken, 
>b  dass  Alles   verrathen   sei.     lind   allerdings   wai*«Mi  (leiiM'hte  von 
'cm,  mus  vorging,  dem  Archias  zu  Ohren  gekounneii.  ab<'r  der  Kühe 
tnd  Geistesgegenwart  des  (üharon.    welcher    ohm»  Zogern   erschi«»n, 
tDd  dem  Zureden  des  Phyllidas   gelang   es,    den  Argwohn  zu   ver- 
scheuchen, welcher  dem  Polemarchen  ein  unwillkonnnner  Freuden- 
Wra*  war;  ja  er  war  nun  .so  entschlossen,  sich  die  heul  ige  Festlust 
dwth  nichts  mehr  verleitlen  zu  lassen,  dass  er  einen  Drief  aus  Atlien, 
fc  unmittelbar  nach  Charons  Weggang  eintraf  und  di(^  ganzem  Ver- 
*chwArung  enthfdite,    uneroflnet  unter  das  Polster  schob.     'Die  (le- 
schine  auf  morgen'  rief  er  in  trunknem  Mutbe.  liel's  das  Hankett  mit 
■Mtter  Lust  fortsetzen    und   verlangte  mit  lüsterner  l-ngeduld   nach 
^  verbeiüsenen  Buhleriunen. 


266 


ER3I0RDU>'G    DEH   OLIGARCHEN    370   DEC. 


Endlich   heifst  es,   sie  seien  da.     Mhii   hört  die  Schritte; 
Diener  werden  entfernt,  (He  Thuren  des  Speisesaals  geJien  atiT, 
Gewander  verhülller  Frauen  werden  sichthar  und  mit  klatsdm 
wiilkouiinl,    die  Köpfe    sind    von    dichten   Kränzen  bescliattel 
waren    die    verkleideten  Verschworenen,    Charon,    Melon, 
(S.  258)  und  Andere.     Auf  der  Schwelle    halten  sie  einen 
hlick,    um  ihre  Opfer  in's  Auge  zu  fassen.     Dann  werfen  sie 
Hüllen  ah  und  greifen  zu  ihren  Dolchen;  Melon  tödtete  «len  tri 
Archias,  Charou  den  Philippos;  auch  die  meisten  der  übrigen 
musslen  fallen,  weil  sie  in  erhitzter  Weiidaune  durch  kein  Zi 
zu  gewinnen  oder  zu  l>eruhigen  waren. 

Den  schwierigeren  Gang  hatten  Peloi)idas  mit  Kapldsodoros 
einigen  Anderen  ühernommen,  nfunhch  zum  Hause  des  LeonliadOp^ 
dessen  Tliüre  sie  sich  als  Boten  des  KaUisti*atos  aus  Athen  melden 
So  wie  sie  eingelasseu  waren,  merkte  Leontiades  die  Gefahr;  er 
pling  sie  in  seinem  Schlafgemache  mit  gezücktem  Schwerte, 
den  Kaphisodoros  nieder,  der  zuerst  eingedrungeu  war,  und  erst 
hartnäckigem  Zweikampfe  konnte  Pelopi das  des  Leontiades  Meister^ 
den  und  seinen  Freund  rächen,  der  ihm  sterhend  die  dankende 
reichte.  Das  letzte  Oi)fer  war  llypates,  der  auf  der  Flucht  ereilt 

So  war  in  wenig  Nachtstunden  ein  furchtliares  Gericht  an 
gehalten,  welche  ihre  Vaterstadt  verrathen,  mit  Hülfe  fremder  Wi 
ihre  Mithürger  unter  dem  Joche  gehalten  und  deshalb  nach 
chischer  Ansicht  Namen  und  Ansehen  von  Tvramieii  vollkoi 
verdient  hatten.  Noch  in  derselben  Nacht  wui*de  das 
ge<*)ttnet;  Amphitheos  und  viele  andere  Märtyrer  der  guten 
streckten  in  freudiger  Ueherraschung  ihren  Freunden  die 
entgegen.  Die  Trompeten,  welche  zum  Herakleenfeste  liereil 
verkünden  den  Bürgern,  dass  ein  viel  herrlichei*es  Fest  für  die 
angebrochen  sei,  und  die  spartanische  Besatzung,  1500  Manu 
welche  durch  rechtzeitiges  Einschreiten  der  Sache  eine  selir 
liehe  Wendung  hätte  geben  können,  war  durch  den  Ausbruch  der 
lution  so  vollständig  überrascht,  dass  sie  sich  ängstlich  iimerbalb' 
Burgmauern  hielt,  wo  die  geringe  Zahl  von  Uegierunj 
Schulz  bei  ihr  suchte.  So  loderten  denn  ungestraft  die  Freut 
rings  um  die  Kiulmeia  herum  und  unbelästigt  konnten  die  TymiMI^] 
mörder  am  nächsten  Morgen  auf  dem  Mai'kte  erscheinen  und  den  «fr j 
sammelten  Bürgern  Uechenschaft  geben  von  der  näcliüichen  Thil'^ 

Das  wai-  der  Tag  der  Wiedergebmt  Thebens,    der  Tag  900 


DIE   EBSre    VüLKSYERSAMMLUrUS.  267 

ebuiig  aus  !4chwei*eni  Drucke.  Nun  (rafiii  aurli  die  Verl»aiiii(<!n 
Bählig  ein;  es  traten  die  tlieliauischeu  Krieger,  w(*U*he  unter 
meiuonclas  und  Gurgidas  in  der  Stille  ausgebildet  waren,  in 
m  WaiTenschmucke  öfTentlich  iKTvor;  et$  war  gleichsam  eine  neue 
gen»cliaft,  welclie  sicli  an  diesem  Freiheitsniorgeu  auf  dem  Markte 
mnnielte;  die  beiden  Parteien,  welche  für  einander  gearbeitet 
An,  reichten  sich  jeUt  die  llande.  Epanieinondas  halte  es  mit 
wii  iirundsätzeu  nicht  vereinigen  köimen,  an  der  Ermordung  der 
larcheo  pci^sTinlichi^n  Antheil  zu  nehmen,  denn  die  TOtltuiig  eines 
]gers  ohne  Richterspruch  war  etwas,  was  er  vur  seinem  Gewissen 
it  liatte  rechtfertigen  können.  Indessen  wollte  er  sehi  Gefühl 
üt  zum  Mal^stabe  der  Beurteilung  Andentr  machen.  Kr  niusste 
Thal  der  Verschworenen  als  eine  durch  die  Umstände  geforderte 
I  von  selbstischen  Beweggründen  freie  anerkennen.  Deshalb 
ite  er  selbst  die  Tyrannenmörder  ein,  als  sie  wegen  des  ver- 
■eneu  Bürgerbluts  als  Schutzilehende  vor  die  Gemeintle  traten, 
•e  hegrülste  sie  jubehid  als  ihre  Retter  und  Woldthäter,  <lie 
BSter  entsühnten  sie  und  drei  von  ihnen,  welche  sich  vor  allen 
'^orgethan  hatten,  Pelopidas,  Melon  und  Gharon,  wurden  sofort 
•  Böotarchen  an  die  Spitze  des  Gemeinwesens  berufen.  Dies  xVlles 
ydiah  unter  den  Augen  der  lakedämonischen  Truppen,  deren 
brer  einstweilen  nichts  Anderes  zu  thun  wusslen,  als  dass  sie 
koien  nach  S^Nirta  und  an  die  Besatzungen  von  PlaUiiai  und  Thes- 
li  sandten,  um  schleunigen  Beistand  zu  erlangen;  die  Thelianer 
BT  hoflXen  auf  Athen  und  ihi'e  Hoffnung  täuschte  sie  nicht. 

in  Atlien  war  die  büotische  I^artei  imgemein  thälig  gewes(*n. 
Hl  war  von  dem,  was  in  Theben  lievorstand,  zeitig  unterrichtet 
d  hatte  Truppen  an  die  (rränze  geschickt.  Kephalos  stellte  den 
rtrag,  dass  man  sich  von  Staatswegen  an  der  liefreiung  der  Nach- 
nladt  betheiligen  solle;  dieser  xVntrag  w<u*  nicht  zum  Volksl)e- 
Uiisse  erhol)en  worden,  indessen  eilten  nicht  nur  einzehie  Fi*ei- 
Uige  nach  Theben  hinüber,  sondern  es  liefsen  sich  auch  zwei 
lische  FeldheiTn,  wel<;he  nur  zur  Beobachtung  der  Vorgänge  an 
5  Gräiize  geschickt  waren,  durch  den  Uülferuf  der  Thelwiner  Imj- 
mmen,  auf  eigene  Verantwortung  thälig  einzugreifen;  t^habrias 
setzte  den  Pass  von  Eleutherai,  um  den  S|Ku*üuiern  den  Weg 
ch  Theben  zu  sperren,  und  Demojdum  rückte  in  Bootien  ein; 
T  Feldhen*  war  ülierzeugt,  dass  er  nur  im  attischen  Interesse 
indele,  weiui  er  den  Thebauem  helfe,  ihre  Burg  zu  betreien^). 


266  EBMOIIDUNG    DER   OLIGARGUK?^   S70  DEC. 

Endlich  heifsl  es,  sie  seien  da.  Man  liorl  die  Schritte;  ie 
Diener  werden  entfernt,  die  Thüren  des  Speisesaals  gehen  auf,  ie 
(lewänder  verhüllter  Frauen  werden  sichthar  niid  niil  Klatschen  !»- 
willkomnit,  die  Kopie  sind  von  dichten  Kränzen  bescIiatteL  b 
waren  die  verkleideti^n  Verschworenen,  Charon,  Melon,  KaphisiM 
(S.  258)  und  Andere.  Auf  dtn*  Schwelle  halten  sie  einen  Augn- 
hlick,  um  ihre  Opfer  in\s  Auge  zu  fassen.  Dann  werfen  sie  ie 
llfdlen  ah  und  greifen  zu  ihren  Dolchen;  Melon  tödtet«  den  trunkeBei 
Archias,  (!!haron  den  Philippos;  auch  die  meisten  der  übrigen  Gkk 
niussten  fallen,  weil  sie  in  erhitzter  Weinlaune  durch  kein  Ziutta 
zu  gewinnen  oder  zu  J)eruhigen  waren. 

Den  schwierigeren  Gang  hatten  Pelopidas  mit  Kaphisodoros  ml 
ehiigen  Anderen  übernommen,  nämlich  zum  Hause  des  Leonliades,  i 
dessen  Thüre  sie  sich  als  Boten  des  KalüsLratos  aus  Athen  melden  lieta 
So  wie  sie  eüigelassen  waren,  merkte  Leontiades  die  Gefahr;  er  at 
pfing  sie  in  seinem  Schlafgemache  mit  gezücktem  Schwerte,  streckfe 
den  Kaphisodoros  nieder,  der  zuerst  eingedrungen  war,  und  erst  Mck 
hartnackigem  Zweikampfe  konnte  Pelopidas  ties  J^eonliades  Meistenlf^ 
den  und  seinen  FjtuiuI  rächen,  der  Umi  sterbend  die  dankende  lU 
reich le.  Das  letzte  Opfer  war  Ilypates,  der  auf  <ler  Flucht  ereilt  worfc 

So  war  in  wenig  Naclitstunih'u  ein  furchtbares  Gericht  au  dem 
gi^hallen,  welche  ihre  Vaterstadt  verrathen,  mit  Hülfe  fremder  Wal» 
ihn;  Mithürgi.^'  unter  dem  Joche  gehalten  und  deshalb  nach  grie- 
chischer Ansicht  Namen  und  Anstehen  von  Tvrannen  volikuiiiDMi 
verdient  hatten.  Noch  in  «lerselhen  \adii  wurde  das  Gelangni« 
geöflnet;  Amphitheos  und  vieh;  andere  Märtyrer  der  guten  Sack 
streckten  in  freudiger  Leherraschung  ihren  Freunden  die  Hänie 
enl^^egen.  Die  Trompeten,  welche  zum  llerakleenfeste  liei'eit  «^nA 
verkünden  den  Bürgern,  dass  ein  viel  herj'licheres  Fest  für  die  SuA 
angebrochen  sei,  und  die  s})arlanische  Besatzung,  1500  Manu  staii 
welche  ilurch  rechtzeitiges  Kinschreiten  der  Sache  eine  selir  bedenk- 
liche Wendung  hatte  gelx;n  koimen,  war  durch  den  Ausbruch  der  Bei»- 
lution  so  vollständig  überrascht,  dass  sitf  sich  angstlich  innerhalb  der 
Burgmauern  hielt,  wo  die  geringe  Zahl  von  Begierungsauhängeft 
Schulz  Ihu  ihr  suchte.  So  loderleji  denn  ung(^straft  die  Freudenfeotf 
rings  um  die  Kadmeia  herum  und  uidjelästigt  konnten  die  TyranneB- 
mörder  am  nächsten  Morgen  auf  dem  Markte  erscheinen  und  den  ^'«r- 
sammelten  Bürgern  Rechenschaft  geben  von  der  nächtlichen  Tiial')» 

Das  wai'  der  Tag  der  Wiedergeburt  Thebens,    der  Tag  seiitf 


DIE    ERSTE    VüLKSVEIiSAMMLUISd.  267 

rhehuii^  aus  scUwereni  Drucke,  ^un  tralV^n  auch  die  VorlKuuiten 
iDzählig  ein;  es  traten  die  theltauischen  Krieger,  welche  unter 
panieiiioiidas  uiul  Gorgidas  in  der  Stille  ausgebildet  uan^u,  in 
■cm  Waflenschmucke  öfTentlieh  hervor;  es  war  gleichsam  eine  neue 
ttrgerschafl,  weiche  sich  an  (iiesein  Freiheitsniorgeu  aul'  den)  Markte 
ersaiuiiielte;  die  beiden  Parteien,  welche  für  einander  gearbeitet 
atten,  rciditeu  sich  jetzt  die  Hände.  Epameinondas  hatte  es  mit 
Bineii  Grundsätzen  nicht  vereinigen  können,  an  der  Ermordung  der 
tigarchen  i)ersr>nliclien  Aiitheil  zu  nehmen,  denn  die  Tödlung  eines 
Ärgers  ohne  Richterspruch  war  elwas,  was  er  vor  stMiiem  (jewissiMi 
idit  liatte  rechtfertigen  köimen.  Indessen  wollte  er  sein  t>eluhl 
ickt  zum  Mafsstahe  der  Beurteilung  Anderer  machen.  Er  mussle 
ie  Tliat  der  Verschworenen  als  (dne  durch  di<;  limstaiule  geforderte 
od  von  selbsüscheu  Beweggründen  freie  anerkennen.  Ihrshalb 
ihrte  er  selbst  die  Tyranneinnörder  ein,  als  sie  wegen  des  ver- 
IMseiieu  Bürgerhluts  als  Schutzllehende  vor  die  Gemeinde  traten. 
liese  begrüiste  sie  jutielnd  als  ihre  Ketler  und  WohithrUer,  die 
Iriester  entsühnten  sie  imd  drei  von  ihnen,  welche  sich  vor  alliMi 
iervoi*gethan  liatten,  Pelopidas,  Melon  und  Gharon,  wurden  soIVh! 
b  Böotarcheu  an  die  Sjntze  des  (lemeinwifseiis  berufen.  Dies  Alles 
ynehah  unter  den  Augen  der  lakedfunonischen  Truppen,  deren 
%brer  einstweilen  nichts  Andents  zu  thun  wussten,  als  dass  sie 
üllNilcn  nach  $))arta  und  an  die  Besatzungen  von  IMalaiai  und  Tlies- 
pbi  sandten,  um  schleunigen  Beistand  zu  erlangen;  die  Thebaner 
■her  hofften  auf  Athen  und  ihre  Holfuung  tauschte  sie  nicht. 

In  Athen  war  die  Imotische  Partei  ungemein  Ihalig  gewesen. 
Ihn  war  von  dem,  was  in  Theben  bevorstand,  zeilig  unterrichtet 
ttd  hatte  Truppen  an  die  Grunze  geschickt.  Kejthalos  stellte  den 
iiUag,  dass  man  sich  von  Staatswegen  an  der  Befreiung  der  Nach- 
hntadt  betlieiligen  solle;  dieser  Antrag  war  nicht  zmu  Volksbe- 
■dilusse  erhol)en  worden,  indessen  eilten  nicht  um*  einzelne  Frei- 
vrillige  nach  Theben  hinüber,  sond(*rn  es  liefsen  sich  auch  zwei 
mische  Feidherrn,  welche  nur  zur  Beobachtung  der  Vorgänge  an 
die  Granze  geschickt  waren,  durch  den  Uülteruf  der  Thebaner  be- 
UMnmen,  auf  eigene  Verantwortung  thatig  einzugreifen ;  Ghabrias 
kieUte  den  Pass  von  Eleutherai,  um  den  Spartanern  (b^n  Weg 
■Kh  Theben  zu  sperren,  und  Deniophcui  rückte  in  lioolien  ein; 
dw  Feldherr  war  überzeugt,  dass  er  nur  im  attischen  Interesse 
biidele,  wemi  er  den  Thebanem  helfe,  ihre  Burg  zu  befreien^). 


270  DIE  EmiGiiNr.  der  land^^haft. 

(leniokrnti^chen  Partei  lebhaft  empfunden  wurde.  Ihre  Anhänger 
waren  dalier  im  ganzen  Lande  thalig,  nm  die  angestammten  Ab- 
neigungen der  einzelnen  Städte  unter  einander  und  gegen  Theben 
zu  überwinden;  sie  fonU^rten  aller  Orten  ihre  Landsleute  auf,  dea 
gemeinschaftlichen  Ziele  zu  Liel>e  alle  Sonderinteressen  falireo  n 
lassen,  sie  boten  Allen  dieselben  Vortheile  an,  welche  sie  für  Tbeba 
errungen  hatUni,  Freiheit  von  Sparta  und  von  dem  Drucke  &m 
spartanisch  gesinnten  Oligarchie,  (ileichheit  vor  dem  Gesetze,  gleiclM 
Wahl-  und  Stimmrecht.  Ein  fi*eiheitliclies  Streben  war  aber  aodi 
aufserhalb  Theben  vorhanden;  die  wärmere  Volksstimmung  erleicb- 
terte  die  Verschmelzung  der  sonst  so  starren  Elemente.  Theba 
hatte  sich  durch  seinen  Heldenmuth  eine  neue  Stellung  im  laak 
erworben  inid  die  ersten  Bootarchen  waren  Männer,  welche  von  der 
leitenden  Partei  in  ganz  Bootien  mit  freudigem  Vertrauen  begrüftt 
wurden.  So  kamen  denn  auch  schon  bei  den  ersten  Kriegsgefahrei 
freiwillige  Kampfgenossen  aus  den  verschiedenen  Gauen  des  Laiidei 
zusammen  und  man  konnte  hofi'en,  dass  Thebens  Wiedergeburt  die 
der  ganzen  Landschaft  nach  sich  ziehen  werde,  man  wollte,  dan 
Theben  nicht  bh>fs  die  erste  und  leitende  Stadt  der  LandsctaA 
wenle,  sondern  dass  die  ganze  Landschaft,  zu  einem  Ganzen  vtf- 
schmolzen,  in  Theben  vertreten  sein  sollte,  wie  Attika  in  Athei, 
und  deshalb  nannten  sich  auch  die  Bürger  der  Stadt  in  öflentlicbei 
Angelegenheiten  jetzt  nicht  mehr  Thebaner,  sondern  ^Böolier  i» 
Theben'^"). 

Um  aber  ein  solches  Ziel  zu  erreichen,  dazu  konnte  ein  glöck- 
lieber  Aufschwung,  welcher  die  Genulther  begeisterte,  die  besseret 
Richtungen  zur  Herrschaft  bnichte  und  die  Misshelligkeiten  mrvA 
drängte,  auf  die  Dauer  nicht  genügen.  Die  alte  Rohheit  brach 
innner  nieder  durcli.  War  doch  schon  der  erste  Sieg  durch  Mi««- 
handlungen  von  Leidenden  und  Todten  entweiht  worden,  als  dis 
Volk  l>eini  Abzüge  der  Besatzung  den  Mitbürgern  auflauerte,  weld* 
Schutz  bei  ihr  gesucht  hatten!  Einige  dersell)en  wurden  durch  die 
Athener  gerettet,  Andere  wurden  das  Opfer  einer  Volkswuth,  welche 
selbst  die  Kinder  der  Lnghu^kUchen  nicht  verschonte.  Auch  inner 
halb  der  Partei  der  Patrioten  fehlte  es  nicht  an  Gegensätzen,  dem 
mit  der  Denu)kratie  traten  auch  die  Uebel  dersel)>en  gleich  hervor. 
Ehrgeizige  Männer,  die  bei  der  Befreiung  mitgewirkt  hatten,  gbubleB 
sich  zurückgesetzt  und  wurden  deshalb  zu  erbitterten  Widersachers 
des  l^elopidas  und  Epameinondas,  wie  namentlich  Menekleidas.  Audeit 


i 


DIE   HEILIGE   SGHAAR.  271 

iroUteii  den  Umscliwiiiig  lioniitzeii,  um  sich  in  rolier  Ungebühr  an 
den  voniehmen  Familien  zu  vergreii'cn  und  eine  blutige  Revolution 
dnn^lusufubren,  wie  Euniolpidas  und  Saniidas. 

l'iiter  soldien  Umstanden  waren  die  inneren  Schwierigkeiten 
mendlidi  grol's,  rail  denen  die  neuen  Führer  des  Volks  zu  kämpfen 
hatten,  welche  ehie  sittliche  und  geistige  Hebung  desselben  als  die 
nothwendige  Bedingung  erkaimten,  weim  Driotiiui  eine  würdige 
Stellung  unter  den  griechischen  Staaten  einiK.^hmen  sollte.  Da  es 
nun  unmöglich  war,  die  Masse  der  Bevölkerung,  welche  so  lange 
TenKiahr1r>8l  und  unter  euiem  selbstsüchtigen  <)]ig<u*clienregimente 
von  jeder  Betheiligung  an  den  oirentlichcn  Angelegi^nheiten  fem 
gehalten  worden  war,  auf  eiiunal  mit  dem  nM'hten  (leiste  zu  er- 
fOlleii,  80  suchten  die  Männer,  welche  das  Werk  der  Wicnlergeburt 
Oures  Landes  liegründeten,  erst  in  kleineren  Kreisen  die  bürgerlichen 
Tugenden  zu  verbmten  und  eiidieimisch  zu  machen,  ohne  welche 
eine  dauernde  Erhebung  unmöglich  war;  so  bildeten  sie  (;ine  Schaar 
von  Auscrwählten,  welche  das  Vorbild  der  Ucdirigen,  das  Stammvolk 
des  neuen  Böotiens  sein  sollten. 

Es  war  eine  Einrichtung,  welche  an  fdlei^e  Landesgebrauche 
anknupfle.  Denn  schon  in  der  Schlacht  Un  Deliim  wird  eine  Schaar 
der  'Dreihundert'  erwähnt;  sie  kämpft(*n,  wie  die  lumierischen  Hel- 
den, vor  der  Masse  des  Kriegsvolks,  zwei  uiul  zwei  mit  einandi^r 
vereinigt,  imd  wurden  nach  Analogie  der  heroischen  Kampfweise 
Heniochoi  und  Parabatai  genannt.  Diese  alt(>  Einrichtung  wurde 
snter  Leitung  des  Epameinondas  und  («orgidas  neu  ))elebt.  Sie  hatten 
in  aller  Stille  einen  Kreis  von  Jünglingen  um  sich  versanmielt  und 
Wen  mit  ihnen  am  Tage  der  Befreiung  vor  <lie  Tiemeinde  getreten, 
10  das8  sie  als  die  Stiller  der  heiligen  Schaar  von  Theben  angesehen 
wurden.  Jetzt  war  es  kein  Adels[»rivllrgium  mehr,  den  Dreihundert 
vnugehOren,  sondern  die  von  (leshmung  (^leisten  und  hochherzig- 
Sien  Jünglinge  des  J^andes,  web'lie  schon  unter  diMU  Drucke  (h^* 
Tyrannen  sich  zum  Freiheitskampfe  vorbereitet  hatten,  waren  nun 
<lie  Auserwslhlten  und  Vorkampfer;  sie  waren  Itestimmt,  <lie  Anderen 
Qr  Nacheiferung  in  Tapferkeit  und  Kriegszncht  anzuspornen,  sie 
Waren  durch  die  Bande  d(;r  Freundschatt  und  durch  gleiche  Ge- 
sinnung zum  Kampfe  für  ilie  hohen  Ziele  des  Vaterlandes  mit  ein- 
ander verliündet.  Es  war  eine  sehr  segensreiche  Stiftung,  in  welcher 
ths  SoldatiscJie  mit  ethischen  und  politischen  (iesichts])unkten,  in 
Welcher  alte  Landessitte  mit  den  (f<'danken  der  Gegenwart  und  mit 


272  DIE   KRIEGSGEFAHREN. 

pylliagoreisclien    GniiulMälzeii    glucküdi    verschmolzen    wurde,   eil 
ehrenvolles  Denkmal  der  Weisheit  des  Epameiuondas^^). 

Wie  wenig  Zuversieht  konnte  aher  diese  kleine  Schaar  in  den 
Kampfe  gewähren,   welchem  man  entgegen  ging.     Denn  ^eon  awk 
in  Sparta   seihst    eine  Partei    war,    welche    den  Gewaltstreich  Im 
PhoiJ)idas    ernstlich    misshilligt    hatte    und    dannn    die    sclüimnei 
Folgen  desseihen  nicht  ungern  sah,    so  war  doch  nicht  TorauoB- 
setzen,    dass    <lie    spartanische    Regierung    nachgeben    würde.    Die 
Thebaner  waren  aher  für  den  Krieg  nichts  weniger  als  vorbereitet; 
sie  waren  in  einer  viel  ungunstigeren  Lage,  als  da  sie  vor  siehzeki 
Jahren  den  Kampf  begannen.    Damals  hatten  sie  persische  Subsidid 
und  griechische  Bundesgenossen,   und    die  Macht  des  Feindes  «v 
getheilt.    Jetzt  sUuulen  die  Thebaner  ganz  allein;  denn  wenn  AÜMj 
sie  auch  bei  der  Einnahme  der  Kadnieia  sehr  wu*ksani  uuterstitil 
hatte,    so  war    dies  nicht  von   Staatswegen  geschehen.     Als  dahff 
die  Spartaner  in  Athen  Kechenschaft  forderten,    hatte  die  Barge- 
schäft nicht  den  Muth,  das  Verfahren  ihrer  Feldherrn  gut  zu  heilsa; 
die  antithebanische  Partei    bemitzte  die  Aengstlichkeit  der  Bärgo; 
den  Feldherrn  wurde  der  Prozess  gemacht  und  beide  wurden  vegei 
Ueberschreitung    ihrer    VoUmjichten    zum    Tode    verurteilt.     Sparti 
hatte  seine  volle  Kriegsmacht  gegen  Theben  zur  Verfügung  und  s« 
Ifeer  war  geübter  und  besser  geordnet  als  je  zuvor,  während  Thebti, 
einer  selbständigen  Kriegführung  ung(»wohnt,  der  eignen  LandsrluA 
unsicher  war    oder    mit    ihr    in   offner  Fehde  stand.     Die  Zugäop 
nach  Theben   waren  von  allen  Seiten    offen,    die  Küsten    schutdfls 
und  der  Feind  hatte  an  Plataiai,  Thesi)iai  und  Orchomenos  Waffen- 
platze  mitten  im   bootischen   Lande.     In  euier  ungünstigeren  Lap 
hatte  also  wohl  niemals  ein  Staat  mit  Sparta  den  Krieg  begonnen. 
Theben  hatte  nichts  als  den   (ieist  seiner  grofsen  Führer,   weldie 
ehiem  Theile  der  Bevölkerung   Muth  und   patriotische  Begeistenag 
ehizuilofsen  wussten;   aber  die  Vorbereitungen,  welche  sie  getroff«! 
hatten,  um  Bootien  widerstandsfähig  zu  machen,   waren  noch  lanp 
nicht    vollendet,    und   Niemand    dachte    weniger    als  Epamemondis 
daran,    mit    trotzigem   Selbstgefühle    den   Spartanern   gegenüber  fl 
treten  und  sie  zum  entscheidenden  Kämpft^  herauszufordern.    Ihoi 
musste  grundsätzlich  jedes  Blutvergiefsen  unter  Hellenen  ein  GreuH 
sein  und  mir  daim  gerechtfertigt  erscheinen,    wenn   es  darauf  an- 
kam, die  heiligsten  Güter  eines  freien  Gemeuiwesens  gegen  Gen'ah- 
that  zu  vert heidigen.     Es  ist  daher   durchaus  glaublich,   dass  unter 


THRBE?C   UND    SPARTA    100,  3;  878.  273 

•einer  Mitwirkung  (denn  die  leitenden  Ideen  der  theliunisrlicn  Po« 
Btik  gingen  ohne  Zweifel  von  ihm  aus,  wenn  er  aurli  nicht  im 
GoUegium  der  Bundesfeldhorrn  safs)  eine  Gesandtsrhnll  nacli  Sparta 
ging,  welche  Friedensvorschlüge  überbrachte,  in  welchen  man  seliist 
gewisse  Rechte  der  Hegemonie  den  Spartanern  einräumte  und  die 
Erfüllung  der  älteren  Vertrage  versprach, 

Indessen  blieben  diese  Verhandlungen  erfolglos.  In  Sparla 
Tcnirteilte  man  die  Kinegsvögte,  welche  die  Kadmeia  aufgegelien 
lalten,  olme  den  Entsatz  abzuwarten,  und  war  enlHchlossen,  Hieben 
sofort  hassen  zu  lassen.  Auf  Gewalt  beruhte  Spartas  Machtstellung; 
lie  musste  zusammenhreclien,  sowie  man  Vertn^ibungen  lakedamo- 
Bischer  Besatzimgen  ungeahndet  liefs  oder  gar  als  bere<:litigte  Volks- 
erhebungen anerkannte.  Das  Ansehen  der  Stadt  stand  auf  dem 
Spide;  man  durfte  nicht  warten,    bis    der  neue  Feind,  der  wie  die 

L    Dnchensaat  des  Kadmös   plötzlich   aus    dem  Boden  gewachsen  war, 

i    Infi  gewinne  und  Böotien  vereinige. 

h  Es  herrschte  also  in  Sparta  nach  wie  vor  die  Politik  des  Age- 

nlaos und  man  dachte  innerhalb  und  aufserlialb  ih'r  Stadt  nicht 
Inders,  als  dass  er  die  Heerführung  gegen  Theben  übernehmen 
vMe.  Indessen  lehnte  er  ab  und  berief  sich  darauf,  dass  ehi 
Ktaig  eben  so  gut  wie  jeder  andere  Bürger,  weini  er  üln^r  vierzig 
'ihre  Kriegsdienste  geleistet  habe,  von  dem  Ileerdienste  aulserhalb 
des  Landes  befV^eit  sei.  Das  war  alK^r  nicbl  der  wirkliche  Grund, 
Mdem  der  lag  darin,  dass  Agesilaos  durch  sein  Verfahren  in 
Riiius  und  wohl  auch  durch  seine  Verbindung  mit  Phoibidas  in 
^len  Kreisen  selu*  missHebig  geworden  war,  so  dass  man,  wenn 
er  sich  persönlich  bei  einer  Unternehmung  betheiligte,  in  Griechcn- 

I    Ind  das  Schlimmste  envartele.     Es  waren    al»er    in   Sparta    tlieba- 

H  nitthe  Flüchtlinge,  welche  sich  mit  der  Besatzung  gerettet  hatten, 
und  wie  sich  die  Ephoren  so  häufig  in  ihren  Mafsregcln  durch 
Teribannte  anderer  Staaten  bestimmen  lielsen,  so  geschah  es  auch 
jctet.  Die  Thebaner  machten  ihnen  l)egreiflich,  dass  das  Auftreten 
dci  Agesilaos  in  Böotien  nur  ehien  um  so  heftigeren  Widerstand 
berrorrufen  werde,  weil  man  von  ihm  nur  die  entsetzlichste  Art 
ifT  Kriegführung,  unheilbare  Land  Verwüstung,  Menschen  verkauf, 
Hinrichtungen  und  Einsetzung  von  Zwingherrscliaften  zu  erwarten 
Rnrohnl  sei.  Die  Ephoren  gal)en  nach;  Agesilaos  zog  sich  ver- 
mummt zurück  und  wollte  mit  der  ganzen  Angelegenheit  nichts  mehr 
^  thun  haben.     Statt  seiner  übernahm  der  junge   Kleouibrolos  die 

Curtiua,  Or.  Qetch.    lU.  18 


274  KLEOMBROTOS    IN    BÖOTIEN    100,  2;  378   JAN. 

Hf'erfühning,  <1cr  Bruder  und  Nachfolger  des  edlen  Agesipolis,  and 
wie  dieser  ein  Mann  von  hellenischer  und  buudesfreuudlicher  (it- 
sinnung,  der  gewiss  den  von  Thel>en  ange]M)tenen  Frieden  gern 
angenommen  halte.  Den  Ephoren  gtdiorsam  ging  er  schon  im  J^ 
nuar  378  nach  Döotien,  rückte  mit  seuiem  Heere  bis  in  die  Kik 
von  Theben  vor,  bezog  ein  Lager  ]>ei  den  Höhen  von  Kynoskephabi 
und  büeb  hier  sechszehn  Tage.  Daim  zog  er  wieder  heim,  oiae 
irgend  einen  Schaden  angericlitet  zu  haben.  Der  ganze  Feldof 
war  eine  blofse  Demonstration,  so  dass  die  pcloponnesischen  Tnippcir 
als  sie  heimkehrten,  gar  nicht  wussten,  weslialb  sie  ausgeio^ 
waren.  Die  ganze  Partei  des  Agesilaos  musste  im  hr>chsten  Grade 
aufgebracht  sein;  die  l)este  Zeit  des  Angi'ifTs  war  yersäumt;  mm 
konnte  in  dem  ganzen  Verfahren  nur  eine  höchst  gefahrliche  Be- 
günstigimg der  Rel)ellen  erkennen,  aber  die  Kriegs))artei  war  dodi 
nicht  stark  genug,  um  Kleombrotos  zu  stürzen;  eben  so  wenig  nt- 
mochte  die  Friedenspai'tei  die  01>erhand  zu  gewinnen,  und  hi 
diesen  Schwankinigen  konnte  von  einer  erfolgreichen  Politik  nktt 
die  Hede  sein^*). 

Indessen  bUeb  der  kurze  Winterfeldzug  nicht  ohne  bedeutenii 
Folgen.  Kleombrotos  hatte  nämlich  einen  ansehnliclien  Theil  seimr 
Truppen  in  ßöotien  zurückgelassen  und  zwar  in  Thespiai,  weldio^ 
drei  Stunden  von  'der  Hauptstadt  gediegen,  zu  einem  drohenda 
Walfenplatze  vorzüglich  geeignet  war.  Den  Oberl^efehl  gab  er  dfli 
Sj»liodrias,  welcher  zugleich  iielder  erhielt,  um  neue  Truppen  wtr 
zuwerl>en. 

So  kamen  die  Thebaner  trotz  ties  harmlosen  Feldzugs  in  eine 
sehr  üble  Lage.  Sie  hatten  ein  peloponnesisches  Heer  vor  dei 
Thoren  ihrer  Stadt,  welches  sich  ans  den  ihnen  feindlichen  Städtei 
des  Landes  zusehends  verstärkte  und  zugleich  dazu  diente,  die 
Athener  ehizuschüchtern,  welche  ihrerseits  Alles  thaten,  um  S|)arli 
zufrieden  zu  stellen;  sie  erkannten,  wie  sehr  sich  auch  ihre  Lage 
geändert  habe,  seit  die  Isthmospässe  wieder  in  den  Händen  der 
Spartaner  waren;  denn  nördlich  vom  Islhmos  waren  der  Zugänge 
zu  Mittelgriechenland  so  viele,  dass  die  Verlegung  einzelner  PäMe 
in  der  Hauptsache  ganz  nutzlos  wai*. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  kein  Wunder,  wenn  sich  die 
Thebaner  durch  List  zu  helfen  suchten,  um  das  zu  l)ewirkeii,  wor- 
auf es  ihnen  jetzt  vor  Allem  ankommen  musste,  nänüicli  einen 
Bruch  zwischen  Athen  und  Sparta,  und  den  Sieg  der  ihebanischeo 


8I>H0DMAS  IN   TlIRSPIAt.  275 

lei  in  Atlien.  Man  kannte  Sphodrias,  den  Ilarnioslen  von 
»piai,  als  einen  Manu  von  leidenscliattlicheni  Temperamente, 
a  konnte  darauf  rechnen,  dass  er  niclit  ah^»neigt  sein  wurde, 
en  Gewaltstreich  nach  Art  des  Phoibidas  auszuführen,  wenn  ihm 
Gelegenheit  dazu  dargeboten  wei*de.  Es  wurde  als<»,  wie  er/ählt 
^  auf  Veranstaltung  des  Pelopidas  und  Melon,  durcli  einen 
irtier,  der  sich  als  treuen  Parteigänger  Spartas  bei  dem  Harmosten 
dahrte,  demselben  unter  der  lland  die  Mittheilung  gemacht,  dass 
r  Peiraieus  noch  immer  nicht  vollständig  ummauert  sei.  Ks  sei 
MI  ein  Leichtes,  aus  Thespiai  durch  die  eleusinische  Ebene  imd 
II  attische  Küstenland  in  die  Hafenstadt  einzudringen,  ehe  man 
1  der  Oberstadt  etwas  davon  merke.  Sphodrias  ging  in  die  Falle, 
h  Lakedämonier,  an  eigenen  Anschlägen  arm,  waren  fremden 
iagebungeu  um  so  zugängUcher,  und  es  kann  niclit  auffallen, 
tun  ein  ehrgeiziger  Spartaner  von  dem  Gedanken  k^^auschl  wurde, 
Hl  es  ihm  möglich  sei,  durch  einen  nächtlichen  Marsch  die  attische 
Uenburg,  die  Schiffswerfte  und  Flotte  in  seine  Gewalt  zu  bringen 
id  seiner  Vaterstadt  einen  Dienst  zu  leisten,  welcher  alle  früheren 
hiemehmnngen  dieser  Art  gewissermafsen  zum  Abschlüsse  bringen 
Ante.  Die  Politik  des  rücksichtslosen  Staatsegoisuuis  war  so  in 
M  öffentliche  Leben  Spartas  eingedrungen,  dass  er  eine  nachträgt 
ehe  Billigung  des  gelungenen  Ueberfalls  nicht  bezweifeln  koimte. 
in  wusste  ja  doch,  wie  die  Stinnnung  in  Athen  war,  man  konnte 
nehmen,  dass  es  nw*  auf  den  ersten  liiifall  Spartas  lauere,  um 
eh  wieder  zu  erheben;  einer  Reihe  gefährlicher  Kämpfe  konnte 
Dreh  einen  kühneu  Handstreich  vorgebeugt  werden,  und  dazu  war 
B  Möglichkeit  vielleicht  nur  noch  wenige  Tage  gegeben. 

Sphodrias  ging  also  ohne  Verzug  an  das  Werk,  aber  bei  der 
uffihrung  zeigte  er  sich  unsicher  und  unverständig.  Die  Fackeln, 
$  um  die  Heiligthümer  von  Eleusis  brannten,  erschreckten  ihn, 
fl  er  sie  für  Feuerzeichen  der  Athener  hielt.  Und  dann  hatte  er 
At  einmal  die  Länge  des  Wegs  gehörig  ül>erschlagen;  als  es  tagte, 
ir  er  erst  an  der  Gränze  zwischen  den  Ebenen  von  Eleusis  und 
hen;  sein  Plan  der  nächtlichen  Ueberrumpelung  war  vereitelt. 
musste  zurück.  Aber  auch  jetzt  noch  handelte  er  in  seltsamer 
rfcehrtheit.  Denn  statt  in  aller  Stille  abzuziehen,  plünderte  er 
rschiedene  Dorfschaften  und  zog  dann  über  den  Kithäron  ab? 
ihrend  die  Bürger  von  Athen  ausiiickten,  um  den  schändlichen 
iedensbruch  zu  rächen. 

IS* 


276  HANDSTREICH    DEä   SPHODRIAS    100,  2;  378. 

Der  Frt^vel  war  um  so  gröfäcr,  «als  zur  Zeil  die  spartanische 
Gesandten  noch  in  Athen  verweilten,  welche  für  die  Verletzung  der 
iNeuti*alitat  heim  thebanischen  Aufstande  Geuugthuung  veriangt  uai 
erhalten  hatten.  Das  Einzige,  was  die  Athener  lieruhigen  konnk^ 
war  die  unverzugliclie  Bestrafung  des  Sphodrias.  Die  Ephoren  cdI* 
setzten  ihn  und  stclllen  ihn  vor  den  Gerichtshof,  den  Rath  i& 
Alten.  Niemand  zweifelte,  dass  er  zum  Toile  verurteilt  weite 
würde,  da  man  nichts  von  dem,  was  Phoibidas  gerettet  hatte,  fir 
ihn  anführen  konnte.  Er  seihst  hatte  nicht  gewagt  sich  zu  stell& 
Dennoch  wurde  er  freigesprochen  und  zwar  erzählte  mau  sich,  das 
ein  zärtliches  Frenndschaft^verhilltniss,  welches  zwischen  den  Sdhiiea 
des  Sphmirias  und  des  Agesilaos  bestand,  dazu  mitgewirkt  hibt 
Der  König  trat  wider  Erwarten  für  den  Angeklagten  auf,  indem  er 
den  Grund  angab,  dass  Sparta  solche  Männer  nicht  entbehn» 
könne. 

Man  hat  die  That  des  Sphodrias  in  alter  und  neuer  Zeit  ver* 
schieden  l>eurteilt.     Man  kannte  ihn  als  einen  Anhänger  des  Kkom- 
brotos  und  wollte  deshalb  auf   diesen  die  eigentliche  Urlieberschifl 
der  That  zui*ück   führen,   allein   sie   widerspricht   der    Politik  in 
jungen  Königs    und   seiner  Familie    zu    sehr.     Man   hat   auch  die 
ganze,  wohl  bezeugte  Erzählung  von    der  thebanischen  List  ak  u- 
wahrscheinlich    verworfen,    aber    ohne    ausreichende    Gründe.     Die 
Theitauer  konnten  mit  guter  Aussicht  auf   Erfolg    diesen  Weg  veh 
suchen,  um  Athen  und  Sp;u*la  zu  entzweien,    denn  im  sclüimmstM 
und    nach    ihrem    Ermessen    sehr    unwaln*scheiulichen    Falle,   daii 
nämlich  die  lleberrum[)elung  der  Munychia  gelungen  wäre,  T^ürdeB 
die  Athener  sofort  zu  einem  Bündnisse  mit  Theben  getrieben  worda 
seni,  um  die  Burg  zurück  zu  erobern.     Auf  die  Freisprechung  des 
Sphodrias    konnten    die  Thebaner    allerdhigs    nicht    mit    Sicheriieü 
rechnen;    al>er    auch  ohne    dieselbe  musste    der    Handstreich  ihrem 
Zwecke    forderUch    sein  und  die  Erbitterung  gegen  S|>arta  steigern. 
Am  dunkelsten  bleibt  das  Verhältniss  des  Sphodrias  zu  den  Königai. 
Beide    sollen    gegen    die  Ephoren    für   ihn    gewesen  sein;  der  eine, 
wie  es  scheint,  aus  alter  Freundschaft;    der    andere    aber  wird  sieb 
schwerlich  nur    aus  schwächlicher  Vaterliebe  der  öfTeutUchen  Mei- 
nung   entgegengestellt    und    seineu    («egnmni    einen   Dienst  geleistet 
haben.     Grundsätzlich    musste    er    die    That    billigen,    und  in  dem 
vorliegenden  Falle  war  es  für  ihn,  wie  wir  annehmen    dürfen,  ein 
Triumph,  den  Freund  des  Kleombrotos  zu  seiner  Politik  übergetreten 


FOLGEN    SEINER    FREISPREGHU?fG.  277 

nnd  der  Ansieht  liuldigen  zu  sirlieii,  dass  man  jedes  Mittel  hcnut^en 
müsse,  um  die  Macht  des  Staals  zu  vergrOfsern.  Mauner  solcher 
Gesinnung  dürfe  man  den  Feinden  nicht  opfern,  aiicli  wenn  ilinen 
^  ein  Anschlag  misslungen  wäre.  So  glaubte  der  eine  König  den 
*  früheren,  der  andere  den  neu  gewonnenen  Parteigenossen  schätzen 
n  müssen^'). 

Die  Freisprechung  des  Sphodrias  machte  seinen  an  sich  so  be- 

deutnngslusen  Zug  zu  ehiem  Ereignisse   von  weitreichenden  Folgen. 

Denu  in  Sparta  sank  das  Ansehen  des  Agesilaos,    weil  man  ihn  füi* 

den  ungerechten  Richterspruch  verantwortlich  machte,    der  <las  Ge- 

*.       ftU  der   besseren    Bürger   verletzte,    un<l  zwar  um  so  mehr,  weil 

mm  glaubte,    dass  er  aus  rein  i>ersönlichen  Rücksichten  die  Ilerr- 

r       sdnflt  des  Gesetzes  ei*schättert  habe.     Es    trat    aber    niclil  nur  die 

'       Gewissenlosigkeit  deutlich  hervor,    sondern    auch  der  völlige  Mangel 

an  politischer  Klugheit,  deren  man  doch    l>ei  einer  PoUtik,  wie  die 

^  ^     fa  Agesikos  war,  am  wenigsten  entbehren  konnte. 

^  In  Athen    hatte    man  die    lakedamonischen   («esandlen  nur  auf 

"^-    die  Versicliennig  liin    entlassen,   dass    Sphodrias    für    seine   eigen- 

^i;    aiehtige  That   zum  Tode    verurteilt    werden    wüiile.     Durch  seine 

^i    heisprecliong  nahm  der  Staat  seine  Schuld  auf   sich   und  <lie  ver- 

*^    iei&ene  Genugthuimg  wurde  nicht  gegeben.     Dadurch  änderte  sich 

I    «flf  einmal  Alles. 

Die  Athener,  welche  el>en  noch  so  zahm  und  nachgiebig  sich 
gezeigt  halten  und  den  S|)artanem  dadurch  die  Unterwerfung  The- 
i  bens  wesentlich  erleichterten,  sagten  sich  nun  rasch  und  eilt- 
'  Khlossen  von  Si)arta  los.  Die  thebaiiische  Partei,  vor  Kurzem  noch 
mit  Leibes-  und  Geldstrafen  verfolgt,  nahm  unter  allgemeiner  Rei- 
stimmung  das  Ruder  des  Staats  in  die  I^and.  Ein  lebhafter  Kriegs- 
eifer erwachte,  die  Ummauerung  des  Peiraieus  wurde  vollendet  und 
der  Phin  zur  Erneuerung  der  Seemacht  mit  Ernst  gefordert;  es 
ergiDgen  AulTonlerungeu  an  die  anderen  Staaten,  sich  zu  gemein- 
samem Kampfe  gegen  lakedämonische  Willkür  zu  vereinigen,  vor 
Allem  aber  wurde  mit  Theben  ein  Schutz-  und  Trutzbündniss  ge- 
schlMsen. 

So  lagen  die  Verhältnisse  für  Sparta  bedeutend  ungünstiger, 
als  es  sich  im  nächsten  Sommer  zu  einem  zwcMten  Kriegszuge 
rastete;  denn  es  handelte  sich  nun  Tiicht  mehr  um  die  Züchtigung 
einer  einzelnen  Stadt,  sondern  die  beiden  Hauptstädte  Mittelgriechen- 
lands standen  jetzt  als  vereinigt  da,    um   jede  Einmischung  Sparlas 


4 


278  AGE81LA08   IN   BOOTIE^T   100.  ^;  378   SOMMER. 

zurückzuweisen;  Thelten  war  durch  diesen  Bund  gehoben,  denn  es 
sa]i    seine  Grfinzen    gedeckt    und   konnte  zu  jedem   entscheideBiki 
Kampfe    rechtzeitiger    Unterstützung    gewiss    sein.      Die    ThdnMr 
dachten  a}>er  nicht  daran,  in  oiTenen  Feldschlachteu  ihr  Glück  arfi 
Spiel  zu  setzen,    sie   richteten    zunächst  Alles   auf  eine  wiriLWK 
Yertheidigung  ein.     Zu   dein  Ende    verwandelten  sie  das  Weichhld 
ihrer  Stadt    in    ein    groüscs  verschanztes  Lager.     Alle    bequemerni 
Zugänge  wurden   mit  Grähen  und  Pallisaden  gesperrt;    die  benacb- 
barten  Höhen,  Seen  und  Flüsse  erleichterten  ihnen  die  Arbeit  ol 
gewiss  war  es  der  militärische  Scharfltlick  des  Epameinondas,  nd- 
eher  die  planniäfsige  Ausführung  leitete.     Die  Mannschaften 
zugleich  in  ununterbrochenen  WaiTenühungen ,    und  vor  Allem 
es   die  Reiterei,    auf  deren   rasche  Bewegungen  man   sicfa  veriiefts» 
um  das  Eindringen  in  die  Befestigungslinien  zu  erschweren. 

Chabrias,  der  sclion  dem  Kleoinbrotos  den  Zugang  nach  Bö»- 
lien  verlegt  hatte,  war  der  Fülu'er  der  attischen  Hülfstruppen,  dB 
Mann,  in  den  man  volles  Vertrauen  setiste;  denn  er  hatte  sich  bis 
zum  Antalkidaslrieden  in  Cypern  und  dann  im  Dienste  des  Ködy 
Akoris  (S.  211)  grofsen  Ruhm  erworben  und  reiche  Kriegseriahnm 
gesammelt.  Er  war  mit  5000  Mann  Fufsvolk  und  200  Reitern  arf 
dem  IMatze.     So  erwartete  man  ruhig  den  anrückenden  Feind. 

Diesmal  kam  Agesilaos  selbst  und  zwar  mit  einer  Macht  im 
18000  Mann  und  1500  Reiteni.  Ueberrascht  von  den  trefilichci 
Anstalten  der  Thebaner,  sah  er  sich  aufser  Stande  seine  Uebermackl 
zu  gebrauchen.  Wie  ein  Raubthier  vor  den  Maueni  eines  woki 
bewachten  H4)fs,  zog  er  an  den  Verschanzungen  auf  und  nieder; 
wo  er  eindi'ingen  wollte,  trat  ihm  eine  schlagfertige  Mannschaft 
entgegen  und  wenn  er  unverrichteter  Sache  abzog,  so  erlitt  oock 
die  Nachhut  einpllndliche  Verluste  von  den  leichten  Geschwaden, 
weiche  jede  Orlsgelegenheit  zu  l>enutzen  wussten.  Endlich  gelang 
es  ihm  einzudringen,  aber  mehr  als  eine  Verwüstung  des  Sta<h* 
gebiets  gelang  ihm  auch  jetzt  nicht;  der  Feind  blieb  im  Felde,  ji 
er  hielt  in  glücklicli  gewählten  Stellungen  den  AngriiTen  des  Age- 
silaos  so  muthig  Stand,  dass  diesiM*  seinerseits  den  Kampf  aiilgib 
und  die  schon  zum  Sturme  vorgehenden  Trn])pen  zurückrief.  Das 
war  so  gut  wie  eine  Niederlage.  Agesilaos  sah  sich  durch  den  be- 
sonnenen Muth  seiner  Gegner  entwalTnet;  er  begnügte  sich  Thespiai 
neu  zu  iHifestigen,  Phoibidas  daselbst  als  Kriegsvogt  einzusetieiL 
und  zog  mit  den  Truppen  nach  Hause. 


DIE   BÖOTISCHE?!   FELDZÜGE   377   UNO   376.  270 

Mit  gehobenem  Miilhe  kamen  die  Yerbfindeten  ans  ilirein  Lager 
heraus,  griflfeu  Thespiai  an,  schlugen  und  tödtcten  den  vcrhassten 
Phoibidas,  gewannen  luglich  an  Anhang  im  höolischen  Lande  und 
im  Spartanern  blieb  nichts  übrig,  als  mit  ßeguin  des  nächsten 
Frühjahrs  von  Neuem  ihre  Trupi)en  aufzubieten. 

Aber   nun  wurden  auch  die  peloponnesischen  Dundesgenossen 

nit  jedem  Jahre  schwieriger.    Der  thebanische  Krieg  war  in  hohem 

finde  missliebig;  es  kam  zu  offenen  Widersetzlichkeiten,  und  wenn 

■ach  der   König   durch    seine   Uebermacht,    durch    gUlckliche  Eil* 

vArsche  und  andere  taktische  Künste,    wie  er  sie  in  Asien  gelernt 

hatte,  hie  und  da  kleine  Vortheile  gewann,    so  wurde  doch  in  der 

Hauptsache  nichts  erreicht.    Während   der  Muth    der  Verbündeten 

ID  stetem  Zunehmen  war,  sank  sein  Ansehen  bei  Freund  und  Feind; 

der  ehrgeizige  König  musste  zum  zweiten  Male  Böolien  verlassen, 

ohne  dass  er  im  Grunde  mehr  erreicht  hatte,  als  dass  er  Fruchtbuume 

hUe  abhauen,  Bauernhöfe  niederbi*ennen  und  Saatfelder  abmähen 

hnan.    Bei  der  Rückkehr  verletzte  er  sich  in  Megara  und  wurde 

^  bink  nach  Sparta  heimgetragen;    er   musste  erkennen,    dass    ein 

r  Räch  auf  diesem  Kriege  ruhe,    zu  dem  er  einst  die  Veranlassung 

l^geben  hatte.     Als   im  folgenden  Jahre    (376)  Kleombrotos    noch 

onmal  gegen  Theben  zog,    kam    er  gar  nicht  über  den  Kilharon 

Uiüber;   er  fond  die  Pässe  von  den  Verbündeten  besetzt  und  zog 

nach  einem  unglücklichen  Gefechte  wieder  ab^^). 

Während  der  letzten  Feldzüge  hatte  aber  schon  ein  neuer  Kiieg 
begonnen,  welcher  von  anderer  Seite  her  Spartas  Macht  bedrohte. 
Alben,  durch  das  Attentat  des  Sphodrias  aus  seiner  unentschlos- 
■enen  Haltung  aufgeschreckt,  hatte  eine  ganz  neue  Politik  begonnen. 
Man  wusste  nun,  wessen  man  sich  von  Sparta  zu  versehen  habe; 
nan  erkamite  die  Nothwendigkeit,  einem  so  arglistigen  Feinde  gegen* 
flker  gerüstet  zu  sein,  und  so  erwachte  zum  ersten  Male  wieder 
in  der  attischen  Gemeinde  ein  klares  Bewusstseiii  ihrer  politischen 
Au%abe,  eine  einmüthige  und  entschlossene  Erhebung.  Man  be- 
gnigte  sich  also  nicht  damit,  die  Thebaner  zu  unterstützen  un<1  die 
Herrschaftsansprüche  Spartas  auf  Mittelgriechenland  mit  Theben 
turückzuweisen,  sondeiii  man  ging  thatkräftig  daran,  die  eigene 
Macht  lierzustellen  und  die  alte  Stellung  unter  den  Hellenen  wie<ler 
ciniunehmen. 

Epochemachend  war  in  dieser  Bezieliung  das  Jahr  des  Archen- 
ten  Nausinikos  Ol.  100,  3;  37%     Es  war  das  Jahr,   in  welchem 


280  DAS  JAHR    DES   NAVSIMKOS   100,  S;  879(. 

die  bedeutendsten  Staatsmänner  Athens  sich  vereinigten,  eine  neue 
Machtstellung  ihrer  Vaterstadt  zu  begründen,    und  ihre  VoncUigi 
>viu*den,    obwolü  sie  neue  Opfer  auflegten,    von    der  Bürgenckit 
ohne  Widei*streben   angenonunen.     Es  wurde  eine   neue  Schitmi 
der  Einwohner  gemacht;    das    gesamte   in  Attika  Torhandene  T«^ 
mögen  mit  Einsclduss  des  oiTentlichen  Besitzes  und  des  Hündelgili 
genau  verzeichnet,    und  indem  man  nicht,    wie  früber,    die  Elfi» 
talisten  einzehi  zu  den  Staatslasten  heranzog,  sondern  Steuerrenii 
bildete,   in    denen   auch    die  Aermeren  nach  Hafsgabe    ihres  V«^ 
niögens  beitrugen,  wurde  eine  breilere  und  siclierere  Grundlage  llr 
die  öfTenllichen  Leistungen  gewomien.     Man  theille  die  steuerpflich- 
tige Bürgerschaft,  von  welcher  nur  die  Vermögenslosen  (d.  h.  mte- 
sclieinlich  die,  deren  Besitz  unter  25  Minen  =  655  TUr.  gesdütt 
war)   ausgeschlossen  blieben,    in  zwanzig  Genossenscbaflen,   dem 
jede  eine  gleiche  Steuerki'aft  darstellte.     Diese  hafteten  als  Gesaual* 
heil   für   die    vom  Staate   beanspruchten  Leistungen.     Die  Hödiil- 
besleuerlen  in  den  verschiedenen  Vereinen,  dreihundert  an  der  Zill 
sorgten  für  das  Einzahlen  der  Beiträge,    bürgten  dem  Staate  dair 
und  übernahmen  nöthigenfalls  Vorschüsse.     Dadurch  wurde  ein  ■- 
miticlbares  Einschreiten    von  Seiten    der  Behörden  vemiieden  ori 
den  WoliUialiendsten  wurde  zur  Entschädigung  für  die  bedeuteada 
Opfer,    die  iimen  zugemuthet  wurden,    ein  entsprechender  Einfln 
gestattet. 

Nun  belebte  sich  der  Peiraieus,  wie  einst  in  den  Tagen  des 
Themistokles;  die  Schifl'e,  die  vom  korinthischen  Kriege  her  neck 
tüchtig  waren,  wurden  in  Dienst  gestellt,  hundert  Triei*en  neu  geM 
die  Sdiiflshäuser  in  Stand  gesetzt,  das  Seevolk  geübt  An  tüchlifei 
Führern  fehlte  es  den  Athenern  nicht.  Sie  hatten  den  erüttduogf^ 
reichen  Ipluki*ates,  den  bewährten  (^'ihabrias,  den  edlen,  bochgesinnltt 
Timotheos,  der  Sohn  des  Konon,  welcher  vor  Allen  dazu  berufei 
war,  das  Werk,  wozu  der  Vater  durch  den  Mauerban  den  Gmi 
gelegt  hatte,  wieder  aufzunehmen.  Das  waren  lauter  geborene  Fdi- 
Iierrn.  An  Kallistratos  aus  A])hidnai  aber  besafs  man  einen  Staali- 
mann,  welcher  durch  seine  Beredtsamkeit,  seine  Erfahrung  uri 
Weitkeim tniss  trefl'lich  geeignet  war,  die  neue  Machtbildung  AÜmm 
zu  unterstützen.  Denn  auf  weise  Berücksichtigung  der  ZeitTerhüi' 
nisse  kam  Alles  an.  Am  meisten  aber  verdankte  man  das  Gelinpi 
der  neuen  Bestie bungen  den  Spartanern.  Denn  diese  hatten  durch 
den  Missbrauch,    welchen  sie  seit  Vernichtung  der  attischen  FloUe 


DBR  IfEOE  SEEBU.'fD.  281 

ihrer  MachUtdliuig  gemacht  hatten,  eine  solche  Erbitterung 
it  nur  auf  dem  Festlande,  sondern  auch  in  allen  Insel-  und 
ilcmBtMten  hervorgerufen,  und  behandelten  dieselben  auch  jetzt 
h  mit  Bo  trotiigem  Uebennuthe,  dass  die  Athener  den  unschätz- 
m  Voraog  hatten,  zu  den  griechischen  Seeorteu,  welche  mehr 
r  minder  alle  das  Regiment  spartanischer  Hannosteu  gekostet 
IBB,  ab  Retter  und  Befreier  kommen  zu  können,  me  einst  die 
itflaner  diesetben  Orte  zur  Freiheit  vom  Joche  Athens  aufgerufen 


Nan  kam  aber  Alles  darauf  an,  die  Seestaateu  davon  zu  über- 
1,  dass  sie  nicht  dazu  bestimmt  waren,  immer  nur  ein  Joch 
I  dem  anderen  za  vertauschen.  Deshalb  bedurfte  es  fester  Burg- 
hiflen  daffir,  dass  man  eine  Bundesgenossenpolitik  verfolge,  welche 
k'  der  früheren  Seeherrschaftspohtik  wesentlich  verscliieden  sei. 
m  Mgte,  dass  man  von  der  Vergangenlieit  gelernt  habe,  und 
riUe  ab  ersten  Grundsatz  der  neuen  Verbindung  die  gewissenhafte 
aller  bestehenden  Staat^formen  hin.  Man  wollte  nicht  durch 
in  den  Bundesorten  herrschen,  Athen  sollte  nicht  die  regie- 
Hauptstadt  sondern  nur  der  leitende  Vorort  sein,  der  Sitz 
iBiAundesraths,  in  welchem  alle  Gemeinden,  grol'se  und  kleine, 
ivtreten  sein  sollten.  Kallistratos  war  in  gewissem  Sinne  der  Arl- 
irite  des  neuen  Bundes  und  that  gewiss  viel  dazu,  eine  Verstau- 
^png  herbeizuführen.  Sein  Werk  war  es  auch,  dass  an  Stelle  der 
Mhde'  Terhassten  Angedenkens  die  zum  Bestehen  des  Bundes 
l<lmeiiJigi!n  Zahlungen  unter  dem  milderen  Namen  der  'Beiträge' 
ihgAkrt  wurden^  worin  die  Freiwilligkeit  des  Gebens  ausgedruckt 
Vpi  Viel  wichtiger  war,  dass  Athen  feierlich  auf  allen  Grundbesitz 
bnim  insebtaaten  verzichtete;  es  gab  alle  Ansprüche  auf  früheren 
tiilAeaiti  daselbst  auf  und  es  wurde  festgesetzt,  dass  künftig  auch 
iMb  attischer  Bürger  auswärtige  Landereieu  erwerben  dürfe;  eine 
MuMiung,  wdche  den  Insulanern  die  Sorge  benahm,  dass  die 
fem  Klemchien  wieder  erneuert  werden  niocliten.  Auch  hütete 
Waieh  wohl,  Persien  zu  reizen,  damit  es  nicht  etwa  wieder  auf 
IJMriM  Seite  hingedrfingt  werde,  ftlan  behielt  stillschweigend  den 
■teUudaBfirieden  ab  Basis  der  neuen  Staatenordnung  bei  und  wollte 
Mt  den  Paragraphen  des  Vertrags,  welchen  Sparta  so  arg  gemiss- 
nmlit  and  endlich  so  schamlos  verletzt  hatte,  zur  Wahrheit  machen, 
ük  flo,  dam  dadmrch  ein  freiwilliges  Zusammentreten  gleichberech- 
|ler 'TerliAndeter  nicht  ausgeschlossen  werde.    Üiese  sollten  dann 


282  DER   NEUE   FLOTTENVEREIN. 

in  ihrer  GemeinschafL  eine  hellenische  Maclit  bilden  zur  Abwe 
Ungcbfüur  von  Seiten  Sparlas**). 

Niemals  ist  Athen  mit  einer  zeitgemanseren  und  gUIek 
Politik  hervorgetreten.  Sie  fand  weit  und  breit  Anklang  und  i 
Zustimmung.  Die  auswärtigen  Verbindungen,  welche  auch  i 
der  Zeit  der  unbedingten  Machtstellung  Spartas  im  StUleii 
standen  hatten,  wurden  nun  ölTentlich  erneuert,  so  mit  Chi 
alten  treuen  Bundesgenossin,  welche  unter  Spartas  Seeherrsd 
schlimmsten  Erfahrungen  gemacht  hatte,  mit  Mytilene,  das 
Thrasybulos  von  spartanischen  Harmosten  befreit  war  (S.  20 
mit  Byzanz.  Es  wurde  mit  den  Cykladen,  mit  Tenedos,  Mel 
Rhodos,  Perintlios  angeknüpft,  also  gleich  in  grofsem  Ha£ssta 
weiter  Ausdelmung  der  alte  Flottenvereiu  erneuert.  Man 
sich  aller  feindseligen  Kundgebungen,  da  man  nicht  zum  A 
sondern  nur  zum  Schutze  der  gemeinsamen  Interessen  sii 
binden  wollte,  man  wollte  auch  diu'chaus  nidit  die  alten 
Spaltungen  erneuern.  Indessen  ging  es  nicht  aller  Orten  so  f 
und  gesetzlich  zu.  Als  Chios  dem  erneuten  Seestaatenbunde 
erhoben  sich  daselbst  audi  wieder  die  alten  Fü1u*er  der  Den 
und  die  mit  Sparta  verbundenen  Familien,  ^vie  die  des  Theofi 
mussten  in  die  Verbannung  gehen  *^). 

Es  traten  dem  erneuten  Seebunde  aber  auch  solche 
bei,  welche  bis  dahin  niemals  mit  Athen  in  Bundesgenosse 
gestanden  halten,  vor  allen  Thelien,  dem  die  Einhebung  der  al 
Seemacht  zunächst  zu  Gute  kam.  Denn  es  gelang  der  Tl 
der  Athener,  welche  wieder  in  vollem  Mafse  aufgelebt  war,  i 
schon  während  der  beiden  letzten  böotischen  Feidzüge  mit 
geschwaderu  im  ägäischen  Meere  auftreten  komiteii.  Chabriaa, 
Üieos  und  Kallistratos  waren  die  ersten  Führer  der  neuen  I 
flotte. 

Die  Spartaner  thateu  anfänglich,  als  wenn  sie  diese  wi 
Bewegungen  gar  nicht  berücksichtigen  wollten.  Allein  die  I 
genossen  erhoben  bei  der  nächsten  Zusammenkunft  sehr  Id 
Protest  gegen  die  einseitig  continentale  Kriegspolitik,  bei  i 
die  i)eloponnesischen  Ki'äfle  nutzlos  aufgebraucht  >vürden;  * 
nichts  Anderes  als  die  alte  archidamische  Kriegsweise.  Gewiss 
es  vor  allen  die  Koriiither,  welche  auf  eine  Flotteurüstung  di 
>Ian  dürfe  die  neue  Seemacht  nicht  zu  KräfLeu  kommen 
man  müsse  Athen  zu  Wasser  absperren  und  aushungern.    1 


SCHLACHT   BEI   MAX06   101,   1;    37«    SKPT.  283 

lie  eiiisig  richtige  Angrifl'sweise;  zur  See  werde  man  auch  den  The- 
itnem  am  Besten  beikommen  können.  Die  spartanische  Regierung 
HUSBte  nachgeben,  und  so  kam  es,  dass  die  Zug<*  nach  Bootit^n  fur's 
inte  ausgeseüct  blieben,  wälirend  die  ganze  AuCinerksamkeit  aui*  die 
See  gerichtet  wunle. 

In  kurzer  Zeit  konnte  Pollis,  der  lakedamonische  Aduiiral,  mit 
Nchsig  ScJiüTen  auslaufen  und  zeigte  sich  so  unerwartet  in  den  Ge- 
nlnem  von  Keos  und  Andn»},  dass  eine  ganze  (letreidellolte,  welche 
vom  Hellesponte  unterwegs  war,  ihm  nur  mit  Mfdie  entging.  Die 
Schiffe  retteten  sich  in  den  Hafen  von  Geraistos  auf  Euhoia,  koiuiten 
aller  ihre  Fahrt  nicht  fortsetzen.  Der  Peiraieiis  blieb  im  Delagerungs- 
xottande  und  eine  neue  Hungersnoth  stand  bevor. 

Da  ermannte  sich  die  Burgerschatt  und  rüstete  unvei-züglich  so 
viele  KriegsscIiiiTe,  dass  sie  im  Stande  waren  die  Blokade  zu  l)rechen 
wi  die  Zufuhr  herbeizuschafl'en.  Chabrias  war  der  Flottenfulirer. 
Er  Kels  es  bei  dem  gewonnenen  Erfolge  nicht  bewenden,  sondern 
pg  nach  NaxoSt  um  die  Inselstadt  zu  belagern.     Pollis  folgte  und 

■  dem  breiten  Sunde  zwischen  Naxos  und  Faros  ti*afen  die  Flotten 
anmmen;  die  attische  war  um  zwanzig  Schiffe  starker.  Es  war 
«i  die  Blilte  des  Boedromiou,  des  Siegesuu)nats  der  Athener,  und 
im  wlhlte  Ghabrias  den  sechszehnten  Monatstag  (9.  Septbr.  376) 
Ml  Schlachttage;  es  war  der  erste  der  eleusinis<'1ien  FeierUige,  die 
Vt  dem  Rufe  *zum  Meere,  ihr  Eingeweihten'  eröffnet  wurden.  Pollis 
|riV  den  linken  Flügel  der  Athener  mit  Erfolg  an,  bis  Cliabrias  mit 
da  Kerne  iler  Flotte  dazu  kam  und,  durch  die  Tapferkeit  seines 
bierbefehlsbabers,  des  jungen  Phokion,  wesentlich  unterstützt,  ül>er 
die  HAUte  der  feindlichen  Schilfe  versenkte,  acht  gefangen  nahm 
ni  einen  so  glänzenden  Sieg  gewann,  <lass  er  die  geringe  Macht 
dei  Feindes  hatte  vemichlen  können,  wenn  ihn  nicht  die  Eriimerung 

■  das  Schicksal  der  Arginusenfeldherrn  in  Benutzung  seines  Glficks 
iinichtig  gemacht  hätte.  Mit  3000  Gefangenen  kehrte  er  heim  und 
lenohaffte  der  Stadt   einen  Beutegewiun   von    110  Talenten   (circa 

172,890  Th.). 

Das  war  der  erste  Sieg,  den  Athen  wieder  sich  selbst  verdankte, 
ein  echter  Bürgersieg,  die  gerechte  Strafe  für  den  Frie<leusbruch 
des  SplHidiias,  die  volle  Uechtfertigung  der  Ansprüche,  mit  denen 
Athen  von  Neuem   unter  den   griechischen  Se(*slaaten  liervorlrat^'). 

Wie  rasch  hatte  sich  doch  die  ganze  Lage  der  St^iaten  in  wenig 
hdiren    verändert!     Sjiai'ta,    das    so   eben   noch    in   ungemessenem 


284  DIB    POLITIK    THEBENS   OL.   101,    1;    S7A. 

Hochmuthe  ganz  Griechenland  geknechtet  zu  haben  glaubte, 
zu  Laude  und  zu  Wasser  gedeniülhigL  Es  hatte  sich  mit  dem  Arf 
geb(»le  aller  seuier  Hülfskratte  in  wiederholten  Feldzilgen  unfiUi 
gezeigt,  ehie  einzelne  Stadt,  welche  seine  Herrschalt  abgewoifa 
hatle,  zu  beugen,  und  hatte  dann  von  einer  zweiten  Macht,  die  ski 
eben  so  plölzUch  erhoben  hatte,  eine  Niederlage  eriitien,  duic 
welche  es  gezwungen  wurde,  das  ganze  Seegebiet  des  Archipebgi 
preiszugeben  und  sich  mit  seineu  Schulen  ängstlich  hinter  Cap  Mab 
zu  halten. 

FAr  Theben  waren  die  Erfolge  Athens  ein  uiiscliätzbarer  & 
winn.  Es  k(»nnte  sich  während  dieser  Jahre  ungestört  seinen  näd 
stell  Aul'gaben  widmen  und  seine  Stellung  in  Böotien  befestiga 
Es  ging  hiebei  mit  kluger  Märsiguiig  zu  Werke,  welche  ohne  Zweili 
auf  einer  von  Epameinondas  geleiteten  Politik  lienilite.  Man  cal 
hielt  sicli  aller  Gewaltsamkeiten,  um  das  Werk  der  Einigung  nid 
durch  blutigen  Parteikampf  zu  entweihen.  Man  rechnete  auf  ii 
von  Jahr  zu  Jahr  zunehmende  Stärkung  der  nationalen  Parlä,  iä 
das  Heranwachsen  einer  patriotischen  Jugend,  auf  den  Eindrock  kt 
Niederlagen  Spartas,  welche  seine  Anhänger  entmuthigeii  mussk» 
Und  allerdings  wurde  die  Lage  der  oligai*chischen  Kegienmgen  inuMT 
schwieriger.  In  Thespiai  war  es  so  weil  gekommen,  dass  die  OBp- 
archen  zu  ihrer  Rettung  den  verzweifelten  Plan  machten,  am 
Gegner  in  der  Stadt  mit  Hülfe  lakedämonischer  Mannschaft  zu  flbe^ 
fallen  und  auf  einmal  nieder  zu  machen.  Damit  wäre  das  ZeidM 
zu  einer  Reihe  von  Blutscenen  gegeben  worden,  deren  eudlidM 
Ergebiiiss  den  Spartanern  schwerlich  günstig  gewesen  wäre.  El 
war  daher  noch  eine  der  letzten  Handlungen  des  Agesilaos  in  Böotieif 
dass  er  den  Rurgerkampf  in  Thespiai  verhinderte^*). 

Je  treuer  aber  in  Tanagra,  in  Thes]>iai,  in  Orchomenos  «al 
Plalaiai  die  lakedämonische  l^lrtei  unter  ungünstigen  UmsläiMki 
aushaiTte,  um  so  mehr  Anspruch  hatte  sie  auf  nachdrückliche  l1l(c^ 
Stützung.  So  wurde  denn  auch  gleich  nach  der  Schlacht  bei  Kai« 
ein  neuer  Heei*zug  l)eschlossen ;  Sparta  hofl'te,  nachdem  es  die  ägäiflche 
See  den  Athenern  pn^is  gegeben,  von  ihrer  Seite  Ruhe  zu  haben 
und  wendete  sich  von  Neuem  gegen  Theben.  Die  Thebaner  abir 
suchten  wiederum  duirh  geschickte  Unlerhandlnngen  der  droheudei 
Gefahr  zu  entgehen  und  setzten  namentlich  ihre  atlienischen  Frennde 
von  Neuem  in  Rewegung.  Diese  drangen  darauf,  dass  man  nidit 
auf  halbem  Wege  stehen  bleiben  und  die  gewonnenen  Siege  mdit 


TIMOTHEOS   IM    IONISCHEN   MEERE   376   SOMMER.  2S5 

nbenutzt  lassen  dürfe.     Man  mnssi'   die   Seoherrscliaft  in  ganzem 

Imfiuige  wieder  herstellen,    wenn  man  das  Gewonnene  sicher  he- 

■tien  wolle.     Alan  wusste,  dass  die  Seestaaten   im  Westmeere  den 

tasdilusa    an    die  nene  Bundesgenossenschafl  wünscliten,    und    so 

vurde  zum  Schrecken  der  SfNU'taner  im  Frühjahre  375  eine  Flotti^ 

10D  50  Scliiflcn  unter  Führung  des  Timotheos  ausgesendet,  welrhe 

M  an  der  lakonischen  Küste  verlicerende  Landungen   machte  und 

Inm  um  den  Peloponnes  herum  in  das  ionisclie  Meer  steuerte,  um 

Iwr  das  Glück  der  erneuerten  Seemacht  zu  erprol)en. 

Der  Erfolg  war  ungemein  günstig.  Die  Gemeinde  der  Paleer 
Mf  Kephallenia  war  die  erste,  welche  sich  anschloss;  dann  trat 
:  Inkyra  bei  und  noch  heute  s«ihen  wir  vor  dem  Dipylon  das  Ehren- 
\  mI,  welches  die  Athener  den  kerkyrüischen  Gesandten  Thei*san- 
kw  und  Simylos  errichtet  halten.  Sie  gehörten  wahrsclieinlich  d(^r 
CMmdtschafl  an,  welche  im  Namen  der  ionischen  Inseln  und  Akania- 
lins  den  Beitritt  vermittelten  ^°). 

Das  edelmüthige  Benehmen  des  attischen  Feldlierrn  gewann 
'  im  alle  Uerzen;  denn  er  schonte  aller  Orten  die  hestehenden  Ver- 
Anangen  und  hielt  sich  gewissenhall  von  jedem  Misshrauche  der 
Gewalt  fem.  Schnell  breitete  sich  die  attische  Bundi^sgenosseuschalt 
!■  westlichen  Meere  aus;  auch  die  Fürsten  von  Epeiros  schlossi^i 
wA  an.  In  Folge  dessen  kam  diesellte  Angst,  die  zum  Ausbruche 
in  peloponnesischen  Kriegs  am  meisten  iK^igelragen  hatte,  dass 
itadich  der  Peloponnes  durch  die  attische  Seemacht  rings  um- 
acblosien  und  gleichsam  eingeschnürt  werde,  von  Neuem  ül)er  die 
ipwtaiier  und  ihre  Bundesgenossen;  die  treu  g<^bliehenen  Staaten, 
■unentlidi  Leukas  und  Amhrakia,  verlangten  dringend  Unterstützung. 
b  wurde  also  ganz  nach  dem  Wiuische  der  ThelKuier  diu*  l>eah- 
■chtigte  Landkrieg  von  Neuem  hinausgeschoI>en  und  eine  Fh)tte 
von  55  Scliiflcn  unter  Nikolochos  ausgesendet,  um  die  peloponne- 
■Kbe  Haclit  im  ionischen  Meere  aufrecht  zu  erhalten. 

Im  Juni  begegneten  sich  die  Flotten  vm*  der  Küste  Akarna- 
Mm,  der  Insel  Leukas  gegenüber,  bei  Alyzia.  Timotheos  nuu:hte 
Q  wie  Qiabrias  vor  der  Schla<^ht  l>ei  Naxos,  indem  er  des  Festes 
IBdachle,  das  am  Tage  des  Kam))fs  in  Athen  der  Athena  Skiras  zu 
Eken  gefeiert  wurde,  und  mit  myrthenlM^krünzten  Schiflen  dem 
feiade  entgegen  ging.  Ein  kleines  Geschwader  benutzte  er,  um 
denselben  durch  rasche  Bewegungen  müde  zu  machen;  dann  erst 
tilg  er  mit  den  übrigen  Schiffen  zum  Kampfe  vor  und  erfocht  zwar 


286  PRIRDENSVERIIANDLITNGEN   101,  9;  874. 

keinen  so  entsclH^idenden  Sieg,  wie  der  vorjahrige  war,  aber  die 
Uelierlegenlieit  der  Atliener  war  unzweireUiaft,  und  Timotheos,  durdi 
den  Zuzug  der  Kerkyraer  verstärkt,  bliel)  unbestritten  Herr  des  Ifeerib 
In  kuivxT  Zeit  und  mit  geringen  Mitteln  waren  Erfolge  emiBgn, 
welclie  vor  Zeiten  die  gröfsten,  langjährigen  Anstrengungen  gekostet 
liattcn,  luid  diesmal  waren  sie  durcli  keine  blutigen  Umwälznngei 
erkauit;  die  Hände  des  Siegers  waren  rein,  sein  Ruhm  unbefledEt 
und  das  moralische  Ansehen  der  Athener  gröfser,  als  je  zuTor**).  j 

Aber  Athen  selbst  war  nicht  das  alte;    es    fehlte    die  Opfer- 
freudigkeit der  Bürger,  der  energische  Wille,  Alles  an  die  Weder- 
herstellung   ihrer  Macht   zu   setzen.     Die   glänzendsten   Erfolge  da 
Timotheos  vermochten  keine   nachhaltige  Kriegslust  hervorzuniieo; 
die  Freude  fd>er  seine  Siegsberichte  wurde  durch  die  gleichxeitipi 
Geldforderungen    verbittert    und    in  Aerger  verwandelt.     Es  war  j» 
auch  kein  Schatz  da,  aus   welchem  die  Kriegsbedürfnisse  bestrittea 
werden  konnten;    die  Beiträge  flössen  spärUch;    das  Geld   für  die 
Flotte  musste  durch  Vermögenssteuer  aufgebracht  werden,  die  jeder 
Einzelne  fühlte.    Endlich  hatte  man  das  peinliche  GefiUil,  dass  dieie 
schweren  Opfer  hauptsächUch  den  Thebanem  zu  Gute  kämen.    Dm 
waren  die  Einzigen,  welche  einen  sicheren  und  unzweifelhaften  Ge- 
winn davon  hatten,  während  die  Dauerhaftigkeit  der  attischen  E^ 
folge  gerechten  Zweifeln  unterlag. 

Man  glaubte  in  Athen  mehr  als  genug  gethan  zu  haben,  ufl 
die  Ehre  des  Staats  wieder  herzustellen,  und  da  auch  Sparta  sei« 
Ansprüche  sehr  herabgestimmt  hatte,  da  es  des  Seekriegs  satt  inr, 
in  den  es  wider  Willen  hineingedrängt  war,  und  für  wichtigen 
Zwecke  freie  Hand  zu  lial)en  wünschte,  so  konnten  die  Frieden»- 
Unterhandlungen  unter  den  besten  Aussichten  eröffnet  werden.  AuA 
einigten  sich  die  beiden  Hauptmächte  sehr  bald,  und  zwar  auf  Grund- 
lage des  Ant^dkidasfriedens,  dahin,  dass  alle  Besatzungen  aus  fremdem 
G(d)iete  entfernt  werden  und  dass  Sparta  als  Vorort  der  peloponiK- 
sischen  Staaten,  Athen  als  Vorort  eines  Seebundes  sich  gegenseitig 
anerkennen  sollten.  Der  in  Sparta  verhandelte  Vertrag  wurde  ■ 
Athen  den  Abgeordneten  des  Seebundes  zur  Bestätigung  vorgelebt 
Keiner  der  Staaten  mit  Ausnahme  ThelK?ns  hatte  ein  Interesse  a 
der  Fortsetzung  des  Kriegs.  Athen  war  von  den  ZugestandnisflCB 
Spartas  vollkommen  l>efriedigt;  die  anderen  Staaten  waren  zufrieden, 
mit  geringen  Opfern  die  Tyrannei  der  Spartaner  abgeschüttelt  i8 
hallen;   die  Thebaner  konnten  ihre,    der  allgemeinen  Friedensliebe 


PlUEDE?IS8CnLUSS   MIT   SPARTA    101,   2;    371.  2S7 

ntgegenslehenden  Suiideriiiten'ssen  niclit  geltend  mncheii,  aber  sie 
fltteii  ihren  Abgeordneten  l)eauitragl,  nicbt  anders  als  im  Namen 
on  Böotien  den  Frieden  zn  nntei'zeiclmen.  Dieser  Abgeordnete 
lar  Epameiuondas. 

Mit  Vem^'underung    burte    man    den   (lesandten  Tbel»ens    dem 

p&bten  Redner  Athens,   Kaliistratos,   gegemiber  in  völlig  el»enbur- 

üger  Weise  sebie  Sache  vertreten.    Kr  bezengte  dnrrb  seine  Person 

m  durch  seine  Rede,  dass  in  der  Thal  eine  nene  Aera  für  Theben 

agebrocheu  sei  und  dass  es  \iobl  berufen  sei,  eine  andere  Stellung 

ik  bisher  einzunehmen.   Indessen  war  Niemand  geneigt,  um  Thebens 

willen  den  ersehnten  Frieden  \vieder  hinauszusebieben;    man  bätle 

fieses  Punkts  wegen  von  Neuem   mit  Sparta   unterbandeln  müssen, 

MD  wusste,  dass  Spjirta  in  diesem  Punkte  nicht  nacbgeben  würde, 

«nd  im  Gnmde  war  Alben  darin  mit  Spart^i  durchaus  einverstanden. 

Dm  mit  steigender  Ungunst  sah  man  das  Streiten  der  Tbebaner, 

■ch  in  die  Reihe  der  griecliiscben  Grofsmäebte  einzudrängen.     So 

«ie  die  Gewaltheirschafl  Spartas  g<d)rocben  war,  schwand  aucb  das 

Gsfiihl  der  Verbrüderung,  welches  im  Kampfe  gegen  dieselbe  zwischen 

ithen  und  Theben  sich  gebildet  hatte,  und  die  alte  Aluieigung  trat 

wieder  henror,  verstärkt  durch  argwöhnische  Refürchtungen,  zu  denen 

die  Gegein\'arl  eines  Mannes,  wie  Epameimmdas,  einer  missgünstigen 

Naehbarstadt  gegründeten  Anlass  geben  konnte.    Kallistratos  vertrat 

den  in  S|iarta  verabredeten  Vertrag  und  F^pameinondas  hatte  auf  der 

Rwen  Tagsatzung  kehie  einzige  Stimme  für  sich.  Er  stand  ganz  allein; 

erhandelte  nichts  destimeniger  s«Mnen  Aufträgen  gemäfs  und  die  Ftdge 

wv,  dass  Theben  von  der  Tbeil nähme  am  Vertrage  ausgeschlossen 

wvde.  Als  er  heimkehrte,  wurde  die  Frage  noch  einmal  erwogen;  man 

And  die  Verhältnisse  noch  nicht  reif,  um  den  entscheidenden  Schritt 

tt  thun,  man  lenkte  ein  und  eine  zweite  riesandtschaft  unterzeich- 

nste  den  Frie4len  so  wie  es  die  übrigen  Staaten  verlangU'u^*). 

Diese  Selbstülienvindung,  zu  welcher  sich  die  Tbelianer  uo4*.li 
einmal  verstanden,  war  ein  S<*hritt  kluger  Mafsigung,  welclu^r  die 
kslen  Früchte  trug.  Denn  anstatt  dass  sich  gegen  sie,  als  die 
deiiiigen  Frietlenstörer,  ditt  allgemeine  Erbitterung  richtete  und 
Sputa  dieselbe  zur  Ausführung  eines  neuen  Rachezugs  iNmutzen 
kante,  war  für  jetzt  jeder  Anlass  zur  Fehde  vermieden. 

So  konnte  man  sich  also  in  Hellas  dem  (jefühle  einer  allge- 
Beineii  Beruhigung  freudig  ül»erlassen,  und  nirgends  geschah  dies 
■il  gröCserer  Lebendigkeil  als  in  Athen.     Der  kurzen  Anstrengtmg 


288  NEUER    SEEKBIEG    BEI    KERKTRA    101,   S;   S74. 

war  glänzender  Sieg,  dem  mschen  Kriege  ein  glücklicher  Friede 
gefolgt.  Allien  liatte  inmitten  seiner  Bundesgenossen  eine  neae, 
von  Allen  anerkannte  Machtstellung,  von  der  man  hoffte,  dass  m 
ohne  heschwerlichc  Verpflichtung,  aher  für  Handel  und  GeinslN 
sehr  erspriesslich  sein  werde.  Jeder  Nölhignng  zn  neuen  Ai- 
strengungen  imd  Opfern  glauhte  man  enthoben  zu  sein  und  sieh 
dem  seligen  Friedensgenusse  mit  vollem  Behagen  hingeben  zu  kömML 
Diese  Stimmung  der  Bürgerschaft  fand  ihren  öffentlichen  Ausdruck 
in  der  Stiftung  eines  jährlichen  Frie<lensopfers,  wodurch  der  ^^ 
des  Friedensschlusses  zu  einem  Festtage  der  Gemeinde  werden  soUIcl 
Auch  in  der  hihlendcn  Kunst  fand  die  Tagesstimmung  ihren  kmr 
druck,  indem  Kephisodotos  die  Göttin  des  Friedens  mit  dem  Knaha 
im  Arme  darstellte,  welcher  durch  das  Füllhorn  als  Dämon  dei 
Ueichthums  gekennzeichnet  war**). 

Dieser  Friedensjuhel  war  nur  ein  kurzer  Rausch ,  denn  dhi 
Einverstandniss  zwischen  den  ))eiden  Grofsmächten  war,  we  St 
Staatsmanner  Thebens  wohl  voraus  sehen  konnten,  ein  schlecht  b- 
gründetes.  Wie  in  früheren  Kriegszeiten,  so  konnten  sidi  aiek 
jetzt  die  Feldherrn  nach  Bekanntmachung  des  FriedensschhMi 
nicht  enthalten,  kleine  Vortheile  auszubeuten,  zu  denen  sich  m 
schickliche  Gelegenheit  darbot.  Timotheos  war  einmal  Herr  (kr 
Westsee,  und  ehe  er  sie  verliefs,  setzte  er  noch  eine  Abtheifaif 
von  Zakvnthiern  auf  ihrer  Insel  an's  Land  und  unterstützte  sie  ■ 
ihren  Bemühungen,  sich  der  Regierung  zu  bemächtigen.  Die0 
Friedensbnich  empörte  die  Spartaner,  und  da  sie  in  Athen  kdtf 
Genugthuung  erlangten,  so  schickten  sie  sofort  eine  Flotte  ladi 
Zakynthos  und  benutzten  zugleich  die  Aufforderung  einer  ihMi 
günstigen  Partei  in  Kerkyra,  um  diese  Insel  anzugreifen,  wette 
sie  am  wenigsten  unter  attischem  Einflüsse  lassen  wollten,  weil  ff 
ihnen  für  ihre  Beziehungen  mit  Sicilien  von  zu  grofser  Bedeutni 
war.  Hier  fanden  sie  bei  den  peloponnesisclien  Seestaaten  & 
kräftigste  Unterstützung  und  da  Timotheos  inzwischen  jene  Gegd' 
verlassen  hatte,  l>edränglen  sie,  nachdem  ein  erster  Handstittt 
misslungen  war,  mit  60  Schifl*en  und  1500  Mann  die  Stadt  der 
Kerkyräer  von  der  L:md-  und  Seeseile  auf  das  Nachdrucklkhfte. 
Die  Athener  aber  Uefsen  nicht  auf  sich  warten;  sie  schickten*' 
dem  Landwege  Ilülfstrup[)en  nach  Epeiros,  von  wo  sie  mit  Unttf* 
Stützung  der  liefreundcten  Regierung  nach  Kerkyra  übergeMüt 
wurden   und  zu  rechter  Zeit    ankamen,    um    die   erste  Gefahr  m 


THEBEN   UND    DIE   BOOTISCHE   LANDSCHAFT.  2S9 

eitigen,  und  gleichzeitig  nisteten  sie  60  Kriegssrliiffe,  um  sie 
er  Timotheos  nachzuschicken. 

So  war  nach  einem  Sclieinfrieden  von  wenig  Wochen  der  Krieg 
*%  Neue  entbrannt,  luid  nun  war  es  die  Aufgahe  der  Thehaner, 
Be  durch  ein  unerwartetes  Gh'ick  ihnen  dargebotene  neue  Frist 
*8  Kräftigste  zu  benutzen,  um  endlich  im  eignen  Landi*  die  An- 
egenheiteu  zu  ordnen  und  für  den  Tag  der  Knlsclieidnng,  der 
iht  ausbleiben  konnte,  sicli  fertig  zu  macheir^^). 

Eine  friedHche  Verschmelzmvg  der  Stadtgebiete  Böotiens,  wor- 
f  Epameinondas  und  seine  Freunde  gehc^flt  hatten,  wai*  niclit 
vdiznfnhren,  so  deutlich  es  auch  war,  dass  die  ganze  Zukunft 
8  Landes  von  seiner  Vereinigung  um  einen  Mittelpunkt  abhängig 
ir.  Den  Orchomeniem  war  es  noch  immer  ein  unerträglicher 
simke,  dass  ihre  altberühmte  Stadt  ein  bedeutungsloser  Flecken 
dem  Ton  Theben  aus  regierten  Lande  werden  sollte;  die  niederen 
tade  waren  zu  unentwickelt,  um  die  Güter  zu  würdigen,  welche 
MD  die  politische  Wiedergel)urt  des  Landes  in  Aussicht  stellte, 
id  die  regierenden  Familien  wollten  sich  nicht  beugen,  wenn  sie 
eh  erkennen  mussten,  dass  ihre  Stellung  täglich  unhaltbarer 
ide.  Und  wer  konnte  es  den  Platäern  verdenken,  dass  sich  bei 
ein  unüberwindlicher  Ilass  gegen  die  Urheber  ihrer  furcht- 
Beschicke  festgesetzt  hatte!  Die  IrefTlichen  Männer,  welcjie 
it  die  thebanische  PoUtik  leiteten,  mussten  für  das  frühere  Ver- 
ken  ihrer  Vaterstadt  büfsen. 

Es  musste  also  mit  Waffengewalt  vorgegangen  werden,  und 
m  durfte  sich  daraus  um  so  weniger  ein  Gewissen  machen,  da 
landesfeindliche  Besatzungen  waren,  welche  die  Einigung  der 
idschaft  hinderten.  Denn  das  neue  Theben  nahm  von  dem  alten 
H  Grundsatz  an,  dass  jede  Verbindung  einer  böo tischen  Stadt 
it  auswärtigen  Mächten  eine  strafbare  Untreue,  ein  Landesverrat b 
i;  denselben  Grundsatz,  welchen  die  Tbebaner  in  Bezug  auf  Pia- 
■i  Tor  den  Spartanern  geltend  gemacht  hatten  und  den  diese 
ith  den  Antalkidasfrieden  für  aufgehoben  ansahen. 

Pdopidas  war  der  Vorkämpfer  Thebens.  Nach  mehreren  ver- 
ttidien  Angriffen  auf  Orchomenos  benutzte  er  den  Zeitpunkt,  wo 
!  hkedämonische  Mannschaft,  welche  die  dortige  Burg  hütete, 
!h  Lokris  ausgerückt  war.  An  der  Spitze  der  heiligen  S(!haar 
I  eines  Reitergeschwaders  rückt  er  vor  die  Stadt.  Aber  hier  war 
ler  Erwarten  schon  andere  Mannschaft  eingetroffen;    ein  Zeichen, 

OwtiB%  Gr.  OMeh.    HL  19 


290  THEBEN    GEWINNT    BÖOTIEN    101.  2;  'ZU. 

\\\e.  üngstlicti   die  Spartaner  ihre  Stellungen  in  Br>olien    za  haltoi 
suclUen,    wenn    sie  auch    mit  anderen  Angelegenheiten  vorläufig  n 
thun    halten.     Pelopidas    zieht    sich    zuiiick   auf   dem   Wege  nadi 
Tegyra,  welches  jenseits  des  kopaischen  Seethals  Orchomenos  gegn- 
üher  in  der  Richtung  nach  Lokris  lag.     Da  triiTl  er   plötzlich  arf 
die    von    dort    riickkehrenden    Likedamonier.     An    Ausweichen  ist 
nicht  zu  denken.     Er  greift   sie  also  trotz  ihrer  doppelleu  SMi 
mit  den  Reitern  an,  um  dann  mit  den  Dreihundert  die  feindlick 
Linie    zu    durchbrechen.     Die    feindlichen    Führer   fallen    und  dir 
Reihen  öfi'nen  sich,    um  Pelopidas  durch  zu  lassen.     Er  aber,  wä 
diesem  Erfolge  jetzt  nicht  mehr  zufrieden,    greift  die  Truppen  ?« 
Neuem  an  imd  treibt  sie  in  die  Flucht,  so  dass  sie  sich  nur  unUr 
dem  Schutze  der  Nacht  nach  Orchomenos  retten. 

So  >\'in\le  die  drohende  Gefahr  zu  einem  glänzenden  Sitgt, 
und  dieser  Ehrentag  der  heiligen  Schaar  maclite  grofsen  Eindiwl 
im  ganzen  I^nde.  .  WahrscheinUch  erfolgte  gleichzeitig  ein  Ab- 
schluss  der  höo tischen  Städte,  ohne  dass  ehie  derselben  zentirl 
wurde.  Um  dieselbe  Zeit,  gleich  nach  dem  Ausbruche  der  nem 
Fehde  zwischen  Athen  imd  Sparta,  wurden  auch  schon  mit  laM^ 
dem  Tyrannen  von  Plierai,  Verbindungen  angeknüpft  und  VersiKk 
gemacht,  Phokis  au  Böotien  heranzuziehen;  es  waren  die  ersteoik- 
strebungen  zur  Gründung  einer  Bundesgenossenschafll  auf  dem  mit- 
telgriechischen Festlande. 

Während  sich  so  die  Politik  Thebens  sclum  über  die  Grämn 
der  Landschall  hinaus  wagte,  traten  innerhalb  derselben  auch  i» 
letzten  entscheidenden  Ereignisse  ein.  Man  durfte  bei  der  bb- 
zweifelhaften  Aussicht  auf  einen  neuen  Krieg  keine  festen  Piitv 
bestellen  lassen,  welche  von  Sparta  als  Waifenplätze  benutzt  wenlei 
konnten.  Namentlich  war  Plataiai  den  Thcbaneiii  längst  ein  Don 
im  Auge.  Nun  hörten  sie,  dass  die  Stadt  damit  umgehe,  sich  ii 
den  Schutz  Athens  zu  begeben;  deshalb  wurde  sie  trotz  des  Fri^ 
dens  (S.  2S7)  durch  einen  Reiterangriff  rasch  genommen  und  nicdff- 
gerissen,  nachdem  man  dei*  Bevölkerung  freien  Abzug  gestattci 
hatte,  und  zwar  unter  der  Bedingung,  dass  sie  den  Boden  Böotiens 
niemals  wieder  betreten  wollten.  In  der  nächsten  Zeit  wurden  vaA 
Tanagra  und  Thespiai  vollständig  bezwungen  und  ohne  Zweifel  ihn* 
Mauern  beraubt.  Endlich  hatte  man  reines  Haus  gemacht;  das  Ziel 
langjähriger  Bestrebung  wai*  erreicht.  Theben  war  die  erste  txai 
die  einzige  Stadt  Böotiens*^). 


nilOTHEOS  IM   ÄGÄISGHRN   MEERE.  291 

lozwiflchen  war  der  Seekrieg  unter  wecliseluden  Scliicksalen 
IgeseUt  worden.  Die  Kerkyräer  harrten  mit  Sclnnei*zen  der  ver- 
beuen  Flotte.  An  gutem  Willen  fehlte  es  in  Athen  nicht,  8«i 
pfindlich  auch  den  Burgern  die  si*JmeIle  Zei^stönnig  ihres  Frie- 
itglAcks  war;  aber  der  Geldmangel,  der  schon  vor  der  Ahfalirt 
getreten  war,  lahmte  alle  Mafsregeln.  Timotheoa  that  das  MAg- 
le.  Er  brachte  selbst  die  grOfsten  Opfer  dar,  die  Trierarchen 
len  Tom  Eigenen  Zuschösse  für  den  Unterhalt  der  Mannscliail, 
1  so  ging  im  April  373  die  Flotte  in  See,  al>er  anstatt  nacli 
rkyra  lu  gehen,  wo  die  Noth  der  Belagerten  UigUch  im  Steigen 
r,  log  Timotheos  nach  Norden,  an  die  Küsten  von  ThessaUeu 
i  Makedonien.  Er  hatte  oitenimr  einen  langen  und  entschei- 
idoi  Krieg  im  Auge  und  hielt  es  daher  für  seine  Aufgal)e  vor 
em  neue  Hülfsquellen  zu  eröffnen,  neue  Bundesgenossen  zu  ge- 
■nen,  und  wie  ein  Jeder  geneigt  ist,  das  für  das  Wichtigste  zu 
Hbd,  wofür  er  persönlich  die  grüfste  Betalügung  hat,   s(»  machte 

nch  kein  Gewissen  daraus,  die  Kerkyräer  warten  zu  lassen, 
ibrend  es  ihm  gelang  durch  seine  gewinnende  IVrsönlichkeit  die 
Inten  laaon  von  Pherai  und  Amyntas  von  Makedonien,  so  ^ie 
M  Reihe  von  Inselstaaten  und  Küstenstadteu  zum  Anschlüsse  an 
b  attische  Bundesgenossenschaft  zu  1>ewegen.  Der  Siinnner  ver- 
i^,  indem  Timotheos  im  ägaischen  Meere  als  ein  friedlicher  Sie- 
pt  and  glücklicher  Mehrer  des  Seehundes  umher  fuhr.  Seine 
finiende  Heimkehr  mit  einer  durch  dreifsig  hundesgenössische 
Uuffe  vermehrten  Flotte,  mit  einer  grofsen  Zalil  von  (lesandten, 
ÜB  tum  Abschluss  des  Bundesvertrags  bevollmachligt  waren,  ver- 
Mmto  die  schon  unwilligen  Athener  noch  einmal  mit  ihrem  Feld- 
ern, 80  dass  sie  ihm  die  Führung  der  Flotte  von  Neuem  über- 
nRea. 

Aber  auch  die  zweite  Ausfahrt  fülirte  zu  keinem  Resultate. 
V«  half  die  Flotte  ohne  die  Mittel,  sie  zu  undThalten?  Timo- 
kai  fehlte  es  weder  an  Thatenlust  noch  an  patriotischer  Opfer- 
■ratschafl.  Er  verpfändete  den  Trierarchen  für  die  Vorschüsse, 
"dche  rie  dem  Staate  machten,  seine  eigenen  Güter,  aber  es 
Mute  immer  nur  för  den  Augenblick  geholfen  werden;  es  war 
■U(^ich  unter  solchen  Umstanden  einen  eigentlichen  FeUkug  au- 
fbieten nnd  fem  von  der  Ileimath  ehier  wohlgeübten  Flotte  ent- 
nnuatreten.     Er    konnte    also    einstweilen    nichts    thun   als   im 

^Uidien  Meer  hm  und  her  kreuzen,   um  seine  Mannschaften  und 

10* 


292  ABSETZÜTCG    DES   TIM0THE08   101.   4;    »W    NOV. 

seine  Geldmittel  zu  ergänzen;  dann  lag  er  wieder  eine  Zeillang  un- 
thälig  anf  der  Rliede  von  Kalauria.     Gewiss  war  Niemanden  die« 
ünlhätigkeit    peinlicher    als    dem   Feldherrn.     Und    deunoch   adwb 
man    ihm    die   Schuld    zu,    dass    der   Krieg   dergestalt    verscMep(it 
werde    und    die    kostbare  Zeit  verloren   gehe.     Er    war    anfserhilb 
Athens  beliebter,    als   bei   seinen  Mitbürgern.     Seine  geHihriidistn 
Gegner  waren   Iphikrates   und  Kallistratos,    die,    sonst  nieht  unter 
einander  befreundet,    sich  zum  Angriffe  gegen  ihn  vereinigt  hattei. 
Iphikrates  war  aus  Aegypten  zurückgekehrt,    wo  er  unter  Pbann- 
l)azos  griechische  Söldnertruppen  geführt  hatte,  und  begehrte  einei 
neuen  S(^hauplatz  für  ruhmvolle  Unternehmungen;    Kallistratos  ge- 
hörte zu  denen,    welche  sich  durch  den   Stolz  des  Timotheos  g^ 
kränkt  und  zurückgesetzt  fühlten.     Der  Feldherr  wurde  also  weg« 
Täuschung  der  Bürgerschaft  und  Landesverrath  angeklagt  und  des 
Ober1)efehls   entsetzt,    Iphikrates  wurde  sein  Nachfolger  und  i«iv, 
wie  es  scheint,  mit  besonderen  Yollmachten,  da  es  ihm  freigestdk 
wurde,  sich   seine  Amtsgenosseu  zu  wählen.     Er  muss  sich  damab 
ein  grofses  Vertrauen  zu  erwerben   gewusst  haben;    wahrscheinlicl 
fallen  in   diese  Zeit  auch  seine  Bemühungen,    den  Athenern   nm 
Finanzquellen    zu    eröffnen,    denn    von    ihm    stammte    ein    Gesell, 
welches  alle  den  Strafsenverkelir  hemmenden  Vorsprunge  der  ffioier 
wegzuräumen  befahl  oder  mit  einer  besonderen  Steuer  ])elegte;  da- 
durch kam  von  den  wohlhabenden  Bürgern,  welche  sich  ilire  wohn- 
lichen   Einrichtungen    erhalten    wollten,    eine    nicht    unl)edeuteiMle 
Steuer  in  den  Schatz*^). 

In  seinem  Feldherrnamte  entwickelte  Iphikrates  eine  ung^ 
wohnliche  Energie.  Ein  geborener  Sölduergeneral,  war  er  gewohoL 
wenig  Umstände  zu  machen;  rücksichtslos  hielt  er  die  Bürger  id« 
ihre  Leistungen  für  die  Flotte  zu  machen,  und  brachte  in  kunff 
Frist  70  Schiffe  zusammen.  Er  war  klug  genug,  sich  den  Maiu). 
welcher  ihm  am  meisten  schaden  koinite,  Kallisti*atos,  zum  Amts- 
genosseu zu  wählen,  und  neben  ihm  Chabrias.  Das  erweckte  Ver- 
trauen; denn  wer  solche  Männer  sich  ausbat,  gab  dadurch  zu  (^ 
kennen,  dass  er  sich  vor  keiner  Controle  in  seiner  Kriegitrimiof 
scheute,  ^'icht  ohne  Eitelkeit  legte  er  es  darauf  an,  seinen  Vor- 
gänger zu  beschämen.  Die  grofsen  Segel  liefs  er  in  AtJien  zuröck, 
um  dadurch  erkennen  zu  lassen,  dass  seine  Schiffe  nicht  zu  Spazier- 
fahrten im  Archipelagos  l)estinimt,  sondeni  dass  sie  von  Anfang  lO 
nur  Kriegswerkzeuge  seien.     Schon  die  Eilfahrten,    welche   er  00 


IPHIKBATES   MACH    KERKYRA   101.    4;    372.  203 

in  Peloponnes  hcruiu  niaclite,  solllen  eine  Kriegsschule  sein;  er 
UMie  die  Maiinachafl  bei  der  gröfsten  Anspannung  frisch  und 
iieiUiustig  zu  erhalten,  den  Welteifer  zu  beleben,  den  Ehrgeiz 
iiuregeu.  Han  bewunderte  den  Geist,  der  auf  der  Flotte  herrschte, 
e  Zucht  und  Kriegsschule. 

Wie  er  auf  dem  Ki'iegsschauplatze  ankam,  hatten  sich  die  Ver- 
iltnisse  schon  wesentUch  geändert.    Die  Burger  von  Kerkyra  hatten 
eh  selbst  durch  einen  verzweifelten  Ausfall  aus  der  gröfsten  ße- 
ringniss    befreit;    sie    hatten    dabei    den    spartanischen    Feldherrn 
masippos  getödtet  und  das  Belagerungsheer  so  entmuthigt,  dass  bei 
er  Nachricht   vou    der  Annäherimg   einer   athenischen  Flotte   die 
«hgerung    ganzlich    aufgegeben    wurde.      So    war    der    glückliche 
^hikratea  schon  vor  seiner  Ankunft  siegreich  und  überraschte  dann 
in  Dülfsgeschwader  aus  Syrakus,    welches  die  Spartaner  bei  ihrem 
ngstlichen  Aufbruche  abzuwarten  versäumt  hatten.    Von  zehn  sici- 
iichen  Trieren,    welclie  auch  mit  Weihgesclienken  kostbarster  Art 
Br  Delphi  und  Olympia   l)eladen  waren,  fielen  neun  den  Athenern 
b  die  Hände.    Die  Lösegelder  für  die  gefangenen  Syrakusaner,  der 
Eri6s  von    den    Weihgeschenken,    welche    Iphiki'ates,    durch    eine 
fcotlich  genug  ausgesprochene  Willensmeumng  der  Bürgerschaft  er- 
■Ichtigt,    ohne  W^eiteres  zu  Gelde  machte,    verschaiTten  für  einige 
Zeit  die  Mittel  für  die  Flotte.    Daneben  führte  er  mit  den  90  Schiffen 
ier  lereinigten  Flotte  AUiens  und  Kerkyras  einen  eintiäglichen  Frei- 
keiilerkrieg,    indem  er  die  peloponnesischen  und  mittelgriechischen 
iiMen   brandschatzte    und    auch   freiwillige   Beiträge    der  Bundes- 
genossen einzog. 

Lange  konnte  eine  solche  wüste  Kriegführung  nicht  forlgesetzt 
wwden.  Dies  sah  auch  Iphikrates  ein  imd  musste  darin  dem  Kalli- 
stntos  vollkommen  Reclit  geben.  Er  veranlasste  ihn  also  nach  Athen 
u  gehen,  um  entweder  die  Mittel  zu  einem  ordentlichen  Kriege 
n  erwirken  oder  Frieden.  Kallistralos  hatte  nur  das  Letztere  im 
Siane.  Er  überscliaute  am  Besten  die  Lage  der  Din^e;  er  konnte 
■icht  zweifeln,  dass  Sparta  jetzt  noch  bereitwilliger  als  vor  drei 
Uven  die  Seeherrscliaft  der  Athener  anerkennen  werde;  die  Athener 
ttUist  aber  hatten  keine  weiteren  Ziele,  um  deren  willen  sie  den 
Krieg  fortsetzen  sollten.  Dazu  kam,  dass  Antalkidas  wieder  nach 
Sott  gescliickt  war;  es  war  das  Interesse  Athens,  einer  neuen  Ein- 
mischung von  Seiten  Persiens  zuvorzukommen.  Vor  Allem  aber 
^'^ren  es  die  böotischen  Verhältnisse,    welche    beide  Staaten    dem 


294  DER   GONGRESS   ZD    SPARTA    102,   1;    371  JÜN. 

Frieden  geneigt  machen  mussten.  Die  unerwartete  Zerstörung  von 
Plataiai  hatte  bei  den  Athenern  eine  grofse  Erbitterung  henrorge- 
nifen,  und  die  vertriebenen  Bärger,  welche  gastliche  Aufnahme 
bei  ihnen  gefunden  hatten,  schürten  die  alte  Abneigung  gegen 
Theben;  sie  stellten  ihnen  den  Ilochmuth  der  neuen  Hauptstadt, 
welcher  auch  B6otien  bald  zu  eng  sein  werde,  in  den  grellsten 
Farben  dar.  Zwar  fehlte  es  nicht  an  Solchen,  welche  das  Yerfahrai 
der  Thebaner  zu  rechtfertigen  wussten  und  als  eine  politische  Noth- 
wendigkeit  darstellten,  aber  die  Mehrzahl  der  Bürger  stand  ent- 
schieden auf  Seite  der  Plataer,  für  welche  auch  Isokrates  seine 
plataische  Rede  schrieb.  Deshalb  fand  Kallistratos  für  seine  Vor- 
schläge offnes  Gehör  und  es  wurde  eine  Friedensgesandtschaft  nack 
Sparta  beschlossen,  indem  zugleich  die  Bundesgenossen  und  nament- 
lich Theben  zur  Theilnahme  an  den  Verhandlungen  aufgefordert 
wurden*'). 

Es  war  ein  denk>vürdiger  Tag  für  Griechenland,  als  im  Joni 
371  der  Congress  in  Sparta  zusammentrat.  Es  war  ein  allgemeines 
Bedürfniss  vorhanden,  aus  den  unklaren  und  unsicheren  Zuständen 
heraus  zu  kommen;  man  hatte  das  Gefühl,  dass  es  sich  um  grofte 
Entscheidungen  handelte.  Aufser  den  griechischen  Staaten  war» 
auch  Makedonien  und  Persien  vertreten.  Die  Perser  hielten  es  for 
ihr  Interesse,  die  Beilegung  der  griechischen  Fehden  zu  befördern; 
denn  sie  mussten,  durch  lange  Erfahrung  belehrt,  den  Zustand,  in 
welchem  die  beiden  Ilauptstaalen  sich  das  Gleichgewicht  hielten,  am 
meisten  begünstigen;  auch  konnten  sie,  wenn  die  inneren  Fehden 
der  Griechen  ruhten,  um  so  leichter  für  ihre  Zwecke  Soldtruppen 
erhalten.  Für  Sparta  führte  Agesilaos  die  Verhandlungen.  Athen 
war  durch  eine  stattliche  Reihe  von  Männern  vertreten.  Unter 
ihnen  war  KaUias,  des  lüpponikos  Sohn,  welcher  von  den  ererbten 
Reichthümern  wenig  mehr  übrig  hatte,  aber  an  dem  Ahnenruhme 
seines  Hauses  um  so  zäher  festhielt  und  wegen  der  alten  Beziehungen 
desselben  zu  Sparta  so  wie  in  seiner  Eigenschaft  als  Proxenos 
(öffentlicher  Gastfreund)  der  Lakedänionier  nicht  hatte  übergangen 
werden  können;  dann  der  Volksredner  Autokies,  des  Strombichides 
Sohn,  und  Melanopos  und  Andere.  Die  eigentliche  Seele  der  Ge- 
sandtschaft war  al)er  Kallistratos.  Theben  vertrat  Epameinondas, 
diesmal  mit  sehr  l)estimmten  Vollmachten  ausgerüstet. 

Die  Verhandlungen  begainien  vor  dem  Ausschusse  der  lako- 
nischen Bürgerschaft,  von  den  Athenern  als  den  Antragstellern  er- 


DER   CONGRESS    ZU    SPARTA    102,    1;    371   JUN.  295 

öfihel;  Kallias,  der  diplomatische  Figiiraiit,  sprach  selir  umstaudlich 
von  aeinem  Ahnen  Triptoiemos,  welclier  die  Geheiniuisse  der  De- 
meter an  Herakles,  den  Stamnilierrn  der  lakonischen  Könige,  init- 
getheilt  habe;  weslialb  es  doch  sehr  unziemlich  sei,  dass  die  Nach- 
kommen der  also  befreundeten  Heroen  mit  einander  in  Hader  lebten 
and  die  Peloponnesier  denen,  von  welchen  sie  einst  die  Gabe  des 
Getreides  erhalten,  die  Zufulu*  abschneiden  wollten.  Nach  diesen 
weichlichen  Redensarten  kam  die  Rede  des  Autokies,  die  wie  ein 
scharfer  Wind  den  Spartanern  in's  Gesicht  stand.  Mit  schonungs- 
loaer  Offenheit  hielt  er  ihnen  ihre  Politik  vor,  welche  sie  seit  dem 
Ende  des  grofsen  Staatenkriegs  in  Griechenland  befolgt  hätten.  'Ihr 
^Spartaner,  sagte  er,  habt  immer  die  Selbständigkeit  der  einzelnen 
HSemeinden  als  den  Grundsatz  aufgestellt,  nach  welchem  die  vater- 
^Bndischen  Angelegenheiten  geordnet  werden  müssten;  und  kein 
'Staat  hat  diesen  Grundsatz  gröbUcher  verletzt,  als  ihr;  denn  erstens 
fordert  ilu*  von  den  Peloponnesiern  un])edingte  Heeresfolge  und 
^firagt  gar  nicht,  ob  ihnen  der  Krieg  recht  sei  oder  nicht,  und 
"iweitens  richtet  ihr,  was  noch  viel  schlimmer  ist,  aufserhalb  der 
'Hallnnsel  Regierungen  ein,  welche  den  Auttrag  hal)en,  mit  allen 
^Mhtehi  der  Gewalt  die  Gemeinden  unterworfen  zu  halten.  Den 
^Thebanern  grollt  ilur,  dass  sie  die  Landstädte  unter  ihre  Herrschaft 
'bringen  wollen,  während  ihr  selbst  fremde  Stadtburgen  besetzt. 
'Wie  ist  eine  Beruhigung  Griechenlands  möglich,  wenn  ihr  die  Be- 
'atimmungen  des  Autalkidasfriedens  für  Andere  als  eine  Fessel  be- 
'natzt,  während  ilur  eurer  eigenen  Herrschbegier  damit  einen  unbe- 
'schrftnkten  Spiehraum  eröffnet!' 

Die  Lakedämonier  mussten  diese  Vorwurfe  ruhig  hinnehmen 
und  es  war  für  viele  der  geki^änkten  Staaten  eine  grol'se  Geiuig- 
Ihuung,  dass  den  Spartancni  in  ihrer  eigenen  Stadt  Angesichts  einer 
grofsen  V^sammlung  einmal  so  offen  die  Wahrheit  gesagt  wurde. 
Kallistratos  war  es  vorbehalten,  die  eigentUche  Friedensi*ede  zu  halten. 
Er  war  der  vermittelnde  Staatsmann,  welcher  die  harte  Rede  seines 
Vorgängers  milderte,  indem  er  bereitwillig  einräumte,  dass  auf  beiden 
Seiten  vielerlei  Felder  begangen  seien.  Es  konmie  nicht  darauf  an, 
diese  einander  in  Rechnung  zu  bringen,  sondern  die  Belehrungen 
and  Züchtigungen,  welche  man  in  Folge  falscher  Mafsregehi  em- 
pfangen habe,  so  zu  benutzen,  dass  es  dem  ganzen  Volke  zu  Gute 
kfime.  Die  Spartaner  würden  jetzt  wohl  inue  geworden  sein,  was 
bei  ihrer  bisherigen  Art,  den  Antalkidasfrieden  zu  handhaben,  heraus- 


296  DER    FRIEDENSVERTRAG    VON    102,   1;    871. 

gekommen  wäre.  Tlieben  hätte  gcdemüthigt  werden  sollen  und  sei 
zur  Zeit  mächtiger  als  je.  Darum  würden  sie  sich  geneigt  findoi 
lassen,  eine  gemäfsigte  Politik  zu  verfolgen.  'Die  Athener',  sagte 
Kallistratos,  'sind  von  wahrer  Friedensliebe  l)eseelt,  und  zf^-ar  toi 
'sie  nicht,  wie  Einige  meinen,  durch  die  von  euch  nach  Susa  gt- 
'schickte  Gesandtschaft  zu  ihren  jetzigen  Anträgen  veranlaflst;  denn 
'was  sollten  sie  vom  Perserkönige  furchten ,  da  sie  dasselbe  wolkii, 
'was  dieser  will!  Es  ist  auch  keinerlei  Verlegenheit  vorhanden,  «u 
'welcher  wir  uns  etwa  durch  einen  schleunigen  Friedensschluss  bt- 
'freien  wollten.  Vielmehr  sind  es  die  Rücksichten  auf  die  alige- 
'meinen  Verhältnisse  Griechenlands  und  die  gleichen  InteresMO, 
'welche  eine  enge  Verbindung  zwischen  beiden  Staaten  rathsaa 
'machen.  Denn  so  lange  sie  sich  feindlich  gegenüber  stehen,  dauert 
'in  allen  Gemeinden  die  Spannung  zwischen  der  attischen  und  der 
'lakedämonischen  Partei  fort.  Dieser  alte  Schaden  ist  nur  durch  di 
'aufrichtiges  Einverstaudniss  der  beiden  Staaten  zu  heilen;  denn  da- 
'durch  verlieren  jene  Gegensätze  ilire  Bedeutung,  und  so  wird  eine  wirk- 
'liehe  Herstellung  des  Friedens  in  der  grieclüschen  Welt  ohne  frande 
'Einmischung  möglich.  Auch  das  Verhalten  gewisser  Bundesgenossen, 
'(his  uns  eben  so  wenig  wie  euch  gefTdlt,  ist  ein  Grund,  welcher 
'uns  veranlasst,  unsere  Interessen  mit  den  eurigen  zu  vereinigei. 
'Da  eure  Landmacht  vvolü  erlialten  und  unsere  Seemacht  wieder 
'hergestellt  ist,  so  giebt  es  für  uns  beide  keine  vernünftigere  Politik 
'als  die,  dass  wir  uns  durch  ein  aufrichtiges  Bündniss  gegen  Jede 
'Gefahr  zu  Wasser  und  zu  Lande  sicher  stellen,  indem  jeder  Staat 
'bei  der  glücklichen  Stellung,  welche  er  gewonnen  hat,  sich  genügen 
'lässt  und  nicht  wie  ein  leidenschaftlicher  Spieler  handelt,  welcher, 
'wenn  er  einen  glücklichen  Wurf  gethan  hat,  das  Doppelle  einsetzt, 
'um  Alles  zu  gewinnen;  denn  gewöhnUch  wird  dabei  Alles  — 
'verloren'. 

Nach  den  in  dieser  Rede  entwickelten  Grundsätzen  wurde  der 
Friedensvertrag  vollzogen.  Es  war  im  Wesentlichen  eine  Erneuerung 
des  Autalkidasfriedens,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  Sparta  mclA 
wie  damals  mit  der  Vollziehung  desselben  beauftragt  wurde.  Diese 
so  arg  missbrauchte  Vollmacht  wollte  man  nicht  von  Neuem  in 
seine  Hände  gelegt  sehen.  Das  Nalürlichste  wäre  gewesen,  dass  die 
beiden  GroJ'sstaaten  gemeinsrhartlich  die  Verantwortung  für  die  Auf- 
rechterhallung  des  Friedens  übernommen  hätten;  denn  da  derselbe 
eine  allgemeine  Befriedigung  Griechenlands  zum  Zwecke   hatte,   so 


DER   FRIEBE.NSVERTRAG    VON   lü2,  1;  371.  297 

war  eine  Bestimmung  darüber,  was  geschehen  soUle,  wenn  vun 
irgend  einer  Seite  ein  Friedensbrucli  erfolgte,  im  (irunde  uner- 
KasUch.  Aber  erstens  scheute  man  sich,  Persien,  \v(*iclies  in  Sparta 
ji  auch  vertreten  war  und  welches  iür  den  fnlheren  Frieden  die 
Garantie  Qbemommeu  hatte,  geradezu  auszuschUelsen,  und  zweitens 
konnte  sich  Athen  nicht  entschhefsen,  bestimmte  Verpllichtungen 
dieser  Art  zu  übernehmen.  Denn  es  salien  Alle  einen  nahe  bevor- 
flehenden  Fall  voraus,  welcher  zu  eüicr  gewaltsamen  Durch- 
f&hrung  der  Friedensbedingungen  Anlass  geben  >vürde;  für  diesen 
Fall  hatte  aber  Athen  durchaus  keine  Neigung,  sich  im  Voraus  die 
Hände  zu  binden.  Da  nuii  al)er  doch  eine  Bestinnnung  getrolFen 
werden  musste,  so  wurden  die  im  drillen  Paragraphen  des  Vertrags 
▼on  387  enthaltenen  Garantien  für  die  Beobachtung  des  Friedens 
diesmal  geradezu  aufgehoben;  es  wurde  ausdrücklich  die  Bestimmung 
getroffen,  dass  keinem  Einzelslaate  und  keiner  Verbindung  die  Ver- 
pflichtung obliege,  füi'  die  Aufrech lerhaltung  der  Verträge  zu  sorgen, 
daas  es  aber  jedem  Staate  frei  stehe,  nach  seinem  Gut^lünken  der 
In  ihren  Rechten  gekränkten  Gemeinde  zu  Hülfe  zu  kommen. 

Durch  diese  Clausel  wurde  der  Friede,  welcher  hier  in  feier- 
licbster  Weise  für  ganz  Griecheidand  festgesetzt  wurde,  tliatsächUch 
lu  einem  Scheinfrieden,  zu  euiem  leeren  Trugbilde.  Denn  alle 
einzelnen  Bestimmungen,  welche  sonst  gelroflVMi  wurden,  dass  näm- 
lich Sparta  seine  Vögte  und  Besatzungen  aus  den  auswärtigen  Platzen 
snrückziehen  und  alle  bedrohUchen  Land-  und  Seerüstungen  ein- 
stellen sollte,  waren  nun  bedeutungslos,  weil  iSiemand  da  war,  um 
die  Erfüllung  der  Vertragsbestimmungen  zu  ül>erwachen.  Es  war 
also  allerdings  eine  herbe  Demüthigung,  welche  der  Stadt  wider- 
Itahr,  dass  sie  in  offener  Versammlung  die  Wahrheil  ^hören,  dass 
sie  Alben  als  Grofsmacht  neben  sich  anerkennen  und  die  vorgelegten 
Friedensbedingungen  olme  Vorl>ehalt  annehmen  musste;  ihr  ganzes 
Verhalten  war  durch  die  öffenlUche  Stimme  ohne  Uücksichl  verur- 
trili  and  ihr  Uebermuth  sclionungslos  gestraft.  Die  Spartaner  nmssten 
dem  Anscheine  nacli  in  eine  andere  Bahn  einlenken  und  die  Po- 
litik des  Agesilaos  verlassen.  In  der  Thal  hatten  sii^  aber  dennoch 
erreicht,  was  sie  vor  iVllem  wollten.  Sie  hallen  nicht  die  Ver- 
pflichtung, aber  wohl  das  Recht,  die  dem  Vertrage  widerstrebenden 
Staaten  anzugreifen;  sie  erhielten  freie  Hand  g(*gen  Theben,  und 
zwar  unter  den  günstigsten  Bedingungen,  wenn  dieser  Staat  als 
der    Störer   des   ailgenieinen    Friedens    hingestellt    werden    konnte. 


298  UNTERZElCHxNUNG    DES    FRIEDENS    103,  1;  371   JÜN.    16b 

Der  wichtigste  Friedensparagraph  war  aber  für  sie  derjenige,  welcher 
scheinbar  der  inhaltleerste  von  allen  war;  die  Bestimmung  nämlich, 
dass  auf  Grund  der  allgemeinen  Autonomie  kein  Staat  verpflidiUl 
sein  sollte,  gegen  einen  anderen  Waffenlifüfe  zu  leisten.  Dadurdi 
schienen  alle  älteren  Verbindungen  zum  Zwecke  der  Heeresfolge, 
also  auch  die  peloponnesische,  aufgelöst  zu  sein  und  Sparta  hatte 
kein  Recht  mehr,  die  llalbinselstädte  wie  bisher  für  seine  Politik 
in's  Feld  zu  rufen.  Thatsächlich  blieb  aber  Alles  l)eim  Alten,  und 
während  die  Bundesorte  der  Athener  als  selbständige  Congressmit- 
glieder  angesehen  wurden,  erhielt  Sparta  sich  seine  Stellung  ab 
Haupt  der  peloponnesischen  Eidgenossenschaft  unangefochten  mri 
ging  insofem  auch  aus  dieser  Krisis  als  der  alte  und  einzige  Gfofih 
staat  Griechenlands  glücklich  hervor. 

Der  wichtigste  und  streitigste  Punkt,  das  Yerhältniss  Thebew 
zu  seinen  Umlanden,  war  wälirend  der  Sitzungen  gar  nicht  m 
Si)rache  gekommen.  Er  wurde  von  beiden  Seiten  absichtlich  um- 
gangen. Epameinondas  hatte  sich  der  spartanischen  Politik  geges- 
über  im  Sinne  des  Autokies  kräftig  ausgesprochen;  es  war  eine 
Genugthuung  für  ihn,  sie  so  offen  gemissbilligt  zu  sehen;  er  kramte 
auch  mit  den  Vertragsartikeln  ihrem  Wortlaute  nach  voUkomnMi 
zufrieden  sein;  es  fragte  sich  nur,  welche  Anwendung  dieselben  auf 
Theben  finden  sollten,  und  dies  zeigte  sich  erst  am  Sclilusse  des 
Congresses. 

Am  14.  Skirophorion  (Junius  16)  wurde  der  Vertrag  von  den 
Vertretern  der  gröfseren  Staaten,   Persien,   Sparta,  Athen,  Thebea 
unterzeichnet  und  beschworen;  dann  zeichneten  die  Bundesgenossen 
Athens,  Jeder  in  seinem  Namen.     Den  folgenden  Tag,  so  wird  be- 
richtet,   kamen    die    Thebaner    und    verlangten,    dass    ihre    Unter- 
schrift geändert  und  dass  sUitt  'Thebaner'  jetzt  'Bootier'  geschriebeo 
werde.     Diese  Forderung   muss  durch  einen  besonderen  Zwischen- 
fall veranlasst  worden  sein;  es  ist  wahrscheiiüich,  dass  das  Friedens- 
protokoll  für  nachträgliche  Unterschriflen  offen  gehalten  wurde  und 
dass    sich    in  heimlichem  Einverständnisse  mit   den  beiden  Grols- 
mächlen   Abgeordnete    böotischer  Gemeinden    meldeten,    um    durdi 
eigene  Unterzeichnung  ein  urkundliches  Anrecht  auf  ihre  Selbstün- 
digkeit  zu  erwerben.     Epameinondas  war  diesmal  entschlossen  nicht 
nachzugeben.     Sehie  UnterschriH,  erklärte  er,  gelte  für  ganz  Böotien; 
er  habe  nicht  als  Beamter  der  Stadt  Theben,  sondern  als  Böotareh 
gezeichnet;   es  gebe  kein  Böotien  aulser  Theben;   und  deshalb  ver- 


KRIEG8BE8GHLUSS   GEGEiN    THEKEN.  299 

Ige  er  die  Aenderung  dt^r  Unterschritl ,  mn  dadurch  jede  seih- 
indigc  Betheiligimg  böutischer  Orle  am  Friedensschlüsse  ein  iur 
t  mal  abzuschneiden.  Warum  Höolien  denn  allein  auf  das  Recht 
ndchten  solle,  sich  innerhalb  seiner  natürlichen  Gränzen  land- 
uifUich  zu  einigen?  Wenn  man  im  Sinne  der  spartanischen 
iliük  den  Antalkidasrrieden  durchffdu-en  wolle,  so  könne  man  eine 
iflösung  aller  Staaten  Griechenlands  verlangen.  Lakedamon  l)e- 
ehe  auch  aus  einer  Gnippe  von  Ortschaften,  welche  mit  herber 
Bwalt  zu  einem  Ganzen  vereinigt  worden  wären,  und  der  jetzt 
^bändelte  Friede  erkenne  nirgends  ein  Verhaltniss  mit  gezwungener 
ieeresfolge  als  zu  Recht  ))esteliend  an.  Theben  beharre  deshalb 
nerschfittcrlich  auf  seinem  guten  Rechte  und  sei  entsclüossen,  das- 
«Ihc  gegen  alle  Einsprüche  fremder  Mächte  zu  vertreten*'). 

Somit  waren  die  Gegensätze,  welche  sich  lange  vorbereitet 
hitten,  oflen  zu  Tage  getreten;  durch  Verhandlungen  war  hier 
mchlg  zu  erreichen.  Agesilaos  stellte  also  seinem  Gegner  die  ent- 
idieidende  Frage,  ober  auf  Grund  des  erneuerten  AuUdkidasfriedens 
&  böotischen  Städte  als  selbständig  anerkennen  wolle.  ^Nur  in  dem 
FaDe,  erwiderte  Epameinondas,  wenn  ihr  eure  eigenen  Landstädte 
ib  freie  Gemeinden  anerkennt'.  Die  stolze  Sicherheit  des  Thebaners 
KHgerte  die  WuUi  des  Königs;  in  vollem  Zorne  s])rang  er  von  dem 
Sttsel  auf,  welchen  er  als  Vorsitzender  des  Congresses  einnahm, 
od  gab  seine  schliefsUche  Erklärung  dadurch  ab,  dass  er  den 
Huneo  der  Thcbauer  aus  der  Friedensurkunde  tilgte.  Damit  war 
Tkeben  der  Krieg  erklärt,  und  das  Ende  des  Friedenscongresses 
vir  der  Ausbruch  eines  Kampfes,  welcher  über  das  ganze  Staaten- 
ivliältniss  in  Griechenland  entscheiden  sollte. 

Es  imterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dass  die  Wendung  der 
Knge  von  den  leitenden  Staatsmänneim  voraus  gesehen  und  herbei- 
(efikhrt  worden  ist.  Agesilaos  hatte  sich  alle  Demülhiguiigen  gefallen 
nsen,  um  am  Ende  alle  Schuld  der  vereitelten  Friedenshoffnungen 
nf  Theben  wälzen,  Theben  ganz  isoliren  und  so  den  lauge  ver- 
ehobenen  Rachezug  endlich  unter  den  günstigsten  Bedingungen  aus- 
Ihren  zu  können.  Nach  den  Verhandlungen  in  Athen  (S.  286) 
onnte  man  sich  überzeugt  halten,  dass  Theben  als  Hauptstadt 
ftotiens  auftreten  werde;  Kallistratos  und  Agesilaos  waren  im  Voraus 
nin  einig,  dies  nicht  zuzugeben,  und  da  Athen  sowohl  wie  Sparta 
■rauf  bestanden,  die  thebanischen  Ansprüche  als  den  Grundbe- 
immuDgen  des  Friedens  widersprechend  anzusehen,  so  fiel  es  den 


300  DIE   ZIELE    DES   KRIEGS. 

anderen  Slaateu  nicht  ein,  gegen  das  immerhiu  eigenmichtige  Ver- 
fahren des  Agesilaos  Protest  zu  erheben. 

Auch  der  rasche  Uebergang  zum  Kriege  zeigt,    wie  Alles  ?«- 
bereitet  und  auf  den  eingetretenen  Fall  berechnet  war.    Denn 
man  ernstlich  daran  gedacht  hätte,  die  Friedensbedingungen 
führen,    so    hätte  man  erst  vollständig  abrüsten,    alk  Besatzongn 
zurück  ziehen,   alle  Heerkörper  auflösen  müssen,    um  dann,   wen 
man  wollte,    zu    einem  neuen  Kriege  sich  zu  rüsten  und  dazu  die 
Zustimmung  der  Bundesgenossen  einzuholen.     Und  so  dachte  aodi 
die  Partei  der  Gemäfsigten  in  Sparta,    und    als  Kieombrotos,  der 
noch    mit  einem  spartanischen  Heere  in   Phokis  stand,    um  diese 
Landschaft  gegen  die  Angrifl'e  Thebens  zu  schützen,  bei  den  Eft»" 
ren  anfragte,    wie  er  sich  zu  verhalten  habe,    da  trat  freilkb  tn* 
thoos  in  Sparta  auf  und  verlangte,    dass   man   dem  beschworenn 
Frieden  gemäfs  verfahren  und  das  Heer  sofort  entlassen  solle,  ite 
er  blieb  ganz  allein,    er    wurde    mit  seiner  Gefühlspdilik  wie  m 
Thor  verhöhnt,    und  Alles    war  einig,    den  grofsen  Vortbeil,  dm 
man  in  Händen  habe,    aufs  Beste  zu  benutzen,  Kleomhrotos  B^ 
hebst   reichliche  Verstärkung   zukommen  und  ihn  ohne  Verzug  ii 
Böotien  einrücken  zu  lassen,    um  das  trotzige  Theben,    wekhestf 
gewagt   hatte,  Spartas  Herrschaft   im   eigenen  Lande   in  Frage  a 
stellen,  zur  Nachgiebigkeit  zu  zwingen. 

Ganz  Griechenland  erwartete  nichts  Anderes,  als  in  kürzeittf 
Frist  Thebens  Macht  gebrochen  und  Spartas  Rache  vollzogen  ü 
sehen.  Denn  diesmal  handelte  es  sich  nicht  um  einzelne  SUeK- 
fragen,  welche  ausgeghchen  werden  konnten,  sondern  um  die  Ell- 
stenz  der  Stadt,  die  sich  in  die  Reihe  der  Grofsstaaten  eindriings 
und  die  bestehende  Ordnung  in  Hellas  umstürzen  woUle.  Dann 
konnte  der  Krieg  nichts  Anderes,  als  die  Vernichtung  der  StiA 
zum  Ziele  haben;  ihrer  Mauern  l)eraubt,  in  Dörfer  aufgelöst,  dei 
Göttern  gezehntet,  sollte  sie  als  schreckendes  Beispiel  dienen,  wolä 
eine  hochmüthige  Auflehnung  gegen  Sparta  fülire. 

Inzwischen  hatten  auch  die  Thebaner  das  Ihrige  gethan, 
sich  auf  den  entscheidenden  Tag  vorzubereiten.  Sie  sollten 
zeigen,  dass  hinter  den  stolzen  Worten,  welche  in  Sparta  gesprodM 
waren,  ein  Volk  stehe,  welches  Muth  und  Kraft  habe,  diese  Worte 
zur  Wahrheit  zu  machen;  die  Führer  der  Bewegung  hatten  imner 
darauf  hingewiesen,  dass  das  junge  Böotien  noch  eine  schwere  Blut- 
laufe  zu  bestehen  habe,    und    sie    selbst  waren   fest    entschlossen, 


Die   TAKTIK   DES   EPAMEINONDAS.  301 

ber  im  Kampfe  zu  fallen  als  zum  zweiten  Male  in's  Exil  zu  gehen. 
ameinondas  stand  auf  der  Hohe  seines  Einflusses,  den  er  lang- 
n  aber  sicher  gewonnen  halte.  Als  den  wichtigsten  Zweig  seiner 
fttsmännischen  Thatigkeit  hatte  er  immer  die  Aushildung  der  Wehr- 
ilte  angesehen;  er  hatte  die  Verschmelzung  der  verschiedeneu 
ntingente  zu  einem  hOotischen  Volksheere  unausgesetzt  l>e(riel)en 
d  zugleich  auf  Mittel  gesonnen,  durch  welche  auch  fiherlegenen 
reitkräften  der  Sieg  ahgewonnen  werden  konnte. 

Die  Kriegskunst  der  Spartaner  benihte  trotz  einzelner  Reformen 
.  238)  noch  immer  auf  der  alten  Linientaktik;  sie  hatten  ihre 
e  Phalanx,  die  in  gleicher  Tiefe  aufgestellte  Schlachtreihe,  mit 
dcber  8ie  gegen  den  Feind  vorrückten.  Für  sie  war  die  Feld- 
hlacht  noch  immer  eine  Art  Zweikampf,  indem  beide  Heere  einen 
rtamigen  Kampfplatz  aufsuchten,  um  sich  auf  demselben  mit  ein- 
Mkr  m  messen.  Dnrch  festen  Schluss  und  gleichmäfsige  Tapfer- 
rit  glaubte  man  in  der  einen  Schlacht  so  gut  wie  in  der  anderen 
n  Sieg  erzwingen  zu  können.  Für  die  Gegner  Spartas  konnte 
bo  nichts  vortheilhafter  sein,  als  wenn  es  ihnen  gelang,  solche 
Iraerungen  zu  machen,  auf  welche  die  Spartaner  nicht  vorbereitet 
vmn  und  wodurch  sie  aufser  Stand  gesetzt  wurden,  in  der  gewohnten 
Vdse  den  Kampf  'zu  behandeln. 

Darauf  hatte  Epameinondas  lange  sein  Nachdenken  gerichtet; 
r  war  allen  Fortschritten  des  Kriegswesens  aufmerksam  gefolgt ;  er 
■tte  sich  überzeugt,  was  unter  schwierigen  Verhältnissen  durch 
iüedening  der  Massen,  durch  erhöhte  Beweglichkeit  der  Truppen- 
keOe,  durch  geschickte  Marschordnung  und  Terrainl)enutzung  ge- 
romen  werden  konnte.  Die  Truppenführung,  vom  Ranne  des 
Jlhergebrachten  gelöst,  war  zu  einer  Kunst,  die  Organisation  des 
berwesens  zu  einem  Gegenstande  ernster  Fors(!hung  geworden.  Iphi- 
(itea  und  Chabrias  hatten  gezeigt,  was  durch  sinnreiche  Neuerungen 
Igen  die  alte  Schule  lakedämonisclier  Taktik  ausgerichtet  werden 
Jone.  Nach  solchen  Vorgängen  suchte  nun  Epameinondas,  dessen 
■loaophiacher  Geist  sich  bei  einzelnen  Aenderungen  und  Erfln- 
ingen  nicht  beruhigen  konnte,  ein  neues  System  der  Taktik  aus- 
bilden, dessen  Einfuhrung  den  Gang  des  Kriegs  und  somit  auch 
I  Verliältniss   der    griechischen  Staaten  zu   einander  entscheiden 

Ute. 

Der  Grundgedanke  war  ein  sehr  einfacher.  Die  alte  Taktik 
ruhte  darauf,    dass  auf  der  ganzen  Linie  der  Kampf  gleichzeitig 


302  VORBEREITUNG   DER   SCHLACHT. 

und  mit  gleichoni  Nachdrucke  erudnel  wurde;   Epameinondas  wich 
davon  ab,  indem  er  seine  Truppen  nicht  in  einer  Schlachireihe  voo 
gleiclier  Tiefe   auistellte,    sondern    dem    rechten   oder  linken  Ende 
derselben  eine  ganz  besondere  Stärke  gab.     Es  war  eine  binler  der 
Fronte  gebihlete  Angri[rskoh)nne,  welche  bestimmt  war,  wie  ein  Kei 
auf  einen  Punkt  der  feindlichen  Linie  gerichtet,    diese    mit   fotter 
Wucht  zu  sprengen  und  so  das  Treflen  des  Feindes  in  Verwimug 
zu  bringen.     Man  hatte  bei  diesem  Systeme  den  Vortheil,  dass  mai 
durch  dasselbe  darauf  angewiesen  war,   in   allen  Feldschlachten  der 
angreifende  Theil  zu  sein;  man  liatte  aber  ganz  besonders  den  Vor- 
theil,  dass  man  sich  beim  Angrifle  den  Punkt  der  feindlichen  Linie 
aussuchen  konnte,  und  dass  man  auf  diesem  Punkte  die  bei  Weilea 
überlegene  Macht  war,   so  dass  der  erste  Erfolg   fast  uncweifelhifl 
war.     Dies  war  aber  bei  einem  lakedämonischen  Heere,  bei  weklMi 
Alles    vom  ungestörten  Zusammenhange  der  Glieder  aUiängig  wv, 
für  das  ganze  Treffen   von  entscheidender  Bedeutung,    während  eil 
gewandteres,  im  Oelfnen  und  Schliefsen  der  Rcilien  geübteres  Heer 
wohl  im  Stande  gewesen  wäre,    s(dchen  Stöfsen  auszuweichen  nd 
ihren  Gefahren  zu  entgehen. 

Die  ßöotier  waren  von  Natur  zu  einer  vorstürmenden  Angriffii- 
weise  geschaflen  und  daran  gewöhnt  (S.  179, 180).  Indem  sie  IM 
während  der  letzten  Jahre  durch  anhaltende  Uebungen  auf  soicbe 
Stofsangriffe  und  Durchbrüche  eingeschult  waren,  so  hatte  Epamei- 
nondas ihnen  allerdings  durch  seine  sogenannte  schräge  oder  schiefe 
ScJdachtordnung  gleichsam  eine  neue  Walle  in  die  Hand  gegeben, 
um  damit  ihr  Land  gegen  die  Lakedännmier  zu  vertheidigen.  Hb 
seine  Zwecke  zu  erreichen,  benutzte  Epameinondas  natürlich  audi 
andere  Mittel,  wie  sie  ihm  die  Erfahrungen  der  letzten  Kriegsietteii 
darboten.  Namenthch  wusste  er  die  besondere  Stärke  des  böotischct 
Landes,  die  Reiterei,  zu  verwerthen;  sie  leistete  ilun  vortrefTliclK 
Dienste,  um  den  Feind  durch  kecke  Angi'ilTe  zu  beschäftigen  und 
von  dem  entscheidenden  Punkte  abzuziehen;  sie  war  um  so  wirk- 
samer, da  die  feindliche  Reiterei  in  dem  schlechtesten  Zustande  wv. 
Denn  die  reichen  Rürger  Sparlas  hielten  die  Pferde,  und  wenn  es 
zum  Auszuge  kam,  wurden  die  unbrauchbarsten  Leute  darauf  geseilt 
Eben  so  wusste  Epameinondas  durch  Leichtbewafliiete,  so  wie  durch 
die  Verbindung  verschiedener  Walfengatlungen  gi*ofse  Vortheile  n 
gewinnen^*). 

Nach  solchen  Vorbereitungen  erwartete  er  mit  etwa  6000  Ifanii 


DAS   GEFILDE    VON    LEUKTRA.  303 

den  Feind,  und  zwar  vom  Kephisosthale  her,  >vo  der  breite  und 
bequeme  Weg  von  Phokis  herunter  ITdirte.  Denn  diesmal  gah.  es 
nicht  wie  fiüher  die  Vertheidigung  der  llauptstadt,  sondern  der 
guizen  Landschaft  Darum  stellte  er  sich  am  südlichen  Ufer  des 
kopaischeu  Sees  auf,  \m  Koroneia,  indem  er  wohl  nicht  ohne  Ah- 
acht  diesen  Platz  der  gesammthöotis(*hen  Feste  und  Festspiele  zun) 
Kampfplätze  ansersah.  Kleomhrotos  wählte  aber  einen  anderen  Weg; 
er  wendete  sich  in  das  südliche  Phokis,  zog  von  Ambrysos  an  der 
SAdaeite  des  Helikon  über  Thisbe  und  Kreusis  auf  l>eschwerlichen 
Gebirgspfaden  und  gelaugte  so  in  das  oiTnere  Hügelland,  welches  sich 
iwischen  den  Vorhöhen  des  Kithäron  und  des  Helikon  ausbreitet. 
Wahrscheinlich  machte  er  diesen  schwierigen  Umweg,  um  die  vom 
Moponnese  nachgesendeten  Hülfstruppen  an  sich  zu  ziehen  und 
mit  vereinigter  Heeresmacht  dem  Fehide  entgegenzutreten.  Spar- 
tanische Truppen  hielten  noch  die  Kithäronpasse  besetzt  und  schlössen 
sich  erst  kiu*z  vor  der  Schlacht  dem  Heere  des  Königs  an,  welches 
nun  wohl  fast  dop|[)elt  so  stark  als  das  thebanische  war. 

So  wurde  das  Tiefland  zwischen  beiden  («ehirgen  die  Wahl- 
stStte.  Kleomhrotos  schlug  sein  Lager  an  den  südlichen  Höhen  auf, 
die  noch  zum  Kithäron  gehören,  westlich  von  Plataiai;  die  Thebaner 
gegenüber  am  nördlichen  Rande  der  Ebene,  bei  dem  Städtchen 
Lenktra,  im  Gebiete  von  Thespiai,  anderthalb  Stunden  von  Plataiai 
gelegen.  Zwischen  beiden  Höhenrändem  erstreckt  sich  von  Ost 
nach  West  eine  20  I^linuten  breite  Eigene,  die  im  Winter  einen 
sampfigen,  im  Sommer  aber  einen  von  Erdspalten  zerklüfteten 
Bohlen  hat 

Wenn  die  Thebaner  auch  schon  einmal  (bei  Koroneia  S.  180) 
tapfer  und  ehrenvoll  mit  den  Spartanern  gekämpft  hatten,  so  war 
die  alte  Angst  vor  der  lakedämonischen  Phalanx  doch  noch  nicht  über- 
wanden; dazu  kam  die  Ueberlegenheit  der  feindhchen  Streit- 
krifte  und  das  Terrahi,  welches  eine  freie  Entfaltung  derselben 
gestattete.  Kein  Wunder  also,  wenn  Epameinondas  noch  vor  der 
Schlacht  harte  Kämpfe  zu  bestehen  hatte,  wenn  er,  wie  Miltiades 
bei  Marathon,  erst  die  Unschlüssigkeit  und  Furchtsamkeit  der  eignen 
Amtsgenossen  zu  besiegen  hatte.  Zum  Glücke  stand  der  feurige 
Pdopidas  ihm  zur  Seite.  Heide  waren  darin  eines  Sinnes,  dass  es 
jetat  nicht  Zeit  sei,  Furcht  zu  verrathen  und  hinter  Schanzen  sich 
nurückzuziehen.  Keinen  Fufs  böotischen  Landes  dürfe  man  preis- 
geben,   wenn  nicht  die  böotischen  Städte  von  Neuem  sich  erhel>en 


304  DIE    SCHLACHT    BEI    LEÜRTRA    IM,  S;  STl. 

und  den  SparUmern    der  Mnth    wachsen    sollte.     So  gelang  es  6 
Mehrzahl  der  siehen  Feldherrnstiminen  zu  gewinnen.    Dann  gallo  B^t, 
den  Truppen  diejenige  geistige  Haltung    zu  geben,    auf  die  Mlf  »^^ 
Feldherrn  wie  Epameinondas  Alles    ankam.     Es    sollte  ein  heäigv 
Kampf  sein  für  die  Lnahhangigkeit  des  Vaterlandes,  ein  freifüii|i 
Kampf;  darum  forderte  er  Alle,  welche  widerwillig  waren,  ölfenWi 
auf,    die  Reihen  zu  verlassen.     Die  Mannschaft  von  Thespiai  M|i 
der  Aufforderung  luid  entfernte  sich  unangefochten  aus  der  SdiWA- 
reihe.     Die  Uebrigen  standen  um  so  fester  zusammen;  sie  crkanl*  Jjiv 
was  der  Preis  des  Siegs,    was  die  schreckliche  Folge  einer  Niete* 
läge  für  ihr  Land  sein   würde.     Auch  die  einschüchternden  Wib*^uir> 
zeichen,  welche  von  denen,  die  den  Kampf  an  dieser  Stelle  venneita  m^ 
wollten,  geschäftig  herumgetragen  wurden,  wusste  Epameinondtf  A I  bs 
entkräften;    er    l)enutzte,    wie  Themistokles    vor  der  salaminisdM  ^  I 
Schlacht,    die  Orakel  und  Priesterschaften,    dass  sie  ihren  EiniK 
auf  die  Erhebung  der  Gemüther  geltend  machten.     Ein  GötterspnA  m  ^ 
lautete,  dass  am  *Grabe  der  Jungfrauen'  die  Spartaner  eine  Niete*  ^b 
läge  erleiden  würden,  und  dieser  Spruch  wurde  auf  die  Ruhestitli 
zweier  Landestöchter  gedeutet,  die,  von  Lakedämoniem  gemisslui* 
delt,  sich  das  I^ben  genommen  hatten.     Ihr  Grab  schmöckte  BMI 
und   versprach   ihren  Schalten  Rache.     Dann    kam  aus  Theben  ii 
Kunde,    dass  die  Thüren  der  Tempel  sich  plötzlich  geöffnet  hätttti 
wie  für  die  bevorstehende  Siegesfeier,  und  dass  aus  dem  Ilerakkf^ 
tempel  die  Rüstung    des  Landesheros    verschwunden   sei.    Er  habe 
also  seihst  zu  den  Waffen  gegriffen,  um,  wie  die  Aeakiden  bei  Sala- 
mis, als  Kampfgenosse  herbei  zu  eilen**). 

Nun  war  die  Hauptsache  erreicht.  Muthig  stellten  sich  die 
Truppen  zum  Kampfe,  wie  ihr  Führer  sie  ordnete.  Auf  dem  linta 
Flügel  bildete  er,  vom  Feinde  unbemerkt,  die  AngrifTskolonnen,  M 
Mann  tief;  den  Schill ss  derselben  machte  die  heilige  Schaar  unter 
Pelopidas  Führung.  Sie  sollte  sich  filr  die  letzte  Entscbekiiiiig 
zurückhalten. 

Im  feindlichen  Heere  ging  es  unruhiger  und  wüster  xa.  b 
fehlte  der  ordnende  Geist,  der  entschlossene  Wille.  Kleombrotai 
war  auch  diesmal  nicht  zu  einer  Schlacht  aufgelegt;  er  hatte  kdi 
Zutrauen  zu  sich  und  zu  seiner  Sache.  Aber  ihn  drängte  seine  Uiih 
gebung;  sie  forderte  den  Kampf.  Er  müsse  jetzt  den  Yerdacbt 
widerlegen,  dass  er  es  mit  der  Rekainpfung  der  Böotier  nkht  cnwl' 
lieh  meine,  er  würde  für  einen  Verrather  gelten,  wenn  er  das  feirf* 


DIE   SCHLACHT    REt    LFJIKTRA    371  JlXf   6.  305 

Wie  Heer  von  hier  entkommon  lasse.  Nacli  dem  Frnlisluck  wurde 
kr  entscheidende  Kriegsralh  gehalten;  er  dauerte  his  Mittag.  Von 
j-  '  Wein  erhitzt  führten  die  Spart;nier  ihre  Trnpfjen  vor  das  Lager, 
p  fa  am  Abhänge  der  Höhen  stand;  sie  stellten  das  Fiilsvolk  in  langer 
J-'  ünie,  12  Mann  tief,  auf;  die  Flügel  an  l>eiden  Seiten  vorgeschoben; 
r  iiir  Plan  war  ohne  Zweifel,  die  ungleich  kürzere  SchlachtHnie  der 
Frinde  zu  umgehen  und  einzuschliel'sen.  Leichthewaflnete  und  Reiter 
\  stellten  sie  vor  der  Linie  auf.  So  gingen  sie  in  die  Ebene  vor, 
F  mid  ZH-ar  so  ungestüm  und  hastig,  dass  sie  einen  Theil  des  Trosses, 
ft  irelcher  sicli  noch  vom  thebanischen  Heere  trennen  wollte,  in  blin- 
K  dem  Eifer  zuräcktrie]>en ,  so  dass  die  Leute  wider  ihren  Willen  in 
*^  die  frühere  Stellung  zunickkehreu  niussten.  Dann  begann  der  Kampf. 
^.  Epameinondas  schickte   seine  Reiterei  vor,    welche    die   feind- 

*^    liehen  Reiter    auf   das  Fufsvolk    ziu'ückwarf*.     Dadurch  wurde   das 
gleiehmäfsige  Yoniicken  der  Spartaner  gehennnt  und  Epameinondas 
I  htte  nun   Gelegenheit,    seinen  Hanplaugiiif  auszufuhren.     Er  liefs 
fcn  linken  Flügel  im  Geschwindschritt  gerade   auf  den  rechten  des 
Feindes  vorgehen,  wo  Rleombrotos  st^md.     Mit  voller  Wucht  di*ang 
die  Heersaule  ein,  al>er  die  Glieder  der  Lakedamonier  hielten  fest 
Unammen  und  Kleomlirotos   machte  s(»gar  Anst^dt,   die   Flanke  der 
Hiebaner  zu   umgehen.     So  wie  Peloi)idas  diese  R(»w<»gung  merkte, 
Inch  er  plötzlich  mit  seiner  auserwrddten  Scliaar  aus  der  Nachhut 
knror  und   warf  Kleombrotos   zunick.     Gleichzeitig  draug  Epamei- 
Bondas,  wie  er  sich  von  der  linken  Seite    gedeckt  sah,   mit  v<dlem 
Ungestüm  in  den  Kern  der  feindlichen  Masse  ein.    Die  Vorderreihen 
timpften  Maim   gegen  Mann,    die   hhiteren   Gliedi^r    schidten    nach, 
anabklssig  vorwärts  drängend  und  jede  Lücke  im  VordeiMrelfen  rasch 
nufQUend.     Das  TrelTen  stockte;    wie  vor  einer  Mauer   standen  die 
Thebaner.    *Noch  einen  Schritt  schafft  mir',  rief  Epameinondas  den 
Seinen  zu,    'und  der  Sieg  ist  unser'.     Lud  von   Neuem    ging  die 
Stnrmcobrnne  vonvarts,    die  spartanische  Linie   wankte,    wich   und 
serriss.     Wie  in   eine  Bresche  drangen   nun   die  Thebaner  ein,   die 
anaaflöslich  zusammenhingen.    Rechts  und  links  stürzten  die  Spar- 
taner,   nachdem    ihre  Glieder  aufgelöst   waren.     Der  König   wurde 
tAdtlich   verwundet;    um   seine  Person   entspann   sich  das   blutigste 
Handgemenge.     Sphodnas    und    eine   Reihe    d(M*   besten   Heerführer 
lagen  auf  dem  Platze;  Ordimng  und  Zucht  war  aufgelöst.    In  voller 
Fludit  retteten  sich  die  zersprengten  Massen  nach  der  Lagerhöhe  hinauf. 
Nachdem  der  rechte  Flügel  das  Feld  geräumt  hatte,  wurde  auch  der 

Cartiu,  Gr.  GcMh.  lU.  20 


306  DIE    FOLGEN    DER   SCHLACHT. 

linke  in  den  Ruckzug  hereingezogen,   so  dass  es  erst  hinter  dem 
Lagergi*ai)en  gelang  das  Heer  wieder  aut'zustellen. 

Auch  jetzt  waren  die  Peloponnesier  noch  in  der  Mehrzahl;  ihr 
linker  Flügel  war  so  gut  wie  unversehrt.    Man  konnte  sich  sauunehi 
und  das  Trcflen  wieder  herstellen,   um  wenigstens  das  ScblachtleU 
zu  behaupten    und  die  Todten  zu   hest^ntten.     Aber  die    Bundesge- 
nossen hatten  keine  Lust,  die  Niederlage  der  Spartaner  mit  ihmi 
Blute    wieder    gut   zu   machen.     Epameinondas    hatte    durch    seine 
ganze  AngrüFsweise  deutlich  genug  gezeigt,   dass  er  nicht  gegen  sie 
kämpfe;  die  Spartaner  aber  wiu'den  erst  jetzt  ihres  ungeheuren  Ver- 
lustes mne.     Von   700  Bürgern    waren   400   gebUehen;    auüserden 
wenigstens  1000  Lakedanionier,    ihre  Reiterei  zersprengt  und  aitf- 
gelOst.     Da  sank  auch  den  Trotzigsten  der  Mutli.     Die  Niederla^ 
musste  eingestanden  und  ein  Herold  in's  feindliche  Lager  geschickt 
werden,  um  für  die  Bestattung  der  Todten  um  Waffenruhe  zu  bitte 
£}Knneü)ondas    bewilligte  sie    mit  der  Bestinmmng,    dass   erst  dii 
Bundesgenossen    und    dann    die  Spartaner  ihre  Todten  aufhehmei 
sollten.     Die  Erstcren  suchten  und  fanden  kaum  einzelne  Leiciict; 
Alles  waren  Bürger  und  Unter thanen   Spartas.     Es   wai*  ein  hurf- 
gi*eif lieber  Beweis,  wem  die  Schlacht  gegolten  und  wie  die  Nemeni 
diejenigen   getroffen   habe,    welche    durch    ihre  Schuld  den  gama 
Krieg  veranlasst  hätten.     Auch   die  Schilde  der  feindlichen  Führer 
behielt  Epameinondas  zurück,   um   sie  zum  Gedächtnisse  des  Siegi 
in   Theben  aufzuhängen,    während    an   Ort  und   Stelle   ein   Sieges- 
zeichen   errichtet    wurde    zu    Ehren    der    Landesgotter,    welche  so 
schweres  Unheil  von  Bootien  abgewendet  hatten '°). 

Das  war  die  Schlacht  von  Leuktra,  welche  Anfang  Juli,  nicht 
volle  drei  Wochen  nach  dein  (longresst;  zu  Sparta,  geschlagen  wurde. 
So  rasch  erfolgte  des  Epameinondas  Antwort  auf  den  trotzigen  Be- 
scheid des  Agesilaos,  der  tbatsäclüiche  Beweis  für  die  Berechtigang 
sehier  Vaterstadt,  die  bootische  Landschaft  so  gut  als  ihr  GeUet 
anzusehen,  wie  Sparta  die  lakedämonische.  Es  war  die  wichtigste 
aller  Schlacbten,  die  jemals  zwischen  Griechen  gekämpft  waren. 
An  diesem  Tage  wurde  Tlieben  eine  selbständige  Macht  in  Griechen- 
land, und  eine  Wiederkehr  spartanischer  Gi*wallhen*schall  war  ßr 
alle  Zeit  unmöglich.  Dannn  niusste  der  Tag  von  I^nktra  nicht 
Idofs  für  Theben,  sondern  für  ganz  Griechenland  ein  Tag  der  Freude 
sein.  Denn  wenn  Kleoinbrotos  gesiegt  hätte,  so  würde  der  eben 
beschworene  Friede  unzweifelhaft  gebrochen,   Bootien  würde  wieder 


DIE  FOLGEN  DER  SCHLACHT.  307 

mit  lakedäinonischen  Hcsatznii^en  angefulll  iiiid  also  niicl)  Athen 
hei  erster  Gelegenheit  wieder  heüroht  worden  sein.  Man  konnte, 
M  lange  Sparta  die  Macht  halte,  Unrecht  m  thnn,  niemals  eine 
andere  Politik  von  ihm  erwarten;  es  i^al)  also  kein  anderes  Mittel, 
im  den  Hellenen  wirklichen  Frieden  nnd  danernde  Sicherheit  zu 
TerscliafTen,    als  dass  man  Sparüi  ein  tTir  alle  mal  uniahig  machte, 

-    gewahthätig  über  seine  Gränzen  vorzugi^eifen. 

._^  Darum  ghiuhteii  die  Thehaner  herechiigt  zu  sein,  ihren  Kampf 

nicht,   wie  Agesilaos  meinte,    als  den  Hruch,    sondern  als  die  Be- 

2    Siegelung  des  Landfriedens  anzusehen,  und  in  diesem  Sinne  schickten 

r     ne  auch  sofort  einen  Herold  nach  Athen,   um  dort  das  (reschehene 

*  n  melden   und  das  freund -nachharliche   Verhältniss,    welches    hei 
li     dem  Sturze  der  Dreil^ig  wie   hei  der  Uückeroherung  der  Kadmeia 

*  licfa  80  glücklich  bewahrt  hatte,  aufs  iNeue  zu  befestigen.    Aber  die 
Botschafi  fand  nicht  den  freudigen  Anklang,  den  man  erwartet  hatte. 
Der  Venlruss  über  Thelicns  glänzende  Erhebung  ül)erwog  das  Gefühl 
der  Befriedigung  über  die  Dennlthigung  Spartas.     Man  ärgerte  sich, 
dais  den  Thebanem  gelungen  wai*,   wozu  Athen  niemals  auch  nur 
den  Versuch   gemacht    hatte,    ein    sparUirusches  Kriegsheer  an  der 
Gfänze  des  Landes    in    offener  Feldschlacht    zurückzuweisen.     Man 
kgerte   sich,    zu    dieser    ganzen   Erhebung  Thebens    und    zur  Be- 
festigung seiner  Macht  wesentlich  beigetragen  zu  hal>en,   und  hatte 
^(enig  Lust,  diesen  Staat,  den  man  mich  immer  mit  einer  gewissen 
fieriogsclultzung    anzusehen    gewohnt  war,    als    einen    el>enbürlJgen 
Staat  anzuerkennen.    Die  Politik  des  Kallistratos  herrschte  in  Athen 
nnd  man  scheute  sich  nicht,    diese  Verstimmung  zu  erkennen  zu 
geben.     Statt   tlieilnehmender    und    glückwnnschender   Freude    be- 
gegnete dem  Siegesboten  eine  verletzende  Kälte;  man  vernachlässigte 
fldbst  die  gewöhnlichsten  Formen  und  Rücksichten.    Der  Staatsherold 
wurde  niclit  einmal  vom   Rathe  zu  Gaste  geladen  und  erhielt  auf 
seiiie  Anträge  gar  keine  Antwort'^^). 

Auf  dem  Felde  von  Leuktra  war  nach  der  Schlacht  eine  Ruhe 
eiiigetreten,  welche  Wochen  lang  dauerte;  es  sah  aus,  als  ob  die 
Thebaner,  von  ihrem  eigenen  (ilücke  nberiascht,  Zeit  gebrauchten, 
sich  über  die  weiteren  Mal'sregeln  klar  zu  werden.  Indessen 
en  keine  Unschlüssigkeit,  w(;lche  diese  Pause  veranbsste, 
Modem  es  war  der  ruhige  und  klare  Sinn  des  Epamein<mdas, 
nelcher  die  Seinigen  von  allen  vonuligen  Schritten  zurückhielt. 
Tero  von  jeder  Ueberhebung,   mit  dem  Erreichten  vollkommen  zu- 

20* 


308  VERHALTEN    SPARTAS 

friod«!!,  ilarhl«'  er  nicht  an  oine  hliitigo  Verfolfnmp  tVs  Siegest 
Naclideni  den  Tliehanerii  der  Ruhm  gesichert  war,  dass  sie  allein, 
wie  einst  die  Athener  hei  Marathon,  gegen  den  FeimI  boUenisdifr 
Freiheit  den  Kampf  hestanden  hatten,  sollte  diese  Thal  als  «w 
nationale  mid  allen  Hellenen  xn  (iiite  konnnende  anerkaimt,  inrf 
es  sollten  die  Folgen  des  Siegs  durch  eine  Vcrhindung  gleifhgp- 
sinnfer  SUiaten  gesichert  werden.  Denn  wenn  jetzt  die  Staaten  dw 
nördlichen  Festlandes  zusammentraten,  um  jeder  Erneuerung  s|wr- 
tanischer  Gewaltherrschaft  zu  widerstehen,  so  lief«  sich  enn^arte«, 
dass  S|)arta  nachgehen  müsse  und  unnot Inges  Blutvergiefsen  jn- 
mieden  werde. 

Deshalh  die  Gesandtschaflen,  die  vom  Schlachtfelde  nach  Athei 
ahgingen  und  nach  Thessalien,  wo  Jason  von  Pherai  damals  die 
ganze  Landschaft  zum  ersten  Male  unter  sehiem  Regimente  vereinifl 
hatte.  lasou  hatte  die  Ereiguisse  schon  lange  mit  anfmerksanwB 
Ulicke  verfolgt;  ihm  war  jede  Gelegenheit  willkommen,  welclic  sidi 
ihm  darhot,  uu)  in  die  griechischen  Angelegenheiten  einzugreifn. 
Kr  nahm  also  die  Rotschaft,  welche  Athen  so  schnöde  empfangfi 
hatte,  mit  lehhafler  Freude  auf,  erklarU'  si(;h  sofort  liereit,  das  ffl- 
getragene  Ründniss  einzugehen,  und  war  hi  kürzester  Zeit  mit  einen 
Heere  auf  dem  Schlachtfelde,  uui  hier  ni»cli  vor  dem  Abzu{je  Mr 
Spartaner  als  Vermitth»r  seine  Stiuinu*  gellf»nd  zu  machen. 

Die  Spartauer  waren  iu  ihreui  Lager  eingescidossen;  ein  TW 
der  Ruiidesgenossen,  denr'u  Kpameinondas  freien  Ahzng  gestattete, 
hatte  sie  verlassen.  In  ihrer  i»einlichen  Lage  war  ihnen  die  Ve^ 
uiitlelung  lasons  s(;hr  willkommen,  und  E])ameinondas  war  mit  ihn 
einverstanden,  dass  es  nicht  gerathen  s(;i,  das  feste  Lager  anzo- 
gi'eifen  und  die  Feinde  zum  aufsersten  Widerstände  der  Verzweiflnng 
zu  treiben.  Wenn  man  dem  besiegten  Feinde  grofsnnlthig  den  RiVk- 
zug  gestaltete,  so  schien  dies  für  das  Anseh(»n  Sjiartas  deinfithigender 
und  fiir  Theben  ehrenvoller,  als  die  Erneuerung  des  Kampfs,  tte 
Trupi)en  waren  zu  entmuthigt,  als  dass  sie  in  ihrer  Stellung  (Wt» 
Zuzug  von  Hause  abwarten  wollten,  und  die  Filhrer  trugen  kein 
|]edenken,  die  dargeboten«^  Rettung  anzunehmen,  so  sehr  sie  auch 
dadurch  gegen  einheimische  Kriegsordnung  sich  versündigten.  I« 
Gefühle  ihrer  Schmach  und  nicht  ohne  Misstraiien  in  die  gegelienen 
Verspr(»chungen  brachen  sie  bei  Nacht  aus  dem  Lager  auf  und  wähl- 
ten nicht  den  geraden  Weg  über  den  Kithairon,  sondern  zogen  sieh 
auf   demsellMMi    Seiten  weg«;,    auf   welchem    Kleombn)tos    in's   Land 


?(ACH    DER    ^HLACIIT.  300 

oiiuiieii  ^var,  nach  Mcgara  zurück.  Hier  (raicii  sie  mit  <ieii 
ippeu  zusammen,  welche  uiiUm'  Arrhidainos,  dem  Sohne  des 
ssiiaos,    ausgerückt  waren,    um    das  spartanische  Lager  zu  ent- 

Sparta  halte  l)ei  Em])tang  der  Trauerhotschafl  gezeigt,  dass  es 
ine  alte  Gröfse  noch  nicht  völlig  eingehufst  hal>e.  Ks  war  der 
Izte  Tag  der  Gymnopaitlien,  der  Tag,  an  welchem  i'(?stliche  Chor- 
nze  die  Stadt  erfidlten  und  die  Hlülhe  der  mänrdichen  Jugend 
ch  den  G6tteni  darstellte.  Da  kam  der  Bote  \nn  T^uktra.  Die 
phorcu  litten  nicht,  dass  die  Feier  nnterhroclieu  werde.  Die 
raaeii  erhielten  strengen  Befehl,  sich  ölFentl icher  Wehklage»  zu  ent- 
lUen.  Am  anderen  Morgen  sah  man  di(;  mit  f'rrddichem  Angesichte! 
Mbeinen,  deren  Angehörige  auf  dem  Schlachtl'elde  gehliidien  waren, 
ährend  die  Anderen  hetnlht  und  heschamt  waren,  weil  sie  sich 
igen  niussteii,  dass  die  Ihrigen  nur  durch  Flucht  dem  Tode  ent- 
min wären.  Dann  <u*]ieJsen  die  Behörden  ein  allgemeines  Auf- 
ibot;  die  ganze  stmll)an.'  Mannschaft  ruckte  aus  unter  dem  Sohne 
ü  Königs  Agesilaos,  welcher  seihst  noch  immer  darnieder  lag  und 
le  anheilvollen  Folgen  seuier  Politik  erlehon  musste.  ohne  helfen 
I  können.  Das  Heer  des  Archidamos  war  gar  nicht  zu  einem 
Vf^tlichen  Unternehmen  hestimmt;  es  löst«»  si<*.h  auf,  so  wie  der 
est  der  aus  Böotien  heimkehrenden  Truppen  in  Sicherheit  war. 

Auch  darin  z<;igten  die  schwer  gelroirenen  S|)artaner  iMue  wnr- 
ige  Haltung,  dass  sie  dem  Unwillen  gegen  Agesilaos  nicht  Baum 
iten,  auch  trotz  der  aherglauhischen  Vorstellung,  welche  im  Volke 
ch  gellend  machte,  dass  alles  Unglück  des  Staats  von  der  Unter- 
nrhung  der  gesetzmafsigen  Thronfolge  miil  v(mi  <l«Mn  'lahmen 
faige'  herrühre  (S.  152),  vor  dem  das  Orakel  nicht  umsonst  ge- 
irnt  liabe,  dennoch  ihr  Vertrauen  dem  Agesilaos  erhielten  und  die 
ntscheidung  einer  sehr  peinlichen  Angelegenheit,  welche  mm  zur 
vhandlung  kommen  musste,  in  s<>ine  Hände  legten.  Nach  spar- 
inschem  Gesetze  nämlich  unterlagen  die  heimkehrenden  Burger 
■er  schweren  Strafe.  Sie  halten,  um  ihr  Lehen  zu  n'tlen,  das 
41  geräumt;  sie  gehörten  also  von  Beclitswegen  7M  den  *Tresantes*, 
n  Fahnentlnchtigen,  welche  ihre  Bürgerrechte  verwirkt  hatten  und 
IT  Leiienlang  die  Kennzeichen  iH^tleckter  Ehre  an  sich  tragen 
lOMten.  Die  strenge  Durchluhrung  dieses  Grundgesetzes  war  jetzt 
I  gnt  wie  unmöglich;  es  wäre  eine  Art  Seihst nn)rd  gewesen,  den 
T  Staat  au  sich  seihst  I»eging;    es   wurde  ein  solches  Verfahren 


310  DAS    VERHALTEN   SPARTAS   UND    DER    THEBANER 

auch  von  den  gefährlichsten  Bewegungen  hegleitet  gewesen  seil 
Der  seiner  eigenen  Schuld  wohl  l>ewusste  König  konnte  am  wenigsk 
für  unl)edingte  Strenge  stimmen;  um  alier  auch  nicht  durch  Ao 
hehung  aller  Staatsgesetze  ein  gefulu^liches  Beispiel  zu  gehen,  ci 
klärte  er,  man  solle  die  Gesetze  diesmal  schlafen  lassen,  und  dan 
war  diese  Frage  erledigt  ^^). 

Aher  nicht  die  augenhlicklichen  Verlegenheiten  waren  die  grOlste 
sondern  die,  welche  erst  allmählich  zu  Tage  traten,  je  mehr  nu 
sich  die  Lage  der  Dinge  deutlich  machte.  Es  gah  ja  keinen  Sta 
welchem  verlorene  Schlachten  so  geßhrlich  waren,  wie  Sparta.  Seil 
zusammengeschmobsene  BArgerzahl  konnte  solche  Verluste  nicht  e 
tragen;  es  waren  ja  im  Ganzen  wohl  nicht  viel  üher  2000,  weid 
nach  der  Schlacht  noch  den  Kern  der  alten  Bürgerschaft  bildete 
Spartas  Macht  war  schon  lange  dem  Scheine  nach  viel  bedeutende 
als  in  Wirklichkeit,  und  die  Anspniche,  die  es  machte,  in  keine 
Verhältnisse  zu  seinen  llülfsquellen;  seine  gi*o£3te  Macht  bestand 
dem  herkömmlichen  Ansehen,  das  der  Staat  genoss,  in  dem  Rn 
der  Kriegstüchtigkeit.  Wenn  diese  Grundlagen  ei'schüttert  wurde 
was  blieb  dann  übrig,  nachdem  die  alte  Anhänglichkeit  (ier  HeUene 
in  gerechte  Erbitterung  verwandelt  war?  Dazu  kam  der  Unfrid 
im  Innern  des  Staats  und  der  Widerwillen,  mit  dem  die  unter 
thänigeu  Klassen  der  Bevölkerung  die  Herrschaft  der  reichen  «M 
bevorrechteten  VoUbürger  trugen.  Unter  diesen  Umstanden  koMh 
Sparta  nur  durch  enie  tiefgreifende  Staatsreform  gerettet  Hi^nkt 
Der  enge  Ki*eis  der  Oligarchie  musste  erweitert  und  eine  van 
Bürgerschaft  gebildet  werden;  man  musste  die  verarmten  Bürger 
famiiien  und  die  freien  Unter Ihanen  zu  gleichen  Bechten  in  ^ 
Staat  aufnehmen  und  das  freiwillig  gelMMi ,  was  auf  dem  Wege  de 
Empörung  schon  erstrebt  worden  war  (S.  156).  Dann  wäre  «ii 
neuer  Aufschwung  möglich  gewesen. 

Al)er  zu  solchen  Ideen  konnte  sich  die  engherzige  und  korf 
sichtige  Aristokratie  Spartas  nicht  erheben.  Es  that  nichts,  als  das 
es  die  ^Gesetze  schlafen^  liefs,  um  sich  den  Best  von  streitbiRi 
Bürgern  zu  erhalten;  es  erkannte  durch  sein  Verhalten  unumwuirfe 
an,  dass  es  che  Niederlage  von  Leuklra  zu  rächen  aufser  Stande  ffi 
und  dass  es  el)en  so  untahig  sei,  den  neuen  Schick salsscldägen,  wekk 
im  Anzüge  waren,  vorzubeugen.  Während  Sparta  unschlüssig  und  it 
thätig  die  kostbarste  Zeit  verlor,  herrsiiite  im  Lager  der  Gegner  ei» 
rastlose  Thätigkeit,   welche  mit  voller  Klarheit  ihr  Ziel  verfolgte*^) 


NACH    DER    LEITKTRISCHEN    SCHLACHT.  311 

Nach  dem  Abziige  <les  liesiegten  Heers  wurden  Thespiai  und 
Orcbomenos  ohne  Widerstand  bezwungen.  Epameinondas  verbin- 
ierte  jeden  Ausbruch  von  Erbitterung  gegen  die  Bödtier,  welche  es 
his  zuletzt  mit  dem  Landesfeindc  gehalten  hatten;  ihm  kam  Alles 
faauf  au,  dass  die  Ehre  des  Siegs  unbefleckt  erhalten  bleute.  Steine 
zweite  Sorge  war,  den  Gewinn  desselben  zu  sichern  und  s(4ner 
Vaterstadt  die  Stellung  zu  verschairen,  auf  welche  sie  sich  durch  Kampf 
und  Sieg  die  gerechtesten  Ans])ruche  erworben  hatte.  Dies  geschah 
'^  in  derselben  Weise,  wie  Sparta  und  Athen  sich  ihre  Machtstellung 
gewonnen  hatten,  d.  h.  durch  Bundesvertrage  mit  den  Nachbarstaaten 
Aber  gemeinsame  Heeresordnung. 

Die  Gesandten  Thebens  gingen  nach  Phokis,  Lokris,  Aetolien, 
Akannnien.  Aller  Orten  sahen  sie  die  lakonische  Partei  entmuthigt, 
die  Gegenpartei  mächtig;  deshalb  fanden  sie  ofl'enes  Gehör,  wenn 
lie  anf  die  gemehisame  Aufgabe  hinwiesen,  durch  festen  Zusammen- 
nUdss  allen  Einmischungen  der  Peloponnesier  in  die  Angelegen- 
keiten  Mittelgriechenlands  vorzu1>eugen,  und  nirgends  wurde  den 
Siegern  von  Leuktra  das  Hecht  bestritten,  die  Leiter  und  Ffdirer 
des  neuen  Waffcnbundes  zu  sein.  Auch  Euboia  schloss  sich  an, 
kiem  es  sich  als  ein  Stück  des  mittelgriechischen  Festlandes  be- 
tnchlete,  eben  so  die  otäischen  Vulkerschaften ,  die  Malieer  und 
lelbst  die  Bürger  von  Herakleia,  der  Tochterstadt  Spartits.  So  all- 
(mein  war  die  Erbitterung  gegen  Sparta,  so  zeitgemafs  und  noth- 
lendig  erschien  eine  kräftige  Verbuidung  der  festlandischen  Staaten, 
vm  die  Wiederkehr  peloponnesischer  Gewaltthaten  ein  für  alle  mal 
nmöglich  zu  machen.  Die  Mälsigung  und  Würde,  mit  welcher  die 
Qter  Epameinondas  Leitung  wie  umgewandelten  Thebaner  auftraten, 
erwarben  ihnen  Achtung  und  Vertrauen,  uiul  so  bildete  sich  ohne 
Zwang  und  ohne  Parteikampf  in  kürzester  Zeit  eine  neue  Aniphik- 
Ifonie,  eine  feste  Grupi>e  von  natürlich  zusammengehörenden  Staaten 
■it  Delphi  in  ihrer  Mitte. 

Es  ist  unzweifelhaft,  dass  auch  n)it  Delphi  ein  uilheres  Verhält- 
nu  eingeleitet  wurde,  wie  dies  dem  Herkommen  gemafs  war.  Es 
■ittste  den  Interessen  des  neuen  Vororts  entsprechen,  den  alten 
KUdpunkt  der  griechischen  Welt  wieder  zu  Ehren  zu  })riugen  und 
&  delphische  Macht  für  seine  Zwecke  xn  l)emitzen.  Dannn  stiftete 
'Hieben  aus  seiner  Siegesbeute  ein  eigenes  Schal/haus  in  Deli^hi  und 
iKwihrte  seinen  neu  gewoiuienen  Einfluss  im  Kreise  der  auiphik- 
tjonischen  Staaten  darin,   dass  es  die  Befugnisse   des  Bundesraths, 


312  TUEBEN    U.NU    DELPHI. 

in  allgemein  hellenischen  Angelegenheiten  als  oberste  Instanz  a 
zutreten ,  wieder  erneuerte  und  Sparta  vor  demselben  wegen  Bn 
des  Landfriedens  verklagte.  Das  Verbrechen  des  Phoibidas  üel  al 
um  so  melu'  in  das  Gebiet  des  heiligen  Rechts,  weil  es  zur  Fe 
zeit  verübt  worden  war.  Sparta  wurde  von  den  Amphiklyoiien 
eine  C^ldbufse  von  500  Talenten  verurteilt,  eine  ßufse,  welche  m 
Verlauf  einiger  Zeit  verdoppelt  wurde.  Freilich  konnte  Epaiueim 
das  voraus  sehen,  dass  auch  das  erneuerte  Straferkennlniss  uiil 
lücksichtigt  bleiben  wurde,  weil  Sparta  die  verjährten  Rechte  < 
Rundestags  nie  anerkennen  würde.  Indessen  war  ihm  die  Verb 
düng  mit  Delphi  wichtig,  weil  dadiu'ch  die  nationale  Redeutung  < 
Kampfes,  in  welchen  Theben  eingetreten  war,  hervorgehoben  u 
die  ungesuhnte  Schuld  Spartas  öilentlich  anerkannt  wurde.  Die  A 
toritat  des  delphischen  Sitzes  wai*  zurückgedrängt,  al>er  nicht  beseiti 
Es  bheb  daher  nicht  ohne  moralische  Wirkung,  dass  Sparta  von  c 
pythischen  Festen  ausgeschlossen  wurde,  während  Tlieben  sein  im 
gewonnenes  Ansehen  dadurch  befestigte,  dass  es  sich  an  ein  heilif 
Institut  des  höchsten  Alterthums  anschloss,  dass  es  die  Majorität  ( 
amphiktyimischen  Stinnnen  für  sich  hatte  und  sehie  weiteren  \juU 
nehmungen  gegen  Sparta  gewissermafsen  unter  delphischer  Sankti 
ausführen  konnte. 

Aber  auch  jetzt  liels  sich  Epanieinondas  nicht  zu  vorschnell 
Mafsregeln  hinreissen;  vielmehr  bezeugte  er  noch  einmal  seine  m 
söhnliche  Gesinnung  und  seinen  Widerwillen  gegen  einheiniiscb 
Krieg.  Man  machte  den  Spart^uiern  Vorschläge  zur  Vei*ständigui 
die  achäischen  Städte,  welche  sich  von  d(Mi  Welthändeln  fern  gehall 
hatten  und  ihrer  neutralen  Stellung  wegmi  zu  einem  schiedsrichti 
liehen  Urteile  berufen  schienen,  sollkMi  in  den  schwelienden  Stn 
fragen  eine  Entscheidung  abgehen.  Aber  auch  dieser  Ausgleichun] 
versuch  zerschlug  sich,  ohne  Zweifel  an  dem  Widerspruche  Spart 
welches  nur  in  eigensinnigem  Stolze  Kraft  und  Entschlossenli 
zeigte  ^''•). 

Nachdem  Epanieinondas  alle  friedlichen  Mittel  erschöpft  iial 
um  eine  neue  gesetzhchi^  Ordnung  in  Hellas  herznstellen,  ging 
von  der  Vertheidigung  Döotiens  zum  Angrilfe  auf  Sparta  in  seil 
peloponnesischen  Stellung  über. 


II. 

THEBENS  ANGRIFFSKRIEGE. 


Die  Spartaner  hatten  keine  Ahnung  von  den  Planen,  mit  denen 
ihr  groli$er  Gegner  umging.  Denn  wälu'end  sie  ihn  nur  mit  der 
dgenen  Vaterstadt  l)eschrdtigl  glaubten,  hatte  er  ganz  Griecheidand 
in  Ao(^.  Ihm  war  der  krieg  ein  FreilieiLskampi',  >velrh(^n  er  nicht 
in  böütischeii  Sonderinteresse,  sondern  als  Hellene  niileriiummen 
bUe,  eine  nationale  Erhebung  gegen  den  Druck  Sparlas.  Narbdem 
iho  das  an  Thelteu  veridite  Unrecht  gesfdmt  und  Tbebens  Tnab- 
bängigkeit  gesichert  war,  sollte  auch  das  wieder  gut  geuiacht  wer- 
in,  was  an  andei*en  llellenen  und  in  l'rfdierer  Zeit  von  Sparta 
pfrefell  worden  war,  eben  so  wie  in  dem  grolseu  Freilieilskriege 
ent  die  eigenen  Landschaften  geschülzt  und  dann  die  jenseitigen 
Gotade  beftvit  worden  waren.  Lag  docb  die  scbonsi<>  all(M*  pelo- 
^nesischen  Landschaften,  Messenien,  das  erste  Opfer  spart-iuiiscber 
Berrschsucht,  mK'h  innner  ('MJe,  ihrer  Städte  beraubt,  Irotz  der  besten 
Hauen  ohne  Handel  und  Yerkebr,  von  Sklaven  bebaut,  wrdniMid  die 
nditniärsigen  Eigenthümer  tles  Dodens  in  der  Frennle  w<»bnlen 
9ter  heimaihlos  vmi  einem  Exile  in  das  andere  flüchteten ! 

Bei  der  genauen  Bekanntschaft  mit  (rrorsgriechenland.  welcbe 
E|Nimeinondas  seinen  pythagoreiscben  Freunden  verdankte,  wusste 
ff  Vüii  den  vielen  (iriechen  messenischer  IbM'knnfl .  welche  jenseits 
fa  Heeres  wohnten.  In  dreilacben  Zügen  waren  einst  die  Hesten 
'itseg  Stamms  hinnl>er  gewandert,  und  aus  den  .Naclik(»minen  der 
Hdden  von  Eira  mid  ithome  war  am  sicilischen  Meere  ein  blühen- 
^  Geschlecht  erwachsen ,  welches  in  liliegitui  und  Messana  den 
1^  der  Bürgerschaft  ))ildete.  Deshalb  waren  aueb  nacb  dem 
'de  Atliens  die  Nanpaktier  vom  korinthiscben  (lolf'e  nach  Khegion 
''^cblSezogeu ;    der    gröi'sere  Theil  aber  noch   weiter,    an   die  grol'se 


314  THEBEN   UM)   ME8SENIEN. 

Syrte,  wo  am  westlichen  Rande  des  Gebiets  von  Kyrene  dii 
IIes|)erides  lag,  die  Tochterstadt  der  Kyrenäer,  welche  damak 
die  umwohnenden  Wustenstamme  hart  l)edrangt  wurde  u» 
frischem  Zuzug  hellenischer  Männer  verlangte.  Die  Naupaküc 
ten  dem  Rufe  und  derselbe  Mann,  welcher  sie  l)ei  dem  Kan 
Sphakteria  geleitet  hatte,  Komon,  führte  sie  an  die  libysche 
hinüber. 

Troti    ihrer   weiten  Zerstreuung   über  Land  und  Meer 
die  Messenier  ihre  Liebe  zur  Ileimath,  ihren  Hass  gegen  Spar! 
alten  Gottesdienste  und    ihre  Mundart  bewahrt;    darum   war 
eben    so  grofssinniger  wie  staatskluger  Gedanke  des  Eimmeii 
die  Yolkskraft  der  Messenier  nicht  nur  an  einzelnen  Punkten 
halb    der  Halbinsel    gegen  Sparta   zu  verwertben  oder  in  A 
ödeten  Landschaft  Aufstande  zu  en*egen,  wie  es  die  Athener 
hatten,  sondern  die  versprengten  Schaaren  wieder  zu  samme 
so  eine  FüUe  edler  Yolkskraft,    welche    das  Mutterland    duf 
Schuld  der  Spartaner  eingebüfst  hatte,  demselben  wieder  zuzc 
und  am  Taygetos  einen  Staat  aufzurichten,  dessen  Wiederhers 
Sparta  in  die  Stellung,    welche  es  vor  dem  Anfange  seiner 
rungspolitik  gehabt  hatte,  zurück  schieben  musste.  Zu  diesem  ! 
gingen  Gesandte   von  Theben  aus,    um   in  Italien,    in  Sicili« 
Afrika  die  Messenier  zur  Rückkehr  aufzufordern. 

So  handelte  der  Sieger  von  Leuktra.  Wie  al>er  tauscht 
diejenigen,  welche  seine  Zurückhaltung  nach  der  Schlacht  als  Sc! 
ansahen!  Er  war  es,  der  die  Zeit  beherrschte,  der  Einzige,  der 
Ziele  verfolgte  und  die  Geschicke  der  Hellenen  leitet«.  Durel 
besonnene  Kraft  hatte  er  die  tief  gebeugte  Vaterstadt  zu  eine: 
orte  von  Mittelginechenland  gemacht,  auf  seinen  Ruf  sammelU 
von  den  fernsten  Enden  der  hellenischen  Welt  die  Messenie 
ihr  Land  von  Sparta  zuiiickzufordem  und  dadurch  den  gaiizei 
ponnes  umzugestalten^*). 

Aber  noch  ehe  diese  Umgestaltung  vollzogen  wurde,  l 
andere  Rewegungen  in  der  Halbinsel  aus,  welche  nicht  von  ' 
veranlasst  waren.  Denn  so  sehr  man  sich  dort  auch  an  < 
Ordnung  der  Dinge  gewöhnt  hatte,  so  dass  man  sich  den  Pek 
ohne  spartanische  Spitze  gar  nicht,  vorstellen  konnte,  so  hati 
der  immer  von  Neuem  und  feierlich  verkündete  Grundsatz  v 
Selbständigkeit  aller  griechischen  Gemeinden  auch  dort  Ankla 
fanden,    und    es    musste    die  Peloponnesier  mit  Verdiiiss  e 


PELOPonNESisoHE  i'?rRunE>'.  315 

wenn  sie  sich  immer  wiederholen  lassen  mussten.  dass  di(»ser  ririind- 
latz  fiir  sie  keine  Bedeutung  hal)e,  dass  \w\  ihnen  Alles  lM>ini  Alten 
bleibe.  Nachdem  also  schon  der  Antalkidasfrieih*  mancherlei  (lährung 
bervorgerufen  hatte  (S.  229),  erweckte  Thebens  kühne  Erhebung  tue 
grüfste  Theilnahme,  und  was  konnte  auf  die  Vasallenslaaten  Spartas 
einen  tieferen  Eindruck  mach(*n,  als  weini  sie  sahen,  dass  Thebens 
AbCdl  Jalire  lang  ungestraft  blieb  und  die  Züchtigung  der  Stadt 
endlich  ganz  aufgegeln^n  wurde!  Das  war  eine  Niederlage  Spartas, 
irelche  der  verlorenen  Schlacht  lange  vorauf  ging.  Damals  /cigt(Mi 
sich  also  auch  wieder  Versuche  offener  Auflehnung  gegen  Sparta 
und  die  sfKirtanische  Partei,  aus  denen  sich  blutige  Kampfe  ent- 
spinnen, welche  die  peloponnesische  Staatenordnung  erschütterten, 
noch  ehe  auswärtige  Eintlüss<*  sich  geltend  machten. 

So  in  Phigaleia,  der  alten  Bergstadt  am  Südrande  Arkadiens. 
Sie  war  nach  dem  Falle  von  Eira  von  Sparta  wie  eine  feindliche 
Stadt  erobert  wonlen  und  die  Bürger  waren  nur  nach  schwerem 
Kampfe  wieder  in  den  Besitz  ihrer  Stadt  gelangt.  Darum  hatte  sich 
bier  ein  aller  Groll  erhalten  und  eine  starke  antisparlauische  Partei. 
Kese  bewaffnete  sich  jetzt  und  vertrieb  die  regierenden  Familien, 
«eiche  es  mit  Sparta  hielten.  Die  Vertriel>«*iien  setzttMi  sich  in 
Heraia  fest,  überfielen  von  dort  die  Vaterstadt,  als  diese  ein  Fest 
des  Dionvsos  feierte,  und  richteten  ein  furchtbares  Blutbad  unter 
ihren  Mitbürgern  an,  und  zwar  nur  aus  Bachlust.  Denn  sie  er- 
kannten, dass  sie  aulser  Stande  seien,  ihre  Macht  zu  erhalten  und 
Kgen  sich  daher,  als  sie  ihr  Bacliewerk  ausgeführt  halten,  nacli 
Sparta  zurück. 

Aehnliche  Scenen  wiederholten  sich  an  verschiedenen  Orten,  aber 
■eist  mit  entgegengesetztem  F>folge.  Denn  in  den  meisten  Orten 
^v  die  Bewegungspartei  die  schwächere;  ihre  Anhanger  waren 
in  den  letzten  Jahren  ausgetrieben  und  die  Macht  ihrer  (i(*gner  war 
befestigt  worden.  Deshalb  misslangen  auch  in  Korinth  und  in  Phlius 
tBe  Versuche  der  Demokraten,  sich  ihrer  VatersUidt  wieder  zu  be- 
Bächtigen,  an  beiden  Orten  nach  grofsem  Blutvergiefseir"'). 

Das  Hauptquartier  der  peloponnesischen  Demokratie  war  Argos; 
iiBd  zwar  gingen  von  liier  nicht  nur  Unternehmungen  der  Part<>i  aus. 
MBdem  es  wurde  auch  die  Stadt  sellist  ein  Schauplatz  der  helXig- 
>len  Bärgerzwiste,  denn  weini  hier  auch  keim*  auf  spartanischen 
Bnlluss  gestützte  Partei  an  der  Begierung  war,  so  gab  es  doch  un- 
^Ugesetile  Reibungen  zwischen  den  Volksführern  und  den  Männern 


316  8KYTAL1SM08    IN    ARGOS   UM    102,  3;  370. 

der  Verwaltung,  welche  man  noch  vorzugsweise  aus  den  höhen 
Ständen  naliui.  Diese,  der  unleidliclien  Uufdereien  nn1de,  machU 
endlich  einen  Plan,  sicli  ihrer  Feinde  zu  entledigen.  Der  Plan  vfxin 
entdeckt  uud  dreiüsig  der  angesehensten  Bürger  mussten  mit  ihr» 
Lehen  dafür  hülsen.  Das  war  aher  nur  der  Anfang.  Denn  d 
ganze  Burgerschaft  war  dadurch  in  die  furch tlmrste  Aufregung  Tt\ 
setzt  und  die  Vulksredner  benul7.teii  diesell>e,  um  eine  gründlid 
Säuberung  der  Stadt  von  allen  volksfeindlichen  Elementen  zu  vei 
langen  und  an  einem  bestimmten  Tage  Hol  die  in  Wuih  gesetH 
Menge  mit  Stöcken  über  diejenigen  her,  welche  aus  irgend  einei 
Grunde  verdächtig  schienen.  Zwolibundert  Bürger  wurden  das  Opfii 
brutaler  Gewalt,  und  als  die  Volksfühi^er,  selbst  erscbi^ckt  von  dei 
Uebermafse  der  Gräuel,  welche  sie  angestiflet  hatten,  densfibe 
steuern  wollten,  wiu'den  auch  sie  ergriifen  und  getödtet,  so  dass  en 
nach  völliger  Erschöpfung  im  Blutvergiefsen  die  Ruhe  zurückkehrte 
Das  war  der  unler  dem  Namen  des  Skytalismos  ( Stock st^hlägerei)  be 
kannte  Aufruhr  in  Argos;  (;in  Ereigniss  bisher  ohne  Gleiclien  in  dci 
griechischen  Geschichte,  so  beis])ielh)s,  dass  es  auch  auswärts  ib 
ein  furchtbares  Zeichen  der  Zeil  angesehen  wurde  und  die  AthfM 
ehie  Reinigung  ihrer  Stadt  vornahmen,  indem  sie  der  Meinung  \vBm 
dass  das  ganze  hellenische  Volk  durch  jene  Gräuel  befleckt  sei. 

Dies  Ereigniss  war  nngefTdn*  gleichzeitig  mit  der  Schlacht  bei 
I^uklra;  die  blutigen  Fehden  in  <len  anderen  Städten  sollen  noch n 
die  vorhergehenden  Jahre  fallen  und  sie  mögen  mit  den  Verhand- 
lungen von  *dl[  (S.  286)  zusammenhängen,  wie  ja  auch  schon  dei 
erste  Friedenssrhluss  auf  Grundlage  der  allgemeinen  Autonomie  ihn- 
hebe  Parleilwwegungen  liervorg(4-iifen  hatte  (S.  229).  llef)erall  warn 
die  allen  Ordnungen  des  (iem(;indelebens  und  der  Staaten bündnis» 
erschüttert. 

Auch  in  der  natürlichen  Welt  tiaten  damals  Erscheinungen  ein 
welche,  wie  die  den  P(;rserkriegen  vorangeheiulen  NaturemgiiisÄ 
als  drohende  Wahrzeichen  angesehen  wcirden  sind.  So  wunfc  in 
.lahre  des  Archonten  Asteios  {'M*/^)  die  hellenische  Welt  durch  ein« 
Kometen  von  unerhörter  Gröfse  und  Helligkeit,  den  sogenannlfi 
Feu<'rbalken,  erschi'eckt,  und  in  dasselbe  Jahr  fallen  die  Verhängnis« 
vollsten  Erderschüllerungen,  welche  jemals  den  PeU)ponnes,  das  all 
*W(dndiaus  des  Erderschülterers  Poseition',  hc'imgesucbt  haben,  tt 
achäische  Stadt  Bura  versank  in  einen  Erdspalt  und  Helike  wnrd 
mit  dem  Grund  und  Boden,  auf  dem  es  stand,  in  das  Meer  hinab 


ATHENS  PELOPONNESISCHG   POMTIK    370.  317 

gezogen,  so  dass  man  in  der  Tiefe  ilesjit»ll>en  die  einzij^en  li<^l)eiTeste 
der  alten  lonierstadt  uoch  zu  entdecken  glaubte ^^). 

Als  nun  die  Kunde  von  der  leuktrisclien  Schlacht  durch  die 
Städte  der  Halbinsel  sich  verbreitete,  da  gewann  die  Partei,  welche 
seit  Jahren  auf  die  Umgestaltung  der  pehiponnesischen  Verhilltnisse 
hiagearlkeitet  hatte,  natürlich  eine  ncMie  Zuversicht.  Die  Furcht, 
welche  sie  gehemmt  hatte,  war  erloschen.  Das  erschöpfte  Sparta, 
das  keinen  Mann  entbehnju  konnte,  zog  seine  Vögte  aus  den  IMfitzen 
airöck,  wo  man  bis  dahin  eine  b(^s(Uidere  Heaufsichtigimg  für  nötbig 
flutten  iiatto.  Scheinbar  geschah  das,  um  den  Verptlichtungen  des 
letxlen  Trakt'itx  nachzukomuien,  aber  Niemand  zweifelte,  dass  Sparta 
diesen  Schritt  nicht  gethan  lialnMi  würde,  wenn  Kleombrotos  in 
Leuktra  gesiegt  hatte. 

Es  schien  jetzt  eine  leichte  Aufgabe  zu  sein,  auch  im  l*elo- 
ponnese  die  vcrheifsene  Freiheit  der  einzelnen  Gemeinden  zur  Wahr- 
Wl  zu  machen;  der  Bann  war  gelöst,  die  Bewegung  frei.  Indessen 
iw  es  ungemein  schwer,  aus  den  Gleisen  der  allen  V(»rhrdtnisse 
ü  neue  Bahnen  der  Entwickelung  einzulenken.  Die  Macht  {\or  (W- 
irohnlieit  war  so  grofs,  dass  auch  nach  der  Sc'hlacht  dem  Aufgebote 
Spartas  fast  allgemeine  Folge  g(»leisU*t  wurde,  obwtdil  der  ganze  Krieg 
pgeii  Thelten  von  Anfang  her  unbeliebt  gewesen  war.  Es  gjlbrle 
in  der  gsnizen  llalbinsid,  aber  es  fehlte  durchaus  an  eiu(Mn  Mittel- 
finikte,  sowie  an  einem  gemeinsamen  Ziel[)uiikle  der  Bew(>gung. 
Sparta  hatte  alle  Staaten  isolirt;  keiner  wagtt»  sich  voran. 

Diese  Verhilltnisse  entgingen  i\vr  Aufnu'rksamkeit  <ler  Athener 
wht.  Athen  hatte  schon  bei  d(Mi  letzten  (longressverhandlungen 
BBweifelhafl  die  Absicht  verfolgt,  das  Abhangigkeitsverhaltniss  der 
pdoponnesischen  St;iateii  zu  lösen;  aber  es  hatte  seine  Absicht  nicht 
WTeiflit;  es  hatte  die  vorörtliche  Stellung  Spartas  am  Eude  doch 
vollständig  anerkannt.  Jetzt  wolllt^  man  das  Versäumte  nachluden. 
fclJl  schien  die  Stelle  eines  pelopomiesischen  Vororts  so  gut  wie 
«rittligl;  es  kam  also  nur  darauf  an,  keine  dritte  Macht  in  diese 
Ueke  eintreten  zu  lassen.  Deshalb  erging  bald  nach  dem  Tage  von 
J^lra  eine  AutTorderung  an  die  iKdoponnesischen  Staaten,  Abge- 
wdDcte  nach  Athen  zu  schicken,  um  hier  die  Bedingungen  des 
telen  Friedens  von  Neuem  zu  beschwöien.  Dadurch  brachten  Athen 
^•8  Recht  der  rel)erw€ichung  des  Friedens  in  seine  Hand,  und  es 
•turde  demsellien  noch  eine  erhöhte  Bedeutung  gegeben,  hidem  dies- 
bmI  festgesetzt  wnnh^  dass  alle  Theilnehmer  verptlichtet  sein  sollten, 


318  ARKADISCHE   VOLKSBEWEGUNG. 

jeden  AngrifT  auf  die  Unabhängigkeit  eines  einzelnen  der  dem  Frie- 
den beigetretenen  Staaten    mit   gemeinsamer  Kraft    zuruckzuweiiiflL 
Es  war  der  Anlauf  zu    einer  durchaus  neuen  und  kühnen  Politik, 
indem  Atiien  sich  anschickte,  die  fuhrerlosen  Gemeinden  der  Halb- 
insel um  si(^h  zu  sammeln,  und  wenn  es  Sparta  gegenüber  alierdin^ 
als  eine  arge  Verletzung  hundesfreundlicher  Gesinnung  erschien,  dM» 
man  die  Niederlage  der  Spartaner  sofort  zu  eigenem  Vortheile  auf« 
l>eutete,  dass  man  ihre  Macht  gleichsam  füi*  erloschen  erklärte  und 
die  Erbschaft  derselben  anzutreten  sich  })ercil  zeigte,  so  konnte  man 
dies  Verfahren  nur  so  entschuldigen,  dass  man  dadurch  jeder  Eia» 
mischung  Thebens  entgegentreten  wollte.    Indessen  zeigte  sich  bali^ 
dass  die  Athener  unfähig  waren,    die  Leitung  der  pelopounesischet 
Verhrdtnisse  in  ihre  Iland  zu  nehmen*^). 

Hier    nahmen    die  Bewegungen    bald    einen   sehr   ernsten  mi 
enLschiedenen  Charakter  an,    namentlich    in  Arkadien.     Denn  Hat 
Landschatl  war  von  allen  Theilen  der  Halbinsel  durch  Spartas  lieber- 
macht  am  meisten  in  ihrer  Entwickelung  gehemmt  worden.    Sie  be* 
stand  aus  ehier  Gruppe  von  stadtischen  und  ländlichen  Gemeiiidei, 
die  von  Alters  her  durch  gemeinsame  Gottesdienste,  wie  die  des  Zev 
Lykaios  und  der  Artemis  Hymnia,  verbunden  waren.    Der  Gipfel  te 
Lykaion    war  der    heilige  Berg,    der  Olympos    aller  Arkader.    Eil 
kraftiges  Bergvolk  bewohnte  die  arkadischen  Kantone  und  die  vida 
Söldner,  welche  von  hi(^r  ausgewandert  sind,  um  in  Sicilien,  in  Am 
und  Aegypten   Ehre    und  Reichthum    zu    gewinnen,    bezeugen  dm 
Uelwrschuss    von  Kraft  und  Unternelnnungsgeist,    welcher   in  den 
Volke  lebte.     Deshalb    war  es  immer  ein  Ilaupigesichtspunkt  spl^ 
tanischer  Politik  gewesen,   diese  Volkskraft  für  ihre  Zwecke  zu  be 
nutzen    und    sich    dienstbar   zu  machen.     Seitdem   also  die  huUt' 
werfung  Arkadiens    an    dem  Widerstände    der  Tegeaten    und  ihrer 
Bundesgenossen  gescheitert  war,  strebte  Sparta  unablässig  dahin,  jede 
selbständige  Machtbiidung    in  Arkadien    zu  verlündern.     Am  unbe- 
dingtesten leitete  es  die  bäuerlichen  Gemeinden,  welche  in  den  Thi- 
lern  des  Alpheios    und    seiner  NebenHüsse    wohnten  und  bei  ihrer 
lockereu  Stannn Verbindung   gar    nicht  daran   dachten,    eine   eigene 
Politik  zu  verfolgen.     Von  den  Städten  des  Landes  war  Tegea  durch 
alte  Verträge  an  Sparta  gebmiden  und  wurde  seiner  Bedeutung  wegei 
immer  mit  besonderer  Vorsicht  und  Behutsamkeit  behandelt.   Ueber 
Mantineia  al>er  war  das  Gericht  spartanischer  Zuchtgewalt  in  voller 
Schwere  ergangen;    in  Dorfgemeinden  aufgelost,    lebten  die  Bürger, 


AOFBAU    TON   MANTINEU   102,   S;    870.  319 

m  man  sich  in  Sparta  sagte,  vollkoninien  zufrieden  (S.  232  ('.).  In- 
fessen  ga])en  die  Mantineer  doch,  so  hald  sie  freie  Hand  halten, 
Ceaen  Zustand  wieder  auf,  riefen  die  vertriehenen  Volksführer  zuiück 
Vkd  bauten  sich,  nachdem  sie  vierzehn  Jahre  zerstreut  gewohnt  hatten, 
ikre  Stadt  wieder  auf.  Durch  den  Schaden  heielirt,  den  sie  l)ei  der 
Bdigerung  durch  Agesipolis  erlitten  hatten  (S.  231  f.),  schlössen 
■e  jetzt  den  Ophisbach  aus  und  gaben  der  Ringmauer  einen  Stein- 
Nckel,  welcher  sie  gegen  Beschädigung  durch  Wasser  siclierte. 

Die  Erneuerung  der  Stadt  war  eine  ofl'ene  Erhebung  gegen 
Sfula,  die  erste  enUchiedene  Scliilderhebung  unter  seinen  Bundes- 
|ni088en.  Deshalb  wurde  sie  wie  eine  allgemeine  peloponnc^sisclie 
Angelegenheit  angeselien.  Die  Nachbarorte  halfen  bauen  und  die 
Beer  schickten  Geldbeitrdge,  um  den  Bau  zu  beschleunigen,  ehe  die 
Spurtaner  das  Werk  hemmten.  Aber  diese  waren  so  muthlos,  dass 
fle  an  eine  enistliche  Verhinderung  gar  niclit  dachten.  Es  kam 
fluieD  nur  darauf  an,  die  olfene  Verletzung  ihrer  Ehre  und  ihres 
imehns  abzuwenden.  Darum  musste  Agesilaos,  der  freundschaft- 
liebe  Verbindungen  in  Mantineia  hatte,  durch  persönliche  Vorstellungen 
wenigstens  eine  Einstellung  des  Mauerbaus  zu  bewirken  suchen. 
Min  solle  nur  der  Form  wegen  bei  Sparta  anfragen;  er  verbürge 
■eh  dafür,  dass  die  Genehmigung  nicht  ausbleibe,  ja  man  werde 
•cihit  den  Bau  untei*stützen.  Der  Auftrag  war  an  sich  sehr  pein- 
Bdier  Art;  noch  demüthigender  aber  war  es,  dass  die  Behörden  von 
Kes-Hanüneia  den  Anlass  benutzten,  um  den  Röuig  SparLis  die  v(T- 
Uerte  Lage  der  Dinge  in  vollem  Mafse  fühlen  zu  lassen.  Er  wurde 
eehnikle  abgewiesen,  weil,  wie  es  hiel's,  an  dem  Beschlüsse  iVvr  (le- 
■einde  nichts  geändert  werden  könne  —  und  auch  diese  Demüthi- 
9Dig  musste  Sparta  ruhig  hinnehmen.  Es  wurde  also  auch  im 
'doponnes  an  der  Stelle  zuerst  gestraft,  wo  es  sich  am  schwersten 
Hnündigt  hatte;  das  verwüstete  Mantineia  wurde  der  Ausgangspunkt 
4r  arkadischen  Volkserhebung^^). 

Arkadien  war  ein  für  freie  (lemeindeverfassung  geschaffenes 
fterj^nd.  Es  nährte  ehi  zahlreiches  Volk,  das  gesund  und  gem'ig- 
am,  waffenlustig  und  unternehmend  war,  ein  Volk  von  Bauern, 
igern  und  Hirten,  das  sich  als  das  eigentliche  Slammvolk  der  Halln 
nel  ansah.  Zm*  Zeit  der  Perserkriege  belit^f  sich  die  gesamte 
Kriegsstärke  auf  etwa  25000  Mann,  wovon  ein  Drittel  auf  die  drei 
rftfseren  Städte  kam,  Tegea,  Mantineia  und  Orchomenos,  das  üebrige 
uf  die  kleineren  Städte  und  die  Gauverbände.    Denn  Arkadien  war 


320  DIR   ARKABISCHR   NATIONALPARTFJ. 

ja  eine  Mustorkarlo  von  Repnbliken.  Die  SUatsformen  der  verschk 
denslen  Epochen  bestanden  hier  in  den  verschiedenen  kautonr 
neben  einander,  von  den  modernsten  St4')dt4^nindungen,  wie  das  denw 
kratische  Nen-Mantineia  war,  bis  zu  den  einfachsten  und  altei 
thüniHclisten  aller  Verla ssnn gen ,  wie  sie  in  den  bäuerlichen  K» 
Ionen  des  Alpheioslhals  besUnden,  bei  den  Parrhasicrn,  Kynarier 
n.  s.  w.,  welche,  in  zerstreuten  Ortschaften  angesiedelt,  niclils  Ge 
nieinsanies  halten  als  ihre  Slannnesbeiligthümer.  Diese  Zersplitterun 
war  von  Sjmrta  auf  alle  Weise  Wgünstigt  woixlen,  weil  sie  di 
Schwache  des  Landes  ausmachte.  In  diesem  Zustande  war  das  Lau 
aufser  Stande,  sich  des  spartiuiischen  Einthisses  zu  erwehren;  e 
war  die  offene  Strafse  für  die  lakedfunonischen  Ileerzfige;  die  B^ 
wohner  lieferten  ein  iiumcT  dienstfertiges  Material  für  die  in  Spiro 
gemachten  Kriegsplane  und  die  Stimmen  der  vielen  kleinen  Gemdi- 
den  sicherten  Sparta  die  3Iajoritat  bei  allen  ßerathungen  der  Bund»- 
genossen. 

Diese  unwürdige  Dienstbarkeit  hatte  seit  lange  eine  grofsc  ü^ 
zufried(jnheit  hervorgerufen,  welche  beim  Verfalle  der  Msicht  Siwrt» 
zum  Ausbruche  kam.  Nach  der  leuktrischen  Schlacht  tritt  die  Pari« 
olfen  hervor,  welche  Arkadien  frei  machen  will.  Es  erwacht  m 
nationales  D(?wusstsein.  Man  ffddt,  wie  schmachvoll  es  sei,  da» 
das  rdteste  Volk  der  Halbinsel,  zugleich  <las  stärkste  und  zahlreirbstf. 
in  seiner  (lebundenheit  und  Schwache  innuer  zu  fremden  Zwerkffl 
missbraucht  worden  sei;  mau  tuhlt,  dass  dasselbe  zu  einer  gan 
anderen  Stc^llung  in  (h»r  griechischen  Welt  berufen  sei.  Tliebfi 
wirkte  als  vorleuchtendes  Beispiel.  Durch  den  Sieg  der  Volkspartfl 
war  Theben  in  wenig  Jahren  aus  dem  Vasallen  Sparlas  eine  Grofe- 
macht  gewcu'den.  Der  glei<'he  (ledanke  zünd<»te  nun  auch  hier;  m» 
wollte  aus  der  kümmerlichen  Kleinstaaterei  heraus;  ein  freies,  einip* 
und  starkes  Arkadien  sollte  hergestellt  werden  und  so  enlslanikn 
Bewegungen,  welche  weit  hinausgingen  über  die  Gaue  v<m  Maiitiwia 
und  sich  ülx^r  ganz  Arkadien  verbreiteten^^). 

Die  Aufgabe  war  hier  ungleich  schwieriger  als  in  Böotien.  Ktf 
war  kein  Ort,  wie  Theben,  welcher  der  Mittelpunkt  des  Landes  w«^ 
den  konnte;  es  musste  ein  neuer  Mittelpunkt  geschaffen,  eine  neof 
Hauptstadt  gegründet  wenleu,  'und  zwar  in  dem  Tfieile  des  Ijindes, 
in  welchem  noch  keine  Stadt  vorhanden  war,  inmitten  der  Ganf» 
die  Sptirta  am  nächsten  lagen  und  am  vollständigsten  von  ihm  ah* 
häugig  waren. 


DIE    LAGE    DKU    NKUKN    lIADI^TäTADT.  321 

Die  (leiiiukratische  Partei  iiniss  iaii<;e  im  Slilioii  (liäli^  gewesen 
.sein,  denn   gleich  nach   der  Schlacht  In^i  lAMiklra  isl  zwischen  den 
^     verschiedenen   (lenieinthMi   ein<!   Verstandigniig    üher  die   wichtigsten 
I     lalkregehi  er/ielt    und  die  «hirchgreil'endsten  Besclih'isse  werden  ins 
Verk  gesetzt.    Der  Dhilz  der  neuen  IlauidsUdt  ist  gewilhlt,  und  zwar 
l     in  der  i'ruchtharsten  KixMie   iU'^  sudhciien  Arkathens,    am  lleh'sson, 
(km  Mebenllusse  des  Alpheios,  eine  halhe  Meile  von  diesem  enl lernt. 
ä  Es  war  nicht  die  llücksiclit  der  Testigkeit,    welche   lür  diesen 

I  Ort  eulschied;  denn  er  liegt  in  einer  nnildenrörniigen  Senkung,  ohne 
j|  Biir);iiülie,  ohne  luttürlichen  Schulz.  Dagegen  war  die  fruchthare 
^  Gegend  dem  Gedeihen  einer  gröiseren  Stadt  sehr  günstig;  es  war 
g^  hier  eine  Verlundung  von  Land-  und  Stadtk'hen  möglich,  wie  sie 
X  dem  Sinne  der  an  kindliche  (leschat'le  gewohnten  Arkader  zusagte; 
j  die  Uauptsache  al)er  war,  dass  die  Wohnsitze  zweier  der  hedeutend- 
Ä  8teu  Stamme  Siidarkadiens  hier  zusaminenstierseii,  die  der  Mänalier 
ff    und  der  Parrhasier. 

Aus  dem  Mainalosgehirge  strömt  der  [lelisson  herunter  und  die 

Südhälftc  der  neuen  Stadt  hieis  von  einer  manaUschen  Ortschal't  Orestia. 

Das  andei*e  Uler  gehörte  den  Parrhasiern,  welche  das  Lykaion  inne 

bUeu,  das  mit  seinen  Wahlhohen  <las  Ali)heiosthal  im  Westen  üher- 

n(^  uml  durum  wurde  auch  ein  Filial  des  hkaischen  Zeusdienstes, 

des  UTdlten  Mittelpunkts  der  ganzen  (legeud,  in  der  >Litle  der  lUMien 

^     Stadt  gestiftet.    Sie  war  durch  ihre  J^age  (mu  lvreuz{Minkt  der  wich- 

r     ligsten  Ileerstrarsen,  welche  Arkadien,  Messenien  und  Lakonien  ver- 

I     hodeu;   sie    sollte    ein   Tester  Sammeh)rt   der   umliegenden  Dorlge- 

;:     Beindeu  sein,    deren  (jehiet  his  dahin   den  Spartanern  völlig  ollen 

l     gelegen  hatte,    und   nicht   nur  die   arkadischen  Gemeinden  wurden 

I     dadmrdi  zu  einem  selhstandigen  Dasein   herut'en,    S(Hnlern   auch   die 

■     verwaudten  Stamme,   deren  (vchiet   seil  Jahrhunderten    in  Lakonien 

einverleibt  war,  die  Ikiwohner  des  olM;ren  Eurotas-  und  des  Oiinis- 

^b,  wurden  in  AulVeginig  versetzt,    st»  wie  ihnen  die  Möglichkeit 

sidi  zeigte,  sich  an  ein  neu  erstehendes,  mächtiges  Arkadien  anzu- 

Khüe&en,    und   Sparta   wurde  auf  dies*^  Weise    in   seinem  eigenen 

Territorialbesitze  getahrdet. 

Die  rasche  und  glüt^kliche  Wahl  des  JJauidalzes  sowie  die  ener- 
RUche  Ausluhrung  der  neuen  Stadtgründung  würde  sich  schwer 
kgreifen  lassen,  wenn  die  Arkader,  welche  zu  gemeinsamen  Unter- 
iiehmuugen  su  wenig  vorlhireitet  waren  und  jeder  vorörtiichen  Lei- 
tung entbehrten,    ganz  aul'  sich  seihst  angewiesen  gewesen  waren. 

Cnrüuf,  Gr.  GcBch.    III.  21 


322  GRÜfTDUTVC    VO?l    MEGALOPOLIS   IM,   S;    870. 

Ein  ciuswärtiger  Einfluss  ist  unverkennlinr  und  Epameinondas 
geradezu  der  Gninder  der  neuen  Hauptstadt  genannt.  Von  ihm 
können  Avir  annehmen,  stammen  die  leitenden  Gedanken;  auf  : 
Veranlassung  hildete  sich  eine  Behörde,  welche,  aus  den  ver» 
denen  Städten  und  Gauen  iler  Landscliafl  geA^'ühlt  und  mit 
machten  ausgenistet,  das  gemeinsame  Werk  in  das  Leiien  rief, 
waren  10  Manner,  je  zwei  aus  Mantiueia,  Tegea  und  Kleitor, 
den  Manaliern  und  den  Parrhasiern.  Unter  ihrer  Aufsicht  i» 
der  Stadthau  l)etrieben  und  zwar  in  grofsem  Stile.  Denn  es  \ 
kein  hlofser  Waffenplati  zum  Schutze  der  Grenze  sein,  kein  M 
Mauerring  zur  Aufnahme  der  Dorfbewohner  in  Kriegszeiten,  soi 
eine  stattliche  und  vollständig  eingerichtete  Niederlassung,  eine  r 
mafsige,  moderne  Grofsstadt,  welche  sich  inmitten  einer  von  Ba 
und  Hirten  1)ewohnten  Gegend,  auf  einmal  \^ie  durch  einen  Zai 
schlag  erhob  und  eine  ganze  Laudschatt  umgestaltete.  Ein  o 
Mauerring  von  50  Stadien  schloss  die  Slrafsen  und  öffentlichen  P 
ein,  welche  sich  zu  l>eiden  Seiten  des  Flusses  ausbreiteten, 
gab  ihm  den  Namen  der  '(irofsen  Stadt'  (Megale  polis)  und  lieei 
sich,  durch  die  prächtigen  Anlagen  des  Theaters,  des  Markts, 
Brücke  u.  s.  w.  Zeugniss  davon  abzulegen,  dass  es  den  Arka 
an  Mitteln  und  Bildung  nicht  fehle.  Einzelne  reiche  Manner  schm 
ton  die  Stadt  mit  Prachtgebäuden,  welche  nach  den  freigebigen  1 
lierrn  genannt  wurden.  So  das  Thersilion,  das  itir  die  Versal 
hingen  des  neuarkadischen  Gesammtniths  bestimmte  Gebäude. 

Pammenes,  der  thebanische  Feldherr  (S.  263),  war  lieaufti 
die  Anlage  und  Ausführung  des  Ganzen  zu  überwachen.  Ab« 
zeigten  sich  keine  Kriegsgefahren.  Mit  demselben  Gefühle  der  Sic 
heit,  welches  sich  in  der  Wahl  des  Orts  und  in  der  stobsen 
nennung  der  Stadt  kuntl  giebt,  baute  man  dies  Trutzsparta  an 
Granzen  Lakoniens,  als  ob  gar  kein  Sparta  mehr  vorhanden  ij 
es  war  so  gelähmt,  dass  es  jede  Demnthigung  ertrug  und  sich 
seiner  Mannschcift  nicht  mehr  über  die  Landesgränzen  hinaus  w 

Indessen  war  Megalopolis  einstweilen  noch  eine  Stadt  < 
Staat;  sie  war  die  Frucht  eines  nationalen  Aufschwungs,  das  Syi 
einer  Euiheit,  deren  Verwirklichung  noch  ein  ungelöstes  Prol 
war.  Fmlich  hatte  man  gleichzeitig  mit  dem  Stadtbaue  auch 
Gnmdung  einer  Landesverfassung  in's  Auge  gefasst.  Megaioj 
sollte  nicht  blofs  für  die  bis  dahin  stadtlosen  Kantone  ein  Mi 
punkt  sein,  sondern  für  ganz  Arkadien ;  es  sollte  der  Sit£  arkadis 


WIDERSTAND    GE4;KN   DIE   ELMIEITRBESTRERrNr.EN.  323 

entralbellörden  und  einer  die  f;anze  Landsdiatl  verlreteiiden  Ge- 
ttindeversaniinJiing  sein.  Eine  solche  waren  die  sogenannten  Zehn- 
luaendy  liir  die  das  Tliersilion  gelmnt  war;  ein  Ausächuss  sAinnit- 
kber  ßürgerschatXen  iVrkadiens,  welcher  hier  zu  l)estinnnlen  Zeiten 
tegen,  über  die  wichtigeren  T^ndesangeiegeniieiten  Ijesriiliefsen  und 
die  Behörden  wAlilen  sollte,  welche  in  i\vv  IlauptsLidt  ihn^n  Sitz 
Inbeu  und  ein  stehendes  Heer  von  5000  Maini,  die  'E|>ariten',  zu 
ihrer  Verfügung  lial)en  sollten^-). 

Der  Verfassungsentwurf  war  leicht  gemacht,  seine  Ausführung 
llieb  aber  auf  unüberwindliche  Schwierigkeiten.  Denn  die  den 
Hdkuen  eigene  Zähigkeit  im  Festhalten  örtUcher  Unterschiede  war 
nifeiids  gi'öfser  als  in  Arkadien,  wo  jede  (Gemeinde  ihr  scliarf  aus- 
feprägtes  Sonderlebeu  hatte.  Das  Verschmelzen  der  verschiedenen 
Kantone  zu  einem  gemeinsamen  Vaterlande  scheilerte  zuerst  an  den 
Staaten,  die  es  nach  wie  vor  mit  Sparta  hielten  uml  also  der  ganzen 
antifipartanischen  und  demokratischen  Bewegung  von  vorn  herein 
Ceiudlich  waren.  Dazu  gehörte  Orchomenos,  ein  altsliidtischer  Kanton 
■it  einer  mächtigen  Burghöhe,  nördlich  von  Mantineia,  welcher  aufser- 
Üb  des  eigentlichen  Stadtgebiets  noch  einige  Ortschaften  (Methydrion, 
Theisua,  Teuthis)  unterworfen  hatte  und  wie  Vogteien  regierte.  Hier 
bestand  eine  strenge  Geschlechterherrschaft  und  in  Folge  dessen  eine 
fale  Anhänglichkeit  an  Sparta.  Die  nachbarliche  Eifersucht  gegen 
Kaotineia  steigerte  diese  Stimmung,  und  <la  die  von  Orchomenos 
abhängigen  Ortscliaften  als  selbständige  Gemeinden  zur  Bildung  der 
Baoptstadl  herangezogen  waren,  so  sland  Orchomenos  naluriich 
Äesen  Neuerungen  sehr  feindlich  gegenüber.  Eine  ähnliche  Stellung 
hatte  Heraia,  der  Vorort  von  neun  Gauen,  welche  am  i'echten 
Alpheiosufer,  am  Ladon  und  Erymanlhos  zerstreut  lagen,  dort,  wo 
das  enge  Gebirgsland  sich  gegen  Elis  ölfnet. 

Diese  beiden  Staaten  waren  es,  welche  wie  feste  Bollwerke  der 
fafiokratischen  Zeitströmung  widersümden ,  und  während  in  den 
ttidem  Städten  wohl  noch  Bruchtheile  der  Bevölkerung  vorhanden 
vareo,  welche  aus  alter  Familientradition  sparUnüsch  gesinnt  waren, 
M  war  hier  niemabi  eine  demokiatiscbe  Partei  aufgekommen.  Wenn 
filier  Sparta  auch  aufser  Stande  war,  der  arkadischen  Bewegung  im 
Gaoien  entgegen  zu  treten,  so  durfte  es  doch  solche  Bundesgenossen 
nichl  verabsäumen.  Es  wurde  auch  in  der  That  dafür  gesorgt,  dass 
Orchomenos  durch  eine  Besatzung  von  1000  Lakedämoniern  ge- 
deckt wurde,  zu  denen  noch  eine  Schaar  von  500  böotischen  und 

21* 


324  DIE   WIDERSTREBENDEN   STAATEN. 

argivischeii  FluclitUngen  kam,  die  von  dtMi  Orchomeiiiern  in  Sok 
genoimnen  waren,  nnler  Führnng  des  lV)lytropos.  Heraia  abe 
wnrde  um  dieselbe  Zeit  erweitert  und  befestigt;  es  wurde  zuere 
eine  wirkliche  Stadt,  und  dies  neue  Heraia  sollte  nun  im  Gegen- 
satze  zu  der  demokraliscben  Hauptstadt  tur  die  conservative  Partf 
ein  Waü'enplatz  und  Mittelpunkt  sein. 

Die  zweite  Schwierigkeit  erwuchs  den  Kinheitäbesti*el)ungpu  au 
dem  WidersUmde  der  kloinen  (iemeinden  im  südwestlichen  Arkadien 
Zu  ihren  (lunsten  war  vornehndich  die  neue  Gründung  gemadi 
worden;  auch  hatten  sich  die  Abgeordneten  der  Gemeinden  bere 
erklart,  die  neue  Stadt  zu  bevölkern.  Als  al)er  die  Parrhasier  tu 
ihren  Waldhohen  niedersteigen  und  in  die  Hingmauer  umsiedd 
sollten,  da  erwachte  in  voller  Starke  die  alte  Heimathsliehe;  namen 
lieh  waren  es  vier  Gemeinden,  welche  sich  entschieden  weigerteü 
ihre  Wohnsitze  zu  verlassen,  und  so  kam  es,  dass  diejenige  Unter 
nehnuuig,  welche  recht  ans  dtMU  treiesten  Nationalwillen  henrorg» 
gangen  uml  nichts  als  die  Erfülhmg  langst  gehegter  Volkswünscfie 
zu  sein  schien,  zwangsweise  durchgesetzt  werden  musste.  Lyk« 
und  Trikolonoi  wurden  zur  Nachgiebigkeit  gezwungen.  Die  Tu- 
pezuntier  wanderten  aus,  um  sich  dem  Zwange  zu  entziebea, 
Lvkosura  am  Fufse  des  Lvkaion,  der  Sa«:;e  nach  die  Altinüte  Stadt 
welcln»  die  griechische  Soinie  beschienen  hat,  wurde  von  Zwangs- 
malsregeln  verschont.  Die  Einwohner  blieben,  wrdn^end  die  anilerm 
Gemeinden  des  Alpheios  und  seiner  Neben! hrder  ihre  Sellwtämlig- 
keit  aufgaben  und  ganz  oder  theilweist;  in  die  HauptsUidt  über- 
siedelten"). 

Viel  schwieriger  war  aber  noch  die  I.age  derjenigen  Staalrt, 
welche  seit  alter  Zeit  selbständig  gewesi-n  waren  und  ihre  eigew? 
Geschichte  hatten.  Hier  waren  Partei  kam  j^fe  unvermeidlich,  iudetn 
die  nationale  Partei  verlangte,  dass  die  Städte  zu  Gunsten  eiu«? 
einigen  Arkadiens  auf  ihre  Selbständigkeit  verzichten  sollten,  wjs 
den  Anderen  wie  «»in  Verralh  am  eigenen  Herde  erschien;  sie  woll- 
ten sich  nicht  selbst  aufgeben.  Deshalb  waren  aufser  den  eigent- 
lichen Aristokraten,  welche  die  Helormen  ihres  demokratiivlwo 
Charakters  wegen  verabsch(»uten,  auch  viele  Dnrger  von  gemäfsigtff 
Uichtnng  gegen  die  Forderungen  der  Nationalpartei  und  die  Bnrgwr- 
schat'ten  trennten  sich  in  feindliche  Hälfttm.    So  namentlich  in  Tejn»- 

Die  Tegealen  waren  seit  Jahrhunderten  treue  Bundesgenossrtl 
Spartas,  und  es  lebte  in  den  Familien,  welche  die  öirentUclien  An- 


PARTEIKAMPF    LN    TEr.li:A    102,  8;  370.  325 

gelcgt'iilieiteii  in  diesem  Sinne  leilelen,  ein  Ificliliger  Sinn,  wie  sicli 
dies  in  Stasippos,  dem  damaligen  FfdnMM*  der  conservalivcn  Paiiei, 
leigt,  einem  Ehrenmaime,  von  dem  hezeugl  wird,  dass  er  alle  Auf- 
ferderungeu,  sich  in  nnrerlillicher  Weise  seiner  Gegner  zn  enlledi- 
gen,  unwillig  zurnckgewi(»sen  habe.  Die  Fnhrer  der  Gegenpartei 
waren  Kallihios  und  Proxenos,  der  Letztere  einer  der  (lonnnissarien, 
wiche  die  Gnuidung  der  nen(;n  Ifanpistadt  geleilet  halten.  Tegea 
hatte  jQso  von  Süiatswegen  dieselbe  gefordert,  Mittel  dazu  bewilligt 
und  wohl  anch  einen  Theil  seiner  Hevolkernng  dahhi  gesendet.  Die 
Kalioiialpartei  wollte  aber  weiter  gehen  nnd  als  die  Uegiernng  der 
SUdt  von  einem  Anlgeben  der  eigenen  Selbständigkeit  nichts  wissen 
wollte,  kam  es  zn  Gewaltmafsregeln.  Die  INationalen  greifen  zu  den 
Waffen,  Proxenos  Itdlt  im  Strarsenkami)t'e  und  seine  Scliaar  wird  auf 
dm  Ausgang  der  Stadt  nach  der  Seite  von  Mantineia  zurückgedrängt. 
Hier  im  Thorgebünde  i'asst  sie  wieder  festen  Fufs  nnd  weifs  sich, 
während  Stasippos  durch  eingeleitete  rnterhandlungen  aufgehalten 
und  au  der  vollständigen  l'nterdruckung  des  Aufstandes  gehemmt 
wird,  heimlich  Zuzug  aus  Manthieia,  dem  llauptherde  der  arkadi- 
when  Demokratie,  zu  verschalVen.  Da  wend(;t  sich  das  Glück.  Die 
Partei  des  Stasijipos  nniss  die  Stadt  räumen  und  zieht  sich  in  ein 
vorslädtisches  lleiUgtlnnn  der  Artemis  zurück.  Aber  die  Heiligkeit 
des  Orts  schützt  die  rnglücklichen  nichl.  Sie  werden  herausge- 
trieben, enlwaü'net,  gebunden  und  auf  einem  Wagen  in  die  Stadt 
gebracht.  Hier  erwartet  sie  ein  Gericht,  das  ganz  ordrnmgswidrig 
mit  Zuziehung  der  Mantineer  gebildet  war.  Von  dems^'lben  werden 
WB  verurteilt  nnd  hingerichtet.  Es  war  ein  revolutionärer  Terro- 
rismun,  welcher  jeden  Widersland  gegen  die  Gesamlslaatsinteressen 
wie  einen  Hochveri'ath  ansah  und  di(^  widerstrebenden  Elemente 
»wrottcn  wollte. 

Achthundert  entkamen  nach  Sparta  luid  verlangten  hier  Schutz 
liver  Interessen.  Die  Ephoren  glaubten  (^twas  thun  zu  müssen, 
tun  den  Iieschwornen  Verträgen  gemäfs  den  Friedensbruch  zu  rächen, 
8D«I  Agesilaos  wurde  mit  einem  Heere  ausgeschickt,  welches  von 
Heraia  und  von  Lepreon  Zuzug  erhii'U.  Die  Arkader  standen  in 
Aaca  vereinigt,  mit  Aiisnahme  dr'r  Manlineer,  welche  mittlerweile 
gegen  Orchomenos  ausgezogen  waren. 

Agesilaos  ruckte  in  das  Gebiet  der  Mänalier  und  besetzte  hier 
die  Ortschaft  Eutaia,  die  zu  dem  Gebiete  gehorte,  welches  die 
Xuitineer  sich  früher  unterworfen  hatten  (^S.  230).     Die  Einwohner 


326 


AGESILAOS   IN    ARKADIEN    109,  S;  STO. 


waren,    wie  es  sclieint,    nocli  nicht   nach  Megalopolis  ül)ergesi«lcll; 
sie  wurden  mit  grofser  Milde  iiehaudelt  und  sogar  bei  der  Hersti^lffl^i 
ihrer  Mauern  unterstützt;  sie  sollten  erkennen,  wie  wenig  SparU  ■ 
in  ihrer  Selbständigkeit  kränken  wolle.     Dann  rückt  Agesilaos  vaA\ 
Mantineia;    die  Arkader  folgen,    aber   man   hatte   auf  beiden  Sau 
keine  Lust  zu  einer  Schlacht.     Agesilaos' Stolz  war  so  weit  gebcojl, 
dass    er    es  schon    für  einen  Ruhm   hielt,    sich   wieder  aulswliil 
Lakoniens  mit  einem  Heere  gezeigt,  einige  Felder  verwüstet  and  da 
Feinden    sogar    eine  Schlacht    angeboten  zu   haben.     Die  Jahresrit 
war   inzwischen   rauh  geworden.     Der  Hauptgi'und   seines  Rnekzap| 
war  aber  die  Aussicht  auf  ein  thebanisches  Heer.     Denn  die  Arkidtf' 
hatten    sich    im   Gefühle    eigener  Schwäche   und   Unsicherheit  nAI 
auswärtiger  Unterstützung    umgesehen.     Sie    hatten    sich  an  Alki 
gewandt,  weil  sie  nach  den  letzten  Verhandlungen  (S.  317)  vonfai 
Hülfe  zu  erwarten  hatten.     Athen   hatte  sie  abgewiesen;    desto  H 
reitwilliger  fanden  sie  Theben**). 

Theben  hatte  in  Mittel-  und  Nordgriechenlaiid  eine  feste  SlelhUi 
gewonnen.  Es  bedurfte  jetzt  eines  anderen  Schauplatzes  und  «ier| 
anderen  Aufgabe,  um  sich  seiner  neuen  Machtstellung  wönlig 
zeigen,  den  erwachten  Kriegsmuth  zu  stählen  und  in  gemeinsani] 
Unternehmungen  die  Verhindung  zu  stärken,  welche  es  in  Böoti«! 
und  seinen  Umlanden  zu  Stande  gebracht  hatte.  Es  führte  ja  d*l 
Unabhängigkeitskrieg  für  alle  Hellenen  (S.  313),  es  war  der  Ifr 
rufene  Hort  und  Bundesgenosse  der  nach  Selhstandigkeit  ringend« 
Halbinselstämme.  Die  staatliche  Vereinigung  B^otiens  war  da!»Vfl^ 
bild  der  Arkader;  Heraia  und  Orcliomenos  mussten  eben  so  «« 
Plataiai,  Thespiai  und  das  böotische  Orcliomenos  bezwnng«a  werde«, 
um  den  Einheitsstaat  zu  Stande  zu  bringen.  Nur  war  in  Ärkadiei 
kein  geschichtlich  gegebener  Vorort,  keine  Bundeshauptstadt,  der* 
Ansprüche  man  nur  zu  erneuern  brauchte,  sondern  es  war  ei* 
ganz  neue  Hauptstadt,  eine  künstlich  geschaffene  Centralinacht,  vd 
die  Föderalisten  Arkadiens  waren  nach  der  ganzen  Natur  und  fr 
schichte  des  Landes  der  Einheitspartei  gegenüber  ungleich  berei' 
tigter,  als  es  in  Bootien  der  Fall  war. 

Epameinondas  seihst  dachte  gewiss  nicht  daran,  eine  beMiffli'' 
Form  staatlicher  Einigung  den  Arkadern  aufzunothigen;  er  iBns^ 
aber  mit  aller  Macht  daiur  einstehen,  dass  Arkadien  in  seiner  N««* 
gestaltun^  nicht  von  Sparta  gestört  wurde;  er  mnsste  Alles  daü 
thun,  dass  Arkadien  auf  die  Dauer  in  Stand  gesetzt  werde,  neMi 


THEBEN   r^ACH    DEM    ^ELUPO^^^£ä    GEKUFE?!.  327 

AogrilTen  des  Feindes  Widerstand  zu  leisten;  er  gab  dadurch  zu- 
gleich einen  Beweis  fui*  die  uneigennützig  nationale  Politik  Thebens, 
vdches  nicht  über  geschwächte  Staaten  herrschen,  sundern  mit  er- 
starkten Staaten  verbündet  die  Unabhängigkeit  der  griechisciien 
Stämme  schützen  wollte.  Deshalb  kam  ihm  das  Ilülfsgesuch  der 
Arkader,  denen  sich  Argus  und  Elis  anschlössen,  sehr  erwünscht, 
damit  Theben,  das  seinen  leitenden  Euiiluss  in  den  messenischen 
und  arkadischen  Angelegenheilen  schon  geltend  gemacht  hatte,  nun 
auch  mit  den  Waffen  m  der  Iland  als  hellenische  Macht  üi  der 
Halhiosel  auftrete. 

Der  Peloponnes  galt  noch  immer  für  die  sicher  verwahrte 
imierste  Burg  von  Hellas.  Es  schien  von  Natur  durch  die  Isthmos- 
pbirge  so  sorgfältig  verriegelt  zu  sein,  dass  es  vermessen  schien, 
iese  Schranken  zu  durchbrechen,  [phikrales  hatte  sie  durclil)rochen, 
aber  die  Verbindungen  Mittelgi'iechenlands  mit  einzelnen  Hall)insel- 
staaten  hatten  sämmtlich  keinen  rechten  Bestand  geliabt.  Jetzt  wurde 
«  anders.  Die  Furcht  vor  Sparta  war  verschwunden  und  damit 
hatten  auch  die  isthmischen  Pässe  iln*e  Bedeutung  verloren.  Epa- 
meinondas,  Pelopidas  und  die  anderen  Bundesfeldherm  führten  das 
Beer  noch  vor  Ende  des  Jahres  37U  ül)er  den  Isthmos  und  ver- 
«nigtcn  sich  mit  den  Arkadern,  Argivern  und  Eleern  bei  Mantineia; 
«  kam  hier  ein  Heer  von  70,000  Mann  zusammen,  darunter  über 
die  Hälfte  schwerbewaffnete  Krieger. 

Was  den  Schutz  der  Mantineer    betrilft,    so    war    die  Ankunft 
des  Heers  unnütz;    denn    das    blofse  Gerücht  von    der  Annäherung 
der  Thebaner    hatte    genügt,  Agesilaos  zum  Abzüge  zu  veranlassen. 
Sollten  nun  auch  die  Thebaner  ohne  Weiteres  umkehren?  Das  war 
die  vorherrschende  Meüiung  im  Feldherrnralhe   und  sie  schien  um 
w  begründeter,  da  in  nächster  Zeit  um  die  Wintersonnenwende  das 
^t  der  Büotarchen  zu  Ende  ging  und  zu  weiteren  Lnternehunmgen 
feine  Vollniachten  gegeben  waren.     Epameinondas  aber  hatte  sicher- 
Bch  von  Anfang  au  etwas  «Vnderes  im  Sinne  gehabt;  er  wollte  nicht 
erfolglos  nach  Hause  kehren.     Er  wusste,    dass   die  arkadische  Be- 
wegung   auch    die  Umlande  Spartas    ergrilfen    habe    und    dass  die 
Gränzorle  schlecht  bewacht  seien,  da  die  Spartaner  in  dieser  Jahres- 
leit   keinen   Angrifl*   erwarteten.     Die    peloponnesischen    Bundesge- 
nossen drängten  ihn,    die  vorhandene  Gelegenheit  zu   benutzen;    er 
konnte  hofleu,    am  Eurotas  dem  ganzen  Kriege,    welcher  gegen  die 


328  EPAMEI>0>'DAS    AM    EUHOTAS    3C9    WINTER. 

GewaltlieiTscliafl  Spartas  gefulirl  wurde,  ein  rasches  und  glorreich« 
Ende  zu  machen. 

Deshalh  ühemahm  er  nel)st  Peh)i)idas  die  Verantworluug  för 
den  weiteren  Fehlzug;  die  andern  Fehlherrn  traten  zurück;  es  war 
eine  persönliche  That  der  heiden  Freunde.  In  vier  Heeriiaufen 
fährten  sie  die  Truppen  durch  die  Gehirgspasse  Lakoniens;  sie  ver- 
einigten dieselben  im  Oinustiiale  hei  Sellasia,  zogen  von  der  Mün- 
dung des  Ohius  das  linke  Eurotasufer  hinah  und  ohne  einem  Wider- 
stände zu  begegnen,  standen  sie  Sparta  gegenüber,  nur  durch  die 
Eurotasbrücke  von  dem  Markte  der  SUidt  getrennt,  welche  in  ilirer 
weiten  Ausdehnung  durch  keine  Mauern  oder  Vorwerke  geschütit 
war*^). 

Bedenkt  man,  wie  sicher  sich  die  Spartaner  inmitten  ihres  toq 
Hochgebirgen  unu'ingten  Thaies  bis  dahin  gelühlt  hatten,  wie  seit 
dem  Ileraklidenzuge  kein  i'eindUches  Heer  im  Eurotasthide  ei*schie»eii 
war,  so  begreift  man  den  unerhörten  Schrecken,  welcher  die  Be- 
völkerung ergriff.  Die  Mannschaft  war  schwach  und  niuthlos,  die 
Frauen,  die  niemals  den  Rauch  eines  feindlichen  Lagerfeuers  gesehn 
hatten,  erhöhten  die  Verwirrung  durch  ihren  mafslosen  Jauuntf. 
Die  Dorfschaften  der  Periöken  sahen  in  dem  Heere  der  Verbmidelei 
ihre  Befreier  und  erhoben  sich  gegen  ihre  Gewaltherrn;  die  Heloten' 
nmssten  zur  Vertheidigung  der  Stadt  aufgeboten  werden,  aber  audi 
sie  waren  unzuverlässig  und  man  wusste  nicht,  ob  man  von  ihreo 
neugebildeten  Schaaren,  die  sich  bis  auf  GOOO  beliefen,  mehr  za 
fürchten  oder  zu  hoffen  habe;.  Am  schünnnsten  aber  wai*  die  In- 
sicherheit  unter  den  Bürgern  s(»lbst,  bei  denen  es  nicht  an  Yer- 
rathern  fehlte,  welche  glaubten.  Sparlas  letzte  Stunde  sei  gekommen 
und  man  müsse  dein  Sieger  bei  Zeiten  huldigen.  Wir  wissen  ja, 
wie  viel  Gührungsstoff  uml  Neuerungssucht  im  Lande  vorhanden  war. 

In  dieser  Noth  bewilhrte  sich  Agesilaos.  Er,  der  sich  sagen 
musste,  dass  seine  Polilik  den  SUiat  in  diese  I^ge  gebracht  habe, 
er  that  nun,  was  er  konnte,  um  alles  Frühere  gut  zu  machen  und 
die  Vaterstadt  zu  retten.  Er  leistete  das  Lnglaubliche.  Er  wusste 
die  Verstärkungen,  welche  von  einzelnen  Staaten  herl>eikanien,  auf 
sichern!  Wege  an  sich  zu  ziehen ;  er  hielt  in  der  von  Janmier  er- 
füllten Stadt  die  Ordnung  aufrecbl ;  er  hemmte  die  Kampfwnth  der 
Mäimer,  welche  Sparta  dem  Feinde  in  die  Hände  geliefert  haben 
würden ,  wemi  sie  es  auf  einen  ollenen  Kami)f  hatten  ankommen 
lassen;    er    vertheilte  die  Truppen    auf  den  [löhenpunktcn ,    nuler- 


AGESILAOS   RETTET    SPARTA.  329 

ekle  mit  liewiindcruiigswurdiger  doislesgo^enwHrl  die  ange- 
Rneneii  YeiTalhereieii,  und  vollzog  uiit  einer  durch  die  Gesetze 
m  gerech Iferligteu  ^li*enge  rasche  Todesurteile  an  den  Meuterern. 

unterstützte  die  I^ge  der  Stadt.  Demi  das  Terrain  war  von 
ur  der  ArU  dass  es  wegen  des  Flusses  und  seiner  sunij)ligen 
r  einerseils  und  andrerseits  der  verschiedeniMi  Hrige1gru|>|»en  und 
IpSsse  wegcm  auch    ohne  künstliche  Werke  zu  v<4*theidigen  war. 

Eimmeinondas  wollte  erst  i1l)er  die  Kurotashrücke  unniittelhar 
das  Herz  der  Stadt  eindringen;  als  er  ah(*r  an  der  ßiiicke  stand, 

er  die  Trupiien  am  anderen  Ufer  heim  Ueiligthume  der  Athena 
a  80  zweckmäfsig  aufgestellt,  dass  er  es  nicht  wagte,  den  Ueher- 
%  ta  erzwingen  und  durch  den  Itohlwt^g,  welcher  auf  den  nahen 
rkt  führte,  sich  Bahn  zu  hreclren.  Er  zog  also  am  Eurotas  ah- 
Is,  der  mit  seinem  hoch  anges4;h wollenen  Stnune  der  heste  Ihm- 
gcDosse  S|)artas  war,  am  Fufse  des  Menelaion  entlang,  welches, 
!  der  römische  Janiculus,  das  der  Stadt  geg(Mird»erliegende  Tfer 
iragt  Eine  halbe  Meile  unterwart.s  l)ew(M*ksUdligte  er  nicht  ohne 
iwierigkeiten  den  Uebergang,  setzte  sich  in  Amyklai  fest.  Ober- 
weuimte  von  hier  aus  mit  seiner  Heiterei  die  ganze  sudliche  Um- 
QRg  der  Stadt  und  machte  einen  zw('iten  Versuch,  in  die  Sl^idt 
nidringen.  Al)er  die  Trup^H^n  winden  heim  Vorrücken  in  der 
derung  des  Eurotas  von  einem  Hinterhalte  ilberfallen  imd  durch 
chieitige  ReilcrangrilTe  zurückgeworfen.  Die  Th(d)aner  waren  auf 
npfe  dieser  Art  wenig  vorWeitet^  die  Bundesgenossen  aber  noch 
liger  brauchbar  und  zuverlässig.  Von  den  Pt^oponnesiern  hatttm 
Meisten  keine  andere  Absicht,  als  sich  in  Streif/ügen  zu  be- 
Aiem,  und  nachdem  IIukmi  dies  in  der  wohlgeptlegten  und  von 
odeii  unlieruhrten  Landschatt  nach  Wunsch  gelungen  war.  (Ingen 
an,  die  ei^ste  Gelegenheit  zu  l)iMuit/en,  nach  Hause  zurückzu- 
nn,  zumal  da  der  lakonische  Winter  sich  in  seiner  ganzen  Strenge 
b  liefs. 

Epameinondas  nnisste  \m  diesem  auf  eig(^ne  (lefahr  unteruom- 
Nn  Feldzuge  sich  vor  jedem  ernsllichen  Infalle  auf  das  Sorg- 
igste hüten.    El*  gab  also  die  ferneren  Versuche  gegen  Sparta  auf, 

das  Eiin)tastliai  hhnmter  und  rächte  sich  für  die  vielen  IMün- 
imgen  seiner  Heunath  durch  eine  vollständige  Verheerung  des 
ides  bis  ziur  Küste  von  Helos  himuiter.  Die  olfiMien  IMatze  wurden 
kaml  gesteckt,  (ivtheion  mit  seinen  Schitfswerften  und  Magazinen 
drei  Tage  berannt  und  genonnnen;  ja  es  wurde  eine  theba- 


330  EPAMEIiNONDAS    IN    HESSENIEN   lOSI»  S;  S69. 

iiisclic  Besatzung  libieingclegl,  uin  vou  hier  aus  den  kleinen  Krie 
fortsetzen  zu  können.  Es  war  ein  Dckeleia  auf  lakonischem  Bod« 
doppelt  wichtig,  weil  die  umwohnende  Bevölkerung  den  Spartann 
feindlich  war  und  sich  zahlreich  an  die  Verhündeten  aogeschlosai 
hatte.  Diese  musste  vor  der  Bache  Sparüis  geschützt  werden.  D 
mit  glauhte  Epameinondas  sehie  diesjährigen  Uniernehoiuogen 
Lakonien  hescldiessen  zu  müssen.  Missgünstige  Beurteiler  hab 
schon  in  alten  Zeiten  seinen  ^Vhzug  durch  unedle  Motive  erUar 
wollen,  theils  durch  Bestechung,  indem  sie  melden,  dass  Agesfla 
ihm  durch  den  Spartiaten  Phrixos  zehn  Talente  geboten  liabe,  tbe 
durch  die  Besorgniss,  dass  die  Vernichtung  Spartas  eine  der  thel 
nischen  Macht  gefahrliche  Einigung  der  ganzen  Halbinsel  zur- Fol 
haben  werde.  Wir  können  überzeugt  sein,  dass  Epameinondas  n 
nach  eigener  Ueberlegung  und  cichtiger  Beurteilung  der  Sachhj 
handelte.  Diese  Mäfsigung  war  dringend  geboten.  Unter  steig« 
der  Ungunst  der  Verhältnisse  durfte  er  die  Lakedäuionier  nicht  xn 
letzten  Kampfe  der  Verzweiflung  drängen  und  er  musste  die  Zd 
benutzen,  um  seinen  LiebUngsplan  auszuführen,  die  schon  seit  Jakm 
vorbereitete  Wiederherstellung  Messeniens "). 

Er  fand  die  Landschaft  in  vollem  Aufstande.  Die  Bauern,  ik 
zu  Heloten  erniedrigt  waren,  erhoben  sich  gegen  ihre  Grundbem 
und  der  seit  Jahrhunderten  verödete  Golf  war  vtni  zahlreicha 
Schüfen  belebt,  auf  denen  die  Messenier  aus  Italien,  Sicihen  id 
Afrika  herbeieilten,  um  ihre  heimathlichen  Wohnsitze  wiederzup* 
whmen  (S.  314).  Es  bedurfte  der  persönlichen  Anwesenheit  de 
Epameinondas,  um  der  Verwirrung  zu  steuern  und  das  schwierige 
Werk  zu  einem  gedeihlichen  Ziele  zu  führen.  Vor  Allem  bedurßi 
der  neue  Staat  eines  festen  Mittelpunkts. 

Die  Wahl  desselben  konnte  kaum  zweifelhaft  sein.  Demi  w 
ein  Hörn  Messeniens  erhebt  sich  zwischen  den  beiden  HauptebeKf 
des  Landes  das  Ilhomegebirge  mit  seinem  waldigen  Do{^lgipfel 
die  Burg  des  Aristod(;mos,  an  welcher  die  ruhmwürdigsten  lieber- 
lieferungen  der  Vorzeit  halteten.  An  den  Terrassen  von  llhofl« 
hatten  die  Messenier  einst  am  glückhchsten  gegen  Sparta  gekämpft 
vor  86  Jahren  war  derselbe  Berg  noch  einmal,  wenn  auch  nui 
vorübergehend,  der  Silz  der  Freiheit  gewesen. 

Nun  sollte  etwas  Dauerndes  {geschaffen,  der  Grundsleiu  eio** 
lebenskräftigen  Staats  gelegt  werden  und  es  war  gewiss  einer  der 
glückhchsten  Tage  im  Leben  des  Epameinondas,  als  es  ihm  vei]göD0l 


er 


S 


DIE   riEUE.'^    STÄDTE    MESSE.MENS.  331 

war,  inmitten  einer  Bevölkerung,  die  ihm  für  die  Kuckgnhe  der 
Freiheit  und  des  Vaterlandes  dankbar  zujauchzte,  von  allen  Hellenen 
gesegnet,  welche  in  der  Stlhnung  eines  alten  Frevels  die  Gerechtig- 
keit der  Götter  erkannten,  unter  feierlichen  Opfern  und  GelMJten 
den  Bau  der  Stadt  Messene  zu  beginnen. 

Es  war  die  erste  SUidt  dieses  Namens.  Sie  breitete  sich  am 
FWie  des  hoben  Ithomegipfels  in  einem  wald-  und  wasserreichen 
Thalbecken  aus,  das  sich  gegen  Süden  senkt,  wo  der  Blick  auf  den 
(Mf  offen  ist.  Mit  reichlichen  Mitteln  und  nach  allen  Hegeln  der 
Konst  wiinle  der  Bau  ausgeführt.  Die  Ringmauern  wurden,  dem 
Rande  des  Thaies  folgend,  so  angelegt,  dass  das  Haupt  von  Ithome 
mit  seinem  alten  Zenslieiligthume  eingeschlossen  wurde;  unten,  dem 
Lauf  eines  Quellbachs  entlang,  breiteten  sich  die  öffentlichen  Platze 
und  Gebäude  aus.  Das  Hauptthor  der  Sliidt  war  das  Nordthor, 
dessen  wohlerhaltene  Ueberreste  noch  heute  die  solide  Pracht  der 
gnnen  Anlage  und  die  Tüchtigkeit  der  Werkmeister  bezeug(?n;  es 
war  das  Thor  nach  Me^alopolis.  Beide  Städte  waren  in  gleicher 
Absicht  unter  gleichem  Einflüsse  neu  gebaut,  als  die  beiden  Boll- 
werke peloponnesischer  Freilieit  gegen  die  Herrschsucht  Spartas. 
Die  Arkader  bi*achten  zu  den  Hekatomben  des  messenischen  Stiftungs- 
festes die  Opferlhiere  von  ihren  Gebirgen,  die  Messenier  sahen  Ar- 
bdien als  ihr  anderes  Vaterland  au.  Das  war  eine  alte  Teber- 
iiefening  aus  den  Zeiten  des  Aristomenes,  sie  wurde  j(»tzt  in  voller 
fcafl  enieuert.  Auch  Argos  betheiligte  sich  an  der  Gründung  und 
der  argivische  Feldherr  Epiteles  war  nächst  Epameinoiulas  der  thatigste 
RWerer  des  Stadtbaus. 

Aber  nicht  blofs  in  den  Mauern  der  Hauptstadt  erstand  Messtniien; 
such  andere  Plätze  alten  Buhms  ^\(u*den  damals  nach  und  nach  er- 
Deaert;  so  das  Nestorische  Pylos,  Eira  und  die  alte  Seestadt  Melhone. 
Ott  sind  Gnindungen,  von  denen  keine  anderen  Zeugnisse  vorliegen, 
A  die  Ueberreste  der  Mauern,  welche  noch  in  der  messenischen 
wadschaffl  vorhanden  sind  und  sich  als  Werke  dieser  Zeit  erkeimen 
hwen«). 

Vorzügliche  Sorgfalt  wendete  man  alxM*  den  alten  Gottesdiensten 
ft;  die  Unterdrückung  d<'rselbeu  war  der  Hauptfrevel  Spart^is  ge- 
*^n,  ihre  Erneuerung  war  also  die  <M*ste  Aufgabe  derer,  welche 
fc  Vergangenheit  sühnen  wollten.  Der  heiligste  Dienst  <les  Landes 
Araber  der  der  *grofsen  Göttiniien\  Demeler  und  Persephone,  welcher 
^  dem  Uaine  bei  Andania,  der  fd testen  Landeshauptstadt,  mit  ehr- 


332  DIE    (GOTTESDIENSTE   MESSENIEN8. 

Würdigen  Weih<;ii  l)egaiigen  wurdoii  war.  Sie  waren  mit  dem  EimIi 
des  zweiten  nicssenisclien  Kriegs  erloschen  nnd  es  war  eine  schwierig 
Aufgabe,  den  Faden  der  verschollenen  Ue])erlieferung  wieder  aul 
zunehmen.  Es  wird  berichtet,  dass  die  Götter  selbst  diese  Schwierig 
keit  lösen  halfen,  indem  der  Heros  Kaukon,  der  Stifler  der  Gott« 
dienste,  dem  Epiteles  im  Traume  die  Slelle  nachwies,  wo  Aristomeof 
die  heiligen  Schriften  vergraben  hatte,  als  er  sein  Vaterland  den  Feil 
den  überlassen  inusste.  Man  fand  eine  zinnerne  Holle,  auf  welchi 
das  ganze  (Zeremoniell  der  Weihen  aufgezeichnet  war,  und  da  aiu 
Abkömmlinge  der  messenischen  Priestergeschlechter  nach  Messern« 
zurückgekehrt  waren,  so  traten  diese  in  ihre  allen  Dienste  oi 
Hechte  wieder  ein  und  es  begannen  nach  dreihundertjähriger  Untei 
brechung  in  dem  Gypressenhaine  von  Karnasion  von  Neuem  d 
jährlichen  Feierlichkeiten,  welche  wieder  so  sehr  in  Aufnahme  kam« 
dass  sie  nur  den  attischen  Kleushiien  an  Bedeutung  uachgeset 
wurden.  Es  war  eine  Sammlung  des  Volks  aus  langer  Zerstreuiu 
und  eine  Herstellung  seiner  Gottesdienste,  ähnlich  wie  sie  bei  dei 
Volke  Israel  nach  dem  Exile  zu  Stande  kam. 

Natürlich  konnte  bei  den  neuen  Ansiedlern  das  Hecht  der  Ab 
kunft  nicht  genau  untersucht  \v«»rden.  Auch  blieb  ger»ide  vom  Kero 
des  messenischen  Volks  ein  grofser  Theil  im  Auslande,  wo  seine  Aa 
gehörigen  die  angesehensten  Siellungen  einnahmen,  wie  nameiitlicl 
in  Hbegion  und  Messana.  Dagegen  zog  eine  Menge  von  abenteuern 
dem  Volk  herbei,  um  sich  in  Hesilz  von  Grundstücken  zu  setiei 
von  denen  durch  die  Austreibung  d(M*  S^iart^mer  eine  grofse  MeDjl 
herrenlos  geworden  war.  Dadurch  wurde  von  Anfang  an  eine  wirl 
lieh  volkslliümliche  Erneuerung  der  Landschatl  und  die  daiierhafl 
Begründung  einer  neuen  Entwicklung  derselben  sehr  beeinträchlig 
Auch  Kolonien  wurden  von  aufsen  zugeführt;  so  entstand  die  See 
Stadt  Korone  unter  Ffduning  des  Ejumehdes  aus  Koroneia,  eil 
böotische  Pflanzstadt  am  messenischeu  Golfe.  Wie  bald  imd  i 
welcher  Folge  alle  diese  Einrichtungen  zu  Stande  kamen,  lässt  sie 
nicht  nachweisen,  aber  bewunderungswürdig  isl,  dass  das  schwierig 
Werk  so  raschen  und  ungehiudrrlen  Fori  gang  hatte.  Es  erkli 
sich  dies ,  wie  das  gleiche  Gelingen  in  Megalopolis ,  nur  aus  dei 
aufserordentlichen  Geschicke ,  welches  die  Griechen  zu  städtische 
Ansiedelungen  und  Einrichtungen  hallni;  das  bedeutendste  Verdieos 
gebührt  alwr  ohne  Zweifel  dem  Epameinondas,  der  als  ordnende 
Geist  das  Ganze  überschaute,  die  Massen  leitete  und  die  geeigneU^ 


HEIMKEHR   DES   EPANEINONÜAS   .109   PRÜHL.  333 

Männer,  wie  Epileles,  für  die  Kövdoniiig  des  Works  zu  g(»\\  innen 
imd  deu  Naehliarstanimen  die  Wiedergeburt  Messenieiis  als  eine  all- 
gemeine  iieloponnesisc^lie  Angelegenheit  ans  Herz  zu  legen  wusste^^). 

Dauii  trat  Epanieinondas  seinen  llm'.kzug  an,  indem  er  ohne 
Zweifel  auch  in  Megalopolis  dur<'h  persoidiclie  Anwesenheit  den 
Sudlbau  fonlerte.  Er  hatte  allen  Grund  den  Ufiekzug  zu  heeilen. 
Dnm  inzwischen  liatten  die  SparUuier  in  Athen  Ilfdt'e  gesucht,  und 
iSeAtbener  waren  durch  die  Machtenti'altung  Thebens  im  Pelopoiniese 
darnafsen  erschreckt,  dass  sie  <dnie  Verzug  ihre  ganze  lleeresmacht 
uCbolen,  um  Sparta  vor  dem  Untergänge  zu  retten  und  dem  Ueber- 
■nthe  seiner  Feinde  Schranken  zu  setzen.  Sowie  man  die  Stadt 
8|NUla  gerettet  wusste,  mälsigte  sich  die  Hitze  und  lphiknit(^s,  der  den 
Ikenuug  fulH'te,  that  zwar  als  ob  er  die  Thebaner  im  Pelopoiniese 
dNperren  wollte;  er  besetzte  die  ihm  wohlbekannten  Passe  bei 
brinth,  aber  den  Kustenweg,  der  am  östlichen  Hände  des  Isthmos 
ka  Kenchreai  voruberffdirte,  liet's  er  oflen  oder  verlheidigte  ihn  so 
idraach,  dass  Epanieinondas  ungelTdu'det  in  die  Heimath  zurück- 
kehren  konnte. 

Am  Schhisse  des  Feldzugs  soll  Epameinondas  mit  den  Athenern 
in  Doch  unmittelbarere  Berührung  gekommen  sein,  und  es  ist  nicht 
inwahrscheinlich,  dass  er,  nachdem  er  den  Isthmos  glücklich  hinter 
mA  hatte,  die  (iclegenheit  iHUiutzto,  auch  die  xXthener  seine  Macht 
ftUen  zu  lassen,  welche  ihm  durch  ihre  plötzlich  begonnenen  Feind- 
KÜgkeiten  die  gröfsten  (ierahreii  bereitet  hatten.  Kr  hatte  jet^t 
(enchten  Anlass,  Attika  als  Feindesland  zu  betrachten,  und  zog  also 
lUgichtslos  durch  attisches  Gelnet,  indem  seine  Streiischaaren  sich 
^er  Stadt  seihst  näherten.  Die  Athener  wagten  nicht  aus  ihren 
Vniem  iierauszukommen,  wie  es  heilst,  auf  die  bestimmte  Weisung 
kh,  welche  Iphikrates  als  Olierfeldherr  für  diesen  Fall  gegeben  hatte*"). 

So  kehrte  Epameinondas  heim,  vier  Monate  nach  dem  gesetz- 
Uen  Ende  des  Feldherriiamts.  Es  waren  al)er  bei  Einrichtung 
''er  Demokratie  strenge  (vesetze  g<*gen  jede  Art  von  Missbrauch  der 
Amtsgewalt  erlassen,  und  es  fehlte  nicht  an  .Neidern,  welche  jede 
Uegenheit  aufspürten,  um  (b^i  Männern  zu  schaden,  welche  jetzt 
fc  HeMen  des  Tages  waren. 

Die  Anfeindung  ging  von  der  Partei  des  Menekleidas  aus,  welcher 
•rf  dem  Markte  das  grofse  Wort  führte  und  sich  als  Vertreter  der 
^^Airechte  für  das  Missliiigen  seiner  ehrgeizigen  Wünsche  zu  ent- 
'^igen  suchte.     Jetzt   big    ein    ofliier  Ib'uch  der  Verrassiing  vor, 


334  DIE  ERFOLGE  DES  FELDZUGS. 

eine  eigen mäclitige  Verla ngeruug  des  OIwrbefehls ,  welche  leicht ; 
der  Anfang  tyrannischer  Bestrebnngen  dargestellt  werden  koiui 
Es  ist  nicht  zu  hezweifehi,  dass  ein  gerichtliches  Verfahren  einj 
leitet  wurde.  Als  a1)er  Epameinundas  hei  der  Reclienschansabb 
hei  welcher  alle  Ungehorigkeiten  zin*  Sprache  kommen  mussten,  < 
Inhalt  dessen,  was  in  den  vier  Monaten  geschehen  sei,  einfach  . 
sammeiistellto,  da  machte  dies  einen  so  mächtigen  Eindruck,  d 
alle  Anschläge  der  Missgunst  zu  Schanden  wurden. 

Es  waren  ja  in  dem  kurzen  Fehlzuge  ohne  blutige  Schlach 
und  ohne  Opfer  Erfolge  erreicht,  welche  das  ganze  Staateuvefb 
niss  in  Griechenland  voränderten  und  Theben  erst  im  vollen  Mi 
zur  ersten  Macht  erhohen.  Die  Feisthore  des  Pelopomieses  wa 
gesprengt,  das  unnahbare  Lakonien  war  von  einem  Ende  bis  i 
anderen  durclizogen  uqd  die  vöUige  Ohnmacht  Spartas  am  eigi 
Herde  erwiesen;  der  innere  Zusammenhang  seines  Staats  war  du 
den  Abfall  der  Periöken  aufgelöst,  seine  Hafenstadt  in  den  Hän 
Thebens,  die  eine  Hälfte  des  Gebiets  abgerissen  und  als  Neu-H 
senien  hergestellt;  Arkadien,  Argos  und  Elis  waren  unter  Thd 
gegen  Sparta  in  Waffen,  und  endlich  die  neu  gel>aulen  Städte, 
Unterpfänder  eines  dauernden  Erfolgs,  welche  Theben  als  ihre  Blutt 
Stadt  ehrten  und  bleibende  Denkmäler  seines  Ruhms  waren,  die  i 
Mantineia  und  Argos  zusannnen  einen  Gürtel  um  Sparta  bildet 
eine  Linie  feindlicher  Posten,  welche  Sparta  für  alle  Zeit  m  sei) 
freien  Bewegung  hemmten  und  allen  künftigen  Machtgelüstcu  i 
selben  einen  Damm  entgegensetzten.  Auch  Athens  ll^Iissgunst  ha 
nur  dazu  dienen  nulssen,  den  Ruhm  der  Thebaner  zu  vergrufae 
denn  sein  gröfster  Feldherr  hatte  nicht  gewagt  dem  Epameinon 
entgegenzutreten.  Kurz,  der  erste  auswärtige  Feldzug,  den  die  Tl 
baner  unternommen  hatten,  war  so  reich  an  Ehren  und  Erfolg 
dass  es  unmöglich  war,  den  Urheber  dieses  Kriegsglücks  we( 
Verletzung  gesetzlicher  Bestimmungen  zu  verurteilen;  es  soll  A 
halb  auch  zu  einer  gerichtlichen  Verhandlung  gar  nicht  gekomii 
sein. 

Otfenbar  standen  auch  die  Sachen  so,  dass  die  auswärtigen! 
Ziehungen,  in  welche  Theben  eingetreten  \Var,  nur  von  Epameiiu 
das  überbückt  und  geleitet  werden  konnten.  Seine  Person  war 
welcher  man  in  Arkadien  und  Messenien  Vertrauen  schenkte,  b 
es  verstand  sich  daher  gewissermafsen  von  selbst,  dass  mao  i 
nicht  mitten  im  Werke    abrufen    durfte.     Die  Vernachlässigung  d 


ÜAÜERIfDE  UNRUHE    IN   DER   HALBINSEL.  335 

nrbssungsmärBigen  Befllimmun^i^eii  lag  also  im  Gniiide  nur  darin, 
dm  er  nicht  persönlich  in  Theben  erschienen  war,  um  sich  für 
den  Anfang  des  neuen  Amtsjahres,  im  Monat  Bukatios,  um  Er- 
■raerong  der  Fehlhermwünle  zu  Itewerhen  ^'^). 

So  glänzend  aber  auch  die  Erfolge  des  ersten  Fcidzugs  waren, 
••  war  damit  nur  eine  Umwälzung  des  Bestehenden  veranlasst,  aber 
nchto  weniger  als  eine  neue  Ordnung  der  Dinge  begründet  worden. 
Argos  and  Arkadien  setzten  den  Krieg  fort,  um  die  noch  übrigen 
SCItzpunkte  spartanischer  Macht  hinwegzuräimien.  Die  Arkader 
Mimen  PeUana  und  rissen  dadun'.h  das  obere  Eurotasthal  von  Sparta 
tb,  die  Argiver  griffen  Phlius  an,  gewiss  im  Einverständnisse  mit 
4n  Thebanem,  denen  es  wichtig  sein  nuisste,  einiger  Plätze  am 
Wnthischen  Golfe  sicher  zu  sein,  um  von  hier  aus  den  Eintritt 
ii  die  Halbinsel  ft*ei  zu  haben.  Dies  war  um  so  wiehliger,  da  nun 
A  Athener  fortfuhren,  die  Bewachung  der  Isthmospässe  gegen 
Horden  —  so  seltsam  hatten  sich  die  Verhältnisse  verändert!  — 
«b  ihre  Aufgabe  anzusehen,  und  dabei  nun  viel  energischer  ver- 
Mren.  Diesmal  war  es  Chabrias,  dem  die  Gränzhut  ül)ertragen 
%virde.  Er  brachte  in  Korinth  ein  Heer  von  10,000  Mann  zusam- 
40%  Athener,  Megareer  und  Achäer  aus  Pellene,  die  liesonders  treu 
M  Sparta  hielten.  Dazu  kam  ein  zweites  Heer  von  gleicher  Stärke, 
ijbdämonier  und  andere  Peloponnesier,  theils  (lüchtige  Partiüiganger 
M  Arkadien,  Uieils  Angehörige  der  Staaten,  welche  den  neuen  Um- 
«Niuiigen  durchaus  abgeneigt  waren,  wie  Lepreon  und  die  Städti^ 
der  Argolis,  Hermione,  Epidaiiros,  Troizen  u.  s.  w.  Auch  Korinth 
UMd  jetzt  durchaus  auf  Seiten  Spartas,  denn  es  sah  einerseits  seine 
flBemacht  durch  Theben  gefährdet,  das  den  korinthischen  Meerbusen 
■  seine  Gewalt  zu  bringen  suchte;  andererseits  war  es  wenig  damit 
■Meden,  dass  die  Pässe  seines  Gebiet«  füi*  die  Thebaner  ein  alle- 
te  offener  Diirchgahg  sein  sollten.  Endlich  hatten  die  SiKirtaner 
Wi  mit  Dionysios  in  Syrakus  Verbindungen  angeknüpft,  um  Hülfs- 
^ippen  für  die  Vertheidigung  des  Isthmos  zu  gewinnen.  So  setzte 
^  Alles  daran,  diese  Pässe  zu  beherrschen  und  den  Zusammen- 
h^  iwischen  Theben  und  seinen  peloponnesischen  Bundesgenossen 
^  unterbrechen.  War  dies  erreicht,  so  war  man  ülMsrzeugt,  dass 
lie  Letiteren  allein  nichts  Ordentliches  und  Dauerndes  zu  Stande 
himen  wfurden;  ihre  Politik  würde  zu  Grunde  gehen,  so  gut  wie 
Ae  Mberen  Sonderbundspläne. 

Unter  diesen  Umständen  mussten  die  Thebaner  noch  in  dem- 


336  bER    ZWKITE    VELh'M'Q    l<)2,    4:    f)U9   SOMMER. 

seihen  Jahre  wieder  ansrürken.     Sie  fatuleii    diesmal    chis    uneiscbp 
Gehii'f^e    iiül    seinen    drei  /n^an^en,    (hm    l>eideu  StraiHipüsseii  bd 
Kenehreai  inid  Lechaion  nnd  dem  niiUhu'en  Zugang  durch  die  Sciiludit 
von  Korinth,  sorglTdlig  heset/l  und  zwar  von  einem  Heere,  wekhei 
aul'ser  der  günstigsten  Stellung  den  Vorzug  einer  dreifachen  Lelirt>- 
niaeht    hallt;.      Epameinondas    stand    wie    vor    einer    geschluäseoa 
Feslung    und  nuisste    einen  iV^r  KiugAngt^    slürnien,    da    die  Fein^ 
durchaus  nichl  WiUens  waren,   zu   einer  Sehiachl  iu's  Freie  beralh 
zukonnnen.     Kr  wählte  iUm  westlichen  der  drei  l*ässe,    durch  da 
er    am    nächsten    zu    sehiem  Ziele    gelangen  konnte.     Hier  stauda 
die  Lakedämonier  mit  den  Achäern  aus  Fellene  autgeslellt,  vun  (Im 
andern  xVhlheilungen  dt;s  Heers,    wie    es    die  Oerllichkeit  luit  sich 
hringl,   gänzlich   getrennt.     .Nachdem  Kpameinondas  die  iNacht  hii- 
durch  die  Feinde  aul'  der  ganzen  Linie  in  sieler  S|>auaung  erlialia 
halle,    gelang    es    ihm    am  nächslen  Morgen  dieselben  lieiin  ersla 
AngriÜe  zurürkzuwerren  und  so  zu  enlmulliigen,  dass  sie  um  Waffa- 
stillsland  baten    und    l'n^ien  Durclizug  gesUtteten.     Nun  vereiiiigtci 
sich  die  Thebaner  mit  ihren  Hundesgenossen,  die  l>ei  Nemea  standn, 
und  rückten  gemeinschaftlich  vor  Sikymi,  welches,  gleiciizeitig  dunk 
Pmnmenes  von  d(;r  Seeseite  angegriHen,  zu  den  Verbündeten  übertiiL 

Die  weiteren  l'nternehmmigen  waren  weniger  glücklich.  Pelio^  ■ 
die  achäische  .Nachharsl^idt  der  Sikyonier,  lest  gelegen  und  t« 
Uplern  Ihirgern  bevölkert,  war  nicht  zu  nehmen.  Ein  Zug  iiack 
Epidauros  halle  keinen  wesentlichen  Erfolg;  ein  Augrill  auf  Korinth 
führte  sogar  zu  einem  ungünstigen  (ic;ferhte  und  die  Lage  der  The- 
baner ward  dadurch  noch  misslicher,  dass  gleiclizeitig  die  Bälfc- 
truppen  des  Dionysios  in  Koriulh  eintrafen;  die  Folge  war,  dm 
Epameinondas  nach  Hause  zurückkehrte. 

Der  Fijldzug  war  kein  vergeblicher.  Denn  erstens  war  dadurch 
erreicht  wonhMi,  dass  die  Aufmerksamkeit  vom  Süden  abgezogeu  und 
so  den  Messeiiieru  und  den  Megaloptditiuiern  volle  Mufse  gescbaft 
wurde,  ihre  Mauern  forlzidiau(m.  Zw»iitens  war  die  Erstüruiung  d» 
korinthischen  Passes  eine  glänzende  Walfenthal  imd  ilir  Lohn  dff 
Besitz  von  Sikvon.  Das  sikvonische  Land  stand  aber  iu  uralM 
Zusaunnenhauge  mit  dem  gegenüberliegenden,  Imotischen  Gestade 
und  diese  Verbindmig  j<itzt  zu  erneuern  war  von  der  grölsteu  NVicb- 
tigkeit  für  die  kriegerischen  rnternelnuungen  Thebens,  deiin  mn  ^ 
war  inm  eines  betpuMucMi  Landungsplalzes  sicher  und  hatte  diirdi 
das  Asoposlhal    olfenen  Zugang    in    das   hinere   der   Halbinsel;  i^ 


THEBEN   UND   THESSALIEN.  337 

rachluss  derselben  durch  die  lakedämonische  Partei  war  so  gut 
e  unmöglich  gemacht.  Trotz  dieses  dreifachen  Erfolgs  war  der 
sldiug  in  den  Augen  der  Thebaner,  welche  von  Epameinondas  (wie 
e  Athener  einst  von  Alkibiades)  nur  Aufserordentliches  erwarteten 
ad  jedes  MissUngen  als  Mangel  an  gutem  Willen  ansahen,  ein  miss- 
ngener;  man  warf  ihm  in's  Besondere  vor,  dass  er  die  Lakedä- 
Mnier  nach  dem  Gefechte  hei  Lechaion  in  unverantwortlicher  Weise 
IBidiont  habe,  und  die  Folge  war,  dass  er  seines  Feldhermamts 
ntaetzt  wurde  ^^). 

Inzwischen  war  der  Peloponnes  nicht  der  einzige  Schauplatz 
in  Kriegs  geblieben,  Theben  hatte  gleichzeitig  auch  im  Norden  ein 
lAr  wichtiges  Feld  politischer  Thäligkeit  gefunden,  namentlich  in 
Ihessalien. 


Thessalien  war  seit  lange  ein  Aufsenland  für  Hellas;  es  war 
■it  seinen  Dynastenfamilien,  welche  in  den  Städten  Hof  hielten,  und 
4v  Masse  unfreier  Bevölkerung,  die  das  Land  baute,  eine  Welt  für 
■th,  welche  nur  gelegentlich  mit  den  griechischen  Staaten  in  Be- 
liknuig  kam,  wenn  besondere  Bewegungen  statt  fanden,  welche  die 
4irtigen  Verhältnisse  erschütterten  und  die  Aufmerksamkeit  der 
firiechen  erregten.  Diese  Bewegungen  gingen  theils  von  einzelnen 
Bq^tlingen  aus,  die  ein  gröfseres  Mafs  von  Macht  erstrebten,  theils 
M  den  Bauern,  welche  sich  gegen  ihre  Grundherrn  auflehnten. 
Tm  ersterer  Art  war  der  Kampf,  welcher  nach  der  Schlacht  bei 
QiMphyta  eine  Einmischung  Athens  veranlasste.  Damals  hatte 
Dhstes,  der  Sohn  des  Echekratides,  eines  mächtigen  Dynasten  in 
Ihnalos,  die  Athener  um  Hülfe  gebeten,  und  es  war  ein  Glanz- 
fnkt  der  kurzen  Gontinentalherrschaft  Athens,  als  es  mit  den 
iMiem  und  Phokeem  zusammen  vor  Pharsalos  rückte,  um  hier 
ih  Schiedsrichter  aufzutreten  und  seinen  Einfluss  bis  zum  Olympos 
■ttudehnen.  Demokratischer  Art  waren  die  Bewegungen  in  Thes- 
■ieo  während  des  peloponnesischen  Kriegs  und  auch  diese  wurden 
^  Athen  aus  benutzt,  um  Einfluss  zu  gewinnen.  Aber  diese  Be- 
■dboDgen  waren  ebenso  erfolglos,  wie  die  frühere  Unternehmung.  Es 
^  andi  nicht  im  Interesse  der  Athener,  die  Demokratie  in  Thes- 
üim  unbedingt  zu  fördern,  da  sie  seit  alten  Zeiten  mit  den  Dynasten 
^  Sddferträgen  standen. 

Es  waren  aber  auch  die  dynastischen  Familien  selbst  in  sich 
^BrUlen  und  einzelne  MitgUeder  derselben  finden  wir  an  der  Spitze 

Ontiv^  Or.  Gweh.    IlL  22 


338  THESSALISGHE  ZUSTÄNDE. 

der  Volksparlei,  welche  sich  gegen  die  Macht  des  Adels  anfleholi 
so  z.  B.  Polymedes  und  Arislonus,  welche  im  Anfange  des  pek 
ponnesischen  Kriegs  den  Athenern  zu  Hülfe  kamen.  Beide  geborte 
der  Partei  an,  welche  der  l)estehenden  Begierung  feindlieh  gegn 
äl)erstand.  Diese  Zustande  der  Spaltung  und  Parteifehde  danerta 
wahrend  der  ganzen  Zeit  des  peloponnesischen  Kriegs  fort  und  ni 
sehen  einzelne  Parteihäupter,  welche  in  der  lleimath  unteriagen,  ii 
Auslande  Hälfe  suchen  und  so  fremde  Staaten  in  die  innem  Ang^ 
legenheilen  hereinziehen.  So  wendet  sich  Hellenokrates,  der  Uth 
säer,  an  den  makedonischen  König  Archelaos,  und  Aristippos  m 
Kyros,  welcher  ihm  Geld  schickt,  um  Truppen  zu  werben  und  stt 
in  Larisa  zu  l)eliaupten. 

Die  alten  Beziehungen  zu  Athen  waren  damals  natäriich  a<- 
loschen.  Dagegen  nahm  Sparta  seine  Bemühungen,  in  TbessaSei 
Macht  zu  gewinnen,  nach  der  Besiegung  Athens  mit  neuem  Eifer 
wieder  auf.  Es  nahm  die  Stadt  Herakleia,  die  es  gegen  die  AtheMr 
am  südlichen  Bande  Thessaliens  gegründet  hatte,  wieder  in  Beflb, 
legte  eine  Besatzung  nach  Pharsalos,  und  gründete  sich  eine  Hen*- 
schaft  über  die  südthessalischeu  Stamme.  Auch  diese  Untemehim- 
gen  stehen  ohne  Zweifel  mit  inneren  Unruhen  im  Zu8ammenhaiig")i 

Es  waren  nämlich  um  das  Ende  des  peloponnesischen  Jbwf 
in  Thessalien  neue  Bewegungen  ausgehrochen,  welche  in  ihren  F«l- 
geii  viel  bedeutender  waren,  als  alle  früheren.  Sie  gingen  tm 
Pherai  aus,  der  allen  Stadt  im  südöstlichen  Theile  der  grolsen  Binnei- 
ei>ene  Thessaliens,  vier  Stunden  vom  Meere  gelegen,  wo  sie  ta 
altherühmten  Hafenort  Pagasai  l)esats.  Hier  erhob  sich  ein  FiM 
welcher  den  Gedanken  fasste,  seine  Stadt  zum  Mittelpunkte  von  gw 
Thessalien  zu  machen;  dies  war  Lykophron.  Seine  Politik  be- 
zweckte den  Sturz  der  alten  Adelsgeschlechter,  der  Aleuaden  mri 
Skopaden  in  Larisa,  Pharsalos  und  Krannon;  seine  Macht  bemblt 
auf  der  Ikvölkerung,  welche  bis  dahin  in  Unterthänigkeit  gelebt  hltl^ 
und  darum  wurde  seine  Herrschaft  eine  Tyrannis  genannt  Er  ft^ 
wann  im  Septemlier  404  einen  grofsen  Sieg  über  die  Larisäer;  er 
war  es,  der  dann  jenen  Aristippos  den  Aleuaden  in  Larisa  seAil 
bedrängte ,  und  ohne  Zweifel  wurde  er  in  seinen  Angriffen  auf  die 
thessalischen  Städte  von  Sparta  unterstützt.  So  erklärt  es  sich,  «(*' 
halb  im  korinthischen  Kriege  die  gegen  Sparta  verbündeten  StiaMi 
auch  gegen  den  Tyrannen  Partei  nahmen  und  dem  Dynasten  toi 
Larisa,  Medios,  Soldtruppen  zu  Hülfe  schickten.     Damals  gelangt 


LTKOPHRON   UND    lASON   VON   PHERAI.  339 

ch,  Pharsalos  sowohl  wie  Herakleia  den  Spartanern  wieder  zu  ent- 
iben,  und  ihr  ganzer  Einfluss  in  Thessalien  ward  durch  die 
Merbge  bei  llaliartos  beendet  (S.  175). 

Aber  Lykophron  weifs  sich  auch  ohne  t'rcinde  Hülfe  zu  he- 
Mipten;  es  gelingt  ihm  Pharsalos  nun  für  sich  zu  gewinnen.  Die 
Udner  des  Medios  werden  dort  überfallen  und  niedergemetzelt; 
s  war  ein  Tag,  dessen  Gräuel  ganz  Griechenland  entsetzten;  man 
ieb  die  Leichname  der  ausländischen  Soldner  massenweise  auf  freiem 
tMt  liegen,  so  dass  erzählt  wurde,  aus  Attika  und  dem  Peloponnes 
ttieD  alle  Raben  nach  Pharsalos  zusammen  gekommen^'). 

Lykophrons  Pläne  führte  lason  aus,  sein  Nachfolger  in  der 
Bffndiafl  und  wahrscheinlich  sein  Sohn,  ein  Mann  von  ungewöhn- 
Seher  Geisteskraft,  durch  genaue  Kenntniss  der  Zeitverhältnisse  und 
nnÜose  Energie  in  HerbeischafTung  und  Benutzung  neuer  Hülfs- 
■ittd  ganz  dazu  geeignet,  einen  kleinen  Staat  grofs  zu  machen. 
Kl  war  ein  Mann  nach  Art  des  Themistokles,  dabei  trotz  seiner 
fiiitigen  Ueberlegenheit  und  fürstlichen  Geburt  leutselig  gewinnend 
•d  frei  von  sprödem  Adelsstölze.  Er  besafs  im  höchsten  Grade 
ie  Schlauheit,  die  man  als  thessaUschen  (Uiarakterzug  zu  betrachten 
liegte  und  für  welche  die  endlosen  Parteiintriguen  eine  gute  Schule 
Weten;  auch  war  er  in  der  Wahl  seiner  Mittel  nicht  allzu  ge- 
liiniihaft;  aber  er  wusste  seinen  Ehrgeiz  zu  mäfsigen,  er  war  frei 
IM  Tyrannenlaunen,  ein  Mann  von  ritterlichem  Sinne,  sich  selbst 
kherrschend  und  gerecht.  Von  seinem  Berufe  hatte  er  eine  wür- 
i(e  Vorstellung,  und  hielt  wahre  Geistesbildung  für  die  erste  Be- 
A^gung  desselben.  Er  war  in  den  besten  Kreisen  attischer  Ge- 
■Bichafl  zu  Hause,  ein  Freund  des  Timotheos  und  Isokrates,  ein 
kemuidemder  Schüler  des  Gorgias. 

Es  war  kein  gewöhnUcher  Ehrgeiz,  der  ihn  I)eseelle ;  er  erkannte 
■  den  Zeitverhältnissen  eine  Aufforderung  an  seine  Person  und  sein 
Mk,  welcher  er  genügen  wollte.  Hellas  bedurfte  eines  Staates  von 
VMrtlicher  Blacht,  wenn  es  nicht  in  inneren  Fehden  sich  aufreiben 
^  in  yolle  Abhängigkeit  von  Persien  versinken  sollte.  Zu  einem 
■idien  Vorrange  schienen  mm  vor  allem  die  nördlichen  Stämme 
hnfen  mit  ihrer  noch  unverbrauchten  kraft.  Die  Makedonier  und 
^iroten  waren  den  Griechen  zu  fremd  und  auf  zu  niedriger  Stufe. 
tter  Thessalien  war  ja  die  Hcimalh  der  edelsten  Zweige  des  Grie- 
heiTolkSy  der  älteste  Sitz  seiner  religiösen  und  politischen  Gesamt- 
nfarangeiL    Reich  an  Hülfsmitteln  aller  Art,  musste  Thessalien  nur 

99* 


340  rAsoN  VON  pherai, 

neu  geordnet,  das  alte  Adelsregiment,  die  Quelle  iinaufhöiiiclier 
Streitigkeiten,  beseitigt,  die  Volkskraft  durch  ein  grieclüsch  gebildetes 
Fürstenhaus  vereinigt  werden,  und  es  schien  dem  tliessalischeii  Voll» 
die  grAfste  Zukunft  gewiss  zu  sein;  denn  die  Staaten  zweiten  Ran- 
ges, welche  sich  Sparta  gegemlber  erhoben,  konnten  es  mit  den 
vereinigten  Thessalien  unmöglich  aufnehmen.  Wer  also  sollte  hsoo 
die  Führerschaft  der  Hellenen  streitig  machen? 

Um  aber  die  einzelnen  Staaten  geneigt  zu  machen,  der  Ein- 
heit zu  Liebe  auf  eine  volle  Selbständigkeit  zu  verzichten  und  dii 
Abneigung  gegen  eine  monarchische  OI)erIeitung  zu  ölierwindo, 
mussten  nationaler  Ruhm  uiul  Siegesbeute  in  Aussicht  gestdt 
werden  können.  Dies  wollte  lason  dadurch  erreichen,  dass  er  die 
Hellenen  von  neuem  gegen  Persien  führte.  Also  Vereinigung  Thes- 
saliens, ein  Hellas  vom  Olymp  bis  Kreta  und  Perserkrieg  onlcr 
thessalischer  Filhrung  —  das  waren  die  Ziele  des  külmen  FüntM 
von  Pherai,  und  von  derselben  Küste,  von  welcher  einst  europaisdK 
Griechen  ihre  Schifl'e  ins  Meer  gezogen  hatten,  vom  Stammlaidi 
der  Minyer,  schien  nun  der  Anfang  einer  neuen  Ordnung  der  Viaft 
in  Hellas  auszugehen. 

In  Thessalien  gab  es  mehrere  Arten  von  unterüiäuigen  Stia- 
men.  Es  gab  solche,  welche  einzelnen  Stadtgemeinden  untenrorfii 
waren,  es  gab  andere,  welche  der  Gesamtheit  der  herrschenki 
Städte  Zins  zahlten,  und  endlich  solche,  welche  nur  scheinbar  od 
vorübergehend  die  Oberherrhchkeit  der  Städte  anerkannten.  Die» 
verschiedenen  Gruppen  von  Stammen  wusste  lasou,  wie  schoi 
Lykophron  l>egonnen  hatte,  an  sich  zu  ziehen;  auch  die  Doloper 
und  aiulere  Bergvölker  huldigten  ihm.  Dadurch  untergrub  er  aO- 
nitlhlich  die  Macht  der  Studie,  so  dass  auch  diese,  eine  nach  der 
andern,  sich  ihm  anschlielsen  mussten,  imd  er  versäumte  es  nie. 
die  Bedingungen  des  Anschlusses  so  annehmlich  wie  mOglich  za 
machen,  da  er  nicht  zerstören,  sondern  vereinigen  wollte.  Im  Jahre 
374  trotzte  ihm  nur  noch  die  Stadt  Pharsalos  am  Enipeus.  Hier 
fand  er  entschlossenen  Widerstand;  hier  war  der  hervorragendsle 
unter  den  Führern  der  altadligen  Partei,  ]*olydamas,  zum  Obmani 
gewählt,  es  war  der  letzte  feste  J*unkt  des  altthessalischen  Regiments. 
Polydamas  hollte  auf  Sparta,  deini  di(;ser  Staat  hatte  seine  thessa- 
lische  Politik  inzwischen  geändert  und  hielt  es  für  seine  Aufgabe, 
der  pheräischen  Fürstenmaclil  entgegenzutreten.  Aber  es  war  durch 
Thel)en  gebunden,     lason  legte  das  gröfste  Gewicht  auf  eine  fried' 


HERR    VU3I    THESSALIEN    H'l,    :<;    371.  341 

fiche  Ausgleicliuiig.     Er  wolile   auch    seine  llerrschari    inii*    in    ge- 
wtzliclier  und  landesüblicher  Form  besitzen,    er    strebte    also   nach 
ier  Würde  der  Feldhauptinannschaft,  der  Taj^eia,  und  die  iNeuerun«^, 
irdche  er  diut^hsetzen  wollte,  bestand  nur  darin,  dass  diese  Würde 
licht   auf  ewige  Zeiten    ein  Erbl>esilz  der  Aleuaden  und  Skopadeu 
win,   sondern  dem  Hause  zugänglich  werden    solle,    welches  durch 
leine  Persönlichkeiten  und  seine  Machtstellung  zur  Führerschaft  be- 
rufen sei.     Polydanias  wurde  eine  Frist  verstattet,   um  spartanische 
Unterstützung  abzuwarten.     Als  sie  ausblieb,   übergab  er  die  Burg; 
hion  wurde  nun  in  ganz  Thessalien  als  OberCehlherr  anerkannt,  und 
CS  war  ein  Triumph   seiner  Politik,  dass  (hes   ohne  Gewaltsamkeit 
a  Stande  gekommen,  dass  keine  Zerstörungen   und  Verti^eibungen 
Dötiüg  gewesen  waren,   welche  Einmischungen  auswärtiger  Staaten 
veranlasst  haben  würden. 

lason  zeigte  sich  des  Vertrauens  würdig.  Die  alten  Laudes- 
ffdnuDgeu  wurden  nicht  aufgehoben,  sondern  nur  geregelt.  So 
besonders  die  Besteuerung  der  freien  Bauern  und  der  Hörigen  oder 
Flmesten.  Hier  war  viel  Unordnung  und  AVillkür  eingetreten,  welche 
fmchte  Unzufriedenheit  hervorrief  uml  Tliess<dien  in  un unter- 
kncbener  Gähnmg  erhielt;  lason  ging  auf  die  gesetzlichen  Be- 
ftimmungen  zurück,  welche  von  einem  der  Skopach'u,  als  Bundes- 
oberhaupte,  ausgegangen  waren.  Die  Hauptsache  aln^r  war  ihm  die 
Wehrkraft  des  Landes,  die  sich  bis  dahin  in  auswärtigem  Solddienste 
wi  iu  inneni  Parteifehden  aufgerieben  hatte,  zu  onhien  und  zu 
Wen.  Thessalien  sollte  bei  aller  Freiheit,  welche  er  d<'n  eiiizeln<»n 
Ittiten  liefs,  in  seiner  Heerverfassung  ein  Ganzes  sein,  es  sollte 
fach  ein  gemeinsames  Heer,  das  dem  Landesoberhauple  zur  Ver- 
%mg  stehe,  in  allen  seinen  Theilen  mehr  und  mehr  zusammen- 
wachsen und  seine  eigne  Kraft  kennen  lernen.  Er  selbst  hielt  ein 
w^oUgeschultes  Söldnerheer;  dazu  kamen  die  Contingente,  welche 
ms  den  thessalischen  Städten  ausgehoben  wurden.  Er  war  uner- 
■Ulich  in  der  Aus))ildung  seiner  Truppen  und  brachte  es  in  kur- 
W  Zeit  dahin,  dass  er  20,000  Mann  in  v(dler  Hüstung  um  sich 
^(ersammebi  l^onnte,  dazu  eine  giofse  Menge  Leicblbewatfneter  und 
WOO  auserwählte  Reiter.  An  der  Spitze  einer  solcht»n,  stets  schlag- 
fcrtgen  Macht  komite  er  sich  schon  als  «len  Gebieter  von  Griechen- 
^  betrachten,    das    mit    seinen    BürgtM'milizen    und    vereinzelten 

i     Mdnerschaaren  ehiem  solchen  Heere  nicht  gewachsen  sein  koimte. 

L     Ben  amsichtigeren  Griechen  entging  die  Gefahr  nicht.     Mit  ängst- 

r 


342  IaSONS   POLITIK 

lieber  Spannung  sahen  sie  im  Norden  die  Wolke  sich  sammeln  mi 
langsam  heranziehen,  welche  ihre  Freiheit  bedrohte. 

Indessen  ging  lason  vorsichtig  zu  Werke.  Er  suchte  sidi  n- 
nachst  durch  auswärtige  Verbindungen  zu  stärken,  und  da  war  M 
kein  Bundesgenosse  wichtiger,  als  Alketas  von  Epeiros,  mit  wekfaeA 
zusammen  er  des  ganzen  Berglandes  im  Rücken  der  griechisdMi 
Staaten  gewiss  war.  Um  dieselben  auch  von  der  Seite  üssen  u 
können  und  der  wichtigsten  Seestraisen  Herr  zu  sein,  bedurfte  ff 
der  Insel  Euboia.  Hier  setzte  er  in  einzelnen  Städten  Machthakr 
ein,  welche  ihm  huldigten;  so  den  Tyrannen  Neogenes  in  Histiui 
an  der  Nordkäste  der  Insel.  Viel  schwieriger  war  es,  zu  Mittel- 
griechenland in  das  rechte  Verhultniss  zu  treten;  denn  hier  Int 
ihm  die  neue  Bedeutung,  welche  Theben  gewonnen  hatte,  sdr 
störend  in  den  Weg. 

Er  erkannte  besser  als  ein  Anderer  seiner  Zeitgenossen,  te 
Thebens  Gröfse  auf  Epameinondas  beruhte;  er  soll  mehrfach  TC^ 
sucht  haben,  denselben  in  seinem  sü*engen  Rechtsgefühle  wankoi 
zu  machen  und  in  die  eigenen  Pläne  persönlichen  Ehrgeizes  hem- 
zuziehen.  Als  aber  dies  vergeblich  war,  konnte  er  nicht  zweifelM 
sein,  sich  ihm  als  Bundesgenosse  anzuschliefsen,  denn  die  Lihma| 
Spartas  und  die  Auflösung  des  peloponuesischen  Bundes  entspwi 
vollkommen  seinen  eigenen  Interessen.  Er  schloss  sich  also  dn 
Thebanern  in  so  vertraulicher  Weise  an,  dass  er  seiner  Tochter  d» 
Namen  Thebe  gab,  und  dass  er  auf  dem  Schlachtfelde  von  Leoktn 
unverweilt  erschien ,  um  dem  siegreichen  Bundesgenossen  GlCKk  n 
wünschen  und  die  weiteren  Mafsregeln  zu  berathen.  Sein  Bitk, 
von  einem  Angriffe  auf  das  spartanische  Lager  abzustehen,  nVi 
wenn  auch  richtig,  doch  schwerlicli  ohne  eigennützige  Nebenabsichl 
Die  Demüthigung  Spartas  kam  ihm  gelegen ;  die  vollständige  Nieder- 
lage konnte  er  nicht  wünschen,  weil  die  Fortdauer  des  hellenisdieii 
Staatenkriegs  für  seine  personhchen  Zwecke  forderlich  war. 

Auch  die  Thebaner  mussten  an  der  Ehrlichkeit  ihres  Bundor 
genossen  irre  werden.  Denn  er  begnügte  sich  nicht  damit,  datf 
er  sich  bei  dieser  Gelegenheit  mit  seinem  glänzenden  Heere  zaü 
ersten  Male  in  Mittelgriechenland  zeigte,  sondern  er  benutzte  des 
Rückweg  für  seine  eigennützigen  Absichten  in  sehr  unzweideutiger 
Weise.  Er  zog  nämhch  von  der  Kephisosebene  das  kleine  Abm6- 
thal  hinauf  und  überfiel  auf  dem  Marsche  die  Stadt  Hyampolis,  weMe 
hier  den  Zugang  vom  Norden  nach  Phokis  und  Böotien  verschloss; 


IJi   THK8SAL1E>'    LND    HELLAS.  343 

r  brachte  dann  durch  Verratli  Herakleia  in  seine  Gewalt  und  zer- 
il5rte  die  Festungswerke,  während  er  das  Landgehiet  den  Stämmen 
kr  Oetäer  und  Slalier  austheilte  und  diese  sich  zu  Freunden  machte. 
Murch  wurde  er  Herr  der  Thermopylen.  Er  ging  also,  um  wie> 
kr  la  kommen;  er  zerstörte  die  Thore,  welche  man  gegen  ihn 
icUiessen  konnte'^). 

Nach  der  Heimkehr  verdoppelte  er  seine  Thätigkeit.  Die  nord- 
Iknaiiscben  Bergstämme,  namentlich  die  Perrhäl)er,  wurden  theils 
Ivdi  Vereinbarung,  theils  durch  Gewalt  seincnn  Heerbanne  einver- 
Idit,  die  Rüstungen  und  Hebungen  ohne  Unterbrechung  fortgesetzt; 
Ibeualien  war  ein  grolses  Kriegslager  und  auch  auf  dem  Meere, 
kr  alten  Rhede  der  Argonauten,  t>egann  schon  der  Bau  von  Kriegs- 
■Ufen,  Pherai  war  der  Mittelpunkt  und  Brennpunkt  des  ganzen 
Lindes;  die  alten  Magnatenfamilien  waren  gewonnen  oder  durch 
Gabeln  gebunden,  die  am  pheräischen  Hofe  lebten;  ein  Wille 
Kmchte  von  den  Thermopylen  bis  zum  Tempepasse.  Es  war  kein 
Emfd,  dass  lason  bald  mit  seinen  wahren  Absichten  hervortreten 
ivde,  und  auch  Epameinondas  nuisste  sich  in  seinen  Untemeh- 
MDigen  auf  eine  sehr  peinliche  AVeise  gehemmt  fühlen. 

Die  Spannung  wuclis,  als  sich  mit  dem  Finihjahre  370  die 
hnde  verbreitete,  dass  lason  zum  bevorstehenden  Feste  der  Pythien 

■  Delphi  eintreffen  werde,  und  zwar  als  Heerkönig,  \om  vtdlen 
ihne  seiner  Macht  umkleidet.  Man  erzählte  sich  UnglaubUches. 
Hn  Städten  Thessaliens  war  nach  Mafsgal»e  des  Wohlstandes  .eine 
kkteuer  zum  Opferzuge  auferlegt  und  für  die,  welche  den  schön- 
ta  Stier  als  Zugführer  steUte,  ein  goldener  Kranz  als  Prämie  aus- 
IBietzt.    So  kamen  1000  Stiere  zusammen  und  über  das  Zehnfache 

■  uderen  Opferthieren,  Schafen,  Ziegen  und  Schweinen.  In  die- 
w  Riesenhekatomlie  sollte  sich  der  Reichthum  des  Landes  dem 
>(tte  zu  Ehren  darstellen,  sowie  eine  Auswahl  des  Heers  die  Kraft 
hl  zu  einem  neuen  LelHin  wiedergehorenen  Thessaliens  bezeugte, 
k  war  eine  Schaustellung  seiner  königlichen  Macht,  welche  lason 
i  Ddphi  bezweckte.    Aber  er  wollte  mehr  als  das. 

Delphi  war  das  Bindeglied,  dm'ch  welches  Thessalien  alle  Jahr- 
nderte  hindurch  mit  Hellas  im  Zusammeidiange  geblieben  war, 
wi  die  Einriclitungen  des  Amphiklyonenbundes  waren  das  deut- 
ehe  Zeugniss  einer  Zeit,  da  die  thessalischen  Stänmie  mit  den 
hhiiriB  gewanderten  ein  grofses  Volksganze  bildeten. 

Daran  anknüpfend  wollte  also  lason  sich  durch  die  groiJBartigen 


344  lASON    IN    DELPHI    UND   SEINE    ERBfORDUNG    102,   8;    870. 

Huldigungeil,   die  er  dem  delphischen  Gotte  darbrachte,  nicht  bMi 
als  den  neuen  Landesfürsten  Thessaliens  bezeugen  und  sich  als  sel- 
chen gewissermafsen  anerkennen  lassen  (wie  auch  nach  alter  Lawki- 
sitte  in  streitigen  Fällen  das  Oberhaupt  Thessaliens  durch  das  OnU 
bestimmt  zu  werden  pflegte),  sondern  er  wollte  die  Beziehungen  ■ 
Delphi,  die  eine  leere  Form  geworden  waren,  in  zeitgemäfser  Wciie 
erneuern,    und   da   von  den  zwölf  Stimmen  im  Bnndesrathe  siebet 
auf  die  Stamme  Thessaliens  kamen,  die  unter  seiner  Herrschaft  m- 
einigt  waren,  so  wollte  er  darauf  sein  Anrecht  gründen,  eine  seJMr 
Macht    entsprechende   Stellung    im    griechischen  Staatensysteme  n 
gewinnen,  den  Schutz  des  Orakels  sowie  die  Leitung  der  Feste  ib 
sein  Ehrem*echt  in  Anspruch  nehmen  und  zu  einer  neuen  Vereii- 
gung  der  Stamme  und  Staaten  den  Grundstein  legen.    Ohne  ZnoM 
hatte  der  kluge  Fürst  in  Delphi  selbst  schon  seit  lange  Yerbindunpi 
angeknüpft    imd    gewiss   waren    unter  den  einflussreichen  MänMH 
daselbst    viele,    welche    für  Delphi    eine   neue  Zeit  des  Glanzes  c^ 
warteten   und  nicht  abgeneigt  waren,  lasons  Ansprüche  zu  unter 
stützen.  Sie  beruhigten  auch  die  Bevölkerung,  welche  nicht  ohne  Gnni 
den  Verdacht  hegte,    dass  Ltson    es    auch    auf   die  Schätze  IMpki 
abgesehen  haben  möchte,  indem  sie  den  Gott  den  Bescheid  gebe 
liefsen,  er  werde  schon  selbst  für  seine  Schatze  zu  sorgen  wisscnf 
Das    Fest    der    Pylhien    rückte    heran,    die    grofsen  Opfenäf 
hatten  sich    in  Bewegung    gesetzt    und    der  König    liielt   die  ktil 
Musterung  über  die  Reiterei,  mit  welcher  er  in  Delphi  seinen  Bio 
zug  halten  wollte.    Jung  und  kratlig  stand  er  an  der  Schwelle  ein 
grofsen  Zukunft,    durch    mancherlei    fast  wunder)»are  Bewahninge 
und  glanzende  Erfolge    in    seinem  Selbstgefühle    gestärkt   und  ffl 
Vertrauen    zu    seinem  Glücke.     Er    safs    auf   seinem  Throne  unti 
freiem  Himmel,  um  Bittgesuche  entgegenzunehmen.    Da  näherte  sie 
ihm  eine  Gruppe  von  7  Jünglingen,   um  ein  gemeinsames  Anlief! 
vorzutragen;  wie  sie  ihn  alter  umringt  hatten,  stürzten  sie  über  ik 
und  ermordeten  ihn.     Einer  der  Verschworenen,  welche  durch  eil 
kränkende  Sti'afe,  die  sie  erlitten  hatten,  zu  der  That  getrieben  warci 
wurde  noch  während  des  Streichs  von  der  Leibwache  geUkltet,  ei 
zweiter  auf  der  Flucht  ereilt.     Die  anderen  entkamen  auf  den  h 
reitgehaltenen    Pferden    und    wurden    an    verschiedenen    Orten  il 
Männer  geehrt,  welche   sich  um  die  Freiheit  der  Hellenen  venBei 
gemacht    hätten.     Ein    deutliches   Zeichen    von    der  Stimmung,  ■ 
welcher   man    die   letzten  Unternehnnmgen  lasons  angesehen  hatte 


ALKXANDROS   VOIf   PHEKAl.  345 

Die  ganze  Zukuofl  Thessaliens  ging  mit  ihm  zu  Grabe.  Er 
riieb  nur  unmündige  Söhne.  Deshalb  wurde  die  Feldhaupt- 
Mehall  seinen  Brüdern  ertheilt,  Polydoros  und  Polyphron.  Der 
n  regierte  ein  Jahr,  nachdem  er  seinen  Bruder  beseitigt  hatte, 
worde  dann  von  Aleiandros  ermordet,  einem  Verwandten  des 
M,  welcher  den  Polydoros  zu  rächen  vorgab,  aber,  anstatt  die 
Ollis  lu  stürzen,  wie  er  verheifsen  hatte,  sich  selbst  in  den  Be- 
derselben  setzte.  Die  Grö&e  lasous  wird  erst  recht  deutlich, 
I  man  die  Zustände  in  das  Auge  fasst,  welche  nach  seinem 
I  eintraten.  Denn  wenn  auch  Alexandros  die  Tochter  lasons 
(Ibete  und  sich  anschickte,  das  Werk  seines  Vorgängers  fortzu- 
n,  so  trat  doch  von  Allem,  was  Jener  erstrebt  hatte,  m  der 
das  Gegentheil  ein;  statt  einer  gesetzlichen  Begicrung  wilde 
oCie,  statt  der  Einigung  des  Landes  Zersplittenuig,  statt  einer 
die  Landesgränzen  hinausreichenden  Macht  Schwäche,  fremde 
UBcfaang  und  Abhängigkeit  vom  Auslande  ^^). 
Die  von  Alexandros  überlieferten  Begienmgshandlungen  sind 
z  ab  Ausbrüche  leidensdiaftUcher  Wuth  gegen  einzelne  Wider- 
!r,  gegen  ganze  Gemeinden,  vor  Allem  gegen  die  alten  Feinde 
«  Hauses,  die  Mitglieder  der  thessaUschen  Aristokratie.  Schon 
jbma  hatte  den  Pharsalier  Polydamas,  welchen  lason  mit  weiser 
ung  behandelt  hatte,  ermorden  lassen.  Alexandros  regte  die 
iden,  die  sich  schon  in  die  neue  Ordnung  der  Verhältnisse 
1  gdemt  hatten,  durch  seine  Verfolgimg  von  Neuem  auf,  so 
sie  sich  um  Hülfe  nach  Makedonien  wendeten.  Die  Folge  war, 
Akzandros,  des  Amyntas  Sohn,  in  Thessalieu  ehiruckte  und 
r  kein  Heer  zur  Abwehr  bereit  fand,  die  Städte  l^risa  und 
mm  besetzte.  Aber  sehie  Hülfsleistung  war  offenbar  nichts, 
in  Versuch  zu  eigener  Machterweiterung;  er  fing  an,  sich  im 
ioathaie  wie  in  einer  makedonischen  Provinz  einzuricht4*n,  und 
in  ihrer  Hoffbung  getäuschten  ThcssaUer  wendeten  sicli  jetzt 
Mien. 

Die  flneandschafUichen  Beziehungen  der  Thebancr  zu  Plierai 
■  schon  im  letzten  Lebensjahre  lasons  durch  die  unverkenn- 
I  Absichten  seines  Ehrgeizes  getrübt  worden.  Mit  seinen  Nach- 
m  gemeinsame  Sache  zu  machen,  hatten  sie  natürlich  noch 
gor  Neigung.  Sie  mussten,  durch  die  letzten  Ereignisse  he- 
V  die  thessaUschen  Verhältnisse  schärfer  lieobachten,  sie  durften 
ir  eine  übermächtige  Tyrannis  hier  aufkommen  noch  auch  Ma- 


346  PELOPIDAS    IN    THESSALIEN 

kedonieu  daselbst  festen  FuDs  fasseu  lassen.  Ihre  Politik  war  ihim 
also  klar  vorgezeichnet;  sie  hatten  die  thessalischen  Städte  gega 
jede  Unterdrückung  von  innen  und  von  aufsen  zu  schützen  id 
die  Selbständigkeit  der  Gemeinden  liier  wie  im  Peloponnese  zu  w 
treten,  um  sich  dadurch  Einfluss  im  Lande  zu  siclieni.  Die  ^fldt 
liehen  Erfolge  gegen  Sparta  hatten  ihren  Mutli  erhöht,  so  dassii 
auch  einen  neuen  Kriegsschauplatz  zu  eröffnen  kein  Bedenken  truga 
und  um  dieselbe  Zeit,  als  Epameinondas  zum  zweiten  Mak  ita 
Peloponnes  durchzog,  führte  Pelopidas  ein  thebanisches  Heer  od 
Thessalien. 

Sein  Auftreten  war  vom  besten  Erfolge  begleitet.  Er  bcM 
Larisa  und  ordnete  das  Land  nach  dem  Grundsatze  freier  GemeUe 
Verfassungen;  er  ging  weiter  nach  Makedonien  und  schlichtete  \k 
die  Thi*onstreitigkeiten,  welche  zwischen  Alexandros  und  dem  M 
tendenten  Ptolemäos  ausgebrochen  waren.  Die  stolzen  Aleaadci 
stellten  sich  unter  den  Schutz  Thebens,  der  König  Ton  MakedoniB 
gab  dem  Pelopidas  seinen  Bruder  als  Geifsel  und  der  Tyrann  fo 
Pherai  verstand  sich  zu  einem  Vertrage,  in  welchem  er  die  Sek 
standigkeit  der  befreiten  Städte  anerkennen  und  ohne  Zweifel  de 
Thebanern  Heeresfolge  versprechen  musste. 

Bei  der  Unzuverlässigkeit  Alexanders  wurde  bald  eine  mei 
Sendung  nöthig.  Thebens  Ansehen  in  Thessalien  schien  inzwisck 
schon  so  l)efesligt  und  Pelopidas  selbst  war  so  voll  Vertrauen  i 
sich  und  seuier  guten  Sache,  dass  er  es  ül)ei*nahm,  ohne  Heer,  m 
von  Ismenias  begleitet,  nach  Thessalien  zu  gehen,  um  den  Tyrann 
zur  Bede  zu  stellen;  ein  Verfahren,  welches  ganz  an  die  SicberiM 
und  Zuversicht  erinnert,  mit  welcher  einst  die  Beamten  Spart 
einzeln  in  den  griechischen  Staaten  auftraten.  Er  sammelte  da 
eine  Scliaar  von  Söldnern,  mit  denen  er  nach  Makedonien  gii 
wo  der  König  Alexandros  von  Ptolemäos  getödtet  war.  Von  sein 
Söldnern  verlassen,  kam  er  hier  in  grofse  Gefalu*,  aber  Ptolemä 
legte  zu  'grofses  Gewicht  auf  ein  gutes  Einverstandniss  mit  Theh 
und  schloss  einen  billigen  Vertrag  mit  Pelopidas.  Schlimmer  go 
es  ihm  auf  seinem  Bückwege.  Er  zog  mit  einer  neugeworbew 
Schaar  gegen  Pharsalos,  um  die  Truppen,  die  ihn  verratheu  hatte 
zu  strafen,  und  traf  hier  unversehens  auf  ein  starkes  Heer  A 
Tyrannen  von  Pherai,  welcher  die  Unvorsichtigkeit  des  PekfA 
})enutzte,  ihn  nebst  seinem  Gelahrten  gefangen  zu  nehmen. 

Diese  Gewaltthat   veränderte   auf  einmal   die  Lage  der  Düp 


U?fD    MAKEDONIEN!    369    8.  347 

Eb  war  die  Losung  zu  einem  neuen  Kriege.  Thel>en  ruslele  eifng 
md  Alexander  von  Pherai  musste  andere  Bundesgenossen  suchen. 
Er  wandte  sich  deshalb  an  Athen,  weil  er  hier  am  meisten  Eifer- 
Mcht  gegen  Theben  voraussetzen  konnte,  und  dann  lauschte  er  sich 
lieht.  Die  Athener  nahmen  seine  Geldsendungen  und  seine  Ihil- 
djgUDgen  voll  Freude  an,  schlössen  sofort  ein  Bündniss  ah  und 
Nhickten  30  Schiffe  und  1000  Mann  Fufsvolk  unter  Autokies  zu 
Miier  Unterstützung.  Der  grölste  Vortheil  aber,  welcher  jetzt  dem 
Tyrannen  zu  Gute  kam,  bestand  darin,  dass  die  Thebancr  sich  da- 
nk ihres  besten  Feldherm  selbst  beraubt  hatten.  Epameinondas 
war  seines  Amtes  entsetzt  (S.  337) ;  er  diente  als  gemeiner  Krieger 
nter  Kleomenes.  Das  Heer  war  nicht  unansehnlich  (es  zählte  7000 
«lUgerüstete  Krieger  und  600  Reiter),  al)er  es  fehlte  die  rechle 
LotODg.  Kleomenes  und  H}'patos  waren  rasch  vorgegangen,  wurden 
ikr  durch  Mangel  an  Zufulir  zum  Rückzuge  gezwungen,  ohne  dass 
K  den  umschwärmenden  Feinden  eine  Schlacht  liefeni  konnten. 
Auf  dem  Rückzuge  selbst  begann  erst  die  Noth.  Durch  seine  Ueber- 
■hl  an  Reitern  und  leichten  Truppen  war  der  Feind  im  Stande, 
ien  Thebanem  den  grOfsten  Abbruch  zu  thun;  sie  verloren  viele 
Leate  und  kamen  endUch  in  solche  Noth,  dass  das  Heer  einstimmig 
i^ameinondas  zum  Fülurer  verlangte.  So  wie  er  an  der  Syntze  war, 
hdffte  Vertrauen  und  Ordnung  zurück ;  der  Schrecken  seines  Namens 
IttuBte  die  Angriffe  des  Feindes,  die  Geschicklichkeit  seiner  Führung 
ROete  das  Heer. 

Der  beste  Erfolg  dieses  unglücklichen  Feldzugs  war  die  l  in- 
ilinmimg  der  Thebaner  gegen  Epameinondas,  seine  Wiederein- 
nhug  in  das  Feldherrnamt.  Nach  den  nöthigsten  Ergänzungen 
fa  Beov  rückte  er  unverzüglich  wieder  in  das  Feld  (368  oder  367 ; 
OL  103,  1),  um  den  Uebermulh  des  Tyrannen  zu  brechen,  ehe  er 
■ch  im  Lande  befestigen  konnte.  Es  wai*  eine  schwierige  Aufgabe; 
fan  das  Leben  des  Freundes  war  gefährdet,  wenn  Alexandros  zu 
Schritten  der  Verzweiflung  getrieben  wurde.  Epameinondas  verstand 
tt  die  Aufgabe  zu  lösen;  er  wusste  durch  sein  enl^chlossenes  Auf- 
Men  in  Thessalien  den  Feind  vollständig  zu  entmutliigen,  so  dass 
faer  es  für  ein  grofses  Gluck  ansah,  unter  Bedingung  der  Aiis- 
bfening  seiner  Gefangenen  einen  dreifsigtägigen  Waffenstillstand 
U  erlangen.  Für  Pelopidas  aber  war  auch  die  Zeit  seiner  Haft 
Öse  Zeit  des  Ruhms  gewesen;  denn  er  hatte  hier  seinen  iiner- 
*ihktlerlichen  Ueldenmuth  bewährt  und  auch,    wälu*end  sein  Leben 


348  STEIGENDE    VERWIttRUNG    IM    PEL0P0NNE8. 

vom  Willen  des  Tyramieu  abhängig  war,  seinen  Abscheu  gegen  An- 
selben  mit  kühnem  Freimuthe  ausgesprochen^'). 

So  wenig  nun  auch  durch  den  WafTenstillsland  ein  festes  Ziel 
erreicht  war,  so  musste  man  sich  doch  mit  den  gewonnenen  E^ 
folgen  einstweilen  begnügen,  denn  es  waren  inzwischen  andere  ori 
wichtigere  Angelegenheiten  in  den  Vordergi*und  getreten,  weidK 
die  Aufmerksamkeit  der  Thebaner  für  die  nAchsten  Jahre  von  Thes- 
salien abzogen.  Theben  war  im  Norden  und  Süden  siegreich  ge- 
wesen, es  war  unbestritten  der  mächtigste  Staat  des  griecbischei 
Festlands,  der  einzige,  welcher  eine  feste  Politik  verfolgte  n 
Männer  aufzuweisen  hatte,  die  zur  Führung  Griechenlands  bemfei 
waren. 

Trotz  dieser  Erfolge  war  das  Ergebniss  gering.  Das  alte  Syitei 
war  zerstört,  Spartas  Uebcrniacht  vernichtet,  aber  anstatt  einer  neofl 
und  festen  Ordnung  der  Verhältnisse  sah  man  nur  eine  zanehmeiri 
Gähruug  unter  den  hellenischen  Stämmen  und  eine  steigende  Ver 
wirrung. 

Zunächst  war  Sparta  seiner  tiefen  Demüthignng  ungeachk 
nicht  völlig  gelähmt;  es  hielt  sich  noch  durch  die  Treue  einzeln 
Hundesgenossen,  welche  entweder  wie  Epidanros  niemals  geschwask 
oder  die  sich  im  Gegensatze  zu  Theben  jetzt  fester  als  sonst  m 
geschlossen  hatten,  wie  namentlich  korinth  und  Phlius;  es  m 
aufserdem  der  günstigen  (ilesinnuiig  Athens  gewiss  und  hatte  i 
Dioiiysios  von  Syrakus  einen  wichtigen  Bundesgenossen  gefunden. 

Dann  waren  die  Staaten  im  Peloponnese,  welche  gegen  Spar 
die  Waffen  ergriffen  hatten,  nichts  weniger  als  unter  sich  und  n 
Theben  euiig.  Bis  dahin  war  Theben  der  Führer  des  peloponn 
sischen  Sonderbundes.  Von  Theben  war  das  Beispiel  gegeben  oi 
der  Antrieb  zur  Erhebung;  Epameinondas  hatte  dieselbe  geleiti 
ihm  verdankte  man  im  WeseuUicIien  alle  Erfolge  und  seine  uneige 
nützige  PoHtik  war  gewiss  geeignet,  ein  volles  Vertrauen  zu  n 
dienen.     Jetzt  aber  trat  das  Gegentheil  ein. 

Das  arkadische  Volk,  aus  seinen  bäuerlichen  Verhältnissen  aii 
gestört  und  ohne  Vorbereitung  in  die  politische  Bewegung  der  Ta 
plötzlich  hereingezogen,  war  aufser  Stande,  Mafs  und  Haltung  : 
finden.  Leidenschaftliche  Bedner  gewaimen  Macht  ül)er  die  Vf 
Sammlungen,  welche  auf  dem  Markte  von  Megalopolis  tagten  m 
keine  Männer  hatten,  welche  der  öffentlichen  Geschäfte  erfehrfl 
die  Sprache   der  Besonneulieit  redeten.     Der  Hauptredner  war  L; 


LTKOMEDES    IN   ARKADIKN   101,  4;  368.  349 

komedes  aus  Manüneia.  Die  Arkader,  sagte  er,  seien  das  fd teste 
Volk  der  Halbiusel  und  zugleich  das  zahlieichste  und  vvehrhat'teste. 
Ihr  Arm  werde  ilbcrall  begehrt,  wo  es  tapferer  Manner  bedürfe, 
in  Osten  und  Westen  der  hellenischen  Welt.  Ohne  sie  waren  die 
Spartaner  niemals  nach  Athen,  noch  die  Thebaner  nach  Sparta  und 
G^eion  gekommen.  Warum  sie  denn  immer  nur  für  fremden 
Kuhm  ihr  Blut  hingeben  und  immer  nur  die  SchiUlknappen  Anderer 
leia  sollten!  Damit  müsse  es  ein  P^nde  haben.  Die  Arkader  seien 
ach  selbst  genug.  Im  Mittel-  und  Kernlande  der  Halbinsel  wohn- 
bft,  seien  sie,  wie  die  ersten  Insassen,  so  auch  die  natürlichen 
Herren  derselben  und  diese  Herrschaft  sei  erst  der  wahre  Preis  des 
Kampfes  und  die  eigentUche  Besiegelung  ihrer  neu  erworbenen  Un- 
lUiingigkeit 

Nun  war  Lykomedes  der  Held  des  Tags.  Er  vermochte  Alles, 
er  besetzte  nach  seiner  Wahl  die  Stellen  in  der  Verwaltung  und  im 
Heere;  er  fährte  eine  demagogische  Diktatur  ein  und  versetzte  die 
Allader  in  einen  Taumel  von  Kriegslust.  Sie  sollten  jetzt  zeigen, 
im  sie  der  Thebaner  nicht  bedürften,  um  glorreiche  Thaten  aus- 
afiihren.  Sie  eilten  den  Argivern  zu  Hülfe,  welche  bei  einem  An- 
giifle  auf  Epiilauros  duix^h  Athen  und  die  Korinther  in  Bedrangniss 
gekommen  waren,  und  sie  setzten  dann  auf  eigene  Hand  die  Be- 
Umpfung  Spartas  fort. 

Nachdem  sie  im  ol>eren  Eurotasthaie  Pallana  erobert  hatten, 
venochten  sie  nun  auch  von  der  Küste  her  gegen  das  Innere  vor- 
adringen.  Sie  überüeleu  Asine,  die  alte  Hafenstadt  unweit  Gytheion, 
heiiegten  die  Besatzung  und  t5dleten  ihren  Befehlshaber,  den  Spar- 
liiten  Geranor.  In  dieser  Art  der  Ki*iegfülirung  waren  die  Arkader 
Meister;  als  abgehärtete  Bergbewohner,  im  Kriegshandwerke  geübl, 
uermüdiich  zu  Fufs,  aller  Wege  kundig,  waren  sie  in  vorzüglichem 
finde  geschickt,  die  Feinde  durch  unvennuthete  lleberfalle  zu  er- 
whrecken.  Das  Gelingen  ihrer  Kriegszüge  hob  ihren  Miith  zu  einem 
Uaden  Selbstvertrauen,  und  wohin  sie  mit  ihren  Schaaren  kamen, 
thrliefsen  sie  sich  rücksichtslos  einer  wilden  Beutelust. 

Auf  diese  Weise  konnten  sie  sich  allerdings  unter  den  Pelo- 
POBnesieni  keine  Freunde  erwerben;  am  wenigsten  waren  die  Eleer 
Bit  ihnen  zufrieden.  Denn  diese  hatten  bei  ihrer  Erhebung  gegen 
Sparta  vor  Allem  darauf  ihr  Augenmerk  gerichtet,  die  Theile  ihres 
fi^Uets  wieder  zu  gewinnen,  welche  ihnen  durch  die  Spartaner  ent- 
^^en  waren  (S.  150).    Aber  die  Arkader  dachten  nicht  daran,  ihnen 


350  PERSISCHE   EINMISCHUNG.      PHILI8K0S. 

dazu  heliölfiich  zu  sein;  sie  beriefen  sich  darauf,  dass  die  Ein- 
wohner Triphyliens  sich  selbst  für  ihre  Stammgenossen  erklärteil, 
und  waren  durchaus  nicht  gesonnen,  sich  diese  Gelegenheit  entgehei 
zu  lassen,  um  ihr  Landschaftsgebiet  an  die  See  auszudehnen.  So 
entspann  sich  zwischen  den  beiden  Nachbarstaaten  eine  bittere  Fdiid- 
schaft,  und  da  nun  gleichzeitig  auch  die  Thebaner  über  das  Ver- 
halten der  Arkader  im  höchsten  Grade  verstimmt  waren  und  mk 
Recht  über  ihren  Undank  sich  beschwerten,  so  waren  diejenipi 
Staaten,  welche  durch  ihre  gemeinsamen  Interessen  am  meisten  anf 
einander  angewiesen  waren,  vollständig  getrennt 

Um  die  Verwirrung  der  griechischen  Angelegenheiten  m  steigeni, 
kam  noch  eine  Einmischung  von  Seiten  des  Auslandes  dazu. 

Es  regierte  nämlich  damals  als  Satrap  in  Phrygien  der  fermt 
Ariobarzanes,  ein  Freund  des  Antalkidas,  welcher  von  Anfang  an 
den  Lakedärooniern  günstig  gesinnt  war  und  ihren  Staat  nm  w 
weniger  zu  Grunde  gehen  lassen  wollte,  weil  er  selbst  im  Stillai 
nach  Erweiterung  seiner  Macht  und  nach  Unabhängigkeit  strebte; 
deshalb  niusste  ihm  daran  gelegen  sein,  die  Staaten  zu  erhaltea, 
von  denen  er,  wenn  es  darauf  ankam,  Unterstätzung  erwarten  konnte. 
Er  benutzte  also  die  Stellung  des  Grofskönigs,  wie  sie  im  Antel- 
kidasfrieden  anerkannt  war,  um  in  seinem  Namen  einen  Gongmi 
zu  berufen,  der  zur  Herstellung  des  Landfriedens  dienen,  in  der 
That  al)er  den  Ueliergrid'en  Arkadiens  und  der  weiteren  Demäthigung 
Spartas  vorbeugen  sollte.  Zu  diesem  Zwecke  hatte  Aiiobarzaiifs 
einen  geschickten  Mann  zur  Hand,  der  schon  lange  sein  Yertraueo 
genoss,  einen  Griechen  aus  Abydos,  Philiskos,  der  als  Söldnerhanpt- 
mann  sein  Glück  gemacht  hatte.  Er  trat  in  Delphi  mit  persischea 
Vollmachten  auf  und,  was  wichtiger  war,  mit  persischem  Gelde.  Es 
wurde  zwischen  den  Lakedämoniern,  den  Athenern  und  den  The- 
banern  verhandelt.     Den  Hauptpunkt  bildete  Messenien. 

Man  suchte  Theben  zur  Nachgiebigkeit  zu  bewegen,  aber  es 
konnte  doch  unmöglich  seine  eigene  Schöpfung  wieder  yemichtea 
und  Messenien  mit  seiner  bald  vollendeten  Stadt  den  Spartanern 
preisgeben :  Daran  zerschlugen  sich  alle  Unterhandlungen  und  Philis- 
kos brachte  ein  Söldnerheer  zusammen,  um  zu  Gunsten  Spartas  eis- 
zuschreiten.  Er  selbst  wurde  freilich  nach  Asien  zuruckgemfeit 
al)er  er  überliefs  2000  Söldner,  die  er  im  Voraus  bezahlt  hatte,  des 
Spartanern,  und  so  waren  am  Ende  diese  die  Einzigen,  welche  tob 
dem    verworrenen  Zustande    der  Dinge  Vortheil   zogen.     Denn  ät 


SPARTAS   THRÄIfENLOSER   SIEG    368.  351 

ennung,  die  im  feindlichen  Heerlager  eingetreten  w«ir,  gab  ihnen 
sder  Mulh;  dazu  kamen  die  Verabredungen  mit  den  Athenern, 
eben  im  Norden  zu  beschäftigen,  und  eine  neue  Hülfssendung 
9  Sicilien,  keltische  Scbaaren  des  Dionysios. 

Nun  galt  es  vor  Allem,  die  eigenen  Gränzen  zu  sicheni.  Die 
ermüthigen  Einfalle  der  Arkader  hatten  eine  namenlose  Erbitterung 
nrorgerufen  und  der  junge  Sohn  des  Agesilaos,  der  feurige  Arrhi- 
moSy  war  ganz  der  Mann,  um  die  Kriegswuth  der  Lakedämonier 
mlachen  und  zu  lienutzen.  Mit  den  keltischen  Hülfsvolkern  ver- 
ligt,  zog  er  das  Oinusthal  hinauf,  nahm  Karyai  und  strafte  die 
ri^iewohner  für  ihren  Abfall.  Daim  drang  er  in  Arkadien  ein,  zog 
b  aber  vor  den  heranrückenden  Arkadern  und  Argiveni  zurück 
id  lagerte  sich  auf  den  Höhen  l>ei  Malea.  Hier  erklärten  die  Keitiui, 
s  mit  ihnen  ausbedungene  Zeit  sei  abgelaufen,  und  l>egaben  sich 
eil  sofort  unter  ihrem  Fuhrer  Kissides  auf  den  Rückweg  nach 
«rta. 

Kaum  sind  sie  abgezogen,  so  werden  sie  in  einem  Engpässe 
n  den  Messeniern  eingeschlossen  und  begehren  schleunige  Hfdfe 
a  demselben  Feldherrn,  den  sie  eben  so  schnöde  verlassen. 
xhidamos  eilt  sofort  herl)ei;  die  Arkader  und  Argiver  folgen 
id  versuchen  ihm  den  Ruckweg  zu  verlegen. 

Wenn  es  eine  Thorheit  war,  die  Kelten  am  Abzöge  zu  hindern, 
>  war  es  noch  Üiorichter,  dass  man  die  feindlichen  Streitkräfte, 
ne  sie  im  Begriff  waren,  sich  aufzulösen,  zu  gemeinsamer  An- 
iRDgung,  zu  verzweifelter  Nothwehr  zwang. 

Der  Uebermuth  strafte  sich  auf  das  FiuThtbarste.  Denn  die 
ipirtaner,  die  um  ihr  Leben  kämpften,  drangen  unter  Führung 
taes  Königssohnes,  durch  sein  Reis|)iel  und  günstige  AYahrzeichen 
fimthigt,  mit  solchem  Ungestüm  auf  die  Feinde  ein,  dass  diese 
uiira  Augenblick  Stand  hielten.  Es  war  auch  an  keinen  giMU'd- 
Moi  Rückzug  zu  denken,  so  dass  durch  die  Reiter  und  die  Kelten 
hoMide  getödtet  wurden,  während  von  den  Lakedämoniern  kein 
Sniiger  gefallen  sein  soll.  Das  war  der  lierühmte  Mhränenlose  Sieg', 
<■  Sieg,  der  nach  so  vielen  Schicksalsscblägen  Sparta  zuerst  wie- 
Icr  aoTrichtete  ^). 

Agesilaos  zog  mit  den  Beamten  der  Stadt  glückwünschend  seinem 
■olme  entgegen;  al)er  fast  nicht  weniger  als  in  Sparta,  freute  man 
idi  über  die  Niederlage  der  Arkader  in  Theben  und  Elis.  Man 
ffamnle   die   gerechte  Bestrafung    des  Uet>ernuiths    und  hoffte  auf 


352  THEBENS   GESANDTSCHAFT. 

die  Wirkung  der  empfangenen  Lehre.  Die  Eleer  hofTten  auf  Nadh 
giebigkeit  wegen  Triptiyliens,  die  Thebaner  darauf,  dass  die  Arkader 
nun  einsehen  würden,  wie  sie  einer  verstandigen  Leitung  bedärfla 
und  ohne  Theben  nichts  ausrichten  könnten. 

Epameiuondas  war  gewiss  unter  allen  Thebanem  am  freiesta 
von  l>öswiUiger  Schadenfreude;  sein  Kummer  war  die  immer  adi 
erneuernde  Verwirrung  und  Fehde  unter  den  griechischen  SUalo. 
seine  Sorge  keine  andere,  als  die  endliche  Herstellung  eines  |^ 
ordneten  Zustandes.  Er  hatte  die  Hauptsachen  erreicht,  die  ?«• 
einigung  Böotiens,  die  Einschränkung  Spartas  auf  sein  altes  Tem 
torium,  die  Wiedergeburt  Messeniens,  die  Selbständigkeit  Arkadi« 
sein  ganzer  Wunsch  war,  die  Ergebnisse  seiner  Thätigkeit  als  M 
Thatsachen  anerkannt  und  darauf  ein  neues  staatsrechtliches  Vcr 
hrdtniss  dauernd  begründet  zu  sehen.  Jedes  Mittel,  das  zu  diesei 
Zwecke  fährte,  musste  ihm  willkommen  sein,  wenn  es  mit  seina 
sittlichen  Grundsätzen  nicht  in  Widerspruch  stand.  Deshalb  dv 
man  sich  nicht  wundern ,  wenn  Theben  sich  in  dieser  Absicht  a 
Persien  wandte,  und  man  hat  keinen  Grund,  anzunehmen,  dassfie 
gegen  den  Wunsch  des  Epameinondas  geschehen  sei. 

Theben  war  ja  von  Anfang  an  nie  in  dem  Gegensatze  gefe 
Persien  gewesen  wie  die  andern  Staaten;  es  war  also  keine  V« 
läugnung  seiner  älteren  Geschichte,  wie  es  bei  Athen  der  Fall  wii 
weim  es  mit  dem  Grofskönige  verhandelte.  Es  suchte  auch  keine 
Bundesgenossen  in  Susa,  wie  Sparta  und  Athen  gethan  hatten,  un 
von  einem  Verrathe  an  der  nationalen  Sache  zu  reden  war  Niemaii 
berechtigt. 

Den  Persern  war  durch  die  Verträge  eine  gewisse  Autorität  i 
Bezug  auf  Griechenland  eingeräumt;  von  ihnen  war  der  Friedi 
ausgegangen,  welcher  die  Grundlage  des  geltenden  Staatsrechts  hi 
dete.  Die  Grundsätze  des  Anlalkidasfriedens,  welche  den  Spartanei 
nur  als  Mittel  iln*er  Herrschsucht  gedient  hatten,  waren  don 
Epameinondas  erst  recht  zur  Wahrheit  geworden.  Es  war  also  e 
grofser  Gewinn,  wenn  durch  Anerkennung  dieser  Thatsachen  w 
Seiten  Persiens  den  Spartanern  ilu*e  vermeintliche  Rechtsbasis  cb 
zogen  wurde.  Die  Verhältnisse  zwischen  Griechenland  und  Per« 
zu  ordnen,  war  einmal  der  Hauptpunkt  der  auswärtigen  Politik  ofl 
die  besondere  Aufgabe  der  dieselbe  leitenden  Grofsmacht,  and  t 
war  daher  auch  in  den  Augen  der  Griechen  viel  gewonnen,  wem 
Theben  am  Hofe  von  Susa  als  Grofsmacht  verhandeln  konnte  uim 


NACH   8I7SA   lOS,  1;   308.  353 

mit  seinen  Ansprüchen  auf  eine  vorortliclie  Stellung  (1asell)st  an- 
orkannt  würde. 

Eine  unmittelbare  Vei'stAnditj'ung  war  aber  um  so  wichtiger, 
k  nach  den  Verhandlungen  mit  Philiskos  in  Delphi  (S.  351), 
mochte  dieser  nun  wirklich  vom  ürofsköuige  oder  nur  vom  Ario- 
bmanes  seine  Vollmachten  haben,  Thel)eii  als  der  eigensinnige 
Priedensstörer  erscheinen  konnte.  Dieser  Aufliissuug  musste  es 
»tgegenzutreten  und  sem  gutes  Recht  in  Siisa  geltend  zu  machen 
ndien.  Endlich  kam  dazu,  dass  Sparta  scbon  wieder  neue  Vor- 
linduDgen  mit  Persien  angeknüpft  hatte  und  Athen  ein  Gleiches  im 
iüine  trug.  Sparta  hatte  nach  Antalkidas'  Tode  einen  Gesandten, 
lunens  Euthykles,  abgeordnet.  Ks  schien  also  notli wendig,  den 
hstrebuDgen  desselben  entgegenzuarbeiten,  damit  nicht  etwa  der 
ilte  Frieden  erneuert  mid  Sparta  mit  Mitteln  versehen  würde,  seine 
Hhere  Politik  wieder  aufzunehmen.  •  Auf  diesen  Umstand  wiesen 
mch  die  Thebaner  vorzugsweise  hin,  als  sie  ihre  Bundesgenossen 
ni  einer  gemeinsamen  Gesandtschaft  nach  Susa  aulforderten.  Die 
Uader  und  Eleer  folgten  der  AufTorderung;  Pelopidas  und  Isme- 
lia» führten  im  Namen  Thebens  die  Gesandtschaft.  Die  Athener 
Muten  sich  Leon  und  Timagoras  abzuordnen,  um  ihre  Interessen 
■  Susa  zu  vertreten.  Die  Gesandten  scheinen  auch  diesmal,  wie 
>  bei  früheren  Gelegenheiten  geschehen  war,  ihre  Heise  in  harni- 
iMer  Gemeinschaft  ausgeführt  zu  haben. 

Am  persischen  Hofe  waren  die  Gesandten  natürlich  sehr  will- 
tommen;  es  war  ein  neues  Zugestämhiiss  der  Hellenen,  dass  sie 
•hne  den  Grofskönig  nicht  fertig  werden  komitcn,  eine  neue 
Udignog,  welche  seiner  Macht  freiwillig  dargebracht  wurde.  Aus 
Ion  blutigen  Staatenkriege  wurde  ein  diplomatischer  Streit,  der  durch 
Ik  Persönlichkeit  der  Gesandten  entschieden  wurde. 

Kc  Thebaner  waren  von  Anlang  an  im  Vortheil.  Der  Ruf  ihrer 
iMen  ging  ihnen  voran  und  nach  dem,  was  die  Perser  unter  dem 
UKmiuthe  des  Agesilaos  zu  leiden  gehabt  hatten,  war  ihnen  die 
'Biachaft  von  Leuktra  eine  Freudenbotschaft  und  sie  bewunderten 
ie  Helden,  welche  den  Staat,  der  eben  noch  Asien  hatte  erobern 
'den,  auf  das  Eurotasthai  zu  beschränken  wussten.  Antalkidas  er- 
du*  persönlich  die  Umstimnmng  des  Perserhofes  gegen  Sparta; 
iic  Anträge  wurden  schnöde  zurückgewiesen;  zu  Hause  wie  in 
laa  verachtet,  soll  er  in  tiefem  Unmuthe  sich  selbst  getödtet  haben. 

Mit  Sparta  so  wenig  wie  mit  Athen  hatte  sich  ein  dauerndes 

Cutiai^  Gr.  Octch.    Hl.  23 


354  PELOPIDAS    UND    ART.VXERXES   103.  1;  30^. 

Vorlrauensverlialtniss  lierslt^lleu  lassen;  etwas  Anderes  war  es  wl 
Theben.  Von  dieser  Sladt  hatten  die  Perser  nie  eUvas  Uebles  er- 
fahren; mit  ihr  standen  sie  schon  von  der  Zeit  des  Xerxes  heris 
gastfreundsehaftlichen  Verbhidnngen ;  sie  war  damals  die  eifrigste 
Bundesgenossin  gewesen  und  hatte  für  ihre  Treue  die  schwenta 
Zeiten  durchgemacht.  Dankbare  Gesinnung  war  aber  einer  der 
hervorragenden  Charakterzüge  der  Perser;  auch  für  wahren  Manncf- 
werlh  hatten  sie  eine  riclitige  Schätzung.  Und  da  war  denn  die 
ritterliche  Persönlichkeit  des  Pelopidas,  sein  hochherziges  Wesel, 
seine  völlige  Uneigennützigkeit  von  entscheidender  Bedeutung,  \nii- 
rend  die  Gewandtheit  des  Ismenias  ihn  in  den  Geschäften  hesüm 
nnterstützte.  Im  Vergleiche  mit  den  andern  Gesandtschaften  wosete 
man  \m  den  Thehanern  die  Geradheit  der  Rede,  die  Klarheil  der 
Absichten,  den  offenen  Freimuth  vollkommen  zu  würdigen.  Peil- 
pidas  Winnie  unverkennbar  allen  Uebrigen  vorgezogen  und  seine  An- 
trüge erhielten  von  Stuten  des  Grofskönigs  vollständige  Billigong. 

Es  wurde  also  zuerst  das  von  Anlalkidas  Itegründete  Verhältnis 
zwischen  Persien  und  Sparta  aufgelndien;  Sparta  hörte  auf  derVer* 
trauensslaat  zu  sehi.  Daim  wurde,  was  Theben  in's  Leben  gerufea 
als  zu  Recht  bestehend  anerkannt;  also  namentlich  die  Unabhingig' 
keit  Messeniens.  Theben  wollte  aber  noch  mehr.  Es  stand  ihn 
jetzt  ]»ei  der  Refestignng  seiner  Stellung  keui  Staat  mehr  im  Wep 
als  Alben,  mit  dem  es  aufrichtig,  aber  ohne  Erfolg  ein  fi^eundliche: 
Verhfdtuiss  herzustellen  gesucht  hatte.  Es  konnte  ü])erzeugt  sein 
dass  die  Athener  allen  Forlschritten  Thebens  im  Peloponnes  wie  n 
Thessalien  und  Makedonien  hemmend  entgegentreten  würden;  ein 
bittt'r«'  Verstimmung  gegen  die  Athener  war  sehr  natürlich.  Di 
attische  Flotte  war  aber  auch  für  Persien  immer  dasjenige,  was  e 
am  meisten  zu  furchten  hatte,  und  so  erlangten  die  Thelianer  einei 
königlichen  Beschluss,  welcher  die  tiefste  Demüthigung  Athens  ent 
hielt,  den  Befehl,  dass  es  seine  Kriegsschiffe  abrüsten  und  an's  Lam 
ziehen,  also  sich  selbst  entwaflnen  und  wehrlos  machen  solle.  Aud 
seine  Ansprüche  auf  Amphipolis,  welche  doch  auf  dem  Congress 
zu  Sparta  anerkannt  waren,  wurden  ausdrücklich  abgewiesen  un< 
die  Stadt  unter  königlichen  Schutz  gestellt. 

Die  Gesandtschaft  nach  Susa  war  ein  neuer  Sieg  Thebens,  f 
war  ein  zu  seinen  Gunsten  umgeformter  Ant^ilkidasfrieden  zu  Staii<i< 
gekommen,  es  war  nach  seinen  Vorschlagen  unter  persischer  Olicr- 
aufsieht  ein  neues  Staatensystem  festgestellt ;  Thcl)en,  eng  mit  Persieo 


EBFOLG    DER    GESANDTSCHAFT    103,   1;    SO?.  355 

irbändet,  war  in  seiner  vorOrtlicIien  Stellung  anerkannt  und  mit  ihr 
Hthfubrnng  der  Vcilräge  iM^trant.  Aber  wie  unsicher  wanm  dies«* 
rfolge,  wie  wenig  ^nr  man  einei*seits  des  Urofskruiigs  sicher  und 
idrarseits  der  Zustimmung  der  griechischen  Staaten  zu  dem  in  Susa 
HeinbarteD! 

Das  Letztere  zeigte  sich  zuei*st.  Deim  als  nun  ein  Staatencungress 
Kh  Theben  ausge8chriel)eii  wurde,  um  sich  hier  auf  Grund  des 
ertngg  zu  einer  neuen  Eidgenossenschaft  zu  verbinden,  da  kam 
iehU  zu  Stande.  Keiner  der  Gesandten  erkhlrte  zur  Eidleistung  he- 
lUmachligt  zu  sein;  am  entschiedensten  alKT  traten  die  Arkader  auf, 
aren  Gesandter  in  Susa  sicii  nel»en  dem  von  Eiis  zurückgesetzt  ge- 
inta  und  der  seinen  Landsleuten  von  tlem  elenden  Zustande  des 
enerreichs  die  lebhafteste  Schilderung  entworfen  halte.  Lykomedes 
snnlirte  sich  also  in  Thelien  gegen  jede  Eimnischung  persischer 
■lorität,  bestritt  den  Thelianern  durchaus  das  Recht  in  ihrer  Stadt 
ie  Versammlungen  zu  halten  und  trat  endlich  im  INamen  Arkadiens 
knilich  aus  dem  Congresse  aus. 

Die  Thebaner  scidugen  nun  einen  andern  Weg  ein.  Sie  he- 
dwilen  die  einzekien  Städte  und  legten  ihnen  den  Vertrag  zur 
nähme  vor.  Aber  auch  dies  war  vergeblich.  Die  Korinther  wiesen 
lit  ihnlicben  Gnlnden  wie  die  Arkader  trotzig  die  Annahme  ab  und 
N  Gesandten  kelu^n  erfolglos  mit  dem  königlichen  Schreil)en  heim. 
^  ganze  Yersucb,  ein  vom  Grofskönige  verbrieftes  Ani^echt  auf  die 
iegemonie  gellend  zu  machen  und  durch  pei^sische  Vermittelung  eine 
cne  Staatenordnung  festzustellen,  envies  sich  unersprielslich.  The1>en 
iKb  auf  einen  iebbafteren  Widerstand,  als  es  erwartet  hatte,  und 
Wer  Widerstand  war  um  so  unangenehmer,  weil  er  sich  den  An- 
trieb edler,  nationaler  Motive  gab,  wenn  es  auch  im  Grunde  nur 
n  zäher  Partikularismus  war,  aus  dem  er  hervorging.  Jedenfalls 
MMe  Theben  erkennen,  dass  nur  durch  die  Entscheidung  der  Wafl'en 

■ 

■•  feste  Ordnung  der  Dinge  hergestellt  werden  könne*®). 

Theben  rüstete  also  auf's  Neue  und  Epameiuondas,  welcher 
■ch  seine  glAcklichen  Unternehmungen  in  Thessalien  das  volle 
'vtnuen  seiner  Mitbürger  wieder  gewonnen  hatte,  führte  zum 
ritten  Male  ein  Heer  nach  dem  Peloponnes. 

Bei  der  feindlichen  Stellung  Korinths  und  Arkadiens  kam  es 
■n  darauf  an,  an  anderen  Punkten  festen  Fufs  zu  fassen,  und  da 
^  knne  Gegend  wichtiger  als  Achaja ,  weil  die  Beherrschung  des 
-^nthischen  Meerbusens  für  Theben  von  der  grofsten  Bedeutung  war. 

23* 


356  DRITTER   ZUG   IN   DEN   PRLOPONNES  lOS,  t;    M7. 

In  den  acliäischcn  Kustenstüdten  bestanden  meistens  aristokratiflfhe 
Verfassungen,  wie  sie  dort  wälirend  der  Zeit  spartanischer  Uefaer- 
macht  eingerichtet  waren.  £panieinondas  verfuhr  hier  mil  der  gröfsUi 
Weisheit;  er  verbürgte  den  Familien,  welche  die  öffentlichen  Ange- 
legenheiten der  einzehien  Gemeinden  leiteten,  dass  keine  gewallnnen 
Umwäheuiigen  stattiinden  sollten,  und  deshalb  schlössen  sie  sicfa  bd 
ihrer  grofsen  Entfernung  von  Sparta  ohne  Schwierigkeit  den  Thebanen 
an,  indem  sie  zugleich  die  Städte  aufga}>en,  welche  am  jenseitiga 
Ufer  in  Abhängigkeit  von  ihnen  waren,  Naupaktos  und  KaljdoB. 
Das  war  für  die  Macht  der  Thel)aner  im  korinthischen  Golfe  ob 
wesentlicher  Gewinn  und  ebenso  für  ihre  Landmacht,  weil  sie  nim 
der  Isthmospässe  nicht  mehr  bedurften,  um  in  den  Peloponnes  n 
gelangen. 

Trotzdem  riefen  diese  Mafsregeln  eine  grofse  UnzufHedenbot 
hervor,  in  Theben  selbst  und  noch  mehr  bei  den  BiindesgenosBCi. 
Die  Schonung  der  regierenden  Familien,  hiefs  es,  sei  ein  Yerrath  u 
dem  Grundsätze  der  Volksfreiheit,  welcher  alle  Staaten,  die  gega 
S]Kirta  im  Felde  wären,  huldigten;  die  Demokratie  sei  ihr  gemein- 
sames Band,  ihre  Einlieit  und  Stärke.  Städte  von  Aristokraten  regiert, 
blieben  immer  versteckte  Bundner  Spartas  und  wer  die  Arislokratei 
irgend  wo  halte  und  stütze,  der  müsse  auch  im  Geheimen  mit  des 
Spartanern  zusammenhängen.  So  wenig  verstand  man  die  Politik 
des  Epanieinondas,  der  allerdings  ein  höheres  Ziel  im  Auge  hatte, 
als  eine  demokratische  Propaganda,  und  der  die  Parteileidenschatai 
nicht  aufregen,  sondern  }>eruhigen  wollte. 

Die  Arkader  beschwerten  sich  in  Theben  und  fanden  hier  ofkatt 
Gebor.  Man  huldigte  demselben  Parteigeiste  und  glaubte  den  Ar- 
kadern Rücksichten  schuldig  zu  seui,  obwohl  jeder  Verständige  ein- 
sehen inulste,  dass  man  bei  aller  Nachgiehigkeit  auf  dieses  Volk  sich 
doch  niclit  verlassen  könne.  Die  Thebaner  hoben  also  ohne  Weitem 
die  geschlossenen  Verträge  auf,  schickten  Vögte  in  die  Städte  Achapi 
und  triel)en  die  Gesclilechter  aus.  Nun  war  unter  den  Verbündeten 
wieder  brüderliche  Eintracht  hergestellt,  aber  zugleich  das  Zeichen 
zu  einem  neuen  Bürgerkriege  gegeben,  welcher  den  Norden  der  Halb- 
insel ergrifl'  und  Niemand  fühlbarer  wurde,  als  den  Arkadem  selbt 
Denn  die  vertriebenen  Geschlechter  hielten  sich  im  Lande  ab  be- 
waffnete Streifscliaaren,  welche,  von  Theben  verrathen,  auf  die  Säle 
Spartas  zuiücktraten  und  in  Raubzügen  das  arkadische  Gnnzbntf 
liraiidschatzten,  um  sich  für  die  erHttene  Unbill  zu  rächen*^ 


EITPHRON   VON    SIKYON.  357 

Das  Beis«piel,  welches  man  gegelHm  hatte,  wirkte  noch  weiter. 
Denn  in  Sikyon  hatte  man  ehenfatls  die  inneren  Verliriitnisse  unhe- 
rikhrt  gelassen  und  sich  damit  hegnügt,  die  wichtige  St<idt  zn  den 
Bundesgenossen  zu  zählen.     >^itn  erhöh  sich   unter  den  vornehmen 
Kkyonern  ein  Bürger,  Namens  Enphron,  ein  ehrgeiziger  Mann,  der 
finüher  ein  Vertrauensmann  Spartas  gewesen  war.    Dieser  trat  in  Folge 
der  achaischen  Vorgänge  hi  Unterhandlung  mit  den  Yerhündeten  und 
erklärte  sich  bereit,  auch  in  Sikyon  die  Geschlechter  zu  stürzen,  Volks- 
herTBclmfl  einzurichten  und  dadurch  erst  seine  Vaterstiidt  ihnen  auf 
eine  wirklich  zuverlässige  Weise  zuzueignen.    Die  Arkader  und  Argiver 
gingen  begierig  darauf  ein  und  Euphron  hi*achtc  eine  Revolution  zu 
Stande,  in  Folge   deren  er  seihst  Befehlshaber  der  Truppen  wurde 
und  mit  Söldnerhülfe  Herr  der  Stadt.    Das  ganze  Gemeinwesen  wurde 
umgekehrt,  die  alten  Familien  verjagt,   <1ie  Güter  contiscirt,    allen 
Wohlhabenderen  wegen  angeblicher  Hiimeigung  zu  Sjtarta  der  Pro- 
lesa    gemacht,    TempeJgut   eingezogen    und    eine    Masse    von  Ncu- 
bflrgem  in  die  Gemeinde  aufgenommen.     Die  vollkommene  Gewalt- 
herrschaft war  da  und  der  neue  Tyrann   trieb  sein  Wesim  so  arg, 
daas  am  Ende  die  Verbündeten  selbst  gegen  ihn  einschreiten  mussten. 
Enphron  musste  fliehen.     Bei    der  Flucht  änderte  er    sofort  seine 
Politik,  ülieriieferte  vor  seiner  Einschiffung  noch  di«^  Hafenstadt  den 
Spartanern,  eilte  nach  Athen  und  kehrte  von  dort  mit  einem  Söldner- 
hänfen  zurück,  konnte  sich  aber  in  Sikyon  nicht  halten,  ging  nach 
Theben,  um  hier  wieder  Verbindungen  anzuknüpfen  und  wurde  hier 
auf  der  Kadmea  von  Parteigängern,  welche  ihm  nachgez(»gen  waren, 
ermordet.     Der  Mörder  rechtfertigte  seine  That  als  Tyrannenmord 
und  wurde  freigesprochen,  in  Sikyon  seilest  al>er  hatte  derselbe  En- 
phron noch  einen  so  grofsen  Anhang,   dass   ihm  als  vAnem  Heroen 
mr  dem  Markte  der  Stadt  Grab  und  lleiligthum  errichtet  wurde.    So 
orkennen    wir   an    Euphron    das   Musterbild    der    rücksichtslosesten 
Sdbatsucht  und  zugleich  vollständige  rnsicherheit   des   öffentlichen 
Vrteib  über  Menschen  und  Uechtsverhältnisse. 

Die  peloponnesischen  Verwickelungen  wurden  noch  gröfser  durcli 
COM  neue  Einmischung  von  Seiten  Athens.  Die  Athener  nämlich 
^crioren  um  diese  Zeit  Oropos,  die  seit  alten  Zeilen  streitige  Gränz- 
*Mt  an  der  Asoposmündung,  welche  ihnen  für  den  Verkehr  mit 
^Ma  ein  fast  unentbehrlicher  Posten  war.  Sie  hatten  die  Stadt 
^  dekeleischen  Kriege  verloren  und  tlann  nach  den]  Antalki- 
^'^sfrieden    von   Neuem    in    ihren    Besitz    gebracht.     Seitdem    aber 


358  THEBEN    GEWINNT    OROPUS    103;   3;  3««. 

die  Slaalsmäniier  Tliel)en8  (laraiil'  aiisgiiigon,  Böotien  iu  seiner  voUeo 
Gröfse  wieder  herzustellen  und  zu  einigen,  inusste  die  wichtige  KA- 
Steilgegend  am  euböisclien  Meere  ein  viimiglicher  Gegenstand  ihrer 
Aulinerksamkeit  sein.  Man  niusste  die  Athener  zu  Terdränga 
suclien,  und  dazu  boten  die  Parteibeweginigen  der  von  jeher  nh 
zuverlässigen  und  schwankenden  Bevölkerung  von  Oropos  im  Jahre 
nach  der  persischen  Gesandtschaft  eine  erwünschte  Gelegenheit  ihr. 
Die  den  Athenern  feindliche  i*artei  wurde  durch  die  Gegenpartei  rar- 
triek'n;  sie  kehrte  dann  mit  Hülfe  euböischer  Tyrannen  (S.  342) 
in  ihre  Stadt  zurück.  Die  Athener  nisteten  sich  zu  ihrer  Wiedererohe- 
rung,  aber  ehe  diesellte  gelang,  brachten  es  die  Thcbaiier  dahin,  diK 
ihnen  die  streitige  Stadt  id>ergel>en  wurde,  und  so  wie  sie  einmal  Hefrai 
derseU)en  waren,  dachten  sie  nicht  mehr  daran,  sie  zuröckzugebeD^). 

Dieser  Vorfall  rief  iu  Athen  die  höcliste  Bitterkeit  hervor  ud 
zwar  nicht  bloi's  gegen  Theben,  sondern  eben  so  sehr  gegen  die 
eigenen  Hundesgenossen,  namentlich  gegen  Sparta,  von  welchem  ei 
sich  zum  Danke  für  alle  llülfsleistungen  gänzlich  verlassen  sab.  Vdi 
dieses  Geffdil  überwog  in  dem  Grade,  dass  die  Athener  nicht  bv 
ihre  Hülfsiruppen  aus  dem  Pelopoiuies  ziu'ückzogen  (was  f^kh  nach 
dem  Ausbruche  der  oropischen  Unruhen  geschah),  sondern  auch  sdbt 
eine  feindliche  Stellung  gegen  S|)arta  einnahmen  und  so  mittdhv 
den  Thebanern  Vorschub  leisteten. 

Sie  kamen  von  NtMiem  auf  den   Gedanken,   S|>artas  Schvi'khe 
zu  benutzen,  uui  im  Peloponuese  eine  selbständige  Rolle  zu  über- 
nehmen (S.  31b)  und  im  >orden  der  Halbhisel  festen  Fufs  zu  (asseu. 
Sie  hatten  dabei  namentlich  Korinth  im  Auge,  da  sie  doch  am  blhoMii 
meistens  Truppen  stehen  hatteu.    Diese  Al)sicht  schlug  aber  iu*s  Ge* 
gentheil  um.    Denn  die  Korintlier  wunlen  l>ei  Zeiten  gewarnt;  sie  «i' 
ren  der  Kriegsnoth  im  höchsten  Grade  nulde,  sie  sollten  jetzt,  ila  sie  den 
Athenern  nicht  trauen  konnten,  aus  eigenen  31ittehi  die  nöthigien  TnqK 
pen  halten,  um  gegen  Theben  auf  der  Hut  zu  sein.    Das  wurde  ihnen 
unerträglich.    Sie  benutzten  also  die  neue  Gefahr,  welche  ihnen  to* 
ihrem  eigenen  Bundesgenossen  drohte,  um  in  Sparta  über  ihre  Lage 
Vorstellungen  zu  machen.    Sie  erklärten,  dass  sie  bei  aller  Gesinnungen 
treue  dennoch  darauf  Bedacht  nehmen  müssten,  eine  neutrale  Stdhing 
zu  gewinnen.    Wenn  sie  ohne  Ende  den  Kampf  fortsetzten,  so  würdefl 
sie  sich  in  dem  Grade  aufreiben,  dass  sie  niemals  wieder  den  Sparte- 
nei'ii  von  ISutzen  sein  konnten;    es  sei  also  vernüufUg  sich  jelzl  0 
schonen.    Dieselbe  Friedensneigung  war  in  Plilius,  der  treueslen  aOtf 


SEPA KATFRIEDEN    MIT    K()K1>TJI    IM>    l»HL!rs.  '550 

Biiiidesslädte  Spnrtas,  wt»Idie  unsr»«;licli(^  .\otli  von  diMi  ArkadiMii  iiiid 
Argivem  ausziishdu'U  hatte  und  in  (»iiieiii  daucrndtMi  lielagpriings/U' 
Btanil  gclialleu  A\urdf.  Spart^i,  aul'sor  SUhkU*  zu  li(*UV*n,  ^'ah  sein«^  Fjii- 
willigiiiif;  dazu,  dass  di(^  Städte  ihren  Inleressen  jemals  sieli  mit  Tlie- 
ben  verständigten.  Koriiith,  IMdiiis,  walirsclieiiilieh  aueh  Kpidanros, 
traten  nun  in  ein  Verhältniss  mit  Thelxni,  erkannten  ihMi  von  TlielNMi 
angelmleiien  Frie<h*n  an  und  v(M*pflii*hteten  sirli  zur  I leerest ol«<e, 
doch  unter  dem  Vorljehalte,  nicht  zum  Kainpte  ^e^en  itu'  altes 
BandesolierliHupt  gezwungen  zu  werden.  So  trat  im  Murdeii  der 
Halhmsel  eine  gewisse  Heruliigung  ein,  wrdueiid  sieli  im  Inneni 
derselben  neue  Verwickelungen  entspannen  "M. 

Die  Arkader,  von  Lykomedes  geleitet,  hatten  kaum  die  Aen- 
deruug  der  attischen  Politik  JuMiierkt,  als  sie  diese  ^lelegenheil  be- 
gierig ergriiren,  um  die  ihnen  lästig«*  Verbindung  mit  Theben  zu 
Ksen.  Die  arkadisclie  Uuiidesbehörde  bot  aui'  Lvkom<Mles  Antrieb 
den  Athenern  ein  Kundniss  an  und  diese  gingen  darauf  ein,  aber 
ohne  deshalb  den  Spartanern  autzukuudigen.  Sie  waren  also  gleich- 
leitig  mit  S|Kirta  und  Arkadien  verbundtH.  und  el>enso  die  Arkader 
glfichzeilig  mit  Thel)en  und  Athen,  W(*lehes  doch  mit  Theben  in 
offener  Fehde  >var.  Dabei  dauerte  der  alte  (iränzkrieg  in  tb^n  iüe- 
bilden  zwmhen  Megalopolis  und  Lakoriien  ununterbrochen  tort,  an 
welchem  auch  die  syrakusischeii  ITfdtstruppen  auf  Seile  Spartas  Theil 
nahmen,  und  endlich  brach,  um  das  Mals  iWv  Verwirrung  voll  zu 
machen,  nocli  ein  Riieg  zwischen  Arkadien  und  Klis  aus. 

Es  herrschte  nämlich  schon  lange  eine  tiefe  Verstimmung  zwi- 
iMiheu  beiden  Staaten.  Die  Kl(;er  sahen  sich  in  ihren  Absichten  auf 
den  Wiedererwerb  von  Lei>reon  gelauscht  (S.  117),  und  die  Ar- 
kader  liatten  den  Eleern  die  Schadenfreud«;,  welche  sie  filu'r  den 
*thräiieiilosen  Sieg*  des  Archulamos  gezeigt  hatten,  eln^nsowenig  ver- 
gttsen  wie  ihre  Bevorzugung  am  Hofe  des  Arlaxerxes  (S.  1^55).  Sie 
w«Blen  die  Landschail  Triphylien  mil  Lepreon,  das  sich  freiwillig 
Vgnchlüssen  hatte,  nicht  wieder  herausgeben,  sie  blickten  vielmehr 
■til  Instemem  Auge  auch  nach  den  anderen  (lebielen  des  reichen 
''tthharlaiides  und  namentlich  nach  den  Schätzen  von  Olympia; 
**  hofllcn  das  offene  Ehs  um  so  leichter  bezwingen  zu  können,  da 
•toe  ihnen  gfiustigc  Partei  im  Lanibi  war,  welche  immer  mehr  Kin- 
fluss  gewann.  Aber  el»en  ib*shalb  drängt«»  ilie  der  arkadischen  Denio- 
»Rilic  feindliche  Partei,  welch«»  noch  am  lUubM*  war,  zur  Kntscheidung. 
"^  Eleer  rücken  aus  und   nehmen  Lasion,  einen  Tiebirgsort  olien 


360  FEHDE   ZWISCHEN    ELIS   UND   ARKADIEN. 

au  den  Peneiosqii eilen,  welcher  zu  Ai*kadien  abgefallen  war,  abe 
sie  werden  von  den  Arkadem  zurückgeschlagen,  deren  Truppen  auc 
die  Hauptstadt  bedrohen  und  sich  im  Hochlande  oberhalb  Olymp 
festsetzen. 

Die  Eleer  kamen  in  die  schwierigste  I^age.  Sie  liatten  keil 
andere  Hülfe,  als  achaische  Freischaaren  (S.  357),  welche  ihre  Sta 
deckten,  wahi^end  die  demokratische  Partei  sich  vom  Gemeinwett 
losriss  und  nach  ehiem  vergeblichen  Versuche  auf  die  Akropolis  k 
Eiis  der  wichtigen  Stadt  Pylos  im  Rücken  der  UauptstadI  sich  h 
mächtigte.  In  dieser  Noth  blieb  den  Eleern  nichts  übrig,  als  m 
an  Sparta  zu  wenden,  und  hier  hatte  man  aUen  Grund,  die  HüK 
suchenden  nicht  zurückzuweisen.  Man  hatte  den  Verlust  des  Eil 
tlusses  in  Olympia  schon  lange  schmerzlich  empfunden,  man  hatl 
es  erleben  müssen,  dass  in  der  leisten  Olympiade  (103;  368)  Du 
miskos,  der  erste  Mcssenier,  als  Sieger  verkündet  und  so  die  Unal 
hängigkeit  Messeniens  von  g^uiz  Hellas  feierlich  anerkannt  wordc 
war.  Es  wurden  von  Iteideu  Seiten  die  grö&ten  Anstrengiufe 
gemacht,  denn  schon  nahte  die  Zeit  der  neuen  Ohinpieufeier  hen 
und  die  Eleer  zeigten  eine  Thatki*aft,  wie  man  sie  dem  im  GanM 
friedlichen  und  verweichlichten  Volke  nicht  zugetraut  hatte;  fl 
wussten,  dass  die  Arkader  nichts  Geringeres  im  Schilde  führle 
als  die  seit  Jahrhunderten  bestehende  Ordimng  des  grofsen  Natieoa 
festes  umzustürzen,  und  gemeinsam  mit  den  Pisaten,  den  Altesli 
Besitzern  Olympia's,  unter  arkadischer  Oberhoheit  die  Feier  zu  halte 
Es  galt  also  die  wichtigsten  Ehrenrechte  des  Staats  so  nie  die  Schät 
des  Gottes  zu  vert heidigen. 

Die  Eleer  veranlassten  zu  den]  Zwecke  einen  Einfall  des  A 
chidamos  in  das  arkadische  Gebirgsiand,  wo  Kromnos  besetzt  wunl 
und  sobald  sie  von  den  fremden  Truppen  frei  waren,  machten  f 
sich  auf,  um  die  von  den  Demokraten  eroberten  Plätze  des  eigern 
LMindes  zurück  zu  erobern;  da  die  arkadischen  Truppen  aber  schndk 
als  erwartet  werden  konnte,  zurückkeinten  und  eine  feste  Stelliu 
in  Olympia  benutzten,  um  daselbst  unter  dem  Schutze  der  Wai 
zu  der  herkönnulichen  Zeit,  um  den  ersten  Vollmond  nach  der  Soc 
mersonnen wende,  die  Festlichkeiten  abzuhalten,  da  rückten  die  Ek 
mit  den  Achäern  heran,  um  wenigstens  die  Genugthuung  zu  haben,  da 
diese  revolutionäre  Olympiadent'eier  nicht  ungestört  von  Statten  geb 

So  wurde  zum  ersten  Male  an  demjenigen  Feste,  bei  des» 
Annäherung  sonst  in  der  ganzen  Halbinsel  alle  WaiTen  ruhten,  i 


SCHLACHT    IN   OLYMPIA    104.1;   301  JULI.  361 

Tempelraume  selbst  ein  l)liiti||;er  Kampf  geführt.  Die  Arkader  mit 
ihren  Hülfsvölkem  aus  Argos  und  Allien  hatten  sieh  am  Kladeos 
aufgestellt,  welcher  gegen  Westen  iVu*  Gränze  des  heiligen  Bodens 
lüdet;  am  andern  Ufer  standen  die  Eleer,  von  der  Feier  ihres  eigenen 
Landesfestes  ausgeschlossen.  Die  Erbitterung  filier  diese  Schmach 
eDtfachte  in  ihnen  einen  wahren  Ueldenmuth.  Sie  ül>ersrln*itlen  den 
Klideos,  warfen  die  Arkader  uml  trieben  sie  mit  unautlialtsiunein 
Gngeslüme  vor  sich  her  bis  in  die  Mitte  des  Temjielhains,  w»  der 
groÜBe  Opferaltar  stand.  Hier  aber  kamen  sie  in  die  übelste  Lage. 
Denn  die  Hallen  und  Tempel  umher  waren  von  Feinden  besetzt, 
Dod  die  Eleer,  von  allen  Seiten  bedrangt  und  lieschossen,  niussten 
nach  grofsem  Verluste  übt^r  den  Kladeos  zurückgehen.  Die  Nacht, 
vrich«!  folgte,  benutzten  die  Arkadt^  zu  Verschanzungen,  so  dass 
die  Eleer  am  nächsten  Morgen  keinen  neuen  Angriff  wagen  koimten 
und  die  Landesfeinde  die  Herrn  des  heiligen  Bodens  b]iel)en. 

Die  Arkader  glaubten  ein  Grofses  erreicht  zu  haben.  Sie  waren 
jetit  die  Schutzmacht  von  Olympia,  sie  hatten  die  Ehrenrechte  im 
Bealtie,  auf  welche  Sparta  immer  ein  l)esouderes  (gewicht  gelegt 
baUe;  sie  halten  zugleich,  da  die  Pisaten  keine  Macht  waren,  das 
Heiligtlium  selbst  mit  allen  seinen  Schätzen  in  ihren  Händen.  Em- 
pfindlicher hätten  ihre  Feinde,  Sparta  und  Elis,  in  der  That  nicht 
gedemüüiigt  werden  können.  Aber  es  ruhte  kein  Segen  auf  diesem 
Clkke  und  kaum  hatte  man  <lie  Tempelschätze  in  Händen,  so  wurden 
aie  der  Anlass  einer  blutigen  Entzweiung  unter  ilen  Siegern. 

Die  arkadischen  Heerführer  hatten  rasch  zugegrifl'en ,  um  ihren 
Truppen  den  rückständigen  Sold  zahlen  zu  koimen.  Ein  Staatsschatz 
var  mcht  vorhanden,  man  war  also  auf  den  Gewinn  der  Kriegszüge 
aDj^iesen  und  da  fanden  die  Heerführer  keinen  Grund,  die  elische 
Kriefisbeute  anders  anzusehen  als  jede  andere.  Die  Bundesbehörde 
hiDigte  das  Verfahren  und  es  war  für  alle  diejenigen,  welche  wirklich 
«Ben  Gesamtstaat  wollten,  ein  unberechenbarer  Gewinn,  wenn  man 
den  Tempelschatz  als  Bundeskasse  benutzen  und  so ,  von  den  Zu- 
Nhuaen  der  einzelnen  Staaten  unabhängig,  das  Buiuh^sheer  erhalten 
Itwmie,  So  und  niu*  so  konnte  die  Genti'albehörd«;  eine  feste  Macht- 
stellung gewinnen. 

Aber  gerade  hierin  lag  schon  ein  (irund  zum  Widerspruche  von 
Seilen  derer,  welche  eine  solche  Bt?festigung  d(^s  Bundesstaats  niclit 
^Icn,  und  dieser  Widerspruch  konnte  allerdings  durch  religiöse 
'^'denken  auf  das  Kräftigste  unterstützt  werden;  denn  das  Ausleeren 


362  STRKIT    17M    DIE   TEMPKLSCHXtZE. 

des  heiligen  Scliatzes  Avar  iiiinierliiii  nodi  fiTivellianer,  alt«  da»  Anf- 
faiigen  von  Weiligcsclieiiken,  die  auf  t'eiiKlHchen  Schiflen  dem  Code 
ziigefulirl  wurden  (S.  292).  Jetzt  erholten  sich  naiuenüich  (fe 
Manlineer,  hi  deren  Milte  sich  nach  dein  T<Mle  des  Lvkomedes  olfet- 
bar  die  arislokra tische  Partei  wieder  gestärkt  hatte,  welciif  ft 
städtische  Selbständigkeit  vertrat.  Die  Mantineer  erklärten  sich  gepi 
die  Verwendung  der  Tenipelgelder,  sie  schickten  ihrem  Contingnte 
Sold  aus  der  städtischen  Kasse  und  sagten  sieh  feierlich  Ton  jeAf 
Betlieiligung  an  diesem  Verbrechen  los.  Die  Bundesbehörde  dagfgn 
forderte  die  Beamten  der  Stadt  wegen  dieser  Auflehnung  lur  Vw- 
antwortung,  verurtheilte  sie  und  schickte  Truppen,  um  die  ivider 
spänstige  Bundesstadt  zu  zwingen;  aber  die  Mantineer  ließen  «fie- 
selben  nicht  ein,  un<l  da  die  Strenge  sich  gänzlich  wirkungslos 
erwies,  so  erfolgte  bald  eine  sehr  merkliche  Umstimmmig  in 
arkadischen  L«uide.  Die  Machtlosigkeit  der  (AmtraUiehörde  trat  oin 
zu  Tage  und  viele  der  kleineren  Gemeinden  wagten  es  nun,  sick 
den  Manthieem  anzuschliessen.  Unter  einem  Volke  von  so  alter- 
thüinlichen  Sitten  regte  sich  in  Folge  des  Tem[)elraiil)e8  bei  Vida 
ein  unheimliches  Gefühl;  sie  wollten  ihr  Gewissen  nicht  bescliwens, 
sie  waren  l)esorgt,  dass  die  Entweihung  des  Heiligthums  an  ihiKa 
und  ihren  Kindern  gestraft  werden  wuinle,  und  endlich  kam  « 
dahin,  dass  die  Mehrzahl  der  Stimmen  in  der  grofsen  Bundesvff^ 
Sammlung  sich  dafür  entschietl,  sich  der  Tempelgelder  211  ent- 
halten«-). 

Die  nachstt»  Folge  war,  dass  alle  Unbemittelten  das  Heer  veriicfeA 
die  Vermögenderen  alx'r  blieben.  Sie  erboten  sich  zu  frei- 
willigem Dienste,  veranlassten  ihn»  Freunde  als  Freiwillige  in  & 
Bundesmiliz  einzutreten,  und  so  schhig  tler  ganze  Hergang  dahin  aft 
dass  die  Söhne  tler  begüterten  Familien  den  Kern  der  Tnipi)e  bildeten 
es  war  eine  in  Mantineia  verabI^Mlete,  aristokratisclie  Renction  gepi 
die  Grundsätze  der  Demokratie,  auf  welche  das  ganze  neuarkadis* 
Staatswesen  gebaut  war;  es  war  zugleich  eine  völlige  lülimnng  *f 
Gentralbehörde,  die  nun  ganz  vcui  dem  guten  Willen  der  Kniet" 
Staaten  abhängig  war,  ein  entschiedener  Sieg  des  Particularismns. 

Lykomeiles,  der  gleich  nach  dem  Abschlüsse  des  Bundni«* 
mit  Athen  gestorben  war,  hatte  keinen  .Nachfolger,  der  im  Slan* 
gewesen  wäre,  ilie  nationale  Partei  zusannnen  zu  halten  und  duri 
sie  Arkadien  zu  einigen.  Die  l.amlschaft  fiel  von  Neuem  aus  «»" 
ander  und  damit    trat  auch  der  alte  Gegensatz  zwisclieu  Mantioei> 


FRIEDEKSCO:«riRE88    IN    TE(iEA    lül,    2;    3(».  363 

lad  Tegva  von  Neuem  in  Kraft,  und  zwar  in  der  Weise,  dass 
Ibntiueia  der  Herd  der  aristokratischen  und  sunderstaalJichen  Hicli- 
long  wurde,  wahrend  Te|j:ea,  wo  auch  eine  liootische  BesaJzunjr  la^% 
fa  Hauptquartier  der  Demokratie  und  der  bundcHstaatlichen  Partei 
worde. 

Diese  Spannung  bestimmte  nun  auch  die  auswärtigen  Verlifdt* 
me.  Denn  die  Fuhrer  und  Beamten  di's  Volks,  wehlie  im  Interesse 
in  Bundesstaats  die  rücksiclitslose  Aneif^nunj;  der  Temp(*I(2:eUl(*r 
ketrieben  hatlen,  furclitelen,  seit  sie  in  der  Minderheit  gehliel>en 
warm,  dass  sie  ncwh  zur  Uecliensehaft  gezoj;en  werden  machten. 
Sie  suchten  also  bei  den  Thel)anern  Hülfe  un<l  macht<Mi  sie  darauf 
aiflinerksani,  dass  ganz  Arkadien  auf  bestem  Weg«^  sei,  in  die  lland«^ 
der  Aristokraten  zu  gerathen,  Avelche  es  ül>er  kurz  oder  lang  un- 
iveiMbaft  wieder  den  Spartanern  zuffdiren  wurden.  Kaum  win'de 
aber  dieser  Schritt  bekannt,  so  veranlasste  er  die  (iegner  zu  4*iii(*r 
Gegendemonstration;  sie  setzten  einen  arkadischen  GesamtlH'schhiss 
dnreh,  weicher  die  friihere  Gesandtschatt  als  gänzlich  unlMMHH'liligt 
dKMeUte  und  die  auswärtige  Einmischung  ablehnte,  während  gleicli- 
aitig  mit  gröfstem  Eifer  daffu*  gesorgt-  wunle,  jeden  Anlass  dazu 
n  vermeiden. 

Auf  Antrieb  der  Mantineer  wurde,  eine  Aussöhnung  mit  Elis 
n  Stande  gebracht,  welche  eine  vollige  Verzichtleistung  Arkadiens 
Nf  alle  Rechte  in  Olympia  einschloss.  Der  arkadische  Bund  wurde 
bi&erlicli  wieder  hergestellt,  und,  um  die  Thehanei*  ivcht  zu  ärgern, 
Wrde  gerade  Tegea,  der  St^mdort  der  böotischen  Truppen,  aus- 
RevSblt,  um  daselbst  ein  feierliches  Friedensfest  abzuhalten.  Aus 
An  Kantonen  waren  Abgeordnete  anwesend  und  es  lässt  sich  vor* 
>iaKtien,  dass  die  neu  bestimmten  Bundesordmmgen  im  liiteresstt 
'er  aristokratischen  Partei  abgefasst  wurden. 

Aber  während  die  Menge  arglos  das  Verbrfiderungsfest  beging, 
fcwritete  die  Gegenpartei  einen  tückischen  Anschlag  vor.  Es  waren 
faelben  Leute,  welche  noch  immer  ihrer  persönlichen  Sicli«Mheit 
^>tgen  in  Sorge  waren  und  für  sich  alleui  keine  Aussicht  hatten, 
^K  Oberhand  wieder  zu  gewinnen.  Sie  machen  sich  als<i  an  den 
^Manischen  Kriegsobersten,  der  ein  sehr  ini williger  Zeuge  des 
'Wies  war,  sie  stellen  ihm  die  gelährhcheu  Folgen  einer  sich  mehr 
^  mehr  befestigenden  aristokratischen  Reactioii  vor  Augen,  sie 
^hwD  ihm  das  ganze  Fest  als  eine  offene  Belei<ligung  Thel)ens 
^nustellen    und    veranlassen    ihn,    vielleicht    in    Folge    absichtlich 


364  VORGÄNGE   IN   TEGKA. 

angestifleter  Uiiriilieu  und  Ungebuhrliclikeiten,  nachdem  er  selhsl 
den  Frieden  mil  beschworen  hatte,  gegen  Abend  plötiUch  die  Stadt- 
tliore  s(*.hliersen  zu  lassen  und  die  wichtigsten  Wortführer  der  ii 
Tegea  vereinigten  Arkader  gefangen  zu  setzen.  Man  hoffle  adi 
auf  diese  Weise  aller  liriupter  der  aristokratischen  Partei  und  nainat- 
lieh  der  Mantineer  zu  bemächtigen  und  so  die  ganze  anUtbebaniscfae 
Bewegung  ein  für  allemal  unterdrücken  zu  können.  Aber  te 
Ueberfali  lief  sehr  übel  aus;  denn  gerade  die  Mantineer  warn 
samtlich  vor  Thorschluss  schon  auf  dem  Heimwege  gewesen  «ad 
statt  ihrer  hatte  man  mit  grofsentheils  unbedeutenden  Leuten  Gefing- 
nifs  und  Rathhaus  überfüllt.  Nun  erfolgte  das  Gegenüieil  von  dm, 
was  der  Ueberfali  bezweckt  hatte.  Die  nationale  Partei  war  B*fl 
Unrecht  gesetzt;  auf  ihren  Antrieb  hatte  Theben  den  beachworoMa 
Frieden  gebrochen.  Also  statt  gedemüthigt  und  entmuthigt  ai 
sehi,  trat  Mantineia  nun  erst  mit  rechtem  Selbstgefikhle  und  iai 
BewussUeiu  einer  gerechten  Sache  kräftig  voran,  beschickle  de 
Kantone,  rückte  mit  seinem  Bürgerheere  vor  Tegea  und  fordste 
die  Freilassung  der  Gefangenen,  indem  man  sich  dafür  Terbti|[le, 
dass  Alle,  gegen  welche  ein.  Grund  zur  Klage  vorläge,  sich  zur  Ver- 
antwortung vor  dem  Bundesgerichte  stellen  wiirden. 

Der  thebanische  Befehlshaber,  der  nur  dreihundert  Mann  bei 
sich  hatte,  befand  sich,  von  einer  aufgeregten  Bevölkerung  umgebei, 
in  der  grOfsten  Verlegenheit.  Er  wagt  nicht,  die  Forderung  ziimk* 
zuweisen,  er  entlässt  alle  Gefangenen  und  hält  am  folgenden  Tage 
in  einer  zu  diesem  Zwecke  berufenen  Versammlung  von  Arkadcm 
eine  Bede  zu  seiner  Entschuldigung,  indem  er  vorgiebt,  ihm  sei 
die  Nachricht  zugekommen,  dass  lakedämonische  Truppen  an  der 
Gränze  standen  und  ein  Verrath  im  Werke  wäre.  Die  Bhntineer 
aber,  mit  dieser  Demüthigung  nicht  zufrieden,  schicken  nach 
Thel>en  und  verlangen  die  Hinrichtung  des  Feldherrn  für  einen  so 
unverantwortlichen  Friedensbruch. 

Das  waren  die  Vorgänge  im  Peloponnese  von  der  OlympieB' 
feier  im  Sommer  364  bis  zum  Frühjahre  362.  Es  kam  nun  AUtf 
dai*auf  an,  wie  man  in  Theben  diese  Begebenheiten  aufnahm**). 

Die  Thebauer  waren  seit  ihrem  dritten  peloponnesischen  Zip 
mit  ganz  anderen  Angelegenheiten  lieschäftigt  gewesen  so  wohin 
Lande  als  auch  zur  See.  Denn  wenn  die  im  letzten  Frieden  aü 
Persien  erzielte  Entwaffnung  Athens  eine  Wahrheit  werden  soIll& 
so  musste  Theben  auch  eine  Seemacht  werden.    Epameinondas  itlOi^ 


THEBEN  ALS   SEEMACHT  SOS.  365 

keine    persönliche  Neigung   ffir   das    Seewesen,    wie  Tlieniislokles; 
er  konnte  seiner  ganzen  Bildung  nach  die  Gcfaliren  nicht  verkennen, 
welche  ftir  seine  Landslcute  eintreten  inufslcn,  wenn  sie  aus  ihren 
herkömmlichen    Leiienskreisen    herausgerissen    wurden,    und    noch 
weniger  die  ungeheuren  Schwierigkeiten;  denn  wenn  auch  Seeküste 
und  Iläfen  da  waren,    so  fehhe   doch   die  zur  ßihhnig  einer  Fhttte 
Dnentbebrliche     lirundlage     einer     seegewohnten ,     handeltreilienden 
BerAlkening,    die    bOotischen    Küstenhewohner    waren    nur  Fischer 
und  Tauclier.     Eine   Zeit    lang  hatte  Kpameinondas  wohl  ein  auf- 
richtiges Einverständniss  mit  Athen  und  eine  gegenseitige  Ergfinzung 
der  Hfiirsraittel  fQr  möglich  gehalten.     Seitdem  ihm  diese  lloilhung 
ohne  seine  Schuld  zerstört  war,  hatte  er  keine  Wahl.     Es  war  also 
kein  ruheloser  Ehrgeiz,  keine  eigensinnige  Eifersucht,    sondern  eine 
politische  Noth wendigkeit,  wenn  er  auch  seine  Landsleute  aus  Hauern 
ni  Matrosen  zu  machen  und  selbst  auf  dem  Meere  heimisch  zu  werden 
Richte.     Nur  durch    eine  Seemacht    konnte  er  sein  Ziel  erreiclien, 
nur  durch  eine  Flotte    konnte    er    den  Colonien  die  Hand   reichen 
vnd  die  Macht  erIang<Mi,    welche  nöthig  war,    um   di(^  heUenischen 
Stimme  endlich  zu  vereinigen  und  zu  beruhigen. 

Trotz  des  Widerspruchs  von  S(»iteu  des  MenekltMdes,  der  hier 
in  der  giacklichen  Lage  war,  dem  philosophiscli«Mi  Staatsmaime  gegen- 
über die  Pflicht  weiser  Mfifsignng  zu  vertreten,  setzte  er  seine  An- 
trlge  auf  Flottenbau  und  Anlage  von  Schilf swtTflen  durch,  und  es 
warte  auch  in  dieser  Beziehung  mit  einer  Energie  veifahren,  welche 
fc  grofste  Bewundenmg  enveckt.  Denn  schon  um  das  Jahr  3G3 
konnte  die  erste  Flotte  Theliens  auslaufen,  eine  Flotte,  die  im  Stande 
TO*,  die  Athener  zunickzuschlagen,  welche  sie  im  euhöischen  Meere 
Wiekhalten  wollten,  und  den  Arcliii)eIagos  von  Norden  nach  Süden 
wgreKh  zu  durcliziehen.  Dies  erste  Auftreten  der  jungen  Seemacht 
w»r  von  entschiedenem  Erfolge  begleitet.  Denn  die  grr)r8«»ren  See- 
•ödle  waren  sehr  bereit,  sich  bei  dieser  Geleg<»nheit  den  Atlieiiern 
>n  entziehen;  Rhodos,  (ühios  und  Byzanz  sclilossen  sich  den  The- 
••■nem  an**). 

Mit  diesen  RAstungen  hängen  die  Unterneinnuugen  in  Thes- 
*dien  nahe  zusammen,  welches  mau  während  der  <«esan<ltschafts- 
'^  nach  Persien  und  des  dritten  ))eloponnesischen  Zugf*s  hatte 
*6niachlii8sigen  müssen.  Diese  Zeit  hatte  Alexandros  iNMiutzt,  sich 
Frieder  im  Lande  auszubreiten.  Die  bittersti^n  Klagen  üImt  seine 
i^walttliaten  gelangten  nach  Thelten,    und,    was  das  Bedenklichste 


366  PELOPIDAS   FÄLLT    IN    THESSALIEN    !•«,    1;    3«4. 

war,  die  Athener  waren  immer  l)creit,  den  Tyrannen  za  un 
stfitzen,  um  von  ihm  Vortlieil  zu  zielien.  Es  musste  also  die  Aiilji 
der  Theluiner  sein,  diese  Verbindung  zu  zerstören,  Alexanders  Ifc 
zu  hreclien,  die  Ilalen  Thessaliens  in  ihre  Gewalt  zu  bringen 
seine  Seemacht  sich  dienstbar  zu  machen.  Zu  diesem  Zwecke  u 
PeU)pida$  mit  einem  Heere  von  7000  Schwerbewaffneten  in  Tl 
sahen  einrücken.  Es  war  im  Juni  364.  Alles  war  zum  Aon 
bereit.  Da  trat  eine  Sonnenlinstcrniss  ein  (am  30.  Junius)  : 
Ycrursaciite  solchen  Schrecken,  dass  eine  Ausführung  des  Vn 
nehmens  umnoglich  war.  Pelopidas  war  al)er  in  seinem  Kriegic 
nicht  aufzuhalten.  Er  Hess  das  Heer  zurück  und  trat  mit  300  a 
erwfddten  Reitern  den  Zug  an. 

Der  Hass    gegen  Alevandros    war    sein    bester   Bundesgeno 
Kaum  hatte  er  die  Grauzc  ül»erschritten,  so  strömte  ihm  alles  ^ 
zu.     Als  Defreier  zog  er  von  Stadt  zu  Stadt;  Im  Pharsalos,  an 
Ilrdien  von  Kynoskephalai,  erwartete  ihn  mit  dop[)eller  Ueliemii 
der  Tyrann  von  Dherai.     Pelopidas  stürmt  voran.     £r  erblickt 
Alevandros  uud   nun  hfdt  ihn  nichts  zunick,    in  ioilkühnem  II 
auf  die  Leihgarde  einzudringen,    um   ui  ihrer  Mitte  den  verba« 
Tyraiuien  mit  eigener  lland  zu  erlegen.     Aber  ehe  er  den  Zun 
weichenden  erreicht,  stürzt  er  von  den  Lanzen  der  Söldner  dm 
bohrt  zu  Doden.     Die  Seinigen  stürmen  ihm  nach  uud  rächen  sei 
Fall  dinvli  einen  vollständigen  Sieg.    Die  Folge  war,  dass  Alexan 
auf  sein  Sladtgebii^t  beschränkt  wurde  und  zur  lleeresfolge  sich 
pilichlen    musste;    dvs    Hauptgewinn    des    theuer    erkauften   S 
bestand  aber  darin,  dass  die  Verbindung  zwischen  Pherai  und  Ai 
zerüel,    dass    mm    die  Kaperschilfe  des  Tyrannen  wesentlich  < 
beitiHigen,    die  Seeherrstthaft  Athens  zu  erschüttern,    uud  ihm 
Archipelagos    so    wie  an  den   eigenen  Küsten    erheblichen  Schi 
zufügten.     Das  geschah    zu  dersell)en  Zeit,    da  Epameinondas 
ersten  Male    mit    einer  bootischen  Kriegsflotte  im   ägäischeu  M 
sich  zeigte  **'•''). 

Solche  Fortschritte  hatte  die  thebanische  Macht  im  Norden 
zur  See  geinaclit,  als  die  (icsandten  aus  Arkadien  eintrafen,  um 
Bestrafung  des  Kriegsvogts  in  Tegea  zu  verlangen.  Epaineinoi 
stand  als  Oberfeldherr  an  der  Spitze  des  Staats,  auf  der  Höhe  se; 
Ansi'liens;  seine  Mitbürger  fühlten  deutlicher  als  je,  was  sie  di 
ihn  geworden  waren,  und  er  selbst  war  entschlossen  jetzt  mit  vc 
Energie  im  Peloponuese  durchzugreifen.     Er  hatte  geholUt,  mit 


XDBHGHTWEISUNG   DER   HANTINEER.  367 

oben  Mehnulil  peloimonesisclier  Gemeinden  die  Hcrrscliafl  S|)artas 
Vie  bluüge  Kriege  zu  breclieu;  die  Uiizuverlassigkeit  seiner  Rundes- 
jpossen,  die  Eifersucht  der  Peloponncsier  auf  ihre  Selbständigkeit^ 
t  Einiuischimg  Athens  hatten  seine  Plane  vereitelt.  Mantineia, 
itdas  er  immer  besonders  gezählt  hatte,  war  das  Hauptquartier 
ijaer  Gegner.  Es  bliel)  ihm  jetzt  nichts  übrig,  als  die  Uebcrreste 
|r  thebanischen  Partei  zu  sammeln  und  den  Widei*stand  seiner 
iflgyier  zu  B<Mlen  zu  werfen. 

u:  Deshalb  ertbeilte  er  den  Abgeordneten  eine  so  strenge  und 
inm  Antwort,  wie  sie  noch  nie  aus  seinem  Munde  vernommen 
Mdoi  war.  Der  Kriegsvogt,  dessen  Bestrafung  sie  verlangten,  habe 
pa  irerden  seine  Worte  ulierliefert)  \m  der  Gefangeunehmung 
i^büfja  gehandelt,  als  bei  der  Freigebuug.  Die  Thebaner  hätten 
ifk  um  Arkadiens  willen  und  auf  das  Verlangen  seiner  BevOlkenmg 
Bligidlsien  Opfer  aufgelegt  und  in  schwierige  Kriege  eingelassen; 
bprch  Theben  allein  bestehe  ein  selbstündiges  und  freies  Arkadien. 
Iriveh  habe  es  sich  doch  wohl  so  viel  Hecht  erworben,  dass  die 
Msider  nicht  ohne  EinwilUgmig  Thebens  Friedensschlüsse  machen 
Bd  neue  Staatseinrichtungen  ti'effen  dürften.  Jedes  eigenmächtige 
faUiren  dieser  Art  sei  Bundesbruch  und  Veirath.  Solche  Zustände 
iMen  nicht  fortdauern.  Er  werde  selbst  ins  I>and  kommen,  um 
ich  mit  den  Treuen  zu  vereinigen  und  die  Gegner  seine  Strenge 
Ikloi  zu  lassen. 

Em  solcher  Bescheid  kam  nach  Arkadien  und  versetzte  das 
büd  in  fieberhafte  Aufregung.  Der  arkadische  Bund  war  tlint- 
Müch  aufgelöst;  es  bestanden  zwei  Heerlager.  In  dem  einen 
Hhe  Mantineia  das  Wort  und  erklärte,  nun  sei  wenigstens  offen- 
taiiig,  was  Theben  wolle.  Es  habe  keine  andere  Absicht,  als  die 
Vhdiflcfaen  Städte  durch  Kriegsvögte  zu  beherrschen.  Darum  sei 
hl  der  Friedenstag  in  Tegea  ein  solches  Aergerniss  gewesen,  denn 
it  Uneinigkeit  und  innei*e  Schwäche  Arkadiens  sei  die  Bedingung 
If  die  Befriedigung  seiner  Heri^schsucht.  Der  Entschluss,  sich 
t^Bpa  zu  erheben,  überwog  alle  andei*en  Bücksichten.  Man  trug 
Mudb  kein  Bedenken,  um  nur  TIicImmi  nicht  in  der  Halbinsel 
hlVKhen  zu  lassen,  selbst  mit  Sparta  wieder  Verbindungen  anzu- 
Mjfcu.  Die  Spartaner  aber  erkannten  darin  einen  sehr  willkom- 
i^Mn  Umschwung  der  öffentlichen  Stimmung,  sie  sahen  den  ver- 
klMtan  Bundesstaat  in  sich  zerfallen  und  den  demokratischen  Geist, 
hr  ihn  hervorgerufen  Imtte,   von   einer  einheimischen  Gegenpartei 


368  VIERTER  ZUG  IN   DEN  PELOFONltES« 

zurückgedrängt;  sie  beeilten  sicli  also,  ihre  Unterstützung  fo 
und  z^ar  ohne  die  alten  Ansprüche  auf  Hegemonie  wieder 
zu  machen.  Es  wurde  vielmehr  l)ei  dieser  Gelegenheit  ( 
neuer  Grundsatz  für  das  peloponnesische  Bundesrecht  au 
nämlich  dass  von  den  verbündeten  Staaten  derjenige  das  R 
Kriegsleitung  haben  solle,  in  dessen  Gebiete  der  Krieg  gefuhi 
Auf  di(^e  Bestimmung  hin  schloss  sich  auch  Athen  dem  ai 
iiischcn  Bündnisse  an. 

So  hatten  sich  also  jetzt  ganz  neue  Staatengrupi)en 
Auf  der  einen  Seite  das  von  Mantineia  geführte  Arkadien 
und  Achaja,  mit  Sparta  und  Athen  verbündet,  auf  der  andc 
die  zweite  Hälfte  Arkadiens  mit  Tegea,  dem  .Vororte  der  th 
gesinnten  Kantone,  zu  denen  namentlich  Megalopolis  gehör 
bündet  mit  Messenien  und  Argos.  Endlich  gab  es  auch  solche 
welche  mit  Theben  Frieden  geschlossen  hatten,  aber  unter 
dingung,  in  Kriegen  gegen  Sparta  neutral  bleiben  zu  dni 
Korinth  und  Phlius.  Eine  ähnliche  Stellung  nahm  im  Norde 
in  Anspruch,  indem  es  erklärte,  dass  es  zur  Heeresfolge  n 
verpflichtet  sei,  weini  Böotien  angegriffen  werde  ••). 

Diese  Verhältnisse  waren  auf  die  Dauer  unhaltbar ;  feste  ! 
konnten  nur  durch  erneuten  Kampf  erreicht  werden.  Ein 
Leuktra  musstc  die  Staaten  zu  Boden  werfen,  welche  ilir 
Ki*äfle  gt'geu  Theben  aufboten,  wenn  die  Stadt  des  Epam 
die  Leitung  der  griechischen  Welt  übernehmen  sollte. 

In  dumpfer  Schwüle  harrte  man  des  blutigen  Tages 
Heere  der  Griechen  zogen  wie  Gewittenvolkeu  von  Norden  ui 
nach  den  arkadischen  Hochgebirgen  zusammen.  Von  Südei 
die  Spartaner  unter  Agesüaos  mit  dem  ganzen  Aufgebe 
waffentahigen  Mannschatl  das  Eurotasthai  herauf,  von  Noi 
Heer  der  Thebancr  unter  Epameinondas ,  welcher  nun  ohn 
Freund  die  schwerste  Entscheidung  zu  l)esteheu  hatte;  abei 
üi  voller  Kraft,  seines  Ziels  bewusst  und  von  hohem  Hu 
hielt  bei  Nemea,  um  die  Athener,  von  denen  er  wusste, 
noch  nicht  in  der  Halbhisel  wären,  auf  dem  Marsche  zu  fac 
liefs  sich  aber  durch  das  Gerücht,  dass  die  Athener  diesmal 
nach  Lakonien  kämen,  täuschen,  gab  die  Pässe  frei  und  madi 
zu  seinem  Hauptquartier,  wo  er  die  Messenier,  Südarkadier  u 
ver  heranzog,  so  dass  sich  seine  Streitkräfte  auf '30,000  Si 
walTuete  und  3000  Reiter  beliefen.     Er   hielt  aber  seine 


EPAMEINONOAS    IN    SPARTA  101,  2:  3G2  JIT^M.  369 

innerhalb  der  Sladt,  so  dass  der  Feind,  >velcber  sich  inzwischen  in 
Hinüneia  aufgestellt  hatte,  von  ihn^r  Starke  \ind  Beschafl'enheit  keine 
famitiiigs  erlangen  konnte.  Alle  Angen  waren  ant'  das  ßlachfeld  von 
Tegea  gerichtet,  man  envartete  einen  plötzlichen  Ansfall  ans  dein  Nord- 
dwe  der  Stadt.  Statt  dessen  zog  er  eines  AIkmkIs  hei  einhrcchen- 
iet  Dunkelheit  —  es  war  Hochsommer  —  mit  seinen  Truppen  nach 
Soden  ans.  &  wusste,  dass  Sparta  so  gut  wie  schntzh^s  sei;  seine 
Ahiicht  war  die  Stadt  zu  liesetzen  und  dort  den  Sparlimern  Frieden 
a  diktiren.  So  hoffte  er  das  Bündniss  seiner  Gegner  auflösen  und 
eine  Schlacht  die  Hegemoniefrage  entscheiden  zu  können. 

Das  Unternehmen  war  im  l)esten  Gange,  die  Feinde  merkten 
nichts.  Aber  im  eigenen  Heere  waren  Verrfither.  Einer  aus  der 
Jchaar  der  Thespier,  welche  wider  Willen  im  Heere  dienten,  Euthy- 
9m  mit  Namen,  entwicli  bei  Nacht  und  meldete  im  feindlichen  Lager, 
«ai  im  Werke  war.  Agesilaos  schickte  einen  Eilboten  nach  Sparta 
MMis  und  machte  sich  seihst  mit  allen  seinen  Truppen  auf,  um 
in  Vaterstadt  zu  Hülfe  zu  kommen.  Mit  Tagesanbruch  stiegen  die 
Ikhaner  in's  Eurotastlial  hinunter  und  ruckten  ül)er  die  Brücke  in 
it  Stadt  hinein;  sie  mussten  ihren  Plan  für  vollkommen  gelungen 
Uten.  Aber  so  wie  sie  in  die  Strafsen  vordrangen,  fanden  sie  wider 
bwarten  Alles  zur  Abwehr  bereit.  Archidamos  war  in  der  Stadt. 
Anf  seine  Anordnung  waren  alle  engeren  Wege  durch  Verschanzungen 
ivrqperrt;  auf  den  Dächern  sUmden  die  Greise,  Weiber  und  Rinder, 

mit  Steinen   und  Wurfgeschossen   die  Feinde  zu  überschütten; 

hatte  die  Wohnungen  und  Gartenmauern  eingerissen,  man  hatte 
die  heiligen  Dreifuise  nicht  geschont,  um  Alles  zu  l)enutzen,  die 
bglnge  zu  versperren.  Agesilaos  vertheille  die  Mannschaften  auf 
fc  wichtigsten  Punkte  und  wetteiferte  mit  stMueni  Sohne  in  persön- 
faher  Hingebung  für  die  Rettung  der  Vaterstadt.  Es  war  das  zweite 
Hd,  dass  die  Spartaner  für  den  eigenen  Herd  fochten,  und  von 
Htnem  miisste  Epameinondas  die  Ertahrung  mach<'n,  dass  es  in 
IHUidien  Rücksichten  schwieriger  sei,  eine  ofl'ne  Stadt  zu  bezwingen 
ib  eine  ummauerte.  Eine  Ringmauer  zu  besetzen,  wäre  die  geringe 
Bttnachafl  aufser  Stande  gewesen,  und  wenn  ein  Stadtring  einmal 
'•■  einer  Seite  durchbrochen  ist,  so  pflegt  das  Ganze  verloren  zu 
•in,  weil  es  selten  gelingt,  im  Innern  der  Stadt  die  Vertheidiger 
^  Neuem  zu  sammeln.  Auch  bietet  eine  Mauer  mit  ihren  Thümien 
^  Bdagerem,  sobald  sie  an  einem  Punkte  eingedrungen  sind, 
feite  Standpunkte  und  Deckungen.    Aber  in  einer  offenen  und  weit- 

OuÜMb  Or.  Gweh.    HI.  24 


368  VIBRTKA  ZOG  IM  DE»  PELr 

zurückgedrängt;  sie  beeilten  sich  also       •  <*t*r  Kaiiipr  in  .in» 

und  zwar  ohne  die  alten  Ansprücl-      -  »«"liwin-   zu   fiU isHitn 

zu  machen.     Es   wurde   vielme'       .«Ostens  unti^r  d.'ii  nii^mi 

neuer  Grundsatz   für   das   pr"      •««**  '""•»  ^'»^^   Erlnl-i'  :iii  .-i 

nämlich  dass  von  den  verh        '»K  Ovaren.     Epameiiiondas  dm 

Rriegsleituiig  haben  soll«-      -  '»»!'  *^«"  ^^•»•'**  vor,  von  dem  die 

Auf  diese  Bestimmun'  ,>'<i*^"*'»  Sudtllieilen  aus^nn^rn;   er 

nischen  Bfludnisse    ^"  ^^^^  rechten  Fhissulers.     Al»er   an 

So  hatten   '     'i*  Wngedrungenen  Schaaren   durch  das  1 1 

Auf  der  einer  xln'/^'**'^*"^  wieder  gegen  den  Fhiss  zurfirkgei 

und  Achais  .    '^'^  ^oiseni  Verlusle.    Eine  Erhehung  der  llelol 

die  zwei«     X^''^^'^"  Theliens  ftuid  nicht  slall;  dagegen  war  eii 

ffesinn*     '^^n^  Verliündeten  aus  Ai'kadien  stündlich  zu  en^a 

bün''      /^  diesen   rmständen    war  für  Epameintnulas  ein  I 

\ff  ''^iil  gerathen.    Sein  Plan,  Sparta  vcu-  Ankunft  des  A 

0^iien^  war  veivilelt;    und  da  er  nicht  daran  denken 

/'f^ schwierigen  Eurotaslhale  die  Feinde  zu  erwarten ,  s< 

^>ji  £ntschhiss,  rasch  nach  Arkadien  zurückzukehren,  in 

f^  mildere  Hauptquartier  seiner  Gegner,  Manlineia,  jetzt  viui " 

^Jilurst  w'ussle  und  so  einen  zweiten  UelKM'faU  mit   U^ssei 

Ai/fiC   ausCnhren    zu    können  tiollte.     Er  liel's  also  ttas  \Va 

^iif  den  llrdien   des  linken   Eurotasnfers   unterhalten,   so  d: 

jii  Sparta  für  d(*n  nächsU^n  Morgen   einer  Erneuerung  drs 

entgegensehen   nuisste,    wilhreud  er  seihst   hei  Einhrnch  dt 

mit  der  Hauptmacht  unvermerkt  ahzog  und  auf  verschiedenei 

nach  Arkadien  zurückkehrte. 

Den  folgenden  Tag  liefs  er  das  Fulsvidk  in  Tegea  i-as 
Keilerei  aher  schickte  er  unverzüglich  weiter  iii's  Gebi«»t  vi 
tineia,  dessen  Ihlrger  meist  vor  den  Thoreii  waren  und  d 
Erwarten  vergönnte  Kriegsrnhe  lienntzten,  um  ihre  Erndt 
hringen.  Das  plötzliche  Erscheinen  der  feindlichen  Gc: 
verhreitete  die  gröfste  Bestürzung.  Nicht  nur  ihre  Eni 
ihre  Heerden  mit  ehier  grofsen  Zahl  von  Arheiterii,  von 
und  Khidern,  die  auf  den  Feldern  waren,  sondern  auch  i 
seihst  schwehte  in  der  gröfsten  (lefahr. 

Aher  um  dieselhe  Stunde,  als  ein  Theil  der  lUu'ger  vi 
in  die  Stadt  hereinstürzte,  um  die  Gefahr  zu  melden,  warei 
hollt  die    attischen  llülfsvölker  eingetroll'en,   welche   durch 
Epamehiondas  aufgegelN'uen  Passe   ungestört   hinter  den  TJ 


EPAMEnCONDAS  VOR    MANTINEIA.  371 

1,  im  Ganzen  6000  Mann  unter  Führung  des  Hege- 

i  halte  noch  keine  Zeit  gehabt,  sich  vom  Nacht- 

*   und  Nahrung  zu  erholen,  aber  dennoch   war 

iden   Umständen  unverzügHch    bereit  in    das 

»•  Angriff  auf  die    überlegene  Reiterei    der 

.i-r  war  so  wohl  geleitet  und  so  kräftig,  dass 

^    hitzigen   Gefechte    nach  Tegea    zurück    mussten, 

.avolk  zur  Hand  war,  um  ihre  Unternehmung  zu  imter- 

So    sahen    die    Mantineer    sich    und    ihre   Stadt   gerettet, 

d   auch  der    zweite,   wohl   angelegte  Kriegsplau   des  Epamei- 

durch  Umstände,   welche  kein  menschlicher  Scharfsinn  vor- 

tn  konnte,  vollständig  vereitelt  war. 

>r  Muth  des  Feldherrn  war  durch  diese  Missgeschicke  nicht 
U  Er  hatte  eine  blutige  Schlacht  vermeiden  wollen,  das  war 
Igen.  Jetzt  galt  es  eine  Feldschlacht  und  im  offnen  Felde 
seiner  Ueberlegenheit  am  gewissesten.  Seine  Truppen  waren 
die  erfolglosen  Eilmärsche  keineswegs  entmuthigt,  sondern 
freudig  ihrem  Führer.  Namentlich  zeigte  sich  diese  Stimmung 
a  Arkadem,  unter  denen  sonst  so  viel  Abneigung  gegen 
war,  und  es  ist  ein  denkwürdiges  Zeugniss  für  die  Feld- 
f^be  des  Epameinondas,  dass  sie,  durch  seine  Persönlich- 
*wonnen,  selbst  Thebaner  sein  wollten  und  das  böotische 
izetclien,  die  Herakleskeule,  auf  ihre  Schilder  setzten  und 
Schlacht  wie  zu  einem  Feste  sich  vorliereiteten *^). 
»meinondas  durfte  die  Schlacht  nicht  hinausschieben;  wahr- 
idi  hatte  sich  ein  Theil  der  Bundesgenossen  nur  für  eine 
Ate  Zeit  verpflichtet  Er  rückte  mit  allen  Truppen  von  Tegea 
Jen  Pelagoswald  in's  feindliche  Gebiet  hinein,  ging  aber  nicht 
der  Richtung  auf  die  Feinde  los,  welche  sich  vor  Mantineia 
▼ollzahlig  gesammelt  hatten,  sondern  er  schwenkte  hnksab 
en  Höhen,  welche  im  Nordwesten  die  El)ene  einfassen.  Hier 
er  Halt,  liefs  die  Waffen  ablegen  und  that,  als  wolle  er  ein 
beliehen.  Die  Feinde,  welche  sich  schon  in  voller  Schlacht- 
g  aufgestellt  hatten,  als  Epameinondas  aus  dem  Walde  zum 
m  kam,  schlössen  aus  seiner  Seitenwendung,  dass  er  eine 
it  vermeiden  wolle;  sie  lösten  also  ihre  Reihen  und  zäumten 
^rde  ab.  Epameinondas  aber  hatte  die  entferntere  Stellung 
riialb  gewählt,  um  die  Feinde  zu  täuschen  und  von  ihnen 
srkt  den  Angriff  vorzubereiten. 

24* 


370  EPAMEINONDAS  RÜCKZUG. 

läufigen  Stiidt,  wie  Spnrta,  miissle  sidi  der  Kampf  in  eine  Rd 
von  Einzelgefecliten  auilösen,  wclclie  schwer  zu  übersehen,  m 
scliwieriger  zu  leiten  waren  und  meistens  unter  den  ungünstig 
Verhältnissen  stattTandcn,  so  dass  auch  die  Erfolge  an  einidi 
INnikten  ohne  rechte  liedeulung  waren.  Epameinondas  drang  i 
seiner  Schaar  glücklich  his  auf  den  Markt  vor,  von  dem  die  H«| 
wege  nach  den  verschiedenen  Stadltheilen  ausgingen;  er  beseti 
auch  einige  der  Höhen  des  rechten  Flussufers.  Aber  an  ande 
Stellen  wurden  die  ehigedrungenen  Schaaren  durch  das  Uugoti 
der  Spartaner  unauflialtsani  wieder  gegen  den  Fluss  zurückgescbob 
und  zwar  unter  gi'ofseni  Verluste.  Eine  Erhebung  der  Heloten  u 
Periöken  zu  Gunsten  Thel)ens  fand  nicht  statt;  dagegen  war  ein  Zu 
der  mit  S})arta  Verbündeten  aus  Arkadien  stündlich  zu  erwarleo* 

Unter  diesen  Umständen  war  für  Epameinondas  ein  llnga 
Bleiben  nicht  geratlien.  Sein  Plan,  Sparta  vor  Ankunft  des  Agesüi 
zu  besetzen,  war  veR'itelt;  und  da  er  nicht  daran  denken  kou 
in  dem  schwierigen  Eurotasthaie  die  Feinde  zu  erwarten,  so  flu 
er  den  Entschluss,  rasch  nach  Arkadien  zurückziüiehren ,  indem 
das  andere  Hauptquartier  seiner  Gegner,  Mantineia,  jetzt  von  Trapfi 
entblorst  wusste  und  so  einen  zweiten  Uelierfall  mit  besserem  i 
folge  ausfrdiren  zu  können  hotlte.  Er  liefs  also  das  WaclitlH 
auf  den  Höhen  des  linken  Eurolasufers  unterhalten,  so  dass  m 
in  Sparta  für  den  nächsten  Morgen  ein«^*  Erneuerung  des  Kamp 
entgegensehen  niusste,  während  er  seihst  bei  Einbruch  der  N» 
mit  der  Ilau])t macht  unvermerkt  abzog  und  auf  verschiedenen  We| 
nach  Arkadien  zurückkehrte. 

Den  folgenden  Tag  liefs  er  das  Fufsvolk  in  Tegea  rasten,  i 
Keiterei  aher  schickte  er  unverzüglich  weiter  in's  Gebiet  von  Ib 
tineia,  dessen  Bürger  nu»ist  vor  den  Thoren  waren  und  die  wk 
Erwarten  vergönnte  Kriegsruhe  I>enutzten,  um  ihre  Erndte  eim 
])ringen.  Das  plötzliche  Erscheinen  der  feindlichen  Geschnid 
verbreitete  die  grölste  Bestürzung.  Nicht  nur  ihre  Erndte  u 
ihre  lleerden  mit  einer  groi'sen  Zahl  von  Arbeitern,  von  Friw 
und  Kindern,  die  auf  den  Feldejn  waren,  sondern  auch  die  Sti 
selbst  schwebte  in  der  gröfsten  Gefahr. 

Aber  um  dieselbe  Stunde,  als  ein  Theil  der  Bürger  voll  A09 
in  die  Stadt  hereinstürzte,  um  die  Gefalu*  zu  melden,  waren  inifei 
hofft  die  attischen  liült'svölker  eingetroifen,  welche  durch  die  to 
E])ameinondas  aufgegebenen  Pässe  ungestört  hinter  den  Tkelnneri 


EPAMEINONBAS  VOR    MANTINEIA.  371 

hergezogen  waren,  im  Ganzen  6000  Mann  unter  Führung  des  Hege- 
■bos.  Die  Reiterei  halle  noüh  keine  Zeil  geliahU  sich  vom  Nadit- 
■mche  durch  Ruhe  und  Nahrung  zu  erholen,  aher  deimocli  war 
m  unter  den  obwaltenden  Umständen  unverzüghch  bereit  in  das 
Fdd  zu  rücken,  und  ihr  Angriff  auf  die  überlegene  Reiterei  der 
Thebaner  und  Thessalier  war  so  wohl  geleitet  und  so  kräftig,  dass 
tine  nach  einem  hitzigen  Gefechte  nach  Tegea  zurück  mussten, 
dl  kein  Fufsvolk  zur  Hand  war,  um  ihre  Unternehmung  zu  unter- 
itüten.  So  sahen  die  ManUneer  sich  und  ihre  Stadt  gerettet, 
während  auch  der  zweite,  wohl  angelegte  Kriegsplan  des  Epamei- 
■ondas  durch  Umstände,  welche  kein  menschlicher  Scharfsinn  vor- 
•BtteheD  konnte,  vollständig  vereitelt  war. 

Der  Hutli  des  Feldherm  war  durch  diese  Missgeschicke  nicht 
tebeogt  £r  liatte  eine  blutige  Schlacht  vermeiden  wollen,  das  war 
ninlaiigen.  Jetzt  galt  es  ehie  Fcldschlacht  und  im  ofiiien  Felde 
wir  er  seiner  Ueberlegenheit  am  gewissesten.  Seine  Truppen  waren 
Affch  die  erfolglosen  Eilmärsche  keineswegs  entmuthigt,  sondern 
Mglen  freudig  ihrem  Führer.  Namenthch  zeigte  sich  diese  Stimmung 
ki  den  Arkadem,  unter  denen  sonst  so  viel  Abneigung  gegen 
Theiien  war,  und  es  ist  ein  denkwürdiges  Zeugniss  für  die  FM- 
knngröljBe  des  Epameinondas,  dass  sie,  durch  seine  Personlich- 
bit gewonnen,  selbst  Thebaner  sein  wollten  und  das  bootische 
ffippenzetchen ,  die  Herakleskeule,  auf  ihre  Schilder  setzten  und 
•r  die  Schlacht  wie  zu  einem  Feste  sich  vorl)ereiteten^**). 

Epameinondas  durfte  die  Schlacht  nicht  hinausschieben;  wahr- 
Mheinlich  hatte  sich  ein  Theil  der  Bundesgenossen  nur  für  eine 
keitiinmte  Zeit  verpflichtet.  Er  rückte  mit  allen  Truppen  von  Tegea 
inth  den  Peiagoswald  in's  feindliche  Gebiet  hinein,  ging  aber  nicht 
■  gerader  Richtung  auf  die  Feinde  los,  welche  sich  vor  Mantineia 
wieder  vollzählig  gesammelt  hatten ,  sondern  er  schwenkte  liidcsab 
iMh  den  Höhen,  welche  im  Nordwesten  die  Ebene  einfassen.  Hier 
■Khte  er  Halt,  lieCs  die  Walfen  ablegen  und  tliat,  als  wolle  er  ein 
Upr  beziehen.  Die  Feinde,  welche  sich  schon  in  voller  Schlacht- 
^riming  aufgestellt  hatten,  als  Epameinondas  aus  dem  Walde  zum 
V^ndiein  kam,  schlössen  aus  seiner  Seitonwendung,  dass  er  eine 
Schhcht  vermeiden  wolle;  sie  lösten  also  ihre  Ueihen  und  zäumten 
^  Pferde  ab.  Epameinondas  al)er  hatte  die  entferntere  Stellung 
^  deshalb  gewählt,  um  die  Feinde  zu  täuschen  und  von  ihnen 
unbemerkt  den  Angriff  vorzuliereiten. 


CiÄ  *. 


372  SCHLACHT    BEI    MANTINEIA    104,  8;  862   jrU    8. 

Aus  den  Kei*ntruppeii  der  Tliobauer  und  Arkader  bildete  er 
den  linken  Flügel,  der  die  Schlacht  entscheiden  sollte.  Ihm  pk 
er  die  tiefe,  keiiartige  Aulstellung,  welche  die  feindliche  Schladit- 
ordnung  durchbrechen  sollte,  während  das  Mittellreflen  und  der 
rechte  Flügel  bestimmt  waren,  den  Feind  zu  lieschäftigen ,  so  daos 
er  aufser  Stande  war,  gegen  den  IlauptangrifT  zu  Hülfe  zu  kommen. 
Zu  dem  Zwecke  hatte  er  am  Ende  des  rechten  Flügels  noch  eiK 
besondere  Abtheilung  von  Kuböern  und  Söldnern  aufgestellt,  wekk 
den  linken  Flügel  des  Feindes  von  der  Seite  bedrohen  und  ihn  ii 
seiner  freien  Bewegung  hemmen  sollten. 

Als  Alles  vorbereitet  war,  wird  das  Zeiclien  gegeben.  Die 
R(^i(erei,  welche,  auch  keilförmig  geordnet,  neben  dem  Angriffidlä^el 
aufgestellt  war,  geht  zuerst  vorwärts,  um  die  Feinde  zu  überraidieii, 
in  voller  Hast  und  unter  gi'ofsem  Getümmel  greifen  diese  zu  da 
Waffen,  die  Ehizclnen  suchen  ihi*en  Platz,  die  Pferde  werden  airf- 
gezäumt  und  die  spartanische  Reiterei  stellt  sich  in  breiter  Uu» 
auf,  um  die  gegen  ihren  Flügel  ansprengenden  Thebaner  znrud- 
zuweisen.  Aber  umsonst.  Die  Thebiiner  brechen  diux^h,  zerstreiMi 
die  Feinde  und  werfen  sie  auf  das  Fufsvcdk  zui*ück. 

Ris  jetzt  glaubte  man  nur  mit  einem  Reiterangriff  zu  thun  n 
hallen,  welcher  die  hi  den  letzten  Tagen  erlittene  Schlappe  wiedtr 
gut  machen  sollte.  Aber  plötzlich  sah  man  das  ganze  Heer  vofl 
Fufse  der  Hohen  heranrücken  und  Epameinondas  selbst  an  der 
Spitze  des  im  Sturmschritte  vordringenden  Flügels.  Die  Mantineer 
mit  ihren  Verbündeten  ordneten  sich,  so  gut  es  ging.  Sie  biideten 
zusanmien  eine  Linienaufstellung  quer  durch  die  Ebene,  mit  defl 
Rücken  gegen  die  Stadt,  w triebe  sie  zu  decken  hatten.  Anf  des 
rechten  Flügel  standen  die  Mantineer  mit  den  ül)rigen  Arkadero; 
sie  hatten  dem  letzten  Vertrage  gemäfs  die  Fühnnig.  Die  Lakeds- 
monier  schlössen  sich  an,  dann  die  Eleer  und  Achäer.  Den  ünkei 
Flügel  bildeten  die  GOOO  Athener.  Im  (ranzen  sollen  es  20,000 
Mann  Fui'svolk  und  2000  Reiter  gewesen  sein;  also  eine  bedeuteode 
Minderzahl  dem  Feinde  gegenüber.  An  Muth  und  Kampflust  feUlr 
es  nicht,  aber  wohl  an  einem  Führer,  der  im  Staude  gewesen  iiirfT 
es  mit  der  Kriegskunst  eines  Epamehxmdas  aufzunehmen.  Sie  vaivi 
ohne  eigenen  Plan  und  erleichterten  durch  ihre  breite  AufsteOins 
dem  Gegner  die  Ausführung  seiner  Pläne.  Als  die  feindliche  Ik^ 
Säule  in  den  rechten  Flügel  hereinbrach,  war  kein  Widerstand.  Der 
ganze  Flügel  löste  sich  auf  und   zog  das  Mitteltreffen  mit  in  die 


EPAME1!<(0?(1>A$   TOI).  373 

'wimiiig.    Die  Schlacht  war  von  den  Thet>aiierii  gewonnen,    so 

sie  begonnen  war.  Aber  so  wie  der  Sieg  entschieden  wai% 
gen  auch  den  Siegern  alle  Erfolge  wietler  verloren,  indem  Epa- 
inondas  zu  rücksichtslos  in  das  Kanipfgetununel  hinein  gegangen 
'  und  schwer  getroflen  aus  der  Schlacht  heniusgetragen  werden 
Sflte.  Eine  Zeitlang  blieben  die  Thebaner  noch  im  unbestrittenen 
Iheile,  aber  bald  luhlen  sich  die  Trup{)en  ratldos,  die  Verfolgung 
ckt,  die  Feinde  sammeln  sicli  und  den  Athenern  gelingt  es  sogar 

Ihebanischen  Abtheilung,  welche  am  äufsersten  Ende  des  rechten 
igdls  aufgestellt  war,  ehi  ghlckliches  Gefedit  zu  liefern. 

Dort  wo  die  grolse  Ebene  von  Tripolitza  sich  zu  einem  Eng- 
Be  zusammenzieht,  der  einst  die  Gränze  zwischen  den  St^idt- 
ielen  von  Maniincia  und  Tegea  bildete,  springt  von  der  west* 
m  Bergseite  ein  zungenartiger  Höhenrücken  vor,  welcher  nach 
B  nördlichen  Felde  einen  freien  Uelterblick  gestattet.  An  seinem 
be  breitete  sich  der  Eichenwald  Pelagos  aus,  der  den  Engpass 
leekte  und  sich  bis  auf  eine  gute  Stunde  nach  McUitineia  hin 
treckte.  Dieser  Höhenrücken  hiefs  Skope,  die  'Warte\  und  war 
den    vielen  Gränzfehden  gewiss  oft  von   den  Tegeaten  benutzt, 

die  Bewegungen  der  Feinde  zu  beobachten.  Dies  war  der 
li,  wohin  Epameinondas  getragen  wurde;  dort  erwachte  der 
wer  Getroffene  noch  einmal  zu  vollem  ßewusstsein  und  freute 
I,  ab  ihm  sein  Schild,  der  ihm  im  Handgemenge  entsunken  war, 
i  treuen  Gefährten  gebracht  wurde;  er  vernahm  noch  die  Bot- 
ift  des  Siegs  und  war  im  Begriff,  seinen  Ilauptleuten  lolaidas 
I  Diophantos  noch  die  yerhaltungsl>efelde  zukommen  zu  lassen, 
I  ne  den  Sieg  benutzen  sollten.  Als  aber  auch  diese  als  gefallen 
Mklet  wurden,  gab  er  den  Uath,  den  er  seiner  Vaterstadt  als 
Im  Ausspruch  zurückliefs,  Frieden  zu  machen!  Freilich  erkannte 
damit  noch  an,  dass  das  politische  Zieh  das  er  erstrebt  hal)e, 
hl  erreicht  sei  und  nicht  erreicht  werden  könne.  Aber  dies 
Hd  störte  die  erhaliene  Buhe  seiner  Seele  nicht,  denn  er  war 
b  bewosst  bis  an's  Ende  uneigeiniützig  für  die  Freiheit  und 
ik  seines  Volks  geariieitet  zu  hal>en.  Mit  ruhigem  Gleich- 
tte  lieb   er    die  S])eerspitze    aus    der   Brust    ziehen    und    ver- 

U. 
Wie  seinen  Freund  die   thessalische  Erde  aufgenommen  halte, 
kitaUeten  ihn  die  Seinigen   im  Felde  von  Mantineia,  wo  seine 
sluer  mani  mit  der  spartanischen  Beiterei  handgemein  geworden, 


374  RÜCKBLICK   AUF    DIE   ZEIT 

SO  dass  schon  die  Grahslalt«n  der  beideu  Männer  Zeiigniss 
ablegten,  in  welchen  Gegenden  das  durch  ihre  Tugenden 
gewordene  Theben  siegreich  und  mächtig  gewesen  war**). 


Ueberblickl  man   den  Verlauf  der  Begebenheiten   von  3 
362,   so   muss   man   gestehen,  dass  es  kaum  einen  Abschn 
griechischen   Geschichte   gieht,    ui    welchem  die   Staatenverhi 
so  rasch   und   so   durchgreifend   umgestaltet   worden  sind, 
diesen  siebzehn  Jahren. 

Eine  seit  lange  ruhmlose  und  geistig  zurückgebliebene 
auf  ein  kleines,  biuneidändisches  Gebiet  angewiesen,  in  der  < 
Landschaft  von  den  missgünstigsten  Nachbarn  dicht  umgebei 
Parteien  zerrissen  und  dann  durch  Sparta  völlig  zu  Boden  ge" 
erhebt  sich  in  kurzer  Zeit  durch  eigene  Kraflentwickelung  zum 
punkte  eines  Staats,  welcher  die  in  Griechenland  herrschende  I 
macht  vollständig  demüthigt,  die  Ilälfle  ihres  Landliesitzes  ihr  eii 
neue  Städte  und  Staaten  im  Peloponnes  hervomifl,  Thessaü 
Heeresfolge  zwingt,  makedonische  Füi^stensöhne  sich  als  ( 
stellen  lässt,  Byzanz  und  Rhodos  zu  einem  Seebunde  vereini 
als  Vorort  von  Hellas  mit  dem  Auslände  unterhandelt. 

Thebens  Politik  war  an  sich  keine  neue;  es  waren  vi 
die  alten  Gegensätze,  die  nur  in  anderer  Form  durchge 
wurden,  es  war  der  Widerspruch  gegen  die  Ansprüche  15 
welches  immer  wieder  der  Herr  von  Griechenland  sein 
und  von  dem  Augenblicke  an,  da  Thel>en  sich  diesen  Ansji 
gegenüber  als  selbständige  Macht  erhob,  nahm  es  die  attische 
auf,   während  Athen   selbst  zu   schwach  war,  diesellie  fortzu 

Merkwürdig  ist  auch  im  Einzelnen  die  Uel)ei*einstio 
welche  sich  in  der  Machtbildung  von  Thelien  und  der  von 
findet,  nur  dass  in  der  thehanischen  Geschichte  sich  auf  eine 
Reihe  von  Jahren  zusammendrängt,  was  in  dem  allmählichen  ^ 
thum  Athens  um  Jahrhunderte  auseinander  liegt.  So  habei 
Städte  auf  die  Vei-einignng  der  Landschafl  zu  einem  Staate 
ihre  Macht  l)egründet.  Dann  ist  in  beiden  Staaten  der  Stur 
gesetzwidrigen  Herrschaft  der  Anfang  einer  neuen  Ges 
geworden.  Wie  hi  Athen,  so  hat  sich  auch  bei  den  Tliel 
um  der  neuen  Aufgabe  gerecht  zu  werden,  ein  gesteigertes  1 
niss  nach  mannigfaltiger  und  höherer  Bildung  entwickelt,  ui 


PER    GROSSE   THRBK.XS.  375 

Ihm  von  den    Inseln   und  Kleinasien,  so  hat  Theben  von  Athen 
il  Kleinasien  aus  die  neuen  Bildungsstoflc  sich  angeeignet. 

Beide  Staaten  uiussten  ihre  junge  Freiheil  und  den  damit  ver- 
mdenen  geistigen  Aufschwung  im  Kampfe  liewähren,  und  zwar 
Knt  in  einem  Kampfe  der  Notliwehr  gegen  die  Versuche,  ihnen 
M  tjrannisrhe  Joch  von  Neuem  wieder  aufzul(*gen.  T^uktra  war 
M  Marathon  der  Thebaner.  Aus  dem  Vertheidigungskriegc  wurde 
V  AogrifTskrieg,  weil  ehie  wirkliche  Sicherheit  tuir  erreicht  werden 
,  wenn  der  Feind  im  eigenen  Gebiete  aufgesucht  wurde, 
man  aucli  die  anderen  von  ihm  unterdruckten  Hellenen  frei 
mI  ihn  selbst  unfähig  machte,  seine  rnterdrückungspolitik  fortzu- 
ten.  Theben  wurde,  wie  Athen,  der  Vorkampfer  der  Volks- 
ohnt,  indem  es  gegen  den  auf  Hellas  lastenden  Druck  eines 
Ailsfichtigen  Gewaltsystems  kamptle;  es  hatte  nur  darin  ein  un- 
ikUicheres  Loos,  dass  es  immer  gegen  Stammgenossen  zu  kämpfen 
Me,  während  den  Athenern  die  ghuTeiche  Zeit  eines  nationalen 
MfiiB  gegen  ausländische  Feinde  vergönnt  war. 

Wenn  kleine  Staaten  aus  ihrem  l)es<*hränkten  Kreise  hei'vor- 
rtn,  nm  grolse  Aufgaben  zu  rdMM'nehmen,  so  kann  dies  nur  unter 
r  Fflbmng  einzelner  Männer  gelingen,  welche  durch  Kraft  des 
leas  und  geistige  Begabung  aus  der  Gemeinde  hervornigen. 
Mhen  lialte  zur  Zeit  seiner  Erhebung  nicht  wenig  hochgesinnte 
haer,  welche  im  Stande  waren  für  bedeutende  Zwecke  Alles  hin- 
fsben;  dennoch  benihte  siMue  ganze  (vrAfse  auf  zAvei  Persöidich- 
ilBB,  welche  das  zu  leisten  hatten,  was  die  glänzende  Reihe 
ÜMber  Staatsmänner  ilirer  Vaterstadt  gewesen  sind.  Pelopidas 
r  der  yorkämpfende,  bahnbrechende  Held,  der  wie  MiltiatU's  und 
MB  die  zunächst  vorliegenden  Aufgaben  mit  voller  Kneipe 
Uigte,  Epameinondas  aber  der  weiter  schauende  Staatsmann, 
Icher  im  Innern  den  Staat  organisirte  und  nach  durchdachtein 
■e  die  auswärtigen  Verhfdtnisse  dess<*ll)eu  ordnete;  er  schuf  die 
Mdlagen  seiner  Macht,  wie  es  Themistokles  und  Aristeides  für 
hn-gelhan  Imtten,  und  erhielt  sie,  so  lange  er  lebte,  durch  die 
lA  seines  Geistes  wie  ein  zweiter  Perikles.  Ja  es  finden  sich  in 
f  guuen  griechischen  Gescliichte  schwerlich  zwei  Staatsmänner, 
tkbe  bei  aller  Verschiedenheit  der  Persönlichkeit  wie  der  äuFseren 
tesTerhältnisse  in  ihrem  Strelien  und  ihren  Schicksalen  einander 
ihalich  und  innerlich  so  et>enburtig  gewesen  sind,  wie  Perikles 
ri  Epameinondas. 


376  KÜCKBLICK    AUF    DIE   ZEIT 

Bei  beiden  Männern  war  es  vor  Allem  die  hohe  und  Tielsciti 
Geistesbildung,  worauf  ihr  Einfluss  beruhte;  es  war  der  ihr  gm 
Wesen  durchdringende  und  adehide  £rkennlnissti*ieb,  welcher  iho 
die  geistige  Ueberlegenheit  verschaffte.  'Theben',  sagt  der  Rhei 
Alkidanios,  4st  glücklich  gewesen,  seit  es  Philosopfien  zu  Fulvi 
gehabt  hat'^°). 

Wir  finden  also  auch  in  Theben  innütleu  des  demokratisd 
Gemeinwesens  eine  aristokratische  Leitung,  ein  pei'söuliches  Regio 
des  geistig  ersten  Mannes.  Auch  Epameiuondas  leitet  seine  Sl 
als  Verti'auensmann  der  Bürgerscliafl ,  als  von  Jahr  zu  Jahr  wie 
erwählter  Feldherr;  er  hat  dabei,  wie  Perikles,  den  Waiikdm 
seiner  Mitbürger  zu  eifahren  und  die  Anfeüidung  einer  Gegenpu 
welche  die  vert'assungsniäfsige  Gleichheit  verletzt  findet.  Mani 
wie  Menekleides  (S.  333),  vertreten  die  Stelle  Kleons.  Mit  hot 
Gleichmuthe  ertrug  auch  Epameiuondas  alle  Anfeindungen  i 
Zurücksetzungen;  er  hatte  wie  Perikles  die  Genugümung,  das« 
ihm,  als  dem  Linentbelu^Hchen ,  das  Vertrauen  der  Mitbürger  inu 
von  Neuem  zurückkehrte  und  bis  an  seui  Ende  ihm  treu  blieb, 
war,  wie  Perikles,  als  Feldherr  in  allen  wichtigeren  UuteniehiDiut 
immer  glückhch,  weil  er  in  gleicher  Weise  die  höchste  Besonoc 
lieit  mit  der  vollsten  Energie  zu  vereinigen  wusste  und  besonA 
weil  er  die  Mannschaften  durch  seinen  Geist  zu  veredehi  und  zu  liek 
verstand.  Er  lehrte  sie,  wie  es  l^erikles  mit  den  Athenern  oudi 
abergläubische  Vorurtheile  überwinden,  er  entwohnte  sie  vom  Part 
hasse  und  roher  Gewaltthäligkeit.  So  wie  sein  EinHuss  gelÜt 
war,  fielen  sie  in  iiu'e  alten  Fehler  zuiück,  und  solchen  Zeil 
geboren  diejenigen  Handlungen  an,  welciie  ihnen  Schande  o 
Naciitheile  brachten,  wie  der  Wortbruch,  den  man  sich  den  achäiwii 
Städten  gegenüber  zu  Schulden  kommen  hefs  (S.  357),  und  ( 
grausame  Zerstörung  von  Orchomenos.  Unter  E])ameiuonda$  ^n 
die  Bootier  andere  Menschen;  ilne  alte  Schwerfälligkeit  hatten 
abgelegt,  ihre  Wildheit  und  Leidenschafthchkeit  war  gebindi 
Männer  von  solchem  Flinilusse  sind  ilu'er  Natur  nach  unersetzü 
Wie  Perikles,  so  war  Epameiuondas  ohne  Nachfolger,  und  aucJi  « 
Tod  war  der  Abschluss  t;iner  ^geschichtlichen  Epoche,  welche  B 
mals  wiederkehren  konnte'^). 

Der  altische  Staatsmann  ist  (hirch  die  Pest,  welche  den  b 
der  älteren  Generation  iiinraffte,  vereinsamt  worden;    Eimuieinood 


DER    GRÖSSE    THEBENS.  377 

stand  immer  einsam  da.  Denn  das  isl  ja  iinzNXMfclliatX  (Irr  groi'st*. 
UDtencliied  in  der  Wirksamkeit  der  beiden  Staatsmanner,  dass  Athen, 
die  Sladt  des  Perikles,  für  seine  Ansprache  allnifdilicii  und  inner- 
lich heraugereitl  war,  während  Tiielien  in  kürzester  Frist  das  lange 
Venäumte  naclizuholen  hatte.  Darum  ist  einerseits  die  Person  des 
Epameinondas  noch  viel  wunderbarer,  seine  I'ersunlichkeit  erscheint 
noch  genialer,  seine  Kraft  heroisrlier,  andererseits  hat  man  Ihm  der 
GfOfse  Thebens  von  Anfang  an  den  Ehidruck  des  In  vermittelten, 
distiefühl  von  einer  Ueberstürzung,  welcher  man  kt'inen  dauernden 
Erfolg  ziilmut,  von  einer  Ueberspannung  der  Knltle,  welcher  eine 
um  80  gröfsere  Abspannung  folgen  müsse.  Wrdn'end  Perikles  \m 
alkr  seiner  Uelierlegeuheil  doch  wesentlich  aut  dem  Hoden  attischer 
KUung  stand,  so  war  Epaineinondas  dagegen  gleichsam  ein  Fremder 
in  seiner  Vaterstadt;  er  wollte  auch  nie  in  dem  Sinne  Thebaner 
arin,  wie  Perikles  Athener;  sein  Lebensziel  war  vielmehr  ein  voller 
Hetleue  zu  sein  und  auch  sein  staatsmannisches  Streben  war  kein 
uderes,  als  dass  er  in  das  wahre  Ylellenenthum,  welches  in  bnrger- 
Bcher  Tugend  und  Liebe  zur  Weisheit  bestand,  seine  Mitbürger 
dmuflUiren  suchte. 

Ihm  selbst  war  die  Philosophie  eine  umbihlende  Kraft  geworden, 
thne  dass  sie  ihn  dadurch  dem  Hoden  hellenischer  Volksthümlichkeit 
i  dUremdet  hätte,  ^odi  in  seiner  letzten  i^ebens^^tundc,  als  er  sich 
I  des  geretteten  Schildes  erfreute,  zeigte  er  sich  als  echter  Hellene; 
10  betrachtete  er  auch  von  echt  griechischem  Standpunkte  aus  den 
Krieg  gegen  S{>arta  und  Athen  als  einen  Wett kämpf,  welcher  um 
die  Ehre  der  Oberleitung  in  Hellas  gefuhrt  werde,  eine  Ehre,  welche 
■iir  durch  geistige  und  sittliche  Uel)erlegenheit  mit  Recht  erworl>en 
werden  könne''). 

Der  Kampf  war  unvermeidlich;  er  war  zu  einer  nationalen 
Pflicht  geworden,  weil  Spartas  Herrschaft  eine  das  hellenische  V«dk 
cnlehreude  Tyrannei  geworden  war.  W.lhrend  des  Kam[des  hat 
E|NaieinoDdas  den  hellenischen  Patriotismus  niemals  verlaugnet ,  er 
^  sich  nie  in  dem  Grade,  wie  Themistokles  und  Perikles,  von  den 
loleressen  der  Vaterstadt  leiten  lassen.  Er  ist  wegen  seiner  Milde 
neu  Sparta  von  seinen  Landsleuten  auf  das  Hilterstt;  angefeindet 
*wden,  er  konnte  hi  dem  Gegner  niemals  den  Stamnigtmossen  ver- 
■cuneo.  Darum  vermied  er  die  blutigen  Entscheidungen  so  lange 
^  konnte,  mid  alle  seine  Feldzüge  im  Pelopoinies  wie  in  Thessalien 


378  RÜCKBLICK    AUF    DIK    ZEIT 

sind  iiiclU  dureli  Ehrgeiz  (hKt  Rachsucht  hervorgerufen  iiordeo, 
sondern  durch  die  l)eslinnn testen  und  dringendsten  Yeranlassungn, 
VjV  dadite  auch  nie  daran,  SparUi  zu  vernichten,  wie  es  Sparta  ml 
Thehen  im  Sinne  geiiaht  hatte;  er  wollte  den  volksfeindlichen  St» 
nur  unschädlich  machen.  Zu  diesem  Zwecke  wandte  er  die  eddslei 
Mittel  an,  namentlich  als  Stadtgründer. 

In  den  Städten  war  Alles,  was  die  Hellenen  vor  anderen  NatioM 
auszeichnete,  zur  Reife  gekommen;  Auflösung  des  städtischen  Ge 
meinwesens  war  also  die  höchste  Entehrung  und  die  ärgste  Gewalt 
Ihätigkeit,  welche  einem  hellenischen  SUmime  widei*fahren  konnti 
Das  selhstsüchtige  Sparta  scheute  sich  nicht  durch  Veruichtm 
städtischer  Mittelpunkte  oder  Verhinderung  städtischer  Vereinign 
seine  ]\lacht  zu  befestigen,  wie  es  denn  üherall  nur  nehmen,  ah 
nicht  gehen,  nur  hemmen,  aber  nicht  f5rdern  konnte;  Epameinondi 
dagegen  verfolgte  auch  darin  eine  echt  hellenische  Politik,  dass  < 
es  für  seine  Aufgabe  hielt,  zerstörte  Staaten  aufzurichten,  unmii 
digen  Gemeinden  zu  bürgerlicher  Selbständigkeit  zu  veHielfen  m 
neue  Mittelpunkte  des  geschichtlichen  Lebens  zu  schaffen.  1 
dachte  nicht  daran,  die  Hellenen  ui  enien  Ehiheitsstaat  zu  zwängei 
vielmehr  strafte  er  die  Spartaner  gerade  dadurcti  am  bittersten,  da 
er  die  von  ihnen  verkündete  Autonomie  der  hellenischen  Gemeinde 
welche  in  ihrem  Munde  eine  heuchlerische  Phnise  gewesen  w 
seinerseits  zur  Wahrheit  inachte,  indem  er  auf  Grund  des  Anta 
kidasfriedens  Messenien  herstellte  und  Südarkadien  selbständig  machl 
Nachdem  aber  Epameinondas  die  griechischen  Staaten  vom  spart 
nischen  Joche  befreit  hatte,  war  es  das  Ziel  seines  böotischen  Fatri 
tismus,  dass  er  die  eigene  Vaterstadt  würdig  und  fähig  machte,  d 
vorörlliche  Leitung  der  frei  verbundenen  Staaten  z»i  übernehin« 
und  die  schweren  Ptlichten  dieses  Ehrenamts  mit  mehr  Gerecht! 
keit  zu  erfüllen,  als  Sparta  und  Athen  es  getlian  hatten. 

Bei  der  Schwierigkeit  diesei*  Aufgai)e  benutzte  er  jedes  erlauk 
Mittel,  um  die  Autorität  seiner  Vaterstiult  zu  heben.  Er  trat  i 
dem  Zwecke  mit  Delphi  in  Verbirulnng  und  auch  mit  Persieu;  ds 
Letztere  that  er  mit  melu*  l'iieigennützigkeit,  als  es  vor  ihm  Spart 
und  Athen  gethan  hatten ;  denn  es  lässt  sich  nicht  nachweisen,  das 
es  ihm  um  persisches  (iold  zu  thun  war.  Wyer  was  den  Lakedi 
moniern  Niemand  übel  geiuunmen  hatte,  wurde  den  Thebanen 
nicht  verziehen,  und  von  allen  Mafsregeln  ihrer  Politik  hat  diese  an 


DER   GRÖSSE    THEBEIHS.  379 

venigsten  Segen  gebracht.  Und  allerdings  ist  es  bei  Männern  von 
Nkbem  Nationalstolze  besonders  schinerzlicb,  weini  wir  sie  mit  einem 
grofekAni^chen  Handsehreiben  ihre  Ansprüche  in  Griechenland  be- 
krifUgen  sehen;  indessen  waren  diese  Schritte  durch  die  ihi*er 
Gegner  nöthig  geworden  und  das  Schmachvolle  derselben  war  die 
Schuld  der  Staaten,  welche  Hellas  in  diese  Abhängigkeit  vom  Aus- 
lände gebracht  hatten. 

Wie  weit  es  Epameinondas  gelungen  wäi*e,  den  Tliebanern  eine 
dauerhafte  Leitung  der  griechischen  Angelegenheiten  zu  sichern,  wer 
mig  darüber  urteilen  wollen!  Er  fiel  in  voller  Manneskraft  auf 
dem  Schlachtfelde,  wo  die  seiner  Politik  widerslrel)enden  Staaten 
ihe  letzten  HfilfskrSfte  aufgeboten  hallen;  Ciriecheiiland  lag  erschopfl 
Tor  ibiD,  nnd  Thebens  Bundesgeuossenschaft  erstreckte  sich  vom 
■Mneniflchen  Meerbusen  bis  Makedonien,  sie  umfasste  auch  schon 
die  ersten  Seestaaten  des  Archipelagus.  Wer  hätte  dem  Landfrieden 
ikh  widersetzen  wollen,  welchen  er  im  Namen  Thebens  festgestellt 
Um  würde? 

Also  keinen  Staatsmann  darf  man  weniger  als  ihn  nach  dem 
Erfiilge  seiner  Politik  beurteilen.  Seine  Gröfse  liesteht  darin,  dass 
er  Ton  Kindheit  auf  unablässig  t)estrebt  war,  seinen  Mitbürgern  das 
Vtilrild  hellenischer  Tugend  zu  sein,  dass  er  durch  keine  Schwierig- 
keiten and  keine  Verkennung  jemals  in  seinem  Streben  sich  irir 
■Mken  und  sich  niemals  dazu  bringeti  liefs,  edle  Zwecke  durch  un- 
nbe  Mittel  zu  entweihen.  Keusch  nnd  selhstlos  ging  er,  immer 
Ah  selbst  gleich,  durch  ein  vielbewegles  Lehen,  durch  alle  Ver- 
mifinngen  eines  beispiellosen  Kriegsglücks,  durch  alle  Prüfungen 
od  Missgeschicke  hindmrJi.  Stolz  wies  er  die  Anerbietungen  des 
lyuneu  lason  zurück,  der  grofse  Lust  hatte,  ihn  in  seine  IHäne 
kreinzazieheu;  in  freiwilliger  Armuth  lebte  er  und  suchte  keine 
vdere  Freude,  als  die,  welche  die  treue  Erfüllung  eines  tief  er- 
baten Lebensbernfs  und  der  Umgang  mit  seinen  Freunden  ihm 
tMhrten. 

Die'  Freundschaft  war  den  Hellenen  und  namentlich  den  Py- 
Ikagoreem  nicht  blofs  ein  Schmuck  des  Lehens  und  ein  werthvoUes 
Gvt,  sondern  eine  Tugend,  ohne  welche  ein  wahres  Menschenlelien 
lUU  gedacht  werden  konnte.  Diese  echt  griechische  Ansicht  hat 
^'^waand  tiefer  aufgefasst  und  liewährt,  als  Epameinondas,  der  in 
^9  innigen    Verbrüderung    aller    Gleichgesinnten    das    wesentliche 


3S0  KÜCKBLICK   AUF    DIK   ZEIT 

Mitlei  erkauiile,  seine  Valersttult  aul'  eine  höhere  Slufe  der  Bildung 
und  Macht  zu  erheben,  und  innerhalb  des  gröfseren  Bundes  mit 
seinem  Pelopidas  ein  Fn^nidespaar  bildete,  wie  es  die  griechische 
Welt  vorher  und  nachher  nicht  gesehen  Iiat.  Neidlos  Stauden  sie 
neben  einander,  ni  unverbrüchlicher  Treue,  einer  den  Anderen  im 
genieinsauien  Berufe  ergänzend  uiul  fördernd.  Pelopitbs  stand  der 
Weh,  den  Menschen  naher  als  der  ernstere,  sprödere  Epamei- 
nondas,  er  war  populärer  als  dieser  und  desiialb  gewiss  sehr 
wirksam,  um  dem  Freunde  in  weiteren  Ki*eisen  Anerkennung 
zu  verschatTen.  Er  war  sein  Vorkämpfer  gewesen  in  dem  kühnei 
Handstreiche  gegen  die  Tyrannen;  er  lenkte  dann  ganz  in  die 
Wege  des  Freundes  ein  und  ordnete  sich  mit  liebens\^'ürdiger  Be- 
scheidenheit dem  höheren  Geiste  unter.  Er  war  der  Mann  der  Thal, 
welcher  mit  froher  Zuversicht  die  Gedanken  des  Epameinondas  aitt- 
iühren  half. 

Die  dürftigen  Berichte  der  xVlten  melden  nur  von  den  äufserai 
Erfolgen  der  Ihebanischcn  Politik.  Unsere  Bewunderung  würde 
steigen,  wenn  wir  die  Wirksamkeit  der  Fi*eunde  im  Innern  der  Stadt 
und  die  Schwierigkeiten,  welche  sie  hier  zu  überwinden  hatten,  über- 
bhcken  könnten.  Epameinondas  war  nicht  nur  der  Schöpfer  eines 
Heerwesens,  er  hat  seinen  erfinderischen  Geist  nicht  weniger  darie 
bewährt,  dass  er  in  dem  kleinen,  weder  durch  Handel  noch  daitli 
Industrie  reichen,  Lande  die  Mittel  herlMMzuschalfen  wusste,  welche 
ausreichend  waren,  um  ein  grolsstaatliches  Landheer  und  euie  Kriegs- 
ilotte  zu  unterhalten. 

Er  eignete  sich  alle  fruchtbaren  Ideen  früherer  Staatsverwal- 
tungen an  und  namentlich  mussl4*ii  ihm  die  Athener  als  die  natür- 
lichen Vorbilder  und  Vorgänger  vor  Augen  stehen.  Denn  nie  er 
die  Fortschritte  der  Waflenkunst  und  Truppeiifuhrung,  welche  man 
Xenophon,  Chabrias  und  Iphikrates  verdankte,  für  seine  Vaterstadt 
verwerlhete,  und  wie  ihn  die  Erfolge  des  Letzteren  ermuthigteo« 
seinem  Beispiele  folgend  die  isthmischen  Pässe  zu  durchbreclien  und 
die  Spartaner  in  ihrer  Halbinsel  anzugreifen  (S.  222),  so  hat  er  auch 
von  den  Athenern  gelernt,  dass  ül)er  die  Hegemonie  in  Griechen- 
land nur  zur  See  entschieden  werden  könne,  und  ebenso  hat  er  sidt 
den  Gründern  des  neueren  attischen  Seebundes  in  dem  Grundsatz 
angeschlossen,  dass  man  die  einheimischen  Verfassungen  der  Bäodner 
schonen  müsse  (S.  2S1).     Darum  widersetzte  er  sich  auf  das  Eni- 


OER   GRÖgSE   THEBEN».  381 

hiedenste  einer  nicksichtslosen  politischen  Propaganda,  wie  die 
ebanischen  Yolksführer  sie  wollten.  Endlich  ist  Kpanieinondas, 
e  kein  anderer  Staatsmann  Griechenlands,  in  die  Fufsstapten  Athens 
igetreten,  indem  er  öfTentliche  Pflege  von  Kunst  und  Wissenschaft 
I  eine  wesentliche  Anfgahc  desjenigen  Staats  ansali,  welcher  eine 
rörtliche  Stellnng  in  Anspruch  nehmen  wollte. 

Er  hat  sellist  das  Beste  gethan,  um  die  Philosoplüe  in  Thel)en 
unbürgem,  und  zwar  nicht  nur  als  eine  im  Kreise  Ausenvähller 
pflegte,  geistreiche  Unterhaltung,  sondern  als  eine  das  Volk  er- 
ibende  und  läuternde  Kraft  höherer  Erkenntniss.  Die  öflentliche 
sredtflamkeit  wurde  zugleich  mit  der  freien  Verfassung  in  Theljen 
nheimisch  und  Epameinondas  zeigte  sich  nicht  nur  seihst  den 
vten  Rednern  Athens,  namentlich  dem  Kallistratos,  an  Kraft  des 
forte  und  glücklicher  Geistesgegenwart  vollkommen  gewachsen,  son- 
m  auch  seine  Freunde  lernten  es,  wie  die  Gesandtschaft  in  Susa 
dreist,  in  außaliend  kurzer  Frist,  nel>en  den  anderen  Staaten,  welche 
iit  lange  in  auswärtigen  Beziehungen  gestanden  hatten,  die  luteres- 
Ki  Thebens  mit  Nachdruck,  (leschick  und  Würde  zu  vertreten. 

Auf  allen  Gebieten  zeigte  sich  eine  geistige  Regsamkeit,  ein 
kriftiger  Aufschwung,  um  das  früher  Vei*säumte  nachzuholen.  Anaxis 
vi  DionysMloros  schrieben  iNiotische  Geschichte.  Von  den  Künsten 
flUwickelte  sich  besonders  glücklich  die  Malerei.  Aristeides  war  das 
Hupt  einer  böotischen  Malerschule,  welche  um  die  Zeil  der  Befreiung 
Ihriwns  in  Blütbe  stand;  sie  zeichnete  sich  durch  eine  ernste  und 
«firdige  Richtung,  durch  eine  liefe  und  klare  Darstellung  geistiger 
lotife  aus,  und  erlangte  dadurch  eiuen  nationalen  Ruhm. 

Ton  der  Baukunst  dieser  Zeit  gehen  die  wohlerhaltenen  Ueher- 
Me  der  imter  Epameinondas'  l^^itung  gehauten  Festungswerke  von 
Vniaie  noch  heute  ein  ehrenvolles  Zeugniss  (S.  331);  es  sind 
ÜBiterwerke  einer  im  grölsten  Slile  geübten  Architeklur.  Die  Mauern 
M  aus  mächtigen  Werkstücken  aufgeführt;  die  grol'sen,  zum  Tlieile 
Hegdmafsig  gehauenen  Blöcke  sind  an  der  Aufsenseile  rauh  ge* 
iMien,  aber  sehr  genau  in  einander  gefügt  und  an  den  Rändern 
WÜMT  geglättet,  so  das»  der  Charakter  der  Mächtigkeit  mit 
Ibb  der  Zierlichkeit  und  Eleganz  in  eigenthümlicher  Weise  ver- 
ktaden  ist. 

Auch  die  bildende  Kunst  fand  in  Theheu  eine  Stätte.  Schon 
^  erste  Verbindung  zwischen  Athen  und  Theben  wurde  durch  die 


382  RÜCKBLICK    AUF   DIE   ZEIT 

Kunst  1)esiegell,    iiidom  Alkamenes  das  Weihegescheiik  für  Tkmy- 
bnlos  hildeto  (S.  52).     Zur  Zeit  des  korinthischen  Krieges  bestand 
eine    anselniliche   Schule    des  Erzgusses   in   Theben.     Ihr   gebörtofi 
IIypat4>d()r()s  und  Aristogeiton  an,    welche  auf  Aniass  des  Gefechts 
von   Oinoe  (S.  192)    die  Bundesgenossen    des  Polyneikes    und  ifie 
Epigonen    für  die  Argiver  in  Delplii  aufstellten.     In  raschem  Fort- 
scJiritte  entferute  man  sich   von  der  Alterthümlichkeit,   welche  sidi 
in  der  Kunst,   wie  in  Sprache  und  Schrift  Böotiens  erhallen  hatte. 
Man    berief  die  Meister  der  jüngeren  Schule  Athens.     Von  Skopis 
war    die    Athena,    welche   als    Seitenstück    zu    einem    Hermes  des 
Pheidias    vor    dem  Eingange   des  Ismenion  in   Theben   stand,  nnd 
Praxiteles    schmückte    den  Giebel  des  Herakleions  mit   Bildweriwa 
Denn  wie  in  Athen,    so    wurden    aucli  in  Theben  nach   den  gk»^ 
reiclien  Kamj)fen  die  Ileiiigthümer    der  Stadt,    wie  namentlich  die 
des  ismenischen  ApoUon   und  des  Stammheroen  Herakles  in  neuer 
Würde    ausgestattet.     Der  Vorkampferin  Athena    des   Pheidias  ent- 
sprach der  Herakles  Promachos  der  Thebaner,  und  am  Harkte  ihrer 
Stadt    erhob    sich    das  Heiligthum    der  Artemis  Eukleia    mit  des 
Stiindbilde    von   Skopas'  Iland,    wie    auch    die  Athener   nach  dem 
marathonischen   Siege  dieselbe  Gottheit  feierten.     Vieles  Andere  ii 
der  Stadt  und  auf  der  Burg  wird  Epameinondas  theils  ansgefohrt 
tlieils   beabsichtigt  haben,    denn    sein  Streben   war  es,    wenn  aoHi 
mit  besonnener  Mafsigung,   den  Glanz  des  perikleischen  Athens  aof 
Tlieben  zu  übertragen,   und   darum   soll   (^r  auch  seinen  MilbörgerD 
gesagt  haben,    sie    nulssten,    wenn    sie    die  Ersten  in  Hellas  sein 
wollten,    die  Propyläen    von  Athen    an    den  Aufgang  der  Kadrom 
stellen'*^). 

Indessen  war  die  Grofsc  Thebens  nicht  blofs  ein  Nachklang 
früherer  Zeiten;  sie  hat  trotz  ihres  kurzen  Bestandes  auch  für  <fe 
Folgezeit  eine  selbständige  und  vorbildliche  Bedeutung. 

Durch  Epameinondas  ist  Theben  der  Stadt  der  Athener  ah 
ein  Sitz  freiheitlicher  und  nationaler  Politik  ebenbürtig  gewordei. 
Dadurch  wurde  es  möglich,  dass  die  beiden  Städte  in  dem  folgende 
Kampfe  für  die  griechische  Unabhängigkeit  zusammengehen  koDOtciL 
und  insofern  hat  Epameinondas  dem  Demosthenes  vorgearbeitet  & 
ist  al)er  auch  ein  Vorganger  der  makedonischen  Könige  in  Hixn» 
edelsten  nnd  wichtigsten  Leistungen.  Denn  er  hat  gezeigt,  wie  der 
Sieger    seine  Erfolge    in    friedlicher   Weise  verwerthen,    ^ie  er  i> 


DER  GR5S8E  thebexs.  383 

terdrQckten  Landschaften  und  bäuorlichcn  Kantonen  neues  Leben 
recken  und  durch  städtische  Anlagen  dauernde  Denkmäler  eines 
bllhäügen  Einflusses  schaffen  könne.  Bedenkt  man,  wie  Epa- 
inondas  mit  seinen  geringen  Mitteln  und  in  so  kurzer  Frist 
DÜneia,  Messene,  Megalopolis  ginmdete  oder  gnuiden  half,  wie 
auch  nach  anderen  Plätzen,  wie  nach  Korone  thehanische  An- 
Her  führte,  so  winl  man  dem  Epameinondas  nicht  die  Ehre 
eilig  machen  dürfen,  dass  er  in  der  kOnig1i(rhen  Kunst  der 
idtgründung  Alexanders  und  seiner  Nachfolger  Vorganger  ge- 
Ben  isL 

Aber  auch  darin  war  er  es,  dass  er  durch  Ausbreitung  grie- 
iflcher  Gesittung  die  engen  Granzen  des  Vaterlandes  erweiterte». 
d  die  Völker  des  Nordens  in  den  Kreis  der  griechischen  Geschichte 
reiiizog.  Er  yertrat  in  seiner  Person  die  Idee  eines  Hellenen- 
Hins,  welches  von  örtlichen  Zululligkeiten  unabhängig  in  freier 
Sie  über  dem  Unterschiede  der  Staaten  und  Stamme  schwebte, 
i  dahin  hatte  man  nur  Staatsmänner,  welche  grofse  Athener  oder 
nbe  Spartaner  waren,  bei  Epameinondas  tritt  diese  Lokalfark^ 
nrilck;  er  war  erst  Hellene  und  dann  Thebauer  und  bereitete  so 
BD  Standpunkt  vor,  auf  dem  man  das  Hellenenthum  als  eiueu  vom 
cliiirtsorte  unabhängigen,  geistigen  Besitz  ansah,  und  das  ist  der 
Standpunkt  des  Hellenismus. 

Weil  das  hellenische  W(;sen  in  E|)ameinondas  freier  und  nieuscb- 
Aet  hervortrat,  als  in  früheru  Staatshäupteru  Griechenlands,  war 
r  aocli  den  späteren  Geschlechtern  um  so  verstümll icher.  Man 
MDle  sich  leichter  in  ihn  hinehilinden  und  seine  Person  konnte 
■  allen  Orten,  wo  Hellenen  oder  Philhelleuen  wohnten,  als  Vor- 
id  dienen.  So  richteten  sich  an  ihm  die  Männer  auf,  welche  ui 
In  letzten  Zeiten  die  Ehre  des  Hellenenvolks  aufrecht  zu  erhalten 
■diten,  Philopoimen  und  Polybios,  und  auch  ui  der  römischen 
Vdt  wnsste  man  keinen  Griechen  mehr  zu  schätzen,  als  Epa- 
•dnondas'^). 

Unter  diesen  Umständen  wäre  es  ein  Frevel,  seine  Thätigkeit 
^  eine  erfolglose  und  sein  hohes  Streben  für  ein  vergebliches  zu 
idlen.  Er  hat  wesenthch  dazu  Iniigetragen,  die  griechische  Ge- 
duAte  an  geistigem  und  ewig  gültigem  Inhalte  zu  bereichern,  er 
■inimt  in  der  Entwickelung  der  hellenischen  Cultm*  eine  hervor- 
ogende  Stelle  ein,  wenn  auch  die  äufseren  Erfolge  seiner  Thätig- 
^  mit  seinem  letzten  Athemzuge  sofort  zerfielen. 


384 


RÜCKBLICK    AUF   DIE   ZEIT   DER    GROSSE   THEBENS. 


Mit  niigstvoller  Spannung  hatte  ganz  Griechenland  auf  den  Tag 
von  Mautineia  gewartet.  So  viel  Streitkräfte  hatten  sicli  in  dem 
alten  Kampfe  um  die  Hegemonie  noch  niemals  gegenüt>er  gestanden. 
Diesmal,  meinte  man,  müsse  sich  Alles  entscheiden.  Theben  gewaoa 
die  Schlacht,  aber  es  war  ein  Sieg  ohne  Sieger  und  kein  Kamp^ 
preis  kam  zur  Vertheilung.  Man  wusste  nur,  dass  Si)arta  die  Hege 
monie  ein  für  allemal  verloren  habe  und  dass  Theben  sie  nicht 
erhalten  werde. 


SIEBENTES  BUCH. 


MAKEDONIEN  UND  GRIECHENLAND. 

OL.  104,  3;  362  — OL.  HO,  4;  337. 


<^Mii%fe«hHh.  m.  S& 


l. 

DIE  REICHE  DES  NORDENS. 


Die  Hellenen  haben  melir  als  die  andern  Völker  alter  und 
iQer  Zeit  eine  selbständige  Gesdiicbte.  Ibre  Cultur  beruht  auf  der 
nrbindung  mit  dem  Morgenlande,  aber  sie  halien  das  von  dort 
riierkommene  selbständig  ausgebildet  und  zu  ihrem  vollen  Eigen- 
Eme  gemacht.  In  ihre  Staateiiverhältnisse  haben  zu  verschiedenen 
den  fremde  Nationen  eingegriffen,  aber  diese  Eingriffe  haben  das 
ipntheil  von  dem,  was  sie  beabsichtigten,  hervorgerufen.  Die 
tserkriege  mussten  dazu  dienen,  die  Hellenen  zum  vollen  Bewusst- 
in  ihrer  Yolkskraft  zu  bringen,  und  die  späteren  Einflüsse  Persiens 
id  gar  nicht  von  dort  ausgegangen,  sondern  die  hellenischen  Staaten 
ben  dem  Grofskönige  einen  Ein  flu  ss  übertragen ,  welchen  dieser 
8  eigener  Kraft  niemals  zu  gewinnen  vermocht  hätte  und  auch 
dil  zu  benutzen  vermochte;  denn  trotz  der  Zerrissenheit  des 
Denischen  Volks  war  er  aufscr  Stande,  die  Herrschaft  des  Meers 
«der  zu  gewinnen,  wovon  bei  dem  Verhaltnisse  zwischen  Persien 
id  Griechenland  Alles  abhing.  Also  ist  die  Entwickelung  der  hei- 
siidien  Staatenverhältnisse  bis  dahin  eine  durchaus  selbständige 
diesen.  Glöck  und  Unglück  sind  aus  inneren  Ursachen  hervor- 
^Dgen  und  die  Geschichte  Griechenlands  ist  niemals  von  auswar- 
feä  Mächten  beherrscht  worden. 

Ganz  anders  mussten  sich  die  Verhältnisse  gestalten,  als  im 
oiden  des  griechischen  Festlandes  Volkskräfle  rege  wurden,  welche 
M  dahin  geschlummert  hatten,  als  aus  denselben  Gebirgen,  von 
Biwi  ein  grofser  Theil  der  hellenischen  Nation  ausgegangen  war^ 
Ml  Neuem  Stämme  hervortraten,  welche  Staaten  bildeten  und  einen 
•■■(ats  auf  die  südlichen  Nachbarn  geltend   machten.     Sie  waren 


OR.I 


388 


DIE   LANDSCHAFTEN   IM 


(Ion  Ileüeiien  ungleich  ebenbürtiger,  als  die  Perser  und  Heder,  sie 
hatten  es  viel  leichter,  ilire  Ansprüche  geltend  zu  machen,  denn  sie 
waren  durch  keine  Meere  von  den  griechischen  Staaten  getrennL 
Zur  See  vermochte  nur  ein  schon  entwickelter,  küstehbeherrscheDdcr 
und  geldreicher  Staat  mit  den  Hellenen  es  aufzunehmen;  za  Lok 
konnten  auch  rohere  Yolkskräfte  die  gröfsten  Erfolge  erringen. 

Die  ersten  Versuche,  welche  gemacht  wurden,  um  die  Geschichle 
der  südlichen  Staaten  vom  Norden  abhängig  zu  machen,  gingen  von 
Thessalien  aus.  Keine  Landschaft  war  auch  von  Natur  mehr  daa 
geeignet.  Es  war  ja  die  nächst  gelegene  und  an  Ilülfsmittehi  reichste, 
die  natürliche  Ergänzung  der  südlichen  Halbinselländer.  Hier  mr 
aufserhalb  des  engeren  Hellas  am  meisten  hellenisches  Volk  wobh 
haft  und  der  Olymp  nach  alter  Uel)erlieferuug  die  richtige  Grame 
eines  hellenischen  Staalensystems.  Indessen  waren  die  polilisdKi 
Verhältnisse  zu  ungünstig,  als  dass  es  gelungen  wäre,  den  Schtm- 
punkt  der  hellenischen  Geschichte  nach  Thessalien  zu  verlegai.  Ue 
hierauf  gerichteten  Bestrebungen  gingen  von  Geschlechtern  aus,  dcifi 
Macht  eine  gewaltsam  geschaffene  und  darum  unsichere  war;  m 
waren  an  einzelne  Persönlichkeiten  geknüpft,  sie  acheiteitm  in  im 
Tode  lasons  (S.  345)  und  dem  Widerstände  Thebens,  wekbesft 
Pläne  einer  tliessalischen  Hegemonie  auf  immer  vereitelte,  ohne  A 
eigenen  Absichten  durchführen  zu  können. 

Nun  kam  die  Reihe  an  die  Landschaften  jenseits  des  Olym^ 
welche  die  südlichen  Halbinseln  mit  den  breiten  Landmassen  ia 
osteuropäischen  Contineuts  verbinden,  die  nordgriechischen  A^ 
landschaflen  mit  ilu^en  Hochgebirgen  und  grofsen  Stromthikn, 
Makedonien  und  Thrakien.  Diese  Landgebiete  waren  den  BettoNi 
bis  auf  die  Küstenstriche  fremd  und  unbekannt  geblieben;  siemRi 
seil  Jahrhunderten  als  ein  Barbarenland  angesehen  worden,  wekbes 
nur  dazu  bestimmt  sei,  durch  die  an  den  Küsten  angelegten  Pflant 
Städte  von  den  Hellenen  benutzt  und  für  ihre  Handelszwecke  9»- 
gebeutet  zu  werden.  Und  allerdings  macht  der  Oiympos  mit  des 
kambunischen  Bergen  einen  sein*  l)estimmten  Abschnitt  Es  begiuBl 
jenseits  eine  andere  Welt,  und  zwar  nicht  nur  in  der  «ofKRi 
Gestaltimg  des  Landes,  sonderu  auch  im  Klima  und  dem  giOKi 
Leben  der  Natur.  Thessalien  selbst  bildet  schon  den  Uebopsf 
zu  der  nördlichen  Region,  welche  in  diesen  Gegenden  viel  früher 
beginnt  als  in  Frankreich  und  Italien.  Jenseits  des  Oiympos  ge- 
deiht der  Oelbaum  und  die  südliche  Flora  nur  noch  an  besolden 


NORDEN   VON   GRIECHKNLAND.  389 

üDStigten  Plätzen,  namentlich  in  den  sonnigen  Sli^andebenen, 
ehe  sich  wie  ein  schmaler  Saum  um  Makedonien  und  Thrakien 
lang  ziehen.  Im  Binnenlande  herrscht  ein  mitteleuropäisches 
na,  welches  dem  Griechen  fremd  und  unlieimlich  ^var  und  welches 
h  in  Beziehung  auf  Kleidung  und  Nalining,  auf  Wohnung  und 
kehr  dem  menscliliclien  Leben  ganz  andere  Bedingungen  vor- 
rieb, als  diejenigen,  woran  die  Griechen  gewohnt  waren. 

So  tief  aber  solche  Unterschiede  auch  in  das  Culturleben  der 
ker  eingreifen,  so  können  sie  doch  die  Entwickelung  der  poli- 
ben  Verhältnisse  nicht  auf  die  Dauer  bestimmen.  Dieselben  An- 
UBoIichkeiteu,  welche  der  Sudländer  unter  fremdem  Himmel  ver- 
tat, reizen  den  Nordländer  nach  Süden  vorzudringen,  so  wie  ihm 
Schwäche  der  Nachbarstämme  Aussicht  auf  Erfolg  verspricht, 
1  der  Olympos  war  in  keiner  Beziehung  eine  solche  Gränze, 
Idle  die  jenseitigen  Landschaften  und  Völker  hätte  abwehren 
anen,  ihren  Antheil  an  der  griechischen  Geschichte  zu  fordern. 
I  griechischen  Halbinselländer  sind  ja  nur  die  Ausläufer  der 
riischen  Gebirgssysteme  und  wie  das  Land,  so  standen  auch  die 
nrofaner  diesseits  und  jenseits  des  Olympos  in  natürlichem  Zu- 
■menhange.  Es  musste  daher  eine  ganz  neue  Epoche  anheben, 
wie  dieser  Zusammenhang  geltend  gemacht  wurde,  so  wie  die 
oBeiien  aufhörten,  ein  von  Norden  her  unberührtes,  sich  selbst 
wriassenes  Leben  in  ihren  Staaten  zu  führen.  Mit  besonderer 
Aaerksamkeit  haben  daher  schon  diejenigen  Männer,  welche  die 
BMfaichte  der  Hellenen  zur  Zeit  ihrer  vollen  Selbständigkeit  dar- 
aban,  Herodot  wie  Thukydides,  auf  den  Norden  geblickt  und  die 
riea  Anfinge  von  Staatenbildung,  welche  sich  daselbst  wahrnehmen 
Am,  sorgfältig  beachtet. 

Passen  wir  nun  die  nördlichen  Landschaften  näher  in's  Auge 
ri  zwar  von  demselben  Punkte  aus,  welchen  wir  früher  als  den 
■poigspunkt  der  südlichen  Landbildung  bezeichnet  haben. 

Der  vierzigste  Breitengrad  ist  die  Gränzliuie  des  eigentlichen 
das.  Hier  ziehen  sich  die  Gebirge  aus  der  Verästelung,  welche 
t  lAdlichen  Landschaften  bildet,  in  ehicn  festen  Knoten,  den  Lak- 
IB,  zusammen.  Von  hier  setzt  sich  das  Gebirge,  welches  Thes- 
ka  und  Epeiros  scheidet,  in  gleicher  Richtung  durch  zwei  Breiten- 
lik  fort  Das  ist  der  Pindos,  das  hohe  Rückgrat  des  Landes 
Wien  Makedonien  und  Illyrien,  von  Süden  nach  Norden  gesti*eckt 
r  zu  dem  Punkte,  wo  es  in  die  nördlichen  Gebirgssysteme  eingreift. 


390  GLIEDERUNG    DER  LAKDSCUAFTEK. 

die  vom  adriatischen  zum  schwarzen  Meere  quer  hinüber  lieheiL 
Hier  findet  al>er  keine  unmittelbare  Verbindung  statt,  sondern  m 
bleibt  zwischen  der  dalmatischen  Alpenkette,  die  dem  adriatiflclMA 
Golfe  parallel  läult,,  und  dem  ßalkan  eine  breite  Lücke.  In  dim 
Lücke  greift  das  nördliche  Ende  der  Pindoskette,  der  heutige  Tschir- 
dagh,  wie  ein  mächtiges  Vorgebirge  hinein;  es  ist  der  Schlusspmkt 
der  griechischen  Halbiusclgebirge,  der  Skardos  der  Alten. 

Vom  Tschardagb  Iteginnen  unter  dem  42sten  Breitengrade  die 
Hoben,  weiche  gegen  Osten  ziehen  und  die  Donangewässer  von  dei 
Strömen  des  Archipelagos  scheiden,  die  Rückwand  des  thrakisritt 
Festlandes,  die  man  mit  dem  Gesamtnamen  des  Balkan  oder  Hanoi 
liezeichnet.  Es  ist  al>er  keine  ununterbrochene  Kette,  sondern  eiitt 
Keihe  von  Gebirgsknoten  (Rilostock  und  Perin) ,  von  wo  sich  nid 
Hauptzüge  aussondern,  ein  nördlicher,  der  eigentliche  Hämo«,  md 
ein  anderer,  welcher  sicli  südöstlich  herabzieht  und  das  KüstenliDd 
von  Thrakien  zu  einer  BergLindschaft  macht,  die  Rhodope. 

Die  beiden  Gebirge,  die  am  Tscliardagh  im  rechten  Winkd 
zusammentreifen,  Pindos  und  Hämos,  bilden  die  Einfassung  der 
grofsen  Fiussgebiete,  welche  den  Norden  der  griechischen  \9A 
auszeichnen,  zwei  westliche,  die  Tlialer  des  Haliakmon  und  Axioi. 
zwei  östliche,  die  des  Nestos  und  llebros,  in  der  Mitte  das  TU 
des  Str>'mon. 

Diese  Flusslandschaften  hal)cn  das  Gemehisame,  dass  sie  dmdi 
die  Hüchgebirge  vom  adriatischen  Seegebiete  so  wohl  wie  von  den 
Donuuniederungen  abgesondert,  dagegen  durch  den  Lauf  ihrer  Ge- 
wässer alle  auf  das  ägäische  Meer  angewiesen  und  zur  Theilnahiiie 
an  seinen  Angelegenheiten  aufgefordert  shid.  Andererseits  sind  aber 
die  ehischliersemlen  Gebirge  an  einzelnen  Punkten  durchbrocbes 
und  dadurch  ist  der  llelKTgang  nach  den  jenseitigen  Landschaften 
(wie  namentlich  von  den  Axiosquellen  nach  dem  Moravalhale  und 
vom  Hebros  zum  Isker  oder  Oskios  liinüber)  so  sehr  erkicbterl 
dass  es  den  Völkern,  welche  in  jenen  Flussthälern  lebten,  nahe 
gelegt  wurde  auch  nach  dem  höheren  Norden  vorzugreifen,  und  9» 
ist  ihren  Staaten  der  Beruf  gcgelien,  die  Donauländer  mit  der 
Küstenweit  des  Archipelagos  in  Verbindung  zu  setzen. 

Was  aber  die  innere  Gliederung  der  Ijandscliaflen  betr^ 
welche  wir  Makedonien  und  Thrakien  nemien,  so  sind  dieselbeB 
durchaus  nicht  in  der  Weise  geschieden,  dass  etwa  die  beiden  «^* 
liehen  Flussgebiete  und  dann  wieder  die  beiden  oder  die  drei  (etücim 


DAS   THRAKISCHE    REICH.  39 L 

msamnien  ein  iiatniiich  beg:i*üiizles  und  in  sich  znsammengt'lioriges 
jebiet  bildeten.  Namentlich  kann  das  Stryniontlial  dien  s<>  gut  zur 
Milchen  wie  zur  westlichen  Hälfte  gerechnet  werden.  Deshalh  liat 
lier  auch  niemals  eine  feste  Staatengränze  hestandcn,  sondern  jede 
leichsmacht,  welche  sich  in  diesen  Landschaften  entwickelte,  hat 
ich  nach  Osten  oder  nach  Westen  von  einem  Fhissgehiete  zum 
nderen  auszubreiten  gesu(^ht. 

Der  wichtigste  Theil  der  östlichen  Landschaft  ist  das  SU*om- 
;ebiet  der  Maritza,  des  alten  Hehros.  Er  hat  seine  Quellen  am 
tih>stocke,  welchen  Aristoteles  Skomhros  nennt,  und  strömt  von 
kNt  erat  dem  Balkan  parallel  und  dann  nach  einer  scharfen  Lm- 
■egung  (bei  Adria]ioi>ei)  am  Fufse  der  Hhod(»pc  entlang,  südwärts 
n  das  Meer. 

Als  König  Darius  auf  seinem  Skythenzuge  dmxh  Thrakien  kam, 
and  er  im  Uebrosthale  die  Odrysen  ansässig,  welche  damals  nur 
dnen  der  vielen  neben  einander  wohnenden  Stämme  des  lindes 
üldeten.  Nach  den  Perserkriegen  gelang  es  ihrem  Häuptlinge  Teres 
nie  gröfsere  l^lacht  zu  Stande  zu  bringen  und  seinen  Stamm  an 
Ke  Spitze  des  Volks  zu  stellen.  Er  hinterliei's  seinem  Sohne  Sitalkes 
sin  ansehnliches  Königthum,  das  seinen  Mittel|)uiikt  in  der  reichen 
Xiederung  von  Adrianopel  hatte,  aber  nördlich  bis  zur  Donau,  östlich 
bis  an  das  schwarze  Meer  reichte  und  die  VölkersclialXen  der  um- 
liegenden  Gebirge  hi  Abhängigkeit  brachte;  er  ging  nach  Westen 
Iber  den  Strymon  hinaus  und  bahnte  die  ersten  Wege  durch  das 
Kckidit  des  Kerkinegebirges,  um  die  Päonier  im  Axiosthale  seinem 
Beiche  euizuverleiben. 

Das  war  das  erste  nationale  Reich  im  Norden  des  Archii)elagos, 
an  Reich,  welches  eine  Fülle  von  Volkskräften  in  sich  vereinigte. 
Sali  doch  das  Thrakervolk  für  das  zahlreichste  und  mächtigste  aller 
Kftiker  im  Bereiche  des  Mittelmeers,  und  wie  schwer  hal>en  die 
klhener  die  zähe  Tapferkeil  desselben  l>ei  ihren  Ansiedelungen 
»pfänden! 

Sollte  das  lieicb  ehie  ZukunlX  haben,  so  musste  es  am  ägäischen 
leere  Einfluss  gewinnen.  Dazu  wurde  der  Anfang  gemacht,  indem 
Dan  mit  der  nächsten,  bedeutenderen  Gricchenstadl.  mit  Abdera 
'amilieu Verbindungen  anknüpfte  und  so  den  Eintritt  des  frem- 
Icn  Füratenhauses  hi  die  griechischen  Staatenvcrhällnisse  vor- 
lereitete.  Des  Sitalkes  Schwager,  >'ymi>hodoros,  war  der  Vermittler 
nit  Athen,    wo   man    zeitig   erkaimte,    welche  Bedeutung  für  den 


392  THRAKIEN   UND   ATHEN. 

altischen  Seestaal  ein  thrakisches  Reich  habe,  welche  Gefahrm  und 
welche  Yortheile  es  bei  dem  ausbrechenden  Kriege  mit  Sparta  da 
Athenern  bringen  könne.  Man  versäumte  daher  nichts,  um  das 
nonlische  Königshaus  zu  ehren;  man  benutzte  die  alten  Yolkssagea 
von  Tereus  und  Prokne,  um  die  Familie  des  Teres  als  eine  des 
Athenern  stammverwandte  darzustellen;  man  betrachtete  das  Bund- 
niss  mit  Sitalkes  als  die  wcrthvoUste  aller  auswärtigen  Yerhiiidim^ 
und  Aristophanes  lässt  in  seinen  *Acharnern'  die  Gesandten  berichteo, 
dass  Sitalkes  wie  ein  zärtlicher  Liebhaber  für  die  Stadt  der  Alhener 
schwärme  und  ihren  Namen  auf  alle  Wände  schreibe,  und  dan 
sein  Sohn,  Sadokos,  der  Ehrenbürger  Atliens,  kein  sehnlkbaa 
Verlangen  trage,  als  an  den  Festschmäusen  seiner  neuen  Heimalk 
Theil  zu  nehmeu. 

Es  sollte  aber  das  431  geschlossene  Bündniss  auch  ein 
politische  Bedeutung  gewinnen.  Es  wurde  ein  grofter  Kriegsn| 
verabredet.  Von  Norden  die  Odr>'sen,  von  der  See  die  Atheno; 
so  wollten  sie  zusammen  die  tückische  Feindschaft  des  PerdiUoi,  ; 
welcher  beide  Theile  lieleidigt  Iiatte,  so  wie  den  Trotz  der  Pdi- 
däaten  und  der  Chalkidier,  welcher  den  Athenern  so  viel  za  schafei 
machte,  niederwerfen,  und  wer  hätte  einer  solchen  Macht  wida<- 
stehen  können! 

Mit  150,000  Mann  rückte  Sitalkes  aus  dem  Hebrosthaie  tot. 
Es  war  ein  Völkerheer,  wie  es  seit  Xerxes  nicht  gesehen  word« 
war.  Mit  Zittern  erkannte  man  zum  ersten  Male  die  Macht  de» 
Nordens;  alle  Naclibanölker ,  ganz  Thessalien  waren  in  Angst  ui 
iine  Freiheit,  und  die  Staaten,  welche  gegen  Athen  hielten,  sahn 
sich  schon  von  zwiefacher  Uebermacht  erdrückt. 

Aber  so  grofsartig  das  Unternehmen  begonnen  hatte,  so  erfolg- 
los verlief  es  nach  einem  Feldzuge  von  dreifsig  Tagen.  Die  Athmr 
blieben  aus,  sei  es  aus  Falniassigkeit,  sei  es,  dass  auch  sie  vor  der 
Uebermacht  des  Bundesgenossen  und  vor  den  Folgen  seiner  Ein- 
mischung in  die  griechischen  Verhältnisse  eine  Angst  heschlidi. 
Auch  in  Thrakien  änderten  sich  die  Dinge.  Sadokos  muss  fnlb 
gestorlien  sein.  Denn  als  Sitalkes  424  gegen  die  Triballer  fiel 
folgte  sein  Neffe  Seuthes,  der  schon  fiiiher  gegen  Athen  Part« 
genommen  hatte.  Seuthes  liefs  sich  von  Perdikkas  gewuioea 
welcher  ohne  Zweifel  dem  jungen  Könige  deutlich  zu  inacbeB 
wiisste,  dass  die  Fürsten  des  Nordens  keine  verkehrtere  Polilik 
treiben  könnten,  als  wenn  sie  in  einfältigem  Philhellenismus  Atbes 


DAS  REICH    DES  8EUTHE8.  393 

ientötiten,  den  geßhrlichsten  Widersacher  ihrer  Machlver- 
bening. 

Unter  Seuthes   stand   Thrakien    in    höchster  Bhlthe.     Es  war 

snsunmenhängendes   Reichsland   von   Alxlera    bis    zur   Donau, 

I   Bynnz   bis   zum   Strymon,    ein  wohlgeschlossenes  Binnenland 

1  mi^eich  Ton  drei  Meeren  bespult,    durch  seine  I^ge  lierufen, 

UebergSnge  nach  Asien  zu  beherrschen  so  wie  die  Verbindungen 

ichen  dem  Pontos  und  dem  Archipelagos.     Den  Kern  des  Reichs- 

bQdeten  die  Thraker  des  Hebros  zwischen  Hämos  und  Rho- 

;  dazu  kamen  die  Geten,  welche  jenseits  des  Ilamoa  bis  zur 
wohnten,  berittene  Bogenschützen  wie  ihre  Nachbarn,  die 
fthen;  dann  die  säbelführenden  Thraker  der  Rhodope  und  der 
grinienden  Gebirge;  den  vierten  Heerhaufen  endUch  bildeten  die 
onier.  Das  Land  war  reich  an  allen  Hülfsquellen,  an  Korn  und 
erden,  an  Gold  und  Silber.  An  jährlichem  Tribute  kamen  400 
leDle  Silber  ein  und  aufserdem  eine  nicht  geringere  Summe  in 
fB  Ton  Geschenken  an  Zeugen,  Hausgeräthen  u.  s.  w.  Der- 
Biciien  Huldigungsgeschenke  wurden  nicht  nur  dem  Könige  dar- 
Ineht,  sondern  auch  seinen  Statthaltern  in  den  verschiedenen 
ririnien  und  den  Reichsbeamten. 

Ein  solcher  Staat  war  im  Umkreise  des  ägäischeu  Meers  noch 
cht  dagewesen;  er  schien  eine  entscheidende  Bedeutung  gewinnen 
I  mflnen.  Schon  waren  unter  den  tributzahlenden  IJnterthanen 
Kh  griechische  Städte.  Die  Zahl  dersellien  musste  sich  mehren; 
i  dem  innem  Wohlstande  und  der  blühenden  Industrie  musste 
Nh  Seehandel  und  Flottenmacht  kommen.  Wie  sollte  es  da  den 
Ihneni  gelingen,  ihre  schon  so  wankelmütliigen  (Kolonien  zu 
ikn?  Damm  versuchten  auch  die  Spartaner  schon  zur  Zeit  des 
hrihes,  die  thrakische  Macht  mit  Athen  zu  verfeinden.  Ks  schien 
k  Zeit  gekommen  zu  sein,  wo  die  Entscheidung  der  griechischen 
inpfe  in  den  Händen  der  thrakischen  Könige  lag. 

Aber  das  Reich  hatte  keinen  Bestand.  Nach  Seuthes  zerfiel 
I  in  einzelne  Fürstenthümer,  und  dadurch  wurde  die  drohende 
iUr  Ton  Athen  abgewendet.  Das  Land  der  Thraker  war  von 
Mir  nicht  dazu  geeignet,  eine  feste  Einheit  zu  bilden.  Die  durch- 
tnden  Gebirgszüge  beförderten  das  .Auseinandergehen  der  müh- 
Ü  vereinten  Stämme,  welche  immer  nur  in  lockerem  Zusammen- 
Mge  mit  einander  gestanden  hatten^). 


39 1  DIE  gebir(;k  UiNd  die 

Anders  und  ^listiger  Ovaren  die  Verhältnisse  iu  Makedonin. 
Freilich  ^var  auch  hier  eine  gi'ofse,  die  Einigung  des  Gannen  ii 
hohem  (Irade  erschwerende  Mannigfaltigkeit  der  Bodenverhältnisse. 
Denn  an  der  Ostseite  des  Pindos  lindet  weder  eine  ausgedehnte 
Plateauhildung  noch  eine  einfache  AlMlachuug  statt,  sondern  es 
strecken  sich  von  der  (^entralkette  mehrfache  Seitenarme  vor  lai 
gliedern  die  LandschalX,  indem  sie  eine  Reihe  von  Thalbecka 
hilden,  welche  kreisförmig  eingeschlossen  über  und  neben  einander 
iegen  und  für  die  Geschichte  des  Landes  ihre  groCse  Bedeutoig 
haben. 

Zuerst  das   obere  Vistritzathal  (Thal  des  Ilaliakmon)  zwiachn 
dem    Pindos   und    einem    Parallelzuge,    welclier    sich    so   nahe  m 
die  kambunischen  Berge  heranzieht,    dass  sich  der  Haliakmon  dv 
durch  eine    enge  Schlucht  aus  dem  Thalriuge  herauswindet    Dies 
Thal  war  die  alte  EHmeia,    und  weiter  hinauf  in  den  Winkel  des 
Gebu'ges,  wo  sich  aus  einem  See  die  felsige  Halbinsel  von  Kastam 
hebt,  erstreckt  sich   die  alte  Orestis.     So  euigeschlossen  und  akge- 
legen  aber  auch  das  Haliakmouthal  erscheint,  so  hat  es  doch  «kr 
wichtige  Verbhidungen.     Denn    nordwestUch    von   Kastoreia  dwck- 
brichl  den  Pindos  eine  tiefe  Quers|>alte,    durch   welche  ein  aa  fa 
Ostseite  des  Gebirgs  entspringender  Fluss  (Devol)  nach  dem  adri^ 
tischen  Meere  ablliefsl.     liier  ist  also  ein  natürliches  Gebirgstbor. 
welches    nach  Albanien    hinüber  führt,    die    einzige  Lücke  in  des 
sonst  ununterbrochenen  Zuge  i\ov  Centralkette,  wahrend  andererseits 
durch   die  kambunischen  Berge  ein  leichter  Uebergang  vom  Haliak- 
mon zur  thessalischen  Peneiosebene  gegeben  ist. 

Gegen  Osten  liegt  ein  aiuleres  Langthal  zwischen  dem  Haliak- 
mon thale  und  dem  Bermion,  welches  den  Hand  gegen  die  Küslea- 
el>ene  bildet,  das  Becken  von  Ostrovo,  die  Landschaft  der  Eorfier, 
wo  sich  aus  Seen  und  Bächen  die  Gewässer  sammeln,  die  als 
Ludiasfluss  in  das  Meer  münden. 

ISördHch  von  der  Eordaia  und  der  Orestis  liegt  ein  drittem 
Thalbecken,  das  Quellthal  des  Erigon,  welches  der  4l8te  Grad 
schneidet,  das  heutige  Becken  von  Bitolia,  angelehnt  an  den  Haapt- 
zug  der  nordlichen  Pindoskette,  über  welche  ein  bequemer  Verfcekr 
mit  den  albanischen  Landschaflen  staltüudet.  liier  war  im  ÜKT' 
thume  der  Wohnsitz  der  Lvnkesten  und  weiter  nönllich  der  Pda- 
gonen.  Endlich  das  Vardarthal,  das  vom  Axios  bewässerte  Uocb- 
thal  (Paraxia),  das  nördlichste  des  ganzen  Gebirgssystems,  von  hobefi 


GEWÄSSER  makehonikns.  395 

Jpenketten  begränzt,  von  zahlreichen  Quellbächcn  genährt,  deren 
eniste  der  Morara  nahe  liegen,  die  imterhalh  Belgrad  in  die  Donau 
Hflndet 

Das  sind  lauter  ringförmige  Decken,  deren  felsige  Umgürtungen 
nur  an  einer  Stelle  durchbrochen  werden,  nrspninglich  Secthäler, 
rie  auch  die  noch  vorhandenen  Landseen  anzeigen,  also  im  Ganzen 
mter  Wiederholungen  der  thessalischen  Ebene,  mit  welcher,  wenn 
Mm  Ton  Süden  kommt,  die  Reihe  der  Kesselthäler  an  der  Ostseite 
lea  Pindos  beginnt.  Aber  während  Thessalien  durch  den  gemein- 
amen  Landesiluss  zu  einer  natürlichen  Einheit  verbunden  wird 
nid  an  zwei  Stellen  zum  Meere  sich  öffnet,  so  ist  es  in  Makedonien 
■n  Tom  Meere  entlegenes,  vom  Uferlande  abgeschlossenes  und  schwer 
■gliiglicbes  Hochland,  welches  wieder  in  sich  mehrfach  getheilt  ist, 
nd  die  Scheidungen,  welche  zwischen  den  einzelnen  Thalbccken 
bnlehen,  sind  zum  Theil  erheblicher  als  die  äufsere  Umgrrmzung 
Im  ganzen  Landes;  denn  die  Parallelketten  des  Pindos  überragen 
nm  Theil  die  Höhe  der  Hauptkette  und  man  kann  aus  Makedonien 
kkhter  nach  Thessalien,  nach  Illyricn  imd  nach  der  Donau  gelangen, 
ik  von  einem  Thale  zum  anderen.  Unter  diesen  L^mstanden  war 
MM  politische  Einigimg  des  Landes  in  hohem  Grade  ei*schwert 
od  die  Gefahr,  war  hier  noch  gröfser  als  in  Thrakien,  dass  eine 
Anerhafte  Reichsbildung  nie  zu  Stande  kommen  wurde. 

Indessen  hat  die  Natur  in  einer  sehr  merkwürdigen  Weise 
Mir  gesorgt,  die  Bewohner  des  vielgeglicderten  Hochlandes  aul 
fiugang  unter  sich  und  mit  dem  Kustenlande  auf  das  Deutlichste 
Unnweisen,  und  zwar  durch  den  Lauf  der  Gewässer.  Denn  aus 
dM  Bergwinkeln  der  Orestis  windet  sich  der  HaliakuKm  hervor, 
■I  der  Eordaia  der  Ludias;  der  Erigon  bricht  in  das  Thal  des 
AziM  durch,  und  alle  diese  Gewässer,  so  weit  entlegen  von  ein- 
■der  audi  ihre  Quellen  sind,  wenden  sich,  nachdem  sie  sich  aus 
Arb  Bergkesseln  befreit  haben,  derselben  Seeküste  zu,  um  hier  ui 
tter  und  derselben  Seebucht  eine  so  gut  wie  gemeinsame  Mündung 
M  lüden.  Während  also  die  tlu*akischen  Flüsse  in  lauter  getrenn- 
tai  Parallelthäleni  laufen,  werden  die  makedonischen  zu  einem 
HuM  und  dienen  dazu,  Hochland  und  Kustenebcne  zu  verbinden 
M  zngleiGh  den  Stämmen  des  Hochlandes  die  Richtung  vorzu- 
iMdmenf    wohin   sie    ihr  Augenmerk    und    ihre   Kraft   zu    wenden 

¥on  Natur  ist  kein  gi*öfserer  Gegensalz  zwischen   zwei  Hälften 


396  DAS   KÜSTENLAND. 

eines  Lindes  denkbar,  wie  zwischen  der  offenen  Sirandebene  nnd 
dem  Inirgartig  verschlossenen  Hoclilande.  Daher  hatte  auch  d» 
Küstenland  seine  eigene  Geschichte.  Makedonier  nannte  nun  mir 
die  Hochländer;  unten  an  der  schönen  Bucht,  welche  sich  zwischet 
dem  waldigen  Fufse  des  Olympos  und  den  gegenüberiiegOMki 
Khpi)en  der  chalkidischen  Vorgebirge  tief  in  das  Land  heremzidit 
bis  zu  der  Ecke,  wo  die  warmen  Quellen  entspringen,  wekhe  dar 
Stadt  Therma  (später  Thessalonike)  den  Namen  gegeben  baboi, 
waren  ganz  andere  Stämme  zu  Hause.  Therma  war  der  alte  Haupt- 
ort  von  Emathia,  wo  die  Bottiäer  wohnten  in  dem  Deltalande  dff 
makedonischen  Flusse.  Die  Bottiäer  waren  keine  Eingeboreim. 
Sie  leiteten  ihren  Ursprung  von  Kreta  her,  hatten  von  dort  ihm 
Apollodienst  und  fühlten  sich  mit  entfernten  Küstenländern,  nament- 
lich mit  Attika,  in  alten  verwandtschaftlichen  Beziehungen.  Weittf 
gegen  Süden  safsen  die  Pierier,  die  Diener  der  Musen  und  dei 
Dionysos,  ein  Stamm,  welcher  durch  seine  frühe  Cultur  auf  du 
ganze  Volk  der  Hellenen  in  Kunst  und  Gottesdienst  einen  sehr 
wichtigen  Einfluss  gehabt  hat. 

Zu  diesen  Küstenstämmen,  welche  sich  in  der  vorgeschichtlichi 
Zeit  an  der  makedonischen  Bucht  niedergelassen  hatten,  kamen  dm 
die  Pflanzbürger  griechischer  Handelsstädte,  namentlich  die  Karf- 
leute  aus  Eul)oia.  Sie  schlössen  sich  der  älteren  Bevölkerung  ia 
friedlicher  Weise  an;  zwischen  den  Pieriern  und  Bottiäem  erwuchs 
die  Pflanzstadt  von  Eretria,  Methone,  und  die  ganze  Küste  wanie 
in  den  Handelsverkehr  hereingezogen,  welchen  die  Euböer  an  kt 
Nordküste  des  Arcbipelagos  eröffneten  (um  Ol.  12;  730). 

Während  Emathia,  das  durch  die  Meeresnähe  so  wohl  wie 
durch  Klima  und  Vegetation  schon  von  Natur  zu  Hellas  geborte, 
auch  von  hellenischer  Bildung  völlig  durchdrungen  war,  lag  da» 
oliere  Makedonien  ganz  im  Dunkel  autochthonischer  Zustände,  jact 
wurde  dem  hellenischen  Volke  immer  mehr  entfremdet  Denn  ^l^ 
sprünglich  war  es  kein  fremdes  Land.  Gingen  doch  deutliche  Erin- 
nerungen des  hellenischen  Volkes  auf  eine  Zeit  zurück,  wo  eine 
enge  Verbindung  zwischen  ihm  mid  den  Makedonien!  bestanden 
hat!  Von  den  Doriern  bezeugt  Herodot,  dass  sie  selbst  mvai 
Makedonier  gewesen  seien,  wie  es  ja  vorkommt,  dass  Einzelstämmd 
welche  einem  gröfseren  Volksganzen  angehören,  aus  demselben  htf- 
vortreten  und  zeitweise  wieder  in  dasselbe  zunicktreten.  DcshaÄ 
rechnete  man  auch  den  Stammvater  des  makedonischen  Volks  unter 


DAS  VOLK   DER  MAKEDONEN.  397 

lie  Söhne  des  Pelasgos;  mau  nannte  ihn  einen  Sohn  des  Lykaon, 
ies  Ahnen  der  pelasgischen  Arkader,  und  wenn  die  Sprache  der 
hkedonier  den  Griechen  unverstandlich  war,  so  war  dies  ja  auch 
ei  den  Yölkerschaflen  am  Actieloos  der  Fall,  welche  doch  Niemand 
om  Stamme  der  griechischen  Nation  wird  abtrennen  wollen.  Die 
lellenen  der  klassischen  Zeit  waren  gegen  alles  Fremdartige  in 
Iprache  und  Sitte  in  hohem  Grade  empfindlich  und  liebten  es  sich 
ft  enger  Begränzung  gegen  aufsen  abzusondern,  so  dass  sie  auch 
taminverwandte  Völkerschaften  als  Ausländer  und  Barbaren  ansahen, 
lenn  sie  sich  ihnen  fremd  gegenüber  fühlten.  Dies  Fremdsein 
leruht  auf  Unterschieden  der  Cultur  und  deshalb  kann  das  Gefühl 
livon  Aber  die  ursprüngUchen  Völkerverhaltnisse  nicht  ent- 
Aeidend  sein. 

Was  die  spärlichen  Ueberreste  der  makedonischen  Sprache  be- 
Irin, so  erkennt  man  darin  griechische  Stamme,  man  findet  Formen 
Iv  iolischen  Hundart,  auch  solche  Wörter,  die  zu  dem  alten  Ge- 
Bongute  der  Griechen  und  Italiker  gehörten.  Auch  in  den  Sitten 
ttr  Makedonier  findet  sich  Manches,  was  mit  den  ältesten  Gewohn- 
kiten  der  Griechen  übereinstimmt;  so  z.  H.  das  Sitzen  bei  den 
lUdieiten.  Endlich  hat  sich  auch  im  öfTentlichen  Lel)en  manches 
UlgwAische  erhalten,  vor  allem  das  Fürsten thum,  welches  im 
Midkischen  Leben  der  Griechen  meistens  so  frühe  untergegangen 
vv.  Wie  in  der  heroischen  Zeit  war  der  Fürst  bei  den  Makedonien! 
Okirichter,  Oberfeldherr  und  Oberpriester;  aber  kein  Volksgebieter 
Mdb  morgenländischer  Weise,  kein  Despot,  vor  dem  alle  anderen 
Btthte  verschwinden,  sondern  das  Volk  ist  auch  dem  Fürsten  gegcn- 
ikr  seiner  Freiheit  und  seiner  Berechtigung  sich  bewusst;  die 
Intlidien  Vollmachten  sind  durch  gesetzliches  Herkommen  geregelt; 
neu  malislose  Vollgewalt  eines  Einzelneu  ist  wie  bei  den  Griechen, 
*  anch  bei  den  Makedoniern  eine  entschiedene  Abneigung.  Neben 
ta  FArsten  stehen  edle  Geschlechter,  deren  Mitglieder  eine  Ge- 
MKOsdiaft  bilden,  die  in  vertrauterer  Lebensgemeinschaft  mit  dem 
Vbiten  stehen,  mit  ihm  zu  Wallenthaten  ausziehen.  Gefahren  und 
Agnehren  mit  ihm  theilen.  Eni  solcher  Kriegsadel,  wie  ihn  die 
kiBerischen  Gedichte  uns  in  den  Gefolgschaften  der  Könige  vor 
Aigea  führen,  erhielt  sich  im  makedonischen  Berglandc,  weil  hier 
htai  sttdtisches  Leben  stattfand,  welches  die  Unterschiede  der  Stände 
üngieicht  und  im  Bürgerthume  einen  neuen  Stand  henorrufL  Die 
den  griechischen   Stamme    verwandte  Nationalität   der  Makedonier 


398  MAKGDONIER   UND   ILLTRIER. 

blieb  aber  nictit  frei  von  Mischungen,  welche  die  ursprön^iche 
IJebercinstiininung  trübten  und  den  Volkscharakter  ?eriiiderteiL 
Dies  fremde  Element  waren  aber  vor  allen  Illvrier,  deren  ToUumaHe 
sich  von  Nordwesten  her  weit  ins  Binnenland  verzweigte  und  dmtl 
die  oben  erwähnten  Pindospässe  auf  die  östliche  Abdachung  ans* 
breitete,  ein  wildes,  räuberisches  Volk,  l)ei  dem  Kinderopfer  vor  dar 
Schlacht  dargebracht  wurden  und  das  Tättowiren  Sitte  war.  Je 
mein*  nun  die  edlei*en  imd  begabteren  Volkszweige,  wie  die  Doricr, 
von  den  Makedoniern  sich  abgelost  hatten,  um  so  weniger  komitiei 
die  in  den  Bergen  zurückgebliebenen  sich  des  Andranges  der  ncst- 
licheu  Barbaren  erwehren.  Makedonisch  und  illyrisch  ging  vieÜKk 
in  einander  über;  Kleidung,  Haarschur,  Sprache,  Sitte  wurden  nch 
ähnlich,  so  dass  allmähhch  ülier  das  ganze  breite  Festland  vom  Snak 
von  Kerkyra  bis  Thrakien  hin  sich  eine  gewisse  Uebereinstimmong 
der  Volksart  bildete  und  die  ursprünglichen  Gegensätze  zwischei 
Makedonien  und  Illyrieii  verwischt  wurden.  Auf  diese  Weise  mr- 
den  Makedonier  und  (iriechen  einander  entfremdet,  und  je  voikr 
sich  im  Süden  die  griechische  (üultur  entfaltete,  um  so  mehr  f^ 
wohnte  mau  sich  die  alten  Volksgenossen  als  eine  grundverscUe- 
dene  Menschenrace  anzusehen  und  zu  verachten.  Bfan  nahm  sie  fir 
Leute,  die  unbeiahigt  seien,  ein  poHtisches  Leben  zu  (Ohren,  ni 
welche  daher  von  Natur  dazu  bestimmt  seien,  wie  die  anderen  Baf- 
baren,  den  Hellenen  Sklaven  zu  liefern.  Ja  nicht  einmal  gute  Skla- 
ven, meinten  die  Athener,  koime  man  aus  Makedonien  bekommen^ 

So  lagen  Hochland  und  Küstenland,  Makedonien  und  EmathieD, 
wie  zwei  ganz  verschiedene  Länder  neben  einander.  Von  dem  scluttkn 
Küslensaume  konnte  keine  £rol)erung  und  Hellenisirung  des  Hoch- 
landes ausgehen;  eine  gemeinsame  Landesgeschichte  war  also  mr 
möglich,  wenn  unter  den  makedonischen  Stammen  ein  bOhertt 
l^ben  erweckt  wurde,  welches  eine  staatliche  Entwicklung  mdglkh 
machte.  Diese  Erweckung  konnte  aber  nicht  von  innen  erfolfn; 
es  bedurfte  äufserer  Einwirkungen,  durch  welche  die  den  GriedM 
verwandten  Volkselemente  von  Neuem  zur  Geltung  kamen;  es  mussta 
Hellenen  in  den  Norden  konmien,  um  hier  zu  politischen  Eat- 
wickelungen  den  Anstofs  zu  geben. 

Von  verschiedenen  Seiten  mögen  solche  Einwirkungen  8tatt|^ 
funden  haben,  ohne  dass  sich  eine  Kunde  davon  erhalten  haU  Ke 
älteste  Uelierlieferung  weist  nach  dem  westlichen  Meere  hin. 

Die  Küsten  lUvriens  waren  schon  in  ältester  Zeit  von  ausinr' 


GRIECHISCHE   EINWANDERUNG.  399 

igen  Schiffern  besucht.  Ill^rios  nannte  man  einen  Sohn  des  Kad- 
aoB,  und  wie  das  Meer,  welches  die  Küsten  von  lllyrien  und  Epei- 
M  bespült,  seit  ältester  Zeit  das  ionische  hiefs,  so  kaiuite  man  aucli 
■  den  Küsten  altionische  Ansiedelungen.  Dann  nahmen  die  Ko- 
mther  die  Goloiiisation  dieser  Gegenden  in  ihre  Hand  und  dehnten 
üt  unermüdlicher  Betriebsamkeit  iiire  Handelsverbindungen  auch 
nch  dem  Binnenlande  aus.  So  erklart  sich  der  UinsUind,  dass  wir 
luselbe  korinthische  Adelsgeschlecht,  welches  in  den  verschiedensten 
Seienden  Griechenlands  und  Italiens  der  Trager  hellenischer  Cullur 
{Bwesen  ist,  auch  im  makedonisch -illyrischen  Berglande  antreffen. 
Mb  Bakchiaden  tiatten  (Ue  engsten  Verbindungen  mit  makedonischen 
BinpÜingen,  und  namentlich  waren  es  die  Häuptlinge  im  Stamme  der 
LjBkesten,  welche  sich  <ler  Verwandtschaft  mit  den  korinthischen 
Horakliden  rühmten.  Die  Lynkesten  waren  am  Erigon  ansässig, 
lief  im  Binneiilande,  von  beiden  Meeren  gleich  weil  entfernt;  <locli  ist  ge- 
rade hier  jenes  Gebirgsthor  nach  Westen  gifoflnel  (S.  394)  und  das 
Tkil  des  Apsos,  welcher  zwischen  den  korinthischen  Pilanzstadten 
Efidamnos  und  Apollonia  nulndet,  ITihrl  hier  in  das  Uuellland  des 
ftigon  and  die  Wohnsitze  der  Lynkeslen  hinaul*. 

Denselben  Wegen,  welche  die  Koriniher  eroflhet  haben,  suid 
Mü,  wie  es  scheint,  auch  Herakliden  von  Argos  gefolgt;  deim  He- 
vrist  wusste,  dass  die  Ahnen  d(*r  makiMlunischcn  Fürsten  erst  in 
Byrien  ansässig  gewesen  und  von  dort  nach  Makedonien  herfiWr 
lekMiimen  wären.  Durch  die  Ankunft  dieses  (i<'schlechts  wurde 
don  Lande  der  erste  Anstofs  zu  [»olilischer  Einigung  gegeben,  wie 
■a  aus  einheimischen  Elementen  niemals  zu  Stande  gekommen  wäre. 
lUedonien  ist  darum  wesentlith  ein  dynastischer  Staat  und  seine 
lochflgeschichte  eine  Geschichte  seiner  Fürsten. 

Diese  Fürsten    nannten    sich   Temenidm  d.  h.   sie  ehrten  als 

im  Ahnherrn  denseliMm  Temen<»s,   welcher  für  d(m  (iründer  der 

baUidendynastie  im  i)elopoimesischeu  Argos  galt.    Nun  wissen  wir 

W  den  Unruhen  in  Argos  währeiul  der  Köiiigszeit,  von  dem  Hader 

kr  Herakliden  mit  dem  dorischen  Kriegsvolke,  von  der  Flucht  eines 

boigs  Pheidon  nach  Tegea.     Es  ist  also  sehr  glaubhaft,  dass  wäh- 

iM  jener  Wirren  einzelne  Mitglieder  des  Fürstenhauses  auswanderten, 

Ml  sich  für  ihre  Thatenlust  einen  günstigeren  Si'haii platz  aufzusuchen, 

4i  die  engen  und  verw<»rrenen  Verhrdtnisst^  der  lleimath  ihnen  dar- 

iNMeD,  und  die  Ue])erlieferung  nennt  den  Bruder  jenes  Pheidon  als 

daqeuigenf  welcher  von  den   peh»poimesischen  Küsten   nach  Make- 


400  VORDRINGEN  DER  ARGEADEN. 

douieii  gekommen  sei.  Der  Name  Karanos,  der  dem  Einwandenr 
gegeben  ^vird,  bezeichnet  die  fürstliche  Stellung,  welche  die  TeM- 
iiiden  in  ihrer  neuen  Heimath  zu  gewinnen  wussten.  Es  wieder* 
holten  sich  hier  die  Thatsachen  der  lieroenzeit.  Denn  wie  «Ml 
aus  Asien  die  stadtgründcnden  Geschlechter  nach  Böotien  und  Aifjm 
gekommen  waren,  so  waren  es  jetzt  argivische  Fürsten»  wdche  ii 
den  Norden  kamen  und  durch  ihre  geistige  lleberlegenheit  im  Stande 
waren,  die  Bevölkerung  der  Hochlande  um  sich  zu  sammebi. 

Dass  die  Peloponuesier  den  Wegen  folgten,  welche  Korintk, 
die  Haupthandelsstadt  der  Halbinsel,  eröffnet  hatte,  ist  an  sich  sekr 
wahrscheinlich  und  wird  noch  dadurch  bestätigt,  dass  der  ento 
makedonische  Wohnsitz  der  Temeniden  die  Orestis  wbt,  jene  und* 
Schaft  an  den  Quellen  des  Haliakmon,  Illyrien  benachbart  und  lu- 
mittelbar  im  Süden  von  dem  Gaue  der  Lynkesten.  In  dieser  Laai- 
Schaft  war  der  Haüptort  Argos,  von  dem  die  makedonischen  Temenidn 
den  Namen  der  Argeaden  führten^). 

Wo  Hellenen  herrschen,  drängen  sie  gegen  das  Meer.  Aock 
die  Argeaden  koimten  es  im  Bergwinkel  der  Orestis  nicht  la|B 
auslialten;  so  wie  sie  also  unter  den  Häuptlingen  der  Umhafe 
Macht  gewonnen  hatten,  rückten  sie  gegen  die  Küste  vor,  und  Ah 
durch  wurden  nun  die  beiden  geti*ennten  Landeshälflen  mit  einaoto 
in  VerlHiidung  gebracht.  Ludias  und  Haliakmon,  die  natürlicki 
Verbindungsadern,  wurden  die  Wegweiser  der  Temeniden  und  die 
erste  folgenreiche  That  ihrer  Politik  war  die  Wahl  einer  Hauptstadt, 
welche  so  wohl  dem  Binnenlande  wie  der  Seeküste  angehört  Dtf 
war  Eiiessa  oder  Aigai,  ein  uralter  Ort,  wo  eine  phrygische  Saft 
die  Gärten  des  Midas  ansetzte,  am  Nordende  des  Bermion,  wo  dff 
Ludias  aus  dem  Gebirge  hervorbricht. 

Es  giebt  in  ganz  Makedonien  keinen  ausgezeichneteren  Hiti. 
W^enn  man  von  Thessalonich  her  die  alhnählich  sich  verengende 
Ebene  heraulkonimt,  fesselt  er  schon  von  ferne  den  Blick  durch  dca 
schimmernden  Silberstreifen,  welcher  vom  Rande  der  Tcurderslea 
Bergwand  senkrecht  in  das  Thal  hinabreicIiL  Das  sind  die  Wasser- 
Hille  von  Yodena,  das  an  der  Stelle  des  alten  Aigai  liegt,  auf  eiBcr 
waldreichen  Bergwand,  welche  gerade  gegen  Osten  blickt,  währeid 
im  Hintergininde  mächtig  enist  das  Hochgebirge  empor  sieigt  Ke 
Wasserfälle,  welche  heute  das  Wahrzeichen  des  Orts  sind  und  ih0 
eine  auffallende  Aehnliciikeit  mit  Tibur  geben,  waren  im  AltextbiUBe 
nicht  vorhanden.     Die  Gewässer  haben   sich  erst  allmählich  dard 


GRiJiNDrNG    VON    Alf.AI.  401 

Hlschreitende  Tuffbildung  die  Felsgäiigc  verstopft,  durch  welche  sie 
Mher  uoterirdisch  abflössen.    Immer  aber  ist  Aigai  eiuer  der  schöusten 
md  gesündesten  Orte  gewesen,  ein  Platz  des  üppigsten  Naturlebens, 
Se  Pforte  des  Hochlandes  und  die  Zwingburg  der  Ebene,  in  deren 
lAcken  sie  liegt,  ähnlich  wie  Mykenai  oder  Ilion.     Der  Blick  von 
kr  Burg  reicht  über  den  Golf  nach  den  Hergen  der  Chalkidike  hin- 
IbeTy   zu  ihren  Füfsen  vereinigen  sich  alle  Hauptflüsse  des  Landes. 
Aigai  war  die  natürliche  Hauptstadt  des  Landes.    Mit  ihrer  An- 
lage ist  die  Geschichte  Msdcedoniens  gegründet  worden;    sie  ist  der 
Köm,  aus  dem  das  Reich  erwachsen  ist,  darum  legte  die  Sage  schon 
iem   Karanos  die  Gründung  bei   und   liefs    ihn  durch    ein  Götter- 
locheii  an  die  Stelle  geführt  werden,  wie  Kadmos  nach  The]>en^). 
In  merkwürdiger  Weise    wiederholen    sich    hier  Vorgänge  der 
lltesten  Geschichte  Griechenlands.  Wiederum  sehen  wirGebirgsstämme 
des  Nordens  unter  der  Fülu*ung  von  Herakliden  gegen  die  See  vor- 
dringen, jetzt  gegen  Osten,  wie  einst  gegen  Süden;  auch  jetzt  über- 
ädien  sie  Länder  älterer  Cultur,  l)e8etzen  wi«;  die  peloponnesischen 
jknUiden  ältere  Städte   und  erol>ern  von  wohl  gelegenen  Punkten 
MI  die  Umlande.    Von  jetzt  an  wurde  Emathia  das  eigentliche  Make- 
jmien,  das  Land  der  drei  Strome,  die  gesegnetste  Landschaft  mit 
knchtbarem  Saatlande,  Seen  und  grasreichen  Niederungen  und  einem 
|Bn  Seeverkehre  wohl   geeigneten  l  fer.     Jetzt  wurden   die  Teine- 
lUen  aus  Häuptlingen  Konige,  staatenbildende  Fürsten,  welche  durch 
Aaberung   und  Vertrag   aus  Bergkantonen    und   Stadtgebieten    all- 
pBdich  ein  Reich  zu  schafl'en  wussten. 

Der  erste  dieser  Konige  war  Perdikkas,  welcher  um  700  das 
lÜBfland  zwischen  Ludias  und  Ilaliakmon  von  Aigai  aus  eroberte. 
Oiwiderstehlich  drangen  die  Makedonier  vor,  ein  abgehärtetes  Volk 
.fin  Hirten  und  Jägern,  den  friedlichen  Bewohnern  der  El>ene  an 
lllll  überlegen,  von  Söhnen  edler  Geschlechter  geluln*t,  welche  die 
WaBen  nie  aus  den  Händen  legten. 

Dennoch  waren  die  Fortschritte  makedonischer  Machtentwicklung 
idir  langsam  und  häufig  unterbrochen.  Ein  ganzes  Jahrhundert 
iKh  Perdikkas  ging  dahin,  elie  es  den  Temeniden  gelang,  ihrem 
luichc  einen  sicheren  Bestand  zu  geben  und  ihre  seewärts  gerich- 
kten  Pläne  auszuführen.  Denn  sie  hatten  vom  Oberlande  her  immer 
Jene  Angriffe  zu  bestehen,  welche  sie  verhinderten,  mit  voller  Kraft 
im  Lieblingsaufgabe  sich  hinzugeben.  Vier  Konige,  die  nach  Per- 
4kkaa  regierten,  waren  immer  mit  ihren  Erbfeinden,  den  lllyriern, 

.  CntiUk  Gr.  GmcIi.    IIL  26 


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ALEXA.^DROS   PHILHEILLEN    406—154.  '  403 

hrakiscben  Stämme,    welche    das  mctallreichc  Gebirge   im  Westen 

les  Strymou  inne  hatten  nnd  prägte  seuie  Königsninnzen  nach  der 

laalkcheii  Silberwälirnng,    weh*he  von  Ahdera  aus  in  jenem  Herg- 

■wksdistrikte  eingeführt  war,    und   mit  dem  Wappen  der  Bisalter, 

Kft  ain   strymonischen  (loHe  wohnten.     Die  Bergwerke  brachten  ihm 

tt^h    ein  Talent  Silber  ein.     Innerhalb  seines  Beichs  forderte  er 

■e  Cultur,    indem  er  hellenische  Ansiedler   in   das   Land  zog;    so 

^■Iffl  er  aus  Argos,  der  alten  Heimath   der  Temeniden,   die  llfich- 

*Wn  Mykenäer  ]m  sich  auf.     Er  legte  grol'ses  (iewicht  darauf,  unter 

*n  Hellenen  mit  Ehren  genannt  zu  werden;  dazu  lienutzte  er  seine 

*^  an  den  nationalen  Festen,    dazu    die  Verbindungen  mit  aus- 

P™cl^neteu  l^länneru  des  Volks,  welche  ihn  feierten,  wie  vor  Allen 

*>«'«'  es  tlial. 

Aber   während  er  um  die  Gunst   der  Hellenen  so  eifrig  warb, 

'•'^te     er   sich   doch   der  Macht  der  Verhfdtnisse   nicht  entziehen, 

"™    ihn  notliwendig  auch   in  andere  Berührungen   mit  den  Hel- 

***>    brachten.     Denn    die   unerlärsliche  Abrundung  des    niakedo- 

^^^  Staatsgebiets  konnte  nicht  ohne  Kajnpf  mit  den  Hellenen 
Ugeii. 

Alexandros  liatte  schon  seine  Hauptstadt  nach  Pydna  verlegt, 
™™  Vom  Haliakmon,  in  das  Gebiet  von  Pierien.  Zwischen  Pydna 
^  ^^r  Ludiasmündung  lag  Methone  als  unabhängige  GriecliensLidt. 

*  ^aren  Gebietsverhältnisse,  welche  auf  die  l>auer  unhaltbar  waren, 
■  ^«eiiso  stand  es  mit  der  thrakischen  Rüste.  Zwischen  dem 
™*«*i8clien  Meerbusen  und  dem  Slrymon  lag  eine  dichte  Gruppe 
^***^Ucr  Städte,  welche  sich  nach  den  Perserkriegen  alle  an 
^    anschlössen  und  so  am  Bande  der  makedonischen  Landschaft 

*  *^Scnnmeuhängende  Macht  bildelen,  welche,   von  einem  Mittel- 
^     aus  geleitet,  Meer  und  Küste    beherrschte.     So    lange  also 

^      «Jili    diesen  Gestaden   seine   Stellungen    behauptete,    war  der 

"^*lieiT   an    seinen    eigenen    Küsten    wie    ein    Gt»fangener.     Als 

****^    '^om  thrakischen  Kriege  heimkehrte,  wurde  ihm  vorgeworfen, 

^*"    aus  Privatinteresse  versäumt  habe,  in  das  Gebiet  des  Königs 

^  *^^rau8  geht  hervor,  wie  eifersüchtig  sclion  Alexandros  die 
'^*8^biele  seines  Beichs  hütete  und  namentlich  im  Slrymonlande 

*  '^^iedelungen  der  Athener  zu  hindern  suchte.  Deshalb  hatte 
f  p^u  Xhasiem  in  ihrem  Widerstände  gegen  Athen  Voi'schub 
W*^^!,   darum  zogen  die  Mykenäer,   denen  Sparta  damals  aufser 


oc* 


404  Kr>NIG   PERDIKKAS   II   454-41S. 

Stande  zu  helfen  war,  in  die  liedrohten  Wfistengegenden.  Ibn 
sieht,  das  Ihrakische  Gold  war  es,  welches  zuerst  die  auswirtige 
Politik  Makedoniens  bestimmte  und  sie  schon  damals  in  eineAtlKi 
feindliche  Richtung  drängte^). 

Alexandros  hatte  Makedonien  hi  den  Kreis  der  Mittelmeerstaata 
eingeftihrt  und  seinen  Nachfolgern  ilire  Aufgabe  vorgezeichnet    Ei 
war  eine  doppelte:    einmal   im  Innern   den  Staat   zu    einigeo,  n 
ordnen  und  zu  befestigen,    so  wie  durch  Einföhning   höherer  B8- 
dung   den  Griechenstaaten    el)enbürtig   zu    machen,    zweitens  nack 
aufsen  seine  Maclit  gegen  die  lastigen  Nachbarschaften  zu  erweiten 
In  beiden  Richtungen  hatten  Alexanders  Nachfolger  mit  den  gröCrta 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen,    und  es  war  sehr  natQrlich,   da»  m 
namentlich    in    der  äufseren  Politik  nicht  auf  geraden  Wegen  ikff 
Ziele  verfolgten,    sondern    sich  zwischen  den  Schwierigkeiten  T0^ 
sichtig  hindurch    zu  winden  suchten ,    den  Umstanden  gemäft  in 
Stellung  veränderten  und  mehr  durch  schlaue  Benutzung  der  äuftera 
Verhältnisse  als  durch  eigene  Kraft  und  offnen  Kampf  zum  Ziek  ■ 
kommen  hofften. 

Diese  Temenidenpolitik  zeigt  sich  bei  Alexanders  Nadii^ 
Perdikkas  vollständig  entwickelt.  In  seiner  langen  Regierung  haki 
Athen  und  Makedonien  sich  als  unversolmliche  Gegner  koM 
gelenit;  da  sind  die  Streitpunkte  und  die  Angriffsweisen,  die  Ge 
fahren  und  die  Preise  des  Kampfes  beiden  Parteien  klar  geworfci; 
zu  allen  kommenden  Verwickelungen  und  Entscheidungen  ist  daaab 
der  Grund  gelegt  worden. 

Perdikkas    war   niclit   der  berechtigte  Nachfolger.     Er  imuirtt 
erst  den  Thronerben  Alketas  verdrängen    und    dann    theilte  er  ft 
Herrschaft  mit  einem  zweiten  Bruder,  Philippos,  welcher  das  hui 
östlich  vom  Axios  inne  hatte,    bis   er    endlich    nach  inehrjähripi  1 
Kämpfen  der  alleinige  Herrscher  wurde. 

Bei  der  Ordnung  dieser  Verhältnisse  sind  die  Athener 
unl»etheiligt  geblieben.  Wir  haben  gesehen,  wie  sie  seit  den  SicfOi 
Kimons  die  Küsten  des  thrakischen  Meers  unausgesetzt  im  Aap 
hatten  und  wie  I*erikles  hier  ganz  besonders  thätig  war,  die  attiflchr 
Macht  zu  Imfestigen.  Nach  der  Sicherung  der  thrakischen  HaUMittd 
(452)  war  die  Stadt  Brea  nördlich  von  der  Chalkidike  gegrüadet 
und  dann  Amphipolis,  die  stolze  Stadt  an  der  StrymonmöiidiiBgt 
deren  Aufitau  als  ein  rechter  Triumph  attischer  Seepolitik  aiigesebea 
wurde.     Sie    sollte    der  Mittelpunkt   des   nördlichen   KolouiaibiMto 


KÖNIG   PERDIäKAS   II   454-41».  405 

ein,  der  Yoqmsteii  gegen  die  Völker  des  Nordens,  ein  Bollwerk 
pgen  Thrakien  wie  Makedonien.  Perikles  ahnte  die  Gefahren, 
nkbe  Athen  erwachsen  müssten,  wenn  sich  in  jenen  Völkern  ein 
Icist  der  Staatenbildung  regen  sollte.  Darum  war  es  nöthig,  alle 
(«wegungen  derselben  genau  zu  beachten  und  bei  ihren  inneren 
Hieitigkeiten  sich  in  der  Weise  zu  betheiligen,  dass  die  Barliaren- 
Inten  sich  von  Atlicn  als  der  im  ganzen  Gebiete  des  ägäischen 
bere  herrschenden  Stadt  abhängig  fühlten. 

Um  die  Zeit,  da  Ampbipolis  gegründet  wurde,  war  Perdikkas 
Mich  im  Streite  mit  Philippos,  und  da  das  Gebiet  des  Letzteren  den 
Sagenden  am  Strymon  zunächst  lag,  so  gingen  damals  die  Interessen 
kr  Athener  und  des  Perdikkas  zusammen.    Es  ist  also  sehr  wahr- 

inlidi,  dass  die  Athener  ihm  zu  seinem  Siege  betiölllich  gewesen 
nnd  dass  diese  Hülfe  nur  unter  solchen  Bedingungen  gewährt 
imrde,  durch  welche  der  König  in  eine  gewisse  Abhängigkeit  von 
Athen  kam.  Denn  das  ist  das  Erste,  was  wir  mit  voller  Sicherheit 
au  P^ikkas  Regierungszeit  wissen,  dass  er  zu  der  attischen 
ladesgenossenschafl  gehörte,  ja  es  wird  mehrfach  ])ezeugt,  dass 
JUedonien  damals  abgabenpflichtig  gewesen  sei. 
j|i  Diese  Verhältnisse  änderten  sich,  so  wie  Perdikkas  das  nächste 
JU  seines  Ehrgeizes  erreicht  hatte.  Da  spähte  er  sofort  nach 
*^tasliger  Gelegenheit,  sich  aller  lästigen  Yerpilichtungen  zu  ent- 
hilf».  Die  Mittel  und  Wege  fand  er  leicht,  denn  nirgends  zeigten 
tUk  denUicher,  als  in  seiner  Nachbarscliafl,  die  verwundbaren  Stellen 
fa  attischen  Küstenreichs,  und  gewiss  ist  kein  auswärtiger  Fürst 
aHher  als  er  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  es  Athen  un- 
.'jyglirh  sein  werde,  auf  lange  Zeit  die  übermäfsigen  Kraflan- 
Jlmgungen  zu  ertragen  und  das  künstliche  Gebäude  seiner  See- 
ihemchaft  aufrecht  zu  erhalten.  Die  thrakische  Küste  war  der  erste 
Jmp^latz  attischer  und  pelo])oimesischer  Politik  und  in  keinem 
JUnniwlgebiete  war  so  viel  Unwille  gegen  Athen,  so  viel  VolkskrafL 
■ßti  Dnabhängigkeitssinn  als  in  den  chalkidischen  Städten. 
tt  Dadurch  war  dem  Könige  seine  nächste  Tliätigkeit  vor- 
^l^nchnet  Er  knüpfte  heimliclie  Verbindungen  mit  den  uuzu- 
ilfcdcntn  Städten  an  und  ohne  offen  mit  den  Athenern  zu  brechen, 
^ßm  er  im  Stande,  ihnen  die  gi*öfsten  Gefahren  zu  l>ereiten, 
)kkm  er  den  Geist  der  Widersetzlichkeit  bei  den  Bundesgenossen 
Wirkte,  ihren  Huth  durch  Versprechungen  hob  und  ihnen  guten 
iHh    ertheilte,    wie    sie    durch    Vereinigung    ihre    Widerstands- 


406  KÖ>'I(i    PERDIKKAS    II    464-^13. 

iahigkeil  erhöhen  sollten,  (verne  hätte  sich  Perdikkas  selbst  i 
im  Hintergründe  gelialten,  aher  er  musste  aus  seinem-  Vers) 
hervor.  Die  Atliener  erkanntx^n  ihren  Feind,  und  die  heim 
Fehde  wurde  zum  offenen  Kriege.  Die  Potidäaten,  die  Bottiä^ 
Chalkidier  fielen  ah;  Perdikkas  nahm  einen  Theil  der  BeTöiki 
in  sein  Gebiet  auf,  die  Anderen  veranlasste  er  Olyntbos  zur  Q 
Stadt  und  zum  Mittelpunkte  ihres  Widerstandes  zu  machen.  E 
oflen  auf  die  Seite  der  Aufstandischen  und  ^Mirde  mit  ihnei 
gleich  von  Athen  mit  Krieg  fiherzogen  (432;  86,  4).  Die  Atl 
unterstützten  nun  die  Widersacher,  welche  der  König  im  e 
Lande  hatte.  Von  iiuien  und  an  der  Küste  angegriffen,  von  < 
her  durch  das  immer  mächtiger  werdende  Thrakerreich  bd 
gerieth  er  in  die  gröfste  Bedrängniss.  Therma  wurde  eroliert,  I 
l)elagert.  Perdikkas  sah  sich  aufser  Stande,  diesen  Gefahren 
Gewalt  zu  liegegnen. 

Aher,  nie  um  Rath  verlegen,  wandte  er  sich  au  seinen  Nai 
Sitalkes,  erreiciile  durch  grofse  Versprechungen  die  Vermitt 
des  einflussreichen  Königs  und  inden)  er  scheinl)ar  seine  i 
Politik  änderte  und  ohne  Scheu  die  Chalkidier  aufgab,  welche  < 
den  entscheidenden  Schritten  verleitet  hatte,  trat  er  mit  Sitalk 
die  Bundesgenossenschaft  Athens  und  erhielt  seine  Hafenstadt  Tli 
zurück.  Die  Athener  konnten  nun  ihre  erschütterte  Macht  n 
herstellen,  sie  bezwangen  das  trotzige  Potidaia  und  sucliten  sie 
treu  gebliebenen  Slüdte  an  der  makedonischen  Küste  durch 
Politik  zu  versichern.  So  wurden  z.  B.  den  Metlionäern  (S" 
429)  ganz  aulserordentliche  Privilegien  ertheilt,  indem  man  s* 
Ausnahme  des  Tempelzehnten  von  allen  Tributzahhmgen  Iwfreit 
ihnen  unter  <len  Bundesgenoss(*n  «'ine  durchaus  bevoi'zugte 
hing  einräumte^). 

In  dieser  Verbindung  von  Strenge  und  Milde  dürfen  wir  ^ 
den  klugen  Oist  perikleischer  Slaatsleitung  erkennen.  Bald  y 
es  anders.  Perdikkas ,  dem  nichts  lieber  war,  als  l)ei  scheinl 
Frieden  Ivrieg  zu  führen,  unterstützte  die  Korinther  in  Akam 
imd  machte  sich  gleichzeitig  von  den  Verbindlichkeiten  los,  ( 
gegen  Sit^dkes  übernonunen  hälfe.  Dadurch  erbitterte  er 
beiden  mächligsten  Nachbarn  und  sie  verabredeten  eine  gemeii 
Züchtigung  des  treulosen  Königs,  ein  Strafgericht,  das  ein  fii 
mal  den  unerträglichen  Tücken  dessell)en  ein  Ende  machen 
Das  Ausbleilien    der  Athener  (S.    376)    war  die   erste  folgern 


KOMIG    PERDIKKAS    11    464-413.  407 

FahrläBsigkeit  in  ilirer  nürdisclieii  Politik.  Dadurch  wurde  der 
Väcbtigste  ihrer  Bundesgenossen  ihnen  ciilfremdel  und  der  gelahr- 
icli8te  ihrer  Feinde  vom  unverineidlichen  Untergänge  geretttU.  Ja 
ff  ging  ungleich  starker  aus  dieser  Krisis  hervor.  Denn  er  wurde 
ioi  Amyntas  los,  den  Sohn  des  Philippos,  den  man  an  seiner  Stelle 
btte  zum  Könige  machen  wollen,  und  trat  mit  den  Odrysen  in  die 
besten,  freundnachharlichen  Beziehungen. 

Hit  Athen  hielt  er  einstweilen  Friede,  aher  das  Feuer,  das  er 
k  der  Chalkidike  angezündet  hatte,  glomm  ununterbrochen  fort;  er 
ftfstand  es  von  Neuem  das  Vertrauen  der  Städte  zu  gewinnen, 
Ipüpfte  zugleich  in  Thessalien  Beziehungen  an,  welche  ihm  ehien 
Einfluss  in  dem  wichtigen  l]e])ergangslande  nach  Hellas  sicherten, 
nd  lauerte  unablässig  auf  Gelegenheiten,  Athen  zu  schaden. 

Der  Krieg,   wie  er  in  Hellas  geffdirt  wurde,  entsprach  seinen 

Boflhungen  nicht     Die  Spartaner  waren  ungeschickt  oder  unglück- 

fich;  wenn  es  so  fortging,  so  war  vorauszusehen,  dass  Athen  bald 

Ireie Hand  haben  werde,  mit  vollem  Ernste  an  der  thiakisch-make- 

fauschen    Küste    auftreten    zu    können.     Dem    inusste    vorgebeugt 

ivden.     Damm    schickte    er    mit    den   (ihalkidiern  zusammen  die 

Umliche  Gesandtschaft  nach  Sparta,  veranlasste  die  Aussendung  des 

kandas,  bahnte  ihm  den  Weg  durch  Thessalien  und  entzündete  so 

mn  zweiten  Male  einen  thrakischeii  Krieg,  den  gefährlichsten  aller 

linpfe,  Virelchen  die  Athener  im  peloponnesischen  Kiiege  zu  bestehen 

httcD,    einen  Kampf,  dessen   Folgen  sie   niemals  ganz  verwunden 

Uen.    Perdikkas  wollte  aber   zugleich  den  Feldherrn  Spartas  wie 

Qnen  in  Sold  genommenen  Truppen ITduer  für  die   Zwecke   seiner 

luispolilik  benutzen,  um  den  Trotz  der  obermakedonischen  Haupt- 

iage,    namentUch    der    Lynkesten,    zu    brechen.      Diese    Absichten 

dieiterten   zwar  an  dem  stolzen  Sinne  des  Brasidas;   sie  geriethen 

rit  einander  in  die  bitterste  Feindschan,   wie  es  bei  dem  geraden 

kirakter  des  Einen,  der  selbstsuchtigen  Treulosigkeit  des  Andern 

ieht  anders  sein  konnte;  diese  Verfeindung  führte  sogar  den  König 

iieder  den  Athenern  zu,  aber  di.*nnoch  hat  Brasidas  wesentlich  für 

Cffdikkas  gearbeitet,  indem  er  die  attisch(.>  Macht  in  Thrakien  zer- 

Arte,    und    der  König    hütete    sich   wohl  den  Athenern   auch  als 

Budesgenosse  irgend  einen  Dienst  zu  leisten,  welcher  dazu  gedient 

lUe,  die  nordischen  Verhältnisse  wieder  zu  ihren  (lunsten  umzu- 

SftalteiL    Seinen  hiteressen  war  es  vollkommen  entsprechend,  dass 

sr  Friede  von  421  einen  so  durchaus  unvollständigen  Erfolg  hatte 


408  KÖNIG    PERDIKKAS    II    454—415. 

und  die  Macht  Athens  an  den  thi*akischeii  Küsten  nicht  wieder  her- 
stellte. Er  folgte  den  weiteren  Entwickelungen  der  griechisdKn 
Yerhrdtnisse,  schloss  sich  mit  den  Chalkidiem  418  dem  argivisdi- 
lakonischen  Bündnisse  an,  wiederum  ohne  den  Athenern  öflenttidi 
aufzukündigen,  und  wurde  deshalb  von  ihnen  mit  Blokade  der  ffiCci 
und  Landungen  gezüchtigt.  Diese  Unternehmungen  blieben  aber 
ohne  weitere  Folge,  und  Perdikkas,  welcher  mit  allen  Mächten  ym 
politischer  Bedeutung,  mit  Sparta,  Konnth  und  Athen,  mit  dei 
Odrysen  und  r4halkidiern  in  Bündniss  gestanden  und  alle  nach  ein- 
ander betrogen  hatte,  Avar  am  Ende  der  Einzige,  welcher  von  aDni 
Kämpfen  den  bleibenden  Gewinn  davon  trug,  obwohl  er  aUein  » 
gut  wie  gar  keine  Opfer  gebracht  hatte.  Er  machte  sich  alle  Yor- 
theile  einer  vfdlig  nicksichtslosen  Politik  zu  Gute;  er  kannte  kdiKi 
Unterschied  zwischen  Freund  und  Feind,  zwischen  Krieg  waA 
Frieden,  er  siegte  durch  die  Kämpfe,  die  er  zwischen  den  Siri- 
barstaaten  entzündete,  und  wenn  er  auch  am  Ende  seiner  Regienag 
keinen  ansehnlichen  Länderenverb  gemacht  hatte,  so  war  doch  A 
liähmung  der  attischen  Macht  an  seiner  Küste  ein  bedeutenderer  Erfblg 
als  eine  Reihe  von  Eroberungen. 

Trotz  aller  Wirren   im  Innern  hatte  sich  Makedonien  ab  mt 
schwer  anzugreifende,  selbstiindige  Macht  bewährt,    welche  aof  fc 
griechischen    Staaten  Verhältnisse    einen    tief    eingi'eifenden   EinAoss 
ausübte,  und  diese  Machtstellung  mussle  in  denisell)en  Mafse  wachsen 
wie  die   griechischen  Staaten   ihre  Kräfte  iniler  einander  aufnebn. 
Daher  kam  auch  der  sicilische  Krieg  keinem  Staate  so  zu  Gute  ine 
Makedonien,  indem   es  dadurch   von  jeder  Sorge  vor  Athen  befrril 
wurde,    und    in   keinem   Punkte  tritt  die  Verirrung  der  attiscbra 
Politik  uns  deutlicher  vor  Augen  als  darin,  dass  die  Athener  nirht, 
so   lange  sie  noch   üImm*  ung<»scliwächto  Miltel  zu  gebieten   hattfo. 
Alles  dai*an  setzten,  um  ihre  Herrschaft  an  den  thrakischen  Kusta 
wieder  herzustellen.     Dies  Versäuniniss  hat  niemals  wieder  gut  ge- 
macht werden  können. 

Perdikkas  war  auch  imiiniern  seines  Reichs  ein  kluger  nndtbätipr 
Fürst.  Er  begünstigte  alle  Verbindungen,  die  sein  I-,and  den  Griecbeii 
näher  brachten,  er  schloss  mit  den  Adelsgeschlechtern  Thessaliens  Gast- 
freundschaft ,  er  nahm  die  aus  Kuboia  vertriebenen  Ilistiäer  in  sfin 
Land  auf,  wie  auch  einen  Theil  der  chalkidischen  Gnechen,  und  legt^ 
Werlh  darauf,  berühmte  Griechen,  wie  den  Dithyrambendichter  Me- 
hini]>pides  und  den  gi*ofseii  llippokrates  an  seinem  Hofe  zu  haben. 


KÖNIG    ARCHELAOS   413-^99.  409 

In  diesen  Bestrebungen  wurde  er  von  seinein  Nachfolger  Arche- 
108  weit  übertroffen,  einem  Fürsten,  welcher  sich  der  t'rieillichen 
.nfgabe  makedonischer  PoUtik  um  so  völliger  hingeben  koimle,  da 
r  keine  Angriffe  von  aufsen  abzuwehren  hatte  und  zu  Eroberungen 
Mb  keine  Gelegenheit  gegeben  war.  Mit  blutigen  Verbrechen 
■hnte  er  sich  den  Weg  zum  Throne;  denn  als  Sohn  einer  Sklavin, 
rdche  ihn  dem  Perdikkas  gelM)ren  hatte,  musste  er  erst  die  eben- 
Artigen  Verwandten  bei  Seite  schaffen;  dann  aber  zeigte  er  sich 
b  einen  geborenen  Herrscher,  welcher  mit  fester  Besonnenheit 
irafse  Ziele  verfolgte.  Denn  er  erkannte,  dass  sehiem  Reiche  alle 
lolberen  Erfolge  nichts  helfen  könnten,  wenn  es  im  Inneren  ohne 
whien  Zusammenhang,  ohne  Sicherheit  imd  Ordnung  war.  Noch 
Mr  es  vom  Hochgebirge  sowohl  wie  von  der  Seeseile  feindlichen 
EnflSAlen  offen  und  jeder  entschlossene  Feind  konnte  nicht  nur  den 
Wohktand  der  Einwohner,  sondern  auch  den  Bestand  des  Staats  in 
ftafe  steilen.  Darum  galt  es  Städte  zu  bauen,  deren  Mauern  den 
Bewohnern  Schutz  darboten.  Die  Städte  wurden  durch  Strafsen 
wbanden,  auf  denen  ein  rcgelmäfsiger  Verkehr  sich  entfallen  konnte; 
rtAende  Truppen  bewachten  die  Strafsen  und  steuerten  dem  llauber- 
^oen.  Die  Einwohner  lernten  den  Segen  des  Landfriedens  kennen, 
■e  Besitzungen  stiegen  an  Werth  und  die  höhere  Bildung,  welche 
Kl  dahin  nur  an  einzelnen  Punkten  eine  Stätte  gefunden  hatte, 
kginn  in  das  Innere  des  Landes  einzudringen ,  dessen  Theile  all- 
■Uilich  zu  einem  Ganzen  zusaniinenschnndzen.  Als  Stadlgrüiuler, 
Wegebauer  und  Ordner  des  Heerwesens  hat  Archelaos  nach  dem 
Drleile  des  Thukydides  mehr  geleistet,  als  die  acht  Könige  vor  ihm. 
Beine  Regierung  war  eine  neue  Aera  des  Beichs,  und  imi  diese 
■dl  luberlich  zn  bezeugen,  gnnidete  er  unterhalb  Aigai  in  der  Niede- 
lug  Ton  Emathia  die  neue  Ilan])tstadt  Pella,  von  See  und  Sümpfen 
idUktzend  umgeben,  durch  den  Ludias  mit  dem  Meei'e  verbunden; 
fle  war  zum  Mittelpunkte  des  Beichs  und  zur  Auf1)ewahrung  der 
bnig^hen  Schätze  !)esser  gelegen,  als  Pydna  in  Pieiien,  die  Stadt 
ileunders.  Darum  vernachlässigte  er  al>er  Pierien  nicht.  Vielmehr 
^•■rde  diese  Gegend  vorzugsweise  dazu  t»einitzt,  Hellas  und  Make- 
Men  mit  einander  zu  verbinden. 

Am  nördlichen  Fufsc  des  Olympos  wurde  Dion  angelegt,  mitten 
■  fcr  Ebene;  denn  es  sollte  keine  feste  Stadt  seni,  sondern,  wie 
Ujmpia  in  Elis,  ein  frei  und  ländlich  gelegener  Festorl,  welcher 
Z^  dem  ältesten  Stammgotte  der  Hellenen,  und  den  Musen  gewidmet 


410  KÖNIG    ARCHELAOS    413-399. 

wurde,    welche    auf  diesem   Boden  zuerst   gefeiert   worden   waren. 
Und  diesen  Musendienst  bewährte  er  auch  dadurch,  dass  er. es  für 
eine  Hauptaufgabe  seiner   Regierung   ansah,    seinen  Ilof  zu  einem 
Sammelplätze  der  hervorragendsten  Zeitgenossen  zu  machen.    Dänin 
ergingen    seine  Einladungen    an    die    ersten  Männer  Griechenlands. 
Nicht  alle  vermochte  er  zu  gewinnen;  weder  Sophokles,  welcher  als 
echter  Hellene  den  Königshof   scheute,    noch    Sokrates,    dem  jede 
Lebensstellung  peinlich  war,  in  welcher  er  nicht  Gleiches  mit  Gleichem 
vergelten  konnte.    Al)er  sonst  eilten  die  Geladenen  gerne  herbei  imd 
sammelten  sich  um  den  König,  an  dessen  gastlichem  Hofe  sie  in  hoher 
Anerkennung  und    heiterer  Mufse  lebten,  während  sich  die  Städte 
der    Heimath   in    blutigen    Kriegen    und   Parteikämpfen    aufnebeo. 
Zeuxis  aus  Herakleia  schmückte   den  königUchen  Palast  mit  seinen 
Gemälden,  Timotheos  verherrlichte  die  Feste  mit  den  Klängen  seioer 
Kunst.     Choirilos,  Agatlion  weilten   und  dichteten  hier,  vor  ADei 
aber  Euripides,    welcher  in  seinem   'Archelaos'    den   König   feierte, 
wie  er  den  alten  Heroen  gleich  das  Land  entwilderte,    und  in  dd 
'Bakchen'  den  Musensitz  Pierien,  wo  holde  Festfeier  sich  frei  ent- 
falte, und  die  Fruchtgelilde  des  segenspendenden  Ludias  pries.  Aiier 
das  Ende  des  Euripides  zeigt  auch,  wie  eine  feindliche  Partei  den 
fremden  Gästen  gegenüber  stand,  und  wir  erkennen  daran,  vrie  an 
so    vielen    anderen    Zögen,    jene    wunderliche    Mischung    zügelloser 
Rohheit  und  idealer  Bestrebungen,  wie  sie  am  Hofe  von  Pella  ein- 
ander sich  begegneten. 

Um  so  anerkennenswerther  ist  was  Archelaos  geleistet  bat 
Denn  es  war  nicht  Geschmackslaune  oder  fürstliche  Eitelkeit,  welche 
ihn  zu  einem  freigebigen  Beschützer  der  Künste  und  Wissenschaften 
machte,  sondern  er  erkannte,  dass  er  die  wichtigsten  Slaatszwecke 
nicht  wirksamer  fordern  könIu^  als  wenn  er  seine  Hauptstadt  zu 
einem  Gentrum  hellenischer  Bildung  machte.  Der  Staat,  welcher 
an  den  griechischen  Meeren  herrschen  wollte,  musste  sich  vor  Allem 
die  griechische  Cullur  aneignen'). 

Durch  Archelaos  war  die  makedonische  Politik  in  das  richtige 
Gleis  gebracht;  Alles  gelang  ihm;  trotz  seinen  Wortbröchen  galt 
er  für  den  glücklichsten  Menschen  unter  der  Sonne  und  der  junge 
Staat  blühte  unter  seinen  Fürsten  hofl'nungsvoll  empor,  welche  ihreii 
Herrscherberuf  l)ewährlen  und  das  Reich  einem  klar  erkannten  Ziele 
entgegenführten.  Aber  gleich  nach  Archelaos'  gewaltsamen  Ende 
trat   eine    heftige   Gegenströmung   ein,    eine   Auflehnung   des  eis- 


i 


ZEHnJÄUKIGE    WIRREN   399-389.  411 

heimischen  Adels  gegen  das  Philhellenenthuin  der  Könige,  eine  Zeil 
wüster  Unordnung,  welche  den  ehen  sich  ordnenden  Staat  in  den 
Stnidel  innerer  Parteikümpfe  zurfickwarf  und  die  Herrschaft  der 
Tenieniden  wieder  ganz  in  Frage  stellte. 

Unter  ihren  Gegnern   erhoben   sich    die   Lynkesten,    ein    ehr- 
süchtiges und  unruhiges  Geschlecht,  welches  die  (lilhrung  im  Volke 
eifrig  begünstigt  hatte    und,    obwohl    selbst  griechischer  llerkunR, 
doch  jede  Bewegung  der  Autochlhonenpartei  benutzte,   um  sich  der 
aufgezwungenen   Oberherrschaft  der  Temeniden  zu    entziehen.     Sie 
knüpften  mit  den  anderen  miss vergnügten  Geschlechtern  des  Landes, 
namenüich  mit  den  Elimioten,  Verbindungen  an,  brachten  den  der 
bellenischen  Cultur  abgeneigten  Landadel  auf  ihre  Seite  und  zogen 
die  lUyrier  in  das  Land,   um  dem  königlichen  Heere  die  SpiUe  zu 
bieten. 

Zehn  Jahre  lang  war  der  Thron  ein  Spielball  der  beiden 
Parteien.  Keine  konnte  die  andere  niederwerfen;  mau  erstrebte 
also  eine  Verständigung,  indem  man  durch  Familienverbindung  den 
Gegensatz  auszugleichen  suchte,  ähnlich  wie  man  in  Attika  zur  Zeit 
if$  Peisistratos  die  Parteien  durch  Ileirathen  zeitweilig  vereinigte. 
Amyntas,  ein  Urenkel  des  Königs  Alexandros,  nahm  eiiK*  Frau  aus 
der  Familie  der  Lynkesten,  welche  zugleich  die  Tochter  eines  Kli- 
mioten  war,  Eurydike.  Amyntas  bewfdu'te  sich  als  Regent,  indem 
er  der  Politik  seines  Hauses  treu  blieb;  unter  den  ausgezeichneten 
Griechen,  welche  in  seiner  Nfdie  lebten,  hndeii  wir  auch  den  Arzt 
Nikomachos,  den  Vater  des  Aristoteles.  AlM»r  er  hattt^  auch  arge 
Feinde  in  nächster  Nähe  und  darum  suchte  er  sich  gegen  neue 
Gefahren  durch  eine  Verbin<lung  mit  den  chalkidischen  Städten  zu 
stärken.  Die  Gegensätze  schärften  sich  wieder  und  im  siebenten 
Ähre  stellten  die  Lynkesten  einen  neuen  Gegenkönig  auf;  die 
Hjfrier  waren  wieder  mächtig  im  Lande  und  selbst  die  Thessalier, 
die  sich  in  den  Ansprüchen,  w(>h*he  sie  machen  zu  können  glaubten, 
getänscht  sehen  mochten,  nahmen  Partei  wider  Amyntas^). 

Arnjutas  warf  sich  jetzt  immer  mehr  den  Griechen  in  die  Arme; 
die  Kttstenstadte  waren  seine  letzte  Zuflucht.  Kr  verhiefs  ihnen  in 
■einer  Noth  alle  möglichen  Handelsvortheile,  er  überliefs  ihnen  fast 
ths  ganze  Un termakedonitHU  während  das  ob(>re  Land  in  den  Hän<len 
der  illyrischen  Partei  war.  Zwei  .Jahre  lang  war  er  ein  König  ohne 
Land,  endlich  gelang  es  ihm  doch  mit  Hülfe  der  (iriechen  seinen 
Thron  wieder  zu  gewinnen  (rW2). 


412  KÖNIG   AMYNTAS  889—883;  381—989. 

t 

Nun  war  dem  vielgeprüften  Fürsten  das  Glück  wieder  günstig. 
Er  wusste  sich  nicht  nur  gegen  die  Parteien  im  Lande  zu  halteOf 
sondern  er  sah  auch  die  Uebermacht  der  griechischen  Staaten,  die 
ihm  gefahrUch  waren,  ohne  sein  Zuthun  zerfallen.  Gegen  die 
Olynthier,  welche  selbst  Pella  in  Händen  hatten  (S.  235),  schritteD 
die  Lakedämonier  ein  und  erwiesen  dem  Könige  den  UBBchitE- 
baren  Dienst,  dass  sie  die  ubermüthige  Nachbarstadt  demüthigten. 
Sparta  selbst  konnte  aber  seine  Erfolge  nicht  ausbeuten,  da  es, 
durch  Theben  besiegt,  alle  auswärtigen  Machtgebiete  aufgeben 
musste. 

Dann  bildete  sich  im  Süden  des  Reichs  eine  ganz  neue  Macht, 
die  thessalische,  und  die  Makedonier  neigten  sich  jetzt  den  Athenen 
zu,  weil  sie  es  immer  mit  dem  Staate  hielten,  dessen  Mittelpunkt 
am  fernsten  von  ihrem  Gebiete  lag.  Aber  auch  in  Thessalien  ge- 
stalteten sich  die  Verhältnisse  unerwartet  günstig.  Denn  die  Gebhr, 
welche  von  dort  unzweifelhaft  bevorstand,  zerfiel  in  sich  mit  den 
Tode  lasons  (S.  345),  und  die  Wirren,  welche  diesem  entacheideB- 
den  Ereignisse  unmittelbar  folgten,  veranlassten  nun  sogar  die  Maifie- 
donier,  deren  ganze  Politik  bis  dahin  nur  in  einer  schlauen  Be- 
nutzung der  von  aufsen  sich  darbietenden  Verhältnisse  bestanden 
hatio,  ihrerseits  in  die  Geschichte  der  Nachbarländer  überzugreifen. 
Alexandros,  Arnjutas'  Nachfolger,  rückt  über  die  Gebirge;  Larisa 
und  Krannon  werden  besetzt;  es  war  die  erste  selbständige  Thal 
makedonischer  Politik,  der  erste  Anlauf  zu  einer  Hegemonie  in 
Norden  —  aber  man  verfuhr  zu  gewaltsam,  man  hielt  wider  Recht 
und  eigenes  Wort  die  Städte  besetzt,  man  unterdrückte  die  Aleuaden, 
welchen  man  zu  Hülfe  gekommen  war,  und  so  war  die  Folge,  dass 
die  Thebaner  nach  Thessalien  kamen  und  die  Makedonier  vor  ihnen 
das  Land  räumen  mussten.  Ja  anstatt  ein  Nachbarland  abhängig  zu 
machen,  wie  sie  beabsichtigt  hatten,  kamen  sie  durch  die  miss- 
lungene  Intervention  nun  selbst  in  Abhängigkeit  von  einem  ans- 
wärtigen  Staate,  welcher  mit  gewaltiger  Energie  nach  Norden  wie 
nach  Süden  seinen  Einfluss  ausdehnte.  Thebanische  Trup])en  rückten 
in  Makedonien  ein,  wo  neue  Streitigkeiten  ausgebrochen  waren,  und 
der  Feldherr  Thel)ens  wurde  Schiedsrichter  zwischen  König  und 
Gegenkönig  (S.  346). 

Der  Gegenkönig  war  IMoleniaios,  welcher  eine  Tochter  df? 
Amyntas  zur  Frau  hatte,  aber  zugleich  mit  Eurydike,  des  Amnitas' 
Wittwe,  in  üuhlschaft  lebte;    und  diese  begünstigte  ihn  gegen  ihn 


ALEXAMDR08    II   369-868:  PTOLEMAIOS   369—366.  413 

eigenen  Söhne.  Pelopidas  glaubte  dem  thebanischeu  Interesse  am 
besten  zu  dienen,  indem  er  beide  Thronbewerber  zu  befriedigen 
suchte.  Alexandros  blieb  König,  nachdem  er  den  Thebanern  Bundes- 
genossenschaft zugesichert  und  Geifseln  gestellt  hatte,  sein  Gegner 
erhielt  ein  Fürstenthum  in  Bottiaia.  Doch  wurde  durch  diese  Ab- 
findung der  Ehrgeiz  des  Prätendenten  nur  gereizt.  Bald  wurde 
Alexandros  aus  dem  Wege  geräumt  und  Ptolemaios,  mit  Eurydike 
verbunden,  herrschte  nun  angeblich  im  Namen  der  jüngereu  Brüder 
über  ganz  Makedonien. 

Indessen  wurde  diese  Herrschaft   im  Lande  als  eine  frevelhafte 
Usurpation   angesehen    und    rief  heftigen  Widerstand    hervor.    Die 
Freunde  des  ermordeten  Königs  gingen  nach  Thessalien,   wo  Pelo- 
pidas noch  mit  einem  Söldnerheere  stand,   und  gleichzeitig   brach 
von  der  thrakischen  Küste  her  Pausanias,   ein  verbannter  Anhänger 
and  Anverwandter  des  königlichen  Hauses,  in  das  Land  ein,  eroberte 
eme   Reihe   von    Städten    und    fand    grofsen    Anhang.     Die    stolze 
Eurydike  kam  mit  ihrem  Bullten  in  die   gröfste  Bedrängniss.     Im 
eigenen  Reiche  ohne  sichere  Stütze,   warf  sie  ihr  Auge  auf  die  at- 
tiidien  Schilfe,  weiche  damals  unter  Führung  des  Iphikrates  in  den 
Gewässern  von  Amphipolis  kreuzten,   um   den  Gang  der  Ereignisse 
n  beobachten.    Sie  wandte  sich  an  den  Feldherrn  und  bat  demüthig 
am  Hülfe  gegen  Pausanias,  indem  sie,  die  gewaltthätige  Frau,  nun 
•h  Vertreterin  der  legitimen  Erbfolge,  als  Mutter  der  rechtmufsigen 
Thronerben  auftrat.    Jetzt  begegnen  sich  altischer  und  thebanischer 
Einfluss   in   Makedonien.     Iphikrates  hemmte   die  ForLschritte    des 
PUisanias,  aber  zu  durchgreifenden  Mafsregeln  fehlten  ihm  die  Mittel. 
Thebens  Einfluss  war  der    stärkere.     Aber  auch  Pelopidas    wurde 
Anrdi  die  Unzuverlässigkeit  seiner  Truppen  verhindert,  entscheidend 
ciozngreifen.     Er  konnte  den  Streit  nicht  im  Sinne  derer,   die  ihn 
Rerofen  hatten^  erledigen;  er  musste  sich  begnügen,  die  erneuerte 
Anerkennung  des   thebanischen  Einflusses    zu  erzwingen    und    den 
'er  Athener  zu  beseitigen.     Ptolemaios   befestigte   sich    mit  Hülfe 
Thd)ens  von  Neuem  in  seiner  Herrschaft,  jedoch  unter  der  Bedingung, 
'mb  er  nur  als  Vormund    der   Kinder  des  Amyntas  regiere,    und 
üBSSte  zur  Sicherheit  Geifsehi  stellen,  welche  nach  Thclien  gebracht 
forden.     Darunter  war  sein   Sohn  Philoxenos   und  wahrscheinlich 
^ich  der  jüngere  Sohn  des  Amyntas,  Philippos.    W'enn  er  bei  dieser 
Gelegenheit  nach  Theben  kam,  so  geschah  es,  um  einen  der  recht- 
iKi&igen  Thronerben    den    im  Valerlande    drohenden  Gefahren    zu 


414  PERDIKKAS   III    365— S50. 

entziehen  und  dadurch  zugleich  dem  Regenten  gegenüber  eiue ! 
in  Händen  zu  haben. 

Auch  diese  Ordnung  der  Dinge,  das  Ergebniss  einer  n 
und  von  keiner  Seite  aufrichtigen  Verstaudigung,  liatte  keine 
stand.  Perdikkas,  der  ältere  der  beiden  noch  lebenden  S5hi 
Ainyntas,  wartete  nur  auf  die  Stunde  der  Rache.  So  wie  er,  1 
gereift,  seiner  Krätte  und  Pflichten  bewusst  war,  trat  er,  uiibeküi 
um  die  von  Thel)en  getrofl'enen  Anordnungen,  als  Bluträcher 
Bruders  gegen  IHolemaios  auf,  stürzte  ihn,  nachdem  er  drei 
den  durch  Mord  und  Ehebruch  erworbenen  Tlu'on  innegehabt 
und  wusste  sich  als  selbständiger  König  rasch  in  Ansehen  za  ! 
indem  er  allen  Feinden  energisch  entgegentrat,  die  Illyrier  sie 
bekämpfte  und  dann  gegen  Theben  sowohl  wie  gegen  die  Cha 
des  Reiches  Unabhängigkeit  befestigte.  Das  Glück  war  ihm  gi 
indem  The})en  nach  dem  Falle  des  Pelopidas  sehr  bald  ungefi 
wurde.  Gegen  die  Chalkidier  l)enutzte  er  Athen  und  unter 
die  Unternehmungen  des  Timotheos.  Dieser  hatte  gerade  e 
Erfolg,  als  es  den  Absichten  des  Perdikkas  entsprach.  Die 
von  Olynthos  wurde  gebrochen,  al)er  die  Zwecke  der  Athener  ¥ 
nicht  erreicht;  namentlich  konnten  sie  Amphipolis  nicht  z^ 
dessen  grofse  Bedeutung  der  König  zu  würdigen  wusste.  Zi 
festigung  seiner  Dynastie  rief  er  seinen  Bruder  Philippos  i 
lleimath  zurück  und  gab  ihm  ein  eigenes  Fürsterithum.  Alle 
im  l»esten  Gange,  da  brach  im  sechsten  Jahre  seiner  Regierun 
neue  Empörung  gegen  die  Dynastie  der  Temeniden  aus;  1 
üherschwemmten  von  Neuem  das  Land;  in  einer  blutigen  Sc 
tiel  der  junge  König  mit  einer  grofsen  Schaar  treuer  Make 
und  das  Reich  war  wiederum  in  einer  furchtbaren  und  hoffi 
losen  Verwirrung. 

Der  Thronerbe  war  ein  Kind.  Alte  und  neue  Praten« 
traten  von  allen  Seilen  auf  und  liofTlen  jetzt  ihre  Ans] 
geltend  machen  zu  können.  Erst  ein  Stiefbruder  des  P 
kas,  Namens  Archelaos;  daim  l^ausanias,  der  Führer  der 
kesten,  l)egleitet  von  thrakischen  Hülfstruppen,  welche  Kotyi 
zur  Verfügung  stellte;  ferner  Argaios,  der  frühere  Gegen 
von  den  Athenern  unterstützt;  denn  diese  wollten  einen 
in  Makedonien  haben,  welcher  ihnen  seine  Erhebung  verd 
EndUch  erhoben  sich  auch  die  Päonier,  um  zu  ihren  Gunst 
Noth  des  Tenienidenhauses  auszubeuten  und  die  Fremdlierrsch« 


PHILIPPOS    11   359-386.  415 

xoschätteln.  Päoiiisclie  Häuptlinge  \vollteii  sicli  au  die  Stelle  der 
Temeniden  setzen. 

Der  Unscheinbarste  von  Allen,  welche  nach  dem  inakedonischeu 
Throne  strebten,  der  Einzige,  welchem  keine  fremden  Völkei'  zu  Ge- 
bote standen,  war  dennoch  der  üestgeiiislete;  es  war  der  dritte  Sohn 
des  Amyntas,  Philippos,  dessen  Zeit  nun  gekoumien  war.  Er  hatte 
denselben  iursüichen  Sinn  und  Muth,  wie  seine  Brüder,  Alexandros 
nid  Perdikkas,  und  iiefs  sich  durch  ihr  Lngliick  nicht  abschrecken, 
du  gleiche  Ziel  entschlossen  zu  verfolgen.  Er  halte  sich  auf  die 
Ereignisse,  welche  imn  eingetreten  wai*en,  in  aller  Stille  vortrelllich 
vorbereitet.  Drei  Jünglingsjahre,  in  Theben  verlebt  (36S — 365),  waren 
eine  Schule,  wie  sie  kein  Fürst  des  Nordens  vor  ihm  durchgemacht 
btte.  Theben  wai*  damals  ein  Mittelpunkt  der  Zeitgeschichte,  ehi 
Sti  aller  Künste  des  Kriegs  und  des  Friedens,  eine  Stadt,  von  edlem 
SdlMtgefülüe  erfüllt,  die  mit  geringen  Mitteln  Grofses  geleistet  halte. 

In  Theben  war  Philipp  zum  Griechen  geworden.  Seiner  ange- 
borenen Klugheit  gemäfs  hatte  er  jede  vornehme  Sprödigkeit  ver- 
üignet,  um  sich  Alles  anzueignen,  was  von  den  Griechen  zu  lernen 
m.  Er  hatte  im  Hause  des  Pammenes  gelelit,  ehies  der  bedeutend- 
iteD  Kriegsniänner  Thebens  (S.  322);  im  vertrauten  Umgänge  mit 
ibm  war  er  zugleich  ein  Bewunderer  des  Epameinondas  geworden  und 
B  alle  Geheimnisse  semer  Kriegs-  und  Staatskunst  eingeweiht. 
Anch  der  hohem  Geistesbildung,  welche  in  Tlie}>en  Eingang  ge- 
hiden  hatte,  war  er  nicht  fremd  gebUeben;  er  soll  sogar  nach  einer 
hiUch  unsichern  Nachricht  mit  Piaton  bekannt  gewesen  und  durch 
dessen  Schüler  Euphraios  an  Perdikkas  empfohlen  worden  sein. 
Bb  war  aber  für  den  künftigen  Herrscher  von  hohem  Werthe,  dass 
ir  erst  m  einem  kleineren  Gebiete  sel[)ständig  regieren  und  mit  den 
Ibkedoniem  sich  wieder  einleben  lernte.  Hier  verwerthete  er,  was 
r  in  Thel)en  gelernt  hatte,  wie  man  in  kleinem  Kreise  Grofses 
dhaffen  und  in  etiler  Stille  den  Kern  eines  tüchtigen  Heeres  heran- 
iehen  könne,  das  im  Stande  sei  zur  recliten  Zeit  den  Ausschlag 
a  geben.  Mit  einer  wohlgeschulten,  treu  ergebenen  Streitmacht 
it  er  plötzlich  aus  seiner  Verborgenheit  hervor.  Die  Menge  der 
einde  brachte  ihm  mehr  Vortheil  als  Nachtheil,  denn  je  gröfser 
ie  Verwirrung  war,  je  mehr  frenule  Einflüsse  sich  geltend  machten, 
DU  so  mehr  schaarten  sieb  die  Patrioten  um  den  einzigen  Solm 
S8  Amyntas;  in  sehiem  Liger  war  Makedonien^). 

Und  nun  entfaltete  PhiUppos  Galnni,    wie  sie  Keiner  in  dem 


416  PHILIPPOS   REGIERUNGSANTRITT  S59. 

Jünglinge  geahnt  hatte.  Er  war  damals  23  Jahr  alt,  von  edler  (^ 
stalt  und  fürstlichem  Anstände,  im  Besitze  aller  Lebensklugheit,  Ge 
wandtheit  und  Weltkenntniss ,  wie  sie  nur  in  griechischen  Stadt» 
erworben  werden  konnte;  er  redete  und  schrieb  Griechisch  geliyf| 
und  mit  Geschmack.  Aber  er  hütete  sich,  durch  seine  ausläikdi«iK 
Bildung  Anstofs  zu  geben;  er  wollte  kein  Fremdling  unter  im 
Makedonien)  sein.  Er  jagte  und  zechte  mit  ihnen  wie  ein  ecblv 
Solm  des  Landes;  er  war  der  beste  Schwimmer  und  Reiter,  in  alki; 
nationalen  Uebungen  und  Lebensgenüssen  der  beste  Kamerad  te 
jungen  Adels,  den  er  zu  beherrschen  wusste,  ohne  Um  den  eigcit 
liehen  Grund  seiner  Ueberlegenheit  fühlen  zu  lassen.  Er  samndli 
die  Häuptlinge  der  verschiedenen  Landesgaue  um  sich,  indem  ir 
Jeden  auf  seine  Weise  zu  fassen,  seine  Schwäche  wie  seine  StM 
zu  benutzen  wusste ;  im  Volke  aber  wusste  er  durch  geschickt  ii^ 
breitete  Orakelsprüche  Vertrauen  zu  seiner  Person  zu  enraeta 
Die  Bürger  der  Königstadt  Aigai,  welche  Argaios  auf  seine  Seile  i 
ziehen  suchte,  erklärten  sich  entschieden  für  PhiUppos,  und  \M 
waren  es  nicht  mehr  unsichere  Erwartungen  und  günstige  VhIk 
deutungen,  sondern  die  glänzendsten  Erfolge,  welche  ihn  vor  ib 
Augen  als  den  bezeugten,  welcher  vom  Sctücksale  bestimmt  A 
das  zerfallene  Reich  wieder  aufzurichten. 

Er  hatte  viel  von  dem  Wesen  eines  Barbarenkönigs,  wie  tf 
der  nordischen  Völker  Sitte  mit  sich  brachte;  er  konnte  wild  wi 
mafslos  sein  und  den  smnlichen  Freuden  bis  zur  Völlerei  sich  hir 
geben.  Aber  er  verlor  die  höheren  Ziele  nie  aus  den  Augen,  k 
war  zornig  und  milde,  tapfer  und  sclilau,  hartnäckig  und  nid^ 
giebig,  wie  es  die  Verhältnisse  verlangten;  es  war  in  ihm  eineV# 
bindung  von  königlicher  Würde,  naturwüchsiger  Kraft  und  lieik-| 
nischer  Bildung,  wie  sie  vorhanden  sein  musste,  um  Makedoniü 
endlich  im  Innern  fest,  nach  aufsen  stark  zu  machen. 

Mit  sicherer  Klugheit  entledigte  er  sich  seiner  Feinde.  Aich^ 
laos  musste  für  seine  Thronansprüche  mit  dem  Leben  bylNü 
Argaios  wui*de  auf  dem  Rückzuge  von  Aigai  überfallen  und  vtf* 
nichtet,  die  Athener  aber,  welche  im  Heere  waren,  wurden  ohtf 
Lösegeld  entlassen.  Die  Päonier  wurden  durch  Geschenke  90 
Rückzüge  veranlasst  und  auch  der  thrakische  König  lieüs  sieb  dtfck 
friedliche  Verständigung  bewegen,  die  Sache  des  Pausanias  i>^ 
zugeben. 

So  wurde  PhiUppos  König  des  Landes   mid  Niemand  dicK' 


PHILIPPS    RRSTR    ERFOLGR  lO:»,  2;   368.  417 

dann  in  diesen  Zeiten,  wo  es  eines  ganzen  Mannes  auf  dem  Throne 
Murile,  des  unniQndigen  Neffen  Aiispniche  gelten<1  zu  machen, 
um  80  weniger,  da  in  Makedonien  die  Erbfolge  durchaus  nicht  fest 
fwegelt  war. 

Die  erste  Aufgabe  war,  dem  Königthume  gegen  die  Nach!)am 
des  Reichs  eine  sichere  und  freie  Stellung  zu  geben.  Diese  Auf- 
gdie  war  eine  doppelte,  je  nachdem  es  sich  um  die  Küste  oder  um 
üe  binnenländischen  Nachbarn  handelte.  Die  letzteren  hatten  ein 
ileliges  Gedeihen  des  Königthums  am  meisten  gehindert;  denn  seit 
dra  Menschenaltem  wechselten  ja  wie  Ebbe  und  Fluth  die  ent- 
gegengesetzten Einflüsse.  Bald  waren  es  die  Illyrier,  welche  das 
Und  fiberschwemmten,  bald  tauchten  wieder  die  Temeniden  auf; 
Ibkedonien  schwankte  zwischen  Hellenismus  und  Barbarenthum  un- 
anfliMich  hin  und  Iier,  man  wusstc  in  der  That  nicht,  wer  eigent- 
Sdi  Herr  im  Lande  sei.  Sollte  also  von  einem  sicheren  Fortschritte 
Im  Rede  sein,  so  musste  dieser  Gegensatz  äl)erwunden,  Makedonien 
■ttste  TOD  den  barbarischen  Umlanden  gelöst,  vor  gewaltsamen 
Bogriflen  gesichert,  endlich  sein  eigen  und  frei,  seiner  selbst  und 
IBBM  Fürstenhauses  gewiss  werden. 

Philippos  war  fnihzeitig  Meister  der  Kunst,  seine  Feinde  zu 
^einzeln  und  die  Gefahren,  denen  er  erlegen  wäre,  wenn  sie  ihn 
>iif  einmal  übeiTascht  hatten,  so  zu  überwhiden,  dass  er  sie  nach 
einander  zu  der  ihm  gelegenen  Zeit  bestand.  So  ging  er,  nachdem 
^  im  Innern  freie  Hand  gewonnen,  erst  den  Paoniern  entgegen, 
M  denen  er  sich  vorlauiig  abgefunden  hatte.  Jetzt  sollten  sie  ein 
Mr  allemal  die  makedonische  l]el>er1egenheit  anerkennen  und  jedem 
feUliisse  im  Reiche  entsagen.  Er  benutzte  den  Zeitpunkt,  da  das 
Wlk  durch  den  Tod  des  streitbaren  Königs  Agis  in  Verwirrung 
feoetzt  und  zu  einem  nachhaltigen  Widersl^inde  unvorbereitet  war. 
'bch  einer  voUständigen  Denulthigung  der  Püonier  grifl*  er  die 
hjrier  an,  welche  unter  Bardylis,  einem  Manne,  der  aus  dem 
^Inide  des  Kohlenbrenners  sich  zum  Könige  aufgeschwungen  hatte, 
iUB  gewaltige  Kriegsmacht  luldeten,  eine  Anzahl  makedonischer 
Slldte  besetzt  hielten  und  keineswegs  gesonnen  waren  die  Macht- 
itaBang  aufzugeben,  welche  sie  durch  die  forUiauernden  Thron- 
ilmtigkeiten  und  Parteikäm])fe  im  makedonischen  Reiche  gewonnen 
itttML  Es  kam  zu  einer  blutigen,  aber  entscheidenden  Schlacht, 
loTch  welche  die  Illyrier  gezwungen  wurden,  alle  Besatzungen  zu- 
■iekiuziefaen  und  die  Bergkämine,  welche  die  natürliche  Gränzscheide 

Cartivi^  Gr.  Getch.   III.  27 


418  PHILIPPS   REFORMEN 

zwischen  der  östlichen  und  westlichen  Ahdachiuig  bilden,  namentlidi 
die  Gehirge  am  Lychiiitissee,  als  die  Gränze  ihres  Territorimiis  an- 
zuerkennen. 

Diese  Erfolge  verdankte  Phihppos  der  Kriegskunst,  welche  er 
in  Griechenland  erlernt  hatte;  dort  hatte  er  sich  von  der  politischn 
Bedeutung  zweckmässiger  Heerreformen  rd>erzeugen  köimeu.  Er 
eignete  sich  vor  Allem  die  wichtigste  Idee  der  Ihebanisclien  Taktik 
an,  die  Concentrirung  des  AngriiTs  auf  einen  Punkt  der  feiodlkhen 
Linie,  und  so  entschied  er  auch  die  lange  schwankende  Schladit 
gegen  Bardylis,  indem  er  den  rechten  Flügel  unerwartet  ab  An- 
gritfscolonne  vorschoh. 

Pliihppos  ordnete  al)er  auch  das  gesammte  Heerwesen  in  einer 
so   durchgreifenden   Weise,    dass  die    Starke  des  Königthunu   und 
mittelbar  auch  die  des  Ueichs  wesentlich  darauf  beruhte.     Er  biUrte 
aus,  was  seine  Vorgänger,  namentUch  Archelaos,   begonnen  hatto. 
Das  Wehrrecht  des  freien  Mannes  wurde  zur  Wehrpflicht,  xum  regel- 
mäfsigcn    Heerdienste,    wofür  der  König  die  Waffen  gab  und  dea 
Sohl  zahlte.     Die  Rüstung  war  im  Ganzen  die  des  griechischen  Ho* 
pliten,  doch  nicht  ohne  Besonderheiten,  welche  alter  Landessitte  aa- 
gehörten.     Dahin  gelir)rt43  der  grofse  mit  Erz  beschlagene  RundsdiU 
und  besonders  die  Sarissa,  ein  Speer,  dessen  Länge  auf  über  20  FoA 
angegel)eu  wird.     SchiUI  neben  Schild,   bildeten  die  makedonisckei 
Männer  die  eng   geschlossene  Phalanx,  den  festen   Heerkörper  <kr 
nationalen  Streitmacht,  der  mit  seiner  starren  Fronte   und  seines 
vorgestreckten   Speerwalde    wie    eine  unangreifbare  Masse   dasUai 
1>anel>en  bestand  als  besonderer  Theil  des  Fufsvolks  die  Truppe  der 
Hypaspisten,   welche   wahrscheinlich  eine  leichtere  Bewaffnung  vd 
eine  losere  Organisation  hatten.    Sie  waren  im  besonderen  Sinne  otf 
königliche  Trupi)e,  von  welcher  ein  Theil  immer  unter  W^aflen  uirf 
dem  König  für  jeden  unvorhergesehenen  Fall  zur  Hand  war.  Die  Bei)^ 
l)ewohner  wurden  in  ihrer  Weise  zur  Verstärkung  der  Kriegsmacht 
herangezogen,    indem    sie    als    leichte   Truppen  luid   BogenscbfiUei 
dienten,  wie  die  Agrianen  am  obern  Strymon.     Ausländer  benuHk 
er,   wo  sie  ihm  Nutzen  versprachen,  namentlich  Griechen  der  ftf- 
schiedensten  Herkunll;  er  hatte  Truppenführer  aus  Tarent,  SchülM 
aus  Kreta,  und  von  thessalischen  Technikern  liefs  er  sich  Krieg»- 
maschinen  bauen.     Eine  besondere  Aufmerksamkeit  widmete  er  der 
Reiterei.     An  ihrer  Spitze  war  der  Platz  des  Königs  und  eine  m- 
erlesene  Reiterschaar  umgab  seine  Person.    Das  war  die  köni^^idK 


\ 


IM   REICH    UND   HEERWESEN.  419 

Ehrengarde,  zu  welcher  die  Sühne  des  Adels  geliörten,  die  als  Pagen 
in-  den  Dienst  des  Königs  eintraten,  unter  seiner  unmittelharen  Zucht 
Blanden  und  dann,  wenn  sie  sich  hewährten,  zu  den  ersten  Stellen 
im  Heere  aufstiegen.  Eine  gleiche  Schaar  von  Genossen  oder 
'Hetairoi'  des  Königs,  die  den  festen  Stamm  dos  Heers  hildeten,  war 
auch  nnter  dem  Fufsvolke.  In  diesen  Garden  zu  Ross  und  zu  Fufs 
bestanden  die  Gefolgschaften,  wie  sie  in  ältester  Zeit  die  auf  Land- 
erwerb ausziehenden  Häuptlinge  umgaben,  in  zeitgemäfser  Umwände- 
fauig  fort.  Wahrend  also  die  Bürger,  Biuieni  und  Hirten  des  Landes 
im  Heere  zu  einem  makedonischen  Volke  zusannnenwuchsen ,  sich 
als  Glieder  eines  Ganzen  fühlten,  einem  Willen  gehorchen  und  in 
diesem  Zusammenhange  die  Burgschaft  des  Friedens  im  Inneren  wie 
des  Siegs  gegen  aufsen  erkennen  lernten:  wurden  die  Grofsen  des 
Landes  persönlich  hi  das  Interesse  des  Konigthums  hereingezogen; 
ms  einem  unabhängigen,  ja  widersetzlichen  Adel  des  Gnindhesitzes 
vnrde  ein  Hof-  und  Kriegsadel;  von  der  Gunst  des  Königs  war 
insehn  und  Gewinn  abhängig;  der  Ehrgeiz  führte  die  jungen  Edel- 
ieule  in  seine  Nähe  und  machte  sie  zu  Stützen  der  monarchi- 
icheii  Gewalt  Dieser  immer  in  Wallen  stehende  Ausschuss  des 
Reichsheers,  mit  welchem  der  Konig  in  einem  gewissen  kamerad- 
schaftlichen Verhältnisse  lebte,  das  sogenannte  Agema,  wurde  zu- 
gleich wie  eine  Art  von  Volksvertretung  dem  Könige  gegenüt)er  an- 
gesehen. So  wussle  PhiUppos  Altes  und  Neues,  Fremdes  und  Ein- 
heimisches, makedonisches  Herkommen  und  gi*ie(*liische  ErGndungen 
XQ  verbinden  und  durch  die  Heerverfassung  dem  ganzen  l^nde 
Ballung  und  Festigkeit  zu  geUm,  was  um  so  wichtiger  war,  da  Make- 
donien bis  dahin  eine  lockere  Gruppe  von  Gehirgskantonen  war, 
welche  keinen  städtischen  Mittelpunkt  hatte. 

Die  Hauptsache  aber  war,  dass  Philipp  in'clit  hlofs  Gesetze  gab 
und  Einrichtungen  traf,  sondern  selbst  die  Seele  des  Ganzen  war, 
mit  überlegener  Geisteskraft  alle  Verhältnisse  l)eherrschte,  mit  frischer 
Geistesgegenwart,  überall  persönlich  eingriff.  Vornehme  und  Geringe 
Ton  sich  abhängig  machte,  die  Soldaten  abhärtete  und  ausbildete  und 
ein  Reich  schuf,  das  in  ihm  dem  Heerkönige  eine  lel)endige 
hatte. 

Auf  diesem  Wege  hatte  Philippos  sein  väterliches  Reich  aufge- 
richtet, so  war  es  ihm  gelungen,  den  seinen  Gegnern  abgerungenen 
Boden  mit  festen  Gränzen  zu  umziehen  und  gleichsam  einzudeichen 
gegen    die  Ueberfluthungen   der   wilden  Nachbarvölker.     Jetzt   erst 


420  pniLrpps  auswärtige  Politik. 

konnte  von  einer  makedonischen  Politik  die  Rede  sein  und  der  Welt 
aufserhalh  Makedoniens  das  Auge  zugewendet  werden.  Hier  var 
es  eine  ganz  entgegengesetzte  Aufgabe,  welclie  seiner  wartete.  Hier 
stand  der  Binnenstaat  den  Seemächten,  der  Barbar  den  Hellenen  gegen- 
fil)er.  Auf  der  I^ndseite  musste  das  Reich  geschlossen,  nach  der 
Seeseite  musste  es  geotriiet  werden;  hier  mussten  die  Kräfte  der 
Nachbarn  nicht  abgewehrt,  sondern  für  den  eigenen  Staat  ge- 
wonnen werden. 

Drei  Mächte  waren  es  hier,  von  deren  Beziehungen  zu  Make- 
donien alle^weiteren  Erfolge  abhängig  waren.  Das  waren  AiImb 
an  der  Spitze  seines  Seebundes,  welches  die  Küste  des  tliermäiscbei 
Meerbusens  lieberrschte,  Amphipolis  am  Strymon  und  Olyntbos  aof 
der  thrakischen  Halbinsel,  der  mächtige  Vorort  der  umliegendef 
(Iriechenstädte.  Gingen  die  drei  zusammen,  so  war  nichts  n 
machen;  dann  blieb  Makedonien  ein  Binnen-  und  Kleinstaat,  ia 
druckender  Abhängigkeit  vom  Auslande.  Es  kam  also  Alles  daraof 
an,  dass  die  Griechen  Philipps  Absichten  nicht  durchschauten;  ne 
mussten  möglichst  lange  ui  Täuschung  erhalten  und  getrennt  ge- 
halten werden;  durch  gegenseitiges  Misstrauen  musste  eine  Griediefl- 
stadt  gegen  die  andere  Philipps  Plänen  forderlich  sein. 

Es  handelte  sich  zunächst  um  Amphipolis,  die  vertiängnissToDe 
Stadt,  das  Schmerzenskind  der  attischen  Swpolitik.    Wie  viel  tapfere 
Schaaren  attischer  Jugend  waren  im  Kampfe  nn't  den  Thrakern  id 
diesem  Gestade  zu    Grunde  gegangen,  ehe  eine  feste  Niederiassung 
zu  Stand<^  kam!   Endlich  gelingt  es,  und  unter  den  stolzesten  Hoff- 
nungen wird   die   Stadt  an  der  Strymonmündung  aufgebaut    Zvülf 
Jahre  erfreut  man  sich  des  Besitzes  der  rasch  aufblühenden  Stadt 
dann  tallt  sie  ab,  luid  seitdem  ist  die  abtrünnige  Tochterstadt  unaos- 
gesetzt  ein  Gegenstand  des  Aergers  imd  des  i)einlichsten  Verdrusses 
für  die  Athener  gewesen.    Alle  Mühen,  Kämpfe  und  Opfer  waren  ve^ 
loren  und  die  kostspieligsten   f^and-  und   Wasserl>autcn    waren  Rr 
Andere,  und  zwar  für  die  Feinde  Athens  gemacht;  denn  dieselbe  Stadt« 
welclie  der  S<*hlussstein  attischer  Küstenherrschafl  und  die  Zwingbaif 
des  thrakischen  Meers  sein  sollte,  wurde  nun  der  allergefahrlichste  Aa- 
grifl'spunkt  gegen  Alben,  ein  Stützpunkt  der  lakedänioui sehen  Macht, 
und  blieb  trotz  der  Bestimmungen  des  Nikiasfriedens  den  Athenen 
vorenthalten.     Die  Bürger  selbst  wollten  nichts  von  der  Mutterstidt 
wissen;  Amphipolis  war  niemals  eine  attische  Stadt,  wie  der  Dialekt 
ihrer  Inschriften   liezeugt;    die  nicht -attische  Bevölkerung,   von  .\n- 


AXPHIP0LI8   LTTD   ATHK?(.  421 

fimg  an  in  groCscr  Ueberzaiil,  veranlasstem  eine  nahe  Verbindung  mit 
den    umliegenden    Städten.      An    ihnen    und    an    den    thrakisclien 
Stäinmen  fand  Amphipulis,  nachdem  es  langer  als  aUe  anderen  Küsten- 
BtMte  Sparta  ti'eu  geblieben  war,  einen  Rückhalt  gegen  Athen  und 
wussle  sich  dabei  nacli  allen  Seiten  hin   eine  unabhängige  Stellung 
zu    bewahren.      Herrliche    Silbennünzen    bezeugen    den    glänzenden 
Wohlstand  der  Stadt.     Dann  erfolgte  der  neue  Aufschwung  der  at- 
tiscben  Flottenmacht  und   damit   begannen  die  ninw.n  Versuche  der 
Athener  auf  AmphipoUs  durch  Verhandlungen  mit  den  umliegenden 
M&chten  wie  durch  Feldzüge  zu   Lande   und   zu  Wasser.     Aber  es 
geschah  nichts  mit  der  nöthigen   Energie   und  auch   die  einzelnen 
Erfolge    schlugen    ins  Gegentheil    um.     Amyntas    erkannte  371    die 
Ansprüche  Atliens  feierlich  an  und  Iphikrates  gelang  es,  wahrschehi- 
lieh  mit  Hülfe  einer  den  Athenern  günstigen  Partei  der  Amphipoli- 
Uner,  eine  Anzahl  Geilseln    von   dort   in   seine  Gewalt  zu  bringen. 
Die  Uebergabe  der  Stadt  stand  in  Aussicht.     Da  erfolgte   die  plötz- 
liche Abberufung  des  Feldherrn  und  die  Geifseln  wurden  durch  die 
VeiTätherei  des  Gharidemos  den  Bürgern  zurückgegeben.     Dann  be- 
gmn  die  Thätigkeit  des  Timotheos,  aber  so  erfolgreich  er  sonst  war 
(365),  vor  Amphipolis  verliefs  auch  ihn  das  Glück,  und  seinen  fehl- 
gnchlagenen  Angriff  zählte  man  als  den   neunten  in  der  Reihe  der 
fegen  Aroplüpolis  untcniommenen  Züge.     Es  war  auch  der  letzte. 
Dom  nun  griff  Philippos  ein,  für  den  die  StadI  wegen  ihrer  herr- 
•clieiiden  Lage  an    den    Küstensti'afsen ,   wegen   ihres  Hafens,   ihi'es 
Bob-  und  MetaUreichthums  der  nächste  und  wichtigste  aller  Plätze 
"^   nberhalb    des    eigentlichen    Makedoniens    und    die    unentbehrliche 
Operationsbasis    nach    der    thrakischen   Seite   war.     Aber  Philipims 
*ir  weit  entfernt  mit  offener  Gewalt  einzugreifen.    Er  nahm  schein- 
iirdie  Politik  seines  Vaters  auf,  indem  er  die  Ansprüche  <ler  Athener 
iof  ihre  Kolonie  von  .Neuem  anerkannte  und,  um  zu  einer  für  ihn 
la^legeneu  Zeit  jeden  Gontlict  zu  vermeiden,    die   Besatzung  aus 
Amphipolis  zunickzog,  das   schon   mehrfach   in   den  Händen  make- 
ikmischer  Truppen    gewesen    war.     Amphipolis  ehrte    den    gütigen 
Ffinlen    als  Befireier,    die   Athener    freuten    sich   seiner   Zuneigung 
DBd  knüpften  Verhandlungen  mit  ihm  an,  um  seihst  mit  Aufopferung 
Pfdna's,  das  noch  in  ihren  Händen  war,  durch  makedonische  Ver- 
■Httehing  Amphiiwlis  zu  erhalten^"). 

Inzwischen   hatte  Philipp  durch  Besi(*gung   der  Illyrier  und  Pä- 
onier  freie  Hand  gewonnen  und  seine  Absichten  auf  die   thrakische 


422  VERHA?tDLUiNGEN    UM   AMPHIPOLIS. 

Küste  traten  nuii  deutlich  hervor.  Amphipolis  sah  die  Truppen 
heranziehen  und  fasste  rasch  den  Entschhiss,  der  allein  noch  Rettung 
hringeu  konnte.  Zwei  angesehene  Amphipolitaner,  Hierax  md 
Stratokies,  kommen  nach  Athen  und  die  stolze  Bürgerschaft  hviiügi 
nun  von  freien  Stücken,  öffnet  Thore  und  Hfifen,  Stadt  und  Gebiet 
und  bittet  um  Schutz  gegen  Philipp,  (jleichzeitig  war  aber  audi 
eine  Gesandtschaft  Philipps  zur  Stelle.  Sie  erneuerte  das  Böndnifli, 
welches  schon  nach  Besiegung  des  Argaios  geschloBseu  war,  und 
gab  zugleich  in  Betreff  von  Amphipolis  eine  vertrauliche  Hittheihuig, 
welche  alle  Befürchtungen  und  ^lissdeutungen  l)eseitigen  sollte.  Die 
Athener  hätten  den  König  ja  schon  als  ihren  Freund  «iLamit;  er 
habe  ihnen  die  Unterstützung  seines  Gegners  verziehen  und  ihR 
Krieger  beschenkt  nach  Hause  entlassen  (S.  416).  Was  Amphiptb 
betreffe,  so  sei  die  hochmüthige  Stadt  elienso  sehr  seine  ab  der 
Athener  Feuidin.  Er  werde  sie  den)üthigen  imd  dann  soUtea  sie 
die  Stadt  aus  seiner  Hand  als  •ein  Unterpfand  seiner  FrenndflcM 
erhalten. 

So  wurde  die  Stadt,  um  deren  Besitz  die  Athener  so  Tiefe  fv- 
gebliche  Kämpfe  gefühlt  hatten,  auf  einmal  von  zwei  Seiten  Mir 
willig  angeboten  und  man  hatte,  wie  es  schien,  nur  die  Wahl,  av 
welcher  Hand  man  sie  entgegen  nehmen  wolle.  Bei  ruhiger  Er 
wägung  durfUi  die  Bürgerschaft  nicht  ZAveifelliaft  sein.  In  Betreff 
der  Amphipolitaner  war  kein  Grund  des  Misstrauens.  Sie  wäret 
in  Noth  und  wollten,  da  es  nicht  anders  sein  konnte,  ihre  Una^ 
hängigkeit  lieber  an  Athen  als  an  Philipp  verUeren.  Aber  Philipp« 
—  was  sollte  ihn,  dessen  weitgehenden  Unternehmungsgeist  man  dock 
l)ereits  kennen  musste,  veranlassen,  die  wichtigste  Stadt  seiner  n- 
mittelbaren  Nachbarschaft  erst  mit  Mühe  zu  erobern  imd  dam 
wieder  heraus  zu  geben,  und  zwar  an  einen  Staat,  weldier  aa 
meisten  von  allen  im  Stande  war,  die  Ausbreitung  des  Reicbs  n 
hemmen?  Auf  jeden  Fall  konnte  man  sich  doch  denken,  dass  diese 
Herausgal)e  nicht  aus  reiner  Gutmüthigkeit  erfolgen,  sondeni  la 
Bedingungen  geknüpft  sein  würde,  welche  ein  solches  Opfer  reich- 
lich aufwögen. 

Die  Athener  hatten  so  eben  eine  glückliche  Untemehmaig 
nach  Euboia  gemacht,  ihre  Flotte  war  in  voller  Tliätigkeit,  «ie 
konnten  also  die  Amphipolitaner  erwarten,  dass  man  ihr  Anerbietco 
zurückweisen  werde?  Und  dennoch  geschah  es.  Anstatt  mit  beida 
Händen  zuzugreifen,   war  mau  so  verblendet,    sich  dem  Einflüsse 


AMPHIP0LI8    EROBERT    105,  S;  357.  423 

einer  kleinlichen  Empfindlichkeit  hinzugeben.  Man  gönnte  der 
widerspänsligen  Stadt  eine  wohlverdiente  Zöehtiguiig  und  glaubte 
ihres  Besitzes  gewiss  zu  sein  ohne  Anstrengung,  ohne  Opfer  und 
ohne  Verfeindung  mit  dem  grofsgesiinUen  und  wohlwollenden  Konige. 
Man  war  eitel  genug,  die  Freundschaft  Athens  ffir  ein  so  grofses 
Gut  zu  halten,  dass  man  es  ganz  naturlich  fand,  wenn  auch  ein 
mächtiger  König  sich  den  Besitz  dessellien  etwas  kosten  lasse '^). 

Dieser  Fehlgriff  der  Athener  war  für  Philipims  mehr  als  eine 
gewonnene  Schlacht,  und  zugleich  das  günstigste  Vorzeichen  für 
alle  weiteren  Unternehmungen.  Amphipolis  wurde  rasch  angegrilfen 
und  genommen  (357),  und  nun  halte  der  König  nur  noch  eine 
Verbindung  z^vischen  Olyntlios  und  Athen  zu  fürchten.  Olynth, 
daa  bei  Amphipolis  ruhig  zugesehen  hatte,  konnte  nicht  langer 
ncotral  bleiben.  Es  hatte  daher  gleich  nach  dem  Falle  von  Amphi- 
polis den  Athenern  die  Lage  der  Dinge  an  der  thrakischen  Küste 
Torgestelit  und  ein  Bündniss  gegen  Philipp  in  Vorschlag  gebracht. 
Aber  in  Athen  glaubte  man  noch  inuner  an  den  grofsmüthigen 
KdDigf  und  jemehr  jetzt  auf  seinen  guten  ^Villen  ankam,  um  so 
weniger  wollte  man  etwas  gegen  ihn  unternehmen.  Denn  wenn  man 
auch  an  eine  bedingungslose  Auslieferung  von  Amphipolis  nicht  recht 
mehr  glaubte,  so  holfte  man  doch  durch  einen  Auslausch  gegen 
Pydua  den  ersehnten  Besitz  am  Strymon  wieder  erlangen  zu  können, 
und  dies  Projekt  wm'de  von  den  attischen  Politikern  als  ein  Staals- 
geheimniss  mit  gi'ofser  Wichtigkeit  behandelt. 

Aber  Phiiippos  brauchte  sich  nichts  einzutauschen  oder  schenken 
Ri  lassen;  ei*  nahm,  was  er  wollte.  Er  rückte  ohne  Bedenken  in 
das  attische  Bundesgebiet  ein,  nahm  Pydua  weg  und  so  wie  er 
dadurch  offen  mit  Athen  gebrochen,  schloss  er  ein  Bündniss  mit 
den  von  Athen  zurückgewiesenen  Olynthiern ;  ein  Bündniss,  welches 
ihm  augenblicklich  so  wichtig  war,  dass  er  auch  ansehnliche  Zuge- 
ständnisse nicht  scheute,  um  es  zu  Stande  zu  bringen.  Da  nun 
leit  lange  zwischen  Makedonien  und  Olynthos  um  Anthemus,  die 
Hafenstadt  am  thermäischen  Meerbusen  (S.  402),  gehadert  woixlen 
war,  so  überiiels  er  sie  jetzt  <len  Olynthiern,  ja  er  versprach 'ihnen 
auch  Potidaia,  das  den  Olynthiern  den  Zugang  zm*  Halbinsel  Pallene 
sperrte  und  jetzt  der  bedeutendste  Stützpunkt  attischer  Macht  in 
Thrakien  war.  Potidaia  tieK  ehe  die  attischen  Schilfe  herankamen. 
und  die  überraschten  Athener  sahen  sich  plötziich  ohne  Ki'ieg  und 
ohne  Kriegseridärung  aus  iiiren  wichtigsten  Stellungen  herausgedrängt, 


4^4  PHILIPPOS   HIT   OLYNTHOS   IM   BUNDE. 

aller  Bundesgenossen  beraubt  und  völlig  aus  dem  Felde  geschlagen. 
Sie  schleuderten  grimmige  Manifeste  gegen  den  wortbrüchigen  König, 
konnten  aber  nichts  ändern,  denn  sie  waren  durch  den  Abfall  ihrer 
Bundesgenossen  gebunden  und  in  der  Verwirrung  der  Kriegser- 
eignisse  gänzlich  auDser  Stande,  für  ihre  Besitzungen  im  Nonkn 
etwas  Erhebliches  zu  thun. 

Philipp  hatte  nun  freie  Hand  und  wusste  das  (iewomiene  a 
weiteren  Erwerbungen  zu  benutzen.  Denn  die  Stadt  am  Strymon 
war  ihm  nur  der  Schlüssel  zu  dem  Lande  jenseits  des  Flnsi«, 
welches  halbinselartig  in  das  Meer  vortritt  und  einerseits  den  strj- 
monischen  Golf  bildet,  andererseits  die  tiefe  Bucht,  welche  durch 
die  Insel  Thasos  von  der  offenen  See  getrennt  wird.  In  der  NiUe 
dieses  Küstenvorsprungs  erhebt  sich  6000  Fufs  hoch  der  Pilaf-Tqie, 
das  alte  Pangaion,  ein  schneereiches  unwegsames  Hochgebirge,  aber 
seiner  unterirdischen  Schätze  wegen  der  kostliarste  Landbesitz  in 
ganzen  Küstengebiete  des  Ai*chipelagus.  Denn  wenn  auch  der 
Hebros  edles  Metall  vom  Hämus  herabspülte  und  die  Pionier  auf 
ihren  Aeckern  Gold  auspflügten  und  Thasos  seine  eigenen  Mimi 
hatte,  so  war  das  Pangaion  doch  bei  weitem  der  ergiebigste  Fimdert 
an  Gold  und  Silber.  Seitdem  also  die  Phönikier  diese  Schätze  an's 
Licht  gezogen  hatten,  wurden  sie  immer  von  Neuem  der  Gegenstand 
blutiger  Kämpfe.  Denn  die  streitbarsten  Thrakerstämine  wohntm 
hier  zusammen,  namentlich  die  Satrer  und  Besser,  welche  auf  der 
Höhe  des  Gebirges  ihren  Nationalgott  ehrten,  den  die  GriechcD 
Dionysos  nannten;  dann  die  Pierier,  die  von  Süden  her  an  den 
Fufs  des  Pangaion  gedrängt  waren,  die  Edoner  u.  A.  Einzehie 
der  hier  sesshaften  Stämme,  wie  die  Edoner,  Letaer,  Orrheskier 
haben  schon  im  sechsten  Jahrhundert  v.  Chr.  ihr  einheimisches 
Silber  geprägt,  und  wenn  auch  vielfach  unter  sich  im  Streite,  ^-aren 
sie  doch  einig,  jedem  Fremden  ihre  Luiidesschätze  trotzig  zu  wehren. 
Das  erfuhren  Alle,  welche  nach  dem  Besitze  dieses  Landes  die  Hand 
ausstreckten,  unter  ihnen  auch  Aristagoras,  der  mit  seinem  gaozea 
Heere  unterging,  als  er  die  Herrschuft  befestigen  wollte,  welche 
Histiaios  in  dem  Strynionlande  gegründet  hatte. 

Am  längsten  verstanden  es  die  Thasier  sich  an  der  Goldküste 
zu  halten;  sie  gründeten  Uferplätze,  von  wo  sie,  wenn  auch  in  be- 
schränktem Umfange,  die  Minen  ausbeuteten,  und  ilire  Kolonie 
Daton  wurde  sprichwörtlich  für  einen  mit  allen  Erdcngütem  über- 
reich   gesegneten    Ort.     Aber   auch    ihnen    brachte    das  GoM  keoi 


DIE   THRAKISCHEM   BERGWERKE.  425 

uemdes  Glück.  Erst  wurden  sie  von  Persien  gedeniütliigt,  welches 
Ibst  den  Versuch  machte,  von  Abdera  aus  das  figäische  Meer  zu 
herrschen,  und  dann  kamen  sie  mit  Attien  in  Kampf.  Nun  ge- 
inn  das  thrakiscbe  Gold  seine  Bedeutung  für  die  griechische 
aatengescliichte.  Es  reizte  Sparta,  sich  mit  den  Thasiern  zu  ver- 
inden,  es  lockte  die  Athener  an  diese  Küsten  und  eine  der  furcht- 
rsteii  Niederlagen,  welche  sie  je  erlitten  haben,  machte  die  Namen 
iton  und  Drabeskos  zu  einem  Schreckensworte  für  jedes  attische 
ir.  Aber  sie  liefsen  sich  nicht  abschrecken.  Sie  gründeten  Thasos 
genüber  die  Stadt  NeapoUs  in  der  Bucht  von  Antisai*a,  dem  alten 
ifenorte  von  Daton,  und  die  neue  Stadt  wurde  eine  blühende 
)Ionie.  Dennoch  ist  ihnen  der  sichere  Besitz  des  Landes  und  die 
»lle  Verwerthung  seiner  Schätze  niemals  gelungen.  Die  thrakischen 
Amme  blieben  unabhängig  und  erst  sehr  spat,  im  Jahre  vor  Phihpps 
hronbesteigung,  wurde  ein  Versuch  gemacht,  von  Thasos  aus 
eiter  in  das  Binnenland  vorzudrüigen.  Das  geschah  auf  Anregung 
BS  Kallistratos  (S.  293),  der  auch  als  Verbannter  nicht  authörte, 
Uaismännische  Plane  zu  verfolgen.  Es  ging  eine  Ansiedelung  in 
Im  Thal  des  Angites  hhiauf,  der  nördlich  vom  Pangaion  in  den 
Slrjmon  flielst.  Dort  wurde  in  wasserreicher  Gegend  Krenides  ge- 
Urfliidet,  ein  Ort,  der  zu  Goldwäschereien  auf  das  Günstigste  ge- 
legm  war.  Das  war  die  erste  eigenthche  Bergwerkskolonie,  welche 
uter  attischem  EinQusse  zu  Stande  kam  (360).  Alier  diese  Anlage 
dielte  nur  dem  Feinde  Athens.  Demi  die  kleine  Niederlassung 
wurde  durch  die  Thraker  so  sehr  l>edrängt,  dass  sie  in  ihrer  Noth 
Philipp  um  Hülfe  rief. 

Etwas  Erwünschteres  konnte  dem  König  nicht  begegnen.  Er 
hille  die  Goldminen  längst  im  Auge  gehabt,  sie  waren  ihm  für 
iciiie  Pläne  unentbehrlich  uml  nun  konnte  er  seinen  Zweck  erreichen, 
■dem  er  nicht  als  Eroberer  eindrang,  sondern  als  Freund  und 
Biidesgenosse  von  Hellenen  im  Kampfe  gegen  barbarische  Völker. 
M  oder  vier  Jahre  nach  der  Stiftung  jener  Kolonie  rückte  er  über 
deo  Strymon  vor,  warf  die  Thraker  mit  leichter  Mühe  zurück,  ver- 
fugte alles  Land  bis  zum  Nestos  mit  Makedonien  und  gründete 
vm  an  Stelle  von  Krenides  in  dem  schönen  Angitesthale,  das  nach 
den  Golfe  einen  bequemen  Ausgang  hat,  eine  Feste,  welche  der 
Kttdpunkt  des  ganzen  Bergwerksdistrikts  wurde.  ^Vas  den  Lan- 
doDgiitruppen  entfernter  Städte  iunner  misslnngen  war,  gelang  ihm, 
dl «  von  der  Landseite  mit  einem  geordneten  Heere  zu  Boss  und 


426  GRÜNDUNG   VON   PHILIPPOI    106,  1;  856. 

Fufs  eini*ückte  und  alle  seine  Hülfsqueiien  in  der  Nähe  hatte,  mit 
einem  Schlage.  Der  alte  Fluch,  der  auf  dem  Goldlande  lag,  schien 
gesühnt,  Land  und  Volk  entwilderte  sich,  Wege  wurden  gebahnt, 
Sümpfe  getrocknet,  seihst  das  Klima  wurde  dadurch  ein  anderes 
und  in  Phihppoi  blühte  die  erste  jener  Stadtgrundungen  auf,  la 
welcher  griechische  Bürger  makedonischen  Reiehszwecken  dienten. 
Jetzt  erst  kam  der  Hergl)au  in  gedeihlichen  Aufschwung,  so  da« 
er  haar  eine  Jahresrente  von  lausend  Talenten  (anderthalb  MilL  Th.) 
abwarf. 

Der  Bergwerksertrag  wurde,  wie  in  Thasos  und  in  Athen,  das 
Grundcapital  einer  Flottenmacht,  deren  es  bedurfte,  um  jeden  See- 
angiiff  abzuwelu'en,  die  Küstenherrschaft  auszudehnen  und  den  ma- 
kedonischen Handel  zu  schützen.  Zur  Gründung  einer  Flotte  gii 
es  aber,  wie  schon  Ilistiaios  erkannt  hatte,  im  ganzen  Archipebgii 
keine  günstigere  Gegend.  Denn  aufser  den  schönen  Buchten  wti 
Meerstrafsen  und  dem  unerschöpflichen  Holzreiclithume  hatte  man 
hier  vor  allen  anderen  Küsten  den  grofsen  Vorzug,  mit  Bemifamg 
der  den  Sommer  hindurch  herrschenden  Nordwinde  jeden  södäck 
gelegenen  Punkt  rasch  und  leicht  erreichen  zu  können,  wihniri 
die  Annäherung  von  Süden  her  in  gleichem  Grade  behuidert  ynt. 
Die  günstigste  Gelegenheit  zu  plötzlichen  und  unerwarteten  Landmi- 
gen  war  alier  um  so  wichtiger,  da  die  Makedonier,  ehe  sie  eine 
wirkliche  Flotlenmacht  bcsafsen,  sich  auf  solche  Ueherfalle  und  arf 
Freibeuterei  beschranken  mussten,  wie  es  Alexandros  von  Pheni 
vor  ihnen  gemacht  hatte.  Dadurch  konnte  auch  übermächtigen  Flot- 
tenstaaten emptindliclicr  Schaden  zugefügt  werden^'). 

Die  wichtigsten  Einrichtungen  in  dem  neugewonnenen TerritorimB 
erfolgten,  Avährend  Philip])os  seU>st  mit  neuen  Fehden  gegen  Thraker, 
Päonier  und  lUyrier  beschäftigt  war,  üi  den  Jalu^en  355  und  354. 
Als  er  an  die  Küste  zurückkehrte,  grilf  er  Methone  an,  das  er  bis 
dalün  noch  zur  Beruhigung  der  Athener  als  freie  Stadt  und  Mitglied 
des  attischen  Seebundes  hatte  bestehen  lassen.  Die  Athener  legta 
einen  hohen  Werth  auf  diese  Stadt  (S.  406),  aber  im  culacheidendea 
Augenblicke  kamen  sie  doch  zu  spät.  Methone  üel  und  wurde  ae^ 
stört.  >un  war  mit  Ausnahmt^  der  chalkidisclien  Städte  das  game 
Gestade  vom  thessalischen  Oiympos  bis  zum  Nestos  eüiem  Fürslea 
unterworfen.  Der  Barbai*enstaat  ehies  abgelegenen  Binnenlandes, 
der  sich  vor  wenig  Jahren  selbst  nicht  sicher  fühlte,  war  eine  Macbt 
im  Arcliipelagus  geworden,  ein  Staat,  der  auch  von  den  Persern  als 


PHILIPPS   MÜNZORDNU^G.  427 

ofliinadit  anerkannt  wurde,  der  keinen  seiner  Nachbarn  zu  furchten 
Ite,  aber  allen  furchtbar  war. 

Mit  dem  Erwerb  der  Bergwerke  und  der  glücklichen  Ahrundung 
I  Reichsgebiets  hängt  die  Reform  des  Munzwesens  zusammen,  auf 
lebe  Philippos  ein  grolses  Gewicht  legte. 

Bis  dahin  hatte  nämlich  in  den  jetjst  vereinigten  Landschaften 
le  grolse  Verschiedenheit  der  Münze  geherrscht,  die  auf  den  Verkehr 
Irend  einwiriien  musste;  es  hatte  an  jedem  Mittelpunkte  gefehlt^ 
a  dem  eine  Regelung  ausgehen  konnte,  und  die  makedonische 
knie  sudite  nach  verschiedenen  Seiten  Anschluss.  Zuerst  an  die 
tar  alte  Prägung  bei  den  tlirakischen  Stüdüm  und  Stämmen  (S.  424). 
nn,  als  man  in  Thrakien  die  grofskunigliche  Wälu*ung  annahm, 
Iflhe  sich  um  dieselbe  Zeit,  da  die  politische  Macht  der  Perser 
lüg  im  Sinken  war,  auch  auf  der  europäischen  Seite  weithin  aus- 
eitiete,  schloss  König  Archelaos  sich  demsell)en  Münzfufse  an, 
ihrend  die  Küstenstadte  nach  attisch-europäischem  Munzfufse 
Igten. 

Uoi  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  trat  durch  den  Auf- 
tewung  des  rhodischen  Handels  eine  neue  Störung  in  dem  Han- 
hverkehre  ein;  das  kleinasiatische  Geld,  wie  es  in  Rhodos  ge- 
Inet  worden  war,  verbreitete  sich  rasch  im  ganzen  Archipelagus, 
td  wie  Euaguras  (S.  210),  so  schlug  auch  Philippos  auf  diesen 
ifi  sein  Silber. 

Philippos'  Münzen  bezeugen  den  Aufschwung  des  Reichs  und 
e  sorgsame  Pflege  der  Handelsinteressen;  denn  sie  sind  sorgfal- 
per  geprägt,  als  die  seiner  Vorgänger.  Er  }>ehandelte  die  Prägung 
I  Sronrecht  und  liefs  alle  städtischen  Münzen  in  seinem  Herr- 
baftsgebiete  eingehen  mit  Ausnahme  der  seiner  Kolonie  Philippoi, 
siehe  er  dadurch  wie  eine  freie  Reichsstadt  auszeichnen  wollte. 
■gleich  führte  er  eine  regelmäfsige  Goldprägung  ein,  die  bis  dahin 
A  in  den  goldreichsten  Gegenden  seines  Gebiets  auffallcud  ge- 
i^igig  gewesen  war.  Sehi  (K>ldstfick,  der  phili])pische  Stater, 
r  dem  Werthe  nach  nichts  Anderes  als  der  persische  Dareikos, 
ddier  in  ganz  Griechenland  verbreitet  und  auch  das  Vorbild  des 
tiftehen  Goldes  war.  Dadurch  trat  er  dem  (irofskönige  als  eben- 
vliger  Fürst  gegenülier  und  führte  duiTh  die  wohlgeordnete  Dop- 
hrihnuig  des  Reichsgeides  Makedonien  in  den  Weltverkehr  ein  ^^). 


428  PHILIPPOS   UND   ARYBBA8. 

Nachdem  Philipp  seine  Herrschaft  liefestigt  und  dann  seinem 
Reiche  ein  solches  Gebiet  gegeben  hatte,  dass  es  mit  eigenen  Hülfe- 
initteln  als  selbständiger  Gro£sstaat  auftreten  konnte,  begann  der 
dritte  Abschnitt  seiner  Thätigkeit,  der  sich  auf  die  Stellung  Make- 
doniens zu  den  umliegenden  Staaten  des  Festlands  bezog. 

Nach  Westen  hin  hatte  er  schon  fnih  sein  Augenmerk  gerichtet, 
indem  er  mit  dem  kräftigsten  Yolksstamrae  der  Epeiroten,  den  Mo- 
losseni,  in  Verbindung  getreten  war,  wie  es  lason  von  Pherai  ror 
ihm  in  gleicher  Absicht  gethaii  hatte  (S.  342).  Die  molosfliscboi 
Fürsten  hatten  von  jeher  vielerlei  Bedrängniss  von  den  Ulyrieni  n 
erdulden,  nachdem  also  diese  durch  Philipp  so  kräftig  niederip- 
worfen  waren,  lag  es  sehr  nahe,  an  ihm  einen  Rückhalt  gegen  da 
gemeinsamen  Feind  zu  suchen.  Deshalb  willigte  Arybbas,  des  Alke- 
tas  Nachfolger,  gern  ein,  seine  Nichte  Olympias  Philipp  zur  Fnn 
zu  geben  (vor  357);  er  erkannte  ihn  schon  als  den  mächtigereB 
Bundesgenossen  an  und  PhiUpp  sah  sich  durch  diese  VerhindiiDg 
in  Stand  gesetzt,  auf  das  westliche  Nacld)arland  einen  Kinfln«i  n 
gewinnen,  dessen  volle  Verwerthung  er  sich  für  eine  gelegene 
Zeit  vorbehielt.  Denn  zunächst  beschäftigte  ihn  die  ungleich  wieb- 
tigere  und  schwierigere  Aufgabe,  sein  Verhältniss  zu  den  südlichen 
Nachbarstaaten  so  zu  gestalten,  wie  es  für  die  Ausführung  sdncr 
Pläne  nothwendig  war. 

Philipp  stand  den  griechischen  Staaten  in  älmlichem  Verhält- 
nisse gegenüber,  wie  Ki*oisos  einst  den  ionischen  Städten.  Beide 
waren  keine  Feinde  des  griechischen  Wesens  und  wollten  nidits 
weniger  als  die  Vernichtung  desselben;  es  war  vielmelur  die  höchste 
Anerkennung  der  grieclüschen  Cultur  und  der  in  ihr  ruhenden 
Macht,  welche  sie  veranlasste.  Alles  daran  zu  setzen,  diese  Krifle 
ihren  Reichen  dienstbar  zu  machen,  welche  dadurch  erst  zu  Tdier 
Entwickelung  gelangen  kormten.  Philipi»  stand  aber  der  griechiscbeii 
Cultur  ungleich  näher  als  der  lydische  König;  darum  konnte  er  sich 
auch  an  die  Traditionen  griechischer  Politik  viel  enger  anschlieliMn. 
Wälirend  also  der  asiatische  Füi*st  keinen  anderen  Weg  zur  Er- 
reichung seiner  Absichten  vor  sich  sah,  als  den  der  Eroberung,  ginf 
Philippos  darauf  aus,  sich  von  den  griechischen  Staaten  als  Führer 
und  Leiter  ihrer  gemeinsamen  Bestrebungen  anerkannt  zu  sehet. 
Seme  Vorfahren  waren  schon  als  Hellenen  anerkannt,  er  selbst  nv 
ein  Zögling  griechischer  Bildung,  er  hatte  als  Sieger  in  Olympia 
(106,  1;    356)  auch  für  seine  Person  das    hellenische  Bürgeirecbt 


raiLIPPOS   CNB   DIE   GRIECHEN.  429 

erworben;  nun  sollte  sein  durch  griechische  Bildung  stark  gewor- 
dener Staat  in  das  griechische  Staatensystem  eintreten  und  als  der 
mächtigste  in  dieser  Staatengrup|)e  die  Führung  übernehmen,  deren 
dieselbe  bedurfte. 

Die  Verhältnisse  konnten  nicht  günstiger  liegen.  Theben  war 
in  seine  frühere  Ohnmacht  zurückgesunken  und  nach  Epameinon- 
das'  Tode  blieb  Athen  der  einzige  S(<iat,  in  welchem  die  Idee  einer 
nationalen  Politik  fortlebte,  al)er  es  war  nur  eine  traumhafte  Er- 
innerung der  Vorzeit,  der  man  nicht  entsagen  mochte,  ohne  die 
liebenskräfte  in  sich  zu  fühlen,  um  die  Idee  zu  verwirklichen. 
Während  der  blutigen  Fehden,  welche  keinerlei  Entscheidung  brach- 
ten, hatte  sich  der  Ueberdniss  an  den  gegenwärtigen  Zustanden  und 
das  Verlangen  nach  Frieden  und  Einigung  immer  weiter  verbreitet, 
and  wie  sollte  dieselbe  anders  erreicht  werden,  als  unter  der  Lei- 
tung eines  Staats,  welcher  aufseiiialb  der  erschöpften  Staatengru]){)e 
itand,  ohne  ihr  fremd  zu  sein? 

Wenn  Philippos  diese  Verhältnisse  in's  Auge  fasste,  wenn  er 
mit  fleioem  scharfen  Blicke  erkannte,  wie  die  kleinen  Staaten  ver- 
kommen  waren,  wie  die  noch  vorhandenen  Volkskräfite  sich  in 
\  I^tfteihader,  Krieg  und  wüstem  Soldnerwesen  nutzlos  verzehrten, 
wie  der  Besten  Viele  sich  nach  einer  kräitigen  Führung  sehnten, 
okne  dafür  im  eigenen  Volke  die  rechten  Männer  zu  lindt^n;  wenn 
Hiilipp  sich  überzeugen  konnte,  dass  in  demselben  Mafse,  wie  der 
Ghube  an  die  Lebensfähigkeit  der  kleinen  Republiken  erschüttert 
wwr,  das  Ansehen  königlicher  Macht  in  den  Augen  Vieler  der  ein- 
BchtsvoUsten  Hellenen  gestiegen  war:  so  musste  er  die  Ueberzeugung 
pwinnen,  dass  das,  was  sein  persönlicher  Ehrgeiz  erstrebte,  auch 
thi  an  sich  Nothwendige  inid  allein  Vernünftige  sei  und  dass  seine 
hA&L  am  Ende  auch  bei  den  Griechen  trotz  ihres  zähen  Lokal- 
litiiotismns  und  ihrer  Verachtung  des  inakedonischen  Volks  Aner- 
huiong  finden  werde.  Ihre  Volksgeschichte  hatte  sich  im  Umkreise 
fa  engeren  Vaterlandes  und  in  der  Form  republikanischer  Ver- 
tenngen  ausgelebt;  sollte  sie  eine  Zukunft  haben,  so  musste  die 
Hache  Kraft  stammverwandter  Völker  des  Nordens  hinzutreten  und 
ft  Führung  der  nationalen  Politik  in  die  Hände  eines  Fürsten 
ttergehen,  welcher  eine  selbständige  und  allen  Kleinstaaten  zusammen 
theriegene  Hausmachl  besafs. 

Philippos  trat  also  genau  in  die  Fufstapfen  lasons  von  Pherai, 
Aer  CT   hatte  die  l)edeutendsten  Vortbeile  vor  ihm  voraus.     Denn 


430  PHILIPP   DER   NACHFOLGER   lASOIfS. 

während  lason  die  Thekaner  neben  sich  hatte,  welche  ihm  die  He- 
gemonie streitig  machten,  so  war  jet^t  kein  griechischer  Staat  ?or- 
handen,  welcher  im  Stande  war  die  griechischen  Angelegenhritn 
zu  leiten.  Athen  kam  elend  inul  todesmatt  aus  dem  Bundesgenofliah 
kriege  heraus,  von  Sparta  war  nichts  übrig  als  der  alte  Eigensinn, 
Theben  war  nach  dem  Tage  bei  Manüneia  anfser  Stande,  anae 
Stelle  zu  behaupten  und  seine  im  Peloponnes  und  in  Tbesaalien  be- 
gonnene Politik  aufrecht  zu  erhalten.  Mit  Epameinondas'  Tode  paf 
Alles  aus  einander,  was  der  grofse  Staatsmann  vereinigt  hatte,  mt 
es  blieb  niclits  übrig  als  eine  unglückUche  und  verderbliche  Unnhe. 
Die  Yolksgeschichte  war  auf  eine  vorörtliche  Leitung  angelegt,  akr 
der  vorörtliche  Platz  war  leer  und  es  war  nicht  vorauszusetaen,  dm 
unter  den  eigentlich  gi*iechischen  Staaten  ein  anderer  anftrelai 
würde,  der  solchen  Voirang  an  Macht  und  sittlicher  Kraft  enlfdte, 
um  einen  Anspruch  auf  Hegemonie  gellend  zu  machen. 

Dann  war  lason  ein  Fürst,  der  sich  gewaltsam  seine  Herracbft 
gegründet;  er  hatte  kein  Volk  hinter  sich,  er  war  im  dgenen  Haine 
unsicher.  Philipp  war  ein  regelmäfsiger  König  und  Herr  über  oa- 
gleich  gröfsere  Hülfsmittel,  im  Bündnisse  mit  griechischen  Städfasa, 
im  Bunde  mit  dem  Grofskönige,  im  Besitze  des  wichtigsten  SAska- 
lands;  also  hatte  er  in  den  Augen  der  Griechen  eine  ganz  andof 
Autorilüt  als  Jason,  der  mit  ihm  verglichen  ein  kecker  AbenteuRr 
war.  Endlich  war  Philippos  in  ganz  anderem  Grade  mit  den  gä- 
stigen Mitteln  ausgerüstet,  welche  der  Fürst  liaben  musste,  der  die 
bewegende  Kraft  der  grieclusrhen  Welt  nach  dem  Norden  veriept 
wollte,  er  hatte  eine  ganz  andere  Schule  in  der  Fremde  und  ii 
der  lleimatli  durchgemacht.  Er  kannte  alle  Mittel  grieGhisdier 
Staatskunst  und  wusste  sie  zu  seinen  Zwecken  zu  verwenden.  Wie 
Themistokles  wusste  er  die  Metallrenten  zum  Flottenbau  anzuwendee, 
von  Brasilias  hatte  er  die  verwundbarste  Stelle  der  attischen  NadI 
kennen  gelernt;  mit  Lysandros  theille  er  die  volle  RAcksichtskMig- 
keit  in  der  Wahl  der  Mittel  und  die  Kunstfertigkeit,  durch  Be- 
nutzung innerer  Parteiung  die  Widerstandskraft  der  Städte  n 
lähmen;  des  Epameinondas  Schüler  war  er  in  der  Kriegsknwl 
in  der  Interventionspolitik,  in  der  Anlage  von  Städten  ab  StfiH- 
punkten  auswärtigen  Einflusses,  des  lason  Nachfolger  endlich  ia 
der  Art,  wie  er  die  Hegemonie  über  Hellas  in  seine  Hände  bnchte. 

Was  die  Athener  in  den  Tagen  des  lümon  und  Perikles  nnwi- 
derstehlich  machte,  das  rasche,  thatkräftige  Handeln,  —  das  war  jM 


PHaiPPS   GRIECHISCHE   POLITIK.  431 

die  Siegeskrafl  Philipps;  er  stand  jetzt  den  Grieclien  so  gegcnü1>er, 
nie  einst  Athen  den  schwerfölUgen  und  unsddüssigen  IVloponnesiern, 
stets  schlagfertig,  immer  rasch  auf  das  Ziel  losgehend,  iibernil  die 
Gegner  in  die  Yertheidigung  drängend  und  durch  unerwarteten 
A^ngriff  verwirrend.  Von  ungeduldiger  T^idenschalX  frei,  wusste  er 
ilie  richtigen  Zeitpunkte  abzuwarten,  auf  der  Höhe  des  Erfolgs  ruhig 
inne  zu  halten  und  den  Krieg  auf  einen  hestimmten  Schauplatz  zu 
beschränken.  Damm  hütete  er  sich  von  Anfang  an,  nach  Art  der 
Perserkönige  als  Erol>erer  aufzutreten,  um  nicht  etwa  die  griechischen 
Staaten  zu  einem  vereinigten  Widerstände  und  zu  einem  Kampfe  der 
Verzweiflung  zu  reizen;  vielmehr  spähte  er  nach  passenden  An- 
lassen, sich  in  die  Angelegenheiten  Gricclienlands  einzumischen,  und 
nichls  war  ihm  erwünschter,  als  wenn  einzelne  Parteien  oder  ganze 
Gemeinden  an  ihn  als  den  mächtigen  Nachharfürsten  sich  wendeten, 
damit  er  die  Rolle  eines  Schutzherrn  der  Bedrängten  und  eines 
Schiedsrichters  ühernehmen  und  so  die  Griechen  nach  und  nach  an 
die  Anerkennung  einer  in  seinen  Hunden  hegenden  ohersten  Au- 
torität gewöhnen  könne.  Um  aher  einer  solchen  Stellung  einen 
Schein  von  Berechtigung  zu  gel>en,  dazu  konnte  ihm,  wie  dem  la- 
sen,  nichts  wichtiger  sehi,  als  der  Eintritt  in  die  griechische  Am- 
phiktyonie.  Die  Gelegenheiten,  deren  er  dazu  hedurfte,  liefsen  nicht 
lange  auf  sich  warten'^). 

Thessalien  war  das  Uehergangsland  nach  Ih^Ias.  Hier  nuisste 
er  zunächst  Fufs  fassen,  um  unmittelharer  Nachhar  des  inneren 
Griechenlands  zu  werden.  Die  thessalischen  Verhältnisse  hatte  er 
in  Theben  zur  Genüge  kennen  gelernt.  Die  Thehaner  halten  das 
Tyrannenhaus  von  Pherai  bekämpft  und  eine  gewaltsame*  Vereinigung 
der  Landschaft  verhindert.  Ks  Avar  Philipps  Aufgal>e,  in  die  Ihe- 
banische  PoUtik  einzutreten  und  ilu^e  uuvollendeten  Aufgaben  seiner- 
seits zu  lösen.  Alexander  von  IMierai  (S.  345)  war  359  ermordet, 
aaf  Anstiften  seiner  Frau  und  durch  die  Bruder  derselben,  Tisipho- 
nos,  Lykophi*on  und  Peitholaos.  Die  beiden  Lel/teren  nahmen  den 
Kampf  gegen  den  thessahschen  Adel  wieder  auf,  welcher  damals  den 
Thebanem  im  Kriege  gegen  Phokis  Heeresfolge  leistete.  Die  Aleuaden, 
von  Theben  verlassen,  rufen  Philipp  zur  Hfilfe.  Philipp  kommt  mit 
Heeresmacht  und  wird  dadurch  zugleich  in  den  heiligen  Krieg  ver- 
wickeit*  der  damals  entbrannt  war,  er  tritt  nicht  nur  als  Gegner  der 
tbessaliaclien  TjTannen,  sondern  auch  als  Gegner  von  Phokis  in  die 
Politik  der  Thehaner  ein. 


432  TTTERVENTION   IN   THESSAMEN. 

In  dem  parnassischeii  Rerglande  nämlich  gährte  es  schon  seit 
lange.  Das  Land,  von  den  früheren  Kriegen  wenig  berührt,  war 
dicht  hew'olnit;  es  hatte  einen  grofsen  Bauern-  und  Hirtenstand  von 
unverhranchter  Volkskraft  und  grofser  Einfachheit  der  Sitte.  Die 
freien  Einwohner  l>esorgten  seihst  ihre  ländliclien  Cieschide  nnd 
es  war  sogar  durch  ein  altes  GeseU  in  Phokis  das  Halten  Ton  SUi- 
ven  verhoten  oder  sehr  heschränkt. 

Im  vierten  Jahrhunderte  wurde  es  anders.    In  den  StSdten  er- 
hol)en  sich  einzelne  Geschlechter,  welche  grofsen  Grundbesitz  enrarbn 
und  die  alten  Landessitten  aufgaben;   das  Haus  des  Mnaseas  Udt 
lausend  Sklaven.     Nun  suchte  es  eine  Familie  der  andern  zuTom- 
thun;    es  entstand  Eifersucht   und  Feindschaft,    wie  zwischen  dn 
Häusern  des  Mnaseas  und  Theotimos,  und  diese  Spannungen  gewamm 
eine    folgenreiche   Bedeutung,    als  die   Phokeer  aus   ihrer  frOherei 
Zunlckgezogenheit    in    die    Verwickelungen    der    griechischen   Wdt 
hereingezogen  wurden.    Die  nationalen  Interessen  lagen  ihnen  ferne. 
Was    sie   beseelte,  war  ein  trotziger  Unabhängigkeitssinn  und  der 
Hass  gegen  ihre  Machharn,  besonders  die  Thessalier,  welcher  scboi 
in  den  Freiheitskriegen  ihre  politische  Stellung  bestimmt  halte.  Ib 
den  letzten  Jahren  hatten  sie  sich  widerwillig  der  thebaniscben  He- 
gemonie   gefugt    und    noch    bei    Lebzeiten    des    Epameinondas  die 
Heeresfolge  aufscr  Landes  gegen   ihre  Freunde  die   Spartaner  ver- 
weigert (S.   36S).     Dafür  sollten   sie  nun  nach   der  Schlacht  von 
Mantineia  büfsen.     Denn  trotz  der  weisen  Warnung  ihres  grofsen 
Feldherru   waren   die   Thebaner  keineswegs  gesonnen,    ihre  Grofe- 
machtstellung  sofort  aufzugeben  und  versuchten  sogar  die  Zügel  ihrer 
mittelgriechrschen  Hegemonie  strafler  als  sonst  anzuziehen.  Dies  reizte 
die   Phokeer  zum  entschlossensten   Widerstände;    ihr  Freiheitssinn, 
einmal  geweckt,   steigerte  sich   nach   den  ersten  Erfolgen  und  gib 
ihnen  Muth,  noch  GröFseres  als  die  blofse  Unabhängigkeit  von  Theben 
zu  erstreben.    Es  war  die  Erschöpfung  der  gi'ofsen  Staaten,  welche, 
wie  das  Beispiel  Arkadiens  zeigt,  damals  auch  die  kleineren  Völker- 
schaften ermuthigte,  aus  ihrer  Verborgenheit  herauszutreten  und  eme 
eigene  Politik  zu  verfolgen.    So  erwachte  auch  in  Phokis  ein  neuer 
Geist  staatlicher  Selbständigkeit  und  hochfahrender  Ruhrobegierde. 

Die  Böotier  waren  ihren  Nachbarn  nicht  ül)erlegen  genug,  um 
sie  allein  zwingen  zu  können.  Sie  suchten  daher  die  alte  Feind- 
schaft der  Thessalier  gegen  Phokis  sich  zu  Nutze  zu  machen  luid 
zweitens  die  Autorität  von  Delphi. 


AMPUKTYONEnSPRUCH    GEGEN   PHOKIS   106,  1;   866.  433 

Hier  io  Delphi  wurde  es  ihnen  uiclil  schwer,  die  TeinpelLe- 
hönlea  in  ihr  Interesse  zu  ziehen  und  den  pythisclien  Gott  ein- 
treten zu  lassen,  um  durch  seine  Unterstützung  eine  Zücliligung 
ihrer  abtrünnigen  Vasallen  zu  erreichen.  Ein  passender  Anlass  war  hei 
den  verwickelten  Granzverhaitnissen  des  lieiligcn  Landes  bald  gefunden. 
Phokische  Grundbesitzer  wurden  beschuldigt,  sich  am  Tempelgebiete 
vergriffen  zu  haben.  Dafür  wurde  dami  vom  Rathe  der  Amphiktyonen 
fline  schwere  Geldbufse  ausgesciu'ieben  und  im  Falle,  dass  dieselbe  nicht 
geiahlt  würde,  ganz  Phokis  hi  den  Bann  gethan  und  für  ein  dem 
Gotte  verfallenes  Land  erklärt. 

Es  war  von  Anfang  an  in  Phokis  eine  Partei,  welche  zur  Ver- 
ständigung rieth,  als  dies  Gewitter  über  das  Land  heraufzog.  Aber 
kidenschafUiche  Volksiührer  seilten  es  durch,  dass  alle  Stimmen  der 
Hflikigung  verhallten.  Die  Eifersucht  der  Gesclilechter  kam  dazu. 
Denn  an  der  Spitze  der  Bewegung  standen  die  FamiUe  des  Theo- 
timos  und  die  des  Euthykrates,  desselben,  welcher  mit  Mnaseas  um 
eine  Erbtochter  in  heftigen  Zwist  gerathen  war.  Die  Famihenfehde 
wurde  zu  einer  politischen.  Auch  war  es  wohl  nicht  ohne  pfäflische 
Arglifit  80  eingerichtet  worden,  dass  das  Haus  des  Euthykrates,  wel- 
ches in  Delfdü  misshebig  war,  in  seinem  Grundbesitze  dmxh  den 
Amphiktyonenspruch  besonders  hart  getroffen  war.  Die  Erbitterung 
darüber  führte  den  Sohn  des  Euthyki*atcs,  Onomarchos,  an  die 
Spitje  der  Kriegspartei,  wo  sich  ihm  die  Aussicht  erolTuete,  seinen 
Dii^eis  cagleich  und  seinen  Famihenhass  zu  befriedigen. 

Onomarchos  galt  füi*  den  Urheber  der  entscheidenden  Beschlüsse. 
Ihm  zur  Seite  stand  des  Theotimos  Sühn,  Pbilomelos.  Es  waren 
kttbne,  hochbegabte  Männer,  mächtig  in  Wort  und  That.  Von  ihnen 
geleitet  heschloss  die  Volksversammlung  energischen  Widerstand 
gegen  die  Zumnthungen  der  Amphiktyonen.  Aber  dabei  blieb  man 
nicht  stehen.  Die  ganzen  Landesverhältuisse  sollten  bei  diesem  An- 
lasse umgestaltet  werden;  denn  Alles,  was  an  Verstimmung  und  llass 
gegen  Delphi,  gegen  Böotien,  gegen  ThessaUcn  seit  alten  Zeiten 
bei  den  Phokeern  sich  augesammelt  hatte,  kam  jetzt  zu  Tage;  am 
grOlhten  aber  war  die  W' uth  über  Delphi,  das  sich  wieder  als  Werk- 
aeng  der  Feinde  gebrauchen  liefs.  Dieser  Tempelstaat  könne  nicht 
länger  geduldet  werden;  der  phokisclie  Staat  sei  der  natürliche 
Schinnvogt  des  Ileiligtlmms,  er  düife  einen  solchen  Ilerd  feind- 
seliger Intriguen  im  Herzen  der  eigenen  Landschaft  nicht  bestehen 
lassen^*), 

Outiof^  Qt.  G«Mh.    IIL  28 


434  AUSBRDCn   des   heiligen   RRIEGS  TM,  1; 

Das  pliokische  Yolk  erhob  sich  zum  ersten  Male,  vmi  einer  ge- 
waltigen Bewegung  ergriiren,  und  glaubte  sich  zu  groCBen  Dingen  be- 
rufen. Man  bcschloss  eine  allgemeine  Rüstung  und  wihlle  Pk3o- 
nielos  zum  Feldherrn,  Onomarchos  zu  seinem  Amtsgenossen.  ViB 
erbitterten  Feinden  auf  allen  Seiten  umringt,  sah  man  nach  ana- 
wärtigen  Verbindungen  aus  und  hoffte  vor  Allem  auf  Sparta.  Dma 
die  Spartaner  waren  ja  in  gleicher  Verdammniss  wie  die  Phokeor, 
sie  waren  wegen  Frevels  an  der  Kadmosburg  zum  zweiten  Mak 
von  den  delphischen  Behörden  verurteilt  und  protestirten  wie  die 
Phokeer  gegen  diesen  Spruch  (S.  312).  Auch  auf  Athen  hdhe 
man.  Beide  Staaten,  dachte  man,  könnten  den  Unterging  ein« 
selbständigen  Phokis  und  den  unbedingten  Sieg  der  thebaniadHhM- 
salischen  Politik  unmöglich  in  Ruhe  mit  ansehen.  Phflomeloa  pof 
selbst  nach  Sparta;  er  fand  dort  Billigung  seiner  Pläne,  erhiA 
Versprechungen  und  Geldunterstätzung,  aber  wirkliche  Hfilfe  tu 
keiner  Seite. 

Die  Phokeer  waren  also  auf  sich  selbst  angewiesen  uoi  fOB 
aufsen  kam  ihnen  nichts  zu  Gute,  als  die  Saumseligkeit  ihrer  Gegner, 
welche  vor  den  entscheidenden  Schritten  sich  scheuten.  PluhNiielii 
sah,  dass  Alles  auf  rasches  Handeln  ankam;  durch  kühnes  VoiigdMB 
hoffte  er  noch  am  ehesten  auch  die  Bundesgenossen  in  den  Kanpf 
hereinzuziehen.  Er  durfte  ja  auch  nicht  warten,  bis  die  Verbindetei 
unter  Waffen  standen,  unter  dem  Vor\«ande  des  Tempelachutzes  ÜA 
im  Lande  festsetzten  und  die  Verbindungsstrafsen  beherrschten;  deoi 
die  phokischen  Gemeinden  lagen  rund  um  den  Pamass  hemm  und 
konnten  von  Delphi  aus  in  ihrem  gemeinsamen  Handehn  sehr  leicfcl 
verhindert  werden.  Darum  forderte  er  die  RQstungen  mit  Zuschas 
eigener  Mittel  und  kam,  während  äufserlich  noch  Frieden  war,  arineo 
Gegnern  durch  einen  kühnen  Handstreich  zuvor.  Er  rückte  ume^ 
zuglich  gegen  Delphi  vor,  tödtete  in  kui^em  Kampfe  die  Wenigen, 
welche  sich  zur  Wehr  setzten.  So  wurde  das  Geschlecht  der  Thrt- 
kiden  vernichtet,  welche  in  nahen  amtlichen  Beziehungen  tum  Hs- 
ligthum  standen,  und  ihre  Güter  eingezogen.  Die  übrige  Befölke* 
rung  wurde  bald  beruhigt,  die  Denkmäler  der  letzten  BescMöne 
vernichtet,  und  nachdem  die  zum  Entsätze  heranziehenden  Lokrar 
lilutig  zunickgeschlagen  waren,  sah  sich  auch  die  Pythia  gezwango, 
für  die  Phokeer  Partei  zu  nehmen. 

Nach  diesem  entscheidenden  Vorgänge  fühlte  man  noch  lebhafter 
als  zuvor  die  Nothwendigkeit  einheitlicher  Leitung  und  üb^trug  voa 


raiLOHELOS   fN   DELPHI    S55   FRÜHJAHR.  435 

Seiten  der  Volksgemeindc  alle  Vollmachten  einer  unlwdingten  Dik- 
tatur auf  Phik>inelo8,  welcher  in  Delphi  seine  Residenz  anfschhig,  ein 
die  Zugänge  behen-schendes  Kastell  errichtete  und  ein  Manifest 
an  die  griediische  Nation  erliefs,  in  welcliem  er  seinen  scheinbaren 
Friedensbnich  rechtfertigte  nnd  feierlich  erklärte,  dass  er  das  ge- 
meinsame Heiligthum  von  Hellas  unversehrt  erhalten  inid  ill)er  die 
Schütze  Delphi's  Rechenschaft  ablegen  werde. 

Die  Thebaner  waren  durch  die  Entschlossenheit  und  Thatkrafl 
des  phokischen  Volks  offenbar  in  hohem  drade  ülierrascht.  Sie 
hatten  von  Delphi  aus  die  weiteren  Schritte  zur  Demüthigiuig  des 
geringgeschätzten  Bergvolkes  thun  wollen;  statt  dessen  war  Del- 
phi die  Burg  des  Feindes  geworden,  an  welche  sie  sich  nicht  heran 
wagten.  Philomelos,  der  fTir  den  Unterhalt  seiner  Söldner  Beute- 
iflge  machen  musste,  bedrohte  sogar  die  b5otischen  Gränzcn,  und 
die  Thebaner  wurden  um  ihre  immer  unzuverlässigen  I^ndstadte 
besorgt 

Sie  beriefen  also  eine  amphiktyonische  Versammlung  nach  Ther- 
mopylai,  wo  die  Gegner  der  Phokeer  vertreten  waren,  vor  Allen 
die  Thessalier;  es  war  eine  in  jeder  Beziehung  illegitime  Tagsatzung, 
widche  sich  aber  doch  für  die  Vertretung  der  hellenischen  Nation 
erklärte  und  die  Rechte  dersell)en  in  Anspruch  nahm.  Philomelos 
wurde  hier  in  die  Acht  erklärt  und  alles  wehrhafte  Volk  im  Namen 
des  delphischen  Gottes  zu  einem  heiligen  Kriege  aufgeboten. 

Nun  rüsteten  sich  alle  Stamme,  welche  zu  Thelien  im  Ver- 
hiltnisse  der  Heeresfolge  standen;  noch  einmal  sah  sich  Theben  an 
der  Spitze  der  Völker  vom  Olympos  bis  an  den  korinthischen  Meer- 
bnsen,  der  Lokrer,  Dorier,  Thessalier,  der  Stamme  des  Oita  und 
Pindos,  und  sie  strömten  mit  grofser  Kriegslust  herbei,  nicht  um 
dem  delphischen  Gotte  und  seiner  Pythia  zu  helfen,  sondern 
um  ihren  Hass  gegen  die  Phokeer  einmal  gnuidlich  zu  befriedigen 
(Herbst  355).  Griechenland  war  in  zwei  Heerlager  getheilt,  je  nach- 
dem es  für  oder  wider  Partei  nahm.  Für  Phokis  war  viel  Sympathie 
voihanden,  aber  wenig  Iliilfe;  die  beiden  Grofsstaaten  waren  lahm, 
nur  aus  Achaja  kam  Zuzug.  Philomelos  hatte  daher  mit  den  gröfls- 
ten  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  und  wenn  er  auch  von  Hause  aus 
em  Parteigänger  war,  von  ehrgeizigen  Absichten  und  dynastischen 
PlSnen  geleitet,  so  zeigte  er  sich  doch  als  einen  gebornen  Fürsten, 
ab  einen  Mann  von  gewaltiger  Geisteskraft.  Ihm  kam  Alles  darauf 
an,  Vertrauen  zu  seiner  Sache  zu  erwecken  und  zu  zeigen,  dass 


436        PHILOKBLOB  KRIEGFÜHRUNG  UND  TOD  1(V7,  1;  SM. 

die  Pliokeer  keine  wilde  Horde  wären,  sondern  reif  und  tüchtig  n 
staatlicher  Selbständigkeit  und  würdig  ihren  Platz  unter  den  anderai 
Staaten  einzunehmen.  Er  hütete  Zucht  und  Ordnung,  er  zwaig 
die  Feinde,  weldie  seine  Soldaten  als  Tempelrauber  ansahen  und  die 
in  ihre  Hände  Gefallenen  als  solche  behandeln  wollten,  durch  met^ 
gische  Gegenmafsregeln,  seinem  Heere  kriegsrechtiiche  GleichsIdhHig 
einzuräumen.  Aber  die  schlimmsten  Uebelstände  konnte  er  nkht 
beseitigen.  Sie  lagen  darin,  dass  seine  Macht  auf  Söldnern  berohte, 
welche  er  durch  übermäijsige  Geldopfer  rasch  zusammen  gebnekt 
hatte.     Seine  ganze  Macht  war  also  im  Grunde  eine'  GeldmachL 

Unter  diesen  Umständen  wäre  es  ein  Wunder  geweaoi,  mn 
Philomelos  es  mögUch  gemacht  hätte,  die  Mäüsigung  inne  lu  Um, 
welche  er  sich  zum  Gesetze  gemacht  und  als  seine  Verpflicblimi 
öffentlich  anerkannt  hatte.  Die  Versuchung  war  zu  grole*  Man  w 
unbeschränkter  Herr  der  gefülltesten  Schatzkammer  in  GriethmlMi 
und  sollte  aus  Geldmangel  das  Land  den  wüthendsten  Feinden  Pftii 
geben?  Man  hatte  in  der  That  keine  Wahl,  nachdem  man  onml 
so  weit  gegangen  war.  Es  wurde  also  ein  Schatsmeistenunt  ab- 
gesetzt und  unter  Verantwortlichkeit  desselben  der  Tempelachate  an§B- 
grifien,  anfangs  wohl  nur  unter  Form  einer  Tempelankihe,  dna 
aber  immer  dreister  und  rücksichtsloser.  Was  Jahrhunderte  lag 
an  heiliger  Stätte  unter  der  Tempelschwelle  geruht  hatte,  ging  nui 
in  alle  Welt  hinaus;  je  mehr  Gold  man  fand,  desto  mehr  suchte 
man,  und  der  lange  verhaltene  Widerwillen  gegen  die  Priesterstaik 
befriedigte  sich  in  der  Ausbeutung  ihrer  Schätze;  nicht  das  GoU 
allein  wanderte  in  die  Münze,  sondern  auch  die  heiligen 
wurden  angegriffen  und  Geschmeide  aus  der  Heroenzeit  sah 
an  den  Frauen  der  Sölduerfuhrer  als  Halsschmuck  glänzen.  10,0M 
Talente  (15^  Mill.  Th.)  sollen  damals  in  Umlauf  gekommen  sdn, 
und  zwar  nicht  nur  als  Kriegersold  wurden  sie  ausgezahlt,  aondcn 
auch  im  Auslande  verwendet,  um  einflussreiche  Personen,  wie  Dei- 
nicha  des  Königs  Archidamos  Gattin  in  Sparta,  zu  gewinnen  aii 
andrerseits  im  Lager  der  Feinde  günstige  Gesiimung  zu  erwecka. 
Dennoch  hatte  man  das  Kriegsglück  nicht  in  der  Gewall.  Nack 
einer  Reihe  glücklicher  Kämpfe  wurde  Philomelos  im  KephiaoiChik 
von  einer  Uebermacht  augegrilfen  und  in  eine  Schlacht  verwickelt, 
welche  mit  einer  Niederlage  endete.  Er  selbst  entging  nur  te 
Gefangenschaft,  indem  er  sich,  aus  vielen  Wunden  blutend,  von  dea 
Felsgipfeln  Im  Tithora  in  den  Abgrund  stürzte  ^^). 


O:iOHARCHO0  UND  PHILIPPOS  VON  MAKEDONIEN.  437 

Es  scheint,  dass  die  Thebaner  die  Sache  der  Pbokeer  für  ver- 
öl ansahen,  da  sie  um  dieselbe  Zeit  ihren  besten  Feldherrn, 
mnienes,  mit  5000  Mann  durch  Nakedonien  nach  Asien  entsen- 
ten,  um  dort  den  Satrapen  Artabazos  gegen  den  Groijskönig  zu 
bsntfttien«  Aber  sie  irrten  sich  sehr,  wenn  sie  den  Trotz  der 
okeer  gehrochen  wähnten.  Die  gemufsigte  Partei  im  Lande  konnte 
ch  jetzt  nicht  durchdringen.  Onoinarclios,  der  wohl  schon  lange 
I  UnterordnuDg  unter  Philomelos  schwer  ertragen  tiatte,  trat  in 
I  ente  Stelle  ein,  Phayllos,  sein  Bruder,  in  die  zweite;  der  dyna- 
Mbe  Charakter  der  ganzen  Erhebung  ward  deutlicher.  Das  Haus 
I  Theotimos  stand  wie  ein  Herrscherhaus  an  der  Spitze  des  Volks  und 
r  Befiriedigung  seines  Ehrgeizes  wurde  der  blutige  Krieg  mit  neuem 
fer  ffnlgesetzt.  Noch  konnten  immer  melu*  delphische  Schätze 
laig  gemacht  werden,  neue  Schaareii  strömten  dem  fi^eigebigen 
ratm  su;  Phokis  war  unter  ihm  die  erste  Geld-  und  Streitmacht 
fleDas.  Auch  das  Gluck  war  ilim  günstig,  hi  Pherai  erlioben 
h  neue  Tyrannen.  Er  verband  sich  mit  ilmeu,  unterstützte  sie 
t  Geld  und  erreichte  dadurch,  dass  er  den  Kücken  frei  hatte. 
i  Thebaner  hatten  m  ihrem  Eifer  nachgelassen  und  sicli  durch 
ne  Unternehmungen,  auf  welche  man  wohl  nur  des  persischen 
Idea  wegen  eingegangen  war,  ihrer  besten  Streitkräfte  beraubt. 

Auf  einmal  waren  sie  in  der  eigenen  Landschaft  nicht  mehr 
her.  Denn  Onomardios  eignete  sicli  alle  Vortheile  einer  euer- 
dien  Kriegführung  an,  l)esetzte  Tliermopylai  und  verheerte  die 
SldesiiDder  Thebens,  um  den  Stämmen  des  Oita,  den  Doriern, 
B  Ldurem  die  Heeresfolge,  die  sie  Tlieben  leisteten,  gi'ündlicli  zu 
rleiden.  Dann  wurde  Böotien  selbst  in  Aufruhr  versetzt  und 
Kbieitig  ein  Heerzug  nach  Thessalien  unternommen,  um  der 
rtigSB  antithebanischen  Partei  den  Sieg  zu  verschaffen. 

Hier  traten  nun  die  Verwickelungen  ein,  welche  den  make- 
■iacheii  König  zur  unmittelbaren  Betheiiigung  an  den  griechischen 
nddn  heranzogen,  als  er  gerade  nach  Erledigung  der  näheren 
igthm  eine  Gelegenheit  suchte  seinen  Einlluss  auf  die  griechischen 
■dachaflen  auszudehnen.  Die  Gelegenheit,  welche  sich  darbot,  war 
gftnstig  wie  möglich.  Er  liatte  nicht  nur  die  alten  Herrenge- 
hlechter  des  Landes  für  sich,  welclie  seine  Hülfe  gegen  Lyko- 
ran  nnd  Peitholaos  (S.  431)  in  Anspruch  nahmen,  sondern  auch 
I  thessalische  Volk.  Denn  die  pheräischen  Tyrannen  waren 
rch  die  gewaltthätige  Politik,  die  sie  von  jeher  befolgt  hatten,  im 


43S  O.NOMARCBOfl   SIEGE   UNI)   ?riEI>ERLAGE   106,  4;  Ua/% 

ganzen  Lande  verhasst  nnd  diese  Abneigung  hatte  sich  nitnrUch 
in  lioheni  Grade  gesteigert,  seit  sie  mit  den  Erbfeinden  Thessalinii, 
den  Phokeorn,  in  Bündnis»  standen.  Philipp  konnte  also  auf  krif- 
tigen  Beistand  im  Lande  reciinen;  er  erschien  als  ein  ScfatU 
gegen  die  wilden  Söldnersckaaren,  welche  sich  aus  geraubtem  Tenpd* 
gute  nährten  und  mehi*  und  mehr  eine  Geiüsel  von  ganz  Griedicih 
laud  geworden  waren. 

Dennoch  wurden  ihm  die  nächsten  Schritte  nicht  leidit    An- 
fangs freilich  trieb  er  ohne  grofse  Mühe  den  Phayllos  zuröA,  in 
ihm  zur  Unterstützung  der  Tyrannen  entgegengeschickt  war.    Dnm 
aller  erkannte  Onomarchos,  dass  sich  die  thessalischen  VerUttniMe 
nicht  als  eine  Nel)ensaclie  behandeln  liefsen;   er  rückte   mit  foler 
Hcercsstarke  aus  Böotien  heran  und  warf  sich  voll  Erbitterung  auf 
den  neuen  Feind,    welcher  ihm  seine  Pläne  zerstören  wollte,    b 
zwei  grofsen  Schlachten  besiegte  er  den   makedonischen  König,  m 
dass  dieser  nur  mit  den  Trümmern  seines   Heers   der  VerfolgDig 
entging;  die  Macht  der  Aleuaden  war  gebrochen  and  da  nun  gleich- 
zeitig auch  Böotien,  das  mülisam  geeinigte,  in  voller  Auflöaung  k- 
grÜl'en    war,  Koroneia    die   alte  Bundesstadt   den  Phokeen  in  & 
Hände  fiel,  Orchomenos  sich   wieder  gegen  Theben  erhob  und  äi 
Tyrannen    von    Pherai    eifrig    bemüht   waren,    ihrem    thatkrällipi 
Schutzherrn  die  01>erherrschafl  von  ganz  Thessalien  zu  verschain, 
so  koiHite  Onomarchos,  der  nirgends  einen  elienbürtigen  Feind  mekr 
auf  dem  Kampfplätze  sah,  sich  in  der  That  der  Hoffnung  hingekn. 
dass  es  ihm  gelingen  wenie,  für  sich  und  sein  Haus  eine  HeiTSckril 
zu   begründen,    welche  einen  gmfsen  Theil  des  griechischen  Feit- 
hlnd(^^  zu  einem  Reiche  vereinigte. 

König  Philippos  aber  war  nur  heimgezogen,  um  besser  ft- 
rüstet  auf  den  Kampfplatz  zurückzukehren.  Nach  wenig  Monatn 
st^ind  er  mit  20000  Mann  zu  Fufs  und  3000  Reitern  wieder  ii 
Thessalien.  Hier  wusstc  er  den  Hass  gegen  Phokis,  welchen  is 
letzte  Feldzug  neu  geweckt  hatte,  auf  das  Beste  zu  verwerthen;  tf 
entflammte  die  Truppen  durch  den  Gedanken,  dass  sie  f&r  «K 
lieilige  Sache  kämpften ,  und  erfocht  einen  blutigen,  aber  vdMD* 
digen  Sieg.  Ueber  6000  Feinde  tielen  im  Kampfe,  3000  Gefangene 
wurden  als  Temfielschänder  in  das  Meer  gestürzt,  Onomarchos  sdM 
tiel  und  wurde  todt  an  das  Kreuz  geschlagen  (Frühjahr  352). 

Der  König  beruhigte  Thessalien  und  besetzte  nach  VertreibuiF 
der  Tyrannen    sofort  die   far   ihn  wichtigsten  Punkte,   welche  er 


KRIEGSELEIfD.  439 

Igst  entschlossen  war  nie  wieder  aurzugel>en;  das  war  Pagasai, 
r  wichtigste  Hafenort  von  ganz  Thessalien,  und  die  den  Hafen 
herrschende  Halbinsel  Magnesia,  deren  Besitz  ffir  ganz  Thessalien 
II  entscheidender  Bedeutnng  war.     Um  zugleich   etwas  Populäres 

Ihun,  eridirte  er  Pherai,  die  Stadt  der  Tyrannen,  für  eine  freie 
idt  und  wurde  nun  als  Retter  Thessaliens,  als  Wohlthäter  der 
dienen,  als  Rächer  ApoUons  hoch  gepriesen  ^^). 

Inzwischen  war  die  Gegenpartei  nichts  weniger  als  veniichtet. 
Myllos  trat  an  die  Spitze  der  Phokeer,  und  es  gereichte  ihm  zum 
ffthefle,  dass  der  philippische  Sieg  die  anderen  Hellenen  in  Schrecken 
Ktzt  und  aus  ihrer  Unthätigkeit  geweckt  hatte.  Den  makedoni- 
lien  König,  den  man  sich  nur  an  den  fernen  Gränzen  der  grie- 
iscben  Welt  zu  denken  gewohnt  war  und  nur  im  Coloniallande 
I  einen  unheimUchen  Nachbar  kannte,  den  sah  man  auf  einmal 

Thessalien  mächtig  und  mit  einem  siegreichen  Heere  an  der 
iiue  des  innem  Griechenlands.  Die  Athener  bemannten  unver- 
[^ieh  eine  Flotte  und  besetzten  Thermopylai.    Wäre  Philippos  wei- 

*  forgegangen,  um  den  heiligen  Ki-ieg  zu  Ende  zu  kämpfen,  so 
irde  er  Phokis,.  Athen  und  Sparta  za  einem  Waflenhündnisse  ver- 
■gt  und  SU  einer  thatkräftigen,  nationalen  Politik  gedrängt  haben. 

•  lag  nicht  in  seiner  Absiclit.  Phayllos  hatte  noch  immer  eine 
dil  verächtliche  Macht.  Noch  immer  gab  es  neue  Weihgeschenke 
d  Tempelgeräthe  einzuschmelzen;  es  kam  rnlerslützung  von  Sparta 
d  Adiaja,  und  die  Tyrannen  von  Pherai  unterstützten  als  land- 
chtige  Parteigänger  den  Raubkrieg  im  lokrischeu  Gebiete.  Phayl- 
I  starb  ungebeugt,  nachdem  er  seinen  Nefl'en  Phalaikos,  des  Ono- 
dPclios  Sohn,  zum  Nachfolger  gemacht  hatte;  die  Feldhauptmaim- 
laft  war  zu  einer  erbUchen  Furstenmacht  geworden^®). 

Abw  nach  und  nach  versiegten  die  Geldmittel.  Der  Krieg  wunle 
tt;  es  war  eine  Gränzfehde,  welche  Jahi*e  lang  ohne  Eutschei- 
Dg  sich  fortschleppte  und  wie  ehie  offene  Wunde  alle  gesun<1en 
Ifle  aufkehrte.  Immer  mehr  Felder  blieben  unl>ebaut  liegen, 
itoer  mehr  Wohnstätten  wurden  niedergebrannt  und  Fruchlbäume 
igehaura;  die  Menschen  verwilderten  im  Elende  des  Krieges, 
Icher  von  Jahr  zu  Jalu*  fortgefilhrt  wurde,  ohne  dass  man  i'echt 
Bste,  warum.  BAotien  und  Lokris  erschöpften  sich  und  der 
Hnerstaat  ging  nnauflialtsani  einer  völligen  Zerrüttung  entgegen. 
ine  der  Parteien  konnte  ein  Ziel  erreichen,  welches  so  ungeheurer 
ftr  würdig  wäre.    Alles  blieb  unentschieden  bis  auf  das,  was  König 


440  PHILIPPOS   IN   THESSALIEN   UND   THRAKIEN   86S: 

Pliilipp    gewollt   hatte.     Er   war   der  Einzige,    der   etwas  enrniA 
hatte. 

Sein  Machtgehiet  reichte  jetzt  von  den  thrakisdien  Gddbergn 
bis  an  die  Thermopylen.  Thessalien,  das  ihm  so  unenlbdiriMte 
Land  mit  sehien  reichen  Hulfsquellen,  weiche  noch  niemals,  in  docr 
Hand  vereinigt,  zur  rechten  Yerwerthung  gekommen  waren,  hg 
zu  seinen  Füfscn  und  die  gewaltigste  Naturgränxe,  der  Olyopei 
mit  seinen  Passen,  bestand  für  ihn  nicht  mehr;  die  Contingeale 
der  Thessalier,  vor  Allem  ihre  Reiterei,  standen  m  seiner  Ver- 
fügung; im  pagasaischen  Meerbusen  hatte  er  eine  neue  FhUo- 
station  am  griechischen  Meere,  in  den  dortigen  HafiengefUlen  eiae 
neue  und  reiche  Finanzquelle. 

Und  dies  Alles  hatte  er  nicht  als  gewaltsamer  Eroberer  er- 
reicht, sondern  als  ein  Freund  und  Wohlthäter  des  Landes,  im  Kan^ 
für  eine  gerechte  und  nationale  Sache,  für  Ordnung  nnd  heiign 
Herkommen  gegen  Tyrannei  und  Militardespotie,  und  in  einer  sol- 
chen Weise,  dass  er  denen,  welclien  er  geholfen  hatte,  auch  flr 
die  Zukunft  unentbehrlich  blieb.  Er  behielt  die  Fäden  in  der  Bni\ 
er  hatte  die  Brücke  nach  dem  inneren  Hellas  geschlagen  und  wv- 
tete  ruhig,  bis  die  Stunde  kam,  um  sie  zu  überschreiten.  EiMl- 
weilen  tliaten  die  Hellenen,  namentlich  die  nächsten  Anwohner  dei 
südlichen  Thessaliens,  selbst  mehr  als  irgend  ein  äufiBerer  Fond 
Ihun  konnte,  um  die  Widerstandskraft  von  Hellas  gründlich  ante- 
reiben,  und  Philipp  konnte  sich  nach  dem  Gewinne  Thessalieas 
so  ruhiger  wieder  den  Aufgaben  zuwenden,  welche  im  Norden 
Aufmerksamkeit  in  Anspruch  nahmen.  Ein  Reich  wie  das  seinige 
verlangte  an  den  verschiedensten  Stellen  des  Königs  Anwescalieit; 
nirgends  bestand  ein  festes  Herkommen,  Alles  war  im  Werden;  er 
war  die  Seele  des  Ganzen,  und  darum  war  die  alle  Welt  in  Erstauum 
setzende  Geschwindigkeit  seiner  Reisen  und  Märsche  eines  der  wirk- 
samsten Mittel,  wodurch  er  sein  Reich  fest  und  stark  madite. 

Im  Herbste  352  stand  er  in  Thrakien,  beugte  die  dortigei 
Häuptlinge  unter  seine  OberhoheiU  drang  bis  an  die  pontisdien  Ge- 
wässer vor  und  schloss  mit  Kardia  am  HellesiKinte,  mit  Byanz  ml 
Perinthos  Freundschaft sverträge.  Um  dieselbe  Zeit  griff  er  nach  der 
Seite  des  adriatischen  Meeres  weiter  vor,  legte  Kastelle  im  illyriscfaes 
liande  an  und  gewöhnte  die  Fürsten  von  Epeiros,  sich  seinen  An- 
ordnungen zu  fügen.  Endlich  hatte  er  von  Thessalien  aus  auch  is 
Euboia  schon  sehie  Fäden  angeknüpft,  um  sich  auf  dieser  wichtipa 


PHILIPP  ClfD  OLTNTHOS.  441 

uel  Freunde  tu  erwerben,  und  war  unablässig  bestrebt,  nach  allen 
leiten  seine  Terbindangen  auszudehnen  und  an  allen  Küsten  Ein- 
laee  m  gewinnen^*). 

Das  waren  einleitende  Mafsregeln,  welche  künftige  Schritte  leise 
erliereileten ,  wfihrend  er  an  anderen  näheren  Plätzen  sich  an- 
duckte,  das  firflher  Vorbereitete  mit  allem  Ernste  durchzuführen. 
Imu  gehörte  namentlich  die  vollständige  Unterwerfung  der  chalki- 
fiKhen  Halbinseln. 

Freilich  sah  es  seit  dem  Falle  von  Amphipolis  nirgends  fried- 
idiCT  aus  als  hier.  Während  in  Mittelgriechenland  der  Krieg  wü- 
bete  und  alles  aus  den  Fugen  ging,  herrschte  bei  den  01)iithiern 
md  ihren  Bundesstädten  Glück  und  Wohlstand.  Sie  hatten  ja 
iveder  von  Athen  noch  von  Sparta  etwas  zu  fürchten  und  der  ein- 
Bge  Nachbar,  der  ihnen  hätte  schaden  können,  war  ihr  bester 
hreund  (S.  423).  Er  hatte  sich  als  solchen  durch  die  Tliat  be- 
wUirt;  ihm  verdankten  sie  durch  die  Ueberlassung  von  Potidaia  und 
ftüthemus  die  Erweiterung  und  Abrundung  ihres  Gebiets ;  er  beschenkte 
iie  Borger,  begünstigte  die  Stadt  durch  mancherlei  Zugeständnisse, 
Keb  ihre  Gapitalisten  an  dem  neu  aufblühenden  Bergbau  sich  in 
fertheiUiafter  Weise  betheiligen,  dehnte  ihre  Weidegerechtigkeit  aus 
mi  schien  seine  Freude  an  ihrem  Gedeihen  zu  haben.  Die  Olyn- 
Ihier  erkannten  darin  die  alte  makedonische  Politik,  wie  sie  schon 
Btaig  Po^kkas  ihnen  gegenül>er  befolgt  hatte,  und  glaubten  um 
■e  weniger  Grund  zum  Misstrauen  zu  haben,  da  sie  der  Ansicht 
sm  konnten,  dass  auch  dem  aufstrebenden  Königsstaate  an  ihrer 
nenndschafl  etwas  gelegen  sein  müsse.  Seitdem  sich  al>er  das 
Itaigrrich  mit  so  kühner  Sicherheit   nach  allen  Seiten  ausbreitete 

eine   planmäfsige  Grofsmachtspolitik  entwickelte,   da  wurde  es 

Olynthiem  doch  unheimlich  neben  dem  übermächtigen  Nach- 
▼on  dessen  Eroberungen  ihr  Gebiet  wie  eine  Insel  eingeschlossen 
iw*  Es  war  ihnen,  als  wenn  sie  vor  dem  Lager  eines  Baubthiers 
ailmi,  von  dessen  Laune  es  nur  abhinge,  wann  es  seine  Klauen  nach 
siner  Beute  ausstrecken  wolle,  welche  ihm  nicht  entrinnen  konnte. 
Sie  lebten  in  einer  beständigen  Angst,  welche,  je  nachdem  Philipp  mit 
•einem  Heere  näher  oder  ferner  war,  sich  steigerte  oder  verminderte. 

Die  Unruhe  wurde  dadurch  noch  gröfser,  dass  sie  keine  einige 
Stedlgemeinde  waren,  sondern  eine  Gruppe  von  zwanzig  bis  drei- 
IKg  SUdten,  und  in  jeder  Stadt  waren  Parteien,  welche  sich  feind- 
lidi  einander  gegenüber  standen.    Denn  I^hilipp  hatte  dafür  gesorgt, 


442  LAGE   DER  OLTxXTHlER   UND   IHRE 

dass  er  in  allen  Bürgerscliaflen  Anhänger  hatte,  welche  unbedingtea 
Anschluss  an  Makedonien  als  die  einzig  richUge  Politä  der  Ghil- 
kidier  vertraten  und  von  jeder  Regung  entgegengesetzter  Bewegiu^n 
den  König  in  Kenntniss  setzten.  Dennoch  gewann  das  SeUwtiiidig- 
keitsgeföhl ,  welches  allen  griechischen  Gemeinwesen  so  tief  eiBfe» 
pflanzt  war,  und  die  Liehe  zur  Freiheit  noch  einmal  die  Oberhud; 
die  nationalen  Parteien  in  den  Bundesstadten  einigten  siefa  oi 
man  l)esc]iloss  den  Versuch  zu  machen,  wie  weit  es  ihnen  iedi 
vergönnt  sei,  eine  eigene  PoUlik  zu  verfolgen.  Denn  bd  sdieiii- 
harer  Gleichberechtigung  standen  sie  thatsachlich  doch  schon  in  einen 
Clieutelverhältniss  zu  ftlakedonien,  da  sie  im  BundesTertrage  ohne 
Zweifel  Verpflichtungen  der  Art  eingehen  mussten,  nicht  ohne 
Philipp  Krieg  zu  machen  oder  Frieden  zu  schliessen.  Das  mr 
der  Preis  für  Potidaia  und  Antliemus;  denn  wie  hätte  der  Ktaig 
solche  Städte  an  emen  Nachbarstaat  abgeben  können,  wenn  er  sick 
nicht  seiner  Bundesgenosseuscbaft  versichert  hätte!  Philipp  komle 
also  den  Olynthiem  eine  Verletzung  der  Verträge  vorwerfen,  ab  sie, 
ohne  ihn  zu  fragen,  mit  Athen  in  Friedensunterhandlungen  eia- 
traten,  um  in  dem  bevorstehenden  Kriege  wenigst^eis  das  Recht  dv 
Neutralität  für  sich  in  Anspruch  zu  nehmen.  Die  ersten  Verhand- 
lungen fallen  wahrscheinlich  in  die  Zeit  der  makedonischen  FeMzii^e 
in  Thessalien. 

Seitdem   waren  PhiUppos  und  der  Städtebund  auf  ge^panntfoi 
Fufse;  aber  kehier  hatte  Neigung,    einen   oflenen   Brucli  herbeim- 
führen.     Der  König  berührte  das  Gebiet  der  Städte  auf  seinen  thra- 
kischen  lleerzügeu,  er  liefs  sie  seine  Macht  sehen,  er  warnte  nntf 
drohte,   that  al)er  von  seiner  Seite  nichts,  den  Frieden  zu  brecbfo. 
Die  Olynthier  dagegen,  von  der  nationalen  Partei  geleitet,  gin^ 
weiter,  indem  sie  sich  von  den  Athenern  Zuzug  ausbaten,  um  ürv 
Gränzen  zu  vertheidigen.    Das  war  schon  eine  entschiedene  DenwB- 
stration  gegen  Philipp,  welcher  doch  unmöglich  dulden  konnte,  dvs 
feindliche    Truppen    im    Gebiete    semer    Bundesgenossen   auflr^' 
Jetzt  kam  es  nur  noch  auf  zufallige  Veranlassungen  an,  um  <1a 
Krieg  zum  Ausbruche  zu  bringen.     Eine  solche  war  die  Fordenof 
des  Königs,  einen  seiner  Stiefbrüder,  welcher  sich  liach  Olyntlw 
geflüchtet  hatte,  auszuliefern.    Nun  that  die  Stadt  den  entscheidendfo 
Schritt,  indem  sie  Gesandte  nach  Athen  scliickte,  um  ein  Schutz- db^ 
Trutzbündniss  gegen  Makedonien  zu  schliefsen  (Ol.  107,  4;  349)^ 

Von  dem  Eifolge  dieser  Gesandtschaft  hing  nun  Alles  ab.  OhD- 


GESANDTSCHAFT   NACH    ATHEN.  443 

thos  und  Athen  waren  die  beiden  einzigen  Staaten,  welclie  noch 
Mittel  zum  Widerstände  hatten,  thre  Verbindung  war  es  daher  auch, 
welche  Philipp  von  Anfang  an  zu  verhindern  bemfüit  gewesen  war. 
Ging  Olynth  verloren,  wie  Amphipolis,  Pydna,  Methone,  so  blieb 
nur  Athen  übrig.  Wie  stand  es  nun  in  Athen?  Wie  iiatte  es  sich 
während  der  Zeit  der  wachsenden  Gröfsc  Makedoniens  verhalten? 
War  es  fähig  und  entschlossen,  für  sich  und  die  Hellenen  einen 
entscheidenden  Kampf  gegen  Philipp  von  Makedonien  zu  unter- 
nehmen, dessen  Absichten  in  Betreff  Griechenlands  seit  seinem  Auf- 
treten an  den  Tbermopylen  nicht  mehr  zweifelhaft  sein  konnten? 


^ 
rf 


1- 


i 


IL 

ATHENS  POLITIK  UND  GEISTIGES  LEBEN  BIS  ZDl 
AUFTRETEN  DES  DEMOSTHENES. 


Seit  sich  Athen  von  den  dreifsig  Tyrannen  frei  gemacht  h 
lenkte  es  unwillkürlich  immer  wieder  in  die  alte  Politik  ein,  n 
seine  Herrschafl  auszudehnen  und  auf  die  allgemeinen  Angelegen]» 
Griechenlands  Einfluss  zu  gewinnen.  Es  konnte  seine  Vergan 
heit  nicht  vergessen  und  auch  seine  Handelsinteressen  Terlanj 
dass  es  Seemacht  und  Bundesgenossen  wieder  erwerbe.  Aber 
war  der  grofse  Unterschied  zwischen  dem  neuen  and  dem  : 
Atlien,  dass  es  jetzt  nicht  mehr  die  ganze  Bürgerschaft  war,  m 
einmüthig  vorwärts  strehte,  und  dass  ihr  Streben  nicht  anhielt 
merkte  ihr  die  Ei'schüpfung  an,  und  wenn  sie  einmal  einen  I 
tigen  Aufschwung  genommen  hatte,  so  sank  sie  bald  wieder  in 
matte  Stimmung  zumck  und  begehrte  nichts  Anderes  als  nit 
Lebensgcnuss  und  eine  ungestörte  Behaglichkeit  innerhalb 
beschränkten  Kreises  ihrer  hürgerUchen  Verhältnisse.  Der  an 
Unterschied  liegt  darin,  dass  die  Politik  des  alten  Athens  sich 
einer  gewissen  Nothwendigkeit  von  innen  heraus  entwickelte,  ^ 
i*end  jetzt  die  Antriebe  zu  einem  kräftigeren  Handeln  immer 
aufsen  kamen,  so  dass  die  Politik  der  Athener  durch  die  Gel^ 
heit  gemacht  wurde  und  von  äulseren  Zufälligkeiten  abhängig 

So  war  Atlien,  durch  auswärtige  Staaten  bestimmt,  in  den 
rinthischen  Krieg  herein  gerathen,  und  nachdem  es  nach  gro 
Verlusten,  erschöpft  und  entmuthigt,  Frieden  gemacht  hatte,  w. 
es  wiederum  die  Ereignisse  in  Böotien,  welche  die  Politik  All 
bestimmten.  Ja,  auch  die  inneren  Parteien,  unter  deren  Eiol 
die  Entschlüsse  der  Bürgerschaft  standen,  unterschieden  sich 
einander  nach  ihrem  Verhalten  zu  den  auswärtigen  Staaten. 

Es    waren    aber  keine  neuen   Grundsätze  der  Politik,   wd 


GESCHICHTE   DBB   ATTISCHEN   POLITIK.  445 

dieseo  Parteibildungen  zu  Grunde  lagen,  sundern  es  traten  nur  die 
ihen  Richtungen  in  veränderter  Form  hervor.  Denn  während  die 
finen  eine  einseitig  demokratische  Politik  missbilligten  und  trotz 
ihr  Erfahrungen  immer  wieder  eine  Verständigung  mit  Sparta 
MKbten,  hielten  die  Andern  daran  fest,  dass  in  der  Yolksherrschaft 
&  Stärke  des  Staats  hege  und  dass  man  ihn  gegen  Sparta  durch 
T«bindung  mit  andern  Staaten  gleicher  Verfassung  kräftigen  müssle. 
Dies  konnte  jetzt  aber  nicht  mehr  in  der  gewaltsamen  Weise  ge- 
ickehen,  wie  es  Alkibiades  gewollt  hatte,  als  er  Athen  zum  Mittel- 
punkte all^  demokratischen  Parteien  in  Griechenland  machte, 
Mndeni  man  musste  durch  friedhchen  Anschluss  an  Staaten  ver- 
madter  Richtung  die  Vaterstadt  zu  schütten  und  aus  ihrer  gelahr- 
Um  bolirung  zu  befreien  suchen.  Und  da  erschien  es  nun  als 
ätt  guu  besonders  glückliche  Fügung,  dass  unmittelbar  nach  der 
tilMcQ  Demütfaigung  Athens  in  Böotien  ein  Umschwung  erfolgte, 
iricfaer  die  alte  Verbindung  mit  Sparta  zerriss  und  das  Land  mit 
■Wfti  Nothwendigkeit  auf  die  Seite  der  Athener  stellte. 

.  Diese  Wendung  wurde  in  Athen  sofort  als  ein  groljses  Glück 
MrkanDt  und  darauf  beruhte  die  Bildung  der  Partei,  welche 
Skelid  der  nächsten  Jahrzehnte  die  besten  Kräfte  der  Gemeinde 
ii  lieh  vereinigte  und  dem  Staatsleben  die  kräftigsten  Impulse  gab. 
fie  stellle  den  engsten  Anschluss  au  Theben  als  ihren  Grundsatz 
«£  Die  mit  dem  Zwange  des  Schwertes  vergeblich  erstrebte 
IMndnog  sollte  nun  in  Frieden  zu  gegenseitigem  Heile  verwirk- 
icht  werden.  Böotien  und  Attika  waren  von  Natur  berufen,  als 
Utd-  und  Seemacht  sich  einander  die  lland  zu  reichen;  kern 
8liat  hatte  den  anderen  zu  fürchten,  jeder  nur  vom  anderen  zu 
■nriuen.  Attika  wurde  durch  Thebens  Freundschaft  seiner  Pässe 
kk  Norden  sicher  und  eben  so  des  euböischeu  Meers.  Vereinigt 
Ulkten  sie  eine  Macht,  welcher  in  Griechenland  keine  zweite  Trotz 
iMtiB  konnte. 

Das  war  das  Programm  der  böotischen  Partei;  es  war  einfach 
Ml  Ulf,  es  war  der  gesunde  und  fruchtbare  Keim  einer  neu- 
miichen  Politik»  die  leitgemäfse  Erneuerung  der  alten  Volkspartei. 
ÜB  beruhte  nicht  blofs  auf  allgemeinen  Grundsätzen  und  An- 
■diaimngen,  sondern  auf  persönhchen  Beziehungen  der  engsten 
tot  auf  gegenseitigen  Dienstleistungen  in  Zeiten  der  Noth  zur  Er- 
nJduiDg  der  höchsten  Staatszwecke.  Daraus  bildete  sich  rasch  ein 
^mes  Gefühl  der  Walüverwandtschafl,  eine  politische  Sympathie, 


446  DIB  b5otische  Partei 

welche  voll  berechtigt  war,  alle  fn'iheren  Yerstimmuiigeii  zq  be- 
seitigen. Die  'Männer  von  Phyle\  wie  man  die  Helden  naimtc, 
die  von  Anfang  am  Befreiungswerke  betheiligt  gewesen,  waren  mdi 
die  leitenden  Staatsmänner  der  Restauration  (S.  46).  Thrasjbuhi 
imd  Kephalos  schlössen  das  erste  Waflenbündniss  mit  Theben;  der 
ausgezeichnete  Redner,  Leodamas  von  Achamai,  Aristophon  (hr 
Hazenier  (S.  48),  Thrasybulos  von  Kollytos  gehörten  denelbeB 
Richtung  an. 

Obgleich  diese  Partei  so  reich  an  tüchtigen  Kräften  und  Dm 
Richtung  eine  so  echt  patriotische,  so  vollkommen  bereditigte,  ji 
geschichtlich  noth wendige  war,  so  fand  sie  dennoch  yieUKhn 
Widerspruch.  Sie  war  die  Partei  der  Bewegung  und  des  Gepa- 
satises  gegen  Sparta.  Thrasybulos  war  der  WalTenfreund  des  AU- 
biades  und  Aristophon  der  Sohn  des  Demostratos,  welcher  da 
sicilischen  Seezug  am  eifrigsten  unterstützt  hatte.  Darum  gehörteo 
Alle,  welche  sich  vor  einer  neuen  Yerfeindung  mit  Sparta  oi 
neuen  gelahrlichen  Unternehmungen  fürchteten,  alle  Feinde  ia 
Demokratie  und  demokratischer  Unruhe  zu  den  Gegnern  der  b6o- 
tischen  Partei.  Aber  auch  die  eigentlichen  Demagogen,  nie 
Agyrrhios  (S.  202),  waren  gegen  sie,  weil  sie  von  Störungen  eiMi 
behaglichen  Wohlstandes,  von  Opfern,  die  man  den  Büiigem  n- 
muthe,  nichts  wissen  wollten.  Dann  wurde  der  Einfluss  Thrasybds 
und  seiner  Genossen  durch  das  Auftreten  Konons  zurückgedrängt, 
welcher  der  Zeit  ferne  gestanden  hatte,  in  der  sich  das  Vertiähois 
zu  Theben  gebildet  hatte.  Auch  die  Männer,  welche  sich  ihm  an 
meisten  anschlössen,  Iphikrates  und  Timotheos,  haben  sich  die  Ge- 
sichtspunkte der  thebanischen  Partei  niemals  recht  zu  eigen  gemadit; 
attischer  Stolz  machte  sie  in  Beurteilung  der  politischen  Lage  befimgeii. 

Der  entschiedenste  Widersacher  war  aber  Kallistratos  ms 
Aphidna,  seiner  Zeit  der  erste  Redner  in  AÜien.  Obwohl  ein  Nele 
des  Agyrrhios,  stand  er  dennoch  in  Verbindung  mit  den  theba- 
nischen Oligarchen,  und  wenn  er  auch  als  guter  Patriot  jeder 
Gewaltthat  Spartas  widerstrebte,  so  war  er  doch  noch  viel  eiil- 
schicdener  gegen  Theben  eingenommen.  Er  wollte  keine  dritte 
Hauptstadt  in  Griechenland,  kein  unter  Theben  vereinigtes  BöotieB 
im  Rücken  Athens. 

Kallistratos  ging  also  auf  die  Grundsätze  kimonischer  PoiiA 
zurück,  indem  er  die  Leitung  der  nationalen  Angelegenheiten  n 
den  Händen  der  beiden  alten  Vororte  erhalten  sehen  wollte,  and  er 


tmD   IHRE  GEGNER.  447 

rsweiffelte  nicht  daran,  hiefür  die  richtige  Form  zu  finden,  wenn 
in  durch  ernstes  Auftreten  und  entsctilossene  llallung  den  Ueber- 
ffen  Spartas  voiiieuge.  Wenn  Tlicbcn  sich  vordränge,  glaubte 
,  werde  die  alte  Veniv'iming  nur  gesteigert.  Auf  keinen  Fall 
Ute  er  Athen  an  ThclH3n  gebunden  sehen;  es  sollte  den  jedes- 
lügen  Umständen  gemäfs  zu  handeln  sich  vorbehalten.  Es  war 
I  Politik  der  freien  Hand,  welche  er  mit  grofsem  Talente  ver- 
it  und  in  aufrichtiger  Gesinnung.  Aber  es  war  ihrer  ganzen 
ehUing  nach  eine  mattlierzige  Politik,  die  sicli  immer  nur  mit 
B  Aufgaben  des  Tags  beschäftigte,  eine  Politik  ohne  bedeutende 
^  und  deshalb  unfähig,  die  Bürgerschaft  zu  begeistern  und  zu 
Ifligen  Entschlüssen  zu  bestimmen.  Indessen  fand  sie  gerade 
llialb   Anklang;    sie    schien    die    vorsichtigste    und    besonnenste 


Deshalb  konnte  die  böotische  Partei  trotz  aller  Sympathien, 
lebe  Theben  durch  seinen  Befreiungskampf  erweckte,  nicht  durch- 
Ingen,  bis  wiederum  ein  äufseix's  Ereigniss  eintrat,  das  dem 
kwanken  ein  Ende  machte.  Die  Spartaner  gaben  den  Ausschlag. 
18  Attentat  des  Sphodrias  (S.  276)  machte  auch  dem  blödesten 
Ige  klar,  dass  Sparta  in  Griechenland  keine  Bundesgenossen, 
Bdeni  nur  Unterthanen  haben  wollte;  der  Kampf  war  also  ein 
ibot  der  Nothwehr.  Nun  setzte  Kei>halos  den  Abschluss  des 
pffenbundes  mit  Theben  durch,  die  Bürgerschaft  ermannte  sich 
I  neuen  Anstrengungen  und  alle  Parteien  schlössen  sich  jetzt  der 
lotischen  au'^). 

Persönlichkeiten,  welche  durch  geistige  Ueberlegenheit  zur 
■tmg  der  Bürgerschaft  berufen  waren,  gab  es  damals  in  Athen 
cht,  da  sich  seit  der  |>erikleischen  Zeit  unter  dem  Einflüsse  der 
iphintik  die  verschiedenen  Bildungsstufen  mehr  und  mehr  ausge- 
kten  hatten.  Geniale  Naturen,  welche  zu  aufserordentlichcn  Ent- 
UOflMn  die  Menge  hinreissen  konnten,  waren  nicht  vorhanden. 
kv  es  fehlte  für  die  grofsen  Spiele,  welche  man  jetzt  in  das 
Ige  fiisste,  doch  nicht  an  den  nothigen  Kräften.  Man  hatte  l)e- 
fhrte  Feldherm,  welche  die  Gelegenheit  zu  neuen  Thaten  mit 
imde  b^^rillsten;  man  hatte  erfahrene  Staatsmänner,  welche  da- 
r  sä  sorgen  wussten,  dass  aus  der  erregten  Tagesstimmung  eine 
Mrnde  Kräftigung  des  Staats  hervorgehe.  Kallistratos  entzog  sich 
Beer  Aufgabe  keineswegs;  denn  wenn  er  auch  in  den  Zielpunkten 
cht  nüti  der  jetst  herrschenden  Partei  übereinstimmte,  so  war  ihm 


448  DER   NEUE   SEBBUND   ATHENS    (S78). 

doch  Alles  recht,  was  der  Machtstellung  Athens  zu  Gute  kasi, 
namentlich  zur  See,  wo  es  Sparta  wie  Theben  gegenüber  an 
selbständigsten  auitreten  konnte,  und  es  war  ihm  erwünscht,  sdgea 
zu  können,  dass  auch  sein  Standpunkt  eine  kräftige  Erttebong  in 
Vaterstadt  nicht  ausschlieDse.  Mit  ihm  wirkten  Aristoides  von  Ifan- 
thon  und  andere  Biänner,  die  in  glänzender  Weise  leigien,  di« 
die  höhere  Staatskunst  in  Athen  nicht  ausgestorben  sei  «nd  a 
an  Köpfen  von  organisatorischem  Talente  nicht  fehle. 

Wie  gründlich  und  methodisch  man  zu  Werke  ging,  Mgm 
die  Einrichtungen  aus  dem  Jahre  des  Nausinikos  (S.  279  t).  Um 
behielt  die  solonischen  Klassen  und  das  solonische  EinschitzoB^ 
princip  bei,  um  auf  Grundlage  desselben  das  vorhandene  VeraAgcs 
der  Bürgerschaft  wie  der  Schutzverwandteu  amtlich  festzuitdlai; 
aber  man  ging  in  wichtigen  Punkten  von  dem  früheren  HeriuNnaa 
ab,  namentUch  darin,  dass  man  in  allen  Klassen  nicht  das  gan» 
Vermögen  als  das  der  Besteuerung  unterliegende  Kapital  mnatkM, 
sondern  nur  einen  Theil  desselben.  Dieser  Theil  ent^mcb  in  der 
untersten  Klasse  ungefähr  den  jährUchen  Einkünflen  vom  Verm^ei; 
bei  den  Wohlhabenderen  wurde  die  Quote  des  steuerlwren  Vemöfesi 
verhältnissmälsig  gröfser,  aber  immer  gereichte  es  der  Bürgersdnft 
zur  Beruliigung,  dass  in  keiner  Vermögensklasse  sich  die  Ansprtck 
des  Staats  auf  das  Kapital  selbst  erstreckten,  sondern  dass  es  wA 
nur  um  die  Rente  handelte,  von  welcher  vorkommenden  Falls  ge- 
wisse Prozente  abgegeben  werden  sollten.  Es  war  also  nur  cv 
nach  billigem  Verhältnisse  steigende  Einkommensteuer. 

Eine  zweite  Neuerung  bestand  dai*in,  dass  man  Cesellschate 
einrichtete,  in  denen  ohne  unmittelbare  Betheiligung  der  R^gienng 
die  Beiträge  für  die  Bedurfnisse  des  Staats  zusammengebracht  w- 
den 'sollten.  Die  1200  reichsten  Bürger,  aus  den  zehn  StinuMS 
gewälilt,  bildeten  zwanzig  Vereine  oder  Symmorien,  und  die  je 
16  Reichsten  aus  jeder  Symmorie  wiederum  ein  engeres  GoUegpn 
der  Dreiliundert,  welche  die  Vertheilung  der  auBgeschriebeaai 
Kriegssteuer  zu  besorgen  und,  wenn  es  nöthig  war,  die  Amfifc 
durch  Vorschuss  zu  decken  hatten. 

Man  begann  mit  einer  nicht  imbedeutenden  Bestenening,  wekte 
300  Talente  einbrachte  (c.  472,000  Th.).  Damit  wurde  der  Aafitfg 
einer  neuen  Rüstung  gemacht;  es  wurden  100  Kriegsschiffe  gdM 
und  10,000  Mann  wehrhaft  gemacht;  die  Seeherrschaft  Athen 
wurde  nach  wesentlich  neuen  Grundsätzen  (S.  281)  wieder  hel|^ 


DBl  NEUB  8BBBUND   (100.9)878.)  449 

stelll.  Zum  ersten  Male  kam  ein  Staatenbund  zu  Stande,  welclier 
auf  der  Grundlage  unparteiischer  Gerechtigkeit  lieruhte,  eine  Ge- 
nosienfichafl,  welche  nicht  zum  Vortlieile  eines  Staats  ausgebeutet 
werden  konnte,  sondern  den  wohlverstandenen  Interessen  aller  Be- 
theiligten  entsprach.  Athen  sollte  keine  Hechte  halien,  als  die  noth- 
«endig  waren,  um  dem  Bunde  Einheit  und  Kraft  zu  geben.  Kein 
Staat  konnte  ihm  die  Stellung  eines  leitenden  Vororts  und  seinen 
Feldherm  die  Fuhruug  der  gemeinsamen  llnlernehmungeu  streitig 
machen;  es  musste  der  Sitz  des  standigen  Bundesraths  sein,  den 
flimdiche  Staaten  mit  gleichem  Stimmrechte  iMüschickten.  Allen 
Uebergriffen  war  dadurch  vorgelieugt,  dass  keine  Einu)ischung  in 
die  inneren  Angelegenheiten  der  Stiiaten,  keine  Tnippensendung 
aar  Besatzung  bundesgenössischer  Orte,  keine  eigenmächtige  For- 
derung oder  Erliebung  gestattet  war.  Es  wurde  auch  kein  Bundes- 
■ehati  gebildet,  welcher  wiederum  in  das  attische  Sf^atsvermögen 
Abergehen  konnte;  die  gröfsereu  Staaten  stellten  ihre  eigenen 
Schiffe,  die  kleinei^en  leisteten  ihre  Beitrage  nach  den  gemeinsam 
geAaaten  Beschlüssen. 

Was  die  äufsere  Ausdehnung  des  Seebundes  betrifft ,  so  blieb 
der  Anlalkidas- Frieden  die  staatsrechthche  Grundlage.  Auf  die 
Slidte  des  jenseitigen  Festlandes  verzichtete  man  von  vorn  herein, 
obgleich  einige  der  fenisten  Seestädte,  welche  znm  alten  Seebunde 
gehört  hatten,  namentüch  die  Stadt  der  IMiasehten  an)  |KnnphyIisclien 
Meere,  mit  gröfster  Anhänglichkeit  an  Athen  l'esthiellen  mid  immer 
neue  Versuche  machten,  die  alten  Handelsbeziehungen  und  das  alte 
SchaUverhsUtniss  zu  erneuern  ^^). 

In  Athen  waren  die  Gedanken  zu  Hause,  welche  der  Politik 
des  neuen  Seebundes  zu  Grunde  lagen;  hier  war  die  Tradition  der 
Geachiehte,  hier  allein  der  Uel>erblick  ül)er  die  Staaten  Verhältnisse. 
Aber  man  ging  nicht  einseitig  vor,  sondern  verständigte  sich  mit 
den  Staaten,  deren  man  vor  anderen  gewiss  seht  musste,  wenn 
■an  nicht  mit  einem  leeren  Programme  vor  die  Welt  treten  wollte. 
Dam  gehörten  Chios,  das  auch  nach  dem  Antalkidas- Frieden  zu 
Alben  gehalten  hatte,  ebenso  Mytilene  und  Byzanz;  dann  Tenedos 
Md  Rhodos,  wo  nach  langen  Parteilehden  die  Bnrgerschalt  den 
ipartanisch  gesmnten  Familien  wieder  das  Regiment  genommen 
hitle;  den  Mytilenäern  waren  die  Methymnäer  gefolgt,  den  Byzan- 
tiam  Perintlios.  Mit  diesen  Staaten  hatte  man  sich  unter  der  Hand 
WiUndigt  und  dann  mit  Thel»en,  wo  man  bald  erkannte,  welchen 

Ouiioi,  Gr.  GeMb.    III.  29 


450  GESCHICHTE   DER   ATTISCHEN  POLITIK 

Nutzen  uian  von  dem  neuen  Bunde  haben  konnte,  und  wenn  es 
selbst  auch  für  die  Macht  des  Seebundes  zunächst  ohne  Bedeutimg 
war,  so  war  sein  Beitritt  doch  wichtig,  weil  er  ihm  den  Chanktn 
einer  weiteren,  hellenischen  Verbindung  gab  und  die  Besorgnis» 
vor  einer  einseitig  attisclien  Bundespolitik  l>escitigeii  half. 

Nachdem  so  die  Ausführung  des  Programms  gesichert  war, 
wurde  die  ßundesurkunde  nach  dem  von  Aristoteles  beantrag« 
Volksbeschlusse  veröffentlicht,  mit  den  Namen  der  lieigelreten« 
Staaten  versehen,  in  Steinschrift  auf  dem  Markte  ausgestellt  foA 
ein  Aufruf  an  alle  Seestädte  erlassen,  sich  dieser  Verbindung  anzih 
schliefsen,  in  welcher  sie  Schutz  ihrer  Unabhängigkeit  gegen  die 
gesetzlose  Uebermacht  Spartas  fmdeu  sollten.  Dieser  Aufhif  komik 
a))er  nur  wirksam  sein,  wenn  er  nicht  als  ein  todtes  Schriftstäck 
versandt  wurde,  sondern  durch  persönliche  Vennitteliiiig  Vertmwi 
erweckender  Männer  an  die  Staaten  gelangte.  Das  war  die  AufipiK 
der  im  ersten  Jahre  des  neuen  Bundes  gewählten  FeMbem. 
Chabrias,  Kallistratos  und  Timotheos,  ein  Verein  von  Männern,  dem 
Jeder  in  seiner  Weise  für  die  schwierige  Aufgalie  eine  besondm 
Befähigung  hatte. 

Kallistratos  genoss  als  Staatsmann  ein  weit  verbreitetes  An- 
sehen und  die  gemäfsigte  Politik,  als  deren  Vertreter  man  flffl 
kannte,  die  kluge  Umsicht,  die  grofsc  Erfahrung  und  Kunst  drr 
Unterhandlung  waren  noch  wirksamer  als  seine  glänzende  Rede- 
gal>e;  Chabrias  war  ein  zu  Wasser  und  Lande  ruhrareicher  Ffkl- 
herr  (S.  278),  erlindungsreich  in  der  Verbessening  der  Kriegsschifi^ 
so  wie  in  der  Aufstellung  und  Verwendung  seiner  Truppen,  kühn 
und  l)esonneu  in  allen  seinen  Unternehmungen.  Man  traute  seinem 
Glücke  und  fühlte  sich  unter  seinem  Schutze  sicher;  darum  gebng 
es  ihm ,  den  Anschluss  der  thrakischen  Insel-  mul  Küstenstädte  m 
bewirken,  während  der  wichtige  Beitritt  von  Euboia  das  Venlicwt 
des  Timotheos  war. 

Dieser  noch  jugendliche  Mann  hatte  als  Sohn  Konons  die  Ivste 
Empfehlung  bei  seinen  Mitbürgern  wie  Wi  den  Bundesgenossen 
und  gewiss  nahm  man  auf  diese  Empfehlung  Rücksicht,  als  man 
daran  ging,  das  durch  die  Ungunst  der  Zeilen  unterbrochene  Weri 
seines  Vaters  aufzunehmen.  Aber  Timotheos  war  auch  sellist  eine 
Persönlichkeil,  wie  man  sie  zur  auswärtigen  Vertretung  der  St*lt 
nicht  besser  linden  konnte,  denn  Alles,  was  Athen  Gutes  hatte,  «'T 
in  ihm  gleichsam  verköri^ert.     Von  früh  an  in  ausgewählter  Gefeli- 


US  ZUR  SCHLACHT   BEI   LEUKTRA.  451 

schafl,  hatte  er  eine  Feinheit  der  Sitte,  eine  Reife  und  Vielseitig«- 
keit  der  Bildung,  wie  sie  nur  in  Athen  gewonnen  werden  konnte. 
Er  war  der  Sohn  eines  reichen  tiauses,  geistig  verwöhnt  und  i*eiz- 
bar,  eine  vornehme  Natur  und  im  Bewusstsein  seines  reinen  Willens 
nicht  ohne  Schärfe  gegen  alle  unlauteren  Bestrebungen,  namentlich 
gegen  das  Treiben  der  Yolksredner,  welche  Zwietracht  aussaeten^ 
dabei  aber  voll  Anerkennung  für  fremdes  Verdienst,  frei  von  Hoch- 
ronth  und  von  schroffer  rurteirichtinig,  leutselig,  freigebig,  liebens- 
würdig. Er  gehörte  schon  dem  jüngeren  Athen  an,  dessen  beste 
Sfthne  8ich  Aber  die  Parteigegensätze  erhohen  und  eine  von  Ein- 
seitigkeiten freie,  hellenische  Bildung  hatten.  Dadurch  war  er  in 
hohem  Grade  befähigt,  mit  den  Gebildeten  aller  Orte  zu  verkehren 
und  sich  wie  seiner  Vaterstadt  übtM'all  Freunde  zu  erwerben.  Er 
fSuste  die  ausn^-ärtige  Politik  von  ihrer  ethischen  Seite  auf;  es  waren 
moralische  Eroberungen,  welche  er  machte,  wohin  er  kam,  im 
Gegensatze  zu  der  plumpen  Art  der  älteren  Demokratie,  welche 
durch  Verbannung,  Gütereinziehung  und  Verfassungssl ui'z  ihren 
Einfluss  geltend  maclite. 

Ihm  standen  bei  seinen  edlen  Bestrebungen  die  Kräfte  eines 
auserwählten  Freundeskreises  zur  Seite,  namentlich  die  des  Isokrates^ 
mit  dem  er  seit  etwa  384  in  enge  lielMMisgemeinschaft  g(?treten  war. 
Die  Schriften  dieses  Mannes  fanden  damals  in  gimz  Griechenland 
einen  aufserordentlichen  Anklang,  wtnl  sie  der  vollendete  Ausdruck 
dner  attisclien  Bildung  waren,  die  sich  bei  alhnn  l^Uriotismus  auf 
dem  Boden  des  allgemeinen  Nationalgefühls  bewegte  und  aufserhalb 
Athens  vollkommen  gewürdigt  und  verst^inden  werden  konnte; 
darum  wirkten  seine  Beden  nicht  nur  als  stilistische  Musterwerke 
auf  den  Geschmack  der  Zeitgenossen,  sondern  sie  hatten  zugleich 
als  politische  Flugschriften  einen  bedeutenden  Einlluss  auf  die  öffent- 
liche Stimmung,  denn  er  wusste  auf  eine  so  ruhige,  unparteiische 
und  gewinnende  Weise  die  Verdienste  Athens  und  seinen  Anspruch 
auf  die  Leitung  der  nationalen  Ai)gel<*genheiten  zu  entwickeln,  dass 
er  dadurch  die  Interessen  seiner  Vaterstadt  wesentlich  förderte. 
Seine  Schriflen  waren  der  verklärte  Ausdruck  der  neu -attischen 
Politik;  er  bahnte  seniein  jungen  Freuiule  den  Weg;  er  war  während 
der  Feldzflge  sein  Begleiter  und  Berat  her,  der  Verfasser  seiner  Be- 
richte, der  beredte  Herold  seiner  Thaten^*). 

Eine  so  zeitgemäfse  Politik,  von  so  l)cnihigten  Männern  geleitet 
Und   unterstützt,    konnte  nicht   erfolglos  bleilxMi.     Die    alte   Fmcht 


452  GESCHICHTE   DER   ATTISCHEN  POLITIK 

war  verschwunden,  man  kam  Athen  mit  Vertrauen  und  liebe  ent- 
gegen. Mit  Ehrenkranzeu  und  Denkmälern  huldigten  die  aus  der 
Angst  vor  Si>arta  befreiten  Städte  ihrem  'Retter  und  Befreier,  dem 
Volke  von  Athen'  und  vereinigten  sich  zu  Schutz  und  Trutz  unier 
seiner  f^eitung.  Der  Bundesrath  wurde  errichtet  und  die  Auf- 
stellung einer  Bundesmacht  von  200  Schiffen  und  20,000  Schwer- 
bewaffneten wurde  l)esclilossen.  Wie  in  alten  Zeiten  bestiegeD  die 
Bürger  selbst  ihre  Triei*en  und  machten  den  Archipelagus  wieder 
zu  einem  attischen  Meere  (S.  283  f.). 

Doch  den  glänzenden  Erfolgen  fehlte  eine  dauerhafte  Grundfafe. 
Denn  die  Athener  waren  noch  immer  eines  begeisterten  Aufschwungs 
fähig,  aber  anhaltende  Opferbereitschaft  war  nicht  Torhanden  und 
deshalb  mussten  auch  die  Erfolge  sehr  unvollkommen  bleiben. 
Konnte  man  doch,  während  aus  den  fernsten  Gewässern  die  Sieges- 
botschaften einliefen,  die  eigenen  Handelsschiffe  nicht  gegen  die 
Kapereien  der  Aegineten  sicher  stellen.  Das  war  ein  arges  Nim- 
verhältniss,  welches  die  freudige  Theilnahme  am  Ruhme  der  See- 
helden sehr  verkümmern  nuisste.  Und  dann  waren  alle  Siegesbot- 
schaflen  von  neuen  Geldforderungcn  begleitet,  denn  um  die  gute 
Stimmung  der  neu  gewonnenen  Freunde  zu  erhalten,  vermied  mii 
ängstlich  jedes  barsche  Auftreten  und  jede  strengere  Handhabunf 
der  vorörtlichen  Rechte  zur  nerl)eischanung  der  nöthigen  Geldmittel 
Das  kam  den  haushälterischen  Bürgern  nicht  ohne  Grund  als  eine 
ideahstische  Politik  vor,  bei  der  nichts  als  unsichere  Ehre  zu  ge- 
winnen wai',  für  welche  der  Preis  zu  hoch  sei.  Die  Opfer  der  Stadl 
kämen  schliefslich  nur  den  Thebanern  zu  Gute,  welche  den  Seekrieg 
benutzten,  um  ungestört  die  Unterwerfung  Böotiens  zu  vollenden. 

In  der  That  hatten  die  Helden  des  neuen  Seebundes  der  tbe- 
banischen  Partei,  ohne  ihr  anzugehören,  die  gröfsten  Dienste  ge- 
leistet. Die  Anderen  empfanden  dies  weniger,  weil  sie  überhaupt 
keinen  so  bestimmten  Standpunkt  einnalimen  und  melir  Feldliemi 
als  Staatsmänner  waren;  Kallistratos  aber,  der  entschiedene  Gegner 
Thebens,  welcher  jede  ziellose  Kriegspolitik  missbiliigte  und  aulser- 
dem  durch  den  Ruhm  der  Feldherrn  in  seiner  Eigenliebe  gekränkt 
war,  begünstigte  die  Friedensstinnnuug  der  Bürgerschaft;  er  hatte 
durch  die  Rüstungen  Athens  und  den  neuen  Seebund  erreicht,  was 
er  wollte,  nämlich  eine  günstigere  Stellung  S|>arta  gegenüber;  dieie 
wollte  er  nun  als  Friedensbasis  beimtzen  und  dadurch  die  Leitung 
der  Geschäfte  wieder  in  seine  Hand  bringen. 


BIS   ZUR    SCHLACHT    BEI    LEUKTRA.  453 

Um  diesen  Zweck  zu  erreichen,  niiisste  zunächst  derjenige  der 
Feldherrn  beseitigt  werden,  welcher  fd^er  dns  Mafs  des  von  Kalii- 
slratos  Gewollten  am  kCdnisteu  hinausgegangen  war  und  ihn  am 
meisten  in  Schatten  gestellt  hatte,  Timotheos.  Bei  ihm  trat  das 
MiBsverhältniss  zwischen  aurserem  Glänze  und  wirklichem  Erfolge 
am  grellsten  zu  Tage;  daher  war  es  seinem  Feinde  nicht  schwer, 
ihn  bei  den  Bürgern  als  ehien  hochfahrenden  und  eigenwilligen 
Mann  darzustellen,  welcher  seiner  Eitelkeit  zu  Liehe  im  ägäischen 
Meere  umherkreuze,  sich  von  Fürsten  und  Städten  feiern  lasse  und 
die  Aufträge  des  Staats  verabsäume;  eine  Anschuldigung, 
um  so  gehässiger  war,  da  man  gleichzeitig  Alles  thal,  um  dem 
patriotischen  Helden  die  Mittel  vorzuenthalten,  deren  er  zu  wirk- 
lichen Erfolgen  bedurfte.  Zweimal  wurde  Timotheos  angeklagt 
(S.  292).  Das  zweite  Mal  verband  Kallistratos  sich  mit  Iphikrates, 
der  eben  mit  frischer  Ki*aft  heimgekehrt  war  und  seinen  Antheil 
am  iluhme  der  neuen  Glanzzeit  Athens  haben  wollte. 

Unter  ungeheurer  Aufregung  wurde  gegen  Ende  des  Jahrs  373  der 
Prozess  eröffnet,  ein  Hochverrathsprozess  gegen  den,  welcher  mehr  als 
alle  Zeitgenossen  für  den  Ruhm  seiner  Vaterstadt  gethan  hatte.  Seine 
Anh&nger  thaten  das  Mögliche.  Der  Tyrann  von  Pherai,  der  König 
von  Epeiros  erschienen  persönlich,  um  für  ihren  Freund  Zeugniss 
aimilegen.  Timotheos  konnte  nachweisen,  wie  er  seht  eigenes 
Vermögen  daran  gesetzt  und  seine  Güter  verpfändet  habe,  um  einer 
KhimpOicheu  Autlösung  der  Flotlemnacht  vorzubeugen.  Auch 
wurde  er  selbst  von  den  Geschworenen  freigesprochen,  aber  sein 
SdiaUmeister  Anlimachos,  den  die  (li^gner  vorschoben,  damit  nicht 
die  Schuld  auf  der  Bürgerschaft  und  ihren  Berathern  liegen  bleibe, 
wurde  zum  Tode  verurteilt;  auch  wurde  die  Amtsentsetzung  des 
FeMherm,  die  vor  dem  i*rozesse  verfügt  war,  nicht  rückgängig  ge- 
macht. Mit  gänzlich  zerrütteten  Verniugensverhältnissen  trat  Timo- 
theos vom  ölTentlichen  Leben  zurück  und  nahm  Dienste  bei  den 
Fereem'O. 

Kallistratos  war  der  Einzige,  der  ein  festes  Ziel  im  Auge]  hatte, 
darum  dienten  auch  die  Siege  des  iphikiates  (S.  293)  nur  seiner 
PolitiL  Er  sah,  dass  die  S|)art<iner  allen  Muth  verloren  hatten, 
Im  Athenern  die  See  streitig  zu  machen,  und  andererseits  erkannte 
er  mit  nicht  geringelter  Befriedigung,  dass  bei  den  Athenern  der 
Unmuth  gegen  Theben  im  Steigen  war,  weil  sie  ihre  alten  Sympa- 
hien  für  Tbespial  und  Plataiai  nicht  verläugnen  konnten  und  sich 


454  GESCHICHTE   DER   ATTISCHEN   POLITIK 

durch  die  Zerstörung  dieser  Städte  tief  verietzt  fohlten.  Troti  allfr 
Gegenvorstellungen  der  böotischen  Partei  ward  den  Bärgern  d» 
Bundniss  mit  Ttiehen  verleidet,  und  nun  hatte  Kallistrato6  for  scibe 
Politik  den  günstigsten  Boden;  nun  konnte  er  die  ihm  verhaaste 
Verbindung  lösen  und  mit  Sparta  ein  Bundniss  zu  Stande  bringen, 
in  welchem  der  jetzigen  Machtstellung  seiner  Vaterstadt  voUkommen 
Bechnung  getragen  und  dem  alten  Uebermuthe  Spartas  so  w«U 
wie  dem  neuen  der  Thebaner  grundlich  gesteuert  wurde.  Dar 
Friede  von  371  erschien  als  ein  glänzender  Erfolg  seiner  Politik; 
Athen  und  Sparta  hatten  wieder  ihre  richtigen  Stellungen  eagB- 
nommen;  das  eine  war  zu  Lande,  das  andere  zu  Wasser  die  Vor- 
macht der  Hellenen,  und  Theben,  das  sich  als  dritte  Macht  hatte 
einschieben  wollen,  war  völlig  isolirt  (S.  293  f.). 

Und  doch  erwies  sich  diese  Politik  als  durchaus  kurzsicbtig; 
man  hatte  sich  in  Bezug  auf  Theben  wie  auf  Sparta  verrechnet 
Theben  wurde  durch  das  Bundniss  der  beiden  Mächte  m  seinen 
Fortschritten  nicht  aufgehalten,  Sparta  aber  verlor  seine  Bedeotong 
fikr  Athen,  weil  es  aufhörte  eine  Grofsmacht  zu  sein.  Der  Tag  iod 
lieuktra  machte  die  Politik  zu  Schanden.  Er  fand  die  Athener 
gänzlich  unvorl)ereitet  und  stellte  ilu^e  Haltlosigkeit  in  das  klante 
Licht.  Man  schwankte  zwischen  dem  klehilichen  Verdrusse  über 
Thebens  Glück  und  den  noch  immer  nicht  erloschenen  Sympathien 
für  die  hcldenniuthigen  Sieger.  Hatten  doch  auch  die  Thebaner 
nocti  immer  ein  solches  bundesgenössisches  Gefühl,  dass  sie  Weiber 
und  Kinder  vor  der  Schlacht  nach  Athen  brachten  und  dorthin  die 
ersten  Siegesl>olen  sandten!  Auch  erhol>en  sich  jetzt  von  Neocni 
die  Fuhrer  der  l>öotischen  Parlei  und  verlangten,  man  solle  sofort 
das  Bundniss  mit  Sparta  aufgeben,  das  jetzt  gar  keinen  Sinn  mehr 
habe,  da  von  einer  Theilung  der  Hegemonie  mit  Sparta  nicht  mehr 
die  Bede  sein  könne.  Jetzt  oder  nie  sei  die  Zeit,  im  Anschlüsse 
an  Theben  Sparla  für  immer  unschädlich  zu  machen! 

Es  war  aber  noch  ein  dritter  Weg  möglich,  dass  man.  nämlidi 
weder  für  noch  gegen  Sparta  Partei  nahm,  sondern  dessen  Schwäche 
zu  eigenem  Vortheile  ausljeutete  und  selbständig  vorging.  Die« 
Politik  hatte  einen  vernünftigen  Sinn,  wenn  man  entschlossen  m, 
die  nationalen  Angelegenheiten  in  die  eigene  Hand  zu  nehmes, 
wenn  man  den  Willen  hatte,  neben  der  Seemacht  eine  Landiaackt 
herzustellen,  mit  der  man  im  Stande  war,  an  Spartas  Stelle  iKe 
Leitung    der   kleineren    Staaten    zu    übernehmen.     Man    entbot  in 


lüACH    DER    SCHLACHT    BEI    LEUKTRA.  455 

der  Thal  ihre  Abgeorchielen  nach  Aüieii  (S.  317),  aber  ein  rechter 
Eni&i  war  es  damit  iiiclit;  man  zog  es  vor,  sich  mit  einer  flauen 
Neutralität  zu  hegiu'igen,  drängte  die  Arkader  auf  die  Seite  der 
Tbebaiier  (S.  326)  und  musste  nun  })aid  uider  Erwarten  und 
Wüiiflcheii  die  ganze  Lage  der  Dinge  sich  umgestalten  sehen.  An- 
ftUU  in  die  Entwickeiung  der  Verhaltnisse  einzugreifen,  standen  die 
Athener  als  überraschte  Zuschauer  da  und  ihre  lahme  Politik  blieb 
immer  hinter  den  Ereignissen  zurück. 

Nun  trat  die  Frage  an  sie  heran,  ob  sie  auch  dem  Unter- 
gange Spartas  ruliig  zusehen  wollten.  Die  Frage  musste  rasch 
entschieden  werden,  als  die  Spartaner  im  Jahre  369  mit  Athen  ver- 
handelten. 

So  demuthig  hatten  ihre  Gesandten  noch  nie  vor  der  attischen 
Bdrgerscluift  gestanden.  Sie  baten  um  Rettung;  sie  stellten  in  be- 
weglicber  Rede  vor,  wie  alle  gi^ofsen  Waflenthaten  der  Hellenen 
durch  die  Verbindung  der  lieiden  Mächte  gelungen  seien ;  sie  meinten, 
man  könne  das  nach  der  plataischen  Schlacht  Versäumte,  die  Zer- 
slfirung  Thebens,  mit  verehiter  Kraft  noch  heute  nachholen,  und 
vosaten  mit  gutem  Erfolge  die  Missstimmung  gegen  Thel)en  zu 
steigern. 

Auch  peioponnesische  Gesandle  wirkten  zu  Gunsten  Spartas: 
Kleileles  von  Korinth  rief  den  Schulz  für  seine  Vaterstadt  an, 
wekhe  unverschuldet  von  aller  Noth  des  Kriegs  heimgesucht  werde, 
und  als  zum  Schlüsse  Prokies  von  Phlius  in  einer  sehr  wohl  be- 
rechneten Ansprache  den  Athenern  vor  die  Seele  führte,  wie  sehr 
CS  ihrem  alten  Ruhme  entspräche,  jetzt,  da  Spart^is  Schicksal  in 
ihrer  Hand  liege,  grofsmuthig  des  fnlher  erlittenen  Unrechts  zu 
fergesaen,  und  wie  es  auch  ihr  eigenes  Interesse  fordere,  Sparta 
nicht  feilen  zu  lassen,  weil  Theben  sonst  schrankenlos  vorwärts 
gehen  und  für  das  verlassene  Athen  der  allergelahrlichstc  Nachbar 
«in  werde:  da  war  der  Erfolg  der  Gesandtschaft  entschieden;  die 
Sprecher  der  böotischen  Partei  konnten  gar  nicht  zu  Worte  kommen, 
die  grofsgriechische  Politik  stand  in  voller  Hlfithe.  Man  sprach 
wieder  von  den  ^beiden  Augen  von  Hellas',  deren  keines  erblinden 
Mrfe,  und  dergleichen.  Kallistratos  hatte  also  nichts  zu  thun,  als 
der  herrschenden  Stimmung  gemäfs  den  Antrag  auf  unverzügliche 
Hdfsleisiung  2u  stellen,  und  12,(K)0  Athener  zogen  aus,  um 
Kpameinondas  in  der  Halbinsel  einzuschliefsen.  Man  erwartete 
grofte   Dinge.     Iphikrates  alier  hatte  als  Feldherr  und  als  Staats- 


456  GESCHICHTE   DER    ATTISCHEN   POLinX 

mann  seine  guten  Gründe,   keine  entscheidende  Schlacht  herbeinh 
fuhren  (S.  333). 

So  ungehalten  nun  auch  die  Lakedämonier  darüber  waren,  dm 
man  die  Thebaner  unversehrt  durch  die  isthmischen  Pässe  \atk 
entschlüpfen  lassen,  so  knüpften  sie  doch,  ohne  ihren  Unwilka 
laut  werden  zu  lassen,  sofort  neue  Verhandlungen  an,  um  einoi 
festeren  Anschluss  an  Athen  zu  erwirken.  Sie  Uefsen  alle  Anqirddie 
auf  Vorrang  fallen  und  fanden  auch  den  Rath  von  Athen  bereit, 
auf  Grundlage  einer  einfachen  Theilung  des  Oberbefehls  ein  neiKS 
Bündniss  abzuschliessen.  In  der  Bürgerschaft  aber  entspann  sich 
über  diesen  Punkt  eine  sehr  lebhafte  Verhandlung;  KefriüsodolM 
erhob  sich  gegen  den  Antrag  des  Raths.  Das  sei,  sagte  er,  kdm 
wirkUche  Gleichstellung,  wenn  Athen  über  peloponnesisches  See- 
volk den  Befehl  führe,  während  die  Bürger  Athens  unter  spuli- 
nischen  Führeiii  ständen.  Es  müsse  darum  zu  Lande  wie  nir  See 
die  Führung  wechseln  und  er  beantrage  einen  Wechsel  des  Ober- 
befehls von  fünf  zu  fünf  Tagen. 

Der  seltsame  Vorschlag  hatte  keinen  andern  Zweck,  als  die  ke- 
drängte  Lage  Spartas  möglichst  auszubeuten;  seine  Könige  soBfei 
dadurch  den  attischen  Bürgern  gleich  gestellt  werden.  Kephisodolof 
gehörte  zu  denen,  welche  wie  Autokies  (S.  294)  u.  A.  heftige 
Gegner  Spartas  waren,  ohne  darum  der  )>öotischen  Partei  aoiap- 
hören.  Diese  stimmte  aber  natürlich  mit,  der  Vorschlag  wurde  an- 
genommen und  Sparta,  das  sich  ängstlich  an  Athen  anklammerte, 
nahm  auch  die  Demüthigung  hin.  Die  nothwendige  Folge  war  die» 
dass  sich  die  Könige  von  der  Heerführung  zurückzogen  und  die 
ganze  ki'iegerische  Thätigkeit  gelähmt  wurde.  Dies  entsprach  akr 
gerade  den  Wünschen  der  Athener,  welche  in  der  fortdauemdei 
Spannung  zwischen  Sparta  und  Thel)en  ihre  Stärke  sahen  und  dieie 
Lage  der  Dinge  nicht  ändern  wollten.  Sie  wollten  keinen  Krieg 
mit  den  Thebanern,  und  diese  waren  klug  genug,  ihre  Nachbars 
auf  keine  Weise  zu  einer  entschiedeneren  Parteinahme  zu  draDga* 
Von  beiden  Seiten  wurde  also  nach  stillschweigendem  Einverstaod- 
niss  eine  directe  Befehdung  vermieden ^^). 

Euie  solche  mattherzige  und  unwahre  PoHtik,  welche  nicht 
den  Muth  hatte,  wirkliche  Freunde  und  wu*kUche  Feinde  zu  habea, 
welche  nur  darauf  ausging,  die  Nothstände  anderer  Staaten  zu  be- 
nutzen, ohne  etwas  Eigenes  zu  wollen  und  zu  wagen,  gefiel  sich 
besonders  in  auswärtigen  Verbindungen,  bei  denen  man  das  aoge- 


NACH    DER   SCHLACHT   BEI    LEUKTRA.  457 

ihme  Gefühl  halt«  eine  Grofsmacht  zu  sein,  deren  Gunst  gesucht 
iirde.  So  kam  man  in  Verbindung  mit  den  Tyrannen  von  Pherai, 
nrch  Sparta  und  Korinth  mit  dem  Tyrannen  Dionysios,  den  seine 
ilelkeit  reizte  in  Griechenland  eine  Rolle  spielen  zu  wollen;  es 
aren  Verbindungen,  welche  den  Athenern  wenig  Ehre  machten 
nd  keinen  dauernden  Vortheil  einbrachten.  Am  zweideutigsten  war 
as  Verhältniss  zu  dem  persischen  Hofe. 

Um  hier  dem  überlegenen  Einflüsse  Thebens  zu  begegnen, 
wdite  man  den  Grofskönig  dadurch  einzuschüchtern,  dass  man  sich 
■it  aufständischen  Satrai>en  in  Verbindung  setzte.  Timotheos,  aus 
Penien  heimgekehrt,  erhielt  den  Auftrag,  Ariobarzanes  (S.  350)  zu 
utentutzeu,  der  sich  an  den  thrakischen  Küsten  den  Athenern 
lehr  dienstfertig  erwies.  Nach  seinem  Sturze  gelang  es  Timotheos 
SmUm  und  Krithole  am  (^hersounes  zu  behaupten  (103,  3;  365). 
Die  heillose  Verwirrung  des  Orients  gewährte  der  damaligen.  Politik 
Athens  einen  sehr  günstigen  Spielraum;  man  wiisste  an  vielen 
Orten  nicht,  wer  eigentlich  Herr  im  Lande  sei;  man  hielt  es  mit 
Uden  Parteien  und  ohne  dem  Könige  den  Frieden  aufzukündigen, 
bekämpfte  mau  die  königlichen  Truppen  ^^). 

Am  rücksichtslosesten  handelte  man  in  Samos,  wo  eine  per- 
Niche  Besatzung  lag.  Timotheos,  dem  Alles  darauf  ankam,  nach 
NMr  Rückkehr  wieder  etwas  Glänzendes  au8zufühi*en,  griff  die 
lud  an.  Zehn  Monate  lag  er  vor  der  Stadt  und  wusste  seine 
iOOO  Mann  leichter  Truppen  auf  der  Insel  so  zu  verpflegen,  dass 
V  keiner  Zuschüsse  von  Hause  bedurfte.  Endlich  mussten  die 
Perser  weichen  (103,  3;  365),  und  nun  war  die  Vei*suchung  gi'ofs, 
fiesen  Erfolg  möglichst  auszubeuten.  Samos  hatte  noch  nicht  zum 
Maen  Seebunde  gehört  und  man  glaubte  sich  hier  um  so  eher  be- 
logt, Kriegsrecht  zu  ül>en,  da  man  den  Persern  die  Insel  entrissen 
kitte.  Der  ganze  Seebund  hatte  sich  nach  der  Schlacht  von  l^uktra 
lehr  gelockert  und  Timotheos  selbst  war  nicht  stark  genug,  der 
dtcn  Bundespolitik  treu  zu  bleiben,  (vogen  das  feierliche  Gelöbniss 
kr  Athener,  überall  nur  als  Defreier  auftreten  zu  wollen,  und  trotz 
kf  Warnungen  besonnener  Staatsmänner,  wie  des  Kydias,  wurden 
^gleich  mit  den  Persern  auch  viele  Euigeborenc  ausgetriel)en,  attische 
hrger  worden  in  verschiedenen  Abtheilungen  hinübergeführt  und 
b  Grundbesitzer  angesiedelt.  So  kam  Samos  ui  dieselbe  Stellung  wie 
mbros  und  Ijeipnos,  welche  neben  den  Bundesgenossen  eine  l»esondere 
tuppe  waren  und  gewisserinaüien  die  Hausmacht  von  Athen  bildeten. 


458  GESCHICHTE    DER    ATTISCHEN    POLITIK 

Tiiuülheos  war  mm  wieder  der  Mann  des  Volks;  er  siefcle 
ohne  Opfer  zu  verlangen,  er  machte,  ohne  Krieg  zu  fuhreu,  die 
wichtigsten  Erulieriingen.  Er  wasste  am  (iliersomiese  wieder  feslm 
Ful's  zu  fassen  und  mit  Iphikrates  gemeinschaftlich  brachte  er  in 
folgenden  Jahre  Methoiie,  Pydiia,  Polidaia  wieder  in  ailische  BM- 
inäfsigkcil^'). 

Indessen  hatte  dies  (ilück  wenig  Dauer.  Der  erste,  schwcR 
Sehlag  war  der  Verlust  von  Oropos  (S.  357).  Damit  war  die  lo 
ängstlich  gehütete  Neutralität  der  Imotisch-attischen  Gränie  gebrochea. 
Ein  Krieg  schien  unvermeidlich,  aber  die  Bundesgcnoasen  hUebea 
aus  und  allein  vorzugehen  hatte  man  nicht  den  Miith. 

Anstatt  des  auswärtigen  Kampfes,  den  man  feigherzig  vemM, 
entbrannte  ül>er  Oro]>os  eine  leidenschaftliche  Parteifehde.  Don 
die  lMK)tiscli  Gesinnten  benutzten  den  Vorfall,  um  die  herrschende 
Partei  anzugreifen,  um  zu  zeigen,  dass  nicht  sie  es  waren,  wckk 
die  Interessen  Athens  den  Thebanem  Preis  gäben.  Ihr  Fährer  w 
I^odamas  von  Achamai  und  seine  Anklage  ging  voniehndkh  wä 
Chabrias  und  Kallistratos;  sie  sollten  durch  mangelhafte  Röstaif  , 
und  schlechte  Führung  das  Unglück  verschuldet  haben;  sie  wurdn 
auf  Pflichtversäunmiss,  ja  auf  Verrath  beim  Volke  angeklagt  Ei 
scheint,  dass  man  im  Parteieifer  zu  weit  ging  und  dadurch  den  Ai- 
geklagten  die  Verthei«ligung  erleichterte.  Gewiss  ist,  dass  es  KaK- 
stratos  in  glänzender  Weise  g»»lang,  nicht  nur  die  Vorwürfe  n 
widerlegen,  sondern  aucli  seine  ganze  Staatsverwaltung  in  sokbflr 
Weise  zu  rechtfertigen,  dass  er  einen  vollkommenen  Triumph  übfT 
seine  Gegner  feierte. 

Darum  erwies  sich  aber  die  PoHtik  Athens,  welche  nun  ifl 
seinen  Händen  blieb,  nicht  glücklicher  und  erspriefsücher.  Mfl 
kam  aus  einem  matten  Hin-  und  lleriaviren  nicht  heraus.  Die 
spartanisch -korinthische  Bundesgeiiossenschafl  hatte  allen  Kredit 
verloren,  nachdem  man  hei  der  oropischen  Sache  völlig  im  Stiffcf 
gelassen  worden  war.  Als  daher  die  Arkader  diese  Stimmung  be- 
nutzten und  den  geistvollen  Lykomedes  an  die  Athener  schicktn. 
um  sich  mit  ihrer  Hülfe  von  Tli(d>en  frei  zu  machen,  so  ging  roiB 
darauf  sehr  bereitwillig  ein.  Denn  dadurch  glaubte  man  sich  n- 
nächst  an  den  Thebanern  rächen  zu  können,  und  dann  hatte  uu 
auch  heimliche  Nebenabsichten  auf  Korinth,  das  man  in  seiner  Tff- 
lassenen  und  gefTdirlichen  Lage  zu  einem  Anschlüsse  an  Albn 
nOtliigen  zu  können  glaubte.    Mach  der  jetzt  beliebten  Politik  meinte 


?IAGH    £PANElN0?iÜA8   TODE.  459 

1  dabei  aber  auch  mit  Sparta  im  ungestörten  liündnisse  bleiben 
köunen,  denn  aucli  für  Sparta  sei  es  ja  nur  ein  Ge\%inn,  wenn 
adieu  von  Theben  abgezogen  wurde. 

Das  Bündniss  wurde  geschlossen,  aber  nichts  dadurch  erreicht. 
in  erstens  wurde  Lvkomedes«  welcher  die  Seele  der  neuen  Ver- 
üung  war,  auf  der  Rückkehr  von  Athen  ermordet,  und  dann 
rkten  die  Korinther,  was  im  Werke  war,  und  verständigten  sich 
ch  mit  Theben  (S.  359).  Athen  al»er  wurde  für  seine  unwürdige 
egenheitspoHtik  bitter  gestraft,  hidem  es  statt  neuen  Einfluss  zu 
rinnen,  jeden  Einfluss  auf  die  Halbinsel  einhüfste. 

Gleichzeitig  er^vuchsen  ihm  aus  der  Seerüstung  neue  Gefahren 
*  bedenklichsten  Art.  Denn  Epamcinondas  wusste  mit  grofsem 
ichieke  die  Fehler  der  Athener  zu  benutzen  und  \\ire  Schwächen 
hufinden.  In  kurzer  Zeit  kam  es  dahin,  dass  Thel)en  mit  Athen 
I  Helleapoute  rivalisirte,  dass  Timotheos  und  Epameinondas  nach 
tander  von  dem  Rathe  der  Stadt  llerakleia  am  Pontos  zu  Hülfe 
rufen  wurden  und  dass  Ryzanz  hinter  dem  Rücken  der  Athener  mit 
leben  verhandelte. 

Die  attischen  Staatsmänner  hatten  jetzt  nur  die  eine  Aufgabe, 
le  Bewegung  des  Epameinondas  zu  beobachten  und  jeder  Absicht 
■iritien  auf  Machtvergröfserung  zu  ])egegnen.  So  namentlich 
dlistralos.  Er  arbeitete  unaufliörlich  dem  grofsen  Thebaner  ent- 
igm,  liot  seine  ganze  Beredtsamkeit  auf,  um  Misstrauen  gegen  ihn 
I  erwecken,  um  die  Korinther  aus  ihrer  Neutralität  herauszutreiben, 
■  die  Arkader  und  Messenier  zu  gewinnen  und  die  Halbinsel  den 
hebanem  zu  Terschliefsen.  Er  brachte  einen  neuen  Bund  gegen 
heben  zu  Stande  und  die  Schlacht  von  Mantineia  konnte  trotz  der 
iiderlage  der  Verbündeten  als  ein  gmfses  Glück  für  Athen  ange- 
iben  werden.  Der  gewaltigste  Nebenbuhler  war  ja  l^eseitigt  und 
I  war  kein  Feind  mehr  da,  der  zu  fürchten  wäre,  weder  Theben 
•ch  Sparta. 

Und  dennoch  erfolgte  keine  gi'uistige  Wendung.  Im  liegen- 
Mik,  die  Waffenruhe,  welche  jetzt  aus  allgemeiner  Erschöpfung 
■trat,  war  verderblicher  als  die  kriegszeit. 

Der  Gegensatz  zu  Theben  hatte  doch  immer  noch  eine  wohl- 
hUge  l^nnung  hervorgebracht  und  die  Aufmerksamkeit  auf  be- 
fiüiDte  Ziele  hingerichtet.  Diese  Si>aiHiung  hörte  nun  auf  und 
k  Athener,  welche  seit  lange  gewohnt  waren  alle  bedeuten- 
BQ  IniNilse  Ton  aulsen  zu  empfangen,  wurden  nun  um  so  schlafler 


460  STURZ    DRS    RALLI8TRAT08    101,  S;   ML 

und  liefsen  ohne  kralligen  Widerstand  die  Ungunst  der  Zeiten  ükMr 
sich  ergehen.  Es  wirkte  aher  das,  was  zu  Lebzeiten  des  Eptnei- 
nondas  gegen  Athen  in's  Werk  gesetzt  war,  in  sehr  empfindliciKf 
Weise  nach,  namentlich  die  Feindsi*.hat'l  des  Alexandros  von  Pbenl 
welcher  genöthigt  worden  war,  der  böotischen  BundesgenossensdnA 
heizulreten,  und  nun  seine  trCdieren  Freunde  auf  das  Aergste  b^ 
lusligte. 

£r  war  ein  Meister  im  kleinen  Seekriege.  Er  brandscbaUle 
mit  seiner  Piratenflotte  die  (Aküiden,  er  belagerte  Peparethos,  ükr- 
raschte  das  dortige  Geschwader  unter  I^eosthenes  durch  mm 
plötzUchen  Angriff,  und  fuhr  dann,  der  Kunde  von  dieser  Kiedcr- 
läge  voraneilend,  so  rasch  nach  dem  Peiraieus,  dass  er  Uer  da 
Hafenbazar  ausplündern  und  mit  reicher  Beute  davon  fahren  kimle, 
ehe  die  Athener  zur  Abwehr  l>ereit  waren.  Gleichzeitig  liefen  in 
der  thrakischen  Küste  sehr  ungünstige  Botschaften  ein;  Kotyi  ht- 
herrschte  den  Chersonnes,  die  Aussichten  auf  Amphipolis  nam 
schlechter  als  je  und  so  kam  Alles  zusammen,  um  die  Athener  «f 
das  Tiefste  zu  demüthigen  und  zu  beschädigen,  als  sie  gerade  duck 
Epameinondas'  Tod  von  der  drohendsten  Gefahr  befreit  lo  M 
wähnten. 

Diese  Demülhigungen  hatten  wie  gewöhnlich  einen  RückscUig 
auf  die  inneren  Zustände  zur  Folge.  Die  Leiter  der  Gemeinde 
wurden  für  die  Unfälle  verantworllich  gemaclit  und  die  ganze  Ver- 
stimmung über  die  resultatlose  Politik  der  letzten  Jalure,  die  ver- 
geblichen Kriegskosten  für  den  peh>ponnesischen  Feldzug,  die  ^'c^ 
luste  in  Thiakien  und  die  zur  See  erlittene  Schmach  wendete  sich 
gegen  Kallistralos;  die  böolische  Partei,  welche  Jahre  lang  gefd 
ihn  gekämpft  hatte,  fand  jetzt  eine  l>essei*e  Gelegenheit  des  Angrik 
als  je  zuvor.  Kallistralos  war  für  die  Athener  der  geborene  Gegvr 
des  Epameinondas.  So  lange  dieser  sie  in  Angst  erhielt,  glaubtti 
sie  auch  jenen  nicht  missen  /u  können;  seine  Person  bürgte  ihm 
dafür,  dass  nichts  versäumt  wurde,  was  ihre  Eifersucht  gegen  Thebei 
verlangte.  Nun  schien  er  entbehrlich,  nun  wurden  alle  Schwicbcfl 
seiner  Staatsleitung  rücksichtslos  aufgedeckt  und  dem  lange  ange- 
sammelten Hasse  seiner  Gegner  gelang  es,  ihn  für  die  letzleo  Er-  \ 
eignisse  in  dem  Grade  vtn-cuitwortlich  zu  machen,  dass  seine  Bered- 
samkeit diesmal  wirkungslos  blieb  und  er  sowohl  wie  Leoslheies 
nur  durch  freiwillige  Verbannung  dem  Tode  entgehen  konnten  (361). 

Ein  solches  Urteil  hatte  Kallistratos   nicht  verdient    Denu  es 


BIEG   DER   0OOTI8CHEN   PARTEI   104.  3;  Ml.  461 

kein  Beweis  da,  dnss  er  anders  als  nach  hestoin  Oeuisson  die 
meinde  beraüien  habe.  Er  war  ein  ehrlicher  Patriot  und  sehr 
jabt  für  YerwaltungsgeschfiilLe,  aber  als  Staatsmann  ohne  schöpfe- 
che  Gedanken,  beschrankt  und  von  Vorurteilen  abhängig.  Er 
gte  den  alten  Uel)erliefernngen  der  conservativen  Politik,  er  wollte 
0  Dualismus  in  Griechenland  auf  zeitgeinäfse  Weise  erneuern. 
ftr  wie  konnte  es  den  Athenern  fronunen,  in  dieser  Zeit  das 
hicksal  ihrer  Stadt  an  Sparta  zu  binden,  das  nur  im  (letTihl  völliger 
nföUigkeit  von  seinen  alten  Ansprüchen  nachliefs!  Darum  war 
ganze  Politik  so  unfruchtbar,  und  die  scheinbare  Freiheit 
staalsmännischen  Thätigkeit  war  im  Grunde  nichts  als  Schwache, 
dem  er  das  Bedeutendste,  was  sich  in  seiner  Zeil  entwickelt  hatte, 
B  Hacht  Thebens,  hi  nüssgünstiger  Verstimnnnig  nicht  anerkennen 
oDte.  Auch  in  seinem  Verhalten  zu  Timotheos  zeigt  sich  eine 
einliche  Gesinnung.  Bei  den  glänzenden  Talenten,  die  ihm  eigen 
■TNif  fehlte  ihm  die  (xröfse  des  (iharakters,  und  deshalb  waren 
■I  aucli  die  IHänner  nicht  lieb,  welche  etwas  von  einer  Heiden- 
Itur  in  sich  hatten  und  über  das  gewöhnliche  Mals  hinaus- 
ingen'*). 

Die  bootische  Partei  war  wahrend  der  letzten  Jahre  niemals 
■I  machtlos  gewesen.  Sie  hatte  immer  von  Neuem  gefordert, 
aas  Alben,  da  es  doch  allein  aufser  Stande  sei,  Hellas  zu  leiten, 
ch  nicht  mit  schwachen  und  abgelebten  Staaten  verbinden  solle, 
mdern  mit  dem  einzig  krätligen  und  lelnMisvollen,  welcher  zu 
■er  aufrichtigen  Bundesgenossenscliaft  bereit  und  durch  gleiche 
arfMsungsgrundsätze  allein  geeignet  war.  Aber  je  mehr  die  Hieb- 
gMit  dieser  Politik  durch  die  Fortschritte  Thebens  bestätigt  wurde, 
n  ao  mehr  steigerte  sich  die  Verstimmung  der  Athener,  und  ver- 
eUich  wurde  ihnen  vorgestellt,  dass  sie  doch  nicht  in  kleinlicher 
Sfenucht  ihre  Kraft  verzehren  und  in  lauter  unglücklichen  Bund- 
ineii  den  Staat  zu  Grunde  richten  sollten.  Endlich  kamen  die 
ÜBiier  dieser  Partei  an  das  Uuder,  aber  nun  war  es  zu  spt. 
Vihrend  der  langen  erfolglosen  Op|)ositiou  hatten  sich  ihre  Kräfte 
nplittert  und  abgenutzt  und  ihr  Programm  war  jetzt  gar  nicht 
■ihr  au8(ulirl)ar;  denn  es  beruhte  auf  der  Voraussetzung  eines 
Mcen  Thebens.  Jetzt  aber  war  Theben  selbst  haltlos  und  un- 
Hig,  ein  kräftiger  Bundesgenosse  zu  sein;  darum  konnte  es  keine 
lächle  böotische  Partei  mehr  geben  und  die  Folge  war,  dass  nach 
Ibb  Sturze  des  Kallistratos  kein   neuer  Aufscliwung    erfolgte.     Es 


462  ARI8TOPHON8   STAATSVERWALTUNG  SEIT   an. 

war  im  Gnnule  nur  ein  Personenwechsel  in  der  Leitung  der  Ge- 
meinde; der  Hauptsache  nacli  hliel)  Alles  im  alten  Gleise.  Die 
Männer  der  Partei  kamen  an  das  Ruder,  aher  die  Partei  hatte  sMi 
ül)erleht. 

Der    l)edeutend8te    von    ihnen    war  Aristophon   (S.   446),  dir 
thätigste    unter    seinen    Parteigenossen,    ein    liochliegabter   Redner. 
llel>er  vierzig  Jahre  hatte  er  für  seine  Ansicliten    gekämpft;   immer 
war  er  auf  dem  Platze  gewesen,  wenn   es  galt  die  Leiclenscliaflet 
gegen  Sparta  zu  entfachen  und  das  ßündniss  mit  Theben  zn  f5rdm. 
Bei  seiner  heftigen   Gemüthsart    hatte    er    sich    in   zahllose  HioM 
verwickelt    und    war    mehr   als   ein  anderer  Bürger  wegen  gesrt^ 
widriger   Vorschlage    zur   Verantwortung   gezogen.     Daher   war  «r 
mit    vielen    Männern    verfeuulet,    mit    welchen    eine  Verständigimff 
möglich  und  im  Interesse  der  Stadt  ungemein  wunschenswerth  p- 
wesen  wäre,  mit  Männern  wie  (ihahrias,  Timotheos  und  IphikniM. 
Es  fehlte  ihm  an  sittlichem  Ernste  und  Besonnenheit,  und  das  bnfP 
Verharren  in  der  Opposition  so  wie  die  vielen  Prozesse  hatten  iraH 
dazu   lieigetragen,    seine  naturliche  Heftigkeit  zu    steigern.     Dm 
vermisstc  man  an  ihm  die   rechte  Würde  und  Selbstlieherrsehoifi, 
als  er  nun  durch  die  Niederlage  des  Kallistratos  der  erste  Mami  in 
Athen  wurde.    Denn  je  schlaffer  die  Burgerschaft  war,  um  so  mfk 
gah  sie  sich  Einzelneu   hin   und   räumte  ihnen  einen   solchen  Ein- 
lluss  ein,  dass  sie  im  Stande  waren,  eigenmächtig  zu  herrschen  nri 
die  l)edeutend8ten  Aemter  mit  I/euten  ihrer  Farbe  zu  besetzen. 

Der  gröfste  llel>elstand  alter  lag  darin,  dass  die  besten  MäniKr 
der  hootischen  Partei  nicht  mehr  auf  dem  Platze  waren  md 
Aristophon  sich  aufser  Stande  sah,  neue  Kräfte  von  Bedeutung  fir 
den  Staatsdienst  heranzuziehen.  Der  ansehnlichste  unter  seien 
Freunden  war  Chares  aus  dem  Gaue  Aixone,  ein  gebomer  Kriepr, 
im  Söldnerleben  aufgewachsen,  voll  Muth  und  Unternehmungsgasli 
kfdm  und  gewandt,  al)er  charakterlos  und  unzuverlässig,  ohne  poli* 
tische  Bildung  und  taktlos.  Von  den  l)ewährten  Feldherm  «arvfl 
mehi*ere  noch  in  voller  KraR,  al>er  man  konnte  nicht  auf  sie  zäMeo: 
sie  standen  in  ganz  unherechenbaren  Beziehungen  zur  Vaterstadt 
Während  Athen  in  seinem  eigenen  Hafen  von  Pii*aten  ansgeplöndert 
und  in  seinen  wichtigsten  Besitzungen  gefährdet  wurde,  that  Chahriis 
in  Aegy[>ten  Kriegsdienste  inid  Iphikrates  half  seinem  Schwieger* 
vater  Kotys  seine  thrakisclie  Herrschaft  auch  gegen  Athen  befestigen. 
Unter  solchen  Umständen  l>egann  die  St«'iatsverwaltung  des  Aristophon. 


THRAKI8CHE   TEBHÄLTNISSE    105,1:360    FR.  463 

Efl  wäre  daher  Unreclit,  wenn  man  ihn,  der  die  ganze  Erhschafl 
tiner  langen  Missregienmg  antrat,  für  alle  UnglückstTdle  der  nächslen 
Jahre  verantwortlich  machen  wollte.  Er  hat  sieh  in  seinem  arheits- 
vollen  l^ben  als  ein  Mann  von  nngewölinlioher  Geisteskraft  he- 
wihrt,  aber  er  kam  an  die  Spitze,  als  seine  Zeit  voniher  war,  und 
war  aufser  Stande,  gegen  die  schwere  liigunst  der  Verhrdtniss«'  die 
Stadt  aufrecht  zu  erlialten^^). 

Es  folgte  ein  Unglück  dem  andern.  Zuerst  ging  (Ihares  nach 
Eoliyra,  um  dortige  Sti*eitigkeiteii  zu  schiirliten.  Unkluger  Weise 
Khritt  er  aber  zu  Gunsten  einer  oligarehisehen  Partei  viu  und  die 
Folge  war,  dass  Kerkyra  dem  attischen  Seehimde  verloren  ging. 
Die  Ungtuckgfölle  in  Thrakien,  welche  den  Sturz  des  Kallistratos 
Tcraobsat  liatten,  sollten  durch  kndXige  Rüstungen  wieder  gut  ge- 
Hiarlit  werden,  alier  Autokies  (S.  456),  der  ersle  Feldheir,  welcher 
kier  durch  Aristoplions  Kinlluss  das  Commaiido  erhielt,  war  aufser 
Stande  gegen  Kotys  etwas  auszurichten.  (  insonst  wurden  ohne 
■flcksicht  auf  Parteifarhe  die  Feldherrn  gewechselt.  Ks  ging  innner 
krgab.  Amphipohs  hlieh  verloren,  obgleich  auch  Tinmlheos  einen 
veuen  Angrifl'  versuclite;  Timomachos,  des  Kallistralos  Schwager, 
iBiuate  den  ganzen  Chersoinies  Preis  gehen  inid  endlich  (300)  liel 
«■eh  Sestos,  die  Hauptstalion  der  attischen  Flotte  am  llelh^sponte, 
in  die  Gewalt  des  kotys. 

Unter  diesen  Verhältnissen  musste  man  es  als  ein  grofses  (ilück 
hetracliten,  als  unerwartet  die  Kunde  eintntf,  dass  der  (■ewaltherr 
in  Thrakien  ermordet  sei.  Die  Morder  wurden  als  Freiheits* 
hetden  und  als  Wohlthäter  der  Stadt  gepriesen,  al>er  ehe  man 
üe  günstige  Verändenmg  l>enutzeii  konnte,  wusste  der  Sohn  des 
Kolys,  Kersobleptes,  die  väterliche  Herrschaft  wieder  zu  vereinigen, 
«■d  xwar  gelang  ihm  dies  durch  einen  Mann,  welcher  unter  li>hi- 
ioratea  und  Timotheos  mit  Auszeichmmg  gedient  und  sich  dadurch 
te  attische  Bürgerrecht  erworlien  hatte,  der  aber  nach  Art  der 
SMdnerÜlhrer  viel  zu  unstat  war,  um  einem  St^iate  dauenid  seine 
Weinte  zu  widmen.  Das  war  Charidemos  von  (Ireos,  einer  der 
kAhnsten  Soldnerführer  s<*iner  Zeit.  Fr  verhalf  dem  Sohne  des 
Kotys  zu  seiner  Herrschaft,  wie  Iphikrates  es  für  den  Vater  gethan 
hatte,  und  Terschwägcrte  sich  gleichfalls  mit  dem  thrakischen  Fürsten- 
iunue.  Kephisodotos,  der  attische  Flottenführer,  wurde  von  Cliari- 
demos  gesclilagen;  er  musste  Kersoblejites  in  seiner  Herrschatt  an- 
erfceiuien,    und  wenn  auch  neu(^  Thronstreitigkeiten  den  Thraker- 


464  ERFOLGE   RS'   EüBOIA   UND   THlUKIBIf   lAB»  S|  S57. 

fursten  in  Verlegenlieit  setzten  und  zu  allerlei  Zugeständnisse 
geneigt  machten,  so  war  keine  Flotte  zur  Stelle,  um  ihre  Durcb- 
ftihning  zu  erzwingen,  und  die  Verhältnisse  schlugen  ^eich  wieder 
in  das  Gegentheil  um.  Die  Athener  aber  konnten  nichts  Andero 
thun,  als  ihre  unglücklichen  FeldheiTii,  einen  nach  dem  anden, 
zur  Verantwortung  ziehen  und  die  geschlossenen  Verträge  für  u- 
gullig  erklären^"). 

Wähi*end  Athen  in  Beziehung  auf  die  thrakischen  Verlialtois« 
so  ohnmächtig  war,  wurde  es  durch  eine  nähere  Gefahr  nack 
langer  Zeit  wieder  einmal  zu  gröfserer  Energie  em'eckt.  Es  pk 
nämlich  die  wichtigste  aller  Landschaften  aufserhalb  AUikas,  Euboia. 
Hier  waren  blutige  Unruhen  ausgebrochen  und  Eretria,  mit  ChaDdi 
und  Karystos  verbündet,  wurde  von  feindlichen  Nachbarn  angegriCfei, 
welche  sich  mit  Böotien  in  Verbindung  gesetzt  hatten.  Es  mr 
oflenliar  nichts  Geringeres  im  Werke,  als  die  mit  der  BeselZD^ 
von  Oropos  (S.  35S)  Itegonnene  Politik  wieder  aufzunehmen  wd 
die  Macht  Thebens  auf  die  euböischen  Landschaften  und  Gewaair 
auszudehnen.  Hier  konnte  man  nicht  zaudeni,  und  die  Männer  dv 
bootischen  Partei  durften,  wenn  sie  ihren  noch  immer  nicht  nH»kh 
losen  Gegnern  nicht  die  gröfste  Blöfse  gelten  wollten,  eine  GiUr 
von  thebanischer  Seite  am  wenigsten  verabsäumen;  sie  musslen  äek 
hier  thatkrätliger  zeigen,  als  ihre  Vorgänger  in  der  oropischen  Ai- 
gelegenheil.  Die  verschiedenen  Parteien  gingen  hier  zusamroea. 
Timotheos  trieb  vor  allen  Anderen  zu  kräftiger  Hülfsleistung.  Frei- 
willige  Trierarchen  wurden  aufgeboten;  in  wenig  Tagen  war  die 
Höstung  vollendet  und  ein  di^eifsigtägiger  Fehizug  genügte,  um  die  \ 
Thebaner  zum  Abzüge  aus  der  Insel  zu  zwingen.  Euhoia  war  tm  i 
Neuem  für  den  Seebund  gewonnen  (357). 

Damit  l)egnügte  man  sich  nicht;  man  wollte  den  günsügeo  ' 
Zeitpunkt  patriotischer  Erhebung  benutzen.  Aristophon  setilf 
wieder  die  gröfsten  HolTnungen  auf  Oiares  und  bestimmte  ^ 
Bürgerschaft,  ihn  mit  ausgedehnten  Vollmachten  in  die  nordiadNi 
Gewässer  zu  schicken.  Man  glaubte  um  so  sicherer  zu  gelien,  f 
mehr  man  sich  auf  eine  Aufgaln;  l>eschränkte;  als  daher  die  Truppe 
König  Philipps  um  dieselbe  Zeit  gegen  die  Küsten  vorrückten  uri  ^ 
in  Folge  dessen  Amphipolis  sich  um  Hülfe  an  Atlien  wasdle 
(S.  422),  glaubte  man  sehr  l)esonnen  -zu  verfahren,  wenn  man  in 
Vertrauen  auf  Philipps  freundschaftliche  Versicherungen  das  Half*- 
gesucli  abwies,   um  die  ganze  Kraft  dem  Chersonnes  zuzuweodcii 


▲U8BRDGH   DBS   BU^TDESGENOSSENKRIEGS   105,   4;   857.  465 

wen  Besitz  nicht  nur  die  Bedinguug  der  Seelierrscbafl,  sondern 
:h  des  bürgerlicheu  Wohlstandes  war. 

Diese  PoUtik  schien  sich  auch  zu  bewäliren.  Dem  Siege  über 
eben  folgte  die  Herstellung  der  Macht  am  Hellesimnte.  Kerso- 
ptes  wurde  zu  einem  Vertrage  genöthigt,  in  welchem  er  die 
"akische  Halbinsel  bis  auf  Kardia  abtrat  und  die  Scliütziinge 
tieus,  Amadokos  und  Rerisades,  als  unabhangi^'e  Fürsten  aner- 
nnte.  Blau  konnte  Philipp  als  einen  neuen  lUuidesgenossen  gegen 
rsobleptes  ansehen  und  rechnete  fest  darauf,  auch  Amphipulis 
chstens  aus  seiner  Hand  zu  erhalten  ^^). 

Aber  wie  bald  änderte  sich  Alles!  Wie  rascli  folgte  der  ge- 
benen  Stimmung  eine  bittere  Enttäuschung!  Man  erkannte,  dass 
m  im  Chersonnese  nichts  Sicheres  erreicht,  mit  xVmphi)>olis  aber 
D  gfinstigsten  Augenblick  preisgegeben  habe.  In  dem  scheinl)aren 
ennde  enthüllte  sich  ehi  neuer  Feind  und  die  Aufgabe  Athens 
i  Norden  wurde  immer  schwieriger.  Man  verzweifelte  aber  nicbt. 
m  war  entschlossen,  Alles  danni  zu  setzen,  den  wortbrüchigen 
talig  zu  strafen,  und  Chares  erhielt  den  Auttrag,  x\niphipolis  an- 
greifen. Dazu  bedurfte  er  aber  grölserer  Mittel,  als  Athen  aUein 
ifliringen  konnte.  Chares  wendet  sich  nach  (Ihius.  A])er  in  dem- 
Iben  Augenblicke,  wo  man  der  Bundesgenossen  dringender  als  je 
durfte,  verweigern  diese  nicht  nur  jede  Lnterstützung,  sondern 
beben  sich  nach  gemeinsamer  Verabredung  gegen  Athen  und  eine 
enge  neuer  Feinde  unu*ingt  plötzlich  die  unglückliche  Stadt. 

Diese  Erhebung  hatte  ufdiere  und  fernere  Ursachen.  Die  erste 
nchAtterung  des  neu  gegi^ündeten  Seebundes  war  der  Austritt 
hebens,  denn  diesem  folgte  unnnttelbar  eine  feindselige  S[>annung 
id  die  Anknöpfung  heimlicher  Verbindungen  zwischen  Kpain(4non- 
M  und  den  mächtigeren  Seestädten.  Er  arbeitete  mit  bestem  Fr- 
ige  an  der  Auflosung  des  Seebundes,  denn  er  war  mächtig  geinig, 
n  Schutz  zu  gewähren,  und  genoss  bei  den  auf  ihre  Freilieit 
ifersfichtjgen  Insulanern  ein  gröfseres  Vertrauen  als  Atfien.  Dafier 
Wde  nur  durch  seinen  Tod  die  (lefahr  eines  lJel)ertritts  der  Ihm- 
leigenossen  von  Athen  zu  Theben  beseitigt.  Aber  die  pimnal  an- 
legte Gährung  blieb  und  wuclis  und  erhielt  immer  neue  Nahrung 
llith  die  beständige  Eifersucht,  welche  auch  ein  gerechterer  und 
iögemiützigerer  Staat,  als  Athen  es  war,  nicht  hätte  beschwich- 
Im  ktanen.  Denn  ohne  Reibungen  von  mancherlei  Art  war  ein 
Undniss    so    verschiedenartiger    und    doch    gleichl)ereclitigler    Mit- 

Owtiub  Of.  GeMh.    UL  30 


466 


DIE    DYNASTEN   IN    KARIEN. 


gliedcr,  welche  gemeinsam  handeln  sollten,  gar  niclit  aufrecht  zb 
erhalten.  Entweder  nnisste  es  alle  Bedeutung  verlieren,  oder  f$ 
niusste  ein  vorörtlicher  Einfluss  durchgreifen. 

Dazu  kam,  dass  Athen  hei  der  Unzulänglichkeit  seiner  HiUd 
von  denen  der  Bundesgenossen  ahhängig  war;  es  konnte  olme  sie 
seine  eigene  Stellung  nicht  hehaupten,  und  durfte  es  also  nkht  ia 
jedem  einzelnen  Falle  auf  den  guten  Willen  der  BundesgeDOMA 
ankonmien  lassen.  So  kam  es  zu  Ueherschreitungen  des  BiUHk»- 
rechts,  zu  neuen  Versuchen,  ein  UnlerthanigkeiUsverhältuiss  lierzv- 
stellen,  zu  Erpressungen  und  Gewaltinafsregeln,  \vie  sie  bei  den 
damaligen  Zustande  der  attischen  Ki*iegsmacht  unvermeidlich  waren. 
Denn  es  war  unmöglich,  von  Athen  aus  die  Söldnerschaaren  n 
kontroliren,  und  die  Führer  dersell>en  wurden  durch  die  Macht  der 
Lmstaude  zu  willkürlichen  Mafsregeln,  zu  Plackereien  aller  Art  wd 
Brandschatzungen  gezwungen.  Besonders  nachtheilig  aber  hattei 
die  Vorgänge  auf  Samos  gewirkt,  wie  Kydias  vorausgesagt  hatlr 
(S.  457).  Denn  wenn  auch  auf  dem  eigentlichen  Gebiete  von  Ba* 
desgenossen  keine  Landau  Weisungen  dieser  Art  erfolgten,  so  fiirchMr 
man  dennoch,  dass  die  Athener  an  der  Aussendung  von  KlemcUet 
wieder  Geschmack  gewinnen  und  sich  von  Neuem  als  GnindbesilMr 
auf  den  Insehi  festsetzen  wüixlen. 

Alle  diese  Verstimmungen  und  Besorgnisse  waren  ungeßhrlidi 
so  lange  kein  Mittelpunkt  da  war,  in  welchem  sich  die  Unzufriedea- 
heit  sammehe  und  kein  auswärtiger  Staat  sich  dieselbe  zu  JsutM 
machte.  Dies  geschah  nun  aber  von  einer  Seite  her,  von  wo  die 
Athener  seit  lange  keine  Anfeindung  zu  erfahren  gehabt  haUea, 
von  der  karischen  Küste,  liier  hatte  sich  nämlich  aus  demsdiMi 
Fürstengeschlechte,  welchem  Artemisia,  einst  die  gefährlich 
Gegnerin  der  Athener,  angehörte,  eine  jüngere  Generation  erhoben, 
welche  um  die  Zeit  des  Anlalkidasfriedens  die  Landschafl  Karin 
als  erbliche  Satrapie  beherrschte.  Hekatoinnos  gab  diesem  Färstea- 
thuine  Glanz  und  Bedeutung;  er  suchte  sich  schon  dem  griecfaisdiei 
Küstenverkehre  auf  das  Engste  anzuschliefsen,  wie  seine  mit  mile- 
sischen  Wa})pen  geprägten  Silbermünzen  attischer  Währung  beieu^ 

MaussoUos,  der  Sohn  des  llekatomnos,  führte  diese  PoliA 
weiter  (seit  377);  er  verlegte  die  Besidenz  von  Mylasa  nach  BiB- 
kai*nass,  das  er  durch  Vereinigung  der  umliegenden  Gemeinden  n 
einer  der  glänzendsten  Städte  der  griechischen  Welt  machte;  er 
befestigte  seine  l^Licht  zu  L«mde   und  zu  W' asser  und  trat  bei  de* 


^~  -VO?«   KOS,    CBIOS,   RHODOS   lU.   4;   U7.  467 

'r^no»  (S.  It50)   tw  wie  bei  unteren  Anlässen 

AVitlTeii. 

■Stellung;  mid  Tand  os  vnrlheilbnner.  im 

'sliötiigc  «iic  Ziele  i>eiiie.s  Elirgeizes  zu 

«lelireif  S;ilrii))eii  ilie  Schwäche  dur 

*; ,  Neuem   in  das  ^{ni'diisclie  Meer 

.tlziingeii    in  Seslits  und  San»« 

.tiaiissidliis  (liiraiif  uns,   seine   neue 

.iien.   was  einst  Hiietns  nacli  dem  Plane 

.lertleu   sollen,   zum  Milleliiunklc  eines  Intwl- 

,    welches   ihm   am-h    l>ei   Anerkennung   persisrlier 

■ue  selbständige  und  glänzende  Stellung  siclierte. 

"^iiile  dazu  den  rii'lili^eii  Weg,   indem   er  nach  dem  Vor- 

^   Epameinuiidns    die   Ilundesgenossen    Athens    anl'wiegelle, 

Vntse  vor  alliscber  llerrselisucht   anregte,   die  den   Athenern 

"4*0  Parteien  unterstützte  und  in  aller  Stille  ein  Einverständ- 

Bil  de»    ansehnlirlisten    Inselstaaten,    mit    Kos.    <^hios    und 

Hlieh  mit  ItbiKlns  zu  Stande  bnit:hte. 

Ke  Rhodier  waren  srhun  seit  lange  unruliig.  Sie  halten  sich 
Gründung  der  Stadt  ItliiHlos  zu  einem  Staate  vereinigt  (-Hn) 
hdnrch  ungemein  an  Kratt  und  Si!ll)Ktgefübl  gi'wonnen:  sie 
dann  mit  Knidus,  Samus  und  Kpliesus  Niinz'  und  Ilantlels- 
p  geschlossen,  und  ihr  in  4^'peru  wie  in  Mtkednnien  einge- 
'  Hünzfufs  (S.  427)  zeugt  von  der  glänzenden  Aiisdeliniing 
Verkehrs.  Haussollus  versprach  Hülfe  zum  Kriege,  stellte 
m  und  Scliiffe  und  gewann  die  Städte,  indem  er  ihre  Frei- 
It  das  alleinige  Ziel  des  Kampres  und  die  einzige  Aufgabe 
Pt^tik  bezeichnele.  Auch  Byzanz  hatte  sich  der  Verbindung 
hknaen.  Alles  war  znm  Abfalle  vorbereitet  und  wartete  nur 
itflclieidenden  Anstufses.  Dieser  erfolgte  in  Chios.  Ka  ist 
jKtDlich,  dass  Cliares  dortbiii  ging,  um  sich  für  den  Angrilf 
Bphipolis  mit  Kriegsmitteln  zu  versehen,  und  vielleicht  bat 
dieser  Gelegenheil  Ansprücbe  erhulien,  welche  als  vertrags- 
i  Uebergrifle  angesehen  werden  konnten. 
üe  ein  Gesebwür,  zu  dem  sich  lange  die  bösen  Sülle  ge- 
lt haben,  so  brach  der  Krieg  pliitzlich  aus,  <dnie  vurhergebende 
dlungen,  ohne  Kündigung  der  Verträge,  ulmc  einen  ITirm- 
Aastrilt  der  einzelnen  Staaten;  man  sieht,  wie  imgesuud  die 
nisse  waren  und  wie  rücksichtslos  mau  die  llande  Kenvifseii 
30* 


468 


RÜSTUNGEN   ATHEfCS. 


ZU  können    glaubte,    welche  die  Staaten    wider    ihre  Neigung  mit 
Athen  verknüpften  ^^). 

In  Athen  war  man  entschlossen,  die  Erhebung  der  Bündner 
als  Kriegsfall  anzusehen.  Man  musste  sich  dal>ei  klar  macheu,  dis& 
wenn  es  einmal  zum  Kampfe  gekommen,  eine  Wietlerherstettaiij 
des  fiiiheren  Verhältnisses  unmöglich  sei;  man  traute  sich  also  (b 
Kraft  zu,  die  Aufstandischen  in  ein  Unterthänigkeitsverhältniss  n 
zwingen  und  Athen  noch  einmal  im  vollen  Sinne  zum  Herrn  des 
Archii)elagos  zu  machen.  Das  war  offenbar  die  Ansicht,  wekhe  m 
den  damals  leitenden  Kreisen  herrschte,  die  Ansicht  des  Aristophoi. 
des  Chares  und  ilu'er  Genossen.  Sie  hatte  ilu'e  Berechtigung,  inso- 
fern die  bisherigen  Bundesverhultnisse  unhaltbar  geworden  irarn 
und  es  sich  nur  darum  handelte,  ob  Athen  auf  seine  Seeherrschafi 
verzichten  oder  sie  mit  Anwendung  aller  Gewaltmittel  wkderiier' 
stellen  wollte.  Aber  unbegreiflich  und  imverantwortlich  erscbeiit 
es,  dass  man  keine  Vor])ereitungen  getroffen  hatte,  um  eine  n 
kühne  Politik  mit  Nachdruck  durchzuführen.  Nichts  war  im  Stande. 
Es  felilte  an  Schiffen,  an  Geräth,  an  Bürgern,  welche  zur  üebff- 
nahme  der  Trierarchie  bereit  wai'en.  Man  hatte  sich  bisher  durch 
gemeinschaftliche  Trierarchien  geholfen,  so  dass  je  zwei  zusamDM 
die  Lasten  einer  Trierarchie  trugen.  Aber  auch  die  getheätfi 
Lasten  waren  zu  schwer.  Es  war  nolhwendig  eine  gröfsere  Sft- 
theilung  herzustellen  und  auch  die  weniger  Begüterten  nach  Vef- 
hältniss  heranzuziehen.  Deshalb  wurde  auf  Antrag  des  Periandrw 
das  Gesellschaft sprinci]),  welches  schon  auf  die  Vermögenssteotf 
angewendet  war  (S.  280),  auch  für  die  Flottenrüstung  in  Anw«- 
düng  gebracht.  Die  1200  Wohlhabendsten  der  Bürgerschaft  \mi^ 
in  zwanzig  Gesellschaften  oder  Symmorien  getheilt  und  hatten  nntir 
l-eituD^  eines  Ausschusses  von  300,  von  denen  15  auf  jede  Sjin- 
morie  kamen,  die  vom  Süiale  geforderten  Flottenleistungen  zu  be- 
sorgen. Mit  gröfster  Strenge  wurde  Alles,  was  von  öffentlirbea 
Schiffsinventare  in  den  Ihlnden  Einzelner  zurückgebliehen  war,  ein- 
gefordert, jeder  Staatsschuldner  gepfändet  und  auch  das  im  Prifit- 
besitze  Befindliche,  was  zur  Flottenrüstung  dienen  konnte,  zwangs- 
weise eingefordert.  Aristophon  und  Genossen  benutzten  die  Zeil 
der  Noth,  ihre  Macht  auf  das  Höchste  zu  steigern.  Alle  entgegen- 
gesetzten Ansichten,  alle  AeuTserungen  friedlicher  Gesinnung,  jeA» 
Versuch,  durch  Verhandlungen  das  feindliche  Heerlager  zu  IrennÄ 
drängten  sie  zurück"^). 


NIEDERLAGEN    DER    ATHENER    VOR   CHIOS   857.  469 

Mit  krampfbafter  Anstrengung  brachle  man  eine  Flottenniacht 
liaminen  und  die  besten  Feldlierrn  wurden  in  Tliätigkeil  gesetzt. 
ich  erhielten  sie  nach  ihrer  Parleistelhuig  ein  getrenntes  Com- 
•ndo,  was  für  den  Erfolg  nicht  günstig  sein  konnte.  Sechzig 
liiffe  fährte  Chares,  auf  dessen  Mutli  Aristophon  hei  dieser  ver- 
reifelten  Politik  vor  Allem  zahlte;  euie  zweite  Flotte  von  gleicher 
irke  wurde  dem  Iphikrates,  seinem  Soline  Menestheus  und  Timo- 
anvertraut. 

Chares  ging  mit  seiner  Flotte  auf  Chios  los;  keilförmig  schob 
in  den  Hafen  hinein,  welchen  die  Insulaner  gesperrt  hatten. 
labrias,  welcher  als  Trierarch  unter  Chares  diente,  war  an  der 
litae;  kühn  voranstürmend,  hatte  er  sich  tief  in  das  Gedränge 
r  Feinde  eingebohrt  und  üel  kämpfend  auf  dem  Verdeck  seiner 
iere,  da  er  zu  stolz  war,  das  ihm  anvertraute  Schilf  zu  verlassen. 
w  ganze  Angi*ifr  misslang  und  die  Aufstandischen  konnten  die 
haslTe  ergreifen;  sie  verheerten  die  Inseln,  welche  in  attischem 
iHlie  waren,  namentlich  Lemnos  und  Imbros,  und  zogen  dann 
Ü  hundert  Schiffen  vor  Samos.  Die  Insel  wurde  aber  durch  die 
ftinigten  Geschwader  Athens  entsetzt  und  man  beschloss  von 
flr  nach  Byzanz  zu  gehen,  das  man  am  meisten  unvorbereitet  zu 
iden  hoffte.  Da  traf  man  an  einem  stürmischen  Tage  im  Kanäle 
ir  Chios  unversehens  auf  die  feindliclie  Flotte.  Chares  verlangt 
MO  gemeinsamen  Angriff;  die  Führer  des  zweiten  Geschwaders 
■d  der  Witterung  wegen  einstimmig  dagegen,  (chares  will  sich 
Idrt  fügen.  Er  glaubt  durch  kühnes  Vorgehen  die  Andern  zu 
iriigen,  aber  er  wird  allein  gelassen  und  muss  mit  Verlust  den 
mtfi  aufgeben. 

I^Er  meldet  das  Geschehene  nach  Athen  und  wirft  alle  Schuld 
tf  seine  Amtsgenossen.  Aristophon  unterstützt  seine  Sache;  seine 
tHääbetm  werden  sofort  zurückberufen  und  Chares  steht  nun  an 
IT  Spitze  der  ganzen  Flotte. 

Jetzt  war  ihm  vor  Allem  darum  zu  thun  etwas  Glanzendes  zu 
■■bringen,  wo  sich  auch  immer  die  Gelegenheit  darlmt,  und 
b3m  auch  wohl  Geldmangel  drängte,  so  entschloss  er  sich  rasch 
üt  seiner  ganzen  Flotte  in  den  Sold  des  Artabazos  zu  treten, 
inkher  im  Aufstande  gegen  den  Grofsköing  war  und  von  den 
iWtliihi  n  Tnippen  bedrängt  wurde.  Die  Stellung  des  Maussollos 
bante  diesen  Schritt  einigormafsen  rechtfertigen,  indem  man  jede 
Rrinfage  des  Königs  auch  als  eine  Niederlage  des  Maussollos  und 


470  E!<DE    DES   BUNDESr>EN08SE?(KIUEG8    106y  1;  SS6w 

seiner  Verbüiulelen  aufTassen  durfte.  Auf  jeden  Fall  erreichte  er 
seinen  nächsten  Zweck  vollkoinnien.  Durch  einen  glanzenden  Sieg 
gewann  er  zu  dem  hohen  Truppensolde  noch  reichliche  Beute,  be- 
setzte Lanipsakos  und  Sigeion  und  erweckte  bei  den  Borgern  dv 
grofse  Freude. 

Nun  kam  aber  vom  Grofskönige  eine  Gesandtschaft  nach  Athei, 
welche  über  Chares  bittere  Beschwerde  führte  und  die  emslNlii 
Drohungen  aussprach.  Man  glaubte  schon  von  einer  grota 
Perserflotte  zu  wissen,  welche  sich  mit  den  Insulanern  za  etner 
gemeinsamen  Falirt  gegen  Athen  verbunden  habe,  und  es  erfoljk 
ein  Umschlag  der  öffentlichen  Meinung,  eine  lebhafte  Bewegag 
gegen  Aristophon  und  seine  Partei.  Man  wies  auf  den  kam 
Schatz  hin,  auf  den  unerträglichen  Kriegsdruck,  auf  die  Unmft^ick- 
keit,  den  Gehorsam  der  Bundesgenossen  zu  erzwingen.  Aristupk« 
hatte  durch  seinen  Terrorismus  auch  manche  Freunde  sich  eär 
fremdet,  und  es  war  ein  Aiiliänger  seiner  eigenen  Partei,  EiiMhi 
welcher  in  der  Bürgerschaft  den  Antrag  stellte,  dass  man  nuer- 
züglich  Waffenruhe  euiti'eten  lassen  müsse,  wenn  die  Stadt  nicM 
ganz  zu  Grunde  gehen  solle. 

So  übereilt  der  Krieg  begonnen  war,  eben  so  übereilt 
der  Friede  geschlossen,  um  nur  die  Kriegsnoth  so  schneO 
möglich  los  zu  sehi,  ohne  dass  man  nur  den  Versuch  machte, 
möglich  war  an  Einiluss  und  Macht  zu  retten.  Die  aufständisdn 
Bundesgenossen  wurden  jeder  Verpflichtung  entbunden  und  so  w 
denn  nach  ganz  vergeblichen  Opfern  der  schwersten  Art  aus  Faichl 
vor  persischen  Drohungen  unter  Schimpf  und  Schande  der  Stt- 
bund  preis  g(>geben,  welcher  vor  zwanzig  Jahren  unter  den  glitk- 
lichslen  Aussichten  von  KalUstratos  und  Timotheos  gestiftet  worta 
war.  Statt  des  attischen  Einflusses,  der  zu  nationalen  Zwecken  fa 
Inselmeer  in  Ordnung  und  Zusammenhang  hielt,  machte  sich  jeM 
asiatischer  Einfluss,  theils  des  Grofskönigs  theils  der  kari»hBi 
Tyrannen  und  Satrapen  geltend.  Die  kleinen  Machthaber,  wekfe 
unter  persischer  Oberhoheit  in  den  Küstenlandschaflen  befeUiglA 
grifl'en  bald  in  das  Inselmeer  vor  und  machten  durch  Unterstäünf 
der  oligarchischen  Parteien  oder  Einsetzung  von  Tyraonfn  i^ 
Inselstädte  von  Athen  abwendig.  In  Samos  setzte  der  Salnp 
Tigraues  den  Kyprothemis  als  Tyrannen  ein;  Mytilene  wurde  (ki 
Kammys  unterworfen. 

Nachdem  Athen  seine  Ohnmacht  eingestanden  hatte,  war  jcAr 


TERURTBILUMG  DER  FELDHERR?!  106,  1;  365.  471 

ecfatezustand  preisge^^eben  luid  die  volle  Anarchie  anerkannt. 
eine  Grofsmaeht  bürgte  mehr  für  den  Frieden  des  Meers;  die 
ranzen  des  barimrischen  nnd  des  helienisclien  Seegt^biets  waren 
michtet  und  Athen  konnte  weder  seiner  llandeisslrassen  sicher 
in  noch  der  ihm  übrig  gebliel)enen  kleinen  Eilande.  An  Stelle 
r  attischen  Seeiierrschaft  trat  jetzt  eine  Gruppe  von  Mittelstaaten 
I  Archipeiagos  hervor,  welche  sich  von  jeder  l^itung  frei  machten, 
enso  wie  im  koruithischen  Kriege  die  Landmachte  zweiten  Ranges 
Ibetandig  geworden  waren  ^^). 

Das  war  noch  nicht  Alles;  der  Kampf  der  Parteien  wurde  vor 
irichl  fortgesetzt  und  forderte  noch  mehr  Opfer.  Aristophon 
ndete  den  ganzen  Rest  seines  Einflusses  an,  um  an  Chares'  Seite 
B  anderen  Feldherra  zu  Grunde  zu  richten  und  dem  tief  gebeugten 
ben  auch  noch  die  Männer  zu  nehmen,  welche  idlein  im  Stande 
iren,  eine  bessere  Zukunft  herlieizuführen.  Bei  der  Rechenschafts- 
läge  der  Feldherrn  wurden  Iphikrates,  Menestheus  und  Timotheos 
geklagt,  durch  chüsches  und  rhodisches  Geld  bestochen  ihre 
itentadt  verrathen  zu  haben.  Die  Anklage  rief  eine  grofse  Ent- 
tUing  hervor,  und  man  sah  um  Iphiki-ales  eine  Schaar  von  Waffen- 
nosaen  versammelt,  welche  entschlossen  war,  selbst  mit  Gewalt 
s  Aergate  von  ihm  abzuwenden.  Der  greise,  von  Narben  bedeckte 
M  stand  in  vollem  Kriegerstol»^  den  Sachwalterküusten  Aristophons 
genüber.  Er  erkennt  sein  Unvermögen,  ihm  mit  gleichen  Waffen 
Igegenzulreten.  'Dieser  ist',  sagte  er,  *ein  besserer  Schauspieler, 
er  mein  Stück  ist  besser'.  Er  beruft  sich  auf  seine  Thaten  und 
Igt,  ob  man  ihn  eines  Bubenstücks  (Tdiig  halle,  dessen  selbst  ein 
istophon  sicli  scliAmen  würde! 

Der  ritterliche  Stolz  des  Iphikrates  verfehlte  seine  Wirkung 
diL  Er  wurde  so  wohl  wie  sein  Sohn  freigesprochen.  Ungün- 
ger  Teriief  der  Prozess  des  Timotheos.  Er  wurde  zwar  i\e.»  an- 
ichuldigten  Verbrechens  nichl  schuldig  befunden,  aber  er  ver- 
ilimmerte  seine  Sache  dadurch,  dass  er  durch  sein  vornehmes 
llreten  die  Richter  reizte,  und  so  geschah  es,  dass  er  zu  der  un- 
lieiiren  GeldbuLse  von  hundert  Talenten  (157,000  Th.)  verurteilt 
ifde.  Er  ging  nach  Ghalkis  und  starb  dort  noch  in  demselben 
ire,  nachdem  er  das  Werk  seines  Lebens  so  klaglich  hatte  zu 
mde  gehen  sehen.  Iphikrates  blieb  vom  olfentlichen  Leben 
rückgezogen  in  Athen.  Ghabrias  war  im  Kampfe  gefallen.  So 
r  Athen   am  Ende  des  unglückseligen  Krieges  nicht  nur  seiner 


472  SOZIALE   ZUSTÄNDE    IN    ATHEN 

lleiTsrhafl  verlustig  und  an  Milleln  erschöpft,  sondern  auch  seiner 
letzten  Helden  l)eraiibt^*\  |:i 


Das  war  der  Verlauf  der  attischen  Politik  bis  zum  Ende  öa 
Bundesgenossenkriegs,  die  Ueihe  der  aufseren  Ereignisse,  wddie 
das  nothwendige  Ergehniss  derjenigen  Zustande  waren,  wie  wir  ae 
im  Innern  des  Staats  finden. 

Die  Versuche,  welche  man  gemacht  hatte,  um  das  attische  Ge- 
meiiidelehen  von  seinen  Schäden  zu  heilen,  waren  längst  wieder 
aufgegeben;  man  war  in  die  alten  Geleise  zurückgekehrt,  mao  lebte 
in  den  hergebrachten  Formen  der  Demokratie  gedankenlos  weiter, 
und  da  das  Gemeinwesen,  siech  und  kümmerlich  wie  es  war,  die 
einzelnen  Bürger  nicht  mehr  heben  und  veredeln  konnte,  so  wurdet 
die  Bande,  welche  die  Menschen  unter  sich  und  mit  dem  Stalte 
vereinigten,  immer  lockerer,  die  bürgerlichen  Pflichten  traten  zurod; 
das  Leben  verlor  an  Ernst  und  Bedeutung,  man  gewöhnte  sich  ii 
der  Beurteilung  seiner  selbst  und  Anderer  an  ein  niedriges  Maft. 

Aeufserlich  erkannte  man  den  Unterschied  von  früheren  Zeiten 
besonders  daran,  dass  sonst  nur  für  den  Gottesdienst  und  fiir  im 
Staat  ansehnlichei*e  Werke  aufgeführt  wurden;  jetzt  wurden  die 
ollen tUcheii  Zwecke  vernachlässigt  und  dafür  baute  man,  um  der 
Bequemlichkeit  und  Prunksucht  einzehier  Bürger  zu  huldigen.  Die 
Begfilerten  trugen  mit  Eitelkeit  ihren  Wohlstand  zur  Schau;  palast- 
rdmliche  ilauser  entstanden  hi  Athen  und  der  Umgegend.  Mit  zahl- 
reicher Dienerschall ,  prachtigen  Gespannen,  kostbaren  Gewändern 
lind  (leralheii  wurde  Sl<iat  gemacht  und  die  Uoffart  der  Reicbeiu 
welche  dem  (ieiste  der  Verfassung  so  sehr  entgegen  war,  wurde 
dennoch  von  der  offeiitlichen  Meinung  nicht  gestraft  und  verurteflt 
sondern  sie  imponirte  der  Menge,  sie  verschaffte  Elnfluss  und  An- 
sehen. 

Je  mehr  die  öflentlichen  llülfsmittel  zusammenschmolzen,  ob 
so  mehr  machte  sich  unter  den  Bürgern  der  Vermögensunterschied 
geltend  und  die  neuen  Einrichtungen  zur  Befriedigung  der  Staate- 
iKHlürfiiisse  trugen  dazu  bei,  die  Macht  des  Geldes  zu  steigern, 
denn  die  Vertheihmg  der  Lasten  hi  den  Symmorien  (S.  468)  hing 
vim  <leii  llöchstbesteuerten  ab,  und  diese  benutzten  ihren  Einflies 
dazu,  sich  selbst  zu  schonen,  und  wenn  sie  auch  einmal  eifuetae 
Leistiuigen,  um  die  Menge  zu  blenden,  mit  prunkender  Freigebig- 


BIS   ZUM    AUFTRETEN    DES    DEMOSTUENES.  473 

keit  ausführten,  so  wussieii  sie  es  doch  im  Allgemeinen  so  einzu- 
richten, dass  die  minder  Wohlhahenden  auf  eine  unverhällnissmäfsige 
Weise  herangezogen  wurden.  So  bildete  sich  aufser  dem  Gegen- 
satze der  Besitzenden  auch  eine  Spaltung  zwischen  den  Reichen 
md  dem  Mittelstande,  die  Ausschusse  der  Symmorien  gestalteten  sich 
10  einem  privilegirten  Stande  und  das  Factionswesen  wurde  immer 
ifger. 

In  demselben  Mafse,  wie  die  Idee  des  Staats  ihre  Macht  ver- 
lor, starben  auch  die  Tugenden  ab,  welche  in  ihr  wurzelten,  nament- 
lich die  freudige  Bereitwilligkeit  zu  |)ersonlichen  Opfern.  Die 
BArger  versteckten  ihr  Vermögen,  luul  die  Reichsten  derselben 
entiogen  sich  ihren  Verpflichtungen  hi  dem  Grade,  dass  sie  die 
ihnen  zufallenden  Trierarchieri  dem  Mindestfordernden  zur  Aus- 
tthrung  verpachteten.  Die  guten  Uel>erlieferungen  der  Vorzeit  ver- 
hmn  sich.  Von  den  alten  Familien  der  Stadt  waren  zu  Isokrates' 
Zäl  manche  ganz  ausgestorben  und  die  Athener  hatten  von  Haus 
im  keine  Neigung,  die  Normen  des  Bürgerrechts  streng  aufrecht  zu 
erhallen.  Mit  der  alten  Sitte  verfiel  ganz  besonders  die  gymnastische 
Bildung,  welche  nicht  mehr  zu  den  nothwendigen  Bestandtheilen 
der  Jugenderziehung  gehörte.  Sie  wurde  zu  einem  einseitigen 
Virtuosen thum ,  wie  sie  von  den  Athleten  betrieben  wurde,  welche 
au  der  Leibesstärke  eine  Profession  machten.  Andererseits  ent- 
artete sie  unter  dem  Einflüsse  einer  wissenschaftlichen  Leibespflege, 
wie  Herodikos  sie  gegründet  hatte,  indem  mit  pedantischer 
Kleinlichkeit  auch  Speise  und  Trank  auf  das  Genaueste  geregelt 
wurden. 

Auf  diese  Weise  verlor  die  Gvmnastik  ihren  Einfluss  auf  das 
Leben,  sie  hörte  auf  die  jungen  Athener  zur  Tapferkeit  zu  er- 
udien  und  zum  freudigen  Dienste  für  die  Vaterstadt.  Der  Waffen- 
dienst wurde  als  eine  unertragHche  Störung  der  Behaglichkeit  und 
des  geschäfUiGhen  Verdienstes  angesehen.  Ausflüchte  aller  Art 
worden  hervorgesucht,  so  dass  harte  Kriegsgesetze  gegel)en  werden 
msiten,  um  das  zu  erzielen,  was  früher  selbstverständlich  war, 
md  auch  diese  Gesetze  halfen  nicht.  Die  Waffenscheu  der  Bürger 
griff  wie  eine  Krankheit  um  sich  und  die  Trierarchen  hatten  solche 
Weitl&uftigkeiten,  wenn  sie  ihre  Schifl'e  bemannen  wollten,  dass  sie 
es  vorzogen,  Handgeld  zu  geben  und  Fremdlhigen,  welche  kein 
Interesse  (ür  die  Stadt  hatten,  den  kostbarsten  Besitz  derselben, 
die  Schiffe,  zu  übergeben. 


474  SITTENVERFALL    I?l   ATHE?I. 

Man  wollte  von  der  Demokralie  nur  das  aufrecht  erhalten,  was 
der  Sinnlichkeit  schmeichelte  und  angenehmen  Zeitverlreib  gewahrte. 
Darum  wurden  die  Feste  die  Hauptsache  im  öfTenÜidien  Leben,  iml 
als  die  wichtigste  Seite  desselben  mit  dem  gröfsten  Ernste  beha- 
delt.  Dabei  traten  aber  die  höheren  Rücksichten,  die  dem  atlisdn 
Festleben  zu  Grunde  lagen,  nämUch  die  dankbare  Yerhenüdiing 
der  Götter,  die  patriotische  Erhebung  der  GemQtlier  und  die  w^- 
eiternde  Uebung  der  edlen  Künste,  ganz  in  den  Hintergrund;  statt 
dessen  bildeten  die  Aufzüge  und  Schmause  den  Kern  der  Sack, 
und  um  von  ihnen  sich  nichts  entgehen  zu  lassen,  entzogen  sich 
die  Bürger  dem  auswärtigen  Dienste,  und  ihretwegen  lösten  skh 
die  Tnipt)en  auf,  um  nach  Hause  zu  eilen.  Störung  der  Festfresde 
war  der  gröfste  Frevel  und  ein  Verrath  am  Vaterlande.  Man  wollte 
ül)erall  nur  von  Hechten,  aber  nicht  von  Pflichten  etwas  wiMca; 
jeder  Zwang  wurde  fern  gehalten  und  die  heilsame  Zucht  UÜnt 
auf  dem  Markte,  wie  im  Hause;  denn  auch  die  SklaTen  wuiite 
man  nicht  zu  zügehi.  Gegenseitige  Nachsicht  war  die  stiliachwci- 
gende  Uebereinkunft  in  Athen;  es  wäre  ein  Verstoss  gegen  fa 
guten  Ton  gewesen,  leichtfertiges  Genussleben  an  einem  Mitiidi|ff 
öffentlich  zu  i*ügen,  und  wenn  Aischiues  die  Laster  eines  Timarchoi 
strafu  so  giebt  er  ausdrücklich  zu  verstehen,  dass  es  nur  diejedn 
Anstand  verhöhnende  Frechheit  und  die  gewerbmä£sige  Uiisittlich- 
keit  sei,  welche  er  zum  Gegenslande  seiner  Anklage  mache**). 

So  sah  es  in  der  Gesellschaft  aus  und  darum  konnten  auch 
(he  Uürgerversauunlungen  keine  würdige  Haltung  haben.  Es  Mite 
der  reclite  Ernsl,  stobst  wenn  man  ül>er  die  wichtigsten  Angefegn- 
heiten  tagte;  das  gemeinsame  Interesse  war  nicht  melir  das  allge- 
meine; auch  hier  suchte  man  Zeitvertreib  und  Unterhaltung,  und 
darnach  richtete  sich  das  Verhalten  der  Redner.  Im  AeuÜsem  nadh 
lässig,  selbst  mit  entblöfsten  Schultern,  traten  sie  vor  das  VolL 
vcrliefsen  sich  auf  ein  wohltönendes  Organ  und  blendenden  Wort- 
schwall, welchen  sie  mit  Schauspielerkünsten  vorti*ugen.  Die  Reden 
waren  arm  an  sachlichen  Erwägungen,  um  so  reicher  an  Pennte- 
Uchkeiten ,  Lästerungen  und  gemeinen  Späfsen.  Da  die  Ifenge  xo 
träge  war,  um  auf  eine  Berathung  einzugehen  und  sich  ein  eigenes 
Urteil  zu  bilden,  so  l>et heiligten  sich  Wenige  an  der  Debatte  uirf 
man  hatte  die  Volksreduer  am  liebsten,  welche  es  den  Zuhören 
am  leichtesten  machten.  Dazu  gaben  sich  natürlich  niu*  Unner 
von  gewissenloser  Gesinnung  her,  Menschen  von  Talent  und  pnk- 


VOLKSVERSAMMLUNG    ILNU    GESETZGEBUNG.  475 

lisch^r  Gewandtheit,  aber  ohne  liöhere  Bildung  und  liberale  Er- 
liehung.  Sie  gaben  den  Ton  an  und  hatten  dazu  ihre  Leute, 
weiche  nach  gegebener  Weisung  dem  Einen  Beifall  zulärmten,  den 
köderen  auspochten  und  so  die  Menge  verwirrten,  um  sie  desto 
kichler  lenken  zu  können.  Eine  Grup[)e  von  Gleichgesinnten  thut 
rieb  zusammen;  sie  bilden  eine  geschlossene  Partei,  an  deren  Leitung 
eich  das  Volk  so  gewöhnt,  dass  sie  sich  als  die  Herrn  der  Stadt 
gebebrden. 

So  war  es  namentlich  mit  Ai'istophon  und  seinen  Genossen, 
welche  einen  wahren  Terrorismus  in  Athen  ausübten.  'Sie  nehmen', 
heisst  es  in  einer  gleichzeitigen  Bede,  'volle  Freiheit  in  Anspruch, 
*ror  euch  zu  reden  und  zu  handein,  wie  es  ihnen  beliebt;  sie 
^klingen  Alles  in  ihre  Hand  und  bieten  gleichsam  wie  öfTentliche 
^Ausrufer  den  Staat  feil.  Sie  lassen,  wen  sie  wollen,  bekränzen 
imd  haben  sich  selbst  gröfsere  Macht  als  den  Beschlüssen  der 
^IMrgerschafl  beigelegt'.  Die  Bedner  schmeichehi  dem  Volke  und 
niliren  die  aufgeregten  Stimnumgen,  um  Eintluss  zu  behaupten;  sie 
iMsen  sich  ihr  Beden  und  ihr  Schweigen  bezahlen  und  werden  aus 
Bettlern  reiche  Leute,  während  der  Staat  immer  mehr  verarmt. 
Die  Borger  verwunschen  sie,  wenn  es  ihnen  schlecht  geht,  aber  sie 
frilen  immer  wieder  in  die  unwürdige  Abhängigkeit  zuiHick^'). 

In  der  Gesetzgebung  war  man  auf  die  Grundsätze  der  alten 
Zdt  wieder  zurückgegangen  (S.  17),  aber  man  war  ihnen  nicht 
treu  geblieben.  Es  herrschte  von  Neuem  eine  vielgeschäftige  Ge- 
MtEniaeherei  und  dadurch  eine  heillose  Unruhe.  Allmonatlich  wur- 
dm,  und  zwar  vielfach  mit  Verletzung  der  herkömmlichen  Ordnungen, 
d.  h.  ohne  Senatsantrag,  ohne  vorschriftsmäfsige  Prüfung  und  öffent- 
liche Ausstellung,  ohne  Beachtung  der  bestimmten  Fristen  und  ohne 
BAcksicht  auf  die  dadurch  entslehenden  Widersprüche,  neue  Ge- 
eelie  gegeben,  darunter  solche,  welche  den  Grundsätzen  der  Bepu- 
lilik  luwider  auf  einzelne  Fälle  berechnet  waren;  Schuldgesetze, 
welche  bestimmten  Personen  aus  der  Klemme  helfen  sollten,  andere, 
denen  man  rückwirkende  Kraft  gab,  um  gewisse  Parteizwecke  zu 
mreicben. 

Damit  hängt  der  Einfluss  zusannnen,  den  das  Schreibervolk  in 
Athen  erlangte.  Es  waren  Leute  geringen  Standes,  Sklaven  und 
Freigelassene,  welche  mit  Lesen,  Abfassen,  Aufl)ewahren  sclirirtlicher 
Bokamente  zu  thun  hatten  und  dadurch  eine  geschäftliche  Gewandt- 
Iwit  erlangten,  wodwxh  sie  sich  bei  jedem  Amte  und  Aemtchen  un- 


476  PROZESHSSIIOUT    t.ND    PARTEIFEBDEN. 

enlbeliriich  niaclilcn.  lüs  waren  käufliche  Menschen,  zu  AUem  za 
^ebraiiclien,  zu  jedem  Dienste  ])ereit,  mit  allen  Ränken  verlnul 
Wenn  solche  Menschen  zu  Ansehen  kamen,  so  verbreitete  skh  mit 
ihnen  durch  alle  Zweige  der  Verwaltung  ein  Geist  der  Unsauber- 
keil  und  Unredlichkeit,  am  meisten  naturlich,  wo  es  sich  um  die 
Verwaltung  an  vertrauter  (ilelder  handelte.  Ein  aUgemeines  Mis»- 
trauen  vergütete  das  ofl'entliche  Leben.  Die  gewohnlichste  Walle, 
mit  welcher  eine  Partei  die  andere  angriff,  oder  ein  Bürger  gegeo 
den  andern  einen  persönlichen  Streit  durchkämpfte,  war  die  Klage 
wegen  Unterschleits  und  die  leidige  Prozesssucht  der  Athener  ge- 
wann dadurch  ül)erreiche  Nahrung.  Aristophon  selbst  wurde  ange- 
klagt, Gelder,  die  zur  Anfertigung  goldner  Kränze  bestimmt  gewesen, 
zurückbehalten  zu  haben,  und  er  musste,  um  Schlimmerem  zu  ent- 
gehen, das  Vermisste  sofort  ersetzen.  Ja  es  kam  in  Gebraudi, 
aufserordentliche  Commissionen  niederzusetzen,  um  untersuehen 
zu  lassen,  wer  etwas  von  heiligen  oder  öflentlichen  Geldern  wider- 
rechtlich in  Händen  habe.  Während  der  Prozesse  fand  man  Ge- 
legenheit zu  Ränken  aller  Art,  um  die  Richter  zu  täuschen  oder 
die  ausgesprochenen  Urteile  nicht  zur  Ausführung  kommen  n 
lassen.  In  öffentlichen  und  Privatsachen  schien  jedes  Mittel  erlaubt; 
man  erging  sich  in  persönlichen  Verunglimpfungen,  man  hatte 
käufliche  Zeugen  zur  Ilaiid  und  Advokaten,  welche  bereit  waren 
für  jode  Sache  dem  Kläger  oder  tiem  Beklagten  eine  Gerichtsrede 
auszuarbeiten.  Der  Auwaltssold  hatte  nichts  Ehrennihriges  mehr: 
<lie  Advokaten  oder  Redeuschreiber  (Logographen")  lebten  von  den 
Prozessen  und  thatcn  das  Ihrige,  um  die  Leute  wider  einander  auf- 
zuhetzen. Sie  hatten  in  den  (lorichtshöfen  gleichsam  ihre  Wohnung 
aufgeschlagen  und  lauerten  auf  jeden  Zwist  <ler  Bürger. 

Dieser  kleine  Krieg  zwischen  Bürgern  und  Bürgerparteien 
nahm  mehr  als  afles  Andere  das  Interesse  in  Anspruch ;  darauf  ver- 
wendete man  Zeit  und  Kraft,  während  das  Gemeinw^esen  verwahr- 
lost blieb.  Bei  der  steigenden  Verwirrung  der  Gesetzgebung 
mehrten  sich  die  Anklagen  wegen  gesetzwidriger  Vorschläge  und 
die  echten  Volksredner  suchten  darin  eine  Art  von  Ritterthum. 
dass  sie  diesen  Angrifl'en  kühn  die  Stirne  boten.  Aristophon  rAhfflte 
sich  fünf  und  siebzig  solcher  Händel  durchgefochten  zu  haben. 

Am  meisten  waren  dem  Misstrauen  imd  der  Anfeindung  die- 
jenigen ausgesetzt,  welche  mit  öfl'entlichen  Vollmachten  bekleidet 
waren,    die    Gesandten    und    ganz    besonders    die    Feldherm.     Sie 


REDNER   UND   FELDHERRN.  477 

irden,  wenn  sie  glücklicli  waren,  ohne  Knckskiit  auf  ihi-e  Per- 
nlichkeit  übermäfsig  geelu^t  und  gepriesen;  denn  man  hatte  in 
n  dflenüichen  Anerkennungen  den  richtigen  Mafsstab  schon  hnige 
rioren  und  anstatt  jener  weisen  Sparsamkeit^  welclie  das  ältere 
hen  auszeichnete,  war  eine  Verschleuderung  der  höchsten  Ehren- 
ben und  eine  taktlose  UelK»rschwengliclikeit  eingetreten.  Viel 
idiuimer  aber  war  das  Gegentheil,  dass  man  naniHch  für  jeden 
ifell  des  Staats  an  den  Trupj)enlührern  seinen  Aerger  ausliefs, 
d  nichts  hat  dem  Staate  mehr  geschadet  als  der  ewige  Hader 
beben  Rednern  und  Feldherrn.  Menschen,  die  still  zu  Hause 
[sen  und  vom  Kriegswesen  nichts  verslanden,  machten  den 
innem,  die  von  mühseligen  Feldzügeii  heimkehrten,  bei  der 
chenschaflsablage  den  Prozess  auf  Leben  und  Tod,  untergruben 
•  Ansehen  und  verleideten  ihnen  ihren  guten  Willen,  auf  den 
les  ankam.  Nachdem  KaUislratos  in  seiner  Anfeindung  des 
motheos  ein  so  übles  Beispiel  gegeben  hatte,  wurde  das  Unwesen 
imer  ärger  und  es  gab  keinen  Feldherrn,  der  nicht  mehrmals 
•gen  Hochverraths  angeklagt  worden  \\are. 

Und  welche  Stellung  hatten  damals  die  Feldherrn!  Sie  standen 
nicht  mehr  an  der  Spitze  attischer  Burger,  welche  EhrgefOhl  und 
iterlandsliebe  zusammen  hielt.  Die  reichen  Athener  leisteten 
SchtmäTsig  den  Reiterdienst,  wozu  der  Staat  ihnen  den  herköinm- 
hen  Zuschuss  gab;  sie  hielten  in  stattlichen  Geschwadern  die 
tfiefige,  welche  zum  Prunke  der  städtischen  Feste  gehörten,  aber 
m  auswärtigen  Dienste  entzogen  sie  sich.  An  Stelle  der  Wohl- 
bendeu  traten  arme  Bürger  ein,  um  durch  Sold  und  Beute  ihren 
rmögensverhältnissen  wieder  aufzuhelfen;  das  Geld  wurde  auch 
sr  so  sehr  die  Hauptsache,  dass  die  Krieger  ohne  Lohnung  nicht 
imal  mehr  zu  einer  Heerschau  vor  das  Thor  rücken  wollten. 
.ch  aus  anderen  Staaten  fanden  sich  Leute  genug,  welche  bereit 
ren,  Leib  und  Leben  zu  verkaufen,  und  das  waren  heimathlose 
enteurer,  Menschen,  denen  nichts  heilig  war,  welche  heute  bei 
n  Persem  und  Aegjptern,  morgen  bei  den  Athenern  Dienste 
hmen.  Solche  Trupi>en  hielt  tun*  das  Geld  zusammen;  man 
ndet  den  Krieg  dahin,  wo  am  meisten  Aussicht  auf  Gewinn  ist; 
U  ist  Macht  und  Sieg;  um  Geld  zu  erlangen  vergreift  man  sich 
bst  an  Tempelgütern. 

Wenn  ein  solches  Söldnerwesen  den  Staat  nicht  zu  Grunde 
ihten  sollte,  so  bedurfte  es  eines  öfl'enllichen  Schatzes  mit  sicheren 


478  ZUSTAND    DER   FINANZEN. 

Zuflüssen  und  eines  festen  Kriegsbudgets.  Nun  ^'ar  aber  die  gann 
Finanzeinrieb tuug,  auf  welclier  Athens  Gröfse  beruhte ,  langst  ur- 
stört;  die  regehnäfsigen  Hülfsquellen,  namentlich  die  Tribute,  bb 
auf  einen  geringen .  Ueberrest  versiegt  und  kein  Scliatz  Toiiiandes. 
Es  uiussten  also,  so  wie  ein  Heer  aufgebracht  werden  sollte,  Vcr- 
mögenssteueni  ausgeschrielien  und  unmittell»ar  aus  der  Tasche  da 
Bürgers  die  Kriegsgelder  herlteigeschaflt  wenlen,  welche  (Hr  jedes 
einzelnen  Krieg  nöthig  waren.  Die  Unlust  zu  gelien  steigerte  sich 
durch  die  häufigen  Anforderungen,  wie  durch  den  Mangel  an  ent- 
sprechendem Erfolge;  sie  war  um  so  gr6fser,  weil  das  Geld  der 
Bürger  zum  gröfsten  Theile  in  die  Hände  fremder  Menschen  km; 
dazu  kam  das  Misstrauen  gegen  die,  welche  die  mühsanoi  zusauuncD- 
gebrachten  Gelder  verwalteten,  und  die  ewigen  Angebereien  Aber 
gewissenlose  Verschleuderung.  Es  wurden  daher  eigene  Beamte 
(Exotasten)  ausgesandt,  um  nachzusehen,  ob  die  angegebene  Söldner- 
zahl  auch  wirklich  vorhanden  sei;  al»er  auch  die  controlirenden  Behör^ 
den  konnten  bestochen  werden,  wenn  es  dem  Feldherrn  darauf  ankam. 
Wenn  aber  auch  Von  den  bewilligten  Geldern  nichts  bei  Seite  ge- 
schafll  wurde,  so  standen  sie  doch  in  keinem  Verhältnisse  zu  des 
Bedürfhissen  des  Kriegs;  in  der  Hegel  genügten  sie  nur,  um  die 
Söldner  zusammenzubriugen ,  und  man  gewöhnte  sich  mehr  uai 
mehr  an  die  Vorstellung,  dass  Heer  und  Flotte  draufsen  sich  sellKt 
erhalten  müssten  ^®). 

Timotheos  gab  zuerst  das  Beispiel  von  Kriegen,   welche  nickte 
kosteten.     In  seinem  patriotischen  Eifer  setzte  er  Alles  daran,  jedes 
Ilinderniss  ruhmvoller  Unternehmungen  zu  beseitigen    und  er  gefiel 
sich  darin,   den  geringfügigen  Aufwand  seiner  Siege   mit  den  onge- 
heuren  Geldopfern  zu  vergleichen,  welche  die  Kriegszüge  des  Perikks 
gekostet  hatten.     Von  Freunden  und  Feinden  schaflte  er  Geld  her- 
l)ei  und  wusste  sich  bei  eintretendem  Mangel  durch   ein  ScheingeM 
von  Kupfer  zu  helfen ,   das  er  durch  seinen  persönlichen  Kredit  io 
Curs  zu   setzen   vermochte.     Timotheos   verführte    die  Athener  n 
dem  schweren  Irrthume,  dass  es  möglich  sei,  ohne  Schatz  und  ohne 
geordnete  Finanz  Verwaltung   mit  Söldnerheeren  glückliclie  Kriege  n 
führen.     Dieser  Wahn  war  zu  angenehm,  als  dass  man  sich  durrh 
die    Erfahrung    l)eleliren    lassen    wollte,    obgleich  man  doch   schon 
an  Timotheos  sehen  konnte,  wie  es  mit  einer  solchen  Kriegfulimng 
lieschaffen  sei.    Der  Feldherr  war  niemals  seiner  Bewegungen  Herr; 
er  war  aufser  Stande  gröfsere  Pläne  zu  verfolgen,  er  war  gezwungen, 


DIE    STELLUNG    DER    FELDHERRN.  479 

Jlen  Uedeiilendcren  Aufgaben  aus  dem  Wege  zu  gehen  und  seine 
[räfte  in  einem  kleinen  Kriege  zu  zerspliUern;  er  konnte  sicli  von 
üifang  an  gar  nicbl  verpflichlen  liestiminte  Instruktionen  anzu- 
fthmen  uud  auszufuln^en.  Die  notlnvendige  Folge  war,  dass  die 
^herm  der  Stadt  gegenilber  immer  sell)standiger,  eigenwilliger 
ind  eigenmäclitiger  wurden.  Je  mein*  sie  auf  ihre  Truppen  Ruek- 
ieht  nehmen  mnsslen,  um  so  rücksichtsloser  wurden  sie  gegen 
Iure  Auftraggeiter.  Wenn  sie  Sold  und  Sohlaten  sell)st  }ierl)ei- 
chaffleii,  so  wollten  sie  auch  den  Ruhm  des  Erfolgs  für  sicli  haben. 
lan  sprach  also  nicht  mehr  von  den  Siegen  Athens,  sondern  von 
iea  Siegen  der  Feldherrn,  und  nicht  den  Namen  der  Sütdl  sondern 
einen  eignen  schreibt  der  siegreiche  Ileerffdner  auf  die  Beulestucke, 
reldie  er  heimbringt. 

Femer  lag  es  in  der  Naiur  der  Verlifdlnisse,  dass  die  Feld- 
lerni,  je  weniger  Ruckhalt  und  kräftige  linterstulzinig  sie  in  der 
laterstadt  fanden,  um  so* mehr  auswärtige  Verbindungen  aufsuchten. 
)azu  boten  sich  zahlreiche  (lelegenheiten  dar,  und  so  (luden  wir 
rimotlieos  mit  lason  von  Pherai,  mit  Alketas  dem  Molosser,  mit 
kmjfntas  von  Makedonien,  ja  mit  persischen  Satrapen  verbunden. 
)m  gröfsten  Vortheile  werden  als  Geschenk  personücher  Freund- 
idiafl  erlangt.  In  gleichen  Rezielumgen  linden  wir  Iphikrates  mit 
len  Üirakischen  Fürsten,  Chares  mit  Arlabazos.  Die  freundschaft- 
icben  Verbindungen  wm'den  durch  Ehebunduisse  mit  den  filrst- 
icben  Familien  gesichert,  denen  viel  daran  gelegen  sein  nnisste, 
influssreiche  Hellenen  in  ihre  Interessen  hereinzuziehen.  So  hatte 
ieulfaes  dem  Xeuophon  seine  Tochter  angetragen  (S.  1 12).  Kotys 
rerschwägerte  sich  mit  iphikrates,  Kersobleptes  mit  (^haridemos. 
llidurch  kamen  die  attischen  Feldlierrn  in  (li(^  zweideutigste  Stellung, 
ind  gerietheu  in  die  schwierigsten  Coidlicte  widerstreitender  Ver- 
indlidikeiten  (S.  462).  Sie  traten  selbst  gewissermafsen  in  die 
leibe  auswärtiger  Dynasten  und  waren  im  Auslande  mehr  zu  Hause 
b  in  Athen.  Wie  Älkibiades  nach  seiner  Verbannung  sich  feste 
^latze  im  Chersonnese  grinuh^te,  so  linden  wir  nun  die  Feld- 
term  der  Stadt,  während  sie  noch  die  Beamten  derselkui  sind,  im 
besitze  von  Städten,  welche  ihnen  von  fremden  Fürsten  geschenkt 
der  auf  eigene  Hand  erobert  worden  sind.  So  soll  Timotheos  die 
Städte  Sestos  und  Krithote  von  Ariobarz^uies  als  (leschenk  erhalten 
laben;  Iphikrates  duifle  die  thrakische  Stiidt  Drys  als  sein  Iksitz- 
hum  ansehen    und    ummauern.     Chares    hatte    seine   Residenz    in 


480  VERSGULIMMERUNG   DER   ÜBELSTXMDE. 

Sigeion,  Chabrias  war  in  Aegj^plen  wie  zu  Hause  und  verfolgte  dn 
seli)st  eine  durchaus  selbständige  Politik. 

So  entfremdeten  sich  die  FeldheiTn  dem  Staate  und  gewannen  «m 
l)ersonliche  Macht,  welche  mit  dem  Geiste  der  Republik  in  grelktt 
Widerspruche  stand;  je  mehr  sich  aber  die  kriegerische  Thätigkeit 
von  der  bürgerlichen  trennte,  um  so  mehr  nahmen  die  Heerfuhnr 
l>ei  dem  steten  Verkehre  mit  den  Söldnern,  welche  eine  banirhe 
Zucht  verlangten,  selbst  ein  rauhes  und  hernsches  Wesen  an;  sie 
iilhlten  sich  den  Uürgern  gegenfilRT  als  Soldaten  und  wollten  es 
nicht  ertragen,  wenn  die  Maulhelden,  die  in  Athen  das  Wort  fiibrteB, 
in  ihre  Thätigkeit  drein  reden  und  ihre  Feldziige  l>eurteilen  woUloi. 
Auf  der  anderen  Seite  war  es  aber  doch  die  Bürgerschaft,  wekhe, 
von  ihren  Rednern  geleilet,  den  ausziehenden  Feldherm  das  Krifgs- 
theater  anzuweisen  und  den  heimkehrenden  die  verfassungsmifgige 
Rechenschaft  abzunehmen  hatte.  Es  bildete  sich  hier  also  ein  Xis^ 
verhrdtniss,  welches  mehr  als  alles  Andere  dem  Gemeinwesen  n 
schwerem  Schaden  gereichte  ^^). 

So  hatte  sich  die  Stellung  der  Feldherm  zum  Staate  rerändert 
und  wie  schnell  verschlimmerten  sich  diese  Verhältnisse!  Wie  gro6 
war  der  Unterschied  zwischen  den  älteren  und  jüngeren  Zdt* 
genossen! 

Chabrias,  Iphikrates  und  namentlich  Timotheos  ii\nssleu  noch 
hl  bewunderungswürdiger  Weise  die  l'ebelslände  zu  l^eherrsclirti 
uiul  den  Zusammenhang  zwischen  Stadt  und  Heer  aulrecht  zu  erhalten. 
Mit  attischem  Geiste  hal)en  sie  es  verstanden  das  neue  Heerwesen 
für  den  Staat  möglichst  nutzbar  zu  machen  und  durch  VerhindoBg 
von  Söldner-  und  Bürg<»r(liensl  die  Wehrkraft  zu  steigern;  lie 
wussten  (Ue  lieber legenheit  attischer  Bihlung  der  wilden  Tnippen- 
masse  gegenüber  geltend  zu  machen,  wenn  auch  schon  bei  Iphikrates 
das  trotzige  Soldateiithum  zum  Vorscheine  kommt,  wie  es  sieb  hei 
drr  Anklage  des  Arislophon  zeigte,  als  der  Feldherr  den  Redneni 
gegenülK?r  das  Schwert  entblöfste. 

Später  traten  aber  die  unheilvollen  Miss  Verhältnisse  viel  unT«^ 
hohlener  zu  Tage.  Die  Feldherrn  verwilderten  mit  den  Schaarrn, 
welche  sie  führten;  wie  sie  mit  ihnen  sich  verschmolzen,  trenntei 
sie  sich  von  den  Bürgern  und  entwöhnten  sich  aller  Zucht  unl 
(■esetzlichkeit.  Sie  machen  keinen  Unterschied  zwischen  Freiinl 
und  Feind,  verprassen  das  (leld  in  tyrannischem  Uel)er]nuthe,  brand- 
scliatZ4Mi    die    Bundesgenossen,    gehen    nach    Umständen    mit  aikt 


CfiABRS  UND  TIMOTHfiOS.  481 

ippen  in  fremde  Dienste,  so  das«   die  Athener  gar  nicht  wissen, 
ihre  Flotte  ist,  und  sie  iin  weiten  Meere  suchen  müssen.     Man 
ib  gar  nicht  mehr,  wer  Herr  derselben  ist 

In  diesem  Zustande  linden  wir  die  Dinge  unter  Cliares  und 
iridemos,  die  das  wilde  Wesen  eines  griechischen  Condoltiere 
btändig  entwickelt  darstellen.  Chares  war  schon  im  Aeufsem 
'  Tollkommene  Gegensatz  zu  dem  feingehauten  Timotheos,  welcher 
i  sein  Vater  von  geringer  Kr)i*{)ergr6J^e  war.  Chares  trug  über- 
den  Soldaten  zur  Schau  und  suchte  durch  seine  martiahsche 
ilalt  und  renommistische  Reden  zu  imponiren.  Dalier  wies 
Mtheos  seine  Landsleute  zurecht,  dass  sie  einen  Mann  seiner 
(iten  Schultern  wegen  zum  Feldherrn  machten.  Der  möge  wohl 
ijgnet  sein,  dem  Feldherrn  das  Gepäck  zu  tragen,  aber  zum  Feld- 
rmamte  gehöre  ein  Mann,  der,  von  allen  Begierden  frei,  über 
i  Beruf  der  Stadt  ein  klares  Urteil  habe,  und  wenn  (Cliares  mit 
mm  durchbolu'ten  Schilde  und  seinen  Wunden  prahle,  so  sei 
r  den  Feldherm  die  ToUküluiheit  kein  Lob.  Dal)ei  war  Chares 
I  Mensch  von  wüsten  Sitten,  der  an  dem  sclurofTen  W^echsel  von 
digem  Kriegsgetümmel  und  weichlicher  Schwelgerei  sein  Gefallen 
ille,  dessen  AdmiralschifT  mit  Dirnen  und  Flötenspieleriunen  an- 
nUt  war,  dem  jedes  Mittel  recht  war,  um  die  Redner  und  die 
hgerschafl  zu  gewinnen.  Als  ein  Manu  des  gewohnlichen  Schlags 
id  er  in  seiner  natürUchen  Derbheit  dem  Volke  viel  besser,  als 
ar  fenigebildete  Timotheos,  der  zu  stok  war  um  den  Volksrednern 
S  Hof  EU  machen.  Auch  hat  Chares  bei  sehiem  uiiermüdUchen 
bgöze,  seiner  Gewandttieit  und  rastlosen  Vielgeschäftigkeit  während 
mr  fünfiägjährigen  Thäügkeit  als  Feldhauptmann  den  Athenern 
tncben  Vortheil  erkämpft,  aber  noch  viel  mehr  versehen  und  ver- 
dien, und  wenn  er  auch  nicht  als  die  allemige  Ursache  des  Ruu- 
Igenossenkriegs  und  seines  unglücklichen  Ausgangs  anzusehen 
,  wie  die  Freunde  des  Timotheos  ihm  Schuld  gaben,  so  hat  er 
eh  Torzugsweise  dazu  beigetragen,  seine  Vaterstadt  in  üblen  Ruf 
bringen  und  das  patriotische  Werk  des  Timoüieos  zu  zerstören. 
Die  genannten  Feldheirn  waren  geborene  Athener.  Unter  da- 
iljgen  Verhältnissen  trug  man  aber  kein  Bedenken,  auch  Fremde 
den  Staatsdienst  zu  ziehen,  wenn  sie  sich  nur  in  der  Kunst  aus- 
chneten,  welche  damals  füi*  die  höchste  Aufgabe  des  Feldhemi 
t,  Freischaaren  zu  werben,  einzuüben  und  an  ihre  Person  zu 
leln.    Auf  diese  Weise  kam  Chaiidemos  zu  hohen  Ehren,   ein 

CarüiUb  Gr.  OtMh.    IIL  31 


482  CHARIDEMOS   YO?l    OREOg. 

Main),  der  nicht  einmal  in  seiner  IleiniaUi,  Oreos  auf  Eulwia,  zu 
den  ebenbnrtigen  Bfirgem  zählte,  der  sich  aus  den  kfimmerlichstn 
Yerhfdtnissen  als  Soldat  lieraufar)>citcte,  sich  dann  mit  einer  eigcna 
Schaar  zu  Lande  und  zu  Wasser  als  Freibeuter  einen  Namen  machte 
und  deshalb  mit  seinen  Leuten  von  Iphikrates  in  Sold  genomncB 
wurde,  als  dieser  seine  Truppen  gegen  Amphipolis  verstärken  wollte. 
Iphikrates  erwies  ilim  ein  leichtsinniges  Vertrauen;  er  übergab  ihi 
die  Geifseln  aus  Amphipolis,  um  sie  nach  Athen  zu  bringen.  Cb- 
ridemos  brachte  sie  statt  dessen  in  ihre  Vaterstadt  zoruck  uil 
kamprte  mit  den  Tlirakej'n  gegen  Athen  (S.  421).  Dabei  gffMi 
er  in  attische  Gelangenschatl.  Aber  anstatt  den  gerechten  Ldii 
seiner  Verratherei  zu  empfangen,  wusstc  der  schlaue  Abenteunr 
von  Neuem  Vertrauen  zu  gewinnen.  Man  hielt  ihn  trotz  seioff 
Falschheit,  welche  den  Athenern  einen  unersetzlichen  Schaden  it* 
gefügt  hatte,  für  einen  Mann,  dessen  Dienste  man  nicht  abwdn 
dürfe.  Tiniotheos  nahm  ihn  wieder  in  Sold  und  die  AtboKf 
machten  ihn  sogar  zu  ihrem  Bürger ,  um  ihn  dauernd  an  das  In- 
teresse ihrer  Stadt  zu  knüpfen.  So  tief  war  der  MalüMtab  p- 
sunken,  nach  dem  man  die  Menschen  beurteilte;  so  wenig  veriagte 
man  selbst  von  einem  Feldherm  der  Stadt  das,  was  doch  die  Gmi- 
Ijedingnng  jeder  heilsamen  Wirksamkeit  im  Staate  war,  Gewism- 
haftigkeit,  Treue  und  Vaterlandsliebe*"). 

So  stand  es  mit  dem  Heerwesen  der  Athener  zu  einer  Zfit, 
da  der  Besitz  zuverlässiger  Streitkräfte  unentliehrlicher  war,  ak  je 
zuvor;  denn  die  Punkte,  w(»lche  vertheidigt  werden  mussten,  ^w- 
den  inniier  zahlreicher.  Es  bedurfte  also  der  aliergrofsten  Wicfc- 
samkeit,  Klugheit  und  Energie,  wenn  Athen  seine  Stelinng  M 
ägriischen  Meere  b(?liaiipten  wollte.  Bei  den  Zuständen,  wie  sie  ia 
Innern  waren,  mussten  sicli  aber  die  auswärtigen  Beziehungen  iQ* 
sehends  verschlechtern,  die  wichtigsten  Plätze  verloren  gehen,  <fc 
Bundesgenossen  abfallen.  Mau  lässt  sich  von  den  Dingen  treibAi 
ohne  dass  ein  vorschauender  Verstand  das  StaatsschifT  leitet  uJ 
feste  Ziele  im  Auge  hat.  Man  gefallt  sich  in  miklaren  Verhältnissfa 
indem  man  weder  mit  Krieg  noch  mit  Frieden  rechten  Ernst  macht 
und  Verl  rage  schliefst  ohne  den  festen  Willen  sie  zu  halten;  aw* 
die  Politik  nach  aufsen  zeigt,  wie  sehr  der  Sinn  für  rechtliclie  oni 
sittliche  Ordinnig  im  oll'entlicheu  Lelien  abgestumpft  war. 

\m  günstigsten  und  zuverlässigsten  waren  noch  die  Beziehung 
zu  den  Fürsten  am  thrakischeu  Bosporos.     Hier  herrschte  »eil  43* 


DIE    AÜS\VÄRT1GRN   VERHÄLTNISSE.  483 

e  Familie  der  Spaitokiden ,  die  den  Athenern  eine  Freundschafl 
iwiesen,  weiche  allein  aUe  WechselfTdle  des  Glücks  und  die  schwersten 
iederlagen  Athens  fiberdanerle.  Satyros  und  sein  Sohn  I^ukon 
U3 — 353)  waren  besonders  eifrig,  dies  Wohlwollen  zu  liethatigen. 
nkon  liefreite  die  attischen  SchilFe  vom  Ansgangszolle ,  er  gjd) 
nen  wichtige  Privilegien  heim  Korneinkaufe,  so  dass  alle  Schifle 
irftekstchen  mussten,  bis  die  Athener  ihre  vollen  Ladungen  halten ; 
i  er  flijerliefs  ihnen  auch  wohl  in  Zeiten  der  Theuerung  bedeutende 
irrlthe  zu  eimafsigtera  Preise.  Er  legte  überhaupt  den  gröfsten 
ferth  darauf,  mit  dem  Hauptmarkte  des  ]H)n tischen  (Getreides  in 
alen  und  wohlgeregelten  Beziehungen  zu  stehen,  welche  auf  einer 
nfriefslichen  Gegenseitigkeit  gastlicher  Verkehrsverhaltnissc  l»e- 
Aten«'). 

Hit  Aegypten  und  Cypern  hatte  man  die  günstigsten  Verbin- 
ngen  angeknüpft,  aber  in  beiden  Ländern  die  Bundesgenossen 
B  Stiche  gelassen  (S.  211). 

Per^ien  gegenüber  waren  die  Beziehungen  im  höchsten  Grade 
■khr;  man  schwankte  z>vischen  einem  Respekte,  welcher  dem 
Iniftkönige  eine  oberherrliche  Autorität  einräumte,  und  einer  Ge- 
hgsdiätzung,  welche  das  Reich  als  ein  in  Auflösung  begriflenes 
ÜÄ  und  als  einen  Staat  liehandelte,  bei  dem  man  sich  gar  kehi 
lewbsen  daraus  zu  machen  habe,  ob  man  die  gegen  ihn  eingegan- 
Bicn  Verbindlichkeiten  halte  oder  nicht.  Man  legte  den  höchsten 
farlh  darauf,  mit  dem  Grofskönige  Friedensverträge  abzuschliessen, 
■d  unterstützte  wiederum  die  aufständischen  Satrapen,  als  weim 
Hn  hinten  in  Susa  nichts  davon  wisse,  was  im  xVrchipelagus  ge- 
Uhe.  Die  Niederlage  des  königlichen  Heers  durch  Chares  wurde 
IB  den  Bürgern  wie  ein  marathonischer  Sieg  bejubelt,  und  wie 
rtaxerxes  HI  Ochos  sich  darüber  beschwerte,  genügte  dies  um 
ic  Athener  dergestalt  einzuschüchtern ,  dass  sie  ihre  Flotte  eiligst 
■ftckzogen  und  alle  Vortheile  aufgaben,  um  nur  nicht  in  einen 
isfhaflen  Conflict  mit  dem  Grofskönige  zu  kommen  (S.  470). 

Die  wichtigsten  aller  auswärtigen  Beziehungen  waren  die  zu 
ül  Hächten  am  thrakischen  Meere  und  am  Hellesponte,  der  Korn- 
hbe  der  Athener.  Nirgends  waren  die  Verhältnisse  schwieriger 
id  wechselvoller;  hier  war  die  olfene  Wunde,  welche  die  Stadt 
imer  in  fieberhafter  Unruhe  erhielt  und  ilu'e  besten  Lebenskräfte 
behrte.  Hier  hatte  sich  Alles  unglücklich  gestaltet  und  die  mit 
onendlichen  Opfern  errungene  Herrschaft  konnte  seit  dem  ver- 


484  DIE  THRAKISGHEN  YERHÄLTIflSSB. 

hängiiissvollen  Zuge  des  Brasidas  auf  keine  Weise  wieder  bergestdl 
werden.  Ampliipolis,  von  Sparta,  Persien  und  Htkedonien  im 
Athenern  feierlich  zugesprochen,  trotzte  allen  Angriffen  aodi  te 
Ipliikrates  und  Timotheos,  und  wenn  die  AÜiener  es  scheiotai 
schon  in  Händen  hatten,  war  es  ihnen  wieder  ferner  als  je.  EboM 
konnten  Olyntlios  und  die  chalkidischen  Städte  den  AnscUuss  ■ 
den  attischen  Seehund  ungestraft  verweigern.  Die  alte  FreandscU 
der  Odrysen  (S.  392)  war  längst  in  bittere  Feindschaft  TerUit 
und  in  blutigen  Fehden  wurde  darum  gekämpft,  ob  für  dne  Up 
lang  der  Einfluss  Athens  oder  der  eines  einheimischen  DymM 
der  vorwiegende  sein  sollte.  Keine  Partei  war  die  cntachidM 
stärkere;  denn  die  Ueberlegenheit  der  attischen  Waffen  wurde  tek 
die  weite  Entfernung  des  Schauplatzes  so  wie  durch  die  ifob  Wwi 
und  Wetter  herlieigeführten  Schwierigkeiten  aufgewogt;  auterte 
verstanden  es  die  thrakischen  Fürsten,  Athen  mit  seinen  eifna 
Waffen  zu  schlagen  und  das  Talent  attischer  Feldherm  ihren  d}a# 
sehen  Zwecken  dienstbar  zu  machen.  Verdankte  doch  Kotpi  den 
Iphikrates,  Kersobleptes  (seit  359)  dem  Charidemos  seine  WaHr 
Stellung.  Was  aber  gelegentlich  an  Erfolgen  gewonnen  waii, 
gelang  den  Atlienem  nur  durch  die  Fehden,  welche  iwiscben  te 
thrakischen  Häuptlingen  ausbrachen,  und  nur  auf  dieflem  Wcp 
kam  auch  357  der  Vertrag  zu  Stande,  durch  welchen  Ghares 
derum  den  Chersonnes  an  Athen  brachte. 

Aber  auch  jetzt  blieb  der  Besitz  ein  sehr  unsicherer; 
Kardia,  der  ansehnlichste  Platz  und  die  Schlüsselburg  der  IldJÜMMnl, 
an  der  I^ndeuge  gelegen,  welche  sie  mit  dem  Festlande  verbiiidflli 
eine  Stadt  griechischer  Gnindung  und  attischer  Bevölkerung,  bU 
in  der  Hand  des  thrakischen  Fürsten  und  von  allen  Verträgen  nk 
ihm  wusste  man,  dass  er  sie  nur  so  lange  halte,  als  ihm  die  Madi 
fehlte  sich  von  ihnen  loszumachen.  Es  gab  far  diese  Besitnuipii 
auf  welche  Athen  nicht  verzichten  konnte,  ohne  die  Gnuidlagei 
seines  Wohlstandes  in  Frage  gestellt  zu  sehen,  überhaupt  kdM 
Bürgschaft,  wenn  man  die  dortigen  Füi'sten  nicht  vollständig  k- 
siegle  und  ihnen  die  MögUchkeit  nahm,  über  die  vertragsmälsig  g^ 
steckten  Gränzen  vorzugreifen.  Zu  einer  solchen  Kriegführung  abtf 
gebrach  es  vollständig  an  MuLh  und  Hülfsmittcln;  man  brachte  ci 
höchstens  zu  Flottenrüstungen,  welche  vorübergehend  das  Ansehfl 
Athens  herstellten  und  augenblickliche  Zugeständnisse  erzwanfS* 
Wenn   aber   die   lläuptUnge    der   thrakischen    Küste   nicht  beaeft 


ATHENS  AUSWÄRTIGE   BEZIEHUNGEN.  485 

erden  konnten,  wie  sollte  man  mit  dem  neuen  Feinde  fertig  wer- 
■,  wekher  vom  Binnenlande  aus  vordrang  und  die  treulose  Poli- 
{  der  kleinen  Barbarenfursten  mit  einer  sich  stetig  ausbreitenden 
tidismacht  vereinigte,  deren  Kern  den  Athenern  ganz  unaiigreif- 
r  war")? 

Anfangs  hatte  man  sich  dem  angenehmen  Wahne  hingegeben, 
■1  der  makedonische  König  gleiche  Interessen  mit  Atlien  habe  und 
■1  er  gegen  Amphipolis,  gegen  die  chalkidischen  Städte  und  die 
Irjaen  gute  Dienste  leisten  werde.  Aber  mit  der  Besetzung  von 
■pUpolis  (S.  423)  hatte  Philippos  die  Maske  abgeworfen  und  da- 
k  war  in  die  Reihe  der  Feinde,  welche  den  Besitz  der  Kolonien 
■Meten,  ein  neuer  getreten  und  zwar,  wie  man  sich  bald  sagen 
Me,  der  gefalu*lichste  von  allen. 

Was  die  Verhältnisse  zu  den  griechischen  Staaten  Itetrifft,  so 
Me  der  Seebund  bei  aller  Schwäclilichkeit  doch  das  Gute  gehabt, 
m  er  Athen  im  Zusammenhange  mit  dem  Archipelagus  erhielt 
ll  die  alten  Traditionen  nicht  untergehen  liefs.  Man  musste  sich 
I  Grobstadt  fühlen,  wenn  von  Rhodos  und  Kos,  von  Byzauz  und 
Ha  die  Abgeordneten  nach  Athen  kamen.  Es  war  doch  mriglich. 
Bi  eine  allmähliche  Gewöhnung  die  Verbindung  befestigte  und 
10  gemeinsame  Gefahr  derselben  eine  neue  Bedeutung  verlieh. 
n  aber  verfiel  er  gerade,  als  die  gröfste  Gefalir  iiereiubrach,  als 
afipp  seine  Pläne  auf  Seeherrschafl  zu  erkennen  gab.  Kerkyra 
ir  aehon  früher  verloren  (S.  463);  Athen  behielt  also  nur  die 
hplAsten  Inseln;  es  war  ein  Schatten  des  alten  Bundesratiis,  der 
•ifhen  fortbestand,  und  an  Bundesbeiträgen  kamen  etwa  45  Talente 
1,000  Th.)  zusammen.  Die  feige  Art  des  Friedensschlusses  trug 
Inda  dazu  bei,  das  Ansehen  Athens  zu  untergraben.    Denn  wenn 

kia  dahin  noch  eine  Macht  im  ägäischen  Meere  gewesen  war 
i  aicfa  auf  den  Inseln  eine  attische  Partei  gehalten  hatte,  welche 
I  dortigen  Verfassungsverhältnisse  im  Einklänge  mit  Athen  leitete, 

griffen  jetzt  die  entgegengesetzten  Einflüsse  durch  und  es 
■en  in  den  wichtigsten  Städten  revolutionäre  Bewegungen  zum 
Amehe,  welche  entweder  die  Oligarchen  an  das  Ruder  brachten 
W  lur  Tyrannia  führten.  Die  Perser  begünstigten  diese  Um- 
hmgen  und  MaussoUos  beutete  sie  aus,  um  die  näher  gelegenen 
du,  namentlich  Kos  und  Rhodos,  in  seine  Gewalt  und  unter  die 
eriioheit  des  Grofskönigs  zu  bringen.  In  Chios  bekämpften  sich 
er   wechselndem   Erfolge   die   Gemeinde    und    die    oligarchische 


486  UMSCHWUNG    NACH    ARISTOPUOPi. 

Partei.  Auch  in  den  Städten  von  Lcsbos  U*at  Oligarchie  oder 
Tyrannis  ein.  So  erlangten  feindliche  Parteien  und  feindliche 
flächte  das  Uel)ergewicht  aui*  den  Inseln  und  enlfremdelen  sie  dei 
Athenern,  so  dass  auch  die  nicht  politischen  Beziehungen  damoler 
litten,  der  Handelsverkehr  gestört  und  der  Wohlstand  der  Bärger 
l)eeinträchtigt  wurde. 

Das  war  die  Lage  der  Dinge   nach  dem  Friedenssclüusse,  dem 
verhängnissvoUen  Wendepunkte  in  der  Gesciüchte  Athens. 

Bis  dahin  hatten  es  die  Staatsmänner  Athens,  ^enn  sie  aock 
keine  selbständige  und  folgerechte  PoUtik  verfolgten,  doch  ioiiDer 
noch  für  ihre  Aufgabe  gehalten,  die  Macht  ihrer  Vaterstadt  nidi 
Kräften  zu  wahren.  Kallistratos  hatte  die  Hegemonie  Thebens  ni- 
ermüdlich  bekämpft,  und  Aristophon  hatte  auf  Kosten  Spart» 
AÜien  zu  heben  gesucht  und  keinen  Kampf  für  die  Ehre  der  Stadt 
gescheut.  Beide  hatten  noch  etwas  von  dem  geistigen  Aufachwimge 
in  sicli,  welcher  die  Wiedergeburt  Athens  begleitet  hatte;  sie  haben 
den  Gedanken  an  den  hellenischen  Beruf  der  Stadt  niemals  auÜMr 
Augen  gelassen  und  ihre  Mitbürger  zu  patriotischen  AnstrengungeD 
angefeuert.  Der  Frieden  war  durch  ehie  Aristophon  entgegen- 
gesetzte Partei  zu  Stande  gekommen,  welche  eine  wesentlidi 
andere  Auffassung  der  ölTentlichen  Angelegenheiten  zur  Geltung 
brachte*^). 

£s  traten  Männer  auf,  welche  dadurch  Einfluss  erlangten,  da» 
sie  nur  der  Bequemlichkeit  der  Athener  Uechnung  trugen  und  die 
Verzichtleistung  auf  alle  höheren  und  nur  durch  Opfer  erreich- 
baren Ziele  zum  Programme  ihrer  Politik  machten.  Alle  NotK 
weiche  die  Stadt  seit  der  sicilischen  Expedition  zu  erdulden  ge- 
habt habe,  sei  die  Folge  schwindelhafter  und  die  Kräfte  des  Ge- 
meinwesens ül)ersteigender  Projekte,  die  Folge  ihrer  Gro&machtge- 
lüste.  Darum  müsse  sie  sich  auf  ihre  uächslen  Aufgaben  liesclu^ken 
und  vor  Allem  bestrebt  sein,  bei  wohlgeordnetem  Hauslialte  und 
friedlichen  >aclibaj*verhältnissen  Gewerbtleifs,  Handel  und  btkrger- 
hchen  Wohlstand  zu  pilegen.  Es  war  <ds  wenn  ein  Privatmann 
sich  aus  weitläuftigen  mit  mancherlei  Gefahr  und  ArJ»eit  verknüpf- 
ten Geschäften  zurückzieht,  um  in  gemülhlicher  Uuhe  den  Re«l 
seuier  Tage  zu  genielsen.  Die  grol'se  Mehriieit  der  Bürger  war 
damit  wohl  zufrieden;  sie  wollten  darum  k(;ineswegs  aufboren  sich 
als  Athener  zu  fühlen  und  sie  hatten  nichts  lieber,  als  weim  die 
Redner  ihnen   von  ihren   grofsen  Vorfahren  erzäiilteu,  während  sie 


DIE   PDLITIK   l>fi8   GUBUL08.  487 

auf  den  Lorbeereu  der  Alten  ruhten  und  durch  keine  Autgebote  und 
Steuerausscbreibungen  in  itirer  Behaglichkeit  geätort  wurden. 

Der  Wortiulirer  dieser  Friedenspolitik  war  Euhulos  des  Spintharos 
Sohn,  der  etwa  um  die  Zeit  geimren  war,  da  Athen  sich  vom 
spartanischen  Joche  befreite.  Er  hatte  sich  als  Redner  der  üörger- 
scliall  bekannt  gemacht,  welche  an  seinem  hannlosen  und  Vertrauen 
erweckenden  Wesen  Gefallen  fand.  Er  zeigte  (icwandtheit  in  den 
Geschäften  und  namentüch  einen  klaren  Bück  in  Finanzangelegen- 
heiten, wodurch  es  ilim  gelang  allerlei  Missl)rüuche  und  Vergehun- 
gen aufzudecken,  die  unter  der  Verwaltung  Aristophons  imd  seiner 
Genossen  vorgekommen  waren.  Als  nun  die  Einmischung  Persiens 
dem  Bundesgenossenkriege  eine  unabsehlichc  Ausdehnung  zu  geben 
drohte,  während  schon  im  Anfange  des  Kriegs  die  Mittel  erschöpft 
waren,  die  Feldherrn  mit  einander  haderten  und  alles  Vertrauen  zu 
einem  glucklichen  Ausgange  fehlte:  da  erkannte  Eubulos  den  Zeit* 
punkt,  um  aus  seiner  beschränkteren,  die  Finanzen  controlirenden 
ThiCigkeit  heraus  zu  treten  und  (Ue  grofsen  Fragen  des  Tages  in 
seine  Iland  zu  nehmen. 

Freilich  konnte  die  Tliätigkeit  eines  attischen  Staatsmanns  nicht 
schmachvoller  anheben,  als  uidem  er  darauf  drang,  um  jeden  IVeis 
Frieden  za  schliei^it,  die  grofsen  Opfer  verloren  zu  geben  und 
auf  die  alte  Seeherrschaft  völlig  zu  verzichten,  alier  die  dreiste 
Offenheit,  mit  welcher  er  alle  Rücksichten  auf  Ehre  und  Macht 
der  Friedenssehnsucht  unterordnete,  gewann  ihm  die  Herzen  der 
Bürger,  welche  jetzt  das  angenehme  Gefühl  hatten,  ihre  gehehnsten 
Empfindungen  und  liei^zenswünsche  als  vollbei*echtigt  öffentlich  und 
aus  beredtem  Mwide  vertheidigen  zu  hören.  Mit  unbegränztem 
Wohlwollen  gaben  sie  sich  also  ihrem  Euhulos  hin,  welcher  sie 
ober  die  augenblicklichen  Verluste  zu  l>eruhigen  und  auf  bessere 
Zeiten  zu  vertrösten  wusste.  Die  unbesonnene,  aufreizende  Politik 
des  Aristophon  und  Ghanas  hab(^  das  Unglück  herbeigeführt;  nun 
müsse  man  nur  im  eigenen  Hanse  Alles  wohl  einzurichten  suclien; 
in  einem  bescheidenen  Stillleben  Itendie  das  wahre  Glück  und  Ge- 
deihen eines  demokratischen  Gemeinwesens. 

Eulmlos  war  aber  nicht  gesonnen,  seine  Mitbürger  mit  Redens- 
arten abzufinden,  sondern  er  liefs  es  sich  ernstlich  angeh'gen  sein 
die  Wohlthaten  des  Friedens  seiniT  Stadt  zu  Gute  kommen  zu 
lassen,  sobald  er  dazu  die  Gelegenheit  hatte,  und  diese  erlangte  er, 
als   er  gleich  nach  Aristophons  Rücktritte    zum  Amte    des   Staats- 


Nun  mu88te  es  sich  zeigen,  ob  Eubuios  wirklich  das  Gedei 
Staats  im  Auge  habe.  Dann  musste  er,  wenn  er  auch  noch  i 
liebend  war,  auf  unvorhergesehene  Fälle  Bedacht  nehmen  nn 
Schati  sammeln,  ohne  welchen  die  Stadt  immer  ohnmichl 
und  aufser  Stande  auch  einen  zuverlässigen  Frieden  zu  i 
Aber  daran  dachte  er  nicht.  Er  wollte  sich  halten,  sich  um 
lieh  machen  und  das  Volk  an  sich  fesseln.  Deshalb  beant 
die  Vertheilung  der  Ueherschüsse  des  ersten  Friedensjahi 
Dionysien  (walu'scheinlich  im  Frühjahre  353)  wurden  in  la 
bchrter  Lust  gefeiert;  auch  der  Aermste  schwelgte  in  vollei 
genusse.  Jetzt  veriiiochte  Eubuios  Alles.  Er  brachte  Ijei 
von  ihm  abhängig  waren,  als  seine  Nachfolger  in  die 
Finanzstelle,  veruiinderte  aber  zugleich  die  Bedeutung  dieses 
denn  er  war  mächtig  genug,  um  nach  seinen  Gnindsäi 
ganze  Systeui  der  attischen  Finanzämter  wesentlich  \ 
stalten**). 

Früher   hatte   die  Norm    gegolten,    dass  die  Ueberschü 

Staatseinnahmen    in   die   Kriegskasse    llossen,    in  gunstigen 

|.  aber  ein  Theil  zur  Vertlieilung  kam,   um   an  den  Theatertaf 


ärmeren  Bürgern  das  Eintrittsgeld  zu  ersetzen.    Das  war 
11  rikon  oiler   Schaugeld,  eine  Einrichtung,  welche  mit  den 

Richtungen  des  perikleischen  Staats  zusammenhing,  aber  m 
alle  anderen  der  Entartung  ausgesetzt  war.  Aus  dem  Sd 
wunlen  Sdimausgelder;  es  wurde  verdoppelt  und  verdreifac 
wunle  als  ein  böser  Schaden   des  Gemeinwohls  von  den  A 


UMGESTALTUNG    DER    FlffANZBEHÖRDEN.  489 

Me  Festgelder,  hiefs  es  jetzt,  sind  der  wichtigste  Posten  im  ganzen 
Mget;  die  dafür  bestimmte  Kasse  muss  eine  durchaus  selbständige 
«m  mit  siebern  Zuflüssen.  IHe  Kassenbeamten  müssen  also  auch 
idit  blofs  darauf  angewiesen  sein,  das  ihnen  l leberlassene  zur  Ver- 
ihrilong  zu  bringen,  sondeni  sie  müssen,  damit  ihre  Kasse  nie  ver- 
k&rzt  werde,  den  ganzen  Staatshaushalt  zu  controiiren  im  Stande 
Mb,  und  alle  besonderen  Commissionen ,  welche  öfl'entliche  Gelder 
lenralten,  wie  die  für  Mauerhau,  Wegebau  u.  s.  w.  liestehenden, 
■ter  ihrer  Aufsicht  haben.  Dazu  bedarf  es  Männer  des  öirentlichen 
.Inlnnens,  welche  die  Bürgerschaft  dazu  beruft,  und  zwar  ohne 
iMchrinkung,  wen  sie  will,  Jahr  für  Jahr.  Natürlich  hatte  nun 
IMos  einen  festen  Platz  in  diesem  Collegiuni;  die  Spenden  flössen 
nUdicher  als  je  nnd  er  wurde  als  der  llrhel)er  dieses  Segensstandes 
piprmen« 

.1  Damit  ist  der  Standpunkt  seiner  Verwaltung  bezeichnet  und  die 
Mhwendigen  Folgen  sind  nicht  minder  deutlich.  Das  Wohlleben 
äs  Volks  geht  über  Alles  und  die  dazu  erforderlichen  Mittel  her- 
Unuchafien  ist  die  erste  und  ernsteste  Aufgabe  eim^s  gewissenhatten 
Staatsmanns.  Es  ist  so,  als  wenn  hi  einer  Monarchie  der  Grund- 
tita aafgestellt  würde,  dass  die  Einkünfte  des  Staats  zunächst  he- 
4nDl  seien,  die  Hoffeste,  Hofjagden  und  sonstige  Belustigungen 
fci  Souverains  zu  bestreiten,  und  der  Best  ffir  die  lk»dürfnisse  des 
bmeinwesens  ausreichen  müsse.  .Nur  wird  ein  Princip,  welches  dem 
I^CKii  des  Staats  so  völlig  widerspricht,  nicht  leicht  mit  so  naiver 
Meoheit  hingestellt  und  durchgeführt,  wie  es  durch  Eubulos  ge- 
idnb.  Wenn  nämlich  die  Festgelder  die  Beveiulen  der  Bürgerschaft 
ddeten,  so  sei,  erklärte  man,  jede  Verkürzung  dersell>en  ein  Ma- 
MitsTerbrechen  und  jeder  dahin  zielende  Antrag  wurde  gewisser- 
laben ein  Attentat  auf  die  Person  des  Demos.  Da  nun  nach  älterem 
knuche  die  Ueberschüsse  der  Jahreseinkünfte  in  die  Kriegskasse 
■Men«  so  musste  dieser  (lefalir  ausdrücklich  vorgel)eugt  werden 
■d  es  wurde  also  ein  besonderes  Gesetz  erlassen,  wonach  Todes- 
nife  darauf  gesetzt  wurde,  wenn  Jemand  es  wagen  sollte,  eine 
mrendung  von  Festgehlern  zu  Kriegszwecken  zu  beantragen.  So 
Brde  der  weise  Gebrauch  der  Staatsmittel  als  ein  Missbrauch  und 
•onueoe  Sparsamkeit  als  eine  Kränkung  d(T  Volksrechte  verpönt; 
r  Luxus  dagegen  wurde  als  das  IJuenlbehrliche  anerkannt  und  wäh- 
id  man  das  Princip  der  Demokratie  zur  vollsten  Wahrheit  machen 
•Ute«    vernichtete  man   ihr  Grundgesetz,   die  Freiheit  der  Hede; 


490  F.UBL1L0S   STAATSLElTrXG   106,  S-llO,  2|  »4—93». 

denn  der  Bürgerschaft  und  iliren  Wortführern  waren  die  Hände  ge- 
bunden, wenn  es  sich  um  die  wichtigsten  Angelegenheiten  des  Ge- 
meinwesens liandelte.  Jede  Kriegsausgabe  musste  fortan  durch  eine 
liesondere  Vermögenssteuer  aufgebracht  werden,  und  dadurch  war 
die  ganze  Sache,  auch  wenn  es  sich  um  die  Rettung  des  Staats 
handelte,  den  Bürgern  von  Anfang  an  verleidet^'). 

Solche  Einrichtungen  konnten  oluie  Widerspruch  durchgesetit 
werden,  wAhrcnd  doch  sonst  mit  der  Klage  wegen  verfassung»- 
widriger  Vorschläge  jedem  Redner  aufgelauert  wurde,  wdcher  etwas 
Neues  vorbrachte.  Aber  Eubulos  verstand  es  die  Saiten  anzusctdageiL 
welche  überall  Anklang  fanden;  denn  es  waren  die  niedrigen  Nei- 
gungen im  Menschen,  auf  welche  er  seine  PoUtik  gründete  und  dord 
deren  Befriedigung  er  sehie  Mitbürger  allen  ernsteren  Bestrebongei 
entfremdete.  Das  Grolse  und  Hoiie  der  attischen  Demokratie  giig 
zu  Grunde,  wahrend  alle  Keime  des  Verderblichen,  die  in  ihr  lagen, 
voll  entwickelt  wurden ;  der  Staat  pflegte  die  Selbstsucht  statt  ne 
zu  überwinden.  Das  Interesse  der  Bürger  wiu*de  von  den  ernsten 
Angelegenheiten  immer  mehr  abgezogen.  Die  Unterhaltung  imner 
oberflächlicher  und  frivoler. 

Bemhmte  Hetären  bildeten  den  llauptgegenstand  des  Stadtge- 
sprächs; die  neuen  Eründungen  des  Thearion,  des  ersten  Feinhkken 
in  Athen,  wurden  laut  gepriesen  und  die  WitzAvorte,  welche  bd 
lustigen  Gelagen  vorgekommen  »areu,  mit  gi'ofseni  Eifer  in  der 
Stadt  lierumge tragen.  Die  Spafsmacherei  wurde  zu  einer  VirtuositiL 
namentlich  im  Kreise  der  sogenannten  Secliziger,  welche  im  lim- 
kleion  bei  Kynosnrges  ihre  Zusammenkünfte  hielten.  König  Philippos 
soll  für  ehi  Protokoll  ihrer  Sitzungen  ein  Talent  geboten  haben. 

So  ging  in  klenistädtisclier  Vergnüglichkeit  das  Leben  dahin 
und  das  Volk  erschlafl'te  innner  mehr.  Eine  Gegenbewegung  (and 
nicht  statt.  Die  Masse  der  tnbemitlellen  wurde  durch  die  Fest- 
gelder zufrieden  gestellt,  die  Bemittelten  durch  eine  Friedenspolitik, 
welche  den  Schrecken  der  Vennogenssteuer  fernhielt.  Die  Deno- 
kraten  sahen  in  Eubulos  ehien  der  Ihrigen  an  der  Spitze  und  die 
aristokratischen  Kreise  waren  auch  für  ihn,  weil  sie  von  attischer 
Seeherrschaft  und  Grofsmachlspolitik  von  jeher  nichts  wissen  wollten, 
lind  so  geschah  es,  dass  ein  Mann  wie  er  seclizehn  Jahre  lang  den 
Staat  des  Perikles  leiten  konnte. 

in  den  früheren  Zeiten  konnte  man  alle  geistigen  Bestrebungen 
Athens    kennen    lernen,    wenn  man  sich  das  öflenlliche  Leben  in    * 


WlSSeiSSCilAFTLIClIES    LEBEN    l>    ATHEN.  491 

seinen  verscliiedeucn  Beziehungen  ver^ogeiiwurli^le.  D«'im  Alles 
hing  näher  (xler  ferner  mit  dem  Staate  zusammen,  war  ihm  iliensthar 
und  wnrde  von  ilim  gelragen  und  genährt,  Bild-  und  Baukunst,  die 
Poesie  hi  allen  ihren  Gattungen,  die  Forschung  des  IMiilosophen, 
des  Geschichlschreibers,  des  AstronouKMi  und  alle  Zweige  der 
Wissenschaft^  wie  wir  diese  einheitlicJie  Mannigfaltigkeit  (h\s  geistigen 
Lebens  im  |>erikleischen  Zeitalter  nar>hznweisen  vorsucht  hahen.  Jetzt 
ist  es  anders  und  es  wai'e  im  höchsten  Grade  nngei*ech(,  W(>mi  man 
nach  den  politischen  Zustanden  Athens  in  den  Zeiten  des  Kaliistratos, 
Aristophon  und  Euhuhis  fiher  das  geistige  lielien  der  Stadt  urteilen 
wollte;,  denn  die  besten  Männer  scheuten  sich  ein  öifentliches  Amt 
^nzunelimeu;  ihre  Kräfte  waren  dein  Staate  entfremdet  und  die 
edelsten  Bestrebungen  standen  aufser  Zusannneuhauge  mit  ihm.  Tro 
so  wiclitiger  ist  es  also,  das  geistig(*  Leiten  in  >Vissens4*hafl  und 
Kunst  besonders  his  Auge  zu  fassen  ^^). 


Von  der  Philosophie  sollte  man  am  elu^sten  erwarteu,  dass  sie 
auf  das  gesanunte  Lelien  der  Athener  einen  heilsamen  Kiulluss  ge- 
wonnen hätte.  Sie  war  die  jüngste  und  mächt igsle  Bewegung  der 
Geister.  Neigung  zu  philosophischer  Betmchtung  war  ein  altischer 
Charakterzug  und  die  damalig«^  Zeitrichtuug  machte  auch  l)iclit(*r  zu 
Moralphilosophen,  wit*  Euripides  zeigt.  Auch  wollte  ja  di(*  sokra- 
tische  Philosophie  keine  müfsige  SiH'kulation  sein,  sondern  praklistthe 
Lebensweisheit,  nnd  Sokrates  verlangte  vtui  seinen  Jüngern  nichts 
weniger  als  Absonderung  aus  der  Gesellschaft,  sondern  er  forderte 
sie  auf,  sich  au  den  olfeutlichen  Angelegen  he  iteu  /u  lN*lheiligen. 
Endlich  wissen  wir  ja  auch,  dass  der  Tod  des  S(»krates  seinem  Ein- 
flüsse auf  die  Athener  keineswegs  ein  Ende  machte;  es  erfolgte 
vielmehr  ehie  gründliche  Lmstiunuung  (S.  1  UV),  und  als  der  Sophist 
Polykrates  euie  Schrift  verollentlichle,  in  welcher  er  die  Verm'teiluiig 
reell tferligen  wollte,  fand  sie  allgemeinen  Widerspruch  im  Puhlikum 
und  vielfache  Widerlegung*'). 

Diese  ümstinnnung  war  ein  reunultliiges  Gefühl  üIhm'  hegimge- 
nes  L'nrecht,  welches  dem  guten  Herzen  der  Athener  Ehre  machte, 
aller  es  war  keine  Tmkehr  von  ihrem  bisherigen  Treilieu:  sie  er- 
kannten nun  den  edlen  Märtyrer  als  einen  ihrer  besten  Mitbürger 
an«  sie  feierten  ihn  mid  stellten  sein  Bilduiss  auf.  aher  die  xVner- 
kennung  war  doch  nicht  tief  und  ernst  genug,  um  sie  anzutreiljen, 


492  DIE   80KRATISCHE   PHILOSOPHIE. 

sich  das  Gute,  welches  Sokrates  ihnen  angeboten  hatte,  mit  knfUpm 
Entschlüsse  anzueignen.  Deshalb  sind  die  Keime  eines  höheren 
Lebens,  welches  er  mit  rastlosem  Eifer  unter  seinen  Blitbörgem  an- 
geregt hat,  nur  in  einer  engeren  Gemeinschaft  zur  Entfaltung  ge- 
kommen, und  diese  Gemeinde  bildet  innerhalb  der  Yolksnienge 
gleichsam  ein  besonderes  Geschlecht,  eine  neue  Generation  tgd 
Menschen,  welche  ihre  geistige  Existenz  dem  Sokrates  ▼erdankea 
und  in  ihm  ihren  gemeinsamen  Mittelpunkt  haben. 

Diese  Gruppe  der  Sokratiker  war  aber  keine  abgeschtossene 
Sekte,  wie  die  der  Pythagoreer;  denn  Sokrates  ist  niemals  das  Hanpt 
einer  Schule  gewesen,  welche  sich  auf  die  Aussprüche  des  Meistm 
verpflichtete.  Seine  Lehre  war  nicht  ein  Saame,  der  überall,  iro  <r 
Boden  findet,  wenn  auch  in  verschiedener  Güte,  ein  Reiches  Ge- 
wächs hervorbringt,  sondern  sie  war  ihrem  Wesen  nach  niebtsAa- 
deres  als  der  Anstofs  zu  einem  innerlichen  und  selbständigen  Ifah 
schenleben,  zu  einem  Suchen  nach  bleibender  Wahrheit,  zur  Enlfil- 
tung  freier  und  selbstbewusster  Persönlichkeit.  Deshalb  ist  auch  die 
Wirksamkeit  des  Sokrates  nicht  auf  seine  Mitbürger  beschrlnkt  ge- 
blieben. 

Zu  seiner  Zeit  hatten  die  Gegensätze  zwischen  den  verschiedeMi 
Staaten  und  Städten  überhaupt  schon  sehr  an  Schärfe  verloren;  die 
Sophisten  thateu  sich  etwas  darauf  zu  Gute,  überall  zu  Hause  n 
sein,  und  die  Bildung,  welche  sie  verbreiteten,  verwischte  das  Ge- 
präge der  Stammcharaktere.  Das  sehen  wir  auch  an  den  geschmei- 
digen Naturen  eines  Theramenes  und  eines  Alkibiades,  wdcher  mch 
Umständen  Athener,  Spartaner,  Böotier,  lonier,  Thraker  und  Perser 
sein  konnte.  Sokrates  aber  wollte  keine  Verwischung  der  angebo- 
renen Eigenthümlichkeiten ,  sondern  eine  I^äuterung  derselben  und 
eine  Eriiebung  von  den  Gewohnheiten  und  Ansichten  der  engeren 
lieimathskreise  zum  Hellenischen  und  allgemein  Menschlichen.  Ein 
Streben  darnach  ging  damals  durch  das  ganze  Volk  und  je  besser 
geartet  ein  Grieche  war,  um  so  weniger  fühlte  er  sich  durdi  das 
staatliche  Leben  und  die  geselligen  Verhältnisse  befriedigt,  um  so 
lebhafter  empfand  er  das  Bedürfniss  nach  einem  höheren  Standpunkte, 
nach  unbedingter  und  überall  gültiger  Walirheit.  Diesem  Bedürftiisse 
kam  Sokrates  entgegen  und  deshalb  ging  sein  Einfluss  weit  über  die 
Maueni  von  Athen  hinaus.  Andererseits  kam  derselbe  aber  seiner 
Vaterstadt  in  vorzüglichem  Grade  zu  Gute,  denn  sie  wurde  erst  durch 
ihn  in  vollem  Mafse  der  Sitz  hellenischer  Philosophie,  wozu 


Dlfi  AUSWÄRTIGEN   80KRATIKER.  493 

de  eingeweiht  hatte,  und  erlangte  auf  diesem  Gebiete  des  geistigen 
Lebens  eine  vorftrüiche  Stellung,  welche  ihren  politischen  Vorrang 
weit  überdauerte. 

Von  allen  Seiten  kamen  wissbegierige  Hellenen,  um  sokratische 
Weisheit  an  ihrer  Quelle  zu  geniefsen;    von  Theben  Simmias  und 
Kebes  (S,  258),  von  Megara  Eukleides,  um  den  nach  des  Meisters 
Tode  die  verwaiste  Schaar  sich  sanmielte.    Schun  früher  mit  philo- 
sophischen Studien  beschäfligt,  wusste  er  in  vorzüglichem  Grade  das 
Verdienst  anzuerkennen,  welches  Sokrates  sich   um  die  Ausbildung 
eines  folgerechten  Denkens  erworlien  hatte.     Die   scharfe  Dialektik 
war  sein  Element  und  er  war  unermüdlich  bestrebt,  alle  auf  sinn- 
lichen   Wahrnehmungen    beruhenden    Vorstellungen,    Urteile    und 
Schlüsse  schonungslos  anzugreifeu.     Die  ethische  Seite  der  sokra- 
tischen  Lehre  trat  deshalb  zurück  und  noch  mehr  bei  seinen  Nach- 
folgern,  welche  die  tieferen  Probleme  des  philosophischen  Bewusst- 
seins  vernachlässigten  und  ihre  ganze  Stärke  in  der  Eristik,  d.  h. 
der  dialektischen  Streitkunst,  suchten.     Die  formale  Seite  überwog 
in   dieser  Schule  und  desiialb  fand  sie    um  so  mehr  Anklang  bei 
dei^enigen,  welche  keine  eigentlichen  Philoso[)hen  sein,  sondern  nur 
mit  Rücksicht  auf  allgemeine  Bildung  und  praktische  Zwecke  ihre 
Denkkrafl  üben  und  ül)erzeugeude  Beweisfülirung  erlernen  wollten. 
In  dieser  Richtung  zeichnete  sich  Eubulides  aus,  ein  geboruer  Mi- 
lesier,  der  in  Athen  lebte  und  lehrte,  ein  männlicher  (^liarakter,  der 
auch    vom   Philosophen    patriotische    Gesinnung    und    Freiheitsliebe 
verlangte  und  sich  zu  der  demokratischen  Partei  in  Athen   hielt  ^^). 
Aus  Elis  stammte  Phaidon,  ein  Jünglhig  aus  edlem  Hause,  der 
während  des  Kriegs  (S.  150)  in  Gefangenschaft  gerdthen  war.     So- 
krates lernte  ihn  kennen,  erwirkte  seine  Loskaufung  und  fand  in 
ihm  ein  empfangliches  Gemüth,  das  sich  ihm  mit  voller  Seele  hingab. 
Phaidon  verdankte  ihm  die  Errettung  aus  äufserer  und  innerer  Un- 
freiheit und  pflegte  mit  treuem  Eifer  in  sich  die  Keime  seiner  Lehre. 
Er  wandte  sich  auch  der  dialektischen  Seite  dersell>en  mit  Vorliebe  zu, 
doch  scheint  er  ihren  sittlichen  Inhalt  tiefer  als  Eukleides  gewürdigt 
zu  haben. 

Ein  dritter  war  Aristippos,  welchen  aus  dem  fernen  Kyrene  der 
Ruf  dies  Sokrates  herbeigelockt  hatte;  er  wurde  lebhaR  von  ihm 
ergriffen  9  aber  es  kam  doch  nicht  zu  einer  vollen  Ilingabe;  er 
konnte  sich  von  den  Gewohnheiten  der  reichen  Handelsstadt  nicht 
los  machen;   er  behielt  etwas  Unstätes  in  seinem  Wesen  und  hatte 


494  ARfSTIPPOS   VON   KYHENR. 

Mauolies  vtm  der  Art  der  Sophisten  an  sich.    Auch  in  seintir  philoso- 
pliisclien  KicJitiing    zeigt    sich    das  Weltkind,    indem  er  gegen  das 
tlieoretisrhe  Wissen  eiiigononmien   war,    für  Dialektik   keinen  Sinn 
hatte  und  die  Philosophie  ganz  als  Lehenskunst,   als  Unterweisung 
zur  (ilüokseiigkeit,  aufTasste.    Wir  wissen,  sagte  er,  im  Grunde  nichts 
Anderes,  als  was   uns  seihst   hetrifTt,    was  wir  an  uiis  empfinden. 
Nur  hieran   hahen  wir  einen  festen  MaCsstah  für  das   Begehrungs- 
würdige  und  Gute,   denn  Alle  nennen  das,  was  Lustgefuld  er^'etit, 
gut  und  das  Gegentheil  schlecht.    Al>er  man  muss  zu  nuterscheiden 
wissen;  es  gieht  LustenipHndungen  verschiedener  Art,  sinnliche  und 
geistige,  selhstische  und  seihstlose,  reine,  ungetrühte  and  solche,  & 
mit  grftfserer  Unlust  liezahlt  wenlen  müssen.     Also  Einsicht  ist  er- 
fonlerlich  und  vielseitige  Geistcshildung,  um  die  heilsamen  Genflsff 
von  den  schädlicheu  zu   unterscheiden,   um  mitten  im  Genüsse  die 
Unahhangigkeit  des  Geistes  zu  wahren,  um  sich  von  verkehrten  Bp- 
regimgeu,  welche  die  Seele  heimniliigen,  von  Neid  und  Leidenscbft, 
von  Vorurteilen  und  wechselnden  Stimmungen  frei  zu   machen,  offl 
endlich  auch  Enthehruugen  und  Schmerzen  mit  Gleichmuth  ertngco 
zu  krmnen.     Wenn   also   Aristippos  auch    den  Zusammenhang  mit 
Sokrates  noch  erhielt,    indem    er   das  Wissen    als    unentbehrfidM 
>fittel  zum  glückseligen  Lel>en  geltend  machte,  so  war  der  Zusam- 
menhang doch  ein  sehr  lockerer,  da   sich  das  Gehiet  des  Wisse» 
auf  die  Empfindung  des  Einzelnen  verengte  und  die  Tugend  ihm  im 
W<»sentlicheii    nichts  Anderes    war  als   Mafs  im  Genüsse.     Es  var 
schwer,  eine  solche  Lehre  auf  sittlicher  Höhe  zu  erhalten;  sie  lieb- 
fuigelle  mit  dt;n   niedrigeren  Triehen   der  menschlichen  Natur,  und 
nachdem    schon  Aristippos    seine   IMiilosophie  mit  üppiger  Wellhsl 
in  Ehiklang  zu  setzen  gewusst  hatte,  gingcm  seine  Nachfolger  in  der 
kyrenaischeii  Schule  den  gelTdirlichen  Weg  innner  weiter  und  tw- 
läugueteii  den  sokratischeii  Foi^schungstrieb  und  Lebensemst  immer 
mehr. 

Euien  anderen  Weg  ging  Antisthenes,  der  aus  Athen  stammte, 
aber  der  Sohn  einer  thrakischen  Mut  ler  war.  Bei  ihm  war  es  gerade 
die  (Iharaktergi'Orse  d(!s  Sokrates,  welche  ihn  von  der  sophistiscbeB 
Richtung  und  der  Bewunderung  des  Gorgias  abzog  und  ihn  antrieb 
die  soknitiscbe  Tugend  zum  Mittelpunkte  seines  Strebens  zu  machen. 
Er  stimmte  also  darin  mit  Aristippos  überein,  dass  auch  ilun  die 
Erkenntniss  nur  ein  Mittel  zinn  Zwecke  war;  auch  ihm  war  die  Philo- 
sophie wesentlich  Lebensweisheit  mid  Glückseligkeitslelu^,  aber  er 


ANTISTHENE8   VON   ATHEN.       DIOGENES.  495 

i  entschieden  jedes  Lebensglück  zurück,  das  in  tUifseren  Gütern 
in  weichlichen  Empfhidungen  wurzelte,  und  im  Gegensatze  zu 
(tipps  feiner  Genussliebe  fand  er  das  Glück  in  der  vollkommenen 
Iheit  des  Menschen  von  allen  aufseren  Gütern,  in  der  sich  selbst 
ageaden  Tugend.  Die  Tugend  ist  das  einzige  und  volle  Glück 
Menschen  und  es  giebt  kein  Unglück  als  das  Büse.  Die  Tugend 
die  Fracht  richtiger  Einsicht,  al)er  die  Einsicht  ist  bei  ihm  doch 
BDtUch  Willensrichtung;  so  bald  diese  gewonnen  ist,  verliert  die 
Behang  ihre  Bedeutung,  und  deshalb  war  der  Begriff  der  Weisheit 
ibn  ein  sehr  unbeslimmter  und  inhaltloser.  Um  so  bestimmter 
t -schärfer  sprach  er  seine  praktischen  Lehrsätze  aus,  indem  er  die 
A  nicht  nur  für  etwas  Wertbloses  und  Gleichgültiges  erklärte, 
^em  für  etwas  Verderbliches  und  Hassenswürdiges,  so  dass  er 
I  die  wahre  Tugend  gar  nicht  anders  vorstellen  konnte,  als  in 
Form  freiwilliger  Armuth,  völliger  Selbstverlaugnung  und  Ent- 
nng.  Die  Freude  an  geselligem  Verkehr  und  allen  Reizen,  womit 
scher  Geist  das  städtische  Leben  so  reich  und  anmuthig  auszu- 
Lten  gewusst  hatte,  war  ihm  wie  ein  (iotzendienst;  die  Entwicke- 
g  einer  vollkommen  freien  Persönlichkeit  war  ihm  so  sehr  die 
nptsache,  dass  auch  die  staatliche  Gemehiscbafl  ihm  dabei  als  eine 
nmende  Beschränkung  erschien.  Er  stand  mit  der  Welt  in  keinem 
leren  Verhältnisse,  als  dass  er  sie  bekämpfte  und  Einzelne  aus 
zn  retten  suchte.  Zu  diesem  Zwecke  war  er  in  Wort  und  Schrift 
in  sein  hohes  Alter  ungemein  thätig  und  wie  Aristipp  hi  der 
nst  des  Genusses,  so  wurde  Antisthenes  in  der  des  Entsagens 
I  seinen  Schulein  überboten.  Diogenes,  der  Sohn  des  Hikesios, 
i  Sinope,  war  der  vollendete  Cyniker,  wie  man  die  Anhanger  des 
üsthenes  von  seinem  I^ehrorte,  dem  Gymnasion  Kynosarges,  namite, 
em  man  durch  den  Namen  zugleich  auf  die  widerliche  und  eines 
Dschen  unwürdige  I^ebens weise  hinwies.  Bis  dahin  war  man  in 
len  gewohnt,  philosophische  Bildung  mit  Wohlstand  und  feiner 
te  verbunden  zu  sehen;  sie  galt  für  einen  Besitz  der  höheren 
ssen  und  auch  Sokrates  sah  man  trotz  seiner  Verachtung  alles 
iliierlichen  in  aristokratischen  Kreisen  verkehren.  Die  Philosophie 
Cyniker  erklärte  jeder  feineren  Bildung  den  Krieg;  in  seinem 
snen  Fasse  lag  Diogenes  vor  dem  Metroon  in  Athen  oder  im  Kra- 
ni,  der  üppigen  Vorstadt  von  Korinth,  einem  schmutzigen  Bettel- 
nche  gleich  die  Verkehrtheiten  der  Welt  strafend  und  die  spot- 
de  Menge  durch  seine  Originalität  unterhaltend  ^°). 


496  ATHENIENSISCHE   SORRATIKER. 

Die  bisher  besprochenen  Sokraliker  waren  Ausländer  oder,  wenn 
auch  in  Athen  geboren,  wie  Antisthenes,  doch  ihrer  Richtung  nach 
dem  Staate  fremd;  sie  haben  alle  das  Gemeinsame,  dass  sie  ricfanir 
an  einzelne  Seiten  des  Sokrates  anschlössen.  Die  Schulen  des  Eukki- 
des  und  Phaidon  knüpften  vorwiegend  an  seine  Methode  an,  vihraii 
die  Kyrenaiker  und  Cyniker  die  theoretische  Seile  vemachläBsigtai, 
die  Verbüidung  zwischen  Erkennen  und  Wollen,  deren  HersteUoig 
ein  Hauptverdienst  des  Sokrates  war,  auflösten  und  das  Philosophim 
im  Wesentlichen  zu  einem  Handeln  machten.  Alle  vier  Schulen  k- 
ruhteu  also  auf  euiseitiger  Auflassung  des  grofsen  Meisters;  um  da 
ganzen  Sokrates  zu  verstehen  waren  doch  die  eigentlichen  AthcMr 
am  meisten  geeignet 

Sokrates'  Einwü^kungen  auf  seine  unmittelbaren  lianddyH 
waren  verschiedener  Art.  Bei  den  Einen  waren  es  ADregongfii 
die  keinen  durchgreifenden  Erfolg  hatten,  wie  bei  Krilias  und  Aii- 
biades.  Bei  anderen  bildete  sich  ein  dauerndes  Verhältniss  inifB 
Gemeinschaft,  welches  die  Lebensfreude  des  Sokrates  war  und  cIm 
Quelle  des  Segens  für  seine  Freunde,  den  treuen  Kriton  und  ik 
von  tiefer  Walu*heitsliebe  ergiiifenen  ApoUodoros  und  Chairephen. 
Endlich  konnte  es  in  Athen  auch  nicht  an  Solchen  fehlen,  weldM 
so  lebhaft  ergriffen  waren,  dass  sie  sich  nicht  dabei  berulugen  konnUi» 
das  Gute,  welches  sie  empfangen,  für  sich  zu  l)ehalten,  sondern  im 
Bild  ihres  Wohlthäters  auch  den  Ferneren  und  den  NacIü&omiMB 
vor  Allgen  stelleu,  seine  Lehre  in  weitere  Kreise  bringen  und  nach 
seinem  Tode  an  seinem  Werke  weiter  arbeiten  wollten.  Solche  Ver- 
suche wurden  in  verschiedener  Art  gemacht.  So  zeichnete  der 
Schuhmacher  Simon,  in  dessen  Werkstatte  der  Alte  oft  eingesprochen 
halte,  aus  der  Erinnerung  die  Unterredungen  auf,  welche  sich  seiDea 
Gedächtnisse  besonders  eingeprägt  hatten,  während  Aischines,  des 
Lvsanias  Sohn,  in  freierer  Weise  und  mit  tieferem  Verständnisse  so- 
kratische  Gespräche  herausgab,  obgleicli  er  in  seinem  Lebenswandel 
dem  Meister  keine  Ehre  machte.  Diese  und  andere  Schrillen  der 
Art  sind  verloren ;  um  so  deutlicher  steht  uns  Xenophon,  des  Gryiloi 
Sohn,  als  sokratischer  Schriftsteller  vor  Augen,  der  einzige  wahre 
Soki'atiker,  welcher  auch  mit  den  grofsen  Zeitereignissen  eng  ve^ 
flochten  ist^^^). 

In  einem  angesehenen  Hause  ehrbar  erzogen,  von  ausgexeicb- 
neter  Gestalt  und  edler  Sitte,  ein  attischer  Ritter  mit  aristokratiscbeB 
Neigungen,  aber  ohne  Uochmuth,  treuhei'zig  und  fromm,  voll  eifiigeo 


xi»opitoN  r.ER.  m  OL.  87(432)?  497 

Slrebens  iiarli  allgemeiner  Rihliin^  —  so  knni  dor  Jüngling  mit 
Sokrates  in  Berfihning.  Tief  und  lelN^Hlig  erkannte  er  den  Wertli 
dt»  Mannes  im  Vergleiche  mit  den  Sophisten,  welche  er  bis  dahin 
gehört  hatte,  und  wurde  der  treue  Junger  und  unerraudliclie  Be- 
gleiter desselben  bei  seinen  Wanderungen  und  riesprächen.  Den- 
■odi  konnte  es  ihm  auf  die  Dauer  in  Athen  nicht  behagen ;  denn 
bei  aller  Lembegierde  war  er  doch  nicht  dazu  gescliaflen,  in  wissen- 
KbaffUicher  Arbeit  seinen  Lehenslieruf  zu  finden,  und  da  erschien 
CS  ihm  als  ein  Wink  der  Vorsehung,  als  er  im  Jahre  401  von 
leinem  Freunde,  dem  Thebaner  Proxenos,  einen  Krief  aus  Sardes 
triiielt,  der  ihm  den  dortigen  Hot'  (S.  132)  in  glanzenden  Farben 
■diilderie  und  ihn  bei  Kyixis  einzufühi^en  versprach. 

Der  Entschluss  war  t'ur  einen  Athener  nicht  leicht,  denn  Nie* 
nand  hatte  ja  der  Stadt  mehr  L'cbles  zugefügt,  als  Kyros,  und  ein 
guter  Patriot  konnte  ihm  nur  Verderl)en  wünschen.  Statt  dessen 
aoUte  er  ihm  seine  Dienste  widmen!  Sokrates  verhehlte  ihm  das 
BedenkÜGhe  seines  Vorhabens  nicht,  aber  er  hatte  keinen  Grund, 
mhedingt  abzurathen;  er  kannte  Xenophon  als  einen  Mann,  der 
g^fser  Aufgaben  bedurfte,  damit  seine  Kräfte  verwerthet  wünlen, 
md  Atlien  bot  dazu  keine  Gelegenheit.  Er  wies  ihn  nach  Delphoi, 
weil  es  sich  um  eine  Entscheidung  für's  Lel>en  handele,  lici  der 
n  mit  der  Gottheit  und  seinem  Gewissen  ernst  zu  Käthe  gehen 
Xenophon  aber  grilT  der  Gottheit  vor,  indem  er  nur  darnach 
feigte,  welchen  Göttern  er  vor  dem  Auszüge  opfern  solle.  Sein 
ritterlicher  Sinn  hatte  entschieden.  Für  die  attische  Demokratie 
hatte  er  kein  Herz;  sehi  PaU*iotismus  war  ein  hellenischer,  und  da 
ea  damals  mit  der  Hegemonie  der  Vaterstadt  ein  für  alle  Mal  vorbei 
n  aein  scliien,  ghiubte  er  sich  seiner  Vtu'liebe  für  Sparta,  das  ja 
mn  anch  von  Athen  als  Vorort  anerkannt  war,  und  für  die  Freunde 
Spartas  um  so  zu?ersichtlicher  hingeben  zu  können. 

So  trat  er,  wahrscheinlich  nicht  älter  als  dreifsig  Jahre,  ]m 
KyroB  ein  und  wurde  unerwartet  zu  grofsen  Aufgalien  berufen 
(8.  138),  in  denen  er  eine  solche  Tüchtigkeit  hewiHirte,  dass  sein 
Rubm  auch  auf  Athen  zurückstrahlte.  Deimoch  büfste  er  darüber 
aeine  Vaterstadt  ein;  er  wurde  nämlich,  vermuthlich  um  dieselbe  Zeit, 
da  man  die  Verfolgung  aller  verfassungsfeindlichen  Richtungen  in 
Atlien  wieder  aufnahm  (S.  110)  und  Sokrates  verurUHlte,  als  Par- 
tMgänger  des  Kyros  durch  einen  Volkslieschluss  seines  Hürgerrechts 
bcnnibt;  vielleicht  war  auch  eine  diplomatische  liücksicht  auf  den 

Cwtint^  Gr.  Ge>cb.  III.  32 


498  XRNOPHOTfS   LRDCPfSSrHICRSALB. 

Perserköiiig  dalici  bestimmend.  Nun  lebte  XeuopboD  als  Söldner^ 
fübrer  l)ei  Thibron  (S.  145)  und  dann  bei  Agesilaos,  kehrte  mit 
diesem  in  das  Vaterland  zinnlck  und  kämpfte  bei  Koroueia  gegen 
die  Athener. 

Sparta  ffiblte  sich  einem  so  getreuen  Anhänger  zu  einer  dank- 
baren Anerkennung  verpflichtet  und  lieschenkte  ihn,  um  ihm  eiie 
neue  Heiniatb  zu  scliaffen,  mit  einem  Ijindgute  in  Skiilas,  eine* 
anmuthigen,  zwischen  Waldhuhen  versteckten  Orte  unweit  Olynpii. 
in  einem  Seitenthalc  des  Alpheios,  welches  der  fischreiche  SeUnofr- 
bach  durclifloss.  Hier  gründete  Xenophon  aus  dem  Gewinne 
Feldzfige  die  der  Artemis  gelobten  Heiligthüiner  und  theilte 
Beschäftigung  zwischen  Waidwerk  und  Wissenschaft,  wihrend 
Söhne'  in  spartanischer  Zucht  aufwuchsen.  Der  elische  Krieg  (S.  360) 
machte  ihn  von  Neuem  heimatlilos;  er  siedelte  nadi  Korinth  über, 
trat  al)er  um  dieselbe  Zeit  auch  mit  seiner  Vaterstadt  wieder  ia 
nähere  Beziehung,  seit  dieselbe  unter  Leitung  des  KalUstratos  mä 
Sparta  gegen  Theben  Partei  nahm.  Seine  Verbannung  wurde  arf 
Antrag  <les  Eubulos  zurückgenommen,  sein  Sohn  Gryllos  fand  in  alr 
tischen  Heere  einen  glorreichen  Ueitertod  bei  Mantineia  und.Xen 
phon  selbst  wirkte  in  seinen  let^sten  I^bensjahi*en  (bia  etwa  105i»  3; 
357)  noch  Itir  die  nach  so  vielen  Erlebnissen  endlich  wiedergewoa- 
nene  Vaterstadt,  wenn  er  auch  seinen  Wohnsitz  in  Korinth  behidL 

Xenophcms   Lelien    gleicht    nicht    dem    eines  Philosophen   oaii 
sein  unruhiger  Ehrtrieh  scheint  mit  der  (^■eniigsamkeit  des  Soknitcf 
wenig  gemein  zu  haben.     Dennoch  ist  er  einer  der  treusten  So- 
kratiker  und  nach  ruhmreichen  Feldzügen  sehen  wir  ihn  in  seiner 
Mufse  mit  ungeschwücliter  Verehrung  zu  dem  Bilde   des   geliebtea 
Lehrei*s  zurückkehren,   um  es  in  seinen  'Denkwürdigkeiten'  anfzih 
zeichnen  und  von  aller  Entstellung  zu  reinigen.    Aber  es  war  nkitf 
der  forschende  Philosoph,  dessen  Gedankenreihen  er  zu  entwickdi 
und  weiter  zu  leiteu  beflissen  war,  sondern  der  sclüichte  Volksmann 
und  Volkslehrer,    welcher    ihm  zugleich  ein  Vorbild  der  höchiM 
Kechtsrhairenheit,  Lel)ensweisheit  und  Frömmigkeit  war.     Denn  bei 
all  seiner  Fruchtbarkeil  und  Vielseitigkeit  hatte  Xenophon  doch  ia 
Ganzen   eine   sehr  einseitige  Richtung.     Das  Wissen  seihst  und  die 
Methoden  der   Erkenntniss  waren   ihm  gleichgültig,    er   fragte  mir 
nach  dem   Nutzen   für  die  Besserung  des  Menschen.     Die  Tugend- 
lehre ist  ihm  die  Hauptsache,   und  zwar  fasst  er  auch  die  Tugaid 
wesentlich  von  ihrer  praktischen  Seite  auf,  als  die  Bedingung  docs 


XE.NOPHON   ALS  PHILOSOPH.  499 

glücklichen  licbcns,  weil  ulnie  sie  keine  waliren  Güter  niif  Erden 
zu  liudeii  seien.  Diese  Lehre  sucht  er  nun  auf  alle  Verhältnisse 
auzuweuden.  Er  hehandelt  im  'Oikonomikos'  das  ganze  Hauswesen, 
giebt  Vorschriflen  für  die  Ehe,  fordert  geistige  Aiishildung  der 
Frauen,  gute  Behandlung  der  Sklaven,  richtigen  Gehrauch  des  Ue- 
siiieH,  welcher  erst  diu*cli  hesonnene  Verwerthung  zu  einem  Gute 
werde.  Er  behandelt  die  Land  wir  thschaft  in  ihrer  Verbindung  mit 
Viehzucht  und  Jagd.  Auch  im  Waidwerke  verlangt  er  sachkundigen 
Betrieb,  damit  es  den  jungen  Bürger  sUihle;  el>enso  soll  das  Reiten 
eine  Kunst  sein  und  ftir  die  städtische  Reiterei  verlaugt  er  einen 
Führer  v(hi  hervorragender  Bildung,  damit  seine  Schaar  dem  Ge* 
meinwesen  zur  Ehre  gereiche.  Im  Staatswesen  endlich  muss  nach 
seiner  Meinung  die  gi'öfste  Unordnung  und  Verwirrung  herrsi^hen, 
wenn  denen,  welche  sich  mit  den  öifentlicheu  Angelegenheiten  he- 
tchäfligen,  die  geistige  Vorhereitung  und  die  Erziehung  zurTugeud  fehlt. 

Kurz  alle  Verhaltnisse  des  Lc^heus,  die  schon  von  d(^n  Sophisten 
theoretisch  behandelt  worden  waren,  beleuchtet  er  nach  sokratischen 
Grundsätzen;  es  ist  eine  angewandte*  Ethik  ohne  höhei-e  Gesichts- 
punkte, eine  hausbackene  Moralphilosophie,  welche  innerhalb  ihrer 
Cränzen  ein  gesundes  Urteil  und  feine  B<M)l>achtung  zeigt.  Sein 
Geist  war  immer  auf  das  Einzelne  gerichtet.  So  war  er  auch  im 
praktischen  I^be.u  den  schwierigsten  Aufgaben  gegenüber  tapfer, 
cntflcliloBseu  und  eui  tretllicher  Ffdirer  der  rathlosen  Menge,  in 
aUgemeineu  Angelegenheiten  aber  schwankend  und  unselhständig, 
10  dasa  er  bei  überlegenen  Naturen  den  Halt  suchte,  weichen  er 
in  sich  nicht  fand.  Dal)ei  fehlte  es  ihm  trotz  aller  Eniptanglichkeit 
liir  da»  Gute  doch  so  sehr  an  einem  sicheren  Malsstalxi,  dass  er, 
Dftchdem  ihn  zuerst  die  Gharaktergrofse  des  Soki*ates  gefesselt  hatte, 
lieh  dann  dem  Kyros  inugeben  uiui  zuletzt  dem  Agesila(»s  mit  blinder 
Verehrung  anschliefsen  komite.  >[eno[dion  war  eine  militärische 
Natur,  welche  Zucht  und  Ordnung  verlangte,  aber  auch  sich  selbst 
einer  Autorität  bedürttig  fühlte.  Die  zerfahrenen  Zustande  von  Athen 
bestärkten  ihn  in  seiner  Uebciv^eugung,  dass  ein  Wille,  ein  könig- 
lidier  Hann  da  sein  müsse,  wo  ein  Gemehiwesen  gedeihen  solle. 
Damm  war  es  noch  eine  si^iner  letzten  Arl>eiten,  dass  er  in  der 
*Kyropaidie\  an  den  älteren  Kyros  auknupfend,  die  idealisirende 
Dtfstellung  eiues  wahren  Königs  und  Iteichsstifters  entwarf. 

Von  allen  attischen  Sokratikern  waren  Xenoplion  und  Piaton, 
wie  man  denken  sollte,  am  meisten  auf  einander  angewiesen.     Sie 

32» 


500  XRNOPHON  UND  PLATON. 

standen  sich  im  I^liensaltor  nahe,  sie  hatten  eine  gleiche  Stellang 
in  der  Gesellschaft,  sie  theilten  mit  einander  die  Abneigimg  gcfiei 
die  Sophisten,  als  die  Verderber  des  hellenischen  Volks,  sie  gtimmtci 
in  der  Liebe  zu  ihrem  Lehrer  und  dem  Eiter,  an  seinem  Lebeiw- 
werke  fortzuarheilen,  ü1)erein ;  sie  waren  beide  aus  gleichen  Gründen 
mit  den  Zustanden  der  Vaterstadt  unzufrieden  und  trugen  in  ihrer 
Auffassung  von  den  Aufgaben  hellenischer  Bildung  beide  kein  Be- 
denken, sich  au  hervorragende  Persönlichkeiten  des  Auslandes  an- 
zuschlicfsen.  Deimoch  ist  in  den  vielen  Schriften,  die  gerade  vm 
diesen  beiden  Sokratikern  erhalten  sind,  keine  Spur  eines  nahen» 
Verkehrs  nachzuweisen  und  man  hat  dies  schon  in  alter  Zeit  ns 
einer  feindlichen  Spannung  zwischen  ihnen  erklären  wollen,  b- 
dessen  ist  kein  Grund  vorhanden,  eine  andere  Ursache  anzunehnMi, 
als  die  grofse  Vei*schiedenheit,  welche  bei  aller  Uebereinstimmaf 
zwischen  den  beiden  Jüngern  des  Sokrates  bestand'^). 

Piaton,  des  Ariston  Sohn,  wurde  um  dieselbe  Zeit  in  Athes 
geboren,  als  Perikles  starb,  und  Keiner  hat  die  geistige  Steüng. 
welche  der  grofse  Staatsmann  seiner  Vaterstadt  gegeben  hatte,  ndr 
gewürdigt  und  mehr  genossen,  als  er;  denn  er  hatte  im  höehilai 
Grade  den  attischen  Sinn  der  Wissbegierde  und  Kunstiiebe  nai 
wuchs  in  einem  edlen  Hause,  das  mit  Kodros  und  Selon  in  Ver- 
wandtschaft stand,  körperlich  und  geistig  wohlgepflegt  heran.  Er 
war  aber  seiner  ganzen  Persönlichkeit  nach  eine  zart  angelegte  and 
leicht  verletzte  Natur,  und  wie  bei  Xenophon  der  militärische  Mr 
nungssinn,  so  war  es  1mm  ihm  der  ideale  Sinn  für  Mafs  und  Har- 
monie, welcher  sich  von  dem  Wesen  der  attischen  Demokratie  zb* 
rückgestofsen  fühlte.  Das  liefe  Unglück  der  Vaterstadt  beslärklr 
ihn  in  seinem  politisclien  Urteile,  ohne  dass  er  mit  seinen  Ver- 
wandten Kritias,  Charmides  u.  A.  von  einer  Umgestaltung  der  Ver* 
fassung  Heil  envarten  konnte.  Deshalb  gab  er  sich  um  so  vöfliger 
dem  beschaulichen  l>>ben  bin,  zu  welchem  seine  ganze  Anlage  ilii 
Innzog,  und  nach  längerem  Schwanken  zwischen  Philosophie  nai 
Poesie  widmete  er  sich  mit  glücklicher  Entschlossenheit  derjenifics 
Richtung,  welche  damals  die  kräftigste  und  zukunftreichsle  mr. 
Die  Entscheidung  verdankte  er  Sokrates.  Durch  ihn  wurde  er  frn 
von  dem  engherzigen  Parteiwesen,  wodurch  das  Leben  der  Gemeindp 
und  der  Einzehien  vergiftet  wurde,  durch  ihn  wurde  ihm  das  Ziel 
seines  Strebens  klar;  um  seinetwillen  war  ihm  das  entartete  nml 
tief  gebeugte  Athen  dennoch  ül>er  Alles  theuer  und  sein  höclisles 


PLATON,    AKISTü^t)   SOHN    88,1-108,  1;  4-i7— 318.  50] 

Lebensgut   >varen    die    neun  Jahre,    die  er   mit   Sokrales    verle1)en 
konnte. 

Wenn  nun  Piaton  nach  dem  Tode  des  Sokrates  Athen  verliefs, 
80  geschab  es  nicht  aus  GleieliguHigkeit  oder  llass:  viehnelir   üehte 
er  seine  Mitbürger,    und  liatte  ehie  Iiohi^  Meinung  von   ilirer   Hil* 
dungsfähigkeit,    denn   wenn  ein  Athener,    sagte    er,    einmal  recht- 
schafTen  sei,    so  pflege  er  es    in    einem  ausgezeichneten   Grade  zu 
sein.     Piaton  war  auch   fern  von  jener  welthurgerhchen  Gesinnung, 
wie  sie  sich  bei  Antisthenes  und  Aristippos  zeigt;    er  liielt  an  dem 
Gegensätze    zwischen    Hellenen    und    Barbaren    fest.     Aber    er    war 
der  erste  Athener,  der  in   vollem  Mafse  den  Drang   in   sich   fühlte, 
alle  menschliche  Wissenschaft  in   seinem  Bewusstsein  zu  vereinigen 
nnd  durch  persönliche  Kcnntniss  der  bedeutendsten  Zeitgenossen  und 
Zeitrichlungen  einen    möglichst  freien  Standpunkt  der  Weltl)etrach- 
tnng  zu  gewinnen.     Darum  konnte  er  sich  nicht   wie  Sokrates  auf 
die  Strafsen  und  Plätze  Athens    beschränken;    darum   ging  er  nach 
K)Tene,  um  sich  durch   den  Umgang  mit  dem  Mathematiker  Theo- 
dor«» zu  bilden;    darum  liefs  er  sich  bei  den  ägyptisclien  Priestern 
in  astronomischer  Wissenschalt   unterrichten,    darum  suchte  er  in 
ItaKen  die  Schulen  der  Pythagoreer  auf  und   kmlpfte   nut  Archytas 
Freundschaft  an.    Damals  lernte  er  auch  die  sicilischen  Verhältnisse 
Imiien  und  kehrte  etwa    zwölf  Jahre   nacli    Sokratt^s  Tode   in  <lie 
Vaterstadt  zurück,  um  hier  im  Garten  der  Akademie  die  l^hrthätig- 
kttt  zu  beginnen ,  welche  er  vierzig  Jahre  lang  bis  an  sein  Leliens- 
^e  fortgesetzt  hat. 

Plalon  ist  der  einzige  Sokratiker,  der  dem  Meister  vollkommen 
iRti  geblieben  ist  und  zugleich  die  Lehre  desseÜNMi  nach  allen 
Seiten  vertieft  und  entwickelt,  seine  Grundgedanken  methodisch  ver- 
boBden  und  zu  einer  GesamUmschauung  der  ganzen  sittlichen  Welt 
erweitert  hat. 

Es  war  al)er  kein  schulmäfsiges  Lehrgebäude,  welches  Piaton 
aufstellte,  denn  die  PhiIos(»|)hie  sollte  kein  besonderes  Fach  der 
Erkenntniss  sein,  sondern  eine  allgemein  menschliche  Angelegen- 
heit Wir  leben  Alle,  so  dachte  er,  in  d(>n  mannigfaltigsten  Vor- 
stellungen, und  es  handelt  sich  darum,  ob  dieselben  richtig  oder 
irrig  sind,  und  oh  die  Tugend,  welcher  w'iv  uns  belleifsigen,  nur 
eine  gewohnheitsmafsig  angelernte  oder  eine  sr'lbstbewusste,  freie 
und  auf  Einsicht  beruhende  sein  soll.  Das  ist  eine  f^eliensfrage, 
welche    sich   jedem   Bewusstsein    mit    innerer  Nothwendigkeit    auf- 


502  PLATO^iS    LEHRE. 

di-HTigt.     Die  Meiiscliensccle  findet  in  der  Anscliauiing  der  iurffrm 
Dinge  keine  Ruhe;  sie  niuss  also  die  angeborene  Ahnung  einer  m- 
sichtbaren  Welt  haben,  ihr  nifißsen  vor  dem  irdischen  Dasein  Ein- 
drücke und  Anschauungen  zu  Theil  geworden  sein^  deren  Erinne- 
nmg  in  ihr  fortlebt  und  sie  antreibt,  nach  einem  höheren  Lehn  n 
streben.     Dieses  Streben  offenbart  sich  in    dem    unwidorstehBriM 
Zuge  der   Seele  zum   Schönen,   in  der  Sehnsucht  nach  dem  ¥•!- 
kommenen,  in  der  Lielie  zum  Göttlichen.     Hierin  liegt  der  fmdM- 
bare  Keim  eines  neuen  Lebens.     \hev  in  ungeordneter  Weise,  acb 
selbst  überlassen,   gelangt  dieser  Trieb  nicht  zn   seinem  Ziele.    Er 
muss  in  die  Zudit  genommen  werden  und  diese  Zucht  ist  die  Ksort  i 
richtiger  Gedankenverbindung,   d.  i.  die  Dialektik.     Aas  ihrer  Ya<-  1 
bindung  mit  dem  enthusiastischen  Triebe  der  Menschenseele  erwächit  I 
die  wahre  Philosophie,  die  stufenweise  fortschreitende  Erhebong  nm 
Sinnlichen  zum  Geistigen,  vom  Vorstellen  zum  Wissen,  dessen  lohr 
Besitz  das  VoiTecht  der  Gottheit  ist. 

Alles,  was  sinnlich  ist,  unterliegt  einer  fortwährenden  Yerb- 
derung;  es  hat  also  keine  volle  Wirklichkeit,  es  ist  eine  VeriHadoy 
von  Sein  und  Micht-sein,  während  das  wahrhaft  Seiende,  ivekki 
allein  ein  Gegenstand  des  Wissens  sein  kann,  etwas  UebersiniilickH 
ist.  Das  Sichtbare  ist  nur,  soweit  es  an  den  unsichtbaren  Wcms- 
heiten  Anthril  hat;  diese  suid  das  allein  Beharrliche,  die  evipi 
Lrformen  und  Ursachen  alles  dessen,  was  ist,  die  in  einer  übtf- 
weltlichen  Sphäre  lebendigen  'Ideen'.  Es  giebt  so  viel  Ideen,  inc 
es  ArttK'gritre  gieht;  die  ers((^  und  herrsciiende  unter  ihnen  ikr 
ist  die  Idee  des  Guten,  der  letzte  Grund  alles  Erkeniiens  und  SeinK 
die  wellbiidende  Vernunft,  das  ist  Gott. 

Neben  Gott  Itesteht  das  Körperliche  ohne  selbständiges  SeiL 
Es  hat  durch  Gott  als  den  Wellbildner  Mals  und  Gesetz  eropfan^ 
indem  die  Wellseele  in  das  Körperliche  eingegangen  ist  Durch  sie 
ist  die  Welt  ein  Beseeltes,  wie  der  Mensch  durch  die  Mensch«- 
seele,  die  auch  in  den  Körper  eingepllanzt  ist,  ohne  wesentUcbei 
Zusammenhang  mit  deniselbi^n,  und  nur  durch  die  Heimkdir  ii 
das  körperlose  Dasein  zu  ihrem  naUu'gemälsen  Zustande  zurückkelvt 

Wenn  das  Körperliche  unserer  Seele  wie  ein  Schaden  uud  eisr 
Veninstallung  aidiaflel,  so  kann  unser  sittliches  Ziel  kein  andern 
sein,  als  die  Abkehr  und  Ueinigung  vom  Sinnlichen,  die  Theiluabof 
an  den  Ideen  uud  die  Verwirkhchung  derselben  in  Tugend  nai 
Erkenntniss.     Die  Tugend  ist  der  naturgemäfse  Zustand  der  Scde, 


IHRE    YfkLKSTltrMLICIlKFJT.  503 

Freiheit  und  Giückseligkeil;  sie  beruht  auf  (ior  deulIicluMi  Er- 
ttnUiiss  des  unbedingt  Guten,  welche  den  Willen  erzeugt;  sie 
icheiul,  deu  versclüedenen  Seelenkrällen  entsprechend,  als  Weis- 
It,  als  Tapferkeit,  als  Besonnenheit,  aber  die  eine  und  allgemeine 
gend  ist  die  Gerechtigkeit,  der  harnionischc  Einklang  aller  See- 
ikräfie.  Die  rechte  Erziehung  zu  solcher  Tugend  ist  nur  in  der 
meinschafl  möglich,  d.  h.  im  Staate,  welcher  ein  AbbUd  des  har- 
miscb  geordneten  Einzellel>ens  seui  soll;  er  niuss  also  eben  so 
)  dieses  durch  Philosophie  erzogen  werden  und  da  die  Masse 
:  Staatsaugehörigen  nicht  i)hilosophiscli  sein  kann,  so  muss  das 
nmsstseiu  der  wahren  Staatsgemeinschaft  von  Solchen  getragen 
rdeo,  deren  Lebensberuf  die  Philosophie  ist;  nur  wo  sie  hcrr- 
len«  kann  der  wahre  St4)at  verwirkhcht  werden. 

Keiner  der  grofsen  Männer  Griechenlands  steht  uns  menschlich 

nahe  wie  Piaton,  und  in  semem  Gemütlie  sehen  wu  zugleich 
I  ganze  geistige  Leben  seines  Volks  sich  abspiegeln.  Er  ist  das 
rklärle  Bild  eines  Hellenen,  der  voUendele  Athener.  In  nner- 
kUiehem  Wissenstriebe  wurde  er  niemals  mit  sich  fertig  und 
rte  bis  in's  hohe  Alter  nicht  auf  zu  lernen;  darum  scheute  er 
li  auch  als  Greis  nicht,  seine  Ansichten  zu  ändern  und  z.  B. 
ne  Lehre  von  der  Centralstellung  der  Erde  im  Weltsysteme  zu- 
duunehnien. 

Er  blieb  trotz  der  Vielseitigkeit  seines  Wissens  dem  hellenischen 
Ikabewusstsein  treu,  wenn  er  die  Verwandtschaft  der  Menschen 
d  Götter  behauptete,  wenn  er  die  ganze  Natur  von  göttlichen 
esen  durclidrungen  sah  und  selbst  in  den  Gestirnen  göttliches 
ben  und  göttliche  Pei*söniichkeiten  erkannte.  Er  ehrte  den  Glau- 
Q  des  Volks  und  knüpfte  gern  an  LieblingsgesUilten  der  Volks- 
ge  seine  Lehren  an,  wenn  er  z.  B.  den  mit  Muscheln  und  See- 
ig verunzierten  Glaukos  benutzte,  um  den  Zustand  der  durch 
liacfaen  Unrath  entstellten  Menschenseele  anschaulich  zu   machen. 

war  eifrig  für  den  überlieferten  Gottesdienst,  voll  Ehrerbietung 
*  den  delplüschen  Gott  und  die  Weihen  von  ElcMisis.  Er  stellt 
fa  auf  den  Boden  des  Volksbewusstseins,  wenn  er  den  («ott  Eros 
I  Urheber  der  höheren  Bestrebungen  des  Menschengeistes  feiert, 
snn  er  Ebeumafs  und  Schönheit  neben  der  Wahrheit  als  die  di*ei 
iten  des  Guten  anerkennt.  Ja  so  sehr  auch  Piaton  in  seiner 
ilektik  zu  dem  reinen  Ge<lanken,  dem  geslalt-  und  farblosen 
des  Wabren  hinanstrebt,  so  bleibt  er  doch  der  echte  Sohn 


504  PLATON    UND   SEINE    VORGXngER. 

sciiu*s  Volks,  welches  gegen  die  formlosen  Al>sf  raktionen  und  das  m 
Begriffliclie  eine  Abneigung  hat,  und  fasst  deshalb  die  obersten  Wahr 
heilen  und  Kräfte  als  Ideen  d.  h.  als  Gestalten,  als  erhabene  Ter 
bilder,  denen  die  irdischen  Dinge  nachstref>en. 

Dem  Volksshnie  entsprechend  luleilt  Piaton  über  das  zu  a 
zielende  Gleichgewicht  kr)q)erliclier  und  geistiger  Erziehung,  flix 
die  Ehe,  in  welcher  er  die  ganze  Beileutung  dem  mäimlichen  Theil 
zuweist  und  der  Familie  als  solcher  in  ihi*er  sittlichen  Bedentni 
nicht  gerecht  zu  werden  weifs,  und  endlich  anch  über  den  St» 
Erst  im  Staate  uird  der  Mensch  zum  vollen  Menschen.  Damm  gd 
die  Ethik  nothwendig  in  Politik  über  und  auch  die  politischen  lieh 
satze  des  Philosophen  sind  keine  neu  ersonnenen,  sondern  i 
schliersen  sich  an  Uelierlieferungen  des  althellenischen  Staatsredi 
an,  wie  sie  sich  in  kinetischen  und  spartanischen  Einrichtungen  e 
halten  hatten.  Dahin  gehört  die  staatliche  Beaufsichtigung  d 
Kinder  von  der  Geburt  an,  die  Ueberweisung  des  Landhaus  a 
der  Gewerbe  an  uiilergeordntrte  Klassen,  die  Beschränkung  d 
Bdrgerzahl ,  die  Gleichheit  des  Landbesitzes  imd  die  Hemmnng  i 
auswärtigen  Verkehrs.  Aber  auch  vielerlei  attische  und  demokr 
tische  Einrichtungen  weifs  Piaton  in  seinen  politischen  Schrifti 
zu  verwerthen.  Das  Volk  der  Hellenen,  durch  Vemuuftaiilage  f 
allen  Völkern  der  Erde  zu  Weisheit  und  Tugend  bei*ufen,  ist  ih 
eine  gi'ofse  eng  zusammengehörige  Genossenschaft;  auch  die  frülier 
und  späteren  Generalionen  des  Volks  bilden  ein  Ganzes,  welcfa 
einen  gemeinsamen  Besitz  an  Erkenn tniss  hat,  und  Piaton  ist  d 
F>ste,  welcher  das  allmälig  herangereifte  denkende  Be^vnsstsein  d 
Volks  von  den  ionischen  NaturpliiIosoi)lien  bis  auf  seine  sokratisch 
Zeitgenossen  in  sich  vereinigte. 

Von  allen  eignete  er  sich  die  fruchtbaren  Keime  an.  Ein 
«iurch  den  Andern  ergänzend.  Von  Fleraklit  nahm  er  die  Erkeni 
niss  des  ewigen  Wandels  der  irdischen  Dinge,  aber  er  rettete  dara 
das  wahre  Sehi,  wie  es  die  El^aten  mit  vollem  Hechte  setiti 
Dieses  Sein  koinite  er  Jedoch  nicht  als  ein  starres  und  beweguu| 
loses  anerkennen,  weil  sich  daraus  das  Vernuuflmäfsige  der  Wf 
Ordnung  nicht  erklären  liefs.  Da  half  ihm  der  'Geist'  des  Ana] 
goras,  der  Wellordner;  aber  das  blofse  Ordnen  genügte  ihm  m 
und,  indem  er  sich  nach  anderen  Formen  umsah,  in  denen  si 
die  Beziehungen  zwischen  der  Welt  des  Sehis  und  der  Well  <l 
Erscheinungen  verwirklichen  koimlen,  schloss  er  sich  den  Pythag 


DIE    PROSA    VOR   PLATON.  505 

Rem  an,  indem  er  mathemaiisrlie  (leseUe  annahm,  in  denen  sich 
jene  Einwirkungen  loLlzielien  sollten.  Von  den  Pytliagoreern  hat 
er  auch  für  die  Lehre  von  der  Unsterhlichkoil  mid  liir  seine  Staats- 
lehre Tielfache  Anregung  entlehnt,  lieherall  wussle  er  das  Frudit- 
bare  zu  erkennen,  das  Unvollkommene  zu  heseitigen,  und  das  hlei- 
beod  Gültige  zu  einer  Weltanschauung  zu  verschmelzen,  welche  ein 
ToDkommener  Ausdruck  des  gereitlen  Volkshewusstseins  war,  wie 
n  nur  in  seiner  Seele  lehte.  Endlich  ist  auch  die  Sprache  Piatons 
ein  deutliches  Zeugniss  dafür,  wie  volksthümlich  der  grofse  Denker 
hfieb  und  mit  welcher  Liehe  er  jeden  nationalen  llesitz  pflegte  und 
aiid)ikiete. 

Die  attische  Prosa  hatte  sich  s|>at  entwickelt  und  es  hat  auf- 
fallend lange  gedauert,  dass  man  in  Athen  nur  die  rhythmische  Rede 
ab  Gegenstand  der  Kunst  hehandelte,  die  uiigehundeue  aher  nur 
ab  Mittel  zur  Verständigung  und  zur  Erledigung  geschrdtlicluT  Auf- 
gaben. Die  prosaische  Darstellung  begann  ei-st,  als  das  st^uilliche 
Leben  voll  entwickelt  war,  so  dass  sie  mit  der  raschen  Entfaltung 
des  Volksgeistes  nicht  Schritt  halten  und  der  Fülle  des  (vedanken- 
ilotTs  gar  nicht  nachkommen  konnte.  Man  merkt  Thukydides  an, 
vie  er  mit  der  noch  ungefügigen  Sprache  ringt,  um  ihr  die  genau 
beaeichnenden  Ausdnlcke  ahzugewinniMi.  Uns  fesselt  die  unermu- 
dele  Spannkraft,  welche  seiner  Sprache  denselben  (Iharakter  des 
lÜnnüchen  und  Enisten  gieht,  welchen  die  ganze  Zeit  des  Perikles 
trtgt,  aller  es  fehlt  ihr  das  richtige  Verhältniss  zwischen  Iidialt  und 
f^m  und  darum  ist  sie  häufig  uid)eholfen,  unschön  und  <lunkel. 

Bald  ward  es  anders.  Um  dieselbe  Zeit,  da  die  Thalkraft  der 
Athener  zu  erlahmen  begann,  steigerte  sich  bei  ihnen  die  liUst  an 
tnatigem  Auslausche  und  an  Mittheiiung  durch  Wort  und  Schrift 
Aber  alle  Gegenstände  des  Nachdenkens;  der  Einfluss  der  Sophisten 
Inig  das  Seinige  dazu  bei,  und  was  die  Alt-Athener  als  einen  Ver- 
Ul  beklagten,  war  für  allgemehie  Bildung  ein  unzweifelhafter  Fort- 
rtrilt  Die  Sprache  wurde  geschmeidiger  uiul  beweglicher,  man 
8>ng  Ton  der  gesuchten  Kürze  des  schriftlichen  Ausdrucks  ab  und 
'Buchte  eine  bequeme  Verständlichkeit  zur  ersten  liedingung  einer 
'lUnuthigen  Rede.  So  bildete  sich  namenliich  in  den  höheren 
Kreisen,  wo  man  sich  von  den  spra<iiliciien  Missbrauchen  des  Markts 
M  der  Rednerbühne  fern  hielt,   ein  feiner  xVtticismus  aus,   wie  er 

• 

^  Xenophons  Schriften  ausgeprägt  ist.  Kaum  gieht  es  zwei  andei'e 
^duiflsteller,    welche  derselben   Stadt,    demselben  Fache    und  fast 


506  DIE    ATTISCHE   PROSA. 

nocli  derselben  Zeit  angehören,  die  so  verschieden  geflchriebcB 
haben,  wie  Xenophon  und  Thukydides!  Für  diesen  konnten  inuMr 
nur  verhültnissmäfsig  Wenige  ein  volles  VerständaiBS  haben,  XeiM- 
phon  dagegen  erlangte  durcii  den  leichten  Fluss  seiner  Hede,  die 
Durchsichtigkeit  und  Klarheit  seines  Ausdrucks  den  Ruhm  eino 
mustergültigen  Schriftstellers  und  die  Athener  ehrten  ihn,  ob^^eicfc 
er  Aristokrat  und  Lakonist  war,  als  den  echten  Vertreter  ihrer  Dv- 
stellungsweise.  Sie  war  zu  allgemeiner  Verbreitung  und  Nachak- 
mung  sehr  geeignet  und,  da  das  Attische  auch  als  Mondart 
gewisse  vermittelnde  Stellung  hatte,  welclie  es  Griechm  der 
schiedensten  Herkunft  möglicii  maciite,  sich  leicht  in  sie 
finden,  so  entwickelte  sicii  in  der  attischen  Prosa  eine  äHffmrin 
gültige  Form  der  Schriftsprache*^). 

Es  entwickelte  sich  aber  noch  eine  besondere,  echt  attische 
Form  prosaischer  Darstellung  im  Gespräclie.  Bei  einem  kUiA 
denkenden  Volke  nimmt  auch  die  Ueberlegung  und  innere  Eat- 
schliefsung  gern  die  Form  eines  Gesprächs  an,  das  die  Seele  wä 
sich  selbst  fuhrt,  wie  wir  es  bei  den  Dichtem  der  Griecheo  m 
häufig  finden.  So  unmittelbar  gehörte  Wort  und  Gedank«  kd 
ihnen  zusammen,  und  dämm  entsprach  es  durchaus  dem  Volki- 
charakter,  dass  sich  auch  die  philosophische  Forschung  in  die  Fem 
des  Gesprächs  kleidete,  in  welcher  Einer  dem  Anderen  behülfid 
ist,  die  streitenden  Gedanken  zu  entwirren  und  zu  festen  Ziel- 
punkten zu  führen.  Soki*ates  fasste  diesen  Dienst  als  eine  Bärgst- 
pflicht  auf;  er  konnte  nicht  gleichgültig  und  uuthätig  Irieiben,  iresi 
er  seine  Athener  über  die  wichtigsten  I^bensfragen  in  einem  HD- 
würdigen  Zustande  von  Unwissenheit  und  Unklarheit  fand;  <r 
nnisstc  das  Seinige  thun,  um  demselben  abzuhelfen,  und  dies  tbt 
er  als  echter  Athener,  indem  er  die  Ergebnisse  seiner  ForschiDg 
nicht  in  fertiger  Lehrform  vortrug,  sondeiii  alle  wichtigeren  Fngo 
zum  GesprächsstofTe  machte  und  sie  in  munterer  Wechselrede  arf 
Strafsen  und  Plätzen  verhandelte.  So  hat  er  der  attischen  Ge 
sprächslust  eine  ganz  neue  Bedeutung  verliehen  und  sich  dadorcb 
auch  um  die  Sprache  und  Literatur  seines  Volks  das  grölste  Ve^ 
dienst  erworben.  Denn  seine  Schüler  konnten  in  ihren  Schrito. 
welche  das  persönliche  Wirken  des  Meisters  fortsetzen  sollten,  die 
Form  nicht  aufgeben,  die  der  Lehre  desselben  so  eigenthüniick 
war.  Darum  sind  auch  Piatons  Dialoge  nach  dem  Leben  gezekk- 
nete    Bilder.     Sokrates    ist   der   Mittelpunkt,    die    geistige   Einbeit 


DIE    PLATO.NISCIIEN    (:E8P11ÄCUE.  507 

Nie  platonische  Untersuchung  ist  ein  gemeinsames  Suchen  der 
ITabrheit  unter  Leitung  lies  Sukrates,  der  mit  schonender  Müde 
if  jede  Meinung  eingeht,  mit  i'einer  Ironie  sich  an  den  Irrthümern 
stheiligt  und  allein  den  Faden  in  der  Hand  behrdt,  der  oft  ver- 
»reu  zu  gehen  scheint  und  endlich  doch  wieder  autlaucht  und  zum 
ieie  fuhrt.  Indessen  sind  Piatons  Dialoge  nicht  hiofse  Copieen. 
r  hat  die  aus  dem  altischen  ljel)en  erwa<*hsene  Lehrweise  mit 
gener  Geisteskraft  ausgebildet  und  zu  einer  Kuustforni  gestaltet, 
ie  mit  seiner  Philosophie  so  verwachsen  ist,  dass  sie  sich  von  der- 
slben  gar  nicht  trennen  lässt.  Kr  hat  vermöge  seiner  poetischen 
nlage  dramatische  Kunstwerke  geschaüen,  die  sich  in  verscliiedene 
kte  gliedern,  indem  meistens  nach  eiuer  aninuthigen  Einleitung, 
I  der  die  Scenerie  gezeichnet  wird,  ein  IJnterredner  nach  dem 
ideiien  eintritt  und  damit  jedesmal  eine  neue  Gespracliswendung 
ihdiL  Die  Theilneluner  siiul  historische  Personen,  bekaimte  Zeit- 
mossen,  in  denen  sich  die  verschiedenen  Richtungen  des  geistigen 
ebens  und  selbst  die  verschiedenen  Arten  des  mündlichen  Aus- 
mcks  abspiegehi,  Athener  von  allen  Ständen  und  Bildungsslulen, 
i  deren  lebensvoller  Scliilderung  Pia  ton  mit  den  Dichtern  der  Ko- 
lAdie  wetteiferte^). 

Man  ist  leicht  geneigt,  diese  Form  philosoi^hischer  l^lelirung, 
ie  Auflösung  des  Vortrags  in  Frage  und  Antwort,  nicht  nur  un- 
squem  und  lästig,  sondern  auch  zweckwidrig  zu  linden.  Aber 
lan  wird  bei  tieferem  Verstandnisse  doch  zugehen  nulssen,  dass 
ker  nicht  blofs  eine  vom  Lelu^er  ilherkommene  Methode  aus  Pietät 
iibehalten  und  mit  Gewandtheit  ausgebildet  worden  ist,  sondern 
MS  dieselbe  mit  dem  Wesen  der  platonischen  Philosophie  aufs 
ngsle  zusammenhängt;  einer  Philosophie,  die  nicht  bloi's  angehört 
od  gebilligt,  sondern  mit  erlebt  sein  will,  die  den  ganzen  Men- 
dien  fordert.  Sie  bedarf  einer  Form  der  Mittheilung,  welche  die 
ftthigung  zu  selbstthätigeni  Nachdenken  in  sich  schliefst  und  welche 
IS  Schlussergebniss  dadurch  sichert,  dass  man  ilber  alle  einzelnen 
nnkle  auf  dem  dahin  iuhrenden  Wege  ausdrucklich  mit  ehiander 
nverstanden  ist.  Diese  Sicherung  war  doppelt  wichtig  iK.*i  IJnter- 
whungen,  die  von  dem  sokratischen  Nicht-wissen  anhel>en,  und 
u  dem  Zustande  von  Unklarheit,  in  welchem  sich  das  liewnsstseui 
*r  meisten  Athener,  namentlich  der  sophistisch  gebildeten,  befand. 
Ar  sie  gab  es  überall  nichts  Festes,  nichts  Anerkanntes;  es  musste 
lierall  von  unten  angefangen  werden,  um  einen  sicheren  Boden  zu 


508  rLATO?rs  stanupi.nkt  über  seinem  volke. 

ge\\iuiien.  Daraus  erklärt  sich  die  unerschöpfliche  Fülle  und  Man- 
nigfaltigkeit piatonischer  Fragestellungen,  welche  dem  Zuhörer  kenieii 
Augenblick  gestatten,  mit  seinen  Gedanken  abzuirren  oder  in  seiner 
mitarbeitenden  Theilnahme  zu  erschlaffen. 

Dadurch  ist  also  eine  Gattung  von  Literatur  begründet,  welche 
mehr  als  alle  anderen  echt  national  genannt  werden  muss.  Denn 
wenn  die  Hellenen  von  Natur  ehie  gewisse  Abneigung  gegen  den 
Gebrauch  der  Schrift  hatten,  in  welcher  das  lebendige  Wort  ihnen 
zu  erstarren  scliien,  so  war  es  ein  rechter  Triumph  des  griechischen 
Geistes,  wenn  es  gelang  diesen  Gegensatz  zu  ül>erwinden,  das  stö- 
rende Mittel  vergessen  zu  machen  und  über  das  todte  Schriflwort 
die  volle  Anmuth,  Frisclie  und  I^benswärme  einer  persönlidien 
Unterredung  auszugiefscn.  Jede  Untersuchung  ist  ein  ideales  Ge- 
sprach, welches  sich  vor  jedem  aufmerksamen  Leser  wiederholt;  m 
schmiegt  sich  allen  Wendungen  des  Gedankens  und  allen  Stim- 
mungen des  Gemütlis  in  voller  Unmittelbarkeit  an;  das  gesdiriebnie 
Wort  quillt  wie  das  mündliche  aus  dem  Innersten  hervor,  and  die 
Meisterschaft,  mit  welcher  es  Piaton  gelungen  ist,  aus  der  voikf- 
thümlichen  Gesprächsweise  des  Sokrates  diese  Gattung  attischff 
Prosa  liervorzubild(M)  und  zu  ehier  in  sich  vollendeten  Kunstlonn 
zu  erhellen,  ist  der  deutlichste  Beweis,  wie  sehr  er  auf  dem  Bod« 
des  Volkslebens  stand,  v'm  echter  HeUene  und  Athener. 

Indessen    war  Piatons    Standpunkt  nach   allen    Seiten   hin  ein 
höherer    als   der  sehies    Volks   und   seiner  Zeitgenossen.     Denn  er 
wendete    nicht  wie   Xeno])hon    die  Forderungen   sokratischer  Ethik 
blofs   auf  die   verschiedenen  Lebensverhältnisse  an,    in   denen  sidi 
die  Griechen  bewegten,  sondern  er   ging  mit  seinen  Gedanken  and 
Forderungen   von  Anfang    an   nlier  die  gegelienen   Verhältnisse,  ja 
ülier   die   ganze    sichtbare  Welt  hinaus.     Denn  der   Mensch  gehört 
seiner  Abstammung    und  seinem   Berufe   nach    einer    höheren  and 
jenseitigen   Ordnung  der   Dinge  an;    von    diesem   Standpunkte  aus 
muss  Piaton    sich    mit    den    gewöhnlichen  Ansichten    seines  Volks 
vielfach   in  Widerspruch   betlnden.     Er  muss  eine  Verleugnung  des 
Sinnlichen    fordern,   welche  der  Auffassung  der  Griechen   ganz  wi- 
derstrebte, und  in  Vielem,   was  ihnen  erlaubt  und  natürlich  schien« 
Verirrung  und   ungöltliches  Wesen  erkennen.     Er  preist  den  EnK 
aber    er   billigt  nur  eine  geläuterte   und  reine   Liel)e;    er  sieht  ffl 
der  Schönheit  ein  Abbild  des  Göttlichen,   al)er  «r  führt  das  ScMw 
auf  das  Gute  zurück   und   giebt  dem  Begriffe   des  Guten  in  alkn 


tSOKlUTRS  OL.   8A.  1-no.  3;  4.16— aig.  509 

Sphären  eiue  ganz  andere  Fas8iin{;  und  Iledeiitiing.  Ist  die  Gott- 
heit die  reine  Güte,  so  müssen  auch  die  Ansichten  vom  Nei(h;  der 
Gottheit  unhedingt  verworfen  werden  und  ebensowenig  darf  man 
sidi  einhilden,  durch  Opfer,  Weihgeschenke  und  andere  Werke 
ihre  Iluid  zu  gewinnen.  Auch  muss  der  Mensch,  wenn  er  wahr- 
haft gut  sein  will,  allen  unlauteren  Neigungen  entsagen;  er  darf 
nicht  Böses  mit  Bösem  vergelten  und  auch  seinen  Feind  nicht 
hassen  wollen. 

In  diesen  Punkten  geht  also  Piaton  weit  über  das  hinaus,  was 
der  Inhalt  des  sittlichen  Bewnsstseins  seines  Volkes  war;  hier  steht 
er  wie  ein  Prophet  üher  seiner  Zeit   und  seinem  Volke,   und   das, 
was  er  fordert,  ist  nicht  hlofs  eine  Ik^sserung  der  vorhandenen  Welt 
in  dieser  und  jener  Uichtung,  sondern  eine  wesenthch  neue  Welt, 
le  melir  sich  aber  Piaton  mit  seinen  idealen  Forderungen   über  die 
gegebenen  Verhältnisse  und  Grundsätze  erhob,   um   so  weniger  Uefs 
tkh  erwarten,  dass  er  auf  die  Masse  des  Volks  einen  umbildenden 
Eiofluss  üben  werde.    Er  war  seiner  ganzen  Natur  nach  viel  aristo- 
kntischer  als  der  schlichte  Volksmann  Sokrales,  und  was  er  lehrte 
snd  erstrebte,    konnte    nur    der  Besitz    eines  Kreises   von   Auser- 
«iUten    sein,    welche  im   Stande  waren,    die  I^ehren,    welche  ihr 
Meiiter  im  Ilaine  des  Akademos  vorgetragen   hatte,  im  Zusammen- 
hinge aufzufassen  und   weiter  zu  bilden.     Freilich  war  Piaton  eine 
M  hervorragende  Persönlichkeit,  dass  er  auf  Alle,  welche  für  geistige 
Gr5te  Empfänglichkeit  hatten,  einen  l)edeutenden  Eindruck  niiichen 
wüste,  and  so  finden  wir  auch  aufser  den  Philosophen  <ler  Aka- 
teie  eine  Reihe  namhafter   Zeitgenossen,    wie  (^habrias,  Phokion 
ud  Timotheos,  welche  längere  Zeil  o<lor  vorübergehend  unter  dem 
fioflusse  Piatons  standen,  doch   ist  es  nicht  möglich,   die  Art  und 
lUeutung  dieses  Einflusses  näher  nachzuweisen. 

Der  bekannteste  unter  allen  Athenern,  welche  mit  Piaton  in 
penGnlichen  Beziehungen  gestanden  haben  und  die  auch  noch  zu 
doD  Sokratikem  im  weiteren  Sinne  des  Worts  gerechnet  werden 
lAiuen,  ist  Isokrates,  ein  Mann,  welcher  fast  ein  vcdles  Jahrhundert 
lüidorGh  (436 — 338)  die  Schicksale  seiner  Vaterstadt  von  ihrer 
lÜDUiidsten  Machthöhe  bis  zum  Untergänge  ihrer  Selbständigkeit 
dKUnehmend  mit  erlebt  hat.  Als  ein  vielversprechender  JüngUng 
bn  er  in  die  Nälie  des  Sokrates  inid  erweckte  die  Aufmerksamkeit 
fa  groften  Mensciienkenners.  Er  hatte  von  Natiu*  eine  ideale 
Bicbtung   und   einen  emplänglichen   Siim   für    das  wahrhaft  Gute; 


510  DIE   WIRKSAMKEIT   DES  ISOKBATM. 

(laniin  fühlte  auch  er  sicli  von  Sokrates  angezogen,  aber  es  er- 
wuchs dennoch  kein  thiclitbares  Lcbensverhältniss  zwischen  üineD. 
Der  Drang  nach  Wahrheit  Tasste  ihn  nicht  tief  genug,  um  ihn  id- 
nerHch  umzugestalten;  er  hliob  ein  Kind  seiner  Zeit  und  suchte 
auf  eine  iin*em  Geschmacke  entsprechende  Weise  mit  seinen  Gaben 
zu  wirken  und  zu  glänzen. 

Sein  Talent  war  vorzugsweise  ein  Formtalent;  darum  war  nidit 
die  stille  Forschung,  sondern  die  Kunst  der  Uede  das  Gebiet,  anf 
dem  er  Befriedigung  fand.  Da  es  ihm  aber  für  den  Beruf  des 
Volksredners  an  der  nöthigen  Zuversicht,  an  körperlicher  Kraft  uad 
Geistesgegenwart  fehlte,  sah  er  sich  in  seiner  öfleatlichen  Wirk- 
samkeit auf  das  geschriebene  Wort  augewiesen,  und  oachden  er 
sich  eine  Zeitlang  mit  Gerichtsreden  bcfasst  hatte,  erkannte  er  sums 
eigentlichen  Benif  darin,  dass  er  in  Vorträgen  und  Schrillen  de* 
gebildeten  Publikum  seine  Ansichten  über  die  vaterstadüschen  md 
vaterländischen  Angelegenheiten  ausehiandersetzte. 

Er  tliat  es  als  ein  wanner  und  ehrlicher  Patriot,  dem  Atha 
der  geistige  Mittelpunkt  von  Hellas  war  und  dem  es  unmögikh 
war,  in  der  Nachbildung  spartanischer  Zustände,  wie  Xenaph« 
wollte,  ein  Heilmittel  zu  sehen.  Kr  konnte  sich  keinen  heh- 
niscben  Staat  ohne  freie  Entfaltung  der  Wissenschaft  denken.  Ca- 
zufrieden  mit  dein  gegenwartigen  Znstand  der  Dinge  lebte  er  mit 
seinen  Gexlanken  in  der  Vergangenheit;  er  schwärmte  für  die  Veriasr- 
sung  des  Kleisthenes,  und  sah  kein  anderes  Heil,  als  in  der  RAek- 
kebr  zu  den  alten  Einrichtungen,  zu  jener  weisen  Mischung 
Aristokratie  und  Demokratie.  Indessen  beschi*änkt  er  sich  in 
Patriotismus  nicht  auf  seine  Vaterstadt;  ihm  erscheinen  als  grulslei 
UelK^l  die  einheimischen  Fehden,  an  denen  er  Athen  hat  n 
(Grunde  gehen  sehen;  er  will  vor  Allem  die  Hellenen  wieder  n 
einem  Bnidervolke  vereinigt  sehn,  und  da  er  zu  solchem  Ziele  keia 
anderes  Mittel  kennt,  als  einen  gemeinsamen  Volkskrieg  gegen  Pc^ 
sien,  weicher  jetzt  mehr  Aussicht  auf  glänzenden  Erfolg  habe,  A 
je  zuvor,  so  geht  sein  politisches  Streben  wesentlich  dahin,  eiata 
solchen  Krieg  zu  veranlassen.  Dabei  f]l)erwiegt  aber  der  heUenitdie 
Patriotismus  den  des  Atheners  in  solchem  Grade,  dass  ihn  jele 
Führung  willkommen  ist,  unter  welcher  der  ersehnte  Krieg  ve^ 
wirklicht  werden  kann.  Er  setzt  seine  Hoffnung  auf  Ardiidamoi, 
den  heldenmäthigen  Sohn  des  Agcsilaos  (S.  351),  auf  Dionfsioit 
auf  die  tliessalisclien  Tyrannen  und  zuletzt  auf  K6nig  Philipp. 


niE  WIRKSAMKEIT   DES    fSOKRATRS.  511 

Isokrates  war  nicht  der  Mann,  nin  in  seilten  Staalsredt^n  Fragen 
d^r  Tagespoliük  einer  scharfen  und   wirksamen  Erörterung  zu  un- 
terziehen; es  war  nichts   Frisrlies  und  Fruchthares  in  seinen  (le- 
danken,  welche  sich   immer  in   densc^lhen    Gleisen   hewe^len.     Mit 
schwächlicher  Sentimentalität  sehnt  er  das  unwiederhringlich   Ver- 
gangene   zurück;    in    kurzsichtiger   Gutmülhigkeit  erwartet  er   von 
Mfseren  Ereignissen  eine  glänzende  Zukunft,  al>er  zu  rüstiger  Seihst- 
hülfe  fordert  er  nicht  auf,   das  Elirgofühl  der  Bürger  regt  er  nicht 
an.     Er  will  vielmehr,    dass  man  allen  Hestndmngen  entsagen  soll, 
welche  mit  seinem  Ideale  eines  allgemeinen  Friedens  und  einer  alle 
öflentlichen  Verhältnisse    ordnenden   Mafshaltung  imvcreinhar  sind; 
Moe  Ansichten    stimmen    also    durchaus  mit  denen   des   Euhulos; 
dämm  verlangte  er  auch  in   seiner  'Friedensrede'  355  die  Entlas- 
tang   aller   widerwilligen   Hundesgenossen;    Athen    sollte  ühcrhaupt 
nch  hescheiden  zurückhalten   und   seinen  Gi^ofsmachtsgelüsten  ent- 
npn.    Freilich  war  dersellie  Isokrates   auch   der  Genosse  des  Ti- 
motheos  (S.  451),  der  Lohredner  Konons  und   seines  mit  Persien 
ÜKT  Hellenen  erfochtenen   Sieges,  aher  solche  Widersprüche  sind 
bei  aner  in  sich  unklaren  und  verschwommenen  Gefühlspolitik  nicht 
hHireiDdend. 

Es  war  also  auch  nur  in  einer  Zeit  der  Erschöpfung  und  AI)- 

Spannung  des   attischen   Staatslehens  möglich,   dass   ein  Mann  wie 

hokrates  einen   so  hedeutenden  Eintluss   unter  sehien  Zeitgenossen 

criangte.    Er  verdankte  ihn  zunächst  seiner  Persönlichkeit,  welche 

Airch  sittliche  Würde  und  milden  Ernst  auf  seine  Umgehung  wohl- 

diitig  eingewirkt  hal)en  muss,   wie  sie  den  jungen  Timotlieos,  der 

flnprüoglich  zur   Ueppigkeit  hinneigte,  zu   einem  wirthschafllichen 

md  ernsten  Lehen  gefuhrt  ha))en  soll.    Dann  hatte  er  ohne  Zweifel 

cw  hervMTagende  Iiehrgahe,  durch  welche  er  im  Stande  war,  erst 

ia  Chios   und    dann    in   Atlieu   einen   glänzenden  kreis  von  Jüng- 

fingen  nm   sich  zu  sammeln.     Er  war  ihr  väterlicher  Fnunid  und 

Jhntber;    er    trieh   sie   an    ihre    Gahen    zweckmäfsig   zu    verwer- 

thm^   theils   als    Staatsmänner    wie    Timotheos,    Eunomos    u.    A., 

Iheib   als  Gelehrte   und   Schriftsteller.     Dennoch   war  er  bei  allen 

Todiensien  und  ungeachtet  sehies  über  die  ganze  hellenische  W^elt 

ausgebreiteten  Ruhms   kein  Mann,    der  auf  der  Hohe  seiner  Zeit 

stand.     Er  wollte  ziii'ischen  dem  öffentlichen  leiten  und  der  Philo- 

aophie  verinitteln,  aher  diese  Vermittlung  war  nach  beiden  Seiten 

ung^flckliche.     Zum  Staatsmann  felüte  ihm  der  freie  Blick  und 


512  DIR  ATTiscne  bbdbkimst. 

das  mutbige  Herz,  die  wAive  Wissenscliafl  aber  verlaugnete  a 
dem  er  sie  zur  Dienerin  des  praktiscben  Bedürfnisses  machte 
batte  seine  Scbule  mit  einem  gegen  die  Sophisten  gerichteteo 
grammc  enWuet,  und  docli  kam  er  selbst  auf  ihren  Stand 
zurück,  wenn  er  eine  kunstfertige  Gewandtheit  im  Denkei 
Reden  als  das  höchste  Ziel  des  Unterrichts  hinstellte.  Durd 
Beifall  der  Menge,  welcher  die  fasslicbste  Philosophie  die  liebst 
wurde  er  wie  die  Sophisten  eitel  und  selbstgefUllig,  eiferte 
tiefere  Forschung  als  eine  unnöthige  Grübelei,  uod  gestan 
höchstens  den  Werth  zu,  dass  sie  für  die  von  ihm  gelehrte 
als  Vorbildung  diene.  So  stand  Isokrates  im  Leben  wie  in  der 
senschaft  dem  Streben  der  besten  Zeitgenossen  missgönstif 
feüidhch  gegenüber;  er  entfremdele  die  Jugend  der  wahren  1 
Sophie,  indem  er  unter  ihrem  Namen  eine  oberflächliche  ud 
haltsleere  Rhetorenbildung  in  Umlauf  setzte:  er  wurde  aus 
Anhänger  sokratischer  Wissenschaft  ein  Gegner  derselben  un^ 
flachte  sie  in  demselben  Grade,  wie  Piaton  sie  vertiefte. 

Das  eigentliche  Verdienst  des  Isokrates  liegt  auf  dem  G 
der  Redekunst.  Das  war  diejenige  Kunst,  welche  mehr  als  all 
deren  mit  dem  Naturell  der  Athener  und  ihrer  Verfassung 
wachsen  war;  desball)  war  auch  jeder  Fortschritt  attischer  Bi 
eine  neue  Stufe  in  der  Entwickelung  der  BeredtsamkeiU 

Ursprünglich  war  dieselbe  keine  künstlerische  Fertigkeit, 
dern  ein  naturwüchsiges  Vermögen,  ohne  welches  man  sich  I 
geistig  ])edeutenden  Mann  in  der  Gemeinde  denken  konnte. 
die  Angelegenheiten  des  öflenllichen  Lebens  verwickelter  wi 
steigerten  sich  die  Ansprüche;  es  erschien  für  politische  un 
richtiiche  Reden  eine  bescuidere  Vorbereitung  nöthig,  es  bi 
sich  Schulen,  welche  zu  diesem  Zwecke  tlieoretische  Unterwi 
gaben.  Das  geschah  unter  Einfluss  der  Sophistik,  deren  B 
bungen  auf  keinem  Gebiete  zeitgemüfser  und  erfolgreicher  i 
als  auf  dem  der  Rhetorik.  Hier  wurde  mit  gröfserer  Gründlj 
als  in  anderen  Fachern  gearbeitet  und  namentlich  war  es  1 
goras,  welcher  mit  ernster  Forschung  in  das  Wesen  der  S| 
einging,  um  für  die  Anwendung  derselben  eine  richtige  M« 
aufzustellen.  Auch  die  sicilische  Beredtsamkeit,  welche  in  6 
ihre  höchste  Vollendung  erreichte,  schloss  sich  durchaus  de 
pliistik  an;  denn  auch  ihr  war  die  Beredtsamkeit  im  Wesent 
nichts  Anderes,    als   die  Meisterschaft   im   Gebrauche    aller  I 


DIE    KU?rST   DES    ISOKRATES.  513 

«reiche   dazu  dienen   können,  l>ei  den   Zuhörenden  eine  bestimmte 
Jeberzeugung  liervorzurui'en. 

Diese    neue  Kunst  fand  in  Athen,    wo  Antiphon   die    wissen- 

KhaflLiche  Rhetorik  l)egrrindet    hatte,    den    gröfsten  Anklang.    .So 

war  z.  B.  Agathon  (S.  64)  ganz  unter  dem  Einflüsse  des  Gorgias; 

demselbeu    Meister    folgten  Polos    der  Agrigentiner,    Thrasymachos 

aus  Chalkedon  und  Aikidamas  aus  Elaia,  deren  jeder  in  seiner  Weise 

die  Kunst  des  Gorgias  fortzu1)ilden  suchte.     Namentlich  war  Thrasy- 

Michos  beflissen   den   poetischen  Schwulst  in  der  Manier  des  sici- 

fiidien  Redners  zu  mäfsigen  und  sie  der  Umgangssprache  zu  nähern. 

Oibei  achtete  er  aber  auch  in    seiner  IMosa  auf  den  Tonfall    der 

Süben,  rundete  die  einzelnen  Sätze  zu  künstlichen  Perioden  ab  und 

glBg  in    gesuchter  Künstlichkeit'   so   weit,    dass   gewisse  Versfüfse, 

umentlich  der  dritte  Päon  ('^--^),  in  seinem  Satzbaue  eine  grofse 

HoUe  spielten '^^). 

Dieser  Richtung  schloss  sich  nun  auch  Isokrates  an,  und  zwar 
ilrebte  er  unläugbar  nach  einem  höhereu  Ziele,  als  die  Rhetoren 
dar  udlischen  Schule.  Er  wollte,  wie  sich  von  einem  Gegner  der 
Sophifltik  erwarten  lässt,  nicht  an  jedwedem  Stoffe  die  Ueherre- 
Auigskunst  bewähren,  simdern  sich  nur  mit  auserlesenen  Gegen- 
■ttnden  befassen  und  nur  solche  Gedanken  vortragen,  welche  der 
Beherzigung  .würdig  wären;  er  wollte  keine  Kunst  gelten  lassen, 
mkhe  nicht  von  sittlichem  Ernste  getragen  wäre  und  edlr  Eiit- 
■cUiessungen  hervorriefe.  Das  waren  noch  Nachklänge  seiner  so- 
-kntigchen  Richtung;  aber  <ler  tiefere,  sittliche  Gehalt  ging  ihm 
■ehr  und  mehr  verloren,  un<l  während  Piaton  das  Wesen  der 
Vihren  Reredtsanikeit  philosophisch  begründete  und  dasstdhe  aus  der 
Xiebe  herleitete,  welche  den  gewonnenen  Schatz  der  Erkenn tniss 
pthi  für  sich  behalten  könne,  sondern  ihn  in  der  entsprechend- 
lim  Form  auch  den  Andern  zu  Gute  konnnen  lassen  müsse,  so 
hü  Isokrates  dagegen  immer  mehr  auf  eine  formale  Technik 
ittrflck  und  richtete  sein  ganzes  Resti^eben  auf  die  Ausbildung 
to  Stils. 

Hierin  aber  hat  er,  durch  eine  ganz  besondere  Naturanlage 
jQilentüizt,  allerdings  etwas  sehr  Be<leutendes  und  in  seiner  Art 
Ifaues  geleistet;  denn  wenn  ihm  auch  in  der  Vervollkommnung  des 
Sttibaus  Thrasymachos  vorangegangen  war,  so  ist  er  es  doch  ge- 
ifMjiB,  welcher  die  Periode,  die  einen  (jedanken  mit  allen  seinen 
GKederungen  in  einem  wohlgefügten  Rahmen  klar  und  übersichtlich 

Cntfan,  Or.  QeMh.    III.  33 


514  DIE   PRAKTISCHE  BEREDTSAMKEIT. 

ziisammenscIiHerst,  zuerst  mit  voller  Meisterschaft  darzustellen  ( 
wusst  hat. 

Mit  der  Knust  eiues  Architekten,  der  Druck  und  Gegendn 
genau  hereclinet,  baut  er  die  Sätze  auf,  so  dass  kein  (Mied  fei 
jedes  am  rechten  PlaUe  steht  und  kein  Wort  geänderl  werden  ki 
ohne  dem  Ganzen  Eintrag  zu  thun.  Durch  eine  wohlthuende  V 
theilung  der  Accente,  durch  anmuthige  Fülle  und  rhvthmise 
El)enmars  m<ichen  seine  Reden  einen  musikalischen  Eindruck,  i 
eher  auf  das  emjjlangliche  Ohr  der  Griechen  einen  fesselnden  Zn 
übte;  Alles,  was  den  glatten  Fluss  stürte,  selbst  jeder  Zusamn 
stofs  von  Voc^ilen  in  zwei  auf  einander  folgenden  Wörtern,  ifi 
auf  das  SorgHltigste  in  ihnen  vermieden.  Sie  gewährten  a 
künstlerischen  Genuss,  wahrend  sie  zugleich  durch  edlen  Gd 
erbaulich  wirkten  und  durch  eine  trefQiche  Disposition  und  logic 
Folgerichtigkeit  den  gebildeten  Hörer  in  hohem  Grade  befriedigl 
In  dieser  Gattimg  der  Kunstrede  war  Isokrates  der  Mnster,  a 
freilich  merkte  man  seineu  Heden  die  Künstlichkeit  an;  es  wi 
keine  frisch  erzeugten  Geisteswerke,  sondern  mühsam  gearbdi 
und  immer  von  Neuem  gefeilte  Musterstücke,  welche  bei  der  kei 
Ausführlichkeit  der  Gedankenentwickelung  auf  die  Dauer  ermödel 
man  vermisste  den  frischen  Hauch  des  lebendigen  IVort^. 
diesen  Punkt  richtete  namentlich  der  ühetor  Alkidamas  (S.  5 
seine  Angriffe,  indem  er  der  Schreibel)eredtsamkeit  des  Isokr 
die  geniale  Kraft  eines  Gorgias,  der  gleich  aus  dem  Stegreife 
richtige  Wort  zu  linden  wisse,  als  die  wahre  Beredtsamkeit  geg 
überstellte.  Isokrates  war  in  der  That  ein  Sprachkünstler, 
Stilist  und  nur  der  äufsern  Form  nach  ein  Redner**). 

Die  eigentliche  Beredtsamkeit  der  Athener  scldoss  sich  eng 
die  Aufgaben  des  Lebens  au,  wie  sie  sich  im  Gerichte  und  io 
Volksversammlung  darboten.     Hier  konnte  sie  sich  weiter  den  pr 
kenden   Stil  des  Gorgias   noch   den  Periodenl»au  des  Isokrates  i 
Vorbilde    nehmen;    denn  die    breite    und    selbstgefällige  Weise 
Kunslredner  war  nicht  an  ihrem  Platze,  wo  es  darauf  aiduim,  d 
vorhegenden  Fall  sachgemäfs  zu  behandeln  und  in  kurz  hemes« 
Zeit  dasjenige   bündig  zusammen  zu  fassen,   was  geeignet  war, 
urteil  der  Bürgerschaft  oder  der  Geschworenen  zu  bestimmen.   I 
war  die  Uedekunst  des  Thrasvniachos  aus  (ihalkedon,  welcher  im 
gensatze  zu  der  künstlichen  Stilistik  eines  Isokrates  und  der  Pm 
rede  eines  Goi'gias,   die   für  das  bürgerüche  Leben   brauchltare 


LT8IA8   LKDENSUMSTÄNDE.  515 

redtMmkeit  Tonngsweise  begründet  haben  »oll,  des  Byzantiners  Theo- 
imo»,  der  als  Lehrer  der  Beredtsamkeit  Lysias  den  Rang  streitig 
■achte,  des  Andokides,  Kritias  und  Lysias.  Andokides  (S.  t99)  war 
hin  Rhetor  von  Fach,  sondern  ein  praktischer  Politiker,  welcher 
wh  im  wüsten  Parteilehen  nm hertrieb  und  vermöge  seines  ange- 
krenen  Talents  Reden  abzufassen  verstand ,  welche  als  politische 
Fhgschriflen  veröffentlicht  wurden  und  uanientlich  «hirch  das  Ge- 
iduck  der  erzählenden  Abschnitte  bedeuten<len  Ruf  erlangten.  Der 
kNhbegabte  Kritias  war  auch  auf  diesem  Gebiete  so  ausgezeiciniet, 
im  sein  Stil  durch  Würde  und  Einfachheit,  durch  Gedankenfülle 
nd  prägnante  Kürze  als  mustergültig  angesehen  wurde.  Am  voli- 
ilai  entwickelt  und  zugleich  am  reichsten  bezeugt  tritt  uns  aber  die 
Milche  Redekunst  in  den  Werken  des  Lysias  entgegen. 

Er  war  ein  Sohn  des  Kephalos,  des  Freundes  des  Perikles, 
dn  Altersgenosse  des  Isokrates.  Er  lebte  nach  des  Vaters  Tode 
ii  Thorioi,  wo  er  des  Syrakusaners  Tisias  Unterricht  genossen 
soll;  um  411  kehrte  er  nach  Athen  zurück  und  lebte  hier 
it  seinem  Bruder  Polemarchos  als  wohlhabender  Schutzbürger  und 
tower  Anhänger  der  Verfassung.  Deshalb  wurden  sie  von  den  Drcifsig 
wbigt;  Polemarchos  wurde  hingerichtet.  Lysias  flüchtete  nach 
Hiiwa,  unterstjutzte  mit  eigenen  Mitteln  die  liefreiung  Athens  (S.  35) 
wi  trat  als  Bluträcher  des  Bruders  gegen  Eratosthenes  auf  (S.  109). 
Aich  spater  befasste  er  sich  mit  öffentlichen  Angelegenheiten  (S.  218) 
vd  blieb  sich  in  seinem  warmen  Patriotismus  unerschütterlich  treu, 
*kvolkl  er  für  Alles,  was  er  in  dieser  Iksinnung  gethau  und  ge- 
Kttoi  hatte,  nicht  einmal  das  Bürgerrecht  als  Dank  davontrug ^^). 

Lysias    war   nach  Einbui'se   seines  vaterlichen   Vermögens    auf 
^  Erwerb    des  Redenschreibers  angewiesen;  er    war    als    solcher 
Üfemein  fhiclitbar  und  bei  seiner  Verbindung  mit  den  bedeutend- 
en Zeitgenossen  und  der  unmittelbaren  Verflechtung  seines  I^bens 
M  den  öffentlichen  Ereignissen    gehören  seine   zahlreichen  Reden 
ti'den  wichtigsten  Quellen  der  Zeitgeschichte.    Wenn  er  als  junger 
IImui  auf  die  Irrwege  der  Soidiistik  gerieth  und  deshalb  den  Tadel 
llaUms  sich  zuzog,  indem  er  auch  widersinnige  Ansichten  aufstellte, 
tar  m  dem  Zwecke,  um  an  ihrer  Durchführung  sein  formales  Ta- 
IsBl   und  seinen   Scharfsinn  zu  zeigen,    so  legte  er  später  in  der 
Iwihamnn  Zucht  des  praktischen  Berufs  Alles  ab,  was  ihm  von  rhe- 
tamcher    Künstelei     und    Sophistenmaiüer    angehaftet    hatte;    er 
oucbtD  sich  von  allem   unnüt;een  Schnuu*ke  frei  und  schrieb  seine 


oo* 


5t6  CHARAKTER    DES   LTS1A8. 

Reden  iu  so  schlichtem  und  einfachem  Stile,  dass  er  ein  ToUkoB- 
menes  Muster  der '  natürlichen  Anmuth  attischer  Prosa  wurde.  Ein 
ganz  besondere  Gälte  hatte  er  zum  Erzählen.  Hier  zeigte  er  etm 
von  dem  dramatischen  Talente,  das  seinen  sicUischen  Landsleala 
eigen  war,  indem  er  das  Charakteristische  einzelner  Stände  ni 
Personen  trefTend  aufzufassen  und  zu  anschaulichen  Lebensbaum 
auszuprägen  rersland  ^*^). 

Wir  sehen  vor  unserii  Augen  die  Intriguen  der  Oligarckoi, 
die  Schreckcnszustände  unter  den  Dreifsig  und  die  SeMecbtigkril 
ihrer  Nachfolger,  der  Zchumänner.  Wir  sehen  in  MantiUieos  (S.  216) 
das  Bild  eines  jungen  attischen  Ritters  mit  seinem  wallendeo  Hmt, 
voll  kecken  Selhstgeffdils,  ehrgeizig  und  freigebig.  Vfir  bücka 
in  das  Innere  des  attischen  Bürgerhauses  und  erkenneu  aus  im 
VormundschafLsprozesseii ,  wie  schnödeste  Flabsucht  alle  Bande  fa 
Bluts  und  der  Freundschaft  zerreifst. 

Aber  nicht  das  Talent  des  Lysias  allein  bewundern  wir,  Sonden 
auch  seinen  edlen  Sinn  und  die  Reife  seines  Urteils  iu  allen  iial- 
licheu  Angelegenheiten.  Auch  in  der  liewegtesten  und  achwa^ 
vollsten  aller  seiner  Reden,  in  der  Rede  gegen  Eratostbenes,  äff 
einzigen,  welche  er  selbst  gehalten  hal^  bleibt  er  durchaus  sacUiel» 
obwohl  es  sich  um  die  personlichste  Angelegenheit  handelt,  und  U 
nur  das  Interesse  des  Staats  im  Auge,  wenn  er  die  lieuclileriick 
Politik  des  Theramenes  und  seiner  Anhänger  entlarvt.  In  echt  M- 
lenischer  Weise  smrht  er  versöhnliche  (Besinnung  zu  wecken  (S.  2iii 
indem  er  auf  die  Perser  und  auf  Dionysios,  den  Tyrannen  seiner  Hfl* 
matb,  als  die  gemeinsamen  Feinde  aller  Hellenen  hinweist.  Eriil 
aber  vor  Allem  ein  echl(*r  Athener,  dem  die  Ehre  der  Stadt  dtf 
Herzenssache  ist.  Kr  sieht  ibr  Heil  in  dem  unverküramerten  1^ 
sit2e  der  verfassungsmäfsigen  Freiheit  (S.  42)  und  verbindet  sA 
am  liebsten  mit  solchen  Bürgern,  welche,  wie  der  Sprecher  *r 
Rede  gegen  Euandros,  Familien  angehören,  die  seit  alter  M 
immer  treu  zur  Verfassung  gestanden  hatten.  Er  übemimmt  fc 
schwierigsten  AufgalnMi,  wo  es  gilt  Unrecht  zu  verhüten  oder  mA 
Kräften  wieder  gut  zu  machen,  wie  in  der  Rede  über  die  GW 
des  Aristophanes  (S.  214);  er  zeigt  das  lebhafteste  Interesse  finr  * 
Erhaltung  des  Wohlstandes  alter  Bürgerfamilien  und  tritt  vorsicW^ 
al)er  ernst  jeder  ungerechten  Volksjustiz  entgegen;  er  eifert  gff« 
das  feile  Schreiliervolk ,  aus  dessen  Mitte  ein  Nikoraachos  (S.  47) 
es  wagen  könne   in  der  Stadt  des  Solon    und  Penkies  als  Ge9rt^ 


LYSIAS.  517 

dlier  aufzutreten,  |;;egeii  Spekulanten  niedriger  (lesinnung,  weiche 
iie  die  Koniliändler  die  Brodpreise  in  die  llöiie  treiben  und  aus 
kr  Bedranguiss  der  Stadt  Vortlieil  zieiien  wollen.  Wo  es  sich  um 
tie  Prüfung  erlooster  Rathsherrn  handelt,  zeigt  er,   was  die  Stadt 

einem  tüchtigen  Uathsherrn  zu  verlangen  l)er(H*Jitigt  sei  und 
die  feige,  welthürgeriiche  Gesinnung,  welche  das  eigene 
Wehibetinden  dem  des  Gemeinwesens  voranstelle.  Uelierall  stellt 
ff  cüiiflche  Forderungen  auf  und  vertritt  mit  edler  Wärme  die 
(SmdsäCze  der  Mäl^igung  und  der  Gerechtigkeit,  welche  dem  (^iste 
te  solonischen  Gesetzgebung  entsprechen'^^). 
'  Die  beiden  Gattungen  praktischer  Beredtsamkeit  sondertt^i  sich 
inner  schärfer.  Als  Volksredner  glänzten  die  Parteifilhrer  L(M>da- 
■M  and  Aristoplion  (S.  446)  und  vor  allen  Anderen  Kallistratos, 
in  Fache  der  gerichtlichen  Beredtsamk(*it  Isaios  von  Ghalkis,  welcher 
lieDncht  durch  den  Abfall  Kuhoias  im  Jahre  411  zur  Veliersiede- 
l^g  nach  Athen  veranlasst  wurde.  Hier  hefleilsigte  er  sich  philo- 
■fUscher  Studien  und  st<md  mit  Piaton  in  Verbindung,  aber  dem- 
Mlboi  Zuge  folgend,  der  so  viele  Hellenen  jener  Zeit  von  der 
Hiosophie  zur  Redekunst  hinüberzog,  wurde  auch  er  ein  Ue- 
hMehreiber,  wie  Lysias,  und  wenn  er  ihm  an  Talent  der  Dar- 
Mriiimg  und  gefälliger  Anmutli  der  Bede  nachstand,  so  war  er 
km  an  gründlicher  Rechtskenntniss  und  dialektischer  Schäife  der 
Inreislühruug  überlegen  ^^). 

Die  Geschichte  der  Beredtsamkeit  führt  unmittelbar  auf  das 
Sabiet  der  Wissenschaften  hinüber.  Denn  alle  bedeutenderen  Bed- 
Iff  waren  zugleich  Theoretiker  und  schrieben  wisseiiscliat'tliche 
^Mmsungeu  für  die  Jimger  ihrer  Kunst,  wie  Isokrates,  [saios, 
Rhmymachos  u.  A.  Das  war  überhaupt  das  grol'se  Verdienst  der 
llpliislik,  von  welcher  ja  auch  die  Bhetorik  ausgt^gangen  war,  dass 
ie  aof  allen  Gebieten  eine  Wissenschaft  liehe  Betrachtung  anregte, 
wi  je  mehr  sich  diese  Bichlung  von  der  s|ieculativen  Philoso|)liie 
Ikahrte,  um  so  mehr  wendete  sie  sich  |)oIitischen  und  geschicht- 
dMn  Gegenständen  zu  und  rief  hier  eine  literarische  (leschaftigkeit 
M  grofter  Regsamkeit  und  Mannigfaltigkeit  hervor. 

Der  literarische  Verkehr  war  schon  während  des  peloponnesi- 
ken  Kriegs  sehr  in  Schwung  gekiunmen  (S.  67).  Ks  gab  einen 
jenen  Stand  von  Schreil>ern  und  Buclihän(ll(;rn,  welche  den  atti- 
hen  Bficbermarkt  mit  billiger  Waare  versorgten;  man  konnte  z.  B. 
9  Anaiagoras   Werke    für    eine  Drachme    in   Athen    kaufen.     Es 


518  LITERATUR   DER    FLUGSCHRIFTEN. 

wurde  auch  über  See  nach  den  Coloiiieen  eiii  lebhafter  Büdm 
liandel  geLriel)eii  und  llermudoros,  des  Piaion  Schüler,  sein 
uocli  bei  l^bzeilcii  seines  Meisters  die  Gespräche  dessdboi  i 
Umlauf. 

Wie  rasch  und  leicht  die  Verbreitung  der  Schriften  war,  wl 
man  am  besten  daraus,  dass  man  diesen  Weg  benutzte,  um  im  ii 
teresse  einer  Partei  das  Pubhkum  zu  bearbeiten.  Solche  ¥utm 
sdiriften  erschienen  schon  während  des  grofsen  Kriegs; 
entweder  Ergüsse  heftiger  LeidcnschaH,  wie  die  sogenannten 
hungeu  des  Antiphon,  oder  kurzgefasste  Programme  einsefaiar  hr 
teien,  welche  veröfl'entUcht  wurden,  um  auch  in  weiteren  nn 
fernei'en  Kreisen  zu  wirken  und  Gesinnungsgenossen  m  tiichek 

Ein  solches  Pamphlet  war  die  Schrift  des  Andokides  *aa  M 
politischen  Freunde',  welche  aus  der  Krisis  des  attischen  PMi 
lebens  nach  420  stammt.  Verwandter  Art  sind  die  Denksdinlla 
die  unter  Xenophons  Namen  erhalten  sind,  die  Schrift  *vom  StU 
der  Athener'  (S.  11)  und  die  'von  den  Einkünften'.  Die  felilai 
gehört  in  die  Zeit  des  Eubulos;  sie  empfiehlt  eine  StaaUvemilUai 
welche  alle  llülfsmittel  des  Landes  sorgfältig  ausbeutet  und  vatB 
dem  Schutze  eines  glücklichen  Friedens  Haiulel,  Gewerbe  ond  fati 
pflegt.  Es  sind  dieselben  Ansichten,  wie  sie  der  Friedensrede  Ai 
Isokrates  zu  Grujide  liegen. 

Auch  des  Isokrales  Wirken  beruht  ja  auf  der  Bedeutoi 
die  der  sclu'iftliche  Austausch  in  seiner  Zeit  gewonnen  hatte; 
seine  Heden  und  Briefe  waren  Flugschriften  über  die  Zeitereig- 
nisse. In  gleicher  Weise  veröffentlichte  Tln*asymachos  seine  IM 
'für  die  Larisaer',  wie  es  scheint,  in  antimakedonischem  Si^i 
Auch  Aikidamas  l>ehandeite  pohtische  Tagesfragen,  namentlicb  ii 
seiner  'messenischen  Rede',  in  welclier  er  für  die  Anerkenaiil 
Messeniens,  der  Stiftung  Thebens,  dessen  Staatsmänner  er  voUkoS- 
men  zu  würdigen  wussle,  mit  seinein  Ansehen  eintrat,  liier  luki 
wir  ah»o  eine  schriftliche  Uede  und  Gegenrede,  eine  litenriickc 
Fehde.  Denn  gleiclizeitig  gab  Isokrates  seüieu  'Aixhidamos'  henK 
worin  er  die  Spartaner  auffordert,  die  Anerkennung  Messeniotf 
standhaft  zu  verweigern'*^). 

In  solcher  Blüthe  staiul  ilainals  die  publicistische  Literattf* 
Man  beschrankte  sich  aber  niciit  auf  die  in  Flugschriften  zu  ^ 
handelnden  Tagesereignisse  luid  Tagesfragen;  liatte  sich  dieRheioA 
einmal  gescbichthchen  Stoffen  zugewendet,   so  musste  der  Versuch 


RHETORIK   UND   GfiSCUlCHTSSGHREIBUNC:.  519 

gemacht  werdeu,  auch  in  grölsereu  Arbeilen  dieser  Art  die  Kunst 

der  Darstellung  zu  erprol>en. 

Die  Verbindung  von  lllietorik  und  Gcscliichte  war  keine  neue. 
Die  Rbetoreu  hatten  ja  ITir  alle  höheren  Anforderungen  die  attisclie 
S|iniche  erst  ausgebildet  und  von  den  Sopliisten  halte  man  erst  gelernt, 
iber  die  Bedeutung  der  Wörter  nachzudenken.  Wie  konnten  also  die- 
jnngen,  welche  sich  die  schwierige  Aufgabe  wählten,  das  mensch- 
Ikhe  Leben  in  Staat  und  Gesellschaft  zur   Darstellung  zu    bringen, 

/iHHa  Fortschritten    der    Sprach-    und  Denkübung    fremd    bleiben? 

St  hat  schon  Thukydides  von  Antiphon  und  von  den  Sophisten  ge- 

kroL    So  steht  auch  Xenophon  als  Geschichtsschreil>er  unter  dem 

Ebflnsse  der  Rhetorik,  am  meisten  freilich  in  demjenigen  Werke,  in 

midiem  er  am  wenigsten  Historiker  ist,  d.  i.  in  der  Cyropädie.    Sie 

iil  die  am   meisten  ausgearbeitete  seiner  Sr>hriflen,  al)er  sie  leidet 

li'der  imiereu  Unwahrheit,   dass  unter  dem  Bilde  des  Kyros  und 

itt  persischen  Monarchie  gewisse   ideale   Vorstellungen  von  Staats- 

iegieruiig  und   Volksznständen  vorgetiagen  werden.     Am  achtungs- 

«crthesteu  ist  Xenophon,   wo  er  in  schlichter  Treue  Selbsterlebtes 

ernhlt,  sei  es  aus  seinem  eigenen  Kriegsleben  oder  aus  dem  lieben 

im  Sokrates.     Wenn  er  aber  den  Thukvdides  fortzusetzen   unter- 

nhm^  80  war  das  eine  Aufgabe,  welche  seine  Knifle  weit  überstieg. 

Ib  Anfange   merkt  man  noch   den  Eintluss    seines  Vorbildes,    der 

ÜB  hebt;    um  so   mein*  tritt  aber  im  Verlaufe  seiner  griechischen 

Geschichte    die    Unselbständigkeit    des    Urteils,    die    Unfreiheit    des 

BUls  und  der  Mangel  an  geistiger  Kraft  hervor. 

Durch  Isokrates  wurde  nun  ehie  ganz  neue  Verbindung  zwi- 
wAtta  Rhetorik  und  Geschichte  hergestellt.  Freilich  hatte  er  für 
.  cnsie  Forschung  auch  auf  diesem  Gebiete  wenig  Sinn;  aber  er 
triunnte  doch  die  Noth wendigkeit,  seine  Schüler  nicht  durch  sti- 
UrtiKhe  Uebungen  zu  ermüden,  sondern  sie  auch  auf  solche  (je- 
iBstinde  zu  leiten,  an  denen  sie  ein  sachliches  Interesse;  linden 
koBOten.  Seine  Kunst  sollte  ja  Mittelpunkt  und  Hlüthe  aller  höhe- 
M  Bildung  sein  und  sie  stand  der  Aufgal)e  des  Geschichtsschrei- 
kn  auf  jeden  Fall  ungleich  näher,  als  die  gerichtliche  Khetorik 
fa  Antiphon  und  der  Sophisten.  Die  häutige  Benutzung  der  Ge- 
flcUchte  musste  ja  darauf  füiiren,  die  Geschichte  selbst  im  Zusam- 
^Mühaoge  zu  behandehi,  namentlich  die  vaterstäd tische,  aus  deren 
i^cr|ingenheit  so  viele  Exeni|)el  den  Zeitgenossen  vorgehalten  wurden, 
^  es  war  ein  Triumph  rhetorischer  Kunst,  wenn  es  ihr  gelang, 


520  DIE   ATTI8CHK   ALTERTHUMSKimPE. 

auch  den  sprödesten  und  trockensten  StofTen  eine  anmulhende  Seile 
abzugewinnen  und  groFse  Massen  von  Material  diu*ch  methodische 
Anordnung  ül^ersichtlich  zu  maclien. 

So  erwuchs  aus  der  Geschieht«  und  Alterthumsknnde  Athei» 
ein  eigenes  Fach  gelehrter  Literatur,  in  weichem  sich  ein  Sciitier 
des  Isokrates,  Androtion,  auszeichnete.  Er  zog  sich  in  höberan 
Alter  aus  dem  liewegten  Leben  eines  Redners  und  Staatsmamis 
zurück  und  schrieb  in  Megara  seine  'Atthis\  worin  er  die  Geschidite 
Athens  von  den  ersten  AnfTingen  mit  Ijesonderer  Berücksiditigi^ 
der  Verfassung  bis  auf  die  (k^genwart  herab  verfolgte.  Gkidwitii^ 
schrieb  Phanodemos  eine  Atthis;  lieide  hatten  einen  Vorgänger  a 
Kleidemos,  der  noch  Augenzeuge  der  sicilischen  Unternehmung  fewe* 
sen  war  und  für  den  eigentlichen  Stifter  der  Atthidenliteratur  gdl^ 

Es  erstreckten  sich  al)er  die  von  der  rhetorischen  Schale  iitf- 
gehenden  («eschichtstudien  weit  ül>er  den  Kreis  von  Athen  hiuM» 
und  Isokrates  hat  sich  als  Leln*er  kein  gröfseres  Verdienst  erworbiB, 
als  dsidurch,  dass  zwei  seiner  begabtesten  Schüler,  Theopompos  iiii4 
Ephoros,  durch  ihn  zur  Bearbeitung  der  allgemeinen  Geschichte  n- 
geregt  wurden. 

Theopompos  von  Ghios  hatte  ein  feuriges  uml  ehrgeiages  Ge- 
müth.     Er  gab  sich   daher  mit  vollem  Eifer  der  Beredisamkeit  Ihd 
und  erreichte  darin  solche  Meisterschaft,  dass   er  fwi  der  LeidM*- 
feier  des  Maussollos  (107,   1;   352)  in   der  panegyrischen  Rededen 
Preis  gewaiui.     Vm  so  anerkenneuswerther  ist  es,  dass  er  sich  mf 
d(»n  Halb  seines  Lehrers,   der  für  seinen   uiuMihigen  Geist  ein  ern- 
stes  und  zusammenhangendes  Arbeiten    liesonders    wünschensv^ertb 
linden  mochte,  ganz  der  Wissenschaft  hingab  und  seine  Mittel  dar- 
auf verwandte,  die  verschiedensten  Länder  zu  bereisen,  mit  de«  be- 
deutendsten Mannern   bekannt   zu   werden    und  ül)er  Vergangenbeit. 
und    Gegenwart  ein    klares   Urteil  zu    gewinnen.     Er  schrieb  grie- 
chisciK;  Geschichte  bis  zur  Schlacht   bei  Knidos;    dann  brach  er  alt 
und    begann    ein    neues  Geschichtswerk,    weil    er   inzwischen  eioeO 
neuen  Standpunkt  gewonnen  hatte;  er  nannte  das  neue  Werk  'Pbi— 
lippika',   weil    ihm   klar  wurde,    dass    der   Sohn  des  AmynUis  eiii^ 
Ikdeutung    für    das    ganze  Festland   Europas    gewonnen  habe,   wie 
sie    kehl   Mensch   vor  ihm   besessen,  und  dass  damit   die  Zeit  der 
Kleinstaaten    zu  Ende    gehen    und  auch   die   hellenische  Geschkiit^ 
in    der   Hauptstadt    tles    makedonischen   Reichs    ihren    Schwerpankf 
linden  müsse. 


THEOPOMPOS    1:M)    EPHOIUIS.  521 

Nach  Art  des  llerudot,    weLcheni  er  sich  i\h  Uni'wv  v(4'\\ciii(il 
fulille  und  dein  er  seine  ersten   Studien   gewidmet  Iiatle,  riclitelc 
er  sein  grofses  Werk  wie  ein  Weltgenifdde  ein   mit  vielen   Rück- 
blicken  auf  frühere  Zustande   und   mit  steter  Derücksichligung  der 
politischen   und  geseiisebaft liehen  Einrichtungen.     So  stellte  er  (Ue 
verschiedenen    Demokratien    zusimimen    un(i    verglich    die    Hurger- 
whafl  von  Tareut  mit  der   von  Athen;  in  einem  besonderen  Ab- 
schnitte gab  er  die  (Charakteristik  der  attischen  Volksredner,  überall 
dn  strenger  Sittennchter,    schonungslos   namentiicJi   gegen  Atlien, 
dessen  Undank   gegen  seine  grol'sen   Bürger,   dessen  Verginlgungs- 
facfat  und  Schlafflieit   er  geil'selte,   ohne  darum  in    der  Stadt  des 
MUes  den  ü^littelpunkt  des  geistigen  Lebens,  das  'Prylaneion  von 
HdlisS    zu    verkennen.     Sein   weiter  culturhistorischer  Blick  xeigt 
sidi  auch  darin,   dass  er  (Ue  Landesprodukte  und  Kunstwerke  fer- 
ner Länder    beachtete    und   die  Aut'merksamkeil   der   ll(4lenen  zu- 
erst nach  der   römischen   Welt   hinülxn*  ausdelmle.      Von   ernstem 
Wahrheitssinne  geleitet,  machte  er  sein  l  rteil  ül>er  die  politischen 
Parteiführer  nicht  von   sehiem   (Mgenen  Standpinikte  abhängig   und 
wiiBste  duix'h  den  strengen  Ernst,  mit  welchem  er  an  Königen  wie 
an  Demagogen  die  Fehler  rügte  und  alle  Vi»rderbnisse  der  Zeit  rich- 
tete, seiner  Darstellung    im    Sinne    des   [sokrates    einen    ethischen 
Charakter  zu  geben.     Auch   in  seinem   Stile   hatte  er  die  Klarheit 
uid  Wörde  des  Isokrates ;  er  S4*ldoss  sich  ihm  selbst  in  kleinlichen 
Dbgen  an,  wie  in  der  Vermeidung  des  Hiatus,  alier  er  war  in  den 
hwegteren  Theilen  seines  Wei'kes  kraftvoller  und  pathetischer. 

^horos  aus  Kyme  hatte  keine  so  glänzende  Begabung;  er 
blte  ein  gntes  Theil  von  äolischem  Phlegma ;  alM*r  seine  Ausdauer 
'W  am  so  gröfser  und  er  war  mehr  als  Theopomp  ein  gebohrter 
Fawcher,  er  strebte  nach  ehier  tH»sammtanschauung  dvr  iHMvohnten 
Erde  und  hatte  sich  (hin*h  umfassende  Studien  ein  grofses  Material 
^<ni  geograpliisclien  und  ethnographischen  Kenntnissen  angeeignet, 
^•Hche  er  in  seine  (Heschichte  verarlM»itete.  Er  ging  den  ältesten 
Wieriieferungen  des  Volks  nach  und  brachte;  mit  unverdrossenem 
Httfse  ein  Werk  zu  Stande,  wie  es  noch  Keiner  vor  ihm  (*ntworfeii 
«Ite,  eine  llniversalgi?schiclite  des  griechischen  V4)lks,  welche  er 
*wr  mehr  als  sieben  Jahrhunderte  fortführte.  Er  wusste  Ij^gentle 
■W  Geschichte  wenigstens  ihren  IIau|)tuiass(Mi  nach  zu  sondern  und 
*^  als  den  Anfang  der  letzteren  zuerst  die  dorisch«^  Wanderung 
■^;  er   wusste  mit  feinem   Sinne  die  Gliederung  der  Länder  zu 


522  EPUOKOS.       KTE81A8. 

enlwickelii  und  ging  den  überseeischen  Sladtgiiindungen  mit  beson- 
derem Fieifse  nach. 

Die  neuere  Zeit  behandelte  er  mit  leidenschaftsloser  Ruhe  und 
nur  in  ganz  ehizelnen  Punkten,  ma  z.  B.  in  der  günstigen  Beur- 
teilung des  Theramenes,  finden  wir  eine  Spur  poliiisclier  Parteistel- 
lung,  welche  er  wohl  mit  Isokrates  theilte.  Seine  liarmiose  Gemäüh 
Hchkeit  giebt  sich  in  dem  Lokalpati4o(ismus  zu  erkennen«  wekber 
ihn  als  Bürger  von  Kyme  beseelte.  Man  erzählt,  dass  es  ihm  uner- 
tragUch  gewesen,  wenn  längere  Zeit  hindiuxh  seine  Vaterstadt  ii 
der  Gesclüchte  nicht  vorgekommen  sei.  Dann  habe  er  wohl,  um 
seinem  patriotischen  Bedurfnisse  zu  genügen,  den  Satz  eingeschohea: 
'um  diese  Zeit  verhielten  sich  die  Kymäer  ruhig*.  Als  AfloKer 
aber  hatte  er  für  Thebens  grofse  Zeit  eine  besondere  Sympathie 
und  in  der  Schilderung  des  Epameinondas  zeigte  er  die  Fälligkeit, 
die  eigene  Wärme  und  Begeisterung  auch  seineu  Lesern  mitn- 
theilen. 

Während  Theopompos  und  Ephoros  die  Kenntniss  der  Natie- 
nalgeschichte  erweiterten,  gründete  Ktesias  aus  Kiüdos,  welcher  vn 
415  bis  398  als  Leibai*zt  am  Perserhofe  lebte  und  auch  an  Staat»- 
geschäflen  betheiligt  war  (S.  159),  eine  Wissenschaft  von  der  Ge 
schichte  des  Morgenlandes.     Er  war  der  erste  Grieche,  welchem  die 
Archive  des  Perserreichs  offen  standen;  alier  die  Ausbeute  entspndi 
den  Forderungen  echter  Wissenschaft  nicht.  Er  hatte  keine  aufrichtige 
Wahrheitsliebe;  er   war  ein  eitler  Mann,  iler  gleich  etwas  Grolisir- 
tiges   und  Vollständiges   gel>en   wollte,   und  erlaubte  sich  dabei  die 
grofsten  W'illkürlichkeiten ;    er    erwies    sich    auch  in   den  Punkten 
persisch  -  griechischer  Geschichte,    welche  er  genau  keimen  konnte^ 
als  durchaus  unzuverlässig   und  stellte  auf  den  Gebieten,  wo  mao 
ihn   nicht  controlii*en   konnte,    namentlich  in   der  assyrischen  und 
indischen  Alterthuinskunde,  ein  gänzlich  erlogenes  System  von  Zablefl 
und  Thatsachen  auf,  wodurch  er  seine  Zeitgenossen  und  die  nachfol' 
genden  Geschlechter  bis  auf  die  neueste  Zeit  getäusclit  hat    Das  «v 
iler  Abweg,  auf  welchen  die  sophistische  Zeitbildung  fülirte,  weUe 
vor  dem  Thatsächlichen   keine  Achtung  hatte  und    in  leiclitfertiger 
Weise  den  allseitig  angei'egten  Wissenstrieb  befriedigen  wolite^^). 

Wie  sehr  man  damals  nach  chiem  encyklopädischen  Wissen 
sti*ebte,  zeigt  sich  auch  an  den  Versuchen,  welche  man  macble. 
ehie  gelehrte  Philologie  zu  begründen.  Die  blofse  BekanntscbiA 
mit  den  Küissikern  und  der  gebildete  Vortrag  ihrer  Werke  geuügle 


PHILOLOGIE.       HEILKUNDE.  523 

nicht  mehr.  Die  Sophisten  kiuipflcn  ihre  IJnlerhaltungf'ii  au  he- 
kaiiiite  Dichterstellen  an,  pniiten  diesel]>en  nach  Furui  und  Inhalt, 
und  zwar  häufig  nur,  um  ihren  überlegenen  Standpunkt  gellend  zu 
macheu  und  den  alten  Meistern  falschen  Wortgebrauch  oder  Mangel 
an  richtigem  Urteil  nachzu>^ eisen.  Aber  man  machte  auch  ernstere 
Studien  und  namentlich  bildete  sich  ein  eigner  Stand  von  Gelehrten, 
welche  die  Erklärung  Homers  zu  ihrem  Berufe  machten.  Thasos 
und  Lampsakos  waren  die  Plätze,  wo  diese  Studien  bhlhtcn.  Aus 
Thaaos  stammten  Hippias,  welcher  einen  gereinigten  Text  des  Dich- 
ten herzustellen  suchte,  und  Stesimbrolos,  der  meist  in  Athen  lebte 
und  neben  dem  Lampsakener  Metrodoros  in  der  Zeit  Piatons  für 
den  geistreichsten  £rklarer  des  Epos  galt.  Die  Erklärung  gerieth 
schon  frühe  auf  Abwege,  indem  man  allegorische  Deutungen  an- 
wendete und  den  epischen  Sagen  naturwissenschaftlichen  Sinn  un- 
terlegle.  iNüchterner  verfuhr  auch  auf  diesiMU  Gebiete  Ephoros, 
welcher  die  örtlichen  UeberUeferungen  von  Homer  zusammenstellte 
und  die  eigentliche  Autorität  für  die  Ansicht  wurde,  dass  der  Dichter 
in  Smyrua  von  kymäischen  Eltern  geboren  sei*^^). 

Unter  den  Naturwissenschaften  war  es  besonders  die  Heilkunde, 
Ufekhe  mit  der  allgemeinen  Bildung  in  den  engsten  Zusammenhang 
trat  Denn  nachdem  sie  früher  in  den  Schulen  der  Asklepiaden 
gqiflegt  worden  und  eine  auf  erblicher  Erfahrung  beruhende  Technik 
febtieben  war,  wurde  sie  nun  vom  priesterlichen  Schulzwange  frei- 
gemacht, mit  dem  bürgerlichen  l/el)en  in  Verbindung  gesetzt  unil 
UDler  weitere  Gesichtspunkte  gestellt.  Man  suchte  die  Regeln  einer 
wiiaeusehaftliclien  Gesuudheitsptlege  festzustellen,  untersuchte  den 
EinDnss  der  verschiedenen  Nahrungsmittel  und  Lel>ensar1en  und 
Khaf  so  eine  neue  Kunst,  welche  sich  nicht  auf  die  Behandlung 
önzebier  Krankheiten,  sondern  nu^hr  auf  Kräftigung  und  Erhaltung 
dtt  menschUchen  Organismus  im  Ganzen  bezog. 

Der  eigentliche  Gründer  dieser  Schule  war  Herodikos  aus  Se- 
linbria,  dessen  Reform  vor  die  Zeit  Platiuis  ITdlt.  In  seiner  Weise 
hnchten  in  Athen  Akumenos  und  sein  Sohn  Ervxiniarhos,  welche 
BUB  engsten  Kreise  des  Sokrates  gehörlen  und  durch  die  Vorschrif- 
ICQ  Aber  zweckmäfsige  Bewegung  in  freier  Luft  und  ähnliche  Ge- 
(UMtinde  in  Athen  sehr  bekannt  waren. 

Diese  von  der  Sophistik  angeregte  SeiU*  der  Heilkunde  wurde 
^h  Hippokrates,  den  Asklepiaden  aus  Kos,  mit  der  älteren  Praxis 
^  Verbindung    gesetzt.     Er    hatte   die    alle  Famiiientradition    und 


524  HEJLRt\>'8T    IIi\»    NATURWISSENSCHAFT. 

sammelte  lleifsig,  was  in  den  Heiligthömem  des  Asklepios  auf  dei 
Yotivsteinen    der  Genesenen  ü])er  iiire  Kuren  verzeichnet  war;  er 
befreite  aber  die  Kunst  aus  dem  Kreise  der  Tempeiinstitute,  tr  fur- 
schafTte  sich   durch   Reisen  einen    neuen  und  weiten  Uinfiing  tm 
Beobachtungen  und  Erfahrungen,  er  wui*de  Schüler  des  Herodikes, 
des  Gorgias,   des  Demokritos  von  Abdera,  und  gründete  eine  Wis- 
senschaft der  Medicin,  welche  auf  der  Hohe  des  wissenschaAlidia 
Lebens  der  Nation  stand,  ja  in  mancher  Beziehung  darüber  hinan- 
ging.    Denn  ihm  gelang  es,   wie  keinem  Anderen,   die  heilsiMi 
Anregungen,    welche    von    der  Sophistik  ausgingen,    um  auf  alki 
Jjel)ensgebieten  ein  methodisches  Nachdenken  einzuführen,  mit  dar 
gewissenhaftesten  Erforschung  des  Thatsächlichen  und  der  reinstn 
Wahrheitsliebe  zu   vereinigen.    Er  erwies  sich  in   seinen  Schrilln 
über   Krankheiten    und   Heilmittel   wie    in   seinen   Untersuchmigei 
über  den  menscldichen  Organismus  und  die  Einflösse  von  Eliaa, 
Luft,    Winden    u.   s.   w.  als  einen  echten  Ptiilosophen,    als 
Vorganger  des  Aristoteles,  indem  er  nicht  bei  einer  trockenen 
pirie  stehen  blieb,  sondern  nach  Gesetzen  forschte.     Er  vereinigte 
die  Fortschritte  der  neuen  Zeit  mit  dem  Guten  der  alten,  indem  er 
seinen  Beruf  ui  vollem  Mafse  von  seiner  sittlichen  Seite  aufknftMOi 
wusste,    und  die  Tugenden  der  Gottesfurcht,  der  Uneigennfitzigkeit 
der  Verschwiegen  heil   und   der  Nächstenliebe  als  die  ersten  Erfar- 
dernisse  des  hellcuisrlieu  Arztes  aufstellte.    Er  wusste  endlich  ancb 
seinem  Berufe  den  (Charakter  einer  fmeii  Kunst  zu  wahren;  dem 
wahi*end    es   bei  den   Aegypteru   niedicinische  Systeme   von  gedeih 
icher  Autorität  gab,   welchen   sich  jeder  ausul>ende  Arzt  luibedingt 
unterwerfen  musste,  war  die  Kunst  des  Hippokrates  eine  vom  Bnck- 
staben  unabhängige,  in  deren  Ausübung  ein  Jeder  nur  seinem  eig- 
nen Gewissen  verantwortlich  sein  sollte**). 

Nach  dem  Vorbilde  des  Hippokrates  waren  denn  auch  nnttf 
den  jüngeren  Aerzten  viele  geistvolle  Manner,  welche  der  Phil»- 
sophie  sich  l)efleifsigten  und  auf  weiten  Reisen  ihre  Wissbegienk 
)>efriedigten.  So  reiste  Eudoxos  mit  dem  knidischen  Arzte  ClufT- 
sippos,  welcher  zugleich  sein  Schüler  in  der  Philosophie  war,  roA 
Aegypten,  und  mit  dem  Arzte  Theomedon  nach  Athen.  Eudoios 
selbst  aber  ist  unter  allen  Zeitgenossen  Plalons  derjenige,  in  weichet 
sich  die  Vielseitigkeit  der  damaligen  Bildung  am  deutlichsten  li^ 
spiegelt;  er  war  Mathematiker,  Astronom  und  Arzt,  Philosoph,  h" 
litiker  und  Geograph,   ein  Mann,   der  die  Wissenschaften  des  Mor* 


EUDOXOS   TON    KNIDOS    9S,  1-106^  2;  408-355.  525 

und  des  Abendlandes  mil  einander  verband  und  die  hel- 
*duug,  wie  sie  in  Asien,  in  Atlien  und  in  Italien  gereift 
.1  zu  vereinigen  \%ussle. 
linidos  gel)oren  und  gebildet,  reiste  er  23  Jahre  alt  nach 
.ü,  dann  zu  den  Aegyptern,  deren  llimmelskunde  er  benutzte, 
B  der  Oktaeteris  des  Kleostratos  eine  höliere  Vollendung  zu  geben, 
■d  endlich  nach  Groi'sgricchenland,  wo  er  beim  Archytas  sich  der 
iMDetrie  und  l)eini  Lokrer  Pliilistion  der  Arzneiwissenschaft  be- 
labigie.  Nach  diesen  schon  an  wissenschaftlichen  Fnichten  reichen 
ffinderjahren  gründete  er  zu  Kyzikos  eine  Schule,  welche  um  368 
i  Tolkter  Blüthe  stand.  Mit  vielen  seiner  Schüler  kam  er  dann 
iHk  Athen  und  schloss  hier  einen  Freundschailtsbund  mit  Piaton, 
i  diu  er  diesem  auch  nach  Syrakus  folgte,  als  derselbe  sich  zu 
KoByaioB  dem  Jüngern  liegab,  der  auf  kurze  Zeit  den  Kreis  platoni- 
llir  Männer  an  seinem  Hofe  versauimelte.  Das  wai*  um  die  Zeit 
bt  Schlacht  von  Mantineia.  Zwei  Jahre  später  linden  wir  £u- 
hns  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er  als  Vertrauensmann  der  Bürger- 
ohdl  die  Verfassung  ordnete;  er  besuchte  auch  den  Hof  des  Maus- 
dos,  bis  er  im  Alter  von  53  Jaliren  sein  reiches  Lelien  schloss, 
liem  er  auf  den  vers(;hiedeiisteu  Gel)ielen  der  Wissenschaft  die 
ipoen  seiner  Wirksamkeit  zurückliel's,  namentlich  in  der  Geometrie 
Iri  in  der  Astronomie.  Denn  wilhrend  die  Fifiheren  nur  die  für 
(■"'Bemf  des  Schiffers  und  des  l^ndmanns  wichtigsten  Auf-  und 
hrinrginge  der  Sterne  beobachteten  oder  wie  die  ionischen  und 
Iffeigoreischen  Philosophen  haltlose  Theorien  ül)er  die  Himmels- 
llipir  anfotellten,  bat  Eudoxos  im  Einverstandnisse  mit  Piaton  auf 
HttoBatisehe  Forschungen  die  erste,  wahre  Astronomie  gegnlndet, 
«och  mit  den  geringen,  ihr  zu  Gebote  stehenden  Mitteln 
ausging,  die  Bewegimg  des  Planeten  zu  begreifen.  Um  die 
aber  erwarb  er  sich  ein  besonderes  Verdienst,  indem 
P'ftr  bArgerliches  Jahr  ordnete  und  durch  Einführung  des  Sirius- 
ala  der  Hauptepoche  den  attischen  Kalender  wesentlich 
I,  ohne  die  hergebrachte  und  volksthümliche  Einrichtung 
lu  aeratAren^^). 

^*  Bei  einer  so  ausgebreiteten  Thätigkeit  auf  allen  Gebieten  der 
Mhioplne,  der  Rhetorik,  der  Geschichte  und  Naturkunde  musste 
Mrüdi '  auch  die  Sprache  eine  vielseitige  Ausbildung  erlangen. 
ll^'Aoanahme  des  Hippokrates  schrieben  alle  Autoren  in  attischer 
de  wurde  das  Organ  griechischer  Wissenschaft,   das  all- 


526  DIE  POESIE  m  ATHEN. 

gemeine  Verständigungsmitfel  aller  Gebildeten.  Diesdhe  Spndw, 
welche  dem  Thukydides  noch  ein  spröder  Stoff  war,  den  er  mv 
mit  Mühe  zwingen  konnte  sich  seinen  Gedanken  zu  fügen,  ttt  jeüt 
so  geschmeidig  geworden ,  dass  sie  sich  wie  ein  flüsnges  Metall  in 
jede  Form  giefsen  lässt.  In  ihr  bewegt  sich  der  prunkende  Sd 
des  Gorgias,  sie  fugt  sich  dem  glatten  Periodenbane  des  IsokntM, 
sie  giebt  unter  der  Knnstlerhand  Piatons  die  volle  Anmuth  des  ^ 
bihleten  Gesprächs  wieder,  sie  wird  der  Ausdruck  historischer  Dv^ 
Stellung,  sowohl  in  der  schlichten  Weise  des  Xenophon  als  in  der 
rhetorischer  gefärbten  Art  Theopomps,  sie  verbindet  endlich  in  te 
Reden  des  Lysias  und  Isaios  die  höchste  Gewandtheit  der  Enäb- 
lung  wie  der  streitenden  Beweisführung  mit  Einfachheit  des  An- 
drucks und  knapper  Kürze.  So  hat  sich  die  altische  Prat  ii 
denselben  Jahrzehnten,  in  welchen  der  alte  Staat  der  Athener  n 
Grunde  ging  und  ihre  Dichtkunst  langsam  verblühte,  jugendkriftf 
entwickelt  und  diejenige  Vollendung  erreicht,  in  welcher  sie  des 
Demosthenes  diente,  um  auch  dem  Staate  wieder  einen  neuen  Äi^ 
Schilling  zu  geben. 


Für  ilie  Kunst  war  die  Zeit  keine  günstige.  Die  Poesie,  vie 
sie  in  Athen  geblüht  hatte,  setzt  eine  Gesundheit  des  öifendidMi 
Lebens,  eine  glückliche  und  sichere  Lage  des  Staats  voraus,  soirie 
eine  lebendige  Thcilnahme  der  Besten  des  Volkes.  Sie  boaMt 
nicht  gedeihen,  wenn  die  Menschen  sich  im  Hergebrachten  uait 
friedigt  fühlten.  Bei  der  vorwiegenden  Richtung  auf  praktische 
Verstandesbildung  musste  die  Freude  an  der  Poesie  zurücktrete 
und  diejenigen,  welche  nach  Höherem  sti*ebleu,  fanden  keiuGenüf^ 
an  ihr.  Sie  wollten  keine  behagliche  Ergötzung,  keine  vorüb(^ 
gehende  Gelühlserregung,  keine  Spiele  der  Phantasie.  Die  Mjtbt- 
logie,  in  weicher  die  Poesie  wurzelt,  war  ihnen  zuwider,  weil  0^ 
die  Erkenntniss  des  Göttlichen  trübe  und  verwirre.  Der  £m8t  dtf 
Wissenschatl  erschütterle  die  Geltung  der  nationalen  Kunst  ui' 
zwischen  dem  Waliren  und  Schönen  trat  ein  Gonilict  ein,  V4m  des 
man  nichts  gewusst  hatte,  so  lange  die  Dichter  auch  als  die  Lehrer 
des  Volks  galten.  So  kam  es,  dass  der  gröfste  dichterische  ^ 
seiner  Zeit  sich  mit  entschiedener  Ungunst  von  der  Poesie  abfraß 
dete,    um    sich    ganz  der  Philosophie  zu  wi<lmen;   auch  Isoknls^ 


KIK>8  UM)   DRAMA.  527 

schätzte  die  Dichter  nur,  in  so  weit  man  nfitzlichc   Sittensprficlie 
in  ihren  Werken  findet.     Wie  groTs  war  doch  der  Umschwung  in 
dem  Verhältnisse   der  Gebildeten   zur  Poesie,    und  welche  Wider- 
spröche  gingen  durch  das  Bewusstsein  des  Volks,  wenn  die  drama- 
tischen Dichter  aus  der  platonischen  Republik  ausgewiesen  werden 
und  Worte  des  Aischylos   für  so  unmoralisch  gellen,  dass  sie  dem 
Ohre  der  Jugend  fem  gehalten  werden  nnlssen^*)! 

Dessen  ungeachtet  fehlte  es  nicht  an  Theilnahme  für  die  Werke 
dar  Poesie.  Von  dichtem  Horerkreise  umringt,  sah  man  die  Rhapsoden 
in  feierlichem  Talare  auf  den  öfl'entlichen  Platzen,  wo  sie  die  (lesängo 
Homers  vortnigen.  Die  Kunst  der  Rhapsoden  stand  in  hoher  Rlüthe 
und  wurde  mit  Leistungen  der  Gedachtnisskraft  verbunden,  welche 
kd  den  Athenern  sehr  in  liebung  waren.  Odyssee  und  Rias  lernte 
nan  auswendig  und  die  Meisterschaft  bestand  darin,  dass  man  an 
jeder  Stelle  des  Vortrags  einzufallen  im  Stande  war.  Auch  Jüng- 
finge  von  Tomehmen  Hausern,  wie  Nikeratos,  den  Sohn  des  Nikias, 
inden  wir  in  diesen  Künsten  geübt  und  als  stete  Regleiter  der 
Rhapsoden.  Im  Allgemeinen  war  aber  das  Ansehen  dieser  Leute 
in  Abnahme  und  wenn  Einzelne  derselben  auch  noch  zu  Piatons 
Zeit  mit  grofser  Selbstgeialligkeit  auftraten,  wie  Ion  von  Ephcsos, 
n  wunic  man  doch  des  hohlen  Pathos  müde  und  sah  mit  (lenng- 
sdiitxang  auf  die  herumziehenden  Ränkelsänger  herab.  Von  neuen 
Schöpfungen  auf  dem  Gebiete  des  Epos  war  es  nur  die  Perseis  des 
Choirilos  (S.  120),  die  schon  des  Stoffes  wegen  auch  in  Athen  An- 
erkennung fand^'). 

Lebhafter  war  die  Rewegung  im  Drama.  liier  wurde  es,  wie 
H  in  Zeiten  der  Nachblüthe  so  häutig  ist,  eiue  Modesachc  der 
jngen  Leute,  welche  an  den  ernsteren  Studien  nicht  Geschmack 
hiden,  sich  als  Dichter  zu  versuchen.  Piaton  selbst  soll,  nachdem 
Cf  seine  epischen  Jugendwerke  verbrannt  hatte,  eine  dramatische 
Tetndogie  zur  Auiführung  fertig  gehabt  haben,  als  er  sich  durch 
Sokraies  zu  einem  höheren  Streben  erweckt  sah  und  nun  auch 
diese  Fracht  seines  poetischen  Dilettantismus  unbarmhei*zig  dem  Un- 
Ivpnge  weihte.  Andere  Zeitgenossen  waren  weniger  strenge  gegen 
>eh,  und  es  fehlte  namentlich  in  den  attischen  Dichterfamilien 
(S.  62)  nicht  an  Talenten,  welche  die  Rühne  mit  neuen  Stücken 
VQMrgten.  Denn  zu  den  Spieltagen  der  stadtischen  Dionysien 
>MH8ten  nach  wie  vor  Tragödien  geliefert  werden,  welche  nach 
^r  Ordnung  nicht  anders    als    in   Gruppen  von  je  vier  Stücken 


528  DAS   NEUERE    LUSTSPIEL. 

zur  Aiiirrihning  kamen.  Es  kumen  aber  keine  Werke  von  origt- 
nelleni  Wertlie  und  beden (endein  Iniiall  zu  Stande.  Aus  der  poeti- 
schen Schöpfung  wurde  Fahrikar]>eit.  Die  Dichter  der  Tragödioi 
sanken  an  Ansehen,  wTdirend  in  denisell)en  Mafse  die  Scbauipiekr 
hervurlraten  und  das  fntcresse  des  Publikums  vorzugsweise  in  An- 
spruch nahmen.  Ihre  Kunst  löste  sich  aus  der  Abhängigkat  vm 
den  Dichtern;  sie  bihleten  einen  eigenen  Stand,  der  seine  bem- 
deren  Einrichtuiigen  und  Zus<iniincnkün(te  hatte. 

Sie  thaten  sich  in  Gesellschaften  zusammen,  welche  in  deusdki 
Stucken  mit  einander  aufzutreten  pllegteu,  der  Protaguuist  an  der 
Spitze,  dem  sich  die  Dai*steUer  der  zweiten  und  dritten  RoUen  u- 
terordiielen.  Diejenigen  unter  ihnen,  welche  sich  die  dffeDtlick 
Gunst  erworben  hatten ,  nahmen  eine  sehr  glänzende  Stellung  eil; 
sie  erhielten  von  Staatswegen  hohen  Sold,  erwarben  sich  aufRaM 
grofse  Honorare,  welche  sich  für  einzelne  AufluhningeD  auf  dl 
Talent  (1570  Th.)  belaufen  halten  sollen,  und  wurden  aulsenki 
durch  Siegespi*eise  ausgezeichnet.  Bewährte  Biihneuküustler  tnlei 
liei  der  Leitung  tler  Aiilfrihrnngen  in  die  Stelle  des  Dichten  di 
und  erhielten  den  Behörden  gegenüber  in  der  Wahl  der  Stück 
und  der  Ilollenvertheilung  freie  Hand.  Verwöhnte  SchauqMto 
gaben  nicht  zu,  dass  ein  Anderer  vor  ihnen  die  Buhne  betrat,  ^ 
mit  sie  den  ersten  vollen  Eindruck  auf  das  Publikum  machtci' 
Auch  mit  den  Worten  der  Dichter  gingen  sie  willkürlich  um  nd 
erlaubten  sich  Aenderungen,  welche  dazu  dienen  konnten,  ihr  Ti- 
loiit  in  glänzenderem  Lichte  zu  zeigen.  Dabei  sonderten  sich  ät 
komischen  und  die  tragischen  Künstler  als  zwei  liesoudere  Stande« 
lind  die  letzteren  gewannen  dadurch  eine  ganz  besondere  Bedeutm^ 
dass  sie  in  das  Studium  der  Beredtsamkeit  eingriffen  und  ab 
Lehrer  iUtv  jungen  Rhetoren  sehr  gesucht  waren.  Sie  galten  ir 
die  rechten  Vorbilder  in  der  Ausbildung  der  Stimme  und  des  Vat- 
trags;  ihre  Kunst  war  selbst  eine  körperlich  darstellende  Bered- 
samkeit, und  wie  die  Hedekunst  in  Athen  ihren  eigentlichen  Sil 
hatte,  so  war  auch  die  Kunst  der  Schauspieler  in  ihrer  neuen  Atf* 
bildung  wesentlich  eine  attische  Kunst.  In  Athen  wirkten  ii' 
glänzten  Satyros,  Neoptolcmos,  Andronikos,  welche  zur  Zeit  <b 
Demosthenes  auf  der  Höhe  ihres  Uuhmes  standen*")- 

Die  Komö<lie  litt  nicht  in  gleichem  Mafse  wie  die  Tragöde 
unter  den  der  Poesie  ungünstigen  Zeitverhältnissen.  Sie  war  Ovtf 
Natur  nach    beweglicher;    sie  war    nicht   an  bestimmte  Stoffe  ^ 


DAS   NEUERE    Lt'STSPlEL.  529 

Jen  uud  war  i)esser  im  Stande,  sich  dem  wecliseliiden  Ge- 
oacke  anzubequemen.  Sie  gab  aut\  was  nicht  mehr  zu  halten 
,  vor  Allem  den  Chor  (S.  88);  das  war  der  Theil  der  Kumudie, 
;h  welchen  sie  sich  am  meisten  als  eine  im  oirentlichen  Leben 
zelnde  Kunstgattung  bezeugt  hatte.  Damit  änderte  sich  all- 
dich  ihr  ganzer  (Charakter.  Die  Dichter  standen  nicht  mehr  im 
ipfe  der  Parteien;  sie  griflen  nicht  mehr  nach  so  grolsen  und 
nen  StolTen;  die  sprudelnde  Frische  versiegte,  die  Sprache 
erte  sich  der  Umgangssprache,  der  Schwung  der  Phantasie  wm'de 
4er,  wie  es  euier  Zeit  angemessen  war,  in  welcher  der  Verstand 
lierrschte  und  dem  grolsen  Publikmn  nicht  mehr  zugenmthet 
den  konnte,  sich  in  ideale  Regionen  zu  erheben.  Die  Dichter 
gen  also  in  das  kleinburgerUche  Leben  herab  und  suchten  sich 
'  die  Motive  ansprechender  Darstellungen ,  welche  sich  in  locker 
nmdenen  Sceuen,  mit  Liebesabenteuern  gewürzt,  zu  heileren 
iDsbildern  abrundeten. 

Dabei  entsprach    es  dem    philosophischen  Triel>e,    welcher    in 

Zeil  lag,  dass  man  nicht  einzelne  Personen,  sondern  aligemeine 
raktere  darstellte,  welche  sich  in  Leuten  derselben  (lattung  wie- 
Itollen;  so  liefs  man  den  Wucherer,  den  Spie.ler,  den  Parasiten 
xeteu,  so  den  geckenhaften  Virtuosen,  den  verschmitzten  Sklaven, 

täppischen  Dauer,  den  polternden  Vormund,  den  renommisti- 
in  Soldaten,  den  femigen  Liebhaber,  die  Philosophen,  Aerzte, 
he  u.  8.  w.  Sie  traten  unter  erdichtelen  INanien  auf,  die  da- 
ch eine  allgemeine  Bedeutung  erhielten;  oder  man  nahm  ge- 
chtliche  Namen,  und  schilderte  in  Tberamenes  den  Waukehnulh, 
Fimon  den  Menschenhass,  in  Lampon  d(;n  Aberglauben. 

Man  nahm  aber  auch  lebende  Personen  vor,  Dichter,  deren 
ichrobene  Wendungen  man  verspottete,  Staatsmänner,  deren  aul- 
snde  Reden  man  verhöhnte,  Pliilosopheii,  welche  mit  ihren  Ab- 
ierlichkeiten  auf  die  Buluie  gebracht  wurden,  bald  als  Zyniker  und 
hagoreer,  welche  die  Gal)en  der  Götter  eigensinnig  verschmähen 
L  in  freiwilliger  Niedrigkeit  arm,  schmutzig  und  verdriefslich 
berscbleichen,  bedauernswerthe  Thoren,  bald  als  die  vornehmen 
len  von  der  Akademie,  welciie  sich  etwas  darauf  zu  Gute  tliaten, 
.  wohlgepflegtem  Haare  und  in  gewählter  Kleidung  zu  erscheinen. 
ton  ielbst  wurde  vorzugsweise  berücksichtigt,  und  die  von  ihm 
Vorschlag  gebrachten  Reformen,  seine  Lehre  von  der  Güterge- 
inschaft,  von  der  Emancipation  der  Frauen   u.  s.  w.  gaben  den 

Cvtiu,  Gr.  OeMh.    IIL  34, 


530  IIAS   NEUERE   LUSTSPIEL. 

enviinschtesleii  Stoll*  zur  Belustigung.  Alle  Philosophen  aber  musstni 
gemeinsam  herhalten,  indem  sie  als  Tagediehe  luid  hiniTerbniuite 
Grübler  mit  ihrem  Hin-  und  Herreden  über  das  wahre  Wesen  der 
Dinge,  sei  es  auch  nur  einer  Gurke,  ausgelacht  wurden. 

Das  geschah  mit  neckischer  Laune  und  feiner  Ironie,  aber 
harmlos  und  ohne  Schärfe;  denn  <lie  mattere  Kunst  überzog  Quv 
Darstellungen  mit  einer  glatten  HöUichkeit,  welche  alle  emstera 
Conflicte  vermied.  Man  wollte  die  Leute  nicht  anders  und  hesser 
machen;  man  meisterte  auch  die  Thorheiten  der  Menschen  ohne 
wirklichen  Ernst;  man  unterhielt  das  Publikum  von  dem,  was  ii 
der  Zeit  des  Eubulos  am  liebsten  gehört  wurde. 

Leckere  Gastmäler  wurden  mit  grofsem  Aufwände  von  Küchei- 
gelehrsamkeit  aufs  Anschaulichste  beschrieben,  eben  so  g]xaitsk 
Hochzeitsfeste,  wie  das  des  Iphikrates,  als  er  um  die  nordische  K^ 
nigstochter  freite  (S.  462)  und  auf  dem  Markte  der  Residenz,  Hier 
*))is  zum  grofsen  Bären  hinauf  mit  Purpurteppichen  belegt  inr, 
'viele  Tausende  von  struppigen,  butterschlingenden  Thrakern  bell 
*Gelage  versammelt  waren ,  wobei  die  Speisekessel  gröfser  ab  B* 
'Sternen  waren  und  die  Suppe  in  purem  Golde  vom  SchwiegerrM 
'Kotys  höchst  eigenhändig  aufgetragen  wurde'  —  und  ähnliche  o^ 
götzen<le  Tagesgeschichten.  Auch  die  höheren  Genüsse  attisikr 
Geselligkeit  kamen  dem  Lustspiele  zu  Gute,  die  Anniuth  des  geisl- 
reichen  Gesprächs,  in  dem  sich  Witz  und  Laune  zeigte,  und  M- 
mentlich  spielten  die  Räthselverse,  die  bei  <len  Gesellschaften  iu  Alhei 
eine  beliebte  Unterhaltung  waren,  aucli  auf  der  Bühne  eine  grote 
Rolle. 

Endlich  war  es  ein  Lieblingsthema  der  neueren  Komödie,  die 
mythologischen  Erzählungen  im  Geiste  der  Zeit  zu  beleuchten,  uai 
zwar  geschah  dies  entweder  a\if  eine  sehr  nüchterne  W>ise,  indet 
man  sie  nach  Mafsgabe  des  gesiniden  Menschenverstandes  m  «^ 
klären  suchte,  z.  B.  die  Verslehierung  der  Niobe  als  einen  Aus- 
druck für  sprachlose  Erstarrung  erklärte,  oder  man  machte  sä 
lustig  über  die  allen  Sagen  und  unterhielt  das  Publikum  mit  bin»- 
lesken  Darstellungen  vom  Kronos,  der  seine  Kinder  verspeiste,  wi 
wundersamen  Götlergehurlen ,  von  den  Sieben  gegen  Theben  vd 
anderen  Heroen,  welche  man  auf  der  Schulbank  sitzen,  Bücher 
lesen  un<l  alle  Verhältnisse  des  bürgerliclieu  Lebens  durchmachen  liefe. 

Diese  travestirenden  Dai'stellungeii  bihleten  sich  in  Athen  fl 
einer  eigenen  Gattung  öfl'entlicher  Iklustigung  aus,  in  welcher  aopf. 


DER   DITHTRAMfiOS.  531 

üie  iu  Tragödie  und  Komödie,   DitliyramlH)s   und  Hhapsodik    auch 

Wettkänipfe  veranstaltet  wurden.     Der  Anfang  damit  >var  schon  im 

petoponnesischen  Kriege  gemacht  worden,  und  Hegemon  aus  Tliasos 

wird   als  derjenige   genannt,   welcher  ztierst  Parodieen  homerischer 

Gftttersage  in  Athen  zum  Vortrage  gebracht  hat.    Es  wird  berichtet, 

diM  das  Publikum  sich  an  seiner  Gigantomachie  an  dem  Tage  be- 

kitigte,    als    die    erste   Naclu*icht   vom    sicilischen    Unglücke    nach 

Alhen  drang. 

Das    war   der  Charakter    des  neueren  Lustspiels,    wie  es  mit 

iräer  Nebengattung,   der  Parodie,  vom  Ende   des  peloponnesischen 

Kiiegs  bis  zur  Zeit  des  Alexandros  in   voller  Blüthe   sUmd.     Anti- 

phuies,   Alexis,    Eu))ulos,    Anaxandrides    zeichneten    sich    in    ihm 

ni;  es  werden  gegen  sechzig  Meister  namhaft  gemacht,  mit  mehr 

rA  achthundert  Stücken.     Es  waren  echte  Athener  darunter,    wie 

l'lfie  Naclikommen    des    Aristophanes,    und    Ausländer   aus   Rhodos, 

Iknrioi,  Sinope  u.  s.  w.     Al)er  auch  die  Fremden  wurden  ganz  zu 

Athenern;  das  bunte  Lehen  der  Stadt,  in  welcher  Leute  von  allerlei 

Berknnft,  auch  Aegypter  und  Babylonier,  zu  linden  waren,  spiegelte 

■iah  in  dem  Bühnenspiele  und  deshalb  konnte  Antiphanes  <lem  ma- 

hrionischen  Könige,  der  sich  in  eines  seiner  Lustspiele  nicht  recht 

khönzufmden  wusste,  zu  seiner  Entschtildigung  sagen,   man  müsse 

i;lllqnlings  in  der  Gesellschaft  von  Athen  zu  Hause  sein,  an  attischen 

^ickeniks  Theil  genommen   und   in  Lieheshandeln  Streiche  erhalten 

IM  ausgetheilt  haben,    wenn   man  am  attischen  Lustspiele  rechten 

Ceschmack  fmdeu  wollte^®). 

Eine  Lieblingsgattung  des  attischen   Publikums  blieb  der  mo- 

^me  Dithyrambos  (S.  78),  die  Mischgatttmg  von  Drama  und  Lyrik, 

^Wdie    bei    rauschender    Musikbegleitung    mimische    Darstellungen 

^ü  der  Mythologie  und  aus  dem  bürgerUclien  Leben  zur  Anschauung 

inchte,  eine  Gattung,  welche  in  ihrer  Regellosigkeit  dem  Geschmacke 

^tt  Zeit  besonders  zusagte.     Hier  sympathisirte  der  attische  Demos 

*k  dem  Tyrannenhofe  von  Syrakus  und  wir  besitzen  noch  die  ür- 

kMe   eines   Rathsbeschlusses,    in    welchem    nebst    Dionvsios    und 

^kam  beiden  Brüdern  auch  Philoxenos  geehrt   wird   und  zwar  auf 

Altrag   des   Kinesias.     Der  Beschluss    gehört    in    den    Anfang    des 

*fcfcra  393  (Ol.  96,  3).     Es  war  also  unmilliillmr  nach  der  Schlacht 

^  Knidos,  da  man  eine  politische  Verbindung  mit  Dionvsios  suchte, 

^M   diese    Gelegenlieit    scheint    Kinesias    l>enutzt    zti    haben,    um 

'filier  Kunstgattung  un<l  seinen  Fachgenossen,    iniler  denen   auch 


532  DIE   BILDENDE    KUNST. 

die  drei  Fürsten  als  voruehnie  Dilettanten  eine  Rolle  spielten, 
öflentliclie  Anerkennung  zu  verscliairen*®). 

Was  endlich  die  bildende  Kunst  betriiTt,  so  hat  der  blül 
Zustand,  dessen  sie  sich  in  der  Stadt  des  Perikles  erfreute 
Verfall  derselben  nicht  überdauern  können.  £ine  öffentliclie  i 
wie  die  attisclie,  setzt  ein  glückUches  Gemeinwesen  voraus,  Fi 
und  reichliche  Staatsmittel.  Die  Bürgerschaft  muss  in  sich 
sein  und  freien  Geistes,  um  das  Schöne  zu  heben  und  die  wi 
Pflege  der  Kunst  für  eine  Ehrensache  des  Staats  zu  halten, 
hch  müssen  Männer  des  öü'entlichen  Vertrauens  da  sein,  < 
man  auch  auf  längere  Zeit  Volhnachten  ertheilt.  Alle  diese 
aussetzungeu  fehlten.  Die  Bürgerschaft  war  durch  Parteien 
setzt,  die  idealen  Richtungen  traten  zurück,  flüchtige  Aufregt 
beherrschten  die  Stimmung;  die  auswärtige  Pohtik  war  laune 
schwankend  und  unglückUch  —  wie  konnten  da  die  Künste 
günstigen  Boden  linden!  Mau  hat  noch  wälurend  des  pelop 
sischen  Kriegs  an  den  Tempelbauten  der  Akropolis  gearbeitet, 
ist  in  den  letzten  Kriegsjahren  am  Friese  des  ErechtJieion  bei 
tigt  gewesen  und  hat  in  den  ersten  Jaln^en  nach  Eukleides  deiu 
Tempel,  der  406  (Ol.  92,  3)  durch  Feuer  gelitten  hatte,  ii 
liergestellt.  Doch  die  Zeit  gi^ol'ser  und  zusammenhängender  K 
Schöpfungen  ww  mit  dem  Tode  des  Perikles  unwiederhrii 
dahin  '^). 

Um    so    thutiger    war    die    attische  Kunst  in   Einzelwerb 
und  aufserhalb  Athen. 

Die  bildende  Kunst  hat  überliaupt,  wenn  sie  sich  einmal  k 
und  volksthümlicli  entwickelt  hat,  dem  Gemeindeleljen  gegenüber 
gröfsere  Unabhängigkeit;  sie  hat  eine  festere  Tradition,  als  1 
und  Poesie.  Ja  sie  kann  durcli  eine  solche  Krisis,  wie  sie 
Perikles  in  der  büi'gerlichen  Gesellschaft  eintrat,  auch  neue  i 
gungen  empfangen  und  neue  Lebenskeime  sich  aneignen,  « 
sicli  fruchtbar  entwickeln.  An  Stelle  jener  erhabenen  Ruhe,  v 
die  Werke  des  Pheidias  kennzeichnete  und  die  leicht  in  Moim 
ül)ergehen  konnte,  trat  gröfsere  Mannigfaltigkeit;  man  wagte  i 
man  zeichnete  kühner,  man  hob  die  Gestalten  aus  dem  rnhc 
Gleichgewichte  heraus  und  suchte  die  flüchtigste  Bewegung  fe 
halten. 

Was  die  körperhche  Bewegung  betiifl't,  so  hatten  die  Aegii 
und  Myron    das  Mögliche    geleistet;   alier   das    geistige  Leben 


ME   BILD-    UIHD    BAURU?IST.  533 

Mrh  nicht  zu  seinem  Rechte  gekommen;  die  Gesichter  erschienen 
ilt  und  gleichgültig;  die  edle  Einfalt  in  den  Bildwerken  am  Par- 
lenon  genfigte  der  jüngeren  Welt  nicht  mehr,  die  in  sich  unruhig 
»r,  Aufregung  suchte  und  neue  Heize  verlangte,  wenn  sie  an  den 
Idiöpfungen  der  Kunst  Antheil  nehmen  sollte.  Der  Ueherg<uig  zu 
üesem  jüngeren  Stile  ist  schon  sehr  deullich  in  dem  Friese  des 
Ipollotempels  zu  erkennen,  welchen  Iktinos,  der  Baumeister  des 
Pirthenon,  für  die  Phigaleer  in  Bassai  errichtete.  Da  ist  in  den 
Grappen  der  Amazonen-  und  Kentaurenkampfe  schon  eine  gröfsere 
Uvuhe,  eine  gesteigerte  Heftigkeit  der  Bewegung,  die  sich  in  den 
Irttemden  Gewandern  zeigt,  eine  efTektsuchende  Häufung  der  Mo- 
lifB  unverkennbar.     Diese  Reliefs    stehen   zu    dem   Parthenonfriese 

■  einem    ähnlichen  Verhältnisse,    wie   die   Sprache    des  Ruripides 

■  dem  hohen  Stile  des  Sophokles.  Unter  dem  Einflüsse  der  Bühne 
nchte  nun  auch  die  bildende  Kunst  das  Gemüt hsleben  zum  Aus- 
kwtk  zu  biingen ;  sie  ging  deshalb  über  den  älteren  Kreis  der  Göt- 
torformen  hinaus  und  wendete  sich  mit  Vorliebe  denjenigen  Ideen- 
facnen  zu,  welche  Gelegenheit  gaben,  das  bewegte  Seelenleben  in 
tvhingsvoller  Weise  darzustellen;  sie  zeigte  in  Aphrodite  die  Macht 
te  Liebe,  in  Dionysos  die  Seligkeit  des  Rausches.  So  eröffneten 
Wk  ihr  ganz  neue  Aufgaben,  indem  sie  die  ganze  Stufenfolge 
MMchlicber  Empfindungen ,  Schmerz,  Sehnsucht^  Zärtlichkeit,  Ver- 
Mnmg,  Raserei,  mit  psychologisch  feiner  Unterscheidung  auszu- 
Aieken  suchte.  Der  Mensch  wurde  jelzt  erst  in  vollem  Mafse  Ge- 
pDstand  der  Kunst,  und  zwar  der  Mensch  <ler  damaligen  Zeit,  in 
^dchcr  die  alte  Zucht  vei-schwiinden,  die  Familienbande  gelockert 
8rt  die  Macht  der  Leidenschaft  entfesselt  war.  Die  Soi)histik 
•chirfle  den  Blick  ftir  die  Beobachtung  der  Charaktere  und  Tem- 
peramente; wurden  doch  selbst  berühmte  Darstellungen  einzelner 
Sophisten,  wie  *Herakles  am  Scheidewege'  (S.  100),  von  der  bil- 
denden Kunst  nachgeahmt.  Auch  die  Rhetorik  führte  auf  die  Be- 
houlliing  der  Affekte  und  ebenso  die  neuere  Musik  und  der  Di- 
thynmbos;  überall  begegnen  wir  einer  Ri<'.litung  auf  das  Leiden- 
■diaftliche,  wodurcli  die  Zunickhaltung  der  älteren  Zeit  beseitigt 
■id  eine  freiere  Beweginig  hervorgerufen  wurde. 

Auch  in  der  Baukunst  offenbarte  sich  das  Zeitnaher  der  Rhetorik. 
^8  Einfache  genügte  nicht  mehr;  man  wollte  reicheren  Schmuck, 
•^  und  wirkungsvolle  Motive.  In  dieser  Richtung  wirkte  Kalli- 
iMios,   ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Iktinos,   ein  Mann,  welcher 


ai8  itaumeisier,  ais  nuanauer  unu  icciiniKcr  Aucn  zuTor 
Werk  war  die  yielbewunderte  Erzpalme,  welche  über  der 
im  Tempel  der  Athena  Poiias  aufgerichtet  war  und  dazu  diei 
Qualm  der  Flamme  aus  dem  Heiligthume  hinauszuleiten;  ei 
den  Stembohrer,  um  dadurch  der  Marmorbearbeitung  eine  1 
der  Ausführung  zu  geben,  die  man  fnlher  nicht  gekannt  h 
machte  endlich  die  folgenreiche  Entdeckung,  dem  Kopfe  de 
pelsäule  eine  ganz  neue  Gesiult  zu  verleüien,  indem  er  einei 
artigen  Kelch  von  Akanthosblättern  auf  den  SäulenschaR  set 
so  die  strengen,  ernsten  Formen  der  älteren  Architektur  i 
raschender  Weise  umgestaltete.  Diese  Erfhidung  fand  aufisei 
Uchen  Beifall,  weil  sie  dem  Bedürfnisse  nach  Abwechselung  m 
vollkommen  entsprach.  Sie  wurde  bald  ein  Eigenthum  der 
sehen  Kunst,  und  der  erste  Tempel,  an  welchem  die  drei  Säv 
nungen  nachweishch  angewendet  worden  sind,  war  der  Athen 
in  Tege^,  der  nach  dem  Brande  des  älteren  (96,  2;  395)  ai 
wurde,  das  herrlichste  Werk,  welches  nach  dem  Parthenon  i 
cheidand  zu  Stande  gekommen  ist,  aufsen  ionisch  wie  c 
attische  Athenatempel,  im  Innern  dorisch  und  im  oberen 
werke  korinthisch,  wie  man  den  neuen  Stil  des  Kallimachos 
der  von  einer  korinlliischen  Grabsäuie  sein  Motiv  enüehnl 
soUte^i). 

Wie  die  Plügaleer  den  Iktinos,  die  Eleer  den  Pheidias,  » 
die  Tegeaten  den  Skopas  aus  Athen  berufen.  Ihm  wurde  da 
in  der  Weise  der  älteren  Zeit  ein  grofses,  heiliges  Bauwerk  voi 
naler  Bedeutung  aufführen  zu  können,  denn  die  Athena  Ak 


8K0PAS   THÄTIGKEIT   UM   392—848.  535 

m  Ganzen  lockerte  sich  aber  die  enge  Verbindung  zwischen  Skulptur 
md  Architektur,  eben  so  wie  Musik  und  Poesie,  Drama  und  Schau- 
(pielerkunst  sich  getrennt  hatten.  Alle  Künste  sucliten  Selbstän- 
ligkeit,  damit  sie  ihre  besondere  Virtuosität  um  so  glänzender  aus- 
bilden könnten,  und  namentlich  musste  der  bildenden  Kunst  in 
ihrer  Richtung  auf  Darstellung  des  Seeleulebens  jede  Unterordnung 
MBter  architektonische  Zwecke  lästig  sein^^). 

Unter  den  Meistern  der  Bildkunst  war  es  Alkamenes  (8.  382), 
ivdcher  die  Schule  des  Pheidias  erhielt.  Zu  ihr  gehörte  Kephiso- 
Aitos,  dem  auch  wieder  die  schöne  Aufgabe  wurde,  attische  Siege 
dnrch  öffentliche  Denkmäler  zu  feiern,  und  zwar  den  Sieg  des 
loDon  durch  ein  Ei'zbild  der  Athena  und  einen  prachtvollen  Altar 
des  rettenden  Zeus  im  Peiraieus,  und  den  von  Konons  Sohne  er- 
Mitenen  Sieg  bei  Leukas  (S.  285)  durch  die  herrliche  Gruppe  von 
Brene  und  Plutos,  welche  in  echt  attischem  Sinne  den  Frieden  als 
fa  Sieges  Frucht  verherrlichte'^). 

Später  fehlte  es  in  Athen  an  Anlass  und  Stimmung  zur  Aus- 
liiinuig  öiTentlicher  Bildwerke,  und  die  Künstler,  namentlich  die 
iw  auCsen  zugewanderten,  folgten  bereitwillig  jedem  Rufe,  welcher 
inen  an  anderen  Orten  Griechenlands  eine  erwünschte  Wirksam- 
Ut  in  Aussicht  stellte.  So  arbeitete  schon  Aristandros,  der  zu  der 
ftriaehen  Kunstlercolonie  in  Athen  gehörte,  für  Spartas  Siegesruhm 
ttd  bildete  an  einem  der  amykläischen  Dreifüfse  (^S.  123)  die  leier- 
iiiidende  Frau,  welche  die  Stadt  Sj)arta  vorstellte. 

Noch  deutlicher  tritt  uns  das  Wanderleben  der  damaligen 
lflD8tler  in  Skopas  entgegen,  welcher  wahrscheinlich  ein  Sohn  des 
Aristandros  war.  Er  kam  aus  Tegea  nacli  Athen  zurück,  lebte  und 
^nAit  hier  während  der  Zeit,  da  die  Macht  der  Stadt  in  dem  neuen 
Seebunde  wieder  aufblühte,  ging  dann  um  die  Zeit  des  Bundesge- 
■•wcnkriegs  nach  Asien,  wo  er  für  angesehene  Ileiligthümer  in 
%he8os,  Knidos  u.  s.  w.  arbeitete  und  namentlich  in  llalikarnass 
VI  Ehren  der  dortigen  Dynastie. 

Skopas  war  der  geistvollste  Vertieter  der  neu-attischen  Skulptur. 
&  vereinigte  in  sich,  was  die  älteren  Meister  erreicht  hatten;  er 
*4loß8  sich  in  seiner  Dai'stellung  des  Asklepios,  als  eines  \ov- 
^Üdes  von  Jugendschönheit  und  Gesundheit,  der  Kunstrichtung 
<^olykIets  an;  er  bildete  Hermen  nach  attischem  Geschmacke  in 
"lealer  Vollendung  und  wusste  den  Marmor  zu  beseelen  wie  Phei- 
£r  ging  aber  über  alles  Fridiere  weit  hinaus.     Er  schuf  eine 


536  PRAXITELES   THÄTIGKEIT   UM   368— S36u 

Bakchantin,  wie  sie  Eiiripiiles  auf  der  Buhne  dargestelll  halle,  n 
voller  Ekstase,  mil  zunickgeworfenem  Haupte  und  flatternden  Lockn; 
man  sah  alle  Pulse  des  erhitzten  Lebens  in  dem  Marmor  scbbga. 
Dage^^n  stellte  er  die  milde  Kraft  musischer  Begeisterung  im  citkr- 
spielenden  ApoUon  dar;  eine  schwungvolle  Bewegung  durclidn| 
die  hohe  Gestalt  von  der  Fufssohle  bis  zum  wallenden  Haare,  der 
Körper  war  nur  das  verklärte  Organ  einer  seligen  Begeistenn^ 
Am  merkwürdigsten  war  die  Umgestaltung  der  Aphrodite.  Schon  ft 
ältere  Kunst  hatte  sie  als  die  Göttui  der  Schönheit  aufgefasst  und  kh 
halb  den  Oberkörper  unverhüllt  dargestellt.  So  erscheint  sie  in  (kr 
Statue  von  Melos,  welche  noch  einen  ernsten,  pallasartigen  Ob- 
rakter  an  sich  trägt  und  die  hohe  Würde  eines  Werks  aus  VheiU 
Schule.  Die  mythologische  Verbindung,  in  welcher  die  Göttin  äl 
dem  Elemente  des  Wassers  stand,  führte  die  Künstler  weiter.  Wi||li 
doch  damals  die  benihmte  Phrpe  aus  Thespiai  bei  einem  Fak 
in  Eleusis  als  Aphrodite  Anadyomene  aus  dem  Meere  aufzu8tei(||ei! 
So  unternahmen  es  nun  auch  die  Bildhauer  das  Gewand  feilen  ii 
lassen  und  die  Göttin  der  Liebe  in  unverhüllter  FormvoUenduf 
darzustellen.  Dabei  blieben  Meister  wie  Skopas  und  Praxiteles  ikr 
noch  durchaus  den  Grundsätzen  wahrer  Kunst  getreu;  sie  wolhii 
nicht  verführen  und  i-eizen,  ihre  Göttin  wurde  nicht  zu  einer  frecki 
Hetäre;  sie  stellten  sie  sittsam  und  züchtig,  auch  in  der  EinsamM 
des  Bades  erschrocken  und  furchtsam  dar,  al)er  aus  der  Göttin  wsk 
ein  Weib,  aus  der  licbeerweckeiiden  Gottheit  ein  liebefählendtf 
und  liebebedürftiges  W'esen,  ebenso  wie  im  Apoilon  die  mo- 
sische  und  im  Dionysos  die  bakchische  Begeisterung  dargestdt 
wurde'*). 

Wie  sehr  auch  noch  in  dieser  Zeit  die  griechische  Kunst  sidi 
geselzmäfsig  fortentwickelte,  zeigt  sich  recht  deutlich  daran,  te* 
die  beiden  Zeitgenossen  Skopas  und  Praxiteles  bei  aller  Verschie- 
denheit in  ihren  Uichtungen  dennoch  so  mit  einander  äberein- 
stimmten,  dass  man  bei  einzelnen  Kunstwerken  unsicher  war,  wff 
von  beiden  sie  gemacht  habe,  so  <1ass  es  deshalb  auch  immöglidi 
ist,  sie  getrennt  von  einander  zu  betrachten. 

Praxiteles,  wahrscheinlich  der  Sohn  des  Kepliisodotos  (S.  535), 
war  ein  geborener  Athener.  Er  war  sesshafter  als  Skopas,  wenipT 
umfassend  in  seiner  Kunst t hat igkeit,  aber  iu  seiner  Art  noch  p^ 
schätzter.  Auch  sein  Material  war  vorzugsweise  der  Marmor  ano 
seine  Meisterschaft  die  Ausführung  der  Köpfe,  in  denen  er  die  ^ 


8K0PAS.       PRAXITELES.  537 

imnissYolle  Wechselwirkung  zwischen  Leil)  und  Seele  darzustellen 
isftte.  Deshalb  wat  er  recht  auf  seinem  Gebiete,  als  er  ein  Bild 
B  Eros  schuf,  den  er  als  einen  heranreifenden  Knaben  darstellte, 
ilcher  mit  träumerisch  gesenktem  Kopfe  dasteht,  den  Gedanken 
dihängend,  welche  ihm  noch  selbst  unverslxmden  (hnch  die  Seele 
iben.  Für  die  weichen  und  zarten  Formen  der  ersten  Jugend 
itt6  die  damalige  Kunst  ülierhaupt  eine  grofse  Vorliel)e  im  Ge- 
üMatze  zu  der  alten  Zeit,  in  welcher  die  Gymnastik  blühte  und 
e  in  den  Hingschulen  ausgebildeten,  vollkraftigen  Gesl<illen  den 
taistleni  vor  Augen  standen.  Auch  ApoUon  stellte  man  kna- 
nhaft  dar  und  aus  dem  alten  Gotte  Dionvsos  machte  man  einen 
Dgling  von  weichlicher  Gestalt,  in  dessen  Auge  sich  schmach- 
nde  Sehnsucht  und  Weinseligkeit  aussprach.  Um  aber  die  Würde 
•  Gottes  nicht  untergehen  zu  lassen ,  umgab  man  ihn  mit  einem 
sfolge  von  Satyrn  und  Manaden,  in  welchem  sich  die  Macht  des 
ODysos  offenbarte.  Auch  die  (iestalt  der  Satyrn  wurde  jugendlich 
id  ideal  gehalten;  sie  dienten  dazu,  ein  naives  Naturleben,  ein  be- 
gjiches  Hindämmern  in  Wald  und  Flur  auf  eine  höchst  anmuthige 
eise  darzustellen,  während  in  den  weiblichen  Begleiteriinien  alle 
fmen  und  Stufen  bakchischer  Verzückung  zur  Anschauung  kamen. 
>  entwickelte  sich  eine  ganze  Welt  von  Gestalten,  in  welcher  ein 
■dies  Leben  in  voller  Unmittelbarkeit  zu  Tage  trat,  wovon  die 
RrGchere  und  ernstere  Kunst  der  fdtcren  Zeil  keine  Ahnung  ge- 
ibt  hatte. 

Ein  solches  fröhliches  Getümmel,  wie  es  sich  \im  Dionysos  ge- 
iltet hatte,  versetJste  Skopas  auch  auf  das  Meer,  indem  er  die  Ne- 
iden und  Tritonen  mit  Delphinen,  Seerossen  und  anderen  Fabel- 
Beren  zu  einem  grofsen  Zuge  vereinigte,  in  welchem,  wie  es 
ieint,  Thetis'  Wiedervereinigung  mit  Achillens  gefeiert  und  ihrem 
vtiärten  Sohne  die  Huldigung  des  Meeres  dargebracht  wird.  Hier 
V  die  schwungvollste  Poesie  dem  Steine  eingehaucht  und  dem 
Anstler  Gelegenheit  gegeben,  mit  der  reichsten  Phantasie  die  sorg- 
Btigste  Kenntniss  der  Natiurformen  zu  bezeugen. 

Als  die  höchste  Leistung  dieser  Schule  sahen  schon  die  Alten 
^  Cnippe  der  Niobe  und  ihrer  Kinder  an,  ohne  dass  sie  wussten, 
•*fchem  der  beiden  Meister  sie  zuzuschreiben  sei.  Hier  wird  ein 
^6e«  Gottesverhängniss  dargestellt,  aber  so,  dass  wir  nicht  sehen, 
^  eg  gesendet,  sondern  nur  wie  es  erduldet  wird,  und  zwar  von 
^  Mutter,    der    allein   Schuldigen,    und  ihrer  blühenden  Jugend, 


538  LEOGHARES.      GRUPPENBILDUIfG. 

ein  Verhängniss,  durdi  Seelengröüse  uiiil  Üiätige  Liebe  der  Le 
gemildert,  eine  Tragödie  in  Marmor,  bei  aller  «Verwirrung  d 
mers  doch  ein  abgeschlossenes  Ganzes,  dem  dadurch  eine 
Rulie  verliehen   >vird,    dass   die  Darstellung  wie  die  Grupp 
Giebelfeldes  rhytlimisch  geordnet  ist'^). 

Neben  Skopas  und  Praxiteles  wirkte  Leochares.  Er  h 
Art  der  älteren  Meister  eine  Reihe  öfl'eutlicher  Denkmäler  gM 
einen  Zeus  auf  der  Akropolis,  eine  Gruppe  des  Zeus  und  dec 
von  Athen  im  Peiraieus,  so  wie  ein  Standbild  des  Apollon  a 
attischen  Markte.  Aber  er  bildete  auch  ganz  im  Sinne  der  i 
Schule,  wie  dies  namentlich  sein  berühmtestes  Werk  beien( 
Ganymedes,  eine  Gruppe  von  Erz,  in  welcher  die  träge  Mas 
überwunden  schien;  so  schwebte  der  Knabe,  vom  Adler  vc 
und  fest  getragen,  hinauf,  nicht  als  ein  Raub,  sondern  als  ri 
süchtig  dem  Himmel  Zustrebender;  ein  Bildwerk  voll  hoher 
während  eine  andere  namhafte  Gruppe  des  Leochares,  ein  S 
händler  neben  einem  verschmitzten  Sklaven,  ganz  dem  Charal 
neueren  Komödie  entspricht^*). 

Charakteristisch  ist  es  auch  für  die  damalige  Konstübun 
man  häufig  neben  einem  Werke  älterer  Epoche  ein  neuer 
stellte,  um  gewisserniafsen  dieselbe  Idee  in  zeitgemäfser  Aul 
zu  wiederholen.  So  stand  der  Apollon  des  Leochares,  die  i 
Rratn*onia  des  Praxiteles  neben  älteren  Bildwerken  derselbe! 
heitcn;  so  stand  im  Heiligthunie  der  'ehrwürdigen  Gottinnei 
der  Erinnyen  hi  Atlien  das  alle  Bildwerk  des  Kidamis  zwischen 
des  Skopas. 

Es  war  überhaupt  die  Zeit  einer  neuen  und  geistreichen 
penbildung,  indem  man   nicht  wie   sonst  nur  solche  Person 
sammenstellte ,    welche    an    einer    gemeinsamen  Handlung   s 
Zeugen    oder   Mithandelnde    betheitigen,    sondern  das  Wesei 
göttlichen  Persönlichkeit   dadtirch  erläuterte,   dass  man  die 
iigur  mit  Nebenfiguren  umgab,    wie  z.   B.  die  des  heilbrin 
Zeus  mit  den  Bildern  des  Asklepios  und  der  Ilygieia,  und  ei 
feine  Aulfassung  dürfen  wir  voraussetzen,    weim  Skopas  im 
tliume  der  Aphrodite  zu  Megara  das  Wesen  der  Tempelgottheil 
die  drei  neben  einander  gestellten  Bildwerke  des  Eros  (Liebe 
thos  (Verlangen)  und  Ilimeros  (Sehnsucht)  veranschaulichte, 
die  Gruppe  einem  Dreikiange  gleich,  der  sich  aus  einem  Gru 
entwickelte. 


PORTRAIT.       GRABDENKMÄLER.  539 

Endlich  war  es  eine  zeitgemäfse  Aufgabe  der  damaligen,  auf 
psychologische  Feinheil  gerichteten  Kunst,  l)edeulende  Persönlich- 
keiteu  charaktertreu  darzustellen.  Die  Aufgabe  war  eine  zwiefache. 
Entweder  galt  es  benihmte  Hellenen  im  grofsen  Stile  eines  Denk- 
mals darzustellen,  wie  die  Meister  der  Tragödie  im  Theater,  oder 
Zeltgenossen  in  mehr  bürgerlicher  Weise  naclizubilden,  um  ihr  An- 
denken im  Freundeskreise  zu  erhalten.  So  entstand  die  Bildsäule 
des  Isokrates  durch  Leochares  als  ein  Denkmal  der  Pietät  des  Ti- 
■otheos,  so  bildete  Silanion  den  Pia  ton  Yorgel)eugt  sitzend,  gemüth- 
Ikh  mit  seinen  Freunden  im  Gespräch  vertieft,  ein  Bild  aus  dem 
Leben  gegrifTen,  eine  tlieuere  Erinnerung  für  die  dankbaren  Schüler. 
Auch  in  diesen  Darstellungen  zeigt  sich  die  Richtung  der  Zeit  auf 
fa  Allgemeine  und  Typische,  wie  in  der  Komödie.  Man  stellte 
gerne  solche  Personen  dar,  welche  eine  Gattung  von  Menschen  ver- 
traten. So  war  das  Portrait,  das  Silanion  von  Ajjollodoros  (wahr- 
Nheinlich  dem  wunderlichen  Sokratiker  S.  93)  anfertigte,  der  Art, 
Ate  es  zugleich  für  ein  Bild  des  Unmuths,  der  selbstquälerischen 
Umufriedenheit  gelten  konnte  ^0« 

Im  Allgemeinen  können  wir  uns  die  Betnebsanikeit  der  atti- 
tthen  Bildhauerwerkstätten  nicht  grofs  genug  denken,  und  wenn 
ci  an  grofsen,  von  Staatswegen  angeordneten  Arbeiten  fehlte,  so 
TOTO  die  kleinen  Werke  um  so  zabh-eicher,  die  Gelegenheilsarbeiten, 
lekbe  entwetler  im  Familienleben  ibren  Ursprung  hatten,  wie  die 
finbrellefs,  oder  im  Cultus,  wie  die  Weibgeschenke,  oder  im  öflenl- 
Schen  Leben,  wie  die  Volksbescblüsse  und  andere  Urkunden,  welche 
nf  Anlafs  der  dabei  betlieiligten  Personen  mit  einem  auf  den  In- 
Ut  bezüglichen  Relief  ausgestattet  wurden.  Auf  den  Grabsteinen 
luden  wir  aufser  der  herkömmlicben  Familiengruppe  auch  charak- 
teristische Darstellungen  oder  Andeutungen  des  Berufs,  welchem  der 
'«TBtorbene  gelebt  hatte,  so  z.  B.  die  Gestalt  eines  jung  verstorbenen 
Mditers  zwischen  seinen  Lehrern  und  Vorbildern,  wie  Theodektes 
wischen  Isokrates  und  Homer  auf  seinem  Gral)e  am  eleusinischen 
W«ge.  Auf  den  Grabsteinen  zeigt  sich  eine  Anufdicrung  an  freie 
Sculptur,  während  die  Votiv-  un<l  Urkimdenreliefs  ganz  flach  ge- 
Wten  bleiben.  Sie  lassen  uns  in  voller  Unmittelbarkeit  das  Lel)en 
fe  Athener  erkennen,  ibre  Tbeilnabme  an  den  Festspielen,  ihre 
feichangen  zu  den  Gottlieilen,  namentlich  zur  Athene,  welcbe 
'"^tens  nach  dem  Vorbilde  der  Partbenos  des  Pheidias  als  die 
^^^che   und   mütterliche  Göttin    auf   das  Vertraulichste  mit  den 


540  DIE   BIALEREI. 

Bürgern  verkehrt.  Das  sind  alles  Werke  einer  mehr  handwerl 
mäfsigen  als  künstlerischen  Thätigkeit,  welche  aber  von  dem  ( 
müthsleben  der  Athener  und  dem  künstlerischen  Geisle,  wie  er 
dem  Jahrhundert  nach  dem  peloponnesischeu  Kriege  alle  Schidil 
der  Bevölkerung  durchdrang,  in  gröfster  Fülle  Zeugniss  ablegen^' 

Die  Werke  der  attischen  Künstler  waren  weithin  begehrt  £ 
kleides,  ein  Bildliauer  aus  <ler  Bekanntschaft  Piatons,  artieitete  T« 
pelbilder  für  Bura,  das  nach  seinem  Untergange  (S.  316)  wimI 
aufgebaut  wurde,  und  Aigeira  in  Achaja.  Leochares'  Werke  ging 
nach  Syrakus  und  derselbe  Künstler  zog  dann  auch  mit  Skop 
Brvaxis  und  Timotheos  nach  llalikarnassos,  wo  Maussolios  d 
attische  Politik  begonnen,  attische  Secherrschaft  und  attische  Km 
blüthe  begründet  hatte  und  wo  zu  seinen  Ehren  ein  Denkmal  | 
schaiTen  wurde,  an  dessen  Herstellung  unter  Leitung  des  Skof 
die  Künstler  Athens  wetteiferten'^). 

Die  Malerei  ist  von  den  öffentlichen  Zustanden  noch  unabhii| 
ger  als  die  Skulpttir,  und  wenn  sie  auch  durcli  Polygnotos  eine^ 
wisse  Vollendung  erlaugt  hatte,  welche  in  ihrer  Weise  niemals  dIk 
troffen  worden  ist,  so  standen  doch  gerade  dieser  Kunst  neue  Bahn 
oflen.  Sie  war  wesentlicti  Zeichenkunst  geblieben ,  in  welcher  fi 
stisctie  Formen  vorherrschten.  Ihrer  l)esonderen  Kunstmittei  n 
sie  sich  noch  gar  nicht  bevvusst  geworden  und  ihre  eigenthümlic 
Stürke,  namentUch  den  Zauber  von  Licht  und  Farbe,  die  grÖfs< 
Freiheit,  welche  sie  ihren  mehr  unkörperlichen  Darstellimgsmitti 
verdankt,  ihr  Vermögen,  das  Geistige  im  Menschen  unmittelbarer 
erfassen  und  vor  das  Auge  zu  bringen  —  diese  Seiten  hatte 
noch  gar  nicht  entwickelt;  dafür  kam  erst  jetzt  die  Zeit;  und  < 
ganze  Richtung  dcrsell>en  war  ehier  solchen  Fortbildung  der  aU 
Malerei  in  hohem  Grade  günstig. 

ApoUodoros  von  Athen,  w<4cher  gegen  Ende  des  grofseu  Kri 
seinen  Ruhm  begi'ündete,  war  der  Erste,  der  durch  Licht  u 
Schatten  seinen  Bildern  einen  neuen  Reiz  zu  geben  wusste  u 
durch  die  Farbe  eine  bedeiilende  Wirkung  erzielte.  Schüchteni  I 
trat  er  die  neue  Bahn  und  wurde  sofort  durch  Zeuxis  aus  UeraUe 
<ien  Meister  der  Illusion  uiul  des  Colorils,  weit  überholt.  Dass  a 
die  Kunst  aber  nicht  in  sinnliche  Effekte  verlor,  beweisen  der  geil 
volle  Parrhasios  aus  Ephesos,  welcher  den  Demos  von  Athen 
darzustellen  wusste,  dass  man  alle  latmenhaflen  Eigenschaften  de 
selben  in  dem  Portrait  zu  erkennen   glaubte,   und  Timautbes  ai 


DIE   MALEREI.  541 

Kytlinos,  der  bei  dem  Opfer  Iphigeiiiens  die  verscliiedewai'tige  Theil- 
uahiue  der  Auwesenden  trefllicli  anzudeulen  verstand. 

Auch  der  witzige  Spott  über  Tagesbegebeubeiten ,  der  inebr 
ab  je  unter  den  Atbeneru  bblbte  (8.  490),  fand  in  der  Malerei 
leinen  Ausdruck,  wie  ein  I)erübmtes  Bild  des  Timotbeos  beweist. 
Da  nämlicb  der  siegi^eicbe  Feklberr  so  J)escbeiden  war,  alle  seine 
Erfolge  nur  dein  Glücke  zuzuscbreiben ,  so  iiabui  mau  ibn  I)eim 
Worte  und  stellte  ibn  scblummenid  im  Feldbernizelte  dar,  wäbrend 
tt  Göttin  Tycbe  über  seinem  Haupte  scbweble  und  in  langem 
Schleppnetze  die  von  ibm  gewonnenen  Bundessüidte  wie  getangene 
Seefische  mit  sieb  zog. 

Die  Itfaler  vermochte  Atben  nocb  weniger  bei  sieb  festzuhalten, 
ab  die  Bildhauer.  Es  bildeten  sich  besondere  Schulen  in  Theben 
(8.  381)  und  in  Sikyon.  Die  Sikyoniscbe  Sclmle  vervollkommnete 
&  Technik,  sie  wagte  sich  an  groi'se  historische  Gegenstände,  wie 
Eophranors  Bild  von  der  Schlacht  bei  Mantineia,  oder  genauer  von 
tan  für  Athen  so  ehrenvollen  Ueitergefechte  vor  der  Schlacht  (S. 
371)  bezeugt,  ein  Bild,  welches  deshalb  auch  im  attischen  Kera- 
■eikos  aufgestellt  wurde;  sie  suchte  endlich  auch  mit  Wissenschaft- 
Uchen,  namentlich  matliematischen  Studien  <lie  Kunst  in  fruchtbare 
Verbindung  zu  setzen.  Indem  sich  diese  Bestrebungen  mit  der  Voll- 
ttdong  des  Colorits  verbanden,  die  in  Kleinasien  zu  Hause  war, 
vwuchs  endUch  in  Alexanders  Zeit  diejenige  Malerei,  welche  als 
ie  höchste  Leistung  nationaler  Kunst  angesehen  werden  konnte, 
&  Malerei  des  Apelles^^). 

Wie  sich  die  Athener  an  diesen  verschiedenen  Entwickelungen 
ta  Kunst  betheiligt  ha})en,  lässt  sich  nur  an  ihren  Thongelafsen 
^■fcennen.  Denn  die  Gelal'smalerei  war  nicht  nur  eine  Vorschule 
ta*  höheren  Kunst  imd  zwar  eine  sehr  wichtige  (denn  auf  dem 
Thone  lernten  die  Hellenen  rasch  und  sicher  malen,  während 
Miche  Kunstmaterialien,  die  für  das  Auslöschen  und  Verbessern 
JOehr  Spielraum  gewähren,  leicht  au  eine  zaghafte  und  unentschlos- 
•»e  Vortragsweise  gewohnen),  sondern  sie  hat  auch  die  Kunst 
tarch  alle  Stailien  begleitet,  weil  die  Griechen  auch  auf  einem  so 
IViDgen  Materiale  und  auf  so  unbeciuemen  Flächen  mit  ehiem  un- 
oittüdlichen  FleÜse  Lebensvolles  und  Bedeutendes  darzustellen  ge- 
weht haben. 

Freilich  war  die  Vasenmalerei  mehr  im  Stande,  die  grofsartige 
™bchbeit  des  polygnotischen  Stils  wiederzugeben,    als  den  Fort- 


542  DIE   THONMALEREI. 

scliritleii  der  spateren  Zeit  zu  folgen,  welche  auf  der  Farbenwir- 
kung beruhten.  Man  sieht  aber  doch  sehr  deutlich,  wie  die  heriKi 
und  harten  Unn*isse  allmahUch  in  Fluss  kommen,  wie  eine  freierr 
Gruppirung  eintritt,  die  Gesicliter  ausdrucksvoller  und  die  Ven- 
gungen  ungezwungener  werden.  Im  Zusammenhange  mit  der  gama 
Kunstentwickelung  zeigt  sich  ein  Streben  nach  sinnlicher  A^ 
mutli,  eine  llinneigung  zum  Zarten  und  Weichlichen.  Dionysos  na 
seinen  Genossen,  Aphrodite  und  Eros,  Apollon  mit  den  Musen  nd 
verwandte  Kreise,  in  welchen  Skoi)as  und  Praxiteles  sich  mit  Ye^ 
Uel>e  bewegten,  treten  in  den  Voiulergrund.  Das  gesellige  Leki 
wird  nach  der  Art  der  neueren  Komödie  mit  seinen  Genüssen  ii 
anmutliigen  Bildern  vorgeführt.  Allegorische  Figuren  treten  vi, 
entweder  in  Begleitung  von  Gottheiten,  deren  Persönlichkeit  sie  e^ 
ganzen  und  erläutern,  wie  Peitho,  Himeros,  Pothos  neben  Aphn- 
dite,  oder  auch  als  selbständige  Wesen,  welche  der  Zeit  der  R^ 
flexion  und  Abstraktion  ihre  Entstehung  verdanken ,  wie  Piutos  iß 
Reichtimm,  Chrysos  das  Gold,  Paidia  der  Scherz,  Eudaimonia  te 
Wohlleben,  Pandaisia  der  Tafelgenuss  u.  s.  w.  Der  ernste  bhik 
tritt  zurück,  die  Zeichnung  wird  Oüchtiger;  es  zeigt  sich  ein  Stre- 
ben nach  zierlichen  und  gesuchten  Getafsformen,  nach  bunter  Hn- 
nigfaltigkeit  der  Figuren,  nach  phantastischen  Trachten  und  güi- 
zenderem  Schmucke.  Das  alte  Schwarz  und  Roth  genügt  nicht 
mehr;  man  malt  mit  bunten  Farben  auf  den  weifsen  Kreidegno' 
der  Salbkrüge  (I^kythen)  tind  setzt  Gold  auf,  um  den  Gefafeen  neos 
Reiz  zu  geben.  So  können  wir  auch  auf  diesen  geringfügigei 
Ueberresten  des  Alterthums  die  Wandelung  des  Geschmacks  erken- 
nen, den  Uebergang  vom  Einlachen  zum  Gesuchten,  vom  in  sA 
Bedeutenden  zum  äufserUch  Glanzenden,  vom  alten  Glauben  za  s^ 
phis tischer  Behandlung  ethischer  Begriile.  Aber  diese  Ueberganp* 
zeit  war  für  die  Kunst  eine  Zeit  vielseitiger  Anregung  und  8telllr 
ihr  Aufgaben,  an  denen  sie  noch  zu  neuen  Entwickelungen  sich 
stärkte®^). 

So  war  Athen  in  der  That  noch  immer  der  Ilerd  eines  nel- 
seiligen  und  hi  reicher  Blüthe  stehenden,  geistigen  Lebens;  es  ^^ 
trotz  der  Goncun'enz,  welche  einerseits  Syrakus  unter  Dionjao«. 
andei*erseits  HaUkamassos  unter  den  karischen  Dynasten  zu  macbeB 
suchte,  noch  immer  die  geistigf*  Ilauptstidt  der  Hellenen,  der  ein* 
zige  Ort,  wo  von  alter  Zeit  her  eine  ununterbrochene  Entwickeluof 
ein  steter  Fortschritt  und  eine  Fülle  der  edelsten  Krätte  vorhamfei 


BILDUNG   UND   GEMEINüBLBBEN.  543 

r.  Jeder  neue  Gewinn  an  Bilching  wurde  erst  (lenieingut  der 
üon,  wenn  er  in  Athen  zur  Gellung  gekommen  war,  und  aus 
Ikd  berief  man  die  Manner,  durch  deren  Aufnahme  andere  Städte 
dem  Ruhme  Theil  nehmen  wollten,  welcher  mit  der  Pflege  von 
issenschaft  und  Kunst  verbunden  war. 

Auch  ist  unverkennbar,  dass  in  dem  Verfalle  der  alten  Heligio- 
it  und  Sitte  ein  mächtiger  Antrieb  lag,  durch  selbständige  For- 
Imng  eine  neue  Gewissheit  des  Lebens  und  Denkens  zu  gewinnen, 
i  eben  so  dass  die  Auflockerung  alter  Gewohnlieiten ,  die  fi*eiere 
uragung  der  Gedanken  und  die  leidenschaftlichere  Erregung  auch 
D  Künsten  zu  Gute  kam  und  sie  zu  solchen  Leistungen  betTdiigte, 
lidie  in  den  Zeiten  gröfserer  Einfall,  Ruhe  und  Gemessenheit 
inuls  zu  Stande  gekommen  wären. 

Aber  das  geistige  Leben  in  Athen  war  nicht  mehr  Gemeinde- 
leo,  und  die  Einheit  des  gesunden  Organismus,  wo  alle  Kräfte 
Mn  Endzwecke  dienten,  war  verloren.  Wissenschaftlich  war  die 
phistik  überwunden,  aber  der  Prozess  der  Auflosimg  und  Zer- 
Img,  welchen  sie  begonnen  hatte,  ging  unausgesetzt  fort,  und 
ch  Sokrates  hatte  nur  dazu  l)eigetragen,  den  Riss,  der  durch  die 
üuehliche  Gesellschaft  ging,  zu  vergröfsern. 

Er  selbst  war  dem  althellenischen  Standpunkte  treu,  in<lem  er 
litik  und  Ethik  nicht  von  einander  trcimte.  Er  wollte  mit  der 
Mihiclite  Athens  nicht  .brechen  und  war  für  die  Männer,  welche 
r.  Stadt  Gesetze  gegeben  und  ihre  Grölse  begründet  hatten,  für 
loD  und  für  Themistokles,  voll  Anerkennung.  Aber  er  stellte 
nkrungen,  welche  nicht  durchgeführt  werden  konnlen,  er  be- 
opfte  Ausartungen  der  Verfassung,  welclie  von  den  gegebenen 
ständen  unzertrennlich  waren.  Er  wollte  das  Gute  der  alten 
itm  fesdialten  und  erneuern,  aber  es  war  doch  ein  ganz  neuer 
ilistab,  den  er  für  die  Tugend  des  Bürgers  aufstellte,  es  war  ein 
sentlich  neues  Prinzip  des  Staatslebens,  weim  er  eine  Ilerrschatt 
r  Wissenden  als  das  allein  Veriuinftige  forderte. 

Nun  gab  es  zwei  Arten  von  Menschen,  die  Denker  und  Nicht- 
■ker.  Die  Einen  schwimmen  mit  dem  Slrome  und  sinken  immer 
Ar,  da  Alles,  was  ihnen  Halt  geben  konnte,  seine  Kraft  verloren 
itte.  Die  Andern  bilden  eine  geistige  Aiistokratie;  sie  fülden  sich 
K  Glieder  einer  höheren  Gemenischatl  tuul  es  gestalten  sich  in 
*  PUlosophenschulen  gleichsam  neue  Gemeinden,  in  denen  Grund* 


544  STELLUNG  DER  SOKRATIKER  ZUM  STAATE. 

salze    und  Anschauungen  herrschen,    welche   mit  dem  BesteheDfa 
ui  vülleui  Widerspruclie  stehen. 

Sokrates  hatte  nocli  ganz  im  Staate  und  für  den  Staat  gfUi 
Die  Sokratiker  aher  fühlen  sich,  da  sie  den  Mann,  den  sie  llr 
<len  gröl'sten  Wohlthättjr  seiner  Mitl)ürger  halten,  als  einen  p- 
meinschadlichen  Mann  atisgestofsen  und  verurteilt  sehen,  ilurdi 
eine  tiefe  Rlufl  vuin  Slaate  der  Athener  getrennt.  Sie  verzicktei 
darauf,  dem  hestehenden  Gemeinwesen  zu  helfen  und  entziehen  aeh 
seinen  Anforderungen.  Dahei  folgen  aher  die  verschiedenen  Schila 
der  Sokratiker  ganz  verschiedenen  Richtungen.  Die  Einen  biM, 
dem  Gedanken  des  Sokrates  am  nächsten  sich  anschlieCBend,  eina 
hellenischen  Idealsl^iat  auf;  die  Andern  liehen  die  Idee  des  SM 
gänzlich  anf,  und  zwar  die  Cyrenaiker,  um  dem  Individuam  k 
unheschrunkteste  Freiheit  im  Genüsse  der  Gegenwart  zu  skhfSi, 
die  Gyniker  aher,  weil  sie  in  jedem  Staatswesen  und  Volksthum  eJK 
mit  dem  Wesen  der  menschUchen  Tugend  unverträgliclie  Schnake 
sehen.  Gemeinsam  ist  also  den  Sokratikern  nur  dies,  dass  sie  iä 
dem  Staate  entziehen,  in  dem  sie  sich  fremd  und  unheimlich  flkki 
und  die  ganze  von  ihnen  ausgehende  Bewegung  wu'kt  also  auch  ii 
weiteren  Kreis(*n  nur  dahin,  dass  <las  llerkommen  ersehülterl  iriri 
und  alle  hürgerlichen  Verhältnisse  sich  lösen. 

Dies  zeigt  sich  auch  in  der  zunelunenden  Unruhe  des  äiiDscRi 
Lehens.  Das  Heimallüiclie  verliert  sehie  Anziehungskraft,  nod  & 
Zahl  derer  wird  immer  gröfser,  welche  im  Auslände  ihr  ilM 
suchen,  wie  Aristophanes  und  Nikophemos  (S.  216),  die  Vaterslri 
wird  den  Bürgern  gleichgültig  und  es  entwickelt  sich  ein  mU* 
hürgerlicher  Sinn,  welchen  Lysias  schon  als  den  Tod  aller  |)atrioti- 
scheu  Gesinnung  auf  <las  Entschiedenste  hekämpfle  **-). 

Der  Gegensalz  zwischen  Hellenen  \nid  Barharen,  der  in  Athei 
zuerst  zu  seiner  vollen  Berechtigung  gelangte,  ist  hier  auch  ^ 
derum  ahgeschliffen  und  aufgehohen  worden.  Je  mehr  die  Natur 
wissenschalt  das  Ganze  der  Welt  zu  umfassen  suchte,  um  so  ^ 
nigei'  konnte  man  einem  kleinen  J^nde  eine  imhedingte  AusnaluiK- 
Stellung  einräumen.  Auch  mit  dem  hellenischen  TugendhegrifTe  tni 
die  hergehrachte  Scheidung  unverträglich.  Den  sittlichen  Forderoopi 
gegenül>er  waren  alle  Menschen  gleich  und  aus  denselben  Griuuk* 
welche  die  Philosophen  veranlassten,  gegen  die  Yemachläiis^iBil 
des  weihlichen  Geschlecht  zu  eifern  und    die  Meuschenrechle  <lo 


I 

\ 


DER   ROSMOPOMTIBMf'S.  545 

Sklaten  zu  befürworten  (S.  40V>\  miisste  anrh  i\vv  nntionalt*  (iogiMisafz 
anfgegeben,  es  iniisste  anerkannt  wenl«n,  Hass,  wer-woise  nnd  ge- 
recht sei,  miter  allem  Volke  und  in  je^'liehem  Stande  der  (lottlieil 
befreundet  sein  nnd  deshalb  auch  auf  volle  Anerkeninin^r  von  Seiten 
der  Menschen  Anspnirli  halNMi  innsse. 

Freilicli  predij^te  norli  Isokrates  mit  «^rofseni  Pallios  <len  l'er- 
serkrieg  als  eine  nationale  IMIielit,  alNT  die  alle  Feiiidsrliaft  z^visollen 
Asien  und  Europa  war  nur  noch  eine  l*hrase,  welrlie  liestinnnlen 
Zwecken  zu  Ijeln»  aufgewärmt,  wurde.  lsokrah»s  seihst  ist  ja  schon 
der  Vertreter  eines  neuen  Ilellenenihnms,  <las  nicht  im  Hlute  lii'gt, 
tonilem  in  der  fiesinnung,  und  diese  (lesinuiing  kann  von  Allen 
erworiien  werden,  welcln»  es  sich  damit  Krnst  sein  lassen. 

Ein  solclies  ideales  llellenenthum,  wie  es  die  hervorragendsten 
Männer  dieser  Zeit,  Kpanieinondas  (S.  ^Sl^),  Timolheos  (S.  loO)  u. 
A.  in  sicli  darzustellen  suchten,  hat  sicli  besonders  in  Athen  ent- 
wickelt, weil  Athen  eine  Weltstadt  war,  in  wi'IcIhm'  die  v(»rschi<'<len- 
>ten  Nationen,  Griechen  aus  alh*n  (lohmien.  llalhgrief'heu  und  Bar- 
Iwen,  Thraker,  Habyhuiier  und  Aegyj»ler,  und  zwar  liie  Besten  aus 
dien  Nationen,  sicli  zusannuenfaiulen.  Nach  Athen  waren  ja  schon 
■ril  Solons  Zeit  die  Auslander  g<*lvommcn,  >\elche  hi*Ilenisclie  Bil- 
tag  kosten  wollten,  liier  verlor  sie  zuerst  ihn»  Lokalfarhe,  liier 
femle  man  sie  als  eine  Welthildimg  auflassen;  hier  sah  man  Mithra- 
iteg,  des  Rhodobates  Sohn,  einen  persischen  Fürsten,  als  begeister- 
ten Verehrer  Piatons,  in  der  Akadenn'e  <las  Bihhiiss  seines  Lehrers 
^stellen  und  den  Musen  weihen.  Hier  konnte  mau  also  am 
'Wrigsten  in  den  Voi'stellungen  eines  beschräukt<*n  Patriotismus 
Iwbngen  bleuten;  hier  kam  man  am  ehesten  dahin,  die  Mangel  ein- 
kimiscber  und  die  Vorzüge  ausländischer  Kim*ichtuugeu  rückhaltlos 
Mwerkennen,  ja  dasjenige  oft  am  meisten  zu  bewundern,  was  an- 
«ter»  als  in  Athen  war**^). 

Man  pries  allen  Erfahrungen  zum  Trotze  noch  imuu'r  Sparta 
^Is  den  Sitz  der  Zucht  und  (leselzestreue  und  man  schwärmte  für 
&  einfachen  Sithm  der  nordischen  VoikiM'.  Besonders  aber  war 
*>  die  monarrhische  Verfassung  des  Auslandes,  welcher  man  <'ine 
'iiwerhohlene  Ehrerbietung  entgege]d)rachte.  und  zwar  nicht  nur, 
^^^  sie  auf  legitimer  (■nnuilag«»  volksthinnlicher  Einrichtungen 
■Olihte,  sondern  auch  wenn  sie  mit  (iewalt  aufgerichtet  war.  In 
d«n  Gespräche  'Hieron',  welches  ilem  Xenophon  zugeschri<'ben  wird, 
■DterhSU  sich   der  Tvrann   mit  Simonides  dem  Dichter:   denn  kein 

^Hiaii,  Or.  GcBch.     MI.  ;55 


546  MONARCHISCHE   TENDENZEN. 

geringerer  Mann  ist  von  dem  Verfasser  gewählt,  um  die  herkümn- 
liehe  Ansicht  von  dem  beneideuswerlhen  Glücke  des  Herrschenmts 
zu  vertreten.  Der  Tyrann  weist  aus  seiner  Eifahrung  die  Schatten- 
seiten desselben  mit  lieredtem  Munde  nach,  er  schildert  das  tnv- 
rige  Darben  inmitten  der  Ffdle  aller  Güter  so  wie  die  ewjge  Aogst 
und  die  Unfreiheit  l)eim  Vollbesitze  der  MachL  Simonides  Hird 
al)er  keineswegs  zu  einem  Republikaner  umgestimmt,  sondern  er 
bleibt  dabei,  dass  jene  Uebelstande  nicht  nothwendig  mit  dem  Herr- 
scherberufe  verbunden  seien  und  dass  der  Gewaltlierr  doch  eil 
Wohlthäter  des  Volks,  ein  l^ielie  und  Vertrauen  geniefsender  Fürst 
sein  könne. 

Die  wahre  llerrscherkunst  nach  sokratischem  Begriffe  schifB 
doch  in  einer  einzelnen  Person  noch  am  ehesten  verwirklicht  werden 
zu  können.  Darum  schildert  Xcnophon  in  Kyros  das  Ideal  d» 
Herrschers  und  wenn  Isokrates  auch  die  Monarchie  als  mit  giv- 
chischen  Anschauungen  imvertraglich  anerkemit,  empücldt  er  fk 
doch  den  Unterthanen  des  Nikokles  als  die  unbedingt  vorzügUcbste 
Staatsform  ^*). 

Der  Hof  des  Perdikkas   und  Archelaos  (S.  410),    die  magisck 
Gewalt,   welche  die  Person  des  jüngeren  Kyros  ausübte,  der  Rul» 
des  Euagoras  zeigen,   welche  Anziehungskraft  die  Monarchie  für  die 
damaligen  Griechen  h;itle.    Wenn  Isokrates  von  Euagoras  spricht,  so 
erklart  er  die  Alleinherrschaft  für  das  höchste  aller  Güter  bei  Goltem 
und  Menschen ,   und  alle  Kunst   der  Rhetoren  und  Dichter  für  VBr 
vermögend,    <len    waln*en   Herrscher    würdig   zu   preisen.     Dersellie 
Isokrates  wendet  sich  in  seinen  politischen  Reden  und  Briefen  vor- 
zugsweise an  fürstliche  Personen,   an  Archidamos,  an  Dionysios, » 
Philippos,  an   Timotheos  d(Mi   Sohn   und  Nachfolger  des  Tyrannea 
Klearchos  u.  A.     Man   sieht   aus  Allem,   wie  sehr  man  damals  ge- 
neigt war,    nicht   von    Volksversammlungen   und   Gesetzvorschlä^ 
sondern  von  der  durchgreifenden  Thatkrall  einzelner  PersönUchkei- 
ten  das  Heil  der  Staaten  zu  erwfirten. 

Diese  Stimmung  der  Zeit,  welclie  uns  bei  den  Rhetoren  so 
wie  l)ei  den  Historikern  Theopompos  und  Xenophon  so  deutiidi 
entgegentritt,  «erscheint  bei  den  IMiilosophen  als  eine  mit  voller 
Klarheit  ausgebildete  Lehre.  Zwar  beschäftigen  sich  auch  die  .Üa^ 
demiker  mit  der  Ordiunig  republikanischer  Verfassungen,  iumI  e& 
werden  vei*scliiedene  Schüler  Piatons  genannt,  welche  als  Gesell-^ 
geber   thätig  waren,    wie  Menedemos  in  Pyrrha,   Phormion, iu  £fi^ 


PLATOMSGHR  POLITIK.  547 

ristonymos  in  Arkadien,  Eiidoxos  in  Kuidos ;  nl>er  diese  aus  philo- 
iphisclier  Reflexion  hervorgehenden  Gesetzgehungen  i)e\vcisen  doch 
or,  i%ie  sehr  man  an  der  selbständigen  L^L)enskrai't  der  Borger- 
lemeinden  irre  geworden  war,  und  Pialon  selbst  hat  den  i'rcithätigen 
ieist  einer  Burgergemeinde  niemals  als  die  Grundlage  anerkennen 
(Äonen,  auf  welcher  der  wahi*e  Staat  sieh  aufbauen  lasse.  Auch 
nch  seiner  Ansicht  konnte  die  Idee  des  Staats  nicht  anders  verwirk- 
ich!  werden  als  durch  einen  hervorragenden  Manu,  welcher  mit 
inbeschränkter  Willenskraft  das  Ganze  beherrschte,  die  Triebe  der 
idbstsucht  niederhielt  und  wie  mit  Künsticrhand  ein  hai*monisches 
Gemeinwesen  gestaltete. 

So  klar  und  in  sich  zusammenhängend  aber  auch  diese  An- 
duiuungen  wai*en,  so  unendlich  schwierig  war  ihre  Anwendung 
af  die  gegebenen  Verhältnisse,  und  doch  wollten  die  Platoniker 
branf  nicht  verzichten;  sie  wollten  auch  praktische  PoHtiker  sein 
lod  geriethen  dabei  in  die  grofsten  Widersprüche.  Denn  von  ihrem 
itttichen  Standpunkte  aus  musslen  sie  hi  Lebereiustiminung  mit 
lern  hellenischen  Volksbcwusstsein  Alles  m issbilligen,  was  im  Staate 
Inrcb  Gewall  zu  Stande  kam,  während  die  Verwirklichung  ihres  po- 
itischen  Systems  ehie  Uegierungsform  forderte,  welche  nicht  ohne 
Im  schwerste  Unrecht  aufgerichtet  werden  koinit^^.  IMaton  schildert 
üe  Tyrannis  als  die  verabscheuungswürdigste  aller  Verfassungen, 
Hid  doch  kann  er  zu  dem  Tyrannen  Dionysios  in  die  engsten  Be- 
iehiuigen  treten;  ja  es  gab  Tyrannen,  welche  sich  Schüler  IMa- 
•n»  nennen  durften,  wie  namentlich  jener  Rloarchos,  welcher  zwölf 
Uire  lang  (363 — 352)  in  llerakleia  am  Pontos  herrschte,  ein  Muster 
ynnnischer  Tücke  und  Falschheit,  zugleich  aber  ein  Freund  und 
■"Werer  der  Wissenschallen.  Andererseits  sind  aber  auch  die  beiden 
^Mer  Klearchs,  Chion  und  Lconides,  Zöglinge  der  Akademie,  und 
^  80  die  Brüder  Python  und  Ilerakleides,  die  Mörder  des  Rotys 
S*  463);  sie  glaubten  im  Sinne  des  Meisters  zu  handeln,  wenn  sie 
^  I^beu  wagten,  um  die  Feinde  der  Freiheit  aus  dem  Wege  zu 
tanen"). 

So  ungerecht  es  nun  auch  wäre,  Piaton  und  seine  IMiilosophie 
^  die  Handlungsweise  einzelner  Platoniker  verantwortlich  zu 
'^'dien,  so  ist  doch  klar,  dass  aus  den  Lehren  der  Akademie  eine 
^*te  Stellung  in  den  pohtischen  Fragen  der  Zeit  nicht  gewonnen 
*^eii  konnte.  Das  zeigt  sich  ja  an  Piaton  selbst  am  deutlichsten. 
^  batte  dem  jüngeren  Dionysios,  als  derseÜH*,  mit  vielversprechenden 

35* 


548  PHILOSOPHIE   UND   STAAT. 

Anlagen  ausgestaltet,   die  Regierung   in  S\i*aküs   antrat  und  ihn  an 
seinen  Hof  l>erief  (8.  525),  die  hohe  Aui'gahe  eine«  philosophischen 
Staathikhiers    /ugemuUiet,    aher    nach    kurzen    UolTnungen    sah  «r 
sich    auf  das    Vollständigste    getäuscht.     Dennoch    wurde   der  Ge 
danke,  in  Syrakus  einen  Philosophenstaat  einzurichien,  nicht  vi- 
gfegehen.      Aher    dersell)e  Fürst,    auf   welchen    die   Plaloniker  g^ 
rechnet   hatten,    war    nun   ihr  ärgster  Feind.     Die    Untemehmmf 
Dions  zum  Sturze  des  Dionysios  (357)  war  ehie  gemeinsame  That 
der    Akademie,    deren    Genossenschall    wir    hei    dieser   Gelegenbnt 
als    eine    politische  Macht    auftreten    sehen,     hidessen  blieben  alle 
diese  ßestrebungcn   erfolglos;  die  platonische  Idealpolitik  war  woU 
im    Stande,    die    Gennlther    zu    begeistern,    aber    unfähig,    ihoen 
einen  festen  Standpunkt  in   den  Kämpfen  der  Gegenwart  zu  gebet 
und    noch    weniger  im   Stande,    die  (abrechen  der  (»«genwart  n 
heilen  ®*). 

Je  mehr  sich  davon  die  Philosophen  selbst  öberzeugten,  m 
so  mehr  zogen  sie  sich  in  tiefer  Verstimmung  vom  GeroeindelebeB 
zurück.  Während  früher  die  besU^n  Kräfte  die  wirksamsten  in  der 
bürgerlichen  Gemeinde  waren  und  auch  diejenigen,  welche  mit  der 
herrschenden  Partei  durchaus  unzufrieden  waren,  dennoch  mit  p- 
Iriotischer  Selbstveiiäugnuiig  an  ihrem  Theile  dem  Gemeinwesen 
dienten,  wie  z.  1^  Mkias,  so  sind  jetzt  die  begabtesten  Männer  von 
ilemselbeii  abgewandl;  ihnen  ist  der  SUiat  gleichgültig,  lächerlidi 
und  widerwärtig.  Je  liöln*r  ihr  Sinn,  je  klarer  ihr  Blick,  um  » 
hoffnungsloser  sehen  sie  das  bestehende  an.  Sie  veracliten  die 
gi'iechische  Kleinstaaterei,  in  welcher  die  Interessen  des  niedrigsten 
Egoismus  mafsgebend  sind,  und  spotten  eines  Gemeinwesens,  in 
welchem  das  Hohnenloos  enl scheidet,  wer  dasselbe  regieren  soö. 
Auch  für  die  Vergangenheit  Athens  ist  der  rechte  Sinn  nicht  mehr 
da.  Pia  ton  bricht  den  Stab  über  die  glorreichsten  Staatsmänner 
seiner  Vaterstadt,  er  betrachtet  den  Ei-werb  der  Seeherrschaft  ab  «las 
gröfste  Unglück  d<*rselben  und  wenn  er  nur  den  Namen  'Denio- 
kratii»'  ausspricht,  so  setzt  er  voraus,  dass  in  ihrer  Verurteilung 
alle  vernünftigen  Menschen  ülxireinstimmen.  Da  nun  von  ihrem 
Standpunkte  auch  die  Sophisten  darauf  hinwirkten,  das  Ansehen 
der  Staatsehiricbtungen  zu  untergraben,  indem  sie  den  einzehien 
Menschen  zum  Richter  über  diesellven  machten  und  alle  Gesetze  ti& 
willkürliche,  durch  Vertrag  od(;r  Gewalt  entstandene  Satznngpo  an- 
sahen, deren  Verbindlichkeit  sie  nicht  anerkennen  konnten,  so  (niftm 


DIE    TRE?fI1UNG    DER   LEBti^SKREISE.  549 

n  diesem  Punkte  die  beiden,  unter  sich  verschiedensten  Zeit- 
riehtungen, die  Sophistik  und  die  sokratisdie  Philosophie,  zusam- 
men, dass  beide  die  Anhänglichkeit  an  die  l)e8teheiide  Verfassung 
untergruben  und  die  Festigkeit  des  alten  Bürgi^rstaats  erschütterten, 
ivelche  auf  der  mit  seinen  Gesetzen  übereinstimmenden  Gesinnung 
der  Angehörigen  beruhte. 

Jetzt  giebt  es  nur  wenig  Manner  in  Athen,  welche,  wie  etwa  Ti- 
■otheos,  üfTentliche  Wii'ksamkeit  mit  philosophischer  Bildung  zu  ver- 
binden sucliten.  Im  Allgemeinen  scheiden  sich  die  Kreise,  und  die 
Lebenskräfte  sondern  sich,  welche  noch  im  Gemeniwesen  vorhanden 
siad.  Der  Weise  scheut  die  Berührung  mit  den  bürgerlichen  Ge- 
flchäflen  wie  euie  Befleckung,  und  die  geistigen  Interessen  shid  in 
ein  ganz  anderes  Gebiet  verlegt.  Deshalh  erscheint  es  auch  ganz 
in  der  Ordnung,  dass  Leuten  untergeordneter  Gattung  die  Geschäfte 
überlassen  blieben,  eigenmltzigen  Menschen,  welche  das  Volk  leiten, 
indem  sie  die  Schwächen  desselben  begünstigen  und  seiner  gedan- 
kenlosen Trägheit  schmeicheln.  Die  Masse  der  Athener  al>er  glaubt 
ohne  Anstrengimgen  Freiheit  und  Wohlstand  wahren  zu  können; 
bei  scheinbarem  Stillstande  merken  sie  den  Bückgang  m'cht,  wäh- 
rend sich  doch  das  Gefühl  für  Bürgerehre  und  Bürgerpllicht  innner 
mehr  abstumpft.  Man  hatte  dr*n  letzten  Best  von  Seeherrschaft 
schimpflich  preisgegeben,  man  war  nicht  einmal  auf  die  Sicherheit 
der  eignen  Stadt  ernstlich  bedacht  und  wollte  die  Gefahren  nicht 
when,  deren  Abwehr  Opfer  verlangte.  Auf  der  eini»n  Seite  ein 
reiches,  in  idealer  Hohe  schwebendes,  geistiges  Leben,  von  dessen 
Standpunkte  der  attische  Bürgerstaat  als  etwas  Werthloses  ange- 
Mhen  wird,  auf  der  anderen  ein  träges,  von  Selbstsucht  beherrsch- 
tes Dahinleben  in  den  tüglichen  Gewohnheiten,  dessen  Behaglich- 
krit  durch  keine  Anstrengung  gestört  werden  soll,  —  so  trieb  das 
Athen  des  Eubulos,  wie  ein  Schiff  ohne  Steuermann,  im  Strome 
*r  Zeit  fort. 

Und  mm  stand  ein  Feind  da,  gefTdn^licher  als  alle,  mit  denen 
Athen  auf  der  Höhe  seiner  Macht  zu  thun  gehabt  hatte,  ein  gnifser 
Staat  Ton  wachsender  Kraft  und  nnerschöpllichcn  Hülfsmitteln,  ein 
Staat,  der,  von  vorscbauender  Klugh<'it  sicher  geleitet,  zu  Wasser  wie 
w  Lande  jede  Gelegeiüieit  beimtzte,  um  von  den  griechischen  Klein- 
staalen einen  nach  dem  anderen  zu  bewfdtigen,  und  <ler  v(»r  allen  den 
Athenern  auflauerte.  Sollte  also  die  St<idt  ihm  nicht  als  wehrlose  Beute 
'^^treibcn  und  ehrlos  untergehen,  so  bedurfte  es  eines  Atheners,  der 


550  DIE   ERHEBUNG   ATHENS. 

an  seiner  Valersladl  nicht  verzweifelte,  wenn  er  ihre  Schwächen 
auch  vollkommen  duixhschaute ,  der  hohe  Geisteskraft  und  ideako 
Sinn  mit  hingebendem  Patriotismus  in  sich  verband  und  sich  ao 
die  Aufgabe  wagte,  alle  guten  Kräfte  noch  einmal  zu  Tereinigen, 
das  erloschene  Ehi'gefühl  zu  wecken  und  eine  Wiedergeburt  des 
attischen  Bfirgerstaats  zu  erzielen ,  so  dass  er  noch  einmal  an  der 
Spitze  der  Hellenen  für  die  höchsten  Gäter  des  Volks  in  den 
Kampf  trat  Dieser  Mann  war  Demosthenes;  mit  ihm  begioot 
wieder  eine  Geschichte  von  Atlien. 


III. 

THEN  UND  KÖNIG  HIILIPPOS  BIS  ZUM  FRIEDEN  DES 

PIIILOKRATES. 


Zur  Zeit,  als  Perikles  die  altisclie  Ilerrschafl  im  Pontes  aiis- 
tilete,  war  einer  der  fernsten  Punkte  derselben  Nyinphaion,  ein 
afenplatz  der  taurischen  Haihinset,  südlieli  von  l^antikapaion,  an 
m  kimmerisclien  Bosporus  gelegen,  der  vom  Pontos  in  die  Maiotis 
hrt  Diese  entlegenen  Bnndesorte  kamen  nach  dem  sicilischen 
i^ücke  in  eine  schwierige  Lage,  da  ihre  bisherige  Schutzmacht 
ber  Stande  war  sich  ihrer  anzunehmen.  Es  blieb  ihnen  also 
^bts  übrig,  «tls  sich  auf  eigene  Hand  mit  ihren  Nachbarn  zu  ver- 
indigen  und  sich  densell)en  in  der  Weise  anzuseliliefsen,  dass  ihre 
ndelsbeziehungen  zu  Athen  geschont  und  gesichert  wurden.  Pan- 
apaion  war  der  IVIittelpunkt  des  bosporanischen  Reichs,  welches 
nials  unter  den  Spartokiden  in  voller  Blüthe  stand  (S.  482  f.) ;  auf 
war  die  Gemeinde  von  Nymphaion  angewiesen,  und  ein  Athener, 
mens  Gylon,  war  einer  von  denen,  welche  den  xVnschluss  ver- 
ndelten.  So  wenig  er  dadurch  auch  die  lnt(»ressen  seiner  Vater- 
idt  beeinträchtigt  hatte,  wurde  sehi  Verfahren  dennoch  in  Athen 
gflnstig  angesehen,  so  dass  er  in  Anklagezustand  versetzt  und  in 
t€  Geldbufse  verurteilt  wurde.  Er  ging  in  Folge  dessen  von 
Oem  nach  dem  Pontos,  wo  er  bei  den  dortigen  Fürsten  eine  aus- 
Eeiciuiete  Aufnahme  fand.  Er  erhielt  einen  Platz  bei  IMianagoria, 
iinens  Kepoi,  zum  Geschenke  und  nahm  eine  Eingeborene  zur 
ÄO.  Ans  dieser  Ehe  sli^mmten  zwei  Töchter,  welche,  mit  an- 
bnUcher  Mitgift  ausgestattet,  nach  Athen  kamen,  und  sich  mit 
Jichen  Bdrgern  verheiratheten.  Die  eine  «lerselben  nahm  Demo- 
Ww  308  dem  Gaue  Leukonoe  zur  Frau,  die  andere,  Kleobule  mit 
iflKo,   wurde  die  Gattin  eines  angesehenen  Fabrik-  und  Handels- 


552  DEMOSTHENES,    DE.MOSTHEMES    SOUN    GEB.    VM  W.  1;  383. 

licrrii,  des  Dcmoslliencs  uns  dem  Gaue  Paiania,  der  zwei  gruläe 
W(M*ksiritleii  uiitei'liiell,  in  wckheii  AVaileii,  Messer  und  MobÜieo 
angefertigt  wurden.  Das  waren  die  Ellern  des  Redners,  der  drei 
oder  vier  Jahre  nacli  dem  Frieden  des  x\ntalkidas  iu  Athen  geboren 
wurde. 

Diese  Verwandlschansverhrdfnisse  wurden  später,  als  Demo- 
slhenes  (K»r  Sohn  die  INdilik  Alhens  leitete,  von  seinen  Widersachern 
henulzt,  um  ihn  als  einen  Eindi*ingling  darzustellen,  welcher  gar 
kein  Ueelil  liahe,  in  vaterstädtischen  Angelegenheiten  mitzureden, 
da  er  nicht  einmal  ein  eehter  Hellene,  sondern  ein  Ausländer  und 
Halhharhar  sei.  lU'r  nnltterliehe  Gi'ofsvater  liahe  durch  Verrätlierei 
sein  Hürgerrecht  verwirkt,  die  (irorsmutter  sei  eine  Skytliin  und 
sogar  von  dem  nomadisehen  Stamme  dieses  Volks.  Ohne  Zweifel 
ist  dies  eine  gehässige  Auflassung,  welche  das  Thalsächliche  ent- 
stellt. Gvlon  halte  vor  dem  Tode  seine  Seliuld  au  den  Staat  ab* 
getragen  und  keiner  der  Gegner  konntt^  eine  auf  der  Familie  de»- 
selhen  lastende  Verhindlichkeil  nachweisen  oder  das  Erhrechl  sma 
Nachkommen  mit  genügenden  (»runden  anfechten.  Was  aber  det 
Makt^l  der  }Ierkunft  hetrilft,  so  mag  dieser  Vorwuri'  ininierhiu  mehr 
Grund  haben.  Denn  in  den  Colon ien  am  schwarzen  Meere  fanden 
zwischen  lleUenen  und  Skythen  vielfache  Familien  Verbindungen  sUlL 
War  (K)ch  strlhst  eui  Häuptling  der  Skythen,  Sk\les,  dt^s  Sitalke« 
Zeitgenosse,  als  Sohn  einer  ionischen  Mutter  in  griechischer  Sprache 
und  Schritt  nnterrichlet  und  ein  hegeisterler  Anhänger  griecliiäclier 
Sitte,  aucli  Bürger  von  Olbia,  wo  er  eine  griechische  Hausfrau 
halte!  Freilich  wurde  er  von  seinem  Hruder,  dem  Tochtersolme 
des  Teres  (S.  •VJ2),  dcMU  Führer  d(»r  nationalen  Partei,  gestürat, 
alMU'  seine  (leschichte  zeigt,  wie  der  Eintluss  der  giMechi^ben 
Küstenplätze  his  in  den  Kern  des  Skylhenvolks  eingedrungen  ^ar. 

Wie  viel  mehr  werden  also  in  den  Küstenstädt«u  selbst  die 
beiden  Nation.üitäten  >ich  verscinnol/en  haben,  zumal  da  die  mit 
den  Skythen  wie  mit  den  Hellenen  in  nächsten  Ikziehungen  ste- 
henden Thraker  die  Verschmelzung  beiorderten!  Verbindungen  mit 
(liesen  Nölkern  waren  den  Hellenen  ülK^rhaupt  hei  Weilern  nicM 
so  anstol'sig,  wie  etwa  mit  den  Phöniziern,  Bah\lonieni  und  Aejn|>- 
lern;  sie  hatten  vielmehr  einen  gewissen  Zug  zu  den  nonliscbeo 
>'achharvolkern .  imd  wenn  wir  die  Athener  in  das  Auge  fassen, 
welche  mit  thrakischen  Familien  blutsverwandt  waren,  wie  Kiinon. 
wie    Thukydides    der    Geschichtschreiher    und    der  Philosoph  Auti- 


8EI?iE   HEBKC.NFT    V^b   KINDHEIT.  553 

lene»  (vielleicht  gehört  auch  Theinistokles  hierher),  so  drängt  sich 
8  die  Wahrnehmung  auf,  dass  gerade  sein*  hedeuteiide  Männer 
8  solchen  Mischehen  hervorgegangen  sind. 

Henestheus,  der  Sohn  des  Iphikratos  von  der  thrakischen 
^nigstochter,  der  Schwiegersolm  des  Tiinotheos,  machte  ui  Atlien 
iftehen  durch  seine  fnlhe  und  kräftige  Entwickelung,  und  wenn 
in  ihn  nach  seinen  Eltern  fragte,  so  sagte  er,  er  sei  der  Mutter 
el  mehr  als  seinem  Vater  zu  Dank  verpllichlet,  denn  dieser  hal>e 
lies  gethan,  um  ihn  zu  einem  Thniker,  jene  dagegen  Alles,  um  ihn 
I  emem  Hellenen  zu  machen. 

Wenn  nun  die  zunehmende  ErscIdafTung  der  hellenisclien  Bfir- 
irgemeinden,  wie  wir  mit  Grund  aimehmen  können,  damit  zusam- 
lenhängt,  dass  die  meisten  Elien  unter  den  Söhnen  und  Töchtern 
rwandter  Familienkreise  geschlossen  wurden,  so  erscheint  es  setir 
itüriich,  dass  Verbindungen  mit  anderen  Nationen  dazu  l>eitrugen, 
ie  griechischen  Geschlechter  geistig  wie  körperlicti  zu  eil'rischen 
id  namentlich  zur  Zeit  der  allmählichen  Ahnahme  nationaler 
sergie  Kräfte  hervorzurufen ,  wie  sie  in  den  reinen  Hellenenfami- 
!0  immer  seltener  wurden.  So  lässt  sich  auch  vielleiclil  von  De- 
Mthenes  vermuthen,  es  möclite  die  aulserordentliche  Spaimkraft 
ines  Geistes  damit  zusammenhängen,  dass  etwas  von  dem  Blute 
•rdischer  Völker  in  seinen  Adern  iloss^'). 

Wie  es  sich  aber  auch  damit  verlialten  mag,  mit  Sicherheit 
niwn  wir  annehmen,  dass  die  auswärtigen  Beziehungen  seiner 
milie  ihm  sehr  wichtige  Anregung  gegelien  hatoi.  Die  am  l^ontos 
boreiie  Mutter  musste  den  Siini  des  Knaben  frühzeitig  iiber  den 
luerkreis  der  Vatci*stadt  huiausleiten  und  ihn  mit  den  weitreichen- 
n  Verbindungen  derselben  vtMtraul  machen,  während  der  Vater 
U  das  Bild  eines  tüchtigen  und  ehrbaren  Burgerthunis  vcu*  Augen 
illle,  wie  es  sich  in  den  l)esseren  Kreisen  der  städtischen  Bevöl- 
ning  immer  noch  erhalten  hatte.  Er  wusste  ein  ausgedehntes 
itchäft  umsichtig  und  mit  kräftiger  lland  zu  leiten,  Iiing  dem 
neiowesen  mit  Treue  an  und  suchte  seine  Elu'e  darin,  alh;  Ihlr- 
r|iflichten  aufs  Gewissenhafteste  zu  erfi'dlen.  An  Mittein  zur  Er- 
ihung  fehlte  es  so  wenig  wie  an  gutem  Willen  und  verstündiger 
itimg,  und  so  war  Demosthenes,  der  mit  einer  jüngeren  Schwester 
I  Hause  aufwuchs,  gewiss  ein  vor  Vielen  begünstigter  und  glück- 
ber  Koabe. 

Aber  dies  Glück  war  von  kurzer  Dauer.    Als   er  sieben  Jahre 


554  DIE    VORMÜTSDSGHAFT    101,  1—103,  8;  8t6— 86«. 

alt  war,  erkrankte  der  Vater  und  starb.  Zwar  war  das  Haas  woU 
bestellt;  ein  Vermögen  von  mindestens  14  Talenten  (22,000  Th.) 
war  vorhanden,  in  eigenen  und  fremden  Geschäften  angelegt,  desn 
Zinsen  für  V^^ittwe  und  Kinder  weit  mehr  als  ausreicbend  inra. 
Ueberdies  hatte  der  Vater  selbst  die  Verhältnisse  auf  das  Genante 
geordnet.  Die  nächsten  Freunde  des  Hauses  waren  zu  Voml^ 
dern  l)estellt,  Theni)}>ides  und  die  Neffen  des  Erblassers,  ApMH 
und  Demophon,  lauter  wohllial>ende  Männer,  welche  der  Versttf- 
bene  aufserdem  tur  ihre  Möhwaltung  mit  besonderen  Legat»  k- 
dacht  hatte;  endlich  hatte  er  die  beiden  Lietzteren  auch  durch Efe- 
verlöbnisse  so  zu  GliedeiT)  des  Hauses  zu  machen  gesucht,  dmu 
nach  seiner  Voraussetzung  für  dassel1>e  wie  für  ihr  eigenes  wtfä 
nmssten. 

Aber  niemals  ist  der  letzte  Wille  eines  treuen  HausTM 
schnöder  missachtet  worden,  denn,  wie  es  im  damaligen  Athna 
häufig  der  Fall  war  (S.  5t 6),  erwiesen  sich  die  vermeintlichen  Fnah 
des  Hauses  als  dessen  ärgste  Feinde,  indem  sie  sich  alle  Vorthah; 
welche  das  Testament  ihnen  gewährte,  gierig  aneigneten,  ohne  dm 
zu  denken,  den  Verpflichtungen,  die  sie  durch  Anerkennung  kt 
seilten  übernommen  hatten,  nachzukommen.  Sie  verabsäumten  A 
Bestimmungen  des  Erblassers,  vernachlässigten  und  entwertbetoi  4i  f  i 
(leschäfl,  vf'rsclileuderlen  die  augelegten  Gelder,  und  anstatt  Ai 
Mündelgul  zu  vermehren,  das  sich  bei  einsichtiger  Verwaltung  \aM 
hätte  verdoppeln  lassen,  wirthschattelen  sie  in  so  gewissenloser  WAe, 
dass  auch  das  Grundkapilal  grölVtentheils  verloren  ging.  Die  Khpi 
der  Mutter,  die  Vorstellungen  ehrlicher  Fi-eunde,  die  öfTentlkli 
Meinung,  welche  sich  zu  Gunsten  der  Waisenkinder  geltend  msdrie. 
—  Alles  war  wirkungslos;  <lie  Vonnünder  l>eriefen  sich  auf  Bw 
Vollmachten;  erst  nach  Erlöschen  derselben  konnten  sie  ziu*  Rechrt- 
Schaft  gezogen  werden'***). 

Von  dieser  Seite  lernte  der  heranreifende  Jüngling  die  Wdi 
kennen;  die  ersten  Eniplindungen,  welche  sich  in  seinem  Gemttk 
festsetzten,  waren  die  des  Zorns  ilber  Untreue  und  Verrath. 
während  andere  Knaben  sich  auf  die  Zeit  freuten,  wo  sie  der  Zu* 
des  Hauses  entwachsen  <las  Leben  geniefsen  könnten,  erfüllte  ii 
nur  der  einzige  Gedanke,  dass  er  grofs  und  stark  sein  möchte.  » 
die  Schmach  des  Vaterhauses  zu  rächen  und  den  Frevel  zu  stiafa. 
den  gewissenlose  Selbstsucht  an  den  Hauskindern  begangen  hitfc 
So  wurde  ihm  die  Jugendzeit  verkümmert    Er  saCs  bei  derNaUff 


DEMOSTHEIfES   UND    ISAIOS    103.  S;  866.  555 

I  Hause  und  mied  die  Knabenspiele.  Er  >vurde  von  seinen  Al- 
ngen6s8en  ^  ein  Schwäclüing  verspottet,  er  verstand  es  nicht, 
ii  ihnen  fröhlich  zu  sein.  Aber  in  dem  blassen  und  schmächtigen 
nahen  entwickelte  sich  frähzeitig  ein  männlicher  Wille.  Er  war 
ikig  beflissen  an  den  Werken  der  Meister  seinen  Geist  zu  bilden, 
omtnisse  zu  erwerben,  Schärfe  des  Denkens  und  Herrschatt  über 
b  Sprache  sich  anzueignen,  und  diese  Studien  erhielten  dadurch 
Mn  besonderen  Nachdruck,  dass  er  darin  nicht  harmlosen  Genuss 
■1  Beiehrung  allein  suchte,  sondern  das  Rüstzeug  für  den  Kampf, 
■  er  zu  bestehen  hatte.  Dazu  bedurfte  er  vor  Allem  dier  Beredt- 
Mkeit,  deren  mächtige  Wirkung  er  bei  einer  zuialligen  Veran- 
mng  kennen  gelernt  haben  soll. 

Er  war  als  Knabe  in  den  Gerichtssaal  gekommen,  wo  gerade 
iDistratos  wegen  der  oropischen  Sache  auf  Tod  und  Leben  an- 
Uagt  wurde  (S.  458);  er  sah  die  Erbitterung  der  Versanmdimg, 
I  schwierige  Lage  des  Beklagten  und  erlebte  dann,  wie  derselbe 
irch  die  Gewalt  seiner  Worte  die  Geschworenen  umstimmte  und 
I  Schlüsse  der  Verhandlung  einem  Sieger  gleich  unter  Lob- 
rücben  und  Glückwünschen  heimgeleilet  wurde. 

Dies  Erlebniss  war  für  ihn  ein  Ereigniss;  er  war  entschlossen 
I  Redner  zu  werden,  und  ging,  so  wie  er  mündig  geworden,  zu 
1106  (S.  517),  dem  ersten  Kenner  des  attischen  Privat  rechts,  dem 
Mährtesten  Sachwalter  namentlich  in  Erbscbaftsstreitigkeiten.  Isaios 
r  ein  Charakter,  dem  er  sich  verwandt  fühlte.  Die  Sciiäife  seiner 
danken,  die  Bündigkeit  seiner  Beweisführung  fesselt«*  ihn  mehr 
i  die  leichte  Anmuth  des  Lvsias,  und  es  wird  berichtet,  dass  er 
dil  nur  seine  Beden  auf  das  Eifrigste  studirte,  sondern  den 
dner  seihst  in  sein  Haus  nahm  und  ihn  durch  ein  Honorar  von 
1,000  Drachmen  (2600  Th.)  verpilichtete,  sich  ihm  ganz  zu  widmen, 
a  durch  seinen  Unterricht  in  vollem  Mafse  die  Kechtskeimtniss 
d  Redekunst  zu  vemnen,  um  die  Vormünder  ihren  Frevel  büfsen 
lassen**). 

Der  Kampf  wurde  in  verschiedenen  Gängen  geführt.  Der  erste 
r  die  Rechenschaftsforderung  und  allgemeine  Beschwenleführung 
Betreff  der  VormundschatY.  Dann  wm*den  die  verschit^deiien 
ege  schiedsrichterlicher  Entscheidung  betreten;  aber  die  Vor- 
lader  entzogen  sich  allen  Vergleichsversuchen  und  versagten  auch 
IQ  Spruche  der  von  Staatswegen  t)estelUen  Schiedsrichter  ilire 
lorkennung. 


556  BEGINN   DES   PU0ZES»E8  IM.  1;  164. 

So  blieb  iiichtä  übrig  als  der  forinlidie  Prozessgaug.  Im  dritM 
Jalire  nach  Eintritt  der  Mündigkeit  reichte  Demosthenes  bei  im 
ersten  Archonten,  welcher  die  Vorniiindschaftssachen  einzoIeiUi 
hatte,  die  Klagschrifl  ein  und  lieantragte  darin  gegen  jeda  ihr 
Vormünder  eine  Strafe  von  zehn  Talenten  (15,710  Tb.).  IMe  Sick 
war  in  vollem  Gange.  Demosthenes,  der  das  Recht  und  die  g^ 
naueste  Hechiskenntniss  anf  seiner  Seite  halte  und  trotz 
zwanzig  Jalu*e  die  volle  Chai*akterstarke  eines  gereiften  Mannes, 
unerschütterlich  vorwärts  und  den  Gegnern  blieb  nichts  übrig  ä 
neue  Ränke  anzuspinnen.  Dazu  benutzten  sie  die  EinricfatimgHi^ 
welche  in  Atlien  l)estanden,  um  bei  der  Herlieiziehung  der  reidMM 
Bürger  zu  öltentlichen  Leistungen  Ueberbürdungen  und  Haft' 
rcchtigkeiten  zu  vermeiden. 

Wenn  nämlich  ein  Bürger  glaubte,  dass  er  übermälsig  in  ii- 
Spruch  genommen  werde  und  cUiss  die  ihm  zugemulheie  Lnla| 
einem  Anderen  mit  mehr  Recht  zugemuthet  werden  könne,  so  sbri 
es  ihm  frei,  diesem  die  I^islung  zuzuschieben  oder  ihn  zu  ciiM 
Vermogenstausche  aufzufordern,  indem  er  sich  anheischig  macblfc 
vom  Vermögen  des  Anderen  die  in  Frage  stehende  Leistung,  id 
es  Ausrüstung  eines  Schiffs  oder  eines  Chors,  zu  übernehmen.  Fad 
hielNsi  nun  keine  gutwillige  Verotändigung  statt,  so  hatte  der,  wekhr 
den  Tausch  angeboten  hatte,  das  Recht,  das  Vermögen  des  Andsi 
sofort  mit  Beschlag  zu  belegen,  indem  er  das  seinige  zu  gteirkei 
Zwecke  bereit  halten  musste.  Innerhalb  dreier  Tage  wurde  dai 
von  Jieiden  Vermögen  eni  liivent«ir  gemacht  und  auf  Grund  desM 
schlicl'slich  vom  Gericht  entschieden,  wer  von  beiden  von  KfAü^ 
wegen  die  streitige  Leistung  zu  ül)ei*nehmen  hal»e.  Diese  von  Sokfl 
begründete  Einrichtung  war  auf  einfache  und  leicht  übersicblürhe 
Vermögens  Verhältnisse  bcreclniet.  In  s^iätern  Zeiten  wurde  « 
immer  schwieriger  und  anstatt  ein  Schutz  gegen  willkürliche  1^ 
drückung  zu  sein,  wurde  sie  nicht  selten  ein  Werkzeug  Kiösirillipr 
Intrigue,  treltlich  geeignet,  um  Mitbürger,  denen  man  etwas  ai- 
hallen  wollte,  plötzlich  im  ruhigen  Besitze  ihres  Vermögens  zu  s\iM 
und  ihnen  die  peinlichsten  Uligelegenheiten  zu  bereiten. 

So  geschah  <?s  auch  hier.  Ein  attisches  Geschwader  wDle 
auslaufen  und  die  dafür  nöthigen  Leistungen  waren  durch  dasFcM- 
hen*ncoIiegium  auf  eine  Anzahl  von  Trierarchen  angewiesen,  tnkf 
ihnen  war  Thrasylochos,  des  Kephisodoros  Sohn,  Bruder  des  SW- 
dias.    Mit  ihm  knüpften  die  Vormünder  ein  Versländniss  an  oal 


ERZWUNGENE   TBIERARGHIE  104,  1;  aft^/g.  557 

Folge  dessen  trat  Thrasyloclios  wenig  Tage  vor  dem  Gerichts- 
mine,  in  welcliem  Aber  die  VormundschafLsklage  abgeurteilt  werden 
Ite,  in  das  Haus  des  Demosthenes  und  bot,  falls  er  nicht  frei- 
lig  die  Trierarchie  übernebnien  wolle,  Verinögenstausch  an. 

Die  Intrigue  war  schlau  genug  angelegt.  Es  sollte  nämlich 
nosthenes  entweder  die  Liturgie  leisten  —  dann  musste  er  seine 
rttteten  Finanzen  vollends  zu  Grunde   richten  —  oder  er  ging 

das  Tauschverfahren  ein.  In  diesem  Falle  ging  sein  Vermögen 
i  allen  «Forderungen  in  die  Hände  des  Tlirasylochos  über  und 
»er  konnte  dann,  wie  verabredet  war,  die  gegen  die  Vormünder 
lobenen  Anspniche  so  wie  den  g<nizen  Prozess  niederschlagen. 
•  Demosthenes,  dessen  Gedanken  ganz  von  dein  l^rozesse  in  An- 
imch  genommen  waren,  sah  sich  von  diesen  Ranken  plötzlich 
errascht;  er  durchschaute  anfangs  nicht  die  ganze  Intrigue  und 
ligte  in   den   Vermögenstiusch,   weil  er  der  Meinung  war,  dass 

trotz  der  Uebergabe  seines  Vermögens  seine  Forderungen  auf- 
At  erhalten  und  sein  Recht  auf  Durchführung  des  Prozesses  be- 
■pten  werde.  Allein  ein  solcher  Vorbehalt  wurde  Demosthenes 
Bkt  gestattet  und  nun  entschloss  er  sich,  um  sich  auf  keinen 
I  seinen  Prozess  aus  den  Händen  spielen  zu  lassen,  das  ein- 
lötete Tausch  verfahren  wieder  rückgangig  zu  machen  und  einfach 
B-  Kosten  der  ihm  aufgedrungenen  Leistung  zu  ül>ernehmen. 
irasylochos  hatte  diesell>e  schon  um  zwanzig  Minen  (524  Th.) 
I  einen  der  Spekulanten  verdungen,  welche  sich  in  Athen  ein 
Utohäft  daraus  machten,  dergleichen  Staatsleistungen  für  Andere 
rttbemehmen;  Demosthenes  zahlte  die  Summe  und  war  dadurch 
ft'mnen  bedeutenden  Theil  seines  Kapit^ilrestes  gebracht  *°). 

Solcher  Kämpfe  und  Opfer  bedurfte  es,  um  nur  die  Sache  vor 
'Richler  zu  bringen,  und  auc^h  dann  kostete  es  noch  grofse 
Ihe,  zum  Ziele  zu  kommen.  Die  wichtigsten  Urkunden,  vor 
Sil  das  Testament  selbst,  waren  bei  Seite   geschafft  worden  und 

war  für  Demosthenes  keine  leichte  Aufgabe,  Nachweise  und 
Igen  beizubringen,  um  den  ursprünglichen  Resland  des  Ver- 
gens  festzustellen.  Dennoch  gelang  es  ihm  die  Schuld  der  Vor- 
iger aufser  Zweifel  zu  setzen;  er  konnte  nachweisen,  was  aus 
hrem  Mündelgute  in  den  gleichen  Jahren  geworden  war,  und 
f  er,  der  bei  Antritt  seines  Erbes  mit  Timotheos,  dem  Sohne 
■oiM,  und  anderen  Höchstbesteuerten  zu  einer  Vermögensklasse 
IM  habe,   wenn  die  Vormünder   noch  einige  Jahre  langer   ge- 


558         DEMOSTHENES  KLAGREDE?(  101,  1-104.  S;  869-S61. 

wirthseliaflet  hat  teil,  völlig  zum  Bettler  gemacht  worden  wäre.  Akr 
iiiclit  hlol's  das  Mitleid  der  Gescliwoi*euen  uahiii  Demostbeoes  fir 
sich  und  seine  Schwester  in  Ausprucli  und  nicht  blo&  den  tida 
Unwillen  üher  den  an  dem  sterhenden  Vater  und  seiDem  Haue 
l>egangenen  Frevel  suchte  er  zu  entflammen,  er  wies  auch  damf 
hin,  wie  viel  im  öirentlichen  Interesse  darauf  ankomme^  die  bäqn^ 
Uchen  Vermögen  zu  erhalten,  auf  welche  der  Staat  rechnen  tarnt, 
wenn  er  in  der  Lige  sei,  grölsere  Leistungen  in  Anspruch  nehMi 
zu  müssen,  Leistungen,  welche  sein  Vater  stets  mit  patriotischa 
Eifer  übernommen  habe. 

Aphobos  war  der  zuerst  Angeklagte.  Er  wurde  troti  dkr 
sachwalterischen  Künste,  die  v(m  ihm  und  seinen  Genossen  itf- 
geboten  wm*deii ,  verurteilt.  Die  anderen  Vormünder  traf  dasrib 
Schicksal  oder  sie  fügten  sich  vor  der  Entscheidung  einem  ^ 
gleiche. 

Damit  wurde  freilich  durchaus  kein  Ersatz  des  Schadens  eniell 
Die  Gegner  wussten  sich  durch  allerlei  neue  Schliche  ihrer  Sddr 
digkeit  zu  entziehen;  es  bedurlXe  neuer  ärgerlicher  Prozesse,  tf 
<lie  Herausgabe  von  Grundstücken  zu  ei*zw Ingen,  welche  mit  hMf 
nackigem  Trotze  zurückgehalten  wurden,  und  am  Ende  maati 
Demosthenes  den  Verlust  des  gröfsten  Theils  seines  väterlichen  Erks 
verschmerzen.  Ihm  war  aber  auch  von  Anfang  an  nicht  das  GeU 
die  Hauptsache  gewes(Mi,  sondern  dass  das  Um*echt  gesüimt,  kt 
Verrath  entlarvt  und  di(^  Ehre  des  Hauses  hergestellt  werde,  h 
diesem  l^uikle  war  (h^r  Sieg  vollständig;  hierauf  hatte  er  Jakff 
lang  mit  nnerinüdhcheni  Eifer  hingt^arlieitet,  während  er  es  ■! 
der  Ausbeutung  des  Siegs  fast  zu  leicht  genommen  zu  haiieu  schellt 
Mag  man  also  auch  den  jungen  Mann  beklagen,  dass  er  in  dieses 
ärgerliehen  Händehi  lu^inahe  sechs  der  schönsten  Lebensjahre  tt 
bring<ni  musste,  so  ist  doch  gewiss,  dass  er  keine  bessere  Sdiät 
durchmachen  konnti^  um  sehie  innere  Kraft  zu  stallten  und  sitt 
unbeugsame  Willenskraft  anzueiguen. 

Man  muss  bedenken,  wie  es  damals  in  Atlien  herging.  ^ 
war  etwas  ganz  Ungewöhnliches,  dass  Jemand  einfach  auf  sein  Btf^ 
iM^sUnid  und  unbeirrt  auf  sehi  Ziel  losging.  Man  war  gewoM 
innner  krunnne  Wege  zu  gehen  und  Alles  durch  VerabrediiDgA 
Durchstechereien  und  gegenseitige  Zugeständnisse  abzumachen;  n* 
pflegte  die  Streitsachen  nach  allen  anderen  Gesichtspunkten,  t0 
nicht  nach  denen  des  schUchten  Rechts  zu  erledigen.    Daraus  ^ 


ANLAGEN   UND   CUARAKTERBILDUNti.  559 

rt  sich  die  unerhörte  Frechlieil  der  Vonuünder;  so  erkennl  niiin 
V  auch  ei*äl  deu  hohen  Mulli  des  Deino^ilhenes,  dem  der  kauipt 
le  Gewissenssaciie  war,  welciier  er  unei'sohütlerJieh  treu  hlieb, 
i  Ehrcnkampr,  iu  welchem  er  sich  persunliclien  Angrilfen  aurli 
r  nächsten  Angehörigen  rurchtios  tdorsslellte.  hi  diesen  (lefahren 
.  der  JüngUng  rascii  zum  Maiuie  gereift.  Er  hat  die  Welt  unge- 
Umlich  früli  yon  ihrer  schlechtesten  Seile  kennen  gelernt;  aber 
'  ist  dadurch  nicht  verbittert  und  noch  weniger  entnuithigl  worden. 
Hl  zahlreichen  und  verschmitzten  Feinden  unningt,  hat  er,  <ler 
ehrlose  Jüngling,  sich  selbst  und  der  guten  Sache  verti*auen  ge- 
rat, und  da  dieselbe  am  Knde  docli  siegreich  gebliel)en  ist,  so 
U  er  aller  trüben  Erfahrungen  ung<Mchtet  aucb  zu  dem  gesunden 
Bd  rechtschaffenen  Sinne  Vertrauen  gefasst,  welciier  in  dem  besseren 
beile  der  BürgerschalX  lebeinlig  war,  ein  \ ertrauen,  das  ihn  nie 
ieder  verlassen  hat. 

Zugleich  hatte  er  in  diesem  Kampfe  das,  was  er  im  Fache 
f  Sachwalterkunst  an  Kenntnissen  uud  Fertigkeiten  erlernt  hatte, 
fori  anwenden  müssen;  er  hatte  es  auf  diese  Weise  zu  seuieni 
sien  Eigen thunie  gemacht  und  konnte  nun  wie  ein  v(dlgerüsteter 
mn  auf  den  Kampfplatz  des  Lebens  tretr'ii.  Dabei  unterstützten 
1  seine  angel)oreuen  Anlagen;  denn  er  hatte  von  Natur  einen 
Ikarfeu  Verstand,  ein  lebhaftes  und  leicht  ern'gbares  (■enu'ith,  eine 
Oe  von  Gedanken,  die  sich  aus  einer  grolsartigen  Lebensanschauung 
twickelteu  und  durch  genaue  Kenntnii's  der  IMülosophen,  Historiker 
d  Khetoren  genährt  waren.  Aber  ihm  höhlte  noch  viel,  um  ein 
nkoninieuer  lledner  zu  sein,  und  er  mnsste,  um  diese  Mangel 
ergänzen,  noch  schwere  Proben  seiner  Willenskraft  ablegen. 
Demosthenes  war  sehiem  Oharakter  gemafs  zu  geneigt,  alhrs 
swkht  auf  die  Sache  zu  legen  und  der  Gerechtigkeit  derselben 
i  vertrauen,  sobald  sie  nur  richtig  behaniU'it  werde.  Darüber 
vnachlässigte  er  sich  in  Aeufserlichkeiten,  welche  dem  Publikum 
igenüber  so  häutig  den  Ausschlag  gaben,  und  in  solchen  Dingen 
itte  er  von  Isaios,  der  selbst  niemals  öffentlich  auftrat,  jim  wenig- 
en lernen  können.  Dazu  kam,  dass  dem  jungen  Manne,  der  sich 
^  einem  zurückgezogenen  Leben  im  mütterlichen  Hanse  in  die 
Utrengendsten  Studien  vertieft  halte,  bei  aller  Festigkeit  d<^s  Sumes 
1^  die  rechte  Sicherheit  fehlte  und  der  freie  Aust^uul,  wie  er 
n  Verkehre  mit  Menschen  gewonnen  wird;  es  hing  ihm  eine 
Bvitte   Schücbtei*nheit   und    Unbeholfenheit   an,    welche    von    der 


560  DIE  RBDNERIdOHE   AUSBILDUNG 

Dreistigkeit  der  gewölmliclien  Redner  selir  abstach.  Sein  Orpn 
entsprdcli  nicbt  der  tiefen  Erreginig  seines  Gemüths  und  das  Patlm 
der  Uede  wurde  lächerlidi,  wenn  die  Stimme  versagte.  Die  Ab- 
sprache  war  unrein,  sein  Mund  ungunstig  gebildet,  die  Haltof 
ängstlich  und  linkiscli.  Innerlich  war  er  fest  und  entschido, 
denn  er  war  sich  einer  liohen  Kraft  1)ewiisst,  die  er  zum  Bestn 
seiner  Mitbürger  zu  verwerthen  sich  verpflichtet  ftililte,  und  m 
Reruf  stand  ihm  unei*schutterlich  vor  der  Seele;  er  hielt  die  Fw- 
heit  de  U<Mle  noch  immer  für  den  edelsten  Besitz  der  Athener  toi 
die  Emplanglichkeit  für  die  Macht  dos  Worts  erschien  ihm  als  ikt 
beste  Rigenschan.  Aber  er  musste  schweife  Prfiftmgen  durchmadtt 
wenn  er  eine  Demfithigimg  nach  der  anderen  erlebte,  vähnii 
seichte  Schwatzer  mühelos  den  vollen  Beifall  emdteten,  und  ««■ 
er  innner  von  Neuem  zweifelhaft  wurde,  ob  er  das  Ziel,  wekta 
er  mit  angespannter  Kraft  nachstrebte,  geringfügiger  Umstände  wep 
jemals  erreichen  werde.  Dabei  stand  er  einsam  da,  seinen  Mitlir' 
gern  fremd  und  gimz  auf  sich  angewiesen. 

Zum  Glücke  fanden  sich  doch  Freunde,  welche  ihn  aufrichMo, 
wenn  er  zaghalt  wurde,  und  mit  gutem  Rathe  unterstützten.  Ei- 
nomos  von  Thria  soll  zuei*sl  eine  perikleische  Kraft  der  Rede  ■ 
ihm  erkannt  haben;  Andere,  wie  <ler  Schauspieler  SatjTOS,  maditB 
ihn  in  wohlwollender  Absicht  auf  die  Schwachen  seines  Vortrags  aof- 
merksam.  So  kehrte  er  aller  Demüthigungen  und  Misserfolge  nfr 
g<»achlet  innner  wie<ler  unvenlrossen  zu  seiner  Aufgabe  zurück  vd 
arlH»itete  an  sich  weiter.  Er  stärkte  Brust  und  Stimme,  indem  ff 
süirke  Abbänge  hinaufgehend  laut  redete;  er  ging,  so  sehr  es  scinff 
Nalm-  auch  widerstrebte,  bei  den  Bühnenkünstlern  in  die  I/bfft 
um  sich  eine  würdige  Kör j>erhaltung ,  angemessenes  Geliehrdenspü 
richtige  Betonung  und  Athemvertheilung  anzueignen,  und  die  vieirt 
Gesell  ich  len,  welche  schon  frühzeitig  in  Umlauf  gesetzt  wurden,  «■ 
ihn  als  einen  pedantischen  Sonderling  zu  verspotten,  der  sich  k«* 
Nachtruhe  göime  und  sich  zur  gröfsten  Zuiiickgezogenheit  zwinp- 
um  ganz  seinen  Studien  zu  leben,  beweisen  wenigstens  so  ni 
dass  die  eiserne  Willenskraft,  mit  welcher  Demosthenes  sein  W 
verfolgte,  unter  seinen  Mitbürgern  Staunen  erregte;  sie  salicn  2» 
als  einen  Menschen  an,  der  aus  ganz  andei*em  Stoffe  gemacht  ^ 
als  das  übrige  Volk,  welches  zur  Zeit  des  Eubulos  den  Markte* 
Athen  fülUe«^). 

Was  den  Charakter  seiner  Reden    Iwtriffl,    so   vcriäugnete  ff 


DES   DEM08THENES.  561 

wnen  Meister  nicht,  dem  er  sich  vorzugsweise  angeschlossen  hatte. 
IKe  körnige  Einfachheit  des  Ausdrucks,  die  scharfe  Beweisführung, 
die  kurzen  Fragen,  die  den  Vortrag  unterbrechen  und  l»elehen  — 
diese  und  andere  Eigenthumlichkeiten  liatte  er  sich  von  seinem 
liehrer  angeeignet,  ja  man  findet  in  den  Vormundschaftsreden  ge- 
wisse Wendungen  und  selbst  längere  Stellen  des  Isaios  wörtlich 
Mm  Demosthenes  wieder,  was  sich  daraus  erklärt,  dass  er  zu  seiner 
Ausbildung  Reden  seines  Meisters  auswendig  gelernt  hatte. 

Aber  er  war  nicht  blofs  Schüler  des  Isaios.  Er  hatte  ja  auch 
Kallistratos ,  und  gewiss  nicht  blofs  durch  einmaliges  Hören, 
m  Eindruck  ffu*  das  Leben  empfangen.  Ein  so  strebsamer  Geist 
""ine  der  seinige  konnte  von  dem,  was  in  der  Redekunst  damals 
'grieistet  wurde,  nicht  unbenihrt  bleiben;  er  musste  ja,  wenn  er 
SOt  Geister  beherrschen  wollte,  mit  allen  geistigen  Strömungen  der 
^fcil  vertraut  sein.  Darum  soll  er  auch  die  Reden  der  Sophisten 
■'^  t.  B.  des  Polykrates  (S.  491),  nicht  nnbeachtet  gelassen  haben. 
i'^Gtnz  besonders  musste  aber  die  Wirksamkeit  des  Isokrates  für  ihn 
'"^on  Bedeutung  sein,  da  derselbe  nicht  nur  der  gefeiertste  Rhetor 
^Miier  Zeit  war,  sondern  auch  der  Mittelpunkt  eines  einflussreichen 
^Ireises,  welcher  eine  sehr  l)estimmte  ])olitisclie  Richtung  hatte. 

Aber  freilich  bestand  zwischen  ihm  und  Demosthenes  ein  sol- 
**Iler  Gegensatz,  wie  er  zwischen  zwei  gleichzeitigen  Rednern  nicht 
\beT  gedacht  werden  kann.  Der  Eine  zog  sich  ängstlich  mit 
^•Biner  Person  zurück  und  fühlte  sich  nur  behaglich,  wenn  er  von 
"Äwnden  und  Schülern  umgeljen  war,  welche  bewundernd  zu  ihm 
Unanf  sahen;  der  Andere  ging  kühn  jeder  Gefahr  entgegen  und 
'•öAte  den  Kampf,  in  dem  er  für  seine  Ueberzeugung  das  Leben 
'^tfaietzen  konnte.  Er  wusste  bei  Isokrates  die  Meisterschaft  anzu- 
^^rkennen  und  eiferte  ihm  nach  in  saiil)erer  Ausfeilung,  in  rinlh- 
^"Uscher  Gliedening  und  Abrundung  der  Sätze.  Aber  was  dem  rhe- 
^BVischen  Künstler  die  Hauptsache  w;u*,  ordnete  sich  bei  ihm  höheren 
^iduichten  unter;  die  kalte  Glätte  isokratischer  Perioden  konnte 
'^^rineiii  feurigen  Geiste  nicht  entsprechen  und  so  fein  auch  sein 
Oh*  gebildet  war,  so  hat  er  sich  doch  nicht  dazu  verstehen  können, 
•iA  an  iufeerliche  Wohllautsgeselze  (S.  513),  wie  sie  in  der  Schule 
^QlRhetora  aufgesteUt  waren,  zu  binden;  er  hat  wenigstens  in  den 
takhtlichen  Reden  den  Hiatus  nicht  mit  peinlicher  Aengstlichkeit 
^^^cmueden.  Aufserdem  stand  Isokrates  schon  bei  dem  ersten  Kampfe, 
'^iridien  Demosthenes  zu  bestehen  hatte,  im  feindlichen  Heerlager; 

Ontiu^  Or.  Gtseh.    IIL  36 


562  DEMOSTUENES   VERHÄLTNISS^ 

denn  er  war  der  Lehrer  von  Aphobos'  Schwager  Onetor,  dessen  er 
sich  ausdrucklich  als  seines  Schülers  rühmt ^^). 

Der  andere  Ki*eis,  der  damals  in  Athen  eine  geistige  Macht 
war,  war  der  platonische.  Audi  zu  ihm  stand  Demostbenes  a 
einem  sclu*ofTen  Gegensätze;  denn  er  musste  eine  Scheu  haben  w 
jeder  Philosoplüe,  welche  den  Menschen  seinen  bürgerlichen  M- 
gaben  entfremdete  und  ihn  aus  dem  Gebiete  pi^aktischer  Tüchti|lii 
in  das  Reich  der  Gedanken  entrückte.  Darum  sagte  ihm  die  ScU 
der  Megariker  besser  zu,  weil  sie  den  Geist  durch  dialektisdli 
Uebung  für  die  Aufgaben  des  offen tlichen  Lebens  vorbereite,  ■! 
Eubiüides  (S.  493),  dem  er  sich  auch  in  })olitischer  Richtangiv- 
wandt  fühlte,  wird  unter  den  Männern  genannt,  welche  DemostlMV 
in  seiner  Ausbildung  gefordert  haben.  Aber  auch  Piatons  Wit 
samkeit  kann  nicht  spurlos  an  ihm  vorüber  gegangen  sein.  Plitoli 
sokra tische  Gespräche  mussten  auf  Alle,  welche  sich  die  künstkriiehi 
Beherrschung  der  Sprache  zur  Aufgal)e  stellten,  den  anregeodilB 
Eindruck  macheu  und  zur  Nacheiferuug  anspornen.  Auch  in  if 
innersten  Gemüthsrichtung  war  zwischen  beiden  Athenern  troti  4i 
grolsen  Gegensatzes  uulüugbar  ein  tiefer  Zusammenhang.  Do 
Beide  hatten  einen  unerschütterlichen  Glauben  an  die  sittlicki 
Mächte  im  Menschenleben ,  Beide  setzten  ihre  Lebensaufgabe  dÄ 
dieselben  zur  Gellung  zu  bringen ,  und  zwar  nicht  blofs  im  St 
zelneu,  sondern  in  der  Gesamtheit;  aber  der  Eine  wollte  M 
der  göltlicluün  Ideen  eine  neue  SUiatsgcmeuidc  schaffen,  der  Andeie 
den  vorhandenen  Staat  zu  der  Höhe  emporhelfen,  wo  er  der  Uv 
des  wahren  Bürgerstaats  entsprach. 

Deinosthenes  zog  aber  nicht  mir  aus  dem,  was  die  GegenvH 
darbot,  Nahrung  für  seinen  Geist,  sondern  aucli  aus  der  Voffit 
eignete  er  sich  das  (jrofse  und  VorbildUche  an,  wie  es  bei  eini 
patriotischen  Athener  nicht  anders  sein  konnte.  Mit  Ehrfurcht  be- 
trachtete er  die  Denkmäler  der  Kunst,  die  AVeihgescbenke,  i^ 
Standbihier  verdienter  Bürger,  die  Steinurkunden,  die  Sieg«»- 
male,  welche  nicht  zu  niüfsigem  Anschauen  errichtet  seien,  son^ 
um  zur  Nachahnmng  ihrer  Urheber  anzufeueni.  Er  vertiefte  sA 
in  die  Gedanken  Solons,  in  dessen  Sprüchen  und  Gesetzen  er  1^ 
sittliche  Aufgabe  des  attischen  Staats  am  vollkommensten  dosf- 
sprochen  fand,  er  stärkte  sich  in  der  F>innerung  an  die  gnk 
Vergangenheit  seiner  Vaterstadt  und  liebte  schon  darum  keiitf 
Schriftsteller  so  sehr  wie  Thukydides;  ihm  fühlte  er  sich  inoer&i 


zu   GEGENWART   UND   VORZEIT.  563 

wandt,  sein  Werk  war  iliiii  gleichsam  das  kanonische  Buch  alli- 
ier Gesinnung;  er  soll  es  achtmal  mit  eigener  Hand  abgeschrieben 
cl  zum  grofsen  Theile  auswendig  gewusst  haben. 

So  wurzelt  das  geistige  Wesen  des  Demosthenes  in  dem  Besten, 
t  die  heimathliche  Ueberlieferung  darbot,  und  durcli  die  leben- 
p  Aneignung  desselben  ist  sein  (leist,  welcher  von  Natur  etwas 
rödes  und  Abstofsendes  halte,  geschmeidig  und  vielseitig  geworden; 
lurch  hat  er  sich  allmählich  die  volle  Beweglichkeil  des  altischen 
turells  zu  eigen  gemacht.  Daher  die  ManiiigfaUigkeit  seines  Aus- 
icks,  welche  alles  Frühere  überbietet,  die  Verschiedenheit  des 
HS,  je  nachdem  öfTentliche  oder  Privalangelegenheiten  behandelt 
rden,  dk  reiche  Abwechselung  der  Stilarten  in  seinen  Reden. 
n  findet  in  ihnen  das  Herbe  und  Strenge  des  alten  Stils,  die 
Imkenreiche  Kürze,  wie  sie  im  Munde  eines  Perikles  die  Ge- 
Über  erschütterte  und  wie  sie  bei  Thukydides  nachklingt;   doch 

sein  Ausdruck  niemals  undurchsichtig  und  schwerfallig,  er  geht 
Imehr,  wo  es  dem  Gegenstande  entspricht,  in  den  leichten  FIuss 
bnischer  Rede  über.     Aber   Demosthenes  ist  überall  kraftvoller 

Lysias,  auch  wo  dieser  sich  in  grofsen  Angelegenheiten  zu 
■  Pathos  einer  echten  Staalsrede  erhebt,  er  schreitet  immer  in 
iflen  einher  und  zwar  gerüstet  mit  der  schlagfertigen  Dialektik 

*  megarischen  Schule.  Er  hat  das  Würdevolle  und  Klangvolle 
\  Isokrates.    aber   dabei    eine   ungleich  grofsere  Mannigfaltigkeit 

*  Bewegung;  er  ist  frisch,  warm  und  dramatisch  belebt  wie  Piaton, 
ar,  wie  es  dem  Redner  geziemt,  gemessener  und  strenger.     So 

in  der  Thal  die  Beredtsamkeit  des  Demosthenes  von  der  reichen 
llur  seiner  Vaterstadt  getragen  und  genährt,  sie  ist  die  Blfithe 
1  Vollendung  alles  dessen,  was  vor  ihm  gewesen  ist,  al>er  <la1)ei 
;  Demosthenes  seine  Eigenthümlichkeit  nicht  eingebüfst. 

Sein  Talent  hatte  sich  ja  nicht  im  Anschlüsse  an  die  herr- 
lenden  Zeilrichtungen  leicht  und  harmlos  entwickelt,  sondern  er 
nd  Tielmehr  mit  allen  Richlungen  der  (iegcnwarl  in  Widerspruch, 
l  der  Rhetorik,  mit  der  Sophistik  und  d<T  Philosophie  und  el)en 
mit  der  grofsen  Welt  und  den  politischen  Stimmungen,  wie  sie 
Enbolos'  Zeit  die  Bürgerschaft  behenschten ;  er  hat  sich  seine 
fang  in  einsamen  Kämpfen  mühsam  errungen  und  ihr  dadurch 
;  Tolle  Gepräge  seiner  Persönlichkeit  aufgedrückt. 

Der  schwere  Ernst  des  Lebens  ist  in  seiner  Rede  ausgeprägt; 
sein  Widerwille  gegen  alles  Redensartliche  und  gegen  rheto- 

36* 


564  SEINE   ORIGINALITÄT. 

risclies  Geschwätz.  Sein  Slil  ist  kurz  und  gedrängt;  er  bleibt  streag 
bei  der  Sache;  er  sucht  sie  aufs  Gründlichste  von  alleB  Seita  n 
fassen  und  alle  möglichen  Einwendungen  von  vom  herein  ak- 
zuschneiden.  Mit  dieser  Meisterschaft  dialektischer  Kunst  ist  m 
Starke  sittlicher  Ueberzeugung  und  ein  leidenschaftlicher  Hass  g(|ai 
alles  Gemeine,  ein  unerschütterlicher  Muth  und  eine  Ruhende  Ude 
zu  seiner  Vaterstadt  verbunden,  so  dass  dadurch  die  Knnsl  tu 
Hedners  zu  einem  Ausdrucke  des  ganzen  Menschen  wird.  ChankH 
und  Beredtsanikeit,  Wort  und  That  >Yaren  eins  hei  ihm,  und 
dem  er  die  reichen  Gaben,  die  ilim  von  Natur  verliehen  nn, 
mit  jener  Treue  und  Beharrlichkeit,  welche  das  Kennzeichen  mhk 
Genialitat  ist,  ausgebildet  und  alle  Anregungen  von  Seiten  derll^ 
torik,  der  Philosophie  und  der  di*amatischen  Kunst  sich  auf  tu 
Gewissenhafteste  angeeignet  hatte,  gab  er  seiner  Kunst  dadurdia 
Ende  die  höchste  Weihe,  dass  keine  Eitelkeit  und  Selbstsndii  ir 
anklebte,  dass  sie,  vom  Adel  reiner  Gesinnung  getragen,  das  Wok- 
zeug  eines  für  die  höchsten  Ziele  l)cgeisterten  Gemüths  wurde''). 

Was  sich  Deinoslhenes  in  einsamen  Studien  so  wie  in  fr 
kehre  mit  bedeutenden  Meusclien  erworben  hatte,  brachten  die  Alt 
gaben  des  praktischen  Lebens  zur  Vollendung,  und  zwar  i 
er  seine  Kunst  zuerst  als  Sachwalter  an. 

liier  kam  ihm  die  Schule,  die  er  bei  Isaios  durchgeimdt 
hatte,  vor  Allem  die  gründliche  Kenntniss  des  bürgerlichen  Rfdli 
am  meisten  zu  Statten.  Freilich  stand  dieser  Beruf  bei  den  Ath^ 
nern,  welche  doch  nicht  zu  strenge  Sittenrichter  waren,  in  kpii* 
sonderlichen  Ausehen;  es  wurde  das  Wort  ^Logographos'  (Verfes^f 
von  Gerichtsreden)  sogar  wie  ein  Sc^himpfwort  angewendet,  ^ 
bei  keinem  (leschatte  mehr  Unredlichkeit  vorzukommen  pflegte,  ^ 
auch  des  Demosthones  sachwallerische  Thatigkeit  ist  von  seil« 
Feinden  auf  alle  Weise  ausgelautet  wonien,  um  seinen  gut«n  M 
anzufechten  und  seinen  (4liarakter  zu  verdächtigen.  Indessen  i^ 
kein  Grund  anzunehmen ,  dass  Demosthenes  anders  als  mit  vob 
Ehrenhaftigkeit  auf  dieser  schlüpfrigen  Bahn  gewandelt  sei.  Doi 
das  wird  ihm  Miemaiid  zum  Vorwurfe  machen ,  dass  er  diese  Thi- 
tigkeit  benutzte,  um  sein  zerrüttetes  Vermögen  zu  ordnen,  für  Mntttf 
und  Schwester  zu  sorgen  un<l  sich  einen  eigenen  Ilausstaad  M 
gründen.  Vielmehr  liat  er  sich  darin  als  einen  Athener  von  tlttf 
Schlage  bewährt,  dass  er  gut  zu  wirthschaften  verstand;  dasminsk 
er   auch   des  Gemeinwesens   wegen    von  jedem  Bürger  verbogci' 


DEMOSTHENES   ALS   8ACHWALTER.  565 

'  den  wohlhabenden  Bürgerhäusern  beruhte  nach  seiner  IJeber- 
gung  das  Heil  der  Stadt;  in  ihnen  fand  er  noch  patriotische 
limiiing  und  darum  hatte  er  als  Mitglied  des  liöliercn  Bürger- 
ödes  allen  Abenteurern  und  unsaubeni  Eniporköininlingcn  gegcn- 
r  ein  stolzes  Selbstgefülü.  Das  aber  hat  er  durcli  seinen  ganzen 
■del  hinlänglich  bezeugt,  dass  er  nicht  sein  eigenes  WohUehen 
Auge  hatte,  wenn  er  für  eine  Vermehrung  seines  Vermögens  in 
lindiger  Weise  Sorge  trug,  sondern  die  Ehre  des  Hauses  und 
I  Nutzen  des  Staats.  Es  war  ein  Triumph  für  ihn,  dass  er 
sn  105,  2;  359  von  seinem  Vermögen  eine  Trierarchie  über- 
meu  und  sich  dabei  nadi  dem  Beispiele  seines  Vaters  als  einen 
Iger  bewäiu*en  konnte,  der  mehr  als  seine  Sclmldigkeit  that^^). 

Die  Prozesse,  in  denen  er  bedrängte  Mitbürger  mit  seinem 
he  und  seiner  Kunst  unterstützte,  führten  ihn  in  alle  Verhalt- 
le   des    I^bens    gründlich    hinein.      Er    hatte    Gelegenheit,    die 

Frieden  der  Gemeinde  störenden  Mächte  der  Parteisucht  und 
rinmucht  gründhcher  kennen  zu  lernen;  er  sah,  wie  der  Unter- 
ied  zwischen  Armen  und  Reichen  immer  schrofler  wurde.  Die 
hen  Bürger  führten  Häuser  auf,  welche  die  Staatsgebäude  an 
iflnheit  übertrafen,  und  kauften  Ländei^eien  in  grofser  Ausdeh- 
ig  zusammen,  während  die  kleinen  Leute  in  Abhängigkeit  kamen 
I  die  Lust  zum  Landbaue  und  selbständiger  Thätigkeit  verloren. 
le  sozialen  Uebebtande  hingen  mit  den  politischen  Zuständen  eng 
mmen;  denn  indem  sich  bei  der  zunehmenden  Theilnahmlosig- 
i  der  Menge  die  Genossen  einer  Partei  xiisammenthaten  und 
I  der  Staatsgeschäfte  bemächtigten,  beuteten  sie  die  Vortheile 
sr  Stellung  in  jeder  Weise  aus,  wurden  reich  und  übermülliig 
I  missbrauchten  ihre  Mcicht. 

Deshalb  konnte  sich  auch  Demosthenes  in  der  Advokatenpraxis 

die  Dauer  nicht  befriedigt  füllten.  Sein  Geist  verlangte  nach 
nn  gri^fseren  Wirkungskreise;  er  musste  den  Schäden  des  öfl'ent- 
len  Lebens  auf  den  Grund  gehen  und  den  Missbräuchen  der  Ver- 
kling firei  entgegentreten. 

;  Die  erste  Gelegenlleit  bot  sich  ihm  dar,  als  Androtion  im 
pmer  106,  1;  356  den  Antrag  stellte,  den  abgehenden  Kath  mit 
Bm  Kranze  zu  ehren.  Der  Redner  Androtion  (S.  520)  gehörte 
den  Parteigenossen  des  Aristophon,  die  eine  geschlossene  Grupjie 
bten,  welche  die  öffentUchen  Angelegenheiten  als  ihre  Domäne 
iAeD,  sich  in  ihrer  staatsmännischen  Vielgeschäftigkeit  vor  dem 


566  OEMOSTHEfiES   REDEN   GEGEN 

Volke  brüsteten,  Anträge  auf  Anträge  stellten,  sich  jeder  Verant- 
wortung zu  entziehen  wussten  und  mit  dem  Einflüsse,  der  üumb 
dabei  zufiel,  zum  Schaden  des  Staats  vielerlei  Missbrauch  trieiMB. 
Der  diesmalige  Antrag  Androtions  war  nicht  von  sonderlicher  Be- 
deutung, aber  es  kam  darauf  an,  ein  Beispiel  zu  geben,  dass  fa 
am  Ruder  stehenden  Männern  nicht  Alles  hingehe  und  dass  es  qocI 
nicht  an  Bürgern  fehle,  welche  ein  wachsames  Auge  auf  die  Geseln 
der  Stadt  richteten.  Der  Antrag  au  die  Bürgerschaft  war  aber  mdH 
ordnungsmäfsig,  weil  demselben  kein  Rathsbeschluss  vorangegaofei 
war  und  weil  der  Rath  seinen  Verpflichtungen,  namentlich  m  Bi- 
trelT  der  Flotte,  kemeswegs  in  dem  Mafse  entsprochen  hatte,  im 
er  von  Rechtswegen  der  beantragten  Ehre  würdig  war.  Dun 
traten  Euktemon  und  Diodoros  gegen  Androtion  auf  und  DeoM- 
sthenes  verfasste  für  Diodoros  die  Rede,  in  welcher  die  Gettti- 
vvidrigkeit  des  Antrags  nachgewiesen  wurde.  Ihn  kümmerte  es  nidi 
dass  die  beiden  Ankläger  durch  personliche  Anfeindung  Ton  Seim 
Androtions  gereizt  waren;  er  hatte  nur  den  Staat  im  Auge  uni 
benutzte  im  öfTentUchen  Interesse  die  Gelegenheit,  um  die  gewiMS- 
losen  Umtriebe,  welche  sich  der  Antragsteller  im  Vertrauen  atf 
seine  mächtigen  Verbindungen  erlaubte,  an  das  Licht  zu  ziehD**). 

Noch  in  demselben  Jahre  (106,  2;  35^')  trat  Demosthenes  ii 
einem  zweiten  Prozesse  auf,  und  diesmal  in  eigener  Person.  & 
galt  dem  Finanzgesetze,  welches  Leptuies,  ein  bekannter  Volksrwlner, 
beantragt  hatte,  eineui  der  vielen  Gesetze,  welche  den  Zweck  hallen, 
der  erschöpften  Staatskasse  neue  Hüirs(|uelleu  zu  eröffnen,  oline  die 
Bürger  zu  belästigen.  Leptiiies  hatte  nun  den  Weg  eingeschlageat 
dafs  er  alle  Befreiungen  von  bürgerlichen  Leistungen  für  die  Staats- 
fesle  aufgeiioben  wissen  wollte;  mit  alleiniger  Ausnahme  der  d« 
Nachkommen  des  Harmodios  und  Aristogeiton  erlheilten  Ehreurechte 
sollten  alle  Vergünstigungen  dieser  Art  erlöschen  und  auch  künftig 
keinerlei  neue  Privilegien  dieser  Art  weder  an  Bürger  noch  «■ 
Schutzgenossen  nocli  an  Fremde  ertheilt  werden. 

Das  Gesetz  war  sehr  eilig  betrieben  und  ohne  Beachtung  dtf 
verfassungsuiälsigen  Formen  angenommen  \forden;  es  war  ein  po- 
puläres Gesetz,  weil  es  in  cxht  demokratischem  Sinne  unberechtigte 
Ungleich lieiten  zu  l)eseitigen,  die  bürgerlichen  Lasten  zu  verringw 
und  den  Glanz  der  ölFentlichen  Feste  zu  sichern  versprach;  so  w* 
es  auch  Leptuies  gelungen,  den  ersten  Angriffen  während  de«  Jahn, 
da  er  als  Antragsteller  für  sein  Gesetz  verantwortlich  war,  giückficfa 


ANDROTIO!f   UND    LEPTIPTES   106.  2;  354.  567 

sntgehen.  Aber  im  folgenden  Jahre  erhoben  sich  Apsephion 
Ktesippos,  der  Sohn  des  Chabrias,  gegen  das  leptineische  Gesetz 
stellten  einen  veränderten  Gesetzentwurf  auf,  dessen  Inhalt 
in  ging,  die  vom  Staate  verliehenen  Privilegien  durchgängig  einer 
luen  Controle  zu  unterziehen,  diejenigen  aufzulieben,  welche 
itxlicher  Grundlage  entliehrten  oder  durch  unwilrdiges  Verhallen 
firkt  wären,  und  für  die  Zukunft  allem  Missbrauche  vorzubeugen. 
Hppos  hatte  Demosthenes  zum  Fürsprecher,  und  dieser  erwies 
Biegreicher  Beredtsamkeit  die  Venverflichkeit  des  leptineischen 
JteC8.  Es  nütee  dem  Staate  so  gut  wie  nichts,  und  der  sehr 
VUhafte  Nutzen  stehe  in  keinem  Verhältnisse  zu  dem  Schaden, 
ihen  der  Staat  durch  die  Einbufse  an  Ehre  und  Zutrauen  er- 
m  müsse,  wenn  er  seine  Wohlthäter  kränke  und  verunglimpfe. 
m  dürfe  seinem  alten  Grund  salze,  dass  es  jedes  Verdienst  freudig 
fcenne  nnd  freigebig  belohne,  niemals  untreu  werden®*). 
Das  folgende  Jahr  führte  ihn  von  Neuem  in  Kampf  wider  An- 
ion  und  Genossen,  welche  durch  ein  von  ihrer  eigenen  Partei 
«gangenes  Gesetz  in  grofse  Verlegenheit  gekommen  waren. 
tophon  hatte  nämlich  die  Niedersetzung  einer  aufserordentlichen 
mission  beantragt,  welche  die  Aufgabe  liaben  sollte,  alle  rück- 
jigen  Forderungen  der  Stiiatskasse  und  alle  zahhmgsfähigen 
ddner  derselben  aufzuspüren.  Dies  beiuHzte  der  schlaue  Eukte- 
und  machte  Anzeige,  dass  das  SchifT,  auf  welchem  Androtion 
h  nach  Ende  des  Bundesgenossenkriegs  mit  Anderen  als  Ge- 
ter  Eum  Maussollos  gegangen  sei,  unterwegs  einen  ägyptischen 
lahrer  genommen  habe,  dass  derselbe  als  Kriegsbeute  anerkannt, 
fi  aber  die  gesetzliche  Abgabe  an  den  öffentlichen  Schatz  nicht 
gt  sei.  Der  Sachverhalt  wurde  richtig  befunden,  und  da  An- 
ion  und  seine  Genossen  sich  als  Inhaber  des  Beutegeldes  be- 
it  hatten,  so  mussten  sie  die  inzwischen  verdoppelte  Summe 
rt  zahlen  oder  als  säumige  Staatsschuldner  Schuldhaft  an- 
n. 

In  dieser  Noth  greifen  sie  zu  einem  verzweifelten  Mittel.  Sie 
m  Timokrates  in  ihr  Interesse,  einen  wegen  unehrlicher  Iland- 
ng  übel  berüchtigten  Volksredner;  sie  wissen  in  der  ersten 
ammlnng  des  neuen  Jahrs  (106,  4)  die  Bürgerschaft  zu  veran- 
O,  anf  den  folgenden  Tag,  den  zwölften  Ilekatombaion,  eine 
tiigebungscommission  zu  berufen,  und  um  die  Sache  als  höchst 
I^Mi  and  wichtig  erscheinen  zu  lassen,  giebt  man  zu  verstehen, 


568  DEN0STHENE8   GEUEN   TIN0KRATB8. 

dass  es  sich  um  Ilerbeischaifuiig  von  Geldmitteln  namenüich  fir 
die  bevorstehendeu  Pauatheuäeu  handele.  Statt  dessen  tritt  Tioo- 
krates  unerwartet  mit  einem  Vorschlage  auf,  welcher  eine  mwak- 
liehe  Abänderung  der  über  die  Staatsschuldner  bestehenden  GcmIi- 
gebung  enthält,  indem  es  denselben  künftig  gestattet  sein  soU,  ack 
durch  Bürgenstellung  bis  Ende  des  Jahrs  von  persönlicher  Hifl  a 
befreien. 

Der  freche  Plan  gelhigt,  das  Gesetz  wird  angenommen  und  ic 
nächste  Gefahr,  welclie  Androtion  bedrohte,  scheint  ^ücklich  al)g^ 
wendet.  Aber  Euktemon  und  Diodoros,  die  zähen  Widersacher  4i 
Androtion,  geben  ilu*e  Sache  nicht  auf,  sie  belangen  den  Antnf* 
steller  wegen  Gesetzwidrigkeit  und  Demosthenes  setzt  für  Diodoni 
die  Anklagerede  auf.  Alle  Formwidrigkeiten  des  Gesetzes  weida 
an  das  Liclit  gestellt,  namentlich  die  Vernachlässigung  der  geMb- 
lichen  Fristen  und  Vorbereitungen,  die  falschen  Vorspiegelnopi^ 
die  dem  Antrage  voraufgeschickt  waren,  und  der  Widersj[inidi  pgn 
ältere  Staatsgesetze;  dann  wird  der  Schaden  nachgewiesen»  des  eil 
Gesetz  wie  dieses  dem  Staatskredite  bringe,  und  endlich  wird  ge- 
zeigt, wie  dies  formlose  und  staatsgetalu^liche  Gesetz  nicht  etm  M 
Unkenntniss  oder  Unverstand  hervorgegangen  sei,  sondern  aus  bl)«r 
A))sicht;  -  denn  böse  sei  es,  wenn  man  Gesetze  in  Vorschlag  bri^ii 
um  schlechten  Meuschen  durchzuhelfen,  ungerecht  und  frevelbafi, 
wenn  uian  für  gewisse  Staatsschuldner,  wie  die  Zollpächter,  d» 
alten  Strafen  in  voller  Strenge  bestehen  lasse,  bei  anderen  iktf 
und  zwar  Im  Solchen,  welche  öffentliche  Gelder  unterschlagen  häUA 
die  gesetzliche  Strafe  und  damit  zugleich  die  Sicherheit  des  Stnli 
vermindere,  und  weiui  man  endlich  solchen  Gesetzen  rückwirkeolt 
Kraft  beilege,  um  sie  auf  der  Stelle  für  selbstsüchtige  Parteizwedii 
benutzen  zu  können. 

Hier  ist  Demosthenes  nicht  mehr  der  Schüler  des  Isaios,  der 
rechtskundige  Sachwalter  und  Vertrauensmann  einzelner  Mitbürger; 
hier  tritt  er  als  öfl'cntlicher  (Uiarakter  auf,  als  ein  Mann,  der  seile 
staatsbüigerlichen  Ptlichten  mit  einem  Ernste  auffasste,  wie  es  sA 
lange  in  Athen  aufser  Gebrauch  gekommen  war. 

Im  attischen  Freistaate  war  ja  ein  jeder  Bürger  dazu  berufti< 
das  öffentliche  Lelxni  zu  conlroliren  und  an  seinem  Theik  dafür 
zu  sorgen,  dass  kein  Unfug  ungestraft  lüngehe.  Dazu  diente  A 
Klage  wegen  Gesetzwidrigkeil,  und  sie  hat  Demosthenes  m  eis 
scharfes  Schwert  in  die  Hand  genommen,  um  es  ohne  Ansehen  der 


POLITISCHER   CHARAKTER   DER    ti ERICHTSREDEN.  569 

son  gegen  jeden  Feind  des  Rechls  zu  lüliren.  Dai)ei  hat  er 
it  den  Buchslaben  der  Gesetze  hn  Auge,  sondern  den  Sinn, 
:hen  die.Weisheit  der  Vorfahren  ilinen  eingeprägt  hat.  In  ihrem 
ite  aufgefasst,  sollen  die  Gesetze  in  Ehren  gehalten  werden, 
[  damit  der  gute  Name  der  Stadt  unauflOsiich  verbunden  ist; 
sollen  als  das  heiligste  Kleinod  des  Staats  gegen  alle  Willkür- 
en Verdrehungen  und  Entstellungen  vertheidigt  werden.  Darum 
ipfl  er  unerbittlich  gegen  die  feilen  Menschen,  die  wie  Timo- 
ies  das  Volk  berücken,  indem  sie  für  ihre  Freunde  Gesetze 
lien,  er  entlarvt  die  Leute,  die  ihrer  Vielgeschäftigkeit  wegen 
verdiente  Patrioten  gelten  wollen  und  sich  in  alle  Commissionen 
Uugen;  er  will  nicht,  dass  unreine  Hände,  wie  die  des  Andro- 
(,  sich  mit  den  Angelegenheiten  der  Gemeinde  befassen  sollen. 

So  war  Demostlienes,  von  häuslichen  und  persönlichen  Ver- 
aisaen  ausgehend,  in  immer  weitere  Kreise  der  Thätigkeit  einge- 
en«  erst  als  Sachwalter  m  Privatprozessen,  dann  als  Gerichts- 
stand in  oifcntlichen  Sachen,  und  auch  hier  erst  nur  als  Reden- 
reiber,  dann  aber  mit  seiner  eignen  Person  eintretend;  zugleich 
tA  er  sich  immer  zu  höheren  Gesichtspunkten,  uidem  alle  })er- 
Uchen  Beziehungen,  welche  den  Streitigkeiten  zu  Grunde  lagen, 
kktraten,  sobald  Demosthenes  sie  in  seine  Hand  nainn.  Da- 
ch unterschied  er  sich  so  wesentlich  von  den  früheren  Rednern, 
che  auch  die  Missbrauche  und  SchlaiTlieit  der  Athener  bekämpften, 
1  der  heüsblüüge  Aristophon ,  aber  immer  den  einzelnen  Fall  im 
)e  hatten.     So  wurden  z.  B.  nach  dem  Unglücke   bei  Peparethos 

460)  alle  Trierarchen,  welche  ihre  Leistungen  durch  Stellvertreter 
ICD  besorgen  lassen,  als  wenn  sie  allein  an  dem  Unglücke  schuldig 
ran,  in  ma&losem  Eifer  von  Aristophon  als  Verräther  belangt  und 
'  den  Tod  angeklagt.  Demosthenes  hatte  überall  das  Ganze  im 
p;  er  ging  immer  auf  die  Wurzel  des  Uebels,  er  wusste  jede 
ifB  über  einen  Punkt  der  Gesetzgebung  im  Gebiete  des  Schuld- 
iito,  der  Privilegien  u.  s.  w.  zu  einer  Lel>ensfrage  der  bürger- 
ten Gesellschaft  zu  machen  und  ihr  eine  ethisch -politische  Be- 
llung zu  geben.  So  war  er  also  schon  mit  seinen  Gerichtsreden 
den  Kreis  der  Staatsreden  euigetreten,  und  ein  Jahr,  nachdem 
fegen  Leptines  geredet  hatte,  gelang  es  ihm  nun  auch  zum 
ten  Male  als  Volksredner  Gehör  zu  linden.  Damit  beginnt  also 
ne  Betheiliguug  an  der  Leitung  der  Bürgerschaft  und  ihrer  öllent- 
IW  Angelegenheiten^'). 


570  DIE   POLITISCHE   LAGE. 

Alben  war  mehr  als  je  eines  Führers  bedürftig.  Durch  Ep- 
meinondas'  Tod,  welcher  in  die  Zeit  füllt,  da  Demosthenes  mit  seinn 
Vormündern,  prozessirte,  war  es  von  Neuem  zu  emet  gri^Eserei 
Rolle  in  Griechenland  lieriifen  und  hatte  sich  unfalng  gezeigt  diesen 
Rufe  zu  entsprechen.  Wahrend  der  ganzen  Zeit,  da  Aristophon  6t 
Bürgerschaft  leitete  (S.  462  f.),  war  es  mit  der  Sladl  rückwärts  p- 
gangen.  Nach  ruhmloser  Felide  hatte  sie  den  schimpflichsten  Friedeo 
geschlossen  und  zugleich  ilire  besten  Feldherrn  eingebüfst.  Eukke 
trat  an  die  Spitze  der  Bürgerschaft,  aber  eine  feste  Leitung  mr 
damit  nicht  gewonnen;  es  war  kein  Mann  da  von  hen'orrageiHlai 
Charakter,  keine  geordnete  Partei,  welche  eine  bestimmte  fd6A 
offen  und  ehrlich  verfolgte.  Man  lebte,  von  wechselnden  Stinh 
niungen  beherrscht,  in  den  Tag  hinein,  obwohl  die  Lage  der  Dnge 
eine  sehr  ernste  war.  Der  phokische  Krieg  drohte  immer  gröüRR 
Ausdehnung  zu  gewinnen,  Philipp  war  seit  Eroberung  von  Amphi- 
polis  mit  Athen  in  unmittelbarem  Kriegszustande  (S.  485),  Manssoh 
breitete  seine  Macht  über  die  Inseln  aus  und  hinter  ihm  erhob  siek 
drohend  das  Perserreich,  welches  seit  dem  Regierungsantritte  dn 
dritten  Artaxerxes,  genannt  Ochos,  (104,  2;  362)  seine  alte  Macht- 
stellung im  Mittclmeere  wieder  zu  gewinnen  trachtete.  Odw 
war  ein  unternehmender  Fürst,  von  energischen  Heerführern  mi 
griechischen  Soldtruppen  umgeben ;  er  war  durch  die  Unterstfitzun^ 
welche  seine  aufständischen  Satrapen  von  Athen  erhalten  hatt« 
(S.  469),  im  höchsten  Grade  erbittert  und  obwohl  sich  die  Athener 
in  Folge  seiner  Drohungen  so  tief  gedemüthigt  hatten,  so  dauerte 
doch  die  Spannung  auch  noch  nach  dem  Ende  des  Bundesgenossen- 
krieges  fort.  Im  Innern  (U^s  Reichs  wurden  umfassende  Rüstunga 
gt*macht;  und  als  die  Meldungen  davon  nach  Alben  kamen,  gerielk 
die  Bürgerschaft  in  die  gröfste  Aufregung;  man  glaubte  nicht  an- 
ders, als  dass  ein  neuer  Perserkrieg  in  Aussicht  stehe,  und  nach  der 
grüfsten  Muthlosigkeit  st(;llte  sich  nun  auf  einmal  eine  kriegeriärhe 
Stimmung  ein,  welche  von  den  Rednern  eifrig  genährt  wurde.  Viele 
dersell>en  ergriffen  die  Gelegenheit,  sich  in  den  beliebten  E^inn^ 
rungen  von  Salamis  und  Marathon  ergehen  zu  können;  die  Drohangeii 
der  Barbaren,  hiefs  es  jetzt,  könnten  nur  dazu  dienen,  den  alten 
Ruhm  der  Stadt  wieder  hei'zustellen ;  man  wollte  den  Angriffen  des 
Grofskönigs  zuvorkommen  und  träumte  sich  schon  an  der  Spit» 
der  Hellenen  auf  dem  Wege  zu  neuen  Eurymedonsiegen*'). 

Demostlieues  musste  sich  sagen,  dass  es  für  eine  erste  Staats- 


DEMOSTHENES    ßEGEIf    DEN   PERSERKRIEG    10<^,  3:  3M.  571 

le  keine  andankbarere  Aufgabe  geben  könne,  als  wenn  er  dieser 
liotiächen  Begeisterung  mit  dein  Widersjiruch  nncliterner  Vor- 
ht  entgegentreten  sollte.  Aber  ein  Mann  wie  er  wartete  niclit 
^  Gelegenheiten,  welche  ihm  günstig  waren,  um  mit  besonderem 
mze  oder  leicht  zu  gewhinendein  Beifalle  aufzutreten;  er  folgte 
ftch  seinem  Pflichtgefühle,  das  ihm  gebot  <nner  gefahrlichen  Auf- 
[nng  gegenüber  die  warnende  Stimme  zu  erh(>ben. 

Freilich,  sagte  er  den  Bürgern,  sei  Persien  der  Erbfeind  der 
Uenen;  aber  wer  auch  immer  der  Gegner  sei,  mit  keinem  fange 
n  venuluftiger  Weise  Krieg  an,  ohne  sich  auf  denselben  hin- 
chend  vorbereitet  zu  haben.  Preis  der  Vorfahren  sei  ein  herr- 
icr  StofT  fnr  Bedner,  welche  ihre  Kunst  zeigen  wollten;  fflr  die 
Pgerschafl  aber  sei  es  ohne  Zweifel  heilsamer,  wenn  Einer,  auch 
niger  beredt,  die  Bedingungen  nachweise,  unter  denen  allein  mit 
chem  Buhme,  wie  ihn  die  Vorfahren  erworben  hallen,  gekäm}»fl 
rfcn  könne.  ^Beginnen  wir\  fuhr  er  fort,  'ohne  gerechten  An- 
is einen  Krieg  mit  Persien,  so  wird  die  Folge  sein,  dass  wir 
ein  stehen,  die  Perser  dagegen  unter  den  Hellenen  Buiidesge- 
«Ben  linden.  Das  einzig  Vernünftige  ist  dies,  dass  wir  Niemand 
iien,  uns  dagegen  mit  allem  Eifer  auf  den  Ri'ieg  vorbereiten. 
immt  dann  die  Stunde  der  Gefahr  über  uns,  so  werden  sich  die 
sllenen  an  uns,  die  Wohlgerüstcten,  als  die  berufenen  Vorkampfer 
fldüiefsen.  Also  das  ist  die  Aufgabe  d<*s  wahren  Staatsrediiers, 
t  Mittel  nachzuweisen,  wie  Athen  seine  Wehrkraft  heben  könne, 
n  VCD  Neuem  eine  der  Vorfahren  würdige  Stellung  einzunehmen\ 

Wie  es  mit  der  attischen  WehrkraH  bestellt  war,  ist  schon 
iher  besprochen  worden  (S.  4S0),  namentlich  was  das  Landheer 
trifft,  und  die  attischen  Bedner  liefern  Beispiele  genug  von  den 
lordnungen,  die  bei  der  Einstellung  slattfamlen,  von  <ler  Waffen- 
leu  der  Bürger,  von  den  Intriguen,  welche  gemacht  wurden,  um 
b  durch  Eintritt  in  das  Uittercorps  den  Gefahren  des  Kampfs  zu 
(ziehen,  von  den  Vorwürfen,  welche  Einer  dem  Andern  wegen 
I  Schildweg^verfens  machte"*). 

Wie  sah  es  aber  mit  der  Flotte  aus,  auf  die  Alles  ankam,  da 
dl  nur  zur  See  noch  im  Stande  war  etwas  auszurichten?  Die 
00  Einrichtungen,  duiTh  welche  Athen  seemachtig  gewcuden  war, 
Händen  noch;  sie  waren  durch  Ppriaudros'  (^»selz  (S.  408)  zeil- 
nlb  umgestaltet  worden,  al>er  diese  Aenderungen  genügten  in 
inr  Weise.    Athen  wai*  auch  zur  See  eine  unkriegerische  Stadt 


572  ZUSTÄNDE    DER   ATTISCHEN   MARLNE. 

gewoixleii  und  seine  Flolte  war  nicht  mehr  eine  schlagferlige  Ibckl, 
sondern  in  jedem  einzelnen  Falle,  wenn   die  Bürgerschafl  die  Au- 
sendung  eines  Geschwaders  beschlossen  hatte,  begann  eine  ytnnt- 
rene  Vielgeschäfligkeit  in  Stadt  und  Hafen,  über  welcher  die  kflit- 
iKirste  Zeit  verstiich.   Da  hatte  erst  das  FeldherrncoUegium  lur  in- 
hebung  der  Mannschaft  und  Ernennung  der  Trierarchen  zu  wr^ 
nöthigenfalls  auch  für  Erhebung  einer  Kriegssteuer.     Dann  «ir  a 
die   Sache  der  zehn  Werftenaufseher,  Schule    und   Geräthe  ao  & 
Trierarchen  zu  verabfolgen;    dann  trat  wieder  eine  andere  Zehoer- 
commission  in  Thätigkeit,  weiche   üi  Gemeinschaft  mit  dem  Rub 
die  Absendung  der  Flotte  zu  beaufsichtigen  hatte.     Der  Rath  hkk 
auf  dem  Hafendamme  seine  Sitzungen;    es   wurden  letzte  TemiK 
angesetzt,  Strafen  angedroht,   Prämien  ausgeboten.     Aber  mit  fa 
Strafen  durtle  kein  rechter  Ernst  gemacht  werden,   weil  ihre  Tol- 
ziehung  die  Rüstung  nur  noch  mehr  zu  hemmen  drohte,   und  & 
Goldkranze  gaben  nur  Anlass   zu  ärgerUchen  Prozessen.    Ja,  mk 
über  die  Verpflichtung  der  Einzelnen  zur  Trierarchie,    über  Im«- 
tragten  Yermögenstausch  (S.  556)  u.  dgl.  wurden  dann  noch  Vn- 
zesse  gefülurt,  welche  zahlreiche  Gerichtssitzungen  unter  Vorsib  kt 
Feldherrn   veranlassten,  und  es  stellte  sich   heraus,  das8  von  im 
leistungspflichtigen  Bürgern  über  ein  Drittel    sich  seinen  Pflichtd 
zu  entziehen  wusste. 

Von  denen,  welche  ihren  Pflichten  wirklich  nachkamen,  warm 
die  Meisten  nur  darauf  bedacht,  sich  die  Sache  möglichst  leicht  n 
machen,  und  Viele  von  ihnen  schlössen  Vertrage  mit  SteUvertrelen, 
welche  für  sie  den  persönlichen  Dienst  und  die  Ausrüstung  über^ 
nahmen;  diese  hatten  aber  kein  anderes  hitei'esse,  als  bei  dem  Ver- 
trage ein  vortheilhattes  Geschäft  zu  machen,  und  thaten  naturiidi 
für  den  Staat  das  möglichst  Geringste.  Das  SchifTsgeräÜie,  welches 
der  Staat  lieferte,  war  häulig  so  alt  und  schlecht,  dass  es  vortheS- 
hafter  schien,  eigenes  Gerath  zu  nehmen.  Die  Maruiscliaflen,  im  Ao- 
genblick  rasch  zusammengeraflt,  waren  unzuverlässig,  schwer  in 
Zucht  zu  halten  und  zu  gemeinsamer  Thätigkeit  untüchtig;  sk 
nuissten  also  erst  eingeübt  werden.  Dazu  kam,  dass  die  Biano- 
schaften  so  unvolhählig  waren,  dass  es  unmöglich  war  die  Ruder- 
bänke ordentUch  zu  besetzen.  Unter  diesen  Umstanden  massien 
(Ue  Trierarchen,  welch<^  es  redUcli  meinten,  in  die  ailerpeinlichsle 
Lage  kommen;  sie  mussten  die  gröfsten  Opfer  bringen,  wenn  Hat 
Schiffe   nur   eiuigermafsen    den   Forderungen    entsprechen   scdllca 


DEM08THCNE8   RCFOIIMVORSCHLÄGE.  573 

Die  Anderen  hatten  hinreicliendo  Kntsrluildignng  für  ihre  mangel- 
bafte  Ausrüstung,  die  Behörden  al)er  waren  gezwungen  ü])ei*aH 
Kachsicht  zu  ühen,  und  es  hlsst  sich  denken,  wie  es  durciischnitt- 
lich  mit  den  Kriegsschiften  liestelll  war,  welche  am  Ende  als  see- 
tüchtig von  der  beanfsiclitigenden  Behörde  anerkannt  wurden  ^*°). 

Solche  Zustande    mussten   Demostheiies    mit  Scham    und   Tn- 
wiUen  erfüllen.     Er  benutzte  also  schon  die  erste  (Gelegenheit,  um 
die  Mängel    der  Kriegseinrichlungen    darzulegen    und  Aenderungen 
IQ  beantragen,  welche  eine  gei^echlere  Vertheilung  der  oirentlichen 
{Lasten  zum  Zwecke  hatten.    Er  verlangte  zuerst,  dass  eine  gröfsere 
Anzahl  von  Bürgern,   im  Ganzen  2000,  herangezogen  werden  solle, 
damit  man  nach  Abzug  aller  derer,  welche  aus  irgend  einem  (wrunde 
Ansprucli  aul*  Befreiung  hätten,  wenigstens  auf  1200  rechnen  könne, 
die  nicht    blofs    mit  ihrem  Mameii  auf  den   Listen   standen.     Die 
zwanzig  Symmorien    oder  Steuervereiue    sollen    bleuten,    aber  jede 
deneiben  wieder  in  fünf  Abtheilungen  zerfallen,  in  welchen  Bürger 
Tcrschiedener    Vermögensverhältnisse    zusammen    gruppirt    werden 
Niku,  um  unter  billiger  Kostenverth(*ilung  in  jeder  Abllu^ilung  die 
Sorge  für  drei  Kriegsschilfe  zu   übernehmen,   so  dass  die  \ornial- 
ahl  von  300  Schifl'en  herauskounne.     Zweitens  sollen  in  entspre- 
ehender    Weise  auch   die  Geldkrilfle  des  Lan<ies  organisirt  werden, 
damit  das,  was  zu  den  Leistungen  der  Trierai'chen  noch  an  baarem 
GeUe  hinzukommen  muss,   um  Sold,   Verpllegung  und  andere  Un- 
kosten zu    liestreiten,  richtig  herbeigeschafft  werde.     Was  also   an 
Vermögenssteuer  aus  dem  Steuerkapitale  der  Bürger  (S.  448),  das 
znnmmen  auf  6000  Talente  (9,430,000  Th.)  geschätzt  wurde,  zu  einer 
i'lotteDausrästung  aufgebracht  war,   sollte  nicht  erst  in  den  Staats- 
Khalz  lliefsen,  sondern  sofort  in   hundert  Theile   getheilt   werden, 
M  dass   jede  Ahtlieilung  ihre  <Juote    von   der  SU;uer  erhalte   und 
vemende.     Auch   das  ganze  31aterial   der  attischen  Seemacht,   der 
fiesland  au  Schiifsrämnen,  Schüfen  und  (vcrath  soll  nach  den  neuen 
Sjmmorien  eingetheilt  werden,  so  dass  sie   selbst  das  Hecht   und 
die  Pflicht  der  Ccmtrole  halten  und  alles  Staatsgut,  das  etwa  in  den 
Banden  nachlässiger  Trierarchen  zurückgeblieben   ist,    einzur<»rdeni 
berechtigt  sind.     Was  endlich  die  Bemanmuig  betrifl't,  welche  aus 
den   zehn   Stämmen    der   BürgerscliatX    aufgeboten   wird,    so  sollen 
jedem    Stamme   dreifsig   zusammenliegende  Schiffshäuser   zugeloost 
werden;  für  diese  hat  er  unter  Aufsicht  der  Behörden  die  Mann- 
scbafl  zu  stellen.    Ja,  es  wird  die  Gruppe  von  dreifsig  Schiflshäu- 


574  REDE   VOiN    DEN   SYMMORIEN  10«,  3}  S5«. 

8erii  t\m\  so  wie  die  Gesamtheit  der  Stammgenossen  wieder  dordi 
drei  gelheilt,  so  dass  jedes  Dritttheii  eines  Stamms  zehn  Schile  ab 
l»esonderen  Berufskreis  zugewiesen  erhrdt^""). 

Die  Ausfülirbarkeit  und  Zweckmalsigkeit  dieser  Refonnen  n| 
niancliem  Zweifel  unterliegen  mid  so  konnte  ihnen  vieUeicbl  mM 
ohne  Grund  ein  zu  künstlicher  Schematismus  vorgeworfen  isttitk 
Die  Gesichtspunkte  aher  waren  olnie  Zweifel  die  einer  vkihrU 
würdigen  Staatskunst  und  die  Mittel  zu  ihrer  Erreichung  dem  Cd* 
der  attischen  Verfassung  diu*chaus  angemessen.  Er  wollte  da 
Missbrauche  steuern,  den  die  Reichen  von  ihrer  geseUschaftlidM 
Stellung  machten,  die  Bürger  in  gröfserer  Zahl  und  in  höhcni 
Grade  an  der  Ausnistung  hetheiligen,  so  wie  der  ganzen  Ai|^ 
legenheit  eine  gröfsere  l  eliersichtlichkeit  und  festere  Ordnung  gte 
Dabei  schloss  er  sich  möglichst  an  das  Bestehende  an  und  iv 
von  einer  ungeduldigen  iNeuerungssncht  weit  entfernt. 

Uebrigens  waren  die  Vorschläge  des  Dcmosthenes  gar  WÜ 
darauf  l)erechnet,  sogleich  Gesetzeskraft  zu  erlangen;  sie  solltadB 
Bürgern  uin*  einmal  die  Augen  darülter  offnen,  worauf  es  ankMM 
wenn  man  den  Uuhm  der  Vorzeit  erneuern  wolle,  wie  ihre  Rcdiff 
ihnen  in  Aussicht  stellten,  und  es  war  immer  ein  sehr  bedeatendff 
Erfolg,  dass  Demosthenes  nicht  nur  seinen  Hauptzweck  voUkmoB 
erreichfe,  indem  er  die  Athener  aus  ihrem  gefahrlichen  Schwindel 
zur  Besonnenheit  zurückführte,  sondern  auch  im  Ganzen  unläoghi 
einen  günstigen  Eindruck  auf  die  Bürgerschaft  machte. 

Zum  ersten  Male  war  er  vor  sie  getreten,  ohne  Aohai^ 
oime  muchtige  Freunde,  olme  die  Empfehlung  einer  einnehmo- 
d<'.n  IVrsönlichkeit,  mit  ehier  herlNm  Rede,  welche  bei  aller  2»- 
rückhallung  eine  stn»nge  Zureriitweisung  der  Bürger  war.  ^«^ 
sie  also  doch  auf  ihn  horten  und  seihst  die  trockene  DarleguB^ 
seiner  ReformplAne  l>eifallig  aufnahmen,  so  lässt  sich  dies  J0 
daraus  erklaren,  dass  die  mänidiche  Reife  des  neun  und  mBÖf- 
jahrigen  Jünglings,  die  schmucklose  Einfachheit,  welche  nur  die 
Sache  im  Auge  hatte,  und  die  ernste  (>edankenarl>eit,  die  man  dff 
Rede  anmerkte,  ihren  Eindruck  nicht  verfehlten.  Dazu  kam  dif 
eindringliclie  kürze,  welche  er  ans  der  Gerichtsrede  in  die  Staat*- 
rede  mit  herül»eniahm;  er  hatte  immer  den  Gegner  im  Auge,  nah» 
ihm  jeden  möglichen  Einwand  vorweg  und  wusste  mit  Grund* 
deren  überzeugender  Krall  man  sich  gar  nicht  entziehen  koBBlf. 
die  Wahrheit  seinei-  Ansicht  zn  erliärten. 


KRIEGS*   UND   FRIEDENSPARTEI£N.  575 

So  bildete  sich  hier  zuerst  ein  Verhällniss  zwischen  Demo- 
lenes  und  der  Bürgerschaft;  er  fasste  Vertrauen  zu  sicli  und 
nen  Mitbürgern,  welche  das  zu  würdigen  wussten,  was  er  ihnen 
rbot,  und  sah  die  Gegner  troU  aller  Yortheile,  die  sie  auf  ihrer 
ile  liatten,  entwaffnet.  Es  war  dies  aber  ein  um  so  grufserer 
twinn,  weil  es  sich  nicht  blofs  um  solche  handelte,  welche,  von 
lem  aufflackernden  Enthusiasmus  erregt,  in  den  Krieg  hinein  tau- 
alten, olme  zu  wissen,  was  sie  wollten;  es  waren  ohne  Zweifel 
idere  da,  welche  nicht  so  harmlose  GefühlspoUtik  trieben  und  die 
n  blinden  Kriegslärm  nicht  hlois  deshalb  unterstützten,  weil  er 
Den  Gelegenheit  zu  schönen  Reden  gab,  sondern  weil  er  die  Auf- 
erksarokeit  der  Athener  von  den  wirklichen  Kriegsgefahren  ab- 
ikte. 

Seitdem  die  Frage  wegen  Amphipolis  an  der  Tagesordnung 
IT,  gab  es  auch  schon  Parteigänger  Makedoniens  in  Athen  und 
ese  wollten  die  von  Isokrates  und  seinen  Freunden  genährte 
negsbegeisterung  in  ihrem  Sinn  ausbeulen,  d.  h.  sie  wünschten 
e  Athener  in  solchen  Verwickelungen  zu  sehen,  welche  sie  nothigten, 
th  nach  Waflengenossenschaft  umzusehen.  Dann  konnten  sie  Ma- 
idonien  nicht  entbehren  und  es  war  vorauszusehen,  dass,  wenn 
ar  griechische  Continent  mit  Asien  in  Kampf  gerieth,  die  Führung 
ber  kurz  oder  lang  an  den  Staat  übergehen  musste,  welcher  allehi 
ne  stehende  Heeresmacht,  der  die  thrakischen  Küstenstadte  und 
ergwerke  in  den  Händen  hatte.  Damit  waren  auch  alle  diejenigen 
nverstanden,  welche,  ohne  philippisch  gesinnt  zu  sein,  von  einer 
roiiunachtspoUük  ihrer  Vaterstadt  nichts  wissen  wollten  und  des- 
db  den  Eubulos  unterstützt  hatten,  als  er  um  jeden  Preis  Frieden 
ifaen  wollte  (S.  487). 

So  seltsam  standen  sich  also  die  Parteien  gegenüber.  Diejenigen, 
dche  Krieg  verlangten  und  an  die  Thaten  Kimons  mahnten,  waren 
I  Grunde  die  Männer  des  Friedens,  denen  der  Kriegsruhm  voU- 
NBinen  gleichgültig  war,  es  waren  die  Feiud<^  der  Demokratie,  die 
91reter  einer  kleinstädtischen  und  fi^igen  Politik,  während  in  der 
tedensrede  des  Demosthenes  ein  geharnischtes  Kriegsmanifest  ver- 
Bckt  war.  Eine  feine  Ironie  geht  durch  die  Hede  hindurch;  sie 
l^tört  den  falschen  Kriegslärm  und  weist  auf  den  wahren  Feind 
I,  sie  mahnt  zur  Ruhe  und  fordert  die  ernstesten  Rüstungen; 
i  deckt  alle  Schwächen  der  Stadt  auf,  weil  die  Erkenntniss  der- 
Ibeo  der  einzige  Weg  ist,  sie  wieder  stark  und  grofs  zu  machen. 


576  ATHEN  TM  BÜNDE  MIT  ME8SENB. 

So  eiitlialt  diese  erste  Staatsrede  des  Demosthenes  die  Gmndgfdankei 
seiner  künfligeii  Wirksamkeit  und  deshalb  ist  sie  scImmi  von  am 
Kritikern  seine  erste  Phiiippica  genannt  worden  ^^'). 

Die  Athener  hatten  es  niclit  zu  bereuen,  dass  sie  der  besonmi 
Stimme  des  Demosthenes  Folge  geleistet  hatten;  sie  Aheneagteoflek 
bald,  wie  wahnsinnig  es  gewesen  wäre,  sich  leichtfertig  in  Mh 
wärtige  Kriegsgefahren  zu  stürzen.  Der  asiatische  Kriegslum  i 
liald  verschollen,  während  der  wirkliche  Feind  immer  droheiil 
heranrückte  und  seine  neu  geschaffene  Marine  sich  schon  an  ii| 
attischen  Küsten  zeigte,  (gleichzeitig  griff  der  Krieg  Ton  PInIi 
aus  immer  weiter  um  sich,  und  die  Spartaner,  voll  SchadeofM 
filier  die  Bedrängniss  Thebens,  benutzten  die  Verhältnisse,  m  «i 
möglich  Alles  zu  zerstören,  was  zu  ihrem  Nachtheile  in  der  U 
des  £pameiuondas  geschehen  war.  Sie  verbanden  sich  mit  ia 
Phokeem,  um  Plataiai,  Orchomenos,  Thespiai  wieder  hemstehii 
und  wollten  zugleich  im  Peloponnes  vernichten,  was  dem  Ungliil^ 
tage  von  Leuktra  seinen  Ursprung  verdankte.  Die  Spartaner  faOV 
an  Archidamos  (S.  351)  einen  streitbaren  König;  ihre  KriegmA 
lag  immer  auf  der  Lauer  und  drohte  bald  in  dies  bald  in  jaa 
Nachbarland  einzufallen^  während  die  bedrohten  Nachbarn,  Ar|Mi 
Messene  und  Megalopolis,  ohne  auswärtige  Hülfe  waren  und  acki 
der  bedenklichsten  I/age  befanden.  Sie  wandten  sich  an  Athen  xd 
es  fragte  sich  nun,  ob  Athen  an  Theliens  Stelle  in  der  Halbind 
auftreten  oder  ob  es  an  der  spartanischen  BundesgenossenseW 
festhalten  wollte. 

Diese  Frage  trat  zuerst  in  Beziehung  auf  Messene  an  dieAthevr 
heran,  und  hier  entschied  sich  die  Bürgerschaft  dafür,  mit  Jü 
Messeniern  ein  Bnndniss  einzugehen,  wodurch  denselben  ihr  Geliiri 
und  ihre  Selbständigkeil  gegen  jeden  feindlichen  Angriff  ge^ilf' 
leistet  wurde.  Die  S|>artaner  standen  in  Folge  dessen  von  eine* 
enisten  Angriffe  ab,  wendeten  sich  aber  gegen  Megalopolis,  o* 
diese  Stadt  aufzulösen,  wie  sie  es  mit  Mantineia  gethan  \aX0 
(S.  232).  Bei  der  Spnltimg  Arkadiens  und  der  Abneigung,  wekke 
noch  immer  in  manchen  der  früheren  Landgemeinden  gegen  'i' 
Zusammensiedehmg  vorhanden  war  (S.  324),  glaubte  man  Ip^^ 
günstigere  Aussichten  zu  haben. 

Man  ging  sclüau  zu  Werke  und  kündigte  eine  allgemeine  1^ 
stauralionspolitik  an,  um  mit  diesem  i^rogramme  Alle  zu  gewinnA 
welche  bei  den  letzten  Umwälzungen  Einbufse  erlitten  hatten.  I^ 


N 


SPARTAS   RE8TAURATIOMSP0L1TIK.  577 

rgriffe  Thebens  seien  als  eine  gewaltsame  Unterbrechung  des 
Ükhen  Rechtszustandes  anzusehen;  jetzt  sollten  die  büutischen 
stSdte  wieder  hergestellt  werden;  den  Eleern  wurde  die  Rück- 

Ton  Triphylien  (S.  359)  in  Aussicht  gestellt,  den  Phliasiern 
le  versprochen,  dass  Argos  die  Rurg  Trikaranon  oberhalb  i^hlius 
len  solle,  den  Athenern  endlich  eröffnete  man  eine  Aussicht 
)ropos,  dessen  Resitz  sie  noch  immer  auf  das  Schmerzlichste 
shrten  (S.  458).  Für  sich  selbst  aber  nahmen  die  Spartaner 
weilen  nichts  in  Anspruch,  als  dass  man  Urnen  in  Reziehung 
legaloi)ol]S  freie  Hand  lasse,  damit  in  Arkadien  die  'volksthüm- 
a  Zustände'  wieder  hergestellt  werden  konnten.  So  traten  die 
laner  mit  listiger  Politik  zu  Gunsten  der  alten  Rechtsordnungen 
um  auf  diese  Weise  ihre  Stellung  an  der  Spitze  der  llatbinsel- 
en  wieder  zu  gewinnen.  Sie  beschickten  die  verschiedenen 
len  und  beriefen  sich  in  Athen  auf  die  Rundesgenossenschaft, 
le  seit  den  peloponnesischen  Feldzügen  der  Thebaner  mit 
1  bestanden  habe;  dadurch  hätte  Athen  seine  Missbilligung  der 
rch  hervorgerufenen  Umwälzungen  ausgesprochen. 
Auch  die  Hegalopolitaner  waren  in  Athen  vertreten  und  ihre 
üdten  waren  der  Rürgerschaft  gegenüber  in  einer  viel  uugün- 
ren  Lage.  Sie  hatten  keine  Partei  in  der  Stadt,  sie  konnten 
nicht,  wie  die  Spartaner,  auf  die  Rundesgenossenschaft  berufen 

Versprechungen  machen,  wie  Jene.  Sie  konnten  nur  geltend 
len,  dass,  wenn  es  den  Spartanern  gelänge,  ihre  Absichten  durch- 
iren,  daraus  auch  sofort  für  Athen  eine  Gefalu*  erwachsen 
e;  sie  sprachen  ihr  Vertrauen  aus  zu  der  Grofsmuth  der  Stadt, 
M  sich  der  Schwächeren  annehmen  werde,  und  hotften,  dass 
lie  Bundesgenossenschaft,  welche  man  ihr  antrage,  nicht  von 
Sand  weisen  werde. 

Beide  Gesandtschaften  fanden  unter  den  Volksrednern  ihre 
[ffecher.  Die  Einen  schmäliten  Theben  als  den  Erzfeind  der 
vtadt,  die  Anderen  Sparta,  und  Alles  was  von  der  einen  oder 
nen  Seite  den  Atlienern  jemals  zu  Leide  geschehen  war,  wurde 
Borgern  ins  Gedächtniss  gerufen,  als  wenn  es  nur  darauf  an- 
De,  ihre  Leidenschaften  zu  erhitzen. 

Da  konnte  Demosthencs  nicht  schweigen,  denn  er  sah  gerade 
ligen  Erwägungen  verabsäumt,  welche  allein  berechtigt  waren, 
!iit8chlie[sung  der  Bürgerschaft  zu  bestinmien.  'Alles  alte  Un- 
\  sagt  er  den  Bürgern,  'wird  euch  vorgehalten;  was  aber  das 

rÜMip  er.  GeMb.    III.  37 


578  REDE   FÜR    MEGAL0P0LI8  106.  4;  8»8. 

*Inloresae  der  Stadl  im  gegenwärtigen  Falle  verlange,  das  sagt  Se- 
^inand.  Und  doch  lie^t  es  so  klar  vor  Augen.  Denn  jeder  AUkkt 
'mnss  wünschen,  dass  weder  Sparta  noch  Theben  übennichtif  «L 
'Jetzt  liegt  Thel)en  darnieder  und  Sparta  will  sich  wieder  ausbralei, 
'und  zwar  han<lelt  e»  sich  nicht  allein  nin  Megalopolis,  Bondera  ■• 
*gleich  nin  Messene.  Wenn  al)er  Messene  gelahrdet  wird,  sind  fir 
'zur  HüHsleistung  verpflichtet,  und  da  ist  es  doch  gewiss  htm, 
'wir  treten  jetzt  ein,  als  später.  Wir  sind  es  nicht,  welche  ie 
'Farbe  wechseln,  sondern  Sparta  zwingt  uns,  indem  es  Krieg» 
'langt,  daniach  unsere  Stellung  einzunehmen.  Die  jetzt  besteheili 
'Ordinmg  der  Dinge  ist  einmal  anerkannt;  was  soll  werden,  loi 
'inmier  von  Neuem  Alles  in  Frage  gestellt  wird?  Eine  folgerieM|e 
'Politik  besteht  nicht  darin,  dass  man  hnmer  auf  dei*selben  Seite  siA, 
'sondern  dass  man  wundellos  denselben  Grundsätzen  folgt  Ata 
'Grundsatz  aber  ist  es,  sich  immer  der  ungerecht  Bednmgtcn  m- 
'neinnen  und  sich  dadurch  Vertnuien  zu  enverben,  dass  es  aki 
'Uebergriften  der  Herrschsucht  entgegentritt,  von  wo  sie  nA 
'kommen.  Wollen  wir  uns  aber  Oropos,  das  uns  als  Lockflfov 
'vorgehalten  wir<l,  dadurch  erkaufen,  dass  wir  die  Halbinsel  «ic!^ 
'unter  Spartas  Heri*schatl  gerathen  lassen,  so  steht  im  besten  FA 
'der  t^winn  in  keinem  Verhältnisse  zu  dem  Preise,  welcher  dÄ 
'verlangt  wird.  Nehmen  wir  aber  die  Bundesgenossen  Thebcus  ii 
'unsern  Schutz,  so  können  wir  verlangen,  dass  sie  auf  die  Daoff 
'zu  uns  halten.  Wenn  also  die  Thebaner  aus  ihrer  gegen wäTti{9!i 
'Hedräugniss  siegreich  hrrvorgelien ,  so  sind  sie  wenigstens  im  ^ 
Moponnese  gesclnvächl :  unterliegen  sie,  so  sind  doch  die  von  ihiw 
'gegründeten  Ilalbinselstaaten  gesichert  und  dienen  auch  femer  di» 
'Spartas  Herrschsucht  Sehranken  zu  setzf^n.  So  ist  also  unter  aUa 
'l  uistanden  für  Athens  Interessen  am  besten  gesorgt'. 

liier  ist  die  lielhniische  Politik  des  Deniosthenes  sciion  üü 
atisgesprochen.  Athen  soll  witMler  vortreten  und  Staaten  um  skii 
sammeln,  aber  nicht  gcwalti^am  oder  voreilig  die  früheren  Zustände 
wieder  herzustellen  suchen,  sondern  vorsichtig  jede  einzelne  Ge- 
legenheit benutzen,  um  sich  duivb  kräftigen  Schutz  der  klein«« 
SlaatiMi  (lankbiue  Zuneigung  und  vertrauensvollen  Anschluss  lU  er- 
werben. 

>>  er  konnte  der  klaren  tmd  einfachen  Politik  des  Demosttwoe^ 
einen  l>erechtigtt»n  Wi<lersprucb  entgegenstellen?  Dennoch  geb"? 
es   ihm  nicht,    die  Bürgerschaft   zu  solchen  Enischlüssen  zu  it- 


THEBEN    IM    PBLOPO?S?(ES   107.  1;  361.  579 

immen,  welche  der  ricliügen  Einsicht  entsprachen.  Man  hatte 
eh  zu  sehr  ge\i6hnt  iu  den  Tag  hinein  zu  leben  und  das  scheinbar 
ffB  Liegende  sich  fern  zu  halten.  Man  liel's  die  Spartaner  ihre 
cindieligkeiten  gegen  Megalopolis  ungehindert  i'ortselzen,  und  die 
m  Demosthenes  angedeuteten  Nachtheile  würden  in  vollem  Mal'se 
■getroffen    sein,    wenn   nicht  d<n*    phokische  Krieg  plötzlich  eine 

Wendung  genommen  und  dadurch  auch  den  i)eh»ponncsischen 
eine  ganz  andei*e  Entwickelung  gegel)en  hatle.  Durch 
b  Niederlage  des  Ononiarchos  (S.  43S)  erhielten  die  Thebaiier 
Mh  in  demselben  Jalire  ireie  Hand  und  mit  einer  Energie,  welche 
nch  aus  den  Zeiten  des  E|>an]einondas  in  ihnen  lebendig  war, 
Uten  sie  in  den  Peloponnes,  vereinigten  sich  daselbst  mit  ihren 
kn  Bmidesgenossen  und  erzwangen  von  den  Spartanern  einen 
Vdfenstillstand  ^^% 

Die  Niederlage  des  Ononiarchos  hatte  al»er  noch  ganz  andere 
feigen.  Es  war  ja  das  erste  Mal,  dass  makedonische  Wallen  einen 
nlienischen  Krieg  entschieden  hatUMi  und  die  Stellung  der  helLeni- 
chen  Staaten  zu  einander  bestimmten.  IMiilippos  war  Herr  von 
leualien  und  stand  an  den  Thermopylen.  Indessen  <lachte  er 
iflht  daran,  hier  unthätig  zu  warten,  bis  sich  zu  weiterem  Vordringen 
Uegenheit  b6te.  Er  überUels  die  thessalischen  Angelegenheiten 
paen  Beamten  und  Heerfilhrern  und  eilte  selbst  nach  der  thraki- 
dwD  Küste,  wo  er  den  Athenern  eben  so  gelTdirlich  war  wie  an 
«Thermopylen  (S.  440). 

An  der  tbrakischen  Küste  hatten  die  Athener  nach  langwierigen 
Mtigkeiten  und  Verbandhmgen  mit  Kersobleptes  endlich  so  viel 
nneicht,  dass  die  wichtige  Halbinsel  am  llellespoiit,  der  l^hersoinies, 
li  ihr  BesilzÜium  anerk<mnt  war  (S.  4Gr)).  Nach  den  Verlusten 
■  Bundesgenossenkriege  musslen  die  Athener  um  so  ernstlicher 
ihchl  sein^  den  Ueberrest  ihrer  Desitzungen  zti  sichern;  im  tliraki- 
ihen  Meere  waren  sie  al)er  noch  am  meisten  die  Tierren.  Hier 
itten  sie  als  Eigenthum  die  Inseln  Lemnos,  ImbrcKS  und  Skyros. 
haiM  war  ihnen  verbündet,  eben  so  Tenedos  und  Prokonnesos, 
li  ao  der  Südgränze  des  thrakischen  Meeres  Skialhos  nebst  den 
■liegenden  Inselgruppen.  Hier  hatte  also  ihn^  Herrschaft  noch 
>en  gewissen  Zusammenhang,  hier  hatten  sie  zidilreiche  Häfen  für 
>t  Geschwader,  welche  die  thrakische  Halbinsel  betdtachtelen. 
tan  ungeachtet  blieben  die  dortigen  Verhfdtnisse  sehr  unsicher 
td  Kersobleptes  verfolgte,  so  wie  er  freie  Hand  hatte,  lieharrlich 

37* 


580  DIE   TURAKISCHEN   A.NGELEGEJ«HEITBN. 

den  einen  Zweck,  auf  Kosten  der  beiden  anderen  Häuptlinge,  Amt- 
dükos  und  BtTisades,  seine  Herrschaft  auszudehnen. 

Diese  Verhrdtnisse  waren  wie  gemacht  für  Philippos,  um  dutk 
sclilaue  Einmischung  hi  die  inneren  Zwistigkeiten  im  thraUichei 
Kästenlande  festen  Fufs  zu  fassen,  welches  ihm  für  seine  Laii- 
und  Seemacht  unentliehrlich  war.  Er  hatt«  sich  hier  zoanl  OL 
100,  1;  363  gezeigt,  indem  er  seinem  Freunde  Pammenes  (S.  4Uj 
das  Geleit  gah,  als  derselbe  nach  Asien  zog  (S.  437).  Damals  hittt 
er  Abdera  und  Maroneia  genommen  und  war  an  der  Grame  to 
thrakischen  Furstentlinmer  erschienen,  wo  ihm  Amadokos  krafij| 
entgegentrat,  wfdn'end  Kersobleptes  mit  ihm  unterhandelte. 

Dieser  Zug   war  nur    eine    erste  Auskundschaflung;   sie  pig 
ohne  ernstliche  Gefahr  vorüber;  ja,  es  gelang  dem  Cliares,  make 
donische  Tnipi)en  um  TTebros  zu  schlagen,   und  wenn  es  ihm  Nch 
nicht  gelang,  das  königlictie  Geschwader  auf  der  Ifeimfahrt  aubt- 
fangen,    so  erol>erte  er  doch   Sestos,    den   herrsclienden  Plati  ai 
Ilellesponte,  welches  die  xVthener  im  Frieden  des  Antalkidas  verloitit 
durch  Timotheos    365  wieder    gewonnen,    fünf  Jahre    später  aber 
durch   die  Tücke  der    ihnen   immer  feindlichen  Stadt  Abvdos  nm 
Neuem  an  die  thrakischen  Fürsten  verloren  hatten.    Chares  richtelB 
daselbst  eine  Burgerc^)lonie  ein,    um  den  wichtigen  Platz  für  Alkni 
zu  sichern,  wie  Lysandros  es  einst  in  seinem  Interesse  liealisirhügl 
hatte  (S.  121). 

IH(»  thrakischen  Angelegenheiloii  hatten  jetzt  eine  criiöliie 
Wichtigkeit  fnr  Athen  erhalten,  die  Rurgerschaft  lieschäfligte  sidi 
mit  keinem  Gegenstande  der  auswärtigen  Politik  so  emstliafl,  uad 
auch  Demosthenes,  der  ja  selbst  am  Pontos  halb  zu  Hause  ml 
und  an  dem  hellespoii tischen  Zuge  unter  Kephisodotos  (S.  463)  ab 
Triei*arch  i)ersonlichen  Antheil  genommen  hatte,  fand  noch  in  deia- 
selben  Jahre,  da  er  für  das  llülfsgesuch  der  Megalopol itaner  gaett^ 
hatte,  Gelegr'iiheit,  die  thrakischen  Verhrdtnisse  öiTenÜich  zu  be- 
sprechen. 

Kersoblej)tes  nämlich   stand   mit  Gharidemos  m    den    nächstfH 
Dezielumgen.     Denn  dieser  hatte  Ol.  KK"),  1;  360 — 59  die  Athener, 
welche  auf  seinen  Ruf  unter  Kephisodot(»s  nach  dem  Ghersounes«  ge- 
k(minien  waren,  verratlierischer  Weise  angegriffen,   geschlagen  uai 
zur  Anerkennung  des  Kersobleptes  in  seiner  Hen*schaft  gezwunp* 
Der  Fürst  verdankte  ihm  also  die  wichtigsten  Erfolge  und  halte  ih 
zu  seinem  Vertrauten  und  Schwager  gemacht. 


DEMOSTHBNES    GEGEN   ARTSTOKRATES    U*1,l;352.  581 

Da  nun  Charidemos  seitdem  Gelegenheit  ^^efunden  hatte,  in 
ihreren  Verhandlungen  die  Interessen  der  x\thener  wahrzunehmen, 
T  er  seiner  ausgezeichneten  Stelhnig  wegen  der  Mann  des  Tags, 
r  den  man  die  grAfsten  Hoffnungen  setzte,  und  <1urch  dessen 
rmittelung  man  alle  Wünsche  in  Betreff  der  thrakisehen  Vcrludt- 
Me,  auch  die  Hoffnung  auf  Amphipolis,  noch  eriüUt  zu  sehen 
4Hjt,  Deshalb  schien  es  einer  klugen  Politik  angemessen,  den 
iditigen  Mann  warm  zu  halten,  zumal  da  jede  Auszeichnung,  die 
n  zu  Theil  wurde,  auch  den  Kersohleptes  verpflichtete,  und  nach- 
im  man  ihm  schon  Goldkränze  und  andere  Ehren  gespendet  hatte 
emtragte  Aristokrates,  die  Person  des  Charidein(»s,  dessen  vielge- 
Irdetes  Leben  den  Athenern  fiher  Alles  theuer  sein  müsse,  unter 
nonderen  Schutz  zu  stellen;  es  sollte  aber  Jeder,  der  an  ihn 
Imd  anlege,  im  ganzen  Bereiche  der  attischen  Macht  vogelfrei  sein; 
fr  aber  den  Mörder  schütze,  sei  es  ein  Einzelner  oder  eine  Ge- 
kdnde,  solle  aus  der  Bundesgenossenschaft  Athens  ausgestofsen 
vrden. 

Gegen  diesen  Antrag  erhob  Euthykles  die  Klage  wegen  Gesetz- 
Mrigkeit.  Er  war  zugleich  mit  Demosthenes  Trierarch  m  jenem 
BCRige  gewesen,  der  durch  des  Charidemos  Verrätherei  einen  so 
B^äckli«hen  Ausgang  genommen  hatte,  und  Demosthenes  setzte 
ie  Klagrede  för  ihn  auf.  Der  Bedner  zeigte  zuei*st  den  Wider- 
inich,  in  welchem  der  Antrag  des  Aristokrates  mit  den  ehrwür- 
igm  Satzungen  des  attischen  Blut  rechts  stehe  und  eben  so  sehr 
öl  dem  Geiste  der  attischen  Verfassung,  weh-he  von  Privilegit^n  zu 
VHsten  Einzelner  nichts  wissen  wolle.  Die  Person  selbst  aber, 
^deher  eine  so  unrepublikanische  Begünstigung  zugedacht  sei,  der 
WnerfaäupÜing  und  unstate  Parteiganger,  scheine  am  wenigsten 
BWcn  würdig  zu  sein,  dass  sich  auf  solche  Weise  die  Gemeinde 
W  Athen  für  seine  Sicherheit  verbürge  und  {gleichsam  zu  seiner 
Awache  mache.  Jede  Auszeichnung  des  Charidemos  sei  aber  in 
Bf  Thai  nichts  als  eine  Kundgebung  zu  Gunsten  des  Kersohleptes 
■tl  deshalb  von  ihm  gewünscht.  Aber  auch  dazu  sei  keine  Ver- 
dttsuog;  denn  er  sei  durch  uiul  durch  unzuverlässig,  ein  Egoist, 
V  die  Athener  nur  zu  seinen  Zwecken  benutze,  nachgiebig  und 
Vdimeidig  sei,  wenn  sich  die  altischen  Trieren  in  seiner  Nähe 
fgteD,  sonst  feindselig.  So  halte  er  auch  jetzt  die  Stadt  Kardia 
^gm  ihrer  wichtigen  Lage  auf  der  Landenge,  welche  den  Gher- 
dnes  mit  dem  Festlande  verbindet,    mit   gröfster  Uaiauäckigkeit 


582  DIE    VERLUSTE   IN   THRARIBH. 

fest.  Wenn  Alhen  die  Absichten  dieses  ehrgeizigen  Fünlen  fMne, 
so  gebe  es  dadurch  die  anderen  Preis,  welche  jetzt  BundesgenoMi 
der  Stadt  seien,  und  mache  sie  abwendig;  der  Begünstigte  d» 
werde  niclit  länger  <1ankbar  sein,  als  er  die  Athener  gebraudie. 

Die  Entscheidung  des  Gerichtshofs  kennen  wir  nicht  Es  Ü 
aber  selir  wahrsclieinlich ,  dass  die  Geschworenen  sich  nicht  arir 
schliefsen  konnten,  Aristokrates  zu  verurteilen,  weil  man  MIOMr 
wie  Kersobleptes  und  Charidemos,  nicht  l)eleidigen  wdlte.  Es  k| 
zu  sehr  im  Charakter  der  damaligen  Burgerschaft,  sich  leichtsinnilB 
HoiTnungen  in  BelreiT  einzelner  Persönlichkeiten  hinzogeben  m 
ohne  eigene  Ansti*enguug  von  ihnen  Alles  zu  erwarten.  Gein 
aber  ist,  dass  die  von  Demosthenes  empfohlenen  Grundsatie  thd 
kischer  PoUtik  nicht  befolgt  wurden  und  dass  dies  sehr  baU  m 
nichte.  Denn  als  Philippos  nach  der  Besiegung  Thessaliens 
zweiten  Male  in  Thrakien  erschien  (S.  441),  leistete  Amadoko«,  dt 
sich  durch  die  Bevorzugimg  des  Kersobleptes  verletzt  fühlte  ■ 
ohne  Aussicht  auf  attischen  Schutz  war,  keinen  Widerstand,  sonfa 
unterwarf  sich  dem  Könige.  Auch  die  Städte  am  HeUesponte,  i 
der  Propontis  und  am  Pontos  traten  in  seinen  Schutz;  er  irti 
nun  Gewaltherrn  ein,  die  in  seinem  Interesse  regierten,  und  i 
dem  Kersobleptes  zu  Tlieil  gewordene  Gunst  erwies  sich  gämi 
nutzlos.  Denn  auch  er  unterwarf  sich,  und  mit  den  Plänen  sein 
Ehrgeizes  gingen  auch  alle  an  seine  Person  geknüpften  HofluuD^ 
der  Athener  unwiederbringlich  zu  Grunde  ^°*). 

Während  so  ein  Gebiet  des  Einflusses  oder  Besitzes  nach  de 
andern  verloren  ging,  war  Demosthenes  rastlos  beschäfligt,  dasVc 
lorene  zu  ersetzen,  das  Versäumte  wieder  gut  zu  machen,  die  \ 
terstadl  von  Neuem  in  vortheilhafte  und  ehrenvolle  Verbindung 
zu  bringen.     So  namentUch  mit  den  Inselstaaten. 

Hier  vermissle  man  am  meisten  die  starke  Hand,  welche  eil 
allen  IJelrergiifl'en  asiatischer  3Iachthaber  gesteuert  hatte;  hier  (i 
sUmden  zuerst  Verhältnisse,  welche  auch  auswäi*ts  das  Bedfirihi 
emptinden  liefsen,  mit  Athen  in  neue  Verbindung  zu  treten,  i 
zeigic  sich  zu  deutlich,  wie  unmöglich  es  sei,  die  Inselwelt  zwisd» 
Asien  und  Europa  neutral  zu  erhallen.  Zu  politischer  Selbständi 
keit  untahig.  schwankten  die  Inselstaaten  zwischen  oligarchisrii 
und  demokratischen  Parteien  hin  und  her  (S.  485),  und  wie  a 
dem  Festlande  Philijipos,  so  mischten  sich  hier  die  kariscben  t^. 
iiasten  ein;    gegen  Recht  und  Verträge  setzten  sie  Gewaltherrn  efl 


nÜLFülGESl'Cil    AUS    RHODOS    107,  i;  351-50.  5S3 

"«dche  die  Inseln  i-egierlen  und  sie  zuuäckst  unter  den  Einfluss  von 
MikarnasBi  mittelbar  unter  die  Oberhoheit  des  GrofskOnigs  brachten. 
So  geschab  es  in  Kos  und  Rliodos.  Trotzdem  gab  di«^  deinokra- 
tuche  Partei  auf  den  Inseln  nicht  alle  Holliiung  auf;  Muussollos' 
Tod  (351)  eruiuthigte  sie  von  >^eueni  und  führte  ehie  Gesandlschaft 
lon  Rhodiem  nach  Athen,  welche  um  Unterstützung  baten. 

Sie  fanden  wenig  Anklang.  Die  sclilafl'e  Stiiiinnmg,  welche 
n  der  von  Eubulos  und  sehien  Genossen  geleiteten  Bürgersclialt 
herrschte,  vei*steckte  sich  hinter  deui  Uumuthe,  zu  dem  man  den 
Rhodieru  gegenüber  berechtigt  zu  sein  glaubte.  Die  karischen 
Stidner,  sagte  man,  welche  ihre  Burg  l>ese(zt  hielten,  seien  die 
wohlverdiente  Strafe  für  ihren  iVlifaU  von  Atheu  (S.  4G7);  wenn 
•ie  sich  über  attischen  Druck  beschwert  lu'itleu,  so  köuuten  sie  jetzt 
lernen,  was  Tyrannenzwang  sei. 

So  allgemein  auch  diese  Auilassung  war,  trat  Demosthenes 
ilur  doch  muthig  entgegen.  Kleinlich  schalt  er  sie  und  der  Athener 
unwürdig.  Anstatt  sicli  über  die  Bedräugniss  ihrer  Stannugenossen 
vergnügt  die  Hände  zu  reiben,  sollten  sie  den  GOltern  dafür  danken, 
da»  wieder  einmal  ferne  Staaten  nach  Athen  schickten  und  von 
Athen  Ilfdfe  begehrten.  Hi<;r  handelt  es  sich  nicht  um  Personen, 
Modem  um  eine  grofse  Sache.  3Iögeu  die  lUiodier  keine  Grofs- 
nuth  verdienen,  so  ist  ihre  Freiheit  doch  des  Schutzes  würdig; 
Athen  ist  aber  der  berufene  Hort  der  Freiheit.  Das  ßeisfüel  von 
Samo«,  welches  Timotheos  den  Athenern  wieder  zugeeignet  liat 
(S.  457),  aeigt,  dass  der  Feind,  bei  widenechllichen  Leliergriifen 
nihig  zurückgewiesen,  darum  noch  keuien  Krieg  antangt.  Also  ist 
uch  jetzt  nicht  gleich  ein  Perserkrieg  zu  fürchten,  und  noch  we- 
luger  darf  die  Furcht  vor  einem  Weibe,  der  Artemisia,  Atlien  zu- 
i^Kkhallen,  seine  Pflicht  zu  thun.  Doch  <lie  Vertrage,  heilst  es, 
▼erbieten  uns  jede  Einmischung.  Dieseil>en  Verträge  sind  aber  von 
"*n  Andern  auf  das  Gröbste  verletzt;  wenn  Atlien  also  seinerseits 
^  noch  für  gebunden  erachtet  und  immer  still  sitzt^  wilhrend  die 
Feinde  vorwärts  gehen,  so  ist  das  nicht  Gewissenhaltigkeit,  son- 
'^  Feigheit,  bei  der  die  Stadt  nothwendig  zu  Grinnle  gehen 
■uai^w). 

Jede  dieser  Reden  war  eine  poUtische  Thal.  Alle  gewöhnhchen 
«iUel  Einfluss  zu  gewinnen  stolz  verschmähend,  stellte  Demosthenes 
*di  der  Stimmung  der  Menge  elien  so  wie  den  Plänen  der  Muchd 
^>Bqi  furchtlos  entgegen.    Er  wollte  nichts  sein  als  die  Stinnne  der 


584  DEM08THENE8    KRIEG8P0L1TIK« 

Wahrheit   und   keine   Anfeindung,  kein  Spott,  keine  DemüÜbAsqgl^ 
auch  nicht  die  Erfolglosigkeit  seiner  Anstrengungen,  TemioclB.\i&^ 
im  Dienste  der  Wahrheit  irre  zu  machen. 

Es  war  aber  nicht  eine  aUgemcine  Ueberzeugung  vt^sm  1 
gescliichtlichen  Berufe  Athens,  welche  ihn  immer  von  Ne^ 
den  Kampf  führte,  sondern  die  ganze  Politik,  wie  sie  den 
chenen  Reden  zu  Grunde  lag,  bezieht  sich  auf  die  gegei 
Lage  und  auf  bestimmte  Gefahren,  welche  von  aufsen  nn^  k 
die  Gemeinde  l>edrohten.  Im  luscLmeere  Lösten  sich  bei  rfc^^  J  l 
thätigkeit  der  Athener  die  alten  Bande  immer  mehr;  die  F"*^^* 
von  HaLikarnass  l)eherrschten  das  karische  Meer,  sie  hielteii  ^ 
Chios  besetzt,  während  Lesbos  persischem  Einflüsse  anheim  6^^ 

Aber  so  demötliigend   auch  diese  Verhältnisse  waren,  m       ^ 
doch  eine  gegen  Athen  vordringende  Gefahr  von  dieser  Seite  t^ 
zu  befürchten.     Dagegen  hatte  Philippos  in  demselben  Jahre,       ^ 
Demosthenes    mit   seinem    Schüfe    in    den    thrakischen   GewSi0>^^ 
kreuzte  (S.  580),  den  makedonischen  Thron  bestiegen,  und  in  il^ 
sah  er  vom  Anfange  seiner  öffentlichen  Wirksamkeit   an  den  Fci^ 
seiner  Vaterstadt,  welcher  nicht  ruhen  werde,  bis  er  den  Rest  ikf^ 
Macht   und   Selbständigkeit    vernichtet    habe.     Es   konnte  also  k^ 
Athenern  ein  Kampf  um  ihre  höchsten  Güter  nicht  erspart  Ueiha» 
und    wie  Themistokles  den   Krieg    mit  Persien,    wie   Perikles  d« 
Krieg    mit   Sparta,    so    sah  Demosthenes    den    phiUppischen  Kfief. 
welcher   noch  in   fernen  Gegenden   geführt  wurde,  an'  die  Mauen 
der  Stadt   lierani*ücken ,    und  gleich  jenen  Männern  kielt  er  es  für 
seine  Bürgerpflicht,  die  Stadt  auf  den   unvermeidUchen  Krieg  vor- 
zubej'eiten.      Die   besondere   Schwierigkeit   seiner  Aufgabe    lag  aber 
darin,  dass  er  nicht  blols  Mittel  und  Wege  der  Kriegführung  nach- 
zuweisen  hatte,  sondern   die  Gemeinde   umwandeln  und  die  Gesifi- 
nung  erst  erwecken  musste,    welche  nöthig  war,  wenn  Athen  nicht 
mit  Schimpf  und  Schande  untergehen  sollte. 

Darum  bekämpfte  er  schon  in  der  Rede  gegen  Androtion  A 
schlaffen  Grundsätze  der  Bürger  und  ihrer  Behörden,  darum  die 
schlechten  Finunzgesetze  eines  Leptines;  darum  erhob  er  sich  so 
zornig  gegen  die,  welche  dun^h  falschen  Kriegslärm  die  Aufmefi* 
sanikeit  von  <len  wirklichen  Gefahren  ablenkten;  darum  wies  er  die 
völlige  Unzulänglichkeit  der  tlotteneinrichtungen  nach  und  drang  ii 
der  Rede  für  Megalopolis  und  für  Rhodos  darauf,  dass  Athen  durch 
eine    nationale  Politik    sein  moralisdies  Ansehen    erneuern  mösse: 


DIE  MAKEDO^IISGHE   FRAGE.  585 

^  «rlcaiinte,  dass  die  früheren  Sdiülzlinge  Thel)ens,  von  Athen  ver- 
hßfexM^  an  Makedonien  einen  RiickhaU  suchen  wurden.  In  der  Rede 
l^fiKCK  ^ristokrates  tritt  die  Gestalt  des  Makedoniers  zuei'st  deutLicher 
M  d^na  Hintergrunde  hervor;  da  wird  sdion  ausdrücklich  vor  der 
Icfc^  des  Königs  gewarnt,  auf  den  früher  nur  in  allgemeinen 
^ofe  CS  m*^ngen  hingewiesen  worden  war. 

K>^s  waren  die  Vorgefechte  des  eigentlichen  Kampfes,  in  denen 
afl^^^9t.I]enes  seine  öffentliche  Stellung  einnahm,  seinen  Standpunkt 
0f  ^^^aeeichnete  und  ehcn  so  behutsam  wie  fest  und  beharrlich  der 
^|f^^^^līnden  Partei  entgegentrat.  Aber  sclion  in  demsell>eu  Jahre, 
|l  ^^^loliem  er  für  die  Rhodier  sprach,  ja  noch  einige  Monate  frfdier, 
^^'•^  er  die  makedonische  Frage  selbst  auf  und  hielt  seine  erste 
fi^^tliche  philippische  Rede. 

ttaulig   genug   war    diese  Frage   schon  auf  der  Tagesordnung 
^e(^^Ben;   aber   die    leitenden  Staatsmänner    thaten  Alles,    um  sie 
^w  in  den  Vordergrund  treten  zu  lassen,  denn  mit  dem  Einflüsse 
^  Eobulos  war  es  nothwendig   zu  Ende,   so  wie  die  Bürger  sich 
n  einer  energisclien  Politik   genöthigt  sehen  sollten.     Deshalb  war 
%,    Mn  in  seiner  Umgebung  darin  ubereing(^kommen,  den  Ernst  der 
^     I<>ge  za  verhüllen  und  ßlle  aufregenden  Erörterungen  zu  vermeiden. 
*^      Hierin  fanden  die  Staatsmänner  bei  allen  leichtsinnigen  Athenern  An- 
^-       khng,  weiche  sich  die  Behaglichkeit  des  Lel)ens  nicht  stören  lassen 
ivrilten;    sie   fanden    darin    die    eifrigste  Unterstützung  liei   denen, 
Ivekhe  im  Interesse  Phili])ps  die  Sorglosigkeit  der  Bürger  nährten. 
Es  hatte  aber  der  König  schon  damals  seine  Leute  in  Athen,  welche 
ihn    von  Allem    in   Keuntuiss   setzten,   was   in   der   Stadt  geschah; 
dianikterlose    Menschen,    ehrsüchtige    Emporkömmlinge,    Verräther, 
anf  welche  in  der  rhodischen  Rede  schon  deutlich  hingewiesen  wird. 
Durch  sie  wurde  auch  die  Partei  der  Lakonisten  gewonnen,  indem 
man  ihnen  einredete,  dass  Philipp  die  Thebnner  demüthigen   und 
die    spartanische  Restaurationspolitik   durchführen   werde   (S.   577). 
Duu   kam  die  verfassungsfeindliche  Richtung,  welche  so  weit  ver- 
breitet  war  und  jede  Volksaufregung,   jeden   deniokr<itischen    Auf- 
schwang hasste.    Wer  es  mit  Isokrates  hielt,  der  hatte  einen  Wider- 
willen gegen  die  unruhigen   Köpfe,  weh^he   immer  Sturm  läuteten 
md  die  Freiheit  in  Gefahr  erklärten.     Auch  die  Männer  von  philo- 
sephischer  Bildung  waren  jeder  patriotischen  Aufregung  feind  und 
iwar  Dicht  nur  diejenigen,   welche   sich   von  allen  Geschäften  des 
Staats  grundsätzlich  fern  hielten,  sondern  auch  solche,  welche  dem- 


586  DIE   STIMMUNGEN   IN   ATBEN. 

selben  dienlen  und  mit  solcher  Auszeichnung  dienten  wie  PinkNi 
(S.  283),  der  'Rechtschatfeue',  der  etwa  zwanzig  Jahre  älter  ab 
Demostlienes  war,  ein  Mann  von  strengster  Sitte  innerhalb  der  w- 
w eichlichten  Burgerschaft,  gerecht  und  tüchtig  mit  dem  Worte  m 
mit  dem  Schwerte,  aber  immer  nur  mit  den  nächsten  AufgilMi  k^ 
schüftigt,  ohne  einen  weiteren  und  freieren  Blick,  ohne  Begeiita«| 
für  die  Ehre  der  Stadt,  ohne  Vertrauen  zu  seinen  Mitbürgen,  ni 
darum  trotz  seiner  |iersönlichen  Tapferkeit  ein  Vertreter  der  Fli^ 
denspolitik  und  euie  Hauptstütze  der  Partei  des  Eubulos,  mUi 
keinen  Mann  lieber  im  Feldherrncollegium  sah  als  PhokioQ  mi 
seine  Wiederwahl  immer  auf  das  Eifrigste  begünstigte. 

Es  war  also  eine  mächtige  Verbindung  der  verschiedeistei 
Richtungen,  gegen  welche  Demostlienes  zu  kämpfen  hatte.  Be- 
queme Genussliebe,  verrä Iberische  Gesinnung,  antidemokntisdie 
Stimmung,  Kleinmulh,  Beschränktheit  des  Urteils,  Kiirzsicbtigluil 
und  die  Macht  der  Gewohnheit,  —  Alles  kam  zusammen,  Eubilef 
zu  stützen.  Er  wusste  im  Staatshaushalte  gute  Ordnung  zu  Uttf 
und  jährliche  IJebersrhüsse  zu  erzielen,  die  den  armen  Bürgen  ■ 
Gute  ktunen.  Man  hielt  seine  Politik  lür  die  den  Zeiten  angeDM^ 
sene,  ja  für  die  allein  mögliche.  Wer  dachte  daran,  dass  dies  it 
gierungssystem  das  Mark  des  Staats  aufzehre  und  dass  die  ExisW 
des  Vaterlandes  auf  dem  Spiele  stehe!  Dies  hat  Demosthenes  ziursl 
und  jahrelang  allein  erkannt;  er  stand  als  treuer  Wächter  auf  der 
Zinne  und  liefs  in  die  schläfrige,  von  feiger  Selbsttäuschung  erfuUie 
Bürgerschaft  nach  und  nach  immer  schärfer  das  Licht  der  WahrM 
hhieinleuchten^"**). 

Es  war  nun  schon  das  sechste  Jahr,  seitdem  der  makedoniKk 
Krieg  b(*g<mnen  war,  um  wegen  Amjdiipolis  Rache  zu  nelimri 
(S.  423).  Seitdem  hatte  er  sicii  wie  eine  zehrende  Krankheit  hin- 
geschleppt. Athen  war  fortwälirentl  im  Rückzuge,  und  anstatt  da 
König  in  seinem  Gebiete  zu  züchtigen,  wie  man  }>eabsichtigt  hatte, 
war  man  jetzt  froh,  wenn  mau  auf  attischem  Boden  in  Rahe  g^ 
lassen  wurde.  Hatten  docli  sciion  makedonische  Kaper  das  heilige 
Schilf  aus  der  Jiucht  von  Marallion  weggeführt! 

Was  also  aucli  die  Redner  der  eubuhschen  Partei  Ihuu  moch- 
ten, um  den  Bürgern  die  Sorge  fenizuhalten  oder  aiisziu^ien.  die 
Gedanken  wajen  doch  mit  Philippos  beschäftigt  und  iiaclideni  nuo 
ihn  lange  gering  zu  achten  gesucht  hatte,  hielt  jetzt  der  unbeia- 
liehe    Mann,    der    LnbeR'cheubai*e,   der   immer   Neues   und  L-ncr- 


DIE   ERSTE   PHILIPPICA   107,  1 ;  S51.  587 

irteles  that,  Alles  in  fieberhafter  Spannung.  Auf  dem  Markte  und 
i  der  Volksversammlung  war  von  ihm  die  Rede,  wer  von  ihm  zu 
"dden  wusste,  wo  er  verweile,  was  er  im  Schilde  filhre,  weiche 
nsprdche  er  gethan  habe  —  der  brachte  den  Bürgern  die  wich- 
(Bte  Neuigkeit.  Und  wenn  dann  einmal  eine  neue  Gewalltliat  ge- 
leUet  wurde,  so  loderte  wold  ein  plötzliches  Zornfeuer  auf,  man 
niferte  sieb  über  den  Barbarenkönig,  der  es  wage,  gegen  die  Ord- 
HDg  der  Welt  über  Hellenen  herrschen  zu  wollen.  Es  wurden 
Mende  Dekrete  erlassen  und  kräftige  Beschlüsse  gefasst;  aber 
b  Halisregelu  blieben  unausgelulu*t  oder  kamen  zu  spat  und  nach 
alcfaen  Aufwallungen  trat  wieder  eine  völlige  Verzagtheit  ein.  Man 
nuste  dem  verhassten  Feinde  nicht  beizukommen,  man  stand  seiner 
Miosen  Energie  planlos  gegenül)er,  man  sank  in  Stumpflieit  zu- 
Ick  und  liefs  das  UnvermeidUche  herankommen^^'). 

Da  ti*at,  als  im  Frühjahre  351  die  makedonische  Kriegsfrage 
rieder  einmal  in  der  Bürgerschaft  zur  Berathung  stand,  vor  idlen 
men,  welche  gewöhnlich  in  dieser  Sache  zu  spi*echen  pflegten, 
Ui  unenn'artet  Demosthenes  auf,  nicht  um  das  Gewöhnliche  zu 
iederholen,  sondern  um  mit  der  bisherigen  Behandlung  der  An- 
legenheit  ein  füi*  alle  Mal  zu  brechen.  Es  war  kein  für  den 
igeoMick  drängender  Nothsland,  es  handelte  sich  nicht  um  eine 
illeunige  Abhülfe.  Darum  konnte  der  Uedner  seine  Mitbürger 
flbrderu,  die  ganze  Kriegsfrage  klar  in's  Auge  zu  fassen  und  einen 
in  für  die  Zukunft  zu  machen. 

freilich,  sagt  Demosthenes  seinen  Mitbürgern,  seid  ihr  übel 
Iran  und  habt  allen  Grund  niedergeschlagen  zu  sein.  Eure  Sachen 
(tibßn  schlecht  genug,  al>er  im  Grunde  doch  nur  deshalb,  weil 
IT  nichts  von  dem  getlian  habt,  was  Noth  thut,  und  dai*in  liegt 
a  Trost,  der  euch  fehlen  würde,  wenn  ihr  eure  Pflicht  er- 
tlli  hättet  und  doch  so  unglückUch  wäret.  Aendert  ihr  euch,  so 
inn  auch  das  Glück  sich  ändern;  denn  dem  Tapfern  und  wachsam 
Utigen  folgt  das  Glück.  Die  Ma<^ht  der  Makedonier,  die  aus  ge- 
ngen  Anfangen  so  hoch  emporgewachsene,  ist  ja  keine  göttliche 
iacht;  sie  ist  allen  menschlichen  Wechsellallen  unterworfen,  sie 
dit  sogar  auf  sehr  schwachen  Füfseii.  Der  schlimmste  Feind, 
sr  Athen  bedroht,  ist  nicht  der  König  von  Makedonien,  sondern 
Ire  SchlalTheit,  und  sie  würde  euch,  wenn  dieser  Philipp  heute 
flrbe,  morgen  einen  anderen  herbeischaffen.  Ihr  wollt  Amphi- 
ri»  haben,  und  seid  so  wenig  gerüstet,  dass,  wenn  euch  das  Glück 


588  DIE   ERSTE   PHILIPPfCA   107»  1;  801. 

'die  Stadt  anböte,  ilir  gar  nicht  bereit  wäret,  sie  in  Empbif  n 
'nehmen.    Also  eine  Kriegsmacht  miiss  geschafTen  werden,  wie  m 
'unsem   Mitteln    entspricht.     Eine   kleine  Macht   (denn  mit  eian 
i^ndheere    dem  Könige    entgegenzurücken    sind  wir  zu  schwach), 
'aber  diese  Macht  muss  immer  draufsen  sein,  damit  nicht  fiberdR 
'Vorbereitung    die    Zeit   des  Handelns    verloren    gehe.     Denn  jett 
'geht  es  euch  mit  euren  Rüstungen   wie  dem  Barbaren  im  FM- 
'kampfe;  der  greift  immer  nach  der  Stelle  hin,   wo  er  eben  |!^ 
'troffen  ist,  und  richtet  der  Gegner  seinen  Schlag  nach  einer  an- 
'deren  Stelle,    so  gehen  seine  Hände  nach;   aber  sieb  gegen  in 
'Streich  zu  decken  und   dem  Gegner  die  Absicht  am   Ange  aim- 
'sehen,  dazu  ist  er  zu  plump  und  ungeschickt.     Es  muss  also  m 
'O|)erationscorps  da  sein,  welches  in  den  nördlichen  Gewässern  seiiie 
'Station   hat,  in  Lemnos  oder  Tliasos,  wo  es  durch  kleinen  Kiiq; 
'im   Stande    sein  wird,    dem   Feinde  sehr  erheblichen  Abbrocfa  n 
'thun    und  namentlich   ihn  an  seinen   eintniglichen   Beutezögen  n 
'hindern.     Und    dann    darf  diese  Heeresmacht  nicht  aus  unzarcr- 
'lässigen  Soldtruppen  bestehen;  wenigstens  müssen  von  2000  Kiie-   j 
'gern   500  und   von  200  Reitern  50  Bürger  sein,  welche  die  Aif- 
'sicht   fühlten.     Wo  Bürger  Athens  hingehen,    da   gehen  andi  die 
'Götter  der  Stadt  mit.    Für  diese  Mannschaft  genügen  zehn  Schnel- 
'niderer  und  die  ganze  Ausrüstung  an  Schüren,  Fulsvolk  und  IM- 
'terei   l>eträgt  ehiige  neunzig  Talente  (c.  140,000  Tb.);  eine  sofch 
'Rüstung  übersteigt  eure  Mittel  nicht.    Es  kommt  aber  Alles  darauf 
'an,    dass    das,    was  gesrhieht,    wirklich   und   ordentlich  gescbehf. 
'Denn   wenn   ich  euch   frage,    wie  es  zugehe,  dass   eure  Dionysiffi 
'und   Panathenäen  Jahr  für  Jahr  zur  rechten  Zeit   gefeiert  werden 
'so  werdet   ihr  <1en  Gnmd   darin   tindeii,  dass  Alles  gesetzlich  be- 
'stiinnU  ist  und  jeder  im  Voraus  weifs,  wo  sein  Platz  ist.    Also  darf 
'auch   die    wichtigste  Angelegenheit  nicht  regelloser  Willkfu*   preis- 
'gegehen  sein*. 

Die  erste  Philippica  bildet  eine  Epoche  in  der  Geschichte  voD 
Athen;  nicht  als  ob  die  Rede  einen  grofsen  Erfolg  gehabt  hattr: 
aber  es  war  in  der  wichtigsten  Angelegenheit  des  Staats  endlich  eis 
festes  Programm  aufgestellt  und  ein  freimüthiger  Widerspnich  ge^ 
das  herrschende  Regierungssystein  erhoben.  Demosthenes  stand  dem 
Eubulos  jetzt  als  otfener  Widei'sacher  gegenüber  und  wenn  er  sick 
auch  noch  keinen  Anhang  gebildet  hatte  (denn  von  Anfang  an 
wollte  er  nicht  eine  Partei   für  sich  haben,   sondern   die  Bürger- 


BEDEUTUNG   DER   INSEL    EUBOIA.  5S9 

Khafi),  80  zündeten  seine  Worte  doch  und  die  (kiuüther  der  Biir- 
|er  wurden  doch  von  Angst  ergriflen,  wenn  sie  seinen  Mahnrut 
hBprten:  Während  ilir  stille  sitzet,  werdet  ihr  rings  eingeschlossen 
wie  Tom  Jäger,  der  ein  Wild  nfdier  und  näher  mit  sehieu  Netzen 
■MteUt!  Die  Gegensätze  der  Politik  waren  ausgesprochen;  dadurch 
Wiren  auch  die  Friedensleute  aus  ihrer  Kuiie  aufgescheucht;  sie 
itUurten  sich  wieder  und  wünschten  auch  ihrerseits  etwas  in  s  Werk 
n  seUen,  um  dem  Vor>vurfe  ehier  völligen  Unthätigkeit  zu  ent- 
gehen.   Dazu  fand  sich  eine  passende  Gelegenheit  in  Euhoia^^^). 

Euboia  war    durch  Perikles  ein   Stück    von  Attika    geworden. 

Seibiem  dies  Verliältniss  zerrissen  war,   kam  die  Insel  nicht  wieder 

nr  Rahe.     Sie  war  nicht  im  Stande,  ein  in  sicli  einiges  und  selh- 

Miadiges  Ganze  zu  hilden.     Die  uralten   Gegensätze  zwischen    den 

WBcfaiedenen  Inselstädten  lehten  wieder  auf,   und  dazu  kamen  die 

mwärtigen  Einflüsse,  durch  welche  die  innere  Gährung  gesteigert 

WDtle.    Denn  eine  Insel,  welche  sich  von  Thessalien  his  Attika  am 

Fettlande  nahe  entlang  erstreckt,  koimte  l»ei  den  festländischen  Un- 

nhen  niclit  unheÜieiUgt  hleihen.     Die  Athener    durften  nicht   auf 

bboia  verziehten,  weil  es   durch   seine  Naturprodukte  die  unent- 

Uirliche  Ergänzung  ihres  Landes  war,  und,  wemi  es  in  feindhchen 

Binden  war,    ihre  Küsten   in   unerträglicher  Weise   hedrohte.     Die 

Ükeinner  betrachteten  es  als  einen  natürlichen  Anhang  von  Hootien, 

lud  wenn  die  Fürsten  des  Nordens  Mittelgriechenland  beherrschen 

ÜNdlten,  9Q  mnssteu  sie  vor  Allem  in  Euhoia  Einiluss  zu  gewinnen 

lochen. 

Darum  war  das  unglückliche  Jnselland  von  allen  Seiten  begehrt; 
%  wurde  ein  Kampfplatz,  auf  welchem  sich  die  Politik  der  ver- 
lehiedensten  Staaten  begegnete,  und  zwar  wurde  der  innere  Partei- 
lader  von  den  Nachbarstaaten  genährt,  damit  sie  durcli  Unterstützung 
imelner  Parteihäupter  Eintluss  erlangten.  So  hatte  lason  von 
^berai  den  Tyrannen  Neogenes  in  Oreos  eingesetzt;  die  Spai*taner 
'OJagten  ihn  und  setzten  Alketas  als  Defehlshaber  ein.  Dieser 
rarde  in  demselben  Jahre  (377)  durch  eine  thebanisclie  Schaar 
«rtrieben  und  nun  scliloss  sich  die  ganze  Insel  dem  attisch-booti- 
dacn  Seebunde  an. 

Dm  waren  offenbar  die  nach  allen  SeiUm  hin  günstigsten  Ver- 
liltiiisse,  und  schon  der  Dlick  auf  Euboia  hätte  den  attischen  Staats- 
ainneni  deuüicb  machen  müssen,  wie  sehr  es  durch  die  Rück- 
khten  einer  Temünftigen  Politik   geboten  war,   mit  Theben   gute 


590  lli;LFSGE8l)GH    DR8   PLUTARGHOg    107,  %i  86Vtt* 

Nachharscliafl  zu  halten.  Denn  so  wie  nun  um  die  Zeit  der  SdMl 
])ei  Leuktra  die  i)ei(len  Staaten  aus  einander  gingen,  begann  kt 
Hader  um  die  Insel,  und  ih  den  Städten  traten  die  attische  lai 
die  thebaniscbe  Partei  einander  gegenüber.  Die  letitere  wv  ie 
siegreiche;  Theniison,  der  Tyrann  von  Eretria,  veranlasste  den  Ak- 
fall  der  Oropier,  der  den  Athenera  so  empfindlich  war  (S.  3K)^ 
und  ganz  Euboia  stand  in  der  Heerest'olge  Thebens,  bis  TimothM 
durch  seinen  glücklichen  Feldzug  357  den  ihebanischen  Einfloi 
veiDichtete. 

Eine  sichere  HerrschaR  war  aber  damit  nicht  gewommi.  Den 
es  war  auf  die  Städte,  denen  man  volle  Selbständigkeit  zurickp- 
gel)en  hatte,  gar  kein  Verlass;  sie  kamen  von  Neuem  in  die  HiBle 
von  Tyrannen,  welche  gegen  den  Willen  der  Gemeinden  handete 
und  der  Kampf  der  Parteien  gab  wieder  zu  auswärtigen  Eiui- 
schungen  Veranlassung.  Philippos  })egann  von  Thessalien  Mi 
(S.  440)  seine  Hand  nach  der  Insel  hinüberzustrecken;  er  sdnelft 
Briefe  an  die  Inselgeniehulen ,  worin  er  ihnen  zu  verstehen  gik 
wie  verkehrt  es  sei,  wenn  sie  an  einem  Stuate,  wie  Athen,  der  wä 
selbst  nicht  zu  schütten  vermöge,  einen  Rückhalt  suchten;  erv- 
terstützte  Kallias,  den  Tyrannen  in  Chalkis,  und  schürte  die  Zwie- 
tracht in  den  Städten.  Dies  geschah  um  dieselbe  Zeit,  als  Deot* 
sthenes  seine  philippische  Rede  hielt,  und  gleich  darnach  ivanAe 
sich  Plutarchos,  welcher  in  Eretria  als  Gewaltherr  regierte,  Bf 
Hülfe  nach  Athen,  weil  er  sich  der  Gegenpartei  in  Eretria,  « 
deriMi  Spitze  Kleitarclios  stand,  aus  eigenen  Rraflen  nicht  erwchm 
konnte. 

Plutarchos  hatte  einllussrciche  Verbindungen  in  Athen,  nament- 
lich mit  dem  Hause  des  Meidias,  eines  Anhängers  des  Eabait^ 
Meidias  war  ehier  von  den  Reichen  der  Stadt,  welclie  sich  in  ff' 
piger  Hoffalirt  vor  dem  Volke  brüsteten  (S.  472),  ein  eigenwillige 
und  übermüthiger  Mensch,  der  sich  im  Verti*auen  auf  seine  gerf' 
schaftUche  Stellung  Alles  erlaul)en  zu  kOnnen  glaubte.  Hit  ih* 
war  die  ganze  Partei  des  Eubulos  für  das  Anliegen  des  PlutartliK 
sie  wollte  den  Reweis  liefern,  dass  sie  zur  rechten  Zeit  auch  Eu^ 
gie  zu  zeigen  wisse;  sie  versprach  sich  einen  leichten  und  gl**" 
liehen  Erfolg,  uiul  da  Unleniehmungen  nach  dem  nahen  und  bä" 
entliehrlichen  Insellande  hinüber  immer  am  meisten  auf  AnUi? 
rechnen  konnten,  so  gelang  es  auch  einen  grofsen  Kriegseifer* 
der  Rürgei*schafl  zu  entfachen*®*). 


PHOKION    IN    EUBOIA    107,  2;  350.  591 

Demosthenes  aber  war  dagegen.  Mit  kulinem  Mutlie  trat  er 
allein  gegen  die  Untenieliiniiiig  auf  und  riet'  dadurch  eine 
kwe  WuÜi  gegen  sich  hervor.  Man  schiniihte  den  trotzigen 
isinn  eines  Mannes,  der  die  Athener  immer  zu  Thatcn  dränge, 
80  eben  noch  ihre  Schüre  nach  dem  Temen  Uhodos  lial»e 
ken  wollen  und  sich  nun  einer  Unternehmung  widersetze,  weil 
licbl  von  ihm  beantragt  worden  sei.  Demosthenes  aber  war 
polternder  Agitator,  welchem  der  Kriegslürni  willkommen  war. 
erbaud  mit  seiner  feurigen  Ungeduld  die  höchste  Besonnenheit; 
nichts  konnte  ihm  widerwärtiger  sein,  als  wenn  die  Ilidtskrätle 
T  Vaterstadt  für  un>vürdige  Zwecke  vergeudet  wurden.  Wie 
ite  er  aber  eine  Unternehmung  lulligen,  l>ei  der  es  sich  um 
ntötzung  eines  Tyrannen  handelte,  der  mit  seiner  l^mehide 
Kampfe  war!  Die  Atiiener  sollten  nur  für  nationale  Zwecke 
fär  die  Freiheit  von  Hellenen  zu  den  Wallen  grcdfen.  Auch 
er,  dass  der  gegenwärtige  Kriegsfall  nur  durch  persönliche  Be- 
mgen  und  Verabredungen  iierixiigeführt  war,  und  er  konnte 
luaebeu,  dass  bei  der  ünzuverlassigkeit  der  Bundesgenossen  für 
le  Opfer  weder  £hre  noch  Machtgewinn  zu  erlangten  sei. 
Sein  Wort  blieb  wirkungslos.  Die  Athener  zogen  Ende  Fe- 
ir  unter  Phokion  aus,  Burger  und  Söldner  zu  Boss  und  zu  Fufs. 
losihenes  war  selbst  dal»ei.  Die  Heiter  gingen  voran  und  nah- 
ihre  SteUung  \m  Argura  nördlich  von  (Hialkis,  wahrscheinlich 
makedonischen  Zuzug  abzuwehren.  Die  anderen  Trupi)en  setzten 
idem  uäclisten  Fäln^orte  (Porthnuis)  über  und  nickten,  da  der 
tenweg,  wie  wir  voraussetzen  können,  gesperrt  war,  gegen  das 
Irge  Tor,  um  so  nach  Fretria  zu  gelang<;ii.  Als  sie  nach  Ta- 
lai  kamen,  sahen  sie  sich  plötzlich  in  einer  Schlucht  von  den 
kundigeren  Feinden  angegriü'en.  Es  zeigte  sich  nun,  dass  ganz 
oii  gegen  die  Atlieuer  in  Watfen  war;  auch  die  Tyrannen  von 
Ulis  liatfcen  sich  mit  kleitarchos  verbunden.  Phokion  kam  in 
gefahrlichsie  Lage;  von  seinen  Bundesgenossen  verrathen,  ver- 
iBite  er  sich  auf  einem  Hügel  und  veruiochte  nur  mit  Milhe  die 
ennaehl  abzuwehren. 

Die  erschreckendsteu  Nachrichten  kamen  nach  Athen  und  riefen 
allgemeine  Opferbereitschaft  hervor.  Beiche  Bürger  sciieukteu 
Staate  Kriegäschüfe,  alle  noch  vorhandenen  Truppen  machten 
auf,  um  Phokion  zu  entsetzen,  der  auch  von  der  liüste  ab- 
hnitten  war, 'und,  um  dem  Gehlmangel  abzuhelfen,  erhob  sicli 


592  DER    EITROISGHE    FELDZUG   107,  fl;  SM. 

A])ollodoros  mit  dein  patriotischen  Vorschlage,  dass  man  den 
Ueherschuss  der  ialireseinnahme  zu  der  Kriegskasse  schlage 

Inzwischen  gelang  es  Phokion,  sich  in  einem  sehr  ehr^^'vxs^ 
Kampfe    durchzuschlagen    und  Mitte    des   Sommers   glöckli^r- -'S::!  md 
Athen  heimzukehren;  aher  die  liesatzung,  welche  er  auf  dem 
sten  Tlieile  der  Insel  in  dem  Kastelle  Zaretra  zurückgebssei 
um  doch  an  einem  Punkte  festen  Fufs  in  Enboia  zu   behalte 
rieth  durch  die  Ti-eulosigkeit  des  Plutarchos  in  feindliche 
scliafl.     Sie    musste    mit    fünfzig   Talenten   (^78,500  Th.) 
werden;    ganz  Eulioia  war  verloren,  und  mit  allen  Opfern, 
die  Staatskasse  vollständig  erschöpft  hatten,  war  nichts  ei 
eine  schnifdiliche  Niederlage  und  die  tiefste  Entmuthigung^' 

Der    unglückliche   Feldzug   hatte  noch   andere   schwei 
für  Athen    sowohl    wie  für   Demosthenes.     ApoUodoros,   A< 
des   reichen   Wechslers  Pasion,   hatte  sich   sonst  keine 
Achtung  in  Athen  zu  erwerhen  gewusst.    Er  war  früher  elj 
Trierarch  nach  Sicilien  gegangen,  um  zu  der  Zeit,  da  Dionysi< 
die  hellenischen  Angelegenheiten  einmischte  (S.  336),  zwisct« 
und  Athen  freundschattliche  Beziehungen  anzuknüpfen  (103,  /.    '     ^\^ 
Seitdem   hatte  er   durch  Verschwendung  sein  Vermögen  zü  9         f^  ^^ 
gerichtet  und  sich  dm-ch  eine  Menge  von  Prozessen,  durch  r     ^^^^ 
er  sich  wieder  Geld  zu  verschallen  gesucht  hatte,   einen  fibldft^ 
men  gemacht.  ,  ^> 

Er  war  ein  leichtsinnigcT  und  unzuverlässiger  Mann,  if^^  ^  '^ 
Patriotismus  dem  Staate  mehr  schadete  als  nützte;  denn  ^rW^^^ff 
Eitelkeil  auch   in   seinen  öllentlichen  Leistungen   malslos  und  ^^\' 

darb  die  Seelente,  indem  er  sie  auf  seinen  Schiften  verwöhnte. 


dessen  machte  der  Antrag  im  Ratlie   seiner  Einsicht  so  wie  seiK^^    «     i! 
guten  Willen  und  seinem  Muthe  Ehre.     Seine  Amtsgenossen  hatS^  .^^ 
demselben  beigestimmt;  sie  hatten  ihn  an  die  Bürgerschaft  gebr»^   ^fj 
und  diese  hatte  ihn   angenommen.     Alles  war  durchaus  onlDimi^^ 
mai'sig.     Der  Antrag  war  durch    die  Zeitumstande  geboten,    kxß^ 
war  ApoUodoros  so  vorsichtig  wie  möglich  verfahren,  indem  er  I 
antragt  hatte,  dass  die  Bürger  erst  darüber  abstimmen  sollten,     <* 


der  Uelwrschuss  in  die  Kriegskasse  oder  in  die  Kasse  fQr  Festli'/^ 
keiten  geben  sollte;    es  wurde  ihnen  nur  anheim  gegeben,  sich  ^^ 
Sinne  des  Antragstellers  für  das  Erstere  zu  entscheiden.    Als  r       ^^   , 
ahev  wilhrend   der  Verhandlungen  bessere  Nachrichten  vom  iii^"^^^^ 
schauplatze  einliefen,  wurde  sofort  von  Stephanos  eine  Klage  v^" 


ABURTEIL(?:«G   DBS   APOLLODOROS.  593 

'ietss'W idrigkeii  gegen  Apollodoros  anhängig  gemaclit,  und  es  ge- 
f   duKxh  allerlei  Intrigucu,  seine  Vernrleilung  durclizusetzen. 

anos  war,  wie  wir  voraussetzen  düilen,  von  Kuhulos  zu 
Schritte  angetriehen,  und  nachdeu)  derselhe  so  gelungen 
nun  Euhulos  seihst  hervor  und  hrarJUe  jetzt  das  Gesetz 
wer  es  künftighin  wagen  sollte,  wiederum  die  Verwen- 
^r  Festgelder  zu  Kriegszwecken  zn  heun tragen,  mit  dem  Tode 
solle.  Dies  Gesetz  war  so  ahgefasst,  als  wenn  Apollodoros 
tsgeiahrliche  Neuerung  heantragt  hätte,  gegen  deren  Wie- 
inan  den  Staat  schützen  müsste,  während  er  doch  in  der 
8  allein  Gesetzliche  gegen  einen  eingewurzelten  Misshrauch 
i^«r  €3inmal  zur  Geltung  gehracht  hatte.  Dieser  Misshrauch  wurde 
^ii^rch  Euhulos  als  das  Ordnungsniärsige  und  Gesetzliche  fest- 
K^  *  *■  •»  und  dadurch  das  Sliiatswohl  in  einer  Weise  heschädigl, 
jIä^  cJen  Unfall  im  Felde  weit  ühcrwog.  Die  Folge  des  unglück- 
■**  Kriegs  war  also  nicht  die,  dass  diejenige  Partei,  welche  ihn 
-'^  den  Widerspruch  hesonnener  Dürger  zum  Aushruch  gehracht 
^»  •^«»«lurch,  wie  hillig,  an  Vertrauen  euihüfste,  sondern  mit  merk- 
'^^^^  Keckheit  wusste  dieselhe  ihre  Niederlage  in  einen  Triumph 
«^rideln,  ihren  Terrorismus  zu  vollenden,  das  Beste,  was  die 
noch  besafsen,  die  Redefreiheit,  aufzuheben  und  die  his- 
^"^isaregierung  sicherer  als  je  zu  In^festigeu^^M. 

nicht  nur  unter  dieser  traurigen  Wendung  der  Gemeinde- 
nJieiten   hatte  Demosthenes    zu   leiden,    sondern    er    wurde 
seiner  eigenen  IVrson  in   den  Kampf  hineingez(»gen.     Die 
^"^"^    Parteien  hatte  sich  gesteigert;    Demosthenes  war  der  Eu- 
i  ein  Aergerniss  und  namentlich  war  es  Meidias,  der   es 
politischen  und  personhchen  Gründen  (S.  556  f.)  ziu*  Auf- 
acht hatte,  ihn  auf  alle  Weise  zu  verfolgen,   zu   entehren 
Ansehen    beim   Volke    für    alle   Zeit  zu    vernichten.     Als 
_    ^^^mosthenes  für  das  Dionvsosfest  desselben  Frühjahrs,  in  wel- 
**^l»  Zug  nach  Euhoia  gemacht  wurde,  für  seinen  Stamm  die 
^'^^^g  des  Chors  freiwillig  übernommen  hatte,  setzte  Mei<lias 
*^     Bewegung,   um  ihm  den  Huhm   seiner  patriotischen  Frei- 
st,    ni    rauben    und    liefs    sich    zuletzt   von  der  I.eidenschatX 
^R^tBcinen  Hasses  so   weit  hinreil'sen,  dass  er  ihm  am  Tage 
^Ät^g  öffentlich    in's  Gesicht    schlug.     Er    erreichte    es,    dass 
^^ttienes  der  Ehre  des  Preises  v(;rluslig  ging,  al»er  er  kam  nun 
^  ^***^rtiche  Gefahr.     Die  Hürgerschaft,  am  Tage  nach  dem  Feste 

*** —    Gr.  Gesch.   Ul.  38 


594  DEMOSTHENES   UND   MEIDIAS    107,  «—4;  350— 4a 

im  Heiligthiiine  versammelt,  erkannte  die  Beschwerde  des  misab»- 
(lelteu  Ciioregen  als  vollkommen  begründet  an  nnd  sprach  über  Ae 
Ungebühr  seines  Feindes  ein  einstimmiges  Verdamm ungsurteil  aus. 
Der  persönliche  Kampf  wurde  wälirend  des  eub6ischen  Kriep 
mit  gi'öfster  Erbitterung  fortgesetzt.  Man  suchte  Demosthenes  Mf 
alle  Weise  von  der  weiteren  Verfolgung  des  Rechtswegs  ata- 
schrecken;  man  wollte  ihm  die  Schuld  am  Misslingeu  des  Peldiigii 
zuschieben;  man  versuchte  seine  Klage  gegen  Meidias  durch  ik 
schwersten  Anschuldigungen  zu  kreuzen;  mau  wollte  ihn  als  einei 
Ausreifser  verdächtigen,  man  bezüchtigte  ihn  der  Mitschuld  an  einen 
Morde,  den  einer  sehier  Bekaimten,  Aristarchos,  begangen  hatte. 
Der  ganze  Anhang  des  Eubulos  vereinigte  sich,  um  ihn  zu  Terderfaoi 
Ihre  Angriffe  auf  den  Charakter  des  Demosthenes  waren  alle  ^w- 
gebhch,  aber  sie  hatten  doch  den  Erfolg,  dass  der  Redner,  da 
durch  die  Erklärung  der  Bürgerschaft  für  seine  Ehre  eine  voBgtt 
tige  Genugthuung  erlangt  hatte,  den  Injurienprozess  gegen  Meidit 
endUch  aufgab  und  sich  zu  einem  Vergleiche  bereit  finden  lief»'"] 


Kaum  hatte  er  sich  von  diesen  ärgerlichen  Streitigkeiten  fo 
gemacht,  so  trat  ein  Ereigniss  ein,  welches  ihn  wieder  auf  di 
Rednerbühne  rief  und  seine  volle  Thätigkeit  für  die  öffentliche 
Angelegenheiten  in  Anspruch  nahm.  Es  war  ein  Ereigniss,  das  c 
längst  in  das  Auge  gefasst,  sehnlich  herl)eige\%'ünscht  und  ^ilu 
srheiidich  auch  beschleunigt  hatte.  Denn  \m  den  ersten  Kam 
gebungen  einer  kräftigeren  Politik  von  Seiten  Athens  mussten  sk 
die  Blicke  derjenigen  Hellenen,  welche  noch  unmittelbarer  von  Ph 
lipp  bedroht  waren,  auf  Athen  richten,  und  so  geschah  es,  das 
die  einzige  widerstandstahige  Macht,  welche  aufser  Athen  noch  ^"«r 
banden  war,  von  Philipj)  abüel  inid  den  Athenern  ihr  Bündiutf 
antrug;  das  war  Olynthos  (S.  441). 

Olynthos  ist  eine  (b?r  merkwürdigsten  Städte  des  Allerthu»- 
Am  äufsersten  Rande  der  hellenis<iien  Welt  zwischen  Makedcoid 
und  Thrakien  gelegen,  verdankt  es  seine  Bedeutung  gerade  dietf 
ausgesetzten  Lage,  durch  welche  es  mehr  als  alle  anderen  Pft*" 
Städte  mit  den  Reichen  des  Nordens  in  Benihrung  kam,  und  & 
aul'serordentliche  Energie,  welche  die  Bürgerschaft  von  Olptfc» 
bewährt  hat,   erklärt  sich  ohne   Zweifel  daraus,    dass   beUeniscfaff 


GESCHICHTE    DER   STADT   OLYIHTHOS.  595 

Gast  mit  nordischer  Yolkskriift  sicli  hier  in  ghlckUcher  Weise  ver- 
faiiDdeii  hat.  Denn  auf  Uirakischem  Boden  gegniiidel  und  Ursprung- 
lieh  eine  Ansiedelung  der  Böttiaer  (S.  396),  dann  um  die  Zeit  der 
hnerkriege  von  ChaLkidiern  hesetzt,  hatte  (He  Stadt  seitdem  eine 
gemischte  Bevölkerung,  und  nirgends  war  zur  Verschmelzung  ver- 
iddedener  NationaUtäten  günstigere  (Gelegenheit,  nirgends  woiinten 
griechische,  balbgriecliische  und  harharische  Stamme  so  dicht  zu- 
immeogedrängt,  wie  im  Hochlande  der  drei  chalkidischen  Halh- 
imeln. 

Freilich  war  die  Crhehung  der  Stadt  Olynthos  nicht  von  der 
BUrgerschafl  selbst  ausgegangen;  sie  war  viehnehr  durch  makedo- 
aiichen  Einfluss  veranlasst,  welcher  sicIi  bei  dieser  Gelegenheit  zum 
«nten  Male  in  den  griechischen  Staatsangelegenheiten  geltend  machte. 
Auf  Perdikkas  Anregung  wurde  Olynthos  das  Centrum  des  chalki- 
diechen  Coloniallandes  und  durch  ihn  wurde  die  Unternehmung 
des  Brasidas  gefordert,  deren  Folgen  Athen  niemals  fiberwun- 
dm  hat 

Dann  traten  die  Olynth ier  nach  allen  Seiten  selbständig  auf. 
Sk  behaupteten  ihre  Autonomie  gegen  Athen;  sie  erhol)en  sich, 
•ii  der  korinthische  Bund  zusammenti'at,  gegen  die  Oberherrschaft 
der  Lakedämonier ,  und  um  die  Zeit  des  Antalkidasfriedens  bildeten 
A  m  aller  Stille  einen  Grofsstaat,  weicher  ilber  dreifsig  unab- 
kbgige  Städte  mit  gemeinsamer  lleeresverfassung  und  gleichem 
Bftrgerrechte  umfasste,  ehi  griechisches  Reich,  mit  allen  Hulfsmit- 
^  ausgestattet,  ti*et11ich  gelegen,  um  nach  allen  Seiten  vorzu- 
pfeifen, eine  Land-  und  Seemacht,  der  auch  eine  vorzügliche  Rei- 
^ttiei  zu  Gebote  stand.  Ganze  Stamme  des  streitbaren  Thrakervolks 
*tUHlen  in  Abhängigkeit  und  leisteten  lleeresfolge.  Keine  Macht 
konnte  der  stolzen  Republik  Schranken  setzen,  am  wenigsten  Ma- 
kedonien, welches  durch  innere  Wirren  und  Erbfolgestreiligkeilen 
ffschwäcbt  in  dem  Staate,  zu  dessen  Gröfse  es  selbst  den  Grund 
fliegt  hatte,  nun  seinen  gelährhchsten  Feind  erkainite.  Die  Städte 
des  unteren  Makedoniens  mit  ihrer  den  Griechen  verwandten  Be- 
*Ukerung  schlössen  sich  den  Olynthiern  an;  Amyntas  kam  in  die 
Mfiiie  Bedrängniss  und  den  Temeniden  schien  ihr  Beruf,  ein  ma- 
^^niscb-griechisches  Reich  zu  bilden,  durch  Olynthos  füi*  immer 
Vis  der  Hand  genommen  zu  sein  (S.  235).  Die  Olyntiiier  dachten 
Hch  daran,  durch  auswärtige  Ver])indungen  ilu*e  Erwerbungen  zu 
idiem  und  ihre  Grofsmachtstellung  zu  befestigen;    sie  suchten  zu 

38* 


596  GR8GHICHTE   DER   STADT   OLTFTTBOd. 

dein  Zwecke  mit  Athen  und  Tlieben  in  Bündniss  zu  treten  (99 
2;  383). 

Diese  Pläne  veranlassten  Sparta,  als  Vollstrecker  des  AntalU 
dasfriedens  einzuschreiten,  und  nach  nielirjährigem  Kriege  würf 
01}iithos  von  seiner  Maclithohe  gestürzt  (S.  248);  es  wurde  gede 
niüthigt,  aber  niclit  gebrochen,  und  Sparta  war  auDser  Stande,  da 
gewonnenen  Sieg  auszubeuten.  Statt  dessen  trat  Athen  mit  seinei 
neuen  Seebunde  als  droliende  Macht  auf;  es  suclite  sich  im  Jab 
373  an  der  thrakisch-niakedonischen  Küste  wieder  festzusetzen  in 
die  Städte  zu  gewinnen,  welclie  ihm  selbst  in  der  Zeit  der  höchsta 
Macht  getrotzt  hatten. 

Dieser  Politik  stellten  sich  die  Olynthier  von  Anfang  an  m 
das  Kräftigste  entgegen;  sie  rafften  sich  von  Neuem  auf,  Tergröfserte 
Stadt  und  Heer,  dehnten  ihre  Bundesgenossenschaft  aus,  so  d» 
auch  Amphipolis  nach  Aufnahme  chalkidischer  Bürger  ihnen  Bfn 
resfolge  leistete,  und  waren  um  J03,  3;  365  mächtiger  als  j 
zuvor.  Deshalb  unterstützte  Perdikkas  Hl  so  eifrig  die  Untemei 
mungen  des  Timotheos,  welcher  364  mit  glänzendem  Erfolge  de 
chalkidischen  Krieg  führte,  über  zwanzig  Plätze  eroberte  und  OI;i 
tlios  selbst  umdrängte  (S.  458).  Aber  die  Stadt  hielt  sich;  n 
zäher  Widerstandski*aft  vereitelte  sie  alle  dauernden  Erfolge  d 
attischen  Waffen,  und  des  Tnnotheos  Nachfolger,  Kallisthenes,  liat 
eine  viel  schwierigere  Stellung.  Denn  Perdikkas  gab  nun  plötzlii 
die  Bundesgenossenschaft  der  Athener  auf,  nachdem  sie  ihm  d 
gewünschten  Dienste  geleistet  hatten;  er  ))enutzte  die  Schwächoi 
von  Olynthos,  um  die  einzelnen  Städte,  die  sich  auf  den  Sehn 
ihres  Vororts  nicht  mehr  verlassen  konnten,  namentlich  Amphipoü 
hl  seinen  Schulz  zu  nehmen  und  mit  seinen  Truppen  geg< 
Athen  zu  vei'theidigen.  Die  Unternehmung  des  Kallisthenes  schl« 
mit  einem  so  ungünstigen  Vergleiche,  dass  er  in  Athen  zum  Toc 
verurteilt  wurde,  und  alle  von  Timotheos  erworbenen  Vortbefl 
waren  schon  um  362  so  gut  wie  verloren  (S.  460). 

Als  Konig  Philipi»  den  Thron  bestieg,  erkannte  er  gleich,  dw 
für  ihn  Alles  darauf  ankonnne,  eine  Verbindung  zwischen  Oljuth* 
und  Athen  zu  verhindern,  und  suchte  also  zunächst  beide  Städte 
zu  iMifriedigen.  Er  zog  die  Besatzung  aus  Amphipolis  und  liefs* 
Athener  ghuilien,  dass  dies  schon  so  gut  wie  eine  Uebergabe  Ar 
Stadt  an  sie  sei,  und  eben  so  stellte  er  sich  zu  den  Olvnlhieni 
als  Freund  und  Bundesgenosse.    Freilich  wurden  sie  bedenkUdi  i^ 


OLYNTHOS  ü?fl)    KÖ!HIG   PHILIPP.  597 

te  König  Amphipolis  mit  Krieg  überzog  ($.  423),  und  schickten 
schon  damals  Gesandte  nacli  Athen,  aber  Philippos  wussle  den  Er- 
Mg  der  Gesandtschaft  zu  vereiteln  und  die  Olynthier  durch  die 
knklvollste  Behandlung  zu  verblenden.  Er  wusste  sie  in  dem  Kriege, 
der  nach  dem  Falle  von  Amphipolis  zwischen  ihm  und  Athen  be- 
gnm,  auf  seine  Seite  zu  ziehen  und  uberliefs  ihnen  Anthemus  und 
Potidaia  (S.  441);  sie  fühlten  sich  glücklich  und  sicherer  als  je 
mror  und  gaben  sich  mit  bUndem  Vertrauen  der  Vorstellung  hin, 
dass  es  des  Königs  ernstliche  Absicht  sei,  mit  den  gewonnenen 
I^ndgebieten  zufrieden  an  den  Granzen  seines  Reichs  ihre  Stadt 
mit  ihren  ßundesorten  als  einen  unabhängigen  Staat  ruhig  bestehen 
n  iassen. 

Als  nun  aber  Philipp  im  Rücken  der  Stadt  nach  Thrakien  vor- 
rüf,  als  er  Thessalien  unterworfen  und  die  Phokeer  besiegt  und 
auch  dem  blödesten  Auge  klar  gemacht  hatte,  wie  er  es  mit 
Freunden  und  Bundesgenossen  zu  halten  pllege;  da  konnten 
«4  auch  die  Olynthier  ül)er  ihre  Lage  nicht  langer  lüuschen.  Sie 
criunnten  mit  Schrecken  die  furchtbare  Vereinsamung,  die  sie  selbst 
durch  ihre  Feindseligkeit  gegen  Athen  verschuldet  hatten;  sie  wurden 
nae,  dass  die  Fortdauer  ihrer  Selbständigkeit  nichts  als  eine  von 
Rulipp  bewilligte  und  nach  seinen  Interessen  l)emesseno  Gnadenfrist 
•A  So  mächtig  und  thätig  also  auch  bei  ihnen  die  Partei  war, 
^dche  dem  Könige  in  die  Hände  arbeitete,  so  gewann  dennoch  der 
the  Freiheitssinn  noch  einmal  die  Oberhand;  man  besrhloss  sich 
Ä  einem  letzten  Kampfe  vorzubereiten  und  so  wendeten  sich,  um 
ährt  Existenz  zu  retten,  eben  so  wie  es  früher  >Vai)olis  u.  a.  Städte 
VÜXKH  hatten,  in  letzter  Stunde  die  Olvnthier  an  Athen,  welches 
durch  die  Besetzung  von  Thermopylai  (S.   139)  gezeigt  hatte,   dass 

•  senies  alten  Berufs,   der  Vorkämpfer  hellenischer  Unabhängigkeit 

*  lein,  noch  nicht  vergessen  habe^^^). 

Ke  Olynthier  gingen  behutsam  vor.  Zuerst  schickten  sie  Ge- 
■ndte  nach  Athen,  um  den  Kriegszustand,  welchen  sie  vor  vier 
Ähren  in  Gemeinschaft  mit  Philipp  gegen  Athen  erneuert  hatten, 
^tfmheben  (107.  1;  352).  Das  war  noch  kein  Bruch,  denn  es  ist 
^khi  anzunehmen,  dass  die  Olynthier  auf  das  Recht  zu  solchen 
■GlchlAssen  verzichtet  hatten.  Der  König  sah  freilich  schon  hierin 
^  Auflehnung.  Doch  schritt  er  nicht  sofort  ein,  sondern  über- 
^  e«  seinen  Parteigängern,  der  Gährung  entgegen  zu  arbeiten, 
lud  sie  waren  einflussreich  genug,  auch  noch  jetzt  die  Verbannung 


598 


r.ESANDTSGHAFTEN    JIACH    ATHEIH    107,  1-3;  862-0. 


eiiizehier  Wortführer  der  Patriotenpartei ,  wie  namentlich  des  Afd- 
lonides,  durchzusetzen. 

Bei  der  ersten  Gesandtschafl  wurde  eine  engere  Vertmdiiig, 
zu  der  man  in  Athen  nicht  abgeneigt  war,  noch  vorüchlig  abg^ 
lehnt;  Imld  fulilte  man  aber,  dass  man  thatsächlich  schon  mit  dm 
Könige  gebrochen  hal)e,  wenn  derselbe  auch  noch  mit  dem  An- 
drucke seines  Zorns  zurückhielt  und  nur  ]>ei  Gelegenheit  ttiner 
ihrakischen  Feldzüge  sich  drohend  an  den  Gränzen  des  Bnodea^ 
biets  zeigte.  Er  suchte  sogar  den  Abgeordneten  der  Stadt  alle  Be- 
fürchtungen auszui*eden.  Die  Bürger  trauten  ihm  aber  nicht  md 
schickten,  als  er  in  Illyrien  und  Epeiros  l)eschäftigt  war,  eine  ziraite 
Gesandtschart  nach  Athen  und  baten  um  flulfstruppen  zur  Sicherung 
ihres  Gebiets. 

Nun  wuchs  die  Gefalu*,  und  die  aligemeine  Spannung  wstrit 
durch  eine  l)esondere  Angelegenheit  gesteigert.  Ein  Stiefbruder  dtf 
Königs  hatte  sich  nach  Olyntlios  gefluchtet;  der  König  Teriaagk 
seine  Auslieferung  und  die  Stadt  verweigerte  sie.  Denn  da  sie  diH 
mal  zum  Kampfe  entschlossen  war,  glaubte  sie  in  diesem  Ponklr 
nicht  nachgeben  zu  dürfen,  wo  sie  in  ilu*em  unzweifelhaften  Rechte 
war.  Denn  wie  konnte  eine  ehrliebende  Gemeuide  auf  das  he9i|ie 
Recht,  ihre  Gastfreunde  zu  schützen,  freiwillig  verzichten!  Aabff- 
dem  mag  die  Person  des  königlichen  Prinzen  nicht  ohne  Wichtig- 
keit gewesen  sein;  lässt  doch  auch  die  leidenschaftliche  Verfdguig 
desselben  von  Seiten  Philipps  darauf  schliefsen,  dass  er  einen  An- 
hang in  Makedonien  hatte.  Dadurch  war  der  Krieg  entschieden. 
Die  Makodonier  rückten  gegen  die  Viderspänstige  Stadt  vor  nai 
i^  eilte  die  dritte  Gesandtschaft  nach  Athen,  um  sich  über  ehie  ge 
meinsame  Kiiegführung  unvei-züglich  zu  verständigen^^*). 

Die  Lage  der  Dinge  war  ähnlich,  wie  damals,  als  Amphipofe 
um  ßeisUmd  gegen  Philipp  bat  (S.  422).  Olynthos  wie  Amph^Klli^ 
waren  abgefallene  Bundesgenossen  der  Athener,  eine  wie  die  andere 
hatte  ihnen  die  gröfsten  Nachtheile  zugefügt;  beide  waren  nur 
durch  die  eigene  Noth  zu  Athen  zurückgeführt.  Aber  damals  komUe 
man  sich  noch  über  die  wahren  Absichten  Philipps  täuschen,  jetA 
waren  sie  offenkundig  und  wer  sehen  wollte,  mussle  erkennen,  äsi 
man  nicht  ohne  eigene  Gefahr  Olynthos  fallen  lassen  könne,  das 
letzte  widerstaiidstabige  Vorwerk  der  attischen  Macht. 

Man  war  in  Athen  auch  weit  entfernt,  den  Olvnthiern  in  kleiit- 
liebem  Sinne  ihr  früheres  Unrecht  nachtragen  zu  wollen,  wie  omb 


DIE   STIMMUNCi    IN    ATHEN.  599 

68  Oiit  Amphipolis  getlian  hatte;  aber  die  Slininiiing  war  flau  und 
unter  den  Rednern  keiner,  der  die  Augelegenlieil  mit  dem  uöthigen 
Ernste  behandelte,  aufser  Demosthenes.  Seine  frfdieren  Staatsreden 
hatten  schon  in  den  clialkidisehen  Städten  Wiederhall  gefunden; 
an  ihn  hatten  sich  die  Gesandten  gewendet  und  seine  Anfgalie  war 
es  nun,  wie  er  fi*uher  zum  kleinen  Kriege  aufgemuntert  liatte,  den 
die  Bärger  aus  eignem  Antriebe  begonnen  hatten,  so  jetzt  zum 
grtlsereu  Kampfe  die  Seinen  zu  entflammen,  zu  einem  Kampfe, 
iem  sie  nicht  ausweichen  konnten,  ohne  ihre  Ehre  und  Unab- 
Ui^keit  auf's  Spiel  zu  setzen. 

Gegen  Plülipp  und  für  Olyntli  im  Allgemeinen  braiu^bte  er 
nicht  zu  reden,  aber  die  ganze,  si'hwere  Bedeutung  des  Augenblicks 
imd  die  Pflichten,  welche  derselbe  den  Bürgern  auflegte,  musste  er 
ihnen  an  das  Herz  legen.  Seine  olyntbischen  Reden  athmen  den- 
lelben  Geist  und  ruhen  auf  denselben  Grundsätzen,  wie  seine  frü- 
heren Staatsreden,  al»er  die  Gröfse  der  Entscheidung,  welche  jetzt 
voriag,  gab  ihnen  noch  höheren  Schwung,  noch  mehr  Nachdruck 
und  Gewissheit. 

Denn  jetzt,  so  denkt  er  mit  freudiger  Zuversicht,  ist  den  Atlie- 
nern  jeder  Vorwand  genommen,  ihre  Pflicht  zu  versäumen.  Am- 
phipolis  haben  sie  fallen  lassen,  Pydna,  Methone,  Potidaia,  Pagasai 
haben  sie  in  Feindes  Hand  übergehen  lassen;  das  eine  Olynthos 
ist  noch  übrig.  Und  diese  Stadt,  welche  achtzig  Jahre  lang  feind- 
lich gewesen  ist,  der  Vorort  von  32  Städten,  kommt  nun  aus  freien 
Stacken  und  sucht  unsern  Schutz.  Das  ist  ein  Ereigniss,  welches 
wie  ein  Glück  der  seltensten  Art  aus  den  Händen  der  (lottheit  dar- 
geboten wird.  Denn  es  ist  unmöglich,  dass  der  unvermeidliche 
Kampf  zu  geeigneterer  Zeit  aufgenommen  werde.  So  lange  Olynthos 
atdit,  ist  den  Athenern  die  Wahl  gegeben,  ob  er  an  den  Gränzen 
Makedoniens  ausgekämpft  werden  soll  oder  ob  man  Philipp  an  die 
Mauem  der  Stadt  herankommen  lassen  will.  Von  den  Athenern 
hingt  es  jetzt  ab,  ob  ein  Wendepunkt  in  ihrem  Schicksale  eintreten 
aoll.  Die  Bevölkerung  Thessaliens  ist  in  voller  Gährung;  sie  ist 
gegen  den  König  aufgebracht,  der  die  pagasäischen  Hafengetalle  für 
äch  belialt  und  in  Magnesia  Befestigungen  anlegt.  Auch  in  dem 
nördlichen  Berglande  ist  seine  Herrschaft  nichts  weniger  als  sieher. 
Ea  braucht  sich  nur  in  der  Nähe  Makedoniens  eine  bewafl*nete 
Macht  zu  zeigen  und  die  freiheitslustigen  Päonier  so  wie  die  Illyrier 
wvsrden  "von  Neuem  ilu*  Haupt   erheben.    Es    muss  also  eine  Ge- 


600  DIE    DREI    OLT!<ITIIISCIIE?f 

sandtschaft  nach  Olynthos  gehen,  um  die  nahende  Hülfe  anzumeldeD 
und  die  dorüge  Bürgerschaft  zu  erniuüiigen.  Dann  muss  eine  dop- 
pelte Machl  aufgestellt  werden,  die  eine  um  die  bedrohte  Stadt  n 
schützen,  die  andere  um  das  Gebiet  des  Königs  anzugreifen  and 
denselben  zu  verhindern,  seine  Hülfskrafle  gegen  Olynthos  za  tct- 
einigen.  Aber,  wie  unsere  Stadt  jetzt  ist,  kann  sie  solchen  Anfor- 
derungen nicht  genügen.  An  Mitteln  fehlt  es  ihr  nicht,  aber  in 
Benutzung  derseU)en  ist  sie  gebunden.  Sie  muss  sich  also  frd 
macheu  von  den  Fesseln,  die  sie  sich  selbst  angelegt  hat,  indem  sie 
die  IJeberschüsse  ihrer  Einnahme  für  die  Festlichkeiten  bestimnt 
hat.  Entweder  müssen  sie  an  die  Kriegskasse  zurückgehen,  daim 
sind  die  Kricgsmittel  da,  oder  wir  müssen  Alle  nach  unserem  Ver- 
mögen einzahlen.  Eins  von  beiden,  ein  drittes  ist  nicht  möglidi« 
denn  Geld  muss  da  sehi,  der  Krieg  ist  nothwendig,  wenn  Athoi 
sich  nicht  aufgel)en  will. 

Erkenntniss  der  Zeitumstande  war  vorhanden,  aber  die  Furcht 
vor  dem  Allgewaltigen,   welche  bei  der  näheren  BeschäfUgung  mit 
dem  Kriege  sich  steigerte,    beherrschte   die  Gemüther  und  lihnle 
den  guten  Willen.     Darum  hielt  Demosthenes  um  dieselbe  Zeit  eine 
Ansprache  an  das  Volk,  welche  namentlich  den  Zweck  hatte,  die 
übertriebene  Angst  vor  Philippos  zu  ermäfsigen.     'Der  König',  sigt 
er,  *ist  durchaus  nicht  der  Uuül^erwindliche,  wie  ihr  ihn  euch  denkt 
*\Vahre  Macht   muss  auf  anderen  GnnuUagen  ruhen.     Er  ist  nichts 
'als  ein  ehrgeiziger  Ej^oist,    mit  welchem   Keiner    die   Früchte  d« 
'Sieges  Iheilt,  darum  hangt  ihm  weder  das  Volk  an,   welches  unter 
'den  Kriegen  nur  leidet,  ii(»cli  der  Kern  des  Adels.     Denn  er  diildd 
'keine   selhstandigcn   Persönlichkeiten    in   sehier  Nähe.      Die    besten 
'Offiziere  entfernt    er  von   sich,    sein   Hof   ist    ein   Sammelort  von 
'Abenteurern   und   Trunkenbolden;    die  Bundesgenossen   lauem  mir 
'auf  eine  Schlappe,  um  abzufaulen.    Die  ganze  Macht  ist  bei  äufserm 
'Glänze  hi  sich  morsch,  und  das  wird  zu  Tage  treten,  sobald  er  in 
'ernste,  d.  h.  einheimische  Kriege  verwickelt  wird,  so  wie  bei  einer 
'Ki'anklieil   des  menschlichen  Körpers   auch  die  bis  dahin  verborp- 
'nen    Schwächen    und    Schäden    zum   Vorscheine    treten.     Philipps 
*Glück    ist   kehl    fest  gegi'ündetes,    weil  es  nicht    auf  Gerechtigkeit 
'ruht,  aber  es  ist  darum  kein  zulälliges;  denn  es  ist  durch  die  tat- 
'glaubliche   Thätigkeit  von   seiner   und  die   völlige   Unthätigkeit  vd 
'unserer  Seite   zu  Stande   gekommen.     VVenn  es  also   die  nothwrt- 
'dige  Folge  unserer  Saumseligkeil   wai*,   dass  ein  Besitzthum  nad 


REDEN   DES    DEM08THENES  107.  4;  319.  601 

lern  anderen  verloren  ging,  so  wird  auch,  wenn  wir  anfangen, 
(luere  Schuldigkeit  zu  Ihun,  das  Gegentheil  eintreten  und  die 
MVtter  werden  viel  lieber  uns  als  ihm  zur  Seite  stehen*. 

In  ein  etwas  späteres  Stadium  der  Verhandlungen  scheint  die 
"itte  Rede  zu  fallen.  In  ihr  wird  schon  von  den  Olynthiern  als 
imdesgenossen  gesprochen  und  es  wird  vorausgesetzt,  dass  Alle 
Irin  einverstanden  sind,  dass  man  handeln  müsse.  Ja,  die  Muth- 
isigkeil  ist  bei  den  Volksrednern  schon  in  das  Gegentheil  iimge- 
diiagen;  sie  reden  von  der  Züchtigung  des  Königs  und  s[)iegeln 
es  Bürgern  siegreiche  Erfolge  vor,  ohne  ihnen  die  Mittel  und 
fege  klar  zu  machen,  die  nothwendig  sind,  um  nur  keine  Nieder- 
igm  zu  erleiden.  Schon  dazu  bedarf  es  eines  entschiedenen  Bruchs 
oit  dem  gegenwärtigen  Regierungssysteme. 

*Denn  jetzt',  sagt  Demos thenes,  'ist  es  dahin  gekommen,  dass 
iBUi  seinen  Mitbürgern  nicht  einmal  die  Wahrheit  sagen  darf, 
"riuie  seinen  Kopf  nutzlos  aufs  Spiel  zu  setzen.  Das  muss  anders 
•werden.  Darum  beruft  eine  Gesetzgebungscommission,  aber  nicht 
*im  Gesetze  zu  geben,  sondern  um  Gesetze  aufzuheben,  namentlich 
*fa  über  die  Kriegsgelder,  welche  jetzt  an  diejenigen  Bürger  ver- 
"toäl  werden,  welche  nicht  in  dan  Krieg  ziehen.  Fordert  aber 
"■Ae  Aufhebung  von  denselben  Leuten,  welche  es  gegeben  haben. 
"Born  es  ist  unbillig,  dass  diese  durch  verderbliche  Gesetze  eure 
*liebe  gewinnen,  während  Andere  das  missliebige  Geschäft  über- 
"idunen  sollen,  die  schlechten  Gesetze  euren  Neigungen  ent^'cgen 
*«■  beseitigen.  Eine  angenehme  Aufgabe  ist  es  nicht,  den  Mächligen 
*iil  der  Stadt  und  zugleich  euren  eigenen  Wünschen  enlg(;genzutreten, 
"■ter  ich  halte  es  für  die  Ptlicht  eines  rechtschalTenen  Bürgers,  das 
'BeB  der  Stadt  höher  zu  stellen  als  den  Beifall  der  Zuhörer.  So 
^■lebten  es  auch  die  Männer,  welche  vor  euren  Vorfahren  redeten, 
^  Aristeides,  Nikias,  Perikles.  Jetzt  ist  es  anders.  Jetzt  habt  ihr 
IWdner,  welche  bei  euch  umhergehen  und  anfragen:  Was  wünscht 
Ar?  Womit  können  wir  euch  dienen?  Was  sollen  wir  bean- 
hgen?  Der  Erfolg  ist,  dass  Ixn  euch  Alles  schmachvoll  steht, 
Nhrend  jene  alten  Redner  die  Stadt  grofs  und  herrlich  gemacht 
^tben.  Eure  Macht  nach  aufsen  habt  ihr  eingebüfst  und  in  der 
Hadl  seid  ihr  die  Diener  derer,  welche  sich  auf  eure  Kosten  be- 
^äehem.  Von  ihnen  lasst  ihr  euch  durch  vorgehaltene  Festspendeu 
^Uern,  so  dass  ihr  eure  Schmach  gar  nicht  erkennt;  ja,  ihr  fühlt 
Heh  jenen  Leuten,  die  für  eure  Schmausereieu  sorgen,  sogar  noch 


602  DIE   OLYNTUISGUExN    REDEN. 

^zu  grofseDi  Danke  verpflichtet,  obgleich  sie  dies  aus  eurea  MiUdi 
Mhiin  und  zu  eurem  Verderben.  Noch  ist  es  Zeit  Entsaigt  der 
Hhorichteii  Einbildung,  dass  man  das  Unvereinbare  vereinigeo  köone, 
^dass  es  möglich  sei,  die  vorhandenen  Geldmittel  zu  uimötliigai 
^Aufwände  zu  verbrauchen  und  dann  doch  noch  für  das  Nothwd- 
Mige  die  Mittel  zu  haben,  ihr  niusst  die  Lage  der  Dinge  klar  er- 
'kennen;  ihr  müsst  eine  Entscheidung  treffen,  der  ihr  nicht 
'dem  Wege  gehen  könnt.  Wenn  ilu*  euch  jetzt  ermannt, 
'Stadt  >vüi*dig  zu  handehi,  Kiiegsdienste  zu  thun  und  die 
'Schüsse,  die  jetzt  zur  Vcrtheihmg  kommen  und  Keinem  einen  nahiv 
'Nutzen  gewälu^en,  für  den  Kiieg  einzusetzen,  dann  könnt  Ar, 
'Athener,  vielleicht  noch  ein  grofses  und  herrliches  Gut,  die  a« 
'Erhebung  der  Vaterstadt,  erreichen'. 

So  deckt  Demosthenes  mit  schonungslosem  Ernste  die  fiudei 
Stellen  des  Gemeindelebens  auf,  ohne  doch  seine  Forderungea  a 
hoch  zu  spannen;  er  tritt  vielmehr  den  herrschenden  Missbräacha 
mit  kluger  Mäfsigung  entgegen.  Denn  er  will  die  Anspräche  Ar 
Bürger  an  die  städtische  Kasse  gar  nicht  in  Abrede  stellen;  er  lo- 
dert mir  gewisse  Gegenleistungen  von  Seiten  des  Bürgers  und  vir 
dass  man  zwischen  Kriegs-  und  Friedenszeiten  einen  Untenchie' 
mache,  in  ruhigen  Zeiten ,  meint  er,  da  möge  Jeder  sein  TU 
zu  Hause  empfangen,  sind  aber  Zeilen  wie  die  gegenwärtigen,  ii 
müsse  der  rüstige  Bürger  für  das,  was  er  vom  Staate  empfängt 
auch  zum  Schutze  desselben  mit  seiner  Person  eintreten;  wer  abtf 
über  das  Alter  des  Dienstes  hinaus  ist,  der  möge  das,  was  gclLiB 
werden  muss,  anordnen  und  beaufsichtigen  helfen  und  für  diese 
Art  öffentlicher  Dienstleistung  sein  Theil  erhalten.  Es  soll  also  ntf 
Ordnung  und  gerechtes  Verhaltniss  dort  eintreten,  wo  jetzt  Willkir 
und  Zufall  ist.  Wie  die  Dienstleistungen  der  Reihe  nach  übemos- 
men  werden ,  so  soll  nach  dem  Mafse  der  Leistung  auch  das  GcU 
vertheilt  werden.  Den  Thatigen  gebührt  es,  aber  nicht  den  FaulA 
die  zu  Hause  herumstelien  und  mit  einander  über  die  Waffenthalci 
der  Söldner  schwatzen  ^^'^). 

Die  di*ei  olyntluschen  Reden  zeugen  davon,  wie  DemostheBes 
die  Lage  aaffasste  und  wie  er  sie  l)enutzte,  um  seine  Vaterstadt  an» 
ilu'er  Erniedrigung  aufzurichten.  Sie  bilden  nur  einen  kldnei 
Theil  seiner  Thäligkeit;  er  arbeitete  unermüdlich  au  Alt  und  Jog 
und  hatte  zum  ersten  Male  die  Genugthuung .  auf  die  Politik  iff 
Athener  bestimmend  ehizuwirkeu.    Olynthos  wurde  unter  sehr 


DER    OLTNTHISCHE    KRIEG   107.  4;  31 V«.  603 

den  Bedingungen  in  die  attisdie  Bundesgeuossenschaft  aiifgononinien 
■Dd  dreifsig  Schiffe,  welche  unler  Chares  vereinigt  waren,  nehsl 
adit  neu  bemannten  gingen  nach  der  chalkidischen  Halbinsel  ab, 
wo  der  Krieg  schon  in  vollem  Gange  war  (107,  4;  34%). 

Philipp  war  der  Ausbruch  desselben  in  niehrfacber  Beziehung 
lehr  unerwünscht.    Bis  jetzt  war  er  immer  gewohnt,  zu  Allem,  was 
vorging',  seinerseits  den  Anstofs  zu   geben;  jetzt   sah  er  sich  ge- 
B5Üiigi,  anderweitige  Plane  aufzugt;l>en,  um  einem  plötzlichen  Wider- 
•lande  zu  begegnen.    Er  hatte  erwartet,  dass  die  chalkidischen  Städte 
lieh  in  die  Stellung  makedonischer  (llientelstaaten  willig  fügen  und 
aDmählich    in    sein  Herrschaftsgebiet    übergehen  würden.     Die  Er- 
hebung von  Oiynthos  war  ihm  also  ein  sehr  unwillkommenes  Zei- 
chen  ¥on  dem  Unabhängigkeitssinue,  welcher  noch  in  den  griechi- 
aeben  Gemeinden  lebte  und   mächtig   genug  war,  die  Verstimmung 
Olynthier   gegen  Atlien    zu    überwinden   und  die  alten  Feinde 
sn  ihn  zu  vereinigen.    Oiynthos  war  noch  immer  ein  getahrlicher 
feind,  eine  Stadt  von  10,000  Bürgern,  welche  ehie  feste  Lage  hatte 
md  eine  gute  Heeresordnung;  sie  war  der  Nahe  wegen  im  Stande, 
jede  günstige  Gelegenheit  abzupassen,  und  wenn  ihr  Bundesgebiet  mit 
meinen  vielen  Häfen  Standquartier  einer  attischen  Seemacht  wurde,  so 
helle  diese  alle  Vortheile,  welche  bis  dabin  der  Köm'g  vor  den  Athe- 
nern  voraus  geliabt  hatte,    und  jeder  Erfolg  auf  ihrer  Seite  konnte 
in  den  neu  eroberten  Landestheilen  Erhebungen  veranlassen  ^^^). 

Aber  die  Athener  tliaten  selbst  im  entscheidenden  Augenblicke 
Allee  halb,  und  dadurch  wiu^de  auch  das,  was  sie  an  Opfern  brachten, 
um&tz  vergeudet.  Es  waren  keine  Bürger  unter  (chares  ausge- 
logen;  eine  Vermögenssteuer  war  in  Vorschlag  gebracht,  al)er  nicht 
MUgefuhri;  die  Ueberschüsse  wurden  nach  wie  vor,  als  wenn  tiefer 
Frieden  wäre,  auf  die  Feste  verwendet  und  die  Regierung  war  trotz 
aller  Angriffe  des  Demosthenes  stai-k  genug,  die  Finanzreformen,  welche 
der  Krieg  forderte,  als  unnothige  Neuerungen  zu  hintertreiben.  Die 
BAigerschaft  war  auch  jetzt  nicht  einig,  s(mdern  in  Parteien  ge- 
epalten.  Jede  Partei  hatte  ihren  Wortführer,  der  sie  leitete,  ihren 
FeUberm,  den  sie  begünstigte,  und  einen  Anhang  gedankenlos  zu- 
elimniender  Schreier.  Ehie  Partei  war  für  Chares,  die  andere  für 
Charidemos.  Gegen  diese  geschlossenen  Parteien  konnte  ein  ein- 
■einer  Redner  nichts  ausrichlen  uiul  das  war  das  Unglück  der 
Sladt:  wo  Ordnung  herrschen  sollte,  da  war  Willkür,  und  wo  Frei- 
heii  eeia  aoUle,  iienrschte  Zwang  und  Abhängigkeit. 


604  DER    FALL    VON   0LTNTH08  108,  1;  84t. 

Die  Olyiithier  schickten  eine  zweite  Gesandtschaft  nnd  es  gof 
darauf  eine  zweite  Hfilfssendiing  ab,  diesmal  unter  Charidenos,  fa 
vom  Hellesponte  aus  den  Bedrängten  mit  4000  Mann  leichter  Traifn 
und  150  Reitern  Beistand  leistete;  es  wurden  gemeinsame  SdcX- 
Züge  auf  königlichem  Gebiet  gemacht  und  Gefangene  eingrihndK, 
darunter  einige  vornehme  Makedonier. 

Diese  kleinen  Yortheile  verschwanden  aber  bald,  als  König  PU- 
lipp,  aus  Thessalien  heimgekehrt,  euien  zweiten  Feldzug  erOflbele  iii 
nun  vollen  Ernst  machte.     Er  nahm  rasch  einen  Bundesort  mA 
dem    anderen.     Die    meisten  ergaben  sich  bei  seiner  AnnUimni. 
andere   wurden    durch  Verrath    geöffnet.     Die   Olyntliier,  in 
Feldschlachten  besiegt,  versuchten  den  Weg  der  Verbandlang, 
al)er   schnöde  zurückgewiesen;    denn,    so  hiefs  es  jetzt,   entwedff 
mussten  sie  Olynthos  oder  König  Philipp  Makedonien  riumen.   Sit 
mussten  sich  also  zum  letzten  Kampfe  rüsten.     Ihre  Bfauem  wm 
noch  unversehrt,  sie  hatten  die  Seeseite  noch  frei  und  blickten  ■- 
verwandt  nach  den  attischen    Schiffen  aus.     Denn  sie  hatten  ni 
dritten  Male  nach  Athen  geschickt  und  diesmal  hatten  die  Athair 
in    der  That   ein  Aufgebot  der  Bürger  beschlossen.     Denn  <bm 
hatten    die  Olynthier  nach  den  Erfahrungen,    welche  sie  mit  fa 
Söldnern    des    Charidemos    gemacht    liattcn,    ansdnicklich   gebeM. 
Alwr  von  4000  ScIiwerbewafTneten  kam  nur  die  Hälfte  unter  Char» 
zusauinien  uud  aucli  sie  kam  zu  spät.     Man  hatte  sich  in  der  ^i- 
dcrstimdskraft  der  (ihalkidier  getäuscht;   die  vielen  eiiuelnen  Städte 
waren    zu    schwer   zu    vertheidigen ,    die  Bürgerschaften   mit  ihiw 
vielen  nicht   griocliischen  Beshmdtlioilen  inizuverlässig,    auch  durdi 
rojipigkeil  und  thrakisclie  Trunksucht  entnervt.    Man  hatte  aofsff- 
dem  auf  längere  Wirren   in  Thessalien   gerechnet.     Endlich  t»ar  ff 
der  Nordwind,  der  dienstfertige  Bundesgenosse  König  Phili|»ps.  dtf 
um  die   Sommermittc  die    nalienden   Schilfe  von  den.  Küsten  ffrt 
hielt.    Ehe  sie  herankamen,  fiel  Olynthos  durch  Verrath.    Die  beid« 
Beilerführer  Lastlicnes  imd  Euthykrates,  dui*ch  makedonisches  GM 
gewonnen,  wussien  es  so  einzurichten,  dass  bei  einem  Ausfalle  dff 
Belagerlen  eine  ansehnliche  Abtheihnig  der  Reiterei  durch  die  Sfa- 
kedonier  abgeschnitten  und  diesen  zugleich  der  Eingang  in  die  StaA 
geöffnet  wurde. 

Philipp  machle  seine  Drohung  im  vollsten  Sinne  wahr.  Gb 
Stnifgeridil  von  l>eispielloser  Strenge  sollte  jeden  üeberrest  tob 
hellenischem  Freiheit«muth  ersticken,  der  Brand  der  Stadt  und  ihrer 


AÜFNAHUB   DER   OLYNTHtER  108,  1;  348.  605 

BmdeMMle  als  schreckendes  Warnmigszeichen  zu  allen  Gestaden 
t^iihft  Arehipelagus  hinüber  leuchten.  Ein  ansehnlicher  Theil  der 
^^^riediiflchen  Nation  wurde  mit  seinen  Wohnsitzen  vernichtet,  un- 
:':  liWifee  Bürger,  welche  bis  dahin  in  Wohlstand  gelebt  hatten,  wurden 
I-flB  landflüchtigen  Bettlern.     Und   glücklich   waren  noch  diejenigen, 

irdche  Leben  und  Freiheit  retteten,  im  Vergleiche  mit  denen,  welche, 

..wie  der  gröfste  Theil  der  Olynthicr,  dem  Sieger  in  die  Hände  fielen 

^:lBld  in  die  Sklaverei  verkauft  wurden,  während  ihre  Habe  in  Flam- 

aufging  oder  als  Söldnerbeute  verschleudert  wurde.    Das  stolze 

oOlynthos  verschwand  vom   Erdboden,   mit    ihm    32    gewerbfleifsige 

VBrirrhrnitfidtr  Die  Bergwerke  wurden  für  den  königlichen  Schatz 
^  -WÜler  bestellt,  sonst  wurde  die  ganze  Chalkidike  >\iistes  Land; 
^  vollendet  aber  wurde  die  Schmach  der  Niederlage  dadurch,  dass 
&^BUIenen,  wie  z.  B.  Anaxandrides^  (S.  531)  und  Satyros  (S.  518) 
I  mUk  dazu  hergaben,  das  Siegesfest,  welches  der  König  in  Dion  ver- 
^^^■staltete,  durch   ihre  Künste  zu  verherrlichen,   und  nichts  konnte 

rWUBk  den  Verfall  der  Nation  deutlicher  bezeugen,  als  wenn  er  die 
.  <Bwechen  bereitwiUig  fand,  aus  dem  Unglücke  der  chalkidischen 
^^Bttdte  Vortheü  zu  ziehen,  wenn  sie  sich  nicht  schämten,  Landgüter 
^-  Mid  Kostbarkeiten  anzunehmen,  ja  wenn  man  Griechen  mit  einem 
|':4BflAdge  gebundener  Frauen  und  Kinder,  die  sie  des  Ueberwinders 
V  ^n — ^  verdankten,  von  der  Statte  des  Unglücks  heimkehren  sah. 

Freilich    empörte    ein    solcher  Anblick    alle   edleren  Gemüther 

es  sprach   sich,  nachdem   der  erste,   lähmende   Schreckensein- 

r   ^Inick  vorüber  war,  Mitgefühl  und  Hülfsbereitschatl  an  vielen  Orten 

WU^  am  meisten  in  der  Stadt,    welche  am  nächsten  betheiligt  war 

':    wad  die  nach  langer  Fehde  sich  in  letzter  Stunde  mit  Olynlhos  ver- 

:    Itedet  hatte,  das  seit  dem  Kmp(»rsteigen  der  makedonischen  Macht 

JB  Athen  seine  einzige  Stütze  hätte  erkennen  sollen.     Sein  Unter- 

"  gmg  war  ein  furchtbares  Strafgericht  für  die  Eifersucht  hellenischer 

'~    SMdle.    Aber  auch  Athen  musste  jetzt  von  ähnlichem  Schamgefühl 

ergriffen  werden,   wie  einst  bei  dem  L^ntergange  von   Miletos  und 

Phtaiai,   die  ebenfalls  in  ihren  Hoffnungen  auf  Athen  so  bitter  ge- 

liotdil  worden  waren!    Auch  jetzt  blieb  den  Athenern  nichts  übrig, 

ab  das  Unglück  der  Einzelnen  nach  Kräften  zu  lindern.    Die  Fluch- 

ügm  wurden,  wie  die   Platäer,   als  Scliutzbürger  der  Stadt  aufge- 

■MDmen,    die   Gerichte  verurteilten  diejenigen   Bürger,    welche  ge- 

ItBgene  Olynthierinnen  misshandelten,  und  der  Fluch  der  Gemeinde 

ttfiDg  über  die  beiden  Verräther  der  Stadt "'^). 


006  EURIJLOS   l?ID   AISCUINB8. 

Der  Untergang  von  Olynthos  \%'ar  eine  neue  Niederlage  för 
AUien,  und  man  soUle  erwarten,  dass  damit  zugleich  die  national 
Gesinnten,  die  den  Krieg  betrieben  hatten,  eine  Niederlage  erliUM 
und  die  Gegner  derselben  unbedingter  als  zuvor  in  der  Stadt  9^ 
herrscht  hatten.  Das  war  aber  [nicht  der  Fall.  Die  Bürgerschaft 
war  durch  die  grofsen  Ereignisse  aufgerüttelt  und  Demosthenes 
hatte  während  derselben  eine  ganz  andere  Stellung  gewoonen.  Er 
wurde  nicht  für  die  vergebhchen  Opfer  und  Anstrengungen  verant- 
wortlich gemacht,  man  fühlte,  dass  das  MissUngen  nur  eine  Recht- 
fertigung sehier  Ansichten  sei,  und  wie  tief  seine  Worte  einge- 
drungen waren,  geht  daraus  am  deutlichsten  hervor,  dass  die  von 
ihm  so  rücksichtslos  angegriffene  Regierungspartei  sidi  jetzt  ver- 
anlasst sah,  ihre  PoUtik  der  des  Demosthenes  anzunähern. 

Eubulos  hatte  zwar  immer  Ehre  und  Eigenthum  des  Staals 
gesichert  wissen  wollen;  er  halte  auch  immer  einen  Theil  der  Uebov 
Schüsse  auf  Flotte  und  Kriegshäfen  verwendet;  er  war  nicht  phi- 
lippisch gesinnt,  aber  er  glaubte,  man  müsse  sich  auf  die 
digung  des  Eigenen  beschränken,  niclit  reizen,  nicht 
vorgehen.  Jetzt  al)er  ermannte  er  sich  zu  einer  kräftigeren  Slaali* 
leitung.  Als  wenn  ihm  plötzlich  die  Augen  aufgegangen  wiffi, 
sah  er  nun  die  drohende  Wolke,  auf  welche  Demosthenes  so  hnp 
hingewiesen  hatte,  und  erkannte  nun  auch  seinei*seits  die  Notb- 
wendigkeit,  dass  die  Sladl  aus  ihrer  abwartenden  Unthätigkeit  her- 
austrete, Hundesgenossen  an  sich  ziehe  und  an  der  Spitze  gleich^ 
sinnter  Staaten  dem  Feinde  des  Vaterlandes  entgegentrete.  Bei  drf 
grofsen  Flauheit  und  Unbestinuntheit  seiner  pohtisclien  Aiisichtm 
wurde  ihm  eine  solche  Schwenkung  nicht  schwer;  auch  fand  er 
unter  seinen  Anhängern  Leute  genug,  welche  hereitwilUg  ihw 
Kräfte  aufboten,  um  bei  dieser  Gelegenheit  den  bisherigen  Wort- 
führer der  nationalen  Politik  zu  beseitigen.  Namentlich  hatte  er 
einen  Mann  zur  Seite,  welcher  mehr  als  alle  anderen  Zeitgenossea 
dem  Demosthenes  als  Redner  gewachsen,  an  manchen  Rednergabe 
alHir,  welche  beim  Volke  von  grofser  Wirkung  waren,  besonders  « 
einschmeichelnder  Annmth  der  Person  und  Wohlklang  des  Orgaofi. 
ihm  entschieden  überlegen  war.  Dies  war  Aiscliines,  des  Atron»- 
tos  Sohn. 

Er  stammte  aus  einer  altbfu-gerlichen ,  aber  während  des  pe- 
loponnesischen  Kriegs  heruntergekommenen  Familie,  welche  dadurch 
unstät    geworden    und    zu   abenteuerlichen    Hantierungen    gebracht 


AISGHmBS   LEBENSUMSTÄNDE.  607 

worden  war.     Der  Vater  hatte  sich  eine  Zeitlang  in  ausländischem 
Soiddiensle  henimgetriehen  und  dann  eine  Elementarschule  in  Athen 
aagdegt,  die  Nutter  soll   hei  fremden  Geheimdiensten,  welche   da- 
■Hds  sehr  in  Mode  waren  (S.  56),  die  Stelle  einer  Priesterin  ver- 
leben und  den  Aberglauben  des  Haufens  gewerbmufsig  ausgebeutet 
kiben.     Die    unruhige  Betriebsamkeit    war  auf  die    Söhne  fiberge- 
guigen,  welche  durch  geschmeidiges  Wesen  und  mancherlei  Talente 
lieh    alle    drei   zu    bedeutenden    Verbindungen    imd    einflussreichen 
8lellnngen  heraufzuarbeiten  wussten.     Das  war  das  volle  Gegentheil 
fon  der  Lebensstellung  des  Demosthenes,  der   sich  ihnen   mit  dem 
imzen  Stoke  des   erbgesessenen  ßurgerstandes  gegenüberstellt,   in- 
dem er  nicht  so  wohl  die  einzelnen   Berufsarten    des  Vaters    und 
der  Bruder  des  Aischines  ehrenrührig  ündet,   als  vielmehr   das  un- 
ndiige   Umherfahren,  den  steten  Wechsel,   den   Mangel  an  Würde, 
die  Abhängigkeit  von  Parteiführern  und  vor  allem  die  alleinige  Rück- 
flidit  auf  äufseres  Fortkonmien,  welche  bei  ihrer  ganzen  Thätigkeit 
anfsgebend  war.    Am  buntesten  war  das  Leben  des  Aischines  selbst. 
fidboren  um  97,  2 ;  390  begann  er  zuerst  in  des  Vaters  Schulstube 
flidi  durch  Tintereibeu   und  Bankscheuern  um   die  Menschheit  ver- 
dient zu  machen;    dann  diente  er  im  Felde,   bei  Mantineia   und  in 
Snboia,  von  wo  er  die  Botschaft  vom  Siege   des  Phokion  (S.  592) 
tiierbringen  durfte;   dann  fungirte  er  als  Schreiber  bei  allerlei  Dn- 
lerbehörden,  wo  er  sich  als  'Aktenhocker'  Routine  erwarb  und  vom 
Kopisten  zu  Redaktionsgeschäften  aufstieg.     Aber  er  fühlte  sich  zu 
Höherem    berufen    und    weiterer  Anerkennung    bedürftig.     Er    war 
ein  Schöngeist  und   folgte  dem  Zuge,   der  ihn   auf  die  Bühne  rief. 
Er  Termiethete  sich  an   herumziehende  Protagonisten    oder  Schau- 
qpiddirektoren  (S.  528),  bis  er  sich  von  Neuem  in  das  Staatsleben 
warf,  und  nun  aus  den  früheren  Subalternstellungen  rasch  zu  höhe- 
ren Posten  emporstieg.     Er  wurde   mehrmals    zum   Staatssclu^eiber 
erwihlt  und  zwar  durch   den  Eintluss  der    all  vermögenden   Partei- 
Unpter,  denen  er  sich  dienstbereit  anschloss,   erst  dem  Aristophon 
md  dann  dem  Eubiüos.     In  diesen  Zeiten,  wo  alle  Macht  in   den 
Htoden  wohl  organisirter  Parteigenossenschaften   lag  (S.  476,  603), 
nar  e8  möglich  durch   Gewandtheit    und   servile   Geschäftigkeit  die 
Gnnat    der  Machthaber    zu    gewirnien    und  auch  ohne  eine  ])edeu- 
tOMle  Persönlichkeit   glänzenden  Erfolg  in   der  Bewerbung  um   die 
Ehrenimter  der  Republik  zu   haben.     So  wurden   die   Brüder   des 
Äiffhiff—   Feldherm   und    Gesandte,    und   er   selbst   der  Vertraute 


608  AISGHINES   DER  REDNER. 

des  Euhulos,  Redner  und  Staatslenker.  Auch  als  Redner  war  er 
das  reine  Gegentlieil  des  Demos tlienes;  denn  seine  Beredtsamkol 
beruhte  nicht  auf  ernsten  Studien,  sondern  auf  glücklicher  Geisl»- 
gegenwail  und  natürlicher  Gewandtheit,  welche  durch  Phanta«, 
lebhaftes  Gefulü,  feinen  Verstand  und  grofse  Uebung  des  Vortnp 
unterstutzt  wurde.  Er  ist  immer  Schauspieler  geblieben,  wekbff 
die  Saclic,  die  er  vertrat,  als  eine  Rolle  auffasste,  bei  der  er  sein  Ge- 
schick zu  zeigen  und  sein  Interesse  wahi^zunehmen  hatte. 

So  schloss  er  sich  der  Politik  des  Eubulos  auch  jetit  am  m 
lieber  an,  da  sie  ihm  die  willkommenste  Gelegenheit  zu  glänzenda 
Reden  darbot.     Nun  konnte  auch  er  Phihppiken    lialten    und  mit 
grofsem  Pathos  von  dem  Berufe   reden,  weichen  die   Stadt  Atbei 
von    ihren    Vorfahren    empfangen    lial>e.     Wie   zur    Zeit   der  Per- 
serkriege   müsse    sie    auch   jetzt   zum    bevorstehenden  Kampfe  lir 
Herd  und  Freiheit  die  Volkskrätte  sammeln  und  ordnen.    Im  Peb- 
j)onnese  sei  eine  günstige  Stimmung;    hier  müsse   man  einen  Ai- 
hang  bilden,  eine  starke  i^atriotenparlei,  ehe  es  Philipp  gelinge,  die 
kleineren   Staaten    auf   seine  Seite    zu  ziehen.     Er  redete  wie  cii 
Prophet  und  that  nicht  anders,  als  wenn  er  den  argen  Landesfieiirf 
zueilst  aufgefunden  hätte.    Man  müsse  die  Bundesgenossen  zu  eiaa 
Congi^esse    berufen    und    so    die  Stadt  Athen    wieder  wie  in  alki 
Tagen  zu  einem  Mitlelpunkte  des  freien  und  freiheitslieltenden  Grit- 
rhenlundes  machen. 

Die  Congresspolitik  war  im  Grunde  nichts  als  eine  ab^ 
schwächte  Politik  des  Demosthenes.  Man  wollte  den  Aufscln^iioit 
i\eAi  er  hervorgerufen,  für  sich  ausbeulen;  man  wollte  seine  G^ 
Sichtspunkte  sich  aneignen,  aber  ohne  ihre  unbequemen  Folgeninpi: 
man  wollte  die  Behaglichkeit  eubulischer  Zustande  nicht  ohne  Wei- 
teres aufgeben  und  anstatt  durch  persöidichen  Dienst  und  GeldopliEr 
einstweilen  durch  Reden  und  Verhandlungen  den  Ruhm  der  Voneü 
zu  erneuern  suchen.  Die  Bürgerschaft  gab  sich  dieser  Täuschiof 
natürlich  gerne  hin  und  unter  grofsen  Erwartungen  gingen  G^ 
sandte  nach  den  verschiedensten  Gegenden  von  Hellas,  wie  zurW 
des  Themislokles.  Aischines  begab  sich  nach  Megalopolis  und  eiferte 
daselbst  gegen  alle  Verrather,  welche  es  mit  dem  Barbarenkufiip 
hielten;  ja,  man  forderte  nun  von  denselben  Gemeinden,  wekbf 
man,  wo  es  galt,  im  Stiche  gelassen  hatte  (S.  579),  Vertrauen  vsi 
Anschluss  an  Athen  als  die  zur  Leitung  der  nationalen  Angelepi* 
heiten  berufene  Grofsmacht.    in  Athen  selbst  wurden   in  Folge  ^ 


PHRTNON   VND   ETESIPHON   REI   PHILIPP.  609 

ersten  Schreckens  äl>er  den  Fall  von  Olynthos  ernsthafte  Rüstungen 
gemacht  Die  Stadt  schien  jetzt  der  Rache  des  Königs  schutzlos 
megesetzt  zu  sein;  die  Ringmauer  wurde  ausgehessert ,  der  Cher- 
MMnies  gesichert,  die  Beaufsichtigung  des  Meers  verschärft  ^^^). 

Indessen  war  diese  kriegerische  Stimmung  keine  allgemeine 
«nd  durchgreifende.  Vielmehr  hatten  sich  schon  während  des  Kam- 
pfes um  Olynthos  die  ersten  Kundgebungen  einer  augenblicklich 
xnrückgedrängten ,  aber  doch  schon  stark  angewachsenen  Friedens- 
•ehnencht  gezeigt,  und  diese  Stimmung  war  durch  eine  ganz  he- 
Mindere  Veranlassung  zum  Ausdruck  gekommen. 

Ein  Bürger  von  Athen,  Namens  Phrynon,  war  nämlich  während 
top  Zeit  des  olympischen  Festes  (108,  1;  348)  von  makedonischen 
Kapern  aufgebracht  und  dann  für  ein  Losegeld  frei  gelassen  worden. 
Fhrynon  glaubte  nun,  weil  seine  Gefangennehnnmg  eine  Verletzung 
de«  Gottesfriedens  war,  Wiedererstattung  des  Losegelds  beanspruchen 
n  können,  und  ging  die  Bürgerschaft  an,  seinen  Anspruch  anzu- 
'  eikeimen  und  seiner  Sache  sich  anzunehmen.  Dergleichen  persön- 
fche  Interessen  pflegte  man  in  Athen  inmier  mit  besonderer  Gunst 
n  behandeln,  und  so  wurde  auch  diese  Angelegenheit  mitten  im 
Iriege  wichtig  genug  befunden,  um  deswegen  einen  Abgeordneten 
n  das  makedonische  Heerlager  zu  entsenden. 

Dem  Könige  war  diese  Sendimg  sehr  willkommen.  Es  war 
Am  erwünscht,  sich  als  einen  Fürsten  angesehen  zu  wissen, 
out  welchem  man  nach  hellenischen)  Bnndesrechte  verhandele;  er 
hitte  eine  unvergleichliche  Gelegenheit,  durch  Nachgiebigkeit  ui 
ftncr  für  ihn  gänzlich  iMjdeutungsIoseii  Angelegenheit  den  Groi's- 
IB&thigen  zu  spielen  und  sehie  Achtmig  vor  den  nationalen  Satzungen 
^  bezeugen;  er  sah  endlich  mit  Wohlgefallen,  welche  kleinlichen 
Kngc  die  Athener  beschäftigten,  während  sie  drohender  als  je  zuvor 
Sffl)  entgegenzutreten  schienen.  Es  war  aber  eine  besondere  Stärke 
^  Königs,  geringfügige  Vorlalle  dieser  Art  zu  benutzen,  um  ange- 
*diene  Manner  sich  zu  verpflichten  und  mitten  im  Kriegslager  (Ue 
^Q)8cheinbaren  Fäden  anzuspinnen,  welche  w  seiner  weiteren  Ab- 
sichten wegen  in  den  Händen  zu  haben  wünsch<Mi  musste. 

Wie  er  es  beabsichtigte,  so  kehrten  IMnynon  und  Ktesiphon,  der 
^*Caandte,  höchst  befriedigt  aus  dem  Kriegslager  zurück  und  l)erichte- 
Uitk  in  der  Bürgerschaft  von  der  grofsen  Zuvorkommenheit,  mit  der  sie 
^On  dem  Könige  behandelt  worden  wären.    Er  sei  nichts  weniger  als 

CorlBW»  Or.  OMth.    HU  3^J 


610  BEIDERSEITIGB    FRIEDENS WPNSGBE. 

ein  solcher  Wütherich  und  Barliar,  wie  man  ihn  auf  der  Rednerbälne 
auszumalen  pflege,  sondern  gelullig,  leutselig  und  helletiisdier  Sitle 
zugethan.  Der  Eindruck,  den  sie  selbst  empfangen,  theilte  sich  iu 
Hürgerschnft  mil  und  die  Stimmung  war  so,  dass  Phitokrales,  Eümt 
von  denen,  welche  sich  am  frühesten  mit  dem  makedonischen  Hole 
eingelassen  hatten,  sofort  den  Antrag  stellen  konnte,  man  solle  4m 
Könige,  falls  er  die  Absicht  hege  Frieden  zu  schlieDsen,  die  Sei- 
dung eines  Herolds  gestatten.  Das  ging  gegen  einen  früheren  Be- 
schluss,  der  nach  dein  Beispiele  älterer  Zeiten  jede  Verhandlung  wk 
dem  Landesfeinde  ver[)önt  hatte.  Der  Antrag  wurde  angenomiDeii, 
und  wenn  er  auch  einstweilen  ohne  Folgen  blieb,  so  war  doch  der 
Weg  gebahnt  und  Philip])os  hatte  durch  seine  Parteigänger  in  AÜmi 
festen  Fufs  gefasst. 

Wenn  also  schon  während  des  Kriegs  eine  dem  Frieden  pt- 
neigte  Stimmung  sich  Bahn  brach,  wie  viel  mehr  nach  demselhei! 
Der  König  hatte  nun  alle  Küsten  und  Ilafenplatze  Thrakiens  toI- 
ständig  in  seiner  Hand;  widerstandslos  zogen  seine  Heere  von  dd 
Südrandc  Thessaliens  bis  an  den  Hellespont  und  Bosporos.  Vai 
also  die  Athener  von  überseeischen  Besitzungen  noch  übrig  hattdt 
war  nun  unmittelbar  gefTüa*det  und,  wenn  der  Krieg  fortdauerte, 
welche  Mittel  hatte  man  zu  ihrer  Sicherstellung,  nachdem  der  ewBft 
Bundesgenosse  gefallen  war?  Auch  in  Betreff  von  Amphipolis  ke 
ruhte  ja  die  einzige  Hofl'nung  darauf,  dass  man  den  AnsprüclKii 
Athens  durch  friedliche  Verständigung  bei  Philippos  Geltung  n 
verschaffen  suchte. 

Dem  Könige,  das  wnsstc  man,  lag  nichts  an  Fortsetzung  dr^ 
Kriegs;  die  Küsten  seines  Beichs  litten  schwer  darunter,  die  Hm- 
delsmm'ine  koinite  sich  nicht  entfalten,  der  Wohlstand  nicht  p- 
deihen.  Zu  Lande  iülilte  Philipp  sich  nicht  minder  durch  Atbei 
])ehindert;  denn  er  mnsste  sich  durch  einen  Friedensschluss  fir 
Miltelgriechenland  freie  Hand  zu  schaffen  suchen.  Endlich  lag  ib* 
viel  daran,  sich  mit  den  Athenern  in  bundesfreundliche  Beziehing 
zu  setzen,  >\eil  ihr  Vorhalten  auch'  für  andere  Hellenen,  weWif 
noch  seine  Annäherung  scheuten,  mafsgebend  war.  Unter  diesen 
Umständen  konnte  man  den  Abschluss  eines  l»illigen  Friedens  ßf 
möglich  halten  und  auch  die  eifrigsten  Patrioten  fassten  ihn  enut- 
haft  in's  Auge. 

So  seltsam  hatten  sich  die  Parteien  verscliobcn.  Währwi 
Eubidos  und  Aischines   für  den  Krieg  eiferten,  unterstützte  Be»»- 


GESANDTSCHAFT   NACH    PRLLA    108.  2;  346.  611 

mes  den  Aotrag  des  Pliilokrales  und  erklarte  es  für  eine  Thor- 
:,  sich  zu  uuauf hurlicher  Fehde  zu  verptlichten.  Er  war  auch 
t  der  Einzige,  welcher  eine  feste  Politik  verfolgte.  Er  erkannte, 
ft  unter  jetzigen  Verhältnissen  Athen  hei  Fortsetzung  des  Kriegs 
'  Terlieren  könne  und  dass  es  hei  seiner  jetzigen  Erschöpfung 
igend  einer  Zeit  der  Waflenruhe  hedürfe,  um  neue  Kräfte  zu 
imeln  und  eine  Bundesgenossenscliafl  zu  hilden,  welche  während 

Kriegs  nicht  zu  Stande  kommen  koimte. 

Die  makedonisch  Gesinnten  nährten  die  Friedensstimmung  und 
rden  von  dem  Könige  kräftigst  unterstutzt,  als  man  ihm  wieder 
i  Gelegenheit  zu  einer  Gunsthezeugung  gewährte.  Es  handelte 
I  um  das  Schicksal  der  Athener,  welche  in  Olynthos  gefangen 
ommen  waren.  Aristodemos  der  Schauspieler  wurde  in  dieser 
jelegenheit  nach  Makedonien  geschickt;    und  da  er  sowohl  wie 

ohne  Weiteres  entlassenen  Athener  einstimmig  den  dringenden 
insch  des  Königs  Itezeugten,  die  Feindschaft  mit  Athen  in  Frieden 
I  Bandesgenossenschaft  zu  verwandeln,  so  that  Philokrates  in 
lem  wohl  überlegten  Yeifahren  den  zweiten  Schritt  und  hean- 
|te  die  Absendung  einer  Gesandtschaft,  durch  welche  der  König 
{gefordert  werden  sollte,  Bevollmächtigte  nach  Athen  zu  schicken, 
.  mit  der  Stadt  zu  verhandeln.  Hier  standen  nun  zum  ersten 
le  Leute  der  verschiedensten  Parteistandpunkte  zusammen;  denn 
ik  Eubulos  war  von  seiner  nicht  zu  ernsthaft  gemeinten  Kriegs- 
itik  wieder  zurüdigekommen  und  trat  für  Philokrates  auf.  Unter 
gemeiner  Billigung  und  frohen  Aussichten  wurde  im  Februar  346 
e  Gesandtschaft  von  zelm  Männern  ernannt,  darunter  Philokrates 

Antragsteller,  Aristodemos,  Phrynon,  Aischines  und  auf  Philo- 
ile«'  Vorschlag  auch  Demosthenes.  Der  Elfte  war  ein  Vertreter 
;  attischen  Bundesraths,  Aglaokreon  aus  Tonedos;  denn  es  schien 
'  Würde  der  Stadt  wie  den  Interessen  der  Bundesgenossen  eut- 
echend,  dass  sie  nicht  als  einzelne  Stadt,  sondern  als  Vorort 
er  Bundesgenossen  verhandle. 

..  Aufträge  von  bestimmter  Fassung  konnten  den  Gesandten  nicht 
Igetgeben  werden,  denn  sie  sollten  ja  nur  die  Absichten  des  Kö- 
B  auskundschaften.  Darüber  aber  waren  alle  aufrichtigen  Staats- 
uner  in  Athen  einig,  dass  an  einen  ehrlichen  Frieden  nicht  zu 
ikea  sei,  wenn  nicht  der  König  seinem  Versprechen  gemäfs  Am- 
pdia  herausgebe  und  für  den  gegenwärtigen  Besitzstand,  na- 
Btlich  im  Chersonnes,  Bürgschaft  leiste  ^^^). 

39* 


61:2  DEMOSTHENßS   TNI)    AISCHINES   IN   PKLLA. 

Filr  Konig  Pliiiipp  war  es  ein  Tniimph,  welcher  ?iele  Feldiflfie 
aufwog,  als  er  die  attische  Gesanrltschafl  in  Pella  empßog,  dem 
Zusanimenselzung  ihm  schon  cleiitlich  hezeugte,  dass  das  Friedeai- 
hedfirfniss  alle  Parteien  vereinigte  und  seine  schroffsteu  Gfgier  ii 
sein  Hotlager  i'fihrt«.  Er  halte  sie  jetzt  auf  einem  Felde  vor  sieh, 
wo  er  ihnen  noch  viel  ri]>erlegener  war  als  im  I^nd-  oder  See- 
kriege. 

Er  ]iörte  die  Heden  der  Gesandten,  eine  nach  der  andern, 
mit  Wohlwollen  an.  Die  ausführlichste  und  wohlgesetJElesle  war  4ie 
des  Aischines,  der  vor  Deniosthenes,  dem  jüngsten  und  tetzlen  dfr 
Gesandten,  sprach;  Deniosthenes  soll  in  Stocken  gerathen  und  eal- 
lich  trotz  des  Zuredens  des  Königs  verstummt  sein,  wie  AischiDH 
lierichtet,  ohne  Zweifel  ühertreiliend.  Es  ist  aber  wohl  zu  denkn» 
dass  Deniosthenes  hei  der  von  Hause  aus  ihm  anhangenden  Unbe- 
holfenheit  sich  in  der  durchaus  fremden  Umgehung  verwirrt  fohlk. 
Er  war  hei  seiner  leidenschafXliclien  Natur  für  diplomatische  Kuul- 
reden  wenig  geschaflen  und  mufste  sich  aiifseHem  vor  dem  FArstai, 
den  er  so  heftig  angegriifen  hatte,  in  einer  besonders  peinüdMi 
Lage  fühlen.  Wenn  endlich  Aischines,  um  sich  auf  Kosten  Andoir 
zu  erliehen,  die  Gegenstände  ))ehandelte,  welche  er  verabredefer 
Mafsen  seinem  Nachredner  überlassen  sollte,  so  liegreifl  es  flck 
wohl,  wenn  Deniosthenes  hei  dieser  Audienz  keine  Gelegenheit  faiii 
seine  lleduerkunst  zu  bewahren. 

Dem  Könige  mussten  aher  auch  die  Phrasen  des  Aischines  sdr 
lächerlich  sein,   wenn  derseihe  in   die  Zeiten   des  Theseus  zinröck- 
ging,  um  Athens  Ans[)rrK*he  auf  Ampliii)olis  zu  erweisen,   als  «eil 
es  sich  um  Erhschaflsstreitigkeiten  handele,  die  aus  FaroiUenpapieRi 
zu    Schlichleu   waren.     Er   liefs  aher  seine   wahre  Stimmung  lidrt 
hervorlreten,    sondern   beantwortete  auf's    huldvollste   die  gehört* 
Reden  und    freute  sich  des  ülMMTaschendeii  Eindrucks,   welchen  & 
Gewandtheit    seiner    Erwiederung    unverkennbar    auf   Alle    marhl& 
Was  die  Sache  betrilfl,   so  erklärte  er  milde  alier  fest,  dass  er  ia 
Interesse  seines    lleichs   Platze   wie  Amphi})olis   und    Potidaia  nickl 
aufgeben    köime;    den   gegenwartigen   SUuid    der  l)eiderseitigeD  ^ 
Sitzungen   sei  er  gerne   bereit  als  Friedensbasis  anzuerkennen,  vd 
schlielslich   stellte  er  den  Athenern  von  dem  wirklichen  Absrfaliiff 
einer  Bundesgenossenschatt  die  gröfslen  Vortheile  in  Aussiebt 

Wer  den  Dericht  der   heimkehrenden  Gesandten  anhörte,  ^ 
musste  es  hald  klar  werden,  wie  treilHch  IMiilippos  die  ganze  3fesi* 


\ 


TERHAM>LU?rGE.N    DER    BÜRGERSCHArT.  613 

H  seinen  Gunsten  ausgcbeutel  habe.  Philokrates  und  Aisehines 
mren  entschiedene  Parteigänger  des  Königs  geworden.  Sie  stell- 
m  Alles  im  erfreulichsten  Lichte  dar  und  wurden  nicht  niude, 
Iure  Aufnahme  bei  Hofe  zu  rühmen.  Der  grimmige  Landesfeind 
rar  2U  einem  uneigcnnfazigen  Freund  und  WohlthAter,  der  Barbar 
u  einem  vollkommenen  Hellenen  geworden.  Demosthenes  allein 
lehaaptete  eine  würdige  Haltung. 

Ihni  war  es  ein  Lebensl)edürfniss,  Alles,  was  er  vornahm,  mit 
iidleni  Ernste  zu  l>etrciben,  und  darum  arbeitete  er  von  dem  Au- 
gmUicke  an,  da  er  nach  seiner  besten  Ueberzeugung  von  der  Fort- 
eisung  eines  hoffnungslosen  Kriegs  abrathen  musste,  mit  ganzem 
Eifcr  für  das  Zustandekommen  des  Friedens.  Es  kam  ihm  Alles 
lamuf  an,  dass  er  bald  zu  Stande  kounne,  damit  durch  den  festen 
ÜMcbluss  desselben  auch  dem  Kon  ige  die  Hände  gebunden  und 
Üe  Gelegenheiten  zu  ferneren  Einmischungen  genommen  würden. 
Iwiiin  hatte  er  die  Absend ung  der  Gesandtschaft  möglichst  beeilt; 
knnn  trat  er  jetzt  dem  eitlen  Gerede  über  Phitipi)'s  Persönlichkeit 
ilrmg  entgegen;  er  verlangte,  dass  man  nur  die  Sache  im  Auge 
Ükeo  solle,  und  that  Alles,  dass  für  den  Empfang  der  angemeldet 
Uta  Gesandten  und  die  rasche  Erledigung  der  Geschäfte  das  iNöthige 
perbereitet  werde  "^), 

Zum  Feste  der  Dionysien  kamen  die  Gesandten.    Phihpp  hatte, 
den  Athenern  eine  Artigkeit  zu  erweisen,  Männer  ersten  Rangs 

wählt,  Eurylochos,  und  dann  seine  beiden  vertrautesten,  im 
Bride  wie  im  Rath  }>ewährtesteu  Genossen,  Antipatros  und  Parme- 
■MO.  Demostlienes  sorgte  für  ihren  Empfang;  es  sollte  in  änfseren 
Birmeo  nichts  versäumt  werden,  um  die  den  Athenern  erwiesene 
Girtfreundschaft  in  würdiger  Weise  zu  erwiedern.  Dann  folgten  die 
QUicheidenden  Verhandlungen  in  der  Rürgerschaft  am  18.  und  19. 
Bhfhebcrilon  (Apr.  15.  16).  Sie  waren  bewegter,  als  die  iMake- 
4iaier  nach  ihrem  ersten  Eindrucke  von  der  Stimmung  Athens 
Bitten  erwarten  können,  die  königliche  Botschaft  wirkte  nicht  l»e- 
Ufedigend.  Und  wie  konnte  es  anders  sein? 
II  .' FreilicJi  klang  sie  sehr  hiddvoll.  Der  mächtige  Konig  sprach 
Vitriich  den  Wunsch  aus,  mit  den  Athenern  einen  Frieden  abzu- 
'Ckliellien,  in  welchem  heide  Staaten  mit  ihren  beiderseitigen  Buii- 
'^•geuotsen  sich  den  gegenwärtigen  Bestand  ihrer  Territorien  ver- 
'^d^n  und  zugleich  WaOenhulfe  gegen  je<le  Anfeindung  gelobten. 
*   fdle   sofort  freier  Verkehr  eintreten,  die   Sicherung  des  Meers 


614  ÜRER    DRtV    FRIEDRX   APR.    15,  346  (10S,  f). 

den  Athenern  vorbehalten  sein   und  jeder  Seeraub  treibende  Stnt 
als  gemeinsamer  Feind  behandelt  wenlen.     NSlier  angesehen,  mr 
aber  diese  Botschaft  schon  ilirem  klaren  WortUiute   nach  die  on- 
günsligste    Grundlage    der    Vei*eiubaruiig.      Denn    für    einen   Staat, 
welcher  seit  zehn  Jahren  imnieifort  verloren  hatte,    war  die  staats- 
rechtliche Anerkennung  des   gegenwärtigen  Besitzstandes  nichts  An- 
deres als  das  volle  EingesUuidniss  der  Niederlage,  für  Philipp  aber, 
der   mit    List    untl    Gewalt   die  Athener   aller    Orten    übenrortbeDt 
hatte,  der  reine  Sieg,  uiul  es  war  im  Grunde  nichts  als  ein  Utlmr 
Hohn,  wenn  solche  Bedingungen,  wie  sie  der  Sieger  dem  Besifgtfm 
vorschreibt,  in  die  Form  eines    vom   Sieger   gewünschten  Frennd— 
Schaftsbundes  eingekleidet  wunlen.     Denn    auch    die  Yortheile  des 
freien  Verkehrs    kamen    vorzugsweise    den    makedonischen  Kost«»- 
Städten  zu  Gute,  welche  unter  der  Handelssperre  am  meisten  litten, 
und  die  scheinbar  ehren<1e  Anerkennung  der  den  Athenern  geböb- 
renden  Seehorrschafl  war  ja  iui  Grunde  nichts  als  eine  drückendp 
Verpflichtung,  welche  sie  für  Makedonien  übernehmen  sollten.  AUm 
Günstige  beschränkte  sich  also  darauf,  <1as8  Philip[K)s  sich  verplM 
lete,    den  Atheneni  ihre  jetzigen   Besitzungen  zu  lassen,   natmW 
so  lange  es  ihm  gefallig  war  den  Vertrag  zu  halten. 

Es  erhob  sich  daher  ein  lebhafter  Widerspruch,  als  Plüfoknto 
diese  Botschaft  als  Grundlage  des  Friedens  vorlegte  nnd  zar  If 
nähme  empfalil.  Die  Kraft  des  Widerspruchs  wurde  aber  von  Ai- 
fang  an  dadurch  gelälinit,  dass  an  jener  Vorlage  nicht  geritrt 
werden  konnte;  sie  stand  unverrückt  fest;  ein  Gegenantrag  wr 
nicht  möglich;  man  hatte  also  nur  die  Wahl,  auf  die«*  Bf- 
dingungeii  hin  die  ersehnt«»  Friedensruhe  zu  erreichen,  oder  M- 
mittelbar  in  einen  lieft igeren  Krieg  sich  hineinzustürzen  und  i«v 
ohne  Bundesgenossen  gegen  einen  ül)ennächtigen  Feind,  wftt* 
nichts  abhalten  k(mnte,  (hirch  Eroberung  des  Chersonneses  Alkv 
den  Todesstofs  zu  geben,  gegen  einen  Feind,  der  eben  g«w?t 
hatti.%  wie  er  den  Trotz  sein(T  (iegner  zu  strafen  vermöge. 

Deshalb  konnten  die  Stimmen  leidenschaftlicher  Patrioten,  wkb^ 
alh;  V<.*rhaiul1ungen  auf  soh-her  (rrundlage  kui*zweg  abgebivhn 
wissen  wollten,  keinen  Eindruck  machen.  Etwas  Anderes  wir«. 
wenn  man  vielleicht  durch  eine  Aendorung  an  der  Fassung.  wHA* 
Philokrates  seiner  Vorlage  geg(»ben  hafte,  etwas  für  die  Ehre  *t 
Stadt  und  zu  ihrem  Vortheile  gewinnen  konnte.  Philokrates  tottf 
nämlich   eine   Klausel   geniaclit ,    wodurch   von   den   Bundesgeno^sff 


DER    RESCHLUSS    DES    BUNDESRATHS.  615 

ihoiB,  auf  welche  der  Frieden  ausgedehnt  werden  s(dlle,  zwei  aus- 
rtcklich  ausgenonimen  wurden,  nämlich  die  Einwohner  von  Halos 
I  Thessalien  am  pagasäischen  Meerhusen  und  die  Phokeer.  Jene 
arai  im  Kriege  mit  Philippos,  diese  mit  Thehen. 

Natürlich  war  diese  Klausel  in  makedonischem  Sinne  und 
jdirage  gemacht,  aher  sie  stand  nicht  in  der  könighchen  Botschaft, 
ieriialb  hatte  man  hier  freiere  Hand,  und  hier  grifl'  nun  Demosthenes 
I  die  Verhandlungen  ein,  um  die  Vorlage  des  Philokrates  zu  he- 
inpfen.  Dabei  kam  ilmi  ein  Besclüuss  der  Abgeordneten  des  atli- 
oben  Seebundes  zu  Statten,  welcher  der  Bruderschaft  Vollmaclit 
ib,  auch  für  die  Bundesgenossen  mit  Philipp  Frieden  zu  schhefsen, 
kv  mit  dem  Zusätze,  dass  eine  Frist  von  drei  Monaten  anberaumt 
«den  möge,  in  welcher  auch  den  anderen  hellenischen  Gemeinden 
er  Beitritt  zum  Frieden  oflen  stehen  sollte. 

Diese  Forderung  berulite  auf  einer  sehr  verständigen  Beur- 
iug  der  Verhältnisse,  und  man  kommt  leicht  auf  den  Gedanken, 
MS  Demosthenes  bei  Abfassung  dieses  Beschlusses  betheiligt  ge- 
aieD  seL  Nur  so  war  ein  ehrlicher  und  dauerhafter  Frieden  niög- 
sh,  der  nicht  jeden  Augenblick  von  Phihppos  in  Frage  gestellt 
trden  konnte.  So  trat  Athen  wieder  in  seinen  Beruf  ein,  für 
dhs  Sorge  zu  tragen,  und  seine  gegenwärtigen  Bundesgenossen 
Iren  ihrer  Rechte  und  Freiheiten  um  so  sicherer,  je  mehr  Blit- 
ieder  sich  dem  Frieden  anschlössen.  Mytilene  hatte  sich  so  eben 
Q  feinen  Tyrannen  frei  gemacht  und  den  Bund  mit  Atlien  er- 
iot.  Wenn  dies  Nachfolge  fand,  so  konnte  sich  dem  nordischen 
khe  gegenüber  wieder  ein  achtunggebietender  liellenenbund  bilden 
i  der  Vertrag  mit  König  PliiUpp  eine  nationale  Bedeutung  er- 
teil. Diesen  Beschluss  der  Bundesgenossen  empfahl  also  Demo- 
enes  seinen  Mitbürgern  als  Grundlage  des  Friedens;  die  Bürger 
annlen,  dass  so  allein  der  Ehre  der  Stadt  genügt  und  ein  wirk- 
ler  Frieden  erreicht  wcixle,  und  nur  <ler  einbrechende  Abend 
binderte,  dass  in  diesem  Sinne  sofort  (;in  Beschluss  gefasst 
rde*"). 

Am  nftchsten  Tage,  der  die  wichtige  Frage  zur  Entscheidnng 
Igen  sollte,  herrschte  dieselbe  Stimmung.  Demosthenes  erneuerte 
le  YoTBchiäge  und  die  Bürgerschaft  war  so  ent^n^hieden  gegen 
I  bedingungslose  Annahme  <ler  philokratischen  Vorlage,  dass  der 
leber  derselben  V(»r  Lärm  und  Zischen  gar  nicht  zu  Worte  kommen 
nte.     Damit  drohte  nun  aber  das  ganze  Friedenswerk  zu  schei- 


616  ZWEITE   VRRHAMDLD?iG   APR.    16,  S46  (108,  S). 

lern,  denn  die  Makedonier  erklarten,  an  dem  Antrage  des  PUt- 
krates  als  alleiniger  Grundlage  unbedingt  festhalten  zu  müssoi;  m 
sahen  sehr  wohl  ein,   dass  ihr  KOnig  durch  den  Znsatzparagrapbei 
wesentlich  mehr  gebunden  werde  und  dass  er,  falls  derselbe  ^neb- 
inigl  werde,  nicht  anders  als   durch  ofTenen  Friedenäbmch  weilm 
Kriegsplanc  in  Hellas  ausführen    könne.     Nur   \m    redlichen  Tnt- 
densabsichlen  hatl^;  er  mit  dem  Vorschlage  des    Demosthenes  cü- 
verslanden  sein  können.    Unter  diesen  Umstanden  musste  die  Frie- 
denspartei  in  der  zweiten  Versammlung  die   schwierige  Aufgabe  aif 
sich  nehmen,    die  Bürgei^scliafl  umzustimmen,   und   da  Phüoknta 
kein  Gehör  fand,  kam  die  Reihe  an  Aiscliines. 

Er  galt  noch   für  einen  Gesinnungsgenossen  des  DemoslbeM^ 
ja  er  hatte  diesen   auf  der  Reise  nach  Pella  aufgefordert,   mit  ilm 
gemeinschaftlich  die  anderen,   in  ihrem  Verhältnisse   zu  Makedomea 
weniger    zuverlässigen   Mitglieder    der  Gesandtschaft  zu  controliren. 
Er  hatte   auch   am   ersten  Tage   lebhaft  gegen   Philokrates  geredeL 
'Niemals',    hatte  er  gesagt,    'so  lange   noch  ein  Athener  übrig  if( 
'werde  ich  zur  Annahme  eines  solchen  Friedens  ratlien',  dabei  akr 
doch    die    Nothwendigkeit    des    Fiiedensscblusses    energisch   beUai 
Jetzt  liefs  er  den  Widerspruch  fallen  und  ging  in   höchst  gescUct 
ter   Weise  zur  unbedingten   Friedensempfehlung  über.     Man  sob. 
sagte  er  jetzt,  nicht  nur  die  Gröfse  der  Voifahren  nachahmen,  wi- 
dern auch  ihre  Felder  vermeiden.     Dui*ch  unbesonnene  Volksrete 
seien  <lie  Athener  nach  Synikus  getrieben    worden.     Besonucue  Er- 
wägung des  den  Umständen  nach  En'eichbaren  sei  .allein  im  Slaade, 
den  Staat  in  gefuhrlichen  Ligen  zu  retten. 

Dem  Antrage  auf  Berücksichtigung  der  noch  nicht  l>eigetreleun 
Hellenen    wusste    der    schlaue    Redner    einen    solchen   x\nstrich  u 
geben,   als   wenn   darin  eine  unverständige   Schwäche   und   UosfUh 
stän<ligkeit    sich   zeige.     Athen   sei    vollkommen    fi'ei;    von  Keiom 
unterstützt,  brauche  es  auch  auf  Keinen  Rücksicht  zu  nehmen  uni 
seine  EntschHefsungen   über  Krieg  und  Frieden    solle   es   nicht  von 
der  Zuistimmung  Anderer   abhängig  niachen.     Aischines   unterstüUtf 
diese  Sophistik,   welche   (He   nationale  Politik  als  eine   unfreie  und 
dagegen  einen  feigen  Particuhu'ismns  als  die  allein  würdige  Politik 
darzustellen  wussic,  mit  der  ganzen  Krat1  seiner  Reretltsamkeit. 

Er  musste  den  Makedonien!  an  diesem  Tage  eine  Prol>e  seiae» 
Einflusses  gelten;  der  Ruf  patriotischer  Gesinnung  kam  ihm  dabei 
zu   Gute,   besonders   aber  die  Lage  der  Dinge.     Der  Frieden,  nach 


ANNAHME   DES    FBIEDENS   108,  2;  846.   APR.    1^.  617 

den  Alles  verlangte,  war  oline  Büiiüniss  nicht  zu  erreichen;  eben 
M  wenig  für  noch  hinzutretende  Gemeinden  und  t\lr  die  Pliokeer 
oimes  Bündnisä.  Philippos  war  der  allein  und  von  Allen  Gefürch- 
tele.  In  seinen  Händen  waren  noch  die  attischen  (lefangenen, 
derai  Leben  gefährdet  war,  wenn  der  Frieden  nicht  zu  Stande  kam. 
So  ist  es  kein  Wunder,  dass  sich  die  Bürger  allmfddich  der  unbe- 
dingten Annahme  zuneigten,  namentlich  da  wenigstens  die  ausch^uck- 
Hche  Ausschlielsung  der  Phokeer  und  Halier  aus  dem  Vertrage  weg- 
gehssen  wurde.  Dies  diente  den  Athenern  zu  einer  Art  Beruliigung, 
ibvohl  dadurch  nichts  Anderes  erreicht  war,  als  dass  es  nun  Pili- 
lipp  überlassen  blieb,  wen  er  zu  den  Bundesgenossen  xechneu 
foBe.  Die  königlichen  Gesandten  stellten  Phih])ps  Geneigtheit,  die 
Pk^keer  mit  einzurechnen,  ausdnicklich  in  Abrede,  aber  dennoch 
Uen  sich  attische  Re<1ner,  welche  mehr  zu  wissen  und  mehr 
versprechen  zu  können  glaubten;  Philippos,  sagten  sie,  könne 
MgenUicklich  aus  Bücksicht  auf  die  Thessalier  und  Thebaner  die 
Vhokeer  nicht  gut  zum  Bunde  zulassen;  dies  werde  sich  ändern 
ind  der  König  dasjenige  bahl  freiwillig  thun,  was  ihm  jetzt  von 
itu  demosthenischeu  Partei  aufgenölhigt  werden  solle.  Die  Athener 
fallen  sich  durch  solche  Vorspiegelungen  läuschen  und  als  nun 
iMUich  Eubulos  auftrat,  der  ihnen  rund  heraus  erklärte,  sie  hätten 
JfiUt  zu  wählen,  ob  sie  sofort  die  Ruderbänke  besteigen,  Kriegs- 
Heiier  zahleu  und  auf  die  Festgelder  verzichten  oder  den  Antrag 
dei  Philokrates  annehmen  wollten;  da  erfolgte  unter  dem  erschrecken- 
doi  Eindrucke  dieser  Alternative  die  Abstinmiung  und  der  Antrag 
'vnrde  genehmigt'*'). 

Es  war  in  dem  Frieden  viel  aufgegeben  und  wenig  gewonnen 
Worden;  aber  auch  dieser  geringe  Gewinn  war  nichts  weniger  als 
■cber.  Denn  während  man  sonst  grofses  Gewicht  darauf  legte, 
^w  die  Gesandten  frenuler  Mächte  mit  unbedingten  Vollmachten 
nach  Athen  kämen,  war  dies  mit  den  Gesandten  Philipps  nicht  der 
PalL  0er  König  halte  es  vielmehr  von  vorn  herein  darauf  angelegt, 
JIM  nach  Verpflichtung  der  attischen  Gemeinde  für  ihn  nocti  eine 
Ut  des  ii*eien  Handelns  übrig  bleilR^,  bis  er  es  geeignet  lande, 
mcli  seinerseits  sich  zu  binden.  Dannu  war  bestimmt  worden,  dass 
Mcb  Abreise  seiner  Gesandten,  welche  den  Eid  der  Athener  und 
hrer  Bundesgenossen  entgegenzunehmen  hatten,  eine  attische  Ge- 
iandlscliaft  nach  Pella  kommen  solle,  damit  dort  durch  Vereidigung 


618  RATIFIGATIONSGESANDTSGHAFT. 

des  K5iiigs  und  seiner  Bundesgenossen  die  ganze  Friedensverfaail- 
lung  ihren  Abschluss  erlange.  Deshalb  hatte  Demosthenes  niete 
Angelegentlichei*es  zu  thun ,  als  auf  schleunige  Beeidigung  des  El- 
nigs  zu  dringen,  damit  die  Yortheile  des  Vertrags,  dessen  AbscUui 
er  nicht  hatte  verhindern  können,  nicht  in  der  Zwischemeit  wA 
verkürzt  wurden. 

Die  Gefahr  lag  aber  sehr  nahe.  Denn  wShrend  Athen  de 
Kriegsgedanken  sofort  aufgab  und  sich  der  langersehnten  Friedoutiist 
liingab,  war  der  König  in  vollem  Kriege  gegen  KersoUeptes,  abi 
in  der  für  Athen  gefahrlichsten  Gegend.  Hier  nahm  er,  wihnni 
die  Athener  Reden  hielten,  eine  Stadt  nach  der  andern;  der  FrÜBde 
war  auf  den  gegenwärtigen  Besitzstand  gegründet;  was  also  Pliili|ip 
vor  seiner  Eidesleistung  noch  durch  Gewalt  oder  List  eroberte, 
mussten  die  Athener  nach  dem  Wortlaute  des  Friedens  ah  seil 
£igenthum  anerkennen. 

Zur  Abnahme  des  Eides  wurden  dieselben  elf  Männer  gewikk. 
welche  die  erste  Gesandtschaft  gebildet  hatten.  Demosthenes  cn(- 
schloss  sich  diesmal  nur  mit  innerlichem  Widerstreben  Eur  Tbel- 
nahme;  er  sah  voraus,  dass  sie  ihm  nur  Aerger  nnd  Hernkit 
bringen  wünle,  ohne  dass  er  im  Stande  wäre  seiner  Yatentidl 
wirksame  Dienste  zu  leisten,  denn  er  konnte  keinem  einzigen  seiscr 
Amtsgenossen  trauen ;  sie  waren  alle  unzuverlässig  oder  hatten  ge- 
radezu andere  Interessen  als  die  ihrer  Vaterstadt,  und  diese  Ge- 
sinnungslosigkeit war  um  so  bedenklicher,  je  unbedingter  das  BfA 
der  Stadt  in  die  Hände  der  Gesandten  gelegt  war.  Wie  wenig  Ver- 
trauen die  Bürgerschaft  selbst  in  sie  setzte,  erhellt  schon  aus  der 
Weisung,  welche  sie  ihnen  mitgab,  dass  Keiner  derselben  einzeln 
mit  dem  Könige  verhandeln  dürfe.  Demosthenes  war,  wie  es  scheint 
der  Führer  der  Gesandtschaft,  der  eigentliche  Vertrauensmann  der 
Bürgerschaft,  und  er  koimte  kein  glänzenderes  Zengniss  seiner 
selbstverläugnenden  Hingebung  ablegen,  als  dass  er  dieses  .4nt 
übernahm. 

Schon  in  Athen  beginnt  der  ärgerliche  Streit.  Demosthenes 
verlangt  unverzügliche  Abreise,  seine  Amtsgenossen  lassen  Tag  über 
Tag  vergehen.  Vierzehn  Tage  nach  der  Vereidigung  erwirkt  er 
ein  Senatsdekret  in  sehiem  Sinne,  wodurch  zugleich  der  Befehls- 
haber der  attischen  Flottenstalion  an  der  Nordküste  von  Euboia 
Anweisung  erhält,  die  (lesandten  sofort  dahin  überzusetzen,  w» 
Philippos  augenblicklich  verweilte.    Der  gemessene  Befehl  wird  nidil 


ME   GESANDTEN    IN    PRLLA   108.  8;  346   JUNI.  619 

ausgeführt  und,  anstatt  auf  geradestem  Wege  den  Krinig  aufzusuchen, 
liehen  die  Gesandten  durch  Thessalien  und  Makedonien  in  beffuc- 
men  Tagereisen  nacli  PeUa,  um  liier  den  König  zu  cr\%'arten.  So 
wurde,  was  in  acht  Tagen  erledigt  werden  konnte,  auf  eben  so 
Tiel  Wochen  hinausgezogen,  und  diese  Verschleppung  erfolgte  im 
Einverständnisse  mit  den  Makedonieni,  deren  Winken  die  Gesandten 
gehorsam  Folge  leisteten,  während  sie  die  Befehle  der  eig(»nen  Stadt 
Terachteten.  Philipp  lag  daran,  von  attischen  Zumuthungen  unhe- 
helligt  den  thrakischen  Feldzug  zu  Ende  zu  bringen,  den  er  mit  dem 
Beginn  des  Frühjahrs  in  Person  eröffnet  hatte.  Den  Chersonnes 
hatte  er  zu  schonen  versprochen,  aber  keine  Verpflichtung  hinderte 
ihn,  verschiedene  IHAtTe  zu  nehmen,  in  denen  attische  Besatzung 
lag,  Kersobleptes  unter  seine  01)erhoheit  zu  beugen  und  die  ganze 
Emdte  des  Kriegs  in  aller  Buhe  einzubringen,  während  die  Ge- 
sandten in  seiner  nofl)urg  harrten,  wo  der  volle  Glanz  <les  König- 
thams  den  letzten  Uel)erresl  republikanischer  Gesinnung  dämplXe 
und  die  Menge  von  Abgeordneten  der  verschiedensten  Staaten  den 
Eindruck  hen'orrief ,  dass  Pella  jetzt  der  Ort  sei,  wo  «lie  Geschicke 
der  griechischen  Welt  entschieden  würden. 

Darum  traten  auch  die  Athener  mit  ihren  Forderungen  sehr  zahm 
und  schüchtern  auf.  Von  einer  Bückerstattung  der  seit  dem  Frie- 
densschlüsse genommenen  Plätze  war  im  Ernste  gar  nicht  mehr  die 
Rede;  das  Kommende  nahm  schon  ausschliesslich  die  Aufmerksam- 
keit in  Anspruch.  Denn  man  sah  kdd.  dass  Philip])Os  gar  nicht 
daran  dachte  zu  entwaflnen;  ein  allgemeiner  Frieden,  auf  den  man 
ridi  in  Athen  Hoffnung  gemacht  hatte,  lag  durchaus  nicht  in  seiner 
Absicht,  und  die  Gesandten  glaubten  ihre  Thätigkcit  darnach  ein- 
richten zu  müssen. 

Dies  gab  zu  neuen  Zerwürfnissen  unter  ihnen  Veranlassung. 
Der  gewissenhafte  Demosthenes  Ivestand  darauf,  dass  man  die  Auf- 
träge der  Bürgerschaft  einfach  zu  erttilien  habe,  während  Aischines 
ganz  anders  dachte.  Er  trat  sehr  vornehm  auf  und  fühlte  sich  in 
seiner  weltmännischen  Bildung  dem  bürgerlichen  Manne,  dem  ver- 
sddossenen  und  mürrischen  Demosthenes,  weit  ül)erlegen.  Für  ihn 
war  die  Eidesabnahme  eine  Nebensache;  er  wollte  nicrht  Botendienste 
thnn,  sondern  selbst  Pohtik  machen.  Man  nu'isse.  meinte  er,  den 
Verfaftitnissen  gemäfs  für  Athen  thätig  sein;  darum  habe  man  auch  so 
onbestlmmte  Instruktion  erhalten  un<l,  wenn  l^hihpp,  wie  es  unzwei- 
felhaft sei,  nach  Phokis  ziehe,  so  müsse  man  in  dem  bevorstehenden 


620  PHILIPP   MIT   DEX   GESA.'VDTE?!   NACH   TRBSSALIESV. 

Kriege  die  luleressen  Athens  schon  jetzt  zur  Geltung  bringen.  Aber 
ebeni  diese  Interessen  fassle  Aischines  von  einem  ganz  engberngoi 
Parteistandpunkte  auf;  er  niissgöiinte  nämlicli  den  Thebantm  die 
Freundschaft  Philipps  und  suchte  diesen  gegen  Theben  au&uhelKB, 
indem  er  die  beabsichtigte  Einmischung  Philipps  in  die  delphischai 
Angelegenheiten  im  Allgemeinen  gut  hiefs  und  nur  in  VerbindoDf 
damit  eine  Demüthigung  Thebens  zu  en*eichen  wünschte. 

Demosthenes  stand  seinen  Amtsgenossen  machtlos  gegenüber; 
doch  war  er  unverdrossen  thätig;  er  versuchte  noch  jetzt  die  Ter- 
tragsbedingungen  zu  enveitem  und  andern  Staaten  den  Beitritt  n 
eröffnen.  Aber  Philipp  wollte  sich  auch  hier  auf  keine  Wdse  die 
Hände  binden  lassen.  Er  bestand  auf  dem  ausdrücklichen  Am* 
Schlüsse  der  Phokeer;  auch  Kersobleptes  sollte  nicht  mehr  als  atti- 
scher Bundesgenosse  aufgeführt  werden,  sondern  unter  den  seinipi; 
el)en  so  die  Einwohner  von  Kardia. 

In  diesem  Punkte  war  die  Nachgiebigkeit  der  Gesandten  eine 
offenhält  Ueberschreitung  ihres  Mandats;  der  König  wollte  aber  du 
Ergebniss  der  letzten  Kriegswochen  durchaus  als  vollendete  Thit- 
Sache  anerkannt  sehen,  und  Demosthenes  konnte  nichta  erreidMB, 
als  dass  der  König  auf  seine  Verwendung  die  attischen  Bürger, 
welche  noch  als  Kriegsgefangene  in  Makedonien  lebten,  frei  a 
gelten  versprach;  aber  auch  dies  wurde  nicht  gleich  gewährt,  son- 
dern nur  versprochen,  damit  die  Ausführung  eine  neue  Wohlthat 
sei  und  als  solche  zur  rechten  Zeit  wirke.  Die  DienstleistnngeD, 
welche  Demosthenes  durch  Fürsprache,  Voi*schüsse  und  Geschenke 
seinen  Mitbürgern  erweisen  konnte,  waren  am  Ende  die  einzige! 
Lichtpunkte  in  den  tnibeii  Vorgangen  am  königlichen  Hofe,  der 
ihm  täglich  unerträglicher  wurde.  Dn  musste  er  aus  Sparta,  Thebea 
Thessalien,  Phokis  die  Abgeordneten  vor  dem  Könige  versaininelt 
sehen,  bei  ihm  Heil  suchend,  um  seine  Gunst  buhlend,  semem 
Spruche  sich  unterwerfeinl ,  vor  ihm  mit  einander  hadernd.  Er 
hatte  in  seinem  tiefen  Schmerze  nicht  einmal  die  GenugthuuDg, 
die  Wahrheit  nach  Athen  melden  zu  können,  denn  der  Bericht 
wunle  im  Sinne  der  Majorität  abgefasst.  Er  war  wie  verraihen  und 
verkauft  in  dem  unseligen  Pella.  Er  wollte  allein  zurück;  anch 
dies  gelang  ihm  nicht.  Philipp  wollte  nicht,  dass  jet2t  schon  über 
den  Stand  der  Dinge  Kunde  nach  Athen  gelange;  Demosthenes 
konnte  nicht  umhin,  in  (lemeinschaft  der  anderen  Gesandten  den 
König  auf  der  Heerfahrt  nach  Thessalien  zu  begleiten. 


GB8ANDT8CHAFT8BERICBT    IM    RATHE   108,  2;  S46.  621 

Die  Einladung  dazu  war  scheint»ar  eine  besondere  Ehre;  denn 
Ulipp  gab  vor,  dass  er  in  Betreff  der  Stadt  lialos,  für  welche  Athen 
dl  Yerwendet  hatte,  die  Verinittelung  der  Gesandten  in  Anspruch 
Amen  wolle.  In  der  That  war  es  aber  ein  Zwang,  den  dieselben 
leils  Dreiwillig  theils  unfreiwillig  trugen,  und  ein  schlau  berech- 
sler  Vortheil  für  Philipp;  denn  diesem  lag  Alles  daran,  seinem 
serzuge  ein  friedliches  Ansehen  zu  geben,  seiner  Person  durch 
HB  Gefolge  einer  Reihe  von  griechischen  Gesiuidtschaften  Glanz  zu 
aieihen  und  seine  wahren  Absichten  möglichst  lange  zu  vei*stccken. 
Bdlich  dienten  ihm  auch  die  Gesandten  ahs  Bürgschail,  dass  in- 
fischen  in  Athen  keine  gefahrlichen  Beschlüsse  gefasst  würden, 
u  bei  der  allgemeinen  Aufregung,  die  des  Königs  neue  Rüstungen 
"weckten,  nicht  unmöghch  war.  Nebenbei  wurde  der  Zug  durch 
bessalien  benutzt,  um  die  Städte  des  Landes  als  Bundesgenossen 
hilipps  auf  den  zwischen  ihm  und  Athen  abgeschlossenen  Frieden 
I  vereidigen.     Dies  geschah  in  Pherai. 

Es  war  aber  dieser  Akt  in  mehr  als  einer  Beziehung  nur  eine 
ene  Verhöhnung  des  Rechts.  Er  wurde  auf  eine  durchaus  form- 
ite  Weise  in  einer  Herberge  vollzogen  und  die  Vertreter  der  Ge- 
leinden  waren  lieliebige  Privatpersonen,  weiche  der  König  zu  dieser 
oeoe  bestellt  -  halte ,  und  viele  Städte  waren  gar  nicht  vertreten. 
■  aber  eine  weitere  Rundreise  der  Gesandten  ihm  jetzt  nicht 
Msend  war,  so  übernabm  er  die  Verantwortung  für  die  mangel- 
ifle  Ausführung  ihrer  Aufträge  und  gab  ihnen  ein  darauf  bezüg- 
ches  Schreiben  an  Rath  und  Bürgerschafl  mit.  Auch  diese  Schmach 
ahmen  die  Gesandten  geduldig  hin  und  kehrten  so  nach  siebzig- 
igiger  Abwesenheit  zu  ihren  Mitbürgern  heim,  von  denen  sie  mit 
ngeduld  erwartet  wurden  ^^^). 

Demosthenes  war  der  Einzige  unter  ihnen,  der  mit  gutem 
ewissen  die  Gränzen  der  Heimath  überschreiten  konnte,  froh  aus 
BT  makedonischen  Hofluil  und  der  verhassten  Gemeinschaft  mit 
errithem  heraus  auf  attischem  Boden  wieder  frei  athmen  und  frei 
idtn  lU  können.  Endlich  stand  er  wieder  hi  der  Mitte  des  Raths, 
essen  Mehrheit  ihn  anzuerkennen  wusste,  und  gab  hier  in  An- 
«seDheii  auch  vieler  anderer  Zeugen  einen  ausführlichen  Be- 
icht TOD  dem  Verlaufe  der  ganzen  Gesandtschaft.  Er  zeigte,  wie 
OD  AnCuig  au  alle  Befehle  der  Stadt  missachtet  und  alle  Interessen 
erselben  verabsäumt  seien,  er  zeigte,  wie  man  durch  böswillige 
endgerungen  Kersobleptes  und  die  thrakischen  Städte  preisgegeben 


622  VERHANDLUNG   VOR    DER    BÜRGERSCHAFT   JULI.    10. 

liabe;  tu*  cnthulUe  das  forlwährende  Einverständniss  mit  dem  Kdoig^. 
die  dienstwillige  Förderung  aller  seiner  Anschläge,  die  uubefti^ 
Einmischung  zu  Ungunsten  Thebens;  er  schilderte  den  Zug  dHitb 
Thessalien,  auf  dem  die  Gesandten,  unter  trügerischen  Vorwänia 
festgehalten,  den  König  bis  an  die  Thermopylen  halten  begkila 
müssen,  wo  er  nun  mit  voller  Heeresmacht  stehe,  um,  so  baU  er 
wolle,  in  die  Mitte  von  Hellas  einzudringen.  In  der  Thal  hiUe 
Athen  durch  einen  nnglückUchen  Krieg  kaum  mehr  Veriuste  c^ 
leiden  können,  als  durch  die  Friedensgesandtschafl.  Der  Rath  theülr 
durchaus  die  Entrüstung  des  Demosthenes;  in  seinem  Sinne  wurde 
ein  Rathsbeschluss  abgefasst  und  der  Bürgerschaft  vorgelegt;  auch 
von  ihr  war  ein  ähnliches  Urleil  zu  erwarten,  und  dami  koBBtr 
sich  noch  die  ganze  Lage  der  Dinge  verändern. 

Indessen  nahmen  hier  die  Verhandlungen  einen  gani  andera 
und  unerwarteten  Verlauf.  Hier  war  von  der  makedonischen  Pvta 
Alles  auf  das  Reste  vorl>ereitet,  um  die  leichtgläubige  Menge  n  gt- 
winnen.  Aischines  spielte  wieder  die  Hauptrolle.  Er  dachte  gar  mäA 
daran,  sich  zu  rechtfertigen;  die  Mandate  wurden  kaum  erwibnt  !!■ 
so  ausfuhrlicher  liesprach  er  die  ganze  Vir^eltlage  mit  einer  sidMRi 
Einsicht,  wie  sie  nur  einem  in  die  Geheimnisse  der  GrolseD  mi^ 
weihten  PoUtiker  zugänglich  war.  Freilich,  sagte  er  in  leichlfertigea 
Tone,  sU»ho  Philipp  an  den  Thermopylen;  aber  darauf  komme  nkW 
an;  es  handle  sich  nur  um  seine  Absichten.  Er  könne  aber  ver- 
sichern, dass  Pbilipp  als  Freund  dort  stehe,  denn  Athen  besitv 
durch  die  wohlgelungene  Vermittelung  seiner  Gesandten  die  Zu- 
neigung des  niäcbtigen  Königs  in  solchem  Grade,  dass  es  daran 
von  allen  Staaten  beneidet  werde.  Philipp  hal»e  auch  gegen  PUote 
nichts  Srhllmmes  vor;  er  habe  es  vielmehr  auf  einen  anderen  SUat 
abgeselien  —  inul  hier  schämte  der  Redner  sich  nicht,  den  Unter- 
gang Thebens  den  Rürgern  als  ein  Glück  in  Aussicht  zu  stelleo. 
das  nicht  zu  hoch  erkautt  werde,  wenn  PhiUpp  auch  bei  der  Ge- 
legenheit etwa  mit  seinen  Waffen  in  das  Vaterland  eindringen  sollte* 
So  benutzte  er  die  gemeinen  Trielie  im  attischen  Volkscharakter, 
um  Reifall  zu  gewinnen.  Er  schloss  in  der  beliebten  Art,  das»  c 
das  Reste  von  Allem,  was  man  vom  Könige  zu  erwarten  habe,  augei- 
biicklich  leider  noch  verschweigen  nnlsse,  und  überliels  es  der  Phtt- 
tasie  seiner  Zuhörer,  dal>ei  an  den  Gewuni  von  Euboia  und  Oropos« 
an  die  Herstellung  von  Plataiai  u.  s.  w.  zu  denken. 

Demosthenes,   welcher   die   von    trügerischen  Hoffnungen  iw- 


PHILIPP   UND   DIE   TUERMOPYLEN.  623 

aufichten  Athener  warnen  wollle,  konnte  nicht  zu  Worte  kommen; 
sr  wurde  üherschrieen,  verhöhn l,  zuruckgestorsen.  Phih)krates  und 
MDe  Genossen  Ijeherrschten  die  Versammlung;  er  konnte  sogar 
Ibd  Antrag  durchhringen,  dass  man  das  ghlckliche  Friedenshand, 
las  nun  gesdilossen  sei,  doch  gleicli  für  alle  folgenden  Generationen 
rerlundlich  machen  und  sich  sofort  l>ereit  erklären  solle,  hei  länge- 
«m  Widerstände  dei*  Phokeer  gegen  den  allgemeinen  Frieden  dem 
ttaige  zur  Herstellung  des8ell)en  Beistand  zu  leisten  ^^^). 

Dieser  Anü*ag  heruhte  natürlich  auch  auf  einer  Verahredung 
Bit  König  Philipp,  von  dem,  so  wie  Alles  geliörig  vorhereitet  war, 
lin  Brief  einti*af,  in  welchem  er  die  Athener  als  seine  neu  gewon- 
lenen  Bundesgenossen  emlud,  mit  ihm  gegen  Phokis  auszuziehen^ 
im  im  Interesse  der  ofl'entlichen  Sicherheit  dem  dortigen  Unwesen 
Hü  Ende  zu  maclien.  Ein  wirkhcher  Zuzug  wurde  schwerlich  er- 
■artet;  es  genügte  dem  Könige  sich  in  seinen  phokischen  Plänen 
nuk  Seiten  Athens  sicher  zu  fühlen;  denn  dies  war  für  ihn  der 
Bauptpunkt,  welchen  er  Wi  dem  ganzen  Friedensgeschätte  von  An- 
ling  an  im  Auge  gehaht  iiatte.  War  doch  die  attische  Macht  in 
rinrakieii  so  hinfallig  und  Phihpp  dort  in  jeder  Beziehung  so  sehr 
m  Vortheile,  dass  er  seinen  Willen  zu  jeder  Zeit  nach  Beliehen 
Inrehsetzen  konnte. 

Anders  stand  es  mit  seinen  Plänen  in  Griechenland.  Hier 
war  Athen  eine  Macht,  welche  ihm  erhehliche  Schwierigkeiten 
nachen  konnte.  Denn  wenn  er  seinen  nächsten  Zweck  erreichen 
iroUte,  so  musste  er  die  Thermo])ylen  hahen,  welche  Phalaikos  mit 
leinea  Besatzungen  in  Nikaia  und  Alponos  heherrschte.  Der  König 
umnle  nicht  vorgehen,  so  lange  die  Athener  hereit  waren,  Phalaikos 
ni  unterstützen  und  wiederum  durch  das  euhöische  Meer  Truppen 
D  den  Pass  zu  werfen  (S.  439);  eheii  so  wenig  konnU^  Phalaikos 
Im  Pass  halten,  wenn  ihm  nicht  im  NothfaUe  die  Athener  den 
Ificken  und  die  Flanke  deckten.  Für  heide  Theile  kam  «dso  Alles 
Ulf  die  Haltung  Athens  an  und  Philip]H)s  musste  hier  auf  seiner 
int  sein.  Es  lag  ja  durchaus  nicht  ui  seiner  Ahsichl,  wie  Xerxes 
Bit  Gewalt  den  Pass  zu  stürmen,  und  doch  wusste  er  sehr  wohl, 
laaa  Alles,  was  noch  an  nationalem  Gefühle  hei  den  Griechen  vor- 
landen  war,  sich  Itei  dem  Namen  Thermopylai  regte;  es  war  für 
lie  noch  immer  eine  unerträgliche,  fast  unfasshare  Vorstellung,  dass 
jn    fremder    König    hmerhalh    <ler   Thermopylen    mit  lleeresmaclit 


624  PHILIPPOS   GEGEN   PHOKIS   GERUFEN. 

auftrolen  soUto.     Also   war  der  Zutritt  in  das  Innere  noch  immer 
eine  schwierige  Aufgabe  ffir  Philipp"*). 

Im  llehrigen  halten  sich  alle  Verhältnisse  ffir  Philipp  so  günstig 
wie  möglich  gestaltet.     Die  Phokeer  waren  trotz  der  Niederiage  des 
Onomarchos  (S.  43S)  den  Thehaneni   nnbezwinglich   geblieben;  m 
waren  noch  immer  die  Herren  eines  grofsen  Tbeils  der  böotisehei 
Lamlschafl,  sie  hesafsen  feste  Plätze  wie  Orchomenos  und  KoroDeii. 
Es  fanden   von  einem  Gebiete  auf  das   andere  unaufliörliche  Raub- 
züge statt,  und  wenn  auch  die  Thehaner  öfters  mit  Glfick  kämpftoi, 
so  war  doch  der  Krieg  für  sie  im  Ganzen  Tiel  venlerbücher,  wal 
sie   ihn  meist  auf  ihrem  Boilen  führten  und  mit  eigenen  Mimwn^ 
die   sich  nicht  so  leicht  wie  Söldner   ersetzen   liefsen.     Der  Krief 
schleppte  sich   von  Jahr  zu  Jahr  hin;   er  wurde  zu   einer  immer 
unertniglicheren  Landplage   für  ganz  Hellas  und   man  musste  ni 
überzeugen,  <lass  er  durch  die  kämpfenden  Parteien  nicht  zur  Ent- 
scheidung gebracht  werden  könne.     Musste   aber  eine  dritte  Hack 
einschreiten,  so  konnte  es  nur  die  makedonische  sein,  auf  ^fMt 
sich  die  Blicke  richteten.    In  dieser  Beziehung  war  die  makedoDiicki 
Partei  seit  lange    thätig  und  sie  hatte  es  auch   durchgesetzt,  te 
Thel»en  sich  an  Philipp  wendete;  dem  Beispiele  Thessaliens  folgni 
dessen  Schi<rksal  sie  nicht  zu  warnen  vermochte,  bettelten  die  Tkf- 
baiier   um  Hülfe  bei  demselben  Hofe,   der  einst  von    ihnen  in  Ab- 
hängigkeit gest^mden  hatte  (8.  413).     Auch  die  Thessalier  verianglei» 
nach  einem  phokischen  Kriege  unter  makedonischer  Fühnmg,  nirf 
da   sie   noch  immer  schwierig  zu  regieren  waren,   so  hatte  Philipp 
nun   die  beste  Gelegenheit,    sie  durch   einen   Krieg,    welcher  ihr« 
Ehrgeiz  so  wohl  wie   ihre  Rachsucht  befriedigte,   von  den  innem 
Angelegenheiten    abzulenken    und    dadurch    zugleich    seine    perwft- 
lichen  Zwecke  zu  erreichen.     Er  konnte   bei  einem   allgemein  era- 
pfundeuen  Nothstande  als  der  einzig  mögliche   und    mehrseitig  be- 
gelirle  Retler  auftreten  und  halte  keine  andere  Sorge,  als  dass  mög- 
licher Weise  ohne   seine   Dazwischenkunft    die  Macht    der  Phokeer 
zusammensinke,  wie  ein  Brand,  dem  der  Stoff  ausgeht. 

Und  allerdings  mussten  sich  die  Mittel  des  Raubstaats  nach  mrf 
nach  erschöpfen,  lieber  15  Millionen  Th.  sollen  aus  dem  delphiscbea 
Schatze  an  Silber  und  Gold  allmählich  ausgepnlgt  und  für  die  Ro^ 
haltung  der  Tyrannen  wie  für  den  Kriegersold  vei'ausgabt  wordfB 
sein  (S.  438).  Endlich  trat  Ebbe  ein,  ohne  dass  neue  Hülfsquelln 
sich  öffneten.    Dadurch  wurden  auch  die  inneren  Verhältnisse  immer 


ATHEN   UND   PH0K18.  625 

fenvorrener.  Nach  Phavllos'  Tode  war  Plialaikos,  <les  Onomarchos 
8oiui,  Landeshauptiuauu  geworden.  Unter  iiiiii  brachen  Unruhen 
MM,  weldie  zeitweise  auch  seine  Herrscliaft  unterbnidien.  Man 
qpArte,  da  der  Tempel  ausgeleert  war,  nach  unterschlagenen  Gel- 
ten und  suchte  diese  durch  peinliche  Prozesse  von  den  lnhal)ern 
Wk  erpres8en. 

u  Dann  mussle  man  sich  aber  nolhwendig  nach  fremder  Hülfe 
■ueben  und  da  war  Athen  bei  weitem  am  wiclitigsten.  Von  dem 
ItrUltnisse  zwischen  Athen  und  Phokis  hing  das  Schicksal  Grie- 
chenlands ab.  Wie  einst  die  Thel>aner,  so  warben  nun  die  Phokeer 
IV  Athens  Bundeshülfe  zur  Abwehr  fremder  Intervention  in  Mittel- 
piBchenland,  denn  seit  dem  Gesandtentage  in  Pella  konnten  sie 
mit  Sicherheit  wissen,  dass  sie  das  nächste  Ziel  philippischer  Po- 
litik sein  würden. 

.     Die  Beziehungen  zwisclieu  Phokis  und  Atlien  waren  von  Hause 
•■•  nichts  weniger  als   ungünstig.     Die  Atbener  hatten   früher  die 
^diqirücbe  der  Phokeer   auf  Delphoi  l)egünstigt   und  Perikies  hatte 
midii  Terkannt,  dass  das  Bestehen  eines  autonomen  Priesterstaais  in 
HKUelgriechenland ,  der  immer   bereit  sei  an   Sparta   oder  auch  an 
IhMide    Mächte    sich    anzulehnen,    den    attischen    Interessen    nicht 
i^tupache.     Die  Phokeer  hatten   deshalb  auch  in  dem  unglücklich- 
%lan   Zeitpunkte    attischer    Geschichte    gegen    Theben    für    die    Er- 
WliuiH^   Athens    ihre    Stimme    abgegeben.      Sie    konnten    auf    die 
9taleritüt2ung  der  antithebanischen  und  i\vt  nationalen  i^u*tei  rech- 
nen.    Aber   freilich   stand   ihre   Sache  in    vieliMi  Beziebungen  auch 
^abr  ungünstig.     Das  gegenwartige  Dyuastenregiment   konnte  keine 
SfDDpaUiien    erwecken    und    in    unbegi*eÜlicher    Verblendung    hatte 
Vhnlaikos  Sparta  so  wohl  wie  Athen  schnöde  bebandelt;    er  wusste 
wohl,    dass,   wenn   sie    Hülfe  leisteten,    sie  damit  keineswegs 
Herrschaft  stützen,   sondern  dass   Sparta   bei  dieser  (selegen- 
sein  Patronat  über   Delphoi   erneueni,    die  Athener    aber    die 
Bettungen   bei  Thermopylai,    welche    in    der    ganz    unselbständigen 
Landschaft  der  Lokrer  gelegen  waren,  in  ilu*e  Ginvalt  bringen  wollten. 
Ikmni  hatte  er  die  AtJiener  zurückgewiesen,    als    sie    unter   dem 
Fddherrn  Proxenos  fünfzig  Schiffe  ansgenistet  hatten,  um  die  ihnen 
fiwrlidi:  yersprocbenen  h)kriscben  Plätze  zu  liesetzeu.    Dies  geschah 
porie  um   dieselbe  Zeit,  als  die  Athener   ihre  Verhandlungen  mit 
EUipp  eröffneten.     Wie    ganz    andei*s  hätte  Demostlienes   in   deu- 
aufireten   können,    wenn  Proxenos    seinen    Zweck    erreicht 

CutlB«,  Gr.  OaMh.    III.  40 


626  PHALAIKOS    GAPITI7LATI0N    lOS^S;  84«   JUL.  17. 

halte  uud  die  Stadt  elii*cnlialber  gebunden  gewesen  wäre,  die  nb9- 
iioniineocn    Graiizposten    des    geiueiusanien   Vaierlaudes    lu   böta! 
Nun  war  man  ül)er  die  erlittene  Unbill  tief  verslimmi  und  die  Agoh 
tcn  Philipps   hatten  jetzt  ein   viel  leichteres  Spiel,   da  sie  im  Arf> 
trage  des  Königs  unausgesetzt  dahin  arbeiteten,  Athen  und  Phdä 
zu  trennen  und  die  beiden  Parteien,  welche  ihrem  politischen  Stafli- 
punkte  gemäüs  am  Schicksale  der  Phokeer  lebhaften  Anlheil  nehaia 
mussteu,    in    ihrer  Theiluahme    zu    lühmen.     Die    nationak  F«Ib 
wurde  durch  die  arghstige  Verschleppung  der  FriedensverhandbagH 
entwalTnet,   die  andere  viel  gröfsere  derer,   welche  Theben  hiHla 
und  ihm  keinen   Vortheil  gönnten,  wurde  einfach   belogen,  inäa 
man   sie   glauben    machte,    dass  der  König  nur  zum  SeheiM  m 
Freund  der  Thel>aner  und  ein  Feind  der  Phokeer  sei. 

So  kam  Phalaikos  durch  eigene  Schuld  in  die  venweiiBltt 
Lage.  Er  sah  die  Makcdonier  zum  entscheidenden  Angriffe  hnu- 
lijcken  und  zu  gleicher  Zeit  seine  Hülfsmittel  versiegen,  seine  Ifa^ 
Schaft  im  eigenen  Lande  wanken,  und  alle  Aussicht  auf  UnterstAbai 
schwinden.  Denn  Archidamos,  der  noch  mit  tausend  Mann  sdunm 
Ful'svolks  in  Phokis  stand,  um  die  Vorgänge  zu  beobachlen,  wi 
sich  vielleicht  noch  in  letzter  Stunde  entschlossen  hab^i  iririe, 
nach  dem  ßeispiole  des  Leonidas  die  Thermopylen  zu  vertheidipi, 
kehrte  im  entscheidenden  Augenblicke  heim,  nachdem  den  SpsfU- 
nern  in  Pella  die  tauschende  Aussicht  eröffnet  wonlen  war,  dw 
sie  <hirch  Philippos  ihre  allen  Hechte  in  Delphoi  wieder  erianpo 
wurden. 

Khenso  unglücklich  ging  es  den  Phokeern  in  Athen,  wo  ae 
zwar  nicht  durch  hevolhuächtigte  Gesandte  vertreten  waren,  ibff 
doch  ihre  Agenten  hatten,  welche  von-  allen  Vorgängen  dasdkt 
Bericht  erstatteten  und  den  dortigen  Friedensverhandluiigeo  nit 
grölstcr  Spanmmg  folgten.  Sie  konnten  eine  Zeitlang  hoffen,  di* 
sie  nach  dem  Vorsehlagt;  des  Demosthenes  unter  die  in  den  Friedei 
einzuschliefsenden  Bundesgenossen  aufgenommen  würden,  sahen  vA 
aber  luild  in  dieser  Erwartung  getäuscht,  und  dann  wurde  dmtb 
den  philokra tischen  Antrag  (S.  623)  jede  Hoffnung  auf  eine  fiel- 
leicht  noch  in  letzter  Stunde  erfolgende  Hülfe  völlig  zerstört 

Nun  hatte  Piialaikos  nichts  als  Feinde  vor  sich  und  im  Röctai; 
es  blieb  ihm  also  zu  seiner  Kettung  nichts  übrig  als  eine  Ventäe 
dignng  mit  Philipp.  Mitte  Juli  erklärte  er  sich  bereit,  ihn  die 
Festungen  von   Thermo{»ylai  zu   ülierantworten,    und    erhielt  Mf 


PHILIPPOS   IX   DELPHOI.  627 

lit  seinen  8000  Söldnern  freien  Abzug.  Denn  so  sehr  der  König 
ich  immer  seinen  frommen  Eifer  für  Delplioi  zur  Schau  getragen 
Mte,  80  wenig  war  ihm  doch  darum  zu  Uiun,  an  den  Tempel- 
hlbern  die  Strafe  zu  Tollziehen  und  die  eigentlich  Schuldigen  büfsen 
ü'llUMen.  Er  hatte  seinen  Zweck  erreicht.  Er  hatte  die  Schlüssel 
rieehenlands  in  der  Hand  und  konnte  durch  die  offenen  Passe  mit 
ttem  makedonischen  Heere  in  das  Innere  des  Landes  vordringen. 
f'^kam  nicht  als  fVemder  Eroberer,  sondern  als  erwählter  Bundes- 
IfllKiT  Thessaliens,  als  Bundesgenosse  Thebens.  Die  Thebaner  traten 
BSI  sofort  in  den  lang  entbehrten  Gesammtbesitz  ihrer  Landschaft 
ih.  Die  Verbündeten  rockten  dann  zusammen  in  Phokis  ein  und 
er  König  hatte  den  Triumph,  dass  durch  seine  blofse  Annäherung 
er  zehnjährige  Krieg,  unter  dem  Hellas  so  schwer  gelitten  hatte,  ohne 
dlwertstreich  auf  einmal  beendet  \\Tir"*). 

•'"  Den  Vertrag  mit  Phalaikos  hatte  Philippos  kraft  seiner  kriegs- 
iMfficben  Stellung  geschlossen.  Die  weiteren  Schritte  that  er  in 
SMneinschaft  mit  seinen  Verbündeten;  denn  er  wollte  in  die  staats- 
MiilliGhen  Verhältnisse  Griechenlands  nicht  mit  Willkür  eingreifen, 
liildem  als  ein  Wohlthäter  des  Volks  auftreten,  welcher  die  natio- 
Mtn  Einrichtungen  desselben  nach  einer  frevelhaften  Unterbrechung 
Meder  herstellte.  Diese  Herstellung  von  Gesetz  und  Ordnung  sollte 
hat  tngidch  dazu  dienen,  ihm  und  seinem  Gcschlechte  eine  dauernde 
Itdlnng  in  dem  griechischen  Staatenbunde  zu  verschafTen  und  fQr 
■k  seine  ferneren  Pläne  in  Betrefl*  Griechenlands  eine  gesetzliche 
htindlage  zu  bilden.  Er  hatte  schon  von  der  Zeit  seines  thebani- 
Aen  Aafenthalts  her  genaue  Kenntnis»  der  delphischen  Satzungen, 
(^"kannte  die  Politik  Jasons  (S.  344),  so  wie  der  thebanischen 
KiMsminner  (S.  311)  genau  genug,  um  auch  ohne  fremden  Beirath 
ki'  wissen,  was  er  Ton  delphischen  Satzungen  für  seine  Zwecke  ge- 
Ittaehen  könne. 

"  ■  Er  nahm  als  siegreicher  Feldherr  im  heiligen  Kriege  dasselbe 
Hdti  in  Anspruch,  welches  einst  nach  Beendigung  des  ersten 
HsO^eni  Kriegs  Kleisthenes  und  Solon  ausgeübt  hatten,  als  sie  die 
Heil  Ordnungen  wieder  herstellten  und  zugleich  neue  Einrichtungen 
jttr  Siehemng  so  wie  zur  gröfseren  Verherrlichung  des  nationalen 
lefllgthnms  trafen.  So  setzte  auch  Philippos  in  Gemeinschaft  mit 
MiM  beiden  Bandesgenossen  zunächst  die  Tempelbehörden  wieder 
ili;  womit  ohne  Zweifel  eine  Ents^Jmung  des  Tempels  und  seines 
MHeCfl  verbunden  war.    Dann  wurde  eine  Versammlung  der  Am- 

40* 


G28  DELPIIISCHK   HKFORMEN. 

phiklyoiien  eiul)erutVu.  A1)cr  nucli  diese  sollte  eiiie  gereinigie  »iiL 
Denn  wer  sich  näher  oder  t'erucr  an  deui  Teuipelfrevel  ketheüig^ 
hatte,  der  hatte  dadurch  nach  Ansicht  der  VerbüudeleD  Sitz  nni 
Stimme  im  Bundesrathe  verwirkt.  Es  wurde  aber  iu  dem  Auf- 
schlüsse ein  Unterschied  gemacht  Ausgestoi'sen  wiinlen  die  Ph*- 
keer  und  ihrer  Doppelstimme  ein  für  alle  mal  verlustig  erklärt,  m 
dass  dieselbe  Philipp,  der  das  Keiligthuni  aus  ihren  räuberiscliei 
Händen  betreit  hatte,  als  Sie^esdank  übertragen  werden  konnte; 
Ausgeschlossen  wurden  auch  die  Spartaner,  weil  sie  uocli  im  BauK 
standen  (S.  312)  und  sich  seitdem  durch  Gemeinschaft  mit  da 
Phokeern  verunreinigt  hatten;  dasselbe  geschah  den  Korinthern,  die 
euies  gleiclien  Fi*evels  scliuldig  waren.. 

Eine  dritte  Art  der  Zurücksetzung  ])esLand  dai*lii,  dass  geniiK 
Staaten  zu  der  ersten  Amphiktyoneuversiunmlung  nicht  eioberufci 
wurden,  wie  dies  mit  Athen  geschah.  Die  Athener  liatteu  der  Auf- 
forderung des  Königs,  sich  ihm  auf  den  Grund  der  eben  ^b/t- 
schlosseneu  Verträge  als  Dundesgenossen  anzuschheisen,  keine  Folgi 
geleistet.  Die  Detheiligung  an  der  >'eugesl<dtuiig  des  helleuisda 
Staatenbundes  sollte  aber  ein  EInvurecht  derjenigen  sein,  «^ddR 
die  Wallen  füi'  den  <ielphischen  Gott  ergrillen  hatten,  also  namoli- 
lich  der  thessahschen  und  ötäischen  Stämme,  auch  der  Üorier  «■ 
Parnasse,  der  Lokrer  und  der  Doloper,  die  zwischen  Thesäaliei, 
AetoJien  und  Epeiros  ihren  Woimsit/  hatten. 

So  war  der  Schwerpunkt  des  Bundes  wie<leruni  ganz  iu  den 
Norden  verlegt,  wie  es  in  den  ältesten  Zeiten  gewesen  war;  die 
von  den  übrigen  Hellenen  verachteten  Bergstämme,  die  längst  aUe 
Bedeutung  verloren  hallen,  diesell»en  Stämme,  welche  in  den  Frei- 
heitskriegen von  der  nationalen  Saclie  abgefallen  waren  und  duith 
die  Anerkenmnig  der  persischen  llerrschall  ihren  guten  Nainen 
verwirkt  halten,  sie  traten  nun  witnler  in  die  Geschichte  ein  und 
ganz  besonders  war  es  für  den  Ehrgeiz  der  Thessalier  eine  ff\*ix 
Geuugthuung,  dass  sie,  die  so  lange  Zurückgesetzten  und  von  (kf 
griechischen  (beschichte  Ausgeschlossenen,  nun  wieder  zu  Ausehea 
hl  Hellas  kauien  uud  die  IMäne  lasons  glänzend  durchgefüiirt  sah/OL 
Wie  seltsam  war  nun  das  Aelleste  und  Neueste  in  dem  delphiäcben 
Bmidestage  nebeniunander  gestellt!  Denn  es  gab  in  dem  ueugeonl- 
neten  Bunde  nun  drei  Arten  von  Staaten,  welche  den  verschiedensiai 
Geschieh Isperioden  angehörten ;i.  die  thessalischen  Stamme,  wekhr 
auf    dem    Standpunkte    kantonaler    Gauverfassung    znröckgeltiicbev 


SCHICKSAL    DER   PHOKEER.  629 

■ren,  wie  die  PeiTh51)er  ii.  A.,  dann  die  SlTimme,  welche  zn 
teten  geworden  waren,  wie  die  Athener  und  Thehaner,  nnd  end- 
ik  iwischen  diesen  Ifindlichen  oder  städtischen  Republiken  einen 
ädimtaat,  welcher  nicht  nach  hellenischem  Staatsrechte  als  Volks- 
hlieinde  Theil  nahm,  sondern  in  seinem  Könige  vertreten  war, 
r  als  erbliches  Dynastenrecht  die  ßundesstimmen  der  Phokeer 
lemahm. 

lieber  diese  wurde  nun  noch  weiter  l)erathen.  Der  Verlust 
ft«8  Stimmrechts  erschien  nicht  als  genugende  Strafe  des  Frie- 
Atbnichs,  obgleich  die  eigentlich  Schuldigen,  welche  mit  fremden 
irappen  eine  Schreckensherrschaft  aufi*echt  erhalten  hatten,  ent- 
ftoder  wShrend  des  Kriegs  gefallen  oder  hei  Beendigung  desselben 
tffcrletit  davon  gekommen  waren,  und  die  phokischen  Städte,  die 
ü  der  Söldnerwirthschaft  von  allen  am  schwersten  gelitten  hatten, 
iflh  Atizug  der  Söldner  gar  keinen  Widerstand  leisteten,  sondern  sich 
irferzQglich  auf  Gnade  und  Ungnade  ergaben.  Dennoch  beruhigte 
Iti  die  Feindschaft  der  Nachbarstämme  nicht ;  sie  wollten  ihr  Opfer 
IftI  «US  den  Händen  geben,  ohne  die  angeerbte  Rachsucht  voll- 
■Mig  befriedigt  zu  halten.  Gingen  doch  die  Oetäer  so  weit,  dass 
IV  den  Antrag  stellten,  es  sollten  sämmtliche  Einwohner  des  Landes, 
■Mdie  das  dienstpflichtige  Alter  hätten,  als  Tempelräuber  vom 
'Mkd  gestdrzt  werden. 

• '  Gegen  solche  Bnitalität  der  eigenen  Stammesgenossen ,  welche 
■I  so  empörender  war,  weil  der  wilde  Hass  die  Maske  eines  reli- 
ftmn  Eifers  annahm,  musste  der  fremde  Heerköiiig  die  Phokeer 
ihllBen.  Ihm  kam  es  nur  darauf  an,  das  Land  vollständig  zu  ent- 
■ffben  und  dafftr  zu  sorgen,  dass  keine  festen  Plätze  in  demselben 
hboB,  welche  kräfügen  Erhebungen  als  Stützpunkte  dienen  könn- 
■;  denn  jede  Erhebung  der  Phokeer  konnte  den  Gewinn  gefähr- 
Im»  welchen  er  aus  dem  Kriege  davon  getragen  hatte.  Es  wurden 
bt  iwei  und  zwanzig  Städte  ihrer  Mauern  beraubt  und  die  Burger 
■««Dörfer  zerstreut,  welche  auch  eine  bestimmte  Häuserzahl  nicht 
iuiitgigen  durften;  die  Einwohner  wurden  in  ihrem  Gnindbesitze 
riHien,  aber  sie  mussten  davon  eine  Tempelsteuer  erh^gen,  welche 
•^Inige  erhoben  werden  sollte,  bis  der  Tempelschatz  wieder  ersetzt 
rini  Alle  Pferde  wurden  verkauft,  alle  Wafl'en  zerstört,  und  alle 
fcfcriyiln  dieses  Strafgerichts,  das  noch  als  eine  königliche  Gnade 
werden  soUte,  wurden  dadurch  verschärft,  dass  ihre  Ausffih- 
rachsAchtigen  Feinden  der  Phokeer  überlassen  war.  Das  Land 


630  ENTTÄUSCHl]>'G    DER   ATHB7CER. 

verfiel  in  unsägliches  Elend.  Wer  konnte,  flüchtete,  und  die  Atheav 
hatten  wieder  das  traurige  Schicksal,  dass  sie  für  einen  Bundn§e- 
nossen,  den  sie  durch  ihre  Unthatigkeit  hatten  zu  Grunde  gdm 
lassen,  nichts  thun  konnten,  als  dass  sie  den  flüchtigen  Einwoham 
Gastfreundschaft  gewährten.  Freilich  stand  lüer  die  Sache  imim  i 
als  mit  Olynthos,  weil  mit  den  phokischen  Tyrannen  eine  cigeal-  ] 
liehe  Bundesgenossenschaft  nicht  möglich  gewesen  war.  Ca  m 
gröfser  war  aber  der  Schade,  welchen  aus  dem  Siege  Philipfi 
das  eigentliche  Griechenland  davon  getragen  hatte,  und  am  ii 
grdlser  der  Acrgej*,  dass  man  sich  von  den  eigenen  Geaandtci  ii 
arg  habe  belögen  lassen^''). 

Li  Athen  hatte  sich  die  Stimmung  bald  geändert  Die  klitci 
Beschlüsse  der  Bürgerschaft  waren  unter  dem  Terrerismiu  äi 
makedonischen  Partei  gefasst,  welche  dafür  zu  sorgen  wusate,  te 
keine  audei*e  Richtung  durchdringen  und  kein  Redner  von  o||h 
gengesetzter  Gesinnung  zu  Worte  kommen  konnte  (S.  623).  Um 
den  Athenern  war  hei  der  drohenden  Annäherung  des  Küaiff  inA 
unheimlich  geworden;  sie  konnten  sich  hei  den  VeiiieLbungeD,  äl 
welchen  Aischines  i]u*e  Sorgen  beschwichtigt  hatte,  nicht  lufiieiB 
geben,  sie  l)eschlossen  eine  neue  Gesandtschaft  an  Philifip,  imi 
er  aus  der  Nähe  beobachtet  und  au  die  Erfüliung  seiier  lii^ 
heilsuiigen  gemalmt  werde.  Es  war  natürlich,  dass  man  daxa# 
selben  Männer  wünschte,  welclie  die  beruhigenden  Aeuüsennip 
des  Königs  überbrach l  hatten.  Aber  Aischines  fand  es  (ür  pl» 
sich  zurück  zu  ziehen ,  da  von  seiner  Partei  die  Ahsendung  60 
Gesandtschatl  nicht  beantragt  worden  und  für  ihn  dabei  keine fti^  |ri 
zu  gewinnen  war.  Denn  wenn  sich  seine  Mittheilungen  nicYA^ 
währten,  so  war  entweder  er  vom  Könige  belogen  und  dann  ^la^ 
er  sich  von  ihm  mit  Unwillen  lossageu,  oder  er  stand  aeV^ 
Lügner  da  und  war  dem  gerechten  Zorne  der  BürgerschallL^  ^^^ 
setzt.  Er  liefs  sich  also  krank  melden  und  blieb  zu  Hause^  -  ^ 
Demosthenes   weigerte  sich  diesmal  aufs  Entschiedenste.  ^ 

sandten  aber,   weiche  zum  königlichen  Heerlager  abgingen      ^  ^^ 
gar  nicht  an  ihr  Ziel.     Sie  erfuhren  unterwegs,   dass  Philib^pp^ 
Thermopylen     besetzt    und    Phokis    entwalTnet    habe;    ra^Ht  ^ 
Sclireckensbotschaft  kehrten  sie  in  wenig  Tagen  nach  ktbe^a  f^^^ 

Hier    trat    nun   nach  dem   kurzen  Rausche  eitler  H<^oAfl^ 
eine  bittere  Enttäuschung    ein.     Anstatt  durch  Philippos      m^'^ 
Fehide   tnumphiren  zu  können,  war  von  Allem ,  was  A^  Aikt^ 


BESCHWICHTIGUNG   ATHENS   AHG.    34«.  631 

gebildet  batten,  das  Gegentheil  erfolgt.  Sie,  nicht  die  The- 
«raren  die  Getauschten;  ihre  Leichtgläubigkeit  \\'ar  benutzt 
am  Thennopylai  zu  gewinnen,  ihre  Bundesgenossen  zu 
91,  ihre  Feinde  grofs  zu  machen.  Sie  hatten  geglaubt,  durch 
1  gerühmten  Frieden  von  Neuem  als  eine  Grofsmacht  aner- 
Bi  sem,  und  nun  waren  sie  mehr  als  je  auch  von  den  hei- 
i  Angekgenheiten  ausgeschlossen.  Ohne  dass  man  sich  um 
imerte,  zogen  grofse  Heere  mitten  durch  Hellas  und  gaben 
16  neue  Verfassung.  Ja  in  ihrer  eigenen  Landschaft  fühlten 
unsicher;  Attika  war  von  Ahennüthigen  Feinden  umgeben, 
indesgenossen,  offen  und  wehrlos  ^^^). 
grofs  also  auch  bei  allen  woblgesumten  Bürgeiii  die  Er- 
;  war,  so  erschien  es  doch  augenblicklich  unmöglich,  dieser 
Dg  einen  Ausdruck  zu  geben,  wenn  man  niclil  die  öble 
rBehlimmem  wollte.  Audi  hatte  Philipp  das  Seinige  getlian, 
^r  zu  beruhigen;  er  hatte  ihnen  gleich  nach  seinem  Ein- 
einen Brief  geschrieben  und  sich  gewissermafsen  entschul- 
t  dem  Drängen  der  Thebaner  und  Thessalier,  welchem  er 
ht  wohl  habe  entziehen  können.  Es  war  im  Grunde  ein 
Zeichen  von  Hissachtung,  wenn  er  die  Athener  mit  solchen 
rten  abzufinden  sich  getraute,  aber,  mit  allerlei  Schmeiche- 
rbunden,  verfehlten  sie  doch  ihre  Wirkung  nicht.  Seine 
interstützte  dieselbe  und  warf  sogar  einen  Theil  der  Schuld 
Athener,  weil  sie  nicht  als  Bundesgenossen  des  Königs 
pwesen  seien.  Zu  gleicher  Zeit  erfolgte  die  Röcksendung 
Bohen  Gefangenen,  welche  auf  diesen  Zeitpunkt  aufgespart 
war,  nnd  am  Ende  blieb  den  Athenern  nichts  übrig,  als 
Mrn  zu  unterdrücken  und  von  Neuem  eine  Gesandtschaft  ab- 
D,  welche  in  Phokis  die  Interessen  der  Stadt  wahrnehmen 
Diesmal  weigerte  sich  Aischines  nicht;  er  drängte  sich  sogar 
id  hat  es  sich  später  als  ein  Verdienst  angerechnet,  dass 
m  Einflüsse  gelungen  wäre,  den  blutigen  Anti^ag  der  Oetäer 
M*treiben. 

ist  waren  die  Gesandten  nichts  als  die  Zeugen  des  glänzen- 
tnphes,  den  Phiiippos  feierte.  Von  einer  jubelnden  Volks- 
imwogt,  genoss  er  im  Uel)ermarse  alle  Ehren,  welche  man 
tane  schuldig  zu  sein  glaubte,  der  das  ehrwürdigste  Heilig- 
V  Nation  gesühnt  und  die  unterbrochenen  Gottesdienste 
lei^estelit  liatte.     Des  Jammers,  der  die  Thäler  von  Phokis 


632  PHILIPPS   PTTHIENFEIER    MITTE    AÜG.   3<6;  108,  S. 

erfüllte,  vergafs  man,  die  fernei^en  Folgen  für  Griechenland  eriumle 
man  nicht.  Man  stand  ganz  unter  dem  Eindrucke  der  letzten  Er* 
eignisse.  Die  Erbärmlichkeil  der  eigenen  Zustände  steigerte  die 
Bewunderung  des  Mannes,  bei  dem  Wille  und  That,  Ersdidiiai 
und  Siegen  eins  waren.  Dazu  kam  der  Glanz  des  Königthutt, 
wofür  die  damalige  Zeil  so  empfanglich  war  (S.  546),  die  äberwä- 
tigende  Würde  eines  KricgshenTi,  für  den  Tausende  in  unbedinglM 
Gehorsam  ihr  Leben  hinzugelien  bereit  waren.  Diesem  Eindracb 
konnten  und  wollten  sich  auch  die  Gesandten  Athens  nicht  oh 
ziehen.  Sie  fanden  Delphoi  im  Taumel  eines  Siegesfestes,  das  dntl 
Hekatomben,  Prachtaufzuge,  Stiftungen  und  Weiligeschenke  gefeist 
wurde;  Aischines  vor  Anderen  trug  kein  Bedenken,  an  diesen  Fest- 
lichkeiten harmlosen  und  vollen  Antheil  zu  nehmen,  als  wenu  nichli 
vorgefallen  wäre,  was  einen  Athener  verdriefsen  könnte,  wahrni 
man  doch  in  Alben  selbst  den  Sieg  Philipps  als  eine  schwere  Nie- 
derlage der  Stadt  zu  erkennen  wussle. 

Philippos  konnte  mit  dem  grofseu  Kriegsheere  in  dem  verödeM 
Lande  nicht  lange  bleiben;  er  wollte  es  aber  nicht  eher  verbs^di 
bis  von  Delphoi  aus  eine  neue  Onlnung  der  Dinge  eingerichtet  mi 
feierlich  l»estäligt  war.  Um  dies  zum  Abschlüsse  zu  bringen,  w 
OS  ein  günstiger  und  von  Philipp  gewiss  bei  Zeiten  in  ReduMOf 
gebrachter  UmsUnd,  dass  w(Miige  Wochen  nach  der  Besetzuof:  vn 
Phokis  um  die  Mi(te  des  August  das  Fest  der  Pytliieu  eintrat,  rei- 
ches seil  dem  krisäischeii  Kriege  alle  vier  Jahre  wiederkehrte.  Hier 
trat  nun  der  König  als  Mitglied  der  hellenischen  Amphiktyouie  zun 
eisten  Male  in  volle  Wirksamkeit;  ihm  wurde  das  Ehrenamt  der 
Leitung  des  Festes  ül)ert ragen,  und  wie  es  l>ei  bedeutenden  Epochm 
der  nationalen  Ueiliglhumer  Drauch  war,  so  wunle  auch  diese  da- 
durch gefeiert,  dass  zu  den  herkömmlichen  Kampfspielen  ein  neu» 
eingeführt  wurde,  nämlich  ein  Ring-  und  Faustkampf  von  Knaben. 
Es  kam  nun  al>er  für  Phihpp  Alles  darauf  an,  dass  er,  so  lange  er 
noch  mit  seiner  Macht  anwesend  war,  seinen  Anordnungen  in  Be* 
trelf  des  Festes  und  des  amphiktyonischen  Bundes  eine  aUgemeine 
Anerkennung  verschallte,  damit  sie  nicht  als  rechtswidrig  an^ 
fochten  werden  konnten.  Namentlich  nmsste  es  ihm  um  die  Za- 
Stimmung  Athens  zu  thun  sein,  weil  Athen  in  l)esonder8  nahet 
Beziehungen  zu  Delphoi  stand  und  eine  Autorität  in  Sacheu  dcf 
geistlichen  Hechts  war*^^). 

Die  Athener  hatten   zu  solcher  Anerkennung  wenig  Lust.    2^ 


DELPHISCHE    GESANDTSCHAFT    IN    ATHEN.  633 

ihen  in  den  Neuerungen  nichts  als  Gewaltthai,  unherectiligte  Ein- 
lüchung  und  Rechtsbruch.  Sie  waren  aufsenlem  dadurcli  gekränkt, 
KM  die  Promanteia  d.  h.  das  Recht,  an  erster  Stelle  das  Orakel 
1  befragen,  also  das  Yortrittsrecht  beim  delphischen  Gotte,  das 
men  seit  Perikles  Zeiten  gegeben  war,  auf  PliiUpp  übertragen  war; 
m  hatten  also  aucli  zu  dem  pythischen  Feste  diesmal  keine  Festge- 
mdlscbaft  von  Staatswegen  geschickt. 

Ea  lag  in  Philipps  Interesse,  dass  dieser  Trotz  sofort  gebrochen 
«rde.  Unter  lebhafter  Beistimmung  der  anderen  Amphiktyonen, 
Bter  denen  die  Ungunst  gegen  Athen  überwiegend  war,  wurde 
riier  eine  makedonisch-thessalische  Gesandtschaft  abgeordnet,  uui 
negen  Aufnahme  der  flüchtigen  Phokeer  Rechenschaft  und  zweitens 
nerkennung  der  delphischen  Amphiktyonie  in  ihrer  jetzigen  Yer- 
iMung  zu  fordern.  Es  war  eine  für  Athen,  für  Griechenland  ent- 
Cheidende  Frage,  auf  weicht;  ein  kurzer  und  bündiger  Bescheid 
egeben  werden  musste. 

Die  Stimmung  der  BürgerschafT  war  in  hohem  Grade  aufgeregt. 
jschines  konnte  gar  nicht  zu  Worte  kommen.  Desto  eifriger 
orte  man  auf  die  Redner  der  entgegengesetzten  Farbe,  welche  laut 
rkttrten,  dass  ein  enLschiedener  Protest  die  einzige  mit  der  Würde 
.thens  vereinbare  Antwort  auf  die  ungebührliche  Zumuthung  sei. 
Ib  wäre  leicht  zu  unl)esonnenen  Schritten  gekommen.  Denn  ein 
akher  Protest  hätte  keine  andere  Folge  gehabt,  als  dass  das  ver- 
inigte  und  schlagfertige  Amphikty<menlieer  den  heiligen  Krieg  gegen 
ilhen  fortgesetzt  hätte,  das  gänzlich  allein  stand  und  seine  geringen 
ilreiikrafle  nicht  einmal  l>eisammeii  hatte. 

Demoathenes,  der  so  oft  den  Schmerz  hatte  zu  sehen,  dass 
BDe  Mitbürger  friedselig  waren,  wenn  es  zu  kämpfen  galt,  und 
irieg  verlaugten,  wenn  nur  im  Frieden  Ketinng  war,  n)usste  jetzt, 
9  schwer  es  ihm  ward,  für  die  Aufrechterhaltung  des  mit  Pbilippos 
aacUosaenen  Friedens  reden.  Er  war  EintM*  der  Wenigen,  welche 
idwfangen  die  Sachlage  beurteilten,  der  einzige  Redner,  welcher 
m  aller  Parteirücksicht  frei  nur  das  Heil  der  Stadt  unverrückt  im 
«ge  hatte. 

*Dcr  Friede,  den  ihr  geschlossen  habt',  sagte  er,  'ist  weder 
cUn  noch  eurer  würdig;  aber,  wie  er  auch  beschaffen  ist,  so  ist 
jewias,  dass  es  besser  war,  ihn  nie  zu  schliefsen,  als  ihn  jetzt 
«fimheben;  denn  wir  haben  in  demselben  Vieles  von  dem  preis- 


634  DEM0STHENE8   FRIEDETfSBEDB. 

'gegeben,  was  uns,  so  lange  wir  es  besafsen,  für  den  Erfolg  obm 
'Kriegs  wesentlich  zu  Stalten  kam.  Das  Zweite  ist,  ihr  HämKr  im 
'Athen,  dass  wir  uns  hüten  müssen,  diejenigen  Staaten,  welche  ädi 
'jetzt  die  Amphiktyonen  nennen,  zu  einem  gemeinsehafllidiea  Iriege 
'gegen  uns  zu  n6thigen.  Denn  sollten  wir  mit  Phflipp  wieder  ki 
'Streit  gerathen  über  einen  Gegenstand,  welcher  den  Thmalimi, 
'den  Argivern,  den  Thebanern  gleichgültig  ist,  so  glanbe  ich  uekl» 
'dass  von  diesen  Staaten  einer  die  Waffen  gegen  uns  crgnaki 
'werde,  denn  so  gescheut  sind  auch  die  stumpfsinnigsten  anter  ihiMi, 
'zu  erkennen,  dass  bei  solchen  Fehden  alle  Lasten  auf  sie  ftttcn,  alk 
'Vortheile  aber  einem  Andern,  der  im  Hinterhalte  lauert ,  la  Tkl 
'werden  würden.  Jetzt  steht  es  aber  so  ungünstig  wie  nri^Gch  fr 
'uns.  Denn  wenn  ein  Theil  der  Peloponnesier  uns  feindiicb  irt, 
'weil  sie  glauben,  dass  wir  es  gegen  sie  mit  Sparta  halten,  um 
'die  Thebaner  zorniger  als  je  sind,  weil  wir  die  landflöchtigBi 
'Böoticr  bei  uns  aufgenommen  haben,  wenn  die  Thessalier  ms  ib 
'Freunde  der  Phokeer  hassen,  und  Philippos  wegen  Terweigerter 
'Anerkennung  seiner  amphiktyonischen  Stellung  grollt:  so  steht  n 
'besorgen,  dass  Alle,  ein  Jeder  aus  seinem  besomlem  Grunde,  ihrer 
'Erbitterung  folgen,  die  Amphiktyonenbeschlusse  zum  Vorwan^ 
'nehmen  und  bei  dem  gemeinsamen  Kriege  gegen  uns  über  du, 
'was  den  Einzelnen  nutzlich  ist,  hinaus  mit  fortgerissen  werden, 
'wie  es  auch  mit  den  Phokeern  geschehen.'  "Also  sollen  wir 
"aus  Furcht  Alles  thun,  was  uns  geheifsen  wird?  Und  das  Ter- 
"langst  du,  Demosthenes,  von  uns?"  'Keineswegs;  wir  müssen  in 
'nichts  willigen,  was  unserer  unwürdig  ist,  aber  auch  den  Ruhm 
'besonnener  Staatsleitung  uns  zu  bewahren  suchen.  Denjenigen  aber, 
'welche  nichts  von  Vorsicht  wissen  wollen,  gebe  ich  zu  erwägea. 
'wie  unsere  Stadt  früher  verfahren  ist.  Wir  haben  den  Thebanern 
'Oropos  gelassen,  Philipp  Amphipolis,  Kardia  haben  wir  vom  Cher- 
'sonnese  abtrennen  lassen,  dem  karischen  Fürsten  haben  wir  Chios, 
'Kos,  Rhodos  ülierlassen  und  den  Byzantiem  das  Auibringen  atd- 
'scher  Schilfe  nachgesehen.  Warum  haben  wir  uns  dies  Alles  ge- 
'fallen  lassen?  Doch  nur  darum,  weil  wir  gröfsere  Vortheile  ßr 
'unser  Gemeinwesen  zu  gewinnen  hofften,  wenn  wir  Frieden  hiel- 
'ten,  als  wenn  wir  um  jene  Gegenstande  Krieg  anfingen.  Weiu 
'ihr  euch  also  da  mit  lauter  einzehien  Feinden  vertragen  habt,  iro 
'es  eure  wichtigsten  und  eigensten  Interessen  galt,  so  wäre  es  0- 
'verzeihliche  Thorheit,    wenn  ihr  um  etwas  ganz  Bedeutungsloses, 


PHILIPPS   HEIMKEHR    108,  8;  846    HERBST.  635 

^enn  ihr  um  den  Schatteu  von  Delphoi  jetzt  gegen  Alle  einen  Krieg 
^beginnen  wolltet'! 

So  redete  Demosthenes  für  den  Frieden.  Der  Rückblick  auf 
aine  Reihe  von  Fällen  demüthiger  Nachgiebigkeit  sollte  die  HeiDs- 
.  fpome  beschämen,  welche  auf  den  Ruhm  der  Stadt  pochten  und 
meinten,  dass  Athen  sich  nicht  verläugnen  dürfe.  Hatte  man  so 
oft  den  Ton  der  Ehre  gebotenen  Kampf  auch  bei  günstigen  Aus- 
achten  vermieden,  so  war  ein  Kriegsbeschluss  jetzt  der  Untergang 
der  Stadt,  der  ersehnte  Triumph  ihrer  zahlreichen  und  übermäch- 
tigen Feinde. 

Die  Gesandten  erhielten  eine  gemessene,  aber  friedliche  Ant- 
wort. Athen  erklärte,  wie  wir  voraussetzen  dürfen,  dass  es  gegen 
die  amphiktyoniscbe  Ordnung  keinen  Einspruch  erheben  und  die 
Riflte  künftig  beschicken  werde.  Dadurch  wurde  den  lauernden 
Feinden  jede  Ursache  des  Kriegs  genommen  und  Philipp  kehrte  im 
flirbflte  nach  Makedonien  heim^^^). 


IV. 

DIE  LETZTEN  KÄMPFE  FÜR  DIE  UNABHiVNGIGKEIT 

GRIECHENLANDS, 

So  war  denn  nun  durch  wiederliolle  Gesandtschaften  und  Vc^ 
Iräge  der  Kriegszustand  lK?endet,  welcher  seil  der  Erobemng  too 
Amphipolis  zwischen  König  Pliilipp  und  Athen  bestanden  hatte, 
aher  ein  wirklictier  Friede  war  damit  nicht  zu  Stande  gekomiiMQ. 
Pliilippos  halte  noch  nicht  Alles  erreicht,  Athen  noch  nicht  ADn 
verloren.  Darum  folgte  dem  Scheinkriege,  der  sich  zehn  Jahre  Wii- 
geschleppt  hatte,  ein  siebenjähriger  Scheinfriede,  während  dessee 
sich  die  Keime  des  entscheidenden  Kampfes  entwickelten. 

Bei  dem  Friedensschlüsse  war  die  Lage  der  Dinge  wesentlidi 
veranderl.  Er  halle  dazu  dienen  sollen,  die  durch  den  Fall  Ton 
Olynllios  frei  «gewordene  Hand  des  Königs  zu  binden;  statt  dessen 
war  (»r  vom  Könige  benulzi  worden,  die  Athener  gebunden  zu  halten, 
bis  er  einerseits  in  Thrakien  seine  Zwecke  erreicht,  andererseits  Ther- 
mopylai  und  Pbokis  in  seine  (lewalt  gebracht  hatte.  Jetzt  stand 
der  König  von  Makedonien  nicht  mehr  als  ausländische  Macht 
drohend  an  den  Grän/en.  sondern  im  Mittelpunkte  der  griechischen 
Welt.  Er  war  vorsilzendes  Mitglied  des  griechischen  Staaten- 
bundes, er  hielt  die  Passe  besetzt,  deren  Schutz  die  Aufgabe  d« 
Bundes  war,  er  war  der  Schirmvogt  des  nationalen  Heiligthums. 
Eine  griechische  Landschaft,  das  durch  seine  centrale  Lage  und 
seine  kraftvolle  Bevölkerung  so  wichtige  Pbokis,  lag  mit  zerstörten 
Städten  zu  seinen  Fiifsen.  Die  mächtigsten  Stämme  Griechenlands, 
die  Thessalier  und  Böolier,  waren  um  ihn  als  ihren  Kriegshem 
geschaart,  die  Athener  gänzlich  isolirt,  gedetm'ithigt  und  durch  fin 
aufgezwungenes  Biindesverbällniss  in  ihrer  freien  Bewegung  |?e- 
hemmt.  Die  seit  Jahrhunderten  aufgehäuften  Schätze  des  delphi- 
schen Gottes,  welche,  in  nationalem  Interesse  verwendet,  eine  aofsfr- 


PHILIPPS   AVEITERE    PLANE.  637 

ordentliche  Machtentfaltung  möglich  gcuiaclit  hätten,  waren  in  wenig 
Jahren  zum  Verderhen  der  ISatiun  vergeudet.  Wo  war  noch  eine 
Kmfl  zuiD  Widerstände  vorhanden! 

Dennoch  war  IMiiUppos  noch  nicht  am  Ziele.  Delphoi  hatte 
längst  aufgehört,  der  Mittelpunkt  zu  sein,  von  welchem  man  Grie- 
chenland regiereu  konnte.  Das  südliche  Hellas  war  noch  in  voller 
Selbständigkeit;  die  Fäden  des  hellenisclien  Staatenlehens  waren  noch 
nicht  in  der  Hand  des  Königs  vereüiigt;  sie  mussten  in  denjenigen 
Gemeinden,  welche  aulserlialh  seiner  jetzigen  Machtsphare  lagen, 
erst  angeknüpft  werden,  damit  die  Maclit,  welche  er  als  Vorsteher 
der  Amphiktyonen  ui  Anspruch  nalun,  zur  W'ahrheit  werde. 

Es  lag  also  zunäclist  nicht  in  Philipps  Ahsicht,  mit  Gewalt 
▼orzugehen,  sondern  im  Stillen  seinen  £inlluss  auszubreiten,  durch 
kluge  Behandlung  die  Hellenen  allmählich  Zcdim  zu  maclien  und  an 
•öne  Hand  zu  gewöhnen.  Er  wollte  ja  nicht  herrschen,  wie  Xerxes 
is  beabsichtigt  hatte,  sondern  die  Leitung  verbündeter  Staaten  über- 
nehmen, wie  dies  der  heimatldichen  Ueberlieferung  entspracii  imd 
wie  es  von  Sparta,  Athen,  Theben  wiederholt  versucht,  ai)er  zum 
grafiKn  Schaden  der  Nation  niemals  im  vollen  Umfange  und  dauernd 
erreicht  worden  wai*.  Darin  lag  die  Macht  auch  des  entkräfteten 
Volke,  das  war  der  Segen  seuier  ruhmvollen  Geschichte,  dass  sein 
Land  nicht  wie  eiu  anderes  Stück  des  Erdbodens  angesehen  werden 
konnte,  welches  mau,  so  wie  die  Macht  dazu  vorhanden  war,  ein- 
fiMih  eroberte  und  unterjochte,  wie  IMiiiippus  es  mit  so  vielen  Land* 
geUeten  und  auch  mit  den  Colonialländern  ohne  Bedenken  gellian 
hatte.  Das  griechische  Mutterland  verlangte  andere  Rücksichten  und 
eiae  möglichste  Schonung  des  bestehenden  Rechts,  so  weit  sie  sich 
iqend  mit  den  makedonischen  Herrschaftsplanen  vereinigen  liefs. 
Kee  war  keine  schwäclüiche  Laune  des  Königs,  sondern  eine  ge- 
ichichllicbe  Nothwendigkeit.  Denn  die  Weltsteliung  seines  Füi- 
Menliauses  beruhte  ja  auf  der  Aneigimng  hellenisclier  Bildung  und 
die  Politik  desselben  war  keine  andere  als  immer  weitere  Ausl)rei- 
luag  und  Verwerthung  dieser  Bildung  für  den  Glanz  und  die  Macht 
im  .  wachsenden  Reichs.  Deshalb  konnte  der  König  die  Heimath 
VdltTiiarhnr  Cultui'  nicht  verwüsten  und  das  daselbst  noch  blühende 
gewtige  Leben  nicht  zerstören  wollen;  deshalb  komite  er  nicht 
Inders  als  nach  hellenischer  Weise  über  .Hellenen  zu  Iierrscheu 
bedMiehtigen. 

i    Der  König   konnte   also    einstweilen    nichts  Anderes   thun  als 


638  PHILIPP   IN    THESSALIEN   108,  4;  S44. 

das»  er  die  Staaten  hervorzog,  welche  noch  aufserhalb  der  nenw- 
dings  geschlossenen  Verbindungen  standen,  dass  er  seine  Seehof^ 
scliatt  befestigte,  die  verbündeten  Landschaften,  in  denen  sich  Mck 
Widerstand  zeigte,  unschädlich  machte  und  jede  Yerbindinig  4er 
noch  selbständigen  Staaten  unter  sich  verhinderte.  Wenn  mt 
solche  sicli  bilden  sollte,  so  war  Athen  der  einzige  Punkt,  von  im 
sie  ausgehen  konnte.  Athen  war  nach  seiner  Verfasenng,  nad 
seiner  GescJiichte  und  Denkungsart  der  Herd  des  Dreien  GriedMi- 
thums;  hier  war  noch  Smn  für  Ehre  und  Recht  vorhanden,  weldur 
den  letzten  und  unausbleiblichen  Forderungen  Philipps  mit  v«- 
zweifelter  Entschlossenheit  entgegentreten  konnte.  Das  wustle  Jv 
König,  und  nach  diesen  Gesichtspunkten  bestimmte  er  seine  Ma£»- 
regeln  in  den  nächsten  Jahren. 

So  schritt  er  zunächst  in  Thessalien  ein,  um  hier  jede  WUff- 
setzlichkeit  zu  brechen.  Auf  thessalische  Bundesgenosaenachafl  kiflc 
Demostlienes  seine  Mitbürger  oft  genug  hingewiesen.  Hier  m 
noch  viel  unversehrte  Volkskraft  und  ein,  wenn  auch  unkimii 
Streben  dieselbe  geltend  zu  machen;  namentlich  in  Plierai,  we  nm 
seit  den  Tagen  lasons  sich  gewöhnt  hatte,  an  eine  neue  Aen  Thn- 
saliens  zu  glauben.  Man  hatte  sich  dem  fremden  Heerkönige  Wr 
bedenklich  angeschlossen,  um  durch  ihn  die  alte  Erbitterung  gepi 
Phokis  zu  befriedigen.  Nachdem  man  dies  erreicht  hatte,  dachte 
man  sicli  dem  Drucke  der  fremden  Schutzherrschaft  wieder  entaekai 
zu  können.  Die  Thoren  saJien  nicht,  dass  sie  nur  Werkzeuge  pbi- 
lippischer  Politik  gewesen  waren,  und  so  wie  sich  die  ersten  Re- 
gungen von  Widerstandslust  zeigten,  trat  der  König  mit  voller 
Strenge  auf,  schickte  Truppen  in's  Land,  legte  Besatzung  in  die 
Burg  von  Pherai  und  setzte  daselbst  nach  lysaudriachem  Muüer 
ein  Zehnercx)llegium  ein,  welches  aus  seinen  Parteigängern  bestaid 
und  den  Trotz  der  Bürger  unter  ein  Soldatenregiment  beugte. 
Gleichzeitig  wurde  ganz  Tliessalien  fester  als  zuvor  mit  den  make- 
donischen Erblanden  verbunden"*). 

Auch  jenseits  des  Isthmos  boten  sich  erwünschte  Gelegenheilai 
dar,  den  Einfluss  Makedoniens  zu  en/^eitern.  Denn  die  pelopoa- 
nesischcn  Staaten,  von  jeher  gewohnt,  ihre  Interessen  nicht  ihr 
die  Halbinsel  auszudehnen,  lebten  nach  ihrer  Weise  in  Toller  Sorf- 
losigkeit  weiter  und  waren  durchaus  nicht  darauf  bedacht,  Aagh 
sichts  der  drohenden  Machtbildung  im  Norden  die  inneren  Paia- 
kämpfe  zu  schlichten  oder  die  alten  Nachbarfehden  beiiulegeo.  K^ 


PHILIPPS   F0RT8CHR1TTR    IM   PEIX)PONNE$.  639 

Eifersucht  zwischen  Sparta  und  den  seinem  Einflüsse  entzogenen 
Staaten  dauerte  fort,  und  nun  kumen,  um  die  Verwirrung  zu  stei- 
gmi,  noch  die  phokischen  Söldner,  welche  nach  der  Kapitulation 
fca  Phalaikos  (S.  627)  unstat  umherzogen.  Wo  unheschänigte  S5hl- 
Der  sich  zeigten,  wurden  sie  der  Fluch  des  Landes;  da  entzündele 
Bch  der  glimmende  Hass,  da  wurde  der  Parteiwuth  Gelegenheit  zu 
hfaitigen  Thaten  geboten,  und  jeder  ehrgeizige  Anschlag  konnte  zur 
iyufUurung  gelangen.  So  kam  es  auch  im  Peloponnes  zu  offenen 
Urgerkämpfen,  weiche  am  Ende  keinem  Andern  zu  Gute  kamen, 
da  dem  lauernden  Könige,  der  keine  Bewegung  unbenutzt  liefs, 
■Bd  dem  dieselben  Söldner,  welche  ihm  in  Mittelgriechenland  so 
InfBich  vorgearbeitet  hatten,  nun  auch  den  Weg  in  die  Halbinsel 
MbieteiL     So  geschah  es  in  Elis. 

Elis  war  einer  der  Kleinstaaten,  welche  immer  voll  ehrgeiziger 
PUiie  waren  und  immer  gi*ofse  Politik  treiben  wollten.  Wegen  des 
Beaitzes  von  Olympia  glaubten  die  Eleer  etwas  Besseres  zu  sein 
ib  die  anderen  Peloponnesier,  und  sie  genossen  deshalb  auch  bei 
nawärtigen  Grofsmächten  besondere  Berücksichtigung  (S.  355).  Sie 
konnten  aber  im  eigenen  Lande  seit  ihrer  Verfeindung  mit  Sparta 
niaht  wieder  zu  ruhigen  Zuständen  gelangen,  sie  waren  von 
Parteien  zerrissen  und  mussten,  da  sie  an  sich  eine  durchaus  un- 
nlbstfindige  Macht  waren,  bald  an  diesen,  bald  an  jenen  Staat  sich 
■dahnen.  Als  Bundesgenossen  der  Thebaner  hatten  sie  die  Wie- 
lebberttellung  von  Mantineia  gefordert  (S.  319);  nach  dem  arkadi- 
Khen  Kriege  (S.  360)  hatten  sie  gegen  Thelien  Partei  genommen 
and  Sparta,  dem  gegen  Megalopolis  jede  Hülfe  willkommen  war, 
tntte  sie  doreb  Nachgiebigkeit  in  BetretT  Triphyliens  wieder  auf 
nine  Seite  zu  ziehen  gewusst  (S.  577).  Während  dieser  Zeit  hatte 
lie  Aristokratie,  welche  von  Hause  aus  sehr  mächtig  im  Lande 
■ar,  das  Gemeinwesen  in  ihren  Händen;  die  Volkspartei  war  ver- 
hamat  und  sie  war  es,  welche  die  Anwesenheit  der  Söldner  be- 
ntste,  um  die  Rückkehr  in  die  Heimath  zu  erzwingen.  Es  ent- 
ipanD  sieh  ein  mörderischer  Kampf,  in  welchem  die  städtische  Partei 
iBi  Ende  mit  arkadischer  Hülfe  siegreich  blieb.  Die  Führer  der- 
iaiben,  Enxitheos,  Kleotimos  und  Aristaichmos,  begnügten  sich  aber 
Bcht,  ihre  Rachlust  in  der  wildesten  Art  zu  befriedigen  und  vier- 
BMffMJ  Söldner  als  Tempelräuber  hinrichten  zu  lassen,  sondern  sie 
■lüften  nun  auch,  um  künftigen  Revolutionen  vorzubeugen,  mit 
%^iIMM  Verbindung  an,  welcher  sehr  erfreut  war,  in  der  Land- 


640  PHILIPPOS   SGHUTZHERR    VO?C    ELI8,    MESSRNIEN   D.  S.  W. 

scliafl  des  olympischen  Zeus  festen  Fufs  zu  fassen,  und  bereiliriUig 
Schutz  gewäJu'le.  So  wurde  die  Aristoki*aüe  vuu  £Us  eine  Parta 
des  Piiilippos  und  hrachle  das  Land  unter  den  Einfluss  des  Ki- 
nigs.  Das  war  das  blutige  ISachspiei  des  pliokisclien  Kriegs  (IM, 
1;  343). 

Noch  leichter  gelang  es  Philipp  in  denjenigen  Staaten,  wekk, 
durch  Theheu  gegiündcL,  von  Anfang  an  auf  fremden  Schutz  «- 
gewiesen  waren  und  Sparta  gegenul)er  dessell)eu  dringend  bednrftai 
Denn  die  Spartaner,  welche  so  gut  wie  Athen  in  Pella  mit  bbcki 
Vorspiegelungen  getauscht  worden  waren,  so  lange  Archidainos  noch 
mit  seinen  Trup|>eu  in  IMiokis  Schwierigkeiten  zu  l>ereiten  im  Staate 
war,  liefsen  in  ihrer  kurzsichtigen  Politik  nicht  ab,  ihre  NacUm 
von  Neuem  zu  hedrohen,  uiul  galten  Philipp  die  gewünschte  Ge- 
legenheit, in  die  Politik  der  Thehaner  einzutreten.  Theben  hatte 
vor  neun  Jahren  zuletzt  sein  Amt  in  der  Halhuisel  versehen  (S.  579); 
jetzt  trat  es  dassell>e  an  seinen  mächtigeren  Bundesgenossen  ah,  nd- 
eher  den  Schulz  der  Gemeinden  ühernahm,  Trappen  schickle  oni 
den  Spartanern  den  gemessenen  Befehl  zukommen  UeDs,  sich  alkr 
llehergrilfe  zu  enthalten.  Das  waren  leicht  gewonnene,  aber  über- 
aus wichtige  Erfolge,  welche  sich  unmittelhar  an  den  phokischen 
Krieg  anschlössen  und  sich  wie  von  seihst  aus  der  in  MiUelgriecbeB- 
land  gewonnenen  Stellung  ergal)en.  Die  von  Epameinondas  ge- 
spreiiglen  Ptorten  der  Halbinsel  standen  auch  dem  Könige  offen; 
sein  Gebot  bannte  die  spartanischen  Trupi>en  im  Eurotasthafe; 
Elis,  Messenien,  Megalopolis  und  ebenso  Argos  fülilteii  sich  von  des 
neuen  Schirmherrn  abliilngig^"-). 

Diesseits  des  Isthmus  richtete  <ler  König  sein  Augenmerk  auf 
Megara,  eine  damals  sehr  wo}iIhal>ende  und  blühende  HandelsstadL 
welche  dem  nahen  Theben  gegenül)er  ihre  Selbständigkeit  kräftig 
zu  wahren  gewusst  halte.  Auch  hier  brachte  er  die  aristokratiiscbe 
Partei  auf  seine  Seite;  eben  so  sti*eckte  er  seine  llände  nieder 
nach  Euboia  aus,  welches  ganz  schutzlos  war,  seitdem  Thermopjlai 
in  makedonischem  Besitze  und  m  Mittelgi'iechenland  jeder  Wkiei^ 
sUmd  beseitigt  war.  Endlich  l)ereitete  er  schon  die  Unternehmung 
vor,  welche  ihn  von  Epeiros  aus  zum  Herrn  des  ionischen  uoil 
korinthischen  Meers  machen  sollten. 

Mit  Athen  wurde  der  Friede  aufrecht  erhalten,  und  doch  giiHsei 
all«;  Mal'sregeln  darauf  hinaus,  diese  Stadt  mit  einem  Netze  fe»tef 
Angriffspunkte  immer  enger  zu  umstellen  und  ihm  alle  auswärtigei 


DIE    STIMMUNGEN    IN    ATHEN.  641 

trbinduiigen  abzuschneiden.  Auch  im  tlinikischcn  Meere  benutzte 
r  König  seine  Schiffe,  um  unter  dem  Verwände,  den  Seeraub  aus- 
rotten, einzelne  Inseln,  wie  Halonnesos,  besetzt  zu  halten,  und 
mn  er  auch  scheinbar  die  Atliener  ganz  aus  den  Augen  liefs,  so 
Dnlen  sie  ihre  wachsende  Ilülflosigkeit  niciit  sclimerzlicher  em- 
nden,  als  wenn  sie  zu  Lande  und  zu  Wasser,  im  Norden  und 
den  den  König  seine  Macht  ausbreiten  sahen.  Atlieu  war  mehr 
I  je  das  Hauptquartier  der  Gegner  Pliilipps,  der  einzige  Platz 
>  es  Männer  gab,  welche  mit  wachsamem  Blicke  seinen  Schritten, 
gten  und  den  Frieden  des  Philokrates  nur  als  eine  WafTenruhe 
iahen  "»), 

Zur  Zeit  des  Friedensschlusses  hatte  Demosthenes  mit  seiner 
imenden  Stimme  nicht  durchdringeu  kOiuien;  die  Athener  wollten 
tftuscht  sein  und  gaben  deshalb  Leuten  wie  Aischines  und  Eubu- 
\  ein  williges  Gehör.  Auch  hatte  ihre  Stadt  mehr  Grund  als 
;aid  eine  andere  den  Frieden  aufrichtig  zu  wünschen;  den  Armen 
ribfirgte  er  den  ungeschmälerten  Geiniss  der  Feste;  die  Reichen 
d  der  Mittelstand,  welcher  jetzt  auch  an  den  öffentlichen  Lasten 
ittutragen  hatte  (S.  468),  waren  froh,  för's  Erste  nichts  von  Kriegs- 
ner  und  Schiifsrüstungen  hören  zu  müssen. 

Freier  Seeverkehr  war  nicht  nur  das  Interesse  des  Rheders 
d  Grofshändlers ,  sondern  jedes  Einwohners  von  Athen,  weil  in 
p  xom  grofsen  Theile  auf  fremdes  Korn  angewiesenen  Stadt  die 
eise  der  nothwendigen  Lebensmittel  davon  abhängig  waren.  Und 
im  war  Athen  der  Platz,  wo  noch  immer  die  besten  Künstler,  Fabri- 
Dten  und  Handwerker  zu  finden  waren;  alle  Gegenstande  des  Luxus 
ren  hier  zu  haben,  und  deshalb  hatte  keine  Stadt  mehr  Schaden 
m  Kriege,  mehr  Vortheil  vom  Frieden  als  Athcm.  Nach  langer 
qierruog  öffneten  sich  wieder  die  nordischen  Häfen,  wo  bei  der 
«sh  zanehmenden  Hellenisirung  Makedoniens  und  den  wachsenden 
Idmitteln  auch  die  Nachfrage  nach  den  Erzeugnissen  des  griechi- 
len  Kunstfleifses  sich  zusehends  steigerte.  Der  philippische  Hof 
chte  wieder  seine  Bestellungen  in  Athen.  Auch  in  Griechenland 
r  seit  der  Ausleerung  des  delphischen  Schatzes  eine  Masse  von 
Id  und  Silber  in  Umlauf  gekommen,  welche  Jahrhunderte  lang 
todtes  Kapital  da  gelegen  hatte.  Dadurch  mussten  im  Allge- 
inen  die  Preise  steigen,  das  Leben  musste  sich  vertheueru,  und 
Athener  waren  um  so  mehr  auf  den  Gewinn  durch  Handel  und 
lostrie  angewiesen,   als  die  einheimischen  Erwerbsquellen  in  Ab- 

Cutiw»  Gr.  GMch.    III.  4 1 


642  FRIEDENSPOLITIK    IM   SINNE   DES   RUBULOS. 

nähme  hegriflcn  waren.  Die  Zertrümmeriing  ihrer  SeeberrMJiaA 
war  auch  für  den  Wohlstand  der  Bürger  nolhwendig  ein  schvenr 
Sclilag,  und  dje  Silheradern  von  Laurion  heganuen  um  dieselbe  Zdl, 
da  die  Metallschätze  Thrakiens  sich  mit  ungeahntem  ReichthoBN 
öiTnet«n,  dürftiger  zu  werden.  Denn  wenn  auch  der  VorfasMf  in 
Schrift  'von  den  Einkunft en'  sich  angelegen  sein  lässt,  die  GBe^ 
schöpflichkeit  der  Silherhcrgwerke  zu  hetheuem,  so  merkt  man  dack 
seinen  künstlichen  Vorschlagen  zur  Hebung  des  attischen  Hütteove» 
scns  deutlich  genug  an,  dass  die  Bürger  kein  rechtes  Vertnaei 
mehr  zu  dem  Geschäfte  hatten  und  sich  von  neuem  GnibeiÜMi 
aufserhalh  des  von  den  Vorfahren  ausgebeuteten  Bezirks  wenig  G^ 
winn  versprachen,  eine  Ansicht,  welche  sich  in  der  Folgezeit  durdi- 
aus  l>estätigt  hat. 

Unter  diesen  Umständen  wurde  der  freie  Verkehr  immer  mdr 
die  Hauptquelle  des  Wohlstandes.  'Wie  thöricht  also',  heifst  es  ia 
derselben  Schrift,  'urteilen  diejenigen,  welche  meinen,  d«B8  Alba 
'durch  den  Frieden  an  Buhm  und  Ansehen  einbufse!  Im  Kriege  «iri 
'die  Stadt  nur  Demüthigungen  erleben  und  in  Verachtung  genthn, 
'aber,  in  ruliigen  Zeiten  gicbt  es  keinen  Stand ,  der  ihrer  ni^  be 
'dürfte.  Die  SchifTsrheder  und  Kaufleute,  die  Komhändler,  die  Weii- 
'und  Oelproduzenten,  die  Schafzüchter,  femer  die  mit  geistigeiB 
'Kapitelle  wirthschaften,  die  Künstler,  die  Philosophen ,  die  Dichttr, 
'Alle,  welche  durch  Kunstgenüsse  Ohr  und  Auge  ergötzen  wolle«, 
'endlich  alle  Geschäftsleute,  die  einen  Markt  suchen,  wo  sie  schiwl 
'einkaufen  oder  verkaufen  können  —  sie  sind  Alle  auf  Athen  as- 
'gcwiesen.  Kurz  im  Kriegt^  ist  Athen  elend  und  schwach«  im  Frie- 
'den  al>er  groi's  und  mächtig,  der  anerkannte  Mittelpunkt  der  gebil- 
'deten  W'elt.  Darum  muss  seine  l^olitik  ehie  Friedenspolitik  sein; 
'es  muss  niiriit  mit  Gewalt  und  verletzenden  Machtausprücheu  auf- 
'ti*eten,  sondern  durch  Wohlthaten  die  Nachbarstaaten  herann- 
'ziehen  suchen,  es  muss  durch  Gesandtschaften  ohne  Geldopfer  und 
'Kriegsnoth  Einflufs  gewinnen  und  Bundesgenossen  sich  Terschaflea^ 
Das  war  bereits  die  von  Eubulos  und  Aischines  empfohlene  Congres^ 
poUtik  und  in  diesem  Sinne  hofft  der  Verfasser,  dass  auch  die  neue 
Verwickelung  wegen  Delphi  noch  gütlich  beigelegt  und  die  Selbstän- 
digkeit des  Tempels  ohne  Kampf  wieder  hergestellt  werden  könne. 
Dal)ei  werden  schon  die  Phokeer  erwähnt,  welche  das  Heiligtbui 
besetzt  haben,  und  eine  andere  Macht,  welche  sich  nach  Abzug  der 
Phokeer   dessellien   bemächtigen  wolle.     Daninter  können  wohl  nir 


ISOKRATKS'   PHILTPPOS.  643 

die  Thebaner  vcrstaiKlen  sein,  welche  eine  selbstsüchtige  Politik  in 
Mpbi  verfolgten  (S.  311  f.)  So  reicht  die  eubulische  Friedenspo- 
litik, wie  sie  in  der  dem  Xenophon  zugcschrie])enen  Schrift  ausge- 
sprochen ist,  mit  ihren  Planen  und  Hoffnungen  his  in  den  heiligen 
Krieg  hinein  ^^). 

Nach  dem  Ende  desselben  entwickelte  sich  eine  andere  Frie- 
denspolitik.    Damals  schrieb  Tsokrates  seine  Rede  an  Philippos. 

Auch  er  eifert  gegen  die  unseligen  Demagogen,  welche  die 
Stadt  immer  von  Neuem  in  Krieg  verwickeln  wollen,  um  ihr  eine 
SteDung  wieder  zu  verschaffen,  welche  jetzt  unwiederbringlich 
irerloren  und  niemals  ein  wahres  Glück  gewesen  sei,  weil  sie 
innner  auf  Ungerechtigkeit  beruht  habe  und  immer  nur  auf  Kosten 
des  Wohlstandes  mit  Eisen  und  Blut  habe  gegnindet  und  erhalten 
iperden  können.  Damm  hatte  er  schon  den  Krieg  um  Amphipolis 
verwflnscht  und  die  endlich  eingetretenen  Friedensverhandlungen  auf 
die  Weise  gefördert.  Aber  ihm  erscheint  die  makedonische  Macht 
ds  der  Anfang  einer  besseren  Zukunft,  einer  neuen  Zeit  des  Heils. 
Me  hellenischen  Republiken  sind  unversöhnlich  gegen  einander;  es 
bedarf  eines  grofsen  Mannes,  eines  Helden,  welcher  über  den  Par- 
teien steht  und  die  Staaten  einigt.  Mehrmals  ist  ein  solcher  Mann 
▼OH  der  Vorsehung  schon  gezeigt  worden;  Archidamos,  lason,  Diony- 
noi  schienen  die  Benifenen  zu  sein.  Endlich  ist  er  wirklich  da,  ein 
Mmi,  an  dessen  geschichtlicher  Mission  nicht  zu  zweifeln  ist,  ein 
First  aus  dem  Stamme  der  Herakliden  wie  Archidamos.  Er  ist 
der  neue  Agamemnon,  der  die  Hellenen  wieder  gegen  ihren  Erb- 
ÜBind  in's  Feld  führen  soll.  Ihm  soll  man  vertrauen  und  nicht  auf 
die  Redner  hören,  welche  ihn  verunglimpfen  und  dadurch  dem  Ya- 
teriaiide  den  gröfsten  Schaden  zufügen.  Was  er  einzelnen  Hellenen 
üebles  gethan  hat,  ist  die  Folge  der  unklug  genährten  Feindselig- 
Mt.  Der  Krieg  ist  grausam,  nicht  Philipp.  So  knüpft  Isokrates 
ae  ihn  die  nationalen  Hoffnungen,  und  deshalb  tritt  er  nun  auch 
Bit  ihm  in  unmittelbare  Verbindung,  beschwört  ihn  seine  Person 
■cht  SU  sehr  auszusetzen  und  bittet  ihn,  sich  nicht  durch  seine 
Widersacher  gegen  Athen  reizen  zu  lassen.  Er  solle  den  geschlos- 
atmen  Frieden  zu  einem  dauerhaften  machen,  und  auf  Gnmd  des 
ssfflien  den  lange  unterbrochenen  Nationalkrieg  wieder  beginnen, 
dessen  Erfolg  bei  der  durch  K\tos  und  Agesilaos  erwiesenen  Schwäche 
des  Perserreichs  unzweifelhaft  sei.  Es  war  die  alte  kimonische  Po- 
litik,   durch    den  Krieg   mit  Persien    die    umeren  Fehden   zu  be- 

41* 


644  DIE    DREI    FRIEDENSPARTEIEN. 

enden,  eine  Idee,  welche  als  dankbarer  RedestoiT  von  anderca  Rbe- 
toren,  namenüich  von  Gorgias  und  Lysias,  sclion  käufig  in  öfiini- 
]ichen  Festreden  behandelt  worden  war,  aber  durch  Isokrates  zoent 
wieder  eine  politisclie  Bedeutung  erhielt*'*). 

Endlicli  war  eine  dritte  Partei  da,  welche  nicht  aas  patriolifldMa 
Gründen  noch  aus  Rücksicht  auf  den  allgemeinen  Wohlstand  für 
den  Frieden  eiferte,  sondern  wegen  ilu*er  persönlichen  Beziehungeo 
zum  phiUppischen  Hofe.  Wir  können  mit  Sicherheit  annehiDeii, 
dass  Philippos  seit  der  Zeit,  da  das  Verhalten  der  attischen  Bürge^ 
Schaft  für  ihn  ein  Gegenstand  gespannter  Aufmerksamkeit  lai 
musste,  also  seit  dem  Streite  um  Amphipolis,  seine  Leute  in  Alka 
hatte,  die  in^ seinem  Interesse  beOissen  waren,  die  Bürger  von  krif-  ' 
tigen  Entschlüssen  zurückzuhalten,  sie  in  ihrem  leichtsinnigen  Ve^ 
trauen  zu  den  königlichen  Vorspiegelungen  zu  bestai*ken  ood  Mck 
durch  servile  Dienstleistungen  den  Dank  Philipps  zu  erwerbo. 
Sie  schürten  und  benutzten  alle  den  philippisclieu  Zwecken  ft^ 
derliclien  Stimmungen,  die  kriegerischen  wie  die  friedlichen;  sie 
traten,  je  nfdier  die  Macht  des  Königs  heraiu*ückte ,  immer  Ireckr 
mit  ihren  Gesinnungen  heraus.  Prahlte  doch  Phiiokraies  vor  alka 
Volke  mit  dem  empfangenen  Gelde  und  trug  den  Wohlstand,  ml- 
eben  er  der  Gunst  des  Königs  verdankte,  offen  zur  Schau!  Die 
Anderen  traten  vorsichtiger  auf.  Aber  auch  Aischiues  hatte  Land- 
besitz in  Makedonien  erhalten;  auch  er  bekannte  sich  jetzt  öffeot- 
lieh  zu  l^biiippos  und  erwartete  alles  Gute  von  dcmsellien  Maune. 
welchen  er  vor  Kurzem  als  den  ärgsten  Feind  seiner  Vaterstadt 
angegriil'en  hatte.  Diese  Manner  und  ihre  Parteigenossen  Pythukle». 
Hegemon,  Deniades  thaten  nun,  als  wenn  alle  Anderen  die  Getäusch- 
ten, sie  allehi  die  wahren  Staatsmänner  und  die  jetzt  einflussreichei 
Pohtiker  waren. 

So  finden  wir  nach  dem  Friedensschlüsse  (h*ei  politische  Ridi- 
tungen  in  Athen,  die  wir  die  eubulische,  die  isokratisclie  und  die 
philokratisclie  nennen  können,  drei  Parteien,  die  bei  aller  Verschie- 
denheit ihrer  Standpunkt«^  darin  übereinkamen,  den  abgeschlossene! 
Frieden  als  ein  Glück  der  Stadt  anzusehen  und  alle  diejenigen, 
welche  den  Bestand  desselben  gelahrdeten,  als  Feinde  der  Sudl 
darzustellen.  Isokrates  eifert  in  seinem  ^Philippos'  gegen  die  'aut 
Mer  Rednerbühne  Tol>enden',  ^die  Neider  des  mächtigen  Königs,  die 
4hn  ohne  Unlerlass  verdächtigen,  die  Städte  ui  Verwirrung  selzea, 
4n  dem  gemeinsamen  Frieden  einen  Fallstrick  für  die  Freiheit  sehei 


DIR    SCHWÄCHEN    DKR    FRIKDE>r8PARTKIKi>r.  (>  15 

'und  80  reden  als  oh  die  Macht  des  Königs  nicht  tnr,  sondern  gegen 
^Hellas  anwachse,  als  oh  er  nach  Anordnung  der  phokischen  Ange- 
'legenlieiten  keinen  anderen  Zweck  verfolge,  als  ganz  Griechenland 
*zu  unterweifen,  und  andere  Th(»rheiten,  welche  sie  mit  solcher 
Sicherheit  vorbringen,  als  wenn  sie  Alles  auf  das  Genaueste  er- 
'kündet  hatten'.  S(»  konnte  ein  attischer  Patriot,  das  verehrte  lfaii[»t 
eines  grofsen  Kreises,  die  Politik  des  Demosthenes  darstellen,  wah- 
rend die  erkauften  Parteigänger  nicht  minder  auf  ihn  schmähten 
ab  einen  der  unruhigen  Köpfe,  welche  es  dem  gi*ofsniüthigen  Kö- 
nige so  schwer  machten,  seine  wohlmeinenden  Absichten  gt'gen 
Athen  auszuffdiren  ^^). 

Dennoch  war  Demosthenes  nicht  so  verlassen  und  seine  Stel- 
lung nicht  so  haltlos,  wie  man  erwarten  sollte.  Sein  Wirken  war 
nicht  vergeblich  gewesen,  sein  persönliches  Ansehen  war  gestiegen. 
Während  dem  greisen  Isokrates,  der  noch  die  ganze  Noth  des  pe- 
loponnesischen  Kriegs  erlebt  hatte,  die  Geschichte  des  attischen 
Freistaats  wie  ein  abgeschlossener  Kreislauf  erschien,  der  niclit 
wieder  liegonnen  werden  konnte,  war  ein  jüngeres  Geschlecht  her- 
angewachsen, in  dem  <lie  Worte  des  Demosthenes  gezündet  hatten. 
Auch  die  Zeitverhältnisse  kamen  ihm  zu  Gute,  denn  sie  dienten 
wenigstens  dazu,  die  Lage  der  Dinge  klar  zu  machen  und  falsche 
Vorstellungen  zu  zerstören.  Wie  konnte  man  sich  jetzt  noch  dem 
Wahne  hingeben,  durch  Gesandtschaften  und  friedliche  Vereinba- 
rungen den  König  aufzuhalten,  wie  die  Leute  des  Eubulos  wollten! 
Und  ^Mks  die  Hoffnungen  eines  Isokrates  betraf,  so  war  in  der  Zerstö- 
mng  der  phokischen  Städte,  welche  gleich  nach  Absendung  seiner 
lebten  Rede  erfolgte,  die  königliche  Antwort  auf  diese  Ansprache  ge- 
geben; die  Schreckensereignisse  der  chalkidischen  Halbinsel  hatten  sich 
im  Ilerzen  Griechenlands  erneuert.  Konnte  sich  jetzt  noch  ein  nüch- 
terner Kopf  der  Täuschung  hingeben,  dass  Philippos  wirklich  nichts 
Anderes  sein  wolle,  als  ein  Führer  der  Hellenen  zu  nationalen  Waf- 
fenthalen?  Die  anderen  Parteigänger  Philipps  aber,  die  so  vornehm 
auftraten,  als  wenn  sie  schon  gewonnenes  Spiel  hätten,  mussteu 
durch  ihre  verrätheris<'he  Gesinnung  in  allen  Kreisen,  wo  nuni  noch 
etwas  auf  hellenische  ßürgertugend  hielt,  alle  Achtung  einbüfsen. 
Denn  auch  die  minder  Schuldigen  unter  ihnen  hatten  sich  vor  den 
Augen  des  Volks  als  selbstsüchtige,  charakterlose,  wetterwendische 
Menschen  erwiesen,  als  unzuverlässige  Zwischenträger,  welche  ihre 
Mitbflrger  durch  falsche  Vorspiegelungen  wiederholt  getäuscht  hatten. 


646  STEIGENDES   ANSEHEN    DES    DEMOSTUENBS. 

Wie   konnte   man   ihnen  einen  Eiufluss  auf  die  öffenÜicheB  Sa^ 
legenheilen  einräumen  wollen! 

Allen  drei  Friedensparbeieu  gegenüber  musste  also  Demoslhaa 
an  Ausehen  steigen,  und  so  geschah  es,  dass  unmittelbar  nadi  der 
schwersten  Niedei*lage,  welche  seine  Politik  erlitten  halle, 
Person  sich  mächtiger  als  zuvor  aus  der  Mitte  der  Bürger 
hob.  Nicht  nur  bei  der  Jugend,  aucli  bei  deo  älteren  BQrgn 
gewinnt  er  Vertrauen.  Denn  wenn  man  wusste,  dass  von  nub- 
donischer  Seite  auf  keine  Stimme  ein  höheres  Gewicht  gelegl  ncrie, 
als  auf  die  seinige,  so  musste  die  allen  Versuchungen  uniugangüek 
Unabhängigkeit  seines  Ctiarakters  und  die  uuerschQllerlkhe  Festigkiil 
seiner  persönlichen  Ueberzeugung  immer  höhere  Achtung  gewiniMB. 
Er  allein  war  sich  ü*eu  geblieben;  er  war  allein  unaUässjg  thilig 
für  die  Stadt,  er  war  mit  den  Handelsleuten  in  Thrakien,  JUt- 
donieu,  Thessalien  in  Verbindung,  er  wusste  immer  am  besten  Be- 
scheid, und  wenn  auch  er  eine  Zeitlang  an  die  Möglichkeil 
ehrlichen  Friedens  geglaubt  hatte,  so  war  er  nun  selbst  zn 
klareren  Anschauung  der  Verhältnisse  gelangt.  Wenn  er  aber 
ungeachtet  bei  Gelegenheit  der  letzten  Gesandtschaft  von  Neaoi 
zum  Frieden  geratheu  hatte  (S.  633),  so  war  doch  auch  diese  Fiid* 
densrede  im  Grunde  nur  eüie  Aufforderung  zum  Kriege,  aber  m 
einem  mit  Besonnenheit  vorbereiteten,  zu  einem  Kriege,  in  wekhoi 
man  nicht  den  augenblicklich  bestehenden  Waifenbund  gegen  ad 
hatte,  und  in  dem  es  sich  nicht  um  die  amphiktyonischen  Neuenrnga 
handelte,  welche  doch  in  sich  zerfallen  mussten,  wenn  Philippi 
Macht  gebrochen  war,  sondern  zu  einem  Kriege,  in  welchem  man 
unter  günstigeren  Verhältnissen  Tüi'  die  wesentlichen  und  unentbehr- 
lichen Guter  Athens  eintreten  konnte. 

Die  Vorbereitung  zu  diesem  Entscheidungskampfe  ist  es,  was 
Dcmosthenes  mit  stetiger  Kraft  verfolgt.  Es  kommt  also  darauf  as, 
die  Ueberzeugung  von  der  Nothwendigkeit  desselben  zu  stärken. 
Verbuidungen  anzuknüpfen,  die  Wehrkräfte  zu  heben. 

Die  städtischen  Uülfsmittel  waren  noch  immer  nicht  gemf. 
Der  Staat  war  arm  wegen  seiner  schlechten  Finanzordnung,  aber 
das  Volk  war  verhältnissmäfsig  wohlhabend,  und  Demos thenes  durfte 
mit  gutem  Zutrauen  seinen  Mitbürgern  zurufen:  ^Blickt,  ihr  Xänaff 
'von  Athen,  auf  eme  Stadt!  In  ihr  ist  eüi  Reichthum,  wie,  ich 
*darf  wohl  sagen,  in  allen  anderen  Städten  zusammen'.  Auch  fehlle 
es  noch  nicht  an  Sinn  für  das  gemeine  Wesen.    Es  werden  HäUMr, 


UÜLP8HITTBL    DER    STADT.  647 

Nausikles  udcI  Diotimos,  namhaft  gemach  l,  welche  sich  in 
Werarchischen  Leistangen  durch  Opferbereitschaft  auszeichneten. 
Und  dann  hatte  man  gleich  nach  dem  Friedensschlüsse  Hand  an- 
gelegt, um  die  Kriegshäfen  zu  vervollständigen,  neue  SchifTshäuser 
m  btuen  nnd  ein  Arsenal  herzustellen,  welches  unter  der  Leitung 
dM  B^nmeisters  Philon  ein  Gegenstand  des  [mtriotischen  Stolzes  der 
Athener  wurde;  es  wurde  dazu  seit  108,  2;  347  eine  jährliche 
flumne  von  zehn  Talenten  (15,700  Thlr.)  ausgesetzt,  und  auch  die 
Mieiien  Sohutzbürger  steuerten  zum  Theil  sehr  eifrig  hei.     Enbulos 

Mrte  die  Oberaufsicht  ^^O* 

n  •'  Um  dieselbe  Zeit  hat  man  sich  auch  mit  Besserung  der  inneren 
dagdegenheiten  ernstlich  beschäftigt,  wie  dies  schon  die  Schrift 
fvHD  den  Einkünften'  angeregt  hatte.  Es  blich  aber  nicht  bei  blofsen 
SiorBchUgen,  sondern  man  legte  Hand  an's  Werk  und  folgte  dabei 
wUm  Theil  denselben  Gesichtspunkten,  welche  in  jener  Schrift  an- 
]|ideutet  und.  So  sorgte  man  für  eine  Verbesserung  des  Gerichts* 
und  erliefs  ein  Gesetz,  nach  welchem  solche  Rechtssachen, 
Verschleppung  dem  Verkehre  besondei^s  nachtheilig  war,  na- 
■Mbtlich  Handels-  und  SchilTahrtsprozesse,  in  Monatsfrist  erledigt 
nin  mussten.  Man  hatte  nicht  nur  die  Verkehrsinteressen  im  Auge, 
iiadern  sachte  auch  die  tiefer  liegenden  Missbräuche  zu  beseitig 
gmi.  So  schritt  man  mit  aller  Strenge  gegen  diejenigen  ein,  welche 
fOTdftchtig  waren,  an  den  Bürgern  in  der  Volksvei*sammlung  und 
in  den  Gerichten  Bestechungsversuchc  gemacht  zu  haben.  Ein 
ptmiBBtr  Demophilos  zeichnete  sich  hiebei  durch  seinen  patriotischen 
Bbr  ans,  und  derselbe  Staatsmann  beantragte  108,  3;  346  eine 
dlgemeine  Prüfung  der  Börgerlisten.  Das  war  ohne  Zweifel  eine 
Mabregel,  welche  den  Zweck  hatte,  die  Stadt  von  gesinnungslosen 
uid  nnzuverlässigen  Fremdlingen  zu  reinigen  und  im  Allgemeinen 
den  Geist  der  Bürgerschaft  wieder  zu  heben;  es  war  eine  Mafsi^egei 
fon  aristokratischer  Richtung,  wie  vor  Zeiten  das  entsprechende 
Geials  des  Aristophon  (S.  48). 

Mit  diesen  Mafsregeln  hängt  auch  eine  Neuerung  in  Betreff 
dir  Volkaversammlung  zusammen.  Hier  hatte  das  Unwesen  lär- 
■ender  Zuchtlosigkeit  immer  zugenommen.  Man  hatte  die  Leitung 
dir  Bürgerschaft  von  den  Prytanen  auf  die  'Proedren'  übertragen, 
dne  CSommission  von  neun  Männern,  welche  aus  den  Bürgerstam- 
■en  erlooat  waren,  die  in  der  versitzenden  Prytanie  nicht  vertreten 
Jettt   wurde   ein    neuer   Weg   eingeschlagen.     Es    wurde 


648  VERFASSUNGSREFORMEN. 

nänilicl)  für  jede  Volksversaiuinlung  einer  der  zehn  Stämme  ie 
Bürgerschaft  )>estimnii,  welcher  die  Verantwortung  für  Ruhe  oni 
Anstand  übernahm;  er  erhielt  seine  Sitze  in  der  Nähe  des  Redno* 
phitzes,  um  den  Reihier  gegen  jede  Unbill  zu  schützen;  es  m 
eine  Ordnercommission  aus  der  Mitte  der  Bürger.  Dadurch  wolh 
man  die  Ehrliebe  der  Gemeinde  wieder  lieieben  und  dem  Bestrebci 
derer  entgegentreten,  welche  den  zunehmenden  Verfall  der  Bürgv- 
versammlung  mit  innerer  Befriedigung  wahrnehmen,  weil  sie  dadmth 
ihre  Ansicht  bestätigt  fanden,  dass  eine  Demokratie  wie  die  attiacke 
zu  einer  selbständigen  und  erfolgreichen  Politik  gänzlich  unühf 
sei.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  man  in  derselben  Zeii 
auch  dem  Areopag  wieder  einen  gi*5fseren  Eiufluss  auf  das  MEeilr 
liehe  Lel)en  einräumte  und  ihm  wiederum  Vollmachten  erthdte, 
um  namentlich  gegen  Landesverrath  mit  aller  Strenge  euDUEuschratoL 
Wir  erkennen  also  nach  der  Demüthigung,  welche  der  philokratisdie 
Friede  und  der  Untergang  von  Phokis  den  Athenern  brachte,  arf 
verschiednen  Gebieten  ein  ehrenhaftes  Streben,  die  öffentlichen  Zt- 
stände  zu  })essern  und  den  Missbräuchen  der  Demokratie  abzubdfea, 
wie  sich  auch  nach  der  HeiTschaft  der  Dreifsig  ein  gleiches  Be* 
streben  gezeigt  hat.  Es  war  also  noch  ein  tüchtiger  Stamm  fei 
Bürgern  vorhanden,  der  gesunden  Smn  und  ein  lebhaftes  GefuU 
für  die  Wohlfahrt  der  Stadt  hatte  und  an  ihrer  Zukunft  nicht  ver- 
zweifelle.  Es  kam  nur  darauf  an,  die  patriotisch  Gesinnten  zu  ver- 
einigen imd  zu  leiten  ^^*). 

Demosilienes  war  von  Hause  aus  kein  Parteimann  (S.  5SS).   Er 
war  eine  ungemein  selbständige  Natur;,  er  pflegte  seine  eigenen  Wege 
zu  geben  und  vertraute  der  Macht  der  Wahrheit,   welcher  sich  die 
Bürgerschaft  am  Ende  nicht  werde  entziehen  können.    Dabei  konole 
es  aber  nicht  ausbleiben,  dass  seine  Ansichten  sich  mit  den  Gesichts- 
punkten  der  alteren  Parteien   der  Stadt  melu^fach   begegneten.    So 
iheilte  er  mit   der  böotiscben   Partei  (S.  446)   die   Liebe  zur  Ver- 
fassung, den  kräftigen  Uiiternebnmngssinn  und  die  Entschlossenheit, 
Sparta    keinen    Vorsprung    einzuräumen.      Andererseits    näherte  er 
sich  der  Gleichgewichtspolitik  des  Kallistratos  (S.  453)   imd  theflte 
die  Abneigung    desselben    gegen    Booticn;    eine  Abneigung,   wekbr 
nach  den  Verbandlungen  der  Tbelwner  n)it  Persien  (S.  353  f.)  und 
während  des   phukischen  Kriegs  immer  stärker   und  allgemeiner  ii 
Athen    geworden    war.     In    der  Rede   (ur  Megalo|>olis   liält  er  des 
Gesichtspunkt    für    den    wichtigsten    der    attischen    Politik,    weder 


PATRIOTENPARTEI:    HEC.ESIPPOS,    LYKURGOS.  649 

•rta  noch  Theben  mächtig  \Yerden  zu  lassen,  und  in  der  Rede 
fm  Aristokrates  kann  er  den  Zwist  nnter  den  Hellenen  für  ein 
Ikck  der  Athener  ansehen.  Allmählich  wnrde  es  anders.  Je  ernster 
t  Zeit  wurde,  um  so  mehr  wurde  Athen,  wie  in  den  Perserkriegen, 
I  Hauptquartier  aller  Freiheitsbesirehungen ;  alle  enghei*zigcn  Rück- 
hten  auf  die  anderen  Staaten  traten  mehr  und  mehr  zurück,  der 
Ikmale  Gedanke  trat  immer  mächtiger  hervor  und  durch  den- 
Iben  bfldete  sich  eine  neue  Partei,  welche  sich  um  Denu)sthenes 
Imrte. 

Es  traten  ihm  Männer  an  die  Seite,  welche  durch  sein  Reden 
id  Wirken  angeregt  oder  aus  eigenem  Triebe  dieselben  Ziele  ver- 
gten,  Mänuer,  in  denen  die  Geshmungen  einer  besseren  Zeit 
eder  auflebten,  Redner  und  Staatsmänner  von  echt  republikani- 
liem  Charakter,  welche  wie  Demosthenes  ein  wachsames  Auge 
tten,  wo  es  die  Ehre  der  Stadt  galt,  in  der  Nähe  und  in  der 
me.  Zu  ihnen  gehörte  Hegesippos  aus  Sunion,  fniher  ein  An- 
nger  der  Leodamas  (S.  446),  ein  feuriger  Patriot,  welcher  schon 
>7  für  die  Erhaltung  von  Kardia  geeifert  hatte,  als  man  die  wich- 
je  Stadt  preisgab  (S.  484);  in  gleichem  Sinne  hatte  er  die  Athe- 
r  zu  einer  energischen  Verbindung  mit  den  Phokeern  gedrängt, 
lange  diese  noch  widerstandskräftig  waren,  und  sich  auf's  Ent- 
hiedenste  gegen  den  philokratischen  Frieden  gesträubt.  Noch  l)e- 
utender  waren  Lykurgos  und  Hypereides. 

Lykurgos,  des  Lykophron  Sohn,  war  etwas  älter  als  Demo- 
lenes,  ein  Angehöriger  des  alten  Priestergeschlechts  der  Eteobu- 
len,  ein  attischer  Edelmann  im  besten  Sinne  des  Worts.  Hoch- 
nnnt  und  treu  den  hehnathlichen  Ueberlieferungen,  ragte  er  wie 
B  eiDer  besseren  Vorzeit  in  die  Gegenwart  hinein.  Er  stand  ihr 
er  nicht  fremd  und  feindlich  gegenüber;  er  war  durchaus  ge- 
iAigt,  daher  zur  Vermiltelung  geneigt  und  versöhnlich,  wenn  er 
cb  an  Andere  so  gut  wie  an  sich  selbst  strenge  Fordemngen 
Ute.  Dabei  war  er  ein  Feind  aller  Ränke,  wahrhaft,  schlicht  und 
ttesfürchtig,  ein  Patriot  von  lebhaftestem  Ehrgefühle  inid  schon 
ahalb  entschieden  antimakedonisch,  wenn  er  auch  sonst  nicht  zur 
Ikspartei  gehörte,  sondern  vielmehr  eine  aristokratische  Richtung 
tte.  Er  war  eine  ideale  iNatur.  Mit  einer  gewissen  Schwärmerei 
b  er  sich  dem  Eindrucke  der  alten  Dichter  hin,  er  hatte  einen 
isiiefl  Sinn  für  die  bildende  Kunst,  er  war  ein  Rewimderer  Pla- 

,   aber  iiefs  sich  dadurch  von  einer  thätigen  Betheiligung  am 


650  HYPEREIDES,   KALL1STHENE8,   TIHARGHOS. 

Geiiieiiidelebeii  uicht  zurücklialten.  Er  bildete  sich  vielmehr  mH 
der  grölsten  Gewissenhaftigkeit  zum  Redner  aus  und  brautite  4a 
Einiluss,  den  er  als  solcher  gewann,  unverdrossen  alle  ScUda 
des  Staats  zu  beleuchten,  Verrath  und  Unsitte  zu  strafen,  das  gito 
Herkommen  zu  erhalten,  und  wie  in  den  Bürgerhäiueni,  so  nck 
im  Gemeinwesen  auf  Zucht  und  Ordnung  zu  dringen. 

Auch  Hypereides,  des  Glaukippos  Sohn,  war  Ton  angetehew 
Familie  und  ein  lebhafter  Vertreter  der  nationalen  UnabhingigkaL 
aber  sonst  ein  Gegenbild  des  Lykurgos;  denn  er  war  eine  sinaiek 
Natur,  ohne  sittliche  Haltung,  ausschweifend  in  allen  GenAsm; 
doch  wusste  er  sich  dabei,  wie  Alkibiades,  die  Spannkraft  des  Gei- 
stes zu  erhalten.  Er  war  ein  Mann  von  Geist,  viel  mehr  als  LyknfM 
ein  geborener  Redner,  rasch  und  geschickt  in  Verknilpftuig  im 
Gedanken,  treffend  im  Ausdruck,  frisch  und  natürlich  und  von  schh- 
gendem  Witze.  Diesen  Männern  schlössen  sich  andere  an,  im 
Polyeuktos  aus  Sphettos,  Kallisthenes,  welcher,  nach  ZerstAnmg  4er 
phokischen  Städte  die  Athener  aufforderte,  Stadt  und  Land  in  Ter- 
theidigungszustand  zu  setzen,  Aristonikos  der  Anagyraaier,  Naasüdei, 
der  als  Feldherr  die  Thermopylen  geschützt  hatte ,  der  patrioCifldK 
Diotimos  und  endUch  Timarchos,  des  Arizelos  Sohn,  ein  AthcMr 
von  ungemeiner  Geschäftigkeit,  vielfach  mit  öffentlichen  Avftriga 
betraut,  und  in  seiner  Politik  ganz  auf  Seiten  des  Demoatheno. 
wie  sein  Gesetzvorschlag  beweist,  in  welchem  er  108,  2;  %^'i 
Todesstrafe  beantragte  gegen  alle  diejenigen,  die  dem  Könige  SehifTi^ 
geräthe  oder  Waffen  zukommen  Uefsen^^®). 

So  sah  sich  Demosthenes,  der  eine  Reihe  von  Jahren  so  em- 
sam  dagestanden  hatte,  jetzt  von  einer  ansehnlichen  Gruppe  voa 
Gesinnungsgenossen  umgeben.  Der  Ernst  der  Zeit  hatte  gewirkt 
Die  Forderungen  derselben  waren  so  klar  und  unabweisbar,  du» 
Männer  der  verschiedensten  Richtung,  Aristokraten  und  Demo- 
kraten ,  Philosophen  und  Wcltleute,  ideale  und  rein  praktische  Na- 
tui*en,  sich  ohne  Verabredung  in  gemeinsamen  Gesichtspunkte! 
vereinigten.  Freilich  verband  sich  dabei,  wie  es  im  Parteilebei 
nicht  anders  sein  kann,  auch  Mancherlei,  was  urspnknglich  nielrt 
zusammengehörte,  unlautei*e  Pei*sönlichkeiten  schlössen  sich  doB 
reinen  Demosthenes  an,  aber  es  war  doch  ein  grofser  Fortschritt, 
dass  an  Stelle  der  stumpfen  Gleichgültigkeit,  wie  sie  früher  p* 
heiTscht  hatte,  kräftige  Gegensätze  in  Athen  sich  gebildet  hattes. 
Den    drei    Fraktionen    der    Friedenspartei    stand    Jetzt    eine  P^ 


DIE    PARTEIKÄMPFK    VOR    GERICHT.  651 

triotenpartei  gegenüber,  welclie  Demostheiies  als  ihren  Vorkämpfer 

■DMh. 

I  Je  mehr  sich  aber  die  nationale  Partei  in  Athen  sammelte,  um 
I  unvermei<llicher  wurde  der  Kampf  zwischen  ihr  und  iliren  Geg- 
NamenÜicb  konnte  man  nicht  dulden,  dass  die  Parteigänger 
des  Königs  nach  wie  vor  als  ehrliche  Mäimer  vor  der  Bürgerschaft 
I0i(lralen.  Recht  und  Unrecht  musste  klar  werden,  um  die  Gewissen 
n  schärfen.  Dazu  mussten  die  Gerichte  dienen,  welche  Ijei  den 
Aihflnern  mit  dem  öfTentliclien  Leben  so  eng  verknüpft  waren  und 
«Hl  denen  man  auch  in  politischen  Gegensätzen  die  letzten  Ent- 
■cbeidungen  lu  erwarten  ptlegle.  Im  öffentlichen  Prozesse  mussten 
üb  Verhandlungen  wieder  aufgenommen  werden,  welctie  in  der 
^(•IksFersammlung  nicht  entschieden  worden  waren;  durch  richter- 
Kcbeo  Erkenutniss  musste  festgestellt  werden,  dass  die  Bürgerschaft 

ihren  Bevollmächtigten    auf  das  Aergste  betrogen  worden  sei, 

die  Bürger  dadurch  zu  nöthigen,  sich  von  solchen  Führern  ein 
allemal  loszusagen.    Die  Gesandtschaflsprozesse  gingen  also  nicht 

kleinlicher  Rachsucht  und  persunliciien  Absichten  hervor;  es 
IRpren  auch  keine  nutzlosen  Zänkereien  um  abgethane  und  unab- 
feiteiiehe  Dinge,  sondern  es  waren  Kämpfe,  die  nothwendig  waren, 
wm  den  Standpunkt  der  Parteien  klar  zu  machen  und  mit  den 
Friedensstiftern  auch  das  ganze  Friedenswerk  den  Athenern  in  seiner 
pdiren  Gestalt  zu  zeigen. 

f^  I  Demosthenes  machte  den  Anfang,  indem  er  Aiscliines  zur 
Becbenflchalt  zog.  Die  übliche  Form  war  die,  dass  innerhalb  drei- 
Ug  Tagen  nach  Erledigimg  eines  amtlichen  Geschäfts  von  der 
Kiecbenachaftsbehörde  eine  Anfrage  an  alle  Bürger  erging,  ob  Je- 
BHUid  über  Versfiumniss  der  Amtspflichten  Anzeige  zu  machen  habe. 
DmnoeÜienes  reichte  eine  Klageschrift  ein  und  machte  sich  anbei- 
idiig,  in  Verbindung  mit  Timarchos,  dem  Mitunterzeichner  seiner 
Eingabe,  den  Beweis  zu  fülu*en,  dass  Aiscliines  wider  Pflicht  und 
Gowisaen  das  Amt  eines  Gesandten  verwaltet  habe^^^). 

Er  haUe  allen  Grund  auf  guten  Erfolg  zu  rechnen,  aber  er 
hatte  flieh  mit  einem  Maime  verbunden,  welcher  nichts  mit  ihm 
gemein  hatte  als  den  nächsten  Parteizweck,  und  dessen  Genossen- 
•ebafl  der  ganzen  Sache  sclu*  nachlheilig  wurde.  Timarchos  war 
tarn  Mensch  von  lockeren  Sitten,  welcher  den  guten  Anstand  öfient- 
Hdl  Terletst  hatte,  und  so  wenig  auch  diese  Charakterfehler  in  Be- 
traff der  Sache,  um  die  es  sich  handelte,  in  das  Gewicht  fielen,  so 


052  VERimTRILUISr.    des    TIMARCHOS    10^  S;  345. 

Avilsste  Aisclüiios  dodi  inil  ^rofser  Sclilaulieit  diesen  Umsland  n 
beiintoii.  Emsig  hraclilt»  er  Alles  zusammen,  was  sich  aas  öer 
wüsten  Jugend  des  Tiniarclios  an  anstöfsigen  Geschichten  auffindea 
liefs,  und  griff  densell)en  in  gleifsnerischem  Tugendeifer  so  nacb- 
drucklicli  an,  das»  er  seiner  Bürgerehre  verhistig  erklSrt  inirdf. 
Die  Folge  war,  dass  die  ganze  Klage  ungültig  wurde  und  im 
Aiscliines  nicht  nur  selbst  \m  manchen  Bürgern  in  Ansehen  8tie|, 
sondern  dass  auch  auf  Dcmostheiies  wegen  seiner  Gemeinschaft  nil 
einem  solchen  Wüstlinge  und  auf  seine  Sache  ein  ungunstiges  lick 
fiel.  Das  ParteimanOver  war  vortrefllich  gelungen.  Die  phOipiMcl 
Gesinnten  waren  wieder  voll  Zuvei^icht,  und  der  König  wird  nieh 
unterlassen  haben,  durch  allerlei  neue  Versprechimgen  seine  Partei- 
gänger zu  ernnithigen.  Sic  wagten  es  wieder  sich  ofllen  für  ilia 
auszusprechen;  Aischhies  selbst  weist  schon  in  seiner  Rede  gefci 
Timarchos  v(»n  Neuem  auf  die  wohlmeinenden  Absichten  Philipiii 
hin  und  eifert  bei  der  Gelegenheit  auch  gegen  Hegesippos  ni 
gegen  Demosthenes,  als  einen  der  Stadt  gefahrlichen  und  aofie 
Jugend  nachtheilig  wirkenden  Mann.  Die  ganze  Rede  war  dae 
Paileirede;  Aiscliines  aber  befand  sich  hier  auf  seinem  eigensta 
Gebiete,  indem  er  mit  seinem  auf  der  Bühne  erwoiiienen  Pathos 
den  Sittenprediger  spielte  und  unter  dieser  Maske  den  Angriff  der 
nationalen  Partei  glücklich  abzuwehren  wusste^*M. 

Eine  Entscheidung  konnte  aber  dieser  Erfolg  nicht  herl>eifährni: 
es  war  nur  ein  Waflensliilstand.  Demosthenes  hielt  auch  nach  Ti- 
marchos Yerurleihnig  die  Klage  aufrecht,  und  wenn  er  sie  nicbi 
sofort  wieder  aufnahm,  s(»  geschah  es  nur  deshalb,  weil  er  auf  ein« 
günstigeren  Zeitpunkt  für  die  Fortsetzung  des  Prozesses  wartete. 
Der  ganze  Erfolg  solcher  Uechtsstreiligkeiten  war  bei  der  Bescbaffin- 
heit  der  attischen  Geschwornengerichte  von  der  Stimmung  der  Bür- 
gerschaft abhangig,  und  Demosthenes  konnte  darauf  rechnen.  da5S 
hl  Kürze  mancherlei  eintreten  werde,  was  die  Schuld  des  Aischine« 
unzweifelhaft  machen  nnisste.  Es  war  ja  schon  verdächtig  genug, 
dass  derselbe  Piinsprache  erhoben  hatte,  als  Demosthenes  sich  nach 
dem  Ende  der  zw(»iten  Gesandtschaft  der  Uechenschafltshehörde  iw 
Verantwortung  stellte;  Aischines  behauptete,  für  diese  Gesandtscbift 
bedürfe  es  keiner  besonderen  Dechenschaftsablage;  sie  sei  nichts 
als  die  Fortsetzung  der  früheren  un<l  l)eruhe  auf  denselben  Man- 
daten. Diese  Ansicht  wurde,  wie  zu  erwarten  war,  von  der  Be- 
hörde vcrwoifen,  welche  dem  Demosthenes  und  wahrscheinlich  aiicb 


DER    PROZESS    DES    ANTIPHON    in^.  4;  344.  653 

den  anderen  Gesandten  die  Rechenschaft  ahnahm,  während  gegen 
AMrhinen  die  klage  anhängig  hUeh. 

Die  näehsteo  Jahre  waren  dem  AnseJien  des  Aischines  nicht 
gtastig.  Namentlich  wart'  es  ein  iihles  Licht  auf  ihn,  dass  er  sich 
gewissen  Antiphon  annahm,  welclien  Demostlicnes  hatte  er- 
fen  lassen,  weil  derselbe  in  dringendem  Verdaclite  stand,  mit 
den  Hakedoniem  ein  verrätherisches  Kinverständniss  angeknüpft  und 
IHr  philippisches  GoUl  sich  anheischig  gemacht  zu  haben,  die  Schilfs- 
Moser  des  Peiraieus  in  Brand  zu  stecken.  Aischines  erklärte  das 
Iforfiriireu  des  Demostlienes ,  welcher  liier  ohne  Zweifel  in  einer 
mtlichen  Eigenschaft  eingeschritten  war,  für  einen  verfassungswi- 
Aigen  Uebergriff,  für  eine  Verletzung  der  bürgerlichen  Freiheit 
mid  des  Hausrechts;  er  wusste  die  Volksversammlung  für  sich  zu 
pmnnen  und  die  Freigebung  des  Schuldigen  durchzusetzen,  ob- 
IJMch  derselbe  aus  den  Bärgerlisten  gestrictieu  war.  Aber  nun 
Mvitt  der  Areopag  ein,  welchen  wir  liier  zum  ersten  Male  mit  be- 
itoderen  Vollmachten  auftreten  sehen;  auf  seine  Verfügung  wurde 
laliphon  von  Neuem  ergriffen,  vor  die  Geschworenen  gebracht, 
ikrmhrt  und  hingerichtet  ^^^). 

£in  neuer  Stofs,  welchen  die  makedonische  Partei  erfuhr,  ging 
fm  Hypereides  aus.  Dieser  nämlich  zog  um  diese  Zeit  den  Philo- 
knles  vor  Gericht,  den  frechsten,  übermüthigsten  und  unvorsich- 
ligMen  unter  allen  Makedonierii  im  attisclien  Lager.  Die  Sache 
wvde  nicht  auf  dem  gewöhnlichen  Rechtswege  behandelt,  sondern 
im  Form  einer  Eisangelie  oder  Meldeklage  unmittelbar  an  die  Voiks- 
iMVwunmluog  gebracht,  um  die  ganze  Bürgerschail  gegen  einen 
^rikaredDer  in  Bewegung  zu  setzen,  welcher  sie  wider  die  Inter- 
mun  der  Stadt  herathe  und  im  Solde  des  Auslandes  stehe.  Es 
mrde  der  Schaden  nachgewiesen,  welchen  die  trügerischen  Ge- 
Hldtechaflsbenchte  des  Philokrates  der  Stadt  gebracht  hätten,  und 
tßL  Aber  die  Persönlichkeit  desselben  das  Urteil  festsUuid,  so  konnte 
lUokrates  trotz  des  Beistandes  von  Aischhies  den  Schlag  nicht 
ilurdiren,  welcher  gegen  ihn  geführt  wurde.  Er  musste  sich  be- 
■Bgi  erkennen,  ehe  der  Spruch  gefällt  war;  in  der  Verbannung 
mrde  er  der  schweren  Verbrechen  schuldig  l>efunden  und  zum 
Tede  Terarteilt^^'). 

Wenn  nun  auch  nach  diesem  Ereignisse  Aischines  die  Miene 
^nahm,  als  habe  er  mit  dem  Verurteilten  keine  Gemeinschaft  ge- 
lnbC,  so  hatte  doch  schon  während  dieses  Prozesses  Demostlienes 


654  VERDRTRILU.NC    DES   PHILOKRATEB    100,  1|  S4S. 

jede  Gelegenheit  ])enulzt,  das  Gegentheil  zu  erweisen  und  die  durch- 
aus gleiche  Slrafwfirdigkeit  des  Aischines  den  Bürgern  anidüulkk 
zu  machen;  und  wie  sehr  sein  Ansehen  durch  den  Fall  des  Phife- 
krates  und  durch  die  Verbindung  mit  dem  Verrfitber  Antiphon  p- 
Htten  hatte,  das  zeigte  sicli  sehr  bald  bei  einer  anderen  Griffgenhi, 
als  es  sich  darum  handelte,  einen  zuverlässigen  Mann  unter  da 
attischen  Rednern  auszuwfdilen,  welcher  mit  einem  öflentlicheD  Ab- 
trage ganz  besonderer  Art  beehrt  werden  sollte. 

Es  hatte  sich  nämlich  unter  makedonischen  Einflfisaen  audi  Ml 
den  Cykladen  und  selbst  aut'Delos,  der  mit  Athen  nächstTerbandeiHi 
Insel,  eine  Partei  gebildet,  welche  sich  gegen  die  Herrschaflm- 
spnlche  der  Athener  (Thob;  ja  es  wurde  das  Anrecht  derselben  vd 
die  Verwaltung  des  delisclien  Heiligthums  bestritten.  Gewiss  hinpi 
diese  Bewegungen  mit  den  Bestrebungen  der  makedonischen  PMi 
zusammen,  während  des  Friedens  rings  um  Athen  herum  immer  Mk 
Boden  zu  gewumen  und  den  Ueberrest  attischer  Macht,  der  oMk 
aufserhalb  der  Gränzen  der  eigenen  Landschaft  bestand ,  nach  wi 
.nach  zu  untergraben.  Ganz  besonders  musste  es  aber  den  Ab- 
sichten Philipps  entsprechen,  auch  hier  in  die  Vorstandsdiaft  dna 
nationalen  Heiligthums  einzutreten,  wie  es  ihm  in  Delphi  gelnngn 
war  und  wie  er  es  gewiss  auch  in  Beziehung  auf  Ol3^pia  beik- 
sichtigte  (S.  639).  Der  wahre  Zusammenhang  der  Dinge  erMk 
schon  daraus,  dass  die  Delier  von  einem  makedonischen  Parteigingff 
geleitet  wurden,  von  Eulhyki*ates,  demselben,  welcher  Olynthos  ler- 
rathen  hatte,  und  dass  sie  den  Antrag  stellten,  es  sollte  der  Rechts- 
streit in  Delphi  entschieden  werden;  denn  das  war  ja  eine  vortidt- 
liehe  Gelegenheit,  dem  neuen  Bundesrathe  daselbst  eine  pobtisdM 
Bedeutung  zu  gehen  und  den  'Schatten  von  Delphi'  zu  einer  Nackt 
in  Griechenland  zu  erheben.  Athen  war  nicht  in  der  Lage,  iki 
Antrag  der  Delier  abweisen  zu  können,  und  es  kam  nun  daruf 
an,''den  rechten  Mann  zu  Hiulen,  um  vor  dem  Bundesschiedsgerirfak 
die  Sache  Athens  zu  vertreten.  Die  Bürgerschaft  wählte  Aischinei. 
welcher  in  allen  amphiktyonischen  Angelegenheiten  der  geborew 
Sprecher  zu  sein  schien.  Diese  Wahl  musste  aber  allen  Patriolei 
im  höchsten  Grade  bedenklich  sein.  Wie  konnte  man  dem  Eatbf- 
krates  gegenüber  [die  heiligsten  Interessen  Atliens  einem  Nam» 
anvertrauen,  welcher  auch  ein  Anhänger  philippischer  Pohtik  und 
ein  Werkzeug  derselben  war,  namentlich  vor  einem  Gerichte,  d* 
selbst  unter  makedonischem  Einflüsse    stand!     Deshalb    setzte  die 


BKR   PR0ZR8S   WEGEN    DKLOS  109,  1;  S43.  655 

lionalpartei  Alles  in  Bewegung,  nm  den  Rfirgerbeschliiss  ungültig 
machen,  und  wusste  es  zu  erreichen,  dass  dem  Areopag  die 
Ucbeidung  in  dieser  Wahlangelegenhcit  überwiesen  wurde.  Dieser 
idditete  die  erste  Walii  und  ernannte  Ilypereides,  welcher  so 
durch  den  Prozess  wider  Pliilokrates  seine  Gesinnung  wie 
Thatkrafl  bewahrt  hatte,  zum  Sachwalter  Athens.  Er  zeigte 
h  des  Vertrauens  in  vollem  Mafse  \^iirdig  und  da  Philipi)08  es 
kt  gerathen  fand,  in  dieser  Angelegenheit  gewaltsam  durchzu- 
sifen,  so  wurde  den  Athenern  durch  die  in  Delphi  gehaltene 
lische'  Rede  des  H^-pereides  ein  Richterspruch  zu  Theil,  welcher 
!•  Ansprüche  von  Neuem  feierlich  anerkannte ^^^). 

Nach  dieser  neuen  Niederlage  des  Aischines  glaubte  Demosthe- 
a,  dass  der  Zeitpunkt  gekommen  sei,  um  seinerseits  den  Prozess 
0der  auCiunehmen,  dessen  Durchführung  ihm  eine  Gewissenssache 
V.  Er  hatte  seine  Stellung  unverändert  behauptet  und  keine 
iigoiiheit  unbenutzt  gelassen,  um  seinen  Gegner  offen  als  einen 
■rtther  und  Feind  der  Vaterstadt  zu  bezeichnen.  Nun  sollte  die 
kierechaft  sein  Urteil  zu  dem  ihrigen  machen. 
'  Man  sollte  glauben,  dies  sei  ohne  Schwierigkeit  zu  erreichen 
nwsen.  Denn  wenn  Philokrates  ein  Verräther  war,  so  konnte 
Wiines  nicht  unschuldig  sein,  wenn  er  sich  auch  jetzt  von  seinem 
üwren  Genossen  losgesagt  hatte.  Indessen  war  hier  der  Erfolg 
ll  unsicherer.  Denn  Aischines  war  ein  schlauer  und  vorsichtiger 
hm,  der  sich  nie  solche  Rlöfsen  gab,  wie  der  plumpe  Philokrates; 
*  war  ein  Muster  des  feinen  Auslandes,  ein  Mann,  dem  man  nach 
iMm  ganzen  Auftreten  nichts  Ehrenrühriges  zumuthen  konnte. 
r  hatte  noch  immer  einen  mächtigen  Anhang,  weil  er  das  talent- 
llte  Organ  der  eubulischen  Partei  war,  er  war  als  Redner  und 
ütiker  noch  immer  ein  Liebling  <lc8  Volks.  Darum  wendete  sich 
th  Demosthenes  gegen  ihn  nicht  mit  einer  Meldeklage  \m  der 
igenchafl,  wie  es  Hypereides  gegen  Philokrates  gethan  hatte, 
idem  er  zog  ihn  bei  der  Rechenschaftsbehorde  zur  Verantwor- 
lg  und  stellte  auch  hier  keinen  bestimmten  Strafantrag,  sondern 
■nahm  es  nur,  die  unredliche  Verwaltung  des  Gesandtschafts- 
itaBS  darzulegen,  um  dann  dem  von  der  Rechenschaftsbehorde  ein- 
lemSBnden  Gerichtshofe  die  Restimmung  der  Strafe  zu  überlassen. 
Obi^ich  Demosthenes  den  ordnungsmäfsigen  Weg  des  gericht- 
mn  Verftthrens  eingeschlagen  hatte,  so  war  die  ganze  Sache  ihrer 
bv  nach  dodi  für  eine  streng  juristische  Rehandlung  nicht  ge- 


656  ERNEUERUX;    DES    r.KSAIVDTSCHAFTSPROZESSES. 

eignet;  donii  es  handelte  sidi  nicht  nn)  Uel>ertretung  einzelner  Ge- 
setze,  sondern  um  eine  unpalriotische  Gesinnung,    mit  welcher  d» 
von   den  Bürgern  übertragene  Verti'auensaint  verwallcl  worden  nr, 
um  (Mne   nur  dun^ii  auswärtige  Einflösse  zu  erklärende  Wandelmf 
in  dt>r  politischen  Stellung  des  Aischines  und  um  seine  unredliche 
Haltung  der  HürgersrJial'l  gegenöl>er.    Hier  lagen  olTenkundige  Thit- 
saehen  vor,  welche  jede  strenge  BewtMsiuhrung  überflüssig  machieiL 
Die  ganze  Hürgerschail  war  Zeuge,  wie  Aischines  frülier  als  feuriger 
Patriot  autgetreten   und   wie   er  durch  den  Aufentliak  in  Pella  eis 
Anderer  geworden   war,   wie  er   seitdem   im  Interesse  Philipps  ge- 
handelt   und    die   Burger    durch    falsche   Vorspiegelungen  getäuscht 
hatte.     Nun   niuss   Ireilich  Demosthenes  zügelnen,    dass  sein  Gegner 
möglicherweise  seihst   getäuscht  worden  sei  und  in  gutem  GJaubei 
die  königlichen  Verheii'sungen   seinen  Mithürgcrn    vorgetragen  habe. 
Al)er  wenn   dies   der  Fall  wäre,  so  hätte  sich  doch  Aischines  oack 
erfolglt^r  Enttäuschung  mit    Entrüstung  von   der  Partei  des  Köofi 
ah  wenden  müssen.    St<itt  dessen  hatte  er  sidi  in  seinem  guten  Ver- 
hältnisse zu  ihm  durchaus  nicht  stören  lassen  und  sogar  die  könjg- 
liche  Siegesfeier  üher  die  Phokeer,  an  deren  Untergang  er  feU 
mitgearh(*itet  hatte,  in   heiterster  l^aune  mitgefeiert.     Die  nothffn- 
dige  Folgerung  also  war  die,  dass  er  seine  Mithürger  in  den  vich- 
tigslen    Staatsangelegenheiten    ahsichtlich    hetrogen   und   wissenlU 
Alles  gelhau  hahe,    um  den  Frieden  so  zu  St;nide  zu  hringen.  wie 
er  für  Philippos  nicht  vorlheiihafter,  für  Athen  aher  nicht  schmacb' 
voller  und  verderhlicher  hahe  sein  können. 

So  klar  alKM*  auch  die  Hauptsache  war,  auf  die  Demosthettf 
Alles  ankam,  so  war  es  doch  hei  einem  Manne  wie  Aischines  k- 
greillicher  Weise  sehr  schwierig,  das  Mals  der  Schuld  festzuslfUfn 
zwischen  Schwäche  und  hösem  Willen  genau  zu  unterscheiden  unl 
die  verrätherisclx;  Gesinnung  hi  einzehien  That Sachen  nachzuweisen' 
Demosthenes  hekämpfte  in  Aischines  alle  Yerräther,  die  sich  ii 
Griechenland  täglich  mehrten,  sein  Zorneifer  riss  ihn  fort  und  die 
Uclierschwänglichkeit  seiner  Anklagen  kam  dem  Gegner  zn  Gute. 
Denn  wenn  er  ihn  als  den  darstellte,  welcher  Thennopylai  verrathea 
und  den  fremden  König  in  das  Herz  von  Griechenland  hereingeführt 
lial)e,  wenn  er  ihm  den  l'utergang  von  Phokis,  die  Niederlage  des 
Kersohleptes  zuschrieh;  so  konnte  die  Schärfe  solcher  Anschul- 
digungen in  einzehien  Punkten  lei<^ht  ahgestumpft  werden:  der 
Gegner    konnte    nachweisen,    dass  die   Hauptstadt  des    tJirakiscben 


GESANDTSCHAFT8PROZE8S.  6«57 

ivpdings  schon  vor  Abreise  der  Gesandtschaft  gefallen  sei  und 
«  die  Tyrannen  von  Phokis  sich  selbst  zu  Grunde  gerichtet  hatten. 
«chines  konnte  die  geheimen  Unterredungen  mit  König  Philipp, 
B  -ihm  vorgeworfen  wurden,  als  nicht  hinreichend  bezeugt,  in  Ab- 
de  stellen,  er  konnte  besonders  darauf  hui  weisen,  dass  es  ungc- 
idit  861,  ihn  vor  allen  Anderen  für  Alles  verantwortlicii  zu  machen 
Ml  ihn  so  zu  behandeln,  als  wenn  er  und  er  allein  für  Philippos 
|d  den  Frieden  einzustehen  hätte.  Ganz  l)esonders  aber  bestand 
i^.  günstige  Lage  des  Aischines  darin,  dass  der  jiersOnliche  Angriff 
|f..ihn  zugleich  ein  Angriff  auf  den  Frieden  war,  und  deshalb  alle 
pdseligen  Borger  erschrecken  musste.  Denn  eine  Verurteilung 
In  Aischines  war  so  gut  wie  ein  neuer  Riss  zwischen  Philipp  und 
kthen,  eine  mittelbare  Erklärung  der  Bürgerschaft,  ihre  durch  den 
IHeden  verpfändete  Ehre  wieder  einlösen  zu  wollen. 

Aischines  war  durchaus  der  Mann,  um  diese  Gunst  der  Ver- 
tttttMe  in  vollem  Mafse  auszubeuten.  Einem  gewandten  Ringer 
paeh  entschlüpft  er  den  Griffen  des  übermächtigen  Gegners  und 
■Halt  sich  auf  eine  ernstliche  Rechtfertigimg  gegen  den  Kern  der 
Mfthge  einzulassen,  benutzt  er  jede  einzelne  Schwäche,  verspottet 
b  Uebermafs  von  Verantwortlichkeit,  welches  auf  sein  armes  Haupt 
Milit  werde,  und  stellt  den  ganzen  Prozess  wie  einen  Kampf  po- 
Uicher  Gegensätze  dar,  der  gar  nicht  vor  das  Gericht  gehöre.  Er 
M'dtni  wilden  Agitator  gegenüber  das  Opfer  derjenigen  Parteirich- 
fehgi  welche  den  Athenern  den  Frieden  zu  erhallen  suche,  der  sich 
iidi  noch  immer  als  ein  Segen  für  ihre  Stadt  erwiesen  habe,  so- 
'Ml  in  Bezug  auf  den  Wohlstand,  als  auch  für  ihre  bürgerliche 
iMhwong.  Er  benutzte  die  gute  Meinimg,  welche  von  seiner  Per- 
Udiebkeit  unter  den  Athenern  verbreitet  war,  um  solche  Frevel- 
liiaii,  wie  sie  ihm  Schuld  gegeben  wurden,  als  ganz  unvereinbar 
M^wmem  Charakter  zu  bezeichnen.  Er  bot  alle  Kunst  der  Rede, 
Ud  Einfluss  seiner  die  Herzen  bewegenden  Stimme  auf.  Dabei 
iii  ihm  der  Umstand  zu  Gute,  dass  er  der  zuletzt  Redende  war 
ii|^'«eiD  Gegner  keine  Gelegenheit  hatte,  den  Eindruck  der  aischi- 
n  Beredtsamkeit  wieder  zu  verlöschen;  endlich  traten  Männer 

solchem  Ansehen  wie  Eubulos  und  Phokiun  für  ihn  auf,  so 
Im-  ^der  gewaltige  Kampf  der  beiden  gröfsten  Redner  Athens  im 
irten  lahre,  nachdem  er  begonnen  hatte,  schliefslich  den  Aus- 
iBg  hatta,  dass  Aischines  von  der  Anklage  der  Pflichtverletzung 
»IgWpi  neben  und  aller  Verantwortung  enthoben  wurde. 

Ovrci«%  Or.  Oetdi.    IH.  42 


658  AISCHLNBS   FREISPRECHUNG   100»  2}  »4«. 

Aber  ein  Sieg  war  es  nicht,  sondern  eher  das  Gegenthd. 
Denn  nur  dreifsig  Stimmen  sprachen  den  Angeklagten  frei,  und  mr 
die  Lage  der  Dinge  kannte,  wusste  sehr  gut,  dass  diese  Majorilit 
nicht  auf  der  Ceberzeugung  von  Aischines'  Unschuld  beruhte,  80i- 
dem  dass  sie  durch  äufsere  Einflösse,  durch  Stimmungen,  Enl- 
gungen  und  Ansichten,  weiche  der  eigentlichen  Rechtsfirage  gai 
ferne  lagen,  zusammengeführt  war.  War  also  auch  der  Erfolg  nick 
der  gewunsclite,  so  halte  Demosthenes  doch  keinen  Grand,  ie 
Muhe,  welche  er  diesem  Kampfe  zugewendet  hatte,  zu  bereuen;  im 
bei  dem  besseren  Theile  der  Burgerschaft  war  doch  sein  Amdi 
nur  gestiegen  und  eine  klarere  Unterscheidung  Yon  Recht  und  Oi- 
recht  gewonnen  worden***). 


Während  dieser  Kämpfe  im  Innern  der  Stadt  war»  auch  tt 
auswärtigen  Angelegenheiten  wieder  zur  Sprache  gekommen,  fli 
wie  Demosthenes  unter  den  Bürgern  die  Partei  des  Philippos  ■* 
ablässig  verfolgte,  so  war  er  aulserhalb  Atükas  dem  Könige  dht 
in  allen  seinen  Unternehmungen  gefolgt,  jede  seiner  AbsichtHia^ 
spähend  und  derselben  mit  allen  Mitteln,  die  ihm  zu  Gebote  sUaä^ 
entgegentretend. 

Den  nächsten  Aniass  galum  die  peloponnesischen  Angelegenhotiei» 
Hier  hatte  die  attische  Politik  eine  besonders  schwierige  Aufgakt 
Sparta  war  der  kralligste  und  selbständigste  unter  den  Staaten  ta 
Halbinsel;  aber  ihm  durfte  man  sich  nicht  nähern,  um  nur  nicht it 
Gegner  Sparlas  zu  erbitt(;rn  und  dieselben  ganz  auf  die  makedoniiik 
Seite  zu  drängen.  Darauf  niusste  aber  vor  Allem  das  Augenmeik  t» 
Demosthenes  gerichtet  sein,  dass  kein  griechischer  Staat  dem  iMf 
Aniass  gebe,  unter  einem  Vorwande  des  Rechts  sein  MachlpM 
auszudehnen.  Deshalb  kam  es  darauf  an,  den  peloponnesbdtt 
Gemeinden  über  den  wahren  (Charakter  der  makedonischen  PoGti 
die  Augen  zu  öffnen  und  dort  wie  in  AUien  das  Misstrauen  gepi 
Philipp  zu  erwecken,  welches  die  Grundbeduiguug  einer  ftaU% 
nationalen  Haltung  war. 

Zu  diesem  Zwecke  gingen  auf  Demosthenes'  Rath  GesaaAe 
nach  der  Halbinsel,  nachdem  Philipp  schon  seine  cbrtige  Poiitft 
begonnen.  Hülfe  verheifsen,  Söldner  geschickt  und  Machtgebote  tf* 
lassen  hatte  (S.  040).    Demosthenes  selbst  war  der  Führer  der  fe- 


DEMOSTHENES  IM  PELOPONNES  108,  4;  344.  659 

mdtschaft.  Seine  Reden  waren  als  Flugblätter  auch  aufserhalb 
IhenB  verbreitet  und  so  trat  er  als  ein  wohlbekannter  und  seines 
^iheitsmuthes  wegen  bewunderter  Volksmann  in  Messene  wie  in 
jqg08  Tor  den  Borgern  auf,  um  sie  vor  dem  Könige  zu  warnen, 
ndcher  sein  Auge  jetzt  auf  den  Peloponnes  gerichtet  habe  und  als 
hr  Freund  und  Wohlthäter,  als  der  Hort  ihrer  Selbständigkeit  sich 
m  Umen  einführe.  Sie  sollten  aber  um  sich  schauen,  und  an  dem 
Iwipiole  anderer  Staaten  sich  überzeugen,  welche  Bewandtniss  es 
■it  der  Gönnerschaft  eines  Philippos  hal)e.  Er  wies  sie  auf  Olyn- 
hos  hin.  ^Bedenkt',  sprach  er,  ^ihr  Männer  von  Messene,  wie  ver- 
Imiensvoll  die  Olynthier  waren  und  mit  welchem  Unwillen  sie 
jeien  Tadler  des  Königs  anhörten,  als  derselbe  ihnen  Anthemus 
■id  Potidaia  zum  Geschenk  machte.  Konnten  sie  damals  wohl  ein 
loldies  Schicksal  erwarten,  wie  sie  es  später  erlitten  haben?  Wür- 
IfiD  sie  nicht  einen  Jeden  verlacht  haben,  welcher  ihnen  ein  solches 
JD  Aussicht  stellte?  Und  doch  haben  sie  sich  so  sehr  getäuscht 
■id  sind,  nachdem  sie  auf  kurze  Zeit  fremdes  Gebiet  benutzt  haben, 
nf  immer  des  eignen  verlustig  gegangen,  schmählich  ausgetrieben 
■id  nicht  blofs  besiegt,  sondern  von  ihren  eigenen  Mitbürgern 
iwrathen  und  verkauft!  Daraus  könnt  ihr  lernen,  dass  freien 
Staaten  der  enge  Verkehr  mit  Tyrannen  niemals  Heil  bringt.  Und 
■ging  es  den  Thessaliem  etwa  besser?  \\s  Philipp  ihre  Tyrannen 
mlrieb,  als  er  ihnen  Nikaia  und  Magnesia  gab,  glaubt  ihr  wolü, 
laia  sie  damals  die  Einführung  der  Zehnmänner  erwarteten,  von 
Michen  sie  jetzt  beherrscht  werden,  und  dass  sie  von  dem,  der 
Sitz  und   Stimme  im   Amphiktyonenbunde  zurückgab,   glau- 

konnten,  er  werde  ihre  Einkünfte  und  Zölle  sich  anmalsen? 
Bamss  nicht,  und  doch  weifs  Jedermann,  dass  dies  Alles  ein- 
|itreten  ist.  Da  habt  ihr  den  schenkenden  und  versprechenden 
Kküippos!  Gott  gebe,  dass  ihr  nicht  auch  den  täuschenden  in 
Kunem  kennen  lernt!     Mancherlei  haben   die  Menschen  erfunden, 

ihre  Städte  zu  schützen,  wie  Wälle,  Mauern,  Gräl)en  und  an- 
künstliche  Werke.  Kluge  Menschen  haben  von  Natur  ein 
Bdiutzmittel,  welches  Allen  nützlich  und  heilsam  ist,  vorzüglich 
aber  den  fireien  Gemeinden  gegen  die  Tyrannen.  Das  ist  das  Miss- 
traoen.  Dieses  bewahrt  euch;  dies  wird  euch  retten.  Denn  was 
iai  es  Tor  Allem,  wonach  ihr  strebt?  Freiheit,  sagt  ihr.  Nun  wohl. 
'Seht  ihr  denn  nicht,  wie  schon  der  Titel  Philipps  damit  in  Wider- 
"tpruch  steht?    Denn  wer  König  oder  Tyrann  ist,  der  ist  ein  Feind 

>IO* 


660  DIE  HALTUNG  DER  PRLOPONNESIBR. 

*der  Freiheit  und  Imrgerlicheu  Verfassung.  Also  seid  wohl  aaf  der 
^Hul,  dass  ihr  nicht,  indem  ihr  euch  einem  Kriege  zu  entziehai 
*8ucht,  euch  einen  Zwingherrn  aufbürdet!' 

Die    mächtige  Kraft    des  Demosthenes  verfehlte  ihre  Wirkvig 
nicht.     Seine  Worte   riefen  Beifall    und  Bewunderung  hervor;  4le 
Edleren  unter  den  Bürgern  von  Messene  und  Argos    wurdeD  im 
richtiger  Einsicht  erleuchtet   und  von  liellenischer  Freiheitsliebe  a^ 
wiirmt.     Aber  die  Menge  war  nicht   umzustimmen.     Das  Auftrrtei 
des  Demosthenes  war  nur  wie  ein  glänzendes  GastspieL     Sowie  o 
vorfüter  war,  erkalteten  die  Herzen    und    mit  der  früheren  Gleacb- 
gültigkeit    folgten    sie    wiederum    den    engherzigen   Interessen  ihrer 
Hauspohtik,    die  nur  vor  Sparta  Angst  hatte.     Nirgends   war  der 
kleinstaatliche  Egoismus   mächtiger  als  in    der  Halbinsel,    nirgends 
waren   die  Augen  mehr  vei*schlossen  gegen  die  grofseu  Weltverhilt- 
nissc.     Mau    glaubte    sich  hinter  den  Isthmospässen   wohlgeborgei 
und  hielt  es  für  eine  Tliorheit,    wenn  man  den    peloponnesischa 
Bergstädlen   mit  dem   Brande  von   Olynthos  bange    macheu  woDtt    i 
Es  war  für  sie  zu  l)equem,  den  Schutz  Thebens  sofort  durch  eiM    1 
mächtigen  Kriegsfürsten  ersetzt  zu  sehen,  dem  sich  die  Miltektaila 
im  Grunde   viel    lieber  fügten  als    einem    hellenischeu   Staate,  der 
selbst  erst  aus  dem  Kreise  der  Mittelstaaten  henorgetreten  war. 

Dessenungeachtet  haft(^  das  Auftreten  des  Demosthenes  die  tt- 
kedonisclien  Parteiganger  erschreckt;  die  Hauptführer  dersdhoL 
Neon  und  Thrasylochos  in  Messene,  Myrtis,  Teledamos,  Mnaseas  ii 
Argos  wollten  von  der  Beih^gung  des  inneren  Haders  nichts  wissei; 
sie  v<4'doppellen  ihre  Anstrengungen,  sw.  regten  nacii  den  Ermtk- 
nungen  des  Demosthenes  ihre  Mitbürger  nur  um  so  mehr  ge^ 
Sparta  auf  und  zugleich  gegen  alle  vermeintlichen  SparLinerfreunde, 
welche  auch  die  Feinde  peloponnesischer  Freiheit  wären,  und  « 
verdachtigten  Athen  selbst,  dass  es  in  heimlichem  Einverständnisse 
mit  Sparta  stehe.  Von  Maked(»nien  aus  förderte  man  diese  Bewe 
guug,  um  den  Athenern  Verlegenheit  zu  bereiten  und  der  demo- 
sthenischen  Partei  Abbruch  zu  thun,  und  so  wurde  eine  Gesandt- 
schaft der  Städte  nach  Athen  geschickt,  um  Aufklänmg  über  die 
Beziehungen  der  Stadt  zu  Sparta  zu  verlangen.  Makedonische  Gesandte 
kamen  mit  den  Peloponnesiern  nach  Athen,  um  ihre  Sache  zu  uubr- 
stützen  und  zugleich  über  die  fortdauernden  Verunglimpfungen  i^ 
Königs  auf  der  attischen  Uednerbühne  Beschwerde  zu  füliren"*). 

Das  war  die  Folge  der  Bemühungen  des  Demosthenes.   AnstHt 


DIB   PELOPONIfESIER   IN   ATHEN.  661 

Be  P^loponnesier  von  Philipp  abgelöst  zu  habeii,  waren  beide  enger 
b  je  Terbunden  und  traten  nun  als  eine  Partei  den  Athenern 
Dtgegen.  Doch  brach  dies  seinen  Muth  nicht;  es  gab  ihm  nur 
Veranlassung,  um  so  fester  und  klarer  seinen  und  seiner  Freunde 
tlmdpunkt  zu  bezeichnen,  ^ie  er  dies  in  der  Volksversammlung 
hat,  in  welcher  die  den  fremden  Gesandten  zu  ertheilende  Antwort 
i^then  wurde. 

*Um  zu  bestimmen,  was  wir  zu  thun  haben  —  das  war  der 
ftin  dieser  Rede  —  müssen  wir  wissen,  was  Philippos  will.  Ist 
t  der  Hellenen  Freund,  wie  er  vorgiebt,  so  haben  diejenigen  Recht, 
vridie  sich  ihm  anschliefsen;  ist  er  aber  das  Gegentheil,  so  haben 
Nbr  Recht,  die  wir  ihn  mit  allen  Mitteln  bekämpfen.  Die  Antwort 
irf^*  diese  für  unser  Verhalten  entscheidende  Frage  liegt  aber  in 
Ita  Thatsachen,  die  wir  alle  erlebt  haben.  Philippos  ist  Schritt  für 
letaiU  Torwarts  gegangen,  um  die  Hellenen  zu  seinen  Uutertlianen 
M  machen;  seine  Mafsregeln  zeigen,  dass  er  sich  vor  keiner  Ge- 
Ihkthat  scheut.  Er  ist  kein  König,  der  Gerechtigkeit  will,  er 
Nidit  nur  Herrschaft.  Er  bringt  die  Schutzwehren  und  Zugänge 
Ün  Hellas  nach  einander  in  seine  Gewalt  und  geht  jetzt  auch 
i^  der  Halbinsel  planmäfsig  vor.  Daher  ist  und  bleibt  trotz  aller 
WMensschlüsse  Philippos  der  Feind  aller  Hellenen  und  insbeson- 
hfe«  der  unsrige.  Denn  sein  eigentliches  Augenmerk  ist  Athen. 
hben,  das  weiüs  er,  kann  er  nicht  durch  falsche  Vorspiegelungen 
Hhti,  wie  Theben  und  die  peloponnesischen  Städte.  Das  ist  ein 
liliBfaen  ehrender  Anerkennung,  welches  er  der  Bürgerschaft  von 
lüni  giebt,  dass  er  nicht  einmal  den  Versuch  wagt,  euch  durch 
Mirfirdige  Lockungen  zu  seinen  Bundesgenossen  zu  machen  und 
if  diese  Weise  von  eurem  hellenischen  Berufe  abzuziehen !'  Nach- 
in  der  Redner  Angesichts  der  fremden  Gesandten  seinen  Mitbüi- 
Ml  so  gut  wie  den  anwesenden  Griechen  eindringlich  vorgestellt 
«tte,  wie  alle  wahren  Hellenen  Philipp  gegenüber  gesinnt  sein 
Mflsten,  legte  er  den  Entwurf  der  zu  ertheilendeu  Antwort  vor. 
Ihm  Zweifel  wurden  Messenc  und  die  anderen  Studie  darüber  be- 
lügt, dass  Athen  nicht  die  Absicht  habe,  sie  von  Neuem  dein 
•die  Spartas  unterwerfen  zu  helfen,  andererseits  al)er  auch  der 
■te  Entschluss  ausgesprochen,  Sparta  gegen  jeden  Angriff  zu  ver- 
hsidigen;  denn  das  sei  die  vaterländische  Aufgabe,  welcher  sich 
ktbeo  nie  entziehen  werde,  aller  Orten  das  bestehende  Recht  zu 
dMktsen  und  fremden  Einmischungen  entgegen  zu  treten  ^^^). 


662  PYTHON    !>•   ATHE!«   IM,  l ;  »4.1. 

Ein    solcher   Bürgertag   war   lange  nicht  in   Athen  abgehaltei 
^vorden.     Die  Stadt  des  iViisteides  schien  wieder  aufgelebt  za  sen. 
Die  Pelopouuesier    konnten    nicht  umhin,    die  grofsartige  HaUmg 
einer   so   geleiteten   Bürgerschaft   anzuerkennen,    und   insofeni  o^ 
reichte  aucli  Demosthenes  seinen  nächsten  Zweck«   dass  die  gefikr- 
lichen  Feindseligkeiten  in  der  Halbinsel  sich  beruhigten  und  Phüfp 
kein  Anlass  zur  Einmischung  gegeben  wurde.    Da  nun  um  dieseie 
Zeit  auch  der  makedonische  Versuch  auf  Megara  (S.  640)  scheitot 
und  sich  diese  Stadt  au  Athen  anschloss,  welches,  wie  es  scheint,  wifc- 
same  Nachbarbülfe  geleistet  hatte:   da  glaubte  Philipp  nicht  lingv 
unthatig  zusehen  zu  dürfen,  wie  sich  der  trotiige  UnabhängigiDäl^ 
sinn  mehr  und   mehr  befestigte.     Es   war  eine  unfreiwillige  Abv- 
kennung,  welche  er  dem  Erfolg  seines  grofsen  Gegners  zollte,  flw 
er  sich  eutschloss,  eine  Gesandtschaft  nach  Athen  zu  scbickoi,  ■ 
seine  Politik  zu  rechtfertigen   und   gegen  die  VerdächtigungeD  4fl^ 
selben  feierliche  Verwahrung  einzulegen.     Es  war  zugleich  en  tit 
geständniss ,  dass  er  die  Leute  seiner  Partei  in  Athen  für  noBÜi 
hielt,   diese  Rolle  zu  übernehmen;  sie  hatten  zu  sehr  an  Anffhi 
verloren ,   um  der   steigenden  Missstimmung  gegen  ihn  Einfadt  ■ 
thun.    Darum  hielt  er  eine  unmittdbare  Botschaft  von  seiner  Seile  Ir 
zeit^emAfs  und  wählte  zum  Ueberbringer  derselben  einen  griechiRki 
Redner,  welcher  in  Athen  seine  Bildung  erworben  und  ein  ebeiM- 
tiger  Gegner  des  Demosthenes  und  seiner  Genossen  zu  sein  ddoBL 
Dies  war  Python,  aus  Byzanz  gebürtig.    Um  dieser  Sendung  grdfserci 
Eindruck  zu  verleihen,  umgab  er  ihn  mit  einem  stattlichen  Gefolgt 
Seine  Bundesgenossen  wurden  angewiesen,  sich  an  der  GesandtscU 
zu  betheiligen.     Er  wollte  dadurch  nicht  nur  seine  Macht  in  volki 
Glänze    zeigen,    sondern    auch    die  anderen  Gemeinden  zu  Zenfti 
machen ,    w  ie  er  die  attischen  Freiheitsredner  zu  deniäthigen  mie. 

Er  that  im  Grunde  schon  wie  ein  Monarch,  welcher  die  B^ 
gungen  von  Unzufriedenheit  und  Widerspruch  in  seinen  StaaW 
übel  vermerkt,  und  seuie  Untergebenen  ungnädig  anlässt,  wAi 
solchen  Leuten  Gehör  geben,  welche  es  sich  zur  Aufgabe  mackt 
alle  Mafsregehi  des  Königs  anzufeinden.  Er  erneuert  die  Vcrsick- 
rung  seiner  wohlwollenden  Absichten.  Durch  fortwährendes  Miff- 
trauen  aber,  erklärt  er,  würde  man  es  wirklich  dahin  bringen,  dtf^ 
der  Wohltliäler  zum  Feinde  werde.  Anstatt  den  einmal  gesdüoM^ 
neu  Frieden  unablässig  zu  schmähen,  solle  man  lieber  die  Vertrip 
von  Neuem  durchsehen  und   prüfen.     Dazu  biete  er  die  Hand  0^ 


HBGESIPPOB   Ff  ACH    MAKEDONIEN   IW,  1 ;  343.  663 

l&re  sich  bereit  auf  Al)änderungen  einzugehen,   welche  im  Inter- 
I  der  Stadt  wünschenswerth  erschienen. 

Die  gewandte  und  glänzende  Rede  Pythons  verfehlte  ihren 
druck  nicht;  die  scheinbare  Nachgiebigkeit  war  das  beste  Mittel, 

die  fortdauernden  Angriffe  auf  den  Frieden  zu  entkräften ,   und 

philippischen  Redner  in  Athen,  mit  denen  sich  Python  von  An- 

{  an  in  Einverständniss  gesetzt  hatte,   fühlten  sich  gehoben,  in- 

I   sie   sich    nun   auf  die  königUche   Botschaft  berufen  konnten, 

che  nur  bestätige,  was  sie  immer  gesagt  hätten.     Aber  die  Geg- 

liefisen  sich  nicht  einschüchtern.  Demosthenes  erwies  in  so 
ftiger  Weise  das  falsche  Spiel  Philipps,  dass  auch  die  anwesenden 
idesgenossen  die  Wahrheit  seiner  Beweisführung  öffentlich  be- 
geo  und  das  Hisstrauen  der  Athener  als  wohlbcgründet  aner- 
inen  mussten.  Hegesippos  aber  ging  auf  die  angebotene  Re- 
nn der  Verträge  ein,  um  die  Probe  zu  machen,  wie  weit  es 
ait  dem  Könige  Ernst  sei.  Der  philokratische  Frieden  war  auf 
i  gegenwärtigen  Besitzstand  geschlossen;  Jeder  solle  behalten, 
8  er  habe'.  Diese  nach  den  Eroberungen  des  Königs  an  sich 
^ftiisüge  Bestimmung  war  durch  die   veiTätherische  Verzögerung 

Abechlnsses  noch  ungünstiger  geworden.  Hegesippos  beantragte 
»  die  Aendening  des  Vertrags,  dass  Jeder  'das  Seinige'  behalten 
e,  und  da  die  Gesandten  keinen  Einspruch  thaten,  hielt  man 
fihr  möglich,  dass  der  König  auf  diese  Basis  eingehen  und  we- 
iten» in  einzebien  Punkten  nicht  den  blofsen  Besitzstand,  son- 
D  das  Recht  des  Besitzes  entscheiden  lassen  werde.  Man  hatte 
fli  besonders  die  Insel  Halonnesos  im  Auge  (S.  641).  Hegesippos 
B  nach,  dass  nur  auf  diese  Weise  ein  wirklicher  Friede  geschaffen 
"den  könne,  wenn  ein  Theil  des  anderen  Rechte  anerkenne  und 

Bestimmungen  des  Friedens  gegen  willkürliche  Eingriffe  ge- 
lert  würden.  Zweitens  müsse,  wenn  derselbe  Bestand  haben 
te,  allen  Hellenen  der  Beitritt  ofl'en  stehen  und  allen  neutralen 
Rten  ihre  Selbständigkeit  feierlich  verbürgt  werden.  In  diesem 
ne  beantragte  Hegesippos  eine  Revision  der  Verträge,  welche  der 
Dg  selbst  in  Aussicht  gestellt  habe;  darauf  solle  man  mit  ihm 
erbandebi,  um  zu  erkennen,  ob  er  der  friedliebende  Fürst  sei, 

ihn  Python  darstelle. 

Der  Antrag  wurde  angenommen  und  eine  Gesandtschaft  nach 
la  abgeordnet  unter  Leitung  des  Antragstellers.  König  Philipp 
m  sie  mit  unverhohlenem  Unmuthe  auf.     Schon  die  Persönlich- 


664  PHILIPPS   TRUPPEN    IN   ECDOIA  10»,  1;  54& 

keiten  der  Gesandtschaft  zeigten  ihm,  wie  die  Stimmung  in  AÜn 
sich  geändert  hahe.  Er  behandelte  sie  auch  in  Pella  wie  smt 
Gegner,  gewährte  ihnen  keine  Gastlichkeit  und  strafte  sogar  duick 
Laudesverweisung  den  Dichter  Xenokleides,  welcher  sie  bd  ack 
aufgenommen  hatte.  Hire  Anträge  würdigte  er  keiner  Er5rtenai|. 
Er  betrachtete  es  wie  eiue  frevelliaflc  Unverschämtheit^  dast 
die  ganze  Grundlage  der  Verträge  in  Frage  stelle,  dass  man 
tige  Seeplätze  zurückfordere,  dass  man  gegen  seinen  ausgesprochi- 
neu  Willen  andere  Staaten  in  die  Verträge  aufnehmen  und  im 
gegenüber  eine  Verbindung  von  Staaten  zu  Staude  bringen  weh, 
welche  keinen  andern  Zweck  habe,  als  ihn  in  seinen  UntenMk- 
mungen  zu  hemmen.  Einstweilen  begnügte  er  sich  aber  die  Ge- 
sandten mit  schnöder  Zurückweisung  ilu*er  Forderungen  heiBa- 
sendeu  und  ohne  sich  weiter  um  Athen  zu  bekümmern,  wo  D^ 
mosthenes  seinen  Streit  mit  Aischines  durchfocht,  fuhr  er  ruf 
in  der  Ausführung  seiner  Pläne  fort,  welclie  darauf  himdeheo,  ii 
Umkreise  der  hellenischen  Staaten  immer  festere  Stellungen  ein» 
nehmen  ^^®). 

In  dieser  Beziehung   gab  es  für  ihn  kein  wichtigeres  laaii 
Euboia.     liier   konnte   er  AÜien  von   seiner  verwundbarsten  Sak 
fassen;    hier   fand  er  die   wohlgelegensten   AngrifTsplätze,   hier  ht 
herrschte    er    die   Zufuhr   nach  Athen    und  schob  sich   mit  sens 
Macht  zwischen  die  Stfidt  und  die  Kykladen,  auf  denen,   viie  DdM 
ztiigt,  seine  Partei  schon  sehr  thätig  war.    In  Euboia  feiilte  es  iha 
an  den  gewünschten  Gelegenheiten  nicht  (^S.  589  f.);  denn  in  alla 
Inselstudlen   war  die  HürgerscliaR  gespalten  und  stritten  die  mab- 
donisch    (lesinnten     mit    den    Patrioten.      Ehrgeizige    Parteifukrer 
schauten  nach  dem  Könige  aus,  um  durch  seine  Hülfe  die  Gemeinda 
sich  zu   unterwerfen,  und   während   die  Leichtgläubigen  unter  da 
Athenern  noch   hnmer  an  der  lloilnung  festhielten,   welclie  PUI0- 
kratcs  und  seine  Freunde  genährt  hatten,  dass  der  Tag  nicht  fen 
sei,   an  dem   der  gütige  Philippos  ihnen  die  ganze  Insel  überiasMi 
werde,   mussten  sie  nun  sehen,  wie  zwei  Hauptstädte  derselben  n 
festen   Stützpunkten    der    makedonischen  Waffen   eingerichtet  wiu^ 
den.     Aus  Eretria    wurde    die    nationale  Piu*tei    durch  philippiscfae 
Söldner  ausgetrieben  und  Parmenion  lieferte  diese  Stadt,  wie  auck 
Oreos,    dessen    Gebiet    damals    ein  Viertel    der   ganzen  Insel   uoh 
fasste,   und    das  durch   seine  Lage   die   wichtigsten  Scestrafseii  be- 
herrschte, Tyraunen  in    die  Hände,   welche   daselbst  als  königliche 


UMWÄLZUNG    IN    EPEIROS    109»  3;  848.  665 

Vasallen  regierten.  Geraistos  und  Chalkis  hielten  sich  noch,  und 
lie  letztere  Stadt  gewann  jetzt  eine  hervorragende  Bedeutung.  Hier 
am  meisten  politisches  Leben;  hier  entwarf  man  den  Plan, 
Verbindung  unter  den  euböischen  Städten  herzustellen,  und 
lalUaSf  einer  der  angesehensten  Führer  der  Burgerschaft,  suchte 
laffur  am  makedonischen  Hofe  Unterstützung  zu  gewinnen.  Aber 
im  Absichten  Philipps  war  jede  Regung  selbständiger  Politik  unter 
dm  Griechen  und  jede  Verbindung  hellenischer  Gemeinden  zuwider, 
md  da  KaUias  keine  Neigung  hatte,  sich  den  königlichen  Wei- 
imgen  unbedingt  zu  fügen,  und  da  er  auch  in  Theben  keine  Un- 
tmtfltiung  seiner  Pläne  fand,  so  wandte  er  sich  nach  Athen  und 
Beb  sich  von  seinen  Mitbürgeni  ermächtigen,  dieser  Stadt  ein  Schutz- 
ttadniss  anzutragen. 

4  Die  Sache  kam  zur  Verhandlung,  wahrscheinlich  bald  nach 
Ibmdigung  des  Gesandtschaftsprozesses  (S.  657).  Aischines  war 
dar  Vertreter  der  makedonisch  gesinnten  Uegierungen  in  Euboia. 
Br  warnte  vor  Annahme  solcher  Anträge,  welche  den  Krieg  mit 
BJülipp  herbeiziehen  würden,  und  um  auch  einen  scheinbar  patrioli- 
idwB  Grund  der  Ablehnung  vorzubringen,  erklärten  die  Redner 
MHner  Partei,  dass  es  Athens  Würde  nicht  entspreche,  mit  Chalkis, 
lar  alten  Unterthanenstadt,  unter  Bedingungen  der  Gleichlieit  sich  zu 
rtriMnden.  Aber  Demosthenes  widerlegte  diese  Reden  und  brachte 
ritt  Schutz-  und  Trutzbündniss  mit  Chalkis  zu  Stande.  Ks  war  die 
mCe  entschlossene  That  der  zu  altem  Freiheitsmutlie  wieder  er- 
mAenden  Bürgerschaft,  und  in  Folge  davon  wurde  dem  Könige 
Ke  flerrschaft  über  den  Euripos,  den  er  schon  in  seinen  Händen 
m  haben  glaubte,  glücklich  entwandt  ^^^). 

*  ■  Gleichzeitig  war  der  nimmer  Ruhende  an  dem  entgegengesetz- 
mk  Heere  beschäftigt.  Hier  hatte  er  schon  vor  mehreren  Jahren 
[A.  4S8)  mit  dem  Königshause  der  Molotter  nahe  Verbindungen  an- 
{rimdpft)  welche,  wie  es  ja  an  allen  anderen  Orten  auch  der  Fall 
«aTf  erst  sehr  ft^undschaftlich  und  harmlos  aussahen,  bis  es  ihm 
leKebte,  mit  seinen  wahren  Absichten  hervorzutreten.  Arybbas  war 
Micberfreut  gewesen,  den  mächtigen  Nachbarfürsten  um  seine  Nichte 
■erben  zu  sehen,  und  glaubte  sich  dadurch  in  seiner  eigenen  Herr- 
MhlA  gesichert  Aber  mit  Olympias  war  auch  ihr  Bruder  Alexan- 
hm  an  den  makedonischen  Hof  gekonmien.  Dieser  war  nun  her- 
■fgewachsen  und  ein  brauchbarcK  Werkzeug  geworden,  um  die 
Lmdachaft  Epeiros  zu  einem  philippischen  Ciientelstaate  zu  machen. 


666  VIERTHEILUNG    THESSALIENS    109.  S;  843. 

Der  König  fülirte  jetzt  seinen  Schwager  mit  Heeresmacht  in 
väterliches  Land,  verjagte  den  Oheim  mit  seinen  Söhnen  und  ke- 
nutzte  diese  Gelegenheit,  um  die  griechischen  Pflanzstädte  an  der 
Küste  zu  unterwerfen;  er  ging  weiter  bis  an  den  Golf  too  Ab- 
brakia  und  schloss  Verbindungen  mit  den  Aetolem,  dem  knftfdU- 
sten  der  mittelgriechischen  Stamme,  welchen  er  dadurch  auf  näm 
Seile  zog,  dass  er  ihm  in  einem  besonderen  Vertrage  die  Wiedv- 
erwerbung  von  Naupaktos  versprach,  welches  zur  Zeit  in  die  Haide 
der  Achäer  gekommen  war.  Naupaktos  war  der  alte  Ueberfthrdorf 
nach  dem  Peloponnese,  dann  einer  der  wichtigsten  Posten  der  alli- 
scheii  Seemacht,  und  natürlich  hatte  der  K5nig  nur  für  seine  eigeaa 
Zwecke  den  Hafen  im  Auge. 

Die  Athener  folgten  allen  Bewegungen  des  Königs.  Es  «v 
deutlich,  dass  er  nach  dem  misslungenen  Versuche  auf  Megan  ad 
einen  neuen  Zugang  nacli  der  Halbinsel  öffnen  wollte.  Sie  sämila 
also  nicht,  in  die  nun  bedrohten  Gegenden  Gesandte  zu  sducfaiL 
um  die  Korinther  und  Achäer,  die  Akamanen,  Leukadier  und  As* 
brakioten  auf  die  Gefahr  aufmerksam  zu  machen,  zur  WachsanU 
aufzufordern  und  Ihllfe  zu  versprecheiL  Um  ihren  Worten  Nach- 
druck zu  geben,  schickten  sie  um  dieselbe  Zeit  den  AkarmM 
ihren  alten  Bundesgenossen,  Hülfstruppen  und  scheuten  itl 
nicht  den  vertriebenen  Epirotenkönig,  der  zu  ihnen  gefluchtet  «v« 
als  ihren  Freund  öifentlich  anzuerkennen  und  bei  sich  aufoinek- 
men.  Endlich  suchten  sie  auch,  während  Philippos  in  Epeiros  vA 
Thessalien  aufzuregen,  und  es  gelang  dem  attischen  Gesanditt 
Aristodemos  erfolgreiche  Verbindungen  mit  den  dortigen  SUdki 
anzuknüpfen. 

Philippos  kehrte  ruscli  ülier  den  Pindos  zurück ,  und  liefe  ie 
Tliessalier  seine  schwere  Hand  fühlen.  Sie  sollten  endlich  einail 
von  ihrer  Neuerungssucht  gründlich  geheilt  und  von  der  Täuschiuf 
befreit  werden,  als  wenn  sie  durch  den  phokischen  Krieg  iu  dv 
neue  Zeil  nationaler  Erhebung  eingetreten  wären.  Der  sddaae 
König  benutzte  die  Dislriktseintheilung,  welche  zur  Vertheilung  der 
Kriegsleistungen  unter  der  Herrschaft  der  Aleuaden  eingerichM 
worden  war,  um  in  scheinbarer  Anknüpfung  an  alte  Landewid- 
nungen  <Ue  Landschaft  zu  viertheilen,  die  einzelnen ,  aus  eioii- 
der  gerissenen  Landesstucke  unter  Vierfürsten  zu  stellen,  wdck 
vollständig  von  ihm  abhängig  waren,  und  so  über  ganz  ThesoKca 
und  seine  Hülfsmittel  unbedingt  zu  >erfögen.     Gewaltsamer  konnte 


KÖNIG    PHIL1PP8   BRIEF    109,  3;  343.  667 

ier  unruhige  Sinn  des  Volks  nicht  gebeugt  werden.  Es  gab  kein 
Thessalien  mehr  und  die  vielen  einzelnen  hellenisclien  Stadtgeinein- 
den  waren  nichts  als  rechtlose  Ortschaften  makedonischer  Provinzen. 
Die  Aleuaden,  welche  allen  nationalen  Interessen  jetzt  eben  so  fremd 
waren,  wie  zur  Perserzeit,  gaben  sich  dazu  her,  die  ihnen  über- 
taagenen  Vierfürstenposten  zu  übernehmen  ^^'^). 

Wahrscheinlich  von  Thessalien  aus  knüpfte  König  Philipp  auch 
■it  Athen  wiederum  Verbindungen  an;  er  hatte  wohl  das  Gefühl, 
lus  er  dieselben  bei  Gelegenheit  der  letzten  Gesandtschaft  zu  barsch 
abgebrochen  habe.  Der  eigentliche  Gnind  lag  aber  darin,  dass  er 
durch  neue  Verträge  den  Athenern  die  Hände  zu  binden  wünschte; 
denn  zu  seinem  peinlichen  Erstaunen  nahm  er  ihre  veränderte 
Utung  wahr,  sah  sie  im  Peloponnes,  in  Akarnanien,  ja  sogar  auf 
inm  Gebiete  seiner  eigenen  Bundesgenossenschafl,  in  Thessalien, 
■Ü  grofser  Entschiedenheit  gegen  sich  auftreten.  Die  Kriegsmittel 
Ml  Athen  waren  zur  See  den  seinigen  noch  immer  überlegen  und 
Wahl  im  Stande,  ihm  in  seinen  weiteren  Plänen  hinderlich  zu 
«•erden.  Es  war  aber  immer  ein  l>edenkliches  Zeichen,  wenn  König 
Klipp  sich  den  Athenern  zu  nähern  suchte;  denn  jeder  Versuch 
der  Art  pflegte  der  Vorläufer  solcher  Unternehmungen  zu  sein,  in 
deren  Ausführung  er  einen  berechtigten  Widerstand  von  Seiten 
Aihens  xu  erwarten  hatte. 

Ii  Er  that  es  diesmal  durch  einen  Brief,  welchen  er  mit  grofser 
iBeachicklichkeit  so  entworfen  hatte,  dass  er  auf  die  Wünsche  der 
!Alhener  bereitwillig  einzugehen,  ja  noch  mehr,  als  begehrt  war, 
«mbieten  schien.  Alle  brennenden  Fragen  wurden  berührt.  Ha- 
lonneaos,  schrieb  er,  solle  keinen  Zwist  verursachen;  er  wolle  die 
iMd,  die  er  den  Seeräubern  abgenommen,  als  Geschenk  den  Athe- 
fiberiassen.  Künftig  sollten  Makedonien  und  Athen  gemeinsam 
Meer  bewachen  und  die  Kaperei  unterdrücken.  Er  bot  zugleich 
rfnen  Handelsvertrag  an,  welcher  die  lieiden  Länder  enger  als  zu- 
vor mit  einander  verbinden  sollte,  und  wiederholte  seine  Bereit- 
willigkeit, auf  eine  Revision  der  missliebigen  Punkte  in  den  Trak- 
taten einzugehen,  nur  nnlsse  er  sich  dagegen  verwahren,  dass  er 
JBDUib  dk  Absicht  gehabt  habe,  von  der  Grundlage  des  faktischen 
Beaitistandes  zur  Zeit  des  Friedensschlusses  abzugehen.  Wenn  er 
aber  die  Aufnahme  der  bis  dahin  neutralen  Staatt^n  in  die  Verträge 
Mhertiin  abgekhnt  habe,  so  sei  er  jetzt  nicht  mehr  dagegen,  dass 
•ie   nachtriglich    beiträten    und    dadurch    eine  Bürgschaft  für    ihre 


668  HBGESIPPOß   REDE   ÜBER   HALOIlNEflOS. 

Unabhängigkeit  erlangten,  lieber  die  Städte  aber,  welche  vorgeWlA 
nach  Abschluss  des  Friedens  von  ihm  besetzt  sein  sollten,  so  irie 
über  die  Ten^itorialfragcn  im  (^hersonnes  solle  ein  Schiedsgericht 
entscheiden. 

Das  waren  die  Hauptpunkte  der  inhaltsreichen  Botschall,  Ib 
der  er  Alles  vereinigt  hatte,  was  auf  die  Athener  Eindruck  madico 
koimte,  scheinbare  Zugeständnisse  und  zuvorkommende  Anerbie- 
tuugen,  ernste  Proteste  gegen  feindsehgc  Ilichtungen  and  Wv- 
nungen  vor  starrem  Eigensinn,  Versprechungen,  I>robungen  — 
kurz  der  Brief  war  eine  solche  Mischung  von  Milde  und  Strenp; 
dass  er  dadurch  den  Einen  zu  erschrecken,  den  Andern  zu  gewii- 
nen  oder  fester  zu  machen  hoffen  konnte. 

Seine  Gesandten  tliaten  das  Ihrige,  den  Brief  in  seinem  Sime 
zu  lieleuchlen,  seine  Parteigänger  halfen  ihnen,  die  Vorschläge  mdf- 
lichst  mundgerecht  zu  machen  und  empfahlen  dringend  ihre  .4i- 
nahme;  die  Palrioleu  hatten  also  keine  leichte  Aufgabe,  dem  Be- 
drucke dieser  Botschaft  entgegenzutreten  und  die  Bürger  zu  einer 
der  Stadt  wfu*digen  Antwort  zu  veranlassen.  Diese  Aufgabe  fiel  nt 
Allen  dem  Hegesippos  zu,  auf  dessen  Gesandtschaft  jetzt  der  eigoM- 
liche  Bescheid  erfolgt  war,  und  er  war  durchaus  der  Mann,  um  ii 
einer  derben.  Allen  verslürullichen  und  eindringlichen  Weise  M 
Mitbürger  auf  den  reihten  Standpunkt  zu  stellen,  um  die  philip- 
pischen Anerbielungen  zu  beurteilen.  Zunächst  nahm  er  fiir  auf 
Athener  volle  Redefreiheil  in  Anspruch  und  legte  Verwahrung  dh 
gegen  ein,  dass  Philippos  sieb  herausnehme,  über  die  vor  der  Bftf- 
gerschaft  gehaltenen  Reden  sich  ])eifallig  oder  missfallig  zu  äufseiiL 
Dann  ging  er  auf  Halonuesos  über.  Die  Insel,  sagte  er,  gehört  dee 
Athenern,  deren  Eigenlhumsrecht  durch  eine  zeitweilige  Besetznof 
von  Seeräubern  nicht  aufgehoben  ist.  Was  unser  ist,  kOnnen  irir 
uns  nicht  schenken  lassen  und  niemals  zugeben,  dass  der  KcHiig 
ül>er  hellenischen  Boden  nach  seinem  Belieben  verfüge  und  dabei 
gar  den  Grofsnn'ithigen  spiele,  und  uns  VVohllhaten  erweise,  der« 
Annahme  uns  demüthigt.  Was  alK»r  das  Schiedsgericht  l)elrifll,  so 
ist  es  mit  Athens  Macht  zu  Ende,  wenn  wir  uns  darauf  einlassen, 
über  unsere  Besitzungen,  über  unsere  Inseln  mit  dem  Manne  voi 
Pella  Prozesse  zu  führen,  und  eben  so  wenig  entspricht  es  d«r 
Ehre  Athens,  mit  ihm  die  Aufsicht  üIhm*  das  Meer  zu  theilen.  D»- 
durch  will  er  sich  nur  das  Recht  erwerben,  an  beUebigen  Punkten 
mit  seinen  Kriegsschiffen  anzulegen.     Auch  der  angebotene  Handels- 


ABWEISUNG    DER    ANTRÄGE   PHILIPPS    100,  2;  342.  669 

Lrag  ist  nichts  als  ein  Fallstrick.     An  sich  durchaus  cntl)ehrlich. 

er  nur  dazu  dienen,  Philipps  Hof  zur  ol)ersten  Instanz  der  na- 
lalen  Angelegenheiten  zu  machen,  während  es  sonst  Brauch  war, 
3  alle  mit  Athen  geschlossenen  Verträge  v<»n  der  Bfirgerschaft 
i  letzte  Bestätigung  erhielten. 

Was  die  angebotene  Revision  der  Traktate  betreffe,  so  habe 
lippos  durch  frühere  Gesandte  vor  Aller  Ohren  sich  bereit  er- 
rt,  auf  Abänderungsvorschläge  einzugehen.  Sein,  des  Hegesippos, 
'schlag,  den  die  BürgerschalX  angenommen,  sei  zwar  mit  der 
lokra tischen  Vereinbarung  im  Widerspruch,  aber  dafür  der  Ge- 
htigkeit  und  den  wahren  Intei^essen  Athens  allein  entsprechend. 
nn  Philipp  davon  nichts  wissen  wolle,  so  ]>eweise  dies  nur, 
8  es  ihm  überhaupt  mit  der  angebotenen  Revision  nicht  Ernst  sei. 

Eben  so  verhalte  es  sich  mit  der  Zulassung  der  anderen  Hel- 
en, welclie  bis  Jetzt  an  den  Verträgen  keinen  Theil  hätten.  Das 
pe  Athen  als  etwas  BilHges  in  Anspruch  genommen,  und  auch 
ilipp  räume  jet^st  die  Billigkeit  des  Verlangens  ein.  Er  wolle 
n,  dass  den  griechischen  Staaten  ihre  Selbständigkeit  durch  er- 
ilerte  Verträge  verbüi'gt  werde,  al)er  zu  derselben  Zeit  erfolge 
;  BeseUung  von  Pherai,  die  Vergewaltigung  von  Epeiros,  der 
>^g  g^gen  Aml>rakia,  die  Unterwerfung  der  Kolonien  am  ioni- 
len  Meere.  Wie  könne  man  stdchen  Thatsachen  gegenül)er  <]en 
irten  des  Königs  Glauben  scbenkeii  und  ihm  Achtung  vor  helle- 
chfr  Gemeindeli*eiheit  zutrauen!  Eben  so  handle  er  auch  in 
I  Angelegenheiten  des  Giiersonneses,  wo  er  fortfahre  attisches 
jenthuiD  den  Athenern  vorzuenthalten,  und  eine  so  sonnenklare 
Rtsache,  wie  die  Gränzbestimmung  in  Betreff  Kanlias,  vor  ein 
liedsgericht  bringen  wolle. 

Demostlienes  unterstutzte  die  Rede  des  Hegesipi)os  und  machte 
Mmders  darauf  aufmerksau],  dass  ein  Schiedsgericht,  welches  ge- 
bt und  unabhängig  die  Streitfragen  l>ehandle,  gar  nicht  zu  linden 
•  Die  Bürgerschaft  erklärte  sich  trotz  aller  Gegenbeslrebungen 
r  makedonischen  Partei  für  Hegesippos,  und  die  Anträge  Philipps 
j;deu  als  unannehmbar  zurückgewiesen.  Mit  dieser  Abweisung 
r  die  frühere  Spannung  um  Vieles  gröfser  geworden;  der  Friede 
lUnd  äufserlich  fort,  in  der  That  war  er  aufgehoben;  die  Bür- 
ricbafl  hatte  sich  wiederholt  gegen  die  bestehenden  Traktate  aus- 
iprocben,  die  Abänderung  al>er,  welche  den  Wünschen  des  Kö- 
p  entsprach,    abgelehnt.     Es   musste  nun   über  kurz  oder   lang 


670  DIOPEITHES  AM    HELLE8P0NT   109,  f ;  S4fl. 

auch  (1er  Sclieinfriede  ein  Ende  nehmen,  und  es  kam  zum  Kiiegt 
ul)er  nicht  in  Hellas  selbst,  sondern  im  Chersonnes^*^). 

Die  thrakische  -Halbinsel,  so  entlegen  sie  war,  stand  docb  n 
den  Athenern  in  den  allernächsten  Beziehungen ,  denn  es  war  eise 
der  ältesten  und  festesten  Traditionen  attischer  Politik,  diese  Ha^ 
insel,  weil  sie  die  nördlichen  Seestralsen  beherrschte,  wie  eioei 
überseeischen  Theil  von  Attika  anzusehen.  Hier  war  die  BSrfer- 
schait  umsichtiger,  wachsamer  und  entschlossener  als  auf  allen  ah 
dem  Gebieten  der  auswärtigen  Politik.  Man  betrachtete  den  Qm^ 
sonnes  wie  eine  unveraufserliche  Domäne,  wo  der  Staat  über  Gmi 
und  Boden  zu  verfugen  berechtigt  sei,  und  auch  während  der  hk 
in  der  sonst  alle  überseeischen  Beziehungen  Athens  erlahmt  wiim 
fuhr  man  fort,  hierher  nach  dem  Vorgange  des  Perikles  fiäi|V- 
kolonien  auszusenden,  um  l)esitzlose  Athener  zu  versorgen  und  die 
Herrschaft  daselbst  zu  sichern. 

Kui*z  vor  dem  Bundesgenossenkriege  waren  die  dortigen  fc- 
sitz Verhältnisse  durch  die  Erfolge  des  Chares  günstig  geordnet  iwta 
(S.  464);  sechs  Jahre  später  war  Sestos  erobert  (S.  580)  undie 
ganze  Halbinsel  war  attisches  Land  von  der  Südspitze  bis  bfii 
hinauf.  Im  oberen  Lande  suchte  man  durch  Verbindungoi  ii 
den  einheimischen  Fürsten  Einfluss  zu  erhalten,  wie  Demosthocf 
(lies  als  die  den  attischen  Interessen  entsprechende  Politik  in  sdvr 
Bede  gcgcMi  Aristokrales  empfohlen  hatte***). 

Je  mehr  nun  im  oberen  Lande  Philippos  sich  festsetzte,  Ken»* 
bleptes  zu  seinem  Vasallen  machte,  mit  Kardia  in  Bündniss  trat  irf 
seine  Absicht  verrieih,  nach  der  Propontis  und  dem  Pontes  )■ 
seine;  Herrschaft  auszudehnen:  um  so  mehr  galt  es  auf  der  Hot  ■ 
sein  und  die  Posten  auf  diesem  gefährdeten,  für  PhiUpp  nicht  vaakt 
als  für  Ath(4i  wichtigen  Vorwerke  zu  verstärken.  Damm  sckiA« 
man  noch  in  demsell)en  Jahre,  in  welchem  man  auf  Anlass  des  pki- 
lippischen  Briefs  über  die  Abänderung  der  Verträge  in  Athen  ttf- 
handelt  hatte,  eine  Anzahl  von  Pflanzbürgern  nach  dem  Chersonaefe. 
um  die  dortige  Colonie  zu  verstärken.  In  Erwägung  der  schine 
rigen  Verhältnisse  wählte  man  zum  Füiirer  der  Bürgerschaar  eiatf 
Mann  von  Feldherrn talent  und  anerkannt  tapferer  Gesinnmig,  Dk^ 
peithes,  einen  Mann,  der  entschlossen  war,  den  Interessen  MCf 
Vaterstadt  nichts  zu  vergeben,  und  der  es  wagte,  auf  eigne  fbti 
vorwärts  zu  gehen,  falls  ihn  die  einheimischen  Behörden  ino 
lassen  sollten. 


DBII0STHE1<(ES   RBDE    VOM    CHERSONNES    109,  3;  311.  671 

Dies  trat  sehr  bald  ein.  Er  wusste  sich,  da  er  auf  Widerstand 
Stiels,  durch  Kaperei  Gelder  zu  verschaffen,  um  Truppen  zu  werben, 
nid  ging  dann  gegen  Kardia  vor,  das  feindHch  gesinnt  war  und 
fon  Phifa'ppos  Unterstützung  erhielt.  Ja  er  fiel  341  auch  in  make- 
loDJflches  Gebiet  ein,  plünderte  das  Land,  nahm  Teste  Plätze  und 
fcrkaufte  die  Gefangenen. 

Diese  Külmheit  machte  das  gröfste  Aufsehen.  Es  war  seit  dem 
PMeden  das  erste  Mal,  dass  die  Mafsregeln  der  Athener  über  kecke 
Iteden,  ablehnende  Bescheide,  aufwiegelnde  GesandtschaRen  und  mi- 
■lirische  Demonstrationen  hinaus  gingen.  Philipp  erhob  sofort 
Btechwerde  und  verlangte  Genugthuung,  während  er  mit  seinen 
Truppen  schon  im  oberen  Thrakien  stand  und  Verstärkungen  aus 
■hkedonien  und  Thessalien  an  sich  zog. 

Im  Sommer  kam  die  Angelegenheit  vor  der  Bürgerschaft  zur 
Sprache.  Die  Parteien  standen  sich  schroff  gegenüber.  Die  An- 
ttlnger  Philipps  beuteten  die  Gelegenheit  aus,  um  ihre  Gegner  an- 
iHigreifen,  welche  den  Staat  mit  frevelhaftem  Leichtsinn  in  die 
lllHUirlichsten  Händel  verwickelten,  die  nicht  einmal  dann  Ruhe 
PUten  könnten,  wenn  Philipp  so  weit  von  den  attischen  Gränzen 
Viilfemt  wäre.  Sie  verlangten  Zurückberufung  des  Diopeithes  und 
VHftrafnng  für  sein  eigenmächtiges  Verfahren,  wodurch  er  zu  Land 
VM  zn  Wasser  den  Frieden  gebrochen  habe, 
r  Die  Thatsachen  waren  nicht  wegzuleugnen;  es  kam  nur  darauf 
PP,  wie  man  sie  auffasste.  Und  da  trat  Demostheues  vor  die  Bür- 
Barschaft,  um  ihr  die  Frage  aus  einem  anderen  Gesichtspunkte  dar- 
SÜatellen.  Diopeithes'  Schuld  oder  Unschuld  sei  eine  Nebenfrage; 
Vi  bandele  sich  um  die  Verhältnisse,  nicht  um  Personen.  Man 
mUbe  gut  sagen  von  Seiten  der  Gegenpartei,  dass  der  gegenwärtige 
'anstand  unerträglich  sei,  dass  man  entweder  dem  Könige  offenen 
"trieg  erklären  oder  ehrlichen  Frieden  halten  müsse.  'Diese  Ent- 
\diddnng',  sagt  Demosthenes,  'liegt  gar  nicht  in  unserer  Macht. 
^TiVliillppos  behauptete  Frieden  zu  halten,  als  er  mit  seinen  Truppen 
Hn  Oreos  einrückte,  Kardia  besetzte  und  die  Mauern  von  Pherai 
HbaisB.  Wenn  Philipp  attisches  Eigenthum  nimmt  und  Griechen- 
^llidte  zerstört,  so  ist  das  kein  Kriegsfall,  wenn  aber  wir  einmal 
"llBddin  and  wir  irgendwo  unsern  Platz  behaupten,  so  wird  über 
'^ fkedrtabrach  geklagt.  Sind  das  Athener,  die  so  urteilen?  Eine 
Melle  Zartheit  des  Gewissens  ist  nichts  als  Verrätherei.  Wir 
'iHtaaen  stets  gerüstet  sein  seine  Schläge  abzuwehren,  weil  er  immer 


672  DIB   BEDE   VOM   CHEBSONIfES. 

^unverinuthet  da  ist.  Und  jetzt,  da  unsere  Truppen  gerade  auf  dm 
'Platze  sind,  sollen  wir  aus  freiem  Antriebe  dem  Könige  des 
'Gefallen  thun,  den  Hellespont  zu  entblöfsen  und  zwar  zur  Zril  ia 
'Jahreswinde,  welche  uns  bald  verhindern  werden,  dorthin  za  fthra. 
'während  er  seine  Truppen  daselbst  sammelt!  Und  den  FeldhBRB, 
'der  einmal  sich  entschlossen  zeigt,  den  sollen  wir  strafen,  wähmi 
'doch  Niemand  anders  als  die  Burger  selbst  daran  Schuld  ist,  das 
'dem  Diopeithes  Vorwurfe  gemacht  werden  können;  denn  nur  der 
'Mangel  an  Unterstützung  von  unserer  Seite  hat  ihn  gezwungo^ 
'sich  auf  andei^em  Wege  Mittel  des  Unterhalts  zu  suchen!  Um 
'müssen  wir  anklagen,  nicht  ihn.  Wir  müssen  uns  scliämen,  im 
'wir  bei  allen  Staaten  Gesandte  herum  schicken,  um  zur  Wachsua*  | 


'keit  gegen  Philipp  aufzufordern,  und  selbst  nichts  thun,   um  oai   ] 
'zu  retten.     Denn  um  Rettung  liandelt  es  sich,  das  müssen  wir  er- 
'kennen.     Wir  müssen  uns  klar  werden,    dass  Philipp  uns  haMli 
'unsei*e  StadL,  den  Boden,  auf  dem  sie  steht,  alle  Einwohner,  auch 
'diejenigen,  welche  sich  jetzt  seiner  Freundschaft  rühmen,  am  alkr- 
'roeisten  aber  unsere  Verfassung.     Und  dazu  hat  er  guten  Graai, 
'denn   er   weifs   sehr  wohl,    wenn  er  auch   alles  Uebrige  in  um 
'Gewalt  gebracht  hätte,   dass  er  dennoch  nichts  mit  Sicherheit  M 
'nennen   kann,  so  lange  hier  liei  uns  die  Volksherrschaft  beskk 
'sondern    dass.    wenn    ii^gend   ein  Unfall    eintritt,    wie    dergleicha 
'einen  Menschen   viele    treifen   können,  Alles   was  er  je^  mit  G(- 
'vvail  zusaninienhälu  zu  uns  kommen  und  hier  Zuflucht  suchen  yM: 
'denn  ihr  Athener  seid  eurem  Charakter  und  eurer  Verfassung  nad 
'durclinus  nicht  geeignet,    Eroberungen  zu    machen   und  eine  Oerr- 
'schaft  zu  gründen,  wohl  aber  dazu,   der  Habsucht  Anderer  in  da 
'Weg  zu  treten,   ihnen  ihre  Beute  abzunehmen  und  allen  Menschei 
'zur  Freiheit  zu  verhelfen.' 

Die  noch  immer  grofse  Scheu  der  Athener  vor  Aufwand  mii 
Anstrengung  bekämpft  Demoslhenes,  indem  er  sie  auflbrdert  das  u 
l)edenken,  was  ihnen  hevorstehe,  wenn  sie  nicht  das  Erforderüdv 
thun.  'Denn',  sagt  er,  'wenn  ihr  einen  der  Götter  dafür  zum  Börgei 
'habt,  dass  falls  ihr  Buhe  haltet  und  Alles  Preis  gebt,  Philippo* 
'euch  selbst  verschonen  wird:  so  ist  das  beim  Zeus  und  allen  Göt- 
'tern  freilich  eine  Schande  für  euch  und  eure  Stadt,  aus  träges 
'Stumpfsume  die  Gesamtheit  der  anderen  Hellenen  aufzoopfen. 
'und  ich  für  meine  Person  möchte  heber  gestorben  sein,  als  eiiKO 
'solchen  Batli    gegeben    lial»en.     Wenn    es   alter   ein  Anderer  sagt 


Die    DRITTE   PHILTPPICA    109,  8;  841.  673 

"nnd  euch  überzeugt,  nun  gut,  so  wehrt  euch  nicht,  gebt  Alles 
^Preis!  Nun  steht  es  ja  aber  so,  dass  Keiner  unter  euch  derglei- 
^cheii  glaubt.  Im  Gegentheile,  wir  wissen  Alle:  je  mehr  wir  ihn 
^nehmen  lassen,  um  so  weiter  greift  er  vor,  um  so  mächtiger  wird 
te  auf  unsere  Kosten  und  zu  unserem  Schaden.  Also  muss  man 
"■ich  doch  .darüber  entscheiden ,  bis  zu  welchem  Punkte  man  zu- 
Wckweichen  will,  und  wann,  ihr  Athener,  wir  anfangen  wollen, 
unsere  Pflicht  zu  thun?  ''Nun  ja,  wenn  die  Noth  eintritt''.  Aber 
in»  freie  Männer  Noth  nennen,  das  ist  längst  und  reichlich  über 
Nnw  gekommen,  denn  für  sie  giebt  es  nichts  Schwereres,  als  die 
4chain  über  das,  was  sie  täglich  geschehen  sehen  müssen.  Was 
Umt  für  Knechte  Noth  ist,  Züchtigung  und  Misshandlung,  das 
iMögen  die  Götter  uns  nie  erfahren  lassen!' 

So  stellt  Demosthenes  seinen  Mitbürgern  den  Ernst  der  Lage 
dnr;  er  fordert  sie  auf,  die  Truppen  zusammen  zu  halten,  Vermö- 
pBDMteuer  zu  entrichten,  die  hellenischen  Staaten  zu  gemeinsamer 
Politik  zu  vereinigen  und  diejenigen  Staatsmänner  zur  Strafe  zu 
riaheti,  welche  dem  Feinde  des  Vaterlandes  dienen  ^^^). 

Die  gewaltige  Rede  wirkte.  Die  makedonischen  Parteigänger 
Briitten  eine  neue  Niederlage  und  Diopeithes  wurde  nicht  zurück- 
pmfen.  Aber  der  Erfolg  war  dennoch  kein  genügender.  Im  ein- 
Falle  hatten  die  Athener  vernünftig  und  männlich  gehandelt, 

ihr  Gesamtverhai tcn  liefs  noch  immer  viel  zu  wünschen  übrig, 
im  drohende  Gefahr  stand  ihnen  noch  immer  nicht  nahe  und  leib- 
lafUg  genug  vor  der  Seele,  sie  wollten  sich  noch  immer  von  der 
■iben  Gewohnheit  des  Friedens  nicht  lossagen  und  redeten  sich 
— cih  immer  ein,  dass  Demosthenes  allzu  schwarz  sähe.  Darum 
trat  er  wenige  Wochen  nach  seiner  letzten  Rede  von  Neuem  vor 
ÜB  Burgerschaft,  um  ihr  in  noch  eindringlicherer  Weise  klar  zu 
■acbcn,  dass  in  der  That  der  Frieden  nicht  mehr  bestehe,  wie 
Miilippos  und  seine  Freunde  es  lügnerisch  vorgäl>en,  dass  Athen 
■eil  der  Vergewaltigimg  von  Phokis  unaufhörlich  bekriegt  werde 
■md  dass  es  sich  gegenwärtig  nicht  um  den  Hellespont  und  um 
Bjfianz  bandele,  sondern  um  die  eigene  Stadt  und  um  Hellas. 
Seit  fast  dreizehn  Jahren,  sagt  DemosUienes,  ist  Philippos  unab- 
liMig  bedacht,  überall,  wo  Hellenen  wohnen,  mit  schrankenloser 
Geindtthätigkeit  die  Pläne  seiner  Herrschsucht  durchzusetzen,  'lieber 
^dnifirig  Hellenenstädte  hat  er  in  Thrakien  vernichtet,  so  dass 
Aber  ihren   Boden   hingehen    kann,    ohne   sie    zu   erkennen; 

Or.  Oescb.    III.  43 


674  DIE    DKITTE   PHILIPPICA    10»,  S;  841. 

4ii  Delphoi  hat  er  sieb  den  Vorsitz  angeiua&t  iiud  läs^t  sidi 
'daselbst  durch  einen  seiner  knedile  vertreten.  Therino|iylai  ist 
S'on  seinen  Truppen  besetzt,  die  Landschaft  Phokis  veruichlet,  The- 
ssalien zerrissen  und  geknechtet,  in  Euboia  hat  er  Zviingherni  eüh 
'gesetzt,  Megara  bedroht,  wie  Ambrakia  und  I^eukas.  Elis  und  die 
'anderen  peloponnesischen  Stadt«  hat  er  schon  in  seiner  GevdL 
'Naupaktos  verspricht  er  den  Aetolern,  Echinos,  den  phlhioüschn 
'Gränzort,  hat  er  den  Thelmnern  ohne  Weiteres  genommen,  aBd 
'wie  er  einerseits  nach  dem  ionischen  Meere  vorgreift,  so  streckt 
'er  auch  nach  dem  Hellesponle  seine  Hand  aus,  hält  Kardia  beseUt, 
'zieht  gegen  Byzanz  —  und  einem  solchen  Umsichgreifeu  seheu  die 
'Hellenen  ruhig  zu,  als  wenn  es  sich  um  eine  Naturgewall  bandele, 
'um  eine  Hagelwolke,  von  der  jeder  nur  wuuschl,  dass  sie  seiae  j 
'Aeckcr  verschone?  Dieselben  Hellenen,  wclclie  einst  so  em|>fiiid- 
'Hell  und  eifersuchtig  waren,  weini  eine  hellenische  Stadt  ihre  Vebtr- 
'macht  geltend  machte,  sie  lassen  sich  nun  von  einem  uicbtsrä- 
'digen  Makedonier  das  Schmfdilichste  gel'allen!' 

'Warum  waren  die  Hellenen  rniher  den  üarbai'en  furchlbr. 
Svährend  es  jetzt  umgekehrt  isl?  Nicht  ihre  Mittellosigkeit  ist 
'Schuld,  sondern  der  Mangel  an  jener  Gesinnung,  welche  einst  die 
'Freiheit  von  Hellas  gegen  «lie  Lebcrmacht  der  Perser  siegreich  iw- 
'theidigte!  Damals  war  ehrlos  ein  Jeder,  der  mit  den  Barbarei 
'sich  einliefs,  und  der  durch  Geld  Gewonnene  ein  Gegenstand  al^ 
'meiner  Verachtung.  Dies  EhrgelTdil  ist  verschwunden;  man  spieil 
'mit  dem  Verrathe  und  hat  nicht  mehr  die  Kraft,  das  Böse  a 
'hassen.  Fordert  man  doch  sogar  stadtbekannte  Verräther  auf,  w 
'der  Bürgerschaft  zu  reden,  obwohl  man  an  Olynthos  u.  a.  Städten 
'sieht,  wohin  es  ffdire.  wenn  die  Ih'irger  den  Verrälhern  Gelwr 
'geben  und  sich  in  die  Stricke  der  Lüge  fangen  lassen!  Wenn  & 
'Oiynthier  jetzt  noch  Hath  pllegen  könnten,  so  würden  sie  inaiicbe» 
'zu  sagen  wissen,  was  sie  vor  dem  Fntergauge  Ix^wahrt  hätte,  weon 
'sie  es  zur  rechten  Zeit  eingesehen  und  beherzigt  liätten.  Eben  $o 
'die  Bürger  von  Oreos,  die  Phokeer  und  die  andei^'u  Opfer  philip- 
'piscber  Herrschsucht.  Das  ist  mm  Alles  zu  spat.  Al«r,  w 
'lange  ein  Fahrzeug  —  gleichviel  ob  grofs  oder  klein  —  über 
'dem  Wasser  erhalten  werden  kimn,  so  lange  muss  der  Schifftf. 
'der  Steuermann  und  jeder  Andere  eifrig  arbeiten,  dass  es  Niemand 
'wtuler  absichtlich  noch  unabsichtlich  umstürze.  Also  ihr  Aklnner 
'von  Athen,  so  lange  wir  noch  unverletzt  sind,  im  Besitze  der  gi-ufeteo 


DIE  WIRKUNG  DER  REDEN.  675 

'Stadt,  zahlreicher  IlnlfsiiHttel  und  vollen  Ansehens,  müssen  wir 
'das  Unsrige  thun.  Wir  müssen  uns  in  Verthei(hgungszustand  setzen, 
'entschlossen,  wenn  auch  die  anderen  Hellenen  insgesamt  in  die 
'Knechtschaft  willigten,  an  unserm  Theile  für  die  Freiheit  zu  kfim- 
'pfeu.  Das  müssen  wir  ofTentlich  hezeugen  und  unsere  Entschlüsse 
'kundgehen  durch  Gesandtschaften  nach  dem  Pelopoimes,  nach  Rho- 
'doB,  nach  Chios  und  nach  Susa;  denn  auch  dem  Perserkonige 
iuinn  es  nicht  gleichgültig  sehi,  wenn  es  dem  Makedonier  gelingt, 
'Alles  umzustürzen.  Vor  Allem  alier  muss  der  eigene  Entschluss 
feststehen,  denn  thöricht  ist  es,  für  Andere  Sorge  zu  tragen,  wäh- 
fiend  man  das  Eigene  i)reis  gieht,  und  zuerst  gilt  es  die  eigene 
Vflkht  zu  thun,  dann  aher  die  andern  Hellenen  zu  vereinigen  und 
te  ermahnen.  So  geziemt  es  einer  Stadt  wie  der  eurigen.  Wenn 
Hw  Athener  al)er  abwarten  wollt,  dass  elwa  die  (ühalkidier  Hellas 
Yetten  sollen  oder  die  Megareer,  wfdirend  ihr  euch  der  Aulgal)e 
*fnge  entziehet,  so  denket  ihr  nicht  recht.  Hiese  Alle  sind  zufrieden, 
Hvenn  sie  seihst  erliallen  werden;  eudi  aher  kommt  es  zu,  dies  zu 
^bewirken.  Ja  euch  haben  <lies  Klirenamt  eure  Vorfahren  erworben 
^lind  es  auch  mit  grofser  (lefahr  als  euer  Eri)e  zu  erhalten  ge- 
hrusst'.  So  ergänzt  diese  Rede  die  frühere  und  führt  die  Aufmerk- 
mokeit  der  Athener  von  der  einzelnen  Angelegenheit  auf  die  all- 
gameine  Lage,  vom  (Ihersonnes  auf  Hellas,  von  der  attischen 
Jfolitik  zu  der  hellenischen  hinüber,  die  er  den  Athenern  als  ihre 
^«^^ne  an  das  Herz  legt^'*^'*). 

i.  Die  mächtigste  aller  Volksreden  des  Demosthenes  hatte  auch 
Vfm  allen  den  gröfsten  Erfolg;  sie  entschied  über  die  Stimmung 
der  Bürgerschaft,  die  allmrdUich  immer  mehr  auf  seine  Seite  ge- 
treten war.  Die  Eubulospartei  koinile  ihm  nicht  mehr  die  Spitze 
bieten;  sie  zog  sich  zurück,  und  so  gelangte  die  Leitung  der  öffent- 
Mclien  Angelegenheilen  wesentHcli  in  die  Hand  des  Demoslhenes. 
Von  günstigem  Einflüsse  waren  die  Verhältnisse  in  Thrakien.  Durch 
die  dortigen  Unternehmungen  des  Königs  fühlten  sich  die  Athener 
mehr  beängstigt,  als  durch  die  Resetzung  v(m  Phokis  und  Thermo- 
fgUk»  Sie  dachten  an  die  Zeiten  Lysanders  und  sahen  vom  Helles- 
pont  durch  das  Abschneiden  der  Kornzufuhr  zum  zweiten  Male 
dw  Verderben  nahen.  Dazu  kam,  dass  in  dieser  Zeit  auch  aufser- 
hrib  Athens  ein  besserer  Geist  erwachte,  eine  Erkenntniss  der  Ge- 
ftdnr,  die  ganz  Hellas  liedrohte,  und  ein  entschlossener  Muth  zum 
Ktmiife  ISur  die  Freiheit.     Gewiss  haben  die  in  Hellas  weit  verbrei- 


Jn» 


676  DEMOSTHRNES    HS    THRAKIEN  100.  4 ;  341. 

tet^n  Reden  des  Demosthenes  mitgewirkt;  es  hatte  sich  in  der  StiHe 
ein  patriotischer  Aufschwung  vorhereitet  und  dämm  hliehen  4k 
Gesandtschaften,  welche  auf  Demosthenes'  Antrag  ausgesendet  wurda, 
diesmal  keine  leeren  und  erfolglosen  Formalitäten;  sie  bildetai  ii 
der  That  den  Anfang  einer  neuen  Verbindung  heUeiüscher  Stiilai 
zum  Schutz  und  Trutz  gegen  Philipps  Herrschsucht. 

Demosthenes  war  auch  diesmal  hei  der  AusfüliniDg  seiner  Aa» 
träge  persönlich  aufs  Eifrigste  betheiligt.  Er  ging  im  Sommer  311 
nach  dem  Kriegsschauplatze,  wo  die  nächsten  Eutscheidongen  a 
erwarten  waren,  nach  dem  llellesponte,  um  dort  das  Seinige  ■ 
thun,  damit  die  Athener  auf  ihrem  Posten  blieben,  und  nach  Bjuan 
denn  dies  war  der  wichtigste  Punkt  im  Bereiche  der  nönUida 
Meere,  der  herrschende  Platz  für  den  Verkehr  zwischen  dem  Ponte 
und  dem  Archipelagos ,  wie  für  den  Uebergang  von  Europa  nack 
Asien. 

ßyzanz  war  erst  durch  die  Perserkriege  zu  einer  europüscba 
Stadt  geworden  und  zugleich  zu  einem  wichtigen  Gliede  der  bdk- 
nischen  Bundesmacht,  welche  sich  damals  dem  Morgenlande  gego- 
über  bildete.     Indessen  jst   Byzanz  von   allen  griechischen  fttat 
Städten  immer  am  wenigsten  geneigt  gewesen,  sich  einem  grßfsoai 
Ganzen   als   Glied  einzuordnen.     Seit  der  Erschlaffung  des  PeriH^ 
reichs  von  allor  Furcht  liefreit,  gab  es  sich  ganz  seinen  besondeifi 
Handelshit  pressen   hin   und   keine  GrieclicnsUidt  war  als  Seestadt  ii 
gleichem  Grade  i)evorzngt.     Denn  Byzanz  war  nicht  nur  der  Ilali^ 
liehe  Mittelpunkt  des  pontischen  Schilfsverkehrs ,   sondern  auch  der 
Fischerei,   und   wahrend   die    anderen  Städte    mit  mancherlei  Mübe 
und    Gefahr    an    diesem    eintraglichen    Gewerbe    sich    betheiiigKiL 
wurden  die  dichten  Züge  der  Thuulische,  gerade  wenn  sie  die  voll- 
kommenste Keife  erlangt  hatten,  durch  die  Meeresströmung  in  det 
Hafen  von  Byzanz  hiiieingetriel)en  und  den  Byzantiern  dergestalt  der 
reichste  Segen  nnllielos  in  den  Schofs  geschüttet.    Wenn  nuu  die  Stadt 
aufserdem  durch  ihre  feste  Halhinsellage,  ihr  gesundes  Klima,  ihre 
fruchtbare  L'mgebung  ausgezeichnet  war,  so  ist  nicht  zu  verwunden, 
dass  sich  in  ihr  ein  sehr  trotziges  Selbstgefühl  entwickelte  und  da» 
auch  einzchie  Hellenen,  welche  hier  festen  Fufs  fassten,  wie  Pausanias 
und  klearchos  (S.  133),  in  dieser  Stadt  sich  nnbezwinglich  wähntcfl. 
Byzanz  hatte  sich  schon  im  saniischen  Kriege  von  Athen  los  zu  macba 
gesucht.     Im  peloponnesischen  Kriege  stellte  Alkibiades  die  attiscfae 
Herrschaft  am  Bosporos  wieder  her.    Dann  folgten  nacheinander  die 


BÜNDNIS8    MIT    BYZANZ    109,  4;  841.  677 

ÜBBtrebuDgen  der  Athener,  der  Spartaner,  der  Thebaner  (S.  365); 
iber  keine  der  Städte  hatte  die  Macht,  um  ihren  Ansprächen  den  ge- 
hftrigen  Nachdruck  zu  geben.  Dadurch  wurden  die  Byzantier  immer 
hochmüthiger,  bis  der  Bundesgenossenkrieg  ihnen  endhch  die  er- 
Hflnschte  Gelegenheit  gab,  in  die  Reihe  der  selbständigen  Seestaaten 
tiBEutreten.  Jetzt  war  Byzanz  an  Schüfen  etwa  eben  so  reich  wie 
itben;  es  war  im  Besitze  eines  ansehnlichen  Landgebiets,  es  hatte 
line  Reihe  untergebener  Seeplätze  am  Pontos  und  an  der  Propontis 
Md  war  in  Verbindung  mit  Perinthos,  einer  der  stärksten  See- 
iBBiangen  der  alten  Welt,  einer  Stadt,  welche  ein  Heer  von  30,000 
Ibm  hielt  Darum  hatte  sich  der  schlaue  Philippos  den  Byzantiem 
•t  fireundschafilich  genähert;  er  hatte  ihre  Interessen  mit  den  sei- 
■Ipn  zu  verweben  gewusst  und  zu  gemeinsamer  Bekämpfung  der 
Ihakischen  Forsten  ein  Bfindniss  gemacht. 

Es  war  nun  die  Aufgabe  des  Dcmosthenes,  den  schlimmen 
Km,  weichen  der  Bundesgenossenkrieg  hier  gemacht  hatte,  zu  heilen, 
Ce  trotzige,  hochmäthige  und  abgunstige  Seestadt  wieder  heranzu- 
ttehen,  die  Bürger  von  der  auch  ihnen  drohenden  Gefahr  zu  äl)er- 
n  und  den  Beistand  der  Athener  anzubieten.  Die  Umstände 
n  ihm  günstig,  insofern  zwischen  PhiUpp  und  Byzanz  schon 
solcher  Zwiespalt  eingetreten  war,  wie  er  nach  Demosthenes' 
^Mvussicht  nicht  hatte  ausbleiben  köinien.  Die  Byzantier  hatten 
Se  Hülfe  verweigert,-  welche  Philipp  von  ihnen  gefordert  hatte. 
Ht  waren  inne  geworden,  dass  seine  Nachlmrschaft  ihnen  gefahr- 
Idber  werde,  als  die  der  thrakischen  Fürsten,  welche  er  mit  ihnen 
fal  Gemeinschaft  bekriegen  wollte.  Da  kam  Demosthenes.  Es  war 
Inr  rechte  Augenblick,  um  Angesichts  gemeinsamer  Gefahr  den 
fftbien  Stohs  der  Byzantier  und  das  alte  Misstrauen  zu  besiegen; 
Ee  beiden  mächtigsten  Seestädte  reichten  sich  die  Hand  und  die  Athe- 
■r  schickten  Mannschaften  nach  dem  Hellesponte,  nach  Tenedos,  nach 
^Mumnesos,  um  ihren  Freunden  und  Feinden  öffentlich  zu  zeigen, 
Ims  sie  entschlossen  wären,  in  den  nordischen  Meeren  ihre  Macht 
nflnedit  zu  erhalten  ^^^). 

Gleichzeitig  gingen  Gesandte  nach  Rhodos  und  nach  Chios, 
fo  Hypereides  wahrscheinlich  der  Wortführer  der  Athener  war, 
iUurend  Ephialtes  nacli  Susa  ging,  um  die  dortige  Regierung  auf 
Ke  Gefahren  hinzuweisen,  welche  für  die  Sicherheit  des  Perserreichs 
Hü  dem  Vordringen  der  Makedonier  nach  den  nördlichen  Meerstrafsen 
arwäcliaeiiy  und  demgemäi's  den  Abschluss  eines  Subsidien Vertrags 


678  DEMOSTHEKES    UND    KALLU8. 

niit  Athen   und  seinen  Verbündeten   zu   beantragen.    Am  Hofe  k 
Grofskönigs  konnte  man  sich  nicht  entschliefsen  auf  diese  VorscUap 
einzugehen;    man    wies    sie    sogar    mit    Rucksicht   auf  das  M  ^i^ 
seüge    Verhalten   Athens    l)ei    früheren   Anlässen    (S.  570)  schnük 
zurück.     Indessen  verkannte  man  die  geiaiirlichen  Fortschritte  H»» 
lipps   nicht;    man    hatte    ein    wachsames  Auge  auf  den  HellespHi 
und   es   schien  ein   bequemes  Auskunftsmittel  zu    sein,  wenn  n 
unter  der  Hand  die  attische  Vertheidigung  des  Chersonnesos  nnto- 
stützte,     um     dadurch    einen    Damm    gegen    das    Vonlringen  k 
Makedonier    zu   gewinnen.     Für  Diopeithes  sind   in  der  Tfaat  p 
sische    Subsidien    flüssig    gemacht    worden.     Auch    an   die 
der  Kriegspartei    in  Athen    sollen    persische   Geldgeschenke 
sein,    und    es    ist   ja    an   sich    nicht   unwahrscheinlich,   <lass 
in  Susa   damals  dieselbe  Politik   befolgte,   wie   beim  Ausbruche  da 
korinthischen  Kriegs  (S.  170),  indem  man  nicht  mit  den  griechisdid 
Staaten  verhandelte,  sondern  mit  einzelnen  Parteiführern,  und  die» 
Mittel  zur  Verfügung  stellte,   mit  denen  sie  nach  ihrem  GutdiiniflEi 
verfahren  konnten  ^^'^). 

Wrdnend   dieser    Gesandtschaften    waren    in  Griechenland  ^ 
wichtige  Schritte    geschehen.     Demosthenes  hatte  nämlich  unausf^ 
setzt    sein   Augenmerk    auf  Euboia    gerichtet;    denn  je   zweifeflo« 
der  wirkliche  Ausbruch  des  Kriegs  bevorstand,  um  so  wichtiger  f* 
diese   Insel,   so   wohl  für  Philipp  zum  Angi'ilfe  auf  Athen  ak  Ir 
die  Athener  zum  Schutze  ihrer  Landschaft  und   zur  Führung  ei 
erfolgn'ichen    Kriegs.     In   dieser  Beziehung  war  nun    von   gro 
Wichtigkeit  die  Verbiiuhuig  des  Demosthenes  mit  Kallias,  dem 
des  Mnesarchos  (S.  605),  welcher  zunächst  die  eigene  Insel  befr«* 
und  unter  der  Leitung  seiner  Vaterstadt  Chalkis  einigen  wollte,  k 
aber  in   diesem  Bestreben   natürlich  einen  Rückhall  an  den  ^^ 
barstaaten   suchen   musste  und   deshalb   mit  der  Patriotenparlei  ii 
Athen   Hand    in    Hand    ging.     Kallias    ist    der    erste    nicht-attistk 
Staatsniaim,  welcher  sich  Demosthenes  anschloss;    Chalkis  die  eßlt 
iXaclibarstadt,   welche   ihre   Bnndesgenossenschaft    antrug,    und  Ü» 
nicht  blofs  helfen  lassen  wollte,  wie  Rhodos,  Megalopolis  u.  a..  ^ 
dem  auf  das  Eifrigste  selbst  mit  voranging.    Wie  zur  Zeil  derPtf* 
serkriege  Athen  und  Sparta  vorantraten,   um   die  Patrioten|»artei K 
sammeln,  so  jetzt  Athen  und  (chalkis;  sie  waren  die  I)eiden  S0^ 
welche    zuerst    das   Bün«lniss    abschlössen    und    dann  zum  Beitritt» 
warben.     Dadurch  erhielt  die  gute   Sache  einen    hellenischeo  0^ 


DER   NATIONALE    BUND    109,  i ;  840   MiLlUS.  679 

und    erweckte    mehr    Verlraiieii.     Demosllieiies    wussle    die 

der  gegenwärtigen  Verhältnisse  liestens  zu  verwertlien,  er 
nnier  auf  die  Hauptsache  hin  und  verhinderte,  dass  an  Nehen- 
m,  namenthch  in  BetrefT  der  staatsreclit Hohen  Verhältnisse  der 

abhängigen  Bundesgenossen,  der  grofse  Erfolg  scheiterte, 
thenes  und  Kailias  gingen  zusammen  in  den  Peloponnes 
lach  den  westlichen  Landschaften.  Die  Akarnanen,  wahr- 
lich durch  Philipps  Verträge  mit  den  Aelolern  gereizt,  sagten 
t  zu;  mit  ihnen  die  Leukadier,  dann  die  Korinther  und 
\  endlich  Megara.  Matrikularl)eiträge  zur  Bildung  einer  ge- 
imen  Land-  und  Seemacht  wurden  verahredet.  Die  Euhöer 
chteten   sich  zu   vierzig  Talenten,   die  Pelo])onnesier   und  Me- 

zu  sechzig. 

allias  l)erichtele  der  athenischen  Bärgerschaft  von  dem  Er- 
einer  Gesandtschaft,  Demosthenes  bestätigte  die  wohl  gelungene 
legung  einer  nationalen  Verbindung  gegen  Philipp;  für  den 
en  Monat  ward  der  Abschluss  der  Verträge  und  das  erste 
men treten    des    neuen   Bundesraths    unter    dem   Vorsitze   von 

anberaumt.     Es    war   ein    gutes   Vorzeichen,    dass    während 

Veransl^iltuiigen  der  Kampf  gegen  den  makedonischen  Ein- 
glückUch  begonnen  worden  war;  denn  das  engere  Wallen- 
iss  zwischen  Athen,  Megara  und  Chalkis  war  schon  in  Wirk- 
it getreten.  Kailias  und  sein  Bruder  Taurosthenes  waren  mit 
K)phon,  dem  Führer  der  attischen  Hülfsmacht,  gegen  Oreos 
:ogen,  welches  ihnen  als  der  wichtigste  Punkt  erscheinen 
e,  namentlich  weil  von  hier  aus  der  Besitz  der  nördlichen  Spo- 

Skiathos  u.  a.  bedroht  wurde.  Schon  im  Jinii  341;  lt)0,  3 
er  Tyrann  Philistides  gelödlet  und  die  Stadt  gewonnen. 
Im  so  muthiger  ging  man  auf  die  weiteren  Anträge  des 
^thenes  ein.  Die  Abgeonhieten  kamen  mit  Beginn  des  Früh- 
340  in  Athen  zusammen,  um  die  Verträge  abzuschliefsen. 
rrschten  vei*schiedene  Ansichten  darüber,  (»b  man  feste  Sätze 
eisteuer  ausmachen  oder  die  Kriegskosten,  welche,   wie  llege- 

lierv«)rhob,  ihrer  Natur  nach  unberechenbar  wären,  iiach- 
h  vertheilen  solle.  In  der  Hauptsache  wurde  ein  gutes  Ein- 
imen  erreicht  und  ein  Bündniss  errichtet,  an  welchem  unter 
orstindschafi  Athens  Euboia,  Megara,  Achaja,  Korinth,  I^uikas, 
inien,  Ambrakia  und  Kerkyra  Theil  nahmen ^^^). 
kthen  that  auf  Demosthenes'  Antrieb  mehr  als  es  ptlichtmäfsig 


678  DEMOSTHKIVES    UND    KALLIA8. 

mit  Atlieii   und  seinen  Verbündeten   zu    l>cantragen.     Am  Hofe  dn 
Grolskönigs  konnte  man  sicli  nicht  entschliefsen  auf  diese  Vorschlige 
einzugehen;    man    wies    sie    sogar    mit    Rücksicht    auf   das  fdnd- 
selige   Verhalten   Athens    \m    früheren  Aidässen    (S.   570)   sdaAh 
zurück.     Indessen  verkannte  man  die  geialirlichen  Fortschritte  Phh 
lipps   nicht;    man    hatte    ein    wachsames  Auge   auf  den   HeUeqMit 
und   es  schien  ein   bequemes  Auskunftsmittel  zu    sein,   wenn  Bm 
unter  der  Hand  die  altische  Vertlieidigung  des  Chersonnesos  anter 
stützte,     um     dadurch    einen    Damm    gegen    das    Vordringen  kt 
Makedonier    zu  gewinnen.     Für  Diopeithes  sind   in  der  That  po^ 
sische    Subsidien    flüssig    gemacht    worden.     Auch    an    die  Fötaer 
der  Kriegspartei    in  Athen    sollen    persische   Geldgeschenke  gfbii|i 
sein,    und    es    ist   ja    an   sicli    nicht   unwahrscheinlich,    dass  tm 
in  Susa  damals  dieselbe  Politik  befolgte,  wie  beim  Ausbruche  dei 
korinthischen  Kriegs  (S.  170),  indem  man  nicht  mit  den  griecbiscJMi 
Staaten  verhandelte,  sondern  mit  einzelnen  Parteiführern,  und  diciei 
Mittel  zur  Verfügung  stellte,   mit   denen  sie  nach  ihi^m  Gutdönka 
verfahren  koimten  ^  **). 

Wilhrend  dieser    Gesandtschaften    wai'en    in   Griechenland  sdr 
wichtige  Schritte   geschehen.     Demosthenes  halle   nämlich  uiiaiB(|e 
setzt    sein   Augeiunerk    auf  Euboia    gerichtet;    denn  je    rBieifeDeff 
<ler  vvirklii'he  Ausbruch  des  Kriegs  bevorst^md,  um  so  wichtiger  f» 
diese   Insel,   so   wohl   für  Philipp   zum   Angrille   auf  Athen   aU  lif 
die  Athener   zum  Schulze  ihrer  Landschaft   und   zur  Führung  ein« 
eifolgreichen    Kriegs.     In    dieser   Beziehung  war   nun    von    grtfettf 
WirliUgk»'il  die  Verbindung  des  Denn)stlienes  mit  Kallias,  dem  S<ih« 
des  MnesaiTlios  (S.  GO')),  welcher  zunächst  die  eigene  Insel  befreiet 
und  unter  der  Leitung  seiner  Vaterstadt  Chalkis  einigen  wollte,  dtf 
aber  in   diesem  Bestreben   natürlich   einen  Rückhalt   an   den  Narb- 
barstaaten   suchen   nuisste   und   deshalb  mit  der  Patrioten|>arlei  in 
Athen   Hand    in    Hand    ging.     Kallias    ist    der    erste    nicht-atti^ 
Staatsmann,  welcher  sich  Demosthenes  anschloss;    Chalkis  die  erste 
iXaclibarsladt.   w<»lche   ihre    Ihiiidesgeuossenschaft    antrug,    und  siA 
nicht  blofs  helfen  lassen  wollte,  wie  Rhodos,  Megalopolis  u.  a.,  s»»n- 
dern  auf  das  Eifrigste  selbst  nnt  voranging.    Wie  zur  Zeil  der  Per- 
serkriege Athen  und  Sparta  vorantraten,   um   die  Patrioten^iartei  zo 
sammeln,  so  jetzt  Atben  und  (Ihalkis;  sie  wai*en  die  l>eiden  Städte, 
welche    zuerst    das   Bündniss    abschlössen    und    dann   zum   Beitritte 
warben.     Dadurch  erhielt  die  gute  Sache  einen    hellenischen  Cba- 


DER    NATIONALE    »UND    109,  4;  840    MiLRZ.  (>79 

nkter  luul  erweckte  mehr  Vertrauen.  Denioslhenes  wussle  die 
Grast  der  gegenwärtigen  Verhältnisse  iMJst^ns  zu  verwerthen,  er 
MB  immer  auf  die  Hauptsadio  hin  und  verhinderte,  dass  an  Nehen- 
linkten,  namentlich  in  Betreff  der  staatsrechtlichen  Verhaltnisse  der 
Hlier  abhängigen  Bundesgenossen,  der  grofse  Erfolg  scheiterte. 
Oemosthenes  und  Kallias  gingen  zusammen  in  den  Peloponnes 
mA  nach  den  westUchen  Landschaften.  Die  Akarnanen,  wahr- 
idieiniich  durch  Philipps  Vertrage  mit  den  Aetoleni  gereizt,  sagten 
Utritt  zu;  mit  ihnen  die  Leukadier,  dann  die  Korinther  und 
AchSer,  endlich  Megara.  Matrikularhei träge  zur  Bildung  einer  ge- 
Beinsamen  Land-  und  Seemacht  wurden  verahredet.  Die  Euhoer 
Vttpflichleten  sich  zu  vierzig  Talenten,  die  Peloponnesier  und  Me- 
pveer  zu  sechzig. 

"■■  Kallias  liericlitete  der  athenischen  Bürgerschaft  von  dem  Er- 
U|ge  seiner  Gesandtschaft,  Demosthenes  hestätigte  die  wohl  gelungene 
Grundlegung  einer  nationalen  Verhindung  gegen  Philipp;  für  den 
Mehsten  Monat  ward  der  Ahschluss  der  Verträge  und  das  erste 
Eisammentreten  des  neuen  Bundesraths  unter  dem  Vorsitze  von 
ikihen  anberaumt.  Es  war  ein  gutes  Vorzeichen,  dass  während 
^r  Veransüdtungen  der  Kampf  gegen  den  makedonischen  Ein- 
glücklich  begonnen  worden  war;  deim  das  engere  Waifen- 
idniss  zwischen  Athen,  Megara  und  ('Jialkis  war  schon  in  Wirk- 
ikeit  getreten.  Kallias  und  sein  Bruder  Taurosthenes  wai*en  mit 
kephisophon,  dem  Führer  der  attischen  llülfsmacht,  gegen  Oreos 
■llgezogen,  welches  ihnen  als  der  wichtigste  Punkt  erscheinen 
Mttste,  namentlich  weil  von  hier  aus  der  Besitz  der  nordlichen  Spo- 
rnten, Skiathos  u.  a.  bedndit  wurde.  Schon  im  Juni  341;  lt)9,  3 
Mr  der  Tyrann  PhiUstides  getrMhet  und  die  Stadt  gewcmnen. 

Um  so  muthiger  ging  man  auf  die  weiteren  Anträge  des 
hnnosthenes  ein.  Die  Abgeordneten  kamen  mit  Begimi  des  Früh- 
•hrs  340  in  Athen  zus;nnmen,  um  die  Verträge  ahzuschliefsen. 
Ir  herrschten  verschiedene  Ansichten  darüber,  ob  man  feste  Sätze 
ler  Beisteuer  ausmachen  oder  die  Kriegskosten,  welche,  wie  Ilege- 
ippo»  hervorhob,  ihrer  Natur  nach  unberechenbar  wären,  nach- 
rtgUch  vertheilen  solle.  In  der  Hauptsache  wurde  ein  gutes  Ein- 
ernebmen  erreicht  und  ein  Bündniss  errichtet,  an  welchem  unter 
ker  Vorstandschaft  Athens  Euboia,  Megara,  Achaja,  Korinth,  Lenkas, 
tkamanien,  Ambrakia  und  Kerkyra  Theil  nahmen  ^^^). 

Athen  that  auf  Demosthenes'  Antrieb  mehr  als  es  pllichtmäfsig 


680  BEFREIUNG    VON    EUBOIA    10»,  4;  MO   FRÜOIAHR. 

ZU  leisten  hatte.  Er  drängte  unaufliaitsam  vonnärtg,  damit  der 
Bund  nur  so  l)ald  wie  möglich  in  Thätigkeit  komme.  Es  wunki 
den  euhöischen  Gemeinden  Gelder  und  Schifle  überwiesen  und  De- 
mosthenes  hat  später  Vorwürfe  darüber  hören  inüsseu,  dass  er  ia 
seinem  hellenischen  Eifer  die  besonderen  Interessen  seiner  Taler- 
stadt beeinträchtigt  habe.  Aber  er  wusste  wohl,  was  er  tbL 
Die  Vorschüsse  Athens  trugen  wesentlich  dazu  bei,  dem  iaiiki 
Frieden,  welchen  er  vernichtet  sehen  wollte,  den  letzten  Slafr 
zu  geben.  Man  scheute  sich  nicht,  makedonische  Schiffe  an- 
zubringen. Auch  auf  den  nördhchen  Inseln  kam  es  zu  tth 
tigen  Kämpfen.  Halonnesos  war  in  die  Hände  der  PepareÜiie 
gefallen,  welche  die  makedonische  Besatzung  daselbst  gefimgei 
genonmien  hatten.  Phili})pos  liefs  dafür  Peparethos  verwöslei, 
während  die  Alhener  sich  der  Insel  annahmen  und  ihren  Schiia 
Anweisung  gaben,  dafür  an  makedonischem  Eigentlium  VergeitHi 
zu  üben. 

Die  Athener    waren    wie    umgewandelt;    sie    gingen  jetzt  lü 
voUer  Rücksichtslosigkeit  zu  Werke,  innerhalb  der  Stadt  wie  dräute 
In  Athen    ergriff   man    einen    gewissen    Anaxinos    aus   Oreos,  kt 
angeblich    im    die    Königin    Olympias    Einkäufe    machte,    aber  ik 
ein   Spion  ergrilfen    und    hingerichtet  wurde.     Auswärts   erwartfle 
man  einen  Angrifl'  auf  Euboia;    es  kam  darauf  an,    so    rasch  ine 
möglich  auch  die  anderen  Tyrannen  zu  stürzen,   welche  den  Mak^ 
donlern  Vorsclmb  leisteten,  namentlich  den  Kleitarchos  von  Eretrii, 
welcher  mit  phokischen  Söldnern  den  Plutarchos  (S.  590)  gestunt 
hatte.     In  Athen  zeigte  sich  der   rühmlichste  Eifer.     Vierzig  Schife 
wurden   durch    freiwillige,  Beiträge  ausgerüstet,   unter  Phokions  be 
währter  Leitung  wurde  Erelria  genommen,  Kleitai'chos  getödteL  uid 
damit  war   ganz  Euboia   wieder  frei.     Eüie  Menge  unverhoffter  Er- 
folge drängte   sich  in   dieser  Zeit  zusammen.     Im  Einzelnen  warea 
sie   nicht  geeignet,   Philipp  Besorgnlss  ehizuflössen ,  aber  zusaiumen 
bezeugten  sie   ihm   doch  einen  sehr  merkwürdigen  Umschwung  der 
öffentlichen    Meinung.     Die    kühnste  Politik    des  Demoslhenes  ^tt 
jetzt   der  Bürgerschaft  willkommen;    die  Gegenpartei,    welche  durch 
das  gerichtUch  bezeugte  Einverständniss  des  Aischines  mit  Anaiino» 
einen   neuen  Stofs   erhalten  hatte,   war  machtlos,    wälurend  Deno- 
sthenes   als  der  leitende   Staatsmami   ölfenthch    anerkamit    und  aof 
Aristonikos'  Antrag  an   den  Dionysien  zum  ersten   Male   mit  eioem 
Goldkranze  geehrt  wurde.    Ja  die  nationale  Verstimmung  gegen  Phi- 


PHILIPPS   THBAKISCUER    KRIEG    SEIT   10»,  2;  342.  6S1 

• 

lippos  war  so  im  Steigen,  dass  auch  in  Olympia  die  Nennung  seines 
Namens  mit  lautem  Ausdrucke  der  Missgunst  angehört  wurde  ^^'). 

För  den  Erfolg  der  demosthenischen  Politik  waren  die  Uni- 
ilände  sehr  günstig;  denn  Philippos  war  fern  und  in  ehien  Krieg 
f erwickelt,  welchen  er  nicht  sofort  unterhrechen  konnte,  um  nach 
Hellas  zu  eilen  und  den  im  Entstehen  hegrüTenen  Bund  zu  sprengen, 
che  derselbe  zu  Kräften  kam.  Philippos  verfolgte  von  jeher  eine 
doppelte  Art  von  Kriegspolitik,  eine  gegen  die  Hellenen  und  eine 
andere  gegen  die  Barbaren.  Bei  jenen  suchte  er  immer  eine  der 
Fcrm  nach  friedliche  Anerkennung  zu  eiTeichen;  hier  hatte  er  nur 
Lindererwerb,  vortheilhafte  Reichserweiterung,  Beute  und  Heeres- 
wstärkung  im  Auge. 

So  war  Philippos  jetzt  nach  der,   wie  es  schien,    gelungenen 

lerahigung   der  griechischen   Staaten    schon  im  dritten  Jahre  mit 

dnem  Kriege  beschäftigt,  welcher  auf  die  Eroberung  eines  ganzen 

CoDtinents  und  die   allmähhche  Umwandelung    desselben   zu    einer 

trovinz  gerichtet  war.    Makedonien  sollte  nicht  mehr  das  Gränzland 

«vopäischer  Civilisation  sein.     Das    groi'se  Thrakerland   zu  beiden 

Seiten  des  Hämos,  bis  dahin  nur  an  seinen  Rändern  aufgeschlossen, 

«0  Land  voll  mächtiger  Ströme,  voll  Wälder  und  Bergwerke,  Weiden 

md  Ackerfluren,  sollte  mit  seinen  VölkeiTi  ihm  dienstbar   werden 

ind  zugleich  als  Brücke  dienen  sowohl  zum  Erwerbe  der  politischen 

Dfer  wie  auch  zur  Eroberung    des   jenseitigen   Welttheils.     Dieser 

Aufgabe  war  er  Jahre  lang  völlig  hingegeben,  während  er  in  Pella 

•ttnen  Sohn  die  Regierungsgeschäfte  führen  liefs.     Auch  in  Thra- 

kiea  trat  PhiUppos  mit  den  Gesichtspunkten  hellenischer  Pohtik  auf, 

indem  er  Barbaren   bekämpfte,    welche  seit  Menschengedenken  die 

griechischen  Kästenstädte  ohne  Unterlass  gefährdet  hatten.    Dadurch 

glaubte  er  sich  einen  Anspruch  auf  die   Schutzherrschaft    der  be- 

uachbarten  Griechen  zu  erwerben;  er  verschmähte  auch  liier  kehie 

sich  darbietende  Handhabe  friedlicher  Anknüpfung  und  suchte  durch 

nichtfl  lieber  als  durch   Bündnisse    sein  Reichsgebiet    auszudelnien. 

Sonst  aber  war  es  hier  eine  ganz  andere  Kriegführung  als  in  den 

griechiflchen  Gegenden,  besonders  nachdem  er  die  Fürstenthüiner  in 

der  unteren  Gegend  gestürzt  hatte   und  nun  mit  den  Bergsläminen 

kriegte,  welche  ihm  mit  ungebrochener  Freiheitsliebe  entgegentraten. 

Zu    dem    wechselnden    Kriegsglücke    und    der    Schwierigkeit    einer 

dauernden  Unterwerfung  kamen  die  Drangsale  des  rauhen   Klimas, 

der  wegloeen  Gegend.     In  elenden  Erdgruben  mussten  die  Krieger 


682  DIK    TliHAKISCIIEN    FELnzl>GE. 

Quartier   iiiacheii   und   die   {i^rol'sen  Verluste  niiissteu  durch  immer 
neue  Tru|)i>en  aus  Makedouien  unii  Tliessalien  ersetzt  werden. 

Aber  Philippos  war  liier  nicht  nur  als  Feldherr  lieschäfligl; 
auch  die  Erforschung  der  J^andschaft,  die  Kennlniss  ihrer  Hul&- 
quellen,  die  Herstelhmg  der  Ordnung,  die  Sicherung  des  Erworbmcs 
nahm  ihn  Jahre  lang  in  Aiis))ruch.  Strafsen  wurden  gebahnt  uml 
Städte  angelegt,  um  die  liaiid-  und  Wasserwege  zu  sichern  »o  wie 
nm  die  Bergwerke  auszubeuten.  So  entstand  im  Kemlaude  des  alt«! 
Thrakerreiciis  eine  Rt^ihe  makedonischer  Kolonien,  Philippopoü» 
am  Hebros  und  an  Nebenflüssen  Kaivbe  und  Rine,  Plätze,  wo  unter 
bewafl'neter  Aufsicht  Strafgefangene  angesiedelt  wurden,  um  dea 
Roden  urbar  uiul  die  Gegend  wohnhaft  zu  machen.  Seit  dem  Fräb- 
jahre  3 12  war  Philippos  mit  diesen  AufgakMi  beschäftigt,  die  ila 
])ersonlich  so  in  Ans|)ruch  nahmen,  dass  er  alle  ferneren  Händel 
nur  nebenbei  berücksichtigen  konnte. 

Die  Hauptsache  war  erreicht,  das  rauhe  Rinnenhnnd  mit  Unge- 
heuern Anstrengungen  und  Opfern  unterworfen,  die  niakedonisdv 
llausmacht  fast  um  das  Dreifache  vergrofserl;  die  Ijeiden  RciAe 
des  iNordens,  die  sich  oiicrhalb  l[ellas  drohend  entwickelt  liattn. 
die  westlichen  und  ostli<*hen  Stromgebiete  (S.  391),  waren  endlidi 
zu  eineui  Ganzen  verschmolzen.  Aber  noch  fehlte  der  Absohln» 
der  grofsen  Arbeit,  nauilich  die  Vereinigung  der  griechischen  Küsten- 
platzt'  niit  dem  neu  erolnMlen  Fesllande.  welche  ihm  hier  el^ew«» 
dienen  sollten,  wie  Amphipnlis.  Potidaia  u.  s.  w.  in  seinen  altem 
Kruerbungon.  Ohne  dies«'  Slfidle  war  er  nicht  Herr  der  Seeslrafswi. 
ohne  sie  blieb  sein  ganziM*  Kndierungskrirg  etwas  durchaus  liivi»!!- 
stAndiges  und  Lückeidiat'tes:  er  war  durch  sie  im  Rinneidande  ein- 
geschlossen. Kr  halle  durch  Vertrage  sein  Ziel  zu  erreichen  g^ 
sucht;  aber  umsonst.  Sehr  zur  Tnzeit  sah  er  nicht  nur  in  der 
Halbinsel  am  llcllespontos,  sondern  auch  in  den  Griecli<ui Städten 
am  Rosporos  und  an  der  Pn»j>ontis  einen  Geist  kräftiger  Widersetz- 
lichkeit erwachen,  und  anstatt  friedlich  seine  Zwecke  dni^chzusetien. 
musste  er  hier  au  den  nördlichen  Meerstralsen  einen  Krieg  liegmnen. 
in  d<Mi  nach  ehiander  die  Perser,  die  AthemT  und  ihre  Rumlesge- 
nossen eintraten.  Hier  kam  der  Kampf  zwischen  Europa  und  Asien 
unerwartet  zum  Ausbruche,  hier  wurde  der  Friede  mit  Athen  nadi 
siebenjährigem  Restande  endlich  olfen  gebrochen  ^^**V 

Es  handelte  sich  um  Perinthos  und  Rvzanz.  Reide  Städte 
weigerten  sich  auf  Philipps  Rundesgenossenschaft  einzugehen;  z^eine 


BELAGERUNG    V0>'    PERIiNTHOS    UO,  1;   340.  683 

sUten  Feldzüge  in  Thmkien  inussteu  also  gegen  diese  Sladle  ge- 
ichtet  sein,  um  sie  auch  gegen  ihren  Willen  dem  neuen  makedo- 
iBcb-thrakischen  Reichsgehiete  einzu verleihen. 

I  Perinthos  wnrde  zuerst  herannt.  Belagerungsthürme  von  120 
^afs  Höhe  erhoben  sich,  um  von  ohen  die  Manern  zu  heschicrsen, 
md  gleichzeitig  wurden  Minengänge  gegraben,  nm  auch  auf  unter- 
fdischem  Wege  in  die  Stadt  einzudringen.  Dann  wnrde  die  Flotte 
iMrbeigeschafTt,  um  die  Zuzüge  von  der  Meerseite  abzuschneiden. 
Es  lag  Philipp  Alles  daran,  die  Belagerung  rasch  zu  Ende  zu  frdn*en ; 
nii  immer  wechselnden  Truppen  rückte  er  gegen  die  Mauern  und 
tfOlz  der  Tapferkeit  der  Bürger,  der  Starke  ihrer  Befestigungen, 
der  Sicherheit  der  Ilalbinsellage  und  der  Unterstützung  von  Byzanz 
mr  ein  längerer  Widerstand  unmöglich.  Da  kam  eine  unerwartete 
Hülfe  vom  jenseitigen  Ufer,  eine  Unterstützung  griechischer  Frei- 
heitskämpfe von  Seiten  Persiens. 

Die  Perser  waren  an  sich   nicht  so  slumpfsiimig.    um  gleich- 
gfiltig  zuzusehen,  wie  König  Philipp  sich  der  festen  Plätze  an  ihrem 
Gegengestade    bemächtigte;    sie    waren    aufserdein    durch    E]d)ialtes 
(8, 677)  auf  die  Gefahr  aufmerksam  geworden,  und  hatten  sich  diese 
Hdmnng  ohne  Zweifel   zu  Nutze    gemacht.     Attischer   Einthiss    ist 
um  so  mehr  vorauszusetzen,  da  ein  Athener  Apollodoros,  die  Hülfs- 
macht  herüberführte,  welche  von  Arsiles,    dem  Satrapen  Kleinphry- 
giens,   in  Verbindung   mit  benachbarten   Statthaltern  zusammenge- 
tncht  war.     Schon  diese  Betln»iliguug  verschiedener  Statthalter  lässt 
darauf  schliefsen,   dafs  vom  Grofskönige  selbst  der  Befehl  dazu  ge- 
|d)en  war.     Gewiss   verdankte   man   es  aber   vorzugsweise  der  Ge- 
aducklichkeit   des    attischen   Führers,    dass    die   Hülfe  zur    rechten 
Zeit  ankam    und  dass  es  gelang,    durch   das  einschliefsende   Heer 
luildurch  Maimschaft,   Gehl,   Proviant  und  Kriegsbedarf  einzuführen. 
Asch  von  Byzanz  kam   neue  Hülfe,   und  so  geschah  es,   dass  dem 
Kteige,    welcher    den    Mauerring    von    Perinthos    schon    gebrochen 
htte,  aus   den  Häusern   und   hinter  aufgeworfenen  Steinwällen  ein 
to  kräftiger  Widerstand  entgegentrat,    dass  er   in  den  Strafsen  der 
Stadt  wieder  umkehren   und  nach  Ungeheuern  Opfern  und  der  An- 
strengung von  mehreren  Monaten  mit  der  Hauptmacht  abziehen  musste. 
Rasch  wandte  er  sich  nach  Bvzanz,  dessen  Hülfsmittel  er  durch 
^  Bettieiligung    an    dem  Kampfe   in   Perinthos    erschöpft    glaubte. 
iKidi  fand  er  die  Stallt  besser  gerüstet,   als  er  erwartet  hatte,   am 
Ussten  dadurch,   dass  die  Bürgerschaft,   welche   sonst  in  dem  Rufe 


684  BELAGERUNG    VON    BYZANZ    110,  1;  S40 

der  Unordnung  und   Zuchtlosigkeit  stand,   sich  jetzt  einem  Manne 
hingegeben  hatte,   welclier  ihr  Vertrauen  im  vollen  Mafse  verdiente 
und  iNüsafs.     Dies  war  Leon,  ein  Schiller  Piatons.     Als  Oberfeldherr 
stand  er,  wie  Perikles  in  Athen,  an  der  Spitze  des  gesamten  Staats, 
welcher    die  Nothwendigkeit    einer    einheitlichen   Leitung   erkannte. 
Leon  hatte  es  durchgesetzt,  dass  die  zuerst  l)edrohte  Schwesterstadt 
mit  allem  Aufwände  von  Kraft  unterstützt  wurde;   auf  seinen  Rath 
hatten    sich   die   Byzantier,    als   PhiUpp  gegen  sie  heranrückte,  ia 
ihre  Mauern  zurückgezogen   und    dem   Konige  die    gewünscbtf  Gt' 
legenheit  zu  einem   nflenen  Kampfe  nicht  gewäiirt.     Leon  vertraale 
der  Lage  der  Stadt  und  ihren  mächtigen  Werken.     Auf  einer  Haft- 
insel gelegen,    an  der  Süd-  und   Ostseite  vom  Bosporos  und  der 
Propontis  hespült,   an  der  Nordseite  von  dem  Meeresarme,  welcfer 
seit    alten   Zeiten    das  gohlene  Hörn  heifst,    hing  sie    nur  an  der 
dritten  und  schmälsten  Seite  mit  dem  thrakischen  Festlande  Zuna- 
men.    Mauern    von  aufserordentlicher  Stärke    umgaben    die  gais 
Halbinsel,  doppelte  Mauerzüge  sicherten  die  Landseite.     Aber  aack 
die  stärksten  Mauern   konnten  die   Stadt  nicht  retten   und  es  tnt 
nun  auch  für  Byzanz,  wie  es  hei  den  anderen  Städten  des  Norden, 
die  von  Athen  abgefallen  waren,  der  Fall  gewesen  war,  die  Stnafc 
ein,   in   welcher  sie  ihre  letzte  Hoffnung  auf  Athen  setzen  musBif. 
Leon,  der  Zögling  der  Akademie,  hat  ohne  Zweifel  wesentlich  dazu  bei- 
getragen, die  Verbindung  mit  Athen  hei*znstellen,  und  auch  darin  wir 
B\zanz  besonders  glücklich,  dass  das,  was  hei  Amphipolis  und  Ohn- 
thos  versäumt  wm'de  oder  zu  spät  geschah,  hier  zu  rechter  Zeit  mi 
in  genügen^ler  Weise  erfolgte.     Es  war  inzwischen  eine  ganz  andere 
Zeit  angehrochen;  es   >\ar  eine  kriegerische  Stimmung  da,  welchf, 
von  Demosthenes  hervorgerufen,  ganz  Griechenland  durchdrang. 

Als  Philipp  gegen  Byzanz  vorging,  war  er  schon  im  kriep 
mit  Athen.  Er  war  rücksichtslos  durch  attisches  Gebiet  gezogen 
um  seine  Flotte  zu  decken,  als  sie  zur  Belagerung  der  Städte  dureh 
den  [lellespont  heraulfuhr,  und  hatte  Schiffe  der  Athener  und  ihrer 
Bundesgenossen  autluingen  lassen.  Athen  forderte  Reclienschaft 
Es  erhielt  ehie  Antwort  aus  dem  I^ger  vor  Perinthos,  worin  der 
König  sich  als  den  Beleidigten,  die  Athener  als  die  Herausfordemdea 
(larstellU^  und  iimen  di(*  Schuld  des  Friedensbruchs  zuschob.  Es 
war  ein  Streiten  mit  Worten,  denn  in  der  Thal  war,  wie  Krinen 
zweifelhall  sein  konnte,  der  Friede  von  beiden  Seiten  geltrochen  und 
unhaltbar,  so  dass  es  nur  auf  den  Zeilpunkt  des  offenen  Bnicbs 


OFFENER   KRIEG   ZWISCHEN   PHILIPP   UND   ATHEN.  685 

ankam.  Philipps  Interesse  war  es,  denseilien  zu  verzögern,  darum 
versuchte  er  noch  einmal  seine  Gegner  zu  schrecken  und  stellte  in 
tdnem  Manifeste  bestimmte  letzte  Fordeningen,  deren  Abweisung 
er  für  eine  Kriegserklärung  ansehen  mfisste. 

Die  Athener  antworteten  auf  dies  Ultimatum,  indem  sie  die 
Friedenssäuien  umrissen  und  sich  entschiedener  als  je  zuvor  der 
Fftbning  des  Demosthenes  hingaben.  Dass  man  die  festen  Plätze 
an  den  pontischen  Seestrafsen,  dass  man  Byzanz,  den  Ilauptinarkt 
in  nordischen  Handels,  niclit  in  des  Königs  ilände  fallen  lassen 
Ürfe,  das  war  ein  Gesichtsi)unkt,  der  allen  Athenern  einleuchtete, 
■od  darum  wurde  mit  allgemeiner  Zustimmung  der  Feldherr  (^hares, 
der  ein  Geschwader  im  thrakischen  Meer  befehligte,  sofort  nach  dem 
Bosporos  beordert.  Auch  von  den  neuen  Bundesgenossen,  welche  an 
dlor  Rettung  von  Byzanz  des  Handels  wegen  einen  lebhaften  Antheil 
Bahmen,  von  Rhodos,  Kos  und  Cbios  kamen  Schilfe  herbei;  es  ge- 
Vng  die  belagerte  Stadt  von  der  Seeseite  frei  zu  machen  und  die 
fhisdliche  Flotte  zu  zwingen,  sich  in  den  Pontos  zurück  zu  ziehen. 

Philipp  bot  um  so  mehr  alle  seine  Kräfte  auf,  nin  die  Stadt 
^m  nehmen.  Immer  neue  Minengänge,  immer  neue  Maschinen,  von 
den  erfindungsreichen  Polyeidos  errichtet,  bedrohten  die  Ringmauer; 
fAie  Brücke,  über  das  goldene  Hörn  geschlafen,  wehrte  die  Flotten 
4,  denen  durch  versenkte  Steiumassen  die  Annäherung  erscliwert 
%arde;  einmal  standen  die  Makedonier,  von  einer  regnerischen 
Macht  begünstigt,  schon  innerhalb  des  Mauerrings,  aber  die  Bürger 
■rwachten  zur  rechten  Stunde  und  unter  dem  Glänze  eines  Nord- 
bcbta,  in  welchem  sie  die  lliüfe  der  Hekale  erkannten,  trieben  sie 
die  Feinde  in  ihre  Minengänge  zurück. 

Während  dieser  Kämpfe  kam  auf  Antrieb  des  Demosthenes 
Baue  Unterstützung  aus  Athen.  Sie  war  durch  die  Umstände  ge- 
boten; denn  wenn  auch  Chares  seine  Pflicht  getban  und  die  feind- 
Bebe  Flotte  in  den  Pontos  zurückgedrängt  hatte,  wenn  er  in  seiner 
trefflich  gewählten  Stellung  dem  goldneu  Hörne  gegenüber  auch 
i«B  Sond  beherrschte,  so  war  er  doch  nicht  die  geeignete  Persön- 
iefakeit,  um  den  Buyd  zwischen  Byzanz  und  Athen  in  vollem  Grade 
nr  Wahrheit  werden  zu  lassen.  Er  wmxle  vom  Bundesgenossen- 
iriege  her  noch  mit  grofsem  Misstrauen  angesehen.  Darum  gingen 
m  Frühjahre  339  Kephisophon  und  Phokion  mit  einem  zweiten  Ge- 
whwider  ab.  Phokion  war  von  Demosthenes  vor  Allen  empfohlen 
und  das,  was  einem  Söldnerführer,  wie  Chares,  niemals  ver- 


6S6  PHILIPPOS    IM    SKYTHRNLANDE   110,  1;  83«. 

^öniit  worden  wäre,  der  Einlass  in  die  Stadt,  wurde  einem  Pho- 
kioii  mit  vollem  Vertrauen  gestattet.  In  hrfiderlicher  Eiutracht  ver- 
theidigten  nun  Atliener  und  Byzantier,  wie  ein  Stock  geroeinsuB 
liellenisclien  Bodens,  die  bedrohte  Stadt,  und  der  ErMg  f^^ar,  im 
Krmig  Philipp  mit  schwerem  Herzen  auch  diese  Belagerung  auf- 
gehen inusste. 

Er  räumte   allerdings  nicht  sogleich  das  Feld.     Er  zog  ao  der 
Küste  hin  und  her,   so  lange  seine  Flotte  im  Pontes  abgescbnittei 
war;    (;r  wusste  es  durch   schlaue  Vorkehrungen  und   allerlei  tk- 
schende  Mafsregeln  zu  erreichen,  das»  seine  Scliifle  auf  eine  onl»- 
greifliche    Weise    glücklich    durch   den    Hellespoiit    heimfuhreo;  ff 
verhandelte  noch   mit  den   griechischen  Inselstaaten   und  durdi  « 
auch  noch  mit  Byzanz.     Dann  aber   brach  er  plötzlich  auf  und  ng 
mit   alh^n  Truppen  v(un  Meere  fort  in  das  Skythenland  hinauf,  m 
er  eine  Zeitlang   wieder  vor  den  Augen  der  Griechen  .verschniii 
Es   war  gewiss  keim»  zwecklose  Eroberungslust,   welche  Philipp  ii 
den   Kampf  mit  Ateas,   diMii   greisen   Skytlienfürsten,   trieb,  deMi 
Sciiaaren  in  den  IKmauniederungen  mit  der  inakedonischeu  Phahü 
zusammentrafen,  sondern  es  galt  die  Sicherung  der  neu  erworbeiMi 
thrakischen   Lander,    die  Ahruiidung   des   Reichsgebiets  im  NorJei 
und  die  Erforschung  der  Pontoslandschaften  mit  ihren  Ilülfsquelka. 
Darum   hatte  Philippos  auch   als    sein    wichtigstes   Ziel    l>ezeicliMl 
dass  er  dem  Herakles  ein  Standbild  am  Donauufer  errichten  woU^ 
ein  Vorgeben,   welches  die  Absicht  des  Königs  andeutet,  die  grofe 
Wasserstral'se  zu  Handelszwecken  in  seine  Gewalt  zu  bringen.    Gewi* 
hatte  er  aber  auch  hicn*  den  Doi)pelzweck   seiner  Politik   im  Augß, 
dass   er   nicht   mu*  die  Barbaren  des  Binnenlandes  bewältigen,  s^oii- 
(lern  auf  (bestem  Wege  auch  die  griechischen  Küstenstädte  mit  seineo 
Beiche  vereinigen  wollte.    D(»nii  wie  zu  Epeiros  die  elisclien  Pflaw- 
stadte   (S.  ()6r)),   zu   Thrakien   Perinthos   und    Byzanz.   so  gehörten 
zum   Skvthenlandc  die  (iriechenstädte  an  der  Westküste  des  Ponlos, 
ApoUonia,  Istros,  (hiessos,  welche  aus  den  Donaulandschaflen  ihm 
Beichthum   zogen.      So   hängt  der   Donaufeldzug  mit   den   Kämpfn 
am  Bosporos  zusammen  und  zeugt  von  den  gewaltigen  Plänen,  wekhc 
Phibppos  in  seinem  Geiste  bewegte  ^'^^V 


Demoslhenes  hatte   es  erreicht,  dass  Athen   nach  einer  biigw 
Zeit    scbmäblicher    Unthätigkeit     wieder     kräftig     und     erfoIgniA 


ATHENS   UND    PHILIPPS    KRIEGSMITTEL.  687 

die  Zeitbegcbeuheiten  eingrifT.  Es  hatte  wieder  Bundesgenossen 
.  sich  gesammelt;  es  \var  im  Pelupoimese,  in  Akarnanien,  in  Tlies- 
ieo,  am  Hellesponte  dem  Könige  entschlossen  entgegengetreten; 
hatte  Euboia  befreit;  es  hatte  in  den  politischen  Gewässern  die 
t  dem  höchsten  Aufwände  aller  Kriegsmittcl  betriebenen  Unter- 
imungen  Philipps  vereitelt  und  die  Kornstrafse,  welche  er  in 
de  Hand  «bringen  wollte,  oiTen  gehalten.  Der  König  hatte  von 
rinthos  und  Byziuiz  abziehen  müssen,  und  mit  gerechtem  Stolze 
I88te  es  die  attischen  Patrioten  erfüllen,  als  die  beiden  machtigen 
»tädte  mit  Ehrendekreten  und  Goldkränzen  den  Dank  für  ihre 
Itung  der  Bürgerschaft  von  Athen  darbrachten^ **'"). 

Das  alte  Athen  war  wieder  lebendig  geworden.  Aber  bei  ein- 
Den  Erfolgen  durfte  man  sich  nicht  zufrieden  geben.  Der  Bruch 
}  Friedens  war  entschieden  und  es  kam  darauf  an,  die  Stadt  auf 
1  nun  unvermeidUchen  Kampf  um  ihre  SeU)standigkeit  vorzube- 
leo.  Welche  Mittel  waren  dazu  vorhanden?  Der  Feind  der  Stadt 
ichien  jetzt  freilich  nicht  mehr  als  der  unwiderstehliche  Kriegs- 
fty  dem  Alles  gehugen  musste,  aber  wenn  ihm  auch  einzelne 
ileniehmuiigen  misslangen,  so  war  doch  seine  Macht  hn  (lanzen 
le  unaufhaltsam  fortschreitende.  Er  eignete  sich  immer  neue 
iegsmittel  au,  er  zwang  immer  neue  Völker  zur  Heeresfolge,  legte 
ilnite  auf,,  erhob  Kriegssteuern,  trieb  Beute  ein,  nahm  Bergwerke 
d  einträgliche  Zölle  in  Besitz  und  schaltete  unbedingt  über  eine 
De  von  Hülfsmitteln ,   deinen  stete  Zunahme   man   von  Athen  aus 

*  nicht  überblicken  konnte.  Athen  dag(^gen  hatte  keinerlei  Yer- 
iurung  seiner  Hülfsmittel  in  xVussicbt;  ohne  Subsidien,  ohne  Tri- 
te,  war  es  völlig  auf  sich  angewiesen  und  seine  ganze  I>3istungs- 
igkeit  war  vou  dem  guten  Willen  der  Bürger  und  der  geringen 
lil  seiner  Verbündeten  abhangig.  In  Athen  konnte  man  nichts 
deres  thun,  als  die  vorhandenen  Mittel  durch  (uue  zweckmäfsige 
konomie  möglichst  nutzbar  machen,  schädliche  Missbräuche  be- 
ugen und  die  Wehrkraft  der  Gemeinde  heben ;  es  kam  darauf  an, 

*  ^durch  die  eubuliscbe  Friedenspolitik  heruntergekommenen  Bür- 
iichaft  eine  solche  Haltung  zu  geben,  dass  sie  im  Stande  war  die 
iwere  Probe  zu  bestehen,  wehher  sie  entgegenging. 

Auf  dem  gewöhnhchen  Wege  der  Gesetzgebung  konnten  so 
ngende  und  so  durchgreifende  Reformen  des  öfl'entlichen  Lebens 
hl  ausgeführt  werden;  dazu  bedurfte  es  des  leitenden  Einflusses 
hervorragenden  Mannes.     Es  war  dalier  für  den  Erfolg  dieser 


688  REFORMEN   DES   ATTISCHEN   STAATSWESENS. 

Bestrebungen  ein  grofscs  Gluck,  dass  ein  Staatsmann  da  war,  wel- 
cher sich  (las  Vertrauen  der  üürgerschafl  erworben  hatte,  dass  die 
grofse  Mehrheit  derselben  die  Nothwendigkeit  fühlte,  ihn  in  diesem 
entscheidenden  Zeitpunkte  mit  l)esondcren  Vollmachten  auszurüsten, 
und  endlich  dass  man  mit  richtigem  Blicke  erkannte,  auf  welchen 
Punkte  die  Reformen  zu  beginnen  seien. 

Durch  seine  SchilTe  war  Athen  aus  der  Persemolh  errettet; 
als  Flottenstaat  hatte  es  seinen  geschichtlichen  Beruf  gefunden  and 
es  war  nie  grofser  gewesen,  als  da  die  Staatsmanner  aller  Parteiea 
nelien  und  nach  einander  wetteiferten  die  Stadt  als  Seemadd 
auszubilden  und  dieselbe  durch  Schiffe,  Hafen  und  Hafenmaiiera 
unöl>erwindlich  zu  machen.  Seitdem  der  Missbrauch  seiner  Fkit- 
teumacht  Athen  in's  Verderl>en  gebracht  hatte,  war  das  Selbstfer- 
trauen  des  Staats  auf  das  Tiefste  erschüttert;  das  Misstrauen  ia 
Aristokraten  gegen  das  Seewesen  hatte  sich  auch  in  andere  Krebe 
verbreitet,  und  je  mehr  die  Bürgerschaft  erschlalTte,  um  so  aDgr- 
meiner  wurde  auch  die  Abneigung  gegen  die  Opfer,  welche  die 
Erhaltung  der  Flotte  verlangte,  wenn  man  auch  gewohnheitsmäUg 
fortfuhr  Schifte  zu  bauen  und  die  Durclischnittszahl  von  306 
Trieren  im  Stande  zu  erhalten.  Trotzdem  konnte  Athen  seiner 
Vergangenheit  nicht  untreu  werden.  Jeder  neue  Aufschwung  gim 
von  einer  giMcklichen  Seeunt<Tnehuuing  aus,  und  seit  dem  ersten 
siegreichen  Zuge  nach  Euboia  (S.  404)  halte  der  Patriotismus  der 
Athener  sich  in  freiwilliger  Opferbereilschaft  für  Ausrüstung  voi 
Kriegsschiffen  wiederholt  auf  glanzeiule  Weise  bezeugt.  Indessea 
durfte  das  Heil  der  Stadt  solcheu  Aufwallungen  ])atriotischer  Gefühle 
nicht  anheimgestellt  bleiben,  und  es  war  ein  günstiges  Zeichen  roi 
der  Macht,  welche  die  alten  Traditionen  attischer  Geschichte  noch 
besafsen,  dass  man  jetzt,  wo  man  entschlossen  war,  die  Stadt  für  einea 
schweren  krieg  vorzubereiten,  eine  Reform  des  Seewesens  als  die  ersle 
Bedingung  erkannte  und  zu  diesem  Zwecke  Demosthenes  beauftragte, 
den  gegenwartigen  Zustand  der  Seemacht  zu  prüfen  und  solclie 
Anordnungen  vorzusch Ligen ,  welche  eine  möglichst  erspriefsUcbe 
Hebung  derselben  herbeiführen  könnten. 

Demosthenes  hatte  Fh)tte  und  Haftni  von  jeher'  als  das  Haupt- 
kapital der  attischen  Macht  angesehen.  Er  hatte  immer  danof 
hingewiesen,  dass  jede  liebung  xVthens  von  diesem  Punkte  ausgebea 
müsse;  er  hatte  schon  vor  vierzehn  Jahren  in  seiner  ersten  Staate 
rede  (S.  571)  die  eingerissenen  Missbräuche  auf  das  Schärfste  gerügt 


ZUSTANB  DE»  ATTISCHEN   8BBWB8ENS.  689 

imd  ein  deutliches  Zeugniss  abgelegt,  mit  welchem  Ernste  er  sich 
die  Besserung  angelegen  sein  lasse.  Inzwischen  waren  die  Miss- 
bnuche  immer  tiefer  eingewurzelt,  die  Zustande  immer  unerträg- 
licher geworden,  und  auch  abgesehen  von  allen  Rücksichten  höhere 
Politik  musste  der  Mittelstand  der  attischen  Bürger  auf  eine  Aen- 
dening  der  bestehenden  Einrichtungen  dringen.  Denn  die  ganze 
Symmorienverfassung  (S.  468)  war  in  der  Weise  ausgeartet,  dass 
sie  Ton  den  Reichen  benutzt  wurde,  um  die  minder  Wohlhabenden 
m  Abervortlieilen  und  zu  drücken.  Die  Vorsteher  der  Steuerver- 
eine vertheilten  die  Unkosten  unter  die  Mitglieder  der  Genossen- 
•ehaflen,  welche  je  ein  SchÜT  auszurüsten  hatten,  in  willkürlicher 
Weifli^  ohne  Rücksicht  auf  die  VermOgensverhaltnisse  der  Einzelnen 
10  nehmen;  die  Aermeren  setzten  ihr  Vermögen  daran,  während 
l|ie  Reichen  mit  einem  sehr  geringen  Aufwände  davon  kamen,  na- 
nentlich  wenn  sie  am  Ende  die  ganze  Leitung  an  Spekulanten 
•bergaben,  welche  für  eine  l)estimmte  Summe  die  Trierarchie  be- 
mngten.  Das  Wesen  der  attischen  Trierarchie  war  völlig  zerstört; 
Man  sprach  gar  nicht  mehr  von  Trierarchen,  sondern  von  'Zusam- 
■OTirahlt^mlfn*  Das  Ganze  war  ein  unsauberes  Finanzgeschäft  ge- 
worden, welches  die  Kapitalisten  zu  ihren  Gunsten  ausbeuteten,  eine 
Bnrichtung,  welche  die  Interessen  des  Staats  scliwer  beschädigte, 
neu  «ie  den  Kern  der  Bürgerschaft  benachtheiligte  und  verstimmte, 
'  Aiordnungen  aller  Art  hervorrief,  unaufhöriich  Klagen  und  Be- 
i^vrerden  veranlasste  und  jede  Flottenrüstung  verzögerte.  Das 
Seblimmste  aber  war,  dass  die  vorhandenen  Hülfskräfte  der  Stadt 
ipr.  nicht  sur  Verwendung  kajneu,  indem  sich  gerade  die  bedeu- 
lopdüen  Kapitalien  dem  öffentlichen  Nutzen  entzogen.  Denn  wäh- 
nmd  die  Symmorien  doch  nur  dazu  dienen  sollten,  diejenigen  Ver- 
QlAgen,  welche  einzeln  zu  gering  für  trierarchische  Leistungen  waren, 
diTch  Vereinigung  zur  Uebemahme  derselben  zu  befalügen,  trieb 
nttiti.  nit  dem  Vereinsprinzii)e  solchen  Missbrauch,  dass  auch  die 
BeidiBten  der  Stadt  in  der  Regel  nur  als  Mitglieder  von  Vereinen 
beisteuerten,  als  wenn  gar  keine  Bürger  mehr  in  Athen  vorhanden 
viHen«  welche  im  Stande  wären,  für  sich  allein  eine  Trierarchie 
aft  Qbemehmen.  Und  doch  gab  es  noch  Leute  in  Athen,  welche, 
wie  Diphilos,  160  Talente  (261,500  Thlr.)  und  mehr  im  Vermögen 
iMillen. 

.  .;  Mit   einem   durchgreifenden   Reforrogesetze   trat  Demosthenes, 
de  ComroiBsar  der  Bürgerschaft  für  das  städtische  Seewesen,  den 

Cvrtiiia^  Or.  OeMh.   III.  44 


690  I>E1i08THBHB8   FL0TTENGB8ETZ. 

Missbräuchen  entgegen.  Es  ist  uns  in  seinen  einzelnen  Bestim- 
mungen leider  nicht  ])ekannt,  doch  so  viel  ist  gewiss,  dass  er  dir 
Yermögensschätzung  zum  Mafsstabe  fiir  die  Flotteubeiträge  machte. 
Dadurch  erleichterte  er  die  Lasten  der  Aermeren,  welche  mit  dea 
Wohlhabenderen  zusammen  kopfweise  beigesteuert  hatten,  und  log 
die  Reichen  zu  höheren  Leistungen  heran.  Er  erreichte  also  m 
gleicher  Zeit  eine  gerechte  Yertheilung  der  Kriegslasten  und  eine  i(e- 
sentliche  Hebung  der  dem  Staate  zur  VerOigung  stehenden  Steuerknfl 

Das  Gesetz  war  ein  tödtlicher  Angriff  auf  die  Privilegien  der 
Reichen,  welche  an  der  Spitze  der  bisherigen  Steuervereine  standca 
und    eine  durch   die  gemeinsamen   Interessen   der   Selbstsucht  eng 
verbundene   Parteigenossenschaft  bildeten.     Sie   setzten    alle  MtteL 
welche  ihre  gesellschaftliche   Stellung    ihnen    darbot,    gegen  Demo- 
sthencs  in  Bewegung;  sie  suchten  durch  Beslechungsversnche,  durd 
Drohungen,  durch  Anklagen  seine  Absichten   zu   vereiteln  und  be- 
reiteten ihm  in  seinen  patriotischen  Bemühungen  die  ärgeriidala 
Schwierigkeiten.     Demosthenes,  in  der  Hauptsache  unerschätteiU. 
that  im  Einzelnen,  was  möglich  war,   um  Alles  zu  vermeiden,  m 
die  Einigkeit  der  Burger  gefährden  konnte;    er  suchte   alle  gegrii- 
deten  Einwendungen  zu  beriicksichtigen  und  änderte   mehrfach  m 
seinem   Flottengesetze,    bis   er  es  endlich  durch   den   Rath  an  6 
Bürgerschaft  brachte,  welche  es  in  mehreren  stfu*mischen  Versanuh 
lungen    berieth    und    schliefslich    annahm.     Jetzt    wurde    zuerst  ii 
richtiger  Weise   das   Vereinsprinzip   mit  der  alten  Trierarchie  w- 
bunden.     In    den  Vereinen    wurden    die  kleineren    Kapitalien  hift- 
angezogen,   um   durch  richtig   bemessene  Steuerquoten  die  Samsf 
zusammen  zu   bringen,  welche   zur  Ausrüstung  eines    KriegsschÜEf 
erforderlich  war  (50—60  Minen  =  1300—1570  Thlr.).     Die  gi^ 
fseren  Kapitalisten  al)er,   deren  Vermögen  so   bedeutend  war,  di» 
sie  für  sich  ein  Schiff  übernehmen  konnten,  mussten  nun  rädff 
als    selbständige  Trierarchen    eintreten.     Nach    einer    freilich  nidrt 
sicheren  Angabe  gehörten  dazu  diejenigen,  welche  zu  zehn  Taleotfli 
(15700  Thlr.)  eingeschätzt  waren.     Die  das  Doppelte   im  Vcnniipn 
hatten,   mussten  je  zwei  Schilfe  stellen;    die  höchste  Leistung  einff 
Einzelnen  stieg,  wie  es  lieifst,  auf  die  Ausrüstung  von  drei  Trier« 
und  einem  Dienstboote. 

Durch  das  Ergebniss  dieser  neuen  Organisation  traten  die  Mr 
heren  Missbräuche  (S.  571  f.)  erst  recht  an  das  Licht.  Es  kam  tut» 
dass  attische  Bürger,  welche  bis  dahin  nur  das  Sechszehnlel  «wt 


DAS   FLOTTENGESETZ    140.  3;  340.  691 

Sciliffsrustung  getragen  hatten,  jetzt  für  sicli  allein  zwei  Kriegsschule 
in  Stand  zu  setzen  verpflichtet  wurden,  hu  Ganzen  aber  wurde  nicht 
nur  eine  bedeutende  Erhöhung  der  Kriegsieistungen  und  der  Wehrkraft 
des  Staats  erreicht,  sondern  es  gereichten  diese  Aenderungen  dem 
ganzen  Staatsleben  zum  Heile,  wie  es  nicht  anders  sein  kann,  wenn 
alatl  Parteilichkeit  und  Willkür  Ordnung  und  Gerechtigkeit  eintritt. 
Das  mnsste  auf  den  Geist  der  Bürgerschaft  einen  wohlthätigen  Ein- 
fluas  üben.  Nun  hatte  Jeder  an  seiner  Stelle  und  nach  seinen 
Kriften  fQr  den  Staat  zu  leisten;  die  Klagen  ül)er  ungerechte  Be- 
lastung waren  beseitigt,  die  volksfeindliche  Selbstsucht  der  Reichen 
war  unschädlich  gemacht  und  eine  Menge  ärgerlicher  Streitigkeiten, 
die  bis  dahin  bei  allen  Aufgeboten  an  der  Tagesordnung  waren, 
M  von  selbst  hinweg.  'Nach  Einführung  des  neuen  Gesetzes', 
sagt  Demosthenes,  *hat  kein  Trierarch  mehr  wegen  lJel>erbürdung 
"das  Mitleid  des  Volks  angerufen,  Keiner  ist  mehr  zum  Altare  der 
^Artemis  in  Munychia  (dem  Asyle  der  in  Flottenangelcgenhciten  be- 
'drängten  Bürger)  geflohen;  Keiner  ist  gefesselt  worden;  keine 
Triere  ist  dem  Staate  verloren  gegangen  oder  auf  <len  Werften 
'liegen  geblieben,  weil  denen,  welche  sie  in  See  bringen  sollten,  die 

'Mittel  fehlten' ^«0- 

Die  Umgestaltung  der  trierarchischen  Verhältnisse  war  aber  nicht 
msreichend.  Wollte  man  ernstlich  Krieg  fuhren,  so  mussten  Geldmittel 
herbeigeschalTt  werden.  Man  konnte  sich  nicht  mit  Kriegssteuem  be- 
helfen;  noch  weniger  konnte  Demosthenes  zu  unwürdigen  Finanzmafs- 
regeln,  wie  sie  früher  angewendet  waren  (S.  214),  oder  zu  schlechten 
Finanzgesetzen,  welche  er  seihst  bekämpft  hatte,  seine  Zuflucht  neh- 
men. Zum  Glücke  lagen  aber  auch  hier  die  Dinge  so,  dass  es  an  Mit- 
teln nicht  fehlte  und  dass  es  nur  darauf  ankam,  den  richtigen  Ge- 
Imuch  Ton  denselben  zu  machen;  mit  andern  Worten,  es  musste  mit 
der  faulen  Finanzwirthschafl,  welche  Demosthenes  wiederholt  als 
dm  Krebsschaden  des  Gemeinwesens  bezeichnet  hatte,  gründlich 
gebrochen  werden.  Als  Finanzmann  hatte  Eubulos  seit  dem  Sturze 
Aristophons  (S.  488)  den  attischen  Staat  beherrscht.  Erst  hatte  er 
B^MSt  die  oberste  Finanzstelle  bekleidet,  dann  solche  Menschen,  die 
ToUständig  von  ihm  abhängig  waren,  wie  Aphobetos,  des  Aiscliines 
Brader,  zu  seinen  Nachfolgern  gemacht,  während  er  selbst  das  Vor- 
steheramt der  Festgehler  in  der  Weise  für  sich  einrichtete,  dass  er 
vermAge  desselben  alle  anderen  Kassen  controlirte,  das  ganze  Staats- 
einkommen  in  den  Händen  hatte  und  jede  Schmälerung  der  Volks- 


j  j* 


692  DIB   FINANZREFOBM   lia  8;  8». 

lustbarkeiten  auch  mitten  im  Kriege  als  Verrath  an  den  Volksrech- 
ten verpönte. 

Inzwischen  wai*  die  Macht  des  Eubulos  tief  erschüttert  wordeo. 
£r  hatte  nicht  verhindern  können,  dass  Demos thenes  an  die  Spite 
des  Seewesens  berufen  wurde;  er  konnte  auch  nicht  verhiDdcrn, 
dass  Demosüienes  von  dem  Flottengesetze  zur  Reform  des  Finanz- 
wesens fortschritt,  welche  die  noth wendige  Ergänzung  jenes  Ge- 
setzes war.  Es  mussten  sofort  alle  Ausgaben  eingesohranki  werden, 
der  Prachtbau  des  Arsenals  wurde  eingestellt  und  die  dafür  bestinmh 
ten  Gelder  (S.  647)  wurden  füi*  die  Kriegsbedürfnisse  verfügiMr. 
Die  Hauptsache  aber  war,  dass  Demosthenes  Jetzt  den  Schritt  that, 
welchen  er  längst  als  die  nothwendige  Bedingung  der  Erheboig 
Athens  bezeichnet  hatte.  Er  beantragte  die  Aufhebung  des  eiÜM- 
lischen  Gesetzes  in  Betreff  der  Festgelder  (S.  488  f.)  und  nadidcn 
dieser  Bann  gelöst  war,  brachte  er  das  Gesetz  ein,  dass  bis  afi 
Weiteres  sämtUche  Ueberschüsse  der  Jahreseinnahmen,  anstatt  nr 
Vertheilung  zu  kommen,  als  Kriegsschatsc  angesammelt  werden  mI- 
ten.  Es  wurde  wieder  eine  unabhängige  Kriegskasse  gebildet  uri 
zu  ihi*er  Verwaltung  ein  Kiiegszalilmeistei*  euigesetzt^^*). 

Das  waren  die  grofsen  Erfolge  des  Demosthenes  in  der  ■* 
neren  PoUtik.  Es  waren  Siege  der  schwierigsten  Art,  durch  una- 
schütterliche  Charakterstarke  und  Ausdauer  gewonnen,  in  einea 
Kampfe,  welcher  nur  durch  die  Kraft  des  Wort5  geführt  wurde  und 
der  diejenigen,  welche  sich  überwuiden  Uelsen,  nicht  deniüthigie, 
sondern  freier,  starker  und  besser  maclite.  Denn  wenn  sich  audi 
Viele  nur  widerwillig  der  geistigen  Dcbermacht  des  Demostheoef 
beugten,  so  wurde  doch  die  grofse  Melu*heit  der  Bürger  durdi  ihi 
sittlich  veredelt  und  auf  den  Standpunkt  warmer  Vaterlanddiebe 
und  patriotischer  Begeisteiung  geholien,  welchen  er  so  lange  alkiB 
und  einsam  und  unter  giofser  Anfechtung  inne  gehabt  hatte.  Er 
führte  keine  Neuerungen  ein,  die  dem  Staatßleben  Iremd  waren, 
sondern  er  stellte  nur  das  Alte  wieder  her;  er  stürzte  die  verlas- 
sungs widrige  Oligarchie  der  Ueichcn  und  beseitigte  die  Missbräucbe 
der  entarteten  Demoki^atic,  welche  nur  dazu  dienten,  der  träges 
Vergnügungssucht  der  Menge  zu  schmeicheln.  Er  bekämpfte  die 
Selbstsucht  der  Reichen  wie  der  Armen  und  wusste  die  Idee  dtf 
Stiiats  wieder  in  solcher  Kraft  lebendig  zu  machen,  dass  die  Annefl 
auf  die  ihnen  zur  Gewohnheit  gewordenen  Festgenüsse  freiitülig 
verzichteten,   um  nur  den  Staat  wieder  in   alter  Würde  sich  auf* 


WIRKUNG   DER   REFORMEN.  693 

lichten  zu  sehen.  Es  war  eine  äufsere  und  innere  Wiedergeburt 
Athens,  welche  Demosthenes  erreichte,  und  nach  einer  langen  Zeit 
der  Zerfahrenheit  und  SchlafTheit  waren  endlich  alle  Gedanken,  alle 
Kräfte,  alle  Mittel  wieder  auf  einen  Zweck  gerichtet,  auf  den  edel- 
sten Zweck,  den  ein  Gemeinwesen  verfolgen  kann,  die  Erhaltung 
seiner  Selbständigkeit  und  Freiheit. 

Die  grofsen  Reformen  des  Demosthenes  sind  rasch  durchge- 
führt worden;  ihre  Zeit  bestimmt  sich  nach  dem  Kriege  am  Bos- 
poros.  Damals,  als  Demosthenes  mit  seinem  Antrage  auf  Unter- 
stützung von  Byzanz  durchdrang,  fühlte  er  zuerst,  dass  er  die 
^  BArgerschaft  in  seiner  Hand  habe.  Damals  beantragte  er  das  Flot- 
tengesetz,  das  vielleicht  noch  wahrend  des  Kriegs  zu  Stande  kam. 
fm  nächsten  Jahre  ging  das  Finanzgesetz  durch.  Gewiss  hat  De- 
Bosthenes  diese  Reformen  nicht  allein  in's  Werk  gesetzt.  Er  war 
der  Vorkämpfer  und  seiner  Kraft  gebührt  der  Ruhm  des  Erfolgs; 
aber  er  stand  ohne  Zweifel  mit  seinen  Gesinnungsgenossen  in  Yer- 
hindung  und  vor  Allen  mit  Lykurgos.  Lykurgos  hatte  ein  hervor- 
ragendes Yerwaltungstalent.  Er  kannte  die  Hülfsmittel  des  Staats 
besser  als  irgend  ein  Anderer  und  war  in  besonderem  Grade  be- 
fliigt,  durch  z^^eckmäfsige  Einrichtungen  im  Staatshaushalte  für  die 
fiebung  der  Einkünfte  zu  sorgen.  Diese  Eigenschaften  konnten 
Demosthenes  nicht  unbekannt  sein  und  wir  dürfen  daher  annehmen, 
dass  er  sieh  des  Beiraths  seines  Freundes,  der  seit  Jahren  mit  ihm 
fland  in  Hand  ging  und  der  auch  schon  im  Peloponnese  (S.  659) 
geiii  Begleiter  gewesen  sein  soll,  bei  den  Yerwaltungsreformen  be- 
dient hat.  Soi^ie  die  Partei  des  Eubulos  gestürzt  war,  bedurfte  es 
•euer  Kräfte  und  wenn  Lykurgos  auch  erst  110,  3;  338  in  das 
Amt  des  obersten  Finanzvorstehers  eintrat,  so  beginnt  seine  einfluss- 
teicfae  Thätigkeit  doch  gewiss  schon  um  die  Zeit,  da  die  Reformge- 
setze des  Demosthenes  durchgingen.  In  demselben  Jahre,  da  Ly- 
kurgos eine  amtliche  Thätigkeit  begann,  trat  auch  sein  Schwager 
KaDias,  des  Habron  Sohn,  aus  dem  Gaue  Bäte,  als  Verwalter  der 
aea  gegründeten  Kriegskasse  ein.  Das  waren  die  frischen  Kräfte, 
wekhe  das  Werk  der  Wiedergeburt  Athens  förderten.  Es  war  eine 
neae  Generation  von  Staatsmännern,  echte  Athener,  von  Liebe  zur 
Stadt  imd  zum  hellenischen  Yaterlande  erfüllt,  durch  ein  hohes 
Streben  unter  einander  verbunden,  und  wenn  man  diese  Blänner 
mit  Eubulos  und  den  durch  seine  Gunst  in  die  höchsten  Staats- 
tater  bef5rderten  Emporkömmlingen  vergleicht,   so  erkennt  man 


694  DE1I08T11EPIB8   UND   LTKDfttiOS. 

den  Utilerschied  der  alten  und  der  neuen  Zeit,  den  enlsclieideadeii 
Wendepunkt,  auf  welciien  die  attische  Gesohiclite  gelangt  ^-ar'**). 

Die  inneren  Feinde  lagen  besiegt  darnieder;  Eubulos  ond  Ge- 
nossen waren  ohnmächtig,  die  maketlonisch  Gesinnten  hatten  nock 
weuigcir  Einfluss  und  dachten  nicht  daran,  offenen  Widerstaud  a 
leisten.  Deniostlienes  war  also  nicht  mehr  der  Leiter  der  Oppo- 
sition gegen  eine  übermächtige  Parteiregierung,  sondern  der  Leiter 
des  Staats  und  sollte  nun  zeigen,  dass  er  nicht  blofe  die  Scbadn 
des  Gemeinwesens  aufzudecken  und  durch  wohlerwogene  Gesetzvw* 
schlage  Abhülfe  zu  schaffen  wisse,  sondern  auch  in  sturmiMiMi 
Zeiten  das  Steuer  führen  könne,  welches  ihm  das  Vertrauen  seiw 
Mitbürger  hi  die  Hand  gegeben  hatte.  Der  Friedensbnich,  da 
er  immer  gefordert  hatte,  war  erfolgt,  der  Krieg,  den  er  heraufte 
schworen,  war  ausgebrochen;  nun  musste  die  Kriegspartei  waffM^ 
dass  es  kein  hoffnungsloser  Kampf  sei,  in  den  man  auf  ihreo  Ai* 
trieb  eingetreten  sei. 

Damit  begann  die  schwierigste  Aufgabe  des  Demostbenes.  Bm 
welche  Hoflhungen  koimte  man  sich  bei  ruhiger  Prüfung  der  Te^ 
hältnisse  machen?  Wie  sollte  es  gelingen  den  kleinen,  in  biger 
Friedensgewohnheit  erschlafften  Bürgerstaat  in  Stand  zu  seM 
dem  Kriegsfüi'sten  Makedoniens  und  seinem  Veteranenheere  St 
Spitze  zu  bieten?  Etwas  Anderes  war  es,  bei  einzelnen,  an  «ck 
schwierigen  Unternehmungen,  wie  die  Belagerung  von  Bj-zanz  wir, 
(He  Absichten  des  Königs  zu  vereiteln,  etwas  Anderes  einen  Kriit  . 
mit  ihm  zu  beginnen,  welcher,  einmal  liegonnen,  mit  emer  völliiiei 
Demüthigung  des  Königs  oder  mit  einer  rettungslosen  Niederiap 
von  Athen  endigen  nmsste.  W'o  waren  die  Führer,  wdche  mm 
Philipp  und  seinen  sieggewohnten  Feldherrn  gegenüber  steUa 
konnte!  Wo  eine  Bürgschaft  des  Erfolgs  bei  so  vielen  äufserei 
und  inneren  Gefahren !  Die  philippische  Partei  hörte  nicht  auf  im 
Stillen  thatig  zu  sein  und  auf  eine  ihr  günstige  Wendung  zu  lauefiL 
und  wie  konnte  man  sich  auf  die  Stinmiung  der  Bürger  verlisMi. 
von  der  man  voraussetzen  musste,  dass  sie,  durch  die  Erfolge  aa 
Bosporos  gehoben,  durch  die  ersten  Unglücksfalle  eben  so  rasch  ii 
das  Gegen Iheil  umschlagen  werde,  während  Phihpp  oft  genug  ge- 
zeigt hatte,  wie  er  erlittene  Niederlagen  wieder  gut  zu  machen  vi» 
und,  bei  seinen  unerschöpflichen  Hülfsmitteln  durch  alle  Wechsd- 
fTdle  des  Kriegsglücks  unbeirrt,  seine  Ziele  verfolge?  Auf  eioei 
Angriffskrieg  waren  die  Athener  durch  ihre  Flotte  angewiesen,  aber 


PIE   KR1BÜSAU9H1GUTKN.  695 

wie  sollte  man  auf  eine  >virksainc  Weise  das  inakeilonische  Reich 
«Dgreifen,  welches  sich  von  Jahr  zu  Jahr  immer  mehr  vergrö&erU 
immer  günstiger  abgerundet  hatte? 

Gewiss  haben  Demoslhenes  und  seine  Freunde  alle  diese  Schwie- 
rigkeiten erust  erwogen,  und  wenn  sie  dem  Kampfe  dennoch  mu- 
llug  entgegengingen,  so  können  wir  diese  Stimmung  nur  von  dem 
SUndpuukte  hellenischer  Gesinnung,  den  sie  einnahmen,  verstehen 
liod  würdigen.  Sie  sahen  Plülippos  als  einen  Baibaren  an  und 
atin  Aeich  als  ein  Barbarenreich.  Je  weiter  seine  Eroberungen 
üich  ausdehnten,  je  deutlicher  seine  Absicht  wurde,  vom  Donau- 
^frome  bis  zum  Gap  Tainai*on  die  ganze  Landmasse  zu  vereini- 
gen und  Skythen,  lllyrier,  Thraker,  Makedonier  und  Hellenen  in 
ainem  Reiche  zu  verschmelzen,  um  so  haltloser  erscliien  ein  solches 
JUich  dem  Griechen,  welcher  Uebersichtlichkeit  und  innere  Gleich- 
artigkeit als  die  einzige  sichere  Grundlage  eines  Staats  ansah.  Mau 
lueU  die  Maßlosigkeit  der  Pläne  Philipps  fui*  seine  Schwäche,  mau 
^abte  nicht  anders,  als  dass  solcher  Uebermuth  zu  Falle  kommen 
«Asse;  man  unterschätzte  die  feindliche  Macht,  weil  mau  sie  mit 
4ut  des  Perserreichs  verglich,  welches  auch  durch  seine  uuorga- 
liacbe  Massenhaftigkeit  heruntergekommen  war.  Mau  hielt  noch 
Miner  an  der  Ueberzeugung  fest,  dass  Hellenen  im  Kampfe  mit  den 
^^hrbaren  siegreich  sein  müssten;  man  glaubte,  dass  sich  wieder  zur 
ptB  die  Geschicke  entscheiden  wurden,  man  rechnete  auf  die  Ueber- 
'lugenheit  der  attischen  Flotte,  und  wenn  auch  Männer,  wie  Phokion, 
pdche  sonst  der  demosthenischen  Politik  liai^tnäckig  widerstrebten, 
MCh  dem  Ausbruclie  des  Kiiegs  nicht  zweifelliaft  waren,  als  gute 
Biirioten  ihre  Pflicht  zu  thun,  so  konnten  Demosthenes  und  seine 
FIreunde  der  Ueberzeugung  sein,  dass  im  Verlaufe  des  Kriegs  die 
gVUB  Bürgerschaft  sich  immer  fester  einigen  und  in  der  Einigkeit 
•lirken  werde. 

Die  Atliener  standen  der  makedonischen  Continentalmacht  in 
ihnlieher  Weise  gegenüber,  wie  einst  den  Lakedämoniern;  nur  war 
ll»  Veriiältniss  yiel  ungünstiger  und  dem  jetzigen  Gegner  un- 
gfeicfa  schwerer  beizukommen.  Die  Blokade  der  Küsten  war  den 
Hakedoniem  sehr  empfindlich,  aber  sie  konnte  nichts  entscheiden. 
Die  Landungen,  die  man  im  Küstenlande  machte,  wurden  znrückge- 
tdilagen;  man  fand  keine  Stützpunkte,  wo  man  sich  festsetzen 
iMMite,  und  erkannte  jetzt  den  grofsen  Vortheil,  welchen  PhiUpp 
toth  die  massenhafte  Zerstörung  der  hellenischen  Küstenstadte  ge- 


696  ATHET«    UND    KÖNIG   PHILIPP. 

woniieu  halte.  Aile  Versuche,  die  Küstenvölker  zar  Erhebung 
gegen  Philipp  zu  veranlassen,  misslangen,  so  dass  man  scbn 
cnlmulhigt  war,  ehe  noch  der  König  selbst  auf  den  Kriegsscfaii- 
piatz  trat. 

Andererseits  war  aber  auch  Philipp  in  Verlegenheit  Aber  4ie 
Führung  des  Kriegs.     Er  konnte  die  Widersetzlichkeit  der  AtlieBer, 
die  Bildung   eines   hellenischen  Bundes    nicht  ruhig  mit  anseh«; 
das  wäre  ein  Eingestandniss  von  Schwäche  gewesen  und  nach  da 
misslungenen    Unternehmungen    am    Bosporos    doppelt    gefahrfidi 
Er  musste  seine  Waflenehre  und  sein  Ansehen  in  der  griechisciMi 
Welt   wieder  hersteUen.     Wollte  er  nun  unmittelbar  gegen  AtiM 
vorgehen,  so  nmsste  er  sich  sagen,  dass  eine  Belagerung  der  feslai 
Stadt  an  sich  eine   sehr  misslichc  Unternehmung  sei  und  daw  die 
Athener   in    diesem  Falle  auf  eine  vielseitige  und   kräftige  Unlff* 
Stützung  rechnen  könnten.     Einen  hellenischen  Nationalkrieg  wdhB 
Pliilipp    aber   noch   immer    vermeiden;    er  wollte  den  StandpaU 
festhalten,  dass  es  nicht  das  Volk  sei,  welches  er  bekriege,  sonden 
eine  eigensinnige  und  verblendete  Partei,  welciie  dem  wahren  h- 
teresse   der  Stadt   ebensowohl   wie   ihm   widerstrebe.     Er   komti 
auch   im  Falle   eines  solchen  Kriegs  seinen   Bundesgenossen  nkh 
trauen.     Er  war  der  Thessalier  nicht  sicher  und  noch  weniger  dff 
Thebaner,  mit  denen  das  früher  so  vertraute  Verhältniss  längst  geslirt 
war.     In  Theben  standen   sich  die  Parteien  so   feindlich   einander 
gegenüber,  wie  in  Athen.     Timolas,  ein  verächtlicher  Wüstling,  iw 
das  Haupt  der  philippisch  Gesinnten,  welche  zu  jeder  £miedrigO| 
bereit  waren.     Dagegen  halte  die  nationale  Partei  dadurch  an  An- 
sehn  gewonnen,  dass  ein  grofser  Theil  der  Büi^gerschaft  durch  Phi- 
lipps eigenmächtiges  Verfahren  in  Phokis,  durch  seine  Verbindunfei 
mit  den  alten  Bundesgenossen  Thebens  im  Peloponnes  und  durch  die 
Besetzung  der  festen  Plätze  bei  Therniopylai,  aus  denen  er  die  The- 
baner verdrängte,  erbittert  war.    Unter  diesen  Umständen  musste  Phi- 
lipp Alles  darauf  ankommen,  die  Entzündimg  eines  nationalen  Knep 
zu  vermeiden ;  es  galt  also  eine  Gelegenheit  ausfindig  zu  machen,  ail 
einem  Kriegsheere  in  Griechenland  einrücken  zu  können,  ohne  das 
er  gegen  die  Griechen  in's  Feld  zu  rücken  scliien,  nm  so  den  eigent- 
lichen Angriil*   seinen  Feinden    zuzuschieben    und    diese    zu   veran- 
lassen, ihm  in  offenen)  Felde  entgegenzutreten.     Zu  diesem  Zirecke 
musste  die  Stellung,  welche  Philipp  in  Griecliciüand  schon  genom- 
men hatte,  von  Neuem  benutzt  werden;  sie  musste  ihm  den  Vor- 


PHIL1PPI8GHE   UMTRIEBE.  697 

ivand  geben,  um  auf  eine  scheinbar  berechtigte  Weise  einzurücken. 
Denn  ^enn  er  als  Schirmherr  von  Delphi  kommen  konnte,  so  hatte 
er  sugleich  den  Yortheil,  dass  seine  Feinde  Aviederum  als  Feinde 
des  delphischen  Gottes  aufzutreten  gezwungen  wurden,  während  er 
■dbst  als  Vertreter  einer  nationalen  Sache  erschien.  Also  ein  neuer 
^keiliger  Krieg'  war  nöthig. 

Der  Krieg,  welcher  Philipp  zuerst  nach  Griechenland  geffüirt 
hflite,  war  die  Folge  von  Ereignissen,  die  sich  von  selbst  und  all- 
mitilich  entwickelt  hatten.  Der  neue  Krieg  dagegen  nnisste  kimst- 
lidi  veranstaltet  und  von  den  Griechen  selbst  für  Philipps  Zwecke 
abgeleitet  werden^  Dazu  fehlten  die  geeigneten  Personen  nicht. 
Denn  das  steigende  Ansehen  der  Nationatpartei  in  Athen  und  an- 
Aiven  Orten  hatte  die  makedonisch  Gesinnten  wohl  aus  dem  öfTent* 
Rohen  Leben  zurückgedrängt,  sie  aber  zugleich  nur  um  so  verbit- 
iHrler,  gereizter  und  gewissenloser  gemacht.  Sie  waren  im  Stillen 
so  eifriger,  dem  Könige  zu  dienen  und  ihm  zum  zweiten  Male 
Zugänge  Griechenlands  zu  Oflnen.  Die  nöthigen  Verabredungen 
SWiKhen  dem  makedonischen  Hofe  und  seinen  Anhängern  werden 
Im  Delphi  erfolgt  sein.  Hier  war  das  Hauptquartier  aller  makedo- 
litchen  Umtriebe;  in  Delphi  ist  Athen  verrathen  worden. 
-ti  Die  Athener  selbst  waren  ganz  mit  dem  bevorstehenden  Kriege 
j^eecbSftigt;  sie  beobachteten  wachsamer  als  je  zuvor  die  Person  des 
jPinigs,  aber  auf  die  delphischen  Angelegenheiten  hatte  Niemand 
teilt  und  Keiner  dachte  an  die  neu  geschaffene  Amphiktyonenver- 
Munlung,  die  man  grundsätzlich  verachtete.  Das  war  ein  grofser 
lUiler  der  leitenden  Partei,  denn  die  Gegner  beuteten  diese  Sorg- 
ÜNigkeit  aus  und  setzten  es  durch,  dass  bei  dem  nächsten  Termine,  an 
uridfeem  die  nach  Delphi  zu  sendenden  Beamten  der  Stadt  ernannt 
«turden,  nur  Leuten  ihrer  Farbe  die  Stellen  zu  Theil  wurden;  ein 
Krfolg,  der  dadurch  möglich  wurde,  dass  die  Betheiligung  an  den 
ketrelDrenden  Walilhandlungen  eine  ungemein  geringe  war.  Neben 
Dk^gnetos,  dem  erbosten  Hierumnemon ,  d.  i.  dem  stimmfüln*endeu 
Bnaitzer  des  Amphiktyonenraths ,  wurden  als  Pylagoren  oder  Ge- 
Mondevertreter,  welche  als  berathende  31itglieder  einen  bedeutenden 
EiDflnse  üben  konnten,  Aischines,  Meidias  und  Thrasykles  durch 
fitiiinienmehrheit  eniannt.  Es  war  ein  leicht  gewonnener  Partei- 
mbgy  der  die*  Patrioten  nicht  wenig  verdross.  Al>er  die  Wahlen 
Haren  nicht  anzufechten  und  man  tröstete  sich,  weil  man  nicht 
yeraifloh,  was  sich  daraus  entwickeln  sollte.    Aischines  aber  hatte 


698  AISGHINES   DNb   DIE   AMPHI88EBR   330  HARZ. 

diesen  Wahltag  nur  abgewarlet,  um  aus  der  ZurQckgezogenheiU  io 
weicher  er  sich  mehrere  Jahre  gehalten  hatte,  wieder  auf  den  Schau- 
platz zu  treten  und  die  Hauptrolle  des  Intrigueusplels  zu  übernelh 
men,  lur  welche  er  ui  vollkümmenster  Weise  geeignet  war^'*). 

Am  westlichen  Fulse  des  Painassos  wohnte  das  Völkchen  der 
ozolischen  Lokrer  und  ihr  Hauptort  Amphissa  lag  hart  am  FuCk 
des  Hochgebirges,  welches  den  Parnass  mit  dem  ätolisdien  Beqpaiide 
verbindet;  unterhalb  Amphissa  breitet  sich  eine  fruchtbare  Niedermg 
aus,  welche  sich  südöstlich  nach  dem  krisäischen  Heerbusen  öffiKl 
Die  Amphisseer  waren  in  den  letzten  Kriegszeiten  die  entsehied» 
sten  Widersacher  der  Phokeer  gewesen;  nächst  Böotien  hatten  m 
am  meisten  von  ilmen  zu  leiden  gehabt  und  die  Niederlage  da* 
selben  gereichte  daher  ihrer  Rachsucht  zu  groiser  Befiriedigua^ 
Vielleicht  gewannen  sie  bei  dieser  Gelegenheit  einige  Vorthdk^ 
welche  sie  übermuüiig  machten  und  sie  reizten,  auch  ihrerseits  om 
Hülle  spielen  zu  wollen.  Diese  Stimmung  wurde  von  Theben  m 
benutzt,  wo  man  gegen  Atlien  erbittert  war.  Die  Athener  haUa 
nämiicli,  noch  ehe  der  delplüsche  Tempel  vollständig  gesühnt  mr, 
sich  l)eeilt,  einige  Weiheschilder,  die  Denkmäler  der  phtaiidMi 
Schlacht,  mit  der  Inschrift^  welche  der  gemeinsamen  Besiegung  da 
Perser  und  Thebaner  gedachte,  an  heiliger  Stelle  von  Neuem  anf- 
zustellen.  Den  Thebauerii  war  dai*um  zu  tliun,  diese  Kränkiuf 
nicht  blofs  als  eine  }>ersönliche  Unbill,  sondern  als  eine  Verletzuof 
hellenischer  Sitte  gerügt  zu  sehen,  und  sie  schoben  unter  alleiU 
Versprechungen  die  Amphisseer  vor,  um  die  Sache  1)ei  den  Ampki- 
klyoneti  anhängig  zu  machen.  So  wie  sich  daher  die  Abgeordmlci 
zu  der  Fnihjahrsversanimlung  eingefunden  hatten,  verlautete  audi 
schon,  dass  in  der  ersten  Sitzung  ein  gegen  Athen  gericfatetif 
Antrag  der  Amphisseer  auf  die  Tagesordnung  kommen  wscit 
Da  Diognetos  sich  krank  mehlete,  übernahm  Aischines  desMB 
Vollmachten  und  fülu*te  nun  ganz  auf  eigene  Hand  die  Sache 
Atliens. 

Es  erfolgte  eine  stürmische  Sitzung.  Der  Sprecher  der  Aoh 
phisseer  eiferte  gegen  Atlien  und  die  frevelhafte  Ungeduld,  mit  «el- 
cher es  die  Erinnerung  der  alten  Bruderkämpfe  in  Hellas  erueuert 
hal)e;  er  beantragte  eine  Bufse  von  fünfzig  Talenten  (78,500  Tb.) 
und  ging  in  seinem  Eifer  so  weit,  dass  er  am  Schlüsse  in  die 
Worte  ausbrach:  'Ja,  ihr  Hellenen,  wenn  ilu*  weise  wäret,  so  dürfle 
'nicht   einmal  der  Name  der  Athener  an  diesen  Festtagen  ausge 


D£B   STREIT    UM    KIRRHA.  699 

^irochen  werden;  als  Verfluchle  niusslel  ihr  sie  aus  dem  Heilig- 
Ihume  hinausweisen'. 

Nun  kam  die  Reihe  an  Aisclünes.  Er  wusste  mit  glänzender 
leredtsamkeit  die  Klage  zurückzuweisen,  so  dass  sie  gar  nicht  an- 
penommen  wurde,  mid  statt  dessen  den  gegen  Athen  gerichteten 
Iftüiistrahl  umzukehren,  indem  er  den  Amphisseern  eine  viel  ärgere 
Terietzung  des  heiligen  Hechts  Schuld  gab.  Der  untere  Theil  ihrer 
ibene  berulirte  ohne  natüi*liche  Gränzscheide  das  Gebiet  des  alten 
lirrba,  welches  im  ersten  heiligen  Kriege  mit  einem  Fluche  belegt 
lad  jeder  Benutzung  entzogen  war.  In  den  Wirren  der  letzten 
Ecii  hatten  sich  die  Lokrer  Stucke  dieses  Gebiets  angeeignet;  sie 
hallen  Ziegelhütten  auf  dem  Boden  der  Kü*rhäer  angelegt,  den  Hafen 
■eu  eiiigefasst  und  von  den  einlaufenden  Schilfen  Abgaben  erhoben. 
laf  diese  Thatsachen  wies  Aisclünes  in  domiemder  Rede  hin.  Von 
Im  Felsterrassen,  wo  die  Amphiktyoneu  unter  freiem  Himmel  tagten, 
peigte  er  mit  dem  Finger  auf  die  rauchenden  Ziegelhütten  am  Meere 
■nd  forderte  zu  einem  gemeinsamen  Auszuge  auf,  der  nur  wegen 
fitrgerückter  Tageszeit  auf  den  nächsten  Morgen  verschoben  wurde. 
Da  rückte  denn  die  ganze  mannbare  Bevölkerung  von  Delphi  unter 
miming  der  Amphiktyoneu  aus,  um  die  niu*  wenige  Stunden  ent- 
IJBititen  Gehöfte  niederzubrennen  und  den  Hafen  zu  verschütten. 
fg  war  ein  improvisirter  heiliger  Krieg,  ein  ohne  alle  Formen  des 
Rechts  mitten  im  Frieden  ausgeführter  Ueberfall.  Nach  Vollendung 
leaaelben  kam  der  tumultuarische  Zug  mit  den  Amphisseern,  die 
Hhifi  auf  dem  Rückwege  auflauerten,  in^s  Handgemenge  und  rettete 
rieh  nach  bedeutendem  Verluste  in  wilder  Flucht  nach  Delphi.  Das 
mir  ein  neuer  Frevel,  in  Folge  dessen  sofort  eine  aufserordentliche 
Versammlung  der  Amphiktyoneu  nach  Thermopylai  beschlossen 
mirde,  damit  sich  dort  die  Abgeordneten  der  Bundesstädte  in  Be- 
treff des  neuen  Kriegsfalls  mit  Vollmachten  ausgerüstet  eintinden 
scdllen.  Aischines  aber,  der  mit  so  glänzendem  Erfolge  für  die 
Ehre  seiner  Vaterstadt  und  die  Rechte  des  Gottes  gestritten  hatte, 
khrte  iriumphirend  heim,  berichtete  der  Bürgerschaft  und  bat  sich 
IRr  die  bevorstehende  Bundesversammlung  die  entsprechenden  In- 
lümklioneii  aus^"'^). 

Auch  in  Athen  schien  es  anfangs  dem  Aischines  nach  Wunsch 
n  gehen.  Er  wusste  den  künstlichen  Fanatismus,  den  er  in  Delphi 
iMTargenifen  hatte,  auch  unter  semen  Mitbürgern  zu  entfachen. 
Er   acbeule   sich   niclit,   zu   seinen  Gunsten   die  Erinnerungen  au 


<1 


700  TAGE88ATZUNC    IN   THERNOPTLAI. 

Soluii  und  dessen  heiligen  Krieg  wach  zu  rufen;  er  wagte  «DenHh 
sthenes  als  einen  Verrüther  darzustellen,  der  in  seiner  EigensdiA  | 
als  Pylagore  von  den  Am[)hisseem  durch  2000  Drachmen  etkuü 
sei,  um  ihre  Missethaten  zu  verschweigen.  Ja,  die  anstecknie 
Kraft  fanatischer  Erhitzung  war  so  grofs,  dass  die  Athener  die  ensle 
Lage  ihrer  eigenen  Stadt  ganz  vergafsen  und  nichts  als  die  Ziepl- 
hutten  hei  Kirrha  und  den  Fi^evel  der  Amphisseer  im  Sinne  hatto. 

Nur  mit  der  gröfsten  Anstrengung  gelang  es  Demosthenes,  ent 
im  Rathe,  dann  in  der  Bürgerschaft  die  Stimme  der  Vemunfl  m 
Geltung  zu  bringen  und  den  Athenern  deuthch  zu  machen,  in  welch  W 
Gefahr  sie  sich  stürzten,  wenn  sie  sich  auf  die  Projekte  des  Aisdt  ff 
nes  einliefsen,  welche  kein  anderes  Ziel  hätten,  als  die  MakedoM  ff 
in's  I^nd  zu  ziehen.  Es  wurde  beschlossen ,  die  Thennopjrlenva^  ■ 
Sammlung  nicht  zu  beschicken,  und  wenn  es  auch  nicht  mft^  | 
war,  sie  ganz  zu  vereiteln,  die  frevelhaft  entzündeten  Streitigkeiki 
beizulegen  und  die  Ränke  des  Aischines  zu  durchkreuzen,  so  nr 
doch  seine  Niederlage  empfindlich  genug,  und  namentlich  war  « 
ein  Triumph  des  Demosthenes,  dass  auch  der  Versuch,  Athen  ni 
Theljen  bei  dieser  Gelegenheit  mit  einander  zu  verfeinden,  in'«  Ce- 
gentheil  umschlug.  Denn  auch  Theben  hielt  sich  fem  und  krife 
zum  ersten  Male  in  eine  Politik  ein,  welche  dem  lang  gehe^ 
Wunsche  des  Demosthenes  gemäfs  eine  Annäherung  zwischen  ta 
beiden  Städten  möglich  machte. 

So  blieb  also  die  nach  Thermopylai  l)erufene  Tagessatzung  d« 
reine  Parteiversammlung,  welche  nur  von  den  Staaten  beschkll 
wurde,  welche  unbedingt  unter  makedonischem  Einflüsse  standen 
Noch  war  Philipp  nicht  zur  Stelle.  Drei  Vierteljahre  nach  der  Be- 
lagerung von  Byzanz  war  er  den  Augen  der  Griechen  noch  enl- 
zogen  im  fernen  Donaulande  mit  Skythen  und  Triballem  kämpfeni 
Es  bedurfte  also  noch  eines  Zwischenspiels,  ehe  die  Katastropbe. 
auf  die  es  abgesehen  war,  eintreten  konnte.  Kottyplios  der  Phar^ 
salier,  der  den  Vorsitz  bei  den  Amphiktyonen  hatte,  wurde  daher 
von  der  Versammlung  zur  Fühnnig  des  heiUgen  Kriegs  ermächtigt 
Die  bedrohten  Amphisseer  versprachen  Genugthuung,  leisteten  aber 
nichts.  Nachdem  darüber  der  Sommer  verflossen,  König  Philipp 
aus  dem  Norden  heimgekehrt,  von  seinen  Wunden  geheilt  und  zum 
Einschreiten  bereit  war,  wurde  in  «ler  delphischen  Ilerbstversainm- 
lung  über  die  verstockte  Widersetzlichkeit  der  Amphisseer  Beridri 
erstattet;   man  habe,  hiefs  es,  jetzt  nur  die  Walil,  entweder  selkt 


PHILIPPS    WAHL   ZUM    FELDHERREN   HO,  2;  389   OCT.  701 

Geld  zluammen  zu  bringen,  Truppen  zu  werl)en  und  alle  säumigen 
Staaten  in  Strafe  zu  nehmen,  oder  Philipp  zum  Bundesfeldherm 
m  ernennen.  Das  Letztere  wurde  beschlossen,  wie  längst  verab- 
redet worden  wai*,  wenn  Aischines  es  auch  später  den  Athenern 
xmn  Vorwurfe  machte,  dass  sie  die  von  den  Göttern  dargebotene 
Gdegenheit  zu  eüiem  frommen  und  ehrenvollen  Ki-iege,  durch  De* 
moBtbenes  verleitet,  von  der  Hand  gewiesen  hätten  ^^®). 

So  war  es  durch  Falulässigkeit,  durch  Verblendung  und  durch 

^Terratli  in  kurzer  Zeit  dahin  gekommen,  worauf  die  Pläne  Pliilipps 

■OQgelegl  waren.    Die  Sclmld  der  Faiuiässigkeit  fallt  auf  die  Athener, 

ftkhe  zur  Zeit  der  delphischen  Wahlen  nicht  auf  üu-er  Hut  waren, 

Milirend  sie  doch  vor  wenig  Jahren  so  nachdrücklich  dafür  gesorgt 

itten,  die  Interessen  Athens  in  Delphi   nicht  in  die  Hände  eines 

es  gelangen  zu  lassen  (S.  6.55).    Die  Bürgerschaft  war  wenig 

et,  das  Femerlicgende  zu  ül>erblicken,  und  Demosthenes  selbst, 

flpasen  Aufgabe   es    war    nach    allen  Seiten    sein  wachsames   Auge 

richten,  ist  schwerlich  davon  frei  zu  sprechen,  dass  er  von  dem, 

in  Delphi  vorging,  zu  wenig  unterrichtet  war  und  dass  er  über- 

Iwnpt.  die  von  dort  drohenden  Gefahren  unterschätzte.    Ihm  wurde 

«Sa  Lage  der  Dinge  erst  klar,  als  Aischines  heimkehrte  und  er  ihm 

Eomigen  Worte   zurief:    'Du    bringst    den  Krieg   nach   Attika, 

amphiktyonischen  Krieg!'     Die  Verblendeten  waren  die  Am- 

r,  welche  in  unklarer  Aufregung  sich  verleiten  liefsen,  einen 

Streit   anzusclulren,    dessen    Folgen    sich    über   ihr   eigenes 

t  entladen  sollten.     Der  Veri*ath  aber  wai*  aller  Orten  thätig 

zwar  nach  einem  wohl  angelegten  Plane,   welcher  auf  gemein- 

Verabredung  der  philippischen  Parteigänger  berulite  und  ge- 

in  der  Hauptsache  schon  festgestellt  war,   als  Aischines  seine 

■nd  seiner  Genossen  Wahl  hi  Athen  durchsetzte.     Wie  in  einem 

weU  einfttudirten  Schauspiele  sehen  wir  alle  Betheihgten  ihre  Rdle 

■piden,   alle  Scenen    genau    in    eüiander    greifen    und   Schritt  für 

Schritt  die  Eutsclieidung  sicli  volkiehen,  welclie  den  Absichten  des 

Hinnrn  entsprach,  der,   den  Augen  des  Publikums  verborgen,  das 

gHUe  Spiel  leitete.     Man  kann  nur  darüber  zweifeiliaft  sein,   bis 

nohin  die  Verhältnisse  sicli  von  selbst  entwickelten  und  an  welcliem 

Punkte  die  Intrigue  begoiuien  hat. 

Der  König  wollte  zu  einem  neuen  Executions verfahren  nach 
Griechenland  gerufen  sein.  Der  erste  Punkt  also,  ülier  den  man 
ach  verständigen  musste,  war  die  Herljeisclmffung  eines  Strafobjects, 


702  KOTTTPHOS   U?fD   AI8GHINBS. 

die  Auffindung  einer  Gemeinde,  welche  man  wegen  TempeUreids 
bekriegen  konnte.  Dazu  wurden  die  Amphisse^r  aoserseheB,  A 
Einzigen,  denen  man  in  dieser  Beziehung  etwas  anhaben  konslt 
Da  sie  aber  nichts  verbrochen  hatten,  als  was  man  seit  Jahren  nh^ 
angesehen  und  geduldet  hatte,  so  wäre  die  ganze  Absiebt  za  dnl- 
lich  hervorgetreten,  wenn  man  die  Gelegenheit  plötzlich  vom  Zaw 
getirochen  und  die  verjährten  Gebietsüberschreitungen  auf  ohhI 
zum  Kriegsfalle  gemacht  hätte.  Sie  mussten  also  durch  ein  öbff* 
müthiges  Verfahren  selbst  den  Anstofs  dazu  geben,  sie  zur  Rech» 
Schaft  zu  ziehn,  und  dazu  wurden  sie  von  Theben  anfgereizL  b 
scheint  also ,  dass  die  ganze  Intrigue  in  Theben  begonnen  hat  ■! 
dass  thebanische  Staatsmänner,  wie  Timolas  und  Genossen,  die  Ktfi 
sichtigkeit  der  Amphisseer  in  arglistiger  Weise  missbrauchten,  M 
sie  den  Hass  derselben  gegen  Athen  benutzten  und  sie  unier  Mi 
Vorspiegelungen  veranlassten,  ihren  heiligen  Eifer  für  die  Eh 
des  Gottes  durch  einen  Protest  gegen  Athen  öiTentlich  sni  bekoiA 
Es  müssen  aber  auch  bei  den  Amphisseem  Leute  gewesen  iciii 
welche  im  Einverständnisse  handelten;  denn  die  ungebflhrtidie  Wt 
tigkeit  und  das  herausfordernde  Wesen  des  lokrischen  AbgeordKM 
passte  so  vortrefllich  in  die  Entwickelung  des  Dramas,  dass  ■■ 
darin  kaum  einen  tdofs  zufälligen  Zusammenhang  erblicken  bSi 
Auch  gab  es  in  Lokris  eine  Partei  der  'Frommen',  die  es  mit  Kit* 
typhos  hielt. 

Klarer  wei*den  die  Vorgänge  mit  dem  Momente,  wo  AisdM 
auf  die  Bühne  tritt,  um  die  Hauptrolle  zu  übernehmen.  Er  tt 
scheinbar  vollkommen  überrascht;  nur  ein  dunkles  Gerücht  wMi 
von  einem  Angriffe,  der  gegen  Athen  erfolgen  soll,  und  erst  nach- 
dem er  die  Beschwerde  der  Amphisseer  angehört  hat,  fahrt  es  ihi 
plötzlich  durch  den  Kopf,  wie  er  die  frechen  Ankläger  abferüpt 
will  —  und  doch  ist  längst  Alles  vorbereitet,  um  ihm  durch  te 
Zurücktreten  seiner  Landsleute  die  ganze  Angelegenheit  in  die  Häafc 
zu  spielen,  und  doch  hat  er  gleich  alle  Urkunden  zur  Hand,  «a 
den  Frevel  der  Amphisseer  zu  belegen.  Das  Aufhängen  der  Schi* 
der  war  offenbar  eine  durchaus  gleichgültige  Sache,  wovon  gar  nicht 
weiter  die  Bede  ist,  nachdem  es,  als  abgekarteter  Zwischenfall,  ^ 
erwünschte  Wirkung  gethan  hat. 

Die  Amphisseer  sind  in  die  Falle  gegangen,  und  es  wird  iinttf 
dem  Vorsitze  des  Kottyphos,  eines  von  Philipp  völlig  abhäi^i^ 
Menschen,   alles  Weitere    mit   einer  rucJcsichtslosen   Eih^   and  d^ 


AISCHINBS   TERRATD.  703 

ivaltthäligkeit  betrieben,  welche  keinen  anderen  Zweck  hat,  als  die 
nglCkcklichen  Amphisseer  zu  neuer  Versündigung  zu  reizen  und 
Mlee  zu  vereiteln,  was  etwa  eine  gutlidie  Beilegung  des  Streits 
■Oglich  machen  könnte.  Die  gleifsnerische  Natur  des  Aischines 
kmiiite  aber  keine  gröfscre  Befriedigung  finden,  als  indem  er  Ge- 
bgenheit  hatte,  als  feuriger  Patriot  für  seine  Vaterstadt  aufzutreten, 
ivihrend  er  geschäftig  war,  das  grofste  Unheil  über  sie  heraufzu- 
beschwören. Denn  von  dem  Augenblicke  an,  wo  er  das  Executions- 
mrfthren  gegen  Amphissa  veranlasste^  konnte  er  darüber  nicht  zwei- 
Hbalt  sein,  dass  er  Pliili[)p  den  Weg  nach  Griechenland  bahne  und 
iMB  seine  mit  Philipp  im  Kriegszustande  begriffene  Vaterstadt  da- 
Ibrch  in  die  drohendste  Gefahr  gerathen  müsse.  Man  kann  nur 
irüber  zweifelhaft  sein,  ob  er  aus  Rachsucht  gegen  seine  Gegner, 
len  er  in  Athen  unterlegen  war,  oder  aus  bezahlter  Dienstfertig- 
it,  wie  Demosthenes  ihm  vonvirft,  so  gehandelt  hat,  und  selbst 
man  seiner  Handlungsweise  die  mildeste  Auslegung  geben 
iNiDte,  dass  er  nämlich  die  Annäherung  einer  makedonischen  llee- 
■Buuacht  für  das  beste  Mittel  hielt,  die  Kriegspartei  zu  stürzen,  so 
Mrde  eine  solche  Benutzung  des  J^indesfeindes  doch  immer  als 
tba  schnöder  Verrath  bezeichnet  werden  müssen.  Aischines  ist 
idier  nicht  aus  politischen,  sondern  aus  personlichen  Beweggründen 
Verrather  geworden.  Von  Natur  charakterlos  und  unselb- 
kndig  schloss  er  sich  immer  solchen  Männern  an,  durch  welche 
Gelegenheit  zu  finden  hoffte,  seine  Gaben  glänzen  zu  lassen  und 
hervorragende  Rolle  zu  spielen,  wozu  er  es  bei  allen  seinen 
VUenten  auf  geradem  Wege  und  aus  eigener  Knift  nicht  bringen 
laomite.  Eitelkeit  war  der  Grundlrieb  seiner  Handlungen.  Seit  der 
Cenndtschaft  in  Pella  war  er  von  der  Grofse  Philipps  geblendet 
Wad  machte  sich  kein  Gewissen  daraus,  des  Königs  Absichten  zu 
nterstötzen,  um  dadurch  seinen  ruhelosen  Ehrgeiz  zu  liefriedigen 
^M  persönliche  Vortheile  zu  erlangen.  Durch  die  überlegene  Per- 
iMiohkeit  des  Deroostlienes  mehr  und  mehr  zurückgedrängt,  suchte 
ir'  nach  einer  neuen  Gelegenheit  sich  geltend  zu  machen,  und  des- 
Idb  ging  er  ohne  Bedenken  auf  die  Intrigue  ein,  welche,  mag  sie 
h  Theben  oder  in  Delphi  oder  in  Athen  angezettelt  worden  sein, 
jedenfaills  eine  hochverrätherische  Verbindung  aUer  philippischen 
Pinteiginger  war,  um  ein  makedonisches  Heer  in  das  Land  zu 
iMien  nnd  die  Entscheidung  der  Geschicke  Griechenlands  in  die 
lililde  des  Königs  zu  bringen  ^^'). 


704  PHILIPPS    VORRiTCKEN    FIAGH    ELATEIA. 

Nachdem  Alles  vollendet  war,  was  König  Philipp  in  kluger 
Zurückgezogenheit  abgewartet  hatte,  liefs  er  nicht  länger  auf  ticb 
warten.  Das  lokrische  Nikaia  hatte  er  den  Thessaliem  übergdm 
und  dadurch  Thermopylai  in  seine  Hände  gebracht  (S.  696).  Mit  Ai- 
bruch  des  Winters  setzte  er  sich  in  Besitz  aller  Zugänge  des  innen 
Griechenlands,  und  wer  das  kriegerische  Leben  in  den  Grämkaih 
tonen,  die  Geschäftigkeit  des  Königs  und  seiner  Heerführer,  die 
grofse  Umsicht,  mit  welcher  der  Feldzug  begonnen  wurde,  und  die 
Trup|)enmassen,  die  nach  und  nach  sich  sammelten,  in's  Anp 
fasste,  der  musste  wohl  auf  den  Gedanken  kommen,  dass  es  arf 
etwas  Anderes  abgesehen  sei,  als  auf  die  Züchtigung  der  lokriscliei 
Whikelstadt,  welche  als  Ziel  des  Heerzugs  genannt  wurde.  Bd 
sollten  auch  die  ferner  Stehenden  daniber  in's  Klare  kommen. 

Es  führen  nämUcli  verschiedene  Wege  von  Thermopylai  in  d» 
innere  Griechenland.  Der  eine  geht  aus  dem  Gebirgswinkel  W 
Herakleia,  dem  alten  Trachis,  nach  der  dorischen  Vierstadt  hinihr 
und  von  hier  über  einen  zweiten  Pass  zmschen  Pamass  und  Kons 
Idndurch  auf  Amphissa  zu,  das  unmittelbar  am  Ausgange  des  Pmci 
lag.  Das  ist  der  Weg,  der  von  Norden  nach  Süden  in  kürmbr 
Linie  den  Isthmos  schneidet,  welcher  den  malischen  Meerbusen  i« 
dem  krisäischen  trennt. 

Weini  Philipp  diesen  Weg  einschlug,  so  hatte  er  nicht  notki^ 
durch  die  Thermopylen  hindui'ch  zu  gehen  und  brauchte  das  ösl- 
liclie,  Griechenland  gar  nicht  zu  berühren.  Nun  schickte  er  ate 
auf  diesem  Wege  nur  (»inen  Theil  seines  Heers  vor  und  ffdulc  dii 
Hauptmasse  von  Thermopylai  südöstlich  über  die  Berge,  welche  «k 
von  Phthiotis  nach  dem  euböischen  Meere  hin  strecken,  die  Abs- 
läufer  des  Kaliidromos  und  das  Knemisgebü^ge,  wo  die  Pässe  nadi 
Phokis  und  ßöotien  hinüberführen.  Der  wichtigste  dieser  Pifi« 
mündete  bei  ElateLi,  und  ehe  man  noch  über  die  Bewegungen  des 
Heers  eine  sichere  Kunde  erhalten  hatte,  stand  der  König  piutzlidi 
im  Kepliisosthale,  wo  nach  der  Yenidung  von  Phokis  kein  Wider- 
stand ihm  entgegentrat.  Eiateia,  die  bedeutendste  Stadt  an  der 
Südseite  des  Gränzgebirges ,  die  Sclilüsselburg  des  Haupt|>as9es  nnd 
des  ganzen  niittlei*en  (iriechenlaiids,  wurde  rasch  verschaiut;  unter* 
halb  der  Stadt  schlug  Philipp  ein  festes  Lager  auf.  Hier  beherrsekte 
er  die  Kephisosebene,  welche  zwischen  Eiateia  und  dem  am  Ptf^ 
nasse  gegenüber  liegenden  Tithora  che  gröfste  Breite  hat.  Bei 
gedecktem  Rückzüge   und   sicherer  Verbindung  mit  Thessalien  ind 


BESTÜ11ZU>'G    DER   ATHENER.  705 

Makedonien  hatte  er  zugleich  die  Ilulfsquellen  des  fruchtbaren  Thaies 
m  seiner  Verfügung,  die  besten  Weiden  für  seine  Pferde,  für  alle 
Truppenbewegungen  den  freisten  Spielraum.  Denn  einerseits  hatte 
tt  das  Kephisosthal  liinauf  eine  bequeme  Verbindung  mit  der  Land- 
■ehaft  Doris  und  den  Passen,  welche  von  dort  über  Kytinion  nach 
Amphissa  führten,  andererseits  aber,  d.  h.  flussabwärts,  hatte  er 
die  Gränze  Böotiens  so  nahe,  dass  er  Theben  fortwährend  in  Schach 
läelt,  ohne  sein  Gebiet  zu  verletzen.  Mit  der  Besetzung  von  Elateia 
hatte  Philipp  die  Maske  abgeworfen;  er  hatte  eine  Stellung  einge- 
nommen, wie  sie  nicht  besser  gefunden  werden  konnte,  um  das 
'festliche  wie  das  östliche  Griechenland  zu  l)ekriegen.  Es  war  nun 
Htt*,  dass  er  nicht  daran  dachte,  sich  auf  einen  Executionszug  gegen 
Amphissa  zu  beschränken. 

<*■  Die  Athener  waren  freilich  schon  zeitig  von  Demosthenes  ge- 
Ptmt  worden,  so  wie  der  verrätherische  Plan  eines  neuen  heiligen 
Itoieges  kundbar  wurde.  Indessen  hatten  sie  sich  doch  in  ihrer 
Wtrgiosigkeit  nicht  stören  lassen,  und  meinten  wohl  gar,  die  am» 
^(Idsseische  Fehde  würde  das  Unwetter  des  Kriegs  für's  Erste  von 
fllnen  fern  halten.  Aus  dieser  Täuschung  wurden  sie  nun  um  so 
^^tadicher  herausgerissen.  Auf  einmal  war  es  ihnen,  als  ob  das 
ttmdliche  Qeer  vor  den  Thoren  von  Athen  stände,  und  aller  Jammer 
■$tB  Kriegs,  den  sie  getrost  beschlossen  hatten,  als  der  Feind  im 
■rnen  Thrakien  kämpfte,  stand  ihnen  nun  unmittelbar  vor  Augen  ^^^). 
P  Es  war  Abend,  erzählt  Demosthenes,  als  die  Botschaft  an  die 
Ihrytanen  gelangte,  dass  Elateia  eingenommen  sei.  Sofort  standen 
-ÜB  vom  gemeinsamen  Mahle  auf;  die  Einen  trieben  die  Käufer  imd 
f^MSufer  vom  Markte  und  zündeten  ein  grofses  Feuer  an,  um  dem 
landvolke  ein  Signal  zu  geben.  Die  Anderen  schickten  zu  den 
FeMherm  und  liefsen  Alarm  blasen.  Die  ganze  Stadt  war  in  Be- 
Mgang.  Am  folgenden  Morgen,  so  wie  es  tagte,  riefen  die  Prytanen 
dm  Rath  in  das  Stadthaus,  die  Bürger  strömten  auf  die  Pnyx  und, 
Ae  noch  der  Rath  mit  einem  Beschlüsse  zu  Stande  gekommen  war, 
lurrte  die  Bürgerschaft  in  gespannter  Erwartung.  Und  als  nun 
Ce  Prytanen  die  Lage  der  Dinge  bekannt  gemacht  und  auch  den 
kCen  vorgeführt  hatten,  damit  er  selbst  seine  Meldung  wiederhole, 
h  erging  die  Auflbrderung:  Wer  l)egehrt  das  Wort?  Die  Ent- 
lAeidang  hing,  da  kein  Senatsantrag  vorlag,  ganz  von  der  Bürger- 
dchafl  ab.  Dennoch  meldete  sich  Niemand,  und  wie  wohl  der  Herold 
trinen  Aufhif  mehrfach  wiederholte,  wie  wohl  alle  zehn  Feldherm 

OwtiBi,  Gr.  0«Mh.    IIL  45 


706  ATHEN   UND   THEBEN. 

und  alle  Volksredner  am  Platze  waren  nnd  das  Valerland  es  jeileii 
Patrioten  zur  Piliclit  machte,  zu  rathen  und  zu  helfen,  so  bütb 
dennoch  xVlles  stumm,  von  dem  üherwilltigenden  Elreignisse  er- 
schüttert und  aufser  Fassung  gehi*acht.  Alle  Augen  wendeten  sidi 
auf  Demosthenes,  und  nachdem  die  allgemeine  llatblosigkeit  sich 
durch  die  lange  und  peinliche  Stille  deutlich  genug  bezeugt  haUf, 
war  der  Eindruck  um  so  gröfser,  als  er  endlich  vortrat,  und  mr 
nicht  mit  zweifclmuthigen  und  unsichern  Vorsclüägen ,  sondern  mit 
einer  entschlossenen  und  klar  geordneten  Darlegung  dessen,  m 
die  Ehre  und  die  Sicherheit  der  SUidt  verlangte.  Ja,  mit  glück- 
Ucher  Geistesgegenwart  wusste  er  den  Schrecken  des  AugenUicb 
zu  henutzen,  um  das  durchzusetzen,  was  von  Allem  das  Wichtigfla 
war,  die  Verhindung  mit  Tliehen^"^). 

Demosthenes  war  von  der  nilgemeinen  Verstimmung  mumt 
Mithurger  gegen  Thchen  keineswegs  frei  gewesen.  Er  hatte  & 
alten  Perserfrenndc  für  die  natürUchen  Anliänger  auch  des  neos 
Landt^sfehides  gehalten,  er  hatte  ihnen  kein  Verständniss  für  ie 
nationale  Sache  zugetraut;  dennoch  war  er  von  Anfang  an  dn  ■ 
grofs  denkender  imd  zu  hellenisch  gesinnter  Mann,  um  sich  einoi 
blinden  Hasse  hinzugeben.  Ihm  lag  die  Erhaltung  des  helleoiKki 
Volks  zu  sein*  am  Herzen,  als  dass  er  die  Entkräflung  oder  Vc^ 
nichtung  eines  Gliedes  desselben  hätte  wünschen  können.  Aber 
wie  vorsichtig  er  auch  mit  dieser  Gesinnung  auftreten  musste,  gehl 
schon  daraus  hervor,  dass  er  in  der  Friedensrede  (S.  634)  sei« 
Mitbürger  ausdrücklich  bitten  musste,  ihn  nicht  mit  Unwillen  a 
unterhrechen,  während  er  doch  nichts  iVnderes  aussprach  als  die 
Erwartung,  dass  auch  für  die  Thebaner  eine  Zeit  kommen  werde, 
in  welcher  sie  keine  Lust  haben  würden,  mit  Philipp  gegen  Athen 
zu  ziehen. 

Die  nächsten  Jiihre  bestätigten  sein  Wort.  Es  trat  nach  dem 
Frieden  eine  Umstimmung  in  Theben  ein;  es  bildeten  sich  die  An- 
lange einer  Nationalpartei,  welche  dem  wachsamen  Blicke  des  De- 
mosthenes nicht  entgingen.  Es  ging  darum  auch  in  seinen  An- 
sichten eine  Veränderung  vor  sich  (S.  648  f.),  und  der  Gegensatz  n 
Aischines  trug  dazu  bei,  diese  Umstimmung  zu  fördern.  Denn  er 
erkannte  die  Schlechtigkeit  desselben  vorzüglich  darin,  dass  er  so 
geschäftig  war,  die  nachbarUche  Feindschaft  zu  nähren,  die  Bärger 
gegen  Theben  aufzuhetzen,  den  Riss  immer  gröfser  und  unheil- 
barer zu  machen  und,  so  viel  an  ihm  war,   die  Thebaner  immer 


YERHANDLUNGEN   LN   THEBEN.  707 

mehr  auf  die  Seite  des  Feindes  zu  drängen.  Um  so  entschiedener 
wurde  Demosthenes  in  seiner  Ansicht;  um  so  milder  wurde  sein 
Urteil,  um  so  freimütliiger  erkannte  er  die  Tüchtigkeit  des  Nach- 
iMTStaates  an.  In  der  Rede  für  den  Chersonnes  mahnt  er  die  The- 
laner,  auf  ihrer  Hut  zu  sein  und  den  Gunstbezeugutigen  Plülipps 
^icht  zu  trauen,  obgleich  damals  die  Stimmung  noch  so  feindlich 
%  dass  er  die  Athener  auffordern  konnte,  überall,  selbst  in  Per- 
,  Bundeshülfe  zu  suchen,  aber  die  Thebaner  nicht  zu  nennen 
"wagte. 

Nach  dem  Falle  von  Elateia  war  es  anders.     Da  konnte  man 

Wißcbi  femer  Hülfe  nicht  ausschauen,  da  waren   die  nächsten  Nach- 

^Mjm  die  einzig  mögliche  Hülfe,  da  erschien  auf  einmal  alle  Rettung 

JA  der  Verbindung   mit  Theben.     Demgemäls  fordert  er  jetzt  un- 

/HOrzügliche   Eröffnung    von   Verhandlungen    zum    Abschlüsse    eines 

^^IfUtZ'  und  Schutzbündnisses  mit  Theben;   zugleich  Ausrüstung  des 

glBamten    Bürgerheers    und   Ausmarsch    an    die   böotische   Gränze; 

ffa  diese  Malsregeln  mit  der  nöthigen  Energie  durchzufühlen,   be- 

difrfte  es  einer  mit  aufserordentlichen  Vollmachten  bekleideten  Olicr- 

^^börde.    Er  beantragte  also  für  die  Zeit  der  Kriegsgefahi'  die  Nie- 

dt^fsetzung  eines  Regierungsausschusses  von  zehn  Männern,  welche 

■lit   den  Feldherm   zusammen  das  Wohl  des  Staats  nach   bestem 

Ijnnessen  wahrnehmen  solUen,  Demosthenes  selbst  wurde    an    die 

kjUtze  dieser  Sicherheitsbehörde  berufen.    Männer  seiner  Gesinnung 

flppilen  ihm  zur  Seite;  er  war  jetzt  der  Regent  von  Athen,  das  lleü 

^  Stadt  auf  seinen  Schultern  ^^"). 

Das  Näcliste  war  die  Reise  nach  Theben.  Hier  traf  er  die 
abgeordneten  der  böotischen  Städte  versammelt,  hier  auch  eine  Ge- 
andtsehafl  Philipps,  welche  der  schlaue  Python  führte  (S.  662), 
em  Mann,  welcher  am  besten  geeignet  war.  Alles,  was  an  alter 
Feindflchafl  gegen  Athen  in  den  Thebanern  vorhanden  war,  aufzu- 
legen and  andererseits  die  makedonische  Hundesgenossenscbaft  ihnen 
80  nachdrücklich  wie  möglich  zu  empfehlen.  Denn  Philipp  konnte 
nichts  unwillkommener  seüi,  als  eine  Verbindung  der  beiden  Städte, 
welche  noch  immer  die  streitbarsten  Bürgerschaften  hatten;  ihr« 
Tersöhnung  auf  Grund  nationaler  Erhebung  war  eine  moralische 
Niederlage  seiner  amphiklyonischen  Pohtik  und  zugleich  eine  we- 
lentliche  Erschwerung  seiner  Kriegspläne.  Darum  ging  der  König 
mit  gröfoter  Behutsamkeit  zu  Werke.  Er  benutzte  nicht  die  Nähe 
Heers,  um  strenge  und  weitgehende  Forderungen  zu  stellen; 

45* 


708  DEMOSTHENES   IN   THEBEN   110.  9;  838   WITiTER. 

er  tral  nicht  als  makedonischer  König,  sondeni  als  Hit{^  des 
hellenischen  Staatenbundes  auf  und  sein  Gesandter  war  von  Ab^ 
ordneten  der  griechischen  Kantone  begleitet.  Er  verlangte  nidil 
einmal  thätige  Bundeshulfe,  sondern  nur  Neuti*alität  im  Kampfe 
gegen  Athen  und  Erlaubniss  des  Durchzugs  durch  böotiscbes  Gebiet 
Für  den  Fall  einer  günstigen  Entscheidung  stellte  er  Beute-  und 
Landgewinn  in  Aussicht;  für  den  entgegengesetzten  Fall  wurkn 
alle  Schrecken  des  Kriegs,  welche  Bootien  vorzugsweise  heimsuchei 
würden,  in  Aussicht  gestellt. 

Was  hatte  Demosthenes  dagegen  in  die  Wagschale  zu  legen? 
Er  hatte  keine  Mittel  zu  schrecken  oder  zu  locken;  er  konnte  htm 
Vorlheile  in  Aussicht  stellen,  er  kam  nur,  um  Opfer  zu  forden 
und  Kriegsdrangsale  zu  bringen.  Aufserdem  war  er  der  B(lrge^ 
Schaft  fremd  und  hatte  als  Athener  ein  allgemeines  Misstrauen  gega 
sich.  Athen  stand  ganz  verlassen  dem  Könige  gegenüber.  Hie 
leicht  war  es  also,  seine  Absichten  so  auszulegen,  als  suche  er,  ■ 
seine  Stadt,  die  den  Krieg  hervorgerufen  hatte,  zu  retten,  Theka 
mit  in  die  Gefahr  hereinzuziehen,  und  zwar  in  eine  Kriegsgeftk 
welcher  Theben  zunächst  und  in  vorzüglichem  Grade  ausgeiett 
war.  Denn  Athen  selbst  konnte  ohne  Flotte  nicht  mit  Erfolg  be- 
kriegt werden. 

Und  dennoch  siegle  Demosthenes  an  dem  entscheidenden  Tip 
in  der  böutischon  Landesversammlung.  Deimoch  vermochte  er  & 
gemeinsame  Pflicht  des  Kampfes  füi*  Ehre  un<l  Freiheit  des  Yatä^ 
landes  und  zugleich  für  die  eigene  Selbständigkeit  mit  so  gewaltiftf 
Kraft  des  Worts  zu  verkündigen,  dass  er  die  Gemüther  der  Iw»- 
tischen  Manner  mit  sich  fortriss,  dass  alle  ängstlichen  Räcksichtes. 
alle  Bedenken,  alle  Missstimnmngen  verschwanden  und  eine  Flamine 
patriotischer  Begeisterung,  von  Demoslbenes  entzündet,  Thelien  wie 
Athen  ergriff.  Das  wai*  der  gröfste  und  schönste  Sieg  des  Denio- 
sthenes,  es  war  seine  eigenste  und  persönlichste  That.  Es  war 
nicht  blofs  ein  moralischer  Erfolg,  sondern  auch  ein  politisches  Er- 
eigniss,  das  schwer  in  das  Gewicht  fiel.  Denn  die  Anstalten,  wefche 
Philippos  noch  in  letzter  Stunde  gemacht  hatte,  zeigten  am  beslen. 
wie  viel  ihm  daran  gelegen  war,  diese  Vereinigung  zu  hindern. 
Er  hatte  auf  nichts  so  sicher  gerechnet,  als  auf  die  unübenrind- 
hche  Feindschaft  der  beiden  Nachlwrstädte.  Wenn  diese  sich  g^ 
ihn  die  Iland  reichten,  dann  konnten  auch  noch  die  übrigen  Slaiten 
zusammentreten;  dann  war  eine  nationale  Erhebung  moglirJi,  wficlie 


DIE   BEIDEN   KRIEGSTHEATER.  709 

f 

ie  Stellung  Philipps  in  Griechenland  zu  Schanden  machte  und  alle 
sine  Erfolge  in  Frage  stellte.  Es  war  in  Theben  olTenbar  noch 
twas  von  dem  Geiste,  den  Epameinondas  und  seine  Freunde  erweckt 
ätien;  eine  Empfänglichkeit  für  grofse  Ideen,  eine  Fähigkeit,  geistiger 
rtCse  sich  hinzugeben,  echte  Beredtsamkcit  auf  sich  wirken  zu 
maen  und  hellenisch  zu  empfinden.  Das  spröde  Erz  war  geschmol- 
m  und  was  früher  mit  Waffengewalt,  später  durch  poUtische  Ver- 
Äpdigung  von  Seiten  des  Epameinondas  so  wohl  wie  von  Seiten 
er  böotischen  Partei  in  Athen  immer  vergeblich  erstrebt  worden 
rar,  wurde  nun  rasch  und  glücklich  erreicht  und  die  beiden  zu 
Bgenseitiger  Ergänzung  so  deutlich  auf  einander  angewiesenen,  zu 
riderseitiger  Sicherheit  einander  so  unenllichrUcheu  Nachbarländer 
einlassen  sich  m  letzter  Stunde  eng  zusammen. 

Philipps  Gesandte  wurden  abgewiesen  und  alle  Vorschläge  des 
lemosthenes  angenommen.  Athen  verbürgte  den  Thebanern  die 
ngßschmälerte  Landeshoheit  in  Böotien;  die  Kriegskosten  sollten 
Kch  Verhältniss  vertheilt  werden;  es  wurde  zugleich  die  Wieder- 
ij^ntellung  der  phokischen  Städte  beschlossen  und  die  gemeinsame 
4dUing  des  Kriegs  zu  Wasser  und  zu  Lande  verabredet.  Es  war 
er  edelste  und  gerechteste  Bund,  welcher  zwischen  hellenischen 
Itidten  jemals  zu  Stande  gekommen  ist,  denn  er  beruhte  darauf, 
as8  im  Interesse  des  gelTdu^dcten  Vaterlandes  alle  kleinlichen  Eifer- 
Ichteleien  überwunden  werden  sollten.  Theben  bot  seine  Hand, 
pa  die  Phokeer  wieder  aufzurichten.  Die  Scheidewand  zwischen 
iltilLa  und  Böotien  war  gefallen  und  zu  beiden  Seiten  des  Kithairon, 
an  Sunion  bis  zum  Parnassos  herrschte  ein  Streben,  ein  Wille, 
nd  dieser  Wille  war  der  des  Demosthenes,  welcher  mit  den  Edel- 
ben  des  Volks  einträchtig  verbunden  war^^^). 

Nun  standen  sich  wieder,  wie  in  dem  Perserkriege,  zwei  Staals- 
ruppen  gegenüber,  eine,  die  es  mit  der  ausländischen  Macht  hielt, 
nd  eine  zum  Freiheitskampfe  entschlossene.  Es  galt  also,  dies 
ugefe  Bellas  gemeinschaftlich  zu  vertheidigen  und  die  natürlichen 
idiutzwehren  für  diesen  Zweck  zu  benutzen.  Unterhalb  Elateia 
orengt  sich  das  Flusstlial  des  Kephisos.  Vom  Pamasse  springt  ein 
oiiiflgel  (Parori)  gegen  den  Fluss  vor,  von  dem  gegenüberliegenden 
iehirge»  der  Knemis,  ein  anderer,  an  dem  die  Stadt  Parapotamioi 
g.  Dieser  Pass  wurde  von  den  Verbündeten  besetzt;  hier  waren 
Ist  die  Tbennopylen  des  freien  Griechenlands.  Gleiclizeitig  suchte 
lan  poch  andere  Stützpunkte  gegen  Philippos  zu  gewinnen.    Man 


710  ^IRDEKHERSTKLLrNG    VON   PHOKIS. 

trat,  mit  den  Aiiipliisseorn  in  Yerbindiing,  dcmn  es  kam  darauf  an, 
dass  es  Philipp  nicht  gelinge,  sich  durch  Gewalt  oder  Versländigimg 
dieser  Feinde  rasch  zu  entledigen.     Darum  wurden   10,000  SdMiier 
zu  Fufs  und  1000  zu  Pferde,  welclie  die  Athener  geworben  batto, 
zum  Schutze   von  Lokris  bestimmt  und  zogen   unter  Führung  des 
Ghares  und  des  Thebaners  Proxenos  nach  Amphissa.     Man  sagte 
sich  also  von  jeder  Theilnalime  an   dem    schändlichen  Missbrandie 
los,  welcher  im  philippischen  Interesse  mit  der  vaterländischen  tt- 
ligion  getrieben  war,   und  hatte  den  Muth  vor  allen  Hellenen  & 
Rettung  des  Vaterlandes  höher  zu  stellen,   als  die   Bannflüche  der 
verratherischen  Amphiktyonen.     Darum  ging  man  auch  sogleich  m 
das  Werk,    das    geschehene  Unrecht   nach  Kräften  wieder   gut  a 
machen   und  das  den  delphischen  Ränken  geopferte  Phokis  iiidff 
herzustellen.     Auf   den    Ruf   der    verbündeten    Städte    kehrten  die 
landdüchtigen  Einwohner  in  die  Ileimath  zurück  und  die  zerstreutoi 
sammelten  sich  in  ihren  verödeten  Wohnsitzen.     Mit  der  den  Hel- 
lenen eigenen  Geschicklichkeit  richteten  sie  sich  unter  dem  Schübe 
der  lokrischen  Truppen  rasch  in  den  Trümmern  ihrer  Städte  vider 
ein  und  halfen  die  Gebirgspässe  des  Parniissos  sichern.     Sie  wnrdn 
sofort  zu  wirksamen  Bundesgenossen,  da  sie  vor  Eifer  glühten,  siA 
an  Philippos  zu  rächen  und  mit  dem  Muthe  der  Verzweiflung  ent- 
schlossen   waren,    die    wiedergewonnene    Ueimath    zu    vertheidigpi 
Endlich    schickten    die    Verbündeten    in    Griechenland    herum,  nn 
Zuzug  zu  erhalten,   und   die  von  Demosthenes  gewonnenen  Slaatei. 
Megara,  Korinth.  Euboia,  Acliaja,  Leukas,  Kerkyra  zeigten  sich  berei. 
ihre   ('ontingente    zu    stellen    und  Beiträge    in    die   Kriegskasse  n 
zahlen,  während  die  missgünstigen  Peloponnesier  wenigstens  neutral 
blieben   und    sich  nicht  bew(»gen  liefsen,    Philipp   zu    unterstützen, 
welcher  unter  dem  Voi'wande  des  heiligen  Kriegs   ihren    Zuzug  in 
Anspruch  nahm. 

So  waren  auch  die  Feindschaften  zwischen  Tliel>en  und  Pliokk 
zwischen  IMiokis  und  Amphissa,  zwischen  Amphissa  und  Athen 
glücklich  überwunden.  Um  den  Parnass  sammelte  sich  eine  an- 
sehnliche Streitmacht  und  zugleich  standen  die  Thehaner  und  Athener 
in  brüderlicher  Genossenschaft  an  der  böotischen  Gränze  gegen  Phi- 
lipp zu  Felde,  jede  seiner  Bewegungen  beobachtend.  Und  dabei 
blieb  es  nicht.  Es  kam  zwischen  einzelnen  Abtheilungen  zu  blu- 
tigen Gefechten  in  der  Niederung  des  Kephisos.  Zwei  dieser  Ge- 
fechte waren  unter  dem  Namen  der  *Flu8sschlacht'  und  der  *Winter- 


DENOSTUENES   UND   PHOKION.  711 

flchbcbt'  bekannt;  in  beiden  waren  die  Verbundelen  glucklich,  in 
Beiden  zeigten  sich  namentlich  die  Athener,  wie  Demosthenes  mit 
Stolz  sagt,  nicht  blofs  untadelhaft,  sondern  bewunderungswürdig 
durch  gute  Ausrüstung,  Ordnung  und  Eifer.  Sie  wurden  wiederum 
US  Vorkämpfer  der  Hellenen  anerkannt  und  gerühmt.  Einzelne  im 
Kampfe  besonders  glückliche  Mannschaften,  wie  die  des  keki^opischen 
Stammes  mit  ihrem  llauptmanne  Bularchos,  gelobten  Weihgeschenke 
IBr  die  Athena  auf  der  Burg;  in  der  St<)dt  feierte  man  die  gewon- 
nenen Erfolge  mit  Opfern  und  Umzügen;  Alles  war  in  gehobener, 
llankbarer  und  hoffnungsreicher  Stimmung.  Man  hatte  volles  Ver- 
trauen zur  Leitung  des  Demosthenes  und  gab  diesem  Vertrauen 
IHnen  öffentlichen  Ausdruck,  indem  man  ihn  als  den  Retter  und 
ilort  der  Stadt  am  Frühlingsfeste  der  grofsen  Dionysien  auf  Antrag 

j^üeines  Vetters  Demomeles,  der  früher  zu  seinen  Feinden  gehört  hatte, 

'•  I 

"^nnit  einem  Goldkranze  belohnte  ^"^). 
^  Freilich  regte  sich  auch  jetzt  noch  der  Widerspruch.  Man 
fachte  ihm  die  Liel>e  seiner  Mitbürger  zu  entziehen.  Man  eiferte 
liegen  die  Hinneigung  zu  ßöotien,  welche  so  lange  als  eine  Ver- 
ftrung"  angesehen  worden  war,  die  man  keinem  anstandigen  Athener 
terzeihen  könne,  und  unter  den  hervorragenden  Männern  war  es 
namentlich  Phokion,  der  in  einer  Zeit,  wo  sein  Einverstandniss  mit 
IMemosthenes  wichtiger  als  je  war,  ihm  mit  unverhohlener  Bitterkeit 
Entgegentrat.  Gewiss  hat  Demosthenes  keinen  Widerspruch  schmerz- 
^"flcher  empfunden;  denn  Phokion  war  neben  Demosthenes  der  be- 
lAeuiendste  Charakter,  die  männlichste  Persönlichkeit  in  Athen;  ein 
Ifann,  welcher,  wie  Demosthenes,  sich  selbst  Alles  verdankte,  von 
Reicher  Unabhängigkeit  des  Urteils  und  unerschütterlicher  Selbstän- 
digkeit. Er  hat  nie  ein  Mann  der  Partei  sein  können.  In  ihm 
Icrenzten  sich  die  beiden  Richtungen  der  damaligen  Gesellschaft. 
Tn  der  Akademie  hatte  er  eine  herbe  Geringschätzung  alles  Be- 
stehenden eingesogen,  aber  er  war  eine  zu  praktische  und  arbeits- 
bedürftige  Natur,  als  dass  er  sich  wie  ein  echter  Platoniker  von  der 
Welt  hätte  zurückziehen  mögen.  Er  bedurfte  eines  Berufs,  er  diente 
dem  Gemeinwesen,  aber  er  diente  ihm  nur  aus  Pflichttreue,  um 
des  Gewissens  willen,  ohne  persönlichen  Antheil,  ohne  Liebe  und 
ohne  Wärme.  Selten  hat  es  wohl  einen  glücklichen  Feldherrn  ge- 
geben, der  weniger  Ehrgeiz  und  weniger  Freude  an  seinen  Erfolgen 
gehabt  hat  als  Phokion.  Jede  Kriegsgefahr  steigerte  sein  Ansehen 
und  doch  wollte  er  nur  Frieden.     Seine  Tüchtigkeit  verschaffte  ilim 


712  UMTRIEBE   DER    FRIEDENSPARTEI. 

die  allgemeine  Anerkennung,  aber  er  verachtete  das  Volk,  wckhe» 
ihn  ehrte,  und  vergalt  sein  Vertrauen  init  schnödem  Misstranen. 
Er  liielt  jeden  Aufschwung  des  Volks  für  einen  gefahrlichen  SchwiB- 
del  und  betrachtete  die  Redner,  welche  denselben  forderten  nod 
die  Bürger  zu  Leistungen  aufmunterten,  denen  sie  nicht  gewachsfli 
waren,  für  die  geföhrlichsten  Berather  der  Gemeinde.  Er  sdhst 
wollte  kein  Redner  sein;  aber  die  dLilektische  Bildung,  welche  er 
sich  angeeignet  hatte,  die  Energie  seiner  Persönlichkeit,  die  nüdh 
lerne  Kälte  und  die  Entschiedenheit  seiner  Ansichten,  welche  wä 
der  Einseiligkeit  seines  Staudpunkts  zusammenhängt,  gaben  seioa 
Worten  eine  schneidende  Kraft,  sowohl  in  gelegentUchen  Au»- 
spnichen  wie  in  öffentlicher  Gegenrede,  und  machlen  ihn  zu  dei 
gefahrlichsten  aller  Widersacher  des  Demosthenes.  Er  war  wie  dl 
Fels,  an  dem  sich  alle  Wellen  der  Zeitströmung  brachen,  und  je 
höher  sie  gingen,  um  so  schrofler  wai*  sein  Widerstand. 

Auch  von  anderer  Seite  wurden  Versuche  gemacht,  um  Am 
Ausbruche    des    Kriegs    vorzubeugen.      Aengstigende    Wahrzeidiai 
wurden  angemeldet,    Unglücksfalle,   die   bei  den  letzten  Eteminifli 
stattgefunden  hatten,  wusste  man  als  schreckende  Vorbedeutunpft 
auszubeuten.    Die  Opposition  verband  sich,  wie  zur  Zeit  des  Pe- 
rikles,  mit  einer  abergläubischen,  von  den  Priestern  genährten  Rick* 
lung,  welche  in  der  Verbindung  mit  den  unter  delphischem  Banie 
stehenden  Phokeern  und  i\jnpliisseern  einen  Greuel  sahen,   welcher 
die  Götter   dem   Staate   abhold   mache.      Orakelsprüche  wurden  ii 
Umlauf  gesetzt,   um  Angst  und  Kleinnmlh  zu   verbreiten,    und  aa 
Ende  gar  die  Forderung  aurgestellt,   man  solle   vor  dem  entschei- 
denden  Schritte    bei  der  Pythia   anfragen,    was  Athen    thun  soUe, 
wälirend  man  doch  wusste,   dass  Delphi  jetzt  noch  weniger  als  zur 
Zeit  der  Perserkriege  in  nationalen  Angelegenheiten  stimmfähig  ni 
und  dass  die  Pytliia,  wie  Demosthenes  sich  ausdrückte,  philippisire. 

Alle  diese  Widersprüche  waren  aber  machtlos  gegen  die  Strö- 
mung der  Zeit.  Die  Bürger  waren  in  zuversichtlicher  Stimmiing. 
Demosthenes  stand  fest  und  sicher  an  der  Spitze  der  vaterländisebcD 
Angelegenheiten,  er  schritt  energisch  gegen  Alle  ein,  welche  die 
patriotische  Erhebung  lähmen  oder  stören  wollten,  und  wahrschein- 
lich steht  mit  seinem  Kampfe  gegen  die  priesterliche  Partei  auch 
sein  Verfahren  gegen  die  Priesterin  Thcoris  in  Verbindung,  welche 
auf  seine  Veranlassung  ihrer  Umtrielie  wegen  liingericlitel  wurde« 
Er  leitete  in  Theben  wie  in  Atlien  die  Regierung  und  mit  fhiheiD 


PHILIPPS   ZUG   NACH    AMPUISSA   338    FHÜUJAUR.  713 

iuihe  sahen  alle  Patrioten  dem  Sommerfeklzuge  entgegen,  der  die 
Snlscheidung  bringen  sollte  ^^^). 

Im  feindlichen  Lager  war  es  anders.  Philipp  sah  sich  arg  ge- 
Suscht  Vor  seinen  Augen  bauten  sich  die  Städte  wieder  auf,  die 
sr  zerstört  hatte,  die  Passe  zu  seiner  Rechten  und  Linken  waren 
ron  ansehnlichen,  vortheilhaft  aufgestellten  und  wohl  geffüirten  Trup- 
pen besetzt.  Die  ersten  Gefechte  waren  ungünstig  ausgefallen.  Der 
Kampf,  zu  dem  er  sich  gezwungen  sah,  war  ihm  an  und  für  sich 
Bio  durchaus  unerwarteter  und  unwillkommener,  und  aufserdem  war 
er  des  Erfolgs  nichts  weniger  als  sicher. 

Während  der  Wintermonate  hatte  er  die  Masse  der  Truppen 
Unter  den  Pässen  zunickgehalten;  als  das  Frülijahr  eintrat,  musstc 
pr  aus  dieser  peinlichen  Stellung  heraus,  er  musste  entweder  am 
tiamasse  oder  in  Böotien  vorgehen.  Er  zog  es  vor,  den  westlichen 
fbmpfplatz  zuerst  aufzusuchen,  weil  er  hier  auf  einen  leichteren  Er- 
tjßg  hoffte.  Eine  Abtheilung  seiner  Truppen  stand  noch  bei  Kytinion, 
If^  der  Pass  vom  Quellgebiete  des  Kephisos  nach  Amphissa  hin- 
Hjhniübrt.  Aber  auch  hier  wagte  Philippos  nicht  ohne  Weiteres 
ipil  seinen  Truppen  in  die  gefahrlichen  Bergschluchten  vorzudringen; 
or  gebrauchte  lieber  eine  seiner  Kriegshsten,  mit  denen  er  den 
Kkiechen  gegenüber  immer  am  meisten  im  Vortheile  war.  Er  ver- 
ppaCaltete  eine  scheinbare  Rückbewegung,  zog  sehie  Truppen  aus 
IpD  Pässen  der  dorischen  Landschaft  weg  und  verbreitete  durch 
Icmeebefehle,  welche  er  absichtlich  in  feindliche  Hände  gelangen 
llftb,  die  Nachricht,  dass  unter  den  thrakischen  Völkeni  ein  Auf- 
Itand  ausgebrochen  sei,  welcher  seine  Anwesenheit  verlange  und 
fie  Fortsetzung  des  hellenischen  Kriegs  für's  Erste  unmöglich  mache. 
Bei  Söldnerschaaren,  welche  nachlässig  geführt  und  auf  beschwer- 
Beben  Posten  nur  durch  den  Eindruck  gegenwärtiger  Gefalir  und 
de&  unmittelbaren  Anblick  des  Feindes  festzuhalten  waren,  waren 
iolche  Kriegslisten  besonders  wirksam.  Die  Truppen  zerstreuten 
ndi,  die  Pässe  wurden  frei  und  ehe  man  sich  dessen  versah,  war 
dar  König  in  Geschwindmärschen  zurückgekehrt  und  durch  die  Pässe 
eingedrungen.  Das  überraschte  Söldnerheer  wurde  bei  Amphissa 
üoflständig  geschlagen  und  die  Stadt  nebst  ihrem  Gebiete  mit  dem- 
adben  Strafgerichte  heimgesucht,  wie  früher  Phokis.  Auch  Nau- 
(laklM,  das  achäische  Besatzung  hatte,  wurde  mit  stürmender  Hand 
Iniommen  und  den  Aetolern  übergeben  ^^^). 

Durch  diesen  Erfolg,  welchen  die  Fahrlässigkeit  der  Söldner- 


714  !<(EUE    VERHA?II)LU.NGEK    HO,  8;  338   SOSTNER. 

fiilirer,  vielleiclit  auch  Verrallierei  in  ihrer  Mitte,  dem  Könige  vir- 
schaut  hatte,  war  ein  wesentlicher  Theil  des  deniosthenischen  Kriegs- 
plans vereitelt.  Philippos  konnte  nun  seine  ganze  Kraft  dem  dsi- 
lichen  Kriegstheater  zuwenden;  er  hatte  von  der  Südseite  des 
Parnassos  her  freien  Zugang;  er  konnte  von  Naupaktos  nach  den 
Peloponnese  hinuher,  um  die  Ilülfsvölker  Athens  zur  Rückkehr  n 
zwingen. 

Wahrscheinlich  war  es  um  diese  Zeit,  dass  der  Künig  ne« 
Verhandlungen  anknüpfte.  Er  konnte  darauf  rechnen,  dass  A 
Städte  eine  so  ühermafsige  Anspannung  ihrer  Kräfte  nicht  bnp 
aushalten  würden;  er  wusste,  wie  viel  Widerspruch  gegen  die  Kriep- 
polilik  noch  vorhanden  war;  der  Untergang  von  Amphissa  mn»! 
einen  erscluitlernden  Eindruck  gemacht  hahen.  B5otien,  von  kt 
fang  nur  mitgezogen,  war  jetzt  der  nächste  Zielpunkt.  Die  RauiiC- 
stadt  war  noch  ergriflen  von  dem  Geiste  des  Demosthenes,  Ar 
Thehen  war  nicht  Böotien,  und  die  Atigeordneten  der  Landstädte, 
deren  Gehiet  schon  als  Kriegsschauplatz  zu  leiden  hatte,  waren  n- 
ders  gestimmt.  Fls  trat  also  in  Folge  der  neuen  Anträge  aus  den 
makedonischen  Lager  ein  Schwanken  ein,  und  nicht  nur  in  TheiNB. 
sondern  auch  in  Athen  wagte  sich  die  Friedenspartei  wieder  kecbr 
hervor;  sie  erhielt  dadurch,  dass  der  bewährteste  Feldherr  der  Slril 
dessen  Patriotismus  Niemand  anzweifeln  durfte,  jin  ihrer  Spitze  stani 
eine  unverhältnissmäfsige  Bedeutung.  Es  war  ein  seltener  Wider- 
spruch, dass  der  unkriegerische  Bedner  zum  Kampfe  drängte,  ^ 
rend  der  Mann  des  Kriegs  nicht  ahliefs  zu  warnen  und  abzuratbo. 
Die  beiden  Männer  kamen  auch  persönlich  scharf  an  einander, 
Demosthenes,  über  den  zähen  Widerstand  seines  Gegners  erbillfft 
soll  ihm  drohend  zugerufen  haben:  *die  Athener  werden  dich  um- 
bringen, wenn  sie  in  die  Hitze  gerathen\  worauf  Phokion  antwo^ 
tele:  *dich  aber,  wenn  sie  zur  Vernunft  kommen';  diese  und  ähn- 
liche, aus  jener  Zeit  überlieferte  Wortwechsel  geben  eine  Vorstel- 
lung von  der  Spannung  der  Gegensätze. 

Demosthenes  konnte  kein  Gedanke  unerträglicher  sein,  als  dass 
in  letzter  Stunde  alle  Erfolge  jahrelanger  Opfer  und  Anstrengui^ 
verloren  gehen  sollten.  Dies  steigerte  seine  Energie  und  drängte 
den  feurigen  Mann  immer  entschiedener  aufzutreten,  um  itie  Ver- 
räther zu  schrecken,  die  Zweifelmüthigen  zu  heben,  die  Schwan- 
kenden fest  zu  machen.  Man  hat  ihm  vorgeworfen,  dass  er  einei 
Terrorismus  ausübte,  welcher  mit  dem  Geiste  republikanischer  Ver- 


VORRÜCKEN   DER   MAKEDOMSCHEN    HAUPTMACHT.  715 

waltung  unverträglich  sei.  Wie  in  der  Zeil,  da  Perikles  die  Re- 
gierung führte,  klagte  man,  dass  die  Verfassung  tliatsächlich  auf- 
gehoben sei  und  dass  die  attischen  Angelegenheiten  von  Demosthenes 
im  Emverstandniss  mit  den  Vorstehern  Böotiens  geleitet  würden. 
Er  dulde  keinen  Widerspruch,  hehandle  die  Feldherrn  mit  herri- 
schem Uebermuthe,  verfolge  mit  wildem  Zorne,  wie  einst  Kleophon, 
jede  Aeufserung  einer  zum  Frieden  geneigten  Stimmung,  und  auch 
die  durch  die  letzten  Antrage  des  Königs  wankend  gewordeneu  Böo- 
linrhen  habe  er  nur  durch  gewaltthatige  Einschüchterung  dahin 
{gebracht,  sich  nicht  von  ihm  loszusagen.  Indessen  rechtfertigt  sich 
lies  Demosthenes  Haltung  in  Athen  dadurch,  dass  ihm  der  Widcr- 
lipruch  nicht  von  Seiten  eines  ansehnlichen  Theils  der  Bürger- 
^iJNshaft  offen  entgegentrat,  sondern  nur  von  Seiten  Einzelner  oder 
!* Heiner  Kreise,  welche  durch  heimliche  Ränke  sein  Werk  zu  hin- 
tem  suchten.  Die  Stimmung  der  Bürgerschaft  sprach  sich  in  einer 
iienen  BekrSnzung  des  Redners  aus,  welche  Ilypereides  beantragte 
Und  gegen  die  Einrede  des  Diondas  mit  glänzendem  Erfolge  durch- 
setzte, vielleicht  am  Feste  der  grofsen  Panathenäen  (Sommer  338). 
Nach  Abweisung  der  letzten  Friedensanträge  war  die  Schlacht  un- 
iermeidlich  und  beide  Theile  mussten  eine  baldige  Entscheidung 
Wünschen.  Was  den  Kampfplatz  betrifft,  so  musste  den  Hellenen 
les  daran  liegen,  ihi-c  feste  Stellung  in  der  Enge  des  Kephisos- 
ils  zu  behaupten  und  in  derselben  den  Angi-iff  zu  erwarten;  Phi- 
aber,  welcher  während  der  letzten  Verhandlungen  die  Verstar- 
famgen  an  sich  gezogen  hatte,  die  Antipatcr  ihm  aus  seinen  Reichs- 
khden  zuführte,  bedurfte  eines  Schlachtfelds,  wo  er  seine  Reiterei 
KiltfUlten  und  seine  taktische  Uebcrlegenheit  bewähren  konnte^"). 

Er  verliefe  also  seine  Winterquartiere,  zog  sich  von  dem  Passe 

tnrück,  schickte  seine  Vorhut  in  das  Gebirgsland,  welches  im  Norden 

das  kopaische  Secthal  umfasst,  verwüstete  die  böotischen  Ortschaften 

imd  bedrohte  die  ganze  östliche  Landschaft.    Die  Verbündeten  hatten 

den  Erfolg  des  Kampfes  an  den   Besitz  des  Passes  geknüpft    und 

Ismen    also  durch    die  Bewegung  des   Feindes  auf   einmal  in  die 

pdnlichste   Unsicherheit.      Möglicher    Weise    konnte   ja    das    ganze 

Bter  des  Feindes  in   ostlicher  Richtung  abziehen   und  man  wusste 

liieht,  wo  man  ihn   erwarten  sollte.     Man  musste  also  seinen  Be- 

ivegnngen  folgen,  wenn  man  dem  W^unsche  der  Böotier  gemäfs  die 

Undschaft  schützen  wollte.     Deshalb  trennten  sich  die  Verbündeten 

tOEüd  nnr  schwache  Besatzung  hütete  den  Pass. 


716  SCHLACHT   BEI   CHAIRONEU    110,3;    METAG.  7.  attf,  1.    AUG.? 

So  wie  Philipp  diesen  Erfolg  eiTeicht  hatle,  zog  er  seine 
Truppen  rascli  in  die  frnliere  Stellung  zurück ,  ^-arf  mit  leichler 
Mühe  die  im  Passe  zurückgelassene  Mannscliafl,  drängte  in  der 
Verfolgung  durch  den  Pass  diu*ch  und  stand  nun  mit  seinem  ganm 
Heere  in  dem  bootischen  Kephisosthale,  dessen  breite  Niedenmg 
er  von  Anfang  an  als  das  geeignetste  Schlachtfeld  erkannt  hatte. 
Die  Hellenen  sammelten  sich  südlich  vom  Kephisos,  wo  sie  an  der 
SUult  (ihaironeia  einen  Rücklialt  und  an  dem  Flusse  eine  Schati- 
linie  hatten.  Hier  stellten  sie,  vom  Feinde  unbehindert,  ihre  Cos- 
tingente  am  Fufse  der  Höhen  auf,  welche  sich  hinter  Cbaironeii 
erheben,  zu  beiden  Seiten  des  Baches  Haimon,  welcher  vom  Fdi- 
theater  der  Stadt  her  in  den  Kephisos  abfliesst.  Der  Stadt  a 
nächsten  standen  die  Athener,  die  den  hnken  Flügel  bildeten;  dk 
Thebaner  hatten  den  Ehrenplatz  am  rechten  Flügel,  wo  sie  da 
Fluss  berührten;  in  der  Mitte  standen  die  Phokeer,  Achäer,  Ko- 
rinther und  was  sich  vom  Söldnerheere  aus  Lokris  herüber  gerelteC 
hatte.  Die  Böotier  führte  Theagenes,  ein  bewäiurter  Feldherr  ut 
der  Schule  des  Epameinondas,  die  Atliener  der  tapfere  StratoUes, 
unter  ihm  Chares  und  Lysikles. 

Gegen  diese  Aufstellung  rückte  der  König  vor.  Sein  Heer 
wird  auf  30,000  Mann  Fufsvolk  angegeben,  die  Reiterei,  gewiss  m 
niedrig,  aui  2000.  Im  Ganzen  mögen  die  beiden  Heere  sich  ai 
ZalU  ungefähr  gleich  gewesen  sein;  auch  an  Kriegsniuth  waren  sie 
es.  Aber  die  grofse  Üeljerlegenheit  des  feindlichen  Heers  bestad 
in  seiner  Leitung;  ein  Wille  lenkte  dasselbe  und  hatt«  zu  seiofl 
Werkzeugen  die  geübtesten  Trupj)enführer.  Auf  der  feindlicbei 
Seite  verfolgte  man  einen  durchdachten  Schlachtplan.  Die  Helleoea 
waren  um*  darauf  bedacht,  dem  andringenden  Feinde  tapfer  die 
Spitze  zu  bieten;  jede  Abtheilung  kämpfte  für  sich:  es  fehlte  der 
Geist  eines  Feldherrn,  welcher  die  losen  Glieder  zu  einem  Ganzen 
verband  und  dem  Gegner  gewachsen  war. 

Im  Anfange  liefs  sich  das  Trelfen  nicht  ungünstig  an.  Der 
linke  Flügel  ging  nuithig  vor;  Philippos  wich  in  die  Eigene  zuriick 
und  Sti*atokles  rief  schon  den  Seinigen  zu:  Lasst  uns  den  Feind 
bis  Makedonien  jagen!  Auf  der  anderen  Seite  standen  die  The- 
baner unerschritterhch,  obwohl  Alexandros,  der  achtzehnjährige  Kö- 
nigssohn, der  an  diesem  Tage  seine  Meisterprobe  l)cstehen  sollte, 
mit  vollem  Ungestüm  auf  sie  eindrang.  Die  Zucht  des  Epameinon- 
das bewährte  sich  namentlich  in  der  heiligen  Schaar.    Mehrere  Vor- 


BIß   NIRDEnLAGR   DER   HELLENEN.  717 

anstunden  harrten  die  Böotier  auf  ihrem  Plato  aus,  endlich  sanken 
lie  Tapferen,  Einer  neben  dem  Andern,  imler  dem  Stofse  der  ma- 
oedonischen  Reiterlanzen.  Uelmr  ihre  Leichenreilicn  drang  Alexander 
Inn  Mitteltreffen  in  die  Seite,  das  aus  den  Contingenten  der  Bun- 
lesg^osseii  bestand  und  einen  viel  geringeren  Widerstand  zu  leisten 
Ol  Stande  war,  zumal  da  es  weder  rechts  noch  links  eine  Anlehnung 
litte.  So  wie  der  Kampf  auf  diesen  Punkt  gekommen  war,  ging 
nm  auch  Philippos  wieder  gegen  die  Athener  vor,  welche  in  ihrem 
iWfolgungseifer  viel  zu  weit  in's  Blachfeld  vorgegangen  waren  und 
len  Zusammenhang  des  Heers  aufgelöst  hatten.  Sie  wurden  zum 
Iteben  gebracht,  dann  zurückgeschoben;  von  der  überlegenen  Rei- 
jerei  umschwärmt,  suchten  sie  unter  gi'ofsen  Verlusten  ihre  alte 
Stellung  wieder  zu  gewinnen,  aber  auch  hier  fanden  sie  keinen 
^dnitz.  Sie  sahen  das  Heer  aufgelöst,  die  ganze  Macht  des  Feindes 
jfBgen  sich  vereinigt  und  keine  Rettung  als  die  Flucht.  Tausend 
kin  waren  gefallen,  zweitausend  geriethen  in  Gefangenschaft,  der 
IMtist  der  Thebaner  muss  viel  gröfser  gewesen  sein.  Philippos, 
hat  nicht  blofs  den  Durchgang  erkämpfen  und  eine  Schlacht  ge- 
winnen, sondern  mit  einem  Schlage  jede  Widerstandskraft  griechi- 
Idier  Truppen  vernichten  wollte,  hatte  seinen  Zweck  vollkommen 
ineicht  An  eine  neue  Sammlung  der  Truppen,  an  eine  zweite 
Bdilacht  wurde  nicht  gedacht.  Es  war  kein  gemeinsamer  Befehl, 
lein  Zusammenhang  mehr  vorhanden.  Die  Contingente  zerstreuten 
hieb  in  ihre  Heimath  und  der  hellenische  Bund,  kaum  geschlossen, 
Mur  nach  einer  Niederlage  völlig  aufgelöst.  Attika  und  Böotien 
iugen  schutzlos  da;  die  Nachbarstadte  waren  aufser  Stande,  einander 
11=  helfen,  sie  mussten  in  gleicher  Weise  auf  alle  Schrecken  der 
Iriegsnoth  gefasst  sein,  mit  welchen  der  Zorn  des  Siegers  sie  be- 
drohte"*). 

Dennoch  war  das  Loos  der  Städte  ein  sehr  verschiedenes.  Die 
Iddenmäthige  Tapferkeit  der  Thebaner  war  ein  letztes  Opfer,  das 
ia  dem  Ruhme  ihrer  Yergangenheit  darbrachten ;  es  vermochl«  wold 
lie  Anerkennmig  des  Siegers  zu  gewinnen,  aber  nicht  sein  Ver- 
kfelten  zu  bestimmen.  Philippos  sah  in  der  Erhebung  Thebens 
ä6hts  als  Untreue  und  Undank,  als  einen  schnöden  Bruch  beschwo- 
Mer  Verträge  tind  offene  Empörung,  die  er  hier  wie  in  Thessalien 
bH  anerhittlicher  Strenge  strafen  zu  müssen  glaubte.  Denn  der 
lirfall'  Ton  seiner  Bundesgenossenschaft,  von  der  durch  ihn  gegrün- 
leten  neuen  Amphiktyonie  sollte  als  ein  Verrath   am  hellenischen 


7 IS  bm  LA6^  VON  THEBEN  UND  ATHBK. 

Vaterlande  angesehen  werden.  Er  verfuhr  mit  Theben,  wk  SparU 
es  gethan  haheu  würde,  wenn  es  bei  Leuktra  gesiegt  hätte.  Der 
von  den  grossen  Thebaneiii  gestiftete  Staat  wurde  aufgelöst;  Theki 
blieb  nur  eine  böotische  Landstadt;  Orchomenos,  Thespiai,  Platin 
wurden  wieder  hergestellt;  makedonische  Besatzung  rückte  io  St 
Kadnieia  ein,  die  Führer  der  Bürgerschaft  wurden  als  Yenither  kii- 
gerichtet  oder  verbannt;  die  Güter  eingezogen  und  verschenkt;  di 
neues  Regiment  wurde  eingesetzt.  Der  Untergang  der  heilipi 
Schaai*  auf  dem  Felde  von  Chaironeia  war  auch  das  Ende  der  Stai 
des  Epameinondas  und  Pelopidas. 

Atlicn  dagegen  wurde  als  ein  Feind  angesehen,  den  man  anek 
nach  seiner  Niederlage  mit  Hochachtung  behandeln  und  durch  Grob^ 
muth  gewinnen  müsse.    Es  war  ja  schon  ein  Gebot  der  einfachsUi 
Klugheit,  Athen  nicht  aufs  Aeufserste  zu  bringen.     Der  Muth  ud 
also  auch  die  Kraft  der  Athener  war  keineswegs  gebrochen.    Atki 
war  gewohnt  sich  nicht  verloren  zu  geben,  wenn  auch  der  Feind  m 
Lande  stand,  sondern  seinen  Mauern  zu  vertrauen.    Eine  Bdagenaf 
der  Stadt  war  unter  allen  Umstanden  ein  sehr  missliches  UntemehiM^ 
viel  bedenklicher  als  die  beiden  letzten  Belagerungen,  die  dem  Ktai|P 
misslungen  waren.     Wenn  die  Byzantier,  die  Inselstädte  und  cM 
auch  Persicn  die  Stadt  versorgten  und  Hülfe   nach  dem  PeiniMS 
schickton,  so   war  gar  kein  Erfolg   in  Aussicht.     Dazu   kamen  die 
Rücksichlen  einer   höheren  Politik.     Pliilippos  durfte  nicht  wie  ca 
zweiter  Xerxes  vcrfalu'en;    der  Konig,  welcher  seinem  Sohne  einet 
Aristoteles  zum  Lehrer  gegeben  hatte,  konnte  die  Weihe  nicht  Te^ 
kennen,  die  auf  dem  Boden  von  Attika  lag.     Die  YerwfisUing  dei- 
sclbon  wäre  ein  Flecken  seiner  Regierung  gewesen,   die   gutwillige 
Anerkennung    seiner    hellenischen  Stellung  von   Seiten  Athens  mf 
dagegen    auch   jetzt   noch   der  höchste  Gewinn,    den    er    im  Auge 
haben  konnte. 

Darum  kam  ihm  viel  darauf  an,  Beziehungen  auzuknöpfeHt 
welche  ihm  für  seine  Zwecke  torderhch  waren,  und  da  bot  sich 
ihm  das  vorzüglichste  Werkzeug  in  Demades  dar,  welclier  auf  den 
Schlachtfelde  als  Gefangener  in  seine  Hände  gekommen  war;  ein 
Mann  von  geringer  Herkunft^  ein  echtes  Kind  des  entarteten  AtheiB, 
gewissenlos,  frivol,  geldgierig,  sinnlich,  aber  voll  Mutterwitz,  sckbg- 
fertig  im  Worte,  unerscliöpllidi  un  guten  EintTdlen  und  überraschefl- 
den  Antworten  und,  wenn  auch  ohne  höhere  Bildung,  doch  ett 
Mann  von  hinreifsender  Beredtsamkeit.    Er  war  schon  als  ein  Gegner 


VERTUEIDIGUNGSMASSREGELN    IN   ATHEN.  719 

les  Deniosthenes  aufgelrelen,  doch  ohne  eine  hestiiiuiile  Politik  zu 
rerfolgen.  £r8l  die  Begegnung  niil  König  IMiilipp  brachte  iliu  in 
lin  Falu*Hasser,  das  seinen  Wünschen  und  Neigungen  vollkonnuen 
usagte;  durch  Philippos  wurde  der  frühere  Bootsmann  zu  einem 
prafCsen  Herrn  und  einthissreichen  Staatsnianne.  Durch  ihn  trat 
Bon  der  siegreiche  Konig  mit  Atlien  in  Verbindung,  eben  so  wie 
er  C8  einst  aus  dem  Lager  vor  Olynthos  gemacht  hatte;  er  schickte 
ihn  nach  Atlien,  um  seine  wolilwollenden  Absichten  kund  zu  geben. 
|Er  hatte  allen  Grund  diesen  Weg  einzuschlagen^''). 

Die  Athener  hatten  den  ersten  Eindruck  der  Schreckensbot- 
pfdiaft,  den  ersten  Jammer  um  die  Niederlage  und  die  schweren 
]Epriuste  kraftig  überwunden  und  ungeachtet  der  quälenden  Sorge 
die  Gefangenen,  die  Verwundeten  und  die  Leichen  der  Ihrigen, 
auf  dem  Schlachtfelde  liegen  geblieben  waren,  ergriffen  sie  ohne 
im  alle  Mafsregeln,  welche  die  Sicherheit  des  Staats  erforderte, 
||nie  an  Verhandlungen  mit  dem  Feinde  zu  denken.  Wie  im  ar- 
flpdamischen  Kriege  nahm  man  die  Landbevölkerung  in  die  Stadt; 
^  Männer  zwischen  50  und  60  Jahren  wurden  aufgeboten,  die 
I^pdespässe  gesichert.  Man  suchte  nach  einem  Feldherrn  und  der 
IptBgere  Theil  der  Bürgerscliaft  setzte  die  Walil  des  Charidemos  durch 
^481.580);  derselbe  galt  noch  immer  für  den  begabtesten  Trup- 
[uhrer  und  man  traute  ihm  zu,  dass  er  in  aufserordentlichen 
der  rechte  Mann  sei.  Indessen  erschien  die  Wald  eines  so 
iverlässigen  Mannes,  mit  dem  Demostlienes  und  seine  Freunde 
Löglich  in  Gemeinschaft  handeln  konnten,  den  besonnenen  Bür- 
pni  im  höchsten  Grade  bedenklich.  Es  wurde  deshalb  ein  Ein- 
ichreiten  des  Areopags  veranlasst,  dem  man  ja  bei  wichtigen  Staats- 
Älen  wieder  einen  entscheidenden  Einfluss  eingeräumt  hatte  (S.  648. 
055).  Die  Wahl  wurde  für  ungültig  erklärt  und  eine  neue  Feld- 
bermwahl  Gel  auf  Phokion,  mit  dem  unter  gegenwärtigen  Umständen 
auch  die  Partei  des  Demosthcnes  sich  verständigen  zu  kömien  hoffte. 
Denn  sie  leitete  auch  jetzt  noch  die  öffentlichen  Angelegenheiten 
and  wollte  die  poUtische  Führung  keineswegs  in  die  Hände  Pho' 
bniB  übergehen  lassen.  Darum  beantragte  llypereides,  dass  der 
Bath  mit  aul^rordentlichen  Vollmachten  ausgestattet  werde,  um  die 
lach  seinem  Ermessen  heilsamen  Mafsregehi  zu  ergreifen;  auch  die 
ftathsherm  sollten  sich  bewaffnen  und  in  den  Peiraieus  ziehn,  der 
lli  der  Kern  der  städtischen  Befestigung  angesehen  werden  sollte« 
l'emer  sollten  alle  kampffähigen  Einwohner  zu  den  Waffen  gerufen 


720  ATHEN   NACH    DER   SCHLACHT   BEI   CHAIROTIBIl. 

werden,  die  Verbannten  heimkehren,  alle  Schutzbürger,  ndchc  skk 
an  der  Vertheidigung  des  I^andcs  betheiligten,  mit  dem  Bürgerrechie 
beschenkt,  und  auch  den  Sklaven,  namentlich  den  BergweriuUiTO,  . 
unter  dieser  Bedingung  die  Freiheit  gegeben  werden.    Man  giauble  nf 
diese  Weise  nicht  weniger  als  150,000  Leute  zusammen  zu  brinpi, 
die   man  für  den  Dienst  der  Stadt  verwenden  konnte.    Um  Wafti 
herl>eizuscliaflen,  schonte  man  auch  die  Weiligeschenke  in  den  Ten- 
l)eln  nicht.   Die  Anträge  des  Ily-pereides  wurden  angenommen.   Den»- 
sthenes  sorgte  für  die  Ausbesserung  der  Mauern  und  Anordnung  ta 
Wachdienstes;    auch  das  wichtigste  Geschäft,  der  Ankauf  tob  Ge 
treide,  wurde  ihm  von  der  Bürgerschaft  übertragen.    Lykurgos  wnkfc 
mit  verdop})elter  Anstrengung  für  Flotte,  Arsenal  und  Waffengeritti 
Die   wohIhal>enden  Burger,    Männer   der   verscliiedensten  Riclitiii( 
Demosthenes,  Charidemos,    Diotimos    u.  A.  wetteiferten  in  frwwi- 
ligen   Gaben    an  Geld  und  Waffen  ihren  Eifer   zu    bezeugen,  ud 
Lykurgos  benutzte  das   hohe   Vertrauen,    welches    er  unter  sdn 
Mitbürgern  genoss,  um  ein  Kapital,  wie  es  heilst,  von  650  Tdeflia 
(1,021,600  Th.)    zusammenzubringen,    welches    er  dem   Staate  nr 
Verfügung   stellte.     Demosthenes  wurde   beauftragt,    von   den  B- 
gliedern    des    attischen    Seebundes  Beisteuer   einzuziehen.     Enfick 
gingen  Gesandle  aus,   um  die  Gefahr  der  Stadt  als  eine  allgemoB 
h(»llenisclie  darzustellen,   und  Athen  hatte  allen  Grund,   nachdriki- 
liche  Hülfe  von  den  Staaten  zu  erwarten,    mit  denen  es  schon  g»- 
meinscliattlich  und  erfolgreicli  gegen  Philipp  gekämpft  hatte.    Kun 
OS  war  keine  Verwirrung  und  Veraweillung  in  der  Stadt,  sondert 
eine  planmafsige  und  energische  Thätigkeil,  eine  kühne  Entschlos- 
senheit, mit  Aufwand  aller  Mittel  die  Selbständigkeit  zu  verlheidigen. 
Es  herrschte  eine  Volksstimmung,  wie  zur  Zeit  der  Schlachten  tod 
Marathon  und  Salamis;  wie  damals,  so  trug  auch  jetzt  der  Areopag 
dazu  bei,    der   Bürgerschaft    eine  feste  Haltung  zu  geben.     Klein- 
muth  wurde  wie  Verrath  geahndet  und  Todesstrafe  gegen  die  er- 
katmt,    welche    sich  der  Gefahr  des  Vaterlandes  durch  die  Flncbl 
entzogen. 

So  fand  Demades  die  Stadt.  Die  Stimmung  konnte  für  die 
Al)sichten  des  Königs  nicht  unvortlieilhafter  sein  und  der  Sieger 
war  für  den  Augenblick  fast  mehr  in  Verlegenheit  als  die  Besiegten; 
denn  diese  waren  mitten  in  der  entschlossensten  Thätigkeit,  wah- 
rend Jener  erst  die  Mittel  ausfindig  machen  musstc,  seine  Gegner 
ohne  Kampf  zu  entwaffnen*'*). 


DBMADBS   m   ATHEN.  721 

Demades  trat  ganz  in  die  Fnfstapfen  der  fWiheren  Redner 
Philipps,  indem  er  vor  Allem  seinen  Mitbürgern  versicherte,  dass 
der  König  sehr  böse  auf  Theben  sei,  mit  den  Athenern  aber  nur 
Gutes  im  Sinne  habe.  Demades  hatte  aber  den  grofsen  Vortheil 
▼or  seinen  Vorgängern,  dass  diese  Aussage  zum  ersten  Male  volle 
Wahrheit  hatte.  Das  wusste  er  kräftigst  geltend  zu  macheu,  und 
ao  gelang  es  ihm  mit  leichter  Muhe  den  schönsten  Erfolg  der  de* 
moethenischen  Politik  zu  Schanden  zu  machen,  die  alte  Scheelsucht 
Ton  Neuem  aufzuwecken  und  den  Geist  nationaler  Einigung,  in 
welcher  Philipp  seinen  gefahrlichsten  Feind  sah,  wieder  zu  dämpfen. 
Alles  Kleinliche  und  Böse  kam  wieder  zu  Tage;  in  schuöder  Un- 
treue sagte  man  sich  von  denen  los,  mit  denen  die  eigenen  Bärger 
ao  eben  für  die  Freiheit  von  Hellas  geblutet  hatten;  man  dachte 
[hicht  mehr  daran,  den  Thebanem  irgend  eine  Rücksicht  schuldig 
m  sein,  und  konnte  sich  wieder  an  jeder  Demüthigung  derselben 
fteuen.  Diese  Selbsterniedrigung  der  Athener  war  der  erste  Erfolg 
der  Verhandlungen.  Nun  konnte  Demades  im  Namen  des  Königs 
hfnzusetzen,  dass  derselbe  die  Gefangenen  frei  geben  wolle  und  dass 
er  bereit  sei  einen  Frieden  zu  schliefsen,  welcher  der  Stadt  ihre 
Mhstandigkeit  verbürge.  Ging  man  auf  dieses  Anerbieten  nicht 
tfR,  so  waren  dagegen  die  Gefangenen  dem  Zorne  des  Königs  preis- 
gegeben; auch  die  Leichen  waren  noch  in  seinen  Händen,  denn 
ffbB  war  eine  sehr  schlaue  Politik  von  seiner  Seite,  dass  er  die  erste 
Ktte  um  Auslieferung  derselben,  die  gleich  nach  der  Schlacht  an 
ihn  gerichtet  worden  war,  zurückgewiesen  hatte. 

Die  Hauptsache   war,  dass  auf  einmal  der  Grund  weggefallen 
war,  um  dessen  willen  man  sich  den  schwersten  Opfern  und  Nöthen 
des  Kriegs  aussetzen  wollte.    Der  kriegerische  Heroismus  der  Athener 
beruhte   auf  der  Voraussetzung,    dass    der   König    mit  Feuer   und 
Sehwert  heranziehe,  dass  er  Unterwerfung  auf  Gnade  und  Ungnade 
tarhmge.     Statt   dessen    erschien    er    mit   den   beruhigensten  Ver- 
heilsongen  und  ohne  alle  demüthigenden  Forderungen.     Damit  war 
die  Lage  der  Dinge  auf  einmal  verändert  und  die  Masse  der  Bürger 
umgestimmt     Auch  von  den  besonneneren  Bürgern,  welche  in  den 
AntrSgen  des  Hypereides  nicht  ohne  Grund  eine  vollständige  Um- 
wUzimg  des  Staatswesens  erblickten,   waren  die  meisten  zulHeden, 
dbae  man  zu  so  verzweifelten  Mitteln  der  Landesvertheidigung  nicht 
ta  greifen  brauchte,  und  Phokion,  der  Oberfeldherr,  konnte  wirk- 
samer als  je  zuvor  den  Wahnsinn  emer  aufs  Aeufserste  getriebenen 

Ontla^  Or.  GeMh.    III.  46 


722  DIE   FRIEDEN8V0RSGHLÄ6E. 

Widerseüelichkeit  anschaulich  machen.  Die  makedonische  Partei 
war  wieder  in  voller  Thätigkeil.  Deuiosthenes,  der  Einzige,  wekfaer 
im  Blande  gewesen  wäre,  weuigslcus  eine  l)esonnene  ZuräckhalUiii| 
TW  liewirken,  war  noch  abwesend  und  da  es  für's  Erste  nur  damf 
ankam,  sich  mit  dem  Könige  m  Verbindung  zu  setzen,  um  die 
nAchsten  Fragen  zu  erledigen  und  sich  amtlich  von  den  Gesinoungei 
Philipps  zu  ul)erzeugen,  so  erhob  sich  gegen  des  Dcmades  Antni| 
auf  Absendung  einer  Gesandtischaft  in  der  ganzen  Bürgerscbafl  keil 
Widerspruch.  Natürlich  durfte  man  aber  keine  missliebigen  Pff- 
sonen  schicken,  da  es  sich  um  das  Leben  der  Gefangenen  und  die 
Ehre  der  Todten  handelte,  und  so  kamen  die  offen llichen  Anfe- 
legenheiten  der  Stadt  wiederum  in  die  Hände  der  Gegner  des  IV- 
mosthenes. 

Aischines  war  wieder  in  den  Vordergrund  getreten.  Er  foi 
Phokion  und  Demades  schienen  die  vor  allen  andern  BerufeDei. 
Als  Philipp  diese  Männer  in  sein  l^ger  ti*eten  sah,  konnte  er  über- 
zeugt sein,  (lass  er  seine  weiteren  Absiebten  leicht  erreichen  werde. 
Er  behandelte  sie  beim  Mahle  als  der  liebenswürdigste  Wirth,  io  da 
Verhandlungen  mit  der  gewinnendsten  Grofsmuth.  Die  Freüattiug 
der  Gefangenen  genügte  ihm  nicht,  er  stattete  sie  auch  noch  f3r 
die  Heimkehr  aus.  Die  Todten  behielt  er  noch  zurück,  aber  mr 
zu  dem  Zwecke,  um  durch  die  feierliche  Heimführung  der  GebeiiM 
den  Athenern  eine  neue  Aufmerksamkeit  zu  erweisen.  Er  sclikkte 
sie  nach  Abreise  der  Gesandten  und  zwar  unter  Geleit  der  erst« 
Manner  seines  lleichs,  namentlich  des  Antipatros  und  seines  eige- 
nen Sohns,  welche  zugleich  diMi  Entwurf  der  Verträge  überltringa 
sollten^'»). 

Sie  lauteten  auf  Freundschaft  und  BinidesgenosseuschafL  Attiki 
sollte  von  dem  makedonischen  Heere  nicht  betreten  werden,  die  allf 
Selbstami igkeit  fortbestehen  und  namentlich  in  den  Peiraieus  keio 
fremdes  Kriegsschilf  einlaufen.  Oropos,  das  streitige  Granzlaud 
(S.  458),  wurde  den  Athenern  zurückgegeben.  Ein  Theil  der  In- 
sehi  blieb  ihnen,  und  auch  als  eigene  Seemacht  wurden  sie  ferner- 
hin anerkannt,  hulem  sie  mit  Philipp  zusammen  den  Schutz  des 
Meers  wahr/unehmen  hatten.  Der  schimpllichstc  alier  Friedenspuokte 
erregte  die  gröfsle  Befriedigung,  denn  tiefer  konnU^  sich  Athen 
nicht  demüthigen,  als  indem  es  von  der  Gnade  des  Feindes  eiuei 
Gebielstheil  des  eigenen  Bundesgenossen  annahm  und  sich  darülier 


ABSCHLUSS    DES    FRIEDENS    HO,  S.  338.  723 

fineate,  dass  dieser  allein  fdr  den  Krieg  zu  hüfsen  hatte.  Für  Phi- 
Iqpp  aber  war  Oropos  ein  Unterpfand  dafür,  dass  die  beiden  Nach- 
htam  nicht  so  bald  wieder  daran  denken  würden,  gegen  ihn  gcmein- 
sehafUiche  Sache  zu  machen,  und  die  Hingabe  eines  für  ihn  ganz- 
Udi  gleichgültigen  Landstücks  verschaffte  ihm  die  BereitwiUigkeit 
der  Athener  auf  das  einzugehen,  was  ihm  das  allein  Wichtige  war. 
BluB  war  der  Anschluss  an  die  Bundesgenossenschaft,  deren  Ein- 
richtung seine  nächste  Aufgabe  war;  darin  lag  eine  Yerzichtleistung 
auf  jede  selbständige  Politik  nach  aufsen,  auf  jede  Hegemonie  und 
eigene  Seeherrschaft.  Endlich  musste  über  Oropos  auch  der  Ver- 
lust der  ferneren  Besitzungen  verschmerzt  werden,  die  Philippos 
äo  Wege  waren,  namentlich  des  Chersonneses.  Damit  kam  die 
]N>ntische  Kornstrafse  in  die  Hände  Philipps  und  schon  dadurch 
|uitt6  er  die  Stadt  in  seiner  Gewalt. 

j-  Gewiss  wusste  man  die  Opfer,  welche  Athen  zu  bringen  hatte, 
ii  möglichst  milde  Formen  einzukleiden,  um  der  Bürgerschaft  ihre 
Ktterkeit  minder  fühlbar  zu  machen,  und  so  konnte  Demades  die 
Annahme  der  Friedensbediugungen  mit  guter  Zuversicht  in  Vor- 
fdilag  bringen.  An  Einwendungen  fehlte  es  freilich  nicht.  Selbst 
Fbokion  erhob  sich,  weil  er  an  dem  Punkte  der  Bundesgenossen- 
•diaft  Anstofs  nahm.  Er  verlangte  mit  vollem  Hechte,  dass  man 
jich  wenigstens  über  die  Beschaffenheit  derselben  erst  Aufklärung 
■mTSchaffen  solle,  ehe  man  sich  die  Hände  binde.  Aber  man  hörte 
ülMeh  auf  ihn  nicht,  der  hier  gegen  Philipp  die  Interessen  der  Stadt 
Hahrte,  und  der  Friede  wurde  abgeschlossen.  Demosthenes  hätte 
logen  diejenigen  Punkte,  welche  die  Ehre  der  Stadt  am  tiefsten 
verletzten,  sicherlich  Protest  erhoben;  er  hätte  sich  seiner  Ueber- 
iBUgimg  gemäfs  namentlich  gegen  die  Annahme  von  Oropos  er- 
küren müssen,  wodurch  Philipp  die  Athener  erkaufte,  und  wenn 
•r  aach  den  Frieden  nicht  verhindern  konnte,  so  würde  er  wenig- 
•tens  in  Betreff  der  Bundesgenossenschaft  <lie  gröfste  Vorsicht  und 
fleetigkeit  verlangt  haben.  Aber,  als  er  aus  dem  Inselmeere  heim- 
lielirte,  wo  er  noch  für  den  Krieg  thätig  war  (wahrscheinlich  hat 
er  euch  fernere  Bundesgenossen,  wie  das  treue  Tenedos,  die  Städte 
an  Hellespont  u.  s.  w.  aufgesucht),  war  in  Athen  Alles  abgemacht, 
ond  er  konnte  nun,  wie  nach  dem  philokratischen  Frieden,  nichts 
Anderes  thun,  als  dafür  sorgen,  dass  die  Stadt  den  beschwornen 
Frieden  halte,  aber  dabei  so  viel  als  möghch  von  ihrer  Würde,  von 
Unren  Freiheiten  und  von  der  Gesinnung,  welche  er  in  ihr  wieder 

46* 


724  PHUJPPOS   IM   PELOPONNES   338   HE1IBST. 

enveckt  hatte,  sich   liewahre.     Dazu  fehlte  es  ihm   auch  jetzt  nirbl 
an  Gelegenheit. 

Denn  so  sehr  auch  das  Volk  durch  die  Einwirkung  des  De« 
mades  umgestimmt  worden  war,  so  lief's  es  sich  dennoch  an  dm 
Manne  seines  Vertrauens  m'cht  irre  machen.  Die  Gegenpartei  ni- 
terliefs  nichts,  um  ihn  herahzusetzen  und  zu  verdächtigeD;  m 
glaubte  einen  leichten  Triumph  über  ihn  zu  feiern,  da  seine  Politik 
eine  so  völlige  Nieilerlage  erlitten  habe;  er  sollte  für  die  eriittna 
Verluste,  für  die  vergeudeten  Mittel,  für  das  unnütz  vergoss« 
Hlut  verantwortlich  gemacht  werden;  man  warf  ihm  feiges  Beoelh 
men  in  der  Schlacht  vor  und  suchte  ihn  auf  alle  Weise  verächtfiek 
zu  machen.  Dennoch  erreichten  sie  ihren  Zweck  nicht.  Die  Buifi 
liefsen  sich  nicht  einreden,  dass  ihr  früheres  Verfahren  eine  Va^ 
irrung  gewesen  sei.  Ihr  Helden muth  war  gebrochen,  al)er  in  ihrai 
Urteile  l)lieben  sie  sich  treu  und  ehrten  sich  selbst ,  indem  sie  a 
Demosthenes  festhielten.  Davon  legten  sie  das  beste  Zeugniss  A 
indem  sie  itir  die  Grabesfeier  zu  Ehren  der  Gefallenen  Demostk«! 
die  Ehre  zuerkannten,  die  Grabrede  zu  halten  (Nov.  33S).  Sfc 
hatten  das  richtige  Gefühl,  dass  er  mit  den  Todten  von  Chairaiai 
unauflöslich  zusammenhänge  und  dass  es  eine  Verunehrung  deneftei 
wäre,  wenn  man  solchen  Rednern  an  ihrem  Gralw  das  Wort  gete. 
welche  die  heilige  Sache  nicht  anerkaimtrn,  für  die  sie  in  ileii  M 
gegangen  waren'*"). 

Philippos  halte  inzwischen  ganz  Griechenland  dun^hzogen,  M 
durch  seine  persönliche  Anwesenheit  die  I^andes Verhältnisse  rasA 
zu  ordnen;  denn  ungeduldig  strebte  er  seinem  Ziele  zu,  desÄi 
Erreichung  jetzt  keine  erheblichen  Scliwierigkeiten  mehr  venftsr«! 
konnten.  Der  IN'lopoimes  halte  längst  aufgehört  eine  Burg  hell^ 
nischer  Selbständigkeit  zu  sein.  Sein  altes  Staatengefüge  war  dnrcli 
die  Schlacht  von  Leuktra  gesprengt;  s<'it(lem  war  er  ein  Schauplali 
unaufhörlicher  Gährung  und  Fehde  gewesen;  jetzt  sollte  auch  hiff. 
was  die  thebanische  l*olitik  nicht  vermocht  hatte,  eine  feste  Ord- 
nung geschaffen  und  die  ganze  Halbinsel  als  Glied  des  neuen  Staa- 
tenverbandes geeinigt  und  l>eruhigt  werden.  Die  Staaten,  wekb« 
sich  an  der  letzten  F>liebung  belbeiligt  hatten,  namentlich  RoriDlh 
und  Achaja,  l)eugten  sich  dem  Sieger  und  schlössen,  eben  so  ^ie 
Megara,  auf  die  v(U'gelegten  Bedingungen  Frieden.  Die  andeitfl 
Staaten  waren  dem  Könige  zwar  auch  nicht  zu  Willen  gewesen. 
sie    hatten    ihm    keine   Kriegshülfe  geleistet;    al)er  es  lag  nicht  in 


PHILIPPOS    IM    PEL0P0N.NE8  S88    HBRBST.  725 

leinem  Interesse,  jetzt  mit  <1en  einzelnen  Gemeinden  abzurechnen, 
r  nahm  ilu*e  NeutraHtät  als  vollgültiges  Zeichen  ihrer  £i*gebenheit, 
ind  da  der  Geist  der  WidiTsetzlichkeit  jetzt  völlig  erloschen  war, 
Ift  ihm  die  alten  Gegner  Spartas  alle  mit  offener  Huldigung  ent- 
sagen kamen  und  ihn  als  ihren  Schutzherrn  hegrüfsten,  so  hatte 
luch.  Philippos  keine  andere  Absicht,  als  ihre  Wunsche  zu  erfüllen 
md  sich  ihnen  als  einen  gnadigen  Freund  und  Wohlthätcr  zu  he- 
mgen.  In  einem  ganz  besonderen  Yerhrdtuisse  stand  er  zu  Argos. 
Bm  war  die  Wiege  seines  königlichen  Geschlechts  (S.  399)  und  ge- 
iataerma£$en  die  Mutterstadt  Makedoniens,  welche  an  dem  Glänze 
jl^t  Reichs  iliren  Antheil  liaben  sollte.  Sparta  hatte  die  Temeniden 
iprückgedräugt;  es  hatte  den  Argivern  die  erste  Stelle,  welche  der 
ftadt  des  Agamemnon  gebührte,  genommen  und  die  alte  von  den 
Berakliden  aufgerichtete  Ordnung  zerrüttet.  Als  ein  Fürst  aus 
Ihrakles'  Stamme,  als  der  neue  Agamemnon,  wie  ihn  die  Griechen 
:lflb6t  begrüfst  hatten,  wollte  Philippos  nun  dem  alten  Vororte  der 
lUlenen  seine  Ehre  wieder  geben.  Er  konnte  auch  hier,  wie  in 
jidien,  durch  Geschenke,  die  ihn  nichts  kosteten,  eine  überschweng- 
idie  Befriedigung  hervorrufen;  und  die  Argiver  schlössen  sich  mit 
Ittthusiasmus  dem  Heereszuge  an,  durch  welchen  alle  Unbill,  die 
M.  im  Laufe  von  Jahrhunderten  erlitten  hatten ,  endlich  an  Sj)arta 
iMicht  werden  sollte.  Ebenso  schlössen  sich  die  Arkader  und 
itassenier  dem  Könige  an;  auch  Elis,  das  nur  auf  kurze  Zeit  mit 
Iparta  sich  versöhnt  hatte  (S.  639).  Die  vereinigten  Kontingente 
hr  Peloponnesier,  der  griechischen  Hülfs Völker  Pliilipps  und  semer 
Üakedonischen  Kerntruppen  schwollen  zu  einem  Heere  an,  welches 
lieh  mit  unwiderstehlicher  Macht  in  das  Eurotasthai  ergoss.  Der 
Eag  war  gekommen,  an  welchem  ül)er  den  alten  Vorort  Griechen- 
ünda  Gericht  gehalten  werden  sollte. 

i  Sparta  war  seit  der  kurzen  Machthöhe  unter  Agesilaos  in  ste- 
^■1  Rückgange  begriffen,  so  dass  auch  die  guten  Kräfte,  welche 
loch  Torhanden  waren,  ihm  keinen  Segen  brachten.  Das  zeigt 
iah  an  dem  Sohne  des  Agesilaos,  dem  kraftvollen  Archidamos, 
laalcber  seit  seinem  ersten  Auftreten  (S.  276)  trotz  einiger  glor- 
^her  Kriegsthaten  (S.  351.  369)  mit  seiner  Tapferkeil  nichts  für 
lit  Vaterstadt  hatte  erreichen  können.  Er  hatte  sich  auch  von 
Hulippos  tauschen  lassen  und  war  nach  dem  misslungenen  Ver- 
laahe,  im  phokischen  Kriege  den  Einfluss  Spartas  zur  Geltung  zu 
ariDgeBv  in  tiefer  Verstimmung  heimgekehrt.     Sjyarta  war  auch  in 


726  DAS  TERHALTEN  VON  SPARTA. 

der  gröfsten  Gefahr  des  gemeinsamen  Vaterlandes  nicht  lu  bewegen, 
seinen  kalten  und  engherzigen  Egoismus  aufzugeben;  es  v^-ar  dordi 
seine  Schuld  völlig  vereinsamt. 

Während  die  Athener  in  offener  Versammlung  erklärten,  das 
sie  Sparta  im  Falle  der  Noth  nicht  preisgeben  bürden  (S.  661),  ml 
sich  durch  das  Dräugen  des  allgemeinen  Hasses  nicht  bestimm 
lieljsen,  ihre  friedliche  Verbindung  mit  Sparta  aufzugeben,  hatln 
die  Spartaner  kein  Herz  für  Athen  und  dachten  nicht  daran,  sok 
nationale  Politik  zu  unterstützen.  Umsonst  hatte  sich  Perinthos  ■ 
Sparta  gewendet,  und  als  der  hellenische  Bund  zur  letzten  Eil- 
Scheidung  in  Waffen  stand,  setzte  König  Archidamos  nicht  auf  da 
Felde  von  Chaironeia,  sondern  im  fernen  Auslande  sein  Leben  ck 
Wie  bei  seinem  Vater,  so  artete  auch  bei  ihm  der  kriegensdi 
Sinn,  weil  er  keine  nationalen  Zwecke  verfolgte,  in  ein  zweckloM 
Abenteuern  aus.  Er  ging  erst  nach  Ki*eta  und  dann  nach  Taieit, 
wo  er  in  einer  Schlacht  gegen  die  Messapier  liel,  um  dieselbe  Zdt, 
da  die  Hellenen  mit  Philipp  kämpften.  Sein  Sohn  Agis  hatte  ■■ 
die  heimathliche  Noth  in  vollem  Mafse  zu  erdulden. 

Bei  aller  Entartung  und  Verknöcherung  des  spartaniscki 
Wesens  war  noch  immer  ein  Ueberrest  alter  Gröfse  vorhanden,  (kr 
in  Zeiten  der  Noth  am  deutlichsten  sich  kund  gab.  Die  Idee  dcf 
Staats  war  in  dem  zusammengeschmolzenen  Kerne  der  SpartaDer 
immer  noch  lebendiger,  als  in  den  anderen  vom  Parteigeisle  vf- 
setzten  Gemehiden,  und  so  unzuverlässig  die  einzelnen  Bürger  m 
Auslande  sich  zeigten,  so  hatte  doch  die  Bürgerschaft  in  sich  (i 
festes  Gefühl  des  Zusammenhanges  und  eine  entsclilossene  Sicbeh 
heit  des  Handelns,  wodurch  sie  alle  anderen  Hellenen  beschämtt 
Auch  Jetzt  fand  sich  in  Sparta  kein  Verräther;  man  hörte  auf  keise 
Lockung,  man  ging  auf  keine  Verhandlung  ein,  man  lieCs  das  Land 
bis  zum  Meere  verwüsten  und  schaarte  sich  nach  einigen  Versiicbei 
der  Abwehr  um  die  Stiulthöhen,  welche  man  schon  zweimal  mit 
Erfolg  vertheidigt  hatte  (S.  329.  369).  Endüch  musste  man  an 
Frieden  denken.  Als  es  sich  aber  darum  handelte,  den  Ansprürfw 
auf  Hegemonie  zu  entsagen,  und  sich  einem  fremden  Könige  nr 
Heeresfolge  zu  verpllichten ,  verweigerten  die  Bürger  standhaft  den 
Abschluss  eines  solchen  Vertrags  und  waren  entschlossen  Alles  eher 
zu  erdulden.  Sie  erreichten  ihren  Zweck.  Eine  Vernichtung  der 
Stadtgemeinde  konnte  Philippos  nicht  beabsichtigen,  da  es  sein  b- 
teresse  nicht  verlangte;  ein  heldenmüthiges  Märtyrerthum  wire  des- 


GBBIETSVERÄNDERCNGEN    IN    DBR    HALBINSEL.  727 

selben  nur   nachtheiUg  gewesen.     Er  musste  sich  also,  wenn  auch 
widerwillig,    begnügen,    den  eingeengten  und  heruntergekommenen 
Staat  vollends  unschädlich  zu  machen.     Ein  hellenisches  Schiedsge- 
richt wurde  einberufen    und  alles  Land,  welches  durch  Erolierung 
an   Sparta  gekommen,  zu  Gunsten   der  Nachbarn  abgetrennt.     Die 
Messenier   nahmen    bis    an   den  Kamm  des  Hochgebirges  die  Ab* 
hfinge  des  Taygelos  in  Anspruch.    Argolis  erliielt  die  Thyrealis  und 
das  ganze  Gebiet  der  alten  Kynurier  wieder,  nachdem  die  Lakedä- 
monier  zwei  Jahrhunderte  hindurch  bis  an   die  Gräuze  der  argivi- 
icheii  Ebenen  geherrscht  hatten;   den  Ai'kadern  wurde  das  Gebiet 
fu  oberen  Eurotas  und  seinen  Quelltlüssen  zugewiesen,  den  Mega- 
•  lopolitanem  Belmina,  den  Tegeaten   die  Skiritis,  so  dass  die  Lake- 
arÜiDonier  nicht  einmal  im  vollen  Besitze  ihres  Flussthals  und  ihrer 
LiriGhtigsten  Pässe  veii)lieben.     Sparta  wurde  wie  ein  Raubstaat  be- 
(handelt,  dem  man   die  Beute  abnimmt,   um   sie  den  rechtmäfsigen 
Besitzern  zurückzugeben.     In  stummem  Trotze  liels  es  sich  die  Ab- 
.tarennung  der  Glieder  gefidlen,   die  im  Laufe  von  Jahrhunderten  so 
fest   zu  einem  Ganzen   verwachsen  zu  sein  schienen,  dass  Epamei- 
londas  einst  wie  ein  Wahnsinniger  verhöhnt  wurde,  als  er  von  den 
Spartanern  die  Freigebung  ihrer  Umlande  verlangte. 

Den  Abschluss  aller  dieser  Mafsregeln  bildete  die  Einberufung 

^aiIler    allgemeinen    hellenischen    Tagsatzung    nach    Korinth.      Hier 

(Wurde  der  Vertrag  vorgelegt,  in  welchem  der  König  die  Zielpunkte 

aeiner  dynastischen  Politik  so  hinstellte,   dass  sie  als  die  lang  er- 

ittrebten    Wunsche    des    hellenischen    Volks    und    die    Burgschaften 

lialionaler  Wohlfahrt   erschienen;    einerseits  Friede   im   Lande   und 

Sicherheit  des  Verkehrs,  andererseits  neuer  Glauz  und  Ruhm  dem 

Auslände    gegenüber,    so    dass    sowohl    die    ansässigen    Bürger    in 

ihrem  Betriebe  von  Handel  und  Gewerbe,  als  auch  die  abenteuer- 

Uid  beutelustige  Jugend  l)ei  der  neuen  Aera  ihre  Rechnung  linden 

sollte.     Die  erneuerte  Verkündigung  der  Selbständigkeit  aller   gi*ie- 

duschen  Gemeinden    diente    zur  Beruhiguug    der    kleinen   Staaten; 

die   Sicherung    von  Ordnung  und  Ruhe  gegen  alle   demagogischen 

Kenerungen  entsprach  den  Interessen  der  besitzenden  Klassen.    Ein 

atindiger  Bundesrath  sollte  daiüber  wachen,  dass  die  jetzt  bestehende 

Ordnung  der  Dinge  nirgends  verletzt  werde,  die  Amphiktyonenver- 

aammlung  als  Bundesgericht  jeden  Bundesfrevel  ahnden.    Die  wirk- 

ttne  Durchfuhrung  dieser  Einrichtungen   wurde   aber  dadurch  ver- 

hArgt,  dass  Philippos,  als  das  mächtigste  Mitglied  der  neuen  Bun- 


728  RDIfDESVERTRAG   IN   RORINTH,    ENDE  8SS;  110^  S. 

desgcnosseiischaft,  darüber  wachte.  Denn  Makedonien  und  das  ms 
geordnete  Griechenland  wurden  nun  zu  einem  Gänsen,  zu  eiBer 
Eidgenossenschaft  verbunden,  und  auch  hier  ersclüen  der  fremfc 
König  nur  als  ein  Träger  nationaler  Ideen,  indem  er  die  durch  üe 
Schwache  und  Uneinigkeit  der  Hellenen  unterbrochene  Aufgdie  da 
Rachekriegs  gegen  Persien  wieder  aufnahm  und  nur  zu  diaea 
Zwecke  die  Heeresfolge  in  Anspruch  nahm,  für  welche  eine  feite 
Ordnung    mit   den  Vertretern    der  griechischen   Staaten  Tereinlart 

wurde  ^®*)- 

So  gewaltige  Ereignisse  und  solche  Umwandlangen  aller  griB> 

chischen  Verhältnisse  drängten  sich  in  das  Jahr  338  zusammen.  Ca 

ihre  Bedeutung  zu  würdigen ,  bedarf  es  nach  der  gedrängten  Dv* 

Stellung  der  Thatsachen  noch  eines  Rückblicks  auf  die  WirksinUi 

des  Demosthenes  und  auf  die  Lage  der  Hellenen  unter  makedonisekar 

Oberhoheit. 


Die  Grölse  Athens  beruht  wesentlich  darauf,  dass  es  zur  recto 
Zeit  die  rechten  Männer  hatte,  welche  den  Bürgern  ihren  Borf 
klar  machten  und  die  Ziele  wiesen.  Nachdem  Solon  die  sittlicb- 
bürgerliche  Lebensaufgal)e  der  Gemeinde  in  grolsen  Zügeu  tot- 
gezeichuet  hatte,  wurde  sie  in  den  entscheidenden  Momenl« 
der  späteren  Geschichte  durch  Miltiades,  durch  Themistoklo, 
durch  Aristeides  und  Kimon  sicher  weiter  geleitet  und  zu  immtf 
höheren  Zielen  geführt;  zu  dem  höchsten  durch  Perikles,  incki 
er  die  Herrschaft  Athens  im  Frieden  ausbaute  und  die  mit  (kl 
Waft'en  errungene  Macht  auf  Geistesbildung  und  weise  Besoiiues- 
heit  gründete.  Es  war  die  richtige  Verbindung  attischer  ud 
hellenischer  Politik.  Die  Athener  verfolgten  nur  die  erstehe;  « 
hatten  zu  einseitig  die  Macht  im  Auge  und  verloren  nach  verz^w- 
felteni  Ringen  auch  diese.  Nun  kam  eine  Zeit,  in  welcher  Athoi 
ziellos  dahin  lebte,  eine  öde  Zeit  ohne  Inhalt  und  Bewegimg.  Es 
traten  einzelne  Momente  des  Aufschwungs  ein,  al>er  es  waren  nur 
voiiihergehende  Nachwirkungen  früherer'  Besti*ebungen,  malte  Er- 
innerungen der  Vorzeit.  Theben  übernahm  den  Vorkampf  gegen 
die  spartanisclie  lleiTschaft  und  Athen  vermochte  sich  nicht  über 
die  Politik  einer  kleinlichen  Eifersucht  zu  erheben.  Dann  gab  es 
sich  völlig  auf  und  suchte  in  trägem  Gonussleben  eine  Entschädi- 
gung  für   die  verlorene  Gröfse,    bis  endlich,    hundert  Jahre  nach 


RÜCKBLICK   AUF   DEMOSTHENES   WIRKSAMKEIT.  729 

Itm  Auftreten  des  Perikles,  von  Neuem  eine  Krafl  sich  zeigte,  welche 
B  Stande  war,  die  Thätigkeit  der  grofsen  Staatsmänner  wieder 
inftanefamen  und  die  unterbrochene  Geschichte  der  Stadt  herzu- 
Mdlen. 

^'  Bei  Demosthenes  ist  die  allmähliche  Entwickelung  der  Staats- 
nlnnischen  Thätigkeit  ungleich  deutlicher  als  hei  allen  schien  Vor- 
Ipb^^m  zu  erkennen.  Wir  sehen  den  Jüngling  im  Kampfe  für 
■W  TiterUches  Haus  die  Willenskraft  gewimien,  welche  jeder  Schlech* 
li||keit  furchtlos  entgegentritt;  wir  sehen  ihn  als  Sachwalter  die 
Bmntniss  des  bürgerUchen  Lebens  und  die  Meisterschaft  des  W^orts 
riA  aneignen.  Er  erkennt  die  argen  Missbräuche  der  Verwaltung 
M  sie  treiben  ihn  in  den  Kampf  gegen  die  übermächtige  Partei, 
Iten  jahrelangen  Kampf,  der  seinen  Charakter  stählt,  indem  er  unter 
hm  gröfsten  Anfechtungen  und  bei  erfolgloser  Opposition  sich  nie- 
■ab  untreu  wird.  Bei  der  olynthischen  Frage  gewinnt  er  einen 
iistimmenden  Einfluss,  aber  erst  nach  dem  Frieden  des  Philokrates 
iriingt  es  ihm  Gesinnungsgenossen  um  sich  zu  sammeln,  die  Schlech- 
^l^it  der  Gegner  zu  entlarven  und  die  Bürger  zu  sich  herüberzu- 
Mien.  Nun  wird  auch  sein  eigenes  Streben  immer  höher  und 
•liier;  er  macht  sich  von  einseitig  attis<'.lien  Gesichtspunkten  frei, 
t'-arbeitet  an  einer  Erhebung  der  Nation  unter  dem  Vortritte  Athens. 
kfa  Wort  wirkt  auf  den  Inseln  und  im  Peloponnes,  seine  Mitbürger 
Nligen  sich  vor  seiner  Gröfse,  sie  überge}>en  ihm  ihre  inneren  und 
Sftwärtigen  Angelegenheiten.  Was  noch  an  Lebenskräflen  in  Grie- 
iMndand  rege  ist,  steht  unter  seiner  I^ilung. 
'**  Demosthenes'  ganze  Politik  ruht  auf  geschichthcher  Grundlage. 
!l^  hat  nie  durch  neue  Ideen  und  Entwürfe  glänzen,  sondern  nur 
Mtl  alten  Grundlagen  seine  Vaterstadt  wieder  aufrichten  wollen; 
Bine  Ueberzeugung  ist,  dass  der,  welcher  für  den  Staat  redet  und 
^ndelt,  in  das  geistige  Wesen  desselben  sich  einleben  und  den 
■harakter  desselben  sich  aneignen  müsse.  Daher  ist  sein  Wirken 
tal  der  ersten  Staatsrede  an  wie  aus  einem  Gusse,  darum  er- 
Hikiert  es  auch  so  vielfach  an  die  Thätigkeit  der  älteren  Staats- 
Miiner. 

Gleich  wie  Themistokles  sah  auch  er  einen  unvermeidlichen 
bieg  nm  die  Selbständigkeil  des  Vaterlandes  voraus,  machte  für 
lisöaelben  die  Stadt  wehrhaft  und  sammelte  eine  zum  Kampfe  ent- 
idrioeeene  Patriotenpartei  in  Griechenland.  Seine  Finanzreform 
iMe,  in  sofern  sie  die  Gnmdbedingung  eines  erfolgreichen  Wider- 


730  OEMOSTHENES   UND   PERIKLES. 

Standes  war,  eine  gleiche  Bedeutung  wie  das  BergwerkgeseU.  Bd 
der  Organisation  des  neuen  Bundes  hat  er,  wie  Aristeides,  die  ndf- 
lichste  Sclionung  fremder  Hechte  im  Auge,  denn  die  GerechtigM 
ist  auch  nach  seiner  Ueberzeugung  das  wahre  Fundament  ihr 
Staatseinrichtungen.  Am  meisten  aber  entspricht  seine  Thätigkrit 
der  des  Perikles. 

Beide  Männer  sind  aus  Bednern   der  Opposition  nach  iangn 
Kampfe  Leiter  der  Gemeinde  und  Gesetzgeber  gewordeo,  und  zwar 
nur  durch  die  Macht  einer  geistigen  Ueberlegeuheit,  welche  aliioik- 
Hcli  allen  Widerspruch  besiegte.     Sie  waren   beide  keine  populäm  ; 
Persönliclikeiten;    sie   haben    auch    nicht   durch    volkschmeicbdiii 
oder  Klendende  Wohlredenheit  ihren  Einfluss  erlangt,  sondern  stra| 
gegen  sich  und  Andere,  herbe   und  ernst,   traten  sie  den  BurpB 
mit  unbequemen  Forderungen  gegenüber,   ihre  Verkehrtheiten  ohtt 
Schonung  meisternd,  ihren  Dünkel  beugend.    Der  Eine  wie  derii- 
dere  war  ein  Feind  von  vielen  Worten  und  redete  nur  nach  wj- 
samster  Vorbereitung;    es  war  die  volle  Beherrschung  des  (kfß- 
Standes,  die  Festigkeit  des  Willens,   die   iimere  AVahrheit  der  Ge- 
danken, was   ihren  WVlen  die  Macht  der  Ueberzeugung  gab.  Ih 
Beiden  finden  wir  dieselbe  Verbindung  einer  genialen  Kraft,  wekfe 
die  Masse  der  Burger  iui^  die  höchsten  Aufgaben  zu  begeistern  ver- 
mochte, mit  einer  nüchternen  Verständigkeit,  welche  stets  dasSa^ 
liehe   im   Auge  hatte  und  praktische   Gesichtspunkte   verfolgte,  k 
jedem  Unbefangenen  einleuchten   mussten.     Beide  hatten,  der  fk 
als  Edelmann,   der  Andere   als  Mitglied  des  höheren  BürgerstaDd^ 
eine  aristokratische  Richtung,   waren  aber  doch  treue  Anliäuger  fc 
Demoki*atie    und    vertrauten    dem    gesunden    Urteile    der    Büi^ff; 
Beide  hatten  die  geringen  Leute  für  sich  und  die  Reichen  zu  ihr« 
Gegnern. 

In  Betreff  der  auswärtigen  Angelegenheiten  wollte  Demostheiö 
wie  Perikles,  dass  man  keinen  Ki'ieg  leichtsinnig  beginne,  dein 
nothwendigen  und  gerechten  nicht  furcht^m  ausweiche,  sonden 
sich  während  des  FrieiUms  mit  aller  Umsicht  darauf  vorbereite. 
Sie  waren  von  dem  vorortlichen  Berufe  Athens  Beide  gleich  lebendif 
durchdrungen,  und  wie  Perikles  ein  Recht  des  Stärkeren  auerkanote. 
der  im  Interesse  der  Nation  auch  die  widerwilligen  Bundesgenossei 
zusamn)enhallen  müss<^  damit  nicht  die  mühsam  gewonnenen  Er- 
folge unter  der  Hand  wieder  zerrannen;  so  glaubte  auch  Dein*- 
stJienes,  dass  man,  wenn  man  etwas  Grofses  und  Gerechtes  eniek. 


DEMOSTHENES   UND   PER1KLE8.  73t 

eindlidier  Arglist  gegenüber  iiiclit  m Assig  bleiben  und  sich  nicht 
lorch  ängstliche  Gewissenhaftigkeit  in  Schaden  setzen  dürfe.  Denn 
ine  solche  Gewissenhaftigkeit  unter  gewissenlosen  Gegnern  sei 
ucht  Gerechtigkeit,  sondern  Feigheit.  Endlich  erreichten  Beide  das 
Achste  Ziel  eines  republikanischen  Staatsmanns,  indem  sie  als  Ver- 
rauensmänner  der  Gemeinde  die  Leitung  der  öffentlichen  Ange- 
egenheilen  in  ihre  Hand  nehmen  konnten. 

Staatsmänner,  denen  die  persOnUche  Gröfse  fehlt,  vermögen 
ine  solche  Stellung  nur  durch  Verbindung  mit  untergeordneten 
lenschen,  welche  sich  ihnen  aus  selbstsüchtigen  Interessen  an- 
Khlielsen,  zu  behaupten;  so  entstand  die  Parteiherrschaft  des  Ari- 
Mqihou  (S.  462)  und  das  noch  schlunmere  Cliquenwesen  unter  Eu- 
Mos.  Demosthenes  aber  hat  es,  wie  Pcrikles,  dahin  gebracht,  dass 
pbe  Zeit  lang  sein  Wille  allehi  mafsgebend  Var.  Dadurch  war  das 
Wesen  demokratischer  Gleichheit  scheinbar  aufgehoben,  in  der  That 
iber  nicht,  weil  die  Vollmachlen  freiwillig  und  verfassungsmäfsig 
Ibertrageu  wurden.  Wir  können  es  vielmehr  als  den  gröfsten  Vor- 
lig  der  Demokratie  bezeichnen,  dass  sie  die  Möglichkeit  gewährte, 
m  jeder  Zeit  den  tüchtigsten  Bürger  an  das  Ruder  des  Staats  zu 
»crufen,  und  die  Erfahrung  lehrt,  <lass  griechische  Republiken  nie- 
Bak  kräftiger  und  ruhmreicher  gewesen  sind,  als  wenn  sich  die 
tirger  mit  voller  üeberzeugung  einem  Manne  hingaben,  in  wel- 
liem  sie  den  Vertreter  ihrer  höchsten  Interessen  erkannten,  wie 
ie  Thebaner  in  Epameinondas  und  die  Tarentiner  in  Archytas^*^). 

Solche  Zustände,  in  denen  die  Bürgerschaft  auf  die  Ausübung 
brer  Macht  zeitweUig  verzichtet,  können  ihrer  Natur  nach  nicht 
«uerhafl  sein.  Wenn  aber  Perikles  das  persönliche  Regiment  mit 
Behr  Glück  und  viel  gröfserem  Erfolge  geführt  hat,  so  liegt  der 
irund^  in  den  ungleich  günstigeren  Zeitverhältnissen.  Er  hatte 
och  eine  trefllich  gerüstete  Stadt,  eine  in  ihrem  Kerne  gesunde, 
riegstüchtige  und  patriotische  Bürgergemeinde,  während  die  Bürger- 
diaft  des  Demosthenes  eine  waflenscheue  und  mattherzige  war. 
Me  Heldenjungfrau  von  Marathon  war',  wie  d(;r  Spötter  Demades 
Igte,  *zu  einem  alten  Mütterchen  geworden,  welches  sein  Gersten- 
Ekppcheo  sclilürft  und  in  Pantoffeln  herumläuft'.  Athen  hatte  da- 
lab  das  Ansehen  einer  Kolonie,  wie  Tarent,  einer  verweichlichten 
«werbe-  und  Handelsstiidt,  wo  sich  die  Bürger  den  Forderungen 
ee  Gremeinwesens  möglichst  zu  entziehen  suchten  und  Söhlner  füi* 
ich  fechten  liefsen.     Obgleich   viel  schummere  Kriegsnoth  drohte, 


732  1IRM08THEXE8   117(0   PERIKLB8. 

als  zur  Zeit  des  Perikles,  liefs  man  die  Hauen)   TerfaUen  und  die 
Flotte  zu  Grunde  gehen,  um  die  Feste  und  Opferschmäuse  inuMr 
zahlreicher  zu  machen.    Auch  die  Geldherrschafl  und  die  selbstswb- 
tige  Parteimacht  der  Kapitalisten  erinnert  ganz  an  die  Zustände  ÜKt- 
seeischer  Handelsstädte.    In  dieser  Beziehung  war  Deuiosthenes'  Arf- 
gal)e   ungleich  schwieriger,  sein   Verdienst  ungleich   gröfser.    Anefc 
war  er,  der  hürgerliche  Mann,  anspruchsloser  ak  Perikles,  freier  t« 
persönlichem  Ehrgeiz,   strenger  und  reiner  in  der  Wahl  der  Mittel 
Er  hat  keine  demagogischen  Parteimittel  angewendet,  denn  maa  k 
nicht  ])erechtigt,  die  Schenkungen  und  trciwilligeu  Leistungen,  dml 
welche  er  seinen  Patriotismus  bezeugte,  in  diesem  Sinne  auszukgo; 
und  wenn  er  sich  auch  einmal  mit  unwürdigen   Leuten,  wie  wk 
einem  Timarchos,  verhanJ,   so  that  er  es  vor  Alier  Augen  und  m 
zu    bestimmten   ZweckSn.     Er    hat  auch  solche   Einrichtungen  ds 
perikleischen   Atiiens,    in   denen  wir   verderbliche  Missbräuche  w- 
kennen  müssen,  mit  kräftiger  Hand  zu  bessern  und  namentlich  ds 
Unwesen  der  Geldspenden   in  der  Weise  zu  veredeln  gesudit,  im 
er  sie  als  eine  Entschädigung  für  die  dem  Staate  geleisteten  Diente 
angesehen  wissen   wollte    und    eine  Gegenleistung   des  Empfiign 
forderte"'*). 

Andererseils  war  Demoslhenes  nicht  so  vielseitig  begabt  ml 
auch  in  Folge  der  kleineren  Verhältnisse,  in  denen  er  aufgewarhsn 
war,  nicht  so  glücklich  entwickelt  wie  Perikles.  Er  haUe  nidri 
die  angeborene  Würde,  nicht  die  hohe  Ruhe  und  mafsvoUe  Sicliff- 
heit  <ies  'Olympiers';  vor  Allem  ixU'.v  fehlte,  ihm  die  kriegerisck 
Ausbildung  und  die  FeldJierrngabe,  welche  in  ihrer  Verbindung  tA 
den  Eigenschaften  des  Staatsmanns  Perikles  so  grofs  und  unerseli- 
hch  machte.  Demosthenes  war  \m  aller  Zähigkeit  und  männlicheo 
Ausdauer  doch  eine  ungemein  aufgeregte  und  reizbare  Natur.  Iieftip 
und  leidenschaftlich,  und  je  ausscliliefshcher  er  in  seiner  Thäligkfil 
auf  die  Hednerbühne  angewiesen  war,  um  so  mehr  hat  sich  airli 
der  Eintluss  derselben  auf  seinen  Charakter  geltend  gemacht.  Er 
erwidert  Schmähung  mit  Schmähung,  er  benutzt  alle  Mittel  .«ei« 
Gegner  verächtlich  zu  machen;  er  hat  sich  vom  (»eiste  der  Rll^ 
torik  nicht  freihalten  köimen  und  lässt  sich  von  seinem  Scharfaii« 
auch  zu  Spitzfindigkeiten  verleiten.  Demosthenes  hatte  nk-ht  äf 
Welt-  und  Menschenkenntuiss  des  Perikles;  er  war  IdeaUst  und  iibff- 
schätzte  in  gefahrvollen  Zeiten  die  Wirkung  sittlicher  Kräfle.  Un^ 
doch    zeigte    er   sich    gerade   hierin  als  einen   Hellenen   th?r  e<M- 


ETHIK   UND   POLITIK.  733 

1  Art.  Denn  diese  sittliche  Auflassung  der  bürgerlichen  Aufgabe 
»  gerfide,  was  der  griechisclien  Politik  ihre  eigen thümliche  Wärme 

den  Staatsmännern  ihre  Weihe  giebt.  Jede  Forderung,  welche 
lOBthenes  an  die  Gemeinde  stellt,  ist  ethischer  Art,  jede  Burger- 
tbi^  die  er  einschärft,  eine  Gewissenssache,  und  die  höchste 
gäbe  des  Staatsmanns  erkennt  er  darin,  ein  Vorbild  bürgerlicher 
;end  zu  sein.  Er  ist  durch  alle  Versuchungen  unbescholten 
lurchgegangen  und  hat  sich  weder  von  Feindes-  noch  von  Freun- 
Kite  zu  unwürdigen  Schritten    drängen  lassen.     Als  die  Bürger 

ihm  veriangten,  dass  er  einen  missliebigen  Mann  in  Anklage- 
tami  versetzen  sollte,  erklärte  er  ihnen,  einen  Rathgeber  würden 
an  ihm  haben,  auch  wenn  sie  es  nicht  wollten,  einen  Angel>er 
r  niemals,  auch  wenn  sie  es  wollten.  So  sollte  auch  die  Bür- 
lehaft  im  Ganzen  etwas  auf  sich  haiton;  ihr  Ehrgefühl  regte  er 
und  suchte  in  ihnen  die  Ueberzeugung  zu  erwecken,  dass  ein 
it  Name  mehr  werth  sei  als  Geld  und  Gut.  Seine  ganze  An- 
it  von  der  Demokratie  ging  dahin,  dass  sie  nur  auf  reiner 
Bflandsliebe  und  hochherziger  Gesinnung  beruhen  könne.  Er 
aogt  Dankbarkeit  gegen  die  groi'sen  Männer  der  Stadt  und  Ehr- 
ietung  vor  den  überlieferten  Gesetzen;  'wer  leichtsinnig  daran 
ert,  ist  schlimmer  als  ein  Mörder'.  Auch  dem  auswärtigen 
ide  gegenüber,  der  Unrecht  thut,  traut  er  dem  redlichen  Be- 
»tsein  eine  Macht  zu,  welche  die  Watfen  siegreich  macht,  und 
ererseils  ist  es  eine  religiös-sittliche  Scheu,  welche  ihn  hindert, 
Verbindung  mit  den  Phokeern  nachdrücklich  zu  betreiben.  Alle 
htigsten  Fragen  werden  nicht  durch  staatsmännische  Erwägungen, 
dem  durch  die  Stimme  des  Gewissens  entschieden.  Die  Ver- 
digang der  Selbständigkeit  ist  ein  unbedingtes  Soll,  eine  sittliche 
bwendigkeit,  welche  nicht  von  der  Rücksicht  auf  den  Erfolg 
r  abhängig  gemacht  werden. 

Aber  hat  diese  AufTassung  nicht  die  Klarheit  des  politischen 
ks  bei  Demoslhenes  getrübt?  War  nicht  seine  Behandlung  der 
ledonischen  Frage  von  Anfang  an  eine  einseitige  Gefühlspolitik 
V  hatte  nicht  Isokrates  am  Ende  doch  Hecht,  wenn  er  den  eigen- 
lij^n  Widerstand  gegen  Philipp  misshilligte  und  von  den  Athe- 
D  verlangte,  dass  sie  in  dem  Feinde  ihren  Freund  und  den 
Ulhiler  Griechenlands  erkennen  sollten? 

Bei  oberflächlicher  Betrachtung  scheinen  die  Ereignisse  dafär 
^Mrechen,  dass  Isokrates  der  rechte  Politiker  gewesen  sei,   und 


734  DEM08THENE8   UND   I80KRATES. 

doch  mirde  man  ihm  siclier  zu  viel  Ehre  anthun,  wenn  man  sein 
Verhalten  auf  Kosten  des  Demosthenes  loben  und  ihm  ein  tiefem 
Yerständniss  der  Zeit  oder  einen  prophetischen  Einblick  in  dn 
Gang  der  Geschichte  zuschreiben  wollte.  Es  war  kein  auf  beaim 
Kenntuiss  gegründetes  Vertrauen  zu  Philippos  und  dem  raakedou- 
schen  Staate,  das  ihn  leitete,  sondern  ein  Misstrauen  in  Betreff  (kr 
eigenen  Stadt,  ein  muthloscs  Aufgeben  ihrer  Geschichte,  für  die 
er  nie  ein  rechtes  Verständniss  gehabt  hat,  eine  GleichgültigUl 
gegen  die  höchsten  Güter  der  Stadt.  Isokrates  kannte  den  walna 
Philipp  gar  nicht;  ihm  war  es  nur  um  einen  Mann  zu  thun,  dtf  ni 
kräftiger  Iland  die  Griechen  euiige  und  dem  demokratischen  b* 
wesen  steuere;  darum  ging  er  mit  seinen  Hoffnungen  von  Einfl 
zum  Andern  über  und  idealisirte  sich  von  seiner  Studirstube  m 
den  makedonischen  Konig,  so  dass  er  dem  Bilde  eines  groCsheroga 
Griechenfreundes  entsprach,  wie  er  es  sich  in  Gedanken  entworia 
liatte.  Es  war  im  Grunde  ein  feiger  Optimismus,  der  sich  in  fe- 
haglicher  Selbsttäuschung  gefiel  und  das  nicht  sehen  wollte,  m 
seinen  Wünschen  und  Erwartungen  widersprach.  Am  Ende,  hritt 
es,  habe  er  dennoch  seinen  Irrthum  eingesehen,  und  zwar  mIb 
in  Folge  der  Niederlage  bei  Chaironeia  dem  acht  und  ueunzigjähr^ 
Manne  über  die  wahren  Absichten  des  Königs  auf  einmal  die  Änp 
aufgegangen  sein,  so  dnss  er  wenige  Tage  nach  der  Schlacht  seinefl 
lieben  durch  Hunger  freiwillig  ein  Ende  machte.  Indessen  k^ 
greift  man  nicht,  weshalb  er  durch  den  letzten  Kampf  an  Pliififf 
irre  geworden  sein  sollle.  Für  das  dort  vergossene  Blut  kovoB 
der  König  nicht  verantwortlich  gemacht  werden  und  so  sehr  fa^ 
krates  den  Kampf  beklagen  musste,  zu  welchem  eine  von  ihm  p* 
missbilligte  I*ülilik  gedrängt  hatte,  so  war  doch  jetzt  jedes  Hindff- 
niss  beseitigt;  was  er  so  lange  erstrebt  hatte,  konnte  ausgeführt 
werden  und  er  selbst  konnte  durch  sein  hohes  Ansehen  krältiK 
dazu  mitwirken.  Isokrates  sah  aber  seine  Vaterstadt  nach  der  Nie- 
derlage nicht  entnmthigt,  er  sah  sie  vielmehr  zu  einem  letzten  üixafk 
der  Verzweiflung  sich  rüsten,  der  auch  den  König,  wie  man  nickl 
anders  glauben  kornite,  zu  nachsichtsloser  Feindseligkeit  treibea 
musste.  Unter  dem  Eindnicke  dieser  Rüstungen  und  der  Dekrete 
des  Hypereides  mag  Isokrates  seinen  Entschluss  gefasst  haben,  0 
dem  Conflikte  zu  entgehen,  in  welchen  er  bei  einem  Kampfe  «i 
die  Mauern  der  Vaterstadt  als  attischer  Patriot  und  als  Freon' 
Philipps  gerathen  musste  ^*^). 


DEMOSTHBNES    UND   KÖNIG   PHILIPP.  735 

Gewiss  hat  Demosthenes  die  pliilippische  Macht  unterschätzt 
d  sich  darch  Vergleich  mit  andern  Reichen  des  Auslandes  über 
!  Lebensfähigkeit  Makedoniens  täuschen  lassen  (S.  695).  Aber 
1^  den  wechselvoUen  Schicksalen,  welche  das  Reich  bis  auf  Phi- 
p  durchgemacht  hatte,  und  nach  allen  den  Gewaltsamkeiten,  durch 
Idie  die  verschiedenartigsten  Völker  zu  einem  bunten  Ganzen 
peinigt  waren,  war  es  selir  begreiflich,  dass  man  einer  solchen 
imchafl  keine  Dauerhaftigkeit  beimafs  und  dass  man  sie  nicht 
r  eine  Macht  ansah,  welcher  sich  nach  einer  unabänderlichen 
%ang  alle  Nachbarstaaten  ergel)en  müsstcn.  Der  ganze  Zusain- 
bhang  des  Reichs  schien  auf  einem  Manne  zu  beruhen,  wel- 
Mr  seine  Person  mit  tollkühnem  Muthe  preisgab;  von  dem  Nach* 
Ipr  hatte  man  eine  sehr  geringe  Meinimg.  Wie  kann  man 
ii  wundem,  wenn  ein  guter  Athener  die  Unabhängigkeit  seiner 
idt  und  die  hellenische  Freiiieit  für  etwas  viel  sicherer  Be- 
Indetes  hielt,  als  das  junge,  rasch  zusammeneroberte  Barbaren- 
idil  Und  war  es  denn  so  thöricht,  auf  Erfolg  zu  hoffen?  Wenn 
Idte,  wie  Olynthos,  nur  durch  Verrath  fielen,  so  konnte  man 
lU  die  Hoffnung  haben,  dass,  wenn  die  Bürgerschaft  einig  blieb, 
jiipps  Macht  an  den  Mauern  von  Athen  scheitem  würde.  Man 
knie  hoffen,  dass  während  des  Kampfes  die  hochherzige  Gesinmmg 
r  Burger  sich  starken  und  dass  in  der  gemeinsamen  Gefahr  eine 
oe  Verbindung  der  Hellenen  sich  bilden,  dass  auch  der  Grois- 
Dig  der  bei  Perinthos  begonnenen  Politik  treu  bleiben  und  Geld 
d  Schiffe  schicken  werde.  Das  Unglück  des  Bundesgenossenkriegs 
Imte  wieder  gut  gemacht  und  durch  neuen  Vorkampf  für  die 
lüieit  des  Vaterlandes  eine  neue  Hegemonie  Athens  gegründet 
rden.  Nachdem  ein  glücklicher  Anfang  gemacht  und  der  sprö- 
rte  V^iderstand  alter  Eifersucht  ül)erwunden  war,  wäre  es  ein 
wftrdiger  Kieinmutli  gewesen,  das  eigene  Volk  aufzugel)en. 

Die  kleinen  Staaten,  welche  immer  einer  Anlehnung  l>edurft 
Men,  konnten  sich  an  Philipp  anschliefsen ,  ohne  etwas  Wesent- 
het  zu  opfern,  da  der  Gegensatz  zwischen  Hellenen  und  Barbaren 
ipi  seine  Schärfe  verloren  hatte  und  eben  so  auch  die  Abnei- 
■g  griechischer  Republiken  gegen  königliche  Herrschaft.  Daher 
tt  auch  Polybios  für  seine  Laiidsleute  ein  und  vertheidigt  die  pe- 
Mfenesischen  Staatsmänner,  welche  Demosthenes  als  Landesver- 
SMt  betrachtet.  Sie  hätten,  sagt  er,  verständig  und  patriotisch 
bnideli;   sie  hatten  es  durch  Philipp  dahm  gebracht,  dass  sie  an 


736  DEMOSTHBNBS   L\ND    KANIG   PHILITO. 

Sparta  gerächt  wurden,  dass  sie  volle  Sicherheit  und  Gehielaenm- 
terung  erlangten,  ohne  dafür  makedonische  Besatzung  aufoehim 
oder  ihre  Verfassungen  verändern  zu  müssen.  Polybios  schrakt 
ihnen  also  das  Recht  und  gewissermafsen  die  Pflicht  zu,  ihre  Smh 
derinteressen  allem  Anderen  voranzustellen,  während  DemosUmei 
dahin  arheitcte ,  dass  alle  Bürgerschaften  Griechenlands  sich  ab  oi 
Ganzes  fühlen  und  ihre  Freiheit  gemeinsam  vertheidigen  soilteB"*). 

Wenn  die  i)eloponnesische  Kantonaipolitik  durch  die  Ohmudl 
der  Kleinstaaten  entschuldigt  wird,  welche  seit  Jahrhunderten  im 
anderes  Interesse  hatten  als  ihre  enge  Sonderexistenz  sich  lo  tt 
wahren,  so  war  es  mit  Athen  etwas  Andere^.  Athen  halle  im  , 
Beruf,  sich  als  den  Herd  liellenischer  Gesinmmg  zu  bewähren  wl 
den  Andern  ein  Beispiel  der  Vaterlandshel>e  zu  geben:  Athen  moü 
mit  seiner  Vergangenheit  brechen  und  seine  ganze  Geschichte  nf 
läugnen,  wenn  es  durch  Hingabe  seiner  Selbständigkeit  an  dM 
fremden  Konig  den  Frieden  erkaufte. 

Oder  war  Philipp  etwa  ein  Fürst,  mit  welchem  eine  Venlii- 
digung  möglich  war,  bei  der  die  Ehre  der  Stadt  gewahrt  wsak^» 
Isokrates  dachte  sich  dies  möglich.  Aber  wie  konnte  die  Pcmi 
des  Königs,  üher  welche  ja  auch  des  Isokrates  Schüler,  TheoponfV 
so  wegwerfend  urteilte,  Vertrauen  erwecken,  so  dass  ein  griecbiickr 
Sfanlsmaim  von  patriotischer  Gesinnung  den  Gedanken  hätte  ftsM 
können ,  die  Geschicke  des  Vaterlands  freiwillig  in  seine  Hand  a 
legen!  Deniosthenes  und  seine  Fi*eunde  konnten  im  Lager  h 
Königs  nichts  Anderes  finden,  als  eine  Politik  der  Luge  und  Fabc^ 
heit,  dynastischen  Ehrgeiz  und  mafslose  Herrschsucht.  Sie  muflV 
seinen  Philhellenismus  für  eine  Maske  halten,  denn  Alles  war  ät 
nur  Mittel  zum  Zweck,  Wie  konnten  sie  von  der  Verbindung  fA 
seinem  Reiche  eine  Zukunft  für  Griechenland  hoffen!  Nirg«* 
zeigte  er  ehien  Siim  für  Fliege  der  Volksinteressen  und  die  Lindir 
waren  ihm  nichts  als  Gekhiiiellen  und  Werhebezirke.  Er  begünstigte 
aller  Orten  die  niedrigsten  Richtungen,  trieh  mit  heiligen  L'ebtf- 
lieferungen  schnöden  Misshranch,  förderte  emsig  die  enghenigsk 
Selhstsiiclil  der  Einzelstaaten,  schürte  die  Zwietracht  zwischen  ö« 
Nachharn  und  verfolgte  seine  Ziele  am  liebsten  durch  Bestechmg- 
Die  Schlechtesten  der  Nation  waren  seine  Freunde  und  Alles,  ** 
in  seine  Kreise  kam,  wurde  wie  von  einem  bösen  Geiste  ergrü* 
Musste  also  nicht  jede  Verbindung  mit  dem  makedonischen  Reieke 
als   das    gröfste  Unglück   angesehen  werden?     Konnte  die  Unio^ 


DBMOSTHENES   UND    KÖNIG   PHILIPP.  737 

dnung  unier  den  erol>eniiigssüch Ligen  Ileerkonig  voranssicliüich 
■e  andere  Fdge  haben,  als  die  Forderung  des  uns  täten  Abenteueiiis, 
ricbes  seit  den  Tagen  des  jüngeren  Kyros  das  Unglück  von  Hellas 
ur,  als  eine  entsittlichende  Fürstendicnerei  und  eine  das  ganze 
»Iksleben  ergreifende  Ansteckung  barbarischer  Sitten? 

Also  eine  Verständigung  mit  Philipp,  ein  annehmbarer  Mittel- 
Bg  musste  unmöglich  erscheinen.  Es  handelte  sich  um  ein  ent- 
oder  —  oder,  um  Freiheit  oder  Knechtschaft,  um  Erhaltung  oder 
ilergang  der  Nation.  Der  Staat  war  für  die  Griechen  nicht  wie 
B  Haus,  in  welchem  ein  Volk  Unterkommen  findet,  so  dass  es, 
ann  das  alte  Wohngebäude  baufällig  wird,  in  ein  anderes  über- 
idebi  kann.  Vielmehr  war  der  Staat  das  Abbild  ihres  geistigen 
'«ens,  der  vollkommene  Ausdruck  ihres   sittlichen  Bewusstseins, 

0  von  innen  heraus  gestaltete  und  nothwendige  Form  der  Per- 
olichkeit,  zu  welcher  die  einzelnen  Gemeinden  sich  im  Laufe  der 
»chichte  entwickelt  hatten,  und  je  reicher  diese  Entwickelung  war, 
B  80  empfindlicher  war  das  Gemeindebewusstsein  gegen  jede  von 
[6en  aufgedrängte  Aenderung.  Die  Kleinstaaten  konnten  sich  mit 
r  Aussicht  auf  eine  municipale  Selbständigkeit  beruhigen,  Athen 
er  nicht  Dazu  kam,  dass  auch  die  äufsere  Existenz  in  Frage  zu 
shen  schien.  Denn  in  diesem  Punkte  haben  Demosthenes  und 
ne  Freunde  den  König  wohl  unrichtig  beurteilt,  dass  sie  ihm 
gen  AÜien  ähnliche  Absichten  zutrauten,  wie  er  sie  gegen  Olyn- 
m  und  Phokis  ausgeführt  halte;  sie  konnten  sich  nicht  anders 
■ken,  als  dass  er  Athen  am  meisten  hassen  müsse,  und  sahen 
cht,  welche  poHtischen  Gründe  ihn  zur  Schonung  bestimmen 
Basten.  An  Drohungen  hatte  es  der  König  nicht  fehlen  lassen 
id  so  ist  es  begreiflich,  dass  <lie  attischen  Patrioten  sich  das  Schick- 

1  Athens  viel  schreckUcher  dachten,  als  es  in  Wirklichkeit  ihm 
rurstand,  und  dadurch  in  ihrer  Thätigkeit  zu  den  höchsten  An- 
renguiigen  angefeuert  wurden. 

Es  war  also  der  Kampf  gegen  Philipp  kein  eigensinniger  Ge- 
nke  des  Demosthenes,  kein  blinder  Trotz,  sondern  eine  sittUche 
liliweiidigkeit.  Es  gab  keinen  andern  Mafsstab  des  Handelns,  als 
m  Gesetz  der  Ehre  und  die  beschworene  Bürgerpflicht:  Stadt  und 
Hid  bis  lum  letzten  Athemzuge  zu  verlheidigen.  Hätte  Athen 
Igmchen  Widerstand  geleistet,  so  würde  Demosthenes  unbedingt 
m  grOlsten  Helden  der  Nation  gleichgestellt  worden  sein,  aber  die 
rfdglosigkeit  des  Kampfes  hat  ihm  in  alter  und   neuer  Zeit  die 

Gr.  Otwh.    III.  47 


738  BEURTEILUNG    DES   DBMOSTHEIfBS. 

gebührende  Anerkennung  entzogen.  Polybios  beurteilt  Qin  mck 
dem  Slandpunkle  seiner  Zeit;  er  ist  ungereclit,  indem  er  den  Wi- 
derstand des  Demosthenes  eben  so  unverständig  findet,  wie  die  Er- 
hebung der  Achäer  gegen  Rom,  weil  er  den  Unterschied  zwiscImi 
den  damaligen  Griechen  und  den  Zeitgenossen  des  Demosthenes  oi 
Lykurgos  und  eben  so  sehr  den  Unterschied  zwischen  Phili|>ps  Heer- 
kftnigthume  und  der  römischen  Weltmacht  verkannte.  Demostbenei 
seihst  hat  auch  nach  dem  Ungluckstage  von  Chaironeia  seine  Poiiti 
nicht  bereut;  er  bückte  mit  gutem  Gewissen  auf  seine  Wirksanikdl 
zurück  und  konnte  seuien  Mitbürgern  sagen,  dass  sie  mit  Rücksickl 
auf  ihren  guten  Namen,  auf  ihre  Vorfahren  und  auf  das  Urteil  dff 
kommenden  Geschlechter  nicht  anders  hätten  handehi  kdnnen,  aacfc 
wenn  ihnen  der  Ausgang  des  Kampfes  vorher  oiTenbar  geima 
wäre;  das  pflichtmäfsige  Handeln  sei  die  Sache  der  Menschen,  der 
Erfolg  stehe  bei  den  Götteni"^). 

Mit  vollem  Rechte  verwahrt  sich  Demosthenes  dagegen,  das 
man  ihn  für  den  Erfolg  verantwortlich  mache  und  seine  SlaalSTe^ 
waltung  darnach  beurteile. 

Und  dennoch,  wer  kann  es  wagen  sie  eine  missgiuckte  oi 
erfolglose  zu  nennen!  Er  hat  das  Höchste  erreicht,  was  einem  Staati- 
manne  gelingen  kann;  er  hat  durch  Rede,  Gesetzgebung  und  per- 
sönliches Beispiel  die  Selbstsucht,  die  feige  Trägheit  und  alle  böM 
Neigungen  seiner  Mitbürger  überwunden;  er  hat  sie  nicht  in  fliidi- 
tige  Aufregung  versetzt,  sondern  die  erloschenen  Kräfte  der  AtbeiMr 
neu  belebt,  ihr  edleres  Bewusstsein  wieder  erweckt  und  sie  aA 
selbst  wiedergegeben. 

Wie  langen  Bestand  diese  Regeneration  haben  werde,  konnte 
er  nicht  ermessen,  und  im  Leben  der  griechischen  Fi-eistaaten  sai 
wir  am  wenigsten  berechtigt,  das  Verdienst  der  Staatsmänner  nacb 
der  Zeitdauer  ihrer  Wirksamkeit  abzuschätzen.  Jedenfalls  hat  er  AthfB 
vor  einem  Untergänge  l)ewahrt,  welcher  die  Geschichte  der  Sladt  a 
Schanden  gemacht  hätte.  Denn  bei  dem  tiefsten  Schmerze  ülier 
die  blutige  Niederlage  konnte  er  doch  mit  gerechtem  Stolze  sagen: 
'Athen  ist  unbesiegt  geblieben',  insofern  es,  so  lange  es  ihm  folgte 
alle  Bestechungsversuche  Philipps  zurückgewiesen  hat  Sein  Vo^ 
bitd  ist  es  gewesen,  an  dem  auch  in  der  folgenden  Zeit  die  bessenn 
Athener  sich  gestärkt  haben,  die  Würde  der  Stadt  nach  Kräfleo 
aufrecht  zu  erhalten.  Ein  solcher  Gewinn  wäre  auch  durch  sdiwereiv 
Opfer  nicht  zu  theuer  erkauft  worden. 


DIE   FOLGEN   DER   POLITIK   ATHENS.  739 

Aber  auch  das  äufsere  Schicksal  Atiicns  ist  durch  Deniosthe- 
aes  eben  so  wenig  verschlimmert  worden,  wie  den  anderen  Staaten 
iie  entgegengesetzte  Politik  Yortheil  gebracht  hat.  Die  Thessalier 
und  ihre  Nachbarstamme,  welche,  durch  trügerische  Vorspiegelungen 
rerleitet,  Philipp  zuerst  in  die  griechischen  Angelegenheiten  berein- 
(esogen  haben  und  seine  Mitlielfer  zur  Unterjochung  Griechenlands 
jeworden  sind,  haben  von  Allen  zuerst  und  am  vollständigsten  ihre 
Bdbständigkeil  eingehüfst. 

Die  anderen  Staaten  haben  sich  nicht  dazu  hergegeben,  Philipp 
ra  miterstützen,  aber  sie  haben  ihn  gewähren  und  sich  für  ihre  Neu- 
tralität durch  allerlei  kleine  Vorthcile  bezahlen  lassen,  wie  die  Ar- 
lUkder,  Messenier,  Argiver  und  Eleer.  Auch  sie  haben  von  ihrem 
f erhalten  keinen  Segen  gehabt;  sie  sind  vor  Sparta  sicher  gestellt 
worden,  aber  dafür  durch  die  philippischen  Parteigänger  in  eine 
viel  drückendere  Abhängigkeit  und  völlige  Ohnmacht  gerathen. 

Athen  ist  der  einzige  Staat,  welcher  dem  Könige  wirkliche 
Schwierigkeiten  und  Gefahren  bereitet  hat.  Aber  die  Beweggründe, 
irelche  ihn  schon  vorher  bestimmt  hatten,  jedes  Mittel  zu  versuchen, 
im  die  Athener  durch  Milde  zu  gewinnen,  waren  nach  der  Schlacht 
^cm  Chaironeia  noch  mächtiger,  als  zuvor.  Athen  hatte  sich  in  den 
kiigen  der  gebildeten  Welt  aufs  Neue  als  die  erste  Stadt  der  Hel- 
enen, als  das  Herz  von  Griechenland  bezeugt.  Philippos  musste 
n  seinem  Interesse  mehr  als  je  darauf  bedacht  sein,  sie  zu  schonen 
und  sich  vor  jedem  Missbrauch  seines  Siegs  zu  hüten.  Darum 
jonnte  -Demosthenes  acht  Jahre  nach  der  Niederlage  von  Chaironeia 
eine  Mitbürger  fragen,  ob  auch  der  bitterste  Gegner  seiner  Politik 
Btzt  wolil  noch  wünschen  konnte,  dass  Athen  auf  Seiten  der  Thes- 
ilier  oder  der  Peloponnesier  gestanden  haben  möchte,  die  sämtlich 
diliromer  gefahren  wären  als  die  Athener  ^^'). 


Demosthenes  war  der  Vertreter  einer  vergangenen  Zeil.  Er 
Mid  noch  Anklang  und  Vertrauen,  aber  keine  ausdauernde  Ent- 
ddossenheit;  er  sammelte  noch  Gesinnungsgenossen  um  sich,  aber 
ie  Zahl  der  Getreuen  war  auch  in  Athen  gering  und  aufserlialb 
iktben  war  gerade  in  den  volkrci(*.hsten  Landschaften  griechischer 
iefOlkening  am  wenigsten  Verständniss  für  sein  Streben.  'Wenn', 
ngte  er,  *80  wie  ich  hier  auf  meinem  Posten  gestanden  hal)e,   in 


il7» 


740  PHILIPPS   BELLEMSCDE  POLITIK. 

^jeder  hellenischen  Stadt  nur  ein  Einziger  gewesen  wäre  oder  vA- 
^inehr  wenn  Thessalien  oder  wenn  Arkadien  nur  einen  Mau 
^gehabt  hätte,  der  gleiche  Gesinnung  mit  mir  hegte,  so  würden  inno^ 
4ialb  und  aufserhalb  der  Thermopylen  die  Hellenen  frei  und  sdh 
^standig  geblieben  sein\ 

Die  ErscIilaiTung  des  Volks  war  es  also,  was  Philipp  den  Siq 
gab.  Die  sittlichen  Kräfte  des  Widerstandes  felilten  und  dam 
mussten  die  unermessiichen  Vortheile,  die  auf  Philipps  Seite  ifdsm, 
die  Entscheidung  geben;  das  stehende  Ileer  musste  über  die  städti- 
schen Milizen,  der  einheitliche  Ileichsstaat  über  die  lockeren  Bondei- 
genossenschaften,  die  Monarchie  über  die  Republiken  siegen.  Treli 
dieser  unbedingten  Ueberlegenheit  sehen  wir  den  Sieger  nicht  oaek 
Gutdünken  mit  den  Ueberwundenen  verfahren,  sondern  er  schlieM 
sich  ihren  einheimischen  Ueberlieferungen  auf  das  Genaueste  m 
und  anstatt  die  Entwickelung  der  Yolksgeschichte  mit  rauher  Hu' 
abzureifsen,  nimmt  er  die  Fäden  derselben  sorgfaltig  wieder  kL 
Es  sind  lauter  hellenische  Ideen,  welche  der  Makedonier  sich  ii* 
eignet. 

So  war  es  ein  uraltes  Herkommen  bei  den  Hellenen,  dass  ai 
die  Stämme  und  Staaten,  welche  nach  vorörtlicher  Macht  streite 
mit  den  nationalen  Heiligthümem  in  Verbindung  setzten,  diese  ii 
ihren  Schutz  iiahnieu  und  durch  freigebige  Huldigungen  in  ihr  b- 
teresse  zogen.  So  haben  es  Polykratcs  und  Peisistratos  mit  Dd« 
gemacht;  die  Lakedä monier  mit  Olympia.  Am  wichtigsten  aber  ^ 
Delphi.  Auf  der  Verbindung  mit  Delphi  ruhte  die  Bedeutung,  wekfc 
der  dorische  Stamm  für  die  Geschichte  Griechenlands  ^fiM 
Athen,  Sparta,  Theben  haben  in  verschiedenen  Zeiten  den  Ab- 
schluss  an  Delphi  gesucht,  ebenso  lason  von  Plierai  (S.  344).  h 
dieselbe  Politik  trat  Philippos  ein,  nahm  seinen  Sitz  an  dem  '?• 
meiiisamen  Herde'  der  Hellenen  und  wurde  so  gewissermafscn  zd« 
Hausherrn  in  Hellas  und  zum  berechtigten  Wortführer  der  national« 
Interessen. 

Bei  seinen  Mafsregeln  im  Peioponnes  wurde  auf  die  LandTer- 
theilung  zurückgegangen,  wie  sie  bei  Einwanderung  der  HeraklidA 
angeordnet  sein  sollte.  Der  neue  Hellenenbund  gegen  Persi*  1 
wurde  auf  dem  Isthmos  vereinbart  zur  Erinnerung  an  das  kori»- 
thische  Ihlndniss  zur  Zeit  des  Themistokles,  und  der  ganze  Penff- 
krieg,  als  nationale  PHicht  aufgefasst,  war  ja  eine  Idee  der  kimott' 
sehen   Zeit.     In  der  Demüthigung  Spartas  liihrte  PhiUpp  das  atf> 


PHILIPPS    UELLEIVISGHE   POLITIK.  741 

ras  Alben  und  Theben  erstrebt  hatten;  spartanische  Politik  aber 
rieb  er,  indem  er  nach  Lysanders  Vorgange  die  Widerstandskraft 
et  Staaten  durch  Parteigänger  erschütteile  und  die  Besiegten  unter 
lehnmänner  stellte  (S.  638),  und  ebenso  wenn  er  nach  Mafsgabe 
ies  Antalkidasfriedens  Böotien  auflöste  und  die  Autonomie  der 
jindstadte  verkündete.  In  Thessalien  ging  er  auf  die  Einrichtungen 
Ur  Aleoaden  zurück.  Es  sind  lauter  Reminiscenzen  der  griechischen 
kschichte,  welche  in  den  einzelnen  Mafsregehi  des  Königs  zum 
Vorschein  kommen. 

Aber  auch  die  ganze  Stellung,  welche  er  zu  den  Griechen  ein- 
fehm,  schlieüst  sich  ihren  einheimischen  Traditionen  an.  Denn  unter 
Ken  Formen,  in  welchen  griechische  Volkskraft  zu  gemeinsamer 
fh&tigkeit  geeinigt  worden  ist,  hatte  sich  keine  wirksamer  gezeigt, 
b  die  der  Hegemonie.  Die  Leitung  einer  kleineren  oder  gröfseren 
Itutengruppe  in  ihren  auswärtigen  Angelegenheiten  durch  einen 
ttaft  seiner  überlegenen  Macht  dazu  berufenen  Vorort,  das  galt  seit 
her  heroischen  Zeit  für  diejenige  Einrichtung,  welche  dem  griechi- 
idhen  Volksgeiste  am  meisten  entsprach  und  allein  im  Stande  war, 
niler  Schonung  der  inneren  Selbständigkeit  gegen  aufsen  eine 
ÜKlit  zu  bilden,  welche  dem  nationalen  Ehrgeize  und  dem  Bedürf- 
mm  nach  Sicherheit  des  Verkehrs  entsprach.  Es  gelang  freilich 
riemals  etwas  Dauerndes  zu  schaffen,  aber  das  Streben  nach  dem 
Bvenrechte  der  Hegemonie  ist  der  mächtigste  Antrieb  zur  Kraft- 
Ctttwickelung  geworden;  es  bildet  den  wesentlichsten  Inhalt  der 
Iriechischen  Geschichte,  es  hat  die  Spartaner,  Athener  und  Thebaner 
Mch  einander  auf  die  Höhe  ihres  Ruhms  geführt. 

Indem  nun  Philippos  sein  königliches  Regiment  auf  die  eigent- 
idmi  Reichslande  beschränkte,  unter  den  Hellenen  aber  nichts 
anderes  sein  wollte,  als  der  erwählte  Feldherr  zur  Führung  eines 
Ütionalen  Kriegs,  so  sclüoss  er  sich  auch  in  der  Hauptsache  an 
Bb  Ueberlieferung  an  und  nahm  nur  den  leeren  Platz  des  Hege- 
KMnien  ein,  dessen  das  Volk  nicht  entbehren  konnte. 

So  kleidete  der  fremde  Heerkönig  seine  ganze  Politik  in  solche 
Wmen,  welche  er  dem  besiegten  Volke  entlehnte.  Aber  es  waren 
^A  nur  Formen.  Er  wandte  sie  mit  grofser  Klugheit  an,  um  die 
hHmen  zu  beruhigen,  um  ihre  Kräfte  rascher  zu  seiner  Verfügung 
i  haben  und  um  selbst  als  ein  voller  Hellene  angesehen  zu  werden. 
Vi»  wenig  Achtung  er  aber  im  Grunde  vor  dem  hatte,  was  den 
tfacben   das  Heiligste   war,   hat   er   durch  seine  Zerstörung  der 


742  PHILIPPS 

Grieclieiisladte  in  Thrakien  und  Phokis  gezeigt.  Wenn  also  schoD 
in  den  Staatenverbindungen  unter  Sparta  und  Athen  so  vieles  un* 
wahr  war,  indem  man  den  Verhältnissen  beschönigende  Namen  gil), 
welche  der  Sache  nicht  entsprachen,  so  war  hier  die  innere  Unwahr- 
heit noch  um  Vieles  gröfser.  Die  gemeinsamen  VereinbarungeB  warai 
königliche  Verordnungen,  die  Bundesgenossen  Vasallen  und  der  natie- 
nale  Krieg,  zu  dem  das  Volk  aufgeboten  wurde,  als  wenn  es  die 
Zeit  nicht  erwarten  könnte,  um  sein  Kiiegsverlangen  zu  befriedigei, 
war  zur  Zeit  ehi  durchaus  unpopulärer  Gedanke.  Der  Perserfaiff 
war  längst  verschwunden;  der  Grofskönig  war  mit  den  Griecben 
in  die  engsten  staatsrechtlichen  Beziehungen  getreten;  er  hatte  neuer- 
dings die  attische  Politik  unterstutzt  (S.  683),  und  diejenigen,  weMie 
überhaupt  noch  nationale  Interessen  im  Herzen  trugen  und  im 
Zeitverhältnisse  klar  ansahen,  mussten  in  ihm  viel  mehr  einen  Bun- 
desgenossen und  einen  Schutz  für  die  Freiheit  ihres  Volks,  als  einet 
Feind  sehen.  Eben  so  wenig  konnte  ein  vernünftiger  Grieche  n 
eine  Befi^iung  der  Volksgenossen  in  Asien  durch  Philipp  von  Make- 
donien im  Ernste  denken.  Also  war  der  ganze  ^nationale'  Gednb 
nur  eine  Maske  für  die  Eroberungslust  des  Königs,  und  eben  » 
war  es  mit  den  amphiktyonischen  Einrichtungen,  dureh  wekhe  aa 
den  Griechen  auf  heiliger  Grundlage  des  ältesten  Staaienrechts  ei» 
neue  Einheit  schaflen  wollte.  Denn  in  der  That  wurde  das,  was 
von  jener  uralten  Einigung  der  Hellenen,  auf  welcher  die  Anfänge 
ihi'er  Geschichte  beruhen,  noch  vorhanden  war,  das  Einzige,  w» 
überhaupt  von  einem  gemeinsamen  Bande  übrig  geblieben,  nur  dam 
benutzt,  das  Volk  als  solches  aufzulösen  und  seiner  Geschichte  di 
Ende  zu  machen. 

Allgemeiner  Friede,  freier  Verkelu*  zu  Wasser  und  zu  Lawlf. 
volle  Sicherheit  aller  griechischen  Gemeinden  in  ihren  Verfassunpi 
und  ihrem  Territorialbesitze,  Freundschaft  und  Bundesgenossensdiaft 
aller  gegen  den  Erbfeind  der  Nation  verbündeten  Staaten  —  daf 
war  die  Form,  unter  welcher  sich  die  neue  in  Korinth  vereinbarle 
Verbindung  den  älteren  Staatsverträgen  anschloss.  Sie  unterscbied 
sich  aber  von  allen  früheren  dadurch,  dass  die  vorörtliche  Lritoof 
in  die  Hände  einei*  Macht  gelangte,  welche  aufserhalb  Griechenhods 
stand  und  allen  Verbündeten  zusammen  in  dem  Grade  überlepi 
war,  dass  ihr  gegenüber  von  einer  wirklichen  Selbständigkeit  keiK 
Rede  sein  konnte.  Denn  wenn  es  sich  auch  zunächst  nur  am  & 
auswärtigen  Angelegenheiten   handelte,  so   war  doch  deutlich,  dass 


HELLENISCHE   POLITIK.  743 

der  zum  unumschränkten  Buiulesfeldherrn  ernnimle  König  auch  im 
Innern  der  Staaten  nichts  dulden  werde,  was  seinen  Interessen  zu- 
wider war.  Wenn  er  üher  die  Streitkräfte  des  Volks  unbedingt 
▼erfägen  wollte,  so  musste  er  auch  des  Landes  sicher  sein,  er  musste 
die  I^and-  und  Wasserstrafsen  wie  die  Hafen  derselben  beherrschen. 
Darum  belegte  Philippos  die  wichtigsten  Punkte  mit  makedonischen 
Besatzungen,  Theljen,  Chalkis,  Korinth,  Ainbrakia;  sie  genügten  voll- 
kommen, um  ganz  Griechenland  gefesselt  zu  halten. 

Freilich  war  die  ganze  Verbindung  nur  für  den  Zweck  eines 
Kriegs  geschlossen;  aber  es  stand  in  des  Königs  Macht,  den  Krieg 
nach  Belieben  auszudehnen,  und  Niemand  dachte  daran,  dass  der 
Kdnig  nach  Beendigung  eines  Feldzugs  die  Hellenen  aus  der  Heeres- 
flirige  entlassen  würde.  Es  war  ein  auf  ewige  Zeiten  geschlossenes 
Waffenbündniss,  und  die  Griechen  verzichteten  ein  für  allemal  auf 
das  Recht,  zu  selbstgewählten  Zwecken  die  Waffen  zu  ergreifen. 
Jede  Widersetzlichkeit  gegen  den  Oberbefehlshaber  war  ein  Frevel 
gegen  den  beschworenen  Bundesvertrag,  jeder  Versuch,  eine  sclb- 
Btfindige  Bewegung  wieder  zu  gewinnen,  wurde  als  eine  Empörung 
angesehen,  wie  das  Schicksal  von  Thessalien  und  Theben  bewies. 
Auch  der  Dienst  im  persischen  Solde  wurde  als  Landesverrath  ver- 
pönt, um  dem  Feinde  die  griechischen  Ilülfskräfte  zu  entziehen, 
änf  denen  seine  Macht  wesentlich  beruhte.  So  war  also  schon  durch 
das  Oberfeldhermamt  Philipps  die  staatliche  und  persönliche  Freiheit 
der  Griechen  in  den  wesentlichsten  Punkten  aufgehoben. 

Dann  war  er  al)er  auch  der  Hüter  des  Landfriedens.  Also 
jade  Art  von  Ungebühr,  welche  denselben  gefährdete,  aUe  inneren 
Unruhen  und  Parteifehden,  durch  welche  die  Bürgschaften  für  den 
aichem  Bestand  der  Verträge  vermindert  wurden,  Ackervertlieilung, 
SchuldentOgung,  Sklavenbefreiung  und  andere  Umwäbsungen  unter- 
lagen der  Controie  des  Bundesraths  und  der  Bestrafung  von  Seiten 
des  Bandeshaupts.  Jede  Gemeinde,  von  welcher  ein  Friedens- 
bmch  ausging,  sollte  von  der  Theilnahme  am  Bunde  ausgeschlossen 
werden,  auf  welcher  allein  ihre  Autonomie  beruhte.  Zur  War- 
aong  vor  allen  Erhebungsversuchen  sollten  die  von  Philippos  zer- 
■lArten  Städte  für  alle  Zeit  in  Tmmmern  liegen  bleiben.  Die 
achonenden  Mafsregeln  des  Königs,  namentlich  Athen  gegenüber, 
dessen  Seehafen  kein  makedonisches  Kriegsschiff  einlaufen  sollte. 
Beschrankungen,  welche  der  Machtha1)er  sich  auflegte,  so 
laiige  es  ihm  für  seine  Zwecke  vortheühaft  erschien.    Gewaltsame 


744  ZUSTÄMDB    DER   HELLE?IEN 

£iiigi*iire  in  das  Leben  der  Staaten  und  Yerielzungen  Aet  einge- 
räumten Rechte  konnten  nicht  ausbleiben,  denn  die  feine  Giin- 
linie  zwischen  dem  absohiten  Königthume,  welches  jenseits  is 
Thei*mopylen  galt,  und  der  Hegemonie  in  Griechenland  war  auf  die 
Dauer  nicht  zu  halten. 

Die  wirkliche  Natur  des  neuen  Verhältnisses  machte  sich  u* 
türhch  erst  allmälüich  geltend.  Auch  in  Betreff  der  Tmppeoaai- 
hebung  scheint  Philippos  mit  grofser  Schonung  vorgegangen  su  am. 
Es  koimte  ja  auch  nur  den  Interessen  des  Königs  entsprechen,  das» 
man  den  Eintritt  seiner  Herrschaft  als  den  Anfang  besserer  Ta^e 
begrüfste,  dass  eine  wohlthätige  Beruhigung  und  ein  Gefühl  bog 
entbehrter  Sicherheit  sich  einstellte,  der  Wohlstand  sich  hob,  die 
Städte  sich  aufnahmen  und  das  Vertrauen  zurückkehrte.  Was  Grie- 
chenland gewann,  kam  ihm  zu  Gute,  und  seine  Macht  befestigle 
sich  am  Besten,  wenn  man  sich  der  Ansicht  hingab,  dass  das  bv- 
gerliche  Leben  in  den  alten  Geleisen  sich  ungestört  fortbewege! 
werde  "*). 

In  Athen  bUeb  die  nationale  Partei  am  Ruder.  H^perada 
verllieidigte  sich  wegen  seiner  Gesetz  vorschlage  (S.  719)  gegen  Aristo- 
geiton,  indem  er  den  revolutionären  Charakter  derselben  einräumte, 
sich  aber  mit  den  Zeitumständen  entschuldigte.  'Nicht  ich',  sagte 
er,  'sondern  die  Schlacht  von  Chaironeia  hat  jene  Gesetze  gegebes', 
und  die  Bürgerschaft  s])racli  ihn  frei.  Die  Athener  belobten  neu 
Monate  nach  der  Schlacht  in  ötleutlicher  Urkunde  zwei  Akamam, 
Phonnion  und  Karphinas,  welche,  der  alten  Freundschaft  ihres  Volks 
eingedenk,  Athen  auch  im  letzten  Kampfe  mit  ihrem  Anhange  bereil- 
willig  unterstützt  hatten,  und  schenkten  ihnen  das  Bürgerrecht  Kon 
zuvor  hatten  sie  auch  die  Tenedier  offenüich  geehrt,  die  treuestet 
ihrer  Bundesgenossen  auf  den  Inseln.  Nach  der  furchtbaren  Auf- 
regung der  Kriegszeiten  und  der  übermäfsigen  Anspannung,  wekhe 
die  Verwaltungszcit  des  Demosthenes  hervorgerufen  hatte,  athmete 
man  wieder  auf  und  wendete  sich  mit  lang  entbehrter  Mu^  des 
städtischen  Angelegenheiten  zu. 

Dabei  hatte  Athen  das  besondere  Glück,  an  Lykurgos  einea 
Mann  zu  l>esitzen,  der  mit  unvergleichlichem  Geschicke  die  Finaniei 
der  Stadt  ordnete  und  die  vermehrten  Einnahmen  auf  die  edelste 
W'eise  verwendete.  Er  wusste  die  Jahreseinkünfte  auf  1200  Takole 
(1,886,000  Th.),  zu  erhöhen;  er  sorgte  für  den  Mauerbau  uri 
brachte  die  Zahl  der  Kriegsschiffe  auf  400.     Der  Bau  der  Schills- 


UNT£R   HAKEBONiEN.  745 

häuser  wurde  wieder  aufgenuinmen,  Arsenal  und  Zeughaus  kerge> 
flIeUt  Er  vollendete  das  Theater  des  Dionysos,  baute  das  Stadion 
«n  llissosy  das  Odeion  und  das  Gyninasion  im  Lykeion;  er  eiTichtete 
den  groJjBen  Athenern,  wie  dem  Sophokles,  ehrende  Standbilder. 
Seit  den  Tagen  des  Perikles  war  nicht  in  solchem  Zusammenhange 
und  in  so  grolsartigem  Sinne  für  die  Ausstattung  Athens  gesorgt 
worden.  Seitdem  die  Stadt  keine  eigene  Politik  verfolgen  konnte, 
war  dies  die  einzige  Art,  wie  die  Ehre  derselben  erhalten  und  das 
Andenken  der  Vorzeit  gepflegt  werden  konnte.  Auch  auf  der  Burg 
wurden  Weüigeschenke  aufgestellt,  welche  in  Folge  der  glückver- 
teifiitenden  Ereignisse  vor  der  !\iederlage  gelobt  waren,  und  Denk- 
niler  zu  Ehren  der  Tapferen,  die  man  für  ihre  würdige  Haltung 
MRenÜich  belobte.  Ilaben  doch  auch  die  Thebaner  ihrer  tiefen  De- 
■lAlbigimg  ungeachtet  auf  der  Wahlstätte  von  Chaironeia  ein  statt- 
iehes  Denkmal  aufgerichtet,  das  kolossale  Marmorbild  eines  Löwen, 
ier  aufrecht  sitzend  das  Grab  der  gefallenen  Bürger  hütete  und 
ihren  Heldenmuth  den  kommenden  Geschlechtern  verkündete ^^°). 

So  lebte   der  Sinn  für   das  Edle  und  Schöne  auch  nach  dem 
Verluste   der  Freiheit    in    den  Hellenen    fort    und    gewTOu^te  ihnen 
«inen  Trost  für  die  Einbufse  an  den  Gütern,  ohne  welche  sie  in 
ArAheren  Zeiten    das  Leben   ffu*  unerträglich    gehalten  hattön.     Es 
tni  für  das  Verlorene  kein  Ersatz  ein;    deiui  die  griechischen  Ge- 
ncinden  wurden  keüieswegs  in   ein  gröfseres  Ganze  aufgenommen, 
als  Glieder  desselben  ein  neues  Leben  zu  beginnen,  nachdem 
Kraft  des  Sonderlel)ens  in  den   einzehien  Gemeinden  erschöpft 
ir,  und  eben  so  wenig  wurden  sie  imter  sich  ein  Ganzes.     Viel- 
mehr blieben  die  Mittel-  und  Kleinstaaten  unverändert  in  ihren  ab- 
^Mchlossenen  Existenzen,    feindselig    und    misstrauisch    gegen  ein- 
ander, im  Innern  voll  Zwist  und  Parteifehde.     Die  hohen  Ziele,   in 
derm  Verfolgung  die  Staaten  und  Parteien  sich  zeitweise  geeinigt 
batten,  waren  nicht  mehr  vorhanden;  alle  idealen  Richtungen  traten 
lorflck,    die   Interessen    verengten    sich    immer    mehr;    kurz,    alle 
groben  Seiten  der  griechischen  Stadtrepubliken  gingen  verloren,  die 
Sdiwdchen  und  Nachtlieile  erhielten  sich  und  wurden  immer  fühl- 
berar.    Das  Protektorat  eines  ausländischen  Königs,  welcher  nach 
WiDkär   schonende    Gnade    oder   unbarmherzige   Strenge    über   die 
unterworfenen  Staaten  ergehen  liefs,  förderte  unter  ihnen  den  Geist 
der   Eifersucht,    welcher   ihm    eine  Burgschaft   für   die    Sicherheit 
Herrschaft  war,  und  brachte  nach  keiner  Seite  hin  Segen. 


746  EK'SFLt'SS    D£R    fiUKEUOISlSGHEN    UEKKSCUAFT. 

Einzelne  Hellenen  fanden  die  reichste  Befriedigung  ihres  Ehrgeim, 
aher  sie  wurden  dadurcli  ihrem  Vaterlande  enlflremdet    Der  abn- 
teuernde  Sinn,  der  in  den  arkadischen  Kantonen  seit  alter  Zeit  ea- 
heiuiisch  war,  in  den  andern  Theilen  Griechenlands  seit  dem  EUe 
des  peloponnesischen  Kriegs  sich  entwickelt  hatte,  griff  immer  mekr 
um  sich,  verwilderte  das  Volk  und  entführte  dem  Lande  seine  Ukh- 
tigslen    Söhne.      Die    Talente,    die    Bildung,    alle    geistigen   Knik 
der  Hellenen    wusste    der  Makedonier   anzuerkennen    und  zu  fcr 
werthen;    er  huldigte  dem  Ruhme  ihi*er  Vergangenheit,  er  schmi- 
chelte   ihrer  Eitelkeit,  ^aher  für  die  Hellenen  selbst,   für  das  Vdk 
im  Ganzen  hatte  er  kein  Hei*z.     Die  Patrioten   hasste  er  als  unTV- 
sdhnliche  Feinde,  die  Verrather,  welche  ihm  das  Land  in  die  tBok 
geliefert  hatten,  verachtete  er.    Wenn  er  auch  Alles,  was  er  erreidil 
hatte,  den  Griechen  verdankte,  wenn  sie  ihm  auch  für  seine  weiUra 
Zwecke  unentbehrhch  waren,   so  machte  er  sie   doch   nur  seiMfl 
dynastischen  Ehrgeize  dienstbar,  ohne  dem  Volke  einen  selbständipi 
Antheil   am   Ruhme    zu    gönnen   und  an   ehie  neue  ErtiebaDg  4r 
Hellenen    in    seinem   Reichsverbande   zu  denken.     Darum  war  ier 
Eintritt  Griechenlands    in    die    makedonische  Herrschaft  nicht  iet 
Uebergang  in   eine  neue  Zeit,    welche   das  Abgestorbene  besdligle 
und  frische  Keime  der  Entwickeluug  hervorrief,  sondern  nur  Rück- 
gang und  l'nlorgang.     Der  religiöse  Glaube  hatte  langst  seine  Kndt 
verloren,  der  phih)sophis(he  Gedanke  koimte  nur  Einzelne  zu  eiaer 
höheren    Auffassung    der    menschlichen    Aufgaben    führen    und  & 
Kunst    konnte    wohl    einen   tröstenden   und  erheiternden  Glanz  üf 
die   Statten    des    alten  Ruhms    werfen,    aber  den  Bfirgergeineiiida 
keinen  sittlichen  Halt  gewähren.     Die  einzigen  Antriel)e,  wekhe  ii 
Grie(!henvolke  noch  wirksam   waren,  um  die  Selbstsucht  zu  über- 
winden und  eine  Hingebung  an  höhere  Ziele  zu    erwecken,   hgto 
im  Genieindegefühle,  in  der  Anhänglichkeit  an  Stadt  und  Vaterlani 
hl  der  Ti*eue  gegen  Gesetz   und   Herkommen,  in  der  Pietät  gefrt 
die  Vorfahren,  in  der  Liebe  zur  Freiheit.    Was  sich  aii  hochhenigff 
Gesinnung  in   den   letzten  Zeilen   gezeigt  hatte,   wui'zelte  im  staat- 
lichen Bewusstsein.    So  wie  also  dieser  Boden  dem  Volke  entzogfo. 
sein  Vaterland  vernichtet  und  sein  Gemeindeleben  verkümmert  niinfc, 
mussten  auch   die  Tugenden   verfallen,   welche  noch   aus   der  alt« 
Zeit  übrig  waren.    Darum  hat  (üe  makedonische  Herrschaft  nur  ent- 
sittlichend auf  die  Griechen  gewirkt.     AeufserUches  >VohllebeD  \ai 
eine   kleinbürgerliche  Behaglichkeit   war    es,    was    die   Menge  sich 


FORTLEBEN    DflR   UELLENEIS    IN    DER   WISSENSCHAFT.  747 

verschaflen  suchte.  Alle  höheren  Impulse  gingen  mehr  und 
mehr  aus. 

Die  liervorragenden  Männer  hatten  sidi  schon  lange  von  den 
DrUkhen  Einflüssen  unahhrmgig  gemacht  und  einem  idealen  Griechen- 
thiim  nachgestrebt,  welches  über  den  Unterscliieden  der  Stämme 
und  Staaten  erhaben  war.  Das  sehen  wir  am  deutlichsten  an  dem 
prolseii  thebauischen  Staatsmann^  (S.  3S3),  und  Isokrates  rechnete 
m  den  Hellenen  zum  höchsten  Ruhme  an,  dass  ihr  Name  weniger 
«iae  Nationalität  als  eine  gewisse  Bildung  mul  weniger  eine  köqier- 
Bebe  als  eine  geistige  Uebereinstimmung  bezeichne.  Die  geistige  Be- 
wegung hatte  sich  seit  der  Zeit  des  Sokrates  mehr  und  mehr  vom 
tfentUchen  Leben  abgelöst;  je  mehr  die  bürgerlichen  Interessen 
afadi  verengten  und  verflachten,  um  so  reicher  entfaltete  sich  der 
IHssenstrieb  der  Hellenen  und  der  Geist  der  Forschung  ging  jetzt 
«it  gröfserer  Energie  als  je  zuvor  in  die  Weile  und  in  die  Tiefe, 
rieh  nirgends  Ruhe  gönnend,  Menschliches  und  Göttliches  umfassend. 
AUe  Stofle  des  Nachdenkens  wuMen  bewältigt;  allen  wurde  eine 
fruchtbare  Betrachtungsweise  und  die  entsprechende  Methode  ab- 
^erwonoen;  die  Ergebnisse  frühei^er  Arbeiten  wurden  sorgsam  ver- 
«erthet  und  die  bis  dahin  getrennten  Richtungen  auf  das  Gluck- 
lidiste  vereinigt.  Die  sokra tische  Forschung  und  das,  was  die 
Sophisten  an  mannigfaltigen  Studien  angeregt  hatten,  so  wie  die 
Arbeiten  des  Eudoxos,  Demokritos  u.  A.,  AUes  wurde  nun  in  Ver- 
wundung gesetzt,  ethische  Spekulation,  Naturforschung  und  Geschichts- 
Joinde  wurden  vereinigt.  So  bildete  sich  eine  neue,  uni\'ersale 
Wissenschaft,  und  das  seiner  pohtischen  Bedeutung  beraubte  Athen 
tarhieli  eine  neue  Weihe,  indem  Aristoteles  drei  Jahre  nach  der 
Beillacht  bei  Chaironeia  daselbst  die  Schiüe  gi*ündete,  aus  welcher 
die  Vollendung  heUenischer  Erkenn tniss  hervorging. 

Deutlicher  als  Piaton  erkannte  er  die  Lebensunfaliigkeit  der 
Iwlicnigchen  Bürgerstaaten;  streng  beurteilte  er  aUe  Schwäclien 
und  Schäden  derselben,  namentlich  die  Auswüchse  der  Demokratie, 
woduirh  es  in  einem  Staate  wie  Athen  den  Weisen  und  Beson- 
nenen unmöglich  gemacht  war,  sich  am  öffentlichen  Leben  wirk- 
sam zu  betheiUgen.  Aber  er  stand  der  Geschichte  seines  Volks 
nicht  gleichgültig  oder  feindselig  gegenüber  und  er  gab  es  nicht 
Mf,  seitdem  es  aufgehört  halte  das  Volk  zu  sein,  wel(*hes  die 
4Saaehieke  der  Mittelmeerländer  liestimmte.  Es  blieb  ihm  das  aus- 
eiiHÜUte  Volk,  das  Volk  der  Zukunft,  welches  jetzt  erst  dazu  ge- 


748  ARISTOTELES   UND   DIB   IDEALB 

langen  Avenle,  die  Gaben  in  vollem  Mafsc  zur  Geltimg  zu  bringa, 
\\elclie  es  vor  allen  Völkern  der  Erde  auszeichnen.  Denn  die  Väbr 
des  Nordens,  sagt  er,  sind  tapfer,  aber  sie  ermangeln  des  Erfannl- 
uisstriebes  und  des  künstlerischen  Sinnes,  darum  sind  sie  wiU 
geeignet,  ihre  Unabhängigkeit  zu  bewahren,  aber  zur  SUatsbiUiii| 
shid  sie  nicht  berufen  und  auüser  Stande,  andere  Nationen  zu  be- 
herrschen. Die  Asiaten  haben  Anlage  zur  Erkenntniss  und  nr 
Kunst,  aber  es  fehlt  ihnen  der  tapfere  Muth;  deshalb  sind  sie  nickt 
geschickt,  ihre  Unabhängigkeit  zu  erhalten  und  sinken  in  IMeort- 
barkeit.  Das  Geschlecht  der  Hellenen  allein  hat  die  Tapferkeit  n- 
gleich  und  den  Sinn  für  Kunst  und  Wissenschaft;  deshalb  ist  es 
zur  Freiheit  geschaffen  und  hat  die  besten  bürgerlichen  Einridh 
tiingen  ausgebildet  und  ist  berufen,  alle  Völker  zu  beherrscbn, 
wenn  es  in  einem  Staate  vereinigt  ist^®^). 

An  eine  solche  Weltheri*schaft  konnte  Aristoteles  glauben,  m 
lange  die  Person  Alexanders  ihm  die  Hoffnung  gewährte,  dass  dkr- 
selbe  ein  wahrhaft  hellenischer  König  sein  und  das  Ideal  der  Ib- 
narchie  verwirklichen  werde,  welches  so  vielen  Hellenen  seit  bagt 
vorschwebte.  In  der  That  war  es  aber  nur  eine  geistige  Obmackli 
die  das  griechische  Volk  den  anderen  Nationen  gegenüber  gewoaBa 
hat,  niid  diese  wirklich  errungene  WeltheiTsctiaft  hat  es  dem  Aristo- 
teles noch  mehr  als  seinem  Zöglinge  zu  danken. 

Durch  ihn  ist  die  Philosophie  auch  in  die  nächste  Deziehiu^ 
zur  Geschichte  seines  Volks  getreten,  indem  sie  sich  die  Auf^ 
stellte,'  den  gesamten  Inhalt  derselben  wissenschaftlich  zu  bearbeitn. 
Urkunden  wuiilen  gesammelt,  die  Verfassmigen  erforscht  und  mil 
einander  verglichen,  ihre  Vorzüge  und  Mängel,  ilu^  Uel>ergänge  und 
EnUu*luiigen  beobachtet.  Wie  der  IMiysiologe  am  entseelten  KöqHT. 
so  machte  der  Philosoph  an  den  Staaten,  deren  Entwickelung  j,^- 
schlössen  war,  seine  Sludien,  um  die  Lebensbedingungen  des  i.t- 
sunden  Organismus  so  wie  die  Ui*sachen  seines  Verfalls  zu  erkennen. 
Auch  Literatur  und  Kunst  fasste  man  in  ihrer  geschichtUchen  Ent- 
wickelung als  ehi  Ganzes  auf,  man  schrieb  die  Biographien  dfr 
Staatsmänner,  man  ging  vom  Letzterlebten  in  die  ältesten  l'eber- 
lieferungen  zurück. 

So  entwickelte  sich  unter  den  Griechen  eine  reiche  Wissen- 
schaTt,  welche  das  eigene  Kulturleben  zum  Gegenstande  hatte,  und 
weini  sich  auch  nur  verhältnissmäfsig  Wenige  an  diesen  Arbeiten 
betheiligten,  so  bezeichnen  sie  doch  den  Cliarakter  der  Zeit,  welrbe 


I 


WELTHERRSCHAFT  DER  HELLENEN.  749 

dem  Untergange  der  Unabhängigkeit  folgte,  und  es  tritt  uns  die 
organische  Entwickelung  der  Hellenen  auch  in  diesem  Stadium  recht 
deutlich  vor  Augen,  wenn  wir  sehen,  wie  der  Geist  des  Volks  nach 
Erschöpfung  seiner  bildenden  Kraft  und  Vollendung  seiner  prak- 
lieehen  Aufgaben  auf  dem  Gebiete  der  Politik  sich  nun  gleich  mit 
^oUer  Energie  anschickt,  durch  wissenschaftliche  Betrachtung  die 
Vergangenheit  im  Zusammenhange  zu  verstehen  und  gleichsam  die 
Fröchte  einzufahren,  welche  für  die  Erkenntniss  menschlicher  Dinge 
m  dem  nun  abgeschlossenen  Entwickelungskreise  gereift  waren. 
So  setzte  der  im  Staatsleben  und  mit  demselben  erstarkte  Geist  des 
Tolks  aufserhalb  desselben  und  frei  von  allen  örtlichen  Schranken 
leine  Wirksamkeit  fort  und  bezeugte  seine  ungebrochene  Kraft. 

Freilich  waren    auch    die   Staaten  nicht   abgestorben   und    die 

\  ydkskräfte  noch  nicht  verbraucht;    in  manchen  Gegenden,  wie  in 

j  ien  Acheiooslandschaften  und  in  Arkadien,  waren  sie  noch  gar  nicht 

f  In  rechter  Entfaltung  gekommen.    Auch  die  am  meisten  erschöpften 

jtleaten  lebten  in  ihrer  Weise  fort.     Sparta  trotzte  nach  wie  vor 

itatf  seine  vorörtlichen  Rechte.     In  Athen  erhielten   sich   die  alten 

iWteien.     Man  wagte  neue  Versuche,  um   freie  Bewegung  wieder 

9a   gewinnen;   es  wurden  sogar  Versuche  zu  neuen  Staatsbildungen 

^nnacht,    um    die    zusammengeschmolzenen  Kräfte    der   Nation    in 

ärweckmäfsiger  Weise  zu  einigen.    Aber  alle  diese  Erhebungen  waren 

Jbor   Unterbrechungen  der  Fremdherrschaft.     Die  Erhebung  Athens 

Wolter  Demosthenes  war  die  letzte  grofse  That  des  freien  Griechen- 

Sinds  und  die  zusammenhangende  Geschichte  desselben  ist  mit  dem 

IWeden  des  Demades  zu  Ende. 


ANMERKUNGEN 

ZUM  FÜNFTEN  BUCH. 


1.  (S.  2).    Spartaner  in  Achaja  Thuk.  IV  21. 

2.  (S.  5).  Aoerkennnng  entgegenstehender  Bündnisse  dareh  Sparta:  IkL 
I  112.  115.    V18. 

3.  (S.  6).    Der  Name  d Q^ofrrrig  htiiie  an  sich  nichts  Verletxeides;  eririii 
sogar  als  ein   milderer  dem  der  attischen  Bundesinspectoren  (^/ffjmva*,  ff 
Xaxeg)  gegenübergestellt.   Theophr.  bei  Harpokr.  knCaxonou  Verf^l.  Diod.  XUS 
(aQfioCovres  filv  t^  ^^y%  Tvqavvot  dl  rotg  nQay/Ltaaip).    Es  war  keia  bnv 
Marne;    er  war  aber  nicht  den  peloponnesischen  BandesverhillDiss««  nMä, 
sondern  es  war  der  Name  der  Vögte,   welche  von  Sparta   in  die  Periftsah 
zirke  geschickt  wurden  (Schol.  Pind.  Ol.  6,  154.    Schömano  Gr.  Alt  l*,ll^ 
Wenn  also  in  die  unterworfenen  ßnndesorte  ebenfalls ,Harraosten'(ol  nttgmn 
xalov^fvot  uQ/j.   Diod.  XIV  10)  ausgeschickt  werden,  so  darf  man  wohl  diffo 
schliersen,  dass   die  Buodesorte  wie  auswärtige  Aemter  oder  Vogteiea  ai^e- 
sehcD  wurden,   mit  denen  sie  auch  das  gemein  hatten,  dass  Tribut  von  ihMi 
erhoben  wurde.     In  freierer  Weise  wird  das  Wort  Thuk.  VIII  5  gebraucht)  fi 
es  eioc  solche  Stellung  bezeichnet^  wie  sie  Gylippos  in  Syrakus  hat.  —  RkT' 
chos:  Xen.  1  1,  35;   1  3,   15f.  —  Ausnahme  wegen  des  Alters:   Thnk.  IV  Itt 
ifjjy  Tfßcjk'iMV  nagnyo/ntog  atJQag  i^^yov  ix  2naQiriq.     Das  war  im  Jahre  49 
und  geschah  vielleicht  um  Brasidas  zu  kranken. 

4.  (S.  7).  Lysandros  als  Nauarch  im  Auftrag  des  Staats  handelnd:  Diii 
XIV  10.  Herstellung  von  Aigina  und  Melos:  Xen.  Hell.  II  2,  9.  Plnt.  Lys.  li 
Skione  ebenda.  Vertreibung  der  Messenier  aus  Naupaktos  und  den  Inseln:  Difi 
XIV  34  (aus  Kephallenia)  und  XIV  7S  (aus  Zakynthos).  Paus.  X  38,  Id. 
Lykon  nQoJovg  Navnaxrov  ,Homeros'  des  Metagenes:  Meineke  FragB.  Ctait* 
Graec.  2,  755.  Bergk.  Rel.  Com.  Att.  423. 

5.  (S.  8).  Lysandros  in  Milet:  Plut.  Lys.  19;  in  Thasos:  Corn.  Nep.  Lys. 2. 
Polyaen.  I  45,  G. 

6.  (S.  9).  Heloten  als  Harmosten:  Xen.  Hell.  III  5,  12.  Tribute  bis  itf 
Höhe  von  1000  Talenten:  Diod.  XIV  10.  Plut.  Lys.  17. 

7.  (S.  13).  Ueber  die  Herrschaft  der  Dreifsig:  Xen.  HeU.  II  3ir.  Die  BcJn 
des  Lysias  g.  Eratosthenes,  Agoratos  und  Nikomachos  u.  a.  Gelegeatliek  b** 
l^rates  u.  a.  Redner.    Neuere  Darstellungen:  Lachmann  Gesch.  Gr.  voai  E»k 


ii 
li 
It 

Ib 

1^ 


ANMERKUNGEN   ZUM    FÜNFTEN   BUCH.  751 

I  pclop.  Kr.  bis  Alex.  1839.  Sievers  Gesch.  Gr.  vom  Ende  des  pelop.  Kr. 
I  zur  Schi,  bei  Muotioeia  1S40.  Scheibe  Oligarch.  Umwälzung  zu  Athen  am 
i4€  des  pelop.  Kr.  und  das  Archontat  des  Eukleides  1843.  Weilsenborn  Hellen 
44  (p.  197  f.)  —  Acnophon  schliefst  sich  in  den  beiden  ersten  ßüchern  der 
iteiDtheilang  des  Thuk.  an.  Bei  der  Nachlässigkeit  seiner  Darstellung  und 
n  grofsen  Verderbniss  des  Textes  ist  die  Chronologie  nur  durch  Combinationen 
rsostellen.  —  Ueber  die  Einrichtungen  der  Dreifsig:  Scheibe  66.  Die  Auf- 
biiog  der  heliastischen  Gerichte  ist  selbstverständlich;  die  Beseitigung  des 
•eopags  folgt  nach  Raucheustein  Phil.  10,  605  aus  Lysias  I  30.  Dagegen 
kSmann  Gr.  Alt.  l>  S.  581 ;  vgl.  unten  Anm.  29.  —  Pythodoros,  Einer  der  400 
Bren  Collegium  das  Seminar  der  30  war):  Plat.  Alk.  I  p.  119.  Diog.  Laert. 
L  54,  philosophisch  gebildet,  wie  sein  College  Aristoteles.  Bergk  Rel.  Com. 
t,  100. 

B.  (S.  15).  Kallibios:  Xen.  Hell.  II  3,  14.    Diod.  XIV  4.   Autolykos:  Paus. 

I8y  3;  IX  32,  8.   Plut.  Lys.  15.   Cobet.  Prosop.  Xenoph.  p.  54.     Vielleicht  war 

Lysaadros   selbst,  welcher   die  Truppen  hinführte  und  den  Harmosten  ein- 

tato,  nachdem  er  Samos  erobert  und  an  der  thrakischen  Küste  seine  Gewalt- 

iCirageln  durchgesetzt  hatte. 

9.  (S.  16).   BttTQttxos  6  naQe^Qos  6  l^  ^n.Qtou  Archippos  bei  Athen.  329*^ — 
Fr.  Hermann  Staatsaiterth.  §.  139  mit  Meier  de  hon.  dnmn.  188  gegen  die 

Utitiit  der  'Mextt  anter  den  Dreifsig  und  in  der  Demokratie.  Aber  2  Elfer- 
Degien  mit  gleichen  Functionen  sind  doch  nicht  anzunehmen.  Die  alte  Be- 
rie  warde  neu  eingesetzt  und  erhielt  eine  ganz  andere  Bedeutung.  Scheibe 
,  -^  Ücber  den  xttrdloyo^  (o  fierä  Avadvdqov  x.):  Rauchenstein  Philol.  15, 
B  nad  zu  Lysias  XXV  16.  —  Ueber  Agoratos,  der  am  Morde  des  Phrynichos 
dlgeeommen  zu  haben  behauptete  und  sich  in  Folge  dessen  das  Bürgerrecht 
■•Ttte:  Lys.  XIU  70  ff. 

10.  (S.  18).  Alkibiades  die  Plane  des  Kyros  durchschauend:  Ephoros  bei 
»4.  XIV  11.  Nep.  Ale  10.  Die  Nachrichten  über  sein  Ende  bei  Cornel. 
lt.  Jostin  and  Diodor  führt  Fricke,  Untersuchungen  über  die  Quellen  Plutarchs 

I«eben  des  Alk.  110  auf  Theopomp,  die  davon  abweichende  Ueberlieferung 
\  Diodor  auf  Ephoros  zurück.  Timandra  nach  Athen.  574:  Theodote.  Nach 
fcoros  wollte  Pharnabazos  die  Nachricht  von  Kyros  durch  keinen  Andern  an 
A  Hof  gelangen  lassen;  doch  erklärt  dies  die  blutige  That  nicht.  Deshalb 
,  des  Ryros  Mitwirkung  wahrscheinlich,  welcher  Alk.  am  meisten  zu  fürchten 
It«.  Vgl.  Grote  8,  427.  (4,  550  D.  U.)  —  Ausweisung  des  jüngeren  Alk.  und 
«lUcation  der  Güter:  Isokr.  de  bigis  40  u.  46. 

11.  (S.  20).  Eukrates  und  Nikcratos:  Lys.  XVIII  4.  6.  —  Leon:  Andok. 
fst  94.  Scheibe  83.  —  Lykurgos:  L.  d.  X  R.  841.  Clinton  F.  H.  zu  d.  J. 
7  (aicht  der  Vater  des  Lykophron  nach  Scheibe  101).  Peison  und  Theognis: 
rf.  Xn  6.  Xen.  Hell.  II  3,  2.  Die  Bedrückung  des  Kaufmannstandes  ent- 
rieht den  politischen  Grundsätzen  der  Oligarchen,  welche  den  Staat  von  seiner 
ireantilen  Richtung  ablenken  wollten.     Vgl.  [Xen.]  de  rep.  Ath.  2. 

12.  (S.  23).  Die  3000  waren  eine  neue  Auflage  des  Bürgerausschusses. 
Mraneoes  ,x6&oQVog':  Xen.  Hell.  II  3,  31.  Schol.  Ar.  Ran.  47;  der  auf  beide 
ifiM  paffende  Schuh  bezeichnet  den  dfi^otf^iafiog  in  der  Politik  Poll.  VII 
t^91.  RheiD.  Muf.  20,390. 


752  ANMERKUNGEN  ZUM  FÜNFTEN  BUCH. 

13.  (S.  35).  Thcramenes'  Vertheidigane^ :  Hell.  11  3,  35  r.  Xei.  ksfa- 
stigt  ihn ;  ergänzend  Lysias  XII  77.  Scheibe  93.  Die  Liberalen  woUtei  fti 
durchaus  nicht  als  einen  Märtyrer  ihrer  Sache  anerkennen.  Dn^^gea  hti  « 
eine  günstige  Beurteilung  in  der  Schule  des  Isokrates,  vgl.  Volqnardaei  Ca- 
ters.  über  die  Quellen  des  Diod.  L.  XI— XVI,  1808,  63.  ~  Rritiat'  ttSkm 
Leben  Xen.  Hell.  II  3,  36.  Mem.  1  2,  24. 

14.  (S.  27).  Periandros:  Diog.  Laert.  I  7.  Zerstömnf^  der  AraeMle:  Lji. 
Xill  46.  Isokr.  Areop.  66.  (Jeher  die  Aenderungen  der  Pnyz  Tgl.  mnm  Alt 
Studien.  1,  56.     Verbot  des  freien  Unterrichts:  Xeo.  Mem.  1  2,  3L 

15.  (S.  29).  Ol  negl  XaQixXia^  die  Ultras  und  Führer  der  Drcifsig  («it 
die  Genossen  des  Phrynichos  unter  den  400):  Arist.  Pol.  205,  2.  —  KmgmM^ 
Theilnahme:  Plut.  Lys.  27.  Diod.  XIV  6.  Demosth.  XV  22.  —  Aqptw 
{nXovöiog  ^x  ßvQao^i^Hxijg  Schol.  Plat.  Apol.  IS)  mit  seinem  Get^waltr  W 
Malea  durch  Sturm  aufgehalten  und  nach  dem  Verlust  von  Pylos  (Diod.  XBI 54) 
angeklagt,  giebt  das  erste  Beispiel  der  Bestechung  des  Gertchtskefs  (xta^Mi 
j6  i5txaCetv  Arist.  bei^Harp.  ötxaCofv),  —  Archinos,  vielleicht  ein  Saha  im 
Myronides,  furd  ye  rovg  d-€oißg  attnoTarog  rrjg  xa&oiov  r^p  ^^fip  Dea-  XXIV 
135.  Sievcrs  S.  107.  Zerstörung  der  att.  Festungen:  Lys.  XJI  40.  nyle  «■ 
aber  ein  x^qCov  in^v^ov  geblieben  Hell.  II  4,  2;  auch  Bleosis. 

16.  (S.  31).  Säuberung  von  Eleusis:  Hell.  II  4,  8  (und  Salaab:  tji 
XII  52;  XIII  44;  Diod.  XIV  32).  300  sind  keinesfalls  die  GesaatiaU  *r 
waficnfähigen  Bürger.  Entweder  erfolgte  auf  dem  Markte  eine  Sondereag  te 
Verdächtigen  und  der  Unverdächtigen,  oder  es  waren  die  Letzteren  seht i  fnhr 
herausgezogen.  Ersteres  nimmt  auch  Scheibe  an,  der  aber  S.  111  voa  mmt 
Musterung  der  Reiter  spricht.  Nach  Grote  8,  364  (4,  515  D.  U.)  sellie  db 
Bürger  fortgeschleppt  worden  sein. 

17.  (S.  34).  Kampf  in  Munychia:  Hell.  H  4,  lOf.  Kleokritos  6  fitfrin 
xiJQv^y  §.  20.  Dem  Thrasybulos  legt  eine  ähnliche  Rede  bei  Justinas  V  li 
—  Einsetzung  der  i^ixa  ar^QSi  avioxQicTOQfg  Diod.  XIV  33;  (f «xa Jov/oi  Haff, 
Soid.  8.  V.  cT^jfft.    Lvs.  XH  55. 

IS.  (S.  35).  Die  Tyrannen  behielten  auch  nach  dem  Tode  von  Kritii% 
Hippomachus,  Theramenes  und  nach  dem  Ausscheiden  von  Eratostbeaes  a^ 
Phcidon  in  Eleusis  den  ßehürdenamen  der  Dreifsig.  —  NnmensnoterschrÜ: 
ol  ^JukivaivaiSt  dnoyQutljd/Lifvoi  Lysias  XXV  9.  Vgl.  Grosser  in  Fleekeistti 
Jahrb.  1S69  8.  204.  —  Zuzug  aus  Acharnai:  Lys.  XXXI  16.  Lysits:  L  kt 
X  R.  835,  (und  Ismenias)  Justin  V  9.  Isotelie  Hell.  H  4,  25.  Noth  in  Atki: 
Xen.  Mem.  II  7,  2. 

19.  (S.  37).  Pheidon  in  Sparta:  Lys.  XII  58.  Hell.  II  4,  28.  Plot  Lvi 
21.  Pausanias  <f>d-o%'^aag  Avadv^S^t^  —  ntlaag  löiv  itpoQmv  r^(,  l^ift^ 
(fQovodv  Hell.  29.  Was  die  Agiaden  betrifft,  so  zeigt  sich  bei  Leonidas  ciM 
entschieden  hellenische  Gesinnung;  Pleistoaoax  vermeidet  den  Krieg  mit  AtkM 
(Thuk.  I  114);  ebenso  Pausanias.  Sein  IVachfolger  Agesipolis  ist  der  eitsrkie 
dcnste  Gegner  gewaltthätiger  und  einseitig  spartanischer  Politik,  KlfMübnlii 
gleichfalls.  Daher  linden  wir  auch  meist  Prokliden  als  Feldherro  io  AttiU 
Sievers  S.  3S2. 

20.  (S.  39).  Diognetos:  Lys.  XVHl  10.  Paus,  recognoscirt  an  Mpf*^ 
Xi^riv  Hell.  §.  31.     Dies  ist  vielleicht  der  innerste  durch  die  Maner  vob  E>* 


ANMERKUNGEN  ZUM  FÜNFTEN  BUCH.  753 

^Mrioii  abif^Mchoitteie  Theil  des  Peiraieus  (deo  Ulrichs  UXa£  nennt),  wie  ich 
4»  port.  Athen,  p.  34  vermutbet  habe.  Denn  von  hier  aus  musste  nach. dem 
FhaleroD  hiniiher  eine  Maner  gezogen  werden,  welche  die  Halbinsel  Peiraiens 
■ttefcoeldeo  sollte. 

21.  (S.  39).  Grosser,  Amnestie  des  Jahres  403.  Minden  1868  S.  39.  1. 
VenShnnngsvertrag:  Xen.  Hell.  II  4,  38:  itp  ^ts  siQrjvtjv  fih  ^x^tv  TrQog 
iiliiXüvf,  antivai  Sk  inl  rrc  iavitov  hdatovg  TrltjV  rdiv  TQiaxovra  xal  xav 
hfSfxa  jral  tüv  Iv  r0  IliiQaiH  dQ^civrcov  6ixa,  Unterscheidung^  der  Versblinun^ 
wni  der  Amnestie  seit  Hinrichs  de  Theramenis  Critiae  et  Thrasybuli  rebus  et 
fafMio  Hambor^  1830.  ->  Separatvertrag  mit  Sparta:  Lys.  VI  38;  Isokr.  XVIII 
19;  Hell.  II  4,  36.  —  Grosser  unterscheidet  3  Akte  des  VersÖhnnngswerks 
{ßäuXlayaC):  1.  awS^ijxat,  Versöbnungsvertrag  zwischen  den  i$  aauog  ond 
Ht^jenifen  Ix  UetQaidig,  2.  ol  ooxoi,  die  eidliche  Ratification.  3.  ol  oqxoi 
4kI  ai  auv^fjxai  ovaai  rots  *Elfvmv69(v  Lys.  VI  45,  die  erweiterte  und  voU- 
iMimdige  Amnestie. 

•  13.  (S.  40).  El  di  Tivfg  (poßotvro  etc.,  Hell.  §  38,  ist  keine  Vertragsbe- 
Mimgung  nach  Grosser  S.  10,  sondern  angefügte  Thatsache.  So  auch  Diod. 
JQV  33  ffwix^QV^^^'  Auch  bei  Andoc.  I  90  keine  solche  Vertragsbe- 
mvDg. 

23.  (S.  43).     Nach  Plut.  de  glor.  Ath.  7  ziehen  die  Exilirten  (o^  ix  ITet- 
)  am   12.  Boedromion    (Sept.  21    nach  ßückh)  ein;   es  war  der  Tag  der 

^üyicni)^«  ilevd^iQitts :  A.  Mommsen  Heortologie  217.  Alaipiog  (derselbe  wie 
■dloL  Ar.  Eccl.  2087)  führt  ominis  causa  die  no/LtTtrj  Lys.  XIH  80;  vgl.  Monats- 
bwldkte  der  Berl.  Akademie  1870  S.  169.  Thrasybuls  Rede:  Hell.  §.  40. 
Biti iiiiioa  (Dion.  Hai.  Lys.  34)  kein  Oligarcb^  wie  Grote  meint:  Schömann 
^•rfassuogsgeach.  Athens  S.  93.  Nach  Blass  Gesch.  der  griechischen  Bered- 
■mkeit  bis  auf  Lysias  p.  442  der  Aristoph.  Frösche  965,  Eccl.  97  verspottete 
MsMigoge.  —  Ueber  Lysias'  Rede  gegen  Phormisios'  Antrag  vgl.  jetzt  Usener 
flbftrb.  f.  PhiL  1873  S.  145.  Nach  ihm  ist  die  Rede  vor  einer  nur  aus  An- 
Hagera  der  stSdtischen  Partei,  nicht  des  ^fjjnog  bestehenden  Versammlung  ge- 
Allt0Oy  in  der  blofs  Grundbesitzer  der  höheren  Censusciassen  zugegen  gewesen 
mtHi&m  S.  167.  Diese  sollen,  wie  Us.  S.  169  ausführt,  die  seit  den  Verfassnigs- 
IMeroBgan  des  Drakontidas  zu  Recht  bestehende  ixxlrjoüt,  die  fAitixoneg  rijs 
mokntiag  (Isokr.  XXI  2)  gebildet  haben.  —  EiQrjin]  die  Zeit  nach  Thrasybuls 
Mtokkehr.  jifdvtioreia  als  technischer  Ausdruck  erst  hellenistisch,  vorher  ro  firi 

24.  (S.  43).  Grosser  Ende  der  Dreifsig,  in  Jahrb.  für  Phil.  1869  S.  193: 
Xml  Hell.  II  4,  43  joifs  atQairiyovg  avTcav  (die  Dreifsig)  ds  loyovg  iX&amag 
itmixrtrpup^  vgl.  Justin.  V  10.  8  ad  colloquium  veluti  dominationem  recepturi 

iBfidiaa  comprehensi  trucidantur.  Isokr.  VII  67.  avjovg  rovg  ahianarovg 
»w  Mmuhf  avilovzeg.  Ueber  den  Vertrag  mit  der  Partei  in  Eleusis  nach 
Tode  der  Dreifsig  s.  Aam.  21.  —  Eratostbenes:  die  Rede  XII  des  Lysias 
üia  ist  gehalten,  während  die  Dreifsig  nach  Rache  sinnend  in  Eleusis 
:  80  ^jy<r  dnovat  fikv  lolg  iQiKxovta  intßovXevat,  nagovrag  6*  affiJTe, 
M  mkI  f OfC  nokifiioig  /xaxiO&€ ;  blieb  aber  vermuthlich  erfolglos:  Frohberger 
WbH  S.  20. 

15.  (&  44).     Unbedingte   Amnestie:    Xen.  H  4,  43.    toig  ^    &XXo$s  — 
OArtioi^  Gr.  Qescb.    UL  48 


754  ANNERKUIIGEN   ZUM   FÜIfFTEIf  BUCH. 

tnEiaav  avvnXXayfivai  »aX  ofAoaavnq  ÖQXOvg  vj  (a^v  fui  fivtfOiXMt^ifHV^  Iriad 
vvv  ofAQv  ye  noXiieiovrat  xal  tois  oQxotg  ^fÄfiivd  6  dtifio^,  Jittie.  V  II: 
populns,  qaem  einigrare  insseraot,  in  arbem  revocator.  Atqae  ila  per  Mlb 
membra  civitas  dissipata  io  uduid  taodem  corpos  redigitar,  et  ne  qva  dJünMii 
ex  ante  actis  nasceretnr,  omnes  iureiurando  obstrin^ntUTy  dUcer^ianB  tbfi- 
vionem  fore.    Dem.  XX  11.  Isokr.  VII  67.     Plat.  Meoex.  1$  namliic  dffvq. 

26.  (S.  45).  Anleihe  der  Dreifsig  in  SparU:  Dem.  XX  11.  f.  Thirlwall  be- 
zieht darauf  Ar.  Pol.  IH  1.  p.  59. 

27.  (S.  46).  IIa()ayQa(fTJ  „Einwand  der  ünzalässi|;keit''  fCegee  alle  «- 
nestiewidrigen  Klagen  nach  dem  Ges.  des  Aischines  (Isokr.  XVIIl  2).  BaKhea- 
stein  £inL  zu  Lysias  XXV.  JSvlloydg  und  avv^ueoi  (Harp.)  Lys.  XVI 7.  VfL 
jetzt  R.  SchöU  Qn.  fiscales  iuris  Att     Berol.  1873. 

28.  (S.  48).    Urkundencensur:  G.  Curtius  Metroon  S.  7.  17.     PercgriailiK 
des  Nikomachos;  Philippi  ßeiträge  zur  Geschichte  des  ettischeo  Birgerredii 
1870  S.  123.  —  Tisamenos:  Lys.  XXX  28.    Audok.  Myst  82.    ScfciaMeaVcr 
fassungsgeschichte  S.  90.  —  Die  Zwanziger:  Mach  Grosser  Amnestie S.  42 hatln 
sie  eine  ähnliche  Stellung  wie  der  Areopag  vor  Ephialtea,  vgl.  Plat  SaL  II 
Andok.  I  84  mit  Andok.  I  81.  Poll.  VIII  1 12.   So  lange  sie  die  Gcack&fte  leilH^ 
können  wir  uns  die  nite  Magistratur  nicht  in  Funktion  denken;  die  Wiedarkr 
Stellung  des  Raths  ging  derjenigen  der  Aemter  voraus,   wenn  avek  dia  Sldt 
des  ersten  Arohon  gleich  besetzt  ^-urde:  Frohberger  Lysias  1,  177.  — Di4W 
Ergänzungsgesetz  Dem.  XXIV.  42.     Meier  de  hon.  damn.  71.   —  Ariatafte 
Karystios  bei  Athen.  577^.    A.  Schäfer   Demosthenes  ond   seine  Zeit  1, 111 
Die   Klage  l^EvCag  soll  in   Anwendung  kommen:    1.  geilen   die,   deren  EU» 
beide  nicht  bürgerlich,    2.  gegen   die,    welche  mütterlicherseits  naebeaUrik 
waren,   iu  letzterem  Fall  aber  nur,   wenn   sie  nach  Eukl.'  .Archontat  gabtra 
sind:  Philippi  Beiträge  zur  Geschiebte  des  attischea  Bürgerrechts  1870,  M. 

29.  (S.  49).  Die  Aufhebung  des  Areopags  durch  die  Oreifsig  lässt  iiei» 
wie  SchömauQ  Grlecb.  Alt.  I'*^  S.  581  mit  Hecht  hervorhebt,  nicht  beweifci; 
das  uuversebrtc  Fortbestehen  eines  unabhängigen  obersten  Blutgeriektskib 
während  des  Sohreckensystenis  ist  aber  durchaus  unwahrscheinlich.  AmI 
finden  wir  den  Areopag  schon  vor  der  Tyraunis  auf  Seiten  der  Verfassaipr 
partei  gegen  Theramenes  (Lysias  XII  69.  Scheibe  S.  41).  Ebenso  tritt  er 
nach  der  Tyrannis  in  demokratischem  Geiste  auf. 

30.  (S.  50).  Naeh  Eukleldes  keine  HcUenotamien,  vor  Eokl.  keine  ruwMX 
idiv  aiQccTtioTixdiv  uod  kein  Beamter  inl  raJ  &e(OQiX(ß.  Bückh  Staatsk.  K 
24G.  —  Abschaffung  der  äynatfoi  vojnoty  Unterordnung  der  i^iv^ff^Ofiaia  n\xt 
die  vofioi:  Andok.  Myst.  86.  87.  —  Alte  und  neue  Urkundenform  Schöatfi 
Gr.  Alterth.  P,  410.  Böckb  Staatsh.  2,  50.  Bei  VeHrägen  keaait  kt 
Name  des  Archonten  schon  in  älteren  Urkunden  vor,  so  CIG.  n.  74,  C  I.  Att 
n.  33. 

31.  (S.  51).  Ueber  die  doppelte  Schrift  r  nalcttä  {rä  IdttiXK  y^fifitn) 
und  17  fiii  EvxUC^Tiv  yQa/ujuccTixri  Franz  Elom.  Epigr.  Gr.  p.  24.  146.  Ksüi- 
Stratos  von  Samos:  Ephor.  b.  Schol.  Venct.  11.  VIU  158.  Soidas:  £mftü^ 
6  di\fiog.  Kirchhoff  Stud.  z.  Gesch.  d.  griech.  Alphabets  S.  GS  ff.  ^  statt  i 
seit  Ol.  84,  1  in  den  Tributlisten.  Im  euklidischen  Alphabeth  Pt  fräfterAi 
A)  früher  P;  neu  eingeführt  H  und  ß»  von  denen  das  erstere  aIs  Haocksackfl 


I 


\ 


! 


ANMERKUNGEN  ZUM  FÜNFTEN  BUCH.  755 

(•dieot  katte;  •  froher  X^*  ^  früher  <|)^.  KeaDtnUs  des  iooischeo  Alphabets 
«ehoB  vor  Aofaag  des  pelop.  Krieges  zu  Alheo  verbreitet:  Kirchboff  S.  71. 
J^dere  Neaeraogeo  nach  Eukleides :  der  jährige  Schreiber  Bock  h  Epigr.  GhroBol. 
Stadieo  S.  40.  Saappe  Philol.  19,  249.  'Ev  axQonoUi.  früher  ifi  noUii  G.  Cvr- 
:tias  de  aot  publ.  cura  p.  20.  Idd^rjvä:  Böckh  Staatsh.  2, 51 ;  *Ai^j]vaCa  noch  später: 
Pemes  7,  162.  lo  den  Dekreten  der  oacheaklidischea  Zeit  werden  bestimmte 
toDBen  für  Anfertigung  und  Aufstellung  der  Inschriften  ausgeworfen :  Schöne 
Griecbischf  Reliefs  S.  18.  —  Aufstellung  der  revidirten  Gesetze  im  Kerameikos; 
JUdok.  Myst  95.  Lyk.  g.  Leokr.  126.  Bergk  cxi  Andok.  ed.  Schiller  p.  129. 
Attische  Stadien  2,  66.  Sroä  ßaadnoi  Hermes  2,  30.  ^  Diätetengesetz  nach 
Jffiier  aus  £ukl.'  Zeit;  dagegen  Schömano  Verfassungsgeschichte  44  f.  lieber- 
fiai^  der  Epipsephisls  an  die  Proedren  fällt  nach  Ol.  100,  3.  Böckh  Mondcyelen 
(4^  —  Das  Jahr  des  Eukl.  ein  Epochenjahr;  daher  das  Sprichwort:  ta  ngö 
JfffMliiäov  l^tjdCaii/  bei  Luciaa.    Gatapl.  5. 

32.  (S.  52).     Eukleides  bekannt  unter  den  inl  awayoy^  ii^avfAaafiivo^ 
Alken.  3.   Hier  werden  zwei  Reihen  von  Sammlern  onterschiedeo,  solche  denen 
4MreAtlich0  Mittel  zu  Gebote  standen;  und  zweitens  Privatleute,  die  nach  ihrem 
ß$muAt  bezeichnet  sind.     Die  erste  Gruppe  bestand  gewiss  aus  gesobichtlieh 
^jL«BOieii  Persönlichkeiten ;  dabor  ist,  wie  ich  vermuthe,  zwischen  Polykrates 
iM4  Peisistratos  und  den  Königen  von  Pergamos  statt  NixoxQaTrjs:  Nixoxlrjg  6 
J^vnQiof  zu  lesen  (vgl.  Arch.  Zeit.  1S44,  347)  und  dann  wird  auch  beim  Eu- 
kleides nur  an  den  berühmten  Archonten  zu  denken  sein.  Vielleicht  ist  auch  statt 
'MiuMU(ii(V  t6v  ital  ainov  yl&fivatov:   iltv  UQ/ovra  (od.  aQ^avta)  xal  a.  *A, 
JM  leacD.    Dies  gegen  die  Bedenkon  von  M.  IL  E.  Meier  Opusc.  1,  85.    Auch 
Jlinkrr  Charikles  2,  119  denkt  an  eine  Privatbibliothek.  —  Beschluss  der  Pan- 
dionis  auf  Antrag  des  Kallikrates:  GIG.  n.  213.  —  Atbena  und  Herakles  Paus. 
iX  lly  6.    Vgl.  S.  382.    Antrag  des  Archinos  zu  Ehren  der  xarayayovtfg  rby 
4ifAOvi  Aeseh.  UI  187. 

33.  (S.  54).     ,Dreifsig  Tyrannen'  schon  in  Aristot.  Rhet.  H  24  p.  105,  24. 
iBkmso  Diod.  XIV  2.  Cornel.  Nep.  Thras.  3.     Justin.  V  10. 

34.  (S.  55).     Geld  im  Auslande:  Athen.  532.    anayts  aqyvqlov  Lys.  XIX 
II.    Piaton.  Com.  Fragm.  bei  Meineke  2,  692. 

35.  (S.  56).    So  wird  dem  Agesilaos    die  Schonung   der   in  dem  Tempel 
.4ar  Atheea  Itoaia  Geflüchteten  als  ein  besonderes  Verdienst  angerechnet:  Xen. 

VmVL  IV  3,  20. 

36.  (S.  57).    Zerrüttung  menschl.  und  göttlicher  Dinge:  Eur.  Ipbig.  Tan^ 
MO  Kirchh.  —  Fremde  Religionen:  Bergk  Rel.  Com.  Att.  75.    Isis-Dienst,  durch 

(^•B  yAegypter'  Lykurg,  den  Grofsvater  des  Redners  eingerichtet:  Köhler  Hermes 
•  ft^  351«  Sprache  der  Athener  xexQafi^i^  i^  andviojv  itiHv  ^EXlriVfuv  xal  ßag- 
pAifW  yXen.'  Resp.  Ath.  1,  8.  —  Eur^kles  iyyaoTQifAvOos  (lyyaarQtiai,  Evgv- 
:määUmi)i  Arist.  Wesp.  1019.    Schömann  Gr.  Alterth.  2^;  294. 

87.  (S.  58).     Demokritos  aus  Abdera  nach  Diog.  L.  XIX  41  vierzig  Jahre 
.  jiBg«r  als  Anaxagoras,  also  geboren  c.  Ol.  80.    Seine  menschenäbnliehen  itötoXa, 

tm  fikp  aya&onoiay  tu  (fi  xuxonoia  (Sext  Emp.  IX  19)  entsprechen  in  gewisser 
iBoiehaog  den  Dämonen  des  Volksglaubens  (Zeller  Gesch.  der  Gr.  Ph.  1,643). 

Diagoraa  o  äd-iof,  6  Mf^ktoSf  als  Mysterienschänder  (Suidas)  geächtet,  auch  im 

48* 


756  ANMERKUNGEN  ZUM  FÜNFTEN  BDCH. 

Peloponnes  verfolgt  (Schol.  Ar.  VÖg«!  1072.  Frösclie  320.  Cleai.  A]ex.Pra- 
trept.  p.  7  Sylb.  emendirt  von  Cobet  Nov.  Lect.  Praef.  p.  14  {^utyö^  Toti^af 
naqaaxivaatti).  Athenagoras  ÜQ^aßiia  n,  Xq,  5 :  Tva  ras  yoyyvlag  hpei  m- 
TaxoTuatv  to  tov  *Hg,  ^oavov. 

38.  (S.  59).  Atheiamna  des  Thakydides  wegen  aeioes  Verliikaiiaaf  u 
Anaxagoras  nach  Antyllos  l>ei  Markellinos.  Krüger  Krit.  Anal.  1,  36.  WMpmf 
Aechtang  Diod.  XIH  6.  Die  Angabe  ist  zweifelhaft;  jedenfalls  setzt  Ar.  V^d 
1072  schon  Prozess  nnd  Aechtang  voraus,  s.  Kock  zn  der  Stelle. 

39.  (S.  61).  Der  feindliche  Feldherr  konnte  im  Herbst  406  dw  ein  le- 
fehlshaber  der  Trappen  in  Dekeleia  sein  (nicht  Lysandros,  wie  der  Biograpk  a. 
Plin.  VII  109  sagen)  and  es  ist  wohl  denkbar,  daas  die  Lakedtaonier  aad 
der  Schlacht  bei  den  Arginasen  die  Stadt  scharfer  bedrSngten,  vm  sieh  sa  Laadi 
für  den  Untergang  der  Flotte  za  rächen  and  die  Atbener  zum  Frieden  geaeist 
za  machen.  Am  Wege  nach  Dekeleia  lag  das  Grab  des  Dichters,  gewiss  ia 
Gane  Kolonos.  Vgl.  v.  Leatsch  Philol.  1,  129.  Phrynichos  Meiaeke  Fr.  Cao. 
2,  192. 

39^  (S.  62).  (Jeber  Sophokles'  Nachkommen:  Saappe  Sophokleisehe  b- 
sehriften,  Gott.  Nachrichten  1865  S.  244.  Aeschylos'  Nachkommen:  AstydaaB, 
der  ältere,  s.  Soidas  jimvSdficec,  wo  auch  ein  Sohn  desselben  Astydamas  |^ 
nannt  wird.  Welcher  Griechische  Tragb'die  3,  1060.  —  Fortleben  der  Traggüti 
des  Aeschylos  auf  der  attischen  Bühne:  Schol.  Ar.  Frösche  892.  .\esch.  Agtt 
v.  Schneidewin  VI. 

40.  (S.  63).  Theognis:  Arist.  Acharn.  140.  Thesmoph.  170.  Mmmm: 
Arist.  Fried.  801.  lieber  Mors.  Sthenelos  und  Melanthios:  Gebet  Plataa.  €«. 
Rel.  184.  Arist.  Gerytades:  Meineke  Fr.  Com.  2,  1005.  —  'O  d'  <rv  Swftad^ 
tov  ^(hxi  xfxQiO/j^vov  manio  xaöCaxov  negi^leixe  lo  atoua  2,  1176. 

41.  (S.  64).  Agathon  „o  xaXos'  Ritschi  Opusc.  1,411.  Im  Jahre  405  vir 
er  schon  nach  Pclio  gezogen  sfg  fiaxuQiov  ivoi^iciv.  Ar.  Frosche  85.  *£^^ 
hfJLa  Arist.  Poet.   18.    ylv&ug  Poet.  9. 

42.  (S.  66).  Ucber  Euripidcs  Suidas  und  die  Lebensbeschreibnngeo  wä 
Benutzung  des  Philochoros.  Gcllius  XV  26.  Salamis  sein  Geburtsort  (vennotk- 
lich  während  es  die  Zufluchtsstätte  der  Athener  war)  und  auch  später  ein  Lie^ 
lingsaufenthalt  des  Dichters.  Welker  Alte  Denkmäler  1,  4S9.  Ideal  des  Weiifi, 
Fragm.  101.  Clcm.  Alex.  Strom.  IV  536  d  Dind.  Berohardy  Gr.  Litt  2,  365. 
—  Prolagoras  liest  negl  Oeaiv  bei  Kur.  Diog.  L.  IX  S,  54.  —  Enr.  als  in 
berühmteste  Küchersammler  vor  Aristot  s.  Anm.  32. 

43.  (S.  67).  Eoripidem  M.  Vnrro  ait  cum  quioque  et  septoaginta  tragoeiia' 
scripscrit,  in  qoinqne  solis  vicisse  Gell.  XVII  4,  3.  Die  Alexandriner  kaaatti 
92  aus  den  Didaskalien,  in  denen  nur  die  Stücke  verzeichnet  waren,  die  eiset 
der  drei  Preise  erhalten  hatten.  Nauck  Eur.  XXIII.  —  Protagoras:  Diog.  LIX 
8,  52.  —  Gelehrte  Aminen:  Eur.  Hippolyt.  453.  —  Eur.  als  Reiseiektiit: 
Arist.  Frösche  52.  —  Trost  der  gefangenen  Athener  in  Syrakas,  welche  ihn 
die  Heimkehr  danken:  Plut.  Nik.  29.  —  Verbreitung  der  Schriften  des  Anaia- 
goras  Plato  Apol.  26.  Böckh  Staatsh.  1,  26,  2,  Nachtr.  IV;  Büchermarkt  (ot 
ta  ßißXia  füvttt  Eupolis  b.  Pollux  IX  47.  Meineke  Fr.  Com.  Gr.  2,  550)  ii 
der  Orchestra  des  Kerameikos:  Schöne  Jahrb.  f.  Philol.  1870  S.  802. 

44.  (S.  68).    Ael.  V.  H.  XIII  4.    Kränkungen  am  Hofe,  welche  Arcfa.  ricH 


ANMERKUNGEN   ZlIM    FÜNFTEN   BUCH.  757 

4mr  sieb  dadurch  selbst  Feindschaft  zazieht  Arist.  Pol.  220,  7.  —  Fragm.  des 
Arehalaos:  inai<f   b6ovQovg  Xv/neuivag. 

*~  45.  (S.  71).  Attische  Stoffe  behandeln  Aigeos,  Aiope,  Erechtheus,  Hera- 
klideo,  Sehatzflehende,  Hippolytos,  Iqo,  Thesens,  Skiron.  Vgl.  Schenkl  Polit. 
▲aschaaaogeD  des  £ar.  Wien  1862.  S.  23. 

46.  (S.  73).  Beziehung  auf  Ferikles'  Tod,  Hipp.  1459:  to  xXeiv  'ui&ijvciv 
IliMaSoq  ^*  b^ic/iata,  ofov  augriaicd^  avSqog.  Böckh  Trag.  Princ.  p.  181. 
H«  Hirsal  de  Eur.  in  comp.  div.  arte  p.  64.  —  Antiphaues  bei  Meineko  3, 
106.  —  Versteckter  Tadel  früherer  Dichter  in  den  Phoeoissen  (752  K),  im 
FUloktet,  Eiektra  n.  a.    Vgl.  Schneidcwin  Einl.  z.  Philoktet. 

47.  (S.  74).  Verbrecherinnen  aus  Liebe:  Jahn  Arch.  Beiträge  S.  245.  Rhein. 
Hat,  1871  S.  2S6.  —  Hippol.  607  17  ykaaa^  ofuofxoxt  tj  dk  ffQflv  avtifiOTos. 
Vgl.  Nägelsbach  Nachhomer.  Theologie  439. 

48.  (S.  75).    Piadar  i>em.  3,  40  f. 

49.  (S.  77).  Dass  es  Eur.  nicht  immer  leicht  von  der  Hand  ging,  bezeugt 
Jia  nicht  anwahrscheinliche  Geschichte  b.  Val.  Max.  III  7,  1.  ext.  —  Deos  ex 
■Thina  auch  bei  Soph.,  aber  bei  einem  nodus  deo  vindice  dignus.  Vgl.  H. 
A^keo  Trag.  Lösung  im  Philokt.  des  Soph.  Berl.  1860.  Euripides  Nachahmer 
iw  Soph.  Bergk  Soph.  XXXVIII,  Köchly  Iphig.  Taur.  XL,  Schrader  zur  Wär- 
ügaiig  des  d.  ex  mach.  Rbeio.  Mus.  N.  F.  22  S.  544.  —  Kritik  der  Prologe 
k  ArisL  Frosch.  1200. 

50.  (S.  78).  jiviTQdfov  fiovi^öCatg  Frösche  944;  Parodie  der  Monodien  1330. 

51.  (S.  SO).  Melanippides:  Sold.  Arist.  Rhet.  111  9,  6  p.  125,  3:  ävaßoXai 
iof^l  t£v  artiOTQotpwv.  Kinesias:  Mein.  Com.  1,  228.  Philoxcnos,  bei  der  Ein- 
■ahae  von  Kytbera  im  J.  424  in  attische  Gefangenschaft  gerathen;  ^ovltov 
Hesych.  Athen.  643  D.  —  Karkinos:  Arist.  Wesp.  1501.    Mein.  Com.  1,  513. 

52.  (S.  82).  Die  Musik  ist  von  allen  Künsten  die  auf  den  sittlichen  Zu- 
ftud  des  Mensehen  am  tiefsten  eingreifende:  Arist.  Pol.  138.  Aristokleides: 
SckoL  Arist.  Wolken  965.  Phrynis  fnl  KaXXCov  ctQ^ovrog  (Sl,  1;  456)  ScboL, 
walvadieiBL  XaUifid/ov  83,3;  446.  Meier  Paoatb.  285.  0.  Möller  Gr.  Litt 
%  286.  Volkmaan  zu  Plut.  de  mus.  p.  77.  Plut.  6:  ij  xaut  T^qnavd^ov  ari- 
#l|>|»lfa  fi//^<  tffi  *Pt)vVtdog  TjXixias  navTfXtSg  anXrj  tig  ovaa  diiriXei.  West- 
plMl  Harmonik  S.  97. 

53.  (S.  83).  Piaton  Gesetze  666.  Müller  Dorier  2, 322.  Ueber  die  Erweite- 
raair  ^^^  *1^0n  Heptachords  Wcstphal  S.  95.  Sparten.  Dekret  gegen  Timotheos 
Wi  0ooth.  de  mas.  I  1.  Phil.  19,  308. 

54.  (S.  85).  Epochen  des  Stils  in  Metrom  und  Composition:  G.  Hermann 
KL  4.  Metr.  p.  123.  H.  Hirzel  de  Eur.  in  comp.  div.  arte  p.  92.  Häufiger 
G«bniiick  des  Tetr.  trocfa.  nach  Ol.  91. 

^  55.  (S.  88).  Aasgang  der  alten  Komödie  Cobet  Plat.  48.  146.  Böckh 
8CWtih.  1,  607.  K.  F.  Hermann  Ges.  Abb.  41.  61.  Es  fehlt  an  Mitteln  und 
Q/timli  fir  die  Einübung  der  Chöre,  welche  Monate  in  Anspruch  nehmen  konnte. 

59.  (S.  94).  Apollodoros  l  juavixog  Plato  Symp.  172  f.  Cobet  Prosop. 
Kam.  65.    Arch.  Zeit  1858,  248*. 

57.  (S.  97).  S.  in  drei  Sohlachten  (Potidaia,  Delion,  Ampbipolis)  Plat 
kfoh  28«  Verweehaelnng  der  Tbatsachen.  Athen.  216.  Irrig  ist  die  Geschichte  von 
lUMfkMs  Lebensrettung  bei  Delion  (Strab.  403.    Diog.  L.  H  22),  wie  Cobet 


758  ARMERKUNtiEN   ZUM    FÜNFTEN   BUCH. 

erwiesen  bat.  Moemos.  7,  50.  (Nov.  Leet  538).  Aatheotischer  Berickt  iWr 
Oelion:  Plat.  Symp.  221,  der  auch  die  Rettnog^  des  Laches  dem  Sokr.  zuckreibt: 
Sto  xal  acftpaXtijg  dnißn  xal  olros  xai  6  htQog.  —  Bedörfnisslosigkeit:  Xci. 
Mein.  I  6,  1  f.  —  Auswärtige  AnerbietuDgen:  Diog.  L.  II  5,  9.  ArMl.  RketII2l 
p.  9S,  30:  vß{)tv  to  firi  duvaa&ai  auvvaoxhti  o^oftag  iv  na^orra  w9Mt^  td 
xttxms,  —  Preise  der  Lebensmittel  io  Atb.:  Plot.  de  tranq.  10.  BockkSlaaUk. 
1»  131  i^oivt^,  das  Durcbschnittsmars  der  Tageskost  far  eineo  Mensekea,  4 
XoCvixig  Graapeo  za  1  Obolos  =  1  g.  Gr.).  Die  Preise  waren  seit  Solon  sckta 
am  das  Doppelte  gestiegen. 

5$.  (S.  99).  Aristippos:  Xen.  Mem.  II  1,  9.  Thrasymaehos :  PktRe^33S 
,,A11er  Recht  ruht  auf  dem  Interesse  des  Stärkeren".  K.  F.  Hermann  Ges.  i. 
Gesetzgebung  im  Alt.  S.  66.  Strümpell  Gesch.  der  praktischen  Phil.  d.  Gr.  & 
83.    Schanz  Beiträge  zur  vorsokratischen  Philosophie  1S67.  S.  109  f. 

59.  (S.  101).  Pvta&i  afavTÖv  iu  Delphi  als  Grass  des  Gottes  andenEis- 
tretendeo:  Plut.  de  E  Delph.  17.     LUrichs  Reisen  und  Forsehangen  1,  7». 

60.  (S.  102).     Herakleitos:  ISitrjanfjrjv  f^ttoviov,  Plat.  adr.  Colot  20. 

61.  (S.  107).  Eupolis  F.  C.  2, 553:  fÄioia  jov^.  rbv  nttaxov  aSoliaxn^'  Ariit 
Frösche  1491:  X^Q*^^  ^^'^  fitiStoxQnitt  nnQuxn&rju^yoy  Xalitv,  —  ro  d'  iwl 
affiroTaiv  X6yoia&  xa\  axaQKffiOfioTat  XrjQtov  öuttQißrjV  OQjror  nouTadcu,  nmfm- 
tfiiovovvtog  oviQog.  Gegen  die  Angriffe  des  Ar.  in  den  Wolken  vertheidigt  sid 
S.,  aber  weder  bei  ihm ,  noch  bei  seinen  Schülern  findet  sich  eine  Spar  v« 
Groll  gegen  Ar.  —  lieber  die  i/^t^a/oiym  und  die  nicht  ganz  zatreffeaie 
Uebers.  „Seclenleitang"  vgl.  Rhein.  Mus.  18,  473. 

62.  (S.  10b).  Chairephou  io  Delphi:  Plat.  Apol.  p.  20.  —  Ueber  Pjibt- 
doros  und  Aristoteles  s.  Aom.  7.  XttQfti^rjg  6  riaixttyos  unter  den  Zekf- 
niäiiiierii  des  Peiraieus:  Xeu.  Hell.  II  4,  19. 

63.  (S  109).  Lysias  H.  XII  gegen  Eratosthcnes  aus  dem  J.  des  Arrk«! 
Kuklcides,  Raucheosteio  S.  12.  Frohberger  S.  16  f.  ßlass  attische  BeredsaaL 
b.  auf  Lvsias  S.  539. 

64.  (S.  111).  Lysias  XXV,  Abwehr  einer  Anklage,  in  welcher  „Verfassolg*- 
Umsturz",  das  Schlagwort  der  Demagogen,  die  Hauptrolle  spielte:  daher  die 
ungenaue  Benennung  der  Rede  „(fijuoi'  xaraXuOfotg  anoloyfK'*;  sie  ist  ktfi 
nach  dem  Falle  von  Eleusis  gehalten  (Frohberger  1,  177^  1^3)^  bevor  die  Pi- 
ragraphe  des  Archiiios  (S.  45)  erlassen  wurde.  Wenn  in  der  Rede  nnr  2  Pa^ 
teien  erwähnt  werden  ol  ix  [JnQattog  und  ol  il  aGteog,  umfasst  die  letzlere 
die  beiden  Fraktionen  der  Oligarcheo,  die  gemäfsigte  sowohl  wie  die  extreae, 
welche  nach  Eleusis  gegangen  war.  Trotz  des  in  Eleusis  abgesckluiseaei 
Amnestie  Vertrags  konnten  manche  Anhänger  der  letzteren  Partei,  wie  Batrackts 
(Lys.  VI  45),  schon  im  Hinblick  auf  das  Schicksal  der  Dreifsig  gegen  die  Oeae- 
kraten  misstrauisch  sein,  und  iui  Ausland  auf  eine  Gelegenheit  zu  einer  Rettai- 
ration  der  Oligarchie  lauern:  i/0(iol  tij  noXd  (XXV  6)  und  q (tyoyrtf  (iA^*^ 
im  Interesse  des  Sprechers  der  Rede  aber  lag  es  ihre  Zahl  recht  bedenteid 
erscheinen  zu  lassen.  Grossers  Annahme,  die  Rede  sei  vor  dem  Fall  von  Eleuii 
gehalten,  erscheint  nicht  hinreichend  begründet  (Fieckeiaens  Jahrb.  1S69 
S.  199  f.). 

65.  (S.  112).  Andokides,  geb.  um  84,  3;  442,  ein  Vierziger,  als  er  die 
Rede  über  die  Mysterien  hielt  (falsches  Geburtsdatam  78,  1 ;  468). 


^INMERKONGEN    ZUH    FÜNFTEN   BUCH.  759 

Bemes  1»  7.  14.  Blass  o.  &.  0.  S.  279.  Kephisios  von  Kallias  bestochen  mit 
1000  Drachen  Andok.  I  121 ;  treibt  Uoterschleif  bei  e.  Abgabe  an  den  Staat:  92. 
Meletos  MitaakUger:  94. 

66.  (S.  113).  Xen.  Hell.  III  1,  4  vo/ttiCovra  xiQ^os  j(p  <f^|U^,  €l  ano- 
i^floup  »id  ivanoXoivto.  Rückzahlung  der  xaiaataaigi  Lys.  XVI  6,  Sauppe 
PkiloL  15,  69. 

67.  (S.  114).  AnkISger  des  Sokrates,  s.  Zeller  2,  1,  131.  Meletos  and 
Lykon  Plat  Apol.  28  e.  Aoytos:  Xeo.  Apol.  29.  Nach  Cobet  Nnemos.  7> 
2ft9  ist  die  Anklage  des  S.  als  des  Lehrers  des  Kritias  nnd  Alkibiades  erst 
dareh  den  Sophisten  Polykrates  vorgebracht. 

68.  (S.  115).  Plat  Apol.  36  a  (falsche  Lesart  iQidxovTa).  Vgl.  Lehrs 
JX.  Jahrb.  f.  Phil.  1859  S.  561.    Unklar  ist  Diog.  L.  II  41.    Zeller  135. 

69.  (S.  118).  Delische  Theorie  (Moromsen  Heortologie  402).  Alte  Norm 
das  hellen.  Strafreehts:  fit)  a7ioxrtyyv€tv  iv  ioQi^  Hell.  IV  4.  2.  Reue  der 
Atheaer:  Plat.  de  invid.  6.  Diog.  L.  II  43.  VI  9* f.  >-  S.  als  Vertreter  der 
miachen  Isegerie  gegenüber  den  Oligarohen  bei  der  Verhaftoog  Leons  des  Sala- 
■iiiiers:  PI.  Apol.  32.  —  Burgereid:  Poll.  VIR  105. 

•  70.  (S.  120).  Calt  Lysanders  Plat.  Lys.  18;  Lys.  Moseohof  (Ghoirilos, 
Aatiloehos,  Antimachos,  Nikeratos  ans  Herakleia,  der  Citherspieler  Aristonas) 
Plat.  Lys.  18.  Athen.  XV  p.  696,  Naeke  Choerili  Samii  quae  sapersant  coli. 
^  4S. 

71.  (S.  122).  Sestos  erobert  von  Xaotippos  Her.  IX  118,  lysandrische 
Vetaraaencolonie  Plut.  Lys.  14.  Thorax'  Hinrichtung,  Lysanders  Abberofang 
PIvt.  Lys.  19,  20.  Die  libysche  Reise  nach  Plntarch  21  vor  der  Krisis  in  Athen, 
wahrscheinlich  aber  später  Thirlwall  4  App.  8  p.  562.  Grote  9,  283  (V  164). 
L.  versacht  die  Orakel  von  Delphi  und  Dodona  zu  bestechen:  Diod.  XIV  13. 
h*  and  das  Ammoniam,  dessen  König  ^^vog  avitp  natqixoq  Diod.  XIV  13. 
Zmu  Ammon  sollte  L.  veranlasst  haben,  die  Belagerung  von  Aphytai  aaf- 
Biga^n  Plnt.  Lys.  20  vgl.  Leake  Num.  Hell.  Eur.  15. 

72.  (S.  12S).  Die  grofsen  Broncegruppen  der  Spartaner  in  Delphi:  Paus. 
X9y  7,  oaterden  S<rof  awi^Qyaaavro  t^  Avouv^qm  t«  ^v  Aiyog  nota/nöig  aaeh 
KladBiedes  von  Samos,  der  in  der  loschr.  bei  Schöne  Gr.  Reliefs  S.  26  vor- 
kwamti  —  Weihgeschenke  Lysanders  in  Delphi:  Plut.  Lys.  18.   Urlicbs Skopas 4- 

73.  (S.  124).  Geld  der  Spartaner  im  Aaslande:  Athen.  233.  CIG.  I  697. 
KlrattelTMonatsb.  der  Berl.  Ak.  1870  S.  58.  —  Gylippos:  Plat  Lys.  16.  Nie.  28. 
Diod.  XHI  106.  —  Ungleichmärsigkcit  des  Besitzes :  Ar.  Pol.  II  9  S.  46.  Ans- 
aeklialiang  von  den  Phlditien  Ar.  Pol.  II  9  S.  50. 

74.  (S.  125).  Tisamenos :  Her.  IX  S3.  —  An  Stelle  der  alten  Bürgerschaft 
Ü<^  aaganannten  Sfioioi^  welche  vielleicht  die  fjuxQu  ixxXrjaia  bilden  und  auch 
ktMM$froi  heifseB  HeU.  V  2.  33.  Doch  sind  diese  Namen  ond  Verhältnisse  sehr 
WwHrUlir. 

'  75.  (S.  127).  Ar.  Poll.  II  9  S.  49:  ^  vavaqx^a  axiibv  higa  ßMiXita 
Ma  RrneaBaog  der  10  avfißovXot  war  allerdings  nur  eine  Mafsregel  fdr  den  vor- 
llayiaa  Fall,  welche  die  Person  des  Agis  betraf;  aber  sie  wurde  ein  Prace- 
^laaa  flir  die  Folgezeit  ond  deshalb  gebraucht  Thok.  V  63  den  Ausdruck:  vo/noy 
M^PTO,  Bs  ovno}  TtQOUQov  av7^  ^yh'CTo  (tvToTSf  welche  deutlich  eine  Epoche 
ia  diar  Geschichte  der  königlichen  Gewalt  bezeichnet.    Dass  Agis  selbst  sich  in 


760  ANMERKUNGEN   ZUM    FÜNFTEN   BUCH. 

Dekeleia  von  dieser  Beschränkiiof  wieder  frei  zu  nuchea  weiis  (Thnk.  VIU  5^ 
beweist  nichts  dagegen.  Dieselben  Kriegskommissarien  konunea  aack  spiter  in 
verschiedener  Form  vor,  als  Ephoren  bei  Pausanias  (HelL  IJ  4,  36),  als  atff' 
&Qtov  (niod.  XIV  79),  ^yefAovei  xal  avfAßovXoi  (Plat  Lys.  23)  bei  Agesilaos, 
Agesipolis  u.  A.  Vgl.  Sie vers  Gesch.  S.  35.  Uerbst  N.  Jahrb.  L  PUL  77, 
681  f.  £phoren:  rj  «QXV  xvqCu  rdSv  fi€y(arcav  — ,  yivovtai  «F*  ix  rov  ^ijjwv 
navTig,  taare  noXkaxis  i/^niniovatv  icv&Qtanoi  atfod^  Ttivtires  ^h  to  e^ 
X^tov,  oV  (fiff  T^y  anoqiav  ärtot  ^aav,     Ar.  Poll.  IL  9  S.  47. 

76.  (S.  129).  Korinths  Antrag  g.  Ath.  Justin.  V  10.  —  Sp.  aad  S}Tak»: 
Diod.  XIV  10.    Todt,  Dionysios  J,  1860  S.  12. 

77.  (S.  132).  Dass  in  Susa  keine  feste,  die  besonderen  Verfugaagei  4a 
Regenten  ausschliefsende  Thrunfolgeordnang  bestand,  bezeogt  aaeh  Her.  VC  !^ 
Thirlwail  2,  246.  ~  Uqia^i^^tig  CdQto^iQ^rjg  Her.  Plat)  Arta  —  khihstn 
maguum    imperium   habens.     Kyros    nahm  Tissaphernes  mit  mc  ifClov  (Aaak 

I  1,2)  d.  h.  als  wenn  er  ihn  für  seinen  Freund  hielt.  Denn  schoa  seit  Jaagenr 
Zeit  kannte  Kyros  die  Feindschaft  des  Tissaphernes.  ^licolai  Politik  des  TiMi* 
phcrnes,  1869  S.  44.  In  Betreff  des  Mordversuchs  zeugt  Ktesias  57  gc^ 
Justin  V  11.  —  Die  Städte  luniens  besafs  T.  als  ein  Geschenk  des  GrofikSiip 
Anab.  I  1,  6.  • 

78.  (S.  133).     Plut  Artax.  6. 

79.  (S.  135).  Cheirisophos :  Anab.  I  4,  3.  —  Kunaxa,  nur  bei  PluL  Arial.  & 
(wabrscheini.  aus  Ktesias)  erwähnt,  nach  ihm  500,  nach  Xen.  U  2,  6  3CI 
Stadien  von  Babylon.  Artaxerxcs'  Heer  nach  Xen.  I  7,  13.  Plat.  Aftix.1i 
900,000  Mann  (Deinon),  nach  Ephoros  (aus  Ktesias:  Plut.  Art.  13)  bei  IM 
XIV  22  400,000  s.  Volquardsen  Qu.  des  Diodor  S.  65,  131. 

50.  (S.  142).    Kyros'  Tod:  Anab.  I  8,  24  f.  Plut.  Artax.  10  nach  Deiiu, 

II  nach  Ktesias.  Diod.  XIV  23.  —  Ariaios:  Anab.  II  1,  4.  —  Gefangeoukae 
und  Tödtung  der  Feldherin:  Anab.  II  5,  24  f.  Plut.  Art.  IS.    Diod.  XIV  26.21. 

—  Achäer  und  Arkader:  Anab.  VI  2, 10  f.  —  Die  Gr.  erblicken  d.  Meer:  Aiak 
IV  7,  20.  —  KvQHoi  Hell.  III  2,  7  (o*  A'i'^oi;  aTQaTiuiTai  Anab.  VII  2,  6).- 
Anaxibios'  Versprechungen:  Anab.  VI  1,  16.  VII  1,  3  {ISv^avi/utv  vttia^x^ 
Diod.  XIV  30  unrichtiger  Ausdruck  zur  Bezeichnung  des  Standquartiers),  Nanarck 
bis  400  VII  2,  5,  wo  Polos  ihm  folgt.  Vgl.  Weser  de  Gytheo  SS  f.  KyNcr 
in  Byzanz  VH  1,  7  f.  —  Koiratadas  1,  33  f.  —  Aristarchos  VII  2,  5  t - 
Annxibios  und  Xcnophon  2,  8  f.  —  Seuthes  2,  10.  15  f.  Ueber  sein  Silberfrli 
attischer  Wahrung  Duc  de  Luynes  Num.  des  Satr.  p.  45. 

51.  (S.   146).    Tissaphernes  in  Kloiaasien:  Xen.  Hell.  III  1,3.    Diod.  Xf\' 3». 

—  OißQU)v  {G{fißQ(ov)  Xen.  Hell.  1,  4,  sein  Zug  vielleicht  400,  Krüger  zi  Clii- 
tou  399.  Th.  und  die  Kyreer  in  Pergamon  Anab.  VII  6,  1 ;  S,  24.  —  \ac^ 
komnico  des  Demaratos  (Her.  VI  70),  Eorysthenes  und  Prukles  io  PergtaM^ 
Tcuthrauia  u.  Halisarna  Hell.  III  1,  6.  Gorgioo  und  Gongylos  in  GanbreiMt 
Palaigambreion,  ferner  in  Myrina  und  Gryneion  Hell.  6.  Vgl.  Beiträge  lar  (rf- 
schichte  und  Topographie  Kloinasiens  (Abh.  der  Berl.  Akad.  d.  W.  1672)  &  4& 

—  JfqxvXt^ag  (JfQxvkMccg  Plut.  Diod.)  ^(avtfog  Hell.  III  1,  8;  xotVQiMytjfii- 
fiivog  t^  Ttaa.  uniyaysv  lg  r^v  'PagritßdCov  ^oi^av  to  axqaxivfia  9.  WaÜBi- 
sUUstand  mit  Pb.:  2,  1;  Diod.  XIV  39. 


ANMERKUNtiGN   ZUM   FÜNFTEN   BUCH.  761 

82.  (S.  148).  Elia:  Pelop.  2  S,  15.  Lepreon  a.  a.  S6.  Lakedäm.  Besatzoog 
TMl.  V  49.  2000  Minen,  2  für  jeden  Hopliten,  &an(Q  o  vofios  ^x^i  Thuk. 
••  O.  —  Thrasydaios  nQoeattjxüts  tov  ^IlXdtav  örifiov  Paus.  III  8,  4.  Hell.  III 
I»  27.    Lyaias'  Freund:  Leben  der  X  Redner  835. 

83.  (S.  150).  1.  Feldzug  des  Agis:  HeU.  III  2,  23:  2.  Feldzag:  25  ^mai- 
mtfios  rj  ntltmowr^ififi  vgl.  Pelop.  2  S.  26. 

84.  (S.  151).  Chronologie  des  elischen  Kriegs.  X.  knüpft  ihn  an  die  Feld- 
4ge  des  Derkyllidas  UI  2,  21.  Darnach  haben  Manso  ihn  399—98,  Krüger 
3tö— 7  gesetzt ;  Letzterem  folgea  Sievers  und  Hertzberg  (Agesilaos  242).  Da- 
Kea  setzt  Diodor  XIV  7  den  Anfang  94,  3;  401.  Gegen  die  auch  aus  X.  nicht 
Mtliwendig  folgende  Gleichzeitigkeit  der  Fehden  in  Asien  und  £lis  spricht 
U  di€  Geachichte  des  Eleers  Phaidon,  der  vor  Sokr.  Tode  nach  Athen  verkauft 
päd  ohne  Zweifel  im  el.  Kriege  zum  Gefangenen  gemacht  worden  war,  wie 
JMler  Rh.  M.  N.  F.  4,  394  (Ges.  Abh.  365)  gezeigt  hat;  2.  die  Chronologie 
har  spart.  Könige.  Agis  reg.  (nach  Diod.  XII  35)  27  Jahre,  seit  426  nach  Thuk. 
D  80  (427  Archidamos  vermnthlich  schon  krank.  Ley  Fat.  et  cond.  Aeg.  38). 
Iiuvach  wäre  Agis  400  oder  399  gestorben.  Ages.  aber  ist  399  zur  Regierung 
pakommen,  wenn  man  sein  Ende  mit  Böckh  Manethos  369>-71  (vgl.  Schäfer 
feiHB.  1,  442)  358  setzt  und  ihm  (nach  Plut.  Ag.  40)  41  Regierungsjahre  giebt. 
Bi  Bim  im  Sommer  400  die  95ste  Ol.  gefeiert  wurde  und  zwar^  wie  wir  an- 
ttfcMirn  müssen^  in  herkömmlicher  VV^eise,  so  muss  der  el.  Krieg  401 — 400  statt- 
ptfuden  liaben  und  Grote  vermuthet  mit  Recht  (5,  183,  D.  U.),  dass  die  Eleer 

gewesen  seien,  ihn  vor  der  Feier  zu  beenden.    Er  dehnt  ihn  aber  un- 
auf  3  Jahre  aus.  —  Widerstand  in  Ol.  trotz  Xen.  III  2,  26  nach  Paus. 
Diod. 

...  85.  (S.  152).  Naupaktos:  Diod.  XIV  34.  Paus.  IV  26.  Lykou  zur  Zeit 
Bar  Dreifsig  Commandant:  nQOÖovg  Navuaxiov  bei  Metagenes  Meineke  F.  C. 
■  755.  Bergk  Rel.  Com.  422.  —  Heraklea:  Diod.  XIV  34.  Polyaen.  II  21,  1. 
■«MS  VI]  S.  382. 

n  86.  (S.  155).  Lysander,  Ages.'  danvi]Xag  vgl.  Schömann  G.  A.  1',  276. 
braiiatreit:  Hell.  III  3,  1—4.  Plut.  Lys.  22.  Ages.  3.  Paus.  III  8,  7  f.  Age- 
i'  Regierungsantritt  399  (geb.  442).  Pauly  Realenc.  F  553.  Hertzberg 
des  Ag.  1856.  S.  246.  Aehnlich  war  der  Thronstreit  zw.  Leotychides 
Demaratos:  Her.  VI  61 — 70,  aber  nicht  beim  Regierungsantritt.  Diopeithes 
jf^  iiioMifios  inl  xQ^^^M^oXoyiffi  Plut.  Ages.  3.  Hell.  III  3,  3.  Derselbe  war 
Ankläger  des  Anaxagoras:  Ar.  Vögel  9b8,  Ritter  1085. 
.,,  87.  (S.  157).  Kinadon:  HeU.  111  3,  4—11.  Polyaen.  II  14.  Ar.  Pol. 
107,  27.  49,  26  oqos  rrjg  nohreiag,  tov  firi   dvvafiivov  tö  liXog  <f^Q(iv  fXfi 

«*■  88.  (8.  159).  Pharnab.  schliefst  Waffenstillstand  Ol.  98,  2,  Reise  nach 
Diod.  XrV  39.  Justin.  VI  1.  —  Konon,  dessen  Vater  und  Sohn  Timo- 
hmhi  (Familienname  der  Eumolpiden,  Rehdantz  Vitae  Iphicr.  Chabr.  Ti- 
aathti  p.  46),  der  einzig  Schuldlose  unter  den  Feldherren  von  Aigospotamoi 
(Arikk  war  aach  Philokles):  Hell.  II  1,  29.  —  Euagoras:  Isokr.  Euag.  Diod. 
]UV  98.  Ktesias  p.  58,  77  ed.  C.  Müller.  —  Ktesias  erzählte  am  Schlüsse  seines 
Warkiy  data  er  wegen  Betheiliguog  am  Flottenbau  von  Rhodos  her  angeklagt 
foi;  er  aehloss  sein  Werk  Ol.  98,  3  nach  Diod.  XIV  46.   Der  Flotten- 


_»  • 


762  ANMERKUNGEN   ZUH   FÜNFTEN    BUCH. 

bau  kann  3US  beg^unnoa  haben  and  in  demselben  Jahr  Ktesias  aageUagt  wwdei 
sein.    Volqoardsen  Qn.  d.  Diod.  121. 

89.  (S.  160).     Herodas:   Hell.  III  4,   1.   —   Berafoo^   der  B— deigtaw 
sen  4,  2.    Plut.  Lys.  23;  Ages.  6  (die  Seodang^  der  as.  StMdto  bezweifelt  Bciiil 
S.  702).  —  Die  Absendnng  des  Ages.  nach  Asien  kann  nicht,  wie  VelfnardiM 
122  will,  als  Folge  der  Befreiung  Konons  gefasst  werdea.    S.  nntea  Auk  IfliL 

90.  (S.  IUI).  Agesilaos  war  als  Köaig  allerdings  der  geborene  Fdi- 
herr.  Indessen  kann  doch  voo  einem  „Bewerben"  die  Rede  tein,  da  es  «k 
nicht  am  ein  regelmäüiges  Aufgebot  des  lakcd.  HeerbanDi  unter  seinem  Kriiigi- 
herrn  handelt^  sondern  nm  eine  ganz  aufsergewöhnliche  Expedition,  n  dem 
Führung  der  König  als  Feldherr  erbeten  wird.  Die  Dreifsig  waren  aUerdii^ 
mehr  eine  Art  Generalstab,  als  eine  controlirende  BehSrde;  eher  sie  «-eiiii  J 
geradezu  avftßovXoi  und  awid^iov  genannt,  und  es  ist  nicht  za  beiweifelii 
daas  sie  in  ähnlicher  Weise,  wie  die  zehn  bei  Agis  (s.  Anm.  75),  lebea  dia 
Könige  fnngiren  sollten,  wenn  sie  auch  thatsächlich  in  eise  nntergeerJseH 
Stellung  kamen,  so  dass  anch  die  Ernennung  Ag.  überlasse«  wurde:  Diod.XIV7l 
Es  war  eine  grofse  Unsicherheit  in  alle  öffentlichen  Einrichtungen  Spartiol 
gekommen.  —  Aristomenidas  (liQiCfiofiTjMagl  Keil  Anal.  Epigr.  236),  da 
Ag.  mütterlicher  Grofsvater  nach  Paus.  HI  9,  3.  Als  solebeo  nennt  aber  M 
Ag.  1.  Melesippidas.  Vgl.  Hertzberg  S.  235.  Auffällig  ist  was  Paus.  9^1 
von  der  grofsen  Kampflust  der  Korinther  sagt;  es  klingt  wie  Ironie.  Fir» 
raxXva&iyrog,  Camerarias  falsch:  xaiaxav&4nos.    Peloponn.  2,  537. 

91.  (S.  162).  Gereistes  war  der  Ueberfahrtsort  für  den  Verkehr  zviscta 
Asien  und  Attika  Str.  446.  Man  könnte  meinen,  dass  Ag.  den  Umweg  geMdl 
habe,  um  noch  mehr  Zuzug  zu  erhalten  und  namentlich  mit  den  BSotarckm 
(Flut.  Ag.  6)  zu  verhandeln.  Aber  aach  Xen.  III  4,  3  bezeichnet  das  Opfer  a 
Aulis  als  die  Hauptsache;  ebenso  Paus.  III  9,  3. 

92.  (S.  165).  Waffenstillstand  mit  Tissaph.:  HeU.  HI  4,  5.  —  L}i.  ■ 
loiiieu:  4,  7  f.  Plat.  Ag.  7.  xoscü^aiir^g  Plut.  Ag.  S.  Rüstungen  in  Itaici 
Hüll.  III  4,  11.  —  Ag.  und  Xenophoo:  Plut.  Ag.  9.  —  Feldzug  naeb  4m 
Hcllespoot:  Hell.  4,  12 — 14.  —  VVinterqusrtier  io  Ephesos:  Hell.  4,  15  f.  Ag.i 
Ag.  erliefs  den  reichen  loniern,  welche  einen  Reiter  stellten,  den  penii- 
lichcu  Dienst;  die  andern  dienten  selbst;  das  sind  die  „Milizen*'  S.  177.  — 
Foldzug  gegen  Tissoph.:  Hell.  4,  20—24.  Ag.  10.  ~  Ueber  den  Sinn  In 
Tissapherocs  gab  es  verschiedene  Ueberlieferungen.  Abfall  und  Verratk  M 
seinem  Landesbcrrn  Cum.  Nep.  Cou.  2.  3.  Dagegen  Xen.  Hell.  III  4,  25.  DiW. 
XIV  80.  Plut.  Ag.  10.  Vgl.  Nicolai  Politik  des  Tissaphernes  37.  —  VcriMkrte 
Muthlosigkeit  nach  T.'  Tode:  Xeo.  Ag.  1,  35. 

93.  (S.  167).  Die  Naaarchie  (s.  \,  75)  und  Führung  des  Landheers :  PliL 
Ages.  10  rorro  fiovM  navrtov  vnrJQUv  *-^'  Ebenso  Paus.  III  9,  6.  .\lse  bim 
doch  (wabrscheiolich  seit  dem  Verrathe  des  Pausaoias)  ein  gesetzliches  le^ 
kommen  bestanden  babeu,  welches  die  Vereinigung  der  beiden  Wurden  oittf- 
sagte.  —  Otys:  Hell.  IV  1,  3  u.  ö.,  Kotys:  Plut.  Ag.  11.  Xen.  Ag.  2,  2«. 

94.  (S.  168).  Tithraustes,  Befehlshaber  der  königl.  Leibwacfte,  geM 
zur  Partei  des  Ktcslas:  Nicolai  S.  34.  Verhandlungen  mit  Ag.:  Diod.  XiV  Sf 
vermittelt  d.  einen  Spart.  Kallias:  Xen.  Ag.  8,  3  f.  Ag.  mit  30  Tal.  abgefaitffi: 
Hell.  lU  4,  26.  —  5,  25:  jag  d*  iv  rj  *A<f((f  noltig  airovofiovi  ouMrf  ror 


ANMERKUNGEN  ZUM  FÜNFTEN  BUCH.  763 

fuoi^  SaOfiov  ano(f^Q€$v;  Colonien,  die  Bodeoschoss  zahlten,  wie  Oibia.  — 
lokntes:  Hell.  HI  5;  es  war  alte  pers.  Praxis:  Thuk.  I  109.  Ag.  fjivQCoig 
nmq  ifeltti/vofnvoc  rijs  jia(ttg  Plut.  15.  Der  GrofskÖDig  als  BogeDschütze : 
B^ls  Mfiozwesen  Id  V.-Asien  244,  300.    KDieende  Pigureo,  Berlin  1S69  S.  7. 

95.  (S.  170).  KoQivd-tttxog  noXeuog  Isokr.  Isaios  Diod.  XIV  SC,  der  den 
L  uatei^cheidet,  nad  doch  dem  Kriege  8  Jahre  giebt;  Paus.  III  9.  Sievers 
ob.  59  f.  Hertzberg  Ages.  SO.  Spiller  Krit.  Gesch.  d.  k.  Kr.  1852.  Xen. 
L  in  5,  3  f.  Landkrieg ;  IV  8  —  VI  Seekrieg,  aber  ohne  Chronologie.  Den 
igtn  zweifelloaea  Stützpunkt  giebt  die  Sonnentinsterniss  Hell.  IV  3,  10. 
MTy  ZtaSofiui  o.  s.  w.:  Paus.  III  9.    Hell.  III  5,  1. 

W.  (S.  171).  Hell.  III  5,  3  7if(&ovai  Aoxgovg  rovg  *07tovn(ovq  (irrig 
B.  ni  9,  9  ol  1$  uifAip(aar\i  A.),  §  2.  ^ASrjvalot  ov  fi€taXaß6vtis  tov 
ifiov  gegen  Paus.  III  9,  8.  KitpaXog  u.  ^EntxgaTrig  (letzterer  aaxtoifOQog), 
r^gesneh  der  Phoker:  Hell.  5, 4.  Athenische  Gesandtschaft  n.  Sp.  (Paus.  9, 11.) 

Grote  bezweifelt  9,  409  (5,  235  Anm.  D.U.);  dass  Xen.  dies  verschweigt, 
iekr  begreiflich;  unter  den  Motiven  Sp.'s  zum  Kriege  gegen  Theben  nennt 
\^  6  nur  die  Verweigerung  der  Heeresfolge  gegen  den  Peiraieus  (403),  nicht 
gegen  Elia  (2,  25)  oder  gegen  Persien  (Paus.  III  9,  2;  vgl.  Hell.  4,  2  to 
myfitii  xAv  ovfMfAdx^ov).  —  Fragment  des  Bundesvertrags  bei  Köhler  Hermes 

:  avfifiax^tt  Boimxüv  (nicht  Stjßattav)  xal  ^A&rjvcUtüV.  —  Spart.  Be- 
«agen  om  Attika:  Dem.  XVIII  96.  —  Die  Athener  unter  Thrasybnl:  Paus. 
%^  4.    Frohberger  Philol.  17,  438. 

^.  (S.  174).  Haliartoa:  Hell.  111  5,  18  f.  Diod.  XIV  81.  —  Mday/oXia 
Mders:  Aristot  b.  Plut.  Lys.  2.  Seine  Revolutionspläne:  Plut.  24  f.  Diod. 
^  It,  Nep.  Lya.  3  nach  Bphoros.  „Zweiter  Pausanias"  Athen  543.  Nach 
te  9,  418  soll  Kleon  (Plut.  25)  die  Schrift  auf  eigene  Hand  gemacht  haben; 
Bgen  Lachmano  2,  394.  Hertzberg  282.  Insofern  L.  aus  dem  Köoigthum 
li  wesentl.  Anderes  machea  wollte,  sagt  Ar.  Pol.  192,31  ifrixiiQrjaai.  xaxaXvaa^ 

fkufiXtlav,  doch  nicht  als  Thatsache,  sondern  diancQ  iv  Aax,  q>{(al  Av- 
i^oip  ti'PH»  Nep.  Lys.  3,  5.  —  Die  Geschichte  von  Silenos,  dem  angebl. 
Uosohne  erzählt  Plut.  Lys.  26  auf  das  Zeugniss  eines  ayriQ  Iotoqixos  xal 
Sootpoi  (Theophrast?) 

99.  (S.  175).  Pausanias  bei  Hai.:  Hell.  5,  22  f.,  zum  Tode  vernrtheilt  25; 
I  PInt.  Lys.  30:  tis  T.  Ktfvytv,  xctxft  xaießitaatv  txiirig  iv  rcp  Ufiivei 
jiB^äs  (sc.  'AX^as),     Paus.  Hl  5,  6. 

99.  (S.  177).    Erweiterung  der  Buodesgenossenschaft:  Diod.  XIV  82.  tt^cü* 
fiiv  ovvidQ^ov  Tiotvov  iv  i^  KoQivdtp  avarrjatciLttvoi  lovg  ßovXevao- 

9Vf  intfinov  xal  xotviiHg  öiotxow  tu  xam  tov  noXe^ov:  Diod.  a.  0.  — 
mg  zw.  Lokria  und  Athen:  Hermes  5,  2.  —  Mri^Cov  tov  %.  AaQ(arig  ^vva- 
*fOimog  dianoXifAovvtog  nqog  AvxcKfQovtt  tov  4»tQäv  tvqovvovi  Diod.  XIV  82. 
Asiehliias  der  nordgriechischen  Staaten:  a.  0.  Herakleia:  die  Bewohaer 
m,  Herkunft  werdeo  getödtet,  die  übrigen  von  peloponnesischer  Herkunft 
•ntlaaten,  die  von  Herippidas  vertriebenen  Trachinier  von  den  Böotern 
)r  lamenias  zurückgeführt:  Diod.  XIV  82  s.  Weil  Hermes  1,  383.  —  Age- 
ta'  Abzog:  Hell.  IV  2,  3. 

100.  (S.  178).    Timolaos:  Hell.  IV  2,  11. 

101.  (S.  179).    Kampf  bei  Olnoe  (Paus.  I  15,  1;  X  10,  4.   iv  Olvof^  rj 


764  A?iMfiflK(3m;EN   ZUM   FÜNFTEN   BOCSL 

*Ag}'€i(f  ^A^tioi  7€  xal  ji^ijvaitav  inixov^i  uiaxB^aifjLoviovg  ^fiafinf^  lA 
der  scharfsinoigen  Coabination  Köhlers:  Hermes  5,  5.  —  Hell.  1V2,U;|^ 
€aav  jfiv  dfAtfialov;  Herbst  N.  Jahrb.  f.  Phil.  77,  690  will  awfi'Mr.i^ 
leicht  ay^dtkov.    Dean  Sinn  der  Stelle   glaube  ich  S.  179  rii^  grfui 
haben.  —  Nemea-Schlacht:  Hell.  IV  2,  8  f.    Diod.  XIV  83.  Lys.XMa 
XX  52:    /)   fiiyaXfj   f^dxi    tiqos  ^^'  17  fv  KoQlvdtp.     Xen.  A$.lyh:  %b 
fid^ti'    Die  Zeitbestimmong  giebt  Aristeides  II  370  Ddf.:  r$;  hK.pqj$ 
Tfjc  h  Aix^dtfi  fAiaoq  «(n/an*  EvßovXidrjg,    Darnach   fallt  die  erste 
in  das  Archontenjahr  des  Diophantos,    das  mit  dem  14.  Julias  394 
Vgl.  Kirchner  de  And.  quae  fertnr  tert.  or.  p.  19.     In  Amphipolis  crtil 
die  Nachricht  von  der  Nemea- Schlacht.    (Hell.  IV  3,  1).    Darnach  die 
Mitte  Juli,  ungefähr  gleichzeitig  mit  der  von  Knidos. 

102.  (S.  181).     Agesilaos  wählt  denselben  Weg  wie  Xeries:  Dioi 
83.  —  Kampf  g.  die  Thessaler  zw.  Präs  u.  JVarthakion :   Hell.  IV  3,  3 
Schi,  bei  Koroueia:  Hell.  IV  3,  10'-21.    Plnt.  Ag.  18.     Nachricht  voa 
8.  Hell.  3,  10.    Plut.  Ag.  17.    Zweites  Treffen  der  Thebaner:  HeU.  ISL 
Leichen  gesammelt:  Xen.  Ag.  2,  15.  —  Ag.  in  Delphi:   Diod.  XIV  Sl. 
Ag.  19.     Hell.  21. 

103.  (S.  182).  Daner  der  Blohade  von  Kannos  3  Jahre  nack 
Paneg.  142  TQia  fihv  hrj  negteiJe  j6  vautixov  —  TroXioQxovfdivov^ 
^ixa  ^k  ^rjyeäv  tovs  ax^aj^mag  tav  fiia&bv  dn^ariQfiaiv :  397 — 5. 
1.  Reise  an  den  pers.  Hof,  Friihl.  396:  Paus.  III  9,  2  ^A&ffifauH  m 
atg  K.  6  TifJLo&iov  ttqos  ßaoilia  dvaßißrjxios  ^tif,  xurtt  tovrov  ^fli^ 
fjLttXiara.  K.  von  Pharnab.  zur  Reise  veranlasst,  von  Titbranstes  eiof^ffiki^ 
reitet  er  den  Sturz  des  Thissaph.  vor:  Nepos  Con.  3.  (Ungenau  Jistii, 
die  1.  und  2.  Reise  vermengt:  VI  2).  Konons  Befreiung  und  Abfall 
Rhodos  unmittelbar  vor  der  Paktolos-Schlacht:  Diod.  XIV  79.  —  1 
Konons  nach  Babylon,  der  persischen  Winterresidenz,  Winter  395.  —  4: 
XIV  81.  —  k6v(ov  'PuQvdßaCov  iXo/uivog:  Diod.  XIV  81,  Nep.  CaD.4. 
nicht  blofs  Schatzmeister  K.'s,  sondern  nominell  Oberbefehlshaber:  Xet. 
IV  3,  11  4>aQV.  vavtiQ^ov  ovta  aiiv  rats  4»oiv{aaaig,  Komova  Sk  to 
vixüv  ^x^ita.  —  In  die  Zeit  seiner  Rüstungen  in  Kilikien  und  seiaei  FMÜ^ 
befchls  gehören  die  Pharoabazosmiinzen  aus  Tarsos:  Luynes  Moniiifi 
Satrapies  p.  7.  Brandis  S.  236.  —  Die  hellenischen  Schiffe  Konons  (HeU.i'V 
meist  attische  {qvyddes  xal  i&sXovrai:  Plat  Menex.  245a).  Konoii  9tdi^ 
treter  bei  der  Flotte  Hieronymos  und  Nikodemos,  beide  Athener:  DioiXIf 
81.  —  IToXefiog  6k  Kovtavi  fieXriaet  Diogen.  VH  75.    Rehdantz  p.  2. 

104.  (S.  1S3).  Nach  Diod.  XIV  83  hatten  Ph.  und  K.  über  90, 
85  Schiffe.  Unklar  ist  X.  Hell.  IV  3,  12.  Die  SchlachtbericJite  gau 
gcnd.  Ein  Denkmal  der  Schi,  glaubt  Newton  in  dem  Löwendenknal  voi  Sm" 
entdeckt  zu  haben.  Vgl.  Gott.  Gel.  Anz.  1864.  S.  383.  Ein  aaderei  dakd 
der  Siege  erkennt  Beule  (Drachme  de  Conen,  Revue  Nnmism.  185SS.^Q* 
der  athenischen  Drachme  mit  der  Halbfigur  einer  geflügelten  Atbctt  M 
Müller -Wieseler  Denkmäler  d.  A.  K.  2,  220. 

105.  (S.  184).  Erfolge  Konons  in  Kl. -Asien  und  aof  den  kseli:  K^ 
XIV  84.  Hell.  IV  8,  1—3,  Sestos  und  Abydos  8,  3—6.  Mauerbao  d«  R** 
Hell.  8,  7—10.  Diod.  XIV  85.  Demosth.  XX  68.  Die  FwUie  des 


ANMERKUNGEN  ZUM    FÜNFTEN  BUCH.  765 

«tUtebes  Ehreodekret  bei  Köhler  Hermes  5,  5.  —  Thrasybal  und  Kodod  Phil. 
H,  439. 

106.    (S.  186).    Agathioos:  Hell.  IV  8,  10.  —  EvxlHa  (nach  Analogie  des 
'ivrkyriisehen  Festkalenders  im  Febr.    Kirchner  p.  10):  Hell.  IV  4,  2—3.  — 

■  "^  ÄqyoXi^vmi  Ephoros  b.  Steph.  s.  v.  "^A^oq,  —  Hell.  4,  6  aifayiCofi^vrjv 
-  t^F  noliv  Stä  To  aal  ^Qovg  aveantia&ai,  xal  ^Agy'og  avtl  Koq(v^ov  Ttjv  na- 
^  ^l^iSa  ttUToU  ovofittCeo^ai  xal  noXtu^ag  r^g  Iv  yiQyti  fievix^iv.    Vgl.  Vischer 

■  itateo  und  Bünde  S.  25. 

■  -'  107.  (S.  187).  Pasimelos  and  Alkimenes:  Hell.  IV  4,  7.  Schi.  zw.  den 
*  Kftvern  (SvaxfOQ^a:  Fiat.  Mencx.  245  e):  4,  9—12.  Dieser  Kampf  bei  Lechaion 
Milft  «nterscheiden  von  der  Eroberung  (4,  19)  nach  Grote  und  Herbst  N.  Jahrb. 

Iti  Phil.  77,  S.  694.  —  Iphikrates:  Nep.  Iph.  1.    Wahrscheinliche  Zeitfolge  der 

lisse:  Anf.  des  Kr.  96,  1—2;  395  Sommer.    Haliartos  96,  2;  Knidos  Anf. 

».  394.    Koroneia  Mitte  Aug.    Ag.  entlässt  sein  Heer  Herbst  394.  —  Heer- 

Ib  K.  u.  Sik.  393.  —  Konon  am  Isthmos.  Seerüstuog  Korinths.  Gährang 

R.  S92.  —  Eukleia  Febr.  Zerst}>mng  der  Mauern.    Krommyon  und  Sidus 

(ix  Sri  70V70V  €ftQaTial  fAfyalai  ^uninawto  VI  4,  14).  —  Streifzüge 

SSldner  391  (Winter,  Frühjahr).  Teleutias  {ofiofjirfTQiog  des  Ag.  Plut.  Ag.  21. 

der  hässlichen  Eopolia  aus  zweiter  Ehe?    Herbst  S.  703)  Nauarch.  — 

piMhaion  erobert  97,  2.    Entlassung  des  Heers.  —  Isthmia  390.  Ages.  in  Pei- 

blMfoii.    Niederlage  der  Mora.    Hyakiotbien.    Mai.  —  Ag.  in  Akaraanien  889. 

■Mh  Grote  und  Kirchner. 

108.    (S.  189).    Peiraion:   Hell.  IV  5,  1  ff.  Peloponnesos  2,  552.  —  Isth- 

feier  trieteriscb,  im  2.  und  4.  Olympiadenjahre,  nicht  lange  vor  den  Olym- 

Nao  sind  Isthmien  gefeiert  Frühjahr  412  (Poppo  zu  Thuk.  VIII  9)   also 

SOO.     Kirehier  12.    IdQyHoi  toi  f.  Ttoioiyreg  t.  &va£aVy   tog  uiQyovg  Trjg 

'9ov  oyrog.    Unter  Ages.'  Schutz  begehen  dann  das  Fest  ol  (fvyddeg  rtov 

\lf9kav  (5,  2),    nach  seinem  Abzog   die  Argiver  von  Neuem.  —  Gesandt- 

der  Böoter:  5,  6.  —  Hyakiotbien  nach  Frühlingsanfang.     Ueberfall  der 

5|  11 — 17.    Aesch.  III  243  *[(pi,xqdxii^  on  fiogctv  AaxiöaifjiovCfav  ani- 

H&rp.  Sivueoy, 

i*  .  109.  (S.  192).    Für  die  Chronologie  der  Fehden  in  Akarnanien  und  Argolis 

wir  nur  die  Reihenfolge  Hell.  IV  6  und  7.    —    Andok.  III  27:   'AQyuoi 

liqn^pn^v  ovoudCovrtg  tj  /^(urrct«  {iSitt)   (alte   heraklidische  Verträge). 

f^itv  Tovg  fiifvag:  Hell.  IV  7,  2.  —  Sieg  der  Athener  bei  Oinoe:  Paus.  I 

15,  1«  X  10,  4.  Apophthegm.  Lac.  var.  7.  Kircbhoff  Gesch.  d.  Gr.  Alph.  S.  90.  -^ 

OaBlt  aehliefst  Xenophon  den  xartt  yijv  nolffiog. 

-^Ä  .    110.    (S.  196).     Antalkidas:    ^x^Qog   tjv  Ayria^Xdtpy   xal   rrjv   ÜQrivtiv   i^ 

roc  ingeniiv,  tag  tov  tioJJuov  i6v  Ayrjailaov  av^ovrog,   xal  noiovvxog 

\ifuncm  xal  fiiyiaiov   Plut.  Ag.  23.     Apophth.  Lac.  Ag.  60   (Herbst  699 

let  die    polit.  Gegnerschaft).     1.  Sendung  des  Ant.  an  Tiribazos    c.  392. 

JkSL  IV  8,  12.     Kirehner  35.    —    Münzen   des  Tiribazos:    Brandis  353  f.  -^ 

Sinthaa:  Hell.  8,  17.  —  Konon  von  T.  gefangen  gehalten:    Hell.  8,  16,  nach 

-  -Iflf -  Coo.  5,   weil   er  lonien    und  Aeolis    den   Athenern    wieder   vcrschaflen 

tvrilte.    Nach  Einigen   kam  K.  beim  Könige  um,  Dinon    —    effngisse  scripsit 

-(nknciiAiBlicli  auf  Veranstalten   des   Strothas)   Nep.  5.    Isokr.  Paneg.   154. 

•Tei  la  Kypros  Ljs.  XIX  39,  vgl.  Raochenstein. 


766  ANMERKinfGBN  ZUM   FÜIlPTBlf  BOGH. 

111.  (S.  201).  Epilykos:  Andok.  de  pac.  29.  TgL  Hieckt  ii  f»  ( 
Kirchner  S.  69.  —  Parteischrift  des  Andokides  aus  den  Jibrei4!0-ll 
hoif  Hernes  1,5.  —  Für  die  Echtheit  der  schon  von  Dionysi«!  aitn 
Friedensrede  des  Andok.  ßöckh  Sttatsh.  1,  211,  Grate  9,477  (5,n)),l 
de  Aodoc,  Blass  S.  322.  Die  Gesandtschaft  des  Aadok.  hexea|tni 
im  Argomente.  Irrthümer  in  Anbetracht  der  älteren  Geschickte,  «ii 
mosth.,  aber  kein  Widersprach  gegen  die  Sitoation  des  J.  391,  mä 
Betreff  der  Maaern  (§  23),  der  Friedensliebe  Thebens  ({  IS,  24,  S 
Hell.  IV,  5,  6)  und  der  Korinth  definitiv  za  bekommea  (^UTv  §  27)  i 
den  Argiver.     Vgl.  Herttberg  294. 

112.  (S.  202).  Teleatias:  Heil.  IV  8,  23  f.  Thrasybnls  FcMnfc 
8.  Frohberger  Philol.  17,  439.  nXiv^fag  €ls  Bvvtvxtov  aniioxo  Tiji 
ttiv  ix  tov  Uortov  nUovrwv:  8,  27.  Bb'ckh  Staatsh.  I,  442.  —  ) 
von  Ttirasyb.  fiäXa  SoxiSv  avrig  dya^og  fiyai.  Ergokles'  Ankli^Lyti 
o.  XXIX;  Erg.  als  Anstifter  XXVIII 5  (8.  anch  Dem.  XIX 180).  Thru.lKr 

113.  (S.  203).  Derkyilidas  und  Anazibios  (der  Feind  der  Ryrec 
Hell.  8,  32.  Kämpfe  bei  Abydos  33-39.  —  Aegina:  Hell.  V  1,  1-9. 
10  ff.     Sievers  S.  135.  —  Teleatias  am  Peiraieas  Hell.  V  I,  21  t 

114.  (S.  206).  Diphridas,  Thibrons  Nachfolger:  HeU.  IV  6, 
XIV  97.  Die  Unternehmiuig  gegen  Rhodos,  391  von  Ekdikos  begtu 
von  Teleatias  (8,  24),  dann  von  Hierax  (V  1,  5)  fortgesetzt,  dea  As 
Xeo.  noerwahnt,  vgl.  A.  Schäfer  Demostheoes  1,  24.  —  Hell.  IV 
li&riVitToi  ifiXip  ;|f^ai^£yot  ßaaiXei  av/ifia/iav  intfjinov  Evayö^ 
fiovvji  nqog  ßatiiXia,  o  n  TeXfvT^ccg  ^ax^aifjiovitay  nolfftoortt 
Tovg  nUovrag  inl  rtß  ixiivov  nol^/ntp  dt^ip^ftQCV.  —  Antalkidas  g 
and  Thrasyb.:  Hell.  V  1,  25  ff.  —  Ermattaog  der  kriegfahrendea  S 
—  Den  ersten  Googress  (wahrscheinlich  za  Sardes)  anterscheidet 
Grote  9,  534  (5,  307)  von  demj.  in  Sparta,  obgleich  die  Alten  es  aif) 
doch  sagt  Xen.  30:  inel  nttgrjyysiXev  6  TiqCß.  naqtTvai  tovg  (k 
vnaxovffai  ^y  ßaaiXevg  eigrivriv  xaxanifjinot,  raxioK  navtig  nu 
ind  (T^  airyrjX^Vf  IniSiC^ag  6  Tiq.  tcc  ßuötXiiog  cftjiaela  avtyiymt 
yQttfiju^va.  eJx^  ^^  ^^f'  Idqtal^iQ^rig  etc.  Diod.  XIV  110.  Frifli 
19  Jahre  nach  Aigospotamoi  Polyb.  I  6,  im  ersten  Monat  dea  Arcfcaa 
98,  2;  387—6,  Diod.  XIV  110.  117.  Xen.  V  1,  36  mit  dem  Fr.  eiim 
AaxEÖ.  noXif  Inixv^iat^Qoi  lyivovio  fx  trjg  in  liwtaXxtSov  €/^ijfifi 
Plot  Artax.  1\  ei  dti  Xffv  'EXXa^og  vßgtv  xul  nQo^oaCav  el^ip^  i 

115.  (S.  209).  Congress  in  SparU:  Hell.  V  1,  32,  33.  Sparta 
aiarat  tr^g  in 6  ßaa.  xaTUTti/jKp&eiGrig  iigrjvtigi  36.  —  Thebanef :  3 
fuhrong  der  Platäer:  Paus.  IX  1,  4.  —  Korinth  von  den  Argivan 
Rückkehr  der  Verbannten:  Heil.  1,  34.  —  roifg  Mfidovg  Xman^ 
Ages.  23.  —  iv  ßaaiXii  lä  xdv  '£JlilfJvoiv:  Arist.  Phys.  aase.  IV 
Persien  ist  das  xivtfiixov,  -  Behandlnog  der  asiat.  Städte:  bocr.  B 
de  pace  97  u.  a. 

116.  (S.  210).  Kyprische  Fürstenthümer,  10  ans  Keilschriflea  aid 
Rawlinson  Her.  1,  483.  firandis  Assyrien  in  Pauly's  Realeac  1,  lSi& 
KHeg  zehiyährig:  Diod.  XV  9.  Isokr.  IX  64  (394—1  Unterwerfimg  k^ 
thümer  Diod.  XIV  98,  391—87  Perserkrieg  ohne  bedeatendea  fiiMl 


ANMERKimGE?)   ZUM   FÜNFTEN   BUCH.  767 

.MseliUiöhe  des  Eaag.,  Verlost  der  Flotte,  Capitulatioo).  £iigel  de  Eaagora  1846. 

.4m  leB]».  quo  divolgatos  sit  Isoer.  Paneg.  1861.    Raucheosteio  Isokr.  V  22. 

.;        117.  (S.  213).     Münzverhältnisse:  Brandts  Münzweseo  S.  364  f.    Salamis, 

HanpUtadt,  veo  £oag.   gracisirt  (Isoer.  IX  47  ff.     naQulaßatv  tijv  noliv  Ixße- 

'^iBfßei^fiivriv^   xnl   dta  T17V  rdSv  4*oiv(x(av  nQxh'^  ovt€  lovg  "EXltivag  ngoa- 

.f^ofiitnpf  oijte  ti^vcis  iniOJctfjLiprfv  ovi  ifinoQlt^  XQ^H^^^^  ^^'^^  Xtu^va  xexrri- 

^fdwtpfy  tavta  u  navia  öitaQ&toai  —  xal  ovj(os  rjv^rjai  riiv  noXtv  Säte  /nrjäefjtas 

^Hfim  *EXlfiviSmyeiTroitX(T(fd'ai,  —  50:  Toaoviov  fiejamnitoxaatv,  Sad^  afiilXä- 

•Mm  oXtivtg  avTÜv  d6^ovai  (piXiXlrjves  fhai  /ualiota  etc.  —  Chabrias:  HelL  V 

Xt  10.     Nep.  Ckabr.  2.  —  Erobeniogen  in  Phöo.  ood  Kilik. :  Isokr.  IX  62.  Oiod. 

'  )Ky  2. — Aegypteo  seit  411  im  Aufstände;  K.  Nephereus  hilft  den  Spart.  Diod.  XIV 

«115^79.    Akorifl  (etwa  s.  392):    Diod.  XIV  98,  XV  2  f.   —   Heeresmacht   des 

^J|[irilMnos  und  Orontes:  Diod.  XV  2.   Seeschlacht:  XV  3.   Tiribazos  abgesetzt: 

L^KV  89  —  Friedeasschlvss,  tvon  ßaaiXivetv  ttjc  iMXafzTvos  xal  rov  toQiafiivov 

:?AASvai  (fogov  xar'  iyucvjov  xal  vnaxovstv  tog  ßaüiXeitg  ßaotXel  nqoaiartovTti 

jmȊ.  XV  9.     Isokr.  IX  63  f. 

118.  (S.  213).  Herstellungskosten  der  Inschriften :  Schöne  Griechische  Re- 
aUfifH  S.  17.  Vereinigung  der  beiderlei  Schätze:  Kirchhoff  Bemerkungen  zu  den 
"^rk.  des  Schatzes  der  and.  Götter  S.  54;  die  Darstellung  der  Vereinigung  beider 
JPflMitzabtkflilQngen  hat  Schöne  S.  29  in  der  Gruppe  von  Athena  und  Demeter 
^^Rfcaant.    Es  fehlen  Scfaatzurkunden  kurz  vor  und  kurz  nach  Eukleides. 

119.  (S.  215).  Festgeldcr:  Böckh  Staatsh.  1,  235  f.  —  Besoldung:  Ar. 
nJfioeL  184,  308  t^itaßoXov  Ctj^ovai  Xaßeiv  orav  nqditwsC  ri  xoivov.  592.   Sie- 

S.  99.  —  Confiscationen :  (dr}jnevaiis:):  Böckh  Staatsh.  1,  518.  Lys.  XIX  11 : 
iinov  fJikv  ovv  anoXoyfTa&ai  nqog  tfo^av  rjv  ^vioi  i^^vai  negl  trjg  NixO' 
■,0fif*ov  oifOiag,  x«d  anuviv  a^vQfov,  rj  vvv  (aitv  iv  ij  TtoXii^  xal  tov  ayaiyog 
}bg  wo  StynoCiov  onog,  Blass  S.  526.  Lys.  XVllI  17:  vvvl  navifg  o/noXo- 
iTi  bfiovoiav  fifytarov  ayadov  tlvai  nolety  axaaiv  6k  navxtov  xaxav 
riftP,  6ia(pigeo^i  6k  TiQog  aXXriXovg  Ix  nov  toioviatv  ^ttXiat\  av  oi  fikv 
aXXoiQimv  i7ii^vfAtiSai.v,  ot  J'  ix  icSv  onaiv  Ixnlnitaaiv.  —  Euripides 
.  A^  JEocL  824  f.  Böckh  642.  —  Epikrates  (s.  S.  170):  Dem.  XIX  277. 
«1  120.  (S.  216).  Konons  Weihgeschenke:  Hciligthum  der  Aphrodite  Euploia 
jgk  Pöraieua:  Paus.  I  1,  3;  Dem.  XXII  72;  tj  fxkv  ^id^rjv^  xa&iiQtoaev  üs 
^tfßm^jifjuLTa,  xal  r^  ui7i6XX(ovi  iig  JeXipovg  ntviaxiaxtXlovg  aTtarJoag,  in  s. 
{fmHmtüi:  Lys.  XIX  39.  Statue  des  K.:  x^Xxrjv  eixova  aianeQ^Agfiodlov  xal 
^ä^tnoyiirorog  Icxriauv  ngoatov:  Dem.  Leptin  70;  gruppirt  mit  derjen.  des 
.npMtheos  und  Eoagoras  vor  d.  Stoa  des  Zeus  Eleutherios:  Paus.  I  3,  2.  vgL 
Att  StQdieo  2,  20.  In  Samos  und  Ephesos:  Paus.  VI  3,  16.  —  Nikophemos 
Ja  Kythera:  Hell.  IV  8,  8.  Folgen  des  Siegs;  Böckh  546.  —  Athens  neue 
^Uhmdeui  Diod.  XIV  84.  —  Gesandtschaft  in  Syrakus:  Lys.  XIX  19  nach  der 
•Viirlkafernog  Saoppe's. 

121.  (S.  217).  Dexileos*  Grab;  Rangabe  Eunomia  1863  Mai  31.  GötL 
Jliflfcrifihtfn  1863,  190.  Salines  monumenti  sepolcrali  scoperti  in  Atene  1863. 
—  Mttotitheos:  Lys.  XVI  13.  14.  15  (votiqov  lov  af/uvou  ^uiQiibig  101  näaiv 
-MF^^i^OK  6uXiav  wvetdtxoiog).  Thrasybulos'  Stellung:  Philol.  17,445.  — 
Ar.  VoA  Archinos  naQavofAiov  angeklagt:  Aosch.  III  195.  —  Agyrrhios  See- 
feUherr  an  Thr.'s  Stelle:  Hell.  IV  8,  31. 


768  ANMERKUNGEN  ZUM  FÜNFTEN  BUCH. 

122.  (S.  219).     Lysias'  Olymp.  Rede  XXXIII  4.  5:  Schäfer  Philol.  11  ^ 

123.  (S.  219).  Opferwilligkeit  des  Aristophaoes  and  seiner  Frenode:  Lyi 
XIX  21  ff.  Arist.  Prozess:  Ntx6(fr}f4os  xal  ^AQiOTOifayijg  ax^rot  ax(Hin»i 
nglv  TtaQaytviadai  ityä  aiToTg  iley^Ofi^voig  tos  i^dixovpi  Lys.  XIX  7. 

124.  (S.  223).  Söldoerweseo :  nQoUQov  not  axovoi  ^ivunnw  tffffitw  b 
KoQlvf^tp  T^v  noltv,  ov  JToXvatQaTog  rlyeTro  xal  *f€pix^ttTfjfz  De«.  FV  H 
Arist.  Plut.  173.  Harpokr.  s.  v.  ^cvixov  avveffjriaaTo  avro  ngwror  Kirnt, 
TiaQ^Xaße  cf'  avro  *  Itfix^arrjg  vOtfQov  xal  Xaß^iag.  —  Iph.'  Peltattea:  CuftUi 
tag  aanCSag  xal  xattaxivaoi  niliag  av^fiirqovgy  ^  afJUfOT^QW  ev  &roxti- 
fisvogy  Tov  te  axinnv  IxavcSg  ta  atoftata  xal  tov  duvaadfti^  Twg  /^fihm 
tdtg  Ti^zatg  ^la  triv  xovtf6ti]ta  navnXAg  evxiv^rovg  vnaQX^i^  —  ffi^ 
ta  ^kv  SoQata  riftioXifp  fify^&fiy    ta  Sk   ^Cqrj  a^^dov  diTrXaffut  xgrgmfunfc 

—  tag  te  vnöSiang  toTg  atQuttataig  ivXitovg  xal  xovtfag  inoifjet  Cftfipt' 
tiSag  (:  Diod.  XV  44.  —  Iph.'  Pläne:  Diod.  XIV  92.  Aristid.  P«mIL  ICI 
RehdaDtz  Vitae  Iphicr.  Cbabr.  Tim.  p.  16. 

125.  (S.  224).  Ta  ttSv  ^EXXtjvcuv  aoifiata  tmv  Santtvaa&ai  ^vfmftimm 
Lys.  XXXIir  5. 

126.  (S.  226).  Lys.  XXXHI  7.  Ueber  den  AnUlkidasfriedeo  ak  «i 
CoDseqneoz  der  alten  Politik  Sp.'s  vgl.  bes.  Herbst  N.  Jahrb.  f.  Phil.  77  S.  701 

127.  (S.  229).  Agesilaos  and  Agesipolis:  Plut  Ages.  20.  Hell.  V3,A 
Diod.  XV  19.  —  üvfUfiaxixfj  afQcatg:  Polyb.  IX  23.  —  Agesilaot  nnd  die  B^ 
ren:  Plut.  Ages.  4.    Manso  Sparta  3,  1^  215. 

128.  (S.  230).  Peloponoesische  Städte  dnoXaßovaai  tag  avtovofäag  lajm 
anipow  naqa  ttiv  f.n((natr]x6t(ov  inl  trjg  uiaxeSat/aoviwy  fiye/iorütg  ^^ 
XV  5  als  aomittelbare  Folge  des  Friedensvertrag^. 

129.  (S.  233).  Diodor  setzt  den  Ausbrach  der  Fehde  mit  Mantineia  98.3; 
3SG — 5  und  den  Fortgang  98,  4;  385 — 4,  vgl.  aach  XV  5  ^ax.  ottJf  Sio  b% 
(fvXa^avTfg  tag  xoivag  cnovSitg.  Xen.  V  2,  2  dagegen:  iliyovto  6k  xdd 
anovdttl  l^O.riXv^ivai  toTg  Maitivfvai^  tovtta  ttp  H€i  ai  fieta  t,  iv  Mittt 
fjiaxrjv  tQiaxovtaftfig  yivofi^rat.  Nach  Thuk.  V  81  ist  der  Vertrag  sekoi  41< 
abgeschlossen.  Also  muss  man  entweder  trotz  X.  eine  zweijährige  Paase  iv. 
dem  Ablaufe  des  Vertrags  und  dem  Aasbmche  des  Kriegs  annehmen,  oder  tnti 
Thuk.  den  Vertragsscbluss  einige  Jahre  nach  der  Schlacht  von  418  aifftifi- 
Vgl.  flertzberg  S.  313  f.  —  Agesilaos  und  Agesipolis:  Hell.  V  2,  3.  —  OpHi: 
2,  4.  5.  Diod.  XV  12.  Peloponnes.  1,  239.  —  Pausaoias  (fiXtxtSg  fy**^  '^ 
toig  iv  Muvttvef(t  tov  drjfiov  TTQoatatagi  Hell.  2,  4;  SttnQa^octo  —  ««f*- 
Xi(av  yd'^a&ai  avtoTg  anaXXatto^iyoig  (x  lijg  JioXftug  (den  Argolizontei):  6. 

—  xad-i^oidri  to  teT/og,  Stoixiaihi  (f'  i]  MavtCvtia  tttgaxfjy  xaSiiMto  n 
aqxaTov  ^xovv:  7;  nach  Diod.  XV  5  und  Ephor.  bei  Str.  337  nivte  awa«, 
wobei  die  auf  dem  Boden  der  Stadt  zaröckgebliebene  Gemeinde  raitgerecM 
wird:  Peloponnes.  1,  208.  ^E/rel  öl  oi  f/ovTfg  tag  ovaiag  fy)*vt(Qoyfikpfn^ 
tiov  x^Q^^^y  ovtojv  avtoig  naol  tag  xcofiag,  aonnoxQat(«f  6*  /jf^rr«, 
dnrjXXay^ivoi  rf'  ^aav  icUy  ßaqitov  6riiuayuy)'t5v,  rjöovio  toTg  TtfnQoyfä^mg'. 
Hell.  2,  7. 

130.  (S.  234).  Sparta  and  Phlias:  Hell.  IV  4,  15,  wo  die  Nichteinfikroir 
der  Flüchtlinge  als  besondere  Grofsmuth  Sp.'s  gerühmt  wird.  —  Rückfiikrwif: 
derselben:  V  2,  8  if. 


ANHEHKUNr.EN    ZUM    FÜNFTEN   BUCH.  769 

J31.  (S.  236).    Die  Gesandten  aus  Akauthos  aud  Apullonia  von  den  Ephoreo 
^fiihrt  noog  jijv  ixxXijafav  xal  tovs  ov^/jdj^ovg.     Rede  des  Kleigeoes:    Hell. 
2,  12—19. 

132.  (S.  239).     Heerreformen:   uoyvgtov  re  kvt^  ävÖQiav  i^etvai  Movtit 
ßovXofiivrn   Twv  n6XiO)V,   TQitoßoXov  Alyn'aTov   xar*  «v^qa,    Inniag   Te  d 

:  naqixotj  avxl  uiTaQüjy  onXtiüJv  rov  fjtaSov  i(f)  InneT  öC6oa(^at,  Hell.  V 
22.  onXCxrig  nqog  ^vo  xfjiXovg  terayfi^vog  Diod.  XV  31.  Grote  10,  77  (5, 
4).    Böckh  SUatsh.  1,  379. 

133.  (S.  241).  Eudamidas'  Auszug:  Hell.  V  2,  24  Evi^,  i^iatv  ^oißiSav 
¥  a^(X<f>6v  idirjdij  Twv  kipoQiav  Tovg  vnoXiino^ivovg  Ttov  ^avrip  jigoaTiray' 
'vmy  a&Qotaavia  fniUvai.  Diod.  XV  20  lasst  ungenau  Phoib.  zuerst  aus- 
ckcD.  —  Eionahme  der  Kadmeia,  llv&ibiv  ovtmv  nur  nach  Aristid.  I  419 
Bd.  (deshalb  99,  3  bei  Clinton);  genauer  Xenophoa  V  2,  29  (Tia  ib  rag  yv- 
txag  h  Ty  KaSfieiq  &ea/Li0(f'O()taCfi'V,  O-^govg  ovrog,  ebenso  Plut.  Pelop.  5. 
e  Thesmophorien  im  Damatrios  setzt  Böckh  (Mondcyclen  83)  vermuthungs- 
sise  nach  der  Septembermitte.  Andere  denken  an  andere  Demeterfeste,  Sie- 
p»  S.  159  an  die  Thalysia  (Theiluthios  —  Thargelion  —  Mai).  —  araaioCov- 
ty  TtSv  ö.,  noXifjiaQ)^ovvr€g  fdtv  hvy/avov  ^lafirjviag  re  xal  Aeorrtadrig, 
tupOQoi  Jk  ovug  xal  ag^rriyog  ixdrsQog  rtüv  haigtöjv:  Xen.  V  2,25.  —  Ver- 
tlierei  des  Leont:  2,  26—29.  —  Ismenias' Verhaftung:  2,  30.  —  Demokraten: 
E^fJ^i^aoci'  ilg  Tag  *Adifjvag  ol  lavta  yiyvciaxoneg  ^AviQoxXildi^  le  xaX 
ffi^iq  ficiXiaja  TQtax6at.on  2,  31.    Plut.  Pel.  5. 

134.  (S.  244).  ov  nQoataj^&ivra  vno  jrjg  TToletag  Tavia  IneTTga/ei  (*.): 
Ol.  2,  32.  —  Phoeb.  von  Ages.  gerechtfertigt:  32  f.  Plut.  Ages.  23.  ^oi- 
9mv  tfjg  (ig  "OXtfP&ov  argarr^tag  an^airjoav:  Plut.  de  gen.  Socr.  1 ;  die  3 
imosten:  Lysanoridas,  Herippidas,  Arkissos:  de  gen.  Socr.  33.  Pelop.  13. 
•  Theben  und  Olynth.  2,  27  vgl.  2,  15.  —  Ismenias  als  fityaXongayfitüV  xal 
MonQ€Dyf4(üv  gerichtet,   nach  Xen.  2,  35  in  Theben,   nach  Plut.  Pelop.  5  in 


135.  (S.  248).  Phlius  und  Agesipolis:  Hell.  V  3,  10.  —  Beschwerden  der 
qbtokraten:  3,  11  ff.  —  Lokalität:  Peloponnesos  2,  471  ff.  —  Belagerung.. 
16  ff.  —  Delphion,  XufAngog  6ox6Jv  ilvai,  Xaßtov  ngog  avrov  jgiaxoaCovg 
^^g  4>XittaüüVf  Ixavbg  fj-kv  rjv  xtoXviiv  rovg  ßovXofiivovg  tigrjvTjv  noiila&at 
M.  3,  22  ff.  —  Commission  der  Uundcrtmänner:  ngmov  filv  uvaxgirai  ov- 
m  r<  C^y  Iv  rj  noXn  xal  oviiva  anoSavtlv  ^ixaiov  elti"  tnuia  dk  vofiovg 
iwoiy  xad"*  ovg  noXtttvaoivto:  3,  25.  —  Dauer  der  Belagerung  20  Monate: 
lU.  3,  25.  —  Teleutias  dem  Eudamidas  nachgeschickt  fallt  im  Friily.  381  vor 
yalh:  Hell.  3,  6.  Diod.  XV  21.  Agesipolis  starb  vor  Olynth  380  xaid 
'fo«V  dxfiriv:  HeiL  3,  19,  Diod.  23,  nach  14 jähriger  Regierung  im  4.  Jahre 
■  olyoth.  Kriegs.  Polybiades  bezwingt  Olynth:  Hell.  3,  26.  Diod.  23.  Die 
Aerobe  von  Phlius  fällt  in  den  Spätsommer  379.     Vgl.  Sievers  S.  390. 

136.  (S.  249).  Spartas  Macbthöhe:  Hell.  V  3,  27.  Diod.  XV  23.  —  Make- 
•100  im  Bonde  mit  Sp.:  Diod.  19.  Aesch.  de  f.  leg.  26.  —  Dionysios  und 
I  Illyrer;  Böndniss  der  Sp.  mit  den  Molossern:  Diod.  13.    Sievers  S.  164. 


Cvfiiai,  Gr.  GmcH.    111.  49 


ANMERKUNGEN 

ZUM  SECHSTEN  BUCH. 


Haoptqaclle  fSr  die  Zeit  der  Hegemonie  Thebens  war  Ephoros,  di 
äolischer  Patriotismas  (S.  522)  sieh  aach  aof  Böotieo  aosdehnte;  wer 
Bücher  las,  wurde  von  Bewunderung  des  Epameinondas  ergrilTeB  (Plit  k 
garrul.  22).  Wegen  seiner  Uokenntniss  des  Kriegswesens  tadelt  ihn  P«Iyi 
XU  25.  Aus  ihm  schSpft  Diodoros,  fiir  viele  Thatsachen  der  einzige  Gewakn- 
mann,  der  aber  auch  ganz  falsche  Nachrichten  hat,  z.  B.  XV  82.  TheapMf; 
der  in  seiner  Geschichte  Philipps  viele  Abschweifungen  über  die  nnmitteftar 
vorausliegende  Zeit  angebracht  hatte,  ist  von  Diodor  nicht  benutzt  wordet 
(Volquardsen  Untersuchng.  über  die  Quellen  des  Diodor  S.  67  AT.).  Diodor  n 
controliren  dient  Xenophon  (auf  den  Diodor  keine  Rücksicht  nimmt),  sonst  sciair 
Parteilichkeit  wegen  durchaus  unzuverlässig.  Er  entstellt  die  Geschichte,  jdo 
Glück  Thebens  ist  Zufall,  jeder  (Erfolg  des  Agesilaos  Verdienst;  erst  beim  letita 
Feldzoge  wird  er  dem  Ep.  gerecht.  Seine  Hellenika,  welche  sich  mehr  u4 
mehr  auf  peloponnesische  Geschichte  verengen,  haben  neuerdings  Einige  (CaapC) 
Kyprianos  und  namentlich  Grosser  N.  Jahrb.  f.  Phil.  1866  S.  721  r.  1S71 
S.  723  CT.)  im  Anschluss  an  eine  Bemerkung  Lobeck's  im  Aiaz  S.  366^  nur  ßr 
einen  Auszug  des  ursprünglich  ausführlicheren  Werks  des  Xenophon  geftei 
lassen  wollen,  und  besonders  in  den  Plutarch.  Biographien  Reste  desselbei  n 
finden  geglaubt.  Allein  selbst  die  Richtigkeit  der  übrigens  sehr  bestritteaca 
(Büchsenschütz  N.  J.  1871  S.  218,  Breitenbach  Rh.  Mus.  1S72  S.  497  f.  i.A.) 
Hypothese  zugegeben,  so  bleibt  doch  unzweifelhaft,  dass  der  Grondtoa  te 
Werks  und  der  Parteistandpunkt  des  Xenophon  auch  in  der  uns  vorliegeato 
Gestalt  der  Schrift  vollkommen  erhalten  ist.  Die  Echtheit  des  AgesUaoi  iit 
mehr  als  zweifelhaft,  dem  Verf.  desselben  eigenthümlich  ist  der  Barhareakifl 
(den  Ag.  in  Wirklichkeit  nur  während  des  asiat.  Feldzugs  zur  Schau  getrageil 
Nach  Cauer  (Quaest.  de  fontt.  ad  Xen.  Ag.  pertinentibus  1S47  p,  30)  ifw  o 
die  Auffassung  Alexanders  bei  Theopomp,  welche  vom  Verf.  des  Ages.  aif 
seinen  Helden   übertragen    wurde;   übrigens  war   das  Urteil  Theopomps  tkn 


ANMERKUNGEN  ZUM   SECHSTEN  fiUCfi.  771 

ges.  ein  demj.  des  EnkomioDS  ähnliches,  wenn  er  ihn  fiiyiafog  ofioXoyovfiivtos 
tk  T(uv  i6t€  CtovTOiV  initfar^aTaTos  (Plat.  Ages.  10)  nannte.  Platarchos  hat 
I  Agesilaos  gute  Quellen  {avayqaifaX  XaxtavtxaC  c.  19).  In  seinem  Pelopidas 
id  dem  Gespräche  über  das  Daimonion  des  Sokrates  hat  er  treffliches  Material 
IS  einheimischer  Ueberlieferung.  Ans  seinem  Leben  des  Epaminondas  mag 
inzelnes  in  den  Apophthegmata  erhalten  sein.  Paasanias  hat  in  seinem 
Boch  sehr  gute  Nachrichten,  besonders  c.  14;  er  zeigt  Interesse  für  Epam., 
esshalb  er  die  Mantineer  VIII  8,  6  wegen  ihres  Undanks  tadelt,  and  namentlich 
ich  für  die  Messenier.  Auch  Nepos  ist  bei  einzelnen  glaabwärdigen  Thatsachen 
nziger  Gewährsmann.  Gelegentliches  bei  den  Rednern  Isokrates,  (Plat  12 
igerecht  gegen  Theben)  Demosthenes,  Aischines,  Deinarchos.  Die  böo tischen 
istoriker  Anaxis  und  Dionysodoros,  deren  Werke  bis  zur  Thronbesteigung 
kilipps  reichten  (Diod.  XV  95),  sind  von  Diodor  und  Plutarch  benutzt  worden, 
me  dass  es  möglich  ist,  das  ans  ihnen  Genommene  nachzuweisen.  —  Die 
hronologie  ist  auch  hier  sehr  unsicher,  namentlich  bis  zur  Schlacht  von  Man- 
neia.  Feste  Haltpunkte  geben  die  olymp.  Spiele  104,  1 ;  364  und  die  Sonnen- 
isterniss,  die  dem  letzten  Zuge  des  Pelopidas  voranging.  Vgl.  Anm.  65.  — 
lae  zusammenhängende  Behandlang  dieser  Zeit  giebt  das  treffliche  Buch  von 
levers  Geschichte  Griechenlands  vom  Ende  des  pelop.  Kr.  bis  zur  Schi.  b. 
[ftntineia  1840.  Monographien:  Vater  Leben  des  Pelopidas  (Jahns  Jahrb. 
ippl.  8  S.  328  ff.),  Pomtow  Epameinondas,  Berl.  1870.  Hertzberg  Agesilaos. 
■  Mesnil  Politik  des  Epaminondas,  Sybels  Zeitschr.  1863  S.  292  ff. 


1.  (S.  254).  BoitatCa  tQi&dXanoq:  Ephoros  b.  Str.  400.  —  Hesiodische 
B^ole  in  Böotien:  Rangabc  Ant.  Hell.  3,  892  Vereinigung  aw&viatov  räv 
fiMRroiy  ElaioSdwv^  vgl.  ßergk  Griech.  Literaturgeschichte  1,  923.  —  Aeolische 
Mk  ia  Böotien :  Müller  Orchomenos  S.  72.  3S2. 

2.  (S.  255).  Philolaos  der  Bakchiade:  Aristot.  Pol.  57,  25.  Böotischer 
errenstand:  Orchomenos  S.  409.     Bergk  Gr.  Lit.  1,  942. 

3.  (S.  256).  Einseitig  athletische  Bildung:  Arist.  Pol.  125,  29.  Böotische 
»litik  gegen  Athen  zuletzt  noch  in  dem  Antr.  auf  Zerstörung  der  Stadt:  Hell. 
3, 18.    Plnt.  Lys.  15. 

4.  (S.  258).  Demokrat.  Partei  in  Theben :  Plut.  Lys.  27.  —  Zus.  von  Th. 
|4  Grossgriechenland:  Böckh  Philolaos  10.  Philolaos  und  Lysis  werden  bei 
Ist.  de  gen.  Socr.  13  irrthUmlich  als  gleichzeitig  angesetzt.  400  als  frühesten 
litpirakt  des  Aufstandes  der  Kylonea:  E.  Rhode  über  die  Quellen  des  lam- 
Mm,  Rh.  Mus.  1871  S.  566.  Aristoxenos'  Bericht  über  den  Brand  des  Hauses 
e.  bei  lamblichos  241 — 51.  Simmias  und  Kebes:  Xen.  Mem.  I  2,  48;  III  11, 
r.  Fht  Phaedön  84  c.  Zeller  2  a,  171.  Lysis  mass  l)is  Ol.  93  gelebt  haben, 
na  Epaminondas  01.  90,  2  geboren  war.  Plut.  de  gen.  Socr.  3.  Nepos  2,  2. 
^  war  um  die  Zeit  der  Befreiung  40  Jahre  alt:  Plut.  de  occ.  viv.  c.  4. 

5.  (S.  262).  Vertraute  des  Epaminondas:  Mikythos  Nep.  Ep.  4,  Asopichos 
fteB.Xni605,  Raphisodoros  Plut.  Amat.  17.  —  Ta  niQi  ^^j^^cei' rf  rov  noli- 
K0[ro0irriv  nai  ij  ntqX  <P(Xmnov  tvQawlg:  Hell.  V  4,  2.    Hgyip  fih  tüqkwoi, 

IQ* 


772  ANMERKUNGEN   ZUM   SECHSTEN   BUCH. 

X6y(i>  cf^  noXi/JttQXoi:  Plut.  Ages.  24.  ol  tkqI  ^Aqx^^v  xai  'IVrarijr:  Ml.  VII 
3,  7.  Charakter  der  Regierung:  Du  Mesnil,  Sybels  Ztschr.  9,264.  —  Reli^oin 
der  Alkmeoe:  PInt.  de  geo.  Soor.  5  ff.  BÖcLh  Sonnenkreise  S.  145. 

6.  (S.  263).  300  Flüchtlinge  Diod.  XV  20,  400  AndroUon  ScboL  Arist 
111  278  Dindf.,  iQ^axoaioi  MüUer  Fr.  Bist.  Gr.  IV  646.  Bei  Xen.  HelL  V2,31 
schwankt  die  Lesart.  —  Verbalten  der  Athener:  xovs  ifvya^itf  li&fpnfii  im- 
tgCßEiv  T^  TS  nkri&u  ngoOtpilfig  ovraq  xal  rifiiiv  tx^"^"^^  ^^  ^^^  ssitfV 
xal  aya&wv:  Pelop.  6.  Spartas  Verlangen,  abgewiesen :  Pelop.  6.  —  Die  Olif. 
TiifiijßavTeg  avS^Qtünovg  ayvmag  jivSqoxitiöav  fiiv  änoxT&vyvovai  Scl% 
ttiv  J*  äkltov  ^lafittQTuvovaiv:  Pelop.  6.  Bei  dem  über  Androkl.  VemSfci 
entstandenen  Erbschaftsprozess  wird  für  Pberenikos  (Pelop.  5.  8)  die  Rede  CXI 
des  Lysias  (fr.  228,  229  Müller)  gehalten.  —  Pbyllidas:  Pelop.  7.  de  gea.Sfcr.  i 
4  ff.  Xen.  V  4,  2. 

7.  (S.  264).  £p.  dta  (fiXoaoqdav  mq  unQccyfiiav,  cfia  ^k  mvCav  mg  M- 
vajog:  Pelop.  5.  vgl.  7;  mit  Pelop.  bei  Mant.:  Pelop.  4.  Paus.  IX  13,  2  (k- 
zweifelt  von  Palmer.  und  Krüger  bei  Clinton  zu  385,  von  Grote  10,  16;  s.  dagii^ 
Pomtow  S.  27);  es  war  eine  gezwungene  Heerfolge  der  Thebaner,  wie  aad 
nach  Olynth:  Hell.  V  2,  37.  —  Lysis  Tod:  de  gen.  Socr.  16  u.  öfter.  —  Gtrji- 
das  und  Pammenes:  Sievers  197  f.  —  Archias  und  Leontiades  in  Simmias' flau: 
de  gen.  S.  2  ff. 

8.  (S.  265).  Melon  nach  Xen.  Haupturheber  der  Befreiung,  daher  HelL  ¥4» 
19  ^  Tov  MiXtovos  ijil  tovs  neQl  uiiovriccdriv  inavdnaais,  Pelopidai,  dcMfi 
Antheil  an  der  Befreiung  Xenoph.  absichtlich  verschwiegen  hat:  Plut  PeL  7. 
—  Amphitheos:  de  gen.  Socr.  4.  32.  —  Von  den  sonstigen  Berichtea  abdei- 
chend: Aristoteles  Pol.  206,  22  Ix  ducaarrjQCov  xQCa^tog  ^  iv'H^xUiq  9iitK 
lyivtxo  xal  (v  Grißnig,  In  ttixUt  fioi/dag  6ixa(big  fA^v  araattnixAg  <ß 
TToiTjdafi^vfüv  Trjif  xoXaaiv  tmv  fihv  Iv  'JlgaxXitijc  xai  EvQvtitovog,  iwf  i' 
iv  Gtjßaig  xtti  'Aq^^Iov  iq-Uovtixrjaav  ynQ  avrovg  ol  ^x^^^  waii.  M^m 
iv  ayoQ^c  h  T(p  xvifcovi,  —  Pherenikos  und  die  Seinen:  Pelop.  8. —  Ankuft 
der  12  bei  Charon:  Pelop.  9.  de  gen.  Socr.  25.  —  Gastmahl  des  Phyllidas: 
Pelop.  9.  de  gen.  Socr.  4. 

8b.  (S.  266).  Charou  zu  Archias  beschieden:  de  gen.  S.  26.  27.  PeL 
9.  10.  Brief  des  Hierophanten  Archias  io  Athen:  dg  avQiov  rä  anovSma.— 
Ermordung  des  Arch.  und  Philippos:  Pel.  11.  de  gen.  S.  30;  des  Leontiades 
und  Hypates:  Pcl.  11.  de  gen.  S.  31;  Xenoph.  V  4,  7  lässt  die  erster«  dorck 
die  d/iiifl  MiXmvctf  die  zweite  durch  Phyllidas  und  3  andere  gescheheo.  -- 
Befreiung  der  Gefangenen:  Xenoph.  4,  8.  de  gen.  S.  32.  —  ^Hx€  Sk  tulX  ^Innp- 
a&€v£(^rjg  fbifjä  juiv  (fCXatv  xal  oixixwv  rovg  ini^edrifirixoTag  xata  rtjg^ijf  nftk 
iä  'HgaxXda  aaXniyxxdg  naQaXafjißdvwvi  de  gen.  S.  33.  —  ol  latr  AaxeSoA^ 
vlorv  uQxovug  —  (foßtj&^vr^g  riavxo-^ov  r.  Ka^fi.  xarix^vt^g :  Pel.  12.  BeD. 
V  4,  10. 

9.  (S.  267).  £p.  fuhrt  die  Tyrannenmörder  in  die  lxxXriaia\  ^(xouht^ 
Tovg  avöqag  (og  iviqy^iag  xal  acoTTJoag:  Pel.  12.  —  Büotarcheu  für  die  Schli»- 
tag«  des  Jahrs:  Pel.  13.  Sievcrs  186.  Vater  342.  Ende  des  böotischea  Jaks 
um  die  Wintersonnenwende:  Pel.  24.  —  Wortführer  der  böotischen  Partei  (ä 
ßoi(ofiii(ovT€g  vgl.  die  ^^iXox^rßaioi  des  Antiphanes)  Thrasybulos  v.  Kollyttf» 
Leodamas,  Aristophon,  Kephalos,  Thrason  (ProjLenos  der  Theb.),  Arehedea««* 


ANM£llKU?(GE?i   ZUM   SECHSTEN   RUCH.  773 

Pyrrhandros,  Phormisios,  Eleios:  Dioarch.  1  38.  —  Was  die  Betheiligang  Athens 
betrifft,  so  bezeugt  Xeo.  V  4,  14  gegen  den  verworrenen  Diodor,  dass  von  Staats- 
weg^Q  nichts  geschah.  Grote  10,  122  (5,  380);  Schäfer  Dem.  1,  15.  Die  Be- 
setzung der  Kithaironpässe  durch  Chabrias  diente  wohl  nur  zur  Wahrung  der 
Neutralität.  Der  Feldherrnprozess  (Hell.  V  4,  19)  beweist  aber,  dass  es  nicht 
blofs  einige  Freiwillige  waren,  die  sich  betheiligten.  Ob  Demophon  einer  der 
Verurteilten  war,  bleibt  unsicher;  Chabrias  gewiss  nicht.  Diod.  verwechselt 
wahrscheinlich  zwei  ganz  verschiedene  Ereignisse,  den  Kampf  um  die  Kadmeia 
md  den  Sommerfeldzug.    Schäfer  S.  18. 

10.  (S.  270).  Zuzug  von  Platää  zurückgeschlagen:  Hell.  V  4,  10.  Ca'pitu- 
kitlon  derKadmea:  4,  11.  Kleombrotos  in  Meg.:  Pelop.  13.  —  BoKoragxntf  die 
bSotische  Bundesbehörde;  mit  wechselnder  MitgIiederzah],SchÖmann6r.  Staatsalt. 
3,78.  BoiüJTol  iv  Grjßaig :  Aesch.  111  142.  Derselbe  Anspruch  der  Thebaner  beim 
Abechl.  desAntalkidasfriedens  s.  S.  20G  und  im  J.  372  bei  den  Friedensverhand- 
iMBgeo  in  Sparta:  ttvriSrjßaicüV  ISoKorovg  ojLKOfioxojag:  Hell.  VI  3,  19,  ebenso 
te  Boodesvertr.  von  96,  2  (Anm.  96  zu  S.  171). 

11.  (S.  272).  Uebergabe  der  K.:  Kell.  V  4,  12.  —  Menekleidas:  Pelop.  25. 
Nep.  Epam.  5.  Eumolpidas  und  Samidas :  Plut.  de  gen.  S.  3.  —  Die  Dreihun- 
dert (Normalzahl  einer  auserwählten  Schaar  wie  in  Kyrene,  Sparta)  bei  Delion : 
Diod.  XII  70:  ol  tioq  ixiCvoig  rjv(oxoi  xal  TTagaßarai  xakov^evoi,  wie  im 
ftemerischen  Zeitalter  die  Wagenkämpfer  Vorkämpfer  des  Fussvolks  und  zu- 
gleiefa  je  2  und  2  verbunden  waren.  Der  Gebrauch  des  Kriegswagens  muss 
sieh  in  Böotien  lange  erhalten  haben,  so  dass  die  Benennung,  auch  nachdem  die 
alte  Kampfweise  aufser  Gebrauch  gekommen  war,  noch  fortbestand. 

12.  (S.  274).  Hülfe  Athens:  s.  Anm.  9.  —  Die  Th.  xarü^ovrig  eig  t^v 
mvrtSv  ovdiva  ^Qovov  Mfieivav,  aXA'  (v&vg  elg  AaxsSaC^tova  nQsaßetg 
JtniarelkoVf  hoifioi  ^ovXfvav  ovug  xal  firj^h  xiveTv  raiv  ngotiQov  nQdg 
mAtoi/g  tofioloytifiivtav.  Isokr.  XIV  29.  —  Verstimmung  des  Ages. :  efa  airovg 
fiovl£Via&at  onoiov  ti  ßovXoivio  thqI  toviojv:  Hell.  V  4,  13.  Plut.  Ages.  24. 
•—  llieban.  Flüchtlinge  in  Sp.:  Hell.  4,  14.  —  Kleombrotos  ngtaiov  jote  rjyov' 
fitrop,  fittXa  /fffiojivo;  ovTog;  Feldzug  in  Böotien:  4,  14 — 18. 

13.  (S.  277).  Sphodrias  in  Thespiä:  Hell.  V  4,  15.  —  Sph.'  Plan  ange- 
regt durch  fifi/ayfjjLia  iwv  negl  JliXonl^av  xai  MiXwva  ßoianaQXcHv:  Plut. 
A$»  24;  BrißaXoi  neOovai  2if.<,  ;^^ii/inra  ^ovreg,  (ag  vntonuvero:  Xen.  Hell. 
V  4,  20;  veranlasst  durch  Kleombrotos:  Diod.  XV  29.  Grote's  Gründe  gegen 
die  Angabe  Xen. 's  10,  135  (5,  387);  nach  ihm  hätte  Sph.  auf  Ag.'  Antrieb  ge- 
httidelt;  „von  spartanischer  Seite  ausgesprengt''  Schäfer  Demosth.  1,  16.  Aber 
wamm  sollten  die  Spartaner  diese  Erzählung  in  Umlauf  gesetzt  haben?  Ge- 
WflBfleo  sie  oder  gewann  Sph.  dabei,  wenn  man  ihn  als  einen  Mann  darstellte, 
der  sieh  von  einem  böotischen  Handelsreisenden  zum  Friedensbruche  beschwatzen 
liess?  —  Spart.  Gesandte  livyxccvovlid-^vfiai  oneg  naqu  KaXX(ct  rtp  jiQo^ivtp 
*£nffioxXfjg  te  xal  jiQioroXoxog  xal  "SlxvXXog:  Xen.  Hell.  V  4,  23.  —  Ephoren 
ge^.  Sph.:  4;  24;  für  ihn  Kleombrotos:  25;  Agesilaos:  ;^a>l^7rov  fJvai  lotovrov 
ä9^^a  dnoxTiwvvaf  Tr}V  yaQ  Znctorriv  Toioifj(ov  ^eta&ai  cfTQarimTtav:  82. 

14.  (S.  279).  Eindruck  des  Urteils:  noXXoTg  Mo^iv  avtri  Jf}  dSixmaia 
iw  Am»,  ri  ^ixTi  XQi&rjvai  Hell.  4,  24.  —  Die  theb.  Partei  {ßoionid^ovTtg) 
eriUUt  die  Oberhand    zu  Athen;    InvXotadv  n  lov  UttQaiäy  vavg  re  havnti- 


774  AIHtfERKCxNGEiN   ZUM   SECHSTEN    BUCH. 

yovvTo,  toTs  t€  Boionoig  ndotf  TtQo&vfjUq  ißorj&ovri  Hell.  4,  34.  —  Ver- 
schanztes Lager  der  Theb.:  38.  Aufstellung  des  ChabrUs:  na^fiyyHlar  r«( 
arqaumttis  di;(ia&ai  tovs  noXefA(ovq  xttranetf^ovrjxoroas  ä/Lia  xal  iv  rj  tc^ 
fiivoma^j  xal  rag  aani^ag  TiQog  t6  yovv  xX^punag  iv  6^^  t^  io^t  fUr 
viivi  Diod.  XV  32.  Nep.  Chabr.  1.  Dem.  XX  76.  Rehduite  53.  ~  V 
Kriegrdhrung  erfolglos:  Hell.  39  ff.  —  Phoibidas:  42  ff.  —  2.  Feldxvg  detil^ 
(377):  Hell. V  4,  47—55;  erkrankt  in  Megara:  58.—  Feldzug  desKleoiDbratM:59. 

15.  (S.  282).  Neue  Schätzung:  Böckh  SUatsh.  1,  667—93.  —  20  Ge- 
nossenschaften, avfxfioQCai'.  Philoch.  V  fr.  126.  Harpokr.  a.  v.  —  Ueber  4« 
Seebund  im  J.  des  ^ausinikos  Diodor  XV  28  f.  und  die  1851  gefuadeie  Bia- 
desurkunde,  von  Eustratiades,  Rangabe,  M.  H.  E.  Meier  und  Schafer  hcrm- 
gegeben,  vgl.  Schäfer  1,  25.  —  avvra^tg  für  (f<)Qog\  Uarp.  s.  ai/>T.  i^^ffdaan 
dh  xaX  tag  yivofiivag  xkriQovyJag  änoxaTaarijaai  rotg  n^oxegov  xv^i(Mgyiy9- 
voat,  xal  yo^ov  i&evio  fxri^iva  rtÜv  ^&rjva(tüv  yitoQydiv  ixjog  r^g  jlna^. 
Diod.  29.  haxd-fl  anb  tf^g  xoivrjg  yvtofAtjg  t6  /nh  awiS^iov  Iv  tatg  li$^ms 
auve^Qtviir,  noXiv  6k  l/i*  tarjg  xal  fifyaXrjv  xal  fiixQov  fi&äg  tf/^ifov  xv^ 
ehaiy  naaag  d*  vnaQXdv  aviovofxovg^  riye^oOt  /Qtufiiyaglid'fjvaiotg:  Diod.2& 

16.  (S.  182).  Isokr.  Plut.  28  bezeugt  den  ununterbrochenen  Fortbeitaii 
des  Bundes  mit  Chios  Myt.  Byz.  trotz  Xen.  Hell.  V  3,  27  Qiihiyaioi  i^i^ 
u.ivoi)\  jetzt  enveitert:  Diod.  28.  Auf  eine  damals  vollzogene  Eroenenagte 
Vertrags  mit  Byz.  bezieht  Köhler  die  Inschr.  Hermes  5  S.  10  ff.  —  Antra- 
bung  der  Lakonisteo  aus  Chios:  Photius  cod.  176  p.  120.  Schifer  Qicfln- 
künde  55. 

17.  (S.  283).  Beitritt  Thebens:  Diod.  29.  —  Peloponnesisclie  Flotte  «tor 
Pollis:  Hell.  V  4,  61.  Seeschlacht  bei  Naxos:  Diod.  XV  35.  Datu:  Pitt 
Phok.  6  tkqX  TrjV  nava^Xrjvov  ßöckh  Mondcyklen  4.  liXdJe  AliHUai:  Mouua 
Heortolügie  246.     Beute:  Dem.  XX  77. 

18.  (S.  284).  Agesilaos  in  Thespiä:  Hell.  V  4,  55.  Ag.'  langes  Kraoket- 
lager  und  Schwäche  bis  nach  der  Schi,  von  Leuktra:  Plut.  Ag.  27. 

19.  (S.  285).  Ausrüstung  der  attischen  Buodesllotte  auf  Anregung  der  Tk 
Hell.  62.  Timotheos  umschifft  den  Peloponnes:  65.  Diod.  XV  36.  —  JluXm^i 
und  KfQxvQa{(ov  6  ^ij/nog:  Buudcsarkunde  (Schäfer  Comm.  de  sociis  Athen.  IK 
Gesaodtsch.  der  Kerkyraeer:  Rangabe  2,  382.  Grabmal  im  Kerameikos  C  Ctf* 
tius  Arch.  Zeit.  1871  S.  28. 

20.  (S.  286).  Alketas,  der  Molosser,  und  sein  Sohn  Neoptolemos:  Boi- 
desurk.  INikolochos  Hell.  V  4,65.  Seeschlacht,  bei  Alyzia:  Xea.  65,  th^ 
Aivxuda:  Diod.  XV  36,  Polyaeu.  III  10,  4:  fiv  loQiij  ixiga.  Die  Skira  (ia 
Spätherbst)  werden  leicht  mit  den  Skirophorien  verwechselt.  SchoaiaAB  Gr. 
Alt.  2',  466.  Eine  solche  Verwechslung  hat  man  der  Jahreszeit  wegen  aaek 
hier  mit  VV^ahrscheinlichkeit  angenommen;  dann  fällt  die  Schlacht  auf  des  11 
Skirophorion  —  27.  Juni,  Schäfer  Demosth.  1,  43. 

21.  (S.  287).  GeldforderuDgen  des  Tim::  Hell.  66.  —  Friede:  (Jdfivmoi^ 
nifjLxpavtig  TiQiaßtTg  tig  Aaxe^utjjova  eiQTjvriV  Inoirjaccvro:  Hell.  VI  2,  1. 
Manso,  Vb'mel  u.  A.  stellen  den  Frieden  von  374  in  Abrede;  Sievers  220  „er 
sei  nie  ausgeführt.'^  Richtig  Rehdantz  71  If.,  der  die  zwiefachen  Friedeairer 
handlungen  erkannt  hat:  Diod.  XV  38  und  50.  Kallias  hat  2  mal  Frieden  ft- 
macht  (387  und  374):   Hell.  VI  3,  4.   —   Ratification  des  von  den  Athenen  ii 


A^MERKU?<(i£I^   ZUM   SECHSTEN   BUCH.  775 

Sparta  abgeschlossenen  Friedensvertrags  durch  den  Buodesrath  zu  Athen: 
Diod.  38.  Inhalt:  diaii  ndaag  läg  nolsig  airtovo/novg  xal  acpQovQrJTovg  ilvat, 
Zar  Wegfnhmng  der  fremden  Besatzungen  i^ayojyttg  bestimmt:  Diod.  a.  0. 
Theben  vertreten  durch  Kpam.  iSia^if^spog  Xoyov  &avfÄaar(og  Iv  tco  xoiV(p 
0vr(^Qi(p.  Nachträglich  muss  Th.  doch  zugestimmt  haben :  Isokr.XIV  14  f/^ijif}? 
ovaifg^  Weissenborn  Z.  f.  Alt.  1847,  921. 

22.  (S.  288).  Friedeosopfer:  Isokr.  XV  110.  arae  Paci  publice  factae 
•iqne  deae  pnlvinar  institutum:  Nep.  Timoth.  2.  Eirene-Plutos  Paus.  IX  16, 
2.   I  8,  2.    Brunn  über  die  sogenannte  Leukothea  1867. 

23.  (S.  289).  Timotheos  in  Zakyothos:  Hell.  VI  2.  2;  spart.  Flotte:  Diod. 
XV  45.  Kerkyra:  Diod.  46.  Hell.  VI  2,  5  £f.  Athenische  Landexpedition  unter 
Rtesikles:  Hell.  2,  10. 

24.  (S.  290).  Tegjra:  Plut.  Pel.  16.  17.  Diod.  37.  Der  direkte  Weg  zw. 
Dreh,  und  Teg.  war  unwegsam:  Ulrichs  Reisen  1,  202.  —  Theben  und  Phokls: 

-Hell.  VI  1, 1.  —  Platää  zerstört  nach  Paus.  IX  1,  8  unter  dem  A.  Asteios 
373—72,  nach  Diod.  XV  46  unter  Sokratides  374—3,  nach  Clinton -Krüger 
Sommer  374,    also    vor    dem  Frieden;    dagegen  Isokr.  XIV  10    avvd^rjxaiy   14 

^ti^ipttig  ovarjg  vgl.  44,  wobei  nicht  an  den  Antalkid.  Frieden  gedacht  werden 

■  Iuuid:  Weissenborn  Z.  f.  Alt.  1847,  921. 

25.  (S.  292).  Geldmangel  bei  der  att.  Flotte:  Apollod.  in  Timoth.  6  ff. — 
Seesog  im  aegaei.  Meere :  Diod.  XV  47.  Bundes  vertrag  mit  Thessalien  u§ter  lason: 
U.Köhler  Hermes  5,  S.  8.  Amyntas :  Apollod.  in  Tim.  26  If.  Gesammtzahl  der  Städte 
4ei Seebunds:  ißdofirjxovTa  xal  nivie  nolug  auf^jua/iöag,  &g  ^xttiaaxo  Tifio- 
^tog  6  K6v(üvog  xal  xaiiairiaiv  üg  ib  avyi^Qiov  Aesch.  11  70.  —  Tim.  2. 
Anafahrt  erfolglos:  Hell.  VI  2,  12  ff.  Apoll,  in  Tim.  8.  —  Tim.'  Prozess: 
Sehäfer  HI  B  138.  —  Iphikrates'  Rückkehr  aus  Aegypten:  Diod.  XV  43.  Iph.' 
Steoergesetz:  Polyaen.  111  9,  2.  Böckh  1,  92.  Rehdantz  92  f.  ^  Spartas  An- 
^iir  auf  Kerkyra  373  Frühj.;  Sendung  des  Mnasippos,  Herbst.  Absetzung  des 
Thnotheos  im  Maimakt  (Nov.)  Fahrt  des  Iphikr.  372  Frühj.  (oder  noch  vor 
Aw^ang  373.     Weissenborn  924).      i 

26.  (S.  294).  Iphikrates  wählt  sich  {nqoofXia&ai  xeUvaai  iaurai)  Kall. 
0V  fiaXa  Initti^Hov  oviai  Hell.  VI  2,  39  (nicht  zu  ändern  mit  Böckh  1,  550) 
Mteh  Tbirlwall  5,  81:  proof  of  magnanimous  selfcoofidence.  Eilfahrt  des  Iph. : 
HeU.  VI  2,  27—32.  Ausfall  der  Kerkyräer,  Mnasippos  getödtet:  Hell.  2,  15—26. 
Syrftkosaniache  Schiffe:  Hell.  33—36.  Diod.  47.  Weihgeschenke:  Diod.  XVI 
^if;  Antwort  der  Athener  fAt]  la  rdSv  &((üv  i^eraCiiv,  akXä  axonuv  ontag 
vovc  CTQaiitiiag  dta9q(\pu.  Polyaen.  III  9,  55.  Streifzüge  des  Iphikr.:  Hell. 
Sy  37  f.  —  Kallistratos  nach  Athen  gesandt:  Hell.  VI  3,  3;  Antalkidas  an  den 
Peraerkönig:  3,  12. 

27.  (S.  299).  Friedenscongress  in  Sparta:  Diod.  XV  50.  Hell.  VI  3.  Ge- 
MUMite  von  Makedonien:  Aesch.  11  32,  von  Persien:  Diod.  a.  0.  —  Rede  des 
lUIlias  (dtf^ovxog):  Hell.  3,  4—6.  Autokies:  3,  7—9.  Kallistratos  10—17. 
Bpamioondas:  Plat  Ag.  27.  INep.  Epam.  6.—  Friedensbedingungen:  rovg  re 
ä^otnag  Ix  tiSv  noXeojv  l^ayiiv,  r«  re  ajQaioneia  diaXvnv  xal  lä  vavuxa 
wal  »«  mCa,  rag  n  noXng  aviovofxovg  iav.  */  J/  itg  naga  lavta  noioiri 
is6y  iJikv  ßovX6(A(vov  ßori&iiv  laig  adixovuivaig  noXtaiv,  tt^  d^  fzrj  ßovXofiiytit 
fti-  itrai  ivoQXov  avfXfiaxHv  toXg  aSixovfjiivoigi  Hell.  18.    Abschluss   x^  re- 


776  ANMEKKUflGEN   /UM    SKCUSTEN    BUCH. 

T(iaJ*  inl  d^xtt  lov  Zxi{)OifOQiü)Vog:  Plut.  Ages.  28.  \'crlangCB  4er  TL  ^t- 
TayQtiffdV  dyr\  Brjßafütv  Boitorovg  ofjKOfAoxons:  Xen.'s  Darstellan^  ist  4ci 
Theb.  und  £p.,  dessen  Anwesenheit  gar  nicht  erwähnt  wird,  eatschiedei  mm- 
günstig.  Hertzberg  S.  347.  Herbst  ]\.  Jahrb.  f.  Phil.  77,  701.  W.  Viscker  m 
JV.  Schw.  Maseom  1864,  23. 

28.  (S.  302).  Streit  zw.  £pam.  und  Ages.:  Plut  Ag.  28.  Paas.  IX  13,1 
->  Prothoos  in  der  spart.  Ekklesia:  Hell.  VI  4,  2.  Plut.  Ages.  2S.  —  Ober 
die  Xo^ii  (ftiXay^:  Diod.  XV  55.  Spart  Reiterei:  Hell.  4,  11.  Verbiadia^ 
leichter  Truppen    {ftfiinnoi  xal  nfltaarai)   mit  Reiterei:    Hell.  VII  5,  24.  25. 

—  £p.  bei  Koroneia:  Diod.  52. 

29.  (S.  304).  Marsch  des  Kleombrotos:  Hell.  VI  4,  3.  —  UoeatscUMiet- 
heit  der  Böotarchen:  Diod.  52.  Paas.  IX  13,  t).  Pelopidas  Bouoia^z^  oa 
nnodi^Hyfiivos^  a();^(ov  J^  rov  iiQov  Xo/ov:  Plut.  Pelop.  20.  —  Abxi;  te 
Thespier:  Paus.  IX  13,  8.  Polyaen.  II  3;  8.  To  itav  na^ivmv  fiy^fui:  ücIL 
VI  4,  7.  Paus.  a.  0.  AevniQiöig^  die  Töchter  des  Skedasos,  Plat.  Pelop.  21. 
Ulrichs  Reisen  2  S.  107.  Andere  auf  Leuktra  bezügliche  Vorzeichen:  Cic.  k 
div.  I  34,  74. 

30.  (S.  306).    Leuktra:  Hell.  VI  4, 4  ff.    Diod.  XV  53— 56.    PlatPeL2i 

—  Zeit:  Plut.  Ag.  28.  Cam.  19.  Marm.  Par.  Hekatomb.  5,  aacb  Uckr: 
Julius  8,  nach  der  Oktaeteris  Jul.  7.  Ascherson  Arch.  Zeit.  1856  S.  264.  - 
Kriegsrath  des  Kleombrotos :  Hell.  4, 8.  Angriff  d.  spart.  Leichtbewaffoetea :  HelLl 
Aufstellung  der  beiders.  Hopliten :  12.  Epam.  in  der  Schi. :  Diod.  55.  Kleoahralif: 
Hell.  13.  Diod.  55.  Sphodrias:  Hell.  14.  Plut  Ag.  28.  Geordneter  Rückzog  iasLaf«: 
(o^ovfiivoi  ayex^Qovv  —  MxXivav  bei  Xen.  14,  naiTtlifs  jqoti^  bei  Diod.  56.— 
Unzufriedenheit  der  spart.  Bundesgenossen:  Hell.  15.  Verlustaogabe  oachUclLlL 
Paus.  IX  13,  12;  nach  Dion.  Hai.  A.  R.  II  17  1700  Sp.,  nach  Diod.  XVI  a6 
gar  4000.  Bestattung  der  Todten:  Paus.  a.  0.  Schilde:  Paus.  IX  16,5.— 
Leuktra  lag  au  der  südlichen  Höhe  über  dem  Abhang  von  Parapungia:  Viichcr 
Erinnerungen  551.  Das  Tropalou  der  Theb.  glaubte  Ulrichs  2  S.  110  eatd«ckt 
zu  haben  1839.  Vischer  S.  552  stimmte  ihm  bei.  Für  ein  Grabmonumeat  kalt 
die  Ruine  mit  mehr  Wahrscheinlichkeit  Keil  Syll.  Inscr.  Boeot.  96. 

31.  (S.  307).  Cic.  de  off.  1  24,  S4:  illa  plaga  pestifera,  qaae  quum  Qe<«> 
brotus  invidiam  timens  temere  cum  Epaminonda  cooflixisset,  LacedaenonioriB 
opcs  corruerunt.  —  Herold  in  Athen :  Hell.  VI  4,  19  f. 

32.  (S.  209).  Botschaft  au  lason:  Hell.  4,21.  lason's  Vermittelasg  aif 
dem  Schlachtfeld:  22  ff.  Abzug  des  spart  Heers  über  Kreusis  nach  Ai^M- 
thena:  25.  Archidamos:  26.  Widersprüche  zwischen  Diodor  XV'  54  und  \eio- 
phon.  Diod.  lässt  Kleombrotos  sich  vor  der  Schi,  mit  Archidamos  vereioigea  aa4 
mit  Bruch  eines  durch  lason  vermittelten  W  affeostillstandes  den  Kampf  begiaaei 
(wie  Wesseling  vermuthete,  nach  Kaliisthenes,  dessen  Benutzung  durch  Diodor 
jedoch  geleugnet  wird  von  Volquardsen  S.  70).  Vgl.  ?fiebuhr  V'orl.  über  altf 
Gesch.  2,  266.     Grote  X  200  (V  460). 

33.  (S.  310).  Nachricht  von  der  Niederlage  in  Sp.:  Hell.  4,  16.  Arckü' 
Heer  ausgesandt  18.  —  Reue  der  Lak.  ort  rov  agrinoda  tijs  ßaaikefug  IxßM- 
XovreSf  iHovio  ;((üX6v  xal  ntnriQüifji^vov,  Den  iQiaavng  gegenüber  entsckeidct 
Ages.  ou  Tovg  ro/noig  J^r  ari^SQov  läv  xad^ivdnv:  Plut.  Ages.  30. 

31.  (S.  310).     Bürgerzahl:    Clinton-Krüger  p.  415.     Isukr.  V  45:  anmt- 


A?iNEKKUNGEN    ZUM    SECHSTEN    BUCH.  777 

Qr9-¥f€fav  fitv  xTjg  Iv  rotg  *'£kli]<Jiv  dwaonCaSy  toiovtovg  cT  aP(S()ag  aTHoXioav 
0fffüV  avTtSy,  o'i  tiqotiqovvto  it&rdvai  fiäXlov  ^  Criv  tjTTrj&änsg  tov  tiqokqov 
M&TtoCov, 

36.   (8.312).     Thespias  Bewohner   vertrieben:    Paus.  IX  14,  2.     Orcho- 

■lenos  amnestirt,   tovg  *0.  tig  Jrjv  tdiv  av/Ltfid^^otv  x^Q^^  xarira^av:    Diod. 

XV  57.   —  Phoker  und  Herakleoten    stehen    bei  Leuktra  noch  auf  s\i.  Seite: 

^BfllL  VI  4,  9.  —  Bündnisse  mit  Phokern  Aetoleru  Lokrern  bald  nach  der  Schi.: 

Diod.  57;  mit  den  Oetavülkerschaften  und  den  Uebrigen  erst  nach  lasons  Tode: 

Hell.  VI  5,  23.  —  Thesauros  der  Th.   zu  Delphi  dnb  I^Qyov  tov  iy  AtvxJQotgx 

Pans.  X  11,  5.  —   Theben   und  Delphi:    Grjßaioi  dUtjv  (nriv€yxciv  eig  Lifitfix* 

-iwfvag   xccfte   tüv  ^^naqtiaxtav,   on  4*otßi(Jag   6  2n.    xaiekdßno   tijv  KuJ- 

,fuiay,  xal  ditTifirjOuvio  ro  uöixrj^a  jaXitvKov  ntVJaxoaitov.     xaraöixaa&iv- 

-tmy  dk  ttüv  lifAff,  etc.:    Diud.  XVI  29.   vgl.  23.    Justin.  VIII.  s.  Grote    10,  275 

|6y   470).    Beginn    einer   neuen    für  Gr.   verderblichen  Bedeutung  Delphis.  — 

Achier:  Polyb.  II  39,  daraus  bei  Str.  384.     Grote  10,  271  (5,  466)  zweifelt. 

36.  (S.  314).     Dreifacher  Zug:  nach  dem  1.  messen.  Krieg  Rhegion  gegründet 
I8tr.  257;    von  Anaxilas  Messene:  Paus.  IV  23,  8;    von  Naupaktos  nach  Sicilien 

— mm4  Rliegion:    Paus.  IV  26,  2;    die  Mehrzahl   nach  Euhesperitai  unter  Komon. 

-'•*'  Das  besondere  Interesse  für  M.  zeigt  schon  der  Umstand,  dass  man  vor  der 

«BoJil.  b.  L.  den  Schild  des  Aristomenes  hervorholte,  und  Angesichts  der  Feinde 

lila  Tropäon   damit   schmückte:   PauSi  IV  32,  6;    die  von   den  Mess.   auf  die 

-Aftkan.  gesetzten  Hoffnungen:   yiO-7jvcu(ov   öuvriO^ivjtov   vavrix^  xdO-oöov   iat- 

-9^tu  aiplatv  ig  NttvnaxTov  warea  durch  den  Friedensschi,  unerfüllt  geblieben: 

•^as.  IV  26,  3.  —  Heimberufüug  der  M.  durch  theb.  Gesandte:  Paus.  IV  26,  5. 

OM.  XV  66. 

37.  (S.  315).  Demokratische  Bewegungen  in  Phigaleia,  Korinth,  Phlius : 
Jliad..XV  40.  Ueber  Heraia:  Peloponnesos  1,  346.  Th.  VVise  Fxcursion  in  the 
Ptlopoonese  J,  73.     Diod.    setzt   die  Bewegungen    nach    374.     Grote's  Gründe 

f  -«tfagegen  sind  nicht  entscheidend  (10,  271;  5,  466  d.  ü.). 

.'  38.  (S.  317).  Skytalismos  zu  Argos:  Diod.  XV  57.  58  102,3;  370.  Die 
■Argtitr  hatten  wohl  die  Gewohnheit,  mit  Stöcken  versehen  zusammenzukommen; 
.üe  Spartaner  legten  die  Gewohnheit  frühzeitig  ab:  Plut.  Lyk.  11.  —  Athen: 
JKIal.  reip.  ger.  praec.  p.  bl4  B.  —  Feuorbalken,  nvgivrj  öoxog  :  Diod.  XV  50. 
Harm.  Par.  §  83.  C.  1.  Gr.  II  p.  322.  Dass  damit  ein  Kometenschweif  gemeint 
■ei,  bezeugt  Arist.  bei  Seueca  Quaest.  Nat.  7,  5.  Ueber  Bura  und  Heiike: 
JIM*  XV  48.  49.  Peloponnesos  I  466  ff.  —  Pel.  olxfjn^giov  tov  Iloaiidmvog: 
JMed.  XV  49. 

30.  (S.  318).  Hell.  VI  5,  1:  lv^v/nri&€VT€g  ol  'A^^vaToi  on  ol  HiXo- 
ff0PPiifioi  Iri  olcmai  )[QTJvai  dxolov&etv  xal  ovncj  (nicht  ouro)  trotz  Grote 
10^274;  5,  468)  ötaxioino  ol  Aaxiöui,fi6vi>oi  äartiQ  roig  Id&rjvaiovi  Siid^i- 
99V,  fUJun^finoytat  lug  noXttg  oani  ßovXoivio  Trjg  iiQrffrjg  (xnix^iv^  iqv  ßuai- 
Itbs  Matintfiipe.    Widerspruch  der  £leer:  6,  2. 

40.  (S.  319).    Arkadien:  Peloponnesos  1,  164  ff.    Zeus  Lykaios  und  Arte- 

aia  Hyomia   auf   den    alterthümlichen    lange    vor   Megalopolis'  Frbauung   ge- 

llifCaa  arkadischen  Landesmünzen:   Pinder   und  Friedländer  Beiträge  zur  alt. 

Mioakaade  S.  85  f.     VVarren  Essay  of  Greek  Federal  Coinage  S.  30.  —  Arka- 

SSldoer:  dydQonod^  ix  *P(}vyiag,  dno  J*  'A^xttdiag  inixovQoug:  Uermipp. 


778  ANM£RKlJ?iGELN   ZUM   SECHSTEN    BUCH. 

b.  Ath.  1  27.    Thuk.  VII  57.    Aaab.  VI  2,  10:    tfv    vnh^   j^fian  iw  nfoi- 
^ajog  jiQxa6is  xalllx^ioC,    —   Sparta   uod  Tegea:    Her.  IX  2&  PW.{i 
Gr.  5.  —  Mantiaeia's  Mauerbaa:  Hell.  VI  5,  3.     Pelopoooesos  1,  Sltt.  i|^ 
siiaos    in  M.  vma/vilto  —  notrjaeiv,   aiais  fnita  t^g  uiaxfduifiovof  fm$ 
xicl  firi  6ttnavt]Q(og  reixiadfjvai  ro  reixog.    Spartas  Obomadit:  n^aeimli , 
avToi'S   ov   Svvcttov   IdoxH   e?vaiy   in     aviovofiitf   r$;  tfQrpnii  Yt^nifi/^\ 
Hell.  VI  5,  5  Ep.  Urheber  des  Wiederaufbaues :  Mavrivias  —  (i  ri^y  «( 
avvTD'ctysv  av&ig  noXiv:  Paus.  IX  14,  4.    Hertzberg  351.    In  der  ZeitM|li 
Xeo.  genauer  als  Paus. 

41.  (S.  320).     Bevölkerung  Arkadiens:    Peloponn.  1,  S.  174.   -  Mi 
Lykomedes:  tag  /novois  fihv  avioig  nttxQls  IliXonownaoi  ilf^^  noffn  yitfmA 
X^ovig  iv  avT^  oixouv,  nk^larov  6k  idtv'EXkTjvtxiov  (pvXov  ro  'J^uiaiitm 
xttl  ato^ata  iyxQtttiarata  tx^*'   ^^^  ahtifittnaxovg  dk  avxovg  anMoft,^ 
fit'lQia  TittQfxof^^f'og  tag  intxovQtov  onore  ^iij&eTik  nvc;,  ord/ra;  j^m«  ^ 
liQxdätüV.    hl  Sk  ovre  uiaxiSaifÄovCovg  ntonoie  av€v  a(fwp  ifißalBV  fki 
ll^nvag  etc.:  Hell.  VII  1,23. 

42.  (S.  323).    Demokratische  Partei  in  Tegea:  ol  mol  tov  KmjJJ^i 
IIq6^€Vov  iyfj)'ov  (nl  ro    avvt^vai  i€  nav  tb  !A^xa6ix6v,  xai  5,  « 
T^  xoirrp,    lovio   xvqiov    (tvat    xal    itüv  noXfoav:    Hell.  \1  5,  6. — 
polis:    rijg  6k  noXttog   olxiaTrjg  *Enafiuvtir6ag  avv  iip  itxaii^  joujöän 
jovg  T«    yäg  IdQxdöag  ovrog  rjv  6  imyeiQag  lg   rbv  awoimofiov:  Pt«.^ 
27,  2.     Zehn  arkadische  Oekisten:  Paus.  a.  0.    Peloponnesos  1,  28]  f. 
silion:    Paus.  VIII  32,  1.    Peloponn.  285,    Pammenes:    Paus.  VDl  27,1 
Beabsichtigter  Einheitsstaat:    Freeman  History  of  föderal  goveromeiit  & 
VV.  Vischer  Schw.  Mus.  1SG4  S.  305.     Die   fÄvgiot  als  xoivri  avvodos  aiti 
i^ovatn   Ttigl   nolifiov   xai   iigi^vrig   ßovk€v€a&a& :    Diod.  XV  59.    'Bxt 
(Enagoriroil)  ol  naqä  liQxaai  drjfjioaioi  (piXax€g  Hesych.  s.  v.  besoUd: 
VII  4,  33. 

43.  (S.  324).  Orchomenos:  Peloponnesos  1,  220  f.  'O^,  oifx  ^ 
xotvtoviTv  tov  ldQxa6ixov  Sia  triv  ngög  Mavxiwiag  Ix^Q*"^'  Hell  VI  5, 
Spart.  Besatzung  und  Söldner  unter  Polytropos:  Diod.  XV  62.  Hell  I.O.' 
Heraia  l^  Iwia  Srifitüv  aw<pxta/jiivri  vno  KXtofißgoiov  ^  KUmnfiot: 
337.  Peloponn.  394.  —  Lykoa  und  Trikolonoi:  Paus.  VIH  27,  5.  LyU 
Paus.  27, 6.  3S,  1.  Die  Trapezuntier  nach  ihrer  gleichnam.  Kolonie  ibPi 
Paus.  27,  6. 

44.  (S.  326).  Parteikampf  in  Tegea:  Hell.  VI  5,  6—9.  Agesilios, 
stützt  von  Heraia  und  Lepreon:  5,  10  ff.  Ag.' Milde  geg.  Eataia:  5,11  4! 
bei  Mantineia:  5,  15 — 21.  ^x  t^;  ngoa^iv  ä^vfiiag  i66x€i  t$  imUl^ 
Tfjv  noliv,  ort  xai  ivißtßXrixH  eig  irjv  liQxaSiav  xaX  dffovm  r^  /«f» 
ov6i\g  i)^«A^«*  fiax^o^ai  21. 

45.  (S.  328).  Arkad.  Gesandtschaft  in  Athen;  in  Theben:  Diod.  XV  ft 
Dem.  XVI  12.  —  Ep.'  Heer  im  Pelop.:  Hell.  VI  5,  23.  ol  dk  "J^  xA'ift' 
xai  *Hk.  ^na&ov  aviovg  ^yeTa^at  tag  laxtcfta  fig  t^v  ^^axvytx^t  if^ 
xyiiTff  fih  jo  iavTüiy  nlij&ogy  vneQtnaivovytig  äk  ttöv  BtißtUwf  m^in^ 
—  ßoitaraQxovvttüv  *Enafxuviav6ov  xaX  IliXonldov.  tovrotg  ya^  ol  ilXot  ßt^ 
raQXffi  nttQixexwgrjXfGttV  ixovalatg  rrjg  arQOTffyiag:  Diod.  62,  doch 
sie  diese  Verantwortlichkeit  erst  beita  Eiomarseh  in  Lak.:  Pelop.  21  — 4  J 


AI>iM£RKUNGEIS   ZUM   SEGUSTEfi   BUCH.  779 

'  häufen  nach  Diod.  64  aach  bei  Xeo.  25;  PelopoDoes  2,  264.  —  fip.  anf  dem 
'    ndilen  Earotasafer  Sp.  gegenüber  Hell.  27. 

46.  (S.  330).      Periöken:    Hell.   25,   32.     Heloten:    28.     Die    lakonischen 
r    -Weilier:   Ar.  Pol.  46,  4.     Hell.  2S.     Meutereien  in  Sp.:   Plut  Ag.  32.    Pelo- 

^fOBDes.  Zuzug:  Hell.  29.  Kampf  an  der  Eurotasbrücke:  Ages.  32.  Uebergang 
k«i  Amyklai:  Hell.  30.  Reiterkampf:  31.  Peloponnesos  2,  239  ff.  Gytheion: 
Hell.  32.    —    Missgiinstige  Motivirung  des  Abzugs  der  Theb.   bei  Theopomp: 

^tMtf^g  trjg   dva/a^Oitos   (Plut.  Ages.  32),   Sarkasmus   nach   Bauch   Epami- 

jMndM  49. 

47.  (S.  331).  Bau  von  Messene:  Paus.  IV  26.  Diod.  XV  66.  Plut.  Pe- 
<ißf.  24.  Peloponnesos  2,  13S  ff.  Beginn  des  Baues  102,  3;  370—69,  vier- 
Jikrig  nach  Pomtow  S.  SO.  Betheiligung  der  Arkader:  Paus.  IV  27,  6.  £pi- 
üätea  und  die  Argiver:  26,  7.  27,  6  f.  —  Paus.  IV  27:  dvtpx^Cov  6k  xal  äXXa 
JtfoKafAoia  bestätigt  durch  die  Manerreste  von  Pylos  (Peloponn.  2,  181),  Eira 
H(]5d),  Methone  (170).  Bei  Skylax  46  gehurt  Methone  zu  Lakonien,  ebenso 
Jkaine,  wesshalb  ^iebuhi   Kl.  Sehr.  11  119  annimmt,   der  südlichste  Theil  der 

prll^uidsehaft  sei  erst  später  zu  Messenien  gekommen.  —  Xenophon  übergeht  die 

iriKelreinng  Messeniens  ganz. 

1 .,  48.  (S.  333).  Cult  der  Grofsen  Göttinnen:  Paus.  IV  1,  8.  27,  6.  Erneue- 
der  Weihen  durch  Methapos  aus  Athen :  Sauppe  Inschrift  von  Andania,  in 
Abb.  der  Gott.  Ges.  der  Wiss.  1860  S.  220.  Schriften  des  Aristomcnes: 
fpBOS.  IV  26,  8.  —  Fremde  Elemente  der  Bevölkerung :  dviCriT^fiOE  tovg  vnokB- 
JLttfif^ivovg  täy  MiaavpflioVt  xal  rHiv  aXkfov  tovg  ßovlofAivovg  xaiaki^ag  €ig 
if^y  noXiJitav  ixrtae  rriv  AleaariVTiv:  Diod.  XV  66.     Korone,  theban.  Kolonie, 

_  Ariker  Aipeia:  Paus.  IV  34,  4.    Peloponn.  2,  166. 

"^  n:       49.  (S.  333).    Iphikrates  am  Oneion:  Xen.  VI  5,  51,   der  die  Aufstellung 

§bv«tdelt.  —  £p.  in  Attika:  Paus.  IX  14,  7.     Thirlwall  5,  149.     Falsche  Kritik 
JM  Grote  10,  327  (5,  498). 

<  50.  (S.  335).  Anklage  des  Ep.:  Nep.  8.  Appian  Syr.  41,  des  Ep.  und 
.PeL:  Plut  Pelop.  25.  Keine  ipijifog  Paus.  IX  14,  7.  Nep.  7.  Ohne  Grund  be- 
•teoptet  Sievers  277,  dass  Ep.  und  Pel.  für  369  nicht   zu  Böotarchen  gewählt 

'^^  ^l^en;  dem  widerspricht,  dass  Pel.  bei  seinem  Tode  zum  13.  Male  dies  Amt  be- 

-  ^ftkidet«  Plut  Pel.  34).   App.  vergleicht  Ep.  mit  Scipio  Afr.  bei  Liv.  XXX VIH  51. 

51.  (S.337).  Arkader  in  Pellana:  Diod.  67.  Phlius:  Hell.  VII  2,  4.  —  Cha- 
brias  ond  die  Sp.  besetzten  die  Isthmospässe :  Hell.  VII 1, 15  f.   Diod.  68.   Söldner 

K.  4et  Dionys.  Hell.  20.  —  Ep.' Unternehmung  gegen  Korioth:  Hell.  19.  Diod.  69. 
"^  '—  Sikyon:  Diod.  69.  Peloponnesos  2,  484.  —  Ep.  entsetzt:  Diod.  XV  72  aus 
-~  •  Verdacht  lug  nBtpiia^ivov  tiHv  Aaxi^aifjiovifov  i6Cag  %vixa  /«(»ao;. 

52.  (S.  838).  Orestes:  Thuk.  1  111.  Polymedes  und  Aristonus:  H  22. 
Battmann  Mythologus  2,  285.  Meineke  Monatsberichte  d.  B.  A.  151,  587. 
Hallanokrates:  Ar.  Pol.  219,  24.     Aristippos:  Xen.  Anab.  1  1, 10.  —  Spartaner 

.    ia  Thessalien:  Pharsalos  hatte  391  eine  sp.  Besatzung:  Diod.  XIV  82. 

53.  (S.  339).     Von   der  Geschichte  Lykophron  steht  nichts  fest,  als  sein 

'fliag  über  die  Larisäer:  Hell.  II  3,  4;  Sonnenfinsterniss  am  3.  Sept.  404.   Wahr^ 

flcbeialleh  der  Anfang  seiner  Tyrannis  (anders  Hamming  de  lasone).    Aristippos 

i$*§C6fiiyo(   vnb   TtÜv  avtiaraaiantSv)  unterstützt  von  Kyros  unter  der  Be- 

ÜBgoDg,  dass  er  nicht  ohne  K.'  Einwilligung  Frieden  mache  (ein  Beweis  von 


780  ANMERKUNGEN   ZUM    SECHSTEN    VUCH. 

K'.  Absicht  auf  die  gr.  ADgelcgenhciten  Einflass  za  ^^ionea):  Aoak.  I  1,  IOl 
Nach  Abzog  der  Hülfs Völker  unter  Meoon  neue  Aasbreitaop  Lykophrtis  wA 
Hülfe  Spartas  (Pharsalos  wahrscheinlich  gemeiosam  erobert)  bis  zur  Intcrfii- 
tioD  der  Thebaner  und  Argiver,  die  mit  dem  Aleuaden  Medios  die  LaL  bis  11. 
vertreiben  (Diod.  XIV  82)  Ol.  96,  2;  395.  Medios  lässt  die  Pbanalicrib 
Sklaven  verkaufen  (er  sah  also  auch  die  Bürger  als  seine  Feinde  aa).  Um 
Macht  der  Aleuaden;   als  Ag.  heimkehrte,  war  Thess.  ihm  feindlich  (HeU.  IV 

3,  3).  Dann  erfolgte  wieder  eine  Ausbreitung  des  Tyranoen  von  Pheni  nJ 
das  grofse  Blutbad  der  Söldner  des  Medios  (Arist.  Hist.  anim.  IX  31),  welda 
ohne  Grund  von  Schneider  zu  Xen.  und  Du  Mesnil  de  rebus  Phars.  47  aif  A 
Eroberung  im  kor.  Kr.  bezogen  wird.  Vgl.  Liebinger  de  reb.  Pheraeis  ■! 
Fahle  'Zur  Geschichte  der  pheräischen  Tyrannis'  i\.  Jahrb.  f.  PhiL  \m, 
S.  530.  Alri^iog  gehört  nach  Analogie  von  4»Qvyi,o£  Biaaalo^  o.  A.  is  te 
angenommenen  iNamen  politischer  Bedeutung,  vgl.  Monatsberichte  der  &  i 
1870,  167. 

54.  (S.  343).  lasoB  tritt  auf  eine  bisher  unerklärte  Weise  ia  die 
lische  Geschichte  ein.  Dass  er  durch  Erbrecht  in  der  Tyrannis  folgte, 
schon  der  Name  seines  Sohnes  Lykophron  wahrscheinlich.  L.  aber  nad  mbk 
Brüder  (Tisiphooos  und  Peitholaos)  waren  Stiefsöhne  lasons  aod  onr  o^^ 
TQioi  der  Thebe  (Photios  bibl.  p.  142).  Es  ist  also  sehr  wahrscheialidi,  km 
die  in  zweiter  Ehe  mit  lason  verbundene  Frau  eine  Tochter  (oad  zwar  te 
einzige  Kind)  des  älteren  Lykophron  war,  wie  dies  Pahle  a.  a.  O.  geseigt  hl 
Er  vermuthet,  dass  Jason  kein  Anderer  sei  als  der  Parteigänger  Proactleii 
und  schon  406,  etwa  24jähng  mit  Kritias  für  Lykophron  tbätig  gewcsci  lo. 
Auf  die  Identität  der  beiden  Personen  kam  schon  Wyttenbacb,  weil  aof  küe 
dieselbe  Geschichte  von  dem  MeuchelmÖnler,  der  unwillkürlich  eine  glnckltck 
Operation  vollzieht  (Val.  Max.  I  8.  ext.  6,  Plut.  Mor.  890)  bezogen  nird.  — 
Jas.  und  Timotheus:  Apollod.  in  Timoth.  10.  22.  —  lasons  Ziel  (jittOi  nk 
ÖfiraAoi/ff  ciVTinoisTad^ai  rrjg  t(ov  'EXXrjvtov  tjySfAovias-  Tavir^v  yuQ  Art» 
tna^lov  ttokirg  jiQOXiiaO^ai  ToTg  öwufAivovg  ttvrr,g  duifiaßfjrrjaat:  Di«A 
XV  60.  Beabsichtigter  Perserkrieg:  inotdro  rovg  Xoyovg  tag  tiq  j^v  i^ntt^ 
iSiaßrjaufiivog  xnl  ßuaiXH  noXffxriacüv:  Isokr.  V  119.  ßteatlivs  6  fliQffih  oi 
VTjaovg  aXX'  i^jtsiqov  xaQnovuevog  TiXovaKOTaiog  tcv&Qto7i(ov  iGriy  or  fyi 
(las.)  vnijxoov  noti^aaa&ttt  tri  euxurcgyaoroi iQov  ^yovfiai  dvai  rj  fijr  'ß- 
A«(T«:  Hell.  VI  1,  12.  —  Polydamas  ^foiSiog  anytav  in  Pharsalos  Sievers ^ 
vgl.  Hell.  VI  1,  2  f.  Pharsalos  übergeben:  Hell.  1,  18.  Heerwesen  od4  B^ 
Steuerung:  1,  19.  Söldner:  J,  5.  6.  —  Bündniss  mit  .Alketas:  ],  7,  aock  ait 
K.  Amyntas  von  Makedonien:  Diod.  XV  60.  IVeogenes  in  Histiäa:  Diod.  XV30L 
L's  Vermittlung  bei  Leuktra:  Hell.  VI  4,  22  ff.  —  Hyampolis:  Hell.  M  4,  27. 
Herakleia  verlor  damals  seine  Unabhängigkeit  und  wurde  den  Oetaeera  obff- 
wiesen:  Diod.  XV  57.     Hell.  4,  27.     Weil  Hermes  7,  384  f. 

55.  (S.  344).     Perrhäber  gewonnen:   Diod.  57.     Erneute  Rüstanges:  flfU- 

4,  28.  Flotte:  Hell.  VI  1,  11.  4,  21.  /ufyiarog  J'  ^v  rtSv  xa»*  «tot 
Tip  ^i]S*  v(f  kvog  fvxnraff'QuvrjTog  ilvctii  Hell.  4,  28.  —  Jason  und  DelpÜ' 
C.  1.  Gr.  1  811.  vgl.  Hell.  4,  29.  Antwort  des  Gottes  an  die  wegea  kt 
Tempelschätze  besorgten  Delphier:  uri  uvit^  fieXi^au  Hell.  30;  ähnlich  Btf- 
VIII  30  u.  A. 


ANMERKUNGEN   ZUM   SECHSTEN  BUCH.  781 

^  56.  (S.  345).     Ermordung  las.'s  lniavx(üv  ITvO^^uv,  nach  Hell.  4,  29.    Diod. 

k:  ^V  57.  Die  Mörder  geehrt:  Hell.  32.  —  Polydoros,  der  nach  Einigen  las.'s 
J  TmI  veranlasst  haben  sollte  (Diod.  60)  und  Polyphron:  Hell.  4,  33  f.  Alexan- 
m4  ir^S'  35  ff.  Diod.  XV  C] ;  heirathet  Thebe:  Plut.  Pelop.  28  (später  freite  er 
ff  WM  die  Wittwe  seines  Schwiegervaters,  welche  also  eine  zweite  Fraa  desselben 
■  WiU*9  wahrscheinlich  eine  Thebanerin:  Hell.  VI  4,  37).  Münzen  Alexanders 
i  YAM  Pherä  mit  pheräischen  Typen:  Weil,  Zeitschrift  für  Numismatik,  1,  S.  182 
(1873). 

57.  (S.  348).  Polydamas:  Hell.  34.  Alexander  von  Maked.  in  Thess.: 
BiodL  61.  Pelopidas  in  Thess.  und  Maked.:  Diod.  67.  Plot.  Pelop.  26.  — 
Falopidas  von  Alexand.  gefangen:  Plut.  Pcl.  27.    Diod.  71.  —  Alex,  und  Athen: 

Aristocr.  120.    Diod.  71.    Hell.  VII  1,  28.  —  Erfolgloser  Zug  der  Theb.; 

i.  idianevfov  xar  (neivov  tov  /qovov  vno  arguTKüTtov  xaTiaid&tj  otqU' 
Wtfyog:  Diod.  71.  —  Zweiter  Zug  unter  Epam.,  Pelopidas  befreit:  Pelop.  29. 
IMod.  75.     Pelop.  während  der  Gefangenschaft:  Pelop.  28. 

58.  (S.  351).  Lykomedes:  Hell.  Vll  1,  23  ff.  oVjiqx.  dv((fvami6  re  xttl 
VMt^ffiXow  tov  A,  x«l  fiovov  avÖQa  rjyovvro  (üöts  ccQj^ovjas  haTJov  ovarivag 

j  imw^og  XfXevoi.  xal  ix  rtoy  aufißaivovjoav  cf^  ^Qy(ov  ifiiyaXvvovro  oIIAqx,; 
wobei  aber  Lyk.  mit  grosser  Missgunst  von  Xen.  behandelt  wird.  —  Eleer  und 
nebaner  ihnen  abgeneigt:  26.  —  Ariobarzanes  und  Philiskos;  Hell.  1,  29: 
Jk<1  dk  ov  avvfXf*^QOvv  ot  GrjßaToi  Meaai^vriv  vno  Aaxföaifiovioig  tlvai,  un- 
yaatn  dageg.  Diod.  70.  —  Keltische  Söldner:  Hell.  1,  28.  —  aSaxQvg  fiaxrj: 
Rnt.  Ag.  33.  Diod.  XV  72  (wonach  10000  gefallen  wären).  Hell.  1,  31  f.;  bei 
Midea  oder  Malea:  Peloponn.  1,  336. 

59.  (S.  355).  Gesandtschaft  nach  Sosa:  Plut.  Pel.  30.  Plut.  ArUx.  22. 
JLen.  VH  1,  33,  welcher  gehässiger  Weise  Pel.  hierbei  zum  ersten  Male  er- 
wibnt.  Von  Grote  10,  384  (5,  535)  wird  die  Gesandtschaft  aus  unzureichenden 
(inindea  vor  die  Gefangenschaft  des  Pel.  gesetzt.  Schäfer  Demosth.  1,  82. 
Siflyers  285,  397.  —  Inhalt  des  Vertrags:  ort  Mfoarjvrjv  J^  avxovo^ov  ilvat 
Ipio  uiaxfSai^ovCoiv  xtd  l^&rjvaiovg  avdxnv  rag  vavs'  si  öh  lavra  /nrj  tt«/- 
^otyro,  aiQUieveiv  in  ttviovg'  el  Tis  (^^  f^h  ^^^^oi  tcxoXov&eiv ,  inl  ravrr^v 
mgmtov  tivai:  Hell.  1,  36.  —  Persische  Garantie  für  Amphipolis  ausbedungen: 
jHtl  yag  toi  nqmov  [Jilv  !/tfi(finoXiv  nohv  tj/btijfgav  [äovXrjv]  xaiinifAXltiV  ßaai' 
^i)f  V^  ''OT^  Ouftfia^ov  ttvxov  xal  qiXriv  ey^niptv:  Dem.  de  fals.  leg.  137.  Rehd. 
^hikr.  131.  Die  gegen  A.  feindseligen  Bestimmungen  machen  allerdings  den 
Tbebanern  keine  Ehre,  aber  man  muss  erwägen,  dass  A.  selbst  die  Th.  zu 
dieser  Politik  gedrängt  hat,  weil  es  jede  Verbindung  mit  Th.  so  spröde  ab- 
lehnt Qod  dadurch  eine  durch  gr.  Staaten  herzustellende  Ordnung  der  gr.  Verhält- 
lieee  unmöglich  gemacht  hat  —  Antalkidas'  freiwilliger  Hungertod:  Plut. 
Art.  22.  —  Widerspruch  der  Arkader  Hell.  38.  Coogress  zu  Th.  erfolglos:  39. 
KoriDth:  40. 

60.  (S.  356).  Sp.'s  Eingriffe  in  die  Verhältnisse  der  Achäer:  Thuk.  V  82. 
Peloponnes.  1,  417.  —  Epameinoudas'  3.  Zug  nach  dem  Peloponnes:  Xen.  VII 
1,  42:  ivSvvaativH  o  ^EnafiHVfovöag  oiffr«  fxri  qvya^evaai  lovg  XQatlatovg 
^t^äk  noXiJiCav  fieraairjaut.  Epam.  bis  dahin  von  Xen.  nicht  genannt,  auch 
lUer  DQF  deshalb,  um  die  Missbilligung  seiner  Mafsregeln  durch  die  Th.  an- 
baSpfen  la  können.  —  Naupaktos  und  Kalydon:   Diod.  XV  75,   ersteres   an 


782  ANMERKUNGER   ZUM   SECHSTEN  BOCtt. 

die  Lokrer  zurückgegeben,  —  Wechselnde  Politik  der  Th.  in  AdL:  tsn^ 
(}ovvT(ov  (f^  nvTov  Tüiv  T€  yiQXtt(f(ov  xal  rcüV  KiTiaraaiüJTßSp  tof  Aaxk^^ 
vCoiq  xarao'xivaxtbg  rtjv  IdxcCtav  anild^oi,  töo^i  SijßafoiQ  nifitf/tu  iQfutim 
ilq  tag  Idxat^ag  noUig:  Hell.  1,  43. 

60^  (S.  358).  Euphron  Tyrann  von  Sikyon:  Hell.  1,  44  f.  Ib  der  ■! 
Euphron  bezüglichen  Chronologie  ist  Xen.  ma8.<gebend  f^gen  Diod.  XV  Tl 
X.  setzt  den  Anfang  der  Tyrannis  bestimmt  nach  dem  3.  Zage  des  Bp.  (Tkiri- 
¥^all  172).  Kupfermünzen  des  Enphron;  Leake  Num.  Hell.  Eor.  164.  —  Ka- 
phron  zam  2.  Mal  eingesetzt:  Hell.  VII  3,  4  f.;  ermordet  in  Th.:  3,  »—11. 
ot  nolTrai  avToi  tag  avSQa  ayadxfv  xofjuaafJLfvoi  fOrcxpav  rc  tr  tj  iyo^  tri 
(üg  KQXTjyhrjv  Trjg  noXitag  a^ßorrai:  12.  —  Oropos:  Diod.  XV  76.    HdL  VI 

4,  1;  noch  anter  dem  A.  Polyzelos  103,  2  nach  den  neoen  Seholien  ziAeadi- 
nes  in  Ctes.  §  85.     Vgl.  Schäfer  N.  Jahrb.  f.  Phil.  1866  S.  26. 

61.  (S.  359).  Anschlag  auf  Korinth:  Hell.  VH  4,  4  ff.  NeotrtUtitff» 
trag  mit  Korinth  und  Phlios:  Hell.  VH  4,  6  ff. 

62.  (S.  362).  Bündniss  zw.  Athen  and  Arkadien :  HelL  4,  2.  6.  —  Sjn- 
kusische  Söldner  in  Sp. :  4,  12.  —  Lasion:  Hell.  4,  13.  Diod.  77.  Adicr. 
Hell.  17.  Elische  Demokraten  in  Pylos:  Hell.  15.  Damiskos:  Paos.  VI  2, 11 
—  Archidamos'  Einfall  in  .Arkadien;  Kromnos:  Hell.  19 — 27.  Atkea.  541 
Peloponnes.  1,  291  f.  —  Kampf  in  Olympia:  Hell.  28—32.  Diod.  78.  FSrtff 
Eleer  eine  itvolvfimag  Paus.  VI  22,  3.  —  Die  Tempelgelder:  xQütft/wmf  tok 
ifQoTg  /^ij/iacy*  icSv  iv  Tclg  jigxaatv  «^j^ovrwy,  xal  anb  tovTtav  twg  ixu^ 
tag  TQttpovTCtiv:  Hell.  33.  Widerspruch  der  Mantineer:  HeU.  33.  Diod.  Sl 
Silbermünzen  aus  den  geraubten  Tempelgeldern  geprägt  nach  O.  Miller  WÜL 
de  TArcadic.  Annali  dell'  Inst.  1S36.  Dagegen  meine  „Bemerkungen  über  ü» 
ark.  Münzen**    in   Pinder   und   Friedlaender  Beiträge    zur   älteren  Moazknde 

5.  S5.  Ucbcr  die  ark.  M.  aus  der  Zeit  des  Lykomcdes:  Warren  Pederal  Cw- 
nagc  S.  32. 

63.  (S.  364).  Lykomedes  auf  der  Rückreise  von  Athen  durch  VerbaaBte 
der  Gegenpartei  ermordet:  Hell.  VII  4,  3.  —  Gesandtschaft  der  herrscbeadn 
Partei  nach  Th.:  Hell.  4,  34;  o/  cT^  t«  XQUiiaia  x^  HeXonoviriatfi  ßovlito- 
/bifvoi  inttoav  70  xoivbv  Ttjv  ^^Qxa^üjv  nf[x\pavTfg  ngfaßfig  ttmtP  tdg 
Srißaloig  firi  Urav  avv  loTg  onloig  etg  rrjv  'AQxai^iav,  ii  ^r\  ri  xaiour.  — 
Friedensfest  in  Tegea:  36  f.     Intriguen  der  Kriegspartei:  Diod.  XV  82. 

64.  (S.  365).  Ep'.  Abneigung  vor  der  See :  Plut.  Philop.  14,  doch  gilt  ha 
Diod.  78  der  Vorschlag  als  ein  Xc))'og  fx  TttiXai  n((fQovri(Tfiirog,  Opposib'M 
des  Meneklcides:  i\ep.  Ep.  5.  Plut.  de  sui  laude  p.  542  A.  Bnn  der  Flottf; 
Erfolg  der  Seecxpeditiou  :  Diod.  79. 

65.  (S.  366).     Feldzug  in  Thessalien:  Pclop.  31.    Diod.  80.    SoDDeafiastfr- 
niss  nach  Pingre's  Berechnung  am  13.  Juli  364:  Schäfer  Dem.   1,  109,  aa  30- 
Juni  nach  Dodwell.  —  Athen    und  Alex.:    l4xhi]raTot  fiia&oJörrji'   lAX^^rfoof 
(?Xov  xal  /aXxoi   Xaidaav  (og  fvfgyhrjv:  Pelop.  31.  —  Schi.  b.  Kynoskepbalai: 
Pelop.  32.    Pelopidas  auf  dem  Schlachtfeld  bestattet:    Pelop.  33.  —  Alex,  w- 
terwirft  sieh :    Pelop.  35   SfaaaXoTg  ano^oifai   rag   TroXetgy  ng  ft^fv  «Tiir, 
Alayt'tjTag  (S^  xa)  •P&imag  yi^aioig  (hfiTrai  xal  utg  (f  Qovqhg  i^uyayitv,  ouo9m 
d^  avTÖv  Itp   Ol/V  «i'  fiyiaVTai  GtjßaToi  xal  xflsvooiat  dxolovO^ffffeiv;  oageajaer 
Diod.  88. 


ANMERKUNGEN   ZUM   SECHSTEN   BUCH.  783 

t  66.  (S.  368).    Epam.'   Bescheid    an    die  Mantineer:    toe   nolv   oq&otcqov 

t  MO&^OiuVy  Sri  avviXcifißan  rovg  civ^gas  rj  ore  dtftjxt,  to  yccQ  TjfitSv  di  vfiäs 
I  iije  nolifioy  xaTaatayrwv  v^äg  av€v  riiq  rjfier^Qas  yvojfirjs  ÜQrjvrjv  nouTad^i 
\g  ovx  av  Jtxaitog  nqodoaCav  ng  v/j(Sv  tovto  xaTriyogoitj ;  Hell.  Vll  4,  40. 
Partei  der  Maotineer,  ol  xriJofjtiVoi  rov  ITeXonowriaov  {avsXoyC^ovro)^  ort 
9i  ^ffßaioi  SfjXoi  fZw  ßovXofifvoi  (og  aad'fvsaTdrTjv  iipf  IlekoTrovvriaov  flvat, 
Smms  tag  ^qara  avtfiv  xaiadovXtoaaivroi  Hell.  VII  5,  1.  —  Nene  Bündnisse 
Sit  Athen  und  Sparta  mit  der  Bedingung,  onoyg  iv  r^  kttvtwf  ^xaaroi  riyti- 
m^nrtoi  Hell.  5,  3.  —  Phokis:  5,  4. 

67.  (S.  370).  Verbündete  der  Theb.;  Euböer,  Lokrer,  Sikyonier,  Malier, 
AMiianen,  Thessaler,  Argiver,  Messenier,  Südarkader  (Tegeaten,  Megalopoliten, 
lutMten,  Pallantier):  Diod.  XV  85.  Hell.  VII  5,  5.  Verbündete  der  Spartaner: 
Xfoer,  Nordarkader,  Achäer,  Athener:  Hell.  5,  18.  —  £pam.  beiNemea:  5,  7; 

^egen  Sp.:  10.    Der  Thespier  Euthyuos  {Evcavo/uogt    Keil  Syll.  ;lDscr. 
213);  Plnt.  Ages.  34,  nach  Kallisthenes ;  nach  Xen.  VII  5,  10  ein  Kreter. 
Kjp.'  vergeblicher  Angriff  aaf  Sp.:  Hell.  11—13.    Diod.  83.    Plut  Ag.  34. 

68.  (S.  371).    Ep.  vor  Mantineia:  Hell.  VII  5,  14.  —  Athener  unter  Hegesi- 

-  ]«o«:  Ephoros  fr.  146  a  bei  Diog.  L.  II 54.   Xen.  de  vect.  3,  7,  von  Diod.  84  fälsch- 
Heh  HyiXoxog  genannt.  —  Siegreiches  Gefecht  der  athenischen  Reiterei:  Hell. 

',   Vn  5,   15  ff.;  avTtov  dk  dn^&arov  «W^f?  dya&of,  xal  dnixtitvav  Sh  dtjXov 

.  'St#  JOiovTovg.  Unter  den  erstem  Kephisodoros  der  Hipparch  und  Gryllos,  Xen. 's 

8).;  Diog.  L.  a.  0.  Harpokr.  KT}(fia6d(aQog.    Paus.  VIII  9,  10.    Enphranor's  Ge- 

■ilde:  Paus.  I  3,  4.    Schäfer  Dem.  3^,  14.  —  Schildzeichen:  ngo&vfitog  /niv 

Omfxovvro  ol  Innvig  fit  xqdvt]  xfXevovrog  ixefvov,  Imy^dtforTo  6h  xal  ol  ttiSv 

.    Id^aäwf  OTiXirat  ^onaXa  f^ovr^f],  (og  Grjßatoi  ovrtg,    ndvieg  6h  rjxovcävTO 

li  loyxag  xal  fia^nigag  xal  iXa^nQvvovro  lag  danfdag:  Hell.  VII  5,  20;  miss- 

^  irerttaoden  bei  Grote  10,  464  (5,  575).   Clark  „Peloponnes"  ^ill  (}6nttXa  ^/ovrag 

l0seD.  Alle  Schwierigkeiten  heben  sich,  wenn  man  mit  den  besten  Haodschriften 

%royr€f  streicht. 

69.  (S.  374).    ^ETTttfi.f  iv^v/btov/biivog  ort  oXiytav  .uhv  TjfieQijv  dvdyxrj  Jlaoiro 

-  iatUvm  Sidio  i^rjxeiv  i^  atganitjc  tov  XQOvov:  Hell.  VII  5,  18.  —  Kriegslist 
IT^r  Eröffnung  des  Kampfs:  xal  yctQ  drj  djg  TiQog  j(^  oqh  ^yiretOj  Iml  i^nd^ 

■;;  m£fw^  fj  (fdlayS,  vno  roTg  vxprjXoTg  i^ero  r«  onXuy  tSare  dxdadrj  argarom- 

^    ^tffOfiirip,    tovto  6h  noiTjaag  fXvae  /jhv  tuiv  nXiCaTuiv  noXifi^tov  trjv  iv  tatg 

^   ^^i^dt»;  nQog  fidxrjv  naQaaxiv^y,  ^Xvae  6h  trjv  (v  taig  avrtd^eat'y:  Hell.  22. 

!^    •—  Aofstellnng    des    theb.   Heers:    naQayaytov   rovg  inl  x^gtog  noqivo^ivovg 

'^    t^x^vg  €lg  fiirtonov  iaxvgov  ihotTjOaio  ib  tkqI  iavtov  tfißoXov  —  to  argdtevfia 

'.   9Vg(nqt^ov  &aniq  fQ^VQ^  nnoarjye  vofiiC(av,  ony  ifjßaXiov  6iax6\pBi6y  6itt' 

ip^iQiiv   oXov    to    t<ov    (vavtCüiv  atQuiivfia:    Hell.    23;    der    Reiterei:    xal 

rov   tnnixoZ    ifißoXov  iaxvQov  knot-fiaato^  xal   dfi.in7iovg  nsCovg   awixa^iv 

mvtwfi  24.  —  Reiterangriff:  Hell.  24.   Diod.  XV  85.  —  Ep.  verwundet:  Hell.  25. 

IMed*  87.  —  Beschreibung  der  Schi,  von  Schäfer  Dem.  3^,  Beilage  1.    Datum: 

Arck.  Zeit.  1856.  263.    Nach  der  Oktaeteris  (Böckh  Monde.  28)  fällt  der  erste 

Hak.  von  104,  3  auf  den  2^^  Julius,  also  der  12.  Skir.  104,  2  zwischen  den 

3— 'fiten   Julius.     Skope:    Peloponnesos   1,  247.   —    lolaidas    und    Daiphantos: 

Flut.  Apophth.  reg.  Ep.  24.    Ael.  V.  H.  XII  3.    Epam.'  Grabmal:   Paus.  VIII 

11,  8. 


784  ANMERKUNGEN   ZUM   SECHSTEN   BUCH. 

70.  (8.  370).  Alkidamas  boi  Arist.  Rhct  II  23:  xn\  Gijßiiaiv  aua  oi  voo- 
arttTai  (fiXoaotfoi  lyivovro  x«l  (vJttijuovtjaiv  ^  nolig, 

71.  (S.  376).     £p.  dea  Aberglaaben  bekämpfeDd:  Dtod.  XV  53  o.  t. 

72.  (S.  377).     £p.  als  echter  Hellene:  Diod.  87. 

73.  (S.  382).  lason's  Anerbietnngeo:  Plut.  de  g,  S.  14  —  BMtutk 
Historiographie:  Fr.  Hist.  Gr.  II  84.  —  Malerschale  zu  Theben:  BmDn  GeMk. 
der  gr.  Küostler  11  159,  171.  Schuchardt:  INikomachos  S.  7.  lieber  Anstci- 
dos:  Dilthey  Rh.  Mus.  25,  151.  Urlichs  507;  Dilthey  26,  283.  ~  Baaknit: 
PclopoDDOs  2,  139.  —  Plastik:  Hypatodoros'  and  Aristogeitons  Brooeegnpfci 
in  Delphi:  Paus.  X  10,  3:  Bruno  1,  293.  Skopas:  Athen«  Paar  IX  10,1  A^ 
temis  Eukleia  IX  17,  1.  Praxiteles:  Paus.  IX  11,  4.  Fremde  Künstler  ia  IV- 
ben:  Urlichs  Skopas  71  f.  Stark  Philol.  21,  425.  —  Aesch.  de  f.  1.  10»: 
*FjT«fiitV(ar^ug  (7ne  öiaq^ridriv  iv  t^  nXri&ei  tcav  Brißaiatv,  ms  difr  ra  iff 
l4fhjVtt£(ov  axQOTtoUtoi  ngonvlccia  /nfTtviyxftv  ifs  tijv  Tr^oaraaüiy  f^  Xa^ 
fA€(ag  —  Kunstgesetze  in  Th.:  Aelian  V.  H.  IV  4. 

74.  (S.  3S3).  Polyb.  VI  43.  Philopoimen:  Plot.  PhUop.  3.  AratM: 
Plut.  19.  Timoleon:  Plut.  36.  Cato:  Plut.  8  (vgl.  Schäfer  Philol.  23,  ^S. 
Im  Allgemeinen  fehlt  uns  vor  Allem  Ephoros,  in  dessen  Geschichte  die  SehiUe 
rung  des  Ep.  gewiss  der  hervorragendste  Abschnitt  war. 


ANMERKUNGEN 

ZUM  SIEBENTEN  BUCH. 


1.  (S.  393).  Das  Thrakervolk:  Her.  VII  ]]0.  Das  Thrakerreich :  Teres; 
iftdoisa  iw.  Sitalkes  uod  Athen:  Thuk.  \\  29  ((pegeo  die  za  seiner  Zeit  in 
then  beliebte  Verknüpfung  der  parnassischen  nnd  odrysisehen  Thraker^  des 
^wm  oad  des  Tereos).  Arist.  Acharn.  ]41  fi*.  —  Feldzug  des  Sitalkes  geg. 
tokedoaieo;  Thak.  II  9S  f.  Seuthes,  Sitalkes  Nachf.:  IV  101.  Umfang  und 
laeht  des  Odrysenreichs :  II  96.  97. 

2.  (S.  398).  Das  System  der  makedonischen  Kesselthäler  ist  entwickelt 
IB  Griesebach  Reise  in  Rumelien.  Maxda  Hochland,  MaxMvtg  Hochländer 
4er  dU  Hoefagewachseoen  ?  s.  Curtius  Gr.  £tym.  1^  S.  161).  —  BoxiiaToi  in  Ver- 
■dOi«  mit  Kreta  nach  Aristot.:  Plut.  Thes.  16  und  Strab.  329.  Alter  Apollo- 
tlt  IB  "J^vai  u.  8.  w. :  Rh.  Mus.  IT,  742.  Die  Culte  Pieriens:  Hes.  Theog.  53  f. : 
ill«r  Orchomenos  374.  Bergk  Gr.  Literaturgesch.  1,  319  f.  —  Methone:  Plut. 
I.  Gr.  11.  —  Derer:  tb  *ElXr}Vix6v  y^yog  —  ix  irje*IcfTiairiiiöog  tüs  i^cevätfrri 
to  KaSf4€iioy,  ofxci  tv  Ilivdtfi  Alaxt^vbv  xaXfo/btivov:  Her.  I  56.    /Iwqtxov 

Moi  Maxi&rbv  l^vog:  Her.  VUI  43.  —  Afaxe^ovia  ano  MaxMvog  rov  ^ftö( 
1  Svfag  T-^s  Jivxallmvogi  Steph.  B.  s.  Max.  Makednos  S.  d.  Lykaon; 
wllod.  III  8,  1.  Ael.  N.  A.  X  48.  -^  Maked.  Dialekt:  Bergk  Lit.  1,  CO.  ~ 
laigtbiim:  oii  ß(t$  akXa  rofit^  Kallisth.  b.  Arrian  IV  11.    'Erat^oi:  Aelian. 

H.  XIII  4.  Theop.  b.  Ath.  167.  —  'iXkvQtoi  xaraajixrot:  Str.  316;  xa- 
fiuHi  Theop.  b.  Ath.  443.  Zuerst  bei  Herod.  IX  43  vgl.  V  61.  —  VU&Qog 
^uxiMvj  o&tv  ov^  dv6qano^ov  anovddiov  ovöhf  f^v  nqouQov  7TQ{aa&a$: 
9».  IX  31. 

3.  (S.  400).    ^JXXvQtos  rov  Kaö^ovi   Steph.  B.  s.    ^IXXvQla,    Apoll  od.  III 
4.  —  ^lofptoq  noQog:   Pind.   Nem.  4,  54.  =  Lynk^sten    anter  ßakchiaden: 

tr.  32ß,  —  Temeniden  in  Illyrien :  i^  ^'AlQytoe  f(fvyov  (s  *flXvQiovg  ttSr  7^- 
twov  mnoyovtüv  JQflg  d^iXtfioi,  raväprjg  r€  xal  Idiqonog  xal  IJtQÖ/xxijg,  ix 
\  'HXvqmSv  vntQßaXomg  ig  rriv  äv(o  MaxeJoviriv  anixovio  ig  Aißulfiv 
'ohti  Her.  VIII  137.  —  Zwei  Formen  der  Kb'nigssage,  die  Karaios-Sage  bei 
UaraM,  Gr.  Gescb.    IH.  50 


7S6  ANMERKUNGEN   ZUM   SIEBENTEN   BUCH. 

Theopouip.  fr.  30,  die  Pcrdikkas-Sage  bei  Herodot  a.  O.:  WeisMabtn  BcIUa 
52,  4.  Gutschmid  Maced.  Anagraphe  in  Symb.  Philo!.  Bonn  HS.  Abakcir  4« 
Künigshausos  ist  der  Bruder  Pheidoos,  des  siebentea  Temeniden  (des  aadlTciii 
geflüchtetea  ?).  Die  Ankuilpfaug  an  die  Gesch.  von  Arges  versacht  C  F.  Her- 
mann in  den  Verh.  der  Altenb.  Philologenversainml.  S.  43.  Den  ZasaBBeahai( 
der  liQyiddai  (Str.  329.  Steph.  Byz.  l^Qy^ov)  mit  Arges  haben  TerwarÜBi  0. 
Müller  nnd  0.  Abel  Gesch.  Mak.  vor  Phil.  99,  dem  auch  Gntschmid  beiitiBBl 
so  wie  Born  zur  Maked.  Gesch.  S.  8.  Nicht  das  peloponnes.  Arges,  SMtoi 
das  in  der  Orostis  soll  die  wahre  Heimath  der  maked.  Fürsten  sein.  Uagcr, 
Philol.  2S,  401  f.,  hält  die  Abstammung  der  Temeniden  ans  Arges  für  erfin- 
den, weil  verschiedene  Genealogien  umliefen,  und  bezieht  aneh  lA^yntSm  la 
Appian  Syr.  53  auf  das  orestischc  Argos,  welches  auf  das  pelopoaaesisde 
umgedeutet  sei.  Doch  gilt  ihm,  indem  er  Karanos  und  seine  Bruder  Aerapn 
und  Gauanes  als  die  drei  Stammväter  der  berühmtesten  obermakedoaischfli  Dj- 
nastien  anerkennt,  Aeropos  für  einen  Bakchiaden,  der  bei  den  Lynkestci 
wird,  Gauanes,  welchen  er  mit  Aianes  dem  ältesten  Elimiotenfürstea  mi 
stellt  (Steph.  B.  Atavri)y  für  einen  Tyrrhener. 

4.  (S.  401).     Aigai.  Arrian  VII  9. 

5.  (S.  404).  Amyntas  I:  "Innlt}  i6t6ov  Hf^f^ovvra:  Her.  V  M.  - 
Alexandros  I:  Her.  V  19  f.  VIII  136,  140  f.  Alex,  und  Athen:  ov  }'ve  " 
ßovk6fAe%9a  ov&h  «X^Q*'  ^Qog  *Ad-ipfal(oy  naditv  ioyta  ngo^etpop  n  aA 
(fOov:  Her.  VIII  143.  ^PiUUtiv:  Schol.  Thuk.  I  57.  Harpokr.  IdU^.  Ob 
Chrys.  II  25.  —  Alex.'s  Legitimation  in  Olympia:  inei^rj  ajiiäeSt  i&i:  iTii  *JfyU9S, 
ixQi&ri  r€  eJvat  "Elltiv  xal  ilyajviaufKvog  ataötov  aw€^inimB  if  M^f 
Her.  V  22.  Uebercinstimmend  hiermit  Thuk.  II  99  liliSavägoe  xai  U  x^ 
yovoi  avTovy  Trjjjevi^ai  j6  (tg/atov  ovug  i^  ZiQyovg.  Nach  Gutschmid  warf 
freilich  der  Stammbaum  damals  erst  festgestellt.  —  Silberminea:  Her.  V  17. 
Alex.'s  Königsmünzca:  Lcakc  IN.  H.  Kings  of  Eur.  1,  diej.  der  Bisalten:  Eir. 
157.  Brnndis  Münzw.  Vordorasiens  118.  —  Mykcnäer:  Paus.  Vli  25^  6.  Pia^ars 
Enkomion  auf  Alex.;  fr.  S5.  86  Böckh.  —  Pydna:  Thuk.  I  137.  —  Coilät 
mit  Athen  im  thasischen  Krieg:  Schäfer  Jahrb.  f.  Ph.  1865,  627. 

6.  (S.  400).   Alketas:  a7io^(6a(i)7>  ri^v  aQXflVj^v  IT(Q^{xxag  avtov  tiif^ÜiTo: 
Plat  Gorg.  471.     Theilung  Mak.'s  unter  Philipp  und  Perdikkas:   ThuL  II  95, 
100.  —  Perdikkas  im  Bunde  mit  Athen:  Thuk.  I  57;   abgabenpflichtig:  Hefei. 
de  Ilalonn.  12:    /(^'  ijfiiv  rjv   ^  MaxeSovla  xai  tfOQovs  ^f*tv  tift^y.    Des. 
Olynth.  III  24:  vTtt'ixove  6  raintiv  triv  /ojQav  i^f^v  ainoTs  ßaaiXsvg  undSckaL 
a.  0.  —  Perdikkas  und  die  Chalkidier:  Thuk.  158.:   JT.  Tie/^ei  XalxtSims  tk 
Inl  ^aXdaarji  nokttg  ixlinoviag  xal  xaraßnlonag  c\voixCaaa&at   ig  "Olvr^ 
fiCav  76  noXiv  taiTtjv  fa^vgcty  noi^aaa&at  •    rotg  t€  (xXtnovai  toviotg  fff 
iavTov  yijg  irjg  Alvy^ovCag  ntol   xi]V  JioXfirjv  kCfjivriv  IcToMcf  V^^f(l9at,  htg  if 
ö  TiQog  yl^Jrjrctfovg  noXe/aog  tj.  —  Perd.   zum  Abkommen  gezwungen:   TlnL  I 
61.  —  Kirchhof  Chronol.  der  Volksbeschlüsse  für  Methone,  Abh.  der  Ber L  .U. 
1801,  555.    —    Im  Allgemeinen  vgl.  W.  Vischer  Perdikkas  II  K.  v.  Mak.  ia 
Schweiz.  Mus.  für  histor.  Wisscnsch.  1S37,  und  über  die  41  Regieroig^jakn 
des  Königs:  Gutschmid  S.  106  f. 

7.  (S.  410).   Pcrd.  unterstützt  die  Kor.:  Thuk.  II  SO.  SiUlkes:  Thok.Uddt, 
von  den  Athenern  im  Stich  gelassen:  101.  —  Perd.  EiuOoss  in  Thessaliei:1M. 


ANMERKUNGEN   ZUM   SIEDENTEN   BUCH.  787 

IV  78.  GesaadUcIiaftcn  an  dio  Sp. :  oi'  t€  Lr\  SQr.xrji;  arffaT(oTnll3tii'(utov  xal 
Üt^ixxa^  ($yjyayov  zov  otquiov,  ol  (ihv  X(dxt6fjg  vo^ttComg  inl  aifäg  TTQtotov 
6^ft:^ff€iv  Toic  *Ad-tjvtt£ovg  (xccl  aua.  ttl  TrXrjaioxcoooi  nokcig  ttvrdSv  nl  ovx 
itpiOTTixviai.  ^uv€nfjyov  xQvtfa),  ÜfQ^CxTiaq  6i  TioUfHog  fjtiv  ovx  wf  ix  rov 
^partQoVf  (foßovfisvog  ö^  xal  nvrog  tu  nulmu  (haffOQa  xoiv  lAS^tjvntary  xal 
fiuXtfna  ßovlofAiVog  l/iQQtßrcToy  rov  Avyxtiaiüv  ßadtXin  n ttQaaTriijaa&ai :  IV 
79.  —  Blokade  Makedouiens  durch  dio  Ath.,  fnixalovVTfg  rrfv  t€  nQog  Aq^ 
ytiovg  xal  A(txtdatfiov{ovg  yfvou^vtjv  J^vvotfioatav.  V  63.  —  HistiÜer:  Theop. 
fr*  164  b.  Strab.  445.  Melanippides  nod  llippokrates:  Soidas  MiX.,  ^Inn,  — 
Arekelaos'  Throobesteig^ung^:  Plat.  Geor§r.  p.  471.  —  *Aqx^^^^  o  IltQÖixxov 
«1^  ßaaiXihg  yfvofifvog  t«  vvv  ovra  iv  Tjj  x^Q^  (^^^X^)  (pxo^ofirjae  xal  o^oitg 
§v^iag  §rif4i  xal  ruXXa  6i(x6afjiriai  lu  t€  xcaa  rov  noXfuov  Xnnoig  xa)  onXotg 
smI  ty  ofjUi;  TraQaaxfvj  xQeiaaovv  rj  ^vftnaitfg  ol  aXXot  ßaaiXijg  oxtta  ol  ngo 
mvTov  y^ro/nfvoi:  Thuk.  11  100.  —  Fella  zur  Jlauplstadt  erhoben:  Xen.  Hell.  V 
2,  13,  die  Studt  selbst  ist  älter.  —  Dion.:  Str.  330,  so  genannt  vom  Tempel  des 
ZaasOl.,  über  die  Agooe:  Diod.  XVII  16.  Stcph.  IWz.  Aiov.  ■—  Sophokles:  Vit. 
Soph.  Sokrates:  vnf()€(fQ6vTia£  Je  xal  AQ)(€Xaov  rov  Maxtöovog  xal  2x6na 
«al  EvQVTtvXov  fiT^Ti  XQVf^^^'f^  nnoa^fjiivog  avrm'j  f^Tjfe  nuQ  avToi/g  amXxhiv 
Diog.  Laert.  Uebcr  Archelaos'  Musenbof:  Abel  S.  200  f.  Earipides:  Bacch. 
409:  70V  cf*  a  xaXXtaiivo^^va  IltfoCa  juovffftog  f^Qa^  öifjva  xXtivg*OXv/inov; 
Infa*  nyi  fit,  Bgoui fj  ngoßaxxvf  ^aiuov.  ixei  XuQtxfg,  ixfl  J^  Iloü'og'  ixet 
ABanraig  9^fug  oQyiACiiv;  vgl.  500  If.  S.  auch  Anm.  44  zo  S.  6S.  Enr.'  Tod: 
BUgeniao.     VII  25  a.  Suid.  —  Zenxis:  Acl.  V.  II.  XIV  17. 

•  8.  (S.  411).  Arcbelaos' Ermordung:  Diod.  XIV  37.  Piot.  AIcib.  II  141  D. 
Aiiat.  Polit  219.  —  Aof  die  zehn  Jahre  kommen:  Orestes  390 — 6,  Sohn  des 
Arehfllaos;  beseitigt  von  seinem  Vormunde,  dem  Lynkesten  Acropos  (=Arch.  II) 
896—2:  Diod.  XIV  37;  Amyntas  II  392—90:  Diod.  XIV  H9,  nach  Gutschmid 
S.  105  Bastard  des  Arehclaos,  Pausanias  390—89,  Sohn  des  Aeropos.  Ihm  folgt 
Anyatas  in,  Gatsehmid  S.  107;  dio  Reihenfolge  ergibt  sich  aus  Synkellos  und 
KsMbiBfl.    Nikomachos:  Snid.  s.  v. 

9.  (S.  415).    Amyntas  III  ^fXXvQitov  ifißaXovTtov  ifg  Maxi^ovlav  an^ßuXi 

lifW  ßaaiXfiav,   fder    oKyov   öh  ;^ooi'oi'  vno  SiiiaXCJv  xcnax^iig  dvtxrriaaro 

f^i(>;^^i':Diod.  XIV92.  —  Am.nnd  Alben:  Aesch.  de  f.  1.  26.  28.  Alexandros  II 

kTfceasalieo:  Diod.  XV  Ol.  67.  —  Pelopidas' Vermittlung  im  mak.  Thronstreit: 

PJsL  Polop.  26.  —  Alex,  ermordet:  Diod.  XV  71.  Marsyas  b.  Athen.  XIV  629. 

Sihol.  Aetcb.  de  f.  1.  29.    —  Iphikrates:  Aesch.  de  f.  1.  27  ff.     Ptolemaios  als 

MmrmonAi  Sg  ijv  inlrqonog  xaiffmrjxwg  raiv  ngayf^uiürv.    Vertrag  m.  Theben: 

Pelop.  27.     Philipp  als  Geissei:  Plot.  Pol.  26.     Diod.  XV  67;  Abel  Makedonien 

J30.  —  Ptolemaios  erm.:  Diod.  77.  —  Perd.  u.  Timotheos:  Dem.  II  14.     Philol. 

19,    J48.  578.  —  Ph.'s  Trienniom  in  Theben:    Justin.  VII   5.     Diod.  XVI  2. 

Darch  Pamoienes  wurde  er  ein  t^Yiitorrig  ^JjjfauftiMV^ov:  Pelop.  26.     Karystios 

Ji^gaM.  nB  einem  Briefe   des  Speusippos  bei  Athen.  506.    Fr.  II.  Gr.  4,  357, 

'Wmiacii    den  Phil.,   der   dnrrh  Piaton   seine  Herrschaft   habe,  Undank   vorge- 

^r^rfan  wird.    Ueber  Euphraios  von  Oreos:  Bernays  Dial.  des  Arist  21.  143. 

•«—  Perd.'  Ende,  naked.  Thron  wirren :  Diod.  XVI  2. 

10.  (S.  421).     Argaios:    Diod.  XVI  3.  —   Phil,    und    dio  Päonier:    Diod. 
JCVI  4;   die  Illyrer   besiegt:   Diod.  4.    Phil,  srhliesst  Frieden:    navTag  rovg 

50* 


788  ANMERKUNGEN   ZUM   SIEBENTEN   BCCH. 

/i^^i  rtig  ^IvxyCrt^og  xalovfAiinjg  XCfJVrjg  »aroixovvTag  i-ntixoovg  mwoti^nhoii 
Diod.  8.  —  Heen^eseo:  'EjurQot:  Diod.  XVII  37.  Atheo.  V  134  E.  'ArV^: 
Arrian.  I  14, 1.  II  8;  3.  —  Amphipolis  und  Athen:  WeUsenborn  Bdlei.  IMC 
Charidemos*  Verrath:  Dem.  XXIIl  149.  Neuo  Feldzügr«  ffflg«»  AnpL:  SM, 
Aesch.  II  34.  —  J.  de  Witte  Medailles  d Amphipolis :  Revue  Nuil  186i  — 
Maked.  Troppen  in  Amph.,  von  Perdikkas  erbeten,  naeli  Grote*s  wakrscL  Ver- 
muthuog^:  10,  510  (5,604)  und  11,  300  (6,  172). 

11.  (S.  423).  Hierax  und  Stratokies:  Theop.  fr.  47  b.  Harp.  'U^l.  Dm. 
18.  d  yuQ,  o&*  ^xofjiev  Eifßofvai  ßtßorid-rixoTig  xai  naqijifttv  *AuiptnoUtm 
*I,  »ftl  £tq.  Inl  tovtI  t6  ßi^fia,  —  rijv  avrriv  nttgu^o/ifS'*  ifAf'ijP  vx^  iywr 
avTüiv  nQoB-vfjiCav  fjft'TreQ  vn^Q  rijg  Evßoitov  atnfjQtag,  efx^t*  ay  ^Aft^flmuhf 
xal  TTffiTfti)'  rculr  ^ixa  tarn  av  ^rf  ttirriXlayfiivoi  ngayfiattav.  Verbaamfi- 
decret  wider  Philon  und  Strat.  nach  Kinoahme  der  Sudt:  GIG.  II 2008.  Saapp 
loser.  Mac.  20.    Pbilistor  2,  492. 

12.  (S.426).  Amphipolis' Fall:  Diod.XVI  8.  —  Korzsiehtigkeit  der  Atbaaer: 
0T€  *0lw9^ioi>g  anriXavvov  rireg  iv&iy&e  ßovlofjtivovg  vfiXv  SutX^^^mi,  ff 
TTiv  *AfjLtf(noktv  (fidcfxetv  naQadwaetv  xai  ro  &QvXovfiir6v  note  dno^^ifnf 
txfivo  xaraaxevuaai  (Pydoa  und  Amph.),  rovtip  nQoattyuyofiewoyy  tif9  / 
*Olvv&((ov  (ptlfttv  fjLirä  ravTtt  r(p  TloxlSaiav  ovaav  v/nftf^ttv  iftletw  Md 
Toi'g  filv  TTQozfQov  avfijLidxovg  vfxag  u^ixrjaat,  naqa^cvimi  <f*  ixtirtagz  Dm. 
Ol.  II  7.  —  Pydna  und  Potidaia  eingenommen:  Diod.  XVI  8.  Die  HoIfieadaF 
verspätet:  I  Phil.  35.  —  Ueber  das  Pangaion,  Philippe!,  Neapolis:  Heuer  aiM. 
arch.  de  Macedoine.  Vgl.  Gott.  Gel.  Anzeigen  1864,  &  1228.  ~  Müaiea  (akr 
anfTallcnd  wenig  Gold)  der  Lotäer  n.  s.  w.  Braodia  208.  —  ^fdtof  (^Itvof) 
aya^p  Zenob.  IV  34.  K^rivl^ig  Diod.  XVI  3.  4»(hnnoi  8.  Herp.  ■.  StofL 
Jdxog.  Vgl.  Böckh  Staatsh.  1,  322.  Schäfer  Dem.  1,  120;  2,  25.  Verbessenv 
des  Klimas:  Theophr.  de  c.  plant.  V  14. 

13.  (S.  427).  Methone:  Diod.  XVI  31.  I  Ol.  13.  I  Phil.  4.  —  Möacwesei: 
das  älteste  Silbergcld  von  Aigai,  mit  dem  Bilde  des  Ziegenbocks,  schliesst  nck 
der  äginäischen  Währung  au;  die  ersten  mit  dem  Königsnamea  bezeichaetn 
Slückc  sind  bisaltische  s.  c.  480,  Brandis  Münzw.  S.  207,  209,  211.  Philipfi 
Münzordoung:  Brandis  S.  250. 

14.  (S.  431).  Olympias,  T.  des  iNooptoIemos:  Justin.  VlI  3.  ->  Sicfr  ii 
Olympia:  Plot.  Cuns.  in  Apoll.  6,  p.  105^  Alex.  3:  ^iXin7it[»  agu  iTorAXaiar 
yQfjxoit  TQeTg  tjxov  (iy^'tXiai  xctra  Tor  nitov  XQ^^ov'  r)  fi^v  *IllvQiovg  ^m99» 
fittX'J  H^y^^^  ^'«  I7aQjLt(vta)vog,  rj  6^  ^Olv/nniaaiv  Xnntp  x^lrjji  vtrtx^rm, 
TQiTtj  ök  71(qI  rfjg  l4l{^dvÖQov  yer^aecag,  —  Philipp  und  lasen:  Isokr.  PkiL 
119  f. 

15.  (S.  435).     PhiL's  Intervention  in  Thessalien:  Diod,  XVI  14.  —  l'ajm 
Kunde  vom  (lOjäbrigeo:  Duris  fr.  2  b.  Ath.  560:  dexteüti^  d^  xai  ovrog  yin- 
fifvog  i(^  Jfxrac;)  hti  4*iX.  üv^f.ittxriGa%Tog  niQag  etJ^f'     tot«    ytt^  tilof  oi 
Gtjßfdoi  rriv  4>bix(öa)  phukischeo  Krieg  beruht  ganz  auf  Diodor;  ausserdea  Fm- 
u.  Justin.,    gelegentlich  Dem.  u.  Aesch.     Aufser  Theopomp.    (B.  VIII  b.  fr.  ^) 
hatten  den  phok.  Kr.  behandelt:  Demophilos,  S.  des  Ephoros,  der  ihn  als  .WX. 
B.  dem  Werke  des  Vaters  hinzufügte,    und  Diyllos,    der  selbständig  dea  E^ 
forUetzte.     Diod.  erzählt  den  Anfang    des  Kr.  zweimal   23  —  27  aid  2$-3n, 
nach  zwei  verschiedenen  Berichten,  s.  Volqnardsen  S.  ]  10  f.,  welcher  dea  ivatci 


A^iMEIlKUNGEiy   ZUM   SIEBET^TEiN    BUCH.  789 

aofTimaeas  zariickführen  will.  —  Keine  Sklaven  in  Phokis:  Athen.  264'^.  — 
.£rbloelit6rstreit  Aristot.  Pol.  200,  28:  iv  ^toxiva^v  l^  in^xlrJQov  axamiog 
yfvogiivfiq  niql  Mvaoiav  lov  Mvdaatvog  nar^Qa  xccl  EvO-vxQaxij  vlbv  ^Ovo- 
ßui^X^^y  V  ff^^^f^  autij  a^xh  ^^^  Ugov  nok^fiov  xaräartj  Totg  4>(üxivatv,  Ar. 
hmXtb  die  oamiUelbarste  Kenntniss  der  Verhältnisse  als  Freand  Mnasons: 
TiMsena  fr.  67  b.  Athen,  a.  0.  —  Phoker  u.  Thessaler:  Argum.  Dem.  XIX  p. 
334.  Girraloig  naQtaaafAivoi  tr^v  Idfutptxtvovictv  ais  h  fiioi^  4>(ax{^i  rtSv 
iv  ^ilffotg  Ugtiv  lJgvfiiva)V.  cf.  Schol.  [Dem.]  VH  42;  alter  Hass:  Aesch.  U 
.140,  Demophilos  F.  H.  G.  II  86*.  —  Entführung  der  Theaoo  Kriegsanlass  geg. 
neben:  Doris  b.  Athen.  560 ^  —  Amphiktyoneosprach:  Diod.  XVI  23  ol  4>ui- 
MSig  insqyaaafiBvoi  noXkriv  jfjs  Ugag  x^Q^^  ^4^  ovofittCofiäyijg  KiQQuiag  ^(xag 
vniax^'*^  ^^  ^/^(fxrvoai,  xal  noXXoTg  Takavtotg  xajexgiS  tjoav.  ovx  ixttvoy- 
^mv  6*  ttvttav  rä  otflrifiatay  ol  ^kv  Uqofjivr^fxovig  iv  IdfjKfixxvoai  xarrjyoQovv 
t^P  4».,  xal  to  Owi^Qiov  ri^loWy  luv  /uri  ja  ;^^^^ara  r^  &if  ano^^üiv  ol 
♦.,  Mud-ii^aai  iT}V  x^Q^^  ^^  aTroareQovvtiov  tov  &e6v.  vgl.  29.  —  Ono- 
■nrdiea  noXXaTg  xal  ^eyalaig  Sixaig  vno  tdov  l/ijLKfixjvorojy  t^v  xaia^eji" 
auiOfiivog  ofioiaig  joTg  äXXotg  (lies  ovx  ofdoitog):  Diod.  XVI  32.  Onomarch  a. 
Phtloiielos  heissen  irrig  bei  Diod.  XVI  56  u.  61  Brüder.  —  Phok.'  Ansprüche 
.anf  Delphi  nach  11.  J9  519.  520:  Diod.  23. 

16.  (S.  436).     Philomelos  arqaxfiybg  avJoxqdioiQi  Diod.  XVI  24,  Onom. 
,  CVPtlQX'^  ctvTfi:  31.  —  Pbil.  in  Sparta;  Diod.  24.  —  Delphi  von  den  Phokero 

k«Mtit:  Diod.  24.  ^UqaxlECöov  7TQvtav€vovJog  iv  JeltfoTg:  Paus.  X  2,  3.  — 
Thraklden:  Welcker  Gr.  G.  I  431.  —  Amphiktyonenorkunden:  *Pd,  rag  rdüv 
jifUf-  dnoifdaag  Ix  re  tcov  ari^Xüiv  i^ixoifje  xal  tä  ntql  tdav  xaradixiav 
yfMftfitaa  xaHXvatv  Diod.  24.  —  Pythia:  27.  —  Kastell  bei  Delphi  Diod.  25. 
IJLrieha  Reisen  1,  117.  —  Manifest  des  Philomelos:  (og  ovrs  avXäv  i6  ftav- 
tiiow  diiyvoixiv  ovt€  aklriv  ovdifxCav  naQavofxov  nqu^iv  aitvnXeiv  ßtßovXivtaif 
fqp  (fi  n(^yovixfjg  nQoaiaaiag  dfiifiaßi}Jtjv  xal  tag  i(av  lAfjuptxtvovfov  äSi~ 
movg  aaotfdaetg  axvQiHiaat  ßovlo/Lievog  ßori&it  totg  naiqCoig  vofjioig  xüiv  <]f>(u- 
9im9  Diod.  24  vgl.  27.  —  Amphiktyonen Versammlung,  Herbst  355:  Diod.  28. 
—  Aehaer:  30  f.  —  Schutz  der  Gefallenen:  25  vgl.  31.  —  Phokischer  Tempel- 
nvby  bes.  Diod.  56  und  57.  iwv  6k  öTgairiyoliv  ö  ftkv  7iQ(oiog  äq^ag  *PiX6- 
fiflXog  dniax^To  ttSy»  dvaS-tj/jcaajVf  6  6k  6evjeQog  —  'Ovo/uiaQxog  nXelaia  tiÜv 
tav  &€ov  XQ^/^djtov  xau6andyriai  etc.  £benso  Ephoros  XXX  fr.  155.  Strabo 
K421.  Philomelos  wird,  wenn  er  überhaupt  das  Tempelgut  angetastet  Jiat 
■(Diod.  30.  Polyaeo.  V  45),  nur  Anleihen  gemacht  haben.  —  Schatzmeisteramt: 
lDi«d.  56.  —  Arehidamos  und  Deinicha  der  Bestechung  beschuldigt  von  Theo- 
^■p.  fr.  258^  Paus.  III  10,  3.  —  Philomelos*  Niederlage:  Diod.  31;  xaid 
NtiSpa  noXiP:  Paus.  X  2,  4. 

17.  (S.  439).  Pammenes:  Diod.  34.  —  Onomarch  6ia66^f4evog  t^v  ^ye- 
fiowiay:  Diod.  31.  Kupfermünzen  mit  ONYMAPXOY  bei  Leake  N.  H.  Enr. 
Mf  Bit  4»AAAIK0Y  bei  Warren  föderal  coinage  S.  12.  —  Bündoiss  mit 
Ljkophron:  Diod.  35.  —  On.'s  Erfolge  gegen  Lokrer  und  Böotier:  33;  gegen 
nilipp  in  Thessalien:  35.  On.'s  Niederlage  und  Tod:  Diod.  35.  Paus.  X  2,  5. 
Jsslio.  Vm  2.  —  Philipp  n.  Besetzung  v.  Methone:  B^naXlag  in^ßt}'  fierä 
tavtm  4»iQdgy  Hayaoag,  MayvriaCav,  ndv^'  ov  ißovXer  ivrgeniaag  tQOTroVy 
fyer*  is  Boiinfvi  Dem.  I  Ol.  12;   f.  22;    vixrjaag  lov  '0.  initfavtl  naqajd^u 


790  A>MEKKl3.>'(iEN    ZI  M    SlEBE?iTEA    BUCH. 

xal  TM  äXla  tu  xaia  rr^v  OetiaUav  xaiaifTrjaag  nfMtrjykv  (ni  tag  Jlcioc, 
TtoleftTiaotv  Tois  4»wx€uai:  Diod.  38. 

IS.  (S.  439).     Athener  unter  Nausikles  in  doa  Thermopylco:  Dioi.3i.K 

—  Phayllos  als  Führer  der  Phoker:  37,  xaraXiitwy  ttuif  ^Hoximv  ffr^ciffD? 
*pttXaixoy  jov  *OvofJLd{ixov  vlbv  —  «nlnatSa  jr^y  ^lixiap  owza  na^oMmin^K 
J*  avjtß  inlTQonov  ciua  xal  ajgarriydv  Älvaaiavi  38;  Phai.  vieUoeht  k$ 
Phayllos  Adoptivsohn,  wie  VVessel.  vcrmothet  (Diod.  3S)  wegen  Pau.  X  2,  6. 

19.  (S.  441).  Hafen  und  Marktzölle  als  Philipps  Regale;  Des.  122  tm 
XifA^vag  xal  läg  ayoifug  xagnoia&at.  —  Philipp  iu  Trakien:  IsoLr.  PhiL  2L 
Dem.  I  13.  — Verträge  mit  Kardia:  Dem.  XXlli  181,  mit  Byzaox  nad  Parialk 
8ch.  Aesch.  II  81.  —  Kpirus:  Dem.  I  13. 

20.  (S.  442).  Die  Olyothier  verhandeln  mit  Athea:  nifAipttmg  ngiaßiK 
7i()bs  l.-i&}]Vaiovg  xaitXvaavio  xbv  ngog  avtovg  noXeftoVj  Tioioütvtc  toT» 
TittQa  rag  övy&rjxag  Ttts  ngbg  ^(Xinnov  awerib^tvio  yicQ  xal  xoivj  noXfiaif 
TtQog  lld rjvaiocg,  xuv  «XXo  ri  ^ogtjf  xoiv^  amiaaaSiu.  Liban.  z.  I  Olnlk. 
8.  7.  R.  Abschluss  des  Friedens:  Sommer  352  nach  Schäfer  Deal.  2,  114 
£iue  „Verletzung  der  Verträge^*  hatte  also  stattgefunden,  indem  OL  aaf  M 
selbständige  Politik  nach  aussen  verzichtet  hatte;  hiermit  verträgt  sich,  daaiaicfc 
S.  597  ein  wirklicher  Vertragsbruch  den  Ol.  nicht  nachgewiesen  werden  kaaate. 

^  21.  (S.  447).    Ol  in\  <PuXr,  Lys.  XII 52;  o/  aiyxateX&ovJfg  dno  4>.  Xitt  TT. 

—  Kallistratos'  demagogische  Verwandtschaft:  Bockh  Staatsh.  I,  320.  ScKCer 
Dem.  ],  12.  —  Volksbescbluss  dos  Kephalos:  Dinarch.  1  39.  Xen.  ileU.V4, 
34:  ol  ßoKottaCovtig  iiSiJaaxuv  ibv  6/jfiov  x.  r,  X. 

22.  (S.  449).  Ueber  die  Steuerreformen  s.  S.  774  Anm.  15.  Einrichlaig 
des  neuen  Seebunds:  a.  0.  Handelsvertrag  mit  Pbaselis:  Hermes  7,  164. 

23.  (S.  451).     Leber  die  Urkunden  des  neuen  Seebundes:  s.S.  77-4  Ann.  lö. 

—  Aristoteles  von  Marathon  (o  -JioXntvOiifjttvog  \ixhrivriaiVj  ov  ara^  cfiaaro« 
ifigoyiiu  Xoyoi  xttoih'ng  Diog.  L.  V  35);  Buudcsurk.  1,  7;  76.  Auf  dies 
Gesetz  bezieht  sich  wahrscheinlich  Isokr.  IV  114,  wo  er  die  Abstellaag  der 
früheren  Mis:>bräuche  in  ßehaiidluiig  der  Bundesgenossen  berührt.  Chabrus' 
Erlindung:  Pulyuen.  IV  11,  13.  Böckh  Seewesen  IC].  —  Timotheos  nad  Is«- 
krates:  Uehdautz  ISO. 

24.  (S.  453).  Ehrcnkräuzc:  „EißoiTg  iXiv&focDd-ivJig  iartifafnaaw  ror 
jrifiov.'^  Dem.  XXll  72.  —  Prozess  des  Timotheos:  Hellen.  VI  2,  13.  [Dem.] 
XLIX  10:  Iditfuit^ov  Jtt^Uav  ovia  xa\  TuaioKttu  diaxi(u€Vov  tovjto  xoi'far- 
Teg  ir  to)  drjufo  ünexTiCvars  xul  Tr\v  ova(ar  avrov  ISrifA-tvaaTf,  irvror  de 
roi'Tüv  ^'^uiTovfA^voDV  fikv  Tü)i'  ^TTtTrji^etcui'  xal  ofxtiiov  aiTou  diitttTtarj  lu 
61  xu\  IrlXx^Tov  xal  ^fiiaorog,  avfi^idx^ov  briuiv  vfjtv,  fAoXig  ßdtv  inifa^^u 
atfitvat,  aToaiYiyovvTK  6*  uviöv  ^nnvauiSy  h  Toiuvraig  rf'  cor  d^aßcXmsMoi 
unog(u  /()r}jutiT(ov  noXXjj.     Schäfer  3',  138. 

25.  (S.  456).  Herold  von  Louktra:  Hell.  VI  4,  19.  —  Congress  der  Pel»- 
ponnesier  in  A.:  Hell.  VI  5,  1  if.  —  Spart.  Gesandtschaft  in  A.:  35,  vvv  ilnk 
rb  nnXat  XfyofAivov  t^fxaitvl^fjhai  &r}ßa{oig.  Kleiteles:  37.  Prokies  v.  PkJiu: 
38  ff.  —  Leptincs  {ovx  luv  ntguötiv  rrjv  ' EXXddu  irsQotfx^aXfiov  yirofiinfr) 
Arist.  Rhet.  127,25.  —  Iphikratcs'  Heerführung  von  Xen.  missbiiligt  4l>f.- 
Kephisodotos:  Hell.  VH  1,  12  f. 


A.NMEnKLT>rGE?(    ZUM    SIEBENTEN   BUCH.  791 

26.  (S.  457).  Atlifii  undDionysios  (2  Ges.  an  ihn  3G9  und  308):  Philo!. 
12,  575.  —  Sestos  und  Krithote:  Isokr.  XV  112;  Schäfer  Rh.  Mus.  10,610. 
-—  Tin.  niteratützt  den  Ariobsrz.  trotz  des  Psephisma  ^^  Xvovra  tag  anov^ 
dAg  rag  n^og  xov  ßaailiai  Dem.  XV  9. 

27.  (S.  458).  Eroberung  des  durch  die  oiigarchische  Partei  unter  persische 
Botaifsigkeit  gekommenen  Samos:  Dem.  XV  9.  Isokr.  XV  111.  Nep.  Tim.  1. 
Rydias  niqi  irjg  SifAov  xlrjQovxiag  Arist.  Rhet.  70,  16.  Austreibung  der  feind- 
liöfaeo  Partei,  dann  aller  Samier  durch  wiederholte  Aussendung  attischer  Kle- 
meheo,  welche  von  365—322  die  Insel  inne  haben,  s.  C.  Curtius  Urk.  zur 
GMch.  von  Samos,  Wesel  1873  S.  3.  Auf  die  Rückkehr  der  Samier  bezieht 
sich  die  fnschr.  Rh.  Mus.  22,  213,  von  W.  Vischer  herausgegeben,  und  die  von 
C  Cartios  S.  4  veröffentlichte.  —  Dinarch  I  14:  Tifio^^tp  Sa^ov  XaßotTi  xal 
Jlfi(h6vriP  Ilvdvav  xal  Jlorii^atav  xcd  ttqos  xaviag  h^Quq  itxoai  noXng,  Isoer. 
de  permut.  113:  nrraQtov  xuX  dxoai  nolctov  xvQiovg  vfjtSg  Inotriaiv  iXarrat 
^nttyriaag,  tay  ol  nar^geg  if/uäy  etg  triv  AlrjUtov  nolioQxiav  ttvr^ltoaav,  — 
Dil«  gehört  wahrscheinlich  auch  Neapolis,  Thasos  gegenüber,  s.  das  hierauf 
bexifL  Dekret  Schöne  Reliefs  S.  25,  Köhler  Hermes  7,  167.  Dass  die  thrak. 
SUdt  gemeint  ist,  ergibt  die  Inschr.  bei  Heuzey.  Auf  denselben  Feldzng  von 
MI  bezieht  s.  auch  Rang.  A.  H.  II  391. 

2S.  (S.  461).  Orupiscbcr  Prozess:  unter  den  Anklägern  Leodamas,  Arist. 
RlMt.  24,  22.  Kallistratos  als  Sieger,  Plut.  Dem.  5.  —  Heraklea  und  Byzanz: 
JutiD.  XVI  4.  Isokr.  V  53.  ~  Raubzüge  Alexanders:  Hell.  VI  4,  35.  Dem. 
XXin  120.  Peparethos:  LI  8.  Kirchhoff  „Rede  vom  trier.  Kr.''  Abhandl.  d. 
B«rl.  Akad.  1865,  103.  —  Kallistratos'  Sturz:  Lyk.  ^tf;.  Leokr.  93.  [Dem.]  L  49. 

29.  (S.  463).  Aristophon:  Schäfer  Dem.  1,  122  f.  —  Chares:  von  Xen. 
VII  2^  18  wegen  der  Schnelligkeit  in  seinen  Unternehmungen  gerühmt.  — 
Chabrias  in  Aegypten:  Diod.  XV  92.  Iphikrates  mit  Kotys  athenischen  Feld- 
kerrea  gegenüber:  Dem.  XXIII  156. 

50.  (S.  464).  Chares  in  Kcrkyra:  Diod.  XV  95.  Aen.  Tact.  11,  13.  — 
Avtokles:  Dem.  XXIII  104.  Apollud.  geg.  Polycl.  12.  —  Timotheos' Zug  geg. 
Aiifliipolis  im  J.  860:  Seh.  Aesch.  II  31.  —  Timomachos:  Xpollod.  f^Q%, 
PolyeL  14.  Schol.  Aesch.  I  56.  —  Sestos  an  Kotys  verloren:  Dem.  XXIII  158. 
—  Kotya'  Tod  Ol.  105,  1;  Anfang  359,  F.  Schiltz  N.  J.  f.  Phil.  1865,  309. 
Gharidemos:  Dem.  XXIII  163.  Harpokration:  KeQaoßX^nrrig,  Kephisodot  um 
5  Tal.  bestraft:  Dem.  XXIII  163  f.;  seine  Absendung  noch  vor  Kotys'  Tod, 
MiM  Rüekbemfung  Ol.  105,  2.    Schulz  a.  0. 

31.  (S.  465).  Feldzug  nach  £uböa:  Diod.  XVI  7.  Aesch.  IH  85.  Dem. 
Vni  74  o.  hEofig.  —  Hülfegesuch  von  Amphipolis:  Dem.  I  S.  H  6.  —  Vertrag 
■it  Rerfobleptes:  Dem.  XXIH  178  f.  (bei  Diod.  XVI  34  vier  Jahre  zu  spit 
aagoetzt). 

82.  (S.  468).  Chares*.  Auftrag,  Amphipolis  anzugreifen,  wahrscheinlich  aus 
AeiA.  n  70.  —  Milesische  Münzen  mit  EKAi  J.  Brandis  328.  Die  halikar- 
■«fflfche  PHIgUDg  nach  rhodischem  Fusse  S.  338.  Die  officielle  Schreibung 
JlitavüütaXXog  bezeugen  die  Münzen.  —  Mauss.  im  Bundcsgenossenkr.:  ^iin- 
^umo  ^fiSg  inißovXiviiv  airotg  Xtoi  xal  BvCavnot  xal'Po^toiy  xal  öta  ravia 
avpiCTfiCay  iip*  fj^ag  tov  TfXtvraiov  toitoyl  noXffioy  qayrjaitai  cf*  6  ftiv 
n^viaPBvaag  ravta   xal   miaag  Alava,,  tflXog  ilyat   (fdaxotv  *PoStwVy   tr^v 


792  A.*<«MERK13IHGEN    ZUM    SIEBENTEN    BUCH. 

iXtud^tQfav  avtwv  atf  rjiQrifAivogy  ol  J*  dno^ei^ayrtg  iaviöifs  ^vfifuiiani  Xm» 
xal  BvCoivTioi  rotg  axvxriuaaiv  avidiv  ov  ßeßoTi&TjxoTigi  Dem.  XV  3.  —  RM« 
synökisirt:  Str.  654.  Diod.  XIII  75.  —  Münzvereio  zw.  Rhodos^  SaMi,  EfkMi, 
Knidos:  Waddington  Rev.  Num.  1863,  223.  Aufschrift  SYNfutxia  LeakeÜm 
Hell.  Ins.  3S.  Brandis  262.  325.  Ueber  die  VeranlassuD^  sam  Krieg«:  Beder 
Isokrates  und  Athen  136  f.  —  Aus  Ol.  107,  2;  355  —  4  eUniMt  die  lafdr.,  ■ 
welcher  Philiskos  von  Sestos  geehrt  wird  wegen  des  OiensteSy  des  er  ibKihi 
der  Bürgerschaft  durch  eine  wichtige  Meldung  geleistet,  fjiiprvüu^  ^tof  m 
Bv^ttvritov  (fi6X]ov,  nach  Sanppe*s  Ergänzung. 

33.  (S.  46S).  Periander's  Gesetz:  [Dem.]  XL VII 21.  B$cU  Staatsh.  l,7!l 
Seewesen  178. 

34.  (S.  471).  Chares'  Angriff  auf  Chios:  Diod.  XVI  7.  Ghabrias,  ib 
Trierarch,  fällt :  C.  Nep.  Chabr.  4.  Plut.  Phok.  6.  —  Samoa  eatsetrt:  DU. 
21.  —  Chares  von  Tim.  und  Iphikr.  im  Stich  gelssseo  bei  Embata:  PtIfMi. 
III  9.  29.  Diod.  21.  --  Chares  allein  Oberbefehlshaber:  Diod.  22.  —  Omi 
und  Artabazos :  Dem.  I  Phil.  24.  Diod.  22.  —  Drohuag  dea  Groftkiaigi:  m 
6h  ßaatUvq  J^x^t  nqog  rjjuäi,  ix  nSv  iniaroldSv  iv  tni/Ä%lf€V  i^^luatv:  bikr. 
VII  81.  Diod.  22.  ->  Sigeion  u.  Lampsakos:  Dem.  II  28.  —  Eraeb5pfug  te 
Finanzen :  Isokr.  VIII  19  ff.  —  Auf  Eubulos  und  seine  Partei  bezieht  sich  D& 
III  28:  OLS  iv  noXif^tfi  av^fiAxovg  ixrrjOa/ÄS&tt,  li^fiytje  ovüffc  dytolMuttif 
ovroi,  vgl.  Schol.  —  Friedensschluss:  Diod.  XVI  22.  laokr.  VIII  16.  —  Kf- 
prothemis:  Dem.  XV  9.  Kammys:  XL  37.  Sauppe  C.  de  II  ioaeriptiMto 
Lesbiacis.  Gott.  1870  S.  5  f. 

35.  (S.  472).  Feldherrnprozess:  Diod.  XVI 21.  Diooya.  Dio.  p.  66S.  Nep« 
Tim.  3.  Isokr.  XV  129.  Plut.  Praec.  ger.  reip.'801  F:  '/f^fx^ariTC,  vxo  im 
TtfQl  ItiQiarofpdivTa  xaiaq^TOQivöfA^voq'  ß(lr(tav  ^kv  6  rtov  avridtxmw  vno- 
XQtTj^iy  dgafAft  Jl  Tovfiov  aueivov, 

36.  (S.  474).  Sociale  Verhältnisse:  Isokr.  VIII  124.  Druck  der  oinH 
Leistungen:  12S.  Unlust  am  Kriegsdienst:  29  f.  Entartung  der  Gymaasin: 
Cbarikles  2,  207  f.     Aesch.  I  137. 

37.  (8.  475).  Parteiherrschaft:  noXueCea&at  xard  ai'/LifdOQÜigl^m.Wt^ 
—  Terrorismus  der  aristophontischen  Partei:  naQu  röHy  X€y6vTa)%\  ov^  farf 
M  uta&^i  rovTo  ngaTToviKg,  Trw&dveaS-e  noTov  riv*  txaarov  Sil  voui^ttt 
ovx  aviol  &€(t}QHTe,  —  xal  yctQ  ro»  ndna  di*  avrtov  noiovytai^  xtü  juoivr 
ovx  vno  xriQvxog  ntoXovai  i«  xotva,  xal  ampavovVy  uv  av  airroTg  doxjj  Jsi 
/UFj  üTUfavovv  xfXevovai,  xvQion^Qovg  aviovg  rciv  vjlkt^qomv  6oy^twr  xa9t- 
aitiviis'.  [Dem.]  LI  22.     Bestechlichkeit  der  Redner:  Isokr.  VIII  125. 

3S.  (8.  478).  Routine  durch  Schreibergeschäfte  (vTToyQa/Ltfiattia)  L  io 
X  R.  840.  TTQoaxvvatv  jijv  ^oXov:  Dem.  XIX  314.  Meier  zu  Lykurg  p.  C  — 
Aristophon  75mal  nttoavo/ntov  belangt:  Aesch.  III  194.  —  i^traaral  rmy  (^vmf: 
Aesch.  I  113. 

39.  (S.  4S0).  Perikles  und  Tim.:  Isokr.  XV  111.  —  Scheingeld:  BoeU 
Staatsh.  1,  771.  —  Conflikte  zwischen  Bürgerpflicht  und  answ.  Verwaidtsehift: 
Dem.  XXIII  129. 

40.  (S.  482).  Tim.  über  Chares:  Plut.  Apophth.  IST.  Chares  uad  R1«m: 
Polyb.  I.\23.  —  Charidemos:  Schäfer  1,  379.  Char.  bei  Ampbipolis:  Dm. 
XXI 11  149. 


▲NMEKKUNGE^C   ZIM    SIEUE^iTEN    BUCH.  793 

4J.  (S.  483).    lieber  das  bosporaDische  Reich  Böckh  C.  I.  Gr.  II  S.  8S. 

42.  (8.  485).  Chares'  Vertrag  mit  Kersobleptes:  Dem.  XXIII  172.  (Kega,) 
l{|fM  OQfiJjTTjQtov  naga  navra  rbv  xqovov  avi^j  urrjQrjfiivov  r^y  KttQ&ittvtSv 
xaltTj  tjv  iv  anaaaig  fjilv  aw&rjxatg  f^atgeiov  avr^  yfyQ^V^f  '^  relevTaiov 
Si  xal  (foytQmg  avTrjv  itifiCXno  nag*  v/nüy:  181  f. 

43.  (S.  486).  Athens  ßaDdesgenossenschaft:  SvvafAtv  f^X^v  tj  noXig  rovg 
imiauirag,  ovx  aTfarrag,  dlXa  Jovg  aa&eveOTarovg'  X9W^''^^  ^^  avvta^iy  iig 

'  iprüm  xal  ruxagaxovta  jdXavra :  Dem.  XVIII  234.  —  Oligarchien  anf  deo 
lascla:  Dem.  XV  19.  —  Maassollos:  Dem.  XV  27.  —  Chios:  Aen.  Tact«  11,  3 
••  Schäfer  1,  428.     Lesbos:  Saoppe  ioscr.  Lesb.  7  f. 

44.  (S.  488).  Eabulos,  Probalisier:  L.  d.  X  R.  840^  Anaphlystier  our  in 
^r  gefälschten  Urkunde  Dem.  XVIII  29   und  daraus  Plut.  de  rep.  ger.  15,  s. 

'  'jWtffer  1,  190.  —  Enb.'  Thatigkeit  in  Bagatellsachen:  Dem.  XXI  207.  XIX  293. 
;Arlft.  Rhet.  51,  6  (gegen  Chares)  —  Eub/  Schatzmeisteramt:  Plut.  de  rep. 
Iper.  15  hsttivovai  Si  xal  t6v  jivatf'Xvojiov  EvßovXov,  on  nlaiiv  Ij^cuv  iv 
ßofc  fidXiiffa  xal  dvvafAtv  ovökv  Jdiy^EXXrjvixtov  tngtt^iv  oif^*  inl  aiQaxriyCav 
■fJL^tv^  dXX  inl  rä  xQVf^ftfft  td^ag  kavrov  tiv^rjae  rag  xotvdg  nQoaodovg  xal 
§uydXa  r^y  noXiy  dnb  jovtcjv  (a<fäXr}a(v,  Seine  Finanzperiode  beginnt  Ol. 
106,  3,  die  des  Aphobetos  107,  3.     Schäfer  1,  175  f. 

45.  (S.  490).  Eubulos'  Finanzgesetz :  Philinos  b.  Harpokr.  d^iatgtxa '  ixXrid-ri 
■#l  O'itoQixoP,  ou  tiSv  JiowaCtiiv  vnoyvtav  ovrcuv  ^livHfAiv  EvßovXog  ilg  r^v 
9tf0ieiv,  fvtt  ndvreg  iogrdCovai  xal  irjg  S^iüjgiag  firj^tlg  itav  TroXiTtSv  dno- 
JiäbnfTa^  dt*  da^iviiav  j(ov  UCtüv\  aus  der  Zeit  vor  dem  Olynth.  Kr.  SchUfer 
1»  185.  —  Schol.  Dem.  I  1  inixftgriaavTog  jinoXXodtogov  avTu  noiijaai  arga- 
ttmtixtt,  EvßovXog  —  fygaxpe  vo/nov  i6v  xtXevovra  d^avd%(^  Cl^tovadtci  iX 
%H  inixfigoirj  fiitanouTv  tu  xhewgixd  aigaxiornxd. 

46.  (S.  491).  Theopomp.  X  fr.  95  b.  Athen.  IV  166<i.  [Evß.)  roaovroy 
iamriff  xal  nliove^itf  dtty^voxe  tov  driuov  tov  Tagayr^ytoy,  oaov  6  fxly  ntgl 
tiv  kOJidang  (7x^  fiovov  dxgdrtogy  6  J^  tcJv  *ASrjyai(ov  xal  rag  ngoaoSovg 
MonefiiOS'OfpogdSy  diaJ€rÜ€X(,  —  Hetären:  Natg  bekannt  seit  c.  403  (Athen. 
'Xin592).  Thearion:  PI.  Gorgias  518^  Ath.  112.  Seine  Bude:  „der  Bretzeln 
Wohaort^'  in  Aristoph.  Gerytades  (Fr.  Com.  2,  1009).  Die  „Sechziger"  Athen. 
614,  Gottling  Ges.  Abb.  1,  257.  —  (fvyugxia:  Bernays  Hermes  6,  122. 

47.  (S.  491).  Polykrates,  der  Sophist,  Diog.  Laert.  II  38,  Suidas.  Ver- 
•thcidiger  des  Bosiris  und  Aoklägcr  des  Sokr. :  Isokr.  XI  4.     Gegen  ihn  schrieb 

LjbImb  (HSlscber  V.  Lysiae  200.  Blass  Att.  Ber.  342),  gegen  ihn  auch  Xenoph. 
aeiae  Denkwürdigkeiten  nach  Cobet  Mnem.  7,  252,  der  sich  anf  Hermippos  bei 
D.  L.  beruft. 

48.  (S.  493).     Enkleides:  Zeller  2  A,  173.     Eubulides:  Diog.  L.  II  108. 

49.  (S.  495).  Pfaaidon:  Zeller  197.  Aristippos:  Zeller  242.  Antisthenes: 
Zeliflr201.    Diogenes:  224. 

50.  (S.  496).  Simon:  ötdXoyoi  axvrixoC  Diog.  L.  II  100.  Hermann  Plato 
419^  585.  Aeachiies  der  Sphettier  (nach  Einigen  der  bedeutendste  Sokratiker 
■iclwt  Piaton)  Athen.  611.    Rrandis  Gesch.  d.  a.  Ph.  2,  70.    Zeller  2  A,  170. 

50^.  (S.  500).  Was  Xcnophons  Leben  betrifft,  so  hat  Cobet  N.  L.  535  die 
üflB^liehkeit  der  Theilnahme  X.*s  an  der  Schi,  bei  Delion  erwiesen  und  man 
wird  nach  vielen  Andeutungen  (namentlich  Anab.  III  1,  25  ovdkv  ngo((.'uaiCofjiai 


794  a?(meuku?i(;ex  zum  siebeivten  buch. 

tijV  i\hx(av)  nicht  anstehen,  das  Geburtsjahr  mit  Berfk  am  431  aaxaictict, 
vgl.  Philol.  18,  247.  —  Xen.  verbannt  in  Skillos:  Diog.  L.  II  51.52.  iliakV 
3,  7  f.  Paus.  V  6,  6.  —  Zurückg^erofen  durch  Eubolos:  Istros  fr.  24  b.  Dn^. 
L.  II  58. 

51.  (S.  506).    Die  Atthis  als  xoiyri  s.  Band  II  25],  744. 

52.  (S.  5U7).  Kanst  der  dialogischen  Form :  die  Redeweiie  des  PrHafini 
vgl.  Saoppe  zu  Prot  S.  65.    Thrasymachos :  Arist.  Rhet.  132,  12. 

53.  (S.  5t3).  Polos  aus  Agrigent:  Blass  S.  72.  —  Thrasymachos  deslüb. 
Vorgänger  im  rhythmischen  Periodenbau:  Arist  Rhet.  123,  5.  Cic.  OrsL  Sl 
Hermann  de  Thrasvmacho  10.     Blass  249. 

54.  (S.  514).  Piatons  Lehre  von  der  Beredsamkeit  im  2.  Theile  des  Pbaidni: 
Stein  Piatonismus  1,  106.  Alkidamas'  Politik  gegen  die  geschriehenea  ud  cp- 
deiktischen  Reden,  und  Lob  des  ttvroaxf^tdCHv:  Vahleo  der  Rhetor  AUidaMi 
1864  S.  21.  Die  Acchtheit  des  A.  ttsqI  rdSv  tovs  yo.  JL  yQatfortwr  voa  Sfttfi 
und  Vahlen  vertheidlgt.    Jedenfalls  ist  die  Rede  im  Sinae  des  A.  abgeüuft. 

55.  (S.  514).  Theodoros  von  Byzanz:  Blass  Att.  Ber.  S.  251.  —  KritiM: 
Blass  265.  —  Lysias:  itf  ov  yQaijfttvtog  avr^  SQaavßovXov  noUniuP  fKU 
rifv  xd&o^ov  Inl  dvaQx^ag  rrjg  nqo  EvxXe{&ov  6  fiiv  dfjfiog  ixv^mm  tip 
duQidvy  ttniVkyxafjLivov  6k  liQxivov  yQaqrjV  naQavofimv  dta  to  mn^foi- 
Xeviov  staax^fjvai  idXm  to  tfjrj(fMfia:  L.  d.  X  R.  p.  835  F. 

56.  (S.  515).  Lysias'  Rede:  Plat  Phaedr.  243  G  f.  Seine  Knast  ia  4er 
narratio:  Blass  396. 

57.  (8.  517).  Die  Familie  des  Sprechers  der  Rede  geg^n  Baandros  ribalt 
sich  seit  der  Pisistratidenzeit  immer  auf  Seiten  der  Verfassnifg  gestaadea  n 
haben:  Lys.  XXVI  22.     Das  unpatriotische  Weltbürgerthnm :  Lys.  XXXI  (L 

5$.  (S.  517).  Isaios,  !A&rjvatog  jo  y^vog  (L.  d.  X  R.)  ans  Cbalkis;  daher 
nach  Schöniaon  (und  Meier)  einer  der  Kleruchea  in  Ch.  Dagegen  Liebmana  de 
vit.  Isaei  p.  3.  Doch  scheint  die  Hypothese  Sch.'s  die  einfachste  and  amaeha- 
barste  zu  sein. 

59.  (S.  51S).  ^l6yotatv'Eoiu66(üQog  iiuTTOQSvtitti:  Cic.  ad  Att  XIII  21. — 
.Antiphons  XoiifoQiat ;  Sauppe  zu  den  Fr.  Or.  Att.  144.  —  Andokides  h  ff 
TTQog  jovg  ira^Qovg:  Kirchhof  Hermes  1,  5.  —  Der  Zeit  des  korioth.  Krieff 
gehört  an  Lysias'  Epitaphios :  Bloss  429.  —  ^Xenophons*  ntol  n^oaoöw  s- 
untcnAnm.  134.  Thrasymachos  vnlQAumacUajv  CAg^iXuo»  6ovlivaofiitr''Ell^fe; 
oPTfg  ßaQßccQM),  Fr.  Or.  11  275.  Alkidamos*  loyog  Aftaafjyiaxog  316.  SchÜier 
1,  100,  4.     Vahlen  5. 

60.  (S.  520).  Atthideuliteratur:  Androtioo:  Suidas.  Zosimos  L.  d.  Isokratcs 
257  West.;  schreibt  in  Megara;  Plut.  de  exil.  605  C.  Schäfer  I,  351.  — 
Phanodemos:  Dlonys.  arch.  I  61  p.  156  f.  —  Kleidemos  ältester  Attkidet- 
Schreiber  nach  Paus.  X  15,  5;  erwähnt  noch  die  Symmorien  von  Ol.  lOU,  3: 
Böckh  Seewesen  182. 

61.  (S.  522).  Theopomp  (geboren  um  376):  Lobr.  auf  Maassollos:  Gell. 
X  18,6.  Leb.  d.  X  H.  838i>.  Zur  Würdigung  Th.'s  Böckh  Staatsh.  1,4041: 
Mure  Crit  Hist.  5,  520.  Falsches  LVtheil  des  Polybius  VIII  11,  13.  —  Eplorts: 
Mure  539.  ?iiebuhr  Vorl.  üb.  a.  Gesch.  2,  410.  Eph.  und  Theramenes:  V«l- 
qnardsen  63.  Kymäischer  Localpatriotismus:  Str.  Xlll  623.  Weiteres  s.  Vel- 
qnardsen  S.  59  f.  Eph.  über  £pam. :  Plut  de  garr.  22.  —  Ktesias  benetzt  dUe 


ANMKUKL'.NGEN    ZUM    SlEltE.NTIilN    BUCH.  795 

0üff9f(m$  ßttatXtxaii    Diod.  II  32:    über  seioc  Glaubwürdigkeit:    Plut.  Artax. 

62.  (S.  523).  Homerische  Philologie:  Hippias,  Sengebnsch  Hom.  diss.  1,  110. 
Stesimbrotos  aod  Metrodoros:  Fiat.  luo.  ßSU''.  Diog.  L.  II  11.  Sengebosch  1,  105. 

65.  (S.  524).  Herodikos  von  Selymbria,  vor  dem  pel.  Kr.  Erfinder  nictho- 
diacher  Diätetik.  Sprengel  Gesch.  der  Arzneikunde  von  Rosenbaum  1,  307. 
Akumenos  und  Eryxiniachos  (;7f ^^/icxro»  j^rerri;  lag  oSovq);  Phaedr.  208.  Sympos. 
176.  Protag.  315.  —  Hippokrates  (nach  Einigen  90  Jahre  alt  geworden)  in 
Verbiodung  mit  Herodikos,  Gurgias,  Demokritos:  Sprengel  330.  Die  freie 
RoDSt  dea  H.  im  Gegensatz  zu  dem  taiQueiv  xatcc  ygaf^fiara:  Ar.  Pol.  S7,  8. 

64.  (S.  525).  Verbiodung  von  Heilkunde  und  Philosophie:  Böckh  Sonnen- 
Ireiae  142,  149.  —  Eudoxos  Reisen  S.  140  ff.  Vgl.  MüllenholT  Deutsche  Alter- 
^öfliskande  1,  239  f.  —  Kleostratos  nach  Ceiisorinus  (p.  37  Hultsch)  der  Er- 
faüer,  gewiss  einer  der  ersten  Bearbeiter  der  Oktaeteris.  E.  MUUer  „Annus^* 
fal  Paali  Realenc.  P,  1055  f.  Eud.  gab  ihr  die  Form  einer  160jährigen  Periode. 
Fro^ftofgang  des  Sirius  Juli  23.  Da  Eud.  die  alten  Numeaien  beibehielt,  so  ist 
kein  Epochenjahr  wahrscheinlich  ein  solches,  in  welchem  der  Neumond  nach 
dem  längsten  Tage  in  die  Nähe  jenes  Datums  fiel,  also  381  oder  373. 

'      65.  (S.  527).     Plat.  Rcp.  380  über  Aeschylos:    &f6g  fjh  aUCav  (fvei  ßgo- 
tote,  ornv  xaxtSaai  ötüfia  na/bintj^tjv  ^iXrj,    Stark  Niobe  38.  92. 

66.  (S.  527).  Kraft  des  Gedächtnisses  (vgl.  G.  Curtius  über  den  aytov 
inoßoltjg  Berichte  der  Sachs.  G.  d.  W.  1866  S.  153)  bei  Nikeratos:  Xen.  Symp. 
4,  6.     Cobet  Prosop.  Xen.  70.     lieber  die  Rhapsoden  vgl.  Platoos.  Ion. 

*''      67.  (S.  528).    Tetralogien:  Kreterinnen,  Alkmaeon,  Alkestis  Ol.  85, 2  nach 

d,  Hypothesis  zur  Alkestis;  Modea,  Philoktet,  Diktys,  Theristai  Ol.  87,  1:  Hyp. 

'$«r  Med.;  Alexandres,  Trözenierinnen,  Palamedes,  Sisyphos  Ol.  91,  1:  Ael.  V. 

Iff.  n.  8.    Die  didaskalischen  Notizen  reichen  bis  346.    Welcker  Gr.  Tr.  893  f. 

■th^ner  Symb.  Phil.  Bonn.  583.  —   Hervortreten  der  Schauspieler  (Aristot.  Rhet. 

■  1^8  p.  111,  11  fdfiCov  dvvavrai  vvv  löiv  TroirjTtJV  ol  vnoxQiTaC)    und  ^ogodt- 

■iiaxaloi:  Heibig.  Z.  f.  Gymn.  1862,  104  f.   Böckh  Trag.  Gr.  princ.  178.     Lüders 

die  diooysischeu  Techniten  S.  53  ff.    Statt  des  früheren  vixoxQtiaC  für  Schau- 

■pieler   kommt  jetzt  ot  mgl  rov  ^tovvaov  Tf^virttt  zur  Bezeichnung  sämmt- 

lidier  Aof  der  Bühne  auftretenden  Künstler  anf,  so  schon  Aristot.  Probl.  30, 11. 

imdSktiich  handelt  jetzt  über  ihre  Genossenschaften  Luders  in  d.  aogef.  Schrift ; 

dto   ^ofaen  Vereinigungen    (Lüders  S.  65  ff.)    sind   alle    erst    im   Laufe    des 

I.  Jakrh.  entstanden. 

68.  (S.  531).  Die  Komödie  und  Piaton:  Alex,  bei  Athen.  226.  Becker 
CMrlUoa  2,  154.  Iphikrates:  Meineke  3,  182.  Rehdantz  30.  —  Räthsel: 
IMa^k«  Bist.  crit.  277.     Paul  de  syujposii  aeoigmatis  2.     0.  Ribbeck  Mittlere 

n^mtrt  Komödie  1857  S.  19.    Lüders  S.  98.   —   Parodien:    Schrader  Rh. 
20|  186.  —  Antiphanes  und  K.  Alex. :  Athen.  555. 

69.  (S.  532).  Ehrendecret  auf  Dionysios:  Köhler  Hermes  3,  157.  Schöne 
AfttiMke  Reliefa  5.  24. 

70.  (S.  532).  Die  Zeit  der  Vollendung  des  Erechtheionfricses  ist  nicht  zu 
InsUmaeB.  Feuer  406,  Hermes  2,  22.  Die  Reliefs  an  der  Balustrade  des 
HÜMteBipela  setzt  KekuK*  in  das  Jahr  407  (nach  den  Siegen  von  Byzanz  und 
ftjsikof),  Overbeck  in  die  J.  390—88. 


790  A.NMEIiKlIiNGEN    ZUM   SIEBENTEN   BCCfl. 

71.  (S.  534).  Herakles  am  Scheidewege:  Welcker  A.  Deiika.  3^311. 
Overbeck  B.  d.  Sachs.  G.  d.W.  1865,46.  —  Kallimachos:  Braan  Gesch.  1  Gr. 
KÜDstlor  1,  251.  Lohde  Architektonik  der  Hell.  40.  Tempel  »  Tegea:  Pcb- 
poanesos  1,  255. 

72.  (S.  535).  Skopas  in  Tegea:  Paus.  VII!  45,  4  f.  Urlichi  Skfu 
Leben  und  Werke  1863,  S.  IS.    Praxiteles  in  Theben  s.  obeo  Ana.  73  iaS.381 

73.  (S.  535).  Kephisodots  Werke  im  Peiraieas:  Broon  KSostler^.  1, 269. 
Bruno  Eirene  und  Piatos,  München  1868. 

74.  (S.  536).  ArisUndros:  Paus.  III  18,  8.  —  Skopas'  AsklepiM:  Ftifc 
Vni  28,  1.     Bacchantin:  Callistr.  Stat.  2.  Venus  von  MUo:  Urlichs  121 

75.  (S.  538).  Praxiteles:  Friedrichs  Pr.  ond  die  Niobegroppe  18^  ka 
S.  50  f.  Eros:  S.  20.  —  Skopas'  Nereidenzug  Plin.  XXXVI  26.  O.  Jaha  Ber. 
d.  Sachs.  G.  d.  W.  1854, 163.  —   Niobe:  Plin.  XXXVl  28.     SUrk,  NiobeS.  »l. 

76.  (S.  538).  Leochares:  Brunn  1,  387.  Ganymed:  Plin.  XXXIV  71 
mangonem  et  puernm  subdolac  et  facatae  vernilitatis. 

77.  (S.  539).  Gruppen  von  älteren  und  neueren  Götterbildern:  0.  Jili 
Z.  Policus  in  Nuove  Memorie  p.  22.  Gruppe  in  Megara  Paus.  I  43,  6.  — 
Statuen  der  Tragiker:  L.  d.  X  R.  Lykurg.  Isokrates:  L.  d.  X  R.  Isokr.  27. 
Piaton:  Diog.  L.  III  25.  0.  Jahn  Darstellungen  gr.  Dichter:  1861,  719.  Ayd- 
lodoros:  oon  hominem  ex  aere  fecit,  sed  iracnndiam  Plin.  XXXIV  81.  IL 
Hertz  de  Apollodoro  statuario  et  phil.  Vratisl.  1S67. 

78.  (S.  540).  Im  Allgemeinen  vgl.  über  die  attischen  Reliefs  des  4.  Jihrk: 
Schöne  Griech.  Reliefs  1872.  —  Literarische  Darstellungea  anf  Gribern:  StiA 
Arch.  Zeit.  1870,  73.    Theodektes:  Plut.  L.  d.  X  R.    Isokr.  10. 

79.  (S.  540).  Bestellungen  für  das  Ausland:  SUrk  Arch.  Zeit  1S6S,11L 
Euklcides:  Paus.  VII  25,  9.     Mausoleum:  Plin.  XXXVI  30.     Philologos  21,  »43. 

SO.  (S.  541).  Apollüdoros:  Bronn  Künstlerg.  2,  71  f.  Zeaxis:  BruaT». 
ZeuAis  ond  Parrhasios:  Heibig  1SG7,  652.  Demos  von  Parrh.  N.  Jahrb.  f.  Pkil. 
Plin.  XXXV  ()9.  Timaothes:  Brunn  2,  120.  —  Gemälde  des  Timotheoi:  Ad 
V.  II.  XllI  43.     Rehdantz  1S8.  —  Euphranor:  Schäfer  Dem.  3»,  11. 

81.  (S.  542).  Goldschmock  (sparsam  angewendet  schon  auf  älteren  €^ 
fäfsen:  Ileydcmaun  Iliupersis  10):  O.Jahn  Vasen  mit  Goldschanack  26. 

82.  (S.  544).  Socrates  mondanus:  Hermann  Plato  70.  Lysias  gegen  Welt- 
bürgerthum .  XXXI  6  s.  Raucheostcio.  Die  Cyniker  und  Cyrenaikcr  als  Kom»' 
poiiteii:  Henkel  Studien  z.  Gesch.  d.  griech.  Lehre  vom  Staat  42.  135. 

83.  (S.  545).     Milde  Ansichten  über  die  Sklaven  bei  Enrip.  (Scheokl  PtL 
Ans.  des  E.  15)    und  Xen.  (Zcller  2  A,   170).    Piaton    in   Betreff  der  Fraaci 
unklar  (Z.  570),    in  Betreif  der  Sklaven  engherziger  als  Xen.,  der  dea  Bcgrif 
der  Familie  tiefer  fasst.     Strümpell  Prakt.  Philos.  d.  Gr.  505.    —   Nach  Isakr. 
IV  50  ist  es  das  Verdienst  von  Athen,  dass  der  Hellenenname  fifjxirt  tov  y4- 
vovg,  {(X),(c  rijg  6ittVo(ag  sei.     Rauchenstein  zu  Isokr.  S   12.   —   Mithradates  o 
'Po^oßaiov  (Ogotioßtiiov)  Diog.  L.  lU  25.     Leider    ist    über  den  Urheber  i» 
Weihgoschenks  nichts  Näheres  bekannt,   doch  bleibt  es  immer  wahrscheialirk 
dass  Mithradates  Zeitgenosse  dos  Piaton  und  Silanion  (der  von  Plinios  !■  OL 
113  gesetzt  wird,  aber  schon  früher  thätig  gewesen  sein  muss;  Bmaa  1,3941 
war  und  dass  er  in  persönlichen  Beziehoogen  zu  PI.  gestanden  hat    VaiBiiL 


ANMERKUNGEN   ZUM   SIEBENTEN   BUCH.  797 

Aeh.  imp.  14  führt  ihn  als  Mithridates  IV  auf  und  idcntificirt  ihn  mit  dem 
Freunde  des  Kyros  (Anab.  II  5,  35;  III  3,  4)  und  dem  Satrapen  von  Lykaonieo 
(VII  8,  25). 

84.  (S.  546).  Ueber  die  Kyropaedie:  Henkel  S.  142;  über  Isokr.'  IVikokles 
mmi.  Enaforas:  Henkel  155. 

85.  (S.  547).  Platonische  Gesetzgeber:  Plut.  adv.  Colot  1125,  Zeller  2  A, 
308.  —  Klearchos  und  seine  Mörder:  Memnon  fr.  I.  Egger  ^todes  d'histoire  et 
4m  Borale  sar  le  menrtre  politiqae  1866  p.  19.  —  Python  and  Herakleides: 
Plnt.  adv.  Colot.  1126. 

86.  (S.  54S).  Euphrsios  nnd  d.  platonische  Politik  in  Sicilien:  Bernays 
Dud.  des  Aristoteles  21. 

87.  (S.  549).  Ueber  Dem.'  mütterliche  Herkunft:  Aisch.  HI  171,  wo  gewiss 
natsarhliches  zu  Grande  liegt  Gegen  das  Mongolenthum  der  Skythen  spricht 
ttarxfugend  Mühlenhoff  in  den  Monatsb.  der  Berl.  Ak.  1S66,  549.  Menestheus: 
Bdbdantz  Iphicr.  235  f.  In  Bezug  auf  die  Bedeutung  der  Blutmischung  in  att. 
Vniilien  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  auch  Aristoteles  nach  Bernays 
9im  Balbgrieche  war  (Oial.  des  Ar.  134.  Daraus  wird  sich  auch  manche  sprach- 
H<the  Eigeothiimlichkeit  erklären  lassen).  —  Demosthenes  wird  mundig  Sommer 
166  Bnde  103,  2  oder  Anf.  103,  3.  Die  Vormundschaft  endigt  im  zehnten 
Jahre;  sie  beginnt  101,  1;  376;  damals  war  D.  7  Jahre  alt;  also  ist  er  ge- 
boren nn  99,  1;  383.  Mit  dieser  auf  der  Chronologie  der  Vormundschaft  und 
iam  L.  d.  X.  R.  845  ruhenden  Rechnung  steht  in  Widerspruch  die  beiläufige 
Aagahe  Sn  der  Midiana  154,  nach  welcher  D.  im  Herbst  349  32  Jahr  alt  war; 
•lao  das  Geburtsjahr  381  (Dion.  ad  Amm.  1  4)  oder  382.  Schäfer  nimmt  an, 
6tM  32  für  34  verschrieben  sei.  Mit  voller  Sicherheit  lässt  sich  das  Jahr  nicht 
cmltteln,  doch  folgt  man  am  besten  der  ersten  Rechnung. 

Ueber  D.'  Zeitalter  haben  wir  eine  Fülle  von  Material,  wie  für  keinen 
äidern  Abschnitt  der  gr.  Gesch.,  aber  eine  Geschichte  desselben  ist  uns 
•iekt  überliefert.  D.  hat  im  Alterthume  keinen  würdigen  Darsteller  seiner 
ifintliehen  Thatigkeit  gefunden,  nnd  aus  den  Werken  über  die  philippische 
Zeit  (Theopompos,  Philochoros  Bach  VI,  Duris)  haben  wir  nur  spärliche  Ueber- 
leite  oder  durch  zweite  und  dritte  Hand  vermittelte  Ueberlieferung  (Diodoros, 
Jaelieiis).  Plutarch  ist  wichtig,  wo  er  seine  Quellen  anfuhrt ;  eben  so  Dionysios 
T*  Hai.,  dessen  Hauptschrift  über  D.  leider  verloren  ist,  von  allen  Alten  der 
eiBeiditavoIUte  Beurteiler  des  Dem.  Die  Biographen  sind  unkritisch.  Eine 
■esaamenhäogende  Geschichte  fehlt  uns  also ;  statt  dessen  steht  uns  das  Zeit- 
Altar  wie  eil  Drama  vor  Augen,  wo  wir  die  Männer  der  Geschichte  iu  voller 
PienSuliehkeit  vor  uns  handeln  sehen.  Wir  sind  selbst  zwischen  die  Parteien 
gwtdllt.  Darin  liegt  der  ungemeine  Reiz  der  demosthenischen  Zeit,  darauf  be- 
riAt  anell  die  Verschiedenheit  der  Auflassung;  denn  sie  hängt  von  der  persön- 
llehen  Stellang  ab,  die  wir  zu  Dem.  einnehmen,  von  dem  sittlichen  Eindruck, 
welchen  seine  Reden  auf  uns  machen,  von  der  Wahrhaftigkeit,  die  wir  ihm 
SBtmiieD.  Alle  Versuche,  welche  gemacht  sind,  Aiscbines  rein  zu  waschen 
(v^l*  fVanke  über  Steche w  de  vita  A.  in  den  N.  Jahrb.  f.  Phil.  12)  oder  die 
Dttretellang  seines  Charakters  bei  Dem.  als  ein  Zerrbild  des  politischen  Hasses 
wm  erweisen  (Spengel  'Dem.  Vertheidigung  des  Kt'  München  1863),  legen  nach 
Meieea  Gefühle  durch  ihren  Mangel  an  Erfolg  nur  ein  Zeugniss  für  Dem.  ab. 


798  ANMERKUNGEN   ZUM  SIEBENTEN   BUCH. 

Ebea  so  wenig  köonen  die  Versuche  zwischen  Dem.  und  Aisch.  hindsrck  a 
lavircQ  und  bald  dem  Einen,  bald  dein  Andern  Recht  zu  ^eben,  befriedig 
(vgl.  Frohbergcr  über  0.  Haupt  'Leben  des  Dem*  N.  Jahrb.  f.  PhiL  ]662,614). 
Ohne  den  Charakter  des  demokratischen  Parteiredners  in  Dem.  xb  verkaaM^ 
werden  wir  seine  Reden  dennoch  als  echte  Geschichtsqnelle  ansehea  firfci^ 
wenn  wir  an  die  Wahrheit  und  Lauterkeit  seines  Gemüths  glaobeo.  la  üeMr 
Beziehung  habe  ich  mich  mit  voller  Ueberzengung  der  Aaffassaoi^  aageicUMiCi, 
wie  sie  von  Niebuhr  geltend  gemacht  worden  ist.  Seitdem  Ut  die  Wii 
Schaft  rastlos  thätig  gewesen,  die  Gesch.  dieser  Zeit  zu  ordnen.  Ich 
nur  au  die  Arbeilen  von  F.  Ranke,  Böckh,  Winiewski,  Droyaea,  Bghacrtf, 
Vömcl,  Funkhänel,  an  die  krit.  und  exegetischen  Arbeiten  aaf  dem  GeUale  kr 
Redner  von  Sanppe,  VVestcrmann,  Franke,  Rehdantz  a.  A.,  ao  die  Darstallaaf 
von  Thirlwall  und  Grote.  —  Die  Ergebnisse  aller  dieser  Arbeiten  aiad,  duck 
eigene  Forschung  mannigfach  gefördert,  vereinigt  in  dem  Werke  vea  AntU 
Schüfer  *Dem.  und  seine  Zeit'  1S56— 58.  dem  Sehatzhanse  aller  unser«  Rmii 
vom  philippischen  Zeitalter,  welchem  natürlich  auch  meine  Dar  siel  lang  lid 
mehr  verdankt,  als  sich  durch  Citste  andeuten  lässt.  Seitdem  ist  das 
liehe  Material  nur  unerheblich  vermehrt;  doch  habe  ieh  den  Gewinn, 
aus  den  neuen  Schollen  zum  Aischines ,  aus  Inschriften  nad  Manien  n 
ist,  möglichst  zu  verwerthen  gesucht. 

88.  (S.  554).  Dem.'  Abstammung:  Aesch.  III  17].  —  TesUment  nnd  Vir- 
münder:  Dem.  XXVll  4— 6.  XXVIII  14—16. 

89.  (S.  555).  Ueber  Dem.'  Verhältaiss  zu  Isaios:  Dionyaias  nk  Um$L 
Plnt.  Dem.  5.  L.  d.  X  R.  Is.  839  e.  Dem.  844.  Hauptqneüe  Bermippos.  IW 
Hoffmann  de  Dem.  Isaei  discipulo  Berl.  1872  hatte  ein  persönliehes  VeihBtMl 
zwischen  beiden  nicht  stattgefunden,  was  mit  Recht  bestreitet  H.  WfU  Im 
barangues  de  Demostbene  (Paris  1873),  iotrod.  p.  VH. 

90.  (S.  557).  Die  schwieri^^e  Stelle  Dem.  XXVIII  17  scheint  mir  auch  dank 
Bückh  Staatsh.  1,  754  noch  nicht  ins  Klare  gebracht  zu  sein.  Mach  B.  aai 
Platner  müsste  man  zwei  Diadikasicn  annehmen,  eine  über  den  gesaalm 
Vermögensbestand  der  beiden  Litiganten,  und  eine  zweite  über  die  Forderaagcs 
des  Dem.  und  den  von  ihm  gemachten  Vorbehalt.  Aber  es  mnssten  ja  schm 
bei  der  ersten  alle  Activa  und  Passiva  zur  Sprache  kommen.  7lu»'  jf^oMV 
vTToyvtov  oviiav  geht  auf  die  Absendung  der  Flotte,  und  wir  müssen  ani 
dass  es  im  Gedränge  der  Zeit  zu  einer  rechtzeitigen  Auseinandersetzang 
gekommen  sei,  Thr.  es  aber  doch  durchzusetzen  gewosst  habe,  dass  Des.  ■■ 
die  Lage  kam,  die  Trierarchic  zu  übernehmen.  IdnoxXtUiv  bezeichnet 
das  Abschlielsen  des  Hauses  vor  dem  Antritt  einer  Diadikasie  über  Vi 
tausch.  Beistimmend  in  der  Hauptsache  Dittenberger  (Ueber  den  VemSgrat- 
tauscb.  Rudolstüdter  Programm  1S72  S.  13  ff.)»  der  nur  darin  abweicht,  km 
er  ;^()o)'ot  vnoyvoi  mit  Böckh  auf  die  bevorstehende  Entscheidang  des  V«r- 
mundschnftsprozcsses  bezieht. 

91.  (S.  560).  Dem  Vormondschaftsprozcss  gehören  an  die  3  Reden  gr^ 
Aphobos,  und  die  beiden  gegen  Onetor.  Resultat  der  Prozesse:  ovx  offm  fi^ 
v/iO-Tjv  ävuxouCatta&ai,  nQoa^oxiov  iia7TQd$€tVy  all*  oaiav  iuavrif  cvr^^Hf 
aniajfQr)fAivt{ii  Dem.  XXI  SO,    la  natq^ia  xaraytlatna^  Tr^ffiivoc  A«<k 


ANMERKUNGEN  ZUM   SIEBENTEN  BUCH.  799 

m  173.  —  Seine  redoerische  Ausbildang:  Plut.  Dem.  G.  9.  Eunomos:  6. 
Sstyros:  7. 

92.  (S.  562).  Isaios'  Eiofloss  in  den  Vormundsehaftsreden  Uoffmann  p.  22. 
-».Biatoa  bei  Dem.:  Sehäfer  3^,  317;  nar  in  den  Staatsreden  selten.  —  Onetor: 
^amkr.  XV  93. 

93.  <S.  564).  Dem.  and  Piaton:  Niebuhr  kl.  bist  a.  pbilol.  Scbrifton  1, 
180.  Alte  Gesell.  2,  339.  —  Eubolides:  Diog.  L.  II  108.  —  Dem.  und  Tbuky- 
lliaa:  L.  d.  X  R.  844*.  Lucian  bibl.  4.  —  Dionysios  ncgl  t.  Xixztxijg  /i, 
ttMfoTtpog  über  Demostb.  als  den  alle  frnberen  Stufen  und  Gattungen  vereini- 
ptwiea  Redner.    V(rl.  Blass  Gr.  Beredsamkeit  (1865),  180. 

.).  94.  (S.  565).  Aeseb.  III  173:  ix  TQiij^aQXov  loyoyQUifos  avfffxxvti,  — 
[^y^Q.  bei  Fiat.  Pbaedr.  257  (ans  Arcbinos  nach  Saoppe),  Dem.  XIX  246.  — 
|W«rarebie  unter  Kepbisodot:  s.  S.  464  A.  30. 

u...  95.  (S.  566).  [Dem.]  XIII  30  M/<p  ol  taiv  xoivdSv  InC  zqt  ysytvrffi^voi  ol 
fitf  fwy  SiifAoaCuiV  oixo^ofirifxaxtüv  Oifivoiigaq  Tag  16 tag  oixCag  xarafxevaxaaiVy 
■t  jwdyoy  TQiy  TToHfov  vn^Qt](favtojiQag,  ol  dh  yrjv  awetovrjfiivoi  yKoqyovötv 
wi^  ovcT  Qvaq  t^lntüav  ndanore,  —  xvQtot  fihv  räv  äya^dv  ovtoi,  xal  6ia 
wit^V  äjtayra  TiQuirejut,  6  6k  6rjfiog  Iv  vnrjQiTou  xal  ngoa&i^xrjg  /n^Qti. 
|irMM  Parteikampf  der  Reicben  u.  Armen  75.  —  Androtion  (Anm.  60):  Schäfer 
U  -S16  f. ;  in  2  Inscbriftfragmenteu  erwähnt:  Rang.  Ant.  Hell.  11  854.  Schöne 
4r.  Rdiefii  p.  40.  —  Diodoros:  Dem.  XXII  1—3.     Enktemon:  48.  50. 

96.  (S.  567).  Die  Sache  des  Leptines  war  verfassungswidrig  behandelt: 
^HL  XX  94  (vermnthlich  gleich  an  die  Bürgerschaft  gebracht).  Durch  den  Tod 
l|lt  ■  Batiiippos  und  Rücktritt  seiner  Genossen  (144)  war  die  erste  Klage  be- 
;  daher  die  zweite  Klage  ngog  A^njlvriv,  Der  Wortlaut  des  lept.  Ge- 
naeh  Funkhänel  N.  Jahrb.  1866,  559:  ontag  av  ol  nkovaitoraroi  Ut- 
%fm(fymcty  firfiiva  atikv(  dvaty  firixi  twv  noltxwv  firjTi  ttSv  iaoTiliSv  juriTe 
für  iipüip  nXrfv  ttüy  d(p*  lAQfioöfov  xal  l4QiatoyiiT(üVog  fjitidk  tb  komov 
|t^^»Wf.    Doch  vgl  Sauppe  Philo!.  25,  265. 

»1  97.  (S.  569).  Aristophons  Gesetz:  iXia&ai  Cv^^^y  ^^  ^^  ^^^  ^^^^  ^'^f^ 
%jßpP  UQtoy  ri  twv  oattav  XQVf**^''^^  txovtd  ti  rijg  noXeiogj  inrivvttv  nQog 
ttfitovs:  Dem.  XXIV  11  vgl.  112.  —  Euktemons  Anzeige:  11.  Verhandlung 
m.  4er  Volksversammlung:  12.  13.  Verdoppelung  der  Summe:  rtov  fih  Uqüv 
jM^cfStfy  Jf^v  6ixanlaa(av  vtpiJQfjxai,  rtov  (f*  oafcjv,  onoaojy  iv  T(ß  vofAtp 
imJLtUfi^iSiraiy  j6  ij/mav:  82.  Commission  für  den  12.  Hekat.:  26.  Timo- 
hälltfii  Geaets  über  die  Staatsschuldoer  79.  82—89;  Diod.'s  u.  £nkt.'s  Klage: 
tirJip  Tovtuv  mnavtatv  Xvaiv  evofaxofiev  ravitiv  ovaav  fdovrjVj  ti  yQaxIfdfiivoi 
'ttf  mofioy  xal  tiaayayomg  dg  vfA.äg  Xvaai  6vva(^i9-a  10.  Tim.  war  schon 
Mftar  AadrotioDS  Gehülfe  in  einer  Commission  zur  Eintreibung  rückständiger 
f«nB5g«n88teoer :  Böckh  Staatsh.  1,  213.  —  Aristophon  nach  der  Schlappe 
i«m  Pepurethos:  [Dem.]  LI  8. 

.  99.  (S.  570).  Artazerxes  Ochos  (der  die  Autorität  der  Achameniden  mit 
rSatiirttiiliTifiTr  Energie  noch  einmal  wiederherstellte:  Plut.  Artax.  26.  30.  Diod. 
KVIl  8^  Mit  105,  2;  359.  In  seinem  Interesse  war  auch  schon  Maussollos 
iMIff  gewesen.    Vgl.  Schäfer  Dem.  1,  413. 

99.  (S.  571).      Dem.   XIV   1.  2.  35  f.    —    Waffenscheu:    Lys.   XVI    13. 
7. 


800  ANMERKIi:«GE.N   ZUM    SIEBENTEN   BUCH. 

100.  (S.  573).  (leber  die  Zastände  der  «ttiseheo  Marine:  Kirchkoff  Rc4e 
vom  trierarch.  Kraozc  Abb.  d.  Berl.  Ak.  1865. 

101.  (S.  574).  Dem.'  Vorscblag^  der  Symmorien reform:  XIV  16—18.  Fiunr 
reform  19—23.  Die  6000  Tsleote  (19)  sind  das  Steaerkapital  aller  sckatn^F 
fähigen  Bürger  (Böckb  Staatsb.  1,  728),  das  Volks  vermögen  selbst  betrag  vA 
über  das  FSDfTacbe  (vgl.  oben  S.  448),  oboe  das  steaerfreie  Staatsgat  ia  Aa- 
schlag  zu  bringen  (Böckb  642).  Nacb  welcbem  Prinzip  die  20,000  Taleate  te 
Earipides  (8.  214)  berechnet  waren,  ist  unklar. 

102.  (S.  Ö76).  Da  seit  Beginn  des  Streits  nm  Amphipolia  ekat  ZwoU 
schon  makedonische  Parteigänger  in  A.  thätig  waren,  so  hatten  dieae  pnm 
ihre  Hand  im  Spiele,  den  Kriegslärm  zn  schüren;  denn  nichts  wäre  PUHff 
erwünschter  gewesen,  als  wenn  ein  persischer  Krieg  zn  Stande  gekoBaMB«v% 
in  welchen  er  nar  einzatreten  gehabt  hätte.  Daher  nennt  Dioaysioa  Rket  VI 
7  die  Bede  tkqI  av^fiOQimv  die  1,  Phil.  Deutlich  ist  §  11:  ri  rovc  o^oit- 
yovfxivovg  iX^Qoi/s  ^/ovif;  kiigovs  CflTovfiev,  dXX*  ov  TragttOKtvmfßfaH 
fikv  nQos  rovjovSi  dfiwofii&a  ^k  xaxalvov  (Ochos),  av  fifJiSg  ddutHV  intgtifj; 
—  41.  naQaaxfvdCeadtci  ulv  nQog  toifs  vndQx^^''^f  iX'^Q^^f  »iltvm, iph 
viad-at  ^k  ßaatXia  xal  ndvia^,  iav  d6ix$iv  im^H^Oi^  ravTQ  rj  avf^Suvifti 
(pifil  deiv,  UQ/eiv  Ji  juriievos  f^rjU  loyov  /h^t*  M^yov  ddixov^  ra  «T  t^yu^^ 
o7r(og  a^ia  rtoy  nqoyovtov  tarai  axonsiv,  firj  rovg  Knl  rov  ßiqfiofos  iafM>& 

103.  (S.  579).  Defensivbündniss  mit  Messene:  (d^fpHiToi)  lg  lijp  jimmimaff 
ovnoTi  fitJti  fxe(p<av  iaßalelv  ^(faaaVy  dqxovitov  dk  AaxidaifAoyluff  noUfM 
xai  iniaTQOTivovraiv  jj  Ahaa^ivia  naQiaa&at,  Paus.  IV  28,  2.  Dem.  XVI 
9:  oQxoi,  ovg  ofnofioxa/nfv  ÄleaarjvioK,  —  Spartas  Plan  gegen  Thebea:  df* 
ßalovg  fiky  'O^jjfo^^foi;  xal  S^antitov  xal  IHarauov  oima^iOW  aa90^ 
yiv^a^ui:  XVI  4.  vgl.  25.  Versprechungen  Sp.'s:  16  f.  —  Rede  weg.  der  He 
galopolitcn,  Dem.  XVI  5:  axenriov  jolvvv  fxri  nqojfiQOi*  tova^i  (Sp.)  yfrAlHi 
ffoßt()oi'g  xal  fiiydkovg  (dacü/ufv  tj  ^xth'oi  (Th.)  fuxQol  yevfjaoviain  xal  la9vm 
rifiicg  7iXt(ovt  fxtCCovg  ol  AaxtS.  yivo^ivoi  ^  off^  tovg  Srjß.  (Idrrovg  avutfl^ 
yiriüiyai  —  ojitog  firj^^Ttooi  ^wriao^tai  rjudg  aStxeiv  ovito  yicQ  ^ufig  fid 
7iXe(aTrjg  dSiCag  ilrj/nev.  —  9:  axontiad-e  nQÖg  vudg  avTovg  noriQav  xijr  0^" 
xuXUovtt  xai  (filavd-QbJTtoii^av  noiriaeaO^e  tov  /jtj  inuQinnv  ddixfiv  Aaxtim- 
fiorioig,  xi^r  vnkQ  JVUydXrig  noXttog  rj  zijv  VTitQ  Meaarjyrjg.  —  Jei  <W  axonHWxd 
TiQaTJSiv  dil  TK  öixaia^  av/LtnaQarrjQttv  imüig  dfia  xai  Ovu(fiQO¥tu  itm 
tavia.  —  Oropos:  18.  —  31  dv  /nkr  roCyvv  xaianoXifÄr^Swair  oi  B^ßntif 
äan€Q  avioug  cffT,  ovx  taovrai  fxefCovg  rov  ^iovtqg  ol  Aaxedatfioytot  rsä- 
Tovg  txovng  dvJindXovg  joig  IdqxaSag  — •  dv  6k  dviv^^^tjOi,  «^'  ol  ^^ßf^ 
xal  atüd^üiaiVf  dXl*  ovv  da&et'iajfQoC  y  ^öovrai  iifdv  av^/udxtov  yiyof^ 
v(oy  Tüivöe  xal  cTi'  tjfuttg  atawa fjiivtav.  —  Letzter  Einfall  der  Theb.  ia  da 
Peloponnes:  Diod.  XVI  39.     Paus.  VllI  27,  9. 

104.  (S.  582).  Thasos  und  Skiathos:  Dem.  IV  32.  Tenedos  nad  Prt- 
konnesos:  XVllI  302.  Maroneia  und  Abdera:  Polyaen.  IV  2,  22.  Des.  XJUD 
183.  Charcs  in  Sestos:  Diod.  XVI  34.  —  Bathsbeschloss  des  Aristakralcf*' 
Idy  Ttg  dnoxidvti  XaQ(6riuov,  dyoiytuog  ^ara),  fdy  6i  itg  dif^lf^iat  f  noU 
rj  iJtujrrjg,  Ixanor^og  tartüi  Dem.  XXllI  91.  —  Euthykles:  5.  —  Charidoi' 
des  Antrags  unwürdig:  138  if.  Kersobleptes'  Unznverlässigkeit  170-JM.  - 
Aniadokos'    Unterwerfung:    Theopomp.   fr.    109b.      Harp.    *And6oxogi   U  ^ 


AISMERKUNGEN  ZISI   SIEBENTEN  BUCH.  801 

4nXinn(fi  aufj^Aa/rjCtüv  ^Xd-tv  tt  i6r  nQog  KtQanßXinTiiv  7f6)ifjov  Schäfer  1, 
401.  Philipp  in  Thrakien:  Dem.  I  13.  Kersobleptes:  BvCdvtioi  xtd  f/tQiv^toi 
Mul  Iduaöoxog  6  Sgq^  KiQOoßk^mn  —  Inlq  dfxtfiXoyov  j^oi^ffff  fSrjviyxarTO 
noXifjLov^  olg  4>(Xinjtog  avXXafjßavofievog  inoXifÄijae  K(QaoßXintr(v  *«!  firtty 
MaCi  rtiy  rt  afdipfXoyov  naget  rat  roTg  iyxaXovai  xal  <ftX(av  avrtav  xaraarf^aag 
tp^ßaitoüaTo  ibv  ßaaiX^a,  o/Lir,Qov  nag*  avTov  Xaßav  rov  vloVy  xal  anriyaytv 
tig  Maxtdovlavi  Schol.  Aesch,  II  Sl. 

105.  (S.  583).  Maussollos'  Tod  nach  Plio.  XXXVI  30  und  47:  101,  2 
{piod.  XVI 36  setzt  ihn  106,  4).  Artemisia  folgt  bis  349.  Oligarchie  in  Rhodos: 
Jlea.  XV  14  f.  Kos  und  Rh.  im  Besitz  der  Artemisia:  27.  —  Rede  für  die 
ffcoditehen  Demokraten,  Dem.  XV  2:  laTt  ft\v  ovv  tv  iv  iy(o  vofitiiia  ^agiv 
jff/ias  totg  &ioU  o(f.t(Xtiv^  ro  tovg  M  rrjv  avjtSv  vßgiv  vfjLtv  noXi/i^ovrig 
ai  ndXaiy  vvv  iv  vfiTv  fioroig  irjg  avrdSv  aanrjgfag  fx^iv  rag  IXnCSag  vgl.  4. 
ftuDOfl:  9.  10.  lieber  die  Verträge  25  tf.  2S:  navitav  ph  iä  ^ixata  noiety 
igfi^xortav  aiaxgov  fif^ag  fiovovg  firi  idHnv,  anävtwv  ^k  ttov  aXXtov  onotg 
fu9ixup  ^lyr^aoyjai  nagafJxivaCofjtirtav  fjorovg  rjfjag  ja  Slxata  ngoTiCnadut, 
fi^ivog  äyitXafMßavovfiivovgy  cv  dixaioavrrjv,  aXX*  avavSgCav  riyovfiai,  ogn 
yuff  anairag  ngog  li^v  nagovaav  ivvapiv  i6iv  dtxaltov  d^iovfiivovg* 

106.  (S.  586).  Chios:  SchoL  AR.  im  1.  Argument  zu  Dem.  XXIV.  — 
ffßäho%i  Dem.  XV  19.  Saoppe  II  inscript.  Lesb.  6.  —  Dem.'  Kriegspolitik: 
j^^  Vfitov  iviovg4»iXfnnov  fAiv  tug  äg*  ov^erog  d^Cov  rtoXXdxig  6Xty<ogovvTot, 
pmoMa  (T*  tag  la^vgov  f^^Q^'^  ^'^  ^'^  ngofXr^xat  tf  oßovfjiivovg.  tt  ^k  rov  fikv 
i^  ^vXov  ovx  apwovfAt&a^  Ttp  3k  tag  tfoßegtf  ndv9*  vnii^ofitr,  ng6g  Uvttg, 
m  Sd^Qfg  "A&.y  nagaTtt^opeda;  Dem.  f.  Rhod.  XV  24.  g.  Aristokr.  XXIII  109. 
(Olvydioi)  Foi;  idgiov  ttVTov  ji}XtxovTov  tjUxog  uiy  niaxhg  vni\gxi  ov/^fxaxoC 
tM  ^Oay  xal  ^i  ixihov  rj/nTv  (noX^fiovr,  (net^rf  ik  tlÖQV  (iU^to  r^  ngog 
m^oig  nlaretog  yiy^ofievov  --  vfiag  oig  foaaiv  andvrtav  dySgwncjy  rj^tat* 
Ay  Mal  lovg  (xiiiov  ipfXovg  xal  avibv  rov  <PUinnov  dnoxie(yavragy  (f4Xofg 
Minw^aaiv.  121  n.  ö.  —  Phokion  6  jjf^ijaro;:  Diod.  XVII  15,  C.  Nep.  1. 

107.  (S.  587).  Wegführuog  der  Paralos  kurz  vor  der  1.  Phil.:  Dem.  IV 
14.  Philochoros  VI  fr.  130^  und  Androtion  VI  b.  Harp.  liga  rgirigrig,  —  Phi- 
]|^M  Tagesgespräch:  Dem.  IV  10.  48.  49. 

108.  (S.  589).  1.  Philippica,  Dem.  IV  2:  or^h  ruv  öeovrtoy  ncioviTafV 
iftmP  xaxtag  rä  ngay/uar*  fx^'y  IntC  rot  tl  ndyS-'  a  ngoaijxe  ngaitonmy 
UfWt  i^X^Vf  ouJ*  av  iXnlg  rjy  airta  ßiXrCto  ytviaSai,  —  11.  ay  ovjog  ti 
vrf^i},  To//ft>c  vfiiTg  hegov  'PiXtnnov  noiijanf,  drneg  ovito  ngoa^x^n  roTg 
M^yuaOi  rov  yovv  ov^k  yag  ovrog  nagä  t^v  avTOv  (m/uriv  tooovtov  intiv^ri' 
m  oaov  nagä  rriv  tifitUgav  ufiiXeutv,  —  12.  tog  J«  rvy  f/fxf,  ov^k  <r«<foy- 
tmw  wv  xaigiSy  *A(Aif(noXiy  S^laaSai  Svvaia9*  är,  dnrjgrrifi/voi  xal  raig 
mmquaxivalg  xal  latg  yytofjaig.  Dem.'  Antrag:  16—32.  (Athenische  Bürger: 
Sl  f,)  Saumseligkeit  bei  den  früheren  Expeditionen:  35 — 46. 

109.  (S.  590).  JNeogenes:  Diod.  XV  30.  Alketas  überfallen  von  Theba- 
yera:  Xen.  Hell.  V  4,  57.  —  Themison:  Diod.  XV  76  —  Timotheos:  Dem. 
yHf  75.  _  (Jeber  den  eub.  Feldzug  (107,2)  Aesch.  III  86-88,  welcher  die 
Verhältaisse  zu  Ungunsten  des  Dem.  und  seiner  Freunde  darstellt  —  Philipps 
Brief«  an  die  Eub.:  Dem.  IV  37  vgl.  Schol.  Plutarch  und  Meidias:  Dem.  XXI 
110.  200.    Pbokische  Söldner  hat  nicht  Taurosthenes  (Aescb.  11187),   sondern 

Cnriina,  Gr.  Geich.    HI.  51 


802  ANMERRONGEN  ZUX  SIEBENTEN   BOCH. 

KleiUrchos  von  Phalaikos  herangezogen,  wie  die  nenen  SdioUen  u  Aock. 
a.  O.  ergeben.  F.  Schultz  Jahrb.  f.  Phil.  1866,  314,  der  dana<^  }  87  vcr 
bessert:  Trance  ^alaCxov  dvvafnv  nQoafiBtanifAilfafjievog. 

110.  (S.  592)  Dem.'  Widersprach:  V  5;  nimmt  Theil:  raira  th  m 
onlCrag  fifiäg  amjyyiXliJo,  ov  yag  €h  tavTb  tj/ieTg  ^tißtifitv:  XXI  133.  — 
Auszug  vor  dem  12.  Anthesterioo :  Dem.  XXXVIIII  16.  —  Ph.  bei  TamptL 
Plot.  Phok.  12.  Aesch.  HI  S7:  t6  aiQttjoneSov  tU  rivag  Svax»QÜi£  m»- 
wxXeifÄivoVj  od^iv  (jlvi  vtxrjffaffi  fictx^^  °^*  ^'^  araxtaQuOig  ordi  ßoii^tims  Alis 
ovT*  ix  yrjg  cur'  (x  ^XarrTis.  —  Opferbereitschaft  der  Atk.:  Dem.  XXI ICL 
—  Apollodors  Vorschlag  über  die  d-fwgixä:  [Dem.]  LIX  g.  Neaer.  4.  —  Trü 
Phokions  Sieg  (PhoL  13.  Aesch.  ]]I  88)  ein  nokcfiog  äSo^c  «cd  Stormf^- 
Dem.  V  5.  —  Zaretra:  Plut.  Phok.  13;  Gefangennahme  der  Besatzung:  SÄiL 
Dem.  V  5. 

111.  (S.  593).  Apollodoros,  nach  dem  Tode  seines  Vaters  370,  Trienii 
bei  der  Sendung  nach  Sicilien  368  (s.  Anm.  26),  an  der  thrak.  Rüste  162  li 
grofsem  Aufwände:  [Dem.]  L.  In  viele  Rechtshändel  verwickelt  (DeiL  XXXVI 
54),  hatte  er  sein  vaterliches  Gut  (Erbtheilung  368—7)  durehgebradit,  ab  m 
sich  auf  Staatsgescbäfte  warf  und  als  Rathsherr  den  Antrag  stellte:  iimxBf^' 
rov^aat  xiv  dr^/itov  (Ire  ^oxst  rä  nfQiopra  /^ij^ixTa  t^c  ^totxtjaimf  eif^ 
Tioirarcr  ilvai  cfrf  d^ttoQixa :  geg.  Neaer.  4.  Vgl.  Lortzing  de  orationibas  fm 
Dem.  pro  Ap.  scripsisse  fertur  1863.  Nach  Hornbostel  „über  die  von  D.  ii& 
A.'s  verfassten  Gerichtsredeo"  40  war  A.  nur  Organ  des  D.,  was  Lortiia|  ii 
Abrede  stellt.  —  Stephanos*  Klage  naQoi'ofitov :  geg.  Neaer.  5.  —  Stepk.  «sk- 
scheinlich  Werkzeug  des  Eubulos  (Schäfer  3*,  180).  —  Evßovlog  —  mläm 
ivpoittv  iTriandaaa&ttt  tov  ^rijuov  ngog  iavrov,  fygaips  vofAov  i6v  xilnom 
9ovaT(^  Cr]fAtova&ai  €l  iis  Int^^iQüi^  fxitanoulv  ra  d-etogixa  aT^arimwar. 
Schol.  Dem.  I  1. 

112.  (S.  594).  Dem.  von  Meidias  gekränkt:  bes.  Dem.  XXI  1.55.  74  C 
Dem.  von  Euktemon  angeklagt  wegen  Ausreifserei  beim  euböischen  Feldi^ 
Aesch.  n  148,  von  Meidias  wegen  Mitschuld  beim  Morde  des  Aristarchos:  Ikm. 
XXI  111.     lieber  D.'  Rede  xarn  Ahi^Cov  neol  tov  xovSvkov  Schäfer  2,  85  t 

113.  (S.  597).  Olynth,  St.  der  Bottiäer:  Her.  VIR  127,  wird  cbalkidial: 
Thnk.  I  58.  Olynth  als  Mittelpunkt  des  chalkidischen  Bundes:  Silbemisia 
Müller- Wieseler  D.  A.  K.  I  1S4;  Goldmünzen  Ol. 's  als  Zeichen  seiner  Msiftt: 
Warren  feder.  coin.  29.  —  Araphipolis  chalkidisch:  fv  l4.,  KXfoTiuog  nk 
inoixovs  Toi'S  XalxiSiüiV  rjynye,  xai  (X&ovtüjp  dnaiaaCaaiv  aiTOvc  ^QOi  tak 
ivnoQovg  Arist.  Pol.  205,  19.  —  Kallistbeiies:  Aesch.  II  30.  —  Amph.  »« 
Perdikkas  besetzt  und  dann  von  Phil,  geräumt,  nach  Grote*s  Vermuthaag  ]ii 
510  (5,604)  und  11,300  (6,  171).  —  Neapolis:  Inschr.  Köhler  Hermes  7,  ir^ 

114.  (S.  598).  Apollonides:  Dem.  IX  56.  —  König  Amyntas  hatte  vsi  ^ 
Gygaia  drei  Sühne,  Archelaos,  Arrhidaios,  Menelaos:  Justin.  VII  4.  Arrlü 
damals  in  OL,  Menelaos  scheint  erst  später  dahin  gegangen  zu  seia,  als  ^ 
Stadt,  von  Athen  unterstützt,  das  Hauptquartier  des  Widerstandes  g^^-  M 
wurde.  Schäfer  2,  116.  131.  Beide  wurden  hingerichtet:  Justin.  VITI  3.  - 
Gesandtschaften:  Pbilochoros  VI  fr.  132.  Ihr  Verkehr  mit  Dem.:  BSkaecb 
Forschungen  1,  161. 

115.  (S.  602).     Zeit  und  Folge  der  ol.  Reden.  Die  erste  Rede  (dritte  u^ 


ANtf1SRKÜ?fG£N  ZUM  SIEBENTEN   BÜCrf.  SOS 

IKooys)  spricht  voo  dem  im  Werk  begrilTeoen  BündniMe  zw.  0.  aod  A.;   die 

BW0ito  (erste  nach  D.)  hebt  besonders  die  ethischeo  Gesichtspunkte  hervor,  was 

piolit  passt,  wenn  die  Aktion  bereits  im  Gang  ist;  die  dritte  (zweite  nach  D.) 

«■eht   0rst   die  Athener   znm    Handeln   zu   bestimmen.     In    allen    drei  Reden 

-k«lD«  Andeutaog  wirklich  geleisteter  Hülfe.     Vgl.  Rehdantz  Ansgew.  Reden  S. 

•M.  —  I  Olynth.  Rede.    Seitheriges  Verhalten  der  Ath.  Philipp  gegenüber  1—18. 

WiiAtigkeit    des  olynth.  Hülfegesuchs:    14-18.  25:    vvv  oX^ia(g   iffriv  i>tv, 

-s^TC^*  vfAoc  ixii  XQV  TToXe/ueTv  rj  naQ    vfuv  heTvov,  iav  fiiv  yag  nvx^x^  rn 

•mtSp  *Olw9itav^   vfittg  txtl  noXffiritTtTc  xal  triv  Ixilvov  xaxtSg  not-^ftiTf^  ripf 

-'^titd^ovatxw  xal  rrpf  ohdav  rainriv  adftSg  xttQnovfitvoi'  av  (?'  ixeTva  «PHitn" 

«oc    i«/*5,  »/ff  avTov   xbiXvaei   SevQo  ßa^iCetv;   vgl.  15.  28.    Thessalien  nnd 

niyrieo:  21—24.    Dem.*  Antrag:    16—18.     Geldmittel  19.  20.    —   IT  Olynth. 

B^ismus  and  Habsucht  Phil.'s:  9  f.  15.     Phil.'s  Hof:  18.  19.     Phil.'s  Energie 

JiM  Athens  Untbätigkeit:    23  If.   —  HI  Olynth.  10:    vof4o&^ag  xa»(a«n.    ly 

■itk'TOvroiQ  ToTf  vojLto&äraig  firi  &ri<f&E  vouov  fJtr^Sfvtt    {if&i  yuQ  vftiv  txavol), 

'MMla  roißs  tig  ro  nnqov  ßluntmrttg  vfiug  kvaatf.    X^yw  rovg  fregl  rmv  l^sta- 

IIIHhIv,  awpmg  ovrwa),  xal  rovg  nfqi  TOfV  atoativofAivmv  Movg,   iv  ol  fitv 

k'9m  m^ritnixa  roTg  oXxo$  (Aivovat  dtavifior/fst  d-Etoqtxtt^  ol  Sk  rovg  axttxrovy- 

l^^KM  As^ovg  xa9t(näaiv;   vergl.  12.  13.    Die  früheren  Redner  gegenüber  den 

i'^i^Mlfen  21*-31.     Mahnung  an  die  Athener:  33—36. 

/)•'»  116.  (S.  603).  01.*8  Aufnahme  in  die  Bundesgenossensehaft:  Bückh  1,  121 
"  4Kha.  Böhnecke  Forschungen  161.  —  Die  drei  Hülfssenduugen:  Philochoros  fr. 
'r^4n  hei  Dion.  adAmm.  I  9,  734  (Schäfer  2,  151),  wo  jetzt  nach  Ergänzung  des 
^^ftapneots  durch  van  Herwerden  (Dionys.  ep.  crit.  1861,  p.  10)  gelesen  wird: 
^^^if^eiff  ^k  TQfaxüVTtt  rag  ^ixa  XnQtjTog  xttl  ag  avnnliiQüiCfttv  oxxd  (die  80 
■I  Virea  also  ein  schon  versammeltes  Geschwader,  die  8  hinzugekommen).  Zwischen 
#lHl>/iffa;(f/cry  rc  inoirfftayro  und  xal  ßorj&etav  tnifAtpav  ist  im  Ambrosianus  eine 
VtMce  Ton  18  Buchstaben. 

y^'  117.  (S.  605).  Charidemos  (2.  Sendung):  Philoch.  fr.  132,  Theopomp.  tt. 
''  156  b.  Athen.  436  (Gefangennahme  desDerdas,  wahrscheinlich  eines  Schwagers 
^Ul/f  Böhnecke  674).  —  Chares  (3.  Sendung):  ^0Xw9ttov  —  SiOfiivoiv  —  ngog 
^Ifehirc  (nrttQXOvtJttig  9vviueai  nfinpai  ßorj&eiaVy  fjrj  ^tvixi^v,  dXX'  avt&v  jidii- 
llyffflM,  in^fi^fv  ttvToTg  6  ^rj/nog  iQtriQvg  fiiv  iriqag  iC'  reüv  St  noXtrnv 
dirl/wc  tß  ««i  InrtBTg  r'  h  rttvalv  InnriyoTg'  arQorriyov  Sh  XaQrircc  roC 
fitalov  nartogi  Philoch.  fr.  132.  Schäfer  2,  133.  141.  Chares  Verspätung: 
ktoldM  8.  KttQavog.  —  Phil.'s  Feldzug  und  Einnahme  Olynths:  Diod.  XVI  53. 
Bvthykrates:  Hypereid.  fr.  80,  und  Lastheoes:  Diod.  53.  Dem.  IX  56.  XIX 
(Psephisma  gegen  die  Verräther).  —  Olympienfeier:  XIX  192.  Diod.  XVI 
IM  (Satyros). 

"*  118.  (S.  609).  Aeschioes'  Familie:  Aesch.  II  147.  Alrometos,  A.' Vater: 
■I-7B.  I47f.  Glaukothea  :  11  78.  Demosth.  XIX  281.  Schäfer  1,  191  CT.  Aesch. 
^^g«Dd:  Dem.  XVIII  129.  Schäfer  195.  Seine  Feldzüge:  Aesch.  II  168  f. 
^^iouMfiotoxvtffov:  Dem.  XVIII  209.  Aesch.  als  Schauspieler:  Dem.  XIX  246. 
387.  Aeach.  als  Schreiber:  Dem.  XIX  200.  249.  Aesch.  und  Eubulos:  Dem. 
TSCVfü  162:  'AQKnoffmTtt  xal  EvßovXov  —  ovg  av  ^tivxttg  fth  xoXa- 
^uvmp  naqrfKoXoi&iig,  XEd^vicixtov  cf*  ovx  aia^avH  xarrjyoQÖSv,  —  Rong^ess- 
"Politik;  Deal.  XIX  10   for»  xo(vuv   ovxog  6  nQtSrog  l4^atmv   ttta&ofiivog 

51* 


804  ANMERKUNGEN  ZUM   SIEBBNTEIf  BOCB. 

4»iXi7inov,  (OS  Tou  ifff/iriyo^v  l[<ffjf  imßovXivovra  joT^  "Ellifli  jaä  Iwfli^ 
QOVTtt  Jtvag  rcüV  iv  ^AqxaSdf  nQOiarfixottaVy  [xal  ^;|fft»y  7ffjwW^  w 
N^oTtToXifiov  S(vT(Qay<ovi(nfiv]  TiQoawv  fjilv  r^  ßovly,  ngooivv  Sl  i^  ^ 
71(qI  TovTCüVf  xal  Ttfiaag  Vfxag  navtaxoT  nqkoßiTs  nffi^mi  rovc  0i>m{mv 
6iv(^o  tovQ  ßovXevOofiivotfg  tteqI  toi  nqog  'PiXirrnov  noXiftov.  %Mmkt 
tragsteiler:  304.   Diod.  XVI  54.  —  Aesch.  als  Gesandter  io  Megalopolu:  11.11  |li 

119.  (S.  611).     Phrynon:    Aesch.  II  12.  —  Priedensveriiaaäliit^ 
leitet:   *E7t€idri    6*  inav^Xd-t  StvQ*  anb    rijs   nQ^aßeiag  6  Kttiifufth ^l^\ 
rav&a  fj^tj  dtStatSi  \fjrj(fio/LUt  ^^iXoxQarrig  xal  6  drjfjiog  anas  ofJiOYfttfittnm^\ 
QOTOVTiaty,   i^tivai  ^iXlnTttp  ^tvgo  xi^gvxa  xal  ngiaßtts  n^ftmtf  i'ifl^ii] 
yris:  13.     Dem.  fdr  Philokr. :  14.     Aristodemos :  15  f.     Gesaodtsduft:  lU 

120.  (S.  613).     Audieoz   io  Pella:  Aesch.  II  22  ff.     Aesch.  Rede:  2»-tJ 
Demosthenes:  349.     Philipps  Eotgegnuog:  38  f. 

121.  (S.  615).    Aotipater  und  Parmeoioo:  Dem.  XJX  69  (Caryltcku 
2.  Arg.)  234.     lohalt  der  Botschaft:  [Dem.]  VII  31    tifiäg  xal  rovi 
rovg   rifiiJ^QOvg   xal  4>lXtnnov   xal   xovg   avfifjidxovg  tovq  hiirov  iffffi 
il^iivriv.    Friedeo  aof  deo  Status  quo:  ixar^govg  ^x^tVy  &  f/ovCiv:  Sch.| 
VII  26.    XIX  161.     SicherstellQDg   des  Haodels verkehr«:    Dem.  XIX  Hl -| 
Claosel:   rriv   rc  yäg  etgrjvrjv  ov^l  ^wrj&irTaiv  tog  inix^i^aof  ovtot  fi 
jiXitav   xal  ^(oxifov   ygaipaij    äXX    avayxaad-ivtog   wf    v/iiSv  r« 
xgarovg  ruijra  fikv  anaXihffai,   ygaipai  d*  avtixqvg  H&'nvaCovg  tc\  u 
^A&rivaltov   avfXfjLaxovg   — .    Beschloss   des   Bundetraths:  Aesek.  ID  A| 
vnlq  €tQrjvfis  i'fiäg  fjiovov  ßovXfvdaa&af   —    70.    i^ftvat  rtp  ßovloiäiKf^ 
*JKXXriV(av  iv  r^ial  fjirialv  iU  t^v  alniiv  oxiiX'nv  dvaysyqätf&at  fta  *Al 
xal  ftcrix^tv  rdiv  Sqxüiv  xal  rtov  awStixtov;  von  D.  empfohlen:  Dea.Xßl 

—  Mytileoe's  Aoschluss:  Rangab^  A.  H.  2,  401. 

122.  (S.  617).    2.  Verhaodlaog  (19.  Elaphebolioo) :  Aesch.  III 71. 
noch  Tags  vorher  „GesioBongsgeoosse''  des  D.:  Dem.  XIX  13  ff.    Wi 
Q.  Dem.  3,  36,    io  der  2.  Versammlung    für  Philokr.:    Aeach.  II  74--71.  I»| 
XIX  16.  307.  —  £ubttl08:  Dem.  XIX  291. 

123.  (S.  621).  Ratificatioosgesaodtschaft:  Aesch.  II  91  ff.  Sciilii<>*l 
zur  Beschleuoigoog  der  Ges.,  erwirkt  von  D.  deo  3.  Munychion  (^^'^1 
Aesch.  a.  0.  £r  ist  als  Führer  der  Ges.  anzusehen.  Schäfer  2,  241.— 1*| 
nach  Pella:  Dem.  XIX  155.  Phil,  in  Thrakien:  Dem.  XVIll  27.  -  IHiC*1 
von  Phil,  empfangen :  nagoPKay  rav  ng^aßnav  fog  tnog  finsiv  l^  ojiiitf^  4] 
*EXXdöog  Aesch.  II  112.  Ges.  aus  Theben,  Thessalien,  Sparta:  Aesch.  HA! 
Phokis:    Dem.  IX  11.  —  Aesch.  vor  Ph.:    II  113—117.     Demosthenes:  iNl 

—  Phil.'s  Forderungen  von  der  Mehrheit  der  Ges.  bewilligt:  n^tov  fih  nt* 
4Hoxiag  ixanovdovg  xal  ^AX^ag  dnitfrjvav  xal  KfQaoßXimriv  naga  ro  Vlf^lF 
xal  tä  TiQog  vfiäg  dorifi^va'  ilia  t6  \prj(ftafia  Inix^tq^oav  xtviH  xtt^  ji^ 
q(tVf  t(f  ip  nQiOßivovTfg  rjxo/ji€V'  dia  Kagiiavoig  ^iXUnnt^  övftfMgKi 
iviyqaxlfavx  Dem.  XIX  174.  —  D«  und  die  Gefangenen:  169  f.  —  Des.  lan^ 
gehalten:  XIX  323.  —  Vereidigung  PhiL's:  XVUi  32  (nach  Mitte  Joai),  4" 
Bundesgenossen  (io  Pherä):  XIX  15&. 

124.  (S.  623).  D.'  Bericht  vor  dem  Rath:  XIX  31 ;  Aesch.'  Bericht  ia  ^ 
Bürgerschaft:  XIX  19—22.  Versprechungen:  24.  220.  —  Antrag  des  Pül» 
krates:    48   ri^y   ef^^nji^  ilvat  t^v  avrrjfv  rjvneQ  ^iKnnt^  xai  lotg  hj/iffH 


ANM£KklII<IGEN   ZUM    S1EU£NT£I«   BUCH.  805 

d  ti/p  ovfA^axCttVy  xa\  knatviaai  Sh  4>Uinnov  Sri  inayyiHfrai  lä  6(xaia 
9<ffa<«y.  —  49.  law  fiti  noidjai  ^PofXHs  S  M  xal  naga^i^^m  —  16  Uqov. 
^  fioft^B'^aH  6  ^ijfiot  6   ^A&rivaiuv  inl  lovs  ^laxwlvovjttS  laika  ylyvtad'ai. 

125.  (S.  624).    Philipps  Schreiben:  Dem.  XIX  51. 

126.  (S.  627).  Phü.'s  Hülfe  gef^eu  Phokis  angerafea  von  Theben  (Diod. 
VI  59)  and  TheMtlien;  Aesch.  II  140.  —  Phalaikos:  Diod.  XVI  56.  Unter- 
lehongen  wegen  onterschlagener  Tempelschätze:  Diod.  a.  0.  Spartas  Pläne: 
ftnomo  AaxidaifioviOi  (in  Pella)  nUCaraq  iXnldag  I;^oitcc  dnoöo&rjina&ai 
f  iavTW  fAtiTQonoleij  dtogtiva^  Xfyu^  to  Uqov.  lovrotv  yitg  rfv  ro  oQxaiov. 
Um  xal  rovrovt  i^ndrriae  'PUmnos:  Seh.  Dem.  XIX  73.  Arehidamos  in 
M(ia:  ^AQX^^dfiov  —  nugalafißavHV  oviog  hoC^ov  ja  x^^f*  ^«^  (fvXdrtMff 
Sx  Imia&r^aav^  aiU*  dmxQivavio  avif  iä  j^s  ^naQtrjs  ÖHvä  Miivai  xal 
Ijta  nag*  ovkhs:  Aesch.  II  133.  —  Proxenos  mit  der  att.  Flotte:  132—34. 
Mi.  XIX  74.  —  Die  Phokeer  hatten  Berichterstatter  in  Athen  {dgofAoxiiQvxeg) : 
••dl.  U  130,  Dem.  nennt  sie  ungenauer  nQiaßuii  XIX  59.  —  Phalaikos'  6a- 
JtalAtion  am  23.  Skirophorion  (Dem.  a.  0.):  ^al,  h  xfi  Nixaitf  diaxqißwVy 
d  ^tugtüv  avjov  ovx  d^iofiuxov  ovta,  öungeaßevaato  ngog  tbr  ßaaiJiia 
§ffl  dialvoimy,  yivofiivvig  (T*  bfioloyiag,  uare  ibv  *PaL  furd  tdiv  arga- 
miwiß  dniX&iiv  onot  ßovlono,  ovtog  fih  vnoonovdog  eig  r^v  üeXonov^ 
faov  dn^x^Q^^^  f^fja  xtav  fnad^otf-ogatv,  ovjüjv  oxxaxtaxiXioiy,  ol  dl  4*ax€ig 
WtQtßiinig  xalg  iXniai  nag46taxav  kavxoig  x(p  4^iXinn(p:  Diod.  XVI  59. 
|1.  Dem.  XIX  62. 

127.  (S.  630).  {4'iXinnog)  xaxaXvang  xov  Ughv  TtoXs/ioVy  auyri^gsvai  /uixd 
wp  JBouaxuhf  xal  BexxaXiSv:  Diod.  59.  —  Reform  des  Amphiktyonenbundea : 
tofiy  xwQ  awiSgotg  fitxaSovvai  xt^  ^iXinnt^  xa\  xoltg  dnoyovoig  avxov  irjg 
'fg^p$xTvovlag  xal  dvo  yjrftpovg  txHVj  ag  ngoiegov  ol  xaxanoXffiri^ivxeg 
^mx^  elxov:  Diod.  60.  Paus.  X  3,  3.  Spartaner:  Paus.  X  8,  2.  Korinther: 
M.  XVI  60.  Schäfer  2,  269.  Die  Thess.  wurden  in  ihre  alten,  durch  die 
hokeer  ihnen  vorenthaltenen  Ehrenrechte  eingesetzt  und  erhielten  noch  be* 
Mulere  Präsidialrechte:  Dem.  V  23.  VI  22.  —  Erste  Amph.- Vers.:  Lokrer,  Dem. 
JK  62.    Dorier:  V  14.  Doloper:  Dem.  XVIII  63.  —  Antrag  der  Octäer:  Aesch. 

142.  —  Schicksal  der  Phokeer:  Diod.  XVI  60.  Paus.  X  3.  —  Silbermünzen 
gf  Beendigung  des  heil.  Kriegs  mit  der  Aufschrift  uifjiifixxioyojv:  Müller- 
^ieseler  D.  A.  K.  2,  n.  134^. 

128.  (S.  631).  3.  Gesandtschaft  der  Athener:  Dem.  XIX  121.  Aesch.  krank: 
14.    Aesch.  U  94.    Umkehr  in  Chalkis;  Dem.  XIX  125.    Aesch.  II  95. 

129.  (S.  632).  Philipps  Brief:  Dem.  XIX  38.  iNeue  Gesandtschaft  nach 
IMkia:  Aesch.  II  95.  Die  Gefangeoeo  trafen  v^ersprochener  Mafsen  (Dem.  XIX 
1}  «o  den  Panathenäen  ein  (R.  f.  Hai.  38).  —  Aesch.  in  Delphi:  Dem.  XIX 
^.  Aesch.  II  139.  —  Die  Zeit  der  Pythien  ist  durch  die  Freilassungs- 
Mfcriftea  festgestellt.  Kirchhoff  Monatsber.  der  Pr.  Akad.  1864.  129.  Philipps 
pDBOthssie:  01;  ngog  xtfi  nöXstg  dvrjgrjx^vai  xld-ffoi  xd  Ilv&ia  xov  xoiy6v 
WP  'JBXX^vwv  ayiivai  Dem.  IX  32.  iid^ivat  Sk  xov  dytSva  xiov  üv&itav 
Aurisor  furd  BoitaxdSv  xul  SexxaXaiv:  Diod.  XVI  60.  —  Uayxgdxiov  Iv 
tuffl  —  ngmiji  nv^idSt,  inl  xaig  i^rjxovxa,  xal  'loXaMag  ivCxa  Br^ßaXogi 
Mk  X  7,  8. 

130.  (S.  635).    Amphiktyonische  Ges.  in  A.:  rxov  »g  iffiäg  ivayxos  Bit' 


806  A?IMEaKU?ftiEf>f   ZUM   SIEHEIHTEJtl    BUCH. 

rakol  xal  ^Ptlinnov  TtQiaßttf  fin*  aviäv,  a^tovpjsg  Vfiäg  «Minnor  '«i.üf >- 
xtuova  thai  ifftiifiaaaxhxi :  Dem.  XIX  111.  V  19.  PromanteU:  ^x^tikMmih 
n^fiamiav  tov  &€qv  naqioaag  rifidi  xal  Bertalovg  xal  äJtoQ&fuf  mU  tot; 
ällovs  l4/Li(fixTvovas,  riS  ov^i  loWElhiaiv  anaai  fiirsaii:  Den.  lX33uck 
der  vulg.  Abwesenheit  der  att.  Festges.:  Dem.  XIX  12S.  —  Dem.  wk  kt 
Frieden :  13.  iV  /ilv  ovv  fymye  nqtiiov  inaQX€tv  tpifd  dSeTir,  ontts  tfn  m> 
fitixo^S  tti%  avvta^v  ktj  ällo  ßovXetai  ttg  xaiaaxevaCm^  tj  noUt^  rrr 
vndqx^^*^^^  itQriv^v  /xri  Xvtav  lovio  notTjOii.  —  14.  ^iVT(Qo^  6*  o^v  mim 
fAfi  n^oa^fiedtif  cJ  äv^Qtg  li&t]V(uoij  Tovg  avyeXfikv&orag  tovtovs  *ok  fa9- 
xovrae  IdjufftxTvovae  vvv  ilvai  etg  dvdyxrjv  xal  ngotpaotv  xoiyovjroU- 
fiov  TtQog  fjfiäs;  vgl.  18 — 23.  —  25  ovxouv  €vrf9eg  xal  xofitS^  ox^^^^t  ^^ 
ixaarovg  xcr^'  Hv  oüm  nQoatvrjvtyfjivovg  n€Ql  riSv  otxeiatp  xal  dntyxuoii- 
Ttav  TtQog  ndvtag  n^gl  trjg  iv  jdeltpoTg  axtitg  vvyl  noXefi^ai. 

131.  (S.  638).  JixadaQxlaii  Dem.  VI  22  dq*  oUa&\  St*  aitmc (Ofra- 
Xfiltg)  lovg  ivgdvvovg  l^ßaXka  —  ngoaSoxav  t^v  xa&ffn^icap  rvw  dixadm^gln 
iata&ai  nag*  avtolg;  XIX  260.  Pherä:  VII  32  «i^f^ce^oiy  dtf^rnjim  lipuiiln 
xal  (pqovqdv  iv  TJf  dxqonolii  xaUatfiaev,  tva  Sfi  aviSvofioi  cSaiK    IX  11 

132.  (S.  640).  eiis:  Dem.  XIX  260.  XVIII  295.  Untergang  der  |M. 
Söldner:  Diod.  XVI  63.  Bündoiss  zw.  Elis  und  Philipp:  Paiu.  V  4, 9.  —  A^ 
hadien,  Messenien,  Argolis:  Dem.  XVIll  64.  XIX  261. 

133.  (S.  641).  Megara:  XIX  295.  Eoböa:  VIII  36.  Ilalonneiof:  B.  l 
Hai.  arg.  p.  75. 

134.  (S.  643).  Die  unter  Xenophons  Namen  überlieferte  Schrift  noqoi^m^ 
TiQoaoStsv  gehört  in  die  Zeit,  wahrend  welcher  noch  Philomelos  die  Phekc« 
befehligte.  Der  Bnndesgenossenkrieg  ist  unmittelbar  vorher  beendigt  (4,  40. 
42.  5,  12),  and  der  Verf.  hält  für  möglich,  dass  es  den  Athenern  durch  dipl*- 
matischo  Verhandlungen  gelingen  werde,  ohne  Theilnahme  an  dem  bereits  a>$- 
gebrocheneu  heiligen  Kriege  (a^  av/jTroXfuovvTfg)  die  Phokeer  zum  Abzöge  m 
Delphi  zu  bewegen,  und  unter  Mitwirkung  der  übrigen  Amphiktyooea  üt 
Autonomie  des  Heiligthums  zu  wahren,  wenn  Jemand,  etwa  die  Thebaner,  4m 
Versuch  machen  sollte,  dasselbe  sich  anzueignen  (5,  9).  Eine  Beranboog  tfa 
Tempels  hat  unter  Philomelos  nicht  stattgefunden  (s.  S.  7S9  Anm.  16),  s«  dm 
eine  Vermittlung,  wenn  sie  vorgenommen  worden  wäre,  noch  Aassicht  auf  &> 
folg  haben  mochte.  —  Bergwerke:  de  vectig.  c.  4,  27.    Friedenspolitik:  c^  5. 

135.  (S.  644).     Isokr.  XII  70  schildert  im  Agamemnon  die  Peraon  PhUipps. 

136.  (S.  645.  Aeschines'  Landgüter  im  Gebiet  von  Olynth:  Dem.  XIX 
146.  Philokrates  ebendaselbst:  114  f.  146.  Pythokles:  225.  Hegemoa,  D^ 
mades:  [Dem.]  XXV  47.  —  Isokr.  Phil.  V  129  o^  ^;r^  toi;  ßfjjLLojog  ftturoutwu 
73.  niffß-dvofitti'  yd(}  ae  diaßaXXo^tvov  vtio  rtav  oo)  fihv  (f&oi*ovrroir,  rig  dl 
nöXeig  rag  avtwv  ei&iafÄ^riov  fig  jagd/ag  xad-iatuvai^  xal  rrfv  (tQrivr,v  lif 
loig  dlXoig  xoivfjv  noXsfiov  roi'g  «itwi'  ifftoig  (tvai  vofiiCot^ttov,  oV  nirwr 
1WV  uX).(ov  dfieXrjffttyrsg  nfgl  Trjg  aijg  Swu^itag  Xfyovatv,  tog  ovx  vnfo  Tff 
^EXXddog^  dXl*  Inl  raeJnyv  av^dviTatj  xal  ah  nokvv  XQovov  tjJri  ndfftv  ijuir 
(jnßovXfvsig.  —  75.  javia  (fXvaQOviTsg  xal  (fdaxovrtg  dxQißwg  ddirtu,  id 
Tax^tog  änavta  j(p  Xoytp  xaraaTQeffOjutvoij  noXXovg  7iB(&oiKJi, 

137.  (S.  047).    Dem.'  vielseitige  Verbindungen  mit  den  in  Mak.,  Üirakici, 
Thess.  reisenden   oder  wohnendes  Griechen:   Dem.  VIJl  14,   and  Rehdaati  u 


AXMfiRKUIHGEN  ZUM   »l£]IE?iTEn  BUCH.  807 

tr  Stelle.  —  Hülfsmittel  Atb.'s  Dem.  XIV  25.  Böckh  SUatsh.  1,  G35.  -  Eifer 
r  Met5ken:  C.  Cartius  Philol.  24,  268.  Nausikles  und  Diotimes :  Sehäfer  2, 
19.  —  Bau  der  Schiffshäuser  und  des  ArseoaU:  Böckh  Seew.  67  f. 

138.  (S.  648).  Beschleanigtes  Verfahrea  ia  HandelssacheD,  vod  'Xen.'  de 
let.  3,  3  enpfohleo,  vor  der  Verhandloo^  über  Halonoesos  eingefahrt  (R.  f. 
iL  12).  —  ^utif/iifftatg  auf  Antrag  des  Demophilos:  Aesch.  177.  Sckäfer  2» 
^9.  —  IlQotJQOi:  Aesch.  UI  4.  Vischer  Epigr.  Beitr.  aus  Gr.  63.  —  tpvlri 
^ot^ifwovaa:  Aesch.  I  33.  F.  Schultz  Demostheoes  and  die  Redefreiheit  21. 
-  Areopag:  Meier  und  Schömann  Att.  Prozess  344.  Es  kommen,  wie  der 
Kit  seigt,  verschiedene  aufserordentliche  Commissionen  in  dieser  Zeit  vor,  mit 
HMB  der  A.  beauftragt  wird. 

139.  (S.  650).  Hegesippos  für  Kardia:  R.  f.  Hai.  43;  Antragsteller  in  dem 
if  die  enböischen  Verhältnisse  bezüglichen  Beschiuss  aus  Ol.  105,  4;  357, 
9m$.  2,  391  und  392,  s.  Köhler  Hermes  7,  166.  —  Lykurgos:  L.  d.  X  R.  852*. 
driUer  PUtoos:  Olympiod.  Seh.  Gorg.  515<i.  Diod.  XVI  88  i^uxov^og)  tw 
«c  ^QTo^aiy  fAiyiCxov  //aiv  a^Cwixa  —  ßiov  d*  i^rixas  It^  uqitj  ni^ifiovi" 
iTy  jttXQOJaios  ^y  xat^yoQos,  —  HypereideS;  riavxinnov  rov  ^^JOQog^  doch 
lagt  von  ansehnlicher  Herkunft  das  Erbbegrabniss  vor  dem  Reiterthore:  L.  d. 
t  R.  849*  —  Polyeuktos,  Antragsteller  eines  Belobuogsdecrets  für  Gesandte  aus 
npoiis:  Schöne  Gr.  Reliefs  23.  Köhler  Hermes  7,  167.  —  Rallisthenes:  Dem. 
IX  86.  Vergl.  über  die  Staatsmänner  der  Nationalpartei:  Schäfer  2,  298—312. 

140.  (S.  651).  Gesandtschaftsprozess :  zw.  der  Einreichung  der  yQttipif  und 
NT  Verhandlung  3  Jahre:  Dionys.  ad  Amm.  I  10.    Dem.  XIX  arg.  2. 

141.  (S.  652).  Aesch.'  Prozess  wider  Timarchos:  Schäfer  2,  315  IT.  Hege- 
fpos  KgtißvXosi  Aesch.  1  64  (vgl.  Schol.)  71.  110.    Demosthenes:  170  ff. 

142.  (S.  653).  Dem.  Rechenschaf tsablage:  Dem.  XIX  211.  Aesch.  sagte 
ytniQU  UQ^aßtla  inl  THrtQayfiiyoig  iytyveio  (II  123).  Antiphon:  Dem.XVIIl 
Kl  f.  Flut  Dem.  14  {atfo^ga  aQiaxoxqaxixov  noXinvfia).  Attentate  von 
Arithtfra  auf  das  Arsenal  auch  sonst  erwähnt:  Arist.  Acharn.  918.  Dass  Phil. 
MB  Menschen  zu  diesem  Zwecke  gedungen  habe^  ist  nicht  glaublich;  möglich, 
SB  derselbe  sich  nachträglich  einen  Loha  erwerben  wollte.  Böckh  Abb.  der 
rL  Ak.  1834, 12)  bringt  die  That  mit  der  daiptuphan  in  Zusammenhang. 

143.  (S.  653).    Hypereides'  Meldcklage  wider  Philokrates:  Hyper.  f.  finx. 
t»    Vemrteilnng:  Aesch.  11  6.  III  79. 

144.  (S.  655).    Delischer  Prozess:  Dem.  XVIIl  134.    Böckh  Abh.  d.  B.  A. 

M»  11  f. 
'  145.  (S.  658).    Gesandtschaftsprozess:  n^eafieiag  ivd-vvai,  Dem.  XIX  103 

#  4en  Logiflten  (im  Gegensatz  zur  iiaayytXfa  na^anQiaßeUxs  AesclL  U  139): 
Ufer  2,  358 — 390.  Besprechung  derselben  Punkte  ohne  ausdrückliche  Be- 
pliBBg  auf  einen  vorangegangenen  Prozess  dreizehn  Jahre  später  in  den  R. 

#  D.  nad  Aiach.  für  und  gegen  Ktesiphon;  daher  die  Zweifel  in  Betreff  des 
«MfliB^f  schon  im  Alterthum  bei  Plut.  Dem.  15  nnd  noch  neuerdings  bei 
.  HanpC  Leben  des  D.,  wonach  beide  Reden  für  Parteischriften  zu  halten 
Irea.  lieber  die  Widersprüche  zwischen  den  früheren  und  spätem  Reden 
.  Sp«Dgel  D.'  Vertheidignog  des  Kt.  1863.  Wenn  auch  die  Reden  als  Partei- 
hrÜltti  karansgegeben  worden  sind,  ist  darum  noch  nicht  gesagt,   dass  der 

■ickt  doch  stattgefunden  habe,   über  dessen  Ausgang  das  bestimmte 


SOS  AMMERKU?CGEN   ZUM   8IE1IEINTE^    BUCH. 

Zeagniss  des  Idomeaeas  vorliegt  (naQä  rgiaxona  fiorag  rov^jHaxltf^v  cio- 
(fvyeiv  Plut.  15).  —  Aesch.  als  Vertreter  der  Priedeaspolitik:  171  ff.  EiM« 
uod  PhokioD:  184. 

146.  (S.  6G0).  Dem.'  1.  Ges.  nach  dem  Pelop^:  Dem.  XVIII  79.  —  L 
in  Messene:  Dem.  VI  20 — 26.  —  Maked.  Partei  in  Hess.  iib4  Argot:  Dn. 
XVHI  295.  Theop.  fr.  257.  —  PelopooDes.  aod  makedon.  Ges.  ia  Atki: 
Libaaias  im  arg.  Dem.  VI  p.  64:  ^nefiipt  nqiaßt^g  6  4»fX,  ngos  rov^li^ 
Vtttovg,  tttriiofiivog  ou  ßiaßdXXovmv  avxov  fjiärijv  nqo^  lov^  *EUip«(  in 
ttnayyiildfjfvop  alroTg  noXXa  xal  juiydXuy  ^pivaa^tvov  cf/'  ov6k9  yi^  hu- 
axijo&ttC  (frjotv  ovS^  lilfevadtti,  xal  thqI  tovkov  iXiyxox^  anmnT.  inifii^ 
(fi  fjtijä  <i*iXCnnov  xa\  Idqyuot  xal  Meaar^vioi  ng^aßeig  eis  ji9^vag,  tdrimfutm 
xal  ovToi  rov  ^ij/LtoVy  oii  AaxiSaifiovloig  xaraiovXovfiiyotg  rijy  ntlonorwtjßvf 
tvvoi'S  T^lOTt  xal  av)'XQOTei,  avroig  tU  ntg)  iXev^eQiag  noltfAOvGiy  ivuvnovim, 

147.  (S.  661).  Zweite  Philippica:  Dem.  VI  8:  TiQog  jtXean^fav  so)  ri 
ndv^*  vtp"  auT^  notTiauadttt  rovg  Xoyta/jovs  i^erdCtayy  xal  ovj^l  ngog  ^(nfV^r 
ov<f'  riavx(ay  oidk  S(xaiov  ovSh,  fi^e  tovto  ögSiiSg,  on  rj  filv  ^f^if 
noXu  xal  Totg  ijd-iaiv  rjusT^Qoig  ovSlv  ay  ivSii^iro  xoiovjov  ov^  Ttottfitm^ 
vip  oi  nttad^iviig  vfitTg  lijg  f^{ag  evfx*  tJtfiXtiag  rtoy  iiXltiry  Jtvag  *£iif 
lxtiy(p  TTQOfta^fj  dXXä  xal  rov  Sixaiov  Xoyoy  notov/nevcH,  xal  rijy  7i\ 
dSo^iay  r^  n^ayfiaxi  (fevyovreg  xal  ndv&*  a  TrQoarjxet  n^o^mfuyotj  6/mki 
iyayntiota&€f  ay  ti  rotoviov  (ntxdQ^  nqdititVy  SoTrcQ  äv  ii  nolfuwwtH 
Tv^oite. 

14S.  (S.  664).  Aaschlag  des  Perilaos  (vgl.  Dem.  XVIII  324)  aof  Megan, 
wozu  Phil.  Söldoer  schickt  (XIX  295)  wahrscheiolich  aas  Phokis  (Grate  II, 
621),  vereitelt  durch  Phokion,  der  Nlsaia  befestigt  uod  die  langen  llaaeratv. 
Nis.  und  Meg.  herstellt:  Plut.  Phok.  15.  —  Python:  är&gtoTiog  71€qI  to  yoi- 
(f'fiV  Xoyovg  ^fya  (fgorcov  «U'  tag  foix(,  t6  ngay^a  iuov  TiQoaöttTo,  Aesck  , 
II  125.  Schäfer  2,  352.  JTviHüVfc  4^tX,  fne/jipe  —  xal  naqa  lüv  ävm  I 
avfA.fi(ix(ov  ndvTUiv  aw^nffiilte  TTQioßetg:  Dein.  XVIII  136.  üeber  Pvthoas  IL: 
Hegesippos  R.  f.  Haloon.  21.  22.  —  Dem.'  Erwiderung:  XVIII  136.  — Hegesippi 
Forderungen:  1.  kxaiiQovg  ^/^iv  r«  kaviuiv  statt  a  l^^ovaty  R.  f.  HalMi. 
26—29.  2.  Garantien  für  die  Neutralen:  30—32.  —  Heg.'  Ges.  in  Makedosiet: 
Dem.  XIX.  331.     R.  f.  Hai.  2,  36. 

149.  (S.  665).  Erctria :  Dem.  IX  57.  5S:  (4>CX,)  TQtTg  xaj^atfiaf  ri^r- 
vovg,  *'lnnttQxov,  AvJOfi(6oria,  KleduQxov^  xal  ^rta  ravT*  i^tX^Xmxtf  b 
jijS  /a>(>ac  (Tiff  rjfSr)  ßovXo/airovg  a(üC,ia&ai>  (tot«  fily  niuxpag  rovg  fia*  Etat' 
Xoxov  |/>'ovf,  ndXiv  ^l  jovg  /ufTcc  JTnQfjfvicjvog  valg.].  —  Oreos:  Den.  XXDI 
213.  IX  59—62.  —  Geraistos:  Dem.  XIX  326.  —  Kallias  von  Chalkis  (£f^ 
xoy  awiÖQiov  dg  XaXxtSa  am'u^'fav)  verhandelt  erst  mit  Phil,  nod  dea  IV- 
haneru:  Aesch.  III  89  f.,  Bündniss  mit  Athen:  91. 

150.  (S.  667).  Epeiros:  Dem.  I  13.  Harpokr.  s.  jigvßag  (li^vßßag  laickr. 
b.  Rang.  A.  H.  2,  388;  "Agv^ßag  Diod.  Plut.  Just.  VH  6.  >-  Ainbrakia:  Oegct. 
f.  Hai.  32.  Dem.  IX  27.  34.  —  INaupaktos :  ovx  Idxaibtv  outufdoxty  Xavnaxtcr 
AitüiloTg  ntiQttßiüativ;  Dem.  34.  —  Athenische  Ges.  nach  dem  Pelop.  n^ 
Ambrakia:  Dem.  IX  72.  —  Truppensendung  nach  Akarnaoien:  Dem.  XL\in 
24 — 26.  —  Aristodemos:  CAdrjvaioi  inl  Jlv&oiorov  a^/.)  nQHSßfCmg  xt^ 
av^fAax^ag  imu^fay  xal  iig  OnraXiav  xal  Mayyjjaiay  toitg  jte^  ji^moi^ 


ANMERKUNGEN   ZUN    SIEBENTEN    BUCH.  809 

fioVj  anomrjrai  nvroifg  ßovlofnvoi  dno  4nX(nnov:  Seh.  zu  Aesch.  III  83  (wo 
Bit  Sehulz  ftQiaßevaavrog  für  fniaTQarfvaavTog  zu  lesen  ist)  s.  Schäfer  Jahrb. 
f.  Ph.  1866,  311.  Bekrdoznog  der  Gesandten:  Aesch.  a.  0.  —  Thessalien 
geviertheilt:  ulXa  SejrtzUa  ndSg  tfxft;  ovx^  tag  noUu(ag  xai  tag  nolttg 
avtw  TfttQiJQtiTtti  xttl  UTQUQx^^i  xoT^aTTjafv,  Vra  fArj  jLtovov  xarä  noleig^ 
iSÜlcr  xal  xecT*  f&vri  SovUvtoatv;  Dem.  IX  26. 

151.  (S.  670).  Philipps  Brief:  *.  a^x^iai  niQi  'Alovyrjaov  Xfytov,  ug 
^fnv  SiSwöi  iavTov  ovffav,  —  log  Xriarag  aipiXofztvog  ravTtiv  r^y  vrjaov 
xrtJ4/atTo,  xal  nQoai^xftv  twrrjv  invjov  ilvaii  Heg^es.  2.  Vertrag  zum  Meeres- 
Mliiitz:  14.  Handelsvertrag:  9.  Revision  des  Friedensvertrags:  18.  30.  Sohiedt- 
ICOrieht:  36.  —  Die  R.  n6Q\*AXowriaov,  genauer  (nach  Dion.)  nQog  lovg  4»illn-' 

'mov  TtQi^ßiig  oder  ngog  rrjv  int(noX,riv  xal  rovg  n^^aßeig  rovg  naqa  4>tXüf' 
nov,  —  Avch  Dem.  will  Halonnesos  nicht,  tl  SCdatatv  dXXä  firi  anoSiSaat. 
Smeostecherei  nach  Aesch.  III  83. 

152.  (S.  673).  Diopeithes :  uQjt  jijg  efQrjvrjg  yiyovvCag,  ovnio  /fto7t((&ovg 
^  0w^«frf}'ovrrog  ovSk  rtäv  orrtov  Iv  XfQQovriaqt  vvv  amaraX^i^tivi  Dem.  IX 
J  Ift.  Zeit  der  Absendung:  uqx-  JTv&oiorov  Philoch.  fr.  134.  —  Rardia:  Dem. 
2  IX  58.  ~  Kaperei:  24  f.  —  D.'  Zog  nach  Thrakien:  Phil.  Sehr.  [Dem.]  XII  3, 
J^  aWr  auch  athenische  Bundesgenossen  gerathen  dnrch  die  Klernchen  in  Be- 
B  Mlogniss,  so  die  Elaiusier,  s.  C.  Curtius  att.  Psephismeo,  Hermes  4,  407,  was 
0     die  makedonisch  gesinnten  Redner  ausbeuten:  ^juiXXfi  noXioqxüv,  iovg''Ellrflfag 

MidoMitv    Dem.  Chers.  VIII  27.    Diop.  mit  elaayyfUa  bedroht:   28.  —  Dem. 
^     R.  T.  Chersonnes:   Philipps  Friedensbruch:    6 — 12.     Seine   Machterweiterun- 
^    gen:  56 — 60.     Diopeithes   und   sein   Verfahren:    13—37.    PhiL's    Hass   gegen 
^    Alb.:  40—43.    Ermahnung  an  die  Ath.:  49—51.  —  Dem.'  Anträge:  76. 

153.  (S.  675).  Die  R.  thqI  kov  Iv  X€QQ07n^a(ij  und  die  (in  ursprünglicher 
vad  einer  durch  alte  Zusätze  erweiterten  Recension  vorliegende)  dritte  Phi- 
U^fiiea  sind  die  letzten  und  zugleich  die  grüfsteu  Staatsredeo,  die  wir  von  Dem. 
letitxeo.  —  Dem.  IX:  Zerstörung  der  chalkid.  Städte:  26.  Delphi:  32.  U^viat 
wm  Uv^ia  —  xav  avrbg  fiv)  nag^,  rovg  ^ovXovg  ayiovo&titiaovrag  nifinu 
(Aotipater:  Liba».  IV  311).  Thermopylä:  xvQiog  cf^  ITvXdSv  xal  rdiv  Inl  rovg 
'^SJUffrag  naQoStov  iari^  xal  (pgovQaTg  xal  ^ivoig  xovg  lonovg  rourovg  xaiix^i 
rm\%,^  om.  2  (vgl.  VIII  04).  Thessalien:  26.  Echinos:  34,  wird  den  Maliern 
iberwieaen;  a.  Hermes  7,  388.  Byzanz:  34;  vgl.  VIII  66.  Bestechlichkeit: 
H  36-40.  Verräther  in  den  griech.  Staaten:  56— 6S.  Dem.'  Vorschläge, 
BBstuagen:  70,  Gesandtschaften:  71  xovg  Tuvra  ^iSä^ovrag  ixn^fLinufitv 
w^ioßttg  [naviaxoif  sig  TTiXonowrjaoVy  iig  *Pu^ov,  sfg  Xtov,  <og  ßaaiX^a  X4yto 
ipiß^k  yiiQ  räy  fxtiyqt  ai'iLi(f>f(t6yi(üV  aif^atrixi  rb  /uri  roürov  läaai  navta 
mawaaT^\fma9at)  volg.  in  2^  am  Rande  von  anderer  Hand];  die  Ges.  sind 
giatiich  in  der  nächsten  Zeit  abgeschickt  worden;  Schäfer  2,  450.  Chalkidier 
«ad  Megareer:  74,  Ath.'s  Verbündete  vgl.  VIII  18. 

154.  (S.  677).  Diog.'  Ges.  nach  Byzaoz:  Dem.  XVIII  87  f.  Aesch.  HI  256 
Srmw  ipj  Bv^avtiovg  ix  rtSv  /€/piulv  nQfaßevaag  i^tX^a&at  7o€  'i^iX/nnov, 
MMsiss  mit  Byz.:  Dem.  XVHI  302.  xal  ra  /nh  atoaat  t<Sy  vjiaQxovrmv 
iMXifinovra  ßorid-tiag  xal  X^yovra  xnl  ygatfoyia  Toiavraf  r^v  nQox6wf\üov 
t^  XiQ^dvrriaop j  t^f  T^ve^ov,  i«  d*  onwg  oixtta  xal  avfifAax*  vnagUi 
n^ftUy  To  Bv^vti'OV,  ri^v  "Aßvöov,  tiiv  Eüßoiav.    Ehrendekr.  f.  Dem.  851. 


810  ANMERKUNGEN   ZUM    SIEBENTEN   BL'CH. 

155.  (S.  078).  Hypercides  Xoyot^  *Poäiax6s  ond  Xiaxosi  Saappe  0.  AtL 
2,  300.  504.  —  Ephlaltes:  L.  d.  X  R.  847.  Aesch.  III  23S.  [Des.]  XU  6. 
Ueber  den  Xameo  des  E.:  Monatsb.  d.  Berl.  A.  1870,  169.  Köni^Uchet  GcU- 
geschenk  dem  Diopeitbes  zugesandt  jf&vsaiTi:  Ar.  Rhet.  U  8. 

15G.  (S.  679).  KalUas'  Gosaadtscbaftsbericbt:  Aesch.  III  95  ff.  98.  n^ 
^^d-rjatad-ai  avTcc  ovx  iig  fiaxQav  aXV  üs  t^v  ««717^  inl  Sixu  rov  ld¥9i9i^ 
QnSvos  fÄtjvog*  tlQfja&ai  yaQ  h  raTg  noltaiv  vip  iavrov  xal  nagtjyyAhu 
naviag  rixsiv  awe^Qeuaortas  yiO^rjvaCe  ilg  irjp  napaArjyov,  —  Befreiug  vm 
Oreos  im  Skirophoriou  109,  3  durch  Kephisopboo,  der  damsls  bei  SkUthei  lag 
(Böckh  Seeurk.  480.  Böhoecke  Forschungeo  736),  von  Eretri«  109,  4  {Frib- 
jahr  340),  wobei  KleiUrchos  getödtet  wird:  Schol.  Aesch.  III  85.  103  {tL 
Schultz).  Dadurch  wird  Diod.  XVI  74  gerechtfertigt.  Bei  diesen  FeUu^ 
Hypereides  als  Trierarch  auf  einer  der  2  voo  ihm  gescheokten  Trieren  L  L 
X  R.  S4S»  {(m66ai/iiog  tq.  UvdQ^Ca  Böckh  442.  498).  VgL  Schäfer  J.  t  A. 
1866,  26;  Schultz  J.  f.  Ph.  1866,  314.  —  Abschloss  der  Bändiiisse:  Den 
XVIII  237  lyti  avfAfiaxQvg  fihv  v/ntv  iTioirjaa  Evßoiag^  uixntovg^  Ko^p9üh(, 
Btjßttiovg,  MtyaQiagy  AivxaSiovg^  KiQxvQuiovg,  aip  iv  fMVQioi  fiir  not  neh 
raxiax^Xioi  ^ivoi,  dufx^Xioi  d*  tnnttg  aviv  ttSv  noUjtxiav  Svvufuw  frrf- 
X^fjoav  /pi^^aroiy  dh  Satov  ((^vvj^&riv  iytit  nkkiatriv  avyiAtutp  inoiifi&m 
Ambrakia:  XVIII  244.  Akarnaoen:  Aesch.  III  97.  Matrikularbeitrage:  A«ck 
111  95. 

157.  (S.  681).  Schiffe  den  Chalkidiern  geliehen:  Böckh  Seenrk.  XIV  c 
42  f.  Ualonnesos:  PhUipps  Sehr.  [Dem.]  XII  12.  Dem.  XVIU  70.  —  Aotxia« 
der  Spion:  Aesch.  III  223.  Dem.  XVUI  137.  —  Eretria:  L.  d.  X  R.  $50  1  - 
Aristooikos  S.  des  Nikophanes:  Dem.  XVllI  83.  L.  d.  X  R.  84S«'.  —  Olympia: 
Flut.  Mor.  457. 

158.  (S.  682).  Philippos  war  10  Monate  in  Thrakien,  als  Den.  die  R. 
über  den  Chersonnes  hielt,  welche  in  das  J.  341  gegen  die  Zeit  der  Etesiei 
(Juli)  fällt:  Dem.  VIII  2.  über  die  Kriegführung:  44  f.  —  Philippopolis :  StepL 
Uyz.  Kalybc  IloyrjQOTioXig :  Suidas  u.  öüvltüy^  Strab.  320. 

159.  (S.  6S0).  Perintbos:  Pbilochor.  fr.  135.  Belageraog:  Diod.  XW 
74 — 76.  Apollodoros:  Paus.  I  29,  10.  Vom  Auftrag  des  Grofskonigs  spricht 
Diod.  75.  —  Byzanz:  Diod.  70—77.  Leon:  Plut.  Phok.  14.  Suidas.  — 
Pbilipp  und  Atben:  Dem.  Will  73.  139.  Beschwerden  der  Ath.:  Phil.  Sehr. 
[Dem.]  XII  S.  Phil.'s  Ultimatum:  Dem.  XVIII  73.  Pbilochor.  fr.  135  b.  Diooys. 
ad  Amni.  1  11,  wo  es  nach  van  Herwerdens  Ergänzung  heifst :  ^ntna  iit^' 
&(0Vj  oaa  lotg  Id^tjyaioig  6  4*.  ivtxuXu  öiä  Trjg  intaToXTJg^  tavta  naXiVxati 
Xi^iv  lntii&t]aiv*  6  61  6rjfiog  uxovaug  rijg  intOToXTJg  xa\  ^r^fjioa&ivovg  na^ 
xaX^oaiTog  avrovg  nqog  lov  TioXffjoy  xal  ipruftaua  yQuifiniiog  ^/fipoTonj« 
jrjy  fjliv  ait]XT}V  xit&fXeiy  rrjy  ninl  Trjg  jiQog  ^HXinnov  elgrjvrjg  xal  ovfifUixiMi 
aiaOftouVf  vaug  Ji  nXr}()uüv  xal  jctXX^  iyegyeiy  iu  jov  noX^/nov,  Das  in 
phil.  Heden  an^ebängte  Schreiben  Philipps  (XII),  von  Grote,  Böhoecke,  Reh- 
dantz  für  echt  gehalten,  wird  sowie  die  darauf  bezügliche  Gegenrede  ait 
Schäfer  3',  110  für  unecht  gehalten  werden  müssen.  —  Chares  am  CbersoBSCi 
statiouirt:  C.  Curtius  Hermes  4,  407.  Unterstützungen  aus  Chios  0.  s.  v.: 
Diod.  77.  Chares  siegreich  bei  SiQfjrj^iQia:  Dionys.  Byz.  Anapl.  Bosp. (IHH 
Hudson).  —  Polyeidos  o  OeiiaXog:  Albeaaeos  de  mach,  in  Matbem.  vett.  ci 


ATlMERKUIHGEiN   ZUM   SIEBEISTO   BUCH.  811 

«V.  3.  —  Nordlicht:  Steph.  Byz.  lioanoQog.  2.  Flotteuseoduug  der  Ath. 
ter  Phokion  und  Kephisophon:  Böckh  Seeurk.  XIII  c  100,  S.  442.  Phok. 
Byz.:  Plot,  Phok.  14.  Ncpoa  Phoc.  2:  aactas  adiatusque  a  Demosthene  — 
■  mirwtuM  Charetem  eum  sirboroaret.  —  Rückfahrt  der  mak.  Flotte:  Frontio. 
\  14,  13.  VerhandlongCD  :  Schäfer  2,  483.  —  Krieg  mit  Ateas:  Jastio.  IX  2. 
kSfer  2,  487. 

160.  (S.  687).    Ehreodekrete  für  Athen:  Plat.  Mor.  350. 

161.  (692).  Dem.  imojaiTjs  tov  yavnxov:  Aesch.  III  222.  Vgl.  XYlll 
I:  o^tSvTo  vavuxov  xaraXvofitvov,  xal  jovs  nXovaiovs  ujeltTs  anb  fAiXQiov 
ttlmfmttav  ytyvofiivovgj  loifs  ök  /uitQitt  ^  ^ixgä  xixirj/nivovs  nSv  nolirdüv 

Brra  anoXXvvtagy  Ir»  J*  vareQ^Covoav  ix  lovtojp  trjv  noXiv  ttSv  xatQÜiv 
L  164.  ^v  yuQ  avjoTs  (den  Reichen)  ix  für  idSv  nQoxiqtüv  vofitov  awix- 
idesa  Xmov^€iv,  av%ois  ^iv  fitxQa  xal  ovd^v  tiyaX^axovaty  lovs  d*  äno- 
9S  itSp  noXtJtiv  in^rgifiovaiv,  ix  6k  rov  i/nou  vo/nov  ro  ytyvofievoy  xaiu 
r  oin/ÜJtP  hcatnoif  ttd-ivui,  xal  dvoly  itf^yri  rgiiiQttQxos  6  jfj(  fiiäq  txiog 
\  dixatof  TfQOTiQoy  awieXi^g'  ov^k  yaq  tqitjquqj^ovs  iti.  tovo/iaCov 
VfovCy  ^iXXa  avifteXeis.  Diphilos'  Reichthum:  L.  d.  X  R.  354.  Böckh 
latsh.  1,  51.  Opposition:  Dem.  XVIII  103.  Modificationen  des  Gesetzes: 
ureh.  I  42.  —  Unzuverlässig  bleiben  die  bei  Dem.  XVIII  106  eingelegten 
.toutöeke  (glaabwürdig  nach  Böckh  1,  737).  Darnach  beginnt  die  Ver- 
lehtung  zur  Uebemalime  einer  Trlere  bei  einer  ovaia  änb  laXdvttnv  öixa 

1l  einem  Kapital  von  50  T.)  und  die  Steigerung  einer  persönlichen  Liturgie 
ift  %»Q  T^ttov  nXolfov  xal  vnriQerixov.  Schäfer  2,  490  verwirft  die  Akten- 
eke;  ihr  Inhalt  scheint  aber  doch  auf  guter  Ueberlieferung  zu  ruhen.  — 
irfcaiig  des  Flottengesetzes:  Dem.  XVIII  107. 

162.  (S.  692).  Eubulos  Fiuanzvorsteher  106,  3—107,  3;  Aphobetos  107, 
flOSy  3  (währ,  des  olynth.  Kr.):  Schäfer  1, 175  f.  —  Arsenalbau  und  Kriegs- 
mmt  Philoeh.  fr.  135  AvaifiaxC^r^i  uixuQVivs*  inl  joutov  ta  fih  ifyya  la 
ii  toifs  veuaoixovg  xal  riiv  axtvo&i^xrjv  dytßdXoyro  Jia  loy  TtoXkfjiQV  jiQoq 
itjmoir  Tff  (T^/^ij^uoT*  iifjrjtfiaavto  ndyt*  ihai  aTQauojjixdy  Jfijuoadivovs 
li^ytof.    Vgl.  C  Cartins  Philol.  24,  266. 

163.  (S.  694).  KalliaA  xa^iCag  tciv  ajQattOiJixdSy:  L.  d.  X  B.  842.  — 
■osUl  nnd  Lykurgos:  Philol.  24,  264. 

164.  (S.  698).  Timolaos:  Theop.  fr.  236  b.  Athen.  436.  Dem.  XVIII  48. 
ib.—«  Die  Thebancr  aus  Nikaia  verdrängt,  das  den  Thessalern  überwiesen 
!4s  AmcIi.  m  140.    Dem.  VI  22.  —  Wahl  der  Beamten  für  Delphi:  Aescb. 

115.    Dem.  XVIII  149. 

165.  (S.  699).  Die  Athener  von  den  Amphisseern  angeklagt :  Aesch.  III 
I  ffl  Aeschines'  Rede  wider  die  Amphisseer:  118—121.  Dem.  XVIII  149— -50. 
rfkhrtn  gegen  die  Amph.  122 — 124.    Dem.  151. 

166.  (S.  701).  Aesch.'  Bericht  in  Ath.:  Aesch.  III  125.  Dem.  von  Aesch. 
ftoehUehkeit  vorgeworfen :  III  113.  Nichtbeschickung  der  anfserordentlichen 
Hki  btmkl—Kn:  III  126  f.  Thebaner  ebenfalls  abwesend:  128.  —  Aufser- 
iMtliche  Versammlung  in  Thermopylä  und  Wahl  des  Kottyphos  {4>tXinnov 
XKv^a&f  dnovtog):  Aesch.  III  128.  Executioos verfahren  des  Kottyphos: 
geb.  129.   —    Berbstversammlung    der  Amphiktyoneo:   dtuiigav  argattCav 


812  AiNMERKL'NGEN    ZUM    SIEBENTES    BUCH. 

iitl  lovg  'AfitpiafftTg  inoiriöavTo  —  InavriXvdojog  ^iUnnov  h  i^^lnX  tot« 
JSxv&as  OTQartiag,  Ttüv  filv  ^(div  rrjv  rjyifiovlar  t^g  € t-tfe/f c/ac  ^ 
TiagadtStöxoTtov,  Trjg  Sl  /^frj^oaO^ivovs  ä(OQo8ox{ag  (/mnodtüv  ytytnifiitnfi :  Vtk 
Dem.  XV] II  151.  An  diesem  Beschlüsse  ist  Aesch.  jedeDfills  aobetMliint  f»- 
wesen ;  einf»  Theilnahme  atheoischer  Gesandtea  ao  der  Versammlu;  Sibcrtept 
nicht  zu  erweisen. 

167.  (S.  703).  Dem.  XVIII  143  ijnov  ^tafiaQtvQo/u^vov  xal  fomrrof  tf  ij 
fxxlrjaia  ^^noX^fjiov  dg  ttjv  ytjjixijv  (iady€is,  Alaxiv^t  nolefioy  ^fnftxntm' 
xbv^^  ol  /lilv  ix  TiKQaxlT^aftog  aiyxttS-r\fAtvoi  ovx  tteay  ^e  liyetVy  ol  «f  i$t»- 
jUttCov  xttl  xfvrfv  ah(av  d/a  ir^v  id(av  txS^Qnv  innyitv  fit  vntlafjLßtnrw  ntf, 
—  Die  tvafßsTg  in  Amphissa,  deren  Rückberafung  Kottyphos  rerlaagt:  AetcL 
111  129.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  &i*  sva^ßetay  tffuyoneg,  mI 
deren  Rückführnng  die'  Amphikt.  bestehen,  dieselben  sind,  welche  Bit  te 
philippischen  Partei  die  ganze  Katastrophe  herbeigeführt  hatten,  nnd  glrid 
nachher  als  Verräther  ausgewiesen  waren;  ihnen  steht  dann  eine  andere  PMci 
ol  ivayetg  gegenüber.  —  Die  Vertheidigung  des  A.  und  Zuraekweinag  dir 
Verdächtigung  desselben  von  Seiten  des  D.  bei  Spengel  „Dem.  V>rth.  des  Rtei*' 
hat  mich  nicht  überzeugen  können. 

16S.  (S.  705).  Besetzung  von  Elateia  in  den  letzten  Monaten  von  33S: 
Westermann  zu  Dem.  XVIII  152.  Die  Befestigung  E.'8  (Aeach.  111  140)  dot^ 
Phil,  hatte  man  schon  344  für  möglich  gehalten :  Dem.  2.  PhiL  14.  —  Kt 
folgenden  Begebenheiten  sind  nach  Köchly  (N.  Schw.  Mna.  2,  37)  gt§m 
Plut  Dem.  18  so  zu  ordnen:  339/8  Einnahme  von  E.  —  Beziehen  der  WiiUr- 
quartiere  —  Verhandlungen  zwischen  A.  und  Th.  —  Auszug  der  Athener.  ~ 
Die  winterlichen  Gefechte.  —  Frühjahr:  Zug  nach  Amphissa  —  Umtrieke  n 
Athen  —  neue  Verhandlungen  —  Anmarsch  des  Heeres  unter  Aatipatros  — 
Philipps  Rückkehr  nach  Phokis  —  Einbruch  in  Böotien  —  Schlacht  bei  Ck. 

1G9.  (S.  706).  Kindruck  der  Meldung  In  Athen:  Dem.  XVIII  169,  denselba 
hatte  auch  Hypereides  geschildert:  Or.  Att.  2,  387  fr.  37. 

170.  (S/7Ü7).  Dem.  R  v.  Fried.  15,  R.  f.  Chers.  63.  —  Anträge  te 
Dem.:  Ausniarsch  des  Bürgerheeres:  XVIII  177.  Regierungsausschnss: /c^ro- 
vrjacti  6^xa  nQ^aßstg,  xnl  noi^oiei  rovjovg  xvQCovg  fiera  toJv  aj^r,yw 
xai  jov  7t6i€  ^£l  ßa^iCeiv  IxtTae  xal  lijg  i^^ov:  178.  Allianz  «Ä 
Theben:  IIK 

171.  (S.  709).  Philipps  Ges.  in  Theben:  Diod.  XVI  85  (Python).  Martyii 
fr.  7  b.  Plut.  Dem.  IS  (Amyntas  und  Klearchos).  Ges.  der  maked.  Bnadesgea.: 
Philoch.  fr.  135.  —  Dem.  in  Th.:  rj  lov  orjjogog  6vvafiigj  IxQuiiiovna  ici 
O^v/jov  (WTüiy  Xttl  öiKxaiovaa  ii]V  (fiXoii^Cav  iniaxoiTjOe  lolg  aiXotg  änactt. 
(ü(TT£  xal  (f'Oßov  Xttl  Xoyia/nov  xttl  x^Q'"^  ixßaletv  airrovg  iv^vaiämi 
vjio  luv  Xoyov  nQog  ro  xaXov  Theop.  fr.  239  b.  Plut  Dem.  18.  —  Bäidiis' 
mit  Th.:  txdorov  ti;v  BoKorlav  näOttV  inoirias  Si]ßaiotg  ygaipag  h  ff 
-kpruftofittiij  Ittv  Tig  tttf'iarrjjtti  noXig  and  QrjßaiofVy  ßotj&HV  ji&rjPvictf 
JioiüjToTg  ToTg  Iv  Grjßatg  —  iSevjfoov  (J"^  tc5v  ifg  jov  noXtuoy  dwaXmftaJWfW 
fikv  6vo  jU^QT)  v/atv  ttV^O-rjxiv,  ro  06  iqIjov  /a^Qog  Grjßaioig  —  xal  lijf  ^7** 
fiovittv  Jrjv  fjilv  Xttja  ^ttXuitav  inotrjas  xoivr]V^  ttjP  <f^  xara  y^y  —  c^V 
tf>iqiov  äv^^rjxi  Srjßu^oig;  Aesch.  III  142. 


ANMERKUNGEN   ZUM   SIEBENTEN   BUCH.  813 

172.  (S.  711).  ParapoUmioi :  Theop.  fr.  264  b.  Str.  424.  Polyaen.  IV 
2f  14.  —  BUadoiss  mit  Amphissa:  L.  d.  X  R.  Piteph.  851  Aoxqovg^  wofür 
Dem.  nar  den  Haoptort  oeDot.  SÖldoer:  Aesch.  111  146,  aoter  Chares  aod 
Pr^xenof :  Polyaeo.  IV  2,  8.  —  Wiederaufbau  der  phokischen  Städte:  Paus. 
X  S,  3,  bes.  von  Ambrosos:  Paus.  X  36,  3.  IV  31,  5.  —  Bundesgrenossen : 
Plat.  Dem.  17.  Aesch.  III  95.  Neutrale  {fnl  rj  rris  iSia^  nUovk^Cag 
iXnidt):  Dem.  XVIII  64.  Paus.  VIII  6,  1.  -  7/  inl  tov  nota/nov  xal  ^  x^*^ 
fitifipr  fnixn:  Dem.  XVIII  216.  —  Bularchos:  Kirchboff*  Mooatsb.  d.  Berl.  Ak. 
1863,  6.  —  BekräazuDS:  L.  der  X  K.  846^ 

173.  (S.  713).  Widerspruch  gregen  Dem.:  ngoi  rcZg  aXloig  xaxotg  xal 
^toMtrictCci  Aesch.  II  106.  Vergl.  W.  Schmitz  über  den  Böotismus  des  D., 
JSeitscfar.  f.  Gymn.  1865,  1.  —  Phokioo:  Plut.  9.  16.  —  Prodigia:  Plut.  Dem. 
19  f.  Aesch.  III  130  lAfAHViaö^i  fxkv  ngovXiysv  negl  tovT(ov  tvlaß^ia&at 
mkI  nifiniiv  ih  diXtpovg  Imoriaofiivovg  löv  d-iov  S  ri  XQh  Tigarrtiv,  Ji^ao- 
mBirifg  dl  uvriltyc  ifilmnll^nv  tr^v  UvO-iav  {paaxtav^  anaCSevrog  tav 
mkI  anoXaviov  xal  f^ninlufievos  ttjg  6t6ofjiivrig  vi^**  vfitSv  avrtß  i^ovaiag. 
—  Theoris:  Philochor.  fr.  136  b.  Harp.,  Böckh  über  Philochor.  23.  Plut. 
Bm.  14. 

174.  (S.  713).  Sieg  über  Proxenos:  Polyaeu.  IV  2,  8.  Aesch.  III  146.  — 
Aaphissa:  Str.  IX  419.  427.  —  Naupaktos:   Theop.  fr.  46  b.  Suidas  if^vgi^- 

175.  (S.  715).  Phil.'s  Friede us vorschlage  in  Theben;  Aesch.  III  148—151. 
^  Terrorismus  (SwaaTeia)  des  Dem.:  Aesch.  III  145  f.  Ovt<o  J^  fifya  xal 
lufOiQdv  itfAvn  t6  tov  (}rjioQos  t^ov,  (üare  —  vjtrjQirtiv  fÄtf  fjLovov  xovg 
WT^anfyovg  rqi  d,  noioupras  ro  nQoarujTOfÄevoy,  dlXcc  xal  roi-g  ßottJxaQxovSf 
düHwa^at  dk  ras  ixxXr\aCag  ccndaug  ovökv  ijTToy  vn*  ix€lvov  ton  tag  Oij- 
fmiwv  5  rag  Id^tput^wv,    ayana/iivov   nag*  d/nffoiiooig   xal  Sviaanvorrog 

,mnt  ußlnmg  ovdk  naQ*  u^iav  (oantQ  dnoifaCvtTah  QioTTojLinog  aXXa  ndvv 
m^atixorrtigi  Plut.  Dem.  18.  —  Zweite  Bekräozung:  Dem.  XVIII  222.  Hyp.' 
R.  geg.  Diondas :  Or.  Att.  2,  408.     Schäfer  2,  529. 

176.  (S.  717).  Ph.  bei  Paraputamioi:  Polyaen.  IV  2,  14.  —  Der  Schlacht- 
tag  (MetageitnioB  7  nach  Plut.  Cam.  19)  entspricht  entweder  dem  1.  Sept. 
•4er  dem  2.  Aug.,  je  nachdem  man  Ol.  1 10,  2  fiir  ein  Schaltjahr  nimmt  oder 
Biekt.  B(ickh  (Mondcyklen  29)  nimmt  erst  112,  2  Auslassung  des  Schalt- 
■Maats  an  und  setzt  112,3  die  Einfiihruog  eines  neuen  (des  metooischeuT) 
Kaleoders  an.  Diese  Annahme  ist  aber,  wie  B.  selbst  einräumt,  sehr  zweifei- 
kalt  E.  Müller  (Pauly  Kealenc.  P  S.  1U54)  fiodet  es  wahrscheinlich,  dass 
xwitelien  89,  3  und  99,  3  eine  Kalenderreform  in  A.  stattgefunden  habe.  Viel- 
leicht war  das  Jahr  des  Eukleides  auch  in  dieser  Beziehung  ein  Epocheojahr. 
GewiM  isty  dass  man  auch  in  der  Oktaeteris  nicht  selten  aurserordeotliche 
Awaefcaltungen  vorgenommen  hat,  um  die  Jahresanfänge  mit  der  Sonne  auszu- 
glelekea,  aod  deshalb  ist  es  so  schwer  zu  entscheiden,  ob  dio  älteren  Spuren 
•iaer  richtigeren  Jahresorduung  auf  einzelnen  RektiGcationen  oder  auf  Ein- 
fiilu'aag  eines  neuen  Cyklus  beruhen.  Was  den  vorliegenden  Fall  betriflt,  so 
iel  die  Auslassung  eines  Schaltmooats  vor  112,3  wahrscheinlich.  Nehmen  wir 
diee  für  110,2  an,   so  fällt  der  Jahresanfang  von  110,  3   auf  den  27.  Junius 

die  Schlacht  bei  Chaironeia  auf  den  2.  August,    wie  auch  Schäfer  2,  529 


814  ANMERKUNGEN  ZUM  SIEBENTEN  BOCH. 

annimmt.  —  Heber  die  Schlacht:  Diod.  XVI  85—86.  Justin.  IX  3.  Stelluf 
der  Griechen:  Köchly  58.  Vischer  Krinn.  aus  Grieehenl.  591.  AuTier  AtL 
und  Boot  Korinther:  Str.  414,  Achäer:  Paus.  VII  6,5.  Theagencs:  DitanL 
I  74.  Plut  de  virt.  mul.  24,  Tällt:  Flut.  Alex.  12.  Stratoklea:  Aescklllia 
Polyaen.  IV  2,  2.  Str.'  Tod  (Köchly  66)  nicht  überliefert,  aber  wahncMaUA. 
Lysikles  v.  Hypereid.  des  Verraths  angeklagt:  Diod.  XVI  88.  Die  beilige  Schar: 
Plut.  Alex.  9.     Verlust  der  Athener:  Diod.  86.  88. 

177.  (S.  719).  Thebens  Schicksal:  Paus.  IX  1,  8  4*ili7niov  ^^v^n 
iaayayovTog  fi  ^rjßag  xal  alla  inl  xaralvait  nov  Srjßttimr  n^uaocvnt, 
ovro)  xal  ol  niatatiU  vn^  avjov  xtctrix^rfanv,  Orchonenos:  Paoi.  IX37,& 
Thespia:  Dio  Chrys.  XXXVII  42  p.  466.  Schäfer  .%  18.  —  Denadea  {J^ 
natavuvi  BOckh  Seewesen  243) :  Suidas.  Nach  Diod.  XVI  $7  and  JuiÜb.  K 
4  wird  ihm  die  Umstimmung  des  nach  dem  Siege  ubermiitbigen  KSalgi  ngt- 
schrieben.    Schäfer  3,  4. 

178.  (S.  720).  Sicherung  der  Grenzen:  Lyk.  g.  Leokr.  17.  Aelteres  An- 
gebot: 39.  —  Charidemos,  Phokion:  Plut  Phok.  16.  Areopag:  Pint  a.  0. 
Lyk.  52  ^  h  l4Q€((p  ndyqt  ßovirj  (xal  firjJefg  /doi  ^OQvfirjjit^'  ntunff  yw^ 
vnoXttfjßavü)  /ifyfarrjv  rore  yeriad-ai  rj  noUi,  atorrjotav)  rovg  (fvyortaf  fiff 
naTQttStt  xal  iyxaralinovraf  toti  joig  noXtfitotg  laßovüa  an^xTfivt.  —  Hy^- 
eides'  Anträge:  Rath  der  500  Lyk.  37.  ijvix*  ^9^v  ffv  rov  Sifuow  yfnffoi- 
fitvov  Tovg  fjfv  Sovlovg  fifvf^^Qovg,  toig  Ji  ^^rovg  ji&riva(ovqy  xovg  dl  Art- 
fjiovg  fnnffiovg,  L.  d.  X  R.  849«.  Sauppe  zu  den  Fr.  des  Hyp.  nQog  *J^no- 
ytirova  33:  fAVQM^ag  nXiiovg  rj  &€xaniyf(,  tiqiStov  filv  6ovlovg  rooc  /x  t«v 
tQywv  Ttüv  aQyvQt(tav  xaX  tovg  xaia  Tfjv  clXlfjv  /ni^mt',  Uneira  roirg  6fpiäa9- 
rag  rqt  SrifAOff((p  xal  rovg  arlfiovg  xal  tovg  ansifffirftiffi^rovg  xtä  rovg  ftfidt- 
xovg.  Böckh  Staotsh.  1,  53.  —  Lykurg:  L.  d.  X  R.  852.  —  PatriotLirkr 
Leistungen:  Dero.  XVIU  114.  —  Gesandtschaften:  Lyk.  42.  Din.  I  SO. 

179.  (S.  722).  Demades:  Diod.  XVI  87.  Suidas.  —  Ges.  an  PhU.  nt^ 
ö(orr]Q(ag  rrjg  7T6X(a}g  oder  vniQ  at/fiaXioTayv:  Aesch.  IIT  227  selbst  betbfilifl: 
von  Phokion  ist  es  nicht  überliefert,  aber  wahrscheinlich.  —  FriedeosgeniiA- 
schaft:  Diod.  XVI  67.     Antipater  und  Alexander:  Justin.  IX  4. 

ISO.  (S.  724).  Inhalt  des  Friedeos  im  Allj;.:  Paus.  I  25,3.  Pirae«: 
[Dem.]  XVll  26.  Oropos:  Paus.  I  34,  1.  Heber  die  bei  Ath.  gelassenen  linelt: 
Schäfer  3,  26.  Die  attischen  Kierucben  blieben  in  ihrem  Besitze,  aocb  ii 
Sarons,  wohin  die  alten  Bewohner  erst  nach  dem  lamischen  Kriege  heimkebrtet. 
W.  Vischer,  Rh.  Mus.  22,  320.  Chersonnes:  F.  Schultz  de  Chers.  Thr.  lU 
—  Phokions  Bedenken  Plut.  16:  y/i^ud^ov  yQtiipavTog,  ontug  17  noXig  uiT^X"* 
iTJg  xotrrjg  tlQrjvrjg  xa)  rov  avyiÖQiov  roTg  "rAXrjaiVf  ovx  tfa  7i(fo  rov  yrrnivi, 
riva  ^(XiTTTTog  avrtp  yti'^aO^ai  nnQa  täiv  ^EXXrjvcjv  n^ieiffet,  —  De«.  Ttt 
See:  XVIII  14S.  Aesch.  111  159  jovg  "FAXrivag  7)(r/rQoX6yr}af.  Vgl.  die  aiV 
7a^igiil'i](fi(ifi^vr]  in  dem  Dekr.  aufTencdos  (Bullet  dell'  Inst.  1866,  109).- 
Grabrede  (Dem.  XVIII  2S5— 8S)  im  ersten  Wintermonate,  dem  Maimakteriai. 
Vgl.  Sauppe  Götl.  Nachr.  1S64,  201.  215. 

181.  (S.  728).  Megara  und  Korinth  u.  s.  w.  Ael.  V.  H.  VI  L  —  Arjsw: 
Plut  Erot  16.  Ph.  als  neuer  Agam.:  Diod.:  XVI  87,  Heraklide:  Isokr.  Pkil 
32.  —  Arkader:  Pans.  VIII  27,  10.  —  Zug  geg.  Lakonien:  Arrian  VIF  9.  S. 
Thcop.  fr.  66  f.     Eleer:    Paus.  V  4,  9    {rrjg  fq^ov  'f^iXinnt^  r^g  M  Jn. 


ANMEREÜNGEN  ZUM   SIEBENTEN  BUCH.  815 

jawi^x^),  —  Archidamos:    Diod.  XVI  62  f.  88.  —   Trotz  der  Spart:    Plat. 

Apoi^th.  Lac  p.  218«.  p.  233».  >-  Schiedsgericht:  Polyb.  IX  33.    SparUs  Eio- 

kiAriUkviig:  /liveiv  inl  roig  xa&iorrjxoatv  (^  «QXV^  ogoig  trjg  x^9^^  Pana.  IT 

30,1.    Thyreatia:  Pelopooaesos :  2,376.     Belmioa:  258.     Skiritis:  263.     Mes- 

•nier:  286.  —  Autonomie:  ov  /LiTjvrfUcjg  ye  ov^k  rovroig  (J^tev,  dXla  (fvXar- 

twrc;  T^v  avtovofiUtv  dj^ov  mgl  nQonfttov  dtl  ngog  ti  rovg  ulXovg  "ElXrivag 

ÄbI  ng6g  roi/g  räv  MaxtSovatv  ßaaiXiag  Str.  865.  —  Syoedrion:   Diod.  XVI 

nOiVTn  ii^rpfrj.    Justin.  IX  5  lex  pacis  universae  Graeciae  —  concilium  om- 

velat  onvs  senatas,  s.  unten  Aotn.  188.     Amphiktyonen  als  Gerichtshof: 

t.  VII  10,  9  ovSl  yaQ  'PiXtnnog  'A/uvvtov  xal  \iXi^avdqog  tovg  tufS^tttnf- 

fffpiaiv  *EXX^V(ov   fg  Maxt^ovittv   Ißtaaavro  anoaraXtjvttt,   SiSopai   Sk 

mvroift  Iv'AfAifixTvoaiv  (t<ov  X6y(yi\    Dem.  XVIH  322. 

*'  '  182.  (S.  731).  Unterschied  zwischen  öffentlichem  nnd  Privatrecht:  dnuy- 
tMP  rtSv  aXXtiV  onojg  ddtxiCv  ^wriaoprai^  naqaaxcvtt^ofjiivmv  fiovovg  ^fidg  ric 
^Aua  fiQort^Via&ttt,  firj^tvog  &VTiXafißavofiivovg,  ov  dixmoavvriv,  dXJC  dvav- 
^^kät  fiyovfiixi'  oQÖa  yitq  anavrag  nQog  liyp  nuQovaav  dvvctfxiv  rtSv  öixaimv 
Jiftovf^ivovg  Dem.  XV  28.  Vgl.  Jacobs  Staatsreden  146.  —  Archytas  war  wie 
Per.  und  Ep.  Haupt  der  Gemeinde  durch  fortgesetzte  Strategie:  Diog.  L.  Vin 
79.  Das  beste  Resultat  der  Demokratie  ist  die  «qx^  ''^^  7tq(üjov  dv^Qog, 
^  183.  (S.  732).     Demades  fr.  7  b.  Demetr.  7r«(U  igfA,  282  nach  Cobets  Ver- 

^  Wisernog:  noXiv  oi  r^v  Inl  jc5v  nQoyovoiV  ttjv  MttQa&tovojuaxoVf  dXXct 
^  fQ€tvv  aavidXttt  VTToöedefiO'rjv  xal  nTiodvrjy  ^oipuiaav.  Vgl.  Th.  Gompertz 
^     Omoflthenes  1864,  29  f. 

;*  184.  (S.  734).    Die  Nachrichten  über  Isokrates'  Tod  (Dionysios  Isokr.  Paus. 

I  18,  8.  Lucian  MaxQofliot  23  und  die  Biographien)  lassen  sich  nicht  durch 
4ie  zweifelhafte  Autorität  des  dritten  Briefes  entkräften,  wie  Biass  will  Rh. 
Mas.  20.  109  f.  Er  hat  aber  Recht,  wenn  er  die  gewöhnliche  Auffassung  von 
den  Motiven  des  Selbstmords  unverständlich  fiodet.  Vielleicht  ist  die  im  Texte 
Hegebene  Motivirung  einleuchtender. 

185.  (S.  736).  Polyb.  XVllI  14  gegen  Dem.  XVIIl  295.  Ueber  sein  Urteil 
Tgl.  Orelli  im  Index  lect.  Turic.  1834  (lect.  Polybianae),  12. 

186.  (S.  738).  Dem.  XVIH  199.  'ii/retJr/  J^  noXvg  toTg  avfißeßrjxoaiv 
iytUitai,  ßovXofAal  ri  xal  naQu^o^ov  etneh'.  —  ti  yäo  rj^  ünaoi  nQo^rjXa  t« 
ftAXovta  yevrata&atj  xal  ngor^^taav  navTig^  xal  av  TtQovXeyeg,  Aia/fyrj,  xal 
^Ufungiivqov  fiotiv  xal  xixqaywg^  og  ov6'  l(f0^^ü),  oi'J'  ovKog  dnoaiariov 
TJ   n6li&  TOVttOV  ^V,    €f7T€Q    fSo^Tjg    ^   TIQOyOVlüV  fj  TOI'    fi^XXovTog  alüfvog  f?/f 

l6yoy. 

187.  (S.  739).    Dem.  XVIIl  64. 

188.  (S.  744).  Dem.  XVIH  304.  —  Den  Inhalt  der  ersten  staatsrechtlichen 
Vereinbarong  (xotvrj  efQ^vrj  xal  avfj/uaxia)  zwischen  Makedonien  und  Hellas 
kAsaea  wir  nur  aus  der  Erneuerung  derselben  durch  Alexaudros  (111,  1;  336) 
wd  diese  neuen  Verträge  nur  aus  der  Rede  nenl  ruiv  nQog  liX^^avSgov  avv' 
^my  ('Demosth.' XVII),  deren  Verfasser  alle  Verletzungen  derselben  von  make- 
i^aieeher  Seite  nachweist.  Zu  Anfang  der  Urkunde  stand  IXev&iQovg  X€cl 
tdwrofiovg  ehai  rovg  "EXXrjvag:  8.  Der  Köuig  ist  aiQaTtjyog  auToxQaitoQ 
{riß-  D{od.  XVI  89.  XVH  4);  das  Synedrinn,  ol  inl  rrj  xoivj  qvXaxy  reray- 
ftivWy  sorgt  dafür,  ontng  iv  JuTg  xotywvovaaig  noXeai  trjg  iiQrvfig  fAtj  yfyvtov- 


816  ANMEREÜNGEN   ZUM   SIEBENTEN   BUCH. 

tat  ^dvaiot'  xal  (fvyal  nagh  tovg  Xdfiivovs  rmc  noXtai  vofÄOvg,  /ui]dc /^lyut- 

aniXivd^eQiaaitg  inl  v€(üT€Qi(rfi(^ :  15.  Ueber  die  Bandesnutrikel:  Diod.  XVI 
89.    Justin.  IX  5. 

189.  (S.  745).  Hypereides  geg.  Aristog^.:  L.  d.  X  R.  S49*:  intaxotH  im 
rä  Alaxidovfav  onla,  ov6*  iyto  t6  \pfi(fLüfia  fyQa^af  ^  cT*  iv  XmQWHit^  fum. 
—  Dekret  für  Phormion  aad  Karphioas  (ßorj&i^aavTas  fisrä  iwafnm;  viel- 
leicht bei  Chairooeia):  Kirchhof  Mo oatsb.  der  Berl.  Ak.  1856,  115.  —  Oekrd 
rdr  Teoedos:  Köhler  Ballet,  dell'  lost.  1S66,  104.—  Für  die  offeoUiche  Wirk- 
samkeit des  Lykurgos  haben  wir  jetzt  eine  ganze  Reibe  arkandlieber  Akt<a> 
stücke  Hermes  ],  313.  Philologus  24,  83.  Hermes  2,  25.  —  Weihgeschok 
des  Bularchos:  Monatsber.  der  Berl.  Ak.  1863,  5.  —  Ueber  den  Lowes  tm 
Chaironeia:  Göttliog,  Ges.  Abhandlungen  1, 148.  Welcker  Mod.  dell'  Inst  159$ 
t.  1,  p.  1.  Alte  Denkm.  5,  62.  —  Grabmal  der  bei  Ch.  gefallenen  Atheier: 
Paus.  I  29,  13.  Das  Epigramm  bei  Dem.  XVIH  289  ist  untergeschoben,  im 
ächte  Antbol.  Pal.  VII  245.  Kaibel  de  monumentoram  aliq.  Gr.  carminikiis, 
Bonn  1871.     Kirchhoff  Hermes  6,  4S7. 

100.  (S.  748).    Arist  Pol.  1327»»  (p.  105,  28). 


brück  ron  VV.  t*ormetier  in  Berlin,  C,  Meue  (irfluatraM«  SO. 


REGISTER 


ZU 


[JRTIÜS  GRIECHISCHER  GESCHICHTE. 


ZEITTAFEL. 


NACHTRÄGE 


MIT  EINER  KARTE  VON  J.  KAÜPERT. 


BERLIN. 

WEIDMANN8CHE   BUCHHANDLUNG. 


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.f'Sli-ll/^i'ltM:.)!« 


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STER. 


und  Achäer  in  1  109,  240;  uDd  Elis 

I  213,  485;  io  FeiiidMhaftmUSparU 

II  170;  im  deliiieh-attisehen  Bunde  II 
178;  verlSsst  den  nttischen  Band  II 
186;  im  peloponnesischen  Kriegpell 
386,  586,  609 ;  M issstimman^  K^^OQ 
Sparta  III  128;  im  korinthischen 
Kriege  III  179;  im  Kriege  mit  Akar- 
naaiea  III 190 f.;  Sekiedsrichter  zwi- 
aohea  Sparta  and  Theben  III 1 1 2 ;  im 
Bande  mit  Theben  III  355  f. ;  im  Bande 
mitMantineia  III 368;  im  heil.  Kriege 
für  Pbokia  III  435;  im  Bunde  gegen 
K.PkiIippo8  III679, 710, 7 16;  schlierst 
Frieden  mit  Philippos  III  724.  —  Co- 
lonien  von  1  428  f.,  452,  II  569. 

Acharnai,  Demos  von  Attika  II  406,  III 

29,  34. 
Achelois,  Muse  b.  Bamelos  I  257. 
Acheloos,  Fl.  in  Achaja  I  108. 
Acheloos,  Fl.  in  Akarnanien  I  8,  93  f., 

108. 
Acheron ,  Fl.  in  Epirns.  Todteoorakel 

am  I  267. 
Achilleioa,  St  ia  Troas  I  1 14,  351. 
Achilleas  I  84,  94,  118,  120, 133;  118; 

Schild  des  I  524. 
Ackradioa,  Stadttheil  von  Syrakas  II 

534,  560,  658. 
Adeimantos,  attischer  Archont  II  134. 
Adeimantos,  LenkoIophides'S.,  attischer 

Feldherr  n  772,  793,  795. 
Adeimantos,  korinthischer  Feldherr  II 

78,  80. 
Adel,  bei  Homerl  135. — s.  Aristokratie. 
Admetos,  König  der  Molosser  II  139. 
Adonis,  Verehrang  des  II 429, 639,  872, 

III  56. 

1» 


REGISTER. 


Adramyteioo,  St.  io  Mysico.  GrÜDdaag 

1563;  Delierio  11519. 
Adramytes,    K.   Alyattes'  S. ,   Lyder 

I  563. 

Adrastos,   K.  von  Sikyoa  I  87,  244, 

253,  296. 
Aeakideo^  io  Attika  1  290;  in  Aigioa 

II  7,  82;  io  der  Schlacht  bei  Salamis 
II  196. 

Aegaeisches  Meer  s.  Archipelagos. 

Aegatische  loselo,  bei  Sicilieo.  Car- 
thager  auf  II  541. 

Aegialeia  s.  Aigialeia. 

Aegideo  1  96,  198,  504,  II  54;  io 
Sparta  I  96,  167,  169,  198;  in  Atheo 
I  295;  io  Thera  I  443;  io  Sicilieo, 
Kyreoe  ood  Rhodos  II  532.' 

Aegioa  8.  Aigioa. 

Aegypten.  PhÖDizier  io  I  40;  voo 
griechischeo  Stämaeo  beaorohigt  I 
40,]24,63Gf.;MeneIaiiaioll64;HaD- 
del  der  lonier  aach  1 137;  Griecheo 
io  I  279,  409,  41 2 f.,  449;  unter  den 
PaamneUchidea  1581  f.;  im  Kampfe 
mit  Kyrene  1  445,  582;  im  Bunde 
mit  Kroisos  I  569;  unter  Amasis  I 
582 ff.;  von  den  Persern  unterworfen 

I  584 ;  im  Aufstande  gegen  Persieo 

II  40,  43,  143,  160  f.,  178,  188,  III 
203 ;  im  Perserkriege  II 45 ;  im  ßunde 
mit  Cypero  III  211.  —  Einfluss  auf 
Hellas  I  504f.,  511,  523,  II  276,  284; 
Maotik  io  I  463;  —  Papyros  voo  II 
272. 

Aeimoestos,  Platäer  II  94. 

Aeioauteo,  Partei  io  Milet  I  308. 

Aeneas,  Sobn  des  Aochises,  Troer  I  69. 

Aeoiaoeo,  Volksstamm  am  Oeta  I  102, 
1166. 

Aeoliden  1  82,  87. 

Aeolieo,  oatürliche  BescbaGTeoheit  1 14; 
ColonisatioD  von  I  IIa  f.;  persisch  I 
609;   im  delischen  Bunde  II  248. 

Aeolier,  V'erbreituog  der  I  82 f.;  in 
Thessalien  I  95  f.,  101;  Wande- 
rung nach  Kleioasieo  I  112  ff.,  118 
f.,  140;  in  Troas  1397;  aeolischer 
Dialekt  II  850. 

Aepytideo,  messeoisches  Herrscherge- 
schlecht I  148. 

Aera,  trojanische  I  140;  der  Neliden  I 
140; '—  s.  Olympiaden. 

Aeropos,  Temenide  in  Makedonien  III 
786. 

Aeropos^  K.  von  Makedonien  III  787. 


Aethiopen,  bei  Honer  1 458;  igyptiscke 

1410,  n45;  asiatische  n  44. 
Aethiopien,  Ebenholz  von  I  523. 
Aetna,  Berg  auf  Sieilien  I  424,  11 52^ 

558. 
Aetna,  St.  auf  Sieilien.    GriidugD 

550;  Auflösung  n  565. 
Aetoler,  mit  den  Lelegern  vervailt  I 

45;  Verbreitung  1 107,  im  Peiepeiaei 

I  154 f.,  211,  and  Delphi  I  543,  lai 
Korioth  II  364;  im  Krit^  mit  Atki 

II  474 f.;  im  Bunde  mit  JSUs  ge|fi 
Sparta  ni  149;  im  Bunde  mitTkhi 
HI  311 ;  und  K.  Philippos  IH  666. 

Aetolien,  Landschaft  in  Mittelgriecki- 

land.   Aeolier  in  1 82;  natirliehe  !»• 

schaffeoheit  I  108. 
Afrika,  griechische  NiaderlassMgei  ii 

I  442f.  —  s.  Acvypten,  Earthifii^ 

Libyer. 
Agaios,  Dorier  1  161. 
Agamedes,  K.  von  Orchomeaea^  Erkmr 

des  delphiseheo  Tempels  1 615. 
Agamemnon,  K.  von  Mykenai  l85,tfS, 

90,  119,  123f.,  130,  135^  163^21111 
Agariste,  Kieistheoea'  T.,  GerndJisdii 

MegaUes  I  249  ff. 
Agariste,  Xaalhippos'  Gemahlin  il  1% 

211,277. 
Agatharchos,  DekorationsmaleriaAlki 

n  299    (im  Text  irrthümUeh:  An- 

starchos),  313,  626. 
Agathe,  St.  io  GalUeo  I  440. 
Agathioos,  korinthischer  Feldherr  ID 

185. 
AgathoUjTisamenos'S.,  attischerDichlcr 

n  798  JU  63  f.,  79  f.,  410,  513. 
Agbataoa  s.  Ekbatana. 
Ageladas,  Bildhauer  aus  Arges  1  531 

n319,  323,  571. 
Agema,  makedonischer  TrnppealheU  111 

419. 
Agenor,  argivischer  Heros  I  56. 
Agesandridas,  spartanischer  Adaurtlll 

740,  750. 
Agesilaos,  Archidamos'  S.,  K.von  Sfs^ 

ta.  Zeit  des  IH  761 ;  nad  Lymakti 

m  152  IT.;  Thronbesteigung  ID  154: 

wird  Feldherr  UI  160,  762;  in  knm 

\\l  161  ff.;  zurückberufen  Dl  176;sa«t 

bei  Koroseia  IH  180  f. ;  imPelspsaiW 

HI  187,  189;    im  Peiraioa  111168; 

in  Akarnanien  UI  190 f.;  nad  Aalal- 

kida8lH207;  undAgesipoUsIUlM; 

lehnt  dieHeerführang  ab  HI 231, 213; 


REGISTER. 


und  OIvDthos  III  235;  und  Phoibidas 
III  242 f.;  K«gen  Phlios  III 245 IT. ;  und 
Sohodrias  III 276 ;  ia  Böotieo  III 278  f., 
284;  aof  dem  PriedenscoDfi^ress  in 
Sparta  III 294,  299;  nach  der  Schlacht 
bei  Leaktra  HI  309;  and  Mantioeia 
111  319;  in  Arkadien  111325 f.;  rettet 
SparU  III  328  f. ;  und  Arcbidamos  III 
351;  Feldherr  ge^en  Epameinoodas 
ni  368  r. ;  öffentliche  Stellung  III  249 ; 
Rriegsführong  III  220. 
A^esfpolis,  Panaanias' S  ,  K.  von  Sparta 
m  179;  in  Argolis  III  191 ;  nnd  Age- 
silaos  ni  227 f.;  bei  Maotineia  III 
231  f.;  und  Olynthos  III  235;  gegen 
die  BeaetzoDg  der  Kadmeia  III  241; 
Feldherr  gegen  Olynthos  111  244 f.; 
Tod  ni  24S 

Agesippidts,  spartanischer  Feldherr  II 
604. 

Agiadai,  spartanische  Obe  I  177. 

Agiaden^spartanischesKönigsgeschlecht 

I  167, 169, 171, 172, 175;  III  19,  752. 
Airifl,  R.  der  Phonier  III  417. 

AJ^s,  Stammvater  der  Agiaden  I  1 70. 

Agis  I,  Archidamos'  S.,  K.  von  Sparta 
n  692;  in  Attika  II  4S0,  696,  702, 
728  f.,  756,  758,  792,  801;  Feldherr 
cegen  Argos  II 603 ff.;  und  Alkibiades 

II  705,  712ff.;  in  Olympia  III  14S; 
Zage  nachElisin  149r.;  Tod  III  152. 

Agis  II,  Archidamos'  S.,  R.  von  Sparta 

TU  726. 
A^f  in,  Endamidas'  S.,  R.  von  Sparta 

I  177. 
Agiaophon,  Maler  in  Thasos  11  315. 
Agoae  s.  Spiele. 
Agora  s.  Markt. 
Agorakritos,  Bildhaver  aus  Faros  II 35 1, 

356. 
Agoi^nomoi,attischeMarktpolizeilI113. 
Agoratos,  Athener  II  810,  III  16,  40. 
Agoriof,  Pelopide  aus  Hellke  1 155,  211, 

213. 
Agraii  attischer  Demos  I  311,  II  27. 
Agiiaaea,  makedonische  Völkerschaft 

10  418. 
Agrigeat  a.  Akragas. 
AgroB,  R.'Yon  Lydien  I  552,  683. 
Agylla,  St  in  Etmrien  I  542,  II  548. 
AgTiTbiof,  attischer  Redner  III  170, 

202,  213,  218,  446,  488. 
Aia,  mythisches  Land  I  77. 
Aiakctt,  Vater  des  Polykrates,  Tyrann 

TOB  Samos  I  586. 


Aiakes,  Sylo8oo*sS.,  Tyrann  von  Samos 

I  602,  625. 

Aiakos,  achäischer  Heros  I  83,  II  8. 

Aiantis,  attische  Phyle  II  22. 

Aias,  die  beiden  I  133. 

Aigai,  Bergfeste  in  Makedonien  I  607. 

Aigaleos,  Geb.  in  Attika  I  286, 11  82. 

Aigeira,  St.  in  Acbaja  III  540. 

Aigeus  I  51,  57.  ^ 

Aigialeer,  Rüsteobewohner  in  Achaja 
und  Sikyon  I  109,  153,  241,  244. 

Aigialeia,  Küstenstrich  des  Pelopoones 

.     I  151,  224,  429. 

Aigikoreer,  attische  Phyle  I  293,  370. 

Atgila,  Insel  im  kretischen  Meere  I  5^. 

Aigimios,  K.  der  Doricr  I  97  f.,  537. 

Aigina.  Name  I  58;  Achaer  in  I  83; 
Mitglied  eines  Seebundes  I  89;  als 
älteste  Münzstätte  I  238 f.;  mit 
Korinth  vereinigt  1 269;  gründet  eine 
Factorei  in  Umbrien  I  433;  in  Ver- 
bindung mit  Samos  I  530;  im  Bunde 
mit  Kreta  I  594;  huldigt  den  Persern 

II  8;  Kleomenes  in  II  9 f.;  in  Feind- 
schaft mit  Rorioth  II  57;  in  den  Per- 
serkriegen II  65,  76,  80f.,  83,  86,  91 ; 
attische  Rleruchen  in  II  408;  Rück- 
kehr der  Einwohner  II  801,  III  7;  im 
korinthischen  Rriege  III 202 f.  —  und 
Athen  I  380,  382,  II  7,  63, 109, 171  f., 
176,  252,  374,  408,  III  202.  —  Handel 
von  116;  Runst  in  I  529 f.,  II  319; 
Tempel  der  Alhena  in  II  7.  —  Aegi- 
neten  in  Naukratis  I  413;  in  Thyrea 
II  494. 

Aigion,  St  in  Achaja  I  58,  428. 
Aigisthos  1  168. 

Aigition,  St  in  Aetolien  II  474. 
Aigosputamoi,  Fl.  im  tbrakischen  Cher- 

sonnes.   Schlacht  bei  II  792 ff.,  881. 
Aigostheoa,  St.  in  Megaris  11  171. 
Aigys.  St.  in  Lakonien  I  168,  171. 
Ainaria  (Ischia),  Insel  bei  Campanien  I 

423. 
Ainesidemos,  Aegide,  in  Gela  II  532;  in 

Akragas  II  539. 
Ainos,  St  in  Thrakien  I  113. 
Aioleion,  St  am  Hellespont  I  113. 
Aipytiden,  messenisches  Königsgeschl. 

I  148,  191,  193. 
Aipytos,  K.  von  Messenien  1  148  f. 
Aischines,  Athener  III  14. 
Aischioes,  Lysanias*  S.,  Sokratiker  HI 

490. 
Aischines,  Atrometos'S.,  attischer  Red- 


BEGISTER. 


ner.  Herkunft  und  Per^öolichkeit  III 
606 ff.;  Politik  uod  öffentliche  Stel- 
lung 111  610,  616,  622,  633,  644, 653, 
699  f.,  706,  722;  Gesandter  bei  K. 
Philippos  in  611  f.,  620,  630 ff.,  722; 
von  Demosthenes  angeklagt  111 651  f., 
655 ff.,  807 f.;  und  Philokrates  III 
653 f.;  in  Euboia  III  665;  und  Anaxi- 
nos  111  6S0;  in  Ueipbilll  697ff.;  Ver- 
rath  des  111  702  f. 

Aischioes,  Tyrann  von  Sikyon  I  658 

Aischylide8,SykopbantinAthenIIl  15,19. 

Aischylos,  Euphorion's  S.,  tragischer 
Diditer  aus  Eleusis  1 476 f.,  U  298 ff., 
865  f. ;  inSyrakus  II 558;  Nachkommen 
des  III  61 ;  Geltung  nach  seinem  Tode 
111  62,  527.  —  und  Ion  von  Chios  11 
280 ;  uod  Aristophanes  II  800.  -> Tra- 
gödien: Perser  11135,  301  f.,  559, 
111  132;  Sieben  II  150 f.;  Orestie  11 
163;  Aetnäerianen  11558;  Elegien 
II  293. 

Alsimos,  Athener  111  40. 

Aisymneten  I  22S,  230. 

Aithalia  (Elba),  Insel  im  tyrrhenischen 
Meere  I  424. 

Aithalidai,  attischer  Demos  I  373. 

Aitolos,  Stammvater  der  Aetoler  I  lOS. 

Akademie,  Gymnasion  in  Athen  1  359, 

II  149,  330,  III  501,  545. 
Akanthos,  St.  aufderChalkidike.  Grün- 
dung I  418;  Brasidas  iu  II  505;  uod 
Athen  II  129,  524,  614;  und  Sparta 

III  235. 

Akarnanien,  Landschaft  in  Mittel- 
griecheoland.  Perikles  in  11  17S;  im 
pelopoonesischeD  Kriege  II  3^1,  407 ; 
im  Kriege  mit  Ambrakia  II  4 1 9  f.,  439, 
476 f. ;  imkuriuthischeoKricge  gegen 
Sparta  III  175;  im  Kriege  mit  Achaja 
III  190 f.;  im  neuen  attischen  Bunde 
111  285;  imBundcmitThebcuIII311; 
von  Athen  unterstützt  III  666;  im 
Bunde  mit  Athen  III  679. 

Akesines,  Fl.  in  Sicilieo  I  426. 

Akiris,  FI.  in  IJnteritalien  I  431. 

Akoris,  Herrscher  von  Aegypten  111  21 1. 

Akragas,  St.  iu  Sicilieo.  Gründung  I 
434;  Verfassung  1  545;  unter  Ty- 
rannen II  538  ff. ;  in  Feindschaft  mit 
Syrakus  II  546,  549;  wird  Republik 
II  5i)4;  von  den  Sfkulern  geschlagen 
II  575 ;  und  Egesta  II  5S3 ;  uud  Athen 
II  660,  674;  von  den  Karthagern  zer- 
stört 11  6S8.  —  Ueppigkeit  in  I  455 ; 


Kunst  io  II  554;  Baotea  ia  1  4m, 
11561  ;BeredsaiiikeUiBn561;lliufi 
von  U  552. 

Akrai ,  St  auf  Siciliea  1  42S,  4J&,  U 
533. 

Akräischer  Berg  io  SicUiea,  Kiaffe 
bei  dem  II  682. 

Akrokerauoisches  Vorg cbirg«  1  93. 

Akropolis  von  Athen.  Lage  1  2S6L: 
von  Kylon  besetzt  I  304 f.;  K.  KIc»- 
menes  auf  der  I  378  f.;  voa  im  Per- 
sern gQuommeB  II  78;  vm  Sptrti 
besetzt  U  815,  III  14.  —  OeakMier  , 
der  I  357,  385,  II 185,  211,  Ml  533; 
Neubauten  des  Perikles  II  d35C;  ür  I 
künden  auf  der  11  584:  Grotte  ia 
Pan  H  27. 

Akroreia,  Landschaft  ia  EHs  III  IM. 

Aktaion,  Korinther  1  258,  659. 

Akte,  Küste  von  Troas  II  461. 

Akte,  Landzunge  von  Chalkidide  II 51U, 
614. 

Akumenos,  Arat  in  Atliea  HI  52S. 

Akusilaos,  Gesehichtaehreiker  aasAr 
gos  U  273. 

Alaiia,  St.  auf  Korsika  I  578»  II  547. 

Alea,  St.  in  Arkadiea  1  156. 

Aletes,  Heraklide  I  254. 

Aleuaden,  edle  Familie  in  Tkessalin  D 
42  f.,  65, 116,  146,  294,  Hl  338,341, 
345f.,  412,431,  667. 

Aleuas,  Thessaler  II  42. 

Alexandreia,  St.  in  Aegypten,  chroi*- 
logische  Studien  in  1  140,  H  279. 

Alexandro^,  Priamos*  S.,  s.  Paris. 

Alexandres  1  Philhellen,  K.  von  Mak^ 
donien  1  608,  H  66,  75,  bS,  9^  1^ 
III  402  f. 

Aloxandros  II,  Amyotas  H  $.,  K.  vn 
Makedonien  Hl  345f.,  412f. 

Alexandres  der  Grofse,  K.  von  Make- 
donien III  681,  716  f.,  722. 

Alcxandros,  K.  der  Molotter  IU  665. 

Alexandros,  Tvrann  von  Pherai  III  345, 
347,  365  f.,  431,  4G0. 

.\lexis,  attischer  Komödiendichter  III 
531. 

Alkaios,  lesbiscber  Dichter  I  349,  3il. 
538. 

.'Vlkamenes,  Tyrann  von  Akragas  II  53i^. 

Alkameoes,  attischer  Bildhauer  II 331 
III  555. 

Alkameues,  K.  von  Sparta  1  282. 

Alkamenes,  spartanischer  Feldherr  ü 
704. 


REGISTER. 


Alkaa^rM,  Tyraan  vqd  Akraga»  II  539. 

AlkeUt,  Herrscher  in  Epiras  III  342, 
479. 

AlkeUs,  Orootes'  S.,  Makedooier  III 404. 

Alkibiadet,  Vater  de«  Kleioias,  Atbe- 
Mr  I  366. 

AlkiMades,  Kleiaias*  8.,  Athener.  Ab- 
stMDBiiii«^  1  291,  Jug^eod  II  593  ff.; 
Politik  «ad  öffentliche  Stellunc^  II 
«Mf«,  624ff.;  wird  Feldherr  II  602; 
im  Arges  II  605,  608;  und  Nikias  11 
592,  609f.,  636ff.;  Führer  der  sicili- 
achen  Ezpeditioo  II  635,  640,  643; 
■od  der  Hermenfrevel  II  643 f.;  in 
Sicilien  II  648;  abberofeo  II  648 f., 
651;  nach  der  Abberufaug  II  654;  in 
Sparta  II  665 f.,  696,  703,  705;  Feld- 
hmrr  Spartas  II  705  ff. ;  nod  Tissa- 
phornea  II  713 ff.,  722;  verbaodelt 
■Bit  den  attischen  Oligarchen  II  7 1 5  f. ; 
«a4  Phryoichos  II  716;  beim  sami- 
seken  Heere  II  782 ff.;  zurückberufen 
II  742;  Seecoge  II  748 ff.;  siegt  bei 
Ahydos  II  750f.;  siegt  beiKyzikos  II 
752f.;  in  Athen  II  761  ff.;  Anfein- 
dangen  des  11772 ff.;  in  Kleinasiea 
11  774f.;  abgesetzt  II  776;  im  Cher- 
SMoes  II  79df.;  in  Persien  III  16ff.; 
Tod  in  18.  —  and  Sokrates  II  595  f., 
mos  f.;  aad  Perikles  II  594f.;  und 
Aristophanes  II  800. 

AlkidoMs,  Rhetor  ans  Elaia  III  513  f., 
618. 

Alkidas,  spartanischer  Feldherr  II  449ff. , 
467t 

Alkimenes,  Korinther  III 186. 

Alkiphroo,  Argiver  II  604. 

Alknäoniden,  edles  Geschlecht  in  Athen 
II  211;  Herkunft  ans  Messenien  1 
29 1 ;  am  ky Ionischen  Frevel  betheiligt 
1306;  Verbannung  1308;  Heimkehr 
1  334;  Parteistellung  I  338,  340 f., 
346,  368 f.;  zweite  Verbannung  I 
345;  kämpfen  gegen  die  Tyrannen  I 
366;  stellen  den  delphischen  Tempel 
her  I  366;  dritte  Verbannung  1  378, 
Rüekberafaag  1379;  und  Persien  I 
382  f.,  U  25;  Gegner  des  Miltiades  11 
28;  Answeisang  der  von  Sparta  ver- 
Ungt  II  381,  393. 

Alkmaion,  Megakles'  S.,  Athener  I  251, 
371,  n  279;  Feldherr   im  heiligen 
Kriege  I  334;  in  Sardes  I  341. 
Alkmaion,    Megakles'   S.,    Athener  II 
135. 


Alkman,  Dichter  in  Sparta  I  281,  538, 
II  194. 

Alkmene,  Grab  der  HI  262. 

Alkoa,  Epirot  I  251. 

Alphabet,  s.  Schrift. 

Alpheios,  Fl.  in  Elis  I  154f.,  210. 

Aision,  St.  in  Etrurien  II  548. 

Altis,  heiliger  Hain  in  Olympia  I  215, 
II  551. 

Alyattes,  K.  von  Lydien  I  496,  560f.; 
Grab  des  I  564. 

Alyzia,  St.  in  Akarnanien.  •Seblachtbei 
In  285,  774. 

Amadokos,  Thraker  III  465,  580,  582. 

Amasis,  K.  von  Aegypten  I  336,  412, 
445,  569,  582 f.,  590,593. 

Amathns,  St.  in  Cypern  I  620,  III  210. 

Amazonen,  ephesische  I  116,  119. 

Ambrakia,  St.  in  Akarnanien.  Korinthi- 
sche Colonie  1  266;  Kypseliden  in  1 
270,  276;  in  den  Perserkriegen  II 91 ; 
im  Bunde  mit  Korinth  II  363,  369; 
im  Kriege  mit  Akarnanien  II  419  f., 
476 f.;  schliefst  Frieden  mit  Akarna- 
nien II  477;  im  korinthischen  Kriege 
gegen  Sparta  III  175;  nnd  K.  Philip- 
pos Hl  674,  679.  —  Kunst  in  I  529. 
—  Golf  von  I  8. 

Ambron,  Milesier,  Gründer  von  Sinope 
1409. 

Ambrysos,  St.  in  Phokis  I  111,  HI  303. 

Ameinokles,  Sehiffsbaumeister  in  Ko- 
rinth I  259,  417. 

Ameipsias,  attischer  Komödiendichter 
H  653. 

Amestris,  Xerxes'  Gemahlin  II  141. 

Amiantos,  Arkader  I  250. 

Amilkas,  Mago's  S.,  Karthager  II  542. 

Amisos,  St.  am  Pontes  I  438,  H  262. 

Ammoninm,  Heiligthnm  des  Zeus  Am- 
mon  in  Libyen  I  504,  596. 

Amnestie,  in  Athen  durch  Solen  I  334 ; 
zur  Zeit  der  Schlacht  bei  Salamis  II 
76,  804;  nach  der  Schlacht  bei  Aigos- 
potamoi  II  804;  unter  Thrasybulos 
in  39,  44,  109  ff. 

Amompharetos,  Spartaner  II  93. 

Amorges,  Pissnthnes'S.,  Perser  II  694, 

708,711. 
Amorgos,  Insel  im  ägäischen  Meere,  im 
attischen  Bunde  II  245,  252  f.  —  Bunt- 
wirkerei auf  1  50. 
Ampe,  St.  am  Tigris  I  626. 
Ampelos,  Berg  auf  Samos  I  591. 
Ampheia,  St.  io  Messenien  1  192. 


8 


REGISTER. 


Amphiaraos  1 87,  II 15 1 ;  Orakel  (Im  1 565. 

Amphidoloi,  St.  in  Pisatis  lU  150. 

Amphiktyoo,  Deukalion's  S.  I  104  f. 

Ainphiktyonieo,  älteste  1 99. —  pYthitche 
(delphische)  Amphiktyonie  I  100 ff.; 
246,  457, 473f.,  II  126f.,  133,  III 433, 
628,  654 f.,  697 f.,  727;  ötäische 
Groppe  I  102;  parnassische  1 102 f.; 
Verschmelzaogp  der  drei  Gruppen  I 
103 ;  peloponoesiflche  1  221 ;  ionische 

I  225  f. ;  delische  I  351,  II 123 ;  unter- 
italiiehe  \  431,  U  568. 

Amphiktyonis,  Stamm  von  Thnrioi  II 

264. 
Amphilochia,  Landschaft  in  Akarnanien 

II  476  f. 

Amphilytos,  Wahrsager  ans  Acharnai 
1350. 

Anphimnestos,  Epidamnier  I  250. 

Amphion,  ßakchiade  in  Korinth  I  262. 

Amphion,  thebanischer  Heros  I  81. 

Amphipolis,  St.  in  Makedonien.  Grün- 
dufkg  II  252,  264,  m  404;  firasidas 
bei  n  506 ff.;  firasidas  and  Kleon  bei 
11520  ff.;  Räekgabe  an  Athen  ang^e- 
ordnet  II  524;  von  Sparta  behauptet 
n  589,  616;  spartanischer  Harmost 
in  III  6;  unter  persischem  Schutze 

III  354;  und  Athen  III  420  ff.,  463, 
485;  von  K.  Philippos  g^enomwen  III 
423. 

Amphissa,  St.  in  Lokris  III  69Sff.,  812, 

710  713. 
Amphitheos,  Thebaner  III 170, 264,  266. 
Auiyklai,  St.  in  Lakooien  I  149,  16S; 

Name   I   164;    Oorier  in  1  149.  — 

Apollüheili^hum  in  i  520,  II  584,  III 

123,  535;  amykläischer  Thron  I  521, 

528;  Üreifufisein  1525;  Hyakinthien 

io  III  189.  —  Purpurg^ewänder  voni 

164. 
Amynias,   Seilos*  S.,  Athener  II  518, 

812. 
Am)  ntas  1,  K.  von  Makedonien  1  607  f., 

III  402. 
Amvntas,    makedonischer    Prätendent 

If  440,  III  407. 
Amyntas  II,  K.  von  Makedonien  III  787. 
Am)  ntas  III,  K.  von  Makedonien  111235, 

291,  411  f.,  479. 
Amyris,  aus  Siris  I  250. 
Amyrtaios,  aegyptischerFeldherr  II 181, 

188. 
Amythaoniden,      äolisches      Seherj^e- 

scblecht  I  82,  87. 


Anacharais,  SkyÜM  I  404,  AA%  5l^ 
Aaaia,  St.  in  KÜiriea  II  451. 
Aoakeion,  Heiligthom  derDioskaretii 

Athen  U  740. 
AaakreoB,  Dickter  ans  Teos,  ia  Shw 

I  590,  686;  in  Athen  I  362;  -^SUmi- 
biid  anf  der  Borg  von  Athen  fl  211. 

Anaktea  1 124. 

AnaktorioB,  St.  in  Akarnanien  11 II, 
363,  493, 523,  585;  KorlntkisehiC*- 
lonie  I  266. 

Anaphe,  Insel  in  agiiachea  Mecff  8 
242. 

Anaphlystos,  attischer  Deaot  1  ttfli 

Anapos,  FI.  in  Sicilien  1  42S,  DMl, 
681. 

Anarchie,  Jahr  der  in  Athen  111 41 

Anaxagoras,  Phileaoph  ana  Kiw— üm 
U  201,  2S9,  III  57,  812;  ia  AChaal 
206,  212,  282;  angeklagt  H  396, 10 
59.  —  und  Eoripidea  Ul  65;  nid^- 
rikles  II  282,  396 ;  and  Flaln  DI 
504;  und  Sokrates  III  93, 101;  lai 
Thnkydidcs  U  291.  —  Pepalirilil 
des  III  67;  Werke  dea  im  Bnchharid 
11167,517. 

Anajcandridas,  K.  von  Sparta  1  216. 

Anaxaudrides,  attiscKer  KeaUdiaadiffc 
ter  m  531,  605. 

Anaxibios,  spartaniaeher  FeUbm  H 
140  f. ,202. 

Aoaxilaos,  Tyrann  von  Rhcgian  wd 
Zankle  I  626,  II  531,  540,  543,  54SL 
551;  Söhne  des  II  566. 

Anaximandros,  Philosoph  aus  Milct  I 
497,  509,  II  198. 

Anaximenes,  Philosoph  aus  Miletl  aM, 

II  198. 

Anchimolios,  Spartaner  1  367. 
Auchises,  Sohn  des  Kapys  I  69. 
Andania,  St.  in  Measenien  1  193, 10331. 
Andokides,  Vasenmaler  II  314. 
Andukides,  Sohn  des  Leogoras,  Alhtacr 

11  632,  650. 
Andokides,  Athener  ü  186. 
Andreas,  Tyrann  von  Sikyoa  1  241 
Androdamas,  Gesetzgeber  ans  Rhf^«i 

I  546. 
Androgeos,  Minos*  S.  I  65. 
Androkleides,  Thebaner  III  170,  261 
Androkles,  Athener  U  630,  642,  644, 

726. 
Androkliden,    in    Messeniea  1  191  f: 

in  fiphesos  I  226. 
Androklos,  Athener  I  116. 


I8TER.  9 

Gegner  des  AlkiUades  U  6S2;  Fahrer 
der  oUgarehischeb  Partei  U49 1,724  f., 
738;  aoceklagt  II  744f.;  Tod  II  745. 
—  ood  nritias  II  812;  Schmähoogen 
des  III  618.  Ä 

AatiphoDy  Atkeaer  III  653. 

Aatipolis,  St  in  Gallien  I  440. 

Aatirrhion,  Vorgab,  in  Aetolien  I  255. 

Aatissa,  St  aof  Lesbos  II  442. 

AatisUtes,  attischer  Architekt  l  363. 

Antiathenes,  Sokratiker  in  Athen  III 
494  f. 

Antisthenesi  spartaniaeher  Admiral  II 
721. 

Anytos,  Athener  11  278,  849. 

Anytos,  Aathemion's  S.,  Athener,  ver- 
bannt 111  16;  Führer  der  flöchtigen 
Athener  m  28 ;  Ankläger  des  Sokrates 
m  113. 

Aoos,  Fl.  in  Epirns  I  93,  421. 

Apaturien,  Feat  in  Athen  II 785;  ia  den 
ioniacben  Städten  1 225. 

Apellea,  Maler  aoa  Kolophoa  HI  541. 

Aphareiden  in  Measenien  1  165. 

Apharens,  K.  von  Measenien  I  192. 

ApheUi,  St  in  Magnesia  II  73. 

Aphidoa,  Ort  in  Attikn  I  201. 

Aphobetos,  firnder  des  AischinesllI  691. 

Aphobos,  Athener  III  554,  558. 

Aphrodite.  Herknnft  aus  Syrien  I  43 ; 
orientalische  Handelsgöttin  I  238; 
Verbinduag  mit  Miaos  1  65;  und 
Anehises  1  69,  71.  —  Colt  in  Amy- 
klai  I  525;  in  Attika  I  57,  285,  II 
329;  aof  Cypeni  1  583;  in  £gesU  11 
634;  anf£ryxl  436,  11634;  in  lo- 
nien  II  209;  in  Korinth  I  49;  in 
Knidos  111  215;  in  Kraaae  I  36;  in 
Memphis  I  48;  in  Olympia  11  354;  in 
Sicilien  II  65 ;  in  Sidoo  I  50.  —  Dar- 
stellangen  der  III  536. 

Aplnn,  thessalischer  Name  fdr  Apollo 
199. 

Apodekten,  attische  Finanzbehörde  11 
258. 

ApoUodoros,  Athener,  Mörder  des 
Phryoidios  U  739. 

ApoUodoros,  ans  Phaleron,  Schüler  des 
Sokrates  III  93, 116,  496,  539. 

ApoUodoros,  Pasion*s  S.,  Athener  III 
592  f.,  802. 

ApoUodoros,  attischer  Feldherr  HI  683. 

Apollon,  bei  Homer  I  134,  138;  Vater 
des  Ion  nad  Achaios  I  83;  als  Gott 
des  Liehta  I  313;  ala  amphiktyoai- 


10 


REGISTER. 


scher  Gott  1  99  fr.,  457,  519;  als 
Colooisationsgott  I  492f.;  als  Gott 
der  Weissa^og  I  468 f.;  als  Gott 
d«r  Baakanst  1  515;  Bedeutung 
seines  Cultus  I  53,  75  f.,  457,  476 f., 
534.  —  Galt  bei  den  Achäern  I  99; 
in  Anyklae  1  520,  528;  in  Arges  I 
152;  in  Attika  179,  107,  285,  288, 
311, 353, 358,11 334;  inChaIkisl492; 
in  Cypern  I  54;  io  Delos  I  54,  65, 76, 
471,  588,  II  124,  477  f.;  in  Delphi 
I  54,  100,  246,  471  f.;  in  Oidymoi  s. 
Didymaion ;  bei  den  Doriern  ]  97 ;  in 
Karien  1  45;  auf  Kcrkyra  I  259; 
in  Kreta  165,  73,  159;  in  Lykien  I 
73, 75, 468;  in  Magnesia  I  54,  99;  in 
Miletlin,  11319;  in  Naukratis  1 
413;  im  sicilischen  Naxos  1  426; 
in  Olympia  1  220;  in  Sparta  I  167, 
198;  in  Syrakus  II 560;  in  Tarent  1 
431;  in  Theben  I  565,  II  319;  in 
Thessalien  1 98  f. ;  in  der  ionischen 
Tetrapolia  I  288;  in  TroasI68r.,  75; 
in  Troja  1 1 34.  —  Beinamen :  Agyieas 
1311;  BoSdromios  II  27 ;  Delphinios 

I  54,  79, 225, 431, 492;  Hylatas  1 54; 
Ismenios  I  471,  493;  Karneios  1  96, 
167,  198,  443;  Lykios  1  73;  Masa- 
getes  1541;  pagasSischer  1  99;  Pa- 
troos  I  294,  311  f.;  Pythaeas  I  152, 

II  603;  Pythios  1  54,  246,  II  334.  — 
Heilige  Tage  des  I  480;  Lorber  Baum 
des  l  511.  —  Statuen  des  I  521,  529; 
Schatz  des  in  Athen  II  348;  Spitz- 
säule als  Symbol  des  1518. 

Apollonia,  St.  auf  Chalkidike  III  235. 
Apollonia,  St.  in  Illyrien.   JNamo  I  492; 

Gründung  I  266,  420. 
Apollonia,  Hafen  von  Kyreoe  I  444. 
Apollonia,  St.  in  Thrakien  I  406. 
Apollonides,  Athener  111  598. 
Apries,  K.  von  Aegypten  I  445,  582  f. 
Apsephioo,  attischer  Archont  II    129, 

.S04. 
ApsephioQ,  Athener  HI  567. 
Apsos,  Fl.  iu  Illyrien  III  399. 
Araber,  unter  persischer  Herrschaft  1 

602 ;  im  Heere  des  Xerxes  11  45. 
Araehthos,  Fl.  io  Epirns  I  93  f. 
Arakos,  spartanischer  Admiral  II  791. 
Archäauaktideu,  Herrschergeschlecht  in 

Fantikapaion  1  453. 
Archedemos,  attischer  Demagog  11782  f., 

796. 
Archedike,  Hippias'  T.,  Athenerin  1 365. 


Archelaer,  Stand  in  Siky«a  1  244. 

Archelaos,  K.  von  Hakedmc«  H  79^ 
HI  67,  97,  409  f. 

Archelaos,  makedooifelier  Prüiidwt 
Hl  414f. 

Archelaos,  K.  Aayntas'  S..  Mitadsitr 
in  802. 

Archeptolemos,  Uippodaaoa'S^  Atkacr 
II  724,  738,  744t 

Archermos,  SSbae  dea»  Rinllerirai 
von  Chios  I  525,  529. 

Archestratos,  attischer  Feldherr  1 711 

Archias,  Bakchiade  ans  RoriaÄ,  griMcC 
Syrakas  1  258  f.,  659. 

Archias,  Spartaner  I  594. 

Archias,  Thebaner  III  262  K 

Arehidaraos  II,  K.  von  Sparta.  Sekte 
11  822;  Politik  des  II  376,  384C;  in 
messenischen  Kriege  II  147;  M  Ph- 
taiai  H  419,  446 ff.;  aafdeBlittMi 
von  Koriath  II  403 f.;  ia  Attfta  I 
405f.,411,  444;  Todn4««L-«i 
Ion  von  Chios  H  280;  aad  MwÜMii 
IH  231. 

Arehidamos  111,  Afeailaos'  S.,  K.  m 
Sparta  in  725  f. ;  bei  Megva  IH  m, 
776;  in  Arkadien  III  351,  36«;  m- 
theidigt  Sparta  III  369;  ia  PhsUil 
626;  Tod  III  726. 

Archiloehos,  Dichter  aas  Parts  1411, 
II  194,  196,  287. 

Archinos,  Athener  III  28,  762,  45,  St 
109,213,217. 

Archipelagus,  Klima  des  I  3;  leicht  n 
befahren  I  11  f.;  Abgesehleiaeibal 
des  I  396. 

Architektur,  älteste  1  125t;  dariick 

I  5] 2 f.;  ionische  I  517 f.,  682;  it- 
tische  11  337  f. ;  Verbiodvag  der  itii- 
schen  und  dorischen  1  243;  kern* 
thische  III  534;   in  Athen  1 363,  M^ 

II  149,  3247.;  in  SieUien  U  560t;ii 
Sikyon  I  243,  518. 

Architrav  I  5]2. 

Archonten,  attische,  lebeasliagliche  I 
296;  zehnjährige  1  297;  eiajShriftl 
297;  WahlberechtigangnmAniii' 
tat  1  322;  richterliche  Competeaiiff 
I  327;  Stellung  der  H  230;  Datinif 
nach  den  III  50.  —  s.  Polemarch«- 

Archvtas,  Pvthagoreer  in  Tareat  I MT. 
Hr525,  731. 

Arderikka,  St.  der  Kissier  II  41. 

Ardys,  K.  von  Lydien  1  559,  68Sf. 

Areopag,  ia  Athen,  ab  Gericbtakfl 


REGISTER. 


11 


294f.,  302,  310,  328;  ala  oberste 
AofsiditBbeMNrde  1325;  Oii|^«BiMlioa 
dnrckSolon  1  325 f.;  seitKleiathenes 
I  377 ;  aafserordeBtiiche  Gewalt  des 
in  den  Perserkriegeo  11  75 f.;  Stel- 
\9a$  desll  159f.,  a36f.;  Befichräokoog 
d€S  durch  Bphialtes  11  162 f.;  von 
Aischylos^efeiertll  163,303;  aafser- 
•fdoBtliohe  Gewalt  des  naeh  der 
Schlacht  bei  Aigospotamoi  11  804; 
unter  dea  Dreifsig  «afgehoben  III  13, 
754;  0Bt«r  Bukleides  reformirt  III 

•  48;  ia  deaiostheuiseher  Zeit  UI  648, 
807,653,655,  719  f. 

Area,  in  Athea  I  294. 

Ar«til^BM>  Quelluafliel  419.  —  Quelle 

..  kmk  Chalkia  auf  KoboU  I  79,415; 

b«i  Syrakns  II  533,  561,  563. 
4«pid0«r,  attisehe  Phyle  I  293,  370. 
i^f^aiaiy  makedoDisober  Praetendeot  111 
,a  414,  416. 
^^ffganthaaios,  Fürst  der  Tartessier  1 

.441,578. 

i^rmftdaa,  nakedouisehes  Herrscherge- 
.    MddMht  UI  400,  786. 
AmUm,  St.  ia  Makedoniea  II  506,  524, 

^krKiaiiseo,  laselgruppe  bei  Lesbos. 
.  Sddaeht  bei  den  11  779 ff.;  Process 
y  Mf  es  die  Feldherrn  der  Arginusen- 
.  MlÜachtlI782f.,  880. 
)ki«o^Sckifl76,77. 
Aripolis,  Landschaft  im  Peloponaes,  na- 
tSrIiehe  Beschaffenheit  I  4,  10;  Pur- 

•  ^arschneokea  bei  1 36;  Ein  Wanderung 
m9M  Aegyptea  I  44;  Verbinduug  mit 

"  Lykien  I  130;  lonier  in  I  59,  233; 
Dorier  in  I  146,  149 f.;  Daoaer  in  1 

'   85 f.;  Taatalidea  in  I  87 ;  Herakliden 

.  ia  I  146,  158;  Perseiden  in  I  165; 
Meaaenier  in  1 192.  AuswaoderuDgea 
«OS  1114,  158,  204;  im  pelopou- 
aaeiaelien  Kriege  II  704;  Sagen  von 
1  56;  Baudenkmäler  in  I  126,  130 f. 
—  a.  Argos. 

Arf»li«eBteiL  Partei  in  Korinth  III  186. 

Arpe^Mtea  1  56,  76,  104,  141. 

Ärf  00,  Heros  I  56. 

ArgOMf  St.  in  Argolis.  ^ame  I  59, 
88;  Grondaag  I  131;  widerstrebt 
&9m  Dioaysoseult  1  52;  „ionisches 
Argoi^  I  59;  als  Seemacht  I  88; 
jUtMle  Sehrift  I  74,  80;  Bau- 
dcBkniler  1  130;  Dorier  io  I  152; 
iaKHegenit  Spartal  194, 215,2a4f. ; 


im  Kriege  mit  Arkadien  I  234 f.; 
unter  Pheidon  1215, 236 f.;  nach  dem 
Tode  des  Pheidon  I  244,  275  f. ;  u.  Si- 
kyon  I  244,  250;  K.  Kleomenes  in  1 
367, 459,  II 50 ;  verbündet  mit Mardo- 
niosII88;ThemistoklesiBlI135;  un- 
terwirft die  achäiachen  Städte  II 157, 
169, 1 75 ;  im  Bunde  mit  Athen  II 15S; 
verhandelt  mit  Persien  11 188;  impe- 
ioponnesischeo  Kriege  II  386,  585, 
588,  590,  600,  603ff.,  609,  612f., 
696,  710,  735 f.,  748;  nimmtflüchtige 
Athener  auf  III  28;  im  korinthischen 
Kriege  gegen  Sparta  III  175,  180, 
186,  191  f.,  197;  giebt  Korinth  auf 
111  207 ;  Revolution  (Skytalismos)  in 
III  31 5 f.;  im  Bnade  mit  Theben  III 
327 ;  an  der  Gründung  von  Messene 
betheiligt  III  331;  greift  Phlius  an 
III  335;  greift  Epldauros  an  III  349; 
im  Bunde  mit  Tegea  III  368;  in  de- 
mosthenucher  Zeit  III  640,  660,  725, 
727,  739.— Colonienvon  I  115;  Gült 
der  Hera  in  I  134,  431,  502;  Ver- 
zeichnisse der  Herapriesterinnen  in 
1  502;  Kunst  in  I  529,  531,  II  320. 

Argos,  St.  in  Makedonien  111  400. 

Argora,  St.  io  Eoboia  III  591. 

Ariabigaes,  persischer  Admiral  II  83. 

Ariadne  l  65. 

Ariaios,  Perser  Hl  137. 

Ariaramnes,  Perser  I  603. 

Aricia,  St  in  Italien  II  548. 

Arimnestos,  Platäer  11  96. 

Ariobarzanes,  persischer  Satrap  UI  350, 
457,  467,  479. 

Arion,  Dichter  aus  Lesbos,  in  Korinth 

I  265,  II  295;  in  Sicilien  II  552;  Er- 
finder des  Dithyrambos  I  362. 

Ariphron,  Athener,  Bruder  des  Perikles 

II  593. 

Aristagoras,  Tyrann  von  Kyme  I  602. 

Aristagoras,  Tyrann  von  Kyzikos  I  602. 

Aristagoras,  Tyrann  von  Milet  II  145; 
üuternehmong  des  gegen  Naxos  1 
615;  im  Aufstaade  gegen  Persien  1 
61 6 f.;  in  Sparta  und  Athen  I  618; 
Tod  I  623  f.,  III  424. 

Aristaicbmos,  Eleer  III  639. 

Aristandros,  Bildhauer  aus  Paros  I] 
356,  III  535. 

Aristarchos,  Athener  II  738,  744,  784. 

Aristarchos,  Athener  III  594. 

Aristarchos,  Spartaner,  Harmost  in  By- 
zanzIH  141  f. 


12 


REGISTER. 


Arifltarchos,  dramatischer  Dichter  aus 
Tec^ea  111  604. 

Aristarchos  s.  Agatharehos. 

Aristeidea,  Lysimachos'  S.,  Athener. 
Geburtazeit  II 822  f.;  Charakter  II 14; 
Jaf^ead  II  14;  and  die  Hetärien  il 
16;  wird  Feldherr  II  20;  bei  Mara- 
thon II  21,  23,  25;  als  Archon  I 
670,  II  30;  Gegner  des  Themistokles 

II  34 f.;  verbannt  II  37;  zuräckbern- 
fen  II  76;  beiSalamU  II 81,  83 f.;  als 
Oberfeldberr  II  87,  89,  114;  bei  Pia- 
Uiai  II 94  f. ;  nach  der  Schlacht  bei  Pla- 
Uiai  II  97;  in  SparU  II  111;  Ver- 
fassungsreform des  II  Ulf.;  Führer 
der  Flotte  II  115,  119;  ordnet  den 
attischen  Seebund  II  122 f.;  Tod  II 
150,  836;  —  und  Aischylos  II  301; 
und  Perikles  II  236,  241 ;  und  The- 
mistokles II  133  f.  —  Nachkommen 
des  II  427. 

Aristeides,  thebaniseher  Ilaler  III  381. 
Aristens,  Adeimantos'  S.,  Korinther  II 

372  f.,  418. 
Aristippos,  Philosoph  aas  Kyrene  III 

98,  493  f. 
Aristippos,  Aleuade  in  Larisa  III  338, 

779  f. 
Aristodemos,  Heraklide  1  146,  166  f., 

170. 
Aristodemos,  spartanischer    Feldherr 

III  179. 

Aristodemos,  attischer  Schauspieler  III 

611. 
Aristodikos,  Tanagräer  II  174. 
Aristogeiton,  Athener,  Mörder   Hip- 

parch's  I  365;  Denkmal  des  I  385,  II 

332. 
Ariftogeiton,  Athener  III  744. 
Aristogeiton ,  thebaniseher   Bildhauer 

111  382. 
Aristogenes,  attischer  Feldherr  II  779. 
Aristokleides ,  Musiker  aus  Lesbcs  III 

81. 

Aristokles,  Athener  II  739. 

Aristokrates,  Skellios*  S.,  attischer 
Feldherr  II  738,  772,  776,  789. 

Aristokrates,  Athener  III  581  f. 

Aristokrates,  K.  von  Orchomenos  I  194, 
202,  276. 

Aristokratie,  in  lonien  1  228 ;  im  Pelo- 
ponnes  I  242;  in  Megara  I  270;  in 
Athen  1  292 f.,  323 f.,  368,  391,  II 
434  f.,  631  ff.  (s.  Bupatriden,  Oligar- 
chen);  in  Chalkis  und  Eretria  i  416; 


Ib  den  PeraerkriflgeB  11  59;  i■p^ 
lopoBBcaiachan  Kriege  11 3ML 

Aristokypros,  K.  voe  Selei  I  €21. 

Aristomeaes,  Meaeeeier  I  193,  ML, 
III  332. 

AriatemeBidaa ,  Spertner  fl  4tt,  ID 
161,  762. 

Ariaton,  Atheoer  I  343. 

Ariston,  korinthiacher  SteMHMBa  0 
675. 

Ariatoaikos,  Athener  III  6My68a. 

Aristonoa,  Theaaaler  m  3S8. 

Ariatonyraos,  erkadiaeher  Csialigikr 
III  547. 

Aristonymos,  AtheBer  II  617. 

Aristonvmoa,  TyraB»  TOBSthyaeliÜ 

Aristophanea,  NikopkeBee*  Sw,  Al 
III  216,  219,  544. 

Aristophanes,  attiacher 
ter,  und  Aiachyloa  11  800;  wd  AU- 
biades  II  800;  uad  Enripidet  Uli; 
und  Kleon  I  489f ,  489r.,  Hl» 
522;  und  Kleophoa  lll  8T;  aalSi* 
krates  111 93, 96, 106f. — ihar  fMA- 
zeitige  Dichter  III  63  f  .,  79,  88;  ttcr 
Musik  m  8S.  —  KMSdiaa:  IMs- 
nier  II  484;  Aeharaer  II  515,  mW; 
Ritter  II  515f.;  Wolkea  U  19; 
Friede  II  592;  V  6g^  II  6131;  Lr 


sistrate  II  7 17  f.,  Tkeavopi 

II  727;  Frösche  II 799;  Weihenrtli- 
versammlang  lll  214;  PlatatllTIl, 
879. 

Aristophon,  Athener  11  735. 

Aristophon,  Demostratos'  S.,  attiickr 
Staatsmann  lll  48,  754,  446, 4621, 
468  ff.,  475  f.,  567,  570,  607,  731. 

Aristos,  Spartaner  III  129. 

Aristoteles ,  attischer  Feldherr  11  A'i- 

Aristoteles,  Atheaer,  Einer  der  Dretkil 

III  14,108. 

Aristoteles,  Marathonier  DI  446, 450. 

Aristoteles,  Philosoph  aaa  StagirtD 
718,  747 f.;  über  Batstehaag  te 
Königthoms  1  131  f. 

Aristoxenos,  Dichter  aas  SeUaes  11 55i 

Arkader,  Abstammoaguad  Verireitmf 
I  155  f.;  in  Eplesos  I  398;  ia  Ir* 
zanzl4l8. 

Arkadien,  Landschaft  im  Pelopaaies, 
natürliche  BeschafTeaheit  1 10:  Be 
völkerung  II  50;  Dialekt  1 24;  Oteslf 
Zustände  I  154 f.,  II  55;  Zassi 
hang  mit  Messen  iea  1 191  f.;  ii 
nischen  Kriege  I  194,  304,  209;  in 


I8TBR«  13 

ArtaphreDM  s.  ArtaphernM. 

Artaxerxes  I,  K.  voo  Persien  II 14], 
5S6,  694. 

ArUxeriM  II  Maemoi,  K.  von  Persien. 
Thronbesteigung  111  ISO;  and  Alki- 
biades  m  16 ;  im  Kriege  nit  Kyros 
III  134  ff.;  and  Konon  nil59;  and 
SiMirU  111  196,  203  f.;  and  Euagoras 
III  211. 

Artaxerxes  IH  Ochoa,  R.  von  Persien 
III  4S3,  570,  799. 

Artayktes,  persischer  Statthaltern  107. 

ArUynte,  Masistes'  T.,  Perserin  II 141. 

Artazostra,  K.  Dareios'  T.,  Gemahlin 
des  Mardoaios  I  628. 

Artemis.  Herkunft  aas  Asien  I  52 f.; 
identisch  mit  Iphigenia  I  85.  —  Ver- 
ehrnng  in  Arkadien  1  156,  484;  in 
Attika  I  285,  347;  in  Ephesos  1  116, 
225,  360  (s.  Artemisioa);inEaboia 
I  99,  347,  416;  in  Hemeroskopeion  1 
441;  in  den  LSndera  am  Korinth. 
Golf  I  108;  in  KreUl64;  in  Uko- 
oien  1 166, 188,  525;  in  Pisa  I  85. » 
Beiaamea:  Aristobile  II  134;  firan* 
ronia  I  360;  EnkleU  HI  185,  382; 
Hymaia  I  156,  484;  Upbria  I  108; 
Limoatis  I  190;  Manychia  II  83, 
328 f.;  Orthia  I  188.  —  Ceder  oder 
Ulme,  Bavm  der  1 511 ;  Sehatz  der  in 
Athen  II  348. 

Artemisia,  Lygdamis*  T.,  Königin  voo 
Halikamass  11  77, 101,  275. 

Artemisia,  MaassoUos'  Gemahlin,  Köni- 
gin voo  Halikarnass  III  801. 

Artemision,  Vorgebirge  von  Eaboia. 
Kämpfe  mit  den  Persem  bei  II  72  f., 
100, 103,  593. 

Artemision,  Heiligthom  der  Artemis  bei 
Ephesos  1 116, 225,229,517;  EinBoss 
auf  die  Colonisatioo  I  494;  von 
Kimmeriern  bedroht  1  559;  von 
Kroisos  aosgeschmöckt  I  565;  per- 
sische Gesianing  II  60. 

Artemoo,  attischer  lagenieur  II  245, 
355. 

Arthmios,  ans  Zeleia  II  64. 

Artobazanes,  K.  Dareios'  S.,  Perser  II 
40. 

Aramazda,  persiseher  Gott  I  597f. 

Arybbas,  K.  der  Molotter  HI  428, 665  f. 

Asbyten,  Volk  in  Afrika  I  449. 

Asioaria,  Fest  in  Syrakus  II  685. 

Asiaaros,  FL  in  Sicilien  II  683. 

Asine,  St  in  Argolis  I  194,  235. 


14 


REGISTER. 


Asine,  St  ia  Messenieii  I  192,  204,  II 
481,111349. 

Askaoios,  Aioeias'  S.,  Troer  I  69. 

Asklepiaden,  Galt  der  in  Messeoieo  I 
148;  Schalen  der  III  523. 

Asklepiaden,  Priester^escklecht  in  Kos 
1502. 

Asklepios,  Colt  des  in  Messenien  1 148 ; 
in  EpidamnosI  478;  Heilkande  in  den 
Tempeln  des  IT  283 ;  inSelinus  II  563. 

Asopia  I  241. 

Asopiehos,  Thebtner  III  260. 

Asopios,  Phormion's  S.,  attischer  Feld- 
herr II  441,  446,  859. 

Asoposi  in  der  Mythe  als  Einwanderer 
aus  Phry^ien  IUI. 

Asopos,  Fl.  im  Peloponnes  I  111,  240. 

Asopos,  Fl.  in  Böotien  I  59,  111,  381. 

Asopos,  Fl.  in  Thessalien  II  69. 

Aspasia,  Milesierio,  and  Perikles  II 
234  f.;  ang^eklagt  II  397  f.;  zweite 
VermMhlang  II  434,  858. 

Aspendos,  St.  in  Pamphylien  III  202. 

Assarakos,  K.  der  Troer  I  69. 

Assarbaddon,  R.  von  Assyrien  I  584. 

Assesos,  St  bei  Milet  I  496,  560. 

Assos,  St  in  Mysien  1  114,  II  442. 

Assos,  Fl.  in  Phokis  III  342. 

Assyrier,  dring^en  nach  Kleinasien  vor 
I  66;  anterwerfen  Phrygien,  Troas 
und  Lydieo  I  6S,  115,  552;  am  Pontos 
I  77;  Handelsverkehr  der  I  4ü0;  Ver- 
trag der  mit  Milet  I  405;  herrschen 
über  Aegypten  I  410;  im  Kampfe  mit 
Phoenikiea  I  435,  583;  Abfall  der 
Lyder  und  Meder  I  555;  Einflass  auf 
die  griechische  Kunst  I  523. 

Astaküs,  St.  iu  Akarnaoien  II  441. 

Astakos,  St.  in  Bithynien  I  416. 

Astarte,  phönizische  Göttin  I  43,  49, 
401,  492. 

Asteios,  attischer  Archont  III  316. 

Asteropos,  Spartaner  1  206. 

Astronomie,  in  Athen  II  284  f.;  in  Ba- 
bvlon  1  462 ;  in  lonien  I  509.  —  s. 
Kalender. 

Astyages,  K.  von  Medien  I  563. 

Astydamas,  Morsimos'  S.,  dramatischer 
Dichter  in  Athen  111  61  f. 

Astymachos,  Platäer  II  463. 

Asty  nomoi,  attischePolizeibeamtell  1 1 3. 

Astyochos,  spartanischer  Admiral  11 
709,711,721,735. 

Astypalaia,  Barg  von  Samos  I  115,  587, 
590. 


Asiyra,  St  in  Rariea  I  $^ 

Astyra,  St  io  Troas  I  401,  III  IU. 

Atalante,  Insel  in  EaripM  II 41«,  iH 

AUrneos,  St  ■■  Mytiea  1  460, 5T5. 

Ateas,  Skythenförst  III  696. 

Athamas,  Ahaherr  dar  Miayflr  1 82. 

Athen,  Uge  I  286 ;  ugtMieli  te 
der  sieben  Seeorte  189;  wirdHai^ 
Stadt  von  Attike  I  289, 294.  WMv- 
stand  gegen  die  IfertUidea  I  litt; 
gründet  Bphesos  I  116,  222;  chraes- 
log.  Stadien  zar  Zeit  der  Peisislrali- 
den  I  140;  oad  Sikyoo  I  2^2;  Sinil 
mit  Megara  we^ea  Salaab  I  2S1; 
und  SparU  I  283.  —  EeliUlwi|dg 
Unterstadt  I  353 f.;  Ns^iihlfcit 
durch  Peisistratos  I  355f.;  IMbm 
nach  den  Peraerkriegea  R  IM; 
Neubauten  aaterKiBMi  II 149;  Rsi- 
baaten  anter  Perikles  II  327C  - 
Bevölkerungszahl  II  51.  —  s.  Akit- 
polis ,  DipyloB,  ReraMeikos,  IMt, 
Mauern,  Peiraieos  a.  s.  w.;  tfji 
Attika. 

Athen,  St  in  BSetien  i  96. 

Athena,  Nane  III  51.  Verafcraay  n 
Aegypten  I  582;  ia  Aigiaa  117;  ii 
Assesos  I  496,  560;  ia  Athea  1 211, 
298,  356f.,  II  211,  255r.,  326;  ii 
Böotien  1  96 ;  ia  Attika  I  281  ^ 
Panathenäen) ;  in  Cbiosl576;  iaM- 
phi  I  565;  in  loniea  I  53,  226;  U  Ki- 
rioth  I  257;  in  Lakonien  I  166,525; 
in  Libyen  I  411,  442;  in  MiWt  1 
561;  in  Svrakus  11533;  in  Thesn- 
lienI95;  in  Thracienll511.— Btiliir 
Tage  der  I  4S0;  Bilder  der  I  519;  ii 
d.  athen.  Klerochieo  II  260.  —  Bä- 
namen:  Alea  III  329,  534;  Areiall 
31G;  Cbalkioikos  II  137;  ErgaaeO 
323,  349;  Hygieia  II  349;  ksaiil 
95  f.,  III  181;  Kleidaches  II  319: 
Nike  II  250,  349;  Parthenos  11344; 
Polias  1  287,  II  25i6,  335,  773,  IU53I; 
Promachos  II  343,  349;  Skiras  Ifl 
285. 

Athenagoras,  Syrakasaner  II  657. 

Athenaia,  alte  Forai  für  Atkena  III  Sl- 

Athenaion,  alter  Name  für  Bpbeses  I 
116. 

Athenaios,  Spartaner  II  517. 

AthenaVs,  Stamm  voa  Tkarioi  II  264. 

Athenis,  Archermos'  S.,  Bildaer  fts 
Chios  I  525,  529. 

Atheookles,  Athener  II  262. 


I8TBR.  15 

Bagistao«,  St.  in  Madien.  Denkmal  von 
1598. 

Bakehiaden,  HerrtchergescUecktinKo- 
rinth  1254  f.,  II  547,  III 399;  in  MUet 
I  258.  —  Colottisationsthätigkeit  der 
1427  f. 

Bakekis,  K.  von  Korintk  I  254. 

Bakckylides,  Dichter  aus  Keos  II  557, 
559. 

Baktrien  I  630. 

Baktrier,  persisches  Volk  11 44,  92, 143. 

Bardylis,  lllyrier  III  417. 

Barke,  St.  in  Cyrenaika  1  445,  449,630, 
11540. 

Bartja  (Smerdis),  Ky  ros'  S.,  Perser  1 597. 

Basileios)  Halle  im  Keraneikos  zu 
Athen  II  332. 

Basiliden,  edles  Geschlecht  in  Ephesos 
1563. 

Basilissa,  Gemahlin  des  Archon  König 
in  Athen  I  298. 

Bathykles,  Bildhauer  ans  Magnesia  I 
521,  577, 11  56. 

Batrachos,  Sykophant  in  Athen  III  15, 
19,  44. 

Battiaden,  kyrenisches  Herrscherge- 
schlecht 1  445. 

Battos,  Theriier,  Gründer  von  Kyrene 
1443  f. 

Battos  II,  K.  von  Kyrene  I  445. 

Baukunst  s.  Architektur. 

Baumcultus  I  511. 

Beamte,  in  Athen  1 324;  durch  das  Loos 
bestellt  1375  f.,  670. 

Beerdigung  1  506  f.  (s.  Gräber). 

Bellerophon  I  74,  86,  257. 

Belmioa,  St.  in  Lakonieo  I  184,  III  727. 

Belos,  phöniaischer  Gott  1  56. 

Beodis,  thrakische  Göttin  II  429. 

Beredsamkeit,  attische  II 286  ff.,  III  512 
fl.  (s.  Aischines,  Demosthenes  u.  s.  w); 
sicilischeII567f. 

Bergwerke.  Verwendung  des  Ertrages 
der  attischen  1  390,  II  31fl  (s.  Lau- 
rion);  auf  Chalkidike  1 416;  auf  Tha- 
sos  U  5,  in  Thrakien  D  249,  III  424  f. 

Berisades,  Thraker  III  465. 

Bermion,  Geb.  in  Makedonien  III  394, 
400. 

Besoldung,  s.  Sold. 

Besser,  thrakischer  Volksstamm III 424. 

Blas,  argivischer  Heros  I  87. 

Bias,  aus  Priene,  Einer  der  sieben  Wei- 
sen 1  507,  579. 

Bine,  St  in  Thrakien  HI  682. 


16 


REGISTER. 


Bisalter,  Volk  in  Thrakien  11262,111403. 

Bithyner  I  32. 

Bithynien,  Landschaft  am  Pontns.  Ar- 
kader in  I  155. 

Blutrache  I  133,  293,  302,  327. 

Boi^s,  persischer  Feldherr  II  126,  129. 

Boiai,  HafensUdt  in  Lakonien  I  168. 

Boion,  St.  in  Doris  I  98. 

Boiotia,  SUmm  von  Thurioi  II  2(*)4. 

Boiotos,  Stammheros  der  Böotier  1  95. 

Bolbitiniseher  Nilarm  I  409. 

Böotarcheo  11  402,  III  269. 

Böotien,  Landschaft  in  Mittelgriechen- 
land, natürliche  Beschaßenheit  I  9, 
86,  111  255;  Beviilkerang  I  24,  III 
254;  Kadmos  in  I  57;  lonier  in  I  59, 
111;  Minyer  in  I  77;  Einwanderung 
ans  Thessalien  in  I  96,  140;  in  der 
delphischen  Amphiktyooie  I  103; 
Answandemng  von  nach  lonien  IUI; 
113;  treibt  SchifiTahrt  1 123;  Wider- 
stand gegen  Theben  I  389  f. ;  in  den 
Perserkriegen  II  93  f.,  III  256;  von 
Alexandres  von  Makedonien  besetzt 

II  75;  Unruhen  in  II  182;  im  pelo- 
ponnesischen  Kriege  11386,  496  ff., 
523 f.,  590,  604,  676,  744;  von 
Theben  geeinigt  III  269  f.,  284,  289. 
—  s.  Theben. 

Böotier  in  Thessalien  I  95;  wandern 
nach  Böotieo  I  96;  bedrängen  Attika 

I  295;  iu  ßyzanz  1  418. 
Borystheoes,  Fl.  in  Sarmatien  I  407. 
Borysthenis,  Muse  bei  fiumelos  I  258. 
Bosporanisches  Reich  III  483,  551. 
Bosporos,  von  K.  Dareios  überbrückt  I 

604. 
Bottiäcr,  Volk  in  Makedonien  II  371, 

III  396,  402,  406. 

Branchiden ,  milesisches  Priesterge- 
schlecht I  47],  493. 

Brasidas,  Tellis'  S.,  spartanischer  Feld- 
herr. Charakter  und  Politik  II 498  IT. ; 
bei  Methone  II 407;  im  korinthischcu 
Golfe  II 420, 440;  bei  Kerkyra  II  465, 
467 f.;  bei  Pylos  II  481 ;  bei  Megara 

II  496;  in  Thessalien  II  502 f.;  in 
Chalkidike  und  Makedonien  II  5050*., 
517  ff.,  III  407 ;  bei  Amphipolis  II  520; 
Tod  II  522.  —  und  die  Heloten  II 
500,  588. 

Branron,  attischer  Demos  1  339,  347, 

358,  360. 
Brea,  St.  in  Thrakien.  Gründung  II 262, 

in  404. 


Brentesioo  (Brundisiimi),  St  laRib- 
brien  I  421,  432. 

Brilessos  s.  Peutelikoa. 

Brundisium  s.  Brentesioo. 

Brückenbau  I  491 ;  Brocke  4es  Dvciii 
über  den  Bo^oros  I  604;  4es  Xtnn 
über  den  Helfespont  II 46 1, 101,621 

Bryas,  Argiver  11  612. 

Bryaxis,  attischer  Bildhaoer  III 541.' 

Buchhandel,  in  Athen  III  517£ 

ßudiner,  Volk  in  Rosalaid  I  449. 

Bukatios,  thebanischer  Mooat  IH  33Sl 

Bularchos,  Athener  llf  711. 

Bulis,  St.  in  Phokis  I  419. 

Bund,  von  Delos.  Grondaig  U 1221; 
Zwistigkeiten  U  130 f.;  VerkfiH 
der  Bundeskasae  Dach  Atikea  11 IWC, 
254,  847;  attische  Reehtshakil  II 
225,  842;  Bundesgebiet  11 185, 2421, 
247f.,  461,  495,  524;  SteHaag  der 
BundessUaten  II  2407.,  246, 4M1, 
524,  616f.;  Ent^iekelnag  112«!; 
Schätzung  II  251  f.  (i.  Trihat);  Arf- 
ISsuBg  nach  der  sicflisehea  Eipeli- 
tion  I1706ffl  •—  neuer  attiicter  Set- 
buBdIlI281,  285,  449,  457,46l,4tt, 
470. 

Bupalos,  Arehermos'  $.,  Bildacr  m 
Chios  I  525. 

Bura,  St.  in  Achiga  III  316,  540. 

Burg,  von  Athen  s.  Akropolis. 

Bürgerrecht,  attisches,  durch  Soloage 
ordnet  1311  f.;  unter  Kleistheacil 
373f.;  unter  Perikles  II  2661.,  417; 
unter  dem  Rath  der  Vierhundert  cir 
geschränkt  II  728  ;  nach  dem  Stv« 
der  Vierhundert  11  742;  an  Melttn 
und  Sklaven  verliehen  II  779,  SSO; 
unter  den  Dreil'sig  III  26:  aatrr 
Eukleides  III  48,  754 ;  Zahl  der  atk- 
nischen  Bürger  II  801. 

Butadai,  attischer  Demos  I  373. 

Butaden,  Priestergeschlecht  in  Atki 

I  292,  392,  458,  502,  II  335. 
Bozygen,  Priester^sdilecht  ia  Athn 

1392,11  211. 

Bybios,  St.  in  Phonizien  I  34. 

Byssosstaude  I  55. 

Byzantion,  St.  am  thrakischen  Bosperti 
Gründung  I  271,  417  ;  von  den  Pe^ 
sern  genommen  I  609 ;  von  den  Gri^ 
chen  genommen  II  1 1 7 ;  Pansaaiai  ii 

II  118,  128;  FlottensUUoB  derGri^ 
chen  II  126;  von  Athen  genoBBCin 
136 ;  unterstützt  die  samischenOli(;a^ 


BB6I8TEB. 


17 


dien  II  214;  voo  Athen  aoterworfen 
n  245;  Tribat  an  Athen  II  252;  fällt 
yoD  Atheo  ab  II  750;  von  Alkibiades 
genommeii  II  760;  von  Lysandros 
geBomDen  II  800;  von  Thrasybalos 

ßioflnoen  in  201 ;  im  nenen  attischen 
■de  III  282,  449;  im  Bande  mit 
neben  III  365,  459 ;  fällt  von  Athen 
ab  III 467;  im  Bande  mit  K.  Philippos 
DI  440;  im  Bande  mit  Athen  111  677; 
TOB  K.  Philippos  belagert  III  684  f. 
IjrsM,  Naxier  I  612. 


_, ,  Sl  in  Italien  s.  Agylla. 

iQHtlMiffer,  a.  Karthager. 
Wlal512. 

EtaliriM,  attischer  Feldherr,  in  Aigina 

;.  m  2Q2;  in  Cypern  III  205,  211,  219; 

•liei  Kleotherai  III  267,  778;  in  Böo- 

'   t|ea  111  278;  Föhrer  der  Bandesflotte 

:  m  tS2f.,  450;  Mitfeldherr  des  Iphi- 

i  Iknrtea  m  292 ;  auf  dem  Isthmos  von 

Rorioth  HI  335;  angeklagt  III45S; 

;    <B  Aegyptea  III  462,  4S0;  Tod   III 

'  4^1.  —  and  Aristophon  III  462;  nnd 

PlaUa  III  509. 
CtediryiioBy  Vaseamaler  II  314. 
CInireaa,  Athener  II  730. 
Cteireaion,    Charikles'    S. ,    attischer 
'.    FaMherr  II  615. 

iapirephoB,  SokraHker  IH  107, 1 17,496. 
OPuaraaeia,  St.  in  Büotien  I  96,  II  183; 
.  .SaUaeht  bei  HI  716  f.,  813  f;  Deok- 
^  MMÜ  aaf  dem  Schlachtfelde  III  745. 
nßMtr  a.  Babylon. 
^^•Ikadon,  St.  am  Bosporos.  Gründung 
.1  1417;  Tribat  an  Athen  11  252;  von 
;'  >Umi  Persern  genommen  I  609;  von 
*  Alkibiades  genommen  11  758 f.;  von 
.,    Lyaandros  genommen  II  800;    von 

Thrasybalos  genommen  III  201. 
tOMlkSdeas,  spartanischer  Admiral  II 
..  704^  706  f.,  710. 

Gkalkidike,  Halbinsel  Makedoniens  1 
416;  Verfassang  von  I  546;  and 
Athen  11  371  f.;  fällt  von  Athen  ab 
n  ftlOff.;  III  405  f. ;  an  Athen  zarück- 
ga^eben  II  524;  im  peloponnesischen 
Bande  II  588;  seit  dem  Nikiasfrie- 
•    4aB  U  61SE;  nnd  K.  Philippos  HI 

441  IT. 
Ghalfcia,  St.  in  AetoUen  I  255,  419,  II 

178. 
Chalkia,StinE]iaI4]9. 
Ghalkia,  St  in  Baboia.    Lage  I  79; 
Oirtina,  Register. 


im  Kampfe  mit  der  attischen  Tetra- 
polis  I  288;  in  Fehde  mitEretrial 
232,  259,  417;  .in  Verbiodang  mit 
Korinth  I  255;  im  Kriege  mit  Athen 
I  288,  380,  384  f.,  II  178;  attisehe 
Klernchen  in  I  385,  II  185,  260; 
von  Theben  angegriffen  HI  464; 
Tyrann  in  HI  590;  im  Bande  mit  Athen 
III  665,  678.  —  Verehrung  der  Arte- 
mis 1 99;  des  Apollon  I  492;  MeUU- 
indastrie  1255,  414f.;  babylonischer 
Geldfass  in  I  260;  Seefahrten  1417; 
Colonien  von  I  414  f.,  423  f.,  492; 
Sängerkampf  in  I  537. 

Chalyber,  Volk  am  Pontes  I  405. 

Chaoner,  Volksstamm  in  Epiraa  I  91  f., 
s.  Choner. 

Charadros,  Bach  in  Argolis  III  192. 

Chares  ans  Aixone,  attischer  Feldherr 
III  462,  481;  bei  Kyzikos  H  753; 
in  Kerkyra  IH  463 ;  im  thrakisehen 
Meere  III  464f.;  bei  Chios  IH  467, 
469;  im  Dienste  des  Artabazoa  HI 
470  f.;  in  Sigeion  IH  479  f.;  in  Thra- 
kien III  580;  im  olynthischea  Kriege 
HI  603  f.;  am  Bosporos  HI  685;  in 
Araphissa  III  710;  bei  Chairoaeia  III 
716. 

Charias,  Athener  I  366. 

Charidemos,  Söldnerfuhrer  t^as  Oreos 
HI  481  f.;  beiAmphipolis  IH  421,482; 
und  Kersobleptes  III  463,  479,  580; 
und  Athen  III  581 ;  im  olynthisehen 
Kriege  III  6<)4;  als  attischer  Feldherr 
HI  719  f. 

Charikles,  Apollodoros'  S.,  Athener  II 
032,  642,  HI  27,  33. 

Charilaos,  König  von  Sparta  I  172  f., 
194,  209,  234. 

Charillos,  s.  Charilaos. 

Charinos,  Athener  H  152,  394,  408. 

Chariten,  Call  der  in  Orchomenos  1 78, 
in  Kreta  I  65. 

Charmidas,  Spartaner  1  282. 

Charmides,  Glaakon'sS.,AthenerII8l4, 
IH  108. 

Charminos,  attischer  Feldherr  II  721. 

Charoiades,  attischer  Feldherr  II  578. 

Charon,  Geschichtschreiber  aas  Larap- 
sakos  II  274. 

Charon,  Thebaner  IH  265  ff. 

Charondas,  Gesetzgeber  in  Katane  I 
545  f.,  H264,  528,550,572. 

Cbarops,  Aischylos'  S.,  attischer  Ar- 
chont  I  297. 

2 


18 


REGISTER. 


Chartas,  KiinsUer  ans  Sparta  1  525. 

Charybdis  I  224. 

Cbeileos,  Te^eat  II  62,  102. 

Cheimerion,  Vorgab,  io  Epiros  U  369. 

Gheirisophos,  Spartaner  111  134,  ]39. 

Cbelidooeeo,  Inselgruppe  bei  Lvlcien  II 
189. 

Chersikrates,  Bakchiade  ans  Korioth  1 
259. 

Chersonnesos,  Halbinsel  am  Hellespont, 
nnd  Athen  11  107, 145,  180,  261,  III 
464,  484,  579,  670,  723. 

Cbilon,  Spartaner,  Einer  der  sieben 
Weisen  I  206,  507,  II  494. 

ChioD,  MGrder  des  Tyrannen  Klearrhos 
III  547. 

Cbios,  Insel  im  ägaischen  Meere  1117; 
colonisirt  Nankratis  !  413;  im  Runde 
mit  Milet  I  559 ;  gewinnt  Atarnens 
1  460,  575;  von  Kvros  unterworfen 
I  58<l;  nnter  Tyrannen   1  602;    im 

[];;;'ionischen  Aufstande  1 623  f.,  625, 627 ; 
in  den  Perserkriegvn  H  105, 107;  nnd 
Athen  II  125,  245,  391,  695,  703  f., 
706,  777  f.,  111  282,  449,  465,  467  ff., 
677;  nnd  Sparta  II  771,  777  f.,  790; 
im  Bunde  mit  Theben  III  365 :  onter- 

[^stülzt  Byzanz  III  6S5.  —  Weinbau 
1  75;  Bevölkernag  I  225;  Mundart 
von  1  225;  M&nzen  von  1236;  Erfin- 
dung des  Lothens  auf  1525;  Kanst 
auf  I  524  f.,  529,  586;  Epos  in  I  533. 

Choireaten,  Volksabtheilung  in  Sikvon 

I  244. 

Choirilos,    attischer  Tragödiendichtcr 

II  297. 

Choirilos,  epischer  Dichter  aus  Sanios 

III  120,417,502. 

Cboner  (Ghaoner),  Volksstamm  in  Unter- 
italicn  I  429. 

Chor,  in  Athen  durch  Liturgie  gestellt 
II  250f.,  701;  dramatischer  I  539,  II 
293,300;  bei  Euripides  Hl  77;  den 
Komödien  entzogen  III  8$. 

Chorasmier,  persisches  Volk  II  44. 

Choregiell  250  f.,  308,  701. 

Chromios,  Syraknsaner  II  549. 

Chronologie,  in  .Anknüpfung an  Priester* 
Verzeichnisse  I  50]  f.,  681;  älteste 
Versuche  1  140,  II  278;  in  Athen  I 
140,  362;  in  AleAandria  1 1 40.  —  s. 
Olympiaden. 

Chrysippos,  Arzt  ans  Knidos  III  524. 

Chrysopolis,  St.  am  Bosnoros  11  756, 
784,111  139. 


Chrysothenis,  Dichter  ■■iHretiUS6i 

Chthenophyle  I  153. 

Cilirien,  Landschaft  Kleinasien.  Um- 
tik  in  I  463. 

Citberniusik  II  194, 111  81  f. 

Colonicii.  Bedeatan;  I  446ff.;  fiü»- 
dienstlichcir  Charakter  I  493e;  mL 
Delphi  I  544  f. ;  Verfaasug  I WL, 
Stellung  KU  den  MatterstidteaHni 
->  in  Afrika!  409  ir.,442r.;  in  GaBn 
I  438 f. :  in  iberieo  1  440 f.;  ialldn 
1422  ff.:  in  KleiMtiea  IIISC;  ■ 
Pontos  I  4^5  ff. ;  io  Thrakien  1415  K 
577f.  — von  Athen  11 14, 11 262t, M7; 
vonChalkisl414f.,423f.;vo«Bpite' 
ros  I  117;  von  Eretria  1416  f.;  th 
Kerkyra  1 420 f.;  der  kleiaaslaliKto 
KüstenstSdte  I  397  f.:  von  Rtririk 
I  260,  416  f.,  427;  von  Mfgarairi, 
416f.,  427,  434;  von  NaefflOlt; 
405  ff. ;  von  Ntxos  1 433:  voa  Phfkai 
I  438ff.;  von  Rhodos  1433,438, nm 
541 ;  von  Syrckua  II  533. 

Cykladen  1  611 ;  abhüngi^  voa  Rrvhl 
64;  von  Athen  coloniairtl  112,111 

Cyniker,  Schule  der  III  495,  544. 

Cypern.  Verkehr  mit  PhSaiaiaa  I  Ik 
phönizische  MiederlasssBgea  arfl 
48;  Achäer  in  I  83;  Arkader  la  I IK: 
Solon  in  I  337;  anter  aaiffinia 
Herrschaft  I  434,  583;  von  AegT]«i 
unterworfen  1  5S3;  im  .^uftttile 
gegen  Persien  I  617,  620  f.;  ha  Pff- 
serkriege  II  45,  S1,  140:  den  Perw 
entrissen  II  116;  ond  Athen  B  \% 
188:  nnter  fiua^oraa  11  777  (s.  B» 
goras):  von  Persien  wiedergewMMi 
III  205.  ~  Handel  der  lonier  uAl 
137;  Mundart  I  156;  iol.  Dialekt  aif 
I  24;  Gottesdienste  1 53,  583;  KifCrr 
in  I  414,  H  272;  Maatik  ia  1463; 
Münzen  in  m21]. 

Cyrenaiker,  Philosophenschale  III  Mi 
—  s.  Aristippos. 

Daidalidenl  521,  ü  318. 

Daidalos,  mvthischer  Künstler  aas  Rrtti 

I  65,  524" 
Daktylen,  Dämonen  im  Ida  I  68. 
Damaretion,  svrakasanische  Miaie  II 

563. 
Damasenor,  Tyrann  von  Milet  I  290. 
Damasos,  ans  Siris  1  250. 
Damia,  Göttin  in  Epidaaros  I  519. 
Damiskos,  Messen ier  III  360. 


REGISTER. 


lÖ 


idaft,  Thebiner  lU  265. 
tidas,  K.  von  Argos  T  235. 
attischer  Mosiker  II  212,  282, 

08  ans  Oa,  Athener  II  220. 
D,  Pisat  I  216. 
idaa,  Lepreat  I  216. 
ir^vxsche  PeTasger  I  85  f. 
44,  56,  80,  86,  141,  481. 
Tyrann  von  Abydös  I  602. 
',  10  Troas  139,  68  f.;  beuo- 
B  Aegypteo  1 40 ;  als  Celonisten 
•9;  Raabzäge  der  171;  voo  den 
ro  znrück^edr'dogt  I  114,  118, 
Niederlassangeo    der  I  223; 
ka  I  285;  mit  den  Achäern  vfr- 
I  119;  mit  den  Elymern  ver- 
1436. 

i,  Stadt  der  Dardaner  I  6b. 
ly  Beros  der  Dardaner  I  68. 
(,  St  in  Troas  I  622. 
y  persische  Goldmünze  I  60U, 

• 

.Rektor),  Priamos'  S.  I  69. 
.  Hystaspes'S.,  K.  von  Persien, 
besteigon;  I  598;  Reformen 
»99  f. ;  verwüstet  Saroos  I  596, 
egen  die  Skythen  I  603  f. ;  gc- 
hrakien  I  606  f. ;  gegen  Make- 
I  I  608;  gegen  Griechenland  1 

n  6  ff*.;  nene  Rüstungen  gegen 
lenland  H38f.;Todn  40. 
(1  Ochos,  iL  von  Persien  II  694, 
l 

Xerxes'  S.,  Perser  II  141. 
I,  Gan  des  in  Karlen  I  553. 
>n,  St.  an  der  Propontis.  Grün- 
1555;  Hauptstadt  einer  persi- 
Provinz  I  601,  II  695. 
rsischer  Feldherr.  Abstammung 

Oberbefehlshaber  gegen  Grie- 
ind  II 12,  38. 
t  In  Thrakien  111  424  f. 
,  persischer   Feldherr  f  616, 

fiSraengebände  im  Peiraieas  II 

[y  Gemahlin  K.  Archidamos'  III 

aarU  III  436. 

«OS,  KomSdiendichter  in  Syra- 

556. 

ehe,  Megakles'  T.,  Gemahlin 

teinias  II  593. 

tnea,  Hieron's  S.,  Syrakosaoer 


Deinomeniden  s.  Gelon,  Hieron. 

Deiokes,  K.  von  Medien  I  561. 

Deiphontes,  Heraklide  1  151,  158,  234. 

Deisidämonie  I  465,  III  56. 

Dekadochen,  attische  flT  33. 

Dekarchieen,  spartanische  IH  9  (s.  Zehn- 
männer). 

Dekeleia,  attischer  Demos  I  374 ;  von 
Sparta  besetzt  II  697,  801. 

Deliasten,  priesterliche  Familie  in 
Athen  1  465. 

Delion,  St.  In  Böotien.  Schlacht  bei 
Il497f.,  597,11194,  271. 

Delos,  Insel  im  ägSischen  Meere.  Apol- 
lodienst auf  1  54,  65,  76,  471,  588; 
Verhindung  mit  Delphi  I  107,  465; 
Amphiktyooie  von  I  351 ;  Theo- 
rien nachl  465;  Festfeier  in  I  489; 
Reinigung  durch  Peisistratos  1351; 
Reinigung  während  des  peloponnesi- 
schen  Krieges  II  477 f.;  Verbindung 
mit  Rhenaial  588;  Perser  in  II  12; 
Mittelpunkt  des  attischen  Seebandes 
11  r23f.  (s.  Bund);  Vertreibung  der 
Bewohner  durch  Athen  II  519;  Rück- 
führung der  Bewohner  II  592;  Am- 
phiktyooensprnch  über  Delos  In  654 
f.;  Erdbeben  auf  II  100,  400. 

Delphi.  Lage  I  471  f.;  Gründung  1 100, 
245,  473;  verschiedene  Culte  in  1 52, 
472,  504,  534;  Apollocult  I  54, 100, 
245,  473  ff.  —  im  ersten  heiligen 
Kriege  mit  Kiisa  I  247,  313  f.,  334; 
im  zweiten  heiligen  Kriege  mit  Pho- 
kis  II 182;  im  dritten  helligen  Kriege 
mit  Phokis  III  436,  624 ;  in  den  Per- 
serkriegen II  59  f.,  75;  von  lllyrlern 
bedroht  III  249;  R.  Philippos  in  III 
627.  —  Festfeier  in  I  249,  484  f.; 
Tempel  von  1  366,  508,  Hl  lOO, 
698;  Lesche  in  I  505,  542,  H  316 
f.;  Schatzhäuser  in  I  532.  H  548,  HI 
311,  382;  Weihgeschenke  in  1532, 
542,  552,  556,  564  f.,  II  86,  323,  568, 
571,  111123,382;  Messen  in  I  489. 
—  heilige  Strafse zum Olympl  100 f.; 
Festzug  nach  Tempe  I  48*1 ;  Theorien 
nach  1  460,  465.  —  Bedeatnng  des 
Orakels  I  472  7.;  Mittelpunkt  der 
pythischen  Amphiktyoniel  101  f.,  473, 
II  133,  III  311  (s.  Amphiktyonie);  als 
Erdmittelpunkt  angesehen  I  497; 
nationaler  Mittelpunkt  I  540  IT.;  sin- 
kender Einfluss  I  549,  II  54  f.,  III  59. 
und  die  Zeitordoang  I  479  AT. ;  and 

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Diodotos ,  Eakrit«B'  S.,  Athener  U  436, 

458  ff. 
DiofCD«*,  Phllotoph  »a»  Apolloala  11 

206. 
Diog«aea,   Philotopb    «os    Sinope   DI 

49ä. 
DiopietDi,  Atkener  III  37. 
Diogoetoi,   AAeaer,   HicromBeuoa   la 

Deipbi  III  697  f. 
Diokleidfli,  AtheDcr  II  6491.,  653. 
Dioklei,  Athener  III  47. 
Dielkna,   Fabrbttin  auf  dem  Itthmoi  I 

255,  264, 

'uedoD,  attUeher  Peldherr  II  T29, 
■•.  778,  782,  789. 
'S,  Andrier,  Feldherr  in  Syrakus 


.,  Maler  aus  Kolaphon  II  316. 
.  uysioa,  Feldherr  aua  Pbakaia  1 625  f. 

DiuDysioH,  HeriHokrates'  S. ,  Tyrann 
von  :iyrakus,  selaogt  zur  Ilerrachart 
III  129;  aiaimt  die  Meoeeier  tut  III 
151;  and  Athen  III  204,  211),  4S7, 
531,  592;  und  Sparta  III  155,249, 
203;  and  Theben  In  336, 

Dionysios  der  Jüngere,  DioBvsios' S., 
Tyrann  von  Syrakus  HI  335,  351, 
525,  547  r, 

DIoDyeios,  Athener  Elegien  des  II  293; 
der  'Kopfermana'  II  575, 

Dloeyiodgros,' Athener  II  8|0,  III  17. 

Dionyaodoroa ,  Geachiehtech  reiber  in 
Theben  III  381. 

Dionjaoi.  Einfährnngin  Griechenland 
I  52 ;  Verebrnog  in  Attika  1 353,  358, 
3U1 ;  iD  Delphi  I  313,  473,  480,  534; 
bei  den  Gelonern  I  450 ;  in  Korinth  I 
257,  2SS;  in  Kreta  I  65;  in  Sicilien 
[I  5S3r.;  in  Sikyon  I  244.  ~  Feate 
dei  i.  Dionyaien.  —  Dionysoatheater 
in  Alben  II  333,  III  745. 

Diopelthea,  Athener  0  396,437,642, 
III  59. 

Pjopeithea,  attischer  Feldherr  III  6TUf., 
613,  678. 

Diopelthe«,  SparUaer  III  154. 

Diapbantoi,  attbeher  Archont  Hl  213. 

Diopbaatos,  Thabaner  III  373. 

Dioikoren ,  Verehrnng  in  Arkadien  I 


20 


RBGI8TER. 


die  Geschichtschreibnog^  1  503;  and 
die  KoDst  I510f.;  uod  die  Poesiel 
535f.;  uod  die  Colonisatioo  1427,447, 
491  f.,  496,  544  f. ;  und  die  Tyrtnoen 

I  544;  and  das  Aosland  I  504,  542; 
und  Aetolien  I  543;  und  Aigioa  II 
7;  and  Ar^os  I  549;  and  Attika  1 
107;  and  Athen  I  248,  332,  351,  548, 

II  182,  639,  808;  and  Chalkis  1427, 
428,537;  and  Delos  I  107;  und  die 
Dolonker  1343;  und  Knidos  1549; 
nnd  Kreta  I  245,  509,  549;  and  Kri- 
sa  I  246,  473;  and  Kyrene  1  444, 
496  f. ;  nnd  die  liparischen  Inseln  I 
437;  und  die  ozol.  Lokrer  III  699; 
and  Lydien  I  542;  and  Mantineia  I 
543;  und  Olympia  I  220;  and  Phokis 
III 433  (s.  oben.);  und  Phrygien  1 552. 
und  Rom  1  542  f. ;  and  Sikyon  I  248, 
548;  und  SparU  I  172  f.,  207,  246  f., 
383,  507,  509,  543,  548,  II  380,  472; 
ond  Theben  III  31 1.  >-  and  K.  Agesi- 
laos  III  181;  und  dife  Alkraäoniden  I 
366,  549;  und  K.  Alyattes  1496, 560; 
uad  K.  Amasis  I  583 ;  und  K.  Gyges 
1 555 ;  und  lason  von  Pherai  III 343  f. ; 
und  Kimon  11  130;  und  Kleisthenes 
von  Athen  1372,380;  und  Kleisthenes 
von  Sikyon  1  247, 475, 544,  548;  und 
K.  Kleomeoes  I  549,  II  10;  and  K. 
Kroisos  1564  f.,  569;  und  Kylon  I 
304;  und  die  Kypseliden  1 263 ;  und 
Lykurgos  I  172  f.;  und  Lysandros  III 
173;  und  die  Peisistratiden  1366; 
und  Peisistratos  1 351 ;  und  R.  Philip- 
pos  111 697, 740 ;  und  Py thagoras  1510; 
und  Sokrates  III  1 07  f. ;  and  Solon  I 
310,  313;  und  die  Tarquinier  I  542; 
und  Themistokles  II  86  f. 

Delphinioo,  Blutgerichtsstätte  in  Athen 

1302. 
Delphinios  s.  ApoUoo. 
Delphion,  Phliasier  III  246  f. 
Delphusa,  Quelle  in  Delphi  I  472. 
Demades,  Athener  III  644,  718  IT.,  722f., 

731. 
Demaratos,  K.  von  Sparta  1  384,  549, 

II  9  f.,  42,  61,  101 ;  Nachkommen  des 

in  145. 
Demarchos,  Demenvorsteher  in  Attika 

1374. 
Demarete,  Gemahlin  Gelon's  von  Syra- 

kus  540,  563. 
Demaretion,  syrakasische  Münze  II 563, 

866. 


DemeD,   attische   Bezirke  1)7)1 
Heroen  der  I  SSO. 

Demeter.  Verehrung  der  ii  D 
272;  in  Attika  I  285,290,: 
Eleusis  1  289,  291;  Mystar 
1506;  Kreta  1  52,65;  u  Hl 
I  148,  in  331  f.;  in  ParMl 
612;  in  Phigaleia  1  549;  in  S 
436,  458,  n  553 ;  in  Tbebea 
bei  Thermopylai  I  102,  D  e& 
Bandesgottheit  I  99. 

Demiargen ,  Volksabtheilaag  I 

I  292. 

Demochares,  Athener  DI  551. 

Demokedea,   Arzt    ans  RrotM 
609  ff.,  II  41. 

Demokleidea»  Athener  II  262. 

Demokopos,   Baameister  in  Sj 
556, 

Deniokritos,    Philosoph  ans  ) 
578,  II  202  f.,  ni  58,  746.  75 

Demomeles,  Athener  III  711. 

Demonides,  Athener  aus  Oia  11 

Demophantos,  Athener  II  747, 

Demophilos,  Athener  III  647. 

Demophon,  attischer  Feldhen 
773. 

Demophon,  Athener,  Vormand 
mosthenes  III  554. 

Demosthenes,  Alkisthenea*  S., 
Feldherr  II  471 ;  im  westlid 
chenland  II  4730*.;  besetzt 
479  ff.,  487  f.,  861;  bei  II 
495 ;  in  Böotien  11496r.;be 
ros  II  608 ;  Feldherr  gegta 

II  672;  bei  Syrakas  U  67. 
dem  Rückzöge  II  68 1  ff.;  g« 
683 ;  Tod  II  684  f.  —  Rricf 

III  221. 

Demosthenes ,  Demosthenes* 
scher  Redner.  HerkoBfl  n 
ni55]ff.,  79S;  Charakter  I 
Anlagen  nnd  Aoshildnng  H 
als  Sachwalter  III  565;  Pal 
öffentliche  Stellaog  III  5S^ 
602  f.,  613,  615,  645  f.,  648 
664,  669,  675,  678  ff.,  685 
700ff,  720,  723f.;  Gesaadt 
Philippos  III  611,  618,  610 
klagt  Aischines  an  III  651  f. 
807 f.;  Gesandter  im  Pelap 
658  f.,  679;  am  Hellespoat 
mit  dem  Goldkranze  geehrl 
711,  715;  an  der  Spitze  dft 
rongstusschnsses  III  707;  ia 


REGISTER. 


21 


m  707 f.;  and  Pfaokioo  IH  711,  714; 
im  ig'tisehen  Meere  111  720,  722 f.  — 
Charakter  seiner  Beredsamkeit  III 
563 fi.  568 f.;  Reden:  gegen  Andro- 
tioB  III  565  f.,  567  f.  gegen  Leptines 
111  566  f.  gegen  den  Perserkrieg  III 
'^1  TOD  den  Symuiorien  111  573  f.  für 
Ifegalopolis  III  577 f.,  649  gegen 
ArUtokrates  III  581,  649,  670  für 
Rliodos  111  583  erste  Philippika  III 
585,  587  f.  gegen  Meidias  III  593  f. 
olynthische  III  599  If.,  802  f.  über 
dao  Frieden  III  633  f.,  706  mes- 
senisehe  III  659  f.  zweite  Philippika 
m  661  vom  Chersonnes  III  671  ff*., 
707  dritte  PhiHppika  III  673  IT.  — 
Rückblick  aaf  seine  Wirksamkeit  III 
72801;  Quellen  seiner  Geschichte  111 
T97f. 

Demostratos ,  attischer  Redner  II 
638. 

Derkyllidas,  spartanischer  Admiral  II 
750,  III  127,  146, 155,  183,  202. 

Oeokalion  1 104,  358. 

llexUeos^  Athener  III  216. 

Msy  losel  bei  Kreta  f  63, 

Madikasie  III  798. 

iHStoten,  attische  SchiedsmÜuoerl  327, 
'l!a25 

Dlagoraa,  Melier  III  58  f.,  755  f. 

IKagoriden,  in  Rhodos  I  204. 

Oiakria,  Gebirgsgegend  in  Attika  1  338, 
d58,  II  21,  697. 

lNakri«r,  Gebirgsbewohner  in  Attika  I 
800,369,373,11  13  f. 

Maktoridas,  Skopade  I  251. 

üfalakte  122 f.;  dorischer  1 23, 1S8;  atti- 
«eli«rI394,  II  286,  288 f.;  ioaischer  I 
225;  Holischer  II  850;  cyprischer  I 
156;  makedonischer  III  397. 

IHaaien,  Zensfest  in  Athen  I  304. 

DlilyBiaion,  Heiligthoui  bei  Milet.  Ora- 
kel von  I  471;  Bedentaog  für  die 
ailetische  Colonisation  I  493;  als 
BnDdesheiligthom  I  554;  Weihge- 
•dienke  des  Kroisos  in  I  564,  617 ; 
TOD  den  Persern  verbrannt  I  626; 
parsisehe  Gesinnang  des  II  60. 

Dtaiporos,  BöoUrch  II  402. 

la  I  18,  537.    vgl.  Tyrtaios. 
rephes,  Athener  II  695. 
).  Geb.  in  KreU  I  65. 
>Ue  II  154. 

Dloeksres,  Thor  des  in  Athen  II  331. 

DIoaoroa,  Athener  III  566,  56». 


Diodotos,  Eakrates'  S.,  Athener  II 436, 

458  ff. 
Diogenes,  Philosoph  aas  Apollonia  11 

206. 
Diogenes,    Philosoph    aus    Sinope   QI 

495. 
Diognetos,  Athener  III  37. 
Diognetos,  Athener,  HieromBemon  in 

Delphi  III  697  f. 
Diokleides,  Athener  II  649  f.,  652. 
Diokles,  Athener  III  47. 
Diolkos,  Fahrbahn  anf  dem  Isthmoa  I 

255,  264. 
Diomedon,  attischer  Feldherr  II  729, 

736,  778,  782,  789. 
Diomilos,  Andrier,  Feldherr  in  Syrakns 

II  662. 

Dioo,  Syrakasaner  III  548. 

Dion,   St.  am  Athos  11  510^  615,  III 

409. 
Dione,  Verehrung  der  in  Dodona  1  94. 
Dionysien,  in  Athen  II  154,  295.  333, 

III  488. 

Dionysios,  Maler  ans  Kolophon  II  316. 

Dionysios,  Feldherr  aus  Phokaia  1 625  f. 

Dionysios,  Hermokrates'  S. ,  Tyrann 
von  Syrakus,  gelangt  zur  Herrschaft 
III  129;  nimmt  die  Messenier  auf  III 
151;  und  Athen  III  204,  216,  457, 
531,  592;  und  Sparta  III  155,249, 
293 ;  und  Theben  III  336. 

Dionysios  der  Jüngere,  Dionysios'  S., 
Tyrann  von  Syrakus  III  335,  351, 
525,  547  f. 

Dionysios,  Athener  Elegien  des  II  293; 
der  *Kupfermann'  II  575.  ' 

Dionysodoros,' Athener  II  810,  III  17. 

Dionysodoros,  Geschichtschreiber  in 
Theben  III  381. 

Dionysos.   Einführung  in  Griechenland 

I  52;  Verebrnog  in  Attika  I  353,  358, 
301;  in  Delphi  1  313,  472,  480,  534; 
bei  den  Gelonern  I  450 ;  in  Korinth  I 
257,  265;  in  Kreta  165;  in  Sicilien 

II  553 f.;  in  Sikyon  I  244.  —  Feste 
des  s.  Dionysien.  —  Dionysostheater 
in  Athen  II  333,  III  745. 

Diopeithes,  Athener  11  396,437,642, 

III  59. 

Diopeithes,  attischer  Feldherr  III 670  f., 

673,  678. 
Diopeithes,  Spartaner  111  154. 
Diophantos,  attischer  Archont  III  213. 
Diophantos,  Thebaner  III  373. 
Dioskuren,  Verehrung  in  Arkadien  I 


22 


REGISTER. 


251;  in  Athen  II  316,  348,  740;  in 
Lakonien  I  164  f.,  175. 

Dioskurias,  St.  am  Pontos  I  40S. 

Diotimos,  Athener  l\\  647,  650,  720. 

Diotrephes,  Athener  II  723 f. 

Dipaia,  St.  in  Arkadien  IT  169. 

Dipatyros,  pelaagiacher  Zeos  I  46. 

Diphilos,  Athener  III  689. 

Diphridaa,  spartanischer  Feldherr  III 
203. 

Dipoinos,  Bildhauer  ans  Kreta  1 162,529. 

Uipylon,  Thor  in  Athen  II  149,  330. 

Dirke,  Fl.  in  Böotien  I  SO. 

Diskus  I  484. 

Dithyrambos,  in  Korinth  I  257,  265; 
in  Athen  I  362,  II 195,  295,  III  78  f., 
531  f. 

Dodona,  St.  in  Epirus,  pelasgischer  Ur- 
sitz  1  28;  Priesterinnen  von  158; 
Sitz  der  Gräker  I  93 f.;  Orakelstätte 
des  Zeus  I  93,  107,  456;  BinOuss 
Libyens  aof  I  503. 

Dokimasie,  Prüfung  der  Beamten  in 
Athen  III  110. 

Dolonker,  thrakischer  Volksstamm  I 
343,  604. 

Doloper,  Volk  in  Thessalien  I  102,11 
66,  III  340,  628. 

Dorier.  Herkunft  aus  Thessalien  I  29, 
33,  97;  Mundart  I  23;  Charakter  I 
145  f. ;  in  Doris  1 98, 1U7;  Verbindung 
mit  den  Maliern  1  102;  Verbindung 
mit  den  Makedonicrn  III  3*.)6;  in  der 
delphischen  Amphiktyonio  I  10.'t,105; 
dorische  Wanderung  I  lü6f.,  140; 
dringen  in  den  Pelopoones  I  lOS, 
146f.,  157;  am  Isthmus  I  109,  151; 
in  Messenien  I  147  f.,  155;  in  Lako- 
nien I  149,  158,  165,  176f.;  in  Epi- 
dauros  1  151;  in  Troizeu  I  151;  iu 
Argos  I  150,  158,  233 f.;  in  Sikyou  I 
150,  240;  an  der  ionischen  Wande- 
rung betheiligt  I  112;  in  Kreta  I  115, 
158 f.;  bedrängen  Attika  1  295.  — 
Colooien  der  I  115;  Apollocult  I  99; 
dorischer  Baustil  I  512 f.;  dorische 
Lyrik  I  538. 

Dorieus,  Anaxandrides'  S.,  Spartaner  I 
119,1157,  536. 

Dorieus,  Sobn  des  Diagq^'as,  spart.  Ad- 
miral  II  751. 

Doris,  Stamm  von  Thurioi  II  264. 

Doris,  Landschaft  in  Mittelgriechen- 
land. Einwanderung  der  Dorier  in  1 
98;  von  Phokis  angegri/Ten  II  173; 


im  Bunde  mit  Sparta  11  471;  iakri- 

ligen  Kriege  ge^ea  Phokis  IU43&: 

in  der  delphischen  Amphiktyoair  Dl 

628. 
Doriskoa,  St.  in  Thrakiem  II  46,  ilfi, 

128. 
Dorkis,  spartanücher  Fcldberr  U  Itft. 
Doros,  StammJieros  der  Darier  I  IM, 

108. 
Doxandros,  Mytilenäer  II  444. 
Drabeskos,  St.  io  Thrakien.  ScUaskl 

bei  II 145,  264,  331,  III  425. 
Drachme  I  238,  317, 33  t,  U  574. 
Drakon,  attischer  Archont  I  301t,  663. 

—  Criminalrecht  des  beibehält«  I 

328;   Gesetze    des  aiter  Eakktfa 

restituirt  III  46. 
Drakoatidas,  Athener  II  S14. 
Drakontides,  attischer  Feldherr  II 371 

397,  854. 
Drama ,  Entstehang  des  1  362,  II 296; 

attisches  III  60  ff.  —  a.  Kaiiödie,Si- 

tyrspicl,  Tragödie. 
Dreifsig   (Tyrannen)    in  Athen.    Ca- 

setzung  der  I1S15;   Uerraehaft  d« 

III 12  ET.,  22,  25  f.,  3üf.;  SpalUagd« 

III  33 f.;  in  Elensis  III  40;  Stander 

III  43. 
Dryoper,  Volk  am  Oeta  I  98;  vaadn 

Doriern  besiegt  I  100,  103;  iaMa- 

senien  1  192. 
Drvs,  St.  in  Thrakicu  III  479. 
Dukctios,  Sikuler  II  565,  575. 
Uuris,  Maler  II  194,  314. 
Dvmanen,  Stamm  der  Dorier  I  147,151. 

*163,  170. 
Dymas,    Schwiegersohn    des  Priantt 

169. 
Dyrrhachion  s.  Epidamnos. 
Dvspouticr,  Stadtgemeinde  inPisatiil 

*217,  266. 

Echemos,  K.  von  Tegea  l  107,  15b. 

Kcbetlus,  Heros  II  196. 

Ecbiuaden,   Inselgruppe   im   ioniscfcn 

Meere  I  419. 
Echinos,  St.  in  Phthiotis  III  674. 
Edonei',  thrakischer  Volksatamm  II  ll^i 

264,  512,  III  424. 
Eetion,  Korinther  I  262. 
Eetioneia,  Halbinsel  imPeiraiensIIT^ 
Egesta,  St.  in  Sicilien  I  436;  im  Raapfe 

mit  Selinus   II   5b2f.;   und  .4theiU 

6 19  ff.,  634  ff.,  655;  und  Kartha^coO 

688 ;  Münzen  von  II  552. 


REGI8TJER. 


28 


r  Athen  11  208  f. 

dlagei,  attisclie  Steuerbehörde 

lie»  öSentliche  e*  Fioanzeo. 

St  in  Thrahiea  11  46,  126,  129, 

280,508,614. 

Bergfe«te  in  Meeseaien  I  203f., 

m  331. 

•^  KiUuria  1  89. 

elie  lU  653. 

HtmlelagefeneUnd  b.  Homer  I 

an,    HiiupUUdt  von  Medien  1 

s,  spartanischer  Admiral  111 197. 

iria  (Waffearnhe),  peraonificirt 

U 

ia  8.  VolksversaamnUng. 

St.  auf  dem  thrakischen  Cher- 
fla  ill  809. 
,  St.  in  Phokis  II  75,  III  704. 

Spartaner  1 196. 

Akhalia« 

Hyele. 

»laom  von  Thurioi  11  264. 
1,    Philosephenschale  II   199f., 

Uraprnng  der  1  201,  552;  in 
in  II  194,  293. 

lUmon'a  S.,  Athener  II  150. 
I,  T.  des  Agamemnon  II  305. 
>o  I  567. 

ntine,  Insel  im  IVil  II  275. 
t,  St.  in  Attika  1 96 ;  Betheiligung 
.  messen.  Krieg  I  194;  Eumolpi- 
n  i  287;  im  Kampfe  gegen  Athen 
>;  als  Demos  I  373;  dreifsig  Ty- 
ea  ia  lU  31,  40.  —  Poseidon- 
it  in  I  287 ;   Demeterdienst  in  I 
291;  Oanten  in  11  327 f.;  Fest- 
nachllSlf.,  330,  762. 
ly  St  in  Böotien  I  96. 
)rien ,  Pest  des  Zeus  in  Syrakus 
4*  —  panhellenisehes  Siegesfest 
9. 

aar,   attische  GxecntivbehÖrde 
>,  751,  39. 

I,  Thal  in  Makedonien  III  394. 
ten,  makedonisches  Geschlecht 

U. 

»andachaft  im  Peloponnes.  Aeo- 
ia  1  24,  82;  Leleger  in  I  45; 
enier  in  I  191;  alter  Verkehr 
Aetoliea  I  108;  Gründung  des 
1  154f.,  211;  im  Bunde  mit 


SparU  1  194,  213,  235;  leitet  die 
Festfeier  in  Olympia  I  21 2 f.;  Kämpfe 
um  Olympia  I  214 f.;  im  Bunde  gegen 
Persien  II  65;  als  Gesamtataat  U 
138;  demokratische  Umwiüsnng  II 
170;  und  Korinth  II  363;  im  pelo- 
ponnesischen  Kriege  II  523,  586  f., 
600,  604  ff. ;  im  Kriege  mit  Sparta  III 
146fr.,  761 ;  im  Bunde  mit  Theben  III 
327;  und  Arkadien  III  34911,  359ff., 
368;  und  K.  Philippos  fll  639  f.,  725, 
739.  —  attische  Kunst  in  II  352  ff. 

Elis,  St  am  Peneios  II  170,  III  149. 

£Hseha  (Seeland)  I  35,  636. 

Elpinike,  Kimon's  Schwester  II  127, 
162,  179. 

Elymer,  Volk  in  SieUien  I  425,  436, 
439,  11  527,  541. 

Emathia,  Landschaft  in  Makedonien  I 
607,  III  396,  401. 

Embolima,  eingelegte  Gesänge  der  Tra- 
gödien III  64. 

Kmmenideo,  Zweig  der  Aegiden  in  Si- 
cilien  II  532,  539,  564.  —  und  Fin- 
de ros  II  559. 

Empedokles,  Philosoph  aas  Akragaa  II 
200,  205,  264,  567,  577. 

Emporiai,  St  in  Spanien  I  440,  449. 

Emporion,  Handelshafen  von  Athen 
II  113. 

Endios,  Spartaner  II  703,  705,  755,  769. 

Eodoios,  attischer  Bildhauer  II  318. 

Enna,  St.  in  Sicilien.  Gründung  I  428, 
II  533. 

Eniieahodoi,  Ort  in  Thrakien  U  145. 

Eotimos,  Kreter  I  433. 

Eordaer,  Völkerschaft  in  Makedonien, 
lU  394. 

Kpanieinondas,  Polymnis'  S.,  Thebaner. 
Jugend  und  Bildung  III  258 ff.;  and 
Pelopidas  111  263;  beim  Morde  der 
Oligarchen  nicht  betheiligt  III  267; 
gründet  die  heilige  Schaar  III  271; 
Gesandter  in  Athen  III  287;  Ge- 
sandter in  SparU  III  294,  298 f.:  bei 
Leuktra  III  303 ff.;  nach  der  Schlacht 
bei  Leuktra  III  307 ff.;  ruft  die  Mes- 
senier  zurück  III  314;  gründet  Me- 
galopolis  111  322;  erster  Zug  in  den 
Peloponnes  III  327  ff. ;  zweiter  Zug 
in  den  Peloponnes  III  336;  in  Thes- 
salien III  347;  dritter  Zug  in  den 
Peloponnes  111  355 f.;  vierter  Zug  in 
den  Peloponnes  III  368 ff.;  fällt  bei 
Mantiaeia  III  373  ff.  —  Charakteristik 


24 


REGISTER. 


III  375 ff.;  seloe  Reformeo  des  Heer- 
weseos  III 301  f.;  Quellen  seiner  Ge- 
schichte III771. 

KparitCB,  stehendes  Heer  in  Arkadien 
III  323. 

Epeer,  VolkssttBm  in  Blis,  Stammver- 
wandte der  Leleger  1  45,  107,  111, 
154  f. 

Epeion,  St.  in  Triphylien  111  150. 

Epeios,  Vater  des  Aitolos  I  108. 

Epetros,  Landschaft  in  Nordgrriecheu- 
land,  natürliche  Beschaffenheit  I  92 ; 
Hellas  in  I  93,  456;  Wandemnf^en 
aas  I  93 ;  wird  barbarisch  I  457 ;  im 
Bunde  mit  Korinth  II  364 ;  im  Bunde 
mit  Ambrakia  II  4 19 f.;  Spartaner  in 
III  249;  im  neuen  attischen  Bunde 
ni  2S5;  und  K.  Philippos  III  440, 
665  r. 

Ephesos,  St.inlonien,  Gründung  1 1 14  f., 
lief.,  222;  im  Bunde  mit  Priene  I 
223;  plitischeBedeutungl  225;  An- 
drokliden  in  I  226 ;  von  Kroisos  be- 
lagert 1  565 f.;  im  ionischen  Auf- 
sUade  1  620,  625 f.;  Tributen  Athen 
11252;  füllt  von  Athen  ab  II  703; 
Niederlage  des  Thrasyllos  bei  II  757 ; 
Lysandros  in  II  771,  790;  Agesilaos 
in  III  164;  füllt  von  Sparta  ab  III 
183 ;  im  Bunde  mit  Rhodos  III  467.  — 
Verehrung  der  Artemis  l  225  (s.  Ar- 
temision);  Münzen  von  I  236;  Bin- 
nenverkehr von  I  225,  229,  398; 
Mundart  von  I  225;  Baustil  von  I 
518;  Kunst  in  1  586. 

Epbeten,  attische  Richter  I  302,  32S, 
663,  665. 

Ephialtes,  Sophonides'  8.,  Athener  II 
152,  156,  161,  173f.,  217. 

Ephialtes,  attischer  Redner  III  677. 

Ephialtes,  Malier  II  70. 

Ephoren,  spartanische  Behörde  I  IST, 
196,  205 f.,  465,  502,  IUI 7,  119, 137, 

-  589  f.,  III 126.  —  attische  II  803,  813. 

Ephoros,  Geschichtschreiber  aus  Kvnic 
III  521  ff. 

Epichares,  Athener,  Einer  der  Dreifsig 
III  33. 

Epicharmos,  Koer,  Komödiendichter  in 
Syrakus  II  554  ff.,  567 ;  als  Mediziner 
II  558;  und  die  Schrift  III  50. 

Epidamnos,  St.  in  lUyrien.  Gründung 
1266,420,452;  Aufstand  in  II 364 f.; 
Cult  des  Asklepios  in  I  47b. 

Epidauros,  St.  in  Argolis.    Gründung  I 


111;  Auswanderung  «u  I  lUt, 
Mitglied  eioes  Seebaidet  I  S9; 
dorisch  1  151  f.;  lonier  in  I  3 
530;  von  Koriilh  unter wrfw  I 
in  den  Perserkriegen  D  fö,  91 
Kriege  mit  Athen  U  171,  ISl, 
im  peloponnesiachen  Kriege  II 
602 f.,  607;  onterstützt  Spula  j 
Theben  III  335;  von  Argw  > 
griffen  III  349.  —  Coleiiea  i 
117;  Bilder  der  Dnaia  nad  A« 
in  I  519. 

Epidemiurgen,  AnfsielitBhenBti  fi 
Colonien  von  Korinth  I  453,  D 

Epigonen  s.  Theben. 

Epikrates,  Athener  II  152. 

Epikrates,  attiacber  Redner  III 17 

Epikydea,  Athener  II  67. 

Epilykos,  Athener  III  19S. 

Epimelet  der  öffentlichen  Eiakiafl 
Athen  II  224. 

Epimelides,  Koronner  lU  332. 

Epimenides,  Seher  ans  Kreta  I 
172,310,466,508. 

Epipolai,  Hochflüehe  bei  Syraki 
565,  661  ff,  669,  676. 

Epirus,  s.  Epeiros. 

Episkopoi,  attische  CoamaaarM 
den  Bundesstaaten  II  246. 

Epistaten,  öffentliche  Banvorttehi 
Athen  II  232. 

Kpistates,  Vorsitzender  der  Pr)t 
in  Athen  II  25S. 

Kpistoleus,  Amt  des  Unteradmiri 
Sparta  II  791. 

Kpiteles,  argivischer  Feldherr  III 

Kpos.  Epischer  Cyclus  1361;  booti 
Epos  I  361,  538;  homerisches  s. 
mer. 

Erasinides,  attischer  Feldherr  II. 
783,  7S9. 

Erasinus,  Fl.  in  Argos  I  150. 

Eratos,  K.  von  .Argos  1  235. 

Eratosthenes,  Einer  der  Dreifsig  I 
33,  44,  109. 

Eratosthenes,  alexandrinischerG« 
ter  1140,  1S9. 

Erbrecht,  attisches  I  32Sf. 

Erdkunde,  Anfänge  der  I  497. 

Krechtheion,  auf  der  Akropolj 
Athen  U  335,  349,  III  532. 

Ereehthiden,  attisches  Königsgesd 
1287  f.,  291,295. 

Eresos,  St.  auf  Lesbos  II  442. 

Eretria,  St.  auf  Euboia,  in  Fehd 


REGISTER. 


25 


Ckaiku  I  233,  259,  417;  Bretrier 
•  cof  Kerkyra  I  420;  ans  Kerkyra  ver- 

drio^t  1  258 ;  Peisistratideo  io  1 347 ; 

iwterttiitxt  den  iooischen  Aafstaod 

I  619;  Perser  gegen  ]I  12;  von  Per- 
■  aiea  genoounen  II  13,  26;  attische 

Klernehen  in  11 185, 261 ;  von  Theben 

aigegrilfen  111  464;  Tyrannis  in  HI 

590.  —  Cnlt  der  Artemis  in  1  99; 

Coloiiien  von  I  416 f.;   Industrie  I 

414. 
Erglaos,  Argonaut  I  76. 
Ergokles,  attischer  Feldherr  T1I  202. 
Brgoteles,  Rreter,  olymp.  Sieger  II 

551. 
Brlchthonios,  attischer   Heros  I  287, 

892,  n  335,  349. 
KrichÜionios,  troischer  Dämon  I  69  f. 
Brilon,  Fl.  in  Makedonien  III  394  f. 
Eriaeos,  St.  in  Doris  I  98,  201. . 
Brioyen,  in  Athen  verehrt  I  294,  305, 

311,11162,429,111538. 
Eroa,  in  Athen  verehrt  I  359. 
Erymanthos,  Fl.  in  Arkadien  III  323. 
BrrmaBthos,  Geb.  zwischen  Elis  und 

Arkadien  I  154. 
Rryaiehthon,  Kekropide  II  123. 
Erythrai,  St  in  lonien.    Gründung  1 

117;  Lykier,  Kreter  und  Karer  in  I 

75;  ia  Fehde  mit  Milet  I  232;  im 

ionischen  Aufstände  I  624 ;  Griechen 

bei  11 91 ;  im  attischen  Bunde  II  246; 

rSIlt  von  Athen  ab  II  695,  703,  706. 

—  Melkardienst  in  I  115;  Mnndart 

von  I  225. 
Eryx,  Berg  und  St  in  Sicilien.  Blymer 

arm  I  486,  H  582;    Heiligthum  der 

Aphrodite  auf  1436, 11634. 
Bryxlaaehos,  Herodikos*  S.,  attischer 

Arxt  III  523. 
Engosa.  Erfindung  des  1 525 f.;  in  Ko- 

rinth  I  256. 
Erxiehuog,  hellenische  1 487  f. ;  attische 

I  329;  sparUnlsehe  I  182;  kretische 

I  161. 
Eaarrhaddon,  K.  von  Assyrien  I  410. 
EteobüladeB ,     attisches     Priesterge- 

sehleeht  III  649. 
Eteokfeter,    eingeborne    Bevölkerung 

TOB  KreU  I  63. 
Eteonikoa,  spartanischer  Feldherr  11 

790. 
Eteiiea,  Nordwinde  I  13,  II  412. 
Etrasker,   unterwerfen   die   tyrrheni- 

achenStödte  II 547;  Münzen  der  11 574. 


Euagoras,  K.  von  Cypern,  gelangt  zar 
Herrschaft,  II  777;  nnd  Kooon  III 
158f. ;  im  Kriege  mit  Persien  III 194, 
209ff.;  und  Athen  111201,203,  218r.; 
als  persischer  Vasall  III  212.  — 
Münzen  des  III  427. 

Euainetos,  spartanischer  Feldherr  1166. 

Euangelos,  Sklave  des  Perikles  11  235. 

Eaboia.  Lage  I  79;  lonier  in  I  58;  Ans- 
wanderungen  aus  I  Ulf.,  113,  224; 
im  Kriege  mit  Athen  1 382;  Handels- 
verkehr mit  Kerkyra  1419;  in  den 
Perserkriegfn  11  12f.,  72,  81,  91; 
attische  Kleruchen  in  II  180,  185, 
260;  Tribut  an  Athen  U  252;  von 
Athen  verloren  II 740 f.;  spartanische 
Harmosten  in  HI  6;  im  korinthischen 
Kriege  gegen  Sparta  III  175;  im 
Bunde  mit  Theben  III  311;  im  neuen 
attischen  Bunde  HI  450,  464;  in 
demosthenischer  Zeit  111  589  ff"., 
640,  664,  678  f.,  710.  —  SibyUe 
in  I  471 ;  Cult  des  Melkar  in  I  50; 
Produkte  von  1  4,  H  272;  Purpur- 
fischerei bei  I  36 ;  enböisches  Gold- 
Ulent  I  318.  —  s.  Chalkis,  Bretria. 

Eubuiis,  Stamm  von  Thurioi  II  264. 

Kubulides,  attischer  Archont  HI  216. 

Eubulides,  Sokratiker  aus  Milet  HI 493, 
562. 

Eubulos,  Spintharos'  S.,  attischer 
Staatsmann  III  570;  innere  Politik 
ni  487  11.,  593,  606,  610f.,  691; 
öffentliche  Stellung  Hl  586,  647, 692; 
Friedensantrag  des  111  470;  und 
Aiächines  III  606  f.,  657;  und  Derao- 
sthenes  Hl 588;  undXenophon  IH498. 

Eubulos,  attischer  Komödiendichter  III 
531. 

Eucheir,  Thonbildner  in  Korioth  I  256. 

Endamidas,  spartanischer  Feldherr  III 
239. 

Eudoxos,  Gelehrter  aus  Knidos  HI  524  f., 
795,  547,  747. 

Euetion,  attischer  Feldherr  II  616. 

Eugrammos,  Thonbildner  in  Korinth  1 
256. 

Eukadmos,  Bildhauer  11  351. 

Eukleides,  attischer  Arrhont  Hl  42;  Re- 
formen unter  ihm  111  457.,  755. 

Eukleides,  Sokratiker  aus  Megara  III 
493. 

Eukleides,  attischer  Bildhauer  HI  540. 

Eukles,  attischer  Feldherr  II  507. 

Bukosmos,  S.  des  Lykurg  I  172. 


26 


aEGISTBR. 


EokratM,  ittisoher  Demagog  II  434, 

858. 
Eakrates,  Bruder  des  IMikias,  Atheoer 

II  650,  III  19. 
EaktemoD,  AstroBom  iu  Athen  II  285 

574. 
Enktemoa,  Atheoer  III  566  ff. 
EaktemoD,    Atheoer,  Archoot    408/7 

II  769. 
Eomelos,  Bakchiade,  Dichter  aus  Ko- 

rioth  1  257  f.,  537,  II  552. 
Eumolpidas,  Thebaaer  III  271. 
Eamolpiden,  Poseidon priester  in  Eleu- 

Bis  1  287,  293. 
Euoeos,  lason's  S.  I  76,  124. 
EauoHios,  Vater  des  Lykurg  I  172. 
Euaomos,  Athener  aas  Thria  III  216, 

511,560. 
Euoras,  Berg  io  Lakoaien  1 185. 
Eupalinos,  Naostrophos'  S.,  Baumeister 

aas  Megara  I  591. 
Eupatriden,  Adelsklasse  in  Attika  I 

292,  294,  299f.,  303,   312,  320f.. 

339,  350,  368. 
Euphemiden,  nioysches  Geschlecht  I 

443 ;  in  Kyrene  I  444. 
Euphemos,  Argonaut  I  76,  164. 
Eophemos,  Athener  II  659. 
Enphiletos,  Athener  11  650. 
Euphorien,  Arkader  1  251. 
Euphoriou,  Aischylos'  8.,  dramatischer 

Dichter  in  Athen  111  61. 
Euphraios,  Platouiker  III  415. 
Eophranor,  Maler  aus  Korinth  III  541. 
Euphraotides,  Seher  11  82. 
Euphron,  Sikyonier  III  357. 
Eophronios,  Vaseumaler  II  314. 
Eupolia,  Gemahlin  K.  Archidamos'  von 

Sparta  III  152. 
Eupolis,  attischer  Kouiödiendicbter  II 

310,  510,  599,  630,  706,  IU  106. 
Euripides,  Athener  III  214. 
Euripides,   Mnesarchos'  8.,   attischer 

Tragödieudichter  III  65 ff.,  84;  in  Ma- 
kedonien II  793,  III  410;  Tod  II  799. 

—  Bedeutung  des   III  86;   und  das 

Satyrspiel  III  87 ;  uod  Alkibiades  II 

630;  undSokrates  III  116. 
Eoripos,   Meerenge  bei  Euboia  1  79, 

113,414,471. 
Eorope,  ihr  Cult  io  Theben  1  SO. 
Eurotas,  spartanischer  König  I  165. 
Eurotas,  Fl.  in  Lakooieo  I  10,  88,  149, 

165,210. 
Euryalos,  Hohe  bei  Syrakus,  11661,669. 


Eurybatos,  VerrätherdesRMiMi  IIH 
Eurybiades,  apaitaniacker  FeldiMrr  0 

72,  78  ff.,  87. 
Enrydike,  Gemablia  K.  AMyaUs'lDfn 

Makedonien  III  411  f. 
Enrykles,  Bauchredaor  ia  Alte  Bhl. 
EuryleoB,  Aegide  I  108. 
Eurylochos,  LarisaMer  Ol  M. 
Eurylochoa,  Makcdoaier  III  613. 
Eurylochos,  spartaniaclier  F6Ukar  D 

476. 
Eorymachos,  Leontiadaa*  S.«  TMiiff 

II  400  f. 
Eurynedon,    Thaklaa'    SL,    attischer 

Feldherr  II  432 f.;   bei  Rerkyra  D 

468,  492;  in  Böotian  U  473;  b«  Py- 

los  II  479 f.;  in  Sioilien  II  579,581, 

672,  677f. 
Eurymedon,Fl.in  Panpliyliea.  ScUicfct 

am  11  140. 
Eorynomos,  Dänon  1  507. 
Eurypon,  K.  von  Sparta  I  HO. 
Eurypontiden,   spärtaniaeiiea  Kiaigi- 

geschleckt  1  167,  169,  172. 
Earyptolemoa ,  PeiaiaMui'  S.,  Alheacr 

11  624,  787  f. 
Eurystbeos,  K.  von  Mykenai  I B7, 107, 

167,  170,  176. 
EuUia,  .St  in  Arkadiea,  IU  3:15. 
Euthydemos,  attischer  Feldlierr  II 61^ 

672. 
Euthykles,  Athener  III  581. 
Euthykles,  SparUoer  III  353. 
Euthykrates,  Olynthier  III  604,  654. 
Euthykrates,  Phokeer  III  433. 
Euthymos,  Heros  I  450. 
Euthynos,  Thespier  III  369. 
Euxcuos,  Phokaer,  I  439,  448,  450. 
Euxenos,  spartanischer  Feldherr  Ul  177. 
Euxitheos,  Eleer  III  639. 
EAegeten,  Ausleger  des  heiligen  Rech- 
tes in  Athen  I  475,  543. 
Exekestides,  Vater  des  Selon  I  306. 
Exetasten,  attische  BeJiörde  IU  478. 
Exopolis,  8t.  in  Russland  I  407. 

Fackellauf,  im  Kerameikos  xa  Athea  I 
357,  II  346. 

Feste,  Bedeutung  der  I  4S$ff.;  voa 
Delphi  überwacht  I  4SI.  —  in  Athea 
I  2S9,  II  195,  UI  474  (a.  Dionysiea, 
Pauathenäen  o.  s.  w.);  Vertfaeilaaf 
von  Lebensmitteln  11  220;  Festgd- 
der  II  154,  220,  UI  213,  488 f.,  593, 
692.  —  f.  Spiele. 


REGI8TEA. 


27 


»,  «ttifclMy  im  fdnften  Jahr- 
trt  U  233,  248f.,  25»ff.,  846, 
190  f.,  69Sff.;  im  vierten  Jahrh. 
>,.  913ir.,  280,  282,  478,  488, 
—  t.  Sckatz,  SeliatBODg,  Schatz- 
S  Tribute. 

M  w  Atlien  II 194,  UI  81 ;  io 
en  lll  254. 

Gründvog  der  attischeB  durch 
iatoklea  II  31  f.,  82$;  unter  Pe- 
I II  239,  409;  unter  Aristophon 
8;  in  desioatheniacher  Zeit  III 
,  688  f.  —  peloponnesisohe 
tanische)  II  385,  449,  770. 
Dvf,  Ca«eu  der  Kampfarten  1 

lo4* 

Colonien  in  I  439  f. 
100,  St.  in  Aeolien  Ifl  145. 
B,  Gruodbeeitser  in  Syrakua  11 

ila,  QueUe  bei  PlaUiai  II  92  f. 

14,  St.  in  Troas  U  442. 

»,  Teaenide  in  Makedonien  III 

Insel  im  slcilisehen  Meere  II 

er,  persiachea  Volk  II  44. 
I.  in  SicUien  I  433,  II  546. 
L  in  Sieilien.  Gründung  I  433; 
let  Akragas  1  435;  unter  Ty- 
)B  n  529 IT.;  wird  Republik  11 
aioilischer  Friedenicongress  zu 
[;  und  Athen  II 660, 674.  —  De- 
■dieaat  in  I  458;  Münxea  von  II 

(rfiaduug  des  Geldes  1 231, 656; 
»rderaaien  I  230 ;  apartaniaches 
;  in  Athen  eingcifiihrt  I  316,  — 
«1  ala  Geldinstitute  I  495.  —  s. 


:en,  attische  Phyle  I  293,  370. 
Tyrann  von  Gela  und  Syrakus 
2n.,  864;  siegt  bei  Himera  II 
'.;  vergr^sert  Syrakus  II  560, 
Tod  II  546.  —  Weibgeschenk 
I  Delphi  II  551 ;  und  die  Kunst 
If. 

*,  Volk  i«  Russland  I  449. 
sn,  attische  Altbürger  I  312. 
phie  s.  Erdkunde, 
«n,  Volksabtheilung  in  Attika 
i300;inSamoaI586. 
aer,  in  Attika  1 96,  290,  364;  in 
en  1  80y  96. 


Geraistos,  St  in  Euboia  III  762. 

Geraaeia,  Berg  in  Megaris  II  171. 

Geranor,  Spartaner  III  349. 

Gergithier,  karischer  Stamm  in  Troas 
1  68,  555 ;  in  MUet  l  554. 

Gerichte,  in  Athen  I  327,  II  222 f., 
271,  842,  III  214,  476,  647.  —  s. 
Areopag,  DiÜteten,  Epheten,  heliasti- 
sehe  Gerichte,  Sold. 

Geronten,  im  homerischen  Epos  I  132, 
136;  spartanische  s.  Gerosis. 

GeroDthrai,  St.  in  Lakonien  1171. 

Gerste.  Ertrag  der  als  Mafsstab  der  so- 
lonischen  Schätzung  I  321. 

Gerusia,  Rath  der  Alten  in  Sparta  I 
175,  195,  207,  III  126. 

GeschichtschreibuDg,  unter  priester- 
lichem Einfluss  I  502;  ionische  II 
273 fl.;  siciUsche  il  567 f.;  böotische 
III  381 ;  attische  III 519  fl.  (a.Herodot, 
Thukydidf s,  Xenophon). 

Geschlechter,  attische  I  290,  661  f., 
311  f.;  Geschleehtsverbünde  durch 
Kleistheoes  aufgelöst  I  370f.;  Prie- 
sterthümer  der  I  458  f.  —  s.  Aristo- 
kratie, Eupatriden. 

Geschworenengerichte  s.  Heliastisehe 
Gerichte. 

Gesetze,  attische:  des  Drakon  1  301; 
des  Solon  I  314f. ;  Anfzeichnang  der 
solonischen  I  333;  Revision  der  II 
797,  III  46;  Aufbewahrung  der  11 
164.  —  des  Lykurgos  1  172f.;  des 
Zaieukos  I  545;  des  Charondas  I 
545  f.  —  s.  Recht. 

Geten,  thrakischer  Voiksstamm  I  604. 

Gewerbe,  in  Athen  den  Bürgern  ver- 
botene I  330. 

Gewicht,  assyrisch-babylonisches  1230. 
—  s.  Mafse  und  Münzen. 

Gitiadas,  Kunstler  aus  Sparta  I  525. 

Glankias,  Bildhauer  aus  Aigina  1  530. 

Glaukon,  attischer  Feldherr  II  370. 

Glaukos,  Meergott  1  76,  79. 

Glaukos,  Künstler  aus  Chios  I  525. 

Glaukos,  Fürst  der  Lykier  I  122. 

Glaukos,  Spartaner  I  478, 11  56. 

Glisas,  St.  io  Böotien  I  87. 

Gnomiker  II  194. 

Gobryas,  Perser  II  40. 

Götter.  Herkunft  der  griechischen  1 43 ; 
ionische  I  51 ;  zwölf  amphiktyonische 
I  104;  bei  Homer  1 134;  Götterbilder 
1  519;  fremdländische  III  56.  —  s. 
Religion. 


28 


REGISTER. 


Gold,  im  homerischen  Epos  I  137;  io 

Lydieo  I  66 f.;  von  Lydieo  otch  Grie- 

chenltod  1 131 ;  vom  Pontes  1 403 ;  in 

Thrakien  III  424  f.  —  Goldwäbrunf^ 

in  Vorderasien  1230 ;  in  Athen  I  317 ; 

in  Persien  1  600. 
Gomphoi,  St  in  Thessalien  I  94. 
Gongylos,  Eretrier  II   118.  —  ISach- 

kommen  des  III  145. 
Gongylos,  Korinther  II  668. 
Gordias,  Kypselide  in  Ambrakia  I  270, 

279. 
Gordion,  St.  in  Phrygien  II  765. 
Gordios,  K.  von  Phrygien  I  66. 
Gorgias,  Redner  aus  Leontinoi  II  567, 

577f.,  III339,  513f. 
Gorgidas,  Thebaner  III  260,  263,  267, 

271. 
Gorgopas,  spartanischerHarmostlll  202. 
Gorgos,  Messenier  I  204. 
Gorgos,  K.   von  Salamis  auf  Cypern 

1620. 
Gortys,  St.  in  Arkadien  I  156. 
Gortys,  St.  in  Kreta  I  156,  163. 
Gräber,  in  Lykien  I  74;  in  Lydien  I 

564;  in  Mykenai  I  129;  io  Attika  I 

330;  in  Marathon  11  26  f. 
Gräker,   Gesamtname  der  Hellenen  I 

93,  105,  422,  456,  643. 
GrSkoitaliker  I  18. 
Gräkolibyer  1  449. 
Grammatik,  als  Unterrichtsgegenstand 

in  Athen  II  193;  von  Sophisten  be- 
trieben II  283. 
Gras,  äolischer  Heros  I  114. 
Griechen  s.  Hellenen. 
Griechenland  s.  Hellas. 
Gr>  Hos,  Xenophon'sS.,  Athener  III 498. 
GryneioD,  St.  in  Aeolis  I  471,  III  17. 
Gumata,  Perser  I  597. 
Gygäischer  See  in  Lydien  I  564. 
Gyges,   K.   von   Lydien  I  553  f.,  570, 

572,  II  5.  —  VVeihgescheuke  des  in 

Delphi  I  495,  556. 
Gvlippos,Kleandridaä'S.,  spartanischer 

Feldherr  III  124;  in  Unteritalien  II 

667;  inSicilien  II  668if. 
GyloD,  Athener  in  551  f. 
Gymnasien.    Bedeutung  der  I  487  f.;  in 

Sparta  I  483;  in  Athen  II  195,  331, 

III  745. 
Gymnastik    I  483 f.,   522 f.,   II  53;    in 

Kreta  1483;  in  Sparta  1 182,  483;  in 

Athen  I  486,   11  193,  HI  473.  —  und 

die  Kunst  I  528,  531. 


Gymnopädiefl,  Fest  in  SparU  1  199,  0 

612,  HI  309. 
Gynaikonomen,  attische  Behörde  U  16i 
Gytheion ,   Hafenstadt   in   Lakatiea  I 

164,  168, 177,  387, 111  329. 

Hagnon,  Nikias'  S.,  attisdler  PeMkrr, 
im  samischen  Kriege  11 245;  grlidct 
Amphipolis  II  264 ;  «1«  Ateifil  D 
414;  Thätigkeit  in  den  Hetiriat  0 
632;  einer  der  Probnlen  l\  700  t 
—  H.,  Ankläger  des  PeriUss  H  319, 
856. 

Haimon,  Bach  in  Böotien  III  716. 

Haimos,  Geb.  in  Thrakiea  I  7, 406,  ID 
390. 

Haliakmon,  Fl.  in  MakedoBicB  Ifl  390, 
394  f. 

Haliartos,  St.  in  B^tien.  Grab  da 
Rhadamantys  in  I  80;  SeUacit  ha 
\\\  172. 

Halieis,  St.  in  ArgolU  U  172. 

Halikarnassos,  St.  in  Karieo.  Gritduf 

I  115;  Dorier  in  I  163;  iensekr 
Charakter  von  II  274 f.,  848;  eaM- 
sirt  Naukratis  1413;  unter  Drsailta 

II  276,  HI  466;  im  attischen Seeb«adc 

II  849;  Alkibiades  bei  II  748. 
Halirrhotios,  Poseidon's  S.  I  287. 
Haionnesos,  Insel  im  thrakia^ea  Meere 

III  641,663,  607  f.,  680. 

Halos,  St.  in  Thessalien  HI  615,  621. 

Halys,  Fl.  in  Kleinasien  I  31,  67,  562, 
II  189. 

Hamaxitos,  St.  in  Troas  I  69. 

Hamilkar,  Mago's  S.,  Karthager  11542t 

Handel,  der  Phönizier  I  35;  im  homeri- 
scheo  Epos  I  137;  von  lonien  I  232; 
von  Athen  II  268  f. ;  von  den  Pest- 
versammlungen begünstigt  I  494. 

Hanoibal,  karthagischer  Feldherr  U 
688,  765. 

Hanno,  Karthager  II  542. 

Harmodios,  Athener,  Mörder  des  Hip- 
parch  I  364;  Denkmal  dea  I  385,  U 
332. 

Harmosten,  spartanische  III  6  f.,  750, 
183,  242. 

Harpagos,  Perser,  Feldherr  des  Ryros 
1  571,  576,  580. 

Hasdrubal,  Mago's  S.,  Karthager  II 541 

Hatria  im  Podelta  I  432. 

Hebros,  Fl.  in  Thrakien  III  390f. 

Heerwesen  s.  Kriegswesen. 

Hegemon,  Athener,  III  644. 


REGISTER. 


29 


Hei^ilaos,  attischer  Feldherr  III  371. 
flegesippos,    Athener  aus  Sanion    111 

649,  652,  663,  668  f.,  679. 
Hflfenpyle,  thrakUche  Pärstentochter, 

GenahliB  des  Miltudes  11  127. 
Hd^esistratos,  Peisistratos'  S.,  Athener 

1352. 
D«ilifer  Krieg,  des  Kleisthenes  gegen 

Krisa  1 247  f.,  3 1 3,  334 ;  gegen  Phokis 

11182!.,  HI  434  ff. 
Heilkaode  H  283,  ID  523. 
Hekataios,  Hegesandros'  S.,  Geschicht- 

•ehreiber  io  Milet  I  61 6 f.,  623,  H 

273  f. 
HekatonhaioD,  attischer  Monat  I  358. 
Hekatonoot,  Dynast  in  Karlen  III  210, 

466. 
Hekatompedon,  durch  Peisistratos  er- 

haat  I  357,  363,  368;  durch  Perikles 

eraeaert  II  336  ff.  —  s.  Parthenon. 
HekteBorioi,  halbfreier  Stand  in  Attika 

1300. 
Hektar,  Priamos'  S.,  Troer  1  69. 
Belena,  Raab  der  I  120. 
Beliaia  s.  Heliastische  Gerichte. 
Heliastische  Gerichte  in  Athen  1  324, 

327,  875,  II   222 f.;  Sold   II   454; 

durch  die  Oligarcben  aufgehoben  II 

728,  m  13;  durch  Thrasybul  wieder- 

hergesUllt  III  46.  Politische  Bedea- 

tuBglI223f. 
Helike,  St.  io  Aeh^a  I  109,  155,  211, 

543,  Hl  316  f. 
Helikoa,  Geb.  in  Böotien  I  9,  59. 
Helios,  Verehrung  in  Lakooien  I  164. 
Heliotropion,    astronomisches    Instru- 

neot  11  284. 
Heliaflon,  Fl.  io  Arkadien  III  321. 
HeUanikos,  Gesöhichtschreiber  aus  Les- 
boa I  176,  n  279. 
Hellanodiken,  Kampfrichter  in  Olympia 

I  219;  Schiedsrichter  zwischen  den 

Bandesstaateo  des  Peloponnes  I  221. 
Hellas,  ältestes  um  Dodona  I  93 ;  Bil- 

doBg    des    eigeDtlichen    I   457.    — 

griechische  Sprache  I  16  ff.;  Mand- 

arteo  I  23ff. 
Helleo,  Stammheros  der  Hellenen  1 105, 

457,  537. 
Helleaen.   Abstammong  I  16 ;  Name  1 

21,  105;  Körperbeschaffenheit  I  25; 

ond  Pelasger  1 28;  Einheit  der  1 456. 
Helienioo,  Platz  io  Sparta  II  123. 
Hellenion,  Heiligthnm  in   Naukratis  I 

413. 


Hellenokrates,  Larisäer  III  338. 

Hellenoskythen  I  449. 

Hellenotamien,  eingesetzt  II  124;  ia 
Athen  II  257f.,  779;  aufgehoben  11149. 

Hellespont,  Völker  am  I  32;  Bedeatong 
für  Athen  I  348;  MUesier  in  1 40tf.; 
von  Xerxes  überbrückt  II  46  f.,  107, 
826.—  Hellespontischer  Stenerbexirk 
des  dclischeo  Bandes  II  248. 

Helloi  (Selloi),  Zeuspriester  in  Dodona 
193. 

Hellopia,  Name  für  Buboia  I  59. 

Hellopia,  Landschaft  um  Dodona  I  93. 

Heloros,  St.  und  Fl.  ia  Sicilien  II  530, 
682. 

Helos,  Seestadt  in  Lakooien  I  179,  III 
329. 

Heloten,  in  Sparta  I  179f.,  182,  186, 
1S8;  von  Pausanias  aufgewiegelt  II 
137;  Aufstand  der  II  147;  von  Bra- 
sidas  zum  Kriegsdienst  aufgeboten  II 
500,  523,  588;  in  Pylos  II  604;  Auf- 
stand unter  Kinadon  III  156. 

Hemeroskopeion,  St.  in  Spanien  I  441. 

Heniocboi,  thebanische  Truppe  III  271. 

Hera,  bei  Homer  I  134.  —  Verehrnog 
in  Aegina  I  530;  in  Argos  1 134,  152, 
238,  502;  in  Korinth  I  268;  in  Olym- 
pia 1  211  f.;  in  Samos  1  530,  585  (s. 
Heraion).  —  Hera  Lakinia  1  431  f. 

Heraia,  St.  in  Arkadien  I  209,  III  315, 
323  f.,  325. 

Heraion,  Heraheiligthum  bei  Mykenai 
1  152,  532;  in  Samos  1  494, 517, 527, 
585,  591  f.;  in  Kerkyra  H  468;  bei 
Epidauros  II  608  f. 

Herakleia,  St.  am  Oeta.  Gründung  II 
472 ;  im  peloponnesischen  Kriege  II 
475,  702;  die  Bürger  von  Sparta  ver- 
trieben III  151  f.;  den  alten  Einwoh- 
nern zurückgegeben  III  176,  339;  im 
Bunde  mit  Theben  III  311;  von  lasen 
genommen  111  343;  Tyrannis  in  HI 
546  f. 

Herakleia,  St  am  Pontes,  IH  459. 

Herakleides,  syrakosanischer  Feldherr 
H  658. 

Herakleides,  Mörder  des  Kotys  HI  547. 

Herakleion,  bei  Kynosarges  HI  490;  bei 
Marathon  H  21;  im  Gaa  Melite  II 
333;  in  Theben  111  382. 

Herakleios,  Fl.  in  Phokis  I  419. 

Herakleitos,  Philosoph  aus  Ephesos,  am 
Hofe  des  Dareios  II  41 ;  Lehre  dea  11 
200,  205,  Hl  101,  801;  Gegner  der 


30 


RE6I8TBR. 


Demokratie  11  215;  and  die  Religion 
11  342 ;  Sprache  des  II  288. 

Herakles.  Ursproog  aas  Pbönicien  1 
49  f.  (s.  Melkar) ;  Verbreitnag  des 
Caltas  I  55 f.;  dad  die  Perseiden  I 
87,  107;  lydiseber  I  67;  nnd  die 
nemeischen  Spiele  I  253.  —  Ver- 
ehrung in  Anika  I  285,  11  33 1 ;  bei 
den  Doriern  1  97,  lOUf. ;  bei  den 
Elymern  1  436;  in  Bus  1213;  in 
Sicilien  I  119;  in  Theben  180,  III 
264,  382 ;  in  Tracbis  1 1 02 ;  als  SUmm- 
vater  der  spart.  Könige  I  170;  der 
Skythen  I  449.  —  s.  Herakleion. 

Herakliden,  in  Thessalien  I  97;  Rück- 
kehr der  Herakliden  1  106  f.,  118, 
140,  145 f.;  in  Sikyon  I  151,  241;  in 
Argolis  I  234;  in  Lydien  F  552  f., 
II  279;  in  lllyrien  nnd  Makedonien 
in  399.  —  nnd  Dorier  I  158;  und 
Pelops  I  212. 

Herippidas,  Spartaner  111  152. 

Hermen,  als  Meilensteine  I  355 ;  pelas- 
gische  in  Athen  1  290;  Hermenfrevel 
in  Athen  II  640  IT.,  649  ff.,  872  f. 

Hermes  an  der  Pforte  II 18. 

Hermes  Agoraios  II  823. 

Hermesileos,  attischer  Proxenos  in 
Chios  II  280. 

Hermiooe  (Hermion),  St.  in  Argolis  I 
89;  Samier  in  I  594;  in  den  Perser- 
kriegen  II  65,  91;  von  Argos  iinter- 
^'orfen  11  157;  im  peloponnesischen 
Kriege  II  414;  unterstützt  Sparta 
gegen  Theben  III  335. 

Hermippos,  attischer  Koniödiendirhter 
II  394,  397,  406,  493,  599. 

Hermodike,  Gemahlin  K.  Midas'  von 
Phrygien  I  552. 

Hermodoros,  attischer  Buchhändler  III 
518. 

Hermodoros,  Ephesier  II  205,  215. 

Hermokrates,  Hermon's  S.,Syrakosaner. 
Föhrer  der  aristokratischen  Partei 
II  580 f.;  befestigt  Syrakos  II  657 f.; 
in  Kamarina  II  659 f.;  während  der 
Belagerung  von  Syrakus  II  664,  673, 
685;  im  dekeleischen  Kriege  II  710; 
mit  der  Flotte  in  Kleina.sien  II  735; 
abgesetzt  II  765. 

Hermon,  Athener  II  739. 

Hermon ,  spartanischer  Steuermann  IIl 
123. 

Hermos,  Fl.  in  Kleinasien  I  6,  67. 

Herodas,  Syrakusaner  III  160. 


Herodikos,  Arzt  ans  Selymbria  ITI 473, 
523. 

Herodotos,  GeschichtsdireiberauRali- 
karnass  I  52,  68,  85,  98, 172;  Uka 
II  274 ff.;  in  Athen  H  277,849:  U 
Thnrioi  0264, 278;  briehtseiaWerk 
ab  II  470;  Charakter  seines  Werka 

I  58,  503,  l\  98  f.,  288,  890;  Sanfk 

II  848 ;  and  die  Alkmaoaidea  U  393; 
und  Sophokles  11311;  and  ThakTdidei 
II291;andPeriklesH277. 

Heroensage  I  bbff. 

Hesiodos,  DichteraosR}'meT506,536L; 
Aufzeichnang  seiner  Dichtaagea  ti- 
ter Peisistratos  I  361 ;  seine  DieMn- 
gen  als  Unterriebtagegeaitaad  111 59. 

Hesperides ,  St.  in  CyreDsika  I  44S,  Hl 
314. 

Hesperien,  s.  Italien. 

Hestiaiotis,  LandsehafI  in  Tkesialieil 
97. 

Hetären  II  60,  209,  234,  267,  IH  490. 

Hetärien,  politiacbe  Klobbs  in  Attet, 
zur  Zeit  der  Perserkrie^  H  16;  z« 
Zeit  des  peloponnesiseben  Kriegill 

435,  455,  681  ff.,  691. 
Hetoimaridas,  Spartaner  U  120,397. 
Hevameter,  I  536. 

Hierax,  Amphipelitaner  IH  422. 

Hieromnemonen,  amphiktvonisebe  Be- 
hörde I  4S0,  III  697. 

Hieron,  Tvrann  von  Syrakns.  Zeit  4» 
II  864;*  in  Gela  II  534;  in  Olvapii 
II  134,  551,  834:  gewinnt  Syralvs  11 
546;  Kriegszüge  des  H  548f.;  Stadt- 
grnndungen  des  II  549 f.;  Hof  de«  11 
558  t'.;  und  Piudaros  II  559;  aad  Mi- 
kythos  II  566. 

Hierophon,  attischer  Feldberr  TI  476. 

Hieropöen,  Opferbebörde  in  Atbea  1 
465. 

Himera,  St.  in  Sicilien.  GründangMl^ 

436,  n  531 ;  Dialekt  II  527;  tob  Tb^ 
ron  von  Akragas  gewonnen  II 540: 
Sieg  des  Gelon  über  die  Kartbagfr 
bei  II  543 ff.;  nnd  Athen  H  655:  tod 
den  Karthagern  zerstört  II 6S8, 765.  — 
Dichtung  in  1 538;  Münzen  von  11  551 

Himcraion,  St.  in  Thrakien  H  616. 

Hippagreten,  Reiterführer  in  Sparta  I 
206. 

Hipparchos,  Peisistratos'  $.,  Atbeaer. 
Verdienste  um  die  Landescnltor  I 
355;  nach  Peisistratos*  Tode  I  3fi4: 
und  Simonides  H  64 ;  ermordet  1 3fö- 


REGISTER. 


31 


HipiHireboSy   Chtrmos'  S.,   Athener  1 

BfppArete,  Gemahlin  des  Alkibiades  II 
626  f. 

Hippasos,  Phliasier  I  151. 

HSppiaSy  Peisistratos'  S.,  Athener  1  347, 
357;  als  Tyrann  I  364 f.;  gestürzt 
1368;  geüchtet  I  385;  in  Sparta  I 
38Tf.;  und  K.  Amyntas  I  608;  aU 
Rathgeher  der  Perser  I  388,  611,  II 
4,  13;  begleitet  die  Perser  nach 
Grieehenland  TI  tl,  25 f.;  Tod  II  38. 

Hippias,  Sophist  ans  Elis  II  282  f.,  577. 

Hippias,  Thatier  111  523. 

Rippoboten,  Adelsklasse  in  Chalkis  1 
385,  II  185. 

Hippodaneia,  Statne  der  in  Olympia  1 
219. 

Hippodamos,  Architekt  und  Philosoph 
•OS  Milet  n  203r.,  264,  283,  328  f. 

Hippodrom,  io  Athen  II 346;  in  Olympia 
1219. 

Bippokleides,  Tisandros'  S.,  Athener  1 
251  f.,  338. 

Hippokles,  Athener,  Einer  der  Dreifsig 
m  33. 

HIppoklos,  Tyrann  von  Lampsakos  I 
602. 

Himpokratea,  Peisistratide  in  Athen  I 

Hippokrates,  Ariphron's  S.,  attischer 
Feldherr  II  432,  495  ff. 

Hippokrates,  Tyrann  von  Gela  II  529  fr. 

Bfopokratoa,  Arzt  ans  Kos.  Gründer 
iar  Heilkoade  11288,  111  523 f.;  in 
Athen  11  413;  in  Makedonien  111  408. 

Hippokrates,  spartaniseher  Feldherr  II 

lOo. 

Hippokrates,  Syharit  I  250. 

Bippomedoa,  K.  von  Mykenai  I  87. 

Hippomenes,  attischer  Archont  I  297. 

Hipponikos,  Kallias'  S.,  Athener  II  234, 
497, 478,  627. 

Hialiala  (Oreos),  St.  anf  Enboia  II  185, 
ni  7,  342,  408. 

Hiatflier,  in  Makedoaieo  III  408. 

Hiitiaios,  Tyrann  von  Miletl  602 ;  rettet 
DOreiot  I  606;  erlangt  Myrkinos  I 
•06;  ia  Sota  1 609, 616;  während  des 
loaiaehoB  Anfotandes  1 622  f. ;  belagert 
Thaaos  11  5;  Tod  I  627.  —  nnd  Da- 
Miot  U  41. 

Bomeros,  als  Phryger  betrachtet  I 
229.  -^  Homerisches  Epos:  Entste- 
Ittttg  deiaelbea  1  90, 121  f.,  137,  224; 


nach  Sparta  verpflanst  I  172,  175; 
Vortrag  desselben  in  Sikyon  abge- 
scha£Ft  I  244;  Aufzeichnung  durch 
Peisistratos  I  360,  533;  Unterrichts- 
gegenstand in  Athen  II 194;  Popnlari- 
tät  in  Athen  111  527 ;  nationale  Be- 
dentUDg  I  532 ;  Auffassung  der  Götter 
1  138;  Auffassung  des  Jenseits  I  505; 
die  Philosophie  gegen  II  202. 

Hoinogalakten,  in  Athen  I  312. 

Homolion,  Heiligthnm  auf  dem  Ossa  I 
101,  105. 

Hopbra,  K.  von  Aegypten  1  582. 

Hopleten,  attische  Phyle  1  293,  370. 

Hopliten,  attische,  Theten  als  II  858. 

Hyakinthien,  Fest  in  Sparta  TI  89,  Hl 
189. 

Ilyamia,  St.  in  Messenien  I  192. 

Hyampolis,  St.  in  Phokis  II  75,  III  342. 

Ilyaten,  Volksabtheilung  in  Sikyon  I 
244. 

Hybia,  St.  auf  Sicilien  II  655,  660. 

Hybrias,  Dichter  aus  Kreta  I  161. 

Hydarnes,  persischer  Feldherr  11  70. 

Hydrea,  Insel  bei  Argolis  I  448,  594. 

Hydrus,  St.  io  Calabrien  1  421. 

Hyele  (Elea),  St  in  Lukanien.  Gründang 
I  579;  Philosophie  io  I  579,  II  199. 

Hykkara,  St.  auf  Sicilien  II  655. 

Hylischer  See  1  79. 

Hylleer,  Stamm  der  Dorier  1 106 f.,  147, 
153,  163,  176. 

Hyllos,  Herakles' S.  I  106  f. 

Hymaias,  persischer  Feldherr  I  621  f. 

Hymettos,  Geb.  in  Attika  I  286,  290. 

Hymnen,  Vortrag  der  in  Athen  II  194. 

Hypäthraltempel  I  516. 

Hypanis,  Fluss  in  Sarmatien  I  407  f. 

Hypaspisten,  makedonischer  Truppen- 
theilHI  418. 

Hypates,  Thebaner  111  266. 

Hypatodoros,  thebanischer  Bildhauer 
III  382. 

Hypatos,  thebanischer  Feldherr  III 347. 

Hyperbolos,  attischer  Demagog  II  522, 
59S,  610f.,  868f. 

Hypereides,  Glankippos'  S.,  attischer 
Kedoer  IH  650,  807,  653,  655,  677, 
810,  715,  719f.,  744. 

Hypsas,  Fl.  in  Sicilien  I  484 f,  U  563. 

Hyria,  St.  in  Böotien  I  79. 

Hyria,  St.  in  Messapien  I  421. 

Hyrkaoier,  Volk  am  kaspischen  Meere 
1144. 

Hyrnethier,  Volksstamm  in  Argos  1 153. 


32 


REGISTER. 


Hyrnetho,  Temenos'  T.  1  15S. 

Hysiai,  St.  in  ArgolU  II  91;  Schlacht 
bei  I  215,  235;  von  Are^on  unter- 
worfen II  157. 

Hysiai,  St.  in  BöoUen  II  91. 

Hystaspes,  Perser,  K.  Dareios'  Vater  I 
598. 

Hystaspes,  K.  Dareios'  S.,  Perser  II  44. 

Jahr,  8.  Kalender. 

lakchos,  Cult  des  ia  Eleosts  II  81,  330. 

lalysos,    St.   in   Rhodos.    Gründung  I 

115,433. 
lamiden.  Nachkommen  des  lamos,  Apoll's 

Sohn,  I  339. 

laones  (loni^^i*)  '  ^l* 

lapygf^n,  Volk  in  Unteritalien  I  421,  II 
570,  685. 

las,  Stamm  von  Thnrioi  II  264. 

lasios,  Heros  I  65. 

lason,  Argonaut  I  56,  76  f.,  82. 

lasen,  Tyrann  vonPherai  III  780;  Pläne 
des  Hl  339 f.;  als  Herr  von  Thessalien 
ni  340 ff.;  and  Theben  III  200,  308, 
342;  im  neuen  attischen  Bunde  III 
291 ;  ermordet  III  344.  —  und  Philip- 
pos von  Makedonien  III  429 f.;  and 
Timotheos  III  479. 

lasos,  St.  in  Karien  II  7 1 1 . 

latragoras,  Milesier  I  617. 

Jauna  (persisch  lonier)  141. 

Javanim,  semitische  Bezeichnung  der 
Ostgriechen  I  41,  59. 

Iberer,  als  Bogenschützen  in  Athen  II 
737. 

Iberien.  Phokäer  in  1  439  ff.,  676; 
Rhodier  iu  I  438. 

Ibykos,  Dichter  aus  Rhegion  1  58S,  11 
553. 

Ida,  Geb.  auf  Kreta  I  63,  161. 

Ida,  Geb.  in  Troas  I  5,  6S,  II  284,  695, 
770;  Bauholz  vom  1  71. 

Idomene,  Hügel  in  Akarnanien  II  477. 

Ikaria,  attischer  Demos  1  358,  11  307. 

Ikkos,  Tarentiner  II  574. 

Ikosion,  St.  in  Mauritanien  1  442. 

Iktinos,  attischer  Baumeister  H  326, 
327,  337,  351,  Hl  533. 

Ilias  s.  Homer. 

Ilion,  Küstenplätze  des  Namens  171; 
St.  in  Epirusl93.  —  aeolischesl  121. 
s.  Troja. 

Ilissos,  Fl.  in  Attika  I  14,  288. 

Illyrien,  natürliche  Beschaffenheit  I  7; 
Colonien  in  I  420;  im  Kampfe  mit 


Makedonien  I  608,  11  516;  Ulvriir 
von  Sparta  zorückgeschlageB  111*249: 
Vermischung  der  lUyrier  mit  4m 
Makedonern  111  398;  nad  dis  Lyi- 
kesten  HI  411. 

niyrios,  Kadmos'  S.  IH  399. 

Ilos,  K.  der  Troer  I  69. 

Imbros,  Insel  im  a^iachea  MaerellM, 
H  247,  261,  in  195,  205,  469,379. 

Inachos,  FI.  in  Argoa  I  14,  9^  88t, 
150. 

Inaros,  aegyptiacher  Feldherr  1 411, 11 
160,  181. 

Inder,  im  Heere  des  Xerxea  fl  43, 91 

Indien.  Produkte  von  I  400,  523;  ■atar 
Persien  I  602. 

laessa,  St.  am  Aetna  II  565,  660. 

Ino,  Traumorakel  der  am  Targalii  I 
164  f. 

lo,  Stammmntter  der  Daoaidea  1 44,51 

lolaia,  Landstrich  in  Sardiaiea  1 4M. 

lolaidas,  Thebaner  III  373. 

lolaos.  Verehruni^  des  bei  dea  Tjr 
rhenern  und  looiern  156;  iaSardiaiei 
1438,  450;  io  Afrika  I  442. 

lolaos,  Makedoner  II  372. 

lolkos,  St.  io  Thessalien  I  57,  77, 111. 

Ion,  K.  von  Athen  I  83,  2S5. 

Ion,  Dichter  und  Geaehichtidreab« 
ans  Chios  II  192,  2 80  f.,  293(1, 30S. 
111  60. 

Ion,  Rhapsode  ans  Gphesos  Ol  527. 

looien,  natürliche  Beschaffenheit  1 14: 
.  Einwanderangen  in  I  112,  140;  Tii- 
talideo  von  I  84;  Colonisatioi  tm 
I  223  ff;  Handel  von  I  137,  229: 
Kimmerier  in  I  55Sf.;  Aafhorfa  ia 
Geschichte  von  1  627;  Philosoph 
in  1  50Sf.,  II  198;  EntsUhaig  dff 
Prosa  in  II  287.  —  and  Atbea  D 
208. 

lonier.  Name  1  630 ;  Herknnft  I  29, 
634  f.,  33;  identisch  mit  den  hebräi- 
schen Javanim  I  41;  verwandt  ait 
den  Achäern  I  83;  Kinnanderaagii 
das  eigentliche  Hellas  I  58 f.;  fSA- 
Wanderung  nach  Asien  (ioaiscke 
Wanderung)  I  Ulf.,  Il4f.,  14«: 
Zwülfstädte  I  73;  Verschmehoag  ait 
Aeolicn  I  82;  in  der  pythlscfaea  Aa* 
phiktyonie  I  103;  am  aaroaisekn 
Meerbusen  I  S9;  in  .\cbiya  I  109:  ii 
Aegypten  I  411;  in  Argolis  I  233:ii 
Attika  I  59,  100,  111,  285,  28S,29U; 
in  Libyen  I  411,  442;  io  SikjMl 


RBOISTBR. 


3» 


—  im  Kampfe  mit  Lydien  ( 
ßl9  ;  im  Skytheozuge  des  Da- 
[  603;  im  Aofstaod«  gegeo 
1 1  617  f. ;  Ende  der  Geschichte 
27;  im  Heere  des  Xerxes  11  81, 
Colon isatioDsthätigkeit  der 
~  Maodart  der  1  2«%  225, 
lilosophie  der  1 508  f.,  II 197  f  ; 
er  der  ia  Delos  1  489,  556; 
er  Baostil  I  51 7 f.,  682.  — 
es  Alphabet  I  500;  ionischer 
Bezirk  des  delischen  Bandes  11 
3;  des  persischen  Reichs  1 601 ; 
e  losein  I  420.  Epische  Poesie 
lomer. 

Meer,  Bedeutang  des  Namens 
J9. 

I  ]  85,  360. 

B,  attiseher  Feldherr.  Politik 
222 f.,  446;  im  korinthischen 
Hl  186 f.,  189,  201  f.,  2IH; 
ypten  II  292;  bei  Kerkyra  lil 
af  dem  Isthmos  von  Korinth 
;  ia  Makedonien  Hl  413,  421; 
»rsonnes  III  458;  als  Admiral 
;  angeklagt  HI  47];  gewinnt 

II  4^9.  —  reformirt  das  Heer- 
IH  221  f.  —  und  Aristophon  III 
71;  und  Charidemos  HI  482; 
»tys  III  462,  530;  ond  Tiroo- 
H  453. 

L.  von£li8l2l2f.,  655. 
in  Libyen  1  445,  497. 
Tisaadros'  S.,  Athener,  an  der 
der  Adelspartei  I  368 f.;  und 
omenes  I  378 f.;  als  Archont  I 
)0. 

ittischer  Redner  III   17;   nnd 
theoes  Hl  555,561. 
attischer  Archont  II  862. 
m,  spartanischer  Feldherr  II 

kiaarla)  1  423;  Insel  im  tyr- 
Aen  Meere  II  549. 
Thebaoer  HI  35. 
thebanischer  Feldherr  III 178, 
244. 

,  Thebaaer,  Freand  des  Pelo- 
H  346,  353  f. 
Fl.  in  Böotien  I  80. 
)  attiseher  Redner.  Wirksam- 
[  509  IT.,  518;  politische  Stel- 
I545f.,  585;TodHI734,  815. 
e  für  die  Plataer  HI  294;  an 
mt  III  643  ff.  —  and  Demo- 
Ba,  Register. 


sthenes  Hl  561,  733 f.;  ond  lasen  yon 
Pherai  111  339;  ond  Timotheos  HI 
451,  539.  —  und  die  Geschichtschrei- 
bung II  519;  and  die  Poesie  HI  527. 
—  Denkmal  des  HI  539. 

Isotelie  der  Metöken  in  Attika  HI  34. 

Isthmien ,  Fest  anf  dem  Isthmos  I  280, 
485;  Gründung  1485;  Messen  an  denl 
489,  II  704. 

Isthmos  von  Korinth.  Bevölkerung  des 
I  240;  Fahrbahn  (Diolkos)  aaf  dem 

I  255,  264;  Messen  I  489 f.;  Bandes- 
rath  auf  demselben  während  der 
Prrserkriege  II  62;  Maaern  des  III 
186 f.;  isthniische  Spiele  s.  Isthmien. 

Istone,  Berg  auf  Kerkyra  H  468,  492. 
Istros  (Donau),  Fi.   im  Skythenlande  I 

604,  6U6. 
Istros,  St.  an  der  Donaumündung  1 406. 
Italia,  Themistokies'  T ,  H  572. 
Italien.    Dardaner  in  I  223;  Handel  der 

lonier    nach   I    137;    Verkehr    mit 

Griecheolaod   I   418f.;    griechische 

Colonien  in  1  423  f.,  451,  II  568  ff. 
Iti'iliker.  Abstammung  1 16;  Abtrennung 

von  den  Griechen  I  32;  ia  Epirns  I 

U2;  und  Gräker  I  93,422. 
Itanos,  St.  auf  KreU  I  62,  142. 
Itbaka,  losel  im  ionischen  Meer  I  132, 

I35f,419. 
Ithome,  Berg  u.  St.  in  Messenien  HI  330; 

Heiligthum   des  Zeus  in  I  148,  191; 

Mrssenier  in  1  192,  H  156,  177. 
Juoa,  persischeri\amederlonierI41,601. 

Kabalen,  Volk  in  Afrika  I  449. 
Kabiren,  Cult  der  in  Samothrake  I  50. 
Kadmeer,  Auswanderung  oaeh  Klein- 

asicn  I  1 12;  in  Lakonien  I  165 f. ;  am 

Euripos  I  414. 
Kadmeia,  Burg  von  Theben  I  80 f.,  HI 

240  f.,  268. 
Kadmeonen ,  Nachfolger  des  Kadmos  I 

80  f.   119 
Kadmos  I  43,  57,  80f.,  82,  141. 
Kadmos,  Skythes'  S.,  Koer,  in  Zankle 

II  538,  864. 

Kadmos,  Geschichtschreiber  aas  MHet 

II  273. 
Kaikos,  Fl.  in  Mysien  I  6,  69. 
Kairatos,  St.  auf  Kreta  I  62. 
Kaiamis,   Bildhauer   in  Athen  H  319, 

322,  351,  551. 
Kalauria,  Insel  bei  Argolis  I  89,  99,  III 

292 ;  Seeband  yon  f  240. 

8 


u 


RB6IBTBB. 


Kai«  Aite»  St.  io  SicUieo.   Grüadoog 

n  670. 
I^leqder,  aotor  deiuEiofluss  vod  Üelplii 

I  104/813,  479f.;  olympischer  I  220; 
attiMLher  I  313,  331 ;  von  Metoa  ver- 
iMsaei:!  II  285;  in  Kyzikos  I  452. 

KalUiMltros,  attischer  Architekt  I  363. 
Kallaischros,  Oligarch  in  Athca  II  73S. 
tUlliadea,  Athener  UI  16. 
Kallias,  Habrou'a  S.,  Athener  III  693. 
KalUa«,  Hippoaikos'  S.,  Athener  11 127, 

186,  188f.,  322,  427,  586. 
tf^lliaa,  Hipponikos'  S.,  Athener  11 427. 
Kalliaa,  Hipponikos'  S.,  Athener  III  294  f. 
Kallias,  Kalliades'S.,  attischer  Feldherr 

il  372  f. 
Kalliaa,  Phainippos'  $.,  Athener  I  346, 

II  427. 

Kallias,  Mneaarchos'  S.,  Tyrann  von 
£haai8lll590,665,  678f. 

Kallibioa,  spartanischer  Feldherr  III  14. 

Kallihios,  Tegeat  III  325. 

Kallidromof,  Geb.  in  Phokis  II  67  f., 
Ili  704. 

Rallii^eitosjL  M^areer  11  695. 

Kallikles,  Sophist  111  99. 

KallikrateS)  attischer  Baumeister  11 239, 
337. 

Kallikrates ,  attischer  Dcmngoß  II  843. 

Kalliknitidas,  apartaniseher  Admiral  11 
777  ff.,  III  8, 128. 

Kallim^chos,  Athener  ans  Aphidna, 
Polemarch  II  21  f.,  317. 

Kallimachos,  attischer  Baumeister  III 
533  f. 

Kaliinos,  Dichter  in  Ephesos  I  559. 

KalluThoe,  QneUe  U  Athen  I  353,  355, 
II  334. 

Kallisthenes,  attischer  Feldherr  III  596. 

Kallisthenes,  attiacher  Kedner  UI  650. 

Kallistratos,  mit  Beinamen  Parnytes 
.  oder  Parnope,  Atheaer  II  842  f. 

Kallistratos,  aus  Aphidnai,  attischer 
Redner.  Politik  und  üftentliche  Stel- 
lang UI  280, 2^  ff.,  446  f.,  450, 452  ff., 

459,  461 ;  gründet  den  neuen  Seehund 
JII281;  Führer  der  Bnndesnotte  UI 

2S2;  in  der  Friedensverhandlung  mit 
Sparta  III  287 ;  Mitfeldherr  des  Iphi- 
krates  III  21)2;  in  Thrakien  UI  425; 
angeklagt  111  458,  555;  verbannt  UI 

460.  —  und  Timothpos  111  292,  453. 
KpUiienoa,  Athener  11  786f.,  796,  880. 
Kallon,  Bildhiioer  aua  Aigina  1  530. 


Kallynterien,  Atheonfeat  ia  Athei 
349. 

Kalyb'e,  St.  in  Thrakien  III  6S1 

Kalydna,  Insel  im  ägüischca  Mm 
115. 

Kalydon,  St.  io  Aetolien  111  190. 

Kalymna^  Insel  im  agäiachea  Mea 
275. 

Kaniariua,  St.  auf  Sicilien.  Griad 
I  435,  II  533;  zerstört  U  530;  vie 
hergestellt  II  577;  und  Syraki 
577,  659,  674.  —  MuBiaa  vta  II 

Kambnoische  Berge,  zwischen  T 
salien  und  Makedonien  UI  3!»8,3 

Kambyses,  Kyros' S. ,  K.  von  Ptn 
im  Kriege  mit  Aegypten  I  5! 
596 f.;  im  Bnude  mit  Polykral 
592. 

Kameiros,  St.  io  Rhodos.  Griada 
115,433. 

Kaaimys.  Tyrano  von  MytileaelU* 

Kanachos,  Bildhauer  aus  Sikyoa  1  i 
U  318. 

Kandaulea,  K.  von  Lydiea  I  553. 

Kano|iischer  Nilarm  I  409. 

Kaotbaros,  Theil  dea  Peiraiens  U  3; 

Kaphisias,  Polymnis'S.,  Thebaafi 
25b,  266. 

Kaphisodoros,  Thehaner  III  260,  26 

Kaphyai,  St.  ia  Arkadien  I  156. 

Kappadukicr,  Volk  in  Kleinasiea.  \ 
kehr  mit  Siuope  I  4U5 ;  im  Heere 
Xcrxes  U  45. 

Kapri,  Insel  bei  Campauiea  I  423. 

Kapys,  K.  der  Troer  I  69. 

Karaoos,  Temeuide  aua  .\rgos  I  i 
607,  111  400  f. 

Kardia,  St.  auf  dem  thrakischea  G 
sonnes  II  752,  111  44U,  465,  •k>4,* 
670  f. 

Karer,  Herkunft  I  31;  ein  Misehr« 
38,  45 f.;  Seezüge  I  398;  in  HeU 
58;  in  Altika  I  2S5;  ia  Aaiaa  1 1 
118,  398  f.,  401;  in  AefcyptenH 
in  Afrika  1411,  442;  in  firytkr 
1 17.  — -von  Minoa  bezwnagä  I 
Beziehungen  zu  Lykiern  uadRial 
1 75 ;  in  Feiadachaft  mit  den  ioaiic 
Ansiedlern  1  222  f.,  554;  voaSsi 
gos  bezwungen  I  580;  im  Anfiita 
gegen  Peraieu  1  61*3l,  622,  ftit 
unter  Uynaaten  UI  466  f^  5!^2.  — 
Söldner  111  220.  —  a.  Kariea. 

Karlen,  Landachaft  in  Kleiaaaiea«  1« 
giache  Bauwerke  ia  I  45;  i^dari 


•  > 


RBGISTEIt. 


8Ä 


als  BoBdesstüdtl  152;  Maotik 
68, 466 ;  karncber  Stentsr bezirk 
leibchen  Bandes  11  248,  253.  — 
rer. 

M,  dramatisefaer  Dichter  io 
D  111  62. 

idn,  Haia  in  Messeoien  III  332. 
D,  Apol)ofe8t  in  Sparta  1  19S, 
il  26,  69i  603,  869. 
>s,-  FestmoDat  io  Sparta  HI  191. 
aas,  Akaroane  III  744. 
j^fy  in  9icilien  I  435,  II  540  (T., 

in   Sardinien    und   Korsika   I 
'.;  gegen  die  Phokäer  1  578;  und 
ien  I  630;  und  Syrakus  II  660. 
,  Warmqa^Ile  in  Karieo  I  553. 
,  St.  in  Lakonien  l  184,  III  351. 
iden  II  335. 

99,  St.  auf  Euboia,  in  Fehde  mit 
i  I  232;  von  dea  Persern  Venom- 
il 12r. ;  Themistokles  bei  H  104; 
elischen  Bande  II  130;  attische 
aehen  in  11  261 ;  von  Theben  an- 
ifl^n  111  464. 

lai,  St.  in  Siciiien.  Gründung  I 
11  533. 

Insel  io  den  Sporaden,  im  deli- 
I  Seebande  II  253. 
dra,  Priamos'T.  169,  471. 
LS,  <}ttelle  in  Delphi  !  245,  472  f. 
a,  Quelle  in  Delphi  I  245,  472, 

na,  Halbinsel  von  Makedonien 

,  St.  in  Siciiien.  Gründung  I 
Geseizgebang  des  Charondas  I 

':y  AuflOsoug  der  Gemeinde  II 
-Rückkehr  der  alten  Bewohner 

h ;  und  Athen  II  577 ;  von  Alki- 
st htibtzi  II  648;   Münzen  von 

2. 

m;  Völker  am  I  408. 

I,  messenischer  Heros  III  332. 

tffo,  aa  der  Westküste  von  He!- 

45;in'AttikaI291. 

!•,  Volk  in  Kirien  I  52,  581,  620. 

1^'  St.  io  Karieo.   Konon  in  III 

pi,  FL  io  Lydien  I  6,  115;  222, 

Philosoph  aas  Theben  HI  ^57  f. 
ler;  Völksstaibm  in  Troas  I  6S. 
»ia»  alter  Pfame  für  Athen  I  267. 
Mehy  ittiid^cs  Köoigsg^escfalecht 


Kekrops,  K.  von  Athen  I  141,  285;  in 
Böotien  I  96;  angebliche  Ueriftoft 
aus  Aeg^'pten  I  58;  Grab  das  II  339. 
—  K.  von  Böotien  I  96. 

Kekryphaleia,  Insel  bei  Aegina  II 172. 

Kelten  als  Söldner  des  Diooysios  III 
351 ;  Hellenisirang  der  1  449. 

Kenchreai,  St.  bei  Korinth  III  177. 

Kentoripai,  St.  in  Siciiien  11  660. 

Keos,   Insel  im  ägaischen  Meere  II  50, 

^270. 

Kepfaallenen,  Stamm  der  Leleger  1 1 12^ 
132,  421. 

Kephallcnia  (Same),  Insel  im  ionischen 
Meere.  Aeoüer  in  182;  Verkehr  nach 
Westen  1  419;  in  den  Perserkri^gCA 

II  91 ;  im  Bunde  mit  Athen  II  ^t; 
407 ;  Messenier  vertrieben  aas  III  7, 
151. 

Kephalos,  attischer  Redner  111  264,267, 

446  f. 
Kephalos,  Syrakusaner  11  272,  848. 
Kephisia,  attischer  Demos  I  373,  II  ^2. 
Kephisios,  Athener  III  Ulf. 
Kephisis,  Mose  bei  Eumelos  I  257. 
Kenhisodotos ,  attischer  Bildhauer  111 

288,  535. 
Kephisodotos,   Athener  HI  456,   463, 

580. 
Kephisophon,    attischer    Feldherr   III 

679,  810,  685. 
Kephisos,  Fl.  in  Attika  I  286. 
Kephisos,  Fl.  in  Böotieo  I  9,  78,  98, 111 

709. 
Kepoi,  Ort  am  kimmerischen  Bospofos 

III  551. 

Kerameikos,  Stadttheil  in  Athen  I  354, 
III  315;  Anbau  unter  Peisistratös  I 
359;  Bauten  im  11  330  fr.;  Markt  (le$ 

I  353,  II  149;  Fackellauf  im  I  357, 

II  346;  Gräber  im  II 149, 172,  330  f., 
422, 111  316;  Denkmäler  im  HI  541. 

Keraon,  spartanischer  Heros  I  170. 

Kerdyliou,  Burghöhe  bei  Araphfpolik' U 
520. 

Kerkyra,  Insel  Im  ionischen  Meere  l 
93;  Bedeutung  von  I  419;  and  Ko- 
nnth  I  259,  261,  286,  268,  420;  11 
364  ff. ;  im  Perserkriege  ü  65;  üod 
Athen  II  367  ffT,  391,  465  f.,  492, 676 ; 
im  neoen  attischen  Bunde  III  285^ 
von  Sparta  angegriffen  IH  288,  291; 
Iphikrates  bei  III  293;  triU  aUs  d^lti 
attischen  Buode  III  463;  im  Bül^da 
gegen  K.  PhUipposUI  679,  710; -ü 


36 


REGISTER« 


Colonien  von  I  420 f.;  Thonwaaren 
von  1  433;  PliaiakeDsage  in  [  533. 

Rersobleptes,  Kotys'  S.,  Thraker  111 
463,  465,  484,  579  ff.,  618. 

Killkieo.  von  den  Phöniziern  besetzt  I 
38;  Dardaner  in  1  223;  Rbodier  in  I 
433 ;  als  persische  Provinz  I  601 ; 
fällt  von  Persien  ab  III 21  j ;  Seeraub 
von  1 74. 

Kilikier,  bei  Salamis  II  81. 

Kilix  I  57. 

Rillikyrier,  Volksklasse  in  Syrakus  II 
533. 

Klmmerler,  Volk  an  der  Nordküste  des 
Pontos.  Züge  nach  Asien  I  409, 
558  f.,  684. 

Kimon,  genannt  Roalemos,  Stesagoras' 
S.,  Athener  I  363  f. 

Kimon,  Miltiades'  S.,  Athener.  Charak- 
ter und  öffentliche  Stellung  II  119, 
127 f.,  148 f.;  Führer  der  Flotte  II 
116,  128;  an  der  Spitze  des  Staates 
II  135;  siegt  am  Eurymedon  II  140; 
Gegner  des  Themistokles  II 135 ;  ge- 
winnt den  Chersonnes  11  145;  Zug 
gegen  Thasos  11 146 f.;  Hilfszug  nach 
Sparta  II  156 f.;  Zug  nach  Aegvpten 
11  161;  verbannt  II  162;  Rückkehr  il 
179;  vermittelt  zwischen  Athen  und 
SparU  II  180;  Tod  II  181  f.  —  und 
der  deliücbe  Bund  II  166;  und  die 
Kunst  II  322,  330;  Bauten  des  11  315, 
332;  Wahlspruch  des  II  »18.  —  und 
Aischvlos  II  303;  und  lou  von  Chios 
II  2S0'f.,  294;  und  Perikles  II  152f., 
179f.,  187f,  214;  und  Polygnot  11 
315.  —  Sogen,  kimonischer  Frieden 
II  J90  f.,  840. 

Kinadon,  Spartaner  III  156  f. 

Kinaithos,  Hymnendichter  aus  Chios  II 
552. 

Kincsias,  Dithyrambendichter  in  Aihen 
ni  79,  83,  88,  531. 

Kirke  I  224. 

Rirphis,  Geb.  in  Phokis  I  248,  472. 

Kirrha,  Hafenstadt  in  Phokis  1  245,246. 
248,  314. 

Kissides,8vi'akusaDischerSüI(luerrührer 
ni351.' 

Kissier,  pernischos  Volk  II  44. 

Kithairuu,  Geb.  zwischen  Attika  und 
Bootien  I  9,  96,  286. 

Kition,  St.  in  Cypern  II  181,  III  210; 
Köoigsbild  von  I  583. 

Riadeos,  Fl.  iuPisatisin36J. 


Kiaroa,  St  io  Lydien  I  466,  47 L  m. 

Klaroten,  unfreie  Klaaae  in  Kreta  1 161. 

Klazomenai,  St,  io  louien.  Griadasf 
1  114;  Mundart  1  225;  coUusirt 
Naukratis  1  413;  veraacht  eiaeAa- 
siedelung  ia  Thrakieii  1 577;  ia 
ionischen  Aufstau  de  I  622;  im  fdt- 
ponnesischen  Kriege  II  706, 710;  vn 
Persien  gewoDuen  III  205,  209.— 
Münzen  von  1236;  Fischerei  vaa  1 
405. 

Kleaioetos,  Kleou's  Vater,  AthaaerD 
452. 

Rleandridas,  Spartaner  11  184,  ^ 
573. 

Kleandros,  Tyrann  von  Gela  0  529. 

Kleandros,  Spartaner,  Harnost  u  Bf- 
zanz  III  139. 

Kiearchos,  Spartaner  II  750,  753, 7^ 
760,  IH  127;  in  der  Argiaasaa- 
schlacht  II  780 ;  Harmost  ia  Bjiaax 
111  6;  bei  Kyroa  III  133;  ia  itt 
Schlacht  bei  Konaza  111  136. 

Kiearchos,  Tyrann  von  Heraklcia  Dl 
546  f. 

Klearidas,  spartanischer  Feldherr  D 
521,  589. 

Rleidemos,  attischer  Gesohichtscfcrei- 
ber  111  520. 

Kleidung,  attische  I  394,  II  20S;  daii- 
sehe  11  208. 

Kleigenes,  Akouthier  III  235. 

Kleigenes,  attischer  Demagog  U  7b2. 

Klcinasien,    natürliche    Bcschaffeabcit 

I  5 ;  Stammsitz  der  lonier  1  30;  Eii- 
w ander ungen  in  I  110  ff.,  115;  mi 
die  orientalischen  Staaten  I  550  f.: 
unter  lydischer  Herrschaft  I  565  f.: 
unter  persischer  Uerrscbaft  1  573ff. 
—  Colonien  in  1 1 14  f.;  Geldwahnuf 
in  I  237. 

Kleinias,  Athener,  V'ater  des  .41kibia4fs 

II  37,  593. 

Kleinias,  Kleinias*  S.,  Athener  II  593L 

KleVppides,  attischer  Feldherr  II  444. 

Kleisthenes,  Megakles'  S.,  Atheaer, 
Herkunft  I  253,  291;  Gegner  4rr 
Pcisistratiden  1366;  an  der  Spitie 
der  Volkspartei  1  369 f.;  arine  Refor- 
men I  373  f.;  seine  Ordnung  des  Ge- 
richtswesens II  223 ;  verlässt  Athea 
1378;  Rückkehr  1379;  verhaaati 
3S3;  Charakteristik  I  383  f. 

Kleisthenes,  Tyrann  von  Sikyoa,  ge- 
langt zur  Herrschaft  1  243;  seif« 


REGISTER. 


37 


Reformen  und  Politik  I  244  f.,  276, 
460;  and  die  Alkmäooiden  I  341;  im 
heilii^D  KHffe  gegen  Krisa  1  248; 
FreierversAmmlaog  bei  I  249 f.;  uod 
Delphi  I  548. 

RlefUrchos,  Tyrton  von  Eretria  111 
590  f.,  802,  680. 

Rleiteles,  Roriother  III  455. 

Kleitor.  St.  in  Arkadien  I  156,  III  322. 

Rleobalei  Matter  des  Demosthenes  III 
551 

Rleobalos,  Tyrann  von  Lindes  I  507. 

Kleobalos,  spartanischer  Rphore  II  5S9. 

Rleokritos,  Mysterienheroid  in  Athen 
Ul  S2. 

Kleokritos,  Koriother  II  95. 

Rleombrotos,  K.  von  Sparta,  in  Böotien 
III  274,  279;  in  Phokis  III  300;  bei 
Lenktra  111  303  ff. 

Kleomedes,  attischer  Feldherr  II  617. 

Kleomedes,  Samier  II  709, 111  123. 

Rleoneoes,  R.  von  Sparta.  Chrono- 
logie  des  1  671,  II  S21  f ,  Kriegszöge 
■ach  Attika  1  168,  367 f,  37Sr.,  384, 
387  f.,  459;  nach  Plataiai  1  381,  671; 
nnd  Demaratos  1549,  II  10;  und  Per- 
sien 1611,  618,  119;  in  Aigina  II 
10;  in  Argolis  I  368,  459,  II  50; 
Tod  11  11. 

Rleonenes,  Spartaner,  Vormund  des 
Paosanias  11  449. 

Rieonenesi  thebanischer  Feldherr  III 
347. 

KI0OB,  Rleainetos'  S  ,  Athener.  Anklä- 
ger des  Anaxagoras  II  396;  Gegner 
des  Perikles  II  407,  416;  öffentliche 
Stellang  II  484,  452 ff.;  in  den  Ver- 
liandlangen  überMytilene  II 458 f.;  in 
denFriedeosverhandiungen  11  483  ff.; 
bei  Pylos  II  487 f.;  bei  Amphipolis 

II  520 ff.;  Tod  II  522.  —  und  Aristo- 
pbaDes11483f.,  515f. 

RleoB,  Sehriftsteller  aus  Halikarnass 

III  173. 

Kleooai,  St  im  Peloponnes  I  114,  151, 

253,  529. 
Kleoaymos,  attischer  Demagog  II  522, 

630,  642. 
Rleophoa,  attischer  Demagog  II  754  f., 

781  f.,  796,  805,  807  f^  III  87,  1 12. 
RIeopompos,  attischer  Feldherr  II  414. 
Rleestbeoes,  Pis&er  1212. 
Rleostratos,  Astronom  ans  Tenedos  II 

284,  in  525,  795. 
Rleotimos,  Eleer  III  639. 


Kleruchen,  attische  II  259,  847;  von 
den  Spartanern  vertrieben  III 7;  nach 
der  Schlacht  bei  Chaironeia  111  814. 

Kleuas,  Pelopide  I  114. 

Koakion,  Fl.  in  Lakonien  I  ISO. 

Knemis,  Geb.  In  Lokris  III  704,  709. 

Knemos,  spartanischer  Feldherr  II 420, 
440. 

Knidos,  St.  in  Kleinasien.  Gründanfpl 
115;  Colonisationsth'atigkeit  1413, 
455,  437;  von  Persien  erobert  1 
580;  fallt  von  Persien  ab  II  712; 
Sieg  des  Konon  bei  III 183 ;  im  Bande 
mit  Rhodos  III 467.  —  Galt  der  Aphro- 
dite III  215.  -  Koidicr  in  SicUien  U 
541. 

Kdosos,  St.  auf  Kreta  I  62,  159,  163. 

Koalcmos  (Kimon),  Athener  I  363. 

Kodros,  K.  von  Athen.  Herkunft  I  291 ; 
Tud  I  295;  Nachkommen  I  117^  226, 
296. 

Königshalle  in  Athen  III  50. 

Köoigthum  bei  Homer  I  125, 132;  spar- 
tanisches I  167,  649,  169,  174 f., 
186,  105;  attisches  I  294. 

Koes,  Herr  von  Lesbos  I  609. 

Koiratadas,  Thebaner  III  141. 

Koisyra,  Megakles*  T.,  Gemahlin  des 
Peisistratos  1  345. 

Kolaios,  Samier  I  494,  527,  585  f. 

Kolakreten,  attische  Finanzbehörde  1 
298. 

Kolchis,  Land  am  Pontes  I  403. 

Kolonos,  attischer  Demos  II  306,  727. 

Kolophon,  St.  in  lonien  I  398;  Griia- 
durig  I  114;  Mundart  von  I  225;  im 
Kriege  mit  Lvdien  I  556;  im  atti- 
schen Bunde  11  246,  252;  wird  per- 
sisch 11  451;  von  Thrasyllos  genom- 
men II  757. 

Kolotes,  Bildhauer  aus  Faros  II  354, 
356. 

Kombaphes,  Halikarnassier,  Feldherr 
des  Kambyses  I  584. 

Komödie,  attische:  Anfänge  II  307  ff.; 
politische  Bedeotung  11  483  f.;  übt 
literarische  Kritik  HI  87;  Gesetze 
gegen  die  Komödienfreiheit  II  394, 
484,  652  f. ;  der  Chor  ihr  eoUogen  111 
88;  nenere  attische  III  528  ff.  —  s. 
Arisitophanes. 

Komon,  Messeuier  II  488,  HI  314. 

Konon,  Thimotheos*  S.,  attischer  Feld- 
herr II  776;  Nachfolger  des  Alkibia- 
des  11  776;  bei  Lesbos  H  778 ff. ;  Nea- 


38 


REGI8TEB. 


wähl  zom  Feldherru  II  7S3;  bei 
Aigoipotamoi  II  793,  795;  in  Cyperii 
III  lo7f.;  ia  peraischeo  Diensten 
HI  181  ff.;  siegt  bei  Knidus  III  183; 
stellt  die  attischen  Mauern  her  III 
184;  Gesandter  in  Sardes  III  193, 
195  f.;  Tod  III  2t8;  —  öffeutlicbe 
Stellung  ni  215,  217  f. ;  und  Isokratcs 
III  511.  —  Denkmäler  für  seiucu  Sieg 
bei  Knidos  III  535. 

Kopais,  See  in  Böotien  I  79,  90,  2S6 

Kora,  Verehrung  der  in  Attika  I  291 ; 
in  Sicilien  I  458.  —  vgl.  Demeter. 

Koralios,  Bach  in  BÖotien  I  90. 

Korax,  Bedner  in  Sicilien  II  558,  507. 

Rorax,  Geb.  in  Lokris  III  704. 

Koriooa,  böotische  Dichterin  III  251. 

Korinth.  Lage  und  Bevölkerung  I 
253 f.;  lasoa  in  I  77;  Dorier  in  I 
151  f.;  unter  Königen  1  254f.,  659; 
unter  Prytanen  I  257  f. ;  im  Kriege 
mit  Kerkyra  I  420;  im  Bunde  mit 
Sparta  1  195;  im  2.  messeuiachen 
Kriege  I  195;  im  Kriege  mit  Argos  I 
239;uuterTyrannenr262f.;ralltvon 
Demaratos  ab  I  384 ;  Betheiligung  an 
der  Gründung  von  Byzanz  I  418; 
im  Kriege  mit  Samos  I  593;  Schieds- 
richter zwischen  Theben  und  Athen 

I  381,  II  8,  33;  in  Feindschaft  mit 
Aigina  II  57;   in  den  Pcrsorkriegen 

II  «5,  09,  72,  78,  91,  1(>5;  und  Athen 
II  109,  17ltf.,  1S4,  302fl'.:  unter- 
stützt Epidamoos  II  305  f. ;  im  Kriege 
mit  Kerkyra  II  300  ff. ;  unterstützt 
Potidaia  II  37]  f.;  betreibt  den  pelo- 
ponuesischen  Krieg  II  374  ff. ;  wiih- 
rend  des  peloponnesischcn  Krieges 
II  405  ff.,  477,  492,  523,  5>^5,  003, 
012,  015,  704,  744,  8o8 ;  Spannung 
mit  Sparta  III  I28f.,  161 ;  im  korin- 
thischen  Kriege  gegen  Sparta  III  175, 
178,  1S5II.,  197,  223;  nach  dem 
.\ntalkidasfriedeu  III  207;  demokra- 
tische Bewegung  in  III  315;  und 
Theben  III  335,  358,  308;  in  demo- 
stheniseher  Zeit  III  028,  679,  710, 
716,  724,  727.  -  Cult  der  Aphrodite 
in  I  49;  Münzen  von  I  200,  318,  II 
574;  Künste  und  Ertiudungen  in  I 
250,510,  525,  529,  531;  Poesie  in 
1  537;  Metallfabrikeu  in  I  415;  Han- 
del von  1  254  f.  —  Colonien  von  I 
259,  4161.,  427  f.,  111399. 

Korkyra  s.  Kerkyra. 


Korn.  lleberwachuDg  des  Koraverkaaf» 
durch  den  atheoiachen  Staat  II  IH. 
220  ;  Uebcrwachang  der  tvinfakr  11 

^  209  f. 

Koroibos,  attischer  Arcbiickt  U  )27. 

Koroibos,  Eleer,   olympiseher  Siqcr 

I  213. 

Korone,  St.  in  Messeoien  III  332. 

Koroneia,  St.  in  Böoiieo.,  vaa  Phtbi 
genommen  HI  43S,  G24.  —  Schlack- 
ten bei :  Sieg  Thebens  über  Athet  H 
183,  216,  237;  Sieg  des  AgesUati 
^  III  180,  498. 

Korsika.  Bedeutung  von  I  437;  Pk*- 
küer  auf  I  578,  II  547;  Karthager atf 

II  541. 

Korybanten.  Erabilder  der  in  Praiiai 

I  89. 
Korvphasion,  Vorgeb.  in  Mesaealei  U 

479,  481. 
Kos,  Insel  im  ägäiacheo  Meere,  vaa 

Epidauros  coloniairt  I  115;  Sfc}tksi 

in  I  626;  Tribut  tu  Athen  11  iki: 

unter  Herrschaft  von  Halikaraasi  11 

275 ;  von  Alkibiadcs  befestig  11  TIS: 

und  Maussolloa  III  467,  5S2  f.;  aiter 

stützt  Byzanz  III  t>S5. 
Kosmoi,  oberste  Behörde  io Kreta  IM 
Kottyphos,  Pharsalicr  III  700,  lUl 
Kotys,  K.inThrakieo  111414,416, 4H 

403,  547. 
Kotytto,  thrakische  Göttin  11  429,  ^i: 

Verehrung  der  in  Athen  III  5ü. 
Kranat*.    Insel    im    lakouischea  Meer 

buson  I  30t'.,  4S. 
Kraneion,  Vorstadt  \  oo  Korinth  111  I'.i't 
Krauuoo,  St.   in   Thessalien  I  251,  lil 

315,  412. 
Kranz,  als  Kampfpreis  1  482. 
Krates,  attischer  Komüdiendichter  II 

309,  557. 
Krathis,  Rarh  bei  Sybaris  I  429.  II  b^\'- 
Kratiuos,  attischer  KouÖdiendirhter  il 

239.  3ü9f.,  312,   .H94,  454,  493,  ö-v. 

III  88. 

Kratvlos,  Philosoph  II  203. 

Krenides,  St.  in  Thrakien  III  425. 

Kreon,  attischer  Archont  I  663. 

Kresilas,  attischer  Bildhauer  11  422. 

Kresphontes,  lleraklidel  14(>.  ]4^  14^ 

Kreta,  natürliche  Beschaffenheit  I  Öl 
lO.'t:  Kevi'ilkeruDg  I62f.;  Verbiadnaf 
mit  L\kien  und  Troas  I  75;  Aehaer 
in  I  s3;  Dorier  in  I  112,  115,  15>ff.: 
Arkader  in  I  155 ;   Samier  iu  I  5i>l; 


REGISTER. 


39 


ADswanderang^en  oaeh  Kleinasifn  I 
115;  uater  K.  Minos  163 f.;  Char- 
mides  io  I  2S2 ;  Binwirkan^;^  auf  Ar- 
ges I  591.—  Znatäade  von  I  159 f., 
178;  Gottesdienste  in  1  50,  53,  62 f., 
65,  164;  199;  Maatik  in  I  463;  Al- 
phabet YOB  I  499;  Gymnastik  in  1 
160,  483;  Rnost  in  I  516,  518,  520; 
kyklopiscbe  Maaern  in  I  127.  —  Ein- 
Wirkiiag  aof  Sparta  I  164,  172,  ISO, 
182,  198  f. ,649. 
Rreter^  Ansiedlnn^n  der  in  Griechen- 
laad  159;  in  Lydien  1115;  in  Lv- 
kien  I  79;  in  Milet  T  39S  f.;  in 
Theben  I  80;   in   Thrakien   I   113; 

SrUoden  Erythrai  1  117;  ^nden 
risa  I  100,  245,  492;  in  Attika  I 
285;  in  Italien  1421;  in  Sicilien  I 
43»;  in  LibTen  I  444 ;  als  Söldner 
m  220. 

Kreüsa,  T.  des  Erechtheas  I  2S^. 

Kreosis,  St.  in  ßöotien  III  303. 

Kriegswesen,  spartanisches  I  1S3,  18b: 

•ttisehes  1  922;  Söldner  III  220  (si 

Söldnerwesen);  Reformen  des  Iphi- 

krates   111  221  f.;    thebaoisches   III 

^  t7},  901  f.;  makedonisches  111  418f. 

Krim,  hellenische  Colonien  I  450. 

Kfia«,  St.  in  Phokis  I  473;  Gründung:  I 
64,  100,  245,  492;  und  Delphi  I  102, 

246  f.,473 ;  yerliert  seine  Selbstdndigr- 
keit  1  102;  heiliger  Kriegr  gregen  I 

247  f.,  919,  934;  zerstört  I  248. 

Kritalla,  St.  in  Rappadokieu  II  45. 

Krithote,  St.  am  Hellespont  III  479. 

Kritias,  Kallaiscbros'S.,  Athener.  Cha- 
rakter H  810 IT.;  im  Hermcoprocess 
verhaftet  II 650;  beantragt  die  Hiick- 
berufnng  des  Alkibiades  II  742; 
liüchtie  in  Thessalien  II8l2r ;  Heim- 
kehr 11  813;  Einer  der  dreil'sig  Tv- 
rannen  II  815,  IH  dOlF.;  Feiud  des 
Alkibiades  III  17;  Tod  III  32.  —  und 
Sokrates  111  108, 114, 116;  und  Tbe- 
ramenes  111  20  ff.  —  als  Redner  lil 
515. 

KrHias,  Bildhauer  in  Athen  (1  332. 
KritoD,  Athener,  Schüler  des  Sokrates 

m  96,  496. 
Kr«byIo9,  attische  Haartracht  I  394, 

672. 
Kroiaos,  K.  von  Lydien.    Statthalter 

von  Mysien  I  569;  wird  König  I  564 ; 

gewinnt    die    griechischen    Kusten- 

itS^te  i  565  f. ;  im  Kriege  mit  Kyros 


I  569 f.;  im  Bunde  mit  Miltiades  I 
604;  Sagen  von  I  572;  und  Selon  I 
336,  573. 

Krommyon,  Kastell  in  Megaris  III  186. 

Kromnos,  St.  in  Arkadien  III  360. 

Krooos,  phöoizischer  I  492. 

Kroton,  St.  in  ßruttiom.  Gründung  1 
428  f.,  492;  Verfassung  I  545;  Py- 
thagoreer  in  I  546 f.;  in  Keiodsehaft 
mit  Sybaris  I  430,  II  269,  569;  Ge- 
schichte von  II  569  ff  —  Colonien 
von  1  430,  II 569;  Münzen  von  H  574. 

Ktesias,  Geschichtsehreiber  und  Arfet 
aus  Kuidos  I  68,  H1 159,  762f.,  522. 

Ktesiphon,  Athener  III  609. 

Ktesippos,  Chabrias'  S.,  Athener  III 
567. 

KunsAa,  St.  in  Babylonien.  Schlacht 
bei  in  135ir. 

Kunst  bei  Homer  I  125 f.  —  s.  Arefai- 
tcktur,  Malerei,  Plastik  u.  s.  w. 

Kupfer,  aus  Cholkis  I  414;  aus  Italien 

I  422;  aus  Tartessos  I  442.  —  Ur- 
kunden auf  I  501 ;  Ilaudelsgegenstand 
bei  Homer  I  138.  —  Knpfergeld  In 
Athen  11  575. 

Kureten,  Vulk  in  Akarnanien  I  45. 
Kurion,  Stadt  auf  Cypern  I  621. 
Kyaue,  Fl.  bei  Syrakus  II  656. 
KyaneYsche  Inseln,  im  schwarzen  Meere 

II  189. 

Kya;sarcs,  K.  von  Medien  T  564,  568. 

Kvbele.  Verehrung  in  Lydien  und 
Phrygien  I  66;  auf  dem  Tda  1  68;  in 
Thessalien  und  dem  Peloponoes  1 85; 
in  Sardes  1  231,  619. 

Kybos,  St.  in  Libyen  i  442. 

Kvdatbenaion,  Stadttheil  von  Athen  I 
'354. 

Kvdias,  Athener  HI  457. 

Kydonia,  St.  in  Kreta  I  159,  169,  448, 
594,  II  6,  420. 

Kvkiiker,  nachhomerische  Ependichter 
'l  361. 

Kvklopen,  in  Argos  I  56,  86,  127;  ky- 
klopiscbe Mauern  I  108,  126f.,  191. 

Kvllene,  Hafenstadt  in  Elis  I  204,  III 
*150. 

Kvlon,  Argivcr  111  170. 

Kylon,  Athener.  Zeit  des  I  669f.; 
Attentat  des  I  303 f.;  unterstützt  von 
Theageues  I  276.  —  Frevel  an  den 
Kyloiiiern  I  305,  308,  941,  371,  378. 

Kylon,  Krotoniat  I  547. 

Kyme,  St.  in  Aeolis.   Gründung  I  114; 


40 


REGISTER. 


Aeolier  in  I  397;  grüadet  Phokiia  I 

223;  VerbindiiDg  mit  Phokaia  I  43S; 

mit  Phrygieo  I  552;   Tyranuis  io  I 

602;  im  iooischen  Anfstaod  1  622; 

voD  Tissapheroes  belagert  III 143. 
Kyme,  St.  in  CampaoieD.  Grändaog  I 

423;  BedeatuDg  I  424;  Verfasauog 

I  545;  VOD  Hieron  gegen  die  Tyr- 

rhener  geschützt  II  548. 
Kyme,  St.  in  finboia  I  414,  423. 
Rynaigeiros,  Aischylos*  Bruder,  Athe- 
ner II  24. 
Kynosarges,  Gymnaaion  bei  Athen  U 

25,331,111495. 
Kynoskephalai,  Aoböhe  bei  Theben  111 

274. 
Kynossema,  Vorgeb.  des  Chersonnes. 

Schlachten  bei  III  837. 
Kynosnra,  Vorgeb.  in  Attika  II  21. 
Kynosara,  Ort  in  Lakonien  1  166. 
Kynuria,  Landschaft  in  Argolis  1  89, 

234f.,3C8,II494. 
Kynurier,  Volksstamm  in  Arkadien  III 

321. 
Kynurier,  Völkerschaft  in  Lakonien  III 

727. 
Kypros  s.  Gypera. 
Kyprothemis,  Tyrann   von  Samos  111 

470. 
Kypseliden,  in  Korinth  1 262  f ,  660, 503 ; 

in  Ambrakia  I  270,  276;  iu  Attika  I 

338;  in  Thrakien  I  343,  604. 
Kypselos,  Ketion's  S.,  Tyrann  von  Ko- 

rioth  1  660;  Herkunft  I  262;  Kasteu 

des  in  Olympia  1  263,  52S. 
Kypselos,  Periandros'  S.,  Korinther  1 

268. 
Kyreer,  Truppen  des  Kyros  111  1390*., 

180. 
Kyrenaiker,  Philosophenschulc  III  490. 
Kyrene,    St.  in   Libyen.    Grüuduug  I 

444,  677,  493,503;  Antenorideu  in 
1  450;   im  Kampfe  mit  Aegypten  I 

445,  582;  huldigt  Persieu  I  597; 
Aegiden  in  II  532;  im  Kampfe  mit 
Karthago  II  540;  impclopounesischen 
Kriege  II  678.  —  Cult  des  Apollon 
in  1  493;  Silphium  von  I  444,  677,  II 
272. 

Kyrnos,  Insel  im  etnirischcn  Meere  I 

448,  578.  —  s.  Korsika. 
Kyros,  Kambyses*  S.,  K.  von  Persien  I 

569;  im  Kriege  mit  Kroisos  I  569f. ; 

erobert  Kleinasien  i  573 f.;    Tod  1 

581. 


Kyros,  Dareios*  II  S.,  Pener.  Statt- 
halter in  Kleioasiea  \l  765 f.;  Ri- 
stangen  des  III  1 32  f. ;  Hecresiag  ge- 
gen K.  ArUxerxes  IH  134£;faUtlU 
136.  —  ond  AlklbuLdea  01751;  ai4 
Aristippos  von  Laris«  Hl  338,  77>f.; 
und  Lysandros  II  772;  oadTianpkcr 
nes  HI  130  f.,  760;  and  XeMphwOl 
497. 

Kvthera,  Insel  bei  Lakosieo.  Sckiff*- 
'stalioo  der  Phönizier  1  36,  4%  161: 
Dorier  in  I  112;  sjiartaBischer  SUtt- 
halter  in  I  18S;  vooJVikiat  gwaauM 
II  493 ;  an  SparU  urikkgegekB  11 
523;  von  Konon  besetzt  HI  163; 
attischer  Sutthalter  io  Hl  21& 

Kythnos,  Insel  im  aeg.  Meere  11 251 

Kytinion,  St  in  Doris  I  9S. 

Kyzikos,  Hai  biosei  vad  Stadt  ai  kr 
Propontis.  EinwandeningderAetliff 
in  I  113;  Grüoduog  der  Stadt  1 4tt2, 
493,  405;  Tyranois  in  I  602;  Si« 
des  AlkibUdes  bei  II  75211  -  Oä 
des  ApoUoB  io  I  493;  Phyleo  wd 
Kalender  von  1  452. 

Labda,  Koriatherin,  Malter  des  RypM- 

los  I  262. 
Labdakiden,  thebanisckes  Berrsehri^ 

schlecht  I  81,  96. 

Labdakos,  K.  von  Theben  I  81. 

Labdalon,  Ort  bei  Syrakos  II  662.  m 

Labrauda.  St.  in  Karien  I  226,  621 

Labyoetos,  K.  voo  Babylon  I  562,570. 

Laches,  attischer  Feldherr  II  43;!f: 
vermittelt  den  WalTeostillstaid  ait 
SparU  U  516;  in  Sicilien  II  57Sf.: 
für  den  Frieden  II  604;  in  Arg^sD 
605;  fallt  bei  Mantineia  II  607. 

Lade,  lusel  bei  Milet  1  624  f. 

Laden,  Fl.  iu  Arkadien  III  323. 

Laios,  K.  von  Theben  I  81. 

Laispodias,  Athener  11  735. 

Lakedaimon  s.  Sparta. 

Lakedaimoniüs,  Kioion*s  S.,  Athener  U 
löO,  36S,  393. 

Lakinion,  Vorgeb.  iuBmttiaai  1431, 41^ 

Lakmon,  Geb.  iu  Thessalien  III  3S9. 

Lakon,  Platäer  II  463. 

Lakonien,  Landschaft  im  Peloposs«. 
natürliche  BeschafTenheit  1 149,  \M: 
Bevölkerung  II  50;  Leieger  in  143. 
]b4;Herakliden  in  1146,  ]5S;Dorifr 
in  1  149;  älteste  Geschiebte  I  lö4f.: 
colouisirt  Kreta  I  15b.  —  s.  Spart«. 


REGISTER. 


41 


JUkratiiaf,  Athener  II  416. 

Lanaehos,  attischer  Feldherr  II  438, 
622;  Führer  der  sicüischeo  Expedi- 
tion II 635,  640,  643,  648,  661 ;  Tod 

0  668. 

LsmU,  M egareer  I  675. 

Lampon,  Athener  II 152,  263,  III  529. 

I^aipntkes,  St  am  Hellespont.  Phöoi- 
aiar  in  I  401 ;  von  Milet  gewonneo  1 
406,  417,  438;  Tyrannen  in  1  602; 
in  Rampfe    mit   den    Dolookern   I 

•.  605 f.;  Yon  Pertien  erobert  I  622;  im 
Se$itie  des  Themistokles  U  142; 
Tribm  an  Athen  II  251 ;  fallt  von 

.  Alhaa  ah  II  750;  atheniiiches  Schiffs- 
lager in  II  756;  voo  Lysaudros  ge- 
aoBUDenII792;  vonChares  genommeo 

-  111  470.  —  PhUelogie  in  III  523. 

La^toaas,  Tyrann  von  Phokaia  1 602. 

Lim,  St.  in  UnteriUlien  II  263. 

Igaphanas,  Arkader  I  250. 

Lapithen  I  254,  263. 

Lftriaa,  Verhreitnng  des  Namens  I  60. 

Larisa»  St  ia  Argolia  1  86,  150. 

Lariaa,  St  in  Thessalien.  Burg  der 
Aahaer  I  84;  Alenaden  in  U  42;  von 
dien  Makedeaern  genommen  III  345, 
412;  ven  Pelopidas  befreit  III  346. 

Lariaaa»  Fl.  in  Achig«  I  218,  III  149. 

JUa»  St.  ia  Lakoniea  I  168. 

Laaiaa,  St  ia  Elia  111  150,  359. 

Laaas,  Dichter  aas  Hermione  I  362, 11 
54,  195,  295, 313. 

Laathenes,  Olynthier  III  604. 

LataMM,  Berg  in  Karlen  I  622. 

Laariaa,  Geb.  in  Attika.  Bergwerke 
¥oa  U  31,  254,  DI  642. 

Leagraa,  Athener  II  145. 

Lehfldea,  St  in  leniea  I  225. 

Laehaion,  Hafenstadt  voo  Korioth  1 
266,UI185ff.,  197,  223,  336. 

La4a,iBLakonienI164f. 

Laier,  aieheaaaitige  I  539. 

Leipeydrion,  fetter  Punkt  in  Attika  1 
366. 

Leka  (Lykier)  I  40. 

Lakythea,  atUache  III  542. 

Lekythos,  Bergfeste  in  Sithonia  U  51 1. 

Lelaatiaehe  Ehoe,  zwischen  Cbalkis 
«ad  EretrU  auf  Euboia  I  233,  259, 
417. 

Leiter,  Gesamtaame  der  Ostgriechen 

1  44;  oad  Karer  1  45;  verschmolzen 
autAaoliern  182;  Niederlassungen 
Ib  Hallaa  I  58,  111;  Answandernng 


nach  lonien  I  111;  in  Lakonien  I  88, 
164,  179,  187;  in  Attika  1285;  in 
Kleinasien  1  115,  118;  in  Italien  I 
422. 

Lelegia,  karische  Bauwerke  I  45. 

Lelex,  megarischer  Heros  I  45. 

Lemnos,  Insel  des  ägäischen  Meeres, 
lason  in  I  77;  von  den  Persern  ge- 
nommen 1 609 ;  von  Miltiades  erobert 
11  19;  in  der  Schlacht  bei  Salamis  II 
81;  im  delischen  Bunde  11  247; 
attiscbe  Kiernchen  in  II  261;  unter 
attischer  Herrschaft  HI  195,  205, 
579;  im  Bnndesgenossenkriege  ver- 
wüstet III  469. 

Lenäeo  s.  Dionysien. 

Leobotes,  Aikmaion's  S.,  Athener  II 
138. 

Leobotes,  Spartaner  I  172. 

Leochares,  attischer  Bildhauer  111 538  ff. 

Leodamas,  attischer  Redner  III  446, 
458. 

Leogoras,  Athener,  Anhänger  des  Klei- 
sthenes  I  366. 

Leogoras,  Athener,  Vater  des  Andoki- 
des  II  643,  650. 

Leokedes,  Pheidon's  S,,  K.  von  Argos 
I  239,  250,  658. 

Leokrates,  attischer  Feldherr  II  95, 
176,  230. 

Leon,  Athener  III  353. 

Leon,  Byzantier  III  684. 

Leon ,  attischer  Feldherr  II  729,  736, 
776. 

Leon,  Salaminier  111  19. 

Leon,  Ort  bei  Syrakos  11  662. 

Leonidas,  K.  von  Sparta,  in  Thermopy- 
laiUSlf.,  H68f.,  828. 

Leonides,  Mörder  des  Tyrannen  Kle- 
archos  III  547. 

Leootiades,  Thebaner  IH  239  ff.,  261  f., 
264  ff. 

Leontinoi,  St.  in  Sicilien.  Gründung  I 
427;  von  Gela  unterworfen  II  531; 
und  Athen  II  577  f.;  von  Syrakua 
unterworfen  H  582.  —  Münzen  von 
H  552. 

Leontis,  altische  Phyle  II  22. 

Leosthenes,  attischer  Feldherr  IH  460. 

Leotychides,  K.  von  Sparta  H  lOf.,  105, 
116,  146,169,832. 

Leotychides,  K.  Agis'  II  S.,  Spartaner 
III  152  f. 

Lepetymnos,  Berg  auf  Lesbos  H  284. 

LepreoD,  St.  in  Triphylien.   Minyer  in 


42 


RBGISTEK. 


I  155;  OBd  Sparta  I  194,  216;  im 
Perserkriege  it  91 ;  nnd  Elis  II 586  f., 
III  147,  150;  im  Bunde  mit  Sparta  III 
335;  im  Besitze  von  Arkadien  III 359. 

Leptioes,  attischer  Redoer  Ilf  565. 
Leros,  losel  im  ä^isehen  Meere  I  623, 

II  252. 

Lesbos,  Insel  im  ägÜiscfaen  Meere.  Ein- 
wanderang  der  Aeolier  I  lt3f,;  von 
den  Achäern  erobert  1 120 ;  Tyrannen 
iu  I  348;  von  Kyros  nnterworfcn  I 
580;  von  Polykrates  bezwangen  I 
587 ;  noter  Dareios  I  609;  im  ioni- 
schen Aufstände  1 624  f. ;  von  Persieu 
unterworfen  I  627  f. ;  im  hellenischen 
Bunde  II  107;  im  attischen  Bunde  TI 
243,  245,  391 ;  attische  Klerachen  in 
II  461 ;  und  Athen  II  703,  SOI,  III  201. 
—  Dialekt  von  I  24;  Galt  des  Melkar 
in  I  50;  chronologische  Stadien  in 

I  140;  Musik  in  I  198, 111  81;  Poesie 
in  I  538;  Astronomie  iu  II  284; 
Orakel  in  I  471.  —  s.  Methymna 
und  Mytileoe. 

Lesehe,  in  Delphi  I  505,  542,  II  316f.; 

in  SparU  I  185. 
Leaches,  epischer  Dichter  aus  Lesbos  II 

287. 
Letäer,  thrakiseherVoIksstamm  III  424. 
Leto  I  73. 

Letrioui,  St.  in  Pisatis  I  217,  III  150. 
Leukns,  lusel  im  ionischen  Meere  J  419, 

II  363 f.;  korinthische  Coionie  auf  I 
2(51,  206;  im  Perserkriege  U  Dl ;  von 
Demostbencs  verlaustet  11  474;  im 
koriiitbischen  Kriege  gegen  Sparta  III 
175;  und  K.  Phitippos  IU  674;  im 
Bunde  mit  Athen  III  679,  710. 

Leuke  Akte,  St.  am  Hellespont  II  46. 
Leukippos,  Philosoph  II  201. 
Loukou,  K.  am  Bosporos  III  483. 
Leukothea  I  76. 
Leuktra,  St.  in  Böoticu.   Schlacht  bei 

III  303  ff. 

Libon,  elischor  Baumeister  II  352. 

Libyen,  in  Feindschaft  mit  Aegypten 
I  40;  Beziehungen  zu  den  Hellenen  I 
40,  410;  zu  Karern  und  loniern  I 
411:  Eiofluss  auf  Dodona  I  503;  im 
Verkehr  mit  Sikvon  I  243:  Mcder- 
lassungen  iu  I  41 1  f.,  442f ;  Gottes- 
dienste in  I  411.  —  Libyer  im  Heere 
des  Xerxes  II  45. 

Libvs,  Spartaner,  Halbbruder  des  Ly- 
sandros  U  767,111  35. 


Lichas,  Arkesilaos'  S.,  SpirUaerDTll. 
ni  128. 

Lida,  Bergfeste  in  Karin  I  580. 

Ligyer,  Volk  is  Gallien  I  44a 

LilybaioD,  Vor^eb.  Siciliens  I  4S5. 

Limera,  Beioane  von  Bfldaans  H  M 

Limnal,  Ort  in  Lakooiea  I  165. 

Lindioi,  St.  in  SfeiHea.  GriaiHfl 
433.  —  s.  Gela. 

Lindos,  St.  aaf  Rhodos.  GriudmiKl 
115,  433;  Tribut  aii  AHmb  ff  251 

Liparische  Inseln,  bei  Sicilies.  Gm- 
chea  aari437;  Karthager aer II 511: 
von  Athen  angegriffaa  11 578. 

Litra,  Minaeinlieit  ia  Griligriaclfi 
land  II  574. 

Liturgien,  in  Athen  U  250if.,  366^  Wi 

Logisten,  attiaobePiiiaB^ehordelltS^i 

Logographen,  ütteste  GesehicMKM- 
ber  I  140, 11  273,  278.  —  Verfam 
von  Gerichtsredea  in  Athemlllll^ 
S50,  UI  476,  565. 

Lokrer,  griechischer  VolksslamB,  mk 
den  Lelegern  verwandt  I  46,  11^ 
107. 

Lokris,  opuntisohes,  LandsebaflaBci* 
böischeu  Meerbasea,  hvMigt  deafn- 
sern  II  66;  im  Bande  mit  AtbsaD 
176  f. ;  im  peloponnesisehen  Krii|al 
387,  40S,  704 ;  im  Streite  BitAsüi 
III  170;  im  korinthischen  Kriege  Ol 
175:  im  heiligen  Kriege  gegen  Fb*- 
kis  III  435;  iu  der  delphisdhea  .\n- 
phiktyonie  HI  628. 

Lokris,  ozolisches,  Landschaft  an  k** 
rinthischen  Meerbusen.  Aeolier  iil 
S2  ;  gründet  das  epizephyrisehe  U- 
kroi  I  430;  gewinnt  Naapaktos  107: 
und  Theben  Ul  311;  nnd  Delphi  Hl 
698  IT. 

Lokroi ,  epizephyrisches.  St  in  ^atr^ 
italien.  Groadung  1430;  Verfafsaif 
I  545;  im  Kriege  mit  Rhegioa  D  549, 
577  f. ;  und  Athen  II  647.  —  Colaaic« 
von  n  569. 

Lokros,  Bildhauer  ans  Paros  11  356. 

Loos,  bei  der  Beamtenwahl  ia  Athsa  I 
1  375,  670,  377. 

Lorber,  heiliger  in  Delos  I  76. 

Fjotophagen  I  224. 

Lud,  Stammvater  der  Lyder  I  67. 

Ludias,  Fl.  in  Makedonien  HI  394C 

Lupiae,  St.  in  Calabrien  I  421. 

Lyder,  dringen  an  die  Koste  KleJs- 
asiens  1  115,  116;  ia  Smymal232: 


RBGISTBR. 


43 


Sklaven  U  ^riecbenlaDd  I  124;  im 
Heere  des  Xerxes  II  45. 
Uydieo.  BevKlkeroog  1 67, 552 ;  Heimat 
dar  Pelopidea  I  84,  131  f.;  Aaswan- 
deroDg  der  Tyrrheoer  aus  I  223; 
SlKeste  Geschichte  I  552  f. ;  von  As- 
iMfTwu  qoterwQrfen  I  6S,  553;  unter 
den  Ifermnaden  I  553 f.;  im  Kampfe 
mU  Ifniaal  556  f.;  Rimmerier  in  ~ 

I  65^;  im  Kriege  mit  Hedien  I  562 
nater  persischer  Herrschaft  I  572  f. 

^  ;.|rfihx^  i^g  ieaiaebea  Aafstaades 
,619f. -^  Erfindang  des  Geldes  in 
231;  Geldwähruag  UI237;  Grah 
bauten  in  I  131.  _  uad  Delphi  I  542 

tUpdamis,  Dynaat  ia  Balikarnasa  II 276 

hg^Amadßf  Tyraan  von  Naxos  I  348, 

j.  950,  ^7,  686»  586f.,  613. 

LTirif T*iT ,   Führer  der  Kimmerier  I 

Eitrkabe«to§,  Berg  hei  Athen  II  284. 
i^lurfaa,  Berf  in  Arkadien  I  46,  156, 
,.,.1:8),  202,2n,ni318. 
LyUoa,  arkadischer  Heros  III  397. 
t^kwßU^s  Samier  I  60a 
Lykeion,  Gymnasien  in  Athen  1  359, 

n  3S1,  m  745. 

Lykiai,  St.  in  Qaiahriea  I  421. 

tfMdaa^  Athener  n  90. 
yiitn,  Solymer  in  I  38 ;  Leleger  in  1 
11!  «^^{.rimefte  Zostande  I  73f.,  641; 
m  Aflhaapr  in  I  83;  Beziehung  zu  Kreta 
:,  m»d  iTroae  I  75;  sn  Lakonienl  164; 
■  i^iipat  de«  Perseos  I  86;  Dardaner 
in  I  223;  Rhodier  ia  1  433;  im 
Kampfe  mit  Peraien  I  581,  618;  im 
j,i4«Hachen  Seehnade  U  145,  253.  — 
ii,,3piVUBhe  I  73;  Knnat  und  Religion  I 
|]  74y  130;  Verehrung  der  Dioskuren  I 
,..1041  Mantik  I  463 1,  466 f.;  Einfloss 

jMtf  Grieciiealand  I  130,  523,  531. 
ItyUar,  Herknnfifc  I  31;  hennrohigen 

II  ■  Aagyptea  I  40 ;  ala  Cok>nisten  I  59, 

117,  421;  inAttikaI59,  285;  und 
,  loaier  1 122;  ala  Baumeister  in  Argos 

I  13«. 
fijfdim  (Apollpa)  I  73. 
Lykiskos,  Athener  U  787. 
l4rkaa9  St  in  Arkadien  HI  324. 
Lykomedes,  Athaaer  H  73. 
Lykooedetj,  Mantiaeer  111  349,  355, 

359,  458  f. 
Lykomiden,  attlsehes  Geschlecht  II  15. 
Lykon,  At|iener  il  694. 
Lyhoa^  attiaeker  Bednar  111 1 13. 


Lykopas,  Spartaner  I  594. 

Lykophron,  Periaadros' S.,  Koriather 
1268  f. 

Lykophron,  Thessaler  lU  431,  780. 

Lykophron,  Tyrann  von  Pherai  III 155, 
175,338,  779  f. 

Lykosura,  St.  in  Arliadien  I  129, 156, 
III  324. 

Lyktos,  St.  in  Kreta  I  159,  163. 

Lvkorgos,  Aristolaides' S.,  Athener  I 
■^338,  340,  345. 

Lykorgos,  Athener,  Grofsvater  des 
Redners  III  19. 

Lykurgos,  Lykophron  s  S.,  attiseher 
Redner  HI  649£.,  693,  720,  744f. 

Lykurgos,  Gesetzgeber  in  Sparta.  Per- 
son des  I  171  f.,  211  ;  Zeit  des  I  189, 
652;  Gesetze  des  I  1730*.;  und  Tha- 
letas  I  199;  and  Olympia  I  212,  655. 

Lynkesten,  Völkerschaft  in  Makedonien 
II  501,  504,  517,  in  394,  399,  411. 

Lyra  s.  Leier. 

Lyrik,  ülteste  I  535,  538;  im  Zeital- 
ter der  Tyrannen  I  362 f.;  während 
der  Perserkriege  U  292  f.  —  s.Di- 
thyrambos. 

Lyroesos,  St.  in  Troas  I  120. 

Lysagoras,  Parier  II  29. 

Lysaodros,  Aristokritos'  S.,  spartani- 
scher Feldherr.  Herkunft  und  Cha- 
rakter n  767 ff.,  UI  1720-.;  Politik  H 
769  ff.;  in  Kleinasien  U  771,  774; 
als  Fiotteoftthrer  U  770  ff.,  790  ff.; 
siegt  bei  Aigospotamoi  II  794 ;  naeh 
der  Schlacht  bei  Aigospotamoi  U 
800  f.,  804  f.,  807;  in  Athen  H  814  f«; 
Öffentliche  Stclloog  nach  dem  Frieden 
HI  4  ff.,  35  ff,  119ff ;  Feldherr  gegen 
Theben  lU  171;  Tod  HI  172.  —  und 
Agesilaos  HI  152 ff.,  160 ff.;  und  Alki- 
hUdes  HI  17;  und  Kvros  U  772. 

Lysaoias,  aus  Eretria  1  251. 

Lyseas,  Denkstein  des  in  Athen  U  315. 

Lysias,  attischer  Feldherr  II  788  f. 

Lysias,  Kephalos*  S.,  attischer  Redner. 
Geburtsceit  II  848;  Lehen  und  Cha- 
rakter m  515 ff.;  in  Thurioi  U  264; 
unterstützt  Thrasybuloa  HI  35.  — 
Reden :  gegen  Phormisios  111  42,  753 ; 
gegen  Eratostheoes  lU  109;  für  Auf- 
rechterhaltuog  der  Amnestie  IH 1  lOf., 
758;  für  die  Kinder  des  Aristophanes 
IH  214;  für  Mantitheos  lU  216 f.; 
olympische  Rede  111  318.  —  und  der 
Staat IH  544. 


44 


REGIBTEB. 


Lyside  s.  Melisst. 

Lysikies,   attischer  Demagog  II   434, 

858. 
Lvsikles,  aUischer  Feldherr  III  716. 
Lysis,  Pythagoreer  aos  Tareot  III  258, 

263. 
Lysistratofl,  attischer  Feldherr  II  615. 
Lysistratos,  Olyothier  II  510. 

IMäoalia,  Laadsohaft  in  Arkadien  I  543, 
II  109,  III  322,  325. 

Mäonier,  andrer  Name  für  Lyder,  b. 
Lyder. 

Maeotis  (asowsches  Meer)  I  407. 

Magnesia,  St.  in  Lydien  I  226. 

Magnesia,  St.  in  KaricD,  l  559,  576, 
594,  II  142f. 

Magnesia,  Halbinsel  io  Thessalien  1 
36, 111  439. 

Magneten,  Volk  in  Thessalien.  ApoUo- 
cnlt  154,  99;  Wanderungen  1  97; 
in  der  delphischen  Amphiktvonie  1 
102;  huldigen  den  Persern  1166. 

Mago  (Anno),  Karthager  U  542. 

Maiandrios,  Tyrann  von  Samos  I  595. 

MaioDdros,  Fl.  in  Karlen  I  6,  32,  508, 
626. 

Maiuake,  St.  in  Spanien  I  441. 

Mainalos,  Geb.  in  Arkadien  II  587,  III 
321. 

Maison,  komischer  Dichter  in  Athen  11 
308. 

MaVteo,  skythiscber  Stamm  I  407. 

MaVtis  s.  Maeotis. 

Makar  s.  Melkar. 

Makara  (Minoa),  St.  in  Sirilieii  I  64. 

Makares  1  80. 

Makareus,  Heros  I  50. 

Makuria,  St.  in  Attika  I  50. 

Maknria,  St.  in  Messenien  1  50. 

Makedonien,  natürliche  BeschalTenbeit 
1  7,  111  389,  394  tf.;  Bevölkerung  111 
397(1'.;  wird  barbarisch  I  456 :  un- 
terstützt die  Peisistratiden  1  348, 
365,  388;  unter  den  Temeniden  I 
607  f. ,  III  399  ff. ;  im  Bonde  mit 
Sparta  II  158;  unterstützt  Tbasos  11 
155;  Städte  im  delischeo  Bund  II 
248;  auf  dem  Friedenscongress  in 
S|)arta  HI  294;  und  Thessalien  111 
345;  unter  K.  Philippos  HI  4 15  ff. 

Makistios,  persischer  Feldherr  11  91. 

Makistos,  St.  in  Elis  I  155. 

Maktorion.  St.  auf  Sicilien  H  529. 

Malaos,  Pelopide  I  114. 


Malern,  Vorgebirge  im  Pelapaiiei  1 90, 
168,  177. 

Malerei  in  Athen  II  313fl;  ii 
in381;io  Sik70Din541;ii 
n3]5. 

Males,  Aetoler  I  250. 

Malier,  VoUl  in  TheMidie« IlOi; H «, 
HI175,  311,  343. 

Maloeis,  Hafeo  von  MytUeae  fl  441. 

Mandokos,  Häoptliag  der  (Mmei  D 
794. 

Mandrokles,  Teelwiker  •«•  Staat  flN. 

Mantik  I  461  ff.;  oad  Priestertha  I 
467.  —  8.  Orakel. 

Mantikles,  Meaaeaier  I  204. 

Mantineia,  St.  in  ArUdiei  1 1S6;  wd 
Delphi  I  543;  im  PenerkrimIKil; 
aafgelöst  III  232;  nen  gegnadet  ID 
319 ;  im  Zwiespalt  mit  dem  ibri|ci 
Arkadien  Ol  362;  nnd  Tegeani3l3C 
—  und  SparU  11 169, 587, 600,  WC, 
609, 111  179,  230  ff.,  768.  —  UHme 
Tempelbaoten  in  f  5l].--ScUaehln 
bei :  Sieg  des  K.  Agit  Sker  die  Ar 
giver  II  606r.;  Sieg  des  OptMiMr 
das  III  371  ff.,  541. 

Mantitheos,  Athener  11  763. 

Mantitheos,  Athener  Ui  216. 

Marathon,  Ort  in  Attika.  Ue  Icn- 
kliden  in  I  107;  Ph5nizler  ia  I »; 
louier  in  1  59,  29S;  Peisistntidei  ii 

I  350;  als  Demos  I  373 f.;  Perser ii 

II  14.  —  Schlacht  bei  II  20f.,  19S. 
824 ;  von  Polvgnot  gemalt  II  316: 
Gräber  von  11  331. 

Marathon,  Heros  II  196. 

Mardonios,  persischer  Feldherr.  Ptlitä 
des  1  628f.,  II  821;  Schiflbr«:!  « 
Athos  1629,  II  3;  und  K.Xeri«sD 
41,  55;  bei  Salamis  II  77;  aaefcicr 
Schlacht  bei  Salamis  II  84f.;  vcr 
handelt  mit  Athen  II  88;  beirtit 
Athen  II  89;  bei  Plataiai  H  901.;  ii 
Thessalien  II  105. 

MardoDtes,  persischer  Feldherr  D  1U6. 

Marganeai,  St.  in  Pisatis  III  150. 

Markt,   iu  Athen  I  294,   353,  D  332; 

III  50;  der  Demen  I  354. 
Marmor,  parischer  I  58S,  612;  Sifn 

des  Marmors  erfunden  1  612. 
Maroueia,  St.  in  Thrakien  III  580. 
Marsyas,  Fl.  in  Karlen  I  622. 
Marsyas,  Satyr,  I  III. 
Maschala,  St.  in  Libyen  I  442. 
Masistes,  Bruder  des  Xerxes  II  Ul 


REGISTER. 


45 


,  persUcher  Feldherr  U  126, 

o,  Volk  am  Pootos  I  55S. 

St.  in  Gallien.  GründuDg;  I 
tö;  Verkehr  mit  Phokaia  I 
0.  —  Gelonien  von  I  440  f. ; 

Too  1 494. 

Phönizier  I  37 ;  aginetische 
-  8.  Münzen,  Gewichte. 

St.  in  Unteritalien  I  537  f., 

By  Astronom  ans  Lesbos  U  284. 
»arlaniseher  Heros  I  1 70. 
in  Athen,  themistokleische  11 
iL;  Baa  der  langen  II  149, 
6.  238;  nach  dem  peloponne- 
Kriege  zerstört  II  808  f.,  8 1 4 ; 
aoo  hergestellt  III  184;  des 
IS  m  277;  kyklopische  I  108, 
I;  des  Isihmos  von  Korinth 

UM. 

s,  Hekatomnos'  S.,  Dynast  in 
in466f,469,  485,  570,  583, 
*ahmal  des  UI  540. 
Feldherr  des  Kyros  I  575 f. 
.  Heilkonde. 

ällt  von  Assyrien  ab  I  555 ; 
ingen  in  Asien  I  561 ;  im 
mit  Lydien  I  562 ;  unter  per- 
Harrsehaft  I  568,  n  92. 
Dynast  von  Larisa  III  175, 
0. 

)n,  edles  Geschlecht  in  Athen 
296,  308. 

■nmheros  der  Med  er  II  59. 
Spfe  an  SUdtbnrgen  I  128. 
i,  persischer  Feldherr  I  6 14  ff. 
ii  persischer  Feldherr  1 606  ff. 
s,  persischer  Feldherr  II 178. 
AiksMuon's  S.,  Athener,  freit 
riste  I  251  f.;  am  kylooischen 
betheiligt  1  306,  371;  Haupt 
ndier  I  341,  345;  und  Pei- 
s  1345  f. 
Kleisthenes'  S.,  Athener  H 

lis,  St  in  Arkadien.  Gröndoog 
f. ;  im  Bunde  mit  Messenien 
und  Sparta  HI  576 ff.;  und  K. 
IS  ni  640,  727. 
$t  In  Megaris.  Golonien  von 
70,  4 16 f.,  427  f,  434;  unter 
iesI27]f.;  Streit  mit  Athen 
imis  I  282,  309;  in  den  Per- 
^n  n  65,  80,  89,  91,  94;  im 


Bonde  mit  Korinth  11  363,  369;  im 
pelopoQoesischen  Kriege  11 604,  704, 
758;  in  demostheoischer  Zeit  m  640, 
662,  679,  710,  724.  —  und  Athen  II 
171,  184,  186,  374,  408,  495,  516, 
523,  III  335.  —  Posse  in  11  310. 

Megara  Hyblai,  St.  in  Sicilieii.  Grün- 
dung I  271,  427  f.,  661 ;  gründet  Se- 
Hdus  I  434;  von  Geloo  genommen  II 
534 f.,  555. 

Megariker,  Philosophenschule  III  493. 

Megaris,  Landschaft  auf  dem  I^thmos. 
Leleger  in  I  45  f. ;  Karer  in  1  45  f. ; 
Dorier  in  I  109,  270.  —  s.  Megara. 

Meidias,  Athener  III  590,  593 f.,  697. 

Mekyberna,  St.  auf  Ghalkidike  II  614f. 

Melampos,  argivischer  Heros  I  87. 

Meianchros,  Tyrann  von  Mytilene  1349. 

Melaoippides,  Dithyrambendichter  in 
Athen  III  79,  83,  408. 

Melanippos,  Heros  von  Sikyon  I  244. 

Melankridas,  spartanischer  Feldherr  H 
704. 

Mclanopos,  Athener  IH  294. 

Melaothiden,  Zweig  der  Neleiden  1 296. 

Melanthos,  K.  von  Athen  I  291,  295,  ü 
279. 

Melas,  Cphesier  I  563. 

Melas,  Thessalier  in  Korinth  1254,  262. 

Meles,  Fl.  in  Lydien  I  121. 

Meles,  V.  des  Homer  I  122. 

Melesander,  attischer  Feldherr  U  418. 

Melesias,  Lehrer  der  Gymnastik  aus 
Athen  I  486. 

Melesias,  Thukydides'  S.,  Athener  II 
725,  735. 

Melesippos,  Spartaner  II  403. 

Meletos,  dramatischer  Diehter  in  Athen 
ni63. 

Meletos,  Meletos'  S.,  Athener,  Anklüger 
des  Sokrates  lU  113  f. 

Melikertes  s.  Melkar. 

Melissa  (Lyside),  Gemahlin  Periandros' 
von  Korinth  I  267. 

Melissa,  St.  in  Phrygien  UI  17. 

Melissos,  Ithagenes'  S.,  Samier  II  244  f. 

Melite,  attischer  Demos  II  182. 

Melite,  Insel  im  mittelländischen  Meere 
n  540. 

Melkar  (Melikertes,  Makar),  phönizi- 
scher  Gott.  Verehrung  in  Hellas  I 
49;  in  Korinth  I  57,  257;  in  Theben 
1  80;  in  £rythrai  I  115;  in  Attika  I 
285;  bei  den  Isthmien  1  48^.  —  als 
Colonisationsgott  I  492. 


46 


BBGISTBR. 


Meloo,  Thebaoer,  als  Verbanater  io 
Athea  Hl  264 ;  kebrt  xaröck  lU  265 ; 
beim  Morde  der  Oligarchen  III  266; 
Böotarch  III  267;  uod  Sphodrias  III 
275. 

Melos,  Insel  im  äg^äischeii  Meere  II  242; 
von  Doriern  rolouisirt  1  115;  Zü|pe 
der  Athener  f^ei^en  11  472,  616 f.;  von 
Athen  erobert  II  618;  Hückkehr  der 
vertriebeueo  Einwohuer  II  SUl,  III  7. 
—  Alphabet  von  I  499;  Vasea  von  1 
523. 

Meltas,  \u  von  Argos  I  230. 

Memphis,  ^it.  in  Aegypten  140,  48,  411, 
413. 

Menandros ,  attischer  Feldherr  II  672, 
793. 

Mende,  St.  auf  Pallene,  Tribut  an  Athen 

II  254;  von  Brasidas  gewonnen  II 
517f. 

Meaedaios,  spartanischer  Feldherr  II 

476. 
Menedemos,  tiesetzgeber  in  Pyrrha  III 

546. 
Menckleidas,  Thebaner  HI  270,  333, 

365. 
Menekles,  Athener  II  7SS. 
Menelaiou,  Berg  bei  SparU  III  329. 
Menelaos,   K.  von  Sparta  I  88,   136, 

147,  164  f. 
Menelaos,  K.  Amvntas*  S.,  Makedoner 

III  802. 

Meuestbeus,  K.  von  Athen  I  119. 
Menesthous,    Iphikrates*   S. ,  attischer 

Feldherr  111  469.471,553. 
Menippos,  Athener  II  394. 
MenoD,  Athener  U  395. 
Menon,  Larisaer  III  7S0. 
Moutes,  K.  der  TaphiiT  I  421. 
Mentor,  8.  des  Alkimos  1  136. 
Mercnptah,  H.  von  A(*g>pten  I  40. 
Mcrmuadeu,  lydisches  lionigsgeschlecht 

I  503,  543,  553  f.,  571. 

Mcsoa,  Ort  iu  Lakouien  I  165. 

Messaua  ^Zaokle),  St.  in  Sicilirn.  Bran- 
dung I  4251.;  Messenier  in  1  204.  III 
313,  332:  Samier  in  I  626;  von  Gela 
unterworiVn  II  531;  unter  Tv rannen 

II  530,  565  f.  (s.  Ana.xilaos;;  von  Sy- 
rakos  genommen  11  57S;  und  Athen 
II  654,  656.  —  Coloaien  vun  I  436; 
Münzen  von  II  552. 

Meiisapia,  Landschaft  in  Unteritalien  I 

421;  II  570,685,  UI  726. 
Messapion,  Berg  in  Euboia  I  421. 


Messen,  mit  des  Festem  verbia^ii  I 
489  f. 

Messeae,  St.  in  Measenien.  Griatef 
in  831;  Maaern  von  m  3S1;  ii  k- 
mosthenisdier  Zeit  III  660. 

Messenien,  Landaeh^ft  iai  PelapsiL 
IName  I  147;  naliiriiebe  Baschrfb- 
heit  III  ISS;  Lel<-|^r  in  1 45;  Aeelisr 
in  I  »2;  Aphareiden  in  1 16&;  Dmr 
in  I  146  f. ;  HernLIiden  ia  I  13$; 
älteste  Geschichte  von  I  190;  mm- 
scnische  Kriege:  ChrennUfit  1 61 
erster  I  191  f.  zweiter  I  IWC  M- 
ter  n  147,  156  f.,  176;  nach  4« 
Cnterwerfnng  darcli  Sparta  II 479; 
voa  Kenon  lieunrniiigt  iU  183;  Stak- 
grnndongen  in  III  130 f.;  im  Biiii 
mit  Tegea  HI  368;  nnd  K.  Philiffii 
III  640,  725,  727,  739.  —  daltii 
dienste  in  I  148,  III  331  f. 

Messenier,  in  Sparta  als  Bürgar  I  IM: 
in  Rhegion  nnd  ZanUe  I  2N;  ii 
Attika  1  290 f.;  in  Nanpaklaaim 
362,  420,  479;  in  Pylea  D  46^IM: 
ans  Kephallenia  nnd' NanpakiM  nr- 
trieben  III  7,  151;  in  SicUi«  ■ 
151 ;  in  Hesperides  III  314;  vaa^n- 
meinondas  zuröckgerafen  III  114. 

M etagenes,  attlaefaer  Arehltekl  B  3f  ■ 

MeUpontion,  8t.  in  Lakaaiea.  Gnu- 
dnng  I  431,  492;  Macht  voa  D  »I. 

Methoue  Halbinsel  in  Argolis  U491 
523. 

MethoDC,  St.  in  Makedonien.  Gmitu 

I  415 f.,  III  dim,  403;  and  Atkil 
406,  459;  von  K.  Philippos  sentM 
III  426. 

Methone ,  Hafenstadt  in  Messenin  I 
I9l,203f.,  n4«»7,  in  331. 

Methvdrioo,  8t.  in  Arkadien  lieOiD 
323. 

Methymna,  St  auf  Lesbos.  aod  Atkn 

II  443,  446,  401,  7Ü!»,  77h.  fll  J*l. 
449.  —  s.  Lesbus. 

Metichos  (.Metiochos),  Athener  11 3UL 
Mctiuchos,  Miltiades' S.,  Athener  H  41 
Metöken,   Schutz  verwandte  ia  Athn 

I  67U;  durch  Kleist heaes  eiageftv^ 
gert  1  376:  in  den  PanatheaäeaMin 

II  347 ;  als  Flottenmannsekaft  D  TTV: 
von  den  üreüsig'  vnrfolirt  HI  H:  ■ 
demusthenischer  Zeit  111  72ii. 

Meton,   Astronom   in    Athen   II  t^-- 

63y,  b50. 
Metopen  I  512,  516. 


|UB«|81»H. 


4n 


\y  QeltkrtfiT  f u«  Lanpsakot 

i,  attische  Behöi^de  P  113, 
leiligthaiB^  4«!*  Pemeter  id 
165,  332. 

'^  in  PhrygioQ  I  66. 
^•a.Phryipieo  1229,  551  f.; 
i  I66|^  W«ihgescheoke  des 

1495.. 

kl  Argoli9.I  96  f^;  Grüadupg 
Msbäer  ia  I  b7 ;  yoa  Argos 
•fen  11  157. 
HiUr  Ma^€ir  II  316,  324. 

Regaot  voa  Rhegion  aod 
[  565  f. 

a  Karle«.  L^leger  in  I  45; 
Krater  oad  Karer  io  I  75; 
n  coJoBisirtl  114^  117;  Be- 
von  I  225;  Neleiden  in  I 
,  551 ;  Tyraoneo  in  I  266, 
ste  Fehdeo  I  232;  im  Bunde 
ria  I  233,  417;  im  Kriege 
«n  1  556 L,  559f.;  Vertrag 
8  I  573;  von  PolykratQS  be- 

I  5S7;  unter  Histiaios  I 
»r  Aristagoras  t  614;  iinler 
as  i  6241;  von  den  Peraeni 
I  626;  in  der  Schlacht  bei 
[  106;  im  Kriege  mit  Samos 
ribnt  an  Athen  11  252;  fällt 
B  ab  U  707;  von  Athen  be- 
710;  ariatokratische  Bevo- 
ll 792;  und  Sf»arUlI771, 

t  zu  Kyros  über  III  131.  — 
von  I  225;  Handel  von  I 
L,  414;  Producta  von  I  398, 
hilo^opbie  in  I  5U8I.;  £rd- 
I  497;  Cult  des  Apollon  in 
319;  der  Athena  1561.-- 
von  I  401f.,  405 f.,  409, 
\i  nilesiiefae  Faotorei  im 
1  410,  673. 
thagorear    aua    Krotoa    I 

• 

(ypseles'  S.,  Athener,  wird 
rDolonker  I  343;  im  Bande 
108  I  604. 

liapn'aS.,  Athen  er,  als  Herr 
aMr  1,605,  Haupt  einer 
Irnng  gegen  K.  Dareios  I 
ttet,vor  den  Skythen  I  606; 

II  19  f.;  bei  Marathon  II 
I  gOgeq  Puros  n  27  f.,  82» ; 
md  Tod  II  29.     . 

gpk  in.KhBtnaaien  I  398. 


Mimep,  Dichtungsgattung  in  Sieilieti  II 
557. 

Mimoermos,  Dichter  aus  Kolophon  I 

557. 
Mindaros,    spartanischer    Admiral  11 

749;  am  Hellespont  II  750  f.,  878: 

iq  der  Propontis  H  752  f. ;  fällt  II 753. 
Mine,  Gewichts-  und  Münzeinheit,  in 

Vorderasien  I  230,  567;  in  Athen  I 

318,  331. 
l^inoa,  St.  in  Sieilien  I  64. 
Mioua,  Insel  bei  Megara.   Mikias  auf  11 

472,  495. 
Minos,  K.  von  KreU  I  63  f.,  159.  — 

Grab  des  in  Sieiiien  I  65. 
Mioyas,  Schatzhaus  des  I  78,  131. 
Mioyer,      pelasgischer     Volksstamm. 

Heroen  der  1 76  f. ;  Verbreitung  IUI; 

in  Büotten  I  7  7  (f.,  96 ;  io  looien  IUI; 

in   Elis  I  155,   216;   in  Lakonien  I 

165,   168;  in  Attika  I  285,  290;  in 

Thera  I  443;  in  Libyen  I  443  f. 
Mioythos,  Thebaner  111  260. 
Misenum,  Vorgeb.  in  Italien  II  549. 
Misthophorie  in  Athen  II  227. 
Mithradates,  Rhodobates'  S.,  Perser  III 

545,  796. 
Mnaseas,  Argiver  III  660. 
Mnaseas,  Pbokeer  III  432. 
Mnasippos,  spartanischer  Feldherr  III 

293. 
Mnesarchos,  Gemmenschaeider  in  Sa- 

mos  I  592. 
Mnesikles,  attischer  Baumeister  II  350. 
Mnesiphilos,  Athener  I  344,  II  79,  204* 
Mooiteo,  unfreie  Klasse  ia  Kreta  1 161. 
Moloch,  Verehrung  des  I  50,  63. 
Molosser,  Volksstamm  in  Epirus  1  93, 

IH  428,  665. 
Molykria,  St.  in  Aetolien  I  255. 
Monate,  io  Delphi  festgestellt  I  480; 

Tfaeilung  in  Dekaden  1  504,081.  — s. 

Kalender, 
Monodien,  euripideische  III  78. 
Mouoikos,  St.  in  Ligurien  I  440. 
Morsimos,  Philokles'  S.,  dramatischer 

Dichter  in  Athen  III  61  f. 
Motye,  St.  in  Sieiiien.   Karthager  in  I 

435,  n  541. 
Münzen  I  600  f. ;  älteste  in  Phokaia  1 

231 ;  erste  europäische  von  Pheidon 

geprägt  I  237,  657;  —  ägioetische  I 

237 f.;  attische  1316 f.,  331,  358,666, 

n  271;  babylonische  I,  230,  U  574; 

grofsgriecfaische  I  432,  U  ^69,  574 ; 


48 


REGISTER. 


kleinasiatische  I  236  f. ;  korinthische 
I  318,  II  574;  kyprische  HI  211; 
lydische  1 566f.;  makedoDische  IIU27 ; 
persische  I  600,  6S6;  rhodische  III 
210,  427;  sicilische  II  552,  562;  U- 
reotioische  I  431.  —  s.  Geld. 

MuDychia,  Höhe  bei  Athen  H  17,  328, 
Sieg  des  Thrasybalos  bei  HI  32.  — 
Altar  der  Artemis  in  III  691. 

Murychides,  Heilespoiitier  II  90. 

Musen  I  534,  54] ;  drei  des  Eumelos  I 
257. 

Musik,  lydische  I  552;  unter  delphi- 
schem Ciuflnss  I  535;  in  Sparta  I 
184,  198;  in  Athen  H  193,  HI  80  ff.; 
in  Böotien  IH  254.  —  und  die  Gym- 
nastik I  487. 

Mykale,  Vorgebirge  in  lonien,  ionisches 
Bnndesheiligthum  in  I  226,  579; 
Schlacht  bei  H  105  f. 

Mykalessos,  St.  in  BUotien  II  695  f. 

Mykenai,  St.  in  Argolis.  Gründung 
i,  86,  ]31;  Hauptstadt  von  Argolis 
I  152;  Achäer  in  I  87;  Bedeutung  der 
Herren  von  I  120;  bleibt  achäisch  I 
153;  in  den  Perserkriegen  II  65,  69, 
91 ;  von  Argos  unterworfen  H  157  f. 

—  Mykenäer  in  Makedonien  HI  403. 

—  Burg  in  I  90;  kyklopische  Mauern 
von  I  127,  131;  Lb^enthor  von  I 
128. 

Mylai,  St.  in  Sicilicn.  Gründung!  436, 

H  531 ;  von  Lachcs  genommen  H  57b. 
Mylasa,  St.  in  Karieo  I  226,  III  466. 
Mylitta,  syrische  Gottin  I  43. 
Myriua,  St.  in  Aeolien  111  J45. 
Myrkinos,  St.  in  Thrakien  I  60S,  623  f., 

H  512. 
M\rniidoncn,  Volk  iii  Fbthiotis  I  120. 
Myron,  Bildhauer  aus  RIeutbcrai  11320. 
Myrou,  Orthagoridc  aus  Sikyon  1  243; 

Schatzbaus   des   in  Olympia  I  243; 

518. 
Myronidcs,   attischer  Feldherr  11  95^ 

171  f.,  175,227,230. 
Myrsilos,  Tyrann  von  Mytilene  I  349. 
Mvrtis,  Argiver  III  360. 
MyrtiS;  böotische  Dichterin  111  254. 
Mysieu ,     Landscbuft     iu    Kleinasien, 

Fruchtbarkeit     I     397;     von      den 

Aeoliern  erobert  I  114;  von  Gyges 

beherrscht  I  554;  unter   Fersien  1 

601. 
Myskellos,    aus  Aigai,    Gründer  von 

Kroton  I  429. 


Mysoo,  Einer  der  siebea  Welsen  IMT. 

Mysterien  I  505  f.;  in  Agrai  I  311: 
attische  D  196. 

Mytilene,  St.  auf  Leebos.  Lage  0  441 1; 
Pittakos  AisvmDet  von  1349;  griadet 
Aehilleion  I  $51 ;  eolonisirt  Pleakra- 
tisl413:  Tyrannia  in  01470;  nd 
Athen  I  349,  II  243,  442  R,  Wi^ 
710,  778,  m  2S2,  449,  615.  — L(h^ 
anstalteu  in  I  469.  —  a.  Lcibos. 

Myas,  St.  in  Knrien  I  225,  624,  H  141 

JVabonassar,  K.  von  Babyloi  1 56t. 

INauarchen,  spartanische  11  880  f.,  DI 
126. 

IVauaris,  St.  in  Sannatfea  1 407. 

Naukrarieo,  Verwaltongebcurkc  m 
Attika  I  29S,  663,  326,  338,  373 1 

Nankratis,  St.  in  Aegypten  I  411,413, 
569. 

Naupaktos,  St.  in  Lokris,  Ufhergaig 
der  Herakliden  bei  I  108;  Aasiefc- 
lung  der  Lokrer  in  11  177;  vaadct 
Athenern  genommen  11  178;  Mu- 
senier  in  U  362;  von  den  Pelapta- 
nesiem  bedroht  11  475;  Mesaeaiff 
vertrieben  ans  DI  7,  151 ;  nnd  Acbqi 
III  356,  666 ;  im  BesiU  der  Adakr 
HI  713. 

Nauplia,  St.  in  Argrolia  I  86;  Sckift- 
station  der  Phönizier  I  36,  56;  Mit- 
glied eines  Seebaade»lS9;  Nanpliter 
in  Melhone  1204;  von  Argos  erobert 
1235. 

INanplios,  Heros  von  Naoplia  I  156. 

iNausikles,  Athener  III  047,  650. 

Nausimachos,  Athener  aus  Phalerssü 
795. 

Nausinikos,  atti.<cher  Archont  HI  V% 
448. 

iNaxos,  Insel  im  ägSischen  Meer, 
natürl.  Beschaffenheit  I  612f.;  Vege- 
tation I  4;  mit  Kreta  verhnadeil 
64;  älteste  Geschichte  I  612 f.:  in 
Fehde  mit  Milet  1  232;  Tyraaabii 
s.  Lygdamis;  Aristagoras  gcgei  I 
614  t.,  618;  von  den  Persera  ver- 
wüstet H  12,  26;  im  delisehen  hawk 
H  130;  von  Athen  nnterworfes  11 
131;  attische  Kleruebeo  in  D  ISO. 
261 ;  Tribut  an  Athen  H  252 ;  Schlafet 
bei  HI  283.—  Colonisationsthatifkeit 
1433;  Kunstaufl527,529;  DiooyfM- 
cult  auf  1 65. 

Naxos,  St.  in  Sicilien.  GröndongI4!t^ 


PUUUWTEB. 


49 


foB  Gelt  unterwarfen  U  531 ; 
m  11  550;  und  Mk»tL  libll, 
S6;  Calt  des  ApoUon  in  I  493. 
,  St.  in  Thrakien  UI 425»  597. 
Dciar,  K.  von  Babylon  I  349, 
70,  584. 

ürat  von  Memphis  I  411. 
,  K.  von  Aegyptei  I  349,  412. 
.  in  Messenien  I  155,  203. 
Necho. 

y  messen  isches  Herrscher* 
echt  182,  147,  155;  in  Milet  I 
30,  232,551;  in  AttUalHO, 
töf.,  II 278;  in  Kolophon  1 398; 
echtsreg^ister  der  II  278. 
;rab  des  II  62. 

Bach  zwischen   Korinth  und 
I,  Schlacht  am  III  179,  764. 
Einsetzung  derI253,  280, 485. 
Tempel  der  in  Sunion  II  327. 
I,  Tyrann  von  Histiaia  III  342, 

Msenier  m  660. 

],   dramatischer  Dichter  aus 

I  in  60. 

mos,  attischer  Schauspieler  III 

,  Bildhauer  in  Athen  II  332. 
summ  von  Thuriot  II  264. 
L  von  Pylos  I  122,  133. 
i*l.  in  Thrakien  I  577,  UI  390. 
»t.  in  Ligurien  I  440. 
Maler  aus  Faros  II  356. 
»einame  der  Athena   II   349; 
1  der  in  Athen  UI  795. 
s,  Nikias'  S.,  Athener  UI  19, 

Ukeratos'  S.,  Athener  I  310. 
Nikeratos'  S.,  attischer  Feld- 
Herkunft  II  432;  Charakter 
f.,  677;  Seezüge  U  472 f.;  siegt 
loagra  II  473;  Festgesaudter 
»8  U  478;  überiässt  dem  Kleon 
Idherrnamt  II  487 ;  Zug  gegen 
h  n  492;  nimmt  Kythera  U 
luf  Chalkidike  U  517,  615; 
B  des  U  523  ff.;  Stellung  nach 
rieden  U  591  f.,  599  f.,  601 ;  und 
ides  n  592,  609  f.,  636  f. 
r  der  sioilischen  £xpeditioD 
;  zum  Feldherrn  gewählt  II 
iB  Sieilien  U  647,  655  ff.,  663, 
,  677  ff.;  auf  dem  Rückzüge  II 
875;  ergiebt  sich  U  683;  Tod 

r. 

US,  Register. 


IXikfdoros,  Gesetzgeber  aus  Mautineia 

m  58. 
Nikodromos,  Aeginet  U  7,  33. 
Nikogenes,  Mysier  U  139  f. 
Nikokles,  Euagoras'  S.,  K.  von  Cypern 

lU  546. 
Nikolaos,  Spartaner  II  418. 
Mikolochos,  spartanischer  Admiral  UI 

285. 
Nikomachos,  Gesetzreviaor  in  Athen  U 

797,  807.  UI  46  f. 
Nikomachos,  attischer  KomSdieodichter 

UI  83. 
Nikomachos,  Vater  des  Aristoteles  UI 

411. 
Nikomedes,  Kleombrotos'  S.,  sparta- 
nischer Feldherr  U  173. 
ISikopbemos,  Athener  lU  216,  544. 
]!)ikostratos,  attischer  Feldherr  U 467  f., 

517,  604  f.,  607. 
Nikoteles,  Koriather  lU  129. 
Mil  I  13;  Landungen  der  Phönizier  am 

I  40;  Hellenen  am  1409. 
JNinive,  St  in  Assyrien  1405;  zerstört 

I  561  f. 

Ninoe,  St.  in  Karlen  I  115,  553. 
Ninos,  K.  von  Assyrien  I  68,  552. 
iNiobe,  Sitzbild  am  Sipylos  I  71. 
Niobiden,  Herkunft  aus  Lydien  I  71. 
Nisaia,  Hafen  von  Megara  I  271,  340, 

n  171,  186,  49j5. 
Misyros,  Insel  im  äghischen  Meer  1 1 15, 

II  275. 
Nomophylakes  U  164  f. 

Nomos  ,   korinthische  Silbermüoze   U 

574. 
Nomotheten,  attische  Behörde  lU  46  f.; 

Vorsteher  der  heliast.  ^Gerichte  II 

224. 
Nonakria,  St.  in  Arkadien  U  10. 
Notion,  St.  in  Aeolis  II  45],  757,  775. 
Nymphaioo ,  St   auf  dem   taurisehen 

Ghersonnesü242,UI551. 
ISympheu  I  47 ;  auf  dem  Sipylos  171. 
Nymphodoros,  Abderit  II  409,  UI  391. 

Oben,  Volksabtbeiluagen  in  Sparta  I 

176  f. 
Obolen  (Obeloi)  I  238,  lU  238. 
Ocha,  Geb.  in  fiuboia  U  12. 
Ochos,  s.  Dareios  U. 
Odeion ,  Concerthaua  in  Athen  U  334, 

346f.,in31,  82,  745. 
Odessos,  St  in  Thrakien  1  406. 
Odrysen,   thrakischer  Volktetamm  II 


50 


REGISTBR. 


409,  m  391 1,  494.  —  8.  Sentbas, 
Sitalkes. 

Odyssee,  neo-ionischer  Charakter  1 137; 
als  Bild  ionisehen  Lebeos  I  224.  — 
8.  Honer. 

Odysseus,  K.  vonIthakaI82,124,132f., 
498. 

Oel,  attisches  I  287,  S58,  11  269.  — 
heilige  Oelbäome  I  54  f.,  287;  in  De- 
)o§  1  76;  Oelhandel  nach  dem  Pootos 
I  408;  nach  Aegypteo  I  413. 

Oenotrier,  Volk  in  Unter iUlien  I  421, 
429. 

Olsna]  Fi.  in  Böotien  U  93. 

Oeta,  Geb.  in  Thessalien  I  8;  Amphik- 
tyoBeo^uppe  am  I  102. 

Oetäer,  Völkerschaft  am  Oiu  III  343, 
628  f. 

Ocryges,  K,  von  Attika  und  Böotien 
196. 

Oibares,  persischer  Satrap  I  611. 

Oioiadae,  St  in  Akarnanien  11  178, 
362  f.,  441. 

Oinoe,  attischer  Demos  l  373, 11  405, 
744. 

Oinoe,  St.  in  Argolis  HI  179,  192. 

OinophvU,  St.  in  Böotien.  Sohlacht 
bei  if  175. 

OiniM,Fl.inUkonienl  177, 180,  Hl  328. 

Oinossen,  loselgmppe  im  ligäisehen 
Meere  I  578,  U  407. 

Oktaeterii  1  318,  382,  11  285,  m  525, 
795. 

Olbia,  St  in  Gallien  I  440. 

Olbia,  St  am  Pootos  I  406  ff. 

Ölen,  Seher  aus  Lykien  I  463,  536. 

Oleofs,  Stadtoame  in  Aetolien  «nd 
Aohiya  1 108. 

Oligarchen,  Partei  in  Athen.  Staats- 
streich der  II  725  ff.  (vgl.  Rath  der 
Vierhindert) ;  nach  der  Schlacht  bei 
de«  Arfinosen  II  782,  789;  nach  der 
Schlacht  bei  Aigospotamoi  II  802  ff. 
(vgl.  Dreifiig).  —  s.  Aristokratie. 

01pai,St  in  Akaraanlen  11  476  f. 

Olympia  in  Pisatis.  Poseidondienst  in 
I  52;  Apollodienst  in  I  220;  Zena- 
dienst  in  I  211.  —  Festfeier  und 
Spiele  von  I  213  f.,  242,  270,  483  f. ; 
Gröndong  I  212;  nater  Leitnog  von 
Elis  I  213,  217,  219,  III  151;  anter 
Leitung  von  Pheidon  I  215,  235,  239 
und  SparU  I  214,  220,  239,  278,  II 
602,  627,  ni  147  vod  Sikyon  I  248, 
245;    Messen   in   I  489;    hölzerve 


Tempelbavteii  in  I  511;  Mbpi- 
nesisehe  Tag^utzangea  iall44i~ 
SchatEhSaaer  io  1 241, 518, 531,82. 
551 ;  Weih^ea^Mke:  des  AbüIm 
voB  RheirioB  II  566;  der  RfMBtal 
263,  des  Hieron  D  549,  511,  te 
Akraraotioer  II  551;  SkgnMtm 
in  I  522 ;  Teaapel  dea Zeas  m  ISlIf, 
263,  n  175,  352;  Bild  deaZtMia 
Pheidias  n  353,  395;  Ttmfä  kr 
Hera  in  I  212.  —  Schlacht  iil 
360  f. 

OlympiadeDreehnaa^  1 140,  501 

Olympias,  Gemahlio  R.  PhiUpfos*  tm 
MakedooieB  III  428. 

Olympieion,  Heiligthnm  das  olfBfi- 
scben  Zeaa  in  Athen  I  353,  3S3^lil; 
in  Akragma  H  661;  ia  Svr^  D 
656. 

Olympiodoros,  AtheBor  D  91. 

Olympoa,  Berg  in  Elia  I  211. 

Olympos,  Geb.  in  Mysira  I  5. 

Olympos,  Geb.  in  Tbesaaliaa  1  M: 
Grense  von  HellM  I  105,  4M,  I 
388. 

Olynthos,  St.  lo  Tfcrakiea  ID  ^C: 
im  attisch  -  deliachen  Seekaai«  11 
129;  im  pelopoDBeaiaebeB  Kfkpl 
419,  501,  614  f.;  BroberaafeB  f« 
ni235f.;  ia  Krieg«  mit  S^l 
237  ff.;  ergiebt  aiek  m  24$;  NÜfel- 

Bunkt  dea  Widerstaadea  gagaa  Alk« 
I  406;  ujid   R.   Pbilippaa  fli  411 

441  ff.,  594,  596  r ,  604;  vea  Atkia 

nnterstSlzt  m  597  ff: 
Omphake,  St.  in  SieilieB  I  433. 
Omphalion,  Pisate  I  194,  214. 
Omphalos,  Nabelsteio  ib  Delphi  I47i 
OnaUs,  Bildhaner  mma  Aegiaa  I  h\% 

581,  n  319,  551,  571. 
Ooeateo ,  VolksabtIbellBBg  ia  SUkfm  I 

244. 
Oaeioo,  Geb.  aof  dem  lathmea  vea  £•- 

rinth  HI  236. 
Onesilof,  SalaniDier  I  62011 
Ooetor,  Atheoer  m  562. 
Onomaklaa,  attischer  Admiral  fl  711: 
OnemakritOB,  Athener  I  360 1,  II 41 
Ooomarehos,  Eothykratea' S^  Phskiff 

m  433  f.,  437  f.,  579. 
OnoMstoa,  Agaioa'  S.,  Blecr  1 211. 
Opfer  I  459;  mentlaehe  Bedeetaag  4ff 

1461  f. 
Opheltaa,  R.  der  BSeter  I  96. 
OphIa,  Back  in  Arkadiea  II  606,81232. 


RBOIBTBa. 


51 


OpUthodomos,  des  ParthenoD  II  337; 

•U  Schnzhaos  II  348. 
Opas,  St.  io  Lokria  II  176. 
Orakel     fiatstahnnf    I    467  f.;    im 
Diaaale  das  Apallon  I  76,  468 ;  Be- 
deotang  I  469, 496  f. ;  Orakelatättea 
1 471 ;  poetiseha  Form  der  Orakel- 
aprüehe  I  535   f.;    Sammluag   der 
OrakeUprficke  durch  Peisistratoa  I 
sei.  —  ia  Delphi 1 471  CT.;  io  Dodona 
I  83y  456«  am  Acheroa  io  Epiras  I 
267 ;  in  PaUra  I  74;  ia  Thalamai  I 
164,  207. 
Orehestra  II  300. 

Orefaeneaoa,  St.  in  Arkadieo  1 156;  als 
flaaptstadt  von  Arkadien  I  194;  im 
Parserkrieae  11  69,  91 ;  im  pelopon» 
nesischen  Kriege  II  606;  nod  Maati- 
Mia  m  323. 
Orehomeoos,  St  io  Bootieo.  Griiodong 
I  78;  Böoter  in  1 96;  Minyer  inl  111 ; 
IMeatan«  I  123;  Mitglied  eines 
SUidtebondes  I  89;  im  Seeband  ?od 
Ralaoria  I  240;  von  Tolmidea  be- 
lagert n  183;  im  koriothischen 
Kriege  in  180,  205;  als  selbständig 
•■erkannt  m  207;  spartanische 
Pwtei  in  III  284;   Pelopidas  bei  IH 

■  380f.;  von  Thebea  genommen  111311, 
624;  im  Aufstände  gegen  Theben  III 
4dS;  von  K.  Philippos  hergestellt  III 
718.  —  Sehatzhaus  des  Minyas  in  I 
78,13011;  Barg  in  190. 

Otteiaoa,  St.  in  Thrakien  I  406. 

Or«aa,  St  auf  Bahoia  II  185,  741,  m 
664,  679. 

OvMtaa,  S.  Agamemaons  I  124;  an» 
gablich  Anführer  archaischer  Aus- 
waaderer  I  113;  in  Tanrien  I  450; 
Gebeioa  dea  I  171,  210. 

OrMes,  Dynast  vea  Pharsalos  II 178, 
10  337. 

Oraates,  Archelaos'  S.,  K.  von  Make- 
daaiea  DI  787. 

araatta,StmittheUinMegalopoli3in  321 . 

Öraalia,  Laadachaft  ia  Makedonien  III 
394,400. 

OfVaMaa  1 312. 

OrftTtaa,  R.  voa  Arkadiea  I  168. 

OrattaayparaiieherStitthalter  in  Klein- 
aaiaa  I  594  f.,  609. 

Ovapaa,  St  am  Iteripos.  Niederlage 
dar  Athener  bei  II  741 ;  im  Beaitze 
Tbabeaa  in  358,  458;  und  Athen  m 
i77t,  590,  722f. 


Orpheotelesten,  in  Athen  m  57. 

Orpheos,  Rrotoniat  I  360. 

Orpheus,  thrskischer  Dichter  1 361, 534^ 
11  196;  Sprüche  des  11157. 

Orrheskier,  thrskischer  Volksstamm 
10  424. 

Orsippos,  Megareer  I  271. 

Orthagoras,  Tyrann  von  Sikyon  I  242. 

Orthageriden,  TyrannengMchleeht  fa 
Sikyon  I242f.,  657  f.,  353. 

Orthobalos,  Athener  HI  2 16. 

Ortygia,  Insel  hei  Syrakoa  I  259,  42T, 
I1532f.,  565,  670f. 

Oschophoren  Fl  434. 

Ossa,  Geb.  in  Thessalien  1 8, 101. 

Ostrakismos,  ia  Athea,  darch  KIdsthe* 
nes  eingeführt  I  878^  670  f.,  391;  des 
Hipparchos,  Charmes'  S.  I  378 ;  des 
Kleisthenes  I  382;  des  Arlateidea  11 
37;  des  Kimon  11  162;  des  Thokydi- 
des,  Melesias'  S.  11  192;  des  Xm^ 
thippes,  Ariphroa*s  S.  11  214;  des 
Hyperbolos  II  610f.,  869f.  —  ia  Sy- 
rakus  (Petalismos)  II  566  f. 

Otanes,  persischer  Feldherr  I  609, 616, 
622,  628. 

Othryades,  SparUner  I  368,  H  58. 

Othrys.  Geh.  in  Thessalien  I  8. 

Otys,  K.  von  Paphlagonien  III  167. 

OzyUden  in  Blia  I  154. 

Oxylos,  Aetolier  1 108,  154. 

Paehes,  attischer  Feldherr  II  483,  446, 

450  IT. 
Pachyaos,  Vorgab.  Sicilieas  1 428, 483, 

n  530. 
Päonidea,  edles  Geschlecht  aas  Messe* 

aienI291. 
Päooiea  I  92. 
Päonier,  thrakischer  Velksstamm  1667, 

618,  n  48,  m  391,  414,416. 
Paestum  s.  Poseidoaia. 
Pagssäiscber  Meerbusen  I  8,  57,  76. 
Pagasai,  HafensUdt  io  Thessalien  HI 

338,  439. 
Pageadas,  Thebaner  II  497. 
Paionidai,  attischer  Demos  I  378. 
Psiooioa,  Bildhauer  11  352,  354. 
Paktoios,  Fl.  in  Lydien  I  85,  567;  Sieg 

des  Agesilaos  am  III  165. 
Paktyes,  LyderI574f. 
Palästra  I  488,  528.  —  s.  GymatafaiL 

Gymnastik.  ^ 

Palaimott,  Heiligthmn  des  anf  dem  latli*- 

mos  n  62. 


52 


RB0I8TBR. 


Palamedesy  Heros  von  NaupUa  I  56, 

89;  Erfinder  der  Schrift  I  80. 
Pale,  St.  auf  Kephallenia  lil  285. 
Palikoi,  St.  io  Sicilien.   Gründunn^  II 

575. 
PalladioD,  Blutgerichtsstätte  iu  Athen 

1302.  II  2U. 
Pailaotideo  I  289. 
PaUeoe,   Ualbiosei  der  ChaUidike  II 

37 1 :  Colooieu  in  I  410;  Brasidas  auf 

II  517;  im  Besitze  von  Athen  11  GI4. 
Palleae,  attischer  Demos  I  289,  350, 

368. 
Palme  in  Delos  I  76. 
Pamisos,  Fl.  in  Messenien  I  10,  88, 147. 
Pammencs,  Thebaaer  111  260,  263,  322, 

336,415,437,580. 
Pamphaes,  Uphesier  1  565. 
Pamphyler,  StAuim  der  Dorior  I  100, 

117,  147,153,  176. 
Pamphylien,   Landschaft  in  Kleiuasien. 

Dardaner  in  I  223;  Rhodier  in  1  433; 

Mautik  in  463. 
Paiuphylier,  in  Brythrai  I  117;  bei  Sa- 
lamis 11  81. 
Pau ,  Grotte  des  an  der  Akropolis  von 

Athen  II  27. 
Panainos,  attischer  Maler  U  316  f.,  323, 

353  f. 
Panakton ,  attische   Grenzfeste  gej^en 

Böotien  U  523,  589  f.,  695. 
PaiiathenHen,  Athenafcst  in  Athen.  Be- 

deutuo|i;   I  289;  durch   Peisistratos 

eriieucrtl  357  ;  musische  Wcttkampto 

eingeführt    II   294;    Zulassung   der 

Metükcn   T   376;    Betheiligung    der 

Colonien    11   262;    seit    Pcrikles   II 

345  ir. ;  Festzng  I  392,  11  339  f.,  346  f. ; 

als  Finanzperiode  II  347. 
Pandaros,  Heros  I  75. 
Pandrosos,     Heiligthum    der   auf  der 

Akrupulis  II  335,  349. 
Panegyris  auf  Dolus  I  489. 
Paugaion,  Geb.  iu  Thrakien  1  607,11 

145,  III  424. 
Panioniou,   ionisches  Buudesheiligthum 

bei  Mykale  I  226,  498,  624. 
Pankration,  Vereinigung  von  King-  und 

Faustkampf  1219. 
Panormos,  St.  in  Sicilien.  Karthager  iu 

I  435 f.,  II  541;  Griechen  in  1  436; 

Färbereien  in  I  436  f. 
Panormos,  Hafen  in  Achaja  II  421. 
Pantagnotos,   Aiakes'  S.,  Tyrann   von 

Sanios  I  5^6. 


PantaleoD,  Alyattes'  S.,  Lyder  I  M4. 
Pantaleon,  Onipbalion's  S^  K.  vwPi» 

I  194,214,  2  IG. 
Panthoideo,  PamiHe  !■  Troja  I  6». 
PantikapaioD,  St.  aef  dem  taarischei 

ChersoDoes  I  407,  459,  577,  DI  Ul. 
Panyasis,  Dichter  aoa  Haliiaraais  11 

275  f. 
Paphlagonier,   Volk  an  Poalosl4iS; 

im  Heere  des  Xerxea  II  45. 
Paphos,  St.  ia  Cypern  I  156;  Galt  4er 

Aphrodite  io  1  5S3. 
Papyrus  H  272. 
Parabase  H  308,  718. 
Parabatai,  tbebanische  Trappe  III  271. 
Paragraphe  IU  45. 
Paralia,  OstkSste  voa  Attika.  IcvÜ- 

kerung  von  I  285. 
Paralier,  Küste nbewohoer  io  Attikil 

300;  als  Partei  1  341,  3 15,  369.371, 

373,  H  14. 
Paralioi,  Stamm  der  Malier  in  Tbeau- 

lien  l  102. 
Paralos,  Periklea' S.,  AlkeaernS», 

417. 
Paralos,  attischea  StaataseUff  H  739, 

735  f.,  795,  800. 
Parapotamioi,  St.  ia  Pbakia  Hl  7M. 
Paraxia,  L4iDdscliaffc  io  MakedsaicB  IU 

394. 
Parion,  St.  am  Hellespont.   GriadsB; 

1406. 
Paris.  Priamos'  S  ,  Troer  I  69,  70, 1S3. 
Parmenides,  Philosoph  io  Elea  II  2u&f- 
Parmenion,  makedonisrher  Feldherr  III 

613,  664. 
Parnnss.  Geb.  zwischen  Phokis  nni  L»- 

kris   l   106.   111,  245,  457,  472,111 

709;  AmphiktyoueDgruppeamll02f. 
Parnes.  Geb.  zwischen  Attikanad  B5o- 

ticu  1  96,  286,  U  697. 
Parnon,   Geb.  in  Lakonien  I  177.  l>i 

234. 
Paros,  Insel  im  ägäischen  Meere,  aalör- 

lichc  Beschaflenheit  I  6t IT;  Miitia- 

des  bei  II  28;   Themistokles  bei  II 

104;   Tribut   an    Athen    H   251  - 

Parier  in  Milct  I  399;  anf  ThasasH 

5.  —  Marmor  voo   1  5SS,  612:  Df- 

meterdienst  in  I  65;  Marmorchrviä 

von  I  140. 
Parrhasier,  VolkssCamm   io  Arka^iei 

111  321,324. 
Parthenier,   Sühne    von    Achäera  a»^ 

Doricrinnen  in  Sparta  I  l^iTf. 


REGISTER. 


53 


Partheoon,  Bau  des  II  336 ff.;  Bildwerke 
des  II  338ff.,  852;  «Is  Scbatzhaus  II 
256,  34 7 f.;  «U  Festhaas  II  348 f. 

ParjMtU,  K.  Oareios'  11  Gemahlio  II 
766,  m  130,  169. 

P«Mii{^adal,  Hauptatadt  von  Persieo  III 
130. 

Pasargadea,  persisches  Herrscheri^e- 
schlecht  I  56S. 

Pasünelos,  Korinther  111  1 86. 

Paaiphae,  Verehron^  der  1  1<)4,  207, 
465. 

Patara,  St.  in  Lykien  I  73  f.,  47 1. 

Platizeithes,  persischer  Magier  I  507. 

Patrai,  St.  in  Aebaja  II  602, 111  190. 

Patrokleides,  attischer  Redner  II  803. 

Patroklaa  I  124. 

Pansaaias,  K.  von  Makedonien  III  787. 

Paoaaoias,  makedonischer  Praetendent 

ni  4]3r. 

Paasanias,  Kleombrotos' S.,  spartaoi- 
acher  Feldherr,  bei  PlaUiai  H  90  ff.; 
ia  Theben  1197;  Pläne  des  II  115; 
Führer  der  hellenischen  Flotte  II 
lief.;  Verrath  des  II  117f.;  abbe- 
mfeo  II 1 19;  Proxess  des  II 136;  Tod 
n  137.       * 

Paaaaaias,  Pleiatoaaax*  S. ,  K.  von 
SparU  U  449f.;  in  AtUka  11  801, 814, 
III  36ff.,  7ö2f.;  und  Lysandros  III 
131 ;  nnd  Agedlaos  III 154 ;  Feldherr 
.  fegaa  Thahon  III  172,  174;  flächtet 
aaeh  Te^ea  DI    175;   in  Tegea  111 

2sir. 

Padbaaa,  St.  am  Ida  I  580. 

Pa^ieer,    Bevölkerang    der  attischeu 

Bhoea  I  300;  als  Partei  1  340,  345, 

373* 
Pe«ai,'  St.  ia  Megaris  II 171,  178,  186, 

495. 
Peiraieoa,  Hafeastadt  von  Athen.  Lage 

I  286,  II  17;  als  Demos  I  374;  von 
Theniatokles  gegründet  II  17,  823; 
Tan  Hippodamoa  neu  erbaut  II  328; 
rwm  Tkemistoklea  ummauert  II  112; 
laaga  Maoera  nach  dem  II  149,  174, 
176«  288f.;  Ummauernng  vollendet 
m  277;  Toa  den  Oligarchen  befestigt 

II  73$.  —  Agesandridas  beim  II  740; 
.  Lyaaadros  im  11  814;  K.  Pausanias 

lA  lil  38;  Teleutias  im  III  203;  von 
Pallia  blokirtlU  283;  Alexander  von 
Pherai  im  III  460.  —  Beamte  im  II 
tlS;  aater  Zehnmännern  III  13. — 
Wettfahrtea  im  11 346 ;  Wasserwerke 


im  II  412;  lleiligthum  der  Aphrodite 
im  III  215;  Denkmäler  im  III  535, 
538;  alleiniges  Stapalrecht  des  II 
270. 

Peiraieus  (Amisos),  St  am  Pontua  U 
262. 

Pciraion,  St.  and  Landschaft  auf  dem 
Isthmos  von  Korinth  HI  188. 

Peiraios,  Ilafenortim  saronischen  Meer- 
busen II  705. 

Peircne,  Quelle  auf  Akrokorinth  I  255  f. 

Peisandros,  Athener  aas  Acharnai  II 
6:{2 ;  und  der  Hermeafrevel  II  641  f., 
649 f.;  Gegner  des  Alkibiades  II 664; 
verhandelt  wegen  der  Rückkehr  des 
Alkibiades  II  717  ff.,  723;  Ver- 
fassuDgsumstars  des  II  727,  730;  aU 
Mitglied  der  Vierhundert  II  737f.; 
verurteilt  11  744. 

Peisandros,  spartanischer  Feldherr  III 
183. 

PeisianajK,  attischer  Baumeister  II  316, 
332. 

Peisiatratiden.  Wohnsitze  der  I  338; 
Herkunft  1 339 ;  als  Tyrannen  1 342  f. ; 
Sturz  der  I  368;  geächtet  I  385;  in 
firetria  I  347;  In  Persien  11  4,  42;  in 
Makedonien  III  402.  —  und  Sparta  I 
387.  —  s.  Hegesistratos,  Hipparchus, 
llippias,  Peisistratos. 

Peisistratos,  Hippokrates'  S.,  Athener. 
AbsUmmung  I  291;  Gebart  I  840; 
erste  Tyraonb  I  342f.;  aweite  Ty- 
rannis  I  345 f.;  in  Eretria  I  347;  er- 
obert Sigeion  I  349;  dritte  Tyrannis 
I  350 f.;  im  Kampfe  mit  Aigiaa  II  7 ; 
Meugestaltung  Athens  1 354  f. ;  Sorge 
für  den  Cuitus  I  356f.;  Pflege  der 
Wissenschaft  und  Kanst  I  359 f.,  II 
273;  Tod  I  364;  PoliUk  des  I  389, 
392,  58S;  zu  den  sieben  Weisen  ge- 
rechnet I  508.  —  und  Lygdamia  I 
613;  nnd  Selon  I  344. 

Peisistratos,  attischer  Archont  I  359. 

Peison,  Athener,  Einer  der  Dreifsig  III 
19. 

Peithias.  Kerkyräer  U  466. 

Peitholaos,  Thessaler  HI  431,  780. 

Pelagoaen,  Völkerschaft  in  Makedoaien 
III  394. 

Pelagos,  Wald  bei  Maatineia  III  371, 
373. 

Pelasger,  I  27  ff.;  identisch  mit  den 
Tyrrhenern  I  41;  identisch  mit  den 
Danaera  I  85;  and  Aeolier  I  82;  aiil 


54 


den  Kretera  verwaadt  I  62;  mit  den 
Sikalera  verwaadt  1 451.  —  ia  Argog 
1  85;  ia  Attika  I  1 11,  284;  auf  Chal- 
kidike  II  510;  io  Kleinasien  I  39; 
avf  Skyros  II  126.  —  Gottesdienst 
der  I  46 ;  pelas^scher  Zeas  I  284, 
510. 

Pelas^ikoD,  alte  Befestiguog  der  Akro- 
polis  n  404. 

Pelasgos,  Stammheros  der  Pelasger  1 
155. 

Peleiadea,  Priesterinoeo  derDiooe  194. 

Peleas,  phthiotischer  Heros  I  84. 

Pelioo,  Geb.  in  Thessaliea  I  8,  76  f.,  83. 

Pella,  Hauptstadt  von  Makedonien  II 
798,  m  235,  409,  412. 

Pellana,  St.  io  Ukonien  I  177,  Ul  335, 
349. 

Pellene,  St.  in  Achaja  H  886  f.,  704,  IH 
336  f. 

Pelopidas,  Hippokles'  S.,  Thebaoer.  Cha- 
rakter in  261 ;  and  EpameinoBdas  HI 
263;  ao  der  Spitze  der  verbaaaten 
Thebaaer  III  264;  kehrt  nach  Theben 
xarSck  HI  265;  Uidtet  den  Leontia- 
des  HI  266;  BöoUreh  lU  267;  bela- 
l^ert  die  Kadmeia  HI  268;  und  Spho- 
drias  IH  275;  siegt  bei  Orehomenos 
in  289 f. ;  bei  Levktra  IH  303 ff.;  im 
Pelopoones  Hl  327 f.;  in  Thessalien 
und  Makedonien  IH  346,  412;  aas  der 
Haft  befreit  HI  347;  in  Sasa  HI 
353 f.;  füllt  ia  Thessalien  in  366. 

Pelopiden,  Herknnfl  ans  Lydiea  1  71, 
84;  im  Peloponnes  I  85r.,  131,  165, 
168,  543;  als  Gründer  äolischer  Co- 
loaien  I  114.  -->  s.  Pelops. 

Pelepoaoesos.  Gliedemog  I  9;  Pelopi- 
den and  Aehier  im  I  86  ff ;  Name  I 
88, 221 ;  Eindringen  der  Dorier  ]  109, 
146  ff.  —  peloponnesiseher  Krieg  s. 
unter  Sparta. 

Pelops  I  43,  51,  71,  84f.,  141,  H  59;  in 
Olympia  verehrt  I  212,  219,  481.  — 
■.  Pelopiden. 

Peloros,  Vorgeb.  Siciliens  I  428. 

Peltasten,  Fufssoldatea  IH  222. 

Pelusiam,  St.  in  Unteraegypten. 
Schlaoht  bei  I  584.  —  Pelasiseher 
Nilarm  I  409. 

Peneios,  Fl.  in  Blis  I  154. 

Peneios,  Fl.  in  Thessalien  I  8,  83,  94  f., 
U49. 

Peaesten,  hörige  Volksklasse  ia  Thes- 
salien I  96,  179,  H  812,  HI  341. 


Penlak^aiomadiMnea,  ersis 
VeraaSgeasklaase  I321L 
Pentathlon  s.  Finfkampt 
PenteiikoB  (Brilesaoa),  Geb.  n  Alii 

I  286,  n  21,284,697. 
Peparerhos,  loael  os  ifpuschn  Ihn 

in  460,  680. 
Perdikkaa  I,  K.  von  MakedoaisalNI, 

in401. 
Perdikkas  11,   R.  rmm  Mstiiimml 

40401;  nad  Athen  n  171  f^49MMt 
507,  518,  615;  nnd  Sparta  DML 
504f.,  608;  nnd  Thraklea  DI  SU 

Perdikkns  III,  K.  von  Makedsaim  I 
414,  506. 

Pergamos,  Barg  von  Traja  1 7<k,  ÜL 

Pergamoa,  St.  in  Mysiea  IQ  145. 

Periaadroa,  Kypeeloa'  $.,  Tynssw 
Koriath  I  264  f.,  279,  349,lf!,4M^ 
660,507,  561. 

Periandrosy  Athener  ID  468. 

Perikles,  Xanthippos*  S.,  Atbetsr.  Ab 
sUnuniug  1 291 ;  Jagend  aad  WBÜm 
U  211  ffl;  «ffentUeheStellaivBlSM, 
429 f.;  innere  Pelitik  U tl%l,ViU 
Sufsere  Politik  U  237  f^  2S«t,37l, 
382  ff. ;  als  Feldherr  11  178,  IN. 
182  f.,  230  f.,  344  f.,  408;  Fiiaanv- 
waltani^  des  U  231  f.,  254,  »91;  ib 
Redner  U  289,  382 1, 410, 4l5,4Mt; 
all  Festordner  U  294;  PrifCM« 
U  283  f.;  leitet  die  Griadaif  f« 
Thnrioi  U  264;  AnfeladMicB  dn 
n  393 IT.,  414  ff.;  letite  Lekassiil 
nod  Tod  II  421  f.;  Bedeetaas  *i 
n  422  ff.  —  nnd  die  RmnSdie  D  W. 
483  f. ;  nnd  die  bildende  RmI  I 
321  ff.,  851;  nnd  die  WestheUeamD 
572 ;  and  die  Philoaophie  H  2SI1-«! 
Alkibiades  I  593  ff.;  and  Anai^M« 

II  282,  396;  und  Aaparia  B  WU 
397;  nnd  Demosthenes  ID  731  f.; 
nnd  Epameinondas  HI  379  ff;  «^ 
Bphialtea  H  174;  nnd  Hagnea  Ut^ 
856 ;  nnd  Herodot  ü  277,  291,  HS: 
nnd  Ion  Toa  Chioa  II  280  f.;  aad  Ist- 
lies  n  189  f. ;  and  Rimen  0  ISH 
179 f.,  187 f.;  und  Kleen  D  396, 4li 
457;  nad  Pheidias  U  324  ff,  399;  «^ 
Protagoraa  U  212, 282, 738;ialSi- 
phokles  n  236,  281, 307;  nad  IM}- 
didet,  Meleaias'  S.  H  190f.,  399;  ^ 
Thokydldes,  Oloros'  S.  U291I;  4& 

Perikles,  Periklea'  S.,  attlscier  M* 
herrn779f.,  782,  788f. 


REGISTER. 


55 


Parinthos,  St.  in  Thrakien.  Grümlangf 
I  586;  von  den  Persern  erobert  I 
607;  Tribvt  an  Athen  II  251;  im 
■eaen  attiaehen  Bunde  III  449;  im 
Bonde  mit  K.  Philippos  III  440;  von 
K.  Philippoa  belagert  III  683;  und 
Sparta  111  726. 

Partöfcea,  Landbevölkerung^  ia  Sparta 
1  179,  182,  186,  188,  III  156. 

PflripolUs,  Prophet  der  Böoter  I  96. 

Ptoripteros  1  516. 

PerfcoU,  St.  am  Helle«pont  II  142. 

Perrhiber,  Volk  in  Thessalien  I  97f. ; 
!■  der  delphischen  Amphiktyoaie  I 
102,  111629;  huldigen  den  Persern 
U  66;  von  lasen  bezwungen  III  343. 

Peneidenl86f.,  131,  165. 

Peraephone,  ••  Kora. 

Peraeus  I  56,  74,  86,  II  59. 

Parsiea,  unter  medischer  Berrsohafl  I 
561,  568;  unter  Kyros  I  56Sf. ;  unter 
Rambysea  585  f.;  unter  Dareios  I 
596,  598f.,  II  3 f.;  unter  Xerxetf  II 
40f.;  unter  Artaxerxes  I.  II  141  f.; 
unter  Dareios  II.  II  694;  unter  Arta- 
xerxes II.  III 130, 1340*.;  unter  Arta- 
xerxes m.  UI  570.  —  Ionischer  Aiif- 
aUnd  I  61 7 f.;  Perserkriege:  Eot- 
alehoog  I  620 f.;  Zug  des  Mardonioa 
I  629,11  3;  Zug  des  Datis  und  ArU- 

{»hernes  II  12  f.;  Zug  des  Xerxes 
I  43  f.;  Ueberlieferung  über  die  II 
98f.;  Rückblick  auf  die  II  100 f.; 
Bade  der  U  187 1  —  und  Aegypteo  I 
584,  n  39,  43,  143 f.,  160 f.;  und  Ar- 
l^of  II  586;  und  Karthago  II  542; 
VerlMndlnogen  Athens  mit  Arta> 
plMrnea  I  382,  388;  Stellung  zu 
Athen  und  Sparta  im  peloponnesi- 
■ehea  Kriege  U  500,  693  ff.,  703  f., 
764  C  (a.  Pharoabazos  und  Tissa- 
phernes);  Aufstand  des  Kyros  III 
1391.;  im  Kriege  mit  SparU  III  144, 
160 IT.  (s.  Agesilaos);  Koood  in  per- 
aiaeheo  Diensten  III  181;  während 
des  keriathisohen  Krieges  III  193 ff.; 
■eUiefst  den  Antalkidasfrieden  III 
206;  interrenirt  für  Sparta  gegen 
lÜMhen  m  350;  und  Theben  III 
952  ff. ;  in  demesthenischer  Zeit  III 
677  ff.,  683. 

Pee^  ia  Attika  zu  Anfang  des  pelopon- 
•eeiaehea  Krieges  11  401  ff.,  471. 

PetaUanaa,  Verbaoanngsgericht  in  Sy- 
rakaa  H  566. 


Petra,  Gau  von  Koriath  I  362. 

Petra,  Pass  am  Olymp  I  97. 

Peuketier,  Volk  in  Unteritaliea  1 421, 
531,11570. 

Phäaken,  Volk  der  I  418f.,  483,  533. 

Phäaken,  Wasserbauten  in  Akragaa  11 
561. 

Phädriaden,  zwei  Felsen  in  Phokis  I 
472. 

Phädryuten,  Tempelbüter  in  Olympiall 
355,  395. 

Phaeinos,  Astronom  in  Athen  11  284. 

Phaiax,  attischer  Feldherr  II  582,  611. 

Phaidon,  Sokratiker  aus  Elis  III  258, 
493. 

Phalaikos,  Ooomarchos'  S.,  Phokeer  111 
439,  623,  625  f. 

Phalantbos,  Heraklide  I  197. 

Phalanx,  spartanische  UI  301;  make- 
donische m  418. 

Phalaris,  Tyrann  von  Akragas  II  539. 

Phaleron,  Hafen  von  Athen  I  300,  374, 
II  16,  823. 

Phalkes,  Temenos  S.  1 150  f. 

Phanagoria,  St  am  kimmerischen  Bos- 
porös  I  4Ü8,  lU  551. 

Phanes,  Halikarnassier,  Feldherr  des 
Kambysea  I  584. 

Phaoedemos,  attischer  Geschichi« 
Schreiber  III  520. 

Pbarax,  Spartaner  II  607. 

Pharis,  St.  in  Lakonien  1 .168, 171,  203. 

Pharuabazos,  persischer  Satrap  II  766; 
Gegner  Athens  II  694 f.;  verbindet 
sich  mit  Minderes  II  749;  bei  Abj- 
dos  II  751;  bei  Kyzikos  II  752; 
am  Bosporos  II 756,  758  ff. ;  and  Agesi- 
laos III  164,  167  f.;  und  Alkibiadea  li 
764f.,  m  16ff.;  und  Aaaxibios  111 
140  ff.;  und  Derkyllidas  III  146;  und 
KoBon  III  157,  159, 182|ff.;  und  Ly- 
sandros  UI  121  f. ;  und  SparU  U  770. 

Pharoakes,  persischer  Satrap  II  41 7  f^, 
519. 

Pharsalos,  St.  in  Thessalien,  von  dea- 
Larisäern  genommen  III 176;  Athener 
bei  III  337;  spartanische  Besatzung 
in  III  338;  den  Spartanern  entrissen 
III  339;  und  laaon  von  Pherai  UI 
340  f. 

Phaseiis,  St.  in  Pamphylien  1 413,  II 125, 

253,  III  449. 
PhasU,  FI.  und  St.  in  Kolchis  I  401, 

408. 
Phayllos,  KrotonUt  U  81,  570.     .   ,' 


56 


REGISTtR. 


Phayllos,  Theolimos'  S.,  Phokeer  III 
437  ff. 

Pheia,  Ktstell  in  Elis  111  150. 

PheidUs,  Charmides*  S.,  tttischer  Bild- 
faaaer  II  323 ff.,  851;  als  Maler  II 
334;  Thätigkeit  am  Parthenoo  II 
338  ff;  Atheoabilder  11  343  f.;  in 
Olympia  II  351  ff.;  Anfeiodang  und 
Tod  II  395  f. 

Pheidoo,  R.  voo  Argos  111  399. 

PheidoD,  K.  von  Argos  1  275 f.;  Zeit 
des  1  1)56;  im  Kriege  mit  Spart«  1 
194,  215,  236,  238,  277 f.;  siegt  bei 
Hysiai  1  235 f,  239;  Münz-  und  Ge- 
wichtsystem des  1  237;  Tod  1  239. 

Pheidon,  Athener,  Einer  der  Dreifsig 
111  24,  33,  35,  44. 

Pheidon,  Eleer  111  761. 

Pheidon,  Gesetzgeber  in  Korinth  I  260. 

Phemonoe,  delphische  Priesterin  1  536. 

Pheneos,  St.  in  Arkadien  1  156,  501. 

Pherai,  St.  in  Thessalien  111  338,  343, 
437,  439, 638. —  s.  Alexandros,  lason. 

Pherekrates,  attischer  KomKdiendichter 
111  83. 

Pherekydes ,  Geschichtschreiber  aus 
Leros  11  273. 

Pherekydes,  Astronom  in  Syros  II  284. 

Pherenikos,  Thebaner  111  265. 

Phiditien,  gemeinsame  Mahlzeiten  in 
Sparta  1  lb3,  185. 

Pbigaleia,  St.  in  Arkadien  I  209,  II] 
315.  —  Apollntempel  in  111  533; 
Demeterstatue  in  1  519,  II  .'519. 

PhilaVdai,  nttisrher  Demos  1  339,  347. 

PhilaVdcn,  attisches  Geschlecht  11  19. 

Philaio.««,  Aias'  S.  II  323. 

Philammon,  Dichter  aus  Delphi  1  536. 

Philippoi,  St.  in  Thrakien  111  426r. 

Philippopolis,  St.  in  Thrakien  111  6S2. 

Philippos,  Astronom  in  Athen  II  285. 

Philippos,  Thebaner  111  202 f.,  266. 

Philippos,  Orontes'  S.,  Makedonicr  HI 
404  f. 

Philippos  11,  K.  von  Makedonien.  Cha- 
rakter 111  736 f.:  als  Geilsel  in  The- 
ben III  413,  4\ii;  Thronbesteigung 
III  410;  Reformen  111  4isf.,  427; 
griechische  Politik  III  42S(r.,  740 ff.; 
nimmt  Amphipolis  III  421  ff.;  nimmt 
Methone  111  426;  im  heiligen  Kriege 
gegen  Phokis  111  431,  43Sf.,  624; 
nimmt  Olvnth  111  604;  in  Delphi  111 
627,0:n'f.;  Schutzherr  >on  Elis, 
Messeoien  und  Argos  III  640;  inEpei- 


ros  und  A<*to1ieii  111  665 f.;  hris{;crt 
Perinthoa  111  683 ;  in  SkytheikiAf 
111  686,  7(K);  BuDdeafeldherr  fe^ 
Amphisaa  111701;  in  BlateialUTM; 
siegt  bei  Chairon^ia  lU  716f.,MSf.: 
nach  der  Schlacht  bei  Ghairaini  IQ 
717  ff.;  im  Peloponaea  1117)41- 
und  Athen  111  570.  575,  606,  mt, 
623  f.,  6:^0  f.,  632  ff.,  64011,  660, 
062  f.,  667  ir.  (9.  Aiachiaes  ni  Pf- 
mosthenes):  und  BvzaozII1677.6S4: 
und  Delos  III  654 :  nad  EaUii  Hl 
590;  und  Olyothoa  lU  441  ff..  5961: 
nnd  Thessalien  111  440,  620t,  63^. 
666  ff:  nnd  Thrakien  III  425  f.,  440. 
580,  5S2,  619,  6»1. 

Philistides,  Tyrann  voa  Oreos  Hl  679 

Philistion,  lokrischer  Aril  Ul  525. 

Philistos,  Sestier  Ul  792. 

Philistos,  syrakusaniseher  Gesehiflt- 
sehreiber  II  685. 

Philokles,  dramatisdier  Dickler  ii 
Athen  111  61  f. 

Philokles,  attischer  Feldherr  11 793f.. 
795. 

Philokrates,  atHschcr  Feldherr  11  Sh 

Philokrates,  Athener  Ul  610 ff.,  614. 
616f.,623.  644,  653,807. 

Philokypros  K.  von  Cypcrn  I  337. 

Philolaos,  Bakchiade  ans  Korinth  1 261, 
Ul  255. 

Philolaos,  Pythagoreer  ans  Krotoi  III 
257. 

Philologie,  Anfänge  der  1  361  f.,llK>32f 

Philomelos.  Theotimos' S.,  Phokeer  111 
433  ff,  789,  S06. 

Philon,  atti.scher  Baumeister  111  647. 

Philosophie,    Anninge    der    1    50**  f: 

II  19Sf.;   in  Athen  11   205  f..  2>1 1. 

III  soff.,  491  ff,  543 ff  —  5.  Sopbistik. 
Philoxenos,     Dithvrambendichter  an« 

Kylhera  111  79,  .S31. 

Philoxenos.  Ptolemaios'  8.,  Makedoicr 
III  413. 

Phinens  I  77,  401,  II  302. 

Phlegräische Felder,  inCampanieoI42i. 

Phlius,  St.  im  Peloponnes,  übersreiffk' 
.Ansiedelungen  in  I  77,  114:  «iH 
dorisch  I  150.  152:  in  den  Ptn^r- 
kriegen  II  65,  69:  von  Iphikrafe«  jrf- 
brandschatzt  III  1S7;  und  SparU  lÜ 
233f.,  244ff.,35Sf.,  .368;  demt^in- 
lische  Bewegung  in  111  315:  vap  Ar- 
gos angegriffen  III  335:  und  Thfkn 
111  359,  30S:  WohlsUnd  in  1  IhX 


REGISTER. 


57 


Phobos,  Heiligthom  4efl  in  Sparta  1  207. 

Phmemnler,  nrsprvogplieher  Wohasitz  1 
34;SekiffiilirtI39;  aas  dem  ägäischen 
Meere  verdräogt  1  42;  Einfloss  aaf 
die  griechifehe  Religfion  1  48f. ;  See- 
raak  1  61 ;  als  Sklaven  bei  Grieeben 

I  124;  Handelsverkehr  mit  Hellas  1 
Mff.,  124,  11  272:  Geldwäbranf^  1 
237;  in  Kampfe  mit  helleniscben  Co- 
loBiaten  1  448;  Colon isationsthätif;- 
keit  l  450  f.,  492.  —  im  Kampfe  mit 
Aaayriea  I  434;  im  Bunde  mit  Per- 
aien  1  583,  597, 11  140:  im  ionischeo 
Aufstände  1610;  gegen  Griecbeniand 
io  den  Perserkriegen  11  45,  81,  8*1, 
140;  in  peloponaesischen  Kriege  11 
714f.,  749.  >-  in  Aegypten  1  40;  in 
Afrika  1  442;  in  Attika  1  285:  in 
BöoUen  1  80;  aaf  Cypera  1  35,  4S, 

434,  583;  am  Isthmos  von  Korinth 
149,  240;  in  Karthago  1 437, 11  540 IT.: 
in  Rilikiea  1 38;  ia  Rleinasien  1 115, 
398 f.;  in  KreU  1  63;  in  Lakonien  1 
164;  am  Pontos  1  77,  401;  in  Sar- 

•  dinieo  1  438;  in  Sicilien  1  58,  425, 

435,  11  527;  aof  Tenedos  1  68;  auf 
Thaaos  150;  in  Thrakien  I  113.  — 
Schriftgebranch  der  1  499. 

Pkolbb,  Namen  fdr  Bhegion  1  492. 
Pftolbidas,   spartaniseber  Feldherr  111 

239  f.,  278  f. 
Phoinike,  St.  ia  Epiros  1  93. 
Phoinix  1  57. 
Pbokäer,    Einwohner    von    Phokaia, 

wandern  nach  Italien  1  578;  in  Klea 

II  198f.;  ia  Korsika  11  541,  547:  in 
fiaekratis  1  413;  Seeraab  der  1  448. 

—  8.  Phokaia. 

Phokaia,  St  in  lonien.  Gründung  I  223 ; 
Mvndart  1  225;  Kodriden  in  1  226; 
llfiuprägung  in  1  231,  318:  Ver- 
kebr  mit  Massalia  1  399;  im  Kriege 
■ikKyroa  1  574,  577;  Auswaadernng 
der  Bewohner  1  578:  Tvrannis  in  1 
602;  Tribut  an  Athen  ^11  252;  im 
iosischen  Aufstände  1  624  f.  •—  Co- 
lenien  von  1  405,  413,  438  f.,  578. 

Phokeer,  Bewohner  vonPhokis  ».  Phok  is. 

Phokion,  attischer  Feldherr.  Charakter 

.  111  7nf.;  Politik  111  585 f.,  723:  bei 
Naxos  111  283;  in  Euboia  111  59]  f., 
eSO;  in  Byzani  111  685 f.;  Feldherr 
gegen  K.  Philippos  111  719,  721  f.; 
Gesandter  bei  K.  Philippos  111  722. 

—  und  Aischines  111  657;   und  De- 


mosthenes  111  711,  714;  und  Piaton 
111  509. 
Phokis,  Landschaft  in  Mittelgriechen- 
land, in  der  delphischen  Amphiktyonie 
1  103;  Feindschaft  mit  Thessaliern 

I  106;  ia  den  Perserkriegen  11  68  f., 
74,  90 ;  im  Kriege  mit  Sparta  11 172; 
im  Bunde  mit  Athen  U  176;  im  heili- 
gen Kriege  mit  Theben  11  182;  im 
peloponesischeo  Kriege  11  387,  704, 
808;  im  Streite  mit  Lokris  111  170; 
im  korinthischen  Kriege  111  174, 180; 
und  Theben  111290,  311,432,615; 
im  dritten  heiligen  Kriege  111  433  ff., 
624  ff.;  nnd  Athen  111  625 f.;  aus  der 
delphischen  Amphiktyonie  ausge- 
stofsen  111  62S;  Schicksal  von  nach 
dem  heiligen  Kriege  111 629  f.;  wieder- 
hergestellt 111  710;  in  der  Schlacht 
bei  Chaironeia  111  716.  —  keine  Mo- 
natsnamen in  1  480. 

Phormion,  Akarnane  111  744. 

Pbormioo,  AsopioK*  S.,  attischer  Feld- 
herr, im  samischen  Kriege  II  245; 
bei  Potidaia  11  373,  418  f.;  im  korin- 
thischen Golfe  U  4 18  ff. :  in  Akarnanien 

II  441:  angeklagt  11  433,441,  859. 
Phormion,  Gesetegeber  io  Eiis  111  546. 
Phurmis,  Komödiendicbter  in  Syrakus 

11  555  f. 

Phormis,  Mänalier,  Sieger  in  Olympia 
11551. 

Phormisios,  Athener  111  4t  f. 

Phraortes,  K.  von  Medien  1  561. 

Phratrie»,  attische  1  293,  662, 312,  328. 

Phrixos,  SparUner  111  330. 

Phrura  1  178. 

Phrurarchoi  II  246. 

Phryger,  Sklaven  bei  Griechen  1  124; 
im  Heere  des  Xerxes  II  45. 

Pbrygien,  Landschaft  in  Kleinasien. 
Bevölkerung  und  Sprache  I  31  f.,  66, 
551  f.,  von  Assyrien  unterworfen  1 
6S;  Arkader  in  1  155;  Päooierl618; 
VOM  Lydien  unterworfen  1  559.  — 
Verkehr  mit  Sinope  1 405;  mit  Delphi 
I  542;  Eiofluss  auf  die  griechische 
KuDSt  1  523. 

Pbrygios,  Neleide  in  Milet  1  230. 

Phryue,  Hetäre  ans  Thespiai  111  536. 

Phrvnichos,  Stratonidea'  S.,  Athener, 
bei  Milet  11 710f.;  beiSamos  11716f.; 
verhandelt  mit  den  Spartanern  II 
720;  des  Feldherrnamtes  eatsetst  11 
71 9 ;  Haupt  der  oligardhischen  Partei 


58 


RBG18TBB. 


11724,  736,  738;  ermordet  II  759; 
VerhaDdlnDgeo  über  seine  ErmorduDg 
U  746  f. 

PkryDichofl,  atiiseher  TragödieDdichter 
1629,1118,134,281,298,301. 

Phrynichot,  attiscber  Koaödiendiehter 
n  653,  m  61,  88. 

Phrynis,  Musiker  aus  Lesbos  UI  62  f. 

PbrynoD,  attischer  Feldherr  1 349. 

PhryooD,  Athener  UI  609,  61 1. 

Phtbiotis,  Landschaft  in  Thessalien. 
Vegetation  I  4;  Sitz  der  Achaer  I 
84 f.;  Dorier  in  I  97;  in  der  delphi- 
schen Amphiktyonie  I  102;  von  den 
Spartanern  gebrandscbatzt  II  702. 

Pbyle,  Casteli  im  Parnes,  von  Thrasy- 
bnlos  besetst  III  24,  29. 

Phvlen,  ionisch -attische  1  293,  662, 
372;  kleisthenische  I  373 f.;  Stellnng 
der  in  der  Sohlacht  bei  Marathon  II 
624;  Heroen  der  I  380.  —  sparUni- 
sche  I  176  f.;  in  Thorioi  II  264;  in 
Kyzikos  1 452. 

Phyliskos,  Söidnerfahrer  ans  Abydos 
III  350. 

Phyllidas,  Thebaner  HI  263,  265. 

Pierien,  Landschaft  in  Makedonien  I 
415,  UI  396,  402;  Pierier  in  Thra- 
kien III  424. 

Pinakothek,  Flügel  der  Propyläen  in 
Athen  II  316,  350,  628. 

Piodaros,  Ephesier  I  565. 

Piudaros,  Dichter  aus  Theben  I  166, 
506,  II  53f.,  211,  559fr.,  III  75,  254. 
—  and  die  Perserkriege  II  6ü,  103, 
293.  —  Sprache  II  288,  III  255. 

Piodos,  Geb.  in  Nordgriechenland  I  4, 
yaf,  106,111389. 

Pindos,  Fl.  nnd  St.  in  Doris  I  98. 

Pioo,  Berg  bei  fiphesos  I  566. 

Pisa,  St.  in  Pisatis.  Gründung  1  155; 
im  Bnnde  mit  Messenien  I  194;  und 
Olympia  I  211;  im  Kampfe  mit  Elis 
I  214;  im  Bande  mit  Pheidon  I  215; 
zerstört  I  217.  —  Grab  des  Pelops 
in  1  85;  Heiligthum  der  Artemis  in 
185. 

Pisai,  St.  in  Etrurien  II  548. 
Pisatis,  Undschaft  in  filis  III  151. 

Pisidien,  Landschaft  in  Kleinasien  I  74. 

Pisindelis,  Halikarnassier  II  276. 

Pisistratiden,  s.  Peisistratiden. 
Pissuthnes,  persischer  Satrap  II  244, 

439,444,451,694,766. 
Pitane,  Ort  in  Lakoaien  I  165,  II  93. 


PiUoe,  St  in  SaawittB  I  431. 
Pithekoaea,  foaelo  bei  CaBpanisB  1421 
Pittakoa,  MytileMier  I  667;  Yarthtifiit 

Sigeioo  I  349;  ala  Auyuel  1 149; 

Einer  der  aieben  Weiaas  I M7. 
Plaaeteo,  Vorekrang  der  1 48^51,81. 
Plastik,  anter  prieatorlieh—  EUkm 

I  518f.;  Ulaste  I  128,521f.;altwk 
U  340ff.;  im  fiaftmi  JahrhaadotH 
318ir.;  iai  vierten  Jahrhaadart  Bl 
382,  532  ff. 

Platäer,  bei  Maratlften  U  21,  27;  n 
Skione  D  588;  in  AtlMaIU294.- 
8.  Plataiai. 

PlaUiai,  St.  in  Böotlen,  in  Feta^sh* 
■it  Theben  I  97,  282, 361  f.,  H  »7; 
im  Bnnde  mit  AtJben  I  381  f^  «71,0 
8,186;  in  den  Peraerkriegan  D 65, 
89,  91,  95 f.;  Mardoniea  bei  BMI.; 
Schlacht  bei  D  92  f.,  106^  829;  aatar 
letzliefa  erklart  O  96;  vee  IMn 
äberfaUea  D  401  ff.,  856;  vea  Sparti 
belagert  U  419,  439,  44eff.,  461;  l^ 
ficht  sich  II  462;  Einwakaor  fia 
SparU  hiageriektet  II 464;  Wi•iB^ 
herstellnaf  der  Stadt  III  207;  in 
Bunde  mit  Sparta  gegen  Tkik«ID 
368 ;  sparUnische  Partei  in  Ol  284; 
neue  Zeratörong  der  Stadt  ID  TÜh 

'  vonK.Philippae  wiederkergastelltl 
718.  —  Tempel  der  Athena  Areia  ii 

II  316,  401 ;  Feste  den  Zeas  Elct- 
therios  in  II  401. 

PlaUnisUs,    Oertlickkeit  in  SparU  I 

188. 
Plateia,  Insel  bei  Libyen  I  443. 
Piaton,   attischer   Komödieadicklcr  D 

599,611,111  55,87. 
Piaton,  Aristoa's  S.,  attiaeker  Pkilf- 

soph.     Abstammnng    I   291;   Lebei 

und  Philosophie  UI  500ff.;  Sprack 

III  505  f.;  Dialoge  III  506 ff.;  ab 
Dichter  III  547  f.  —  nnd  Deaastbeaci 
UI  562 ;  und  der  jüngere  DioBynes 
III  547  f. ;  und  Eudoxoa  UI  523;  wü 
Perikles  H  425 ;  and  K.  PkütppM  ffl 
415;  und  Xenophon  UI  4991.,  Mi», 
—und  die  Komödie  in529f.;  aadder 
Staat  I  162,  lU  547 f.;  aber  Howrl 
138;  über  die  dorisehe  Wanderaifl 
158;  über  die  Perserkriege  II  lOOi 

Pleiaden,   zur  ZeitbeatimainBg  aa^ 

wendet  I  123,  479. 
Pleistarchos,    Leonidaa'    S.,   K.  vh 

SparU  n  91,  136. 


RB0I8TBB. 


59 


MToax,  PamtDits'  S.,  K.  von 
rtt,  iiDter  Vormnndsehaft  11 173 ; 
Isaf  fegen  Anika  II  184,  233; 
bflimiBr  nnd  Räekkehr  11  513; 
»deaspolitlk  11  523;  Zof  fefeo 
idieD  n  588;  ond  die  Bplioreii 
^r.;  Tod  11801. 
>a,  Fl.  in  Phokis  1  245,  472. 
yriea,  Vorgeh.  bei  Syrakns  II 

ebea,   Tyraoa   von  Bretria  III 

592,680. 

SUmmnatter  der  Pelopideo  1131. 
ridtt,  Fest  der  Atheoa  in  Athen 
1^,  n  349,  773. 

Hfifel  bei  Athen,  Platz  der 
»versaiDBlsBf  1 353, 11 727, 742, 
6,40. 

»DOS,  Phliasier  HI  246. 
•  Anfinfe  der  1 592.  —  s.  Drama, 
I,  Lyrik. 

t,  Halle  im  Kerameikea  cn  Athen 
19.' 

irchos,  einer  der  nenn  attischen 
leaten  1 298,11 21 .— Polemarehen 
heben  m  269. 
rehos,  Athener,  Bruder  des  Ly- 

n  848,  nr  109, 515. 

rehos,  SparUner  I  196. 
spartanischer  Admiral  III  283. 
Sepblst  aas  Akragas  III  99,  513. 
attischer  Schauspieler  11  312. 
Ilies,  Korintber  III  170. 
ides,  spartapisefaer  Feldherr  III 

iitf  ober  die  demostbenische  Zeit 

J5  f.,  738. 

nas,  Pbarsaler  III  340  f.,  345. 

^M,  R.  Ten  SparU  I  192,  195  f. 

ras,  Tbessaler  111  345. 

las,  makedonischer  hifenieur  111 

kioa,  Athener  aus  Sphettos  HI 

atos,  Aflaopkon's  S.,  Maler  aus 
08  1 505. 11  3150:,  322, 341,  350. 
^ttas,  Blldbaaer  ans  Sikyon  11 
.  —  SSbae  des  11  427. 
itea,  Tyrann  von  Samos  1  585 ; 
Igt  cor  Alleinherrschaft  1  586, 
.$  Reg ieroDf  des  1  587  f. ;  als  Be- 
nrer  der  Ranst  1  362,  590  f. ;  im 
^  mit  Peraien  1 592f. j  im  Rrlege 
Iparta  1 367,  593 f.;  Yerbindoog 
Ireltef  1694f.;Todl595. 


Polykrates,  Sophist  111  491,  759,  561. 

Polykritos,  Krios'  S.,  Aiginet  11  823. 

Polykritos,  Arzt  ans  Mende  111 159. 

Polymedes,  Tbessaler  111  338. 

Polymnis,  Thebaner  111  257  ff. 

Polyphron,  Tbessaler  111  345. 

PolyStratos,  korinthischer  Söldner- 
fnhrer  111  221. 

Polytropes,  Söldoerrdbrer  111  324. 

Polyzeleion,  Gehöft  in  Sicilien  II  683. 

Polyzelos,  Deinomenes'  S.,  Syrakasaner 
11  546. 

Pontes  Bnxeioos  (schwarzes  Meer), 
natürliche  BeschaffeDheit  1  402;  Co- 
lonien  am  1  271, 11  261 ;  Athens  Binfl. 
am  11  242,  261. 

Porinos,  attischer  Architekt  1  363. 

Porphyrien,  K.  von  Attika  1  57. 

Porthmos,  Hafenstadt  in  Buboia  III  591. 

Porträts,  plastische  111  539. 

Poseidon,  ionischer  Ursprung  1  51;  als 
Bundesgott  1  99,  225.  —  Verehraog 
bei  den  Aeoliem  I  82;  in  Attika  1 
285,  287,  11  335,  349;  in  Blis  1  155; 
in  Bleusis  1  289;  in  Helike  1  109; 
auf  dem  Isthmos  voa  Korintb  1  485, 
U  62;  auf  Kalauria  1  89,  99;  in 
Korinth  1  257;  in  Libyen  1 411,  442; 
in  Messene  1  99;  in  Samothrake  1  70; 
in  Sunion  II  32,  326;  auf  Tainaros 
1  165;  auf  Thera  1  165;  in  Thessalien 

I  95.  »  Poseidon  Brecbtbens  11  935 ; 
Hippies  11  727. 

Poseidioa,  Vergeh,  von  PaUene  11  517. 

Poseidonia  (Paestum),  St.  in  Lukanien. 
Gründung  1  430. 

Potidaia,  St.  io  Thrakien.  Gründung  1 
417;  in  den  Perserkriegen  11  91; 
Tribut  an  Athen  11  254;  fallt  von 
Athen  ab  II  371 ,  111  406;  Scblaeht 
bei  11  372 f.;  Sokrates  in  der  Scblaeht 
bei  11  597;  von  Athen  belagert  11 
416;  von  Athen  genommen  11  418  f; 
attische  Klerucben  in  11  614;  von 
Olynthos  gewonnen  111  423;  unter 
attischer  Botmäfsigkeit  Hl  458. 

Prasiai,  St.  in  Argolis  1  89,  U  414, 
696. 

Pratioas,  TragÖdiendiekter  aus  Pblius 

II  297  f. 

Praxias,  Athener,  Bildhauer  11  351. 

Praxiergiden ,  attisches  Priesterge- 
schlecht 1  392,  11  773. 

Praxiteles,  attischer  Bildhauer  111  382, 
534,  536  f. 


60 


REGISTER. 


Praxiteles,  S.  des  Krinis,  Syrakusauer 
11  551. 

Priamos,  K.  von  Troja  1  45,  90,  120, 
124,  133. 

Priene,  St.  in  lonieo.  Mundart  von  l 
225;  im  Kampfe  mit  Karero  1  223; 
von  den  Lydern  erobert  1  558;  von 
Mazares  verwüstet  1  576;  im  ioni- 
schen Aafstande  1  G24;  Streitobject 
zwischen  Samos  und  Milet  U  243^. 

Priester,  im  homerischen  Epos  I  136; 
Bedeutung  und  Stellung  der  1  458 f.; 
und  die  Mantik  I  467.  —  Verzeich- 
nisse von  Priestern  I  501  f..  —  s. 
Delphi. 

Probuleo,  attische  Behörde  II  700  f., 
719,  726. 

Prochyte  (Procida\  Insel  bei  Campa- 
nieo  I  423. 

Procida  s.  Prochyte. 

Prodikos,  Sophist  aus  Keos  11  283,  577, 
594,  III  99  f.,  533. 

Proedren,  in  Athen  III  647. 

Proitos,  K.  von  Argos,  1  56,  86  f. 

Prokies,  attischer  Feldherr  II 475. 

Prokies,  Tyrann  von  Epidaoros  1 267  f., 
268  f.,  276. 

Prokies,  Phlia.sier  III  455. 

Prokies,  Heraklide  1 167, 170, 176, 189. 

Prokliden ,  spartanisches  Königsge- 
schlecht II  10. 

Prokonnesos,  Insel  in  der  Propontis, 
von  Milet  colonisirt  i  417;  von  Ky- 
zikos  besetst  I  406;  und  Athen  lü 
579,  677. 

Prologe,  der  Tragödien  111  76f. 

Promanteia,  in  Delphi  III  633. 

Prometheus,  Thessaler  11  812,  UI  780. 

Pronektos,  St  in  Bithynien  1  401. 

Propontis  (Marmara-Meer).  Völker  an 
der  I  32;  Colonien  an  der  I  271. 

Propvläen,  in  Athen.  Bau  der  II  350, 
358. 

Prosa,  Beginn  der  II  287  ff. ;  attische 
DI  505. 

Prosopitis,  Insel  im  Nil  11 178. 

Protagorss,  Sophist  aus  Abdera.  Lehre 
des  11  207,  III  99;  als  Sprachforscher 
UI  512;  in  Thurioi  II  264;  in  Athen 
angeklagt  11  738,  III  59,  67;  and 
.\1kibiades  II  594;  und  Aristippos  III 
98;  und  Euripides  DI  65;  und  Peri- 
II  212,282. 

Proteus,  Meergott  I  52. 

Prothoos,  Spartaner  III  300. 


Protomachoa,  «ttiacher  Feldherr  0  TTl 

Proxeni«,  ia  Delphi  1  496w 

Proxeooi»  attische  11  271,444. 

Proxenos,  attischer  Feldherr  IQ  1^ 

ProxeooSy  Syrakuaaner  II 765. 

Proxeoos,  Tegeat  lü  325. 

Proxeoos,  Thebaser,  FelAerr  da  h- 
TOS  m  138,  497. 

Proxenoa,  tfaebaaischer  Peldb«r  I 
710. 

Prymnesos,  St.  in  Phrygiea  1 61 

PrytaneioD,  iu  Athen  1  294,  296. 

PryUnen,  attische  1  296;  als  Vsrstihff 
der  Naakrarien  I  298,  303;  sU  ft- 
«chäftsleiteoder  Aosschass  des  ii- 
thes  n  787.  —  ia  Korialh  1 25S. 

Prvtanie,  VerwaltvagsperiedciaAtta 
1375;  aof  attisches  lIrkaBdfasif^ 
geben  III  50. 

Psamaetichidea,  ae^ptische  Dyimbi 
1569,581,  584. 

Psammetichofl,  K.  to«  Acfyple^  »• 
öffnet  den  Griechen  das  5fiM  I 
279, 411  f.,  11276. 

Psammetiehos,  Gordias'  8 ,  Tyruam 
Korinth  I  270,  279. 

Psamtik  s.  Psammetiehos, 

Psenophis,  Priester  ia  Heliapolii  1 331 

Psyttaleia,  lasel  bei  Salamis  061,83, 
301. 

Pteleoo,  llafeasUdt  ia  llessaliai  I 
524. 

Pteria,  St  io  Happadoeiea  I  576. 

PtoioB,  ßetg  und  Apollaheiligthasi  ii 
Böotienl  471. 

PtolemSos,  makedonischer  Praleadmi 
m  346,  412  f. 

PulytioD,  Athener  11  643. 

Purpurfischerei,  im  mitteUiadisciN 
Meere I35r.;  in  KreUI62;imllelf- 
basea  von  Gytheion  I  164;  ia  Krs- 
tria  I  414;  im  krisäischea  MscT' 
busen  I  419;  im  Golf  von  Taradl 
428,  430. 

Pydna,  St.  in  Makedoaiea  in  463»  M, 
421,  423,  458. 

Pylagorea,  Amt  der  ia  Delphi  DI  69T. 

Pylaia,  Oertlichkeit  io  Delphi  I  466. 

Pylos,  St.  ia  Blia  in  360. 

Pylos,  8t.  in  Messenien,  im  hsmert- 
sehen  Bpos  I  122,  154;  Misjerial 
111;  gründet  Kolophoa  I  114;  fü 
Spiiria  geoemmea  I  203 f.;  Klaffe 
bei  n  479  ff.,  485  ff.;  Bestimasir 
über  die  Rficfcgahe  an  SparU  U  623: 


RBOISTfER. 


61 


von  Atiieii  besetst  11  589,  591,  604, 
701 ;  voB  Athen  verloren  11 761,  879; 
ernevertinSSI.  Pylier,  in  iooigehen 
Sadten  1  122,  224;  in  Anika  I  194. 
n.  Neleiden. 

Pyri^i,  St.  in  Etmrien  IT  548. 

PyriltDpes,  Athener  IT  394. 

f^nte,  St  auf  Lesbos  II  442. 

Pyrrhos,  Pisnt  T  216. 

Pythngonis,  Milesier  I  624. 

Pythagorts,  Philosoph  ans  Samos  I 
172;  AhattAmung  I  151;  wandert 
sieh  Italien  I  592;  Lehre  des  1 
506,  509r.,  546 f.,  11  199r.,  205;  and 
Eplehamos  II  555. 

Pytbagoreer  I  509r.,  II  199;  in  Kroton 
f  546r.,  II  570;  in  Theben  Hl  257.  - 
0.  Pythaiforas. 

Pyf3iarchos,  ll6otareh  II  402. 

Pytfaemos,  Pfaokäer  I  574. 

Pythiasten,  priesterliche  Familie  in 
Athen  I  465. 

Pytbien,  Fest  des  Apollo  in  Delphi  I 
249  f.,  m  632;  onter  ionisrhem  Ein- 
flaas  I  280;  Aussehloss  von  Sparta 

in3i2. 

Pythier,  Vertreter  Delphi's  in  Sparta  I 

ISO,  207,  247,  548. 
Pythion,  St.  in  Thessalien  I  98  f. 
PytMon,  Apoiioheiligtham  in  Attika  II 

405. 
Pyfbo  s.  Delphi. 
Pylhodoros,  attiseher  Archen  II  433, 

579,696,11112,42,  108. 
Pythokleides,  Pythagoreer  aus  Keos  II 

212. 
Pythokles,  Athener  III  644. 
Python,  MSrder  des  Kotys  III  547. 
PyAon,  Redner  ans  Bveanz  111  662  f., 

707. 
Pythonikos,  Atbener  II  643. 
Pytkopolis,  Stadtname  in  Bithynien  und 

Rarien  I  492. 

lUmessiden,  äf^ptisehe  Dynastie  I  584. 

Rmaea,  Kdnig«  von  Aegypten  I  40, 
124;  Coloss  des  I  412. 

Rath,  in  Athen :  der  Vierhundert  dorch 
Solen  eingesetzt  I  322,  326;  der 
Plnfhandert  von  Rleisthenes  einge- 
setzt I  375;  der  Dreihundert  nnter 
Isagoraa  T  379 ;  Sold  des  Rathes  IT 
227:  Anfiiieht  tiber  die  Flotte  II  240; 
alt  Plaaazbehdrde  II  25881;  von  den 
Oligarchen  aufgelöst  11728;  oligar- 


diiseher  Rath  der  Vierhundert  II 
728,  736 ff.,  742,  744;  unter  den 
Dreifsig  III  12 f.;  unter  ThrasTbul 
wiederhergestellt  III  46;  aufser- 
ordentliehe  Vollmaeht  in  demosthe- 
niseher  Zeit  DI  709.  —  Rath  in 
SparU  (Gernsia)  I  175 f. 

Recht,  im  homerischen  Epos  I  ]32f. ; 
heiliges  in  Olympia  I  213;  Vblker- 
und  heiliges  Recht  durch  das  diApfai- 
sehe  Orakel  bestimmt  I  474  f.,  542  f. 
—  s.  Erbrecht,  Gerichte,  Gesetze, 
Lykurgos,  Selon. 

Reliefs,  attische  III  539 f. 

Religion.  <<harakter  der  griechischen 
I  457  f. ;  älteste  Vorstellungen  I  40  ff. ; 
in  Athen  zurZeitde8PeriklesII420; 
Verfall  der  III  56  ff. ;  und  die  Kunst 
I  510ff.,  518ff,  n  342f.  —  s.  Götter. 

Rhadamanthys,  in  Böotien  1 80;  Satzun- 
gen des  I  133. 

Rhamnus,  St.  in  Attika.  Tempel  der 
INemesis  in  II  327. 

Rhapsoden  1  122,  533,  II 287;  in  Athen 
1357,   II   195,10  527. 

Rhea,  Cult  auf  dem  Sipylos  171. 

Rhegion,  St.  in  Bruttium.  Gründung 
1  425 f.,  492;  Bevölkerung  U  553; 
Messenier  in  1  204,  DI  313,  332; 
Verfassung  von  I  545;  Phoküer  in 

I  579;  unter  Tyrannen  U  540,  543 
(s.  Anaxilaos);  wird  Republik  IT 
565 f.;  im  Kampf  mit  Lokroi  II  549; 
unterstützt  Taren t  II  570;  und  Athen 

II  572,  576 f.,  578 f.,  647.  —  Kunst 
in  I  525,  554;  Münzen  von  11  551. 

Rhegnidaa,  Temenide  1 150. 

Rhenaia,  Insel  im  ägäischen  Meere  I 
588,  II  47  7  f. 

Rhetorik  s.  Beredsamkeit.  —  rhetori- 
scher Unterricht  in  Athen  III  27. 

Rhiaon,    Athener,  Einer  der  Dreifsig 

III  33.     • 

Rhodanus,  Fluss  in  Gallien.  Phokäer 
am  I  439  f. 

Rhodaousia,  St  an  der  Rhone.  Grün- 
dung I  438. 

Rhode,  St  in  Iberien  I  438,  441,  676f. 

Rhodope,  Geb.  in  Thrakien  III  390. 

Rhodos.  Colt  des  Melkar  auf  150;  Kad- 
mos  auf  I  57,  86;  von  Argos  colonisirt 
I  115;  Aegideo  in  IT  532;  Messenier 
in  I  204;  im  delischen  Bunde  II  248; 
Tribut  an  Athen  TI  252;  im  pelopoa- 
nesisehea  Kriege  II  646f.,  721,  771 ; 


62 


RBOISTBB. 


fiUlt  voB  SptrU  ab  HI  182;  Zug 
Sp*rU8  gegen  III 197,  201;  im  Bande 
mit  Theben  III 365;  im  neuen  atliaehen 
Binde  Hl  449;  fällt  von  Athen  ab  m 
467;  Yon  Karlen  abhängig  111  b82; 
nntersttttzt  Athen  gegen  K.  Philippos 
III  677,  685.  -*  Colonien  von  l  413, 
433,  438;  Rbodier  in  lberienl439;  in 
Sicilleo  1  433,  II  527  f.,  541.  —  Pro- 
düete  von  II  272;  Vasen  ans  1  523; 
Münzen  von  111  210,  427. 

Bhoikos,  Künstler  aas  Samos  1 527, 529. 

Rhyndakos,  FI.  in  Kleinasien  I  555. 

Richter,  Ganrichter  in  Attika  I  327, 

II  225.  —  8.  Geriehte. 

Ritter,  zweite  solonische  VermSgeos- 
klasse  I  322;  stehende  Truppe  in 
Athen  II  404,  435;  oligarchiseh  ge- 
sinnt II  435,  803;  anter  den  Oreifsig 

III  19,  44;  nach  der  Amnestie  III 
112f. 

Rom,  Beziehongen  za  Delphi  I  542  f. 

Sabazios,  phrygiseher  Gott  1 66,  II 429; 
Verehrang  des  in  Athen  III  56. 

Sadokos,  Sitalkes'  S.,  Odryse  II  418, 
lU  392. 

Sadyattes,  K.  von  Lydien  I  559. 

Sais,  St.  in  Aegypten  I  411. 

Sakea,  akythisches  Volk  1 404,  U  23, 44. 

Salaithos,  Spartaner  II  450,  452,  457  f. 

Salam  s.  Salamis. 

Salaminia,  attisches  SUatsschiff  II  217, 
648,  783. 

Salamis,  Bedeutung  des  Namens  I  48, 
285;  natürliche  ßeschaffeoheit  11  77; 
Phönizier  in  I  285;  Kampf  um  zwi- 
schen Athen  und  Megara  1  282;  von 
Athen  gewonnen  I  309  f.;  Athener 
flüchten  nach  II  76;  Schlacht  bei  II 
77  ff.,  829,  196;  von  den  SparUaern 
verheert  11  440;  Salaminier  von  den 
Dreifsig  hingerichtet  III  31. 

Salamis,  St.  auf  Gypern.  Name  1  48; 
persische  Partei  in  I  583;  ergiebt 
sich  den  Persern  1  621 ;  Sehlacht  bei 
II  182;  unter  Euagoras  Hl  210. 

Salmoneus  I  82. 

Same,  Name  für  Kephallenia  I  58.  — 
8.  Kephallenia. 

Samidas,  Thebaner  in  271. 

Samikon,  St.  in  Messene  1  99. 

Samikon,  St.  in  Triphylien  I  58,  216. 

Samos,  Insel  im  ägäischen  Meere.  Name 
I  58;  Bevölkerung  I  225;  von  £pi- 


dauros  ooloaUirt  I  115,  HC,  111; 
von  Phliua  oolonisirt  1 151;  Atbiacr 
in  I  222;  U  F«kde  mit  Milat  1 2». 
II 243;  im  Bande  mit  Chalkis  im, 
259,417;  in  Verbinduf  mitAigiii 
1530;  im  Bmnio  mit  Peraita  IttS; 
unter  TyraoBea  I  M5C.,  603;  fm 
ionischen  Anfatande  1  624,  62S;  ii 
den  Perserkrie^n  11  101^;  im  atti- 
schen Bunde  11  107;  beantragt  fir 
Verlegung  der  delisdwn  Kassa  aaik 
Athen  II  ]67;  lud  Athen  ü  Ittf, 
256,  260,  845,  729  E,  779,801,814; 
Alkibiades  bei  II  774;  von  Sparta  {e- 
wonnen  III  201;  von  Tiawthaeei»- 
nommenlII457;  in  Bande  sitRhsdii 
III  467;  im  Bundeageneasenkriifi 
III  469;  unter  Kyprethemia  DI  470. 

—  Samier  in  Maokfaftis  I  413;  ■ 
Iberien  1 439,  441 ;  eis  Piraten  14l8i 

—  Mundart  von  I  225;  Cnlt  dar  Ben 
in  1  530,  585,  III  12U  (a.  Heraim;; 
Kunst  in  I  521,  527,  529;  Briadmf 
des  Eraguaaea  ia  I  526, 6ä6;  SMIt 
in  II  287,  III  50.  —  Eeee  in  1 513; 
Herodot  in  II  276;  Mnatee  ml 
236;  babyleniecher  Geldfnia  ia  1 
260.  —  Kriegakaeee  der  AlheMru 
II  878. 

Samothrake,  Inael  im  thrakiaehen  Mavi. 
Name  I  58;  Verehrung  der  RabirM 
I  50;  des  Kadmoa  1  57;  dee  PoseiäM 
I  70;  im  delischea  Bunde  11 248. 1^ 

Sandouiden,  lydiacbe  Dynastie  I  1I>. 
582. 

Saoe,  St.  aaf  Chalkidike  II  510,  614. 

Sangarios,  Fi.  in  Fbrygien  1  32, 66. 

Sanherib,  K.  von  Assyrien  I  434. 

Sappho,  Dichterin  aus  Mytiiene  1  53i 

Sardes,  St.  in  Lydien  l  226;  Alkwioi 
in  1  341;  Bedeutung  von  i  5i4t; 
Kimmerier  in  I  558;  anter  KrtiNi 
I  567;  von  Kyros  genommen  1571; 
Hauptstadt  von  Mysien  I  601;  vh 
den  loniern  genommen  I  61)1.  — 
Heiligthum  der  Kybele  in  I  231;  Er 
findung  des  Geldes  io  I  231. 

Sardinien  (Sardo),  Insel  im  tyrrhcai- 
schen  Meere  I  580;  PhSnixier  n^i 
Griechen  in  157,  437  f.,  450;  Kartkf 
ger  in  U  541. 

Sargon,  K.  von  Assyrien  I  434. 

Sarissa,  makedonischer  Speer  III  41S- 

Sarmaten,  Volk  am  asowsehea  Meere  I 
407. 


63 


Saronisdi«'  M eerbotM  1  69. 
Sarp«4fNi,  Heros  I  73>  76,  122. 
Satrapen,  peraisdie  l  599 f.;  MBozeo 

der  1601. 
Salrer,  thrakiseher  VolkssUmm  III 424. 
Saiyree,  Atkever,  Einer  der  Elfminaer 

in  15. 

8«tyrM,  «ttiseber  Schauspieler  111 529, 

661,  eo5. 

Satyres,  K.  am  Bospores  III  483. 

Sstyrspiele,  Entstehung  II  295  ff.,  299 ; 
des  Aehaios  III  60;  und  Euripides 
111  87. 

Saxadas,  argivischer  Dichter  I  534. 

Sdbaar,  heilige  der  Thehaoer  III  271, 
716. 

Sebats,  bischer  II  254f.,  256,  347, 
633»  706,  779.  —  Sehätze  in  Tem- 
pel« II  256.  —  Sehatzamter  II  257, 
S47,  111  49,  213,  692.  —  Schatz  des 
defisehen  Bandes  s.  unter  Bund. 

SahataiuMu,  des  Miayas  in  Orehomenos 
1  78.  —  s.  unter  Delphi  und  Olympia. 

Ediatzuag,  solonisehe  I  321  f;  der 
BuBdesi^enossen  II  246 ;  unter  Naosi- 
■Ikos  HI  2S0,  448. 

S^auspieler  iu  Athen  III  528. 

Schiffhan,  in  Korinth  H  675.  —  s. 
Trieren. 

Sckreiher,  offentliehe  in  Athen  II  113, 
in  61. 

Schrift,  veu  Palanedes  erfunden  I  55; 
bei  Aegyptern  und  Phöniziern  1 499; 
von  den  Grphyräero  nach  Attika  ge- 
bracht I  290;  sehrifkliche  Anfzeich- 
Bung  der  Epen  I  360;  Gebraueh  der 
I  498 f.,  II  287;  Riehtuag  der  I  501; 
unter  priesterlichem  Einflnss  1  498, 
680 f.;  Reform  unter  Eok leides  HI 
60,  764  f. 

Sehnldrecht,  attisehes  I  300;  durch 
Selon  reformirt  I  317;  in  perikl. 
Zeil  H  271. 

Sehatzverwandte  s.  Matöken. 

Seehund,  attischer,  s.  Bund. 

Seisachtheia,  solonisehe  in  Athen  I 
318f. 

Selasia)  St.  in  Ukoaien  I  177, 184,  III 
328. 

Selane,  Verehrvag  der  ia  Lakonien  I 
164. 

SeUnas,  St.  in  Sldlien.  Gründung  I 
434,  U  630;  im  Bunde  mit  Karthago 
U  543;  im  Kampfe  mit  Egesta  II 
682 f.;    unterstützt  Syrakos  gegen 


Athen  II  710;  ron  den  Karthagern 

zerstört  II  688,  766;  Münzea  von 

11  563,  582. 
Selloi  (Helloi),  Zenspriester  in  Dodena 

I  93. 
Selymbria,  St  in  Thrakien,  U  261, 759. 
Semaehidai,  attischer  Demos  I  368. 
Semnai  s.  Erioyen. 
Senat  s.  Rath. 
Sestos,  St  am  HeUespoat  Aeolier  ia 

I  113;  von  Athen  genommen  II  108; 
von  Lysandres  genommen  U  800, 
807;  LysaadroB  in  IH  121;  von  Ko- 
tys  genommen  III  463;  von  Chares 
genommen  lU  680;  im  Besitz  des 
Timotheos  III  479. 

Senthes,  Sparadokos'  S.,  K.  der  Odry- 

sen  II  794. 
Senthes,  Naesades'  S.,  K.  der  Odrysen 

II  440,  Hl  142,  392  f. 
Sibyllen  1  467. 

Sicilien,  natürliche  Beschaffenheit  und 
Bevölkerung  II  526 ff.;  Herakles  ia 

I  119;  Derer  in  I  119;  Phönizier 
und  Griechen  in  I  58,  426;  Dar- 
daner  in  I  223;  Colonien  in  1  425  ff., 
451,  II  541.  —  Geschichte  voa  H 
526 ff.;  nach  dem  Sturze  der  Tyran- 
nis  H  568;  und  Athen  H  576  £, 
619  0*.;  siciUsche  Expedition  der 
Athener  H  646  ff.  —  Dichtkunst  ia 

II  552  ff. ;  Münzen  H  574. 

Sidoa,  St  in  Pböaizien  I  34 ;  Colonien 
von  I  51;  Industrie  I  124  f.;  von 
Sanherib  erobert  1  434;  unter  per- 
sischer Herrschaft  II  541  f. 

Sidus,  Kastell  bei  Korinth  III  186. 

Sigeion,  St  in  Troas.  Gründung  1 114; 
phönizisehe  Purparfisoherei  hei  1 68; 
Kampf  um  zwischen  Athen  und  M y- 
tilene  I  119,  349,  351;  von  Chares 
genommen  III  470,  479 f. 

Sigynen,  Name  der  PhokMer  in  Galliea 
1441. 

Sikaaer,  Volksstamm  in  Sieilien  I  434. 

Sikanos,  syrakusanischer  Feldherr  II 
658. 

Sikeliotea,  hellenische  Bevölkeruof 
Siciliens  I  451,  II  527. 

Sikiler,  Volk  in  Sieilien  I  426,  434» 
451,  II  527,  543,  565,  568,  676. 

Sikyoa,  St.  im  Peleponnes.  Gründung  1 
240;  wird  dorisch  1160 f.,  153,240f.; 
Messenier  in  I  192;  im  Bnada  mki 
Messenien  I  194 f.;  unter  den  Aay- 


64 


BB6ISTBR. 


thaoniden  1  87 ;  unter  den  Orthago- 
riden  I  241  ff.;  und  Argos  1244 f.; 
im  heiligen  Kriege  gegen  Krisa  1 
248,  313;  Sturz  der  Tyrannis  I  253; 
in  den  Perserkriegen  II  65,  91,  105; 
und  Athen  11178, 184,  516;  während 
des  peloponnesiachon  Krieges  II 609, 
704;  von  Ipbikrates  gebrandschatzt 
III  187;  im  Bunde  mit  Theben  III 
336;  demokratisehe  Umwälzung  in 
Hl  357.  —  Architektur  in  I  243, 
518;  Skulptur  in  I  529 f.,  ö3],  II 
318;  Malerei  in  III  541;  WohlsUnd 
in  I  153;  Industrie  von  II  272,  111 
261;  Cnlt  des  Herakles  in  1  151. 

Silanion,  attischer  Bildhauer  III  539. 

Silbergeld  in  Athen  I  317. 

Siiberwährung  in  Vorderasien  1  230. 

Silphion,  aus  Kyrene  1 444, 677,  II  272. 

Simmias,  Athener  11  416. 

Simmias,  Sokratiker  aus  Theben  III 
257  f.,  264. 

Simois,  Fl.  in  Troas  1  70 f.  —  Baeh  in 
Epirus  I  94. 

Simon,  Sohuhmacher  in  Athen  III  496. 

Simonides,  Dichter  aus  Keos  II 42, 53  f., 
64,  98,  294,  563;  in  Athen  I  362;  in 
Sicilien  II 558;  und  die  Schrift  III  50. 

Simylos,  Kerkyräer  111  285. 

Sjngos,  St  auf  Chalkidike  II  614. 

Siuope,  St  io  Paphlagonien.  Loge  I 
400;  Gründung  I  399,  401,  405  f., 
409,  493:  ^'eugründung  I  406,  673; 
Verkehr  mit  Milet  I  399;  Handel  von 
I  408;  Kimmerier  in  I  55S;  attische 
Kleruchen  in  II  261.  —  Cnlt  des 
Apollon  iu  I  493. 

Siphai,  St  in  Böotien  I  77,  II  496. 

Sipbnos,  Insel  im  agäiscben  Meere  I 
588,  594. 

Sipylos,  Stadt  uud  Berg  in  Lydieo  I 
71  f.,  84,  131. 

Siris,  Fl.  in  Unteritalien  1  431. 

Siris,  St.  in  Grofsgrifchenliiud.  Grün- 
dung I  429,  431;  Verkehr  niitSikyon 
I  243,  250;  zerstört  II  569. 

Sisyphos  I  50,  82,  254;  Grab  des  II  62. 

SiUlkes,  König  der  Odrysen  11  409, 
418,440,111  391  f.,  4(^. 

Sithonia,  Landzunge  von  Chalkidike  I 
416,  H  510,  614. 

Sitophylakes,  attische  Behörde  II  113. 

Skamandronvmos,  Lesbier  I  34S. 

Skamandros,'Fl.  in  Troas  I  69  0. 

Skardos,  Geb.  in  Makedonien  III  390. 


Skepsis,  St  io  Aeolis  U  142. 

Skias,  VeraammlaogslMiis  im  Syaria  1 
527. 

Skiathos,  losel  bei  Magnesia  U  72L 
III  579. 

Skidroa,  St  ia  UateriUlm  11 3tt. 

Skillus,  St  in  Triphylieo  IU  498. 

Skioae,  St  «af  PalleAa,  ¥M  BrnÜM 
genommen  II  517 f.;  voq  Athen  ge- 
nommen II  5S8,  614;  aUisdie  Klcn- 
chen  in  II  801;  Rückkehr  dsr  m> 
triebenea  Einwohoer  II 801,  IU  7. 

Skiritis,  Landschaft  in  Lakoaica  III 
727. 

Skironides,  attisdier  Adairal  II  71#, 
719. 

Sklaven  1  5 1  f. ;  im  hoaeriachea  Epas  I 
124;  aua  dem  Pontos  I  405;  aas  11- 
lyrien  I  421 ;  Menge  der  U  51, 627. 
—  in  Athen  II  21»;  Deaertioa  der 
nach  der  Beaetzung  vod  Dekriaiall 
698;  cum  Flotteadieaat  aafgdMtti 
II  779,  S80;  xob  Heerdieaat  aif- 
geboten  III  720.  —  ia  Sparta,  a.ii^ 
loten. 

Skolos,  St  in  Makedoaiea  II 524,  (li 

Skoloten,  einheimiaeher  Name  kt 
Skythen  I  404. 

Skombros,  Geb.  in  Thrakien  III  391. 

Skopaden,  edle  Familie  ia  Tkcaialifa  I 
248,  251,  II  64,  294,  Hl  3,38,  341. 

Sküpas,  Dynast  von  Krannon  HI  96. 

Skopas,  Bildhauer  aus  Faros  III  3»! 
534  ff.,  540. 

Skope,  Höhe  bei  Mantineia  III  373. 

Skulptur  s.  Pla.Htik. 

Skyles,  Skvtbe  UI  552. 

Skvlla  I  224. 

Sky Ilaion,  Vorgeb.  in  ArgoUs  0  683. 

Skvllaiün,  Fels  in  Bruttium  II  54». 

Skyllis,  Bildhauer  aua  KreU  1 162,52» 

Skyros,  Insel  im  agäiscben  Meere  H 
126;  vun  Kiiiton  genommen  11 12^* 
attische  Kiemchen  in  11  260:  aater 
attischer  Herrschaft  III  195,  2tf». 
579. 

Skytalismos  in  Argos  III  316. 

Skythen,  Volk  am  Pontos.  Herkaaft 
1  16,  672;  Charakter  und  Lfhcai- 
weise  I  404 ;  am  kaspi sehen  Meere 
und  in  Medien  I  558;  Zog  des  Oa- 
reios  gegen  die  1 603  fl*. ;  and  iL  Pki- 
lippos  III  686.  —  als  BogeafchitKB 
H444. 

Skythes,  Stammheros  der  Skythen  I41i«. 


RfiGIBTBR. 


65 


,  TyranD  voq  ZaokJe  I  626,  II 

)64. 

,  Kyros'  S.,  Perser  I  597. 

KUostler  au«  Aigioa  I  530. 

•ides,  Sybarit  I  250. 

,  St   in  loniea.    TaaUlideii  io 

'.;   EiDwaoderuDgeo  io   I  121, 

im  Kampfe  mit  deo  Lydem  I 
;  verliert  seine  Selbständiglieit 

—  Heimat  des  Epos  ]  121. 
i,  Argiver  III  170. 
weseo  III  220,  222ff.,  318,  477. 
OS,  Ualbbrader   Xcrxes'  II.   11 

,  persisches  Volk  II  44. 
8,  Sopbroniskos'  S. ,  Atbener. 
olichkeit  III  90  ff.;   Wirksam- 
aod  Charakter  HI  92  ff.,  496; 
liehe  SteUaog^II  lOÖ  ff.;  Lehr- 

•  Hl  506;  Ethik  des  Hl  100  ff.; 
r^inuäenprocess  II  787 ;  ange- 

111  113  f.;  verurteilt  Hl  115; 

III  116;  ümstimmuog  der 
ler  nach  seioem  Tode  III  491; 
er  des,  s.  Sokratiker.  —  und 
cilische  Expedition  II  639;  und 
Dphislen  HI  97 f.;  uod  der  Staat 
3.  —  uod  Alkihiades  H  595  ff., 

f.;  and  K.  Archelaos  Hl  410; 
kristophanes  HI  106 f.;  and  As- 

11  234;  und  Euripides  111  65, 
ind  Isukrates  Hl  509;  and  Kri- 
II  811;  and  Phaidoo  Hl  493; 
Piaton  Hl  500,  506 f.;  and  Xe< 
)n  III  497. 
ker  HI  492  ff.,  544. 
Iffeotlicher  in  Athen  H  221  f., 
;  der  Troppen  II  221 ;  der  Ge- 
e  11  222,  453;  der  Volksver- 
ilungeo   H   227;    des   Haths   H 

abgeschafil  H  726,  728,  742; 
er  eingeführt  H  754;  auter  Eu- 
es  beseitigt  111  49 ;  wieder  ein- 
irt  111  213. 

,  St.  in  Akarnanieo  II  585. 
,  St.  iu  Sicilien.    Karthager  in 
,  11541. 

it.  inCypernl  621. 
Exekeslides'  S.,  Athener.   Ab- 
nang  I  291;  Jugend  und  Bildaog 

•  f.;  im  heiligen  Krieg  1  248;  als 
00  1  333;  lieisen  des  1  336 f.; 
er  des  Peisistratos  I  342;  setzt 

öffentlichen    Vortrag    Homers 
359;  als  Dichter  I  309,   506, 
tius,  Register. 


II  196,  293;  Eioer  der  sieben  Wei- 
sen I  507 ;  Tod  I  345.  -^  GeseUe 
des:  1311  f.,  314 f.,  370,  H  222  Be- 
deatang  derselben  I  389  auf  der 
Akropolis  aufgesteUt  I  333  am 
Markt  aufgesteUt  H  165;  Restitution 
unter  Eakleides  III  46.  —  und  Delphi 
I  310,313;  and  Kleistheues  1370, 
372;  und  Kroisos  I  336,  573;  and 
Miltiades  I  343f.;  uod  Peiaistratos 
1344. 

Solygeion,  Hügel  auf  dem  lathmoa  von 
Koriath  II  492. 

Solymer,  Volk  in  Lykiea  1  38,  73. 

Sonchia,  Priester  in  Sais  1  336. 

Sophistik  (Sophisten)  iu  Athteo  II  206  f., 
210,  2S2f.,  290,  816,  IH  97ff.,  548. 

—  ujid  Euripides  Hl  7 4 f.;  oad  Su- 
kratesHI  97  f. 

Sophokles,  Sophillos'  S.,  attiaeher  Tra- 
gödiendichter 11  278,  304 ff.;  Elegien 
des  H  293;  als  Feldherr  11  244;  Tod 
H  797,   Hl  61;  BesUtloog  Hl  756. 

—  und  K.  Archelaos  IH  410;  und 
Aristophaaes  Hl  774 f.;  aad  Euripi- 
des IH  65,  68 ;  and  Herodutoa  II  361 ; 
und  Ion  von  Chics  II  280;  und  Peri- 
kles  H  236,  281,  307.  —  SUndbiid 
des  III  745. 

Sophokles  der  Jüngere,  altischer  Tra- 
gödieuüichter  111  61  f. 

Sophokles,  attischer  Probnle  II  876. 

Sophokles,  Sastratides'  S.,  attischer 
Feldherr  II  433;  bei  Pylos  H  59 f.; 
bei  Kerkyra  11  492;  io  SicHien  H 
579. 

Sophron,  Mimendichter  in  Syrakua  II 
557. 

Suphrooisten,  attische  Beböi-de  H  164. 

Sosikles,  Korinther,  I  3^7. 

Sostratos,  Aeginet  11  6. 

Spauien  s.  Iberieo. 

Sparta.  IName  I  166;  Eotstehaug  der 
Stadt  I  14,  149;  Bauart  der  Stadt 
I  178f.,  187;  Ausiedluog  der  Dorier 
I  149,  165,  168;  colouisirt  Melos  I 
115;  Köoiglhom  in  1  167f.,  502; 
Gesetzgebuug  des  Lykurgos  1  171  f.; 
erster  und  zweiter  messenischer 
Krieg  I  191  ff.;  im  Kriege  mit  Arka- 
dieul209f.;  im  Bunde  mit  Elia  I  194, 
2J3,  235;  Kiufluss  auf  die  olympi- 
sche Feier  1  214;  Kampfe  mit  Argos 
I  234;  and  Delphi  I  246;  uod  die 
Bakchiaden  I  260;  im  Kampfe  gegen 

5 


66 


RBGI8TBB. 


die  TyrannUl  276f.,  366  f.,  37Sf., 
599;  und  Hippias  I  387;  vorörtliche 
Stellaogp  1  282;  unter  R.  Kleomeoes 
im  Kriege  mit  Athen  I  168,  367;  im 
Bunde  mitKroisos  1 569, 574 ;  Aristt- 
goras  io  16 1 8 ;  in  den  Perserkriegen  f  1 
8,  26,  55 f.,  61, 65, 68 f., 89, 102 f.;  ge- 
gen den  attischen  Mauerbau  II  ]  09  f. ; 
verliert  den  Oberbefehl  II  120;  im 
Bande  mit  Thasos  II  146 f.;  AufsUnd 
der  Messenier  und  Heloten  (dritter 
messeniseher  Krieg)  II  147,  156  f., 
176;  im  Kriege  mit  Arkadien  11  169  ; 
im  Kriege  mit  Phokis  II  173;  Sieg 
über  die  Athener  bei  Tanagra  II  175; 
Zug  des  K.  Pleistosnax  nach  Attika 
H  184;  Waffenstillstand  mit  Athen 
II  180;  dreifsigjähriger  Frieden  II 
186.— 

im  pelopoonesischen  Kriegeil  374  ff.: 
Züge  des  K.  Archidsmos  nach  Attika 
s.  Arehidamos ;  Zug  des  Agis  II  4S0 ; 
Kämpfe  bei  Pylos  II  480  f.,  4S6f.; 
verhandelt  mit  Athen  II  482  ff.,  485; 
ZügedesBrastdas  s.Brasidas ;  schliefst 
WaffenstillsUnd  11  517;  schliefst  den 
INikiasfrieden  II  524;  nach  dem  Frie- 
den II  584  ff.,  601,  603  ff.,  612  ff; 
Expedition  nach  Sicilien  II  666  ft. ; 
Lage  nach  derselben  II  691  ff.;  ver- 
handelt mit  Persien  II  693  ff. ;  besetzt 
Dekeleia  II  697;  im  dekeleischen 
Kriege  II  702  ff. ;  siegt  bei  Aigospo- 
tamoi  11  794;  Friedensverhandlun- 
gen II  805  ff.;  Friedensschluäs  II 
809.  — 

nach  dem  Falle  Athens  III 3  ff. ;  inter- 
veoirt  in  Athen  111  37  ff. ;  innere  Zu- 
stände nach  dem  peloponnesischen 
Krief^e  HI  1^2  ff. ;  und  Persien  III 
130 ff.;  im  Kriege  mit  £lis  III  147 ff, 
761;  unter  Agesilaos  III  154  ff.;  im 
korinthischen  Kriege  III  169  ff.; 
schliefst  den  Antalkidasfrieden  111 
205;  nach  dem  Antalkidasfrieden  III 
225 ff.;  und  Theben  III  26S,  273 ff., 
294  ff.,  300  ff,  326  ff.,  368  ff. ;  und 
Athen  III  282  f.,  285  f.,  288  ff,  294  ff, 
453,  455;  im  Bunde  mit  Elis  111 
360;  und  Arkadien  III  367 f.;  in  de- 
mosthenischer  Zeit  III  439,  576  f., 
579,  626,  628,  640,  658,  661,  725 f.— 

Metallfabriken  in  I  415;  Mantik  in 
1  465;  Gymnastik  in  I  483;  Kunst  in 
1281,  525,  527,  530f.;  Siegesdenk- 


m&ler  in  III  123;  Maaik  in  1 1^4,111 
82  f. ;  älteste  Chronologie  ia  1 140: 
Cult  der  Athena  in  1  525. 

Spartiaten,  Bürger  von  Sparta  1 1791, 
184f.,  189f. 

Spartokideo,  HerrschergescUecht  ii 
Pantikapaioo  I  453,  III 483,  551. 

Spartolos,  St.  in  Chalkidike  11 419, 614. 

Spercheios,  PI.  in  Theisallea  184,94, 
1167. 

Sphaktcria,  Insel  bei  Measeaieo.  Spar- 
taner auf  II  481  ff. 

Sphettos,  attischer  Üenos  I  290. 

Sphinx  I  81. 

Sphodriaü,  spartanischer  Feldherr  DI 
274  ff,  773,  305,417. 

Spiele  1  481  f. ;  Einfiass  a«f  die  Sab- 
tur  1  521  f.  —  s.  DeloSj'NeoMen,  bth- 
mieu, Olympia,  PanatheaSenfPjthiet. 

Spintharos,  Architekt  aoa  Koriath  1 
516. 

Spithridates,  Perser  III  167. 

Sporaden,  abhängig  von  Samos  1 588; 
im  delischen  Bvod  II  248. 

Stadion,  in  Athen  III  745;  ia  Olvapii 
1219. 

Stagira  (Stageiros),  St.  aaf  d«r  Chalki- 
dike. Gröndnag  I  418;  von  Brasidi« 
gewonnen  II  5o6 ;  ond  Athen  II 129, 
524,614. 

Stasippos,  Tegeat  111  325. 

Stater,  phokäiscber  I  231,  318:  des  K. 
Pheidon  I  237;  lydischer  I  567:  per- 
sischer 1600;  korinthischer  II  574: 
philippischer  III  427. 

SteDvkiaroS;  St.  in  Messeniea  1  147  f-, 
192. 

Stephaoephoros  (Thesens).  Heiligtkn 
des  in  Athen  1  33],  666. 

Stephaoos,  Atheoer  III  593. 

Stesagoras,  Kimon's  S.,  Herr  der  Do- 
lonker  1  605. 

Stesenor,  Tyrann  von  Kurion  1  621. 

Stesichoros  (Tisias),  Dichter  in  Hiaen 
I  537,  539,  II  553. 

Stesimbrotos,  Geschichtschreiber  an 
Thasos  il  281,  283,  III  523. 

Steuern,  steuerbares  Kapital  der  atti- 
schen Bürger  III  573,  800;  ia  6n 
attischen  Demen  I  374.  —  s.  Fiaaa- 
zen,  Schätzung. 

SthenelaVdas,   spartanischer  Ephorf  11 

«%  am  mm 

öi  i. 

St  henelos ,  -  dramatischer  Dichter  ia 
A  then  III  62. 


RBGISTEB. 


67 


Stilbides,   attischer   ^icbendenter   II 

679. 
Stiris,  St.  io  Pbokis  I  111. 
Stoichadeo,    loselo    ao   der  Südköste 

Galliens  I  440. 
Strafseo,  heilige  1  490 f.;   von  Delphi 

zum  OJymp  I  100  f.;   vou  Delos  nach 

Delphi  I  107  f.;   nach  Bleusis  II  330. 
Strategen,  Amt  der  in  Athen  II  230  f., 

432  f.,  861  f. 
Stratokies,  Amphipolitaner  III  422. 
Stratokies,  attischer  Archont  II  490. 
Stratokies,  attischer  Feldherr  III  716. 
Stratos,  St.  in  Akarnanien  II  4191'. 
Strattis,  attischer  Komödiendichter  III 

88. 
Strattis,  Tyraoo  too  Chios  I  602. 
Strepaa,  St*  in  Makedonien  II  372. 
Strombichides,    attischer    Adniiral    II 

7u6f.,  810,  III  17. 
Stropbios,  Rrisaer  I  102. 
Struthas,  persischer  Oberfeldherr  III 

196. 
Strymon,  Fl.  in  Thrakien  I  7,  607,  Hl 

390f. ;  Bergwerke  am  I  347,  351. 
Stymphalos,  St.  in  Arkadien  I  156. 
Stf  rajcstraoch  I  54. 
Styx,  FI.  in  Arkadien  II  10. 
Sonion,Vorgeb  inAttika.  Poseidonfest 

in  II  32;  Festbaaten  in  II  320 f.;  be- 
festigt II  701. 
Soaa,  Hauptstadt  von  Persien  I  598, 

1144. 
Susariou,  komischer  Dichter  ans  Me- 

gm  II  308. 
Syadras,  Künstler  ans  Sparta  I  525. 
Sybaris,  Theraistokles'  T.,  Athenerin 

II  572. 
Sybaris,  Bach  in  Lokanien  I  429. 
Sybaris,  St.  in  Lnkanieo.   Gründung  I 

250,     429;     in     Feindschaft     mit 

Kroton  I  430,  II  203;  zerstört  II  569; 

Versuche   der  Herstellung  II   571; 

Neugründong  II  203;  Athener  in  II 

572.  —  Colonicn  von  I  430,  11  569; 

Verkehr    mit    Sikyon   1   243,   250; 

Spiele  in  I  455;  Münzen  von  11  574; 

Ueppigkeit  I  414. 
Sybota,    Inselgruppe  bei   Kerkyra   II 

369  f. 
Syennesis,  Fürst  In  Kilikien  I  562,  III 

134. 
Syke,  Ort  bei  Syrakus  II  662. 
Sykophanten,  in  Athen  II  451  f.,  III  13, 

15,110. 


Syllogeia,  attische  Behörde  HI  46. 

Svioson,  Aiakes'  S.,  Tvrann  von  Saaas 
"l5S6f. 

Svioson,  Kalliteles'  S.,  Tyrann   von 
'Samos  I  586,  596. 

S}me,  Insel  unter  den  Sporaden,  im 
delischen  Seebunde  II  253. 

Symmorien,  attische  Steuervereiae  111 
448,  468,  472  f.,  573,  689. 

Syodikoi,  attische  Behörde  III  46. 

Synoikismos,  attischer  I  289,  294. 

Syrakosios,  attischer  Redner  II  652  f. 

Syrakus,  St.  auf  Sicilien.  Gründuag  I 
259,  427,  II  532f.;  gründet  Akrii  1 
428,  435;  im  Perserkriege  11  65;  im 
Kampfe  mit  Gela  II 530 ;  unter  Geloa 
II  534 ff.;  unter  Hieron  II  546 ff.;  als 
Republik  II  564  ff.,  576;  unter  Her- 
niokrates  II  579 ff.,  657 f.;  Gylippes 
in  II  66Sff.;  unter  Dionysios  dem 
Jüngern  III  335;  unterstützt  Sparta 
II  710,  735,  770 f.,  UI  293.  —  «ad 
Athen  II  550,  578  0.,  655  ff.,  710; 
uod  Antandros  II  771.  —  Vergröfse-, 
ruog  der  Stadt  II  560f.;  Theila  der 
Stadt  II  565,  658  f. ;  Kanäle  in  II  561 ; 
Münzen  von  II  552,  563;  Coloaiea 
von  I  435,  II  533. 

Syrer,  im  Heere  des  Xerxes  II  45;  Skla- 
ven in  Griechenland  1  124. 

Syros,  Insel  unter  den  Cycladen.  Aa- 
tronomie  auf  II  284. 

Syrte,  Meerbusen  an  der  afrikanischen 
Küste  I  442. 

Sy.isitien,  gemeinsame  Mahlzeiten  in 
Sparta  I  183,  185. 

Tabalos,  Perser  1574  f. 

Tageia,  Feldherrnamt  in  Thessalian  HI 
341. 

Tainaron,  Vorgeb.  von  Lakonien  I  165, 
188. 

Talent,  Gewichtseinheit  bei  Homer  I 
138;  Gewichts-  und  Münzeinheit  in 
Kleinasien  I  231 ;  enböisehes  Gold- 
talent 1318;  attisches  I  331 ;  persi- 
sches I  600,  686. 

Taleton,  Berg  in  Lakonien  I  185. 

Talthvbiaden,  spartanisches  Priester- 
geschlecht I  1 70. 

Talthybios,  Agamemnon's  Herold  11418. 

Tamias,  Amt  des  in  Athen  II  843. 

Tamynai,  St.  in  Euboia  III  591. 

Tanagra,  St.  in  Böotien,  SchlachteA 
bei:  Athen  von  Sparta  geaelilagaa 

5* 


68 


REGISTER. 


11  ]73,  175, 179,216;  TaoaipraeraDd 
Thehaoer  von  Nikias  geschlagen  11 
473;  spartanische  Partei  io  III  284; 
von  Theben  genommen  III  290; 
Strafse  von  Delos  nach  Delphi  durch 
1107. 

Tanais,  Fl.  in  Sarmatiea  I  407. 

Tanaia,  St  an  der  Maeotis  I  407  f. 

Tantaliden  I  84  f.;  in  Argos  I  87;  in 
Smyraa  I  222. 

TanUlos«  K.  von  Lydien  1  71,  84,  458. 

Tantalos,  Spartaner  II  494. 

Taphier,  Volk  auf  den  griechischen 
Westinseln  1  45,  5S,  112,  421. 

TaraSy  Stammheros  von  Tarent  1  4dl. 

Tarent,  St.  in  GrofKgriechenland.  Grün- 
dling I  197,  431 ;  im  Kampfe  mit  den 
PeaketiernI530f..  II 570;  im  Kampfe 
mitThnrioi  II  572 f.;  und  Athen  II 
647:  Gylippos  bei  II  667.  —  Münzen 
von  1431  f.,  U  575;  Handel  von  I  432; 
Ueppigkeit  von  I  455;  Dichtkunst  in 
II  573. 

Tarqainier  und  Delphi  1  542. 

Tarsis  (Tartessos),  St.  in  Iberieo  1 441. 

Tarsos,  St.  in  Kilikien  I  434,  601. 

Tartessos,  St.  in  Iberien.  PhokÜer  in 
1  441 ;  Samier  in  1 441,  494,  585;  Ty- 
Her  in  I  577.  ~  Erx  aus  I  243. 

Taureas,  Athenerll  626. 

Taurier,  Volk  io  der  K rim  1 403, 407, 450. 

Taoros,  Geb.  io  Kleinasien  1  5,  72  f. 

Taurostheoes,  Mnesarchos'  S. ,  Chaiki- 
dier  III  801,  679. 

Taygetos,  Geb.  inLakonien  I  149,  155, 
165, 177, 179, 182, 184, 185,  190, 192. 

Tegea,  St.  in  Arkadien,  überseeische 
Ansiedelungen  in  I  77;  kämpft  gegen^ 
d.  Herakliden  I  107;  in  Verbindung^ 
mit  Paphos  I  156:  in  den  Perserkrie- 
gen II  69,  91,  94;  unterstützt  die 
Gründung  von  Megalopolis  III  322; 
Ua rohen  in  III  324 f.;  im  Gegensatz 
zu  Mantineia  III  362 f.;  im  Bunde 
mit  Theben  III  368;  gewinnt  die 
Skiritis  III  727.  —  und  Sparta  1 
209f.,  235,  II  169,  588,  III  179,  318. 
—  Tempel  der  Athena  in  III  534. 

Tegea,  St  in  Kreta  I  1 56. 
Tegyra,  St.  in  Böotien  III  290. 

Teichioasa,  Stadt  bei  MUet  II  252. 
Tektonik  I  510  ff. 
Telamon  II  8. 

Telehiaea,  Zauberdämonen  I  80. 
Teleboer,    lelegischer   Volksstamm    I 
421  f. 


Teledamos,  Ar^^iver  III  660. 

Telekleidea,  attischer  KomodieaJickter 
II  483. 

Telekles,  Künatler  ans  Samos  I  527. 

Telemachos,  Soho  des  Odysseos  1 131. 

Telemachos,  Tyraan  von  Akrsgas  11 
539. 

Telesagoras,  Naxier  I  612. 

Telestes,  K.  von  Korinth  i  25S. 

Teleutias,  spartaui  scher  AdmirsI  III 
187,  197 f..  201,  203,248. 

Telines,  Priester  aus  Telos  ia  Gebl 
458,  II  529. 

Telmessier,  Volk  in  Lykien  I  453. 

Telos,  Insel  im  ägäiscben  Meere  I  433, 
458. 

Temen  iden,  ar^ivisches  Herrscherge- 
schlecht 1  158,  194,  234;  ia  U»it- 
donien  I  607,  III  399  f.,  786. 

Temenion,  St.  in  Argoa  I  150. 

Temenites,  Vorstadt  von  Syrakii  0 
658,  663. 

Temenos,  Heraklide  1 146,  150,  III  399. 

Temesa,  St.  in  Bratüoyi  1  421,450 

Tempe,  Thal  in  Thessalien  I  8,  1149: 
Grenze  Griechenlands  1 106;  AfH»- 
call  in  I  99,  101 ;  Verbiodaag  wt 
Delphi  I  100,  473;  von  den  Grieckrt 
besetzt  II  66 

Tempel,  Heiligkeit  der  I  460;  Architek- 
tur der  I  257,  5 10 f.  (s.  Architektar;: 
Hypaethraltcnpel  I  516;  als  Geld- 
institute I  495,  II  255;  attische  Tea- 
pelschätze  II  255,  347. 

Tenedos,  Insel  bei  Troja,  SchiflastatiM 
der  Phönizier  I  36,68 ;  Kreter  ia  I6S; 
von  den  Achäem  erobert  I  120;  isi 
delischen  Bunde  II  248;  von  Persiei 
unterworfen  1  627 ;  im  neaea  atti- 
schen Bunde  III  449;  and  Athen  111, 
579,677,  744.  —  Astrosomie  ia  II 
284. 

Tenos,  Insel  im  ägäischeo  Meere.  Galt 
des  Poseidon  1  99;  in  den  Perser- 
kriegen II  81 . 

Teos,  St  in  lonien  I  225;  coloaisirt 
Naokratis  I  413;  gründet  Ahdcral 
577 f.;  im  ionischen  Aufstände  1624: 
von  Sparta  genommen  II  707, 776.  — 
TeVer  am  kimmerischen  BosporasI 
405,  408;  in  Naukratis  I  413. 
Teres,  Häuptling  der  Odr^'sen  III  39 K 

552. 
Terias,  FI.  in  Sicilien  I  427. 
Terillos,  Tyrann  von  Himera  U  540, 
543. 


REGISTER. 


69 


TenniIeD,  Volk  io  Lykieo  I  73. 

Terpaodros,  Dichter  und  Musiker  aus 
L«sbos  1  187,  538,  II  196;  in  Sparta 
I  198  ff.,  538.  —  Geschlecht  des  III 
81. 

Tetradraehmeo,  attische  I  331,  666. 

Tetraloe^ieo,  dramatische  11  299,  III  86, 
627  f. 

Tetrapolis,  ionisehe  in  Attika  I  107, 
288,  298,  373. 

Tenkrer,  VolkssUmm  in  Troas  I  83. 

Teakriden  III  158. 

Teumessos,  Geb.  in  Böotien  I  79. 

Teathis,  St  in  Arkadien  III  323. 

Testiaplos,  Bleer  II  451. 

Thalamai,  St.  in  Lakooien  1  164,  207. 

Thaies,  Philosoph  ans  Milet,  Einer  der 
sieben  Weisen  I  507 f.;  berechnet 
eine  Sonnenfinsterniss  I  563,  684; 
Lehre  des  II  197. 

ThaleUs,  Dichter  ans  Kreta!  162,  199  f., 
540. 

Tballophoren,  an  den  Pauathenäen  in 
Athen  I  392. 

Thaonyras,  Inaros'  S.,  Ae^rypter  II 848. 

Thapsakos,  St.  am  Eophrat  111  135. 

Thapaos,  Halbinsel  beiSyrakus  II  661  f. 

Thari^elia,  Hetäre  ans  Milet  II  60  f., 
234,  II  334. 

Thargelion,  attischer  Monat  I  467. 

Thaaos,  Insel  im  thrakiscben  Meere. 
Kadmos  aof  1  57;  von  Histiaios  be- 
lairert  I  627 ;  Parier  anf  II  5 ;  von 
Persien  entwaffnet  II  6 ;  und  Athen 
II  145r.,  148,  165,  723f.,  III 403,  579; 
ood  Sparta  III  8;  Tribut  von  an  Athen 
11  252,  260;  Malerei  in  II  315;  Phi- 
lologe in  HI  523.  — Thasier  in  Thra- 
kien in  424. 

Theaf^enea,  Tyrann  von  Megara  I  27 1  f., 
276,304,434,591. 

Theai^enes,  thebaniscber  Feldherr  III 
71«. 

Theagenes,  Athener  H  486. 

Thaarion,  attischer  Bäcker  III  490. 

Theater,  des  Dionysos  in  Athen  H  297, 
333,  ni  745;  Eintrittspreis  II  154, 
220;  Volksversammloog  im  II  739; 
im  Peiraiens  (Munychia)  II  739,  810. 
—  aafSanionlI327. 

Thebai,  St  in  Troas  I  120. 

Thebe,  lason'a  T.,  Thessalerin  III  342, 
346. 

Theben,  St  in  Aeff^pten  I  409. 

Theben,  St.  in  Böotien.  GröndnnfC  und 
Miteste  Bevölkerung  I  80,  464;   Burg 


in   I  90;  Zug  der  Sieben  und  der 
Epigonen  I  87,  96, 141 ;  wird  Mittel- 

runkt  Böotiens  I  96 f.;   und  Sikyon 
244;  Philolaos  in  1261;  und  PlaUiai 
I  282 ;  unterstützt  die  Feisistratiden 

I  348;  im  Kriege  mit  Athen  I  381, 
384f.;  Abfall  von  PlaUiai  1381  f.; 
im  Bunde  mit  Aigina  II  7;  in  den 
Perserkriegen  11  65,  69  f.,  90,  92,  97, 
101,  829  f.,  im  Kriege  mit  Athen  II 
172 f.,  182 f.;  im  peloponnesisehea 
Kriege  H  386r.,  400ff,  443,  496f., 
523,  591,  695 f.,  704,  8U8;  nimmt 
flüchtige  Athener  auf  III  28;  ver- 
weigert Sparta  die  Heeresfolge  III 
129,  161;  im  korinthischen  Kriege 
III  170  f.,  178  ff*,  188,  197,  201,  204; 
beim  Priedeosschloss  HI  206;  jung- 
böotische  Partei  in  HI  261;  demo- 
kratische Umwälzung  in  III  262 ff.; 
und  SparU  HI  273  ff.,  287,  294  ff.^ 
300  ff.,  326  ff.,  368  ff. ;  im  neuen  atti- 
schen Bunde  HI  282, 449  f.,  465;  und 
Thessalien  III  342,  346  ff.,  366  f.; 
als  Seemacht  HI  365;  Rückblick  auf 
die  Gröfse  Thebens  HI  372 ff.;  im 
heiligen  Kriege  gegen  Phokis  HI  435 ; 
in  demosthenischer  Zeit  HI  579,  627, 
700,  702,  706ff.,  714,  716ff.  —  Hci- 
ligthnm  des  ismenisehen  Apollo  In  I 
47  I,  501 :  H  319;  Kunst  in  IH  38tf. 
—  Quellen  für  die  Geschichte  der 
thebanischen  Hegemonie  HI  770  f. 

Theisoa,  St.  in  Arkadien  IH  323. 

Themison,  Tyrann  von  Eretria  IH  590. 

Themistoklea,  Priesterin  in  Delphi  I 
510. 

Themistokles,  Neokles'  S. ,  Athener. 
Zeit  des  II  822,  825 ;  Herkunft  und 
Jngend  II  15  f.;  gründet  den  Pei- 
raieus  II  17f. :  organisirt  die  Flotte 

II  30 f.;  und  Aristeides  II  34 f.,  133f.; 
hellenische  Politik  II  61  f^  als  Feld- 
herr II  66 ff;  bei  Salamis  II  78 f.; 
nach  der  Schlacht  bei  Salamis  II 
85 f.;  im  ägäisehen  Meere  II  104; 
leitet  den  Neubau  von  Athen  II 108 f.; 
in  Sparta  II  llOf.;  nach  der  Schlacht 
bei  Plataiai  II  131  f.;  durch  Ostrakis- 
mos  verbannt  II  135;  im  Peloponnes 
II  135,  158;  nüehtig  II  139;  in  Per- 
sien II  ]39f.;  Tod  II  144  —Schieds- 
richter zwischen  Korinth  und  Rer- 
kyra  H  364;  und  Italien  W  572;  und 
Delphi  II  86;  und  Aisebylos  II  135, 
301;  und  Hieron  II  134,  55o,  834; 


70 


mmi  PauMUft  II  DTf.:  u4  ftnklr* 
II  213:  asi  SiB«Bi4es  11  M.  ITM: 
ob4  ria«fcr«w  11  132. 142.  —  ><< h- 
kMwra  4et  11  427. 

1W«4cktM,  aCtiMber  DidUcr  III  53V. 

TiM4»r««y  aÜtfaifcWr  knkom  II  ::MT. 

1V«4*r«iy  attisciwr  Prictt^r  II  TT:3. 

TkM4*rM,  Rfcelar  aw  BTiaatiM  III 
415. 

Tbaa^arot,  Kiasller  ao*  Saaos  I  ö:!T. 
»2V,  »MI. 

Tbea4oaia,  St  ia  der  Kria  I  1<|T. 

Tbrai^aUT  Adicaer,  Eiafr  4cr  Drcif»!;; 
fll  19:  als  Dichter  III  61. 

TWaf^ia,  Dkhter  ia  Mcfara  I  273  f., 
II  rjy  556. 

TWaklei,  Athewr  I  426  f. 

Tkcoklea,  M*fcaiachcr  Seher  I  2u4. 

TkcakaiBos,  BiMhaaer  aas  Nepira  II 
351. 

Theaf«0»af,  Gearhlchtarhreiber  aa$ 
Ckiaa  III  2%2,  520  f.,  736. 

Thcofanpas,  Mileaier  II  795. 

Thaaaoaipaa,  K.  vaa  Sfarta  1 1^2,  lHö  f., 
2Ut,  209,  234. 

TheofaBfof,  Thehaaer  III  265. 

Tbeareaeallef  iea  I  543. 

Tkeoriea,  Peft||f«aadUeha(tea  I  46i), 
465. 

Theorika,  Pettfelder  ia  Athea  II  154, 
22Uf.,  III49,  4SS. 

Theotiaios,  Pbokeer  HI  432  f. 

Thera,  fogel  ia  ägäischeo  \ieere  I 
442 f.;  Kadmos  aaf  I  67:  Verebroof: 
deiPo»eidoD  I  H>3:  voa  Üorirro  ct>- 
loaUirt  1  115;  lakooisrh-aiioysrke 
Aosirdluog  auf  I  143:  Argideo  iu  I 
532:  und  der  deiisrbe  Bond  II  242. 
f)16.  —  Bnoti^ irkerei  auf  I  5u.  443: 
Vaiea  aos  1  523:  AosiedluDgen  \iin 
10  Libyeo  1  443;  AJfibabet  vou  1  VJ'J. 

Theraiy  Bezirk  io  Lakoiiiea  I  1^5. 

Theraaeoes,  Hafnion\s  S.,  Athener  II 
743,  7b3f.,  III  loSr,  VJ'2:  Führer  der 
«lisarchischea  Partei  II  724,  73S: 
geht  zur  Volkspartei  über  II  739: 
Ankläger  des  Antiphon  II  745:  bei 
Kyzikos  II  752f. :  bei  B\zauz  II  7r>0: 
in' der  Arginusenncblarht  II  7bO,  7>2: 
ioi  Protease  wegen  der  .Arginusen- 
srhlacht  II  7S3ff.,  789:  Stellung  nach 
dem  Processe  II  796:  als  Friedens- 
hevolluächtigter  II  SOÖIT.:  Kiner  der 
dreirsig  Tyrannen  II  815,  I1120ir.; 
hiagerichte't  III  25.  —  in  der  Komö- 
die II  799,  III  529. 


te». 


711. 


:i 


Thcrapae.  M.  im  Laa^awea  I  liau 

TVras.  Kaiacar  U  Sparta  I  ÜL 

Ther-ip»id^.  %th.e*er  Ifl  ^4. 

TWrae.  Sc.  im  Witaiiaäw  1 4%  M. 
III  5y<Si.  iv^, 

Thera4^%  lai.  Eagyati  am  OiU  1 9.  Ivl 
1>)6.  ifbS:  K.  LeaaidM  hat  1  4sl: 
ia  Besitze  «aa  K.  Pldlipfas  lii(«^ 
7«4. 

Th^roa.  T«raaa  \f^m  Xkrtfm  DätoL 
.^45,  :  4.1.  —  nd  Pia^arM  D  55il. 

Thersaadraa,  Kcriarier  III  2Sai 

Theriilioa.  Ratkkaaa  ia  MegaUpalu 
III  322. 

Thersites  I  136. 

Thesaarro,  aagc^liche  I  127. 

Theseas.  aüt  Hcraklea  vcrmaadi  1  55: 
io  Kleioasiea  I  119:  Käaig  raa  At- 
Ukal2S9;  HciU^ka  4cs  ia  Aihn 
I  .331.  II  .315,  333:  SckaU  des  ii 
Athea  U  34S;  ia  der  SeklaA  ho 
Marathon  II  196;  Geheuae  des!  127. 
129.  149,  304.  —  a.  Sj-aaikisMt. 

Thesmothetea,  Callefiaai  vaa  aaihi 
.Archoatea  ia  Atbea  I  29S:  aach  Sa- 
lon 1  327. 

Thespiai.  St.  in  Böotiea,  ifcersacMchf 
Aosiedelaageo  ia  1 77 :  in  Feiadschaft 
mit  Thebeo  I  97.  II  57;  io  den  Pm*- 
>erkriegen  II  lio,  »»l»,  70,  91;  Spar- 
taner in  III  274,  27h  :  spartaoi^b« 
Partei  in  III  2S4;  ^oa  Thebea  ^e- 
nommeo  III  290,  311:  von  K.  PhiJipf 
wiederhergestellt  III  7lS.  —  Tkfi- 
pier  bei  Leuktra  III  304. 

Thespis,  aus  Ikaria,  Grüoder  der  in- 
uiatischen  Spiele  I  363,  U  29of..  Zv< 

Tbrspiuter.   Volksstamm    io    Epeir»« 

I  !»3. 

Thesfalieo,  natürliche  Beschaffeakfit  1 
4:  Inoier  in  159;  Aeolier  ia  1^2; 
Arhäer  in  I  s2f. ;  Eiowaoderaag  ais 
Kpeiros  I  94, 140:  in  der  delphischn 
.\mphikt\ooie  1  lOl;  den  Helleaci 
entfremdet  I  105  f..  457;  FeindKbaft 
mit  den  Phokero  I  106;  im  Basdf 
mit  (Jhalkis  1  233;  im  heiligea  Kriff 
gegen  Kris.i  1  24S;  unterstützt  dif 
Peiüiätratiden  I  34S,  3|>d,  38^: 
Alouaden  in  Ii  42  f.;  im  Perserkrim 

II  t)5f.,  75:  im  Bunde  mit  Athen  II 
15S,  175:  Athener  in  II  17^;  ia  pe- 
loponnesischeo  Kriege  II  3>7,  391. 
503  f.,  702,  III  337  f;  VolksbeaegBi- 


REGISTER. 


71 


geo  in  n  812,  \U  338;  im  korinthi- 
#cbett  Kriege  IIl  175 f.;  uoter  lason 
voo  Pherai  III  308,  339  0*.;  ood  Ma- 
kedonien IH  412;  unter  Alexaodros 
von  Pherai  111345;  und  Pbokis  III 
432,436,  437 f.;  in  der  delphischen 
Amphiktvonie  III  62S;  und  K.  Pbi- 
lippos  111440,  ö20f.,638,6Ö0f.,  739. 

—  äoliscker  Dialekt  in  I  24 ;  Heroen- 
sage in  I  57 ;  Thessaler  aU  Söldner 
m220. 

TliMsaloi,  Kimoo's  S.,  Athener  II  150^ 

651. 
Tlieleo,  unterste  solonische  VernÖgens- 

klas8eI322ff.,  11433,858. 
Thibraa,   spartanischer   Feldherr,   in 

lonienül  144  f.,  196,  198. 
ThUbe,  St.  in  Böotien  III  303. 
Tboaa,  K.  von  Lemnos  1  1 24. 
Thoas,  Tyrann  von  Milet  1  230. 
TboDgefäfse  a.  Vaaea. 
Thorax,  SparUaer  111  121. 
Thorax,  Aleoas'  S.,  Thessaler  11  43,  86. 
Tborikos,  attischer  Demos  1  373. 
Thraker,  in  Kleiaasien  1  39,  603;   in 

Attika  I  285;  im  Heere  des  K.  Da- 

raias  I  604;  im  Heere  des  Xerxes  II 

48;  im  attiscjiea  Solde  11  690,  695. 
Thrakiden,  delphisches  Geschlecht  III 

434. 
Tbrakicn,  uatärlicha  Beschaffenheit  HI 

390 f.;    Einwanderungen   in   1    113, 

415;  Colonien  in  I  119,  415f.,  577; 

im  Kriege  mit  Persien  I  607  f.,  629; 

Alkibiades   in   II   758,   793;    unter 

Seuthes  III  393;  uoter  Kotys  111  414; 

unter  Kersobleptes  III  403,  579 ff*. 

—  und  Athen  1 1 19,  II  l')5f.,  252,  254, 
261,  419,  lU  391  f.,  463;  und  K.  Phi- 
lippos III  440,  580,  582,  619,  681  f. 

—  Produkte  von  II  272.  —  thraki- 
scher  Steuerbezirk  des  delischen 
Buades  II  248. 

Tfaraniten  U  646. 

Thrasondas,  Böotier  II  780. 

Tbrasybulos,  Lykos'  S.,  Athener,  bei 
Samos  H  729  ff. ;  bei  Abydos  II  750 ; 
bei  Kyzikos  II  752 f.;  in  Thrakien 
II  761 ;  in  der  Arginusenscblacht  II 
780,  782;  verbannt  III  16;  Führer 
der  flüchtigen  Athener  III  28 ff.;  siegt 
bei  Munychia  lU  32;  in  Attika  III 
34  ff.;  Einzug  in  Athen  III  40;  in 
Theben  lil  171;  Seeznge  III  201  f.; 
sinkender  Einfluss  III  213,  217  f.; 
Tod  ni  202.  ~  und  Theben  III  52, 446. 


Tbrasybulos  von  Kollytos,  attiacber 
Staatsmann  III  171,  204,  446. 

Tbrasybulos,  Thrason*s  S.,  Athener  II 
775. 

Thrasybulos,  Tyrann  von  Milet  I  266, 
560. 

Thrasybulos,  Deiaomenes'  S.,  Tyrann 
von  Syrakus  II  564. 

Thrasydaios,  Tyrann  von  Akragas  II 
549. 

Thrasydaios,  Eleer  III  148,  150. 

Thrasykles,  Athener  HI  697. 

Thrasyllos,  Argiver  II  604  f. 

Thrasylios,  attischer  Feldherr,  bei  Sa- 
mos H  729fr.;  bei  Abydos  H  750;  in 
lonien  II  756 f.;  bei  Cbalkedon  II 
758;  in  Athen  II  761;  in  der  Argi- 
nusenscblacht H  779;  Tod  H  789. 

Thrasylochos,  Kephisodoros'  S.,  Athe- 
ner III  556  f. 

Thrasylochos,  Messenier  III  660. 

Tbrasymachos,  Sophist  aus  Cbalkedon 
ni  99,  513,  517  f. 

Thrasymedes,  Bildbauer  aus  Paroa  II 
351,  356. 

Thudippos,  Athener  II  490,  629. 

Thukydides,  Melesias'  S.,  Athener. 
Haupt  der  kimonischen  Partei  II  190, 
228;  verbannt  U  192;  nach  der  Rück- 
kehr   II  396.   —    Nachkommen    des 

II  427. 

Thukydides,  Oloros  S.,  attischer  Ge- 
schichtschreiber, als  Feldherr  II 
507  f.;  verbannt  II  509,  862;  wegen 
Freigeisterei  ver4,äcbtigt  III  5Ö.  — 
Sprache  III  505:  QneUen  II  567.  — 
und  Demosthenes  III  563;  und  Hero- 
dotn291;ond  Perikles  11291. 

Thunßscbe,  im  Bosporus  I  403,  405, 

III  676. 

Thuria,  St  in  Messenien  II  147. 
Thuria,  Quelle  bei  Thurioi  II  264. 
Thurioi,  St.  in  Lacanien.     Gründung 

II  264,  278,  572;    im  Kampfe   mit 

Tarent  II  572;   und  Athen  II  647, 

667,691. 
Thyamis,  Fl.  in  Epeiros  1  93. 
TfayestesI  88,  168. 
Thyrobra,  Ort  in  Troas  I  471. 
Thymochares,  attischer  Admiral  II 740. 
Tbyrea,  St.  in  Argolis  II  494. 
Thyreatis,   Landschaft  im  Pelopoones 

I  368,  n  57 f.,  586,  m  727. 
Thyssos,  St.  am  Athos  II  615. 
Tigranes,  persischer  Feldherr  II  106. 
Tigraoes,  persischer  Satrap  lU  470. 


72 


REGISTER. 


TilphoäsioA,  Geb.  io  Böntieo  ITI  180. 

Timagenidas,  Thebaner  II  97. 

Timagoras,  Atheoer  ITI  353. 

Timagoras/Kyzikeuer  fl  695. 

Timaia,  Gemahlin  K.  Ag^is'  von  Sparta 
II  712  f.,  ni  153. 

Timtndra,  Geliebte  des Alkibiadea  m  1 8. 

Timarcbos,  Arizelos*  S.,  Athener  III 
650  ff. 

Timema  (Steuerkapital)  I  322. 

Timesilaos,  Tyrann  von  Sinope  11  262. 

Timokrates,  Athener  11  783. 

Timokrates,  attischer  Redner  111  567  f. 

Timokrates,  Rbodier  III  168,  170,  215. 

Timokreon,  Dichter  aus  Rhodos  11  132, 
142,312. 

Timolaos,  Korinther  III  170,  17S. 

Tiroolas,  Thebaner  Tu  696,  702. 

Timomachos,  attischer  Feldherr  III 463. 

Timon,  Atheoer  II  653,  m  107,  529. 

Timon,  Delphier  11  67. 

Timonassa,  Arj^veKn,  Gemahlin  des 
Peisistratos  I  368. 

Timotheos,  Konon's  S.,  Athener  111 280, 
450f.,  481,  549;  Führer  der  Bundes- 
flotte m  282;  im  ionischen  Meere  III 
285,  288;  im  af^üischen  Meere  III 
291;  bei  Amphipolis  III  421,  463, 
596;  in  persischen  Diensten  III  453; 
am  Chersonnes  und  in  Samos m  457  f., 
580;  Tod  III  471.  —  Krie^sfUhrun§^ 
111478;  ausw'ärtige  Verbindnngen  III 
479.  —  und  Theben  IR  446;  und 
Aristophon  111  462;  und  lasnn  von 
Pherai  III  339;  und  Isokrates  III  511, 
539;  und  Platon  m  509.  —  Denkmal 
des  Sieges  bei  Leukas  III  535. 

Timotheos,  attischer  Bildhauer  III  540. 

Timotheos,  Klearchos'  S. ,  Tvrann  von 
llerakleia  III  547. 

Timotheos,  Thersandros'  S.,  Musiker 
aus  Milpt  lll  82  ff.,  410. 

Tiresias,  Seher  in  Theben  I  4fil. 

Tirhaka,  K.  von  Aegyten  1  410. 

Tiribazos,  persischer  Satrap  III  193  IT., 
203  f.,  1H)6,  211. 

Tiryns,  St.  in  Argolis.  Gründung  1  86, 
131;  Burg  in  I  90;  kyklopisrhe 
Mauern  von  1  127,  131;  bleibt  achä- 
ischll53;  in  den  Perserkriegen  II 
6S,  91 ;  von  Argos  unterworfen  II 
157. 

Tisamenos,  Orestes'  S.  I  109,  171. 

Tisamenos,  Mechanion's  S.,  Athener  111 
46  f. 

Tisamenos,  Seher  aus  Elis  III  125. 


Tisandros  Athener  I  251. 

Tisias,  Redner  aas  Syrakoa  11  264,567. 
III  515.  —  s.  Stesicboros. 

Tisias,  attischer  Feldherr  II  617. 

Tisias  s.  Stesichoros. 

Tisiphonos,  lason*»  S.,  Theisaler  ill 
780,  431. 

Tissaphernes,  peraiseher  Satrap  II  766, 
III  16,  142  ff.,  165;  oid  Sparta  H 
703,  707  f ,  711  f.,  721,  734  f.,  749f.; 
und  Athen  II  694  f.,  731  f.  —  aa^ 
Agesilaos  DI  162  ff;  und  AlkiWadet 

II  713  f.,  721  f.,  752;  und  RaaM  Hl 
182;  ond  Kyros  III  ISO  f.,  760;  lad 
die  Heerführer  de»  Kjrros  III  137; 
und  Pharnabazos  III  157;  «ad  Tbra- 
syllos  II  757. 

Titaresios,  Fl.  io  ThesMlieu  1  97. 

Tithora,  St.  und  Ber^  in  Phokisin436, 
704. 

Tithraustes,  persischer  Satrap  III  167t 

Titormos,  Aetoler  I  250.  275. 

Tmolos,  Geb.  io  Lydien  |  67,  85. 

Tolmides,  attischer  Feldherr  H  I76r., 
178,  180,  183,  230. 

Tomaros,  B.  in  Epiraa  I  93. 

Torone,  St.  auf  Chalkidike  I  416,  II 
510,520,614,1117. 

Trachinier,  Volksstann  der  Malier  ii 
Thessalien  I  102. 

Tracbis,  St.  am  Oeta  I  102,  II  69;  Net- 
gründung  11  471  f.  —  s.  Herakleia. 

Tragödie  in  Athen  II  296  ff.,  Illßor 
527  f.  —  s.  .Aiscbylos,  Enripid«, 
Sophokles. 

Trameler,  Volk  in  Lykien  I  73. 

Trapezns,  St.  am  Pontos.  Graodaaf^l 
406,  H73,  in  139. 

Trnpezns,  St.  in  Arkadien  111  324. 

Treren,  Stamm  der  Kimmerier  I  55S. 

Triballer,  thrakische  Völkersehaft  HI 
392,  700. 

Tribute,  an  Persien  I  599  f.  — -  der  Ge 
nossen  des  delischen  Bandes:  Pest- 
setzung durch  Aristeides  II  123f.:  oack 
Athen  abgeführt  U  166  f.,  25S;  Art 
der  Schätzung  II  247  f.,  251  f.:  Tri- 
butbezirke n  248,  251  f.;  Quote  der 
Athena  II  255,  258;  Erhöbaig  U 
49üf.,Sr)l;TribotlistenII16S,25ir., 
200,  391,  616 f.  —des  neuen  attisckei 
Seehundes  III  281. 

Trierarrbie,  in  Athen  II  ?40,  250,  Töl, 

III  473,  556  f.,  569,  572,  647,6Syf., 
Sil. 

Trieren,   Erfindung    der    in  Koriilh  I 


REGISTER. 


73 


256,  259;  EiDfohrangp  der  ifiSamos  ! 
5S5 ;  tttiacbe  II  240. 

Triglypheo  I  512,  514. 

Trikartoon,  Bur^  bei  Phlius  III  577. 

Trikoloooi,  St.  in  Arkadien  III  324. 

Triphylien,  Landsebaft  io  Klis  I  155; 
im  Bonde  mit  Pisa  gegen  Sparta  I 
215 f.;  von  Clis  unterworfen  I  218; 
ftllt  von  Elis  ab  III  149  f.,  359. 

Tripolis,  doriscbe  am  Olympos  I  9S. 

Tritaia,  St.  in  Acbaja  I  428. 

Tritoih  Fl.  in  Libyen  I  442. 

Troas,  Landsebaft  io  RIetnasien.  Na- 
lorlicbeBesebaffenbeitieSf. ;  Leieger 
in  I  45;  Acbaeer  in  I  83;  von  Assy- 
ries  onterworfeo  I  68;  Dardaner  in  1 
68;  Beziehung  zu  Kreta  und  Lykien 
I  75;  von  Aeoliero  erobert  1  114, 
140;  von  Mitylene  colonisirt  I  34$. 

Troer,  Bewohner  von  Troas.  Abkunft 
I69;Cultorderll33;inSiei]ienl425. 

Trotzen,  St.  in  Argoüs,  gründet  Hali- 
karoassl  115;  wird  dorisch  I  151  f., 
an  der  Gründung  von  Sybaris  bethei- 
ligt I  429;  in  den  Perserkrtegen  11 
65,  76, 9 1, 1 05 ;  verlässt  den  attischen 
Band  II  186;  im  pelopunnesiscben 
Kriege  11  414;  unterstützt  Sparta 
gegen  Theben  in  335. 

Troja  (llion),  St.  in  Troas  I  70;  Lage  1 
70;  trojanischer  Krieg  I  90,  119 f.; 
Chronologie  des  trojanischen  Krieges 
II 40;  Maoer  I  83;  Seemacht  1  b8; 
Burg  I  90;  Verehrung  des  ApoUon 
1  134. 

Troja,  KfistenplÜtze  des  Namens  171; 
io  Attika  1 285. 

Trophonios,  mythiseher  Künstler  15 1 5 ; 
Orakel  des  in  Lebadeia  I  565. 

Tk*os,  Stammheros  der  Troer  I  69. 

Torsa  (Tyrrhener)  I  40. 

Tyehe,  Stadttheil  von  Syrakus  II  535, 
560,  658. 

Tydeus,  attischer  Feldherr  II  793. 

Tynphrestos,  Geb.  in  Thessalien  I  8. 

Tyndareos  1 165. 

Tyodarideo ,  lelegischef  Fürsteustamm 

I  88,  165. 

Tyndareoo,  Syrakosaner  II  566. 

Tyraooen,  dreifsig,  in  Athen  s.  Dreifsig. 

Tyranois,  Name  I  230;  BegrilT  der  I 
228;  Zeitalter  der  I  237,  276 f.;  und 
die  Kunst  I  528;  und  Sparta  I  276 f. 
und  Persien  I  602,  627;  in  Akragas 

II  539  f.;  in  Argos  I  236 f.;  io  Athen 
1342,  389  f.  (s.  Peisistratideo);  auf 


Buboia  III 342,  590 ;  io  Gela  II 529  ff. ; 
in  Herakleia  III  546;  in  looieo  I  230, 
602,  627;  in  Korinth  I  262  f.;  io 
Lesbos  I  349;  in  Megara  I  272;  io 
NaxosI351,367;inSamo8l585f.,602; 
in  Sicilien  II  554,  564 ;  io  Sikyoo  I 
342 f.;  in  Syrakus  II  534  ff.,  III  129. 

Tyras,  St.  am  Dniestr  I  406. 

Tyrodiza,  St  an  der  Propootis  II  46. 

Tyros,  St.  io  PhÖoizien  I  34 :  Colooieo 
voo  I  51,  80;  und  die  Elymer  I  436; 
unter  persischer  Herrschaft  11541; 
voo  Euaguras  genommen  III  211. 

Tyrrhener,  in  Kleioasien  I  39;  beon- 
ruhigen  Aegypten  140;  identisch  mit 
deu  Pelasgern  I  41 ;  wandern  aus 
Lydien  I  223;  io  Altika  1  290;  io 
Italien  I  422,  437,  II  541,  547  f.,  664, 
679,  688;  gegeo  Phoküer  I  578. 

Tyrtaios,  Dichter  aus  Aphidoaio  Sparta 
I  201 ;  Sprache  des  I  537,  539;  Sporeo 
des  Digamma  noch  bei  T.:  Reooer  io 
G.  Curtius  Stodieo  I  145  (danach  zo 
berichtigen  I  537). 

Uioim  (aegyptisch  lonier)  I  41. 
Unsterblichkeitslehre  I  506  f. 
Unterricht,  in  Athen  II  193  f.,  III  27. 
Urkunden,    in  Tempeln  aufbewahrt  L 

497;übernthpnischeFinanzenII258f., 

Veröffentlichung  der  attischen  II 165 ; 

Fassung  der  attischen  111  49f.,  213; 

Ausstattung  mit  Bildwerken  III  539. 

Vasen,  orientalisirende  I  523,  korin- 
thische I  256;  rothfigorigeII314,316, 
attische  II  268,  3l4,  316;  Hl  541  f. 

Verfassung,  attische  io  der  Könipzeit 
I  294  f.,  nach  dem  Sturze  des  KSnig- 
thums  I  296 f.;  soloaische  I  314f., 
352,  389;  kleisthenische  I  371  ff., 
Reformen  des  Aristeidea  II  114 f.; 
desPeriklesII  ]59f.,216ff.;  Umsturz 
durch  die  Oligareheo  II  726  ff.; 
Wiederherstellung  II  742;  voo 
Lysandros  aufgehoben  II  815  f.  (s. 
Dreifsig);  Herstellung  dorch  Thra- 
sybuIllMl;  Reformen  unter  Bobo- 
los  III  488 ff.;  unter  Demostheoea  Hl 
646  ff.  (s.  Areopag,  Beamte,  Ge- 
richte, Rath,  Volksversammlung, 
Kleisthenes,  Soloo  o.  s.  w.)  —  spar- 
tanische, s.  Lykurgos,  Ephoreo,  Ge- 
rusia.  —  kretische  I  159  ff. 

Vierstadt  s.  Tetrapolis. 

Vogelschau  I  461,  464. 

Volksversammlung,  bei  Homer  I  136; 


74 


REGISTER. 


ia  Sparta  I  180;  in  Atheo:  uoter 
SoloQ  I  324;  unter  Perikles  II  217; 
Ekklesia  uod  Heliaia  II  222;  Sold 
II  226f.,  842,  III  213;  abgeschafft  II 
728,  754;  wieder  eiogefdbrt  II  754; 
unter  Oemoathenes  lA  647  f.  —  s. 
Poyx. 
Votivreliefa,  attische  III  539. 

WauderuDg,  dorischen  106 f.;  ionische 
II 10  f.;  äolisch-achäische  I  113  f. 

Wasserleitungen,  in  Akragas  II  561  f. 
in  Attlka  I  355;  in  Böotien  I  78;  in 
Kyrene  I  445;  in  Megara  I  272;  in 
Samos  I  591 ;  in  Syraküs  II  561. 

Wegebau  I  490  f. 

Weihgeschenke  I  51 8  f. 

Weinbau,  in  Attika  I  358;  Weinhandel 
nach  dem  Pontos  1  408;  nach  Aegyp- 
ten  I  414. 

Weisen,  die  sieben  I  507  f. 

Weissagung  s.  Mantik. 

Woche,  zehntägige  I  504,  681. 

Xanthippos,  Ariphron's  S. ,  attischer 
Feldherr.  Abstammung  II  211 ;  klagt 
den  Miltiades  an  II  28f.;  als  Admi- 
ral  II  87;  bei  Mykale  II  105;  bei 
Sestos  II  107;  verbannt  II  214. 

Xanthippos,  Perikles'  S.,  Athener  II 
234;  Tod  II  416. 

Xanthos,  Fl.  in  Lykien  I  73. 

Xanthos,  St.  in  Lykien,  von  Harpagos 
erobert  I  581. 

Xanthos,  Bach  in  Epiros  I  94. 

Xeiiares,  spartanischer  Ephore  II  589. 

Xenias,  Eleer  III  150. 

Xenokleidefi,  Dichter  HI  C64. 

Xenokles,  attischer  Archont  II  327. 

Xenokrates,  Tyrann  von  Akragas II 539. 

Xenophanes,  Philosoph  aus   Kolophon 

II  199,  288. 

XeiiophoD,  Gryllos'  S. ,  Athener  III 
496  ff. ;  im  Heere  des  Kyros  III  13S, 
221;  Führer  der  Kyreer  III  139 f.; 
in  Byzanz  und  Thrakien  III  140lf. ; 
bei   Thibron  III  145;   bei  Agesilaos 

III  163;  in  der  Schlacht  bei  Koro- 
neia  III  181.  —  als  Geschichtschrei- 
ber  III  137,  229,  232,  519,  546,  770 f.; 
als  Philosoph  III  498  Q'.;  Sprache  des 
III  505  f.  —  pseudoxenophontische 
Schriften  III  518,  545  f.,  042,  806. 

Xerics,  K.  von  Persien.  Geburt  II  40; 


Thronbesteigung  II 41 ;  i 
den  Aleuaden  II  43 ;  Zug 
chenland  II  438*.,  69 f.; 
84 f.;  in  Sardes  II  106; 
niaa  II  118;  ermordet  H 
Makedonien  III  402. 

Xerxea  IL,  K.  voo  Peraien  II  6^. 

Xuthos  I  288. 


Bunde  ait 

gegen  Grie- 

Riekug  II 

und  Paasa- 

141.  -m 


Zakynthos,  Inael  im  ioDiaeheo  Meere 
1  419,  II  363,  391,  HI  288;  Zakyatkifr 
in  KreU  I  594. 

Zaleukoa,  Gesetzgeber  in  Lokroi  1 543. 

Zamolxia,  thrakiaelier  Weiser  11 1%. 

Zankle  s.  Meaaana. 

Zehnmänner,  apartaaisclie  Behörde  11 
692,  III  5;  im  Peiraieoa  III  13;  atti- 
sche nach  der  Spaltung  der  Dreifsif 
III  33  ff.,  39. 

Zeiteintheilung  a.  Kalender. 

Zeitrechnung  s.  Chronologie. 

ZenoB,PhiIo8ophaiiaBleaII  206,212,2!»2. 

Zenon,  Tänzer  ans  Kreta  III  159. 

Zethos  I  81. 

Zengiten,  dritte  aoloniache  Vermogns- 
klaase  1  322. 

Zeus,  pelasgischer  I  43,  46,  62, 65,9!l, 
510.  —  in  Arkadien  1 156f. ;  ia  AttiU 

I  284,  287,  353,  359,  U  334;  ia  Del- 
phi I  472;  in  Uodona  I  93;  ad 
Ithome  I  148,  191;  in  KreU  162. 
155;  ia  Olympia  I  21  iL,  263.  U 
175,  352,  395 ;  auf  dem  Sipylos  1  Tl. 
—  Beioamen:  Ammon  I  504,  11319. 
III  121;  Dipat^ros  I  45:  Eleutko-io« 
1197,332,564;  li:pikoiniosI4S;Her 
keios  1294,  298,  312,  356;  Hom- 
gyrios  1  431;  Homarios  I  431;  b- 
kaios  I  157,  II  513,  III  318;  .\ibie> 

II  561;  Panhellenioa  II  8;  PatrM« 
I  146;  Polieus  I  287;  Stratios  I  623: 
Triopas  I  74  L  :  Urios  I  402,  604. 

Zeuxis,  Maler  aus  Herakleia  III  HO. 

Zinn,  britisches  1  440. 

Zinsfufs,  attischer,  durch  Soloa  ffft- 

gestelltl  319. 
Zölle,  in  Atheo  II  271. 
Zopyros,  aus  Herakleia  I  360. 
Zwölfgötter,    amphiktyonisch   fest^ 

stellt  I  103 f.,  476;  AlUr  der  im  Kf- 

rameikos  I  355. 
Zwölfstädte,   ionische   I  225  f..  39Tf.: 

in  Achi^ja  I  109,  429;  attische  1 3T:^ 


ZEITTAFEL, 


Ol. 


V.  Chr. 


5,1. 
5,4. 

6,1. 
7,1. 

8,1, 

8,2. 


(1103—1184. 
1124. 

1103. 

1070. 

1066. 

1054. 

1044.] 
um  900. 
um  820. 
um  800. 

785. 

776. 

760. 
757. 
756. 
752. 
749. 


Küstenvölker  df 8  alkäischen  Meeres  nach  1400  v.Chr. 
als  seefahrende  Krie^erstämme  io  Aegypteo  unter 
Ramses  I.  und  II.  I  40  f.,  636  f. 
Die   Kinder   Javaa    mit    den   Phöniziern    im   Ver- 
kehr 1,  41. 
Ost^riechische  Küsteustämme  verbreiten  sich  nach 

Westen  I,  421. 
Aelteste    Staaten    auf  den  Inseln   und  ao   beiden 
Seiten  des  Archipelagus  (Kreta,  Phrygien,  Troas, 
Lydien,  Lykien,  Böotien,  Argos)  I  60 — 91. 
Völkerbewegnngeo  im  europaischen  Festlande: 
von  Norden  nach  Süden  I  95  f. 
von  Westen   nach  Osten  (Besetzung  der  Troas, 
der  Inseln  und  Küsten  Kleinasiens)  I  11 J  f. 
Diese  vorgeschichtlichen  Thatsachen   sind  im  Aa- 
schlnss  an    das  homerische  Kpos  durch  die  Ge- 
lehrten   von   Alexandreia  io    folgendes    System 
der  Chronologie  gebracht  I  140: 
Trojanischer  Krieg  I  1 19  f. 
Einbruch  der  Thessalier  in  Thessalien,  Flucht 

der  Böotier  nach  Böotien  I  95  f.,  643. 
Wanderung  der  Dorier  nach  dem  Peloponnes 

I,  98,  643. 
—  nach  Thera,  Kreta,  Kleinasien  I  165. 
Megara  dorisirt     Kodros'  Tod  I  295. 
Gründung  der  Städte  in  Aeolis  I  112. 
Gründung    der  ionischen  Städte  I   116  f.,  645. 
Blüthe  der  Homeriden  in  Smyrna  und  Chios  I  122. 
Gesetzgebung  Lykurgs  I  171,  1S8,  650. 
Blüthe  der  Schule  des  Hesiodos  I  536. 
Siüope  von  Milet  gegründet  1  405,  673. 
Koroibos  siegt  in  Olympia.    Aufzeichnung  der  Sie- 
ger.    Vertrag  zw.  Blis  und  Sparta  1  213. 
Eralos,  König  von  Argos,  erobert  Asioe  I  235. 
Trapezus  von  Sioope  gegründet  1  673. 
Kvzikos  von  Milet  gegründet  I  402. 
Zehnjährige  Ar  chonten  in  Athen  1297,11 279. 
Milesier    in    Aegypten   I   409.      (749    oder    748 
genauer  als  753:    S.  673). 


747.         I  Die  Meder  fallen  von  Assyrien  ab;  I  555, 


76 


ZEITTAFEL 


Ol. 
9,2—14,1. 
9,2. 


10,1. 
11,1. 
11,3. 


V.  Chr. 

743—724. 

743. 


12,3. 


13,1. 

728. 

14,4. 

721. 

15,1. 

720. 

15,1. 

720. 

15,1. 

720. 

16,1. 

716. 

16,3. 

714. 

16,1—58,3. 

716-546. 

16,1. 

716. 

740. 
736. 
734. 


730. 


17,1. 
17,3. 
18,2. 

19,1. 

20,1. 


22,3. 
24,2. 
25,1. 
25,1. 
25,1. 

25,4. 


26,1. 

26,3. 
27J. 

27,2. 

27,3—52,3. 
27,3. 


712. 
710. 
707. 

704. 

700. 


690. 
6S3. 
680. 
680. 
um  680. 

677. 


676. 

674. 
672. 

671. 

670—570. 
670. 


Erster  meflsenischer  Krief^  I  191  ff. 
Rhepioo  uod  Zaokle  voa  Chalkidiers  nad  Metaetien 

geprüodet  I  425  f.,  675, 111  313,  777. 
Theopompos  nod  Polydoros  in  Sparta  I  192, 19& 
Gitiadas  io  SparU  I  525. 

Colooieo  der  Chalkidier  ia  Thrakisn  I  415 1,  III 396. 
Naxos  auf  Sicilien  ven  Chalkis  gegroadel  I  426,  675. 
Kerkyra  von  Korioth  colonisirt  I  258,  419  ff. 
Syrakos  von  Korioth  i;egruB6ei  I  259,  427,  433, 67», 

II  532  if. 
Kataoe  uod  LeoDtiooi  I  427. 
Colooieo  voo  Eretria  (Metkooe)  llf  396. 
Megara  Hyblaia  voo  Megara  gef^rosdet  1  427. 
Sybaris  voo  deo  Achäem  gegründet  I  429  f. 
Orsippoa  aosMegara  siegt  im  Stadion  loOlyapianTO. 
Sargoo,  Köoig  von  Assyrien  (722—705),  breitet  leiu 

Macht  aus  über  Syrien,  Aegypteo,  Kypros  1  434. 
Parier  siedeln  sich  auf  Thasos  an  11  5. 
Mylai  voo  Zaokle  gegräodet  I  436. 
Sturz  der  Medootidea  in  Athen  I  297. 
Lydien  uoter  den  Mermnaden  (nach  Herodot)  1 553C, 

571  f.,  683  f. 
Gyges  (oaeh  Herodot  716—648;  nach  ast.  QaeUa 
687—652)  155311.,  556^  671  f.,  684.    Anfsckvi^ 
voo  Sardes.    Kampf  mit  lonien.    Biafall  der  Ria- 
merier  in  Kleioasieo  I  556  IT. 
Astakos  voo  Megara  gegründet  1416. 
Krotoo  voo  deo  Achäera  gegründet  1  429  f. 
Tarent  voo  SparU  gegräodet  I  197,  431  f. 
Eiofiihrung  des  Peotathloo  io  Olympia  1  219. 
Der  Scbiffsbaumeister  Ameiookles  geht  voo  Koriitk 
nach  Samos  1  259,  417;  525.    (Leiantischer  Kricf  I 
Abydos,   Lampsakos,   Parion   voo    Milet   gegraadft; 

Prokouoesos  voo  Kyzikos  besetzt  I  406,  417. 
Perdikkas   I,    Köoig    voo    Makedooieo.     Haopt»U^t 

Aigai  111  401. 
Gela  voo  Hhodos  gegründet  I  433,  H  529. 
Einjährige  Archooteo  in  Athen  I  297. 
EinnihroDg  des  Viergespaoos  in  Olympia  1  219, 241 
Lokroi  gegründet  I  430. 
Erfindung  des  Erzgusses  auf  Samos   durch  Rboik«» 

uod  Theodoros  I  525,  682. 
Ardys,  K.  voo  Lydirn  (6T7— 628,  nach  orieot  (JafUn 
652 — 15)  1  684.    Kampf  gegen  die  looier  ood  Kin- 
merier  1  557,  684.   Kallioos  von  Ephesos. 
Terpaodros  io  Sparta  I  198,   538.     Erneueroaf  ifr 

Karneen. 
Chalkedon  von  Megara  gegründet  1  417,  271,  674. 
Die  Pisaten  unter  Paotaleoo    neben   deo  Eleeri  ii 

Olympia  1214,655. 
Sturz  der  äthiopischen  Dynastie  in  Aeg^-ptca.  i\H«. 

Fürst  von  Memphis  I  4*11,  673. 
Ortbagoriden  io  Sikyoo  I  242  ff.,  253. 
Poesie  des  Alkraao  (670—650)  I  538 f. 


DBR    GR.    GESCHICHTE. 


77 


2. 


3. 


4. 


1. 
1. 


l. 

l. 
1. 

I. 


I. 

I. 
\. 

I. 


1. 

,4. 

V.  Chr. 
669. 

,1. 

668. 

,3. 

666. 

»4. 

665. 

1. 

664. 

.1. 
,2. 

,3. 
4. 

,2. 

660. 
659. 
658. 
657. 
655. 

3. 
1. 

654. 
648. 

38,1. 

645—628. 

4. 

1.        I 

645. 
644. 

631. 
630. 


629. 

628. 
62b. 


625. 

624. 
621. 
616. 


612. 
608. 
606. 

604. 
600. 


17,3.     600—590. 


Sie^  der  Argiver  über  die  SparUner  bei  Hysiai  I 

656,  215,  235. 
Pheidoo  in  Olympia  I  215,  655 f.,  239.   Aasschloss 

der  Eleer  aod  Spartaner. 
Psarometicbos  (Psemetek),  Köni^  von  Aef^pteo  (666 
—612)  1411  f.,  673,  582;  griechische  Ansiedler  und 
Sb'ldoer  (am  620)  in  Aegypten  (IVaokratis)  I  411  f. 
TbaletasinSnarla.  Eiorichtaog  der  Gymnopädien  1 199. 
Seesieg  der  Kerkyräer  über  die  Koriotber  I  420. 
Gesetzmäfsige  Feier  in  Olympia  I  239 
Akrai  von  Syrakos  gegründet  I  42S,  435,  li  533. 
Tod  des  Pheidon  vor  Korinth  I  239. 
Pbigaleia  von  Sparta  erobert  I  209. 
Byzanz  von  Megara  gegründet  I  27],  417,  674. 
Kypselo.««,  Tyrann  von  Korinth  (657—29)  I  282ff.,  660. 
Akanthos  and  Stageira  aof  der  Chalkidike  durch  die 

Chalkidier  und  Andrier  gegründet  1418. 
Abdera  gegründet  I  578. 
Binfiihroa^  des  Pankration  in  Olympia  1219. 
Myron  der  Orthagoride  siegt  in  Olympia  I  243. 
Himera  von  Zankle  gegründet  1418,  436. 
Zweiter  messeoiscber  Krieg;  arkadischer  Krieg 

I  I93f.,  204,  653f. 
Aufstand  zo  Aodania  I  193  f. 
Die  Pisateo  Herren  in  Olympia  I  21 4  f. 
Kasmeuai  von  Syrakus  gegründet  I  435. 
Niederlassung  der  Theräer  unter  Battos  auf  der  Insel 

Plateia  an  der  Küste  von  Libven  I  443,  677. 
Massalia  von  Phokaia  gegründet  I  440,  676. 
Kolaios  aus  Samos  fährt  nach  Tartessos  I  494,  527, 

585  f. 
Periandros,    Tvrann   von   Korinth   (629—585)  I 

264  f.,  279,  660.* 
Selinus  von  Megara  Hyblaia  gegründet  I  434. 
Sadyattes,  König    von  Lydien    (nach    orientalischen 
Quellen  seit  615),  Kampf  gegen  Phrygien;   Fort- 
setzung des  Krieges  gegen  lonien  I  560 f.,  684. 
The a genes,  Tyrann  von  Megara  I  271  f.  Epidamnos 
von  Korinth  und  Kerkyra  gegründet  I  420,  452,  674. 
Ryrene  von  Thera  gegründet  I  444,  677. 
Gesetzgebung  des  Drakon  1  301  f. 
Alyattes,    König  von   Lydien    (nach    orientalischen 
Quellen    seit  602);    Beendigung   des  Kampfes  mit 
Milet   I    560 f.,  684;  Krieg  zwischen  Lydien  und 
Medien  1  562  f. 
Attentat  des  K  y  1  o  n  I  303  f.,  338,  663  f. 
Kampf  zwischen  Athen  nud  Lesbos  (69S— 606)  l34Sf. 
Kyaxares  von  Medien  und  INabonassar  von  Babylon 

erobern  Ninive  I  561  f. 
Salamis  von  Athen  erobert  I  309. 
Stesichoros  Dichter  aus  Himera  I  539. 
Perinthos  von  Samos  gegründet  I  586,  607,  685. 
I  Odessos  und  Olbia  von  Milet  gegründft  I  406f.,  673. 
■  Erster  heiliger  Krieg  I  249fr.,  313,  658. 


78 


ZEITTAFEL 


Ol. 
45,2. 
46,3. 

46,4. 
47,3. 
47,3. 
48,3. 

48,4. 


55,1. 

55,2. 
57,3. 
57,4. 

58,1. 

58,3. 

59,1. 

60,1—70,3, 


V.  Chr. 
599. 
594. 

593. 
590. 
590. 
586. 

585. 


49,3. 

582. 

49,3. 

582. 

50,1. 

580. 

51,2. 
51,4. 
52,1. 

575. 
673. 
572. 

52,3. 

570. 

52,3. 

570. 

53,3. 
55,1. 

566. 
560. 

1—63.2. 

560—527 

560. 

559. 
550. 
549. 

548. 

546. 


544. 


540-498. 


Kamarina  von  Syrakos  gegründet  I  435,  676,  II  530ff. 
Archontat  des  Solon  1  333 f.;  seioe  Geseizgdwftg 

13130*.,  389. 
Reisen  des  Soloo  (593—583)  I  336. 
EroeaeruQi;  der  Pythiea  I  249,  658,  484  f. 
Pittakos,  Aisymnet  auf  Lesbos  (590—580)  1 349. 
£rweiterao(^  der  Pythiea.     Sieg  des  Floteispieiers 

Saxadas  I  534  f. 
Friede    zwischen    Lydien    (Alyattes)    ond    Mediei 

(Astyages)  I  563 f.,  6S4;  Thaies  aus  Milet  ^erkiadet 

eioe  SonnenfiosterDiss  1563,  684,  U  197.  —  Epodw 

der  sieben  Weisen  I  507. 
Kleisthenes,  Tyrann  von  SikyoD,  Pythiooike  mü 

Olympionike  I  249,  658. 
Ende  der  Kypseliden  I  269  f.    Binsetzuog  der  Isthsin 

1485. 
Zerstörung  von  Siris  II  569. 
Üipoinos  und  Skyllis  Künstler  auf  Kreta  I  529. 
Kyrene  unter  Battos  iL  I  445. 
Stiftung  der  JNemeischen  Spiele  f  253,  485,  65S. 
Pisa,  dureb  Sparta  vernichtet,  verliert  die Betheili^ig 

an  der  Leitung  der  olympischen  Spiele  I  217. 
Die  Kyrenäer  besiegen  die  Libyer  io  Aegypten(Apries) 

I  445,  569,  582. 
Amasis,  König  von  Aegypten  (570 — 526);  griecU- 

sche  Handelscompagnie  (Hellen ion)  io  Naukratis  I 

413,  569;  Cypern  von  Amasis  erobert  I  5S2f. 
Einführung  gymnastischer  Spiele  io  Athen  I  357. 
Epborat  des  Chilon  1  206. 
Aoaxandridas,  König  von  Sparta.     Vertrag  mit  Te^ei 

1210. 
Peisistratos,  Tyrann  von  Athen  I  342  ff.,  350f. 

6G6f.    Erste  Tyranois  560 — 559;  zweite  Tyraiiü 

554 — 553;  Exil  in  Eretria  552 — 541;   dritte  Tt- 

rannis  541—527. 
Kroisos,   König  von  Lydien,   besteigt  den  Tbroa: 

hclleuische  Politik  1  564. 
Unterwerfung  von  Ephesos  und  Smyroa  1  565 ff. 
Solon's  Tod  1  345. 

Theoguis,  Dichter  in  Megara  I  272  f. 
Phalaris,  Tyrann   von  Akragas,   wird   gestürzt  li 

539,  8Ü4. 
Der  Tempel  in  Delphi  brennt  ab,  wird  durch  die  Alk- 

mäoniden  wiederhergestellt  I  366. 
Kroisos  von  Kyros  besiegt.    Die  Perser  erol>fri 

Sardes  I  570  f. 
Aufstand  der  a^atischen  Griechen  unter  Paktyes  1 

575  f. 
Harpagos  bekriegt  die  lonier  und  Lykier  I  576 ff. 
Bundestag  der  lonier  auf  Mykale;   Bias  von  Priese  1 

579. 
Erste  Siegerstatuen  in  Olympia  I  521. 
Amyntas  I,  König  von  Makedonien  I  G07f.,  IH  403f., 

786. 


DER    GR.    GESCHICHTE. 


79 


Ol. 
60,1. 
61,2. 

DB  62,1. 


62,4. 
62,4. 

63,1. 

63,2. 
63,4. 

64,1. 
64,3. 
64,4. 


65,1. 
65,2. 


66,3. 
06,4. 

67,1. 
67,3. 


6S,1. 


68,2. 


66,4. 
7ü,l. 
70,2. 


V.  Chr. 

um  540. 

535. 

um  532. 


529. 
529. 

528. 

527. 
525. 

524. 
522. 
521. 


520. 


5J9. 


5]4. 


513. 


512. 


510. 


508. 


507. 


505. 
500. 
499. 


Archermos'  Söhne  Büdhauer  in  Chios  I  525. 

Thespis  aus  Ikaria  begründet  die  attische  Tragödie  U 

296  f. 
Polykrates,  Tyrann  von  Samus  ( — 522);  Bund  mit 

Persien;  Gründung  einer  saroischen  Seeherrschaft. 

Sparta  und  Korinth  im  Kampfe  gegen  Polykrates  1 

586  ff.,  685  f. 
Tod  des  Kyros  I  581. 
Kambyses,  König  von  Prrsiea  (529—521).      V^er- 

bindnng  mit  Phönizien  und  Cypern  1  584. 
Kimon  Koalemos,  Halbbruder  des  Miltiades,  siegt  in 

Olympia  1  363. 
ToddesPeisistratos.    Die  Söhne  folgen  1364,  669 
Kambyses,  von  Polykrates  unterstützt,  besiegt  Amasis 

bei  Pelusium  1  584  und  unterwirft  Aegypten  I  597. 
Kyme  von  den  Tyrrhenern  angegriffen  11  548. 
Polykrates'  Tod  I  595.   Geburt  Pindars  I  54. 
I)  a  r  e  i  o  s ,  König  von  Perslen  (521  —485).  Wiederher- 
stellung der  Heichsgewalt  und  Reformen  I  598  ff., 

686. 
Regierungsantritt  des  Kleomenes  in  Sparta.     Einfall 

desselben  in  Argolis  I  368,  669,  11  9. 
Kampf  zwischen  Athen  und  Theben.    Plataiai  schliefet 

sich  an  Athen  an.    Gesandtschaft  der  Athener  nach 

Sardes.    Verbannung  des  Kleisthenes  1  'MS,  671. 
Die  Aegineten  besiegen  die  samischen  Piraten  und 

besetzen  Kydonia  11  6. 
Hipparch  ermordeti  365. 
Die  Perser  unter  Demokedes  in  Tarent  und  Kroton 

I610f.,  11570. 
Zag  des  Dareios  gegen  die  Skythen  1  604 f.;  Hülfe  der 

lonier.  Ueberbrückung  des  Bosporos  und  der  Donau. 

Histiaios  und  Miltiades.    Feldzüge  des  Megabazos 

in  Thrakien  und  Makedonien  1  606  ff. 
Kamarina  von  Syrakus  zerstört  und  von  Gela  neu 

gegründet  II  530  f. 
Hippias  vertrieben.    Kleomenes  in  Attika  1368 

459.  Parteikämpfe  in  Athen.  Einsetzung  des  Ostra- 

kismos.    Reformen  des  Kleisthenes  1  369ff., 

382  ff. 
Sybaris  von  Kroton  zerstört  11  569,  866. 
Archoutat  des  Isagoras  in  Athen.   Zweiter  Einfall  des 

Kleomenes.   Reaktion  in  Athen  1  379. 
Rückkehr  des  Kleisthenes  (um  508—507)  1  380. 
Kriegszug  der  Peloponnesier  unter  Kleomenes  und 

Demarat    gegen   Athen.      Uneinigkeit    unter   den 

Führern   und  Rückkehr  von  Elensis.     Athen   siegt 

über  Theben  und  Chaikis.     Attische  Kleruchen   in 

Chalkis  I  385  ff.,  671  f.,  11  260;  Aufschwung  Athens 

I  389  ff. 
Hippias  auf  dem  Bundestag  in  Sparta  I  387. 
Theaterbau  in  Athen  11  297. 
Unglücklicher  Feldzug  der  Perser  unter  Aristagoras 

und  Megabates  gegen  Naxos  I  615. 


80 


ZEITTAPBL 


Ol. 


70,3. 


70,3. 


71,3. 


71,4. 


72,2. 


72,3. 


72,4. 


73,1. 

488. 

73,2. 

487. 

73,4. 

485. 

74,1. 

um  484 

'    74,2. 

um  483 

V.  Chr. 


498. 


498. 


494. 


493. 


491. 


490. 


489. 


Abfall    der  looier.     Aristaf^oras  oad  H^aUm. 

Reise  des  ersteren  nach  Griecheolaod.  Halfstrufpea 

von  Atheo  und  Eretrit  I  6177. 
Die   looier    aebmeo   Sardes,   werdea  aber  bei 

Ephesos  i^escblai^en  I  619 f.;     Verbreitaag  des 

Aufstaades,   Uoterdruckang  deaaelbea  ia  Rvirts 

I  620  f. 

Die  Perser  ooter  Artapbernes  erobern  die  Städte  aa 

Hellespoot  uad  io  Karieo  I  621  f. 
Hippokrates,  Tyraan  voa  Gela  (49S— 91)  II  529  f. 
Alezandros    I    Philbellea,    Köoiif    von    Makedaaiei 

(498-54)  I  608,  II  66,  88,  lli  4027. 
Die  Flotte  der  looier  bei  Lade  |^eachIa|;eD.    Zer- 

störaog  von  Milet.     UoterwerfoDg  voa  leaies 

und  Karieo  1  625  ff. 
Samier  nach  Zankle  I  626. 
Zu(^    der   Perser    unter    Mardonios   gegei 

Griechenland;   (Jatergaag  der  Flotte  am  Atbet, 

Bedrängniss  des  Laadheers  in  Thrakien  I  62Sff., 

II  If. 

Archontat  des  Theaiistoklea.  Gröadaag  des 
PeiraieuslI  17f.,  823,  825. 

Hippokrates  unterwirft  Leontiooi,  Nazos,  Zaakk. 
Der  Tyrann  Skythes  aus  Zankle  vertriebea.  Aaa- 
xilaos  Tyrann  von  Rhegion  (493—476)  1 626,  II 531. 

Rüstungen   des  Dareios.    Unterwerhina  voa  Tkuts 

n5r. 

Aigioa ;  mit  Athen  verfeindet,  huldigt  den  Persers  II  & 
Demaratos    abgesetzt.      Zug  des   Kleomenes  (?effi 

Aigina.     Tod  desselben.     Leo  t  y  chides  und  Le- 

onidas  folgen  II  lOf.,  821f. 
Ehernes  Hermesbiid  auf  dem  Markt  io  Atbeo  II  IS. 

823. 
Gelon  (491—76)  Tyrann  von  Gela  II  532ff.,  864. 
Erster  Perserkrieg  unter  Datis  und  Artapkenes. 

Einnahme  von  Karystos  und  Eretria  II  12  ff. 
12.  Sept.  Schlacht  bei  Marathon.    Miltiades  lu^ 

Aristeides  Feldherrn  II  20ff.,  S24. 
Unglücklicher  Zug  des  Miltiades  gegen  Paros;  Milti- 

ades'Tod  II  27 ff.,  825. 
ArcboDtat  des  Aristeides  II  30. 
Theron  (489 — 72)  Tyrann  von  Akragas  und  Hiaen 

II  539  f. 
Gelons  Viergespann  siegt  in  Olympia  II  513. 
Glaukias  macht  Siegerbilder  I  530. 
Neue  Rüstungen  des  Dareios.  Aufstand  von  Aegvptei 

n  40. 
Bergwerkgesetz  des  Themistokles  II  31  f.,  S25f. 
Tod  des  Dareios.     Xerxes  (485—165)  folft  II 

40  f,  835. 
Epicharmos  in  Syrakns  II  555  f.      Erster  Sieg  des 

Aischylos  II  300. 
Verbannung  des  Aristeides.     Themistokles  Gris- 

der  der  attischen  Seemacht  11  30ff.,  37  ff.,  S25f. 


DER    GR.    GBSCflICHTE. 


81 


Ol. 


V.  Chr. 


Gelon,  Herrscher  io  Syrakus  I!  534 f.,  864;  Ver- 
rrörseroDip  von  Syrakos  darch  Zazüge  aus  Gela, 
Kanarina,  Megara. 

74,4.  481.  Röstoogen  und  Anfbrach  des  Xerxes  II  44ff  ; 

Versammlang  der  Hellenen  auf  dem  fstbmos  (Herbst) 
n  62ir.f  828;  eine  griechische  Gesandtschaft  spricht 
Gelon  um  Bundesh'ülfe  an  II  537. 

75.1.  480.  Zweiter  Perserkrieg  unter  Xerxes.     Auszug 

der  Hellenen  nach  Tempe  II  66. 

Jnli.  Kampf  bei  Thermopy  lai  II  69if.,  S28;  drei 
Seegefechte  bei  Artemision  II  71  ff.;  Einmarsch  der 
Perser  nach  Griechenland  II  74 f. 

20.  Sept.  Schlacht  bei  Salamis  II  76ff.,  301  f.,  S29; 
Rückkehr  des  Xerxes.  Mardonius  in  Thessalien 
II  84 ff. 

Anaxagoras  I!  201  f.,  841  nnd  Aischylos  in  Athen  II 
298  f. 

Sieg  des  Theron  und  Gelon  über  die  Karthager  bei 
Himera  II  543  f,  560  f.,  865. 

75.2.  479.  Mardonios  rückt  von  Thessalien  in  Griechenland  ein 

II  89;  zweite  Besetzung  von  Athen  II  90. 

Sept.  Schlacht  bei  Plataiai  unter  Pausanias  und 
Aristeides  II  91  ff.,  829. 

Oct.  Erneuerung  der  hellenischen  Bundesgenossen- 
schaft.    Bestrafung  von  Theben  11  97,  829  f. 

Schlacht  bei  Mykdle  unter  Xanthippos  und  Leo- 
tychides  II  105  f.,  831. 

Aufnahme  zahlreicher  ionischer  Staaten  in  die  grie- 
chische Bundesgenossenschaft  11  1(16  f. 

75.3.  478.  Winter.  Xanthippos  erobert  Ses tos  II  107,  115,  831. 

Wiederaufbau  von  Athen  II 108 (f.,  S3] ;  Themistokles 

als  Gesandter  in  Sparta.    Befestigung  des  Peiraieus 
II  112. 
Verfassungsänderung  des  Aristeides  II  113  ff. 

76.1.  476.  Frühjahr.      Ausfahrt    der  hellenischen    Bunde.sflotte 

unter  Pausanias,  Aristeides  und  Kimon.  Erobe- 
rung der  meisten  Städte  auf  Kypros;  Peldzüge 
des  Leotychides  in  Thessalien  II  116,  146. 

Spätsommer.  Eroberung  von  Byzanz,  Verrath  des 
Pausanias  I!  117  f.  Erbitterung  gegen  Spart«. 
Uebergang  der  Hegemonie  an  Athen  II  120 f., 
832. 

Anaxilaos,  Tyrann  von  Rhegion  und  Zankle  stirbt. 
Mikythos  folgt  II  565. 

Hieron,  Tyrann  von  Syrakus  und  Gela  (476 — 67) 
II  546 ff.,  864;. Gründung  von  Aitna  11550;  Epi- 
charmos,  Sophron,  Aischylos,  Pindar,  Sinionides  in 
Syrakus  II  557  f.,  850,  865;  grofsartige  Land-  und 
Wasserbauten  H  560,  866. 

76.2.  475.  Organisation  des  delisch- attischen  Seebundes  II  122  ff. 

76.3.  474.  Prozess  des  Pausanias  II  136  f. 

Hieron  besiegt  die  Tyrrhener  II  548  f.,  570. 

76.4.  473.  Die  Tarentiner  werden  von  den  Barbaren  besiegt  II 

570,  867. 

Cartius,  ZcitUfel  d.  Gr.  Geschichte.  G 


82 


ZBITTAFBL 


Ol. 
77,1. 

77^. 
77,4. 


78,2. 

78,2. 

78,3. 

78,4. 

79,1. 


79,3. 
79,4. 


80,1. 


80,2. 

80,2. 
80,3. 


V.  Chr. 
472. 


470. 


469. 


467. 


467. 


466. 
465. 

464. 


462. 

461. 


460. 


459. 

458. 
458. 


AafführoD(^  der  „Perser*^  des  Aischylos  I!  135,  '^ 
Theron  stirbt;  uin  Sohn  Thrasydaios  wird  %ob  Hi( 

besiefit  oad  verliert  die  Herrschaft  II  bA\l 
Demokratie  in  Akrai^as  II  564. 
Themistokles  io  Olympia  11  134. 
VerbaonoDg  des  Themistokles  II   135,  ' 

Kimon  übernimmt  die  Führang  II  135,  US: 

obert  Eion,  noterwirft  Skyros  II  129. 
Eiis  wird  GesamtsUat  If  138,  170. 
Rückfähning  der  Gebeine  des  Tbeseus  oach  AtlH 

129,  833;    nnglöcklicher  Zug    der  Athearr  i 

Thrakiea  II  145,  835. 
Leotychides  abgesetzt.    Archidamos  folgt  (469— 

II 146,  169,  836. 
Tod  des  Paasanias  II  137. 
Hieron  in  Syrakns  stirbt.     Tbrasybol   folgt  11 

Mikythos  entsagt  der    Tyrannis  io    KhegioB 

Zankle.  Die  SÖboe  des  Aoaxilaos  folgen  W  b^. 
Athen  unterwirft  Karystos  nnd  Naxos.    Flocht 

Themistokles   II    13uf.;     Aristeides  stirb 

151»  836;  Perikles   gewinnt  Eiofln$s  II  U 

211  IT.,  228  ff. 
Bodo  der  Tyraonis  io  Syrakos.    Herstelloag  der 
^  publik  U  564  f.,  866. 
KimoD  siegt  am  EnrymedoD  und  erobert  den  ( 

sonaes  II  140 f.;   Aerxes  wird  vob  Artakaoo: 

mordet  II  141,835. 
Artaxerxes  I.,  K.  von  Persien  (464 — 25)  11 1 

694,  835. 
Abfall  voofhasos.   Die  .Athener  von  den  Tkn 

bei  Drabeskos  besiegt  II  145 f.,  835,  Hl  A2h. 
Erdbeben  in  Sparta.  Aufstand  der  Heloten  und 

senier   11   147,    lö6f.,  ^176;   dritter   mf$s< 

scher  Krieg  (464—456). 
Regeneration  von  Argos  II  157,  83G. 
Uuterwerfong  von  Thasos  II  14S,  155. 
Ein  attisches  Hiiifsheer  wird  von  den  Spartaaen 

rückgeschickt  II  157,  836;  Bruch  Kwischeo  A 

und  Sparta  II 157;  Bund  zwischen  Athen  nnd  \ 

II  158,  169. 
Wiederherstellung  von  Katane  II  565. 
Tod  desTbemistokle8lI144,  822,  S35. 
Aegypten  fällt  unter  Inaros  von  Persieo  ab 

wird  von  den  Athenern  unterstützt  II  160 f.,  ^^ 
Auf  Antrag  des  Ephi altes    wird  dem   Areo 

seia  politischer  Einfluss  entzogen  II  161,  217. 

vollständige  Durchfübrnng  der   Demokratie, 

Setzung    der  Momophylakes    und    Sophronist« 

164. 
Kimon  verbannt  II  162. 
Megara  tritt  dem  attischen  Bunde  bei  II  171. 
Aischylos'  Orestie  II  163. 
Korinth,  Aigina  und  Epidauros  im  Kri 

mitAthen  siegen  bei  Halieis,  werden  bei  Rei 


DER    GR.    GESCHICHTE. 


83 


Ol. 


80,3. 

80,4. 


81,1. 


81,2 
81,3 


83,3. 


83,4. 


V.  Chr. 


458. 
457. 


456. 


455. 
454. 


82,1. 

452. 

82,2. 

451. 

82,3. 

450. 

82,4. 

449. 

83,1. 

448. 

83,2. 

447. 

446. 


445. 


phaleia  und  Atgrioa  geschlagen.   Sieg  des  Myro- 

nides  über  die  Korinther  in  Megaris  II  171  f. 
Lokrer  aus  Naupaktos  vertrieben  II  178. 
Die  Spartaner  ziehen  nach  Mittelgriechenland ,  züch- 
tigen die  Phokeer   oad  besiegen  die  Atheoer  bei 

Taoagra  (Herbst)  II  1730*.,  838. 
Ephialtes  ermordet  H  173  f. 
Die  Athener  unter  Myronides  besiegen  die  Thebaner 

bei  Oinophyta.     Zug  nach  Thessalien  II  175,  III 

337. 
Aigina  wird  besiegt  und  tributpflichtig.   Die  atttische 

Flotte  fährt  um  den  Peioponnes  unter  Tolmides  II 

176f. 
Binnahme  von  Ithome.   Ende  des  me$seni.schen 

Krieges  II  177,  839;  Aasiedloag  der  Messeoier  in 

Nau  paktos. 
Die  Athener  und  Aegypter  werden  auf  der  Nilinsel 

Prosopitis  eingeschlossen  und  vernichtet  11 178,839. 
Aischylos  stirbt  in  Gela  11  866. 
P er i kies  mit  einer  Flotte  im  korinthischen  Meer. 

Achaja  in  den  attischen  Bund  aufgenommen  II  177. 

Kimons  Rückkehrll  179. 
Bundeskasse  in  Athen  II  167 f.,  254;  Organisation  der 

attischen  Finanzen ;  erste  Berechnung  der  Tribot- 

quoten  durch  die  Logisten  II  258,  847,  852. 
Parmenides  und  Zenon  in  Athen  II  206. 
Perdikkas  II.  (454-413)  HI  404  ff. 
Perikles  fuhrt  attische  Colonisten  nach  dem  thraki- 

sehen  Chersonnrs  II  26]  f. 
Fünfjähriger      Waffenstillstand      zwischen 

Athen  und  Sparta  II  180,  325. 
Empedokles  in  Akragas  II  201. 
Dreifsigjähriger  Friede  zwischen  Argos  und  Sparta 

II  585  f. 
Seezug  der  Athener  gegea  Kypros  (Frühjahr);  Sieg 

bei  Salamis.     K  i  m  o  n  's  T  o  d  II  1 8 1  f.,  839. 
Angriff  der  Phokeer  auf  Delphi.    Einmischung  von 

Athen  und  Sparta  II  182. 
diiederlage  der  Athener  bei  Koroneia  II  183,  237. 
Die  Sybariten  kehren  zurück  und  werden  aufs  Neue 

von  den  Krotoniaten  besiegt  II  571,  867. 
Attische  Expedition  nach  Italien  unter  Lampon  zur 

Wiederherstellung  von  Sybaris  II  263. 
Euboia  und  Megara  fallen  von  Athen  ab.    Plei- 

stoaoax  rückt  in  Attika  ein  und  wird  von  Perikles 

zum  Rückzug  bewogen  II 184  f.,  513.  Euboia  wieder 

unterworfen.   Attische  Kleruchen  in  Histiaia  (Ore- 

os).  Chalkis,  Bretria  11  185  f.,  259  f.,  847. 
Herodot  in  Athen  II  277  f.,  849. 
Dreifsigjähr igcr    Friede    zwischen    Athen 

und  Sparta  II  186,325. 
Gesandtschaft  der  Athener  unter  Kallias  nach  Susa 

(80g.  Kimonischer  Friede)  II  188  ff.,  840. 
Eintheilung  der  Buodeagenossen    in    fünf  Steuerbe- 

.      6* 


84 


ZEITTAFEL 


Ol. 


V.  Chr. 


84,1. 
84,2. 

85,  J. 


444. 

443. 

440. 


85,2. 
85,3. 


85,4. 


86,1. 


439. 
438. 


437. 

436. 
434. 

433. 


86,4. 


432. 


87,1. 


431. 


zirke  II    247;      Neobaolea    in    Anika  II  324  II. 

851  f. 
Theoruog  in  Athen.    Das  Biiri^eri^eaetz  des  Prriklfs  11 

267  f.,  848. 
Thiikydides,  Melesiaa'  Soho,  verbannt  II  192,  ^1. 
VolIenduD^  des  Odeion  in  Athen  If  347. 
Gründungvoo  Thurio  i  (Frühjahr)  U  264,  572,  MTf; 

Schenkelmanern  vollendet  II  239. 
Hippodamos  von  Milet  II  19,  264,  2S3. 
Streit  zwischen  Samos  und  Milet  um  Prieoe.  Abfiil 

derSamier.    Perikles  vor  Samos  II  2430*.,  ^4ö. 
Gesetz  gegen  die  Bühnenfreiheit  II  394. 
Dnketios,  Fürst  der  Sikuler,  Gründer  voo  PalÜM 

nnd  Kaie  Akte,  stirbt  II  575  f. 
Samos  und  Byzanz  unterworfen  11  245. 
Vollendung  des  Parthenon  II  336 f.,  347,  851  f.;  Eori- 

pides'  Alkestis  IH  87. 
Spartokiden  am  kimmerischen  Bosporus  HI  4S2f. 
Amphipolis  gegründet  II  264,  848,  III  404.  420. 
Die  Propyläen  werden  begonnen  II  350,  35S,  S53. 
Einschränkung  der  Bühnen freiheit  in  Athen  II  3H 
Pheidias  in  Olympia  11  351  IT. 

Fehde  zwischen  Korinth  und  Kerkyra  wegen  Epi- 
damoo  s.  Die  Kerkyräer  besiegen  die  Korintkff 
bei  Aktion  und  nehmen  Epidamnos  11  364  fr. 

Verhandlungen  in  Athen.   Bündniss  zwischen  Kerkvn 

und  Athen  II  367  f. 
Bundesgenossenschaft  zwischen  Athen  und  Rhegioo  (1 

576 ;  Bund  mit  Rhegion  II  572. 
Meton  erfindet  eine  Sonnenuhr  (Heliotropion),  aesfr 

Kalender  in  Athen  It  285,  850. 
Schlacht  bei  SyboU  II  369f.,  854. 
Potidaia,  voo  Korinth  und  Perdikkas  unterstätzt, 

fällt  mit  andern  Städten  der  Chalkidike  von  Atbfi 

abll.^71ff.,  111406,786. 
Sept.   Treffen  bei  Potidaia  und  Belagerung  der  Stadt 

unter  Phormion  II  371  ff.,  854.    Alkibiades  oad  S^- 

krates  ü  597,  III  94,  757. 
Sommer.  Handelssperre  gegen  Megara  in  Atkn 

beschlossen  II  374. 
Nov.    Berathungen  und  Kriegsbesehluss  in  Sparta  D 

375  f.,  855. 
Verhandlungen  zwischen  Sparta  and  Athen  II  3$0ff. 
Gegenseitige  Rüstungen  II  385  ff.,  S55. 
Anfeindungen  des   Perikles   II   393ff. ;     Pheidias 

Tod  n  396,  855. 


Ausbruch  des  peloponnesischen   Kriees  Ü 
400  ff".,  856,  883. 

I'  Erneute  Angriffe  auf  Perikles.    Anaxagoras  verlust 
Athen  0  396  f.,  856. 


DER   GR.    GESCHICHTE. 


85 


OL 


V.  Chr. 
431. 


87,2. 


430. 


87,3. 


429. 


87,4. 


428. 


88,1. 


427. 


4.  Apr.  Plataiai  von  deo  Thebaoern  überfalleD 
401  ff.,  856. 

Juni.  Erster  Eiofall  der  Peloponnesier  io 
Attika  unter  Archidamos  II  403 f.,  856. 

Die  Athener  landen  an  der  Küste  des  Peloponoes, 
vertreiben  die  Aegineten,  verwüsten  Lokris  and 
Megaris  nnd  schliefsen  einen  Bund  mit  Sitalkes  II 
407  ff.,  440. 

Bestattung  der  Gefallenen.  Leichenrede  des  Perikles 
II  410. 

Frühjahr.   Ausbruch  der  Pest  11  411ff.,  857. 

Zweiter  Einfall  der  Peloponnesier  in  At- 
tika unter  Archidamos  II  413. 

Zug  des  Perikles  gegen  Argolis.  Belagerung  von 
Epidauros.   Einnahme  von  Prasiai  II  414. 

Sommer.  Verurteilung  und  Absetzung  des  Perikles 
II  416,  857. 

Perikles  wieder  Feldherr.  Vereitelte  Gesandtschaft 
der  Peloponnesier  nach  Susa  II  417  f.,  693. 

Attische  Flotte  im  korinthischen  Meerbusen  und  in 
den  karischen  Gewässern  II  41 8 f. 

Winter.    Einnahme  von  Potidaia  II  419,  858. 

Kolophon  von  den  Persern  besetzt  II  451. 

Frühjahr.  Plataiai  von  den  Peloponnesiern  unter 
Archidamos  belagert  11  419,  439. 

Verluste  der  Athener  bei  Spartolos.  Krieg  in  Akar- 
nanien.  Peloponnesische  Flotte  im  korinthischen 
Meerbusen  zweimal  besiegt  von  Phormion  11  420. 

Herbst.    Perikles  stirbt  11  421f. 

Peloponnesier  landen  unter  Knemos  und  Brasidas  auf 
Salamis  II  440. 

Winter.  Sitalkes'  Zug  gegen  Perdikkas  II  440,  m 
392,  406,  785. 

Frühjahr.  Züge  des  Phormion  und  Asopios  nach 
Akarnanien  II  441. 

Euripides'  „Hijppolytos"  m  72. 

Sommer.    Abrall  von  Mytilene  II  441ff. 

Dritter  Einfall  der  Peloponnesier  unter 
Archidamos  II  444. 

Juli.   Hülfsgesuch  der  Mytilenäer  in  Olympia  II  444  f. 

Streifzüge  der  attischen  Flotte  nach  dem  Isthmos, 
Lakonien  und  Akarnanien.  Faches  belagert  My- 
tilene (Herbst)  II 446. 

Sept  Archidamos  ummauert  Plataiai.  Durchbrach 
von  220  Platäern  (Dec.)  H  446  ff. 

Archidamos  stirbt.  Agis  folgt  (427— 399). Vier- 
ter Einfall  der  Peloponnesier  in  Attika 
unter  Kleomenes.    Vergebliche  Ausfahrt  einer 

Eeloponnesischen    Flotte    unter    Alkidas     nach 
lesbos  und  lonien  II  449  ff.,  465. 
Uebergabe  von  Mytilene.    Verhandlungen  über 
dasselbe  in  Athen  II  450 ff.;  überwiegender  Einfluss 
von  Kleon  II  434, 452  ff.,  859;  Strafgericht  über  die 
Mytilenäer  II  461  ff.,  859  L 


86 


ZEITTAFEL 


Ol. 


V.  Chr. 
427. 


88,2. 


88,2. 


426. 


88,3. 


425. 


88,4. 


Krieg  zwischen  den  dorischen  und  ionischen  Stadtei 
auf  Sicilien.  Die  Leontiner  schicken  eine  Gesandt- 
schaft unter  Gorgias  nach  Athen  If  577. 

Sommer.  Uebergabe  von  Plataiai.  Die  Be- 
satzung von  den  Spartanern  hingerichtet  ü  461  ff. 

BUrgerfehden  in  Kerkyra.  Die  Aristokratei 
von  einer  peloponnesischen  Flotte  unter  Alkidss 
und  Brasidas,  der  Demos  von  einer  attischen  FlotU 
unter  Nikostratos  und  Eurymedon  unterstützt  11 
465  ff.,  860. 

Neuer  Ausbruch  der  Pest  in  Athen.  Erdbeben  11 
471,  860. 

Caches  und  Charoides  werden  von  Athen  mit  20 
Schiffen  nach  Sicilien  geschickt ,  besetzen  RhegioD 
und    machen    einen    vergeblichen  Angriff  auf  die 

jUjMrisehen  Inseln  (Winter)  11  578,  867. 

fVkins  befestigt  die  lasel  Minoa  II  472. 

März.  AulHihrong  von  Aristophanes'  „Bab)l<h 
niern"  II  484. 

König  Pleistoanax  kehrt  aus  der  Verbannung  nacl 
Sparta  heim  II  513. 

Thera  tritt  dem  attischen  Bunde  bei  11  616. 

DieSpartaner  gründenil  erakleiain  Trachinien  11 471 

Nikias  besetzt  Melos,  landet  in  Oropos,  schlagt  die 
Böotier  bei  Ta  nagra  II  472f. 

Demosthenes  im  Bunde  mit  den  Akarnanen  re^ 
beert  Leukas,,  unternimmt  einen  unglücklicbfi 
Feldzug  gegen  Aetoliea ,  rettet  das  von  den  Pelo- 
ponnesiern  bedrohte  Naupaktos  11  473  ff.,  860. 

Fehde  zwischen  Ambrakia  uud  den  Akarnanen.  Eio 
peloponnesisches  Heer  unter  Eury iochos  vereiaift 
sich  mit  den  Ambrakioten  11  475  ff. 

Wiuter.  Siege  des  Demosthenes  über  die  Pelopoo- 
nesier  und  Ambrakioten  bei  01p  ai  II  476 f.,  S6i). 

Laches  aiinmt  MyJai  und  Mcssana  uud  bekriegt  die 
epizephyrischen  Lokrer  (Winter)  II  578,  620. 

Febr.  .\ristophanes'  „.^charner"  aufgeführt  II  515; 
Kuripides'  „Aodromache'^  III  72. 

Frühjahr.  Entsühniing  von  Delos  und  »uordooB^ 
der  ApoIIonfeier  durch  Nikias  II  47 7  f. 

Frühjahr.  Eine  attische  Flotte  unter  EurymedoD 
und  Sophokles  nach  den  sicilischeo  Ge- 
wässern und  nach  Kerkyra  abgesandt  II  479  ff. 

Demosthenes  besetzt  Pyl  os  und  besiegt  daselbst  die 
peloponnesische  Flotte.  Eine  Aozahl  vortiehioer 
Spartaner  auf  der  Insel  Sphakteria  eingeschlosseo 
II  479  ff.,  860. 

Fünfter  Einfall  der  Peloponn  es  ier  ii 
Attika  unter  Agis  II  4S0. 

Messana  von  Syrakns  genommen.  Pythodoros  von 
Athen  nach  Sicilien  geschickt  11  579.' 

Juli.  Abschluss  eines  W  äffen  st  il  Ist  and  es.  Die 
Friedeusvorsohläge  der  Spartaner  auf  Kleüo's  Rata 
abgewiesen  II  482  ff. 


DER    »R.    GESCHICHTE. 


87 


Ol. 


V.  Chr. 
425.    • 


424. 


8JM. 


423. 


89,2. 


422. 


Aug.    Neoer  Kanpf  in  Pylos  unter  Kleoo.    üober- 

gabe  der  Spartaner  1!  487 CT. 
Sept.     Neue  Scbätzunf^  der  Bondesgenossen  und  Er- 

höbong  der  Tribute  II  4890*.,  861. 
Vergeblicher  AogrifT  des  Nikias  auf  das  Gebiet  von 

Korinth.  Besetzung  der  Halbinsel  M  e  t  h  o  n  e  11 492. 
Herbst.     Demosthenes   und   Sophokles   in    Kerkyra. 

Krniordnng  der  .\ristokraten.   Die  Athener  nehmen 

Anaktorion  11  493. 
Gesandtschaft  der  Spartaner  nach  Persien  U  500. 
Spätherbst.     Die  attische  Flotte   unter   Eurymedon 

tritrt  in  Sicilien  ein  II  579,  867. 
Winter.     Artaxerxes   I   stirbt.     Dareios    II   Nothos 

(425—405)  folgt.     Abfall  des  Pissnthnes.    Tisaa- 

f»hernes  und  Pbarnabazos,  Satrapen  in  Kleinasien 
I  694  f.,  764,  875  ;  Artaphernes  als  persischer  Be- 
vollmüchtigter  auf  der  Reise  nach  Sparta  wird  von 
den  Athenern  aufgegriffen  II  693  f. 

Febr.   Aristophanes'  ,,Ritter''  aufgeführt  II  515. 

Sommer.  Nikias  besetzt  Kythera,  plündert  die 
lakonischen  Küsten  und  nimmt  Thvrea  in  Kynurien 
II  494,  S62. 

Demosthenes  nimmt  IVisaia,  wird  aber  durch 
Brasidas  an  der  Eroberung  von  Megara  gehindert 
II  495. 

Ort.  Dreifacher  Angriff  der  Athener  auf  BSotieo. 
Niederlage  bei  Delion  H  497 ff.,  III  94,  757. 

Brasidas  im  Bunde  mit  denChalkidiern  und 
Perdikkas,  zieht  über  Megaris,  Herakleia,  Thes- 
salien, Makedonien  nach  Thrakien  gegen  die  atti- 
schen Colonien,  gewinnt  Akanthos,  Stageiros, 
Argilos,  (Herbst)  II  499 ff.,  HI  407,  786;  dann 
Amphipolis  (Winter),  während  der  athenische 
Feldherr  Thukydides  Eion  behauptet  H  506ff., 
S62;  ferner  die  meisten  .Städte  der  Akte,  Torone 
und  Lekythos  IT  510f.,  %3.  Spartanischer  Harmost 
nach  Amphipolis  geschickt  III  6,  750. 

Hermokrates  vermittelt  den  Frieden  unter  den 
sicilischen  Städten.  Rückkehr  der  attischen  Flotte 
n  580  f.  620. 

Sitalkes  fallt  im  Kampf  gegen  die  Triballer,  Seuthes 
folgt  in  392. 

März.  Waffenstillstand  zwischen  Athen  und 
den  Peloponnesiem  II  516  f. 

Aristophanes  „Wolken''  HI  93,  96,  107. 

Brasidas  gewinnt  Mende  und  Skione  auf  Pallene  und 
zieht  mit  Perdikkas  gegen  die  Lyukesten  H  517  f. 

Eine  attische  Flotte,  unter  Xikias  und  Nikostratos 
nach  der  Chalkidike  geschickt,  erobert  Mende  zu- 
rück H  518. 

Vertrag  zwischen  .4then  und  Perdikkas  II  518. 

Die  Delier  werden  \oo  den  Athenern  ausgetrieben 
H  519. 

Die  Böotier  nehmen  PanaktonH  524. 


88 


ZEITTAFEL 


Ol. 


89,3. 


V.  Chr. 
422. 


421. 


SM. 


420. 


90,1. 


419. 


90,2. 


41S. 


liü,3. 


417. 


PhaUx  aU  GeModter  von  Atben  oach  Sicütn 

schickt  U  5S2. 
Herbst.     Kleoo    nach    Thrakien    freschickt,  rr 

Torone;  von  Brasidas  bei  Amphipolif  ff* 

gen.   Beide  Feldherra  fallen  11  5200*.,  S63. 
Winter.    Fried  easverhandlongfo  ooter 

Anas  von  Nikias  und  Pieistoanaz  eingeleitet  I 
Marx.    Aristophaues'  ,,Friede*^  11  592,  S6S. 
April.   FriededeaNikias.   Fönfsif^fäling» I 

aiaa  xwischea  Athen  und  Sparta  II  524 f.,  j 

S63,  868. 

Die  Athener  befestigen  sich  wieder  anf  des  Halb 

der  Qialkidike  und  erstnrmen  Skione  11  614. 
Peloponnesischer    Sonderbnod    z»is 

Argos,  Korin  th,  Elis,  Mantioeisoii 

ehalkidischen  Städten  U  58Gr,614. 
Pleiatoanax    zieht    gegen    die    Mantiaecr,   b 

Lepreon  11  5SSff. 
Neue  Spannung  zwischen  Athen  und  Sparta 

der  Ausführung   der  Friedensbedingooges. 

treten  des  Alkibiades  11  592 ff.,  624 ff,  SÖS 
Fnilgahr.   Bund  zw  ischen  Spa  rta  und  Tb 

Panakton  an  die  Athener  ausgeliefert  11  oiH), 
Bund   zwischen   Athen,   Argos,    Maot 

und  Elis  durch  Alkibiades  gestiftet,  des 

beitritt  11  601  f. 
Sparta  von  den  Olympien  ausgeschlossen  II  60'i 
Alkibiades  als  Sieger  in  Olympia  II  627. 
Euripides'  ^Schutzflehende''  III  72. 
Fehde  zwischen  Argos  und  Epidauros;  ersten 

Athen,  letzteres  von  Sparta  und  Korioth  nntei 

II  603,  869. 
Winter.     Die  Spartaner  senden   Hülfstrnppei 

Epidauros  II  603. 
Jan.    Ein  spartanisches  Heer  unter  Agis  rockt 

Argos.    Waflenstillstand  auf  vier  Monate. 

kehr  des  Agis.     Ankunft  eines  attischeo  1 

unter  Liaehes  und  Nikostratos  11  604  ff. 
Epameinondas'  Gebort  III  258,  771. 
Aug.   Die  verbündeten  Argiver,  Mantineer  oad 

ner  werden  bei  Mantineia  von  .\gis  $uc\ 

II  606  fl.,  692  und  belagern  Epidauros. 
Winter.     Bund  zwischen  .Argos  und  Sparta  11 

Perdikkas  schliefst  sich  an  III  403,  786.    Drt 

jähriger  Friede  mit  ManUneia  DI  230,  7tö; 

Setzung  von  Zehamänaem  in  Sparta  II  6^2,  II 

759  f. 
ApriL     Hyperbolos   aus   Athen    verbannt    Ia 

Ostrakismos  II  610,  869f. 
Sommer.     Wiederherstellung  des  Bundes  xwi 

Athen  und  Argos  II  613,  870. 
Sommer.    Feldzuge   der  Athener   unter  Nikiu 

Lysiatratos  nach  der  Chalkidike  II  615,  STOf. 


DER    GR.    GESCHICHTE. 


89 


Ol. 
90,4. 


91,1 


V.  Chr. 
416. 


415. 


91,2. 


414. 


91,3. 


Vergeblicher  Zog  der  Spartaoer  gegen  Argos  11  613. 

ForUetzung  der  attischen  Uuternehmungen  gegen 
Thrakien  und  Perdikkas  II  61 5f,  871. 

Herbst.  Fehde  zwischen  Selinus  und  Egesta.  Ge- 
sandtschaft der  Egestäer  in  Athen  11  5S3, 
6l9f.,  634,  867f. 

Winter.    Die  Athener  erobern  Melos  11  618,  871. 

Frühjahr.  Eupolis  greift  in  den  ,.BapteB''  den  Al- 
kibiadesanil6a0,  871. 

März.  In  Athen  ^ird  durch  Alkibiades'  EinBuss  die 
Dnterstötzung  der  Egestäer  beschlossen  II  634  0*., 
872. 

10—11.  Mai.     Hermenfrevel  in  Athen  II  641  ff. 

Juni.  Alkibiades  wegen  Entweihung  der  Mysterien 
denuncirtU  642  ff.,  87  2  f. 

Juli.  Abfahrt  der  attischen  Flotte  nach 
Sicilien  11645 f.,  873. 

Ankunft  der  Flotte  in  Rhegion.  Die  Athener  nehmen 
Naxoa  und  Katane  II  647  f. 

Ende  Juli.  Neue  Denunciationeu  und  Verhaftungen 
in  Athen.     Peisandros  11  649  ff.,  873. 

Alkibiades  abberufen   und  verurteilt  II  648  f.,  651. 

Einschränkoog  der  Bühneofreiheit  durch  Syrakosios 
II  653,  873. 

Herbst.  Die  Athener  fahren  über  Himera  nach  Egesta, 
von  da  in  den  Hafen  von  Syrakus  (Nov.),  machen 
einen  Angriff  auf  Messana  und  beziehen  Winter- 
quartiere bei  Naxos  II  656. 

Winter.  Hermokrates  befestigt  Syrakus.  Ge- 
sandtschaften derSyrakosaner  nach  demPeloponues, 
Kamarioa  und  Carthago  II  657  ff.,  874. 

Alkibiades  ttieht  überThorioi,  Elis,  Argos  nach 
Sparta  H  664,  874. 

Frühjahr.  Die  Athener  machen  Streifzüge  in  das 
Gebiet  der  Syrakusaner  und  einen  Angriff  auf 
Syrakus  II  661  ff. 

März.     Aristophanes  „Vögel''  11  653,  873. 

Mai.  Der  Spartaner  Gylippos  wird  mit  einer  kleinen 
Schaar  nach  Sicilien  ansgesandt  II  667. 

Juni.  Epipolai  von  den  Athenern  erstürmt;  Haupt- 
quartier derselben  bei  Labdalou,  Flottenlager  bei 
Thapsos.  Gasten  bei  Syke.  Belagerungsarbeiten 
und  siegreiche  Kämpfe  der  Athener.  Lamachos 
fällt.  Verhandlungen  über  die  Capitulation  von 
Syrakus.  Hermokrates  von  den  Demokraten  ge- 
stürzt  II  662  ff.,  874. 

Sommer.  Ein  attisches  Geschwader  unter  Pythodoros 
macht  Landungen  in  Lakonien  II  696. 

Juli.  Gylippos  landet  in  Himera,  gelangt  nach 
Syrakus,  überrumpelt  die  Athener  in  Labdalon  11 
668 f.,  874;  und  verhindert  die  Athener  an  der 
völligen  Einschliefsung  von  Syrakus.  Nikias  be- 
festigt Plemmyrion  li  670,  874,  welches  Gylippos 
erobert  (Juli)  11  674,  875. 


90 


ZEITTAFBL 


Ol. 
91,3. 


V.  Chr. 


413. 


91,4. 


412. 


Herbst.  Die  Athener,  mit  Perdikkas  verbüßet,  ia 
Kampf  gegen  Ainpbipolis  II  615. 

Winter.  Nikias  bittet  um  Verstärkung  und  EatUssoif 
II  672. 

Dec.  Eurymedon  wird  mit  10  Schiffen  nach  Syra- 
kus  geschickt  II  672. 

Winter.     Kriegs beschlnss  der  Peloponnesier  11  696. 

Frühjahr.    Einfall  des  Agis  in   Attika,  Besetz oif 
von  Dekeleia  II  697 f.,  702,  875f. 

Jani.  Thrakische  Söldlinge  überfallen  Mykalessos  ii 
Böotien  II  695  f. 

Juli.  Die  attische  Flotte  wird  im  Hafen  von  Syrakis 
geschlagen  11  675. 

Angnst.  Demosthenes  kommt  mit  73  neuen  Trierfi 
und  unternimmt  einen  unglücklichen  Angriff  inf 
Kpipolai  H675f.,  S74f.;  die  Athener  beschliefsfi 
den  Rücksug  (27.  Aug.),  werden  zu  Lande  und  u 
Wasser  geschlagen  (30.  Aug.)  H  678  f. 

September.  Neue  Niederlage  der  Athener  im  Htffi 
(1.  Sept.);  Abzug  zu  Lande  (3.  Sept.);  Kämpfe  beia 
akräischen  Berge  (6 — 8  Sept),  die  Nachhut  oitfr 
Demosthenes  beim  Polyzeleion  eingeschlossei; 
gänzliche  Niederlage  und  Capitalation  des  Nikits 
am  Asinaros  (10.  Sept.);  7000  Gefangene  ii  dei 
Steingmben.  Demosthenes  und  Nikias  bingericktft 
II  679  IT.,  875. 

Archelaos,  König  von  Makedonien  (413 — 399).  Grie- 
chische Künstler  und  Dichter  in  Pella  11  796,  UJ 
409  f.,  546,  787. 

Winter.  Abfall  von  Thurioi.  Unzufriedenheit  der 
Bundesgenossen  II  687  ff. ,  699.  Erhebung  von  Hi- 
fenzullen  an  Stelle  der  Tribute.  Eikostniogro  II 
699,  701,  870. 

Chios  und  Krythrai  in  Verbindung  mit  Tissapbrr- 
ücs.  Gesandtscbafteu  des  Tissaphernes  aud  rhir- 
nabazos  bieten  Sparta  Hülfe  an  II  695,  703,  7o9. 

Winter.  Verfassungsänderungen  in  Athen.  Pro- 
hulen.  iNeue  Rüstungen.  Allgemeine  AmDe>tir. 
Befestigung  von  Suniou  II  700  f. 

Winter.  Agis  im  Bond  mit  Böotien  uoternimrot  >od 
Dekeleia  Streifzüge  nach  Herakleia,  Phthiotis,  Ko- 
boia  II  702.  Chios  und  Er>thrai  in  den  pelopoooe- 
sischen  Bund  aufgenommen.  Flottenrüstnogeo  zon 
ionischen  Krieg  11  706. 

Frühjahr.  Die  peloponnesische  Flotte  unter  Agis  von 
einer  attischen  in  der  korinthischen  Bucht  Feirams 
blokirt  11  705.  Alkibiades  mit  5  spartanischeo 
Schilfen  landet  auf  Chios.  Chios,  Er}  thrai,  Klazo- 
uienai  fallen  offen  von  Athen  ab.  Ionischer 
Krieg  II  70711*.,  876;  eine  attische  Flotte  ooler 
Strombichides  nach  lonien  geschickt.  Alkibiade« 
in  Milet.  Vertrag  zwischen  Persien  nnd  Sparti 
II  707  f. 


DER   GR.  CBSCHlCHrE. 


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Ol. 
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V.  Chr. 
412. 


411. 


Sommer.  Die  peloponnesische  Flotte,  aus  ihrer  l^in- 
scbliersun);  befreit,  fahrt  nach  lonieo.  Abfall  von 
Lesbos.  Vertreibung  der  Aristokraten  auf  Samos 
II  709  f. ,  870.  Die  Athener  gewinnen  Mytilene 
und  KlaEomenai  wieder,  plündern  Chios,  schicken 
eine  neue  Flotte  anter  Phrynichos  nach  lonien. 
Seesieg  derselben  bei  Milet  (Herbst)  11  710  f. 

Alkibiades'  Flucht  und  Einfluss  bei  Tissapbernes  zu 
Gunsten  Athens  11  7 13  f.  Verhandlungen  mit  den 
attischen  Oligarchen  im  samischen  Lager  II  716. 

Jan.   Aristophanes'  „Lysistrate^*  II  717f.^  877. 

Peisandros  als  Unterhändler  von  Samos  nach  Athen 
geschickt  11  717. 

Phrynichos  als  Feldherr  abgesetzt  11  719. 

Jan.  Liohas  und  Antisthenes  treffen  mit  einer  spar- 
tanischen Flotte  io  Knidos  ein  und  verhandeln  mit 
Tissaphernes.  Der  Spartaner  Astyochos  besiegt  den 
attischen  Feldherrn  Charminos  und  gewinnt  Rhodos 
II  720  ff. 

Febr.  Vergebliche  Verhandlungen  des  Peisandros  mit 
Alkibiades  und  Tissaphernes  in  Magnesia  II  722  f. 

Oligarchische  Umtriebe  io  Athen,  Theramenes  und 
Antiphon  II  724  f. 

März.  Rückkehr  des  Peisandros.  Umsturz  der 
Verfassung.  Rath  der  Vie rhu n de rt  II  727  ff., 
877. 

Angriff  des  Agis  auf  Athen.  Friedensgesandte  nach 
Sparta  II  729,  735. 

März.  Der  Spartaner  Derkyllidas  gewinnt  Abydos 
und  Lampsakos  II  750. 

April.  Demokratische  Gegeobewegung  beim  Heere 
in  Samos.  Die  samischen  Aristokraten  unter- 
drückt. Thrasvbulos  und  Thrasyllos  Feldherrn 
II  729  ff. 

April.  Alkibiades  zurückberufen,  wird  in  Samos  zum 
Feldherrn  gewählt  und  empfängt  die  Gesandten 
der  Oligarchen  II  7.32  f.;  Bund  mit  Argos  11735, 
748. 

Zerwürfnisse  zwischen  den  Peloponnesiern  und  Tis- 
saphernes, der  zu  der  phönikischen  Flotte  an  der 
Südküste  von  Kleinasien  geht  II  735,  749. 

April.  Byzanz  von  den  Peloponnesiern  genommen 
II  750,  758. 

Mai.  Spaltungen  unter  den  Vierhundert.  Festungs- 
bau im  Peiraieus.  Gesandtschaft  der  Oligarchen 
nach  Sparta  II  738,  877.  Ermordung  des  Phry- 
nichos II  739,  746  f.,  877  f.  Erhebung  der  Ge- 
mäfsigten  im  Peiraieus  II  739. 

Juni.  Der  spartanische  Admiral  Agesandridas  be- 
siegt die  Athener  bei  Oropos.  Euboia  verloren 
II  740  f. 

Juni.     Absetzung  der  Vierhundert  II  742. 

Juli.  Die  neue  Verfassung.  Bürgerschaft  der  5000. 
Aufhebuog  der  Besoldungen.   Revision  der  Gesetze 


92 


ZEITTAFEL 


Ol. 


V.  Chr. 
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93,1. 


durch  IVomotheteo  II  742  f.,  797.  Gesudtscyft 
nach  Samos.  Aikibiadea  zarackberafen  II  742,  877. 
Verlast  von  Oinoe.  Aotiphon  hingeriditft  11  744  L, 
878. 

Sommer.  Alkibiades  lutorwirft  die  karuebeo  StiMte. 
Der  spartanische  Admiral  Mindaros  im  Baade  waX 
Pbaroabazos  wird  bei  A  b  y  d  o  s  voo  Tbras^bnl  ht- 
aie^  (Joli).  Die  Flotte  des  A^esaodridas  eririäct 
Schiffbrach  am  Athos  II  748  fl*. 

Oct  Neaer  Sief^  der  Atheoer  bei  Abvdos  oater  Alki- 
biades II  751 11. 

Wioter.  Gefaogenscliaft  des  Alkibiades  in  Sard«s 
II  752. 

Wioter.  Thrasyllos  kehrt  nach  Athen  zarück  ii^ 
wehrt  einen  Angriff'  des  Agia  ab  11  756. 

Diagoras  aas  Melos  wird  geächtet  III  59. 

Febr.  Sieg  der  Atheoer  bei  Kyzikos.  Riek- 
kehr  znr  alten  Verfassong.  Wiederrinführnaf  4er 
Besoldungen  II  753  ff. ,  878.  Gesetz  des  Dea»- 
pbantos  II  747,  754.  Friedensgesaodtsehaft  dfr 
Spartaoer  von  Kleophoo  abgewiesen  II  755. 

Frühjahr.  SundzoU  bei  Chrysopolis.  Thrasyllti 
nimmt  Kolopbon  and  Nolion  II  756  f.  Hemokrata 
abgesetzt  II  765. 

Sommer.  Thrasyllos,  von  Tiasaphemes  bei  EphcM 
geschlagen,  vereinigt  sich  mit  Alkibiades  aai  Botf^ 
ros  II  757. 

Enagoras  König  voo  Cypern  II  777. 

Sommer.  Alkibiades  nimmt  Chalkedon  durch  Vertnf: 
mit  Pharnabazos,  dann  Selymbria  II  75^»  f. 

Feldzüge  llannihaVs  auf  Sicilien  II  6SS.  765. 

Herbst.  Byzaoz  von  Alkibiades  erstürmt,  l'itf^ 
baodlangen  mit  Pharnabazos.  Thrasybulos  aBtf^ 
wirft  die  thrakischeo  Städte  II  761,  879,  111  133, 
677.    Wiedereinführung  der  Tribute  11  S76. 

Pylos  von  den  Spartanern,  IVisaia  von  den  Mffirfi- 
sero  zurückerobert  II  76],  III  28. 

Herbst.  Gesandtschaften  der  Athener  und  Pclopos- 
nesier  nach  Susa  II  764  f. 

Frühjahr.  Kyros  der  Jüngere,  Statthalter 
von  Kleinasien  halt  die  athenischen  Gesaadtea 
fest.  II  765  f.,  879. 

Aristophanes*  „Plutos"  II  879. 

Juni.  .Alkibiades  kehrt  nach  Athen  zurück  nod  «ird 
zum  unbescbrünkten  Feldherrn  ernannt  II  761  f., 
879. 

Sept.   Prozession  der  Athener  nach  Clensis  II  762. 

Herbst.  Ly  sandros  Naua  rch  11  767  ff.,  ^79  fihrt 
mit  70  Schiffen  nach  Bphesos,  knüpft  mit  des  oli- 
garchischen  Parteien  und  mit  Kvros  Verbiodoa^fi 
an  11  771  f. 

Alkibiades  mit  einer  Flotte  abgesandt.  Hauptquartier 
in  Samos.   ßlokade  von  Ephesos  II  774. 

Rhodos  wird  Gesamtstaat  III  467. 


DER    GR.    GESCHICHTE. 


93 


Ol. 


V.  Chr. 
407. 


93,2. 


406. 


93,3. 


405. 


93,4. 


404. 


Der  attische  Uoterfeldherr  Antiochos  wird  in  Ab- 
wesenheit des  Alkibiades  von  Lysaodros  beiNo- 
tioo  geschlagen.  Anfeindungen  des  Alkibiades  II 
774  f. 

Absetzung  des  Alkibiades.   Konon  Feldherr  11  775  f. 

Kallikratidas,  Lysandros'  Nachfolger,  bewegt  die 
lonier  zur  Theilnahme  am  Kriege,  nimmt  Teos  und 
Methymna,  schliefst  Konon  mit  der  attischen  Flutte 
im  Hafen  von  Mytilene  ein  11  777  f. 

Sommer.  In  Athen  wird  aus  den  letzten  Mitteln  eine 
neue  Flotte  von  155  Schifien  ausgerüstet. 

Sept.  Schlacht  bei  den  Arginusen  II  779  01, 
880.  Spartanische  Friedensvorschläge  werden  in 
Athen  auf  Kieophon's  Rath  zurückgewiesen  II  781  f. 

Oct.  Entsetzung,  Anklage  und  Verurteilung  der  Feld- 
herren II  782  ff.,  880. 

Befreiung  von  Lesbos.  Die  attische  Flotte  unthätig 
bei  Samos  II  790  f. 

Gesandtschaft  des  Kyros  und  der  ionischen  Städte 
nach  Sparta  II  790  f. 

Dec.   Lvsandros  Epistoleus  II  791. 

Enripides  stirbt  in  Pella  III  67  f. 

Brand  des  Erechtheions  II  532.  Sophokles'  Tod  II 
797,11161,756. 

Jan.   Aristophanes*  „Frösche''  II  799,  III  87  f. 

Frühj.  Lysandros  in  Kleinasien,  Stellvertreter  des 
Kyros  (Febr.),  rüstet  mit  persischen  Geldern  eine 
Flotte  aus,  stürzt  die  Demokratie  in  Milet  (März), 
landet  in  Aigina  und  Attika,  nimmt  Lampsakos  II 
791  f. 

Die  attische  Flotte  unter  Konon  im  Hellespont.  Alki- 
biades' Hülfe  zurückgewiesen  II  792  ff. 

Aug.  Schlacht  bei  Aigospotamoi.  Konon  ent- 
kommt. Die  attische  Flottenraannschaft  hingerichtet 
II  794  ff.,  881,  III  8. 

Oligarchische  Umtriebe  in  Athen  11  796  ff.  Einsetzung 
der  Fünfmänner  (Ephoren).  Amnestiedekret  des 
Patrokleides  II  802  f.,  882. 

Herbst.  Lysandros  vor  dem  Peiraieus,  die  Könige 
Agis  und  Pausanias  in  Attika.  Blokade  Athen's  zu 
Lande  und  zu  Wasser.  Lysandros  belagert  Samos 
II  804  f. 

Attische  Gesandte  mit  Friedensvorschlägen  von  den 
Ephoren  in  Sellasia  znrückgew  lesen  II  805. 

Herbst.  Theramenes  als  Unterhändler  zu  Lysandros 
nach  Samos  abgeschickt  II  806;  Hinrichtung  des 
Kleophoo  (Winter)  II  807  f. 

Dareios  II  stirbt.  Artaxerxes  11  Mnemon  (405—359) 
König  von  Persien  111  16.  Reise  des  Kyros  nach 
Susa,  Rückkehr  nach  lonien,  Eifersucht  gegen  Tis- 
saphernes  111  130,  760. 

Frühjahr.  Zweite  Gesandtschaft  des  Theramenes. 
Berathungen  der  Peloponoesier  in  Sparta  II  808 f., 
882. 


94 


ZEITTAFEL 


Ol. 


V.  Chr. 


94,1. 


403. 


94,2. 


25.  April.  Annahme  der  Friedensbedingoi- 
gen  in  Athen.   Abzug  des  Feindes  11  S09,  <S'll 

Neue  ParteilLtimpfe  in  Athen.  Agoratos  dennarirt 
die  Volksfreonde.  Versammlung  in  Monychii. 
VerorteiluBg  der  Angeklagten.  Roekkehr  der 
Verbannten.  Kritias  anter  den  Fünfmannera  11 
BIO  ff.,  883. 

Juni.  Lysandros  in  Athen.  Einreifsnag  der  Manen. 
Einsetzung  der  Dreifsig  II  814  f.,  SS3,  lll 
12,  42. 

Aufhebung  der  Volksgerichte  in  Athen,  Beseitigoi; 
des  Areopags.  Zehnmänner  im  Peiraiens  III 13,  7»!. 

Sept.  Lykophron  von  Pherai  besiegt  die  Lansa«' 
lil  338. 

Oct  Spartanische  Truppen  unter  Kallibios  besetzet 
die  Burg.  Lysandros  kommt  nach  Besiegnng  roi 
Samos  nach  Athen  IIl  751,  841. 

Grewaltmafsregeln  der  Dreifsig.  Thrasybnlos  nid 
Anytos  verbannt  IIl  16,  18  ff.,  43.  BeschräakgBf 
der  Bürgerschaft  auf  3000.  Theramenes'  Opposi- 
tion und  Hinrichtung  III  21  ff. 

Herbst.  Alkibiades  stirbt  IlI  17  f.,  751.  Lysas- 
dros  in  Asien. 

Die  Spartaner  besetzen  Herakleia  wieder  Ifl  338. 

Jan.  Phyle  wird  von  attischen  Flächtlingen  ooter 
Thrasybul  besetzt  und  siegreich  gegen  dieTrof- 
pen  der  Dreifsig  vertheidigt  III  29  f. 

Musterung  der  Trappen  in  Eleusis  und  Hinrichtuf 
der  Verdächtigen  lII  30  f. 

Febr.  Eroeuerung;  des  Kampfes  in  Munvehia.  Kri- 
tias fällt.    Sturz  der  Dreifs  ig 'lll  32f.,  42. 

März.  Zehnmänoer  (Dekaducheo)  io  Athen,  die 
Dreifsig  in  Eleusis  III  33. 

April.  Lysandros  mit  eioem  spartanischen  Heere  bei 
Eleasis  111  36. 

Mai.  König  Pausanias  wird  dem  Lysandros  zor  \er- 
niitteluog  nachgeschickt  111  37. 

Juni.  Gefecht  zwischen  Pausanias  und  den  Anhäo^era 
Thrasybul's  im  Peiraiens  III  3S. 

Juli.  Aug.  Friedensverhandlungen  zwischen  deo 
Parteien  unter  Pausanias'  V  ermittelung.  Versöh- 
nungsvertrag, Rückkehr  der  Verbannten.  Amoesli?. 
Abzug  der  Spartaner  lll  39. 

21.  Sept.   Thrasybnl's  Einzug  in  Athen. 

Archontat  des  Eukleides.  Wiederherstel- 
lung der  Verfassung  lII  40  ff.,  753. 

Auszug  der  Bürgerschaft  nach  Eleusis.  Belageroa? 
und  Tödtung  der  Dreifsig.  Unbedingte  Amnestie. 
Besteuerung  der  Bürger  111  43  ff.,  109,  75S.  Ge- 
setze des  Archinos.  Einsetznog  von  Syllogeis  ood 
Syndikoi.  Tisameoos'  Antrag  auf  Kevision  der 
solonischeo  Gesetze.  Einsetzang  von  500  Nomo- 
theten (JNikomachos)  und  einer  Behörde  von  Zwiorig- 
männern  III  45  ff.,  754.     Aristophon  beantragt  Bei- 


DER    tiR.    GESCHICHTE. 


95 


Ol. 


V.  Chr. 


94,3. 


402. 


401. 


94,4. 


400. 


95,1. 


399. 


95,2. 


95,2. 


398. 


95,3. 


nigung  der  ßiirgerscluift.  Wiederherstellung  des 
Axeopags.  Reform  der  Finaozbehörden,  der  Ur- 
kanden  uod  der  Schrift.  Aufschreibaog  and  Anf- 
steJlung  der  Gesetze  III  48 ff.,  754. 

Lysias*  Redegegeo  Erttosthenes  III 109, 515  f.,  758, 794. 

Gesandtschaft  der  samischeo  Demokraten  in  Athen. 
Nachträge  p.  116. 

Lysaodros'  Entsetzung  und  Reise  nach  Libyen  111 
121  f.  Socialer  Umschwung  in  Spartii.  Steigende 
Macht  der  Ephoren  III  124  ff.  Unzufriedenheit  der 
Buodesgenossen  III  1 28  f. 

Kyros'  Rüstungen.  Spartanische  Hülfstrnppen  unter 
Cheirisophos  III  132  ff. 

März.  Kyros'  Aufbruch  aus  Sardes  III  134.  Xeno- 
phon  bei  Kyros  111  497  f. 

Sophokles  „Oedipus  Coloneus"  III  61. 

Frühj.  Fehde  zwischen  Sparta  nnd  Elis  (401^400). 
König  Agis  rückt  in  Elis  ein  III  148  f.,  761. 

Sept.  Schlacht  be.iKuaaxa.  Kyros  fällt  III 135. 
Tissapherues  Herr  in  Kleinasien  III  142 f.  Rück- 
zug der  Zehntausend  unter  Xenophon  III 
137  f.,  497,  760. 

März.    Ankunft  der  Zehntausend  in  Trapezus  III  139. 

Sommer.  Elis  unterwirft  sich  Sparta  III  150 f.,  760f. 
Herakleia  aufs  Neue  von  den  Spartanern  besetzt 
m  152. 

Herbst.  Verrätheriscbe  Behandlung  der  Zehntausend 
in  Byzanz  III  140  f. 

Die  Zehntausend  in  Thrakien  bei  Seuthes  HI  142. 

Agis  stirbt  IH  152,  761. 

Frülgahr.  Krieg  zwischen  Sparta  und  Per- 
sien.  Ionischer  Krieg  (399 — 397).  Thibron 
wird  nach  lonien  gegen  Tissapherues  geschickt  und 
vereinigt  sich  mit  dem  Ueberrest  der  Zehntausend 
III  144f.,  760. 

April.  Prozess  des  Sokrates  III  114  f.  Xenophon 
verbannt  III  497. 

Mai.  Tod  des  Sokrates  Hl  116  f.,  491.  Piaton 
geht  auf  Reisen  III  501. 

Agesilaos  (399—58)  König  von  Sparta  III  152f., 
725  f.,  761. 

Der  Spartaner  Derkyllidas,  Thibron's  Nachfolger,  be- 
setzt Aiolis  und  schliefst  eineu  Waffenstillstand 
mit  Pharnabazos  III  146. 

Herbst  Anklage  des  Andokides.  Verfolgung  der 
Aristokraten  in  Athen  III  112. 

Verschwörung  des  Kinadon  in  Sparta  III  156. 

Pharnabazos  in  Susa  III  157. 

Archelaos  wird  ermordet.  Zehnjährige  Wirren  in 
Makedonien  IH  411,  787. 

Pharnabazos  mit  einer  persischen  Flottenrüstuog  be<- 
auftragt.     Konon  Feldher  r  Hl  159f.,  181,  761  f. 


96 


ZBITTAFBL 


Ol. 


95,4. 


V.  Chr. 
397. 


396. 


96,1. 


395. 


96,2. 


394. 


96,3. 


KoooD  wird  voo  eioer  [akedämooiscbeB  Flotte  in 
Hafen  von  Kaunos  eiBgesehlossen  (397—  395)  Hl  ISl 

Frübjahr.  Erneaernng  des  Kriegs  zwiscket 
Sparta  und  Persiea.  Athen  nnd  Tkebei  ver- 
weigern die  ffeeresfolge.  Apesilaos  zieht  ait  Ly- 
saodros  von  Aalis  nach  lonien.  Waffeostillstid 
mit  Tiasaphernes  111  161  f.,  762. 

Lysaodros  nach  den  Hellespoot  geschickt  III  163. 

Sommer.  Agesilaos'  Peldzog  nach  den  hellespoiti- 
schen  Küstenländern  III  164. 

Winter.  Rüstungen  des  Agesilaos  in  Ephesos  Ifl 
164,  762. 

Kooon,  durch  Pharnabazos  ans  der  Blokade  befreit, 
gewinnt  Einfloss  auf  Rhodos  III  182  f. 

Frühjahr.  Agesilaos'  Zog  naefa  Lydien  ood  Sieg  an 
Paktolos  111  165. 

Sommer.  Tissaphernes  hingerichtet  III  165,  762; 
sein  Nachfolger  Tithranstes  sehlieM  WaffeutiU- 
stand  mit  Agesilaos  and  schickt  den  Timokrates 
mit  Snbsidiengeldern  nach  Athen,  Theben,  Koriitk 
und  Argos  III  168,  170. 

Wiedereinfnhmng  der  Besoldungen  ond  Festgelder  ii 
Athen  dureh  Agyrrhios  III  213,  488,  767. 

Korinthischer  Krieg  (395—387). 
Gränzstreitigkeit  zwischen  den  opuntischen  Lokren 

und  den  Phokeern.     Bund  zwischen  Athen  ii4 

Theben  gegen  Sparta  III  ]7Uf. 
Herbst.     Thrasybal  geht  mit  eioer  Hülfsschaar  oark 

Theben  III  171. 
Lysaiidros  bei  Hsliartos   besiegt   und  getüdtet  Hl 

172,763. 
Pnusaoias    schliefst    eineo    Waffenstillstand,    raunt 

Böotieo    und    wird   abgesetzt    111    174  f.      Der  qd- 

mündige  Agesipolis  (395— 3Sü)   folgt,  Aristodeno« 

Vormund  111179.     Korinthischer  Bond.    Ho« 

rinth ,     Argos ,    Thessalien    und    andere    Staates 

schliefscn  sich  Athen  und  Theben  an  111  175. 
Die  Larisäer  im  Streit  mit  Lykophron   voo   Pberai 

werden   von   den  Thebanern   und  Argivero  ooter- 

stützt,  vertreiben  die  Spartaner  aus  Pharsalot  and 

llerakleia  111  175f.,  339,780. 
Wiederaufbau   des   Athenatempels     in   Tegea  dorri 

Skopas  111  534f. 
Fiübj.    Agesilaos  aus  Asien  zurückgerufen  IIl  1T6. 
Juli.     Agesilaos  lässt  griechische  Truppen  in  .Vsiei 

zurück  und  überschreitet  mit  ionischen  Kontiagea- 

ten  den  Hellespont  111  177. 
Spaltungen  innerhalb  des  korinthischen  Bundes  III  n>. 
Treffen  bei  Oinoe.    Sieg  der  Spartaner  unter  Aristo- 

denios  bei  INemea  111  179,  764. 
August.    Sieg  des  Konoo   bei  Knidos  über  des 

spartanischen  Admiral  Peisandros  IH  183,  764. 


DER    GR.    GESCHICHTE. 


97 


Ol. 
96,3. 


V.  Chr. 


393. 


Ag^esilaos  rückt  in  Böotieo  ein  (14.  Aug.).  Schlacht 
bei  Korooeia  111  180f.,  498,  764. 

Abfall  der  ioDischen  Städte  von  Sparta  III  183,  765. 
£aagoras  im  Bund  mit  Athen  und  Aegypten 
unterwirft  sich  ganz  Cypern  und  gerath  in  Kampf 
mit  Persien.  Cyprischer  Krieg  (394 — 385)  1(1 
209  ff.,  218. 

Herbst.   Agesilaos'  Heimkehl*  nach  Sparta  III  183,  765. 

Winter.  Ehrendekret  der  Athener  für  Diouysios  von 
Syrakus  auf  Antrag  des  Dichters  Kinesias  III  531  f., 
795. 

Frühjahr.    Konon  gewinnt  mit  der  persisch-phöuiki 
sehen  Flotte  die  Cykladen,   besetzt  Kythera  und 
kommt  nach  Athen.  Wiederaufbau  der  Mauern 
111  ]83f.,  215,   764f.     Gesandtschaft  der  Athener 
nach  Syrakus  HI  216. 
^>4-  Aristophanes'  „Ekklesiazusen''  111  214. 

392.  Frühj.    Mordscenen   und  Sturz   der   Aristokratie  in 

Koriuth.     Enger   Anschluss    der    Demokraten   an 
Argos  111  185  f. 

Tiribazos,  Nachfolger  des  Tithraustes  in  Sardes  III 193. 

Sommer.     Aristokraten  in  Korinth  im  Bund  mit  den 
Spartanern.     Sieg  derselben  zwischen  den  Mauern 
111  186. 
97,1.  Gesandtschaft  der  Spartaner  unter  Autal  kidas  und 

der  Athener  unter  Konon  nach  Sardes.    Tiribazos 
nimmt  Konon   gefangen    und    reist    nach   Susa   III 
193  ff.,  765. 
391.  Winter.   Frühjahr.   Der  Athener  Iphik  rat  es  brand- 

schatzt Sikyon  und  Phlius  und   stellt  die  Isthmos- 
mauern  wieder  her  111  187,  234,  765. 

Einführung  von  Soldnerschaaren  und  Umgestaltung 
des  attischen  Heerwesens  durch  Iphikrates  111 220  ff., 
768,  301. 

Frühj.  Struthas,  Statthalter  in  Sardes.  Der  Spar- 
taner Thibron  gegen  die  Perser  nach  Kl.  Asien 
geschickt  wird  von  Struthas  überfallen  und  mit 
seinem  ganzen  Heere  getödtet  111  J96,  203. 

Agesilaos  und  Telentias  zerstören  die  Isthmosmauern 
und  nehmen  Lechaion  111  187,  197,  765. 
97y2.  Der  spartanische  Feldherr  Ekdikos  wird  mit  einem 

Heere  gegen  Rhodos  ausgeschickt  III  197,  766. 

Herbst.     Andokides'  Gesandtschaft   nach  Spaita  und 
Friedeusrede  in  Athen  III  198  f.,  766. 
390.  Teleutias  kreuzt  im  ägäischen  Meere,  nimmt  Samos 

und  10  attische  Schiffe  HI  201. 

Frühj.  Thrasybul  mit  einer  Flotte  in  den  thrakischen 
Gewässern,  nimmt  Byzaoz,  Chalkedon  und  Lesbos 
Ul  201. 

Sommer.  Agesilaos  besetzt  die  Halbinsel  Peiraion. 
Friedensgesandtschaft  der  Thebaner  III  188  f. 

Iphikrates  vernichtet  600  Spartaner  bei 
Sikyon.     Heimkehr  des  Agesilaos  III  189,  765. 

Kampf  zw ischeo  Achaja  und  Akarnanien  IH  190. 

CurtiaSy  ZeitUfel  d.  Gr.  Geschichte.  7 


98 


ZBITTIFEL 


Ol. 


97,4. 


V.  Chr. 
389. 


98,1. 


98,2. 


388. 


887. 


386. 


98,4. 


385. 


384. 


383. 


Aiseliiiies  geboren  III  607,  803. 

Frühj.    AgeftiUos  liebt  den  Achaero,  welche  Kalydoi 

besetzt  haben,  gegen  die  AkarDaoeo  so  Hülfe  III  IM. 
Thrasybul  braodschaUt  di#  Küste  von  Kariea  ud 

wird  bei  Atpeodoa   erschlagen.    Sein   Nachfolger 

Agyrrhios  zieht  nach  Rhodos  III  201  f. 
AasseudoDg  einer  attisdien  Flotte  unter  Aristophaoes 

naeh  Cypera  lli  219. 
BeutezQg  des  Agesilaos  bei  den  Akarnaneo.  Aoschloss 

derselben  an  die  spartanische  Bondesgenosseaschaft 

III  191. 
Agesipolia    verwüstet  Argolis.     Sieg  der 

Argiverand  Athenerbei  OinoeHI  191  f. 
Der  Spartaner  Anaxibios  van  Iphikrates  bei  Abydoi 

besiegt  und  getödtet  111  202.     Konon  stirbt  ü 

Cypera  III  218. 
Amyntas  III  König  von  Makedonien  (389—83;  381  bis 

69)  lU  23&,  412,  787. 
Kampf  der  Athener  unter  Chabrias  and  der  Spartiier 

um  Aigina. 
Teleutias  überfiiUt  den  Peimieas  III  202  f.,  766. 
Antaikidas  Seefeidherr,   verhandelt  mit  Per- 

sien  und  beherrscht  mit  80  Schiffen  das  Meer  III 

203  f. 
Jnli.   Lysias'  Rede  in  Olympia  III  218,  225  f.,  768. 
Chabrias    unteratiitzt    Euworas    darch    Siege   ssf 

Cypern.     Enagoras   gewinnt   Tyros   and  Ciliciei 

III  205,  211,219. 
Gesandte  der  Griechen  in  Sardes  bei  Tiribazos  III  204. 
Friede   des  Antaikidas  III  205»:,   219f..  225, 

766,  768.   vgl.  Nachträge  p.  1 16. 
Coogress  in  Sparta.   Thebea  mit  Verzicht  auf  Böotien, 

Argos  mit  Verzicht  auf  Korinth  zum  Beitritt  ge- 
zwungen.   Die  ionischeo  Städte  in  Persiens  Gewalt 

III  206  ff.,  766. 
Bündnisse  Athens  mit  ionischen  Städten,    vgl.  iNaeh- 

träge  p.  in. 
Leukon,  Fürst  am  Bosporos  (3S7  — 47)  III  4^3,  551. 

vgl.  Nachträge  p.  119. 

Krieg  zwischen  Sparta  and  Mantineia  III  231,  76S. 
Euagoras  von  Tiribazos  besiegt  und  Cypen 

unterworfen  III  21]  f. 
Mantineia  von  Agesipolis  genommen  and  in  Dorffc- 

meinden  aufgelöst  III  232,  319,  76$. 
Zug  der  Spartaner  nach  £peiros  gegen  die  lUvrier 

III  249,  769. 

Die  verbannten  Aristokraten  aus  Phlius  werden  von 

Sparta  zurückgeführt  III  234,  768. 
Frühj.     Krieg  Sparta's  gegen  Olynth  (3S3- 

379).     Eine  Gesandtschaft  der  thrakischeo  Stsdtf 

bittet  in  Sparta  um  Hülfe  gegen  Olynth  III  235  f. 

Olynth  mit  Athen  and  Theben  verbündet  lü  546. 


DER    GR.    GJS^iCIlICHTE. 


99: 


Ol. 


V.  Chr. 
883. 


99,2. 


99,3. 


382. 
381. 


99,4. 
100,1. 

100,2. 


380. 


379. 


378. 


100,3. 


377. 


Rttstaog  im  Pelopoones,  Reform  des  Heerwesens 
ni  238  f.,  769. 

Der  Spartacer  EodamuUs  nach  Thrakien  ausgescUpkt 
m239. 

Demosthenes  wird  geboren  III  552,  797. 

Phoibidaa  beaettt  die  Kadmeia  im  Boode  mit 
dea  thebanischeu  ArLstokrateo.  Ismeoias  verhaftet 
and  hingerichtet  UI  240  f.,  244,  250,  769.  Phoibidas 
wird  abgesetzt;  drei  Harmosten  nach  Theben  ge- 
schickt ID  242  f. 

Flacht  der  thebanischen  Demokraten  nach  Athen  IH 
262,  772. 


Telentias,  dem  Eodamidas  nachgeschickt,  fallt  vor 
Olpth  ni  24S,  769. 

Agesipolis  mit  einem  grofsea  Heere  gegen  Olynth  ge- 
schickt m  245. 

Phlins  von  Agesilaos  belagert  HI  247,  769. 
Sommer.     Agesipolis  stirbt  vor  Olynth  HI  769.    Kle- 
ombrotos  I  folgt  (380—71)  111  273  f. 

Fall  von  Olynth  HI  248^  412,  769. 

Spätsommer.  Uebergabe  von  Phliasin247f.,769. 

Dec.  Ermordung  der  Ihebaoischen  Oligarchen  unter 
Pelopidas.  Befreiung  Thebens.  Ernennung 
von  Böotarcfaen  111  2640*.,  269,  772.  Die  attischen 
Feldberru  Cbabrias  und  Demophon  Unterstützen 
die  Thebaner.  Capitulation  der  Kadmeia  III  266  f., 
447.  Thebens  Ansprüche  auf  ganz  Böotien  IH 
264  f.,  773.  Epameinondas  stiftet  die  heilige 
Scbaar  HI  271  f.,  773.  Verurteilung  der  attischen 
Feldherrn  HI  272. 

Jan.  Kleombrotos'  Feldzug  nach  Böotien 
in  274.  Sphodrias,  mit  einer  spartanischen  Be- 
satzung in  Thespiai  zurickgelassen ,  unternimmt 
einen  vergeblichen  Handstreich  gegen  Athen  IH 
27<^  279 ff.,  447,  773.  Herrschaft  der  thebanischen 
Partei  und  Kriegsrüstungen  in  Athen  IH  277. 

Sommer.  Zweiter  böotischer  Feldzug  der 
Spartaner  unter  Agesilaos.  Vergebliche 
Angriffe  auf  Theben.  Attisches  Hülfsheer  unter 
Chabrias.  Phoibidas,  Kriegsvogt  in  Tbespiai  wird 
von  den  Thebanern  getödtet  III  278. 

Archontat  des  Mausinikos  in  Athen.  Neue 
Schätzung,  Stenervereine,  Symmorien,  Verbesse- 
rung der  Flotte  und  der  Befestigungea.  Nd^er 
Seebund  mit  Beiträgen  der  Bundesgenossen 
(vgl.  Nachträge  p.  117).  Theben  tritt  bei.  Bundes- 
flotte unter  Chabrias,  Timotheos,  Kallistratos  HI 
280ff.,448ff.,  774,  790. 

Dritter  Feldzag  der  Spartaner  unter  Agesi- 
la  OB  HI  279,  284. 

7* 


100 


ZEITTAFEL 


Ol. 


100,4. 


101,1. 


V.  Chr. 


376. 


375. 


101,2. 


374. 


1U1,3. 


373. 


101,4. 


372. 


371. 


102,2. 


Maassollos  Herrseher  von  Rariea.    Halikarnass  wird 

Residenz  IH  466. 
Eoboia  tritt  dem  attisch -bootischen  Seehaade  bei  III 

589. 
Vierter  Feldzup  der  .Spartaner  oater  Rle- 

ombrotos  III  279. 
Eine  spartanische   Flotte   nnter    Pollis   blokirt  4fi 

Peiraiens  III  283. 
9.  Sept.  Sieg  der  Athener  bei  Naxos  III  2S3, 450. 
Demosthenes'  Vater  stirbt.     Vormand schalt  (376— 

366)  III  554. 
Frül^ahr.    Timotheos  verheert  die  laionischea  Kistn 

und  gewinnt  die  ionischen  Inseln  für  den  attiscbfo 

Seehund  III  285. 
27.  Juni.    Timotbeos  besiegt  die  Spartaner  bei  Aly- 

zia  111  285  f.,  774. 

Friede  zwischen  Athen  und  Sparta.  Thebei 
tritt  nachträglich  bei  III  286,  774  f. 

Angriffe  der  Spartaner  auf  Zakynthos  und  auf  Ker- 
kyra,  dem  Athen  Hülfe  schickt  III  288  f. 

Pelopidas  siegt  über  die  Spartaner  bei  Tegjra  III  290. 

Plataiai  von  den  Thebanern  zerstört  III  290. 

Einigung  Böotiens  nnter  Theben's  Hege- 
monie III  290,  294,  454.  Verhandlungen  mit 
lason  von  Pherai.  lason  von  Pherai  wird  Ober- 
feldherr (Tagos)  von  Thessalien  und  nimmt  Pbar- 
salos  111  340  IT.,  780. 

Sommer.  Timotheos,  nach  Kerkyra  ausgesandt,  ^' 
winnt  lason  von  Pherai  und  Amyotas  für  deu  atti- 
schen Bund  und  kreuzt  im  ägaischeu  Meere  III  2^1. 
775. 

Blutige  Parteika'mpfe  in  Phigaleia,  Korintb,  Philo» 
III  315,  777. 

Erdbeben  im  Peloponaes  111  31Gf. 

Nov.  Timotheos  wird  abgesetzt  und  nimmt  Dieostf 
bei  den  Persern  III  2'J3,  453,  775. 

Krübj.  Iphikrates,  Timotheos'  Nachfolger,  entsetzt 
Kerkyra  und  nimmt  9  sicilische  Schilfe  III  293,TT.V 

Epameiuondas  Böotarch.  Krieg  Thebeo's  gegeo  Pho- 
kis.  Kleombrotos  zieht  den  Pbokeern  zu  Hülfe  III 
290,  300,  776. 

Juni.  F'riedenskongress  zu  Sparta.  Toter- 
zeichauNg  des  Vertrags  (16.  Juni).  Ausscbliefsoof 
von  Theben  und  Kriegsbeschluss  gegen  dasselbe 
III  294ff.,  454,  775f. 

6.  Juli.  Schlacht  bei  Leuktra.  Kleombrotos 
fallt.  Agesipolis  II  (371—370)  folgt.  lason  von 
Pherai  im  Bund  mit  Theben  vermittelt  den  Abzo^ 
des  spartanischen  Heeres  III  303  ff.,  342,  776. 

Tliespiai  und  Orchomenos  bezwungen.  Die  mittel- 
griechischen Staaten,  auch  Euboia  und  das  del- 
phische Orakel  schliefsen  sich  Theben  an  III  311  f. 


DER   GR.    GESCHICHTE. 


101 


V.  Chr. 
370. 


102,3. 


369. 


102,4. 


368. 


Aofforderaog  an  die  Metsenier  zur  Rückkehr  III 313  f. 

lasoB  voo  Pherti  iiherfällt  Hyampolis  and  zerstört 
HenikIeiaII1342f.,  780. 

Grenelscenen  (Skytalismos)  in  Argos  III  316,  777. 

VerhandloDgen  zwischen  Athen  und  den  peloponne- 
sischen  Staaten  zur  Ueberwachung  des  Friedens 
lU  31 7  f.,  455. 

Wiederaofbaa  von  Mantineia  III  319  f.,  639,  777. 

Gründong  von  Megalopolis.  Arkadien  Ein- 
heitssUat  im  Band  mit  Theben  III  321  ff.,  778. 

Sparta  besetzt  Orchomenos  und  befestigt  Heraia  III 
323  f. 

Parteikämpfe  in  Tegea  III  325. 

Sommer.  lason  vonPherai  ermordet  auf  dem 
Wege  nach  Delphi  III  345,  388,  412,  781. 

Spätherbst.  Agesilaos'  Zog  nach  Arkadien  III  326, 
778. 

Winter.  Erster  Feldzag  der  Thebaner  in 
den  Peloponnes  unter  Epameinondas  und  Pe- 
lopidas  III  327. 

Winter.  Epameinondas  bedroht  Sparta,  das  Age- 
silaos rettet,  nimmt  Gytheion  und  geht  nach  Mes- 
senienlll  326  AT.,  779. 

Wiederherstel  Inng  Messeniens.  Bau  von 
Mesaene  III  33Öff.,  381,  779. 

Bund  zwischen  Spart«  uud  Athen.  Iphikrates  besetzt 
den  Isthmos  III  333,  455. 

Frühj.  Epameinondas  kehrt  heim  durch  attisches 
Gebiet  III  333  f. 

Alexandros  H,  K.  von  Makedonien  (369—68)  III  411. 

Die  Arkader  nehmen  Pellana.  Die  Argiver  greifen 
PhUus  an  III  335. 

Sparta  von  Megara,  Korioth,  Epidauros,  Syrakus 
tt.  A.  unterstützt  III  335. 

Sommer.  Zweiter  Feldzag  der  Thebaner  in 
den  Peloponnes.  Epameinondas  erzwingt  den 
Durchgang  durch  die  Isthmospässe,  gewinnt  Sikyon, 
macht  vergebliche  Angriffe  auf  Pelleoe,  Epidauros 
und  Korinth  III  336 f.,  779. 

Herbst.  Epameinondas  kehrt  heim  und  wird  abge- 
setzt III  337. 

Alexandros,  Tyrann  von  Pherai.  Die  Aleuaden  rufen 
gegen  ihn  Alexandros  II  von  Makedonien  zu  Hülfe, 
der  Larissa  und  Krannon  besetzt  III  435,  781. 

Pelopidas'  Zug  nach  Thessalien  und  Make- 
donien. Befreiung  von  Larissa,  Schlichtung  der 
Throostreitigkeiten  in  Makedonien.  Pelopidas  ge- 
fangen. Bund  zwischen  Athen  und  Alexandros 
vonPheraim345E,  412,  781. 

Lykomedes  Demagog  in  Arkadien.  Verstimmung 
gegen  Theben.  Streit  zwischen  Arkadien  und  Elia 
lU  349. 

Hülfszng  der  Thebaner  nach  Thessalien  unter  Kleo- 
menes  Ili  347. 


102 


SEITTAFBL 


Ol. 


V.  Chr. 
368. 


103,1. 


367. 


103,2. 


366. 


163,3. 


365. 


108,4. 


364. 


104,1. 


1 
PhiliskoS)  v«n  Ariobtrsanes  abgesaodt,  leitet  ia  Del- 
plii  priedeiisiinteriiaB^laDgen    ein;    Sparta  erUlt 
persisclw  Hülfstroppen  IIl  350,  457.   vgl.  jNachtrige 

i  1 7 

Die  Spartaner  nehneo  Raryai  und  besiegea  die  A^ 
kader  nnd  Argiver  IIl  361,  781. 

Eudoxos  Arzt,  Philosoph,  AstroDom,  grüiidet  eine 
Schule  in  Knidos  III  525. 

Der  Messenier  Damisko»  siegt  io  Olympia  III  360. 

Epaxneinondas  wieder  Feldherr  lieht  sack 
Thessalien,  befreit  Pelopidas  und  schliefst  Wtfes- 
stillstand  mit  Alexandros  III  347  f.,  413. 

Gesandtschaft  der  Thebaaer  und  der  anderen  Grie- 
chen nach  Susa.  Autonomie  Messeniens  aaerktoiL 
Athen  unter  persischen  Schatz  gestellt.   111 3521, 

457. 
Ptolemaios,  K.  von  Makedonien  (368 — 65).   Philippts 

als  Geifsel  in  Theben  HI  413,  415,  787. 

Iphikrates  bekämpft  Ajnphipolia  (368—65)  III  421, 
482  und  unterstiitat  die  Königin  Eurydike  ro> 
Makedonien  IIl  413. 

Staatenkongres«  in  Thebon  m  355. 

Dritter  Zug  des  Epameinondas  in  den  Fe- 
lo p  o  n  n  e  8.  Demokratie  in  Sikyon  hergestellt  111 
356  f.,  781  f.     vgl.  Nachträge  p.  1 1 7  f. 

Timotheos  wieder  Feldherr,  unterstütat  den  aufitaa- 
discheo  Arlobarxanes  IIl  457,  791. 

Dionysios  II  Tyrann  von  Syrakus  (367—357).  Plitoi 
in  Syrakus  III  525,  548. 

Theben   gewinnt  Oropos   uud   Euboia  111  35S,  590. 

Athen  mit  Sparta  verfeindet  macht  einen  Anschli? 

auf  Korlnth  und  verbündet  sich  mit  Arkadiea  lil 

35Sf.,  458,  782. 
Anklage  und  Rechtfertigung  des  Kallistratos  IIl  45?. 
Lykomedes  stirbt  111  362,  459. 
Separatfrieden  zwischen  Korinth,  Phlius  und  Theben 

111  358  f. 

Demosthenes  mündig,  in  der  Lehre  bei  Isaios  111  555. 

Ausbruch  des  Krieges  zwischen  Arkadien  und  Elis. 
Bund  zwischen  Elis  und  Sparta.  Die  Arkider  be- 
drohen Olympia  III  359,  639,  782. 

Timotheos  erobert  nach  zehnmonatlicher  Belagernog 
Samos,  welches  mit  attischen  Kleruchen  besctxt 
wird,  und  nimmt  Sestos  und  Krithote  III  457,  466, 
580,  583.    vgl.  Nachträge  p.  119. 

Zug  der  Spartaner  unter  Archidamos  gegen  .Arkadien 

in  360. 
Perdikkas  III  K.  von  Makedonien  (365—59)  III  414, 

696. 
Timotheos  nimmt  Methone,  Pvdna,  Potidaia  III  45S; 

und  bedrängt  Olynth  III  596.* 
Juli.     Die   Arkader  leiten   die   olympischen  Spiele. 

schlagen  die  eindringenden  Eleer  zurück  uad  neb- 


DER   CR.   GESCHICHTE. 


103 


Ol. 
104,1. 


104,2. 


V.  Chr. 


303. 


104,3. 


362. 


104,4. 


105,1. 


361. 


360. 


359. 


OMD  die  Tempelfchätze.    Aristokratische  Reaktioo 
ii  Maotioeia,  Spaltao(^  der  Arkader  III  361  f. 

Sonaier.  Pelopidas  siegt  uod  fallt  bei  Pharsalos  III 
366,  782. 

Demotthcnes'  Protesa  gegen  seine  VormÜDder  (364 
— 361).  Erzwaogeoe  Trierarchie.  Redeo  gegeo 
Aphobos  iU  556  ff.,  79a 

Theb«B  groodet  eine  Seemacht.  Ansehluss  an  Rho- 
dos, Chios  uad  Bjrzanz.  Epameinondas  fahrt  durch 
das  Sgüische  Meer  III  365  f.. 

Kriedenskoagrets  der  Arkader  in  Tegea.  Verungliickter 
(Jeberfali  desselben  durch  die  mit  den  thebanischen 
Truppen  verhündeteo  Demokraten  III  363 f.,  7S2. 

Bund  zwischen  Mantineia,  Sparta  und  Athen  gegeo 
Thebea.  Gegenbund  zwischen  Theben,  Megalopolis 
und  Messenien  III  367  f.,  45S,  783. 

Klearchos  Tyrann  ia  Herakleia  am  Pontos  (363  bis 
352)  III  547. 

Friibj.  Vierter  peloponnesischer  Zug  des 
Epameinondas.  Agesilaos  und  Epameinondas 
ver  Tegea  DI  368. 

Juni.  Epameinondas  ia  Sparta  III  369.  Rückkehr 
nach  Mantineia.  Reitergefecht  mit  den  Athenern 
unter  Hegesilaos  III  371. 

3.  Joli.  Schlacht  bei  Maotineia.  Epameinondas 
fällt  111  372  ff.,  783.     vgl.  JNachträge  p.  118. 

Die  Athener  kämpfen  unglücklich  mit  Alexandros  von 
Pherai  und  mit  Kotys  in  Thrakien  111  460. 

Kallisthenes'  Vergleich  mit  Perdikkas  und  Verurtei- 
lung III  460,  596.  Autokies  wird  gegen  Kotys  ab- 
geschickt 111  463. 

Alexandres  von  Pherai  schlagt  ein  attisches  Ge- 
schwader unter  Leosthenes  bei  Peparethos  und 
plündert  den  Peiraieus  IU  460,  569. 

Bündnis  Athens  mit  den  Thessalern.  Machträge  p. 
119. 

Sturz  und  Flucht  des  Kallistratos.  Sieg  der  böoti- 
schen  Partei  unter  Aristophon  111  460f.,  791. 

Chares  unterstützt  die  Olidrarchen  in  Kerkyra;  Lö- 
sung des  Bundes  mit  Athen  II]  463. 

Die  Athener  gründen  Krenides  in  Thrakien  III  425. 

Der  attische  Feldherr  Timomachos  richtet  nichts  aus 
gegen  Kotys ;  Sestos  nod  der  ganze  Chersonnes  ver- 
loren ni  463,  580,  791. 

Vergeblicher  Angriff  des  Timotheos  auf  Amphipolis 
III  463,  791. 

Frühj.  Kotys  ermordet  Sein  Sohn  Kersobleptes 
erlangt  die  Herrschaft  mit  Hülfe  des  Charidenos  IE 
463,  484. 

Philippos  II,  König  von  Makedonien  (359 
— 336).  Glückliche  Bekämpfung  der  Kronpräten- 
denten Archelaos,  Pausanias  und  Argaios  III  415  ff. 

Reform  des  makedonischen  Heerwesens  III  418  ff. 
lAlexandros  von  Pherai  wird  ermordet;  seine 


104 


ZEITTAFEL 


Ol. 


105,2. 


V.  Chr. 


105,3. 


358. 


357. 


105,4. 


350. 


100,1 


355. 


Nachfolger  Lykophroo  uud  Peitholaos  ia  Kanpfe 

gegen  die  Aleaaden  III  431. 
Philippos  besiegt  Argaioe  und  achliefst  Friedea  mt 

Athen  111  416,  422,  7S7. 
Der  attische  Feldherr  Kephisodotos  wird  in  Helles- 

pont  von  Charidemos  geschlagen  III  463,  5S0,  791. 

Demosthenes  Trierarch  m  565,  799. 
Artaxerxes  III,  Ochos,  König  von  Pcrsien  (359— 33S1 

ni  570,  799. 
Die  Päonier  nnd  Illyrier  von  Philipp  besiegt  III  417. 
Agesilaos  stirbt.    Archidamos  Hl  (358—338)  f*lgt 

111  725,  761. 
Timotheos  vertreibt  die  Thebaoer  ans  Enboia.  Ab- 

schluss  desselben  an  den  attischenSeebnnd  m  464,590. 
Chares  nach  dem  Hellespont  geschickt.   Hersoblfptes 

tritt  den  Ghersonnes  bis  anf  Kardia  an  Atbea  ab 

III  465,  484,  670. 
Philipp  erobert  AmphipolisIII  422 f.,  485,575, 

759  f.,   800.     Beginn    des   Kriegs   zwisekei 

Athen  nnd  Philipp  (357-346). 
Ausbrach    des    Bundesgenossenkr iegs  (457 

— 455).    Chios,  Kos,  Rhodos,  Byzanz  fallen  tob 

Athen  ab.    Maossollos  schliefst  sich  an  111  465  f., 

791  f. 
Triers rchische    Symnorien    durch    das   Gesetz  dfs 

Pcriandros  eiogeführt  III  468,  570,  689. 
Zwei  attische  Flotten  ausgerüstet,   die   eine  onter 

Chares,  die  andere  unter  Iphikrates,  Menestheu, 

Timotheos.      Chares   wird   bei   Chios   geschlagea. 

Chabrias  fallt  III  469. 
Philipp  erobert  Pydoa  uud  schlief:»!  eiora  Band 

mit  Olynth  III  423,  440. 
Die    attiscbco    Flotteo    eutsetzeo    Samos.      Zweit« 

jNicderlage  des  Chares  bei  Chios.     Seine  Mitfcld- 

herrii  abberufen  111  460,  702. 
(Chares  tritt  in  den  Sold  des  aufstäadischen  Satrapen 

Artabazos.       Beschwerde    des    Perserköoigs    über 

Chares  III  470,  4S3,  570,  702. 
Philipp  siegt  in  Olympia  III  42S. 
Sommer.      Oeffe  ntliches  Auftreten    des   Df- 

m  osthen  es.  Androtion's  .Vntraglll  565f.,  5S4,7M. 
Philipp  erttbcrt  Potidaia  HI  424. 
Philipp  gründet  Phil ippi   und   bemächtigt  sich  der 

tbraki.schen  Bergwerke  III  425  f.,  788. 
Ende  des  Bu  ndesgenossenkri  egs  und  des  atti- 
schen Seebundes.    Freigebung  der  BundesgenosscB. 

Aristophon  durch  Eubulus  verdrängt  III  470.  4S7, 

575.     Anklage  der  Feldherrn.    Timotheos  zu  eiocr 

tJeldbufse  \erurlheilt  III  471,  792. 
IXenophon's]  Schrift  von  den  Einkünften  III  612,  S«>«. 
KyprotliemiS;   Tyrann  von  Samos;  Kammys  von  .M}- 

tilene  III  470,  485.     Parteikämpfe  auf  Chios.     Kos 

und  Rhodos  uuter  Maussollos  III  485,  571,  5S3. 
Isokrates'  Friedeosrede  III  511. 


DER    GR.    GESCHICHTE. 


105 


Ol. 


V.  Chr. 


106,2. 


106,3. 


354. 


353. 


106,4. 


352. 


107,1. 


351. 


Die Phokeer  betonen  den  zw eitenh ei ligeo  Krieg 
(355 — 346).  ODomarchos  und  Philomelos  Feldberrn 
III  434,  576,  789. 

Philomelos  besetzt  Delphi.  Plünderung  der  Tempel- 
schätze HI  435,  788  f. 

Herbst.  Die  Amphiktyonen  beschliefsen  in  Therroo- 
pylai  den  Krieg  gegen  Phoiis;  Theben  im  Bund  mit 
Thessalien  IH  435,  627,  789. 

Demosthenes'  Rede  wider  Leptines  III  566  f.,  584,  799. 

Enbulos  Leiter  der  attischen  Politik  (354—338) 
Finanzvorsteher  (354 — 350).  Umgestaltung  der 
Finanzbehörden.  Vermehrung  der  Festgelder  HI 
487  f.,  583  ff.,  691,  731,  793,  811. 

Rüstungen  der  Perser.  Demosthenes  gegen  den  Perser- 
krieg.    Rede  von  den  Symmorien  III  570  ff.,  800. 

Philomelos  wird  im  Kephisosthale  geschlagen  und 
fällt.  Onomarchos  und  Phayllos  führen  die  Pho- 
keer  HI  436  f. 

Die  Thebaner  schicken  Pammenes  nach  Asien  zur 
Unterstützung  des  Artabazos  HI  437.  Philipp  nimmt 
Abdera  und  Maroneia,  und  unterhandelt  mit  Ker- 
sobleptes.  Chares  schlägt  makedonische  Troppen 
am  Hebros  HI  580. 

Timokrates'  Gesetz  über  die  Staatsschuld oer.  Rede 
des  Demosthenes  wider  Timokrates  III  567  f.,  799. 

Chares  erobert  Sestos.  Attische  Klernchen  dorthin 
Hl  580,  670,  800. 

Onomarchos  besetzt  Termopylai,  verheert  das  Gebiet 
der  Lokrer  und  Dorier.  Zug  der  Phokeer  nach 
Thessalien  zur  Unterstützung  der  Tyrannen  von 
Pherai  HI  437. 

Onomarchos  besiegt  Philipp  in  Thessalien  IH  438. 

Philipp  erobert  Methone  HI  426,  789. 

Die  Phokeer  besetzen  Koroneia  HI  438. 

Die  Spartaner  bedrohen  Messene  und  Megalopoiis. 
Bund  zwischen  Athen  und  Messene.  Demosthenes' 
Rede  für  die  Megalopoliten  III  576  ff.,  584,  639, 
649,  800. 

Frühjahr.  Onomarchos  wird  von  Philipp  in  Thessalien 
geschlagen  und  fällt.  Vertreibung  der  Tyrannen 
von  Pherai.  Philipp  nimmt  Pagasai  und  Magnesia. 
Die  Athener  besetzen  die  Thermopylen  III  43S  ff., 
579,625,  7S9f. 

Olynth  schliefst  Frieden  mit  Athen  IH  442,  597. 

Demosthenes'  Rede  gegen  Aristokrates  III  581,  585. 

Phayllos  zieht  gegen  die  Lokrer  und  stirbt.  Phalaikos 
sein  Nachfolger  HI  439,  625. 

Herbst.  Philipp  unterwirft  die  thrakischen  Häupt- 
linge, schliefst  Verträge  mit  Kardia,  Byzanz,  Pe- 
rinthos  IH  440  ff.,  zwingt  Kersobleptes  zur  Unter- 
werfung HI  582  und  bedroht  Olynth  IH  441  f.,  598, 
670. 

Frühjahr.  Erste  philippische  Rede  des  De- 
mosthenes.     Kriegspolitik  gegen   Makedonien, 


ä 


106 


ZEITTAFEL 


Ol. 


107,2. 


V.  Chr. 
351. 


107,3. 


107,4. 


S50. 


349. 


108,1. 


348. 


OppositiMi  ^e^en  dk  Partei  des  Eabaios  m  öSoL, 

729lf.,  801f. 
Philipp  gewinnt  Bioflass  aof  Eaboia  und  nntentotzt 

den  Tyrannen  Kallias  in  Chalkis  III  590,  680. 
Zug  der  Thebaner  in  den  Peloponnes.     WaffeastiU- 

stand  mit  SparU  HI  579. 
MaoMoIlos  stirbt.    Artenisia  fol^  (351— 49).  Tkeo- 

pomp's  pane^rische  Rede  bei   seiner  Todteafeier 

in  520,  583,  770,  794,  SOI.     Leochares,  Bmiis, 

SiLopas,  Tlmotheos  arbeiten  am  MaassoUeioa  dl 540. 
Hölfsgesuch  der   Bhodier  in   Athen.     Demostheaef 

Rede  für  dieselben  m  583,  801. 
Plutarchos,  Tyrann  von  Gretria,  wendet  sich  am  Hiilff 

gegen  Kle itarehos  nach  Athen.  Demostbenes'  Wider- 
spruch m  590,  680. 
Febr.     Zng  der  Athener  nach  finboia  uitrr 

Phokion.     Schlacht  bei  Tamynai  m  590t,  6o7, 

801f.,  664f.,  680. 
März.     Deaiostheaes  Gfaoreg  wird  von  Meidias  $t- 

krünktm593f.,  802. 
Sommer.     Phokion  kehrt  nach  Athen  znräck.  Eakoia 

verloren  III  592,  802. 
Aphobetos  Pinanzvorsteher  (350—46)  III  691,  Sil. 
Apollodoros  von  Stephanos  angeklagt  und  TerartfilL 

Gesetz   des   Enbulos  über  die    Verweadnog  der 

Theorika  III  489,  593,  692  f. 

Olynthiseher  Krieg  (349-~48).  Die  Olyatkier 
bitten  in  Athen  am  HSlfe  gegen  Philipp,  weieker 
die  SUdt  bekriegt  III  442,  598  f. 

Deinosthenes'  erste  und  z\veite  olyntbische  Rede  111 
600 ff.,  803.  Absehluss  eiaes* Bandes  zuischee 
Olynth  und  Athen.  Chares  wird  mit  3b  Schiffen 
abgesandt  (erste  Sendung)  III  603,  803. 

Philipps  Feldzug  in  Thessalien- III  604. 

Zweite  Hülfsgesa  od  tschaft  der  Olyothier  in  .\theD; 
Charidemos  vom  Hellespont  nach  Olynth  geschickt 
(zweite  Sendung)  111  604. 

Dritte  olyntbische  Rede  des  Demosthenes  III  601  f. 

Philipp  nimmt  die  Buodesstädte  der  Olyothier.  Drit- 
tes Hülfsgesuch  derselben.  Chares  wird  mit  eiDeoi 
attischen  Biirgerheer  abgesandt  (dritte  Sendoof) 
III  604. 

Sommer.  Fall  von  Olynth.  Verödung  der  Chal- 
kidike.  Philipp's  Siegesfest  in  Dioa  III  605,  659, 
735,  803. 

Rüstungen  in  Athen.  Eubolos'  Kriegseifer  von  .\i$chi- 
nes  unterstützt  III  608 f. 

Phrvnoo  und  Ktesiphon  als  Gesandte  bei  Philipp  HI 
609. 

Beiderseitige  Friedeoswüosche.  Antrag  des  Pbilo- 
krates  von  Demosthenes  unterstützt  111  6l0f. 


DER   GR.   GB8GHIGHTE. 


107 


Ol. 
108,2. 


V.  Chr. 
347. 


346. 


108,3. 


Jährliehe  Bewilligung  vod  10  Taleoteo  für  deo  Ban- 
des attischen  Arsenals.  Verbesserung  der  Kriegs, 
häfen  in  647,  692,  807. 

Timarchos  beantragt  Todesstrafe  gegen  alle,  welche 
Philipp  Waffen  oder  Schiffe  zukommen  lassen  m 
650. 

Mytilene  im  Bund  mit  Athen  111  615,  804. 

Bine  attische  Flotte  unter  Proxenos  wird  den  Pho- 
ieem  zu  Hülfe  gesandt,  aber  zurückgewiesen.  Ar- 
chidamos  mit  einem  spartanischen  Heere  in  Phokis 
Hl  625f.,  725. 

Pebr.  Friedensgesandtschaft  der  Athener 
an  Philipp  unter  Philokrates,  Aischines,  De- 
mosthenes  lll  614  ff. 

April.  Makedonische  Gesandtschaft  (Eurylochos, 
Antipatros,  Parmenion)  in  Athen  III  613. 

15 — 16.  April.  Verhandlungen  in  der  Bürgerschaft. 
Demosthenes  für  Einschluss  der  Bundesgenossen  in 
den  Frieden ;  dagegen  Philokrates ,  Aischines 
Bubulos.  Annahme  des  Friedens  in  Athen 
auf  Grundlage  des  Status  quo  III  6 14  ff.,  804.  Aus- 
schluss der  Phokeer  111  617,  622  f.,  626. 

Frühj.  Philipp  nimmt  mehrere  Städte  in  Thrakien 
und  schliefst  Frieden  mit  Kersobleptes  Hl  618  f., 
621,  636. 

April.  In  Athen  werden  11  Gesandte  gewählt  zur 
Ratification  des  Friedens.  Demosthenes  verlangt 
schleunige  Abreise  111  618. 

Ende  Juni.  Ratification  des  Friedens  in  Pella. 
Philipp  begleitet  die  attischen  Gesandten  nach 
Thessalien.  Vereidigung  der  thessalischen  Städte 
in  Pherai  III  61 9  ff.,  804.  Abzug  der  Spartaner  aus 
Phokis  III  626,  640. 

Juli.  Rückkehr  der  Gesandten  nach  Athen,  Bericht 
vor  Rath  und  Bürgerschaft;  Brief  Philipps,  in  dem 
er  zur  Theilnahme  am  phokischen  Kriege  auffordert. 
Bund  mit  Philipp  und  dessen  Nachfolgern.  Philipp 
vor  den  Thermopylen  HI  62]  f.,  636  f,  804  f. 

Demosthenes  und  Timardios  klagen  Aischines  wegen 
der  Truggesandtschaft  an  III  651  f.,  732. 

Antrag  des  Demophilos  auf  Prüfung  der  attischen 
Bürgerlisten  111  647. 

17.  Juli.  Phalaikos  capitulirt  und  erhält  freien  Ab- 
zug IH  626  f. 

Philipp  dringt  durch  die  Thermopylen  und  besetzt 
im  Bande  mit  den  Thessaliern  und  Thebanern 
Phokis  ni  626  f. 

Eine  neue  Gesandtschaft  von  Athen  an  Philipp  abge- 
sandt, kehrt  unverrichteter  Sache  zurück  111  630. 

Philipp  in  Delphi.  Wiedereinsetzung  der  delphischen 
Tempelbehörden.  Berufung  der  Amphiktyonen  mit 
Ausschluss  der  Phokeer,  Spartaner  und  Korinther. 
Reform  des  Amphiktyonenbundes.  Philipp  Mitglied 
UI  627  ff.,  742,  806. 


108 


ZEITTAFEL 


Ol. 


V.  Chr. 
346. 


345. 


344. 


109,1. 


343. 


£nde  dea  phokischen  Krieges.  Strafgerickt 
über  die  Phokeer  III  629  f.,  724. 

Aagoat.  Brief  Philipp'a  an  die  Athener  zur  Be- 
schwichtigoDg,  Entlassang  der  Gefao^eaea  111 
631. 

Isokrates'  Rede  an  Philippos  III  643  f.,  734,  806. 

Feier  derPythieo  in  Delphi  anter  Philipp's  Vorsitz. 
Riog-  und  Fanstkampf  von  Koaben  eingeÜkrt. 
Attische  Gesaodtocbaft  bei  Philipp  ITI  632,  63S, 
805. 

Eioe  delphische  Gesaadtschafft  wird  auf  Phllipp'i 
Vorschlag  nach  Athen  gesandt,  am  AnerkeaiBa^ 
der  Amphiktyonenreform  zu  fordern.  Demostkeaes 
für  Aofrechterhaltong  des  Friedens  III  633 IT,  646, 
706,  806. 

Herbst.  Philipp  kehrt  nach  Makedonien  znrnek  Dl 
635. 

Drei  Friedeosparteien  in  Alben  unter  Enbnlos,  Is«- 
krates  und  Aiachines  III  641  IT.,  734  f.  Die  Kri^- 
partei  geleitet  von  Demosthenes,  Hegesippos,  Lt- 
kurgos,  Hypereides  III  648  fr.,  729  fr.,  736 ff.  Bil- 
dang  einer  Nationalpartei  in  Theben  111  694, 
706. 

Aischines'  Rede  wider  Timarchos.  Vemrteilaog  da 
Timarchos  III  652. 

Philipp  setzt  in  Thessalien  makedoaischeDekadarekiei 
ein  und  besetzt  die  Barg  von  Pherai  III  638,  659, 
741,  806. 

Einmischang  Philipp's  in  die  peloponne^ischen  Ver- 
hältnisse III  638  f. 

Demosthenes'  erste  Gesandtschaft  in  den  Pelopoones: 
Reden  in  Argos  und  Messene  III  659,  693. 

Antiphon  wird  wegen  des  Versuchs,  die  Schiffshäoser 
anzuzünden,  hingerichtet  III  659,  693. 

Bürgerkrieg  in  Elis.  Die  Aristokraten  im  Bunde  mit 
Arkadien,  dieVoikspartei  mit  den  phokischen  Söld- 
nern 111  639. 

Gesandte  Philipp's  und  der  makedonischen  Partei- 
ganger  im  Peloponnes  gehen  nach  Athen.  De- 
mosthenes' zweite  philippische  Rede.  Be- 
ruhigung der  peloponnesischen  Verhältnisse  III 
660ff.,  707,  803. 

Viertausend  phokische  Söldner  in  Elis  hingerichtet 
Philipp  Schutzherr  von  Elis,  Mcsseoe, 
Megalopolis  und  Argos  III  639f,  725,  S06 
und  im  Bund  mit  den  Aristokraten  von  Megara  III 
640.     Anschlnss  Megara's  an  Athen  111  662. 

Hypereides'  Meldeklage  gegen  Philokrates^lll  653. 
Die  Delier,  von  Euthykrates  überredet,  beanspmcliei 
Unabhängigkeit  von  Athen  und  Entscheidung  darcb 
die  delphischen  Amphiktyonen.  Hypereides'  de- 
lische  Rede,  Bestätigung  des  Rechtes  der  Atheofr 
111  654  f.,  701. 
Philipp  sendet  Python  nach  Athen  zur  Versicheroif 


DER   6B.    GESCHICHTE. 


109 


Ol. 


V.  Chr. 


109,2. 


342. 


109,3. 


341 


109,4. 


340. 


seiner  Friedensliebe.     Hegesippos  beantrag  Re- 
vision der  Verträge.     Vergebliche   Gesandtschaft 
desselben  nach  Pella  II!  662  ff.,  808. 
Makedonische  Troppen  in  Euboia.     Kleitarchos  und 
Philistides  Tyrannen  in  Eretria  und  Oreos  III  664, 
808. 
Demosthenes     erneuert    den     Gesandtschaftsprozess 
wider  Aischines  vor  den  Logisten.     Rede  von  der 
„Truggesandtschaft^S    Aischines  freigesprochen  111 
655  ff.,  807. 
Bund   zwischen  Athen    und    Chalkis    III    665,    678, 

808. 
Philipp  entthront  Arybbas,  König  von  Epeiros,  und 
setzt  seinen  Schwager  Alexandros  an  dessen  Stelle, 
bedroht  die  griechischen  Küstenstädte  daselbst  und 
verbündet  sich  mit  den  Aetolern.  Die  Athener 
nehmen  Arybbas  auf,  schicken  ein  Hüli'sheer  nach 
Akarnanien  und  regen  Thessalien  auf  III  665  f., 
808. 

Philipp  züchtigt  Thessalien  und  setzt  Aleuaden  als 
Vierfürsten  ein  111  666  f.,  809. 

Brief  Philipp's  an  die  Athener,  in  dem  er  Halonnesos 
und  Revision  der  Verträge  anbietet.  Hegesippos' 
Rede  über  Halonnesos.  Abweisung  von  Philipp's 
Vorschlägen  111  667  ff,  809. 

Die  Athener  schicken  neue  Klerocheu  nach  dem  Cher- 
sounes  unter  Diopeithes.  Dieser  zieht  gegen  Kardia 
und  in  makedonisches  Gebiet  III  670,  809. 

Frühj.  Thrakischer  Krieg  (342— 339).  Philipp 
erscheint  mit  einem  Heere  im  oberen  Thrakien  und 
bekriegt  die  ßergstämme  III  671 ;  sein  Sohn  Alexan- 
dros Regent  in  Pella  III  681  f. 

Anlage  makedonischer  Colonien  im  inneren  Thrakien 
ni  682,  810. 

Philipp  führt  Beschwerde  in  Athen.  Demosthenes* 
Rede  vom  Chersonnes  und  dritte  philippi- 
sche Rede.  Die  Leitung  geht  von  der  Partei  des 
Eubulos  an  Demosthenes  über  Hl  671  ff.,  707,  729  ff., 
809  f. 

Juni.  Der  attische  Feldherr  Kephisophon,  welcher 
bei  Skiathos  stationirt  war,  nimmt  im  Bunde  mit 
Kallias  und  Taorosthenes  aus  Chalkis  die  Stadt 
Oreos.     Philistides  fällt  III  679. 

Demosthenes  geht  nach  dem  Hellespont  und  Byzanz. 
Bund  zwischen  Athen  und  Byzanz  Hl  676 f., 
809. 

Gesandtschaft  des  Hvpereides  nach  Rhodos  und  Chios, 
des  Ephialtes  nac^  Susa.  Persische  Subsidien  an 
Diopeithes  und  die  Führer  der  Kriegspartei  HI 
677f.,  683,  810. 

Zweite  Gesandtschaft  des  Demosthenes  mit  Kallias 
aus  Chalkis  in  den  Peloponnes  und  nach  Akarnanien 
Hl  678  f. 

März.     Nationaler  Bund  zwischen  Athen,  Euboia, 


110 


ZSITTAFEL 


Ol. 


V.  Chr. 
340. 


110,1. 


339. 


110,2. 


Megara,  A^higa,  Korintfi,  Leokas,  Akarainiei, 
Ambrakia»  Kerkyra.  Verhaodluogea  der  Abgeord- 
neten in  Athen.  Matrikolarbeiträge  lU  679,  730, 
810. 

Anaxiaos  al§  S^on  hinge  riditet  III  6S0. 

Frühj.  Befreiung  von  ganz  Eaboia.  Pbakioa  aiaBt 
Eretria;  Kleitarehos  fiUKt.  Hypereides  Trierardi 
UI  680,  810. 

Pbilipip  lässt  Peparethos  verwüsten.  Makedoniscbe 
Schiffe  von  den  Athenern  aufgebracht  111  680. 

April.  Oemoathenes  mit  einem  Goldkraoz  geehrt  10 
680. 

Periothos  von  Philipp  belagert  and  dureh  persisek 
Hülfstruppen  unter  Fühmng  des  Atheners  ApoUo- 
deros  und  durch  ZuKOg  der  Byzantier  gerettet  DI 
683,  736,  742,  810. 

Herbst  Belagerung  von  Byzanz  (340—339). 
Leon  LeiUr  und  Vertheidiger  der  Sudt  III  6$3ir. 

Beschwerde  der  Athener  wegen  Betretnng  attisclMi 
Gebietes  und  Aufbringung  attiseher  Sehiffe.  Pki- 
Hpp'a  Ultimatum.  Offene  Kriegserklarai^ 
der  Athener  III  684 f.,  SlO. 

Demosthenes*  Flottengesetz.  Reform  der  trierardii- 
schen  Symmorien.  VennÖgensscha'tzung  alsMafsstik 
für  die  Flottenbeiträge.  Demosthenes  Vorsteber 
des  Seewesens  III  689  ff.,  693,  811. 

Erster  Hülfssug  der  Athener,  Rhodier,  Roer  bb4 
Chier  naeh  Byzanz.  Die  makedonische  Flotte  zib 
Abzug  nach  dem  Pontos  genöthigt  III  685. 

Frühj.  Zweiter  Hülfszug  der  .Athener  unter  Kephi- 
so|)hon  und  Phokion  UI  6S5f. 

März.  Ainphiktyooeaversammlung  in  Delphi.  Die 
ozolischen  Lokrer  von  Amphissa  führen  Beschwerde 
gegen  Athen.  Aischines  als  Pylagore  bescholdifrt 
die  Amphisseer  wegen  Verletzung  des  Tempel^e- 
biets.  Die  Amphiktyonen  von  den  Amphisseero 
überfallen  lU  098  IT.,  702  f.,  SU. 

Dritter  heiliger  Krieg  (339 — 338).  Versamm- 
lung der  Amphiktyonen  in  Tbermopylai.  Atbei 
and  Theben  bleiben  fern.  Kottyphos  aus  Pharsalos 
mit  der  Führung  des  Kriegs  gegen  die  Amphisseer 
beauftragt  111  700,811. 

Philipp  giebt  die  Belagerung  von  Byzanz  auf,  führt 
seine  Flotte  durch  den  Hellespont  und  bekämpft 
den  Skythenfursten  Ateas  an  der.Doaau  III  6S6, 6^. 
810. 

Sommer.  Philipp  kehrt  vom  Kampf  gegen  die  Skvthn 
und  Triballer  heim  III  700. 

Oct.  Versammlung  der  Amphiktyonen  in  Delphi 
Philipp  zum  Feldherrn  im  heiligen  Krieg  eraanat 
III  701  f.,  740  f.,  812. 

Finanzreform  des  Demosthenes.  Aufhebung  von  Eo- 
bulos'  Gesetz  über  die  Festgelder.  Bildung  eioer 
Kriegakasse.    Einsetsung  von  Kriegszahlmeisten. 


GR.    GBSCHICHTB. 


tu 


Ol. 
110,2. 


V.  Chr. 


338. 


110,3. 


UaterbreehaDg  der  Arbeiten  am  Arsenal  III  692, 
729  ff.,  811. 

Winter.  Phiiipjp  besetzt  Eiateia  und  bezieht  dort  die 
Winterquartiere  lU  704  f.,  812. 

Bestüraaag  und  Hathiosiglieit  iu  Athen.  Demosthenes 
beantragt  Verbindaag  mit  Theben,  Ausrüstung  des 
Bürgerheeres,  Einsetzung  einer  Sieherhoitsbehörde 
von  Zehamäna^rD  III  7(K)f.,  812. 

Winter.  Demosthcnea'  Reise  nach  Theben.  Ver- 
haadlBBgen  daselbst.  Die  Gesandten  Philipp's 
bieten  Theben  Neutralität  an.  Bund  zwischen 
Athen  und  Theben  111  707f.,  812.  Die  ver- 
bündeten Athener  und  Thebaner  senden  ein  Söldner- 
heer unter  Chares  end  dem  Thebaner  Proxenos 
nach  Amphissa.  Wiederherstellung  von  Phokis  III 
709  f. 

Winter.  Glückliche  Gefechte  der  Verbündeten  gegen 
die  Makedonier  im  Kephisosthale  III  711. 

Frühj.  Bekränzung  des  Demostbenes  an  den  Diony 
sienimn. 

Frübj.  Philipp  überschreitet  die  Pässe  und  schlägt 
das  Söldnerbeer  bei  Amphissa,  zerstört  diese  Stadt, 
und  übergiebt  Naupaktos  den  Aetolern  III  713. 

Sommer.  Philipp  knüpft  Uoterhandlungen  an  III  714 
813.  Die  Friedenspartei  unter  Pbokion  von  De- 
mostbenes bekämpft  III  712,  714  f. 

Lykurgos  Finanzvorsteher.  Kallias  Kriegs- 
zahlmeister 111  693,  811,  816. 

Neue  Bekränzung  des  Demostbenes  auf  Antrag  des 
Hypereides  III  715,  813. 

Sommer.  Philipp  erhält  Verstärkungen  durch  Anti- 
patros,  dringt  mit  seiner  Hauptmacht  in  Böotien 
ein  und  vemüstet  die  Landschaft  III  716  f. 

2.  Aug.  Schlacht  bei  Chaironeia  111  716f.,  738, 
8l3f. 

Auflösung  des  böotisehen  Gesamtftaates.  Makedo- 
nische Besatzung  auf  der  Kadmeia.  Thespiai,  Or- 
chomenos,  Plataiai  \i  iederhergestellt  III  718,  743, 
814. 

Allgemeines  Aufgebot.  Pbokion  Feldherr.  Aufier- 
ordentliche  Vollmachten  de»  Rathes  auf  Antrag  des 
Hypereides.  Demostbenes  sorgt  für  Ausbesserung 
der  Mauern,  Lykurgos  für  BeschaflTnng  von  Geld- 
mitteln. Gesandtschaften  an  die  anderen  griechi- 
schen Staaten.  Demostbenes'  Reise  im  ägäischen 
Meer  III  719  ff.,  734,  744,814. 

Isokrates  stirbt  III  Ö09,  734,  815. 

Archidamos'  III  Zug  nach  Tarent  und  Tod  im  Kampfe 
gegen  die   Messapier.    Agis  II  (338—330)  folgt  IH, 
726,  825. 
Philipp  schickt  Demades  nach  Atben  III  718,  721. 
Aischines,  Pbokion,  Demades  gehen  als  Gesandte  der 

Athener  zu  Philipp  III  722  f.,  814. 
Friede  des  Demades  III  722  ff.,  739,  814. 


112 


ZEITTAFEL   DER   GR.   GESCHICHTE. 


Ol. 
110,3. 


V.  Chr. 
338. 


Herbst.  Philipp *8  Za(^  in  deo  Pelopoooes.  Friede  »it 
Korinth,  Achiga,  Mei^ar«;  Band  mit  Argos,  Mes- 
sene,  Arkadien  lU  724  f.,  739,  814.- 

Verwüstung  von  Laionien  und  Verileioeruiig;  dt$ 
spartanischen  Staates.  Erweiterung  des  Gebiets 
von  Messenien,  Argos,  Tegea,  Arkadien  III  726, 
740  f.,  815. 

Nov.  Demosthenes'  Grabrede  auf  die  gefalleoeo  Athe- 
ner III  724,814,  8  IG. 

Winter.  Hellenisehe  Ta^atzung  in  Korioth. 
Ständiger  Bundesrath.  Krieg  gegen  Persirs 
beschlossen.  König  Philipp  Bundesfeld- 
herr der  Hellenen  III  727  f.,  740  IT.,  744  r, 
815. 


zu  DER  KARTE  DES  ATTISCHEN  SEEBUNDES. 

Vgl.  Band  II  242,  247  f. 


Die  tributpflichtigen  Städte  des  delisch -attischen  Seebundes. 

A.    In  den  Inschriften  erwähnt: 
(*  nur  in  der  Sch&UungsarkuDde  CIA  I  n.  37  enthalten). 


NrjtJitoTixog  ^oQog 
*Pv]VaiTjg 

Trjiioi 
MvxoVioi 
Nd^toi 
ITagioi 

*  KfQta 
*farai 

*  *AV(t(f'€UOl 

*  ^ixivrJTai 

*  <i>oX4yavSQog 

*  K(fJL(okog 

*  Mrjltot 

2^f(fViOL 

Kv^tot 

*  BfXßCya 

Aiytvrjrat 

EvßoiTJg 

FQvyxni  ^ 

AiaxQTfg  ano  XaXxio^oJV 

Airg  ano  Krjvatov 

*EQiTQlTJg 

'Eojiai^g 


1)  II  2M  Z.  10  T.  u.  ist  An- 
dres statt  ?faxos  xn  lesen. 


KttQVGTlOL 

2^TVQrjg 
Xakxti^rjs 

Arfivioi 

'HtfaiaTiTJg 
MvQivaint 


^'ifjßQIOl 

^ElkrianoVTiog  ^oqog 

BvCnvTioi 
2riXvfißQtavol 
n€Q(v,9iot 
j^awioTfi^Trai 

ZofißQtavol^) 
JSxniUiot 

*  BiOttvO^ri 

XfQQOVTjaiTai 

NfdnoXig   TTaQct    XfQQo- 

vrjaov 
l4yoQd 

KaklinoUrai 
^rjOTtot 
MnövJioi 
'EXaiovOioi 


2)  Monatsbericht  der  Akad. 
d.  W.  1880.   S.  466. 


^IfJLVdlOl 

^AXcDnrjxovvfjaioi 


Curtius,  Zeittafel  d.  Gr.  Geschichte. 


TfV^i^ioi 

^lyftijg 

AafjLTimvEirig 

N(ttV^Q£lTJg 

Kißgrivtoi 
BrjQvffioi 
reviCvioi 
AaQÖavfjg 

liCf^rjg 

Idßv&rivol 

Idgtoßatoi. 

IliQxatatoi 

IlaXaiTrsQXoitnoi 

^a^ijjaxrjvoi 

üatarivoC 

UagucvoC 

IlQutTirjg 

*  MrjTQonoXig  nttQallQta' 

nov 
Ai^vfiorei^Tjat 
IdQuayiavol 
ZeXiiärai 

*  OTXr]Vol 

*  IIv&onoXiTat 

*  lAgraiov  Inl  rf  Pvv^axi 
*ldQTaCov  tet^og  inl  rf 

Pvv6axi> 
uigtaxtivoC 
KvC^xrjvoi 

8 


114 


ZUR   KARTE. 


JTQoxovvri<fioi 

Bvaßtxog 

idaaxvlfmvol 

*  daQiiov  naga  ivßf  Mv- 

aittv 
BQvXleiavoC 
Kittvol 
*Aaxaxi\voi 

Afvioi 

MllxtOQIOl 

IhlaTot 

MaQtuviTai 

/KiMin  TtttQ  "AßSriQtt 

jißSfiQtTai 

Kvatlqioi 

NfanoXi  g  naQ  Idvxt  aagav 

*.ni€QfS  (v  degya/iitp 

BiQyatoi 

jiQ}»lXlOl 

ZxayiQlrtii 
l4xavdioi 

*  Koaa[aioi^ 
AioXiTat 

^Od-OQtOt 

maraaoq  (dup  CIA  1 243) 

auf  der  Athoshalbinse] 

2nvttTot 

eitrig  fx  jov'!4&oj 

Giaatoi 

*  IIoa(^€iov 

*l^XQo9(^OI 


auf  der  Sinthooischen 
Halbinsel. 

niX(OQog 
TqtTioaC 
'f'ttQßrjXiot 

'Et^QtüXlOl 

4>T)yriTtoi 

£€QUVll7Jg 

2(yyioi 
Takrxptoi 

T0Q0)V(xloi 


MfjxvßfQVaToi 

XaartU 

*OXiv»iot 

Xxaßkaioi 

auf  Palleoe 

IIoTdSatttTm 

*A(f  vTttTot 

Nidnolig  MivSa(tov 

Aiyavfioi 

SQafißaTot 

Sxtwvatoi 

MevdaToi 


TiomaTot  {£n(tQT(6hoi) 

Jfxttia  *EQnQibiv 

AifStt 

rfyiovog 

ZfjiiXXa 

Kf&ag 

TivdaToi 

Zxaxltatoi 

ÜQaaaiXog 

*  S^arioQog 
Zivog 
AiveaxM 

Ah^fiivaToi 
Ata  MV  toi 
f^/tatoi 
2^aiitofi-Qaxfg 
2^xiad-iot 

IffTTaOTl&IOl 

^' ix  toi 

*l(avtx6g  'f'ofyog 

"jladfoi 

raQyaQfjg 

l40TVQrjvoi 

ITiTarntoi 

*Eknt^€c  71  ttQa  MvQtVttV 

rQVVfirjg 

Mvqtvatoi  naQa  KvfifjV 

Ktf/btcttoi 

*  ArjOinnToi 
'hojxntijg 
TTrfkfovatoi 
2^i6ovatoi 
Bov&firjg 
^EQvß'Qai'ot 
*EXaiovaioi 
KlaCo/n^7»ioi 


AlQtUOl 

KoXofffAvioi 
^ufiflaxTig 

Notiijg 

Hvytl^g 

IlQtaj'ijg 
AfaidvSQiOi 
Aivfjaatot 
AliXriaiot 
Tit^iovatsa 
SfQuaiot  iv  ^IxaQ^ 
Olveuoi  ir  *fxitQip 
^^Qog 

NlOVQIOl 

*Afji6Qyiot 

KaQixog  4^^ 

^dj/LlIOl 
XttXx^€>QH 

'YQmurig 

AlvltttTfjg 

ITri^aff^g 

'Ittar/g 

AvXtccTai 

JiaQ^'vkirjg 

Ktv^v^g 

^aa&aQ^g 

OQttVtriai 

KaQvar^^g 

TetQßavrjg 

Tflfuijaaioi 

Min'Stot 

TiQUfQfjg 

^vayyfXfjg 

lAfivyar^rjg 

'AlixaQyaaa^g 

''AQltaaog 

ITTidaaTJg 

KfQOLfJIOl 

IlaQv^aijg 
Kvloioi 
XfiQQOirfiöiot 
*  Tvjuvtot 
**EdQtrg  *Y(jiriaarig 


ZUR   KARTE    DES    ATTISGHEPf    SEEBUNDES. 


115 


KaaoXaßrjg 

XaQsg,  (oy  Tvfivrjg  «(>/<* 

^(UQVjufjg 

Ala^yaaijg 

Mvöovig 

NecQiaßctQ^g 

UagnagiüiTcti 

Uiliäxai 

UlayccQijg 

JlvQVtOl 

*Y6airjg 

'Yifiaarig 

KaQßaavav^rjg 

'I^vfjTJg 

Kttvvioi 

JlaaavSijg 

Xgvijg 

KkawSfig 

KvXXdvt^iot 

Kvgßiaarjg 

^vxioi  x(tl  avyttXtCg 

'PaarjXtJcc'- 

*  KfXMiQig 

T'f]X«v6{)iOi 


KaXvövioi 

^rjipif4av^rjg 

K(poi 

IdarvTiaXairg 

TnXtoi 

XaXxeärat 

^EQivrjg 

'It^XvOioI' 

KttfÄiQTJg 

OitttTtti  ^iV(f(üiv 
nidirjg  AivSiarv 
BqixivöitQioi  ^v'Pü6(^ 
/JlttXQlOl  Iv  ^PoS(p 


2LUQlOi 

Kaatoi 


Bqvxovvtioi 
^ETBoxaqna&ioL 

^AxittXtti  noXfig  Mv- 
nXrivaC(av 

*  *Po(xsiov 

*  "Avjav^Qog 

*  Nfjaog 

am  Pontofl 

*  K€Q[ttaoig 

*  Klju\߀Ql  .  .  . 

*  Nvfi[(faiov 

*  Nix[ü)v(i( 

*  ITaT[Qaavg 

voo  aosichererZatheiluog 

EvQv^axiTai 

AlvaoC 

JlXfvfirj 

*  IlvfftvJog 


B.    Nur  bei  den  Historikorn  erwähnt: 

jUiqti  (Krateros  b.  Steph.  By/.  p.  223,  20  cf.  p.  716  ed.  Mein.,  viell.  thrakisch) 
.lioQog  'I»aoiiXIxai  Kccmxog  ifOQog  (Krateros  b.  Stepb.  Byz.  p.  256,  11 
MftQxaiot  (Steph.  p.  433,  13  cf.  p.  7J5) 
Kv^gtoi  (Thuk.  IV  57,  4). 


Von  den  auf  der  Karte  eingetragenen  Kleruchieen  sind  ^vährend  des  pelo- 
ponnesischcn  Kriegs  ausgeführt  worden:  Aigina431;  01.87,2;  Potidaia  429; 
»7,3;  Lesbos  427;  88,1;  Torone  nach  424;  88,4;  Skione  423;  89,1 ;  Melos  415; 
91,1. 


8* 


NACHTRiGE 

zum  dritten  Bande. 


Zu  S.  171.  Wie  wehrlos  aach  die  Athener  seit  der  Herrschaft  4et 
Dreifsig  Sparta  gegenüber  waren,  so  liefsea  sie  sich  dadurch  nicht  abhaltet, 
noch  io  dem  Jahre  des  Archon  Eukleides  sich  der  samischen  Demokratea  »- 
zanehmen,  welche  am  läogsten  unter  allen  Buudesgenossea  za  ihnen  gehaltet 
hatten.  Nach  der  Uebergabe  von  Samos  ao  Lysander  hatte  die  gesaate  athe- 
nisch gesinote  Partei  in  die  Verbauaung  geheo  müssen  (Xen.  Hell.  U  3,  7), 
und  an  der  gegeoüberliegendeu  Küste  in  JNotion  and  Ephesos  eia  Uatcr- 
kommeo  gefunden.  Von  dort  aus  sandten  sie  alsbald  nach  Wiederhentelloa; 
der  Verfassung  in  Athen  eine  Gesandtschaft,  welche  um  Athens  Vermittelaag 
hei  den  Spartanern  nachsuchen  sollte  (U.  Köhler,  CIA.  II  J,  n.  1  b.  S.  393). 
In  dem  bei  diesen  Verhandlungen  thätigeu  Poses,  der  mit  einem  Kraoz  voi 
1000  Drachmen  beschenkt  wird,  werden  wir  einen  der  Föhrer  der  samisdica 
Demokratie  zu  erkennen  haben  (Z.  20 — 36).  Wenig  später  sind  einer  gia- 
zen  Reihe  von  Insel-  oder  Küstengriechen,  wahrscheinlich  Thasiern,  wdcke 
wegen  ihrer  Parteinahme  für  Athen,  als  die  lakonisirende  Partei  die  Uehcr- 
macht  gewann,  die  Heimat  hatten  verlassen  müssen,  die  ihnen  vor  der  Herr 
Schaft  der  Dreifsig  bewilligten  Vergünstigungen  (entweder  Bürgerrecht  od« 
Isotelie)  erneuert  worden  (Köhler,  CIA.  II  1.  n.  4).  Ein  anderer  Volkübe- 
schluss  aus  Ol.  95,  2  (399/8)  behandelt  die  Erneuerung  der  Asylie,  weirbe 
ein  ebenfalls  aus  seiner  Heimat  vertriebener  Karystier  in  Athen  erhalteo. 
deren  er  aber  iu  der  Zeit  der  Dreifsig  verlustig  gegangen  war  (CIA.  II  1.  o.  le< 
Dies  sind  die  ersten  Aeufserungen  des  in  Athen  wieder  erwachenden  Selb>t- 
gefühjs,  die  Anzeichen,  dass  man  die  alten  Freunde,  welche  einst  die  Htn- 
schaft  Athens  gestützt  hatten  und  nun  ins  Unglück  gerathen  waren,  nicht  in 
Stiche  lassen  wollte. 

Zu  S.  175  Anm.  99.  Einen  dritten  aus  dem  Korinthischen  Krieg  herrok- 
reoden  Bundesvertrag,  zwischen  Athen  und.  Eretria,  hat  Köhler  nachjcewiifs^i 
in  dem  Inschriftfragment  Mittheilungen  des  D.  Archaol.  Instituts  II  S.  212. 

Zu  S.  205.  In  der  Stellung  des  Dionysios  zu  den  griechischen  Staateo  ist 
seitdem  er  die  grofsen  Erfolge  über  die  Karthager  errungen,  die  er  bi^  aof 
die  äufserste  VV estspitze  der  Insel  zurückdrängte,  und  seitdem  er  sich  daoi 
weiter  die  grofsgriechischeu  Städte  unterworfen  hatte,  eine  wesentliche  Aeode- 
rung  eingetreten.  Nüü  brauchte  er  nicht  mehr  die  Spartaner  um  l'ater- 
stützung  anzugehen,  sondern  konnte  jetzt  seinerseits  Einfluss  auf  die  ^rit- 
chischen  Angelegenheiten  gewinnen,  und  dass  er  dies  bereits  bei  dem  Zo^tjade- 
kommen  des  Antalkidasfriedens  in  hervorragender  Weise  gethan  hat,  be«fi.<t 
die  starke  Hülfssendung  von  20  Schilfen  unter  dem  Befehl  seines  Vetlers  Po- 
lyxenos  (Hell.  V  1,  28),  mithin  der  vierte  Theil  der  gauzen  Flotte,  weiche 
den  Königsfriedeu  erzwingen  half  (vgl.  Köhler,  Mittheil.  I  S.  T  ff.). 


NACHTRÄGE    ZV    BAIS'D    III    DER    GRIECHISCHEN    GESCHICHTE.  117 

Zu  S.  282.  Zo  dfo  ionischen  Städten  hat  Athen  aoch  nach  dem  antalki- 
dischen  Frieden  seine  Beziehungen  aufrecht  zu  halten  gesucht.  Das  Psephisma 
CIA.  II  1  u.  14  b  (o.  397  und  423),  aus  dem  J.  3s7/6,  Ol.  9S,  2,  betrilTt  Kla- 
zomenai,  wo  die  Inselstadt  damals  mit  der  ihr  gegenüber  au  der  Küste  gele- 
fpenen  Gemeinde  Chyton  sich  verfehdet  hatte  (cf.  Ephoros  b.  Steph.  Byz.,  Aristot. 
Polit.  VIII  3  p.  199),  und  rühmt  Klazomenä  wegen  seiner  Anhänglichkeit  an 
Athen  oTi  TiQoOi'ung  iaTi]v  ig  rrjunoXiv  nov  l40^r^Vtti(ov  x[n\  vvv  xai  iv  rtp 
Trnoa&fy]  XQoro}.  Ktwa  um  dieselbe  Zeit  ist  zwischen  Athen  und  Chics  ein 
Schutz-  und  Trutzbnndniss  abgeschlossen  worden;  die  darüber  vorliegende 
Urkunde  ^herausg.  von  Kumanudis  ^A^T]%'aiov  V  520  und  von  Köhler  Mitth. 
II  ISS  ff*.}  erkennt  ausdrücklich  die  RechtskrUftigkeit  des  Antalkidasfriedens 
•D  und  ist  bereits  auf  Grundlage  desselben  nbgefasst,  indem  beide  Staaten 
als  gleichberechtigte  einander  gegenüber  gestellt  sind  {avuua/ovg  noiii'ad-ai 
X/ovg  in'  (Xiv&iQÜc  xal  avrovo/utu  Z.  15).  Wenn  sich  nun  unter  den  zum 
Abschlnss  des  Vertrags  nach  Chios  geschickten  Gesandten  derselbe  Kephalos 
roo  Kollytos  (Kohler  S.  141)  be6ndet,  welcher  später  bei  der  Errichtung  des 
D«aen  Seebundes  mitwirkt,  so  erhellt,  dass  man  in  Athen  bald  nach  Abschluss 
des  Königsfriedens  erkannt  hatte,  auch  auf  Grundlage  der  neuen  Bestimmungen 
lasse  sich  die  Bildnng  einer  Bundesgenossenschaft  erreichen,  \^enn  man  auch 
mit  Rücksicht  auf  den  Friedensvertrag  behutsam  zu  Werke  geheu  musste. 

Zu  S.  285  Anm.  19.*  An  Urkunden,  die  sich  auf  den  Eintritt  in  den 
■eoeo  Seebund  beziehen,  liegen  jetzt  mehr  oder  minder  vollständig  vor 
die  für  Chalkis:  CIA.  II  n.  17  b,  für  Mytilene,  wobei  Kephalos  (s.  oben) 
als  Antragsteller  fungirt:  n.  18,  für  Byzanz:  n.  19,  sämtlich  aus  Ol.  100,  3 
«=  378/77,  für  Ikos:  n.  22  (wo  in  der  Reliefbeischrift  nicht  Krog,  sondern 
nach  CIA.  II  n.  17  Z.  84  mit  Köhler  "f]xiog  zu  lesen  ist)  aus  Ol.  100,  4 
=3  377.6,  für  Rorkyra,  Akarnanien  und  Kephallenia:  n.  49  aus  Ol.  10],  2 
=  375/4. 

Zu  S.  350.  lieber  die  athenische  Politik  zur  Zeit  des  Congresses  von 
Delphi  gibt  Anfschluss  CIA.  II  n.  51,  näher  erörtert  von  Köhler  Mittheil.  I 
13  ff.  Danach  betrachtete  man  in  Athen  damals  den  371  in  Sparta  erneuerten 
Aotalkidasfrieden  als  zu  Recht  bestehend,  und  die  Thcbaner,  welche  denselben 
aicbt  anerkennen  wollten,  als  Friedensstörer.  Dionysios  und  seine  Söhne,  der 
jüngere  Dionysios  und  Hermokritos,  werden  belobt,  weil  sie  die  Durchführung 
des  Friedens  unterstützt  haben  {ß(jr}i9ovatv  tT,  ßuaiX^üjg  sforivrj,  rjy  Inoirfaavto 
IdS-rjvaToi  xrt)  Aaxf^aifAoviot  x(d  ol  Idloi  "EXkrji'fg),  und  zugleich  werden 
sie  auch  mit  dem  goldenen  Kranz  und  dem  athenischen  Bürgerrecht  beschenkt. 
Dionysios  hatte  im  Frühsommer  368  eine  Gesandtschaft  nach  Hellas  geschickt 
mit  einem  Schreiben,  worin  er  für  die  Beschlüsse  des  spartanischen  Congresses 
eintrat,  eine  Thatsache,  die  zugleich  ergibt,  dass  auch  der  neue  Congress,  in 
Delphi,  nicht  einseitig  durch  Ariobarzanes  veranlasst  worden  ist.  In  dem  von 
Dionysios  übersandten  Schreiben  ist  die  Rede  Z.  9  ti^qI  ,  .  .  rfjg  o[tx]odou[({tg 
Tot  Vf](o;  Köhler  hat  darauf  hingewiesen,  dass  hier  auf  eine  Bestimmung  des 
Friedensvertrags  von  371  Bezug  genommen  ist,  die  auch  bei  Xenophon  VI,  4,  2 
Erwähnung  findet:  ^taXiaaiJog  lo  OTQUjevuic  xccjn  Toig  oQxovg  xccl  ntgt" 
ayyMavTng  xwg  noXfOi  av/ußaX^a^-ai  ftg  tov  vnov  lov  'AnoXXtovog,  onoaov 
ßovXoiTo  fxatJiri  noXig.  Danach  hat  um  jene  Zeit  au  dem  delphischen  Tempel 
ein  Umbau  stattgefunden,  dessen  Förderung  beim  Friedensschluss  den  Theil* 
nehmern  als  nationale  Pflicht  auferlegt  worden  ist. 

Zu  S.  356.  Nach  Euphrons  Tode  ist  in  Sikyon  nicht  nur  das  Bündniss 
mit  Theben  aufrecht  erhalten  worden,  sondern  auch  die  von  Euphron  gewalt- 
sam eingeführten  Verfassungsäuderungen  scheinen,  gestützt  durch  das  Zusam- 
menhalten mit  Theben,  Bestand  gehabt  zu  habeu.  Aufser  Euphron  ist  auch  der 
ao  derselben  Bewegung  betheiligte  Kleandros  auf  Münzen  nachzuweisen.  Vgl. 
R.   Weil,  Zeilschr.  f.  fSumism.  VII  S.  37iir. 


118  NACHTRiEGE 

Zu  S.  365.  Das  Erscheinen  der  thebanischen  Flotte  im  Inselmeer  brachte 
die  athenischen  Bundesgenossen  in  Aufregung.  Aof  Keos  erhob  sich  die  aati- 
athenische  Partei,  um  ihre  Gegner  zu  vertreiben,  eine  Bewegung,  die  aber 
bald  darauf  durch  Cbabrias  mit  Strenge  unterdrückt  wurde,  und  eine  wenig- 
stens partielle  Wiederaufnahme  der  athenischen  Gerichtshoheit  (vgL  Bd.  II 
S.  225)  nach  sich  zog  (Kumaoudis  ld&r\vaiov  V  516  und  Köhler  Mitth.  U  112f.); 
auch  das  spater  in  athenischen  Händen  befindliche  Monopol  der  Aasfuhr  dei 
Rüthels  ans  Keos  nach  Athen  scheint  nach  Köhler  (S.  150)  mit  den  daaali 
abgeschlossenen  Verträgen  im  Zusammenhang  zu  stehen.  Ebenso  wird  die 
Bundesgenossenschaft  mit  Byzanz,  in  welcher  Theben  sich  zur  Zeit  des 
heiligen  Kriegs  befindet  und  in  Folge  deren  ihm  Geldbeiträge  für  die  Kriegt- 
kasse  zugehen  (vgl.  die  Inschrift  in  Theben,  Kumanudis  IdO^ipratov  HI  479  t), 
nach  Isokrates  Philippos  53  f.  auf  den  Seezug  des  £pameioondAS  znrockn- 
führen  sein. 

Zu  S.  374  Anm.  69.  Auf  das  vor  der  Schlacht  bei  Mantioe«  zwisdua 
Athen  und  seinen  Bundesgenossen  einerseits  und  den  Arkadern,  Achäera  nad 
Eleern  andererseits  zu  Stande  gekommene  Bündniss  bezieht  tick,  wie  Kahler 
Mittb.  I  197  f.  nachgewiesen,  die  von  Kumanudis  Id&rivaiov  V  101  verofett- 
lichte  Inschrift  aus  dem  Jahre  des  Archen  Molen.  Zur  die  Zeitbestimneig 
mafsgebend  ist  die  Erwähnung  von  Gelübden  Z.  6 — 12  iav  avyeviyxtf  [Id^ 
v]ttiü)v  7^  ^Vf^fff  ^^  (^o^avra  ntgl  rijs  ayf^na^iag,  Dajiiit  wird  aber  so  woU 
die  bei  Diod.  XV  82  und  Plut.  Vit.  X  Orat.  vorhandene  Ueberlieferong,  dais 
die  Schlacht  noch  unter  Archen  Charikleides  stattgehabt  habe,  als  audi  das 
bei  Plut.  de  glor.  Athen,  p.  350  gegebene  Datum  des  12.  SkirophorioB  hia- 
fällig,  letzteres  wird  gleich  den  andern  dort  erwähnten  Daten  dasjenige  des 
Dankfestes  sein  (vgl.  II,  829,  44).  Der  Abschluss  des  Bündnisses  und  die  daaa 
folgende  Schlacht  fallen  in  die  ersten  V^ochen  des  Archon  Molon. 

Zu  S.  426.  In  ihren  Erwartungen  von  Philipp  völlig  betrogen,  schlotsea 
die  Athener,  noch  in  dem  Jahr  der  Erbauung  von  Philippoi  ein  Bündniss  ab  mit 
den  makedonischen  Greoznachbareu  (Köhler  CIA  II  66b),  mit  Ketriporis  voa 
Thraciea,  dem  Paeooenfürsten  Lyppeios  und  dem  der  lllyrier  Grabos;  Ketri- 
puris,  dessen  Gebiet  allein  au  die  Huste  reichte,  hatte  die  Verhandlungen  mit 
Athen  übernummen.  Die  Absicht  \\ar,  Philipp  von  den  verschiedenen  Seiten 
her  gleichzeitig  anzugreifen,  ihm  Krcoidai  und  was  er  sonst  occopirt  hstte 
zu  cutrcilsen  (Z.  19  x[a\  ja  äXXa  yaioUt^  a  xctj^xn]  ^i^ihnnog  avyxa[i]a' 
[a]jQ^\pouin  fÄ[tiu  KiJQtnoQiog  x](u  j(üv  uSili^fjj[v]  xal  KQ[ri\ri6[a]q  ai>t\^\' 
ai[()riatü  /ufTÜ  KiJOi7T]6[Q]tog  xa[l  tiü]v  [(td](Xtfü)V  xal  anodojato  ja  .  .  . 
Aber  bevor  noch  die  Verbündeten  ihre  Vorbereitungen  zum  Kriege  beendig 
hatten  (Diod.  WI  22),  wurden  sie  von  Philipp  überrascht,  und  die  Thraker 
zur  Unterwerfung  gebracht.  Die  Athener,  durch  den  Ausbruch  des  Buudes- 
genosseukriegs  vollauf  beschui'tigt,  blieben  aus.  Philipps  Kampfe  mit  den  Uly- 
rieru,  deren  er  durch  Anlage  fester  Plätze  in  ihrem  Gebiet  Herr  zu  werden 
suchte,  dauerten  bis  in  das  folgende  Jahr.  (Demosth.  Phil.  1  4S.  Justia- 
VIII  3).  Vgl.  K.  Weil  in  Bursians  Jahresbericht  f.  Alterthnmswisseuschaft  11! 
S.  453  f. 

Zu  S.  435.  Eine  in  Theben  belindliche  von  Kumanudis  ldf^iJ>'a/o»' III  479 f. 
verölfeatlichte  Inschrift  enthält  ein  Verzeichniss  von  Subsidiengeldera,  die 
innerhalb  3  Jahren  zur  Verwendung  für  den  phokischen  Krieg  {lov  7i6l{fÄoy[ov\ 
lno[)Jiiiovi']  Boio)Tol  .  .  [n]oTi(x)g  aaeßCovraq  x6  laQÖv  tüv  Ldnolltüvchi  loC- 
nvihtü))  eingegangen  sind.  Jedoch  bleiben  diese  Beiträge  beschrankt  aaf 
Alyzia,  Anukturiou,  Byzanz. 

Zu  S.  460.  In  dem  gleichen  Jahr  wie  die  bier  erwähnten  Streifzüge  der 
Piratenflotte  Alexanders  von  Pherai  (unter  Archon  Mkophemos  361/60)  aod 
zwar  iu  Folge  derselben  gelangte  eine  Allianz  der  .\thener  mit  den  Thessa- 
leru  zum  Abschluss;    in  dem  Vertrag  wird   den  Thessalern    ihre    durch  Felo- 


zu  BAND    III    DER    GRIECHISCHEN    GESCHICHTE.  119 

pidas  eroeaerte  Bondesverfassang  gewährleistet.  (Inschr.  berausg.  von  Köhler 
Mittheil.  II  201  ff.):  ßorjd^rjaa)  .  .  .  luv  rig  Ttj  ln\  t6  xotvöv  t6  GiTJakdiv  inl 
nol^utp  rj  Tov  ttQXOVTct  xctrakvd,  ov  ifkovjo  Gerrakoif  tj  tvquwov  xctStarrj 
iv  GkTJttklct  (Z.  16 — 19);  eine  Bestimmung,  welche  direet  wider  Uebergriffe 
Alexanders  von  Pherai  gerichtet  ist,  wie  aus  Z.  40  hervorgeht,  wo  die  Ver- 
nichtung der  Urkunde  des  alten  zwischen  Athen  und  Alexander  abgeschlosse- 
nen Vertrags  angeordnet  wird:  [Tri\v  $k  Gi[r]k[riv  'iri\v  nQb[q  ji]k[i^a\vö[Q\ov 
[xa]&[i]kiTv  [t]ovq  [Tafxltt]g  t^c  ^fou  T[^r  7i]f:Q[l  jrj[g  [a]vfÄfjia)^ia[q  nach  Köhlers 
Ergänzung  S.  291. 

ZuS.  471,  Anm.  34.  Die  bei  Demosth.  XV  9  erwähnte  Herrschaft  des 
Kyprotbemis  auf  Samos  kann  nach  Diod.  XVIII  9,  wo  von  einer  mehr  als 
43 jährigen  Abwesenheit  der  samischcn  Exilirten  die  Rede  ist,  nur  vor  die 
Einnahme  durch  Timotheos  (S.  457),  also  vor  365  angesetzt  werden.  Den 
Widerspruch  des  Schol.  zu  Aesch.  I  52,  wonach  die  Kleruchie  nach  Samos 
unter  Archon  Nikophemos  353/2,  und  des  Philochoros  (Fr.  Hist.  Gr.  I  p.  405), 
wonach  sie  unter  Archon  Aristodamos  ausgeschickt  worden  ist,  sucht  Foucart 
Mem.  sur  les  colonies  Athenicnnes  p.  397  (Mem.  preseutes  par  des  savonts 
etrang.  I  ser.  t.  IX  p.  1)  dadurch  zu  heben,  dass  er  eine  zweimalige  Aus- 
aendung  annimmt,  die  erste  unmittelbar  nach  der  Kinnahme ,  wobei  zunächst 
nur  die  persisch  gesinnte  Oligarchenpartei  zur  Auswanderung  gezwungen 
worden  wäre,  die  zweite  nach  dem  Abschiuss  des  Bundesgenossenkriegs  um 
einem  zu  befürchtenden  Aufstands  versuch  zu  begegnen.  Die  jetzt  von  Carl 
Gurtius  (Inschriften  und  Studien  zur  Geschichte  von  Samos)  gesammelten 
samischen  Urkunden  aus  dieser  Zeit  haben  attischen  Dialekt  und  datiren  nach 
attischem  Kalender  mit  dem  athen.  Archon  neben  demjenigen  der  Kleruchen- 
kolonie,  die  als  6  6rfjLoq  6  Ip  Zdfjn^  bezeichnet  wird. 

Zu  S.  483.  Spartokos  III  und  Pairisades  haben,  nicht  wie  Diod.  XVI  31 
und  52  angiebt  nach  einander,  sondern,  wie  aus  der  von  Kumanudis  Ax^rivaiov 
VI  152 ff.  veröffentlichten  Inschrift  hervorgeht  und  A.  Schäfer  Rhein.  Mus.  33 
(1878)  S.  437 f.  ausfuhrt,  neben  einander  regiert,  und  wahrscheinlich  Ol.  10S,1 
=  348/7  die  Regierung  angetreten,  danach  fallt  der  Beginn  der  40jährigen 
Regierung  Lenkons  I  in  das  Jahr  387. 

S.  482  unten  letzte  Zeile  lies:  k  iuimerischen  Bosporos  statt  thra- 
ki  sehen. 


n  BnliD  C  N«w  < 


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KüsleiiiTiches  bei  dem   Boöiiine 

lopomiesischen  Krieqes. 
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\i/jr  KJ^ruchicn 
^e  Buitdimtfejwssai 

^    Küsten -und  Inselstädte 

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B«rliftcr  litkt^r  luütut. 


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n  Berlin  C,  n«e  Oruttnuw  M. 


cbprtiiclilskiirti' 

Gialenrpiclirs   bri  iIpim    Bi-e 
lupmijipsisdifii  Kricers. 


Kustrji-uiiJ   hisrUlüilLr 


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